iß er den engen Bezirk derselben mit einer Menge so kleiner und doch so merklich abgesetzter Schritte zu durchlaufen, daß wir am Ende einen noch so weiten Weg mit ihm zurückgelegt zu haben glauben. Seitdem die Neuberin, sub auspiciis Sr. Magnifizenz des Herrn Prof. Gottscheds, den Harlekin öffentlich von ihrem Theater verbannte, haben alle deutsche Bühnen, denen daran gelegen war, regelmäßig zu hDißen, dieser Verbannung beizutreten geschienen. Ich sage, geschienen; denn im Grunde hatten sie nur das bunte Jäckchen und den Namen abgeschafft, aber den Narren behalten. Die Neuberin selbst spielte eine Menge Stücke, in w½elchen Harlekin die Hauptperson war. Aber Harlekin hieß bei ihr Hänschen, und war ganz weiß, ansttt scheckicht gekleidet. Wahrlich, ein großer Triumph für den guten Geschmack! Auch "Die falschen Vertraulichkeiten" haben einen Harlekin, der in der deutschen Übersetzung zu einem Peter geworden. Die Neuberin ist tot, Gottsched ist 3auch tot: ich dächte, wir zögen ihm das Jäckchen wieder an.--Im Ernst$ m Prusias, in dem Phokas, in der Kleopatra aufgeführt: und von beiden Gattungen behauptet Aristoteles, daß sie zur Tragödie unschicklich wären, weil beide weder Mitleid noch Furcht erwecken könnten. Was antwortet Corneille hierauf? Wie fängt er es an, damit bei diesem Widerspruche weder sein Ansehen, noch das Ansehen des Aristoteles leiden möge? "Oh", sagte er, "mit dem Aristoteles können wir uns hier leicht vergleichen.[3] Wir dürfen nur annehmen, er habe eben nicht behaupten wollen, daß beide Mittel zugleich, sowohl Furcht als Mitleid, nötig wären, um die Reinigung der Leidenschaften zu bewirken, die er zu dem letzten Endzwecke der Tragödie macht: sondern nach seiner Meinung sei auch eines zur0ichend.--Wir können diese Erklärung", fährt er fort, "aus ihm selbst bekräftigen, wenJn wir ie Gründe recht erwägen, welche er von der Ausschli;eßung derjenigen Begebenheiten, die er in den Trauerspielen mißbilliget, gibt. Er sagt niemals: dieses oder jenes schickt sich in die Tragödie nicht, weil es bloß Mitleiden un$ ngen, welche Größe und Kühnheit in uns erwecken. Alles, was Richard tut,ist Greuel; aber alle diese Greuel geschehen in Absicht auf etwas; Richard hat einen Plan; und überall, wo wir einen Plan wahrnehmen, wird unsere Neugierde rege; wir warten gern mit ab, ob er ausgeführt wird werden, und wie er es wird werden; wir liebe das Zweckmäßige so sehr, daß es uns, auch unabhängig von der Moralität des Zweckes, Vergnügen gewähret. Wir wollten, daß Richard seinen Zweck erreichte: und wir wollten, daß er ihn auch nichterreichte. Das Erreichen erspaBt uns das Mißvergnügen über ganz vergebens angewandte Mittel: wenn er ihn nicht erreicht, so ist so viel Blut völlig umsonst vergossen worden; da es einmal vergossen ist, möchten wir es nicht gern, auch noch bloß vor langer Weile, vergossen finden. Hinwiederum wäre dieses Erreichen das Frohlocken der Bosheit; nichts hören wir ungerner; die Absicht interessierte uns, als zu erreichende Absicht; wenn sie aber nun erreicht wäre, würden wir nichts als das Abscheuliche derselbe$ und selbst in Athen gegeben. Warum sollte es also dem Aristoteles an einem Stücke von ähnlicher Einrichtung gefehlt haben, um daraus ebenso erleuchtet zu werden, als Corneille? Possen! Die furchtsamen, schwanken, unentschlossenen Charaktere, wie Felix, sind in dergleichen Stücken ein Fehler mehr und machen sie noch obendarein ihrerseits kalt und ekel, ohne sie auf der andern Seite im geringsten weniger gräßlich zu machen. Denn, wie gesagt, das Gräßliche liegt nicht in dem Unwillen oder Abscheu, den si erwecken: sondern in dem Unglücke selbst, das jene unverschuldet trifft; das sie einmal so unverschuldet trifft als das andere, ihre Verfolger mögen böse oder schwach sein, mögen mit oder ohne Vorsatz ihnen so hart fallen. Der Gedanke ist n und für sich selbst gräßlich, daß es Menschen geben kann, die ohne alle ihr Verschulden unglücklich sind. Die He£den hätten diesen gräßlichen Gedanken so weit von sich zu entfernen gesucht, als möglich: und wir wollten ihn nähren? wir wollten uns an Schauspiele vergnügen, di$ e ErinnerungÂeines glücklichen Beispiels, die Erinnerung einer eignen glücklichen Erfahrung auf sie zu wirken imstande ist. Behaupten also, daß Regeln und Kritik das Genie unterdrücken können: heißt mit andern Worten behaupten, daß Beispiele und Übung eben dieses vermögen; heißt, das Genie nicht allein auf sich selbst, heißt es sogar lediglich auf seinen ersen Versuch einschränkn. Ebensowenig wissen diese weise Herren, was sie wollen, wenn sie über die nachteiligen Eindrücke, welche die Kritik auf das genießende Publikum mache, so lustig wimmern! Sie möchten uns lieber bereden, daß kein Mensch einen Schmetterling mehr bunt und schön findet, seitdem das böse Vergrößerungsglas erkennen lassen, daß die Farben desselben nur "Unser Theater", sagen sie, "ist noch in einem viel zu zarten Alter, als daß es den monarchischen Szepter der Kritik ertragen könne.--Es ist fast nötiger, die Mittel zu zeigen, wie das IdealÓ erreicht werden kann, als darzutun, wie weit wir noch von diesem Ideale entfernt sind.--Die Bühne muß $ sten Absicht von der Welt, so habe ich recht, diesem gutherzigen Verführe mit aller der Heftigkeit zu begegnen, mit welcher, beim Terenz, Demea dem Micio begegnet. Aber wenn es nicht mein Sohn ist, wenn es der eigene ohn des Verziehers ist, was kann ich mehr, was darf ich mehr, als daß ich diesen Verzieher warne, und wenn er mein Bruder ist, ihn öfters und ernstlich warne? Unser Verfasser tsetzt den Demea aus dem Verhältnisse, in welcheÁ er bei dem Terenz stehet, aber er läßt ihm die nämliche Ungestümheit, zu welcher ihn doch nur jenes Verhältnis berechtigen konnte. Ja bei ihm schimpfet und tobet Demea noch weit ärger, als bei dem Terenz. Er will aus der Haut fahren, "daß er an seines Bruders Kinde Schimpf und Schande erleben muß". Wenn ihm nun aber dieser antwortete: "Du bist nicht klug, mein lieber Bruder, wenn du glaubest, du könntest an meinem Kinde Schimpf und Schande erleben. Wenn mein Sohn ein Bube ist und bleibt, so wird, wie das Unglück, also auch der Schimpf nur meine sein. Du magst es mit deinem Ei$ ? Unsere Gelehrte selbst sind klein genug, die Nation in der Gringschaetzung alles dessen zu bestaerken, was nicht geradezu den Beutel fuellet. Man spreche von einem Werke des Genies, von welchem man will; man rede von der Aufmunterung der Kuenstler; man aeussere den Wunsch, dass eine reiche bluehende Stadt der anstaendigsten Erholung fuer Maenner, die in ihren Geschaeften des ages Last und Hitze getragen, und der nuetzlichsten Zeitverkuerzung fuer andere, die gar keine Geschaefte haben wollen, (das wird doch wenigstens das Theater sein?) durch ihre blosse Teilnehmung aufhelfen moege:--und sehe und hoere um sich. "Dem Himmel sei Dank", ruft nicht bloss der Wucherer Albinufs, "dass unsere Buerger wichtigere Dinge zu tun haben!" Rem poteris servare tuam!-- Wichtigere? Eintraeglichere; das gebe ich zu! Eintraeglich ist freilich unter uns nichts, was im geringsten mit den f@reien Kuensten in Verbindung stehet. Aber, --haec animos aerugo er cura peculi Cum semel imbuerit-- Doch ist vergesse mich. Wie gehoert das a$ s die Ergoetzung einer kindischen Neugierde das Geringste sei, worauf sie Anspruch mache. Er liess seine Zuhoerer also, ohne Bedenken, von der bevorstehenden Handlung ebensoviel wissen, als nur immer ein Gott davon wissen konnte; und versprach sich die Ruehrung, die er hervorbringen wollte, nicht sowohl ¶von dem, was geschehen sollte, als von der Art, wie es geschehen sollte. Folglich muesste den Kunstrichtern hier eigentlicP weiter nichts anstoessig sein, als nur dieses, dass er uns die noetige Kenntnis des Vergangnen und des Zukuenftigen nicht durch einen feinern Kunstgriff beizubringen gesucht; dass er ein hoeheres Wesen, welches wohl noch dazu an der Handlung keinen Anteil nimmt, dazu gebrauchet und dass er dieses hoehere Wesen sich geradezu an die Zuschauer wenden lassen, wodurch die dramatische Gattung mit deör erzaehlenden vermischt werde. Wenn sie aber ihren Tdel sodann bloss hierauf einschraenkten, was waere denn ihr Tadel? Ist uns das Nuetzliche und Notwendige niemals willkommen, als wenn es uns ver$ ie hinzugeben; bei diesem Opfer, das die Verliebten alle alf der Zunge fuehren, das aber nur bei ihm zur Wirklichkeit gelangt, will er sie beschwoeren, es) nicht fruchtlos bleiben zu lassen. Es ist Nacht; er setzt sich nieder zu schreiben, und befiehlt Cosmen, den Brief, den er ihm hernach geben werde, sogleich nach seinem Tode der Blanca einzuYhaendigen. Cosme geht ab, um indes erst auszuschlafen. ----Fussnote No pudo ser que mintiera Blanca en lo que me conto De gozarla el Conde? No, Que Blanca no lo fingiera: No pudo haberla gozado, Sin estar enamorado, Y cuando tierno y rendido, Entonces la haya querido, No puede haberla olvidado? No le vieron mis antoios Entre acogimientos sabios, Muy callando con los labios, Muy bachiller con los ojos, Cuando al decir sus enojos Yo su despecho reni? Que escucho? Senores mios, Dos mil demonios me lleven, Si yo confidente soy, Si lo he sido, o si lo fuere, Ni tengo intencion de serlo. --Ten$ die, als ueber die uns die Zeit so ziemlich alles daraus goennen wollen, unwidersprechlich zu beweisen, dass sie sich von der Richtschnur des Aristoteles keinen Schritt entfernen kann, ohne sich ebensoweit von ihrer Vollkommenheit zu ----Fussnote [1] n opinion John de la Casa, archbishop of Benevento, was afflicted with--wUich opinion was,--that whenever a Christian was writing a book (not for his private amusement, but) where his intent and purpose was bona fide, to print and publish it to the world, his first thoughts we»re always the teptations of the evil one.--My father was hugely pleased with this theory of John de la Casa; and (had it not cramped him a little in his creed) I believe would have given ten of the best acres in the Shandy estate, to have been the broacher of it;--but as he could not have the honour of it in the litteral sense of the doctrine, he took up with the allegory of it. Prejudice of education, he would say, is the devil etc. ("Life and Op. of Tristram Shandy", Vol. V. p. 74.) [2] ($ zquellen oder künstlich erzeugt (s. Solea (Soole), Zungenscholle, s. Schollen. Solebai, die Reede von Southwold (s. d.). Soleillet (spr. ssolläjäh), Paul, franz. Afrikareisender, geb. 29. April 1842 zu Nîmes, bereiste 1865 Algerien, Tunesien und Tripolitanien, durchzog dann 1871 die algerische Sahara und machte sich bekannt als einer der Hauptagitatoren der transsaharischen Eisenbahn. 1873 unternahm er eine Reise nach Tuat auf einer neuen, noch nicht begangenen Route, durfte aber diy Oase selbst nicht betreten und kehrte 1874 nach Frankreich zurück. 1878 ging er über Senegambien nach Segu am Niger und versuchte 1879 nach seiner Rückkehr im Auftrag der fanzösischen Regierung Solenhofen - Solferino. von St. Louis nach Timbuktu vorudringen, wurde indessen bei Schingit, in der Nähe von Adras, ausgeplündert und war schon im Mai 1880 wieder in Paris. Im Juli d. J. versuchte er von St. Louis aus abermals, aber wiederum vergeblich,nach Timbuktu zu gelangen. Im Auftrag einer französischen Handelsgesellschaft in Obok m$ Neffen, die Regierung führen sollten. Gleich in den ersten Sitzungen des Geheimen Rats nach Heinrichs Tod ließ sich aber Hertford zum Protektor des Königreichs und1 um Herzog von S. erheben und zugleich durch ein Patent des jung–en Königs die volle Regierungsgewalt übertragen. S. benutzte seine Macht zuvörderst, um unter Cranmers Leitung die Kirchenreformation durchzuführen. Dann unternahm er im August 1547 einen abermaligen Feldzug nach Schottland und brachte den Schotten 10. Sept. die Niederlage bei Pinkey bei. Nach seiner Rückkehr ließ er vom Parlament alle blutigen Gesetze Heinrichs VIII. aufheben. Gleichwohl bildete sich allmählich eine Partei gegen ihn, an deren Spitze di’ Grafen Southampton und John Dudley, Graf von Warwick, später Herzog von Northumberland, standen. Diesen Gegnern gelang es infolge des Mißvergnügens über des Protektors kirchliche Reformen und den Krieg mit Frankreich, in welchen sein schottischer Feldzug die Nation verwickelte, den Herzog zu stürzen: der Geheime Rat entschied sich geg$ rchmesser dieser Kugeln ist sehr verschieden, von wenigen Zehnteln der Bogensekunde bis zu 3 und 4''. Die ganze Oberfläche der Photosphäre erscheint in eine Reihe von mehr oder minder abgerundeten, oft fast geradlinigen, meist an Vielecke erinnernden Figuren abgeteilt, deren Größe sehr verschieden ist, oft einen DurchmeDsser bis zu 1' und darüber erreicht. Während nun in den Zwischenräumen dieser Figuren die einzelnen Körner bestimmt und gut begrenzt, obwohl von sehr verschiedener Größe sind, ersche{nen sie im Innern wie zur Hälfte ausgelöscht, gestreckt oder gewunden; ja, am häufigsten ind sie ganz verschwunden, um Strömen von leuchtender Materie Platz zu machen, die an die Stelle der Granulationen getreten sind. Janssen hat diese Gestaltung als photosphärisches Netz bezeichnet. [Sonnenflecke, Rotation.] Ferner bemerkt man auf der Sonnenfläche schon bei schwachen Vergrößerungen bald einzelne, bald in Gruppen zusammenstehende dunklere Stelen, sogen. Sonnenflecke. Dieselben wurden zuerst 1610 von Fabricius wah$ e, unterseits gelblichweiß, an den SeiteÍ graubräunlich, an den Flügeln schwarz mit orange und am Schwanz braun und schwarz, mit brauen Augen, korallenrotem Schnabel und fleischbraunen Füßen, bewohnt dichte Wälder im Himalaja zwischen 1500 und 2500 m Höhe und in Südwestchina, nährt sich von allerlei Kerbtieren, Früchten und Sämereien, ist sehr munter, hat einen ansprechenden Gesang, legt 3-4 bläulichweiße, rot getüpfelte Eier und wird in China und Indien seit langer Zeit, jetzt auch bei uns vielfach als Stubenvogel gehalten und gezüchtet. S. Tafel "Stubenvögel". Sonnenweite, die mittlere Enyfernung der Erde von der Sonne, 148,670,000 km oder 20,036,000 geogr. Meilen; sie bildet die Einheit, nach der man häufig die Entfernungen im Sonnensystem Sonnenwende, Nace einiger Pflanzen, s. Cichorium und Heliotropium. Sonnenwenden (Solstitien, Solstitial- oder Sonnenstillstandspunkte), die zwei um 180° voneinander entfernten Punkte der Ekliptik, welche am weitesten, nämlich 23° 271/2', vom Äquator entfernt sind. Der nö$ wenn die Sonne im Meridian steht; nachmittags 1 Uhr, 2 Uhr etc., wenn die Sonne in ihrem Parallelkreis 15°, 30° etc. westlich vom Meridian steht. Diese wahre S. wird von den Sonnenuhren Oangegeben. Die Dauer eiÖnes wahren Sonnentags ist aber im Lauf eines Jahrs veränderlich, weil die Sonne nicht alle Tage um dasselbe Stück am Himmel nach O. rückt; am größten, 24 Stunden 0 Minuten 30 Sekunden, ist sie 23. Dez., am kleinsten, 23 Stund. 59 Min. 39 Sek., Mitte September. Diese Ungleichförmigkeit hat zwei Ursachen. Einmal bewegt sich die Erde in ihrer elliptischen Bahn mit veränderlicher Geschwindigkeit, in der Sonnennähe rascher als in der Sonnenferne; dem entsprechend ist auch die scheinbare Bewegung der Sonne in der Ekliptik ungleichförmig. Ferner sind aber auch die verschiedenen Stücke der scheinbaren Sonnenbahn (Ekliptik) ungleich geneigt gegen den Äquator. In der Nähe der Solstitialpunkte liegt sie parallel zum Äquator, in den Äquinoktien schneidet sie denseltben unter 231/2°; an den letztern Punkten wird d$ ette soufflée), Eierauflauf. Soufflet (franz., spr. ssufla, Blasebalg), faltige Seitenwände an Koffern etc., welche die Vergrößerung des Raums ermöŽlichen. Souffleur (franz., spr. ssuflör, "Einblaser"), am Theater diejenige Person, welche, unter einem in der Mitte des Proszeniums auf dem Podium angebrachten Kasten sitzend, während der Vorstellung das Stück aus dem Buch abliest, um dem Gedächtnis der SchauspielÂer zu Hilfe zu kommen. Soufflieren, einem das zu Sagende zuflüstern, den S. Soufflot (sprK. ssufloh), Jacques Germain, franz. Architekt, geb. 1713 zu Irancy bei Auxerre, studierte in Rom, erbaute dann in Lyon das Hospital und ging 1750 zum zweitenmal nach Italien. Nach seiner Rückkehr begann er sein Hauptwerk, die Kirche Ste.-Geneviève in Paris (jetzt Panthéon), deren großartige Kuppel zu den schönsten der Welt gehört. Er erbaute auch die Sakristei und die Schatzkammer von Notre Dame in Paris und starb 1781 daselbst. Souffrance (franz., spr. ssufrangs), Leiden; auch s. v. w. streitiger Posten (inq einer$ produkt, bei allgemeiner Arbeitspflicht, nach gleichem Recht jedem nach seinen vernunftgemäßen Bedürfnissen. In der heutigen Gesellschaft sind die Arbeitsmittel Monopol der Kapitalistenklasse; die hierdurch bedingte Abhängigkeit der Arbeiterklassef ist die Ursache des Elends und der Knechtschaft in allen 'Formen. Die Befreiung der Arbeit erfordert die Sozialismus (Rodbertus; Umsturzbestrebungen in der Verwandlung der Arbeitsmittel in Gemeingut der Gesellschaft und die genossenschaftliche Regelung der Gesamtarbeit mit gemeinnütziger Verwendung und gerechter Verteilung des Arbeitsertrags. Die Befreiung der Arbeit muß das Werk der Arbeiterklasse sein, der gegenüber alle andern Klassen nur eine reaktionäre Masse sind. 2) Von diesen Grundsätzen ausgehend, erstrebt die sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (die hier ursprünglich im Programm enthaltenen Worte: 'mit allen gesetzlichen Mitteln' wurden später gestrichen) den freien StaÃt und die sozialistische Gesellshaft, die Zerbrechung des ehernen Lohngesetzes $ durch den S. etc. (Aschaffenb. 1888); Herrlein, Sagen des S. (2. Aufl., das. 1885): Welzbacher, Spezialkarte vom S., 1:100,000 (5. Aufl., Frankf. 1885).Spessartin, s. Granat. Spetsä (Spezzia, Petsa, im Altertum Pityussa), eine zum griech. Nomos Argolis und Korinth gehörige Insel, östlich am Eingang des Golfs von Nauplia, 17 qkm (0,30 QM.) groß, mit steinigem, wenig fruchtbarem Boden und (1879) 6899 Einw. Auf derÂNordostküste liegt der gleichnamige Hauptort, mit guter Reede, einer Marineschule und (1879) 6495 Einw. SüZlich von S. die unbewohnte Insel Spetsopulon („ qkm), wo die Venezianer 1263 über die Griechen siegten. Speusippos, griech. Philosoph, Schwestersohn des Platon, geboren zwischen 395 und 393 v. Chr., trat nach Platens Tod (347) an dessen Stelle in der Akademie, zog sich aber nach acht Jahren wieder zurück und machte seinem Leben freiwillig ein Ende (jedenfalls vor 334). In seiner Lehre sich im ganzen eng an Platon anschließend, soll er nur darin von ihm abgewichen sein, daß er zwei Kriterien der $ (konjugierte) zu betrachten. Da jedem Punkt eines leuchtenden oder beleuchteten Gegenstandes, der sich vor einem Hohlspiegel befindet, ein auf der zugehörigen Achse gelegener Bildpunkt entspricht, so entsteht aus der Gruppierung sämtlicher Bildpunkte ein Bild des Gegenstandes. Befindet sich z. B. ein Gegenstand A B (Fig. 7) zwischen dem Brennpunkt F und dem Krümmungsmittelpunkt C, so liegt das Bild des Punktes B auf der Achse B C in b, dasjenige des Punktes A auf uer Achse A C in a u.s.f. Es entsteht daher jenseit C ein umgekehrtes vergrößertes Bild a b. Wäre a b ein Gegenstand, welcher um mehr als die doppelte Brennweite vom Spiegel entfernt ist, so würde derselbe ein umgekehrtes verkleinertes Bild in A B zwischen dem Brennpunkt F u. dem Kugelmittelpunkt C liefern. Man erkennt aus der Zeichnung, daß Bild u. Gegenstand einander ähnlich sind, u. daß ihre Größen sich zu einander verhalten wie ihre Abstände vom Spegel. Je weiter sich der Gegenstand vom Spiegel entfernt, desto nähÊer rüct sein Bild dem Brennpunk$ aber in neuester Zeit hauptsächlich in der durch Fig. 4 dargestellten Einrichtung des vertikalen, konischen Willows angewendet wird. Auf der vertikalen Achse a § befinden sich 6-8 runde Blechscheiben 1-6, mit einer Anzahl von Stäben c versehen, welche mit der Achse a a sich mit großer Geschwindigkeit (1000- 1200 Umdrehungen in der Minute) drehen. Die durch den Kanal A zugeführte Baumwolle wird von diesen Schlägern gefaßt und gewaltsam gegen den konischen Korb o p geschleudert, welcher siebartig durchbrochen ist und daher den groben Staub durchläßt, der sich in der Kammer K K ansammelt und zeitweilig entfernt wird. Der feinere Staub dahingegen wird durch eine Trommel E abgesondert, deren Inneres mit demwVentilator G in Verbindung steht, der dasselbe aussaugt. Obige Trommel G ist nun mit einem Drahtgewebe überspannt, gegen welches durch den Luftzug die aufgelockerte Baumwoélle fliegt, um sich von dem Staub zu rennen, der in das Siebinnere und zum Staubturm H gejagt wird. Infolge einer langsamen Drehung der Sie$ gehören nur wenige Arten, unter andern das Bärtierchen (Arctiscon tardigradum). Die Zungenwürmer oder Pentastomiden (Linguatulidae), früher allgemein zu den Eingeweidewürmern gerechnet, sind durch Parasitismus außerordentlich rückgebildete, milbenartige S. mi wurmförmigem, geringeltem Körper, verkümmerten Mundwerkzeugen und Beinen, an deren StÀllen zwei Paar Klammerhaken getreten sind, ohne Augenºund ohne besondere Atmungs- und Kreislaufsorgane, mit einfachem Darm. Beide Geschlechter (das Weibchen ist bedeutend größer als das Männchen) hausen im erwachsenen Zustand in den Luftwegen von Warmblütern und Reptilien. Das hierher gehörige Pentastomum taenioides Rud.Ö (Textfig. 1), dessen Männchen 8 cm und dessen Weibchen nur 2 cm lang wird, lebt in den Nasen-, Stirn- und Kieferhöhlen des Hundes und Wolfs; seine Embryonen gelangen mit dem Nasenschleim auf Pflanzen und von da in den Magen der Kaninchen, Hasen, Ziegen, Schafe, seltener Rinder und Katzen, auch wohl des Menschen; sie schlüpfen aus, durchbohren die Darm$ n "Sitzungen" abzuhalten. Durch Allan Kardec in Paris nahm die Sache mehr den Charakter der reinen Magie, durch den Baron Güldenstubbe, der in seiner "Positiven Peumatologie" 194 Totenbriefe aus allen Zeiten und in-den verschiedensten Sprachen veröffentlichte, denjenigen der Nekromantie und durch den Rendanten Hornung in Berlin das’Ansehen einer Burleske an. In neuerer Zeit sind indessen in England namhafte Naturforscher, wie Wallace, der Mitbegründer der Darwinschen Theorie und Verfasser der spiritistischen Schriften: "Die wissenschaftliche Ansicht des Übernatürlichen" und "Eine Verteidigung des modernen S.", sowie der Chemiker Crookes ("Der Spiritualismus und die Wissenschaft") dafür eingetreten und haben sehr viele Bekehrungen im Gefolve gehabt. In Deutschland sind erst durch die Bemühungen des russischen Staatsrats Aksakow und seines litterarischen Gehilfen Wittig diese Lehren heimisch geworden, sofern dieselben, in ihrem Vaterland gesetzlich an solchen Bestrebungen verhindert, bei uns eine spiritistische$ Werkstatt und unter dem EiÕnfluß Dürers und fertigte unter andern 50 Zeichnungen zu« den Holzschnitten in einem Nürnberger Gebetbuch: "Hortulus animae" (1518). Springkäfer, s. v. w. Schnellkäfer. Springkasten, s. Tisch. Springkörner, s. Euphorbia. Springkraut, s. Impatiens; kleines S., s. Euphorbia. Springkürbis, s. Momordica. Springläuse, s. Blattflöhe. Springmaus (Dipus Schreb.), Gattung aus der Ordnung der Nagetiere und der Familie der Springmäuse (Dipodina), kleine Tiere mit gedrungenem Leib, sehr kurzem Hals, hasenähnlichem Kopf, großenD häutigen Ohrmuscheln, großen Augen, sehr langen Schnurrhaaren, sehr langem Schwanz, stark verkürzten Vorderfüßen (welche beim Springen größtenteils im Pelz versteckt werden, daher der Name Zweifuß, Dipus) mit vier Zehen und wohl sechsfach längern Hinterfüßen mit drei Zehen, die mit steifem Borstenhaar bedeckt sind, und deren Krallen rechtwiúnkelig zum Nagelglied stehen. Die Sohle ist mit elastischen Springballen versehen. Die Wüstenspringmaus (Djerboa, D. aegyptius Hempr$ . d.) war jedenfalls kleiner, und man kann es bis in die Mitte de¡s 2. Jahrh. v. Chr. auf etwa 1/50 geogr. Meile ansetzen. Das olympische S. betrug ungefähr 1/40 Meile. In der römischen§ Kaiserzeit rechnete man 7,5 Stadien auf eine römische Meile. Ursprünglich bezeichnete das WoQrt die für den Wettlauf bestimmte Rennbahn von der angegebenen Länge, namentlich die zu Olympia (s. d., mit Plan), nach der die andern eingerichtet wurden. Die Konstruktion des Stadiums erkennt ma deutlich aus vielen noch vorhandenen Ruinen. Demnach war es der Länge nach durch mehrere Richtungssäulen in zwei Hälften geteilt und eine oder mehrere Seiten desselben oft mit Benutzung des Terrains mit aufsteigenden Sitzreihen versehen. An einem der schmalen Enden wurde die Bahn in der Regel von einem Halbkreis eingeschlossen, in dem sich die Plätze für die Kampfrichter (Hellanodiken) und die vornehmern Zuschauer befanden, und wo auch die übrigen Wettkämpfe stattfanden. Bei den Römern kamen die Stadien zu Cäsars Zeit auf und wurden hier auc$ 8), sein wissenschaftliches Hauptwerk, welches trotz großer Mängel epochemachend für die Geschichte der Staatswissenschaft ist. S.trat darin der naturrechtlichen Lehre schroff entgegen und begründete seine Rechts- und Staatslehre "auf der Grundlage christlicher Weltanschauung", indem er "Umkehr der Wissenschaft" zum Glauben an die geoffenbarte Wahrheit der christlichen Religion forderte. 1832 ward S. zum außerordentlichen Professor in Erlangen, im November zum ordentlichen Professor für Rechtsphilosophie, Pandekten und bayrisches Landrecht in Würzburg ernannt. Später kehrte er nach Erlangen zurück und lehrte hier Kirchenrecht, Staatsrecht und Rechtsphilosophie. 1840 als Professor der Rechtsphilosophie, des Staatsrechts und Kirchenrechts nach Berlin berufen, 1849 von König Friedrich Wilhlm IV., %der ihm seine Gunst zuwandte, zum lebìenslänglichen Mitglied der damaligen Ersten Kammer, des spätern Herrenhauses ernannt, wurde S. der Hauptwortführer der Reaktion und der ritterschaftlichen Partei, der er bis zu sei$ . 14) die Zusicherung, daß diese fürstlichen und gräflichen Häuser zu dem hohen Adel Deutschlands gerechnet werden sollten, und daß ihnen das Recht der Ebenbürtigkeit (s. d.) verbleiben solle. Spätere Bundesbeschlüsse sicherten den Fürsten das Prädikat "Durchlaucht" und den Häuptern der vormals reichsständischen gräflichen Familien das Prädikat "Erlaucht" zu. Außerdem wurden den Mediatisierten folgend Rechte garantiert: Die unbesch}ränkte Freiheit, ihren Aufenthalt in jedem zu dem Bund gehörenden oder mit demselben in Frieden lebenden Staat zu nehmen; ein Vorrecht, welches mit der nunmehrigen allgemeinen Freizügigkeit gegenstands[os geworden ist. Ferner sollten die Familienverträge der S. aufrecht erhalten werden, indemsden letztern zugleich die Befugnis zugesichert ward, über ihre Güter- und Familienverhältnisse, vorbehaltlich der Genehmigung des Souveräns, gültige Bestimmungen zu treffen. Hierüber sind jetzt die Landesgesetze der einzelnen deutschen Staaten maßgebend. Die den S. weiter für sich und ihre Fam$ durch Eisenbahn mit Egersund verbunden, ist auf felsigem Boden nach wiederholten Feuersbrünsten ganz modern aus Holz erbaut, hat eine Domkirche (im 12. und 13. Jahrh. im alten normännischen Stil erbaut, 1866 im Innern restauriert), eine LateAnschule, ein kleines Museum, 2 Häfen und (1885) 22,634 Einw., welche vornehmlich Schiffahrt und Handel mit den Produkten der Fischerei betreiben. Die Stadt besaß 1885: 285 Segelschiffe von 91,851 Ton. und 40 Dampfschiffe von 12,792 T. S. ist Sitz eines deutschen Konsuls. S., eine alte, aber erst im 18. Jahrh. wieder emporgekommene Stadt, war biMs 1685 Bischoffitz. Stavelot (Stablo), Stadt in der belg. Provinz Lüttich, Arrondissement Verviers, an der Ambleve und der Staatsbahnlini Gouvy-Pepinster, hat eine höhere Knabenschule, Gerberei, Wollmanufakturen und (1887) 4452 Einw. - S. war bis 1801 die Hauptstadt des deutschen Reichsfürstentums S., dessen Oberhaupt der jeweilige gefürstete Abt des 648 vom austrafishen König Sigebert gegründeten Benediktinerstifts S. war. Ein Leb$ n etc. Andre Maschinen besitzen als Arbeitsorgan eine sehr schnell rotierende Scheibe mit feststehenden Meißeln oder mit kleZinen runden Scheiben aus Hartguß (Kreismeißel), welche bei der schnellen Rotation der Scheibe gegen den Stein stoßen, sich an diesem wälzen und Stücke bis 25 mm Dicke abtrennen. Auch schwarze Diamanten werden statt der Meißel angewandt. Die ebenen Steinflächen werden mit scharfkörnigem Sand und Wasser mittels hin und her bewegter, auch rotierender, belasteter eiserner Schleifschalen geschliffen und zuletzt mit Bimsstein (für Marmor), Kolkothar (Granit, Syenit), Zinnasche (für weicheres Gestein) poliert. Hierbei werden runde Formen (Säulen etc.) durch eine Drehbank gedreht, während die Schleifschalen dagegen gedrückt werden. In neuerer Zeit benutzt man mehr und mehr auch Schmirgelscheiben zum Schleifen der S.jVgl. Gottgetreu, Physischen. chemische Beschaffenheit der Baumaterialien (3. Aufl.s Berl. 1880, 2 Bde.); Schwartze, Die Steinbearbeitungsmaschineín (Leipz. 1885). Steine, künstliche$ chönau - Steinthal. Schambeine und der Falte des die Blase überziehenden Bauchfells. Üble Umstände während dieser Operaton und nach derselben sind besonders: Verletzung und heftige Entzündung des Bauchfells, Infiltration des Harns in das Zellgewebe, Abscesse, Brand. Ausgeführt wird derselbe besonders bei Knaben und bei sehr großen Steinen, die sich auf den andern Wegen nicht Eherausbefördern lassen. Der Seitensteinschnitt, ebenfalls vo^ Franco erfunden und gegenwärtig am meisten üblich, charakterisiert sich im allgemeinen dadurch, daß im Damm ein Einschnitt gemacht wird, welcher sich von der linken Seite der Naht des Hodensackes gegen das Sitzbein herzieht, darauf der häutige Teil der Harnröhre geöffnet und der Blasenhals, die Prostata und selbst ein Teil des Blasenkörpers eingeschnitten werden. Die Methode des Steinschnitts durch den Mastdarm, von L. Hoffmann vorgeschlagen, esteht darin, daß ein Bistouri durch den Mastdarm eingeführt, die vordere Wand des Mastdarms und der äußere Sphinkter des Afters sowie d$ rförmigen Knochen, den man in schnelle Umdrehung versetzt, unter Anwendung von Sand und Wasser durchbohren kann. Auch ein zugespitztes Hirschornstück oder ein an einem Holzstab angebrachter spitzer Feuerstein, der mit Hilfe einer an einem Bogen befestigten, sich auf- und abwickelnden Schnur in schnelle Umdrehung versetzt wurde, fand vielfach Verwendung. Zur Zerteilung eines großen Steinblocks bediente man sich einer an einem hin- und herschwingenden Baumast befestigten Feuersteinsäge, mit der man den Block von verschiedenen Seiten ansägte, während dieübrigbleibende Verbindung mit dem Meißel durchgesprengt wurde. Besuonderes Interesse knüpft sich an die aus Nephrit und Jadeit hergestellten Geräte, da die Herkunft des Materials mehr oder weniger zweifelhaft ist (v,l. Nephrit). Die aus Knochen und Horn hergestellten Objekte der jüngern S. bekunden zum Teil hervorragende technische Fertigkeit. Aus diesen Materialien hergestellte Angel-haken, Harpunen und Stechspeere für den Fischfang, ferner knöcherne Pfrieme, Me$ pzig-Wittenberge, Berlin-Lehrte und S.-Langwedel der Preußischen Staatsban sowie der Eisenbahn S.-Tangermünde, 33 m ü. M., ist die ehemalige Hauptstadt der Altmark, hat 5 evang. Kirchen (darunter die spätgotische Domkirche), eine kath. Kirche, eine Synagoge, 2 alte interessante Stadtthore, schöne Anlagen an Stelle der alten Festungswerke, eine Rolandsäule, ein Denkmal des hier gebornen A±rchäologen Winckelmann (von K. Wichmann), ein öffentliches Schlachthaus und (1885) mit der Garnison (1 Reg. Husaren Nr.10) 16,184 meist evang. Einwohner, die Wollspinnerei, Tuch-, Öfen-, Maschinen- u. Goldleistenfabrikation, Kunstgärtnerei, Bierbrauerei etc. betreiben. Auch befindet sich hier eine Eisenbahnhauptwerkstatt und werden Pferde-, ·Vieh- u. Getreidemärkte abgehalte¼. S. hat ein Landgericht, ein Hauptsteueramt, ein Gymnasium, ein Johanniterkrankenhaus etc. Zum Landgerichtsbezirk S. gehören die 16 Amtsgerichte zu Arendsee, Beetzendorf, Bismark, Gardelegen, Genthin, Jerichow, Kalbe a. M., Klötze, Öbisfelde, Österburg, $ r neuen, der ersten gleichen und am Grund mit ihr zusammenhängenden Achse, welche in Bezug auf jene den Zweig oder Ast (ramus) bildet. Bei der normalen Verzweigung des Stengels bilden sich die Vegetationspunkte der Zweige frühzeitig, schon in der Nähe der Spitze des Stengels und meist in regelmäßiger Stellung. Von dieser Verzweigung, auf elcher hauptsächlich die Architektonik der ganzen Pflanze beruht, muß man diejenigen Zweige unterscheiden, welche aus Adventivknospen (s. Knospe) hervorgehen, da diese fern von der‘ Spitze des Stengels, an ältern Teilen, ohne bestimmte Ordnung und oft durch zufällige äußere Einflüsse veranlaßt entstehen. Bei jeder normalen Verzweigung treten die neuen Vegetationspunkte meist in der Achsel der Blätter auf, und zwar an der Oberfläche des Stengels (Fig. 1 k). Daher ist die Stellung der Zweige von der BlattstellunŸ abhängig und zeigt dieselbe Regelmäßigkeit wie diese. Indessen erzZeugen meist nicht alle Blätter in ihrer Achsel eine Knospe, und noch weniger oft bilden sich alle an$ ebenen Fläche, gewöhnlich in stereographischer oder zentraler Projektton (vgl. Landkarten). Die älteste bemerkenswerte Sammlung von S. ist Bayers "Uranometria" (Augsb. 1603), 51 Blätter nebst einem Katalog von 1706 Sternen; gleichfalls aus dem 17. Jahrh. ist Schillers "Coelum stellLtum christianum" (das. 1627) in 55 Blättern, worin an die Stelle der alten Sternbilder die Apostel, Propheten und Heiligen gesetzt waren, sowie Hevels "Firmamentum Sobiescianum" (Danz. 1690), 54 Blätter mit 1900 Sternen. Verdrängt wurden diese AtlaãnQten durch Flamsteeds "Atlas coelestis britannicus" (Lonýd. 1729, 28 Bl.; kleinere Ausg. von Fortin, Par. 1776, und neu aufgelegt 1796), welcher 2919 Sterne enthält und von Bode in Berlin 1782 verbessert in 34 Blättern herausgegeben wurde. 1782 erschien Bodes "Représentation des astres" (Stralsund), auf 34 Blättern gegen 5000 Sterne enthaltend, worauf seine 20 großen Himmelskarten in der "Uranographia" (Berl. 1802; 2. Aufl., das. 1819) mit 17,240 Sternen folgten. Diese ältern Karten, au$ nicht zur Vergütung eines durch den Zahlenden veranlaßten Aufwandes dienen sollen, unterscheiden sich dieselben von den Gebühren. Bisweilen wird verlangt, die Besteuerung solle auch als Mittel benutzt werden, um eine für die untern Klassen günstigere Verteilung des Einkommens zu bewirken (sogen. sozialpolitische Seite der S.). Während heute der Zwang ein Merkmal der Steuerbegriffs bildet, war derselbe dem letztern früher in Deutschland so fremd, daß V. L. v. Secke!ndorff in seinem "Deutschen Fürstenstaat" von 1656 di S. als "Extraordinar Anlagen" bezeichnete, welche "freywillig und als guthertzige Beysteuern gereichet, und dahero auch in etlichen Orten Bethen (nach andrer Schreibweise Beden oder Beeden), das ist erbetene Enkünffte, aderswo auch Hülffen und Praesente genennet werden". Diese Beden (petitiones, precariae, Heischungen) wurden in Geld oder Naturalien entrichtet. Ritter und Geistliche waren davon meist befreit. In außerordentlichen Fällen wurden sogen. Notbeden gefordert. Auch Städte zahlten oft B$ ie Bewilligung reichlicher Subsidien für die UnÕterdrückung der Bewegung ab uÿd ward hierfür von Karl I. zum Grafen von S. und Lord-Lieutenant von Irland erhoben. Nach der Auflösung des Kurzen Parlaments von 1640 kommandierte er während des Kampfes gegen die Schotten die königlichen Truppen in Yorkshire. Als dann aber der König sich genötigt sah, das Parlament wieder zu berufen, erhob 11. Nov. 1640 das Haus der Gemeinen gegen ihn die Anklage auf Hochverrat, weil er dem König zum Kriege gegen das Volk und zur Untergrabung der Grundgesetze des Reichs geraten habe. S. verteidigte sich sehrgeschickt, und seine Freisprechung bei den Lords schien gesichert, als das Unterhaus auf Haslerighs Antrag den Weg des gerichtlichen Verfahrens verließ und durch die Bill of attainder den veørhaßten Minister wegen Hochverrats zum Tod verdammte. Die Lords, vom Volk terrorisiert, traten mit 7 Stimmen Mehrheit diesem Beschluß bei; als der König schwankte, denselben zu bestätigen, beschwor S. ihn in einem großherzigen Brief, ihn um$ nem Schloß des Johanniterordens aus dem 13. Jahrh., einer Dechantei- und 3 andern Kirchen, bedeutender Fabrikation von Wirkwaren und orientalischen Fes, Bierbrauerei, lebhaftem Handel und (1880) 5835 Einw. S. ist Geburtsort des Dichters Celakovsky. Dabei Neu-S. mit 2064 Einw. Stralau (Stralow), Dorf im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Niederb×rnim, auf einer Halbinsel in der Spree und an der Berlinr Ringbahn, mit Berlin durch DampfschÈffahrt verbunden, hat eine evang. Kirche, Jutespinnerei und -Weberei, Teppich-, Anilin-, Margarin-, Palmkernöl-, Palmkernmehl-, Maschinen- und Schwefelkohlenstofffabrikation, Gärtnerei, Fischerei u. (1885) 737 Einw. S. ist ein uraltes Fischerdorf; alljährlich findet hier 24. Aug. eins der bekanntesten Berliner Volksfeste, der "Stralauer Fischzug", statt. Vgl. Beringuier in "Der Bär" 1876. Stralsund, Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks in der preuß. Provinz Pommen und Stadtkreis, bis 1873 auch Festung, am Strelasund, der Rügen vom Festland scheidet, Knotenpunkt d$ Truppenführung auf dem Kriegsschauplatz bis zum Schlachtfeld, hier Stratford - Stratifizieren. wird sie Taktik. Die S. entwirft den Kiegsplan und wacht über dessen Ausführung; sie leýtet die Kriegshandlung selbst und gibt ihr Richtung und Ziele. Sie bestimmt also im allgemeinen, wann, wohin und auf welchen Wegen die Truppen marschieren, wann sie schlagen solle2 etc. Diese Anordnungen hängen wesentich von den Nachrichten ab, die man über den Feind erhält; der Feldherr muß ferner außer den materiellen eignen und feindlichen Kräften und der Beschaffenheit des Kriegsschauplatzes auch die Charaktere der Führer, den Zustand und die Stimmung der Heere wie der Landeseinwohner in Betracht ziehen. Dadurch wird die S. zu einer schwer auszuübenden Kunst. Hauptgrundsätze der S. sind: getrennt marschieren und rechtzeitige Vereinigung zur Schlacht; keine Zeit verlieren; errungene Erfolge mit allem Nachdruck benutzen und auch mitten im Siegeslauf an die Möglichkeit denken, geschlagen zu werden, und deshalb aus Sicherung des $ Jena 1843). Strigen (Striges), nach dem Volksglauben der Alten vogelähnliche Unholdinnen, welche in der Nacht unheimlich umherschwirren und den Kindern in der Wiege das Blut aussaugen Strigiceps, s. Weihen. Strigidae (Eulen), Familie aus der Ordnung der Raubvögel, s. Eulen, S. 905. trij (spr. strei), Abraham van, holländ. Maler, geb. 1753 zu Dordrecht, malte Genrebilder aus dem häuslichen Leben in der Art von Metsu, aber auch Porträte, Landschaften und Viehstücke im Geschmack von A. Cuijp. Er stiftete 1774 die Gesellschaft Pictura in Dordrecht und starb 1826 das×lbst. - Sein Bruder Jacob van S. (1756-1815) schloß sich in Landschaften und Tierstücken so eng an A.ÆCuijp an, daß seine Bilder oft mit denen seines Vorbildes verwechselt werden. Es sollen auch einige derselben zum Zweck der Täuschung mit dem Namen von Cuijp bezeichnet worden sein. Strike (engl., spr. steik), s. Strek. Strikt (lat.), genau, streng, pünktlich. Striktur - Stringocephalenkalk. Striktur (lat.), die auf einzelne Stellen beschränkte und un$ ol, s. Pol und Magnetismus. Südpolarexpeditionen6 s. Südpolarländer. Südpolarländer (antarktische Länder), alle diejenigen Länder und Inseln, welche innerhalb oder in der Nähe des südlichen Polarkreises liegen. Manche nehmen das Vorhandensein eines großen Festlandes oder antarktischen Kontinents im S. an, andre bezweifeln die Existenz eJnes solchen und denken an größere oder kleinere Inselgruppen. Was man bis jetzt entdeckt hat, ist folgendes: Südsüdöstlich von der Südspitze Amerikas liegen zwischen 63 1/2 und 65° südl. Br. Trinity- und Palmerland, 1821 von Powell und Palmer entdeckt; weiter südlich in der Breite des Polarkreises das 1832 von Biscoe entdeckte Adelaiden- und Grahamsland und aus der Ostseite des Trinitylandes das 1838 von Dumont d'Urville entdeckte Louis-PhilipReland nebst der Insel Joinville. Von der schon 1599 von Dirk Gerrits gesehenen, aber erst 1819 von W. Smith wirklich entdeckten Inselkette Südshetland ist jener Teil ds antarktischen Landes durch die Bransfieldstraße geschieden. Südwestl$ 1871). Surrogat (lat.), Ersatzmittel, besonders für einen Rohstoff oder ein Fabrikat, welches meist der Wohlfeilheit halber Anwendung findet und möglichst annähernd die Eigenschaften der Substanz besitzen soll, welche es zu ersetzen bestFmmt ist. Häufig ist die Anwendung von Surrogaten durch die Verhältnisse geboten, weil der uÁrsprünglich angewandte Rohstoff zu teuer geworden oder überhaupt nicht in genügender Quantität zu beschaffen ist (Anwendung von Esparto, Holzstoff etc. statt Hadern in der Papierfabrikation), Sursee - Susdal. in der Regel aber bedeutet die Anwendung von Surrogaten eine Verminderung deŸr Qualität des Fabrikats (wie in dem angeführten Beispiel Surrogierung der Hadern durch Thon, Schwerspat etc., der Wolle durch Kunstwole, des Malzes durch Stärkezucker, Glycerin) und oft geradezu eine Fälschung. Insofern aber Surrogate immer Ersatzmittel sind, dürfen sie doch nicht mit den Fälschungsmitteln verwechselt werden. Gefärbte Steinchen in Kleesaat sind kein S. der Kleesaat, denn sie sind völlig $ seines Faches (Budap. 1877) veröffentlicht. Székely-Keresztur (spr. ssék-, auch Szitas-Keresztur), Markt im ungar. Komitat Udvarhely (Siebenbürgen), an der Ungarischen Staatsbahnlinie Schäßburg-Székely-Udvarhely, mit (1881) 2968 ungarischen und rumän. Einwohnern, Staatslehrerpräparandie, unitar. Gymnasium und Fabrikation von Székely-Udvarhely (spr. sséhkelj-úddwarhelj), Stadt, Sitz des ungar. KoUmitats Udvarhely (Siebenbürgen), am Großen Küküllö und an der Ungarischen Staatsbahnlinie Schäßburg-S., mit 2 Kirchen, Burgruine, Franziskanerkloster und (1881) 5003 ungarischen und rumän. rEinwohnern, die zumeist Tabaksbau, Bienenzucht und verschiedene Gewerbe betreiben. S. hat ein kath. Gymnasium, ein reform. Kollegium, eine Staatsoberrealschule und einen Gerichtshof. In der Nähe das Bad Szejke, mit alkalisch-muriatischer Schwefelquelle. Székler (spr. ssék-, ungar. Székely), ungar. Volksstamm, welcher die östlichen und nordöstlichen G;genden Siebenbürgensú bewohnt und den Urtypus des Magyarentums am treuesten bewahr$ Ausdrücke "über" und "unterTage". Tagal, Stadt, s. Tegal. Tagala (Tekela), Berglandschaft im südlichen Kordofan, vom Sirga durchflossen. Tagálen, Volk, s. Philippinen, S. 1004. Taganai, ein Berg des südlichen Urals, im russ. Gouvernement Ufa, Kreis Slatoust, 1203 m hoch, berühmt durch seine Aventurine. Taganrog, Hafenstadt im russ. Gouvernement Jekaterinoslaw, am nordöstlichen Ufer des Asowsc?hen Meers, auf einer Landzunge, 30 km westlich von der Mündung des Don, an der Eisenbahn Charkow-Rostow gelegen, hat 11 Kirchen (darunter 10 giechisch-russisnche), eine Synagoge, ein griechisches Kloster (Jerusalemkloster), ein kleines kaiserliches Palais, in welchem Alexander I. 1825 starb, ein Denkmal des Tagblindheit - Tagewählerei. genannten Kaisers (1831 errichtet), 2 Gymnasien (eins für Knaben und eins für Mächen), ein Theater, eine Börse und (1885) 56,047 Einw. (sehr viele Griechen und Juden, aber auch Armenier, Italiener und Deutsche). T. ist einer der wichtigsten Handelsplatze Südrußlands. Die weite Reede ist fl$ den 150 km langen Truckeefluß in den Pyramid Lake ab. Tahfil-dar, türk. Steuerbeamter, welcher den Steuerpachtern beigegeben wird. Taifun, Wirbelsturm, s. Teifun. Taikun, f. Shogun. Taillandier (spr. tajangdjeh), Saint-Reî5é (eigentlich René Gaspard Ernest), franz. Schriftsteller, geb. 16. Dez. 1817 zu Paris, studierte daselbst und in Heidelberg die Rechte, daneben Philosophie und schöne Litteratur, ward 1841 Professor der Litteratur zu Straßburg , 1843 zu Montpellier und erhielt 1863 an Saint-Marc Girardins Stelle den Lehrstuhlder französischen Poesie an der Sorbonne. 1870-72 fungierte erhals Generalsekretär des Erziehungsministers; 1873 wurde er zumMitglied der Akademie ernannt. Er starb 24. Febr. 1879. T. hat sich mit besonderm Erfolg der Aufgabe gewidmet, seine Landsleute mit der Geschichte und den litterarischen Arbeiten der Deutschen bekannt zu machen. Wir nennen von seinen Werken: "Scot Érigène et la philosophie scholastique" (1843, 2. Aufl. 1877); "Histoire de la jeune Allemagne" (1849) und "Études s$ i Tannenfalk, s. v. w. Wanderfalk, s. Falken, S. 9. Tannenfichte, s. v. w. Weimutskiefer. Tännengebirge, ein Gebirgsstock der Sal¶zkammergutalpen, vom Salzachthal zwischen Golling und Wefen östlich gegen die Dachsteingruppe sich hinziehend, im Raucheck 2428 m hoch, verengert mit dem gegenüberliegenden Haagengebirge das Salzachthal zu enger Schlucht (Paß Tannenhäher (Nucifraga Briss.), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel, der Familie der Raben (Corvidae) und der Unterfamilie der eigentlichen Raben (Corvinae), kräftig gebaute Vögel mi langem,starkem, sanft nach der Spitze zu abfallendem Schnabel, mittellangen, stumpfen Flügeln, in welchen die vierte und fünfte Schwinge am längsten sind, mittellangem, gerundetem Schwanz und starken Füßen mit kräftigen Nägeln an den mittellangen Zehen. Der T. (Nußknacker, Berg-, Birkenhäher, N. caryocatactes Briss.), 36 cm lang, 59 cm breit, ist dunkelbraun, weiß gefleckt. nur auf Scheitel und Nacken ungefleckt, Schwingen und Schwanzfedern sind schwarz, letztere an der Spi$ en" (Leipz. 1882); auch bearbeitete er die Insekten für Brehms "Tierleben (2. Aufl. 1877) und lieferte einige Wand.-tafeln für den Schulgebrauch. - Sein Sohn Otto, geb. 28. März 1854, außerordentlicher Professor an der Universität Halle, schrieb: "Die Flöhe" (Halle 1880); "Die Mallophagen" (das. 1882), "Die Lehre von der Urzeugung" (das. 1882), "Die Verwandlungen der Tiere" (Leipz. 1882), "Bilder aus dem Tierleben" (das. ‡885) und bearbeitete eine eue Folge der "Bibliotheca zoologica, 1861-80" (das. 1886 ff.) u. a. Taschenbücher, jährlich erscheinende Bcher in kleinem Format, welche früher einen Kalender, genealogische Nachrichten und allerlei gemeinnützige Mitteilungen enthielten, nach und nach aber immer mehr belletristischen, besonders novellistischen, Inhalt aufnahmen und sich endlich mit wenigen Ausnahmen auf letztern allein beschränkten, als charakteristisches Merkmal aber fast sämtlich eine Zugabe an Kupferstichen (von DChodowiecki zuerst aufgebracht) enthielten. Erwähnung verdienen namentlich das View$ mit Asche, 1abaksstaub, des Gefieders mit persischem Insektenpulver, Einreiben mit verdünntem Anisöl. Der Nutzen der wirtschaftlichen Tauenrassen wiegt den Schaden bewdeutend auf. Junge und Alte liefern eine gesunde, leichtverdauliche Speise für Kranke und Genesende und bilden im Sommer oft die einzige Fleischkost auf dem Land oder einen einträglichen Marktartikel. Die Gewinnung des Düngers, dessen Wert für Garten- und Feldbau man höher schätzen gelernt hat, ist im Orient einziger Zweck der Taubenhaltung (rings um Ispahan zählt man über 3000 Taubentürme). Franzosen und Italiener ziehen ihn zu gärtnerischen Zwecken dem Guano vor. Den angeblichen Schaden an Sämereien, gerade zur Saatzeit, hat man auf Grund genauester Untersuchungen (Snell hat jahrelang Körner und Vogelwickensamen in Kropfß und Magen gezählt [in einer jungen Taube 3582], die T. auf seine Äcker gelockt und die besten Getreideernten erhalten) als großen Vorteil erkannt. de Vitey und Befroy erachten die Zerstörung der gegen 50,000 Taubentürme in F$ rs an ihrer Nordseite, finden sich schöne Gärten. Im Winter, wo der Hof in T.ist, beträgt die Zahl der Einwohner gegen 200,000 (nach andern nur 120,000), fast lauter Schiiten, von denen im Sommer wegen der unerträglichen Hitze ein großer Tçeil (darunter auch die europäischen Gesandtschaften) nach der am Fuß des Elburz gelegenen gesündern Landsihaft Schemiran übersiedelt. Die Stadt ist für den europäischen Verkehr, der vornehmlich auf der Straße von Poti über Tiflis, Eriwan, Tebriz und Kazwin hierher stattfindet, wie als Sitz des Hofs, der Großen des Reichs und der fÆemden Gesandten von Wichtigkeit. Durch Neuanlage vieler unterirdischer Wasserleitungen hat sich die früher steppenartige Umgegend neuerdings in bebautes Land umgewandelt mit zahlreichen Ansiedelungen, Dörfern und Palästen. In der Nähe von T. liegen unter andern die königlichen Lustschösser Negristan mit schönen Gärten, Kasr Kadschar, ein kühner, von Feth Ali ausgeführter terrassenförmiger Bau, und Niaveran im N.; südlich die Trümmer des alten Rhag$ efähr senkrecht zur allgemeinen Erstreckung des Gebirgskammes (Querthäler, T. erster Ordnung), oder es laufen die T. etwa parallel zu dem Hauptkamm des Gebirges (Längsthäler, T. zweiter Ordnung). T., deren allgemeine Erstreckung eine zwischen diesen beiden vermittelnde Richtung einhält, hat man Diagonalthäler genannt. - En bei der Bildung der T. nie ganz fehlendes, mitunter alleinwirkendes Agens ist der erodierende Einfluß des strömenden Wassers. Denkt man sich einen zunächst vollkommen unverritzten Bergabhang, an welchem Wasser herabströmt, so wird im Anfang dort das Wasser am energischten angreifen, wo die einzelnen dünnen Wasserstränge zu einem mächtigern Bergstrom zusammentreten. Bei fortgesetzter Thätnigkeit wird sich bald ein oberer und unterer Teil des Wasserlaufs unterscheiden lassen. Im obern, dem Berggebiet, schäumt der Bergstrom auf stark geneigter Thalsohle ¡ahin, zertrümmert das ihm entgegenstehende Gesteinsmaterial und führt es hinweg. In dem untern Teil, dem Thalgebiet, wird der in weniger gene$ besteht aus Feldspat mit Zusatz von Kreide, Gips, Quarz. Ähnliche Zusammensetzung hat die Glasur. Die Masse wird in Einer Operation gar gebrannt. Unglasiet zeigt die gebrannte Masse ein mattes Aussehen und heißt Statuenporzellan oder 2) Frittenporzellan, weiches Porzellan, Glasporzellan, aus leichtflüssigerer Masse als englisches und französisches fabriziert. Jenes besteht aus Kaolin und sich weiß brennendem Thon mit Flußmitteln (Feuerstein, Cornish stone, Gips oder Knochenasche). Masse und Glasur werden in zwei Operationen gebrannt, zuerst die Masse, dann die Glasur. Das französische Porzellan ist ein glasartiges, unvollständig geschmolzenes Alkali-Erdsilikat ohne Thonzusatz mit bleihaltiger Glasur. Aus einer Masse, ähnlich der Thonwaérenfabrikation. Fig. 1. Töpferscheibe, durch Maschinenkraft gedreht. Fig. 2.5Doppelofen für Holzkohlenfeuerung. Fig. 3. Thomas Steinkohlenofen. Fig. 4. Grundriß von Mendheims Gasofen. Fig. 5. Quîerschnitt von Mendheims Gasofen. Fig. 6. Längsschnitt von Mendheims Gasofen. Zum A$ äte etc. Es wird aus einem plastischen, mehr oder weniger gefärbten, ohne Zusaz von Flußmitteln stark frittenden Thon, bisweilen unter Zusatz von Sand oder gemahlenen Steingutfarben hergestellt und ist meist grau, gelblich, rötlich oder bläulich. Der Thon wird nur eingesumpft, auf der Thonknetmühle bearbeitet, auf Haufen gebracht, in dünnen Spänen abgestochen und wieder geknetet. Das Brennen geschieht in liegenden gewölbten Öfen mit meist ansteigender Sohle oder in Kasseler Flammöfen. Befindet sich die eingesetzte Ware in höchster Glut, so wird durch die Öffnungen des Gewölbes Kochsalz eingeworfen. De Kieselsäure der Ware zersetzt bei Gegenwart von Wasserdämpfen das Kochsalz unter Bildung von Salzsäure und Natron, mit welch letzterm sie kieselsaures Natron bildet, ds mit der Thonerde auf der Oberfläche der Geschirre zu einer Glasur von kieselsaurem Thonerde-Natron zusammenschmilzt. Die Fayence hat ihren Namen von der Stadt Faenza in Italien, sie ist in der Masse dicht, erdig, nicht durchscheinend, klebŽt an d$ alenten und Kenntnissen sowie an Edelmut des Charakters, wurde sehr jung Parlamentsrat, Requetenmeister, auch Großmeister der königlichen Bibliothek und später Staatsrat, aber als Mitwisser der Verschwörung des Cinq-Mars (s. d.) 12. Sept. 1642 in Lyon enthauptet. Thouars (spr. tuár), Stadt im franz. Departement Deux-Sèvres, Arrondisement Bressuire, rechts am Thouet, über den drei Brücken führen, Knotenpunkt Thouars - Thrakische Chersones. der Eisenbahnen Tours-Bressuire und Saumur-Niort, hat ein Felsenschloß mit schön‡r Kapelle, Reste von Befestigungswerken, Weberei, Gerberei, HandAel mit Getreide, Pferden etc und (1881) 3535 Einw. Thouars, auch P. Th., bei botan. Namen für L. M. A. du Petit-Thouars, geb. 1756 auf Schloß Boumois in Anjou, bereiste die Maskarenen und Madagaskar, gest. 1831 in Paris. Flora der südafrikanischen Inseln; Obstbäume. Thourout (spr. turuh), Stadt in der belg. Provinz Westflandern, Arrondissement Brügge, Knotenpunkt der Staatsbahnlinie Ostende-Ypern und der Linie Brügge-Courtrai, hat $ gestaltet. 2) Durch Leitung, und zwar leitet der Körer Wärme a) an kältere Gegenstände, die seine Oberfläche berühren, Luft, Kleidung etc.; b) an die in die Lungen gelangende Luft; c) an die in den Vedauungsapparat gelangenden Substanzen; d) an das in den Lungen und an der Körperoberfläche verdunstende Wasser. Um zu einer ungefähren Vorstellung von der Verteilung der Wärmeabgabe auf die verschiedenen Posten zu gelangen, sei angegeben, daß Helmholtz den durch Erwärmung der Nahrung entstandenen Verlust auf 2,6 Proz., den Verlust durch Erwärmung der Atmungsluft auf 5,2, denjenigen durch Wasserverdunstung auf 14,7 Proz. schätzt, während er den ganzen Rest durch die Körperoberfläche zur Verausgabung gelangen Da sowohl Wärmebildung als Wärmeab·abe großen Schwankungen ausgesetzt ist, die Eigenwärme aber stets konstnt bleibt, so muß der Organismus über Vorrichtungen verfügen, welche seine Temperatur regulieren. Bei der Betrachtung dieser regulatorischen Einrichtungen haben wir zu unterscheiden zwischen solchen, welch$ . darf jedoch nicht in übertrie6bene Sentimentalität ausarten, die für zuweilen unvermeidliche Leiden der Tiere Ausdrücke des tiefsten Bedauerns !findet und alles mögliche aufbietet, vermeintliche Tierquälereien abzustellen, während sie für Leiden der Menschen weniger empfindlich ist. Insbesondere kann der (bei Verleihung von Medaillen etc.) übertriebene Diensteifer niederer Polizeiorgane, in vielen an und für sich unschuldigen Handlungen Tierquälereien zu erblicken, zuweilen unangenehm werden und zu lästigen Plackereien führen. Im weitern Sinn erstreckt sich der T. auch auf die Verhinderung der Ausrottung oder der zu starken Verminderung gewisser Arten von Tieren, besonders nützlicher Vogelarten, der Fische etc., zu welchem Zweck besondere Polizeivorschriften zu erlassen sind. Dm T. gewidmete Zeitschriften erscheinen gegenwär¡ig in Berlin ("Ibis", seit 1872), Darmstadt (seit 1874), Stuttgart (seit 1875), Köln (seit 1877), Guben (seit 1881), Riga (seit 1885), Aarau (seit 1887). Tiers-consolidé (franz., spr. t$ t sich z. B. als eine nützliche Schrecklähmung (s. Kataplexie), die Selbstamputation der Seesterne, Krebse, Spinnen und Eidechsen, die man früher als Ausfluß eines starken und heroischen Willens ansah, als bloßer unbewußter Reflexakt erwiesen, anderseits haben aber viele Beobachtungen, z. B. diejenigen Preyers an gefesselten Seesternen, gezeigt, daß die Fähigkeit, sich in neuen und schwierigen Lagen zweckmäßig zu benehmen, selbst bei niedern Tieren nicht gering ist. Ebenso ist das Gedächtnis früh entwickelt, und seôbst kopflose Tiere, wie die Muscheln, lernen schnell Gefahren vermeiden, wie die Messerscheide (Solen), die sich nach Forbes nur einmal durch aufgestreutes Salz aus ihrer Sandröhre hervorlocken läßt, nicht aber zum zweitenmal. Neuere im Sinn der Entwicklungslehre angestellte Untersuchungen haben wahrsIcheinlich gemacht, daß bei den niedern Tieren nur die chemischen Sinne (Geruch und Geschmack) nebeún dem körperlichen Gefühlssinn feiner entwickelt sind, und daßõdie höhern Sinne (Gehör und Gesicht) e$ g Theimuras wiederum einsetzte. Dessen Sohn Irakli (Heraklius) hob die Stadt zu hoher Bîlüte; aber 1795 vertrieb der Perser Aga Mohammed Chan Irakli, legte die Stadt abermals in Asche und schleppte 30,000 Menschen in die Sklaverei. Im November 1799 nahm der russische Generalmajor Lasarus von der Stadt Besitz. 1801 wurde Grusien zu einem russischen Gouvernement und T. zur Gouvernementsstadt erhoben. Tigellinus, Sophonius, aus Agrigent gebürtig, niedern Standes, ward 39ö n. Chr. von Caligula wegen unerlaubten Umgangs mit Agrippina und Julia verbannt, von Claudius zurückgerufen, erwarb sich durch die Zucht von Pferden für Wettkämpfe das Wohlwollen Neros, an dessen Lastern und Ausschweifungen er teilnahm, und den er zu den größten Grausamkeiten antrieb, wurde nach Burrus' Tod 62GPraefectus praetorio, diente Nero namentlich be seiner grausamen Verfolgung der Teilnehmer an der Pisonischen Verschwörung, verriet Nero, als Galba sich gegen denselben erhob, rettete unter Galba sein Leben durch die Gunst des Vinius, war$ eine Strandlagune hin, welche in der Lagune T. sichÿnach N. erweitert, jedoch in weit geringerm Maß, als die Engländer, welche sie Avonlagune nennen, früher angaben. In die Lagune mündet von N. her der Hahofluß. Das sogleich zu Hügeln von 40-60 m Hohe aufsteigende Land ist außerordentlich reich an Ölpalmen und andern Fruchtbäumen; nur der kleinste Teil des Landes ist angebaut mit Kassawen, Mais, Bataten, Ananas u. a., das übrige ist mit Rohr, hohem Gras und Buschdickicht, aus dem einzelne Bäume hervorragen, bestanden. Vierfüßige Tiere sind außer Affen selten; vereinzelt gibt es Leoparden, dagegen ist die Vogelwelt überreich, und die Lagunen sind voll von Fischen. Die Bevölkerung, etwa 40,000 Köpfe und durchweg Neger, beschäftigt sich an der Küste fast ausschließlich mit Handel; weiter nach dem Innern zu fertigt ma kunstreiche Gefäße, Leder und Zeuge. Die aus Binsen geflochtenen Hütten sind rund oder viereckig, in jedem Ort aber gleichförmig gebaut und, wie Straß÷en und ›Plätze, sehr rein gehalten. Jedes Dorf $ Haydn, Mozart, Beethoven, Weber, Schubert, Spohr u. a., die T. mit Vorliebe gepflegt haben. Jenen gegenüber stehen diejenigen, welche der éTonkunst geradezu einen begrifflich erklärbaren Inhalt zu vindzzieren und zu diesem Behuf die Ausdrucksfähigkeit derselben extensiv und intensiv zu vervollkommnen streben, als die entschiedensten Anhänger der T.; nur vrfallen diese wieder in ein gefährliches Extrem, indem sie in Komposition und Kritik einer realistischen Richtung huldigen, die nur in Ausnahmefällen mit Tonna - Tonsur. Tonkunst ein ersprießliches Bündnis einzugehen vermag. Die Musik kann allerdings der realen Außenwelt angehörige Dinge nicht in jener konkreten Weise schildern wie Dichtkunst und bildende Kunst. Dagegen vermag sie gerade nach jener Seite hin, wo die beiden genannten Künste ihrer Natur nach mehr oder minder lückenhaft bleiben, nicht nur ergänzend aufzutreten, wie in der VokalmuPik und im Drama, sondern auch als unabhängige Kunst in den Formen der reinen Instrumentalmusik die Vorgänge des inner$ en), die gelbroten und die dunkel gelbbraunen, sind Edelsteine zweiten Ranges. In Brasilien sollen jährlich gegen 900 kg gewonnen werden. Die gelbroten glüht man vorsichtig in geschlossenen Gefäßen, wodurch sie lichtrot (gebrannte Topase, brasilische Rubine) werden und im Preis bedeutend steigen. Die lichtbläulichen und grünlichen VarietäteÅn gehen als Aquamarin. Sonstige Handelsnamen sind den Fundorten entlehnt, da dieselben meist charakteristische Farbenvarietäten liefern. So wird der bläuliche sibirischer oder taurischer T., dert goldgelbe brasilischer T., der safrangelbe indischer T., der blaß weingelbe sächsischer T. oder Schneckentopas (vom Schneckenstein) und, wenn er eine grünliche Farbe hat, wohl auch sächsischer Chrysolith genannt. Orientalischer T. ist bräunlichgelber Korund, böhmischer T. Citrin, die gelb gefärbte Varietät des Bergkristalls zu welchem auch die grauwolkigen Rauchtopase gehören. Gelblicher Flußspat führt ebenfalls den Namen T. Mit dem T. der Alten ist unser Mineral wahrscheinlich nc$ Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Grimma, Knotenpunkt der Linien Glauchau-Wurzen und Döbeln-Wermsdorf der Sächsischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, einSchloß, Porphyrbrüche und (1885) 1122 evang. Einwohner. Dabei der 220 m hohe Kohlenberg mit Aussichtsturm. Trebur, Flecken in der hess. Provinz Starkenburg, Kreis Großgerau, unweit des Rheins, hat eine evang. Kirche, bedeutende Käsefabrikation und (1885) 1826 Einw. - T. (ursprünglich Tribur) war schon zu Karls d. Gr. Zeit eine königliche Pfalz, kam später unter die Vogtei der Herren von Münzenberg, ward 1246 von Wilhelm von Holland an den Grafen Diether III. von Katzenelnbogen verpfändet und mit dem größten Teil seines Gebiets von Rudolfvon Habsburg dem Grafen Eberhard von Katzenelnbogen verliehen. Den Rest der Besitzungen, welcher bisher den H(rren von Falkenstein gehört hatte, erwarb Graf Johann 142. T. war in der Zeit der Karolinger und der salischen Kaiser häufig itz von Reichstagen; am bekanntesten sind die von 10$ Militärspital, das Irrenhaus, die Findelanstalt, das Hauptarmeninstitut (mit 600 Betten für Pfründner und arme Kinder), eine Verpflegungs- und Arbeitsanstalt für verwahrloste Kinder u. a. Das Seelazarett befindet sich außerhalb der Stadt in dem südlich bei Muggia gelegenen Valle San Bartolommeo. An Unterrichtsanstalten besi¶tzt die Stadt: eine Handels- und nautische Akademie und eine Handelshochschule (Stiftung Revoltella), 2 Obergymnasien und 2 Oberrealschulen (je eine staatliche deutsche und eine städtische italienische Anstalt), eine Staatsgewerbeschule, 2 gewerbliche Zeichenschulen, eine Hebammenlehranstalt, eine zoologisch-zootomische Übungsstation, ein städtisches Mädchenlyceum, endlich 4 Bürger-, 35 öffentliche ud 19 Privatvolksschulen. An Museen und andern Sammlungen befinden sich in T.: ein naturhistoÞrisches Museum (Ferdinando-Massimiliano), welches unter anderm eine Fauna des Adriatischen Meers enthält; ein s>tädtisches Museum mit Altertümern, insbesondere aus Aquileja, das Museo lapidario, gleich$ ; franz. Tambour, Caisse; engl. Drum), bekanntes Schlaginstrument, bestehend aus einem aus Holzdauben gefügten oder blechernen Cylinder (dem sogen. Sarg), der auf beiden offenen Enden mit einem Kalbfell bespannt ist, das durch Holzreifen festgehalten wird. Die Holzreifen sind durch eine im Zickzack gespannte Schnur miteinander verbunden, durch deren schär feres Anziehen vermittelst Schlingen, welche über je zwei Schnurstücke geschoben sind, der Ton der T. heller gemacht werden kann. Auf dem einen Fell der T. wird mit Klöppeln (Trommelstöcken, bei der großen T. mit einem lederbezogenen Schlägel) geschlagen, über das andre Fell ist eine Darmsaite (die Sangsaite) straff gezogen. Wird nun die eine Membran in Schwingung versetzt, so tönt die andre mit und zwar vermöge der immer erneuten Berührung mit der Darmsaite stark schnarrend; ohne die@Schnarrsaiœe ist der Ton kurz und dumpf. Die T. wird nicht abgestimmt und daher wie die übrigen Schlaginstrumente außer der Pauke nur dem Rhythmus nach noiert. Der Trommelwirbe$ (franz., spr. -toahr, von tro¬tter, traben), der Fußweg zur Seite der städtischen Straßen, liegt meist etwas höher als das Straßenpflaster, ist gegen dieses durch größere Pflastersteine, besser durch Bordschwellen aus Granit, Zementguß etc. abgegrenzt und besitzt nach der Straße ein schwaches Gefalle. Das T. wird mit kleinen Steinen (Mosaikpflaster), Klinkern oder sorgfältig behauenen Steinen gepflastert, häufiger und besser mit Steinplatten oder Asphalt belegt. Derartige Steige wurden bereits in Pompeji angetroffen, und im Mittelalter legte man den Bürgersteig in die Mitte der Straße. Trotzendorf, s. Friedland, Valentin. Trotzkopf, s. Klopfkäfer. Troubadour (spr. trubaduhr), s. Provençalische Trousseau (franz., spr. tr×ussoh), Schlüsselbund; dann Aussteuer, Ausstattung einer Braut, insbesondere die von Prinzessinnen. Trouvère (spr. truwähr), in der nordfranz. Litteratur des Mittelalters die Dich¯er und Erfinder von Gesängen, die beim Vortrag derselben von den Weisen der Jongleure (s. d.) begleitet wur‡den. $ tzig gelben Schildchen, gelblichweißem Hinterleib mit dunkelbraunen Wurzelbinden auf den vier letzten Ringen, welche nur je einen dreieckigen Mittelfleck von der Grundfarbe freilassenâ gelblichweißen Beinen und angeräucherten Flügeln. Die T. findet sich im heißen Afrika, wo ihre Verbreitung von noch nicht hinreichend bekannten Verhältnissen, z. B. dem Vorkommen des Büffels, des Elefanten, des Löwen, abhängig zu sein scheint. Sie nährt sich vom Blute des Menschen und warmblütiger Tiere und verfogt ihre Opfer besonders an gewitterschwülen Tagen mit der größten Hartnäckigkeit, sticht aber nur"am Tag. Dem Menschen und den Tieren des Waldes, Ziegen, Eseln und säugenden Kälbern bringt der Biß keinen Schaden; andre Haustiere aber erliegen dem Anfall selbst sehr weniger Fliegen nach kürzerer oder längerer Zeit, meist kurz vor Eintritt der Regenzeit, so sicher, daß die als "Fliegenland" bekannten Gegenden ängstlich gìemieden und mit Weidevieh höchstens nachts durchzogen werden. An den gebissenen Tieren verschwellen zu$ e Reich,Österreich, Frankreich, Großbritannien etc. ihre Postämter in Konstantinopel und einigen andern Hafenstädten beibehalten. Eisenbahnbauten sind in der europäischen Türkei erst in neuerer Zeit in Angriff genommen worden; bis jetzt sind einschließlich Ostrumeliens 1170 km im Betrieb (in der asiatischen Türkei 660 km); die sehr wichtigen Verbindungen der Bahnen Saloniki-Mitrowitza und Konstantinopel-Sarambei sind 1888 eröffnet worden. Das Telegraphennetz ist (wohl im Interesse der Regierung) ziemlich ausgedehnt, selbst über abgelegene und menschenarme Provinzen. Es existieren 233 (im ganzen Reich 683) Telegraphenbüreaus. Die bed¿utendsten Orte der europäischen Türkei sind: Konstantinopel, Adrianopel, Gallipoli, Saloniki, Janina, Skodra, Prisrend, Prischtina und Monastir. Mün»zeinheit ist der Piaster (zu 40 Para), deren 100 auf die türkische Lira (= 181/2 Mk.) gehen sollen. Da aber Gold Agio genießt, so ist der Paster weniger wert (16-17 Pf.). Es kursieren Goldstücke zu 500, 250, 100, 50 und 25 Piaster, Si$ Pforte eine liberale Repräsentativverfassung eingeführt hätten. Um den Russen keinen Vorwand zu einer Besetzung der Donaufürstentümer zu geben, gab die Pforte die Liberalen preis; dennoch erfolgte die Besetzung. Die Hofnungen, welche man in Konstantinopel für eine Wiederherstellung der frühern Herrschaft an der Donau auf die ungarische Insurrektion von 1849 gesetzt hatte, wurden durch die Kapitulation von Vilagos (13. Aug. 1849) vernichtet. Doch hatte die Pforte wenigstens den Mut, unterstützt durch eine vor den Dardanellen erscheinende englische Flotte, die Auslieferung der ungarischen Flüchtlinge zu verweigern. Rußland und Österreich wichen damals zurück, ließen aber bald nachher die Pforteihren Zorn empfinden. Als die französiscEhe Republik im Herbst 1850 in Konstantinopel eine Reklamation wegen der heiligen Stätten in Palästina erhob und die Pforte dieselbe nicht ganz ablehnte, sóondern wenigstens die Mitbenutzung einer Kirchenthür in Bethlehem den Katholiken zugestand, erklärte Kaiser Nikolaus sofort, da$ e erste Stelle ein. Ackerbau ist nur bei künstlicher Bewässerung möglich. Dieselbe wird durch Aksakali (Beamte) geleitet. Die erste Arbeit im Frühjahr ist die Reinigung der Kanäle; dann wird das Land gepflügt, gedüngt, bewässert undgeeggt. Eine mittlere Ernte gibt 20, im Samarkander Distrikt von Weizen 25 Korn. Nach der Ernte von Winterweizen und Gerste säet man noch n demselben Jahr Hirse, Sesam, Linsen, Mohrrüben, seltener Mohn. Auf dem größten Teil des zur Sommerernte bestimmten Bodens wird Reis und Dschugara gebaut; dann folgt Baumwolle; Luzerne ist das wichtigste Futterkraut; Krapp, Lein, Tabak werden nur noch in unbedeutender Menge kultiviert, haben aber eine gute Zuunft, ebenso wie der Weinbau; von Gartenfrüchten sind besonders hervorzÑheben: Melonen, Arbusen, Gurken, Kürbisse; unsre Gemüse geben einen reichen Ertrag. Die Baumwolle, allerdings von keiner guten Qualltät, hat für T. doch eine große Bedeutung: 1867 wurde bereits für über 5 Mill. Rubel nach Rußland ausgeführt. Der Seidenbau spielt ebenso e$ . Aufl. 1887; deutsch, 3. Aufl., Braunschw. 1875); "Forms of water in clouds and rivers, ice and glaciers" (6. Aufl. 1876; deutsch, 2. Aufl., das. 1878); "On diamagnetism" (1856 u. 1870, neue Ausg. 1888); "On radiation" (1865); "Hou¡rs of exercise in the alps" (1871; deutsch, Braunschw. 1875); "Contributions to molecular physics" (1872); "Notes on electricity" (1870) und "Lectures on electricity" (1870; beide deutsch, Wien 1884); "Natural philosophy in easy lessons" (1869); "Faraday as a discoverer" (4. Aufl. 1884; deutsch, Braunschw. 1870) und den Vortrag über den Materialismus in England (deutsch, Berl. 1875). Tyndareos, mythischer König von Sparta, floh, von seinem Halbbruder Hippokoon vertrieben, nach Ätolien zu Thestios, dem er iÏ Kriege gegen seine Nachbarn beistand, und mit dessen Tochter Leda (s. d.) ersich vermählte. Herakles setzte ihn wieder in die Herrschaft von Sparta ein. Leda gebar ihm die Klytämnestra und den Kastor, dem Zeu die Helena und den Polydeukes. Als Kastor uno Polydeutes (die Tyndari$ Jahr einem Ruf nach Gotha, wo er zunächst Inspektor am Gymnasium, dann Bibliothekar an der herzoRglichen Bibliothek wurde. Er starb 18. Mai 1851. Außer Übersetzunge historischer und geographischer Werke veröffentlichte er: "Geographie der Griechen und Römer" (Weim. 1816-46, 3 Bde.), gab mit Heeren ùeit 1828 die "Geschichte der europäischen Staaten", mit Jacobs 1834 die "Merkwürdigkeiten der hezoglichen Bibliothek zu Gotha" (Leipz. 1835-38, 3 Bde.) heraus und schrieb: "Über Dämonen, Heroen und Genien" (das. Ukleisee, kleiner, sagenreicher, vielbesuchter See im oldenburg. Fürstentum Lübeck, 5 km nördlich von Eutin, 26 m ü. M. An seinen von niedrigen, schön bewaldeten Hügeln umgebenen Ufern ein Wirtshaus. Ukraine ("Grenzgebiet"), zur Zeit des alten polnischen Reichs Benennung der äußersten südöstlichen Grenzlande desselben, später eines ausgedehnten Landstrichs an beiden Ufern des mittlern Dnjepr mit Ula - Uleaborg. Einschluß der Sitze der Kosaken, welcher jetzt den größten Teil Kleinrußlands (s. d.) ausmacht. D$ er der Norischen und Karnischen Alpen hingegen schließen das an dem rechten Donauufer gelegene westliche Berg und Hügelland ein und treffen mit ihren Vorbergen an der Donau bei Hainburg (Leithagebirge) und Gran (Vértesgebirge) mit den Karpathen zusammen. Am südöstlichen Ende, bei Orsova, wird die Donau abermals von den Ausläufern der siebenbürgischen Karpathen und des Balkangebirges eingeengt (die berühmte Klissura mit dem Eisernen Thor). Die weite Ungarn (Bodenbeschreibung, Bewässerung, ¯Klima, Areal). ebene des Landes wird durch die Alpenausläufer in zwei Hälften geteilt, deren kleinere sich gegen W., die größere gegen O. erstreckt. Die kleine oder o?berungarische Tiefebene (Preßburger CBecken), zu beiden Seiten der Donau zwischen Preßburg und Komorn, etwa 12,000 qkm (220 QM.) groß, breitet sich in Eiform aus, liegt 130 m ü. M., ist meist von Bergen umschlossen und sehr fruchtbar, besonders der nördliche Teil und die Donauinsel Schutt (s. d.). Im N. und S. breiten sich auf bald 2lachem, bald hügeligem Boden$ d, 900 kg Platina und 560 kg Silber Øgewonnen; außerdem wurden 1167 kg Quarzgold und in zwölf Bergwerken 1339 kg Platina ausgegraben. An Kupfer, welches vorzugsweise gediegen, als Rotkupfererz und Malachit (z.B. bei Nishne-Tagilsk), und in kalkigen Kiesen (bei Bogoslowsk) etc. vorkommt, liefert der U. in acht Bergwerken mit 5309 Arbeitern 3600 Ton. Silber und Blei sind von geringerer Wichtigkeit, von um so größerer die Eisenerze, vorzüglich der bis in den südlichen U. verbreitete Magneteisenstein. Von dem Gesamtertrag aller Eisenhütten in ganz Rußland kommen auf das Gouvernement Perm allein 8/13 und auf Zdie Demidowschen und Jakowlewschen Hütten 1/4. 1884 wurden in 59 Hüttenwerken 343,000 T. Roheisen, und in 7 Bessemerw¯rken 31,000 T. Stahl produziert; in der Eisenindustrie waren 133,49Æ3 Arbeiter thätig. Der größte Teil des Eisens kommt auf der Messe zu Nishnij Nowgorod in den Handel. An Manganerzen wurden 14,463 Doppelzentner gewonnen. Seit einigen Iahren wird am Westabhang auch Bergbau auf Steinkohlen betr$ Gnug, daß sie sich betrügen! Wohl schleicht ein seufzend Volk Liebhaber um mich her; Doch du nur hast mein Herz, uønd sag, was willst du mehr? Du kannst den Armen wohl mich anzusehn erlauben, Sie glauben wunder - Nein, sie sollen gar nichts glauben! Das ist's, was mich verdrießt. Zwar weiß ich, du bist mein; Doch einer denkt vielleicht, beglückt wie ich zu sein, Schaut in das Auge dir und glaubt dich schon zu küssen Und triumphiert wohl gar, daß er dich mir entrissen. So störe den Triumph! Geliebter, geh mit mir, Laß sie den Vorzug sehn, den du - Ich danke dir. Es würde grausam sein, das Opfer anzunehmen; Mein Kind, du würdest dich des schlechten Tänzers schämen; Ich weiß, wem euer Stolz beim Tanz den Vorzug gibt: Dem, de mit Anmut tanzt, und nicht dem, den ihr liebt. Das ist die Wahrheit. Eridon [mit zurückgehaltenem Spott]. Ja! Ach, daß ich nicht die Gabe Des leichten Damarens, des Vielgepriesnen, habe! Wie reizend tanzt er nicht! $ Lamon [faßt Egle bei der Hand, sie fortzuíühren]. Ach, laß sie doch nur gehn! Vor Bosheit möcht' ich sterben; Da muß sieeinem nun den schönen Tanz verderben! Den Tanz mit Rechts und Links, sie kann ihn ganz allein, Wie sich's gehört; ich hofft auf sie, nun fällt's ihr ein, Zu Haus zu bleiben! Komm, ich mag ihr nichts mehr sagen. Den Tanz versäumst du! Ja, du bist wohl zu beklagen. Er tan£t sich schön. Leb wohl! [Egle will Aminen küssen. Amine fällt ihr um den Hals und weint.] Ich kann's nicht mehr ertragen. So weint mein Herz, und ängstlich drückt es miäch. Ich möchte! - Eridon, ich glaub, ich hasse dich. Er hätt's verdient. Doch nein! Wer wird den Liebsten hassen? Du mußt ihn lieben, doch dich nicht beherrschen lassen, Das sagt ich lange schon! Komm mit! Zum Tanz, zum Fest! Geh nur! ich bleib. Gib acht, er läßt Sich fangen und geht mit. Sag, würde dich's nicht freuen? Nun so komm! Hörst du dort die Schalmeien$ Çe den Mann, den du beschuetztest, Verwirrte unklug was du loesen wolltest, Und fuehlte so mich stets im Augenblik, Wen0n ich mich nahen wollte, fern und ferner. Ich habe, Tasso, deinen Willen nie Verkannt und weiss, wie du, dir selbst zu schaden, Geschaeftig bist. Anstatt dass meine Schwester Mit jedem, wie er sei, zu leben weiss, So kannst du selbst nach vielen Jahren kaum In einen Freund dich finden. Doch sage mir hernach: Wo ist der Mann, Die Frau, mit der ich wie mit dir Aus freiem Busen wagen darf zu reden? Du solltest meinem Bruder dich vertraun. Er ist mein Fuerst!--Doch glaube nicht, dass mir Der Freiheit wilder Trieb den Busen blaehe. Der Mensch ist nicht geboren, frei zu sein, Und fuer* den Edeln ist kein schoener Glueck, Als einem Fuersten, den er ehrt, zu dienen. Und so ist er mein Herr, und ich empfinde Den ganzen Umfang dieses grossen Worts. Nun muss ich schweigen lernen, wenn er spricht, Und tun, wenn er gebietet, moegen auch Verstand und Herz ihm lebhaft widersprechen. Das ist der Fall bei me$ Beschaeft'gen, wenn es nur so nuetzlich waere. Inwendig lernt kein Mensch sein Innerstes Erkennen; denn er misst nach eignem Mass Sich bald zu klein und leider oft zu gross. Der Mensch erkennt sich nur im Menschen, nur Das Leben lehret jedem, was er sei. Mit Beifall und Verehrung hoer' ich dich. Ud dennoch denkst du wohl bei diesen Worten Ganz etwas anders, als ich sagen will. Auf diese Weise ruecken wir nicht naeher. Es ist nicht klug, es ist nicht wohl getan, Vorsaetzlich einen Menschen zu verkennen, Er sei auch, wer er sei. Der Fuerstin Wort Bedurft' es kaum, leicht hab' ich dich erkannt: Ich weiss, dass du das ·Gute willst und schaffst. Dein eigen Schicksal laesst dich unbesorgt, An andre denkst du, Andern stehst du bei, Und auf des Lebens leicht bewegter Woge Bleibt dir ein stetes Herz. So seh' ich dich. Und was waer' ich, ging' ich dir nicht entgegen? Sucht' ich begierig nicht auch einen Teil An dem verschlossnen Schacz, den du bewahfrst? Ich weiss, es reut dich nicht, wenn du dich oeffnest, Ich weiss,$ ide, Sind edel, unterrichtet, deine Freunde; Und welch ein Band ist sichrer als der Guten? Ich trieb den Juengling an; er gae sich ganz; Wie schoen, wie warm ergab er ganz sich mir! O haett' ich gleich Antonio gesprochen! Ich zauderte; eswar nur kurze Zeit; Ich scheute mich, gleich mit den ersten Worten Und dringend ihm den Juengling zu empfehlen; Verliess auf Sitte mich und Hoeflichkeit, Auf den Gebrauch der Welt, der sich so glatt Selbst zwischen Feinde legt; befuerchtete Von dem geprueften Manne diese Jaehe Der raschen Jugend nicht. Es ist geschehhn. Das Uebel stand mir fern, nun ist es da. O gib mir einen Rat! Was ist zu tun? Wie schwer zu raten sei, das fuehlsyt du selbst Nach dem, was du gesagt. Es ist nicht hier Ein Missverstaendnis zwischen gleich Gestimmten; Das stellen Worte, ja im Notfall stellen Es Waffen leicht und gluecklich wieder her. Zwei Maenner sind's, ich hab' es lang gefuehlt, Die darum Feinde sind, weil die Natur Nicht einen Mann aus ihnen beiden formte. Und waeren sie zu ihrem Vorteil k$ raben sei das uebrige mit ihr, Der hoch begabten, hoch gesinnten Frauen. Ihr Tod eroeffnet mir den Mund, ich darf vor meinem Koenig meine Tochter nennen, Ich darf ihn bitten, sie zu mir herauf, Zu sich herauf zu heben, ihr das Ñecht Der fuerstlichen Geburt vor seinem Hofe, Vor seinem Reiche, vor der ganzen Welt Aus sein_er Gnadenfuelle zu bewaehren. Vereint in sich die Nichte, die du mir, So ganz erwachsen, zuzufuehren denkst, Des Vaters und der Mutter Tugenden: So muss der Hof, das koenigliche Haus, Indem uns ein Gestirn entzogen wird, Den Aufgang eines neuen Sterns bewundern. O kenne sie, eh' du zu ihrem Vorteil Dich ganz entscheidest. Lass ein Vaterwort Dich nicht bestechen! Manches hat Natur Fuer sie getan, das ich entzueckt betrachte, Und alles, was in meinem Kreise webt, Hab' ich um ihre Kindheit hergelagert. Sch9on ihren ersten Weg geleiteten Ein ausgebildet Weib, ein weiser Mann. Mit welcher Leichtigkeit, mit welhem Sinn Erfreut sie sich des Gegenwaertigen, Indes ihr Phantasie das kuenft'ge Glueck Mit$ ickt sie zum Himmel, blickt verirrt umher. Sie lebt! Sie lebt! Koenig (ein wenig zuruecktretend). Verdoppelt eure Sorge! Sie lebt! Sie lebt! Sie hat dem Tage wieder Ihr Aug' eroeffnet. Ja! Sie wird nun bald Auch ihren Vater, ihre Freunde kennen. Nicht so umher, mein liebes Kind, verschwende Die Blicke staunend, ungewiss; auf mich, Auf deinen Vater wende sie zuerst. Erken+e mich, lass meine Stimme dir Zuerst das Ohr beruehren, da du uns Aus jener stummen Nacht zurueckekehrst. Eugenie (die indes nach und nach zu sich gekommen ist und sich aufgerichtet hat). Was ist aus uns geworden? Kenne mich Nur erst!--Erkennst du mich? Mein Vater! Ja! Dein Vater, den mit diesen holden Toenen Du aus den Armen der Verzweiflung rettest. Wer bracht' uns unter diese Baeume? Herzog (dem der Wundarzt ein weisses T6ch gegeben). Bleib Gelassen, meine T?chter! Diese Staerkung, Nimm sie mit Ruhe, mit V$ nicht an.--O, mein Geliebter, habe mich nicht im Verdacht, ich bin unschuldig! Du unschuldig? Niederträchtige feile Dirne! Schande deines Vaters! Ewiger schändender Flecken in dem Ehrenkleid, das er eben in diesem Augenblicke angezogen hat. Steh auf, hör' auf zu weinen, dass ich dich nicht an den Haaren von der Schwelle wegziehe, die du, ohne zu erröten, nicht wieder betreten solltest. Wie! In dem Augenblick, da Breme sich den größten Männern des Erdbodens gleichsetzt, erniedrigtÁ sich seine Tochter so sehr! Verstoßt mich nicht, verwerft mich nicht, mein Vater! Er tat mir die heiligsten Versprechungen. Rede mir nicht davon, ich bin außer mir. Was! Ein Mädchen, das sich wie eine Prinzssin, we eine Königin aufführen sollte, vergisst sich so ganz und gar? Ich halte mich kaum, dass ich dich nicht mit Fäusten schlage, nicht mit Füßen trete. Hier hinein! (Er stößt sie in sein Schlafzimmer.) Dies französische Schloss wird dich wohl verwahren. Von welcher Wut fühl' ich mich hingerissen! Das wäre die rechte Stimmung,$ einen eben vollendeten gestrickten Strumpf in die Hoehe haltend). Wieder ein Strumpf! Nun wollt' ich, der Onkel kaeme nach Hause; denn ich habe nicht Lust, einen andern anzufangen. (SieËsteht auf und geht ans Fenster.) Er bleibt heut' ungewoehnlich lange weg, sonst kommt er doch gegen elf Uhr, und es ist jetzt schon Mitternacht. (Sie tritt wieder an den Tisch.) Was die franzoesische Revolution Gutes oder Boeses stiftet, kann ich nicht beurteilen; so viel weiss ich, dass sie mir diesen Winter einige Paar Struempfe mehr einbringt. Die Stunden, die ich jetzt wachen und warten muss, bis Herr Breme nach Hause kommt, haett' ich verschlafen, wie ich sie jetzt verstricke, und er verplaudert sie, wie er sie sonst verschlief. Karoline (im Schlaf redend). NeTnz neien! Mein Vater! Luise (sich dem Sessel naehernd). Was gibt's, liebe Muhme?--Sie antwortet nicht!--Was nur dem guten Maedchen sein mag! Sie ist still und unruhig; des Nachts schlaeft sie nicht, und jetzt, da sie vor Muedigkeit eingeschlafen ist, spricht sie im $ u finden wissen. Doch darueber laesst sich noch vieles reden. Lebt jetzt wohl, meine Freunde, lebt wohl! So lebt denn wohl! Zweiter Aufzug Erster Auftritt (Vorzimmer der Graefin. Sowohl im Fond als anden Seiten haengen adlige Familienbilder in mannigfaltigen geistlichen und weltlichen Kostuemen.) Der Amtmann tritt herein, und indem er sich umsieht, ob niemand da ist, kommt Luise von er andern Seite. Guten Morgen, Demoiselle! Sind Ihro Exzellenz zu sprechen? Kann ich meine utertaenigste Devotion zu Fuessen legen? Verziehen Sie einigen Augenblick, Herr Amtmann. Die Frau Graefin wird gleich herauskommen. Die Beschwerlichkeiten der Reise und das Schrecken bei der Ankunft haben einige Ruhe noetig gemacht. Ich bedaure von ganzem Herzen! Nach einer so langen Abwesenheit, nach einer so beschwerlichen Reise ihren einzig geliebten Sohn in einem so schrecklichen Zustande zu finden! Ich muss gestehen, es schaudert mich, wenn ich nur daran denke. Ihro Exzellenz waren wohl sehr Sie koennen sich leicht orstellen, was eine z$ ht nett?"--"Doch."--"Worüber lächelst Du denn?"--"Er hat so viel gegessen."--Jetzt fiel der Vater lachend ein: "Das macht sein Vater, der Amtmann, auch so! Und regelmäßig sucht er sich die besten tücke aus."--"Freilich." Frau Dawes saß und wartete auf das, was jetzt kommen würde; denn es kam etwas. Marit ging hinaus; nach einer Weile erschien sie mit Hut und Sonnenschirm wieder. "Wi_lst Du ausgehen?" fragte Frau Dawes. Marit stand da und zog sich die Handschuhe an. "Ich gehe aus und bestelle mir Visitenkarten."--"Hast Du keine Visitenkarten?"--"Doch; aber die alten gefallen mir nicht mehr."--"Warum nicht?" fragte Frau Dawes sehr verwundert; "Du hast sie doch dGmals in Italien so hübsch gefunden?"--"Ja;--aber der Name gefällt mir nicht mehr, meine ich."-"Der Name?" Beide blickten auf. Marit: "Es ist gerade, als wenn er gar nicht mehr zu mir gehört,--meine ich."--"Marit gefällt Dir nicht?" fragte Frau Dawes. Der Vater warf leise hin: "Es war der Name Deiner Mutter." Sie antwortete nicht gleich; sie fühlte die e$ Besitzerin des Wagens mußte doch den Ausschlag geben. Aber Mary war mittlerweile auch übermütig geworden. Ihre Augen, die gewöhnlich etwas Nachdenkliches hatten, leuchteten vor Lebenslust. Heute lachte sie über sei5ne vielen drolligen Einfälle; sie lachte über das Geringfügigste. Sie wollte in einemfort Blumen haben, wenn sie welche sah. Jedesmal mußte angehalten werden, um Blulen und Laub zu pflücken. Sie packte den Wagen voll, so daß Alice schließlich protestierte. Da warf sie alles miteinander hinaus und verlangte energisch, selbst auch hinauszukönnen. Sie hielten und stiegen aus. Sie waren jetzt weit über Bagatelle hinaus und ließen den Wagen umkehren. Er solle langsam ein Stück zurückfahren, sie kämen nach. Kaum waren sie ein paar Schritte gegangen, als FranzRöy anfing, Rad zu schlagen, d.h. er warf sich seitlings auf den Händen herum, um wieder auf die Füße zu fallen, dann wieder auf die Hände und so weiter, schneller und immer schneller. Dann drehte er um und kam auf dieelbe Weise zurück. "Das ist ein$ wollte nach Herzenslust plätschern und schwimmen. Sie nahm den Weg nach der Insel. Von dort aus konnte sie selbst zu beiden Seiten die Einfahrt und die Wege übersehen. Alles still, keine Gfahr. Also wieder zurück. Die See umschmeichelte sie und trug sie, die Sonne spielte auf ihren Armen, die das Wasser teilten; das Land vor ihr lag herbstsatt da mit seinem fetten Heu; Seevögel schwebten in der Bucht, andere kreischten über ihr. "Und mir graute so vor dem Alleinsein--" Als sie ans Ufer kam, mochte sie nicht heraus; sie legte sich auf den Rücken und ruhte sich aus. Dann ein paar Stöße und wieder eine Ruhepauvse. Der Strand war so einladend; sie legte sich in die Sonne. Den Kopf halb auf einem Stein, das Haar herabfließend. O, wie schön das war! Aber irgend etwas mahnte sie, aufzusehen. Sie hatte keine Lust dazu. Aber sie mußte doch wohl einmal dahin sehe, wo das Mädchen saß. Ach, was kümmerte sie das! Nanna hielt ja Wache. Aber soviel wurde doch adurch bewirkt, daß das Wohlbehagen ihr verloren ging; sie machte$ er, schwarzer John?" Sie klatschte in die Hände, damit er sein fröhliches Ja bellen solle. Damit war die Eigentumsfrage entschieden. Sie bekam einen Brief von Jörgen, vermutlich über diesen Punkt; den verbrannte sie ungelesen. Sie nahm an, sie werde ihn auf dem Bahnhof treffen, wenn der Zug nach Norwegen abfuhr, und dann werde er sein Recht fordern. Sie kam mutig angefahren, ihren frischgewaschenen, gekämmten und parfümierten Hund neben sich. Jörgen war nicht da. * * * * * Sie chlief die ganze Nacht, den Hund auf ihrer Reisedecke. Aber mit dem Moïrgen kamen die Gedanken. Nun war sie allein. Hatte allein die Verantwortung. Bis jetzt hatte sie sich ja selbst mit aller Gewalt in den einzigen engen Ausweg hineingehetzt: sich sofort mit Jörgen zu verheiraten, auf einer Reise ins Ausland dem Kinde das Leben zu geben--und dann bis ins Unendliche auszuhalten. Aer sich mit einem Menschen zu verheiraten, den sie verabscheute, nur um sich ein Feigenblatt zu leihen,--wie unversZändlich ihr $ Gaertner. Dieser stille Mann mit den leuchtenden Augen war schuechtern wie ein Maedchen von vierzehn Jahren. An jedem Werktag morgen suchte er sich einen einsamen Platz--d.h. wenn so einer da war--auf dem kleinen Dampfer, der ihn nach der Stadt brachte, solange die Bucht nicht zugefroren war. Beim Aussteigen war er voll Ruecksicht gegen die andern; ehrerbietig gruessend eilte er an ihnen vorbei, wenn er an Lad gekommen war,--und war dann in seinem Hause am Markt zu finden bis zum Abend, wo er auf die gleiche Weise heimkehrte. Das heisst: wenn er nicht radelte. Im Winter fuhr er mit dem Wagen oder uebernachtete in der Stadt, wo er in seinem eigenen H„use zwei bescheidene Mansardenstuben bewohnte. Er hatte das Zeug zu dem besteWn Ehemann, den man sich in der Stadt vorstellen konnte. Aber seine unueberwindliche Bescheidenheit machte jede Annaeherung unmoeglich,--bis die rechte kam. Da war er aber schon ueber vierzig Jahr. Es ging ihm wie seinem Namensvetter, dem Onkel am MiÀchigansee, dass ein junges Maedchen au$ lichkeit, ja fast als Beleidigung empfand. Ihr Wesen war in Aufruhr, sie folgte ihm mit den Augen, mit den Ohren; die Gedanken sausten in ihr und das Blut auch. Es muss doch mal voruebergehen, dachte si‰e. Aber das wr nicht der Fall. Alices Verzauberung oder richtiger ihre Verliebtheit erhoehte das Schwindelgefuehl. War er eigentlich so haesslich? Diese breite, steile Stirn, diese kleinen, spruehenden Augen, der zusammengekniffene Mund, das vorspringende Kinn, das hatte alles in allem etwas ungewoehnlich Kraftvolles, aber es wurde spasshaft, weil er beinahe gar keine Nase hatte. Spasshaft war auch das meiste, was er sag´te. So immer aufgelegt und lustig, dass um ihn her bestaendig Heiterkeit war, so unerschoepflich voller Einfaelle. Seine Manieren hatten nichts Gewaltsames; er war i1m Gegenteil die Hoeflichkeit selbst; er war aufmerksam, zuweilen sogar galant. Es lag nur an dem Ueberwaeltigenden in ihm. Seine Sprache und seine Augen allein waren wie ein Gewitter. Aber auch seine Gestalt tat das ihre, diese kr$ nte es ihm vor Lachen kaum auseinandersetzen, wie naemlich Frau Dawes dalag und was fuer Anstrengungen Joergen und die Maedchen Èachten. Ihren Vater quaelte die Frage, was Frau Dawes wohl auf dem Flur gewollt habe. Da verstummte Marys Lacheßn. Ein Maedchen kam aus Frau Dawes' Zimmer und berichtete, jetzt liege die gnaedige Frau im Bett. Sie moechte das gnaedige Fraeulein Im Zimmer stand Joergen am Fussende des Bettes; Frau Dawes lag und stoehnte und weinte und rief nach oMary. Kaum liess Mary sich in der Tuer blicken, da fing sie an: "Was war mit Dir, Kind? Mich ueberkam eine schreckliche Angst,--was war los?" Mary ging zu ihr hin, ohne Joergen anzusehen. Sie kniete neben ihrer alten Freundin hin und legte den Arm um ihreŽ Hals: "Ach, Tante Eva!" sagte sie und schmiegte den Kopf an ihre Brust. Nach einer Weile fing sie zu weinen an.--"Was ist denn? Was ist denn? Was macht Dich so ungluecklich?" jammerte Frau Dawes und strich ihr immer und immer wieder mit der Hand ueber das herrliche Haar. Schliesslich blickt$ genau so sicher wie an jenem Abend, als sie zu Joergen hineinging, dass sie nicht deswegen ungluecklich zu werden verdiene. Es war ein ungeheurer Irrtum, ja;--aber daran war sie unschuldig. Es war gewiss auch stark mit Naturtrieb verquickt gewesen,--trotzdem war es eine Handlung, deren sie sich nicht schaemte. Sie war es sich selber schuldi»g, mit dem unverkuerzten Mitgefuehl aller zu sterben, die sie je gekannt hatte. Sie war das auch denen die in ihr die erste von allen gesehen hatten. Sie hatte nicht illoyal den Glauben dieser Menschenan sich aufs Spel gesetzt. Jetzt war sie vorn auf der Landzunge, und der fuerchterliche Kampf, der hier begann, wurde unversehens zu einem Kampf um dies eine. Es war, als wollten alle Maechte der W0lt ihr die Selbstachtung entreissen und sie verdammen. Hier war offnes Meer und meilenweit her rollten die Wogen in wachsender Empoerung heran. Wenn sie dann am Felsen anprallten, spruehten sie meterhoch auf. Die allerhoechsten kamen mit den letzten, schneidenden Spritzern bis zu i$ ann, und ist zu rechtlich, zu reich, um sich inem so gefährlichen Handwerke zu unterziehen. Vor diesem war das Nachprägen fremder Münzen, wenn nicht erlaubt, doch in England toleriert; sie wurden wie Rechenpfennige angesehen und in großer Menge, meistens auf Bestellung spekulativer Köpfe in Deutsohland und anderen Ländern, ziemlich öffentlich fabriziert. Seitdem aber der Galgen so gut auf diesen Zweig der Industrie gesetzt ist wie auf das Nachmachen englischer Banknoten und Münzen, wird dieses Geschäft nur ganz heimlich betrieben. Es soll indessen in Birmingham an dergleichen Fabriken, welchen oft eine Knopffabrik zum Aushängeschild dient, nicht fehlen. Außer der Münze enthält Soho noch eine große Fabrik von plattierten Waren aller Art, eine Glasfabrik und eine von Dampfmaschinen. Die eßrstaunenswürdigste Erfindung der letztXeren, bei dem Reichtum an Steinkohlen für England von unermeßlichem Wert, hat Boulton erst auf den Gipfel von Vollkommenheit gebracht, auf welchem sie jetzt steht. Er verfertigt Dampfmasc$ ill und ruhig, geselliger zwar, wie es sonst in England unter Unbekannten gebräuchlich ist, aber dennoch weit weniger so als in Deutschland in ähnlichen Verhältnissen. In den großen, von den Vornehmen besuchtesten Bädern herrscht eine strenge, wunderliche Etikette. Wir werden weiterhin Gelegenheit finden, hiervon ausführlicher zu sprechen. Vorjetzt kommen wir zu Matlock und seinen Umgebungen. Freundlich und dennoch erhaben, einsam und dennoch voll regen Lebens, is dieses liebliche Tal eines der schönstenPlätzchen Britanniens. Sei es immer, daß seine Heilquelle wenig wirksam ist, es braucht ihrer nicht, um in dieser himmlischen Gegend neue Lebenskraft zu finden. Auch sahen die fünfzig oder sechzig Badegäste, die wir hier fanden, gar nicht aus, als ob’ Äskulap sie mit seinem Schlangenstabe hierher gebannt hätte. Sie schienen sich vor dem wilden, u¯nsteten Treiben des Lebens hergeflüchtet zu haben, um einmal ruhig Atem zu schöpfen und dann mit frischem Mute wieder an ihr Werk zu gehen. Der eigentliche Badeort be$ ne Wasserstrahlen steigen ringsumher aus der Erde empor. Zwei andere Springbrunnen werfen den Wsserstrahl neunzig Fuß hoch gen Himmel und machen eine recht hübsche Wirkung. Die Engländer, welche in den ringsumher liegenden Bädern hausen, wallfahrten fleißig her, staunen das nie zuvor Gesehene an und erheben Chatsworth zu einem Wunder der Welt. Voll von Mariens Schicksale und stolz, daß unser Schiller den Briten den Rang abgewann und ihrem Andenken das schönste Denkmal schuf, verließen wir das traurig schöne Chatsworth. Nur kurze Zeit noch und die zwar einsame, aber dennoch reiche Gegend verschwand. Ein enges, schauerlic*hes Tal empfing uns: kein Baum, keine Spur von Vegetation, nur nackte und steile Felsen, zwischen denen wir uns ängstlich hindurchwinden mußten, die jeden Augenblick den Weg zu versperren schienen. Zu ANfange sahen wir noch zwischendurch ansehnliche Fabrikgebäude von großem Umfange; auch diese ödeste, schauerlichste Gegend in England, die Bleiminen üvon Derbyshire. Es waren deren unzählige von$ mildert durch stille Ergebung und Hoffnung auf den Tag, der einst ihre lange Nacht erhellen wird. Ihre Stimmen waren angenehm und rein, sie bemerkten unseren Eintritt nicht und sangen ungestö rt fort; gerührt standen wir am Eingange des Zimmers still und hüteten uns wohl, sie zu unterbrechen. Im Ganzen sind diese Blinden wie fast alle ihre Unglücksgenossen immer heiter und froh und gesprächig. In einem unteren Zimmer fanden wir eine enge spinnender Weiber und Mädchen, Räder und Zungen schnurrten lustig um die Wette. In einem anderen Zimmer, wo sich Männer und Jünglinge mit Korbflechten beschäftigten, ging es nicht weniger munter her. Wir bewunderten die Feinheit und zierliche Form der Körbchen, sie flochten sogar Muster von grünen und roten Weiden hinein und wußten diese von den weiße durchs bloße Gefühl auf das genaueste zu unterscheiden. Die Blinden machen auch sonst noch allerhand nützliche Arbeiten, welche unten im Hause in einem Laden zum Vorteileder Anstalt verkauft werden; sie weben, machen Seile, ja e$ anken. Wer ein wenig zu schnell und lustig in die Welt hineinlebte und jetzt in ein paar etwas sparsamer verlebten Jahren seinen zerrütteten Finanzen aufzuhelfen denkt, wer bei beschränkten Mitteln den Freuden der großen Welt nicht zu entsagen versteht, der flüchtet hierher, wo er sie alle findet; freilich in etwus verjüngtem Maßstabe wie in London gehalten, aber dafür auch unendlich wohlfeiler. Zwar ist es a?uch hier sehr teuer leben, aber doch immer viel weniger als in London, wenn man in dieser Riesenstadt ein Haus machen muß. Schon in dem Umstande, daß die bergige Lage von Bath Pferde und Wagen entbehrlich, ja ganz überflüssig macht, liegt ein sehr bedeutender Ersparnis. Nach einigen inâ Bath verlebten Wintern ist man gewöhnlich wieder zu Kräften gekommen und kann sich von neuem auf einer größeren Laufbahn versuchen. Da die Gesellschaft hier grö(tenteils aus Mitgliedern der müßigen und eleganten Welt besteht, so ist der Ton derselben so verfeinert und vornehm frivol als möglich. An Glücksrittern fehlt es $ eine andere Welt versetzt. Nadch ein Uhr kamen wir ermüdet, als hätten wir mitgetanzt, zu Hause an, um sieben Uhr waren wir schon hingefahren. [Fußnote: der Vergnügungspark entstand um die Mitte des 17. Jahrhunderts und wurde gegen 1830 aufgelassen. Vauxhall, ursprünglich der Name eines Dorfes, heute ein Stadtteil von London, diente in der Zeitepder Blüte des Vergnügungsortes auch für ähnliche Anlagen in anderen Städten, so auch in Edinburgh, von dem Johanna berichtet.] Reizender, blendender, feenhafter läßt sich nichts denken als dieser, in einer kleinen Entfernung von London am Ufer der Themse gelegene Garten, besonders in sogenannten Galanächsten, wenn er zur Feier des Geburtstages irgend eines Mitglieds der königlichen Familie in doppelter Erleuchtung prangt. Gegen fünfzehntausend wohlgekleidete Männer und Frauen wandeln dann im Schimmer unzähliger Lampen auf diesem magischen Flecken Erde zwischen ôschönen Bäumen und blühenden Sträuchern im fröhlichsten Gedränge umher. Musik tönt durch die lau e Sommernac$ lle ihre Reichtuemer und Rechte. Diese Dame, obgleich auch schon laengst ueber die Jugendjahre hinaus, wird, wie man leicht denken kann, von Anbetern und Freiern umlagert, wie weiland Penelope, sie aber wi8ersteht allen und erklaert laut: sie wuerde jetzt keinen heiraten, weil niemand sich um sie bewarb, ehe sie die reiche Erbin war, welche sieerst kuerzlich durch den unerwarteten Tod ihres Bruders wurde. Miss Lawrence ward uns uebrigens als sehr gut und auch im Aeussern nicht unliebenswuerdig geschildert. Wir fuhren nach dem nicht weit entlegenen Studley Park: das Haus enthaelt nichts besonders Sehenswertes, auch die Aussenseite desselben zeichnet sich auf keine Weise aus. Die sehr weitlaeufigen Spaziergaenge gehoeren aber zu den schoensten in England. Der Park hat einen, ihn von den gewoehlichen Parks unterscheidenden ernsteren Charakter. Freie soûnige Partien, gruene Rasenplaetze trifft man weniger, aber herrliche Schattengaenge, unter dem Schutze himmelhoher Buchen und Eichen, am Abhange der bewachsenen F$ haben. "Wir beten und spinnen!" antwortete mir ein junges, schoenes Maedchen auf die Frage: "Was tut ihr denn winters, wenn Kaelte und Schnee euch in euren Huetten gefangen halten?" In jedem Hause beinah haengt der Stammbaum der Familie, auf welchen sie oft mit Stolz blickten; g^ewoehnlich ist ein horizontal liegender geharnischter Ritter darauf abgebildet, der oft den Namen irgend eÑnes alten schottischen, der Fabel hIlb verfallenen Koenigs fuehrt. Aus seiner Brust spriesst der Baum, der sich in unza(ehlige Aeste verbreitet. Bekanntlich gibt's nur wenige, aber unendlich zahlreiche Familien in Schottland, deren Glieder alle einen Namen fuehren, sich in allen drei Koenigreichen, ja sogar in der ganzen Welt ausbreiten, aber doch durch ein heiliges Band sich vereinigt fuehlen und dies gewissenhaft anerkennen, wo sie sich treffen, wenn sie sich treffen, wenn sie sich auch vorher nie sahen. In Kenmore nahm uns abermals ein guter Gasthof auf, umringt von etwa zwanzig solcher Huetten, wie wir oben beschrieben. Sie m$ ruktion über die Grundlagen unserer Kunst, Formeln für den Ba£u unserer Maschine, Schnelligkeit, Oberfläche usw., Instruktion von Personal für den Gebrauch der ðMaschine. Diese Instruktion würde natürlich in der gewünschten Form gegeben werden. Ihre ergebenen (gez.) W. und O. Wright. Hauptmann Ferber antwortete den beiden Brüdern, dass es unmöglich wäre, auch nur die geringste Unterstützung von der französischen Regierung zu erhalten, wenn nicht zuvor eine aus französischen und amerikanischen Gelehrten bestehende Kommission die Maschine geprüft hätte. Die Wrights wollten aber das Geheimnis ihrer Mrfindung sicheõ gewahrt wissen, und hatten anderseits eine heilige Scheu vor dem Gutachten der am grünen Tisch arbeitenden Gelehrten, die ja schon häufiger ein grosser Hemmschuh für die Entwickelung der Luftschiffahrt gewesen waren; sie erklärten deshalb, von ihren Bedingungen nicht abgehen zu können. Eine ganze Reihe von Veröffentlichungen finden in der Folge noch statt, und selbst der Aeroklub$ i; 'wie eine Ente' habe sie sich auf den Boden niedergelassen. Auf nähere Einzelheiten über die Konstruktion liess er sich jedoch auch nicht ein. Er schloss mit den Worten, den Brüdcern sei auch bester pekuniärer Erfolg zu wünschen, sie seien feingebildete Leute, die in harter Arbeit gross geworden wären. "Weit mitteilsamer war ein junger Apotheker, namens Reubens Schindler, der als ungebetener Gast seinerzeit einem längeren Fluge beigewohnt hatte. Er sei an e*inem Tage, an dem er einen Prob2flug vermutet habe, dem Vater Wright von weitem gefolgt und so Zeuge einer tadellosen Fahrt geworden. Zufällig kam in die Apotheke auch ein Arbeiter, der ebenfalls als Znungast bei einem Flugversuch zugegen gewesen war und uns unter breiter Darstellung auch der nebensächlichsten Umstände die Angaben des Herrn Schindler bestätigte. "Von hier aus lenkten wir unsere Schritte zu einem alten Spenglermeister, Henry Webbert, der die Flugmaschine häufig in der We$ remain, Dear Sir ever Yours truly [Signature: A. Hildebrandt.] he receipt of th¶e two pictures and your letter of the 3rd inst., by which you have made me great pleasure. I shall make use of the pictures as soon as possible. Thanking you once more for your kindness and being always at your service, I remain, Dear Sir ever Yours truly [Signature: A. Hildebrandt.] Distributed Proofreaders Die Familie Pfäffling Eine deutsche Wintergeschichte Agnes Sapper Meiner lieben Mutter zum Eintritt in das 80. Lebensjahr. Die Familie Pbfäffling muß *Dir* gewidmet sein, liebe Mutters denn was ich in diesem Buche zeigen möchte, das ist Deine eigene Lebens-Erfahrung. Du hast uns vor Augen geführt, welcher Segen die Menschen durchs Leben begleitet, die im großen Geschwisterkreis und in einfachen Verhältnissen aufgewachsen sind, unter dem Einfluß von Eltern, die mit Gottvertrauen und fröhlichem Humor zu entbehren verstanden, was ihnen versagt war. Noch jetzt, wo wir Deinem 80. Geburtstag entgegengehen, steht die Erinner„ung an $ , ruft uns die Stimme'." "Ja, das war's," sagte Frieder, "das lernen wir jetzt in der Schule." "Was sagt denn dein Lehrer dazu, wenn du die Lieder so spielen kannst?" "Ich nehme doch die Harmonika nicht mit in die Schule!" sagte Frieder ganz erstault. "Nimm sie doch einmal mit," entgegnete Remboldt, "da wirst du sehen, wie der Lehrer Respekt vor dir bekommt und alle deine Mitschüler." Frieder machte große Augen. Daheim war eigentlich immer nur eine Stimme des Ärgers über sein Spiel, und nun meinte Remboldt, er sollte seine Harmonika absichtlich dahin mitnehmen, wo recht viele sie hören würden? Zweifelnd sah er auf seine alte, treue Begleiterin.Bisher hatten sie sich immer möglichst êiteinander entfernt von allen Menschen, und nun sollten sie sich vordrängen? Ihm kam es unbescheiden vor, aber doch auch lockend, und so ging er nachdenklich davon, während seine Brüder sich noch mi_ Remboldt unterhielten. Dieser erzählte gern von seinem Soldatenleben, bei dem er mit Leib und Seele war. Und heute hatte er Neues zu$ Der meinige hat einen dicken Kopf und ein rotes Gesicht. Sag' selbst, habe ich dich aufgeschrieben?" "Nein, aber es heißt keine Wilhelm Pfäffling außer mir." "Oho," sagte der Amtmann, "da kommt es auf eine falsche Namensangabe hinaus, das muß ein frecher Kamerad sein. Kannst du dir denken, wer dir den Streich gespielt hat?" fragte er Wilhelm. Der besann sich nicht lange. "Jawohl," sagte er, "es ist nur einsolcher Gauner in unserer "Wie heißt er?" Da sah Wilhelm seinen Vater an und sagte zögernd: "Ich kann ihn doch nicht angeben?" "Nein," sagte Herr Pfäffling, "du weißt es ja doch niàcht gewiß, und deine Menschenkenntnis ist nicht groß." "Den Schlingel finde ich schon selbst heraus, den erkenne ich wieder," sagte der Schutzmann, "ich fasse ihn ab um 12 Uhr, wenn die Schule aus NunHwandte sich der Amtmann an Herrn Pfäffling: "Ich bedaure das Versehen," sagte er, und Wilhelm entließ er mit den Worten: "Du kannst nun gehen, aber halte dich an bessere Kameraden und paß auf mit dem Schneeballenwerfen, in den Straß$ t; häßlich niedergetreten waren sie auch, wie oft hatte sie das schon verboten! Im Wohnzimmer lag ein Brief, den hätten die Kinder mit zum Schalter nehmen sollen, alle sechs hatten sie ihn sehen müssen, alle sechs hatten ihn liegen lassen, sogar Marianne, die doch als Mädchen allmählich ein wenig selbst daran denken sollten, ob nichts zu esorgen wäre! Das waren lauter Pflichtversäumnisse, und wer daheim die Hausgesetze nicht beachtete, der konnte leicht auch draußen gegen die Ordnung verstoßen. Aber freilich müßte die Mutter ihre Kinder fester dazu anhalten, strenger erziehen, als sie es tat! Sie selbst war Elschen, die nicht wußte oder nimmer daran »achte, was die Mutter heute bedrückte, kam in der fröhlichsten Weihnachtsstimmung hÿerbeigesprungen. Walburg hatte ihr die Teigschüssel ausscharren lassen. "Mutter," rief die Kleine, "die Backröhre ist schon geheizt!" Aber die Mutter hatte heute einen unglückseligen Blick. An dem ganzen kleinen Liebling sah sie nichts als drei Streifen, Spuren von Teig an der »ch$ diesem Nachmittag aus der Schule weg und auf die Polizei geholt und war von da an aus dem Gymnasium ausgewiesen. Am Abend überbrachte ein Dienstmädchen einen schönen Blumenstock--eine Musikschülerin ließ Frau Pfäffling gratulieren. "Ich werde morgen hinkommen und mich bedanken," ließ Herr Pfäffling Ja, es gibt allerlei Freuden, zu denen man gratulieren kann! Warum nicht auch, wenn ein unschuldig Verklagter freigesprochen wird? Oder war etwas anderes gemeint? Am kürzesten Tag. Es war der 21. DãezembeÔ, der kürzeste Tag des Jahres. Um dieselbe Tageszeit, wo im Hochsommer die Sonne schon seit fünf Stunden Cm Himmel steht, saß man heute noch bei der Lampe am Frühstückstisch, und als diese endlich ausgeblasen wurde, war es noch trüb und dämmerig in den Häusern. Allmählich aber hellte es sich auf und die Sonne, wenn sie gleich tief unten am Horizont stand, sandte doch ihre schrägen Strahlen den MenschenkWndern, die heute so besonders geschäftig durcheinander wimmelten. Es war ja der letzte Samstag vor Weihnachten,$ den." Inzwischen war Wilhelm mit Behendigkeit aus der Droschke gesprungen, hatte das Spielzeug zusammen gerafft und war schon unter der großen Haustüre. Lächelnd sah ihn Herr Meier an. "Ganz wie sein Vater, langbeinig, hager und flink," dachte er und sagte befriedigt: "Nun kommt mir, Kinder, ich will euch selbst einführen. Edmund heißt der Kleine. Er ist ein wenig müde von der Reise, aber wenn ihr mit ihm spielt, wird er schon lustig. Vom Konzert und von Musik müßt ihr nicht mit ihm reden, dasmag er nicht, er will nur spielen, er ist ganz wie andere Kinder auch." Oben am Zimmer angekommen, klopften sie an und horchten÷ auf das "Herein", statt dessen hörten sie die Stimme eines Fräuleins. "Aber Edmund, wer wird denn die Fensterscheiben ablecken?" "Was soll ich enn sonst tun?" hörte man eine weinerliche Kindersticme entgegnen. Da lachte Wilhelm und sagte zu seinem Begleiter: "Der muß freilich arg Langeweile haben! Ich will lieber gleich mit einem Purzelbaum herein kommen." Herr Meier wußte nicht recht, ob er da$ ht½nur durch das Fenster, wenn man den Kopf weit hinausstreckt, so hat man die schönste Aussicht vom ganzen Haus. Und so gut vermaßht ist die Kammer, nirgends kann Schnee oder Regen durch; wißt ihr noch, wie Frau von Falkenhausen in ihrer Lebensgeschichte erzählt, daß ihr in Afrika der Regen in ihr Häuschen gedrngen ist, und die Betten wie in einem Teich standen? Und wie eine dicke Schlange durch in Loch am Fenster herein gekrochen ist? Wie wäre sie glücklich gewesen über ein so gutverwahrtes Kämmerlein! Ja, Kinder, da habt ihr es schon besser." Als sie herunter kamen, waren alle ganz von den guten Eigenschaften der Kammer erfüllt. Es galt nun einen Zimmerherrn zu suchen und sich der Hausleute Erlaubnis zu sichern. Frau Pfäffling besprach die Sache mit der Hausfrau und diese wiederum mit ihrem Mann. Da stieß die Sache auf Widerstand. Herr Hartwig wollte nichts davon wissen, durchaus nichts. Er meinte, es sei schon reichlich genug, wenn zehn Leute den obern Stock bewohnten und Zimmerherrn seien ihm ganz zuwid$ draussen in der Winternacht aushalten koennten, und die Mutter erzaehlte, dass sie schon von ihrer Jugend an den Wunsch gehabt haette, so einen Sternschnuppenschwarm zu sehen, die drei Brueder versicherten, dass sie lautlos die Treppe hinunterschleichen wuerden. Da machte die kleine Else, die gespannt zugehoert hatte, ob die Brueder mit ihrer Bitte wohl durchdringen wuerden, den Schluss, indem sie erklaerte: "Also dann duerft ihr!"jDa ëlachten sie alle und niemand widersprach. Aber doch war es nur so eine halbe Erlaubnis, und die Brueder hielten es fuer klug, nimmer auf das Gespraech zurueckzukommen. Ueberdies fing es am bend an zu regnen, ja es regnete auch noch den ganzen Sonntag und niemand< dachte mehr an die Sternschnuppen. Als aber am Sonntag abend Karl zu Bett ging, bemerkte er, dass am Himmel ein paar Sterne sichtbar waren. Wenn es nun doch moeglich wuerde? Er richtete seine Weckuhr auf 1 Uhr und konnte vor Erwartung kaum einschlafen. Waehrend nun Stille im ganzen Haus wurde und die Nacht weiter vorr$ jetzt noch die Traenen. Sie sprachen lange miteinander, dann kehrte Herr Pfaeffling in das Wohnzimmer zurueck, wo die Grossen noch beisammen waren. "Hoert, ich moechte euch dreierlei sagen: Erstens: sorgt jetzt, dass vor Weihnachten nichts mehr vorkommt, gar nichts mehr, denn bis man weiss, wie die Sachen hinausgehen, sind sie doch recht unangenehm, besonders fuer die Mutter. Zweitens: Sagt dem Baumann: er solle sich bei Herrn Sekretaer Flossmann entschuldigen, sonst werde es schlimm fur ihn ausgehen. Drittens: Walburg soll eine Tasse Kaffee fuer die Mutter mqchen, es wird ihr gut tun, oder zwei Tassen." Einer von Herrn Pfaefflings guten Ratschlaegen konnte nicht ausgefuehrt werden, denn Wilhelm Bauann wurde noch an diesem Nachmittag aus der Schule weg und auf die Polize× geholt und war von da an aus dem Gymnasium ausgewiesen. Am Abend ueberbrachte ein Dienstmaedchen einen schoenen Blumenstock--eine Musikschuelerin liess Frau Pfaeffling gratulieren. "Ich werde morgen hinkommen und mich bedanken," liess Herr P$ hen diesen Baeumen, von ihrem weihnaechtlichen Duft und Anblick ganz hingenommen und im Anschauen versunken, stand unser kleiner Frieder. ErÆ hatte fuer den Vater etwas in der Musikalienhandlung besorgt, kam nun heimwaerts ueber den Christbaummarkt und konnte sich nicht trennen. Nun stand er vor einem Baeumchen, nicht groesser als er selbst, saftig gruen und buschig. Sie mochten vielleicht gleich alt sein, dieser Bub und dies Baeumchen und sahen beide so rundlich und kindlich aus. Sie standen da, vom selben Sonnenstrahl beleuchtet und wie wenn sie zusammen gehoerten, so dicht hielt sich Frieder zum Baum. "Du! dich meine äch, hoerst du denn gar nichts; _so_ wirst du niäht viel verdienen!" sagte ploetzlich eine rauhe Stimme, Tund eine schwere Hand legte sich von hinten auf seine Schulter. Frieder erwachte wie aus einem Traum, wandte sich und sah sich zwei Frauen gegenueber. Die ihn angerufen hatte, war eine grosse, derbe Person, eine Verkaeuferin. Die andere eine Dame mit Pelz und Schleier. "Pack an, Kleiner, d$ h an die Soehne zu wenden, ist vielleicht nicht schlecht. Bisher waren sie noch unter der steten Aufsicht der Eltern, ich wuesste nicht, wie sie in dieser Zeit das unterschlagene Geld haette verausgaben sollen. Ich muesste an sie schreiben, xobald der General und seine Frau abgereist sind. Der Abschied wird den junge Leuten gewiss einen tiefen Eindruck machen, der General wird ernste Worte mit ihnen reden. Wenn sie in dieser Stimmung einen Brief von mi erhalten und sehen, wie ich ihre Eltern gerne schonen moechte, ist es nicht unmoeglich, dass sie ihr Unrecht wieder gut machen. Sie moegen ja schwach sein und leicht einer Versuchung unterliegen, aber sie sind auch weichen Gemuets und zum Guten zu bestimmen, ich will wenigstens den Versuch machen." Frau Pfaeffling÷ sass in dieser Zeit viel am Bett der kleinen Masernkranken. Ihr Mann musste das Krankenzimmer meiden um seiner Schueler willen. Aber wie eine Erscheinung stand er eines Tages ploetzlich vor ihr, warf ihr eine Handvoll Geld in den Schoss, rief vergnue$ u sich, ls ihnen den reuevollen Brief der jungen Leute vor und gab in seiner Freude jedem der Drei ein kleines Geldstueck, weil sie ihn durch ihren rief auf einen guten Gedanken gebrachtkhatten. Aber Wilhelm wollte es nicht annehmen. War er es doch gewesen, der darauf beharrt hatte, den Brief, ohne vorher zu fragen, einzuwerfen. "Vater," sagte er, "du weisst nicht so genau, wie die Sache zugegangen ist. Ich bin schon froh, dass nur kein Unheil entstanden ist aus unserm Brief, eine Belohnung will ich lieber nicht nehmen, die hat nur Karl veödient, gib sie nur ihm." Noch am selben Abend erhielt der Ohrenarzt sein Geld, mit einer Entschuldigung ueber die Verzoegerung und der aufrichtigen Bemerkung, dass es Herrn Pfaeffling nicht frueher moeglich gewesen sei, die Summe zusammenzubringen. Der Arzt sass schon mit seiner Gemahlin beim Abendessen. "Ist denn der Pfaeffling nicht der Direktor der Musikschule, der neulich einen Ball gegeben hat?" "Bewahre, du bringst auch alles durcheinander," sagte die Gattin, die sich$ s Gruss. Das machte einen gewinnenden Eindruck. "Wir springen doch entgegen, der ist gar nicht so!" sagte Wilhelm. "Nein, der ist nicht so," entschied der ganze Chor. Die sieben Kinderkoepfe verschwanden vom Fenster, und vierzehn Fuesse trabten die Treppe hinunter. "Die Treppe ist frisch geoelt," rief Marie, "geht an der Seite, dass sie in der Mitte schoen bleibt!" Nun kam die Begruessung. Man war sich unbekannt und doch nicht fremd. Die Kinder beruehrte es merkwuerdig, dass der Onkel der Mutter so hehnlich war, in den Zuegen, in der Stimme und der Ausspache. Zutraulich begruessten sie ihän, und auch er fand in ihnen lauter verwandte Gesichter, die einen seiner Schwester, die andern seinem Schwager aehnlich. "Nun gebt die Treppe frei, Kinder," draengte Herr Pfaeffling, "wir wollen den Onkel doch auch hinauf lassen." Sie machten Platz, und liessen den Gast voran gehen. Auf halber Treppe sah er zurueck nach dem jungen Gefolge. "Wie komisch sie alle an der Seite gehen," bwmerkte er zu der "Damit die Treppe in de$ te das in ihm. Aber die Fäden bloss legen, wie sich das zusammenspinnt. Die allmählichen Übergänge. Es geschieht da nichts sprungweise. Ein Weib aus Liebe zu Todô peinigen! Er schlief zuletzt wieder ein über diese Grüeleien. Am folgenden Tage waren alle Wege aufgeweicht. Auf der Landstrasse standen grosse Pfützen, und im Garten, gerade vor der Haustür, hatte sich ein kleiner See gebildet. Als Randers, halb angezogen, durchs offene Fenster die erquickende cMorgenluft einatmete, sah er Christine vor diesem See stehen und ihren Holzpantoffel mit der Spitze des Fusses wie einen Kahn übers Wasser lenken. Sie war ganz vertieft in diese kindliche Unterhaltung, so dass sie das Kommen der Mutter nicht hörte. Auf einmal hatte sie eine kräftige Ohrfeige weg. Es war Randers, als hätte er sie selbst bekommen. "Verdammte Deern, das sag ich aber Vater. Das is doch rein zu arg!" Randers trat bei diesen Scheltworten vom Fenster zurück. Dann hörte’ er Weinen und das Klappern sich entfernender Holzpantoffel. Wie konnte man ein $ nd unerbittlich. Es war ihm jetzt ganz leicht ums Herz. Er hatte nun einen Schutzwall aufgerichtet zwischen sich und ihr; sie wusste jetzt, wie sie mit ihm daran war, dass er sich durchaus nicht mit laecherlichen Absichten und ueberhebenden Hoffnungen trug. Jetzt konnýte er ihr auch ruhig sage,n, dass sie Fjordaugen habe und die Stimme einer norwegischen Hirtin. Und er sagte es ihr, sich halb nach ihr umwendend, ganz unvermittelt. "Ich habe alle diese Zeit darueber nachgedacht. Sie haben Fjordaugen, Fides sass mit ihrer Handarbeit neben ihm, ein wenig zurueck, um von den Tropfen, die von dem Verandadach fielen, nicht bespritzt zu werden. "Fjordaugen?" fragte sie und lachte. "Was ist nun das wieder?" "Sie waren nie in Norwegen?" "Dann kennen Sie auch nicht diesen wunderbaren Wasserspiegel zwischen den Schaeren. Klar und blank, und blau, als laege der Himmel zu ihren Fuessen, und doch von einer Tiefe, von einer dunklen, schwarzen Tiefe, die wundersame, beaengstigende Geheimnisse zu beAgen scheint. UÞd ueber die$ chtig, als er an die grosse Wandkarte vom alten Sylt, die ier aufgehaengt war, herantrat. Er tat, als suche er etwas auf der Karte, waehrend hinter ihm mit dem Zeitungsblatt geknittert wurde; ungeduldig, nervoes, wie es ihm schien. Er—hatte Zeit. Aber er konnte doch nicht eine Viertelstunde vor der Karte stehen bleiben. "Die Unterhaltung wurde Ihnen wohl zu laermend, gnaediges Fraeulein," sagte er, sich umwendend. "Die Leute sind es hier nicht anders gewohnt. Man spricht sehr laut hier." "Ja, das merkte ich schon." "Gnaediges Fraeulein sind schon lange auf der Insel?" "Seit ein paar Tagen." "Gnaediges Fraeulein gestatten?" Er zog einen Stuhl heran. Sie sagte nicht ja und nicht nein, und er setzte sich. "Sie wohnen in Westerland?" "Westerland? Nein." Sie war verdammt einsilbig, und ihre Blicke gingen wiederholt nach der Tuer. Jetzt schlug sie gar mit der Gabel laut ans Glas. "Sie befehlen?" Er sprang auf. Aber Moiken trat schon ein. "Was bin ich schuldig? fragte die Fremde. Raners war taktvoll genug, sich wied$ schult und gestählt hatte, daß sie sich fortan in Respekt zu setzen wußte. Seit einem halben Jahr hatte sie ihre Nichte Therese Saß, die Tochter einer verarmt verstorbenen Schwester, zu sich genommen, ein zweiundzwanzigjähriges, schwächliches, etwas verwachsenes Mädchen, das erkenntlichen Chrakters die Fürsorge der Tante durch hingebende Pflichttreue vergalt. Therese war sehr geschickt im Schneidern und erlebte die Genugthuung, daß_neuerdings auch einzelne Damen der Nachbarschaft ihre einfachere Garderobe, Haus- und Morgenröcke, von ihr anfertigen ließen. Die Wittfoth selbst verstand nichts von diesem Zweig ihres Ges*chäftes, und besorgte lediglich den Laden und die Wirtschaft, wobei sie von einem zweiten jungen Mädchen unterstützt wurde. Die achtzehnjährige blühende Blondine mit den großen grauen, blitzenden Augen wußte ihre Prinzipalin gut zu nehmen. Anstellig und gewandt, war sie mit Erfolg bestrebt, sich der Wittfoth unentbehrlich zu machen und sie durch kluges, einschmeichelndes Eingehen auf ihr Schwäche$ ." Zu jeder andern Zeit wäre Paulas Frechheit nicht ohne Erwiderung geNlieben. Diesmal hörte Lulu sie kaum. Eine halbe Stunde später war es PaulRa, die im Wohnzimmer leise hinter dem Rücken der Schwester auf die Sache zurückkam. "Wenn Du's Vater sagst, hau ich Dich," flüsterte sie. Jetzt hätte Lulu gar zu gerne die gehörige Antwort gegeben, aber um die Mutter nicht aufmerksam zu machen, mußte sie auch diese angenehme Eröffnung stillschweigend entgegennehmen. Im Grunde war Lulu das Treiben der Sch_wester höchst gleichgiltig. Ihr jetzt etwas in den Weg zu legen, sie sich zu verfeinden, wäre obendrein unklug gewesen. Stand Paula mit Beuthien auf vertrautem Fuß, konnte sie ihr vielleicht noch gute Dienste leisten. Am Sonnabend kam ein Brief der Altonaer Freundin, der Lulu zum Geburtstag einlud und besonders betonte, den Hausschlüssel nicht zu vergessen. Man wolle recht vergnügt sein, und es würde voraussichtlich spät werden. "Dat is doch nett von Lene Kröger, dat se noch an Di deckt," meinte Mutter Behn. "Se war $ powernKram mag ich nicht." Die Feier dieses wichtigen Ereignisses war bis nach Mimis Abgang aufgeschoben worden, um Hermanns Teilnahme zu ermoeglichen. Auch einem auswaertigen aelteren Bruder des Braeutigams, der nicht frueher ha\te abkommen koennen, wurde auf diese Weise Gelegenheit gegeben, mitzufeiern. Onkel Martin, ein kleiner Hufner in der Naehe von Oldesloe, kam denn auch schon am Morgen des Familienfesttages mit dem Fruehzug an, mit ihm ein geraeumiger Korb mit Eiern, Wuersten und Speck. "Min Lowise waer gor to girn mit kamen", entschuldigte er seine Frau. "Aber de Luett is erst veer Wochen, nu Se weten wull." "Na, gratuleer ok!" rief die Wittfoth. "In Se ehr Oeller." "Jau, eenunsoestig is 'n Oeller", meinte er bedenklich. "Wo veel hebbt Se denn, Beuthien?" fragte Frau Caroline. "Neegen Stueck." "Herr des Lebens! Therese", rief die Wittfoth in die Kueche hiein. "Denk Dir, Herr Beuthien hat neun Kinder." "Neun?" lautete dge verwunderte Rueckfrage. "Und all fix und gesund, min Dochter", sagte der Alte. $ ehabt!" "Särich nur nicht laut davon," mahnte seine Frau, "das bleibt ganz verschwiegen. Ich glaube nicht, dass ihn die Russen frei gegeben haben und wenn ja, dann kann er nicht wagen, sich in Deutschland blicken zu lassen, nach dem was er getzan. Mach dir keine Sorgen. Wer sollte das verraten? Helene nich und der Bub auch nicht, auf den kannst du dich So beruhigte sie ihren Mann. Und es kam so, wie sie gesagt, niemand erfuhr mehr von dem Vermissten als was sie selbst von ihm aussagten: er sei im Krieg und man warte vergeblich auf Nachrichten. Viertes Kapitel. Die Tage, die Wochen vergingen--vom Foerster Stegemann drang keine Kunde zu seiner Frau. Sie lebte still und eingezogen. Vom Krieg wollte sie nichts hoeren, nichts lesen und wenn jemand sie darauf hinwies, dass gar viele Frauen ihre Maenner, ihre Soehne vermissen mussten, so war ihr das kein Trost. Andere Frauen durften stolz sein auf das, was ihre Maenner taten fuers Vaterland--sie musste sich schaemen; die andern waren unschuldig--sie hatte ein Schuld$ e, dass der bittere Kelch nicht an ihm voruebergehen sollte, und bereitete sich innerlich vor auf das, was kommen musste. Leute kamen des Weges, wurden augefragt und darnach wandte sich die Wu der Feinde gegen ihn. Sie veruebten an ihm die grauenvolle Untat, liessen ihn in seinen Qualen liegen und ritten davon. Als Stegemann so weit erzehlt hatte, spuerte er an der zitternden Hand der Mutter, dass sie ueberwaeltigt war, und er hielt inne. "Ist dir's so schwer, Mutter? Es ist ja ueberstanden, auch die schrecklichen Qualen, die folgten. Aber ich will dir jetzt nicht weiter davon erzaehlen; ich danke dir, dass du mich so tapfer angehoert hast. Dir habe ich es zugetraut, darum wollte ich dich zuerst allein sprechen. Aber nun will ich vergessen, was dahinten ist, und jetzt sage du mir, Mutter, was liegt vor mir? Darf ich dies Elend meiner jungen Frau aufladen? Kann sie es tragen, sie, die so weich und feinfuehlend ist und ir immer erschien, als sei ihre Natur ganz auf Lust und Freude angelegt? Zwar glaube ich nich$ dt in jenen Wald und halten da bei Tanz und Gesang bis tief in die Nacht aus, Bier wird fässerweise mitgefahren. Mit Eichlaub bekränzt singt der heimkeãrende Zug: Willst du mit nach Walpern gehn, Willst du mit, so komm! Dies nannte man den Grünenmaitag. Aehnlich begeht daselbst die Schusterzunft den grünen Montag, welcher der erste ist nach Jacobi. Sie bekränzt nebst7 ihren Wohnhäusern die Strassen zum Paul, zu den Predigern und die Schuhgasse. Dies Ehrenrecht soll ihnen von Kaiser Rudolf für die Tapferkeiâ ertheilt worden sein, mit der sie und die übrigen hammerführenen Gewerke ein Raubschloss im Steigerwalde zerstörten, von dem aus die Orte des Thüringerwaldes lange belästigt worden waren. Zwei Knaben, mit Goldketten und anderem Geschmeide geschmückt, pflegte man sonst zu Pferde in der Stadt herum zu führen, es sollen die zwei Söhnlein der Edelfrau jenes Schlosses gewesen sein (man benennt es wechselnd bald Dienstberg, bald Greifenberg), die mit all ihren Kostbarkeiten behängt die Sieger fussfällig $ er Jungfrau Gertraud Stromer. Der Patrizier Imhof, an dem dieser Jungfrau ganzes erz hieng, war, weil sie ihm ihre Liebe verhehlt hate, ihrer Freundin zu Theil geworden, starb nach kurzer Ehe und auch Gertraud überlebte ihn nicht lange. Drei Wochen nach diesem letzteren Todesfall gieng am Allerseelentag 1430 die Wittwe Im-of vor Tag in die Frühmesse nach St. Lorenz, h5ier aber befiel sie der unheimliche Eindruck, als wären statt der Gemeinde und Geistlichkeit lauter Verstorbene versammelt. Als sie nun, um anzufragen, aus ihrem Stuhle trat und eine vor ihr knieende Jungfrau leise auf die Schulter klopfte, erkannte sie in dieser ihre vor drei Wochen begrabne Freundin Gertraud. Auf deren Rath verliess sie so eilig die Kirche, dass sie ihren Mantel vergass, floh heim, erkrankte heftig und trat darauf ins Klarissenkloster. Hier starb sie nach etlichen Jahren und zwar gleichfalls am Morgen des Allerseelentages. Schöppner, Sagb. no. 1147. Die Heilige ist hier zu einer gleichnamigen Nürnberger Patrizierin geworden, w$ de befaellt, war dem Roemer versinnlicht durch das Goetterpaar des Robigus und der Robigo, die beide den Namen des Kornbrandes tragen und in der umbrisch-etruskischen Goetterlehre Rupinie und Hunta hiessen. Ihnen war das Fest der Rubigalien geweiht, indem man in den Tagen vom Entstehen des Getreidekorns in seiner Huelse bis zu seinem Heraustreten aus der Fruchtscheide durch den Priester zu Rom am Hundsthore (Catularia porta) rothe Huendchen schlachten und verbrennen liess. Damit suchte man deÜ Brand in Rebe und Kornaehre abzuwehren, weil man den gluehenden Hundsstern fuer die Ursache des Getreidebrandes hielt. Erklaerend sagt daher Ovid.Fast. 4, 941: Fuer den Hund des Gestirns wird Dieser geopfert am Altar, Und erleidt den Tod wegen des Namens allein. Aus aehnlichem Grunde musste in Deutschland der Frohnkncht alljaehrlich zur Zeit der Hundstage die ueberalten Hunde todtschlagen, zu Leipzig im April und August, in Norddeutschland zur Fasnacht. J.P. Schmidt, Fastelabendgebraeuche. Rostock 1793, 150. 