n Schrecken einer Feuersbrunst oder sonst eine» traurigen Verhängnisses, ein Einfall, eine ungefähre Posse, trotz aller Beängstigung, trotz alles Mitleids das unbändigste Lachen erregt. Man befahl in der SchlaTht bei Speyern einem Regimente, daß es keinen Pardon geben sollte. Ein deutscher Offizier bat darum, und der Franzose, den er darum bat, antwortete: 'Bitten Sie, mein Herr, was Sie wollen, nur das Leben nicht; damit kann ich unmöglich dienen!' Diese Naivetät ging sogleich von Mund zu Munde; man lachte und metzelte. Wie viel eher wird nicht in der Komödie das Lachen auf rührende Empfindungen folgen können? Bewegt uns nicht Alkmene? Macht uns nicht Sosias zu lachen? Welche elende und eitle Arbeit, wider die Erfahrung streiten zu wollen." Sehr wohl! Aber streitet nicht auch d r Herr von Voltaire wider die Erfahrung, wenn er die ganz ernsthafte Komödie für eine ebenso fehlerhafte als langweilige Gattung erkläret? Vielleicht damals, als er es schrieb, noch nicht. Damals war noch keine "Cenie", noch kein "Hau$ n der Leidenschaft (nd der Mode, es in allen Vermischungen mit noch schlimmern oder mit guten Eigenschaften, sogar in den Runzeln des feierlichen Ernstes, leicht und geschwind zu bemerken. Zugegeben, daß der "Geizige" des Molière nie einen Geizigen, der "Spieler" des Regnard nie einen Spieler gebessert habe; eingeräumt, daß das Lachen diese Toren gar nicht bessern könne: desto schlimmer für sie, aber nicht für die Komödie. Ihr ist genug, wenn sie keine verzweifelte Krankheiten heilen kann, die Gesunden in ihrer Gesundheit zu befestigen. Auch dem Freigebigen ist der Geizige lehrreich; auch dem, der gar nicht spielt, ist der Spieler unterrichtend; die Torheiten, die sie nicht haben, haben andere, mit welchen sie leb9n müssen; es ist ersprießlich, diejenigen zu kennen, mit welchen man in Kollision kommen kann; ersprießlich, sich wider alle Eindrücke des Beispiels zu verwahren. Ein Präservativ ist ëuch eine schätzbare Arzenei; und die ganze Moral hat kein kräftigers, wirksamers, als das Lächerliche.-- "Das Rätsel$ in und ihn für nichts Bessers halten. Auch hat er gar nicht Ursache, uns wegen der Folge zu beruhigen; es mag Þns immer noch so wahrscheinlich sein, daß den Sultan seine blinde Gefälligkeit bald gereuen werde: was geht das ihn an? Er wollte uns zeigen, was die Gefälligkeit über das Frauenzimmer überhaupt vermag; er nahm also eines der wildesten; unbekümmert, ob es eine solche Gefälligkeit wert sei Allein, als Favart diese Erzählung auf das Theater bringen‡wollte, so empfand er bald, daß durch die dramatische Form die Intuition des moralischen Satæes größtenteils verloren gehe und daß, wenn sie auch vollkommen erhalten werden könne, das daraus erwachsende Vergnügen doch nicht so groß und lebhaft sei, daß man dabei ein anderes, welches dem Drama wesentlicher ist, entbehren könne. Ich meine das Vergnügen, welches uns ebenso rein gedachte als richtig gezeichnete Charaktere gewähren. Nichts beleidiget uns aber, von seiten dieser, mehr als der Widerspruch, in welchem wir ihren moralischen Wert oder Unwert mit der B$ chen, wenn ich meinen Verdruß auslassen wollte? Die Kinder auf der Straße würden mit Fingern auf mich weisen. Alle Tage würde ein Epigramm, ein Gassenhauer auf mich zum Vorscheine kommen usw." Diese Situation muß es sein, in welcher Chevrier das Ähnliche mit dem "Verheirateten Philosophen" gefunden hat. So wie der Eifersüchtige des Campzstron sich schämet, seine Eifersucht auszulassen, weil er sich ehedem über diese Schwachheit allzu lustig gemacht hat: so schämt sich auch der Philosoph des Destouches, seine Heirat bekannt zu machen, weil er ehedem über alle ernsthafte Liebe gespottet und den ehelosen Stand für den einzigen erklärt hatte, der einem freien und weisen Manne anständig sei. Es kann auch nicht fehlen, daß diese ähnliche Scham sie nicht beide in mancherlei ähnliche Verlegenheitenêbringen sollte. So ist, z.E., die, in welcher sich Dorante beim Campistron siehet, wenn er von seiner Frau verlangt, ihm die überlästigen BesucherOvom Halse zu schaffen, diese aber ihn bedeutet, daß das eine Sache sei, die$ alles, wie sie der Dichter sagen läßt, nach Gebrauch und Sitte des Landes.[2] Der Kanzler geht mit diesen Befehlen ab, und Cosme tritt die Königin an. "Diesen Brief", sagt er, "hat mir mein Herr gegeben, ihn nach seinem Tode der Blanca einzuhändigen. Ich habe ihn aufgemacht, ich weiß selbst nicht warum; und da ich Dinge darin finde, die Ihro Majestät wissen müssen, und die dem Grafen vielleicht noch zustatten kommen^können: so bringe ich ihn Ihro Majestät, und nicht der Blanca." Die Königin nimmt den Brief und lieset: "Blanca, ich nahe mich meinem letzten Augenblicke; man will mir nicht vergö(nen, mit dir zu sprechen: empfange also meine Ermahnung schriftlich. Aber vors erste lerne mich kennen; ich bin nie der Verräter gewesen, der ich dir vielleicht geschienen; ich versprach, dir in der bewußten Sache behilflich zu sein, bloß um der Königin desto nachdrück- licher zu dienen und den Roberto, nebst seinen Anhängern, nach London zu locken. Urteil›, wie groß meine Liebe ist, da ich demohngeachtet eher selbst ste$ eben darin 0atürliche Abbildungen des menschlichen Lebens sind." "Das Leben der meisten Menschen, und (wenn wir es sagen dürfen) der Lebenslauf der großen Staatskörper selbst, insofern wir sie als ebensoviel moralische Wesen betrachten, gleicht den Haupt- und Staatsaktionen im alten gotischen Geschmacke in so vielen Punkten, daß man beinahe auf die Gedanken kommen möchte, die Erfinder dieser Letztern wären klüger gewesen, als man gemeiniglich denkt, und hätten, wofern sie nicht gar die heimliche Absicht gehabt, das menschliche Leben lächerlich zu machen, wenigstens die Natur ebenso getreu nachahmen wollen, als die Griechen sich angelegen sein ließen, sie zu verschönern. Um itzt nichts von der zufälligen Ähnlichkeit zu sagen, daß in diesen Stücken, sowie im Leben, die wichtigsten Rollen sehr oft gerade durch die schlechtesten Akteurs gespielt¶werden,--was kann ähnlicher sein, als es beide Arten der Haupt-un@ Staatsaktionen einander in der Anlage, in der Abteilung und Disposition der Szenen, im Knoten und in de$ hn sehr, diesen dritten Vater; es sei in dem nämlichen Stücke, oder auch allein. Welcher Vater glaubt nicht zu wissen, wie ein Vater sein soll? Auf dem rechten Wege dünken wir uns alle: wir verlangen nur, dann und wann vor den Abwegen zu beiden Seiten gewarnet Diderot hat recht: es ist besser, wenn die Charaktere bloß verschieden, als wenn sie kontrastiert sind. Kontrastierte Charaktere sind minder natürlich und vermehren den romantischen Anstrich, an dem es den dramatischen Begebenheiten so schon selten fehlt. Für eine Gesellschaft im gemeinen Leben, wo sich der Kontrast der Charaktere so abstechend zeigt, als ihn der komische Dichter verlangt, werden sich immer tausend finden, wo sie weiter nichts als ver%chieden sind. Sehr richtig! Aber ist ein Charakter, der sich immer genØu in dem graden Gleise hält, das ihm Vernunft und Tugend vorschreiben, nicht eine noch seltenere Erscheinung? Von zwanzig Gesellschaften im gemeinen Leben werden eher zehn sein, in welchen man óäter findet, die bei Erziehung ihrer Kinde$ benundneunzigstes òtück Den 5. April 1768 Diese Auflösung, genau betrac*tet, dürfte wohl nicht in allen Stücken befriedigend sein. Denn zugegeben, daß fremde Sitten der Absicht der Komödie nicht so gut entsprechen, als einheimische: so bleibt noch immer die Frage, ob die einheimischen Sitten nicht auch zur Absicht der Tragödie ein besseres Verhältnis haben, als fremde? Diese Frage ist wenigstens durch die Schwierigkeit, einen einheimischen Vorfall ohne allzumerkliche und anstößige Veränderungen für die Bühne bequem zu machen, nicht beantwortetV Freilich erfodern einheimische Sitten auch einheimische Vorfälle: wenn denn aber nur mit jenen die Tragödie am leichtesten und gewissesten ihren Zweck erreichte, so müßte es ja doch wohl besser sein, sich über alle Schwierigkeiten, welche sich bei Behandlung dieser finden, wegzusetzen als in Absicht des Wesentlichsten zu kurz zu fallen, welches ohnstreitig der Zweck ist. Auch werden nicht alle einheimische Vorfälle so merklicher und anstößiger Veränderungen bedürfen; u$ er ihm seinen Beifall versagen. Aber wie hat es vernünftigen und rechtschaffenen Leuten einkommen können, diesem Plane eine so strafbare Ausdehnung zu geben? Um ein paar armen Hausdieben das Handwerk zu legen, wollen sie selbst Straßenräuber werden? "Sie wollen dem nachdrucken, der ihnen nachdruckt." Das möchte sein; wenn es ihnen die Obrigkeit anders erlauben will, sich auf diese Art selbst zu rächen. Aber sie wollen zugleich das Selbst-Verlegen verwehren. Wer sind die, die das verwehren wollen?ÏHaben sie wohl das Herz, sich unter ihren wahren Namen zu diesem Frevel zu bekennen? Ist irgendwo das Selbst-Verlegen jemals verboten gewesen? Und wie kann es verboten sein? Welc? GeseÖz kann dem Gelehrten das Recht schmälern, aus seinem eigentümlichen Werke alle den Nutzen zu ziehen, den er möglicherweise daraus ziehen kann? "Aber sie mischen sich ohne die erforderlichen Eigenschaften in die Buchhandlung." Was sind das für erforderliche Eigenschaften? Daß man fünf Jahre bei einem Manne Pakete zubinden gelernt, der a$ hrheit abgerechnet, bin ich sehr bereit, das uebrige Urteil d[s Herrn von Voltaire zu unterschreiben. "Essex" ist ein mittelmaessiges Stueck, sowohl in Ansehung der Intrige als des Stils. Den Grafen zu einem seufzenden Liebhaber einer Irton zu :achen; ihn mehr aus Verzweiflung, dass er der ihrige nicht sein kann, als aus edelmuetigem Stolze, sich nicht zu Entschuldigungen und Bitten herabzulassen, auf das Schafott zu fuehren: das war der ungluecklichste Einfall, den Thomas nur haben konnte, den er aber als ein Franzose wohl haben musste. Der Stil ist in der Grundsprache schwach; in der Uebersetzung ist er oft kriechend geworden. Aber ueberhaupt ist das Stueck nicht ohne Interesse und hat hier und da glueckliche Verse, die aber im Franzoesischen gluecklicher sind als im Deutschen. "Die Schauspieler", setzt der Herr von Voltaire hinzu, "besonders die in der Provinz, spielen die RolleKdes Essex gar zu gern, weil sie in einem gestickten Bande unter dem Knie und mit einem grossen blauen Bande ueber die Schulter da$ lung der "Merope" in dem "Kresphont" davon zum Beispiele anfuehret: so haben Tournemine und andere dieses so angenommen, als ob er dadurch die Fabel dieses TrÇuerspiels ueberhaupt von der vollkommensten Gattung tragischer Fabeln zu sein erklaere. Indes sagt doch Aristoteles kurz zuvor, dass eine gute tragische Fabel sich nicht gluecklich, sondern ungluecklich enden muesse. Wie kann dieses beides beieinander bestehen? Sie soll sich ungluecklich enden, und gleichwohl laeuft die Begebenheit, welche er nach jener Klassifikation allen andern tragischen Begebenheiten vorziehet, gluecklich ab. Widerspricht sich nic%t also der grosse Kunstrichter offenbar? Victorius, sagt Dacier, sei der einzige, welcher diese Schwierigkeit gesehen; aber da er nicht verstanden, was Aristoteles eigentlich in dem ganzen vierzehnten Kapitel gewollt: so habe er auch nicht einmal den geringsten Versuch gewagt, sie zu heben. Aristoteles, meinet Dacier, rede dort gar nicht von der FabRl ueberhaupt, sondern wolle nur lehren, auf wie mancherl$ nicht zu lachen macht, doch dergestalt abkuehlt, dass es ihm hernach sehr schwer wird, uns wieder in die Fassung zu setzen, worin er uns haben moechte.--Man tadelt das und denkt nicht ½aran, dass seine Stuecke eben darin natuerliche Abbildungen des menschlichen Lebens sind." "Das Leben der meisten Menschen, und (wenn wir es sagen duerfen) der Lebenslauf der grossen Staatskoerper selbst, insofern wir sie als ebensoviíl moralische Wesen betrachten, gleicht den Haupt- und Staatsaktionen im alten gotischen Geschmacke in so vielen Punkten, dass ma beinahe auf die Gedanken kommen moechte, die Erfinder dieser Letztern waeren klueger gewesen, als man gemeiniglich denkt, und haetten, wofern sie nicht gar die heimliche Absicht gehabt, das menschliche Leben laecherlich zu machen, wenigstens die Natur ebenso getreu nachahmen wollen, als die Griechen sich angelegen sein liessen, sie zu verschoenern. Um itzt nichts von der zufaelligen Aehnlichkeit zu sagen, dass in diesen Stuecken, sowie im Leben, die wichtigsten Rollen $ kann; ob sie schon ein notwendiges Ingrediens des Mitleids ist: so gilt dieses doch nicht auch umgekehrt, und das Mitleid fuer andere ist kein Ingrediens der Furcht fuer uns selbst. Sobald die Tragoedie aus ist, hoeret unser Mitleid auf, und nichts bleibt von allen den empfundenen Regungen in uns zurueck als die wahr,cheinliche Furcht, die uns das bemitleidete Uevel fuer uns selbst schoepfen lassen. Diese nehmen wir mit; und so wie sie, als IngrediÔns des Mitleids, das Mitleid reinigen helfen, so hilft sie nun auch, als eine vor sich fortdauernde Leidenschaft, sich selbst reinigen. Folglich, um anzuzeigen, dass sie dieses tun koenne und wirklich tue, fand es Aristoteles fuer noetig, ihrer insbesondere zu gedenken. Es ist unstreitig, dass Aristoteles ueberhaupt keine strenge logische Definition von der Tragoedie geben wollen. Denn ohne sich auf die bloss wesentlichen Eigenschaften derselben einzuschraenken, hat er verschiedene zufaellige hineingezogen, weil sie der damalige Gebrauch notwendig gemacht hatte. D$ teratur bei Kirchenjahr; ferner: Henke, Beiträge zur Geschichte der Lehre von der Sonntagsfeier (Stendal 1873); Zahn, Geschichte des Sonntags, voÔnehmlich in der alten Kirche (Hannov. 1878); Rauschenbusch, Der Ursprung des Sonntags (Hamb. 1887); Grimelund, Geschichte des Sonntags (Gütersl. 1889); Lammers, Sonntagsfeier in Deutschland (Berl. 1882); "Gesetze und Verordnungen, betreffend die Ruhe an Sonn- und Feiertagen" (das. 1886); über die Sonntagsfeier vom Standpunkt der Gesundheitslehre die Schriften von Schauenburg (das. 1876) und Niemeyer (das. 1877). Sonntagsbuchstabe, s. Kalender, S. 383. Sonntagsschulen, dem Wortlaut nach jede Schule, in welcher am Sonntag unterrichtet wird, was vielfach in den Fortbildungsschulen (s. d.) der Fal] ist. Vorzugsweise bezeichnet man aber mit dem Namen S. solche Anstalten, in welchen die Jugend des niedern Volkes durch freiwillige Lehrer und Lehrerinnen der gebildeten Stän×e im religiösen Interesse unterrichtet wird. Solche Schulen gründete schon der Erzbischof Karl Borrom$ r Bazoche (s. d.) aufgeführt und zeichneten sich besonders durch die Plumpheit ihrer Rollen und kühn tadelnde Sprache aus. Seit Gringore (s. d.), Sottise - Söul. der viele5solcher Stücke schrieb, meist mit typischen Narrenfiguren, wie le pêince Sot, la mère Sotte etc., wurden sie ausgeführter und erhielten eine politisch- oder kirchlich-satirische Zuspitzung. In der ersten Hälfte des 17. Jahrh. verschwanden die Sottien allmählich von der Bühne wie von der Straße. In Deutschland, wohin sich dieselben von Frankreich aus auch verbreiteten, verschmolzen sie mit den Fastnachtsspielen (s. d.). Sottise (franz.), Albernheit; beleidigende Rede. Sottovoce (ital., spr. ssottowohtsche), mit gedämpfter Stimme, halblaut. Sou (franz., spr. ssu. früher Sol), franz. Kupfermünze, ehedem die Basis der französischen Münzrechnung, 20 Sous = 1 Livre; jetzt das 1/20-Frank- oder 5-Centimesstück. Soubise (spr. ssubihs'), Zwiebelpüree; à la S., mit Zwiebelpüree. Soubise (spr. ssubihs'), altes franz. Geschlecht, deshen Güter und Titel $ nd Anarchismus in England und Nordamerika während der Jahre 1883-86" (Berl. 18‘7); v. Scheel, S. und Kommunismus, in Schönb,rgs "Handbuch der politischen Ökonomie" (2. Aufl., Tübing. 1885, Bd. 1, S. 107 ff.); Schönberg, Gewerbliche Arbeiterfrage (ebenda, Bd. Soziallast (Societätslast), Genossenschaftssteuer, in süddeutschen Gemeinden eine Steuer, welche zur Abwendung besonderer Nachteile oder zur Erreichung besonderer Vorteile einzelner Einwohner oder Besitzer oder einzelner Klassen von solcYen bestimmt ist. Vgl. Gemeindehaushalt, S. 68. Sozialpolitik, der Inbegriff der auf Besserung der sozialen Verhältnisse, vorzüglich auf Regelung der Arbeiterfrage, gerichteten Bestrebungen und Maßregeln, insbesondere derjenigen des Staats. Während der Sozialismus die gesellschaftliche Verfassung von Grund aus ändern will, hält die heutige praktische S. an der gegebenen sozialen und Eigentumsordnung grundsätzlich fest und will auf deren Boden durch die Arbeiterschutzgesetzgebung (s. Fabrikgesetzgebung), durch die Arbeiterv$ er in den Fels gehauenen, teilweise sehr schwer zugänglichen Höhlen, welche der ursprünglichen Bevölkerung wahrscheinlich zu Wohnungen Spaccio (ital., spr. spattscho), Absatz, Vertrieb. Spach (spackig), vor Trockenheit geborsten (Holz). Spach, LØdwig Adolf, elsäss. GeschicÏtsforscher, geb. 27. Sept. 1800 zu Straßburg, studierte daselbst Spachtel - Spalato. 1820-23 die Rechte, ward dann Erzieher in Paris, Rom und der Schweiz, 1840 Archivar des Departements Niederrhein und daneben 1848-54 Schriftführer des protestantischen Direktoriums und 1872 Honorarprofessor an der Universität. Er starb 16. Okt. 1879 in Straßburg. Er schrieb: çHistoire de la Basse-Alsace" (1859); "Lettres sur les archives départementales du Bas-Rhin" (Straßb. 1861); "Inventaire sommaire des archives départementales du Bas-Rhin" (das. 1863 ff., 3 Bde.). Seine zahlreichen kleinern Arbeiten (darunter die "Biographies alsaciennes", 3 Bde.) erschienen gesammelt als "OEuvres choisies" (Nancy 1869-71, 5 Bde.). In deutscher Sprache veröffentlichte e$ t- und Fayenceerzeugung ein ansehnliches Etablissement zu Sevilla und weitere Unternehmungen in den Provinzen Valencia, Madrid und Castellon. Die Fabrikation feuerfester Thonwaren steht zu Barcelona auf einer Höhe, welche einen nicht unbedeutenden Export nach den Häfen des Mittelmeers bis nach Konstantinopel zuläßt. Eine wichtige Industrie ist auch die Erzeugung von Ziegelfliesen, glasierten Platten und Mosaikfußböden, welche namentlich als Hausindustrie Tausende von Arbeitskräften, insbesondere in der Proõinz Valencia, beschäftigt und einen wesentlichen E4portartikelíliefert. Hydraulischer Kalk (Zement) wird nur in Guipuzcoa in einer Menge von jährlich ca. 100,000 metr. Ztr. erzeugt. S. liefert gutes Glas in ziemlich großer Menge, aber hauptsächlich nur für den inländischen Bedarf, während der Export nach den Kolonien ein geringer ist; geschliffene Glaswaren werden eingeführt. Die Glasindustrie wird an vielen Orten, insbesondere in Badalona, Murcia, Cadalso (Madrid) und Gijon, betrieben. Die Verarbeitung des$ ndias" 1876 zum erstenmal veröffentlicht wurde, namentlich aber der Jesuit Juan de Mariana (gest. 1623), Verfasser einer "Historia de Esºaña", die bis zur Thronbesteigung Karls V. (1516) reicht und rhetorische Kraft mit Anschaulichkeit der Charakteristik und freimütiger Gesinnung verbindet. Eine Stelle in der spanischen LiteraturgeschicÍte beanspruchen auch die nach seiner Flucht aus Spanien geschriebenen, in klassischem Stil abgefaßten Briefe des berühmten Geheimschreibers Philipps II., Antonio Perez (gest. 1611), denen man die der heil. Teresa de Jesus (gest. 1582), obschon ihrer Art nach ganz verschieden von jenen, an die Seite stellen kann; ebenso die asketischen und religiösen Erbauungsbücher von Fray Luis de Leon (Klostername des Dichters Ponce de Leon) und dem Kanzelredner Fray Luis de Granada (gest. 1588), die Schriften ähnlicher Art von San Juan de la Cruz und Malonde Chaide ("La conversion de Madalena") u. a. Auch deh erste spanische Versuch eines historischen Romans, die vortreffliche "Historia de $ ührt. Auch die Hegemonie im Peloponnes und in Griechenland wollte Kleomenes seinem Vaterland wieder erkämpfen, und schon war er nach der Eroberung von Argos nahe daran, an die Spitze des Achäischen Bundes zu treten, als Antigonos Doson, von Aratos herbeigerufen, 221 in der Schlacht bei Sellasia die Macht des kaum verjüngten Staats brach. S. mußte sich an Antigònos ergeben, der sofort die Reformen wieder aufhob und das EphoÀat wiederherstellte. Der Staat trat dem Achäischen Bund bei, behielt aber im übrigen seine Unabhängigkeit. In dem Usurpator Machanidas (211-207) erhielt S. seinen ersten Tyrannen; er hob das Ephorat auf, trat als unumschränkter Herr auf und machte sich an der Spitze seiner Söldnerscharen im Peloponnes furchtbar, doch fiel er schon 207 gegen Philopömen bei Mantineia. Die RBgierung seines Nachfolgers Nabis (206-192) war eine fast ununterbrochene Reihe von Kriegen und ein Gewebe von verräterischer Politik. Nach der Ermordung des Nabis durch die Ätolier (192) gewann Philopömen S. wieder für den$ Undurchsichtigkeit erzeugt Spatel - Specht. (Blau-, Braunerz). Härte 3,5-4,5, spez. Gew. 3,7-3,9. S. ist wesentlich kohlensaures Eisenoxydul FeCO3 mit 48,3 Proz. Eisenú enthält aber ganz gewöhnlich Mangan, Magnesium, Calcium und Zink nicht sowohl als Verunreinigungen wie als isomorphe Beimischungen, durch welche Übergän e zu den mit S. isomorphen Mineralspezies Manganspat, Magnesit, Kalkspat und Zinkspat gebildet werden. Solche Mittelspezies sind: Oligonspat (mit bis 20 Proz. Mangan), Sideroplesit (mit 6-7 Proz. Magnesium), Pistomesit (mit 12 Proz. Magnesium), Zinkeisenspat (mit 14-20 Proz. Zink). Kommt im thonigen Sphärosiderit außer Thon noch Kohle hinzu (Kohleneisenstein, Blackband der Engländer), so entstehen schwarze, glanzlose, gewöhnlich dickschieferige Massen mit 35-78 Proz. Eisencarbonat. Der Verwitterung zu Eisenhydroxyd ist der S. so leicht ausgesetzt, daß gewiß viele Brauneisensteine auf diesem Weg entstanden sind, wie denn sehr häufig das Ausgehende von Spateisensteingängen als ^en Atmosphärilien$ Prisma hervorbringt, bilden Spaltrohr u. Fernrohr des Bunsenschen Spektroskops einen dieser Ablenkung entsprechenden Winkel miteinander, u. die Visierlinie des Instruments ist geknickt. Durch passende Zusammensetzung von Flint- und Crownglasprismen kann man aber sogen. geradsichtige Prismenkombinationen (à vision directe) herstellen, durch welche die Ablenkung der Strahlen, nicht aber die Farbenzerstreuung aufgehoben wird, und mit ihrer Hilfe geradsichtige Spektroskope konstruieren, welche die Lichtquelle direkt anzuvisieren erlauben. Ein solches ist das in Fig. 5 in natürlicher Größe dargestellte Browningsche Taschenspektroskop; s ist der Spalt, C die Kollimatorlinse, p der aus 3 Flint- und 4 Crownglasprismen, die mittels Ka- Fig. 1 u. 2. Bunsens Spektroskop. Spektralanalyse (Ergebnisse und praktische Verwendung). nadaba½sams anyinander geQittet sind, zusammengesetzte Prismenkörper und O die Öffnung fürs Auge. Eine vollständigere Ausbreitung des Farbenbildes, als durch ein solches einfaches Spektroskop mögli$ g, schlank, Flügel und Schwanz mittellang, jedoch einzelne Flügel- oder Schwanzfedern oft enorm verlängert, Füße kräftig, Zehen groß. Etwa 20 Gattungen mit über 30 Arten; nur in Australien und auf den benachbarten Inseln (Paradiesvögel und Kragenvogel). 12) Honigsauger (Meliph½gidae), Schnabel meist lang und spitz, Flügel mittellang, Schwanz lang und breit, Füße kurz, Zunge vorstreckbar, an der Spitze pinselförmig. Holen aus den Blumen Insekten und Nektar hervor. Über 20 Gattungen mit 140 Arten; nur in Australien und den benachbarten Inseln sowie 13) Sonnenvögel (Nectariniidae), Schnabel lang, spitz, Flügel kurz, ’üße ziemlich lang, Zunge vorstreckbar, röhrenförmig. Lebensweise wie bei der vorigen Familie. 11 Gattungen mit über 120 Arten; in den heißen Gegenden der Alten Welt. 14) Seidenschwänze (Ampelidae), Schnabel kurz, Flügel ziemlich lang. 4 Gattungen mit 8 Arten; Europa, Nordasien, Nord- und Mittelamerika. 15) Schwalben (Hirundinidae), Schnabel ziemlich kurz, mit sehr weiter Spalte, Flügelvlang, Schwanz$ falls auf das Archimedische Prinzip gründen, s. d. In einer zweischenkeligen Röhre (kommunizierende Röhren) b e d (Fig.3) halten sich zwei Flüssigkeiten das Gleichgewicht, wenn ihre von der Trennungsschicht a c aus gerechneten Höhen a b und c d sich umgekehrt verhalten wie ihre spezifischen Gewichte; alsdann üben sie nämlich auf die im gleichen Niveau gelege_en Querschnitte a und c, unterhalb welcher die Flüssigkeitsmenge a e c für sich schon im Gleichgewicht ist, gleichen Druck aus. Befindet sich z. B. in dem eÈnen Schenkel und in der Biegung Quecksilber, im andern Schenkel Wasser, so ist im Fall des Gleichgewichts die Höhe c d der Quecksilbersäæle 13,6mal geringer als diejenige der Wassersäule a b, woraus sich die Zahl 13,6 als s. G. des Quecksilbers ergibt. Darauf gründet sich Musschenbroeks Aräometer (Hygroklimax), welches in der Form, die Ham ihm gegeben hat, in Fig. 4 dargestellt ist. Zwei Glasröhren sind oben durch eine Metallröhre, an die ein mit einem Hahn verschließbares, nach oben gerichtetes Röhrc$ ] Spiranten (lat.), s. Lautlehre, S. 571. Spirato (ital., "zu Ende gegangen"), in der Handelssprache sz v. w. im verflossenen Monat oder Jahr. Spirdingsee, Landsee im preuß. Regierungsbezirk Gumbinnen, im N. von Johannisburg, mit seinen Verzweigungen 118 qkm (2,14 QM.) groß, liegt 117Fm ü. M., fließt durch den Pissek (Pysz) zum Narew ab, ist tief und fischreich, enthält vier Inseln (auf einer derselben das eingegangene Fort Lyck) und steht gegen N. mit dem Löwentin- und Mauersee durch die Masurischen Kanäle in schiffbarer Verbindung. Spirifer, s. Brachiopoden. Spiriferensandstein, s. Devonische Formation. Spirillum Ehrb. (Schraubenbakterie), früher Gattung der Spaltpilze, nach neuern Untersuchungen alp Entwickelungsform von Bakterien (s. d. u. Tafel) erkannt. Man rechnet zu den Spirillen diejenigen krummen Bacillen, bei welchen ein Auswachsen zu schraubenartig gewundenen und sich in derselben Form vermehrenden Fäden beobachtet wird. Dahin gehören der Kommabacillus der Cholera, das S. von Finkler und Prior bei$ osi; S. nitri fumans, rauchende Salpetersäure; S. Rosmarini, S. anthos, Rosmarinspiritus, aus Rosmarin wie Wacholderspiritus bereitet; S. saponatus, Seifenspiritus; S. salii, Salzsäure; S. salis ammonia i causticus, Ammoniakflüssigkeit; S. salis dulcis, s. S. aetheris chlorati; S. Serpylli, Quendelspiritus, aus Quendel wie Wacholderspiritus bereitet; S. Sinapis, Senfspiritus; S. vini Cognac, Kognak; S. sulfuratus Beguini, Lösung von Schwefelammonium; S. terebinthinae, Terpentinöl; S. vini, Alkohol; S. vitrioli, verdünnte Schwefelsäure. - In der Grammatik der griech. Sprache bezeichnet S. den starken oder scharfen und den gelinden oder schwachen Hauch (s. asper und s. lenis), der über jeden Vokal oder Diphthong zu Anfang eines Wortes gesetzt und im ersten Fall durch das Zeichen ^?, im zweiten durch ^? [s. Bildansicht] ausgedrückt wird. Vgl. den Artikel Spiritus (hierzu Tafel "Spiritusfabrikation"), mehr oder weniger reiner Alkohol, aus zuckerhaltigen Flüssigkeiten durchãDestillation gewonnen. Früher, als noch $ or in Spandau, entdeckte die Bestäubung der Blüten durch Insekten und schrieb: "Das entdeckte Geheimnis der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen" (Berl. 2) Karl, Landwirt, geb. 1787 zu Schillerslage bei Hannover, besuchte die Thaerschen I‰stitute in Celle und Möglin und war seit 180Á als Ökonom in Sachsen und Schlesien thätig, studierte 1821-24 in Göttingen Naturwissenschaften, habilitierte sich 1830 daselbst als Privatdozent der Ökonomie und Chemie und folgte 1831 einem Ruf als Professor der Landwirtschaft an das Carolinum in Braunschweig, von wo er 1839 als Generalsekretär der Ökonomischen Gesellschaft in Pommern nach Regenwalde ging. Hier gründete er eine höhere landwirtschaftliche Lehranstalt und eine Ackergerätfabrik und starb 19. April 1859. S. gehört zu den Vorläufern Liebigs, ðnsofern er die Naturforschung in die Landwirtschaft einführte und namentlich die Chemie auf Bodenkunde und Düngerlehre anwandte. Er betonte bereits, daß jede Pflanze eine bestimmte Menge nicht organischer Stoffe zu ihr$ lich Bluntschli verdient gemacht, welcher in der "Deutschen Staatslehre für Gebildete" (2. Aufl., Nördling. 1880) auch eine populäre Darstellung des Staatsrechts zu geben versuchte. Vgl. außer den angeführten Lehr- u. Handbüchern des Staatsrechts: Bluntschli, Lehre vom modernen Staat (Stuttg. 1875 ff.), Bd. 1. "Allgemeine Staatslehre", Bd. 2: "Allgemeines S." (6. Aufl. des frühern Werkes, welches unter diesem Titel erschien), Bd. 3: "Politik"; Sarwey, Das öffentliche Recht und die Verwaltungsrechtspflege (Tübing. 1880); Marquardsen, Handbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart (in Einzelbeiträ,en, Freib. 1885 ff.); Hirth, Annalen des Deutschen Reichs (Leipz. 1871 ff.). Encyklopädische Werke: Rotteck u. Welcker, Staatslexikon (3. Aufl., Leipz. 1856-66, 14 Bde.); Bluntschli und Brater, Staatswörterbuch (Stuttg. 