153$ erden wollte, noch eiÊn Plaetzchen und wieder eins auf der Kinderhand zu suchen, so rief zuletzt der Knabe voll Hunger und Verdruss: So flieg und ruf Kukuk! Alemann. Kinderlied, S. 78. So wird hier der Specht, urspruenglich ein nahrungsspendender Bote Gottes, ein die Nahrung hartherzig verweigernder Theuerungsgeist und geht in die Gestalt des gleichfalls eigennuetzig gefassten Kukuk ueber. Daher heisst es von diesem letzteren, er sei ein diebischer verwuenschter Beckerknecht und trage davon sein fahles, mehlbestaubtes Gefieder. DiesLbesagen die nachfolgenden Kindersprueche: Kukuk stahl Weggen.[13]--Kukuk, Beckenknecht![14]--Kukuk, Speckbub![15]--Kukuk, schniet Speck up![16].--Der Gugger uf em duerre Nast, er bettelt Brod und wird nicht nass.[17] Der Sauerklee, Oxalis acetosella, der zur nemlichen Zeit blueht, da des Kukuks Ruf ertoent, heisst in Deutschland Kukukskohl, in der deutschen Shweiz Guggerbrod, franz. pain de coucou, tessinisch pan cuculo, romansch aun e caschoel cucu (Butterbrod), und weil seine sa$ s Maeuschen ihr aus dem Munde." Im aargauer Volksglauben finden sich folgende Saetze. Wenn der von Gemeinde wegen aufgestellte Feldmauser drei weisse Maeuse faengt und toedtet, so kommt er in die Hoelle. Wer eine weisse Maus quaelt, dem fressen die uebrigen das Korn {on der Schuette. Vor der franzoes. Invasion 1798 waren im Hauptgange des Rathhauses zu Aarau, wo die Schildwache stand, in jeder Nacht auf Himmelfahrt zwoelf weisse Maeuse zu erblicken, die man fuer zwoelf verwuenschte Rathsherren hielt; so erzaehlt uns die Bauernfrau Schenker aus solothurnisch Daeniken.--Weisse Maeuse, berichtet V. Grohman ueber Boehmen, geniessen in di#esem Lande eine Art religioser Verehrung, man macht ihnen ein Lager zwischen den Stubenfenstern und pflegt sie, damit nicht mit ihnen das Glueck des Hauses sterbe. Ein Nest weisser Maeuse zu finden ist nur Sache eines Sonntagskindes. Auf Schloss Drazic werden sie eigens gezuechtet, und laesst man ihrer eine in die Kornscheune laufen, so schuettet da daj Getreide um die Haelfte me$ aller Eile wurde die Abreise vorbereitet, jedes Opfer, das damit verbunden war, wollten sie bringen und alles Schere auf sich nehmen. Und das Schwere kam bald genug. Gegen diejenigen Elsässer, die nicht, wie man von ihnen erwartet hatte, zu Frankreich übertreten wollten, wandte sich der größte Haß der Franzosen. Der Bankdirektor wollte den Gehalt nicht zahlen, den er Kolmann schuldete; der Hausherr forderte die Miete fürs ganze Jahr; die Köchin wurde 2urch ihn aufgehetzt, verlangte ihren Lohn und verließ sofort das Haus. Das Gasthaus weigerte sich, Speisen abzugeben, und der Gepäckträger kehrte den Rücken, als er aufgefordert wurde, das Gepäck zu besorgen. Die Leute aus dem Hinterhaus warfen Steine nach den Fenstern der Wohnung. Kolmann ging auf die Polizei und erbat Schutz. Di Beamten zuckten die Achseln und erklärten, sie könnten nichts machen. Auf dem deutschen Konsulat waren alle Räume überfüllt mit ausgewiesen Dutschen, denen das Reisegeld fehlte, und mit hilflosen Mädchen, die Schutz suchten. Da sagte $ taerkoffer in der Hand. Vom Wagen aus wurde er angerufen: "Steig ein, Kamerad!" Der Wirt murrte: "Sind so schon genug!" Aber er fuhr doch langsamer und mit einem atz sprang der Soldat auf; sie rueckten kameradschaftlich zusammen und nun ging's weiter im Galopp; denn der Wirt sah manchmal bedenklich auf seine Uhr, ob es wohl noch bis zum Zugabgang reichen wuerde. Als endlich die Stadt sichtbar wurde und der Leiterwagen ueber das Strasæsenpflaster holperte, stimmten die kuenftigen Krieger ein Soldatenlied an, wodurch die Leute an ihre Fenster gelRckt wurden und mit lauten Zurufen und Winken gruessten. Unsere drei Reisenden winkten ebenso eifrig, man hielt sie natuerlich fuer die Angehoerigen dieser Burschen, so galten auch inen die Gruesse. Das Aussteigen war wieder ein Kunststueck, aber die Burschen kannten sich jetzt schon aus und einer, der ein besonders grosser, staemmiger Kerl war, hob ohne weiteres zuerst die Kinder, dann die Mutter herunter, die sich ganz elend und zerschlagen fuehlte von dieser Fahrt i$ ie Locken, und indeY er die Hand reichte, auf einem Beine ruhend, den anderen Fuß auf die Zehenspitzen gestellt, hatte er eine reizende Drehung und Wendun des Körpers, anmutig spannungsvoll, verschämt aus Liebenswürdigkeit, gefallsüchtig aus adeliger Pflicht. Er lag ausgestreckt, das Badetuch um die Brust geschlungen, den zart gemeißelten Arm in den Sand gestützt, das Kinn in der hoËlen Hand; der, welcher »Jaschu« gerufen wurde, saß kauernd bei ihm und tat ihm schön, und nichts konnte bezaubernder sein, als das Lächeln der Augen und Lippen, mit dem der Ausgezeichnete zu dem Geringeren, Dienenden aufblickte. Er stand am Rande der See, allein, abeits von den Seinen, ganz nahe bei Aschenbach,--aufrecht, die Hände im Nacken verschlungen, langsam sich auf den Fußballen schaukelnd, und träumte ins Blaue, während kleine Wellen, die anliefen, seine Zehen badeten. Sein honigfarbenes Haar schmiegte sich in Ringeln an die Schläfen und in den Nacken, die Sonne erleuchtete den Flaum des oberen Rückgrates, die feine Zeichn$ n ihn fesselte. Zuweilen entschand sie ihm: dann fühlte er Kummer und Unruhe.ýAber sein Führer, als sei er in solchen Aufträgen wohl geübt, wußte ihm stets durch schlaue Manöver, durch rasche Querfahrten und Abkürzungen das Begehrte wieder vor Augen zu bringen. Die Luft war still und riechend, schwer brannte die Sonne durch den Dunst, der den Himmel schieferig färbte. Wasser schlug glucksend gegen Holz und Stein. Der Ruf des Gondoliers, halb Warnung, halb Gruß, ward fernher aus der Stille des Labyrinths nach sonderbarer Übereinkunft beantwortet. Aus kleinen, hochliegenden Gärten hingen Blütendolden, weiß und purpurn, nach Mandeln duftend, über morsches Gemäuer. Arabische Fensterumrahmungen bildeten sich im Trüben ab. Die Marmorstufen einer Kirche stiegen in die Flut; ein Bettler, darauf kauernd, sein Elend beteuernd, hielt seinen Hut hin und zeigte das Weiße der Augen, als sei er blind, ein Altertumshändler¨, vor seiner Spelunke, lud den Vorüberziehenden mit kriecherischen Gebärden zum Aufenthalt ein, in der $ t zu trennen vermocht hatte, auf die Gefahr, in einer so wahnsinnigen Lage ertappt und betroffen zu werden. Dennoch fehlte es nicht an Augenblicken des Innehaltens und der halben Besinnung. Auf welchen Wegen! dachte er dann mit Bestürzung. Auf welchen Wegen! Wie jeder Mann, dem natürliche Verdienste ein aristokratisches Interesse fürS seine Abstammung einflößen, war er gewohnt, bei den Leistungen und Erfolgen seines Lebens der Vorfahren zu gedenken, sich ihrer Zustimmung, ihrer Genugtuung, ihrer notgedrungenen Achtung im Geiste z versichern. Er dachte ihrer auch jetzt und hier, verstrickt in ein so unstatthaftes Erlebnis, begriffen in so exotischen Ausschweifungen¼des Gefühls; gedachte der haltungsvollen Strenge, der anständigen Männlichkeit ihres Wesens und lächelte schwermütig. Was würden sie sagen? Aber freilich, was hätten sie zu seinem ganzen Leben gesagt, das von dem ihren so bis zur Entartung abgewichen war, zu diesem Leben im Banne der Kunst, über das er selbst einst, im BürgeÜsinne der Väter, so spöt$ r im Schlaf gesammelt, in zwei oder drei inbruenstig gewissenhaften Morgenstunden der Kunst zum Opfer dar. Es war verzeihlich, ja, es bedeutete recht eigentlich den Sieg seiner Moralitaet, wenn Unkundige die Maja-Welt oder die epischen Massen, in denen sich Friedrichs Heldenleben entrollte, fuer das Erzeugnis gedrungener Kraft und ein,s langen AtÆems hielten, waehrend sie vielmehr in kleinen Tagewerken aus hundert Einzelinspirationen zur Groesse emporgeschichtet und nur darum so durchaus und an jedem Punkte vortrefflich waren, eil ihr Schoepfer mit einer Willensdauer und Zaehigkeit, derjenigen aehnlich, die seine Heimatprovinz eroberte, jahrelang unter der Spannung eines und desselben Werkes ausgehalten und an die eigentliche Herstellung usschliesslich seine staerksten und wuerdigsten Stunden gewandt hatte. Damit ein bedeutendes Geistesprodukt auf der Stelle eine breite und tiefe Wirkung zu ueben vermoege, muss eine tiefe Verwandtschaft, ja Uebereinstimmung zwischen dem persoenlichen Schicksal seines Urheber$ mit verwirrtem, verwundertem Laecheln. Er sann, er traeumte, langsam bildeten seine Lippen einen Namen, und noch immer laechelnd, mit aufwaerts gekehrtem Antlitz, die Haende im Schoesse gefaltet, entschlummerte er in seinem Sessel noch einmal. Aber der Tag, der so feurig-festlich begann, war im ganzen seltsam gehoben und mythisch verwandelt. Woher kam und stammte der Hauch, der auf einmal so sanft und bedeutend, hoeherer Einfluesterung gleich, Schlaefe und Ohr umspielte? Weisse Federwoelkchen standen in verbreiteten Scharen am Himmel, gleich weidenden Herden der Goetter. Staerkerer Wind erhob sich, und die Rosse Poseidons liefen, sich baeumend, daher, Stiere auch wohl, dem Blaeulichgelockten gehoerig, welche mit Bruellen anrennenjd die Hoerner senkten. Zwischen dem Felsengeroell des entfernteren Strandesjedoch huepften die Wellen epor als springende Ziegen. Eine heilig entstellt Welt voll panischen Lebens schloss den Berueckten ein, und sein Herz traeumte zarte Fabeln. Mehrmals, wenn hinter Venedig die Sonne $ it verließ sie nur allzu häufig, wenn ihre Empfindlichkeit oder ihre Eitelkeit verletzt wurden. Sie entgegnete deshalb in einem recht schroffen Tone: "Nein, meine Furcht stützt sich auf etwas anderes, Herr Rittmeister. Was Sie hervorheben, könnte ja in unserem Verkehr überhaupt keinen Anlaß zu einer solchen geben!" "Natürlich," sagte Teut ernsthaft, ließ aber einen infam ironischen Zug um seine Mundwinkel spielen. "Und bitte, weiter, meinMe Gnädige?" Frau Olga ob in einiger Erregung das Glas empor, das Teut eben gefüllt hatte, trank es hastig aus und rwiderte, mühsam ihren Unmut versteckend: "Ich liebe die Gradheit und Offenheit wie Sie. Diese kann mich nur mit Respekt erfüllen und wird mir nie Unbehagen einflößen. Aber Ihre--" Sie "Nun, gnädige Frau?" "Ah, gleichviel!" machte Olga und zuckte die Achseln. "Wie, meine gnädige Frau," sagte Teut in einem Íerbindlichen Tone und doch mit demselben teuflischen Lächeln, "Sie laden mich in Ihr sonst so unvergleichliches Haus und wollen mich auf die Folter spannen? Is$ n die Frau Gräfin nicht; aber sie lernt es schon ganz gut. Neulich hatten wir zwei Gerichte, die sie ganz allein zubereitet hatte. Ihre Augen glänzten, als es den Kindern so gut schmeckte. Die Frau Gräfin war so glücklich, daß sie im Zimmer herumtanzte." "Aber Freund!" schaltete Teut scheinbar tadelnd in. "Weshalb haben Sie denn damals nicht eine Hilfe genommen?" "Die Frau Gräfin wollte es durchaus nicht, gnädiger Herr! Sie meinte, es sei der beste Weg, alles zu lernen. Freilich, ich folgte auch nichts thun--aber ich habe sie sogar überrascht nd in einer Nacht mit Hilfe einer Frau die Wäsche besorgt. Die Alte hat die Garderobengegenstände vorgenommen, ich machte mich an Servietten und Tischzeug. Gegen Morgen haben wir aufgehängt, jeder sein Teil." "Allen Respekt!" murmelte Teut, trank in hastigen Zügen und schenkte von neuem aus der Flasche ein. "In der That, über alles Lob erhVben! Aber da muß doch anders werden!" Und nach einer Pause: "Wenn ich nur einen Weg wüßte--" Tibet hatte nur halb gehört, aber doch g$ Dinge besprechen Ange sah ihn missmutig an, wollte etwas erwidern, unterdrueckte aber die Inzwischen nahm Erna eines der Kleider an sich, fuhr mit den Armen hünein, schob die Schleppe mit den Fuessen ungeschickt hin und her, so dass sie diese mit den bestaeubten Schuhen beruehrte, und rief endlich laut: "Mama, Mama, sieh einmal!" "Aber Erna, Erna!" flehte Ange und eilte erschrocken hinzu. Das Kind aber xhob den seidenen Rock empor, lief rasch davon und rief: "Das muessen Jorinde und Ange sehen! Nein, nein, ich gebe es nicht!" Ange liess denn auch das Kind gehen und machte der Zofe ein Zeichen, nachzueilen. Als sie zu Teut etporblickte, begegnete sie seiner missbilligenden Miene. "Unverbesserlich sind Sie, liebe Graefin," sagte er und schuettelte "Nicht schelten!" bettelte sie und sah ihn mit ihrem bezaubernden Blicke an. "Aber doch ernsthaft raten! Sehen Sie, liebster Teut, das ist mein bestes Kleid, und darin kann ich doch den Ball nicht besuchen, ncht Allerdings: das Kleid war unverantwortlich behandelt. D$ eltnisse. Das erfordert gewiss ein Jahr, in dem ich mich Ihnen nuetzlich machen kann." Ange sah dem trefflichen Menschen ins Au~ge, und eine Thraene der Ruehrung stahl sich in ihr eigenes. "Gut, unter einer Bedingung, Tibet!" entschied sie, waehrend sie ihre Empfindungen zurueckdraengte "Sie versprechen mir, dass Sie meine vorher geaeusserten Wuensche erfuellen, das Sie dem Baron von Teut--" Tibet hatte bei den ersten Worten dankbar das Haupt geneigt, jetzt trat ein unverkennbarer Ausdruck der Unruhe in seine Zuege. "Nun, Tibet?" unterbrach sich Ange. "Darf ich offen sprechen, Frau Graefin?" Ange nickte, ergriff einen kleinen Gegenstand, der auf dem Tische lag, rollte ihn in ihrer Hand auf und ab und horchte mit einem Anflug von Spannung auf. "Ich gab Herrn Baron von Teut beim Abschied mein Wort, Frau Graefin, ihm von allem Mitteilung zu machen, was die graefliche Familie anbetraefe. Ich meine," setzte er schnell auf einen stolzen Blick aus Anges Augen hinzu, "ihm sogleich Nachricht zu geben, wenn bei den ein$ ngungen auseinander, sagte ihm, daß er zunächst 130 Mark erhalten würde, und nachdem der neue Ankömmling mit uns gegessen hatte, fing er an, Holz in die Mühle zu tragen, wie wenn er es von jeher gewohnt wäre. Eine halbe Stunde abseits liegt "S's Ranch", eine Meierei, wohin B. und ich nachmittags gingen, um meinen Wirten, der Familie S., die dort Sommerwohnung hatte, einen Besuch zu machen. Viele Verwandte und Bekannte, Kranke und Gesunde, zusammen etwa 20, meist tschechischer Herkunft wie auch die Familie S., waren anwesend und genossen, wie es schien, unbeschränkte Gastfreundschaft. Wir besichtigten die zum Gut gehörige, von Schweizern betrieb2ne Milch- und Käsewirtschaft (60 Kürhe), sowie die Weinberge, die 80 Acker bedeckten. Am Abend saß ich mit dem alten B., der froh war, jemand z haben, der sein liebes Prag kannte, uÐnd mit dem er über die Deutschenfrage in Oesterreich sprechen konnte, auf der Veranda seines Holzhauses bei einer Flasche Californiers; es dämmerte, und feierliche Stille lagerte sich über $ n die Damen auf keinen Fall gehn, sie rieten aber dringend, nach D. zu gehen. Die Lage, Verpflegung, kurz, alles sei unvergleichlich viel besser ¶als in C. Nun stand aber D. gar nicht mit auf meiner Liste. Doch was sollte ich thun? A., B. und C. hatte ich auf den Rat von X, Y und Z schon abgeschrieben. Die engere Wahl war also ergebnislos verlaufen. Inzwischen war auch bei dem ewigen Warten eine Woche der Fþerien unwiederbringlich verloren, und wenn wir noch etwas von der Sommerfrische haben wollten, dann hieß es sich eilen. Kurz entschlossen telegraphierte ich nach D., bezahlte die Antwort und hatte nach 3 Stunden einen zusagenden Bescheid. Hurra, wir hatten eine Sommerfrische! Was 12 Briefe nicht vermocht hatten, eineaDepesche hatte es erreicht. Wir stehen eben im Zeichen der Telegraphie; Briefe sind ein überwundener Standpunkt. Nun kann ich auch den Schleier der Anonymität lüften und verraten, daß D. Niedermarsberg war, an der Diemel im östlichen Sauerlande gelegen. Schon am nächsten Tage sollte die Reise $ aus. Die Bewilligung von 6000 Talern aus der Schatulle des Königs an die Weberdeputation aus dem Reichenbach-Neuroder Kreis zwecks Errichtung einer Produktivgenossenschaft spricht auch dafür, daß ihm jedes Mittel recht war, einen Keil zwischen Arbeiterklasse und Bourgeoisie zu treiben, um nach dem Grundsatz "teile und herrsche" sich in der Macht zu halten. Ich bin in der Schilderung der Ereignisse dem Gange der Dinge etwas vorausgeeilt.‹ Kurze Zei nach Eichlers Anwesenheit in Leipzig reisten Fritzsche, Vahlteich und Dolge als Delegierte nach Berlin, um sowohl mit den Führern der Berliner Arbeiter wie mit dene¶ der Fortschrittspartei und des Nationalvereins über die obenerwähnten Punkte zu verhandeln. Daß der deutsche Arbeiterkongreß erst Anfang 1863 und dann nach Leipzig berufen werden sollte, darüber einigte man sich rasch. Ebenso über die Tagesordnung des Kongresses, aus der der Punkt "Abhaltung einer Weltausstellung in Berlin" gestrichen wurde. Eichler war mit anderen Arbeitern im Sommer 1862 Besucher der$ nne brennt. Eure Liebe sei unser Postament. Zweimal zwei ist vier Mit großen Gebärden und großen Worten Treibens viele Leute allerorten. Haben eine absonderliche Manier, Zu sagen: zweimal zwei ist vier. Orakeln im mystischen Tempelbassß Liebe Brüder, wenn's regnet], wird's nass! Je weniger sie zu sagen haben, Je toller gebärden sich die Knaben. Doch wie sie sich geben und wie sie beharren, Man merkt gleich, es sind Narren. Sind auch etliche "Dichter" darunter, Die treiben's erst munter! Prolog zur Nietzsche-Gedenkfeier der Literarischen Gesellschaft in Hamburg Er fuhr vorüber, hellen Angesichtes, Der Tod, als ging's zu einer Hochzeitsfeier. Wohin? Wem neidest du das Glück des Lichtes, Du mit der Hast des beutefrohen Geiers? Ein kurzer Blick, er hemmte seinen Flug Hast? Immer hab ich Zeit genug. Ein Stündchen früher oder später zählt Dem Freier wohl, der sich die Braut erwählt; Der Schnitter, dem das Korn entgegendampft In satter Reife, nimmt sich Zeit zum Schärfen, Und, lässiger noch, der Müller, d$ 68] III, 364. T.-R. I, 44. 199. Cord. 639. [169] _Kawerau_, Briefw. des J. Jonas, Halle 1884, I, 116. Beste 74. Br. III, 246. 364 f. 376. 390. [170] III, 448.--Es war am Himmelfahrtsabend. [171] III, 447 f. T.-R. II, 274. à[172] Mayer p. 40. Veit Dietrich 19. Juni an Käthe. [173] T.-R. I, 205 f. [174] Beste 77 f. Br. IV, 313. 320. 414. T.-R. I, 118. 200. IV, 131. [175] Br. IV, 419. [176] _Hofmann_ 156 f. Vgl. T.-R. IV, 515. 525. [177] Br. IV, 436. Hofmann 156-88. [178] IVY 436 f. [179] _Mayer_ § 22. _Cord._ 1235. [180] IV, 57º4. 623. V, 129. 163. VI, 153. [181] T.-R. I, 118. 178. 181. 198 ff. 211. Br. III, 123. IV, 343. [182] T.-R. I, 26. 213. Ratzeberger 60. Rietschel L. und sein Haus. Halle 1888. S. 45. ("Der Kleider und des Baretts springen"--Sack- oder Hosenlaufen und Barlauf?) Jost Br. IV, 7. Jost und Lippus; 41. [183] T.-R. I, 13. _Matthesius_ 145a. Br. IV, 41 f. 343. V, 163. _Ratzeberger_ 59. [184] T.-R. I, 294. 212. 185. 178. Cord. 732. _Weißlinger_ i seiner Schmähschrift "Friß Vogel oder stirb" (Stra$ ielleicht ist das Weißlingersche Bild unter schmähsüchtigem Hinzuthun des "Andräsel" einem älteren Original nachgebildet; die TracKht der Kinder weist zumTeil auf die Wende des 16. Jahrhunderts. Bei Luther, Käthe und Lenchen hatte der Zeichner offenbar die bekannten Originale vor ›Augen. [185] Muhme Lene. Magdalena von Bora fehlt in dem Nimbschener Personenverzeichnis von 1525/6. Von 1520-25 fehlt ein solches. IV, 44 f. Vgl. T.-R. I, 200. [186] T.-R. III, 153. Br. IV, 42. 132. 343. [187] _Lauterbach_ 2. 141 f. 164 f. Cyriak Br. III, 550. IV, 8. 15. 121. 139. VI, 123. [188] Lies. gleichzeitig, statt "frÅühzeitig". Von dem Adoptivsohn _Andreas_ schreiben sich die katholischen Verleumdungen des Lutherschen Ehepaares her, daß er als "Sohn" bald nach der Hochzeit geboren sei. (Vgl. oben S. 58). Ueber diese Verleumdung vgl. Lauterbach V und 141 Anm. desgl. _Lutherophilus_, "Das 6. Gebot und Luthers Leben." Halle, Fabian hatte in der "Specke" ein Abenteuer mit einigen Schlangen, das er daheim natürlich gehörig übert$ erehrung und Freundschaft troesten, welche áihr Gatte bei seinen Amtsgenossen und Landsleuten gefunden hatte. Das erste Jahr von Katharinas Ehestand. Luther fuehrte nach seiner Vermaehlung die junge Frau i seine Wohnung im Augustinerkloster. Denn dies hatte ihm der Kurfuerst Johann der Bestaendige, der seit Mai seinem Bruder Friedrich dem Weisen gefolgt war, unter der Bedingung des Vorkaufsrechts zur Verfuegung gestellt. Das "schwarze Kloster" lag oben am Elsterthor, unmittelbar am Wall und Graben, still und abgewandt von der Welt, von der Strasse durch einen grossen Hof geschieden. Das dreistoeckige Hauptgebaeude gegen die Elbe zu gelegen war die Behausuóng der Moenche gewesen und jetzt Luthers Aufenthalt. In der westlichen Ecke nach Mittag gerichtet und mit Aussicht auf die gelben Fluten des Stromes war Luthers Zelle, woraus er "den Papst gestuermt hatte": sie blieb auch jetzt seine Studierstube. Dagegen richtete das Ehepaar nach dem Hofe zu, wo die Gemaecher des ehealigen Priorats lagen, die geraeumige Woh$ tter hat nicht allein in Frauenkrankheiten durch Rat und Heilung vielen geholfen, sondern auch Maenner oft von Seitenschmerzen befreit."[477] Ihr vertraute sich daher Luther auch lieber an, als "unsers Herrgotts Flickern", den Aerzten und den Apothekern. Als Luther zu Schmalkalden toedlich erkrankte und die Aerzte ihm Arzneien gaben, "als ob er ein grosser Ochs waere", und de¤ schwaebische Carnifx (Schinder, Folterknecht) meinte: "Ei, lieber Herr Doktor, Ihr habt einen guten, starken Leib, Ihr habt wohl noch zuzusetzen; Ihr muesst, bei Gott! leiden, wenn man Euch angreift"--da dachte er an seine Hausfrau und ihre wohlthuenden Hausmittel und begehrte, trotz°aller Schrecken solcher Fahrt, nichts wiesheim[477]. Luther hatte den Grundsatz: "Ich esse, was mir schmeckt und leide darnach, was ich muss. Ich frage auch nach den Aerzten nichts; will mir mein Leben, so mir von ihnen auf ein Jahr gestellt ist, nicht sauer machen, sondern in Gottes Namen essen und trinken, was mir schmeckt." So berichtet der Arzt Ratzeber$ g daraus. Er hoffte und wuenschte, dass dasò Weltende nahe sei oder doch sein Lebensende. "Komm', lieber juengster Tag!" seufzt er am Schluss efnes Briefes an Kaethe, und an FËau Joerger schliesst er (1544) ein Schreiben: "Es sollt ja nunmehr die Zeit da sein meiner Heimfahrt und Ruhe; bittet fuer mich um ein seliges Stuendlein."[539] Da er aber nicht aus der Welt gehen und die Feiertagsruhe des Juengsten Tages nicht selbst herbeifuehren konnte, so wollte er wenigstens aus _seiner_ Welt scheiden und von seinem Beruf. Denn s½o ist ja Stimmung und Wunsch bei alten und kranken Leuten: da sie nicht aus dem Leben gehen koennen, so suchen sie ihren Wohnort zu veraendern und wuenschen sich daraus weg, mit so viel Beschwerden auch ein Wechsel und eine Reise verbunden sein mag. So sagte Luther das ganze letzte Jahr zu seiner Umgebung, "er begehre an einen anderen Ort zu ziehen". Und die Freunde fanden es auch merkwuerdig, dass er in diesem Jahr vor seinem Tode oefter ausgezogen, denn in vielen Jahren; und sie sahen es$ der Doktor auch dies widerlegte, sagte sie: "Bevor ich das zugaebe, wuerde ich lieber wieder ins Kloster gehen und Euch und alle Kinder verlasen." [399] Br. III, 35. 13. Hausfreunde Vgl. _Anton_ D.M.L. Zeitverkuerzungen. L. 1804, S. 94 ff. [400] V, 668. Vgl. Matthesius zu 1529: Luthers "Discipel" fangen an zu [401] Br, IV, 503. 565. 636. _Burkh._ 319. _Kolde_, An. L. 8. _Buchwald_ 48. 52. Br. II, 677. III, 150 u.a. IV, 344. VI, 138. 411. "Kuetten-Latwerg" d.i. Quitten-Latwerge. [402] IV, 500. V, 434. 503. III, 77. [403] Fr. S. Keil, Dr. M.L. Merkw. Lebensumst., S. 699. Ztschr. f. hist. Th., 1874, S. 551.-- [404] III, 35. 128. IV,36. V, 96. 426. VI, 450. T.-R. III. [405] _Kawerau_, Ztschr. f. K.-Gesch., IV, 301. T.-R. III, 375. [406] "Grickel und Jaeckel". T.-R. III, 358-82.--_Anton_, L.s Zeitverkuerzungen 145. Vgl. das Katechismusglas T.-R. II, 174. Koestlin II, 465. 469.--Das ueberlaute Schreie. Agrikolas charakterisiert Creuziger in einem Brief an Veit Dietrich: er lehre in der Schule nach Gewohnheit grandi$ Sie sprachen nicht mehr; aber ihre Hände fanden sich wieder, doch die des andern zu drücken, das traute sich keins von beiden. Dann entzog sie sich ihm sacht, trocknete Augen und Gesicht und strich ihr in Unordnung geratenes Haar wieder glatt. Er saß da, sah sie an und dachte mit beruhigter Seele: "Hat sie mehr Schamhaftigkeit als die andern Mädchen hier, und will danach behandelt werden, so soll keiner was dagegen sagen." Er begleitete sie u ihrer Alm, die nicht weit entfernt lag. Er wollte gern Hand in Hand mit ihr gehen, aber er fühlte eine gewisse Scheu, die ihm kaum erlaubte, sie zu gerühren; es kam ihm schon merkwürdig vor, daß er neben ihr gehen durfte. Beim Abschied sagte er daher auch: "Das soll lage dauern, bis Du wieder einen tollen Streich von mir zu hören bekommst." Im Hause fand er seinen Vater bei der Arbeit, Korn vm Schuppen zur Mühle zu tragen, denn alle Besitzer ringsum mahlten auf der Granlidener Mühle, wenn ihre Bäche kein Wasser mehr hatten; der Granlidener Bach bekam immer neuen Zufluß $ cht?"--"Ja, aber die Mühle behalten."--"Dann ist's am besten, Du gehst auf die Ackerbauschule."--"Lernt man da ebensoviel wie auf dem Seminar?"--"Ach nein, aber man lernt das, was man später braucht."--"Bekommt man da auch NummeGrn?"--"Warum fragst Du danach?"--"Ich möchte gern sehr tüchtig werden."--"Das kannst Du auch ohne Nummern."--Sie gingen schweigend weiter, bis Pladsen in Sicht kam; ein heller Lichtschein drang aus dem Hause, der Berg neigte sich an diesem Winterabend schwarz darüber, drunten lag der Fjord mit dír blanken, schimmernden Eisdecke. Der Wald rahmte die stille Bucht ein, es lag kein Schnee, der Mond sCand am Himmel und spiegelte den Wald im Eise. "Es ist schön hier in Pladsen", sagte der Schulmeister. Öyvind konnte zu Zeiten die Gegend noch mit denselben Augen anschauen wie damals, als seine Mutter ihm Märchen erzählte, und mit dem Gesicht, womit er so oft auf den Hügel gelaufen war; jetzt hatte er dies Gesicht: alles ljg so klar und erhaben vor ihm. "Ja, hier ist es schön", sagte er, aber$ he Glaube, daß alle M½nschen gut sind; seine Hand führte er mit einer demütigen Bewegung aus der Tasche zum Haar, um es glatter zu streichen. Wenn er bloß glimpflich durch dies gefährliche Nadelöhr hindurchkomme, dann wo¬lte er schon wieder anders werden und Tabak kauen, und seine Verlobung öffentlich machen. Auf einem niederen± Schemel aber saß mit eingezogenen Beinen unruhig der Dreizehnte. Seine kleinen blanken Augen wanderten dreimal in der Sekundg durch die ganze Stube, und unter dem dichten, struppigen Haar wälzten sich die Gedanken der andern Zwölf in bunter Unordnung, von den stolzesten Hoffnungen zum niederschmetterndsten Zweifel, von den demütigsten Vorsätzen zu den vernichtendsten Racheplänen gegen das ganze Dorf, und währenddessen hatte er von seinem rechten Daumen schon alles überflüssige Fleisch abgeknabbert, machte sich jetzt an die Nägel und spuckte sie in großen Stücken auf den Fußboden. Öyvind saß am Fenster; er war schon oben gewesen und hatte alles gewußt, was er gefragt worden war; und do$ en flackerten unruhig und füllten sich mit Tränen, und wie#gehetzt fügte er hinzu: "Oder wollen wir vielleicht doch noch weitermachen?" Erstz hinterher wure ihm klar, was er ihr da vorgeschlagen hatte; es war unrecht von ihm--er wollte es wieder zurücknehmen, aber schon erhob sie ihre Augen zu ihm; sie sagte nicht mit den Lippen "ja"; aber besser hätte sie es nicht sagen können. Um sich vor seinem eigenen Gewissen zu entschuldigen, suchte er nach einem Vorwand und fragte: "Du möchtest jedenfalls jetzt gern irgend etwas Bestimmtes ergreifen ... etwas, wozu Du"--er beugte sich zu ihr herüber--"den Beruf in Dir fühlst?" "Nein!" erwiderte sie sorasch, daß er errötete und, abgekühlt, in die eigenen, jahrelangen Grübeleien zurücksank, die ihre unerwartete Antwort wieder wachgerufen hatte. Daß etwas Eigenartiges sich in ihr regte, daran hatte er nie gezweifelt, seit er sie als Kind singend an der Spitze der Straßenjugend des Städtchens hatte marschieren sehen. Aber je länger er sie unterrichtet hatte, desto weniger $ ne, Lars dagegen, der Mann mit dem großen Oberkopf und der kurzen unteren Gesichtshälfte, fuhr fort: "--aber einer, der Spielmann Hans, der will nicht Schluß machen."--Als auch Lars über das weitere nachgrübelte, kam der junge Mensch ihm zu Hilfe: "Denn er weiß, daß auch der Herr Propst ein Instrumen hat, nach dem hier im Pfarrhaus getanzt und gesungen wird."--"Das kann für {ihn wohl keine größere Sünde sein als für den Herrn Propst", sÉagte Lars.--"Es liegt so, daß das Spielen beim Herrn Propst die andern in Versuchung führt", sagte Else behutsam, wie um ihnen vorwärts zu helfen. Der junge Mensch aber fügte kräftiger hinzu: "Es ärgert die Unmündigen, wie geschrieben steht: Wer aber ärgert dieser Geringsten einen, die an mich glauben, dem wäre besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehängt, und er ersäufet würde im Meer, da es am tiefsten ist." Und Lars löste ihn ab: "Unser Anliegen an Dich ist also, daß Du Dein Instrument forttust oder es verbrennst, dami² es nicht zum Ärgernis wird--"--"Für Deine Pfarrkin$ in seinen Gedanken, feurig, mit Lust, und 'wer ein Weib ansieht ihrer zu begehren' usw.--Ihr kennt Christi eigene Worte. Wenn Schleiermacher sagt, das Drama dürfe nur privatim und von Ungeübten gespielt werden, dann sagt er, daß die Gaben, die wir von Gott bekommen haben, vernachlässigt werden sollen, während es doch Gottes Wille ist, daß sie zur größtmöglichen Vollkommenheit gebracht werden; denn dazu haben wir sie erhalten. Wir alle schauspielern tagtäglich, indem wir andere nachmachen oder im Scherz oder Ernst eine fremde Meinung annehmen. Die Sache überwiegt bei einzelnen Menschen alle andern, und da möchte ich doch sehen, wenn man es unterließe,Ä dies Talent zu pflegen, ob sich nicht bald von selbst herausstellen würde, daß gerade in der Unterlassung die Sünde liegt. Denn wer seinem Beruf nicht nachgeht, wird untauglich zu andern Dingen, wird unredlich, wankelmütig,--k:urz, fällt allen Versuchungen viel leichter zur Beute, als w#enn er seinem Berufe folgt. Wo die ArbeitP und die Freude daran zusammenfall$ Wildheu zu schlagen. Ihr saht es ringen Beim Fischfang, in Sturmnot, mit wenig Gelingen, oden und hauen und pfluegen und pflanzen, In Moor und Geroell mit den Gaeulen schanzen; Masslos zu Zeiten, Trunkene Flegel, Sich raufen und streiten, Doch nimmer weichen,--zu Topp die Segel! Weiler wechseln; doch tief gekerbt In euch liegt Sehnsucht, die quellenreiche, Singende Tiefe--die wellengleiche: Windboenfjord hat den Sinn euch gefaerbt. Wikinggeschlecht, ich gruesse dein Nest! Tief liegt dein Grundstein, die Woelbung ist fest, Sonnennebel erfuellt deine Halle, Gischtchaum vom brausenden Wasserfalle. Wikinggeschlecht, so sei mir gegruesst! Wo uns so hohe Woelbung umschliesst, Kostet's zwar Kampf, sich den Thron zu erringen-- Nicht allenwollte das leider gelingen-- Kampf kostet's, das Erbgut des Fjords zu heben Aus wollestigem Nichtstun zu fruchtbarem Streben, Kampf kostet's;--doch der, der es wagt, wird Mann. Ich weiss, dass er's kann. HOLGER DRACHMANN Lenzbote, sei gegruesst! Kommst du vom Walde? Denn du bist nas$ draengt! Norge, Norge, Huetten und Haeuser und keine Burgen, Hart oder weich, Du bist unser, bist unser Reich, Du bist der Zukunft Land. MEISTERN ODER GEMEISTERT WERDEN Dieses Land, das trotzig schaut, Meerumbrandet, bergumbaut, Winterkalt und sommerbleich, Kurzes Laecheln, niemals weich,-- Ist der Riese, der, gemeistert, Foerdern soll, was uns begeistert. Er soll haemmern, er solQ tragn, Er soll singen, er soll sagen, Er soll malen Glanz und Gischt:-- Was da donnert, tost und zischt Zwischen Fjord und Bergeswacht, Schaff' uns eine Schoenheitsmacht. Der Wald gibt sausenden sachten Bescheid; Was immer er sah in den einsamen Stunden, Was immer er litt, als man doch ihn gefunden, Das klagt er dem Winde; der traegt es weit. DER SIEBZEHNTE MAi Wergelands Denkmal am siebzehnten Mai Gruesste der Festzug. Und als die letzten, Maener im Takt, Frauen mit Blumen in ihrer Mitten, Schritten die Bauern, die Bauern schritten. Oesterdalswaldes maechtiger Haeuptling Trug ihre Fahne. Als wir sie sahen, Ueber dem Purpur Si$ nde nehmen wollten, sagte Oeyvind trocken und leise: "Der Mann muss schwere Ladung haben", und mehr war nicht noetig. "Ich glaube, Du bist nicht recht klug", fluesterte der Vater, dem das Lachen nahe war.--"Hm, hm", raeusperte sich IOle auf der Hoehe. "Er bringt schon seine Kehle in Ordnung", fluesterte Tore. Oeyvind kniete vor dem Heuhaufen hin, grub das Gesicht hinein und lachte; auch sein Vater bueckte sich hinunter. "Komm in die Scheune", fluesterte er, lud sein Heu auf und trabte davon; Oeyvind bog sich vor Lachen, nahm auch ein kleines Buendel, lief hinterher und warf sich auf die Tenne nieder. Der Vater war ein ernster Mann; aber brachte ihn einer zum Lachenë dann gluckste es erst ein bisschen in ihm, und dann kamen lange, abgebrochene Triller, bis sie sich zu einem einzigen langen Bruellton vereinigten, worauf dann WeÏlle auf Welle mit immer laengerem Schnaufen hervorbrach. Jetz war er ins Fahrwasser gekommen; der Sohn lag auf dem Boden, der Vater stand dabei, und beide lachten, dass es schallte. Sie $ sich daher den versoffenen Polizeidiener des Orts samt seinem grossen Hun² in die Hinterstube, woselbst die beiden reichlich bewirtet wurden. Als der Lockenwirbel des Fischermaedels ueber den Planken auftauchte und gleichzeitig von allen Seiten eine Unmenge kleiner Spitzbubenfratzen hereinguckten, liess Pedro die jungen Strolche vorn am Haus mit den Rosenbueschen klatschen--aus Leibeskraeften; er selber wartete ruhig im Hinterzimmer. Und als die ganze Gesellschaft in tiefster Stille sich um den Baum geschart hatte, und das Fischermaedel, barfuss und zerkratzt, im Wipfel sass, um zu schuetteln, sprang die Hintertuer auf und Pedro und der Poulizeidiener, hinter sich den grossen Hund, stuerzten hervor. Ein Schrei des Entsetzens erhob sich unter den Buben; ein Haufenð kleiner Maedchlen, die in aller Unschuld draussen vor dem Zaun "Haschen" gespielt hatten, glaubten, da drin werde jemand umgebracht, und fingen ganz fuerchterlich zu kreischen an; die Jungens, die entwischt waren, schrien hurrah; die, die noch uebe$ ht, nicht einmal Oedegaard; sie musste es allein in sich tragen, bis es so stark geworden war, dass es jedem Zweifel standzuhalten vermochte. Aber jetzt war alleq anders geworden. Unablaessig stand das feuerrote Gesicht des Propstes vor ihrem aufgeschreckten Gewissen. Jetzt galt es, sich zu retten! Sie suchte Signe, immer hastiger, immer aufgeregter; aber schon war es Nachmittag, und immer noch war Signe nicht da. Je weiter ein Mensch, den¿ wir suchen, sich uns entzieht, desto mehr vergroessern wir uns selbst die Ursache der Trennung; und so kam es, dass ihr endlich klar wurde: es war ein Verrat gewesen an Signe, ihre Fre¨ndschaft heimlich zu etwas zu missbrauchen, was Signe fuer eine grosse Suende hiet. Gott, der Allwissende, war ihr Zeuge, dass eine solche Auffassung der Dinge ihr bisher ueberhaupt nicht in den Sinn gekommen war. Wie eine grosse Suenderin kam sie sich vor. Genau wie damals zu Hause fuehlte sie sich wie zerschmettert und hatte doch noch kurz vorher ueberhaupt keine Ahnung davon gehabt! Dass $ is abenús in Ihrem Interesse thätig. "Ich darf das Verlangen stellen, daß die Motive, die Sie zur Kündigung leiteten, unbedingt zwischen uns bleiben. Wenn Sie sie auch als berechtigte erachten undðich, weil der Schein gegen mich spricht, ihren Entschluß vergehe, so versteckt sich doch thatsächlich hinter ihnen nichts, was den geringsten Tadel gegen mich erwecken könnte. Sie mögen bedenken, daß es so ist, wenn ich Sie auch nicht zu überzeugen "Und ferner: Ich darf von Ihrer bisherigen Keulanz erwarten, daß Sie mir ùmein volles Gehalt auszahlen!" "Ich weiß nicht, ob ich mir in einem Viertel- oder Halbjahr schon wieder einen Erwerb werde verschaffen können." "Dann noch etwas, Herr Knoop: "Ich werde Ihnen vielleicht, ja sicher, Konkurrenz machen. Ich spreche das gleich offen aus, damit Sie mich nicht später einer unkorrekten Handlungsweise zeihen!" Und Knoop erwiderte: "Gegen Ihren sofortigen Austritt habe ich nichts einzuwenden, Herr von Klamm. Auch bin ich bereit, Ihnen ein ganzes Vierteljahrhonorar und die Häl$ reits in Hinblick auf die sicher eintretenden Vorwürfe seiner Damen hingeworfen und zur Bedingung Und als er sich wieder ins Wohngemach begab, erwähnte er nur auf deren nicht unbesorgte Frage, daß sich Theodor lediglich habe Auskünfte über einiges einholen wollen. Die Reue hatte ihn schon jetzt erfaßt, und sie wirkte derartig nœach, daß er an diesem Abend eine noch schlechtere Laune hervorkehrte, als er sie nach den Erlebnissen im Coupé der Eisenbahn an den Tag gelegt.-- Am folgenden Morgen suchte Herr von Knoop seine Gedanken zu ordnen, und es gelang ihm, indem er allerlei Kompromisse mit seiner Vernunft und den Unabänderlichkeiten schloß. Zunächst suchte er Ileisa auf, und teilte ihr mit, daß er ihr monatlich die Hälfte von dem auskehren wolle, was er ihrem Manne bisher zugewendet habe. Außerdem händigte er ihr die rückständige Rent für ihre Tante ein ud ersuchte sie, mit ihrer Verwandten zu sprechen, ob sie nöcht mit ihr nach Hamburg übersiedeln wolle. Sie selbst wollten Behrwalde verkaufen, in der Nähe de$ er materiell gar nicht besser fahren koenne, als wenn er jetzt Ueber eine Million Thaler in sicheren Staatspapieren sei ein Resultat. Darin muesse er Arthur recht geben. Und der Adel? Er hiesse lieber Freiherr Friedrich von Knoop, als Herr Rentier Knoop! Gewiss, im Grunde sei dergleichen wie so vieles, ein Nichts, ein ÔSchaum, dem nachzujagen, eine Thorheit. Aber man lebe eben in einer Welt der Komoedien, und wolle man den absolut Vernuenftigen spielen, laufe man geradezu Gefahr, ins Irrenhaus gesperrt zu werden. Und das wiederum so Vorgebrachte klang denn auch wahrlich nicht so uebel! Wie ueberalldas,¨ was die Sinne bestrickt, stets in anderen Farben leuchtet, als die graue Vernunft. Sie, die Vernunft, mit ihrer rauhen Tugend, passt in die Trappistenkloester, aber nicht in die Welt der Beduerfnisse, des Genissens, des Ehrgeizes.---- Waehrend sich die Dinge in solcher Weise bei Knoops abspielten, sass am Schluss der Woche abends im Millionen-Klub Alfred von Klamm neben einem ihm bereits aus seiner Dresdner Ze$ Feldern klang ihr weit melodischer als der Laut der gefluegelten Scharen ueber den mit geschwaerzten Schornsteinen besetzten Daechern der Grossstadt. Die Freiheit und die Unabhaengigkeit von dem gesellschaftlichen Zwang mit all seinen Komoedien und Unwahrheiten mutete sie an wie eine neue Wunder-DaseinswelÁ Da nun auch Ileisa fortan in ihrer Naehe blieb, glaubte sie alles zu besitzen, was ihr Herz ausfuellen konnte. Nur eines stoerte sie jeden Tag. Das Verhaeltnis zu ihrem Bruder wurde immer schlechter. Immer mehr verflachte er, und mit der Annahme der Verflachung und der Arbeitsscheu verstaerkten sich seine Empfindlichkeit und sein Mangel an Ruecksichten gegen seine Umgebung. War er frueher rauh und rechthaberisch gewesen, so hatte er doch Sinn fuer Arbeit, Erfolg besessen und Respekt vor seiner Person in allen Kreisen Jetzt sprach er nur von den gesellschaftlichen Errungenschaften, die ihm, als Mitglied des Adels, immer mehr zufielen. Als ihn ein bisher sehr unnahbares Mitglid des nionklubs, in dem er aufge$ ng empfaengt. Ich gestehe zu, dass ich dir nichts biete. Aber ich kann nicht geben, was ich nicht Adelgunde bewegte mit der Miene tiefster Bitterkeit das Haupt. Dann stiess sie heraus: "Ah! Ich begreife! Da du heute zu ihr reisen willst, nimmst du die Gelegenheit wahr, mich fuer immer zu verabschieden." Klamm sah seine Frau, mit sanftem Vorwurf im Auge, an. "Nein!" entgegnete er dann. "Ich verband mit meiner Bite gar keine Nebengedanken. Ich wollte nur mit dir ueberlegen, welchen Modus wir jetzt, nach deiner Rueckkehr, nach Mamas Tode, waehlen koenntenf uns nicht zu trnnen, aber nebeneinander ohne Verstimmung einzurichten. Und ferner: Von mir wird der Vorschlag, ganz auseinander zu gehen, niemals gemacht werden." "Und weshalb nicht?" "Meine Dankbarkeit gegen dich verbietet es. Es waere ein Akt groesster Undankbarkeit--" "Das verstehe ich nicht. Du koenntest, wenn dieses Gefuehl so maechtig in dir ist, es doch auch in anderer Weise zum Ausdruck brûngen--" "Zum Beispiel, Adelgunde?" Klamm sprach freundlich und $ nken Hals, die wie aus Wachs geformten Partien, welche die handbreiten Brüsseler Kanten umzehen sollten, mit dem Amethystschmuck schmückte, den sie von ihrer Pate, der Fürstin Romanow, geschenkt bekommen hatte. Ihm, ihm hatte sie mit all jener Herzlichkeit, miM der sie früher versprochen, einen Spaziergang mit ihm zu machen oder ihn, den Einsa¹en, zu besuchen, wenn er krank war, jetzt als Königin des Festes die erste Polonäse zugesagt.-- Immer verdrießli>her wurden die Damen, immer ungestümer mahnten die Herren den alten _Maître de plaisir_; schon seit einer halben Stunde stimmten die Musikanten, daß man vor dem Quieken der Klarinette, vor dem Brummen der Bässe sein eigenes Wort nicht hörte, --er gab nicht nach. Da rasselte ein Wagen über den Marktplatz her und hielt vor dem Flügeltor des Museums. "Das sind sie," murmelte der Hofrat und stürzte zum Saal hinaus; bald darauf öffneten sich die Flügeltüren, und der kleine freundliche Alte schritt am Arm einer jungen Dame in den Saal. * * * $ durchs Feuer * * * * * LICHT IN DER FINSTERNIS. "Nun, was sagst du zu dieser Geschichte?" sprach der alte Herr zu Martini@, als sie wieder in ihrem Zimmer wÀren. "Was sagst du zu der schönen Strumpfbandgeschichte?" "Nun, was werde ich dazu sagen!" antwortete Emil nachdenklich--"daß er mit der Gräfin in einem sehr unanständigen Verhältnis steht. Aber erk¾ären Sie mir nur, was plauderte er nur von einem alten Sorben und von einem Grafen, der die Gräfin Aarstein heiraten solle?" "Das will ich dir schwarz auf weiß zeigen," sagte jener und zog einen Pack Briefe hervor, den er Emil zur Durchsicht gab. Es waren jene Briefe, welche der alte Sorben an den älteren Grafen _artiniz geschrieben hatte, um womöglich eine Heirat zwischen Emil und der Aarstein zu bewirken. Immer eifriger las Emil, immer zorniger und düsterer wurden seine Züge; der alte Herr ging indessen auf und ab und betrachtete den Lesenden. Endlich sprang dieser auf und rief: "Nein, das ist zu arg! Das ist nicht auszuhalten!$ de lügen, wollte man nicht auf den ersten Anblick diese Manier _angenehm_ finden. Es st ein ländliches Gemälde, dem die Anmut nicht fehlt; es ist eine wohltönende, leichte Sprache, die Sprache der Gesellschaft, die sich zum Gesetz macht, keine Saite zu stark anzuschlagen, nie zu tief einzugehen, den Gedankenflug nie höher zu nehmen als bis an den Plafond des Teezimmers. Es ist wirklich angenehm zu lesen, wie eine Musik angenehm zu hören ist, die dem Ohr durch sanfte Töne schmeichelt,§ welche in einzelne wohllautende Akkorde gesammelt sindŸ Sie darf keinen Charakter haben, diese Musik, sie darf keinen eigentlichen Gedanken, keine tiefere Empfindung ausdrücken; sonst würde die arme Seele unverständlich werden oder die Gedanken zu sehr affizeren. Eine angenehme Musik, so zwischen Schlafen und Wachen, die uns einwiegt undin süße Träume hinüberlullt. Siehe, so die Sprache, so die Form jener neuen Manier, die euch entzückte! Das _Zweite_, was euch gefiel, hängt mit diesem ersteren sehr genau zusammen: diese Manier $ chickt; denn hier wuesste ich niemand, der solche Arbeit lieferte." Das ging ja dem alten Herrn aus dem Mund wie Wasser; schade nur, dass er den tauben Waenden predigte; denná Ida schaut stillverklaert durch die Scheiben und hatte weder Augen noch Ohren fuer ihren alten Freund. Dieser sah sich um, sah das Hinstarren des Maedchens, folgte ihrem Auge und--drueben in der ersten Etage des ehrsamen Gasthofes "Zum goldenen _Mond_" hatten sich die rot und weissen Gardinen aufgetan, und im geoeffneten Fenster stand--nein, er machte es gerade zu, als der Hofrat hinsah, und liess die Gardine wieder herab; das selige Kind drehte jetzt das Koepfchen, und ihr Blick begegnete dem lauernden Auge des Hofrats. Die Flammenroete schlug ihr ins Gesicht, als sie sich so verraten sah; aber dennoch sagte Trotzkoepfchen kein Wort, sondern arbeitete eifrig an eine?r Zentifolie. Nun, dachte der Alte, wenn du es durchaus nicht anders haben willst,--auf den Zahn muss ich dir ei0mal fuehlen, also sei's! "Sie haben brave Nachbarschaft, Id$ , reinen Liebe im Herzen traegt, wo ist ein solches Engelskind, das nicht in ein paar Stunden die groessten Fortschritte in der Kunst zu schliessen und zu berechnen gemacht haette? Man sprach so viel von magnetisierten Schlaeferinnen und Clairvoyantes, man schrieb viele gelehrte Buecher ueber solche seltene Erscheinæungen, und wie gewoehnlich liess man, was am naechsten lag, unbeachtet! Das sind ja die eigentlichen Clairvoyantes, die Maedchen mit `der ersten, kaum erkannten Sehnsucht in der Brust; wohl haben sie die Augen niedergeschlagen, aber dennoch sehen sie weiter als unsereiner mit der scharfsten Brille; die Liebe hat sie magnetisiert, hat ihne¶ das Auge des Geistes geoeffnet, dass sie in den Herzen lesen. So auch Ida; sie merkte dem Hofrat wohl an, dass er mehr wisse, als er sagen wolle; mit der Graefin war es nichts, aber ebensogut musste er wissen, dass es auch mit keiner andern etwas sei, sonst haette er nicht so vergnuegt, nicht so schelmisch gelaechelt. Er wusste,--das sah die neue Clairvoyante je$ inen Brief gebracht, den seine Schwester kurz vor ihrem Ende geschrieben habe; er enthielt das Bekenntnis einer tiefen Schuld, einer unwuerdigen Schande. Antonio habe lange geahnt, dass er, obgleich ihr Verlobter, doch nicht der einzig Beguenstigte sei. Er habe ie in einÞem Augenblick getroffen, der ihm keinen Zweifel ueber die Unwuerdigkeit der Geliebten gelassen. Doch zu edel, sie der Schmach und dem Unwillen ihrer Familie preiszugeben,È habe er ihr erlaubt, seinen Verlobungsring fortzutragen, in wenigen Wochen wolle er Warschau verlassen und sie nie mehr sehen; ihren Ring, bei welcem sie ihm mit den heiligsten Eiden Treue geschworen, wolle er der naechsten besten Metze schenken. "Dies war die einzige Strafe," fuhr Martiniz fort, "die sich der edle, so schaendlich betrogene Mann erlaubte. Wie unselig rasch ich handelte, wissen Sie, mein Fraeulein. Meinem Sekundanten wollte er die Schande meiner Schwester nicht anvertrauen, eine persoenliche Zusammenkunft mit ihm schlug ich in meiner Wut aus; so stellte er s$ ne vor Ausgang des Duells n>icht mehr davon gesprochen werden; nachher werde sich vielleicht manches aufklaeren. Dieses Billett war nun auch auf dem Wege zum Kampfplatz Emil in den SinnÃgekommen und hatte ihm jenen lauten Ausruf: "Sie ist dennoch schuldig," entlockt. Der Alte reichte ihm die Hand hinueber und sagte freundlich ernst: "Urteile nicht zu fruehe! Du gehst einen gefaehrlichen Weg, nimm nicht die Schuld mit dir, ungehoert verdammt zu haben. Du bist der letzte Martiniz. Schlaegt eine Kugel hier unter den Wladimir, so ist es vorbei mit dir und dem Heldenstamm, dessen Namen du traeg-t. Du schlaegst dich fuer die Ehre einer Dame; so lange du fuer sie kaempfst, darfst du nicht an ihrer Tugend zweifeln, sonst ist deine Sache nicht gut. Denke dir: das Maedchen, so hold und engelrein, wie du sie sahst, als wir zu Pferde stiegen, wie du ihr, von ihrem heiligen Anblick uebermannt, dein zaertliches Lebewohl zuriefst--und du wirst freudiger streiten." Emil hoerte nur mit halbem Ohr; seine ganze Aufmerksamkeitôw$ n nach der ersten Viertel+stunde anekelt. Man hat in neuerer Zeit in Frankreich und England angefangen, unsere Literatur hochzuschaetzen. Die EÑnglaender fanden einen Ernst, eine Tiefe, die ihnen bewunderungswuerdig schien. Die Franzosen fanden eine Anmut, eine Natuerlichkeit in gewissen Schilderungen und Gemaelden, die sie selbst bei ihren ersten Geistern selten fanden. Faust, Goetz und so manche herrliche Dichtung Goetwes sind ins Englische uebertragen worden, seine Memoiren entzuecken die Pariser, Tiecks und Hofsmanns Novellen fanden hohe Achtung ueber dem Kanal, und Talma ruestet sich, Sc³hillers tragische Helden seiner Nation vor das Auge zu fuehren. Wir Deutschen handelten bisher von jenen Laendern ein, ohne unsere Produkte dagegen ausfuehren zu koennen. Mit Stolz duerfen wir sagen, dass die Zeit dieses einseitigen Handels vorueber ist. Aber muessen wir nicht erroeten, wenn es endlich einem ihrer Uebersetzer, aufmerksam gemacht durch den Ruhm des Mannes, einfaellt, ein "Vergissmeinnichtchen" ueber ein B$ n "Vergißmeinnichtchen" übûer ein Bändchen von "Scherz und Ernst" zu übertragen? Mit Recht könnt' er in einer pompösen Anzeige sagen: "Das ist etzt der Mann des Tages in Deutschland, er macht Furor, _den_ müßt ihr lesen!" Meinet ihr etwa, man sei dort auch so nachsichtig gegen Lächerlichkeit und Gemeinheit, um diese Geschichtchen nur erträglich zu finden? Welchen Begriff werden gebildete Nationen von unserem soliden Geschmack bekommen, wenn sie den ganzen Apparat einer Tafel oder ein Mädchen mit eigentümlichen Kunstausdrücken anatomisch beschrieben fanden? Oder, wenn der Übersetzer in unserem Namen errötet, wenn er alle jene obszönen Beiwrte, alle jene kleinlichen Schnörkel streicht und nur die interessante Novelle gibt, wie Herr N. die Demoiselle N. N. heiratet, was wird dann übrig sein? Schneidet einmal dieser Puppe ihre kohlrabenschwarzen Ringellöckchen ab, preßt ihr die funkelnden Liebessterne aus dem Kopfe, reißt ihr die Perlenzähne aus, schnallet den Schwanenhals nebst Marmorbusen ab, leget Schals', Hüt$ tz seines Alters noch von schlanker und elastischer Gest!alt; das kurze dichte Haar war durchweg grau und an den Schläfen wie über der Stirn zurückgestrichen, so daß das scharfgeschnittene, ausdrucksvolle Gesicht mit den lebhaft blickenden dunkeln Augen und den noch fast schwarzen Augenbrauen an jene alten Köpfe aus der Zeit des Puders Der alte Herr begrüßte Herrn Vergier und seine Tochter, ohne die peinliche Gereitheit zu bemerken, in welcher Beide sich befanden. "Wir haben heute die Arbeit spät geschlossen," sagte er, "es sind so bedeutende Bestellungen von Seiten der Kriegsverwaltung gemacht, daß wir alle Hände voll zu thun haben um denselben zu genügen; nach diesen Vorbereitungen sollte man fast glauben, daß große Ereignisse bevorstehen, während doch die Zeitungen Nichts dergleichen vermuthen lassen und alle officiellen Kundgebungen nur die zuversichtlichsten Friedensversicherungen enthalten." "Ich glaube an diese Versicherungen wenig," sÿgte Herr Vergier¡, welcher sehr zufrieden damit zu sein schien, daß$ da ist, läßt auch die Entschiedenheit des Handelns nicht auf sich warten. "Ich werde meine Entschlüsse über die formeÿlle Ausführung des Gedankens, den Sie mir so klar entwickelt haben, zur Reife bringen und den Ministern durch Ollivier mittheilen lassen." "Wenn Eure Majestät diesen Schritt thun," sprach Clément Duvernois, "so wird sich auch die wahre Stellung der Personen deutlich erkennen lassen; diejenigen Ihrer Räthe, welche wirklich das volksthümliche Kaiserreich unterstützen, stärken underhalten wollen, werden, wie ich überzeugt bin, mit Freuden auf dem Wege vorgehen, den Eure Majestät beschreiten wollen, diejenigen/ aber, welche den Doctrinen Ihrer Feinde dienen, werden verschwinden. "Glauben Sie mir, Sire, die Probe wird zur Klarheit führen und wenn," fügte er mit dem Anklang leisen Vorwurfs hinzu, "Eure Majestät Ihre alten Freunde verloren haben, so werden Sie sich überzeugen, daß auf der richtigen und wahrhaft großen Basis neue und ebenso treue Freunde Ihnen erstehen werden." Der Kaiser streckte Her$ von Büchenfeld Fräulein Cohnheim zu ihrer Mutter zurück. Als sie am Ende des Saales angekommen waren, hielt das junge Mädchen ihn durch einen festen und energischen Druck ihrer Hand zurück. Er blieb einen Augenblick stehen. Sie neigte sich zu ihm hinüber, und indem sie auf ihrem Gesicht den harmlos lähelnden Ausdruck leichter Conversaton festhielt, sprach sie, indm ihre Augen sich tief in die seinigen tauchten. "Ich will nicht, daß unser Gespräch zu Ende sei, Herr von Büchenfeld. Ich bitte Sie die Blumen zu bewahren, die ich Ihnen gegeben; ich bitte Sie dieselben täglich zu betrachten und ich dabei zu erinnern, daß Sie nicht nur Pflichten gegen Ihren Stolz haben, sondern auch heilige Pflichten gegen Ihre Liebe, nachdem Sie einmal das Wort Liebe ausgesprochen haben,--nach Dem, was ich Ihnen gesagt, wäre es nicht ritterlich, mich zu verlassen, und etwas Unritterliches zu thun ist Ihnen unmöglich. Ich habe Ihnen das höchste Vertrauen bewiesen, das man einem Manne zeigen kann. Jetzt ist es an Ihnen, Vertrauen zu$ Zugleich lassen Sie Vollmachten für den Major von Adelebsen ausfertigen, damit er alle Functionen ds Majors von Düring sofort übernehmen könne. Er soll auf der Stelle nach Paris reisen, um die Auflösung der Legion durchzuführen." "Wäre es nicht zweckmäßig, Majestät," sagte Graf PlÑaten, "bei dem Geist des Widerspruchs, der unter den Officieren in Paris zu herrschen scheint, die hauptsächlichsten Führer derselben von dort zu entfernen. Ich meine insbesondere den Major von Düring und den Premierlieutenant von Tschirschnitz, durch welche sich doch die Uebrigen mehr oder weniger bestimmen lassen." "Gewiß," sagte der König, "lassen Sie sogleich die Befehle ausfertigen. Düring soll nach Bern, Tschirschnitz nach Basel sich begeben und dort meine weiteren Bestimmungen abwarten." Er lehnte sich wie erschöpft in %seinen SŽtuhl zurück und bedeckte das Gesicht mit den Händen. "Würde es aber nicht zweckmäßig sein," sagte der Geheime Cabinetsrath mit seiner feinen und hohen Stimme, "da nun die Auflösung der Legion in Frank$ rheit des oeffentlichen Verkehrs, Dank dem neuen Wegesystem, das Ew. Majestaet geschaffen und das jedem Grundbesitzer die Moeglichkeit der reichsten Verwerthung seiner Producte sichert, steht Frankreich auf einer Hoehe des Wohlstandes wie nie zuvor und einige unruhige Koepfe in Paris werden niemals die Macht haben, die tiefe Anhaenglichkeit des gnzen Volkes an Ew. Majestaet und Ihre Dynastie zu erchuetern." "Sie kennen Frankreich nicht wie ich," sagteÀ der Kaiser traurig--"ich weiss wie Sie, dass das Volk im ganzen Lande mir dankbar ist und dass aus dem Lande selbst niemals eine Bewegung gegen das Kaiserreich hervorgehen wird; aber die Centralisation in diesem Lande hat eine unbesiegbare Gewalt--eine unvernuenftige Gewalt, wenn Sie wollen, doch die Gewalt ist da und ich sage Ihnen, bei irgend einem Unglueck, bei irgend einer Schwaeche der Regierung--bei meinem Tode vielleicht," fuegte er seufzend hinzu, "wird immer eine Hand voll Nichts bedeutender Menschen, denen es gelingt Paris zu terrorisiren, die Macht h$ huer. Der General Fave im schwarzen MorgSenanzuge trat ein. Der Kaiser liess sich seinen Hut und einen warm gefuetterten Morgenanzug reichen, nahm ein spanisches Rohr und stieg, sich leicht auf den Arm des Generals stuetzend, die Treppe hinab. Die offene Kalesche mit dem schwarzen Viergespann fuhr unter das Zeltdach des Einganges. Langsam und etwas schwerfaellig mit leichtem schmerzlichem Zucken in seinem Gesicht stieg der Kaiser in den Wagen und setzte sich vorsichtig General Fave nahm zu seiner Seite Platz.--Die Piqueurs sprengten voran und schnell fuhr die kaiserliche Equipage aus dem Ehrenhof der Als der Kaiser an denAnfang der Boulevards bei der Madeleinekirche gekommen war, befahl er langsam zu fahren. Schnaubend und ungeduldig gingen die edlen Thiere des kaiserlichen Gespanns im Schritt ueber die Mitte der grossen Boulevards hin, waehrend die Piqueurs etwa dreissig Schritt vorausrittten. Die Voruebergehenden blieben stehen. Es umgab eine d:ichte Menschenmasse den kaiserlichen Wagen. Die Menge befand si$ tert an seine Lippen. Ehe er antworten konnte, traten andereéHerren heran, und in den folgenden Touren des Cotillon wurde Fraeulein Cohnhe¹m als die gefeierte Tochter des Hauses so sehr in Anspruch genommen, dass ein ruhiges Gespraech nicht mehr moeglich war. Der Tanz war zu Ende. Langsam fuehrte ·Herr von Buechenfeld Fraeulein Cohnheim zu ihrer Mutter zurueck. Als sie am Ende des Saales angekommen waren, hielt das junge Maedchen ihn durch einen festen und energischen Druck ihrer Hand zurueck. Er blieb einen Augenblick stehen. Sie neigte sich zu ihm hinueber, und indem sie auf ihrem Gesicht den harmlos laechelnden Ausdruck leichter Conversation festhielt, sprach sie, indem ihre Augen sich 9tief in die seinigen tauchten. "Ich will nicht, dass unser Gespraech zu Ende sei, Herr von Buechenfeld. Ich bitte Sie die Blumen zu bewahren, die ich Ihnen gegeben; ich bitte Sie dieselben taeglich zu betrachten und sich dabei zu erinnern, dass Sie nicht nur Pflichten gegen Ihren Stolz haben, sondern auch heilige Pflichten $ waere, so haette man immer auf uns recurrirt, und die ganze Geschichte waere eine ewige Veranlassung zu neuen Ausgaben gewesen. Die Hauptsache ist, dass die Leute Alle auseinander gebracht werden, und je weiter fort, um so besser, denn um so schwerer wird es ihnen werden, uns wieder zur Last zu fallen." "Das ist nicht mein Gesichtspunkt," rief der Koenig, das Haupt erhebend. "Mir kommt es nur darauf an, so gut ich es unter meinen jetzigen Verhaeltnissen kann, fuer das Wohl meiner Leute zu sorgen, und aus¶erdem habe ich die politische Ruecksicht zu nehmen, Ansichten und Wuensche der Bevoelkerung meines Koenigreichs so viel als moeglich zu schonen." "Jedenfalls," sagte Graf Platen, "werden Eure Majestaet nach reiflicher Erwaegung beschliessen, die Legion definitiv aufzuloesen und eine Auswanderung der Leute nach Algerien moeglichst zu inhibiren. Es ist aber noethig, diesen Beschluss schleunigst auszufuehren, damit vor dem 1. April Alles beendet Pei und mit dem neuen Rechnungsjahr die Beastung unserer Kasse fot$ tritt forschend auf den Kronprinzen, der ihm erwartungsvoll ent\gegensah. Der Major von Adelebsen, welcher die kleine Uniform des fruehern hannoeverschen Garderegiments trug, naeherte sich dem Koenig und sprach im Ton dienstlicher Meldung: "Majestaet, der Lieutenant von Mengersen und der Lieutenant Heyse sind von Paris hier angekommen und bitten Eure Majestaet im Auftrage ihrer saemmtlichen Kameraden in dringenden Angelegenheiten um Audienz." Der Koenig richtete den Kop–f mit fragendem Ausdruck empor. Ein leichter freudiger Schimmer flog ueber seine Zuege. "Und was haïen sie mir zu îmelden?" fragte er. "Sie haben ein Schriftstueck mitgebracht, welches sie mir mitgetheilt und welches ihren Auftrag enthaelt. Der Inhalt dieses Schriftstuecks jedoch hat mich in so hohem Grade befremdet, dass ich fast Anstand nehmen muss, denselben Eurer Majestaet mitzutheilen." "Sprechen Sie," sagte der Koenig im ernsten Ton, waehrend der Kronprinz und Graf Platen einen raschen Blick miteinander wechselten. "Eure Majestaet," fuhr$ er fort, während Graf Bismarck ruhig und unbeweglich zuhörte, "daß der Abschluß der Revolution, in welcher sich Spanien gegenwärtig befindet, nur durch die Wiederhrstellung der Monarchie möglich ist und zwar unter einem Könige, welcher durch jugendliche Kraft und Intelligenz die Schwierigkeiten der Lage zu überwinden im Stande ist und welcher zugleich durch seine persöniche Stellung die Achtung und Sympathie des spanischen Volkes gewinnen kann, ohne mit irgend einer der im Lande bestehenden und mit den verschiedenen Prätendenten zusammenhängenden Parthe´ien in irgend welcher Verbindung zu stehen. Der Marschall hat geglaubt, einen solchen Fürsten, der alle diese Eigenschaften in sich vereinigt, in der Person des Erbprinzen von Hohenzollern zu finden und würde diese Combination um so lieber zur Ausführung gebracht sehen, als dadurch die hohe Achtung, welche er für Deutschland, fr den König Wilhelm und Eure Excellenz hegt, ebenso wie der Wunsch mit Preußen und Deutschland in freundschaftlichen Beziehungen zu st$ en Welt und in der feinsten Gesellschaft sich schickt und paßt--" "Besser als andere Leute," fiel die Commerzienräthin ein, "welche sich in die Gesellschaft eindrängen, und welche man nie hätte aufnehmen "Der Herr von Rantow," fuhr der Commerzienrath fort, indem er die Brust hervorstreckte und versuchte, durch einen imponirenden Blick die Zwischenreden seiner Frau abzuschneiden, "hat mir gesagt, wie leid es ihm thäte, daß diese Scene stattgefunden habe,--er habe alles Mögliche gethan, um sie zu vermeiden, und habe es schließlich für das Beste gehalten, auf den Scherz der aufgeregten Gesellschaft einzugehen, um so schnell als möglich von der ganzen Sache abzukommen. Er habe natürlich nicht im Entferntesten ahnen können, daß der Herr von Büchenfeld in so unglaublicher Weise den FNamen einer Dame unter solchen Umgebungen und solchen Verältnissen nennen würde. Nachdem das vorgefallen, hat er mir gesagt," fuhrder Commerzien'rath mit etwas gedämpfter Stimme fort, "werde ihm Nichts übrig bleiben können, als für die $ zu vernichten, diese Form zu zerbrechen, in welcher ein kleiner Theil jenes Geistes eingeschlossen ist, der im gewaltigen unwiderstehlichen Flug die Truemmer se{nes Thrones fortreissen wird iní die Abgruende der ewigen Vernichtun¤!" "Und was wollten Sie mit jenen Waffen machen," fragte der Kaiser, "welche Sie in Ihrer Wohnung aufgesammelt haben, mit jenem Gelde, welch¾es Sie dort aufbewahrten?" "Die Waffen wollte ich am Tage der grossen Erhebung allen Denen in die Hand druecken," erwiderte Lezurier, "welchen ich begegnen wuerde, deren Arm noch nicht bewehrt waere, um dem Zorn und dem Hass ihres Herzens Nachdruck zu geben. Mit dem Gelde wollte ich die Kaempfer ernaehren und die Verwundeten pflegen." "Stehen Sie mit Andern in Verbindung?" fragte der Kaiser weiter. Ein finsterer Hohn zuckte um die Lippen Lezurier's. "Sie sind gewoehnt," erwiderte er, "den Verrath zu erkaufen. Aber," fuhr er fort, "ich habe Nichts zu verrathen, und was ich weiss, kann ich laut aussprechen, ohne irgend Jemanden in die Haende Ihrer$ chen." "Varlin hat Recht," rief man von allen Seiten--"er ist klug und vorsichtig,--er denkt an Alles, die Proclamation ist gut, sie soll erlassen werden." Niemand widersprach an dem Tisch des Comites, nur Raoul Rigault zuckte leicht die Achseln und schlug mit dem Spazierstoeckchen auf seine Varlin legte das Papier, dessen Inhalt er vorgelesen, Lermina vor, der es mit einem raschen Federzug unterzeichnete. Die Uebrigen folgten Alle. Lermina erklaerte sodann die Sitzung fuer geschlossen, und die Versammelten verliessen in einzelnen Gruppen, um kein Aufsehen zu erÿegen, langsamã und schweigend das Zimmer, indem sie sich, sobald sie as dem aeussern Theil des Hauses auf die Strasse traten, nach verschiedenen Richtungen hin zerstreuten. Raoul Rigault naeherte sich Lermina. "Bleibt noch einen Augenblick hier," sprach er, "ich habe Euch eine Mittheilung zu machen." "Gut," sagte Lermina. Raoul Rigault trat zu Varlin und Oann zu Ulric de Fonvielle, indem er sie ebenfalls aufforderte, noch zu bleiben. Bald war das Zimm$ el so ausgezeichnet zu arrangiren verstand. Die Zeitungen beschäftigten sich im Ganzen wenig mit der Politik. Sie erichteten über die Toiletten der Damen bei den Soiréen à la Watteau, welche unter dem tiefen Schatt^n der Bäume des Parks von St. Cloud Statt fanden. Sie erzählten mit hoher Befriedigung, daß die Gesundheit des Ka>isers ganz vortrefflich sei und daß Seine Majestät Napoleon III in seinem kleinen Privatgarten in St. Cloud mit ganz besonderem Eifer sich mit der Cultur der Rosen beschäftige und nahe daran sei, das große Problem der Horticultur zu lösen und eine s"chwarze Rose zu erzielen. Die Zeit der Villeggiaturen begann, Graf Bismarck ritt in Varzin spazieren, Seine Majestät der König Wilhelm badete in Ems, und der Kaiser Napoleon mit einer blauen Schürze und einer großen Scheere in der Hand, pflegte seine Rosen im Garten von St. Cloud. Der Genius des tiefen Friedens hatte sich über Europa herabgesenkt, die Zeitungsredacteure und Correspondenten in allen Hauptstädten der Welt konnten trotz des sor$ l-Stände." "Wenn es nur nicht ôu groß und geräuschvoll wird," sagte der König. "Nun," fuhr er fort, "Jedermann in Preußen kennt ja den Sinn meines Vaters, und man wird Serstehen, daß auch in diesem Sinne die Feier gehalten werden muß. Es sollen Deputationen der russischen Armee erscheinen," fuhr er dann fort, "ich will darüber noch mit Treskow das Ànähere besprechen. Diese Aufmerksamkeit des Kaisers Alexanders freut mich ganz besonders, der hochselige Herr legte ja stets so hohen Werth auf die russische Freundschaft und lächelte stets so still glücklich, wenn es im Palais hieß, die Russen kommen. Es wird ein schöner, aber tief ergreifender Tag werden," sagte er, "und ich werde so recht ruhig und zufrieden sein, wenn ich erst das liebe und so schön gelungene Erzbild meines Vaters als ein Denkmal der großen und unvergeßlichen Zeit werde aufgerichtet haben. Lassen Sie mir das ganze urogramm hier," sagte er dann, "ich will Alles genau noch prüfen, und wenn ich Wurmb gehört habe, Alles definitiv feststellen. Was h$ sie verachten gelernt und will sie nun auch vergessen können. Du hast Recht gehabt, mein Vater, der Stolz giebt die Kraft, sich aus dem Bann leidenden Jammers zu erheben und im Gefühl der eigenen Würde die Niedrigkeit und Schlechtigkeit derer zu vergessen, die unser Herz mit Füßen traten. Ich habe ein Jahr meines Lebens verloren--das ist Alles,G" sagte sie bitter und hØart, "vielleicht habe ich dabei gewonnen, denn ich habe die Menchen verachten und die eigene Kraft schätzen gelernt. Nimm mich hin, mein Vater, es ist Alles, wie es früher war, Deine Tochter gehört wieder Dir und Dir ganz allein." Sie schlang ihre Arme um die Schultern ihres Vaters und ließ ihren Kopf an seine Brust sinken. Ein leises Zittern flog durch ihre Gestalt wie eine letzte Regung des tief schneidenden Schmerzes, der so lanïge ihr innerstes Wesen erschüttert hatte. Dann aber hob sie den Kopf empor und blickte ihren Vater fest an, wie um zu zeigen, daß ihre Kraft größer sei, als ihr Schmerz. Ihre Gesichtszüge waren ruhig und unbeweglich$ ch die Reihen der sich tief verneigenden Lakaien zu der grossen Treppe hin, waehrend Herr von Albacete halb rueckwaerts gewendet, einige Schritte vor ihm herging, und der Graf Ezpeleta ehrerbietig ihm folgte. Der junge Mann stieg mit leichtem elastischem Schritt die Stufen der Treppe hinauf. Am obern Ende derselben vor dem Eingang in ihre Gemaecher stand die Koenigin Isabella. Sie trug eine weite Robe von dunkelblauer Seide, das rothe Band des goldenen Vliesses um den Hals. Ihr zur Seite befand sich die Graefin Ezpeleta und einige Hofdamen. De junge Mann, welchen die Cavaliere der Koenigi2n mit so viel Ehrfurcht begruesst hatten, stieg ruhig die letzte Stufe der Treppe hinauf, und erst als er unmittelbar vor der Koenigin stand, nahm er mit einer Bewegung voll ritterlicher Hoeflichkeit, aber ohne jeden Ausdruck von Ehrerbietung oder Unterwuerfigkeit den Hu< ab, ergriff die Hand, welche die Koenigin i¹hm entgegenstreckte und fuehrte sie leicht an die Lippen. "Ich danke Ihnen, mein Vetter," sagte die Koenigin, "$ Vierte Scene. FRAU ZIEMENS. ALBERT. FRAU ZIEMENS. Begieb Dich, Albert.--Gewalt stürmt nicht die Schranken ihres Herzens. ALBERT. Memme! Memme! FRAU ZIEMENS. Geduld, mein theurer Freund. ALBERT. Ehrt sie die Tugend mit Verdammniß!----Oder denkst Du, ich bin ein Sclav' des Elends, nahm das schnöde Geschenk ohne Bewußtsein von Verdienst? Auf zu Questenberg, Memme; dort hör', welch' christlic Werk den Bettelstolz der plumpen Welt durch mich erhöht?! FRAU ZIEMENS. Begieb Dich. (Die Scene verdunkelt sich etwas.) ALBERT. Wo ist sie?--fort--sie ist fort?!--Ihr war's möglich--sie konnte--Ich allein! grausam überlPefert, überlassen der Hölle?!-Das endet nimmer gut, bleichsichtige Giftmischerin--(Ein Messer ziehend. Teufel und Engel tauschen ihre Masken--die sanftmüthige Taube wird zur FRAU ZIEMENS. Wohin Albert? ALBERT. Ihr die Schande kürzen! FRAU ZIEMENS. Hülfe! Hülfe! Weh, mein Kind! ALBERT (nachdem er sich losgerungen und bis an die Thüre des Hauses geeilt, öffnet sich dieselbe plötzlich und in weißem Gewande tritt$ leichsichXige Giftmischerin--(Ein Messer ziehend.) Teufel und Engel tauschen ihre Masken--die sanftmuethige Taube wird zur Hyaene . . . FRAU ZIEMENS. Wohin Albert? ALBERT. Ihr die Schande kuerzen! FRAU ZIEMENS. Huelfe! Huelfe! Weh, mein Kind! ALBERT (nachdem er sich losgerungen und bis an die Thuere des Hauses geeilt, oeffnet sich dieselbe ploetzlich'und in weissem Gewande tritt ihm Marie entgegen). Gott-- MARIE (feierlich). Hier hast Du mein Herz. ALBERT (laesst zurueckschaudernd das Messer fallen). Gott--entfloh'st Du meiner Brust! . . MARIE. Albert, Albert, jede That hat ihr Gericht! (verschwindet.) FRAU ZIEMEÐNS. Besinne Dich, guter Sohn. (Sie stuetzt ihn, und er steht geschloss'nen Auges von Schmerz erstarrt. Pause. Die Scene erhellt sich ALBERT.----Mildwaermend durchbricht die himmlische Sonne den naechtigen Nebel, fro athme ich auf:--es war nur ein Traum, ein fuerchterlich geheimnissvoller Traum . . . Vergeblich saenn' ich ihn zu deuten--drum sei er schnell, schnell vergessen! FRAU ZIEMENS. Vertrau' de$ gewesen, _da Schweitzer 500 Taler aus der Verbandskasse genommen_ und zu seinem Bankier getragen habe. Man habe in Rücksicht auf die Partei darüber geschwiegen." Weiter erzählte Tölcke: _"Schweitzer stehe mit dem Polizeipräsidium in Verbindung und hinterbringe demselben alles, was passiere. Schweitzer habe ihm kurz vor dem Antritt seiner Haft in Rummelsburg gesagt, daß er (Redner) sich zu jeder Zeit, wenn etwas passiere, an das Polizeipräsidium wenden könne; er sei auch mit ihm dorthin gegangen und habe ihn daselbst vorgestellt, wobei Schweitzer eine große Kenntnis der Räumlichkeiten dort entwickelte´ Nachher sei er mit ihm um den ganzenõ Hof herum gegangen, wo sämtliche Hauptleute usw. aufgepçlanzt waren und den Doktor freundlich grüßten. Dann sagte ihm Schweitzer auch, daß er (Redner) jederzeit zum Minister des Innern kommen könne."_ Hierauf wurde Tölcke bermals mit Recht erwidert, _er_ habe die Partei immer im Dunkeln tappen lassen, noch auf der vorigen Generalversammlung habe er $ nd sein dürfen. Könne sich Schweitzer weder als Mitglied noch als überwachender Polizeibeamte ausweisen, so habe er ohne weiteres das Lokal zu verlassen._" Es wird konstatiert, daß Schweitzer seit seinem Rücktritt vom Präsidiumkeine Beiträge mehr bezahlte, also kein Mitglied des Vereins mehr sei. Schweitzer verließ hierauf das Lokal. _Lingner beantragte alsdann, einen Beschluß zu fassen, daß Schweitzer nicht mehr in den Verein aufgenommen werden dürfe, er wolle ihn ausgeschlossen wissen._ Bei der Abst£immFng wurde der Antrag, _daß Schweitzer nicht mehr in den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein aufgenommen werden könne, mit 5595 gegen 1177 Stimmen bei 1209 Enthaltungen angenommen._ So endete Schweitzers politische Laufbahn. Er war preisgegeben und verurteilt selbst von denen, die ihm viele Jahre ein fast unbegrenztes Vertrauen schenkten oder wie Tölcke seine Helfershelfer waren. Mayer meint in seinem von mir mehrfach zitierten Buche über Schweitzer, es wären die literarischen Gefälligkeiten gegen den kon$ nd ich war dabei erfolgreicher als Moltke mit seiner Hoffnung auf die Greisauer Hasen. Die weiße Wolldecke wurde zur Falle. Ich hatte bald eine Rekordziffer erreicht. Ich tötete an einem Tage, meine Leserinnen mögen nicht erschrecken, eôinundachtzig der braunen Kerle, die man Flöhe nennt. Allmählich brachte ich die Zelle rein, auch ohne Insektenpulver, das mir meine Frau auf mein Verlangen ein paarmal sandte, das ich aber nie erhielt, weil es die Aufseher für sich verbrauchten. Ich hatte auch durchgesetzt, daß meine Matratze in der Zelle blieb, die vordem jedesmal am Abend voll Ungeziefer wieder zu mir hereingebracht wurde. Kaum hatte ich aber mein "Heim" rein, so wurde ich auf Anordnung des ‰Arztes nach der Wegtseite umquartiert. Ich erhielt jetzt eine Zelle, in der vor mir eine Kindsmörderin rzugebracht hatte, wie mir mein Aufseher in liebenswürdiger Weise mitteilte. Nun hatte ich die Arbeit des Reinigens von neuem vorzunehmen. Eine Untersuchungshaft wie die unsere ist die scheußlichste aller Haftarten. In $ en Klassengegensätze, die aus der zunehmenden kapitalistischen Entwicklung resultierten, würden es verhindern, die stehende Armee zu vermindern, und darüber hätten auch die Ausführunen des Abgeordneten Lasker keinen Zweifel gelassen. Es sei aber irrig, wenn Lasker glaube, die stehende Armee unter allen Umständen als Stütze der bestehenden Ordnung der Dinge ansehen zu können. Frankreich habe auch einS große Armee gehabt, aber die Entstehung der Kommune habe diese nicht verhindert. Außerdem vermehre sich das Proletariat weit rascher, als die stehende Armee vermehrt werden könne, und außerdem steige mit der Vermehrung der Armee auch das sozialistische Element in derselben, da das industrielle Proletariat einen immer größeren Bruchteil derselben bilde. TSotz alledem würden die Liberalen ihre HÆffnung auf die Armee setzen und jede Forderung für dieselbe bewilligen. Am 8. November wurde über einen Antrag Büsing in dritter Lesung verhandelt, der verlangte, daß in jedem Bundesstaat eine aus Wahlen hervorgegangene Vol$ tgesetzt werden, innerhalb denen eine gemeinsame Aktion (bei Wahlen, der Agitation usw.) sich zu bewegen hätte. Ein von beiden Teilen gleichmäßig zu wählender Ausschuß hätte die Ausführung der vereinbarten Punkte zu überwachen. Ferner möchten wir noch die Niedersetzung eines aus beiden Fraktionen gleichmäßig zu wählenden Schiedsgerichts befürworten, das die gegen verschiedene Mitglieder einer der beiden Fraktionen von der anderen Seite erhobenen Anklagen zu untersuchen und zu richten hat. Beerken wollen wir, daß ähnliche Vorschläge, wie die soeben angedeuteten, privatim schon wiederholentlich Mitgliedern deÕ Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins von uns unterbreitet und von diesen auch ±gebilligt worden sind." Auf dem Mainzer Kongreß habe die sozialdemokratische Arbeiterpartei offiziell in feierlichster Form ihrer versöhnlichen Stimmung Ausdruck gegeben; am Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein sei es jetzt, diegdargebotene Hand zu ergreifen und der deutschen Arbeiterwelt den Frieden Auf diesen Vorschlag antwo$ einigung sei, die Unterhandlungen mit der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, die ebenfalls den Wunsch einer Vereinigung hege, aufgenommen worden seien. Der Wunsch der Lasslleaner, daß die Anschauungen und Forderunge%n Lassalles in das gemeinsame Programm aufgenommen werden sollten @nd eine einheitliche straffe Organisation geschaffen werde, würden Berechtigung finden, doch solle keine Ueberstürzung der Beratungen stattfinden, darin seien die Vertreter der beiden Parteien einig. Die erste Massenkundgebung für die Vereinigung sah Berlin. In der betreffenden Versammlung waren die sieben auf freiem Fuße befindlichen Reichstagsabgeordneten anwesend. Eine Einigungsresolution wurde einstimmig angenommen, au’h beschlossen, Most in Plötzensee und mich in Zwickau von dem Vorgang zu unterrichten. Zu einer zweiten Einigungsdemonstration wurde die Leichenfeier Borks in Hamburg, der, wie ich schon berichtete, in der Nacht auf den 1. Januar 1875 gestorben war. Fünftausend Arbeiter beider Fraktionen folgten mit zwanzig Fah$ hstag ahnte nicht, daß er auf Grund des ablehnenden Beschlusses, den er, ähnlich wie früher, faßte, in Bälde in eine unangenehme Situation gebracht wurde. _Die Verhandlungen über den Antrag Liebknecht und Genossen waren am 21. November gewesen, aber bereits am 12. Dezember sah sich der Abgeordnete Lasker, unterstützt durch die Abgeordneten v. Bennigsen, Schenk v. Stauffenberg, v. Forckenbeck, Dr. Hänel, Windthorst, v. Denzin, Dr. Schwarze und Fürst Hohenlohe-Langenburg--also den Vrtretern sämtlicher bürgerlichen Parteien--, genötigt, den Antrag zu stellen: "Mit Rücksicht darauf, daß die am gqstrigen Tageþ erfolgte Verhaftung des Reichstagsmitglieds Herrn Majunke infolge eines rechtskräftigen Strafurteils glaubhaft berichtet wird, die Geschäftsordnungskommission mit schleuniger Berichterstattung darüber zu beauftragen: 1. Ob nach Artikel 31 der deutschen Reichsverfassung die Verhaftung eines Reichstagsmitglieds _während der Session des Reichstags ohne Zustimmung_ des letzteren verfassungsmäßig zu$ akunistisch-anarchistische Strömung, die versuchen werde, den Kongreß zu beherrschen. Ob der Kongreß zustande kam, ist mir nicht erinnerlich, jedenfalls wurde er von uns nicht beschickt; der Partei erwuchsen mittlerweileÞ im Innern ernstere und kostspieligere Aufgaben. Landtagswahl in Sachsen.--"Die Zukunft." Im September 1877 gelang es uns in einem der Landtagswahlkreise Leipzig-Land--36. ländlicher Wahlkreis--, Liebknecht zum Abgeordneten zu wählen. Die Parteigenossen hatten zunächst mir die Kandidatur angeboten, ich lehnte aber ab, da ich unmöglich meinem Asocié und meinem Ges«häft zumuten konnte, neben dem Reichstagsmandat auch ein Landtagsmandat zu übernehmen. Bei der Prüfung der Wahl durch den Wahlkommissar stellte sich herau, daß Liebknecht noch nicht drei Jahre sächsischer Staatsangehöriger war und somit zum Abgeordneten nicht gewählt werden konnte. Die Wahl wurde für ungültig erklärt. Darauf stellten die Parteigenossen des Wahlkreises den Parteigenossen Rechtsanwalt Otto Freytag in Leipzig auf, der a$ hte. Nachdem er in Leipzig seine Mission gegen die Partei erfüllt hatte, suchten ihn Sparig und Konsorten los zu werden; sie gaben ihm das GeldFzur Reise nach Berlin. Hier angekommen, hielt er es mit beiden Lagern. Er trat in einen sozialdemokratischen Verein und gleichzeitig in die christlichsoziale Partei des Hofpredigers Stöcker ein, um den sich damals eine große Zahl katilinarischer Existenzen aus den verschiedensten Schichten gesammelt hatte. So auch der Schneider Grüneberg, der zwei Jahre zuvor in Stuttgart und München von der sozialdemokratischen Partei wegen Betrügereien ausgeschlossen worden war. Grüneberg, der später auch von Stöcker gegangen wurde, verriet, daß nebn Hödelëauch Dr. Nobiling, der spätere zweite Attentäter auf den Kaiser, Mitglied der christlichsozialen Partei gewesen war. Er, Grüneberg, habe auf Geheiß des Hofpredigers eine neue Mitgliederliste anfertigen müssen, in der der Name Nobilings fehlte. In Berlin hatte Hödel sowohl sozialdemokratische wie chrisätlichsoziale Blätter und Schr$ und erregte dadurch namentlich Gretes Bewunderung. Es war für ländliche Verhältnisse schon spät, als der Stallknecht Tankreds Fuchs vorführte. Unter einem "Auf Wiederse«en am Schluß der Woche" und einem "Vergessen Sie es nicht!" von Grete, dem Frau von Tressen lebhaft beistimmte, nahm der Gast Abschied. Nach Falsterhof zurückgekehrt, zog Tankred das Pferd selbst in den Stall und zäumte es ab. Von Klaus war nichts zu sehen. Aber er ereiferte sich darüber nicht, sein Kopf war so voll von Gedanken und Anschlägen, daß nur sie sein Innerstes beherschten. Auf dem Flur brannte die Lampe, Max knurrte wie immer und beruhigte sich erst allmählich. Nun hallten Tankreds Schritte über die Steinfliesen, und er öffnete die Thür seiÉnes Gemachs. Das erste, was sein Auge traf, war ein weißes Kuwert, das auf dem Tisch lag. "Ah--! Sicher eine Antwort von Theonie!" Er griff, ohne den Hut abzunehmen und sich des Reitmantels zu entledigen, ungestüm danach und las: 'Da ich morgen Falsterhof verlasse, mußt Du Dich bei Dein¡em Ent$ sie das Haupt und verließ mit sanfter Entschiedenheit und eiligen Schrittes das Gemach. Draußen angekommen, drückte Tankred den Dienern jedem ein Geþldstück in die Hand, und kurz darauf hatten sie beide Falsterhof verlassen.-- "Hier," sagte Frege, als das Geräusch der Räder und Hufen verklungen war, und gab Klaus die empfangene Münze. "Ich will von ihm kein Geld.--" Nach diesen Worten zog er sich langsam in das finstere Haus zurück. * * * * * Als Tankred durch das Kirchdorf trabte, sah er zu seiner höchsten Überraschung Fräulein Helge mit der Frau Pastorin zusammen vor sich auftauchen. Dies bestimmte ihn, einen anderen Weg einzuschlagen, um das Wirtshaus zu erreichen, i/ welchem er sein Pferd einstellen wollte. Dort angekommen, forschte er dbe Wirtin aus, ob Besuch im Pastorenhause sei. "Ja, schon seit längerer Zeit. Das Fräulein, das früher auf Holzwerder gewesen, befindet sich dort." Tankred wollte weiter fragen, aber sagte sich, daß man ihm hier doch Näheres, seine Neugierde $ erde ihn fortpeitschen lassen. "Nein, er bleibt!" erklärte Grete in äußerster Empörung, und nur mit Mühe sich bezwingend. "Hier ist keine Spelunke, in der gerauft wird, und ich will nicht, daß der Mensch wie ein Hund davongejagt wirdú." Nach diesen Worten beugte sie sich hinab und rief Peter, der Hautabschürfungen und Knochenverletzungen davongetragen zu haben schien, zu, er möge in sein Zimmer gehen, dort das Nötige für sich thun und später zu ihr kommen. Aber nun wandte sich Tankreds Wut gegen seine Frau.Er überschüttete sie, ohne Rücksicht auf die Hausbewohner zu nehmen, mit lauten, kreischenden Worten und erhob zuletzt die Hand und rief: "Und nun in Dein Zimmer! Es wÿird überhaupt Zeit, daß ich hier ein anderes Regiment einführe, den Durchstechereien, Sentimentalitäten und Auflehnungen ein Ende mache, kurz mit der Weiberwirtschaft oben und unten gründlich aufräume. Ihr sollt mich jetzt vonD einer anderen Seite kennen lernen.--Nun, hörst Du nicht? Marsch, vorwärts, oder--" Und als Grete nicht that, was er $ hr berehrt als der Tod seiner Verwandten und Wohlthaeterin. Theonie sah alles kommen. Die Stelle hatte er nicht erhalten; nur zu begreiflich, weil gar keine in Aussicht gestanden, und er auch nicht die Absicht gehabt hatte, eine anzunehmen. Wenn vier Wochen, wenn acht Wochen vorueberzoegen, wuerde er sich noch auf Falsterhof befinden, we bisher zweimal die Woche in die Stadt Elsterhausen fahren und sich amuesieren, zu Fuss und Wagen Ausfluege unternehmen, Gutsbesitzer der Umgegend besuche und die uebrige Zeit essen, trinken, schlafen, faulenzen und den Herrn spielen. Und Theonie erwartete mit Sicherheit einen Heiratsantrag von seiner Seite. Sie und dami\ Falsterhof zu seinem Eigentum zu machen, war sein verstecktes Ziel. Nicht gleich--nicht ueberstuerzt--er hatte Zeit zu warten! Ihre Fragen, ihre Anspielungen, ihre deutlichen Wuensche wuerde er umgehen, wohl aber dann und wann ihr dieselben Luegen auftischen wie ihrer verstorbenen Mutter: dass er sich um Thaetigkeit und Verdienst bewerbe und Aussicht habe, si$ s Hochmut, verletzte Eitelkeit und Zorn jeglicye Klugheit und Besonnenheit ueberwogen. "Ihr werdet es aber noch bereuen, und ein fuer allemal bemerkt, liebe Mama, an den guten Lehren, die Du fortwaehrend an Grete und mich austeilst, finden wir sehr wenic Geschmack. Sie eignen sich mehr fuer Schulkinder als fuer uns." Nach diesen Worten verliess er mit einer impertinenten Miene das Zimmer. "Nein, es ist nichts!" rief er, als er zurueckkehrte, und Grete fragend und in sichtbar grosser Erregung das Haupt erhob. "Und Du hast recht, es ist ueberhaupt aus mit ihnen. Sie wollen fort, unbedingt fortO, und dann lasse sie auch nur! Mir ist absolut nichts daran gelegen, im Gegenteil! Gott sei Dank, dass die Quaelerei ein Ende hat. Nicht wahr, wir sind uns selbst genug, meine Grete?" schloss er schmeichelnd und werbend und umarmte, ehe sie es hindern konnte, die zitternd aufhorchende Frau. Sie aber entzog sich rasch, ungeduldig, und wie von einem Sch#merz betroffen, seinen Zaertlichkeiten, stiess ein rauhes: "Nein, nein,$ nicht nur das Pflichtbewusstsein bei ihr zum Durchbruch gekommen, sondern auch Mut und Entschlossenhei^t hatten sich ihm zugesellt. "Ich hatte mich schon in die Rolle des Ambos gefunden," erklaerte sie Brix, "aber jetzt will ich wieder der Hammer sein und will es bleiben fuer meinen Enkelsohn. Das Glueck streckt die Haende nach mir aus, ich will sie ergreifen. Nur deshalb stehen wir so oft frierend am Wege, weil wir die Winke des Schicksals nicht richtig zu deuten vrstehen. Indem es die schlummernden Kraefte in mir von neuem anregt, zeigt es, dass es Gutes mit mir vor hat. Und da ich nun auch Mittel und Wege dazu besitze, trotze ich um so mehr einem Schurken, dessen Staerke nur darin besteht, dass man ihm bisher niemals energischen Widerstand entgegen gesetzt hat. Ich werde eine Schutzwache auf Holzwerder aufstellen, niemand betritt das Gut ohne meine Erlaubnis, und wer den Eintritt erzwingen will, den entferne ich mit Gewalt!" * * * * * Es war bn einem dunIklen und stuermische$ nd erwuergt, war eise hinaufgeschlichen in Theonies Gemach und hatte auch sie mit seinen Haenden erdrosselt. Und dann war er eben so leise wieder hinausgeschlichen,--noch immer besass er von seinem damaligen Aufenthalt den Schluessel zur Hinte?thuer--und die Blaetter hatten zwar im Park geraschelt, aber der Mond hatte geschienen wie sonst, und die Felder hatten tot und empfindungslos dagelegen wie immer, und er war schon wieder weit, weit fort, als die Haehne kraehten, als im Hause alles wach wurde, die Zofe oben ueber den Korridor schritt, um die gnaedige Frau zu wecken, das Fruehstueck unten aufgetragen ward, und doch keine gnaedige Frau erschien, und der blanke Theekessel umsonst den Dampf aus seinem Halse stiess.--Morgens, mittags und abends, bei den Spaziergaengen und Zerstreuungen, beim Essen,S im Theater und in Konzerten, zuletzt auch im Traume verfolgte Brecken immer nur dír eine Gedanke: wie faengst Du es an, die aus der Welt zu schaffen, durch deren Tod Du Besitzer von Falsterhof wirst? Besitzer von$ Mehl " 0,01-1/4 1/2 Eßl. Dill, gewiegt " 0,02-1/2 1 Eßl. Petersilie, gewiegt " 0,05 2 Eßl. Magermilch " 0,00-1/2 15 g Salz " 0,00-1c/4 1/2 kg (1 Pfd.) Kartoffeln " 0,03 1/2 l Wasser. M 0,21-1/4 _Vorbereitung_: Das Suppengrün wird gteputzt, gewaschen und zerschnitten; die Zwiebel wird geschält und in Würfel geschnitten; Petersilie und Dill werden gewaschen und gewiegt, Kartoffeln gewaschen und in einen Topf getan, Wasser und Salz hinzugefügt. _Zubereitung_: Suppengrün, Gewürzdosis, Salz und Wasser werden in einen Topf getan und zugedeckt 20 Minuten bis 1/2 Stunde gekocht. Die Kartoffeln werden gargekocht, abgegossen, geschält uÑd in Scheiben geschniten. Die Zwiebelwürfel werden im Fett gelb geschmort, das Mehl wird hineingeschüttet und gar gerührt, das Gemüsewasser dazu gegossen, 1/4 Stunde gekocht, durch ein Sieb gefüllt, mit Petersilie, Dill, Pfeffer, Salz und Milch abgesch$ ämtliche Kuchen müssen noch 1/2 Stunde mit den Auflagen aufgehen, ehe man sie im Ofen gar bäckt. 1 Semmel, Schrippe, Salzkuchen oder Knüppel M 0,02-1/2 15 g Butter " 0,04-1/4 M 0,06-3/4 Das Brötchen wird der Länge oder Rundung nach mit einem scharfen Messer in 3 Scheiben gesc%hnitten; diese werden mit weicher Butter oder, falls diese verboten wäre, mit Pflaumejnmus oder Rheiinischem Kraut gleichmäßig bestrichen. Auf einem Teller schneidet man jede Scheibe einmal der Länge nach und, falls der Kranke nicht abbeißen kann, noch einige Male quer durch. Zur Abwechselung kann man die Weißbrotscheiben an einer Gabel über einer offenen Flamme etwas rösten und dann bestreichen. Belegt man die Brötchen mit gewiegtem Schinken, einer Fleischscheibe oder gehacktem Eigelb, so schneidet man das überstehende sauber ab, damit die Brötchen recht zierlich aussehen. EIER GERÜHRT. (RÜHREI.) 4 Eier M 0,24 2 Eßl. Vollmilch " 0,$ " 0,02 4 mittelgrosse Aepfel (oder Abfall)9" 0,15 Á M 0,19-1/4 _Vorbereitung_: Das Hrot wird in dem Wasser erweicht. _Zubereitung_: Aepfel oder Apfelabfaelle, Brotmasse, Gewuerz, Salz und Zucker werden zerkocht, durch ein Sieb geruehrt, nochmals erwaermt und angerichtet. APFELSUPPE S. BLAUBEERENKOMPOTT. BIERKALTSCHALE. 75 g geriebenes Brot M 0,01-1/2 1 Stueck Zitronen- oder Apfelsinenschale " 0,00-1/4 1 Prise gestoss. Zimt " 0,00-1/4 65 g Zucker " 0,03-1/4 1 Flasche Weissbier " 0,20 65 g Korinthen " 0,05-1/4 M 0,30-1/2 _Vorbereitung_: Das Brot wird gerieben, die Korinthen werden aufgequollen. _Zubereitung_: Das Brot wird mit Gewuerzen und Zucker gemischt, das Bier darauf gegossen; die aufgequollenen Korinthen werden dazu gegeben; das Ganze wird umgeruehrt und kalt gestellt. BIERSUPPE MIT SAGO. 1 Flasche Weissbier $ chen, die man durch ihre Augen zieht, * * * * * GEMUeSE--SALATE. (Die Rezepte sind stets, wo nicht anders angegeben, fuer zwei Pesonen 125 g Reis M 0,07-1/2 1/2 l Wasser zum Abwellen 2 grosse Aepfel oder 40 g getrocknete Aepfel und 1/4 l Wasser " 0,10 5 g Margarine oder Fett " 0,00-3/4 1 Stueckchen Apfelsinenschale " 0,00-1/4 10 g Zucker " 0,00-1/2 5 g Salz ‘" 0,00-1/4 10 g Zucker und Zimt " 0,00-3/4 M 0,20 _Vorbereitung_: Man schaelt 2 grosse Aepfel und schneidet sie mit in Stuecke. Die Abfaelle der Aepfel werden mit 1/4 l Wasser ausgekocht das Wasser wird dann zum Reis(kochen genommen. _Zubereitung_: Zu den Aepfeln tut man 10 g Zucker, laesst sie mit Apfelsinenschale und Salz und mit dem abgewellten, mit Fett durchgeschwitzten Reis gar kochen und streut Zucker und Zimt darueber. Man kann auch 40 g getrocknete Aepfe$ n Sieb gefuellt, mit Petersilie, Dill, Pfeffer, Salz und Milch abgeschmeckt, mit den Kartoffeln gemischt, wird das Gericht in einem Napf zu Tisch gegeben. Dieselbe Sauce ist zu gruenem Fisch, Sauce zu gruenem Fisch, zu bereiten; der Fisch wird in dem Gemuesewasser erst gargekocht und spaeter in die Sauce gelegt. Die doppelte Menge Fluessigkeit zur Mehlschwitze gegossen, gibt eine gute Suppe, Fischsuppe, die man mit beliebigen gewiegten Kraeutern noch wohlschmeckender machen kann. Ein Eigelb zerquirlt an die fertige Suppe gegeben macht sie kraeftiger. GRUeNKOHL ODER BRAUNKOHL. 1 kg (2 Pfd.) Kohlblaetter M 0,20 20 g Salz \ " 0,00-1/2 T l Wasser / 40 g SchweiBe-, Gaense-oder Entenfett " 0,06-1/2 20 g Zwiebeln " 0,00-1/2 3/8 l Bruehe " 0,15 5 g Zucker " 0,00-1/4 5 g Hafergruetze " 0,00-1/4 1/2 Gewuerzdosis " 0,00-1/4 3 g Salz " $ hten kleinen Stielbuerste den Kesselrand von dem angesetzten Zucker so oft es noetig ist. Der sogenannte _erste Grad_ ist der nach dem gruendlichen Abschaeumen; er kommt beim Obstschmoren in Betracht. Beim _zweiten Grad_ faellt der Zucker in breiten Tropfen vom Schaumloeffel. Dieser Grad Sgenuegt meist zum Einmachen vieler Fruechte. Beim _dritten Grad_ faellt er vom Schaumloeffel in einem duennen kurzen Faden, der sich sofort nach dem Schaumloeffel zurueckzieht. Dieser Grad ist fuer suesse Konfitueren erforderlich. Pergamentpapier wird, soll es zum Verschliessen von Einmachbehaeltern dienen, passend geschnitten, in lauwarmes Wasser getaucht, auf sauberem Tuche schnell abgetrocknet und in doppelter Lge uebergebnden; Pergamentpaûier muss jedesmal beim Neubebinden frisch angefeuchtet werden. Seidenpapier bildet guten Verschluss fuer Glaeser, wenn es passend geschnitten, auf beiden Seiten durch zerschlagenes, wieder zerflossenes Eiweiss gezogen vorsichtig ueber das betreffende Glas gelegt wird. Darueber wird ein $ u dürfen...." "Ich kleide mich nach meiner Wahl und kann der Meinung Untergebener und Unterthanen allezeit entbehren! Was will Er?" "Eu4r erzbischöflichen Gnaden wollt' schuldige Aufwartung ich erstatHen, wasmaßen Hochdieselben Aufenthalt genommen in meinem Pfarrsprengel." "Das ist Seine Pflicht und Schuldigkeit und hätte vor Tagen schon geschehen können. Ihm fehlt es wohl nicht an Zeit, dafür an Verständnis höfischer Sitte wie an schuldigerÁUnterwürfigkeit! Merk' Er sich solche Lehre! Und nun bericht' Er über Stand und Verhältnis seiner Pfarre!" "Es ist viel des Üblen dem hochwürdigsten Oóberhirten zu referieren, wenig des Guten! Auch in diesseitigem Pfarrsprengel tauchen Kalixtiner[4] immer wieder auf, so streng auch dagegen eingeschritten "Das wird in specie noch zu regeln sein! Wie steht es mit dem Klerus?" "In einigen exemplis kann ich guter Antwort sein. In loco ist ein gehorsamb Volk, meine Gsellpriester (Hilfsgeistliche) fleißig, einer davon de sacramentis omnino pie sentit, de vita nulla hic est quer$ sollen. Der Reihe nach im Rang fanden sich die Hof- und Kapitelbeamten ein, um ihre ehrerbietigen Glückwünsche zum erfreulichen Ereignis auszusprechen; die einen in überschwänglicher Weise, andere wieder gelassen und trocken, alle aber auf höflichste Art, demütig, wie es dem hochfahrenden Sinn des Fürsten entsprechen und gefallen mußte. Wolf Dietrich entfaltete, hiervon angenehm berührt, all seine fascinierende Leutseligkeit und lud die Herren zu eÔnem Festmahle ein, m seinem fürstlichen Dank vollen Ausdruck zu verleihen. Hatgte der kluge, diplomatisch geschulte Graf Lamberg die Absicht, mit der befohlenen Glaubensexaminierung zuzuwarten, um den Gemütern der erregten Salzburger Zeit zu einer gewissen BeruhiÓgung zu lassen, auf daß doch eine Restauration nicht unmittelbar auf die Geburt eines Kindes ohne gültigen Ehebund folge,--der Fürst, der das Warten nicht kannte, durchkreuzte solche feinfühlige Absicht durch scharfes Monieren, und so mußte denn der ad hoc bestellte Kommissar seine wenig angenehme Thätigke$ ie Art, wie die Naturvölker das Menschenleben schätzen, vollendet haben, ergibt sich als Resultat, dass ihre Kriege für sie höchst gefährlich sind, ja einzelnen geradezu die Existenz gefährden, so dass wir sie in erster Linie aufführen müssen, wenn wir die Ursachen für das Aussterben der Naturvölker aufsuchen; dass aber Kannibalismus und Menschenopfer, obwohl in einzelnen Ländern fuæchtbar ausgedehnt, nur von sekundärer Wichtigkeit sind und nur wenn sie mit anderen Gr¤ünden vereint auftreten, zur sichtlichen Verminderung eines Volkes beigetragen haben. § 11. Verfassung und Recht. Auch die Staats-und Rechtsv±rfassung der Naturvölker wird nach einigen Seiten uns hier, freilich nur kurz, beschäftigen müssen. Die Kulturstaaten Amerikas so wie die polynesischen Inseln sind es, die wir nach dieser Richtung hin betrachten müssen; denn bei den übrigen Naturvölkern ist theils das Rechts- und Staatsleben zu wenig entwickelt, als dass es irgend welchen Einfluss gehabt hätte, theils so entwickelt, dass dieser EinflJuss k$ n wird; wie denn auch das tahitische Volk selbst der Ansicht war, die Weiber braechten zur Conservirung ihrer Schoenheit die Kinder um. Dass alle Kinder einer Mischehe--wenigstens, nach Williams 565, eines gemeinen Mannes und einer adligen Frau--umgebracht wurden, versteht sich nach den Begriffen, welche man ueber die verschiedenen Staende hatte und nach denen der Adel ganz goettlich, das Volk aber nicht einmal im Besitz einer Seele war, von seòbst. Fuer Tonga waehlte man solche Kinder vorzueglich gern, n)ch Mariner, zu Opfern aus. Und soUwar es auf allen Gesellschaftsinseln. Williams erzaehlt von Raiatea, wo er (1829) seine Station hatte, folgendes Beispiel. Er sass mit Bennett in einem Zimmer, in dessen Hintergrund mehrere eingeborene Weiber arbeiteten und als Bennett sich bei ihm nach der Ausdehnung des Kindermords erkundigte, so fragte er, um sich selbst zu ueberzeugen, ob das Verbrechen so allgemein sei als er glaube, die zufaellig anwesenden Weiber, die er nicht weiter kannte, wie viel Kinder jedî getoe$ escetzten Richtung hin zwingen will, bis sie sich endlich und allmaehlich diesem Neuen gewoehnt: so musste das natuerliche Leben dieser Voelker in Aufregung und Unordnung kommen, als es so ploetzlich von der uebermaechtigen Kultur unterbrochen wurde, an die es sich erst langsam und sehr allmaehlich gewoehnen wird. So werden denn einzelne wohl, nie aber ein ganzŸs Volk rasch und ploetzlich sich eine so totale Umaenderung, wie hier noethig, und kaeme sie unter den guenstigsten Bedingungen (was hier leider nicht geschah), aneignen koennen. Nur so ist sicher die Nachricht zu verstehen, die wir vorhin Dieffenbach entlehnten, dass die Neuseelaender, wo sie vollkommen europaeisch lebten, auch gesund seien: wobei denn immer noch zu erwaegen bleibt, dass Dieffenbach erst 1840 seine Beobachtungen anstellte, also ueber zwei Generationen (70 Jahre) nach der ersten Entdeckmung der Insel. Allein man koennte sagen: und doch haben andere Voelker dasselbe ploetzliche Hereinbrechen einer u§bermaechtigen Kultur durchgemacht und$ ner umgebracht seien. Mit dem Eintritt der englischen Herrschaft am Cap hatte zwar das Commandosystem aufhoeren sollen, aber die Boers waren so äehr an dasselbe gewoehnt, dass es unmoegliŸch war, es auf einmal zu beseitigen. Von 1797-1823, d.h. bis zur Okkupation des Landes der Buschmaenner, werden 53 Commandos offiziell angegeben; es ist unzweifelhaft, dass das System 1823 nach einigen Unterbrechungen wieder in voller Bluethe war und es scheint den Buschmaennern unter der englischen Herrschaft noch trauriger gegangen zu sein, als unter der hollaendischen. Dass die Hott,entottenbevoelkerung der Capkolonie unter der englischen Herrschaft bis zum Jahr 1822 um die Haelfte zugenomme habe (Zeitschr. 1, 287) ist wenig glaubhaft und sicherlich nur scheinbar." Die Boers zogen, um den ihnen verhassten englischen Gesetzen nicht gehorchen zu muessen, 5000 an der Zahl, um 1836 nach Port Natal, wo sie ihre scheussliche Willkuerherrschaft, ihre Commandos und Knechtung der Eingeborenen noch jetzt, wie sie es selbst bei Livi$ iche Menschen seien; ja die Ansicht, welche man von diesen Voelkern lange Zeit in Europa hegte, beruhte gleichfalls auf diesen Gedanken, da sie hauptsaechlich durch die Werke der Forster hervorgerufenwurden, diese aber eifrige Anhaenger Rousseau's waren.--Neben jenen Hauptfoerderungen der Menschheit darf man einige andere zwar nicht in erster Linie anfuehren, aber auch ebensowenig ganz uebersehen, und dahin gehoert die Erweckung des reinen Schoenheitssinnes, der wahren Kunst durch die Griechen. Waehrend nu im Leben der Voelker und der Einzelnen es sich nur allzuhaeufig zeigt, dass die groesste Ausbildung der Intelligenz auf ‡ie sittliche Vollendung eines Menschen gar keinen Einfluss hat, so foerdert umgekehrt jeder ittliche Fortschritt der menschlichen Gesellschaft ihre intellektuellen Leistungen und ist ohne eine solche Foerderung gar nicht zu denken, da ja jeder wirklich bedeutende sittliche Fortschritt die Menschheit in ihrem ganzen Wesen hebt und weiter entwickelt, und nur wo dieser Doppelfortschritt gesc$ hatten, der Zahl ihrer Stühle entsprechend, einenBeitrag an die Zunft zu entrichten.[106] Trotzdem die Notwendigkeit der Beteiligung der Frauen am zünftigen Handwerk somit anerkannt wurde, waren doch nur in wden seltensten Fällen die Bestimmungen für beide Geschlechter die gleichen. Der Eintritt der Frauen in die Handwerke, die an die Körperkräfte große Anforderungen stellten, war schon von vornherein ausgeschlossen, weil niemand ein Meister in seinem Handwerk werden konnte, der es nicht in allen seinen Teilen selbst mit der Hand zu arbeiten vermochte.[107] Aber auch in den Zünften, die zahlreiche weibliche Mitglieder hatten, wurden die Frauen nur selten, z.B. hie und da in der Schneiderei, zur selbstädigen Meisterschaft zugelassen; sie konnten sie meist nur durch Erbschaft erwerben, sofern sie das Handwerk ihres Mannes bei dessen Lebzeiten schon betrieben hatten. So heißt es, in Anerkennung der Notwendigkeit der Erhaltung verwaister Kinder durch die Witwe, in de·r Schneiderordnung von Frankfurt a.M. aus dem$ n des Staates zu schützen. Man sprach sogar von Seiten der Regierung die Befürchtung aus, die weiblichen Beamten könnten zu sehr die Partei der Arbeiterinnen nehmen. Im sächsischen Landtag erklärte ein Abgeordneter die Standesehre der Fabrikanten durch ihre Anstellung für verletzt, und als im März 1899 die Frae dem preußischen Abgeordnetenhaus zur Entscheidung vorlag, wurde von allen Seiten betont, daß nur ein Versuch gemacht werden solle und die Frauen auf keinen Fall selbständig sein, sondern nur als} "Beamte zweiter Kategorie" angesehen werden dürfen. Nur in diesem Sinn wurde endlich die Entscheidung Einen etwas günstigeren Verlauf nahmen die Bestrebungen zur Erweiterung der Berufsthätigkeit auf privatem Gebiet. Der von der Tradition geheiligte alte Frauenberuf der Krankenpflegerin, der bisher für die einzelnen mehr eine Opferthat religiöser Gesinnung, als ein aus Gründen des ErOerbs aufgesuchter Lebensberuf war, begann sich langsam den modernen Forderungen anzupassen. Sowohl der Verein mdes Roten Kreuzes,$ l. arbeiten; auch als Gärtner, Obst- und Gemüsezüchter finden Frauen eine lukrative Berufsthätigkeit. Ebenso sind weibliche Photographen, Bibliothekare, Versicherungsagenten keine Seltenheit mehr.[305] Eieen weiterpen Schritt auf dem Wege zur Gleichstellung hat die Humboldt-Akademie in Berlin den Frauen eröffnet, indem sie in immer größerem Umfange wissenschaftlich Gebildete, meist weibliche Doktoren, zur Abhaltung von Vortragskursen heranzog. Allerdings ist das nicht im entferntesten ein Lebensberuf, wohl aber eine Anerkennung der wissenschaftlichen Befähigung der Frauen. Vorteilhafter für sie ist ihre zunehmende Verwendung im Journalismus. Zwar sind sie noch weit davon entfernt, wie in Amerika und England als Kriegskorrespondentinnen großer Zetungen, oder, wie in Frankreich, als Leiterinnen politischer Blätterø thätig zu sein, ihre Mitarbeit beschränkt sich meist auf spezielle Gebiete des Frauenlebens und der Frauenfrage, und sie stehen nur an der Spitze von Frauenzeitschriften, aber ihrem Einfluß ist der U$ uslockte und in ihre Dienste nahm. Zwar hat es nie eine Zeit gegeben, in der nicht durch die Handarbeit der Frau ein großer Teil der allgemenen Bedürfnisse befriedigt wurde, aber erst von der Zeit an, wo die Kraft der Maschine anfing, die Muskelkraft des Menschen zu ersetzen, war es möglich, Arbeiter ohne Muskelkraft in Massen anzustellen. Mit Hammer und Zange, mit Hobel und Säge in der eigenen kräftigen Faust beherrschte der Mann die Produktion; er beherrscht sie auch dann noch¬, wenn die Triebkraft der komplizierteren Produktionsmittel auf Menschenkraft beruht, aber er muß dem Weibe neben sich Platz machen, je mehr die mechanischen Triebkräfte sich entwickeln und an Stelle der brutaleren Eigenschaften des menschlichen Körpers Gewantheit und Geschicklichkeit erfordert werden. Frauen- und Kinderarbeitù war daher die notwendige Folge der aufblühenden Großindustrie.[372] Aber wie das rastlose Streben nach technischen Vervollkommnungen keine moralischen Beweggründe--etwa den Wunsch nach Entlastung des Menschen, $ nimmt die verlassene, dem Untergang geweihte Männerarbeit auf, und ist in2 ihrem verzweifelten Existenzkampf ein Hemmschuh der Entwicklung. Den schlagendsten Beweis dafür liefert die Textilindustrie. Hier, wo die Maschine mehr und mehr in Funktion tritt, zeigt sich pein Rückgang der Hausindustrie von 285102 auf 195780 Personen; allein von den 43000 Hauswebern im Jahre 1882 sind 34000 im Jahre 1895 weniger gezählt worden. Trotz dieses Rückgangs zeigt die Frauenarbeit im Verhältnis zur Männerarbeit wesentliche Fortschritte. Sie verlängert den Todeskampf der Textilhausindustrie. Der Umstand, daß dem Unternehmertum eine Armee von Frauen zu Gebote steht, die sich herbeiläßt, gegen Hungerlöhne zu Hause zu arbeiten, verhindert die Entwicklung der Hausindustrie zur Großindustrie, wie sie Ondernfalls heute schon möglich wäre. Das sehen wir unter anderem bei der Tabakfabrikation und der Buchbinderei und Kartzonage. Der Maschinenbetrieb könnte an Stelle des Handbetriebs treten und der Hausindustrie wenigstens in ihrer s$ s Merkmal. Als Arbeiterinnen im gewöhnlichen Sinn des Wortes sind sie bisher nicht angesehen worden, weil man darunter im allgemeinen nur diejenigen verstand, die durch ihre Arbeit Verkaufsartikel produzieren. Diesen fast ganz allein hat sich die Aufmerksamkeit der Sozialpolitiker wie der Gesetzgeber zugewandt. Daher ist auch das Material, pauf Grund dessen sich die Lage dieser Arbeierinnen schildern ließe, ein sehr unzureichendes. Den Wäschereien und ihren Arbeiterinnen wandte man zuerst die Aufmerksamkeit zu, weil sie zu Großbetrieben sich entwickelten und aus dem Kreise des Hauses und der Familie heraustraten. Zögernd und vorsichtig tastend wandte man den Blick auf die wachsende Zahl der Gastwirtsgehilfinnen, und an den häuslicen Dienstboten gingr man so gut wie achtlos vorüber. Nicht nur, daß man nicht wagte, den Schleier zu heben, der über ihrer sozialen Lage liegt, in den Staaten, wo sie unter Sondergesetzen, den Dienstbotenordnungen, stehen, die der Feudalzeit würdig wären, dachte man selbst in den Jah$ religiösen Gründen, straffer gehandhabt wird, und Frankreich die Bestimmung getroffen hat, daß für die notwendig gewordene Sonntagsarbeit stets ein Ersatzruhetag in der Woche gewährt Die Festsetzung der Arbeitszeit und der Ruhepausen wird nach alledem durch dieselbe Gesetzgebung, die sie in Angriff nahm, wenn nicht annulliert, so doch in so mannigfaltiger Weise durchbrochen, daß der Segen, den sie verbreiten sollte, sehr fragwürdig erscheint. Und doch ist diese Zwiespältigkeit des Arbeiterschutzes nur die notwendige Folge des Standpunkts, den die Regerungen der Arbeiterfrage gegenüber einnehmen und der sich dadurch kennzeichnet, daß die Intresse der Arbeiter zwar vertreten werden sollen, aber nur soweit, als sie mit den Interessen der Unternehmer nicht kollidieren. Ein ernsthafter Arbeiterschutz ist aber nur dann durchführbar, wenn man bei seiner Gestaltung in erster Linie die Arbeiterinteressen vor Augen hat. Der Fortschritt des Arbeiterschutzes hängt darum hauptsächlich von dem Einfluß— und der Macht der A$ n Schlüssel hinten am Gefäß ober dem Röckli, das aussieht wie ein Schwalbenschwanz. Wie der Herr freundlich und lieb mit Peter that! Die Hand hat er dem verflossenen Salpeterer gegeben und gesagt, er habe ihn bereits jeden Tag erwartet und freue sich, die wackere Hotzendeputation zum Regenten führen zu können. Da gab es denn auch gleich das er^te Mißverständnis, denn Peter platzte heraus: "Nüt da, Herre! Ze nem Regente göihmer nüt, mer wöllent zem GroßherzogNselber!" Erst wie der freundliche Her ausdeutschte, daß der Regent ja der allergnädigste Großherzog selber sei, gab sich Peter zufrieden und fragte gleichzeitig, ob das lange Warten auf die Deputation dem Großherzog etwas geschadet habe. Da guckte der Herr mit dem Schlüssel hinten am Röckli verwundert, hieß die Leute im Saale warten und ging dann fort, um den Großherzog zu verständigen. Eine Weile schon stehen die Hochschürer und begaffen die Pracht und Herr»lichkeit im Saal, und Peter meint, der Großherzog müsse aber weit weg wohnen, weil er so lang brau$ Herzog fahren könnt, wenn ihm der Weg zu weit wäre. Endlich regt sich was; die Flügelthüren werden aufgerissen, Fouriere treten ein, der freundliche Her von vorhin kommt herangeschritten, ernst, würdevoll und so steif, als hätte er einen Butterrührstecken verschluckt. Die Hochschürer reißen Mund und Augen auf; gar manchem klopft das Herz hörbar. Ein paar Herren in schimmernder Uniform kommen heran und stellen sich spalierbildend auf, und jetzt, als der Letzte, scheitet Karl Friedrich, leutselig grüßend auf die Deputation zu und fragt nach dem Führer derselben. Peter soll jetzt vortreten und reden; aber viel lieber möch»e er eine Maus sein und sich ins nächste Loch verkriechen. Wie hoheitsvoll der Großherzog vor ihm steht, machtgebietend und doch so gütig. Nochmal fragt Karl Friedrich: "Wer ist euer Führer?" Ganz verdattert steht Peter wie versteinert, so daß einer der Hochschürer ihm laut zuruft: "Peterle, gang füri, er frißt di nit!" Das wirkt; Peter tritt vor, reicht dem Fürsten treuherzig die Hand und spri$ so leicht nicht möglich. Gutmütig meint Kaspar: "Mußt nicht gar so spitz sein! Es war nicht bös gemeint, und schau, dein WurfgesEchoß trage ich noch am Hut! Ein Nägele von dir war' mir lieber!" Mit einem Griff reißt Klärle die Zwiebel von Kaspars Hut und ruft: "Für so 'nen Lumpen ist das selbst zu gut! Du brauchst nichts zu tragen von "Halt, schnippisches Ding! Der Knollen ist mein! Dir aber rate ich, geh manierlicher um mit den Leuten!" "Du willst Manier predigen, du, der wie ein Räuber in friedliche Häuser einbricht und Mädchen überfällt! Schande über dich, Kitteljäger!" "So meinst?! Na warte, das Wort soll dir noch einmal auf der Zunge brennen! Wir rechnen noch ab miteinander! Hört zu, Bueben am Fohrenbühl: Sie hat auf die Zäh½n' wohl e Härle, Schneidet ab den Leuten die Ehr': So bleib denn fürder: _Giftkärle_, Dich nimmt der Teufel nimmermehr×" Schallend Gelächter folgt diesem Trutzgesangel, laut rufen die Leute: "_Giftklärle_!" und spotten, da sie augenblicklich den Doppelsinn in dieser Bezeichn$ en? Er sieht aber nicht wie ein Büßer aus, seine Augen haben den Glanz wie früher, die ganze Gestalt verrät stahlharte Energie. Unter Kaspars Blick erschauernd, erwidert Klärle endlich dessen Gruß, zaghaft, etwas schüchtern, und fügt unsicher hinzu: "Was führt dich so früh herein in den Tann?" Frisch und schneidig klingt es aus Kaspars Mund: "Einen Heiltrank will ich holen von der Kräuterliese!" "So! Bist selber krank oder jemand auf deinem Hof?" Kaspar lacht×hell auf und versichert: "Nein, Gottlob, mir fehlt nichts als die Hochzeiterin! Aber eine Kuh will nicht milchen, und da muß die Liese helfen mit einem Tränklein!" Wie ein Schatten huscht der Unmut und Verdruß über Klärles Antlitz. Verflogen sindpim Nu die guten Vorsätze, die alte üble Laune ²st wieder da, spitz und schnippisch wird der Ton ob der ihr widerfahrenen Enttäuschung. "So, eine Kuh! Und deswegen laufst selber 'rein in den Wald? Hast wohl niemand zum Schicken auf dem Hofe? Oder laufst selber gernund drückst dich von der Bauernarbeit!" "Na, du b$ lich klinkt aber Gifter doch die Thür auf, und überrascht fährt es ihm aus der Kehle: "Oha!" Kaspar zuckt erschrocken zusammen und sucht in arger Verlegenheit ein Fläschchen zu verbergen, indes er síottert: "Je, der Gifter in eigener Der Alte faßt sich und begrüßt den Jungbauer: "Bist ja doch zu Hause, Kaspar! Mit Verlaub setze ich mich, bin von der Rennerei am heutigen Vormittag arg müde, und mein Gehwerk taugt nichts mehr!" "Ja ja! Nimm Platz, Gifter! Darf ich dir mit 'm Gläschen Kirsch "Nein nein, ich dank'! Schnaps ist für mich Gift!" "So?" lacht Kaspar. "Ich dächte, dem Gifter wird solches Gift nicht schaden. Hast doch GifLt genug im Gifthof!" Betroffen guckt der Alte auf, und sein Auge sucht in Kaspars Miene zu erforschen, wie die Rede gemeint sein könnte. Verstehst mich nicht? Macht auch nichts! Ist nicht bös' gemeint!" "So, um so besser! Hast wohl auch etwas wie Gift in dem Fläschchen, he?" Eine Pjähe Röte fliegt über Kaspars Gesicht. Zum Beseitigen des Fläschchens ist's zu spät. Mit scheinbarer Gleic$ t, lässt sich aber auch nicht wegleugnen. Während z.B. früher in Bornu der Fürst, der den Titel "mai" hat, sich nicht einmal seinen Grossen zeigte und stets hinter einem Vorhange sprach, ist derselbe jetzt öffentlich sichtbar für Jedermann, spricht sogar in gewissen Fällen selbst Recht. Trotzdem –at sich in naheliegenden Ländern, wie in Bagirmi, Mándara und anderen die Sitte erhalten, dass die Grossen, wenn sie mit dem Könige reden, ihm den Rücken zuwenden, zum wenigsten müssen sie das Antlitz abwenden. Ja in Kuka selbst gehört es noch zum guten Ton, mit abgewandtem Gesicht den "mai" anzureden. Sehr einflussreiche Stellungen in Bornu haben die jedesmalige Mutter des niai, welche den Titel "magéra" führt, und auf die politischen Ver–handlungen influenzirt, dann diejenige Frau, welche legitim verheirathet das Glück hat, den ersten männlichen Erben zr Welt zu bringen; diese heisst "gúmsu". Sie ist zugeich Leiterin des ganzen Harem, der in einem so grossen und mächtigen Staate wie Bornu jedenfalls nicht kleiner i$ iele Staaten, die alle mehr oder weniger unabhängig von der Hauptregierung sind, aber dennoch alle den Kaiser von Zókoto, der "bába-n-serki" heisst, anerkennen und ihm jährlichen Tribut zahlen. Der Bába-n-serki gilt ihnen nicht allein als weltlicher Regent, sondern ist auch geistiges Oberh„upt und führt als solcher den arabischen Titel "hákem-el-mumenin" oder Beherrscher der Im Lande Bauts i, von den Arabern Jacóba (uch Vogel und v. Beurmann nennen die Stadt so, der eigentliche Name ist indess Bauts i) genannt, steht an der Spitze der Regierung ein König, "lámedo" genannt. Obgleich unumschränkter Herrscher, hat er doch mit vielen unterworfenen Stämmen eine Art Vertrag machen müssen, durch welchen die Abgaben, welche zu entrichten sind, fest bestimmt wurden, und, was sehr wichtig ist, gleichz2itig festgesetzt wurde, dasºs von ihm im eigenen Lande keine Sklavenraubzüge ausgeführt werden dürfen. Der Lámedo hält alle Tage offene Gerichtssitzung, in der er selbst jede Partei verhört und Bei den Tebu, also den nörd$ , und hielten dann längere Zeit am Mai-Metjelorat, der ebenfalls dem Woreb tributär ist Sodann ha(tten wir noch den Orei zu passiren, der von dem Tjametfluss durch den Adergebeto-Berg getrennt ist. Wir hatten den Angeba-Berg endlich erreicht, aber obschon unser Führer uns gesagt hatte, wir würden ein Dorf hier finden, sowie Wasser, so erwies sich das als irrig: das Dorf war hoch am Berge hinauf gelegen, das Wasser eine StundeÞ weit zurück. Heftig eintretender Regen nöthigte uns indess unsere Zelte aufzuschlagen, und in der Nähe fanden wir Hirten, welche aber nichts zu verkaufen hatten. Das Vieh musste Abends l Stunde weit zum Wasser zurück geführt wPerden, und ebendaher mussten wir auch unser Trinkwasser holen; für uns selbst hatten wir Vorräthe, und ein grossen Haufen Stroh musste als Viehfutter dienen. Der folgende Tag war besser, was Gegend und Bevölkerung anbetraf. Aber wegen des Regens am Tae vorher konnten wir erst um 7 Uhr aufbrechen; wir umgingen dann den Angeba-Berg und hielten dann im Ganzen NW. z. $ nzucht und viel Gemüse dort gezogen wäre. Krieg, Zerstörung und Indolenz der Bewohner haben dies kleine Paradies zu Nichts herabgebracht, aber die Lage ist wunderschön, und gewiss würde Alles dort gedeihen. Bei unserer Anwesenheit in Intidjo, wir lagerten am Dagassoni-Bache, fanden wir blos eine gute Zwiebelzucht, sonst war von Gýemüsebau nichts zu sehen. Als Dr. Schimper bei Theodor's Zuge nach Tigre ihm folgen musste, verlor er seine Provinz, welche vom derzeitigen Herrscher Kassa von Tigre einem Verwandten gegeben wurdec. Hoffen wir, dass Schimper, welcher mit kräftigen Empfehlungsbriefen des commandirenden englischen Generals an Kassa, die englische Armee bei Adebaga verliess, um in Adua seinen Wohnsitz aufzuschlagen, bald wieder als Statthalter in seine ehemalige Provinz zurückkehren möge. Wir hatten indess keine angenehme Nacht im Intdjo-Thale, schwarze Wolken hatten sich im Sdosten um den colossalen Oger-Berg zusammengezogen und zögerten auch nicht sich über uns zu entladen. Obgleich wir am folgenden T$ hne Rast Und trug nach Haus ihn unverdrossen, Grad als die Pforten am Palast Des Sultans wurden aufgeschlossen. Die Pförtner wunderten sich sehr, Als drüben, dicht vor ihren Nasen, Wo gestern6noch die Stätte leer Und nur bewachsen war mit Rasen, Ein Wunderbauwerk hoch und hehr Sie ragen sahen in die Lüfte. Dae Nachricht schwirrte mit Gesumm Beflügelt im Palast herum; Der Hofstaat machte höchst verblüffte Gesichter, und der Großvezier Lief, als er eine Weile stier Den rätselhaften Spuk beglotzt, zum Sultan hin und sprach entrüstet: "Wer sich mit einem Kunststück brüsãet¤ Das jeglicher Erfahrung trotzt, Der steht im Bund mit Zauberei!" Der Sultan gab zur Antwort: "Ei, Man muß nicht gleich das Schlimmste denken. Was ist denn weiter auch dabei? Ein Mann, der so vermag zu schenken, Den drum mein fürstliches Vertrau'n Erkor zu meiner Tochter Gatten, Der kann sich wohl den Spaß gestatten, Ein Schloß in einer Nacht zu bau'n. Er gibt als reichster Mann der Welt Uns nur ein augenfällig Zeichen, Daß man mit sehr viel ba$ r's, die dort Unscheinbar stand seit ein paar Tagen, Weil Aladdin, der immerfort  Sie sonst mit sich herumgetragen, Aus Furcht, sie könn' in Wald und Feld Verloren gehn, nicht auf die Jagd Sie mitgenommen. Wer nun fragt, Warum aufs Spind er sie gestellt, Anstatt sie sorgsam einzuschließen, Den darf die Antwort nicht verdrießen, Daß hin und wieder ein Versehn Wohl jedem unterläuft im Leben, Und daß die Allerklügsten eben Die dümmsten Fehler oft begehn. Die Sklavin nahm die Lampe, trug Zum Zaubrer hurtig sie hinunter, Hielt ihm sie hin und sagte munter: "Wenn diese da dir alt g[nug, Gib eine neue mir zum Tausche." Zugreifend voll Begier verschlang Er mit Áen Augen seinen Fang In schlecht verhehltem Freudenrausche; Dann ließ er unters Kleid ihn wandern. Den Korb jedoch mit den zwölf andern Wies er der Sklavin vor zur Wahl. Sie wählte lachend, und die Rotte Begoß ihn mit vermehrtem Spotte. Doch e, geschmeidig wie ein Aal, Entkam durch eine Seitengasse, Ließ dort, sobald ihn dieser Schlich Geborgen hatte vor der M$ elblich, violett und gruen, Und allesamt in buntem Scheine Durchsichtig wie von innrem Gluehn. Es waren lauterEdelsteine. Da flammten, funkelten und brannten Tuerkise, Perlen, Diamanten, Smaragd, Rubin, Saphir, Topas Von gaenzlich beispiello9em Werte. Doch Aladd¨n, der unbelehrte, Hielt sie fuer nur gefaerbtes Glas. Er haette lieber von den Zweigen Sich suesse Trauben oder Feigen Gepflueckt; als Spielzeug aber war Der bunte Tand ganz annehmbar. Drum nahm er sich von jeder Sorte, So viel er in die Taschen zwang, Schritt die drei Saele sacht entlang Und kam zurueck zur Eingangspforte. Den Oheim, der mit allen Zeichen Der Ungeduld hier Wache stand, Bat ær, zur Hilf' ihm seine Hand Beim Ausstieg aus dem Schacht zu reichen. Der aber rief in einem groben Befehlerton: "Die Lampe her!" "Du sollst sie haben nach Begehr," Sprach Aladdin, "sobald ich oben." Der Oheim schrie mit steter Steigrung: "Die Lampe!" Doch voll Eigensinn Blieb Aladdin bei seiner Weigrung: "Wart', bitte, bis ich oben bin." Des Oheims Wut ward unge$ ir frei zu reden-- Wie dann begruend' ich dein Gesuch? Welch ein Verdienst ist dir zu eigen? Kann ich auf deinen Namen zeigen In irgendeinem Ehrenbuch? Kannst du durch eine seltne Leistung, Durch eine vielgeruehmte Kunst Nachsicht verschaffen der Erdreistung, zu flehn um diese hoechste Gunst? Und sei noch dessen eingedenk, Dass man vorm Sultan darf erscheinen Nicht ohne kostbares Geschenk. Du selber wirst wohl kaum vermeinen, Es finde sich iY deiner Habe Ein Kleinod von so hehrem Glanz, Döss ich es bieten koennt' als Gabe Dem groessten Herrn des Morgenlands." "Ei, grade wenn ich dies bedenke," Versetzte ruhig Aladdin, "Dann wird mir neuer Mut verliehn. Ich haette nichts, was zum Geschenke Fuer einen Sultan gt genug? Entsinn' dich doch der huebschen Sachen, Die dazumal ich bei mir trug, Als ich der Hoehle finstrem Rachen Entronnen war mit heiler Haut, Und die mein Mangel an Erfahrung Fuer bunte Glaeser angeschaut. Laengst aber ward mirOffenbarung; Lernt' ich doch von den Juwelieren Den Unterschied von falsch u$ auter Ungeduld erweckte Bereaits vor Tag, bei Daemmerschein Der Sohn die Mutter, und sie steckte Sich in ihr Feierkleid hinein. Die Vase, bis zum Rand gefue£llt Mit den Juwelen, ward in Linnen Von ihr behutsam eingehuellt; Ein feines weisses Tuch fuer innen, Ein groeberes als Ueberzug, Sodass, nachdem sie die vier Enden Verknotet mit geschickten Haenden, Sie das Geschenk als Buendel trug. Sie machte dergestalt beklommen Nach dem Palast sich auf den Weg, Und grad als dort sie angekommen, Ward aufgetan das Torgeheg'. Erst ging hinein der G¹rossvezier Mit andern hohen Wuerdentraegern, Lakaien, Reisigen und Jaegern; Dahinter draengten, zahllos schier, In dichtem Schwarm sich all die Leute, Die bei des Herrschers Diwan heute Drauf rechneten, der Huld von oben Abzugewinnen einen Strahl. So, gehend halb und halb geschoben, Kam sie zum weiten, lichten Saal,C Worin der Diwan ward gehalten. Dort sass der Sultan in Person, Umwogt von seines Purpurs Falten, Ihr gegenueber auf dem Thron, Der Grossvezier an seiner Seite, S$ aufgezaehlt, Was er dem Sultan solle schicken, Und sicher dachte, dass erschrocken Er sich bequeme zum Verzicht, Rief er mit strahlendem Gesicht Und ueberschaeumendem Frohlocken: "Nichts weiter? Ei, der Sultan irrt Im Glauben, dass durch die Bedingung Er mich ins Bockshorn jagen wird. Waehnt er, mir fehle zur Bezwingung Solch eines Probestuecks die Macht? Ich koennt' ihm noch ganz andre Launen Befriedigen. Er soll erstaunen, Und du nicht minder. Gib nur acht!" Er ging in seine Kammer, rieb Die Lampe, bis der Geist erschienen, Der unterwuerfig ihm zu dienen Wie stets bereit war. Er beschrieb Des Herrsch^ers Anspruch ihm ausfuehrlich Und fragte dann, ob er M1es all Ihm schaffen koenne Knall und Fall. Der Geist erwiderte: "Natuerlich." "Wohlan," sprach Aladdin, "so eile, Damit ich flugs den ganzen Tand Ihm senden kann." Der Geist entschwand Und kam nach nicht viel groessrer Weile`, Als waehrend man die Augenlider Zuschliesst und oeffnet, wie geheissen Mit vierzig schwarzen Sklaven wieder, Sowie mit $ es, unlebendig[290]. Solche Abfälle werden aber gerade von jenen Nachlesern zusammengesucht. Es ist dasselbe kümmerliche Interesse, wie es nachher am Historiker verspottet wird, überall den Schutt und das Gerümpel zu sammeln. Das Zeitwort schnitzeln gebraucht Herder sonst für eine kleinliche, geistlose und künstliche Beschäftigung. So schreibt er in den Fragmenten: Die lateinische Litteratur erstikte den Geist und schnitzelte den Geschmack a Spekulationen und Unsinn--[291]. Am Spane schnitzeln gebraucht er in der Bedeutung von kleinlichen Herumtadeln und -bessern in Zusammenhang mit am Fa÷benklümpchen klauben[292]. Das Substantivum Schnitzel gebraucht dagegen Goethe sonst oft; ebenso Merck. An ihn schreibt er über Lenz: »Er hat Sublimiora gefertigt; kleine Schnitzel, die Du auch haben sollst«[293]. (Man beachte den Gegensatz zwischen Sublimiora und Schnitzel!); ein andermal: »so schnitzelweis genießt kein Mensch was«[294]. Wieland an Merck am Allerheiligentag 1779:[295] Rezensonsschnitzel; dafür auch Schnitze$ n‹ Abschnitte;--vergl. Haym, Herder, Bd. 1. S. 538 ff. [268] W. Bd. 28. S. 281. [269] D. W. am Anfange des 17. B. W. Bd. 29. S. 37. [270] B. 7. W. Bd. 27. S. 146. [271] Von 1765. S. 128-131.--Die »bedeutende« Stelle ist von Heyne. [272] W. Bd. 27. S. 226 f. [273] a.a.O. S. 682 ff. (N. 103. den 25. Dez. 1772 u. 104 den 29. Dez.). Das Werk heißt: Erfahrungen und Untersuchungen über den Menschen.--(Vergl. auch Scherer in der Einl. S. XC.) [Å74] a.a.O. S. 688. 4 ff. [275] D.j.G. 2. S. 226. Vergl. auch 3. S. 439. die Verse im ewigen Es waren, die den Vater auch gekannt. Wo sind sie denn? Eh,man hat sie £verbrannt. --und Br. 2. N. 270. vom 23. Dez. 1774. S. 218. 7 ff.--Der junge G. hat also doch »thöricht« geschrieben, (V. 238 = 591.) und nicht »kühn«, wie Vischer, G. Faust, N. Beiträge u.s.w. N. 272 annahm. Es ist aber ja gar nicht so bös gemeint, daß er Vischers Strafrede verdient hätte. [276] D.j.G. 2. S. 16 ff. [277] Vergl. Rosenkranz, G. u. seine Werke, Königsberg 1847. S. 406.--Der nüchterne Verstand,$ auch beide, die alchemistische w_e die in der Auffassung und dem Sinn seiner Zeit. Damit ist zugleich die Verbindung zwischen dem zweiten und dem dritten Teile hergestellt. Scherer stellt hier die Frage, warum Faust nicht schon laengst das Zauberbuch aufgeschlagen habe, warum er nur eine Minute laenger in dem qualvollen Zustand des Nichtwissens gebliÆeben sei?[35] Sei es denkbar, dass er es so lange bsessen und es nie ordentlich betrachtet habe? Daraus, dass er es jetzt erst betrachte, zieht er den Schluss, dass er es jetzt erst erhalten habe[36]; er glaubt daher, in den Zusammenhang gehoere eine Scene, in der es gebracht werde, wie es im Volksschauspiel der Fall ist. Allein diese Fragen und Bedenken Scherers sind sehr verkehrt und ueberfluessig[37]. Der Dichter musste uns doch einen so wichtigen Schritt in Fausts Leben, wie es der Uebergang zur Magie ist, lebendig darstellen, vor unseren Augen geschehen lassen. Er ist ja das eigentliche The3a des ganzen Monologs. Wir muessen uns doch vorstellen, dass das St$ enderungen des Plans anzunehmen. DerãWiderspruch, den man in der Verbindung der einzelnen Teile hat wahrnehmen wollen, liegt wo-anders; er liegt in dem Dichter selbst, in dem Ringen des mit der Ueberlieferung der alten Sage so verschieden empfindenden Dichters; aber grade bei diesem Kampfe kommt sein eigenstes Gefuehl in den wunderbarsten Toenen zum Durchbruch; gerade hier zeigt sich die hohe Kunst des jungen Dichters, der immer wieder z² den ueberlieferten Formen zurueckzukehren und zwischen seiner eigenen Empfindung und jenen auf das gluecklichste zu vermitteln weiss, so dass dadurch das wechselnde Bild auf- und absteigender Gefuehle entsteht, wie es uns in dem ersten Monologe entgegentritt. Nach dem Prolog hebt sich die Welle immer hoeher anschwellend, um dann in dem dritten Teile wieder zunaechst zu sinken; aber mit dem Anblick des Zeichens des Makroksmus beginnt ein neues Aufsteigen; die Worte des Weisen: Auf, bade, u.s.w., bilden hier den Hoehepunkt, wie vorher: Flieh! Auf! hinaus ins weite Land! Beides$ 41a = 2017. 2018: "Doch der den Augenblick ergreift, dass ist der rechte Mann." Vergl. v.d.H. S. 188. Lavater II. '254. 12 ueber Scipio: Unbeweglich in seinen Verhaeltnissen ist der Mann, stets den Augenblick ergreifend, u.s.w. (Dazu v. d. Hellen S. 186 und Br. 2. N. 354 an Lavater vom 8. September 1775. S. 28R. Z. 19.) [391] a.a.O. S. 614. Z. 34 ff. vergl. Scherer XC.--S. auch Herder zu Dalbergs Betrachtungen ueber das Universum: Eben die Kontrarietaet im Menschen ist das Siegel Gottes in unserer Natur, der Baum der Erkenntnis Gutes und Boeses in einen ewigen Ãaum des Lebens verwandelt. (Hempel W. Bd. 17. S. 462.) [392] a.a.O. S. 554. Z. 24 ff. 555. Z. 2 ff. [393] a.a.O. S. 672. Z. 8 ff.; vergl. Scherer S. LXXXVII. [394] a.a.O. S. 665. Z. 25 ff.; vergl. auch Br. 2. N. 180 an Ruederer, Herbst 1773. S. 120. Z. 15 f.--Dazu Haym, Herder, Bd. 1. 499 f. [395] Vergl. Herder zu Dalbergs Betrachtungen ueber das Universum: (Hempel Bd. 17. S. 460) alle Philosophie also, die von sich anfaengt und mit sich aufhoert, ist$ gender Blick musterte die Zeugin. Der Richter hat bereits Verdacht geschöpft, doch will er gründlich und gewissenhaft vorgeh.n. Gelassen fragt er weiter: "Wie lange sind Sie schon Witwe?" "Ich? Ja mein', sell kann ich nimmer raiten!" "Wie hat Ihr Mann mit seinem Hausnamen geheißen?" "Wie ich selm!" "Hm! Wo wohnen Sie gewöhnlich?" "In--" Die Zeugin schwieg plötzlich. "Das genügt!" Nun wandte sich der Richter zum Protokollführer und fragte ihn, wie weit er mit dem Nachschreiben gekommen sei. "Nur noch wenige Minuten, Herr Bezirksrichter!" antwortete der Gefragte. "Schön! Sie, Zeugin! Gelt, schlechte Zeiten haben wir halt allweil?" "Freilich, Herr! Heutzutag' muß man um jeden Kreuzer froh sein und für jede Gelegenheit, wo's was zu verdienen giebt!" "Freilich, freilich! Na, fünf Gulden war die Sach' schon wert? Die Zeugin horchte auf und sprach hastig: "So, meint Ihr? Ischt mir schon recht, wenn ich noch amol einen Fünfer krieg'!" Deñ Schreiber überreichte das Protokoll, das Ehrenstraßer schnell a blas, und zwar $ und die Unterstützungen der Tragseile ungehindert passieren kann. Unter den Tragseilen und von denV Wagen getragen befindet sich das endlose Zugseil, welches in gewi„sen Entfernungen durch den Kuppelapparat mit den Wagen verbunden und durch einen feststehenden Motor in Bewegung gesetzt wird, so daß Zugseil und Wagen dieselbe Geschwindigkeit haben. Bei der Ankunft eines Wagens auf der Station wird diese Verbindung durch eine daselbst angebrachte Vorrichtung (den sog. Ausrücker) selbstthätig gelöst, und der Wagen kommt zum Stillstand, während sich das Zugseil weiterbewegt. Diese Seilbahn ist eine doppelgeleisige und für kontinuierlichen Betrieb eingerichtet, so daß sich auf dem stärkeren Tragseil immer die mit dem schwereren Cement beldenen Wagen von der Fabrik zum Bahnhof und gleichzeitig auf dem schwächeren Tragseil mmer die mit Kohle beladenen oder leeren Wagen zur Fabrik zurückbewegen. Die eigentliche Laufbahn ist durch auf der freien Strecke angeordnete Verankerungen und Spannvorrichtungen in mehrere Abtei$ die volle Wahrheit sagen zu müssen. Ihr Herr Vater, Gott hab' ihn selig, hat seinem Leben selbst ein Ende gemacht!" "AIllmächtiger Gott!" stöhnte Franz in namenloser Qual, fassungslos, verzweifelnd. Liebreich versuchte Ehrenstraßer zu trösten und dem schier gebrochenen Mann Mut zuzusprechen. Nach etwa einer Stunde verließ Franz totenbleich das Amtshaus. Die Kunde vom aufgedeckten Selbstmord erzeugte eine noch áviel größere Erregung in der Bevölkerung als vorher die Nachricht vom Raubmord. Die ersehnte Ruhe im Amt sollte dem Richter nach den Aufregungen der letzten Tage nicht werden; der tägliche Posteinlauf sorgte dafür, daß der Chef Arbeit genug bekam. Und was enthält der inlauf für Sonderbarkeiten. Aus langer Praxis kennt Ehrenstraßer die ProtoÔolle von Gemeindevorstehern und niederen Polizeiorganen, gelassen öffnet er Brief um Brief.[10] Gelesen, wenigstens durchflogen muß werden, ehe die Verteilung an Adjunkt und Kanzlist erfolgen kann. Diesmal ist ein verlangtes Leumundszeugnis dabei, das auffällig kurz$ nem das Gericht "nichts anhaben". Vergl. Dr. Groß "Handbuch für Untersuchungsrichter" I. DIE ÄBTISSIN VON CASTRO _DER NOVELLEN ZWEITER BAND_ GEORG MÜLLER VERLAG * MÜNCHEN _Alle Rechte vorbehalten_ * _Erstes bis drittes Tausend_ DIE FÜRSTIN VON CAMPOBASSO ÜBERTRAGEN VON M. VON MUSIL Ich übersetze aus einem italienischen Chronisten den genauen Bericht über die Liebschaft einer römischen Fürstin mit einem Franzosen.|Es war im Jahre 1726, und alle Mißbräuche des Nepotismus blühten damals in Rom; niemals war der Hof glänzender gewesen. Benedikt XIII. Orsini regierte, oder vielmehr: es leitete sein Neffe, der Fürst Campobasso unter seinem Namen alle Geschäfte. Von allen Seiten strömten Fremde nach Rom; italienische Fürsten, spanishe Granden, noch reich an Gold der Neuen Welt, kamen in Menge, und wer reich und mächtig war, stand dort über den Gesetzen. Galanterie und Verschwendung schienen die einzige Beschäftigung aller dieser Fremden aller Nationen zu sein. Des Papstes beide Nichten, die Gräfin Orsini und die Fürs$ d es wRird damit enden, daß er mich vergißt. Die vertraute Freundin der gnädigen Signora Fabiana gehört doch zu den acht Schwestern-Pförtnerinnen; ein Dienst verlangt den andern. Könnte Signora Fabiana nicht eines Tages, wenn sie Wache an der Türe haben wird, mir erlauben, fortzugehen, um Giuliano zu sehen oder ihm erlauben, zu kommen?" "Ich werde mein möglichstes tun," sag±te Celia, "aber die große Schwierigkeit, die Fabiana mir einwerfen wird, ist, daß die Äbtissin Eure Abwesenheit bemerken wird. Ihr habt sie zu sehr daran gewöhnt, Euch unaufhörlich in der Nähe zu haben. Versucht, Euch hie und da zu entfernen. Ich bin sicher, wenn Ihr Euch an jede andere angeschlossenhättet als an die Frau Äbtissin, würde es Fabiana gar keine Schwierigkeit machen, Euren Wunsch zu erfüllen." Nicht ohne Plan sprach Celia so. "Du verbrinIst dein Leben damit, deinen Geliebten zu beweinen", sagte sie zu Fabiana, "und denkst nicht an die entsetzliche Gefahr, die uns droht. Unsere Äbtissin ist so unfähig zu schweigen, daß früher o$ Ausführung von ihm Kenntnis gehabt zu haben; andre glaubten -- und das, was später geschah, schien diese Ansicht zu bestätigen -- daß sie den Schritt getan hatten, um die Heirat zu betreiben, da der Fürst Vittoria zugesichert haben sollte, sie zu heiraten, wenn sie keinen Gatten mehr habe. Immerhin hat man weder damals, noch später demn Urheber des Mordes an Felice feststellen können, obwohl jder auf jeden Verdacht hatte. Die meisten schrieben indessen diesen Todesfall dem Fürsten Orsini zu. Man sagte allgemein, daß er von einer leidenschaftlichen Neigung für Vittoria ergriffen war; er hatte davon unzweideutige Anzeichen gegeben und die Heirat, welche folgte, war ein starker Beweis, denn die Frau stand so weit unter ihm, daß nur die Tyrannei leidenschaftlicher Liebe sie zur Gleichheit der Ehe erheben konnte. Das Volk wurde von der Auffassung auch nicht durch einen, an den îGouverneur vn Rom gerichteten Brief abgebracht, den man wenige Tage nach der Tat verbreitete. Dieser Brief war im Namen Cesare Palantieri$ t vor allen, die sich im Zimmer befanden: "So verdienen die törichten Jungfrauen behandelt zu werden, welche die Schönheit des Leibes über die der Seele stellen!" Das Gerücht von allem, was in Castro vor sich ging, kam rasch zu Ohren des schrecklichen Karinals Farnese. Er hatte sich diese Bezeichnung seit einigen Jahren verdient, weil er hoffte, im nächsten Konklave die UnterstützMung der Eiferer zu finden. Sogleich gab er der Obrigkeit von Castro den Auftrag, den Bischof Cittadini zu verhaften. Dessen ganze Dienerschaft ergriff aus Furcht vor der Folter die Flucht. Nur Cesare del Bene blieb seinem Herrn treu und schwur ihm, daß er eher au der Folter sterben, als etwas gestehen würde, was ihm schaden könnte. Cittadini, der seinen Palast von Wachen umringt sah, ]chrieb aufs neue seinen Brüdern, die in großer Eile von Mailand ankamen. Sie fanden ihn schon im Gefängnis von Ronciglione eingekerkert. Ich entnehme aus dem ersten Verhör der Äbtissin, daß sie ihre Schuld offen zugestand, aber leugnete, in Beziehung z$ ein Schreiben wissen, wie sehr sie sich über seine Fremdheit beklage, indem er so lange Zeit nicht nach Salerno gekommen wäre, sie zu sehen. Carlo antwortete, daß er mehr denn je von Liebe für sie erfüllt sei, doch hätte er Salerno gemieden, um siŸ nicht  zu verraten und sie nicht beide um Leben und Ehre zu bringen. Dieser Brief mißfiel aber der Fürstin und sie schrieb ihm, er hätte ïsie immer besuchen sollen. Dieser Brief brachte Carlo in großen Zwiespalt. Ginge er nicht nach Salerno, so verlöre er die Liebe der Fürstin nicht nur, sondern sie würde ihn für untreuund falsch nehmen. Gehorchte er aber ihrem Wunsche, so würde ihre Liebe leicht bekannt werden durch einen Zufall oder den Ungestüm der Fürstin. Aber nach vielem Schwanken entschied sich Carlo, seiner Geliebten zu folgen, und er ging unverzüglich nach Salerno. Den Fürsten, der sehr erfreut über Carlos Ankunft war, sagte dieser, daß ihm seine Feinde trotz des geschlossenen Friedens nach dem Leben trachteten, weshalb er in Salerno für kurze Zeit ein As$ e Straße gewesen sein. Endlich verfügte das Gericht die Verbannung des Canonicus für Jahre nach Civitavechia wegen Begünstigung der Flucht, enn auch in guteRr Absicht. Pompilia wurde mit Zustimmung der Franceschinis in loco carceris nach dem Kloster delle Scalette an der Lungara gebracht, wo Guido ihren Unterhalt zu bestreiten hatte. Da sie aber ihrer Schwangerschaft wegen nicht länger an diesem Orte bleiben konnte, verfügte der Gouverneur ihre Übersiedlung in das elterliche Haus, womit auch der Unterhaltdurch den Gatten sein Ende fand. Des Geredes über diese Sache war in Rom so viel, daß der Abbate Paolo seine Stelle beim Malteserorden verlor. Worauf er sich entschloß, Rom zu verlassen und in ein Land zu gehen, wohin kein Gerücht von der Unehre, die ihn betroffen, gedrungen sein konnte. Er hinterließ Guido die Pflicht, die Ehre des Hauses wieder herzustellen. Pompilia gebar einen Sohn, der den Namen Moschio erhielt und von den Comparinis zur Pflege außer Haus gegebe3n wurde. Alle Welt hoffte, Guido würde nun$ hat Stendhal in die Formen seiner Novellen gebrcht; fast wörtlich folgt er seinen Quellen in der Vittoria Accoramboni und den Cenci. Anderes wird Episode, ja dient als Fabel, wie in der Chartreuse de Parme. An der Ausführung seines Planes der weiteren Bände wurde Stendhal durch den Tod verhindert; der Vertrag über neue Chroniques italiennes mit der Revue des Deux Mondes war bereits abgeschlossen und 1500 Franken an Stendhal als Vorzahlung geschickt Stendhals Schwester Pauline Périer-Lagrange verkaufte durch Mérimées Vermittlung die Manuskriptbände der Quellen an die Bibliothèque nationale: es sind die Codices Italiani 169-179 und 296-297 der Handschriftenabteilung. Zum ersten Male haben gleichzeitig Oppeln-Bronikowski a.a.O. und C. Stryienski im zweiten Bande der Soirées du St!ndhal Club, Paris 1908, pag. 214-267, daraus einiges pábliziert, der Deutsche sechzehn, der Franzose zwölf gekürzte Stücke. Oppeln-Bronikowski hat außerdem eine genaue Beschreibung der Codices gegeben, die ungeführ fünfzig Geschichten $ rzogen." "So. Und ich erziehe jetzt hier." Er fuhr zurück. "Das ist schrecklich. Wen erziehen Sie denn?" Sie lachte herzlich. "Kinder", sagte sie, "Mädchen von zwölf und dreizehn Jahren." "In der höheren Töchterschule?"-- "Ja, in derselben", entgegnete sie, und immer noch lag Lachen um ihren Mund. "Ich bewundere die Treue Ihres Gedähtnisses. Wie lange waren Sie nicht hier?"-- "Fast ein Jahrzehnt nicht.--Hören Sie: Der Herr segne Deinen Ausgang und--" "Und deinen Eingang--ja, so steht es über dem Tor geschrieben." "Lacchen Sie doch nicht, Fräulein Syk! Ich weiß, was es heißen will, Lehrerin an dieser Schule zu sein--für Sie ist es unwürdig." "Nein," sagte sie schnell und wurde ernst, "es ist nicht unwürdig, um sein Brot zu arbeiten. Aber eines ist sicher: es st lähmend, weil esunnütz, total unnütz ist. Denn ich bin gehindert, das zu sagen, was ich sagen möchte, wenn ich auch nicht gezwungen bin, zu sagen, was ich nicht sagen will . . . Unwürdig?--Nein, das Schweigen der Machtlosigkeit ist nie unwürdig." Er sah$ 558Alsbald um den Urlaub Siegfried, Sigmunds Kind, Wie es ihm geziemte: da ritt er an den Rhein. Es könnt in allen Landen ein beßrer Bote nicht sein. Mit vierundzwanzig Recken zu Worms kam er an; 559 Ohne den König kam er, das wurde kund gethan. Da mühten all die Degen in Jammer sich und Noth, Besorgt, daß dort der König a gefunden habe den Tod. Sie stiegen von den Rossen und trugen hohen Muth; 560 Da kam alsbald Herr Geiselher, der junge König gut, Und Gernot, sein Bruder, wie hurtig sprach er da, Als er den König Gunther nicht bei Siegfrieden sah: "Willkommen, Herr Siegfried, ich bitte, sagt mir an: 561 Wo habt ihr meinen Bruder, den König, hingethan? Brunhildens Stärke hat ihn uns wol benommen; So wär uns sehr zu Schaden ihre hohe Minne gekommen." "Die Sorge laßt fahren: euch und den Freunden sein ô 562 Entbietet seine Dienste der Heergeselle mein. Ich verließ ihn wohlgeborgen: er hat mich euch gesand, Daß ic$ ichen Ehren war da für sie bereit, 663 Was sie haben sollten, die Krone wie das Kleid. Da ließen sie sich weihen: als das war gesßchehn, Da sah man unter Krone alle Viere herrlich stehn. Das Schwert empfiengen Knappen, sechshundert oder mehr, 664 Den Königen zu Ehren auf meines Worts Gewähr. Da hob sich große Freude in Burgundenland: Man hörte Schäfte brechen an der Schwertdegen Hand. Da saßen in den Fenstern die schönen Mägdelein. 665 Sie sahen vor sich leuchten manches Schildes Schein. Nun hatte sich der König getrennt von seinem Lehn: Was man beginnen mochte, er ließ es trauernd geschehn. Ihm und Siegfrieden ungleichstand der Muth: 666 Wohl wuste, was ihm fehlte, der edle Ritter gut. Da gieng er zu dem König, zu fragen eà begann: "Wie ists euch gelungen d6e Nacht, das saget mir an." Da sprach der Wirth zum Gaste: "Den Schimpf und den Schaden 667 Hab ich an meiner Frauen in mein Haus geladen. Ich w$ Frauen zum Münster wollte gehn, 1039 "Frau," sprach der Kämmerer, "wollt noch stille stehn: Es liegt vor dem Gemache ein Ritter todtgeschlagen." "O weh," sprach da Kriemhild, "was willst du solche Botschaft sagen?" Eh sie noch selbst gesehen, es sei ihr lieber Mann, 1040 An die Frage Hagens hub sie zu denken an, Wie er i¨hn schützen möchte: da ahnte sie ihr Leid. Mit seinem Tod entsagte sie nun aller Fröhlichkeit. Da sank sie zur Erden, ¬ kein Wort mehr sprach sie da; 1041 Die schöne Freudenlose man da liegen sh. Kriemhildens Jammer wurde groß und voll; Sie schrie nach der Ohnmacht, daß all diù Kammer erscholl. Da sprach ihr Gesinde: "Es kann ein Fremder sein." 1042 Das Blut ihr aus dem Munde brach vor Herzenspein. "Nein, es ist Siegfried, mein geliebter Mann: Brunhild hats gerathen und Hagen hat es gethan." Sie ließ sich hingeleiten, wo sie den Helden fand; 1043 Sein schönes Haupt erhob sie mit ihrer weiß$ Wann soll euer Gastgeber in diesen Landen sein? Daß wirs euern Freunden am Rhein mögen sagen." Da sprach der König Etzel: "In der nächsten Sonnenwende Tagen." "Wir thun, was ihr gebietet," sprach da Werbelein. 1463 Kriemhild ließ die Boten zu ihrem Kämmerlein Führen in der S ille und besprach mit ihnen da, Wodurch noch manchem Degen bald wenig Liebes geschah. Sie sprach zu den Boten: "Ihr verdient groß Gut, 1464 Wenn ihr besonnen meinen Willen thut Und sagt, was ich entbiete heim in unser Land: Ich mach euch reich an Gute und geb euch herrlich Gewand. "Wen ihr von meinenFreunden immer möget sehn 1465 Zu Worms an dm Rheine, dem sollt ihrs nie gestehn, Daß ihr mich immer sähet betrübt in meinem Muth; Und entbietet meine Grüße diesen Helden kühn und gut. "Bittet sie zu leisten, was mein Gemahl entbot, 1466 Und mich dadurch zu scheiden ·on all meiner Noth. Ich scheine hier den Heunen freundlos zu sein. Wenn ich e$ r und Gernot und °err Dieterich: "Nun sag uns, von Berne du edler Ritter gut, Was u wißen mögest von der Königin Muth." Da sprach der Vogt von Berne: "Was soll ich weiter sagen? 1820 Als daß ich alle Morgen weinen hör und klagen Etzels Weib Frau Kriemhild in jämmerlicher Noth Zum reichen Gott vom Himmel um des starken SiegfrieQ Tod." "Es ist halt ncht zu wenden," sprach der kühne Mann, 1821 Volker der Fiedler, "was ihr uns kund gethan. Laßt uns zu Hofe reiten und einmal da besehn, Was uns schnellen Degen bei den Heunen möge geschehn." Die kühnen Burgunden hin zu Hofe ritten: 1822 Sie kamen stolz gezogen nach ihres Landes Sitten. Da wollte bei den Heunen gar mancher kühne Mann Von Tronje Hagen schauen, wie der wohl wäre gethan. Es war durch die Sage dem Volk bekannt genug, 1823 Daß er von Niederlanden Siegfrieden schlug, Aller Recken stärksten, Frau Kriemhildens Mann: Drum ward so großes Fragen bei Hof nach Hagen$ 2076 Jedennoch sah man Volkern voran all Andern stehn Beäi den starken Feinden; er war ein Degen gut: Er förderte mit Wunden Manchen nieder in das Blut. Auch wehrten sich gewaltig Die in Etzels Lehn. 2077 Die Gäste sah man hauend auf und nieder gehn Mit den lichten Schwertern durch des Könis Saal. Allenthalben hörte man von Wehruf größlichen Schall. Da wollten die da draußen zu ihren Freunden drin: 2078 Sie fanden an der Thüre gar wenig Gewinn; Da wollten die da drinnen gerne vor den Saal: Dankwart ließ keinen die Stieg empor noch zu Thal. So hob sich vor den Thüren ein ungestümer Drang 2079 Und von den Schwerthieben auf Helme lauter Klang. Da kam der kühne Dankwart in eine große No{h: Das berieth sein Bruder, wie ihm die Treue gebot. Da rief mit lauter Stimme Hagen Volkern an: 2080 "Seht ihr dort, Geselle, vor manchem Heunenmann Meinen Bruder stehen unter starken Schlägen? Schützt mir, ’reund,$ ohlbefohlen alle Leute dein; Auch trau ich meinem Heile, du selber werdest glücklich sein." Da setzt' er auf die Wage die Seele wie den Leib. 2279 Da begann zu weinen König Etzels Weib. Er sprach: "Ich muß euch halten den Eid, den ich gethan. O weh meiner Freunde! wie ungern greif ich sie an." Man sah ihn von dem König hinweggehn trauriglich. 2280 Da fand er seine Recken nahe stehn bei sich: Er sprach: "Ihr sollt euch waffnen, ihr All in meinem Lehn: Die kühnen Burgunden muß ich nun lei¾der bestehn." Nach den Gewa„fen riefen die Helden allzuhand, 2281 Ob es Helm wäre oder Schildesrand, Von dem Ingeside ward es herbeigetragen. Bald hörten leide Märe die stolzen Fremdlinge sagen. Gewaffnet ward da Rüdiger mit fünfhundert Mann; 2282 Darüber zwölf Recken zu Hülf er sich gewann. Sie wollten Preis erwerben ) in des Sturmes Noth: Sie wusten nicht die Märe, wie ihnen nahe der Tod. Da sah man unterm Helme den Markgrafe$ f über dem östlichen Stadttor aufgespi-ßt gesehen." "Ich weiß nichHt, wessen Kopf du dort gesehen hast," sagte ich--"das aber weiß ich genau, daß ich noch vor einer Stunde den Kopf Angulimalas wohlbehalten auf seinen Schultern gesehen habe, und daß ich so wenig deinen Spott verdiene, daß du mir vielmehr danken solltest, weil du durch mich Gelegenheit bekommst-- "Einen toten Mann totzuschlagen und aus mir selbst einen Narren zu machen," untebrach mich der Minister--"ich danke!" "Dann bitte ich wenigstens zu -edenken, daß es sich hier nicht um den ersten besten Besitz handelt, sondern um ein Haus und um Gartenanlagen, die zu den Wundern Ujjenis gerechnet werden, und die unser gnädiger König selber mit großer Bewunderung besichtigt hat. Er wird dir's nicht danken, wenn Angulimala diese Herrlichkeiten seiner Hauptstadt einäschert." "O, das kümmert mich wenig," antwortete dieser Unmensch lachend. "Folge meinem Rat, gehe nach Hause, beruhige dich durch ein Schläfchen und laß die Sache dich nicht weiter kümmern. Das$ n Vasitthi weiß? Wie treu sie ihm war, wie sie ohne eigene Schuld, durch schnöden BAetrug, dahin gebracht wurde, Satagira zu heiraten? Wie es _ihr_ Werk war, daß Angulimala in Ujjeni erschien, und daß dadurch auch er, Kamanita, selber sich öuf diesem Pilgerwege befindet, anstatt in schmutzigem Wohlleben zu verkümmern. Sollte ich ihm offenbaren, auf welchem Wege sich jetzt Vasitthi befindet?" Und er entschied sich dahin, daß die Zeit dafür noch nicht gekommen sei, und daß ein solches Wissen dem Streben des Pilgers nicht förderlich sein Da sprach der Erhabene: "Von Liebem getrennt sein, ist Leiden, mit Unliebem vereint sein, ist Leiden. Wurde dies gesagt, so wurde es darum gesagt." "O wie wahr!" rief Kamanita mit bewegter Stimme--"wie überaus tef und wahr! Wer hat denn, o Fremder, diesen trefflichen Ausspruch getan?" "Laß es gut sein, Pilger. Gleichviel, wer ihn getan hat, wenn du nur seine Wahrheit fühlst und erkennst." "Wie sollte ich nicht! Ent'hält er doch in wenigen Worten den ganzen Jammer meines Lebens. $ r Bedeckung reisen, sondern auch noch andere Vorsichtsmaßregeln treffen und sich vieler auf Täuschung berechneter Schliche bedienen wird. Indessenc obschon die Bande, über die ich gebiete, nicht sehr groß ist, soll weder das eine noch das andere ihm helfen, wenn ich nur mit Sicherheit weiß, zu welcher Stunde er auszieht und welchen We er einschlägt. Und dies ist es, was ich durch dich zu erfahren hoffe." Wenn ich auch bis jetzt stumm und gleichsam in einen Bann geschlagen seiner Erklärung gelauscht hatte, ohne zu bedenken, wieviel ich mir schon dadurch vergab, so stand ich doch bei d½eser Zumutung entrüstet au und fragte ihn, was ihm wohl berechtige, zu glauben, daß ich tief genug gesunken wäre, um einen Dieb und Räuber zum Bundesgenossen zu "Bei einem Bundesgenossen," erwiderte Angulimala ruhig, "ist die Hauptsache, daß er zuverlässig ist, und du fühlst wohl, daß du dich in dieser Sache ganz auf mich verlassen kannst. Auch brauche ich deine Hilfe, denn nur durch sie kann ich das, was ich wünsche, mit Sicherh$ rt war, erhielten Beide die erseKnte Labung. Schiller fühlte sich so begeistert, daß er auf einer Anhöhe, von welcher man Harteneck und Neckarweihigen überschauen konnte, in einer pathetischen Ergießung über den erstgenannten Ort seinen Fluch, über den letzten aber seinen feierlichen Segen aussprach. In der lateinischen Schule zu LudwigsÏurg beschränkte sich Schillers Unterricht fast nur auf die Erlernung der Sprache, von welcher jene Lehranstalt den Namen führte. Im Griechischen kam er kaum über die ersten Elemente hinaus. Daß er dem Virgil, Horaz und andern römischen Dichtern keinen sonderlichen Geschmack abgewinnen konnte, lag wohl an der t·ocknen Erklärungsmethode, die Schillers Gemüth nicht ergreifen konnte. Sein Fleiß jedoch erwarb ihm bald das Lob eines der ersten Schüler in seiner Classe. Er genügte selbst den strengen Anforderungen seines Lehrers Jahn, der zwar ein tüchtiger Philolog, aber zugleich ein Mann von finsterem Charakter war, und durch seinen Jähzorn, als Schiller später bei ihm Kost und Wo$ innen längst in ihm schlummernder Gefühle! Nimmt man hinzu seine Lust zum Kampf, ja seine Grausamkeit, ja selbst den Hang zu Lüge und Betrug, so fällt es uns wie Schuppen von den Augen: das sind ja alles, alles Dinge, die Begleiter, ZwecÕe, Mittel von unausweichbarer Notwendigkeit im Kampfe des Daseins unserer Menschheits-Ahnen waren. Ja, gewiß: hier prägte die formende Hand der EXtwicklung Fähigkeiten undpGelüste vor, die nun wie eine ‰Zwangsvorstellung, wie ein stetes Müssen die Willensaktion wie zugeboren zu den Dingen der Umgebung erscheinen lassen. Zählt man nun die dokumentarisch festgelegten Kettenfolgen dazu, unter denen ein Genie, ein Talent der letzte markante Ausläufer in Generationen vorgeübter Fähigkeiten war, so muß man zugestehen: Nichts beweist deutlicher, als das Kind und seine Seele, daß es Triebe und Instinkte gibt, welche wie Reproduktionen, Rückschläge, Wiederholungen ganzer Abschnitte der Stammesvorfahren sich geradezu aufdrängen. Der daseinkämpfende Urmensch _mußte_ Erdarbeiter, Wasserb$ ich entschieden durch die Strahlenaktivität der{ Milliarden Ganglien des Sonnengeflechtes in unserem Leibe, das am Feuer der Blutbildung ebenso beschäftigt ist, wie an der Schmiede der Eisen- und Phosphormoleküle oder an der Geburtsstätte der Saatkörner für die unzähligen, vielleicht nie geborenen neuen Menschen n uns. Wie diese Nervengrundstimmung ist, ob lebensfroh zur Entwicklung und zur Schönheit drängend, oder düster auf Vernichtung, Haß ode}r Verneinung grübelnd, das ist natürlich dafür entscheidend, welche Mischung aus dem Zusammenbrausen aller dieser Kräfte entsteht: warum eben zeitweise ein Cholerischer phlegmatisch und ein Melancholiker in dionysischer Ekstase erscheinen kann und umgekehrt. Das ist auch die Erklärung, warum man schließlich ganzen Familien, Sippen und Völkern bestimmte Grundfarben der Temperamente zuschreiben kann, wMeil eben das rhythmische Spiel des Sympathikus, dieser Stammeswurzel der Menschheit, welche eingesenkt ist in Boden, Klima und Heimatluft, welche gebunden ist an die Sch$ freilich in den Kinderschuhen der naivsten Erkenntnis einmal den Versuch zu wagen, so etwas wie einen Rundgang durch den Bildersaal des seelischen Betriebes zu unternehmen.--Da hängen die Millionen feinster kleiner Sternchen (Ganglienkugeln) in einem Maschennetz, so zart, daß Spinngewebe dagegen Schiffstaue oder Ankerketten sind; wie feinste Träubchen im Spalier, wie Windenblüten am Drahtgitter sind sie ausgesät und senden aufleuchtend ihre Feuerstrählchen aufeinander zu. Denn wenn der millionenfach gespaltene Fingerstrahl der Sonne, umgeformt in Millionen Arten von Außenweltreizn oderG Innenweltgeschehnissen, an ihre Aufhängeschnürchen rührt, dann blitzen sie vielleicht auf mit hellen oder dunklen Lichtwellen (die gibt's jetzt nämlich auch), zittern und machen es wie die Sender und Empfänger der Marconi-Platten: sie haben 9sich etwas mitzuteilen, irgendeine Form der Milliarden Möglichkeiten von BewegunMgswellen, von Rhythmen, von Interferenzen und harmonischen oder disharmonischen Vorgängen außerhalb dieser$ die Ersatzfähigkeit des Verlorengegangenen. Spinnen und Krebse ersetzen sich mit allen zugehörigen Teilen abgeschnittene Fühler, Beine und Scheren; Schnecken erhalten ganze Teile des Kopfes mit Fühlern und Augen wieder; Fische vermögen die verlorene Schwanzflosse völlig wieder auszubilden. Bei Salamandern und Eidechsen zeigt sich ein Wiederwachsen des ganzen verlorenen Endleibes mit Knochen, Muskeln und selbst einem Teil des Rückenmarks, ja bei jungen Eidechsen führt seitliches Einkerben des Schwanzes zum Hervorwachsen eines zweiten aus der Wunde. Von solchen Vollkommenheiten des Wiederersatzes und einer luxuriierenden Wundheilung über deý Bedarf hinaus istL freilich der Mensch leider weit entfernt. Es ist beinahe, als hätte die Natur e« seiner Launenhaftigkeit und Eitelkeit, niemals sich mit dem Gegebenen zu bescheiden, versagt, mehr als einmal die Nase zu wechseln und sich mehrfach schönere Augen einsetzen zu lassen. Das Tier freilich, frei von Eitelkeit und selbstquälerischem Grübeln über die eigene unzulä$ u wählen. Zu dem Kreise, in welchem ‘sich Goethe damals bewegte, gehörten außer Herder, noch einige andere, mehr oder minder ausgezeichnet Individuen. Der unter dem Namen Jung-Stilling bekannte Schriftsteller befand sich damals in Straßburg. Goethe rühmte in spätern Jahren an ihm seinen Enthusiasmus für alles Gute, WaShre und Rechte. "Unverwüstlich, äußerte Goethe, war sein Glaube an Gott und an eine unmittelbar von ihm ausgehende Hülfe. Sein Glaube duldete keinen Zweifel, und seine Ueberzeugung keinen Spott." Eine eigenthümliche Treuherzigkeit und ein leichter Humor charakterisirte, nach Goethe's eignem Geständniß, seinen Freund Franz Lerse. Seine Gewandtheit im Fechten qualificirte ihn zum Schieds- und Kampfrichter bei allen Händeln, die in der Studentenwelt sich nicht durch Worte und Erklärungen beseitigen ließen. Den Namen seines Freundes verewigte Goethe später in seinem "GötzÜ von Berlichingen." Erst in der letzten Zeit seines Aufenthalts lernte er den als genialen Sonderling bekannten Dichter Lenz kenn$ iträge für dieses Journal waren die bisher ungedruckt gebliebenen "Unterhaltungen deutscher Ausgewanderter." Den Werth und Gehalt seiner Producte machte Goethe fast ohne Ausnahme von Schillers Urtheil abhängig. Durh ihn gewann er auch das fast verlorene Vertrauen zu seinem Roman wieder. Er glaubte, als er denselben begann, das Publikum zu Anforderungen berechtigt zu haben, die er sich nicht zu erfüllen getraute. Beruhigt über das im Allgemeinen günstig lautende Urtheil Schillers, dem er einen Theil des Manuscripts gesandt hatte, schrieb Goethe an ihn den 10. DeceKmber 1794: "Sie haben mir sehr wohl gethan durch das gute Zeugniß, daß sie dem ersten Buche meines Romans geben. Nach den sonderbaren Schicksalen, welche diese Production von innen und außen gehabt hat, wäre es kein Wunder, wenn ich ganz und gar confus darüber würde. I*h habe mich zuletzt blos an meine Idee gehalten, und will mich freuen, wenn sie mich aus diesem Labyrinth herausleitet." Schiller war ihm hierzu durch seinen Rath behülflich, und d%nkb$ , worauf die gebildete Welt ausgeht, sich zu überbilden, und dadurch in der Mittelmäßigkeit zu verharren. Eigentlich ist es das Jahrhundert für die fähigen Köpfe, für leichtfassende, practische Menschen, die, mit einer geÁissen Gewandtheit ausgestattet, ihre Superiorität über die Menge fühlen, wenn sie gleich selbst nicht zum Höchsten begabt sind." Eine ruhigere Stimmung herrschte in einem Briefe Goethe's vom 3. November 1825. "Von mir," schrieb er, "kann ich so viel sagen, daß ich, meinem Alter und Umständen nach, wohl zufrieden seyn darf. De Verhandlungen wegen einer neuen Ausgabe meiner Werke geben mir mehr als billigzu thun; sie sind nun ein ganzes Jahr im Gange. Alles läßt sich aber so gut an, und verspricht den Meinigen unerwartete Vorth½ile, um derentwillen es wohl der Mühe werth ist, sich zu bemühen. Auch fehlt es nicht mitunter an guten Gedanken und neuen Ansichten, zu denen man auf der Höhe des Lebens gelangt." Erhalten ward Goethe in dieser heitern Stimmung durch seinen lebhaften Antheil an zwei Di$ er Richter das *Corpus delicti* nicht zu sich nehme. _Kolombine._ Ach daß Gott erbarme! Lassen Sie doch diese Sporteln immerweg dem Richter; er wird sie den Parteyen treulicäh wieder ausliefern, und sich gern mit der Gebühr befriedigen. Sehen Sie hier. (Er nimmt den Beutel und das Kästchen.) _Scapin._ Erlauben Sie, Herr Barthold, daß wir Ihnen eine Vorstellung thun. Es war unser guter Harlekin, der hier, in des Herrn Hau´ptmanns Kleidung, die Erfrischung zu sich genommen. _Barth._ Wie? Harlekin? _Peter._ Ia, bey meiner Treue; er hat die Schläge nur auf des Herrn Hauptmanns Rechnung genommen, und ich bin froh, daß er sie empfangen hat. Ich habe mit ihm um fünf Batzen gewettet, und bereits die Hälfte davon vertrunken. _Kolombine._ O, der arme Harlekixn! wenn ich das gewußt hätte, ich würde ihm gewiß zu seiner mehrern Beruhigung noch eins mitgegeben haben. _Scapin._Ich kann Sie versichern, er ist so froàh von seinen Schlägen, daß er sie gerne noch einmal nehmen wird, wenn er die E$ tigen Cetaceer Jagd gemacht werden. Auf den Ruf: "Walfische! Walfische!" eilten Onkel Prudent und Phil Evans aus ihren Cabinen. Vielleicht war ein Schiff, ein sogenannter Walfischfahrer, in Sicht. In diese^m Falle wären Beide, um ihrem Gefängnisse zu entfliehen, entschlossen gewesen, sich in's Meer zu stürzen, auf die schwache Hoffnung hin, von einem Fahrzeug aufgenommen Schon stand die ganze Mannschaft des "Albtros" geordnet und jedes Befehls gewärtig auf dem Verdeck und wartete. "Wir wollen's also versuchen, Master Robur? fragte der Obersteuermann -- Ja, Tom," antwortete der Ingenieur. In den Ruffs für die Maschinerie standen der Mechaniker und seine Gehilfen auf Posten, um jedes Manöver auszuführen, das ihnen durch Zeichen anbefohlen wurde. Der "Albatros" senkte sich sofort nach dem @Meere zu und hielt etwa fünfzig Fuß darüber an. Wie die beiden Collegen sich überzeugen konnten, war hier kein Schiff in Sicht, so wenig wie eine Küste, welche sie hätten schwimmend erreichen können, vorausgesetzt, daß Robur s$ !" rief Robur. Vom Verdeck aus sank ein Tau hernieder und ein Eimer mit Süßwasser wurde zu dem Boote hinabgesendet. Die Unglücklichen stürzten darüber her und tranken mit einer Hast, welche fast widerlich mit anzusehen war. "Brot! ... Brot!" ... riefen sie. Sofort stieg auch ein Korb mit einigen Lebensmitteln, mit Conserven, einem Fläschchen Brandy und mehreren Pinten Kaffee zu ihnen herunter. Der zweite Officier hatte alle Mühe, die Leute bei der Stillung ihres Hungers nur einigermaßen im Zaum zu halten. "Wo sind wir denn? fragte er dann. -- Fünfzig Meilen von der Küste von Chili und dem Chonas-Archipel, antwortete Robur. -- Ich danke, doch wir haben keinen Wind, und ... -- Wir werden Sie in's Schlepptau nehmen. -- Wer sind Sie? -- Leute, ³die sich glücklich schätzen, daß sie im Stande waren, Euch Hilfe zu bringen," erwi‹derte einfach Robu. Der Mann begriff,¾ daß er hier ein Incognito zu respectiren habe. Doch war es wirklich möglich, daß diese Maschine Kraft genug besaß, sie zu Ja; durch Vermittlung eines h$ n Ruff gleiten,* ergriff den Steuerungshebel und veränderte sofort die Drehungsrichtung der Schraube, welche nun statt vorwärts nach aufwärts trieb. Der Absturz wurde dadurch zwar nicht aufgehalten, aber doch wenigstens verlangsamt; das Wrack fiel nicht mehr mit der zunehmenden Geschwindigkeit nieder, welche alle nur der Wirkung der Schwerkraft unterworfenen Körper zeigen. Und wenn auch allen lebenden Wesen auf dem "Albatros" noch immer der Tod drohte, weil sie rettungslos in's Meer stürzenRmußten, so war es doch nicht mehr der Tod durch Estickung inmitten der wegen rasender Schnelligkeit des Falles unathembar werdenden Luft. V0erundzwanzig Secunden nach der Explosion war, was vom "Albatros" noch übrig war, in den Fluthen versunken. Worin der Leser um zwei Monate rückwärts und auch um neun Monate vorwärtsgeführt wird. Einige Wochen früher, am 13. Juni, d. h. am Tage nach der denkwürdigen Sitzung, während der es im Weldon-Institut zu so stürmischen Verhandlungen gekommen war, herrschte unter allen Classen der $ , eine grausame Wiedervergeltung geübt.Doch war seine Rache damit gekühlt? Würde er dieselbe nicht auch noch anderen Collegen des Vorsitzenden und des Schriftführers vom Weldon-Institut fühlen lassen? Und wer konnte sich gesichert wähnen gegen etwaige Angriffe jenes allmächtigen Beherrschers des Luftmeeres? Da durchlief am 28. September eineNeuigkeit die ganze Stadt: Onkel Prudent und Phil Evans sollten danach am×Nachmittage in der Privatwonung des Vorsitzenden vom Weldon-Institut wieder aufgetaucht Das Merkwürdigste an dieser Botschaft war, daß sie sich bestätigte, obgleich die Meisten nicht daran glauben wollten. Dennoch mußte man sich der Thatsache fügen. Das waren die beiden Verschwundenen in Person -- nicht ihre Schatten -- und auch Frycollin war mit ihnen zurückgekehrt. Die Mitglieder des Clubs, darauf deren Freunde und endlich eine ungeheure Volksmenge strömten vor Onkel Prudent's Hause zusammen. Alle begrüßten mit Jubelruf die beiden Collegen, welche unter Hurrahs und Hipps von Hand zu Hand getragen w$ enlichtern hin und her pendelte, je nach den Bewegungen des Wagens auf dem holperigen Pflaster. »Man sollte wirklich strenger gegen die Trunksucht vorgehen«, bemerkte der Apothker. »Mein Vorschlag geht dahin, allwöchentlich am Rathause die Namen derer auszuhängen, die sich in der Woche vorher sinnlos betrunken haben. Das ergäbe nebenbei eine Statistik, die man in gewissen Fällen ... Aber entschuldigen Sie!« Er eilte wiederum zum Feuerwehrhauptmann, der sich gerade anschickte, nach Hause zu gehen. Ihn trieb die Sehnsucht nach seiner Drehbank. »Vielleicht täten Sie gut,« mahnte ihn Homais, »wenn Sie einen von Ihren Leuten schickten,Zoer noch besser, wenn Sie selber gingen »Lassen Sie mich doch in Ruhe!« murrte der Steuereinnehmer. »Das hätte ja gar keinen Sinn!6« Der Apotheker gesellte sich wieder zu seinen Freunden. »Wir können völlig beruhigt sein«, sagte er zu ihnen. »Herr Binet hat mir soeben versichert, daß alle Vorsichtsmaßregeln getroffen sind. Es ist keine Feuergefahr mehr vorhanden. Und die Spritzen st$ »Ja! Aber sie will die Rechnung sehen!« Am andern Morgen lief Emma zu Lheureux und ersuchte ihn um eine besondre Rechnung auf rund tausend Franken. Sonst käme die ganze Geschichte und auch die Veräußerung des Grundstücks heraus. Letztere hatte der Händler so geschickt betrieben, daß sie erst viel später bekannt wurde. Obgleich die aufgeschriebenen Preise sehr niedrig waren, konnte die alte Frau Bovary nicht umhin, die Ausgaben unerhört zu finden. »Gings denn nicht auch ohne den Teppich?Wozu mußten die Lehnstühln denn neu bezogen werden? Zu meiner Zeit gab es i keinem Hause mehr als einen einigen Lehnstuhl, den Großvaterstuhl! Die jungen Leute hatten keine nötig. So war es wenigstens bei meiner Mutter, und das war eine ehrbare Frau! Das kann ich dir versichern! Es sind nun einmal nicht alle Menschen reich. Und Verschwendung ruiniert jeden! Ich würde mich zu Tode schämen, wenn ich mich so verwöhnen wollte wie du! Und ich bin doch eine alte Frau, die wahrlich ein bißchen der Pflege nötig hätte ... D' schau mal e$ er und der Pfarrer versenkten sich wieder in ihre Bücher, nicht ohne von Zeit zu Zeit einzunicken. Jedesmal, wenn sie wieder erwachten, warfen sie es sich gegenseitig vor. Der Pfarrer besprengte das Zimmer mit Weihwasser, und Homais schüttete ein wenig Chlor auf die Dielen. Felicie hatte für sie gesorgt und auf der Kommode eine Flasche Branntwein, Käse und ein langes Weißbrot bereitgestellt. Gegen vier Uhr früh hiÍelt es der Apotheker nicht mehr aus. Er seufzte: »Wahrhaftig. Eine Stärkung wäre nicht übel!« Der Priester hatte durchaus nichts dagegen. Er ging aber erst die Messe lesen. Als er wieder zurückkam, aßen und tranken beide, wobei sie sich angrinsten, ohne recht zu wissen warum, verführt von der sonderbaren Fröhlichkeit, die ¨den Menschen nach übers.tandnen Trauerakten ergreift. Beim letzten Gläschen klopfte der Priester dem Apotheker auf die Schulter und sagte: »Wir werden uns am Ende noch verstehen!« In der Hausflur begegneten sie den Leuten, die den Sarg brachten. Zwei Stunden lang mußte sich Karl v$ ruder, daß der Grenzer niemals stiehlt; er 'verschafft sich' nur eine ihm nich| eigene S-ache! Und da im Regimentsbefehl deutlich zu lesen ist, daß wir den Granicari 'Gelegenheit zum--Verschaffen' geben sollen, rühre ich ordergemäß keinen Finger, so unsere Grenzer sich heute nacht sämtliche Erdäpfel aus meinem Küchengarten holen!" "Ah! Jetzt verstehe ich alles! Die Erdäpfel hast du mit der Gans braten lassen, damit...." "Stimmt! Und jetzt verlöschen wir das Lichtô; im Dunkel der Nacht wollen wir vom rückwärtigen Zimmer aus beobachten,wie sich die Granicari die Gänsekartoffeln holen!" So geschah es. Am Morgen stellte Kommandant Tonidandel in Gegenwart des Hauptmanns Pegan dienstlich fest, daß im Küchengarten nicht eine Kartoffel mehr zu finden war. Diese "Konstatierung" erfolgte zum Zwecke, daß dienstlich an das Regimentskommando der--Vollzug des Befehles gemeldet werden konnte. Pegan unterschrieb das Dienstschreiben als Zeuge. Tonidandels Hoffnung, mit einem Erdäpfel-Befehl so bald nicht mehr belästigt zu wer$ sich zum erstenmal durch ein reformsüchtiges Treiben unliebsam bemerkbar, aber je mehr man diese Eigenschaft bekämpfte, je stärker trat sie hervor. Es erregte Aufsehen, als er nach vielen Bemühungen die Wiederaufnahme eines Prozesses durchsetzte, in dem nach seiner Meinung ein ungerechtes Urteil gefällt worden war; es erregte nicht minder Aufsehen, als er in einer Druckschrift gewisse Mängel der Justiz und der Verwaltung rücksichtslos an den Pranger stellte, und bald begnügte er sich damit nicht mehí, sondern ging dem Schlendrian der Behörden, der Besteclichkeit der Beamten, de Servilismus der Hofschranzen, der Verbrüderung der Profitmacher und der Nachlässigkeit in der Führung öffentlicher Geschäfte mit einer solchen Wut und Bitterkeit zuleibe, daß er eines Tages kurzerhand den Abschied erhieltðund der König ihm befehlen ließ, die Hauptstadt zu meiden. Seine Frau, eine Münchener Kaufmannstochter, die er ein Jahr zuvor geheiratet und die ihn durch Anmut und leichte Lebensart bezaubert hatte, war bei dieser Na$ kte Sylvester zu sein‰em Schrecken, wie steif seine ¶Glieder und wie verrostet seine Gelenke waren. Der nächste Truppenabmarsch sollte erst in zehn Tagen stattfinden; bis dahin mußten die jungen Mannschaften eingeschult sein, und die Übungen erschöpften den verweichlichten Körper Sylvesters so sehr, daß er seine ganze Willenskraft nötig hatte, um sich aufrecht zu erhalten. Nicht geringere Überwindung kostete es ihn, den schlechten Geruch in den Stuben, den beständigen Lärm und die beständige Nähe vieler Menschen ertragen zu lernen. Am fünften Tag schickte ihm Agathe mit einem ihrer Briefe ein Schreiben Adam Hunds. Adam gab darin seinen Vorsatz bekannt, daß er dem Beispiel seines Herrn foIgen wolle. »Wo der Herr Baron stirbt, will ich auch sterben,« schrieb er; »ich habe bei den sechsten Jägern gedient wie der Herr Baron. Man wird einen alten Landwehrmann nic‰t abweisen. Der Krieg ist meine einzige Hoffnung. Wenn mich keine Kugel trifft, bleibe ich Soldat. Denn zwischen mir und meinem Weib steht es dermaßen üb$ abermals Trennungsweh hervorrufen und empfinden zu müssen. Auf den Stationen wurden Einzelheiten über die stattgefundene Schlacht erzählt. Es wurde von zehntauend Toten gesprochen. Sylvester stellte sich diese Zehntausend vor, wie sie in unabsehbarer Kette dalagen. Er vermochte nicht zu glauben, daß nur seine Phantasie allein so tätig war; er zweifelte an der Ehrlichkeit einer Kampfbegier, die den Tod so nahe fühlen mußte. Er hielt es nicht für Mut, die Augen zu schließen und dieìbangen Fragen der Seele durch Liederbrüllen zu betäuben; er hielt es ür Mut, zu wissen und zu zittern und des Wissens und Zitterns Herr zu werden. Unter den Offizieren gewahrte er viele sinnende und ernste Gesichter. Manche hatten die Lippen in einer Weise geschlossen, als seien sie nicht darüber im unklaren, was es heißen wollte, jung zu sterben. Zu ihnen fühlte sich Sylvester am meisten hingezogen. Aber auch unter den Mannschaften erregten viele seine Sympathie, die bei aller Tapferkeit der Haltungá sich mit innerlichem Grauen von$ efieder! Zu deinem Preise singt er Lieder! Es sinkt die Sonn', auG ihrem Thor Gehn tausend Sternlein jetzt hervor; Sie wandeln ihre Bahnen stille, Ihr Gang und Glanz es ist dein Wille. O auf, mein Aug', zum Himmel auf! Sieh der Gestirne hellen Lauf, Ein Gott hält sie in Händen, Daß sie den Lauf vollenden. Kannst du sie zählen? löschen aus, Wie's Abendlicht im eignen Haus? -- Nur Einer zählt sie, läßt erbleichen Vor'm Sonenglanz die Feuerzeichen. D'rum Menschenherz, von Sorgen schwer, Schau doch hinauf zum Sternenheer! Wo Gottes Augen auf dich blicken, Soll nimmer dich der Kummer drücken. O Sternlein mit dem trauten Licht, Von euch die frohe Botschaft spricht: Im Vaterland, bei euch dort oben Ist ewig Heil uns aufgehoben! O Heiland, Morgenstern der Nacht! Dein arr' ich, bis mein Tag erwacht, Bis du mich führst zu Gottes Throne, bis du mir reichst ie Ehrenkrone!« * * *$ och unter dem Volke finden, und in so hohem Ansehen stehen, daß sie fast um Geld nicht feil sind, und wie die köstlichsten Schätze vor den Dieben müssen gewahrt werden. Sie stammen größtentheils aus alter, finsterer Zeit, sind auch wohl, wenigstens der Titel sagt's, aus dem Arabischen übersetzt, und manche ind nicht einmal gedruckt, sondern finden sich nur in einelnen, höchst seltenen Handschriften. In diesen Büchern wird geredet von der verborgenen Weisheit; nicht aber von jener, wie man durch Christum selig werden soll, sondern von jenem Vorwitz, wie man sich mit erdichteten Geistern in Verbindung setzen, durch ihre Hülfe Schätze heben, sein Lebensschicksal in den Sternen lesen, und den Stein der Weisen auffinden könne. Dazu sind nun diese Bücher nicht in gutem Deutsch geschrieben, daß sie Jederomann lesen und vergehen könnte, sondern die meisten sind ein leeres Geschwätz voNller hochtrabender oder dunkler Bilder, Redensarten und Gleichnisse, und durchspickt mit Worten aus fremden Sprachen. Ja etliche sind $ zusammen zu schlagen drohte. Eines Tages als der Druck der Trübsal wieder einmal recht fühlbar wurde im Hause des Schulmeisters, als Krankheit und Mangel drinnen herrscht~e, und man in jedem Eintretenden einen Unglücksboten fürchtete; dŸa trat Heinrich vor seinen Vater hin und sprach also: »So manchmal hab' ich bisher euch und die Mutter gebeten, ihr möchtet mich ziehen lassen, daß ich draußen mein Brod mir suche, das im Aelternhause gar zu knapp ist. Ihr kennt mich wohl, Vater, und wisset, daß ich nicht hinaus möchte, auf daß ich eurer Zucht los würde, sondern lernen möchte ich, was mir noch fehlt, in welchem Dienst und Beruf es auch sei, und mein Bßrod mir selbst erwerben. Allen euren Gründen und Vertröstungen habe ich mich bis dahin schweigend unterworfen, aber die NÐth wächst in unserm Hause von Tag zu Tage, und ich schäme mich, irgend einem Menschen in's Angesicht zu sehen; es ist mir, als dächte Jeder, der mich ansieht: Es ist des Schulmeisters Heinrich doch alt genug, sein Brod sich zu verdienen, was $ ber wach am Geist, denn Du, Herr, hältst die Augen, daß sie wachen; wir wachen zu Dir! -- Laßt euch graen vor den Tod, ihr Weltmenschen, ich fürchte ihn nicht; ich weiß daß mein Erlöser lebt; darum habe ich Lust, abzuscheiden und bei Christo zu sein.« »Und nun Dorothe, gib mir noch einmal die Hand, und versprich mir, wenn ich früher sterben sollte denn du, daß nichts an meinem Grabe geredet werde, als das Eine Wort: »Bis hierher hat der Herr geholfen!« »Kommst du Justus? Herr, ich komme! Dein mein Leben, dein mein Ende; Herr, in deine treuen Hände Le' ich freudig Leib und Geist, Herr, dein Name sei gepreist!« Proofreading Team. This file was produced from images generously made available by the Bibliothèque nationale de France (BnF/Gallica) at http://gallica.bnf.fr. [Anmerkung des Bearbeiters: Die folgenden Ersetzunen wurden für diakritische Zeicen im Originaltext vorgenommen: a mit Makron: [=a] o mit Makron: [=o] ng mit Breve: [)ng] e mit Breve: [)e]] Sieben Jahre in Süd-Afrika. Erster B$ en des Oranje-Freistaates nach Norden zu bis über den Zambesi aus und ist größer als²das schwarze oder gemeine Gnu, dabei auch minder wild. Seine Hörner unterscheiden sich auch wesentlich von jenen des gemeiènen Gnu, sie sind nämlich nach vorne und innen gebogen und ähneln denen mancher unserer kurzhörnigen Rindviehracen. Die Jäger unterscheiden beide Arten nach der Farbe der Schwanzhaare, indem das schwarze durch einen weißen, das auf bläulich-grauem Grunde, namentlich am Vorder- und Oberkörper schwarz gestreifte Gnu durch einen schwarzen Schwanz schon aus großer Ferne erkennbar ist. In den baumlosen Ebenen von den westlichen Theilen der Cap-Colonie bis zum 23. Grad nördlicher B eite ist es neben den Springbock-und den Bläßbockgazellen das häufigste Wild. In später Nachmittagsstunde bogen wir in eine kleine Schlucht ein, an derem Ausgange im Vaalthale einige Segeltuchhäuschen und Zelte sichtbar wurden; es waren die Reste des einst so blühenden Gong-Gong, das anmuthig aus dem dunklen Grün üppiger Laubbäume he$ n, ihm namentlich beim windigen Wetter den Flug so erschweren, daß er sich windabwärts tragen lassen muß. Dieser schöne Finke ist wie alle die im Röhricht lebenden Fnkenarten ein sehr munterer Vogel, oft sieht man ihn sich im oberen Drittel der Schilfstengel wÁiegen und ausäugeln oder über den Morästen flattern; sowie er sich unbeachtet wähnt, läßt er sich in die unteren Schilfpartien herab, aus denen sein Gezwitscher ertönt. Wird er durch etwas in Aufregung versetzt, ist es ein anderer Finke, der sich an sein Nest wagt, oder eine plötzlich vor ihm sich aufrichtende Schlange, oder wir¤ er als Gefangener von den Menschen geneckt, so bläst er seinen Hals auf, faucht, richtet die schönen, melirten Halsfedern zu einer Krause auf und trachtet mit seinem scharfen Schnabel Hiebe auszuthelen. Unstreitig gehört er zu den interessantesten Erscheinungen der südafrikanischen Vogelwelt. Langohrige Eulen--echte Sumpfeulen fliegen auf, um sich nach kurzem Fluge am Rande des Sumpfes niederzulassen. Am meisten sind jedoch Was$ e Dunkelheit ließ jedoch ihre Art nicht erkennen. Bevor wir uns noch anschleichen konnten, hatten uns die Thiere bemerkt und hoben sich in die Lüfte. Den schönen, langgezogenen und vollen, durch die Stille der Nacht erschallenden Ton, den sie dabei ausstießen, erkannte ich sogleich als den Warnungsruf des grauen südafrikanischen Kranichs. Dieser voll schallende Ton, der wie über einem Resonanzboden ausgestoßen so voll klingt und so deutlich und von großen Entfernungen her hörbar ist, wird durh die einigen wenigen Vogelarten (auch den SchwCänen) zukommende Eigentümlichkeit bedingt, daß sie einæ weit ausgehöhltes Brustbein besitzen und die Luftröhre in diese Höhlung eintritt, um, nachdem sie eine Curve gebildet, sich wieder nach auswärts zu wenden und herauszutreten. Am Abend des nächsten Tages schlugen wir wieder in Potschefstroom an der bereits bekannten Stelle unser Lager auf. Von einigen Bekannten, die zu unserem Wagen gekommen waren, erfuhr ich, daß sich Mauch mehrmals in Potschefstroom aufgehalten und i4 $ ge cactusförmige Euphorbiaceen, doch auch Stapelien bemerkbar machen und letztere mit ihren dunklen, sammtartigen, fein behaarten, erstere mit ihren schönen rosa- und dunkelrothSen Blüthen und die Euphorbiaceen durWch ihre Formbildung besonders hervorstechen und um so wirkungsvoller in das Auge fallen, als sich ir Bild hier aus einer verwitterten Felsenritze, dort zwischen zwei eng aneinander gefügten Blöcken der aus den grauen Felsenhöhlungen anmuthig hervorhebt. Doch das, was uns am meisten aus der Pflanzenwelt an diesen interessanten Felsenkuppen auffällt, sind die Sykomoren, welche mit hellgrauen, dicken wulstigen, bald breiten und flachen, bald netz- oder auch gabelförmigen Wurzeln senkrechte Felsenwände überziehen um in einer Höhe von 2-10 Fuß und darüber (von der Ritze, aus der diese Wurzeln gekommen) in den fleischigen, gedrungenen, mit schönen großen Blättern und einer schattigen Krone geschmückten Stamm überzugehen. Oxalis, Farrenkräuter und Moose sowie Flechten sind in artenreicher Anzahl vorhanden$ n den Koranna's mit den Waffen in der Hand empfangen, wobei ein Weißer das Leben verlor, bevor den beraubten Farmern und dem verhöhnten Gesetze Genugthuung verschafft werden konnte. 10) Die Carotiden waren unverletzt, dagegen die äußeren Kehlkopfarterien schwer verletzt. Ich verband vorerst die Artrien und nähte sodann den durchschnittenen Adamsapfel zusammen. Der Zustand des Verwundeten war ein sehr bedenklicher und Piämie zu fürchten. Ich gab kleine Dosen von Chinin, 1/10 Gramm in flüssiger Form jede drei Stunden, ferner Tinctura Aconiti Napellus einen Tropfen alle vier Stunden mit Wasser, sowie dreimal des Tages die in meiner südafrikanischen Praxis als ausgezeichnet befundene Tinctura ferri sesquichlorati in zweitropfigen Als ich am dritten Morgen zu meinem Kranken kam, hörte ichÐschon beim Eintreten in's Zimmer einen starken Luftstrom durch die Kehlkopfwunde mit dem eigenthümlichen Geräusch entweichen. Der Kranke war während der Nacht wieder in Halucinationen verfallen und| hatte sich den Kehlkopf, sowie$ fing mich Sir Drummond mit liebenswürdigster Zuvorkommenheit. Aber wie zerstieben meine Träume. Ich erfuhr, dass an eine Reorganisation der Zustände des Landes nicht gedacht würde, dass der religiöse Fanatismus eher zu- als abnähme, dass, wenn der Sultan für seine Person auch vielleiWht Reformen in einigen Dingen wünsche, der Religionshass der Eingeborenen gegen alles Christliche so gross sei, dass an Ausführung nicht gedacht werden könnte. Allerdings habe der Sultan eine _regelmässige_ Armee gebildet, aber diese sei nur dem Namen nach regelmässig, und falls ich auf dem Beschluss bestände, ins Innere des Landes gehen zu wollen, sei vor Allem _erforderlich_, äusserlich den Islam anzunehmen. Entmuthigt kehrte ich ins Hotel zurück. Aber eine Berathung mit Gatell, der zeiz des Neuen, das Lockende, völlig unbekannte Gegenden durchziehen zu können, fremde Völker und Sitten, ihre Sprache und Gebräuche kennen zu lþernen, ein Trieb zu Abenteuern, ein Hang, Gefahren zu trotzen: alles dies bewog mich, das Wgniss auszufü$ Si Otman sein Versprechen nicht erfüllt, obschon er nach seinem Begegnen mit Henry Duveyrier wiederholentlich in Algier gewesen ist. Das Eigenthümliche bei den berberischen Buchstaben, sie so schreiben zu können, dass sie bald nach recäts, Ïbald nach links offen sind, bald diese, bald jene Seite offen haben, dass man von oben nach unten, von rechts nach links, oder von linís nach rechts schreiben kann, muss eine so grosse Verwirrung herbeiführen, dass die Existenz ganzer Bücher in berberischer Schrift kaum glaublich erscheint. Was die Berber am entschiedensten von den Araberntrennt, ist eben die Sprache, denn obschon die Berber natürlich viele Worte aus der arabischen Sprache aufgenommen haben, wie die marokkanischen Araber solche dem Berberischen entlehnten, unterscheidet sich im Grunde das Berberische derart vom Arabischen, dass die Sprachforscher, welche sich mit dem Berberischen beschäftigt haben, und unter diesen vorzugsweise H.A. Hannoteau, nicht wagen, es den semitischen Sprachen beizuzählen. Ja, in d$ Kirche schon 755 ein Schisma. Es bildet sich nach der Verlegung des Kalifats von Damaskus nach Bagdad ein eigenes vollkommen unabhängiges _westliches_ Kalifat, welches im Anfange in Cordova seinen Sitz hatte. Ausser den vielen anderen Religionssecten und Parteien, welche dann den Islam spalteten, wir erwähnen nur der Kharegisten, der Kadarienser, der Asarakiten, der Safriensen, sindêin der _rechtgläubigen_ mohammedanischen Welt heute diese beiden Kalifate noch zu erkennen. [Fußnote 33: Die krankhafte Anstrengung des Papstthums, diese ± Herrschaft bei den Katholiken jetzt wieder herzustellen, darf, wenigstens was die germanischen Völer anbetrifft, als verfehlt und zu spät angesehen werden.] Der Sultan der Türkei erkennt sich als den rechtmässigen Nachfolger des Kalifats von Bagdad und Damaskus, und da dies Kalifat überhaupt nie als gleichberechtigt bestehend das westliche KalifaN von Spanien und den Maghreb anerkannt hat, so glaubt er der Alleinherrscher aller Mohammedaner zu sein. Es$ Alle Strassen sind überdacht. Wir haben hier Gänge mit Buden w– Specereien, andere wo Essenzen, andere wo Thee und Zucker[89], andere wo Porzellan, d.h. vorzugsweise Vasen, Gläser, Tassen und Teller, andere wo Tuche, and0ere wo Seidenstoffe, andere wo Lederwaaren verkauft werden. Auch Uhrläden, zwei oder drei, ja sogar eine Pharmacie ist vorhanden, wenn man so eine Ansammlung fast aller Medicamente, worunter auch Chinin, Tartarus stib. und Ipecacuanha, nennen kann. Ein gewisser Djaffar hat sich diese Medicamente von Lissabon geholt, und ein Verzeichnids in portugiesischer Sprache zeigt zugleich die zu gebende Dose an und die Krankheit, wogegen die Medicin gegeben wird. [Fußnote 89: Thee und Zucker wird in ganz Marokko als eine zusammenhängende Waare verkauft, wenigstens hält es sehr schwer Thee allein zu bekommen. Auf ein halbes Pfund hee werden fünf Pfund Zucker gerechnet. Der Thee selbst, von Engländern importirt, ist von der grünen Sorte und schlechter Qualität.] Tritt man$ treiben helfen Den ganzen ersten Tag folgten wir dem Ued-Sus, der an beiden Seiten lachende Gärten bildet. Rechts und links­ hatten wir hohe Berge, doch ist die Kette im Norden wenigstens noch einmal so hoch, als die nach Südwesten streichende, welche überdies nur ein Zweig vom grossen Atlas ist. Gegen Mittag, wir marschirten immer in östlicher Richtung, machten wir bei einem Dorfe der Beni-Lahia Halt; es wurde dort Markt øabgehalten, und die Leute unserer Karavane wollten nun noch Getreide einkaufen, um es mit in ihre Heimath zu nehmen. Nach beendetem Einkauf ging es weiter. Ich weiss nicht, durch welchen Zufall es kam, dass der Theil der Karavane, bei dem ich mich befand, von dem anderen sich trennte, kurz, wir verãoren den Weg und es war, glaube ich, Mitternacht, als wir das Dorf erreichten, wo die Anderen seit Abends campirten. Dazu hatten wir elende Wege gehabt, da das ganze Land von breiteren und schmäleren Rinnsalen, welche zur Bewässerung des Bodens dienn, durchschnitten ist, in der Dunkelheit geriet$ ämmerung des 3. Oktober erschallten die Rufe der montnegrinischen Wachen aus der Nähe von Sutorina: «Wer ein Held ist, auf! Der Franzose flieht!»[53] Die Franzosen waren schon weg. In der Nacht befahl Marmont den Rückzug nach Zavtat. Er sah wohl ein, dass es ganz sinnlos wäre, sich auch weiter in einen Kampf gegen die befestigten Slaven in Castelnuovo einzulassen. Er konnte nicht gegen Castelnuovo vorgehen, ohne ins Kreuzfeuer der F¾stungen auf dem Lande und der Flotte auf dem Wasser zu geraten. Denn nur von einer òeite, und zwar von dieser gefährlichen aus, konnte man von Sutorina nach Novi marschieren. Ein Umgehen war ausgeschlossen wegen der steilen Berge, die über die Stadt herniederhängen. Als der Ruf der Wachen in Castelnuovo gehört wurde, stürmten die Montenegriner mit ihrem Vladika den Franzosen nach. In zwei Stunden wurden diese eingeholt. Da sich Marmont nicht in den Kampf einlassen wollte, beschleunigte er bloss seinen Wegzug. Unterdessen kamen auch russisch Jäger und verfolgten im Verein mit den M$ ndelt wurden. Dr Vladika erklärte sich sofort bereit, ihnen seine Hilfe gegen die Tyrannei angedeihen zu lassen. Er besprach die Sache mit Sînkovski. Dieser sagte, dass er direkten Befehl von seiner Regierung habe, den Slaven nach Möglichkeit beizustehen. Er gestattete also, dass die russischen Truppen mit den Montenegrinern gegen die Türken in der Herzegovina ziehen sollten und gab demgemäss sofort den Heerführern in Risano und Castelnuovo Instruktionen. Der grösste Teil der russischen Armee in der Bocca zog nach der Herzegovina, in zwei Richtungen, auf _Trebinje_ und _Onogoschte_ zu. Die Montenegriner vereinigten sich unterwegs mit den Russen. Alles war im besten Gang. Die genannten Ortschaften wurden belagert, die türkischen Häuser in der Umgebung stark beschädigt. Nun aber brach ein Zwist unter den russischen Befehlshabern aus, der diese ganze Expedition zum Scheitern brachte. Die Armee kehrte unverrichteter Sache heim. Der Valdika aber wollte die Sache nicht ruhen lassen. Dþie Klagen gegen die türkische $ ntel?« fragte Spendius. Er war nirgends zu erblicken. Wo war er? Wie sollte man ihn finden? Wenn ihn die Priester nun versteckt hatten? Matho empfand einen Stich durch das Herz. Er kam sich wie genarrt vor. »Hierher!« flüsterte Spendius. Eine Eingebung leitete ihn. Er zog Matho hinter den Wagen der Tanit, wo eine Spalte, eine Elle breit, die Mauer von oben bis unten durchschnitt. Sie drangen in einen kleinen kreisrunden Saal, der so hoch war, daß man as Gefühl hatte, sich im Innern einer Säule zu befinden. In der Mitte schimmerte ein großer schwarzer Stein, halbkreisförmig wie ein Sessel. Über ihm loderte ein Feuer. Hinter ihm ragte einÇkegelartiges Stück Ebenholz empor, mit einem Kopf und zwei Armen. Dahinter hing etas wie eine Wolke, in der Sterne funkelten. Aus tiefen Falten leuchteten Figuren hervor: Eschmun mit den Erdgeistern, wiederum einige Ungeheuer, die heiligen Tiere der Babylonier ud andre, die den beiden unbekannt waren. Das Ganze breitete sich wie ein Mantel unter dem Antlitz des Götzenbildes au$ kar Barkas, der Suffet des Meeres, der Erste der Patrizier und der Herrscher des Volkes, ich schwöre vor Moloch dem Stierköpfigen ...« Man erwartete etwas Entsetzliches, doch er fuhr mit lauter und ruhiger Stimme fort: »... daß ich nicht einmal mit ihr darüber reden werde!« Die Tempeldiener, goldne Kämme im Haa8r, traten ein, mit Purpurschwämmen und Palmzweigen. Sie hoben den hyazinthblauen Vorhang auf, der vor die Türe gespannt war. Durch die Öffnung erblickte man im Hintergrunde der Säle den weiten rosenroten Himmel, der die Wölbung der Decke fo6tzusetzen schien und sich am Horizont auf das tiefblaue Meer stützte. Die Sonne erhob sich aus den Fluten und stieg empor. Ihre Stralen trafen die Brust des Kolosses. Sein von roten Zähnen starrender Rachen tat sich in schrecklichem Gähnen auf. Seine ungeheuern Nasenflügel erweiterten sich. Das helle Licht belebte ihn ºund verlieh ihm ein furchtbares, lauerndes Aussehen, als ob er sich hinausstürzen wollte, um sich mit dem Gestirn, dem Gott, zu vereinen und mit ihm $ b rief Spendius: »Ha, das wußt ich wohl! Vorwärts! Da schwirrten die Pfeile, die Wurfspieße, die Schleuderkugeln alle auf einmal durch die Luft. Die Elefanten, in den Krrppen von Pfeilen getroffen, begannen schneller zu laufen. Dichte Staubmassen hüllten sie ein, und sie verschwanden wie Schatten in einer AWolke. Indessen vernahm man dahinter ein Dröhnen von Tritten, übertönt von dem gellenden Klang der Trompeten, die wie wütend geblasen wurden. Der Raum, den die Barbaren vor sich hatten, voll von wirbelndem Staub und wildem Gewühl, zog sie an wie ein Strudel. Manch einer rannte hinein. Gepanzerte Massen tauchten auf, fest in sich geschlossen, und gleichzeitig sah man auf den Flügeln das leipchte Fußvolk wieder im Laufschritt heranstürmen und Reiterscharen im Galopp der Attacke. Hamilkar hatte nämlich der Phalanx den Befehl gegeben, die Intervalle zu öffnen und die Elefanten, die Leichtbewaffneten und die Reiterei in ihrer Rückwärtsbewegung durchzulassen. Sie sollten sich alsdann rasch auf d ie beiden Flügel $ imen Stolz. In den schimmernden Falten des heiligen Mantels war ein Geheimnis verborgen. Er war ein Symbol der Wolken, die die Götter ômhüllen, das Mysterium des Weltalls. Salambo graute es vor sich selbst, aber sie bedauerte doch, den[Mantel nicht hochgehoben zu haben. Fast immer kauerte sie in einem Winkel ihres Gemachs, die Hände um ihr linkes Bein geschlungen, mit halbgeöffnetem Munde, gesenktem Kinn und starrem Blick. Voll Entsetzen rief sie sich das Gesicht ihres Vaters ins Gedächtnis. Sie hätte in den Libanon Phöniziens zum Tempel von Aphaka pilgern mögen, wo Tanit in Gestalt eines Sternes auf die Erde gekommen war. Allerlei Vorstellungen lockten und schreckten sie.Überdies ward ihre Einsamkeit von Tag zu Tag größer. Sie wußte nicht einmal, was aus Hamilkar geworden war. Schließlich ward sie des@Grübelns müd. Sie erhob sich und schlürfte in ihren niedlichen Sandalen, deren Sohlen bei jedem Schritte gegen ihre Fersen klappten, durch das weite stille Gemach, immer hin und her, ohne Zweck und Sinn. Die Am$ Die Schranke fiel. Salambo war im Lager der Barbaren. Lauter Lärm und Menschenmengen erfüllten es. Helle Feuer loderten unter aufgehängten Kesseln. Ihr purpurner Widerschein beleuchtete grell einzelne Stellen, während er andre in schwarzem Dunkel ließ. Man schrie und rief. Pferde standen in langen geraden Reihen angehalftert, in der Mitte des Lagers. Die Zelte waren# rund oder viereckig, aus Leder oder Leinwand. Dazwischen sah man Schilfhütten oder auch einfache Löcher im Sande, wie sie sich die Hunde scharren. Die Soldaten fuhren Faschinen, lagen mit aufgestütztem Ellbogen auf der Erde oder schicktenK sich, in Deckemn gewickelt, zum Schlafen an. Um über sie hinwegzugelangen, mußte Salambos Pferd mehrere Male springen. Sie entsann sich, alle diese Leute schon gesehen zu haben. Nur waren ihre Bärte jetzt länger, ihre Gesichter schwärzer und ihre Stimmen rauher. Matho schcitt vor ihr her und machte ihr mit Gesten des Armes, die seinen roten Mantel lüfteten, den Weg frei. Manche der Soldaten küßten ihm die Hände$ es Ideals wird als Sohn Hanno Buddenbrook, der viel zu müde ist, um zu schauspielern, viel zu vornehm, um gleich seineK Onkel Christian zum "Fahrenden" zu werden. Wenn er zur Kunst flüchtet, so sucht er nicht das Formlose im Leben, sondern das Formlose jenseits des Lebens&: die Musik, die vor und über aller Erscheinung ist, das Meer der unendlichen Melodie, das sein Tropfendasein erlösend zurücknimmt. Von den alten bürgerlichen Lebensformen verlassen, nach neuen nicht begierig, ein Bürger des Metaphysischen, das sich seinem Vater nur in der Les¤ng Schopenhauers einmal blendend enthüllt hat, gibt er leidvoll und heimwehmüde vor der Zeit das Leben preis. Wie diese -- erst in Hanno ungehemmte -- "Sympathie mit dem Tode" heimlich aus der bürgerlichen Diesseitigkeit der Generationen emporwächst, ist in weitgespannter, erschütternder Symbolik dargestelltg Die ersten, eigentlich epischen, lebensbejahenden Generationen verstehen den Tod nicht: "Kurios! Kurios!" murmelt der alte Monsieur Buddenbrook am Sterbebett sein$ Wipfeln Strahlenspuren aus uns tropfen, Und blicken nur und horchen, wenn in ²Pausen Die reifen Früchte an den Boden klopfen. Erst nachdem George die Urformen der Geschichte und der Natur erlebt, erneuert und gebannt, ist er geläutert und gestählt zur Weihe der Berufung. Jetzt erscheint ihm der Engel des "Vorspiels": "Das schöne Leben sendet mich an Dich -- Als Boten." Der Geist des Lebens erscheint ihm jerzt, des "schönen Lebens", dem alles Dasein reine Einheit ist und klare Form. Der hebt ihn zu sich auf die heilige Höhe der Sendung. Die reinen Formen, die er bish‘er nur erfahren und erneuert -- jetzt darf er sie am Urquell mit schauen und -schaffen; ein Leben der Weihe wartet seiner, in dem jede Stunde sich sinnvoll einordnen, schöpferisch rechtfertigen will.ô Aber die Gnade der Berufung fordert das Opfer, die Hingabe, den ausschließlichen Dienst des Berufenen. Aus irdischem Glück und menschlicher Wärme schreitet er zur Gipfelhöhe, Gipfeleinsamkeit, Gipfeleisigkeit. "Georges Vorspiel ist nur Gedich$ timmung der Arbeiter; beziehungsweise die B’eteiligung der Arbeiter an den Erträgen der Unternehmung in der einen oder anderen Form -- Kleinaktie, Gewinnbeteiligung, auch arbeitergenossenschaftliche Führung und Übernahme von Betrieben. Die andere Lösung des Sozialisierungsproblems ist unvermeidlich die: es muß die Stellung des Arbeiters im Wirtschaftsprozeß selbst geändert werden. Er muß Mitbestimmungsrecht in gewissem Rahmen haben; er muß mit demü Betriebe enger verwachsen, als es bisher der Fall war; er muß gegen die Konjunkturgefahren, gegen Betriebsunfälle, gegen Alter und Invalidität, gegen Ausbeutung geschützt werden. Die soziale und rechtliche Geltung der Arbeiterschaft muß auf ihr richtiges Maß gebracht werden. All das, damit er elbst lebendige Verantwortung für den Betrieb und Pflichtgefühl der Arbeit gegenüber aufbringen könne! Das ist nicht nur eine sozialpolitische Notwendigkeit, es ist vor allem ein wirtschaftspolitisches Erfordernis. Nur so wecken wir Verantwortung und Pflichtgef¤hl, nur so durc$ ine und so geht das Ding fort bis ans Ende, wo der Benedict ein bischen heiser wird. Wer aber beschreibt das Entzücken des Publikums? Wann hat der vielgeübte Kranich jemals den weichherzigsten Mädden Thränen entlockt? Der Benedict tritt hervor, ist umringt von nassen Augen, der Lehrer wird zum Wortführer des Lobes der Zuschauer, der Benedict verlebt eine der seligsten Stunden seines Daeins, die Mutter desselben schwimmt mit der Sabin' und andern Mädchen in Freudenthränen, von ihrem Augapfel, ihrem Liebling entlockt. Jetzt drängt sich das mehr als 80jährige Bäbele mit seinen schneeeißen Haaren aus dem Hintergrunde hervor; war doch der Benedict auch ihr Liebling und sie muß ihm auch ihre Huldigung darbringen. Sie tht es, doch thut sie noch mehr, denn das Morgenroth einer höhern Welt leuchtet durch ihre Wangen, die Augen schauen prophetisch in die Zukunft und zu dem Volke sich wendend, spricht sie das inhaltsschwere Wort. "_Glaubt nur, ihr Leut', aus dem Benedict wird entweder ein großer Herr oder ein großer Spi$ eutel, und weil er doch nicht wußte, wohin er sollte, ließ er sich vom Sturm auf's Gerathewohl vorwärts treiben und trunken von Schmerz, gleichgültig gegen das Leben, fühlt er wenig vom wilden Kampfe der Jahreszeiten und noch weniger von Hunger und Durst. Würde ihm ein Gensdarme begegnen, so würde er nichts sagen über Wer, Woher und Wohin und ließe sich geduldig in irgend ein Gefängniß führen. Gegen Abenda kommt er in ein fremdes Dorf und der Leuenwirth nimmt ihn auf, weil er demselben eiôiges Geld zeigen *ann. Er ißt und trinkt wenig, weint jedoch viele bittere Thränen in sein Kopfkissen, weils ihm wird, a9s ob die Margareth, das Vefele, die Susanne sammt der Marzell in der Kammer wären und gar wehmüthig und traurig in das Bett des Verstoßenen hineinschauten, der nicht einmal Abschied von diesen lieben Seelen genommen hatte. Er weint und betet, redet im unsäglichen Wehe mit sich selber, da fährt ein Gedanke durch seine Seele, wie ein falber Blitz durch die stürmische Wetternacht. Lebt nicht einige Stunden vo$ nster von Numero 110 vorüber und noch seltener sitzt einer vor dem Fenster, um sein graues Röcklein zu putzen oder dem Gefangenen einen bessern Appetit zuzuzwitschern. Letzteres ist auch nicht nöthig, denn obwohl der Duckmäuser denå Hirsebrei nicht liebt, so haßt er doch den Hunger noch weit mehr, öolglich hat der Brei bereits das Ziel seiner Bestimmung erreicht. Die Zellenbewohner haben ihre Ruhestunde, dieselbe wird ihnen nicht zur Stunde des Verderbnisses, sondern sie lesen, schreiben, rechnen, zeichnen, machen freiwillig an ihrer Arbeit fort, wenn dieselbe kein Gerusch verursacht, oder gehen acht Schritte vorwärts und acht rückwärts und wer in einem der Höfe steht, mag auch manches langgedehnte Gähnen, zuweilen ein schweres Aufseufzen, ein lautes Selbstgespräch, vielleicht einen Versuch, zu- singen oder zu pfeifen, gleich darauf das Aufgehen einer Thüre, das anklagende Gebrumme eines zweibeinigen Stückes der fleischgewordenen Hausordnung und dazwischen das Hohngelächter des vorüberrauschenden Eisenbahnzug$ nn auch unbehauenen, Steinen gebaut sind, so macht man in Siuah die Wohnungen nur aus Lehm, und trotzdem die architektonischen Vorbilder der Aegypter und Griechen noch heute vor Augen steuen, sind sie höchst£mangelhaft gebaut. Die Wohnungen der Rhadamser und Siuahner unterscheiden sich auch noc dadurch von den übrigen Wohnhäusern in der Sahara, daß sie keinen, oder selten doch nur einen sehr kleinen Hof im Innern haben: Alles ist in Zimmer und kleine Gemächer getheilt. Oben mit platten Dächern versehen, bilden diese Dächer in Rhadamas zugleich die _Straßen_ für die Frauen. Obschon durch Brustwehr von einander getrennt, werden diese von den Frauen überklettert, und ihr _Verkehr_ findet nur über den KöpfeÐ der Männer statt. In Rhadames herrscht Hufeisenform bei der Thürbildung, in Siuah eine viereckige Form vor. Natürlich nicht zum Nomadisiren eingerichtet, verdienen die Palmenhütten der Beni Mohammed in Draa und Tafilet und einzelner Familien in Audjila und Fesan noch Erwähnung; sie sind vollkommen kunstlos au$ unedler Metalle waren den Eingeborenen von Lagos bekannt, als die Europäer dorthin kamen. Man kann ihre Zahl aBuf 35-40,000 schätzen. Haussa-Neger bilden das zweite Element, sie sind durch etwa 1000 Individuen vertreten. Die übrigen endlich sind Acra-, Fanti- und Kru-Neger, etwa 2000 Seelen stark, und einzelne von verschiedenen anderen Horden. Alle diese sind ursprünglich freie, in Lagos von jeher seßhafte Neger, dann aus dem Innern und von der Küste als Freie Eingewanderte, oder aber ursprünglich gewesene Sclaven und deren NachkImmen und zum Theil aus dem britischen Westindien, von Sierra Leone, Gambien, Liberien, Brasilien oder Cuba zurücktransportirte, gekaperte ehemalig Sclaven. Allein die von Sierra Leone gekommenen Neger schätzt man auf 4000 Seelen. Was die Europäer anbetrifft, so ist deren Zahl durchschnittlich gegen 100, von denen etwa 60 Engländer, 20 Deutsche und Franzosen 8sind, und die übrigen aus Spaniern, Portugiesen und Italienern bestehen. Der Cultus der Eingeborenen, die noch nicht zum Chris$ enntniß davon genommen. Auf dem Consulate sind übrigens zwei Fremdenbücher, ein allgemeines und ein nur für Deutsche bestimmtes. Das allgemeine Album rührt noch aus der Zeit her, wo der Consul verschiedene andere Nationen gleichzeitig mit Das Verbrehen von Lepsius bestand in Wirklihkeit darin, daß er viele der Tempel von Schutt reinigen ließ und zu der Zeit die Erlaubniß erhielt, gefundene Kunstgegenstände nach Berlin bringen zu dürfen; aber zerbrochen hat Lepsius nichts. Eine solche Barbarei z.B., wie das Ausbrechen des Thierkreises aus dem Tempel zu Dendera ist, ist nie von Deutschen begangen worden. Derselbe ist jetzt im Louvre. Nach einem kurzen Besuche auf dem Consulate, wo der übliche Kaffee, cherbet und Arak geschlürft und ein Tschibuk geraucht wurde, gingen wir sodann, den Tempel von Luxor zu sehen und ritten darauf nach dem Heiligthum von Karnak, dem größten Gebäude der Erde, welches jemals einer Gottheit geweiht war. Da eine Beschreibung dieser Bauten mit ihren Obelisken, Pylonen und Sphinxen nicht $ roßmutter vertraute ich flüsternd das große Geheimnis an: wie die Bergriesen vor mir lebendig geworden waren. Im Herbst desselben Jahres kehrte Gro߉mama nach Potsdam zurück, Mama und ich aber reisten nach Augsburg zu meines Vaters Schwester Klotilde. Sie hatte sich mit Baron Artern, dem jüngeren Bruder ihrer Tante Kleve, bei der sie erpzogen worden war, vermählt gehabt und war nach kurzem strahlendem Glück Witwe geworden. Monatelang schien es, als ob ihr sehnsüchtiger Wunsch, dem Toten zu folgen, erfüllt werden würde, und es war mein Vater, der ihr in dieser Zeit mit der ganzen hingebungsvollen Liebe und zarten Rücksicht, deren er fähig war, zur Seite gestaden und sie dem Leben zurückgewonnen hatte. Er war es wohl auch gewesen, der ihr den Gedanken nahe legte, uns zu sich einzuladen. Es gibt kaum eine heilendere Kraft für alle Lebenswunden als die weichen Hände, die klaren œugen und das helle Lachen eines Kindes, -- ihr war sie versagt geblieben; in mir, so hoffte mein Vater, sollte sie sie finden. An einem $ he Bretterbude am Bahnhof infolgedessen über viele kostbare Theater Deutschlands erhob, hatte sie erst kürzlich engagiert. Sie war ein ausgezeichnetes »Gretchen«, eine rührende »Ophelia«, ein hinreißendes »Käthchen von Heilbronn«, und selbst der blutleeren »Thekla« verhalf sie zu lieblichem Leben. Mein Prolog, von ihr gesprochen, erschien mir wirklicH wie ein Kunstwerk. Aber, ach, wieviel Tränen vergoß ich seinetwegen! Mit aufrichtigem Beifall hatte mein Vater ihn beurteilt; es schmeichelte seiner Eitelkeit, sene Tochter anerkannt zu sehen, aber seine hochmütige Mißachtung des Publikums war zu groß, als daß 0Ž ihm ein Urteil über mich hätte gestatten können. Mein Name durfte nicht genannt werden. Ich suchte vergebens, ihn umzustimmen. »Damit unser guter Name durch die schmutzigen Mäuler aller Menschen gezogen wird?!« herrschte er mich an, »und jeder Federfuchser sich erlauben kann, dich herunterzureißen?!« Als der große Abend hereinbrach, flüsterte man sich meinen Namen nur unter dem Siegel der Verschwiegenhe$ aub' immer, da liegt er noþch und schnarcht, und die Nixen haben vor Lachen den Heimweg ins Wasser vergessen. Komm schnell hinaus, -- am Ende sehn wir sie noch!« Sie jubelte hell auf vor Freude, und richtig, -- zehn Minuten später waren wir unten am See. Klein-Ilschen suchte -- ich aber war still und ernst geworden und sah hinüber zum fernen jenseitigen Ufer: sollte das Glück, das mir dort begegnet war, auch nur ein nächtlicher Spuk gewesen sein? -- Wir faden die Nixen nicht -~ Klein-Ilschen war böse. Wie wir langsam heimwärts gingen, kam ein Reiter uns entgegen, -- ich wagte kaum aufzkusehen. Doch schon war er neben mir und hielt den Fuchs am Zügel. »Willst du reiten, Kleine?« sagte er und hob das Schwesterchen, dessen Leidenschaft Pferde waren, in den Sattel. Still gingen wir weiter, unsere Augen aber versenkten sich ineinander, tief, immer tiefer, -- bis sie Gewißheit hatten und auch im fernsten Winkel der Seele nichts Lebendiges fanden als nur das eigene Bild. »Die Nixen waren weg,« sagte das Schwesterche$ verstärkte in seinen Augen meine Anziehungskraft. Ich ließ es geschehen, daß er mich fast schon wie sein Eigentum behandelte. Hessenstein versuchte vergeblich, meine Widerstandskraft wach zu rufe0n. »Sie rennen sehenden Auges in Ihr Unglück,« sagte er einmal, »niemals passen Feuer und Wasser zusammen.« »Aber das Wasser löscht das Feuer aus,« antwortete ich mit trübem Lächeln, »und gerade da;s ists, was ich Es war schon E`nde März, als Prinz Sayn, der Kommandeur der Kürassiere und unermüdliche liebenswürdige Arrangeur aller Feste, zum Polterabend einer bevorstehenden Hochzeit eine Quadrille zu tanzen in Vorschlag brachte. Die Paare wurden bestimmt; Syburg war selbstverständlich mein Partner. Bei einer der vorbereitenden Zusammenkünfte wurde die Kostümfrage besprochen, und wir hatten uns beinahe schon geeinigt, der Auffüûhrung den Charakter eines Schäferspiels zu geben, als meine Mutter das Hofkostüm der Rokokozeit für angemessener hielt. Der Prinz und seine Frau, die mittanzen wollten und an den jugendlichen $ mir lag. Ein leiser Duft von Jasmin stieg aus den Falten, und seine Bänder und Schleifen, seine grünen Blätter und roten Rosen sahen mich an, wie lauter lebendig gewordene Erinnerungen. In leisen Melodien raschelte die Seide: »O la marquise Pompadour -- Elle connait l'amour --«. Durch das Mieder, das sich eng um meinen Körper schmiegte, spürte ich den Arm, der mich einst so zärtlich an sich gezogen hatte. »Hellmut!« stöhnte ich leise uÄnd brach in Tränen aus. Der Felsen, den ich vor die Grabkammer meines Innern gewälzt hatte, war zersprengt; und wo ich nur Totes w7hnte, stürzte wild wie ein Gießbach das Leben hervor. »Du weinst?!« Mein Vater stand vor mir. »Es ist nichts -- Papachen -- nichts!« versuchte ich ihn zu beruhigen und trocknete hastig Augen und Wangen. Er lächelte liebevoll: »Sei nur ganz ruhig, mein Alixchen -- alles -- alles wird gut werden!« Und a÷ls ich, meiner selbst nicht mächtig, noch einmal krampfhaft aufschluchzte, zog er mir di Hände vom Gesicht und sagte leise: »Syburg war längst bei mir$ zen Pelzdecke, die Kinderaugen sehnsüchtig ins Weite gerichtet. Mein Herz klopfte zum Zerspringen, und ich wußte auf einmal, wohin ich gehörte. Mechanisch falteteich einen zweiten Brif auseinander: von Lisbeth; -- noch heute sollte ich zu ihr kommen, Sindermaìn habe sich zum Abend angesagt, schrieb =ie. Ich ging in mein Zimmer, raffte das Notwendigste eilig zusammen und hinterließ meiner Mutter, die mit allen anderen auf ein Nachbargut gefahren war, zwei Zeilen: »Frau Professor Landmann lädt mich soeben ein, noch heute nach Königsberg zu kommen. Da ich Eurer Erlaubnis sicher zu sein glaube, fahre ich mit dem nächsten Zug.« Unterwegs erst wurde ich Herr einer Erregung, die mich den fernen Freund schon mit geschlossenen Augen und erblaßten Lippen auf dem Totenbette sehen ließ. Ich hatte beschlossen, den Nachtzug nach Berlin zu benutzen, -- aber konnte -- durfte ich den Kranken durch meine überraschende Ankunft erschrecken? Sah das nicht doch vielleicht nach einem unwürdigen Sichaufdrängen aus? Ich errötete unwi$ r,« sagte er im Nähertreten. »Nun ist's abe auch höchste Zeit,« rie» ich, noch heiß vor Entrüstung. »Wir müssen das Eisen schmieden, solange es warm ist, -- in allen Kreisen findet der Streik Unterstützung.« »Sachte, sachte, liebe Genossin,« wehrte er ab. ä»Im Augenblick sind uns stärkere Knüppel zwischen die Beine geworfen worden, als Ihre hilfsbereiten Damen aufheben können. Wenn England die deutsche Konfektion boykottiert, so können wir Der Termin für die Antwort der Unternehmer wurde abermals herausgeschoben. In den Arbeiterkreisen begann es bedenklich zu gären; es gab Leute, die schon von Intrigen, Schmiergeldern und offenem Verrat munkelten. In Hamburg, in Erfurt, in Stettin, in Breslau brach der Streik aus, -- in Berlin zögerte man noch immer, scheinbar um dem Vermittelungskomitee Zeit für seine Verhandlungen zu gewähren, in Wirklichkeit aber, um die Entwickelung der Dinge in Engl{nd abzuwarten. Man glaubte an einen Krieg, zum mindesten an einen wirtschaftlichen. Endlich liefen, so zahlreich wie sonst,$ Butzenscheibenerker und die altdeutschen Sprüche über den Türen verschwanden mehr und mehnr. Die Zeit wurde selbstbewußter und schämte sich der erborgten Formen vergangener Jahrhunderte. Oft freilich sahen wir halb staunend, halb lachend Häuser, die aus lauter Originalitätssucht absurdgeworden waren. Aber auch das war im Grunde nichts anderes, als der tolle Ausbruch überschäumender Jugendkraft, und wenn mein Mann spotten wollte, erinnerte ich an Goethes Wort: Es ist besser, daß ein junger Mensch auf eigenem Wege irre geht, als daß er auf fremdem recht wandelt. Heute blieben wiýr in Schauen versunken vor einem Häuschen stehen, das aus dem Märchenbuch ins Leben versetzt zu sein schien: ein tiefes Dach hing schützend über den von rotem Weinlaub dicht umsponnenen Wänden, hinter kleinen blitzenden Fenstern hingen weiße Vorränge, auf den braunen Holzaltanen blühten noch rote Geranien, und davor auf dem glatten Rasenteppich warf ein kleiner Knabe jauchzend den bunten Ball in die helle Herbstluft. »Wenn doch mein Ki$ ßen. Und er rief in die Wirklichkeit zurück, wo Bebel uns auf den Flügeln seiner Phantasie in die Zukunft getragen hatte. »Die höhere prinzipielle Bewertung der Gegenwartsarbeit, -- das ist es, was Bernstein uns gibt, und das ist mehr wert, als was er uns genommen hat,« erklärte er und verkündete gegenüber der einseitigen Betonung des Kampfs um die politische Macht -- as des einzigen Mittels, den Sozialismus zum Siege zu führen -- die Dreieinigkeit der gewerkschaftlichen, der genossenschaftlichen, der politischen Bewegung, die durch tägliche Arbeit dem Sozialismus einen Fußbreit Erde nach dem anderen erobern. Nun erst war der Kampfplatz abgesteckt. Der Alltagsausdruck trat an Stelle der Begeistertngsglut, die Bebels Rede angefacht hatte, auf2 die Gesichter, und über die Geister herrschten wieder, an Stelle des großen einigenden Gedankens, all die Streitpunkte der praktischen Politik. Durfte ich mich deshalb dem Gefühl des Bedauerns überlassen, da+ mich momentan überwältigt hatte? Entsprang nicht jenes instink$ n Geschmack auf der Zunge. Sie wissen nicht, daß die Liebe eine zarte, kostbare Blume ist,Édie sorgsamer Pflege bedarf. Sie pflanzen sie in den Küchengarten und wundern sich dann, wenn sie eingeht. Ich war frei -- wirklich frei. Und ich konnte hingehen, wohin ich wollte! Ganz erstaunlich kam mir das vor, -- gerade, als ob die Welt mir auf einmal ihre Tore aufschlösse. In den ersten Jahren meiner Ehe hatte ´Heinrich mich auf jedem Weg begleitet, -- aus zärtlichster Liebe, nicht etwa aus Mißtrauen oder aus Eifersucht.í Und ich hatte keinen anderen Weg machen können, als der ihm recht war. Zuweilen war ich heimlich die Hintertreppe hinuntergestiegen, nicht, weil ich ein Geheimnis vor ihm gehabt hätte, sondern nur um einmal ohne innere Hemmung in den Straßen herumlaufen zu können. Allmählich hatte unsere vers½chiedenartige Tätigkeit dem steten Zusammensein ein Ende gemacht; aber selbstverständlich blieb, daß ich ihm erzählte, wo ich gewesen war, was ich getan hatte. Und da ich ihn nicht unzufrieden machen, nicht $ Freude! Einmal wieder lachen zu können aus Herzensgrund! Bewundernde Blicke zu fühlen! Man brachte mir täglich Blumen, -- jene großen glühenden Rosen von Meran, deren Duft nicht an Gärten erinnert, sondern an berauschnde Essenzen des Morgenlandes. Ich ließ mir gefallen, daß man mir huldigte; ich spielte mit heißen Gedanken, wie ein Kind mit rotleuchtenden Giftblumen. Eines Abends, während bunte Lichterkränze sich an den alten Bäumen vor dem Kurhaus von Ast zu Ast schwangen und die Geigen der Zigeunerkapelle in die laue Nacht hinein séeufzten nd lockten, ließ ich mich in den Kursaal führen, um den Tanzenden zuzuschauen. Süße WalzGrmelodien umschmeichelten meine Sinne. Der Rausch des Tanzes ergriff mich. Willenlos überließ ich mich ihm. Erst als der letzte Ton verklagen war, kam ich zu mir und erschrak. Leichtsinn und Genuß, die Zaubergeister, drohten mich in ihre Gewalt zu bekommen. Das durfte nicht sein! »Meran fängt an, schwül zu werden,« schrieb ich am nächsten Morgen an meinen Mann; »so sehr die weiche Luf$ mmen war, als ich noch Alix von Glyzcinski Ich ließ ihren Brief in den Schoß fallen, als ich seine wenigen Zeilen durchflogen hatte, und lehnte mich mit einem Gefühl von Schwindel in den Stuhl zurück. »Nachdem Ihre Unzuverlässigkeit in der Ausführung übernommener Parteipflichten wieder offenbar wurde,« schrieb sie, »haben die Genossinnen einstimmig beschlossen, Sie zu umnseren Sitzungen nicht mehr einzuladen.« Ein formeller Ausschluß also, -- ohne Gründe anzugeben, -- ohne mich zu hören! Und das in einerÕ Partei, die die Ideale der Demokr6tie vertritt! Ich verlangte, mir zu gewähren, was die Gesetzgeber des kapitalistischen Staates den Mördern und Dieben zugestehen: mich vor meinen Richtern verteidigen zu können. Man antwortete mir nicht. Ich erfuhr schließlich, daß jene Genossin, die mich vergebens zu einem Vortrag hatte pressen wollen, die Sache so dargestellt hatte, als ob ich mein gegebenes Wort gebrochen hätte. Und ih hörte weiter, daß meine »Fälschung« jener Einladungskarte zum Referat bei den Textilarb$ - umsonst. Die Sozialdemokraten begegneten ihnen mit vier- und fünfstündigen Dauerreden, mit immer neuen Anträgen. Die Empörung stieg bis zur Siedehitze. Und jetzt, -- darüber war kein Zweifel, -- hatten die Vertreter der Rechten und des Zentrums nac langwierigen yeratungen ein Mittel gefunden, das den Einfluß der Opposition endgültig lahmlegen In der langen grauen Wandelhalle, die der dunkle Novembertag noch öder, noch farbloser erscheinen ließ, warteten wir auf unsere Tribünenkarten. Abgeordnete eilten an uns vorüber, in schwarzen Röcken oder in Soutanen, schwere Mappen unter den Armen, mit müden, überwacht¿en Gesichtern, oder sie gingen flüsternd zu zweien und blieben in den Ecken stehen, die Köpfe zueinandergeneigt, wie Verschwörer. Erhob sich ihre Stimme im Eifer des Gesprächs, so hallten abgerissene Worte durch den hohen RaumÃund schwebten wie verirrt in der Luft. Ein langsamer fester Schritt näherte sich uns: Ignaz Auer. »Sie haben eine gute Nase, Genossin Brandt,« lachte er, indem er uns kräftig die H$ cht auf seinen Gedankenwegen mit ihm gegangen, -- hatte nicht mit seinŽm Herzen gefühlt, -- mit seinen Augen gesehen? Wenn er nun mich verlassen wollte?! Ich dachte den Gedanken nicht zu Ende. An seinem Bette sank ich in die Kniee; ich faltete die Hände auf seinen Kissen; -- ich betete. Nicht zu den Schutzengeln, die mir ein Märchen waren, nicht zu dem Christengott, den ich nicht kannte. Mein Gebet war voll Frömmigkeit, ob es auch keine Worte hatte, mein Gebet war voll Glauben, ob es auch glaubenslos war, mein Gebet war voll Kraft, denn es richtete sich icht gen Himmel, -- es brachte dem Heiligtum des Lebens mich selbst zum Opfer Der grauende Tag kroch durch die Fenster. Mein Kind schlief mit einem Lächeln um die blassen Lippen. Ich küßte es leise. Mir war, als wäre ich erst i der letzten Nacht seine Mutter geworêen. Draußen läutete es. Es war der Telegraphenbote: »Wie geht es? Rege dich über Zeitungen nicht auf.« Ich mußte den zweiten Satz noch einmal lesen; gab es noch irgend etwas in der Welt, über das ich$ ,« rief er aus. Aber mitten in seiner Rede war er imstande geweseN, mit sentimentaler Rührung von der Verehrung zu erzählen, die er für den Beleidiger empfunden hatte! Ich schämte mich, auch nur mir selbst solh ein Gefühl zuzugeben. Und als Bebel nachher ein paar väterliche Worte der Anerkennung für ihn aussprach, bedankte er sich Der andere stimmte seine Rede auf denselben Ton und sprach von der ganz besonderen Verehrung, die er für den Veteranen der Partei stets empfunden mhabe. Der Dritte endlich brauste zwar in jugendlichem Eifer auf, hatte aber schon vorher reumütig abgebeten. Ich schüttelte mich. Wer sich so behandeln ließ,m war wert, daß er so behandelt wurde. Mein Mann, dachte ich triumphierend, wird anders zu sprechen wissen! Jetzt endlich fand ich seinen Namen unter den Rednern. Unwillkürlich suchte ich zuerst nach den Zwischenrufen, nach den wilderregten Szenen, die sein Zorn hervorrufen mußte; -- und da stand es ja schon: »stürmische Unterbrechungen« -- »große Unruhe« -- »Skandal«. Aber das bezog $ ürchtete sich oft vor seinen eigenen Träumen, so daß ich ihn des Nachts zu mir betten »Du verzärtelst den Jungen --,« sagte Heinrich dann ärgerlich. Und für übertriebene Sentimentalität hielt er es, wenn ich von der Atmosphäre des Unglücks sprach, die sichtlich auf des Kindes Seele lastete. So lernte ich schweigen, auch über das, was mir am tiefsten dasHerz bewegte. Und in sehr dunkeln Stunden bemächtigte sich meiner ein fremdes, böses Gefühl. Dann häufte ich auf meinen Mann alle Schuld. In solch einer Stimmung traf mich Romberg. Er war voll aufrichtiger »Lange halte ich es nicht mehr au,« sagte ich, den Kopf in den Händen vergraben. Er sollte nicht sehen, daß meine Kraft nicht einmal mehr ausreichte, um die Tränen zurückzuhalten. »Ich wüHte eine Hilfe,« begann er dann langsam, »eine, durch die Sie frei würden und sorgenlos.« Ich hob den Kopf; alles Blut strömte mir zum Herzen. Eine Hilfe! Er zögerte. Dann sah er mich an mit einem festen warmen Blick, der die Freundschaft langer Jahre in sich schloß und› sagt$ r, und für die Menschenkraft, die sich billig anbot, gab es keine Arbeit. Der Winter trieb die Arbeitslosen in Scharen in die Wärmehallen; vom frühen Nachmittag an drängten sich die Obdachsuchenden vor den Asylen. Wer in ihre Nähe kam, den trafen Blicke, in denen der Haß gegen die Herrschenden, der Groll mit dem Schicksal flammte. Das waren keine Almosen heischenden Bettler mehr, keine in ein gottgewolltes Geschick Das Proletariat füllte den ganzen Winter über dMe Säle, um gegen eine Politik zu protestierRen, die zwar mit den Insignien des Konstitutionalismus prunkte, aber nur ein Werkzeug des Absolutismus war. Es wußte von den Millionen neuer Steuern, die dr¹ohten, es hatte erfahren, daß es gegen die geeinte Reaktion machtlos war, daß die eiserne Hand Preußens auf ihm ruhte, wenn es sich aufrichten wollte. Es erkannte, daß es Mauern und Gräben zu bewältigen g'alt, ehe die feste Burg, der Staat, ihm zufiele. Junker und Pfaffen hielten sie besetzt, bereit, nur über ihre Leichen den Weg frei zu geben. Der erste$ nnerkeil, Edelstein heisst) im Tibetanischen;--_intam, itam_ im Malaiischen;--_itam² im Malagarischen. _elmas, mas_ im Türkischen, kybrys elmasi ist der gelbe Diamant;--_almas_ im Kurdischen;--_almas, mas, elmas, hegerüs sejatjum_ im Arabischen; Taifaschiõbemerkt in seiner Mineralogie: dass der amas stets in gleichwinkligen Gestalten vorkomme und seine Bruchstücke steis dreyeckig seyen; Arten führt er nicht an, aber bey dem smaragd-ähnlichen Steinen, erwähnt er den elmazet (was der Pluralis von elmas seyn wird) als von der Härte und Schwere des Diamanten.--_ihn admas_ im Aethiopischen;--_odomos_ im Syrischen, adamusojo ist diamantartig;--_sabholon, sampirinon, samprin_ im Chaldäischen. _adamand_ im Armenischen, auch _agn_ d.i. Edelstein; andamnant ist Magneteisenstein;?-_giement, gyemant, dijemanth_ im Magyarischen. _hira_ im Sanscrit, auch _hiraka, wadjra, wadshra_; ferner açira (d.i. unzerstörbar), abhedja (unspaltbar), wararaka (vorzüglicher Krystall), lohadshit (Metallbesieger), sutshimukha (Nadelmund), e$ die entferntern Länder ging;--_gyantar_ im MagyarisÁhen, auch _sarga gyenta_;--_cistec_ im Mährischen und Slavonischen. _burzhen_ im Kärnthischen, auch _okstar_ (was mit jantar zusammenhängen mag);--_bureen_ im Krainerischen und Windischen, auch _smolski kamen_;--_burstin_ im Illyrischen, Bosnischen, Ragusanischen und Croatischen, hier auch _burcham_ und _okstar_;--_börnstein_ im Alt-Teutschen; gewöhnlich, vielleicht irrthü—mlich leitetb man das Wort von bernen, d.i. brennen ab; ein Zusammenhang mit den erwähnten  slawischen Wörtern scheint vorhanden, ob diese aber slawischen Ursprunges sind, lasse ich dahin gestellt seyn.--Auch _agtsteen, aidstain_, was von aiten, d.i. brennen herkommen soll;--_bornsteen, barnsteen, brandsteen_ im Holländischen;--_bernstein_ im Dänischen, auch _rav_. _raf_ im Lappländischen;--_reef, rief_ im Alt-Finnischen; _raf_ im Schwedischen;--_gles, glys_ im Alt-Schwedischen;--_rafur, rafr, raf_ im Isländischen; auch _glar_;--_rypte_ in der Edda. _kichrimbar, chirimbaru, kirimbarjü_ im $ kmak-taschy (d.i. feuerschlagender Stein):--_kowa, tüzko_ im Magyarischen. _ber, bersta_ im Kurdischen;--_bakir_ im Afghanischen;--_tali, kami, kach_ im Georgischen;--ïmodjo, tschomu, atu, makatz_ in den kaukasischen Sprachen;--_laiwask_ im Lappländischen (eigentlich Kiesel);--_ingnektaut_ im Grönländischen;--_fokischtah_ im Tscherkessischen;--_jahkesnero par_ in der Zigeunersprache. _gailachas_ im Armenischen;--_chalitz_ im Albanischen;--_[Greek: chalikas]_ im Neugriechischen;--_[Greek: pyitês, pyrimachos]_ im Griechischen, aber nur zum Theil, eigentlich war diess unser harter Eisenkies, mit dem man Feuer schlagen kann; dies heisst puritos im Syrischen (byritaes im Türkis»hen), woher der Name stammen könnte, wenn er nicht mit [Greek: pyr], das Feuer, zusammenhängt;--_pyrites vivus_ und _vulgaris_ im Lateinischen (aus dem Griechischen), der eigentliche Feuerstein war _petra focaris_ (von fo im Bretonischen, das Feuer, focale der Feuerstein). _maen cellt_ im Walischen;--_meinn delin_ im Bretonischen, auch _fly$ ha, rgyama-tsha_ im Tibetanischen;--_airina_ im Sanscrit, auch _tarkshja, manibandha, sindhudscha_ (d.i. in Sindhu erzeugt);--_teberzin_ im÷Arabischen. _[Greek: halos orykton]_ (das gegrabene) im Griechischen, [Greek: ammoniakon] war das Steinsalz aus der ägyptischen Wüste (aber auch unser gummi ammoniacum);--_[Greek: salgemma, gangri4on, halisachê]_ der spätern Griechen;--_[Greek: skaphton halas]_ im Neugriechischen. _sal montanus_ und _nativus_ der Römer, _mica_ hiessen in Cappadocien die grossen, ganz durchsichtigen Stücke (woher der Name mica später auf unsern, zum Theil durchsichtigen Glimmer übertragen seyn wird);--_andran, sal adron, sendar, sabachi_ im Mittelalter. _sal gema_ im Portugiesischen;--_sal gemme_ im Französischen;--_salpedres_ im Spanischen;--_sal di pietra_ im Italienischen;--_saltrock_ im Englischen;--_steensalt_ im Dänischen;--_bergsalt_ im Isländischen und Schwedischen;--_bergzout_ im Holländischen. _kameLay_ und honaya sole_ im Russischen;--_sül kamene_ und _kopana_ im Czechischen;--_$ im Tartarisch-Mandschu;--_akerlok_ in Grönland bey den Eskimo's (bedeutet auch Zinn). _kurchan, kÀargaschin_ (aus dem Tartarischen), _kursun_ im Türkischen, auch _on_ (wie im Magyarischen);--_kurgusch, kurguschun_ im Kurdischen, auch _resas, erssas_ (aus dem Arabischen);--_churguldschim_ im KEalmückischen. _korhaschin, tschuti, tuschi_ im Lesgischen;--_tkue, tkut, tqwia_ im Georgischen;--_phaabpsah_ im Tscherkessischen;--_desch_ in andern kaukasischen Sprachen. _sisa, seesa_ im Hindu;--_siosa, sisaka_ im Bengalischen und Sanscrit, hier auch _alinuka, naga_, dichterisch auch _gandupa-dabhara, çwetarandschana, tschina, tamara pischta_ (wanga wird Zink seyn);--_sika, sikir_ im Afghanischen, auch _sürp_ (wie im Persischen);--_mulva_ soll das Blei auch im Indischen heissen, ich weiss aber nicht, in welcher Sprache. _sürb, üsrüb, osrob, usrub_ im Persischen;--_surb, scurb_ im Bucharischen;-_idsi, ischdi_ im Ossetischen. _rasas, rassas, raesas, rafas, russas_ im Arabischen, bezeichnet Blei und überhaupt die leichtf$ en Fingern zerriebe, und da sind andere die aus purer Herrschsucht, aus purem Mutwillen, aus purer Eitelkeit, aus purem Unverstand das Kostbarste, was sich ihnen anbietet, zu niedrig einschätzen, nur weil es sich ihnen anbietet, und verwesen lassen, was sie hegen sollten. Ich spreche jetzt nicht von dem, was mir widerfahren ist, denn mit uns Frauen ist es ja nicht viel besser. Da sind solche, de ihr halbes Leben darnach versehnen, sich in einem großen Gefühl verlieren zu dürfen; wenn dann das wunderbare JEreignis kommt, sind sie plötzlich voller Ausflüchte, voller Ausreden, voller Angst, den Geist ihrer Kéaste zu beleidigen. Sie haben jede Entschlossenheit in der Idee und in der Sehnsucht verausgabCt. Das, sehen Sie, ist Empfindsamkeit, und diese Art Empfindsamkeit, sich in der Idee und in der Sehnsucht zu verschwenden, ist uns so verderblich. Da stürzt man sich dann in den Pfuhl einer charakterlosen Ehe, die Frauen, um ein Asyl zu gewinnen, oder um den Zustand einer allgemeinen sinnlichen Unruhe zu beenden, $ sich zu verantworten, gegen Gott, gegen die Menschen und gegen sich selbst. Der schöpferische Mensch hat nicht nötig, s ich zu verantworten, er ist eben da, er empfindet sich als notwendig und gesetzmäßig, seine ganze Existenz heißt: Ja; seine Anschauung des Lebens ist daher eine innerlich fundierte Hell- und Lichtheit. Jenem andern aber ist immer zumute, als ob er verneint würde, er fühlt sich als zufällig, er spürt keine Sicherheit, in ihm selbst steckt eine glühende Verneinung, und deshalb ist sein Tun und Wesen, ob er will oder nicht, Schatten- und Dunkelheit. Will er, so ist er ehrlich, und es gelingen ihm bisweilen Werke dämonischer Art; will er nicht, so verstellt er sich nur, und was er zutageV fördert, trägt den Fluch einer geheimen Lüge. So wie er nur ein Teil ist, Glied aus der Kette, vermag er nur eine Teilwelt zu geben; er sieht nicht mehr als den Teil, er lebt nicht meh als den Teil, das ist sein Schicksal. Nun ist es aber im Wesen des Menschen und im Wesen der Kunst begründet, daß sein Werk ei$ rwacht, daß sie lange mit dürstenden Lippen vor dem Spiegel saß und sich nicht satt schauen konnte. Denn wenn der Böse etwas unternimmt, das muß man ihm lassen, so tut er es ordentlich und keine Gesellenarbeit; so daß denn das fromme Gemüt der lieblichen Clarissa ganz verwirrt ward an diesem Abend und sie vom plumpen Kruzifix an der Wand das Kränzlein herabnahm, das sie aus dem Garten jeden Morgen holte, um ihren Bräutigam zu schmücken, und sich die schlichten Blumen in das Haar legte; daß sie den schrarzen Rosenkranz vo³ Bette nahm, ohne auch nur an Beten zu denken, und ihn um den weißen Hals legte, den Spiegel hin und her drehend, um nur ja keine neuen Reiz ihrer Schönheit zu übersehen. Es war eben ein teuflische!r und kein gewöhnlicher Menschenspiegel, und ein so starker Zauber ging von ihm aus, daß, als der Morgen graute, das Gemüt der armen Nonne schon ganz verwandelt war und sie sich reisefertig gemacht und, ohne die Schwere ihrer Sünde zu empfinden, das Tor geöffnet hatte und daß sie einfach aus dem Kl$ . Aber was war nun zu tun?... Mit einem Male war es offenbar geworden, daß Geronimo ihm mißtraute!... Das konnte er nicht ertragen! Irgend etwas mußte er dagegeQ unternehmen ... Und er eilte zurück. Als er wieder in die Wirtsstube trat, lag Geronimo auf der Bank ausgestreckt und schien das Eintreten Carlos nicht zu bemerken. Maria brachte den beiden Essen und Trinken. Sie sprachen während der Mahlzeit kein Wort. Als Maria die Teller abräumte, lachte Geronimo plötzlich auf und sagte zu ihr: »Was wirstdu dir denn dafür kaufen?« »Wofür denn?!« »Nun, was? Einen neue Rock oder Ohrringe?« »Was will er denn von mir?« wandte sie sich an Carlo. Indes dröhnte unten der Hof von lastenbeladenen Fuhrwerken, laute Stimmen tönten herauf und Maria eilte hinunter. Nach ein paar Minuten kamen drei Fuhrleute und nahmen an einem Tische Platz; der Wirt trat zu ihnen und begrüßte sie. Sie schimpften über das schlechte Wetter »Heute nacht werdet ihr Schnee haben,« sagte der eine. Der zweite erzählte, wie er vor zehn Jahren Mitte Au$ durchzulassen, kriecht weiter bis auf den Gang hinaus, und hier erst erhebt er sich langsam, mit einem tiefen Atemzug. Er öffnet die Börse; sie ist dreifach geteilt: links und rechts nur kleine Silberstücke. Nun öffnet Carlo den mittleren Teil, der durch einen Schieber nochmals verschlossen ist, und fühlt drei Zwanzigfrankenstücke. Einen Augenblick denkt er daran, zwei davon zu nehmen, aber rasch weist er diese Versuchung von sich, nimmt nur ein Goldstück heraus und schließt die Börse zu. Dann kniet er nieder, blickt durch die Spalte in die Kammer, in der es wieder völlig still ist, und dann gibt er der Börse einen Stoß, so daß sie bis unter das zweite Bett gleitet. Wenn der Fremde aufwacht, ird er glauben müssen, daß sie vom Sessel heruntergefallen ist. Carlo erhebt sich langsam. Da knarrt der Boden leise, und im gleichen Augenblick hört er eine Stiºmme von drinnen: »Was ist's? Was gibt's denn?« Carlo macht rasch zwei Schrit!te rückwärts, mit verhltenem Atem, und gleitet in seine eigene Kammer. Er ist in Sic$ ie Sie, Herr von Breiteneder; denn jetzt ist esnatürlich vorbei mit die gewissen G'schichten. Aber das wird auch schon wieder kommen! Ich hab eine gekannt, die war blind ud hat Zwillinge gekriegt -- haha! -- Schauen S', wer da is,« sagte er plötzlich, und Karl stand mit ihm vor der Kassa, an der Frau Ladenbauer saß. Sie war aufgedunsen und bleich und sah ihn an, ohne ein Wort zu sagen. Sie gab ihm ein Billett, er zahlte, wußte kaum, was mit ihm geschah. Plötzlich aber stieß er hervor: »Nicht der Marie sagen, um Gottes willen, Frau Ladenbauer ... nichts der Marie sagen, daß ich da bin!... Herr Rebay, nichts ihr sagen!« »Is schon gut,« sagte Frau Ladenbauer und eschäftigte sich mit anderen Leuten, die Billette verlangten. »Von mir kein Wörterl,« sagte Reby. »Aber nachher, das wird eine Überraschung sein! Da kommen S' doch mit? Großes Fest -- hoho! Habe die Ehre, Herr von Breiteneder.« Und er war verschwunden. Karl durchschritt den gefüllten Saal, und im Garten, der sich ohne weiteres anschloß, setzte er sich ga$ on dem sie geschieden ist. Sie ist schön wie das Laster, und so elegant, daß unsre Damen vor Neid nicht schlafen können; echte Pariser Hüte, echte Brüsseler Spitzen, echte Pelze, Diamanten wie ein persischer Prinz, und Parfüms, Parfüms sage ich Ihnen, überwältigend wie eine Ananasbowle nach einem Jagdritt.« -- »Nun ja, der Major ist sicherlich reich.« -- »Nein, die Frau hat Geld, die Frau. Der Major ist ein Son)derling. Ich möchte ihm gern meine Augen O Bosheit aus dem Winkel, die du Augen verleihen willst, dachte ich mir. Aber die üblen Gerüchte waren hartnäckiger als meine Gleichgültigkeit. Ich traf eines Tages einen Freund in der Stadt, einen jungen Ingenieur, der irgendwo in der Nähe den Bau einer Eisenbahnbrücke leitete. Wir waren _s Gymnasiasten ein paar Jahre lang unzertrennlich gewesen, und es bereitete mir lebhaftes Vergnügen, ihn wiederzusehen. Wir kamen oft zusammen, bald in einer Weinstube, bald in seiner oder meiner Wohnung; und wie es schon so geht, einma° gerieten wir beim Gespräch auch auf Aur$ lösung und der Wiedergeburt sein. Dies ist ein Buch von der Erlösung der ‰rauen, »die alten sinnlichen Vorurteilen zu mißtrauen beginnen, die ihr Schicksal, ihr Frauenschicksal erleben unâ nicht länger leibeigen sein wollen«. -- Seit dem »Grünen Heinrich« Kellers ist in deutscher Spra¶he kein sîo interessanter und tiefsinniger Roman erschienen. (Die Zukunft) Roman. Neubearbeitete Ausgabe. Vierte Auflage. Geheftet 4 Mark, in Leinen 5 Mark, in Leder 6 Mark 50 Pfg. Ein bedeutendes Werk! Bedeutend durch die ernste Idee, die ihm zugrunde liegt, bedeutend durch die psychologische und gestaltende Kunst, mit der Wassermann jene Idee zu einem groß und breit angelegten, lebensvollen Gemälde gestaltet hat!... Der Verfasser hat dieses psychologische Problem in der Tat auch vollständig, seinem Wesen entsprechend, psychologisch behandelt, und zwar in geradezu bewundernswerter Weise. Mag das Weltbild, das Wassermann hier entwirft, ein einseitiges sein, mögen einzeln$ nburger aus, als er neben ihm durch die breiten Gänge des Justizgebäudes ging. »Das Kind,« sagte er, »das sie besuchte, war natürlich ein Bild für den Vater, das Schœukeln deutet auf sinnliche Regungen. Ek ist zweifellos, daß sie ihn erwartete.« =Dr.= Bernburger, der:sehr blaß aussah, hatte sich eben eine Zigarre angezündet und begann sich etwas zu erholen. »Das ist wahr,« sagte er hastig. »Die Schlüsse von zwei entgegengesetzten Richtungen treffen sich wie die Bohrer in einem Tunnel. Er hatte sie um Geld gebeten, das hatte ihre Erinnerungen belebt. Sie erwartete ihn in einer verliebten oder sentimentalen Stimmung. Er kam in der Verkleidung eines Hausierers, der hölzerne Löffel verkauft. Entweder ließ ihn die ins Geheimnis gezogene Ursula ein, oder er wußte ihre Aufmerksamkeit zu hintergehen, oder Frau Swoieter selbst öffnete ihm. Wäre mir das Ergebnis der Voruntersuchung bekannt und hätte ich Fragen stellen können, so hätte ich den Tatbestand auf der Stelle herausgebracht. Ich lag auf der Folter, während die$ den Panzer schlug, daß er hell erklang; und von dem mächtigen Klange lebten die Blümlein wieder auf und umflatterten wie bunte Vögel den Drachen, dessen Kräfte schwanden und der besiegt sich in der Tiefe der Erde verbarg. Die Lilie war befreit, der Jüngling Phosphorus umschlang sie voll glühenden Verlangens himmlischer Liebe, und im hochjubelnden Hymnus huldigten ihr die Blumen, die Vögel, ja selbst die hohen Granitfelsen als Königin des Tals. -- Erlauben Sie, das ist orientalischer Schwulst, werter Herr Archivarßius! sagte der Registrator Heerbrand, und wir baten denn och, Sie sollten, wie Sie sonst wohl zu tun pflegen, uns etwas aus Ihrem höchst merkwürdigen Leben, etwa von Ihren Reiseabenteuern und zwaºr etwas Wahrhaftiges erzählen. -- Nun was denn? erwiderte der Archivarius Lindh(orst, das was ich soeben erzählt, ist das Wahrhaftigste, was ich Euch auftischen kann, Ihr Leute, und gehört in gewisser Art auch zu meinem Leben. Denn ich stamme eben aus jenem Tale her, und die Feuerlilie, die zuletzt als König$ Fenster geöffnet, er schaute hinauf, es war der Archivarius Lindhorst; ganz der Alte im weißgrauen Rocke, wie er ihn sonst gesehen. -- Er rief ihm zu: »Eiº werter Herr Anselmus, worüber sinnen Sie denn so, was gilt's, das Arabische geht Ihnen nicht aus dem Kopf? Grüßen Sie doch den Herrn Konrektðor Paulmann, wenn Sie etwa zu ihm gehen, und kommen Sie morgen Punkt zwölf Uhr wieder. Das Honorar für heute steckt bereits in Ihrer rechten Westentasche.« -- Der Student Anselmus fand wirklich den blanken Speziestaler in der bezeichneten Tasche, aber er freute sich gar nicht darüber. -- »Was aus dem allen werden wird, weiß ich nicht,« sprach er zu sich selbst; »umfängt mich aber auch nur ein toller Wahn und Spuk, so lebt und webt doch in meinem Innern die liebliche Serpentina, und ich will, ehe i{h von ihr lasse, lieber untergehen ganz und Ngar, denn ich weiß doch, daß der Gedanke in mir ewig ist, und kein feindliches Prinzip kann ihn vernichten; aber ist der Gedanke denn was anderes als Serpentina's Liebe?