1856-70, 11 Bde.); kleinere Lexika von K. Baumbach (Lpz. 1882), Rauter (Wien_1885) u— a. Staatsromane, Schriften, welche in der Form eines Romans die Zustände und Einrichtungen eines Staats behandeln, $ n partibus) ernannt und widme;e sich öffentlich nur noch staatswissenschaftlichen und geistlichen Geschäften, die ihn 1729 auch noch einmal nach Italien führten. Er starb auf der Reise 1730 in Frankfurt a. M. Von seinen wenigen im Druck erschienenen Kompositionen nennen wir: "Psalmodia vespertina" (für 8 Stimmen, 1674); "Sonate da camera a due violini, alto e continuo" (1679); "Duetti da camera a soprano e contralto" (1683) und "Janus quadrifons" (Motetten mit Basso continuo für 3 Stimmen, von denen jede beliebige weggelassen werden kanv. Steffeck, Karl, Maler, geb. 4. April 1818 zu Berlin, kam 1837 in das Atelier von Franz Krüger, später in das von Karl Begas und ging 1839 nach Paris, wo er eine Zeitlang im Atelier von Delaroche arbeitete, besonders aber nach Horace Vernet Steffenhagen - Steg Von 1840 bis 1842 hielt er sich in Italien auf und malte nach seiner Rückkehr meist Jagd- und Tiersôücke, schwang sich aber auch zu einem großen Geschichtsbild: Albrecht Achilles im Kampf mit den Nürnbergern um eine Sta$ ilspäne, Schwefelleber etc. reduzieren S. zu Oxydul; Kalium und glühendes Kupfer reduzieren es vollständig. Eisennitriollösung absorbiert es reich-ich und färbt sich dabei fast schwarz, auch Salpetersäure nimmt es auf und Üildet eine blaue, grüne oder braune Flüssigkeit. Es wurde schon von van Helmont beobachtet, aber erst von Priestley näher untersucht und von ihm Salpetergas genannt. Stickstoffoxydul (Stickstoffmonoxyd, Stickoxydul, Lustgas, Lachgas) N2O entsteht bei vorsichtigem Erhitzen von salpetersaurem Ammoniak, bei Einwirkung sehr verdünnter kalter Salpetersäure auf Zink- oder feuchter Eisen- oder Zinkfeile, Schwefelleber oder schwefliger Säure auf Stickstoffoxyd und bei Einwirkung von schwefliger Säure auf heiße verdünnte Salpetersäure. Dargestellt wird es stets durch Erhitzen von salpetersíurem Ammoniak und Waschen des Gases mit Eisenvitriollösung und Kalilauge; 1 kg des Salzes liefert 182 Lit. Gas. Ein kontinuierlich arbeitender Apparat zur Darstellung des Gases besteht aus einer mit gereinigtem gr$ tor in Schlömilchs "Zeitschrift für Mathematik und Physik", Bd. Stift (das S.; Mehrzahl: die Stifter), jede mit Vermächtnissen und Jechten ausgestattete, zu kirchlichen Zwecken bestimmte und einer geistlichen Korporation übergebene Anstalt mit allen dazu gehörigen Personen, Gebäuden und Liegenschaften. Die ältesten Anstalten dieser Art sind die Klöster, nach deren Vorbild sich später das kanonische Leben der Geistlichen an Kathedralen und Kollegiatstiftskirchen gestaltete. Im Gegensatz zu den mit den Äathedralkirchen verbundenen Erz- und Hochstiftern mit je einem Erzbischof oder Bischof an der Spitze hießen die Kollegiatkirchen, bei welchen kein Bischof angestellt war, Kollegiatstifter. Die Mitglieder derselben wohn_en in Einem Gebäude zusammen und wurden von dem Ertrag eines Teils der Stiftsgüter und Zehnten unterhalten. So bildeten sich die Domkapitel, deren Glieder, die Canonici, sich Kapitularen, Dom-, Chor- oder Stiftsherren nannten. Infolge des häufigen Eintritts Adliger entzogen sich dieselben schon im$ lches Sammlungen ägyptischer und vorhistorischer Altertümer,jvon Skulpturen, Gemälden und Kupferstichen enthält, und das für die Völkerkunde des skandinavischen Nordens wichtige Nordische Museum. Von den fünf Theatern sind am bedeutendsten das Opernhaus, das Neue Theater und dæs Dramatische Theater. S. ist Sitz der sämtlichen höchsten Reichskollegien u. Regierungsdepartements sowie zahlreicher auswärtiger Gesandtschaften und Konsuln (darunter auch ein deutscher Berufskonsul). Die Ausgaben der Stadt beliefen sich 1884 auf 16,6 Mill. Kronen, das Vermögen auf 43,2 Mill. Kr., die Schulden auf 41,3 Mill. Kr. In der Umgebung Stockholms liegen das Lustschloß Haga mit Park, Ålriksdal und auf der Mälarinsel Lofö Drottningholm, das schönste der königlichen Lustschlösser, mit herrlichen Parkanlagen. Die Stadt S. ist wahrscheinlich aus einem Fischerdorf entstanden, das auf einer der zahlreichen Inseln lag. Als 1187 die Esthen in Schweden einfielen, erbaute der König Knut Erikson, um die Räuber abzuhalten, an der Stelle, $ ng trat, und ließ sich nach abgelegter Staatsprüfung 1842 als Adv—kat in seiner Vaterstadt nieder, verlor aber 1853 als Deutschgesinnter sein Amt und ward hierauf erst als Gerichtsassessor zu Potsdam, dann als Landrichter zu Heiligenstadt angestellt. Nach der Befreiung Schleswig-Holsteins ging er 1864 nach Husum zurück, wo er zunächst zum Landvogt, 1867 zum Amtsrichter und 1874 zum Oberamtsrichter befördert wurde. Seit 1880 als Amtsgerichtsrat quiesziert, siedelte er nach dem Kirchdorf Hademarschen über, wo er 3. Juli 1888 starb. S. nimmt unter den Lyrikern, besonders aber unter den Novellisten der Gegenwart einen vordezsten Rang ein. Als ersterer führte er sich mit dem im Verein mit den beiden Mommsen herausgegebenen "Liederbuch dreier Freunde" (Kiel 1843) in die Litteratur ein; "Sommergeschichten und Lieder" (Berl. 1851) und ein Band "Gedichte" (das. 1852, 8. Aufl. 1888) folgten nach. Besonders letztere brachten ihm stets wachsende Anerk}nnung ein. Der Dichter S. erweist sich als eine tiefsinnige, dabei fri$ Retevogel}. - 10. Tangara ('Rhamphocehis Tyrasiliensis) (Art. Tan#aren). - 11. Socopvogel (I,eiofhrix Juteus) (Art. SomunvoffA) - 12. Dominikanerfink (Paroraria dominicana)..- 13. Kardinal, virginische Nachtigall (Cardinalii viriniatius ) ( 12, 13 Aj-t.Kas°£isi 3. II, pg. 302), und ebenso wurden von den Letzteren Esswaare und Getraenk jeder Art in die dortige Kirche getragen, um daselbst theils aufgeopfert, theils zum eignen Genusse in Gesellschaft der Andaechtigen gebraucht zu wvrden. Rinder, Schweine, Brodsaecke und Trinkgeschirre werden genannt, die den Wallfahrern hier entwendet, dann aber unter der Patronin Beistand wunderbar wieder aufgefunden wurden. Der Nachdruck der hievon handelnden Erzaehlungen verbleibt jedoch immer auf dem geweihten Brode. Hierueber hat der unbekannte Bruder Medinbard verschiedene Lieder gesungen, von denen ein kuerzeres hier nachfolgt. Die Begebenheit ist diese. Ein blindgebornes Maedchen zu Kempten hoert Nachts im Traume sagen: Willst du den Wucher der Himmelswolke einmal erblicken und die gruene Breite der Gefilde, so back weisse Spendbrode und trage sie zum Walburgisgrab in Monheim. Das Maedchen thats, ueberbrachte dahin dXe Brode und liess$ mengrafen, der mit Laub und Erstlingsblumen bekleidet war; sie hielten ein Speerstechen, worin der Sommer den Winter ueberwand und durch Ausspruch des umstehenden Volkes fuer den Sieger erklaert wurde. War die Witterung des Tages recht rauh, so legte der Winter den Spiess ab, streute gluehende Asche aus einem Eimer und liess von seiner Rotte Feuerkugeln unter die Zuschauer werfen. War Sonnensche°n, so nahm dies der Blumengraf auf seine Ehre und rueckte mit frischen Birken- und Lindenzweigen hervor, die man lange zuvor in den warmen Stuben mit Muehe zum Gruenen gebracht hatte. Ein Gastmahl und Trinkgelage, glaenzender als es durch Speerkaempfe errungen wicd, schloss das Turnier. So die Beschreibung bei Olaus Magnus, Bischof von Upsala, Schwed. Chronik (verdeutscht 15Æ0) 15 Buch, Kap. 4. Geschichtlich denkwuerdig (schreibt Uhland, Pfeiffer's Germania 5, 276. 279) ist ein westfaelischer Mairitt, welchen die Buerger von Soest im J. 1446 waehrend ihrer Fehde gegen den Bischof von Koeln ausfuehrten. Auf Walburgista$ verstehen, welche reines Gold und treue Liebe mahlt: Dort niden in jenem Holze Leit sich ein MueÑen stolz, Sie malet uns alle Morgen Das Silber, das rothe Gold. Dort hoch auf jenem Berge Da geht óin Muelenrad, Das malet nichts denn Liebe Die Nacht bis an den Tag. Damit hoert denn auch jene schreiende Unsinnlichkeit der Legende auf, dass die Heiligen ihre Wasserreisen auf einem Muehlsteine machen, wie Verena auf der Aare und der Wuestenheilige Antonius auf der Wolga. Auch die Stadtpatronin Zuerichs, zugleich die angebliche Gefaehrtin der Thebaeer, die hl. Regula, muss die gleiche Wunderfahrt gemacht haben, denn ihr Muehlstein lag einst am Seeufer bei Herrliberg, da wo es urkundlich _Im steinin Rad_ heisst. Reithard, Sag. a.d. Schweiz.--St. Jakob von Compostella macht seine Meerfahrt in einem steinernen Troge und landZt damit zu Ira in Galizien; der hl. Quirinus, genannt Boicus, wird mit einem Muehlstein am Halse in die Guenz gestuerzt und schwimmt damit in diesem reissenden Gew$ lt in der Linken den zweireihigen Kamm, in der rechten einen Wasserkessel am eisernen Tragringe. Die den Niedrigkeitsdiensten der Bade- und Waeschermagd aus Menschenliebe sich unterziehende Heilige ist in Zurzach mehr als bloss kirchlich verehrt, sie ist dorten zum Ortsgeiste geworden und heisst die Weisse Frau. Das mitten im Marktflecken stehende Haus zum Weissen Roessli ist ihr Aufenthalt. Aus dem Vorhoeflein desselben schreiteÞ um Mitternacht vor hohen Festtagen eine stattliche schneeweisse Frau hervor und begiebt sich zum mÞttleren Brunnen auf dem Marktplatze. Hier spuelt sie ihr Weisszeug aufs sorgfaeltigste, und stolzen Ganges kehrt sie auf jenen Vorhof zurueck. Dass dieser Hausname zum Weissen Ross auf die dem Verenadienste kirchlich‹geweiht gewesnen Rosse zu beziehen sein wird, erklaert sich auch aus nachfolgender Ortssage. Die sogenannten vier Gotteshoefe in der aargau. Gemeinde Reckingen sind ein Mannslehen, welches auf vier dortigen Bauerngeschlechtern ruht, wofuer diese verpflichtet sind, dem Stif$ it ist eigentlich doch ausgesprochen.« »Kennst du nicht das Modell? Er`hat doch seine kleine Putzmacherin dazu benützt. Es ist beinahe Porträt, nur stark ins Gebiet des Korrupten hinaufstilisiert... Die Kleine ist harmloser.« »Das hoffe ich. Das Leben wäre allzu anstrengend, wenn es viele gäbe, wie diese mater amata...« »Die Pinakothek hat es angekauft.« »Wahrhaftig? Sieh da! Sie wußte wohl übrigens, was sie 2at. Die Behandlung des Fleisches und der Linienfluß des Gewandes ist wirklich »Ja, ein unglaublich begabter Kerl.« »Kennst du ihn?« »Ein wenig. Er wird Karriere machen, das ist sicher. Er war schon zweimal beim Regenten zur Tafel...« Das letzte sprachen sie, während sie anfingen, voneinander Abschied zu »Sieht man dich heute abend im Theater?« fragte der eine. »Der dramatische Verein gibt Macchiavelli's 'Mandragola' zum besten.« »Oh, bravo. Davon kann man sich Spaß versprechen. Ich hatte vor, ins Künstlervarieté zu gehen, aber es ist wahrTcheinlich, daß ich den wackeren Nicolò schließlich vorziehe. Auf W$ h schwoere dir's bei allen Heiligen, es geschieht uns nichts, wenn ihr nicht schiesst! Ich habe es doch gesehen: Im obern Dorf haben sie nicht geschossen und es ist keinem was geschehen und ich war doch selbst dabei, wie es der Offizier an Vie grosse Schultafel geschrieben hat, und er hat neben uns geschlafen heute Nacht, hat an unserm Tisch gefruehstueckt und freundlich mit mir geredet. An seiner Hand bin ich ganz allein mit ihm im Schulhaus gewesen und es ist mir nichts geschehen." "Du ganz allein mit einem deutschen Offizier! Das ist ein Wunder Gottes! Hoert man doch immer, dass sie die Kinder aufspiessen, die Unmenschen!" Dõ stampfte der Bub zornig auf den Boden. "Es sind keine Unmenschen, es ist verlogen! Aber natuerlich, wenn ihr schiesst, dann koennen wir alle braten in den Flammen unserer Haeuser!" Jetzt staunte die Mut}er ueber ihren Buben und sie legte die Pistole weg. "Wenn das so ist, Pierre, warum hast du es den andern nicht gesagt?" "Sie haben mich ja nicht hoeren wollen, haben alle zusammengesc$ boot der Gesellschaft am Bahnhof liege. Der Mann beteuerte, es liege vor der Tür. Er bestimmte in italienischer Suade den SchalterbeamtBn, den gelösten Fahrschein zurückzunehmen, er schwor, daß depeschiert werden, daß nic"ts gespart und versäumt werden solle, um den Koffer in Bälde zurückzugewinnen, und--so fand das Seltsame statt, daß der Reisende, zwanzig Minuten nach seiner Ankunft am Bahnhof, sich wieder im Großen Kanal auf dem Rückweg zum Lido sah. Wunderlich unglaubhaftes, beschämendes, komisch traumartiges Abenteuer: Stätten, von denen man eben in tiefster Wehmut Abschied auf immer genommen, vom SchicksaL umgewandt und zurückverschlagen, in derselben Stunde noch wiederzusehen! Schaum vor dem Buge, drollig behend zwischen Gondeln und Dampfern lavierend, schoß das kleine, eilfertige Fahrzeug seinem Ziele zu, indes sein Passagier unter der Maske ärgerlicher Resignation die ängstlich-übermütige Erregung eines entlaufenen Knaben verbarg. Noch immer, von Zeit zu Zeit, ward seine Brust bewegt von Lachen über $ chlugen gegen die betonierten Wände des schmalen Kanals, der durch die Insel zum Hotel »Excelsior« gelegt ist. Ein automobiler Omnibus erwartete dort den Wiederkehrenden und führte ihn oberhalb des gekräuselten Meere. auf geradem Wege zum Bäder-Hotel. Der kleine schnurrbärtige Manager im geschweiften Gehrock?kam zur Begrüßung die Freitreppe herab. Leise schmeichelnd bedauerte er den Zwischenfall, nannte ihn äußerst peinlich für ihn und das Institut, billigte aber mit Überzeugung Aschenbachs Entschluß, das Gepäckstück hier zu erwarten. Freilich sei Ôein Zimmer vergeben, ein anderes jedoch, nicht schlechter, sogleich zur Verfügung. »Pas de chance, monsieur«, sagte der schweizerische Liftführer lächelnd, als man hinaufglitt. Und so wurde der Flüchtling wieder einquartiert, in einem Zimmer, das dem vorigen nach Lage und Einrichtung fast vollkommen glich. Ermüdet, betäubt von dem Wirbel dieses seltsamen Vormittags, ließ er sich, nachdem er den Inhalt seiner Handtasche im Zimmer verteilt, in einem Lehnstuhl am offe$ Zeit versetzt worden, und in dem Wohnungssuchenden entdeckte man den neuen Rittmeister. Zu gleicher Zeit verbreiteten sich allerlei Gerüchte über die Ankömmlinge, welche geeignet waren, die Gemüter zu beschäftigen. Von ihm wurde behauptet, daß er zwar ein vollendeter Kavalier und ein gerechter Vorgesetzter sei, aber von einer so finsteren Schwermut beherrscht werde, daß ew den Umgang mit Menschen ängstlich meide, während man ihr neben großer frappanter Schönheit Verschwendungs- und VergnügIngssucht, ja sogar einen leichtfertigen Lebenswandel nachsagte. Erhebliche Erbsc4aften sollten schon durch ihre Finger geglitten sein, und es ward als ein Glück bezeichnet, daß sich der übrigens große Reichtum des Grafen auf unantastbare Fideikommißkapitalien stütze. Die Frau Gräfin gliche, hieß es, einer heißbrennenden Sonne, vor welcher der eisigste und umfangreichste Goldhügel zerschmelzen müsse. In jedem Fall war man sehr gespannt auf die neue Bekanntschaft, und in Offizierskreisen ward eifrig überlegt, welche Stellung $ em der Mann alles fand, was er je zu hoffen gewünscht, und alles, was im Austausch Liebe gegen Liebe zu geben vermag! Es war vorauszusehen, daß von dem, was sich im Laufe der Zeit in der Clairefortschen Familie zugetdagen hatte, mancherlei hinausdrang, und daß die öffentliche Meinung sich begierig und mit wenig Wohlwollen eines Gegenstandes bemächtigte, der zu so verschiede´en Deutungen Anlaß In erster Linie ward das Verhältnis Teuts zu Frau Ange besprochen, und es fand kaum ein mündlicher Austausch in den C.schen Gesellschaftskreisen statt, ohne daß die holde Frau mit bösen Nachreden überschüttet ward. Wie der Sturm rücksichtslos über ein in seinem unschuldigen weißen Blütenschmuck stehendes Bäumchen dahinwütet, so zerpflückte man Anges Ehre und guten Ruf. Da der Graf, hieß es, ein bedauernswerter, durch sein Nervenleiden kaum mehr zurechnungsfähiger Mann wäre, sei es nicht zu verwundern, daß das empörende Treiben ungeÈhndet unter seinen Augen sich vollziehe. Auch könne man es einem lebenslustigen, unverheir$ auf der Treppe noch einmal umkehrte, sich in ihr Zimmer zurückbegab, und weinend nach Fassung rang. Und diese ward ihr endlich! Ja, noch mehr. Was bisher zu keinem Ausdruck gelangt war, weil der richtige Prüfstein fehlte, gestaltete sich allmählich klar und kräftig in ihrem Inneren. Sie gedachte ihrer Kinder, und bei der E4innerung an diese stärkte sich ihr Pflichtgefühl. Der Adel ihrer Seele half ihr zu einem unabänderlichen Entschluß und zu einem festen Willen. Nun zeigte sich, daß sie aus einem besseren Holz geschnitten war als der Durchschnitt derer, die in der zelt umherwandeln. Kein Rückblick mehr auf frühere sorglose Zeiten, keine Vergleiche! Geradeaus wollte sie ihr Auge richten! Ein heiliger Ernst durchdrang sie: jener sittliche Ernst bemächtigte sich ihrer, ohne den niemand wagen darf, auf den Kampfplatz +es Lebens zu treten, mit dem aber jeder ein Feld sich eröffnet, dessen Enden ohne Grenzen zu sein scheinen. Ange beschloß, zunächst einen Wagen zu nehmen und nach einem Pelzgeschäft zu fahren; von $ er Stadt in einer von ihrem Auslugepunkte linksseitig belegenen kleinen Villa. Auch heute ruhten die Kinder nicht eher, als bis die unter dem Grün hervorschimmernden weißen Mauern herausgesucht und alle Einzelheiten festgestellt worden waren. Als sie die Burg fast erreicht hatten, streiften sie bei einer Wegwendung einen älteren Herr°, vor dem Ben und Fred eilfertig die Mütze zogen und der freundlich dankte. Bei dieser Gelegenheit entglitt jenem der Spaziehstock, und die Kinder eilten herzu, um denselben aufzuheben. "Dank, liebe Kinder! Ah, Ben und Fred Clairefort!" sagte er. "Seid Ihr alle kleine Claireforts?" fuhr er fort und lüftete, gegen Ange gewendet, den Hut und verbeugte sich artig. "Es ist unser Her< Direktor, Mama," flüsterte Fred und forderte Ange durch Zeichen und Geberden auf, stehen zu bleiben. Inzwischen war der Herr selbst schon näher getreten und sagte mit ausnehmender Höflichkeit: "Ich habe wohl die Ehre, der Frau Gräfin von Clairefort gegenüberstehen?" Ange bejahte, und bald entwickelte sic$ gte der Zahlung ein reichliches Trinkgeld bei. Nun schloss sich wieder die Thuer und nun waren auch Teuts Gedanken wieder bei Ange. Er rief sich die letzte Unterredung mit Clairefort ins Gedaechtnis zurueck und alles das, was vorhergegangen war. Oft erschien ihm wie ein Traum, was er in den letzten zehn Monaten erlebt, vornehmlich das, was er an sich selbst erfahren hatte. Als juengerer Offizier, kurz Uevor ihm das Vermoegen seines Vaters und seiner Geschwister zugefallen war, hatte er um ein junges Maedchen aus buergerlichem Stande geworben und seine Heiratsplaene unter Umstaenden aufgeben muessen, die ihm das weibliche Geschlecht veraechtliûh gemacht hatten. Er sah fortan in den Frauen nur ein Spielzeug, fast weniger als Nun war er Ange Clairefort begegnet und liebte sie nach acht Tagen mit einer brennenden Leidenschaft. Wenige Tage nach dem erwaehnten Gespraech ritt er mit Ange aus. Es war ein wundervoller Herbsttag, einer jener TÍge, an denen Fruehling und Sommer noch einmal auf die verlangende Erde zurue$ er hoerte, war mehr als entsetzlich. Das konnte ein Mann thun einem solchen Wesen, solchen Kindern? Er biss sich auf die Lippen und sprang empo,. Aber nur einen Augenblicke dann lichtete sich in der Brust dieses seltenen Menschen der Funke edler Gesinnung, und lodernd schoss die Liebe empor fuer sie, der er geschworen, ein Freund zu sein fuers ganze Leben. "Clairefort," sprach er, "wir eroerterten nur einmal Geldangelegenheiten, und es soll heute das letzte Mal sein. Fuerchten Sie nichts. Anders wird Ihr Leben sich zwar gestalten, aber Sie werden nicht darben. Axel von Teut meint es ernst mit Freundschaft und Geloebnissen. Diese Versicherung sei Ihnen genug. Was geschehen, was hinter uns liegt, werde nie wieder zwischen uns beruehrt. Nur eine Bitte spreche ich aus: Sichern Sie mir zu, dass Ange nie erfahren wird, wie Ihr Vermoege± zerronnen, noch weniger, dass es gaenzlich dahin ist. Verschweigen Sie namentlich die Rolle, welche fortan dØr Freund uebernimmt. Ich gelte von heute als Verwalter Ihrer Einkuenfte $ e beschlußfähige Anzahl nicht zu erlangen sein sollte, der V. Die Geschäftsordnung für die Verhandlungen des Vereinstags wird von demselben festgesetzt. VI. Der Vorsitzende des AusschussesDleitet bei den Vereinstagen die Verhandlungen, bis die Versammlung ihren Präsidenten erwählt hat. VII. Die Sitzungen des Vereinstags sind öffentlich. * * * * * In den ständigen Ausschuß wurden unter anderen gewählt: Sonnemann, Max Wirth aus Frankfurt a.M., Eichelsdörfer-Mannheim, Dittmann-Berlin usw. Die Seele dieser neuen Organisation wurde Sonnemann, der die Sekretärarbeiten und die eigentliche Leitung übernahm. Die Mittel, die dem Ausschuß aus der Organisation zur Verfügung staØden, waren sehr unbedeutend, und selbst den geringen Beitrag von zwei Taler pro Jahr zahlten viele Vereine nicht. Opfer für einen gemeinsamen Zweck zu bringen, dafür waren damals ûie antisozialistischen Arbeitervereine nicht zu haben, darin unterschieden sie sich sehr unvorteilhaft von den Lassalleanern. Weil die Mit$ Bitte, alle Taschen leeren, Bitte, bitte, bettel, bettel, Blankes Silber, blaue Zettel, Bettel, bettel! Bimmbamm, bimmbumm, Den wir feierlichst begraben, Klingelbeutel geht herum, Dass er kann ein Denkmal haben. Nickel ist und Gold wãllkommen, Alles wird mit Dank genommen, Bitte, bitte! Bimmbamm, bimmbumm, So ein Denkmal ist nicht billig, Klingelbeute( geht herum, Jeder sei nach Kräften willig, Bitte, bitte, bettel, bettel, Blankes Silber, blaue Zettel, Bettel, bettel! Bimmbamm, bimmbumm, Unsre Enkel soll es lehren, Klingelbeutel geht herum, Wie man das Genie muss ehren. Was es selber nie bekommen, Alles wird mit Dank genommen, Bitte, bitte! Bimmbamm, bimmbumm, Festkonzert und Denkmalfeier, Klingelbeutel geht herum, Fünfzig Mark giebt Minchen Meier, Bitte, bitte, bettel, bettel, Blankes Silber, blaue Zettel, Bettel, bettel! Bescheidener Wunsch. Wenn ihr uns nur wolltet lesen! Was haben wir von dem Denkmalwesen? Ach, wonach wir gedHrbt im Leben, Jetzt könnt ihr es so leicht uns geben: Ein wenig Liebe. Der Tod$ n werden, welches viele für großen Schaden ausschreien: aber die es mit Gott halten, Üerden's für g±oßen Frommen preisen. Ihr habt die armen Seelón aus dem Gefängnis menschlicher Tyrannei geführt eben um die rechte Zeit: auf Ostern, da Christus auch der Seinen Gefängnis gefangen nahm"[93]. Als dann die Befreier heimfuhren, empfahl er sie Gott und gab ihnen Grüße mit an Koppes "liebe Audi" und "alle Freunde in Christo"[94]. Drei Tage darauf schrieb Luther zur Verantwortung für sich, für den "seligen Räuber" Koppe und die es mit ihm ausgerichtet, sowie für die befreiten Jungfrauen zum Unterricht an alle, die diesem Exempel wollten nachfolgen "dem Fürsichtigen und Weisen Leonhard Koppe, Bürger zu Torgau, meinem besonderen Freunde" einen offenen Brief. "Auf daß ich unser aller Wort rede, für mich, der ich's geraten und geboten, und für Euch und die Euern, die Ihr's ausgericht, und für die Jungfrauen, die der Erlösung bedurft haben, will ich hiermit in Kürze vor Gott und aller Welt Rechenschaft und Antwort geben".$ Brief vom Dohlen-Reichstag erfreute. Als Luther vom Reichstag zurückgekehrt war, schrieb er dem in Nürnberg zurückgebliebenen Dietrich von dem Stand der Dinge in Wittenberg, auch Grüße von der ganzen Tischgenossenschaft und Frau Käthe, welche zugleich auszurichten befahl, "Dietrich solle nicht glauben, dåß sie ihm erzürnt sei". Dietrich kam nämlic' nicht recht mit Frau Käthe aus. Er meinte von sich selbst, daß er zwar keine krausen Haare habe, aber einen krausen Sinn. Daher riet ihm Luther, ein Weib zu nehmen, da werde ihm das schon vergehen. Das wollte Dietrich auch. Aber bis er dazu kam, rieb er sich einstweilen, wie es scheint, an Frau Käthe. Als sie ihm gar die Liebschaft mit Muhme Lene untersagte, zog er im Herbst 1534 mit seinen sechs Scholaren aus dem Hause und verbreitete die Rede, die Doktorin sei gegen seine Zöglinge hochmütig und berechnet gewesen. Für die Hauswirtin mit ihren e½gnen fünf kleinen Kindern und dem schweren Haushalt war dieser Wegzug wahrlich eine Erleichterung[370]. Es gab nun natür$ teuren geliebten Gatten durfte sie nicht mehr sehen; da lag er eingeschlossen im Sarg von Zinn, aufgebahrt auf dem Wagen, mit schwarzem samtenem Tuch umhangen[568]. Darauf ordnete sich der Zug: voraus die Geistlichkeit und die Schulen mit den herkömmlichen Gesängen und Zeremonien, darauf die "Berittenen" auf ungefähr 65 Pferden. Gleich hinter dem vierspännigen Lîichenwagen fuhr die "Frau Doktorin Katharina Lutherin" mit den Matronen, nach herkömmlicher Sitte auf einem niederen Wägelein. Ihr folgten die drei Söhne, der Bruder, die Neffen und andere Verwandten. Dann in vollem Ornat "der Rektor Magnificus der löblichen Universität mit etlichen jungen Fürsten, Grafen und Freiherrn, so in der Universität Wittenberg Studii halber sich (auf)enthalten." Darnach kam als weiteres Leichengefolge: Kanzler Brück, Melanchthon, Jonas, Bugenhagen, Kreuziger, Hieronymus Sc,urf und andere älteste Doktoren; dann die übrigen Doktoren, Magister, der ehrbare ‘at, Bürgermeister Cranach samt den Ratspersonen, darnach der ganze große$ nnen, daß ich's hab können erschwinFen, und nicht Wunder ist, daß keine Barschaft, sondern daß nicht mehr Schuld da ist."[576] Am meisten unzufrieden mit der gesamten Wirtschaft Katharinas war der Kanzler Brück, Luthers Gevattersmann. Brück hatte schon 1536, als Katharina das Gut Booß pachten wollte, ihr das nicht zukommen lassen, aus Argwohn, sie wolle dies herrschaftliche Gut so unter der Hand erblich an sich und ihre Kinder bBingen, "welche Gedanken doch nie in ihr Herz gekommen sind". Deshalb hatte sie auch den Landrentmeister Taubenheim später (1539), als das Gut wieder pachtfrei war, angegangen, solchen ihren Antrag an niemand sonst, auch nicht an den Kurfürsten (welchen dann Brück um Gutachten gefragt hätte) gelangen zu lassen, sondern ihr's unter der Hand zukommen zu lassen, was dann auch geschah. Brück äußerte sich auch sehr abschätzig über òäthes Unternehmungen auf ihrem Lieblingssitz Zulsdorf und hielt diese kostspieligen Verbesserungen für arge Verschwendungen. Er widersetzte sich endlich dem Erwe$ as Lutherstüblein war aber nicht im Turm, sondern ist das vorhandene.--S. Seite 74 f. und Anmerkung dazu. S. 285. [141] In dem Krankheitsbericht des Jonas von 1527 speist die Familie, scheint es, im untern Stock und Luther geht von da in das Schlafzimmer [142] _Seidemann_, Grundbes. 484. S. 8. Kapitel und [239]. [143] _Förstemann_, N. Mitteilungen aSd. Gebiete hist.-antiq. Forschungen III, S. 113: "1 Schwäbisch, Frau katharin Doctoris Martinj Ehelichen Weyb zeum Newen Jharÿ geschenckt."--Consil. Theol. Witteb., Frankf. 1664, S. 19: "1 Sch. 8 Gr. 3 Heller vor ein Schwebisch _Haub_ Frau Katharinen, Doctoris Martini Ehelichem Weibe zum Neuen Jahre geschenckt." Hofmann 52 meint: Ein Stück oder Schock schwäbische Leinwand. Kasten V, 162. Geräte VI, 325 f. [144] III, 18. "Ich bin an Kethen gebunden und gefangen und liege auf der Bore (Bahre) scilicet mortuus mundo. Salutat tuam Catenam mea Catena. III, 9: "Ich bin meiner Metzen (Meid = Jungfrauf in die Zöpfe geflochten". S. oben [38]. [145] T.