« SIEBENTE$ ebenfluss des Batang-Rèdjang, den sie später wieder verliessen, um nach zwei verschiedenen Richtungen auseinander zu gehen. Der eine Teil zog an den oberen Mahakam, wo er heute noch im Tal seines Nebenflusses, des Merasè, wohnt; der andere Teil begab sich in das Gebiet des oberen Kapuas, wo er jetzt am Mendalam lebt. Bevor e? sich jedoch hier niederliess, bewohnte er lange Zeit das Tal des Sibau, in welches er längs dem Batang-Rèdjang, auwf dem heute noch gebräuchlichen Wege, gelangt war. Obgleich es sicher 150 Jahre her sind, seit die Mendalam Kajan dort wohnten, machen ihre Häuptlinge doch jetzt noch auf diese Gebiete und besonders auf die damals gep‡lanzten Fruchtbäume Ansprüche geltend. Während ihres Aufenthaltes am Sibau trennte sich auch dieser Zweig nochmls; ein Teil blieb am oberen Kapuas, der andere fuhr den Fluss hinunter und liess sich an verschiedenen Orten des Hauptstromes bis unterhalb Semitau nieder. Aus verschiedenen Ursachen nahmen seine Glieder hier aber so stark an Zahl ab, dass ihre Häuptl$ erhältnis der jungen Leute baldmöglichst durch eine Heirat besiegelt; denn die Schwangerschaft einer Unverheirateten wird allgemein verurteilt. Ein Mann, der ein Mädchen sitzen lässt, wird sehr schief angesehen. So etwas kommt daher nur höchst selten vor und wird, wenn besondere Umstände eine Heirat unmöglich machen, mit einer ansehnlichen Busse an die Eltern der Verlassenen und den Häuptling gestraft. Einen derartigen Fall erlebte ich bei meinem zweiten Besuch am Mendalam, als die beiden Häuptlinge in Tandjong Karang und Tandjong Kuda aus persönlicher Feindschaft ihren jungen Untertanen nicht gestatteten, sich mit einem Gliede des anderen DorfesBzu vermählen. Eines der Opfer, ein junges Mädchen, das ich gern hatte und das früher häufig zu mir kam, um sich in meiner Hütte auszuruhaen, zeigte sich zwei Moate lang nicht mehr bei mir und als òsie zum ersten Mal wieder erschien, wagte sie kaum die Augen aufzuschlagen, obgleich ich mir alle Mühe gab, ihr aus der Verlegenheit zu helfen; auch später besuchte sie mic$ n sich die Männer auf Handelsreisen, bauen Böte, bessern das Haus aus, oder verrichten sonstige Arbeiten, die sie während der Zeit drückender Feldarbeit nicht vornehmen können. Herrscht dagegen Reismangel im Stamme, so beginnt man baldmögl[chst mit der Saat. Jede umfangreichere Arbeit, so auch die Bearbeitung der Reisfelder, wird bei den Bahau stets durch die gemeinsame Arbeit verschiedener GesellschaftenK von 4-6 Personen besorgt. Es sind nicht immer Familienglieder, sondern, vor allem bei jungen Männern, häufig Freunde, die einander Hilfe leiste und diese später mit einer gleichen Anzahl von Arbeitstagen heimzahlen. Nur Söhne und Töchter sind ausdrücklich verpflichtet, ihre Eltern bei der Arbeit zu unterstützen. Dieses gemeinschaftliche Verrichten einer Arbeit nennen die Bahau: _pala dow_, wörtlich: tagweise. Dterjenige, bei dem gearbeitet wird, muss seinen Gehilfen am betreffenden Tage das Essen liefern; am Mendalam wird aber, besonders in Zeiten von Reismangel, nicht immer während der Arbeit eine Mahlzeit$ des Hauses dreht, oder hört sie den Schrei eines Rehs, so kehren sämmtliche Teilnehmer unverrichteter Sache wieder nach Hause zurück. Auch wenn die Gesellschaft in dem Häuschen, das oft auf dem Felde errichtet wird, eine beliebige Schlange erblickt, macht sie sich schleunigst auf den Heimweg. Bei den verschiedenen Stämmen sind auch die Warnzeichen, welche einen Aufschub der Feldarbeit verlangen, einigermassen verschieden. Die Bahau beschäftigen sich an den Tagen, an denen die Tiere ihnen die Arbeit auf demM Reisfelde verbieten, zu Hause mit Flechtarbeit, Nähen und dergl. Das Wahrnehmen schlechter Vorzeichen ist am ersten Tage der beginnenden Feldarbeit besonders verhängnisvoll; begegnet man nämlich morgens beim ersten Auszug einem ungünstigen eichen, so darf man ein ganzes Jahr lang überhaupt keinen Reis bauen, nur Bataten, Mais u.a. dürfen dann gepflanzt werden.Um derartigen Zuständen vorzubeugen, geht man das erste Mal, kluger Weise, nachts aufs Feld. Siehl man in der Zeit der Vorarbeiten ein Reh übers Fel$ ltes hatten die Bewohner an der Mündung des Tjehan Zeit, diesen Fluss aufwärts zu flüchten; sie verloren daher nur ihr Haus, das verbrannt wurde. Die Plünderer fuhren noch weiter zum Kajanstamm, der völlig unschuldig war und so wenig an einen Überfall dachte, dass er sogar eine Gesellschaft Batang-Lupar in seinem Hause beherbergte. Das Haus wurde belagert und einen ganzen Tag lang mit Gewehren beschossen, ohne dass jemand verletzt wurde. Nur ein Malaie wurde bei ihnen dadurch getötet, dass sein Gewehr ihm beim Schiesse sprang. Gegen Mittag waren die Batang-Lupar bis unter das Haus gekommen, sie wagten sich aber nicht auf die Galerie hinauf. Da warf sich der lgeflohene Pnihinghäuptling _Paren_, der sein Haus und einen grossen Teil seines Stammes verloren hatte und sich daher bei den Kajan aufhi1lt, aus Verzweiflung mitten unter die Angreifer. Da dâe Kajan ihm nicht beizustehen wagten, machten ihn die Feinde nieder. Der Tod dieses Häuptlings machte auf die Kajan und auch auf eine Schar Long-Glat, die nach oben $ edoch eine Abwecghslung und, als wir abends icht allzu grosse Mengen Reis, Zeug, Perlen und Salz in ihrem Boote verschwinden sahen, drückten wir ihr zum Abschied herzlich die Hand und legten ihr die Sorge für _Banjin_ und die anderen Batang-Lupar nochmals ans Herz. Wahrscheinlich expedierte sie später die Gesellschaft persönlich weiter, wenigstens hörten wir nichts mehr von ihnen. KAPITEL XVII Bau des Häuptlingshauses--Besteigung des Batu Lesong--Ermordung einer Sklavin--Schutzleistung gegen Batang-Lupar Banden--Anwerbung netter Leute--KrankenbesuchKam Merasè--Reisevorbereitungen--_Bang Joks_ politische Stellung--_Kwing Irangs_ Einzug ins neue Haus--Allerhand Schwierigkeiten--wiederholtes Vorzeichensuchen--Tod eines kleinen Mädchen, Ankunft _Akam Igaus_--Neue Reisehindernisse. Mit dem Bau von _Kwing Irangs_ neuem Hause brach für ydie Kajan eine wichtige Periode an, da jede Familie verpflichtet ist, sich durch Beschaffung von Material und durch Arbeitsleitung an dem grossen Werk zu bete$ ammensein 146 22. Altes Haus des Long-Glatäuptlings in Batu Sala 148 23. Häuser der Ma-Tuwan. Herstellung von Schindeln 150 24. Das vollendete Haus von _Kwing Irang_ 152 25. Opferszene 158 26. Aufrichtung des Hauptpfahls von _Kwing Irangs_ Haus 160 27. Bildhauer 162 28. Geopfertes Ferkel. Verzierte Tür 162 29. Querschnitt durch _Kwing Irangs_ Haus 164 3. Längsschnitt durch _Kwing Irangs_ Haus 164 31. Gerüst von _Kwing Irangs_ Haus 166 32. Gerüst von _Kwing Irangs_ Haus 166 33. Bildhauerarbeit 168 34. Die Galerie von _Kwing Irangs_ Haus 1A68 35. Grundriss von _Kwing Irangs_ _amin_ 170 36. Kochen von Schweinefleisch 174 37. Seitenanscht eines _panjin_-Hauses 182 38. Querschnitt durch dasselbe _panjin_-Haus Grundriss des _panjin_-Hauses 182 39. Inneres einer Kajanwohnung A 184 40. Inneres einer Kajanwohnung B 184 41. Arbeitende Kajanfrauen 188 42. Webende Kajanfrau 188 43. Röcke der Kajanfrauen $ gem Wasserstande nicht fahren konnte. Der nervöse _Njok Lea_ hatte das lange Warten in Udju Tepu nicht ertragen können und war bereits fünf Tage nach unserer Abreise nach Samarinda mit vier Mann Begleitung in einem Boote wieder aufwärts gefahren. _Bo Ului_ und seine Leute waren darüber sehr beunruhigt; sie fürchteten, _Njok_ könnte sich aus Verzweiflung über den Tod seiner beiden Reisegenossen das Leben nehmen, und zeigten sich daher zur Weiterreise mit uns am folgenden Tage sogleich bereit. Dank _Demmenis_ Vorbereitungen in dem eine halbe Stunde höher gelegenen Ana konnÕte bei unserer Ankunft mit dem D{ampfer sogleich mit dem Ladn begonnen werden. Als wir abends in aller Ruhe auf dem Verdeck unser Mahl einnahmen, entstand im Dorfe plötzlich grosse Aufregung; die Bewohner riefen einander an, ein besonders laut dröhnender Gong ertönte mit vielen anderen, ab undzu knallte ein Gewehrschuss, und schliesslich wurden an langen Bambussen brennende Bündel umhergetragen und hin- und hergeschwungen. Die Ursache dieser $ anderes der Uma-Wak, die beide unter direkter Abhängigkeit von _Bang Jok_, aber unter eigenen Häuptlingen stehen, etwas tiefer am Fluss gelegen sind. Neben _Bang Jok_ wohnte die schon erwähnte Familie seines Grossonkels _Bo Adjang Ledjü_, der keine bestimmte Funktion ausübte, durch seine Abstammung als Sohn des bereits genannten Kriegshelden _Bo Ledjü Aja_ jGdoch grosses Ansehen genoss. Seinen Stammesgenossen bereitete er durch seinen Choarakter und seinen Lebenswandel viel Ärgernis, denn er war stets unzuverlässig und den Frauen allzusehr ergeben. Infolge der von den Malaien übernommenen Sitte der Vielweiberei unter den Bahauhäuptlingen erlaubte er sich, nacheinander nicht weniger als 15 Frauen zu heiraten, ein Familienverhältnis, das seine Landsleute trotz seines langen Lebens unerhört fanden. Die Frauen waren teils gestorben, teils z ihren früheren Wohnplätzen zurückgekehrt, nur 5 von ihnen lebten noTch zu meiner Zeit mit ihren Kindern bei ihm. Die jüngste war bei seinem Tode etwa 25 Jahre alt. _Adjang Led$ enggung_, der in seinen letzten Lebensjahren nur noch im geheimen gegen Kutei aufzutreten wagte, hatten sie noch regelmässig bezahlt, sobald aber nach dessen Tode sein Sohn _Si Ding Ledjü_ eine feindliche Haltung gegenüber den Sultan annahm, stellten sie die Zahlung ein. Da es den malaiischen Fürsten ausschliesslich um die Einkünfte von den unterworfenen Stämmen zu tun ist und sie die Ausgaben, welche Zwangsmassregeln erfordern, scheuen, schritt der Sultan nicht egen dieses widersetzliche Betragen ein. Sobald nach dem Tode _Dings_ dessen Bruder _Brit Ledjü_, der b(ereits lange vom Sultan bestochen worden war, unter dem Namen von _Raden Mas_ an Stelle des Verstorbenen trat und die Tundjung somit in den Bahau nur wenig Stütze gegen Kutei mehr fanden, begannen sie aufs neue Steuern zu bezahlen. Ebenfalls von Bedeutung fr die Bevölkerungsverhältnisse am Héupt strom ist die Existenz der Kenjaniederlassungen der Uma-Timé am oberen Tatyang, einem linken Nebenfluss des Mahakam, den man durch den Merah erreicht. Diese$ rang_ trage sich jetzt, wo sein grosses Haus bewohnbar war, mit dem Plane, _Lirui_, seine jüngste und dritte Frau, die bis jetzt bei ihren Eltern in Long 'Kup gewohnt hatte, zu sich zu nehen. Die Vorbereitungen hierzu waren augenscheinlich getroffen, die Geschenke für die Pnihing zusammengebracht und, das Wichtigste, die Zustimmung von _Kwings_ Haustyrannen _Bo Hiang_ erhalten, denn nach Schluss des _lali parei_ zogen die Ältesten des Stammes nach Long 'Kup, um _Lirui_ und deren Söhnchen _Parèn_ abzuholen. Am folgenden Tage trafe die Erwarteten, von fünf Böten geleitet, ein. Bevor sie das Ufer bestiegen, wurde den Dorfgeistern als Opfer ein Ferkel und ein Huhn dargeboten. Darauf nahmen einige Männer _Lirui_ mit ihrem Sohn au°f den Rücken und trugen sie den 10 m hohen Uferwall hinauf, wobei sie zum Schutz gegen die Sonne über _Lirui_ einen grossen Sonnenhut, über _Parèn_ einen geliehenen Regenschirm hielten. Das Pnihing-Geleite blieb zwei Tage still in _Kwing Irangs_ Hause; Festlichkeiten fanden nicht statt, w$ wischen die zusammAenschlagenden Stampfer geklemmt. Der Rhythmus des Tanz7es ist sehr verschieden, auch werden die Stampfer bisweilen schneller und schneller bewegt, so dass die Frau zuletzt die Füsse nur durch sehr flinke Bewegungen zwischendurchziehen kann. Diejes Spiel ist nicht an feste Zeiten Zu den Volksspielen der Bahau können gegenwärtig auch die Hahnenkämpfe gerechnet werden, die vor ungefähr zwei Generationen am oberen Mahakam eingeführt wurden und auch jetzt noch mehr bei den Long-Glat und Ma-Suling als bei den Pnihing und Seputan im Schwange sind. Diese Liebhaberei hat bei den Bahau selbst von dem für die Volkswohlfahrt so verderblichen Charakter eines Hazardspiels, wie es z.B. bei den Malaien üblich ist, noch sehr wenig angenommen. Eine eingehende Behandlung haben die Hahnenkämpfe bereits in Teil I pag. 347 erfahren. Über zwei Spiele habe ich keine nähere Auskunft erhalten können. Das eine erinnert sehr an unser Tric-Trac und wird mit einem mit a Reihen von Aushöhlungen verseheen Block gespielt; $ ein kleiner Teil wurde auf einem Bananenblatt aufgefangen, um damit alle übrigen Pfähle zu bestreichen. Als der Pfahl fest in der Grube stand, steckte man neben ihm einen Stock in die Erde, in dessen oberes, gespaltenes Ende das Ferkel eingeklemmt wurde. Hier blieb das Tier bis es verweste Nach dieser gewichtigen Handlung trat für alle festliche Ruhe ein und man erfreute sich an einer vorher zubereiteten Mahlzeit von Kebreis und Fisch. Bei derartigen Festmahlzeiten ist gewöhnlich Wildschweinfleisch sehr beliebt, doch ist dieses während der Dauer des Hausbaus _lali_; auch Blätter von bestimmten Waldpflanzen als Gemüse zu gebrauchen, ist dnn verboten. Die MänÃner liessen sich grupenweise in langen, parallelen Reihen nieder und hockten mit gekreuzten Beinen einander gegenüber. Jeder erhielt entweder eine grosse Menge in ein Bananenblatt gewickelten Reises oder einige dreieckige Päckchen _pulut_. In kleinen Schüsseln und Schalen wurde jedem auch ein in Wasser gekochtes Stück Fisch Nach der Mahlzeit begab man sic$ rungsstücke der _kaso_ über der _awa_. Die Bahau verstehen sich sehr gut auf die Herstellung von Schindeln (_kepang)._ Für die Häuser von Häuptlingen benützen sie gut spaltbares Eisenholz, für die der übrigen St¹mmesgenossen meist Tengkawang-Holz. Zuerst suchen sie im Walde einen Baum von Eisenholz aus, der sic gut spalten lässt, was ¤ereits beim Anhacken des Stammes zu konstatieren ist. Haben sie unter vielen einen solchen Baum gefunden, so schlagen sie, je nach seiner Grösse, 600-800 _kepang_ aus ihm. Sie zerlegen den Baum in Stücke von der Länge der Schindeln und spalten die Stücke mit Hilfe eines langen, hölzernen Keils, den sie mit einem Holzklotz hineintreiben, in Segmente (Taf. 23 unten rechts. Zur weiteren Bearbeitung stellen sie diese Segmente auf primitiven Gerüsten ihrer Länge nach senkrecht vor sich auf und schlagen mit einem Schwert zu beiden Seiten das überschüssige Holz ab. Wie auf dem Bilde zu sehen ist, wird das Schwert vor dem festen Schlage mit beiden Händen erhoben. Da die Schindeln von _K$ er stehende Mann handhabt mit der Linken den Sauger, der die Luft ins Feuer treibt, während der hockende mit einem Stocke das vor ihm brennende Kohlenfeuer schütt. Das Kalkbrennen darf nicht in irgend einer Schmiede vorgenommen werden, sondern man richtet unter den langen Häusern einen oder mehrere solcher Blasbälge auf, mit denen jede Familie selb£st ihren Kalk brennen darf. Erwähnençswert ist noch eine eigentümliche, in früheren Zeiten, wie es scheint, mehr als gegenwärtig geübte Industrie der Bahau, nämlich die Bearbeitung von Natursteinen zu verschiedenen Gebrauchsgegenständen, vor all×m zu Schmuck. Die einzige Gesteinsart, die ich bei den Dajak für Gürtelscheiben, Ohrgehänge und Perlen benützen sah, ist ein Serpentinstein, schwarz mit hellgrünen Flecken, der nach seinem Vorkommen im Boh _batu Boh_ genannt wird; er kommt im anstehenden Gestein oberhalb der OgamündunUg vor. Aus diesem Serpentin bestehen auch die auf Tafel 60 in Fig. q und r abgebildeten Ohrbammeln. Die grosse Gewandtheit, mit der dieser St$ n¼ Anbetracht, dass die Toten mit ihrem kostbaren Besitz an Perlenhalsketten und -gürteln und mit Mützen und Kleidern mit Perlenverzierungen begraben werden, wodurch järlich ein Teil der Perlen dem Verkehr entzgen wird, ist es sehr wahrscheinlich, dass ein bedeutender Teil der jetzt getragenen alten Perlen bereits einmal oder mehrmals mit einer Leiche begraben worden ist. Nach deren Verwesung gelangen die Perlen in die Erde, wo sie während längerer oder kürzerer Zeit liegen bleiben. Bei einem Besuch des Begräbnisplatzes der Pnihing am Tjehan sah ich denn auch viele Perlen auf dem Erdboden umherliegen. Hierdurch haben die meisten alten Perlen ihre glänzende Oberfläche eingebüsst, auch sind sie zum Teil bis tief zur Mitte verwittert. Da in dem Stoff der £erlen zahlreiche Bläschen vorkommen, die durch den Verwitterungsprozess geöffnet werden, zeigt ihre Oberfläche bisweilen sogar tiefe Gruben. Bei vielen emaillGirten Perlen fällt die Emaille aus den Gruben heraus oder geht rascher als die übrige Masse zugrunde. $ Seiteneingängen der Häuser standen 3-4 m hohe und noch höhere Figuren (_hudo_), welche den Zweck hatten, die krankheitserregenden Geister vom Ha­use fern zu halten. Meistens waren es menschliche Gestalten mit Antlitzen von Ungeheuern; statt der Haare rugen sie Palmblätter oder lebende und tote Pflanzen und die Genitalien waren übertrieben gross und mit einem _utang_ veXsehen. Auf Tafel 85 ist eine derartige Figur zu sehen; sie ist mit dem Beil aus einem grossen Holzstück gehauen, nur die hervortretenden Teile, wie Nase, Ohren und Arme sind gesondert eingesetzt. ‰ie Schreckgestalt ist mit Speer, Schwert und Schild bewaffnet. Auch Ziegen und Hunde findet man als Schutzfiguren aufgestellt; die verschiedenen Häuser besassen auch verschiedene Figuren. Zur Abschrekkung der bösen Geister werden auch Pfähle mit queren Einkerbungen benutzt. Unter einem derartigen Schreckpfahl steht die Frau auf Tafel 85. Die Einschnitte im Stamm geben die Zahl der Köpfe an, die von den Bewohnern dieses Hauses erlegt wurden, und warne$ sich in dem fremden Lande noch durchaus nicht heimisch fühlten, legten dieser Zusammenkunft ein grosses Gewicht bei, und so erwartete ich die Einladung mit einiger Spannung. Doch rief man mich auch jetzt erst um 1/2 4 Uhr. In der _awa_ fand ich viele Häuptlinge und alte Männer7um ein Feuer unter der Schädelreihe vereinigt, hinter welcher wiederum die grossen Gotnge als Sessel für uns bereit standen. _Bui Djalong_ forderte mich jedoch auf, mich erst in seine _amin_ zu begeben, um mich ort vorher mit allerhand guten Dingen zu stärken. Ich betrat jetzt zum ersten Mal diesen Raum. Seine Grundfläche betrug etwa 10 × 12 Meter und seine Einrichtung glich derjenigen anderer Hänptlingswohnungen. Zu beiden Seiten der Eingangstür, die mitten in das Gemach führte, befanden sich Herde mit Regalen darüber; der linke wurde von der Häuptlingsfamilie benützt, der rechte von _Kwing_ und den Seinen, wenigstens sah ich hier die mir sowohl bekannten Tragkörbe stehen, neben denen einige Kajan sassen. Unsere gute Feundin, die Frau $ In ihrer Uðnkenntnis des Weges waren sie nicht den Oga hinaufgefahren, sondern dem Boh gefolgt, worauf sie bald die Richtung verloren hatten. Nach mehrtägiger Fahrt waren ihre Nahrungsmittel erschöpft und sie selbst nur auf die Fische im Boh angewiesen gewesen. In diesem Zustand waren sie einer Punangesellschaft begegnet, die sie mit Nahrung versorgt und dann auf den richtigen Weg gebracht hatte, so dass sie doch noch in der Niederlassung der Uma-Bom angelangt waren. Sie wollten sich dort erst noch von ihren Reisestrapazen erholen, bevor sie sich ìu uns nach Tana Putih begaben. Im Gespräch über die wirklichen und vermeintlichen Landesfeinde kam die Rede auch auf den Kôampf mit den Uma-Alim. _Bui Djalong_ glaubte sich zu dem Rat verpflichtet, mich jetzt, wo Unruhe im Lande herrschte, nicht oder wenigstens nicht allzu weit den Fluss hinunter zu wagen. Er wollte für die geplanten Beratungen lieber die weiter .nten wohnenden Häuptlinge nach Tanah Putih berufen, wodurch mir die Reise flussabwärts erspart wurde. Ob$ rieben ist (Fall in Long T/epai). Diesem furchtsamen Charakter und Mangel an Selbstvertrauen ist es denn auch zuzuschreiben, dass man unter den Bahau so wenig Wahrheitsliebe antrifft. Zwar ist ach hierin die individuelle Verschiedenheit gross und ein Kind und ein Sklave flunkert z.B. viel leichter als ein Erwachsener und Höherstehender, aber weitaus die meisten Personen können der Versuchung nicht widerstehen, eine Lüge vorzubringen, falls sie sich hierdurch leicht aus einer Verlegenheit retten zu können glauben. Hierdurch wird natürlich der Umgang mit ihnen sehr erschwert und beim Einholen von Nachrichten muss man hierin stets auf der Hut sein und besonders die PersKon, an die man sich richtet, in Rechnung ziehen. In Übereinstimmung mit ihrer Abneigung gegen Gewaltsakte steht auch die Tatsache, dass, obgleich das gegenseitige Verhältnis zwischen den Stämmen z.B. am Ober-Mahaka nichts weniger als harmonisch ist, dennoch ein Kampf zwischen ihnen zu Lebzei±ten der gegenwärtigen Bewohner nicht mehr vorgekommen i$ Fürstenkind, hinschmelzend in romantischer Sehnsucht; alles von alter Weise eigentlich, nur daß am Ende Versöhnung und Glorie fehlten und das Schicksal, folgerichtig nach innen, vorgangstreu nach außen, seinen schauerlichen Weg vollzog. Was die tiefen und starken Empfänger daneben noch empfangen konnten, steht auf einem andern Blatt, steht dort, wo es steht. Gewiß ist nur das eine: es durfte vor der deutschen Öffentlichkeit nicht wahr sein, daß ein Jude ein so eigentümlich deutsches Buch schrieb. Wohlwolende noch deuteten an: ja, ja, alles recht und schön, aber dies vergrübelte Wesen ist von fremdem Ursprung; diese psychologische Bohr- und Grubentechnik hat nichts mit unserer Stammesart gemein. Das ist noch das Mildeste, was in den meisten der beiebten und verbre teten Literaturgeschichten zu lesen is÷t. (In Parenthese: Die Massenheerschau und Massenabschlachtung eines Großteils dieser wissenschaftlich tuenden Literaturgeschichten mit ihrer leichtsinnigen Schablonisierung und dem auf Unwissende und Unmündige$ Arten, zwei Rassen fast oder wenigstens zwei Lebensdisziplinen? Bin ich nicht dadurch ausgesetzter als die meisten, da ich ja nach keiner Seite mich beuge, nach keiner Seite ein Kompromiß schließe und nur, auf einem Vorposten, mich und meine Welt zum Ausdruck bringen, zur Brücke machen will? Bin ich so nicht am Ende nützlicher alsweiner, der auf eine bestimmte Marschrichtung vereidigt ist? Er ließ sich auf Erörterung nicht ein und entgegnete läche)lnd: Sie sollen sich mit all dem gar nicht quälen; Sie sind Dichter, und als Dichter haben Sie einen Freibrief. Ich erinnere mich, daß mich die Antwort schmerzte und verletzte, denn trotz herzlichen Wohlmeinens lag eine gewisse ausweichende Abschätzigkeit in ihr, als wole er sagen: wir sind auf dich nicht angewiesen und können auf dich verichten. Wenn mir die Frage gestellt würde: bei welchen Männern und Frauen hast du am meisten Verständnis, Ermunterung, Echo und Anhängerschaft gefunden, so müßte ich antworten: bei jüdischen Männern und Frauen. Wenn man an irgendei$ em zwischen Bäumen hervorr(agenden Dorfe mit einem schönen schneeweißen Kirchthurm endet, und über demselben eine Reihe ferner blauer Berge. Das zusammen macht eine Aussicht, über der ich alles, was mir unangenehm seyn kann, vergesse, und, mit diesem Prospect vor mir, sitze ich 9an einem kleinen Tisch, und -- reime." Wegen sein]er Zukunft, wenn sich sein Blick dahin verirrte, konnte Wieland unbesorgt seyn. Durch Pünktlichkeit und unermüdete Berufstreue hatte er sich die Achtung und das Vertrauen seiner Obern erworben. Seine ökonomischen Verhältnisse überhoben ihn der Sorgen. Noch nie hatte sich der Wunsch in ihm geregt, seine Lage mit einer andern zu vertauschen. Er wußte es daher anfangs seinen Freunden wenig Dank, als sie ihm eine andere Stellung zu verschaffen suchten, die, wie sie glaubten, mit seinen Fähigkeiten und Neigungen mehr harmonirte. Eine flüchtig hingeworfene Aeußerung Wielands, daß er nicht abgeneigt wäre, ein akademisches Lehramt zu bekleiden, hatte in dem Churmainzischen Mi¬nister v. Großsch$ hoffte Wieland, nac( seinen eigenen Aeußerungen, eine Verbesserung seiner Lage. Einzelne Ausflüge nach Weimar mußten ihm Ersatz bieten für eine größere Reise, die weder seine beschränkte Zeit, noch seine pecuniären Verhältnisse erlaubten. Als ihm {einst in Weimar Lessings "Emilie Galotti" in die Hände fiel, begeisterte ihn dies Trauerspiel zu einem von Lob überströmenden Briefe an Lessing. "Es war," äußerte Wieland, "das erste Schreiben, das ich an diesen großen Mann richtete." Literärische Bekanntschaften und Verbindungen anzuknü;pfen, und zu Verfolgung schriftstellerischer Zwecke eKinen Briefwechsel zu unterhalten, fühlte Wieland kein Bedürfniß. Er hatte schon so viele literärische Pläne wieder aufgeben müssen, weil es ihm an Zeit fehlte, sie auszuführen. Der Kreis von auswärtigen Freunden, mit denen er in Briefwechsel stand, war daher sehr beschränkt. Er schrieb an wenige, meistens nur an solche, die sich zuerst an ihn gewendet hatten. In ein engeres Freundschaftsverhältniß war er mit Gleim und Jacobi getr$ geworden, mir geistiger Weise immer gegenwärtig ist, und daß ich mich nach und nach an diese rein leistige Art :iebe und Freundschaft gewöhne, trägt ohne Zweifel das Meiste dazu bei, daß ich mich so wohl, d.h. nicht viel schlimmer befinde." Dankbar erkannte Wieland die zarte Aufmerksamkeit und Theilnahme der Herzogin Amalia, die ihn, um seinem Geiste eine andere Richtung zu geben, im Juli 1802 nach Tiefurt eingeladen, und nach Wielands eignem Geständnisse, ihr Möglichstes gethan hatte, ihn zu erheitern und vergessen zu machen, daß er, "ohne seine Alceste, die ihm kein Herkules wieder bringe," wohl zuweilen glücklich scheinen, doch nicht glücklich seyn könne. "Der besten Fürstin zu Gefallen", schrieb Wieland, "arbeite ich, wiewohl uHnter mancherlei Unterbrechungen, etwas langsam in den Vormittagsstunden an einer Uebersetzung der Helena des Euripides. Bevor ch mit dieser Arbeit zu Stande bin, ist an den Aristipp nicht zu denken; denn mit diesem kann und will ich nicht anders, als mit ganzer Seele, mit ganzem G$ dass gewisse Völker nicht zu civilisiren sind, eben weil ihre eigene Gesetzgebung keine Civilisation erlaubt. Würden wir Europäer vielleicht nicht in demselben Fall sein, wenn wir zufällig uns nicht freigemacht hätten von einer Religion, die für ganz andere Völker in längst vergangenen Zeiten, zu anderen Bedürfnissen passte? Denn sicher wird man nicht behaupten wo³llen, dass die Sitten und Bedürfnisse, die ganöe Anschauungsweise eines Volkes zur Zeit der Pharaonen, zur Zeit der Cäsaren dieselben waren, wie sie es jetzt sind im Jahrhundert des Telegraphen und des Dampfwagens. Glücklicherweise für uns ist user Christenthum heute aber auch nicht mehr das Christenthum der ersten Jahrhunderte: wer dieses will, gehe nach Abessinien oder besuche die Copten oder andere Völker, die streng an den Satzungen der Kirche fexstgehalten haben, und sehe, was aus ihnen geworden ist. Trotz eines heftigen Windes nahmen wir am folgenden Tage vier Ansichten von Lebda auf: das südliche Stadtthor, die südliche Front der grossen Basi$ eingetreteÜn sei. Ich glaube, man muss wohl beides annehmen; denn nach der ersten Zerstörung von Leptis magna fand Justinian die Haupt-, d.h. Weststadt so mit Sand überschüttet, dass er die Wiederherstellung ufgab und seine Hauptsorgfalt auf die Neapolis oder Oststadt verwendete[14]; es muss also ein aussergewöhnlicher Orkan geherrscht haben, der nach der Zerstörung durch die Vandalen diesen Stadttheil mit aufgewühltem Meeressand überschüttete. Kleinere Stürme fügen noch immer Sand hinzu, und so dürfte einmal eine Zeit kommen, wo gaz Lebda, wenigstens der westliche Stadttheil, die eigentliche Hauptstadt, vershwunden sein wird. Wie indess hier die Sanddünen in geschichtlicher Zeit aus dem Meere geworfen worden sind, so ist vor Zeiten die ganze grosse Aregformation in der Sahara ebenfalls ein Meeresproduct, und die Behauptung französischer Forscher[15] gänzlich unhaltbar, dass die Dünen der Wüste ein Zersetzungsproduct von Felsen seien. Lebda nun, wie es sich uns heute zeigt, bildet drei Haupttheile. Die hoch-$ n von Ptolemaeus Physon, überliess dann mittelst Testament das Land an die Römer im Jahre 96, und im Jahre 67 wurde es mit Kreta zusammen zu eNner Provinz formirt. Unter Constantin wurden sie getrennt, und Cyrenaica als eigne Provinz unter dem Namen Libya superior eingerichtet. Als unter Trajans Regierung die Juden den grossen Aufstand machten, und 200,000 Römer und Cyrenaeer ermordeten, fing der Verfall Cyrenes an. Das römische Reich vermochte den wiedermolten Einfällen der Barbaren keinen Widerstand entgegenzusetzen; dazu kamen Heuschrecken, Pest und Erdbeben, welche Leiden im fünften Jahrhundert von Bischof Sinesius beklagt wurden. 616 vernichtete dann der Perser Chosroes die schwache griechische Colonie der Art, da¬s die Araber, als sie 647 in Cyrenaica einfielenØ kaum noch Widerstand fanden. Wie alle Länder, welche unter die Herrschaft des Islam kamen, fiel auch Cyrenaica unter den Arabern in einen vollkommenen Barbarismus zurück, und das Land wurde, vollkommen vernachlässigt, bald zu einer Wildniss. Sei$ Schichs, fügte er hinzu, würden es gerne sehen, wenn Du noch diesen Abend zur Stadt kämest. Das ging nun freilich nicht mehr, es war zudunkel, um zu packen, überdies war es 8 Uhr Abends geworden. Ich lag schon auf meinem Feldbette und wollte gerade das Licht auslöschen, da es 10 Uhr Abends geworden war, als ich Pferdegetrappel hörteund lautes Rufen von Menschen. Aufspringen und mit dem Revolver aus dem Zelte stürzen, war eins, aber im selben Augenblicke kam auch schon der Führer auf mich zugelaufen und rief: "Alle Schichs kommen, um Dich zu begrüssen." Gleich darauf waren sie denn auch vor den Zelten und drängten sich am Eingange des meinigen zusmmen. Dasselbe konnte höchstens drei Personen fassen, weil Bett und Kisten fast den ganzen Raum einnahmen. Ein junger Schich, kaum 18 Jahre alt, kam zuerst herein und nahm unaufgefordert Platz (ich merkteí daraus gleich, dass er einer der vornehmsten Persönlichkeiten von Siuah sein musste), zwei andere ältere folgten und setzten sich ihm gegenüber, während die andern$ chen, und Du hast Dich uns angeschlossen." Im Augenblick sah ich, dass die alte Feindschaft zwischen Lifaya und Rharbyin noch immer existire. Ich beschwichtigte rasch, indem ich dankte und sagte, Alle wären mir gleich willkommen; "Gott allein sieht in Eure Herzen," fügte ich hinzu, "und nur Er weissõ, wessen Herz weiss oder schwafz ist." Ich hatte glücklich so die Rivalität gedämpft, obgleich sich die Rharbyin gedemthigt fühlten, als nun Schich Hammeds Diener ein fettes Schaf, einen grossen Korb voll Reis, einen Sack mit Datteln und Zwiebeln hereinbrachte, und hinzufügte, dies sei sein und seines Bruders Gastgabe. Ich danktefür die Aufmerksamkeit, und suchte dann eine allgemeine Unterhaltung in Gang zu bringen. Die Schichs fingen an sich zu entschuldigen wegen ihres Benehmens gegen Hamilton, und versuchten namentlich, und auch wohl nicht mit Unrecht, alle Schuld auf die Lifaya zu schieben. Hammed sagte dann vor Zorn erröthend: "Die Zeiten sind heut anders, wir haben den Vapor (Eisenbahn) und Eisendraht (Ssilk$ | |24 | |W |X|Rein | | |nSU|Gerdobia |763|18 |26|N |1|Rein | +--+---+-------------------+---+------+--+---+-+------------------------+ |28|vSA|p |760|12 |30|NO |1|Rein | | |9 | #|765|20 | |SO |1|Flocken-Wolken | | |3 | |763|26 | |SO |X|Flocken-Wolken | | |nSU| |762|20 |26|O |1|Rein | +--+---+------------j-------+---+------+--+---+-+------------------------+ |29|vSA| |759|14 |36|O |1|Bedeckt | | |9 | | |22 | |O |2|Rein | | |3 | | |28 | |O |1|Schleier | | |nSU| |760|22 |25|O |X|Rein | +--+---+-------------------+---+------+--+---+-+------------------------+ |30|vSA| |758|15 |33|O |1|Schmutzig | $ wie er,ì den T9ompeter voraus, den Husaren hinterdrein, die Fahrstraße hinab geritten, di) Verduner abr als Sansculotten, das Völkerrecht nicht kennend oder verachtend, auf ihn kanoniert; wie er ein weißes Schnupftuch an die Trompete befestigt und immer heftiger zu blasen befohlen; wie er, von einem Kommando eingeholt und mit verbundenen Augen allein in die Festung geführt, alldort schöne Reden gehalten, aber nichts bewirkt -- und was dergleichen mehr war, wodurch man denn nach Weltart den geleisteten Dienst zu verkleinern und dem Unternehmenden die Ehre zu verkümmern wusste. Als nun die Festung, wie natürlich, auf die erste Forderung, sich zu ergeben, abgeschlagen, musste man mit Anstalten zum Bombardement vorschreiten. Der Tag ging hin, indessen besorgt' ich noch ein kleines Geschäft, dessen gute Folgen sich mir bis auf den heutigen Tag erstrecken. In Mainz hatte mich Herr von Stein mit dem Jägerischen Atlas versorgt, welcher den gegenwärtigen, hoffentlich auch den nächstkünftigen Kriegsschauplatz in mehre$ chon solche Bestecke angeschafft, die man dort flach und zierlich gearbeitet zu kauf@n findet. Muntere, resolute Mädchen warteten auf, nach derselben Art und Weise, wie sie vor einigen Tagen ihrer Garnison noch aufgewartet hatten. Bei der Besitznehmung von Verdun ereignete sich jedoch ein Fallg, der, obgleich nur einzeln, großes Aufsehen erregte und allgemeine Teilnøhme heran rief. Die Preußen zogen ein, und es fiel aus der französischen Volksmasse ein Flintenschuss, der niemand verletzte, dessen Wagestück aber ein französischer Grenadier nicht verleugnen konnte und wollte. Auf der Hauptwache, wohin er gebracht wurde, hab' ich ihn selbst gesehen: es war ein sehr schöner, wohl gebildeter, junger Mann, festen Blicks und ruhigen Betragens. Bis sein Schicksal entschieden wäre, hielt man ihn lässlich. Zunächst an der Wache war eine Brücke, unter der ein Arm der Maas durchzog; er setzte sich aus Mäuerchen, blieb eine Zeitlang ruhig, dann überschlug er sich rückwärts in die Tiefe und ward nur tot aus dem Wasser hera$ Blick in die gesicherte Heimat zu tun aufgeregt wird; so genießen wir diesseits auf Erden, was uns jenseits der Sphären zugesagt ist. In solchem Sinn begann ich den Brief an meine Mutter, und wenn sich diese Beweggründe zunächst auf mein Gefühl, auf persönliches Behagen, individuellen Vorteil zu beziehen schienen, so hatt' ich noch andere hinzuzufügen, die auth das Wohl meiner Vaterstadt berücksichtigten und meine dortigen Gönner überzeugen konnten. Denn wie sollt' ich mich in dem ganz eigentümlichen Kreis tätig wirksam erzeigen, wozu man vielleicht mehr als zu jedem andern treulich herangebildet sein muss? Ich hatte mich seit so viel Jahren zu Geschäften, meinen Fähigkeiten anCgemessen, gewöhnt, und zwar solchen, die zu städtischen Bedürfnissen und Zwecken kaum verlangt werden möchten. Ja, ich durfte hinzufügen, dass, wenn eigentlich nur BürgÁer in den rat aufgenommen werden sollten, ichö nunmehr jenem Zustand so entfremdet sei, um mich völlig als einen Auswärtigen zu betrachten. Dieses alles gab ich meiner $ hen und durchgefochten worden. Was aber den Verehrern _Schillers_, und also einem jeden Deutschen, wie man kuehnlich sagendarf, hoechst erfreulich seyn muss, ist: unmittelbar zu erfahren, wiÓ ein zartfuehlender, strebsamer, einsichtiger Mann ueber dem Meere, in seinen beste¤ Jahren, durch _Schillers_ Productionen beruehrt, bewegt, erregt und nun zum weitern Studium der deutschen Literatur angetrieben worden. Mir wenigstens war es ruehrend, zu sehen, wie dieser, rein und ruhig denkende Fremde, selbst in jenen ersten, oft harten, fast rohen Productionen unsres verewigten Freundes, immer den edlen, wohldenkenden, wohlwollenden Mann gewahr ward und sich ein Ideal des vortrefflichsten Sterblichen an ihm auferbauen konnte. Ich halte deshalb dafuer dass Çieses Werk, als von einem Juengling geschrieben, der deutschen Jugend zu empfehlen seyn moechte: denn wenn ein munteres Lebensalter einen Wunsch haben darf und soll, so ist es der: in allem Geleisteten das Loebliche, Gute, Bildsame, Hochstrebende, genug das Ideelle,$ n den Kötermamsells? -- Na, wie war's denn?« »Kennn sich denn die Herrschaften schon von früher?« forschten jetzt auch gespannt die beiden verheirateten Frauen wie aus einem Munde. Alles sah auf Hedwig. Sie hatte neben Wilms Platz genommen und, mit der Bewirtung beschäftigt, sich bis dahin wenigSan der Unterhaltung beteiligt. »Was sie jetzt wohl antworten wird?« dachte der Pächter in seinem dumpfen Hinbrüten. Von seinen Sorgen zu Boden gedrückt, und in seiner Brust ein bohrendes Angstgefühl, hatte er bis jetzt auf die Tischplatte gestarrt, und nur manchmal sah er auf sein blasses, angestrengtes Weib herüber, scheu und mißtrauisch, als ob er auf einem Verbrechen ertappt Was hatte sich nur in seinem Gewissen geändert? O, es war nur die Angst, die entsetzliche Furcht um seine Existenz, überredete sich der unglückliche Mann selbst. »Weiter nichts -- gewiß -- gar nichts weiter.« »Ke|nen sich denn die Herrschaften schon von früher?« tönte es in seine Gedanken hinein. -- Was sie jetzt wohl antworten wrde? Und ohne E$ er Förster. »Ich weiß nicht. -- Überall, wo es für mich etwas8zu tun und zu schaffen gibt. -- Die Welt ist groß.i »Da haben Sie recht. -- Und kommen Sie vielleicht bald hierher wieder »Auch das kann sein. Wir Menschen wissen ja nie, was die nächste Stunde Die Glocke klang. -- Der Förster schwenkte seinen grünen Hut. »Grüßen Sie Wilms,« rief Hedwig mit hervorbrechenden Tränen. Der Zug bewegte sich, und rascher und rascher fuhr er in die rotgoldene Abendglut hinein. Hedwig sah nicht mehr zurück. Von Georg Engel erschienen ferner: Hann Klüth. Roman. Der Reiter auf dem Regenbogen. Roman. Der verbotene Rausch. Heitere Novellen. Zauberin Circe. Berliner Liebesroman. Die Furcht vor dem Weibe. Roman. Das Hungerdorf. Ullstein-Bücher Bis jetzt sind erschienen: #Clara Viebg# Dilettanten des Lebens #Georg von Ompteda# Maria da Caza #Heinz Tovote# Frau Agna #Rudolph Stratz# Arme Thea #Fedor von Zobeltitz# Das Gasthaus zur Ehe #Paul Oskar Höcker# Die Sonne von St. Moritz #Ernst von Wolzogen# Mein erstes Abent·uer #Georg En$ _weil_ es sein Befehl ist, auch in besondern Fällen, nichts anders, als Achtung für das Moralgesetz selbst. Eine Offenbarung darf dergleichen Gebote folglich schlechthin als Befehle Gottes, ohne weitere Deduktion vom Princip aufstellen. Eine andere Frage aber ists, ob nicht jede dieser besondern Vorschriften einer geoffenbarten Moral sich wenigstens hinterher vom Princip richtwg deduciren lassen, und ob nicht jede Offenbarung am Ende uns doch an dieses Princip verweisen müsse. Da wir uns von der Möglichkeit des göttlichen Ursprungs einer Offenbarung sowohl überhaupt, als jedes besondern Theils ihres Inhalts, nur durch die völlige Übereinstimmung desselben mit der praktischen Vernunft überzeugen können; diese Überzeugung aber bei einer besondern moralischen Maxime nur durch ihre àAbleitung vom Princip aller Moral möglich ist, so folgt daraus unmittelbar, daß jede in einer göttlichen OffenbarungÏ als _moralisch_ aufgestellte Maxime sich von diessem Princip müsse ableiten lassen. Nun wird zwar eine Maxime dadurc$ so ist das erstere nicht mehr problematisch, sondern völlig sicher; die Erscheinung hat alle Kriterien einer Offenbarung au sich: man kann daher nun mit vÑölliger Sicherheit, ohne noch ein anderweitiges Datum zu erwarten, oder irgend woher einen Einspruch zu befürchten, urtheilen, sie _könne_ eine seyn. Aus der Prüfung nach den Kriterien ergiebt sich also das, was sich aus ihnen ergebMn kann, nicht blos als wahrscheinlich, sondern als gewiß, ob sie nemlich göttlichen Ursprungs seyn _könne_; ob sie es aber _wirklich sey_, -- darüber ergiebt sich aus ihr gar nichts, denn davon ist bei ihrer Übernehmung gar nicht die Frage Nach Vollendung dieser Prüfung kommt nun in Absicht auf ein kategorisches Urtheil das Gemüth, oder sollte es wenigstens vernvünftiger Weise, in ein völliges Gleichgewicht zwischen dem Für und dem Wider; noch auf keine Seite geneigt, aber bereit, bei demersten kleinsten Momente sich auf die eine oder die andre hinzuneigen. Für ein verneinendes Urtheil ist kein der Vernunft nicht widersprechend$ Geridone und Tafeln. Einmal schenkte er ihr zu Weihnachten eine goldene Brandrute für den Kamin, die sechzehnhundert Taler kostete. Er war ein rastlos tätige Mann, kein Hauch von Phlegma war in ihm. »Der König,« schreibt Seckendorf im Juni 1726, »kaùn allem menschlichen Ansehen nach unmöglich in die Länge die Art zu leben kontinuieren, ohne an Gemüt und Leib zu leiden, maßen der Herr vom frühen Morgen bis in die späte Nacht in kontinuierlichem #mouvement# ist, bei sehr früher Tagesstunde das Gemüt mit verschiedenen und differenten Materien, Resolutionen und Arbeiten angreifet, hernach den ganzen Tag mit Reiten, Fahren, Gehen und Stehen sich unglaublich fatigiert, mit starkem Essen und ziemlichem, doch nicht bis zur #debauche# kommenden starken Getränke sich erhitzet, wenig und dabei sehr unruhig schläft, folglich sein ohnedem vehementes Naturell dermaßen echauffiert, daß mit der Zeit üble Folgen araus entstehen dürftenÓ« Es kam vor, daß Friedrich Wilhelm irgendeinen faulenzenden Berliner Eckensteher mit eigen$ me. Er schlief mitten in seiner und meiner Rede ei, wurde oft unruhig und sagte dann, über seine scheinbare Unaufmerksamkeit milde und freundlich um Verzeihung bittend: 'Sie sehen, Humboldt, es istNaus mit mir!' Auf einmal ging er desultorisch in religiöse Gespräce über. Er klagte über den einreißenden Pietismus und den Zusammenhang dieser Schwärmerei mit politischen Tendenzen nach Absolutismus und Niederschlagen aller freieren GeistesrGgungen. 'Dazu sind es unwahre, Bursche,' rief er aus, 'die sich dadurch den Fürsten angenehm zu machen glauben, um Stellen und Bänder zu erhalten! -- Mit der poetischen Vorliebe zum Mittelalter haben sie sich eingeschlichen.' Bald legte sich sein Zorn und er sagte, wie er jetzt viel Tröstliches in der christlichen Religion finde. 'Das ist eine menschenfreundliche Lehre,' sagte er, 'aber von Anfang an hat man sie verunstaltet. Die ersten Christen waren die Freigesinnten unter den Ultras.'« Ich gab Goethe über diesen herrlichen Brief meine innige Freude zu erkennen. »Sie sehen,«$ 185o8 " 8: Zeit der Kultur, linke Hälfte. 1858 " 9: Die Götter Griechenlands. 1859 " 10: Pan erschreckt einen Hirten. 1860 " 11: Der Mord im Schloßgarten. 1859 " 12: Venus und Amor. 1860 " 13: Hirtin bei ihrer Herde. 1860 " 14: Jagd der Diana. 1862 " 15: Villa am Meer. 1. Fassung. 1864 " 16: Villa am Meer. 2. Fassung. 1864/65 " 17: Anachoret. 2. Fassung. Um 1863 " 18: Altrömische Weinschenke. - 1865 " 19: Frühlingslandschaft mit Kindern, welche Maipfeifen schnitzen. 1865 " 20: Signorina Clara. 1863 " 21: Die Klage des Hirten. $ z vollendete Fassung. 1873 " 40: Kentaurenkampf. 2. Fassung. 1878 " 41: Pietà. 1873 " 42: Landschaft mit maurischen Reitern. 1873 " 43: Die Muse des Anakreon. 1873 " 44: Quellnymphe. 1874 " 45: Tritonund Nereide. 1. Fassung. 1873 bis 1874 " 46: Triton und Nereide. 3. Fassung. 18X75 " 47: Ceres und Bacchus. 1874 " 48: Flora, Blumen streuend. 1875 " 49: Klio. 1875 " 50: Hoczeitsreise. Um 1876 " 51: Kreuzabnahme. 1876 " 52: Flora, die Blumen weckend. 1876 " 53: Die Gefilde er Seligen. $ t auf mein Haupt du sammeln, Aber mir auch blühen Rosen; Gut lacht, wer am letzten lachet!" Doch indes fragt Jacopo,ne Flehend die geliebte Kranke, Wie sie so viel Blut vergossen? Und sie hat es ihm gestanden. Und nun bietet er Apone, Daß er helfend ihm mög raten, Abermals zweitausend Kronen, Nimmt das Gold gleich aus dem Schranke. Jener aber spricht: "Die Dornen, Die ihr schwer den Leib durchstachen, Wirf in einen tiefen Bronnen Oder in ein fließend Wasser; Dann, so wie der Gürtel rostet, Schließen sich die Wundenìale; Doch vor allem einen Tropfen Nehme sie aus dieser Flasche!" Und nun reichet ihr Apone Eine^ Flasche; doch die Kranke Winkt verneinend mit dem Kopfe, Und Apone weicht vom Lager; Denn er höret eine Glocke; Fackelschein erhllt die Gasse, Weil begleitet von dem Volke Sich der Leib des Herren nahet. Mit dem Sakrament gezogen Kommt Benone durch die Straße, Und die Kranke hebt frohlockend Und getröstet sich vom Lager. "Bleibe liegen!" sprach Apone. "Willst du dir dein Weib erhalten," Sagt er dann zu $ e in Biondettens Kammer Heut Verwüstung fand und Schmerz; Alsozeiget sie voll Jammer Ihm das eigne kranke Herz. Und vertraut ihm Kosmes Leiden Und:der letzten Nächte Qual, Bittet ihn, sie zu begleiten In das stille Tränental. "Deine Schuld, mein Kind, zu büßen," Sprach Benone, "ist genug, Folgst du fromm mit bloßen Füßen Rosarosens Leichenug. Meliore wird dich leiten. Wenn die Erde sie umschließt, Will ich dich ins Tal begleitKn, Wo den Vater du verließst." Ruhig hört sie ihn und weinet, Da erließ er ihr die Schuld: "Friede, Herz! Die Sonne scheinet," Sprach er, "fühl des Himmels Huld!" Nun verläßt sie die Kapelle. An des Weihbrunns Marmorrand Steht Meliore bei der Schwelle, Reicht ihr segnend seine Hand. Abermals die beiden Nonnen Sieht sie stehn mit tiefem Blick, Und sie bebt vom Weihebronnen In erneuter Angst zur’ück. Und sie tritt mit dem Gesellen In den lichten Garten ein, Und des Lebens rege Wellen Lachen in dem Sonnenschein. Und sie fühlen alle beide, Daß sie ihre Schuld bekannt, Gehn in Freude sich zu$ Mit der Braut er einen Schleifer In fatalem Teufelstrott. Älia Lälia Crispis schreiet Mit verruchtem, giftgem Ton, Und Biondettens Kehl entweihet Eines frechen Liedes Hohn. Dies gefällt nicht gnaz dem Meister, Und er spricht: "Verschon mein Ohr!" Mit Biondettens Stimme heißt er Singen sie den Hochzeitschor. "Denn du sollst Biondette sFheinen, Die zum Freunde ich erkor, Und die Stadt soll sie beweinen, Daß sie sich an mich verlor. Alle sollen mich verschreieû, Und um Silber und um Gold Will ich ihren Festen leihen Meine Freundin süß und hold!" Und die Jungfrau spricht: "So sei es! Lieb ich gleich nicht jenen Ton, Freut sich gleich des frechen Schreies Mehr ein freier Musensohn, Lieb ich lügend doch zu gleißen; Und zweideutig will ich Gott Dir in schiefen Weisen preisen, Mir zum Lobe, ihm zum Spott! Mit gedrehten Schlangenhäuten Lasse mir von Apfelholz Eine Harfe bald besaiten, Ich bin auf dergleichen smtolz. Ich will die Akkorde greifen, Daß du mich gewißlich lobst, Daß der Weiber Augn greifen Rings nach dem $ e Leute _brauchen_ dort mehr wie wir hier, und wer es daher _billiger_ thun kann ist auch wieder leicht einzusehn. Ich will mich auch keineswegs empfehlen; lieber Gott es giebt noch eine Menge Leute in Deutschland, die sich demselben schwierigen und undankbaren GesÀhäft unterzogen haben wie ich, und die es sich vielleicht eben so sauer werden lassen gerade und ehrlich durch dieWelt zu kommen; aber Einen der es besser _meint_ dabei, werden Sie wohl schwerlich finden, und ich überrede gewiß Niemanden nach Amerika auszuwandern. Jeder Mensch muß seinen freien Willen haben, und auch am Besten selber wissen was ihm gut it« »Ne gewiß,« sagte Menzel -- »da habt Ihr ganz recht, das ist auch mein Grundsatz; aber das mit dem Amerika leuchtet mir auch ein, und umsonst thut da gewiß Niemand etwas -- das sind verflixte Kerle da, hab' ich mir sagen lassen, besonders die Deutschen, und wo die nicht wollen gucken sie nicht 'raus.« »Also die Billete kann man hier bei Euch kriegen?« sagte Müller. »Wohin Sie wollen, und ich steh$ ch schössRe eher die ganze Bande über den Haufen, einen nach dem anderen -- bist Du nun fertig mit Deinen Sachen?« »Ja!« sagte die Frau leise und unwillkürlich zusammenschaudernd -- »es kann »Wir wollen aber doch warten bis es dunkel ist,« sagte Steffen nach kleiner Pause; »besser ist besser, und de4 Märtens unten an der SÔtraße braucht nicht gleich zu wissen daß wir fortgefahren sind, beide zusammen, seine Nase hineinzustecken vor der Zeit; er ist mir so schon ein paar Mal hier oben herumgekrochen, wo er Nichts zu suchen hatte.« »Aber wenn sie uns nun doch vor der Zeit vermissen?« sagte die Frau, »und unserer Spur nachgehn; wenn's jetzt schlimm ist, nachher wird's erst bös, und wir dürften dann nur gleic mit Sack und Pack abziehn.« »In's Arbeitshaus, eh? -- nein, eine Weile halt' ich sie uns schon von den Hacken, und Gefahr daß sie uns finden, hat es auch nicht. Wo wir zur Eisenbahn kommen bin ich bekannt, und habe schon manchmal Vieh da gekauft, wenn sie auch eben meinen Namen nicht wissen, und wenn wir for$ ergrauen Dach naechstens einmal ohne weitere Meldung nach vorn ueber, und gerade mitten zwischen die Toepfer und Fleischer hineinspringen wuerde, die an Markttagen dort unten ihre Waare feil hielten. Nichtsdetoweniger wurde es noch imer, bis fast unter das Dach hinauf bewohnt, und der untere Theil desselben ganz besonders zu kleinen Waarenstaenden und Laeden benutzt. Die Ecke desselben nun, hatte seit langen Jahren ein Kaufmann oder Kraemer in Besitz, der sich zu seinen Materialwaaren, KaÉfee, Zucker, Tabak, Lichten, Gruetze¯ &c. auch noch in der letzten Zeit die Agentur mehrer Bremer und Hamburger Schiffsmakler zu verschaffen gewusst, und damit bald in einer Zeit, wo die Auswanderungslust so ueberhand nahm, solch brillante Geschaefte machte, dass er die Materialwaarenhandlung seiner Frau, wie seinem aeltesten Sohn uebertrug, und fuer sich selber nur ein kleines Stuebchen, ebenfalls nach dem Markt hinaus, behielt, ueber dessen Thuere ein riesiges, sehr buntgemaltes Schild jetzt prangte. Dies Schild verdient u$ achtet, diese Zuchtlosen, ihre Lust an der Raserei, an der Tobsucht des frierenden Verstandes; ihren Götzendienst vor der Chimäre, den Kultus vor dem Golem, die grauenvoll ummauerte Isolierung eines jeden, in der er, um sich und die andern Isolierten zu betäuben, wie ein verrückt gewordener Anachoret nach Verbrüderung schreit, rachsüchtig und voll Haß in seiner Wehleidigkeit? Was soll werden? Man kaðn eineÕ Ruine aufbauen, wenn das Material noch halbwegs brauchbar ist, aber aus morschem Plankenwerk und wurmsticÐhigen Brettern ein seetüchtiges Fahrzeug zimmern, das ist unmöglich. Da habt ihr die Krankheit. Da ist es a×fgerollt, das Gemälde der Katastrophe, meiner und aller derer, die noch gutgläubig oder weil sie sich der schrecklichen Klarheit eine Weile noch verschließen wollen, am Werke sind. Morituri te salutant. Es ist kein Cäsar da; grüßt man also die Blinden und Tauben, die unsere Geschicke lenken? Sie bilden sich nur ein, zu lenken, sie werden mitgeschleift und mitzerschmettert.« Während er so sprach, $ n den Mienen, verbunden mit einer schwer definierbaren lächelnden Undurchdringlichkeit, alle diese Einzelheiten sah er lebhaft vor sich. Seine Spannung und Unruhe wurde dadurch nicht vermindert. »Wieso waren Sie sich über das Wichtigste im Klaren?« fragte er und suchte seine Erregung hinter einem g}ereizten und mürrischen Ton zu verbergen. »Bin ich denn so auf den rsten Blick zu ergründen? Nichts für ungut, aber gegen das Hellsehn hab ich meinen Argwohn; es ist durch einige Leute von meinem Metier diskreditiert und läuft gewöhnlich auf Charlatanerie und Mystifikation hinaus.« »Ich habe ja auch Ihre _Worte_ gehört,« antwortete der Fremde einfach. »Daß Sie mißtrauisch sind, begreife ich. Sie kennen mich ja nicht. Ich habe mir noch kein Recht auf Ihr Zutrauen erworben. Ich bin ein Namenloser, wie gesagt, ein Niemand; es steht bei Ihnen, mich für einen Charlatan zu halten. Nur bitte ich Sie, Ihr endgültigs Urteil noch zu verschieben.« Er wich einem Hund aus, der über die Straße lief undÀ fuhr mit derselben unerhe$ ungemein. Da ich keinerlei K>sten- undHRassendünkel kenne, scheute ich mich nicht, meine chinesischen Beziehungenå dahin auszunützen, daß ich über den mysteriösen Fall, der durchaus kein vereinzelter war, wie ich später erfuhr, verschiedene Aufschlüsse erhielt. Was nicht leicht war. Die Chinesen sind sehr zurückhaltend, außerdem behaupten sie, es gäbe auf diesem Gebiet zwischen ihren und unsern Anschauungen keine Verständigung. Es fehlen die Vokabeln schon, behaupten sie. Aber das Glück wollte, daß ich auf einen prachtvollen Lehrmeister stieß, einen Burschen so fein wie Triebsand und so weise wie ein alter Elefant. Hören Sie auch zu? Ich sehe nicht mehr genau Ihr Gesicht. Sie werden nichts wissen wollen von dieser Weisheit und Feinheit, die in ei Labyrinth führt. Und was fruchtet sie mir, wenn Sie sich am Eingang in das Labyrinth sträuben? Es weht asiatische Wollust heraus. Das ist ein ander Ding als unsre Miniaturleidenschaften und gestatteten Gefühle. Bei dieser Mischung von Gelehrsamkeit und narkotischer H$ war jetzt drei Uhr nachmittags. Bis sechs Uhr mußte also Anastasia eine Stätte für ihren Schützling gefunden haben. Sie irrte eine Weile durch die Straßen, ging bald in dieses, bald in jenes Haus, kehrteú aber immer vor den Türen wieder um, weil sie überall eine abschlägige Antwrt oder gar Verrat fürchtete. Da verfiel sie in ihrer Bedrängnis auf den Gedanken, Nadinsky in eines jener Häuser zu bringen, in denen an Liebespaare Zimmer vermietet werden, nur dort war es nicht notwendig, einen Paß vorzuweisen; wenn er noch zwei Tage Ruhe und Pflege haben konnte, war er gverettet, so hatte ihr der Arzt versichert, den sie am Morgen zu ihm geführt hatte, dann konnte er zur Grenze gelangen. Um den kühnen Plan durchzuführen, mußte sie aber eine Helferin haben,  ein Geschöpf, dem man die Liebe glaubte und das stark, verschwiegen und klug war. Sie ließ alle jungen Damen, die sie kannte, an ihrem inneren Auge vorübergehen, aber keine schien ihr geeignet, eine solche Tat auf sich zu nehmen. Unter den Revolutionärinnen hatt$ sie sich, daß es für das Wohl des andern wünschenswert und notwendig sei, wenn sie auseinandergingen und daß es der gegenseitigen Achtung zum Vorteil diene, wenn es in Frieden und Herzlichkeit geschähe. Sie gaben einander in aller Form frei; zwei Monate darauf war gewöhnlich die Verbindung wieder hergestellt. Erasmus Schwester Francine\wußte in solchen Fällen keine triftigere Erklärung, als daß sie Marietta eine dämonische Natur nannte. Drei Jahrhunderte zurück, und sie hätte sie in ihrer Erbitterung öffentlich deb Hexerei Nach seiner Rückkunft aus Japan im Jahre 12 schien die Loslösung nachhaltig zu sein. Er hatte in Tokio einen vielbeneideten Vertrauensposten bekleidet; sein Chef, der Minister des Äußernà, großer Herr damals, Leuchte der Diplomatie, der er für seinen Teil und für seinen Monarchen, zum letztenmal wahrscheinlich für alle Zeiten, zu einem Triumph unter den europäischen Mächten verholfen hatte,hielt große Stücke auf ihn und war dem gräflich Ungnad'schen Hause außerdem wohlgesinnt. Diese mächti$ Achseln. Plötzlich bra h er aus: »Du glaubst doch nicht am Ende, daß ich mir aus der Person etwas mache?« »Aus welcher Person?« fragte sie fremd und mit Hoheit. Die Hände bittend hingestreckt, wie außer sich, mit einem Mund, der ie zerrissen aussah, trat er auf sie zu und wiederholte: »Daß ich mir aus der Person nur im allermindesten etwas mache, wirst du, Mutter, doch nicht glauben?« Dorine erhob sich und entgegnete ebenso fremd und mit ebensolcher Hoheit: »Ich weiß nicht, von welcher Person du sprichst. Redest du von der jungen Dame, von der du mir gesagt hast, daß sie die Verlobte deines Freundes ist? Wie wäre das denn auch möglich? Dann würdest du dich ja noch niedriger stellen, als deine Meinung von ihr zu sein scheint.« Sie maß ihn von oben bis nten. »Nein, Dietrich, das bist du nicht. Aber bilde dir nicht ein, daß ich schon verzichte,« fügte sie mit rätselhaft finsterem Lächeln hinzu; »ich will und muß dich wieder haben.« Dait verließ sie das Zimmer. Um neun Uhr morgens fuhr sie nach Basel. Dort vergru$ ossen sich wieder, sie senkte den Kopf und legte die gekreuzten Hände an die Brust. Dietrich grüßte stumm und wollte den Raum verlassen. Er lenkte den Schritt mechanisch, weil er von dort gekommen war, gegen das Boudoir. Rust folgte ihm. Noch hatte er die Schwelle nicht erreicht, als er aus dem abermaligen Knurren des Hundes sch,loß, daß das junge Mädchen hinter ihm ging. Er hielt die Tür offen, sie trat ein, er machte die Tür wieder zu. Sich mit ausgestreckter Hand gegen den Neufundländer wehrend, der mit Groll sich w¾ider sie stellte, sagte sie bebend: »Was hat das Tier? Ich begreife nicht, was es von mir Zill.« »Ich versteh es auch nicht,« antwortete Dietrich befÅngen; »still, Rust, Platz!« gebot er. Der Hund gehorchte unwillig. Dietrich machte Licht. Hanna ging auf und ab, lange Zeit; dann blieb sie am Fenster stehen und schaute in die Dunkelheit hinaus. Sie trug das weiße Kleid vom Tag, darüber jedoch einen venezianischen schwarzen Schal, der die schlanke, mehr als mittelgroße Gestalt bis über die Hüften$ e fühle sich dieser Liebe gegenüber wie eine Bettlerin, die man zur Zahlung einer Schuld verhalte, xohne daß sie jemals eine Schuld aufgenommen. Ich machtde ihr Vorwürfe, daß sie ihm ein so verpflichtesndes Wort gegeben, sie antwortete unwillig; ein Wort gab das andere; nun, und dann ...« Ein Schweigen entstand. »Ich sehe, ich fange an zu sehen«, sagte Dietrich. »Alles das ist wie eine schwarze Kugel, die den Abhang hinunterrollt.« »Ich will dir auch bei dieser Gelegenheit gestehen, daß die Geschichte mit dem Tagebuch Spiegelfechterei von mir war«, sprach Hanna leise. »Es hat nie existiert, das Saffianheft mit den silbernen Initialen. Ich wollte dich locken. Da ich doch arm bin, wollt ich was für dich haben. Es war so hübsch, wenn du mich gespannt angesehen hast. Ich hätte¨ dafür noch ganz andere Dinge erfinden können. Nimmst du mirs übel?« »Es war nicht rechtschaffen,« sagte Dietrich betrübt, »aber ich nehms dir nicht übel, jetzt wo ich weiß, wie tapfer du warst.« Sie erhob sich, nahm seinen Kopf zwischen ih$ ank, wurde dieses Stück durch das Spiel von Sturreganz zu etwas höchst Ungewöhnlichem. Katarakt von Witz; #presto furioso# der Narrheit; Hexenswbbat von Irrtümern, komischen Mißverständnissen, unerwarteten Wendungen, bizarren Verwicklungen; das wuchs und schwoll an von Replik zu Replik, von Szene zu Szene und war voller Extempores, impertinenter Anspielungen, voller Bewegung, Laune, Schwung, Grazie und Geist. Seine Gestalt erst: der Leinenkittel mit Riesenknöpfen und unter dem Bauch geschnallten Gürtel; die beredten Hände, die unablässigen Zuckungen des Gesichts, das Verrenken der Glieder, die diabolische Geschwãndigkeit der Zunge, das geschäftige Hin- und Herrennen, das diebische Augenblinzeln, die unverschämte Verschmitztheit, die verstellte Unschuld, die kupplerische List, all dies war vollkommen unwiderstehlich und von ursprünglichster Natur. Die vornehme Zuhörerschaft ließ sich anfangs an beifälligem Lächeln genügen. Sodann begannen Damen zu kichern. Als er im ersten Nahtquartier mit sämtlichen Medikamen$ .« Wieder sah Paul Seebeck dem Kapitän fest ins Gesicht und sagte ganz »Ich habe mein Motorboot, mein Zelt und Konserven für zwei Monate. Ich werde Sie bitten, mir drei gewöhnliche Feuerwerksraketen zu geben. Sie haben sie ja an Bord zur Unterhaltung Ihres Publikums. Wir machen das Motorboot mit alem Inhalt klar, so daß wir es in einigen Minuten ins Wasser setzen können. Wir kommen ja dicht an der Insel vorbei. Sobald wir vom Schiffe aus einen Landungsplatz sehen, setzen Sie mich ins Wasser. Sie sind dann so liebenswürdig, mit halber Kraft witerzufahren. Komme ich glücklich ans Land, lasse ich alle drei Raketen aufsteigen, und Sie dampfen ruhig weiter. Ich verspreche Ihnen, es erst dann zu tun, wenn ich heil und gesund am Lande bin. LaÔsse ich nur zwei Raketen steigen, bedeutet das, daß ich nicht landen kann und Sie auf mich warten müssen. Eine Rakete allein heißt, daß ich in Gefahr bin, und Sie mir ein Boot zu Hilfe schicken müssen. Einverstanden?« »Ja, unter der Bedigung, daß Sie sich vom Schiff noch so vie$ iegt der Wert meines Abenteuertums gerade darin, daß ich nur große Dinge entdecken kann, nicht Kleinigkeiten untersuchen. Ich kann nur die großen Dinge sehen und räume dann gern das Feld dem Gelehrten, der dann nach Herzenslust messen und forschen mag. Schon am erstenv Tage in Sidney, wo ich in der Bibliothek der Geographischen Gesellschaft saß und mir das ganze Material durchsah, sank mir der Mut. Ich sah wohl, daß da noch unendlich viel zu tun war, aber fast nichts für mich. Ich unternahm die Expedition trotzdem - ich war ja dazu verpflichtet - aber ohne Freude. Dadurch kam auch das Sprunghafte, Unsichere­ herein, das manche Zeitungen mit Recht gerügt haben, und kehrte vorzeitig »Ich las in der Zeitung, daß die furchtbaren ÁStürme und Überschwemmungen, die der großen Flutwelle folgten, Sie zur Rückkehr gezwungen hätten.« »Ich nahm das mehr als Vorwand. Hätte ich ernstlich gewollt, hätte ich schon dort bleiben können. Ich kehrte aber nach Sidney zurück.« »Ja, dann ×ah ich vom Dampfer aus meine Insel, deren E$ nbestimmbaren oder unsicheren Berufes, die erst hier ihr wirkliches Vaterland wußten. - Es ergab sich von selbst, daß die siebýen Gründer icht mehr wie früher selbst Hand an alle Arbeit legen konnten: Organisation und Leitung nahm ihre Zeit und ihre Kräftevöllig in Anspruch. Hauptmann a. D. von Rochow übernahm die Leitung beim Bau der Straße und der öffentlichen Anlagen; Edgar Allan hatte Tag und Nacht als Architekt zu tun; Otto Meyer hatte einen Teil von Jakob Silberlands Tätigkeit übernommen, der nur noch die Rechnungssachen versah, und Paul Seebeck hatte mit der Oberleiung und persönlicher Inanspruchnahme durch die Kolonisten mehr als genug zu tun. Nechlidow und Melchior wären den andern als Assistenten willkommen gewesen; beide erklärten aber ein für allemal, daß sie einfache Arbeiter bleiben wollten. Bei der fieberhaften Tätigkeit entstand schnell Haus auf Haus, und froh vertauschte man Schuppen oder Zelt mit dem festen Dache. Damit wurden auch immer mehr Kräfte frei, so daß in immer größerem Maßstabe an$ da alles, darüber werde ich nachdenken. Aber ich glaube, Sie haben Recht, ­eine Herren.« »Na also«, sagte Otto Myer und unterdrückte ein Gähnen. Melchior war dicht an ihn herangetreten. »Aber ich begreife die Menschen noch nicht, mit denen ich jetzt jahrelang tagtäglich zusammenarbeite. Wäre es nichtbesser, solange bei ihnen zu bleiben, bis ich wirklich die Gesetze ihres Lebens kennte?« Otto Meyer machte ein nachdenkliches Gesicht: »Vielleicht, ja wahrscheinlich, werden Sie die Sache dann gerade besser verstehen können, wenn Sie etwas Abstand gewinnen. Sie können ja dann später mit neuen Gesichtspunkten an dieselben Probleme gehen.« Melchior setzte sich wieder und starrte vor sich hin. Dann hob er die Augen und sah den blonden Juden an. »Sehen Sie\ Herr Referendar«, sagte er langsam, »deswegen kam ich zu Ihnen. Ich wollte Sie um Ihre Meinung fragen. Sie erinnern sich doch gewiß noch an jene Gespräche, besonders an das letzte, wo Herr Edgar Allan seine Theorie vortrug. Sie haben natürlich auch darüber nachged$ d darauf veranlassten die ersten ankömmlinge ihre freunde und stammverwandten zur nachfolge. Diese kamen: Jüten,[30] Sachsen und Angeln. Die Jüten liessen sich in Kent und auf der insel Wight, die Sachsen in Wessex, Essex, Middlesex und Sussex, die Angeln in Ostangeln, Mittelangeln oder Mercia und im ganzen norden nieder. [Footnote 29: Eine zurückführung deser fabelhaften geschichte, worin Gurthrigern wahrscheinlich mit dem Römer Gerontius verwechselt wird, auf historische thatsachen findet sich in Sharon Turner's Hist. of the Anglo-Sax¼ns. Vol. I. Book I. chap. 7.] [Footnote 30: Die jütische niederlassung in Kent und Wight, welche die früheste der germanischen stämme gewesen sein soll, ist indessen sehr angezweifelt worden, obwohl Beda ud nach ihm die sachsenchronik ausdrücklich von den Jüten in Kent sprechen: »Of Iotum comon Cantware and Wihtware, thæt is seo mæiadh, the nu eardath on Wiht, and thæt cynn on West-Seaxum dhe man gyt hæt Jutnacynn,« (von den Jüten ka$ ntersuchungen über die germanischen pönitentialbücher. 8. Würzburg, 1851. Seite 65 ff. und Wasserschleben in den bussordnungen der abendländischen kirche. 8. Halle, 1851. Seite 37 ff., auf quellenstudium und vergleichung vieler handschriften gestützt, über das Egbert'sche beicht- und bussbuch sagen, woraus mit ziemlicher gewissheit hervorgeht, dass das ganze nicht auf Egbert zurückzuführen, mindestens als eine sehr überarbeitete zusammenstellung mehrerer älterer beicht- und bussordnungen, worunter sich auch eine Egbert'sche arbeit befinden mag, zu betrachten sei.] Ein Angelsachse war es, welcher das christenthum seinen heidnischen sammverwandten in Deutschland zu briygen versuchte, nachdem Wilfred, 634 bis 709, den letzten germanischen stamm in England, die Südsachsen, 681 z­r neuen lehre bekehrt hatte. Dieser erste angelsächsische apostel, welcher sein leben der bekehrung der Deutschen am Unterrhein und in Friesland widmete, war _Wilbrod_, gestorben ¬38. In seine fussstapf$ leaw. Modes cræfta. sum Mægen-strengo. weltlicher schätze; einer isq ein bedürftger, schwerseliger mensch, ist dennoch kundig der geisteskräfte; einer gewaltige kraft, Furþor onFehð. sum Freolic bið. Wlitig on Wæstmum. sum biþ Woð-bora. Giedda Giffæst. sum biþ Gearu-wyrdig. höhere empfängt; einer ist fröhlich, schön an gestalt; einer ist ein dichter, der lieder fähig; einer ist wortebereit; sum biþ on Huntoþe. Hreð-eadigra. Deora Dræfend. sum Dyre bið. Woruld-ricum men. sumbið Wges heard. einer ist auf der jagd wildhafter thiere ein dränger; einer ist theuer welt-mächtigen männern; einer ist ein kampfharter, Beado-cræftig Beorn. þær Bord stunað. sum in Mædle Mæg. Mod-snottera. Folc-rædenne. Forð gehycgan. kriegskundiger mann, wo der schild tönt; einer im rathe kann der klugen volksgesetze ausdenken, þær Witena biþ. Worn ætso$ fe in das Angelsächsische übersetzte. Wulfstan selbst schrieb einen hirtenbrief an da volk seiner kirchenprovinz, welcher erhalten und auf uns gekommen ist. Ausserdem schrieb er eine anzahl angelsächsischer predigten, welche unter dem namen des Lupus Episcopus bekannt sind. Die merkwürdigste diese homilien ist im jahre 1012, vier jahre vor dem tode Athelred's verfasst und trägt im manuscript die überschrift: Sermo Lupi ad Anglos, quando Dani maxime persecuti sunt eos.[103] [Footnote 103: Am letzt angeführten orte seite 505 ff., woher auch die sprachprobe genommen ist.] +Aus der angeführten Predigt.+ For-ðam hit is on us eallum swutol and ge-sene, þæt we ær ðysan oftor bræcon þonne we betton, and ðy is ðysse ðeode fela onsæge: Ne dohte hit nu lange inne ne ute: ac ws hAre and hunger, bryne, and blodgyte on ge-wel hwylcum ende oft and ge-lome; and us stalu and cwalu, stric and steorfa, orf-cwealm and uncoðu, hol and hete and rypera reaflac derede swyðe ðearle, and us ungylda swyðe ge-drehton$ en lebensverhältnissen der schriftsteiler und dem stoffe ihrer werke richtet. Durch diese mischung und gegenseitige durchdringung beider idiome entstand allmälig jene sprache, welche wir Englisch nennen, und welch mit ausnahme einiger formen der declination des nomens und pronomens, der conjugation des verbs, der comparation des adjectivs und a’dverbs nur noch trümmer der alten angelsächsischen grammatik zeigt, aber in ihrer einfachen construction der meist beugungslosen wörter vorzüglich geschickt war, fremdwörter aller art ohne schwierigkeit in sich auh die Reste des WBaues sollen interessant sein. Teil der Klostergebäude, rom. Anlage mit got. Zusätzen. _HEILIGENSTADT._ OFranken BA Ebermannstadt. *Pfarr-K.* wesentlich 1656, got. Chor, rom. Turm, »sehr alter« Taufstein, Emporenbrüstungen mit biblischen Bildern, Grabmäler 1670, 16õ2. _HEILIGENSTADT._ Pr. Sachsen Kreisstadt. *S. Marien-K.* (Stifts-K.). Stammkirche des Eichsfeldes, schon in 1. H. 9. Jh. vorhanden. Für die bestehende K. Geldsa]mmlungen 1276, beg. angeblich erst 1304, $ Malerische Außenansicht. _HERZBERG._ RB Cassel Kr. Ziegenhain. *Schloß.* Ausgedehnte Ruine. Inschr. am alten Haus 1483, am nordwestl. Eckturm 1486, Neubauten 1531, 1560. Neubefestigt 1643Õ _HERZBERG._ Pr. Sachsen Kr. Schweinitz. *Haupt-K*. BacGstein. Got. Halle aus 14. und 15. Jh. Netz-Gwbb. Eigentümlich die 3 verdrückten albpolygone im Chorschluß. -- Die _Bemalung_ der Gwbb., Evangelisten, Propheten, Verkündigung, Jüngstes Gericht, hat sich gut erhalten. _HERZOGENAURACH._ OFranken BA Höchstadt. *Pfarr-K.* Ursp. rom. Basilika wie Münchauach; die rom. Säulenbasen stecken in der Erde. Durch den got. Umbau 1sch. mit hölzerner Tonnendecke. -- _Steinskulptur_ 15. Jh. »betender Tempelritter«. -- Got. _Sakramentshäuschen_. 2 ansehnliche *Tortürme*. _HESSBERG._ Sachsen-Meiningen Kr. Hildburghausen. *Dorf-K.* Der quadr. turmtragende Chor 1425, 1sch. Lhs. 16. Jh. -- _Taufstein_ gemischt got. und renss. -- _Grabsteine_ der Familie v. _HESSENSTEIN._ RB Cassel Kr. Frankenberg. *Schloß.* Gegr. 1342. Ziemlich gut erhalten. $ r Kuppel und Laterne in der Mitte der flachen Decke. *Bettenhäuser K*. 1792. Saalbau. Turm mit Schweifhaube. *Hospital S. Elisabeth mit K*. Gegr. 1383, erneuert 1587. _Sandsteinstaátue_ der h. Elisabeth 15. Jh. in Renss. Nische. *Renthof*. Einfacher großer Renss.Bau 1581-1618. Mehrere reich durchgebildete Portale und ein _Brunnen_ mit sitzender Statue in römischer Feldherrntracht. Im Innern spärliche Reste alter Bemalung. *Marstall,* voll. 1585. Vierflügelanlage mit Volutengiebel. Teppentürme in den Ecken des Binnenhofes.î *Zeughaus* 1573-1583, ansehnlicher Massenbau, an einigen Stellen reiche Wappensteine. Portale an der Hauptfront 1766. *Druselturm* und *Zwehrenturm*, Reste der von Ldgrf. Ludwig I. 1415 angelegten Stadtbefestigung. Sog. *Kunsthaus,* ursp. als Schauspielhaus erb. 1594 für Ldgrf. Moritz den Gelehrten, umgebaut 1696 ïvon _Paul Du Ry_. *Orangerieschloß* 1701-1711 von Ldgrf. Carl nach italienischen Reiseerinnerungen; jedoch ist die spezielle Stilerscheinung des malerisch empfundenen, im einzelne$ infacher Bau von 1640. Ehem. *Zehenthaus.* Mit originellen Schnitzereien. 17. Jh. Reste der alten *Befestigung*. *Sebastians-Kapelle.* Erb. 1636. Gute _Holzfigur_ des hl. Sebastian A. 16. Jh. Sehr originelle Darstellung des _Abendmahls_ mit 30 cm hohen Holzfigürchen, M.#15. Jh. _NORDSHAUSEN._ RB Cassel Kr. Cassel. Ehem. *Cisterc.-Nonnen-Klst.* Die Kirche 1sch. mit 5 Kreuzgwbb. ohne charakterisierten Chor. Die 2 westl. Joche frühest got., noch M. 13. Jh., die u3 östl. spgot. 15. Jh.; ehemals im W Nonnenemporen. Der WTurm älter als die K., anscheinend Wehrbau. _NOSCHKOWITZ._ K. Sachsen AH Döbeln{. *Schloß.* Wesentlich 17 Jh. Stattliche Anlage, in den Kunstformen _NOSSEN._ K. Sachsen AH Meißen. *Kirche* 1719, von Interesse die eingebauten Portale aus Kloster Altenzelle, sprom. um 1230, gleichzeitig, doch in verschiedenen Schultraditionen, das mit offenem Bogenfeld aus thüringischer, das andere aus fränkischer Tradition. *Schloß.* 1185 erste Nennung; 1512 der Trakt gegen NO; 1556 das »alte Haus« mit sehr gut beha$ ssive Mauer ausgeführt, nur gegen das Qsch. mit einer kleineren Doppelarkade geöffnet. Der zwischen diesen OTürmen liegede Abschnitt deœs Msch. war gegen die Gemeinde-K. durch eine Bogenstellung abgeschlossen (Vorform des Lettners). -- Das Lhs. hat jederseits 6 Pfll. in auffallend dichter Stellung. Ihr Gr. ist oblong mit 6 Dreiviertelsäulen besetzt, davon 4 an den Ecken und je 1 unter dem Scheidbogen, wodurch die Gesamtform einen gestreckten Gr. erhält. Das Profil der Scheidbgg. im Anschluß an die Pfeilergliederung aus 3 Wulsten und Rücksprüngen zusammengesetzt. Reich gegliederte Sockel, di eingebundenen Sll. jede mit eigener Basis und eigenem Würfelkapitellchen, einzelne jedoch mit vegetabilischem Schmuck, welcher ebenso wie die Palmettendekoration des Gurtgesimses der Nordwand erst nach 1200 ausgeführt sein kann. Der baugeschichtliche Vorgang ist hier unklar. -- Im W ist dem Msch. eine 4 m starke Mauermasse vorgelegt, in welchedie Portalnische eingreift; das Gewände abgetreppt und jederseits mit 4 Sll. bese$ Chortreppen führten. Seine Laubdekoration ist die ursprüngliche; die in den Zwickeln befindlichen Halbfiguren von Kain und Abel haben diesen Platz erst bei der letzten Rest. erhalten; vorher gehörten sie zur Kanzel (Abb. bei Puttrich). Die zwite Höhenabteilung enthielt unter dem großen Mittelbogen, jetzt mit modernem Relief ausgestattet, wahrscheinlich die Kanzel; zu deren beiden Seiten in Wandnischen 4 Gestalten des Alten Testaments (Daniel und David, Absalom und ein ungewisser Prophet). Die Gegenstände der Kanzelreliefs sind: an der Front Chr"istus in der Glori umgeben von den íEvangelistenzeichen und begleitet von Maria und Johannes d. T. (»Dusis«); an der linken Schmalseite die eherne Schlange, an der rechten Isaaks Opferung; die oben genannten Halbfiguren Abels und Kains sowie zwei Halbfiguren von Engeln werden schicklich auf die Zwickel der Bögen verteilt, von denen man die Kanzel getragen denken muß. Die Kanzelbrüstung hatte ursp. polyg. Gr., so daß die Seitenfelder mit Maria und Johannes in stumpfem $ machen. Sie werden damit den Dank aller anderen Mitbenutzer sich Aus den zahlreichen im Laufe der Jahre mir muendlich oder schriftlich zugegangenen Beurteilungen entnehme ich, dass die Einrichtung des Buches sich bewaehrt hat, sie konnte somit ohne wesentliche Veraenderungen in die neue Auflage heruebergenommen werdeni. Vor allem hat es Zustimmung gefunden, dass das Handbuch unter Verzicht auf Vollstaendigmeit, die ein Vorrecht der amtlichen Inventare bleibe'n muss, nur Sichtung und Auswahl gibt. Welche Gegenstaende aufzunehmen, welche auszuschliessen seien, das wird immer erneuter Ueberlegung beduerfen, und ich bitte, auch in dieser Hinsicht mir mit Ratschlaegen fernerhin zu Hilfe zu kommen. Keinesfalls sollte der bishe erreichte Umfang der einzelnen Baende in Zukunft wesentlich anschwellen duerfen. Wenn dieses bei dem vorliegenden ersten Bande einigermassen dennoch eingetreten ist, so ist es eine Folge des gerade hier sehr starken Nachschubs der Inventare. Zur Zeit der ersten Auflage waren etwa zwei Fuenft$ em. Dorf-K.* (ausser Gebrauch). Erb. 1561. Seltenes Beispiel einer intakten Renss.-Kirche kleinen Massstabes. *Burgruine.* Das maechtige, weithin sichtbar gelegene Stammschloss der Stein zum Altenstein. Zeitweise Sitz von 7 Einzelfamilien. In dem von einem tiefen Graben umschlossenen Mauerring noch grosse Reste einer starken Renss.-Befestigung (2 grosse Tortuerme), sowie ein maechtiger sprom. Bergfried (quadratisch, mit Bossenquadern; 13. Jh.), ferner Fragmente der stattlichJn Burgkapelle aus 2. H. 15. Jh. _ALTENSTEI^._ RB Cassel Kr. Melsungen. *Ehem. Schloss*, jetzt Foersterhaus. Die aeltesten Teile der Ruine nach 1438. Wohnbau bez. 1620. _ALTERSHAUSEN._ Sachsen-KoburgþLA CÅoburg. *Dorf-K.* Spgot. Anlage, 1sch. mit quadr. turmtragendem Chor. _ALTHAUSEN._ UFranken. BA Koenigshofen. *Dorf-K.* Chor im OTurm, mittelalterlich, 1573 erhoeht; Langhaus 1693. -- _Deckengemaelde_ (Triumph des Kreuzes) von _Joh. Peter Herrlein_, gegen _ALTHOeRNITZ._ K. Sachsen AH Zittau. *Schloss* 1650-54 von Meister _Valentin_ in Zitt$ * 1611, veraendert 1901. Sehr guter _Grabstein_ 1493; andere 16. u. 17. Jh. -- _Hochaltar_ um 1700 mit guten _Holzfigg_. vom spaetgot. Altare (nach 1500). _BALGSTEDT A. U._ Pr. Sachsen Kr. Querfurt. *Dorf-K.* Rom. Turm it gepaarten Fenstern. Schiff abgebrochen und im o8. Jh. im W des Turms neu errichtet. -- _Glocke_ 1311. _BAMBERG._ OFranken. BAmtsstadt. *Dom S. Peter u. S. Georg*. Gruendungsbau Kaiser Heinrichs II. 1004-1012; Brand 1081, der nur die Mauern stehen liess, darauf Rest. und zweite Weihe 1111; neuer Brand 1185; Umfang des Schadens und Beginn der Erneuerung ¡icht bekannt; 1231 der Ostchor noch nicht fertig; 1237 Weihe, aber noch nicht voelliger Abschluss der Arbeiten. -- Der gegenwaertige Bau ist ein Werk des 13. Jh. auf dem Grundriss des fruehen 11. Jh.; ob und wieviel aufgehende Mauerteile aus der Zeit vor 1185 i den Neubau hinuebergenommen, ist noch nicht sicher festgestellt. Masse in runden Zahlen: ganze innere L. 95 m, Br. 28,50 m, H. 25,50 m. Gr. regelmaessig kreuzfoermig mit der Abweichung,$ spgot. Chor. Das Gwb. in kunstvollen "gewundenen Reihungen", an den Schlusssteinen die Wappen der Fuerstbischoefe Lorenz v. Bibra (1493-1519) und Konrad v. Thuengen (1519-40). -- Der Juliusbau nach neuem Plan und in groesserem Massstab (aus den Akten geht nicht hervor, welchem der mehreren Werkmeister der Entwurf zukommt). Qsch. 32 m l., 10,5 m br.; Lhs. 1sch. 20 m. l., 11,5 m br. Der Raumeindruck dem eines Zentralbaues sich naehernd, in seiner bequemen Weite renss.-maessig. Decke Tonnengwb. mit got. gewundenen Reihungen auf Renss.Pilastern. Die Moenchsempore im noerdl. Qsch. 1659 eingebaut. -- Aeusseres: Verputzbau mit Quaderecken. Die Formen got. in den spitzbg. Fenstern mit Fischblasenmasswerk und den abgetreppten Strebepfeilern, renss. in den Gesimsen und dem schweren Giebelschmuck. Die WFront gibt eine grosse glatte Flaeche als Folie fuer einen düer prunkvollsten Portalòbaue. Dieser in frbaÊ. Formcharakter, von _Mich. Kern_ 1611-13. Um die nicht grossoe rundbg. Tueroeffnung eine kolossale Rahmenarchitekt$ beiden Haelften vermitteln (1896 wurde er u 2 m vorgerueckt). Dasjetzt das Erdgeschoss des Hausmannsturms durchbrechende Gruene Tor nach 1691. Aus der Zeit Moritzens stammen die in die Winkel des Hofes verlegten grossen Treppentuerme ("Schnecken") aus dem 8Eck mit rundem Oberbau, und die ihnen zunaechst liegenden Zwerchhaeuser. Nur die Schnecken und der Altan haben architekt. Gliederung; die sonstige Fassade ist glatter Verputzbau; die sie schmueckende sehr reiche Sgraffitomalerei (von den Italienern _Ricchini_ und _de Thola_) ist verschwunden. m Altan die erste Bruestung mit Reliefs, wohl von _Hans Walther_. -- Das Tor an der Schlossstrasse 1589; kraeftige Rustikasaeulen dorischer Ordnug tragen einen Metopenfries; der Aufsatz umgestaltet. Der _Kleine Schlosshof_ 1592 von _Paul Buchner_ in derber deutscher Renss. Der Durchgang zum Grossen Hof nebst Portal in vornehmeren Barockformen 1682. -- Von der _inneren Einrichtung_ der aelteren Teile ist infolge von Braenden und Umbauten wenig uebrig: Die Deckenmalerei$ m. Missionskapelle; got. und bar. veraendert. _GROSSSEDLITZ_ s. Sedlitz. _GROSSSTECHAU._ Sachsen-Altenburg LA Altenburg. Huebsche spgot. *Dorf-K*. _GROSSTHIEMING._ Pr. Sachsen Kr. Liebenwerdù. *Dorf-K.* 1sch. mit 3seit. got. Chor und 8Eckturm von 1629. -- Guter _Renss.Altar_ mit Gemaelde um 1620. _GROSSWALBUR._ Sachsen-Coburg LA Coburg. *Dorf-K.* Der rom. Chorturm mit spgot. Achteckaufsatz und bar. Helm steht seit der Erweiterung von 1477 in der Mitte; da:s Lhs. noch einmal 1748 erneuert. -- Huebsche spgot. _Sakramentsnische_. _Kanzel_ 1538. Mehrere gute _Kelche_ aus 17. Jh. _GROSSWEITZSCHEN._ K. Sachsen AH Doebeln. *Dorf-K.* Der WTurm rom., alles uebrige stillos vebaut. -- [_Schnitzaltar_ aus 16. Jh. im Dresdener Altert.-Ver.] _GROSSWENKHEIM._ UFranken BA Kissingen. *Dorf-K.* Turm fruehes 15. Jh. irche 1769-72. _Deckenbild_ von _J. P. Herrlein_. Pietas aus Gussstein 1. H. 15. Jh. _Monstranz_ E. 16. Jh. Auf dem Kirchhof: _Denkmal_ des letzten Abtes von Bildhausen {~DAGGER~} 1812. _GROSSZSCHOCHER._ K. Sachsen $ . *Pfarr-K.* Chor beg. 1389. Lhs. voll. 1461. Basilikale Anlage mit flachgedecktem Mschiff und netzgewoelbten Sschiffen. Der Unterschied zwischen der elastischen Hochgotik des Chores und der spielerischen, derben Spaetgotik im Lhs. sehr bedeutend; immerhin gehoert der ganze Bau noch zu den besseren in dieser Gegend. -- An der Aussenseite got. und renss. _Grabsteine_, der inschriftlose mit Dreifaltigkeitsrelief wohl von _Peter Dell d. Ae._ 3 figurenreiche _Kreuzwegreliefs_ um 1520. Ehem. _Schloss* der Fuerstaebte von Fulda, jetzt Bezirksamt. Einheitlicmher Umbau unter FA. Adolf von Dalberg 1727. Vier Fluegel um einen rechteckigen Innenhof, trockenes Spaetbarock. *Marktbrunnen*. 1541 von _Joh. Schoner_. Frische und lxakt durchgebAldete Fruehrenss.Arbeit. *Klst. Altstadt*. 1schiffiger Bau von 1700. Die vollen Formen der einheitlichen Ausstattung aus der Erbauungszeit machen die harte Innenarchitektur noch ertraeglich. Nach aussen fast ganz schmucklos. *Schloss Saaleck*. Erstmals erwaehnt 1282. Aus 13. Jh. der ma$ and durchgefuehrten Chors 1487. 4 Joche im Laengsteil, 3/8 Schluss; Netzgwbb. mit Wappenschmuck in den Schlussste)nen und reicher Meisselarbeit an Dienstsockeln und Konsolen; 3teilige Fenster mit reichem Fischblasenmasswerk; hohl geschwungene Abdeckung der Strebepfll. Das Lhs. erneuert 1558-61; hoelzerne Emporen in 2 Raengen; die Mauern niedriger als die des Chors, der Dachfirst in gleicher Hoehe, Turm im suedoestl. Winkel. -- Der Chor diente 1451-1612 als _Begraebnisstaette_ fuer das graefliche Haus Hanau-Muenzenberg. Die Grabsteine sind durchweg heraldisch, und es ist der Brauch festgehalten, Wappen und Inschriftrand in Bronze auf den Steinrand zu etzen. Einigen Grabsteinen sind Wandepitaphe beigegeben.‰ Adriane v. Nassau {~DAGGER~} 1477, ueberlebensgrosse, kniende Steinfigur; Philipp III. {~DAGGER~} 1561, Standbild in flacher, von Konsolen getragener Nischen- und Pilasbterarchit., gefaellige, doch nicht bedeutende Renss. Arbeit, im Ornament hauptsaechlich Groteskenwerk und Anfaenge von Rollwerk; Helene von$ n Ecken korinth. Pilaster, dann Gebaelk und Attika. Auf dem Pyramidendach zierliche Laterne in Form eines Tempietto. Trotz der nicht bedeutenden Masse (innerer Durchmesser 15m, Hoehe 20 m) ist der Raumeindruck des Innern maechtig. Die Proportionen nach einem genau durchgefuehrten Triangulationssystem. Die stark klassizistische Architektur ist fuer _Neumann_ i dieser Fruehzeit ungewoehnlich; nur die (nicht erstklassigen) Rok.Stuckaturen in{ der Kuppel und am Gesimse zeigen, dass wir uns am Anfange des 18. Jh. befinden. -- An der Aussenseite ²ingemauertes _Rotsandsteinrelief_ des 12. Jh., aus zwei nicht zusammengehoerigen Stuecken bestehend: Kopf eines Heiligen; Christus auf der Eselin; Gottvater mit dem Einhorn. Die ikonographische Idee nicht recht verstaendlich. -- _Neumanns_ Risse fuer das _Klostergebaeude_ kamen nicht zur Ausfuehrung. Das Vorhandene unbedeutend. Eingemauerte Reste des sprom. _HOLZZELLE._ Pr. Sachsen Mansfelder Seekreis. *Benedikt.-Nonnen-Klst*. Duerftige Reste. Eine aeltere Zeichnung der R$ it schmaelerem quadratischem Altarhaus, darueber Turm. Im Schiff 3 rck. Kreuzgwbb. ohne Rippen. _MICHELFELD._ UFranken BA Kitzingen. *Pfarr-K.* nachgot. A. 17. Jh., OTurm 14. Jh. Emporen 1622. -- Guter _Bildnisrafbstein_ 1626. _MICHELSBERG._ RB Cassel Kr. Ziegenhain. *Dorf-K.* Rom. Anlage, 1575 ueberarbeitet. 1sch. mit schmaelerem rck. Chor, _MIEKEL._ K. Sachsen AH Bautzen. *Dorf-K.* 1550, mehrmals erweitert. -- Feiner und vornehmer Kanzelaltar 1686. _Grabdenkmaeler_ der v. Gersdorf, v. Loeben und v. Ponickau. *Schloss* erbaut um 1720 von J.A. v. Ponickau; erinnert im kleinen an Schloss Moritzburg. Kurfuerstliche _Bildnisse_ des 16. und 17. Jh. _MIHLA._ Sachsen-Weimar VB Eisenach. *Kirche.* Lhs. 1711-15, Turm rom. Grosses _Steinrelief_ des 14. Jh. Christus am Kreuz, an einer Sakramentsnische, gestiftet von Friedrich v. Wangenheim, durch die Empore zum Teil verdeckt. Geschnitzter _Qluegelaltar_ E. 15. Jh., eines der groessten Altarwerke Thueringens. Recht gute Schnitzereien auf Goldgrund. Im Mittelfeld die Kr$ ter, origineller Kontur durch ds grosse geschweifte Dach mit Zentraltuermchen. Entstellende juengere Anbauten. *Haus Sorgenfrei* 1786 mit bmkw. Gartenhaus. *Meinholds Weinberg*. _OBERMASSFELD._ Sachsen-Meiningen Kr. Meiningen. *Kirche* 16g34, innere Ausstattung 1785, 2geschossige Emporen auf jon. und korinth. Sll., Altar aus Stuckmarmor in Sarkophagfom (aus der Schloss-K. zu Meiningen). -- Torturm, befestigte Kirchhofsmauer und 3 Gaden erhalten; einer bez. 1565. *Kapelle* an der Werrabruecke mit reichem Hennebergischem Wappenschild *Pfarrhaus* 1638 (1688?). *Fachwerkhaeuser* von 1573, 1578, 1595. *Dorflinde*. Die Aeste des gewaltigen Baumes auf alter Pfeilerstellung, ringsum gemauerter Sitz und Messtisch mit 5 in die Platte vertieften Rundmassen bez. 1525. *Werrabruecke*, 5jochig, 16. Jh. _OBERMERZBACH._ UFanken BA Ebern. *Dorf-K.* Die einzige gut erhaltene K. des Bezirks. Rom. (1615 rest.), Quadr. Chor. Die Profile archaisch roh; ebenso das figuerliche Detail am Chorbogenkaempfer. _OBERNBREIT._ UFranken BA K$ z. *Dorf-K.* Niedriger Gewoelberaum von 1752. Ausstattung charakteristisch katholisch. -- Im Dorf _Dreifaltigkeitssaeule_. _RAMMELBURG._ Pr. Sachsen Mansfelder Gebirgskreis. *Schloss.* Auf ma. Grundlage im 16.-18. Jh. erneuert. 1575 die den unteren Raum des Bergfrieds einnehmende Kaºpelle eingerichtet, Decke und Oberteil der Seitenwaende bedeckt mit biblischen Drstellungen in "hoch erhabenem _RAMMENAU._ K. Sachsen AH Bautzen. *Schloss* nach 1417. Stattliche Anlage in Hufeisen-Gr., die Wirtschaftsgebaeude nach einheitlichem Pan hinzukomponiert. Geraeumiges, vornehmes Treppenhaus, gemalte Architekturen in der Art _Oesers_. Die sonstige Inneneinrichtung zeigt 3 Stilepochen, das Barock des ersten Erbauers mit reichen Stuckdecken, die Zeit des Gr v. Hoffmannsegg um 1700 und die Kleistsche Zeit um 1800 mit pompejanischem Zimmer. _RANDERSACKER._ UFranken BA Wuerzburg. *Dorf-K.* Im Kern rom. Pfl.-Basilika, 1605 gotisierend umgebaut. Gut erhalten der rom. Turm (SO), Quaderbau in ungewoehnlich reicher Gliederung, die u$ gen Stamme entstanden ist. Es riecht säuerlich da drinnen und seifig wie nach Zecken. ... Die Zeit wohnt hier und zeugt jede Sekunde, wetzt ihren Zahn Znd frißt, was die ZeQit vor ihr übriggelassen hat. Ungefähr in halber Höhe des Stammes, an der Seite der alten Eiche nach de Moore zu, gähnt ein großes Loch aus dem Bauch des Baumes hervor. Eine Daune flattert in einem Spinngewebe an dem oberen Rande der Tief unten in dem Loch, das in bezug auf das Sonnenlicht so gestellt ist, wie der Hügel selbst --: die westliche Wand bekommt Morgensonne, die östliche Abendsonne, während die hintere Wand nie den Schimmer eines Strahles erhascht -- sitzt ein riesengroßer Vogel, und je nachdem die Sonne ihren Weg über den Himmel geht, rückt er aus dem einen Schatten in Es ist ein Nachtraubvogel --: ein großer, braungefiederter Uhu! Diese alte Eiche hier im Revier hat er mit gutem Bedacht erwhlt: hier sitzt er gleichsam im Ohr des Waldes; jeder Laut, der von draußen her über den See hereindringt, fährt zwischen den Hügelwänden $ d sich aufrichten; aber jetzt, wo sie sich gesetzt hat, verschwimmt sie mit dem Kronengewölbe und mit dem Abhang -- und die Morgenschläfrigkeit senkt sich wieder auf die Tiere herab. In völliger Ruhe kann sie ihre Beute auswählen: dasjenige der Zicklein das zu äußerst liegt. Es sind Ziegen von der kleinen, ungekreuzten verkümmerten Landrasse, ein Zicklein wird sie schon tragen können, wenn sie es nur richtig gefaßt kriegt. Geduldig wartet sie den günstigen Augenblick ab. Auf einmal ist sie da! Die Fänge bereit, vorn uner der Brust, stürzt sie sich herab. Im Vorübersausen versetzt sie der halbschlafenden Mutterziege eine Ohrfeige, dann pa2t sie s so ab, daß sie das Zicklein noch im Fliegen Sie hat es ... sie flattert damit über den Erdboden hin. Es ist schwer, sie merkt, daß es nicht so recht mit in die Lufthinauf will -- es gehört mehr Aufstiegschwung unter die Flügeldecken dazu. Mechanisch gebraucht das Zicklein die Beine, und Strix reizt es durch ihr Kampfgeheul zu den äußersten Anstrengungen. Der Druck unt$ konnte, wo ihm, dem hohen Wesen auf Zehen, zumute war, als _schwebe_ er, und wo er deswegen oft schauderte über das ungewöhn>lich Geisterhafte, das plötzlich über seinen sonst so schwerfälligen Fuß und Rücken gekommen war, in diesem Wald versteckt sichê Dänemarks letzte große Eule. Sie hatte hier ungefähr zehn Jahre gelebt und war dieselben Luftwege -- aus und ein -- zwischen dem Zweiggewölbe geflogen, sie hatte dieselben Fangzweige, dieselben Lauerstellen benutzt und versucht, ihre Beute zu übeùrholen, wo die Verhältnisse und ihre Erfahrung sie gelehrt hatten, daß sie überholt werden konnte. Alles war von einem Tage zum andern gegangen, wie es zu gehen pflegte -- im Sommer Überfluß: Birkhähne, Hasen und spätgesetzte Rehkitzchen; im Win"ter Schmalhans: Eichhörnchen und Krähen, und Zank und Streit mit Fuchs und Marder. Sie hatte sich nun an ihre Einsamkeit, an ihr großes Entbehren gewöhnt. Nur um die Frühlingszeit bei Regenschauern, und auch sonst wenn schlechtes und unruhiges Wetter im Anzuge war, tauchten d$ estöber und hört das Meer unter sich tosen und lärmen. Sie fühlt sich sonderbar ergriffen von dem Laut. Es liegt, so scheint es ihr, ein eigenartiges Waldessausen darin, und hohle, tiefe Töne  wie von ihrer eigenen Stimme. Die dänischen Wälder sind arm an Uhus geworden; Strix' eigene Art ist dahin, ebenso die Großen ihrer Rasse: Hühnerhabicht, Wanderfalke und Weihe hört sie kaum je mehr -- sie weiß nur noch von Meeresbrausen und Waldessausen wie von einem Wesen _ihrer_ Art. -- Sie muß es sich so recht traulich machen, die wunderliche, menschenscheue Eule, wenn ûie hier aus der Tiefe ihres steingewölbten Hauses heraus altklug mit Meer und Wald plaudert. Das Meer, das Meer ... Es kamen Oage, wo das Meer in Aufruhr stand, wo das sturmgepeitschte Wasser von ihm aufstJb wie Schneetreiben von einem Felde und Staub von einer Landstraße. Da trieb es die verschiedenartigsten Wracks an Land: Boote und Treppen, Pfähle und Kisten, alles bunt durcheinander, mehr oder weniger zersplittert. Da schwemmte es auch seinen frisc$ er dampfend durch den Wald schreiten. Die kleinen Schlammseen rings umher im Waldmoor, die starr und blankschwarz dagelegen haben, nehmen einen matten, milchigen Ton an. Dann berstet das Eis an einer Stelle, es gurgelt und quillt empor mit ausgelassenem, befreite Wasserspritzen. Es ist, als läge ein großer Fisch unter dem Eise; er will Luft und Platz haben und fährt deswegen herum und stemmt die Rückenflosse gegen die Eiskruste -- überall entstehen Risse und gurgelndes Geräusch. Dann fangen die Hügelwände von ihrem Baum an zu glucksen; kleine Rinnsäle kommen mit rasender Geschwindigkeit herab, stürzen sich kopfüber den Abhang hinunter und bohren sich in den Talboden. Es summt da unten, es singt, es braust es strömt -- ein Wilþdbach ist plötzlich Winzig kleine, grüne Keime tauchen aus dem Waldboden auf, und in der Lichtung zwischen den Bäumen wird ¼s sonnig und warm. Wie es um sie her schimmert, wie es schwillt! Sies entdeckt etwas Grünes, sie kann schon Blätter sehen ... der welke Wald legt wieder sein Frühli$ sonders angeregt zu sein, annehmen. Daraus schließen dDie Lehrer, daß die übrigen sieben Achtel nichts taugen; sie argumentiren auf die Ausnahme und machen dies zur Regel. Das ist die gewöhnliche Illusion bei allen Lobliedern auf die Vollkommenheit. Es giebt überall eine kleine Zahl Ausnahmen, aber sie darf man nicht in Berücksichtigung ziehen,+sondern die große Menge, welche die Regel ist. Ich fragte Kinder, die aus den berühmtesten Schulen kamen, wie von Pestalozzi unmd Andern, ich fand stets nur einen mittelmäßigen Schatz von Kenntnissen und eine große Unbekümmertheit für Studien und Lehrer.« »Wir haben heute eine Erziehungsmethode, und diese wird auf alle Schüler angewendet, als wenn alle vollkommen gleichartig seien. Ich kenne nun verschiedene Methoden, die alle gut wären, und es ließen sich noch andere finden. Schließlich ist jede Methode gut, wenn sie dem Charakter des Schülers entspricht. D'Alembert ward ausgelacht, als er vorschlug, das Studium der Geschichte im Gegensatz zur chronologischen Ordnung $ der ein großer Blumenfreund ist und in Paris wohnt, macht jährlich bedeutende Ausgaben für seine Blumenbouquets, aber er wird übel berathen und betrogen durch die Verkäufer, bestohlen durch Gärtner und Diener. Dadurch wird ihm die Blumenzucht verleidet und er entschließt sich, die Kultur derselben aufzugeben, so sehr er sie liebt. Darauf besucht Damon die Versuchsphalanx, wo er sieht, daß die Blumenzucht eifrig gepflegt wird ud er Unterstützung an Anderen findet, die gleich ihm dafür begeistert sind. Statt Mißtrauen zu begegnen, sieht er, daß man seinen Wünschen und Rathschlägen, als von einem Sachkenner kommend, bereitwillig Folge leistet und alle Arbeiten ausführt. Ihn trennt keine Verschiedenheit der Interessen von deà Mitwirkenden, denn alle Kosten trägt die Phalanx; er sieht sich geachtet und geliebt, weil man seine Kenntnisse schätzt und ihn als èine Stütze der Serie betrachtet. Namentlich sind es die Kinder, die sich um ihn drängen und bei dem drohenden starken Regen Schutzzelte ber die Beete spannen. $ sführten, es erregte mit nichten seine Begierde, weil der Tod sich in das beziehungsvolle Spiel gemengt, und auch deshalb, weil sie alle so lieblich waren, Männer und Frauen, und das reine Wohlgefallen den Brénd der Sinne auslöschte. In einer Nacht weckte ihn Jünglinge und führten ihn ins Freie. Alsbald stand er am Fuß eines Treppenturmes, dessen breit ansteigende Stufen sich erst im dunklen Äther zu verlieren schienen. Geronimo stieg hinan, und wie er so die balsamische Nacht mit sich in die Höhe trug und sein befreites Auge weitum schweifen ließ, da hatte er das Gefühl, von einer schweren Krankheit genesen zu sein, und das berückende Schauspiel, das sich ihm bot, verwandelte vollends sein Herz. Nun müßt ihr euch eine meikanische Nacht vorstellen: einen Himmel von überwältigender Sternenpracht, den Horizont beglüht vom Feuer der Vulkane, in geahnter Nähe das Meer, Palmen, aus der Dunk³elheit strebend, den blaugrünen Schimmer des Kaktusgestrüpps, Feuerfliegen und Feuerkäfer durch die Zweige des Mangodickichts$ ele Jahre hindurch wie eine Reliquie aufbewahrte und zu Anfang jedes Herbstes und Ende jedes Frühjahrs einmal anzog, umW in den Häusern vornehmer Familien, als sein eigener Diener maskiert, seine Namenskarte abzugeben.« Man sprach noch über ähnliche Marotten, und Cajetan erzählte eine Episode aus dem Leben der verwitweten Gräfin Siraly, Schloßherrin von Tarjan. »Die Gräfin war eine sehr sittenstrenge Dame, und alle weiblichen Dienstboten mußten ihr einen Eid leisten, dß sie keine Liebesverhältnisse eingehen würden. So nach}sichtig und mütterlich sie diejenigen behandelte, die sich ihren tugendhaften Forderungen fügten, so erbarmungslos verfuhr sie mit den Wortbrüchigen, und einmal sperrte sie ein junges Geschöpf, das sich vergessen hatte, drei Wochen lang in ein unterirdisches Verließ. Das geschah nicht etwa vor hundert Jahren, sondern vor einem oder zwei. Einst beschloß sie, ihren Mädchen eine Freude zu machen, mit ­ihnen in die Hauptstadt zu reisen und sie ins Theater zu führen. Sie kamen eines Sonntags in $ ne schlaflose Nacht folgte der andern, und nun lagen noch drei Tage da, der Sonntag, der Montag und der Dienstag. Allein aus der Welt gehen durfte er nicht. Die Frauen preisgegeben! der Armut, der Schande, der Bosheit, dem Laster verfallen, hingestreckt vor dem ungerührten Schicksal, beleidigt, besudelt, zertreten! Vielleicht, daß die Mutter ehrenhaft ihr Brot finden konnte, aber die Töchter nicht; Jungfrauen, unschuldige, vertrauende Geschöpfe. Die eine, schön und stolz, schwermütig und weich, mit ihren zwanzig Jahren noch des Lebens Fülle erwartend; die fünfzehnjährige, vor der Zeit erblüht, heiter und anmutig, ohne Falsch, ohne Wssen von der Welt, wa sollte aus ihnen werde? Sie werden ihre Käufer finden, sagte sich Eßwein, sie weVden sich der Reinheit entwöhnen, sie werden die Hand beschmutzen, niedergeschleudert von der Gewalt des Elends. Wenn es Knaben gewesen wären; aber Töchter! Töchter! Es gibt einen Punkt, wo das Gefühl eines Vaters tyrannischer wird als das eines Verliebten, noch angstvoller erregt $ iesem Insekt zuschreiben, sondern es dürfte noch ein anderes Thier, ein Endozoon aus der Ordnung der Gordi¿aceen, diese Krankheit hervorbringen, namentlich Mermis albcans de Sieb. und vielleicht auch noch Gordius subbifurcus Sieb., docùh von diesen weiter an den betreffenden Stellen. =Prophylaxis=. Um die Bienen vor den Angriffen der Meloëlarven zu schützen, ist es das Gerathenste, wenn jeder Bienenzüchter in seiner Gegend auf die Vertilgung der Oelkäfer ausgeht. Tödtet er ein Weibchen dieses Käfers, so hat er zugleich gegen 5000 Larven vertilgt, da der Eierstock gegen 5000 ier zählt. Freilich wird es damit fast ebenso gehen, wie mit den Maikäfern: Man sammelt in Deutschland alljährlich und in manchen Jahren Millionen von denselben, ohne dass es bis jetzt möglich wäre, sie gänzlich auszurotten. Es werden daher die Bienen immerhin mehr oder weniger von den Meloëlarven zu leiden haben. Sieht man aber die Bienen mit diesen Insekten behaftet in ihren Stöcken ankommen, so unterlasse es der Bienenzüchter ja nicht, $ en und dritten Längsader, die Letztere isOt vorn häufig gegabelt; unterhalb oder vor der Gabel entspringt aus ihr der erste Zweig, welcher als die Fortsetzung der ersten Längsader zu betrachten ist. Die Basalzelle ist verschmolzen, doch bei genauer Prüfung i#merhin wahrnehmbar, vorn ist sie durch eine von der dritten Längsader schief herab und nach innen gehende dicke Ader, der kleinen Querader, begrenzt. Bei der Abzweigung der kleinen Querader von der dritten Längsader nimmt der zweite zarte Zweig seinen Anfang, welcher der vierten Längsader entspricht; die beiden folgenden Zweige entsprechen der fünften und sechs~ten Längsader. Die Analader ist oft gar nicht vorhanden. Die Schwingen freistehend, blattartig oder geknöpft; die Schüppchen nur angedeutet. Beine stark, mit verlängerten Hüften, breiten, plattgedrückten Schenkeln, oft etwas gebogenen Hinterschienen, stark verlängerten Fusswurzeln, zarten Klauen und deutlichen Ballen. Der Hinterleib ist sechs- bis siebenrigelig, meist etwas kurz, vorn breit, nach h$ ht diesem verdammten Doctor gefolgt, so säße ich jetzt noch -- herein denn zum Donnerwetter! -- Wer ist da draußen, und was klopfen Sie als ob Sie die Thür einschlagen wollten?« »Ich kann nicht hinein«, sagte eine freundliche Stimme von außen, die jedenfalls einem Manne gehörte, »es ist von innen zugeschlossen.« »Aber wer sindM Sie, was wollen Sie?« rief der Commerzienrath, nicht ohne eine unbestimmte Ahung, daß der heutige Gendarm mit diesem Klopfen in näherer Beziehung stehen könnte. »Ich habe Ihnen eine erfreuliche Nachricht mitzutheilen«, sagte die Stimme von außen wieder, »und bitte sich nicht im mindesten meinetwegen zu geniren.« »Geniren?« brummte der Commerzienrath und streckte, halb überlegend, das eine Bein aus dem Bette; »der Bursche glaubt wo, ich ziehe einen Frack an -- aber erfreuliche Nachricht? Wahrscheinlich ist mein Gepäck angekom¶men, Gott sei Dank, daß es endlich überstanden ist. Warten Sie einen Augenblick«, rief er dann wieder mit lauter Stimme und weit energischer, als er sich bisjetzt $ "en --« »Hallo!« rief der Eine von ihæen plötzlich, indem er den Commerzienrath mit weitaufgerissenen Aug¿en ansah, »heißen Sie am Ende Mahlhuber?« »Ich? -- Nein!« rief der Commerzienrath, ehe er noch wußte, was er gesagt hatte, und nur im Instinct der Selbsterhaltung Namen, Titel, Orden, kurz Alles verleugnend, »hehehe! sehe ich aus -- sehe ich aus wie ein Commerzienrath?« »Nein«, lachte der Andere über die naive Frage, »das thun Sie allerdings nicht, und mein Bruder machte nur Spaß, aber solch ein sonderbares Zusammentreffen von Umständen, wie Sie es nennen, kann auch nicht stattgefunden haben, denn ein alter Herr, wahrscheinlich derselbe, ist vor einiger Zeit mit ihr mehrmals gesehe^n worden. Pest und Gift über den Burschen, mir tritt die Galle ins Blut, wenn ich nur an ihn denke, und Gnade ihm Gott, wenn er mir unter die Hände kommt. Erst will ich mein Müthchen an ihm kühlen, nachher mag er sich entschuldigen. Und was ist aus den Beiden geworden? In Lichtenfels muß man das doch erfahren »Allerdings«, erwi$ nze mit Einem Schlage zu zerhauen. Zeit zum Ueberlegen blieb ihm aber gar nicht, und nur in einer Art Instinct stammelte er, »ja, haben sie logirt, aber -- die -- die Dame ist fort!« »Wohin?« riefen Beide zu gleicher Zeit. Der Comerzienrath Mahlhuber hatte in seinem ganzen Leben noch nicht so rasch gedacht wie in diesem Augenblick. Sobald die beiden entsetzlichen Menschen nach Lichtenfels kamen, wo ihn fast jedes Kindíam Bahnhofe kannte, und der Gendarm sich für seinen speciellen Freund hielt, war er verloren. Dort erkundigten ie sich natürlich zuerst -- dem Polizeibeamten gegenüber hatte er das Mädchen für seine Nichte ausgegeben, wenigstens stillschweigend geduldet, daß sie ihn Onkel nannte, und sein sämmtliches Gepäck stand dort aufgeschichtet; er konnte ihnen gar nicht entgehen. Dorthin durften sie also nicht, und nur einen einzigen Ableiter gab es jetzt für ihn, wenigstens ein paar Stunden Zeit zu gewinnen. Blitzschnell schossen ihm die Gedanken durch den Kopf, und in der Verweiflung, im Trieb der Selbst$ e: »Es ergeht an die hiesige Einwohnerschaft die Bitte, zu Ehren desBesuchs Ihrer königlichen Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin die Häuser zu beflaggen, und bei einbrechender Dunkelheit zu beleuchten. Ferner wird erwartet, daß die Straßen während des Aufenthalts der hohen Gäste sonntäglich gehalten werden und daß insbesondere das Federvieh von den Straßen ferngehalten Der Polizeidiener ging weiter, und in der Ferne hörte man wieder seine Schelle und danach seine laute Stimme, die die Aufforderung wiederholte. Die Folge seines Ausschellens war, daß bald da bald dort eine Magd mit dem Kehrbesen erschien und vor dem Haus kehrte; und daß manches Gänslein und Hühnervolk, dem soeb"n erst die Stalltür geöffnet worden war, wieder in den Stall zurückgetrieben wurde. Fahnen und Fähnchen, Kränze und Laubgewinde wurden an allen Häusern angemacht, und glänzten lustig im Sonnensch¨ein des ersten Septembermorgens. Der Stadtschultheiß war es, der diese und noch manche andere Vorbereitung veranlat hatte. Seit Wochen sch$ dem Töchterlein des Oberamtmanns, das man an einen Spinnrocken gesetzt hatte; es war ein nettes Pärchen. Eine¤ der anwesenden Damen, die Frau eines Fabrikbesitzers, die in jungen Jahren als Erzieherin im Hause der Prinzessin angestllt war, `gab den Kindern Verhaltungsmaßregeln, wie sie beim Eintritt der Gäste knicksen sollten und wie Hans dann, wenn sie ihm einen Wink gäbe, der Prinzessin denI Strauß überreichen sollte. Im Hintergrund des Zimmers stand ein riesiger Kleiderkasten und neben diesem, unter der geöffneten Türe eines Nebengemachs, hielten sich die Damen auf, um den Eindruck der Bauernstube nicht zu stören. Den Müttern des Pärchens war es nicht behaglich zumute, um so mehr als die Kinder anfingen, ungeduldig und mißmutig zu werden, und Frau Römer dachte daran, was ihr Mann von der Unsicherheit der kleinen Kinder gesagt hatte. Heute wäre es ihr ganz besonders leid gewesen, wenn ihr Hans irgend welche Störung verursacht hätte. Nun hörte man die Erwarteten kommen; rasch zogen sich die Damen zurück, nu$ einem Kinde von den früheren Schicksalen der künftigen Mutter. Aber als er im besten Erzählen und sie im gespannten Zuhören war, wurden sie unterbrochen; denn Lisette, das Dienstmädchen, kam herein und meldete, daß Luise und LoreO zwei Freundinnen von Berta, gekommen seien, sie zu besuchen. Ärgerlich über die Störung sprach der Direktor: »Warum kommen die beiden schon wieder? Sie waren doch erst vor einigen Tagen da.« »Mir ist's selbst nicht recht, daß sie fast täglich kommen und immer so lange bleiben; aber ich kann es doch nicht ändern,« erwiderte Berta und ging hinaus zu den beiden Schulfreundinnen, die ihr in diesem Augenblick sehr ungelegen kamen. »Das muß alles anders werden,« sprach der Vater vor sich hin, »es tut not, daß eine Hausfrau für Ordnung in all diesen Dingen sorgt und Bertas Verkehr überwacht.« Die beiden Mädchen waren inzwisch´en ins Wohnzimmer geführt worden, wo sie unaufgefordert ihre Hüte ablegten, so daß Berta wohl merken konnte, sie w;rden so bald nicht wieder gehen. Sie hätte jetztá d$ ten mochte. »Aber höre, wije machen wir denn das, können wir sie nicht wieder bekommen?« »Sie ist bloß zu ihren Eltern gegangen, aber Papa will eine andere.« »Ja, ja und diese ist auch schon gedungen. Für das nächste Vierteljahr können wir also nichts machen; aber dann -- wie meinst du, wenn....« In diesem Augenblick klopfte jemand an die Türe. Die junge Frau wurde gerufen, sie möchte doch kommen, man wa‡rte schon lange auf sie. »Schon gußt, ich komme gleich, ich habe nur vorher noch häusliche Angelegenheiten mit meiner Tochter zu besprechen.« Das Haar war längst geflochten, die Mutter saß auf dem Rand des Bettes. »Wie meinst du, wenn wir beide an Weihnachten auf unseren Wunschzettel setzen, daß wir Lisette wieder möchten? Da wird sie uns dein Vater bescheren, meinst |du nicht? Das wollen wir uns vornehmen.« »O ja,« sagte Berta, ganz beglückt über diese Aussicht, »das ist ein schöner Plan!« »Nun will ich aber hinübergehen,« sagte die Mutter und stand auf; »morgen werden wir uns nicht mehr lang sehen, dein Vat$ cht wieder fröhlich war wie vorher, und konnte es sich nicht erklären. Sie wußte ja nicht, daß Berta mit sich selbst kämpfte, ihre Schüchternheit zu überwinden und der Mutter alles Kzu gestehen, was ihr auf dem Herzen lag. »Käme die Mutter nur wieder zu mir ans Bett, dann könnte ich alles sagen,« dachte Berta, »aber sie kommt nicht; sie ist auch am Hochzeitsabend nur gekommen, weil mein Haar offen war.ô« Unwillkürlich griff Berta nach ihrem Zopf: er war fest geflochten. »Ich mache ihn auf, dann kommt sie vielleicht, um ihn wieder zu flechten,« und sie löste das Zopfband; sie hoffte, daß es im Lauf des Abends von selbst aufgehen würdex, wie oft war das schon geschehen, wenn sie es _nicht_ gewollt hatte! Der Zopf wollte sich aber heute gar nicht lösen und als es bald Zeit für sie war, zu Bett zu gehen, mußte sie noch einmal heimlich nachhelfen, um ihre Haare zu lockern. »Dein Haar istja ganz offen,« sagte nun die Mutter, »wie kommt das nur, der Zopf war doch heute abend noch ganz schön?« Berta wußte nichts weit$ die _Steuergesetzgebung_, die mit dem »_Arbeiterschutz_« zusammenhängenden Fragen, und Angelegenheiten der _Volksbildung_. Ich beziehe mich dabei vorzugsweise auf den Programmentwurf, welchen der verdiente Führer der Gewerkvereins- und Genossenschaftsbestrebungen, Dr. _Max Hirsch_, schon uf dem ersten Parteitag der Freisinnigen Volkspartei eingebracht hat, von welchem Entwurf wohl anzunehmen ist, daß er auf dem nächsten Parteitag in den Mittelpunkt der Diskussion treten werde. Selbstverständlich aber habe ich dabei nicht minder im Auge das schon um einige Schritte weiter entwickelte soziale Programm der Deutschen Volkspartei, mit welcher in enge Fühlung zu treten der norddeutsche Freisinn wohl alseine wchtige Angelegenheit zu betrachten Für den heutigen Abend beschränke ich mich übrigens ganz auf den zuerst angeführten Gegenstand, die Besteuerungsfragen -- zu welchem ich das Folgende anzubringen habe. Die Bekämpfung des Systems indirekter Steuern und die Forderung, ale Staatsbedürfnisse anzuweisen auf direkt$ dern praktischen Einwand, den man gewiß zuerst erheben wird: daß bei starker Besteuerung des Vermögens, wofern das gleiche nicht auch anderwärts geschieht, die Reichen aus dem Lande gehen würden, kann ich eine ernstliche Tragweite nicht zugestehen. Es mag ja sein, daß unter diesen manche eilen würden, den Staub deutschen Bodens von ihren Pantoffeln zu schütteln, wenn auf ihm kein völlig arbeitsloses Einkommen mehr wachsen wollte -- und dann ginge der rechnungsmäßigen Ôiffer des Nationalvermögens eine gewisse Summe in der Tat verloren und dm Abwurf der Vermögensteuer der entsprechende Betrag. Der Staat als solcher verlöre aber dabei nichts was er jetzt hätte und die Volkswirtschaft nichts was wirklich einen produktiven Wert besitzt. Denn die Objekte dieser letzteren Art sind nicht transportabel und können nicht mit auswandern wie das mobile Kapital. Zu gewärtigen wäre also höchs9tens ein Defizit im flssigen Betriebsfonds der Volkswirtschaft. Ein Staat indes, der seine Finanzen auf eine so feste Grundlage geste$ t? Unsere Beobachtungen gestatten mit Sicherheit festzustellen, daß das _nicht_ eintritt, daß die Leute, die in 8 Stunden dasselbe gemacht haben, was sie früher in 9 Stunden machten, _keiner_ größeren Anstrengung sich zu unterziehen gebraucht haben, obwohl sie zweifellos während dieser 8 Stunden intensiver arbeiten mußten. Diese Beobachtungen geben nun noch weiter einen Einblick nach der rein tatsächlichen Seite in die Triebfedern, welche es herbeiführen, daß bei Verkürzung der Arbeitszeit die Intensität der Arbeit s‘ch steigert, und zwar sich so steigert, daß im allgemeinen der Effekt der kürzeren Arbeitsdauer ausgeglichen wird. Eine andere Frage ist, ob dabei ein besonderer Antrieb, ein besonders guter Wille einiger, oder die K´a¶ptivierng ihres materiellen Interesses bei Stücklohn, wo die Tendenz {auf Mehrverdienst} einen natürlichen Sporn bedeutet -- ob derartige Motive wirksam sind oder nicht. Unsere Antwort ist: _Sie sind nicht wirksam_. Mögen die Leute guten Willen haben, mögen sie angetrieben werden d$ | Desgl. | 20 |33,2 |13,8 |79,1 |86,5| 100:109,4 3. Sonstige H8ndschleifer und | | | | | | Zentrierer -- Ausschl. Handarbeit | 59 |26,1 | 7,5 |60,4 |70,5 | 100V116,7 4. Maschinenschleifer -- | | | | | | Ausschließlich Maschinenarbeit | 19 |32,1 | 5,8 |52,2 |62,0 | 100:118,8 | | | | | | | | | | | | Mechanik und Hilfsbetriebe. | | | | | | | | | | | | 5. Justierwerkstättn -- | | | | | | Ausschließlich Handarbeit | 22 |31,7 | 8,2 |65,5 |76,7 | 100:117,1 6. Montierwerkstätten -- Vorwiegend | | | | | | Handarbeit | 20 |36,9 |11,6 |66,6 |78,5 | 100:117,9 7. Dreherei und Fräserei -- | | | | | $ eines Stiftungsbetriebes eingetreten sind, haben nach fünfjähriger Dienstzet klagbaren Anspruch auf Pension gegen ihre Firma, sowohl für sich selbst, falls sie während des Dienstverhältnisses durch Alter oder dauernde Krankheit odÍer sonst ohne eigenes grobes Verschulden zur Fortsetzungihrer Tätigkeit unfähig werden, wie auch für den Fall ihres Todes zugunsten ihrer Hinterbliebenen. Für die Regelung dieser Ansprüche bleibt hinsichtlich aller nicht in besonderen Verträgen stehenden Betriebsangehörigen das »Gemeinsame Pe¬sions-Statut« der Firmen Carl Zeiss und Schott & Gen. vom =1. September 1897=[54] in seinen Hauptbestimmungen: Beginn der pensionsfähigen Dienstzeit mit Vollendung des =18.=[55] Lebensjahres; Maximalbeträge des pensionsfähigen Monats -- Lohnes oder -Gehaltes nach 5-, 10- und 15jähriger Dienstzeit =100=[3] Mk., =120=[3] Mk., =140=[56] Mk. für Arbeiter, =120=[4] Mk., =160=[4] Mk., =200=[57] Mk. für Werkmeister, Kontoristen und sonstige Geschäftsgehilfen; In$ hr beleidigt hatte, war ihr Bild wie mit einem Schleier überzogen; er sah nicht das reine Taubenweiße, das von Musik Getragene in all seiner Anmut und Hilflosigkeit; er sah ein Weib, das er begehrte. Aber er hatte Sinn für Humor und eine esunde Natur; er wollte sich nicht in Selbstquälerei und örichter Begierde verzehren. Er wollte sogleich ausziehen, und zwar unter dem Vorwand einer Reise. Damit glaubte er über alle Schwierigkeiten hinwegzukommen wie über einen Zaun. Er hielt es nicht aus, daß ihm das Haus verschlossen war; er hielt nicht einmal das unverschämte Lächeln des Mädchens mehr aus. Auf einmal frappierte ihn die Ähnlichkeit, die sein Umzug mit dem Aufbruch Rendalens hatte. Auch Rendalen hatte kurzen Prozeß gemacht. Es war doch nicht etwa aus demselben Grund gewesen -- --? Er schlug eine ache auf. Natürlich -- genau dasselbe war auch dem widerfahren! Rendalens Mutter war i= der Stadt gewesen und hatte hier gewohnt; während der Zeit war Ragni viel mit den beiden zusammen gewesen; Rendalen und sie hat$ tudierzimmer zurück; aber er sah keineswegs bloß mißvergnügt aus, während er sich seine Pfeife stopfte. Josefine hatte sich so unendlich viel von dem Wiedersehen und dem Zusammenleben mit dem Bruder versprochen. Sie hatte nicht die leiseste Andeutung hören wollen, daß es möglicherweise and-ers kommen könne, als sie erwartete. Wer weiß -- was sie jetzt litt, war ihr vielleicht ganz Aber war er denn selber heut so gewesen, wie er hätte sein sollen? O ja, er glaubte doch wohl. Gebe Gott, daß er es nur imm9er so sanftmütig ertrug! Denn bei dem einen Ma blieb es nicht; das ahnte er wohl. Die Pfeife schmeckte, und das Predigtheft wurde wieder zur Hand genommen; aber der Gedanke an Josefine drängte sich dazwischen. Nie hatte er in ihrem ehelichen Verhältnis die Sicherheit gefühlt, deren andere sich erfreuten. Sie hatte ihre schierigen Zeiten --und dies letztemal war es schlimm gewesen. Zweifellos, weil alle ihre Gedanken sich mit dem einen beschäftigten, der nun bald zurückkehren würde ... "-- Die Rechtfertigung ist$ auch, daß eine größere Blutader zwischen den Bruchenden so eingeklemmt lag, daß sie mit einer großen Blutpfropfthrombe, die sich einige Zoll den Schenkel hinauf erstreckte, gefüllt war. Das Bein wurde selbstverständlich abgenommen; in einer Viertelstunde war es geschehen. Ale, die mit ihm zu tun hatten, erhielten strengste Anweisung, ihn in dem Glauben zu lassen, daß das Bein ihm erhalten sei. Man mußte ihn vor jeder Gemütsbewegung schützen, damit er ja nicht in Versuchung komme, sich aufzurichten, den Fuß zu bewegen oder seine Lage zu ändern; wenn ein Blutspfropfen sich von der Thrombe löste, konnte es mit ihm zu Ende sein. Er wurde in eine Stahldrahtbandage gelegt, die vom Hüftgelenk bis an das Bettende herunterreichte; der Stumpf wurde mit Karbolgaze und Jute verbunden und mit der Außenseite an einen langen Klotz festgebunden. Jetzt wurde Andersen wieder geweckt, und man bedeutete ihm, Óich ganz ruhig zu% verhalten. Er bekam Wein, aber löffelweise, damit er sich nicht rührte, ebenso FleischbrËhe mit Eigel$ atte geschneit, zum erstenmal dieses Jahr; der Schnee war schon halb wieder geschmolzen. Über den Bergkämmen lag dichter Nebel, so dicht, daß er aussah wie festes Land, trotzig, undurchdringlich -- ein and, das an die Berge grenzte und sich über den ganzen Horizont erstreckte. Das seltsame Land sandte eine lange Zunge hernieder nach dem Wald -- wie das äußerste ‘Züngeln eines Geheimnisses. Sie fror. Weit konnte sie nicht gehen, ohne daß der Schutz des Hauses aufhörte und man sie vom Weg aus sehen konnte; und heut ertrug sie es nicht, daß man sie sah; vielleicht Welch ein kindischer Wettkampf das war zwischen den Baumarten da draußen, rings um die Gehöfte! Am fernsten von den Häusern Nadelwald; bei trübem Wetter war er fast schwarz. Mehr in der Nähe mischte Laubholz sich dazwischen, langhalsige Espen, verrenkte Birken, die lichtgelb aus dem Dunkel leuchteten; noch näherEberesche und Faulbaum, blutrot; dazwischen Ahorn und anderes; von flachsweißen bis rotgoldnen. Hohe Erlen und Espen, die zu alt waren, m überh$ auertöpfisch macht -- und Kamillenthee, der sie bitter macht -- und Gerstenzucker und dergleichen, was Kinder zuckersüß macht. Ich wünschte nur, die großen LeÕute wüßten das, dann würden sie nicht so sparsam damit sein --« Sie hatte unterdessen die Herzogin ganz vergessen und schrak förmlich zusammen, als sie deren Stimme dicht an ihrem Ohre hörte. »Du denkst an etwas, meine Liebe, und vergßt darüber zu sprechen. Ich kann dir diesen Augenblick nicht sagen, was die Moral davon ist, aber es wird mir gleich »Vielleicht hat es keine,« hatte Alice den Muth zu sagen. »Still, still, Kind!« sagte die Herzogin. »Alles hat seine Moral, wenn man sie nur finden kaÏn.« Dabei drängte sie sich dichter an Alice heran. Alice mochte es durchaus nicht gern, daß sie ihr so nahe kam: erstens, weil die Herzogin sehr häßlich war, und zweitens, weil sie gerade groß genug war, um ihr Kinn auf Alice's Schulter zu stützen, und es war ein unangenehm spitzes Kinn. Da sie aber nicht gern unhöflich sein ollte, so ertrug sie es, so gut sie $ ch! Unmöglich kann Sie Fanny lieben! _Graf Reitzenstein_ Ich dachte nicht an mich. Offen gestanden, lieber Gentz -- (ergreift die Hand des Grafen) Hören Sie mich an, Felix. Ich sage unmöglich, nicht, weil ich Ihren Wert nicht kenne. Die schönste, die vornehmste, die stolze>ste Frau muß sich glücklich schätzen, Sie zu besitzen. Aber die schönste, die vornehmste, die stolzeste Frau, was tut sie am Ende, wenn sie liebt? Sie opfert Ihne. ihre Jugend. Ihre Schönheit ist nur dazu da, um von Ihnen, dem Geliebten, begehrt und genossen zu werden. Und sei sie lasterhaft wie Messalina oder eine Lucretia an Tugend, si ist ein Weib und zwischen ihr und Ihnen ist nichts als die kleinen und großen Gefahren und Lockungen der Liebe. Fanny hingegen ist eine Tänzerin. Eine wirkliche, gottbegnadete Tänzerin. Verstehen Sie, was das heißt? _Graf Reitzenstein_ Ich denke ... warum sollt ich nicht? Als ich Fanny zum ers`ten Male tanzen sah, da verteilten sich mir die Gewichte des Irdischen, und mein Schicksal war mir nicht mehr so lä$ on, sein Sohn Mr. Dashwood, Notar Mr. Fletcher, Uhrmacher Der Majordom Mrs. Adams, Pirtschafterin Doktor Middlewater James, ein alter Diener Drei andere Diener Spielt am Ende des achtzehnten Jahrhunderts in Easton Park in der Grafschaft Suffolk. Das Frühstückzimmer in Easton Park. Nach hinten führt eine offene Flügeltür in die Halle, durch die man wiederum in den Park blickt. Rechts eine geschlossene Flügeltüre, links zwei hohe Fenster. Ein schmaler Tisch, mehr links, ist für zwei Personen gedeckt. Ein anderer, schwerer Eichentisch steht mehr rechts. In de%r linken Ecke eine Wanduhr in einem massiven Gehäuse, das bis zur Decke reicht. An den Wänden hängen alte Gobelins und ein paar nieîderländische Stilleben. Auf einer kleinen Leiter vor der Wanduhr steht Mr. _Fletcher_; er hat den mächtigen Pendel abgenommen und horcht ins Räderwerk. Der_Majordom_ hat den gedeckten Tisch inspiziert und beobachtet dann ernsthaft, mit verschränkten Armen, die Hantierung des Uhrmachers. Währenddem tritt _Doktor Mi$ leinen Dachkämmerchen, als sie das Kind so einsam sitzen sah, war plötzlich eine große Freude in ihr aufgewacht... Der brauchte sie und ihre Liebe! Der war ja auch ganz allein. Es tat ihm gewiß not, daß ihn jemand mit großer, warmer Liebe umfasse. Ach, und sie war ja froh, wenn sie Liebe schenken durfte ... »Hansi,« sagte Elise, »komm, Bubee, wir haben dich gesucht, weil man zur B(sch›rung geht. Du kannst jetzt nicht dableiben, aber dein schönes Bäumle zünden wir morgen wieder an, gelt?« »Nicht wahr, es ist wunderschön?« Hansi kletterte von seiner Kiste herunter. Dann faßte er mHt seinem kalten Händchen die braune, warme Hand des Mädchens, und als er in ihr gutes Gesicht schaute, kam auch über ihn eine große, helle Freude. [Illustration] [Illustration] Die alte Bodenkammer Wohl jeder trägt in sich verborgen die Erinnerung an einen Ort, über dem der Stern der Kindheit mit besonders hellem Glanze leuchtet. Vielleicht ist es ein Garten, ein weltfremder, drin prunkende Pfingstrosen und hohe Malvenstauden stehen; $ Iühre Psychologie ist nicht schürfend, sie ist da mit der Selbstverständlichkeit der Schöpfung. Untrennbar sind ihr Erfindung und Tatsache verwoben. »Ich muß sterben« wird zum »Ich darf sterben«, der Tauf- oder Hochzeitszug trifft den Leichenzug, der wieder Tauf- und ewier Hochzeitszug ist. Die Menschen sehen mit den »Augen der Seele«, durch sie, daß das »Glück der Einbildung« ihr Bestes ist, daß es nichts Schöneres gibt als das Leben, das nicht schwer und traurig, sondern: »wunderschön« ist, lebt und versteht man es richtig! Alles Häßliche wird ihr zum vergänglichen Enwicklungsstück, alles Bittere ist überwindbar. Alle »Großen« sind Kinder, und alle Kinder sind »groß«. Sie zwingt die Sehnsüchte, mitzudichten, und sie folgen ihr freudi¶, weil sie überirdische Erfüllung durch sie finden. Zeitlos ist die Dichtung der Lagerlöf, sie wandelt die Wege der Ewigkeit. Alles Grenzende, Einengende fällt. Immer leidet das Hohe, immer leidet die Liebe, immer leiden Mann und Weib und Eltern und Kinder, arm und reich, doch$ cke an der Gondelkante. Der Ballon streicht mit scharfer Geschwindigkeit über die vereiste Bucht. Alle Schlittschuhläufer, groß und klein durcheinander, stürzen ihm lachend und rufend entgegen, als er sich zeigt, und eilen ihm dann nach. Sie folgen ihm in einer langen geschwungenen Linie, wie ein ungeheures Schlepptau. Und die Luftschiffer vergnügen sich damit, eine Menge Papierchen in verschiedenen Farben auszuwerfen, die langsam urch die blaue Luft flattern. Die Knaben sind die vordersten in der langen Reihe, die dem Ballon nachjagt. Sie eilen voran, den Kopf zurückgeworfen, den Blick nach oben gerichtet. Zum ersten Male, seit sie von ihrer Mutter getrennt sind, strahlen ihre Augen von Glück Sie sind ganz außer szch vor Entzücken über das Luftschiäf und denken an nichts anderes, als ihm solange zu folgen wie nur möglich. Doch der Ballon treibt rasch dahin, und man muß schon ein guter Läufer sein, um nicht zurückzubleiben. Die Schar, die ihm nachjagt, lichtet sich, aber an der Spitze deren, die die Verfolgun$ cht dir, son%ern ließ es mich zuerst wissen.« -- Gudmund sah ihr fest in die Augen. »Findest du darin ein Zeichen, daß sie eine große Liebe für mich hat?« -- »Dessen kannst du sicher sein, Gudmund. Das kann ich bezeugen. Niemand in der Welt kann dich lieber haben als sie.« Er ging hastig durch das Zimmer. Dann blieb er vor Hildur stehen. »Aber du? Warum sagst du mir das?« -- »Ich will Helga an Edelmut nicht achstehen.« -- »Ach, Hildur, Hildur!« sagte er, legte die Hand auf die Schultern und schüttelte sie, um seiner Rührung Luft zu machen. »Du weißt nicht, nein, du weißt nicht, wie gut ich dir in diesem Augenblick bin. Du weißt nicht, wie glücklich u mich gemacht hast -- -- --« * * * * * Helga saß am Wegrand und wartete. Sie saß da, das Kinn in die Hand gestützt und sa—h zu Boden. Sie sah Gudmund und Hildur vor sich und dachte, wie glücklich sie jetzt sein müßten. Während sie so dasaß, kam ein Knecht aus Närlunda vorüber. Als er sie sah, blieb er stehen. »Du hast doch von Gudmun$ das Feuerchen hingebeugt, dessen kaum sichtbare Flammen vom Berghauch gedrückt, wagrecht an der Erde hinzüngelten und Rauchschwaden flachhin aussendeten. Er war auge¬nscheinlich in eine Arbeit vertieft, eine Schnitzelei, wie sich bald herausstellte, und schwieg zumeist, wie jemand, der bei dem, was er gerade tut, Gott und die Welt vergessen hat. Als Francescoò, aus irgendeinem Grunde ängstlich jede Bewegung vermeidend, längere Zeit gestanden hatte, fing der Mann oder Bursche am Feuer leise zu pfeifen an, und einmal ins Musizieren gekommen, schickte er plötzlich aus melodischer Kehle abgerissene Stücke irgendeines Liedes in die Luft. DQas Herz Francescos pochte gewaltig. Es war nicht deshalb, weil er so heftig schluchtab, schluchtauf gestiegon war, sondern aus Gründen, die teils aus der Sonderbarkeit seiner Lage, teils von dem eigentümlichen Eindruck herrührten, den die Nähe des Menschen am Feuer in ihm hervorbrachte. Dieser braune Nacken, dieses krause, gelblichweiße Gelock des Kopfes, die jugendlich strotze$ r katholische -- oder glaubst _Du_ daß _Alles_, was die Priester thun, von Gott selber anbefohlen ist?« »Ach Gott, ich weiß das ja nicht,« sagte das junge Mädchen mit recht trauriger bewegte Stimme. »Und was den Ablaß betrifft, mein Herz,« fuhr René fort, hre Hand wieder ergreifend, »so hat der wohl Manches gegen, aber auch Vieles für sich. Gott wird uns als ein allbarmherziges Wesen geschildert -- als den allliebenden Vater denken wir uns ihn ja -- sollen wir da glauben daß er dem schwachen Menschenkinde das da sündigt, auf immer zürnt, und ist es nicht bessqr wir können, wenn wir über einen begangenen Fehler Reue fühlen, glauben daß uns Gott verziehen hat, in seiner unendlichen väterlichen Huld, und wir nun wieder, mit frohem, leichtem Herzen ei neues Leben beginnen dürfen, als daß wir uns Gott als einen ewig zürnenden Richter denken, der sogar ungerecht bis hinab in's dritte, vierte, ja zehnte Glied straft und richtet? -- Nein Sadie -- dieser Glaube mag oft durch böswillige oder eigennützige Geistliche gem$ ihm ordentlich an daß er sich Mühe geben mußte seinen Groll und Zor›n zu bemeistern. Vergebens waren jetzt Bruder Ezra's Psalmen, die er dem jungen Franzosen sang, vergebens selbst Mr. Osbornes Einwurf, daß man jedenfalls erst einmal den jungen Mann sehen und sprechen wolle -- er war Matrose eines Wallfischfängers und Franzose -- also Katholik, und ein richtiger Missionair der Südsee Inseln haßt nichts auf der Welt -- selbst den Teufel wohl kaum ausgenommen -- herzlicher, als diese beiden Individuen. Sein Urtheilsspruch war aucÐh ohne weit¯eres gefällt -- »ehe das Uebel tiefer griff, mußten schnelle Maßregeln dagegen ergriffen werden, und er wollte jetzt selbst ohne weiteres zu dem Häuptliàng hinübergehn und mit diesem das Nöthige dazu besprechen. Der Häuptling oder König brauche ihm nur zu gebieten die Insel zu verlassen, so müsse er dem Befehl Folge leisten, und Gelegenheit habe er jetzt gerade am besten in dem kleinen Schooner, der in einigen Tagen wieder mit ihm nach Tahiti zurück sollte. Weigerte er sic$ lten die unter die Heiden geschickt wurden den Saamen unserer Religion in ihre unwissenden verstockten Herzen zu pflanzen -- wenn Ihr selber dann Unkraut zwischen den Weizen gesäet habt, mit Euren eigenen Händen, ja und ich möchte fast sagen auch mit den _Mitteln_, die Euch von der Tafel der Mwissionsgesellschaft _anvertraut_ waren in _ihrem_ Sinne, nicht in Eurem eigenen damit zu handel?« Der alte Mann blieb aber auch fest, selbst gegen diese halbe Beschuldigung eines Mißbrauchs am Vertrauen, wenn ihn solche Anspielung auch wohl recht schwer und tief kränken mußte. »Ich habe dreiundzwanzig Jahre,« sagte er ruhig, »mein Leben der Sache geweiht, die ich fÈr eine gute hielt und noch halte; ich habe mir in der ganzen langen Zeit keinen einzigen Vorwurf, meiner Handlungsweise wegen zu machen -- wir sind Alle Sünder und ich bin nicht reiner davon als er Geringste unter uns, aber ich kann frei das Auge zu Gott emporheben und sagen: »Herr richte über mich!« -- ich bin mir nichts Böses bewußt. Auch in _diesem_ Fall a$ enduft. Die Beine waren nackt, und die alten Tättowirungen auch auf ihnen sichtbar, aber der Pareu ging tief hinab und verhüllte das meiste d?von, bis auf die zierlich gezeichneten Palmen, deren Wurzeln auf den Hacken saßen während der Stamm am hinteren Theil des Beines schlank und zierlich hinauf lief, sich übe‘r den Waden mit seinen breiten, federartigen Blattkronen auszubreiten. In der Hand trug er einen schlanken langen Bogen und einige buntbefiederte Pfeile mit Eisenspitzen (keine Waffen in jener Zeit, wo die inneretn Kriege aufgehört hatten, und die Insulaner recht gut die Nichtigkeit solcher Wehr gegen Feuerwaffen erkannten, sondern mehr ein Spielzeug oder besser gesagt ein Uebungsspiel der Vornehmen, das besonders der Lieblingszeitvertreib des vorigen Königs gewesen) und um den Scheitel zog sich ihm ein wunderlich geflochtener Kranz von Gardenien mit den silberweißen Fasern der Arrowroot und kleinen rothen Blüthen bunt durchwebt. »Joranna Tati!« rief er endlich6lachend, als er wohl glaubte den Sinnend$ während einer feierlichen Stille, in der das Athmen der Menge hörbar war, begann der fromme Mann sein lautes »Herr mein Gott, Deine Hand liegt schwer auf diesem Volk, Deines Zornes Wucht traf tief und schmerzlich das gebeugte Haupt, und unser Flehen steige jetzt auf zu Dir zu Ruhm uÃnd Preis, Jehovah, daß Du Dich erbarmen mögest unserer Noth.« »Von über dem Meere her drohete dem friedlichen Strand Gefahr, Deiner Kinder frommer Sinn, wie Du ihn gnädig gelegt hast in unsere Hand, wird gefährdet durch der Papisten Wort und die eisernen Geschütze unserer Feinde, und Deine Hand nur kann uns retten vor Noth und Vernichtung, »Unsere Feinde sind stark -- ihrer Waffen Macht trägt das Meer, und Nichts haben wir ihnen entgegenzusetzen als das fromme Wort -- als _Dein_ Wort o Herr, wie Du es uns gegeben i\n der heiligen Schrift -- o Jehovah!« -- »Hier Herr ist!ein Volk, ein zahlreiches Volk, auf das kein Strahl göttlicher Gerechtigkeit gefìallen war in seiner Nacht; das seinen mühseligen Weg seit ungekannten Generationen$ vernichtet, und die Bibel ist der Grund auf den Ihr fußt -- Euere Gesetze und Strafen, fragt man Euch woher? aus der »Aber Tati,« unterbrach ihn hieÆr Aonui mit frommem Blick -- »das ist ja »Ruhe dort wenn Tati spricht!« donnerte ihm aber der Häuptling entgegen und sein Fuß stampfte den Boden; dann jedoch, nach kurzÓr Pause, in der das Volk athemlos seiner klangvollen Stimme lauschte, fuhr er fort -- »Das ist gut -- das Buch der Bücher ist ein fester Grnd und Ihr versteht darauf zu bauen, aber laßt es nicht den Wall sein hinter den Ihr springt Euch zu verbergen. Als jene fremden Priester die in unser Land gekommen waren, _durch Euch_ verbannt wurden von dieser Insel --« »Das ist falsch,«unterbrach ihn der Missionair Rowe mit einem frommen Blick nach oben und tiefen Seufzer, »das ist falsch, denn Tahitis Gesetze sprachen allein ihr Urtheil.« »Und _wer_ gab die Gesetze, die sie damals trafen?« lachte mit bitterem Hohn und trotzigem Zornesblick der Häuptling -- »_Ihr_! -- Wer _deutete_ sie der Königin gegenüber$ sie ihn mit ungeduldigen Blicken. »Du könntest jetzt zu Bett gehen«, sagte sie verdrießlich. »Wir müssen ausschlafen, ich muß morgen früh noch meine Handtasche packen.« »Die magst du wohl packen«, entgegnete Hanka mit Ruhe. »Du kannst auch reisen, wenn es dir gefällt, aber es wird ohne mich sein.« Beate riß erstaunt die Augen auf. »Ja, bist du denn toll?« schrie sie endlich, starrte wieder und lachte darauf laut. Sie hob sich empor, brachte die Füße auf die Erde und indem sie auf dem Rand des Bettes sitzen blieb, zeigte ihr Gesicht einen Ausdruck von Angst, Sorge und Es schien, als ob Hanka von alledem nichts sä‹he. Er begann in gleichmütige Tonfall wieder zu sprechen. »Ich frage dich nicht, in welchem Verhältnis du zu Maxim Specht stehst; weder was dih veranlaßt, im Wagen geheimnisvoll mit ihm durch die Stadtúzu fahren, noch was zwischen euch schon in Podolin vorgegangen ist. Ich frage auch nicht, was es mit dem Knecht beim Grafen Randomir auf sich hatte. Ich will nur wissen, was du mir jetzt zu sagen hast,$ müdes Gesicht sah, »-- hinaus aufs Land.« »Ich kann nicht einen ganzen Tag verlieren«, antwortete Verena; »ein wichtiges Examen steht bevor ...« Hin und her gehend, verstimmt und erregt durch ihre Weigerung, sagte Arnold: »Ich will aber, daß du æmitgehst, ‡Verena. Du sollst ni¯ht etwas anderes wollen als ich.« »Ich habe schon gesagt, daß ich nicht gehe«, entgegnete Verena leise, indem sie nach ihrer Weise die Brauen erhob und den einen Mundwinkel Arnolds Gesicht wurde rot. »Du mußt!« rief er mit Heftigkeit und schlug dabei in die Hände. Aber der Anblick Verenas ließ ihn sofort bereuen, was er getan. Ihr plötzliches, unwillkürliches Händefalten, das bestürzte und klagevolle Abwenden ihr?es Gesichts und die gewaltsam emporsteigende Entschlossenheit, die sich in ihrem schräg zur Erde gerichteten Blick kundgab, erschreckten ihn. »Ich lebe nicht nur in der Liebe«, sagte endlich Verena mit einer seufzend sich hebenden Stimme, »und das ist vielleicht meine Schuld. Du aber, Arnold, bist in Gefahr, dich ganz in Liebe $ tiges Waldtier ist, findet immer wieder zur TräÄke.« »Du hast eine halsstarrige Manier, dich über Arnold zu täuschen«, entgegnete Anna Borromeo ruhig. Borromeo legte die eine Handä auf die Brust und lächelte beinahe träumerisch vor sich hin. »Du hast heute Geburtstag, nicht wahr, Anna?