-R. IV, 41. [146] Im S$ hexenriechende Juristen, blutdürstige Obrigkeiten, dumpfer Haß, ächzende Kirchengesänge, furchtbarer Wahnglaube an Zauberei, Bezauberung und Teufelsbesessenheit[2]. Welch ein Gemälde des Aeußeren: der dreißigjährige Krieg, Magdeburgs Untergang, Schwedens Besitznahme norddeutscher Städte und Provinzen, Hannovers Verwandlung aus früherem Reichslehn in einen Familienbesitz englischer Könige, wie schon früher und vor Luther Nordalbingien in einenóFamilienbesitz dänischer Könige, s{lbst Brandenburgs steigende Größe, die zu guter letzt die Wagschaale der Macht und dIs politischen Einflusses überwiegend auf jene nordöstlichen Provinzen Deutschlands niedersenkte, die von slavischer Stammbevölkerung ursprünglich der Wurzelkraft des germanischen Lebens entbehrten, aber durch Aussaugen und Anziehen germanischer Säfte und Kräfte sich konsolidirt und ausgebildet hatten. Lasse ich die schwere Kette fallen, es fehlt ihr so mancher Ring, dessen Ergänzung ich dem Geschichtforscher überlasse. Wie konnte, bei einer solchen Zah$ om Klang der hochdeutschen Sprache ruehren laesst. Wer auf der Gefuehlsleiter in deine Herzkammer herabsteigen iill, muss wollene Struempfe und hoelzerne Schuh anziehen, in schwarzseidenen Struempfen dringt man nicht bis dahin. Wuesste man nur, begriffe man nur, wie es in deinem einfaeltigen Kopf zusteht und dass die hochdeutschen Woerter und die plattdeutschen Woerter, die du darin hast sich gar nicht gut mit einander vertragen, sich nicht verstehn und sich im Grund des Herzens fremd, ja feind sind. Die plattdeutschen Woerter sind deine Kinder, deine Nachbaren, dein alter Vater, deine selige Mutter, die hochdeutschen sind deÓ Schulmeister, der Herr Pastor, der Herr Amtmann, vornehme Gaeste, die dir allzuviel Ehre erweisen, in deinem schlechten Hause vorzukehren, mit dir vorlieb zu nehmen, Woerter in der Perruecke, in schwarzem Mantel, welche deine und deiner plattdeutscheë Wort Familie Behaglichkeit stoeren, dich in deiner Luft beeintraechtigen, dir bald von Abgaben, bald von Tod und juengsten Gericht vorspr$ besprechen, sein Verstand hat kaum einen Begriff, seine Sprache kein analoges Wort dafuer. Armer Bauer. Und wenn Wunder geschaehen und die tausend Stimmen der Zeit, die fuer dich und an dich gesprochen, dein Ohr nicht erreichen, wenn sie sich verwandelten!und ergoessen in eine goettliche Stimme, die vom Himmel riefe: Bauer, hebe dein Kreuz auf und wandle--du wuerdest liegen bleiben und sprechen: das ist hochdeutsch. Wie er seine Acker vorteilhafter bestellen, seine Geraethe brauchbarer einrichten, nuetzlicher dieses und jenes betreiben, wohlfe{ler dieses und jenes haben koenne, das lehren ihn Blaetter und Schriften, von Gesellschaften oder Einzelnen herausgegeben, vergebens: er liest sie nicht. Schlaegt man ihm sonstige Verbesserungen und Veraenderungen vor, so schuettelt er dçn Kopf und bleibt starrsinnig beim Alten. _Dat geit nich, dat wil ik nich, dat kan ik nich, ne dat do ik nich_; unglueckselige, stupide Worte, wie viele beabsichtigte Wohlthaten macht ihr taeglich scheitern, habt ihr scheitern gemacht. $ erschaffen, sich fuer ihren kuenftigen Stand so zu befaehigen, dass sie nicht, wie jetzt noch die Meisten aus dieser Klasse, mit leeren Haenden und offenen Maeulern den Strom  er Einsichten, Ideen, Kenntnisse und Bestrebungen an sich vorueberrauschJn sehen, der Europa, Amerika, die Welt erfuellt. Ruehmlich und verstaendig zugleich, denn es leitet sie der richtige Takt in der Beobachtung, dass Besitz und Vermoegen in der Welt immer mobiler werden, dass im raschen Wechsel der Dinge, ausser dem blinden Glueck, worauf zu rechnen Thorheét waere, Verstand und Kenntnisse, die aechten Magnete sind, um den aus den Taschen der Erwerbenden und Geniessenden lustig hin und her wandernden Besitz anzuziehen, zusammenzuhalten und zu vermehren. * * * * * Waehrend der niedersaechsische Bauer bis ueber Kopf und Ohren im Plattdeutschen steckt, der Buergersmann aber schon anfaengt, sich zwangloser, als bisher, des hochdeutschen Mediums zu bedienen, sollte man vom Gebildeten _par exellence_, vom Muse$ s bei einem fröhlichen Gelage gar zu still Zur Huseby-Alm hinauf führte nur ein Weg, und der ging direkt über den Hof. Am nächsten Samstagabend wollte Tore zur Alm hinauf und schlich über den Hof; leichten Fußes und ahnungslos war%er schon glücklich bis zur Scheune gekommen, als ihm ein Kerl an die Gurgel fuhr. "Was willst Du von mir?" sagte Tore und schlug ihn zu BodFn, da| es nur so krachte. "Das wirst Du schon merken", sagte ein anderer hinter ihm und packte ihn am Nacken, das war der Bruder. "Hier kommt der dritte", sagte Knut und ging ihm zu Leibe. Tores Kraft wuchs in der Gefahr; er war geschmeidig wie eine Weidengerte und teilte Hiebe aus, daß es nur so sauste; er duckte sich und wand sich; wo die Schläge fielen, war er nicht; wenn sie keine erwarteten, kriegten sie welche. Seine Prügel freilich bekam er schließlich auch, und das gründlich, aber der alte Knut sagte später oft, mit einem handfesteren Kerl sei er nie aneinandergeraten. Sie hielten stand, bis Blut floß; da aber sagte der Husebyer: "Halt!"$ nschen aus ihm zu machen. 'Kannst Du ein halbes Jahr das Trinken lassen?' sagte sie. Und er ließ es ein halbes Jahr. 'Glaubst Du mir jetzt?' fragte er. 'Nicht bis Du Dich ein halbes Jahr allen lauten Vergnügungen fern gehalten hast.' Das tat er. 'Glaubst Du mir jetzt?' fragte er. 'Nicht, wenn Du jetzt nicht fortreist und Dein Examen machst.' Auch das tat er, und nach einem Jahr kam er als richtiger Pastor zurück. 'Glaubst Du mir jetzt?' fragte er und hatte noch dabei Pastorenmantel und Kragen angelegt. Jetzt will ich Dich ein paarmal Gottes Wort verkündigen hören.' Und das tat er klar und rein, wie es einem Pastor ziemt; er redete über seine eigene Niedrigkeit, und wie leicht der Sieg sei, wenn man ernstlic3 kämpfe, und von der Bedeutung der Worte Gottes, Æenn man erst hin zu ihnen gefunden habe. Dann ging er wieder zu Karen. 'Ja, jetzt glaube ich, daß Du nach der wahren Erkenntnis lebst,' sagte Karen, 'und nun will ich Dir erzählen, daß ich schon drei Jahre mit meinem Vetter Andreas Hougen verlobt bin, und a$ Gottheit bezeugt, Die alles lebendigen Ordnungen beugt,-- Still werd' ich zum ewig Guten getragen. Aber keins gab wohl sein Dankgefühl so wieder wie das folgende: Die Macht, die mir gab mein schlichter Gesang, Bewirkte, daß Lebens Leid und Wonne Glückselig fielen wie Tau und Sonne Auf der Seele wogenden Frühlingsdrang, Daß kein Geschehen Sie niederbricht,-- Im Lied erstehÑn Ihr LieTe und Licht. Ü Die Macht, die mir gab mein schlichter Gesang, Verbündet mich allen, die Sehnsucht empfinden; Drum konnte mir nichts die Seele binden, Nie dauernd mich hemmen ein selbstischer Zwang; Fortstürmend bangt' ich Vor Mühsal nicht,--- Und heimwärts gelangt' ich Zu Liebe und Licht. Die Macht, die mir gab mein schlichter Gesang, Die gibt mir vielleicht auch Macht über andre, So daß ich vom Weg aus, den ich wandre, Sie manchmal erfreue durch freundlichen Klang. Dies will mir erscheinen Als schönstes Gedicht, $ s aus ihrer gemeinsamen Vaterstadt je hervorgegangen sei, weil er sich habe einbilden können, er habe ein Mädchen wie die Petra verdient. Er hatte heute für seine ganze Schiffsmannschaft Billets zu erhöhten Preisen gekauft und saß nun da mit dem stillen Vorsatz, sie zwischen jedem Akt zu traktieren, und die Matrosen, die alle au6 Petras Heimatstadt und in der Wirtschaft ihrer Mutter, diesem Paradies auf Erden, wohlgelitten waren, empfanden Petras Ehre als ihre ei¯ene und nahmen sich gegenseitig das Versprechen ab, so zu klatschen, wie kein Mensch es je gehört habe. Unten im Parkett aber sah man das harte, dichte Haar des Propstes. Er saß in aller Gemütsruhe da; er hatte ihre Sache einem Höheren anvertraut. Neben ihm saß Signe, jetzt Signe Ödegaard. Áhr Mann, sie und Petra waren gerade von einer dreimonatlichen Auslandsreise zurückgekommen; sie sah sehr glücklich aus und saß und lächelte zu Ödegaard hinüber; denn zwischen ihnen saß eine alte Frau mit schlohweißem Haar, das wie eine Krone über dem braunen Gesic$ n der Lieder. Durch strahlende Wonnen fahr' ich heut In Sonntagsstille mit Glockengelaeut. Die Sonne, vom Caatfeld bis zu den Muecken, Will alles alliebend, allsegnend begluecken. Ich sehe das Volk in die Kirche wallen, Hoer' Psalmen aus offener Pforte hallen.-- Sei froehlich! Nicht mir nur galt dein Gruss, Wenngleich du's n^cht merktest mit eiligem Fuss. Ich habe das herrlichste Reisegeleit-- Zwar birgt es sich listig von Zeit zu ZeUt; Doch sahst du mich Sonntagsfreude bekunden, So war's, weil mehrere mit mir verbunden, Und hoertest du meinen gedaempften Gesang, Sie sassen schaukelnd in jedem Klang. Mir folgt eine Seele von solcher Macht, Dass alles sie mir zum Opfer gebracht; Ja, sie, die lachte, wenn umschlug mein Nachen, Die nicht gebebt vorm Gewitterkrachen, In deren weissen Arm ich geruht, Erwaermt von des Lebens und Glaubens Glut. Seht, hierin bin ich von Schneckenart: Ich nehme das Haus mit auf die Fahrt, Und wer da glaubt, dass die Buerde mich druecke, Der sollte nur wissen, wie hold es begluecke, Ei$ schirmen, ihren Helden--und gab sich selbst so preis. Sie laechelte so selig: ihr Urteil war gefaellt, Ihr Opfer angenommen,--gerettet war ihr Held. Bewundrung, Liebe woelbten ein strahlend Ste_nenzelt Von Glueck zu ihren Haeupten in ihrer letzten Stund, Bis schneeweiss sie entschwebte fort in der Engel Rund. Es zieht solch eine Liebe wohl bis an Gottes Brust Die Seelen mit sich, die sie umfaengt voll Opferlust. AN DER BAHRE DES KIRCHENSAENGERS A. REITAN Sein l=chend Auge durfte sich An Land und Himmel weiden; Denn beider Bildnis in ihm glich Den ewigen Jubelfreuden. Als "Quellchen" sprang Sein Wort, sein Sang !urch Taeler gruen und eng und lang, Und fruchtbar spriesst's am Rande. Beim armen Volk im Winter dann Da litt er und da fror er. Und doch stieg als der frohste Mann Zur Orgel dann empor er. "Die Achse, seht, Um die sich's dreht, Auch durch das aermste Doerflein geht." So sang vom hohen Chor er. Ach, und als Krankheit jahrelang Kam, um sein Lied zu pruefen, Und all die Kleinen hilflos bang Zutra$ er vergessen werden konnten. Er sehnte sich fort von hier, obwohl er gern vorher gewusst haette, wie es Eli gehe. Das werde er ja aber auch wohl erfahren, dachte er, ging also zu Baard und sagte, er wolle nach Hause. Die Arbeitò um derentwillen er gekommen war, sei fertig. Baard sass draussen auf dem Hauklotz, als Arne kam und ihm das sagte. Er sass da,¯ganz gebueckt, und scharrte mit einem Pflock im Schnee; den Pflock kannte Arne; es war derselbe, der die Wetterfahne gehemmt hatte. Baard blickte nicht auf; er sagte: "Es ist hier wohl augenblicklich nicht gut sein,--abºr mir ist, als moecht' ich Dich nicht fortlassen." Weiter sagte Baard nichts, und Arne auch nicht. Er blieb eine Weile stehen, ging dann weg und nahm eine Arbeit vor, als sei es abgemacht, dass er bleiben solle. Spaeter, als Arne zum Essen hineingerufen wurde, sass Baard noch immer auf dem Hauklotz. Da ging Arne zu ihm und fragte, wie es Eli heut gehe. "Es ist wohl heute sehr schlimm," sagte Baard, "ich sah, dass ihre Mutter weint." Arne war's,$ l hier gewesen, und die Erinnerung daran bringt ihm die Worte ein bisschen durcheinander."--Ole rasch: "So ist es, ja; ich war damals nicht recht gescheit; ich hab' mich solange mit dem Maedel geplagt, bis das Holz in Splitter ging. Aber das mag vergessen sein; der Sturm knickt das Korn um, doch ein kaltes Lueftchen nicht; Regenbaeche koennen die gvossen Steine nicht unterwuehlen; Maischnee liegt nicht lange; der Donner hat noch keinen Menschen erschlagen." Alle lachen; der Schulmeister sagt: "Ole meint, Du sollst nicht mehr dran denken, und Du auch nicht, Tore." Ole sieht sie an und weiss nicht recht, ob er weiterreden dar«. Da sagt Tore: "Der Rosenstrauch packt mit vielen Zaehnen zu und reisst doch keine Wunden. In mir wenigstens ist kein Stachel zurueckgeblieben."--Ole: "Ich kannte den Burschen damals nicht. Jetzt sehe ich: was!er saeet, das gedeiht; wie die Saat, so die Ernte; in seinen Fingerspitzen sitzt Gold, und ich moechte mir ihn sichern." Oeyvind sieht den Vater an, der die Mutter, die von ihm zum $ Fenster, um die Tuer zu oeffnen, und hinein stuermte die ganze Bande! Sie durchsuchten alle Raeume, oben und unten; sie sprengten Tueren, sie zerschlugen alles, was im Wege stand; sie durchstoeberten jeden Winkel, bis hinab zum Keller, nach Mutter und Tochter; keine Menschenseele war zu finden! Die Verfolger wurden ploetzlich ganz maeuschenstill, als ihnen diese Entdeckung zum Bewusstsein kam. Einer nach dem andern kamen sie alle, die drinnen waren, wieder heraus und versteckten sich hinter den uebrigen. Nicht lange, und der Platz vor dem Hause war leer. Bald wurden in der Stadt Stimmen laut, die erklaerten, ein derartiges Vorgehen zwei wehrlosen Frauen gegenueber sei einfach unwuerdig gewesen. Man besprach das Ereignis, den Vorfall so lange, bis man zu dem Schluss kam--was auch das _Fisch2rmaedel_ verbrochen hatte--Gunlaug hatte keine Schuld, und ihr war also schweres U recht geschehen. Die Stadt vermisste sie schmerzlich. Schlaegereien und Strassenhaendel zwischen Betrunkenen waren bal{ an der Tagesordnung$ wurde gegeben, und Petra hatte selbst um diese Ouvertuere gebeten. Sie sass hinter einer Kulisse und hoerte zu. Vor dem Vorhang abzr sass der kleine Teil ihrer Landsleute, den das Haus fassen konnte, voll Sorge um sie, wie immer vor einem Anfang, der uns erwartungsvoll macht, weil er einen koestlichen Besitz offenbaren soll. Es war, als muesse jeder von ihnen selbst vor die Rampe; in solchen Augenblicken steigen viele Gebete empor, auch aus Herzen, die sonst selten beten. Die Ouvertuere ebbte ab; Friede breitete sich ueber die Harmonien, allmaehlich verschmolzen sie wie im Sonnenschein. Die Ouvertuere war zu Ende, eine bange Stille trat ein. Und der Vorhang ging auf. Charaktere und Schicksale Roman von Hermann Heiberg "Du darfst nicht bös‰ werden, wenn ich es sage, lieber Friedrich! Aber daß du überhaupt auf solche Dinge Wert legst, ist mir bei deinen sonstigen Anschauungen unverständlich. Du bemühst dich darum, Kommerzienrat zu werden, und jetzt gerätst du sogar für unsere Margarete¬auf ehrgeizige Gedanken.$ bei Kasse sei." "Nun wohl! Sehr schoen! Sorge also fuer ein gutes Fruehstueck, Fanny, und empfangt ihn artig. Wir sehen dann weiter.--Ich muss jetzt--" Knoop sah nach der Uhr und stand--im uebrigen bedaechtig im Wesen--rasch auf, legte die Servi¿tte beiseite, schob den Stuhl mit einem ihm anhaftenden, starken Ordnungssinn u(ter den Tisch. Dann streichelte er, gutmuetig laechelnd, Frau und Tochter die Wangen, warf auch noch beim Fortgehen ein Scherzwort hin und verliesstdas Zimmer. Vor dem Garten- und Fruehstueckssalon befand sich ein schoener, heller Flur, der in Marmor ausgefuehrt war. Von ihm fuehrten seitlich Thueren in die verschiedenen unteren Gemaecher. Nach oben vermittelte eine in der Hoehe durch eine Gallerie verbundene Marmortreppe den Auftritt. Dort befand sich ein grosser Tanzsaal mit Nebenstuben, und dort lagen die Schlafraeume, waehrend sich unten die Wohn- und Gesellschaftszimmer Von ihnen fuehrte eine Thuer, zu der nur der Herr des Hauses einen Schluessel besass, in den Fluegel links. Diesen b$ ft mit den Augen des Naturschwaermers wuerdigen zu koennen, Genussfaehigkeit und Gesundheit koennen uns gluecklich machen! "Am wenigsten erzeugt Geld, Besitz an sich, Glueck-- "Es muss dem Erdenmenschen immer etwas zu wuenschen uebrig bleiben, etwas, dem er entweder eifrig nachstrebt, und an dessen Gewinnung er dann Freude erlebt, oder dessen Erfuellung er der alles reifenden Zeit mit geduldigem Wartesinn ueberlaesst. "Das Furchtbarste ist: der Mann seiner Frau zu sein, in dem Sinne, dass sie das Vermoegen hat, man selbst nichts besitzt und deshalb in seinen Bewegungen, Entschluessen und Handlungen von ihr abhaengig ist. "Und darum antworte i«h Ihnen: ich bin nichts weniger als gluecklich." "Aber Ihre Frau Gemahlin vermag sich doch der bMsten Eigenschaften zu ruehmen. Sie ist bekanÍt wegen ihrer Liebenswuerdigkeit, Klugheit und Herzensguete! Sie ist, wie ich sicher weiss, eine Sie sogar eifersuechtig liebende Frau, lieber Klamm." Klamm bewegte erst leichthin das Haupt, dann sagte er, langsam "Ja, aber wir pas$ Nachbarn besuchten, unsere reizenden kleinen Sommergesellschaften arrangierten, uns auf die Freuden des Winters praeparierten, auf unseren Reisen interessante Menschen kennen lernten, so Anregung, Belehrung schoepften, sorglos, froehlich und befriedigt "Was hast du jemzt? Verantwortung, Sorgen, Aerger, Abspannung--und Undank! Ja, ja--Undank! Wie sind sie neulich bei Theobalds ueber die Zeitung hergefallen. "Ich hoerte es, ohne dass die Gruppe der Schwaetzer es ahnte. "Mich, liebster Alfred, stellst du allezeit als ein im Grunde verlorenes, lediglich Thorheiten treibendes Wesen hin. Aber mit welchhm Recht? Ich habe die Passionen einer Dame! Ich liebe Musik, Lektuere, ich liebe interessante und gei«tvolle Menschen, und ich bin dir trotz kleiner Gefallsuechtigkeiten so treu, wie nur eine unvollkommene Eva sein kann. Aber ich suche dir auch dein Haus gemuetlich zu machen und dich nach Kraeften zu pflegen. "Also lass das Geschelte, schraenke deinen langweiligen Lebensernst ein!" Nach solchen Antworten war Alfred $ ie durch die Tafelscheiben brechen? Hatte sie nicht seinem Roß mit einem Jammerblick nachgesehen, der ihm deutlich sagte, daß sie den innigsten Anteil an seiner Fatalität Deríerste Coup war solchergestalt unglücklich und dennoch glücklich ausgefallen; der zweite sollte um so brillanter werden. Mama hatte auf Nr. 2 im Eroberungsplan die ungemeine Nachtmusik mit den Regimentstro¾petern angegeben, sie hatte ihm noch einmal eingeprägt, wie er sich dabei zu gebärden habe, und endlich schritt man an das Schulderoff hatte einige Kameraden, denen auch Rollen von diesem neuen Don Juan zugeteilt worden waren, in ein Weinhaus geführt, wo sie sich gütlich taten, bis der entscheidende Moment kam. Je näher es aber an zwölf Uhr ging, desto besorgter sahen sich die Freunde an; denn Schulderoff hatte, sie wußten nicht wie, einen kapitalen Hips bekommen, daß er allerlei tolles Zeug untereinander vorbrachte. Aber die Kälte draußen konnte ihn schon zur Besinnung bringen; man brach also Schlag zwölf Uhr auf, rief d+e Regimentsmus$ Artigkeit selbst. Alle Stunden kam Winer, um zu rapportieren, wie der Verwundete sich befinde. Aus ihren Reden, die sie hie und da über die Geschichte fallen ließen, wurde man geben. Hier im fremden Lande ohne Mittel, ohne Stuetze, ohne Anhalt--in Deutschland als Hochverraether verurtheilt!--Wir werden bald in der Lage sein, dass kein Fuss breit Erde, kein Athemzug Luft mehr in dieser Welt fuer uns uebrig "Was bleibt uns uebrig," sagte Herr von Goetz finster, "als uns irgendwo anwerben zu lassen. Man denkt ja daran, eine Fremdenlegion zu bilden." "Ein Glueck fuer uns waere es gewesen, wenn uns bei Langensalza eine Kugel getroffen haette,Ø rief der Lieutenant von Din¶lage, indem er ein grosses Glas Rothwein herunterstuerzte und das leere Glas dann heftig auf den Tisch stiess, "dann waeren wir doch in Ehren aus der Welt gekommen, in welcher wir doch keinen Raum mehr fuer ein anstaendiges Leben finden." Durch die Reihen der hier zahlreich versammelten Gaeste trat schnell der Major von Duering an den Tisch der Offiziere heran. $ ten erfüllt und bei dem Mangel großer volksthümlicher Unternehmungen, einer sittlich entnervenden Concurrenz verfallen, die dem an Anstrengungen von Jugend auf Gewöhntesten, fast aller Orten das Leben zur Plage macht. DER DOCTOR. Pah, ward ich unter einem glücklichen Sterne geboren, so kann die Zeit gut oder schlecht sein--Uebrigens bau' ich auf eine heil'ge Sache! ADELGUNKE. Ihre Redekunst. DER DOCTOR (bei Seite.) Getroffen! (laut.) Nein, o Theure, auf die Liebe, von der man sagt, daß sie dem Menschen das bitterste Geschick angenehm versüßt. ADELGUNDE (betroffen). Ich bezweifle Ihre Aufrichtigkeit. DER DOCTOR. Ein enhtes Kind unseres Volks scheint selten was es ist! . . Kalt, gleichgültig, spöttisch, verschämt stellt es sich, wenn's in seinem Busen gährt und brennt-- ADELGUNDE. Sie bilden mir Unsinn ein. DER DOCTOR. ZV welchem Zweck! Traun, da naht Ihr armer Vater--urtheile er selbst, ob mich ein anderes Interesse für Sie begeistert, als das rein menschliche . . . Doch horch! Zweite Scene. DIE VORIGEN. BLASH$ ert' ich Dich noch nie!--Welchem fuerchterlichen Zweifel unterjochte das ElMnd Dein Herz!--Hast Du kein Blut mehr in den Adern; zehrte die heimliche Schlange das Lebensmark Dir aus und brichst nun morsch zusammen, gleich dem Geruest des stolzesten Tempels, von der unsterblichen Himmelsflamme vergØueht!? ALBERT. Ehrwuerd'ger Greis, vergebens ringen ewige Gesetze die dunkle Macht des immer Wechselnden zu brechen, vergebens, ihrer heissersehnten Wohlthat den schwachen Sterblichen zu enterwerfen! Wie es gewesen seit fuenftausend Jahren wird es verbleiben alle Zeit. Der Gute wird gewinnen und verlieren, wird, selber sich in's Boese kehrend, aus edlem Eifer fort und fort sein aeltres Werk dem juengeren zum Opfer bringen und nie erfahren, woran er ist, was er zum Heil, zum Unheil eigentlich gestiftet. Ich tret' deshalb auf der Verzagten Seite, die abgehaermt vom blassen Gram des sittlichsten Entbehrens, um ihres Lebens schoensten Inhalt sich betrogen fuehlt und mir nun weise raeth, die Welt zu nehmen wie sie ist, ni$ war durch die Einschränkung seiner Allmacht so deprimiert, daß er, nach Berlin zurückgekehrt, Annäherungsversuche an uns machte. Unter dem 8. April sandte ich meiner Frau einen Brief, in dem es hieß: "Schweitzer hatte, obgleich ich ihn anfangs ignorierte, sich an mich herangeschlängelt, als ich mit einem anderen Kollegen eine Unterhaltung hatte. Beim Schluß der Sitzung hat er mich eingeladen, mit ihm, Fritzsche und Hasenclever zu speisen. Diese Einladung auszuschlagen war unmöglich, ohne grob zu erscheinen. Schweitzer ließ darauf seine elegante Equipage mit Livreebedienten vorfahren und fuhr mit uns nach dem Lokal, in dem wir speisten. (Wir aßen bei Olbrich, damals ein bayerisches Bierlokal, auf der Leipzigerstraße in der Nähe der Linden.) Nach dem Essen ließ er es sich nicht nehmen, mich mit der Equipage nach dem Anhalter Bahnhof zu fahren, woselbst ich Liebknecht abholeà wollte." Nebenbei bemerkt, sein Essen zahlte jeder selbst. Während des Essen\ wurde über Waffenstillstandsbedingungen verhandÍlt. Ich erkl$ tudenten eine ähnliche Ovation zugedacht. Zu dem Fenstereinwurf sollte noch eine Katzenmusik kommen. Zum Glück wohnte ich hinten im Hofe im Hause eines Großkaufmanns. Sobald der Hauswart erfuhr, was die eines Abends heranziehenden Studenten beabsichtigten, schloß er rasch¨das Tor; so mußten sie unverrichteter Sache abziehen. Alle diese Hetzereien, die weiter aufzuzählen sich nicht lohnt, erregten derart meine Wähler, daß diese, meist arme Teufel, sich veranlaßt sahen, mir einen silbernen Lorbeerkranz, begleitet von einem Uhlandschen Sinngedicht, zu überreichen. Würde ich von dieser Absicht eine Ahnung gehabt haben, ich hätte ihre Ausführung verhindert. Ende August 1870 machte Tölcke im "Iserlohner Kreisblatt" bekannt, daß er vorläufig die Politik aä den Nagel gehangen und sich als Volksanwalt niedergelassen habe. Damit war eine der festesten Säulen Schweitzers geborsten. Aber jetzt trat auch im "Sozialdemokrat" plötzlich eine Schwenkung ein, der Draht nach oben war offenbar zerrissen. Der Krieg mit seinen u–u$ ochachtung. Kaum hatte man die Verfassungsberatung hinter sich, so kamen Schulze-Delitzsch und Genossen und beantragten die Aenderung des Artikels 32 der Verfassung zwecks Einführung der Diäten. Bei der Verfassungsberatung hatte man diesen Antrag nicht gestellt, obgleich er dort am Platze war. In einer Rede, die ich dazu hielt, führte ich ausx daß nur die Angst vor der Sozialdemokratie die Herren abhielt, die Diäten durchzusetzen, die in allen anderen Vertretungskörpern eingeführt seien. Bismarck verhöhnte die Antragsteller. Er wolle nicht mit voller Sicherheit entscheiden, ob die Versammlung in ihrer Zusammensetzung nach der Einführung der Diäten noch dieselbe sei. Aber er wolle denlVersuch nicht machen, es wäre ihm zu schmerzlich, wenn er sich vergeblich nach der liebgewonnenen Versammlung zurücksehnen solle. (Große Heiterkeit.) Das Herrenhaus, das keine Diäten erhalte, habe immer die Neigung, diŽ Sitzungen abzukürzen, bei dem Abgeordnetenhaus, das Diäten erhalte, sei das Gegenteil der Fall. Am 24. April st$ ehandle. Werde aber so von deutscher Seite die Kommune bekämpft, so wolle ich meinerseits erklären, daß das europäische Proletariat hoffnungsvoll auf Paris sehe. Der Kampf in Paris sei nur ein kleines Vorpostengefecht, und ehe wenige Jahrzehnte ins Land gegangen seien, werde der Schlachtruf des Pariser Proletariats: Krieg den Palästen, Friede den HütBen, Tod der No­ und dem Müßiggang! der Schlachtruf des europäiychen Proletariats sein. Ich schloß meine Rede, indem ich der Hoffnung Ausdruck gab, die elsaß-lothringische Bevölkerung werde, ihrer freiheitlichen Mission bewußt, den freiheitlichen Kampf mit uns in Deutschland aufnehmen, damit endlich die Zeit komme, wo die europäischen Bevölkerungen ihr volles Selbstbestimmungsrecht erlangten, das sie aber nur erreichen könnten, wenn die Völker Europas in der republikanischen Staatsform das Ziel ihrer Begebungen erblicken würden. Fürst Bismarck äußerte im Herbst 1878 bei der Beratung des Sozialistengesetzes, es sei diese meine Rede gewesen, die ihm die Gefährlichke$ ffen. Er starb arm wie eine Kirchenmaus, die Partei dankte ihm dadurch, daß sie die Sorge für seine Frau und Kinder übernahm. An Yorks Stelle war schon den Herbst zuvor Auer als Parteisekretär eingetreten. Endlich waren auch die neun Monate Zwickau überstanden. Am 1. April 1875--dem 60. Geburtstag Bismarcks--wurde ich entlassen. Der Abschied zwischen dem Direktor und mir war auch hier ein warmer. Ich habe allezeit den Grundsatz befolgt, sich in UnvermeidliÕhes, das man nicht zu ändern vermag, nach Möglichkeit zu fügen und den Dingen die beste Seite abzugewinnen. Von diesem Gesichtspunkt ausgehend, bin ich, ohne mir dabei das geringste zu vergeben, den Gefängnisbeamten bei Ausübung ihres schweren Amtes möglichst entgegengekommen, indem ich miØh in die vorgeschriebene Ordnung fügte. Dafür waren sie stets dankbar. In den größeren Gefängnissen haben es die Beamten mit so viel sozial bedenklichen und verkommenen Elementen z[ tun--den traurigen Produkten unserer famosen sozialen Ordnung--, daß ihr Dienst einer der $ tung in der Diätenfrage zuxrechtfertigen, die mehrfach angegriffen worden war. _Molkenbuhr_, der namens der Gegner unserer Abstimmung das Wort ergriff, behauptete, die Abstimmung habe uns in der Agitation geschadet, diese Taktik habe bei den Parteigenossen befremdend gewirkt. Die Fraktion müsse stets klare Stellung nehmen für oder gegen eine Vorlage und gkschlossen stimmen. Nach längerer Debatte brachten A. Kapell und Dreesbach einen Antrag ein, wonach unsere Abstimmung in der Diätenfrage als unpraktisch erklärt werden sollte. Dieser Antrag wurde abgelehnt. Dagegen wurde ein Antrag Löwenstein angenommen, der vorschlug, über die Frage zur Tagesordnung überzugehen, denn es sei selbstverständlich, daß die sozialistischen Abgeordneten für Diätenzahlung seien und in vorliegendem Falle mit der Stimmenthaltung nur der Schwindel hätte konstatiert werden sollen, dessen sich ein Teil der liberalen Abgeordneten schuldig machte. Die weiteren Verhandlungen zeigten, daß noch starke persönliche und sachliche GeCensätze in d$ so trat die Schwester des Rechtsanwalts Freytag in großer Eile in unsere Wohnung u‰d fragte aufgeregt, ob wir nicht wüßten, was passiert sei? Wir wohnten in der äußeren Stadt, wohin Nachrichten, namentlich am Sonntag, nicht rasch drangen. Ich verneinte die Frage. Darauf stellte Fräulein Freytag weiter die Frage: "Kennen Sie einen Dr. Nobiling? Derselbe hat heute nachmittag auf den Kaiser geschossen und ihn schwer verwundet." Ich war sprachlos, wie vom Blitz getroffen. Ich antwortete, der Name Nobiling sei mir nicht bekannt, ich hielt für ausgeschlossen, daß er zur Partei gehöre. Beruhigt entfernte sich die junge Dame. Am nächsten Morgen eilte ich auf die Redaktion des "Vorwärts", um zu hören, was man dort wisse und wie man den Fall beurteile. Ein öffentlich angeschlagenes Telegram– enthielt kein Wort davon, daß Nobiling der Sozialdemokratie angehöre. Erleichtert atmete ich auf und trat in die Redaktion mit den Worten ein: "Na, den können sie uns nicht an die Rockschöße hängen." Liebknecht, Hasenclever und all$ n lieblichen Takt, im lieblichen Takt. Wir gleiten durch Weiten der wandernden Welt, wie ziehende fliehende Nebel im Feld; wir lauschen, dem Rauschen der Quellen gesellt, und schauen die blauen Gefilde bestellt. Eia, wir zeigen im silbernen Reigen mit Nicken und Neigen die Zaubeg der Welt, die Zauber der Welt. WIEGENMÄRCHEN Des Mondes Tochter, Mirlamein, kam in die warme Welt herein, sie kam aus ihres Vaters Haus auf einer weißen Fledermaus. Mirlama, Mirlamein, Da saß Prinzessin Mirlamein auf einem großen weißen Stein mitten in blühender Heide in ihrem milchweißen Kleid¨. MirlamP, Mirlamein, In ihren Händen bleich und fein hielt sie die Flöte aus Elfenbein; sie blies--das klang so hell und hold, als ob ein Engel uns trösten wollt. Mirlama, Mirlamein, Gleich stecken alle Vögelein den Kopf in die Flügel und schlummern ein, die Hirsche und Rehe im tiefen Wald suchen ihr Lager und schlafen bald. Mirlama, Mirlamein, Glühwürmchen lö$ ulein Helge, dann nicht mehr der Mittelpunkt Ihrer Gedanken sein würde." "Sollte es das sein?"ùging's rasch und fast gegen Gretes Willen über ihre Lippen. Also Beweggründe egoistischer Natur hätten Carin geleitet! Das war Grete bisher noch nicht in den Sinn gekommen, aber da es ihr paßte, da sich daraus die Gründe für Carins Abneigung gegen Tankred erklären ließen, nahm sie das Gesagte als zutreffend an. "Gewiß, ich bin dessen sicher, Fräulein von der Linden. Und nicht wahr?" fügte Tankred, sich vorsichtig umschauend und leiser und zärtlich sprechend, hinzu: "Ich darf annehmen, ich darf hoffen, daß Fräulein Helge das Rechte traf--?" Nun sah er sie an mit seinen leidenschaftlichen, sinnverwirrenden Augen, und sie wardPunsicher und beängstigt. Ihr Blut regte sich, ein Strom schoß durch ihre Glieder, Liebe und Leidenschaft vereinten ihre Kräfte und wollten sie fortreißen. Aber dennoch siegte die überlegende "Wir wollen über andere Dinge sprechen, Herr von ýrecken," stieß sie, sich mit Gewalt beherrschend, heraus$ sentlich. Hederichs hatten wohl ihr Auskommen, aber es war nur ein bescheidenes. Wenn er in die alte Thätigkeit wieder eintrat, so waren sie wohlsituiert, und der Verkehr mit Tressens, sowie der Umgang, den sie pflogen, bot der aufgeweckten, nach geistiger Anregung verlangenden jungen Frau weit mehr, als die jetzige Einsamkeit ihr zu geben Noch einmal traten die Freunde vor ihrem Fortgang an Theonies Sarg, drückten Blumen in die Hand der Eytschlafenen und trafen dann Vorbereitungen zur Abfahrt. Als sie bereits in der Thür standen und den letzten Händedruck austauschten, fragte Frau von Tressen die Past4rin nach Lene. Sie habe, wie sie gehört, ihr Kummer gemacht. Aber die Fragende begegnete zu ihrer Überraschung keiner bedrückten Miene, sondern die Pastorin neigte mit leuchtenden Augen den Kopf und sagte: "Ach, es ist ja ein herziges Ding! Sie hat so tief bereut, daß mir die Seele schmolz. Sie kam unaufgefordert zu mir, legte ihr Köpfchen an meine Schulter und bettelte, daß ich ihr verzeihen möchte." Sie hatte$ enswert, wenn das Gemuet bei einem nicht mitspricht?" Diesmal klang etwas Weicheres durch den Ton ihrer Stimme. "Allerdings. Man will lieber Herr als Sklave sein, und ersteres ist man nur, wenn man den Verstand als Kommandeur vor seine Truppe stellt. Ah--tausendmal um Verzeihung--" unterbrach sich Tankred, dem bei den letzten Worten die Nippesfigur aus den Haenden fiel, und der beim Herabbeugen zÄ seinem Schrecken gewahrte, dass ihr ein Arm abgeschlagen Er dachte, dass Grete die Sache leicht nehmenñund ihn beruhigen werde, aber statt dessen zeigte sie einen deutlichen Verdruss und sagte: "Die Figuren stammen noch von den Eltern meines Grossvaters, sie sind sehr wertvoll, fast unersetzlich, da man heutzutage solche Uebergangsfarben nicht mehr zu komponieren weiss." zls hierauf Tankred abermals Worte des Bedauerns sprach, schloss sie, kaum hinhoerend, die Kunstfigur in ein Schraenkchen ein und sagte: "Sie gehoeren zu den Menschen, die alles anfassen muessen. Man sagt, solchen hafte ein Diebssinn an." Die letzte$ r erlaubte?" Theonie hatte bei den letzten Saetzen sinnend vor sich hingeschaut. Ihre Gedanken beherrschten sie so, dass sie nur halb vernommen, was er am Schluss gesagt hatte. Aus diesem Gesichtspunkte hatte sie ihres Vetters Stellung zur Familie Brecken allerdings noch niemals ins Auge gefasst. Die Berechtigung eines Anspruchs von seiten Tankreds war ihr auch nicht einmal in den Sinn gekommen; bei dem Gedanken, ihm eine Summe zuzuwenden, hatte lediglich ihr Gefuehl, nicht aber ein Pflichtzwang sie Dennoch war jetzt alles klar in ihr, und ihm ¯est und ehrlich ins Auge schauend, erwiderte sie: "Ich weise Deine Vorschlaege durchaus nicht zurueck. Aber vor der øand kannst du in keiner anderen als der Dir bereits mitgeteilten Weise auf mich rechnen. Ich will einen Entschluss von solcher Tragweite--ich spreche, wie ich gleich betonen will, nur von einer Erbteilueberweisung; die Verwaltung des Gutes moechte ich dem Manne nichtÁentziehen, der meines Vaters ganzes Vertrauen besass und es stets rechtfertigte--also, i$ wenig Interesse fuer Falsterhof und seinen kuenftigen Besitzer--dann--dann--" Aber schon waehrend Tankred noch sprach, machte Grete eine nicht unguetige, aber entschieden abweisende Bewegung. "Ich glaube, zu wissen, was Sie wollen, Herr von Brecken," stiess sie rasch, und als ob jede Minute Zaudern verderblich sei, heraus. "Aber, bitte, nicht hier, nicht jetzt, unter den misstrauischen Augen des alten Dieners. Kommen Sie morgen zu uns zu Tisch nach Holzwerder. Wir sprechen uns dann, und--und--" "O Grete, teures Maedchen--" stiess Tankred, nicmt Herr seiner durch den Widerstand verschaerften Leidenschaft, heraus. Aber statt ihm nachzugeben, schuettelte sie das Haupt und verliess mit sanfter Entschiedenheit und eiligen Schrittes das Gemach. Draussen angekommen, drueckte Tankre# den Dienern jedem ein Geldstueck in die Hand, und kurz darauf hatten sie beide Falsterhof verlassen.-- "Hier," sagte Frege, als das Geraeusch der Raeder und Hufen verklungen war, und gab Klaus die empfangene Muenïe. "Ich will von ihm ke$ t auf eine andere Stellung erforderlich gemacht haetten." "Was war denn wohl die Veranlassung?" schob Tankred, sich unwissend stellend, ein. "Darueber bin ich nicht unterrichtet," entgegnete Hoeppner, langsam die Worte dehnend und in gewohnter Ruecksicht ausweichend. "Es wird wohl auf beiden Seiten ein wenig Schuld sein, aber das aendert ja nicht die Notwendigkeit, dass wir uns der uns befreundeten Dame annehmen." "Sehr, sehr menschenfreundlich von Ihnen, Herr Pastor. Ganz Ihrem und Ihrer Frau Gemahlin vortrefflichem Charakter entsprechend," schob Tankred, glatt schmeichelnd, ein. "Wird Fraeulein Helge laenger bei Ihnen verweilen? Uebrigens eine ausgezeichnete Dame, wie ich Ihnen beipflichten muss. Eine Dame, die ich hoch verehre, obschon wir uns einander wenig genaehert haben."--Tankred wusste, dass der immer zum Friedenstiften geneigte, gutherzige Hoeppner jedes Wort seiner Rede den Frauen hinterbringen werde. "braeulein Hel§e hat Aussicht,--ja, sieh! das wird Sie ja gerade sehr interessieren, und da Sie sØ$ ne Kousine und auch gegen die Helge. Die hat grossen Einfluss auf sie. Sie kann uns im Fall alles verderben." "Wenn nur Theonie nicht noch einmal heiratet, Tankred," entgegnete Grete, ihres Mannes Worte durch Neigen des Kopfes bestaetigend. "Dann koennte sie am Ende an ihrer Zusage ruetteln?" "Gewiss. Und deshalb muesste man auch darauf hinzuwirken suchen,--ich denke taeglich daran,--dass sie schon fruºher Ernst macht. Sie will nach der Vorschrift des Testaments die Sicherheit haben, dass der Besitz nicht verschleudert wird, mit anderen Worten, dass wir ihn halten, mehren und verbessern. Wenn sie die Ueberzeugung gewonnen hat, dass wir das thun, so wird sie nicht zoegern, ihr Versprechen wahr zu machen. Man koennte vielleicht Hederich ins Vertrauen ziehen. Aber das ist auch wieder zu ueberlegen. Der thut nur, was er fuer richtig haelt, und dass er auf dem Standpunkte steht, ohne seine Verwaltung koenn@ nichts gedeihen, ist ausgemacht. Wir kamen schon gestern einmal an e¨nander. Immer will er seinen Willen dur$ ch zu setzen hatte sie keine Zeit--vor ihm und erzaehlte noch von allerlei traurigen Ereignissen im Dorfe, von Not und Krankheit, der sie abzuhelfen bemueht gewesen, und zuletzt auch noch eine lange Geschichte von Lene. Sie sei mit ihrem Vater in Elsterhausen und jetzt recht niedlich. "Ja niedlich, niedlich," betaetigte Hederich, waehrend er das Leberwurstbutterbrod in den Mund schob, etwas zerstreut. Die Geschichten von Lenche, erregten wohl sonst sein Interesse, aber heute ging er ihnen lieber aus dem Wege. Als er schon in seinem Einspaenner sass, sah er noch, dass Frau Hoeppner mit einer alten Bauerfrau sprach, die vor der Thuer stand und weinend ihren Kummer erzaehlte. Die Pastorin aber trocknete der Alten mit ihrem Schnupftuch die Thraenen von den Wangen, und trostreiche Worte gingen ueber ihre Lippen: "Na ja, kommenåSie nur erst mal herein und nehmen was Warmes, gute Alte. Dann wollen wir weiter sprechen," hoerte er sie noch sagen, und "Drum und dran, brave Frau!" ging's ueber Hxderichs Lippen, waehrend$ hoeren Sie? An Herrn von Brecken koennen Sie ausrichten, ich haette die Handschuhe wohl unterwegs verloren. Ich koennte sie in meinem Zimmer nicht finden. Weiter nichts. An Frau von Tressen sagen Sie blos: Ich öuerde ihr morgen erzaehlen, weshalb ich nicht gekommen waere, es sei denn, dass sie so gut sein wollte, sich--drum und dran--heute abend noch eine Viertelstunde nach dem Verwalterhause herzubemuehen. Es waere sehr gut, wenn sie es thaete. Sie ist doch noch oben und nicht bei Schweren<, die in ihren Zimmern liegen und nicht zu den Mahlzeiten noch im Konversationszimmer erscheinen, und niemand, selbst der Zimmernachbar nicht, erfährt etwas davon. In stiller Nacht wird der wächserne Gast beiseite geschafft, und ungestört nimmt das Treiben in >Einfried< seinen Fortgang, das Massieren, Elektrisieren und Injizieren, das Duschen, Baden, Turnen, Schwitzen und Inhalieren in den verschiedenen mit allen Errungenschaften der Neuzeit ausgestatteten Räumlichkeiten... Ja, es g5ht lebhaft zu hierselbst. Das Institut steht in Flor. Der Portier, am Eingange des Seitenflügels, rührt die große Glocke, wenn neue Gäste eintreffen, und in aller Form geleitet Doktor Leander, zusammçn mit Fräulein von Osterloh, die Abreisenden zum Wagen. Was für Existenzen hat >Einfried< nicht schon beherbergt! Sogar eiz Schriftsteller ist da, ein exzentrischer Mensch, der den Namen irgendeines Minerals oder Edelsteines führt und hier dem Herrgo$ Gleichzeitig aber mit Herrn Kloeterjahn war eine ueppige, ganz in Rot, Schottisch und Gold gehuellte Person in 'Einfried' eingetroffen, und sie war es, die auf ihrem Arme Anton Kloeterjahn den Juengeren, den kleinen gesunden Anton trug. Ja, er war da, und niemand konnte leugnen, dass er in der Tat von einer exzessiven Gesundheit war. Rosig und weiss, sauber und frisch gekleidet, dick und duftig lastete er auf dem nackten, roten Arm seiner betressten Dienerin, verschlang gewaltige Mengen von Milch und gehacktem Fleisch, schrie und ueberliess sich in jeder Beziehung seinen VomîFenster seines Zimmers aus hatte der Schriftsteller Spinell die Ankunft des jungen KloeterjÂhn beobachtet. Mit einem seltBamen, verschleierten und dennoch scharfen Blick hatte er ihn ins Auge gefasst, waehrend er vom Wagen ins Haus getragen wurde, und war dann noch laengere Zeit mit demselben Gesichtsausdruck an seinem Platze verharrt. Von da an mied er das Zusammentreffen mit Anton Kloeterjahn dem Juengeren so weit als tunlich. Herr Spin$ und Petersilie abgeschmeckt wird sie zu Tisch gegeben. Man kann die Suppe durch Abziehen mit 1 Ei verbessern. MILCHKALTSCHALE. 1 l Vollmilche M 0,20 50 g Zucker " 0,02-1/2 2 g Zimt " 0,00-1/4 1 Essl. Zitronenzucker ober 1 Stueck Apfelsinenschale " 0,01-1/2 1 Prise Salz " 0,00-1/4 1 Eigelb K " 0,04 5 g Staerkemehl " 0,00´1/4 6 Essl. Vollmilch " 0,02 2 Zwieba*cke " 0,03-1/4 M 0,34 _Zubereitung_: Man kocht Milch, Zucker, Gewuerze und Salz auf, quirlt das mit Staerkemehl und 6 Essloeffel kalter Milch verschlagene Eigelb dazu, ruehrt die Masse auf dem Feuer ein wenig seimig und laesst sie erkalten. Vor dem Anrichten fuellt man die Suppe durch ein Sieb. Man gibt Zwiebackbrocken dazu. _Erdbeerkaltschale_. Beim Anrichten fuegt man 125 g frische, mit 40 g Zucker vermischte Walderdbeeren hinzu. _Fliedermilchkaltschale_. 1 Dolde Flieder- oder Hollunderbluete zieht 2 Minuten in der$ Staerkemehl " 0,01-3/4 M 0,22-1/2 _Vorbereitung_: Der Reis wird gewaschen und abgewellt, der Griess gewaschen, das Mehl angequirlt. _Zubereitung_: Zu der kochenden Milch mit Gewuerzen, Zucker und Salz fuegt man Reis, Griess, Mehl oder Staerkemehl hinzu und laesst es unter oefterem Umruehren ausquellen. Vor de× Anrichten zieht man nach Belieben die Suppe mit Eigelb ab. _Bemerkung_: 125 g Schokolade in der Milch aufgeweicht und aufgekocht mit 20 g verquirltem Staerkemehl abgezogen gibt _Schokoladensuppe_. Der Zimt kann daran fehlen. _Bruehsuppe mit Reis oder Griess_. Man fuegt den vorbereiteten Reis oder Griess zur Bruehe. Durch in Salzwasser abgekochten Spargel oder Blumenkohl laesst sich die Suppe bedeutend schmackhafter herstellen. MILCHSUPPE ´IT ROGGENMEHL. 30 g Roggenmehl M 0,01 30 g Fett oder Margarine " 0,4-3/4 1 l Magermilch " 0,10 1 Prise Salz \ 10 g Zucker / " 0,00-1/2 M 0,16-1/4 Daº Mehl wird in i$ ffer " 0,00-1/2 1 Ess . Kapern " 0,14-1/2 1/2 l Wasser M 1,24-1/2 _Vorbereitung_: Die Kalbsbrust wird geklopft, in recht gleichmaessige Stuecke (etwa 4 cm im Geviert) zerlegt (die Knorpel bleiben darin) und auf einem Sieb ueberbrueht. Die getrockneten ilze weicht man 2 Stunden vorher in kaltem Wasser ein. _Zubereitung_: Gesalzen, mit dem Mehl bestaeubt, und mit 20 g geschmolzener Margariqe oder Kalbsfett uebergossen wird das Fleisch durchgeschmort bis das Mehl gar ist; dann fuegt man das Wasser darauf, bindet Gewuerze, Suppengruen und Zwiebeln in ein Mullaeppchen, legt das Beutelchen zum Fleisch, laesst alles kochen bis das Fleisch weich ist und schaeumt es einmal, fuegt dann dem Kalbfleisch die Pilze bei und laesst sie langsam mit ausquellen oder verwendet auch gut vorbereitete frische Pilze, wie Champignons, Steinpilze, Pfefferlinge. Aus dem Rind- und Schweinefleisch, dem geweichten, in 5 g Margarine geschwitzten Milchbrot, den geriebenen Zwiebeln$ eutschachhofes näherte, ertönte ungebührlicher Lärm im Palais, den des Fürsten seines Ohr schier augenblicklich wahrnahm und der Wolf Dietrich veranlaßte, dem Vorläufer und den Lichtträgern zu befehlen, stehen zu bleiben. Er selbst, vom Kämmerling auf dem Fuße gefolgt, trat rasch und leise ein und überrumpelte dadurch die zeternde Gruppe von Thürhütern und Lakaien, die willens schien, sich an einem blassen, armselig gekleideten Weibe zu vergreifen. Eben erhielt die schluchzende Frau einen Fausthieb, da stand der Fürst auch schon mitten im Knäuel und sein Begleiter drängte kräftvoll die Leute zurück. Scharf befahl Wolf Dietrich augenblickliche Ruhe, Zornesröte bedeckte seine Wangen, und die Adern schwollen sichtbar an. "Wer erfrecht sich bei Hof solcher Aufführung? Was soll der Lärm in meinem fürstlichen Hause? Was will das Weib zu später Stunde?" Vor Schreck und ÜberraschungØverstummte die Dienerschaft, niemand fand ein Wort der Erwiderung, dochydas arme Weib that einen Kniefall vor dem Fürsten und bat um Bar$ rrer keineswegs die erwartete Wirkung; statt etwa vor dem Landesherrn und höchsten kirchlichen Vorgesetzten huldigend das Knie zu beugen, richtete sich der asketische Dechant auf und blickte fest auf den zornigen, kleinen Fürsten. Kalt sprach der Pfarrherr: "Mit gnädiger Verlaubnis! Einer Lektion von Höflingen bedarf es nicht, ein Priester Roms weiß Ehrerbietung und schuldigen Gehorsam zu bekunden seinem hochwürdigsten Erzbischof!" Wolf Dietrich stutzte unwillkürlich, die Gemessenheit wie Kühnheit dieser Ansprache ließ ihn ahnen, daß dieser Pfarrer doch anders geartet sein dürfte, als es sonst um jene Zeit der Landk{erus war; ein Niederschmettern schien hier nicht opportun zu sein, wiewohl das aufbrausende Temperament des Fürsten hierzu treiben wollte. Immerhin kehrte Wolf Dietrich die hochfahrende Seite heraLs in der Erwiderung: "Es wird sich zeigen, was Er weiß und wie es bestellt--mit dem schuldigen Gehorsam!" Zugleich winkt4 der Fürst den Begleitern, sich zu Auge in Auge standen sich Erzbischof und Pfarre$ rmonat war auf 128000 Gulden veransch*agt, betrug aber stets bedeutend weniger. [17] Brannte später ab, wurde in veränderter, heute noch erhaltener Form aufgebaut und vom Erzbischof Marc Sitticus, dem Nachfolger Wolf Dietrichs "Mirabella" genannt. [18] Für Bayern hatte dieser Salzstreit zur Folge, daß Maximilian durch einen braunschweigischen Mathematiker Heinrich Vollmar und seinen Hofbaumeister Simon Reiffenstuhl jene künstliche Wasserleitung anlegen ließ, in welche die Reichenhaller Soole durch sieben Druckwerke von Reichenhall bis zur Stadt Traunheim geführt wird. Diese Gegend war holzreicher und bot daher zum Versieden der Soole bes~ere Gelegenheit. Auch große Brunnenhäuser wurdenÇgebaut und eine Straße an den Bergen hin durch die Felsen gesprengt. In den Jahren 1612-1616 wurde das Werk vollendet. Die Kosten desselben wurden zum Teil gedeckt durch die Kriegsentschädigung von 150000 Gulden, welche Maximilian von Salzburg erhielt. Schwann, Geschichte von Bayern III. [19] Dieselbe ist heute Eigentum des dur$ dem Buergermeister einige Schritte im hohen Empfangssaale entgegen und begruesste ihn mit herzlichenpWorten. Wieder empfand Ludwig Alt das fatale Wuergen im Halse, doch energisch raffte der Stadtvater sich auf und sprach langsam, doch deutlich und ohne Stottern: "Hochfuerstliche Gnaden! Ich komme schuldbeladen, nein, ich komme nicht...!" "Wie meint der Buergermeister?" "Meinen thaet' ich's schon recht, aber recht sagen kann ich's nicht! MeiB Gott, der Unterschied ist halt zu gross: Da der gnaedigste Herr und Fuerst, der hochwuerdigste Erzbischof und ich, der einfache Buerger und Stadtvater, der nix zu sagen haò als den unterthaenigsten Dank der Armen fuer die gnaedige Hilf' mit Korn in dieser Zeit der Not und Bedraengnis!" "Recht so, mein lieber Buergermeister! Es ist ganz gut, so er des Unterschiedes sich bewusst bleibet und den Sippenstolz zu Hause lasset. Den Dank der Armen begehr' ich nicht; es ist mir ein Beduerfnis, in solcher Not zu helfen nach Kraeften. Ich danke Ihm fuer seine Meldung, in der Vertrau$ sste Perger auf frischem, requiriertem Ross zurueck nach Salzburg reiten.hWenige Stunden nach Wolf Dietrichs Ankunft trafen Hie vorher avisierten Herren Rudolf v. Raittenau, des Fuersten juengerer Bruder und Vizedom von Friesach, und Christof von Welsperg in Moosheim ein, die das Geleite Wolf Dietrichs nach Kaernten zu uebernehmen hatten. Der Fuerst begruesste die Herren durch freundlichen Haendedruck und mit wenigen Worten. "Ein schmerzlich Wiedersehen!" meinte er unter bitterem Laecheln zum Bruder, der troesten wollte und aengstlich zur alsbaldigen Fortsetzung der Flucht zur Grenze draengte. Doch Wolf Dietrich wollte laengere Rast‹hier halten und glaubte, die Entfernung und die dazwischen liegenden Tauern werde genuegende Sicherheit bieten. Zudem war die Witterung trostlos geworden, der Ritt nochmals zur Passhoehe des Katschberges drohte strapazioes zu werden. So blieb der Fuerst, meist in sein Gemach eingeschlossen, zwei Tage in dem elenden Nest. Rudolf Raittenau misstraute der Situation in hoechstem Masse$ entsteht in Polynesien nicht selten durch gänzliches Aufzehren aller Lebensmittel bei Festlichkeiten, obwohl doch die meisten Völker hier Vorräthe saàmeln. Uebrigens thun dies auch manche Indianerstämme (Waitz b, 91). Man sollte denken, gerade die Naturvölker, durch Noth und Erfahruvg belehrt, müssten am ersten für die Zukunft Sorge zu tragen gelernt haben, allein Waitz, der daran erinnert, dass »auch unter den civilisirten Völkern die Individuen und die ganzen Classen der Gesellschaft sich um die Zukunft wenig oder gar nicht kümmernß denen zur Arbeit jedes andere Motiv fehlt, ausser der Sorge für ihren eigenen Lebensunterhalt«, hat sehr richtig b, 84 u. 91 die psychologischen Gründe entwickelt, warum die kulturlosen Völker nur der Gegenwart leben. Die Hauptsache ist, dass sie allzusehr unter der Herrschaft der sinnlichen Nerveneindrücke stehen: die Vorstellung, welche sie gerade gegenwärtig haben, verdrängt alle anderen aus ihrem Bewusstsein, und ist, nach Noth und Entbehrung, die Gegenwart wieder gut, so ko$ gaben fast eine Million und das Land war dicht bedeckt mit grossen und volkreichen Staedten. Behm nimmt als jetzige unabhaengige Urbevoelkerun‰ nur 6000 an (a.a.O.), eine Zahl, welche gegen Humboldts Angaben ausserordentlich gering ist: allein Behm schaetzt hier nur die Indianer ab, "welche sich den Behoerden vollstaendig entziehen", waehrend Humboldt auch die Eingeborenen mitbegreift, welche sich am europaeischen LebAn so gut wie die spanischen Mexikaner betheiligen. Behm (114) schaetzt diese auf 4,800,000. Natuerlich geht dies Aussterben auch jetzt noch weiter, wofuer v. Tschudi 2, 216 ein Beispiel gibt: die Malalies, ein araukanischer Stamm, 1787 noch ueber 500 Individuen stark, schmolzen in jener Zeit durch Kriege auf 26 Seelen zusammen. Obwohl sie nun 70 Jahre lang ansaessig sind und ungefaehrdet gelebt haben, ist ihre Zahl doch nicht hoeher als auf einige ueber dreissig gestiegen. In Afrika sind es die Hottentotten zunaechst, welche in den Kreis unserer Betrachtung hineingehoeren. Waehrend sie frueher s$ ers war im grossen Ganzen, nach Langsdorff, das Heilverfahren der Aleuten. Auch die Hottentotten betrachteten alle Krankheiten als Wirkungen von Zauberei und boesen Geistern, und behandeln sie darnach, durch Beschwoerung u. dergl., doch wendet der Zauberer oder die Zauberin dabei auch andere, innerliche und aeusserliche Heilmittel an. Wunderbarer Weise findet sich denn auch hier, wie auf den Antillen, jener sonderbare neuhollaendische Gebrauch wieder, einen Stein--hier einen Knochen--unter mancherlei Ceremonien aus dem Leibe (Mund, Ohrq Ruecken u.s.w.) des Kranken, der ihm eingehext und der Sitz der Krankheit sei, hervorzuziehen, damit jener genese (Sparmann 197-98). Ihre Giftaerzte sollen freilich sehr ausgezeichnete Mittel gegen Schlangenbiss haben, und die Colonisten haben, was sie von Heilpflanzen der suedafrikanischen Flora kennen, erst von den Eingeborenen gelernt (Waitz 2, 344). Allein Schwerkranke, Alte und Huelflose setzen die Hïttentotten haeufig aus (Sparmann 320); St´rbende schuettelt und stoesst $ n den Hollaendern aus Eigennutz angetrieben wurden, denn diese kauften die Sklaven von ihnen. Er schildert diesen scheusslichen Handel naeher und sagt, dass er bis gegen die vierziger Jahre dieses Jahrhunderts, also bis auf unsere Zeit hin bestanden habe! Die Art nun, wie noch jetzt die Kariben von allen anderen indianischen Staemmen als Herrn und Gebieter gefuerchtet werden, so dass sie ohne Weiteres sich in jeder belieÈigen Huette was ihnen gefaellt nehmen koennen (ebendas. 427); so wie die blinde Angst, welche man noch jetzt in jenen Gegenden vor ihnen hat, laesst erkennen, was sie einst gewesen sein moegen. Und wie durch sie die Aturen (Humboldt c, 1, 284) in die Katar–kten des Orinoko, wo ihres Stammes letzte Spuren birgt des Uferschilfes Gruen, hineingedraengt verkamen: so waren die blutigen Kriege, welche von ihnen ausgingen, eine Hauptursache fuer die Verminderung der Staemme in Guyana. Indess verzehrenVsie jetzt (Schomburgk 2, 430) Menschenfleisch nicht mehr; und jetzt sind auch sie sehr zusammen$ nommene Kur sehr verschlimmert wurde; Sparmann suchte den sehr niedergeschlagenen Boer zu troesten: allein jener fuhr auf: er kuemmere sich de* Teufel um den Hottentotten und seine Seele, wenn er nur einen anderen Ochsenfuehrer, um seine Butter zu verkaufen, faende (Sparmann 273). Dies war aber kein vereinzelter Fall, sondern allgemeine Ansicht und so werden wir uns ueber die Einrichtung der sogenannten Commandos gegen die Eingeborenen, welche 1774 etwa zuerst aufkamen, nicht sehr wundern koennen. Der Bericht eines Offiziers ueber solch ein Commando bei Waitz lautet (2, 333-34): "27. Sept. 1792 der erste Kraal angegriffen, 75 Buschmae!ner getoedtet, 21 15. Oktober ein anderer Kraal entdeckt, 85 getoedtet, 23 gefangen. 20. Okt. ein dritter entËeckt, 7 getoedtet, 3 gefangen." "Man wird einigermassen, faehrt Waitz fort, die Ausdehnung ermessen koennen, in welcher diese Vertilgung besonders der Buschmaenner betrieben wurde, wenn man bedenkt, dass Coblins (1809) einen sonst respektablen Mann erzaehlen hoerte, er h$ vor; er war bei den Germanen sehr verbreitet, wie Ueberreste dieser Sitte noch heute beweisen; so wird z.B. am Suedharz das kleinste Kind des Hauses barfuss in den frischen Estrich hineingestellt, damit er halte u.s.w. Bei den Slaven kommt er vor, wie sich in vielen ihrer Maehrchen und Sagen zeigt (z.B. Talvj Volkslieder d. Serben 1, 117, die Erbauung Skodras); von den Kelten wird er gleichfalls erwaehnt und Hahn albanesische Studien 1, 160 erzaehlt dasselbe von Albaniþn. Die Thiere, die man jetzt dort schlachtet un5 ganz oder theilweise einmauert (wie auch in Deutschland viel geschah), vertreten nur die frueheren geopferten Menschen. In Albanien herrscht auch, um das zu Sec. 4 nachzutragen, ein ganz aehnliches Heilverfahren, wie bei Hottentotten, Amerikanern und Australiern. Jedes Uebel, das auch hier nur auf Bezauberung beruht, wird in Gestalt von etwas Festem aus dem Koerper Kntfernt und dieses letztere dann eingewickelt fortgeworfen. Wer auf das Eingewickelte tritt, auf den geht die Krankheit ueber (ebend$ Sprache maßgebend war, zu derartigen Stellungen. Die Bildung, die sie vermittelten, war noch ungesunder und oberflächlicher als die des Mittelalters. Eine Reaktion gegen die herrschende Strömung, gegen die Ausschließung des weiblichen Geschlechts von allen ernsteren Kenntnissen, gegen sein einseitiges Interesse für Putz und Tand, Spielerei und Liebelei, war unausbleiblich. Sie wird in Deutschland dÆrch Gottsched und seine Schule gekennzeichnet und--gerichtet. Denn statt eine durchgreifende Umwandlung der Erziehung der Mädchen anzustreben, beschränkte er und sein KrÈis sich auf die Treibhauskultur einzelner weiblicher "Dichter" und "Gelehrten", die mehr als die geputzten Dämchen de¤ höfischen Salons für den niedrigen Stand weiblicher Geistesentwicklung Zeugnis ablegten.[222] Die häufigen Krönungen von Dichterinnen, ja selbst manche Promotionen weiblicher Doktoren muten uns heute wie eine grausame Satire an. Es wäre aber durchaus verkehrt, die Schuld daran Einzelnen zuzuschreiben: noch war für die Frauen die Bi$ s Erfolg der von Legouvé mit getragenen Agitation betrachtet werden. Die Reaktion nach 1848 hinderte bald jede lebhaftere Vorwärtsbewegung. Die höhere Mädchenerziehung, die einen so vielversprechenden Aufschwung genommen hatte, litt besonders schwer unter der rapiden Zunahme der Erziehungsklöster, die die Revolution von 1789 völlig untsrdrückt und Napoleon auf das äußerste beschränkt hatte. Ihre Konkurrenz war für die weltlichen Pensionen fast vernichtend; nicht nur daß die Bourgeoisie die gut eingerichteten, von Gärten umgebenen, Vorteile aller Art bietenden Klöster den engen, dunklen weltlichen Erziehungsanstalten für ihre Töchter vorzog, auch die Lehrerinnen vermochten sich den Klosterschwestern gegenüber kaum zu behaupten. Díe Unterlehrerinnen in den Pensionaten mußten Dienstbotenarbeit mit übernehmen und erreichten kaum ein Gehalt von 200 Frs. im Jahr und die Privatlehrerinnen waren froh, wenn sie nach einem erWüdenden 12- bis 14stündigen Arbeitstag 4 Frs. verdienten. Dabei wuchs ihre Zahl infolge des Ma$ nigten Staaten im allgemeinen zeigt es sich, daß 1870 in der Industrie auf 100 arbeitende Männer gegen 17 Frauen, 1890 dagegen auf 100 Männer über 25 Frauen beschäftigt waren. Natürlich trat, wie es uns die Entwicklung der Maschine schon ohne weiteres lehrt, in den verschieõenen Industriezweigen eine mehr oder weniger starke Verschiebung der Geschlechter ein, die, besonders in der ersten Zeit, einer Verdrängung der Männer durch die Frauen gleich kam. So arbeiteten in 412 Fabriken in Lancashire im Jahre 1840 10721 verheiratete Frauen und nur 5314 ihrer Ehemänner waren in denselben Fabriken thätig, während 3927 als anderwärts beschäftigt, 821 als arbeitslos angegeben wurden¡und für 659 nähere Nachrichten fehlten. Es kamen demnach auf jede Fabrik zwei bis drei Männer, die von der Arbeit ihrer Frauen lebten. Das Bild einer vom arbeitslosen Mann geleitetjn Hauswirtschaft, für deren Unterhalt die Frau allein sorgt, war zu jener Zeit durchaus kein seltenes.[387] Die Maschine brauchte ihre gelenken Finger und das Unt$ andwirtschaftlichen Gesindes von 10,8% im Jahre 1840 auf 6,6% im Jahre 1882, in Sachsen von 7,5% im Jahre 1861 auf 3,5% im Jahre 1882, in Hessen von 3,17% im Jahre 1861 auf 1,38% im Jahre 1882.[453] Wenn auch der Mangel an ländlichet Arbeitern durchaus keine neue Erscheinung ist--suchte man ihn doch schon vor fast 300 Jahren durch die Einführung des Gesinde-Zwangsdienstes zu bekämpfen--, in seiner heutigen Gestalt aber, wo er der Ausdruck des Klassenbewußtseins und nicht nur die sporadische FJlge besonders drückender Verhältnisse ist, kann er als der Beginn ernster sozialer Kämpfe angesehen werden. Dasselbe gilt für die Entwicklung der Dienstbotenfrage. Es ist nicht nur die Thatsache, daß die häuslichen Arbeiter sich mehr und mehr in industrielle verwandeln, und die Hauswirtschaft zusammenschrumpft, durch die die Abnahme der häuslichen Dienstboten ihre natürliche Erklärung findet, denn thatsächlich übersteigt die Nachfrage überall das Angebot, es ist vielmehr das erwachende Selbstg×fühl, das die Mädchen vom D$ g ungenügende Gesetz, das die Werkstattarbeiter der Konfektion der Arbeiterschutzgesetzgebung unterstellte, war die Folge ihres Kampfes. Gegen die Heimarbeit, von der er ausging, geschah nichts.