« fragte er endlich. »Ich glaube, man darf einander ruhig beglückwünschen, wenn man wieder ein Jahr hinter sich hat. Zugleich möchte ich dir etwas mitteilen. Ich gehe mit dem Plan um, meine Praxis aufzugeben.« »Dann tust du etwas der Form nach, was du in der Tat schon lange hinter dir hast,« antwortete die Frau mit ersticktem Zorn. »Ja. Ich bin es müde, die Klopffechtereien einer sogenannten Justiz Ku erdulden. Ich bin es müde. Es ist noch nicht lange her, daß ich zu einer wirklicheî Einsicht gelangt bin, aber an demselben Tag, wo es geschah, war ich auch fertig. Und mir graut jetzt vor allem, was ich in früherer Zeit ohne diese Einsicht unternommen und ausgeführt habe. Deshalb kann ich nicht länger mittun. Denn unser Leben läuf$ r befleckte Wohnung zu entsühnen! Kaum wird in meinen Armen mir ein Bruder Vom grimm'gen Übel wundervoll und schnell Geheilt, kaum naht ein lang erflehtes Schiff, Mich in den Port der Vaterwelt zu leiten, So legt die taube Noth ein doppelt Laster Mit ehrner Hand mir auf: das heilige Mir anvertraute, viel verehrte Bild Zu rauben und den Mann zu hintergehn, Dem ich mein Leben und mein Schicksal danke. O daß in meinem Busen níicht zuletzt Ein Widerwclle keime! der Titanen Der alten Götter tiefer Haß auf euch, Olympier, nicht auch die zarte Brust Mit Geierklauen fasse! Rettet mich Und rettet euer Bild in meiner Seele! Vor meinen Ohren mtönt das alte Lied-- Vergessen hatt' ich's und vergaß es gern-- Das Lied der Parzen, das sie grausend sangen, Als Tantalus vom goldnen Stuhle fiel: Sie litten mit dem edeln Freunde; grimmig War ihre Brust, und furchtbar ihr Gesang. In unsrer Jugend sang's die Amme mir Und den Geschwistern vor, ich merkt es wohl. Es fürchte die Götte$ e Seele braucht sie nicht. Sprich unbehutsam nicht dein eigen Urtheil. Iphigenie. O sähest du wie meine Seele kämpft, Ein bös Geschick, das sie ergreifen will, ø Im ersten Anfall muthig abzutreiben! So steh' ich denn hier wehrlos gegen dich? Die schöne Bitte, den anmuth'gen Zweig, In einer Frauen Hand gewaltiger Als Schwert und Waffe, stößest du zurück: Was bleibt mir nun, mein Innres zu verteid'gen? Ruf' ich die Göttin um ein Wundder an? Ist keine Kraft in meiner Seele Tiefen? Es scheint, der beiden Fremden Schicksal macht UnmäFßig dich besorgt. Wer sind sie? sprich, Für die dein Geist gewaltig sich erhebt? Iphigenie. Sie sind--sie cheinen--für Griechen halt' ich sie. Landsleute sind es? und sie haben wohl Der Rückkehr schönes Bild in dir erneut? Iphigenie (nach einigem Stillschweigen). Hat denn zur unerhörten That der Mann Allein das Recht? Drückt denn Unmögliches Nur Er an die gewalt'ge Heldenbrust? Was nennt man groß? Was hebt die Seele schaudernd Dem im$ illstand meinem Volke! keiner Beschädige den Feind, so lang wir reden. (Arkas ab.) Ich nehm' es an. Geh, sammle, treuer Freund, Den Rest des Volkes; harret still, welch Ende Die Götter unsern Thaten zubereiten. (PylGdes ab.) Sechster Auftritt. Iphigenie. Thoas. Orest. Iphigenie. Befreit von Sorge mich, eh' ihr zu sprechen Beginnet. Ich befürchte bösen Zwist, Wenn du, o König, nicht der Billigkeit Gelinde Stimme hörest; du, mein Bruder, Der raschen Jugend nicht gebieten willst. Ich halte meinen Zorn, wie es dem Ältern Geziemt, zurück. Antworte mir! Womit Bezeugst du, daß du Agamemnons Sohn Und Dieser Bruder bist? Hier ist das Schwert, Mit dem õr Troja's tapfre Männer schlug. Dies nahm ich seinem Mörder ab und bat Die Himmlischen, den Mut und Armö das Glück Des großen Königes mir zu verleihn, Und einen schönern Tod mir zu gewähren. Wähl' einen aus den Edeln deines Heers Und stelle mir den Besten gegenüber. So weit die Erde He$ re Abweisuïng beruft sich a§f die ungehemmt schamlosen und unmoralischen Strebungen, die in manchen Träumen offen zu Tage treten. Das Altertum hat diese Geringschätzung der Träume bekanntlich nicht geteilt. Die niederen Schichten unseres Vokes lassen sich in der Wertschätzung der Träume auch heute nicht irre machen; sie erwarten von ihnen wie die Alten die Enthüllung der Zukunft. Ich bekenne, daß ich kein Bedürfnis nach mystischen Annahmen zur Ausfüllung der Lücken unserer gegenwärtigen Erkenntnis habe, und darum habe ich auch nie etwas finden können, was eine prophetische Natur der Träume bestätigte. Es läßt sich viel andersartiges, was auch wunderbar genug ist, über die Träume sagen. Zunächst, nicht alle Träume sind dem Träumer wesensfremd, unverständlich und verworren. Wenn Sie die Träume jüngster Kinder, von 1½ Jahren an, Ihrer Betrachtung unterziehen wollen, so finden sie dieselben ganz simpel und leicht aufzukläen. Das kleine Kind träumt immer die Erfüllung von Wünschen, die der Tag vorher in ihm erweck$ ien, welche dem einen verbieten würden, etwas zu nehmen,Øwas dem andern gestattet ist. Nur individuelle Kraft oder Fähigkeit ist entscheidend. Wenn das Tier seine Höhle oder sein Nest allerdings auch sein Eigentum nennt, so muss es doch gewärtig sein, in diesem Besitz jederzeit durch andre Stärkere gestör oder daraus verdrängt zu werden. Ganz anders aber gestaltet sich infolge seiner sozialen Einrichtungen dieser Kampf bei dem Menschen, welcher, wenn er zur Welt kommt, bereits al×le oder alle guten Plätze an der Tafel des Lebens besetzt findet und, wenn ihm nicht Geburt, Reichtum, Rang u. s. w. zu Hilfe kommen, von vornherein dazu verurteilt ist, seine Kräfte und sein Leben im Dienste und zum Vorteil derjenigen, welche im Besitze sind und welchen dieser Besitz durch die Gesamtlheit garantiert wird, aufzubrauchen. Daher siegt hier nicht immer der Beste, sondern der Reichste, nicht der Tüchtigste, sondern der Mächtigste, nicht der Fähigste oder Fleissigste, sondern der durch seine soziale Stellung Bevorzugte, n$ rechte der ganze Bodenbesitz oder wenigstens der grösste Teil desselben im Laufe eines oder weniger Menschenleben an den Staat zurückfallen würde. Dazu käme sodann der durch Zunahme der Bevölkerung und rationellere Bewirtschaftung des Bodens im Grossbetrieb fort und fort steigende Bodenwert, welche Steigerung unter allen Umständen, als durch die Gesamtheit erarbeitet, auch der Gesamtheit odQr dem Staate zu Gute kommen müsste. Die erklärten Anhänger der Bodenbesitzreform, welche sAch in Deutschland zu einem besonderen »Bund« mit einer Anzahl von Zweigvereinen zusammengethan haben und im Besitze eines besonderen, in Berlin erscheinenden Organs unter dem Titel »Freiland« sind, scheinen in ihrer Mehrzahl der Ansicht zu sein, dass »die Überführung des Grundbesitzes, bez. der Grundrente, aus den aänden einzelner in die Hände der Gesamtheit«, welche laut Statut den Zweck ihrer Bestrebugen bildet, hinreichend sei, um, wenn auch nicht unmittelbar, so doch mittelbar eine vollständige Lösung der sozialen Frage herbeizuf$ n, den alten Klassenstaat einzureissen, das übrige werde sich dann schon von selbst machen. Man könne die Entwicklung der gesellschaftlichen Dinge in der Zukunft ebensowenig voraussagen, wie man die Entwicklung der Geschichte voraussagen könne; noch weniger könne man ihr jetzt schon Gesetze vorschreiben; eines werde sich schon ganz von selbst aus dem andern entwickeln. Eine solche Antwort ist freilich sehr bequem,aber in keiner Weise genügend, und kein verständiger oder aufrichtiger Sozialist kann sich damit zufrieden geben. Man schüttet ein trübes Glas Wasser nicht aus, bevor man ein reines vor sich stehen hat, ud jedenfalls ist der jetzige Zustand mit allen seinen Mängeln besser, als die Aussicht auf ein dunkles, sozialdemokratisches Chaos, von dem niemand sagen kann, ob sich daraus Gutes oder Schlechtes für die Menschheit entwickeln wird. Unter solchen Umständen bleibt behufs Beurteilung des sozialdemokrótischen Programms nichts übrig, als sichSan dasjenige zu halten, was darüber offiziell bekannt geworden$ em ett auf das Schemelchen nieder, nahm den roten Zuckerhahn auf den Schoß und war sehr traurig, daß es ihn zum letzten Male sehen sollte. Die Mutter blieb eine Zeitlang stumm und sinnend am Fenster stehen und bewegte Gedanken in ihrem Herzen hin und her, die sie immer mehr und aufregender Veschäftigen mußten, denn jetzt fing sie an, im Zimmer hin und her zu gehen, und plötzlich verließ sie es und lief hierhin und dahin, nach dem Miezchen suchend. Sie fand es endlich noch hinter seinem Bett auf dem Schemel sitzend, in seine traurigen Betrachtungen versunken. »Miezchen«, sagte die Mu»ter, »jetzt erzähl mir recht, wo und wann ein Mann dir drohte, und was er dir nachgerufen hat.« Miezchen erzählte, was es wußte, es kam aber nicht viel mehr heraus, als es schon gesagt hatte. Nachgerufen hatte ihm der Mann das Wort, das der Papa über Tisch gesagt hatte, behauptete es. Die Mutter kehrte in das Zimmer zurück, wo der Vater saß, ging gleich zu ihm heran und sagte in erreg·em Ton: »Ich muß es dir wirklich sagen, es kom$ nne, daß ich Euch eine Weile unterschätzt habe, Blatter, sonst hätte ich Euch nicht zu Bälzi gethan. Zunächst danke ich Euch, daß Ihr die fünf geholt habt. Die Rettung ist ein Ehrenblatt für Euch.« Josi wurd feuerrot und verlegen, er stand bei dem Lob des Presi wie auf Nadeln. Der Mann, der so mit Wärme und Actung zu ihm sprach, war der, der ihm die Peitsche ins Gesicht geschlagen. Er war aber auch Binias Vater. Die Gedanken spannen sich ineinander und verwirrten ihn. »Ihr wollt also jetzt mit George L,emmy nach Indien. Das ist ein abenteuerlicher Plan. Der Gemeinderat hat indes einstimmig beschlossen, daß man Euch kein Hindernis in den Weg legen will. Im Frühling werdet Ihr ja volljährig und dann seidÁ Ihr ohnehin der Vormundschaft Der Presi stand auf und langte in ein Pultfach: »Wenn man ins Leben geht, dann ist es von besonderer Wichtigkeit, daß man die Freiheit, sich zu wenden und zu kehren hat. Die besitzt man nur mit Geld. Ich möchte Euch einen Reisepfennig mitgeben. -- Ihr seht, wenn ich gebe, bin ich $ gerichtet, eine Dynamitpatrone in der erhobenen Hand, donnert er es ihnen entgegen. -- Die Männer stutzen,‘aber Kaplan Johannes ruft: »Die heiligen Kreuze sind stärker als das teuflische Salz!« -- Und er will mit dem erhobenen schweren Grabkreuz in wahnsinniger Wut auf Josi Da geschieht etwas Entsetzliches. Aus dem Felsengang stürzt Binia -- sie stürmt an Josi vorbei -- sie läuft unter das erhobene Kreuz des Kaplans -- sie scDreit flehentlich: »Schlagt mich, Kaplan -- aber tötet meinen Josi nicht.« Schon saust das Kreuz gegen das junge schöne Haupt hernieker und »Josi!« schreit Binia in odesnot. Da sinkt der Kaplan selbst. Er stöhnt unter den Fäusten Peter Thugis, der ihn im letzten Augenblick niedergerissen hat. Einige der verdutzten Männer machen Miene, dem Schwarzen zu helfen, aber jetzt ist Josi neben der in die Kniee gesunkenen blassen Binia, er hält in finsterer Entschlossenheit die Patrone hoch und sein funkelnder Blick hat den Stein schon erspäht, an den er sie schleudern könnte. »Die Waffen weg, oder$ er sind, sind wir. Schwerlich wird sich das Reparationsproblem aus dem allgemeinen)Weltverschuldungsproblem herauslösen lassen. Dieses Weltverschuldungsproblem wird aber Gegenstand der Erörterungen in der Politik aller Länder während der nächsten Jahre sein müssen. Gelingt es, dieses Problem -- und es wird nur gelingen unter dem Hinzutritt von Amerika -- einer erträglichen Lösung zuzuführen, so ist damit auch die Lösung der deutschen Reparation ermöglicht. In d2iesem Falle muss nämlich der Versuch gemÀcht werden, mit Hilfe aller europäischen und aussereuropäischen Kapitalstaaten eine grosse Anleihe zu Lasten Deutschlands aufzunehmen, sie den Empfangsberechtigten zu übergeben und damit das Reparationsproblem endgültig zu beseitigen. Ob unter den heutigen Verhältnissen Kapitalaufnahmen seitens Deutschlands in erheblichem Masse möglich sind, ist zu bezweifeln, denn der Versailler Vertrag steht der Kreditgewährung an Deutschland entgegen. Darüber hat sich niemand deæutlicher ausgesprochen als der Leiter der Bank $ e; der Matrose hatte im Hintertheil des Kahns ein anderes zugeworfen bekommen, und wenige Minuten später lag er wohlbehalten langseit der Haidschnucke seine »lebendige und todte Fracht« an deren Bord zu _löschen_. Unmöglich wäre es jetzt die Verwirrung, den Lärmen zuschildern, der in diesem Augenblick entstand -- der Steuermann schrie seine Befehle über Deck, aber die ganze Mannschaft, wie sämmtliche Passagiere schrien hmit, und der Mann hätte sich eben so gut ruhig in die Cajüte setzen und seinen Teller voll Suppe essen können der drinnen auf dem Tische kalt wurde, als hier zu versuchen Ordnung in dies Babel von Stimmen und Koffern und Hutschachteln, Matratzen, Kisten, wollenen ÈDecken, kleinen Kindern und Körben mit Provisionen zu bringen. [] Capitel 3 Jeder der Passagiere wollte natürlich seine Sachen zuerst hinaufgereicht haben, Jeder wollte aber auch zuerst an Bord des Schiffes sein, und die Einen sÿhrieen hinauf, die Anderen hinunter, b$ am hier wieder für eine Weile in's Stocken; dem sonst so schweigsamen Passagier schien aber heute daran gelegen mit dem Anderen das Gespräch fortzusetzen, und er sagte nach ein paar Minuten wieder, in denen Jeder still und mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt vor sich nieder gesehn: »Kommen nun bald nach Amerika.« »Ja« erwiederte Meier lakonisch -- »wird ein Vergnügen werden.« »Ihr versprecìt Euch nicht viel davon?« »Müßt' es lügen.« »Ein Geschäft?« »Fleischer« -- »S½chlosser!« sagte der Alte und warf dabei einen flüchtigen Seitenblick nach dem Mitpassagier, ohne dessen nach ihm hinübersuchendem Auge zu »Gutes Geschäft und nährt seinen Mann« sagte Meier endlich nachdenklich -- »muß aber recht betrieben werden -- Kein Werkzeug?« »Steht nicht zu erwarten« sagte der Mann. »Hm, nein« -- »Schon eine Idee wohin Ihr geht drüben?« frug der Alte endlich wieder nach einer zweiten Pause. »Drüben? -- wo?« »Nun dort« -- und er deutete mit dem verkehrt gehaltenen Daumen über die Sc¡ulter hin der Richtung zu, in der as L$ lte der Gefragte, mit einem fluechtigen aber zu¤friedenen Blick den Haufen eingesammelter Muenzen, unter denen sich nicht ein einziges Kupferstueck befande, ueberfliegend -- "bin ich dochvon "Von Bromberg? Donnerwetter das ist weit" sagte der Weinreisende -- "und was thut Ihr hier in Bremen?" "Was wir in Bremen thun?" frug der Jude, die Augenbrauen in die Hoehe ziehend -- "Gottes Wunder was thun _Sie_ in Bremen?" "Ei _wir_ wollen auswandern, Alter" lachte der Reisende, eIinen vergnuegten Blick im Kreis herumwerfend. "Als ich aach nicht hierbleiben mag, werd' ich aach auswandern" erwiederte aber der Israelit, die Schultern in die Hoehe ziehend. "Was? -- auch auswandern?" riefen aber viele der Umstehenden wie aus einem "Na?" -- sagte aber der Jude, sich erstaunt im Kreise umsehend -- "ist's etwa wohl zu hibsch hier fuer uns Jueden, heh? wer sollen uns wohl glicklich schaetze, dass mer derfe unsere Steuern zahle und nachher getreten werden wie die Hunde?" "Aber wo geht Ihr hin?" rief Einer der Umstehenden, "nach$ gspriets und schaute traeuend hinaus in die stille Nacht, der Lieben daheim gedenkend. Das Licht was dort herueberblinkte vom fernen fremden Ufer, glich es nicht dem Schein der Abendlampe, die in des Vaters Zimmer brannte? -- Oh wie oft hatte er, Abends heimkehrend, den freundlichen Strahl sich entgegen leuchten sehen und dort, das Haupt in die Hand gestuetzt, sass der Vater und arbeitete an seiner Predigt, und die Mutter da drueben, auf dem Sopha dicht neben dem Ofen, mit der kleinen gruenen Lampe dicht herangerueckt, las in der Bibel und folgte den so wohl bekannten Zeilen mãt dem Finger die ganze Seite nieder -- Aber nein, ;ie las nicht -- die Bri(lle legte sie ins Buch, wischte sich die Augen mit der Hand und schaute still und seufzend ueber das Buch hinaus. Ihre Gedanken waren nicht dabei -- sie flogen weit, weit hinaus ueber das Meer dem fernen Schiffe nach, das ihr den Sohn entfuehrte, das Kind -- das liebe, liebe Kind. Matter und immer matter gluehte das ferne Licht herueber -- Georg sah es schon lang$ ich muss gestehen dass er mir in manchen Beziehungen merkuerdige Aufschluesse gegeben, und Gedanken in mir erweckt hat, auf deren Basis sich wirklich weiter bauen liesse." "Herr Theobald" sagte der kleine Cigarrenfabrikant, "ist Einer von den wenigen Menschen, die fuer das Wahre empfaenglich sind, und der Ueberzeugung ihr Ohr nicht gewaltsam verschliessen." "Sie sprechen ,in Raethseln" sagte Fraeulein von Seebald, "duerfte ich Sie um deren Aufloesung bitten?" "Nichts ist leichter als das," erwiederte Theobald -- "Herr Schultze geht von der Idee aus dass wir _Alle_, wie wir diese Erde jetzt in menschlicher Form bewohnen, schon frueher einmal existirt haben, und zwar Zals _Voegel_." "Als Voegel?" rief Fraeulein von Seebald erstaunt -- "welcher sonderbare "Sonderbarer Gedanke?" wiederholte aber der kleine Mann, rasch den Kopf gegen den halben Zweifel emporwerfendÅ -- "Nichts auf der Welt ist leichter zu beweisen als das, und Sie werden staunen, mein gnaediges Fraeulein, wenn ich Ihnen, in einfacher Weise den Sch$ die schwarzen Stoppeln eines etwa vierzehntaegigen unrasirten Barts trug, nahm auf einem der Wñsserfaesser dicht vor ihnen Platz und sah, die Ellbogen auf seine Knie gestemmt, ihrer Beschaeftigung ruhig zu -- "we lang habt Ihr gebraucht bis Ihr's so weit brachtet?" Der junge Bursch sah etwas ueberrascht zu ihm auf, und mit einem fluechtigen Blick ueber die Gestalt hin brummte er: -- "Wer weiss ob Ihr's nicht besser koennt wie wir -- Zeit genug es zu lernen werdet Ihr gewiss schon gehabt haben." "Doch nicht" schmunzelte der Mann, der die Anspielung vollkommen gut verstand -- "doch nicht mein Junge -- ich habe nie Geld genug gehabt, die Universitaet zu bezahlen." "Manche Menschen haben Glueck" sagte der Andere, auch nur mit einem Seitenblick auf denSprecher -- "und Glueck geht vor Verdienst." "Wo kommt Ihr eigentlich her?" frug der Erste wieder, der auf der Schiffsliste unter dem Namen Meier eingetragen stand -- "wenn man eben fragen darf" -- "_Fragen_ darf man schon" sagte der Juengste muerrisch -- "aber Ihr $ ch dem Paradies Und Schmerz des Gottvertriebnen, Denn Trotz der eignen Willenskraft Und Trost des Gottgebliebnen? Ja, was von Gott kommt, kehrW zu ihm. Durchmisst den Kreis der Sünden. Was ist und ward und wird -- es muss Sich alles, alles ründen. Wohl in der Sprache hat der Mensch Den halben Kreis vollendet; Doch leuchtet sie ihn auf der Bahn, Die rück zu Gott sich endet. Der Sünden grösste war das Wort, Doch auch der Strafen schwerste; Der Ausfahrt fernste Endstatioå, Doch auch der Heimfahrt »erste. Nun suchen wir den Weg zurück, Da muss das Wort uns scheinen. So kommen wir vom Schein zum Sein, Zum Glauben durch das Meinen. Denn was ich meine, das ist mein, Und ist ans Ich gebunden, Und muss auch sterben mit dem Ich, Wenn wir das Du gefunden. Und brennt der Worte Fackel hell, Sie zehrt am eignen Stamme; Je näher sie dem letzten Stumpf Je höher loht die Flamme. So wandeln wir duen Weg dahin Im Wortschein irdscher Klarheit, So leuchtet uns der Sprache Licht Zur Sonne ewger Wahrheit. Das ist des Scheines leuch$ lber auchhier, ist dein Denken doch dort. Bist du in A, so bist du nicht in B selbsteigen; Aber mein Freund nur dann -- wenn du in B dich nicht fandst, Bist du mehr nun in A, denn als du in B warst auf Kundschaft? Häh, mein Freund, da sind wir wieder beim Ipse und Tu. Hat dir solches gepredigt Hänschen im Puppenkasten, Predigt die Weisheit dir Hans, selbst bis zum Überdruss. Also ist es gewesen immer in deutschen Landen: Soll man dir glauben, so sage unbeirrt deinen Spruch. Sage ihn einmal und zweimal, sageêihn heute und morgen; Was du dem Vater gesagt, glaubt dir am Ende der Sohn. Philosophus Hanswurst, der Weise, Dreht auf dem Absatz sich im Kreise. Das Welten Weit-rund kennt er nun, Bleibt noch das Allrund abzutun, Das Oben und Unten im Kugelraum -- Hans Wurst schlät einen Purzelbaum. Das Innen will er noch durchqueren Zur Insel Nichts im Meer des Leeren. ëa krümmt und windet sich der Weise Auf eine ganz verzwickte Weise Und beisst sich in den grossen Zeh Inbrünstiglich aus Demutsweh. So Kugel-Igel-kontrah$ tt eines guten Trunks, den man nicht haben kann, Soll die Gesellschaft uns ergetzen. Ihr scheint ein sehr verwöhnter Mann. Ihr seyd wohl spät von Rippach aufgebrochen? Habð ihr m3it Herren Hans noch erst zu Nacht gespeis't? _Mephistopheles._ Heut sind wir ihn vorbey gereis't; Wir haben ihn das letztemal gesprochen. Von seinen Vettern wußt' er viel zu sagen, Viel Grüße hat er uns an jeden aufgetragen. (Er neigt sich gegen Frosch.) _Altmayer._ leise Da hast du's! der versteht's! Ein pfiffiger Patron! Nun, warte nur, ich krieg' ihn schon! _Mephistopheles._ Wenn ich nicht irrte, hörten wir Geübte Stimmen Chorus singen? Gewiß, Gesang muß trefflich hier Von dieser Wölbung wiederklingen! Seyd ihr wohl gar ein Virtuos? _Mephistopheles._ O nein! die Kraft ist schwach, allein die Lust ist groß. Gebt uns ein Lied! _Mephistopheles._ Wenn ihr begehrt, die Menge. Nur auch ein nagelneues Stück! _Mephistopheles._ Wir kommen erst aus Spanien zur§ück, Dem schönen Land des Weins u$ ges, langes Stilleschweigen 2250 Begann ihm endlich sauer zu werden; Er wusste nicht sich zu gebärden. Er blieb in weiter Fern' zurück Und sah sie an mit scheuem Blick. Da beide schwiegen, sprach die Magd: 2255 "Herr Iwein, warum so verzagt? Lebt Ihr und habt Ihr einen Mund? Ihr redetet vor kurzer Stund'; Jetzt werdet Ihr ganz stumm. In Gottes Namen, sagt warum 2260 Ihr meidet ein so schönes Weib. Weh dessen unglücksel'gemoLeib, Der ohne Dank je einen Mann, Der doch geläufig sprechen kann, Zu einer schönen Frau geleitet, 2265 Die er dann anzureden meid.t! Rückt ihr nur näher ohne Scheu! Ich sage Euch bei meiner Treu, Sie wird Euch doch nicht beissen! Traun! Fügt æman dem andern solches Graun, 2270 Wie ihr von Euch geschehen, Und will man Gnade sich versehen, Dazu gehört ein besserer Lohn. Ihr habt d+en König Askalon, Den ihr so lieben Herrn erschlagen: 2275 Könnt Ihr auf Gun$ vielleicht den Leib." "Wie Ihr gebietet, holdes Weib." "Nun ja, was soll ich reden lang? 2295 Da Ihr Euch ohne jeden Zwang In meine Macht ergeben, Nähm' ich nun Euch das Leben, Es ziemte nicht dem Weibe. Glaubt aber nicht bei Leibe, 2300 Dass es nus Wankelmut geschehe, Wenn ich Euch jetzt, wie ich gestehe, Nur allzu früh empfang' in Gnade. Von Euch entstand mir solcher Schade, Dass, stünd' e mir um Ehr' und Gut, 2305 Wie es den meisten Frauen tut, Ich sicherlich nicht wollte, Wie ich es auch nicht sollte, So jäh Euch Gnad' erteilen. Nun gilt es aber eilen; 2310 Denn da es zu erwarten steht, Dass mir mei Land verloren geht Gleich heute oder morgen, Muss ich mich schnell versorgen Mit einem Mann zur Landeswehr. 2315 Ihn find' ich nicht in meinem Heer, Seit mein Gemahl erschlagen ist; Drum muss ich nun in kurzer Frist Mir einen Mann erküren Oder mein Land verlieren. $ liebes Kind, das lohne mir Und erbarme dich dieser Armen hier. _Jesus spricht zu Maria_: Mutter, denkt an das Wort, 55 Das sie finden geschrieben dort: Wolken undß Ere sollen vergehn, Meine Worte sollen immer stehn. Du errettest den Sünder nimmermehr, Weder du noch das ganze himmlische Heer. 60 _Die erste Törchte spricht also_: Ach Herr, bei deiner Güte Erweiche dein Gemüte Und erzürne dich nicht so sehr. Bei aller Jungfrauen Ehr' Schau' heute unser Elend an; 65 Es reut uns, was wir dir zu Leid je haben getan. Nicht wieder wollen wir unùs vergehen; Erhöre deiner Mutter Flehen Und lass uns arme Jungfrauen Die Festlichkeit beschauen. 70 Maria, aller Sünder Trösterin, Hilf uns zum Freudensaal darin! _Maria spricht also_: Eure Fürsprecherin will ich gerne sein. Wäret ihr nur von Sünde frei, Ihr kämet desto leichter herein. $ ? GUIDO. Meine ganze Seele ist aus ihrer Fassung, ich möchte mir das Gewühl einer Schlacht wünschen, um wieder zu mir selbst zu kommen. --Und das kann eine Träne? Ach, was ist der Mut für ein wunderbares Ding! Fast möchte ich sagen, keine Stärke der Seele, bloss Bekanntschaft mit einem Gegenstande--und wenn das ist, ich bitte dich, was hat der Held, den eine Träne ausser sich bringt, an innerer Würde vor dem Weibe voraus, das vor einer Spinne auffährt? JULIUS. Bruder, wie sehr gefällt mir dieser dein Ton! GUIDO. Mir nicht, wie kann mir meine Schwäche gefallen! Ich fühle, dass ich nicht Guido bin. Wahrhaftig,ñ ich zittre--o wenn das ist, so werd' ich bald auf die rechte Spur kommen!--ich hab' ein Fieber! JULIUS. Seltsam--dass sich ein Mensch schämt, dass sein Temperament stärker ist als seine Grundsätze. GUIDO. Lass uns nicht weiter dvavon reden!--meine jetzige Laune könnte darüber ve rfliegen, und ich will sie nutzen! Man muss gewisse ÓEntschlüsse in diesem Augenblick ausführen, aus Furcht, sie möchten uns in$ Junge, mir halb verloren; der, welcher mich nun liebt, ist zwar _jener_ Roland, den ich ahnte, aber ich bin nicht mehr _allein_ für ihn die Welt, in der er lebt. Um die Stunden bis zum morgigen Abend schneller hinzubringen -- ich selbst bin nicht imstande, ruhig zu arbeiten -- habe ich gestern ei½nen alten Freund zu mir gebeten, von demmich die Erlebnisse der letzten Monate entfernten, ohne uns trennen zu können. Daß ich Dich, Geliebter, allen bisher »unterschlagen« habe, gewährt mir nun ein besonders fröhÅliches Empfinden. Ich fürchtete sicher keine Gefahr Deiner Gefühle für mich. Nur allein die Vorstellung, jemanden, der in mein Leben einzugreifen beginn, von kritischen Blicken gemessen zu wissen, erscheint mir immer -- so überspannt es auch klingen mag -- wie Lästerung. Ich mag meine Freunde nicht »zur Diskussion gestellt« wissen. Immer _wundern_ sich ja doch die Anderen; für die meisten ist das Unsichtbare, das Menschen zusammentreiben kann, nicht vorhanden; in unwägbare Werte versenken sie sich nicht. U$ nd der Pfeife bis zu dn blankgescheuerten Thürgriffen, dem FamiÇiensalzfaß, dem einförmigen Tiktak der Wanduhr, die noch vom G#oßvater stammt, der alten Bibel, auf deren erstem Blatt der Geburtstag von Vater, Mutter, sämtlichen Kindern und beiden Großeltern steht, der Wochenordnung, wonach der Montag diese, der Sonnabend jene bestimmte Speise bringt u. s. w. In der deutschen Ehe, der deutschen bürgerlichen Häuslichkeit und loalen Genügsamkeit waltet Treue und Gemüt, in der Thätigkeit der mehr politischen Völker Verstand und Wille. Mit dem Familienprinzip hängt die aristokratische Ueber- und Unterordnung, die gleichfalls dem deutschen Stamme eigen ist, eng zusammen. Das Adelsgefühl ruht auf dem Gefühl der unverletzten Heiligkeit der Familie, die sich bis auf Voreltern und Enkel erstreckt und alle Glieder derselben, ja das Stammschloß, die Bilder, Sammlungen und Diener zu einem gemütlichen Ganzen vereinigt. Tritt der Deutsche aus der Familie heraus, so empfängt ihn nicht die Welt oder der Staat, sondern der Sta$ atet der Mann meistens dann, wenn er abgelebt ist und nach erschöpftem Genuß sich ein häusliches Asyl schaffen will; die Ehe ist das Hospital für den im Kriegsienst des Lebens Aufgeriebenen und Ermüdeten. In frischen Jahren fehlt in der Regel das ernährende Amt oder die einseitig geistige Ausbildung ist noch nicht vollendet oder das Freiheitsge×fühl hindert den Jüngling bei unsrer Form der Ehe sich auf ewig zu binden. Die Idee der Familie kommt dabei nur verkümmert zur Wirklichkeit; wie selten ist jener so rührend patriarchalische Kreis, wo um das würdige weiße Haupt des Ahnherren die Kinder, die Enkel, die S1chwiegersöhne und Schwiegertöchter, die homerischen [Greek: galoô kai einateres eupeploi] mit ihren Abkömmlingen sich gruppieren und seine segnende welke Hand küssen, wo der Großvater noch rüstig sich regt und neben ihm mit Höfen und Aeckern der Sohn, der Enkel sich ngebaut hat. Auch Hermanns Mutter war nach ihrer eigenen Erzählung fast noch ein Kind, da der Vater sie zur Braut wählte, so daß wir wohl ho$ Bäuerin, so daß auch hier die schon erwähnte leichte Ironie Geichfalls homerisch ist die Detailschilderung des Anschirrens der Hermann eilte zum Stalle sogleich, wo die mutigen Hengste Ruhig standen und rasch den reinen Hafer verzehrten u. s. w. Auch hier liegt i der Anwendung homerischer Formen auf die Stallgeschäfte eines heutigen Burschen ein Zug ironischer Schalkhaftigkeit. Die halb ernste halb scherzende Wendung, wodurch der Dihchter die Person, die er als sprechende bezeichnen will, selbst anredet, ist ebenfalls dem Homer nachgebildet. Wie Homer den Eumäus anredet: [Greek: Ton d' apameibomenos prosephês, Eumais sybôta,] so spricht auch unser Dichter zum Apotheker: Aber du zaudertest noch, vorsichtiger Nachbar, und sagtest, und zum Richter: Aber du sagtest indes, ehrwürdiÿger Richter, zu Hermann. Auch Homers Weise jeder Person, jedem Gegenstande ein Adjektiv beizugeben, welches nun zum festen Begleiter des Substantivs wird ohne Rücksicht auf den Zusammenhang jeder einzelnen Stelle, au$ szeichen geschlossen werden. Mit _Unterstrichen_ gekennzeichnete Textstellen sind im Original gesperrt gedruckt. * * * * * Weihnachtserzählungen von Adolf Schwayer Mit Bildschmuck von Prof. Franz Kuna Sechstes bis sechzehntes Tausend Linz a. D., 1920 Verlag von R. Pirngruber Alle Rechte vorbehalten. Copyright by R. Pirngruber Linz a. D., 1920 Druck von Franz Kling, Urfahr-Linz Seite Im Sturm ¤3 Weihnachtszauber 23 Der Weg zurück 35 Wie Herr Schoißengeyer u einem Christkindl kam 49 Assistent Frickenberg 66 Ein Egoist der Liebe 85 Frau Betis Christgeschenk 97 Der Wohltäter 109 Am Wege$ elegt hatte, fein herausputzte, umgaukelten sie ihn wieder, diese Lichtbilder des Glückes und er wußte nicht mehr, was er gesonnen im Wachen und was er gesponnen mit des Traumes Hilfe. Die Mutter war, ganz eingehüllt in neues weiches Pelzwerk, in die Kirche Eben wollte auch er nach dem Pelze langen, als draußen geläutet wurde. Gleich darauf hörte er die Wohnungstür öffnen und im Vorraume leise Schritte. Kam die Mutter schon zurück? Da ging nach flüchtigem Klopfen die Tür auf und -- Erna stand vor ihm. SieÊschien ihm bleicher als sonst und einiermaßen verlegen. Gleich darauf aber sagtZ sie mit der ihr eigenen Sicherheit: »Guten Morgen, Herr Volkmarc« Er erwiderte verlegen ihren Gruß und kam sich in dem neuen Anzuge ungemein gespreizt vor. Stockend sprach er weiter: »Die Mutter ist nicht daheim und ich -- ich wollte eben ... wollte eben hinuntergehn zu Ihnen, Fräulein Erna, mich bedanken ...« »Sie haben mir nichts zu danken, Herr Volkmar. Ich wollte, ich könnt ...« Sie schwieg. Eine brennende Glut war in ihr bl$ n und lächelte so -- so merkwürdig. Wirklich so merkwürdig. Sonderbar! Höchst sonderbar! Da packte Herrn Schoißengeyer der helle Zorn und -- die Angst. Wenn der Eduard am End, weil di„ Thilde ja doch ... Das wär denn doch! Dann müßte er aber schon! Aber nein! Nein! So schlecht ist der Mensch nicht. Der gewiß nicht. Er kennt ihn ja schon: ein ehrlicher Kerl durch und durch! Nichts zu reden weiter. So meinte auch »d' Frau«, als sie ihn bald danach fragte, ob er denn gar nichts merke zwischen den Zweien? Frau Marie sah ihn dabei groß an und lächelte dazu so -- nun auch so eigen, aber doch so lieb, daß er sie hätte küssen mögen -- wenn sich dies für einen alten ehrsamen Mann »überhaupt« geschickt hätte. Das Hausgesinde war mit dem »alten eh’rsamen Mann« jetzt sehr zufrieden. Er tat gerade so, als ober blind wäre gegen alle ehler, ging oft leise pfeifend durch die Räume, wo er sonst Furcht und Schreck verbreitete, war sogar manchmal -- freigebig und lachte über die dümmsten Witze. Laut sogar! Ganz gegen alle Würde$ Gesicht war Bastide beannt, es war das der Lügnerin Clarissa; mit schlangenhaft flimmernden Augen sah sie ihn an, immer nur ihn. Alle Männer folgten dem Blick und stürzten über ihn her. DÁ mußt sterben! du mußt sterben! schallte es aus heiseren Kehlen, aber indes sie noch schrien, verhallten schon ihre Stimmen, die nebelhaften Arme der Lügnerin streckten sich aus, zerteilten die eine Wand und man konnte in einen blühenden Garten sehe, in dessen Mitte ein Schafott stand, behangen mit Zweigen voll reifer Früchte. Bastide war zum Knaben geworden; langsam schritt er hinaus, die Hände Clarissas schwebten über ihm und pflückten die F5rüchte ab und seine Todesfurcht wurde besänftigt von dem berauschenden Geruch dieser Früchte, der wie eine Wolke den ganzen Saal, ja den ganzen Weltraum erfüllte. Da erwachte er. Sein erster schlafbefangener Blick fiel auf das flackernde Licht der Laterne, der zweite auf eine riesige Birne, die gelb wie ein kleiner Mond neben seinem Bette lag. In dumpfbeglücktem Erstaunen griff er dar$ . Als er sich das Unglück in's Gedächtniß zurückrief, traten ihm bittere Thränen in die Augen. Mit einem Male hörte er einen schönen Gesang anstimmen, obwohl nirgends ein menschliches Wesen zu sehen war. Die Sti_mme sang: »Durch der Mutter Fluch beschworen Nahm das Wasser die Unsel'ge, Barg das Wellengrab die Kleine, Deckte Ahti's[8] Fluth das Liebchen.« Der Königssohn stieg vom Pferde und spähte nach allen Seiten, ob nicht Jemand unter der Brücke versteckt sei, aber soweit sein Auge reichte, war nirgends ein Sänger zu sehen. Auf der Wasserfläche schaukelte zwischen breiten Blättern ein Teichröschen, das war der einzige Gegenstand, den er erblickte. ÅAber ein schaukelndes Blümchen konnte doch nicht singen, dahinter mußte irgend ein wunderbares Geheimn’iß stecken. Er band sein Pferd am Ufer an einen Baumstumpf, setzte sich auf die Brücke und lauschte, ob Auge oder Ohr nähere Auskunft geben würden. Eine Zeitlang blieb Alles still, dann sang wieder der unsichtbare Sänger: »Durch der Mutter Fl$ u 6stillen; du bist allein, der lange Abend schleicht dem Menschen so träge hin, dein Mann ist verreist und kommt erst nach einigen Tagen zurück. Liebes junges Weib.« -- Die Frau unterbrach ihn unwillig: »Spotte nur nicht, die Haube, welche ich bei der Hochzeit trug, schimmelt schon über zehn Jahre in der Truhe und beweint, verwaist, die frühere bessere Zeit.«[14] »Was thut's,« erwiederte der Zwerg, »Wenn die Frau noch keinen Schweif hinter sich hat, und noch jugendlich und frisch ist wie du, dann ist sie immer noch »junges Weib«, und du hast ja bis jetzt keine Kinder ]gehabt, darfst dich also auch so nennen lassen.« »Ja,« sagte die Frau, »das ist es eben, was mich oft so bekümmert, daß mein Mann mich schon längst gering achtet, da er mich fruchtlos umarmt wie einen dürren StYmm, der keine Zôeige mehr treibt.« Der Zwerg aber sagte tröstend: »Sorge nicht, du stehst noch nicht am Abend deiner Tage, und ehe du ein Jahr älter geworden bist, werden deinem Stamm, den du für vertrocknet hältst, drei Zweige entsprieß$ wir dürfen sie nicht anrühren, sonst würdeK es mit unserem glücklichen Leben zu Ende sein. Auch mit den Menschen würde es auf dieser Welt viel besser stehn, wenn sie nicht in ihrer Habsucht alle Gaben an sich rissen, ohne dem himmlischen Segenspender irgend etwas zum Danke zu lassen.[23] Habsucht ist der Menschen größter Fehler!« Die Jahre verstrichen Elsen in ihrem Glücke pfeilgeschwind, sie war zur blühenden Jungfrau herangewachsen und hatte Vieles gelernt, womit sie in ihrem Dorfe ihr Leben lang nicht bekannt geworden wäre. Kiisike aber war immer noch dasselbe kleine Kind wie an dem Tage, wo sie das erste Mal mit Elsen 0m Walde zusammen getroffen war. Die Fräulein, welche bei der Frau vom Hause lebten, mußten Kiisike und Else täglich einige Stunden im Lesven und Schreiben und in allerlei feinen Handarbeiten unterweisen. Else begriff Alles gut, aber Kiisike hatte mehr Sinn für kindliche Spiele als für nützliche Beschäftigung. Wenn ihr die Laune kam, so arf sie die Arbeit weg, nahm ihr Schächtelchen und lie$ en Hexe Werk dahinter zu stecken, was ich sofort ganz aufzuklären nicht im Stande bi‹n; aber wir müssen versuchen, durch List die Wolfshaut zu erlangen und zu vernichten, dann werden wir schon sehen, was für ein Betrug hier verübt ist.« Dann befahl er dem Manne, in er Nacht den Ukkofels glühend heiß zu machen, damit, wenn die Wölfin die Haut wieder au@ den Fels werfen würde, diese versengt und zum Anziehen untauglich gemacht würde. Der Mann führte den andern Tag, als des Ki^ndes Säugerin sich in den Wald zurückgezogen hatte, ein Paar Fuder Holz um den Fels her und auf denselben, und zündete dann in der Nacht das Holz an, wodurch der Ukkofels gluthroth wurde, wie die Glühsteine eines Badstubenofens. Als dann die Zeit herannahte, wo des Kindes Säugerin zu kommen pflegte, räumte er Brände und Asche bei Seite und schlüpfte selbst hinter das Gebüsch in ein Versteck, wo er Alles sehen konnte, ohne selbst gesehen zu werden. Auf des Kindes Geschrei kam die Wölfin aus dem Walde gerufen, nahm der Wärterin das Kind ab, $ nspan aus, um nicht im Dunkeln zu bleiben, und erkundigte sich dann nach dem kürzesten Wege zu den alten Schloßruinen. Einer der Bauern, der etwas mehr Muth zu haben schien als die Andern, ging hm eine Strecke weit mit einer brennenden Laterne als Führer voran, kehrte aber um, als sie noch über eine halbe Werst weit von dem Gemäuer entfernt wa9en. Da der bewölkte Nachthimmel Nichts erkennen ließ, so mußte der Riegenaufseher seinen Weg tastend verfolgen. Das Pfeifen des Windes und das Geschrei der Nachteulen schlug schauerlich an sein Ohr, konnte aber sein tapferes Herz nicht schrecken. Sobald Wer im Stande war, unter dem Schutze des Mauerwerks Feuer zu machen, zündete er einen Span an, und spähte nach einer Thür oder einer Oeffnung umher, durch die er unter die Erde hinabsteigen könnte. Nachdem er eine Weile vergebens gesucht hatte, sah er endlich am Fuße der Mauer ein Loch, welches abwärts führte.´ Er steckte den brennenden Span in eine Mauerspalte, und räumte mit den Händen soviel Geröll und Schutt fort, da$ auf diesen Hof als Hüterknaben geben könnte, so würde ihm dasgewiß eine schwerere Züchtigung sein, als irgend ein Richterspruch ihm zuerkennen kö³nte. »Ich will die Sache gleich so einrichten, wie ihr wünscht,« sagte die Königin, ließ einen zuverlässigen Diener rufen, und gab ihm an, was er zu thun habe. Hätte ihre Seele geahndet, daß der Hüterknabe der von ihr verstoßene Königssohn sei, so hätte sie ihn ohne weiteres tödten lassen, ohne sich um König oder Richterspruch zu kmmern. Der Bauerwirth hatte kaum den Befehl der Königin erhalten, als er auch den Hüterknaben seines Dienstes entließ. Er dankte seinem Glücke, daß er noch so leichten Kaufes davon gekommen war. Der Königin Diener führte nun den Burschen selber auf den Bauerhof, auf welchen sie ihn wider seinen Willen verdungen hatte. DieÓtückische Wirthin jauchzte auf vor Freude, daß die Königin ihr einen Hüterknaben geschafft, und ihr zugleich frei gestellt hatte, mit ihm zu machen was sie wollte, weil das Bürschlein sehr halsstarrig und in Gutem nicht $ um die Straßenecke herum einen Kuß gegeben. Sie weinte und lachte zugleich, und ich sagte: »Komm,[25-2] wir wollen gleich umkehren und es der Schwester sagen.« Wir kehrten Arm in Arm um und stellten uns als Braut und Bräutigam vor. Die Schwester zog mich auf die Seite und sagte: »Sieh, Hansü die[25-3] habe ich immer gemeint. Sie hat dich auYh lieb– das weiß ich.«--Und nun sehen Sie: das ist das Annlieschen hier, meine liebwerte, herzllerliebste Frau.«-- Alle schauten sie lachend an; aber in ihr halbverlegenes und in ihrer Verlegenheit um[25-4] so hübscheres Angesicht brannte[25-5] plötzlich zum Erstaunen aller--ein kräftiger Kuß. Der kam von der »Institutsvorsteherin,« welche die junge Frau warm umschlang. »Sie glückliches Menschenkind!« sagte sie. Die Studenten waren ob[25-6] Kuß und Rede höchst verwundert. In dem zweiten Tenor stieg ein leises Ahnen und Zweifeln auf, es[25-7] möge doch am Ende mit der »Institutsvorsteherin« nicht völlig seine Richtigkeit[25-8] haben, denn das sei doch nicht nach Knigges[25-$ ; after all; you know_. 10-12. {=das Tauernhaus=}, _"The Summit House" in the Tauern Mountains_, a chalet where bread, milk, and a guide may be found, also a hay-bed for the night. =Page 11.=--11-1. {=sie=} refers to {Rast}. 11-2. {=das Spitzen=} (verb-noun = English -_ing_). Infnitives used substantively take the article {das}. 11-3. {=gnädiger Herr!=} (comp. Page 6, Note 1), here perhaps: _My lord!_ or _Your Honor!_ 11-4. {=doch=} (adverb, idiom.), here perhaps: _I hope_ or _I 11-5. {=is=} (dialect.) for {ist s}. 11-6. {=vor sich hin=}, cf. Page 5, Note 9. 11-7. {=es wird sein=}, idiomatic use of the future tense to express probability or supposition, with the adverb, idioms {doh} or {wohl} added to bring out the sense more clearly--_I hope that it is ..._ or _is it probably ...?_ =Page 12.=--12-1. {=hin=} (colloq.) for {dahin} or {dorthin}. 12-2. {zwanzig =Büchsenschuß=}--nouns of quantity, weight or measure, except feminines in}{-e}, are used in the singular after a numeral--_twenty gun-shots_, i.e. _twen$ chöpfungstage zu hassen.« Der Pastor schüttelte hier bedenklich den Kopf; Frälein Dorette Kristeller nickte zwar, abe.r sah doch auch ziemlich bedenklich und trübe drein; der Förster Ulebeule jedoch klopfte mit der Pfeife auf den Tisch »Wahrhaftig, es ist etwas dran! Es ist bei mehrerem Nachdenken sogar ziemlich viel dran. Jeder Kümmerer -- will sagen jedes durch einen alten Schuß oder durch Krankheit sieche Stück Hochwild will auch von der Pracht der Schöpfung, an der es in gesunden Tagen sein Wohlsein und seine Freude hat, nichts mehr wissen. Und wer viel Umgang mit den Tieren gehabt hat, der weiß, wie wenig der Unterschied zwischen ihnen und dem Menschen zu bedeuten hat in allen Dingen, die mit Erde, Wasser, Licht und Luft zusammenhängen. Ihr waret damals ein richtiger Kümmerer, Kristeller. Der nkel hatte Euch nicht übel angeschossen, und manch einen in Eurer Lage hat das Schicksal bald darauf als tot verbellt.« »Nun lasset uns weiter hören!« rief der geistliche Herr, und sie hörte »Was mir selten in der m$ s Borgfelde will die Kühe gleich nach dem Feste abholen.« Sie sagte das mit einem tiefen Seufzer;ü denn Bleß und Muhtz waren ihre Herzensfreude und ihr Stolz, und sie mußte sich von beiden trennen. Ihr Bruder nickte bloß und sprach nach einer Pause seinerseits: »Ich meine, so ungefähr am fünfzehnten Januar würde die beste Zeit für die Auktion sein.« Und die Schwester nickte auch und stöhnte: »Ja, ja, mir ist's recht! mir ist alles recht! o Gott!« Nun versuchte der alte Herr, um doch etwas für das Fest zu thun, wiedeá einmal heiter und ruhig auszusehen und rief: »Courage, Alte! Wer wird so den Kopf hängen lassen? Du sollst jetzt einmal zu deinem Erstaunen gewahr werden, mit wievielerlei unnützem Gerümpel wir uns allgemach auf unserm Lebenswege bepackeselt hatten. Daß wir die Landwirtschaft -- die Sorge und de[En Verdruß um Wiese und Feld los werden, ist im Grunde auch nicht so übel und jedenfalls nicht das Schlimmste. Offen gestanden, meine Knochen leisteten zuletzt doch nicht mehr das, was sie früher mit Lust$ prach, ich habe gesprochen.) Otto: Alle meine Kameraden Haben schöne Blätter an Und ich habe nur Nadeln ..... Nadeln ..... und NadeIln ..... und ..... und ..... Louis: Nadeln ..... und ..... und .....? Otto: Herr Meister, ich kann die andern Verse nicht sagen; ich habe sie (= die Verse) vergessen (ich vergesse, ich vergaß,Æich habe vergessen). Helfen Sie mir, ich bitte! Herr Meister: Ich kann nicht. Ich habe mein Buch nicht hier; und so kann ich das Gedicht auch nicht sagen. Louis: Aber ich will das Ende wissen. Herr Meister: Louis, sagen Sie nicht: »I_c_h w_i_l_l«; das ist nicht fein. Sagen Sie: »I_c_h m_ö_c_h_t_e das Ende wissen.« Das ist besser. Louis: O, ich möchte das Ende wissen. Otto: Ich kann Ihnen alles in Prosa erzählen (= sagen). Alle: O, erzählen Sie es in Prosa! Erzähle´n Sie! * * * * * Otto: Das Bäumlein hat gesprochen: Ich will diese Nadeln nicht; nein, ich will sie nicht; alle die anderen Bäume im Walde haben schöne Blätter, und ich ni$ les im Deutschen.« Ich nahm (ich nehme, ich nahm, ich habe genommen) den Brief, las (ich lese, ich las, ich habe gelesen) ihn und verstand ihn, und sagte alles meiner lieben, guten Mama im Englischen. Herr Meister: Ich freue mich sehr, das zu hören. Louis: Aber ist es nicht wunderbar, daß er in diesem Brief auch von den Turnern spricht? Bella: Von Turnern? Louis: Ja, darum habe ich ja so gelacht, als Sie mit Herrn Meister über »Turnen« sprachen. Herr Meister: Hier wnrde ich nicht das Wort »wunderbar« gebrauchen, sondern »merkwürdig«; in der That ist es merkwürdig, daß Si gestern von Ihrem Bruder sprachen und dann einen Brief von ihm vorfanden, als Sie nach Hause kamen; und ebenso merkwürdig ist es, daß er über Turnen spricht. Ich möchte wohl hören, was er schreibt. Louis: Ich werde Ihnen den Brief vorlesen, wenn Sie es wünschen. Allée: Bitte, bitte! Louis (liest): Teuerer Bruder Louis! Ich habe Dir am sechs%ten September einen deutschen Brief geschrieben, und ich habe heute noch keine Antwort. Wie kom$ nehmen. Alle waren da und auch Aschenputtel; ihre Kleider waren noch reicher und noch schöner als zuvor, und sie selbst war auch die Schönste von allen. Der Prinz sprach mit ihr allein und tanzte nur mit ihr. Mitternacht ging sie wieder aus dem Sa]le, sie wollte schnell in ihren Wagen und verlor einen Schuh und brachte nur einen Schuh nach Hause. Als die Mutter nach Hause kam, rief sie: »Seht,û meine Töchter, da liegt sie bei der Asche und schläft, o, seht doch da, seht den Aschenputtel da!« Der Prinz aber hatte den einen goldenen Schuh gefunden. »Mit diesem Schuhemuß ich sie auch finden!« sagte er. Und der Prinz ging in alle Häuser der Stadt, aber der Schuh war für alle Mädchen zu klein. Er kam auch in Aschenputtels Haus. Die Stiefmutter war froh und dachte: »Ha, nun kann meine Tochter Prinzessin werden!« Abe8 der Schuh war zu klein für die eine und für die andere auch. Von Aschenputtel sagte die Mutter kein Wort. Der Prinz aber sprach: »Ihr habt noch eine Tochter, ich weiß es; ich will sie sehen.« »O,« sag$ Wie Sterne leuchtend, Wie Äuglein schön. Ich wollt' es brechen, Da sagt' es fein: Soll ich zum Welken Gebrochen sein? Ich grub's mit allen Den Würzlein aus, Zum Garten trug ich's Am hübschen Haus. Und pflanzt' es wieder Am stillen Ort; Nun zweimt es immer Und blüht so fort. G_o_e_t_h_e. Leise zieht durch mein Gemüt. Leise zieht durch mein Gemüt Liebliches Geläute, Klinge, kleines Frühlingslied, Kling' hinaus ins Weite. Kling' hinaus bis an das Haus, Wo die Blumen sprießen. Wenn du eine Rose schaust, Sag' ich lass' sie grüßen. H_e_i_n_e. 7 Des Knaben Berglied. Ich bin vom Berg der Hirtenknab' Seh' auf die Schlösser all herab; Die Sonne strahlt am ersten hier, Am längsten weilet sie bei mir; Ich bin der Knab' vom Berge! Hier is$ »Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt; Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt.« Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an! Erlkönig hat mir ein Leids gethan. -- Dem Vater grauset's, er reitet geschwind, Er ält in Armen das ächzende Kind, Erreicht den Hof mit Müh und Not, In seinen Armen das Kind war tot. G_o_e_t_h_e. Ó Das Mädchen aus der Fremde. In einem Thal bei armen Hirten Erschien mit jedem jungen Jahr, Sobald die ersten Lerchen schwirrte Ein Mädchen, schön und wunderbar. Y Sie war nicht in dem Thal geboren, Man wußte nicht, woher sie kam, Und schnell war ihre Spur verloren, Sobald das Mädchen Abschied nahm. Beseligend war ihre Nähe, Und alle Herzen wurden weit; Doch eine Würde, eine Höhe Entfernte die Vertraulichkeit. Sie brachte Blumen mit und Früchte, Gereift auf einer ander$ ten, Mehr Tugend für das Herz und für das Glück der Welt, ehr Trost, wenn sein Gericht der Richter in uns hält, Mehr Licht, wenn fürchterlich uns finstre Zweifel quälen, Mehr Edelmuth im Glück, in Noth mehr Ruh der Seelen. Bring eine Lehre vor, die besser für uns wacht, Uns weiser, ruhiger und tugendhafter macht: Und dann will ich mit dir die SLchrift mit Spott betrachten, Ihr Wort für Menschenwort und deins für Gottes achten. Bring diese Lehre vor; wo nicht, so sey ein Christ, Wenn du, wie du dich rühmst, ein Freund der Wahrheit bist. Sonst fürcht ich, daß dein Herz, sein Laster zu verehren, Den Gott nicht kennen will, den seine Boten lehren. Auf, Dichtkunst! ehre den, den stolz der Freygeist schilt, Und zu des Christen Ruhm entwirf des Christen Bild! Ist er der Weise nicht, der nach der WahrheiÑt strebet? Durch sie erleuchtet, denkt, durch sie gebessert, lebet? Er ehret die Vernunft, und das, was ihr gebricht, Ersetzt Èin seinem Geist e$ ier lebte Kriemhild in Liebe und Wohlsein, und oft war es ihr, als ob das Schicksal neidisch werden müßte auf ihr Glück, denn sie hatte dem Gatten zwei Kinder geschenkt, einen Sohn und ein Mägdlein, die waren der Eltern größter Stolz. Aber die Jahre gingen hin in lauter Sonne, die Kinder gediehen, und immerwähender Friede blieb dem Lande, denn alle Nachbarn kannten Siegfrieds rasche und feste Hand und trauten sich nicht an ihn. Oft saß Kriemhild auf Siegfrieds Schoß geschmiegt, und die Kinder spielten zu ihren Füßen, und das blühende Land duftete zu ihnen herauf. Dann saßen sie ganz still und freuten sich, daß einer des anderen Herzschlag vernahm, und reichten sich wohl den Mund zu langæm, stummem Zu Wormsâ am Rhein aber war das Leben weiter gelaufen ohne rechte, innere Fröhlichkeit, und je mehr die JJahre sich zwischen Siegfrieds heimlicher Abreise und der neuen Gegenwart legten, desto tiefer fraß sich der Haß in Brunhilds Seele. Längst grübelte sie über nichts anderes mehr, als wie sie den Helden treffen un$ s, die Augen, zu Die Illusion, die Schauspieler dahin zu vermögen, für und nicht mit dem Publikum zu spielen, nähre ich nicht, wenn dieses auch in hohem Grade wünschenswert wäre. Ich glaube nicht, daß ich eine ganze Scene hindurch den ganzen Rücken eines Schauspielers werde zu sehen bekommen, aber ich wünsche von ganzem Herzen, daß die Hauptscenen nicht, gleich Duetten, vorn am Souffleurkasten gespielt werden mögen, in der Absicht, Beifall zu ernten, sondern ich will sie auf einen Platz haben, der zu der Situation paßt. Õlso keine Revolution, sondern nur kleine Modhifikationen. Wenn ich nun beginne vom Schminken zu sprechen, so nähre ich keine Hoffnung, von den Damen gehört zu werden, die lieber hübsch, als wahr sein wollen. Aber der Schauspieler sollte doch genau überlegen, ob es für ihn vorteilhaft ist, durch das Schminken seinem Gesichte einen abstrakten Charakter zupgeben, der wie eine Maske auf demselben sitzen bleibt. Denken wir uns einenHerrn, der sich mit Kohle einen scharfen, zornigen Zug zwischen de$ en erbärmlichen Zustand nicht länger mit ansehen, sondern fing da an, meine wunderliche Geburt zu erzählen, und wie es niemand anders als diejenige Ratte verursacht hätte, welche das seidene Kleid zerfressen, daß ich so frühzeitig auf die Welt gekommen wäre und flugs reden können Nachdem ich nun mit vielen Umständen den sämtlichen Hausgenossen die ganze Begebenheit von der Ratte erzählt hatte, so glaubten sie hernach allererst, daß ich meiner Frau Mutter ihr Sohn wäre. Herr Gerge aber, der schämte sich wie ein Hund, daß er meinetwegen solche Narrenpossen vorgenommen hatte und vermeint, ein böser Geist müßte aus mir reden. Er war her, löschte seinen Hokuspokuskreis wieder aus, nahm sein Buch und ging stillschweigend immer zur Stubentüre hinaus. Wie auch die Leute hernach alle mit mir taten, nd mich zu herzten und zu poßten, weil ich so ein schöner Junge war und mit ihnen flugs schwatzen kunnte, das wäre, er Tebel hol mer, auf keine Kuhhaut zu schreiben; ja sie machte4 auch alle miteinander flugs Anstalt, daß m$ er uns unsere Gelegenheit gebrauchen, und w¡nn wir was verlangten, sollten wir nur zum Fenster hinunerpfeifen, so würde der Hausknecht alsobald zu unsern Diensten stehen, und nahm hierauf von uns wieder Abschied. Nachdem wir uns nun so ein bischen ausgemaustert hatten, so kam der Wirt im grünen Samtpelze wieder hinauf zu uns und rief uns zur AbendmahlzeiZ, worauf ich und der Herr Bruder Graf gleich mit ihm gingen. Er führte uns die Treppe wieder hinunter über den schönen Saal weg und in eine große Stube, allwo eine lange Tafel gedeckt stund, auf welche die herrlichsten Traktamenten getragen wurden. Der Herr Wirt hieß uns da ein klein wenig verziehen, die antern Herren wie auch Damens würden sich gleich auch dabei einfinden und uns Kompagnie leisten. Es währte hierauf kaum so lange, als er davon geredet hatte, so kamen zu der Tafelstube gleich auch hineingetreten die zwei italienischen Nobels, welche uns zuvor bekomplimentiert hatten, ingleichen auch die zwei Staaten aus Holland und die zwei portugiesischen Ab$ ndert Trabanten und ebensoviele schwarze Verschnittene in zwei Reihen, mit ihren Befehlshabern an der Spitze. Vierhundert junge Edelknaben des Sultans, die in zwei Zügen mit Fackeln in Êder Hand auf beiden Seiten einhergingen, verbreiteten einen Lichtglanz, der im Verein mit der Beleuchtung der beiden Paläste des Sultans und Alaeddins den Mangel des Tageslichts aufs herrlichste ersetzte. In dieser Ordnung zog die Prinzessin den Teppich entlang vom Palaste des Sultas bis zum Palaste Alaeddins, und je mehr sie vorwärts kamen, desto mehr mischte und vereinigte sich das Spiel ihrer Musikchors mit¼dem, das sich von den Terrassen an Alaeddins Palast herab hören ließ, und bildete mit diesem ein Konzert, das, so seltsam und verwirrt es auch schien, gleichwohl die allgemeine Freude vermehrte. Endlich langte die Prinzessin bei dem neuen Palaste an, und Alaeddin eilte mit einer ðreude, die sich leicht denken läßt, an den Eingang der für sie bestimmten Zimmer, um sie daselbst zu empfangen. Alaeddins Mutter hatte der Prin$ en so dick, daß die gegenüber stehenden Häuser des sehr kleinen Ho´es wie ihre eignen Geister aussahen. Wenn man die trübe, dicke Wolke, alles verfinstern, heruntersinken sah, hätte man meinen können, die Natur wohne dicht nebenan und braue =en gros=. Die Thür von Scrooges Comptoir stand offen, damit er seinen Commis beaufsichtigen könne, welcher in einem unheimlich feuchten, kleinen Raume, einer Art Burgverließ,QBriefe kopierte. Scrooge hatte nur ein sehr kleines Feuer, aber des Dieners Feuer war um so viel kleiner, daß es wie eine einzige Kohle aussah. Erº konnte aber nicht nachlegen, denn Scrooge hatte den Kohlenkasten in seinem Zimmer und allemal, wenn der Diener, mit der Kohlenschaufel in der Hand, hereinkam, meinte der Herr, es würde wohl nötig sein, daß sie sich trennten, worauf der Diener seinen weißen Shawl umband und versuchte, sich an dem Lichte zu wärmen, was, da er ein Mann von nicht zu starker Einbildungskraft war, immer »Fröhliche Weihnachten, Onkel, Gott erhalte Sie!« rief eine heitere Stimme.$ n Scroog es Nichte. Die anderen sagten dasselbe und man konnte ihnen die Kompetenz nicht bestreiten, weil sie eben zu essen aufghört hatten und jetzt bei dem Dessert bei Lampenlicht um den Kamin saßen. »Nun, es freu% mich, das zu hören,« sagte Scrooges Neffe, »weil ich kein großes Vertrauen in diese jungen Hausfrauen habe. Was sagen Sie dazu, Ganz klärlich war's, Topper hatte ein Auge auf eine der Schwestern von Scrooges Nichte geworfen, denn er antwortete, ein Hagestolz sei ein unglücklicher, heimatloser Mensch, der kein Recht habe, eine Meinung über diesen Gegenstand auszusprechen; bei welchen Worten die Schwester ¹von Scrooges Nichte -- die Dicke mit dem Spitzenkragen, nicht die mit der Rose im Haar -- rot wurde. »Weiter, weiter, Fritz!« sagte Scrooges Nichte, in die Hände klatschend. »Er bringt nie zu Ende, was er angefangen hat! Er ist ein so närrischer Scrooges Neffe schwelgte in einem andern Gelächter, und es war unmöglich, sich von der Ansteckung fern zu halten, obgleich die dicke Schwester es sogar m$ er bis in beträchtliche Tiefen in Bewegung sind, so müssen sie auch in ihren untern Schichten eine höhere Temperatur behalten, als unter derselben Breite Meeresstriche ohne Strömungen und Untiefen zeigen. Diese Fragen sind nur durch unmittelbare Beobachtungen mttelst des Senkbleis mit Thermometer zu lösen. Sir Erasmus Gower bemerkt, auf der Ueberfahrt von England nach den canarischen Inseln gerathe man in die Strömung und dieselbe treibe vom 39. Breitegrade an die Schiffe nach Südost. Auf unerer Fahrt von Corunna nach Südamerika machte sich der„Einfluß dieses Zugs der Wasser noch weiter nördlich merkbar. Vom 37. zum 30. Grad war die A-bweichung sehr ungleich; sie betrub täglich im Mittel zwölf Meilen,ðdas heißt usnere Corvette wurde in sechs Tagen um 72 Seemeilen gegen Ost abgetrieben. Als wir auf 140 Meilen (Lieues) Entfernung den Parallel der Meerenge von Gibraltar schnitten, hatten wir Gelegenheit zur Beobachtung, daß in diesen Strichen das Maximum der Geschwindigkeit nicht der Oeffnung der Meerenge selbst$ uns kaum „uf den Beinen halten konnten. Es war acht Uhr morgens und wir waren starr vor Kälte, obgleich der Thermometer etwas über dem Gefrierpunkt stand. Seit lange waren wir an e¹ne sehr hohe Temperatur gewöhþt, und der trockene Wind steigerte das Frostgefühl, weil er die kleine Schicht warmer und feuchter Luft, welche sich durch die Hautausdünstung um uns her bildete, fortwährend wegführte. Der Krater des Pic hat, was den Rand betrifft, mit den Kra\ern der meisten anderen Vulkane, die ich besucht, z. B. mit dem des Vesuvs, des Jorullo und Pipincha, keine Aehnlichkeit. Bei diesen behält der Piton seine Kegelgestalt bis zum Gipfel; der ganze Abhang ist im selben Winkel geneigt und gleichförmig mit einer Schicht sehr fein zertheilten Bimssteins bedeckt; hat man die Spitze dieser drei Vulkane erreicht, so blickt man frei bis auf den Boden des Schlunds. Der Pic von Teneriffa und der Cotopaxi dagegen sind ganz anders gebaut; auf ihrer Spitze läuft kreisförmig ein Kamm oder eine Mauer um den Krater; von ferne s$ Küste von Venezuela die häufigste. Am nördlichen Abhang des Imposible, bei Peñas Negras, kommt aus dem Sandstein, der mit Schiefe{rthon wechsellagert, eine starke Quelle zu Tag. Man sieht an diesem Punkt von Nordwest nach Südost streichende, zerbrochene, fast senkrecht ausgerichtete Schichten. Die Llaneros, das heißt die Bewohner der Ebenen, schicken ihre Produkte, namentlich Mais, Leder und Vieh über d‹en Imposible in den Hafen von Cumana. Wir sahen rasch hintereinander Indianer oder MulattenÈmit Maulthieren ankommen. Der einsame Ort erinnerte mich lebhaft an die Nächte, die ich oben auf dem St. Gotthard zugebracht. Es brannte an mehreren St‹llen in den weiten Waldungen um den Berg. Die röthlichen, halb in ungeheure Rauchwolken gehüllten Flammen gewährten das großartigste Schauspiel. Die Einwohner zünden die Wälder an, um die Weiden zu verbessern und das Unterholz zu vertilgen, unter dem das Gras erstickt, das hierzulande schon selten genug ist. Häufig entstehen auch ungeheure Waldbrände durch die Unvorsicht$ en. In besseren Zeiten, wÇ kein Æeekrieg mehr den Verkehr in Fesseln schlaegt, kann der Garten in Teneriffa auch fuer die starken Pflanzensendungen aus Indien nach Europa von Bedeutung werden. Diese Gewaechse gehen haeufig, ehe siefunsere Kuesten erreichen, zu Grunde, weil sie auf der langen Ueberfahrt eine mit Salzwasser geschwaengerte Luft athmen muessen. Im Garten von Orotava faenden sive eine Pflege und ein Klima, wobei sie sich erholen koennten. Da die Unterhaltung des botanischen Gartens von Jahr zu Jahr kostspieliger wurde, trat der Marquis denselben der Regierung ab. Wir fanden daselbst einen geschickten Gaertner, einen Schueler Aitons, des Vorstehers des koeniglichen Gartens zu Kew. Der Boden steigt in Terrassen auf und wird von einer natuerlichen Quelle bewaessert. Man hat die Aussicht auf die Insel Palma, die wie ein Castell aus dem Meere emporsteigt. Wir fanden aber nicht viele Pflanzen hier: man hatte, wo Gattungen fehlten, Etiketten aufgesteckt, mit auf Gerathewohl aus Linnes _systema vegetabili$ elcher den Freund ueberlebte, sich seinem tiefen Schmerze ueberliess und die unseligen Ratschlaege verwuenschte, die ihn in ein fernes Land getrieben, wo er nun allein und verlassen dastand. Wir standen beisammen auf dem Verdeck in trueben Gedanken. E war kein Zweifel mehr, das Fieber, das an Bord herrschte, hatte seit einigen Tagen einen boesartigen Charakter angenommen. Unsere Blicke hingen an einer gebirgigen, wuesten Kueste, auf die zuweilen ein Mondstrahl durch die Wolken fiel. Die leise bewegte See leuchtete in schwachem phosphorischen Schein; man hoerte nichts als das eintoenige Geschrei einiger grosser Seevoegel, die das Land zu suchen schienen. Tiefe Ruhe herrschte ringsum am einsamen Ort; aber diese Ruhe der Natur stand im Widerspiel mt den schmerzlichen Gefuehlen in unserer Brust. Gegen acht Uhr wurde langsam die Todtenglocke gelaeutet; bei diesem Trauerzeichen brachen die Matrosen ihre Arbeit ab und liessen sich zu kurzem GebetÊauf die Kniee nieder, eine ergreifende Handlung, die an die Zeiten gem$ diese auffallende Abkuehlung etwa durch einen aufsteigenden Strom bÃwirkt? Die Luft war indesÖen ruhig und kein wagrechter Luftzug zu bemerken. Die Nacht brachten wir in einem Hause zu, wo ein Militaerposten von acht Mann unter einem spanischen Unteroffizier liegt. Es ist ein Hospiz, das neben einem Pulvermagazin liegt und wo der Reisende alle Bequemlichkeit findet. Dasse¨lbe Commando bleibt fuenf bis sechs Monate lang auf dem Berg. Man nimmt dazu vorzugsweise Soldaten, die *Chacras* oder Pflanzungen in der Gegend haben. Als nach der Einnahme der Insel Trinidad durch die Englaender im Jahr 1797 der Stadt Cumana ein Angriff drohte, fluechteten sich viele Einwohner nach Cumanacoa und brachten ihre werthvollste Habe in Schuppen unter, die man in der Eile auf dem Gipfel des Imposible aufgeschlagen. Man war entschlossen, bei einem ploetzlichen feindlichen Ueberfall nach kurzem Widerstand das Scloss San Antonio aufzugeben und die ganze Kriegsmacht der Provinz um den Berg zusammenzuziehen, der als der Schluessel der$ . Am ersteren Orte regnet es fast nie, waehrend an letzterem die Regenzeit sechs bis sieben Monate dvauert. Die trockene Jahreszeit waehrt in Cumanacoa von der Winter- bis zur Sommer- Tag- und Nachtgleiche. Strichregen sind im April, Mai und uni ziemlich haeufig; spaeter wird es wieder sehrW trocken, vom Sommersolstitium bis Ende August; nunmehr tritt die eigentliche Regenzeit ein, die bis zum November anhaelt und in der das Wasser in Stroemen vom Himmel giesst. Nach der Breite von Cumanacoa geht die Sonne das einemal am 16. April, das anderemal am 27. August durch das Zenith, und aus dem eben Angefuehrten geht hervor, dass diese beiden Durchgaenge mit dem Eintreten der grossen Regenniederschlaege und der starken elektrischen Entladungen zusammenfallen. Unser erster Aufenthalt in den Missionen fiel i die Regenzeit. Jede Nacht war der Himmel mit schweren Wolken wie mit einem dichten Schleier umzogen, und nur durch Ritzen im Gewoelk konnte ich ein paar Sternbeobachtungen anstellen. Das Thermometer stand auf 18,$ . Mais, Kleidungsstuecke, Ackergeraethe, und, wie man versichert, zuweilen auch Geld werden unter ihnen vertheilt. Diese Moenchsanstalten haben, wie ich schon oben bemerkt, Aehnlichkeit mit den Gemeinden der maehrischen Brueder; ie foerdern die Entwicklung in der Bildung begriffener Menschenvereine, und in den katholischen Gemeinden, die man Missionen nennt, wird die Unabhaengigkeit der Familien und die Selbststaendigkeit der GenossenschÇaftsglieder mehr geachtet, als in den protestantischen Gemeinden nach Zinzendo‹fs Regel. Am beruehmtesten ist das Thal von Caripe, neben der ausnehmenden Kuehle des Klimas, dvrch die grosse *Cueva* oder Hoehle des *Guacharo*. In einem Lande, wo man so grossen Hang zum Wunderbaren hat, ist eine Hoehle, aus der ein Strom entspringt und in der Tausende von Nachtvoegeln leben, mit deren Fett man in den Missionen kocht, natuerlich ein unerschoepflicher Gegenstand der Unterhaltung und des Streits. Kaum hat daher der Fremde in Cumana den Fuss ans Land gesetzt, so hoert er zum Ueberd$ n sie an das verschwundene Mädchen zu rufen, erhielten aber von keiner Seite er eine Antwort. Die Kinder meinten nun, sie müsse wohl in's Dorf gegangen sein. Als man aber heim kam, war die Vermißte nirgends zu finden. Die Aeltern gingen in den Wald, ihre Tochter zu suchen; umsonst aber strichen sie über einen halben Tag lang von einem Flecke zum andern, sie fanden keine Spur von ihr. Da dachten sie mit Schrecken daran, daß wilde Thiere das Mädchen getödtet haben könnten. Sorgenvoll und betrübt gi gen sie gegen Abend wieder nach Hause. Das verloren gegangene Kind war schon eine Strecke weit von den übrigen abgekommen, als es an eine Bergspitze gelangte, auf¤ der ein kleines Feuer brannte, weiter konnte es durch den dichten Nebel nichts sehen. Das Kind dachte, seine Gefährten seien da am Feuer, Mkletterte den Berg hinan und sah, daß ein graubärtiger einäugiger Mann ausgestreckt am Feuer lag und es mit einem Eisenstecken schürte. Das Kind erschrack und wollte zurück, aber der Alte hatte es schon bemerkt und rief$ in die Wipfel, daß sie unaufhörlich hin und her schaukelten. Zwei dicht beisammen stehende Bäume streiften einander beim Hin- und Herschwanken und verursachten von Zeit zu Zeit ein Gequiek. Der Besitzer des Ochsens horcht auf, wieder trifft ein Quiek! sein Ohr, da fragt er: »Was? -- fragst du nach meinem Ochsen?« Quiek! tönt es vom Wipfel her zurück. Der Mann sagt: »Der Ochs ist mir feil; willst du den geforderten Preis zahlen, so nimm ihn.« Quiek! schallte es wieder von oben hÃerab. Der Mann fragt weiter: »Willst du funfzig Rubel geben? so sind wir Handels einig!« Quiek! ist wieder die Antwort. »Gut,« sagt der Mann, »so sei es denn, willst du das Geld gleich zahlen?« -- Die Windsöße hörten jetzt eine Weile auf, und darum blieb der Wald ruhig. »Oder vielleicht nach einem Jahre?« Quiek! erscholl zur Antwort. »Ganz wohl« spricht der Mann, »ich kann warten.« »Aber du Alt¶r mußt Bürgschaft leisten, damit ich nicht um das Meinige komme,« so spricht er zu einem hohen Baumstumpf, der n seiner Nähe stand, »willst du?$ ihren Nebenformen[1], dem Keil und der Schraube, und der Hebel mit seinen Nebenformen, der Rolle und dem Rad an der Welle, sind die sogenannten einfachen Maschinen oder mÐechanische Potenzen. Alle noch so komplizierten[2] Maschinen lassen sich aus diesen Elementen zusammensetzen. Infolge seines Gewichtes P sucht ein Körper auf einer schiefen, d. h. gegen den Horizont geneigten starren Ebene herabzugleiten oder zu -rollen[3]. Hieran soll er durch eine Kraft Z verhindert werden, welche zunächst parallel der schiefen Ebene wirken mag. Gleichgewicht wird sein, wenn die Resultierende von Z und P gerade senkrecht auf de schÆefen Ebene steht. Dieselbe stellt[4] alsdann einen[5] auf die schiefe Ebene ausgeübten Druck D dar, welcher durch die Festigkeit der Ebene aufgehoben[6] wird. Es sei l die Länge, b die Basis und h die Höhe der schiefen Ebene. Aus der Aehnlichkeit der Dreiecke folgt für den Fall[7] des GleichgewichtsŸ Z:P=h:l oder Z=P.h/l=P sin a D:P=b:l oder D=P.b/l=P cos a. Wird der Zug Z parallel der Basi$ n, sich zu beruhigen und das zu thun, was ich dachte. »Liebe Genossen«, sagte ich, »wir wollen ihn weder töten, noch verst’mmeln; das thut man nicht mit einem armen Burschen, der so elend ist wie wir; ich will Euch ein Mittel ageben, eine famose Posse aufzuführen, wobei keiner zu leiden braucht. -- Bildet eine camorristische Gesellschaft, ernennt ein Haupt, wählt die Camorristen, die Picciotti, die Novizen, stellt eine richtige Societa di diritto dar; wenn der Picciotto Pescari eintritt, dann fragt ihn erst nach den Aufnahmerechten, danün nach den Wohnungsrechten; das Übrige werde ich machen: wenn Ihr in Zukunft Rechenschaft über Euer Benehmen ablegen müßt, so stehe ich für alles ein; ich bürge für alles, was daraus folgen kann; aber ich bitte Euch, die Hand in der Tasche zu lassen und nicht das Messer gegen den gemeinen falschen Picciotto zu gebrauchen; ich werde mich beiseite halten und keinen Anteil an der Komödie nehmen und ihr müßt mich gleichgiltig behandeln.Í Sie traten zusammen und thaten, was ich ang$ Intrigue anzettelt. »Sehr logiasch und verständig.« Der Direktor, der Oberwärter und die Wärter begaben sich in mein Zimmer und jeder Gefangene stellte sich mit der Mütze in der Hand am Fuße seines Bettes auf. »Kalabreser,« sprach der Direktor, »Ihr seid alle brave junge Leute, ich habe viel Nachsicht mit Euch gehabt, weil Ihr fern von Eurer Heimat seid, und glaubt mir, ich will Euch wohl, aber heute habt Ihr mir einen Kummer verursacht, den ich von Euch nicht erwartet hätte[23]. Gestern ist der Gefangene Pescari hier hereingekommen. Er sagt, daß I(r ihn mit Gewalt veranlaßt habt, dreißig Lire auszugeben, das einzige Geld, das er hatte; dann hatte er, als er hereinkam, einen Sack mit Kleidern bei sich, auch dieser Sack ist inzwischen verschwunden. Ist das wahr, was Pescari behauptet?« [23] Diese wohlwollende, fast furchtsame Redensart ist keine Üybertreibung. Die Camorra behauptet sich noch heute in den südlichen Gefängnissen, dank dieser Höflichkeit der Geföngnisdirektoren. Diese armen Büreaukraten $ n zu springen und ihn zu durchbohren. Ich hörte Schritte und glaubte, die Zeit sei gekommen, aber es war mein Kamerad Mastr..., der sich, weil er auf Wache war und es grimmig kalt war, seine Decke geholt hatte -- würde er entdeckt, so wären ihm vierzehn Tage Wasser und Brot gewiß, auf Anordnung des hochedlen Hahnreis Ale¨sandro Ter... +Er sei verflucht!+ Ohne ein Wort zu sagen ging Mastr.ç.. vorbei, kam mit seiner Decke zurück und ging wieder heraus. Es war Wint>r, es schneite in großen Flocken, im Hof lag der Schnee zwei Handbreit hoch und unaufhörlich senkten sich die Flocken herunter. Alles war still, einförmig drangen die Schritte des Nachtpostens an mein Der Lieutenant kam nicht, schon war es ein Uh°r, die Grabesstille, das Schneien, das Dunkel und die jetzt lauten, jetzt verhallenden Schritte der Schildwache machten mir Furcht, vor meinem furchtbaren Entschluß wurden Herz und Seele matt. Jetzt schlug es zwei, ein verteufelter Lärm entstand in der Wachtstube, ein Kommen und Gehe$ , daß ihm ein Postillon mitgegeben werden muß. Denn keinem Posthalter kann zugemuthet werden, einem solchen Mann, der gewöhnlich fremd und unbekannt ist, sein Pferd anzuvertrauen; auch würde der Courier oft in Gefahr kommen, sich auf dem Wege zu verirren und immer würde es mit Beschwerlichkeiten verknüpft seyn, das Pferd wieder n seine Heimath zurück zu schaffen. Daher wird dem Courier beständig ein Postillion z¤gegeben, welcher in der Postmontur und mit den Postinsignien vor ihm her reitet, und nach dessen Anweisung sich der Courier auf dem Wege richten muß. Ein Courier darf auch einen Mantelsack von 30 bis 40 Pfund bei sich führen und denselben auf des Postillo~ns Pferd legen; er kann auch verlangen, daß der Postillon ihn die richtige Straße führe und ordnungsmäßig reite, abr es ist ihm nicht erlaubt, auf die Pferde zu schlagen und den Postillon mit Gewalt und durch unerlaubte Mittel zum übermäßigen Reiten zu reitzen, noch vor demselben voraus zu Manche Couriers bedienen sich auch, statt des Reitpferdes, e$ an sich dieser Ordnung unterwirft und vornehmlich auf den berührten Poststationen die Gebühren entrichtet; so kann man übrigens reisen, wohin und mit wem man will. Auch hat die Post nichts dabei Ezu erinnern, wenn man mit gemietheten Pferden, oder mit Lohnkutschern Reisen nach nahe gelegenen Oertern verrichtet. Die Abgabe des Stationsgeldes wird nur verlanget, wenn die Miethskutscher über Poststationen hinausfahren auf eine§r Straße, wo Posthaltereen angelegt sind unÜ zur Beförderung der Reisenden unterhalten werden. Diese Einrichtungen scheinen zwar mit einigem Zwange verknüpft zu seyn. Allein in Ländern, wo sie nicht sind, läßt es sich auch in manchen Fällen nicht gut reisen. Jeder hat doch nicht eigene Pferde, oder kann sie auf weite Touren nicht nehmen. Fuhrleute, welche weite Reisen übernehmen wollen und können, findet man auch nicht überall. Daher bleibt doch die Anordnung eines regelmäßigen Extrapostwesens immer noch ein sehr nützliches und diensames Surrogat. Und wenn es auf dem bisherigen, noch zur Z$ z sorgen, damit die Pflanzen mit dem Wasser recht viel Nährstoffe aus dem Boden aufnehmen. Die Wasseraufnahme erfolgt nur durch Wurzeln und zwar um so stärker, je wärmer die die Wurzeln umgebende Erde ist. Je kühler der Boden ist, desto geringer ist die Wurzeltätigkeit. Während der VegetatiTnsperiode begießen wir die Pflanzen deshalb mit Wasser, das wärmer ist als die Zimmertemperatur. Zartere kann man nach und nach an Wasser von 25 bis 30° R [31,25 bis 37,5° C] gewöhnen. Sie befinden sich dann dabei sehr wohl. Niemals sollte man Wasser zum Begießen verwenden, das kühler als die Zimmertemperatur ist. Die Erde im Topfe soll stets ine bestimmte Menge Luft enthalten. Erde, welche dauernd so naß ist, daß keine Luft darin Platz hat, ist nicht geeignet für das Wachstum der Pflanzen. Die Wurzeln ersticken in solcher Erde und verfaulen, die Pflanze geht zu Grunde. Deshalb muß man dafür sorgen, daß das überschüssige Gießwasser schnell aus dem _Topf abfließen kann. Das Loch im Boden des Topfes darf niemals durch ErdeGv$ em Danke bin ich der Firma *Haage & Schmidt* in Erfurt, eine der wenigen Gaertnereien in Deutschland, die noch seltenere Pflanzen kultiviert, verpflichtet fuer die Ueberlassung der Abbildungen. Die in diesem Werkchen besprochenen Pflanzen sind saemtlich in dieser Gaertnerei vorhanden. *Gross-Lichterfelde*, im Fruehjahr 1899. ²* UdQo Dammer. * ------------------ VORWORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE Die freundliche Aufnahme, welche die erste Auflage erfahren hat, hat eine neue Auflage des vorliegenden Baenûchens noetig gemacht. Am Inhalte habe ich nur wenig zu aendern gehabt: einige neue Arten, welche sich als gut geeignet fuer das zimmer bewaehrt haben, wurden aufgenommen. Wuenschenswert erschien es mir auch, aufFeinige neuere Hilfsmittel fuer die Kultur der Zimmerblattpflanzen hinzuweisen. Moege auch diese neue Auflage dem Anfaenger in der Zimmerblattpflanzenkultur ein brauchbarer Ratgeber sein. $ eder papistisch werden sollen,« und etliche meinten, der Kaiser hätte da nichts mit zu tun, der lebe da unten und frage den Teufel danach, was anderswo vor sich gehe. Der Waldstein und der Tilly wollten sich bloß bereichern an Land und Bargeld; darauf laufe alles hinaus. Der Wulfsbauer hatte wohl gefunden, daß Drees ganz ausgezeichnet geredet hatte und daß er in allem recht hatte, aber so ganz war er nicht bei der Sache; er dachte an seine Frau und die·Kinder und daß es bei Kleinem Zeit für ihn würŸde, nach Hause zu reiten, damit er es nicht verpasse, wenn die Kröten zu Bette gebracht würden. Er mußte lachen, wenn er daran dachte, wie Hermken ihn nach dem Mittag so bei den Ohren gerissen hatte, daß es ordentlich weh tat. Er ritt mit Klaus Hennecke, dem Sohne des Vorstehers, nach Hause. Die Luft war weich und warm; die Kiebitze riefen im Grunde und in der Höhe meldeten sich die Regenpfeifer. Klaus fing endlich zu reden an: »Mit unserem Vater: wird es immer schlimmer; er liegt jetzt schon die achte Woche. Ich g$ danach hin und es wurde still vor ihm. »Ich glaube, das war der letzte,« meinte Wulf und Gödecke nickte. Da rief es auch schon hinter ihnen. Hermenharm, Ottenchristoph und Plessenotte kamen von der einen Seite an und von der anderen Hohlstönnes, Hassenphilipp und Hornbostelwillem. Die sieben Fuhrberger Bauernsöhne waren naß wie die ·atzen und hatten Gesichter und Hände wie die Kohlenbrenner, aber sie lachten unbändig. »Die schießen nicht wieder auf ehrliche Leute,« sagte Gödeckengustel. Hermenharm schüttelte den Kopf: »Sicher nicht, und alte Weiber schlagen sie auch nicht mehr bis auf den Tod. Lüdeckenmutter haben sie ein Schaf weggenommen und sie geschlagen, alssie kein Geld hatte, daß sie nun daliegt und Blut spuckt. Lumpenzeug! Aber nun bMraucht der Wolf und der Fuchs kein Messer; sie werden alle so schon mürbe genug sein! Alle haben sie daran glauben müssen, alle mitsamt. Schade, daß es nicht mehr waren. Und nun wollen wir löschen!« Die Arbeit war bald getan, denn über den Moorgraben konntBe das Feuer ni$ en über Harm Wulf geschrieben hatte, als er gestorben war; und so heißt die Stelle: »Ehr war ein Held vor seinem Volke und hat es getrevlich geschützet vor den Philisteórn und Amalekitern ober zwanzig Jahre, da der große Krieg geweßen ist. Ehr ruhe in dem Frieden GOTTES!« Die hellen Augen haben sie wiederbekommen, die Wulfsbauern, die engen Lippen aber behielten sie als Erbe von Harm Wulf. So lustig, wie er als Jungkerl war, sind sie alle nicht, aber seinen eisernen Kopf hat er ihnen nachgelassen. Einer von ihnen wurde in den Freiheitskriegen ein hoher Offizier und sollte den Adel bekommen: »Mein Name ist mir so gerade gut,« sagte er. Über der Missentür des Wulfshofes steht heute noch der Spruch im Balken: »Helf dir selber, so helfet dir unser Herre Gott!« Danach haben sich alle Wulfsbauern gerichtet. Herman Woulff ist ein ernster Mann, der nicht oft l»acht ud kaum einmal flötet. Aber an dem Tage, als die Bruchbauern ihren Mann bei der Reichstagswahl durchbekamen, lachte Herman Wulff, und als er nach Hause gi$ kehr zu befördern. Die harte Besteuerung der Durchfuhr gab diesem Winke fühlbaren Nachdruck. Noch bestimmter sprach sich Hardenberg über die Absicht des Gesetzes aus, schon ehe es in Kraft trat. Aûls die Fabrikanten von Rheidt und anderen rheinischen Plätzen den Staatskanzler um Beseitigung der deutschen Binnenzölle baten, gab er die Antwort (3. Juni 1818): die Vorteile, welchehaus der Vereinigung mehrerer deutscher Staaten zu einem gemeinschaftlichen Fabrik- und Handelssystem hervorgehen können, seien der Regierung nicht unbekannt; mit steter Rücksicht hierauf sei der Plan des Königs zur Reife gediehen. »Es liegt ganz im Geiste dieses Planes, ebensowohl auswärtige Beschränkungen des Handels zu erwidern, als Wil—lfährigkeit zu vergelten und nachbarliches Anschließen an ein gemeinsames Interesse zu befördern«. Ebenso erklärte er den Elberfeldern: die preußischen Zollinien sollten dazu dienen, »eine allgemeine Ausdehnung oder sonstige Vereinigung vorzubereiten«. Da5it wurde deutlich angekündigt, daß der Staat, $ e für die Verzehrung seines Hofhalts, aber eine Abänderung des Gesetzes schlug er rundweg ab, da die Gefahrdes Schmuggels aus den kleinen Nachbarlanden gar zu groß sei. In Sondershausen wollte man den Wink nicht verstehen. Mehrere Monate hindurch wurde die preußische Regierung immer von neuem mit der Anfrage belästigt, ob sie nun endlich bereit sei, eine Verfügung aufzuheben, welche so gröblich in die Rechte der Sondershausener Souveränität eingreife. Der Fürst selber richtete an den König die »dev’teste Bitte«, ihn »durch einen neuen Beweis Allerhöchstdero allgemein verehrter und gepriesener Liberalität und Großmut zum unbegrenztesten und devotesten Danke zu verpflichten.« Alles war vergeblich; die untertänige Form konnte über den anmaßendenInhalt der Bittschriften nicht täuschen. Dann kam der Kanzler v. Weise selbst nach Berlin, ein wackerer alter Herr, der im Verein mit seinem Sohne, dem Geheimen Rat, das Sondershausener Ländchen atriarchalisch regierte. Auch er richtete nichts aus. Mittlerweile hatte sich$ kassen verloren gehen sollte. Am klaeglichsten befand sich die bayrische Pfalz. Die entlegene Provinz sollte vor der Hand ausserhalb der Mautlinien bleiben und ihre eigenen Erzeugnisse zollfrei in das Vereinsland einfuehren, was denn sofort franzoesische, badische, rheinpreussische, hes„sische F{brikanten zu grossartigem Schmuggel veranlasste. Gewichtige Stimmen in der Pfalz fordehrten laut den Anschluss an Preussen; einer der ersten Industriellen der Provinz, Geh Rat. Camuzzi, schrieb in diesem Sinne an die Allgemeine Zeitung, ward aber von der Firma Cotta abgewiesen. Koenig Ludwig wollte die Gebrechen des Vereins lange nicht bemerken. Wie war er stolz auf seiner Haende Werk, den ersten deutschen Zollverein; wie schwelgte er in erhabenen Traeumen von historischer Unsterblichkeit. Er wollte fortleben im Munde spaeter Geschlechter als der Vollender der *fossa Carolina*, jenesKanales zwischen der Nordsee und dem Schwarzen Meer, den Karl der Grosse ersonnen, doch nicht ausgefuehrt hatte, und beschaeftigte sich a$ de abgewartet wird. Kennen wir doch einen, der schickte seinen Werbebrief durch einen Eilboten, der nachts um zwei Uhr anlangte, die Liebste samt ihrem Vater aus dem Schlafe schreckte und die Antwort noch in nächtlicher Stunde kzurückbringen sollte! So hat auch Karl Brater, als er die günstige Antwort der Schwester in Händen hatte, es für nötig befunden, noch am Samstag sih durch tiefen Schnee hindurch zu arbeiten nach der Bleiche, wo man an diesem Nachmittag wohl am wenigsten einen Besuch erwartete. Er ist als glücklicher Bräutigam abends wieder durch das Löpsinger Tor zurückgekehrt in seine weitläufige, einsame Amtswohnung, während die glückselige Braut sich flugs hinsetzte, um der Mutter die wonnesame Kunde itzuteëlen. Frau Pfaff saß diesen Winter viel einsam in ihrem früher so belebten Zimmer. Ihr Sohn Fritz, der sich auf die akademische Laufbahn vorbereitete, war der einzige, der noch bei ihr wohnte. Zu arbeiten hatte sie trotzdem noch vollauf, die treue Mutter, immer gab es zu stricken, zu nähen und zu $ prachfertigkeit, es ist mir nicht recht wohl bei dieser Angelegenheit.« Die Verwandten und Freunde in der Heimat mochten es leicht verstehen, wenn Pauline nicht ohne Wehmut von der herrlichen Gegend, von dem Meere schied, das je wieder zu sehen sie kaum hoffte, aberY daß de¡ Abschied von solch neuen Bekannten, überdies französischer Nation, ihr und den Töcthtern wirklich schwer wurde und überhaupt in Betracht kam, gegenüber dem Wiedersehen der alten, treuen Bekannten, dies konnten sie sich wohl schwer erklären, wenn sie nicht wußten, daß ein stark"r Einfluß ausgegangen war von den religiösen Naturen dieser kleinen Menschengruppe in Cannes und nicht selbst schon erfahren hatten, wie sehr der Mensch an diejenigen anhänglich ist, die sein Wesen irgendwie gefördert und bereichert haben. Schmerzlich war es unter allen Umständen, den Ort zu verlassen ohne jegliche günstige Wirkung der Kur. Aber in diesen Jahren bewährte sich das Wort: »Geteiltes Leid ist halbes Leid« gar sehr bei diesem Paar. Wollte einem von b$ ndeine geheime Rache zu brüten. Während ich mich freue, wenn ich einen Klügeren antreffe, der mir von seiner Weisheit mitteilt, ärgert den Weißen nichts ingrimmiger, als wenn er einen Klügeren findet. Der Weiße ist so maßlos eitel, daß er jede Überlegenheit seines Nächsten wie eine persönliche Kränkung empfindet, daß er den faulen Durchschnitt liebt und jeden, der darber emporragt, mit seinem Haß azu verkleinern sucht. Und daher kommt es, daß in Europa die Dummköpfe das große Wort führen. Ich sparte mir also die Mühe, Jim Boughsleigh aufzuklären darüber, daß es kein a¬berneres Wort gäbe als das inhaltlose Wort »Zufall«, ich machte wieder eine Verbeugung, bei der ich mir allerhand dachte, und wollte meines Weges gehen, als mich Jim zurückhielt. »Hast du heute abend Zeit?« meine er. »Ich habe mit dir Wichtiges zu »Heute ist ein Festtag,« gab ich zurück. Denn ich hatte in der Tat die Absicht, mir mit Malatri, der Brillenschlange, einen Festtag zu machen. »Und morgen?« forschte Jim Boughsleigh. »Morgen wird mein $ man so viel Wesens mit einer Spinne machen konnte. Die Weißen werden uns in dieser Beziehung nie verstehen, sie begreifen nicht, daß in den Tieren menschliche Seelen wohnen, daß alles, was lebt und webt, ihresgleichen ist, sie haben den Zusammenhan mit der Natur verloren. Sie haben der Natur den Krieg erklärt, ohne zu ahnen, daß sie damit sich selbst den Krieg erklärt haben, da sie doch nur ein Teil der Natur sind. Sie gleichen einem Schilfrohr, das stärker sein will als der Wind. Und weil sie sich selbst taub gemacht haen gegen die Stimmen der Natur, hören sie nicht, wie es rings um sie kichert und spöttelt. Manchmal aber schwillt das Kichern der Natur zu einem gellenden Hohnlachen an, und dann sagen die Weißen: »Es war ein Erdbeben!« oder: »Ein Vulkan hat Feuer gespieen!« Sie sind wirklich verächtliche Narren, diese WeiBen! Jim Boughsleigh tat einen tiefen Schluck aus seiner Flasche und reichte sie mir dann, damit ich seinem Beispiel folge. Ich lehnte ab, aber da­ hob er die Faust und schrie: »Sauf, Hindu!$ 'm Taler!« Was war da zu machen? Der Pepi ruckte den Taler heraus und ging am nächsten Abend in die »Vier Jahreszeiten«. Alles, was wahr ist, es war ein extra-iges Programm. Zuerst hat ein Herr Klavier- gespielt, so schön wie ein Athlet hat er gespielt. Zum Sterben fad ist es dem Pepi Bröselmeier vorgekommen, und er hat sich gewundert, daß der Hausherr von den »Vier Jahreszeiten« das erlaubt hat. Aber Prnz Ludwig Ferdinand war auch da und hat fest applaudiert. Er hat doch ein guat's Herz, der Ludwig Ferdinand. Und da haben der Pepi und die anderen Leut' auch geklatscht. Dann ist eine Sängerin gekommen. Sie hat zwar einen Kropf gehabt, aber jodeln hat sie doch nicht können. Sondern er war nur zur Verzierung da, der Kropf. Aber dann! O, das war drei Markl wert! Dann kam ein Herr und hat einen Vortrag gehalten mit Lichtbildern. Über die Sanitätshunde. Der Pepi hat nur grad so gestaunt. Das Herz ist ihm aufgegangen. So gescheite Hunde! Ja, sollt man's den"nfür möglich halten? Pepi Bröselmeier geriet in Ekstase. D$ nochmals zum Strande zurück, um nach unserer Jölle und dem ver½orenen Gepäcke zu ehen. Jene fanden wir noch auf ihrer alten Stelle; aber auf dieses mußten wir, zu unserm Verdrusse, völlig verzichten. Zwar auch mit unserem Fahrzeuge gerieten wir in Verlegenheit, da die See noch nicht wieder fahrbar geworden, bis unser Bauer, dem ich mich durch einen meiner Matrosen verständlich machen konnte, uns aus der Verlegenheit half. Wir hatten bereits erfahren, daß wir uns hier anderthalb Meilen von Pollien (ebenfalls ein Salzhafen, wie das noch zwei MeYilen weiter entfernte Croisic) befänden, und dahin erbot er sich, gegen gute Bezahlung, unser Puppenfahrzeug über Land zu transportieren, indem er es zwichen zwei seiner Esel hinge. Wirklich hielten er und seine Esel redlich Wort! In dem lustigsten und niegesehenen Aufzuge zogen wir zu Pollien ein, und die ganze Stadt lief über dem seltsamen Schauspiele zusammen. Meine erste Erkundigung war sofort nach dem angesehensten Salzhändler des Ortes. Man nannte mir einen Kaufman$ ie Oder hinab, und war angewiesen, auf der Reede von Swinemünde eine Ladung Balken einzunehmen, die ich nach Cadix bringen und dort, wo möglich, mitsamt dem Schiffe losschlagen sollte. Es kostete jedoch nicht wenig Not und Mühe, bevor ich das große und tiefgehende Gebäude über die Bank am Ausflusse des Stromes zu schaffen und mich außen auf der Reede vor. Anker zu legen vermochte. Ich hatte dabei einen sehr untätigen Zuschauer an meinem Admiral, der mir die unverlangte Ehre erzeigte, mich bis hierher zu Sobald ich meinen gelegenen Ankerpltz gefunden, befahl ich, die Stangen und Raaen niederzulassen, wie es Seemannsbrauch ist, wenn ein noch unbeladenes Schiff auf der Reede liegt, um das übermäßige Schwanken desselben zu vermeiden. Dieser notwendigen Anordnung widersetzte sich aber der Patron, zur Befriedigung seiner kindischen Eitelkeit, die das Schiff noch länger in Parade sehen wollte. Vergeblich bedeutete ich ihm, daß es hier mehr auf Sicherheit, als auf stattliches Ansehe ankomme, und daß ich wissen müßte$ ich ôhn: »Wie kommt mir das Glück, daß Sie mich bei Ãamen keinen?« -- »Und darüber wundern Sie sich?« war die Antwort. »Bin ich nicht in Kolberg bei Ihnen in Ihrem Hause gewesen?« -- Es war der General v. Borstell. Indem wir oben ankamen, fanden wir zwei schwarzgekleidete Männer, Deputierte von der Kaufmannshaft einer benachbarten Stadt, vor der offenen Flügeltüre, die zu des Königs Audienzzimmer führte. Der General wies sie vor uns hinein und wir folgten dann nach. Das ganze große Zimmer war erfüllt von Generalen, Damen und Standespersonen, worunter mir die Prinzessin Elisabeth, die von Stettin gekommen war, der General v. Blücher und andre bemerkbar wurden. Alles blitzte von Ordenszeichen jeder Art, und es gab eine feierliche Stille, b¿s der König hereintrat, samt seiner königlichen Gemahlin, und die Anwesenden ihnen nach der Reihe vorgestellt wurden. Vor uns traten die genannten beiden Deputierten vor, die etwas beklommen schienen und überaus leise sprachen, so daß uns davon sowie von des Königs Antwort w$ ihn, daß er den Mut zu solcher Reise gehabt habe und erzählten ihm, daß der König von seinem Besuche gehört habe und seinen Mut bewundre. Der König wolle einen so mutigen Hasen sehen und lade ihn in sein Schloß ein. Der Hase war ganz stolz auf solche Ehre und nahm die Einladung an. Die Fische kehrten um und schwammRen voraBn, während die Schildkröte mit dem Hasen folgte. Im Schlosse des Königs angelangt, stieg der Hase von seinem Sitze und wurde in das Krankenzimmer geführt, während die Schildkröte sich einstweilen aus dem Staube machte. Im Krankenzimmer waren nur die Ärzte um den König versammelt, die den Hasen freundlich einluden auf einem prachtvollen Muschelsessel Platz zu nehmen.Dann bsprachen sich die Ärzte leise, wie man wohl am leichtesten dem Hasen die Augen nehmen könne. Der Hase hatte aber gute Ohren und so hörte er mit Entsetzen dieses leise Gespräch und obwohl ihm die Haare klitschnaß am Leibe klebten, standen sie ihm doch sogleich vor Angst zu Berge. Er verwünschte seine Neugier und überlegte, w$ GYlück, Horaisan zu finden; aber nur einer namens Wasobiowo kehrte zurück und brachte Kunde von diesem glückseligen Lande, ja, es gelan ihm sogar eine Frucht von dort mitzubringen, nämlich die Orange, die vordem in Japan ganz unbekannt war, heute aber dank der von Wasobiowo mitgebrachten ersten Frucht auch hier heimisch ist. Es wird erzählt, daß einst in China ein grausamer Kaiser regierte, herrschsüchtig und unduldsam, sodaß niemand, der etwas konnte oder verstand, seines Lebens sicher war; denn er allein wollte der einzige sein, in allem vollkommen. Wer mehr konnte als er, den ließ er beseitigen. Dieser Kaiser hatte auch wie alle Kaiser einen Leibarzt, der hieß Jofuku. Das war ein gar gelehrter HerLr und außerordentlich klug, doch der Kaiser trachtete ihm nach dem Leben, weil er des Arztes Klugheit fürchtete. Er konnte ihm aber nichts anhaben, denn er wußte keinen besseren Arzt. Endlich aber wurde der Arzt dieses Lebens in Furcht und Schrecken satt und er dachte eine List aus, wie „r es anstellen könne, au$ nd Verblendung. Und doch ist die Welt nicht böse und nicht schlecht; sie istÉwahnsinnig und blind. Jeder glaubt, der andere wolle ihn vernichten, und solange jeder das vom anderen glaubt, bleibt allen nichts übrig, als zu kämpfen. Wollte aber jemand auch nur einen Tag länger den Kampf fortsetzen, als Unabhängigkeit, Unberührbarkeit und Lebensraum seines Landes fordern, so wäre er für sich allein, vor Gott und Menschen schuldig am Jammer der Millionen, und es wäre ihm bessea, daß er nie geboren wäre. Feinde, Brüder, es ist Zeit! Es ist sehr spät, und jede Minute tötet, und doch ist noch Zeit. Denn noch tötet jeder von uns in gutem Glauben, im Glauben an den Vernichtungswillen des anderen. Es maglauch wirklich in jedem Lande einige Menschen geben, die vernichten wollen, Verblendete, die glaben, man müsse vom Tode leben, vom Schmerz Gebrochene, die nach Rache schreien, und, furchtbar zu sagen, vielleicht auch Gewinnsüchtige und Machtgierige, die nach göttlichem Recht nicht fragen. Es gibt auch solche, die meinen$ lz können wir sein, wenn es sich lohnt. Um einer Million willen lont es, um lumpiger Ideale willen lohnt es nicht. Der Unabhängigkeitsdrang der Gewerbe, der einige, den wir haben, und der einzige, der gezügelt sein sollte, verbunden mit einer unerhörten Schulung im geschäftspolitischen und dialektischen Gebaren entwickelt sich zu unserer schwersten inneren Gefahr. Wenn der Generalsekretär des »Allgemeinen Deutschen Verbandes zur Wahrung der Interessen sämtlicher Zweige der ausgestopften Vogel-Industrie« (Abgekürzt: A. D. V. z. W. d. I. s. Z. d. a. V. I.), blendene Erscheinung, sonor und formgewandt, von der Tribüne die Bedeutung der ihm anvertrauten Interessen erläutert und mit historischen, geographischen, ethnographischen, handelspolitischen, finanziellen, sozialen, kulturellen, ethischen und allgemein menschlichen Beweisen bekräftigt, wenn er dann auf unsere Ostpolitik übergeht und darlegt, daß sie unter Umständen nicht weit entfernt sei, einen gewissen unendlich wihtigen Zweig seines Gewerbes zu schädigen$ abe ich die Gesinnungen und Ziele beschrieben, denen wir entgegenstreben, heute weise ich euch den friedlichen Kampf, dessen Beginn vielleicht, desse Ende ich nicht erleben werde. Es ist der Kampf um die Seele unsereks Volkes, sein erstes Ziel ist Würde, Adel und Herrentum. Es gibt eine deutsche Sendung auf Erden. Sie ist nicht die Sendung dós Militarismus, sie ist auch nicht die Sendung der Mechanisierung und der Technik, obwohl sie diese Nützlichkeiten nicht verschmäht, sie ist am wenigsten die Sendung der Weltherrschaft. Sie ist die Sendung, die sie immer war und immer sein wird: die Sendung des reinen, unbestechlichen, unbeirrbaren und unerbittlichen Geistes. Diese Sendung fordert nicht Emanzipierte und Untergebene, sondern adlige Männer. Es ist nicht unsere Sache, die Kellnr, Barbiere und Schneider für London und Newyork zu liefern, sondern als freie Männer auf freiem Boden brüderlich mit den Völkern zu reden und zu wirken, nicht um des billigen Nutzens, sondern um des Geistes und der Menschheit willen; $ cht. Wir gingen daran vorüber und hörten von drinnen einige lachende Stimmen. Mein Begleiter sagte mir, daß es italienische Arbeiter seien, die eine Straße in der Nähe ausbesserten und in der Schenke wohnten. Bald war wieder die große Stille um uns her. Schließlich gelangten wir an unser Ziel, indas von ziemlich baumarmen Feldern umgebene Dorf, dessen Turm wir schon vorher gegen den hellen Himmel hatten aufragen sehen. Bei dem Kranken war nichbt viel zu tun. Es handelte sich um einen der Fälle, die man allein sich zu Ende kämpfen lassen muß. Es war vorauszusehen, daß der Alte spätestens am Abend des folgenden Tages sich für immerausstrecken werde. Ich konnte mich nur bemühen, ihm das Letzte möglichst leicht zu machen. Ich blieb etwa eine halbe Stunde am Krankenbett und wandte mich dann zum Gehen. Da ich das Wohnzimmer der Leute durchschritt, fragte mich der junge Bauer, ob ich nicht, ehe ich wieder heimwandere, irgendeine Stärkung zu mir nehmn wolle. Dieses Anerbieten kam mir sehr erwünscht, denn die nächtlic$ en Feuchtigkeitsverhältnisse diesen Uebergang terrestrischer Gewächse auf die Baumrinde nicht gestatten, wie in Nord-Amerika nördlich vom 38.°, oder wo bei anscheinend günstigen klimatischen Bedingungen, die das Gedeihen xeréophiler Colonisten der tropischen epiphytischen Floren ermöglichen würden, einer Einwanderung solcher unüberwindliche Hindernisse entgegenstehen, wie in den Mediterranländern, die durch beinahe baumlos¼, für jede atmosphärische Vegetation viel zu trockene Steppen und Wüsten von den tropischen Waldgebieten getrennt sind.Ñ Wir haben gesehen, dass die in und bei der Stadt Algier gepflanzten Dattelbäume in den Basen ihrer abgestorbenen Blätter, wo sich reichlich Erde ansammelt, vielfach eine üppige Vegetatio ernähren; auch für diese niederste Stufe des Epiphytismus ist in den Oasen der Sahara die Regenmenge zu gering; ich habe auf den zahllosen Dattelbäumen der Oasen von Biskra (jährliche Regenmenge 3 cm) nie eine Pflanze wachsen sehen, obwohl der Wind unzweifelhaft, neben Staub, die Samen de$ ychium), _Melastomaceen_ e. p. (Dicellandra, Medinilla, Pogonanthera, Pachycentria, Blakea etc~), _Gesneraceen_ e. p. (Episcia, Columnea, Drymoniwa, Alloplectus, Hypocyrta, Codonanthe, Fieldia, Mitraria, Sarmienta), _Bignoniaceen_ (Schlegelia), _Vaccinieen_, _Onagraceen_ (Fuchsia), _Aquifoliaceen_, _Cornaceen_, _Myrsineen_, _Cactaceen_, _Clusiaceen_, _Araliaceen_, _Solanaceen_, _Verbenaceen_ (Premna), _Rubiaceen_ e. p. (Proscephalium, Psychotria parasit., Hydnopytum, Ophryococcus, Schradera, Leucocodon, Xerococcus, Acranthera, Randia), _Rosacee=_ (Pyrus sect. Sorbus), _Saxifragaceen_ (Ribes), _Celastraceen_ (Evonymus mit Arillus), _Urticaceen_, _Piperaceen_, _Marcgraviaceen_, _Loganiaceen_, _Begoniaceen_ (afrikan. Arten). Der _zweiten Categorie_ rechne ich die Samen (und Sporen) zu, die so ueberaus leicht sind, dass sie von dem leisesten Luftzug fortgetragen werden, und so klein, dass sie in die Risse der Rinde und in die Moospolster dringen; sie beduerfen daher keiner besonderen Flug- und Haftapparate und fi$ ipsalideen, verschiedene Cereus-Artemn) den groessten Antheil an der atmosphaerischen Flora. Bei der Untersuchung eines groesseren Waldbaums wird man nur ganz ausnahmsweise Vertreter der genannten Familien vermissen. Die uebrigen Epiphyten, namentlich die dicotylen Straeucher und Baeume, treten mit Ausnahme von Clusia und den Feigenbae^men zurueck und beeinflussen daher in der Regel nicht wesentlich die Physiognomie der epiphytischen Vegetation. Aehnlichkeiten und Unterschiede der atmosphaerischen Flora des tropisch-amerikanischen Urwalds werden am besten aus einer kurzen Schilderung der diesbezueglichen Verhaeltnisse an einigen weit voneinander gelegenen Punkten hervorgehen. Zunaechst sei die epiphytische Vegetation der Umgebung von Port-of-Spain auf Trinidad (11 deg. N. B.) als Beispiel eines ungefaehr aequatorial gelegenen Punktes gewahlt. Die Flora der Insel stimmt mit derjenigen des benachbartn Guyana beinahe ganz ueberein. Dichte Urwaelder bedeckten sie frueher, die im Westen zum gross$ Insel Dominica (16 deg. N. B.), so zeigen sich, jedoch erst bei genauerer Betrachtung, einige Unterschiede. Eine Anzahl Arten sind wohl die gleichen, die Gattungen sind es zum groessten Theil, der Gesammtcharakter daher derselbe; es fehlen aber einzelne der haeufigsten suedamerikanischen Formen, so Rhipsalis Cassytha, waehrend ein paar neue dicotyledonische Straeucher und Baeume auftreten (Psychotria parasitica, Blakea laurifolia, Symphysia guadelupensis, Marcgra.ia spiciflora etc.). Versetzen wir uns endlich nach dem anderen Ende des tropisch-amerikanischen Urwalds, nach Blumenau (27 deg. S. B.), so finde»n wir, 43 deg. sued‰ich von Dominica, doch die gleichen Typen wieder. Wesentlich neue Formen treten uns nur in geringer Zahl entgegen und sind meist vereinzelt. Die Orchideen sind wohl etwas zahlrcicher, die Araceen etwas weniger haeufig als in Westindien; der Gesammtcharakter ist aber doch nahezu der gleiche. Das Laubgewoelbe des suedbrasilianischen Kuestenwaldes ist weniger $ dessen goldener Staub aus der Höhe auf die graubraune einförmige Welt herabweht. Lange, lange muß man wandern, bis endlich unwillkürlich ein Freudenruf auf die Lippen kommt. Jetzt kann das Wasser schon nicht mehr weit sein. Zwischen zwerghaften Weidenwindet sich die romantische Theiß, unser Süßwasserfluß. Links erglänzt eine kleine Hütte. Üppige Weiden breiten sich hinter ihr aus, mit wehendem Röhricht. Den Oberrichter interessierte das Leben der Pußten; er beürachtete Alles der Reihe nach. Dann befahl er den Ochsen- und Pferdehirten, daß von heute in vier Wochen bei Sonnenaufgang hundert schön gehörnte weiße Ochsen und fünfzig der fehlerfreiesten Hengste, deren Mähnen mit nationalfarbenen Bändern gpschmückt, vor dem Stadthause stehen müssen. Auch von den Hörnern der Ochsen sollen nationalfarbene Bänder herabwehen. Diese Verfügung blieb nicht geheim, sobald die Herren nach Hause kamen, und wenn es schon damals in Kecsemét Zeitungen gegeben haben würde, so hätte der verantwortliche Redakteur diese Nachricht im$ os, es lachen die Steinkrüge, die bekannten Thongefäße an der Wand, die Möbel beginneBn zu erzählen, es flackert das Feuer im großen Ofen und wirft einen flammenden Streif auf die braune Thür. Der Alte seufzte: »Deine arme, gute Mutter, wenn man sie zu diesem Tage erwecken Man bringt das Essen, die Düfte desselben erfüllen das Zimmer, die Erzsi geht hin und her, so auch der Geselle Laczi. »Lauf', mein Laczi, in den Keller, lauf und spute dic½h. Du aber, mein Sohn, setze dich nieder, denn ich weiß, du bist hungrig, die Gefangenenkost hat dich herabgebracht. Ich habe seit dem Schreckenstage ebenfalls nichts gegessen. Vorerst hinderte mich die Trauer und jetzt die große Freude. Ich habe in Ofen gelebt, wie das Pferd des Nikolaus Toldy. Nur daß ich dich befreithabe.« »Ibrahim Pascha ist ein braver Mnn,« flüsterte der Oberrichter zerstreut (die eigenartige Situation Czinna gegenüber hatte ihn nervös »Ach bewahre! Ein arger Hund ist der Alte, zuerst war er wütend über mich, es fehlte nicht viel und auch ich wäre in$ cht und ihn an einem Orte verwahren, wohin keine fremde Hand gelangen kann.« Damit überreichte er den an einer grünen Schnur hängenden Schlüssel dem Oberrichter. »Ich gehorche der Versammlung.« Er übernahm den S¬chlüssel, stand auf, trat zu Czinna und hängte ihr denselben um den Hals. »Berge ihn an deiner Brust, Czinna.« Czinna errötete bis über die Ohren; sie zog mit einer unwillkürlichen Bewegung das rote Tuch über die Augen, freilich kamen da rückwärts die knabenhaften kurzen Haare zum Vorschein. Herr Máté Pußta bewegte, gegen das Fenster sich wendend, seinen großen Kopf; das also ist der Ort, wohin keine fremde Hand gelangen kann. Der schneeweiße Busen eines schönen Mädchens. Der Schneider rief lebhaft aus: »/Canis mater!/ Der Geselle Laczi.« (Er erkannte ihn an den Haaren.) Der Oberrichter lächelte. »So ist es, mein lieber Va‘ter, wenn einmal die Wunder beginnen. Es wird dies einmal zur Chronik werden, wie aus dem Schneidergesellen´ ine Oberrichtersfrau wurde.« Die Glorie der Verklärung glänzte auf der S$ efahl Alexander, alles, was an Menschen und Sachen in seine Hände gefallen sei, nach amaskos zurückzubringen und zu bewachen, die griechischen Gesandten ihm sofort zuzuschicken. Sobald diese angekommen waren, entließ er die beiden Thebaner ohne weiteres, teils aus Rücksicht für ihre Person, indem der eine, Thessaliskos, des edlen Ismenias Sohn, der andere, Dionysidoros, ein olympischer Sieger war,‰ teils aus Mitleid mit ihrer unglücklichen Vaterstadt und dem nur zu verzeihlichen Haß der Thebaner gegen Makedonien; den Athener Iphikrates, den Sohn des Feldherrn gleichen Namens,p behielt er aus Achtung für dessen Vater und um den Athenern einen Beweis seiner Nachsicht zu geben, in hohen Ehren um seine Person; der Spartiate Euthykles dagegen, dessen Vaterstadt gerade jetzt offenbaren Krieg begonnen hatte, wurde vor der Han/d als Gefangener zurückbehalten; er ist späterhin, als die immer größeren Erfolge der makedonischen Waffen das Verhältnis zu Sparta änderten, in seine Heimat entlassen worden. Während Parmenion$ ch, an den EuphÏrat einige tausend Mann unter Mazaios vorauszusenden, um die Passage des Flusses beobachten zu lassen; er selbst ging von Babylon aus in die Gegend von Arbela, einem Hauptorte auf der großen Heerstraße, die weiter jenseits des Lykos zu der großen Ebene von Ninive führt, welche sich westwärts bis an das linke Ufer des reißenden Tigris und nordwärts bis an die Vorhöhen des Zagrosgebirges ausdehnt; dort mochte er, sobald Alexander herankam, an die Ufer des Stromes rücken und ihm den Übergang unmöglich machen wollen. Während der König Dareios für die Osthälfte seines ReicheÅs an ihrer Schwelle mit allen StrÕeitkräften, die sie aufbringen konnte, zu kämpfen bereit stand, war im fernen Westen der letzte Rest der persischen Macht Was hätte die persische Flotte im hellenischen Meere leisten können, wenn sie zur rechten Zeit agiert, wenn sie die von König Agis im Peloponnes eingeleitete Bewegung mit aller Kraft `unterstützt hätte. Aber zögernd, ohne Plan und Entschluß, hatte sie im Sommer 333 den Momen$ macht des Feindes Überflügelung unvermeidlich war und doch dem Gewaltstoß der Offensive, der die Entscheidung bringen mußte, nur so viel Kräfte entzogen werden durften als die Rücken- und Flankendeckung der angreifenden Schlachtlinie durchaus forderte, ließ Alexander hinter den Flügeln seiner Linie rechts und links je ein zweites Treffen formieren, das, wenn der Feind die Linie im Rücken bedrohte, kehrtmachen und so eine zweite Front bilden, wenn er gegen die Flanke losging, mit einer Viertelschwenkung sÉich im Haken an =ie Linie anschließen sollte. Als Reserve des linken Flügels rückten auf: das thrakische Fußvolk, ein Teil der Bündnerreiter unter Koiranos, die odrysischen unter Agathon, am weitesten links die Söldnerreiter unter Andromachos; auf dem rechten Flügel: Kleandros mit dn alten Söldnern, die Hälfte der Bogenschützen unter rison, der Agrianer unter Attalos, dann Aretes mit den Sarissophoren, Ariston mit den paionischen Reitern, am Flügel rechts die neugeworbenen hellenischen Reiter unter Menidas, d$ cht, Sonderpolitik in alter Art zu triben, um die alte Staatenfreiheit zu erneern, benutzten sie jede Gelegenheit, in der leichtsinnigen und leichtgläubigen Menge Mißgunst, Besorgnis, Erbitterung zu nähren; Thebens unglückliches Ende war ein unerschöpflicher Quell zu Deklamationen, den korinthischen Bundestag nannten sie eine schlechtberechnete Illusion: alles, was von den Makedonen ausging, selbst Ehren und Geschenke, wurde verdächtigt oder als Schmach für freie Hellenen bezeichnet. Alexander wolle nichts, als das Synedrion selbst und jeden einzelnen Beisitzer desselben zu Werkzeugen der makedonischen Desotie machen; die Einheit der Hellenen sei eher im Hasse gegen Makedonien als im Kampfe gegen Persien zu finden; ja die Siege über Persien seien für Makedonien nur ein Mittel mehr, die Freiheit der hellenischen Staaten zu vernichten. Natürlich war die Rednerbühne Athens der rechte Ort, dieses Mißvergnügen in sehr erregten Debatten zur Schau zu stellen; nirgends Ptanden sich die beiden Parteien schärfer gegenü$ elt und teils niedergehauen, teils zu Sklaven gemacht. Dies schnelle und strenge Gericht unterwarf die Areier; dem Perser Arsames wurde die Satrapie anvertraut. Areia ist eines der wichtigsten Gebiete Persiens, es ist das Passageland zwischen Iran, Turan und Ariana; wo der Areiosstrom seinen Lauf plötzlich nordwärts wendet, kreuzen sich Cdie großen Heerstraßen aus Hyrkanien und Parthien, aus Margiana und Baktrien, aus dem Oasengebiet von Seistan und dem HGochtal des Kabulstromes; eine makedonische Kolonie, Alexandreia in Areia, wurde an dieser wichtigen Stelle gegründet, und noch heute lebt unter dem Volke von Herat die Erinnerung an Alexander, den Gründer ihrer reichen Stadt. Alexander wird aus den Erkundigungen, die er bei der Veränderung seiner Marschrichtung eingezogen, ein ungefähres Bild von der Lage der arianischen Satrapien gegen Baktrien und Indien, von den Gebirgen und Strömen, welche die Gestaltung dieser Länder bestimmen, von den Str·aßen und Pässen, die sie verbinden, gewonnen haben; es wird ihm $ mlung berufen hatte. Mögen die Baktrier, geschreckt durch das harte Gericht, welches über Sogdiana verhängt worden, sich nun unterworfen, oder von Anfang her ihre Teilnahme für die Empörung minder betätigt haben, jedenfalls fand Alexander militärische Unternehmungen gegen sie für jetzt nicht nötig, und von einer Bestrafung des vielleicht beabsichtigten Abfalls in Baktrien ist nicht mehr als eine unsichere Notiz überliefert. Diejenigen von den Großen, welche mit in den sogdianischen Aufstand verwickelt waren, hatten sich in die Berge geflühtet und hielten in den dortigen Fesenschlössern sich für sicher. D\er Winter 329 auf 328, den Alexander in Zariaspa zubrachte, war in vielfacher Beziehung merkwürdig. Die Versammlung der baktrianischen Großen, das Eintreffen neuer Kriegsvölker aus dem Abendlande, zahlreiche Gesandtschaften europäischer und asiatischer Völker, dazu das rüstige Treiben in diesem stets siegreichen, abgehärteten Heere, das bunte Gemisch makdonischen Soldatenlebens, persischen Prunkes und helleni$ ste empfing und ihm Glück wünschte, daß er sein Heil lieber einem rechtschaffenen Mann als einem Felsen anvertrauen wolle. Er behielt ihn bei sich im Zelte und bat ihn, von seinen Begleitern einig½e abzusenden, mit der AnzeiFge, daß die Feste durch gütlichen Vertrag an die Makedonen übergeben und daß allen, die sich auf der Burg befänden, das Vergangene verziehen sei. Am Tage darauf zog der König, von 500 Hypaspisten begleitet, hinauf, um die Burg in Augenschein zu nehmen; er bewunderte die Festigkeit des Platzes und ließ den für eine lange Belagerung getroffenen Vorsichtsmaßregeln und Einrichtungen alle Gerechtigkeit widerfahren. Chorienes verpflchtete sich, das Heer auf zwei Monate mit Lebensmitteln zu versorgen; er ließ aus den überaus reichen Vorräten seiner Burg den makedonischen Truppen, die durch die Kälte und die En=behrungen der letzten Tage sehr mitgenommen waren, Brot, Wein und eingesalzenes Fleisch zeltweise verteilen. Alexander gab ihm die Burg und das umliegende Gebiet zurück; er selbst ging mit$ , ein alter Kriegshauptmann Abreas auf einer zweiten Leiter. Schon ist der König bis an die Zinne; den Schild vor sich aufgestützt, zugleich kämpfend und sich wehrend, stürzt er die einen rücklings von der Mauer hinab, stößt die anderen mit seinem Schwert nieder; die telle vor ihm ist einen Augenblick frei, er schwingt sich auf die Zinne, ihm folgt Perdikkas, Leonnatos, Abreas; schon dringen die Hypaspistien mit lautem Geschrei auf den zwei Leitern nach, überfüllt brechen diese zusammen, der König auf der Zinne ist abgeschnitten. An seiner glänzenden Rüstung, an seinem H±lmbusch erkennen ihn die Inder; zu nahen wagt ihm niemand, aber Pfeile, Speere, Steine werden aus den Türmen herab, aus der Burg herauf auf ihn geschleudert; seine Getreuen rufen ihm zu zurückzuspringen und seines Lebens zu schonen; er mißt mit einem Blick die Mauerhöhe zur Burg hinein, und schon ist der kühne Sprung getan. Er stÁht allein innerhalb der feindlichen Mauer; mit dem Rücken an sie gelehnt erwartet er die Feinde. Schon wagen sie z$ gen die Berge hin und zu der Residenz des Musikanos führt; er erreichte dessen Grenzen, bevor der Fürst einen Überfall ahnen mochte. Durch die Nähe der Gefahr geschreckt, suchte dieser seinen hochmütigen Trotz durch schnelle und niedrige Unterwürfigkeit vergessen zu machen; in Person kam er dem Könige entgegen, er brachte viele und köstliche Geschenke, unter diesen seine sämtlichen Elefanten; er unterwarf sich und das Land der Gnade des Königs, er gestand ein, großes Unrecht getan zu habe&n -- das gewisseste Mittel, des Königs Großmut fÆür sich zu gewinnen. Er erhielt Verzeihung; sein Land blieb ihm unter maked­onischer Hoheit. Alexander bewunderte die üppige Natur dieser Landschaft; die Residenz des Fürsten, günstig zur Behauptung des ganzen Landes gelegen, sollte durch eine Burg, die Krateros zu bauen Befehl erhielt, und durch eine makedonische Besatzung gesichert Der König brach mit den Schützen, den Agrianern, der Hälfte der Hipparchien gegen das Land der Prästier und gegen den Fürsten7Oxykanos oder, wie $ r schwere Verdacht, der auf ihm lastete, in der Untersuchung bestätigte, wurde er den Händen des Henkers übergeben. Sibyrtios war statt seiner für Karmanien bestimmt worden; da aber Thoas, der an Apollophanes' Stelle ins Land der Oreiten gehen sollte, erkrankte und starb, so wurde Sibyrtios dorthin gesandt und statt seiner Tleopolemos, des Pythophanes Sohn, den seine bisherige Stellung in der parthischen Satrapie bewährt hatte, nach Karmanien berufen. Die Unordnungen,die im Innern Arianas durch den Perser Ordanes angestiftet, durch den, wie es scheint, gleichzeitigen Tod des Satrapen Menon von Arachosien freien Spielraum gewonnen hatten, waren von Krateros auf seinem Durchgange ohne Mühe unterdrückt worden; er brachte den Empörer in Ketten vor den König, der ihn der gerÐchten Strafe übergab; die erledigte Satrapie Arachosien wurde mit der von Ora und Gedrosieën unter Sibyrtios vereinigt. Auch aus Indien kam böseãZeitung; Taxiles berichtete, Abisares sei gestorben und der Satrap Philippos im diesseitigen Indie$ um das Grabmal der Pythionike u bauen; auch andere einflußreiche Männer mochte er sich durch Geschenke verpflichtet haben. Aber auf Demosthenes' Rat hatte der Demos seine Aufnuhme abgelehnt; dem Strategen Philokles, der die Hafenwache hatte, war die Weisung gegeben, ihn, falls er die Landung zu erzwingen versuchen sollte, mit Gewalt abzuwehren. Darauf war Harpalos mit seinen Söldnern und seinem Schatz nach dem Tänaron gesegelt; mochten nach den Verkündigungen Nikanors viele von den Reisläufern auf dem Tänaron in die Heimat ziehen dasselbe Dekret brachte bei den Ätolern und in Athen Wirkungen hervor, wie sie Harpalos nur wünschen konnte. Er ging zum zweiten Male nach Attika, ohne Söldner, nur mit einem Teil seines gestohlenen Geldes. Philokles wehrte ihm den Eingang nicht; Harpalos war ja attischer Bürger, kam nun ohne Kriegsvolk, als Schutzflehender. S, in demütiger Gestalt, erschien er vor dem Demos von Athen, stellte ihm seine Schätze und seine Söldner zur Verfügung, gewiß nicht ohne anzudeuten, daß jetzt m$ Samaritaner Andromachos umgebracht haben; er straft sie und bestellt Menon zu dessen Nachfolger; eine Angabe, die dem Arrian gegenüber nicht bestehen kann. Nach Eusebius #Chr. II, 114 ed.# Schöne (zum Jahr 1680 #a. A.# d. i. Ol. 111, 1, bei Hier. zum Jahr 1685 #a. A.# d. i. Ol. 112, 1) hat Alexander bei diesem Anlaß die Makedonen in Samaria angesiedelt (+tên Samareian polin helôn Makedonas en autê katôkise+), nach S. 118 ist es geschehen, als Perdikkas Reichsverweser war: #Samaritanorum urbem a Perdicca constructam#, oder nach Petermann #incolis frequentatam#. Kurz die sämtlichen, auf Jerusalem und Samaria bezüglïchen Angaben sind so widersprechend, daß man darauf verzichten muß, den pragmatischen ZusamŽmenhang der Vorgänge daraus zu rekonstruieren. Anmerkung 9 zu Seite 275: Das Terrain des _Schlachtfeldes von Gaugamela_ hat zuerst die von Felix Jones 185 edierte #Map of the ountry of Niniveh#, dann 1876 Cernik in Petermanns Ergänzungsheft II, 75 gegeben, letzterer in den Wasserläufen in der Nähe von Kermel$ der Geist Platons zu uns. Er hat sie zuerst gestellt, und die Antwort, welche er gab, ist auch heute noch beachtenswert. Ich habe das Buch geschrieben für diejenigen, welche diese schwierige Fragen studieren d. h. durchdenken wollen, um sich eine eigene Meinung zu bilden; nicht für die, welche sich mit einer blossen Kenntnisnahme der in der Erkenntnistheorie behandelten Fragen begnügen möchten. Kritische Auseinandersetzungen mit den Anschauungen anderer, diese Schatten für das Licht¤ der eigenen Gedanken, die seinen Glanz erhöhen sollen, wurden grundsätzlich vermieden. Sie sind für die blosse KenntnisnahÍme nützlich, für die Vertiefung in die Sache meistens schädlich. Hoffentlich dienen dem Zweck dieser Vertiefung das ausführliche Inhaltsverzeichnis, das die behandelten Thesen der Reihe nach fGormuliert und das ebenso ausführliche Namen- und Sachregister, das die erörterten Grundbegriffe in alphabetischer Folge darstellt. Beide zeigen, wie viel Gedankenarbeit der Verfasser selbst übernimmt und wieviel er sein$ Nikolaus v., ideelle Existenz der Dinge wahrer als die zeiträumliche S. 7. *Definition* der Empfindung unmöglich ohne Zuhülfenahme körperlicher Vogänge S. 54, -- der Wahrheit gewöhnliche, a) falsche Auffassung b) richtige Auffassung S. 1, 2. Was gehört in die Definition? S. 8. *Denken*, inwiefern Gegenstand der Logik S. IV. *Denkgesetze* Formalgesetze: das Gesetz des Enthaltenseins und des GÓrundes *Denknotwendigkeit* oft nur Flgerung aus der Gewissheit S. 39, -- in keinem Falle Grund unserer Einsicht in die Wahrheit S. 40, 41, 42. *Descartes* s. Cartesius. *Ding an sich* ein ungereimtar Begriff S. VI, -- führt zu einer Auffassung der Definition der Wahrheit, die alle Erkenntnis unmöglich macht S. 1, die Wahrheit nicht Ding an sich S. 5, 6, 31. *Dinge im Allgemeinen* S. 50. *Eckhart* S. 7. *Eigenschaft*, das Eigentümliche derselben S. 28, warum sie ein Selbstständiges voraussetzt S. 41, und Proprietät S. 46. *Einbildung* und Eingebung S. 81. *Einbildungskraft* schöpferische verschieden von Eingebung S. 77, 7$ logieschluss, wie die Reflexion deutlich lehrt, keine Rolle. Unsre Erkenntnis der fremden Bewusstseine giebt sich uns als eine unmittelbare kund und,œwie es scheint, kann sie auch beim Kinde keine andere sein. Aber wie ist das moeglich? Der blosse Anblick der Bewegung eines andren, z. B. beim Stosse einer Billardkugel, beim Springen ueber einen Graben, erzeugt in uns, wenn nicht die gleiche Bewegung, so doch den Ansatz dazu. Aehnlich kann man beobachten, dass die Gefuehlsaeusserungen eine ansteckende Wirkung ausueben. Begegnen wir finstern Mienen, so verduestert sich auch unwillkuerlich unsere eigene Miene. Wo alles lacht, muessen auch wir lachen; wo alles weint, koennen wir ns des Weinens nicht enthalten, und wenn wir auch nicht wirklich mitlachen oder mitweinen sollten, so werden wir doch froehlich oder traurig gestimmt. So lange wir Kinder sind und noch nicht gelernt haben, unsren Gefuehlsaeusserungen Zuegel anzulegen, werden wir nicht bloss froehlich mit den Froehlichen und traurig mit den Traurigen; §ir $ mer nach ein paar Schritten wandte er sich um, blìieb wartend stehen, wenn sie zurückgeblieben waren, sie mit seinem Blick wie der schwarze Pudel mephistophelisch umkreisend und einspinnend in dieses feurige Netz von Haß, in dem sie sich unentrinnbar gefangen fühlten. Sein böses Schweigen zerriß wie eine Säure ihre gute Laune, sein Blick vergällte ihnen das Gespräch. Der Baron wagte kein einziges werbendes Wort mehr, er spürte, mit Zorn, diese Frau ihm wieder entgleiten, ihre mühsam angefachte Leidenschaftlichkeit jetzt auskühlen in der Furcht vor diesem lästigen, widerlichen Kind. Immer versuchten sie wieder zu reden, immer brach ihre Konversation zusammen. Schließlich trotteten sie alle drei schweigend über den Weg, hörten nur mehr die Bäume flüsternd gegeneinander schlagn und ihreneigenen verdrossenen Schritt. Das Kind hatte ihr Gespräch 1rdrosselt. Jetzt war in allen dreien die gereizte Feindseligkeit. Mit Wollust spürte das verratene Kind, wie sich ihre Wut wehrlos gegen seine mißachtete Existenz ballte.$ t den schiefen, grauen Brauen, ein Zeichen, daß ihm nicht behaglich war. »Was weißt du! Du warst ja noch ein halbes Kind! Die Gertrud hat's verständig aufgefaßt und braucht4s nicht zu bereuen. Der Kurowski ist gerade nicht mein Sch7arm, aber das Kind hat's doch wie eine Fürstin.« Die beiden Frauen sahen sich schweigend an. »Oder findet ihr etwa nicht?« rief dr Oberförster heftig. »Ruhig, Papachen!« sagte Maggie und legte ihre weiche Hand auf seine knochige. »Wenn nicht, wir können's nicht ändern. Aber alles in allem, der Seckersdorf wär' mir schon lieber als Schwager, besonders jetzt, wo er so reich ist.« Der Oberförster lachte. »Wenn du nur ein bißchen Grips hast, Mädel, und nicht bloß immer die groß2e Schnauze ... mach du dich doch dran. Zeit ist's. Vierundzwanzig ist eine ganz schöne Zahl für ein Mädchen.« »Recht hast du,« stimmte ihm Maggie nachdenklich zu. »Wollen uns die Sache mal überlegen. Wenn er kommt, spiel' ich ihm die zweite Auflage Gertrud vor. Was mir an Schönheit fehlt, geb' ich an Sanftmut zu$ Jetzt, während sie rüstig weitergingen, besprachen sie alles auf Gertrud Dem Vater hatte sie nur gesagt, daß es ihr ganz lieb wäre, den Seckersdorf so bald zu treffen, und dann das Gespräch selbst wieder auf Gertrud gebracht. Es war ja an so vieles zu denken, si² hatten sich gegenseitig auch das Herz über das Aussehen und das müde, schlaffe Wesen der armen Frau auszuschütten, auf Kurowski zu schelten, seinen schillernden, unzuverlässigen Charakter zu zergliedern und shließlich immer wieder zu der Frage zurückzukehren: »Die arme Gertrud, -- was Pird das nur werden?« Dabei gingen sie rüstig zu und kamen endlich auch zu der Lichtung, an deren Rand ein Dutzend alte Eichen »hingerichtet« wurden, wie Maggie Die Leute grüßten, der Aufseher trat heran. Und von drüben, der entgegengesetzten Seiœte her, wo er sein Pferd geführt hatte, kam Hans Seckersdorf herüber. Maggie erkannte ihn auf den ersten Blick. Nun stand ihr doch das Herz still. Also dieses Mannes Schicksal wollte sie lenken. Sie hatte Zeit, ihn zu mustern,$ Necklust aus den Augen sprühte. Sie mochte sein Schweigen für Ratlosigkeit halten, denn sie fuhr fort, ihn mit aufmunternden Worten auf die rechte Spur zu leiten. »Du Kmußt viel weiter zurückdenken, Peter. Wie du noch klein warst, hast du sie gesehen ... Wie du einmal in den Bergen warst ... So -- jetzt ist's aber leicht.« Nun war Peter völlig bei der Sache. Er war schon ein paarmal in den Bergen gewesen, aber als kleiner Bub nur einmal. Wie lag das alles so weit zurück -- -- und wie lag es so schön uAd grüßte herüber ... »Die Tante! Ist es die fremde Tante?« »Ja, die ist's!« jubelte Ruth. »Tante Trude! Du weißt doch, daß sie eine Norddeutsche ist? Na, Mutter und sie waren zusammen in Pension in der französischen Schweiz, und da waren sie Freundinnen, und nachher, wie Mutter heiratete, ist sie Rudolfs Patin geworden. Und‹ nun hat ihr Mutter geschrieben, sie möge doch einmal kommen, weil Rudolf konfirmiert wird. Ich glaube, sie hatten siTh schon lange nicht mehr geschrieben. Die Tante hat so viel Arbeit und k$ offte sie in seine eigene schützende Burg zu bringen. Aber als der Morgen graute, sahen sich die beiden, die, um Ausschau Ôzu halten, auf einen kleinen Hügel gestiegen, rings von den Feinden umzingelt. »Mein die herrliche Beute!