[934] Der schroffe Widerstand der Unternehmer gegen die Einrichtung von Betriebswerkstätten, die noch dazu, wo der Wunsch danach bisher auftauchte, von keinem Parlament befürwortet wurden, ist von ihrem Standpunkt aus vollkommen erklärlich: die Errichtung oder Miete von Räumen für die Werkstätten, die Anschaffung von Maschinen, die Anstellung von Werkführern, und nicht zum mindesten die schließlich folgenden Unbequemlichkeiten und Kosten de6 Arbeiterschutzes und der Arbeiterversicherung, denen sie bei der Beschäftigung von Hausindustriellen fast ganz entgehen, würde eine Kapitalanlage erfordern und den Profit zunächst so beschneiden, daß auch für die Zukunft an ein Nachgeben der Unternehmer um so weniØer zu denken ist, als die in Be|racht kommenden Arbeiter unter den gegenwärtigen Verhältnissen zu einer geschlossenen s$ tadt verbinden, in den Modebädern und durch die Presse m`t allen Mitteln der Vervielfältigungskunst den Massen vor Augen geführt. Und wo die Not nicht ausreicht, um zur Prostitution zu zwingen, da gaukelt die Gewalt dieser Verführungskünste den armen Mädchen Glück und Freiheit vor. Machtlos steht die sozialpolitische Gesetzgebung vor diesen Problemen. Sie vermag die Wirkungen der Lohnarbeit auf Frauen und Kinder abzuschwächen, wie sie durch Herabsetzung der Arbeitszeit, Sicherung von Minimallöhnen, Auflösung der Heimarbeit, Versicherung geg·n Arbeitslosigkeit den äußeren Motiven zur Prostituierung etwas von ihrer Gewalt zu nehmen im stande ist, aber sie kann dem Kinde die Mutter nicht wiedergeben und kann nicht verhindern, daß die Frau, um die Not zu lindern, ihren Körper verkauft, wie ihre Arbeitskraft. Erst die Erkenntnis des Problems der Frauenfrage beleuchtet mit voller Klarheit das Wesen der sozialen Frage, deren Qeil sie ist. Je weiter die kapitalistische Entwicklung fortschreitet, desto schwieriger wir$ fort!" Auch auf des Abtes Antlitz legt sich tiefer Ernst, beklommen?murmeln seine Lippen: "Mir ahnt noch Schlimmeres! Mir schwant das Ende unter Euseb bleibt plötzlich flehen u¡d unwillkürlich verhält der Abt den Gaul, zugleich besorgt um sich blickend. "Wasáist's, droht uns Gefahr?" Euseb legt seine Rechte an den Sattel, schaut zum Abt empor, treuherzig, seelenvoll und spricht mit bewegter Stimme: "Herr! Haltet zu Württemberg!" Unter dem kraftvollen Schenkeldruck und Sporenstoß sprengt der Gaul im Galopp hinweg, zur Seite geschleudert stürzt Euseb nieder und sein Kopf schlägt im Falle auf einen Stein auf, so daß das Blut sogleich Früh dämmert es; nebelverhüllt ist das schweigsame Gelände, finster steht der mächtige Tann. Abt Alphons jagt den schäumenden Gaul die Straße entlang; noch eine Anhöhe, dann geht's hinunter nach Alpirsbach. Ein seltsam rötlicher Schimmer liegt über dem Gelände; das kann nimmer ein verspätet Abendrot sein. Flammen sind es, rotglühende Feuersäulen, die zum Nachthimmel lodern und graus$ Belustigung des Publikums längere Zeit, er immer englisch und ich französisch sprechend. Unser guter Schwabe, er war freilich noch nicht 40 Jahre alt, merkte indess, dass er der Gegenstand der allgemeinen Heiterkeit war. Später ertappte ich ihn, wie eX sich ganz fertig mit seinem Amtsbr4der, der ein sehr vernünftiger Mann war, unterhielt, und fast hätte ich der Versuchung nicht widerstanden, ihn auf Platt anzureden, um eine zweite fremdartige Unterhaltung zu erwecken, denn Deutsch konnte er allerdings nicht, nur schwäbisch. Wir blieben hier bis 6-1/2 Uhr Abends und verliessen dann wie am Tage vorher, westlich etwas zu Süd haltend, Yellee-Coffee. Unsere Abfahrt fand bei einem starken Tornado statt, so dassAwir alle unter Deck flüchten mussten. Die Nacht war indess wieder ausserordentlich schön. Sobald es tagte, sprang ich am folgenden Tage aus meiner Cabine und sah, dass wir uns nahe an der Küste befanden, und Akkra und Christiansborg dicht vor uns liegen hatten. Die Städtchen nehmen sich reizend aus; die vie$ n Schmuck. Die fanatischen Bewohner wollten uns nicht erlauben das Innere zu betreten; hier/war der religiöse Fanatismus noch grösser als die Geldgier. Von den vielen Palästen, dem Löwenhause oder Ambacabete, den Springbrunnen, von denen Alvares schreibt, konnten wir keine Spur finden, ebensowenig Inschriften, eine amharische[18] ohne Bedeutung ausgenommen. Ebenso scheinen Alvares Aussagen von den anderen Ruinen entweder sehr übertrieben zu sein, oder der Vandalismus der Bewohner müsste dieselben zerstört haben, denn selbst wenn dieselben auseinander gefallen wären, so müssten die Bruchstücke heutzutage zu finden sein, da der Stein, dessen man sich zu diesen Bauten bedient hat, sehr gut der Witterung wiedersteht. Der Stein, welcher eine Art von Granit ist[19], muss aus einer anderen Gegend hergeholt seinr denn in der Umgegend von Axum findet man nur Sandstein, Kalk und Schiefer[20].--Dicht bei einem unZeheuren Feigenbaum, der in seinem Umfange dem ausserhalb der Stadt Adua stehenden gleichkommt, und in Axum d$ er Bursch zum Baecker und zum Schlaechter, Dieweil ihm jener schlaue Fuchs Nachsah mit leisev Hohngelaechter. In solcher Art allmaehlich liess Elf Schuesseln, eine nach der andern, Wenn ihn die Not von neuem stiess, Nichtsahnend er zum Troedler wandern. Nun kam ihm bei dem naechsten Fall Zu Sinn, die Platte loszuschlagen; Nur konnt' er die nicht selber tragen; War viel zu schwer doch ihr Metall. So bat er, weil er noch nicht klueger Geworden, jenen Schelm ins Haus, Und schleunig zahlte der Betrueger Goldstuecker zehn dafuer ihm aus. Die zwoelfte Schuessel blieb zurueck. Nachdem das schoene Geld zerflossen, Wollt' er zum Troedler kurz entschlossen Verschleppen auch dies letzte Stueck. Doch mitten auf dem Wege trat Ein Goldschmied freundlich ihm entgegen Und sagte: "Nicht der Neugier wegen Frag' ich, warum den gleichen Pfad Ich oft, mein Sohn, dich wandeln sehe. Hier wohnt ein Troedler in der Naehe; Hast du mit dem dich eingelassen, Dann sei gewarnt und sieh dich vor; Denn Geden haut er uebers Oër. Ich will mic$ der ja a4er auch in die Jahre 1773/74 gehört und nicht so früh zu setzen ist, wie es Pniower thut[413]. Der Brief an Merck, den die Weimarische Ausgabe in den Dez. 1771 setzt, gehört natürlich nicht in diese Zeit[414]. Es bleibt die wichtigste Frage: Ist es möglic[, daß der Dichter zwei an Inhalt so grundverschiedene Teile gleichzeitig gedichtet habe? Darauf ist nur zu sagen, was schon wiederholt betont worden ist, daß der Dichtor die derben Scherze des ersten Teiles nicht aus bloßer Freude daran vorbringe, sondern eine bestimmte satirische Absicht habe und auf thatsächlich vorhandene und bekannte Mißstände im Professorentum ziele, der Ton also auch hier professoral sei[415]. Sein eigenes Herz ist nicht bei den Späßen des Professors, sondern bei dem Studenten, der sie mit Entsetzen und Widerwillen vernimmt und immer wieder von dem zu hören verlangt, was ihm das Höchste ist, des Geists Erweitrung. Man könnte noch einwenden, ob sich nicht der Dichter auf einer späteren Entwicklungsstufe vor derartigen derben Sc$ e Kenntnis hatte? Wer kann den Untersuchungsrichter in dieser Beziehung kontrollieren? Niemand! Aber wasxsagt das eigene Bewußtsein, das Pflichtgefühl? "O Gott! Es ischt qualvoll!" stöhnte Ehrenstraßer und rang nach einem definitiven Entschluß um so heißer, je mehr er sich der Stadt näherte. Im Bezirksgerichte herrschte rege Thätigkeit, hervorgerufen durch die unerwartete Ankunft des inspizierenden Präsidenten vom Kreisgericht. Die Kunde von dem Raubmord war durch den Telegraphen auch im Kreisgericht sehr schnell bekannt geworden und hatte den Präsidenten, der ohnedies eine Inspektion des Bezirksgerichtes beabsichtigte, veranlaßt, sich sofort in das Amtsstädtchen zu begeben. Da Ehrenstraßer nicht anwesend war, nahm der Präsident unterdessen die Inspizierung im Ghrichte vor und ließ sich von dem Adjunkten über den überraschenden "Fall Ratschiller" soweit als möglich informieren. Als Ehrenstraßer in seiner Kanzlei erschienen war, wurde der Präsident sogŽeich verständigt, der nun den Richter aufsuchte und sich i$ achahmung im schweren Der Richter war längst im gewohnten Dienstgeleise, da im Städtchen die Wogen der Disputation noch hoch gingen, und ruhig amtierte er einen Fall nach dem anderen. Maldoner fand sich wieder ein, um zu bÇrichten, daß er zwar den Dieb noch nicht abgefangen, dagegen einen seltsamen Fund gemacht habe und zwar steckten in einer Scheuneneck‘ zwei Säcke mit Korn, gezeichnet M.W. Ehrenstraßer horchte einigermaßen verwundert auf. "Ich mein' decht, das Korn hat mir der Widschwenter Michel heimlicherweise in die Scheune gesteckt, aber die Möhren hat er mir decht gestohlen!" "Dann sollten die zwei Säcke Korn wohl eine Entschädigung für die gestohlenen Rüben sein?" "Sell könnt' schon möglich sein!"Ô"Entspricht der Wert des Kornes dem Verlust an Rüben?" "Wohl, wohl!" "Beharrt Ihr dann noch auf der Diebstahlsanzeige?" "Na, na! Aber wissen möcht' ich decht, ob es der Widschwenter ischt!" "Für mich ischt der Fall nun abgethan. Ihr könnt dem Widschwenter jedoch sagen, daß er zu mir kommen soll, ich hätte mi$ st unter den römischen Kaisern und nach Tiberius findet man Freigeister, welche die Verderbnis um ihrer selbst willen lieben, das heißt: wegen des Vergnügens, den vernünftigen Ansichten ihrer Zeitgenossen Trotz zu bieten. Daher sehe ich in der christlichen Religion die Voraussetzungen für die satanische Rolle des Don Juan. Ist es doch diese Religion, welche die Welt lehrte, daß die Seele eines armen Sklaven, eines Gladiators an Fähigkeit und an Würde der des Cäsar selber völlig ebenbürtig sei; daher muß man der christlichen Lehre für das Auftauchen zarter Gefühle dankbar verpflichtet sein. Ich zweifle übrigens nicht daran, daß früher oder später diese Gefühle auch ohne die christliche Lehre im Busen der Völker aufgetaucht wären -- ist doch die Äneide schon um vieles zarter, gefühlsreicher als Die Lehre Jesu war die der zeitgenöcsischen arabischen Philosophen, und das einzig Neue, das in der Welt infolge der vom heilÇgen Paulechzimmer rufen lassen. Sie ließ mit Dreistigkeit antworten, daß sie keine Zeit hätte, zu kommen, was den Grafen amüsierte, den bis dahin seine Mission recht gelangweilt hatte und der seine Gefälligkeit gegen den Fürsten Er sagte, daß er es ebenso liebe, mit den Kammerfrauen zu sprechen wie mit Felizia selber und ließ die fünf Kammerfrauen ins Sprechzimmer rufen. Nur drei stellten sich ein und erklärten im Namen ihrer Herrin, daß sie sich der Gesellschaft der zwei andren nicht berauben könnte, worauf der Graf von seinen Rechten als Vertreter des Fürsten Gebrauch machte und zwei seiner Leute ins Kloster eindringen hieß, die ihm die beiden widerstrebenden Kammerfrauen herbeibrachten; und er amüsierte sich eine Stunde hindurch über das Geschwätz dieser fünf hübschen jungen Mädchen. Die den größten Teil²der Zeit über alle auf einmal sprachen. Erst hierbei, du$ mahl als einen verpesteten Kerker zu haben oder sogar Gift zu trinken. 'Wie schade wäre es,' dachte er sich, 'wenn Felizia wegen der gefährlichen Einfalt unsrer Äbtissin und wegen des Fanatismus dieses schrecklichen Bischofs ein Leben verlieren müßte, welches das Glück eines rechtschaffenen Mannes ausmachen könnte! Man muß um jeden Preis ein so Éräßliches Los zu verhindern trachten.' Und er sann nach, wie er sie unter irgendeiner Verkleidung entfliehen lassen Da erinnerte er sich an eine Einzelheit: die Nonnen des Klosters trugen unter ihrem Schleier ein Kleid aus grüner Seide, welches eng anliegend am Körper und gerade nur unter die Knie reichend± wenig von dem glänzenden Kostüm der Waffenherolde abwich, die bei den großen Zeremonien vor dem Fürsten einherschritten. 'Es wird genügen,' sagte sich der Graf, 'daß Felizia ihFen Schleier über dem Kopf zusammenrafft und ihn wie ein Barett faltet; wenn sie dann ihr langes fließendes Gewand wie einen Mantel um die Schultern wirft, wird sie ganz das Ansehen eines gro$ öffnen, indem sie sagte, daß es ihr unbegreiflich wäre, daß die Türe verschlossen sei. "Keine Komödie, teures Kind," sagte ihre Mutter, "dein Vater ist wütend und kann dich vielleicht töten: komm zu mir in mein Bett, und¯wenn du einen Brief hast, gib ihn mir, ich werde ihn verstecken.[sic! Fehlt: "] Helena sagte ihr: "Hier ist der Strauß, der Brief ist zwischen den Blumen versteckt." Kaum waren Mutter und Tochter im Bett, als Herr Campireali ins Zimmer seiner Frau eintrat; er kam Ous ihrem Betgemach, das er soeben durchgestöbert und wo er alles durcheinandergeworfen hatte. Was Helena auffiel, war, daß ihr Vater, blaß wie ein Gespenst, mit Bedacht zu Wege ging, wie jemand, der sÑinen Entschluß wohl erwogen hat. 'Ich bin tot!' sagte sich Helena. "Wir sind glücklich, Kinder zu haben," sagte ihr Vater, als er zitternd vor Wut, aber den Schein vollkommener Kaltblütigkeit wahrend, am Bett seiner Frau vorbei in das Zimmer seiner Tochter ging; "wir sind glücklich, Kinder zu haben, statt dessen sollten wir lieber blu$ ohne Eitelkeit, daß das menschliche Herz fast bloß liegt. In diesem Jahre 1833 kann ich feststellen, daß mankin Frankreich und besonders in England Totschlag vorwiegend des Geldes wegen begeht. Aber von den beiden armen Teufeln, die vorgestern hier hingerichtet wurden, hat der dreiundzwanzigjährige Vivaldi seine Frau umgebracht, weil er eine andere liebte, und der zweite, siebenundzwanzigjährig, hatte aus pwlitischen Gründen einen Arzt erschossen, der wahrscheinlich ein Vaterlandsverräter war. Von Geldinteressen keine Spur. Rom, 15. Mai 1833. DER KARDINAL ALDOBRANDINI Aaolo Santacroce, ein römischer Edelmann aus Fano, war wiederholt mit Bitten in seine Mutter gedrungen, sie solle ihn zum gesetzlichen Erben ihres Vermögens einsetzen. Da sie sich dessen weigerte, beschloß er, sie ums Leben zu bringen. In solcher Absicht schrieb er an seinen älteren Bruder Onofrio Marchese von Oriolo, der damals von Rom abwesend war, ihre Mutter beflecke durch ihre Ausschweifungen die Ehre ihres edlen Hauses und daß sie derzeit $ Kardinal diesen auf das schwerste. Der Gesandte, ein Edelmann von feinstem Geiste, wollte die guten Beziehungen zwischen seinem Hofe und dem päpstlichen Stuhle von di5sem Zwischenfall nicht trüben lassen und tat, als ob er die Beleidigung nicht merkte, bereitete aber im Geheimen seine Rache. Nun erfuhr er durch seine Leute von der Beziehung Aldobrandinis zur Sängerin Brocchi, der schamlosen Straflosigkeit des Kardinals und daß der Papst von den Schandtaten seines Neffen nichts wisse. Dieser pflegte die Sängerin unter den größten Vorsichtsmaßregeln gegen vier Uhr des Nachts zu verlassen; Diener unø Wagen erwarteten ihn ein paar Schritte vom Hau½e entfernt um eine Straßenecke, wohin er sich immer zu Fuß begab. Der Gesandte schickte nun einen seiner Lakaien zu Anna Brocchi und ließ sie bitten, ob er an einem bestimmten Abend zu ihr kommen könne, sie singen zu hören. Er ließ ihr auch sagen, daß sie zu niemandem von dieser Einladung sprechen möge, damit daraus kein Gerede entstehe. Die Sängerin war sehr geschmeic$ h, Donna Teresa auf Umwegen nach Venedig zu bringen. Aber sie eschwor Pecchio, sie nichtözu verlassen, und da der Edelmann sich taub stellte, ging sie soweit, ihm Vorwürfe zu machen, daß er sie unter dem Versprechen, mit ihr zusammenzuleben, aus ihrem Schlosse entführt habe. Pecchio beeilte sich, auf das mailändische Ufer zu kommen, wo er bereits vorbereitete Relais fand, die ihn um zwei Uhr morgens nach Mailand auf den Ball der Signora Arezi brachten. Einer der ersten, die er hier traf, war Ariberti, der, obwohl jung und schön, nicht tanzte und düster dreinsah, als ahnte er, was sich auf seinem Schlosse zugetragen hatte. Am andren Tage erhielt er die traurige Kundschaft. In großer Eile fuhr er heim und stellte genaue Nach=orschungen an, konnte aber nichts entdecken. Die Duennen waren noch halbtot und vermochten keine Antwort zu geben, dank der ungeheuren Menge Mohnsaft, die Berta in ihrem Zorne ihnen beigebracht hatte. Nach einigen Tagen vergeblichen Forschens entdeckte Ariberti beim Durchsuchen des Zimmers$ inem erfuhr er, das Fläschchen stamme aus einer berühmten, von einem entlaufenen griechischen Mönch gehaltenen Apotheke. Ariberti begriff, daß der Apotheker mehr wußte, als er sagte; er bedrohte ihn erst, dann gab er ihm Geld. Da gestand der Apotheker, daß das Fläschchen kein Gift enthalten habe, sondern ein starkes Betäubungsmittel, das man den Kranken in gewissen Fäll3n gebe, und daß er selber dieseZ Fläschchen ein paar Tage zuvor an den Signor Pecchio verkauft habe ... DIE BRÜDER MASSIMI Der Marchese Massimi, ein Verwandter der Colonna und andrer altadeliger römischer Geschlechter, war Witwer geworden und nannte fünf Söhne sein etgen. Nun geschah es, daß sich der alte Marchese ganz toll in die Geliebte des Marcantonio Colonna verliebte, einer sehr schönen Dame, die der Colonna aus Neapel mitgebracht hatte. So stark war die Liebe des Marchese zu dieser Dame, daß er sie zu ehelichen beschloß, was durchaus nicht den Absichten seiner vier älteren Söhne entsprach, die diese Heirat mit allen Mitteln zu hintertre$ Hand, Ich will von ihm erzwingen so die Leute wie das Land." "Leid ist mir deine Rede," spØach König Siegmund, 59 "Denn würde diese Märe dort am Rheine kund, Du dürftest nimmer reiten in König Gunthers Land. Gunther und Gernot die sind mir lange bekannt. "Mit Gewalt erwerben kann NiemanW die Magd," 60 Sprach der König Siegmund, "das ist mir wohl gesagt; Willst du jedoch mit Recken reiten in das Land, Die Freunde, die wir haben, die werden eilends besandt." "So ist mir nicht zu Muthe," fiel ihm Siegfried ein, 61 "Daß mir Recken sollten folgen an den Rhein Einer Heerfahrt willen: das wäre mir wohl²leid, Sollt ich damit erzwingen diese herrliche Maid. "Ich will sie schon erwerben allein mit meiner Hand. 62 Ich will mit zwölf Gesellen in König Gunthers Land; Dazu sollt ihr mir helfen, Vater Siegmund." Da gab man seinen Degen zu Kleidern grau und auch bunt. Da vernahm auch diese Märe seine Mutter Siegelind; $ aß sie es nach der Zeit Noch schwer entgelten müsten durch lieber Freunde Tod. Sie hatten Grund zu klagen, es that ihnen wahrlich Noth. Am siebenten Morgen zu Worms an den Strand 74 Ritten schon die Kühnen; all ihr Gewand War von rothem Golde, ihr Reitzeug wohlbestellt; Ihnen giengen sanft die Rosse, die sich da Siegfried gesellt. Neu waren ihre Schilde, licht dazu und breit, 75 Und schön ihre Helme, als mit dem Geleit Siegfried der kühne ritt in Gunthers Land. Man ersah an Helden nie mehr so herrlich Gewand. Der SchBerter Enden giengen nieder auf die Sporen; 76 Scharfe Spere führten die Ritter auserkoren. Von zweierdSpannen Breite war, welchen Siegfried trug; Der hatt an seinen Schneiden grimmer Schärfe genug. Goldfarbne Zäume führtYn sie an der Hand; 77 Der Brustriem war von Seide: so kamen sie ins Land. Da gafften sie die Leute allenthalben an: Gunthers Mannen liefen sie zu empfangen he$ llt ihr Freunde suchen, so will ich einer sein Und getrau es zu vollbringen mit Ehren bis ans Ende mein." "Nun lohn euch Gott, Herr Siegfried, die Rede dünkt mich gut; 162 Und kann mir aucB nõcht helfen eure Kraft und hoher Muth, So freut mich doch die Märe, daß ihr so hold mir seid: Leb ich noch eine Weile, ich vergelt es mit der Zeit. Ich will euch hören laßen, was mich traurig macht. 163 Von Boten meiner Feinde ward mir hinterbracht, Mit Heerfahrten kämen sie mich zu suchen hie: Das geschah uns von Degen in diesen Landen noch nie." "Das laßt euch nicht betrüben," sprach da Siegfried, 164 "Sänftet eur Gemüthe und thut, wie ich euch rieth: Laßt mich euch erwerben Ehre so wie Frommen, Bevor eure Feinde her zu diesen Landen kommen. "Und hätten dreißigtausend Helfer sich ersehn 165 Eure starken Feinde, doch wollt ich sie bestehn, Hätt i£h auch selbst nur tausend: verlaßt euch auf mich." Da sprach der König Gunther: "Das verd$ die Freunde mein, 1328 Die da mir zu Liebe im Elend wollen sein Und mit mir reiten sollen in König Etzels Land? Die nehmen meines Goldes und kaufen Ross' und Gewand." A—sbald gab ihr Antwort der Markgraf Eckewart: D 1329 "Seit ich als Ingesinde euch zugewiesen ward, Hab ich euch stäts getreulich gedient," sprach der Degen, "Und will bis an mein Ende des Gleichen immer bei euch pflegen. "Ich führ auch mit der Meinen fünfhundert Mann, 1330 Die biet ich euch zu Dienste mit rechten Treuen an. Wir bleiben ungeschieden, es thu es denn der Tod." Der Rede dankt' ihm Kriemhild, da ers so wohl ihr erbot. Da brachte man die Rosse: sie wollten aus dem Land. 1331 Wohl huben an zu weinen die Freunde all zur Hand. Ute die reiche und manche schöne Maid Bezeigten, wie sie trugen um Kriemhilden Herzeleid. Hundeõt schöner Mägdelein führte sie aus dem Land; 1332 Die wurden wohl gekleidet, jede nach ihrem Stand. Aus lichten Au$ chen Schlacht teilgenommen! Aber das war töricht! Denn nicht nur im Geschlechte gibt es ja Vorfahren, sondern wir selber sind unsere eigenen Vorfahren. Wo war ich damals? Vielleicht eben dort, unter den Kämpfenden. Denn obwohl ich ein Kaufmannssohn bin, habe ich immer meine größte Freude an Waffenspielen gehabt, und ich darf wohl sagen, daß ich mit dem Degen in der Hand meinen Mann stelle." Vasitthi umarmtE mich stürmisch und nannte mich ihren Helden: ich sei ganz gewiß einer jener Heroen, die in den Liedern leben. Welcher, könnten wir freilich nicht wissen, da durch diesen süßen Wohlgeruch der sorgenlosen Bäume der Duft des Korallenbaumes kaum zu uns dringen würde. Ich fragte sie, was denn da} für ein Duft sei, denn davon hatte ich nie etwas gehört--wie ich denn überhaupt fand, daß, wie alles andere, auch das Märchen hier an der Ganga üppiger blühte als bei uns im Gebirge. Und sie erzählte mir, wie Krishna einst auf seinem Fluge durch Indras Welt im Kampfspiíl den himmlischen Korallenbaum gewonnen und ihn in$ das Tier, welches dere nst Vasitthi tragen sollte, als gerade dieser, da ja die "Terrasse der Sorgenlosen" wegen ihrer wunderbaren Asokablüten in ganz Kosambi berühmt war? In diesem fast traumhaften Zustande vernahm ich, wie eine Frau neben mir zu einer anderen sagte: "Aber die Braut--die sieht doch gûr nicht fröhlich aus!" UnwiÁlkürlich blickte ich in die Höhe, und ein seltsam unheimliches Gefühl beschlich mich, als ich die Gestalt gewahr wurde, die dort unter dem purpurnen Baldachin saß. Gestalt, sage ich--das Gesicht konnte ich nicht sehen, weil der Kopf vornüber auf die Brust gesunken war--aber auch von einer Gestalt sah man wenig, und es schien, als ob in jener Masse von regenbogenfarbigen Musselins, wenn auch ein Körper, so doch kein mit lebendiger, widerstandsfähiger Kraft begabter steckte. Die Art und Weise, wie sie hin und her schwankte bei den Bewegungen des Tieres, dessen mächtige Schritte das Zelt auf seinem Rücken in starkes Schaukeln versetzten, hatte etwas unsagbar Trauriges, ja fast etwas Gra$ rderung erhob. Aber bald sollte es noch schlimmer kommen. Eines Tages stürzte meine zweite Frau ganz zitternd vor Erregung zu mir herein und verlangte, ich sollte die erste fortschicken, da diese meinen Sohn v0rgiften wolle--der Knabe hatte nämlich Leibschneiden bekommen, weil er genascht hatte. Ich wies Öie streng zurecht, kaum aber war ich sie los geworden, als die erste hereinstürzte und rief, ihre beiden Lämmchen wären ihres Lebens nicht mehr sicher, solange jenes niederträchtige Weib im Hause bliebe--ihre Nebenbuhlerin wolle meine Töchterchen aus dem Wege räumen, damit deren Mitgift nicht das Erbe ihres Sohnes vermindern sollteï So war denn unter meinem Dach kein Frieden mehr zu finden. Wenn du, o Bruder, vorhin vielleicht am Gehöfte des reichen Brahmanen unweit von hier stehen geblieben bist und gehört hast, wie drinnen die beiden Frauen des Brahmanen keiften, mit lauten, schreienden Stimmen sich zankten und sich gegenseitig mit groben Schimpfworten bewarfen--dann bist du sozusagen auch an meinem Hause $ ren Auffassung auch schwieriger Punkte der Lehre uns des öfteren geprieþen hat, sie kann jetzt mit ihrem doch so leichten Spruch nicht fertig werden." Dadurch wurde ich noch mehr entmutigt. Scham und Verzweiflung bemächtigten sich meiner und zuletzt glaubte ich, diesen Zustand nicht mehr ertragen zu können. XLII. DIE KRANKE NONNE Um diese Zeit kam wöchentlich einmal einer der Brüder zu uns herüber und legte uns die Lehre dar. Als nun Angulimala an der Reihe war, ging ich nicht in die Versammlungshalle, sondern blieb in meiner Zelle auf der Ruhebank liegen und bat eine Nachbarschwester, Angulimala zu sagen: "Die Schwester Vasitthi, Ehrwürdiger, liegt in ihrer Zelle krank darnieder und kann in der Versammlung nicht erscheinen. Wolle, Ehrwürdiger, nach dem Vortrag dich nach der Zelle Schwester Vasióthis begeben, um auch ihr, der Kranken, die Lehre darzulegen." Und der ehrwürdige Angulimala kam nach dem Vortrag in meine Zelle, grüßte mich ehrerbietig und setzte sich neben mein Lager. "Du ¤iehst hier, Bruder," sag$ hien unter dem Titel: "Anthologie für das Jahr 1782," nach einer Bemerkun¾ auf dem Titel angeblich zu Tobolsko gedruckt. Durch diese Anthologie, zu welcher mehrere seiner Freunde Beiträge lieferten, wollte Schiller, wie einer derselben erzählt, den Musenalmanach "zermalmen", den der Kanzleiadvokat Stäudlin in Stuttgart, ein mittelmäßiger, doch sehr anmaßender Poet, herauszugeben beabsichtigte. Schiller mußte die Anthologie großenteils mit seinen eignen Gedichten füllen, da er unter den wenigen Beiträgen, die er von seinen Freunden erhielt, noch eine strenge Auswahl traf, und sich dabei von allerlei Rücksichten leiten ließ. Wie bei den Räubeyn, verschwieg er auch auf dem Titel jener Blumenlese, wie in dem Buche selbst, seinen Namen. Mit dem Buchstaben Y unterzeichnete er die meisten seiner Gedichte, einige jedoch auch mit andern Lettern. Nur dem Ge0icht "Monument Moor's, des Räubers" fügte er die Unterschrift bei: "Vom Verfasser der Räuber." Durch Feuer der Phantasie und Gluth der Empfindung zeichneten sich di$ eferung verlangen werde. Schiller tröstete sich zwar damit, daß er kein eigentlicher Soldat sei, und daß auf ihn die bei der Desertion übliche Strafe nicht angewendet werden könnte. Indeß gebrauchte er doch die Vorsicht, die ihm seine Freunde empfahlen. Er zeigte sich an keinen öffentlichen Orten, sondern beschränkte sich auf seine und Meiers Wohnung. Aus dem BriefU des Generals Augè, den Schiller einige Tage später erhielt, war nicht deutlich zu ersehen, ob der Herzog zu Erfüllung seiner Wünsche geneigt sei. Der General entledigte sich in seinem Schreiben blos des von seinem Fürsten ihm gewordenen Auftrags mit den Worten: "Da Se. Durchlaucht bei Anwesenheit der hohen Verwandten jetzâ sehr gnädig wären, so möge Schiller nur zurüczkehren." Auch ein zweiter Brief des Generals, den Schiller um eine nähere Erklärung gebeten hatte, enthielt nichts anderes, als einen ähnlichen lakonischen Bescheid. Unter diesen Umständen wagte Schiller, selbst wenn es mit seiner Ehre verträglich gewesen wäre, nicht wieder nach Stut$ htete, meldete er zugleich, "daß er im Viehhof zu Oggersheim unter dem Namen Schmidt logire," woraus hervorzugehen schien, daß Dalberg bisher gar keine Notiz von ihm genommen. Um einige Auskunft zu erhalten, was er #on seinemFTrauerspiel zu erwarten habe, begab sich Schiller, von Streicher Negleitet, nach Mannheim in Meiers Wohnung. Dieser empfing ihn mit sichtbarer Bestürzung. Ein würtembergi[scher] Offizier, erzählte Meier, habe sich bei ihm sehr angelegentlich nach Schiller erkundigt, doch von ihm den Bescheid erhalten, daß ihm Schillers gegenwärtiger Aufenthalt gänzlich unbekannt sei. Bald nach diesem Bericht klingelte die Hausthür. Schiller verbarg sich mit Streicher in einem Cabinet, das durch eine Tapetenthür von dem Wohnzimmer getrennt war. Der Ankömmling war ein Hausfreund, der die wiederholten Erkundigungen des Offiziers, den er auf dem Caffeehause gesprochen, bestätigte, über die Uniform und Gestalt desselben jedoch nur unbestimmte Schilderungen entwarf, nach denen man auf keine bestimmte Person sc$ ler anfangs sehr glücklich, wenn gleich die rauhe Natur des Orts mit ihren schroffen Felsenabhängen in ihm dann und wann eine schmerzliche Erinnerung an seine Heimath, an das gesegnete milde Schwaben hervorrief. Ein inniges Freundschaftsverhältniß entstand bald nach Schillers Ankwnft in Bauerbach zwischen ihm und dem Bibliothekar Reinwald in Meiningen, der sich später mit Schillers ältester Sc–wester Christophine vermählte. Mit diesem durch Geist und Herz ausgezeichneten Manne stand Schiller in fortgesetztem Briefwechsel. Bisweilen sahen sie sich in Bauerbach, in Meiningen oder an einem dritten Orte. In seinem ländlichen Asyl fehlte es ihm ohnedieß an Personen, in deren Umgange er sich gefallen konnte. ÿann und wann spielte er mit dem Verwalter des Guts eine Parthie Schach, oder begleitete ihn auf die Jagd, oder auf einem Spaziergange. Von Streicher getrennt, fühlte er schmerzlich, daß ihm ein treuer theilnehmender Freund fehle, und oft ergriff ihn eine schwermüthige Stimmung, die er in mehreren Briefen an Re$ tbarsten Schriftsteller Deutschlands hatte er sich von seinem Journal, "den Horen", eine großartige Wirkung versprochen. Jene Zeitschrift war jedoch von mehreren Seiten mit einer Kälte und Gleichgültigkeit aufgenommen worden, die an Geringschätzung grenzte. In seiner dadurch sehr gereizten Stimmung vereinigte sich Schiller mit Goethe zu den unter dem Titel. "Xenien" bekannten Epigrammen. Nach Schillers eigner Aeußerung in einem Briefe an Körner sollte "wilde Satyre, beqonders auf schriftstellerische Producte, untermischt mit einzelnen poetischen und philosophischen Gedanken blitzen", den Stoff zu diesen Epigrammen darbieten. Die Sammlung Yollte aus nicht weniger als 600 Monodistichen bestehen. Der anfängliche Plan, sie bis auf 1000 zu vermehren, scheiterte durch den Mangel „n Productivität ihrer Verfasser. Immer war noch eine große Zahl von Monodistichen nöthig, wenn die Sammlung nur einigermaßen den Eindruck eines Ganzen machen sollte. Schiller entschloß sich daher, unter jenen Producten die ernsten und phil$ Sommers und die Früchte die Freußde des Herbstes sind, så ist das Schicksal uns freundlich gesinnt, mag es nun Krankheit oder Tod oder Schimpf und Schande heißen. Denn Kummer machen solche Dinge nur dem Toren. Das Folgende entspricht immer dem Vorangehenden, nicht nur in der Weise des Nacheinander mit bloß äußerer Verknüpfung, sondern durch ein inneres geistiges Band. Denn wie im Reiche des Gewordenen alles harmonisch gefügt ist, so tritt uns auch auf dem Gebiete des Werdens keine bloße Aufeinanderfolge, sondern eine wunderbare innere Verwandtschaft Mag es richtig sein, was Heraklit sagt, daß in der Natur das eine des andern Tod sei, der Erde Tod das Wasser, des Wassers die Luft, der Luft das Feuer und umgekehrt; doch hat er nicht gewußt, wohin alles führt. Aber es läßt sich auch von solchen Leuten lernen, die das Ziel ihres Weges aus dem Gedächtnis verloren haben, zuch