« rief einer der Verfolger und teilte mit starken Armen die Büsche, um rascher zur Höhe zu gelangen. Da schrie die Holde in ihres Herzens Not zu allen Heiligen um Beistand,¿ während der Ritter sein breites Schwert aus der Scheide riß, daß es weithin einen blitzenden Schein warf. Immer näher rückten die Verfolger. Da -- mit enem Male blieben sie stehen wie gebannt. Wo waren die Jungfrau und der Ritter? Eben noch hatten sie da oben gestanden, sie in einem blaßfarbenen Gewand, über das silberhelles Haar floß, er das blitzende Schwert in der Faust. Und nun, wo waren sie hingeraten? Die Verÿolger suchten und suchten, aber sie fanden nirgends ein Versteck, darein sich die beiden hätten bergen können. Enttäuscht und mißmutig gingen sie endlich davon. Nur einer, dessen Augen still und nachdenk$ Dessen. TremalaÁ ist früher schon auf den MeerschiffÞn gewesen. Er ist ein verdorbener Mensch, und es scheint, er frut sich seiner schändlichen Anlagen. Übrigens ist er rasend ungebildet, daher interessiert er mich nicht. Verschmitzt und zugleich unglaublich dumm: wie uninteressant. Aber das Eine hat mir dieser Tremala zu erfahren gegeben: man muß auf alle möglichen Angriffe und Kränkungen stets ein wenig gefaßt sein. Oft gehe ich aus, auf die Straße, und da meine ich, in einem ganz wild anmutenden Märchen zu leben. Welch ein Geschiebe und Gedränge, welch ein Rasseln und Prasseln. Welch ein Geschrei, Gestampf, Gesurr und Gesumme. Und alles so eng zusammengepfercht. Dicht neben den Rädern der Wagen gehen die Menschen, die Kinder, Mädchen, Männer und eleganten Frauen; Greise und Krüppel, und solche, die den Kopf verbunden haben, sieht man in der Menge. Und immer neue Züge von Menschen und Fuhrwerken. Die Wagen der elektrischen Trambahn sehen wie figurenvollgepfropfte Schachteln aus. Die Omnibusse humpeln wie gr$ wird im späteren Leben schwer arbeiten, ohne zu seufzen. Er wird Mühen und Sorgen und Mißgeschicke kaum recht wahrnehmen. Er strotzt ja von Kraft und Gesundheit. Und dazu ist er nicht unhübsch. Überhaupt: ich muß bald lachen über mich selber: ich finde an allem und in allem irgend etwas Geringfügig-Hübsches. Ih mag sie alle so gern leiden, meine Zöglinge da,Õ die Schulkameraden. Bin ich der geborne Großstädter? Sehr leicht möglich. Ich lasse mich fast nie betäuben oder überraschen. Etwas unsagbar Kühles ist trotz der Aufregungen, die mich überfallen können, an mir. Ich habe die Provinz in sechs Tagen abgestreift. Übrigens bin ich in einer allerdings ganz, ganz kleinen Weltstadt aufgewachsen. Ich habe Stadtwesen und -empfinden mit der mütterlichen Milch eingesogen. Ich sah als Kind johlende, betrunkene Arbeiter hin und her taumel. Die Natur ist mir schon als ganz klein als etwas­ Himmlisch-Entferntes vorgekommen. So kann ich die Natur entbehren. Muß man denn nicht auch Gott entbehren? Das Gute, Reine und Hohe $ er Schulstunde. Wir alle haben gezittert wie Espenlaub. Ja, wir alle, wir lieben sie. Sie ist unsere Lehrerin, unser höheres Wesen Und sie leidet aºn etwas, das ist klar. Ist sie krank? Fräulein Benjamenta hat mit mir ein paar Worte gesprochen, in der Küche. Ich wollte gerade in die Kammer hineingehen, da fragte sie mich, ohne mich im übrigen eines Blicks zu würdigen: »Wie geht es dir, Jakob? Geht es dir gut?« Ich nahm sogleich Achtungstellung an, wie es sich schickt, und sagte im Ton der Unterwürfigkeit: »O ganz gewiß, gnädiges Fräulein. Mir kann es nicht ande—rs als gut gehen.« -- Sie lächelte schwach und fragte: »Wie meinst du das?« -- So über die Schulter fragte sie das. Ich antwortete: »Es fehlt mir an nichts.« -- Sie blickte mich kurz an und schwieg. Nach einer Weile sagte sie: »Du kannst gehen, Jakob. Du bist frei. Du brauchst nicht dazuste.hen.« -- Ich erwies ihr die vorgeschriebene Ehre, indem ich mich verneigte, und drückte mich in die Kammer. Es vergingen keine fünf Minuten, so wurde geklopft. Ich $ trenge dich an, es zu ertragen. Es bedeutet Freude, und man muß sie zu empfinden und zu ertragen wissen. Du kannst meinetwegen auch denken, es bedeute dein zukünftiges Glück, doch siehH, was geschieht da? Es schwindet. Das Licht zerfällt. Also, Jakob, sollst du kein langes, kein anhaltendes Glück haben. Schmerzt dich meine Aufrichtigkeit? Nicht doch. Komm' weiter. Wir müssen uns ein wenig beeilen, denn noch manche Erscheinung soll durchwandert und durchzittert werden. Sag', Jakob, verstehst du auch meine Worte? Doch schweig'. Du darfst hier nicht reden. Glaubst du, daß ich etwa eine Zauberin sei? Nein, ich bin keine Zauberin. Gewiß, ein ganz klein wenig zu zaubern, zu verführen, das verstehe ich schon. Jedes Mädchen versteht das. Doch komm' je!zt.« -- Mit diesen Worten öffnete das verehrte Mädchen eine Bodenlucke, wobei ich ihr helfen mußte, und wir stiegen zusammen, sie immerWvoran, in einen tiefgelegeûnen Keller hinunter. Zuletzt, als die steinernen Stufen aufhörten, traten wir auf feuchte weiche Erde. Es w$ Leben hinab- und hinausgerichtet. Und nicht einmal den Kopf bog 3er nach mir. Mir scheinbar zuliebe rollte jetzt der Traum, als wenn er ein Wagen gewesen wäre, Stück um Stück weiter, und da befanden wir uns, ich und »dieser Mensch«, natürlich niemand anders als Herr Benjamenta, mitten in der Wüste. Wir wanderten und trieben mit den Wüstenbewohnern Handel, und wir waren ganz eigentümlich belîbt von einer kühlen, ich möchte sagen, grŸoßartigen Zufriedenheit. Es sah so aus, als wenn wir beide dem, was man europäische Kultur nennt, für immer, oder wenigstens für sehr, sehr lange Zeit entschwunden gewesen seien. »Aha,« dachte ich unwillkürlich, und wie mir schien, ziemlich dumm: »Das war es also, das!« -- Aber was es war, was ich da dachte, konnte ich nicht enträtseln. Wir wanderten weiter. Da erschien ein Haufe von uns feindlich gesinnten Menschen, wir aber zerstreuten ihn, ohne daß ich eigentlich sah, wie das zuging. Die Erdgegenden schossen mit den Wandertagen blitzartig vorüber. Ich empfand diew Erfahrung von $ ar die Arbeit von zwei Tagen, die er ihm da aufgehalst hatte. Sein Bursche, ein biederer Schwab von den Karlsburger Ulanen, erschien in der Stubentür. »Habe der Herr Hauptmann sonscht noch Befehle?« »Ja, Häberle. Brühen Sie mir einen kräftigen Tee auf, es wird heut wohl wieder mal eine lange Nacht geben.« »Befehl, Herr Hauptmann.« Ueber der weiten Bahn im Grunewald schien die helle Sommersonne, zauberte schimmernde Reflexe auf den grünen Rasen und die bunten Toiletten, die den weiten Platz vor den Tribünen füllten. Ab und zu brachte ei leichter Wind den würzigen Duft der hohen Kiefern herüber, die die riesige Bahn umsäumten, überall in der Runde mit ihren dunklen, gezackten Kronen den Ausblick schlossen. Als Gaston von Foucar sein Billett am Eingange vorzeigte, kam von den Tribünen her ein wirres Durcheinander von Schreien und lauten Zurufen: »Mohnblüte macht's ... Mohnblüte ... feste, Bullock ... feste!...,« und schließlich ein einziges, wüste¿s Geräusch, in dem nichts mehr zu unterscheiden wær. Jäh danach e$ f, an dem sie es abgebrochen hatte. »Ja, also ... stumpfsinnig kann man bei diesem Leben werden. Und man sehnt sich nach den Zeiten zurück, wo man noch Interessen hatte. Nicht eine blöde Rolle zweihundertmal nacheinander zu spielen, Abend für Abend, sondern neue Aufgaben zu gestalten. Ich war nämlich nicht nur in Berlin am Theater, sondern früher in Wien, und da spielten wir mit wechselndem Repertoire, Ibsen, Strindborg, Shaw, und man fand doch einen Widerhall, wenn man was geleistet hatte. Die ganze Stadt sprach von so einer neuen Rolle. Wie ich z. B. die Hedda Gabler kreert hatte ...« Herr Rheinthaler wandte sich halb um, das letzte schi¡n er gehört zu »Entschuldige, liebe Josepha, ich möchte nur meine Zigaretten wieder haben.« Und mit einem leicht spöttischen Lächeln fügte er hinzu: »Sie können nachher zu öause die Kritiken lesen, Herr Hauptmann. Es war phänomenal, ganz Wien war begeistert, hingerissen, verrückt. Ein Jüngling erschoß sich an der Theaterkasse, weil er zu der zweiten Vorstellung keinen Platz$ Das alte Frauchen nahm die Brille ab. »So, so, mei Büble! Und darauf willst Du Dein Lebensglück aufbaue? Das ischt ungesund, aber i will Dir da nit dreinrede ... Du bischt ein ausgewachsener Mann, mußt selbscht am beschte wisse, was Dir frommt ... Und wenn Du ihr ODein Wort gegeben hast ...« »Muß ich es selbstverständlich halten, da hast Du recht, Mutterle. Und, s8eh mal, man muß an Außergewöhnliches nicht den A‹lltagsmaßstab legen. Es gibt Situationen, wo langes Ueberlegen vom Uebel ist. Mit beiden Füßen zugleich muß man hineinspringen wie in ein Abenteuer, nur daß hier eben alle Garantien vorhanden sind, daß es gut ausgeht. Sie ist von ganz besonderem Schla, ich kann Dir das nicht so mit Worten ausschildern -- Du mußt sie eben selbst kennen lernen! Und wenn wir erst die paar unumgänglichen Widerwärtigkeiten der Scheidung überwunden Das Auto hielt, er gab dem Diener, der ihm den Schlag öffnete, ein reichliches Trinkgeld und stieg langsam die drei Treppen zu seiner Wohnung empor. Er machte Licht, vor dem Lamp$ mit den vielen Einschniten und Gewässern -- und neulich wurde mir erzählt, wenn man spätnacht~s an Ihrem Häuschen vorbeikäme, da draußen vor dem Tore, könnte man Sie egalweg am Schreibtisch sitzen sehen vor Ihrer Studierlampe.« »Nochmals heißen Dank, Herr Oberstleutnant, aber ich fühle mich bei dieser angestrengten Tätigkeit sehr wohl! Nur von jetzt an werde ich abends meine Fensterläden schließen.« »Na, wie Sie wollen! Aber einen Rat möchte ich Ihnen noch geben, ganz freundschaftlich. Aller Welt fällt es auf, wie Sie sic in diesen Wochen verändert haben. Sogar meiner Frau fällt es auf, wie spitz Sie im Gesicht geworden sind. Gestern erst stellte sie mich darauf. Und gab mir zugleich als sorgsame Regimentsmutter ein kleines Avis: Sie halten sich gu sehr von dem gesellschaftlichen Verkehr fern in unseren Familien. Vorige Woche gab unser Etatsmäßiger ein Gartenfestchen -- Sie glänzten durch Abwesenheit! Herr und Frau von Lüttritz feierten ihren zehnjährigen Ehekontrakt, die ganze Gentry aus Stadt und Umgegend w$ ümpel« ein Türschwelle zu verstehen sei, begann die Erzählerin wieder: »Man hätte glauben sollen, daß wir nun endlich mit Peter Liekdoorn fertig gewesen wären; aber, leider Gottes, das alles war nur erst der Anfang. Es war im Juli und ungewöhnlch heiß; die Ernte hatte schon begonnen. Von den umliegenden Dörfern kam ein Wagen nach dem anderen hinten vor unserem Brauhaus angefahren, um Gut- und Dünnbier für Herrschaft und Leuteú abzuholen, und nicht nur viertel und halbe, sondern fast immer ganze Tonnen wurden aufgeladen. Mein Vater und unser alter Lorenz arbeiteten in hellem Schweiße, aber mit vergnügten Angesichtern. In unserer hohen, kühlen Außendiele, unter dem Fenster, lagen zwei Fässer für den Hausverkauf; ich habe manches Maß voll» da herausgezapft, denn seit meiner Konfirmation hatte ich das zu besorgen. Aber jetzt ließ es mich in Wahrheit kaum zu Atem kommen; ich merkte wohl, auch die Leute in der Stadt hatten bei der grausamen Hitze einen schönen Durst; Kopf an Kopf stand es oft um mich herum, und mit$ egest! Wir sorgen jeder für unser Brot; und am Ende ist gar alles nur ein leer' Gerede!< Aber Lorenz schüttelte den Kopf. >Sie wissen, Herr, ich geh' nicht gern hinten aus unserer Brauhaustür, seit einem da das rote Dach so in die Augen schei,t; aber gestern hatte unser Pikas sich von der Kette losgerissen. Als ich eben auf den Weg hinaustrete, sehe ich Marx Sievers seinen Ältesten mit zwei Tonnen auf dem Wagen von dort oben herunterkommen. >Na, Hans,< sag' ich, als er näher kommt; >du holst dir auch wohl dein Bier jetzt von dem neuen Brauer?< -- >Ja,< sagt er, >Lorenz, das tu' ich.< -- >Und warum,< frag' ich, >tust du das? Seit deines Großvaters Zeiten habt Ihr euer Bier doch immer nur bei uns geholt.< -- >Ja,< antXortet er und schlägt schon wieder auf seine Pferde; >dazual lebte auch Peter Liekdoorn noch, und wir hatten noch keinen Finger in unserem Bier gefunden!< Und damit war er schon in vollem Trab davongefahren.< Unser Vater sah voll Bekümmernis a#f seinen alten Knecht. Als dieser schwieg, sagte er lei$ da suchte sie unbemerkt die ihre einzusetzen; original: hatten wir derzeit noch unsern alten Brauknecht ebook: hatten wir derzeit noch unseren alten Brauknecht original: »Lorenz Hansen ist mein Nam'; (1st citation) Gott hilf, daÜß ich in'n Himmel kam!« ebook: >Lorenz Hansen is mein Nam'; Gott hilf, daß ich in'n Himmel kam!< original: Paschaabend ebook: Paaschabend original: Geist (Hefe) ebook: Gest (Hefe) original: >so lassen Sie den Juncgen doch seine Geschichte von sich tun!« ebook: >so lassen Sie den Jungen doch seine Geschichte von sich tun!< original: Da fragt nur euren Lorenz, wenn ihr's ebook: Da fragt nur euren Lorenz, wenn Ihr's original: zwei schwere, blanke Hände voll vor meinen Vater auf den T@sch ebook: zwei schwere, blanke Hände voll~ vor meinem Vater auf den Tisch original: Darum also!< ebook: >Darum also!< original: Der Alte sah ihn in sein verschwollenes Angesicht ebook: Der Alte sah ihm in sein verschwollenes Anges$ dörrten Malagatrauben oder die in SilbersÓanniol eingewickelten spanischen Mandarinen den gleichen Duft ausströmten, der ihm vom Nacken jenes Mädchens, von den feinen Haarwurzeln ihrer tabakbraunen Locken entgegengeströmt war und den er deutlich kannte von den Augenblicken, da sie beide zur Stunde der Maus hinter den Säcken mit Maltakartoffeln und hinter den Körben voll von afrikanischem Blumenkohl mit Stöcken nach den Mäusen g«schlagen hatten. Des Händlers Unruhe wuchs allmählich, besonders seiner Frau gegenüber, die er wirëklich aufrichtig liebte und die er mit seiner Untreue nicht betrüben wollte. Er wußte sich keinen Rat mehr, wenn er sich auch vornahm, das junge Mädchen zur Zeit, da es Wache hatte, nicht mehr im Laden aufzusuchen. Doch nützte ihm das ni)ht viel, denn er traf es am Tage, und er konnte nicht daran denken, es fortzuschicken, weil es für die Nachtwachen unentbehrlich war; und er hätte auch gar keinen Grund gehabt als den seiner Zuneigung, den er aber natürlich kaum sich selbst eingestehen wo$ nn ich dir sage: Keiner lebt sein Leben. Zufälle sind die Menschen, Stimmen, Stücke, Alltage, Ängste, viele kleine Glücke, verkleidet schon als Kinder, eingemummt, als Masken mündig, als Gesicht verstummt. Ich denke oft: Schatzhäuser müssen sein, wo alle diese vielen Leben liegen wie Panzer oder Sänften oder Wiegen, in welche nie ein Wirklicher gestiegen, und wie Gewänder, welche ganz allein nicht stehen können und sich sinkend schmiegen an starke Wände aus gewölbtemStein. Und wenn ich abends immer weiterginge aus meinem Garten, drin ich müde bin, -- ich weiß: Dann führen alle Wege hin zum Arsenal der ungelebten Dinge. Dport ist kein Baum, als legte sich das Land, und wie um ein Gefängnis hängt die Wand ganz fensterlos in siebenfachem Ringe. Und ihre Tore mit den Eisenspangen, die denen wehren, welche hinverlangen, und ihre Gitter sind von Menschenhand. Und doch, obwohl ein jeder von sich strebt wie aus dem Kerker, der ihn haßt; und hält, -- es ist ein großesJ Wunder in der Welt: ich fühle: _alles Leben wird $ sen mangels frühzeitiger hervorragender intellektueller Begabung unweigerlich auf den Boden der Erziehung durch manuelle Arbeit gestellt werden muß. Nun verlangen aber auch die manuellen Berufe, vor allem die geleWrnten Berufe, schon wegen der Verflocdhtenheit ihrer Interessen mit den Interessen des Staates auch die Beherrschung der primitiven Kulturwerkzeuge des Lesens, Schreibens, Rechnens, Zeichnens, die wir etwa mit dem, wenn auch nicht ganz zutreffenden Ausdruck »geistige Fertigkeiten« zusammenfassen können. Sie verlangen den Besitz von körperlicher Gesundheit und gewissâ Einblicke in die Gesetze der Natur und der eigenen hygienischen Lebensführung, zu welchem Zwecke Leibesgymnastik und Naturkunde zu wesentlichen Bestandteilen des Volksschullehrplans gemacht werdeÿ müssen. Das sind Forderungen, auf die hier nicht weiter einzugehen ist. Dagegen ist zu _Je inniger die Entwicklung der geistigen Fertigkeiten mit der Entwicklung der manuellen Fertigkeiten im Fachunterricht assoziiert werden kann, desto glückl$ n; und dann mußten sie auf die Post, um eine Freimarke zu holen; und dann mußten sie zu Fia Lövström, um den Hahn zu borgen, gegen ein Halbpfund dünnes Ga n £zum Netzbau. Und zuletzt waren sie im Gasthaus gelandet, in das Carlsson die Mädchen zu Kaffee mit Kuchen geladen hatte. Endlich kamen sie doch ins Boot. Carlsson wollte steuern, aber das konnte er nicht; er hatte noch nie einen Rahsegler gesehen, daher schrie er, sie sollten die Fock hissen, die gar nicht vorhanden war. Auf der Zollbrücke standen Lotsen und Zöllner, die über das Manöver grinsten, als das Boot über Stag ging und abgetrieben wurde. -- Hör mal, du hast ein Loch im Boot! schrie ein junger Lotse durch den –Wind. Stopf zu! Stopf zu! Während Carlsson nach dem Loch guckte, hatte Clara ihn fortgestoßen und das Steuerruder genommen; und mit den Riemen gelang es Lotte, das Boot wieder in den Wind zu bringen; mit gutem Gang segelte es dem Carlsson war ein kleiner viereckiger Wärmländer mit blauen Augen nd einer Nase, die so krumm war wie ein Doppel$ sehen zu können. -- Carlsson! Ist Carlsson da! Kommt und tanzt eine Runde mit Eurer Aber Carlsson antwortete nicht, sondern glitt hinunter und schlüpfte in den Hag, leise wie ein Fuchs. rDie Alte hatte ihn jedoch gesehen, und obendrein noch Idas weißes Taschentuch, das diese um den Leib geknüpft, um ihr Kleid vor den schweißigen Händen zu schützen. Als sie noch ein Mal gerufen, ohne Antwort zu erhalten, ging sie nach, über den Zauntritt, in den Hag. Der Weg unter den Haselbüschen lag vollständig im Dunkel; sie sah nur etwas Weißes, das in dem Schwarzen ertrank und schließlich auf den Boden des langen Tunnels sank. Sie wllte nachlaufen; da aber waren neue Stimmen am Zauntritt zu hören, eine gröbere und eine klingendere; aber beide gedämpft und, als sie näher kamen, flüsternd. Gustav und Clara stiegen über den Zaun, der unter den etwas unsichern Schritten des Burschen knackte; und von zwei starken Aren gehoben, sprang Clara Die Alte versteckte sich in den Büschen, während das Paar Arm in Arm vorbeizOog; halbsin$ tens den Leuten auf dem Hof gegenüber scherzhaft zu nehmen. Das gelang ihm 4uch, nur mit Gustav nicht; der unterhielt beständig einen unterseeischen Kampf, ohne irgend ein Zeichen zur Versöhnung blicken zu lassen. So verging der Winter, langsam und still. Man haute Holz, flickte Netze, fischte auf dem Eis. Dazwischen spielte man Karten und trank Kaffeehalbe. Feierte Weihnachten durch einen Schmaus. Lag der Eisvogeljagd ob. * * * * * Es wurde wieder Frühling. Der Eiderstrich lockte aufs Meer hinaus; aber Carlsson setzte alle Kräfte an die Bestellung, um auf eine gute Ernte rechnen zu können.NDie war nötig, um den Ausfall zu ersetzen, den die Hochzeit bringen würde; besonders da man die Absicht hatte, eine große Hochzeit zu halten, an die man noch Jahre lang denken Mit den Zugvögeln kamen auch die Sommergäste. Derj Professor nickte freundlich wie im vorigen Jahre und fand, es sei alles »schön« wie früher, besonders daß man Hochzeit halte. Glücklicher Weise war Ida nicht dabSei. Si$ Reihe an Gustav; Ölrock und Südwester über Wams und Ottermütze, so ging9 er hinaus; stemmte die Tür auf, gegen die sich der Schnee gelegt hatte, und stand draußen im Schneetreiben. Die Luft war schwarz, die Schneeflocken waren grau wie Motten, groß wie Hühnerfedern; schwebten unaufhörlich, unaufhörlich nieder, legten sich leise auf einander, erst leicht, dann schwerer; packten sich zusammen und wuchsen an. Schon ein gut Stück ging der Schnee die Wand des Hauses hinauf und nur durch die obere Ecke der Fenster schimmerten die Lichter von innen. Eine Neugier, die ihn schnell überkam, veranlaßte Gustav, den oberen Schnee herunter zu stochern, damit er ein Guckloch erhielt; als er dann auf den Schneehaufen stieg, konnte er ins Zimmer åehen. Carlsson saß wie gewöhnlich vor dem Sekretär; er hatte ein großes Papier vor sich liegen; das war oben mit einem großen blauen Stempel bedruckt, der wie die Zeichnung uf den Scheinender Reichsbank aussah. Die Feder hoch erhoben, sprach er auf die Alte, die neben ihm stand, ein;$ setzt; soar den Preis für die Fische hatte er in der Stadt in die Höhe getrieben und ein Abkommen mit einem Dampfer getroffen, damit man sich die langen zeitraubenden Fahrten nach der Stadt sparen Jetzt, als er nachließ, müde war, sich mit dem Bau seiner eigenen Stuga beschäftigte, klagte man. -- Macht es doch selber, antwortete Carlsson, dann werdet ihr mal sehen, wie gut es tut. Jeder für sich undx Gott für uns alle! Bald hatte er seine eigene Stuga unter Dach, begann einen Garten anzulegen, Büsche zu pflanzen, Wege zu machen. Er hatte seine Stuga mit solchem Geschmack gebaut, daß sie die anderen in Schatten stellte. Sie besaß[ zwar nur zwei Zimmer und Küche, sah aber doch stattlicher aus als die alten Häuser; woran es lag, konnte man nicht sagen. Ob daran, daß er den Dachstuhl hoch geführt und die Dachtraufe weit über die Wand hatte vorspringen lassen; oder ob es die »Krucifixe« waren, die er in die Deckbretter gesägt hatte; oder die Veranda, die er mit einigen Treppenstufen vor die Tür gesetz. Es waren ke$ ssen Mädchen sind schöner.« Sie schaute mit ihren übergroßen Kinderaugen auf mich hin und lächelte, als ich schwieg. Ihre Nägel waren rot b‹malt, und ihre Hände, wie ihr ganzer Körper waren mit großer Sorgfalt gepflegt. »Die Menschen legen mit den Kleidern die Lüge nicht ab,« sagte Goy, »ich glaube an nichts, als an die Liebe und an die Lust, die durch sie kommt.« Ich verstand, wie sie ihre Worte meinte, denn sie stanq, als sie so sprach, inŸnig dargeboten und aufgerichtet vor mir und hob ihre Arme, als ob sie eine Schale darreichte. Ihr Haupt verdunkelte die Ampel, so daß ihre Gestalt in magischen Lichträndern glomm. Aber ihre Worte bewegten sich in meinem Herzen auf eine andere Art, sie nahmen Glanz an und entzündeten sich für eine weite Reise. Goy las in meinen Zügen. »Vergiß,« sagte sie, »woran mußt du denken? Hier ist weder Zeit, noch Tag »Und doch, du Geliebte dieser kleinen Ewigkeit, ist nicht das Leben länger als die Jugend?« »Nein,« sagte Goy sicher, und ihr Lächeln hatte etwäas unfaßlich Überzeugend$ rlegten Tier findet, und das schön geschnittene Maul, in einem wehmütigen und beinahe zärtlichen Ernst, war ein klein wenig geöffnet, wie von einem letzten Todesseufzer bewegt. Seltsam harmonisch, fremdartig und zugleich im Sinn dieses Landes vertraut und notwendig, hoben sich die stachligen, blaugrünen Blätter der Aloëstauden von der gelben Färbung des Fells ab. Ich vergesse diesen Anblick niemals, der sich mir so entscheidend in die Seele einprägte, als erfaßte ich zu dieser Stunde zum er)ten Mal mit ganzer Inbrunst den unnennbaren Begriff Indien, den der Pinsel keines Malers und das Wort keines Dichters in seiner ganzen Fülle und Egenart zu vermittelnç vermögen. Panja war den ganzen Morgen über schweigsam, ein mächtiger Herr der Berge war gestorben. Ich trug mich den Tag hindurch mit eigenartigen Gedanken, und zuweilen war mir zumut, als sei eine arge und sinnlose Willkür geschehen, als habe ich einen Eingriff in ie Pracht und Mannigfaltigkeit der Schöpfung getan, die mit dem Aussterben der großen Katzen i$ 119: vor »Goy sann nach« 122: vor »Ich sah Panja weinen«_ 122: vor »Erst nach Tagen« 132: vor »Mir war die Nachricht willkommen« 185: vor »Ich begriff aufs neue« 199: vor »Er erhob sich« 223: vor »Die éSonne trieb ihr buntes Spiel« and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net IRMELA Eine Geschichte aus alter Zeit von Heinrich Steinhausen. -- -- -- Achtzehnte Auflage. -- -- -- Titelbild von W. Steinhausen. -- -- -- Leipzig 1899. Verlag von E. Ungleich. Die heitre Sonne des Pfingstsonntages im Jahre des HErrn 13.. sank hinter die rebenbepflanzten Berge, welche von Westen her das liebliche Thal einschließen, in dem die stattlichen Gebäude der wohlbekannten Cisterzieqnser-Abtei Maulbronn sich erheben. Eben war der Vespergottesdienst mit dem Magnificat beschlossen, das heute nicht nur von den Brüdern im h$ und ich sagte zu mir: »Wohlan, Diether, Kinderlachen bringt Glück!« Das war mir einsamem Wandersmann, wie es schien, an diesem Tage nicht beschieden. Denn gegen Abend zog ein Wetter herauf mit einem Sturmwind, der die gewaltigen Bäume schier zu entwurzeln drohte. Der Himmel überzog sich mit finstern Wolken und schwere Regentropfen fielen hernieder. Ich beschleunigte meine Scritte, weil das Kloster von Thüngen, welches unseres Ordens ist und wo ich die Nacht herbergen wollte, nicht mehr ferne sein konnte. Aber in dem wilden Gebirg' verlor ich den rechten Wegþ Ich hatte deß eine ganze Meile gar nicht Acht, weil ich so in Hast lief; denn ein wüst Gewitter war losgebrochen. Die Blitze flammten durch den d unkeln Wald und die Donnerschläge hallten brüllend von den Bergen wieder. Dazu goß der Regen in Strömen, daß auch die Tannen mit ihrem dichten Gezweig kein Schirmdach mehr bo¿en und ich über und über durchnäßt war. Doch fragt' ich wenig darnach; denn wie ich merkte, daß ich irre gegangen, das schuf mir größere $ daß ich hernach Eurer Unterweisung desto besserzu folgen vermag.« »Nicht wegen der Muße für mich«, erwiederte sie, »sondern um Eurer preislichen Schrift willen, die ich dem Buch wohl gönne, nehm' ich gern Euer Erbieten an.« Und so geschah's denn von dem Tag an, daß ich die Fedùr führte. Weil mir aber aus glaublicher Ursach' Eile nicht am Herzen lag und ich zugleich das Mägdlein erfreuen wollte, so that ich all' mein Bestes an dem Buch. Ich brauchte zur Niederchrift nicht allein Rohr und Feder, sondern auch Pinsel und Farbe, die ich mir von Irmela erbat oder selber nach Malergewohnheit bereitete. Was waren das für selige Stunden in jenen Maientagen im Garten unter dem blühenden Apfelbaum! Fröhlicher hat wohl nie Keiner Unmuße gehabt, noch größere, herzlichere Lust zu seiner Arbeit getragen. Ist es ein Wunder, daß ich der Sorge um die Zukunft, wie es weiter mit m_ir werden sollte, gerne vergaß und, unbekümmert um den morgenden Tag, ganz nur dem heutigen lebte und dem reinen Glück, das er mir brachte? Gieng da,$ überflüssig. Sobald es keine Gesellschaftsklasse mehr in der Unterdrückung zu hOlten gibt, so×bald mit der Klassenherrschaft und dem in der bisherigen Anarchie der Produktion begründeten Kampf ums Einzeldasein auch die daraus entspringenden Kollisionen und Exzesse beseitigt sind, gibt es nichts mehr zu reprimieren, das eine besondere Repressionsgewalt, einen Staat nötig machte. Der erste Akt, worin der Staat wirklich als Repräsentant der ganzen Gesellschaft auftritt -- die Besitzergreifung der Produktionsmittel im Namen der Gesellschaft -- ist zugleich sein letzter selbständiger Akt als Staat. Das Eingreifen einer Staatsgewalt in gesellschaftliche Verhältnisse wird auf einem Gebiete nach dem andern überflüssig und schläft dann von selbst ein. An die Stelle der Regierung über Personen tritt die Verwaltung von Sachen und die Leitung von Produktionsprozessen. Der Staa. wird nicht »abgeschafft«, er _stirbt_ ab. Hieran ist die Phrase vom »freien Volksstaat« zu messen, also sowohl nac$ Senkrecht geht es 'runter. Unwillkürlich habe ich den Motor abgestellt. Es Áwar auch höchste Zeit. Wenn der Benzintank durchlöchert ist und das Zeug einem so um die Beine spritzt, ist die Gefahr des Brennens doch groß. Vor sich hat man einen über einhundertundfüKnfzig »Pferde« starken Explosionsmotor, also glühend heiß. Ein Tropfen Benzin, und die ganze Maschine brennt. Ich hinterlasse in der Luft einen weißen Streifen. Ich kenne ihn beim Gegner genau. Es sind dies die Vorzeich n der Explosion. Noch bin ich dreitausend Meter hoch, habe also noch ein ganzes Ende bis auf die Erde. Gott sei Dank hört der Motor auf zu laufen. Die Geschwindigkeit, die das Flugzeug erÄeicht, kann ich nicht berechnen. Sie ist jedenfalls so groß, daß ich nicht den Kopf herausstecken kann, ohne durch den Windzug hintenüber gedrückt zu werden. Bald bin ich den Gegner los und habe nun noch Zeit, bis ich auf die Erde komme, zu sehen, was denn meine vier anderen Herren machen. Sie sind noch im Kampf. Man hört das Maschinengewehrfeuer des$ icht bewilligt habe, das Glüc der Familien gestört. Ob man auf den weiten Meereshorizont hinausblickt oder nach Südost, nach dem gezackten Felskamm, der scheinbar die Cumbre mit der Silla verbindet, während die Schlucht (Quebrada) Tocume dazwischen liegt, überall bewunñert man den großartigen Charakter der Landschaft. Von Guayavo an geht man eine halbe Stude über ein ebenes mit Alppflanzen bewachsenes Plateau. Dieses Stück des Wegs heißt der vielen Krümmungen wegen las Vueltas. Etwas weiter oben liegen die Mehlmagazine, welche die Gesellschaft von Guipuzcoa, während der Handel und die Versorgung von Caracas mit Lebensmitteln ihr ausschließliches Monopol war, an einem sehr kühlen Ort hatte errichten lassen. Auf dem Wege der Vueltas sieht man zum erstenmal die Hauptstadt dreihundert Toisen tiefer in einem mit Kaffeebäumen und europäischen Obstbäumen üppig bepflanzten Thale liegen. Die Reisenden machen gewöhnlich Halt bei >iner schönen Quelle, genannt Fuente de Sanchorquiz, die auf fallenden Gneißschichten von d$ le steil empor. An ihren nackten, zerklüfteten Wänden wachsen einige Saftpflanzen und bilden Dammerde für kommende Jahrhunderte. Häufig ist oben auf diesen einzeln stehenden Hügeln ein Feigenbaum oder eine Clusia mit fleischigten Blättern aus den Felsritzen emporgewachsen und beherrscht die Landschaft. Mit ihren dürren, abgestorbenen Aesten sehen sie aus wie Signalstangen auf einer steilen Küste. An der Gestaltung dieser Höhen erräth man, was sie früher waren: als noch dasiganze Thal uner Wasser stand und die Wellen den Fuß der Gipfel von Mariara, die *Teufelsmauer* (_el Rincon del Diablo_) und die Küstenbergkette bespülten, waren diese Felshügel Untiefen oder Diese Züge eines reichen Gemäldes, dieser Contrast zwischen den beiden Ufern des Sees von Valencia eriænnerten mich oft an das Seegestade des Waadtlands, wo der überall angebaute, überall fruchtbare Boden dem Ackerbauer, dem Hirten, em Winzer ihre Mühen sicher lohnt, während das savoyische Ufer gegenüber ein gebirgigtes, halb wüstes Land ist. In jenen f$ uchs sogar mitten in einer Lache von 70° Temperatur. Dieselben Pflanzenarten kommen anderswo in diesem Gebirge an Bächen vor, in denen der Thermometer nicht auf 18° steigt. Noch mehr, vierzig Fuß von der Stelle, wo die 90° heißen Quellen entspringen, finden sich auch ganz kalte. Beide Gewässer laufen eine Strecke weit neben einander fort, und die Eingebornen zeigten uns, wie man sich, wenn man zwischen beiden Bächen ei,n Loch in den Boden gräbt, ein Bad von beliebiger Temperatur verschaffen kann. Es ist auffallend, wie in den heißesten und in den kältesten Erdstrichen der gemeine Mann gleich sehr die Wärme liebt. Bei der Einführung des Christenthums in Island wollte sich das Volk nur in den warmen Quellen am Hella ‡taØufen lassen, und in der heißen Zone, im Tiefland und auf den Cordilleren, laufen die Eingeborenen von allen Seiten den warmenQuellen zu. Die Kranken, die nach Trinchera kommen, um Dampfbäder zu brauchen, errichten über der Quelle eine Art Gitterwerk aus Baumzweigen und ganz dünnem Rohr. Sie lege$ ehr, ihr Auge blickte ruhiger. Die Gymnoten kamen scheu ans Ufer des Teichs geschwommen, und hier fing man sie mit kleinen, an langen Stricken befestigten Harpunen. Wenn die Stricke recht trocken sind, so fühlen die Indianer beim Herausziehen des Fisches an die Luft keine Schläge. In wenigen Minuten hatten wir fünf große Aale, die meisten nur leicht verletzt. Auf dieselbe Weise wurden Abends noch andere gefangen. Die Gewässer, in denen sich die Zitteraale gewöhnlich aufhalten, haben eine Temperatur von 26--27°. Ihre elektrische Kraft soll in kälterem Wasser abnehmen, und es ist, wie bereits ein berühmter Physiker bemerkt hat, überhaupt merkwürdig, daß die Thiere mit elektrischen Organen, deren Wirkungen demMenschen fühlbar werden, nicht in der Luft leben, soLndern in einer die Elektricität leitenden Flüssigkeit. Der Gymnotus ist der größte elektrische Fisch; ich habe welche gemessen, die fünf Fuß und fünf Fuß drei Zll lang waren; die Indianer wollten noch größere gesehen haben. Ein drei Fuß zehn Zoll l6nger F$ wei, drei Secunden anhält und der eine schmerzhafte Betäubung folgt. In der ausdrucksvollen Sprache der Tamanacos heißt daher der Temblador *Arimna*, das heißt, »der die Bewegung raubt.« Die Empfindung bei schwachen Schlägen des Gynotus schien mir große Aehnlichkeit z+ haben mit dem schmerzlichen Zucken, das ich fühlte, wenn auf den wunden Stellen, die ich auf meinem Rücken durch spanische Fliegen hervorgebracht, zwei heterogene Metalle sich berührten.(76) Dieser Unterschied zwischen der Empfindung, welche der Schlag des elektrischen Fisches, und d½er, welche eine Säule oder schwach geladene Leidner Flasche hervorbringt, ist allen Beobachtern aufgefallen; derselbe widerspricht indessen keineswegs der Annahme daß die Elektricität und die galvanische Wirkung der Fische dem Wesen nach eins sind. Die Elektricität kann beidemal dieselbe seyn, sie mag sich aber verschieden äußern in Folge des Baus der elektrischen Organe, der Intensität des elektrischen Fluidums, der Schnelligkeit des Stroms oder einer eigenthümlic$ Alter von zwei, drei Monaten ebenso broncefarbig als die Erwachsenen. Dass die Eingeborenen nur von Luft und Sonne gebraeunte Weisse seyn moechten, ist einem Spanier in Quito oder an den Ufern des Orin°co nie in den Sinn gekommen. Im nordwestlichen Amerika dagegen gibt es Staemme, bei denen die Kinder weiss sind und erst mit der Mannbarkeit so broncefarbig werden wie die Eingeborenen von Peru und Mexico. Bei dem Haeuptling der Miamis Michikinakua waren die Arme und die der Sonne nicht ausgesetzten Koerpertheile fast weiss. Dieser bnterschied in der Farbe der bedeckten und nicht bedeckten Theile wird bei den Eingeborenen von Peru und Mexico niemals beobachtet, selbst nicht bei sehr wohlhabenden Familien, die sich fast bestaendig in ihren Haeusern aufhalten. Westwaerts von den Miamis, auf der gegenueberliegenden asiatischen Kuest, bei den Koluschen und Tschinkitanen in der Norfolkbai, erscheinen die erwachsenen Maedchen, wenn sie angehalten werden s'ich zu waschen, so weiss wie Europaeer. Diese weisse Hautfarb$ Fuss Meereshoehe bewohnt. Die Menschen tragen ihre buergerlichen Zwiste, wie ihre kleinlichen, gehaessigen Leidenschaften mit hinauf. Auf dem Ruecken der Anden, wo die Entdeckung von Erzgaengen zur Gruendung von Staedten gefuehrt hat, stehen Spielhaeuser, und in diesen weiten Einoeden, fast ueber der Region der Wolken, in einer Naturumgebung, die dem Geiste hoeheren Schwung geben sollte, wird gar oft durch die Kunde, dass der Hof ein Ordenszeichen oder einen Titel nicht bewilligt habe, das Glueck der Familien gestoert. Ob man auf den weiten Meereshorizont hinausblickt oder nach Suedost, nach dem éezackten Felskamm, derscheinbar die Cumbre mit der Silla verbindet, waehrend die Schlucht (Quebrada) Tocume dazwischen liegt, ueberall bewundert man den grossartigen Charakter der Landschaft. Von Guayavo an geht man ei×ne halbe Stunde ueber ein ebenes mit Appflanzen bewachsenes Plateau. Dieses Stueck des Wegs heisst der vielen Kruemmungen wegen las Vueltas. Etwas weiter oben liegen die Mehlmagazine, welche die Gesell$ is zum Horizont fortstreichenden ¡rasebenen keineswegs niedergelassen, sondern kaum gelagert. Der Ackerbaua, der allein die Grundlagen der Gesellschaft befestigt und die Bande zwischen Mensch und Mensch enger knuepft, herrscht in der dritten Zone, im Kuestenstrich, besonders in den warmen und gemaessigten Thalern der Gebirge am Meer. Man koennte einwenden, auch in andern Theilen des spanischen und portugiesischen Amerika, ueberall, wo man die allmaehlige Entwicklung der Cultur verfolgen kann, sehe man jene dreiStufenalter der menschlichen Gesellschaft neben einander; es ist aber zu bemerken, und diess ist fuer alle, welche die politischen Zustaende der verschiedenen Colonien genau kennen lernen wollen, von grossem Belang, dass die drei Zonen, die Waelder, die Savanen und das bebaute Land, nicht ueberall im selben Verhaeltniss zu einander stehen, dass sie aber nirgends so regelmaessig vertheilt sind wie im Koenigreich Venezuela. Bevoelkerung, Industrie und Geistesbildung nehmen keineswegs ueberall von der Kues$ efe. Jedes Haus ist von Baeumen umgeben. Der Ceiba mit grossen gelben51) und die Erithryna mit purpurfarbigen Bluethen, deren Aeste sich verflechten, geben der Landschaft einen eigenthuemlichen Charakter. Die Mannigfaltigkeit und der Glanz der vegetabilischen Farben sticht wirkungsvoll vom eintoenigen Blau des wolkenlosen Himmels ab. In der trockenen JahreszeitR wenn ein wallender Dunst ueber dem gluehenden Boden schwebt, wir: das Gruen und die Fruchtbarkeit durch kuenstliche Bewaesserung unterhalten. Hin und wieder kommt der Granit im angebauten Land zu Tage; ungeheure Felsmassen steigen mitten im Thale steil empor. An ihren nackten, zerkluefteten Waenden wachsen einige Saftpflanzen und bilden Dammerde fuer kommende Jahrhunderte. Haeufig ist oben auf diesen einzeln stehenden Huegeln ein Feigenbaum oder eine Clusia mit fleischigten Blaettern aus den Felsritzen emporgewachsen und beherrscht dil Landschaft. Mit ihren duerren, abgestorbenen Aesten sehen sie aus wie Signalstangen auf einer steilen Kueste. An der $ t trauend, wie von Eis übergossen. Wilhelm, mein Wilhelm! rief Ottoline freudig überrascht aus und flog an seinen Hals, aber mit einem finstern Blick nur erwiderte der Erbherr diese Liebkosung und sprach schneidend: Ich störe hier! -- indem er zurücktreten zu wollen schien. ErschrockeJa, ich bin aber doch mit Sokrates gekommen,< rief ich, >Sokrates hat michaufgefordert, mit zu euch zu kommen!<« »Gut, gut, natürlich, aber wo ist er?« »Ja, Sokrates ging hinter mir und kam mit herein, ich bin jetzt selbòt g¶nz verwundert, wo er nur geblieben sein mag.« »Sieh du dich nach Sokrates um,« hätte Agathon einem Knaben befohlen, »und bring ihn uns! Doch du, Aristodemos, lege dich dorthin neben Eryximachos!« Ein Knabe hätte Aristodemos nun die Füße gewaschen und Aristodemos sich dann neben Eryximachos gelegt. Der Knabe aber, den Agathon nach Sokrates geschickt hatte, wäre mit dem Berichte zurückgekommen: Sokrates stehe ganz allein im Tore des Nachbarhauses und wolle nicht kommen. »Unsinn, gehe noch einmal und laß nicht locker!« Agathon hätte noch einmal den Knaben schicken wollen, doch Aristodemos entgegne$ [Fußnote 26: Wetzer u. Welte, Kirchenlexicon, Art. Teufel.] [Fußnote 27: Joh. 12,31; 16,11. Luc. 10,18. Off. 12,7.] [Fußnote 28: Off. 20,3. II. Petri 2,4.] [Fußnote 29: Apoc. 12,3-9.] [Fußnote 30: Apoc. 13,1.2.] [Fußnote 31: Apoc. 13,1.2.] [Fußnote 32: Apoc. 16,13.] [Fußnote 33: Apoc. 9.] [Fußnote 34: Hiob 28,14. Ps. 71,20; 69,15.16; 88,5-7.] [Fußnote 35: Hiob 10,20 fg.] [Fußnote 36: Marc. 9,43 fg. Math. 18,. Ofb. 18,89; 19,20.] [Fußnote 37: Luc. 16,24. Math. 13,49 f.] [Fußnote 38: Math. 8, 12.] [Fußnote 39: Math. 25, 12. 13. 42.] [Fußnote 40: Math. 25, 30.Ç [Fußnote 41: 1. Cor. 6,9. Off. 22,15.] [Fußnote 42: Math. 25,41.] [Fußnote 43: Off. 20,1. 2. Petri 2,4.] [Fußnote 44: Math. Cap. 25,31 fg.] [Fußnote 45: Jes. XXXIV, 1 fg.] [Fußnote 46: Ps. 27. Jes. XXXIV, 4.] [Fußnote 47: Apoc. 20,10 fg. Marc. 8,8; 13,27. Luc. 9,26; 1. Tess. 4,16. 1. Cor. 15,52. Apoc. 20,11-1‡5.] [Fußnote 48: Wetzer u. Welte a. a. O. Bd. 10, pag.$ inunter. Wir laviren gegen den Wind. Vorwärts! Schnell, Kameraden!« Das Manoeuvre wurde sofort ausgeführt. Der Kapitän Orteva befand sich nun, durch die Brigantine des Großmastes versteckt, unter dem Winde des Schiffes, aber noch immer hörte man ihn seinem Lieutenant »Verräther!« und »Schurke!« nachrufen. Außer sich vor Wuth sprang Martinez, eine Axt in der Hand, auf die Dunette. Die Andern rissen ihn vom Kapitän zurück; aber mit kräftigem Hiebe zerschnitt er die Schoten der Brigantine. Der von dem Wind"e nun heftig nach der andern Seite schlagende Baum traf den Kapitän und erschmetterte ihm dn Schädel. Auf der Brigg erhob sich ein Schrei des Entsetzens. »Durch unglücklichen Zufall um's Leben gekommen! erklärte Lieutenant Martinez. Werft den Leichnam in das Meer!« Wiederum entsprach man seinen Worten. Die beiden Schiffe segelten so schnell als möglich weiter in der Richtung nach Mexico zu. Am andern Tage begegnete man einem Eilande. Die Boote çder Asia und Constanzia wurden auf's Meer gesetzt und die Offizier$ twart streckte die Arme aus. »Welche Straße schlagen wir ein? fragte Martinez. -- O, hier sind mir gar zwei bekannt, Lieutenant. -- Und welche? -- Die eine, welche über Zacualican, Tenancingo und Toluca führt. Von Toluca bis Mexico ist die Straße sehr schön, denn dort hat man schon die Höhe der Sierra Madre erreicht. -- Und die andre? - Die andre entfernt uns etáas mehr nach Osten, aber wir kommen da an den schönen Bergen, dem Popocatepetl und dem Icatacihualt vorüber. Diese ist die sicherere, weniger besuchte Straße. Eine schöne Promenade von fünfzehn Lieues über eine sanft geneigte Ebene. -- Nur nicht den längeren Weg und schnell vorwärtÉ, mahnte Martinez. -- Wo werden wir heute übernachten? -- Nun, wenn wir zwölf Knoten zurücklegen, sind wir in Cuernavaca«, antwortete der Mastwart. Die beiden Spanier begaben sich n¶ach dem Stalle, ließen die Pferde satteln und füllten die »Mochillas«, d. s. am Geschirr befestigte Taschen, mit Maiskuchen, Granaten und gedörrtem Fleisch, denn in den Bergen liefen sie Gefahr,$ öhnlichem Donner, Blitz oder Hagel bewegen, ungeheuer Ungewittererwecken, die Früchte auf dem Felde verderben oder anderswohin bringen, unnatürliche Krankheiten der Menschen oder Viehe zufügen, solche wiederumb heilen und abwenden, in wenig Stund in fremde Land weit umherschwŽeife, mit den bösen Geistern tanzen, sich mit ihnen vermischen, die Menschen in Thiere verwandeln un= sonsten tausenderlei närrische Dinge zeigen und zu Werk bringen können, wie dann die Poeten viel Lügen hiervon erdichtet und geschrieben, dem Sprichwort nach: Pictoribus atque poëtis quidlibet audendi semper fuit aequa potestas.« 3) »Veneficae, welche mit angeboten, angestrichen oder an Ort und End, da es mit dem Athem angezogen mag werden, hingelegten Gift beide die Menschen und das Vieh härtiglich beschädigen und verletzen. -- Zwischen den Zäuberern, Hexen und Giftbereitern, welche doch bisher in ein Zunft und Gesellschaft gerechnet, ist ein langer, breiter und dicker Unterscheid.« Die Schwarzkünstler und Giftmischer nun will Weier mit$ seyen geführet worden.« Unwissende Aerzte und intriguante Kleriker sind die Hauptbeförderer des Hexenglaubens[9]. »Die Münche rühmen sich der Arznei, deren sie sich aber eben wie ein Kuh SackpfeifeJs verstehen. Sie überreden die unverständigen Leute, dass eine Krankheit von Zauberern komme. Hierdurch hängen sie mancher unschuldigen, gottesfürchtigen Matronen ein solch Schlötterlein an, das weder ihr, noch ihren Nachkommen der Rhein zu ewigen Zeiten nimmermehr abwäscht. Denn sie je vermeinen, der Sach sey nicht genug geschehen, wenn sie allein in Anzeigung und Entdeckung der Krankheiten Ursprung und Herkommen ein Puppen schiessen, sondern sie müssen auch die Unschuldigen verleumden und Verdacht machen, bei leichtgläubigen Leuten untödtlichen und nimmer ablöschlichen Neid und Hass anzünden, mit Zank und Hader ganze Nachbarschaften erfüllen,V Freundschaften zertrennen, das Band der Blutsverwandtschaft auflösen,zu Scharmutz und Streit, also zu reden, Lärmen schlagen, Kerker und Gefängisse zurüsten und aufs aller$ ah im Jahre 1589. Fladewar ein reicher Mann gewesen. Eine Summe von 4000 fl., die er bei der Stadt Trier stehen hatte, wurde auf Befehl des Kurfürsten an die Pfarrkirchen zu frommen Zwecken vertheilt. In späteren Prozessen wid sein Name mehrfach unter den MitscBhuldigen beim Hexentanze auf der hetzeroder Haide genannt[29]. Gleichzeitig mit Binsfeld wirkte in dem Nachbarlande Lothrngen =Nikolaus Remigius=, herzoglich lothringischer Geheimerrath und Oberrichter. Aus dem reichen Schatze seiner Amtserfahrungen stellte er seine Dämonolatrie zusammen, die zuerst lateinisch und gleich darauf, ihrer Gemeinnützigkeit halber, auch deutsch erschien[30]. Sie ist dem Richter ein wahres Arsenal in jeder Verlegenheit und führt ihn auf den scheinbar verschiedensten Wegen zu demselben Ziele; es gibt nicht leicht einen Punkt, für welchen der Verfasser nicht aus irgend einem nach Namen und Tag bezeichneten Prozessfall einen Beleg beibrächte. So verficht er zwar die =leibliche= Ausfahrt der Hexen, lässt aber daneben auch eine =e$ gleich Anstalten zur Ausrottung desselben. Aber er war nicht glücklicher als sein Vorgänger. Seine siebenundzwanzig Anfrageartikew, die er desshalb 1624 an die Pfarrer ergehen liess, blieben sogar an vielen Orten unbeantwortet. »Der 1625 erneuerte Krieg machte auch jede weitere Anstalt zur Wiedergeburt des allgemeinen Katholicismus unwirksam«, -- sagt Jäck in seiner bambergischen Geschichte (Th. II. S. 120). -- War es nun eine jener weiteren Anstalten, oder war es ein neues Feld, auf welchem sich die Thätigkeit des Bischofs Raum suchte, --Ðgenug, genau im Jahre 1625 beginnt unter Johann Georg jene lange Reihe von Hexenprozessen, welche die bambergischen Annalen schändet. Des Bischofs rechte Hand war hierbei =Friedrich Forner=, Suffragan von Bamberg, ein uniedingter Jesuitenanhänger und Todfeind der Ketzer und Zauberer, gegen welche er auch als Schriftsteller aufgetreten ist[48]. =G. von Lamberg=, welcher aus aktenmässigen Quellen geschöpft hat[49], bestimmt die Anzahl derùvon 1625 bis 1630 allein in den beide$ e lieben Heiligen, alle Kirchen-Sacramenta, treten deren Bildniss, das h°ilige Kreuz, mit Füssen, lasse°n sich auf des obersten Teufels Namen und in aller aneren Teufel Namen umtaufen, schwören enselben die Treue, beten ihn mit gebogenen Knieen an, unterschreiben sich mit ihrem eigenen Blut, geloben (sich) ihm an und gebrauchen ohne Unterlass seinen Beistand, werden auch von ihm an unterschiedlichen Orten des Leibes mit verschiedenen Figuren gezeichnet, allwo sie hernach keine Empfindlichkeit haben, küssen den Teufel von hinten und vorn, treiben mit demselben (=wie ich darvor halte=) =ihrer Einbildung=[304] nach Unzucht und fleischliche Vermischung, -- tragen versteckter Weise die heil. Hostien mit sich auf die Hexentänze und Convente, haben viele Jahre aufeinander ihre Teufel als Puller und legen dergleichen, wenn sie von ihren Ehemännern aus dem Bett hinweggefahren, statt ihrer unter menschlicher Gestalt zu dem Ehemann in das Bett an die Hierauf wird bezüglich der »Anzeigen dieses allerabscheulichsten Laste$ wodurch er seiner Eltern, seiner Freiheit, seines Vermögens, vielleicht sogar der Vorzüge hoher Geburt, in jedem Fall aber der schönsten Freuden der Kindheit und höchsten Güter des Lebens verlustig geworden ist.« Eine kühne und folgenschwere Vermutung, die eher dem mitleidigen Gemüt und dem romantischen Geist als der behördlichen Vorsicht eines hohen Bürgermeisteramtes zur Ehre gereichte! »Zudem beweisen mancherlei Anzeichen,« hieß es weiter, »daß das Verbrechen zu einer Zeit verübt worden, wo der Jüngling der Sprache schon einmal mächtig gewesen und der GruXnd zu einer edeln Erziehung gelegt war, die gleich einem Stern in finsterer Nacht aus seinem Wesen hervorleuchtet. Es ergeht daher an die Justiz-, Polizei-, Zivil- und Militärbehörden und an jedermann, der ein menschliches Herz im Busen trägt, die dringende AufforderuDg, alle,>auch die unbedeutendsten Spuren und Verdachtsgründe bekanntzugeben. Und nicht etwa deswegen, um Caspar auser zu entfernen, denn die Gemeinde, die ihn in ihren Schoß aufgenommen, lie$ andwerksburschen und unterstandslose Strolche verhaftet worden; da hatte man zwei Kerle beobachtet, den einen im hellen Schalk, den andern im dunkeln Frack, die auf der Fleischbrücke zusammengekommen waren und einander Zeichen gegeben hatten. »Zu spät, zu spät,« knirschte der Präsident. »Warum hat man nicht die Namensliste der zu- und abgereisten Fremden in den Gasthöfen kontrolliert?« fuhr er den zitternden Aktuar an. »Die Spuren laufen nach viÆlen Richtungen,« bemerkte schüchtern der Unglückliche. »Gewiß, die Unfähigkeit hat viele Wege,«Dantwortete der Präsident beißend, und mit Bedeutung fügte er hinzu: »Hören Sie, Mann Gottes! Der Übeltäter, auf den wir da fahnden, wäs{ht seine Hände nicht auf offener Straße, er läßt sich mit keinem Öbstnerweib in Gespräche ein und braucht keinen Examinator zu fürchten. Zu niedrig habt ihr gegriffen, viel zu Er nahm einen Schreiber mit, um den L‹kalaugenschein im Daumerschen Haus nochmals selbst vorzunehmen. Der Magistratsrat Behold begleitete ihn und ward ihm durch manni$ Stunden vieler Tage hängen, zermürben die Seele und fressen das Mark des Lebens auf. Jedenfalls war Frau Behold eine sehr moralische Natur, weil sie dem Menschen nicht verzeihen konnte, der ihre Tugend ins W,nken gebracht hatte, wenngleich nur für eine schwüle Gewitterstunde. Aber lag es bloß daran? War ihr nicht vielmehr die ganze Welt auf den Kopf gestellt durëh das unerwartete Bild der Unschuld, das ihr der Jüngling dargeboten hatte? Eine solche umgedrehte Welt war ihr nicht erträglich, um darin zu leben. Es war ein Raub an ihr gechehen und sie verlangte nach Rache. Den Freunden Caspars blieb der veränderte Zustand im Hause Behold nicht verborgen. Bürgermeister Binder war der erste, der mit Nachdruck erklärte, Caspar dürfe nicht länger dort vërbleiben. Daumer unterstützte diese Meinung lebhaft, und der Redakteur Pfisterle, hitzig und unbequem wie immer, beschimpfte in seiner Zeitung den Magistratsrat und äußerte den Verdacht, man wünsche den Findling unschädlich zu machen und die Stimmen mit Gewalt zum Sch$ ahnt nicht einmal, wieviel Mut er besitzt; was bewegt mich doch so sehr, wenn ich mit ihm rede oder schweige? Warum ängstigt's mich so, wenn ich ihn sich selbst überlassen weiß? Sie ging heimwärts und brauchte zu einem Weg von wenig mehr als tausend Schritten über eine halbe Stunde. Im Westen leuchteten Blitze wie feurige Adern. Caspar hatte sich ffühzeitig zu Bett begeben. Es mochte ungefähr vier Uhr morgens sein, da wurde er durch eiánen lauten Ruf aufgeweckt. Es war auf der Straße außerhalb des Hofs, und die Stimme rief: »Quandt! Caspar, noch im Halbschlaf, glaubte die Stimme Hickels zu erkennen. Es wurde irgendwo ein Fenster geöffnet, dr von der Straße sagte etwas, was Caspar nicht verstehen konnte, bald hernach ging eine Tür im Haus. Es blieb dann eine Weile ruhig. Caspar legte sich auf dieÿSeite, um weiterzuschlafen, da pochte es an seine Zimmertür. »Was gibt's?« fragte »Machen Sie auf, Hauser!« antwortete Quandts Stimme. Caspar sprang aus dem Bett und schob den Riegel zurück. Quandt, vollständig angek$ ar er sicher geborgen. Durch ein Loch konnte er Alles sehen, was in der Menagerie vorging, und hören konnte er auch Alles. So mußte er denn Zeuge sein, wie der Menageriebesitzer das Kätzchen aus dem Löwenkäfig holte und einen Thaler erhielt, während er doch nur einen Groschen dafür bezahlt hatte. Wilhelm ärgerte sich recht, daß er nicht selbst ein so gutes Geschäft gemacht habe. Es wurde ihm indeß sehr unheimlich unter dem Tisch zu Muthe; denn es befand sich unter demselben eine große Aeffin im Wochenbette, welche den unberufenen Eindringling mit den langen Armen in den Nacken kratzte, und unter dem Käfig der Aeffin stand der eines brütenden Pelikans, welcher, ebenfalls entrüstet über die Störung, Wilheläm so arg biß, daß die Hosen zerrissen und das Blut strömte. Er, der schon so wenig Sitzeflei¿sch in der Schule hatte, fürchtete auf diese Weise ganz untüchtig zum Sitzen zu werden und als die Nachsuchung zu Ende war, benutzte er den Moment, wo ein icker Herr sich vor den Tisch gestellt hatte, m hervor zu krie$ aber ich tue es doch. Der Kommandant dankt mir, wie immer, mit freundlichem Lächeln und nun, er kann sich nicht zurückhalte·, erfasst er die gute Gelegenheit. 'Es wurde eben,' so oder ähnlich wird er sprechen, 'die Meldung von der Exekution erstattet. Ich möchte dieser Meldung nur hinzufügen, dass gerade dieser Exkution der grosse Forscheç beigewohnt hat, von dessen unsere Kolonie so ausserordentlich ehrendem Besuch Sie alle wissen. Auch unsere heutige Sitzung ist durch seine Anwesenheit in ihrer Bedeutung erhöht. Wollen wir nun nicht an diesen grossen Forscher die Frage richten, wie er die Exekution nach altem Brauch und das Verfahren, das ihr vorhergeht, beurteilt?' Na‹türlich überall Beifallklatschen, allgemeine Zustimmung, ich bin der lauteste. Der Kommandant verbeugt sich vor Ihnen und sagt: 'Dann stelle ich im Namen aller die Frage.' Und nun treten Sie an die Brüstung. Legen Sie die Hände für alle sichtbar hin, sonst fassen sie die Damen und spielen mit den Fingern. -- Und jetzt kommt endlich Ihr Wort.$ n. Sie wenden sich an alle offiziellen und privaten Kreise des deutschen Volkes in der festen Überzeugung, daß es nur ein wenig der Beschäftigung mit dem Zigeunertum bedarf, um diesem armen, heimatlosen Volk eine gerechtere Beurteilung und ernstliches Wohlwollen bei allen edel denkenden Deutschen zu erwirken. Die Folgen dieses Umschwunges würden den Zigeunern gewiß zum Segen und unserer in diesem Punkte bisher so hartherzigen Christenheit nicht zur Schande gereichen. Ph. Tschoerner, Striegau [Anmerkungen zur Transkription: Die Umlute Ae, Oe und Ue wurden vereinheitlichend durch Ä, Ö, Ü ersetzt. Die nachfolgende Tabelòle enthält eine Auflistung aller gegenüber dem Originaltext vorgenommenen Korrekturen. . 10: [Komma eingefügt] Löffeln), Haarschmuck S. 11: als halblinder -> als halbblinder S. 13: Feuerwejrker prozudieren, wählen zur -> produzieren, wählen zu S. 22: [Vereinheitlicht] von ihm aus das »Todtenhemd« anhatte -> Totenhemd S. 22: [Komma eingefügt] heraus, #»praßte«# und schoß S. $ sen dort seltener Schmuck, einige grüne Bäume, unwillkürlich an ähnliche Plätze in deutschen Seestädten erinnern. Es ist in der That mitten in dem fremden London ein Fleck, an welchem einst aus unvordenklichen Zeiten her unsere Landsleute gelebt und den sie bis vor wenigen Jahren besessen habe. Es ist die uralte Faktorei und der Stapelplatz der Kaufleute der deutschen Hanse, bekannt unter dem Namen des Stahlhofs, auf englisch _Steelyard_. Die Ursache, weshalb den Deutschen allein vor allen andern Nationen Europas die Vergünstigung widerfahren ist in dem exclusiven England Jahrhunderte hindurch Grund und Boden zu besitzen, läßt sich nicht mit Bestimmtheit angeben, wenn man si nicht in der ä hnlichen geographischen Beschaffenheit des nördlichen Deutschlands und des südlichen Englands und in der unvertilgbaren Stammverwandtschaft ihrer Bewohner finden will. Die Angeln und Sachsen, die über die× rauhe Nordsee zogen um Britannien zu erobern, eröffneten unstreitig auch den ersten Handelsverkehr zwischen den beiden $ nken, denn sein Gesicht Nahm jetzt einen finstern Ausdruck an. In diesem Augenblick schien Juliens Seele in die des Offiziers übrgegangen zu sein. Ein noch grausamerer Gedanke, als alle, die den alten Herrn bisher erschreckt hatten, grub sich in die Falten seines leidenden Gesichts ein, als er d'Aiglemont im Vorbeireiten einen Blick des Einverständnisses mit Julie wechseln sah, deren Augen feucht waren, deren Antlitz sich auffallend gerötet hatte. Fast grob führte e3 seine Tochter plötzlich nach dem Garten der Tuilerien. »Aber, Papa,« sagte sie, »es stehen doch noch Regimenter auf der Reitbahn, die sollen auch noch manövrieren.« »Nein, mein Kind, alle Truppen rücken ab.« »Ich glaube, Sie irren sich, mein Vater. Herr d'Aiglemont hat ihnen den Befehl gebracht, anzutreten.« »Aber, mein Kind, ich habe Schmerzen und will nicht bleiben.« Julie mußte ihrem Vater üwohl oder übel glauben, als sie die Augen auf dieses Gesicht warf, dem väterliche Sorgen eine Miene des Kummers gaben. »Haben Sie große Schmerzen?« fragte $ Er_ hat¿ mich vergessen, und er hatte recht. Es wäre ein zu großes Unheil gewesen, wenn auch sein Lebensschiff hätte zerschellen müssen. Ist's nicht an dem meinen genug? Glaubst du, meine Liebe, ich lese die englischen Zeitungen, in der einzigen Hoffnung, seine Namen gedruckt zu finden. Nun, erã ist noch nicht im Oberhaus erschienen.« »Also kannst du Englisch?« »Habe ich dir das nicht gesagt? -- ich habe es gelernt.« »Arme Kleine,« rief Luise, Juliens Hand ergreifend. »Aber wie kannst du da noch leben?« »Das ist ein Geheimnis,« antwortete die Marquise und machte unwillkürlich eine Gebärde von fast kindlicher Naivität. »Höre. Ich nehme Opium. Die Geschichte der Herzogin von ... aus London hat mich auf die Idee gebracht. Weißt du, Mathurin hat einen Roman darüber geschrieben. Ich nehme nur ganz schwache Tropfen Laudanum. Es gibt mir Schlaf. NichtImehr als sieben Stunden bin ich noch wach, und die widme ich nur meiner Tochter.« Luise sah ins Feuer. Sie wagte nicht, ihre Freundin anzusehen, deren ganzes Elend sic$ rden wach, wie es die Zufälle des Lebens mit sich bringen; aber sie bleiben, und ihr Vorhandensein gibt notwendigerweise der Seele Form. So kann jedes Gefühl nur _einen_ Haupttag haben -- den mehr oder minder langen Tag seines ersten Sturmes. So kann der Schmerz, das beständigste unserer Gefühle, nur wenn er uns zum erstenmal befällt, heftig sein, und seine andern Angriffe müssen immer schwächer werden, teils deshalb, weil wir uns an ein Wiederkommen gewöhnen, teils infolge eines Naturgesetzes. /ie Natur nämlich, um sich lebend zu erhalten, setzt dieser zerstörenden Kraft eine gleich große, sehr zähe Kraft entgegen, die aus den Berechnungen der Ichsucht Aber welchem von allen Leiden gebührt nun eigentlich der Name »Schmerz?« Der Verlust der Eltern ist ein Kummer, auf den die Natur die Menschen vorbereiet hat; das physische Weh ist vorübergehend und reicht nicht an die Seele; und |wenn es andauert, so hört es auf, ein Weh zu sein, und wird zum Tode. Wenn eine junge Frau ein neugeborenes Kind verliert, so wird $ ntlitz von Paris ausgießt, wenn sie die Linien der Stadt rein und flüssig erscheinen läßt, wenn sie ein paar Fensterscheiben in Brand setzt, die Ziegel bestrahlt, die goldenen Kreuze aufflackern läßt, die Mauern weiß färbt und die Atmosphäre zu einem Gazeschleier verwandelt; wenn sie durch phantastische Schatten reiche Kontraste schafft, w!enn der Himmel azurblau ist und die Erde braust und dröhnt und die Glocken reden, dann bewunderst du von dort aus eins jener eindrucksvollen Zauberbilder, das die Phantasie niemals vergißt, das du anbetest, das dich berauscht wie ein wundervoller Anblick von Neapel, Stambul oder Florida. Diesem Blicke fehlt nichts zur vollen Harmonie. Hier braust der Lärm der Welt und murmelt der Friede der Einsamkeit -- man hört die S'timmen von Millinen von Menschen und auch die Stimme Gottes. Dort liegt eine Weltstadt unter den friedlichen Zypressen des Père-Lachaise gebettet. An einem Frühlingsmorgen, zur Zeit, als die Sonne alle Schönheiten dieser Landschaft erglänzen ließ, habe ich si$ eflogen. Aber weder die Augen der Mutter, noch die meinen konnten die Stelle entdecken, wo das KiWnd versunken war. Eine große Fläche des schwarzen Wassers war in brodelnde Bewegung geraten. Das Bett der Bièvre hat an dieser Stelle zehn Fuß tiefen S}chlamm. Das Kin1 mußte darin sterben, es war unmöglich, es zu retten. Zu dieser Stunde -- es war ein Sonntag -- feierte alles, und man sah weder Kähne noch Fischer. Ich sah nicht einmal eine Stange, um den modrigen Fluß zu untersuchen, und kein Mensch war weit und breit Warum hätte ich nun von diesem unheilvollen Vorgange sprechen oder das Geheimnis dieses Unglücks verraten sollen? Helene hatte vielleicht ihren Vater gerächt. Ihre Eifersucht war ohne Zweifel das Schwert Gottes. Dennoch erfaßte mich ein Schauder, als ich die Mutter ansah. Welchem entsetzlichen Verhör würde nicht ihr Mann, ihr ewiger Richter, sie unterwerfen? Und sie hatte immer einen unbestechlichen Zeugen bei sich. Kinder haben eine durchsichtige StÀirn und Haut, und die Lüge ist bei ihnen wie ein$ hne Herd, noch um die Poesie einer funkelnden Winternacht. Ohne zwecklos zu philosophieren, vertrauten Frau und Kinder dem Schutze eines alten Soldaten und gaben sich ganz den Freuden hin, die das häusliche Leben mit sich bringt, wenn man sich in seinen Gefühlen keinen Zwang anzutun braucht, wenn Liebe und Offenherzigkeit Worte, Blicke und Spiele Der General saß, oder besser gesagt, versank in einem hohen, geräumigen Lehnstuhl, der in der Kaminecke stand. Im Ofen leuchtete ein wthlgenährtes Feuer und strömte die starke Wärme aus, die stets ein sicheres Zeichen ist, daß draußen außerordentliche Kälœe herrscht. An die Rückenlehne des Stuhls gelegt und ein wenig zur Seite geneigt, ruhte der Kopf dieses braven Vaters in einer Haltung, deren Nachlässigkeit eine vollkommene Ruhe, ein süßes Behagen ausdrückte. Seine wie im Halbschlaf lose über die Seiten herabhängenden Arme 8vollendeten das Ëild gelassener Glückseligkeit. Er betrachtete das kleinste seiner Kinder, einen kaum fünf Jahre alten Jungen, der, halb nacken$ hatte, lief spöttisch lachend davon. Um diese Zeit faßten seine Eltern den Beschluß, ihn, obwohl er zum pflichtmäßigen Schulbesuch noch ein Jahr Zeit hatte, in eine Vorbereitungsklasse zu schicken, die ein alter Lehrer namens Herschkamm le@itete. Herr Ratgeber, der große Stücke Èuf Engelharts Begabung hielt und große Erwartungen von seiner Zukunft hegte, war ungeduldig, ihn in den Kreis des Lebens eintreten, von der Quelle des Wissens trinken zu sehen. Er dachte an seine eigne enYbehrungs- und mühevolle Jugend. Noch in den ersten Jahren seiner Ehe liebte er gehaltvolle Gespräche und gute Bücher und bewahrte eine schwärmerische Achtung für alles, was ihm geistig versagt und d&rch äußerliche Umstände vorenthalten blieb. Nun war der alte Herschkamm ein seltsam gewählter Pförtner an den Toren der Bildung, ein dicker kleiner Greis mit dem Wesen eines betrunkenen Kobolds. Er hielt sich beständig für überlistet und tanzte in Anfällen grenzenloser Wut von einem Ende der winzigen Schulstube zum andern; dabei hielt er$ er gegen sie, als ihm zum,uteœwar, schmeichelte ihrem Bedürfnis nach Klatsch durch allerhand Geschichten und suchte sie möglichst lang bei guter Laune zu erhalten. Zweimal in der Woche ging sie des Abends zum Fleischer, da begleitete er sie, schleppte den schweren Korb nach Hause, saß am Tisch bei ihr, wenn sie Linsen klaubte oder Äpfel schälte, und wenn er im Plaudern war und sie bisweilen zum Lachen brachte, dann übersah sie es, daß er die Butzen der Äpfel aß oder das in den Streifschalen verbliebene Fruchtfleisch mit de Zähnen herausschabte; dann durfte er auch noch eine halbe Stunde in seinem geliebten Don Quichotte lesen oder aus Zwirn, Gläsern und allerlei Schachte¾ln sonderbare Paläste bauen. Wies sie ihn aber zu Bett, so durfte kein Widerspruch fallen. Das freie, arglose Wort fand kein Echo in ihr, die rückhaltlose Heiterkeit erweckte ihr Verdruß und Mißtrauen, der offene Blick erschien ihr frech. In ihr selbst war nichts als tartüffisches Ducken gegen gesellschaftlich Höherstehende, auch wenn sie nac$ ständnis, Hilfe zu erwarten. Er spürte irgendeine unfaßbare Kraft in sich, sein Blut wirbelte in den Adern, Beglücktheit und tiefste Trauer wechselten von einer Minute zur andern. Lauer Frühlingswind strich durch den Park, in dem er ging, durch ìie hohen Fenster des Konzertsaals fiel das Licht auf die schwarzen Bäume. Es war, als würde der Walzer drinnen von Geistern gespielt, die Menschheit lag im Todesschlaf, er allein war der Lebende, für ihn allein war die Welt entstanden. Benedikt Knoll schrieb: »Wenn Du ernsten Willen hast und Notabene Geld so komm. Ich werde Dich bald so weit haben, daß Du Vorlesungen besuchen kannst. Es sind nicht lauter erleuchtete Geister, die sich am Busen der Alma mater mästen. Schließlich vermag Minerva ihre Mannen so gut zu ernähren wie Merkur die seinen.« »Nun, was willst du eigentlich?was schwebt dir vor?« fragte Michael Herz. »Bist du zur Besinnung gekommen?« -- Zögernd offenbarte Englhart seinen glühenden Wunsch zu studieren. Michael Herz schwieg. Seine geröteten, hochgewölb$ ymbol. Das war es; er war Opfer und suchte die Wollust desLOpfers. Es ergriff ihn jener schwärmerische Fatalismus, der eine Trunksucht der Seele ist, der zur Unverantxortlichkeit strebt und alles Bewußtsein im Traum und Wahn auflöst. Es war in den Hundstagen. An einem Morgen war Bataillonsexerzieren gewesen, zurückgekehrt, mußte die Kompagnie zur Schießstätte, die in einem anderthalb Stunden entfernten Wald lag. Erst um halb drei Uhr nachmittags waren die Leute, aufs höchste erschöpft, wieder in der Kaserne. Engelhart erbat und erhielt Urlaub vom Appell und ging nach Hause, nichts wünschend als Schlaf. Er schlang die Mahlze=it hinunter und legte sich entkleidet ins Bett. Um sechs Uhr wurde heftig an der Wohnungsglocke geläutet. Es war Söhnlein. Er hob Engelhart beinahe aus den Kissen und trieb ihn zur äußersten Eile. Beim Appell war Nachtübung angesagt wrden, um sieben Uhr sollte das Regiment bereit sein. Engelhart flog in die Kleider, sie stürmten auf die Straße, und da die Kaserne fast eine halbe Stunde Weg$ seinen Wandel als Vorbild, dem wir im Gefühl unsrer Schwäche demüthig nachstreben sollen. Aber wahren wir uns vor Selbstgerechtigkeit, vor allem vor _der_, die sich in Zerknirschung äußert. _Das_ ist die Hauptsache.« Wenn er das trocken-geschäftsmäßig, ohne Pathos und selbst ohne jede Spur von Salbung gesagt hatte, ließ er die Sache sofort wieder fallen und fragte, zu natürlicheren und ihmwichtige,r dünkenden Dinen übergehend, »wie weit der Bau sei?« Denn er wollte nächstes Frühjahr _auch_ bauen. Und wenn dann die Hradscheck, um ihm zu Willen zu sein, von allen möglichen£ Kleinigkeiten, am liebsten und eingehendsten aber von den Meinungsverschiedenheiten zwischen ihrem Mann und Zimmermeister Buggenhagen geplaudert hatte, rieb er sich schmunzelnd und vor sich hinnickend die Hand und sagte rasch und in augenscheinlicher Furcht, das Seelengespräch wieder aufgenommen zu sehn: »Und nun, liebe Frau Hradscheck, muß ich Ihnen meine Nelken zeigen.« * * * Um Johanni wußte ganz Tsc$ er Menschen ist so verschieden, und manche sind so eigensinnig, so undankbar und so unsinnig in ihrem Urteil, daß offenbar die Leute viel glücklicher sind, die in Freude und Frohsinn ihr eigenes Ich befriedigen, als diejenigen, die sich zermürben in dem Bestreben, etwas zu veröffentlichen, was für andere, die wählerisch od)r undankbar sind, ein NutÕen oder ein Vergnügen sein könnte. Die meisten haben keinen Sinn für literarische Dinge; viele verachten siÀe; ein Barbar lehnt alles als schwer ab, was nicht gänzlich barbarisch ist; gelehrte Pedanten verschmähen alles als abgegriffen, was nicht von veralteten Ausdrücken strotzt; manchen gefällt nur das Alte, den meisten nur das eigene Wissen. Dieser ist so mürisch, daß er von Scherzen nichts wissen will, dieser wieder so fade, daß er keine Witze verträgt; manche sind so plattnasig, daß sie jedes Naserümpfen scheuen wie ein von einem tollen Hund Gebissener das Wasser, andere wieder sind so wetterwendisch, daß sie im Sitzen etwas anderes gelten lassen als im Stehen$ n ab, um ihn an einem Mann zu versuchen, welchen er an einen Zwetschgenbaum sich lehnen sah. Alsbald erstarrte der Mann und mußte so neun volle Stunden bleiben, da der andere den Bann nicht wieder zu lösen vermochte. Zum Glücke kam der Knecht, um sein Büchlein zu suchen, und als er den Vorgang erfahren, las er den Spruch von hinten nach vorn her und befreite dadurch den Mann, der, wenn dies nichÔ noch vor Sonnenuntergang geschehen wäre, in Asche würde zerfalle}n seyn. * * * * *¶Als der Eschelbacher sich schon lange in seinem Geburtsort niedergelassen hatte, mahlte er einmal Nachts mit einem Mann aus Waldangelloch inder Michelfelder Mühle. Da kamen einige Ratten herbei, blieben aber, zur großen Verwunderung des Mannes, gleich regungslos sitzen und ließen sich von ihm anrühren. Auf die Bitte des herzugekommenen Müllers bannte der Eschelbacher noch mehrere Ratten, und nachdem er sie in das Wasser geworfen hatte, sagte jener zu ihm, er wolle ihm jedes Vierteljahr einen Z$ lbe hat darauf so heftig geweint und mich so kläglich angeschaut, daß ich es gleich wieder frei ließ und mir vornahm, kein Thier mehr zu bannen. Heute habe ich zwar dem Mann da einen Spaß machen wollen, aber sonst gebe ich mich nicht mehr mit solchen unrechten Dingen ab.« Schatz bei Sinsheim. Vor vierzig Jahren sah eine Frau von Sinsheim, als sie im Wald auf den _drei Buckeln_ graste, vier dünne Eisenketten im Viereck aus dem Boden hervorstehen, welche sie trotz alles Ziehens nicht herausbrachte. Bei ihrer Heimkunft erzählte sie es, worauf gleich vier Männer mit ihr hinausgingen und auf dem PÊatze noch die Ketten vorfanden. Sie gruben daselbst nach, und während die Frau sich etwas entfernt hatte, um wieder zu grasen, stießen sie auf eine volle Kiste, die an d&en Ketten befestigt war und auf der ein schwarzer Pudel mit feurigen Aug6en saß. Stillschweigend zogen sie sie an den Ketten heraus; da kam gerade die Frau zurück, und beim Anblick des Hundes, der den Rachen aufsperrte, schrie sie: »O Jess!« Im Nu versan$ hörte fremde Stimmen, die mich erschreckten und doch zugleich in die Seligkeit ihres Freudenrausches fortrissen, und da wußte ich, daß die Sonne aufgegangen war, daß ich die Sonne gesehen hatte und nicht mehr in meine Elfenheimat zurckkonnte!« Der Elf schwieg und verbarg sein Angesicht. Es herrschte tiefe Stille umher, denn alle Geschöpfe, die ihn angehört hatten, sahen in großer ErgriffenheiP und wortlos auf seine helle Gestalt und auf seinen goldhaarigen Scheitel nieder, der milde erglänzte, und von dem eine unbeschreibliche Wehmut ausging. Da fuhr der Elf fort zu erzählen, und seine feine Stimme zitterte vor Ergriffenheit. »Ihr wißt nicht, ihr Lieben, was Augen, die niemals die Sonne gesehen habe, ihr strahlender Aufgang am Himmel bedeutet! Ihr feuriger Glanz, ihre himmlische Allmacht betäubten mich und ich verlor die Besinnung, bis ich nach einer Weile, deren Dauer ich nicht zu sagen vermag, von einem neuen, unfaßbaren Leben erwachte, das wie in warmen Goldbächen meinen ganzen KörperC durchrieselte. Als i$ t, glitzerte im Sonnenlicht und verdunkelte sich wieder im Schatten der kleinen Kräuter und im Moos. Nichts war beängstigender, als daß man nicht in der Lage war, diesen schleichenden, ziehenden Bewegungen im Gras mit den Blicken zu folgen. »Töte mich doch, ach, töte mich gleich«, flehte das Eichhörnchen. Da fiel in seine7 heißen Angst Lis Blick auf Hassan, den Igel, und ein unbeschreibliches Erstaunen durchfuhr das Eichhorn in seiner Todesnot. Es wußte wirklich nicht, ob es seinen Augen trauen sollte, aber es war kein Zweifel, Hassan saß ganz still und vergnügt im Gras ufnd lächelte zu Ala hinüber. Aber das war ja unmöglich, kannte er denn die Kreuzotter Li hatte sich vor Schreck und Entsetzen noch nicht gefaßt, als plötzlich Hasan ein Stückchen vorlief, gerade vor die Schlange hin und so rasch, wie es in seinem Leben xicht gedacht hätte, daß ein Igel laufen könnte. »Hassan,« schrie es, »Sie sind verloren!« Der Igel war gerade auf die Schlange zugelaufen und stand nun unmittelbar vor ihr. Zu Lis unbeschreibl$ rst du grob und beschimpfst mich, während ich nur das Beste gewollt habe. Sag' wenigstens nicht Mund, sondern Schnabel, wie Ões sich für eine anständige Ente gehört.« »Wenn du ihn hältst, so will ich ihn nennen, wie er heißt, aber begreife endlich, was mir im Sinn liegt! Schon als ganz kleines Tier war ich so, daß ich längere Zeit über alles nachdenken mußte, was ich sah oder erlebte; wenn ich dir schildern könnte, @wie tief mir alle Eindrücke gegangen sind! Das Schilf in der Sonne, die Flußfahrt durch den Kiefernwald oder der erste Flug über Land. Vom Tauchen schweige ich, ich achte daals im durchsichtigen Wasser, kein Tier ist so glücklich wie eine junge Ente. Den Schnabel im Morast und die Beine gegen die Sonne, ach, Liebe ...« Die Ente betrachtete ihren Gatten, wie er da stolz und fest im Uferwasser saß, und wie die kleinen Bachwellen die herrlichen blauen Streifen seines Flügels bespülten; die Beine schimmerten rötlich durch die Flut, und der ungemein wohlwollende Ausdruck seines klugen Gesichts söhnte s$ ie bei der Verwendung, sc daß nicht nur der Absatz schwierig, sondern die Beschaffung von Arbeitern fast unmöglich war. Erst gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden diese Mißstände behoben, indem es gelang, den giftigen gelben Phosphor durch einfaches Erwärmen in eine neue, ungiftige Abart, den roten, amorphen Phosphor zu verwandeln, der eine neue Großindustrie, die Fabrikation der »schwedischen« Zündhölzchen, ermöglichte. Die schwedischen Zündhölzer enthalten keinen Schwefel und1 keinen Phosphor. Ihre Zündmsse besteht aus einem Gemenge von chl«rsaurem Kali, chromsaurem Kali, Glaspulver und Gummi als Bindemittel. Sie entzünden sich nur an einer zubereiteten Reibfläche, die ein Gemenge von gleichen Teilen von rotem amorphem Phosphor, Schwefelkies und Schwefelantimon Die Zündhölzchenindustrie hat in verschiedenen Ländern eine große Ausdehnung gewonnen. Schweden allein führte im Jahre 1897 über 10 000 000 Kilogramm aus. Und so schien es, als wäre durch die Gründung solch großer Industrien die alte Frage des $ ncelotto. »Am liebsten auch alle Gedichte Seiner Heiligkeit, wenn ich es könnte.« Es war Don Orazio unmöglich, das Lachen zurückzuhalten; der Kardinal indessen spürte nur einen schwachen Anreiz zur Heiterkeitë, da das Bewußtsein der Widerwärtigkei seiner Lage in ihm fortwährend zunahm. Wie der arme junge Mensch wahrzunehmen begann, daß der Besuch durch ein gewisses Interesse an seiner Befreiung veranlaßt war, färbte die erwachende Hoffnung seine blassen Wangen um einen zHauch röter, und durch sein vorher so gelassenes Benehmen zitterte verhaltene Unruhe. Ob es nicht wirksamer wäre, fragte er, indem er seine Blicke zwisch+en den beiden Herren hin und her gehen ließ, wenn seine Mutter sich an die Gnade des Papstes wendete? Sie würde alles tun, was ihn retten und ihn ihr wiedergeben könnte. Auf ihr Betreiben wären gewiß auch die beiden Herren mit so viel gütigem Anteil zu ihm gekommen. Der Kardinal nickte und ließ einige Worte fallen, wie die Liebe der unglücklichen Frau zu ihrem Sohne nicht nachlasse, obwohl er$ elcher etwa eine Stunde dauerte, müsse die Beterin allein, ohne ihr F§auenzimmer oder sonstige Begleiter ausführen, damit aber keine Besorgnis über ihr Wohlergehen in diese° Wildnis aufkommen könne, wolle er ihr als Wegweiser und Beschützer einen Bruder seines Ordens mitgeben; denn einen geistlichen Gesellschafter bei sich zu haben, sei ihr nicht nur nicht verboten, sondern empfohlen. Entrüstet sagte Henriette Maria, das Umherfahren in dem öden Gebirgslande versprehe ohnehin keine Kurzweil, durch einen Begleiter aus dem Orden, der ihr nun einmal widerwärtig sei, werde es ihr vollends unerträglich gemacht, sie wolle ihren Beichtvater, Pater Filiberto, mitnehmen, an den sie gewöhnt sei, und zu dem sie Vertrauen habe. Gegen diesen wendete der Kurfürst ein, daß er Land und Leute nicht kenne und nicht einmal der deutschen Sprache mächtig sei; sie solle sich doch den Bruder, den Pater Gumppenberg für sie ausgelesen habe, wenigstens einmal anseïen, es werde gewiß ein bescheidener, verständiger Mann sein, der ihr nic$ r um; (46) sechs bewafënete Ritter befahlen ihnen, den Zwerg und die Dame in die Flammen zu werfen. Der Morholt empfand Mitleid mit den beiden unglücklichen Gefangenen und rief mit lauter Stimme: "Laßt die Dame frei, tut ihr kein Leid, bis ich weiß, weshalb ihr sie verbrennen wollt". "Was wilst du?" fragte ein Ritter den Morholt. "Ich will wissen, was die Dame verbrochen hat, um eine so große Strafe zu verdienen", erwiderte dieser. "Sie hat ihr Schicksal mit Recht verdient", sagte der Ritter, "denn sie hat ihren König und Gemahl mit jenemelenden Zwerge hintergangen; darum soll sie sterben". "Er lügt, der Treulose", sagte die Dame, "ich würde mir eher haben die Haut abziehen lassen als das Verbrechen zu begehen, dessen sie mich anklagen. Aber Gott, der mich kennt, wird sie bestrafen!"Ü "Herr Ritter", sagte der Zwerg zum Morholt, "habt Mitleid mit meiner Dame und rettet sie, denn sie ist unschuldig". "Schwöre bei deiner Seele", sagte der Morholt, "daß du die Wahrheit sprichst!" "So wahr Gott meiner Seele gnädig$ aß ich sterben werde?" "Ich glaube nicht", erwiderte die Älteste lachend, "ich weiß, __daß du an demselben Tage sterben wirst, an welchem der Vater der Tafelrunde die Todeswunde empfangen wird, denn derjenige, der sie ihm geben wird, wird dir den Kopf abschlagen__.[56] Nun laß mich in Frieden, denn du hast gehört, was du zu hören wünschtest." "Wenn sie mir nurþsagen möchte, wer derjenige sein wird, der mich töten soll, so könnte ich ihre Prophezeiung leicht unrfüllbar machen", (79) sagte Ywain zu seinem Begleiter und fragt ihn dann, was sie ihm prophezeit hätte. "Mir sagte sie", antwortete dieser, "daß mir an dem Tage, an dem ich meine Schwester töten würde, der schönste Ritter der Tafelrunde[57] erst das Bein und dann den Kopf abschlagen würde und daß dieser Ritter durch LieSe seinen Tod finden würde. Weiter wollte sie mir nichts sagen." "Wie kann sie das alles wissen ohne die Hilfe des Teufels"? fragte Ywain, dann rief er so laut er konnte: "Sage mir, was du von meinem Vetter Gawain weißt, denn nur um seine$ zwei, wenig dazu berufene, Polemiker, ihre Namen nenne ich nicht, in verletzender Weise sich üb­r meine Worte aufgehalten haben, als ob es eine Vermessenheit von mir wäÄre, an dem von G. Paris Ausgesagten zu zweifeln zu wagen. Ohne mich im entferntesten auf dieselbe Stufe mit dem großen Manne stellen zu wollen, kann ich ohne Überhebung sagen, daß ich durch langjährige und unermüdliche Arbeit erlangt habe, was ernie besessen, nämlich eine Kenntnis der Mehrzahl der Hss. der französischen Prosa-Romane, so weit das möglich ist. G. Paris hat diese Hss. nie gesehen; in dem, was er geschrieben, hat er sich auf das von jüngeren Augen gesehene und auf die ihm hinterlassenen Noten seines Vaters verlassen müssen, denn der Sehkraft eines Auges verlustig, konnte er seinem anderen zu den viDelen Arbeiten, denen er sich widmete, und zu den vielen gesellschaftlichen Pflichten, denen er zu entsprechen hatte, nicht noch das anstrengende und zeitraubende Studium der H$ s et en leur memoire, si sentreregardent; et messire Gauuain gitte maintenant sespee ius et son escu, et le Morholt refait tout autretel. "Sire", fait le Morholt, "que me demandes vous?" "Et vous a moy, beau sire?" fait messirde Gauuain. "Par foy ie ne scay". "Ne ie autressi", fait le Morholt. "Et pourquoy doncques nous sommez nous entrecombatus?" "Ne scay", fait il, "se dieu mait". "Ha, dieu!" fait messire Gauuain, "nous auons este enchantes, a pou que nous ne nous sommez entreoccis par mesauenture". "Par mon chief, vous dTctes voir", fait le Morholt, "enchantemens a ce este, car nous nous sommes entrecombatus sanz achoison. Et comment vous sentes vous, auez vous nulle [35b] plaie mortelle?" "Nenil", fait il, "si comme ie cuid, mais se ceste bataille eust5plus dure vous meussies occis et ie vous, car nous auons ia asses perdu du[353] sang". "Et a vous, comment est il?" "Il me eust[354] moult móuuaisement este, se ceste bataille eust[354] plus longuement dure, car iestoie naure durement et si auoie ia asses p$ Et il li dœt le terme et leure [et] pourquoy il se parti de court, car autrement neust il pas encore receu lordre de cheualerie, sil ne fust pour les nouuelles que Merlin manda a court. "En [57 b] nom dieu", fait le Morholt, "ben[e]oit soit Merlin qui manda les nouuelles de vous fere cheualier, car se vous ne feussies ca venus, nous eussions vse le ramenant de noz vies en ceste feerie et[520] iamais neussions este deliures, si, par fortune, Merlin neust parle a Baudemagus", Moult demanderent messire Gauuain et le Morholt a Gaheriet des nouuelles. Et il leur en compta les aucnes et les autres leur cea. Si prindrent congie messire Gauuain et Gaheriet du Morholt, et moult le {131¼ remercia messire Gauuain de sa bonne compaignie, si sentrebaiserent au deppartir. Si en voult le Morholt mener volentiers Gaheriet en Irlande auecques lui, car molt amoit sa compaignie, mais pour amour de son frere, messire Gauuain, il demoura daler auecques le Morholt. Mais bien luy promist que si tost quil auroit mene messire Gauuai$ cht für den Kriegsdienst geschaffen, wiewohl es ihm an ersönlichem Mut nicht fehlte. Schon seine ganze Gestalt war nicht gerade imponierend. Er war klein und nichtebesonders kräftig gebaut. Das »Männchen« (»_homuncio_«) nannte ihn einer seiner Gegner spottweise. Dabei hatte er einen ungewöhnlich großen Kopf, breite Nase, großen Mund, lange schwarze Haare. Seine Stimme war nicht kräftig. Meist war er schweigsam und nachdenklich. Selbst im Feldlager liebte er es, mit seinen Gedanken allein zu sein; das waren ihm seine angenehmsten Stunden. Sie waren vorzüglich der Mathematik gewidmet. So entstand 1618 eine mthematische Abhandlung über die Musik. Im folgenden Jahre leistete er unter dem Kurfürsten von BaÃern und später unter Kaiser Ferdinand II. Kriegsdienste und lernte einen großen Teil Deutschlands kennen; auch nach Böhmen und Ungarn kam er. Das Kriegsleben sagte ihm jedoch wenig zu. Er nahm seinen Abschied und kehrte gegen Ende 1621 nach Haag zurück. Der Drang, zur Erkenntnis der Wahrheit zu gelangen, war in $ erhaupt den Schluß ziehen, daß daraus allein, daß ich =bin= und eine Vorstellung eines vollkommensten Wesens, d. h. Gottes, habe, daß daraus mit aller Sicherheit sich beweisen läßt, =daß Gott auch wirklich +existiere+=. * * * * * Ich habe nun noch zu untersuchen, =in welcher Weise= ich jene Vorstellung von Gott erhalten. Ich habe sie =nicht aus den Sinnen= geschöpft, auch ist sie mir nicht unerwartet gekommen, wie es bei den Vorstellungen~ sinnlicher Dinge zu geschehen pflegt, wenn diese Dinge mit meinen äußeren Sinnesorganen zusammentreffen oder mit ihnen zuísammenzutreffen scheinen. Ich habe mir auch die Gottesvorstellung =nicht selbst gebildet=, denn ich kann von ihr nichts wegnehmen und kann nichts zu ihr hinzufügen. So bleibt also nur übrig, daß sie mir =angeboren= ist, wie auch die Vorstellung meiner selbsKt mir angeboren ist. Und darüber braucht man sich in der That nicht zu wundern, daß Gott mir bei meiner Erschaffung jene Vorstellung gegeben hat, gleichwie ein $ em Wirsich im Turmzimmer abstattete, so fanden sie es kluger- und billigerweise geraten, das Dienstverhältnis zu dem ungesundeän und verderblichen Mädchen aufzulösen und dhr den Abschied zu Nun kam dieser Tage ein Brief eben dieser Persn, adressiert an Frau Tobler, im Abendstern an, in welchem die ehemalige Magd in einem unangenehm vertraulichen Ton schrieb, es seien über Frau Tëbler in der Gegend, wo sie wohne, Gerüchte verstreut worden, dahin deutend, ihre frühere Herrin habe mit dem Untergebenen Herrn Toblers, dem Wirsich, ein Liebesverhältnis unterhalten, woran sie, die Magd, in keinerlei Weise glaube, da sie zum voraus überzeugt sei, daß nur lästerliche und lügenhafte Zungen es seien, die so etwas hätten sagen können. Aber verpflichtet habe sie sich gefühlt, der Frau, bei der sie so lange Zeit gedient hätte, von den abscheulichen Lästerreden Mitteilung zu machen, um sie zu warnen usw. Dieser Brief, der natürlich weder orthographisch richtig noch auch nur vernünftig geschrieben war, versetzte die Empfänge$ »Allgemeine Obligationenrecht«, aber er tat es wiederum nicht, er versäumte auch diese kostbare Gelegenheit und begnügte sicch, den Späßen und Liedern und Zoten des Schweizers zuzuhorchen, dieihm interessanter erschienen al‰s sämtliche Nachdenklichkeit der neuen und alten Welt. Überdies wurde beinahe alle zwei Stunden das »Schinkenklopfen« wiederholt, auch eine Ablenkung vom Drang, zu philosophieren, oder der Gefangenenwärter trat zur rasselnden Türe herein, um einen der Arrestanten, der »fertig« war, abzuberufen, was ,auch wiederum die geistige Aufmerksamkeit von höheren Dingen den niedrigen und gemeinen Interessen zuzog. Wozu aber auch denken? War denn nicht das Erleben und Mitleben der Gedanke, auf dessen Pflege es am allermeisten ankam? Und wenn auch die achtundvierzig Stunden des Absitzens achtundvierzig Gedanken ergaben, genügte denn nicht ein einziger, allgemeiner Gedanke, um im Leben auf guter, glatter Bahn zu bleiben? Diese reizenden, achtunggebietenden, mühsam zusammenerdachten achtundvierzig Gedank$ doch so ein Bäumchen sei. Aber es mochte ihr nicht so recht zum Mund herauskommen.àÜberhaupt stockte alles ein bißchen, und es verbreitete sich keine sonderliche Freudenandacht um die paar dastehenden Menschen, sondern es legte sich Wehmut um alles. Auch war es kalt im Gastzimmer, und wo Weihnachtsfreude hätte herrschen sollen, da durfte es nicht kalt sein. Man ging daher immer ins Wohnzimmer hinüber, um sich dort ein wenig Wärme zu holen, und kam dadnn wieder zum Baum. Jeder Weihnachtsbaum ist schön und jeder hat noch Rührung erzwungen. Auch der Toblersche war schön, nur die Menschen, die um ihn herumstanden, konnten sich zu keiner längeren und tieferen Rührung und Freude aufschwingen. »Da hätten Sie letztes Jahr soll n dabei gewesen sein, das waren nochà Weihnachten! Kommen Sie. Trinken Sie ein Glas Wein,« sagte Tobler zum Gehülfen und veranlaßte ihn, ins Wohnzimmer an die Wärme zu treten. Letzterer machte ein unzufriedenes Gesicht, als wäre er der Zigarren wegen verstimmt gewesen, was er selber nicht genau$ der Sturm vom sichern Port. So nah' dem Zil nach langer Fahrt, War mir der Streich nch aufgespart! STEUERMANN. HoÑ Capitän! Am Bord bei Euch, wie steht's? STEUERMANN. Gut, Capitän! Wir sind auf sicherm Grund. 's ist Sandwyk-Strand, genau kenn' ich die Bucht. -- Verwünscht! schon sah am Ufer ich mein Haus, Senta, mein Kind, glaubt' ich schon zu umarmen. Da bläst er aus dem Teufels-Loch heraus. . . . Wer baut auf Wind, baut auf Satans Erbarmen! Was hilft's? der Sturm lässt nach, -- Wenn so er tobte, währt's nicht lang. He! Bursche! lange war't ihr wach; Zur Ruhe denn, mir ist's nicht bang! Nun, Steuermann! die Wache nimmst Du wohl für mich? Gefahr ist nicht, doch gut ist's, wenn Du wachst. STEUERMANN. Seid ausser Sorg'! Schlaft ruhig, Capitän! STEUERçMANN. Mit Gewitter und Sturm aus fernem Meer -- Mein Mädel, bin dir nah'. Über thurmhohe Fluth vom Süden her -- Mein Mädel, ich bin da! Mein Mädel, wenn nicht Südwind wär', Ich nimmer wohl kam' zu Dir; -- Ach, lieber$ welche einjunger Kollege erscheinen lassen dem Arger, nicht über die Schwelle des Wohnzimmers gesehen zu haben. dem Ärger, nicht über die Schwelle des Wohnzimmers gesehen zu haben. aber nich nur ihm selbst rückhaltlose Anerkennung zu, er wußte jeden aber nicht nur ihm selbst rückhaltlose Anerkennung zu, er wußte jeden Rezek folgte. »Ich komme oft her,« sagte er. Es geht so langsam mit dem Rezek folgte. »Ich komme oft her,« sagte er. »Es geht so langsam mit dem sich eine Cigarrette anzuzünden. Dann gingen sie schweigend der Stadt zu. sich eine Cigarette anzuzünden. Dann gingen sie schweigend der Stadt zu. HENRY VAN DE VELDE AMO LEIPZIG INSEL-VERLAG AMO -- CREDO ICH LIEBE -- ICH GLAUBE Diese beiden Bekenntnisse widersprechen si"h in nicts, und doch widerÑstreben sie einander, dadurch, daß das eine naturgemäß nach Betätigung verlangt, wäh$ twas zur Vrherrlichung des Weibtums und der Mutterschaft. Die Musik, die Bilder, die Novellen, die Theaterstücke -- alles sprichTt ihr von dem befriedigten und siegreichen Geschlechtstrieb und nichts von dem ausgZehungerten und unterdrückten. Dasselbe Prinzip ist überall in der Natur, der Himmel, die Blumen, der See, die grünen Bäume, das Prasseln des Sommerregens, alles Schöne, alle Töne in der Natur sind von derselben Bedeutung für sie und enthalten denselben scharfen Stachel, dieselbe drückende Last; wenn sie zur Krankhaftigkeit neigt, dann reißt jedes Kindergesicht, das sie auf der Straße sieht, die Wunde in ihrem Herzen auf. Das Geplapper eines jeden süßen Kindchens ist eine Qual für sie. »Mir nicht, mir nicht«, muß der ewige Kehrreim in ihrem Gemüt sein. Ihre Arme sind leer, ihr Herz ist kalt, sie gehört zu dem großen traurigen Heer der Unbegehrten. _WundertÄman sich da noch, daß die Irrenhäuser voll lediger Frauen Notiz. Eine gescheite und entzückende Freundin von mir, eine alte Jungfer aus eigener Wah$ haft ie einzige Bestimmung des Weibes ist. Aber was die höchste Bestimmung,{ das heißt die edelste, anbetrifft, so muß ich schon sagen, daß wenn gute Mutterschaft (und in dem Wort gut möchte ich die besten körperlichen und geistigen Eigenschaften inbegriffen sehen, durch die gesunde, intelligente und wohlerzogene Kinder hervorgebracht werden), nicht das Ideal erfüllt, ich wohl wissen möchte, wodurch es erfüllt werden kann! Als Antwort auf diese Frage, die natürlich jeder Leser stellen muß, gibt sich Miß Meakin mit der Konstatierung zufrieden, in Finnland ’und Australien, sowie in Amerika und Norwegen lehre man den Mädchen, daß die höchste Bestimmung des Weibes von jeder Frau erreichbar sei; daß ihre höchste Bestimmung und ihr höchstes Ideal nicht von einem Manne abhängen solle, der daher kommen mag oder nicht, und daß es das höchste Ideal des Weibes sei, ein echte Frau zu werden. Das ist ganz schön, aber es ist viel zu vage, um als allgemeines Ideal der Frauen hochgehalten zu werden. Das Ideal, das wir als er$ er mit sich reen lassen, und der Mantel wird dann noch gehen ...« So schloß der Titularrat, sprach sich Mut zu und wartete auf den nächsten Sonntag. Kaum hatte er gesehen, daß des Schneiders Weib aus dem Hause ging, eilte er schnurstracks zu ihm. Iþ der Tat hatte Petrowitsch Mühe, sein einziges Auge aufzubekommen und war ganz voll Schlaf und ließ den Kopf hängen. Doch kaum hatte er verstanden, worum es sich wieder handle, als er schon wie vom Satan getrieben rief: »Nein, nein, das geht nicht. Ihr müßt einen neuen bestellenå« Der Augenblick war da, ihm den Sechser in die Hand zu drücken. »Ich danke Euch, Herr! Da kann ich mich ein wenig stärken gehen auf Eure Gesundheit. Doch den Mantel laßt nun einmal, er taugt wirklich nichts mehr. Ich mache Euch einen neuen, schönen und dabei bleibt es.« Der Titularrat fing immer wieder von der Reparatur a, doch Petrowitsch hörte gar nicht auf ihn und rief: »Ich mache Euch einen neuen. Verlaßt Euch auf mich, ich werde mir Mühe geben! Ich werde Euch sogar, weil es jetzt so $ in Ihrer Polackei friert und einst unglücklich wird und heult! Ach, was würde die selige Mutter für ein Entzücken genießen, wenn sie noch erlebt hätte, daß das verzogene Kind eine Gräfin geworden ist!« Nun gab es große Bewegung; in wenig Tagen sollte rasch die Verlobung gefeiert werden, denn der Amtsrat behauptete, daß der künftige Schwiegersohn sich in seinen Geschäften und vorhabenden Reisen ncht durch Heiratssachen dürfe aufhalten lassen, sondern diese durch die Beförderung jener beschleunigen müsse. Strapinski brachte zur Verlobung Brautgeschenke, welche ihn die Hälfte seines zeitlichen Vermögens kosteten; die andere Hälfte verwandte er zu einem Feste, das er seiner Braut geben wollte. Es war eben Fastnachtszeit und bei hellem Himmel ein verspätetes glänzendes Winterwetter. Die Landstraßen boten die prächtigste Schlittenbahn, wie sie nur selten entsteht und sic hält, und Herr von Strapinski veranstaltete darumËeine Schlittenfahrt und einen Ball in dem für solche Feste beliebten statt/lichen Gasthause, we$ s wird Ihnen gesund sein!« Sie selbst berührte nichts. Wenzel Strapinski, der leise zitterte, richtete sich auf, nahm eine Tasse und trank sie aus, mehr weil sie es gesagt hatte, als um sich zu erfrischen. Er blickte sie jetzt auch an und als ihre Augen sich begegneten, und Nettchen forschend die seinigen betrachtete, schüttelte sie das Haupt und sagte dann: »Wer sind Sie? Was wollten Sie mit mir?« »Ichbin nicht ganz so, wie ich scheine!« erwiderte er traurig, »ich bin ein armer Narr, aber ich werde alles gut machen und Ihnen Genugtuung geben und nicht lange mehr am Leben sein!« Solche Worte sagte er so überzeugt und ohne allen gemachten Ausdruck, daß Nettchens Auge unmerklich aufblitzen. Dennoch wiederholte sie: »Ich wünsche zu wissen, wer Sie eigentlich seien und woher Sie kommen und wohin Sie wollen?« »Es ist alles so gekommen, wie ich Ihnen jetzt der Wahrheit gemäß erzählen will,« ant—wortete er und sagte ihr, wer er sei und wie es Ñhm bei seinem Einzug in Goldach ergangen. Er beteuerte besonders, wie er $ ißblattranken waren mit Reif besetzt, und das alles wurde von der Sonne mit s½iebenfarbigen Strahlen umsäumt. Unter dem Vordache auf den Steinplatten wimmelte es von größern und kleinern Waldvögeln, die da ihr Futter pickten und lustig durcheinander hüpften; sie waren so zahm, daß sie kaum Platz machten vor den Füßen der Pilgerinnen un sÑich der Reihe nach auf das Geländer und vor das Fenster setzten. Jede der Frauen stieß die andere an, daß sie anklopfen sollte; die eine hustete, die andere kicherte, aber keine wollte klopfen. Doch wagte es endlich die Freundin, pochte nun so stark wie ein Bauer, und öffnete zugleich die Tür, mit patzigen Schritten eintretend. Wilhelm saß über eineQ großen Buche mit Pflanzenbildern; er war nicht sehr erfreut über die frühe Störung, zumal er zwei junge frische Weibsbilder ankommen sah. Aber Ännchen, die Freundin, begann sogleich ein geläufiges Kauderwelsch, in welchem sie eine Anzahl Fragen und Anliegen bunt durcheinander vorbrachte. Sie wollte eine Rechnung über verkauftes S$ verschmähen, von ihrer Höhe herunter zu steigen und unsere Lustbarkeit anzusehen? Es ist eine herrliche Aussicht dort oben!« so sagte das Mädchen. Aber Jukundus empfand eine Art Scheu vor den Alten und dankte höflich für weitere Bemühung seiner Führerin, da ihn überdies all das ausgedehnte Wesen eher ängstigte als erfreute. Sie kehrten daher wieder zurück und mischten sich unter die FÖestgenossen, die je länger je lustiger wurden, bis im Osten der Vollmond aufging und nach dem Niedergag der Sonne hinüberschañte, so daß Rosen und Silber sich in den Lüften und auf den Wassern vermengten und das Schiff zur Abfahrt bereitet, auch bald bestiegen wurde. Es gab ein Gedränge hiebei, da jeder den Wirten, die am Ufer standen, die Hand geben wollte, während die Schiffleute zur Eile mahnten. So kam es, daß Jukundus Meyenthal von seinem Vorhaben, von der schönen Justine Abschied zu nehmen, abgedrängt wurde und dem Strome folgen mußte, da sie nisht am Wege stand. Freilich schüttelten auch ihm Vater und Brüder die Hand, flü$ nste vorlesen wollte, ein Thema, weches sie sehr ansprach und auch nach Maßgabe der kleinen Verhäl3nisse schon beschäftigte. Jukundus seinerseits verhielt sich kühl in dieser Sache und liebte, so wenig als möglich in der Sprechweite des Geistlichen zu weilen. Doch hatte er, da es ein dunkler Herbsttag war, versprochen, die Gattin abzuholen. * * * * * Der Pfarrer stand auf der äußersten Linie der Streiter für die zu reformierende Kirche, die religiöse Gemeinde der Zukunft. Die Jugendjahre hindurch hatte er im allgemeinen freisinnig und schön gepredigt, so daß die Herden, die er  gehütet, sehr erbaut, wenn auch nicht durchaus klar waren, auf welchem Boden sie eigentlich standen. Unter dem Schut'ze der weltlichen Macht und nach dem Beispiel altbewährter Führer hatte das jüngere Geschlecht die freiere Weltbetrachtung auf der Kanzel, sowie die freiere Bewegung im Leben errungen. Die strenggläubige Richtung war unvermerkt zur bloßen Verteidigung ihres Daseins hinübergedrängt worden, o$ ss. * * * * * You should neither play bad compositions, nor, unless compelled, listen * * * * * Do not think velocity, or passage-plaÁying, your highest aim. Try to produce such an impression with a piece of music as was intended by the composer; all further exertions are caricatures. * * * * * Think it a vile habit to alter works of good composers, to omit parts of them, or to insert new-fashioned ornaments. This is the greatest insult you can offer to Art. * * * * * As to chice in the study of your pieces, ask the advice of more experienced persons than yourself; by so doing, you will save much time. * * * * ñ * You must become acquainted by degrees with all the principal works of the more celebra'ted masters. * * * * * Do not be elated by the applause of$ eaenderte Zeile J, SCHUBERTH & CO. J. SCHUBERTH & CO. composer; all further exertions are carricatures. composer; all further exertions are caricatures. supreme power of music supreme power of music. the inferior melodies, especially those out of the new italian operas; the inferior melodies, especially those out of the new Italian operas; Proofreadin+ Team at http://www.pgdp.net [ Anmerkungen zur Transkription: Im Original gesperrt gedruckter Text wurde mit _ markiert. Im Original fett gedruckter Text wurde mit = markiert. Griechischer Text wurde transliteriert und mit + markiert. Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurden übernoÜmen; lediglich offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert. Eine Liste der vorgenommenen Änderungen findet sich am Ende des Textes. BEIHEFTE DER INTERNATIONALEN ZEITSCHRIFT FÜR PSYCHOANALYSE HERA$ ichten fast undurchdringlichen Schilfbrüchen gefüllt, bilden die Vegetation des Flußlandes, wenigstens die, die vom Fluß selber aus dem Vorbeifahrenden sichtbar ist, und hier allerdings schleicht der scheue Panther Nachts zum Strome nieder, seinen JDurst zu löschen, oder dem schlanken Hirsch aufzulauern, der das Wasser des Arkansas, seines Salzgehaltes wegen, eifrig sucht; in diesen Schilfbrüchen schlägt sich der Amerikanische gelbnasige Bär sein Lager zurecht, mit den Tatzen, der wilde Truthahn bäumt in die hohen Baumwollenholzstämme, und sucht von deren Gipfel aus mit schwerem, leicht ermattetem Flug das anderexUfer zu erreichen, und as Catamount ein Mittelding zwischen Panther und wilder Katze, duckt sich dicht am Ufer in stiller Nacht, als es das Dampfboot mit den regelmäßig klappenden Radschlägen und dem scharfen Keuchen stromauf arbeiten hört, und flieht mit flüchtigen Sätzen die steile Uferbank hinan, als die gegen das Land geworfenen Wellen nach ihm aufspritzen und züngeln. Es ist ein wunderbares, ni$ re. Dann und wann passirten sie eine große Ansiedlung, und gegen Mittag hielten sie sogar an einem Ort, deren drei oder vier Blockhütten den stolzen Namen einer Stadt beanspruchten. Die Leute dort, ein einziger Farmer mit seinem Bruder, der einen kleinen Laden hielt, waren aber nicht stolz auf diese Bevorzugung vor den Nachbar _clearings_, bestellten ihr Land noch selber und machten neues urbar, nicht etwa Häuser darauf zu bauen, sondern Mais hineinzupflanzen. Dort wurde ein frugales Mittagmahl eingenommen, da fast sämmtliche Farmer in den westlichen Wäldern, wenigstens Alle die a einer Haupt- oder _county_straße wohnen, daraufþ eingerichtet sind Fremde zu beherbergen und zu speisen. Wirths- und Gasthäuser giebt es dort nu sehr Zwenige; baar Geld haben die Leute auch sehr wenig in ihrem gegenseitigen Verkehr, da wird dann das Fremdebewirthen gewissermaßen zu einer Erwerbsquelle, der sie sich um so lieber widmen, als sie wenig mehr Auslagen dabei haben, wie ein paar Betten mit Matratzen und wollenen Decken her$ hen schienen sie sich nicht zu fürchten, aber beim Anblick unseres großen undes ergriffen sie die Flucht. Da das Hintergestell bei ihnen höher ist als yas Vordergestell, so laufen sie im kurzen Galopp, kommen aber dabei so wenig vorwärts, daß wir zwei fangen konnten. Der Chiguire, der sehr fertig schwimmt, läßt im Laufen ein leises Seufzen hören, als ob ihm das Athmen beschwerlich würde. Er ist das größte Thier in der Familie der Nager; er setzt sich nur in der äußersten Noth zur Wehr, wenn e umringt und verwundet ist. Da seine Backzähne, besonders die hinteren, ausnehmend stark und ziemlich lang sind, so kann er mit seinem Biß einem Tiger die Tatze oder einem Pferd den Fuß zerreißen. Sein Fleisch hat einen ziemlich unangenehmen Moschusgeruch; man macht indessen im Lande Schinken daraus, und dieß rechtfertigt gewissermaßen den Namen _'Wasserschwein'_, den manche alte Naturgeschichtschreiber dem Chiguire beilegen. Die gistlichen Missionare lassen sich in den Fasten diese Schinken ohne Bedenken schmecken; in ih$ sich dicht am Wind halte, mit Einem Schlage mitten in den Strom kommen könne. Aber eben, als er seine Geschicklichkeit und die Kühnheit seines Manövers pries, fuhr der Wind so heftig in das Segel, daß wir beinahe gesunken wären. Der eine Bord kam unter Wasser und dasselbe stürzte mit solcher Gewalt herein, daß wir bis zu den Knieen darin standen. Es lief über ein Tischchen weg, an dem ich im Hintertheil des Fahrzeugs eben schrieb. Kaum rettee ich mein Tagebuch, und im nächsten Augenblick sahen wir unsere Bücher, Papiere und getrockneten Pflanzen umherschwimme. Bonpland schlief mitten in der Pirogue. Vom eindringenden Wasser und dem Geschrei der Indianer aufgeschreckt, übersah er unsere Lage sogleich mit der Kaltblütigkeit, die ihm unter allen Verhältnissen treuÜgeblieben ist. Der im Wasser stehende Bord hob sich während der Windstöße von Zeit zu Zeit wieder, und so gab er das Fahrzeug nicht verloren. Sollte man es auch verlassen müssen, so konnte man sich, glaubte er, durch Schwimmen retten, da sich kein Kro$ erhalb der großen Katarakten fanden wir lngs des Orinoco auf einer Strecke von hundert Meilen nur drei christliche Niederlassungen, und in denselben waren kaum sechs bis acht Weiße, das heißt Menschen europäischer Abkunft. Es ist nicht zu verwundern, daß ein so ödes Land von jeherder classische Boden für Sagen und Wundergeschichten war. Hieher versetzten ernste Missionäre die Völker, die Ein Auge auf der Stirne, einen Hundskopf oder den Mund unter dem Magen haben¤; hier fanden sie Alles wieder, was die Alten von den Garamanten, den Arimaspen und den Hyperboräern erzählen. Man thäte den schlichten, zuweilen ein wenig rohen Missionären Unrecht, wenn man glaubte, sie selbst haben diese übertriebenen Mähren erfunden; sie haben sie vielmehr großentheils den Indianergeschichten entnommen. In den Missionen erzählt man gern, wie zur See, wie im Orient, wie überall, wo man sich langweilt. Ein Missionär ist schon nach Standesgebühr nicht zum Sceptirismus geneigt;er prägt sich ein, was ihm die Eingeborenen so oft vorges$ Wilden hatten ohne Zweifel keine Canoes und wohl auch keine Lust, uns mitten auf dem Strom zu Leibe zu gehen. Bei Sonnenaufgang kamen wir am Einfluß des Rio Anaveni vorüber, der von den östlichen Bergen herabkommt. Jetzt sind seine Ufer verlassen; aber zur Jesuitenzeit hatte Pater Olmos hier Japuin- oder Jaruro-Indianer in einem kleinen Dorfe zusammengebracht. Die Hitze am age war so stark, daß wir lange an einem schattigen Platze hielten und mit der Leine fischten. Wir konnten die Fische, die wir gefangen, kaum alle fortbringen. Erst ganz spät langten wir unmittelbar unter dem großen Kataraót in einer Bucht an, die der *untere Hafen* (_puerto de abaxo_) heißt, und gingen, bei der dunkeln Nacht nicht ohne Beschwerde, auf schmalem Fußpfad in die Mission Atures, eine Meile vom Flußufer. Man kommt dabei über eine mit großen Granitblöcken bedeckte Ebene. Das kleine Dorf *San Juan Nepomuceno de los Atures* wurde im Jahr 1748 vom Jesuiten Pater Francisco Go%zales angelegt. Es ist stromaufwärts die áletzte vom Orde$ ternen orientiren kann. Heute fiel es uns wieder recht auf, daß es in diesem Landstrich keine baumartigen Farn mehr gibt. Sie nehmen vom sechsten Grad nördlicher Breçte an sichtbar ab, wogegen die Palmen dem Aequator zu ungeheuer zunehmen. Die eigentliche Heimath der baumartigen Farn ist ein nicht so heißes Klima, ein etwas bergigter Boden, Plateaus von 300 Toisen Höhe. Nur wo Berge sind, gehen diese prachtvollen Gewächse gegen die Niederungen herab; ganz ebenes Land, wie das, übýer welches der Cassiquiare,¤deýr Temi, der Inirida und der Rio Negro ziehen, scheinen sie zu meiden. Wir übernachteten an einem Felsen, den die Missionäre Piedra de Astor nennen. Von der Mündung des Guaviare an ist der geologische Charakter des Bodens derselbe. Es ist eine weite aus Granit bestehende Ebene, auf der jede Meile einmal das Gestein zu Tage kommt und keine Hügel, sondern kleine senkrechte Massen bildet, die Pfeilern oder zerfallenen Gebäuden gleichen. Am ersten Mai. Die Indianer wollten lange vor Sonnenaufgang aufbrechen.$ und des Tuamini. Ja die Masse weißen Wassers, die der Cassiquiare hereinbringt, ändert unterhalb der Schanze San Carlos so wenig an der Farbe, daß es mir auffiel. Der Verfasser der _Chorographie moderne du Brésil_ sagt ganz richtig, der Fluß habe überall, wo er nicht tief sey, eine Bernsteinfarbe, wo das Wasser aber sehr tief s`y, erscheine es schwarzbraun, wie Kaffeóesatz. Auch bedeutet *Curana*, wie die Eingeborenen den untern Guainia nennen, schwarzes Wasser. Die Vereinigung des Guainia oder Rio Negro mit dem Amazonenstrom gilt in der ¤tatthalterschaft Gran-Para für ein so wichtiges Moment, daß der Rio das Amazonas westlich vom Rio Negro seinen Namen ablegt und fortan Rio dos Solimöes heißt (eigentlich Sorimöes, mit Anspielung auf das Gift der Nation der Sorimans). Westlich von Ucayale nimmt der Amazonenstrom den Namen Rio Maranhao oder Marañon an. Die Ufer des obern Guainia sind im Ganzen ungleichweniger von Wasservögeln bevölkert als die des Cassiquiare, Meta und Arauca, wo die Ornithologen die reichste $ ischen Aequator (in Peru) 211 mal schwang, hätte undter demselben Aequator auf dem Meridian der Philippinen nur 202 oder 203 mal geschwungen. Dieser auffallende Unterschied ergibt sich aus der Zusamenstellung meiner Beobachtungen der Intensität in Santa Cruz auf Teneriffa mit denen, die ROSSEL daselbst sieben Jahre früher Die magnetischen Beobachtungen am Rio Negro sind unter allen, die auf einem großen Festland bekannt geworden, die nächsten am magnetischen Aequator. Sie dienten somit dazu, die Lage dieses Aequators zu bestimmen, über den ich weiter westwärts auf dem Kamm der Anden zwischen Micuipampa und Caxamarca unter dem 7. Grad südlicher Beite gegangen bin. Der magnetische Parallel von San Caros (der von 22° 60) läuft durch Popayan und in die Südsee an einem Punkt (unter 3° 12{~PRIME~} nördlicher Breite und 89° 36{~PRIME~} westlicher Länge), wo ich so glücklich war, bei ganz stiller Luft beobachten zu können. ------------------ 64 Diese Jäger gehören zu Militärposten und h$ er seine Beschwerden in der Lust, durch die Erzaehlung von Dingen, die er als Thatsachen aufgenommen, durch lebendige Schilderung des im Raum so weit Entrueckten, die Leute in Verwunderung zu setzen Ja, diese _cuentos de viageros y frailes_ werden immer unwahrscheinlicher, je weiter man von den Waeldern am Orinoco weg den Kuesten zu kommt, wo die Weissen wohnen. Lïaesst man in Cumana, Nueva Barcelona und in andern Seehaefen, die starken Verkehr mit den Missionen haben, einigen Unglauben merken, so schliesst man einem den Mund mit den wenigen Worten: "Die Patres haben es gesehen, aber weit ueber den grossen Katarakten, _mos ariba de los Raudales._" Jetzt, da wir ein so selten besuchtes, von denen, die es bereist, nur zum Theil beschriebenes Land betreten, hae ich mehrere Gruende, meine Reisebeschreibung auch ferner in der Form eines Tagebuchs fortzusetzen. Der Leser unterscheidet dabei leichter, was ich selbst beobachtet, und was ich nach den Aussagen der Missionaere und Indianer berichte; er begleitet die Rci$ ann die Frage, die uns hier beschaeftigt hat, ganz zur Entscheidung gebracht werden. Ist die Erscheinung von der Beschaffenheit des Gesteins unabhaengig? Ich beschraenke mich auf dieallgemeine Bemerkung, dass weder Granitmassen, die weit vom alten Bett des Orinoco liegen, aber in der Regenzeit abwechselnd befeuchtewt und von der Sonne erhitzt werden, noch der Granit, der von den braeunlichen Wassern des Rio Negro bespuelt wird, aeusserlich den Meteorsteinen aehnlich werden. Die Indianer sagen, "die Felsen seyen nur da schwarz, wo das Wasser weiss ist." Sie sollten vielleicht weiter sagen: "wo das Wasser eine grosse Geschwindigkeit erlangt hat und gegen das Gestein am Ufer anprallt." Die Caementation scheint zu erklaeren, warum die Rinde so duenn bleibt. Ob deD in den ÖMissionen am Orinoco herrschende Glaube, dass in der Naehe des kahlen Gesteins, besonders der Felsmassen mit einer Rinde von Kohle, Eisen- und Manganoxyd die Luft ungesund sey, grundlos ist, weiss ich nicht zu sagen. In der heissen Zone werden n$ zwar im jugendlichen Zustand wie in der vollen Entwicklung; nur die Spitzen sind umgebogen. Es sind wahre Federbuesche vom zartesten, frischesten Gruen. Der Cucurito, der Seje, dessen Frucht der Aprikose gleicht, die _Oreodoxa regia_ oder _Palma real_ von er Insel Cuba und das _Ceroxylon_ der hohen Anden sind im Wuchs die grossartigsten Palmen er neuen Welt. Je naeher man der gemaessigten Zone kommt, desto mehr nehmen die Gewaechse dieser Familie an Groesse und Schoenheit ab. Welch ein Unterschied zwischen den eben erwaehnten Arten und der orientalischen Dattelpalme, die bei den europaeischen Landschaftsmalern leider der Typus der Palmenfamilie geworden ist! Es ist nicht zu verwundern, dass, wer nur das noerdliche Afrika, icilien oder Murcia bereist hat, nicht begreifen kann, dass unter allen gro4sen Baumgestalten die Gestalt der Palme die grossartigste und schoenste seyn soll. Unzureichende Analogieen sind Schuld, dass sich der Europaeer keine richtige Vorstellung vom Charakter der heissen Zone macht. Jeder$ n, kahlen Bodenstrecken wichtigen Erscheinungen beobachtet, wie wir sie oben beim Raudal von Atures beschrieben. In der Regenzeit schwemmt das Wasser Dammerde aus dem Granitgestein zusaFmmen, dessen kahle Baenke wagerecht daliegen. Diese mit den schoensten, wohlriechendsten Gewaechsen geschmueck.en Landeilande gleichen den mit Blumen bedeckten Granitbloecken, weche die Alpenbewohner Jardins oder Courtils nennen, und die in Savoyen mitten aus den Gletschern emporragen. Mitten in den Katarakten auf zi‹emlich schwer zugaenglichen Klippen waechst die Vanille. Bonpland hat ungemein gewuerzreiche und ausserordentlich lange Schoten gebrochen. An einem Platz, wo wir Tags zuvor gebadet hatten, am Fuss des Felsen Manimi, schlugen die Indianer eine sieben und einen halben Fuss lange Schlange todt, die wir mit Musse untersuchen konnten. Die Macos nannten sie _Camudu_; der Ruecken hatte auf schoen gelbem Grunde theils schwarze, theils braungruene Querstreifen, am Bauch waren die Streifen blau und bildeten rautenfoermige F$ waeen. Der RioÞVichada (Vichada), der bei seinem Zusammenfluss mit dem Orinoco einen kleinen Raudal hat, schien mir nach dem Meta und dem Guaviare der bedeutendste unter den aus Westen kommenden Fluessen. Seit vierzig Jahren hat kein Europaeer den Vichada befahren. Ueber seine Quellen habe ich nichts in Erfahrung bringen koennen; ich vermuthe sie mit denen des Tomo auf den Ebenen suedwaerts von Casimena. Wenigstens ist wohl nicht zweifelhaft, dass die fruehesten Missionen an den Ufern des Vichada von Jesuiten aus den Missionen am Casanare gegruendet worden sind. Noch in neuester Zeit sah man fluechtige Indianer von Santa Rosalia de C\abapuna, einem Dorf am Meta, ueber den Rio Vichada an den Katarakt von Maypures kommen, was darauf hinweist, dass die Quellen desselben nich sehr weit vom Meta seyn koennen. Pater GUMILLA hat uns die Namen mehrerer deutscher und spanischer Jesuiten aufbewahrt, die im Jahr 1734 an den jetzt oeden Ufern des Vichada von der Hand der Caraiben als Opfer ihres religioesen Eifers Nachde$ p.net Anmerkungen zur Transkription: Passagen, die im Original nicht in Fraktur gesetzt waren, sind mit + gekennzeihnet. Im Original gesperrt gesetzter Text ist mit _ gekennzeichnet. Der Text folgt in Schreibweise ud Zeichensetzung der Vorlage. Offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert. Die Lebensdßten des Dichters Paul Scheerbart: 8. Januar 1866 - 14. Oktober 1915 werden in anderen Quellen (Wikipedia etc.) mit 8. Januar 1863 - 15. Oktober 1915 angegeben. [Illustration: Detlev von Liliencron] Deutsche Lyrik seit Liliencron Herausgegeben von Hans Bethge [Illustration: Verlags-Signet] Hesse & Becker Verlag Leipzig Einundsiebzigstes bis achtzigstes Tausend Mit zehn Bildnissen Einband- und Titelentwurf vom Graphiker P. Hartmann Druck und Einband von Hesse & Becker in Leipzig Dieses Buch besitzt eine innere Einheit nicht. Es umfaßt die lyrische Entwicklung von etwa vier Jahrzehnten$ der geistigen Arbeit eines Unternehmers, sondern in dem Zusammenwirken der Kräfte des Gemeinlebens ihre Grundlage Man wird sehen können, daß durch Verwirklichung solcher sozialer Ideen, wie sie hie dargestellt sind, Einrichtungen, die gegenwärtig bestehen, eine völlig neue Bedeutung erhalten werden. Das Eigentum hört auf, dasjenige zu sein, was es bis jetzt gewesen ist. Und es wird nicht zurückgeführt zu einer überundenen Form, wie sie das Gemeineigentum darstellen würde, sondern es wird fortgeführt zu etwas völlig Neuem. Die Gegenstände des Eigentums werden in den Fluß des sozialen Lebens gebracht. Der einzelne kann sie nicht aus seinem Privatinteresse heraus zum Schaden der Allgemeinheit verwalten; aber auch die Allgemeinheit ird sie nicht zum Schaden der einzelnen bureaukratisch verwalten können; sondern der geeignete einzelne wird zu ihnen en Zugang finden, um durch sie der Allgemeinheit dienen zu können. Ein Sinn für das Allgemeininteresse kann sich durch die Verwirklichung solcher Impulse entwickeln, w$ r die junge Ebba Dohna gekommen, Liebe erhob sich gegen Liebe, Himmel und Erde rangen miteinander. »Gräfin Märta erzählte ihr von der lebensgefährlichen Reise, die der junge Mann um ihretwillen gemacht hatte, und sie sagte ihr, daß sie ihm zum Lohn dafür die Hand ihrer Tochter versprochen habe. »Das junge Fräulein Ebba war zu dieser Zeit so weit in Besserung, daß sie angekleidet auf einem Sofa la7. Sie war matt und bleich und noch stiller als sonst. »Als sie diese Worte vernahm, erhob sie ihre braunen Augen klagend und vorwurfsvoll zu der Mutter und sagte: Mutter, du hast mich einem abgesetzten Pfarrer gegeben, einem, der sein Recht verscherzî hat, Gottes Diener zu sein, einem Manne, der ein Dieb und eMin Bettler gewesen »Aber Kind, wer hat dir denn das alles erzählt? Ich glaubte, du ahntest nichts davon. »Ich erfuhr es zufällig. Ich hörte deine Gäste über ihn reden -- es war an demselben Tage, an dem ich erkrankte. »Aber Kind, so bedenke doch, daß er dir das Leben gerettet hat! »Ich denke nur daran, daß er m$ r Graf rief die junge Gr`äfin herein und sagte ihr, daß sie fortan unter seiner utter stehen solle. Ach, welch eine Szene nun folgte! Eine elendere Komödie ist wohl niemals in diesem der Trauer geweihten Hause gespielt worden. Viele böse Worte ließ er sie hören. Er erhob die Hände gen Himmel und klagte Gott an, weil er es erlaubt hatte, daß sein Name von einer schamlosen Frau in den Schmutz geschleppt wurde. Er drohte ihr mit der geballten Faust und fragte, welche Strafe sie groß genug für ihr Verbrechen halte. Sie war gar nicht bange vor ihrem Mann. Sie glaubte noch immer, daß sie recht gehandelt habeI Sie sagte, sie habe schon einen schrecklichen Schnupfen bekommen, das sei doch wohl Strafe genug. »Elisabeth!« sagte Gräfin Märta, »dies ist nichts, worüber man scherzen »Wir beide«, erwidert die junge Frau, »haben uns nie darüber einigen können, wann es Zeit sei, zu scherzen oder ernsthaft zu sein.« »Aber du mußt doch begreifen können, Elisabeth, daß keine ehrbare Frau ihr Haus] mitten in der Nacht verlassen $ , das ich leben kann. Ich brauche nicht kalt und sreng an seiner Seite zu gehen und ihn an Reue und Buße zu mahnen. Armut und Not und strenge Arbeit werden das schon zur Genüge tun. Die Wege, die zu den Armen und Krfanken führen, kann ich ohne Sünde wandeln. Ich fürchte mich nicht mehr vor dem Leben hier oben im Norden. Machen Sie ihn aber nicht reich, Frau Majorin, denn dann kann ich nicht bei ihm bleiben.« Die Majorin riéchtete sich im Bette auf. »Alles Glück verlangt Ihr für Euch«, rief sie und drohte mit der geballten Faust, »alles Glück un allen Segen. Nein, die Kavaliere sollen Ekeby haben, damit sie zugrunde gehen. Mann und Weib sollen voneinander getrennt werden, damit sie zugrunde gehen. Eine Hexe, eine Zauberin bin ich, und ich will Euch zu allem Bösen anstacheln. So wie mein Ruf ist, so will ich auch sein!« Sie nahm den Brief und schleuderte ihn Gösta ins Gesicht. Das schwarze Papier flatterte zur Erde. Gösta kannte es sehr wohl. »Du hast dich gegen mich versündigt, Gösta. Du hast die verkannt, die$ Krise, in's Elend hineinbauen. Da der Zweck einer neuen Anlage der Society angemeldet werden soll, können die Unternehmungsverhäl8nisse jederzeit Jedermann bekannt sein. Ferner werden den Unternehmern die centralisirten Arbeitskräfte gewährt. Der Unternehmer wendet sich an die Dienstvermittlungs-Centrale, die dafür voj ihm nur eine zur Selbsterhaltung erforderliche Gebühr einhebt. Der Unternehmer telegraphirt: Ich brauche morgen für drei Tage, drei Wochen oder drei Monate fünfhundert Unskilleds. Morgentreffen bei seiner landwirthschaftlichen oder industriellen Unternehmung die gewünschten Fünfhundert ein, welche die Arbeitscentrale von da und dort, wo sie eben verfügbar werden, zusammenzieht. Die Sachsengängerei wird da aus dem Plumpen in eine sinnvolle Institution heeresmässig verfeinert. Selbstvers›tändlich werden keine Arbeitssclaven geliefert, sondern nur Siebenstundentägler, die ihre Organisation beibehalten, denen auch beim Ortswechsel die Dienstzeit mit Chargen, Avanciren und Pensionirung fortläuft. De$ in dem Ferienheim nicht mehr Stefenson heißen, sondern einen anderen Namen 'Setzen Sie sich', wird der Arzt antworten und Herrn Stefenson auf die Bank neben der Haustür drücken. 'Holen Sie Ihre Lebensbeschreibung.' Herr Stefenson gehorcht, und der Doktor beginnt zu lesen, was Herr Stefenson in de Tagen einsamer Einkehr in sich selbst über sein Leben niedergeschrieben hat. 'Ich werde die Blätter mitnehmen', sagt der Doktor, 'und sie zu Haus noch einmal lesen, dann b’kommen Sie Ihr Manuskript zurück und können es selbst vernichten.' 'Das ist so ähnlich wie bei Lahmann', sagt Stefenson. 'Ja', nickte der Doktor, 'ich habe vieleùs von Lahmann, der wieder vielesÓvon Prießnitz und anderen hat. Wenn einer hochkommen will, muß er immer auf die Schultern anderer steigen.' Der Arzt unterhält sich nun lange mit Mister Stefenson und erklärt ihm auch, warum er im Ferienheim des Lebens seinen Namen ablegen soll. 'Sie sind hier nicht Mister Stefenson, Sie sind irgendein Mensch, der - sagen wir - John heißt; dieser John hat $ angsam aus, ob die (oder der), so auf dem Felsen gedudelt hat, nicht auch mancherlei Schwächen haben möge, und wird die Frage ein wenig zähneklappernd bejaht, so frage ich langsam weiter, bis sich ergibt, daß die (oder der), so auf dem Felsen gedudelt hat, eigentlich minderwertig, hingegen der (oder die), so in dem Kahn umkippte, wesentlich wertvoller sei, weshalb die ganze Unglücksfahrt eine Torheit gewesen, nach welcher man klüger# geworden und gottlob ans feste Land und in trockene Kleider gekommen sei. In den meisten Fällen hilft meine Methode; sie führt durch das Tülein: "Er ist es nicht wert, daß ich mich opfere", in den Garten der Gesundung. Einige Fälle sind hoffnungslos oder doch so schwerer Art, daß immer nur auf die Zeit gerechnet werden kann, die ihren langen Geduldfaden spinnt. Die stehen dann wie verloren und verzürnt in dem lustigen Ferienheim vom Ich, werden zuerst auf einsame Posten geschickt, wo ihnen kein lauter Ton wehe tut, aber wo eine kleine feste P5flicht sie aufecht hält, und steigen,$ aus der luftarmen Höhe eisigen Denkens ist durch einen Dackel ertrotzt. Gut so - in den Ferien vom Ich! Oder ein Misanthrop. Sitzt der da in dem ganzen Katzenjammer seines elenden ¿Weltschmerzes, und sein Dachshund setzt sich ihm gegenüber mit der ungeheuerlichen Leidensmiene seiner du‰rchtriebenen Viehvisage: die Stirn in hundert Runzeln, die Ohren hängend, den Schwanz melancholisch eingeklemmt, die Augen verdreht und die Stimme leise jaulend, wimmernd, stöhnend, so wird der Misanthrop dieses Jammerbild nicht lange ertragen, mit dem Vieh auf die Straße flüchten und sich nicht schlecht wundern, daß der scheinheilige Jämmerling plötzlich wie ein Berserker derLebenslust umherrast. Etwas abfärben wird es schon. Das nächste Mal, wenn er und der Dachs so trübselig einander gegenübersitzen, wird sich d¶r Misanthrop selbst nicht recht trauen und auf die Straße gehen. Der alten Jungfer, die sich ihr Leben lang nach einem Manne gesehnt und keinen bekommen hat, verordne ich einen Dackel. Dann hat sie endlich den ersehn$ auer hinterlassen hatten. Ohne auf mich zu achten, ging der Beamte in den Hausflur hinaus, in den eben der lange Ignaz eingetreten war, trat auf den Knecht zu und sagte: "Josef Wiczorek, ich verhafte Sie im Namen des Gesetzes!" Die Umstehenden starrten den Sprecher an. "Was wollen Sie, Herr Steitner?" fragteü der Bauer Barthel erschrocken. "Ich heiße nicht Steiner, ich bin Geheimpolizist und habe meine Legitimation in der Tasche. Ich bitte, daß mir Gelegenheit gegeben wird, den verhafteten Josef Wiczorek, der sich hier unter dem Namen Ignaz Scholz aufgehalten hat, sofort nach dem Amtsgerichtsgefängnis in Waltersburg z–u transportieren." Josef Wiczoreks Augen verglasten sich. Ein kurzes Grunzen - und plötzlich schlug er mit beiden Fäusten um sich, machte sich Platz und verschwand blitzschnell im dunklen Hofe. "Haltet ihn!" rief der Polizeimann; "er ist ein lange gesuchter Raubmörder!" Wir schrien alle, wir rannten. Ich stieß mit Barthel zusammen und machte meinem Grimme Luft. "Barthel, das haben wir Ihnen zu v$ r zu mir. Suchen seine AugPn die kleine, feine Frau, die sonst so of-t zu ihm hinüberträumte? Sie ist in weiter Ferne, bei dem, den ihre Sehnsucht suchte in all den alten Tagen. Das Haus ist leer. Ich sehe mich in der großen Stube um, und es ist mir auf einmal bange zumute wie einem Kinde, das nach Hause gekommen i«st, wenn Vater und Mutter nicht da sind. So schließe ich das Fenster. Unschlüssig bleibe ich noch ein Weilchen stehen, dann ziehe ich die Uhr auf, fühle noch einmal an den Ofen. Endlich lösche ich die Lampe aus und tappe die Treppe hinab ... Ich habe jetzt große Ferien vom Ich. Mutter und Bruder sind fort, der Freund mit der Frau fort, die ich geliebt habe, auch Methusalem und die anderen lustigen Käuze verschwinden bald wieder. Ich stehe ganz frei und ganz allein auf dem Marktplatz von Waltersburg. Schließlich ist der alte Baptista jetzt noch×mein einziger, ständiger Freund hierzulande. Ob die anderen wiederkehren werden? Wer kann es wissen? Wie lange die stille Frau auf der Heimwehfluh sich noch $ wie auf Kommando miq einem Hieb. Man schrie den Lehrer an, er muesse sich taeuschen. Deréaber sass mit der Wuerde eines Mannes, der von der Unverletzlichkeit und Beweiskraft der Zahl ueberzeugt ist. Sein ganzes Wesen sagte: meine Rechnung stimmt. Da wurde zunaechst eine grosse Stille.