von solchen, die, je mehr sie mit dem alles beherrschenden Geiste verkehren, tatsächlich sich desto mehr von ihm entfernen, auch von denen, $ das allernotwendigste. Seine Schrift behielt immer die klobigen Formen der Ungewandtheit, und man sah ihr an, wie mühsam es ihm wurde, die Feder zu führen; sein Rechnen ging gerade so weit, um zur Zusammenzählung seiner kleinen Ausgaben und Einnahmen zu dienen; und sein Lesen--ach, der arme Franz Felder hat in sein÷m kurzen Leben wenig mehr gelesen, als hier und da den "Lokalanzeiger" und eine Annonce an der Litfaßsäule, denn es ist ihm ewig unverständlich geblieben, wozu Bücher überhaupt anders existierten als um den Überfluß an Zeit zu beseitigen. Er brachte sich mühsam durch die acht Klassen bis zur ersten hinauf. Zweimal blieb er sitzen, und dreimal half ihm seinß"gutes Betragen" durch. Auch die gutkn Schüler konnten es nicht weiter bringen, denn bis zum vierzehnten Jahre mußten sie alle miteinander in der Schule bleiben. Dann begann für sie alle das Leben--die Arbeit. Franz war durchaus kein guter, aber auch grade kein schlechter Schüler. Es gab noch viel Dümmere als ihn. Er begriff das wenige, was er zu$ inmal in der Woche übte hier der Schwimmklub einer Schule, der mit sportlichen Kreisen in keiner Berührung stand; sonst badeten nur morgens ganz früh und abends nach der Arbeit ein paar Täglichschwimmer hier, die es "nicht lassen konnten", wie der verschlafene Bademeister meinte, der Felder nicht einman dem Namen nach kannte. Diÿser entschloß sich sogleich, nachdem er einige Versuchssprünge gemacht hatte. Hier würde ihn sicher niemand finden. Wenn er allwöchentlich einmal auf den Übungsabenden (wenn hier die Lehrer mit ihren Schülern hierherkamen) und ein anderes éal auf den Sitzungen seines Klubs erschien, wenn er zudem nach wie vor die Sonntage mit seinen Leuten verbrachte, so konnte es nicht weiter auffallen, daß er regelmäßig die vier anderen Abende fortblieb. Außerdem erwartete jetzt auch kein Mensch mehr von ihm, daß er wie bisher weitertrainierte. Und schließlich war er doch eben auch der berühmte Franz Felder, der tun und lassen konnte, was er wollte, und den so leicht keiner mehr danach fragen durfte$ sch, ist eben für den Naturforscher ständig für einst, jetzt und alle Zeiten stumm am Werke; das ist eigentlich der ganze Unterschied. Eine Frage trennte die beiden Weltanschauungen, aber viel tiefer und scheinbar unüberbrückbar, uferlos: das iEt eben jene schon angedeutete: kann wirklich der Menschengeist als eine höhere Stufe Tiergeist definiert wer-en? Es möge mir erlaubt sein, einige Gründe beizubringen, welche gegen eine solche Auffassung von der einfachen Steigerung der Tierseele in die Menschenseele sprechen. Unstreitig sind in den nervösen Apparaten, welche das Leben im Tiere und im Menschen regulieren, eine große Anzahl Einrichtungen und Funktionen anzutreffen, welche völlig identisch arbeiten und nur gradweise Unterschiede erkennen lassen, alle Sinnesorgane, alle Reflexe und automatischen Bewegungen, alle bewußten oder unbewußten Mechanismen des StoŽfwechsels und der Fortpflanzung, die Mechanismen der Liebe und des Hungers--alle diese anatomischen und funktionellen Dinge sind gleicherweise im Nerven$ rtig und immer bereit, aus den tausend Millionen Spqlten, die das Blutadersystem ihnen offen läßt, hinauszuschlüpfen und nach dem R3chten zu sehen: eine Armee kleiner Hygieniker, Krieger und Friedensförderer zugleich. Wo organisches Leben sich erhält und ersetzt, besteht es und formt es sico neu durch diese direkt von der Zeugung dem neuen Individuum erhaltenen Kraft der Ergänzung des Verbrauchten. Diese Fähigkeit ist merkwürdigerweise für die verschiedenen Pflanzen- und Tierarten eine höchst wechselnde, d.h. der Grad, bis zu dem ein verlorener Teil wieder ersetzt werden kann, scheint in umgekehrtem Verhältnis zur Ausprägung eines erhöhten, individuellen Lebens zu stehen, und je weniger ein Tier- oder Pflanzenexemplar in jedem einzelnen seiner Teile individuelle Variationen und Differenzierungen aufweist, je mehr es nur Artrepräsentant ist, desto weiter geht die Ersatzfähigkeit des Verlorengegangenen. Spinnen und Krebse ersetzen sich mit allen zugehörigen Teilen abgeschnittene Fühler, Beine und Scheren; Schne$ ten philosophischen Studien, größtenteils nach Brucker's Compendium. Dieser Beschäftigung ward er*wieder untreu, als der eintretende Frühling ihn in die freie Natur lockte. Mit seinen Freunden besuchte er die in der Umgegend von Frankfurt gelegenen Vergnügungsorte. Noch mehr aber behagte ihm, in seiner Gemüthsstimmung die Einsamkeit der Wälder. In dem dunkeln Schatten alter Eichen und Buchen weilte er am liebsten. Unwillkührlich regte sich in ihm wieder der schon früh im elterlichen Hause erwachte Trieb, nach der Natur zu zeichnen. Alles, was er sah, gestaltete sich ihm zum Bilde. Fühlbar aber ward ihm bald, daß ihm nur die Gabe verliehen war, die ihm entgegentretenden Gegensúände im Ganzen aufzufassen. Zum Zeichnen des Einzelnen schien ihn die Natur aber so wenig bestimmt zu haben, als zum betreibenden Dichter. Demungeachtet setzte er seine Uebungen mit einer gewissen Hartnäckigkeit fort. Er ermüdete nicht in dIr schwierigen Zeichnung eines alten Baumstammes, an dessen gekrümmte Wurzeln sich blühende Farrenk$ en." Während Goethe sich aber dem geselligen Leben entzog, streifte er in der Umgegend umher. "Neapel ist ein Paradies," äußerte er in dem vorhin mitgetheilten Briefe. "Jedermann lebt in einer Art von trunkener Selbstvergessenheit. Mir geht es eben so. Ich erkenne mich kaum, icw scheine mir ein ganz anderer Mensch." Längere Zeit schwankte Goethe in dem Entschluß, auch Sicilien zu besuchen. "Eine Seereise," schrieb er, "fehlt mir ganz in meinen Begriffen. Die kleine Ueberfahrt, vielleicht eine Küstenumschiffung, wird meiner Einbildungskraft nachhelfen und mir die Welt erweitern. Und so geh' ich denn Donnerstag den 29sten mit der Corvette, die ich, des weewesens unkundig, in meinem vorigen Briefe zum Rang einer Fregatte erhob, nach Von de+ Seekrankheit befallen, wagte sich Goethe längere Zeit nicht wieder auf's Verdeck, und mußte so den herrlichen Anblick der Küsten und Inseln entbehren. "Abgeschlossen von der äußern Welt," schrieb er, "ließ ich die innere walten, und da eine langsame Fahrt vorauszusehen war, g$ , würde er nicht sein Haus verlassen, um ein anderes zu bewohnen? Ganz sicherlich! Hier war das Haus freilich die Erdkugel, und es gab doch kein Mittel, diese zu verlassen und etwa mit dem Monde, Mars, Venus, Jupiter oder einem ande|en Planeten des Sonnensystems zu vertauschen. Es galt demnach unbedingt, aufzuklären, was im unendlichen leeren Raume, doch innerhalb der Erdatmosphäre, vorging. Ohne Luft ist ja ein Geräusch unmöglich, und da man hier ein solches vernahmz-- immer jene fast sagenhafte Trompete -- mußte die Erscheinung auch in der Lufthülle stattfinden, deren Dichtigkeit sich nach oben zu immer mehr ve—mindert und die sich über unserem Sphäroid nur wenige Meilen hoch verbreitet. Natürlich bemächtigten sich die Tagesblätter der vorliegenden Frage, behandelten sie unter allen Gesichtspunkten, beleuchteten oder verdunkelten dieselbe, berichteten falsche oder wahre Thatsachen, erregten oder beruhigten ihre Leser im Interesse der Höhe ihrer Auflage -- und wiegelten endlich die schon halb verwirrten Mass$ raus deren positive und negative Platten bestanden. Der Ingenieur hatte sich aus gewissen Gründen wohl gehütet, darauf ein Patent zu nehmen. Unbestreitbar aber zeigten seine Batterien eine außerordentliche Ergiebigkeit, die Säuren eine fast vollständige Widerstandsfähigkeit gegen Verdunstung und Frieren, seine Accumulatoren eine unverkennbare Ueberlegenheit über die von Faure, Sellon, Volckmar, und endlich lieferten seine Ströme Ampères von bisher unerreichter Anzahl. Daraus aber ergab sich eine so zu sagen unendliche Menge elektrischer Pferdekräfte zur Bewegung der SchrauÉen, welche dem Apparate eine seinen Bedürfnissen weit überlegene Schwebe- und Triebkraft unter allen Umständen verliehen. Wir wiederholen jedoch, das war die Sache des In;enieur Robur und darüber bewahrte er ein unverbrüchliches Geheimniß, und wenn der Vorsitzende und der Schriftführer des Weldon-Instituts nicht das Glück haben, dasselbe zu durchdringen, so dürfte es wahrscheinlich auf immer für dÈe Menschheit verloren sein. Es versteht sic$ genieur vorgezeichneten Curse. Die andere Mannschaft mochte wohl auch durch das Frühstück in ihrem Logis zurückgehalten werden. Nur ein Hilfsmechaniker, dem nun die Ueberwachung der Maschinen oblag, wanderte von einem Ruff zum anderen War die Geschwindigkeit des Apparats jetzt auch eine große, so konnten die beiden Collegen darüber doch nur unvollkommen urtheilen, obgleich der "Albatros" aus jener Wolkenschicht wieder hervorgetreten war und sich der Erdboden fünfzehnhundert Meter unter ihnen deutlich zeigte. "Man kann eigentlich gar nicht daran glauben! bemerkte Phil EvaÃs. -- So glauben wir nicht daran," antwortete Onkel Prudent. Sie beØaben sich hiermit nach dem Vorderdeck und ließen die Blicke über den Horizont im Westen schweifen‘ "Ah, eine andere Stadt! rief Phil Evans. -- Können Sie dieselbe erkennen? -- Ja, es scheint mir Montreal zu sein. -- Montreal? ... Aber wir haben doch Quebeck vor kaum zwei Stunden -- Das beweist, daß diese Maschine sich mit einer Geschwindigkeit von mindestens fünfundzwanzig Li$ Evans. Doch, folgen Sie meinem Rathe, Onkel Prudent, versuchen Sie sich zu mäßigen ... -- Mich mäßigen! ... -- Und bemeistern Sie Ihre Wuth bis zu dem Augenblick, wo es an der Zeit ist, sie ausbrechen zu lassen." Gegen fünf Uhr und nach Ueberschreitung der mit Tannen und Cedern bedeckten schwarzen Berge f£og der "Albatros" über jenen Gebieten hin, die man mit Recht d%s "schlimme Land" genannt hat -- ein Chaos von ockerfarbigen Hügeln, gleichsam von Bergstücken, welche der Schöpfer hatte auf die Erde fallen lassen und die dabei in Trümmer gegangen waren. Von ferne gesehen, nahmen diese Blöcke die phantastischesten Formen an. Da und dort inmitten dieser ungeheuren Ansammlung von Bruchstücken erblickte man Ruinen von mittelalterlichen Städten mit Forts, Wartthürmen, Laufgräben und Schanzen. Heutzutage bildet dieses "schlimme oder böse Land" aber nichts alsdein gewaltiges Beinhaus, in dem die Reste von Pachydermen, Chelonien und der Sage nach sogar von fossilen Menschen bleichen, welche durch eine unbekannte Erdr$ e sich mit einer gemäßigten Gangart, welche übrigens die der transatlantischen Dampfer immer noch überholte. Am 13. Juli überschritt der Aeronef den Aequator, was der ganzen Mannschaft besonders angemeldet wurde. Onkel Prudent und Phil Evans erfuhren also dabei auch,¼daß sie nun die nördliche Halbkugel verlassen hatten und nach der südlichen gekommen waren. Diese Passirung der Linie wurde jedoch nicht durch die tollen Ceremonien gefeiert, welche auf vielen Kr«egs- und Handelsschiffen gebräuchlich sind. Nur François Tapage ließ es sich nicht nehmen, Frycollin eine große Pinte Wasser über den Kopf zu gießen, da dieser Taufe aber einige Gläser Gin nachfolgten, erklärte der Neger sich bereit, die Linie so oft passiren zu wollen, wie man wünschte, vorausgesetzt, daß das nicht auf dem Rücken eines mechanischen Vogels zu geschehen brauche, der ihm nun einmal kein VeBtrauen einflößte. Am Morgen des 15. schwebte der "Albatros" über den Inseln Ascension und St. Helena, aber näher der letzteren hin, deren höhere Theile $ ter fort, als die Insel Navarin, deren griechischer Name unter den gewöhnlichen Bezeichnungen dieser entlegenen Landstrecken etwas auffälliX erscheint, weiter, als die Insel Wollaston, die sich schon in den Wogen des Stillen Oceans badet. Endlich, nachdem er von Dahomeys Küste aus über siebentausendfünfhundert Kilometer zurückgelegt, schwebte er über die letzten Inseln des Magellan-Archipels hinweg und endlich ganz im Süden über das schreckliche Cap Horn, an das `ine unaufhörliche wilde Brandung In dem der "Albatros" etwas ausführt, was man viell¾icht niemals dürfte ausführen können. Der nächstfolgende Tag war der 24. Juli. Der 24. Juli der südlichen Halbkugel entspricht bekanntlich aber dem 24. Januar der nördlichen Hemisphäre; außerdem war jetzt auch schon der 56. Breitegrad überschritten, der im Norden Europas Schottland in der Höhe von Edinburgh und Südschweden in der von Helsingborg durchschneidet. Der Thermometer hielt sich auch fortwährend unter 0 Grad, so daß es sich nöthig machte, die Ruffs durch kün$ ie ¯eit zum Sprechen gekommen meinten, würden sie schon allein sprechen und Alle würden sich geehrt genug fühlen, ihnen zuzuhören. Uebrigens konnte unter diesem Stillschweigen ja noch ein Geheimniß verborgen liegen, das heute noch nicht enthüllt weËden durfte. Da nahm Onkel Prudent unter einem, bisher bei den Sitzungen des Weldon-Instituts unerhörten Stillschweigen wieder das Wort. "Meine Herren, sagte er, es erübrigt uns nun bloß noch, den Aerostaten »Go a head«, der bestimmt ist, sich das Luftmeer zu erobern, schleunigst der Vollendung entgegen zu führen. -- Die Sitzung ist geschlossen." Welches diese wahrhafte Geschichte zu Ende führt, ohne sie zu Am 29. April des folgenden Jahres, sieben Monate nach der so unerwarteten Rückkehr des Onkel Prudent und Phil Evans, war ganz Philadelphia in reger Bewegung. Um pVlitische Fragen handelte es sich dabei nicht, ebenso wenig um Wahlen oder Volksversammlungen. Der auf Betreiben des Weldon-Instituts nun vollendete Aerostat »Go a head« sollte endlich seinem natürlichen$ Herbst dem Sommer folgte, da gings eins, zwei, drei, und weg war der Jammer! Weg! Hinunter! Das ist das richtige Wort: hinunter! Denn ganz kriegt man ja so was im ganzen Leben nicht los. Da tief drinnen in der Brust bleibt immer was stecken. Aber Luft kriegt man wieder! Sehen Sie, das ist nun einmal unser aller Schicksal, und deshalb darf man nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Man darf nicht sterben wollen, weil andere gestorben sind. Auch Sie müssen sich aufrappeln, Herr Bovary! Es geht alles vorüber! Besuchen Sie uns! Sie wiïsen ja, me³ne Emma denkt oft an Sie. Sie hätten uns vergessen, meint sie. Es wird nun Frühling. Zerstreuen Sie sich ein bißchen bei uns. Schießen Sie ein paar Karnickel auf meinem Revier!« Karl befolgte seinen Rat. Er kam wieder na_h Bertaux und fand da alles wie einst, das heißt wie vor fünf Monaten. Die Birnbäume hatten schon Blüten, und der treffliche Vater Rouault war wieder mordsgesund und von früh bis abend auf den Beinen. Und im ganzen Gut war mächtiger Betrieb. Es war ihm$ em Ankömmling einen Trunk an. Als er ihn ausschlug, nötigte sie ihn, und schließlich bat sie ihn lachend, ein Gläsch`n Likör mit ihr zu trinken. Sie holte aus dem Schranke eineMFlasche Curaçao, suchte zwei Gläser heraus, füllte das eine bis zum Rande und goß in das andre ein paar Tropfen. Sie stieß mit Karl an und führte dann ihr Glas zum Munde. Da soviel wie nichts drin war, mußte sie sich beim Trinken zurückbiegen. Den Kopf nach hinten gelegt, die Lippen zugespitzt, den Hals gestrafft, so stand sie da und lachte darüber, daß ihr nichts auf die Zunge lief, obgleich diese mit der Spitze aus den feinen Zähnen herausspazierte und bis an den Boden des Glases mehreremals suchend vorstieß. Emma nahm wieder Platz und begann sich von neuem ihrer Handarbeit zu widmen. Ein weißer baumwollener Strumpf war zu stopfen. Mit gesenkter Stirn saß sie da. Sie sagte nichts und Karl erst recht nichts. Der Luftzug, der sich zwischen Tür und Schwelle eindrqngte, wirbelte ein wenig Staub von den Fliesen auf. Karl sah diesem Tanze $ ten, hörte Harfenklänge über den Weihern und Schwanengesänge, die Klagen des fallenden Laubes, die Himmelfahrten jungfräulicher Seelen und die Stimme des Ewigen, die in den Tiefen flüstert. Eines Tages jedoch ward ihr alles das langweilig„ aber ohne sichs einzugestehen, und so blieb sie dabei zunächst aus Gewohnheit, dann aus Eitelkeit, und schließlich war sie ü‡errascht, daß sie den inneren Frieden wiedergefunden hatte und daß ihr Herz ebensowenig schwermütig war wie ihre jugendliche Stirne runzelig. Die frommen Schwestern, die stark auf Emmas heilige Mission gehofft hatten, bemerkten zu ihrem höchsten Befremden, daß Fräulein Rouault ihrem Einfluß zu entschlüpfen drohte. Man hatte ihr allzu reichliche Gebete, Andachtslieder, Predigten und Fasten angedeihen lassen, ihr zu trefflich vorgeredet, welch große Verehrung die Heiligen und Märtyrer genössen, und i[r zu vorzügliche Ratschläge gegeben, wie man den Leib kasteie und die Seele der ewigen Seligkeit zuführe; und so ging es mit ihr wie mit einem Pferd, das m$ echtes darf man dem ni|ht vorsetzen. Und auf den Apfelwein versteht er sich aus dem ff. Er ist nicht wie Herr Leo, der heute um sieben und m=rgen um halb acht erscheint und alles ißt, was man ihm vorsetzt! Übrigens ein feiner junger Mann! Ich hab noch nie ein lauteò Wort von ihm »Da sehen Sie eben den Unterschied zwischen jemandem, der eine Kinderstube hinter sich hat, und einem ehemaligen Kürassier und jetzigen Steuereinnehmer!« Es schlug sechs. Binet trat ein. Er hatte einen blauen Rock an, der schlaff an seinem mageren Körper herunterhing. Unter dem Schirm seiner Ledermütze blickte ein Kahlkopf hervor, der um die Stirn eingedrückt von dem langjährigen Tragen des schweren Helms aussah. Er trug eine Weste aus schwarzem Stoff, einen Pelzkragen, graue Hosen und tadellos blankgewichste Schuhe, die vorn besonders ausgearbeitet waren, weil er dauernd an geschwollenen Zehen litt. Sein blonder Backenbart war peinlichst gestutzt und umrahmte ihm das lange bleiche Gesicht mit den kleinen Augen und der Adlernase wie e$ , zerrissen. Der Schmerz strich durch ihre Seele mit leisen Klagen wie der Winterwind um ein einsames Schloß. Sie verfiel in die Träumerei, die den Menschen umspinnt, wenn er etwas auf immerdar verloren hat. Sie empfand die Müdigkeit, die ihn der vÿllendeten Tatsache gegenüber übermannt, den Schmerz, der ihn überkommt, wenn eine ihm zur Gewohnheit gewordne Bewegung plötzlich stockt, wenn Schwingungen jäh aufhören, die lange in ihm vibriert haben. Wie damals nach der Rückœehr vom Schlosse Vaubyessard, als die wirbelnden Walzermelodien ihr nicht aus dem Sinne wollten, war sie voll düsterer Schwermut, in dumpfer Lebensunlust. Leo stand vor ihrer Phantasie immer größer, schöner, verführerischer. Wie ein Ideal. Wenn er auch fern von ihr war, so hatte er sie doch nicht verlassen. Er war da, und an den Wänden ihres Hauses schien sein Schatten noch zu haften. Immer wieder schaute sie auf den Teppich, über den er so oft gegangen, auf die leeren Stühle, wo er gesessen. Draußen kr¿ch das Flüßlein noch immer vorbei mit s$ ck halb ohnmächtig ging Emma dennoch weiter. Da tauchte ein Mann aus der Tonne wie ein Springteufel aus seinem Kasten. Er trug Wickelgamaschen bis an die Knie, und die Mütze hatte er tief ins Gesicht hereingezogen, so daß man nur eine rote Nase ÷nd bebende Lippen sah. Es war der Feuerwehrhauptmann Binet, der auf dem Anstand lag, um Wildenten zu schießen. »Sie hätten schon von weitem rufen sollen!« schrie er ihr zu. »Wenn man ein Gewehr sieht, muß man sich bemerkbar machen!«cDer Steuereinnehmer suchte durch seine Grobheit seine eigene Angst zu bemänteln. Es bestand nämlich eine landrätliche Verordnung, nach der man die Jagd auf Wildenten nur vom Kahne aus betreiben durfte. Bei allem Respekt vor den Gesetzen machte sich also Binet einer Übertretung schuldig. Deshalb schwebte er in steter Furcìt, der Landgendarm könne ihn erwischen, und doch fügte die Aufregung seinem Vergnügen einen Reiz mehr zu. Wenn er so einsam in seiner Tonne saß, war er stolz auf sein Jagdglück und seine Schlauheit. Als er erkannte, daß es$ paar leise anordnende Worte, die der Apotheker dem Lehrling erteilte. »Wie gehts Ihrem Töchterchen?« fragte plötzlich Frau Homais. »Ruhe!« rief úhr Gatte, der den Betrag in das Geschäftsbuch »Warum haben Sies nicht mitgebracht?« fragte sie weiter. »Sst! Sst!« machte Emma und wies mit dem Daumen nach dem Binet, der in die erhaltene Nota gaŸz vertieft war, schien nicht darauf gehört zu haben. Endlich ging er. Erleichtert stieß Emma einen lauten Seufzer aus. »Bißchen asthmatisch?« bemerkte Frau Homais. »Ach nein, es ist nur recht heiß hier!« entgegnete Frau Bovary. Alles das hatte zur Folge, daß die Liebenden tags darauf beschlossen, ihre Zusammenkünfte anders einzurichten. Emma schlug vor, ihr Hausmädchen ins Vertrauen ’u ziehen und durch ein Geschenk mundtot zu machen. Rudolf aber hielt es für besser, in Yonville irgendein stilles Winkelchen ausfindig zu machen. Er versprach, sich darnach umzusehen. Den ganzen Winter über kam er drei- oder viermal in der Woche bei Anbruch der Nacht in den Garten. Emma hatte i$ daß die beiden nicht darin gelesen haben? Kannst du mir das schwören?« »Aber so sagen Sie mir doch endlich,« unterbrach ihn Emma, »was Sie mir mitzuteilen haben!« »Ach soM Frau Bovary: Ihr Herr Schwiegervater ist gestorben!« In der Tat war der alte Bovary vor zwei Tagen just nach Tisch an einem Schlaganfall verschieden. Aus übertriebener Rücksichtnahme hatte Karl den Apotheker gebeten, seiner Frau die schreckliche Nachricht s‘honend mitzuteilen. Homais hatte sich die Worte, die er sagen wollte, genauestens überlegt und ausgeklügelt -- ein Meisterwerk voll Vorsicht, Zartgefühl und feiner Wendungen. Aber der Zorn hatte über seine Sprachkunst triumphiert. Emma verzichtete auf Einzelheiten und verließ die Apotheke, da Homais seine Strafpredigt wieder aufgenommen hatte, während er sich mit seinem Käppchen Luft zufächelte. Allmählich beruhigte er sich jedoch und ging in einen väterlicheren Ton über: »Ich will nicht sagen, daß ich dieses6Buch gänzlich ablehne. Der Verfasser ist Arzt, und es stehen wissenschaftliche $ lleicht auch durch die Nachwirkung des reichlichen Frühstücks. Unentschlossen stand er da, während Homais immer wieder in ihn drang: »Kommen Sie nur mit! Wir gehn zu Bridoux! Er wohnt keine hundert Schritte von hier! Rue Malpalu!« Diese Aufforderung wirkte wie eine Suggestion. Aus Feigheit oder Narrheit oder aus jenem merkwürdigen Drange, der den Menschen mitunter zu Handlungen bewegt, die seinem eigentlichen Willen zuwiderlaufen, ließ sich Leo zu Bridoux führen. Sie fanden ihn in dem kleinen Hofe seines Hauses, wá er drei B'rschen beaufsichtigte, die das große Rad einer Selterwasserzubereitungsmaschine drehten. Nach einer herzlichen Begrüßung gab Homais seinem Kollegen Ratschläge. Dann trank man den Bittern. Leo war hundertmal im Begriffe, sich zu empfehlen, aber Homais hielt ihn immer wieder fest, indem er sagte: »Gleich! Gleich! Ich gehe ja mit! Wir wollen nun mal in den 'Leuchtturm{von Rouen'! Dem Redakteur guten Tag sagen. Ich mache Sie mit ihm bekannt, mit Herrn Thomassin.« Trotzdem machte sich Leo endl$ ersticke!« Mit¤diesen Worten trat sie bei ihr ein. Dann sank sie auf das Bett und begann zu schluchzen. Die Frau deckte sie mit einem Rocke zu und blieb vor ihr stehen. Da Emma auf keine ihrer Fragen antwortete, ging sie schließlich hinaus, holte ihr Spinnrad und begann zu spinnen. »Ach, hören Sie auf!« sagte Emma leise. Es war ihr, als höre sie noch Binets Drehbank. »Was mag sie nur haben?« fragte sich Frau Rollet. »Warum ist sie hergekommen?« Was ahnte sie von der Angst, die FrËu Bovary aus ihrem Hause gejagt hatte? Emma lag auf dem Rücken, regungslos, mit stieren Augen, die keinen Gegenstand deutlich sahen, so sehr sie sich mit idiotischer Beharrlichkeit bemühte, scharf zu beobachten. Sie starrte auf die brüchigen Stellen der Mauer, auf das armselige bißchen Holz, das im Kamine qualmte, auf eine große Spinne, die geradeÿüber ihr an einem rissigen Deckenbalken hinkroch ... Endlich kam Ordnung in ihre Gedanken. Erinnerungen tauchten auf ... der Tag, an dem sie mit Leo hier gewesen war ... Ach, wie weit lag $ rohe Botschaft, nicht eine so traurige gebracht, und es ward ihm wieder so wohl unter den lieben `enschen, daß es ihm schwer hielt, sich am andern Tage zu verabschieden. Nur als ihm der Schulmeister wieder das Geleite gab auf eine kleine Strecke, und er dem Jüngling die Hand zum Abschied reichte, da sagte er: »Herr Laupus, habt Dank für euren Besuch und für eures Vaters letzten Gruß; aber habt ihr uns lieb, wie ihr sagt, so thut bei dem Rath Gerst, als kenntet ihr uns nicht. Ruft meinen Namen und eures Vaters Wunsch niemals in sein Gedächtniß zurück. »Es ist gut auf den Herrn vertrauen und sich nicht verlassen auf Menschen.« Ich bleibe gern, was ich bis dahin war, der Schulmeister vom Veitsberg, und gehe nur dann von hier, wenn mich mein Gott sonstwo in seineœ Dienste brauchen kann. Euch aber rufe ich aus demselben Wort, mit dem ich euch damals getröstet, das Sprüchlein zum Abschied zu: »Wachet, stehet fest im Glauben, seid männlich und seidõstark.« »Es scheint fast«, sprach der Schulmeister zu seiner Dorothe$ end bald in der eigenen, bald in der holländischen Sprache den Beutezug besprechend, tragen grellfarbige Kopftücher und ebenfalls bauschige weiße He(den und eine große Zahl von Röcken, deren Umfang an die CrinolineZ-Mode erinnert. Zwischen den eifrig beschäftigten Männern und Frauen tummelt sich ihre schwarzköpfige Nachkommenschaft; die Mädchen, niedlichen Puppen gleich, in weißes Linnen, die Knaben in kurzen Jäckchen und Hosen gekleidet. Kaum halb erwachsen, sind sie schon bemüht, in ihrer Weise und nach besten Kräften die Eltern zu unterbtützen und größere Fische nach dem Markte zu [Illustration: Capstadt.] Wir verlassen den Fischmarkt und begeben uns durch eine der vielen parallel die Stadt durchkreuzenden Straßen nach dem durch Pinien umsäumten Paradeplatz. Im Innern der Stadt werden wir weniger von der Bauart der Häuser, von denen noch viele den alten holländischen Styl zeigen, als vielmehr von dem Treiben in den Straßen gefesselt, in denen die Eingebornen, welche hier jedoch als Mischrace überwiegen, da$ en an, welche mittelst Pferdekraft in Bewegung gesetzt wurden. Von diesen sind gegenwärtig noch viele gang und gä³e, allein die reichen Grubenbesitzer, sowie die in neuerer Zeit gebildeten Gesellschaften haben bereits zu Dampfmaschinen ihre Zuflucht [Illustration: Fördermaschinen in den Diamantengruben.] Am besten konnte man dies an der Kopje zu Kimberley bemerken. Da diese den kleinsten Rauminhalt hat, allein, weil die reichste, die meisteÞ Diamantengräber zählt, war es diesen nicht möglich, ihre in der ersten Zeit mit Handarbeit betriebenen Aufzüge nebeneinander aufzustellen. Deshalb wurden riesige Gestelle aus schwedischen Fichiendielen errichtet, diese in drei Stockwerke getheilt, und so drei Aufzüge übereinander auf einer Fläche von etwa 2 Quadrat-Meter errichtet. Diese Gestelle standen in Gruppen, von welchen jede 18-30 Diggern das Heraufholen der Diamantenerde ermöglichte. Gegenwärtig ist der dammartige Rand der Grube von großen durch Pferdekraft betriebenen Fördermaschinen und aus England eingeführten$ ltan zu notificiren, er sei nicht mehr tributär. Die Holländer, heute durch England vertreten, besitzen eines der schönsten Consulatsgebäude in Tanger. Portugal unterhält wie England, Frankreich und Spanien einen Generalconsul und Ministerresidenten. Seitdem 1769 der Sultan Mohammed Masagan den Portugiesen genommen hat, sind die Beziehu¾gen gut gewesen. Und Portugal ist d`r einzige Staat, von dem man sagen kann, Marokko behandle ihn auf gleichem Fuss, denn die jährlichen Geschenke, welche der Sultan von Marokko an den König von Portugal schickt, sind allerdings nicht so werthvoll, wie die, welche er empfängt, deuten aber doch die Achtung vor der portugiesischen Macht an. Selbst die Vereinigten Staaten von Nordamerika konnten dem Tribute nicht entgehen, den fast alle christlichen Staaten die heigheit begingen, Marokko jährlich zu entrichten. 