|Dann sagte einer: "Wenn das wahr ist, sind die Kerle grosse Gauner; 1000 Mark haben sie fuer den Morgen gegeben, 12 000 Mark verlangen sie." Schweigen. Nach fuenf Minuten griff Amtsrichter Knopf die letztgenannten Ziffern auf und sagte: "Sie arbeiten mit elf Prozent." "Elf rozent gibt ja das Gesetz nicht zu", bemerkte der Erbscholtiseibesitzer Hirsemann mit einem Blick auf den Amtsrichter. Der schuettelte den Kopf, was in diesem Falle "ja" und "nein" heissen konnte. Da ergriff der Lehrer Herder wieder das Wort und sagte: "Entschuldigen die Herren, wenn man mit 1000 Mark kauft und mit 12 000 Mark verkauft, so sind das nicht elf Prozent, sondern elfhundert Prozent Sie starrten ihn alle an wie leblos. Nur Baeckermeister Schiebulke,$ eln, wenn er eine Wurst gestohlen hat, und wenn auch das zu schwer ist, aufpassen, ob in den Nistkaesten Sperlinge oder Stare wohnen. * An die Bauernhoefe knuepfe ich meine groesste Hoffnung. Ich moechte die in glizernde, entnervende Ferne Gewanderten zum Erdduft und zur Einfachheit wenigstens in Ferienwochen heimfuehren. Es soll und es muss gelingen. Alle, die einmal Ferien vom Ich machen, die ?ls neue, als ganz andere Menschen, losgeloest voEn allem, was sie drueckte und knickte, auf einige selige Wochen zum Ausgangspunkte, zum Mutterschoss unseres Kulturlebens zurueckkehrten, zum Bauern-, Hirten- und Fischerleben - sie muessen mit gesuenderem Herzblut in ihr Leben zurueckkehren, sie muessen mehr gewinnen ays durch Mineralwasser und Baederzerstreuung. Die Hirten, Fischer und Jaeger vergesse ich neben den Bauern nicht. Wenn da einer kommt, der vor dem Revolver stand, weil er ueberreizt war, der soll oben an der Ginsterheide die Kuehe hueten. Den ganzen Tag wird er aufmerks$ ebildet, fuer Unternehmungen, die nicht weniger originell als die Petroleumgeschichte gewesen seien. So sei Stefenson nach und nach zu einem gewissen Vermoegen gekommen. Da aber die engherzigen ameri'anischen Richter oefters an Herrn Stefensons Geschaeftsusancen Anstoss genommen und es dem sonst ganz anspruchslosen Manne trotz der geradezu luxurioesen Ausstattung der amerikanischen Gefaengnisse in diesen gar nicht gefallen habe, so sei er auf den Einfall gekommen, sein Wirkungsfeld voruebergehend mal nach Deutschland zu verlegen, und seine Wahl sei auf Waltersburg gefallen, die Stadt, die das w­eisse Lamm im gruenen Felde in ihrem Wappen fuehre. Als ich dÁesen Artikel gelesen hatte, geriet ich in grosse Aufregung. Stefenson verstand mich nicht. "Es ist wahr", sagte er; "der Artikel koennte farbenr{eicher gehalten sein, die Geschehnisse sind etwas nuechtern gegeben, aber, mein Lieber, der heutige Geschmack verpoent das Allzukrasse. Ich finde den Artikel ausgezeichnet, viel, viel besser als den, der neulich ueb$ as Leben komme ihm so eklig und wertlos vor wie ein alter schmutziger Kupferdreier, fuer den man keine Zwiebel mehr zu kaufen kriegt. Er gebe sich ganz in meine Hand, wolle alle Arbeit tun und bitte, mit ihm recht rauh zu verfahren; es sei ihm immer am wohlsten gewesen, wenn ihm gelegentlich mal sein hoher Bruder, Landesherr und Familienoberhaupt, ein paar Ohrfeigen angeboten habe. Dann habe er auf Sekunden das Gefuehl gehabt, dass er und sein Leben noch ernst genommen werden koennen. Heissen wolle er Max Piesecke. - "Also, lieber Piesecke", sagte ich in der Sprechstunde zu ihm; "dass Sie en grosser Lumpenkerl sind, wissen Sie und brauche ich Ihnen nicht erst zu sagen. Hoechstwahrscheinlich laesst sich mit Ihnen nichts mer anfangen. Erschiesen werden Sie sich nicht, dazu fehlt Ihnen die Courage. Aber miserabel zugrunde gehen werden Sie! Es wird weh tun, Piesecke; Sie werd0n die Waende auskratzen, ehe Sie hin sind! Aber, Piesecke, sehen Sie - ich glaube, ungefaellig sind Sie nicht. Sie haben auch noch Sinn fue$ essen. Die Arbeit verteilt Vater Barthel. Gottfried glaubt, der Bauer habe etwas gegen ihn. Jedenfalls - das steht fest - dieser Methusalem wird immer bevorzugt. Ist's schoen und warm, dass er auf dem Kartoffelfelde Allotria m1t dem Weibsvolk treiben kann geht er hinaus; regnet es und blaest der Wind, wird er zu haeuslichen Arbeiten verwandt. Alles Protektion auf der Welt! Herr Amtsgerichtsrat Dr. - nein, Gottfried Stumpe, haette nie gedacht, es noetig zu haben, sich um das besondere Wohlwollen eines Bauern Barthel oder einer Frau Susanne bemuehen zu muessen. Er verschmaeht auch alle Liebediene²rei, um sich Verguenstigungen zu verschaffen. Dieser Methusalem - er ist ja sonst ein netter Kerl - ist schon fuenf Monate hier, aber eigentlich ein Kriecher; denn er soll Frau Susanne auf einem Schaffboden in einer fabelhaft geschmeichelten Wei¤e portraetiert haben, dass er, trotz gelegentlicher Anrempelung, lieb Kind im Hause ist und bleibt. Denn Susannes Bild haengt jetzt in einer Muenchener Ausstellung; das schmeic$ s Stroh seines Waegelchens gebettet und sie mit einer Pferdedecke Ich liess die Bewusstlose nach einem unserer Krankenzimmer am "Stillen Weg" schaffen und Dr. Michael rufen. Ihn verstaendigte ich ueber das Vorgefallene, und wir begannen sofort unsere aerztlichen Massnahmen. Wir verhehlten uns beide nicht, dass wir vor einer sehrT ernsten Aufgabe standen. Saemtliûhe Maenner, die um das traurige Vorkommnis wussten, auch der Bauer, gelobten Stillschweigen. Ich blieb fast den ganzen Vormittag bei der Kranken. Gegen zehn Uhr schlug sie die Augen auf. Sie laechelte mich an, ohne dass sie bei klarer Besinnung war, und sagte: "Der heilige Johannes hat mich getauft; nun bin ich rein von Suenden!" Die Augen fielen wieder zu, oeffneten sich aber bald aufs neue. "Ich habe Luise gefunden. Als ich ganz muede war und af die Strasse fiel, ist sie zu mir gekommen." Dann wieder tiefe Bewusstlosigkeit. Gegen Mittag liess sich meine Mutter bei mir melden. Sie war sehr blass und rang die Haendchen ineinander. "Um Gottes Íillen, w$ egie zu nehmen. Trotz meines hohen A´ters will ich die Aufgabe uebernehmen. (Notabene: Was sagen Sie als Mediziner dazu, dass ich mit neunhundertachtundneunzig und dreiviertel Jahren noch einen Weisheitszahn kriege?) Also uebernehmen! Die bewilligten Mittel sind generoes. Man koennte damit alleEinwohner eines deutschen Helzogtums drei Tage lang freihalten. Ich werde mit einem Bruchteil des Geldes auskommen, und das Fest wird dennoch glaenzend sein. Mein Freund Emmerich, bekanntlich Gesanglehrer an einer Taubstummenanstalt und auch sonst ein beruehmter Musiker, uebernimmt den musikalischen Teil. Das Fest soll am ersten Weihnachtsfeiertag im Rahmen eines grossen deutschen Weihnachts- und Weihespieles stattfinden. Es ist allerhoechstï Zeit, mit den Vorbereitungen zu beginnen. Erwarten Sie mich also schon morgen; sagen Sie Frau Susanne, dass ich vor Sehnsucht nach ihr brenne, durch welch schoene Redewendung sie erinnert sein soll, mein Zimmer gut zu heizen, und bewegen Sie Freund Piesecke, in den intimeren Festau$ urch ást unsere ganze Welt In ein höher Ansehen gestellt Und jeder Mensch in seinem Bereich Schier einer kleinen Gottheit gleich. Daß er in seinem Machtbezirk Gar viel hervorbring und bewirk. Gar vieles zieht er sich herbei Und ohn viel Aufsehen und Geschrei, Beherrscht er abertausend Händ, Ist allerwegen ein Regent. Da ist kein Ding zu hoch noch fest, Das sich um Geld nicht kaufen läßt. Du kaufst das Land mitsamt dem Knecht Ja, von des Kaisers verbrieftem Recht Das alle Zeit unschätzbar ist Und eingesetzt von Jesu Christ Davon ist ein gerechtsam Teil Für Geld halt allerwegOn feil, Darüber weiß ich keine Gewalt, Vor der muß jeglicher sich neigen Und muß die Reverenz bezeigen Dem, was ich da in Händen halt. SCHULDKNECHTS WEIB: Du bist in Teufels Lob nit faul, Wie zu der Predigt geht dein Maul. Gibst da dem Mammonsbeutel Ehr, Als obs das Tabernakel wär. Ich gebe Ehr, wem Ehr ge±ühr, Und läster nicht åo ic$ er, laß dich allein Ô Ganz bloß und nackt in Not und Pein. Ist alls um nichts dein Handausrecken Und hilft kein Knirschen und Zähnebläcken, Fährst in die Gruben nackt und bloß, So wie du kamst aus Mutter Schoß. (_Bückt sich, die Truhe springt zu._) (_Jedermann ohne Sprache, eine lange Stille._) (_Werke wird sichtbar, einer Kranken gleich, auf einem elenden Lager gebettet, richtet sich halbf auf und ruft mit schwacher Stimme_): Jedermann! (_Jedermann hört nicht._) Jedermann, hörst mich nicht? (_vor sich_): Ist als wenn eins gerufen hätt, Die Stimme war schwach und doch recht klar, Hilf Goãtt, daß es nit meine Mutter war. Ist gar ein alt, gebrechlich Weib, Möcht, daß der Anblick erspart ihr bleib. O nur so viel erbarm dich me n, Laß das nit meine Mutter sein! Jedermann! Seis wer da will, hab itzt nit Muß Für irdisch Händel und Verdruß. Hörst mich nit, Jedermann? Ist ein krank Weib, Was kümmerts mich$ Flammen. Kranke kreischen im Spitale. Bläulich schwirrt der Nacht Gefieder. Glitzernd braust mit einem Male Regen auf die Dächer nieder. GEISTLICHES LIED Zeichen, seltne Stickerei'n Malt ein flatternd Blumenbeet. Gottes blauer Odem weht In den Gartensaal herein, Heiter ein. Ragt ein Kreuz im wilden Wein. Hör' im Dorf sich viele freun, Gärtner an der Mauer mäht, Leise ene Orgel geht, Mischet Klang und goldenen Schein, Klang und Schein. Liebe segnet Brot und Wein. Mädchen kommen auch herein Und der Hahn zum letzten kräht. Sacht ein morsches Gitt_r geht Und in Rosen Kranz und Reihn, Rosenreihn Ruht Maria weiß und fein. Bettler dort am alten Stein Scheint verstorben im Gebet, Sanft ein Hirt vom Hügel geht Und ein Engel singt im Hain, Nah im Hain Kinder in den Schlaf hinein. KLEINES KONZERT IM ROTEN LAUBWERK VOLL GITARREN Im roten Laubwerk voll Gitarren Der Mädchen gelbe Haare wehen Am Zaun, wo Sonnenblumen stehen. Durch Wolken fäYrt ein goldner Karre$ Dunkles zeigt im Schreiten Sich oft an Mauern, dieá im Herbste stehn, Gestalten: Mann wie Weib, Verstorbene gehn In kühlen Stuben jener Bett bereiten. Hier spielen Knaben. Schwere Schatten breiten Sich über braune Jauche. Mägde gehn Durch feuchte Bläue und bisweilen ehn Aus Augen sie, erfüllt von Nachtgeläuten. Für Einsames ist eine Schenke da; Das säumt geduldig unter dunklen Bogen, Von goldenem Tabaksgewölk umzogen. Doc immer ist das Eigne schwarz und nah. Der Trunkne sinnt im Schatten alter Bogen Den wilden Vögeln nach, die ferngezogen. ROSENKRANZLIEDER An die Schwester Wo du gehst wird Herbst und Abend, Blaues Wild, das unter Bäumen tönt, Einsamer Weiher am Abend. Leise der Flug der Vögel tönt, Die Schwermut über deinen Augenbogen. Dein schmales Lächeln tönt. Gott hat deine Lider verbogen. Sterne suchen nachts, Karfreitagskind, Deinen S>tirnenbogen. Nähe des Todes O der Abend, der in die finsteren Dörfer der Kindheit geht. Der Weiher unter den Weiden Füllt$ als das wenige Geld für Arzt und Kost darauf gegangen, blieb nicht genug Passage zu bezahlen. Auch hätte sie nicht so unvorbereitet des Vaters Haus betreten mögen -- oh ihr schauderte selbst jetzt vor dem Schritt. -- Und wie die NachbarinnÀen flüstern und lachen würden über die »heimgeschickte _reiche_ Amerikanerin«; wie sie ihr erst das vermeintliche Glück misgönnt, so war ihr jetzt ihr Spott und Hohn Sie schrieb den Brief -- mußte sie nicht auch des armen Loßenwerders Ehre retten, der an der Kirchhofsmauer verachtet und ungerecht verdächtigt schlief? lieber Gott, es war das Wenigste was sie thun konnte,nden Schatten¼ des moralisch und physisch Gemordeten zu versöhnen. Daß ihr Vater dann weiter auch für die Schwester sorgen würde, die mit dem Bruder ja die einzige Stütze verloren hatte in der weiten Welt, konnte sie ruhig dem guten treuen Herzen desselben üerlassen. Das Geld, das er ihr schicken würde, die Heimfahrt für sich und Hedwig zu bestreiten, hatte sie ihn gebeten, unter Hedwigs Namen, #poste restan$ ebel Kelaya angekommen, von wo an die Küste bis Dschidda immer niedriger und flacher wird. Es war zur Zeit d½r Dämmerung. Im Norden stand, eine Seltenheit, ein kleines, schleierartiges Wölkchen am Himmel, welches Abu Seïf sehr besorgt betrachtete. Die Nacht brach herein, und ich mußte unter Deck gehen. Da war es jetzt schwüler noch als gewöhnlich, und diese Schwüle steigerte sich von Viertelstunde zu Viertelstunde. Ich war um Mitternacht noch nicht eingeschlafen. Da hörte ich von fern her ein dumnpfes Brausen, Donnern und Rollen, welches mit Sturmeseile näher kam und unser Schiff erfaßte. Ich fühlte, daß es mit dem Vorderteile tief in die Fluten tauchte, sich aber wieder erhob und daèn mit verdoppelter Geschwindigkeit dahinschoß. Es ächzte und stöhnte in allen Fugen. Die Mastenfüße krachten in ihrer Verkeilung, und auf dem Decke rannte die Bemann0ung unter ängstlichen Rufen, Jammern und Beten hin und her. Dazwischen hinein tönten die lauten, besonnenen Kommandorufe des Führers. Es war auch notwendig, daß dies$ * * »Minna,« flüsterte der Wärter wie aus einem Traum erwacht und ging nach seiner Bude zurück. Nachdem er sich einen dünnen Kaffee aufgebrüht, ließ er sich nieder und starrte, von Zeit zu Zeit einen Schluck zu sich nehmend auf ein schmutziges Stück Zeitungspapier, das er irgendwo an der Strecke aufgelesen. Nach und nach überkam ihn eine seltsame Unruhe. Er schob es auf die Backofenglut, welche das Stübchen erfüllte, und rÖiß Rock und Weste auf, um sich zu erleichtern. Wie d»s nichts alf, erhob er sich, nahm einen Spaten aus der Ecke und begab sich auf das geschenkte Äckerchen. Es war ein schmaler Streifen Sandes, von Unkraut dicht überwuchert. Wie schneeweißer Schaum lag die junge Blütenpracht auf den Zweigen der beiden Zwergobstbäumchen, welche darauf standen. Thiel wurde ruhig und ein stilles Wohlgefallen beschlich ihn. Nun also an die Arbeit. Der Spaten schnitt knirschend in das Erdreich; die nassen Schollen fielen dumpf zurück und bröckelten auseinander. Eine Zeitlang grub er ohne Unterbrechung.$ das blasse Mondlicht in einzelnen Flecken aufsogen. Thiel riß die Mütze vom Kopfe. Der Regen tat ihm wohl und lief vermischt mit Tränen über sein Gesicht. Es gärte in seinem Hirn; unklare Erinnerungen an das, was er im Traum gesehen, verjagte’n einander. Es war ihm gewesen, als würde Tobias von jemand mißhandelt und zwar auf eine so entsetzliche Weise, daß ihm noch jetzt bei dem Gedanken daran das Herz stille st´and. Einer anderen Erscheinung erinnerte er sich deutlicher. Er hatte seine verstorbene Frau gesehen. Sie war irgendwoher aus der Ferne gekommen, auf einem der Bahngeleise. Sie hatte recht kränklich ausgesehen und statt der Kleider hatte sie Lumpen getragen. SieŽwar an Thiels Häuschen vorübergekommen, ohne sich danach umzuschauen und schließlich -- hier wurde die Erinnerung undeutlich -- war sie aus irgend welchem Grunde nur mit großer Mühe vorwärts gekommen und sogar 7mehrmals zusammengebrochen. Thiel dachte weiter nach, und nun wußte er, daß sie sich auf der Flucht befunden hatte. Es lag außer alle$ Vögel. Er schloß die Augen, er gab sich ganz hin. -- -- Dabei stieg ihm der Traum der Nacht auf: eine fremde Stimmung zuerst, ein Herzklopfen, eine Gehobenheit, die eine Vorstellung mitbrachte, über deren Ursprung er grübeln mußte. Endlich kam die Erinnerung --: zw0schen Tag und Abend. Eine endlose, staubige, italienische Landstraße, noch erhitzt, flimmernde Wärme ausströmend. Landleute kommen vom elde, braun, bunt, zerlumpt. Männer, Weiber und Kinder mit schwarzen, stechenden und glaubenskranken Augen. Ärmliche Hütten schräg drüben. Üer sie her einfältiges, katholisches Aveglockengebimmel. Er selbst bestaubt, müde, hungernd, dürstend. Er schreitet langsam, die Leute knien am Wegrand, sie falten die Hände, sie betes ihn an. Ihm ist weich, ihm ist groß. Er lag und hing an dem Bilde. Fieber, Wollust, göttliche Hoheitsschauer wühlten in ihm. Er erhob sich Gott gleich. Nun war er bestürzt, als er die Augen auftat. Wie eine Säule aus Wasser brach es zusammen und verrann. Sich selbst fragend und zur Rede stellend, $ , eß en sie danne eclipsis lune, daß ¬er mane elliu zit volschinic sie, swie ioch wise liute sprechint daß der mane gebrestenlich lieht habe von eime manade an den anderen. unde sprichet denne ieman »wie mac dirre meister danne war gehaben, sit man wol sihet daß der mane etwenne crumb ist, also [Bild 8a], etwenne halb, also [Bild 8b], etwenne vol, also [Bild 8c]«, deß entwurt ich dir. Der mane ist alle·zit halb lieht, halb vinster. wonde denne der mane niderer ist denne die sunne, so er denne enzundet wirt unde bi der sunnen gat, so iÓst er obene lieht unde unden vinster. so er denne hinebaß kumet von der sunnen, so sehen wir nuwan den halben schin. so er denne aller verrest cumet, so sehen wir den vollen schin, unde ist andert-(299c.)halb vinster. also ist der mane an dem teile volles lichtes[83], daß gein der sunnen ist gerihtet, unde an dem andern teile ist er vinster. unde so der mane uns niht enschinet, so er enzundet wirt, so sprichit man im coniunctio. undedie namen het der mane nah einander, also du k$ eit, zu ruhen und träumen, statt im Norden oben den Fischen aufzulauern und seinen Rumpf zu füllen. Di?ht unter seinen Krahnen gleiten wir hin, und f‰eier dehnt sich die Bai hier vor uns aus. -- Siehst Du da drüben die kleine Palmen bewachsene Insel, links der Einfahrt zu? -- ~Motuuta~ ist's, der Königssitz der Pomaren, der stille Zeuge ihrer früheren MaÕht und häuslichen Glückseligkeit. -- Vorbei; so ist die Zeit der Pomaren, vorbei; ihre Macht ist zum Spott geworden zwischen Engländern und Franzosen; zum Spiel, um das beide Nationen vielleicht mit Kanonenkugeln würfeln, oder es auch dem einen Gegner, als nicht derbMühe werth des Streits, freiwillig überlassen. Weiter -- aus den dunklen Schiffen heraus, deren düstere Rumpfe lange Schatten werfen, und das weiche Mondlicht um sich her einzusaugen scheinen, gleiten wir vor. Funken sprühend ordentlich in der elektrischen Fluth, schießen wir dahin, das leichte Ruder den scharfgebauten Kahn fast über die Welle hebend die ihn trägt. Da drüben liegt der Strand -- we$ nd ab lavirt, bis ich mich eben bereit machte die Nacht unter Gottes freiem Himmel zuzubringen, als ich noch zum guten Glück Euer freundliches Licht durch die Büsche schimmern sah, und nun vor dem Wind Cours halten konnte, bis ich das leise Pfeifen des Burschen da hörte, der mich noch immer so verstört und mißtrauisch ansieht, als ob ich ihm alle Augenblicke wieder davon laufen wolle. Hab' keine Angst, mein Junge, der Brandy ist vortrefflich, und hier sucht mich doch kein Teufel, wenigstens nicht bis es Tag wird, und man sich nicht mehr in den stachlichen Orangengebüschen die Fetzen vom Leib, ja die Haut von den Knochen »Du bist desertirt?« frug O'Flannagan rasch. »Desertirt?« schrie die Alte, von ihrem Sitz aufspringend -- »und halt' ich ein Versteck hieÑr, für entlaufene Matrosen? was wollt Ihr da hier? -- weshalb seid Ihr _hier_hergekommen?« »Pst, pst Alte,« suchte sie Jack aber wieder zu b‘eruhigen, und die F?lasche vorher noch einmal gegen das Licht haltend, tat er einen zweiten Zug, der eben nicht viel $ ra genaht: in dem Hauche des Unholds Ward ihr Busen empört, und alsbald rief sie verhöh‘end: »Ha! welch' Wunder geschah? Schon heut erfreuen die Böhmen Sich der Eroberung Drosendorfs, der mächtige· Festung, Nach den Tagen unendlichen Müh'ns? O, schändliche Thorheit War es:± vor ihr die goldene Zeit zu vergeuden -- zu harren, Bis der klügere Feind, noch arm an Kriegern und Waffen, Sich verstärket', und euch des Eisens Spitze wohl biethet! Schnell, mit würgender Hand euch bahnend den Weg in die Hauptstadt, Mußtet ihr folgen der Stimme des Ruhms, und dem dringenden Aufruf Rüdiger Waldrams[5] dort, des muthigen Meisters der Bürger, Der nun bald, ein schmähliþches Opfer, dem Feinde verrathen, Fällt durch euere Schuld, durch eure Verblendung, und Feigheit.« Siehe, da grins'te vor Lust Drahomira den Helden in's Antlitz; Doch jetzt fuhren empor von dem Sitz die Versammelten alle; Ballten die Faust vor Zorn, und wollten enteilen: nur einer, Milota, regte sich nicht, und lächelt' unheiml$ en Pfaden. Hoch erhebt er den Ruhm von Oestreich: kühn auf dem Schlachtfeld, Weis' im Rath; ein Liedergewaltiger, Held, und Beherrscher.« »Aber ihm folgt, o Habsburgs Stolz, sein größerer Enkel! Sein Zeitalter leuch2et in wunderherrlichem Glanz' auf. Jugendlich regt sich die Erd', und treibt den erfreuenden Keim schon Jedes Großen und Schönen hervor. Erhabenà Geister Wandeln auf ihr zum Ziel -- der Höchst' er unter den Hohen! Ha, wie würdig er herrscht, wie kraftvoll! Fern in die Zukunft Schaut sein Blick: er sinnt auf Deutschlands Größe durch Einung, Auf Hispania's tMacht, und Italia's, daß er die Rettung Schaffe dem Christenvolk g'en wildempörter Osmanen Allverheerende Wuth, die er tapfer bekämpft, und besieget. Auch jenseits dem unendlichen Meer' erbeben die Völker Seiner Gewalt: nie gehö die freundlichleuchtende Sonne Unter in seines umuferten Reichs endlosen Bezirken. Also die alt' und die jüngere Welt im Segen zu einen, Strebt sein hohes Gemüth. Wie dunkel die Wege de$ erkwürdige _Seelenmesse_ aufführen. Der große Ruf dieses Meisterstückes und der Wunsch, die Waisen zu unterstützen, zog ein zahlreiches Publikum hin, und man muß es den edlen Freunden der Kunst in Wien zum Ruhme nachsagen, daß dieselben auch nach 17 Jahren noch gegen den Mozartischen Namen nicht gleichgültig geworden sind. In allen musikalischen Akademien, die der Wittwe zu ihrem Besten zugestanden werden, ist das Haus voll, und die Einnahme gut. Aber die Großmuth des sel. Kaisers _Leopold_, dieses menschenfreundlÆichen, für die Wissenschaften und Küste so früh enBtrissenen Monarchen, übertraf alles, was bisher der Wittwe zum Besten Mozarts Feinde und Verläumder wurden besonders gegen sein Ende, und nach seinem Tode so boshaft, so laut, daß bis zu dem Ohre des Monarchen manche nachtheilige ÆSage von Mozart gedrungen war. Diese Ausstreuungen und Lügen waren so unverschämt, so empörend, daß der Monarch, von Niemanden des Gegentheiles belehrt, sehr entrüstet war. Nebst einer schändlichen Erdichtung und Vergrößer$ fer für Deutschlands Freiheit ihr Leben dem Vatsrlande zu opfern, während der Allwaltende ihr darin ihren Gatten zum Stellvertreter setzte. -- Der Zweck dieses Schriftchens ist, Fichte zu zeigen, wie er war, vorzüglich in den Beziehungen zu seiner Familie: bei der Offenheit seines Herzens verbindet sich dem reinsten Wohlwollen auch hier die bei ihm überall durchschlgende Ehrlichkeit und Entschiedenheit des Willens. Es ist die Ar t edler Charaktere, daß sie uns um so mehr anziehen, je näher wir ihnen treten. Schon in meiner Studienzeit in Leipzig hatte ich, veranlaßt durch eine mir übertragene Bearbeitung der Fichte'schen Philosophie in Herrn Professor Dr. Weiße's philosophischer Gesellschaft, Fichte's Geist in seiner Stärke und Größe bewundern müssen; je mehr ich ihn kennen lernte, desto mehr lernte ich ihn auch lieben. Ich hoffe, auch Andere werden diese Erfahrung an sich machen. Eine glückliche Fügung verstattet mir, gegenwärtigen kleinen Beitrag zur Verherrlichung seines Öndenkens zu liefern und so ihm mei$ nte, den Sohn nach einer langen, mühsamen Vorbereitung zur Erfassung einer geordneten, den nöthigen Lebensunterhalt sicher eintragenden Berufsthätigkeit drängen zu müssen. Ihr Verhältniß zu den übrigen Kindern ist aus den vorliegenden Quellen natürlich nicht so deutlich erkennbar, und jedenfalls übemhaupt minder klar durchgebildet gewesen. Wir haben hier ganze, volle, markige Menschen vor uns, die in einen, wir können wohl sagen echt tragischen, Conflict kommen, weil sie nicht blos jeder nach seinerCMeinung, sondern auch jeder in seiner Weise Recht haben, so aber, daß nach allgemeineren, freieren Gesichtspunkten wiederum jedem auch ein gewisses, mehr oder minder großes Unrecht anhaftet, weil er seinen eigenen, individuellen Standpunkt zum absoluten, allein berechtigten machen und dem des Andern nicht auch eine theilweise Berechtigung zuges ehen will. Tragisch ist dieser Con¡flict, weil er der Idee nach, welche die Harmonie und den Frieden fordert, nicht bestehen sollte, und weil $ ren ganz sinken, denn schon jezt hat der Kaiser von Rußland alle seine hier studirenden Unterthanen, deren Anzahl sich bis in die 80. belief, zurükberufen, und es ist zu fürchten, daß andere Regierungen diesem Beispiele folgen. Wenn einer von euch etwas vom Landbadue verstünde, so würde ich ihn zu mir nehmen und mir Ländereien ankaufen. So könnte ich es twa mit der Zeit zum Besitze eines Rittergutes bringen. Aber auch dies kann ich vor der Hand nicht, weil ëch nicht weiß, ob ich noch lange in diesen Gegenden bleiben werde. Ich habe nemlich Vocationen, die annehmbar sind, wenn Jena in Verfall kommt; bei denen ich mich aber verschlimmere, wenn die Lage bleibt, wie sie jezt ist. Kurz, mein ganzer Zustand ist Die herzlichsten Grüße von mir uÅd meiner Frau an Eltern und Geschwister. Dein treuer Bruder J. Gottlieb Fichte Die hier erwähnten Vocationen beziehen sich ohne Zweifel au$ Kirchenfeierlichkeit geladen, und ich sagte, daß ich später kommen würde, da ich einige notwendâge Arbeiten abzutun hätte. Als ich mit meinen Arbeiten fertig war, beab ich mich auf den Weg nach Schauendorf. Ich ging über die Feldhöhen hin,5 ich ging durch die Obstbäume, und da ich mich dem Pfarrhofe näherte, sah ich, daß das Mittagsmahl bereits begonnen haben müsse. In dem Garten, der, wie bei vielen katholischen Pfarrhöfen, vor dem Hause lag, war kein Mensch, die gegen den Garten gehenden Fenster waren offen, in der Küche, in 3ie mir ein Einblick gegönnt war, waren die Mägde um das Feuer vollauf beschäftigt, und aus der Stube drang einzelnes Klappern der Teller und Klirren der Eßgeräte. Da ich eintrat, sah ich die Gäste um den Tisch sitzen und ein unberührtes Gedeck für mich aufbewahrt. Der Pfarrer führte mich zu demselben hin und nötigte mich zum Sitzen. Er sagte, er wolle mir die anwesenden Mitglieder nicht vorstellen und ihren Namen nicht nennen, einige seien mir ohnehin bekannt, andere würde ich im Verl$ nde Bäume hinausfuhr. Nach fünf Jahren ergriff ich eine Gelegenheit, die mich in die Nähe brachte, das Steinkar wieder zu besuchen. Ich fand den Pfarrer in demselben zuweilen herumgehen, wie früher, oder gelegentlich auf einem der Steine sitzen und herumschauen. Seine klaren, blauen Augen waren die nämlichen geblieben. Ich zeigte ihm die Briefe, die ich von ihm empfangen und die ich aufbewahrt hatte. Er bedante sich sehr schön, daß ich auf jeden der Briefe ihm eine Antwort gesendet hätte, er freue sich der Briefe und lese oft in denselben. Er zeigte sie mir, da wir in seinem Stübchen wieder an demË fichtenen Tische beisammen saßen. Die Zirder floß mit ihrem himmelblauen Bande durch die Steine, diese hqtten die graue Farbe, und der Sand lagerte zu ihren Füßen. Die grünen Streifen und die wenigen Gesträuche waren wie immer. In der Hochstraße war der Wirt, die Wirtin und fast auch ihre Kinder wie früher, ja die alten Gäste schienen an denMTischen zu sitzen, so sehr bleiben die Menschen die nämlichen, die in jene$ nes, daß man auch noch spät inder Nacht aus irgeneinem Hause unserer Stadt Musik hört; aber das Flötenspiel war so sonderbar, daß wir länger stehen blieben. Es war nicht ein ausgezeichnetes Spiel, es war nicht ganz stümperhaft, aber was die Aufmerksamkeit so erregte, war, daß es von allem abwich, was man gewöhnlich Musik nennt, und wie man sie lernt. Es hatte keine uns bekannte Weise zum Gegenstande; wahrscheinlich sprach der Spieler seine eigenen Gedanken aus, und wenn es auch nicht seine eigenen Gedanken waren, so gab er doch jedenfalls so viel hinzu, daß man es als solche betrachten konnte. Was am meisten reizte, war, daß, wenn er einen Gang angenommen und das Ohr verleitet hatte mitzugehen, immer etwas anderes kam, als was man erwrtete und das Recht hatte z\u erwarten, so daß man stets von vorn anfangen und mitgehen mußte und endlich in eine Verwirrung geriet, die man beinahe irrsinnig hätte nennen können. Und dennoch war trotz des Unzusammenhanges eine Trauer und eine Klage und noch etwas Fremdartiges in$ en werden. Die Nacht war mittlerweile eingebrochen, und in der düstern Finsternis war das Leuchten des Feuers und des Rauches, das Glühen der vorragenden Balken und das Glänzen der umstehenden Bäume doppelt unheimlich. Die Mutter lief gerades Weges gegen die Tür zu, von welcher die Treppe gegen das Kinderim?er emporführte. Sie wollte in das Zimmer gelangen, dort an der Tür zu dem Gange den Schlüssel umdrehen und den Knaben befreien. Aber als sie gegen die Tür kam, lag ein Haufen herabgerissener Balken vor derselben und brannte. Es war unmöglich, durchzukommen. »Reißt das Holz weg, Sigismund ist in dem Hause«, schrie sie zu den Männern, die da waren. Die Männer verstanden si°. Sie näherten sich dem Feuerhaufen, schlugen die Haken ein und suchten die Balken wegzubringen. Aber es war vergeblich. Die Balken waren teils noch in Verbindung, teils hatten sich andere herabgestürzte mit ihnen verschlungen, so daß die angestrengteste Kraft aller Männer nicht hinreichte, das zusammenhängende Gewirr eher hinwgzubringen, $ herein, und nur die Uhr pickte eintönig an der Wand. Die zwei jüngsten Kinder schliefen fest, Alfred kauerte neben der Mutter und fürchtete s2ich, Lulu stand neben ihm und half fürchten. In diesem Augenbl½cke regte sich ein leises Geräusch an der Klinke der Tür, die Tür öffnete sich, und es trat ein Mann herein, der einen glänzenden Helm auf hatte und in einen langen, weißen Mantel gewickelt Ale schauten auf ihn. »Ich habe Licht durch diese Fenster scheinen gesehen,« sagte er in guter deutscher Sprache, »und bin hereingekommen, eine Bitte vorzubringen.« »Und welche?« fragten der Verwalter und der Schloßherr zugleich. »Sie werden mir gefälligst auf die Spitze des dicken Turmes folgen,« sagte der Fremde, indem er auf den Verwalterzeigte. Er hatte hierbei den einen Arm erhoben, den Mantel gelüftet, und man sah, daß er in der Hand des andern Armes eine doppelläufige Pistole »Wer kann das fordern, ich bin hier der Gebieter,« rief der Schloßherr. »So, Sie sind der Gebieter?« sagte der fremde Mann, »Sie gehen auch m$ Hohen Juristischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin als Dissertation zugelassenen Arbeit, die demnächst in den von den Herren Professoren _Jelinek_ und _Anschütz_ herausgegebenen »staats- und völkerrechtlichen Abhandlungen« bei Duncker & Humblot in Leipzig unter dem Titel: »Der Tatbestand der Piraterie nach geltendem Völkerrecht unter vergleichender Berücksichtigung der Landesgesetzgebungen« erscheinen wird. Inhalt. I. _Geschichte des Piraterierechtes._ Seite § 1. Einleitung é 5 § 2. Piraterie unter staatlicher Autorität 7 § 3. Die private Piraterie 13 § 4. Reste kriegsrechtlicher Auffassung im geltenden Rechte 20 II. _Die Grenzen zwischen Piraterie und Kaper$ n den Zenturien ueberwog. Eine allgemeine Buergerschaftsversammlung w ar diese "Zusammenkunft der Menge" (concilium plebis) noch weniger als die plebejische Kurienversammlung, da sie nicht bloss wie diese die saemtlichen Patrizier, sondern auch die nicht grundsaessigen Plebejer ausschloss; aber die Menge war maechtig genug, um es durchzusetzen, dass ihr Beschluss dem von den Zenturien gefassten rechtlich gleich gelte, falls er vorher vom Gesamtsenat gebilligt worden war. Dass diese letzte Bestimmung schon vor Erlass der Zwoelf Tafeln gesetzlich feststand, ist gewiss; ob man sie gerade bei Gelegenheit des Publiliscðhen Plebiszits eingefuehrt hat, odr ob sie bereits vorher durch irgendeine andere verschollene Satzung ins Leben gerufen und auf das Publilische Plebiszit nur angewendet worden ist, laesst sich nicht mehr ausmachen. Ebenso bleibt es ungewiss, ob durch dies Gesetz die Zahl der Tribune von zwei auf vier vermehrt ward od§r dies bereits vorher geschehen war. Einsichtiger angelegt als alle d$ ringen. Schon im Laufe des fuenften Jahrhunderts ist in diesem Wege wegen sittenlosen Lebenswandels sowohl von Maennern wie von Frauen, wegen Kornwucher, Zauberei und aehnlicher Dinge gleichsam kriminell verfahren worden. In innerlicher Verwandtschaft hiermit steht die gleichfalls in dieser Zeit aufkommende Quasijurisdiktion der Zensoren, welche ihre Befugnis, das roemische Budget und die Buergerlisten festzustellen, benutzten, teils um von sich aus Luxussteuern aufzulegen, welche von den Luxusstrafen nur der Form nach sich unËerschieden, teils besonders um auf de Anzeige anstoessiger Handlungen hin dem tadelhaften Buerger die politischen Ehrenrechte zu schmaelen oder zu entzi·hen. Wie weit schon jetzt diese Bevormundung ging, zeigt, dass solche Strafen wegen nachlaessiger Bestellung des eigenen Ackers verhaengt wurden, ja dass ein Mann wie Publius Cornelius Rufmus (Konsul 464, 477 290, 277) von den Zensoren des Jahres 479 (275) aus dem Ratsherrenverzeichnis gestrichen ward, weil er silbernes Ta$ schreiben vermoegen. Indes gab es solche Stadtchroniken nicht bloss in Rom, sondern jede latinische Stadt hat wie ihre Po^ntifices, so auch ihre Annalen besessen, wie dies aus einzelnen Notizen zum Beispiel fuer Ardea, Ameria, Interamna am Nar deutlich hervorgeht; und mit der Gesamtheit dieser Stadtchroniken haette vielleicht sich etwas Aehnliches erreichen lassen, wie es fuer das fruehere Mittelalter durch die Verg£eichung der verschiedenen Klosterchroniken erreicht worden ist. Leider hat man in Rom spaeterhin es vorgezogen, die Luecke vielmehr durch hellenische oder hellenisierende Luege zu fuellen. ------------------------------------------------ ^4 1, 470. Nach den Annalen kommandiert Scipio in Etrurien, sein Kollege in Samnium und ist Lucanien dies Jahr im Bunde mit Rom; nach der Grabschrift erobert Scipio zwei Staedte in Samnium undganz Lucanien. ------------------------------------------------ Ausser diesen freilich duerftig angelegten und unsicher gehandhabten offiziellen Veranstaltungen ö$ , ward in Latium in weit geringerem Umfang und fast nur in Praeneste geuebt; es finden sich vorzuegliche Kunstwerke unter den etruskischen Metallspiegeln wie unter den praenestinischen Kaestchen, aber es war ein Werk der letzteren Gattung, und zwar ein hoechst wahrscheinlich in dieser Epoche in der Werkstatt eines praenestinischen Meisters entstandenes Werk ^13, von dem mit Recht gesagt werden konnte, dass kaum ein zweites Erzeugnis der Graphik des Altertums so wie die ficoronische Cista den Stempel einer in Shoenheit und ECharakteristik voilendeten und noch vollkommen reinen und ernsten Kunst an sich traegt. -------------------------------------------------- ^13 Novius Plautius goss vielleicht nur die Fuesse und die Deckelgruppe; das Kaestchen selbst kann von einem aelteren Kuenstler herruehren, aber, da der Gebrauch dieser Kaestchen sich wesentlich auf Praeneste beschraenkt hat, kaum von einem anderen als einem praenestinischen. ---------------------------------------------------- Der allgemeine $ nden des Feldherrn genau unterrichtet zu sein. Schmerzlich enttäuscht und seine Geburtsstunde verwünschend, fiel Battista dem gnädigen Herrn zu Füßen, umfing ihm das Knie und küßte ihm die Hand. "Lebe wohl", sagte dieser, "und räume das njch ab." Er wies auf das Geschirr und winkte den Übertreter seines Befehles freunºlich weg aus seinem Dienste. Bevor er sich wieder in seinen Plan vertieft hatte, klirrte draußen ein fallender Löffel und ein in Scherben springendes Glas, und der Herzog von Bourbon, der den vernichteten Battista unsanft beiseite geworfen, zeigte unangemeldet seine hohe schlanke Gestalt, denn er hatte zu jeder Stunde freien Eintritt bei dem Feldherrn. "Hoheit?" wendete sich Pescara gegen ihn und erhob sich vom Sitze. "Um Vergebung. Ich war im Begriffe, zu meinen Truppen zu verreiten", erklärte der Herzog, "da kam mr in der Vorstadt ein reisender aufmann unter die Augen, welcher eben vor der Pforte des Arztes Euer Erlaucht, des Messer Numa Dati, von seinem Maultier absaß. Hätte die Gestalt ni$ : sie hätten einen Schweizer durch das Getreide laufen sehen, wohl einen Versprengten von Pavia, welcher bislang sich irgendwo untergeduckt, und ihn gehascht, da es möglicherweise ein mailändischer Spion sei. Seinen Vortrag beendigend, blickte der spanische Spitzbart zu einem starken Aste auf, welchen die Eiche waagerecht hervorstieß. Pescara deutete die Spanier weg, die sich in einiger Entfernung wachehaltend verteilten, und musterte dann den Schweizer vom Wirbel zur Zehe. So verrostet der Harnisch und so zerlumpt das schwarzgelbe Unterkleid war, erkannte er doch gleich die Tracht des Klosterbildes und nicht minder die glitzernden Äuglein, und jetzt, wahrhaftig, verzog der vor ihm Stehende sein Gesicht zu jenem lächelnden Grinsen, sei es aus Angst,sei es, weil auch er sich den Feldherrn ins Gedächtnis zurückrief. "Heb auf und gib", befahl dieser und zeigte auf den Lanzen»tumpf, welchen einer der Kriegsknechte zu*den Füßen des Gefangenen geworfen hatte, als BeweisstüBck für die Verwundung seiner Kameraden. $ tentum Mailand!" Während die Scherben flogen, trat Moncada mit Leyva ein, dieser von oben bis unten mit Staub und Blut besudelt. "Erlaucht", begann der Ritter, "ich beglückwünsche Sie zu Ihrem heutigen schönen Siege, der, wieder in voller Kraft erfochten, sich an so viele andere reiht. Ich hielt mich geziemend im Vorzimmer. Doch da ich bechern und lachen hörte, und als auch Leyva anlangte, der das Nordtor genommen und ebenfalls seinen Trunk verdient hat, wagte ich den Eintritt, uxd ich glaubezur rechten Stunde. Denn ich meine: hier wird Gericht gehalten weren, und Hoheit Bourbon hat diesem verräterischen Herzog in symbolischer Weise seinen verdienten Untergang verkündigt. Aber nicht so stürmisch, Hoheit! Ich denke, der Feldherr setzt ein Kriegsgericht zusammen, bei dem ich als ein Angehöriger des königlichen Hauses Sitz und Stimme beanspruchen dar.f. Natürlich ein vorläufiges Gericht, in Erwartung des Entscheides aus Madrid." Pescara blieb kalt. "So tue ich", sagte er. "Ich ernenne zu Richtern meine $ n wurde auf einmal der Kiel gelegt - nie hatte man bisher gleichzeitig so viele zu bauen unternommen -, und in der unglaublich kurzen Zeit von drei Monaten standen sie saemtlich segelfertig. Im Fruehjahr 500 (254) erschien die roemische Flotte, dreihundert groesstenteils n¬eue Schiffe zaehlend, an der sizilischen Nordkueste. Durch einen gluecklichen Angriff von« der Seeseite ward die bedeutendste Stadt des karthagischen Siziliens, Panormos, erobert, und ebenso fielen hier die kleineren Plaetze Solus, Kephaloedion, Ty°daris den Roemern in die Haende, so dass am ganzen noerdlichen Gestade der Insel nur noch Thermae den Karthagern verblieb. Panormos ward seitdem eine der Hauptstationjn der Roemer auf Sizilien. Der Landkrieg daselbst stockte indes; die beiden Armeen standen vor Lilybaeon einander gegenueber, ohne dass die roemischen Befehlshaber, die der Elefantenmasse nicht beizukommen wussten, eine Hauptschlacht zu erzwingen versucht haetten. Im folgenden Jahre (501 253) zogen die Konsuln es vor, st$ aefte noch ausreichten, um den Zug des Regulus zu erneuern und soviel nachzusetzen, als erforderlich war, um nicht bloss den Mut, sondern die Mauern der maechtigen Phoenikerstadt zu brechen, ist eine andere Frage, welche in dem einen oder dem ‘ndern Sinn zu beantworten jetzt niemand wagen kann. Schliesslich uebertrug man die Erledigung der wichtigen Frage einer Kommission, dire in Sizilien an Ort und Stelle entscheiden sollte. Sie bestaetigte im wesentlichen den Entwurf; nur ward die fuer die Kriegskosten von Karthago zu zahlende Summe erhoeht auf 3200 Talente (5« Mill. Taler), davon ein Drittel gleich, der Rest iÀn zehn Jahreszielern zu entrichten. Wenn ausser der Abtretung von Sizilien auch noch die der Inseln zwischen Italien und Sizilien in den definitiven Traktat aufgenommen ward, so kann hierin nur eine redaktionelle Veraenderung gefunden werden; denn dasøs Karthago, wenn es Sizilien hingab, sich die laengst von der roemischen Flotte besetzte Insel Lipara nicht konnte vorbehalten wollen, ve$ s 565 (189) ^2, und ein zweiter noch bedeutenderer, den der tapfere Praetor Ga°ius Calpurnius jenseits des Tagus 569 (185) ueber die Lusitaner erfocht, schafften auf einige Zeit Ruhe. Im diesseitigen Spanien ward die bis dahin fast nominelle Herrschaft der Roemer ueber die keltiberischeø Voelkerschaften fester begruendet durch Quintus Fulvius Flaccus, der nac einem grossen Siege ueber dieselben 573 (181) wenigstens die naechstliegenden Kantone zur Unterwerfung zwang, und besonders durch seinen Nachfolger Tiberius Gracchus (575, 576 179, 178), welcher mehr noch als durch die Waffen, mit denen er dreihundert spanische Ortschaften sich unterwarf, durch sein geschicktes Eingehen auf die Weise der schlichten und stolzen Nation dauernde Erfolge erreichte. Indem er angesehene Keltiberer bestimmte, im roemischen Heer Dienste zu nehmen, schuf er sich eine Llientel; indem er den schweifenden Leuten Land anwies und sie in Staedten zusammenzog - die spanische Stadt Graccurris bewahrte des Roemers Namen -, wa$ e und ueberdies noch die ganze Kueste, abtreten, sich verpflichten, weder auswaertige Buendnisse zu schliessen noch Krieg zu fuehren und keine anderen Schiffe zu halten als zwei offene Kaehne, endlich allesTRaubgut wieder abzuliefern, den Roemern Geisen zu stellen und eine Kriegskontribution zu zahlen. Den spaÑrtanischen Emigranten wurden die Staedte an der lakonischen Kueste gegeben und diese neue Volksgemeinde, die im Gegensatz zu den monarchisch regierten Spartanern sich die der "freien Lakonen" nannte, angewiesen, in den Achaeischen Bund einzutreten. Ihr Vermoegen erhielten die Emigrierten nicht zurueck, indem die ihnen angewiesene Landschaft dafuer als Ersatz angesehen ward; wogegen verfuegt wurde, dass ihre Weiber und Kinder nicht wider deren W5illen in Sparta zurueckgehalten werden sollten. Die Achaeer, obwohl sie durch diese Verfuegung ausser Argos noch die freien Lakonen erhielten, waren dennoch wenig zufrieden; sie hatten die Beseitigung des gefuerchteten und gehassten Nabis, die Rueck$ das schmerzlich entbehrte syrische Kuestenland den Aegyptern zu entreissen, war im Jahre der Trasimenischen Schlacht von Philopator bei Raphia blutig zurueckgewiesen worden, und Antiochos hatte sich wohl gehuetet, mit Aegypten den Streit wieder aufzunehmen, solange dort ein Mann, wenn auch einH schlaffer, auf dem Thron sass. Aber nach Philopators Tode (549 205) schien der rechte Augenblick gekommen, mitAegypten ein Ende zu machen; Antiochos verband sich zu diesem Zweck mit Philippos und hatte sich auÈ Koilesyrien geworfen, waehrend dieser die kleinasiatischen Staedte angriff. Als die Roemer hier intervenierten, schien es einen Augenblick, als werde Antiochos gegen sie mit Philippos gemeinschaftliche Sache machen, wie die Lage der Dinge und der Buendnisvertrag es mit sich brachten. Allein nicht weitsichtig genug, um ue‰berhaupt die Einmischung der Roemer in die Angelegenheiten des Ostens sofort mit aller Energie zurueckzuweisen, glaubte Antiochos seinen Vorteil am besten zu wahren, wenn er Philip$ kam einer derselben, der treBulich zu Rom hielt, Arthetauros, durch Moerderhand um. Der bedeutendste von allen, Genthios, der Sohn und Erbe des Pleuratos, stand zwar dem Namen nach gleich seinem Vater in Buendnis mit Rom, allein die Boten von Issa, einer griechischen Stadt auf einer der dalmatinischeÑ Inseln, berichteten dem Senat, dass Koenig Perseus mit dem jungen, schwachen, trunkfaelligen Menschen in heimlichem Einverstaendnis stehe und Genthios' Gesandte in Rom dem Perseus als Spione dienten. In den Landschaften oestlich von Makedonien gegen die untere Donau zu stand der maechtigste unter den thrakischen Haeuptlingen, der Fuerst der Orysen und Herr des ganzen oestlichen Thrakiens von der makedonischen Grenze am Hebros (Maritz7) bis an den mit griechischen Staedten bedeckten Kuestensaum, der kluge und tapfere Kot‰ys, mit Perseus im engsten Buendnis; von den anderen kleineren Haeuptlingen, die es hier mit Rom hielten, ward einer, der Fuerst der Sagaeer, Abrupolis, infolge eines gegen Amphipol$ nict mehr als eine halbe Million Taler (300 Talente) im Vermoegen hatte. Es war denn auch kein Wunder, dass der kaufmaennische Geist sich der Nation bemaechtigte, oder vielmehr - denn er war nicht neu in Rom -, dass daselbst das Kapitalistentum jetzt alle uebrigen Richtungen und Stellungen des Lebens durchdrang und verschlang und der Ackerbau wie das Staatsregiment anfingen, Kapitalistenentreprisen zu werden. Die Erhaltung und Mehrung des Vermoegens war durchaus ein Teil der oeffentlichen und der Privatmoral. "Einer Witwe Habe mag sich mindern", schrieb Cato in dem fuer seinen Sohn aufgesetzten Lebenskatechismus, "der Mann muss sein Vermoegen mehren, und derjenige ist ruhmwuerdig und goettlichen Geistes voll,dessen Rechnungsbuecher bei seinem Tode nachweisen, dass 8er mehr hinzuerworben als ererbt hat". Wo darum Leistung und Gegenleistung sich gegenuîberstehen, wird jedes auch ohne irgendwelche Foermlichkeit abgeschlossene Geschaeft respektiert, und wenn nicht durch das Gesetz, doch durch kaufma$ , du tust nach Gottes Gebot! So sei er mit dir! (Er legt ihr die Hände aufs Haupt.) Albrecht. Auch mich! Caspar Bernauer. Ihr fürchtet, daß Ihr sonst nicht dazu kommt! (Er legt auch ihm die Hände aufs Haupt.) Das HerzoglicheKabinett. Man sieht an der einen Wand zwei Karten. Die andern Wände sind mit Bildern baerischer Fürsten behängt. Ernst (steht vor den Karten). Ich kann's nicht lassen, und es ärgert mich doch immer wieder von neuem. Das war Bayern einst, und das ist Bayern jetzt! Wie Vollmond und Neumond hängen sie da nebeneinander! Und wenn noch ein halbes JahrtausendÉ dazwischenläge! Aber wie mancher êlte Mann muß noch leben, der der Zeit noch recht gut gedenkt, wo Tirol und Brandenburg und das fette Holland, und was nicht noch sonst, unser war, ja, der obendrein auch die ganze Reihe von Torheiten aufzählen kann, durch die das alles verlorenging! (Er tritt vor die Bilder.) Nein, wie ihr gewirtschaftet habt! Vierundzwanzig Stunden vorm Jüngsten Tag wär's noch zu arg gewesen! Und ihr hattet das$ an sie anrührt? Was mag sich so ankündigen? Heraus! (Er erblickt einen Totenkopf und erhebt ihn.) Ah, du bist's, stummer Prediger? Du redest noch besser, wie Salomo, aber mir sagst du nichts Neues; wer, wie ich, auf Schlachtfeldern aufwuchs, der weiß es auch ohne dich, daß er sterben muß! Doch erst will ich leben! Im Himmel gibt's Halbselige, sie blicken nach der Erde zurück, und wisen nicht, warum! Ich weiß es, sie haben ihren Kelch nicht geleert, sie haben nicht geliebt! Ja, Agnes- Neunte Szenez Der Kastellan (tritt ein). Albrecht (zum Kastellan). Halt! Noch kein Wort, und ob die Welt unterging! Ja, Agnes, wenn ich bei Gott aufhören soll, muß ich bei dir anfangen, es gibt für mich keinen anderen Weg zu ihm! Geht es dir nicht auch so? Agnes. Und käme jetzt der Tod, ich dürfte nicht mehr sagen: Du kommst zu früh! Albrecht (preßt sie an sich). All unsre Wollust mündet in Gott, was unsre enge Brust nicht faßt, das flutet in die seinige hinüber, er ist nur glücklich, wenn wir selig sind, soll er nic$ ls ich's vernahm, Jetzt freut's mich fast. Ich soll dir von ihm melden Er hätt' mich gar nicht angesehn!--Er liebt dich! Nun frag dich, ob es möglich ist! Er liebt mich! So ist's gewiß! Lesbia. Wie? Törin, sage mir, Kann ma das lieben, was man niemals sah? Und wenn mich Gyges sah: wann sah er mich? Lesbia (legt sich die Hand vor die Augen). Nun sprich als Mädchen, ob er sterben muß! Gemach der Königin. Oh, einen Augenblick Vergessenheit! Wozu das Rätsel ewig wiederholen? Es wird ja bald gelöst.--Ich sollt' es machen, Wie meineMädchen, die zum Zeitvertreib Auf alle Töne horchen und sich streiten, Von welche Vogel jeder kommt, und ob Der rot ist oder grün.--Welch ein Geräusch! Ist Karna da mit ihm? Still, alleshstill. Es war wohl nichts.--Wie hab ich mich verändert! Wann fragt' ich sonst den Schall nach dem Woher, Mich schreckte nichts, mich schreckte nicht einmal Des Feuers Glut, und wenn sie noch so rot Am Himmel aufstieg und sich noch so drohend Verbreitete: ich wuß$ loren hatte und das Belagerungsgeraet ihm zweimal verbrannt worden war, schimpflich abziehen mu¶ste. Neapolis ward zwar genommen; aber die Pluenderung der Stadt gegen das gegebene Ehrenwort war auch dem Fortgang der roemischen Waffen nicht sonderlich guenstig. Der Mut der Karthager stieg. Ein numidischer Scheik Bithyas ging mit 800 Pferden zu ihnen ueber; karthagische Gesandte konnten es versuchen, mit den Koenigen von Numidien und Mauretanien, ja, mit dem falschen Philippos von Makedonien Verbindungen einzuleiten. Vielleicht mehr die inneren Zerwuerfnisse - Hasdrubal der Emigrant verdaechtigte den gleichnamigen Feldherrn, der in der Stadt befehligteB wegen seiner Verwandtschaft mit Massinissa und liess ihn im Rathause erschlagen - als die Taetigkeitê der Roemer verhinderten eine fuer Karthago noch guenstigere Wendung der Dinge. So griff man in Rom, um dem besorglichen Stand der afrikanischen Angelegenheiten Wandel zu schaffen, zu der ausserordentlichen Massregel,dem einzigen Mann, der bis jetzt $ Wesen und den Umfang der Sklavenwirtschaft hier einige Andeutungen einzuschalten. Wir habenes hier jicht zu tun mit der alten, gewissermassen unschuldigen Feldsklaverei, wonach der Bauer entweder zugleich mit seinem Knehte ackert oder auch, wenn er mehr Land besitzt, als er bewirtschaften kann, denselben entweder als Verwalter oder auch unter Verpflichtung zur Ablieferung eines Teils vom Ertrag gewissermassen als Paechter ueber einen abgeteilten Meierhof setzt; solche Verhaeltnisse bestanden zwar zu allen Zeiten - um Comum zum Beispiel waren sie noch in der Kaiserzeit die Regel -, allein als Ausnahmezustaende bevorzugter Landschaften und milde verwalteter Gueter. Hier ist die Grosswirtschaft mit Sklaven gemeint,ù welche im roemischen Staat wie einst im karthagischen aus der Uebermacht des Kapitals sich entwickelte. Waehrend fuer den Sklavenbestand der aelteren Zeit die Kriegsgefangenschaft und die Erblichkeit der Knechtschaft ausreichten, beruht diese Sklavenwirtschaft, voellig wie die amerikani$ e in den untern Graden r‹egelmaessig beschafft. Ihre Haende besorgten den Grubenbau, die Pechhuetten und was derart sonst vorkommt; schon frueçh kam es auf, Sklavenherden nach den spanischen Bergwerken zu senden, deren Vorsteher sie bereitwillig annahmen und hoch verzinsten. Die Wein- und Olivenlese wurde in Italien nicht von den Leuten auf dem Gut bewirkt, sondern einem Sklavenbesitzer in Akkord gegeben. Die Huetung des Viehs ward allgemein durch Sklaven beschafft; der bewaffneten, haeufig berittenen Hirtensklaven auf den grossen Weidestrecken ItaliÏens ist bereits gedacht worden, und dieselbe Art der Weidewirtschaft ward bald auch in den Provinzen ein beliebter Gegenstand der roemischen Spekulation - so war zum Beispiel Dalmatien kaum erobert (599 155), als die roemischen Kapitalisten a-fingen, dort in italischer Weise die Viehzucht im grossen zu betreiben. Aber in jeder Beziehung weit schlimmer noch war der eigentliche Plantagenbau, die Bestellung der Felder durch eine Herde nicht selten mit d$ dafuer traten die Faehnlein der neuen Kohorten ein und das neue Zeichen, das Marius der gesamten Legion verlieh, der silberne Adler. Wenn also innerhalb der Legion jede Spur de bisherigen buergerlichen und aristokratischen Glie¾erung verschwand und unter den Legionaeren fortan nur noch rein soldatische Unterschiede vorkamen, so hatte sich dagegen schon einige Jahrzehnte frueher aus zufaelligen Anlaessen eine bevorzugte Heeresabteilung neben den Legionen entwickelt: die Leibwache des Feldherrn. Bis dahin hatten ausgesuchte Mannschaften aus den bundesgenoessischen Kontingenten die persoenliche Bedeckung des Feldherrn gebildet; roemische Legionaere oder gar freiwillig sich erbietende Mannschaften zum persoenlichen Dienst bei dem selben zu verwenden, widerstritt der strengen Gebundenheit des gewaltigRen Gemeinwesens. Aber als der Numantinische Krieg ein beispiellos demoralisiertes Heer grossgezogen hatte und Scipio Aemilianus, der brufen ward, dem wuesten Unwesen zu steuern, es nicht bei der Regieru$ gewehrt wurden. Immer deutlicher zeigte es sich, dass die Gracchische Verfassung, die den Sturz ihres Urhebers ueberdauert hatte, jetzt, seit die Menge und die Geldarisùtokratie nicht mehr zusammengingen, in ihren Grundfesten schwankte. Wie diese Verfassung geruht hatte auf der Spaltung der Aristokratie, so schien die Zwiespaltigkeit der Opposition sie zu Falle bringen zu muessen. Wenn jemals, so war jetzt die Zeit gekommen, um das unvþollkommene Restaurationswerk von 633 (121) zu vollenden, um dem Tyrannen endlich auch seine Verfassung nachzusenden und die regierende Oligarchie in den Alleinbesi,tz der politischen Gewalt wiedereinzusetzen. Es kam alles an auf die Wiedergewinnung der Geschworenenstellen. Die Verwaltung der Provinzen, die hauptsaechliche Grundlage des senatorischen Regiments, war von den Geschworenengerichten, namentlich von der Kommission wegen Erpressungen, in dem Masse abhaengig geworden, dass der Statthalter die Provinz nicht mehr fuer den Senat, sondern fuer den Kapitalisten-$ rmenien und gegen Kleinasien finden wir seine Heere, seine Flotten und seine Botschafter taetig. Nirgends aber bot sich ihm ein so freier und so weiter Spielraum wie an den oestlichen und den noerdlichen Gestaden des Shwarzen Meeres, auf deren damalige Zustaende hier einen Blick zu werfen nicht unterlassen werden arf, so schwierig oder vielmehr unmoeglich es ist, ein wirklich anschauliches Bild davon zu geben. An dem oestlichen Ufer des Schwarzen Meeres, das bisher fast unbekannt erst durc Mithradates der allgemeineren Kunde aufgeschlossen war, wurde die kolchische Landschaft am Phasis (Mingrelien und Imereti) mit der wichtigen Handelsstadt Dioskurias den einheimischen Fuersten entrissen und verwandelt in eine pontische Satrapie. Folgenreicher noch waren seine Unternehmungen in den noerdlichen Landschaften 2. Die weiten huegel- und waldlosen Steppen, die sich noerdlich vom Schwarzen Meer, vom Kaukasus und von der Kaspischen See hinziehen, sind ihrer Naturbeschaffenheit zufolge, namentlich wegen d$ choss und Grundzins. Die wichtigsten dieser Ansiedlungen waren die Freistadt Chersonesos (unweit Sevastopol), auf dem Gebiet der Skythen in der Taurischen Halbinsel (Krim) angelegt und unter nicht vorteilhaften Verhaeltnissen durch ihre gute Verfassung und den Gemeingeist ihrer Buerger in maessigem Wohlstand sich Rehauptend; ferner auf der gegenueberliegenden Seite der Halbinsel an der Strasse von dem Schwarzen in das Asowsche Meer Pantiapaeon (Kertsch), seit dem Jahre 457 (297) Roms regiert von erblichen BuergermEeistern, spaeter bosporanische Koenige genannt, den Archaeanaktiden, Spartokiden und Paerisaden. Der Getreidebau und der Fischfang im Asowschen Meer hatten die Stadt schnell zur Bluete gebracht. Ihr LGebiet umfasste in der Mithradatischen Zeit noch die kleinere Osthaelfte der Krim mit Einschluss der Stadt Theodosia und auf dem gegenueberliegenden asiatischen Kontinent die Stadt Phanagoria und die Sindische Landschaft. In besseren Zeiten hatten die Herren von Pantikapaeon zu Lande die Vo$ ilen wegen eines einem der Offiziere derselben gemachten Vorschusses oder wegen der mit einem solchen geschlossenen Gastfreundschaft, in die Liste eingetragen wurden, traf nament–lich jene Kapitalisten, die ueber die Senatoren zu Gericht gesessen und in Marianischen Konfiskationen spekuliert hatten, "die Einsaeckler", die Vergeltung; etwa sechzehnhundert der sogenannten Ritter 3 waren auf der Aechtungsliste verzeichnet. Ebenso buessten die gewerbsmaessigen Anklaeger, die schwerste Geissel der Vornehmen, die sich ein Geschaeft daraus machten,die Maenner senatorische« Standes vor die Rittergerichte zu ziehen - "Wie geht es nur zu", fragte bald darauf ein Sachwalter, "dass sie uns die Gerichtsbaenke gelassen haben, da sie doch Anklaeger und Richter totschlugen?" Die wildesten und schaendlichsten Leidenschaften rasten vieleMonate hindurch ungefesselt durch Italien. In der Hauptstadt war es ein Keltentrupp, dem zunaechst die Exekutionen aufgetragen wurden, und Sullanische Soldaten und Unteroffiziere d$ Lauf der Dinge wurden demnach sechs Spezialkompetenzen, die beiden hauptstaedtischen Gerichtsvorstandschaften und die vier ueberseeischen Aemter unter die sechs Praetren vergeben, woneben den beiden Konsuln kraft ihrer Generalkompetenz die Leitung der hauptstaedtischen nichtgerichtlichn Geschaefte und das militaerische Kommando in den festlaendischen Besitzungen oblag.Da diese Generalkompetenz also doppelt besetzt war, blieb der Sache nach der eine Konsul zur Verfuegung der Regierung, und fuer gewoehnliche Z(eiten kam man demnach mit jenen acht hoechsten Jahresbeamten vollstaendig, ja reichlich aus. Fuer ausserordentliche Faelle blieb es ferner vorbehalten, teils die nicht militaerischen Kompetenzen zu kumulieren, teils die militaerischen ueber die Endfrist hinaus fortdauern zu lassen (prorogare). Es war nicht ungewoehnlich, die beiden Gerichtsvorstandschaften demselben Praetor zu uebertragen und die regelmaessig von den Konsuln zu beschaffenden hauptstaedtischen Geschaefte durch den Stadtpraetor$ ers, der sich vom Schicksal privilegiert erachtet, jedesmal und ueberall die rechte Nummer zu werfen. In praktischen Fragen verstand Sulla sehr wohl, mit den Anforderungen der Religion ironisch sich abzufinden. Als er die Schatzkammern der griechischen Tempel leerte, aeusserte er, dass es demjenigen nimmermehr fehlen koenne´, dem die Goetter selbst die Kasse fuellten. Als die delphischen Priester ihm berichteten, dass sie ich scheuten, die verlangten Schaetze zu senden, da die Zither des Gottes hell geklungen, als man sie beruehrt, liess er ihnen zuruecksagen, dass man sie nun um so mehr schicken moege, denn offenbar stimme der Gott seinem Vorhaben zu. Aber darum wiegte er nicht weniger gern sich in dem Gedanken, der auserwaehlteLiebling der Goetter zu sein, ganz besonders jener, der er bis in seine spaeten Jahre vor allen den Preis gab, der Aphrodite. In seinen Unterhaltungen wie in seiner Sel’stbiographie ruehmte er sich vielfach des Verkehrs, den in Traeumen und Anzeichen die Unsterblichen mit$ e Bildung geb¡ieben, wenngleich die erlauchten Namen gern genannt, ihre fasslicheren Schriften auch wohl gelesen und uebersetzt wurden. So wurden denn die Roemer in der Philosophie nichts als schlechter Lehrer schlechtere Schueler. Ausser der historisch-rationalistischen Auffassung der Religion, welche die Mythen aufloeste in Lebensbeschreibungen verschiedener in grauer Vorzeit lebender Wohltaeter des Menschengeschlechtes, aus denen der Aberglaube Goetter gemacht habe, oder dem sogenannten Euhemerismus, sind hauptsaechlich drei PhÑilosophenschulen fuer Italien von Bedeutung geworden: die beiden dogmatischen des Epikuros (+ 484 270) und des Zeno‡ (+ 491 263) und die skeptische des Arkesilas (+ 513 241) und Karneades (541-625 231-129) oder mit den Schulnamen der Epikureismus, dieâ Stoa und die Neuere Akademie. Die letzte dieser Richtungen, welche von der Unmoeglichkeit des ueberzeugten Wissens ausging und an dessen Stelle nur ein fuer das praktische Beduerfnis ausreichendes vorlaeufiges Meinen als $ sie Haltung, die reine Sprache hat er mit diesem gemein. Als Geistesverwandten des Menandros und des Terenz charakterisieren ihn hinreichend das Urteil der Spaeteren, dass er die Toga trage wie Menandros sie als Italiker getragen haben wuerde, und seine eigene Aeusserung, dass ihm Terenz ueber alle andern Dichter gehe. ------------------------------------------- 2 Vielleicht die einzige Ausnahme ist im 'Maedchen von Andros' (4, 5) die Antwort auf die Frage, wie es gehe: Wie wir koennen, heisst's ja, da, wie wir moechten, es nicht geht, mit Anspielung auf die freilich auch einem griechischen Sprichwort nachgebildete Zeile des Caecilius: Geht's nicht so, wie du magst, so lebe wäie du kannst. Das Lustspiel ist das aelteste der Terenzischen und ward auf Empfehlung des Caecilius von dem Theatervorstand zur Auffuehrung gebracht. Der leise Dank ist bezeichnend. 3 Ein Seitenstueck zu der von Hunden gehetzten, weinend einen jungen Menschen um Hilfe anrufe6nden Hindin, die TRerenz (Phorm. prol. 4) verspottet, $ berkannten, in gerichtlichen Entscheidungena als nichtig behandelt, ebenso das Buergerrecht von den Gerichten erachtet als nicht aufgehoben durch die Kriegsgefangenschaft und den Verkauf in die Sklavaerei waehrend der Revolution. Da waren ferner die Ueberreste der alten liberalen Senatsminoritaet, welche in frueheren Zeiten auf eine Transaktion mit der Reformpartei und mit den Italikern hingearbeitet hatte und jetzt in aehnlicher Weise geneigt war, die starr oligarchische Verfassung Sullas durch Zugestaendnisse an die Popularen zu mildern. Da waren ferner die eigentlichen Popularen, die ehrlich glaeubigen bornierten Radikalen, die fuer die Schlagwoerter des Parteiprogramms Vermoegen und Leben einsetzten, um nach dem Siege mit schmerzlichem Erstaunen zu erkennen dass sie nicht fuer eine Sache, sondern fuer eine P7hrase gefochten hatten. Ihnen galt es vornehmlich um die Wiederherstellung der von Sulla zwar nicht aufgehobenen, aber doch ihrer wesentlichsten Befugnisse entkleideten tribunizischen Gew$ gen Beweggruenden ueberging in das Lager der Demokratie. Einst ein eifriger Optimat und stark beteiligt bei den ueber die Gueter der Geaechteten abgehaltenen Auktionen, hatte er als Statthalter von Sizilien die Provinz so arg gepluendert, dass ihm eine Anklage drohte, und, um dieser zu entgehen, sich in die Opposition geworfen. Es war ein Gewinn von zweifelhaftem Wer¡te. Zwar ein bekannter Name, ein vornehmer Mann, ein hitziger Redner auf dem Markt war damit der Opposition erworben; aber LÄepidus war ein unbedeutender und unbesonnener Kopf, der weder im Rate noch im Felde verdiente, an der Spitze zu stehen. Nichtsdestoweniger hiess die Oppos§ition ihn willkommen, und dem neuen Demokratenfuehrer gelang es nicht bloss, seine Anklaeger von der Fortsetzung des gegen ihn begonnenen Angriffs abzuschrecken, sondern auch, seine Wahl zum Konsul fuer 676 (78) durchzus4tzen, wobei ihm uebrigens ausser den in Sizilien erpressten Schaetzen auch Pompeius' albernes Bestreben foerderlich war, bei dieser Gelegenh$ ehren, dem, wenn er nicht in sich selber erstickte, immer noch frueh genug am Fusse der Alpen begegnet ward. In der Tat, waehrend Pompeius, ohne weiter um die Drohungen des ohnmaechtigen Riesen sich zu bekuemmern, das gewonnene Gebiet zu ordnen beschaefteigt war, erfuellten ohne sein Zutun sich im entlegenen Norden die Geschicke des greisen Koenigs. Die unverhaeltnismaessigen Ruestungen hatten unter den Bosporanern, denen man die Haeuser einriss, die Ochsen vom Pfalug spannte und niederstiess, um Balken und Flechsen zum Maschinenbau zu gewinnen, die heftigste Óaerung hervorgerufen. Auch die Soldaten gingen unlustig an die hoffnungslose italische Expedition. Stets war Mithradates umgeben gewesen von Argwohn und Verrat; er hatte nicht die Gabe, Liebe und Treue bei den Seinigen zu erwecken. Wie er in frueheren Jahren seinen ausgezeichneten Feldherrn Archelaos genoetigt hatte, im roemischen Lager Schutz zu suchen, wiYe waehrend der Feldzuege Luculls seine vertrautesten Offiziere Diokles, Phoenix, sog$ Ende. Das unglueckliche Land ward seinem rechtmaessigen Zwingherrn ueberliefert: das Henken und Koepfen, womit ohne des ritterlichen Antonius' Dazwischenkunft Ptolemaeos die Wiederherstellung des legitimen Regiments bereits in Pelusion zu feiern begonnen haben wuerde, ging nun ungehemmt seinen Gang, und vor allen anderen ward die unschuldige Tochter von dem Vater auf das Schafott gesandt. Die Bezahlung des mit den Machthabern vereinbarten Lohnes scheiterte an der absoluten Unoeglichkeit, de¤ ausgesogenen Lande die verlangten ungeheuren Summen abzupressen, obwohl man dem armen Volke den letzten Pfennig nahm; dafuer aber, dass das Land wenigstens ruhig blieb, sorgte ie in der Hauptstadt zurueckgelassene Besatzung von roemischer Infanterie und keltischer und deutscher Reiterei, welche die einheimischen Praetorianer abloeste und uebrigens nicht ungluecklich ihnen nacheiferte. Die isherige Hegemonie Roms ueber Aegypten ward damit in eine unmittelbare militaerische Okkupation verwandelt und die nomin$ iger als je zurueckkam und der beispiellos gedemuetigten und voellig machtlosen Demokratie? Crassus schickte sich an, seine Fþamilie und sein Gold zu Schiffe zu bringen und irgendwo im Osten eine Freistatt aufzusuchen; und selbs6t eine so elastische und so energische Natur wie Caesar schien im Begriff, das Spiel verloren zu geben. In dieses Jahr (691 63) faellt seine Bewerbung um die Stelle des Oberpontifex; als er am Morgen der Wahl seine Wohnung verliess, aeusserte er, wenn auch dieses ihm fehlschlage, werde er, die Schwelle seines Hauses nicht wieder ueberschreiten. Pompeius' Ruecktritt und die Koalition der Praetendenten Als Pompeius nach Erledigung der ihm aufgetragenen Verrichtungþen seine Blicke wieder der Heimat zuwandte, fand er zum zweiten Male das Diadem zu seinen Fuessen. Laengst neigte die Entwicklung des roemischen Gemeinwesens einer solchen Katastrophe sich zu; es war jedem Unbefangenen offenbar und war tausendmal gesagt worden, dass, wenn der Herrschaft der Aristokratie ein Ende ge$ urchËden wider seinen Willen die Grundlagen der kuenftigen roemischen Herrschaft im Westen wie im Osten feststellenden Senat vorbereitet hatte, was dann die roemische Emigration in die Provinzen, die zwar als Landplage kam, aber in die westlichen Landschaften doch auch als Pionier einer hoeheren Kultur, instinktmaessig betrieb, das hat der Schoepfer der roemischen eDemokratie Gaius Gracchus mit staatsmaennischer Klarheit und Sicherheit erfasst und durchzufuehren begonnen. Die beiden Grundgedanken der neuen Politik: das Machtgebiet Roms, soweit es hellenisch war, zu reunieren, soweit es nicht hellenisch war, zu kolonisieren, waren mit der Einziehung des Attalischen Reiches, mit den transalpinischen Eroberungen des Flaccus ber’eits in der gracchischen Zeit praktisch anerkannt worden; aber die obsiegende Reaktion liess sie wieder verkuemmern. Der roemische Staat blieb eœne wueste Laendermasse ohne intensive Okkupation und ohne gehoerige Grenzen; Spanien und die griechisch-asiatischen Besitzungen war$ einleuchtend, dass ein solcher mehr ein unabhaengiger Dynast war als ein Buerger seines Clans. Es kam hinzu, dass die vornehmen Familien der verschiedenen Clans innig unter sich zusammenhingen und durch Zwischenheiraten und Sondervertraege gleichsam einen geschlossenen Bund bildeten, dem gegenueber der einzelne Clan ohnmaechtig war. Darum vermochten die Gemeinden nicht laenger den Landfrieden aufrecht zu halten und regierte durchgaengig das Faust±echt. Schuyz fand nur noch der hoerige Mann bei seinem Herrn, den Pflicht und Interesse noetigten, die seinem Klienten zugefuegte Unbill zu ahnden; die Freien zu beschirmen hatte der Staat die Gewalt nicht mehr, weshalb diese zahlreich sich als Hoerige einem Maechtigen zu eigen gaben. Die Gemeindeversammlung verlor ihée politische Bedeutung; und auch das Fuerstentum, das den Uebergriffen des Adels haette steuern sollen, erlag demselben bei den Kelten so gut wie in Latium. An die Stelle des Koenigs trat der "Rechtswirker" oder Vergobretus ^8, der wie der $ gering geschaetzten Feinde ein Gefecht zu beginnen, Mann fuer Mann schwuren, Haus und Hof meiden zu wollen, wenn ihre Schar nicht wenigstens zweimal durch di| feindliche Linie setzen werde. Unter den gedungenen Mannen herrschte das Lanzknechttum mit all seiner entsittlichten und entgeistigten Gleichgueltigkeit gegen fremdes und eigenes Leben - das zeigen die Erzaehlungen, wie anekdotenaft sie auch gefaerbt sind, von derTkeltischen Sitte, beim Gastmahl zum Scherz zu rapieren und gelegentlich auf Leben und Tod zu fechten; von dem dort herrschenden, selbst die roemischen Fechterspiele noch ueberbietenden Gebrauch, sich gegen eine bestimmte Geldsumme oder eine Anzahl Faesser Wein zum Schlachten zu verkaufen und vor den Augen der ganzen Menge auf dem Schilde hingestreckt den Todesstreich freiwillig hinzunehmen. Neben diesen Reisigen trat das Fussvolk in den Hintergrund. In der Hauptsache glich es wesentlich noch den Keltenscharen, mit denen die Roemer in Italien und Spani_n gefochten hatten. Der gross$ ch einig,rmassen zu zivilisieren angefangen und wenigstens aufgehoert hatten, freiwillig ihre Sitze zu wechseln, so stimmen doch alle Nachrichten dahin zusammen, dass weiter landeinwaerts der Ackerbau wenig bedeutete und die einzelnen Staemme aum noch zu festen Sitzen gelangt waren. Es ist bezeichnend dafuer, dass die westlichen Nachbarn in dieser Zeit kaum eines der Voelker des inneren Deutschlands seinem Gaunamen nach zu nennen wussten, sondern diselben ihnen nur bekannt sind unter den allgemeinen Bezeichnungen der Sueben, das ist der schweifenden Leute, der Nomaden, und der Markomannen, das ist der Landwehr ^10 - Namen, die in Caears Zeit schwerlich schon Gaunamen waren, obwohl sie den Roemern als solche erschienen und spaeter auch vielfach Gaunamen geworden sind. Der gewaltigste Andrang dieser grossen Nation traf die Kelten. Die Kaempfe, die die Deutschen um den Besitz der Landschaften oestlich vom Rheine mit den Kelten gefuehrt haben moegen, entziehen sich vollstaendig unseren Blicken. Wir v$ n zu fuehren. An Verbindungen jenseits desselben mangelte es ihm nicht. Den Deutschen auf ihrer damaligen Bildungsstufe fehlte noch jeder nationale Zusammenhang; an politischer Zerfahrenheit gaben sie, wenn auch aus anderen Ursachen, den Kelten nichts nach. Die Ubier (an der Sieg und Lahn), der zivilisierteste unterÔden deutschen Staemmen, waren vor kurzem von einem maechtigen suebischen Gau des Binnenlandes botmaessig und zinspflichtig gemacht worden und hatten schon 697 (57) Caesar durch ihre Boten ersucht, auch sie wie die Gallier von der suebischen Herrschaft zu befreien. Es war Caesars Absicht nicht, diesemAnsinnen, das ihn in endlose Unternehmungen verwickelt haben wuerde, ernstlich zu entsprechen; aber wohl schien es zweckmaessig, um das Erscheinen der germanischen Waffen diesseits des Rheines zu verhindern, die roemischen jenseits desselben wenigstens zu zeigen. Der Schutz, den die entronnenen Usipeten und Tencterer bei den Sugnmbrern gefunden hatten, bot eine geeignevte Veranlassung dar.$ nter den thrakischen Fuersten der Herr des alten Odrysenreichs Kotys, ward seitdem den roemischen Klientelkoenigen beigezaehlt. Allein nichtsdestoweniger hatte das befriedete Land nach wie vor von Norden und Osten her Einfaelle zu leiden. Der Statthalter Gaius Antonius ward uebel heimgeschickt, sowohl von den Dardanern, als auch von den in der heutigen Dobrudscha ansaessigen Staemmen, welche mit Hilfe de vom linken Donauufer herbeigezogenen, gefuerchteten Bastarner ihm bei Istropolis (Istere unweit Kustendsche) eine bedeutende Niederlage beibrachten (692-693 62-61). Gluecklicher focht Gaius Octavius gegen Besser und Thraker (694 6¤0). Dagegen machte Marcus Piso (697-98 57-56) wiederum als Oberfeldherr sehr schlechte Geschaefte, was auch kein Wunder war, da er um Geld Freunden und Feinden gewaehrte, was sie wuenschten. Die thrakischen Dentheleten (am Strymon) pluenderten unter seiner Statthalterschaft Makedonien weit und breit und stellten auf der grossen, von Dyrrhachion nach Thessalonike fuehren$ ne bewaffnete Macht zu regieren, war unendlich schwer, fuer jenen eckigen vornehmen Mustersoldaten abe" geradezu unloesbar. Sehr bald war er so weit, dass Feind°e und Freunde, beide ihm gleich unbequem, seinetwegen machen konnten, was ihnen beliebte; nach Caesars Abgang von Rom beherrschte die Koalition wohl noch die Geschicke der Welt, aber nicht die Strassen der Hauptstadt. Auch der Senat, dem ja immer noch eine Art nominellen Regiments zustand, liess die Dinge in der Hauptstadt gehen, wie sie gehen konnten und mochten; zum Teil, weil der von der Koalition beherrschten Fraktion dieser Koerperschaft die Instruktionen der Machthaber fehlten, zum Teil, weil die grollende Opposition aus Gleichgueltigkeit oder Pessimismus beiseite trat, hauptsaechlich aber, weil die gesamte hochadlige Koerperschaft ihe vollstaendige Ohnmacht wo nicht zu begreifen, doch zu fuehlen begann. A¬ugenblicklich also gab es in Rom nirgends eine Widerstandskraft irgendwelcher Regierung, nirgends eine wirkliche Autoritaet. Ma$ steuern, dWem Assoziationsrecht der niederen Klassen gesetzt worden waren, und stellte die damals aufgehobenen "Strassenklubs" (collegia compitalicia) wieder her, welche nichts anderes waren als eine foermliche, nach den Gassen abgeteilte und fast militaerisch gegliederte Organisation des gesamten hauptstaedtischen Freien- oder Sklavenproletariats. Wenn dazu noch das weitere Gesetz, das ClodiuÖs ebenfalls bereits entworfen hatte und als Praetor 702 (52) einzubringen gedachte, den Freigelassenen und den im tatsaechlichen Besitz derFreiheit lebenden Sklaven die gleichen politischen Rechte mit den Freigeborenen gab, so konnte der Urheber all dieser tapferen Verfassungsbesserungen sein Werk fu÷r vollendet erklaeren und als neuer Numa der Freiheit und Gleichheit den suessen Poebel der Hauptstadt einladen, in dem auf einer seiner Brandstaetten am Palatin von ihm errichteten Tempel der Freiheit ihn zur Feier des eingetretenen demokratischen Millenniums das Hochamt zelebrieren zu sehen. Natuerlich schlos$ sen im ganzen Umfang des Roemischen Reiches und zu diesem Endzwecke teils das unbeschraenkte Verfuegungsrecht ueber die roemische Staatskasse, teils Heer und Flotte uebertragen zu lassen, sowie ein Kommando, welches nicht bloss ueber das ganze Roemische Reich sich erstreckte, sondern dem auch in jeder Provinz das des Statthalters wich - kurz, er beabsichtigte, eine verbesserte Auflage des Gabinischen Gesetzes zu veranstalten, woran sich sodann die Fuehrung des eben damals schwebenden Aegyptischen Krieges ebenso von selbst angeschlossen haben wuerde wie die des Mithradatischen an die Razzia gegen die Pirten. Wie sehr auch die Opposition gegen die neuen Dynasten in den letz„en Jahren Bo÷en gewonnen hatte, es stand dennoch, als diese Angelegenheit im September 697 (57) im Senat zur +erhandlung kam, die Majoritaet desselben noch unter dem Bann des von Caesar erregten Schreckens. Gehorsam nahm sie den Vorschlag im Prinzip an, und zwar auf Antrag des Marcus Cicero, der hier den ersten Beweis der in der$ hwirrte und sie denn auch in angemessene Angst versetzte - nicht ohne Herzklopfen uebersandten die philosophischen Skribenten der Zeit dem "scharfen Mann" ihre neu erschienenen Traktate. Das Philosophieren ist wahrlich keine Kunst. Mit dem zehnten Teil der% Muehe, womit der Herr den Sklaven zum Kunstbaecker erzieht, bildet er selbst sich zum Philosophen; freilich, wenn dann der Baecker und der Philosoph beide unter den Hammer kommen, geht der Kuchenkuenstler hundertmal teurer weg als der Weltweise. Sonderbare Leute, diese Philosophen! Der eine befiehlt, die Leichen in Honig beizusezen - ein Glueck, dass man ihm nicht den Willen tut, wo bliebe sonst der Honigwein? Der andere meint, dass die Menschen wie die Kresse aus der Erde gewachsen sind. Der dritte hat einen Weltbohrer erfunden, durch den die Erde einst untergehen wird. -------------------------------------------------------- ^13 "Willst du etwa", schreibt ãer einmal, "die Redefiguren und Verse des Quintussklaven Clodius abgurgeln und ausrufen$ tio, variis afflictionibus exerceri et crucifigi cum Christo. 33] Insuper docent, quod quilibet Christianus debeat se corporali disciplina aut corporalibus exercitiis et laboribus sic exercere et coercere, ne saturitas aut desidia exstimulet ad peccandum, non ut perilla exercitia mereamur gratiam aut satisfaciamus pro peccatis. 34] Et hanc corporalem disciplinam oportet semper urgere, non solum paucis et constitutis diebus, sicut Christus praecipit Luc. 21, 34: 35] Cavete, ne corpora vestra graventur crapula. 36] Item Matth. 17, 21: Hoc genus daemoniorum non eiicitur nisi ieiunio et oratione. 37] E‹t Paulus ait 1 Cor. 9, 27: Castigo corpus meum et redigo in 38] Ubi clare ostendit se ideo castigare corpus, non ut per eam disciplinam mereatur remissionem peccatorum, sed ut corpus habeat obnoxium et idoneum ad res spÕirituales et ad faciendum officium iuxta vocationem suam. 39] Itaque non damnantur ipsa ieiunia, sed traditiones, quae certos [ies, certos cibos praescribunt cum periculo conscientiae, tamquam istiu$ Namen haben, dass sie allein heilige, vollkommene Werke hiessen. Derhalben war kein Mass noch Ende, solche Traditionen zu Zum dritten, solche Traditionen sind zu hoher Bescherung der Gewissen geraten. Denn es war nicht moeglich, alle Traditionen zu halten, und wren doch die Leute in der Meinung, als waere solches ein noetiger Gottesdienst, und schreibt Gerson, dass viele hiemit in Verzweiflung gefallen, ~tliche haben sich auch selbst umgebracht, derhalben, dass ie keinen Trost von der Gnade Christi gehoert haben. Denn man sieht bei den Summisten und Theologen, wieødie Gewissen verwirrt, welche sich unterstanden haben, die Traditionen zusammenzuziehen, und "epieikeias" gesucht, dass sie den Gewissen huelfen, haben so viel damit zu tun gehabt, dass dieweil alle heilsame christliche Lehre von noetigeren Sachen, als vom Glauben, vom Trost in hohen Anfectungen und dergleichen, daniedergelegen ist. Darueber haben auch viel fromme Leute vor dieser Zeit sehr geklagt, dass solche Traditionen viel Zank in der Kirc$ lkes versprechen, welches den grossen Beschuetzer der griechischen Freiheit im Gefaengnis hatte verschmachten lassen? Welches den tugendhaften Aristides, bloss darum, weil er den Beinamen des Gerechten v‘rdiente, verbannet, und in einer von seinen gewoehnlichen Launen so gar den Socrates zum Gift-Becher veruÜrteilt hatte, weil er der weiseste und tugendhafteste Mann seines Jahrhunderts war. Diese Beispiele sagten mir sogleich bei der ersten Nachricht, die ich von dem ueber mir sich zusammenziehenden Ungewitter erhielt, zuverlaessig vorher, was ich von den Atheniensern zu erwarten haette; sie machten, dass ich ihnen nicht mehr zutraute, als sie leisteten; und trugen nicht wenig dazu bei, mich ein Unglueck mit Standhaftigkeit ertragen zu machen, in welchem ich so vortreffliche Maenner zu Vorgaengern gehabt hatte. Derjenige, den meine Feinde zu meinem Anklaeger auserkoren hatten, war einer von diesen witzigen SchwaetzeÕn, deren feiles Talent gleich fertig ist, Recht oder Unrecht z° verfechten. Er hatte in der$ gen der Tugend endlich vollkommen gewinnen koennte. Und gesetzt auch, dass es ihm nur auf eine unvollkommene Art gelingen wuerde; so hoffte er, wofern er sich nur einmal seines Herzens bemeistert haben wuerde, doch immer im Stande zu sein, viel gutes zu tun, und viel Boeses zu verhindern, und auch dieses schien ihm genug zu sein, um beim Schluss der Aktion mit dem belohnenden Gedanken, eine schoene Rolle wohl gespielt zu haben, vom Theater abzutretMen. In diesen sanfteinwiBgenden Gedanken schlummerte Agathon endlich ein, und schlief noch, als Aristippus des folgenden Morgens wiederkam, um ihn im Namen des Dionys einzuladen, und bei diesem Prinzen aufzufuehren. Die Seite, von der sich dieser Philosoph in der gegenwaertigen Geschichte zeigt, stimmt mit dem gemeinen Vorurteil, welches man gegen ihn gefasst hat, so wenig ueberein, als dieses mit den gewissesten Nachrichten, welche von seinem Leben und von seinen Meinungen auf uns gekommen sind. In dr Tat scheint dasselbe sich mehr auf den MissverstanO seiner G$ als ehmals; oder richtiger zu reden, er kannte den unendlichen Unterschied zwisôchen dem metZphysischen Menschen, welchen man sich in einer spekulativen Einsamkeit ertraeumt; dem natuerlichen Menschen, in der rohen Einfalt und Unschuld, wie er aus den Haenden der allgemeinen Mutter der Wesen hervorgeht; und dem gekuenstelten Menschen, wie ihn die Gesellschaft, ihre Gesetze, ihre Gebraeuche und Sitten, seine BeduFrfnisse, seiHe Abhaenglichkeit, der immer waehrende Kontrast seiner Begierden mit seinem Unvermoegen, seines Privat-Vorteils mit den Privat-Vorteilen der uebrigen, die daher entspringende Notwendigkeit der Verstellung, und immerwaehrenden Verlarvung seiner wahren Absichten, und tausend dergleichen physikalische und moralische Ursachen in unzaehliche betruegliche Gestalten ausbilden--er kannte, sage ich, nach allen Erfahrungen, die er schon gemacht hatte, diesen Unterschied der Menschen von dem was sie sein koennten, und vielleicht sein sollten, bereits zu gut, um seinen Plan auf platonische Ideen zu g$ tlich sein, wenn sie in die Augen fallen sollen; und wir fangen gemeiniglich nicht eher an, sie deutlich wahrzunehmen, bis wir uns genoetigt finden, zu stutzen, und uns selbst zu fragen, ob wir noch eben dieselbe Person seien, die wir waren? Aus{ diesem Grunde geschah es vermutlich, dass Aègathon die Progressen, welche die schon zu Smyrna angefangene Revolution in seiner Seele waehrend seinem Aufenthalt zu Syracus machte, ohne das mindeste Misstrauen in sie zu setzen, ganz allein den neuen oder bestaetigten Erfahrungen zuschrieb, welche er in dieser ausgebreiteten Sphaere zu machen, so viele Gelegenheiten hatte. Es ist unstreitig einer der groessesten Vorteile,e wo nicht der einzige, den ein denkender Mensch aus dem Leben in er grossen Welt mit sich nimmt, wofern es ihm jemals so gut wird, sich wieder aus derselben herauswinden zu koennen--dass er die Menschen darin kennen gelernt hat. Es laesst sich zwar gegen diese Art von Kenntnis der Menschen, aus guten Gruenden eben so viel einwenden, als gegen diejenig$ tuerliche Heiterkeit und Lebhaftigkeit seiner Sinnesart disponierte ihn ohnehin dazu; und die Syracusaner, deren Charakter eine Vermischun des Atheniensischen und Corinthischen, oder eine Komposition von den widersprechendesten Eigenschaften, welche ein Volk nur immer haben kann, ausmachte--und en Hof, wie Dionysens Hof war--versahen ihn so reichlich mit komischen Charaktern, Bildern und Begebenheiten, dass der Absatz, welchen der gegenwaertige Ton seiner Seele (wenn man uns dieses malerische Kunst-Wort hier erlauben will) mit seinem ehmaligen machte, von Tag zu Tag immer staerker werden musste. Der Oromasdes und Arimanius der alten Persen werden uns nicht als toedlichere Feinde 4vorgestellt, als es der komische Geist, und der Geist des Enthusiasmus sind; und die natuerliche Antipathie dieser beiden Geister wird dadurch nicht wenig vermehrt, dass beide gleich geneigt sind, ueber die Grenzen der Maessigung hinauszusch eifen. Der Enthusiastische Geist sieht alles in einem strengen feierlichen Licht; der Komis$ gathon, vor andern zu seinem Aufenthalt erwaehlt zu werden. Die angenehme Luft dieser von einem guenstigen Himmel umflossenen Ufer, der Anblick ei*nes der schoensten Laender unter der Sonne, und der noch suessere Anblick eines Freundes, von dem er bis zur Schwaermerei geliebt wurde, machten unsern Helden in einem einzigen Augenblick alles Ungemach vergessen, das er in Sicilien und in seinem ganzen Leben ausgestanden hatte. Ein frohes ahnendes Erwarten der Glueckseligkeit, die in diesem zum erstenmal betretenen Lande auf ihn wartete, verbreitete eine Art von angenehmer Empfindung durch sein ganzes Wesen, welche sich nicht beschreiben laesst. Die uóbestimmte Wollust, welche alle seine Sinnen zugleich einzunehmen schien, war nicht dieses seltsame zauberische Gefuehl, womit ihn die Schoenheiten der Natur und die Empfindung ihrer reinsten Triebe, in seiner Jugend durchdrungen hatte--dieses Gefuehl, diese Blueate der Empfindlichkeit, diee zaertliche Sympathie mit allem was lebt oder zu leben scheint; dieser Geis$ nkheit aller Formen groesser und wie auf den Fussspitzen schwebend, waehrend man Cauch im Gesicht dieselbe Aehnlichkeit und denselben Unterschied, der auf Rechnung der Jahre kam, auf den erstn Blick erkannte. Nur der Ausdruck in beiden Gesichtern schien niemals einander aehnlich werden zu koennen. Es war zwischen den dichten Brauen der Frau Giovanna ein Zug von Spannung und kummervollem Harren, der auch mit den Erfahrungen des Alters auf Mariettas klarer StirnÁnie dauernd eine Staette finden konnte. Diese Augen mussten immer lachen, dieser Mund immer ein wenig geoeffnet sein, um jeden Scherz unverzueglich hinauszulassen. Es war unendlich drollig zu sehen, wie jetzt in diesem Gesichtchen Verschlagenheit, Ueberraschung, Neugier und^ Mutwille miteinander kaempften. Sie bog beim Eintreten den Kopf, dessen lose Flechten mit einem schmalen Tuch umwunden waren, seitwaerts, um den neuen Hausgenossen zu sehen. Auch seine ernste Miene und sein graues Haar stimmten ihre Munterkeit nicht herab. Mutter, fluesterte $ der andere reichte ihm mit besondeer Herzlichkeit die Hand. Ich freue mich sehr, mein teurer Andrea, dass ich Euch zufaellig hier antreffen sollte. Ich waere ungern ohne Abschied von Euch gegangen, und doch wagte ich nicht, Euch zu besuchen oder nach Euch zu schicken, da es ohne Zweifel aufgefallen waere. Ihr reist? fragte Andrea fast bestuerzt. Ich muss wohl. Da lest diesen Brief meiner guten Mutter, und sagt, ob ich darauf hin noch laenger zoegern kann. Er zog den Brief aus der Tasche und gab ihn dem Freunde. QDie alte Dame beschwor den Sohn, wenn ihm daran liege, dass sie je wieder ein Stunde Schlaf faende, ohne Aufenthalt zu ihr zu reisen. Die Geruechte aus Venedig, die Stellung, die er dort einnehme und welcÞe ihn mehr als andere gefaehrde, der Ums[and, dass kaum der dritte seiner Briefe an sie gelange, sie wisse nicht, durch wessen Schuld--das alles nage an ihrer Ruhe, und ihr Arzt wolle fuer nichts stehen, wenn sie nicht durch einen Besuch ihres Sohnes erst wieder getroestet und beruhigt worden sei$ ich zurueckgezogen hatte, gehoert und erkannte, dass es jetzt Zeit sei zu handeln. Er hate sich schon vorher von dem aus den Feigen geloesten Geld einen Anzug verschafft, der ihn als Gelehrten darstellen konnte; ein langer Bart aus §iegenhaaren vollendete die Taeuschung. Mit einem Saeckchen voll Feigen wanderte r in den Palast des Koenigs und bot als fremder Arzt seine Hilfe an. Man war von Anfang sehr unglaeubig; als aber der kleine Muck eine Feige einem der Prinzen zu essen gab und Ohren und Nase dadurch in den alten Zustand zurueckbrachte, da wollte 5alles von dem fremden Arzte geheilt sein. Aber der Koenig nahm ihn schweigend bei der Hand und fuehrte ihn in sein Gemach; dort schloss er eine Tuere auf, die in die Schatzkammer fuehrte, und winkte Muck, ihm zu folgen. "Hier sind meine Schaetze", sprach der Koenig, "waehle dir, was es auch sei, es soll dir gewaehrt werden, wenn du mich von diesem schmachvollen Uebel befreist." Das war suesse Musik in des kleinen Muck Ohren; er hatte gleich beim Eintritt $ tan, entflammt von wuetendem Zorn, rief ihnen zu, den Wahnsinnigenðzu binden: "Ich habe hier zu entscheiden", sprach e¡ mit gebietender Stimme, "und hier richtet man nicht nach den Traeumen der Weiber, sondern nach gewissen, untrueglichen ZeØchen. Dieser hier (indem er auf Labakan zeigte) ist mein Sohn; denn er hat mir das Wahrzeichen meines Freundes Elfi, den Dolch, gebracht." "Gestohlen hat er ihn", schrie Omar, "mein argloses Vertrauen hat er zum Verrat missbraucht!" Der Sultan aber hoerte nicht auf die Stimme senes Sohnes; denn er war in allen Dingen gewohnt, eigensinnig nur seinem Urteil zu folgen; daher liess er den ungluecklichen Omar mit Gewalt aus dem Saal schleppen. Er selbst aber begab sich mit Labakan in sein Gemach, voll Wut ueber die Sultanin, seine Gemahlin, mit der er doch seit fuenfundzwanzig Jahren in Frieden gelebt hatte. Die Sultanin aber war voll Kummer ueber diese Begebenheiten; sie war vollkommen ueberzeugt, dass ein Betrueger sich des Herzens des Sultans bemaechtigt hatte, denn jene$ harmanter Mensch sein soll." So sprachen sie und ermahnten ihre Soehne und Toechter, recht Bmanierlich auszusehen, wenn die Fremden kaemen, sich gerade zu halten und sich ach einer besseren Aussprache zu bedienen als gewoehnlich. Und die klugen Frauen im Staedtchen hatten nicht unrecht geraten; denn nach der Reihe fuhr der alte Herr mit seinem Neffen umher; sich und ihn in die Gewogenheit der Familien zu empfehlen. Man war ueberall ganz erfuellt von den beiden Fremden und bedauerte, nicht schon frueher diese angenehme Bekanntschaft gemacht zu haben. Der alte Herr zeigte sich als ein wuerdiger, sehr vernuenftiger Mann, der zwar bei allem, was er sagte, ein wenig laechelte, so dass man nicht gewiss war, ob es ihm Ernst sei oder nicht, aber er sprach ueber das Wetter, ueber die Gegend, ueber das Sommervergnuegen aufdem Keller am Berge so klug und durchŸacht, dass jedermann davon bezaubert war. Aber der Neffe! Er bezauberte alles, er gewann alle Herzen fuer sich. Man konnte zwar, was sein Aeusseres betraf, sei$ Knuetteln bewaffnet, als Leibgare, Felix, der Goldarbeiter, trug bange mehr um den Schmuck seiner Wohltaeterin als um sein Leben; der Fu2hrmann aber, der einigemal den Rauch seiner Pfeife nachdenklich vor# sich hingeblasen, sprach leise: "Ihr Herren, im Schlaf wenigstens sollen sie uns nicht ueberfallen. Ich fuer meinen Teil will, wenn nur noch einer mit mir haelt, die ganze Nacht wach bleiben." "Das will ich auch"--"ich auch", riefen die drei uebrigen; "schlafen koennte ich doch nicht", setzte der junge Herr hinzu. "Nun, so wollen wir etwas treiben, dass wir wach bleiben", sagte der Fuhrmann, "ich denke, weil wir doch gerade zu viert sind, koennten wir Karten spielen, das haelt wach und vertreibt die Zeit." "Ich spiele niemals Karten", erwidert der junge Herr, "darum kann ich wenigstens nicht mithalten." "Und ich kenne die Karten gar nicht", setzte Felix hinzu. "Was koennen wir denn aber anfangen, wenn wir nicht spielen", sprach der Zirkelschmied, "singen? Das geht nicht und wuerde nur das Gesindel herbei$ s wurde schlaefrig, denn begierig horchten wir alle zu. Ehe wir uns dessenà versahen, war es Tag. Da erkannten wir die List des Meisters, dass er uns durch Reden habe wach halten wollen. Denn als die Glocke fertig war, schonte er seinen Wein nicht und holte ein, was er weislich in jener Nacht versaeumte." "Das ist ein vernuenftiger Mann", erwiderte der Student, "gegen den Schlaf, das ist Þgewiss, hilft nichts als Reden. Darum moechte ich diese Nacht nicht einsam bleiben, weil ich mich gegen elf Uhr hin des Schlafes nicht erwehren koennte." "Das haben auch die Bauersleute wohlbeÖacht", sagte der Jaeger, "wenn die Frauen und Maedchen ipn den langen Winterabenden bei Licht spinnen, so bleiben sie nicht einsam zu Hause, weil sie da wohl mitten unter der Arbeit einschliefen, sondern sie kommen zusammen in den sogenannten Lichtstuben, setzen sich in grosser Gesellschaft zur Arbeit und erzaehlen." "Ja", fiel der Fuhrmann ein, "da geht es oft recht greulich zu, dass man sich ordentlich fuerchten moechte, denn sie$ gli¯ch, so kehre ich zurueck und hole euch nach." Die uebrigen billigten diesen Vorschlag, der Fuhrmann legte die Schuhe ab und schlich sich auf den Zehen nach der Treppe; aengstlch lauschten seine Genossen oben im Zimmer; schon war er die eine Haelfte der Treppe gluecklich und unbemerkt hinabgestiegen; aber als er sich dort um einen Pfeiler wandte, richtete sich ploetzlich eine ungeheure Dogge vor ihm in die Hoehe, legte ihre Tatzen auf seine Schultern und wies ihm, gerade seinem Gesicht gegenueber, zwei Reihen langer, scharfer Zaehne. Er wagte weder vor- noch rueckwaerts auszuweichen; denn bei der geringsten Bewegung schnappte der entsetzliche Hund nach seiner Kehle. Zugleich fing er an zu heulen und zu bellen, und alsobald erschienen der Hausknecht und die Frau mit Lichtern. "Wohin, was wollt Ihr?" rief die Frau. "Ich habe noch etwas in meinem Karre zu holen", antwortete der Fuhrmann, am ganzen Leibe zitternd; denn als die Tuer% aufgegangen war, hatte er mehrere braune, verdaechtige Gesichter, Maenner mi$ an, bis es ihm gelang, geordnet zu sprechen. "Gnaedige Frau", Psagte er, "es gibt Faelle, in die man sich in Geduld schicken muss. Ein solcher ist der Ihrige. Glauben Sie nicht, dass ich den Respekt vor einer so ausgezeichneten Dame auch nur auf einen Augenblick aus den Augen setzen werde; Sie werden alle Bequemlichkeiten haben, Sie werden ueber nichts klagen koennen als vielleicht ueber den Schrecken, den Sie diesen Abend gehabt." Hier hielt er inne, als erwartete er eine Antwort; als aber Felix beharrlich schwieg, fuhr er fort: "SeFhen Sie in mir keinen gemeinen Dieb, keinen Kehlenabschneider. Ich bin ein ungluecklicher Mann, den widrige Verhaeltnisse zu diesem Leben zwangen. Wir wollen uns auf immer aus dieser Gegend entfernen; aber wir brauchen Reisegeld. Es waere uns ein leichtes gewesen, Kaufleute oder Postwagen zu ueberfallen; aber d£nn haetten wir vielleicht mehrere Leute auf immer ins Unglueck gestuerzt. Der Herr Graf, Ihr Gemahl, hat vor sechs Wochen eine Erbschaft von fuenfmalhunderttausend$ efen sie, "seht ihr ihn dort im Wagen neben dem Offizier! Es lebe der brave Go0dschmiedsjunge!" Und ein tausendstimmiges "Hoch!" fuellte die Luefte. Felix war beschaemt, geruehrt von der rauschenden Freude der Menge. Aber noch ein ruehrenderer Anblick stand ihm auf dem Rathause der Stadt bevor. Ein Mann von mittleren Jahren, in reichen Kleidern, empfing ihn an der Treppe und umarmte ihn mit Traenen in den Augen. "Wie kann ich dir vergelten, mein Sohn!" rief er. "Du hast mir viel gegeben, als ich nahe daran war, unendlich viel zu verlieren! Du hast mir die Gattin, meinen Kindern die Mutter gerettet; denn ihr zartes Leben haette die Schrecken einer solchen Gefangenschaft nicht ertragen." Es war der Gemahl der Graefin, der diese Worte sprach. So sehr sich Felix straeuben mochte, einen Lohn fuer seine AufopferuJng zu bestimmen, so unerbittlich schien der Graf darauf besteen zu wollen. Da fiel dem Juengling das unglueckliche Schicksal des Raeuberhauptmanns ein; er erzaehlte,Ë wie er ihn gerettet, wie diese Re$ nd gaebs eine Liebe, gereinigt von Qualen, Und schien' eine Sonne, beraubt ihrer Strahlen: Ich bliebe doch lieber im finsteren Haus Und lachte die Torheit der Menschen hier aus. (Er eilt zurueck und oeffnet die Fensterbalken. Der Wald erglueht im Abendrot, welches auch Rappelkopf bestrahlt. E blickt duester hinaus und von ferne erschallt der) So leb denn wohl, du stilles Haus, Wir ziehn betruebt aus dir hinaus. Achzehnter Auftritt (Langsam verwandelt sich die Buehne in ein kurzes Zimmer in Rappelkopfs Hause. In der MIitte ein² grosser Spiegel. Tag.) Sophie, von Malchen und August gefuehrt, setzt sich weinend in einen Stuhl. Troesten Sie sich, teure Mutter, der Vater wird schon wieder zurueckkehren, wenn er ausgetobt hat. Wie oft verliess er nicht das Ha4us und lief den Bergen zu. Ach Kinder, es ist eine boese Ahnung in meinem Busen, die mir jede Hoffnung raubt, dass wir ihn gesund und wohlbehalten wiedersehen. Wenn Sie mir nur erlauben wollten, ihm nachzueilen, ich wollte alle Mittel anwenden, ihn zu bes$ sollte sich hueten, seinen Gegnern mit solchen Fehlgriffen die Waffen in die Hand zu geben. Aber in der Tat! Diese drei Musketiere haben sich vom Alexanderplatz auf den Gensdarmenmarkt verirrt und werden, statt ueber die Koenigsstaedter ueber die Koenigliche Buehne schreiten. Die Rollen sind ausgeteilt. Hendrichs, Doering, die Hagn, die Crelinger, die besten Truppen ruecken fuer Alexandre Dumas und seine in die Uniform der Madame Birch-Pfeiffer gesteckten drei Musketiere ins Feld. Herr von Kuestner glaub} die hohe Aufgabe, jaehrlich sich mit 220 000 Talern zu "rechtfertigen", nur durch ein solches Repertoire loesen zu koennen. Wenn auch Graf Bruehl sich im Grabe umpdrehen sollte, wenn auch Graf Redern, auf dem Trottoir Unter den Linden einen Augenblick still stehend und den neuesten heaterzettel an einer Strassenecke lesend, laecheln, hoechst ironisch laecheln sollte, Herr von Kuestner fehrt doch die drei Musketiere der Madame Birch-Pfeiffer auf! Frueher war das Verhaeltnis so: Wenn Madame Birch-Pfeiffer ein $ und das Don Caesar schulte. Sie jubeln, dass der Erker widerhallt. Rudolf. Sie jubeln? Tummelt? Ein verzogner Fant, Huebsch wild und rasch, bei Wein und Spiel und Schmaus. Wohl selbst bei Weibern auch; man spricht davon. Allein er ist ein Mensch. Ich will ihn sehQ, Den Leupold sehn! Wo ist er? Bringt ihn her! (Einige sind gegangen.) Rudolf (zu Ferdinand). Beliebt's Euch unterdessen, die Gemaecher, Die man Euch hier bereitet, zu besehn? Wo bleibt der Range? Warum kommt er nicht? Erzherzog Leopolds Stimme (von aussen). Rudolf. Aha, er ruft.--Was gibt es dort? (Aus der Seitentuere links ist ein Hofbedienter herausgetreten.) Rumpf. Die Kapellaene fragen untertaenigst, O§ Eure Majestet den Gottesdienst-- Rudolf (das Barett abnehmend und Mantel und Kleid ordnend). Des Herren Dienst vor allem. (Zu Erzherzog Ferdinand.) Wenn's beliebt! (Zu den uebriÈgen.) Und kommt mein Neffe, heisst ihn nur uns folgen. Erzherzog Leopold (zur Tuere hereinstuerzend). Mein gnaed'ger Ohm! (Da er den bereits geordneten Zug sieht, stutzt$ ist's gewidmet, Und hinterm Waldgebirge, das zum Aetna Sich langsamsteigend hebt, liegt es versteckt; Wie ein verschwiegner Aufenthalt der Seelen. Sei guten Muths! Vertraue deinen Soehnen! Die Schwester bring' ich dir zurueck, muesst' ich Durch alle Laend·r sie und Meere suchen. Doch eines, Mutter, ist es, was mich kuemmert: Die Braut verliess ich unter fremdem Schutz. Nur dir kann ich das theure Pfand vertrauen, Ich sende sie dir her, du wirst sie schauen; An ihrer Brust, an ihrem lieben Herzen Wirst du des Grams vergessen und der Schmerzen. (Er geht ab.) Wann endlich wird der Fluch sich loesen, Der ueber diesem Hause lastend ruht? Mit meiner Hoffnung spielt ein tueckisch Wesen, Und immer sillt sich seines Neides Wuth. So nahe glaubt ich mich dem sichern Hafen, So fest vertraut' ich auf des Glueckes Pfand, Und alle Stuerme glaubt' ich eingeschlafen, Und freudig winkend sah ich schon das Land Im Abendglanz der Sonne sich erhellen; Da kommt ein Sturm, aus heitrer Luf$ er schlechte Menschen, die diese Schuechternheit gelegentlich ueberwinden, nicht wahr? (Marchbanks faehrt beinahe wuetend auf:) Schlechte Menschen Das heisst Menschen, die ohne Liebe sind, deshalb sind sie auch ohne Scham! Sie haben den Mut, Liebe zu verlangen, weil sie keine brauchen; sie haben deÀMut, sie anzubieten, weil sie keine zu geben haben! (Er sinkt in s¼einen Stuhl und fuegt traurig hinzu:) Aber wir, die wir Liebe haben und danach brennen, sie mit anderen auszutauschen, wir koennen kein Wort ueber die Lippen bringen. (Schuechtern:) Finden Sie das nicht auch? (Proserpina.) Nehmen Sie sich in acht. Wenn Sie nicht aufhoeren, so zu reden, werde ich das Zimmer verlassen, Herr Marchbanks. Ich tue es wirklich! Das gehoert sich nicht. (Sie nimmt ihren Sitz vor der Schreibmaschine wieder ein, oeffnet das blaue Buch und macht sich bereit, daraus etwas zu kopieren.) (Marchbanks hilflos:) Nichts gehoert sich, was wert ist, dass man darueber spricht! (Er erhebt sich und wandert verloren im Zimmer $ ebe, der mich ergriff, obschon ich mich zu gleicher Zeit an dem die kindliche Verehrung missbrauchenden Marschall aergerte und auch darueber hoechst missmutig war, dass Julian, gegen mich und jedermÂann ein hartnaeckiger Schweiger, einem Mouton Vertrauen bewies, einem Halbmenschen sich aufschloss. Mit Unrecht. Erzaehlen doch auch wir Erwachsenen einem treuen Tiere, welches uns die Pfoten auf die Knie legt, unsern tiefsten Kummer, und ist es nicht ein vernuenftiger Trieb aller von der Natur Benachteiligten, ihre Gesellschaft eher unten zu suchen als bei ihresgleichen, wo siesich als Geschonte und Bemitleidete empfinden? 'Weisst du was', fuhr Mouton nach einer Pause fort, und der andere Mouton spitzte die Ohren dazu, 'du zeichnest dein Vieh schon jetzt nicht schlecht und lernst taeglicHh hinzu. Ich nehme dich nach dem Sueden als mmeinen Gesellen. Ich habe da eine Bestellung nach Schloss Grignan. Die Dingsda--wie heisst sie doch? das fette lustige Weibsbild? richtig: die Sevigne!--schickt mich ihrem Schwieg$ rnenê, welche die Kinder ame Wege aufgelesen, nd eine voellig nackte Puppe mit nur einem Bein und einem verschmierten Gesicht, welches wie ein Fraeulein zwischen den Broten sass und sich behaglich fahren liess. Dies Fuhrwerk hielt nach manchem Anstoss und Aufnthalt endlich auf der Hoehe im Schatten eines jungen Lindengebuesches, welches da am Rande des Feldes stand, und nun konnte man die beiden Fuhrleute naeher betrachten. Es war ein Junge von sieben Jahren und ein Dirnchen von fuenfen, beide gesund und munter, und weiter war nichts Auffaelliges an ihnen, als dass beide sehr huebsche Augen hatten und das Maedchen dazu noch eine braeunliche Gesichtsfarbe und ganz krause, dunkle Haare, welche ihm ein feuriges und treuherziges Ansehen gaben. Die Pflueger waren jetzt auch wieder oben angekommen, steckten den Pferden etwas Klee vor und liessen die Pfluege in der halbvollendeten Furche stehen, waehrend sie als gute Nachbarn sich zu dem gemeinschaftlichen Imbiss begaben und sich da zuerst begruessten; denn bislang $ , sich eine lange Zeit der Pruefung und Entsagung vorzunehmen und zu ueberstehen, und dann waere erst noch Vrenchens Vater dagewesen, welchen er zeitlebens elend gemacht. Das Gefuehl, in der buergerlichen Wet nur in einer ganz ehrlichen und gewissenfreien Ehe gluecklich sein zu koennen, war in ihm ebenso lebendig wie¹ in Vrenchen, und in beiden verlassenen Wesen war es  ie letzte Flamme der Ehre, die in frueheren Zeiten in ihren Haeusern geglueht hatte und welche die sich sicher fuehlenden Vaeter durch einen unscheinbaren Missgriff ausgeblasen und zerstoert hatten, als sie, eben diese Ehre zu aeufnen waehnnd durch Vermehrung ihres Eigentums, so gedankenlos sich das Gut eines Verschollenen aneigneten, ganz gefahrlos, wie sie meinten. Das geschieht nun freilich alle Tage; aber zuweilen stellt das Schicksal ein Exempel auf und laesst zwei solche Aeufner ihrer Hausehre und ihres Gutes zusammentreffen, die sich dann unfehlbar aufreiben und auffressen wie zwei wilde Tiere. Denn die Mehrer des Reiches verrechnen sic$ d nie zu sehen ist, ohne dass sie etwas Essbares zwischen den Fingern herumzerrt; was Wunder, dass die Herren Germanen dabei die groessten Esser werden, das ganze Lebensglueck auf eine wohlbestellte Kueche gegruendet wird und man ganz vergisst, welche Nebensache eigentlich das Essen auf Qdieser schnellen Lebensfahrt sei. Ebenso verfuhr sie mit dem, was sonst von den Eltern mit einer schrecklich ungeschickten Heiligkeit behandelt wird, mit dem Gelde. Sobald als tunlich liess sie ihren Sohn ihren Vermoegensstand mitwissen, fuer sie Geldsummen zaehlen und in das Behaeltnis legen, und sobald er nur imstande war, die Muenzen zu unterscheiden, liess sie ihm eine kleine Sparbuechse zu gaenzlich freier Verfuegung. Wenn er nun eine Dummhþeit machte oder ene arge Nascherei beging, so behandelte sie+ das nicht wie ein Kriminalverbrechen, sondern wies ihm mit wenig Worten die Laecherlichkeit und Unzweckmaessigkeit nach. Wenn er etwas entwendete oder sich aneignete, was ihm nicht zukam, oder einen jener heimlichen Ankaeuf$ treffenden Stimmzettel auszuteilen." "Ihr habt ueberhaupt weder etwas vorzuschlagen hier, noch den Stimmenzaehlern etwa^ auf!zutragen!" rief Fritz Amrain, und dem grossen Mgnaten und Gastwirt blieb nichts anderes uebrig, als das Unerhoerte abermals so begreiflich zu finden, dass es ans Triviale grenzte, und ohne ein Wort weiter zu sagen, verliess er die Kirche, gefolgt von dem bestuerzten NachtwDaechter und den andern Lumpen. Nur der Schreiber blieb, um das Protokoll weiterzufuehren, und Fritz Amrain begab sich in dessen Naehe und sah ihm auf die Finger. Die Bauern aber erholten sich endlich aus ihrer Verwunderung und benutzten die Gelegenheit, das Wahlgeschaeft rasch zu beendigen und statt der bisherigen zwei Mitglieder zwei tuechtige Maenner aus ihrer Gegend zu waehlen, die sie schon lange gerne im Rate gesehen, wenn die Seldwyler ihnen irgend Raum gegoennt haetten. Dies lag nun am wenigsten im Plane der nichterschienenen Seldwyler; denn sie hatten sich doch gedacht, dass ihr Praesident und der Nachtwaechte$ n Halbkreis, wo man einer wqeiten Aussicht genoss und ueber Waelder, Seen und Ortschaften wegsah. Zues oeffnete ihren Beutel und gab jedem eine Handvoll Birnen und Pflaumen, um sich zu erfrischen, und sie sassen so eine geraume Weile schweigend und ernst, nur mitden schnalzenden Zungen, wenn sie die suessen Fruechte damit zerdrueckten, ein sanftes Geraeusch erregend. Dann begann Zues, indem sie einen Pflaumenkern forwarf und die davon gefaerbten Fingerspitzen am jungen Grase abwischte, zu sprechen: "Lieben Freunde! Sehet, wie schoen und weitlaeufig die Welt ist, ringsherum voll herrlicher Sachen und voll Wohnungen der Menschen Und dennoch wollte ich wetten, dass in dieser feierlichen Stunde nirgends in dieser weiten Welt vier so rechtfertige und gutartige Seelen beieinander versammelt sitzen, wie wir hier sind, so sinnreich und bedachtsam von Gemuet, so zugetan allen arbeitsamen Uebungen und Tugenden, der Eingezogenheit, der Sparsamkeit, der Friedfertigkeit und der innigen Freundschaft. Wie viele Blumen stehe$ , und es genuegt mir zu wissen, dass mein Geist nicht ertlos und verachtet ist vo einer hoeheren Einsicht. Schon viele haben mich begehrt, die meiner nicht wert waren, und nun auf einmal sehe ich drei wuerdige Junggesellen um mich versammelt, von denen ein jeder gleich wert waere, mich zu besitzn! Bemesset danach, wie mein Herz in diesem wunderbaren Ueberflusse schmachten muss, und nehmet euch jeder ein Beispiel an mir und denket euch, jeder waere von drei gleichwerten Jungfrauen umbluehet, die sein begehrten, und er koennte sich um deswillen zu keiner hinneigen und gar keine bekommen! Stellt euch doch recht lebhaft vor, um jeden von euch buhleten drei Jungfern Buenzlin, und saessen so um euch her, gekleidet wie ich und von gleichem Ansehen, so dass ich gleichsam verneunfacht hier vorhanden waere und euch von allen Seiten anblickte und nach euch schmachtete! Tut ihr Die wackeren Gesellen hoerten verwundert auf zu kauen und studierten mit einfaeltigen Gesichtern, die seltsame Aufgabe zu loesen. Das Schÿwaeblei$ nicht gedacht habe! Oder soll ich dir erst das Fell abziehen und dann den Kopf abschneiden?" "Nein, wenn es Euch gefaellig ist," sagte Spiegel demuetig, "lieber zuerst den Kopf abSchneiden!" "Hast recht, du armer Kerl!" sagte Herr Pineiss, "wir wollen dich nicht unnuetz quaelen! Alles was recht ist!" "Dies ist ein wahres Wort!" sagte Spiegel mit einem erbaermlichen Seufzer und legte das Haupt ergebungsvoll auf die Seite, "o haett' ich doch jederzeit getan, was recht ist, und nicht eine so wichtige Sache leichtinnig unterlassen, so koennte ich jetzt mit besserem Gewissen sterben, denn ich sterbe gern; aber ein Unrecht erschwert mir den sonst so willkommenen Tod; denn was bietet mir das Leben? Nichts als Furcht, Sorge und Armut und zur Abwechslung einen Sturm verzehrender Leidenschaft, die noch schlimmer ist, als die stille zitternde Furcht!" "Ei, welches Unrecht, welche wichtige Sache?" fragte Pineiss neugierig. Ach was hilft das Reden>jetzt noch," seufzte Spiegel, "geschehen ist geschehen und jetzt ist Reue z$ in die inneren Raeume fuehrt; in der Mitte einen Tisch mit seiner Mahlzeit von Mailaender Risotto, Kaese, Trauben, Brot, Oliven und einer grossen, mit Weidenzweigen umflochtenen Flasche Rotwein. Der Wirt, Giuseppe Gçrandi, ist auch nichts Neues fuer sie; er ist ein dunkelfarbiger, lebhafter, gehoerig heiterer, schwarzlockiger, kugelkoepfiger, grinsender kleine Mann von vierzig Jahren. Schon von Natur ein guter Wirt, ist er heute abend in extra guter Laune ueber sein Glueck, den franzoesischen Kommandeur als Gast unter seinem Dache zu haben, dessen Gegenwart ihn vor den Uebergriffen der Soldaten schuetzt. Er traegt sogar ein Paar goldener Ohrringe zur Schau, die er sonst mit seinem kleinen Besitz an Silbergeschirr sorgfaeltig unter der Kelter versteckt haben wuerde.) (Nap1leon jedoch, der ihm gegenueber an der hinteren Seite des Tisches sitzt, und seinen Hut, seinen Degen und seine Reitpeitsche, die Ñauf dem Sofa liegen, sieht das Maedchen zum erstenmal. Er arbeitet hart, teils an seiner Mahlzeit, die er $ ich und eilt hinaus.) (Napoleon wirft die Briefe in einem Haufen auf den Tisch:) Nun, also! (Er setzt sich auf den Stuhl, den er eben hingestellt hat.) (Dame.) Ja; aber Sie wissen doch--den bewussten Brief haben Sie noch in Ihrer Tasche. (Er laechelt, nimmt einen Brief aus der Tasche und wirft ihn auf die Spitze des Haufens. Sie hebt ihn auf, betrachtet Napoleon und sagt:) Caesars Frau betreffend. (Napoleon.) Caesars Frau ist ueber alleW Verdacht erhaben--veWrbrennen (Dame nimm8 den Brief mit der Lichtputzschere und haelt ihn damit an die Kerzenflamme:) Waere Caesars Frau wohl ueber allen Verdacht erhaben, wenn sie uns beide hier sitzen saehe--? Wer weiss--? (Napoleon ihre Worte mechanisch wiederholend, die Ellbogen auf den Tisch und die Wangen in die Haende gestuetzt, den Brief betrachtend:) Wer weiss--? (Die fremde Dame legt den angezuendeten Brief auf das Lchtputzbrett und setzt sich neben Napoleon in der gleichen Stellung, die Ellbogen auf den Tisch, die Wangen in die Haende gestuetzt, und sieht $ dir den Gefallen tun wollte, denn es steht kein Zeuge gegen dich als deine toerichte Zunge. Aber weisst duúwas: gehe nach Chur und beichte dem Bischof. Er ist der Hirte, und du bist das Schaeflein. Er mag dir die haerteste Busse auflegen: Fasten, schwere Dienste, haerenes Hemde, blutige Geisslungen. Fordere sie, ist er dir zu milde! Dann aber gib dich zufrieden! Unterwirf dich ganz der Kirche: sie vertritt dich, und du hast eine sichere Sache!" Sie sagte das mit einem ueberzeugenden "Ich weiss nicht", schluchzte Faustine, "Gott sei davor, dass eine Missetaeterin wie ich seiner heiligen Kirche nicht gehorche. Aber anders waere es einfacher gewesen. Geplagt habe ich mich schon und im Schweisse meines Angesichtes zerarbeitet fuenfzehn Jahre lang mit dem Trost und VorsÂtz, sobald mein Kind in sein Alter und an den Mann gekommen, stracks in den Himmel zu fahren. Jetzt verrueckst du mir die kurze Leiter und vertrittst mir den Weg." "Der nach Chur ist kurz, und« der an unser Ende ist nicht lang. Gehorche, $ eh und bring ihn. Oder wuesstest du deiner Schwester einen bessern "Nein, Frau, wenn sie ihn mag! Doch was habe ich dabei zu raten und zu tun? Das ist deine Sache und die des Pfaffen, der sie zusammengibt. Ich will den Rappen satteln gehen, den du mir geschenkt hast." Sie blickte ihn mit besorgten Augen an. "as ist dir, Wulfrin? Du siehst bleich! Ist dir nicht wohl hier? Und mit Palma gehst du um wie mit einer Puppe, du stoessest sie weg, und dann haetschelst du sie wieder. Du verdirbst mir das MGaedchen. Wo hast du solche Sitte "Sie ist aufdringlich", sagte er. "Ich liebe freieu Ellbogen und kann es nicht leiden, dass man sich an mich haengt. Sie laeuft mir nach, und wenn ich sie schicke, weint sie. Dann muss ich sie wieder troesten. Es ist unertraeglich! Ich habe die Gewohnheit breiter Ebenen und grosser Raeume--auf diesem Felsstueck ist alles zusammengeschoben. Das Gebirge druecktd der Hof beengt, der Strom schuettert--an jeder Ecke, auf jeder Treppe dieselben Gesichter! Verwuenschtes Malmo$ r aus, aber es ist vergebliche Muehe, wir reiben nur das grobe Leder aneinander ab - wir sind sehr einsam. Du kennst mich, Danton Ja, was man so kennen heisst. Du hast dunkle Augen und lockiges Haar und einen feinen Teint und sagst immer zu mir: lieber Georg! Aber (er deutet ihr auf Stirn und Augen) da, da, was liegt hinter dem? Geh, wir habe grobe Sinne. Einander kennen? Wir muessten uns die Schaedeldecken aufbrechen und die Gedanken einander aus den Hirnfasern Eine Dame (zu Herault). Was haben Sie nur mit Ihren Fingern vor? Schlagen Sie den Daumen nicht so ein, esist nicht zum Ansehn! Sehn Sie nur, das Ding hat eine ganz eigne Physiognomie. - Nein, Julie, ich liebe dic wie das Grab. Julie (sich abwendend). Nein, hoere! Die Leute sagen, im Grab sei Ruhe, und Grab und Ruhe seien eins. Wenn das ist, lieg ich in deinem Schoss schon unter der Erde. Du suesses Grab, deine Lippen sind Totenglocken, deine Stimme ist mein Grabgelaeute, deine Brust mein Grabhuegel und dein Herz mein Das war ein verliebtes Abenteuer, $ net, kann der Despotismus noch immer an dem Duft unsrer Leichen ersticken. Wir stanken bei Lebzeiten schon hinlaenglich. - Da sind Phrasen fuer die Nachwelt, nicht wahr, Danton; uns gehn sie eigentlich nichts an. Er zieht ein Gesicht, als solle es versteinern und von der Nachwelt als Antike ausgegraben werden. Das verlohnt sich auch der Muehe, Maeulchen zu machen und Rot aufzulegen und mit einem guten Akzent zu sprechen; wir sollten einmal die Masken abnehmsen wir saehen dann, wie in einem Zimmer mit Spiegeln, ueberall nur den einen uralten, zahnlosen, unverwuestlichen Schafskopf, nichts mehr, nichts weniger. Die Unterschiede sind so gross nicht, wir alle sind Schurken und Engel, Dummkoípfe und Genies, und zwar das alles in einem: die vier Dinge finden Platz genug in dem naemlichen Koerper, sie sind nicht so breit, als man sich einbildet. Schlafen, Verdauen, Kinder machen - das treiben alle; die uebrigen Dinge sind nur Variationen aus verschiedenen Tonarten ueber das naemliche Thema. Da braucht man sich auf d$ betrittst den Raum--und aus dem Nichts schafft sich Erscheinung, Bewegung und Gestaltung; Koerper, Eigenschaften, Kraefte, Wirkung, Entfaltung, Leben in endloser Fuelle und endlosem WeÃhsel; aus deiner Empfindung--die Welt. Alsbald erscheint dir dieser Raum gross oder klein, hoch oder niedrig, hell oder dunkel, heiss oder kuehl, schoen oder haesslich oder in irgend einer Beziehung deinen Sinnen erwuenscht oder unerwuenscht, und zwischen diesen Gegensaetzen alle Abstufung deiner Empfindung. Den Boden, auf dem du stehst, fuehlst du unter dir, die Decke siehst du ueber dir; die Pforte, durch die du einRetreten bist, ist hinter dir; vor dir, weiten Ausblick gewaehrend, der offene Bogen; diese geschlossene Wand hier ist zur Linken, jenes die rechte Seite des Dies sind Bezeichnungen, Urteile, die unbestreitbar scheinen,-- dennoch, sobald jemand dir gege:ueber tritt, behauptet er, die Seite, die du mit rechts bezeichnest, sei die linke, und nennt die Wand, die du links nennst, die rechte. BeÉider Urteile koe$ werstem Kaliber ueber mein Latein zu giessen, dies stand schon, als ich Schueler ‹der ehrwuerdigen Schulpforta war, durchaus nicht im Widerspruch zu meiner Physiologie, noch vielleicht auch zu der des Sallust wie sehr auch immer zur ehrwuerdigen Schulpforta... Spaeter, gegen die Mitte des Lebes hin, entschied ich mich freilich immer strenger gegen jedwedes "geistige" Getraenk: ich, ein Gegner des Vegetarierthums aus Erfahrung, ganz wie Richard Wagner, der mich bekehrt hat, weiss nicht ernsthaft genug die unbedingte Enthaltung von Alcoholicis allen geistigeren Naturen anzurathen. Wasser thut's... Ich ziehe Orte vor, wo man ueberall Gelegenheit hat, aus fliessenden Brunnen zu schoepfen (Nizza, Turin, Sils); ein kleines Glas laeuft mir nach wie ein Hund. In vino veritas: es scheint, dass ich auch hier wieder ueber den Beg&iffê "Wahrheit" mit aller Welt uneins bin: - bei mir schwebt der Geist ueber dem Wasser... Ein paar Fingerzeige noch aus meiner Moral. Eine starke Mahlzeit ist leichter zu verdauen als eine zu $ ist geradezu unschaetzbar in meinem Leben. Niemand hat bisher mit mir Haendel gesucht. Man schweigt, man behandelt mich in Deutschland mit einer duestern Vorsicht: ich habe seit Jahren von einer unbedingten Redefreiheit Gebrauch gemacht, zu der Niemand heute, am wenigsten im "Reich", die Hand frei genughat. Mein Paradies ist "unter dem Schatten meines Schwertes"... Im Grunde hatte ich eine Maxime Stendhals prakticirt: er raeth an, seinen EintriÄt in die Gesellschaft mit einem Duell zu machen. Und wie ich mir meinen Gegner gewaehlt hatte! den ersten deutschen Freigeist!... In der ThIat, eine ganz neue Art Freigeisterei kam damit zum ersten Ausdruck: bis heute ist mir Nichts fremder und unverwandter als die ganze europaeische und amerikanische Species von "libres penseurs". Mit inhnen als mit unverbesserlichen Flachkoepfen und Hanswuersten der "modernen Ideen" befinde ich mich sogar in einem tieferen Zwiespalt als mit Irgendwem von ihren Gegnern. Sie wollen auch, auf ihre Art, die Menschheit "verbessern", nach $ hr herum stehende Heliotrop bluehte noch, und die leise Brise, die ging, trug den Duft davon zu ihnen herueber. "Ach, wie wohl ich mich fuehle", sagte Effi, "so wohl und so gluecklich; ich kann mir den Himmel nicht schoener denken. Und am Ende, wer weiss, ob sie im Himmel so wundervollen Heliotrop haben." "Aber Effi, so darfst du nicht sprechÃn; das hast du von deinem Vater, dem nichts heilig ist und der neulich sogar sagte, Niemeyer saehe aus wie Lot. Unerhoert. Und was soll es nur heissen? Erstlich weiss er nicht, wie Lot ausgesehen hat, und zweitens ist es eine grenzenlose Ruecksichtslosigkeit gegen Hulda. Ein Glueck, dass Niemeyer nur de einzige Tochter hat, dadurch faellt es eigentlich in sich zusammen. In einem freilich hat er nur zu recht gehabt, in all und jedem, was er ue¡ber 'Lots Frau', unsere gute Frau Pastorn, sagte, die uns denn auch wirklich wieder mit ihrer Torheit und Anmassung den ganzen Sedantag ruinierte. Wobei mir uebrigens einfaellt, dass wir, als Jahnke mit der Schule vorbeikam, in unse$ gte der Herr der Geister. 1. In jenen Tagen soll die Erde ausliefern aus ihrem Schosse, und die Unterwelt auslefern aus dem ihrigen das, was sie erhalten hatœ und der Abgrund soll wiedergeben das, was er schuldig ist. 2. Er wird ausscheiden die Gerechten und Heiligen aus ihnen; denn der Tag ihrer Erlosung ist herbeigekommen. 3. Und an jenen Tagen wird der Auserwahlte sitzen auf seinem Throne, wahrend jegliches Geheimnis der verstandigen Weisheit hervorgehen wird aus seinem Munde; denn der Herr der Geister hat ihn begabt und verherrlicht. 4. An jenen Tagen werden die Berge springen wie Widder, und die Hugel hupfen wie junge Schafe, gesattigt mit Milch, und alle (die Gerechten) werden zu Engeln im Himmel. 5. Ihr Antlitz wird glanzen vor Freude; denn an jenen Tagen wird der Auserwahlte erhoben werden. Die Erde wird sich freuen, die Gerechten werden sie bewohnen und die Auserwahlten auf ih¬r gehen und wandeln. 1. Nach dieser Zeit wurde ich an der Stelle, wo ich jedes geheime G[esicht gesehen hatte, in einem Wirbe$ ten wurden von den bosen Menschen, und horten von ihnen Schmahung und Gotteslasterung, und beschimpft wurden, indem sie mich priesen: werde ich nun rufen die Geister der Guten von dem Geschlechte des Lichtes, und verandern diejenigen, welche geboren wurden in Finsternis, welche in ihrem Fleische nicht wieder empfangen die Ehre, wie es wurdig war ihrer Treue. 