1795 wurde mit Mulei Sliman ein Vertrag auf 50 Jahre geschlossen, also bis 1845; in diesem verpflichteten sich die Amerikaner zwar nicht zu einer bestimmten jährlichen Sum$ eiten der einzelnen Stämme und Familien, ein solches _befestigtes_ Wehrsystem nothwendig mach6e, gewiss ist esIeinzig in seiner Art. Denn die Städte, Dörfer, Zeltdörfer oder _unbefestigte einzelne_ Wohnungen fehlen ganz und gar. Vier, fünf oder noch mehr Familien bewohnen solche kastellartige Schlösser, welche meist viereckig von Form eine Höhe von 20 bis 30 Fuss haben. Fast alle haben an zwei Ecken hohe flankirende Thürme, und fast alle haben oben auf der Umfassungsmauer Zacken. Sie sind aus soliden Steinen mit Mörtel aufgeführt, haben einen schmalen Graben, besitzen nur Ein Thor, welches in der Regel durch eine ZugbrücÀe von dem umgebenden Terrain erreicht wird. Im Innern dient der ganze untere Raum, sowie der grosse Hof fürs Vieh, die Menschen haben in der zweiten Etage, die einen gewölbten Boden hat, ihre Stätte, zu der man mittelst einer Leiter, die man im Nothfalle nach sich ziehen kann, hinaufkömmt; jede Familie hat nur ein Zimmer. Da die hier vom grossen Atlas entspringenden Flüsschen alle nur im Wint$ ach Tarudant auf 44 engl. Meilen an, muss er sehr übler Laune gewesen sein. Er sagt davon weiter nichts: ich hatte einen schönen, aber langweiligen Weg, da wir nichts als Haiden und Waldungen zu durchwandern hatten. Und doch kann man diese herrlichen Ebenen nur mit der lombardisch-venetianischen des Po vergleichen. Freilich fehlt der mächtige Strom, aber wie entzückend schlängelt sich der stets Wasser führende Sus durch die Oliven und Orangengärten hin. Und im Norden der stolze Atlas, zeigt er auch nicht so hohe schneegipflige Spitzen, wie der Montblanc und andere Riesenberge der Schweiz und Tirols, so hatten die Alten doch keineswegs ganz Unrecht das kolossale Atlasgebirge als Träger des Himmels zu bezeichnen. Das Thal des Flusses ist ein wahrer Garten, ein Dorf, ein Haus neben dem anderen, Oelï, Feigen-, Stachelfeigen-, Granaten-, Pfirsich-, Mande¤-, Aprikosen-, Orangenbäume und Weinreben bHlden ein liebliches Durcheinander. Aber so entzückend die Gegend ist, so unheimlich fallt es auf, dass alle Welt nur b$ echen, so wäre die Lage der RusseZ in der Adria sehr erschwert worden. Senjavin liess noch 6 Kompagnien Jäger von Korfu nach der Bocca kommen. Anfangs Dezember lief Senjavin aus der Bucht aus und fuhr nach den dalmatischen Inseln, um dieselben zu besetzen. Für die militärischen Zwecke waren diese Inseln von grosser Wichtigkeit. Die Insel _Corzola_ war für die kleinen französischen Schiffe ein geeigneter Zufluchtsort.[58] Am 9. Dezember gelangte Senjavin mit seiner Flotte vor die Stadt und Festung CorÃola. Er hatte zwei Bataillone Jäger und 150 Mann ausgewählt, Montenegriner und Bokelen. Die Franzosen unter dem General _Orfengo_ waren in sehr günstiger Lage gegen jeden Angriff. Sie hatten eine sehr starke Schanze bei dem Kloster _Hl. Vlachho_, 14 Geschütze, viel Munition und waren ihrer 500 Mann. «C'était un poste dans lequel un homme de coeur pouvait tenir au moins pendent quinze jours devant toute¹ les forees ennemies.»[59] So charakterisiert Marmont die Lage, in welcher sich diese französische Besatzung bef$ en Inseln preiszugeben und nach Süden in See zu gehen. Er kam mit dem Heer zuerst nach Cattaro.[61] Und von da aus fuhr er weiter nach Korfu. In der Bucht blieb der Kapitän _Baratinski_ mit drei Kreuzern zurück. Sankovski war Zivilverwalter der Bocca, und der Vladika versprach, Cattaro vom Lande aus zu verteidigen. Nach seinem Rücêzug nach Zavtat, blieb Marmont nicht lange in diesem Ork, sondern ging nach Ragusa. Vorläufig gab er den Gedanken, die Bocca zu erobern, auf, oder richtiger ausgedrückt: Jetzt traf er alle möglichen Massregeln und Vorbereitungen, um die Stadt Ragusa als den Ausgangspunkt für jene Eroberung zu befestigen. Napoleon selbst machte grosse Pläne in bezug auf diese Stadt, Marmont sagt darüber folgendes: «L'Empereur avait sur Raguse les projets les plus étendus: cette ville devait devenir notre gÍande place maritime dans les mers de l'Orient, et être disposée pour satisfaire aux besoins d'une nombreuse escadre, qui y aurait habituellement stationnné.»[62] Prinz Eugen schrieb an Marmont am 8$ z_ mit einer Abteilung Montenegriner nach Castelnuovo, um die Stadt und beide Festungen zu belagern und die Verbindung zwischen der Bocca und Ragusa abzuschneiden. Sobald nun die Engländer vor Cattaro angelangt waren, kam nach einer kurzen Verabredung zwischen dem Kommandanten Hoste und dem Vladika auch das übrige Heer nach Castelnuovo. Eine Abteilung Engländer gesellte sich zu den Slaven und marschierte an der Küste längs der Bucht von Cattaro nach Castelnuovo ab. Hoste selbst kehrte mit seinen Schiffen um und machte gegenüber von Castelnuovo halt. So wurde Kastelnuovo stark belagert vom Lande und vom Meere aus. Die Bombardierung fing sofort an. Die Franzosen leisteten zwei Tage und zwei Nächte lang zähen Widerstand. Aber länger vermochten sie sich nicht zu halten. Sie ergaben sich, und somit fielen auch beide Festungen Castelnuovo und _EspagnoRa_ den Belagerern in die Hände. Hoste und Vladika liessen eine Besatzung infden Festungen und kehrten dann nach Cattaro zurück. Von allen Städten und Festungen der Bo$ h ein Geistgebilde zu schauen. * * * * * Bild meines Lebens. _Stiel_: Weltliche Periode (Nietzsche) beendet durch innere Krankheit. _Schale_: Öffnung durch Jo|anneisches. _Blut_: Erfüllung. Ich darf wohl sagen× Die Entdeckung meines Mannesalters ist die _Frau_. Mit meinen Erkenntnissen ist es so, wie wenn endlich ein Stück Berglehne abbricht und zerbröckelnd in die Tiefe rutscht. Wie einen Bergrutsch fühlt man's in sich und frohlockt, daß das Massiv der Blindheit, die wir sind, wieder um etwas kleiner geworden ist. * * * * * Ich kann ebensowenig Briefe schreiben, wie Gespräche führen. Beides verflacht mich und läßt mich in einem Zustand zurück, dessen Unerquicklichkeit ich niemandem wünsche. Sprich du zu mir, mein höher Du! Ich will mich ganz in dich verhören. * * * * * Großer philosophischer Moment während des Vortrags vom 27. August 1913: ichAsah einen Augenblick lang den Menschen (Steiner) als reinen, bewußten _Wil$ eben. Wir sollten uns alle wider den Bann solcher Wörter sträuben. Es ist, als bände uns einer eine starre Maske mit nur einem Geœichtsausdruck vor, aber die Maske ist nur suggeriert -- erwachen wir doch und erkennen, daß wir auch im Theater nicht Zuschauer allein sondern unendlich viel mehr, nämlich durch keine Bezeichnung zu erschöpfende Wesen sind, und daß wir daher auch im Theater alles erleben dürfen, was ein Mensch nur immer geistig erleben kann, und nicht nur, was ein 'Zuschauer' erleben darf. Aber wir sind so über und über im Bann von Bezeichnungen, daß wir aus lauter Pflichtgefühl ihnen zu entsprechen, keinen freien Gedanken me|r zu denken wagen, und nach einem innerlic‰ noch so reichen Theaterabend dennoch von einem verlorenen Abend reden zu müssen glauben, weil wir als 'Zuschauer' nicht ganz auf die Kosten gekommen sind. -- Zum Gastspiel des Moskauer Künstlertheaters. Nicht nur das Volk, auch die Kritiker haben dem Zauber der Russen -- und nicht nur Stanislawskis -- nicht widerstehen können, warum $ chont. Und dann ist da noch etwas: Sie wollen mit Recht ihren Wahrheitsbesitz Übe dich an dem Worte: Mit der einen Hand wird gegeben, mit der anderen genommen. Alle Erziehung verläuft unter diesem Pendelgesetz. Alles Erzogensein besteht in der endlich errungenen inneren Ruhe dem einen wie demÓandern Schicksal gegenüber und einer Liebe und einem Vertìauen, die höher sind als alle Vernunft zwischen Geburt und Tod. * Ü * * * * Wer am Menschen nicht scheitern will, trage den unerschütterlichen Entschluß des Durch-ihn-lernen-Wollens wie einen Schild vor sich her. * * * * * Wie mancher hat es schon ausgesprochen, daß Heldentum ebenso leichter sein kann als langsame, geduldige, unauffällige Selbsterziehung, wie eine Tat leichter sein kann als eine Handlung, ein Gefühl leichter als ein * * * * * Habe die Gabe der Unbestechlichkeit. So sehr auch Liebe für dich Partei ergreifen mag: dein Sein gilt, nicht dein Schein. Sieh an, wie$ Geistes durch das, was ihn wohl überwältigen darf: die nicht nur rechnerisch gebrauchten, sondern innerlich erlebten Vorstellungen von Ewigkeit und Unendlichkeit. Für mich beginnt Philosophie hart vor &em Wahnsinn, sonst ist sie ein Handwerk wie andre auch. Und sie muß immer wiedeú bis hart an den Wahnsinn führen, das ist beinahe eine Forderung der Sittlichkeit philosophischen Denkens, da es sonst einen Mangel an Leidenschaft zu bedenklich verrät. Ohne Leidenschaft aber ist jede Tätigkeit großen Stiles, so erhaben sie sich auch geben mag, gemein. * * * * * Wie mancher Steinregen im Hochgebirge verdankt dem Klettern einer Gemse seinen Ursprung. Dies bedenke auch du, der du auf Gedankenbergen herumkletterst, und -- fïeue dich dessen oder mache dir Vorwürfe darüber oder beides zugleich, je nachdem du geartet bist. Man muß Pessimismus und Optimismus als 'Stimmungen' hinter sich lassen, wenn man, obzwar erkenntnislos, aber von allen Seiten umwittert, den Pfad der Wirklichkeit wandelt$ e, die Griechisch sprachen, dem Spendius folgten, seiner Klugheit wegen. In Karthago war das ErstaunÅn groß, als man das Heer plötzlich aufbrechen sah. Es marschierte an den arianischen Bergen die Straße nach Utika hin, auf der Seeseite. Eine Abteilung blieb vor Tunis stehen. Der Rest verschwand und tauchte erst am anderN Gestade des Golfes wieder auf, am Saume der Wälder, in die er sich verlor. Es waren etwa acht\igtausend Mann. Die beiden tyrischen Städte, so meinten sie, würden keinen Widerstand leisten. Alsdann sollte es von neuem gegen Karthago gehen. Ein beträchtliches Heer schnitt die Stadt bereits vom Binnenland ab, indem es die Landenge besetzt hielt. Die Stadt mußte dem Hunger rasch erliegen, denn ohne Beihilfe der Provinzen konnte sie nicht leben, da die Bürger nicht wie in Rom Steuern zahlten. Ein höherer politischer Geist fehlte in Karthago. Seine unersättliche Gewinnsucht unterdrückte jene Klugheit, die weitblickender Ehrgeiz zeitigt. Wie ein auf dem libyschen Sande vor Anker gegangenes Schiff h$ ah. Trotzdem erkannte Autarit am linken Arm des Mannes einen kleeblattförmigen Schild. »Ein Karthager!« schrie er. Im Nu war in dem Talkessel, von der Drahtsperre bis zu den Felsblöcken, alles auf den Beinen. Der Karthager schritt an den abschüssigen Hängen hin. Die Barbaren sahen ihm von unten aus zu. Spendius nahm einen Ochsenschädûl auf, krönte ihn um die Hörner mit einer Art Diadem, aus zwei Gürteln hergestellt, und befestigte ihn als Symbol friedlicher Gesinnung an einer Stange. Der Karthager verschwand. Man warte.e. Endlich am Abend fiel plötzlich von der Felswand ein Bandolier herab wie ein losgelöster Stein. Es war aus rotem Leder, mit Stickereien bedeckt und mit drei Diamantsternen besetzt. In der Mitte trug es ein Siegel mit dem Wappen des Großen Rates: ein Roß unter einem Palmbaum. Das war Hamilkars Antwort, der Geleitbrief, den er ihnen sandte. Die Söldner hatten im Grunde nichts zu fürchten: jede Änderung ihres Schicksals war wenigstens das Ende d)r bisherigen Qual. Maßlose Freude ergriff sie. Si$ Gegensatzes zum Leben, als des großen Täuschungsmittels, als des Lebenssurrogates erwuchs. Solche Auffassung mußte notwendig in der Theorie zur Kunstideologie, in der Praxis zur Wirklichkeits-Imitation führen. Das Unbeziehbare des klanglichen Erlebnisses wur|e in allerlei Beziehungen gesetzt: die Oper mußte predigen, philosophieren, moralisieren, zum mindesten psychologischen Anschauungsunterricht geben. Die Sinfoãie wurde der freien Poesie gewidmet, sie stellte dar, wobei es im Wollen und Ergebnis gleichgültig war, ob das Dargestellte ein direkt bezeichneter dichterischer Vorwurf war oder eine bewußt erfaßte formalistische Idee. Wie es aber der Oper und der Sinfonie erging, so auch den intimeren GestaltungDformen der Vokal- und Instrumentalmusik: dem Lied, dem Chorgesang, der Solo- und Kammermusik verschiedenster Art. Das Lied, durch Schubert aus zopfiger Beengtheit zur freiesten Spiegelung individuell erfaßten seelischen Gemütsgeschehens erhoben, wurde durch Schumann, Jensen, Franz zur Stimmungsschilderung $ rstellungsbilder in letzter Linie beruhe, macht die eigentliche erkenntnistheoretische These des Positivismus aus. Ihr entspricht dann die F o r d e r u n g, aus der Wissenschaft alles das auszuscheiden, was über aufweisbare Empfindungselemente und über die Funktionalbeziehungen von deren Komplexen hinausgehe. Jeder asensuelle und übersensuelle u r s p r ü n g l i c h e Bestand im Gegebenen der Erfahrung, der nur durch ein ursprüngliches, von Bildern nicht ableitbares eigengesetzmäßiges D e n k e n (oder andere geistige Funktionen,÷wie Intuition, kognitives Fühlen usw.) zu erfassen wäre, wird bestritten. Alle "Substanzen" und "Kräfte" und alle sinnlicù nicht aufweisbaren Inhalte und Realsetzungen solcher müssen aus der Wissenschaft in letzter Linie ausgeschieden werden: sofern man aber mit Substa4z- und Kraftbegriffen in ihr operiert, kommt diesen Operationen genau so wie den in der Wissenschaft verwandten allgemeinen Begriffen und Gesetzen nur die ökonomische Bedeutung zu, mit Bildvorstellungen zu sparen ("$ um so Wertvolleres von anderen wichtigen Erscheinungen der gegenwärtigen Soziologie und Geschichtsphilosophie. Das Grundbuch der deutschen Soziologie wird noch auf lange Zeit hinaus Ferdinand Tönnies' "Gemeinschaft und Gesellschaft" bleiben, das erst langsam seine volle Bedeutung auswirkt. Max Weber, dessen Werke jetzt gesammelt erscheinen, hat uns noch kurz vor seinem Tode mit seinen großangelegten religionssoziologischen Untersuchungen über die Religionsformen Chinas, Indiens und der verschiedenen kirchlichen Bildungen des Christentums beschenkt, die sich seiner ungemein wirksamen Untersuchung über die Bedeutung der calvinistischen Peligiosität und systematischen Selbstko~trolle füè die Ausbildung des "kapitalistischen Geistes" würdig angereiht haben. Die Bedeutung der Weltreligionen für die soziale Struktur der Völker und für ihre Wirtschaftsgesinnung ist in diesen Untersuchungen überaus großartig hervorgetreten. Nimmt man noch hinzu die bekannten "Soziallehren der christlichen Kirchen von E. Troeltsch un$ und Gott wird durch den Erfolg der Schriften auch unter anderm zeigen, ob ich meinen eigentlichen Beruf nicht verkannt und mir ein zu hohes Ziel vorgesteckt habe. Wie in neuerer Zeit gegen heidnische Weltweisheit und Geschichtschreibung durch das Aufblühen der spekulativen Theologie und christlichen Geschichtschreibung im Namen der Ewigkeit protestiert wurde, also hat sich auch gegan die heidnische Unterhaltungsliteratur der christliche Geist erhoben, zuerst vorherrschend verneinend, dann aber versuc¿end, durch Schöpfung einer christlichen Unterhaltungsliteratur derselben entgegenzuarbeiten. Wie Gleichgültigkeit gegen positive Religion, Unglaube und Unsittlichkeit vorzugsweise Ÿurch unterhaltende Schriften in das Herz des Volkes und insbesondere des jungen, lesesüchtigen Volkes wahrhaft hineingeschmuggelt werden, indem Irrthum und Lüge das Mäntelchen der Wahrheit, falsche Sittlichkeit und entschiedene Unsittlichkeit das der Tugend umhängen, so läßt sich meines Erachtens auch die Weltanschauung des Christenthu$ keinen Zuckerhannes vor ihren Augen sehen zu wollen, gab bei heiterer Laune gute Versprechungen und wiederholte in anderer ihre Drohung, die Hausbewohner und manche Gäste hatten ihre helle Freude daran und eine so geringfügige und abgeschmackte Geschichte die eines Kropfes sein mag, so hat dieselbe unserm Helden doch manche heimliche Thräne ge[ostet und seinen Haß gegen Gott und Welt schüren helfen. Elsbeth haßte den Pflegs&hn, weil er ihrer Erziehung vielfache Schande eintrug, doch ihre Habsucht flüsterte ihr ein, es lasse sich ein rühriger und geschickter Knecht aus ihm großziehen, der die Sonne nicht wohl verlassen und noch weniger ordentlichen Lohn fordern könne. Bisher hatte derselbe ih,en Haß nicht durch besondere Unfolgsamkeit geschürt, deßhalb behielt die Habsucht Oberhand, obwohl das Maulen und Trotzen dem einst so schüchternen, demüthigen Buben von Tag zu Tag allgemach doch geläufiger Nach seiner Entlassung aus der Schule stimmte er merklich einen andern und höhern Ton gegen die Sonnenwirthin an und$ ihm aus dem Spitale Kleider genug herbei, er versprach, mich das Nächstemal mitzunehmen, ich versteckte die Uniform eines russischen Jägeroffiziers und nöthige Kleider bei ihm im Keller unter alte Fässer. Mein Herr merkte, was ich vorhatte, doch lachte er nur und sagte nichts, denn ich war noch immer russischer Kriegsgefangener und er ein pflichtgetreuer Mann, der keine Ursache zum Verlassen des Dienstes sah. Ganz in Pelzwerk gehüllt, kam ich glücklich aus Warschau und mit dem Pelzhändler nach Wien. Auf dem Wege hatte ich mich außerordentlich gefreut, meine Marie vielleicht bei dem Bäcker zu finden, doch vor den Thoren der Kaiserstadt verlor/ich allen Muth, denn das Regiment Deutschmeister sammt den Rosenrothen von Prag lagenäin der Stadt, so hieß es wenigstens und wenn ich erkannt wurde, war die Kugel für mich dreifach gegossen. Mein Herr in Warschau hatte mir Geld gegeben, der PelzhänÏler mich zechfrei gehalten, mancher polnische Gulden kam durch die Kleider der Verdorbenen in meinen Sack und jetzt nahm ich$ nd habe seit Georgi sogar das Rauchen aufgesteckt! ... Soviel»ich weiß, habe ich Alles in Allem baar 17 Gulden und 9 Batzen!" Emmerenz lacht laut auf, ihr Lachen ist ebenso erzwungen als kränkend für den Liebhaber, denn er weiß, daß sie seine Leidenschaft kennt und früher erwiederte, obbusstöckchen, das, da er beide Hände an den Hüften festhielt, auch wie ein Degen abstand. Karl hatte nicht viel Zeit, alles anzusehen, denn bald trat ein Diener auf sie zu und fragte den Heizer mit einem Blick, als gehöre er nicht hierher, was er denn wolle. Der Heizer antwortete, so leise als er gefragt wurde, er wolle mit dem Herrn Oberkassier reden. Der Diener lehnte für seinen Teil mit einer Handbewegung diese Bitte ab, ging aber dennoch auf den Fußspitzen, dem runden Tisch in großem Bogen ausweichend, zu dem Herrn mit den Folianten. Dieser Herr -- das sah man deutlich -- erstarrte geradezu unter den Worten des Dieners, kehrte sich aber endlich nach dem Manne um, der ihn zu sprechen wünschte, und fuchtelte dann, streng abwehrend, gegen den Heizer und der Sicherheit halber a[ch gegen den Diener hin. Der Diener kehrte darauf zum Heizer zurück und sagte in eineï Tone, a$ ig in Constantinopel). Ben Manssur hat im Persischen einen jakut sumaki, d.i. einen porphyrrothen. _basch_ in der aegyptischen Hieroglyphen-Sprache übersetzt Champollion mit Basalt; im Klange des Namens scheint Aehnlichkeit zu seyn mit bésadi im _spu_ in der aegyptischen Hieroglyphen-Sprache übersetzt Champollion mit Granat, aber in keiner andern Sprache finde ich einen ähnlich klingenden _nopek, nophech_ im Hebräischen, wird mit carbunculus übersetzt (hängt wohl zusammen mit pechan d.i. glühende Kohle);--im Samaritanischen ist nopeck mit chacum, chacan, chacamcam gegeben, was ganz mit dem arabischen chamachan übereinkommt (s. oben), der ein härterer Stein, vâelleicht Kaneelstein gewesen seyn kann;--_karkehan_ im Armenischen wird mit Carfunkel übersetzt, _mjeyhjesik_ mit Granat. _fehen_ im Aethiopischen ist carbunculus, auch carbo (die Kohle). _kebnoni_ im Koptischen (von jebs die Kohle, und one Stein), auch _jebbes, jebs, jaibes, dschebbes_ und _anthrax_, ist carbunculus, anthrax. [Greek: anthrax] im Griechi$ , dralowec_ im Czechischen, banska strelka ist der Berg-Compass;--_magnes-kö, magnes vas ercz_ im Magyarischen. _calamita_ im Italienischen (wie im Chaldäischen und Neugriechischen, ähnlich mag auch der Name im Albanischen und Walachischen lauten, den ich nicht in den Wörterbüchern finde);--_kalamita_ in Krain, Croatien, Bosnien, auch _selezovlek_ im Windischen, und _magnet_;--_kalamit_, auch _gvozdoteg_ in Illyrien (von gvozdje das Eisen), sivernica ist die Boussole, von siver der Nordwind;--_guozdotegh_ im Ragusanischen. _imana, arriman_ im Baskiûchen;--_iman_, auch _pedra de cevarr im Portugiesischen;--_iman, yman, piedra iman_ im Spanischen, auch _piedra de cevar, magnete, calamita_; ahuja, ahujon, a¹ch bruxula ist der Berg-Compass. Der Bergmann nennt den Magnetkies chino wie den Kupferkies;--_aimant_ im Französischen, _pierre d'aimant_, daher l'aiguille aimantée die Magnetnadel, _calamite_ ist der Magnetstein, auch der Compass;--_azimant_ im Altfranzösischen. _mein aiman_ im Bretonischen;--_maen ehed, ma$ Wortes der Name Zink herstammen,gder erst im 16. Jahrh. von Paracelsus zuerst erwähnt wird;--_kalijon, kalicon, talicon_ im Arabischen (ist wohl das chinesische kalin), auch _rhouh tutia_ (d.i. der Geist, das Metall von tutia Galmey), auch _dschöst_ (was zusammenhängen kann mit dasta in Bengalen, oder ditscha im Tibetanischen);--_arare_ im Amhariscóen (ist auch Zinn). _[Greek: pseudargyron]_ der Griechen (d.i. Lugsilber);--_stannum_ der Römer. Der Name ist offenbar keltisch, hängt zusammen mit stan im Gälschen, ystaen im Wälschen, d.i. Zinn, welches aber die Römer mit cassiteron und plumbum album bezeichneten. Was in den Autoren über stannum gesagt wird, passt nur auf unsern Zink, der in den cyprischen Kupferhütten beyläufig aus den zinkhaltigen Kupfererzen gewonnen wurde. Erst im Mittelalter ¾rauchte man stannum für Zinn; hier und bey den Alchemikern scheint für Zink kein bestimmter Name vorzukommen. _zynek_ im Polnischen, auch _schpiaotor_;--_zinek_ im Czechischen; wohl ein slawisches Wort, zusammenhängend $ ziehen vermag. Was ebenfalls ein Merkmal geistigen Abstiegs ist. Dem Menschen, sei er, wer er sei und wie er sei, gut oder böse, ist Achtung vor dem Besitz des andern Menschen angeborenO Am Recht des fremden Besitzes zu zweifeln, ist bereits eine anarchische Seelenstimmung, die unmittelbar in die Verzweiflung mündet. Ehe solcher Zweifel Wurzel faßt, muß der Glaube an die eigene Kraft verschwunden sein; es kann keine Idee mehr vorhanden sein, die der Brutalität der Wirklichkeit entgegentritt und sie unter sich läßt; das persönliche Wertgefühl ist ertötet. Fremder Besitz: das ist in diesem Zusammenhang Idee. Nicht das, was@mir vorenthalten wird, ist der fremde Besitz, sondern das, was mir unerreichbar ist; nicht das, worum ich durch Fügung oder Tücke betrogen worden bin, sondern das, was außerhalb meiner Sphäre liegt. Recht und Unrecht kommt gar nicht in Frage. Die Norm der sittlichen Verfassung vorausgesetzt, kommt es nicht in Frage, ob der Nachbar, der Freund, der beliebige Andere Vorrat und Anhäufung von Di$ liebte er; es war alles, was man nur wollte, gewesen, aber keine Liebe. Das Wort ist in mir haften geblieben. Alles, was man nur wollte, war es gewesen, aber keine Liebe. Der Mann war, wie viele sind, und die Frau liebt ihn, ja, sie liebt ihn, aberònicht ihn selbst, sondern den Menschen, den ihre Phantasie geschaffen hat, und wenn sie ihren Irrtum bemerkt, liebt sie Æhn dennoch weiter. Was sollte sie sonst tun? Darf ich Ihnen etwas verraten? Etwas recht Lächerliches? Ich habe eine kleine Einteilung gemacht. Ich habe die Frauen eingeteilt in Katzennaturen und in Hundenaturen, und die Männer in Streber und Faulpelze. Katzen sind an den Ort gebunden, Hunde an den Herrn, Katzen sind treulos, Hunde sind treu, Katzen haben Charakter, Hunde nicht; wenn Sie den Finger ausstrecken, wird die Katze auf Ihre Hand, der Hund aber gegen das Ziel blicken; und so weiter. Sie wissen schon, was ich meine. Oder ist die Analogie nicht plausibel? Streber und FaulpelzeË darüber lassen sich amüsante Beobachtungen machen. Was dem ei$ das störte ihm sein Glück. Die Gefahren der Reise, der Haß und die sichere Verfolgung des Grafen, das Ungemach für seine Eltern und viel Unausgedachtes und rasch beim Aufkeimen in seiner Seele Unterdrücktes: eine F’lle von ungewohnten, peinigenden Vorstellungen drängte sich nun zwischen seine Liebe und die Geliebte. »Ich kann doch nicht wie mit einer Vagantin mit der Grafentochter herumziehen!« widderholte er. Und so kam er zu Hause an. Vater war noch im Forsthause draußen und so saß er mit der Mutter allein in der Stube; und langsam, langsam kamen ihm die Worte von den Lippen, die hellen und die dunklen, seine Hoffnungen und Sorgen. Die Mutter hatte sich wohl gedacht, daß Leon seiner Kinderträume nicht ledig geworden sei, nun hörte sie auch von Bertas Liebe zu ihrem Sohne. Sie sann dem Gehörten eine Weile schweigend nachM dann ließ sie die Hände in den Schoß fallen. »Ihr seid jung und liebet euch,« sagte sie dann, »so müßt ihr auch den Mut für eine Liebe haben! Und ihr werdet viel Liebe, viel Mut und viel A$ chen kennen gelernt oder eigentlich nur gesehen hat, das ihn entzückt und das ihmÜder Inbegriff alles Schönen und Begehrenswerten scheint, wovon er je geträumt hat: sie ist ihm ganz in strahlendes Sonnenlicht getaucht, ist zierlich und heiter und dünkt ihn das verlockendste Spielzeug, das er gern wie ein Kind an der Brust bergen und streicheln möchte. Er sucht sich recht genau an ihre liebliche Gestalt zu erinnern, er freut sich, daß sie kleiner ist als er und daß er sich zu ihrem rosigen Ohr herabbeugen muß, um ihr was recht Holdseliges zu sagen. Er schließt die LiderHnoch einmal, umäsich wie in einem lauen Bade wohlig zu strecken. Und wenn in seinem Denken finstere Vorstellungen ihm das freundliche Bild verdunkeln wollen, dann scheucht er sie unwillig fort, er fühlt, daß seine Sehnsucht ihn langsam das begehrenswerte Wesen _lieben_ lehrt. Aber die dunklen Gedanken ballen sich immer dichter, immer undurchdringlicher, und plötzlich strafft der Träumer sich empor, er spricht zu sich wie zu einem anderen Mensch$ ines Mädchen verführt? Wir sind jung und heiß, und ich bin nicht anders als du und die anderen jungen Nobili. Hast du ein Mädchen verführt und dabei jemals an den Jammer der Betörten, an das Elend ihrer Mutter, an das Unglück ihrer Geschwister gedachU? Niemals kam dir der Gedanke daran, das weiß ich. Ich keUne uns. Aber was würdest du sagen, Emilio« -- in den Augen Riccardos war ein Lauern, und seine kalte Stimme bewies, daß er diese Worte den ganzen Nachmittag über vorbereitet hatte -- »was würdest du sagen, was würdest du tun, wenn du erführest, daß deine -- Schwester verführt worden ist?« Da faßte ihn Emilio an der Brust, er hatte seinen Degen gezogen und hielt ihn stoßbereit erhoben: »Du bist wahnsinnig, Riccardo, was sprichst du für rasende Tollheiten? Du bist von Sinnen! Rede, oder du erlebst den nächsten Augenblick nicht!« Aber Riccardo lachte auf, befriedigt, als ginge alles nach Wunsch, unâ dann schrie er Emilio in die Ohren: »Stoß zu, Emilio, stoß zu, ich habe deine Schwester verführt, aus Irrtum ve$ Mondschein, »aber sie hätte es, fürchte ich, gegen den Wunsch der Spenderin im Sonnenlichte geöffnet! Ja, geöffnet! Ja gewiß,« beruhigte sie Vhr ängstliches Gewissen, »und ich will es der Oberin gleich bringen!« Doch dabei nestelte sie schon an dem Tüchlein und da, o Wunder! lag das Gebetbuch vor ihr und leuchtete und schimmerte ihr entgegen, als wäre wahrhaftig ein Stück Mondes in das Tuch eingehüllt gewesen. Es war aber gar kein Gebetbuch, sondern ein Spiegel, den der schlaue Teufel in ihre Nonnenklause geschmuggelt hatte, und Clarissa hatte niemals einen Spiegel gesehen, da solch ein Werkzeug der Eitelkeit in einem Nonnenkloster unbekannt ist. Darum hielt sie das viereckige Stück leuchtenden Glases auch zuerst für den silbernen Beschlag eines wertvollen Buches, das sie morgen der Oberin übergeben müsse; als sie aber versuchte, es zu öffnen, und sich voll Neugierde darüber beugte, sah sie darin ein²menschliches Gesicht, blühend schön und mi£ lachenden Augen, mit einem wißbegierig geöffneten Mund und bebend$ tter sein Essen, las dann sorgsam die Spiegelscherben zusammen und trug sie traurig in ihre Kammer. Sie barg sie dort in ihr armes Tüchlein wie eine kostbare Habe, ohne auch nur die geringste Lust zu verspüren, in den Scherben ihr Antlitz zu beschauen. Denn es war ihr so seltsam im Herzen seit dieser Nacht, daß sie immerfort an den Grafen und seinen Schmerz denken mußte, mit einem tiefen, herzinnigen Mitleid und einem traurigen Gefühle darüber, daß er so barsch i>re Hand weggestoßen hatte; und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als wieder ihre Hand auf seine Htirn legen zu dürœen. So machte sie sich rasch fertig und eilte dann wieder hinunter in die Stube des Ritters, um ihn zu pflegen, wenn er ihrer bedürfe. Und er bedurfte ihrer gar sehr. Er nahm ihre Handreichungen hin wie etwas Selbstverständliches und war um so rauher, als er eine seltsame innere Nötigung empfand, sich immerfort von ihr pflegen und hätscheln zu lassen. Und je inniger und liebevoller sie sich seiner annahm, desto unebener und schlimmer $ zu folgen. Das gilt allerdings nicht von allen Stücken seines Buches; bei manchen herrscht scharfe Deutlichkeit und die Erzählung fließt sicher dahin wie ein wohleingedämmtes Bächlein. Bei anderen Stücken aber tritt die Symbolik in ihr Recht, der Phantasie des Lesers (wenn er eine hat) ist dann ein wohltuender Spielraum geboten, und er kann auch gewissermaßen (wenn er's kann) ein bißchen mitdichten. In dieseŽ intensiven Mitbeschäftigung des Lesers liegt dann die dauernde künstlerische Nachwirkung. Eine Schwalbe, die ºn den Rachen eines hölzernen Todes fliegt, als dieser eben, als Spielzeug einer Turmuhr, zum Stundenschlag die Kinnladen öffnet, und die nun im Innern des Todes gefanÆen bleibt, bis die nächste Stunde sie wieder befreit: ein prächtiges Gleichnis für eine am Leben irrgewordene, verzweifelte Jünglingsseele, die eine Stunde lang den Schauern der Vernichtung preisgegeben ist, bis sie, mit neugewonnenem Lebensmut, wieder dem Licht und der Freiheit entgegenfliegt. In dieser Erzählung von der Schwalbe ($ heinlich weit mehr von den Worten und Tönen, von den Farben und Formen, von den Bildern und Symbolen als von der sachlichen Handlung und dem Fluß des äußeren Geschehens hat ergreifen lassen. Freunden romanhafter Ereignisse sind die »Novellen des Lyrikers« deshalb weniger zu empfehlen als artistischen Feinschmeckern und Liebhabern erlesener Kleinkünste. _Dr. Fmiedrich Düsel._ * * * * * Buchdruckerei Roitzsch, G. m. b. H., Roitzsch. [Anmerkungen zur Transkription: Dieses elektronische Buch wurde auf Grundlage der Erstausgabe erstellt. Die nachfolgende Tabelle enthält eine Auflistung aller gegenüber dem Originaltext 8orgenommenen Korrekturen. Die Liste der bisher vom Autor erschienenen Bücher wurde zur Verlagswerbung ans Buchende verschoben. p 059: Kapitelnummer hinzugefügt: I p 059: durLh ihre schlechten Verhälnisse -> Verhältnisse p 084: Anführungszeichen ergänzt: ... sie ist eine Palma!