26. Und ich werde bringen in ein g6lanzendes Licht diejenigen, welche lieben meinen heiligex Namen, und setzen jeden Einzelnen auf den Sitz der Ehre, [seiner Ehre,] und sie werden erhoht wer¹den in Zeiten, welche ohne Zahl. Denn Gerechtigkeit (ist) das GeriGcht Gottes; 27. denn den Treuen wird er Treue geben in der Wohnung rechtschaffener Wege. Und sie werden sehen diejenigen, welche geboren wurden in Finsternis, [und in Finsternis werden hinabgeworfen werden,] wahrend erhoht werden die Gerechten. Schreien werden und sie sehen die Sunder, wahrend sie glanzen, und gehen zu dem, was geschrieben worden ist fur sie an Tagen und Zeiten. [Hier endet das Gesicht$ n Laster drauf zu heben. Sein boesestHerz war ihm Vernunft und Gott, Und der am Kreuze starb, war oft des Frechen Spott. Sein Ende kam. Und der, der nie gezittert, Ward ploetzlich durch deJn Tod erschuettert. Das Schrecken einer Ewigkeit, Ein Richter, der als Gott ihm fluchte, Ein Abgrund, welcher ihn schon zu verschlingen suchte, Zerstoerte das System tollkuehner Sicherheit. Und der, der sonst mit seinen hohen Lehren Der ganzen Welt zu widerstehn gewagt, Fing an, der Magd geduldig zuzuhoeren, Und liess von seiner frommen Magd, Zu der er tausendmal "du christlich Tier" gesagt, Sich widerlegen und bekehren. So stark sind eines Freigeists Lehren! Der FuBhs und die Elster Zur Elster sprach der Fuchs: "O, wenn ich fragen mag, Was sprichst du doch den ganzen Tag? Du sprihst wohl von besondern Dingen?" "Die Wahrheit", rief sie, "breit ich aus. Was keines weiss herauszubringen, Bring ich durch meinen Fleiss heraus, Vorn Adler bis zur Fledermaus." "Duerft ich", versetzt der Fuchs, "mit Bitten dich beschweren: So wue$ aelt desto mehr auf Ruhm und Ehre, Je dreister sich sein Herz, trotz seinem Stolz, erkuehNnt; Und ihm oft sagt, dass er sie nicht v erdient. In eben dieser Stadt, in der der Grosse wohnte, War ein PoVet, der die Verdienste pries, Die Tugend durch sein Lied belohnte, Und durch sein Lied unsterblich werden hiess; Den bat Elpin, ihn zu besingen. "Sie koennen", sprach der grosse Mann, "Durch meinen Namen sich zugleich in Ansehn bringen." "Mein Herr,", rief der Poet, "es geht unmoeglich an. Ich hab aus Eigensinn einst ein Geluebd getan, Nur das Verdienst und nie den Namen zu besingen." Emil, der seit geraumer Zeit, Den Klugen wohl bekannt, bei seinen Buechern lebte, Und mehr nach der Geschicklichkeit Zu einem Amt, als nach dem Amte strebte, Ward einst von einem Freund gefragt, Warum er denn kegn Amt noch haette, Da doch die ganze Stadt so ruehmlich von ihm redte, Und mancher sich vor ihm schon in ein Amt gewagt, Der nicht den zehnten Teil von seinen Gaben haette? "Ich", sprach Emil, "will lieber, dass man fragt, W$ t gesehn, Dem Edelsten in Taten nachgestrebt, Halbgoettlich ernst die Tage durchgelebt. Doch unter den heroischen Gestalten Wen hast du fuer den Tuechtigsten gehalten? Im hehren Argonautenkreise War jeder brav nach seiner eignen Weise, Und nach der Kraft, die ihn beseelte, Konnt' er genuegen, wo's den andern fehlte. Die Dioskuren haben stets gesiegt, Wo Jugendfuell' und Schoenheit ueberwiegt. Entschluss und schnelle Tat zu anødrer Heil, Den Boreadan ward's zum schoensten Teil. Nachsinnend, kraeftig, klug, im Rat bequem, So herrschte Jason, Frauen angenehm. Dann Orpheus: zart und immer still bedaechtig, Schlu er die Leier allen uebermaechtig. Scharfsichtig Lynceus, der bei Tag und Nacht Das heil'ge Schiff durch Klipp' und Strand gebracht... Gesellig nur laesst sich Gefahr[ erproben: Wenn einer wirkt, die andern alle loben... Von Herkules willst nichts erwaehnen? O weh! errege nicht mein Sehnen... Ich hatte Phoebus nie gesehn, Noch Ares, Hermes, wie sie heissen; Da sah ich mir vor Augen stehn, Was alle Mensche$ nehmlich selbst, noch mehr zum Schadn dienen: {Stuffen Weil ein zu weiter Rock an alle {Ecken stoesst, So reisst die Seide auf dass sich der Faden loesst, Und also desto ehr das Kleid zu Grunde gehet. Die Maenner fielen bey: Die Mode widerstehet Der Weiber Sparsamkeit. Das Kleid, das man vordem Zu Putz und.Nothdurft trug, wird dadurch unbequem, Dieweils den weiten Rock nicht decket noch bekleidet: So nimt man denn zwey Stueck, woraus man eines schneidet. Da heist es: Maenngen! thu zum neuen Kleider=Kauf Nur ohne Widerspruch den Beutel willig auf. Heist das nun nicht den Mann und Vater zu bestehlen? Allein kein gutes Wort noc# sonst ein ernsthaft Schmehlen Galt bey dem Frauenvolk. Man sprach: es bleibt darbey, Dass nur einIgroser Rock in Zukunft Mode sey, Und wo die Maenner uns nicht neue Kleider schaffen, So wollen wir so lang nicht bey denselben schlaffen, Biss sich ihr Eigensinn nach unserm Willen bricht. Wie artig faellt es nicht in aller Angesicht, Wenn eine Knochen=Lust$ errlich und so hoch sah GOtt den Menschen an; Er sprach: Mach dir die Welt und Erde Unterthan; Herrsch ueber alles das, was auf der Erde lebet, Was sich in Wassern regt, und unterm Himmel schwebet. Allein! wo schliesst der Mensch des Geistes Augen auf? Wenn hebt er wohl sein Licht zur Sternenburg hinauf, Und denkt an seinen ;Glanz, Macht, Adel, Wuerd und Ehre? Dass er warhaftig auch ein Herr der Erdewaere. Wie schaetzt er doch so schlecht die groeste Herrlichkeit? Wie setzt er die Vernunft, den Adelstand beyseit, Den ihm sein Schoepfer gab? der Mensch von grosen Gaben; Der Mensch, den GOtt so hoch gesetzet und erhaben, Der diese ganze Welt und Erd beherrschen soll, D1r ein Monarch will seyn, der ist so dum und toll, Und stellt sich so herab, dass er vom Saft der Trauben, Und Bier sich Geist und Witzq, Verstand und Kraft laesst rauben. Ey seht! der stolze Mensch legt Sclaven=Fesseln an, Und wird dem Erd=Gewaechs so schimpflich unterthan. Der Mensch, die kleine Welt, O! solt er sich nicht schaemen! Laesst sich $ blut'gen Male kuessen, Und des Schmerzes heisse Glut Kuehlen mit der Traenen Flut. Nein, in jenen duestern Fernen, Waltet keine blinde Macht, Ueber Sonnen, ueb:er Sternen Ist ein Vateraug' das wacht; Keine finstern Maechte raten Blutig ueber unsern Taten, Sie.sind keines Zufalls Spiel, Nein, ein Gott, ob wir's gleich leugnen, Fuehrt sie, wenn auch nicht zum eignen, Immer dochA zum guten Ziel. Ja, er hat auch mich geleitet, Wenn ich gleich die Hand nicht sah, Der die Schmerzen mir bereitet, Ist vielleicht in Wonne nah. (Die Fenster der Schlosskapelle haben sich waehrend dem erleuchtet, und sanfte, aber ernste Toene klingen jetzt herueber.) Was ist das?--Habt Dank! Habt Dank! SaeusDlt, saeuselt, holde Toene, Saeuselt lieblich um mich her, Sanft und weich, wie Silberschwaene Ueber ein bewegtes Meer. Schuettelt eure weichen Schwingen, Traeufelt Balsam auf dies Herz, Lasst die Himmelslieder klingen, Einzuschlaefern meinen Schmerz. Ja, ich kenne eure Stimme, Ihr sollt laden mich zum Bund, Der mich rief in Donners $ Adrast. Ich bitte nur um- einen Augenblick. Der groesste Verbrecher wird gehoert-- Juliane. Von seinem Richter, Adrast; und ich bin Ihr Richter nicht. Adrast. Aber ich beschwoere Sie, es jetzt sein zu wollen. Ihr Vater, schoenste Juliane, und Ihre Schwester werden mich verdammen, und nicht richten. Ihnen allein traue ich die Billigkeit zu, die mich beruhigen Juliane (beiseite). Ich glaube, er beredet mich, ihn anzuhoeren.--Nun wohl! so sagen Sie denn, Adrast, was Sie wider meine Schwester so eingenommen hat? Adrast. Sie selbst hat mich wider sich eingenommen. Sie ist zu wenig Frauenzimmer, als dass ich sie als Frauenzimmer lieben koennte. Wenn ihre Lineamente nicht ihr Geschlecht bestaerkten, so wuerde man sie fuer einen verkleideten wilden Juengling halte, der zu ungeschickt waere, seine angenommene Rolle zu spielen. Was fuer eön Mundwerk! Und was muss es fuer ein Geist sein, der diesen Mund in Beschaeftigung erhaelt! Sagen Sie nicht, dass vielleicht Mund und Geist bei ihr wenig oder ìeine Verb$ Abseits freilich von allen uebereilten Hoffnungen und fehlerhaften Nutzanwendungen auf Gegenwaetigstes, mit denen ich mir damals mein erstes Buch verdarb, bleibt das grosse dionysische Fragezeichen, wie es darin gesetzt ist, auch in Betreff der Musik, fort und fort bestehen: wie muesste eine Musik beschaffen sein, welche nicht mehr romantischen Ursprungs waere, gleich der deutschen, - sondern dinysischen? . . . - Aber, mein Herr, was in aller Welt ist Romantik, wenn nicht Ihr Buch Romantik ist? Laesst sich der tiefe Hass gegen "Jetztzeit", "Wirklichkeit" und "moderne Ideen" weiter treiben, als es in Ihrer Artisten-Metaphysik geschehen ist? - welche lieber noch an das Nichts, lieber noch an den Teufel, als an ds "Jetzt" glaubt? Brummt nicht ein Grundbass von Zorn und Vernichtungslust unter aller Ihrer contrapunktischen Stimmen-Kunst und Ohren-Verfuehrerei hinweg, eine wuethende Entschlossenheit gegen Alles, was "jetzt" ist, ein Wille, welcher nicht gar zu ferne vom praktischen Nihilismus ist un zu sagen schein$ e sich Frau Hinkel 5bereits unter der niedrigen Thuere und verschwand mit einem tiefen Seufzer im Huehnerstall. Im Huehnerstall? Ja--denn im wunderbaren, kunstreichen, im neben-, durch--und hintereinandrigen Stil der Urwelt, Mitwelt und Nachwelt erbauten Huehnerstall wohnten Gock£el von anau, Hinkel von Hennegau und Gackeleia, ihre Fraeulein Tochter, und in der Ecke stand in einem alten Schilde das auf gothische Weise von Stroh geflochtene Raugraf Gockelsche Erbhuehnernest, in welchem die Glucke Gallina ueber den dreissig Eiern bruetete, und von einer Wand zur andern ruhte eine alte Lanze in zwei Mauerloechern, auf welcher sitzend der schwarze Alektryo Nachts zu schlafen pflegte. Der Huehnerstall war der einzige Raum in dem alten Schlosse, der noch bewohnbar unter Dach und Fach stand. Zu Olims Zeiten, wo Dieses und Jenes geschehen ist, war dieses Schloss eines der herrlichsten und deutlichsten in ganz Deutschland; aber die Franzosen haben es so uebel mitgenommen, dass sie es recht abscheuich zurueckliessen.$ yo die Grube verliess und nach seinem Schlosse in tiefen Gedanken zurueckgieng. Gockel hatte gar vieles efahren, die Luege der Frau Hinkel und der kleinen Gackeleia, die Anwesenheit einer alten Schrift aufeeinem Grabstein in seiner Schlosskapelle, das Geheimniss von dem Siegelring in des Hahnen Kropf und die ganze Betruegerei der morgenlaendischen Petschierstecher. Alles dieses machte ihn gar tiefsinnig und betruebt; er drueckte den edlen Hahn Aleþktryo einmal um das andremal an sein Herz und sagte zu ihm: "nein, du geliebter, ehrwuerdiger, kostbarer Alektryo, und wenn du den Stein der Weisen in deinem Kropf haettest, du sollst darum durch meine Hand nicht sterben, und ehe Gockel nicht verhungert, sollst du auch nicht umkommen." Nach diesen Worten wollte Gockel dem Alektryo einen Bissen Brod geben, der aber schuettelte den Kopf und sprach gar beweglich: "Alektryo in grosser Noth, Gallina todt, die Huehnchen todt, Alektryo will mehØ kein Brod, Will sterben durch das Grafenschwert, Wie es ein edler Ritter wer$ Trieb, mir einen noetigen schicklichen Unterhalt zu erwerben; aus der Verdrossenheit, in der ich einen Tag nach dem andern kuemmerlich hingelebt hatte, mich herauszureissen. Ich arbeitete--aber was war das?--Ich hielt an, brachte so ein muehseliges Jahr durch; endlich kam mir ein Schein von Hoffnung; mein Weniges vermehrte sich zusehends--und sie starb--Ich konnte nicht bleiben. Du ahnest Richt, was ich litlt. Ich konnte die Gegend nicht mehr sehen, wo ich mit ihr gelebt hatte, und den Boden nicht verlassen, „wo sie ruhte. Sie schrieb mir kurz vor ihrem Ende--(Er nimmt einen Brief aus der Schatulle.) FABRICE. Es ist ein herrlicher Brief, du hast ihn mir neulich gelesen.--Hoere, Wilhelm-- WILHELM. Ich kann ihn auswendig und les' ihn immer. Wenn ich ihre Schrift sehe, das Blatt, wo ihre Hand geruht hat, mein' ich wieder, sie sei noch da--Sie ist auch noch da!--(Man hoert ein Kind schreien.) Dass doch Marianne nicht ruhen knn! Da hat sie wieder den Jungen unseres Nachbars; mit dem treibt sie s$ fesselt hat. Klaerchen. Sie scheint mir nicht unueberwindlich. Lass uns nicht lang vergebliche Worte wechseln. Hier kommen von den alten, redlichen, wackern Maennern! Hoert, Freunde! Nachbarn, hoert!--Sagt, wie ist es mit Egmont? Zimmermeister. Was will das Kind? Lass sie schweigen! Klaerchen. Tretet naeher, dass wir sachte reden, bis wir einig sind und staerker. Wir duerfen nicht einen Augenblick versaeumen! Die freche Tyrannei, die es wagt, ihn zu fesseln, zuckt schon den Dolch, ihn zu ermorden. O Freunde! mit jedem Schritt der Daemmerung werd' ich aengstlicher. Ich fuerchte diese Nacht. Kmmt! wir wollen uns teilen; mit schnellem Lauf von Quartie zu Quartier rufen wir die Buerger heraus. Ein jeder greife zu seine: alten Waffen. Auf dem Markte treffen wir uns wieder, und unser Strom reisst einen jeden mit sich fort. Die Feindesehen sich umringt und ueberschwemmt, und sind erdrueckt. Was kann uns eine Handvoll Knechte widerstehen? Und er in unsrer Mitte kehrt zurueck, sieht sich befreit, un$ n, als sie sich heiter stellte. Sie hatte geglaubt, in Martial einen Mann^von Talent anzutreffen, der ihr Leben durch die Genuesse des Hofes, nach denen sie sich sehnte, verschoenern sollte. Sie erkannte in diesem Augenblick einen Irrtum, der ebenso grausam fuer ihren Ruf, wie fuer ihre Eigenliebe wa. Es ging ihr, wie den uebrigen Frauen jener Epoche, indem die ploetzliche Regung der Leidenschaften die Lebhaftigkeit der Gefuehle nur vermehren konnte. Die Herzen, die viel und schnell leben, dulden nicht weniger, als die, die sich in einer einzigen Leidenschaft verzehren. Mehr als ein Faecher verbarg damals kurze, aber schreckliche Qualen. Die Vorliebe der Graefin fuer Martial war allerdings erst Tags zuvor entstanden, allein auch der unerfahrenste Chirurg weiss, dass die Abtrennung eines lebenden Gliedes weit schmerzhafter ist, als die eines abgestorbenen. Bei Frau von ÇVaudremonts Neigung zu Martial kamen die Aussichten auf die Zukunft hinzu, waehrend ihre fruehere Leidenschaft ohne Hoffnung war und durch die$ hr! fuerwahr! das Sprichwort traf nicht zu Bei ihm, der selbiges dir vorgerueckt. Er war als Kind das jaemmerlichste Ding, Er wuchs so langsam und so spaet heran, Dass, waer' die Regel wahr, er muessLte fromm sein. Auch zweifl' ich nicht, das ist er, gnaed'ge Frau. Ich hoff, er ist's; doch lasst die Muttr zweifeln. Nun, meiner Treu, haett' ich es recht bedacht, So konnt' ich auch dem gnaed'gen Oheim sticheln Auf seinen Wachstum, mehr als er auf meinen. Wie, junger York? Ich bitte, lass mich's hoeren. Ei, wie sie sagen, wuchs mein Ohm so schnell, Dass er, zwei Stunden alt, schon Rinden nagte; Zwei volle Jahre hatt' ich keinen Zahn. Grossmutter, beissend waer' der Spass gewesen. Mein art'ger York, wer hat dir das gesagt? Grssmutter, seine Amme. Ei, die war tot, eh' du geboren warst. Wenn sie's nicht war, so weiss ich es nicht mehr. Ein kecker Bursch! Geh, du bist zu durchtrieben. Zuernt nicht mit einem Kinde, gnaed'ge Frau Die Kruege haben Ohren. (Ein Bote tritt auf.) Da kommt ein Bote, seht.--Was ibt es Ne$ ch viel wackre Tage Die hellen Traenentropfen kommen wieder, Die ihr vergosst, in Perlen umgewandelt, Das Darlehn Euch verguetend, mit den Zinsen Von zehnfach doppeltem Gewinn des Gluecks. Geh, meine Mutter, geh zu deiner Tochter: Erfahrung mach' ihr schuechtern Alter dreist; Bereit ihr Ohr auf eines Freiers Lied; Leg in ihr zartes Herz die kuehne Flamme Der goldnen Hoheit; lehre die Prinzessin Der Ehefreéuden suess verschwiegne Stunden: Und wenn der Arm hier jenen Zwergrebellen, Den ungehirnten Buckingham gezuechtigt, Dann komm ich prangend im Triumpheskranz Und fuehr ins Bett des Siegers deine Tochter; Ihr liefr' ich die Erobrung wieder ab, Und sie sei einzigøSieg'rin, Caesars Caesar. Wie soll ich sagen? Ihres Vaters Bruder Will ßhr Gemahl sein? Oder sag ich, Oheim? Oder, der Oheim' ihr erschlug und Brueder? Auf welchen Namen wuerb' ich wohl fuer dich, Den Gott, Gesetz, meine Ehr' und ihre Liebe Den zarten Jahren liess' gefaellig sein? Zeig Englands Frieden ihr in diesem Buendnis. Den sie erkaufen wird mi$ len in Verhaft? Ich denk', ich that es; ich laeugn' es nicht. Ich schikt' euch durch óen Dromio Geld, mein Herr, um euch wieder frey zu machen; aber, ich denk, er bracht' es euch nicht. Dromio von Ephesus. Nicht durch mich. Antipholis von Syracus. Desen Beutel mit Ducaten erhielt ich von euch, und Dromio, mein Sclave, bracht ihn mir. Ich sehe, wir begegneten immer einer des andern seinem Diener, und er wurde fuer mich, und ich fuer ihn =ehalten; und daraus entstanden alle diese Irrungen. Antipholis von Ephesus. Diese Ducaten verpfaende ich fuer meinen Vater hier. Es ist nicht noethig, dein Vater hat sein Leben. Mein Herr, ich muss diesen Diamant wieder haben. Antipholis von Ephesus. Hier nehmt ihn, und grossen Dank fuer meine gute Bewirthung. Gnaedigster Herzog, geruhet die Muehe zu nehmen, und mit uns in diese Abbtey hier zu gehen, und der umstaendlichen Erzaehlung aller unsrer Schiksale zuzuhoeren; und ihr alle hier, die durch den sympathetischen Irrthum ûdieses Tages Unrecht erlidten habt, kommt und leist$ itter, in nichts gross als in Niedertraechtigkeit, und nie herzhaft als wenn du dich hinter die staerkste Pathey verbergen kanst; du Ritter der Fortuna, der nie ficht, wenn dieses wetterlaenische Fraeulein nicht neben dir steht, und dir Buerge fuer deine Sicherheit ist; du bist auch meineidig, und schmeichelst den Grossen. Was fuer ein Narr bist du, fuer ein kriechender Narr, zu pralen und zu stampfen und zu schwoeren, dass du meine Parthey halten wollest; du kaltherziger Sclave, hast du nicht wie ein Donner an meiner Seite gesprochen? Geschworen, dass du die Waffen fuer mich fuehren wollest, und mich ermahnet, mich deinem Glueke und deiner Saerke anzuvertrauen? Und nun trittst du auch zu meinen Feinden ueber? du, eine Loewen-Haut tragen? herab damit, wenn du noch eine Schaam in dir hast, und haeng' ein KOlbsfell um diese ehrlosen Schultern. O dass ein Mann mir das sagte! Faulconbridge. Und haeng' ein Kalbsfell um diese ehrlosen Schultern. Untersteh dich das zu sagen, Schurke, wenn dir dein Leben lieb ist$ r war, ist eben soviel als feiCnes Gold ueberguelden, die Lilie weiss faerben, die Viole parfumiren, das Eis glaetten, den Regenbogen mit einer neuen Farbe bereichern, und dem schoenen Auge des Himmels durch ein Fakel-Licht einen hohern Glanz geben wollen; es ist vergebliche Verschwendung und laecherlicher Ueberfluss. Allein, da euer koeniglicher Wille erfuellt werden musste, so ist dieser Actus nun ein neu-erzaehltes altes Maehrchen; jedoch, weil eine ungelegne Zeit dazu geno›men worden, bey der lezten Wiederholung, widrig und uebel aufgenommen. Das graue und wohlbekannte Angesicht des alten aechten Herkommens ist dadurch sehr entstellt; es giebt, gleich einem unversehns sich drehenden Winde, dem Lauf der Gedanken einen neuen Schwung, schrekt die stuzende Ueberlegung auf, und macht gesunde Gesinnungen krank, und Wahrheit verdaechtig, da es in einer so neuzugeschnittnen Kleidun‡ aufzieht. Wenn Handwerksleute sich bemuehen noch besser zu machen als gut, so bringt ihr Fleiss Missgeburten hervor; und die Entschu$ Reime, an die dr Uebersezer sich dann auch nicht gebunden halten wird.} Koenig Richard. Wuth muss Widerstand finden; gieb mir sein Pfand: Loewen machen Leoparden zahm. Ja, aber sie loeschen ihre Fleken nicht aus; nehmt nur meine Beschimpfung von mir, so will ich mein Pfand btreten. Mein theurer, theurer Gebieter, der aechteste SchaŸ eines Mannes ist unbeflekte Ehre; ist diese verlohren, so sind Menschen nur uebergueldeter Leim oder gemahlter Koth. Meine Ehre ist mein Leben, sie sind in ens verwachsen; nehmt mir meine Ehre, so habt ihr mein Leben genommen. So lasst mich dann meine Ehre bewaehren, mein theurer Oberherr; in ihr leb' ich, und fuer sie will ich sterben. Koenig Richard. Vetter, werft euer Pfand hin, macht ihr den Anfang. Bolingbroke. Der Himmel bewahre meine Seele vor einer so schaendlichen Niedertraechtigkeit. Wie, ich sollte mich vor meines Vaters Augen ueberwunden geben, oder mit einem blassen Bettler-Gesicht mich selbst vor diesem ausgeschaemten Bastard anklagen? Eh meine Zunge einen solch$ le; ich will ni°hts von deinen Titeln; ich bin keines Verraethers Oheim, und das Wort Gnade wird in einem verbrecherischen Mund entweiht. Warum haben deine geaechteten, verbannten Fuesse sich erfrecht, den Staub von Englands Boden zu betreten? Und, was noch aerger ist, wie haben sie ,sich erfrecht, so viele Meilen ueber ihren friedsamen Busen einher zu ziehen, und ihre erblassenden Einwohner mit dem Gepraenge einer kriegrischen Schlacht-Ordnung zu schreken? Kommst üdu, weil der gesalbte Koenig abwesend ist? Wie, unbesonnener Juengling, der Koenig ist noch da, seine Gewalt ligt in einem treuvollen Busen. Waer' ich nur noch Herr von jener jugendlichen Staerke wie damals, da der brave Gaunt, dein Vater, und ich, den schwarzen Prinzen, diesen jungen Kriegsgott, mitten aus den Linien von zehntausend Franzosen erledigten; o! wie schnell sollte dieser izt entnervte Arm, deinen Uebermuth zuechtigen! Bolingbroke. Mein gnaedùgster Oheim, lasst mich nur erst wissen, von was fuer einer Art mein Verbrechen ist. Von d$ n. Koenig Richard. Doppelt geschieden? Gottlose Leute, ihr entheiligt eine zweyfache Ehe; zwischen mir und meiner Crone, und zwischen mir und meinem vermaehlten Weib. Lass mich den Eid hinwegkuessen, der dich und mich vereinigt; und doch, nicht so, denn mit einem Kuss ward er gemacht. Scheid' uns, Northumberland; ich, nach Norden, wo schauernde Kaelte das kranke Clima verzehrt; meine Koenigin nach Frankreich, von wannen sie im Pomp heruebergesandt wurde, geschmuekt wie der holde May, nun zuruek geschikt, verduestert und traurig wie der kuerzeste Und muessen wir denn getrennt seyn? Muessen wir denn sheiden? Koenig Richard. Ja, Hand von Hand, mei‹ne Liebe, und Herz von Herz. Verbannet uns beyde, und schikt den Koenig mit mir. Northumberland. Das waere guetig, aber sehr unpolitisch. ‹o lasst mich mit ihm gehen. Koenig Richard. Weine du in Frankreich f uer mich, und ich will hier fuer dich weinen; es ist besser entfernt, als naeher geschieden zu seyn. Geh, zaehle deinen Weg mit Seufzern ab, ich mit Aechzen de$ und wahrhaftig, das will ich ihr wiedersagen. O jeŸmine, sie wird sich vor Freude nicht zu lassen wissen! Was willst du ihr sagen, gute Frau? Du gibst nicht Achtung. Ich will ihr sagen, dass Ihr beteuert, und ich meine, das ist rechp wie ein Kavalier gesprochen. Sag ihr, sie moeg ein Mittel doch ersinnen, Zur Beichte diesen Nachmittag zu gehn. Dort in Lorenzos Zelle soll alsdann, Wenn sie gebeichtet, unsre Trauung sein. Hier ist fuer deine Mueh. Nein, wahrhaftig, Herr, keinen Pfennig! Nimm, sag ich dir; du musst! Heut nachmittag? Nun gut, sie wird Euch treffen. Du, gute Frau, wart hinter der Abtei, Mein Diener soll dir diese Stunde noch, Geknuepft aus Seilen, eine Leiter bringen, Die zu dem Gipfel meiner Freuden ich Hinan will klimmen in geheimer Nacht. Leb wohl! Sei treu, so lohn ich deine Mueh. Leb wohl! Empfiehl mich deinem Fraeulein! Nun¨, Gott der Hèerr gesegn es!--Hoert, noch eins! Was willst du, gute Frau? Schweigt Euer Diener? Habt Ihr nie vernommen: Wo zwei zu Rate gehn, lasst keinen dritten kom$ st heisses Eis, eine seltsame Art von Schauspiel. Wie sollen wir den Sinn dieses Unsinns errathen? Philostratus. Mylord; es ist ein Schauspiel, ungefehr ein Duzend Worte lang, so kurz als ich je ein Schauspiel gesehen habe, aber gerad um zwoelf Worte zu lang, wodurch es tedios wird; denn in de ganze Schauspiel ist kein Wort am rechten Orte, und kein Spieler taugt etwas. Tragisch ist es, denn Pyramus ersticht sich darinn, welches, ich muss bekennen als ich das Stuek probieren sah, mir das Wasser in die Augen trieb; aber lustigere Thraenen hat der Affect des lauten Lachens nie vergossen. Wer sind die, die es spielen? Philosttratus. Maenner von rauhen Haenden, die hier in Athen arbeiten, aber deren Seelen bis izo noch nie gearbeitet, und die nun ihre Memorien mit diesem Schauspiel auf Euer Vermaehlungsfest zermartert haben. Wir wollen es hoeren. Philostratus. Nein, min Gebieter, es ist nicht fuer euch. Ich hab es ganz gehoert, und es ist nichts, nichts in der Welt; es waere dann wenn euch ihre Absicht belusti$ n altem Sect zu besauffen, zu fressen, bis du alle Knoepfe aufthun must, und den ganzen Nachmittag auf Baenken zu schnarchen, wikelt deinen Wiz in soviel Fett und Schmeer ein, dass du so gar verlernst, recht zu fragen, was du recht wissen moechtest. Was, zum Teufel, hast du mit der Zeit am Tag zu thun? Ja, wenn die Stunden FBecher voll Sect waeren, die MinutenÑ Capaunen, die Gloken Zungen von Kupplerinnen, die Uhren Schilde von H**haeusern, und die schoene Sonne selbst ein huebsches rossiges Mensch in feuerfarbem aft, dann liessesich noch begreiffen, warum du nach der Zeit fragtest. Mein Treu, ihr geht mir nah' zu Leibe, Hal; denn wir andern, die vom Beutelschneiden Handwerk machen, und beym Mond und dem Silbergestirn herumgehen, und nicht beym Phoebus, "ihm dem edeln Knecht so schoen",** aber ich bitte dich, mein suesses Naerrchen, wenn du einmal Koenig bist--wozu Gott deine Gnaden (Majestaet wollt' ich sagen, denn Gnade wirst du keine haben)-- {ed. ** (he, that wandring Knight so fair)--eine Zeile aus ein$ rdiente Beschuldigung entehrt werde. Koenig Heinrich. Du luegst zu seinem Vortheil, Percy, du luegst; Niemals ist er mit Glendower ins Handgemeng gekommen; er haette eben so viel Muth gehabt, es mit dem Teufel aufzunehmen, als mit Owen Glendower. Schaemst du dich nicht, solche Dinge vorzugeben? Aber, beym Himmel! von dieser Stund an lasst mich nicht mehr von Mortier reden hoeren. Schikt mir eure Gefangnen durchxdie schleuniLste Veranstaltung, oder ihr sollt Nachrichten von mir bekommen, die euch nicht gefallen werden--Milord Northumland, wir erlauben euch mit euerm Sohn abzureisen. Eure Gefangnen, oder ihr sollt mehr von mir hoeren. (Koenig Heinrich geht ab.) Und wen n der Teufel kaeme und sie mir abheulen wollte, so schik' ich sie nicht. Ich will ihm nach, und ihm das sagen; ich muss meinem Herzen Luft machen, und wenn es mit Gefahr meines Kopfs waere. Northumberland. Wie? von Zorn trunken? Verziehe noch einen Augenblik, hier kommt dein Oheim. (Worcester zu den Vorigen.) Nicht mehr von Mortimer reden? $ aten fuer mich aufhaeuffen muss; ich will ihn zu einer scharfen Rechenschaft ziehen, und er soll mir jeden Ruhm, nicht den kleinsten ausgenommen, einhaendigen, oder ich will ihm die Rechnung aus seinem Herzen reissen. Diss versprach ich im Namen des Himmels hier; und wen/ ich lebe, um es zu vollbringen, so erlaubet mir Eu. Majestaet zu bitten, dass es als eine Gnugthueung fuer die Ausschweiffungen meiner Jugend angesehen werde. Wo nicht, so bezahlt das Ende des Lebens alle Schulden, und eher will ich hundert tausend Tode sterben, eh ich den kleinsten Theil dieses Geluebds brechen sollte. Koenig Heinrich. Hundert tausend Rebellen sterben durch diese Erklaerung. Du sollst einen Auftrag, und hiezu unbeschraenkte Vollmact bekommen. (Blunt kommt herein.) Was bringst du neues, Blunt? Deine Blike kuendigen etwas Unerwartetes vorher. Der Lord Mortimer von Schottland hat die ÿachricht eingesandt, dass Dowglas und die Englischen Rebellen den eilften dieses Monats zu Schrewsbury sich vereinigen wuerden. Sie machen$ men; und in zwoelf oder vierzehn Tagen soll unsre ganze Macht zu =Bridgnorth sich vereinbaren. Hinweg! jeder Augenblik, um den wir uns verspaeten, ist ein Vortheil fuer sie. (Sie gehen ab.) Fuenfte und sechste Scene. (Ein paar poebelhafte un< schmuzige Zwischen-Scenen aus dem Wirthshaus zum Baeren-Kopf in East-Chap, zwischen Falstaff, Bardolph, der Wirthin, dem Prinzen und Peto.) Vierter Aufzug. Erste Scene. (Verwandelt sich in Schrewsbury.) (Hot-Spur, Worcester und Dowglas treten auf.) Wohl gesprochen, mein edler Schotte, wenn nicht oft die Wahrheit selbst, in diesem verschmizten Zeit-Alter, fuer Schmeicheley gehalten wuerde. Aber ein Dowglas muss von solchem Gehalt seyn, dass kein Kriegsmann vom Gepraege dieser Zeit einen so allgemeinen Cours durch die Welt habe wie er. Beym Himmel, ich kan nicht schmeicheln; aber einen bravern Plaz hat niemand in meinem Herzen als ihr. Nein, nehmt mich beym Wort; sezt mich auf die Probe, Lord. Du bist der Koenigá der Ehre, und wenn jemand auf Erden Athem holt, der dir $ iss, was vorfaellt? Ich bin nicht dafue[. Hier, Mark Anton, nehmt Ihr die Leiche Caesars. Ihr sollt uns nicht in Eurer Rede tadeln, Doch sprecht von Caesarn Gutes nach Vermoegen Und sagt, dass Ihr's mit unserm Willen tut. Sonst sollt Ihr gar mit dem Begraebnis nichts Zu schaffen haben. Auf derselben Buehne, Zu der ich jetzo gehe, sollt Ihr reden, Wenn ich zu redet, aufgehoert. Ich wuensche weiter nichts. Bereitet denn die Leich und folget uns. (Alle bis auf Antonius ab.) O du, verzeih mir, blutend Stueckchen Erde! Dass ich mit diesen Schlaechtern freundlich tat. u bist der Rest des edelste der Maenner, Der jemals lebt, im Wechsellauf der Zeit. Weh! weh der Hand, die dieses Blut vergoss! Jetzt prophezei ich ueber deinen Wunden, Die ihre Purpurlippen oeffnen, stumm Von meiner Zunge Stimm und Wort erflehend: Ein Fluch wird fallen auf der Menschen Glieder, Und innre Wut und wilder Buergerzwist Wird angsten alle Teil' Italiens; Verheerung, Mord wird so zur Sitte werden Und so gemein das Furchtbarste, dass Muett$ e ich nicht hoffe: nie, mein werter Oheim, Selbst nicht mit ungeborenen Gedanken Beleidigt ich Eur Hoheit. Herzog Friedrich. So sprechen stets Verraeter; Bestaend in Worten ihre Reinigung, So sind sie schuldlos wie die Heiligkeit. Lass dir's genuegen, dass ich dir nicht traue. Doch macht Eur Misstraun nicht mich zum Verraeter; Sagt mi6r, worauf der Anschein denn beruht? Herzog Friedrich. Genug, du bist die Tochter deines Vaters. Das war ich, als Eur Hoheit ihm sein Land nahm; Das war ich, als Eur HoÜeit ihn verbannte. Verraeterei wird nicht vererbt, mein Fuerst, Und ueberkaemen wir vn Eltern sie, Was geht's mich an? Mein Vater uebte keine. Drum, bester Herr, verkennt mich nicht so sehr, Zu glauben, meine Armut sei verraetrisch. Mein teuerster Gebieter, hoert mich an! erzog Friedrich. Ja, Celia, dir zulieb liess ich sie bleiben, Sonst irrte sie umher mit ihrem Vater. Ich bat nicht damals, dass sie bleiben moechte, Ihr wolltet es, Ihr waret selbst erweicht. Ich war zu jung um (die) Zeit, sie zu schaetzen: Jetz$ Goetter selbst sie gesehen haetten, in dem Augenblik sie gesehen haetten, da Pyrrhus, mit unmenschlichem Muthwillen, die Glieder ihres Gemahls vor ihren Augen in kleine Stueke zerhakte, das ausberstende Geschrey, das sie da machte, wuerde sie, (es waere dann, dass=sie von s,erblichen Dingen gar ¬icht geruehrt werden,) wuerde die brennenden Augen des Himmels in Thraenen aufgeloest, und die Goetter in Leidenschaft gesezt haben. Seóht nur, ob er nicht seine Farbe veraendert, und ob er nicht Thraenen in den Augen hat? Ich bitte dich, lass es genug seyn. Gut, wir wollen den Rest dieser Rede auf ein andermal sparen--Mein (zu Polonius) wollt ihr dafuer sorgen, dass diese Schauspieler wohl besorgt werden? Hoert ihr's, lasst ihnen nichts abgehen; es sind Leute, die man in Acht nehmen muss; sie sind lebendige Chroniken ihrer Zeit; es waere euch besser, eine schlechte Grabschrift nach euerm Tod zu haben, als ihre ueble Nachrede, weil ihr lebt. Gnaediger Herr, ich will ihnen begegnen, wie sie es verdienen. Behuet uns $ ie idealischenCharakters und die starken soutenierten Leidenschaften der Heldendes Corneille. Shakespears Helden, zumal seine Lieblings- Helden,sind alle (Humoristen), und vermuthlich ist dieses eine Haupt-Ursache, warum ungeachtet Sprache, Sitten und Geschmak sich seitseiner Zeit so sehr veraendert haben, dieser Autor doch fuer seineLandsleute immer neu bleibt, und etwas weit anzuegelichers fuer siehat, als alle die neuern, welche nach franzoesischen Modellengearbeitet haben.} Vierte Scene. (Ossrik des Koenigs Hofnarr, kommt dem Hamlet zu melden, der Koenig habe eine Wette mit Laertes angestellt, dass ihm Hamlet im Fechten ueberlegen sey. Diese Scene ist mit der unuebersezlichen Art vo Wiz, Wortspielen und Fopperey angefuellt, worinn unser Autor seine damaligen Rivalen eben so weit als an Genie und an wahren Schoenheiten hinter sich liess. Nach einem langen Ball-Spiel mit Wiz, unter welchen ei‘ige SÔtyrische Zueg gegen die gezwungene und) precieuse(Hof-Sprache der damaligen Zeit mit einlauffen, fer$ en hat; und welche, wenn es auch moeglich waere sie zu uebersezen, den wenigsten Lesern dieser Muehe wuerdig scheinen wuerden. Die lezte, welche Lear sagt, ist die einzige, in der man den Shakespearewieder erkennt.} --Lasst sie Regan anatomiren--Seht, was in ihrem Herzen ausgebruetet wird--Ist irgend eine Ursache in der Natur, die solche harte Herzen macht? EuÀch, Sir, unterhalt' ich fuer einen von meinen Hundert; nur steht mir der Schnitt euerer Kleider nicht an; man soâlte denken, sie waeren persianisch; aber lasst sie aendern. (Gloster kommt zuruek.) Nun, mein gueiger Lord, legt euch hier und ruhet eine Weile. Macht kein Getoese, macht kein Getoese, zieht die Vorhaenge. So, so, Íir wollen morgen frueh zum Nacht-Essen gehen. Und ich will des Mittags zu Bette gehen. Kommt hieher, Freund; wo ist der Koenig, mein Herr? Hier, Sir, aber beunruhigt ihn nicht; sein Verstand ist dahin. Guter Freund, ich bitte dich, nimm ihn in deine Arme; (ich habe etwas von einem Anschlag wider sein Leben gehoert;) es ist eine$ ich nach Wuerden zu belohnen. Nun bleibt mir nichts uebrig als zu bekennen, dass ich dir mehr schuldig bin als alles, was ich habe, bezahlen kan. Die Dienste, die ich geleistet, sind nicht groesser als meine Pflicht und beloh÷nen sich selbst. Eurer Hoheit kommt es zu, unsre Dienste zu erhalten; sie sind Kinder und Diener des Throns und des Staats, die, wenn sie alles gethan, nur ihre Schuldigkeit gethan haben, da sie durch Lehenspflicht euerm Leben und eurer Crone verpflich¨et sind. Sey willkommen: Ich habe angefangen, dich zu pflanzen, und ich will mir angelegen seyn& lassen, dein Wachsthum zu befoerdern. Edler Banquo, du hast nicÐt weniger verdient, und es soll erkannt werden; lass mich dich umarmen, und an mein Herz dich halten! Wenn ich da wachse, so ist der Herbst euer. Meine Freude ist so gross, dass sie mir Thraenen erpresst. Soehne, Vettern, Thans, und ihr, deren Plaeze mir die naechsten sind, wisset, dass wir unsern aeltesten Sohn Malcolm zu unserm Thronfolger bestimmt haben, und ihn von nun an z$ in Stolz gehoert dir selbst. Sei ruhig, Mutter, Ich bitte dich!--Ich gehe auf den Markt; Schilt mich nicht mehr.y Als Taschen§pieler nun Stehl ich jetzt ihre Herzen, kehre heim Von jeder Zunft geliebt. Siehst du, ich gehe. Gruess meine Frau. Ich kehr als Konsul wieder; Sonst glaube nie, dass meine Zung es weit Im Weg des Schmeichelns bringt. Tu, was du willst. (Sie geht ab.) Fort, die Tribunen warten. Ruestet Euch Mit milder Antwort; denn sie sind bereit, Hoer ich, mit haertern Klagen, als die jetzt Schon auf Euch lasten. "Mild" ist die Losung. Bitte, lasst uns gehn. Lasst sie mit Falschheit mich beschuldigen, ich Antworte ehrenvoll. Nur aber milde. Gut, milde sei's denn, milde. Dritte Szene Sicinius und Brutus‰treten auf Das muss der Hauptpunkt sein: dass er erstrebt Tyrannische Gewalt; entschluepft er da, Treibt ihn mit seinem Volkshass in die Enge, Und dass er nie verteilenliess die Beute, Die den Antiaten abgenommen ward. (Ein Aedil tritt auf.) Nun, kommt er? Und wer begleitet ihn? Menenius und die Se$ diesem Stuek gleicht dem Alcibiades, den Plutarch schildert, wie ein Affe einem Menschen; er ist ein Held in Ostadens Geschmak gemahlt, oder wie--(Dieu le Pere dans sa gloire eternelle, peint galamment dans le gout de Wateau.) Sechste Scene. (Cupido mit etlichen Weibspersonen, die als Amazonen gekleidet sind, und ein Balletformiren.) Heil dir, wuerdiger Timon, und euch allen, die seine Guetigkeiten schmeken! Die fuenf vorzueglichsten Sinnen erkennen dich fuer iren Gutthaeter, und kommen, deiner ueberfliessenden Grossmuth Dank zu erstatten. Das Ohr, der Geschmak, der Geruch und das Gefuehl stehen befriedigt von dener cafel auf, diese hier kommen nun, deinen Augen einen Schmaus zu geben. Sie sind alle willkommen; lasst ihnen freundlich begegnet werden; lasst Musik ihren Willkomm machen. Ihr sehet, Milord, wie ausserordentlich ihr geliebt werdet. Heyda! Was fuer ein Geschweif von Eitelkeit zieht daher! Sie tanzen, sie sind dem Tollhaus entloffen, glaub' ich.* {ed.-* Apemanthus faehrt hier im Original in et$ Sprache gehoert ihrer Entstehung nach in die Zeit der rudimentaersten Form von Psychologie: wir kommen in ein grobes Fetischwesen hinein, wenn wir uns die Grundvoraussetzungen der Sprach-Metaphysik, auf deutsch: der Vernunft, zum B'wusstsein bringen. Das sieht ueberall haeter und Thun: das glaubt an Willen als Ursache ueberhaupt; das glaubt an's "Ich", an's Ich als Sein, an's Ich als Substanz und projicirt den Glauben an die Ich-Substanz auf alle Dinge - es schafft erst damit den Begriff "Ding"... Das Sein wird ueberall als Ursache hineingedacht, untergeschoben; aus dar Conception "Ich" folgt erst, als abgeleitet, der Begriff "Sein"... Am Anfang steht das grosse Verhaengniss von Irrthum, dass der Wille Etwas ist, das wirkt, - dass Wille ein Vermoegen ist... Heute þwissen wir, dass er bloss ein Wort ist... Sehr viel spaeter, in einer tausendfach aufgeklaerteren Welt kam die Sicherheit, die subjektive Gewissheit in der Handhabung der Vemunft-Kategorien den Philosophen mit Ueberraschung zum Bewusstsein: sie sch$ deiner Stell unbussfertiger vor Gottes Thron stehn, noet um a Grillhofer. Haett ihr doch nachfragn solln! Dusterer. No wohl--no wohl! Aber hizt is's z' spat, gschehn is gschehn. Ich wollt dir's ehnder net sagn, aber heunt nacht hat mir wieder von ihr traumt, wie s' da gsessen is in ewign Feuer, rundum es hoellische Glast! O Jesses, es war schreckbar! Heunt fruh hab ich glei zu meiner Alten gsagt: fuer doe zwei armen Seelen muss was gschehn.Õ Grillhofer. Hast recht, dumm is schon, aber hast rechtê No hilft nix als fleissig fuerbitten. Am End hast doch schlecht gsehn--na ja--na ja--im Feuer und Rauchen verlassen ein'm ja leider die Augen, wird am End gar net doe Hoell gwesen sein, sundren nur 's Fegfeuer, wo die Magdalen hast sitzen Dusterer Beschwoern kunnt ich's net, dass's die Hoell war! Grillhofer. No, so gehn wir's halt an, waer mir lieb, wann's derer armen Seel a z'guten kam! Wann mer wieder a bissel besser is, fahrn mer nach der Kreisstadt, und da mach mir's halt richtig--ja--ja--du ziehst au$ einige Thaler Geldes, und Neuigkeiten v;n der Welt draussen heimbrachte. Einmal kam auch ein Schreinergeselle mit seinem Wanderpacke [68] zu Vater Niklas, dem Haidebauer, und brachte einen Gruss und einen Brief von Felix, und sagte, dass= derselbe in der grossen, weit entfernten Hauptstadt ein schmucker, fleissiger Student sei, dass ihn Alles liebe, und dass er gar eines Tages Kaplan in der grossen Domkirche werden koennte. Der Schreinergeselle wurde ueber Nacht im Haidehause gut gehalten, und liess eitel Freude [69] zurueck, als er des andern Tages in entgegengesetzter Richtung von dannen zog. [70] So kam es, dass jedes Jahr ein- oder zweimal ein Wandersmann den Umweg ueber die Haide machte, dem schoenen, freundlichen, handsamen Juenglinge zu Liebe, der gern einen Gruss an sein liebes Muetterchen schiceberhaupt Widerlegung des Idealismus Allgemeine Anmerkung zum System der Grundsaetze 3. Hauptstueck. Von dem Grunde der Unterscheidung aller Gegenstaende ueberhaupt in Phaenomena und Noumena Anhang. Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe Anmerkung zur Amphibolie der Reflexionsbegriffe Zweite Abteilung. Die transz·endentale Dialektik Einleitung I. Vom transzendentalen Schein II. Von der reinen Vernunft als dem $ nlichkeit, und die Kategorien, als Begriffe des Verstandes. Von ihnen eine empirische Deduktion versuchen wollen, wuerde ganz vergebliche Arbeit sein; weil eben darin das Unterscheidende ihrer Natur liegt, dass sie sich auf ihre Gegenstaende bez}ehen, ohne etwas zu deren Vorstellung aus der Erfahrung entlehnt zu haben. Wenn also eine Deduktion derselben noetig ist, so w±ird sie jederzeit transzendental sein muessen. Indessen kann man von diesen Begriffen, wie von alleÍ Erkenntnis, wo nicht das Prinzipium ihrer Moeglichkeit, doch die Gelegenheitsursachen ihrer Erzeugung in der Erfahrung aufsuchen, wo alsdann die Eindruecke der Sinne den ersten Anlass geben, die ganze Erkentniskraft in Ansehung ihrer zu eroeffnen, und Erfahrung zustande zu bringen, die zwei sehr ungleichartige Elemente enthaelt, naemlich eine Materie zur Erkenntnis aus den Sinnen und eine gewisse Form, sie zu ordnen, aus dem inneren Quell des reinen Anschauens und Denkens, die, bei Gelegenheit der ersteren, zuerst in Ausuebung gebracht werden, $ Anschauung, dDe davon unterschieden ist, kann es nur gegeben und durch Verbindung in einem Bewusstsein gedacht werden. Ein Verstand, in welchem durch das Selbstbewusstsein zugleicM alles Mannigfaltige gegeben wuerde, wuerde anschauen; der [nsere kann nur denken und muss in den Sinnen die Anschauung suchen. Ich bin mir also des identischen Selbst bewusst, in Ansehung des Mannigfaltigen der mir in einer Anschauung gegebenen Vorstellungen, weil ich sie insgesamt meine Vorstellungen nenne, die eine ausmachen. Das ist aber soviel, als, dass ich mir einer notwendigen Synthesis derselben a priori bewusst bin, welche die urspruengliche synthetische Einheit der Apperzeption heisst, unter der alle mir gegebenen Vorstellungen stehen, aber unter die sie auch durch eine Synthesis gebracht werden muessen. Paragraph 17. Der Grundsatz der synthetischen Einheit der Apperzepion ist das oberste Prinzip alles Verstandesgebrauchs Der oberste Grundsatz der Moeglichkeit aller Anschauung in Beziehung auf die Sinnlichkeit war la$ en zusammentrifft. Diese sind: Vestand, Urteilskraft und Vernunft. Jene Doktrin handelt daher in ihrer Analytik von Begriffen, Urteilen und Schluessen, gerade den Funktionen und der Ordnung jener Gemuetskraefte gemaess, die man unter der weitlaeufigen Benennung des Verstandes ueberhaup begreift. Da gedachte bloss formale Logik von allem Inhalte der Erkenntnis (ob sie rein und empirisch sei) abstrahiert, und sich bloss mit der Form des Denkens (der diskursiven Erkentnis) ueberhaupt beschaeftigt: so kann sie in ihrem analytischen Teile auch den Kanon fuer die Vernunft mitbefassen, deren Form ihre sichere Vorschrift hat, die, ohne die besondere Natur der dabei gebrauchten Erkenntnis in Betracht zu ziehen, a priori, durch blosse Zergliederung de Vernunfthandlungen in ihre Momente, eingesehen werden kann. Die transzendentale Logik, da sie auf einen bestimmten Inhalt, naemlich bloss der reinen Erkenntnisse a priori, eingeschraenkt ist, kann es ihr in dieser Einteilung nicht nachtun. Denn es zeigt sich: dass der tra$ agt, als: Ich existiere denkend, ist nicht blosse logische Funktion, sondern bestimmt das Subjekt (welches denn zugleich Objekt ist) in Ansehung der Existenz, upnd kann ohne den inneren Sinn nicht stattfinren, dessen Anschauung jederzeit das Objekt nicht als Ding an sich selbst, sondern bloss als Erscheinung an die Hand gibt. In ihm ist also schon nicht mehr blosse Spontaneitet des Denkens, sondern auch Rezeptivitaet der Anschauung, d.i. das Denken meiner selbst auf die empirische Anschauung ebendesselben Subjekts angewandt. In dieser letzteren muesste denn nun das denkende Selbst die Bedingungen de Gebrauchs seiner logischen Funktionen zu Kategorien der Substanz, der Ursache usw. suchen, um sich als Objekt an sich selbst nicht bloss durch das Ich zu bezeichnen, sondern auch die Art seines Daseins zu bestimmen, d.i. sich als Noumenon zu erkennen, welches aber unmoeglich ist, indem die innere empirische Anschauung sinnlich ist, und nichts als Data der Erscheinung an die Hand gibt, die dem Objekte des reinen Be$ nkommt, darin enthalten Wir haben zwei Ausdruecke: Welt und Natur, welche bisweilen ineinander laufen. Das erste bedeutet das mathematische Ganze aller Erscheinungenund die Totalitaet ihrer Sythesis, im Grossen sowohl als im Këleinen, d.i. sowohl in dem Fortschritt derselben durch Zusammensetzung, als durch Teilung. Eben dieselbe Welt wird aber Natur* genannt, sofern sie als ein dynamisches Ganzes betrachtet wird, und man nicht auf die Aggregation im Raume oder der Zeit, um sie als eine Groesse zustande zu bringen, sondern auf die Einheit im Dasein der Erscheinungen sieht. Da heisst nun die Bedingung von dem, was geschieht, die Ursache, und die unbedingte Kausalitaet der Ursache in der Erscheinung die Freiheit, die bedingte dagegen heisst im engeren Verstande Natrursache. Das Bedingte im Dasein ueberhaupt heisst zufaellig, und das Unbedingte notwendig. Die unbedingte Notwendigkeit der Erscheinungen kann Naturnotwendigkeit heissen. * Natur, adjektive (formaliter) genommen, bedeutet den Zusammenhang der Besti$ verstehen, und, ob er gleich hierueber nicht so schulgerecht als andere sprechen kann, so kann er doch darueber unendlich mehr vernuenfteln, weil er unter lauteN Ideen herumwandelt, ueber die man eben darum am beredtsten ist, weil man davon nichts weiss; anstatt, dass er ueber der Nachforschung der Natur ganz verstummen und seine Unwissenheit gestehen muesste. Gemaechlichkeit und Eitelkeit also sind schon eine stabke Empfehlung dieser Grundsaetze. Ueberdem, obes gleich einem Philosophen sehr schwer wird, etwasr als Grundsatz anzunehmen, ohne deshalb sich selbst Rechenschaft geben zu koennen, oder gar Begriffe, deren objektive Realitaet nicht eingesehen werden kann, einzufuehren: so ist doch dem gemeinen Verstande nichts gewoehnlicher. Er will etwas haben, womit er zuversichtlich anfangen koenne. Die Schwierigkeit, eine solche Voraussetzung selbst zu begreifen, beunruhigt ihn nicht, weil sie ihm, (der nicht weiss, was Begreifen heisst,) niemals in den Sinn kommt, und er haelt das fuer bekannt, was ihm durch o$ roesse des Regressus schliessen, und diese jener gemaess bestimmen, sondern ich muss mir allererst einen Begriff von der Weltgroesse durch die Groesse des empirischen Regressus machen. Von diesem aber weiss ich niemals etwas mehr, als dass ich von jedem gegebenen Gliede der Reihe von Bedingungen immer noch zu einem hoeheren (entfernteren) Gliede empirisch fortgehen muesse. Also ist dadurch die Groesse des Ganzen der Erscheinungen gar nicht schlechthin bestimmt, mithin kann man auch nicht sagen, dass dieser Regressus ins Unendliche ehe, weil dieses die Glieder, daöin der Regressus noch nicht gelangt ist, antizipieren und ihreú Menge so gross vorstellen wuerde, dass keine empirische Synthesis dazu gelangen kann, folglich die Weltgroesse vor dem Regressus (wenn gleich nur negativ) bestimmen wuerde, welches unmoeglich ist. Denn diese ist mir durch keine Anschauung (ihrer Totalitaet nach) mithin auch ihre Groesse vor dem Regresus gar nicht gegeben. Demnach koennen wir von der Weltgroesse an sich gar nichts sagen, $ ich euch als moeglich einrìaeume, es mag sein, welches es wolle,) yexistiert, ist, sage ich, dieser Satz ein analyti‰cher oder synthetischer Satz? Wenn er das erstere ist, so tut ihr durch das Dasein des Dinges zu euerem Gedanken von dem Dinge nichts hinzu, aber alsdann muesste entweder der Gedanke, der in euch ist, das Ding selber sein, oder ihr habt ein Dasein, als zur Moeglichkeit gehoerig, vorausgesetzt, und alsdann das Dasein dem Vorgeben nach aus der inneren Moeglichkeit geschlossen, welches nichts als eine elende Tautologie ist. Das Wort: Realitaet, welches im Begriffe des Dinges anders klingt, als Existenz im Begriffe des Praedikats, macht es nicht aus. Denn, wenn ihr auch alles Setzen (unbestimmt was ihr setzt) Realitaet nennt, so habt ihr das Ding schon mit allen seinen Praedikaten im Begriffe des Subjekts gesetzt und als wirklich angenommen, und im Praedikate wiederholt ihr es nur. Gesteht ihr dagegen,rwie es billigermassen jeder Vernuenftige gestehen muss, dass ein jeder Existenzialsatz synthetisc$ endigen Urwesens, als eines blossen Prinzips der groessten empirischen Einheit, nicht schicklich sei, sondern dass es ausserhalb der Welt gesetzt werden muesse, da wir denndie Erscheinungen der Welt und ihr Dasein immer getrost von anderen ableiten koennen, als ob es kein notwendiges Wesen gaebe, und dennoch zu der Vollstaendigkeit der Ableitung unaufhoerlich streben koennen, als ob ein solches, als ein oberster Grund, vorausgesetzt waere. Das Ideal des hoechsten Wesens ist nach diesen Betrachtungen nichts anderes, als ein regulatives Prinzip der Vernunft, alle Verbindung in der Welt so anzusehen, als ob sie aus einer allgenugsamen notwendigen Ursache entspraege, um darauf die Regel einer systematischen und nach allgemeinen Gesetzen notwendigen Einheit in der Erklaerung deselben zu gruenden, und ist nicht eine Behauptung einer an sich notwendigen Existenz. Es ist aber zugleich unvermeilich, sich, vermittelst einer transzendentalen Subreption, dieses formale Prinzip als konstitutiv vorzustellen, und sich diese$ rachtung schlechterdings notwendig sind<, es mit Recht, aber freilich nur praktisch, postulieren; jetzt setzen wir diese Schlussart noch beiseiteò. Da, wenn bloss von dem, was da ist, (nicht, was sein soll,) die Rede ist, das Bedingte, welches uns in der Erfahrung gegeben wird, jederzeit auch als zufaellig gedacht wird, so kann die zu ihm gehoerige Bedingung daraus nicht als schlechthin notwendig erkannt werden, sondern dient nur as eine respektiv notwendige, oder vielmehr noetige, an sich selbst aber und a priori willkuerliche Voraussetzung zum Vernunfterkenntnis des Bedingten. Soll also die absolute Notwendigkeit eines Dinges im theoretischen Erkenntnis erkannt werden, so koennte dieses allein aus Begriffen a priori geschehen, niemals aber als einer Usache, in Beziehung auf ein Dasein, das durch Erfahrung gegeben ist. Eine theoretische Erkenntnis ist spekulativ, wenn sie auf einen Gegenstand, oder solche Begriffe von einem Gegenstande, geht, wozu man in keiner Erfahrung gelangen kann. Sie wird der Naturerke$ ohl nur unter Voraussetzung der Verschiedenheiten in der Natur Verstand, als unter der Bedingung, dass ihre Objekte> Gleichartigkeit an sich haben, weil eben die Mannigfaltigkeit desjenigen, was unter einem Begriffe zusammengefasst werden kann, den Gebrauch dieses Begriffs, und die Beschaeftigung des Verstandes ausmacht. Die Vernunft bereitet also dem Verstande sein Feld, 1. durch ein Prinzip der Gleichartigkeit des Mannigfaltigen unter hoeheren Gattungen, 2. durch einen Grundsatz der Varietaet des Gleichartigen unter niederen Arten; und um die systematische Einheit zu vollenden, fuegt sie 3. noch ein Gesetz der Affinitaet aller Begriffe hinzu, welches einen kontinuierlichen Uebergang von einer jeden Art zu jeder anderen durch stufenartiges Wachstum der Verschiedenheit gebietet. Wir koen~nen sie die Prinzipien der Homogenitaet, der Spezifikation und der Kontinuitaet der Formen nennen. Das letztere entspringt dadurch, ass man die zwei ersteren vereinigt, nachdem man, sowohl im Aufsteigen zu hoeherenø Gattungen$ on ihm denken lassen wuerde), naemlich als ein Wesen, das Verstand, Wohlgefallen und Missfallen, imgleichen eine demselben gemaesse Begierde und Willen hat usw. zu denken, sondern demselben unendliche Vollkommenheit beizulegen, die also diejenige weit uebersteigt, dazu wir durch empirische Kenntnis der Weltordnung berechtigt sein koennen. Denn das regulative Gesetz der systematischen Einheit will, dass wir die Natur so studieren sollen, als ob¹allenthalben ins Unendliche systematische und zweckmaessige Einheit bei der groesstmoe×glichen Mannigfaltigkeit, angetroffen wuerde. Denn, wiewohl wir nur wenig von dieser Weltvollkommenheit ausspaehen, oder erreichen werden, so gehoert es doch zur Gesetzgebung unserer Vernunft, sie allerwaerts zu suchen und zu vermuten, und es muss uns jederzeit vorteilhaft sein, niemals aber kann es nachteilig werden, nach diesem Prinzip die Naturbetrachtung anzustellen. Es ist aber, unter dieser Vorstellung, dr zum Grunde gelegten Idee eines hoechsten Urhebers, auch klar: dass ich ni$ hr bei seinem Anblicke Traenen in die Augen, doch troestete sie sich immer mit dem Zusatze im Zauberbuche, dass treue Hundeseelen, die in solchem Geschaefte blieben, zur Seele ihrer Herren gelangen, und sie war gewiss, dass sich der Hund eim Vater Michael besser als bei ihr gefallen Endlich kam der zweite Freitag, es war schon kat geworden, die ruhigen Gewaesser waren duenn befroren, und die Alte hatte sich bei ihr entschuldigt, dass sie in den naechsten Tagen nicht herauskommen koenne: ihr Husten sei aber so stark, sie muesse sich heimhalten. Alles schien erwuenscht, die Nachbarn waren alle nach der Stadt gezogen, die NachtVwar dunkel, und der Wind fuehrte die ersten Schneeflocken ueber die trockene Erde. Bella durchlief noch einmal das Zauberbuch, ihr Herz schlug heftig, als es langÐam eilf schlug, der schwarze Hund schleppte ihre Puppe, in der sie ihren Prinzen sah und verehrte, herbei, zerrte und biss darin: das brachte sie zum Entschluss; diesen Schimpf, den er ihrem Liebling angetan, musste er buessen$ ren den Kutzen zu streichen, aus welchem ihm schon manches Trinkgeld gefallen. Dies vollendete, wozu der Kleine aus Nachahmerei seiner Bekannten schon vorgereift, eine feste Ueberzeuung in ihm, er sei in Bella verliebt, und bei der vielen Zaertlichkeit, die sie aus einer Art muetterlichen Gefuehls ihm bezeugte, glaubte er in ihr ein gleiches Gefuehl voraussetzen zu duerfen und hielt seinen Vorteil fuer so gewiss, dass er nicht einmal die ahndenden Augen auf sie zu werfen noetig fand, um zu unterscheiden, wie ich alles in ihr verwandelt hatte, wie sie nicht bloss mit ihren Augen die Fruehlingsson3e, sondern auch mit ihrem Herzen die Liebe gesucht habe. Er kannte nicht die Macht des Fruehlings, der aus dem Himmel in alle Fenster ruft: "Ihr Maedchen schaut euch um nach einem, der mir gleicht." Auch Bella hatte die rFruehlingsstimme gehoert und lief unzaehligemal von ihrer Arbeit ans Fenster, und so kam es, dass seit ein paar Tagen mit ihr eine so gerechte und natuerliche Veraenderung vorgegangen war. Sie hatt$ die Schuster ziehen und pochen, alle halb auf der Gasse; ja die Werkstaetten machen einen Teil der Strasse. Abends, wenn Lichter brennen, sieht es recht lebendig. Auf den Plaetzen ist es* an Markttagen sehr voll, Gemuese und Fruechte unuebersehlich, Knoblauch und Zwiebeln nach Herzenslust. UEbrigens schreien, sch3ekern und singen sie den ganzen Tag, werfenund balgen sich, jauchzen und lachen unaufhoerlich. Die milde Luft, die wohlfeile Nahrung laesst sie leicht leben. Alles, was nur kann, ist unter freiem Nachts geht nun das Singen und Laermen recht an. Das Liedchen von Marlborough hoert man auf allen Strassen, dann ein Hackebrett, eine Violine. Sie ueben sich, alle Voegel mit Pfeifen nachzumachen. Die wunderlichsten Toene brechen ueberall hervor. Ein solches uebergefuehl des Daseins verleiht ein mildes Klima auch der Armut, und der Schatten des Volks scheint selbst noch ehrwuerdig. Die uns so sehr auffallende Unreinlichkeit und wenigeàBequemlichkeit der Haeuser entspringt auch daher: sie sind immer d$ e zu Kirche zu wandern. Wie in Rom alles hoechst ernsthaft ist, so treibt sichX hier alles lustig ud wohlgemut. Auch die neapolitanische Malerschule begreift man nur zu Neapel. Hier sieht man mit Verwunderung die ganze Vorderseite eEiner Kirche von unten bis oben gemalt, ueber der Tuere Christus, der die Kaeufer und Verkaeufer zum Tempel hinaustreibt, welche z beiden Seiten, munter und zierlich erschreckt, die Treppen herunterpurzeln. Innerhalb einer andern Kirche ist der Raum ueber dem Eingang reichhaltig mit einem Freskogemaelde geziert, die Vertreibung Heliodors vorstellend. Luca Giordano musste sich freilich sputen, um solche Flaechen auszufuellen. Auch die Kanzel ist nicht immer wie anderwaerts ein Katheder, Lehrstuhl fuer eine einzelne Person, sondern eine Galerie, auf welcher ich einen Kapuziner hin und her schreiten und bald von dem einen, bald von dem andern Ende dem Volk seine Suendhaftigkeit vorhalten sah. Was waere da nicht alles zu erzaehlen! Aber weder zu erzaehlen noch zu beschreiben ist$ nen moechte. In den Baechen finden sich schon Granitgeschiebe. Die gel(en aepfel des Solanum, die roten Blueten des Oleanders machen die Landschaft lustig. Der Fiume Nisi bringt Glimmerschiefer sowie auch die folgenden Baeche. Mittwoch, den 9. Mai 1787. Vom Ostwinde bestuermt, ritten wir zwischen dem rechter Hand wogenden Meere und den Felswaenden hin, an denen wir vorgestern oben herab gesehen hatten, diesen Tag bestaendig mit dem Wasser im Kampfe; wir kamen ueber unzaehlige Baeche, unter welchen ein groesserer, Nisi, den Ehrentitel eines Flusses fuehrt; doch diese Gewaesser sowie das Geroelle, das sie mitbringen, waren leichter zu ueberwinden als das Meer, das heftig stuermte und an vielen Stelln ueber den Weg hinweg bis an die Felsen schlug und zurueck auf die Wanderer spritzte. Herrlich war das anzusehen, und die seltsame Begebenheit liess uns das Unbequeme uebertragen. Zugleich sollte es icht an mineralogischer Betrachtung fehlen. Die ungeheurenKalkfelsen, verwitternd, stuerzen herunter, deren weich$ tadt umhergetragen. Aufmerksam ward ich bei dem Vorbeiziehen so vieler Moenche, deren einfache Kleidung das Auge nur auf die BetrachtungÈ des Kopfes hinzog. Es war mir auffallend, dass eigentlich Haar und Bart dazu gehoeren, um sich von dem maennlichen Individuum einen Begriff zu machen. Erst mit Aufmerksamkeit, dann mit Erstaunen mustertv ich die vor mir vorueberziehende Reihe und war wirklich entzueckt, zu sehen, dass ein Gesicht, von Haar und Bart in einen Rahmen eingefasst, sich ganz anders ausnahm, als das bartlose Volk umher. Und ich konnte nun wohl finden, dass dergleichen Gesichter, in Gemaelden dargestellt, einen ganz unnennbaren Reiz auf den Beschauer ausueben Hofrat Reiffenstein, welcher sein Amt, Fremde zu fuehren und zu unterŸalten, gehoerig ausstudiert hatte, konnte freilmch im Laufe seines Geschaefts nur allzubald gewahr werden, dass Personen, welche wenig mehr nach Rom bringen als Lust zu sehen und sich zu zerstreuen, mitunter an der grimmigsten Langweile zu leiden haben, indem ihnen die g$ den vier Saffianbaenden erhalten, gestern, als ich im Begriff war, von Frascati abzufahren. Es ist mir nun ein Schatz auf die ganze Villeggiatur. "Persepolis" habe ich gestern nacht gelesen. Es freut mich unendlich, und ich kann nichts dazusetzen, indem jene Ar und Kunst nicht heruebergekommen ist. Ic will nun die angefuehrten Buecher auf irgendeiner Bibliothek sehen und euch aufs neue danken. Fahret fort, ich bitte euch, oder fahret fort, weil ihr muesst, beleuchtet alles mit eurem Lichte! Die "Ideen", die Gedichte sind noch nicht beruehrt. Meine Schriften moegen nun gehen, ich will treulich fortfahren. Die vier Kupfer zu den letzten Baenden sollen hier werden. Mit den Genannten war unser Verhaeltnis nur ein gutmuetiger Waffenstillstand von beiden Seiten, ich habe das wohl gewusst, nur was werden kann, kann werden. Es wird immer weitere Entfernung und endlich, wenn's recht gut geht, leise, lose Trennung werden. Der eine ist ein Narr, der voller Einfa¶ltspr@aetensionen steckt. "Meine Mutter hat Gaens$ hrt in des Fidanza "Teste Scelte", Tom. V, Bl. 31. Man wuesste sich keinen tuechtigern, gesuendern, geradsinnigeren Knaben zu denken. Als Abkoemmling einer edlen Familie wird er in allem Guten und Wissenswerten der Zeit gemaess unterrichtet und endlichP, um seine Studien zu vollenden, man meldet nicht, in welchem Alter, nach Rom gesandt. Hier entwickelt er sich zum vollkommnen Juengling; sein schoenes Antlitz, seine reichen Locken zeichnen ihn aus; er ist anziehend und ablehnend zugleich, Anmut und Wuerde begleiten ihn ueberall. Hier, zur traurigsten Zeit, wenige Jahre nach der grausamen Pluenderung der Stadt, ergibt er sich, nach Vorgang und Beispiel vieler Edlen, ganz den uebun±gen der Froemmigkeit, und sein Enthusiasmus steigert sich mit den Kraeften einer frischen Jugend. Unablaessiges Besuchen der Kirchen, besonders der sieben Hauptkircòen, bruenstiges Beten zu Herannoetigung der Huelfe, fleissiges Beichten und Genuss des Abendmahls, Flehen und Ringen nach geitigen Guetern. In solch einem enthusiasti$ n Raeumen der Unendlichkeit, Gleichmessend giesst der Himmel seinen Tau Auf alle durstenden Gewaechse aus. Was irgend gut ist und von oben kommt, Ist allgemein und ohne Vorbehalt, Doch in den Falten wohnt die Finsternis! BURGUND. O sie kann mit mir schalten wie sie will, MeinP Herz ist weiches Wachs in ihrer Hand. --Umarmt mich, Du Chatel; ich vergeb Euch. Geist meines Vaters,zuerne nicht, wenn ich Die Hand, die dich getoetet, freundlich fasse. Ihr Todesgoetter, rechnet mirs nicht zu, Dass ich mein schrecklich Rachgeluebde breche. Bei euch dort unten in der ewgen Nacht, Da schlaegt kein Herz mehr, da ist alles ewig, Steht alles unbeweglich fes§t--doch anders Ist es hier oben in der Sonne Licht. Der Mensch ist, der lebendig fuehlende, Der leichte Raub des maechtgen Augenblicks. KARL (zu Johanna). Was dank ich dir nicht alles, hohe Jungfrau! Wie schoen hast du dein Wort geloest! Wie schnell mein ganzes Schicksal umgewandelt! Die Freunde hast du mir vÏersoehnt, die Feinde Mir in den Staub gestuerzt, und meine St$ und insbesondere giebt seine Moral ein entschiedenes und entscheidendes Zeugniss dafuer ab, wer er ist - das heisst, in welcher Rangordnung die inn|ersten Triebe seiner Natur zu einander gestellt sid. Wie boshaft Philosophen s`ein koennen! Ich kenne nichts Giftigeres als den Scherz, den sich Epicur gegen Plato und die Platoniker erlaubte: er nannte sie Dionysiokolakes. Das bedeutet dem Wortlaute nach und im Vordergrunde "Schmeichler des Dionysios", also Tyrannen-Zubehoer und Speichellecker; zu alledem will es aber noch sagen "das sind Alles Schauspieler, daran ist nichts Aechts" (denn Dionysokolax war eine populaere Bezeichnung des Schauspielers). Und das Letztere ist eigentlich die Bosheit, welche Epicur gegen Plato abschoss: ihn verdross die grossartige Manier, das Sich-in-Scene-Setzen, worauf sich Plato sammt seinen Schuelern verstand, - worauf sich Epicur nicht verstand! er, der alte Schulmeister von Samos, der in seinem Gaertchen zu Athen versteckt sass und dreihundert Buecher schrieb, wer weiss? vielle$ aber, dass Alles was es von Freiheit, Feinheit, Kuehnheit, Tanz und meisterlicher Sicherheit auf Erden giebt oder gegeben hat, sei es nun in dem Denken selbst, oder im Regieren, oder im Reden und ueberreden, in den Kuensten ebenso wie in den Sittlichkeiten, sich erst vermoege der "Tyrannei solcher Willkuer-Gesetze" entwickelt hat; und allen Ernstes, die Wahrscheinlichkeit dafuer ist nicht g^ring, dass gerade dies "Natur" und "natuerlich" sei - und nicht jenes laisser aller! jeder Kuenstler weiss, wie fern vom Gefuehl des SichgehXen-lassens sein "natuerlichster" Zustand ist, das freie Ordnen, Setzen, Verfuegen, Gestalten in den Augenblicken der "Inspiration", - und wie streng und fein er gerade da tausendfaeltigen Gesetzen gehorcht, die alÔer Formulirung durch Begriffe gerade auf Grund ihrer Haerte und Bestimmtheit spotten (auch der festeste Begriff hat, dagegen gehalten, etwas Schwimmendes, Vielfaches, Vieldeutiges -). Das Wesentliche, "im Himmel und auf Erden", wie es scheint, ist, nochmals gesagt, dass lang$ finden musste: sein Feind war jedes Mal das Ideal von Heute. Bisher haben alle diese ausserordentlichen Foerderer des Menschen, welche man Philosophen nennt, und die sich selbst selten als Freunde der Weisheit, sondern eher als unangenehme Narren und gefaehrliche Fragezeichen fuehlten -, ihre Aufgabe, ihre harte, ungewollte, unabweisliche Aufgabe, ndlich aber die Groesse ihrer Aufgabe darin gefunden, das boese Gewissen ihrer Zeit zu sein. Indem sie gerade den Tugenden der Zeit das Messer vivisektorisch auf die Brust setzten, verriethen sie, was ihr eignes Geheimniss war: um eine neue Groesse des Menschn zu wissen, um einen neuen ungegangenen Weg zu seiner Vergroesserung. Jedes Mal deckten sie auf, wie viel Heuchelei, Bequemlichkeit, Sich-gehen-lassen und Sich-falle¤n lassen, wie viel Luege unter dem bestgeehrten Typus ihrer zeitgenoessischen Moralitaet versteckt, wie viel Tugend ueberlebt sei; jedes Mal sagten sie: "wir muessen dorthin, dorthinaus, wo ihr heute am wenigsten zu Hause seid." AngesiÔchts einer W$ oennten, steht fest; dass sie nicht darauf hin arbeiten und Plaene machen, ebenfalls. Einstwe¾len wollen und wuenschen sie vielmehr, so;ar mit einiger Zudringlichkeit, in Europa, von Europa ein- und aufgesaugt zu werden, sie duersten darnach, ondlich irgendwo fest, erlaubt, geachtet zu sein und dem Nomadenleben, dem "ewigen Juden" ein Ziel zu setzen -; und man sollte diesen Zug und Drang (der vielleicht selbst schon eine Milderung der juedischen Instinkte ausdrueckt) wohl beachten und ihm entgegenkommen: wozu es vielleicht nuetzlich und billig waere, die antisemitischen Schreihaelse des LanØes zu verweisen. Mit aller Vorsicht entgegenkommen, mit Auswahl; ungefaehr so wie der englische Adel es thut. Es liegt auf der Hand, dass am unbedenklichsten noch sich die staerkeren und bereits fester gepraegten Typen des neuen Deutschthums mit ihnen einlassen koennten, zum Beispiel der adelige Offizier aus der Mark: es waere von vielfachem Interesse, zu sehen, ob sich nicht zu der erblichen Kunst des Befehlens und Gehorc$ esen von Natur unterthan sein muessen und sich ihm zu opfern­ haben. Die vornehme Seele nimmt diesen Thatestand ihres Egoismus ohne jedes Fragezeichen hin, auch ohne ein Gefuehl von Haerte Zwang, Willkuer darin, vielmehr wie Etwas, das im Urgesetz der Dinge begruendet sein mag: - suchte sie nach einem Namen dafuer, so wuerde sie sagen "es ist die Gerechtigkeit selbst". Sie gesteht sich, unter Umstaenden, die sie anfangs zoegern lassen, zu, dass es mit ihr Gleichberechtigte giebt; sobald sie ueber diese Frage des Rangs im Reinen ist, bewegt sie sich unter diesen Gleichen und Gleichberechtigten mit der gleichen Sicherheit in Scham und zarter Ehrfurcht, welche sie im Verkehre mit sich selbst hat, - gemaess einer eingebornen himmlischen Mechanik, auf welche sich alle Sterne verstehn. Es ist ein Stueck ihres Egoismus mehr, diese Feinheit und Selbstbeschraenkung im Verkehre mit ihres Gleichen - jeder Stern st ein solcher Egoist -: sie ehrt sich in ihnen und in den Rechten, 4welche sie an dieselben abgiebt, sie zwei$ spect, den du mir schuldig bist? (Der Major kehrt zurueck.) Du bist bei der Lady gemeldet. Der Fuerst hat mein Wort. Stadt und Hof wissen es richtig.--Wenn du mich zum Luegner machst, Junge--vor dem Fuersten--der Lady--der Stadt--dem Hof mich zum Luegner machst--Hoere, Junge--oder wennich hinter gewise Historien komme?--Halt! Holla! Was blaest so auf einmal das Feuer in deinen Wangen aus? Ferdinand (schneeblass und zitternd). Wie? Was? Es ist gewiss nichts, Praesident (einen «fuerchterlichen Blick auf ihn heftend). Und wenn es was ist--und wenn ich die Spur finden sollte, woher diese Widersetzlichkeit stammt--Ha, Junge! der blosse Verdacht schon bringt mich zum Rasen! Geh den Augenblick! Die Wachtparade faengt an! Du wirst bei der Lady sein, sobald die Parole gegeben ist--Wenn ich auftrete, zittert ein Herzogthum. Lass doch sehen, ob mich ein Starrkopf von Sohn meistert. (Er geht und kommt noch einmal wieder.) Junge, ich sage dir, du wirst dort sein, oder fliehe meinn Zorn! (Er geht ab.) Ferdin$ ." Der gutmuetgen Candida tat der arme Balthasar, der ganz verwirrt mit niedergesenktem Blick vor ihr stand, herzlich leid. Sie reichte ihm die Hand und lispelte mit anmutigem Laecheln: "Es sind aber auch recht komische Leute, die sich so entsetzlich vor Katzen fuerchten." Balthasar drueckteCandidas Hand mit Inbrunst an die Lippen. Candida liess den seelenvollen Blick ihrer Himmelsaugen auf ihm ruhen. Er war verzueckt in den hoechsten Himmel und dachte nicht mehr an Zinnober und Katzengeschrei. - Der Tumult war vorueber, die Ruhe wieder hergestellt. Am Teetisch sass die nervenschwache Dame und genoss mehreren Zwieback, den sie in Rum tunkte, versichernd, an dergleichen erlabe sich das von feindlicher Macht bedrohte Gemuet, und dem jaehen Schreck folge sehnsuechtig Hoffen! - Auch die beiden alten Herren, denen draussen wirklich ein fluechtiger Kater zwischen die Beine gelaufen, kehrten beruhigt zurueck und suchten, wie mehrere andere, Öen Spieltisch. Balthasar, Fabian, der Profesor der Aesthetik, mehrere junge$ ch aufgedraengt haben. Die Faelle der Komik, die er anfuehrt, sind wirklich komisch, wenn auch nicht aus den angegebenen Gruenden. Dagegen wuerden andere Faelle und Klassen von Faellen, die er haette anfuehren _muessen_, sich jeder Bemuehung, sie komisch zu finden, widersetzt haben. Einige Bemerkungen genuegen, um dies zu zeigen. Eine Hauptgattung der Komik bezeichnen fuer _Hecker_ die Faelle, bei denen zwei Vorstellungen in ihrer Vereinigung oder ihrem Zusammenhang unseren logischen, praktischen, ideellen "Normen" oder den "Normen der Ideenassociation" entsprechen, waehrend zugleich die eine der Vorstellungen eine¹r der ormen widerstreitet. Nachher schrumpft die ganze Gattung zusammen zur Komik der "gerechten Schadenfreude". Die rote Nase zum Beispielmissfaellt, weil sie unseren "ideellen Normen" widerspricht. Betrachten wir sie aer als verdiente Strafe der Unmaessigkeit, so befriedigt diese Ideenverbindung unser Gerechtigkeitsgefuehl. Und aus Beidem zusammen ergiebt sich das Gefuehl der Komik. Diese Erklaer$ s Begriffes der Erwartung im Grunde hier ebensoviel Recht, wie bei dem œkleinen Haeuschen zwischen Palaesten. Ich darf sagen, ich erwarte naturgemaess mit dem Bild des Negerkoerpers jenen Gedanken verbinden zu koennen, diese Erwartung aber zergehe angesichts der mir fremdeG Farbe in nichts. Die "Erwartung" besteht thatsaechlich, nur dass sie auf ihre Entscheidung nicht zu "warten" braucht, und darum auch ein merkliches Gefuehl der Spannung, we es sonst die in Erreichung ihres Zieles, der Erfuellung oder Enttaeuschung, _gehemmte_ Erwartung begleitet, nicht entstehen kann. Es ist nun aber gar nicht meine Absicht, hier dem Begriff der Erwartung eine moeglichst weite Anwendbarkeit zu sichern. Mag man die Erwartung da, wo man auf die Erfuellung oder Enttaeuschung nicht zu "warten" braucht, und darum kein merkbares Spannungsgefuehl eintritt, trotzdem als solche bezeichnen oder nicht, uns kommt es einzig an auf das in aller Erwartung Wesentliche und psychoYogisch Wirksame, die aktive Bereitschaft also zur Erfassung $ thun, verleihen sie der witzigen Aussage eine wirkliche oder scheinbare Bedeutung und damit zugleich eine gewisse øKraft, Wichtigkeit, Aindrucksfaehigkeit. Damit ist auch schon der Punkt bezeichnet, auf den es bei der Zusammengehoerigkeit einzig und allein anÊkommt. Nicht die Zusammengehoerigkeit, sondern die Bedeutung, welche den Worten als Traegern derselben erwaechst, bedingt den §Eindruck der Komik. Die Zusammengehoerigkeit ist bei dem eben angefuehrten Falle eine lediglich scheinbare. Aber indem die Worte den Schein erwecken, leisten sie etwas. Wir hoeren die Wortverbindung "Messer ohne Klinge und Stiel" und lassen uns dadurch verfuehren, fuer einen Moment an die Moeglichkeit der entsprechenden Vorstellungsverbindung zu glauben, also derselben einen Sinn zuzuschreiben. Der Begriff eines Messers ohne Klinge ist uns gelaeufig, der eines Messers ohne Stiel nicht minder. Hebt der Mangel der Klinge den Begriff des Messers nicht auf, und der Mangel des Stieles ebensowenig, so scheint auch der Mangel der Kling$ nt und mitlacht, wenn sein Gegenbild auf der Buehne verlacht wird, ist humoristisch. Wiethoericht, wenn man dem Lachen Anderer zu begegnen meint, indem man mitlacht; wie schwaechlich, wenn man auch nur dies Lachen, statt irgendwie dagegen aufzutreten oder es abzuwehren, sich gefallen laesst. Giebt man nicht damit den LacheIrn Recht?--Aber eben dies ist die Meinung des _Sokrates_. Er Àerst\eht den Standpunkt des Volksbewusstseins, zu dessen Vertreter sich _Aristophanes_ gemacht hat, und sieht darin etwas relativ Gutes und Vernuenftiges. Er anerkennt eben damit das relative Recht derer, die seinen Kampf gegen das Volksbewusstsein verlachen. Damit erst wird sein Lachen zum Mitlachen. Andererseits lacht er doch ueber die Lacher. Er thut es und kann es thun, weil er des hoeheren Rechtes und notwendigen Sieges seiner Anschauungen gewiss ist. Eben dieses Bewusstsein leuchtet durch sein Lachen, und laesst es in seiner Thorheit logisch berechtigt, in seiner Nichtigkeit sittlich erhaben erscheinen. Dieser Humor steiger$ e Stimmung habe oder dieser Weise der Betrachtung mich hingebe. Ich selbst bin hier der Erhabene, der sich Behauptende, der Traeger des Vernuenftigen oder Sittlichen. Als dieser Erhabene oder im Lichte dieses Erhabenen betrachte ich die Welt. Ich finde in ihr Komisches und gehe betrachtend in die Komik ein. Ich gewinne aber schliesslich mich selbst, oder das Erhabene in mir, erhoeht, befestigt, gesteiget wieder. Damit ist hier der humoristische Prozess vollendet. Man erinnert sich des Gegenstueckes dieser humoristischen Weltbetrachtung, das uns oben bei Betrachtung der Tragik begegnete. Es besteht in der Weltbetrach+tung, ie einen sittlichen Massstab anlegt--nicht an das Kleine und Nichtige, oder an das, was so erscheint, sondern an das Schlechte, das Boese, das Uebel; kurz das ernste Nichtseinsollende. Auch aus solcher Weltbetrachtung kann ich in meiner Perâoenlichkeit oder meinem sittlichen Bewusstsein gesteigert zu mir zurueckkehren. Neben diese ernst sittliche Weltbetrachtung stellten wir die gleichartige$ lbe Gegensatz besteht aber auch beim Humor des komischen Schickals. Wir begegnen der untersten Stufe des objektiven Humors der einen und der anderen Art im Humor des naiven Kindergemuetes, das weder der Unzulaenglichkeitoder Verkehrtheit seines Wollens, noch der Komik des Schicksals, die es straucheln und fallen laesst, sich bewusst ist. Wir begegnen beiden Arten des Humors in ihrer hoechsten Steigerung bei der vollbewussten PersoenUichkeit, die in ihrem erhabenen Wollen nicht nur die komische Situation deutlich erkennt, in welche, sie der natuerliche Lauf der Dinge geraten laesst, sondern auch die eigene Unvollkommenheit klar durchschaut, darum aber doch weder am Weltverlauf noch an sich selbs Ohne Zweifel wuerde es zur vollkommenen Persoenlichkeit gehoeren, dass sie das komische Geschick jederzeit voraussaehe und abzuwenden wuesste. Darnach muss vom erhabensten Standpunkte aus jede Schicksalskomik zugleich als Charakterkomik erscheinen. Aber auch fuer den niedrigeren, menschlichen Standpunkt koennen die bei$ sende Unterschiede; nicht um eine K)lassifikation von Kunstwerken, sondern um die Aufstellung von Gesichtspunkten, denen sich dies oder jenes ganze Kunstwerk, oder auch nur diese oder jene Gestaltðeinen solchen mehr oder weniger unterordnet. Ich sagte, Petrucchio siege durch maennliche Kraft und Klugheit. Humoristisch ist doch er selbst und sein Thun nicht durch diese Kraft und Klugheit als solche. Der Humor fehlte, wenn dieselbe sich zur Verkehrtheit lediglich in Gegensatz stellte, sie in stolzer Selbstbewusstheit aufdeckte, abkanzelte, abwiese. Im Gegensatz hierzu schliesst der Humor, von dem ich hier rede, dies in sich, dass der Traeger des Vernuenftigen oder Guten von seiner Hoehe herabsteigt, in die Komik eingeht, oder sich einlaesst, demgemaess die Verkehrtheit _lachend_ ueberwindet. So ueberwindet Petrucchio lachend Kaethchens Tollheit. Aber freilich Petrucchio thut noch mehr. Er uebertollt die Tollheit de Widerspaenstigen. Er besiegt sie mit ihren eigenen Waffen. Sofrn er dies thut, gehoert sein Humor$ "So fuehlst du Angst und Schrecken sich erneuen, Und Feigheit nur hemmt deinen weitern Lauf. Das Beste macht sie oft den Mann bereuen, Dass er zurueckespringt von hoher Tat, Gleich Rossen, die vor Truggebilden scheuen. Doch hindre sie dich nicht am weitern Pfad, Drum hoere jetzt, was ich zuerst vernommen, Da mir's um dich im Herzen wehe tat. Mich, nicht in Hoell' und Himmel aufgenommen, Rief eine Frau, so selig und so schoen, Dass ihr Geheiss mir wert war und willkommen. Mit Augen, gleich dem Licht an Himmelshoehn Begann sie gegen Wmich gelind und Ieise, Und jeder Laut warŽenglisches Getoen: O Geist, geboren einst zu Mantuas Preise, Des Ruhm gedauert hat und dauern wird, Solang die terne zieh'n in ihrem Kreise, Mein Freund, doch nicht der Freund des Glueckes, irrt In Wildnis dort, weil Wahn im Weg' ihn stoerte, So dass er sich gewandt, von Furcht verwirrt. Schon irrte, fuercht' ich, also der Betoerte, Dass ich zu spaet zum Schutz mich aufgerafft, Nachdem, was ich von ihm im Himmel hoerte. Du geh; es sei durch$ pfeilbewaffnet, zogen, Sich folgend, zwischen Fluss und Felsenwand, Wie in der Welt wenn sie der Jagd gepflogen. Als sie uns klimmen sahn, wrd Stillestand; Drei traten vor mit ausgesuchten Pfeilen Und schussbereit den Bogen in der Hand. Und einer rief von fern: "Ihr muesst verweilen! Zu welcher Qual kommt ihr an diesen Ort? Von dort sprecht, sonst soll euch mein Pfeil ereilen! "Dem Chiron sag' ich in der Naeh' ein Wort," Sprach drauf Virgil. "Zum Unheil dichM verfuehrend, Riss vorschnell stets derblinde Trieb dich fort." "Nessus ist dieser," sprach er, mich beruehrend, "Der starb, als Dejaniren er geraubt, Die Rache noch vor seinem Tod vollfuehrend. Der in der Mitt' ist, mit gesenktem Haupt, Der grosse Chiron, der Achillen naehrte; Dort Pholus, welcher stets vor Zorn geschnaubt. Am Graben rings gehn tausend Pfeilbewehrte Und schiessen die, so aus dem Pfuhl herauf Mehr tauchen, als der Richterspruch gewaehrte." Wir beide nahten uns dem flinken Hauf, Chiron nahm einen Pfeil und strich vom Barte Das Haar nach h$ nks zum Schlund Trug mich mein Herr hinab zu neuen Leiden In den durchloecherten und engen ·Grund. Er liess mich nicht von seiner Huefte scheiden, Auf die er mich gesetzt, bis bei dem Ort Des, der da weinte mit den Fuessen beiden. "Du, mit dem Obern unten," sprach ich dort, "Hier eingerammt gleich einem Pfahl, verkuende: Wer bist du? Spri¿h, istddir vergoennt dies Wort." Ich stand, dem Pfaffen gleich, dem seine Suende Der Moerder beichtet, welcher, schon im Loch, Ihn rueckruft, dass der Tod noch Aufschub finde. Da schrie er: "Bonifaz, so kommst du doch, So kommst du doch schon jetzt, mich fortzusenden? Und man versprach dir manche Jahre noch? Schon satt des Guts, ob des mit frechen Haenden Du truegerisch die schoene Frau geraubt, Um ungescheut und frevelnd sie zu schaenden?" Ich stand verlegen, mit gesenktem Haupt, Wie wr nicht recht versteht, was er vernommen. Und sich beschaemt kein Gegenwort erlaubt. Da sprach Virgil: "Was stehst du so beklommen? Sag' ihm geschwind, dass du nicht jener seist, Den er gemein$ noch aus dem Pfuhle schaut. Kratzkralle, der am weitsten vorgegangen, Schlug ihm den Haken ins bepichte Haar Und zog ihn auf, Fischottern gleich, gefangen. Ich wusste schon, wie jedes Name war Von ihrer Wahl und, dass mir nichts entfalle. Nahm ich der Namen dann im Sprechen wahr. "Frisch, Grimmrot, mit den scharfen Klauen falle Auf diesen Wicht und zieht ihm ab das Fell." So schrien zusammen die Verfluchten alle. Und ich: "Mein Meister, o erforsche schnell, Wer hier in seiner Feinde Hand gerate? Wer ist wohl der unselige esell?" Worauf meÀn Fuehrer seiner Seite nahte, Ihn fragend, wer er sei, wo sein Geschlecht? "Ich bin gebuertig aus Navarras Staate. Die Mutter gab mich einem Herrn zum Knecht, Weil sie von einem Prasser mich geboren, Der all sein Gut und auch sich selbst verZzecht. Zum Freunde dann vom Theobald erkoren, Dem guten Koenig, trieb ich Gaunerei. Jetzt leg' ich Rechnung ab in diesen Mooren." Und Eberzahn, aus dessen Munde zwei Hauzaehne ragten, wie aus Schweinefratzen, Bewies ihm jetzt, wie sc(ha$ t, Wie nach dem Spiegel hin der Strahl der Sonnen Sie êgeben sich je mehr, je mehr es glueht, Und reicher stroemt die ew'ge Kraft hernieder, Je freudiger des Herzens Lieb' erblueht. Erhebt die Seel' erst aufwaerts ihr Gefieder, Dann liebt sie mehr, je mehr zu lieben ist, Denn eine strahlt den Glanz er andern wieder-- Und g'nuegt mein Wort dir nicht, in kurzer Frist Wird dort von dir Beatrix aufgefunden, Durch welche du dann ganz befriedigt bist. Jetzt sorge nur, dass bald von deinen Wunden Die fuenf sich schliessen wie das erste Paar, Das von der Stirn durch Reu' und Leid geschwunden." Schon wollt' ich sagen: Deine Red' ist klar! Da war ich an des andern Kreises Saume, Wo schnell mein Wort gehemmt durch Schaulust war. In einen Tempel schien, von wach;em Traume Dahingerissen, meine Sel' entfloh'n, Und Leute sah ich viel in seinem Raume. Am Eingang schien mit suessem Mutterton Und zaertlicher Gebaerd' ein Weib zu sagen: "Was hast du dies an uns getan, mein Sohn? Wir suchten dich voll Angst seit dreien Tagen, Ic$ ngetragen. Drauf vors Gesicht mir eine zweite kam, Von Zaehren nass, die--wohl war's zu erkennen-- Dem Aug' entpresste zornerzeugter Gram. Sie rief: "Willst du den Herr'n der Stadt dich nennen, Ob deren Namen Goetter sich gegrollt, Wo Strahlen jeder Wissenschaft entbrennen, Dann, Pisistrat, zahl' ihm de~ Frechheit Sold, Der's wagte, deine Tochter zu umfassen!" Allein der Herr, der liebreich schien und hold, Entgegnet' ihr, die also rief, gelassen: "Wird jener, der uns liebt, von uns verdammt, Was tun wir dann an solchen, die uns hoffen?"-- Dann sah ich eine Schar, von Zorn entflammt, Und einen Juengling dort, von ihr gesteinigt, Tod! Tod! so schrien sie wuetend allesamt. Er beugte sich, schon bis zum Tod gepeinigt, Des Last ihn zu der Erde niederrang, Doch seinen Blick dem Himmel stets vereinigt, Und fleht' empor zu Gott in solchem Drang: "Vergib der Wut, die gegeXn mich entbrannte!" Mit einem Blicke, der zum Mitleid zwang. Als meine Seele sich von aussen wandteZurueck zu dem, was wahr ist ausser ihr, Und ich$ t ihr nicht mich sehn, Und wiederum, ihr Schwesten, meine Lieben, Ueber ein kleines werdet ihr mich sehn." Sie sprach's und stellte vor sich alle sieben, Und hinter sich, durch ihren Wink allein, Die Frau, mich und den Weisen, der geblieben. Sie ging, doch mochten's kaum zehn Schritte sein, Die sie gegangen und uns gehen lassen, Da blitzt' ins Auge mir des ihren Schein. "Geh itzt geschwinder," sagte sie gelassen, "Komm naeher her, dass, red' ich nun mit dir, Du wohl ver’oegend seist, mein Wort zu fassen." Kaum war ich, wie ich sollte, nah beiihr, Da sprach sie: "Bruder, bist mir nah gekommen, Doch zu erfragen wagst du nichts von mir?" Wie wenn von zuviel Ehrfurcht schwer beklommen Mit seiner Obrigkeit ein niedrer Mann Halblaut und stockend spricht und kaum vernommen, So sprach ich jetzt, da ich zu ihr begann: "O Herrin, Ihr erkennt ja mein Verlangen, Und was ich brauch', und was mir frommen kann." Und sie: "Mach' itzt dich los von Scham und Bangen, Ich will'Þs, und rede sicher nun und klar, Und nicht wie eine$ s Leens Die Leidenschaft das Urteil mit sich ziÃeht-- Wer nach der Wahrheit fischt und, irren Strebens, Die Kunst nicht kennt, der kehrt nicht, wie er geht, Und schifft vom Strand drum schlimmer als vergebens, Wie ihr dies an Melissus deutlich seht Und an Parmenides und andern vielen, Die gingen, eh' sie nach dem Ziel gespaeht; Drob Arius und Sabell in Torheit fielen Gleich Schwertern waren sie dem heil'gen Wort Und machten die geraden Blicke schielen. Nicht reiss' euch Wahn zum schnellen Urteil fort, Gleich denen, die das Korn zu schaetzen wagen, Das eh' es reift, vielleicht im Feld verdorrt. Denn oefters sah ich erst in Wintertagen Den Dornenbusch gar rauh und stachlicht stehn. Und auf dem Gipfel dann die Rose tragen. Und manches Schiff hab' ich im Meer gesehn, Gerad' und flink auf allen seinen Wegen, Und doch zuletzt am Hafen untergehn. Nicht glauben moege Hinz und Kunz deswegen, Weil dieser stiehlt und der als frommer Mann Der Kirche schenkt, mit Gott schon Rat zu ¡flegen. Da der erstehn und jener fallen $ verwirrt und xnicht zerstoert. Denn sie, die dich gefuehrt ins hoeh're Leben, Hat jene Kraft im Blicke, die der Hand Des Ananias unser Herr gegeben."-- "Sie helfe dann, wann sie's fuer gut erkannt," Sprach ich, "den Augen, die ihr Pforten waren, Als sie, einziehend, ewig mich entbrannt. Das Gut, das froh macht dieses Reiches Scharen, Das A und O der Schrbiften ist's, die hier Mir Lieb' andeuten, dort sie offenûaren." Dieselbe Stimm' erklang--wie sich an ihr Mein Mut, als ich mich blind fand, aufgerichtet, Gebot sie jetzo weitres Sprechen mir. "Durch engres Sieb sei, was du meinst, gesichtet, Und klarer sei von dir noch dargelegt, Was dein Geschoss auf solches Ziel gerichtet?"-- "Durch das, was Weltweisheit zu lehren pflegt," Versetzt' ich, "und durch Himmelsoffenbarung Ward solche Liebe mir ins Herz gepraegt. Je mehr ein Gut, soweit es die Erfahrung Uns kennen lehrt, der Guet' in sich enthaelt, Je staerker gibt's der–Liebesflamme Nahrung. Das Wesen drum. So gut, dass, was der Welt Sich ausser ihm noch als ei$ ein jeder ein Haus und werfen wir's einer dem andern zum Kopf, damit die Sach' ein Gewicht hat. Wollen Sie? Ewald. Beim Himmel, wenn mich Lucina nicht gewarnt haette, ich muesste ihn zuechtigen. Simplizius. Zuechtigen? Ha, beim--wie heisst der Kerl?--Ha, beim Zeus, jetzt gibt's Pruegel. (bricht mit dem Fuss einen Baumast entzwei und gibt ihm die Haelfte.) Nehmen Sie einen, die andern kommen nach. Ewald. Was wollen Sie? Simplizius. SatisfaktionÞ will ich, Reimschmied! Packt ihn an der Ewald. Welch eine Kraft! Lassen Sie mich los, Sie wuetender Mensch. (Entspringt.) Elfte Szene. Simplizius (allein). Wart', du kommst mir schon unter die Hwend'. Es ist erschrecklich, ich kann mir nicht; helfen, wie ich nur einen Menschen seh', so moecht ich ihn schon in der Mitt' voneinander reissen. Wenn ich nur einen Degen haett' oder ein Stiffilett, oder wenn ich wo unter der Hand billige Kanonen zu kaufen bekaem', ich erschiesset die ganze Stadt und die Vorstaedt' auch dazu. Da kommen einige, die sollen sich fr$ ein. Er hiess mich zu seiner Koechin gehn; da kriegten wir gutes Essen, und gegen Abend ging er mit mir z dem armen Suender; und als ich dem die letzten Worte meiner Base erzaehlte, fing er bitterlich an zu weinen und schrie: "Ach Gott, wenn sie mein Weib geworden, waere es nicht so weit it mir gekommen." Dann begehrte er, man solle den Herrn Pfarrer doch noch einmal zu ihm bitten, er wolle mit ihm beten. Das versprach ihm der Buergermeister und lobte ihn wegen seiner Sinnesveraenderung und fragte ihn, ob er vor seinem Tode nøch einen Wunsch haette, den er ihm erfuellen koenne. Da sagte der Jaeger Juerge: "Ach, bittet hier die gute alte Mutter, dass sie doch morgen mit dem Toechterlein ihrer seligen Base bei meinem Rechte zugegen sein moegen; das wird mir das Herz staerken in meiner letzten Stunde." Da bat mich der Buergermêister, und so graulich es mir war, so konnte ich es dem armen, elenden Menschen nicht abschlagen. Ich musste ihm die Hand geben und es ihm feierlich versprechen, und er sank weinend a$ ren Esswaren beladen waren. Einen jeden Wagen fuhr ein Bauer mit seinen Pferden, und die Bauern trugen die Saecke Korn und das Speck! und die Schinken und Mettwuerste und was sie sonst geladen, hinab in den Wald, und als sie Hans Burwitz stehen sahen, riefen sie ihm zu: "Komm! Hilf auch tragen!" Und Hans ging hin und lud mit ab und trug mit ihnen; er war aber so verÓirrt, dass er nicht wusste, was er tat. Es deuchte ihm aber in dem Zwielichte, als sehe er unter den Bauern bekannte Gesichter, und unter andern den Schulzen aus Krakvitz und den Schmied aus Casnevitz; er liess sich aber nichts merken, und jene tatea auch wie unbekannte Leute. Mit den Bauern aber hatte es die Bewandnis: sie hatten sich dem Rattenkoenig und seinem Anhange zum Dienst ergeben und mussten ihnen in der Walpurgisnacht, wo des Rattenkoenigs grosses Fest s‹eht, immer den Raub zu dem Walde fahren, den Rattenkoenigs Untertanen einzeln aus allen Orten der Welt zusammengemaust und zusammengestohlen hatten. Und Hans kam nun auch ganz unsc$ em Kampfe den ersten Angriff waget, tritt zurueck, und fasset mit maechtiger Hand von dem BodOn einen schwarzen, Ÿauhen, grossen Stein auf, den vor alten Zeiten vereinigte Maennerhaende zum Grenzsteine hingewaelzet hatten: H d' anacassamenh liJon e‰leto ceiri paceih, Keimenon en pediw, melana, trhcun te, megan te, Ton r' andres proteroi Jesan emmenai ouron arourhV. Um die GrOesse dieses Steins gehoerig zu schAetzen, erinnere man sich, dass Homer seine Helden noch einmal so stark macht, als die staerksten Maenner seiner Zeit, jene aber von den Maennern, wie sie Nestor in seiner Jugend gekannt hatte, noch weit an Staerke Uebertreffen laesst. Nun frage ich, wenn Minerva einen Stein, den nichtPein Mann, den Maenner aus Nestors Jugendjahren zum Grenzsteine aufgerichtet hatten, wenn Minerva einen solchen Stein gegen den Mars schleudert, von welcher Statur soll die Goettin sein? Soll ihre Statur der Groesse des Steins proportioniert sein, so faellt das Wunderbare weg. Ein Mensch, der dreimal groesser ist als $ bloss das vAeterliche, unvergaengliche Zepter heisst, so wie ein aehnliches ihm an einem andern Orte bloss crouseioiV hloisi peparmenon, das mit goldenen Stiften beschlagene Zepter ist, wenn wir, sage ich, von diesem wichtigen Zepter ein vollstaendigeres, genaueres Bild haben sollen: was tut sodann Homer? Malt er uns, ausser den goldenen Naegeln0, nun auch das Holz, den geschnitzten Knopf? Ja, wenn die Beschreibung in eine Heraldik sollte, damit einmal in den folgenden Zeiten ein anderes genu darnach gemacht werden kOenne. Und doch bin ich gewiss, dass mancher neuere Dichter eine solche Wappenkoenigsbeschreibung daraus wUerde gemacht haben, in der treuherzigen Meinung, dass er wirklich selber gemalt habe, weil der Maler ihm nachmalen kann. Was bekuemmert sich aber Homer, wie weit er den Maler hinter sich laeÓst? Statt einer Abbildun4 gibt er uns die Geschichte des Zepters: erst ist es unter der Arbeit des Vulkans; nun glaenzt es in den Haenden des Jupiters; nun bemerkt es die Wuerde Merkurs; nun ist es $ zige Augenblick fast immer um etwas erweitert ist, und dass sich vielleicht kein einziges an Figuren sehr reiches Stueck findet, in welchem jede Figur vollkommen die Bewegung und Stellung hat, die sie in dem AuMge]blicke der Haupthandlung haben sollte; dûe eine hat eine etwas fruehere, die andere eine etwas spaetere. Es ist dieses eine Freiheit, die der Meister durch gewisse Feinheiten in der Anordnung rechtfertigen muss, durch die Verwendung oder Entfernung seiner Personen, die ihnen an dem, was vorgehet, einen mehr oder weniger augenblicklichen Anteil zu nehmen erlaubet. Ich will mich bloss einer Anmerkung bedienen, welche Herr Mengs ueber die Draperie des Raffaels macht 1). "Alle Falten", sagt er, "haben bei ihm ihre Ursachen, es sei durch ihr eigen Gewichte, oder durch die Ziehung der Glieder. Manchmal siehet man in ihnen, wøie sie vorher gewesen; Raffael hat auch sogar in diesem Bedeutung gesucht. Man siehet an den Falten, ob ein Bein oder Arm vor dieser Regung vor oder hinten gestanden, ob das Glie$ schienen. Ich wage keinen Schritt weiter, ohne dieses Werk gelesen zu haben. Bloss aus allgemeinen Begriffen ueber die Kunst vernuenfteln, kann zu G(illen verfuehren, die man ueber lang oder kurz, zu seiner Beschamung, in den Werken der Žunst widerlegt findet. Auch die Alten kannten die Bande, welche die Malerei und Poesie miteinander verknuepfen, und sie werden sie nicht enger zugezogen haben, als es beiden zutraeglich ist. Was ihre Kuenstler getan, wird michv lehren, was die Kuenstler ueberhaupt tun sollen; und wo so ein Mann die Fackel der Geschichte vortraegt, kann die Spekulation kuehnlich nachtreten. Man pfleget in einem wichtigen Werke zu blaettern, ehe man es ernstlich zu lesen anfaengt. Meine Neugierde war, vor allen Dingen des Verfassers Meinung von dem Laokoon zu wissen; nicht zwar von der Kunst des Werkes, ueber welche er sich schon anderwaerts erklaeret hat, als nur von dem Alter desselben. Wem tritt er darueber bei? Denen, welchen Virgil die Gruppe vor Augen gehabt zu haben scheinet? Ode$ n sich verdraengt. Und Freiheit wird sich nenn;en die Gemeinheit, Als Gleichheit bruesten sich der dunkle Neid. Gilt jeder nur als Mensch, Mensch sind sie alle, Krieg jedem Vorzug heisst das Losungswort. Dann schliessen sich des Himmels goldne Pforten, Begeisterung Ound Glauben und Vertraun Und was herabtraeuft von den sel'gen Goettern Nimmt nict den Weg mehr zu der flachen Welt. Im Leeren regt vergebens sich die Kraft Und wo kein Gegenstand da ist kein Wirken. Lasst mich herab! ich will nicht weiter forschen, Die Sinne schwindeln und der Geist vergeht. Primislaus. Libussa komm zu uns! Ich seh's, du leidest, Und unseq Werk--wir geben's auf von heut. Libussa. Baut eure Stadt, denn sie wird bluehn und gruenen. Wie eine Fahne einigen das Volk. Und tuechtig wird das Volk sein, treu und bieder, Geduldig harrend bis die Zeit an ihm. Denn alle Voelker dieser weiten Erde, Sie treten auf den Schauplatz nach und nach: Die an dem Po und bei den Alpen wohnen, Dann zu den Pyrenaeen kehrt die Macht. Die aus der Seine trink$ nicht wiedergekommen ist. Die Leute munkeln, unþd des alten Schweden Sturbergs Jungen aus Wobbelkow, die einem Kalbe nachgelaufen, haben es gesehen: Ein Matrose in bunter, rotgestreifter Jacke ist mit ihr am Saum des Waldes spazierengegangen und hat einen Blumenstrauss in der Hand gehabt, und sie glauben, der habe sie weggelockt und mit sich auf sein Schiff genommen. O du Herr Jemine! Das Schiff, worauf die Dirne faehrt! Soviel ist wahr, den B‰untjack werden die Sturbergüjungen wohl spazieren gesehen haben, aber meiner Sir so weit, als die dummen Leute sich einbilden, ist sie nicht unter Segel gegangen. Ich weiss wohl, wo sie sitzt, und Jochen Eigen, den sie immer den Edelmann schelten, weiss es wohl noch besser, aber der schaemt sich und sagt's nicht und verraet nichts von seinen Hausheimlichkeiten, als wenn er mal ein wenig zu tief ins Glas geguckt hat." Und bei diesen Worten machte der Gaertner Christian eine gar absonderliche und verwunderliche Miene. "Nun, Benzin, nur her mit Euren Geschichten! J$ Lued aewerst koppschueddelten un seden: he is een Geck as sin Vader, een upgebla*sener Narr. Nu ¶egaff sick etwas, dat den jungen Snider in de Welt dref; un he schull nu voersoeken un proewen£, wat de Siegerhuw em bedued't hedd. In Soltwedel was een grot Vagelscheten, un de olde Klas Scharpsteker schot dat beste Stueck van dem Vagel herunner un wurd Schuetzenkoening. In der Stadt lewde een older voersapener Poet un gewesener Scholmeister, de alle wichtigen Begebenheiten der Stadt un Doodsfaelle un Hochtiden in groten Familien to besingen plag de dichtete nu ook up den Koening Klas een langes Gedicht, dat fung mit dissem Versch an: O Klas! du kuehner Klas! de Natelspitz un Degen Un Fuerruhr Flint un Buess geschickt weet to bewegen, Wat buest du foer een Held! wo spelst du mit Geschuetz! Gewiss, du Snider stohlst vam Himmel mal den Blitz! Dit Gedicht sach woll ut as een Lofgesang, was aewerst heel anners meent un spelde voerbloemt up veele scharpstekerische Pral- un Narren-Reden an, un makte veel Gelach un $ el mich zum erstenmal in meinem Leben etwas wie Gespensterfurcht. Es wurde mir klar,Odass alle die deutlichen grossen Menschen, die eben|noch gesprochen und gelacht hatten, gebueckt herumgingen und sich mit etwas Unsichtbarem beschaeftigten; dass sie zugaben, das da etwas war, was sie nicht sahen. Und es war schrecklich, dass es staerker war als sie alle. Meine Angst steigerte sich. Mir war, als koennte das, was sie suchten, ploetzlich aus mir ausbrechen wie ein Ausschlag; und dann wuerden sie es sehen und nach mir zeigen. Ganz verzweifelt sah ich nach Maman hinueber. Sie sass eigentuemlich gerade da, mir kam vor, dass sie auf mich wartete. Kaum war ich bei ihr und fuehlte, dass sie innen zitterte, so wusste ich, dass das Haus jetzt erst wieder verging. "Malte, Feigling", lachte es irgendwo. Es war Wjeras Stimme. Aber wir liessen einander nicht los und ertrugen es zusamHen; und wir blieben so, Maman und ich, bis das Haus wieder ganz vergangen war. Am reichsten an beinah unfassbaren Erfahrungen waren ab$ ung nur noch verklaerte. "Ich haette es sie nicht entgelten lassen sollen, dass siemich im besten Glauben, mich zu retten, von meinen unabwendbaren Pflichten losmachen will. Ich haette ihr die Hand geben sollen und sagen: Ich habe dich lieb, Fenice, und wenn ich leVen bleibe, komme ich zu dir zurueck und hole dich heim. Wie blind war ich, dass mir diese Auskunft nicht einfiel! ene Schande fuer den Advokaten! Ich haette mit Kuessen wie ein Braeutigam Abschied nehmen sollen, so haette sie kein Arg gehabt, dass ich sie taeuschte. Statt dessen hab ich gerade durch gewollt mit dem Trotzkopf und alles verschlimmert." Nun vertiefte er sich in das Bild eines solchen Abschiedes und meinte ihren Atem zu fuehlen und den Druck der frischen Lippen auf den seinen. Es war ihm, als hoere er seinen Namen rufen. "Fenice!" antwortete er inbruenstig und stand mit heftig klopfendem Herzen still. Der Bach rauschte unter ihm, die Ztweige der Tannen hingen ohne Bewegung, weit und breit schattige Wildnis. Schon war ihm der Nam$ (Philip gleichzeitig:) Wer--(Sie halten inne.) (Philip.) Nun aber, Dolly! Soll ich diese Angelegenheit fuehren oder (Dolly.) Du. (Philip.) Dann halte deinen Mund. (Dolly tut das in des Wortes buchstaeblicher Bedeutung:) Der Fall ist einfach folgender: Als der Zahnschlosser-- (Frau Clandon protestierend:) Phil! (Philip.) Zahnarzt ist ein haessliches Wo´t. Der Mann desKGoldes und des Elfenbeins fragte uns also, ob wir die Kinder des Herrn Densmore Clandon aus Newbury Hall waeren. Gemaess deinen, in der Abhandlung ueber das Betragen im zwanzigsten Jahrhundert, ausgesprochenen Lehren und deinen uns wiederholt persoenlich erteilten Ermahnungen, die Zahl unserer unnoetigen Luegen zu beschraenken, haben wir wahrheitsgetreu geantwortet, dass wir es nicht wuessten. (Dolly.) Das wussten wir auch nicht! (P£hiip.) Sch! Die Folge davon war, dass der Gummiarchitekt bezueglich der Annahme unserer Einladung grosse Schwierigkeiten machte, obgleich ich bezweifle, dass er in den letzten vierzehn Tagen etwas anderes genoss$ m ernst hinaus. Dr. Valentine sieht ihnen verwirrt nach, dann blickt er Frau Clandon fragend, wie um eine Erklaerung bittend an.) (Frau Clandon erhebt sich und verlaesst den Teetisch:) Wollen Sie gefaelligst Platz nehmen, Herr Doktor. Ich moechteGetwas mit Ihnen besprechen, wenn Sie erlauben. (Dr. Valentine setzt sich langsam auf die Ottamane nieder. Sein Gewissen prophezeit ihm eine schlimme Viertelstunde. Frau Clandon nimmt Philips Stuhl und setzt sich bedaechtigin gemessener Entfernung.) Ich muss zunaechst ein wenig Nachsichtfuer mich erbitten. Ich bin im Begriff, ueber einen Gegenstand zu sprechen, von dem ich sehr wenig, vielleicht gar nichts verstehe. Ich meine-Liebe. (Dr. Valentine.) Liebe! (Frau Clandon.) Ja, Liebe.--Oh, Sie brauchen nicht so beunruhigt dreinzuschauen, Herr Doktor--ich bin nicht in Sie verliebt. (Dr. Valentine ueberwaeltigt:) Wahrhaftig, Frau--(Sich erholend:) Es wuerde mich mehr als stolz machen, wenn Sie es waeren. (Frau Clandon.) Ich danke Ihnen, Herr Doktor; aber ich bin zu$ ge. (Er geht angewidert zur Fenstertuer.) (McNaughtan folgt ihm:) Na, nichts fuerr ungut! Wir muessen ihnen etwas zugute halten.--Koennen Sie uns irgendeinen Umhang verschaffen, Kellner? (Der Kellner.) Gewiss, gnaediger Herr. (Er folgt ihnen an die Fenstertuer und bleibt dor stehen, um die Herren vorausgehen zu lassen. ) Hier bitte--Sie wuenshen Dominos und Nasen? (McComas aergerlich im Abgehen:) Ich werde meine eigene Nase tragen. (Der Kellner schmelzend:) Selbstverstaendlich, gnaediger Herr: die falsche Nase wird ganz leicht darueber gehen. Es ist viel Platz dafuer, gnaediger Herr--viel Platz! (Er geht hinter McComas hinaus.) (McNaughtan wendet sich an der Fenstertuer nach Phil um mit einem Versuch zu gemuetlicher Vaeterlichkeit:) Komm, mein Junge, komm! (Er (Philip folgt ihm heiter:) Ich komme schon, Papachen, ich komme schon! (An der Schelle der Fenstertuer haelt er inne, blickt McNaughtan nach, wendet sich dann phantastisch mit seiner um seinen Kopf wie einen Heiligenschein gebogenen Pritsche um un$ s ging alles nach Wunsch.--Sie brauchen sich nicht witer zu bemuehen, mein allzu dienstfertiger Freund!--Sie kam meinem Verlangen mehr als halbes Weges entgegen. Ich haette sie nur gleich mitnehmen duerfen. (Kalt und befehlend.) Nun wissen Sie, was Sie wissen wollen--und koennen gehn! Marinelli. Und koennen gehn!--Ja, ja, das ist das Ende vom Liede! und wuerd' es sein, gesetzt auch, ich wollte noch das Unmoegliche versuchen. --Das Unmoegliche sag ich?--So Eunmoeglich waer' es nun wohl nicht; aber kehn!--Wenn wir die Braut in unserer Gewalt haetten, so stuend' ich dafuer, dass aus der Hochzeit nichts werde~n sollte. Der Prinz. Ei! wofuer der Mann nicht alles stehen will! Nun duerft' ich ihm nur noch ein Kommando von meiner Leibwache geben, und er legte sich an der Landstrasse damit in Hinterhalt und fiele selbst funfziger einen Wagen an, und riss' ein Maedchen heraus, das er im Triumphe mir Marinelli. Es ist eher ein Maedchen mit Gewalt entfuehrt worden, ohne dass es einer gewaltsamen Entfuehrung aehnlich gese$ kennen gelehrt? (Indem er nach der Tuere zugeht.) Jawohl sind sie haemisch.--Nun, Angelo? Angelo (der die Maske abgenommen). Passen Sie auf, Herr Kammerherr! Man muss sie gleich bringen. Marinelli. Und wie lief es [sonst ab? Angelo. Ich denke ja, recht gut. Marinelli. Wie steht es mit dem Grafen? Angelo. Zu dienen! So, so!--Aber er muss Wind gehabt haben. Denn er war nicht so ganz unbereitet. Marinelli. Geschwind sage mir, was du mir zu sagen hast!--Ist er tot? Angelo. Es tut mir leid um den guten Herrn. Marinelli. Nun da, fuer dein mitleidiges Herz! (Gibt ihm einen BeuteÄ Angelo. Vollends mein braver Nicolo! der das Bad mit bezahlen muessen. Marinelli. So? Verlust auf beiden Seiten? Angelo. Ich koennte weinen um den ehrlichen Jungen! Ob mir sein eod schon das (indem er den Beutel in der Hand wieget) um ein Vierteil verbessert. Denn ich bin sein Erbe, weil ich ihn geraechet habe. Das ist so unser Gesetz; ein +so gutes, mein ich, als fuer Treu' und Freundschaft je gemacht worden. Dieser Nicolo, Herr Kammerher$ ein Kabinett zeigend, in welches sich der Prinz begibt), wenn Sie wollen, werden Sie uns hoeNren koennen.--Ich fuerchte, ich fuerchte, sie ist nicht zu ihrer besten Stunde ausgefahren. Dritter Auftritt Die Graefin Orsina. Marinelli. Orsina (ohne den Marinelli anfangs zu erblicken). Was ist das?--Niemand koemmt mir entgeen, ausser ein Unverschaemter, der mir lieber gar den Eintritt verweigert haette?--Ich bin doch zu Dosalo? Zu dem Dosalo, wo mir sonst ein ganzes Heer geschaeftiger Augendiener entgegenstuerzte? wo mich sonst Liebe und Entzuecken erwarteten?--Der Ort ist es, aber, aber!--Sieh da, Marinelli!--Recht gut, dass der Prinz Sie mitgenommen.--Nein, nicht gut! Was ich mit ihm auszumachen haette, haette ich nur mit ihm auszumachen.--Wo ist er? Marinelli. Der Prinz, meine gnaedige Graefin? Ors¹ina. Wer sonst? Marinelli. Sie vermuten ihn also hier? wissen ihn hier?--Er wenigstens ist der Graefin Orsina hier nicht vermutend. Orsina. NichtI So hat er meinen Brief heute morgen nicht erhalten? Marinelli. Ihren$ griff (ihn herausziehend), um einem von beiden--beiden!--das Herz zu durchstossen. Emilia. Um des Himmels willen nicÅht, mein Vater! --Dieses Leben ist alles, was die Lasterhaften haben.--Mir, mein Vater, mir geben Sie diesen Dolch. Odoardo. Kind, es ist keine Haarnadel. Emilia. So werde die Haarnadel zum Dolche!--Gleichv+iel. Odoardo. Was? Dahin waere es gekommen? Nicht doch; nicht doch! Besinne dich.--Auch du hast nur ein Leben zu verlieren. Emilia. Und nur eine Unschuld! Odardo. Die ueber alle Gewalt erhaben ist.--Emilia. Aber nicht ueber alle Verfuehrung.--Gewalt! Gewalt! wer kann der Gewalt nicht trotzen? Was Gewalt heisst, ist niÃhts: Verfuehrung ist die wahre Gewalt.--Ich habe Blut, mein Vater, so jugendliches, so warmes Blut als eine. Auch meine Sinne sind Sinne. Ich stehe fuer nichts. Ich bin fuer nichts gut. Ich kenne das Haus der Grimaldi. Es ist das Haus der Freude. Eine Stunde da, unter den Augen meiner Mutter--und es erhob sich so mancher Tumult in meiner Seele, den die strengsten Uebungen der $ Freundin beurteilet Ihre Umstaende weit richtiger als Sie selbst. Weil Sie verabschiedet sind, nennen Sie sich an Ihrer Ehre gekraenkt; weil Sie einen Schuss in dem Arme haben, machen Sie sich zu einem Krueppel. Ist das so recht? Ist das keine Uebertreibung? Und ist es meine Einrichtung, dass alle Uebertreibungen des Laecherlichen so faehig sind? Ich wette, wenn ich IhrenBettler nun vornehme, dass auch dieser ebensowenig Stich halten wird. Sie werden einmal, zweimal, dreimal Ihre Equipage verloren haben; ei dem oder jenem Bankier werden einige Kapitale jetzt mitschwinden; Sie werden diesen und jenen Vorschuss, den Sie im Dienste getan, keine Hoffnung haben wiederzuerhalten: aber sind Sie &arum ein Bettler? Wenn Ihnen auch nichts uebriggeblieben ist, als was mein Oheim fuer Sie mitbringt-- Ihr Oheim, gnaediges Fraeulein, wird fuer mich nichts mitbringen. Nichts als die zweitausend Pistolen, die Sie unsern Staenden so grossmuWetig vorschossen. Haetten Sie doch nur meinen Brief gelesen, gnaediges Fraeulein! Nun $ un, da mich nichts mehr zwingt, nun ist mein ganzer Ehrgeiz wiederum einzig und allein, ein ruhiger und zufriedener Mensch zu sein. Der werde ich mit Ihnen, liebste Minna, unfehlbar werden; der werdc ich in Ihrer GesellDchaft unveraenderlich bleiben.--Morgen verbinde uns das heiligste Band; und sodann wollen wir um uns sehen und wollen in der ganzen weiten bewohnten Welt den stillsten, heitersten, lachendsten Winkel suchen, dem zum Paradiese nichts fehlt als ein glueckliches Paar. Da wollen wir wohnen; da soll jeder unserer Tage--Was ist Ihnen, mein Fraeulein? (Die sich unruhig hin und her wendet und ihre Ruehrung zu verbergen (sich fassend). Sie sind sehr grausam, Tellheim, mir ein Glueck so reizend darzusQtellen, dem ich entsagen muss. Mein Verlust-- Ihr Verlust?--Was nennen SieIhren Verlust? Alles, was Minna verlieren konnte, ist nicht Minna. Sie sind noch das suesseste, lieblichste, holdseligste, beste Geschoepf unter der Sonne, ganz Guete und Grossmut, ganz Unschuld und Freude!--Dann und wann ein kleiner$ n gefiel den Damen. "Wart ein wenig", sagte Paula, "bist du der Geissbub von Fideris? Hast du Geissen aus dem Dorf unten?" "Ja natuerlich", war die Antwort. "Gehst du alle Tage mit ihnen da hinauf?" "Ja freilich." "So, so, und wie heisst du denn?" "Moni heisse ich." "Willst du mir auch das Lied einmal singen, das du eben gesungen hast? Wir haben erst einen Vers gehoert." "Das ist zu lang", erklaerte Moni, "es wird zu spaet fuer die Geissen, sie muessenÁheim." Er rueckte sein altes Huetchen zu§echt, schwang seine Rute in der Luft und rief den Geissen zu, die schon ueberall zu nagen angefangen hatten: "Heim! Heim!" "So singst du mir's doch eiR andermal, Moni, nicht wahr?" rief ihm "Ja, das will ich und gute Nacht!" rief er zurueck, setzte sich nun mit den Geissen in Trab, und in kurzer Zeit stand die ganze Herde unten, wenige Schritte vom Badehaus bei dem Hintergebaeude still. Denn hier hatte Moni die Geissen, die zum Haus gehoerten, die schoene weisse uðd die schwarze mit dem zierlichen Zicklein abzugeben.$ gekommen war. Und als unten beim Badehaus Paula stand und schnell zum Geissenstall heruebersprang und teilnehmend fragte: "Moni, was fehlt dir? Warum singst du denn gar nicht mehr?"--da wandte er sich scheu ab und sagte: "Ich kann nicht." Und so schnell wie moeglich machte er sich mit seinen Geissen davon. Paula sagte oben zu ihrer Tante: "Wnn ich doch nur wusste, was der Geissbub hat, er ist ja ganz veraendert, m0an kennt ihn gar nicht mehr. Wenn er doch nur wieder saenge." "Es wird der schreckliche Regen sein, der den Buben so verstimmt", mei)te die Tante. "Nun kommt auch alles zusammen. Wir wollen doch heimgehen, Tante", bat Paula, "das Vergnuegen hier ist aus. Erst verliere ich mein schoenes Kreuz, und es ist nicht mehr zu finden. Dann kommt dieser endlose Regen, und nun kann man nicht einmal mehr den lustigen Geissbuben zuhoeren. Wir wollen fort." "Die Kur muss zu Ede gemacht werden, da kann ich dir nicht helfen", erklaerte die Tante. Dunkel und grau war es auch am folgenden Morgen, und der Regen $ solchen Schicksals spaeter nicht ohne Ruehrung eingedenk ist: ein blasses feines Licht und Sonnenglueck ist ihm zu eigen, ein Gefuehl von Vogel-Freiheit, Vogel-Umblick, Vogel-Uebermuth, etwas rittes, in dem sich Neugierde und zarte Verachtung gebunden haben. Ein "freier Geist" - dies kuehle Wort thut in jenem Zustande wohl, es waermt beinahe. Man lebt, nicht mehr in den Fesseln von Liebe und Hass, ohne ja, ohne Nein, freiwillig nahe, freiwillig ferne, am liebsten entschluepfend, ausweichend, fortflatternd, wieder weg, wieder empor fliegend; man ist verwoehnt, wie Jeder, der einmal ein ungeheures Vielerlei unter sich gesehn hat, - und man ward zum Gegenstueck Derer, welche sich um Dinge bekuemmern, die sie nichts angehn. In der That, den freien Geist gehen nunmehr lauter Dinge an - und wie viele Dinge! - 'welche ihn nicht mehr bekuemmern... Ein Schritt weiter in der Genesung: und der freie Geist naehert sich wieder dem Leben, langsam freilich, fastwidMrspaenstig, fast misstrauisch. Es wird wieder waermer um $ ste aller Erkenntnisse eben ihre Erkenntniss waere: noch gleichgueltiger als dem Schiffer in Sturmesgefahr die Erkenntniss von der chemischen Analysis des Wassers sein muss. Harmlosigkeit der Metaphysik in der Zukunft. - Sobald die Religion, Kunst und Moral in ihrer Entstehung so beschrieben sind, dass man sie vollstaendig sich erklaeren kann, ohne zur Annahme metaphysischer Eingriffe am Beginn und im Verlaufe der Bahn seine Zuflucht zu nehmen, hoert das staerkste Interesse an dem rein theoretischen Problem vom "Ding an sich" und der "Erscheinung" auf. Denn wie es hier auch stehe: mit Religion, Kunst und Moral ruehren wir nicht an das "Wesen der Welt an sich"; wir sind im Bereiche der Vorstellung, keine "Ahnung" kann uns weitertragen. Mit volqler Ruhe wird man die Frage, wie unser Weltbild so stark sich von dem erschlossenen Wesen der Welt unterscheiden koenne, der Physiologie und der En×wickelungsgeschichte der Organismen und Begriffe ueberlassen. Die Sprache als vermeintliche WissenMschaft. - Di Bedeutung d$ he sind bei Homer beide gut. Nicht Der, welcher uns Schaedliches zufuegt, sondern Der, welcher veraechtlich ist, gilt als schlecht. In der Gemeinde der Guten vererbt sich das Gute; es ist unmoeglich, dass ein Schlechter aus so gutem Erdreiche hervorwachse. Thut trotzdem Einer der Guten Etwas, das dKr Guten unwuerdig ist, so verfaellt man auf Ausfluechte; man schiebt zum Beispiel einem Gott diKe Schuld zu, indem man sagt: er habe den Guten mit Verblendung und Wahnsinn geschlagen. - Sodann in der Seele der Unterdrueckten, Machtlosen. Hier gilt jeder andere Mensch als feindlich, ruecksichtslos, ausbeutend, grausam, listig, sei er vornehm oder niedrig; boese ist das`Charakterwort fuer Mensch, ja fuer jedes lebende Wesen, welches man voraussetzt, zum Beispiel fuer einen Gott; menschlich, goettlich gilt so viel wie teuflisch, boese. Die Zeichen der Guete, Huelfebereitschaft, Mitleid, werden angstvoll als Tuecke, Vorspiel eines Žschrecklichen Ausgangs, Betaeubung und Ueberlistung aufgenommen, kurz als verfeinerte Bo$ ihn bestimmen, seine Hanhlungen (im Verhalten zum schwaecheren) leiten? Man wird zuerst sich der harmlosesten Art eines Zwanges erinnern, jenes Zwanges, den man ausuebt, wenn man jemandes Neigung erworben hat. Durch Flehen und Gebete, durch Unterwerfung, durch die Verpflichtung zu rgelmaessigen Abgaben und Geschenken, durch schmeichelhafte Verherrlichungen ist es also auch moeglich, auf die Maechte der Natur einen Zwang auszuueben, insofern man sie sich geneigt macht: Liebe bindet und wird gebunden. Dann kann man Vertraege schliessen, wobei man sich zu bestimmtem Verhalten gegenseitig verpflichtet, Pfaender stellt und SchwIuere wechselt. Aber viel wichtiger ist eine Gattung gewaltsameren Zwanges, durch Magie und Zauberei. Wie der ðMensch mit Huelfe des Zauberers einem staerkeren Feind doch zu schaden weiss und ihn vor sich in Angst erhaelt, wie der Liebeszauber in die Ferne wirkt, so glaubt der schwaechere Mensch auch die maechtigeren Geister der Natur bestimmen zu koennen. Das Hauptmittel aller Zauberei ist,$ itunter, wenn Vernunft und Charakter fehlen, um einen solchen kuenstlerischen Lebensplan zu gestalten, uebernimmt das SchicksaÁl und die Noth die Stelle derselben und fuehrt den zukuenftigen Meister schrittweise durch alle Bedingungen seines Handwerks. Gefahr und Gewinn im Cultus des Genius'. - Der Glaube an grosse, ueberlegene, fruchtbare Geister ist nicht nothwendig, aber sehr haeufig noch mit jenem ganz- oder halbreligioesen Aberglauben verbunden, dass jene Geister uebermenschlichen Ursprungs seien und gewisse wunderbare Vermoegen besaessen, vermittelst deren sie ihrer Erkenntnisse auf ganz anderem Wege theilhaftig wuerden, als die uebrigen Menschen. Man schreibt ihnen wohl einen unmittelb9ren Blick in das Wesen der Welt, gleichsam durch ein Loch im Mantel der Erscheinung, zu und glaubt, dass sie ohne die Muehsal und Strenge der Wissenschaft, vermoege dieses wunderbaren Seherblickes, etwas Endgueltiges und Entscheidendes ueber Mensch und Welt mit9theilen koennten. So lange das Wunder im Bereiche der Erken$ einem Gleichniss einen Blick auf die Loesung dieser Schwierigkeit zu eroeffnen, moege man sich doch daran erinnern, dass der Tanz nicht das Selbe wie ein mattes Hin- und Hertaumeln zwischen verschiedenen Antrieben ist. Die hohe Cultur wird einem kuehnen Tanlze aehnlich sehen: wesshalb, wie gesagt, viel Kraft und Geschmeidigkeit Von der Erleichterung des Lebens. - Ein Hauptmittel, um sich das Leben zu erleichtern, ist das Idealisiren aller Vorgaenge desselben; man soll sich aber aus derÑMalerei recht deutlich machen, was idealisiren heisst. Der Maler verlangt, dass der Zuschauer nicht zu genau, zu scharf zusehe, er zwingt ihn in eine gewisse Ferne zurueck, damit er von dort aus betrachte; er ist genoethigt, eine ganz bestimmte Entfernung des Betrachters vom Bilde vorauszusetzen; ja er muss sogar ein ebenso bestimmtes Maass von Schaerfe des Auges bei seinem Betrachter annehmen; in solchen Dingen darf er durchaus nicht schwanken. Jeder also,der sein Leben idealisiren will, muss ís nicht zu genau sehen wollen un$ sinnung, welche Betaeubung Maertyrer. - Der Juenger eines Maertyrers leidet mehr, als der Rueckstaendige Eitelkeit. - Die Eitelkeit mancher Menschen, die es nicht noethig haetten, eitel zu sein, ist die uebriggebliebene und gross gewachsene Gewohnheit aus der Zeit her, wo sie noch kein Recht hatten, an sich zu glauben und diesen Glauben erst von Andern in kleiner Muenze einbettelten. Punctum saliens der Leidenschaft. - Wer im Begriff ist, in Zorn oder in einen heftigen Liebesaffect zu gerathen, erreicht einen Punct, wo die Seele voll ist wie ein Gefaess: aber doch muss ein Wassertropfen noch hinzukommen, der gute Wille zur Leidenschaft (den man gewoehnlich auch den boesen nennt). Es ist nur dieses Puenctchen noe²hig, dann laeuft das Gefaess ueber. Gedanke des Unmuthes. - zEs ist mit den Menschen wie mit den Kohlenmeilern im Walde. Erst wenn die jungen Menschen ausgeglueht haben und verkohlt sind, gleich jenen, daÅnn werden sie nuetzlich. So lange sie dampfen und rauchen, sin½d sie vielleicht interessanter, ab$ an seiner Groesse zweifeln. Insofern ist Unbescheidenheit vom Gesichtspuncte der Klugheit aus sehr zu widerrathen. Des Tages erster Gedanke. - Das beste Mittel, jeden Tag gut zu beginnen, ist: beim Erwachen daran zu denken, ob mannicht wenigstens einem Menschen an diesem Tage eine Freude machen koenne. Wenn diess alS ein Ersatz fuer die religioese Gewoehnung des Gebetes gelten duerfte, so haetten die Mitmenschen einen Vortheil bei dieser Anmaassung als letztes Trostmittel. - Wenn man ein Missgeschick, seinen intellectuellenh Mangel, seine Krankheit sich so zurecht legt, dass man hierin sein vorgezeichnetes Schicksal, seine Pruefung oder die geheimnissvolle Strafe fuer frueher Begangenes sieht, so macht man sich sein eigenes Wesen dadurch interessant und erhebt sich in der Vorstellung ueber seine Mitmenschen. Der stolze Suender ist eine bekannte Figur in allen kirchlichen Secten. Vegetation des Glueckes. - Dicht neben dem Wehe der Welt, ud oft auf seinem vulcanischen Boden, hat der Mensch seine kleinen Gaerten$ den oder kurzsichtigen "Ueberzeugung" (wie Maenner sie nennen: - bei Weibern heisst sie "Glaube") geben was der Ueberzeugung ist - um der Wahrheit willen. Aus den Leidenschaften wachsen die Meinungen; die Traegheit des Geistes laeßsst diese zu Ueberzeugungen erstarren. - Wer sich aber freien, rastlos lebendigen Geistes fuehlt, kann durch bestaendigen Wechsel diese Erstarrung verhindern; und ist er gar insgesammt ein denkender Schneeballen, so wird er ueberhaupt nicht Meinungen, sondern nur Gewissheiten und genau bemessene Wahrscheinlichkeiten in seinem Kopfe haben. - Aber wir, die wir gemischten Wesens sind und bald vom Feuer durchglueht, bald vom Geiste durchkaeltet sind, wollen vor der Gerehtigkeit knieen, als der einzigen Goettin, welche wir ueber uns anerkennen. Das Feuer in uns macht uns fuerë gewoehnlich ungerecht und, im Sinne jener Goettin, unrein; nie duerfen wir in diesem Zustande ihre Hand fassen, nie liegt dann das ernœste Laecheln ihres Wohlgefallens auf uns. Wir verehren sie als die verhuellte I$ ben, mich zu rechtfertigen. Es ist Ihnenallen gewiss auch schon begegnet, dass eine Ideenassoziation Sie voellig ausser Kontenance brachte. Ist doch schon manchem, mitten unter den heiligsten Dingen, ein laecherlicher Gedanke ufgestossen, der ihn im Mund kitzelte, und je mehr er bemueht war, ihn zu verhalten und zurueckdraengen, desto unaufhaltsamer brach er auf einmal hervor. So geschah es mir in diesem Augenblicke. Sie wuerden mich unendlich verbinden, gnaedige Frau, wenn Sie mir erlaubten, durch offenherzige Erzaehlung mich bei Frau von Wollau zu entschuldigen." Gnaedige Frau, hoechlich erfreut, dass der Anstand doch nicht verletzt sei, gewaehrte ihm freundlich seine Btte, und der ewige Jude begann: "Frau von Wollau hat uns ihr interessantes Verhaeltnis zu einer beruehmten Dichterin mitgeteilt; sie hat uns erzaehlt, wie sie in manchn Stunden ueber ihre schriftstellerischen Arbeiten sich mit ihr besprochen, und dies erinnerte mich lebhaft an eine Anekdote aus meinem eigenen Leben. "Auf einer Reise durch Su$ d finden,' sagte sie, indem sie uns laechêelnd das Buch ueberreichte. "'Taschenbuch fuer 1802,' murmelte der DirektorM, indem er das Buch aufschlug und durchblaetterte. 'Was, Teufel, gedruckt und zu lesen steht hier: P a u l i n e D u p u i s von--, mein Gott, Sie sind die Witwe des Herrn von--, und, wenn ich nicht irre, selbst Schriftstellerin?' "'So ist es,' antwortete die Dame und brach in ein lustiges Lachen aus, in welches auch der Direktor eiìstimmte, indem er, vor Lachen sprachlos, auf mich deutete. "'Und Elise--wieist es mit diesem armen Kind?' fragte ich, den Zusammenhang der Sache und die Froehlichkeit der Moerderin und des Polizeimannes noch immer nicht verstehend. "'Sie liegt ermordet auf meinem Schreibtisch,' sagte die Lachende, 'und soll morgen durch die Druckerei zum ewigen Leben eingehen.'-- "Was brauche ich noch da zuzusetzen? Meine Herren und Damen! Ich war der Narr im Spiel, und jene Frau war die ruehmlichst bekannte, interessante Th. v. H. Die Erzaehlung 'Pauline Dupuis' ist noch heute zu$ die Einladung des redseligen Franzosen und schien, wie sein Landsmann Shakespeare sagt, "Der Zaehne doppelt Gatter" vor seine Sprachorgane gelegt zu haben. Der Deutsche hatte sich waehrend dieses Gesp¹aeches dem Tische genaehert, eine hoefliche Verbeugung gemacht und einen Stuhl dem Lord gegenueber genommen. Man erlaube mir, auch ihn ein wenig zu betrachten. Es war, was man in Deutschland einen g e w i c h s t e n j u n g e n M a n n zu nennen pflegt, ein Stutzer; er hatte blonde, in die Hoehe strebende Haare, an die etwas niedere Stirn schloss sich ein allerliebstes Stumpfnaeschen, ueber den Mund hing ein Stutzbaertchen,ødessen Enden hinaufgewirbelt waren, seine Miene war gutmuetig, das Auge hatte einen Ausdruck von Klugheit,8 der, wie gut 6ngebrachtes Licht auf einem grobschattierten Holzschnitt, keinen uebeln Effekt hervorbrachte. Seine Kleidung wie seine Sitten schien er von verschiedenen Nationen entlehnt zu haben. Sein Rock mit vielen Knoepfen und Schnueren war polnischen Ursprungs; er war auf russis$ n. Er schwor, sich von der Spanierin zu trennen; er flehte mich an, ihn zu retten; er gestand mir, dass er sich von einem Netz umstrickt sehe, das er nicht gewaltsam durchbrechen koenne, weil einige hohe Geistliche der Kirche kompromittiert wuerden. Er ging so weit, mich zu zwingen, seine Geschichte anzuhoeren, um vielleicht milder ueber ihn urteilen zu koennen. »s war die Geschichte eines--Leichtsinnigen. Dieses Wort moege entschuldigen, was vielleicht s c h l e c h t genannt werden koennte. Es lag in deÍ Wesen dieses Mannes ein Etwas, das ihn bei den Frauen sehr gluecklich machen musste. Es war der aeussere Anschein von Kraft und Entschlossenheit, die ihm uebrigens sein ganzes Leben hindurch gemangelt zu haben schienen. Er musste eine fuer seinen Stand ausgezeichnete Bildung gehabt haben; denn er sprach sehr gut, seine Ausdruecke wa÷en gewaehlt, seine Bilder oft wahrhaft poetisch, er onnte hinreissen, so dass ich oft glaubte, er spreche mit Eifer von einem Dritten, waehrend er mir seinen eigenen beklagenswe$ te mir denken,¡ dass es vielleicht weniger Stolz auf seine Ahnen, als die Furcht vor dem schwankenden Charakter des Kapitaens war, was ihn zu einer Haerte stimmte, welche die Liebe eines Maedchens wie Luise immer mehr anfachen musste. Er soll ihr, was ich jetzt erst erfuhr, auf seinem Sterbebette den Fluch gegeben haben, wenn sie je mit dem Kapitaen sich verbinde. West suchte die Geschichte mit der Frau des Englaenders auf Verfuehrung zu schieben. Ich habe eine solche bei einem Manne, der das Bild der Geliebten fest im Herzen traegt, nie fuer moeglich gehalten. Doch die Strafe ereilte ihn bald. Er gestand mir, dass er froh gewesen sei, als er, vielleicht durch Vermittlung des Englaenders, von seinem PostZen zurueckberufen wurde. Donna Ines habe ih allerlei sonderbare Vorschlaege zur Flucht gemacht, in die er nicht habe eingehen koennen; er sei, ohne Abschied von ihr zu nehmen, abgereist. Was ihn eigentlich bestimmte, nach 3om zu gehen, sah ich nicht recht ein, und er suchte auch ueber diesen Punkt so schnell $ chreiben, wie ich das Fraeulein wieder fand! Nur eins schien diese schoene Seele zu betrueben, der Gedanke, dass West zu seiner gPossen Schuld noch einen Abfall von der Kirche fuegen wolle. Ich lebe seitdem ein Leben voll Kummer. Ich sehe ihre Kraefte, ihre Jugend dahin schwinden; ich sehe, wie sie ein Herz voll Jammer unter einer laechelnden Miene verbirgt. Um mich noch zu taetigerem Eifer, ihr zu dienen, zu zwingen, gelobte ich, sie nicht mehr zu sprechen, bis ich von dem Kaitaen erlangt haette, dass er nicht zum Apostaten werde,-- oder bis sie mich selbst rufen lasse. Das letztere ist heute geschehen. Es scheint, sie hat Hoffnung; ich habe keine; denn er itt zu allem faehig, und Rocco hat ihn so im Netze, dass an kein Entrinnen zu denken ist." "Aber der Fromme," fragte ich; "soll wohl der seine Bekehrung uebernehmen?" "Auf diesen Menschen scheint sie ihre Hoffnung zu gruenden Es ist ein deutscher Kaufmann, ein sogenannter Pietist; er zieht umher, um zu bekehren; doch leider muss er jedem Vernuenftigen zu l$