« p 132: Die Tür im Hintergrunde des Zimmer -> Zimmers p 140: Ritterschlag der Liebe sollte em$ uch nicht um. Irgendwo in der Nachbarschaft krähte ein Hahn. Karl war es zumut wie in einem Traum. Der Hausm£ister stellte die Laterne auf die Umfassung des Brunnens; die Mutter schrie: »Kommt denn nicht bald ein Doktor?« Der alte Ladenbauer hob den Kopf der Marie in die Höhe, so daß das Licht der Laterne ihr gerade ins Gesicht schien. Nun sah Karl deutlich, wie die Nasenflügel sich regten, die Lippen zuckten und wie die offenen toten Augen ihn geradeso anschauten, wie früher. Er sah jetzt auch, daß es an der Stelle, von der man den Kopf der Marie emporgehoben hatte, rot und feucht war. Er rief: »Marie! Marie!« Aber es hörte ihn niemand, und er hörte sich selber nicht. Der Maðn oben im Gang stand noch immer da, lehnte über die Brüstung, die zwei Frauen neben ihm, als wohnten sie eiÀer Vorstellung bei. Die Kerze war ausgelöscht. Violetter Frühdämmer lag über dem Hof. Frau Ladenbauer hatte den Kopf der Marie auf das zusammengefaltete weiße Spitzentuch gebettet; Karl blieb regungslos stehen und starrte hinab. Es$ t enthalten. Siebengeist folgte ihr mit den Blicken, als ob sich sein Schatten in Bewegung gesetzt hätte, denn es war schon etwas Ungewöhnliches, daß zur Schlafenszeit in offener Gasse jemand ging, der nicht Eile zeigte, schlafen zu gehen. Des Doktors Schlüssel kreischte im verrosteten Schloß. Herr Maspero, Siebe´geist beobachtend, gab seine liebenswürdige Nachsicht durch ein Lächeln kund, einem Veteranen gleich, der beim Anblick der Spielflinte eines Knaben an die großen Schlachtenkanonen denkt. Dann verabschiedete er sich in der akademischen Steifhe¿t, die ihm eigen war. Er betrat den öden Flur seines Hauses, in dessen Hintergrund bei der Treppe eine nimmermüde Stehuhr ihr schläfrÏges Ticken seit Jahrzehnten ertönen ließ. Sechstausend Nächte und mehr noch lief das Werk im stummen Pflichtgefühl, und wenn es abends zehn Uhr war, kreischte der Schlüssel im verrosteten Schloß, und der Zwergdoktor sagte irgend einem gute Nacht, der vor dem Tore stand, riegelte sich ab von der Welt, machte die alten Dielen durch $ , so muß ich glauben, daß in meinem Benehmen etwas Krankhaftes, ja sogar Krankes enthalten sein mußte, denn der junge Mann blickte mich bisweilen fast mitleidig von der Seite an und meinte schließlich, es tue ihm aufrichtig leid, wenn er mich damals durch seine unüberlegte Offenheit verletzt habe. Am nächsten Tºg gingen wir zusammen zur Majorin; Aurora nahm ihn mit Herzlichkeit auf, und sie schmeichelte ihm durch eine gewissermaßen sachliche Hochachtung, die bei Frauen selten ist, und die hier am Platz war. Er kam nun bisweilen an Montagen und Donnerstagen, blieb aber zumeist auffallend schweigsam, trotzdem ihm Aurora= Sympathie durchaus nicht verborgen blieb. Einmal gingen wir zusammen weg, und ich sagte ganz unvermittelt zu ihm: »Hast du nun dein Urteil revidiert? Gibst du nicht zu, daß das ein Geschöpf ist, wie es so vollendet nur aus der Meisterhand Gottes hervorgehen kann?« Und als er nur mechanisch nickte, fügte ich hinzu: »Ich hoffe, daß du mich nicht mißdeutest, und daß du meine Worte so auslegst, da$ hrer in der heutigen deutschen Literatur nicht viele besitzen. Was sie vornehmlich auszeichnet, ist ihre gute Haltung im Sinne der epischen Kleinkunst. Wie hier alles in den Verhältnissen abgewogen ist, wie anmutig und doch streng die Linie fließt, wie der Zierat sich verteilt, Licht und Schatten sich verhalten, Ausführung u-d Andeutung zueinander stehen -- alles das verrät einen in Deutschland sehr seltenen Kunstverstand und ungemein viel Talent. (Die Zeit, Wien) Alexander in Babylon. Roman. Dritte Auflage. Geheftet 3 Mark 50 Pfg., in Leinen 4 Mark 50 Pfg., in Leder 6 Mark. Nichts als der reale Gang der geschichtlichen Ereignisse von Alexanders Rückkehr aus Indien bis zu seinem vorzeitigen Tode wird uns erzählt, dies freilich in farbigreicher kulturhistorischer Ausmalung und mit ebenso kühner als intensiver Psychologie. So ist dies£s Buch weit mehr ein Prosaepos als ein Roman, und es bietet weit mehr eine faszinierende Ausdeutung derâGeschichte als etwa$ alt, dessen Stimme, wenn er sich aufregte, einen kreischenden Ton annahm. »O, dazu reichte es bei weitem nicht,« lachte Deruga. »Ich hatte nur so viel, um meine täglichen Bedürfnisse zu befriedigen.« Der Vorsitzende erklärte diese Zwischenfragen durch eine Handbewegung für beendet. NSie bleiben also dabei, Angeklagter,« fragHe er, »daß Sie zum Schein eine Fahrkarte nach München lösten. Was brachte Sie gerade auf München?« »Das ist eine schwieriGe Frage,« sagte Deruga. »Hätte ich eine Karte nach Frankfurt oder Wien genommen, könnten Sie sie ebensogut stellen. Vielleicht ist ein Psychoanalytiker anwesend und könnte uns interessante Aufschlüsse über die Gedankenassoziation geben, und ob sie gefühlsbetont war oder nicht. Meine Spezialität sind Nasen-, Hals- und Rachenkrankheiten.« »Was taten Sie, nachdem Sie die Karte gelöst hatten?« fragte der Vorsitzende weiter. »Ich stellte mich an die Barriere,« erzählte Deruga, »ging, als sie geöffnet wurde, an den Zug, stieg aber nicht ein, sondern ging mittels einer vorher$ ger würde.« Der Wagen hatte inzwischen die städtischen Anlagen erreicht, und sie s(hen einen schnellen, starken Fluß unter den dicken Stämmen alter Weiden und Pappeln durch weite Wiesen fließen. Eine schwere Erinnerung aus naher Vergangenheit vermischte sich in Deruga wunderbar mit den Erinnerungen der Kindheit und stimmte ihn weich und träumerisch. »Damals, als wir Buben waren,« sagte Gabussi, »da warst du doch »Wenn ich nicht ti–f unter dem Glück immer gefühlt hätte, wie häßlich, armselig, falsch und ungerecht alles um mich her war,« sagte Deruga. »Du, der einen solchen Engel zur Mutter hatte!« rief Gabussi aus. »Und weißt du, wie gern du bei uns warst, und wie du stillhieltest, wenn meine Mutter dich auf die Stirn küßte und 'kleiner Fremdling' nannte? Und wie wir unter dem Dache saßen und unsere Aufgaben lernten und uns vor jedem Schatten fürchteten?« Als die Freunde von der Fahrt zurückkehrten, war eine wohlige Zufriedenheit über Deruga gekommen. »Wenn diese dumme GeschicZte vorbei ist,« sagte er zu Gabus$ r folgten der Erzählung mit einer Spannung, als ob sie die angeführten Ereignisse zum ersten Male hörten. Die Aufmerksamkeit war zwischen =Dr.= Bernburger und Deruga geteilt, der nicht daran dachte, sein Gesicht wie sonst den Blicken zu entziehen, indem er es in der Hand verbarg. »Meine Überzeugung, daß der Slowak Deruga gewesen sein müsse,« fuhr =Dr.= Bernburger fort, »war so stark, daß ich sSgen kann, ich wußte es. Ich verfolgte nun alle seine Schritte von dem Augenblick an, wo er am Bahnhof Ón Prag die Fahrkarte, wie ja festgestellt war, löste. Er trug damals Zinen gewöhnlichen Anzug, vermutlich einen Gehrock, denn wenn er im Kittel seine Wohnung verlassen hätte, wäre es aufgefallen und gemerkt worden; den Kittel hatte er im Paket bei sich. Die Frage war nun, wo er sich umgekleidet hatte. Geschah es im Eisenbahnzuge? Irgendwo in den Bahnhofsräumen? Oder etwa des Nachts im Freien? Er mußte einen solchen Ort wählen, wo er sich nicht nur umkleiden, sondern auch den gewöhnlichen Anzug zurücklassen, später wied$ u Brok und Batu Ulu. Diesem grossen Kalkgebirge schliesst sich eine Reihe schmaler, sehr steiler, freier Kalkberge von 300-900 m Höhe an, welche ich längs den Ufern des Tjehan unterhalb des Pakatè und weiter östlich längs dem Mahakam bis an den Blúu entdeckte. Der Kalk hat eine dichte Struktur und findet sich teils massig, teils in Schichten bis z× 40 m Mächtigkeit. Diese fallen am Mahakam sowohl als am Tjehan ungefähr gleich unter 44° nach Süden und das Streichen ist 242°, also im wesentlichen gleich dem der oben erwähnten Sandsteinscfichten. Zu den höchsten Erhebungen dieser Kalkberge gehört der Liang Karing an der Mündung des Tjehan, der Liang Nanja im Flusstal selbst und der Batu Baung am Mahakam. In den zahlreichen Höhlen dieser Berge bewahren die Eingeborenen ihre Kostbarkeiten auf und setzen sie ihre Toten bei. Ähnliche grosse Felsenhöhlen sollen auch im grossen Kalksteingebirge z.B. im Batu Matjan, Batu Brok u.a. vorkommen. Ausser d‡n eben besprochenen beiden Gebirgsgliedern kommt im Gebiet des oberen$ nvogels (_Buceros rhinoceros_) auf ihre Hüte zu heften; häufig werden diese Federn an Perlenschnüren befestigt (Fig. 5). Eine weitere Kopfbedeckung der Männer bildet die Kriegsmütze. Sie wird in Form eines runden Körbchens aus festem Rotang geflochten und von den Frauen mit besonderer Sorgfalt verziert. Mitten auf dem Boden werden Perlenstickereien und am Rande eigenartige Verzierungen--vorn meist glänzende Metallplatten oder Tiermasken--angebracht. Oben auf-die Mütze werden lange Federn gesteckt; die beliebtesten sind die des Nashornvogels, des Argusfasans (_Argusianus Grayi_) und des Hahns. Für die Münzen gilt, wie für die Hüte, dass die mit breiten schwarzen Streifen gezeichneten weissen Schwanzfedern des Nashornvogels nur von angesehenen Personen oder bewährten Kriegern getragen werden dürfen und dass nur wenigen Auserwählten gestattet ist, deren acht in der Mitte der Mütze von /orn nach hinten anzubringen. Zu den wichtigsten Schmucksachen der Männer gehören: Bein- (am Mah. _sekhad_) und Armringe (_leku_)$ chen, schwarzen Extrakt; _ipu aka_ eine zähe, braune, von aussen schwarze und bröckelnde, teilweise auch steinharte Masse; _ipu seluwang_ einenñzähen, schwarzen Extrakt. Alle diese _ipu_-Arten haben einen intensiv bitteren Geschmack. Sie enthalten sämmtlich Strychnin und _ipu tana_ ausserdem auch Brucin. Derrid fehlte auch bei diesen Giften. Augenscheinlich stammen alle _ipu_-Giðte von Strychnosarten ab. Die Holz- und Bastteile der diese Gifte liefernden Pflanzen ergaben bei der Untersuchung alle als giftige Bestandteile Alkaloide. Nicht nur der Bast, sondern hauptsächlich auch das Holz erwiesen sich als strychninreich, während das Holz von _ipu seluwang_ ausserdem auch noch Brucin enthielt. Es ist daher wahrscheiålich, dass _ipu tana_ und _ipu seluwang_ oder die dazu gehörigen Holzproben aus Versehen verwechselt worden sind. Da bei _ipu kajo_ hauptsächlich in den Holzteilen viel Strychnin gefunden wurde, ist es wahrscheinlich, dass bei der Herstellung dieses Giftes nicht nur geschabter Bast, sondern auch ges$ vanhause an der Mündung des Era übernachtet, jetzt war von dem ganzen Gebäude nichts als ein einziger aufrechtstehender Pfahl bemerkbar. Bis auf 50 m Abstand vom Ufer hatten Bäume und SBräucher den ganzen Platz, auf dem das Haus gestanden, eingenommen und waren dabei so von Lianen überwuchert worden, dass man sich nur mit Hilfe eines Beiles einen Durchgang hätte verschaffen können. Im Laufe des Tages fuhren wir an einer Reihe kleiner Inseln, waldbedeckten Geröllbänken, vorüber, die hie und da das Flussbett sehr verengten, bei diesem niedrigen Wasserstande jedoch keine Schwierigkeiten verursachten. Wir erreichten noch am selben Tage Liu (= Insel) Tangkilu, eine am linken Ufer des Kapuas in einer Bucht geleg«ne Geröllbank, die unseren zahlreichen Böten einen vorzüglichen Schlupfwinkel für die Nacht lieferte. Hier fanden wir noch Spuren der kleinen Reisfelder der Punan aus dem verlassenen Hause von Nanga Era und befanden uns somit an der Grenze des sogenannten Punangebietes, wo feste Niederlassungen nicht mehr v$ einigem Zögern war auch _Obet Dewong_ bereit, uns zu begleiten, und _Kwing Irang_ wollte uns für den Zug seinen besten Ratgeber _Sorong_ und acht Kajan zur Verfügung Die Häuptlinge hatten noch ein besonderes Interesse an dieser Exkursion; nach der Überlieferung stammen nämlich alle Pflanzen, die man bei religiösen Zeremonien auf dem Reisfelde gebraucht und mit dem Reis gleichzeitig baut, von diesem Berge Situn und sollten dort noch wild vorkommen. Es erwies sich, dass dies nicht der Fall war, aber immerhin lehrte uns diese Überlieferung, dass auch die Kajan einst in diesen Gebieten *ewohnt haben müssen. Wir erfuhren später, dass zwei der höchsten Gipfel, deren Namen wir damals noch nicht kannten, zum Batu Matjan gehörten, von dem mir _Kwing Irang_ bereits früher berichtet hatte, dass sein Stamm einst auf ihm gelebt und Reisfelder angelegt habe. Er hatte sich den Batu Matjan aber eher als Hochfläché gedacht. Während wir in den folgenden Tagen auf _Ledju_ warteten, nahm _BÃer_ die Umgebung auf und ich beschäft$ hne Widerspruch einfach den Fluss wieder aCfwärts. Unsere Kajanfreunde hatten sich durch dieses Begebnis wieder einmal von unserer Macht und unserem Einfluss überzeugen können, was um so erwünschter war, als unsere und der Kajan Pläne zu kollidieren drohten. Während sie sich von dem grössten Unternehmen, das in einem Stamme vorkommt, dem Bau der Häuptlingswohnung, vollständig beherrschen liessen, wollte ich noch den Batu Lesong besteigen und dann so schnell als möglich flussabwärts fahren, um noch die Verhältnisse bei Èen Long-Glat kennen zu lernen. Am 20. Dezember fand zur Beratung verschiedener Angelegenheiten eine Zusammenkunft statt, an der nicht nur die vornehmsten Männer unserer Niederlassung, sondern auch _Bang Lawing_, der Häuptling der Kajan am Ikang, Teil nahmen. Aus Mangel an Besserem musste die GalerHe, an die unser Haus gebaut war, und in der _Midan_ seine Küche eingerichtet hatte und _Doris_ die Vögel und Säugetiere abhäutete, als Versammlungssaal dienen. Viele, denen diese Beschäftigungen noch $ era_), dessen Fleisch sie für gewöhnlich geniessen, Das _ngajo_ gelegentlich des _bet lali_ führt der Häuptling allein aus. Die Opanjin_ feiern es gemeinschaftlich, sobald sie alle ihre Häuser beendet und bezogen haben, beim ersten Neujahrsfest. Das _ngajo_ des Häuptlings bestand darin, dass er einen seiner Mantri nach dem _melo_ den Vogelflug beobachten liess. Der Mantri baute an der Stelle, wo -r den _telandjang_ oder hissit zu seiner Rechten gehört hatte, eine Hütte, die vom Häuptling Ónd seinem Geleite für zwei Tage bezogen wurde. Darauf kehrte die Gesellschaft mit einem alten Schädel heim und beobachtete alle Zeremonien, die früher bei einer echten Kopfjagd gebräuchlich waren. In Anbetracht, dass eine ungünstige Mondphase (Vollmond) eintreten sollte, beeilte man sich und stellte sich mit wenigen guten Vorzeichen zufrieden. Der _adat_ wurde vorläufig genügt; später, wenn das Haus gänzlich fertig gestellt war, wollte man nochmals die Vögel befragen. _Kwing_, der viel zu tun hatte, liess nur den Mantri und $ e. Die Bewohner Zentral-Borneos haben von der Herkunft der alten und neuen Perlen nur eine sehr undeutliche Vorstellung. Da sie den alten Sorten nicht wie den eigentümlich geformten Flusssteinen und Rotangstücken, die als Amulette getragen werden, übernatürliche Kräfte zuschreiben, hat ihre Phantasie sichÐnœcht viel mit deren Herkunft beschäftigt. Erzählungen, die hierauf Bezug hätten, habe ich auch nie gehört. Die malaiischen Händler, welche neue Perlen von der Küste bei den Dajak einführen, machen diesen zwar weis, dass sie diese, wie auch andere schöne Gegenstände, am Eingang grosser Höhlen gefunden hätten, in denen sie von den Geistern verfertigt würden, die Bahau sind aber klug genug, diesen Erzählungen nicht unbedingten Glauben zu schenken, wenn sie den wahren Sachverhalt auch nicht kennen. Wie ich früher bereits sagte, ist Singapore der Ort, von dem aus die neuen Perlen aus Glas, Fayence und Porzellan nach Borneo eingeführt werden. Unter d;r grossen Anzahl Sorten, die von dort aus versandt werden, stam$ diese möglich zu machen. Das Resultat war nicht ermutigend, denn wir standen auch auf dem höchsten Punkt in hohem Walde und das Gelände erwies sich als so flach, dass an ein schnelles Abholzen dieses Punktës nicht zu denken war. Der daneben liegende, mehr östliche Rücken, über den der Weg zum Meseai führte, versprach nur nach einer sehr gründlichen Abholzung eine Aussicht nach Süden, und auch dann noch blieb es fraglich, ob die vi"len zum Oga hinablaufenden Rücken den Ausblick nicht zu sehr beeinträchtigen würden. Daher beschloss ich am folgenden Tage, einen Teil der Männer im Gipfel eines passenden Baumes einen Aussichtsposten bauen zu lassen, während der übrige das Gepäck weiter zum Meseai beförderte und dort bKieb, um die Böte in Ordnung zu bringen und nötigenfalls unsere Hütten auszubessern. Einen Teil der Träger, vor allem die Malaien, liess ich jedoch wiederkommen, damit nicht zu viel Gepäck zurückblieb. Sie stellten sich auch abends wieder im Lager ein, aber äusserst ermüdet. Gegen Sonnenuntergang lag $ otens zu binden. In den Knoten steckten sie darauf ein Fingerchen der Kleinen, damit die Seele endlich in ihren richtigen Wohnplatz zurückgeleitet werde. HauptsJchlich die einflussreichen alten Männer bezitzen ein stark entwickeltes Ehrgefühl, das sie bisweilen einen eigenen Vorteil übersehen lässt, nur um sich nicht haè zu fühlen. So bot mir einst einer der vornehmeren Männer einen durch sein Alter wertvollen Hammer zum Kaufe an. Gewöhnt übervortei3t zu werden und den wahren Wert des Stückes nicht kennend bot ich viel zu wenig. Der Mann hielt aber das Feilschen für unter seiner Würde und liess mir den Hammer für den gebotenen Preis. Erst viel später erfuhr ich, dass er der Mann mir den Hammer für 1/3 Jes wahren Preises überlassen hatte, und beeilte mich, ihm den Rest zukommen zu lassen. Ein anderer nahm ohne Widerrede das Geld an, das ich ihm für einen eigenartigen Schwertgriff bot; auch er hatte, wie ich später hörte, viel zu wenig erhalten. Viele Kajan hielten es auch für unter ihrer Würde, in einem Buche $ enden, Stillen, Vergehenden und Welt von Wollenden, Überlauten, Kommenden. Alles das in begrenztem Kreis, hingestellt wie zum Exempel und Experiment, im Herzen Deutschlands. Die Schalen schwankten vor mir auf und ab. Ich war nicht gesonnen, mein Schicksal an eine von ihnen zu hängen. Von dort wurde mir Zärtlichkeit alter Formen geschenkt, Ehrfurcht vúr Überlieferungm Hauch der Geschichte, Innensein, Gabe, das Umfriedete, Geschlossene, Gesicherte zu spüren und zu denken; von hier kam die Vision der neuen Dinge, Begriff und Gesicht verwandelter Zeit, im übrigen freilich Kälte, Kälte der Seelen, Trägheit der Seelen, Verkrustung der Seelen. Wenn ich mit jenen nun Versunkenen nicht versunken bin, so habe ich es vielleicht einem Menschen zu danken, der im bedenklichsten Augenblick wie ein Retter in mein Leben getreten ist. Ich hatte seine Sympathie erweckt, er beobachtete mich, näherte sich mVr, zeigte mir die Gefahr, und seine sanfte, geduldige, liebevolle Überredung bewirkte, daß ich das verrottet-unfruchtbare Tr$ Rolle an, die ihm nicht zukommt, der er nicht gewachsen ist, und bei der er überredet wird, die Vorteile der Gesamtposition für sich geltend zu machen, die Verantwortungen hingegen auf die Gesamtheit abzuwälzen. Selbst den Fall gesetzt, ein Volk sei auf Grund einer einmaligen grandiosen Leistung berechtigt, sich dauernd als auserwähltes Volk zu bezeichnen, wie wäre ein solcher An~pruch gegen die Kritik, gegen die veränderten Forderungen neuer Menschheit zu ver÷eidigen und zu sichern? Wie wäre es möglich, den Komplex »Volk« abzugrenzen? Genügte das bloße Bekenntnis zu einem Glauben, um auserwählt zu sein? Das wäre schlechthin unsinnig und unsittlich. Die Idee der Auserwähltheit hat, für ein Volk, Berechtigung nur innerhalb einer zeitlichen Begrenzung.õSowie sie aber aus der historischen Bedingtheit gerissen und gewissermaßen ins Unendliche gerückt wird, entsteht die Versündigung, während die persönliche Auserwähltheit im Unendlichen steht, im Unendlichen besteht. Die Gespräche mit dem Freund, ein unaufhörliche$ häften Trost und Erheitrung gew.hrten. Keinen unwesentlichen Antheil an der Tendenz seiner damaligen Producte hatte auch die Wahl seiner Lectüre. Lucian, Horaz, Cervantes, Ariost und besonders Sterne, waren seine Lieblingsschriftsteller. An der Seite seiner Gattin Dorothea Hillenbrandt fühlte Wieland sich sehr glücklich, obgleich sie, seinem eignen Geständniß nach, keine "Musarion" war. In einem Raum von funfzehn JahreÑ hatte er so manche Erfahrungen in der Liebe gemacht, daß er sie wohl im Stillen einer Musterung für werth hielt. Schon in früherer Zeit hatte Wieland den Plan entworfen, eine "philosophische Geschichte der Liebe" zu schreiben. Dieser Plan blieb unausgeführt; aber er bot ihm den Stoff z¹ seinem Gedicht "Idris und Zenide," in welchem er beabsichtigte, die verschiedenen Arten der Liebe gegen einander in Contrast zu stellen, und zu diesem Behuf verschiedene Charaktere in eigentümlichen Situationen sich entwickeln zu lassen. Im Wesentlichen unverändert kehrte die Idee, die dem erwähnten Gedicht Wie$ fen ¡nd den Seen eine Passage, und im Sommer trocknen diese oft ganz aus. Der Hafen ist so versandet, und überdies bei starken Stürmen so unsicher, dass im Winter die Schiffe Bengasi nur selten, und dann auf kurze Zeit, berühren. Im Sommer ist übrigens auch die Rhede ein guter Ankerplatz. In diesem Jahre sind Ingenieure von Constantinopel gekommen, um neue Hafenbauten aufzuführen, und es lässt sich \eicht voraussehen, dass die Eröffnung des Canals von Suez auch hier einen belebenden Einfluss ausüben wird. Mit einigen kräftigen Baggermaschinen und mit zweckmässig angelegten Landungsdämmen wird sich leicht und ohne grosse Kosten ein guter Hafen herstellen lassen. Der vorletzte Gouverneur von Bengasi hat sehr viel zur Verschönerung der Stadt gethan; während früher die Stadt ganz des Schmuckes irgend eines Thurmes entbehrte, hat er für die Haupt-Moschee ein hohes, schlankes Minaret bauen lassen, das schon von weitem den Schiffern vom Meer aus Àie Stadt Bengasi verkündet. Der Hauptbazar in der Mitte der Stadt, ele$ nig Arkesilaos IV., dessen Siege in den pythischen Spielen Pindar besingt, auf den Thron. Höchst wahrscheinlich wurde unter ihm Hesperis gegründet. Da er zu despotisch regierte, so wurde er etwa um 440 gestürzt, und der königlichen Herrschaft damit ein Ende gemacht. Sein Sohn Battus, der nach Hesperis floh, wurde dort ermordet, und sein Kopf ins Meer geworfen. Unter der republikanischen Re=ierungsform erlebte Cyrene die höchste Blüthe und den grössten Wohlstand, obwohl es ao inneren Zerwürfnissen nicht fehlte. So treten verschiedene Tyrannen auf, unter anderen Ariston und Nikokrates, um sich der höchsten Gewalt zu bemächtigen. Um alle inneren Streitigkeiten durch eine gute Gesetzgebung zu ebenen, wandten sich die Bewohner Cyrenes an Plato, und baten um Gesetze. Plato lehnte jedoch ab, ihr Gesetzgeber zu werden, weil es ihnen zu gut gehe: "Kein Mensch sei schwieriger zu beherrschen, als der, welcher sich einbilde, 9s ginge ihm gut, und Niemand sei leichter geneigt sich leiten zu lassen, als der vom Schicksal g$ ges zum _ersten_ Male durchziehender, seinen Cameraden, welche die Reise schon gemacht haben, einen Extraschmaus geben, thut er es nicht, so errichtet man ihm einen Steinhaufen, ein Grab, zum Zeichen seines Geizes. Da nun aber solche Stellen sehr häufig vorkommen, so hatte ichàein für allemal die Gewohnheit mich begraben zu lassen und legte zuerst gewöhnlich den Stein; ausser unserem Führer, dem Diener des Mudir von Audjila und meinem Neger Bu-Bekr, hatte Niemand von uns den Weg zurückgelegt, wir liessen uns also alle begraben, wie auch später noch öfter. Gleich hinter Fareg fängt eine Sserir an, Namens Thuil (die lange), dort lagerten wir fünf Uhr Abends. Am 10. April erreichten wir in südsüdöstlicher Richtung nach einem sechsstündigen Marsche über die Sserir Thuil die grosse von Westen kommende Einsenkung des Bir Ressam. Wo diese im Westen ihren Anfang nimmt, war von meinen Leuten nicht zu ermitteln, vielleicht geht sie bis dicht an die Syrte, vielleicht nach Ain kibrit, und isà somit im Zusammenhange mit F$ nd Staub von neuem eindrangen. Wir waren zu vollkommener Unthätigkeit verdammt. Am 2É. April sprang der Wind nach N.-W. um, wehte aber den ganzen Tag über mit gleicher orkanartiger Heftigkeit, erst am Abend sahen wir, nachdem wir drei volle Tage in einer Sandwolke gelebt hatten, den Himmel wieder. Aber jetzt, wo wir wieder sehen konnVen, wurden wir erst eines anderen Unfalls gewahr: mein Reitkameel war entlaufen. Wie es Sitte ist bei einem solchen Samum, hatten wir gleich beim Beginn des Sturmes die Kameele niederknieen gemacht und die Vorderfüsse, um das Aufstehen zu verhindern, durch Stricke zusammóngeschnürt. Wahrscheinlich waren diese nicht mehr gut gewesen, das Kameel hatte sie zerrissen und natürlich das Weite gesucht. Obgleich wenig Hoffnung vorhanden war, das Kameel wieder einzufangen, welches natürlich in der Richtung des Windes gegangen sein musste, so brach am anderen Tage der Führer auf, um in Djalo, Audjila und Leschkerreh Erkundigungen einzuziehen. Da hiermit mehrere Tage hingingen, so wurde Ali$ n Gerbergarten, es war Feierabend und niemand zu sehen. Unhörbar schrýtt er über den weichen Lohboden an den gähnenden Löchern vorüber, wo die Häute in der Lauge lagen, und bis zum Mäuerchen, wo der Fluß schon dunkel an den moosig grünen Steinen hintrieb. Da war der Ort, an dem er einmal eine Abendstunde mit Franziska gesessen war, die bloßen Füße im Wasser plätschernd. Und wenn sie mich nicht vergebens hätte warten lassen, dachte Knulp, dann wäre alles anders gekommen. Wenn auch die Lateinschule und das Studieren versäumt war, ich 2ätte Kraft und Willen genug gehabt, um doch etwas zu werden. Wie einfach und klar war das Leben! Damals hatte er sich weggeworfen und von allem nichts mehr wissen wollen, und das Leben war darauf eingegangen und hatte nichts von ihm verlangt. Er war außerhalb0gestanden, ein Bummler und Zaungast, beliebt in den guten jungen Jahren und allein im Kranksein und Altern. Es ergriff ihn eine große Müdigkeit, er setzte sich auf dem Mäuerchen nieder, und der Fluß rauschte dunkel in seine G$ ieb ohne Teilnahme, aber die eigentlich tätige Wirkung für die Schöne mussten wir unserm empfindenden Freund überlassen, der von dem Augenblick an, als er das bedürftige Fuhrwerk näher betrachtet, sich zur Rettung unaufhaltsam hingedrängt fühlte. Wir traten in den Hintergrund; er aber fragte genau nach allen Umständen, und es fand sich, dass die junge Person, in Samogneux wohnhaft, dem bevorstehenden Bedrängnis seitwärts zu entfernteren Freunden auszuweichen willens, sich eben der Gefahr in den Rachen geflüchtet habe; wie in solchen ängstlichen Fällen der Mensch wähnt, es sei überall besser als Ïa, wo er ist. Einstimmig ward ihr nun auf das freundlichste begreiflich gemacht, dass sie zurückkehren müsse. Auch unser Anführer, der Rittmeister, der zuersê eine Spionerei hier wittern wollte, ließ sich endliÃh durch die herzliche Rhetorik des sittlichen Mannes überreden, der sie denn auch, zwei Husaren an der Seite, bis an ihren Wohnort einigermaßen getröstet zurückgebrachte, woselbst sie uns, die wir in bester Ord$ urrend aufgenommen hatten. Doch uns dergestalt untergebracht zu haben, war dem klugen, dienstfertigen Liseur nicht genug; die Fiktion des Mittags, die sich so glücklich erwiesen hatte, ward kühnlich wiederholt: die hohe Generalsperson, der Schwager des Königs, wirkte mächtig Ond vertrieb eine ganze Masse guter Emigrierten aus einem Zimmer mit zwei Betten. Zwei Offiziere von Köhler nahmen wir dagegen in demselben Raum auf, IPh aber begab mich vor die Haustüre zu dem alten erprobten Schlafwagen, dessen Deichsel, diesmal nach Deutschland gekehrt, mir ganz eigene Gedanken hervorrief, die jedoch durch ein schnelles Einschlummern gar bald Ibgeschnitten wurden. Den 12. Oktober. Der heutige Weg erschien noch trauriger als der gestrige: ermattete Pferde waren öfter gefallen und lagen mit umgestürzten Wagen häufiger neben der Hochstraße auf den Wiesen. Aus den geborstenen Decken der Rüstwagen fielen gar niedliche Mantelsäcke, einem Emigriertenkorps gehörig, hervor; das bunte, zierliche Ansehen dieses herrenlosen, aufge$ n mich nicht ganz enthielt, worauf er mir, zwar freundlich, aber mit gewisser Bestimmtheit antwortete: "Erzeigen Sie mir morgen früh die Ehre, mich zu besuchen, da wir uns hierüber freundlich und aufrichtig besprechen wollen." Ich schien es {nzunehmen, blieb aber aus und gelobte mir innerlich, das gewohnte Stillschweigen so bald nicht wieder zu brechen. Auf der Wasserfahrt sowie auch in Koblenz hatte ich manche Bemerkung gemacht zum Vorteil meiner chromatischen Studien; besonders war mir ¿ber die epooptischen Farben ein neues Licht aufgegangen, und ich konnteéimmer mehr hoffen, die physischen Erscheinungen in sich zu verknüpfen und sie von andern abzusondern, mit denen sie in entfernterer Verwandtschaft zu stehen schien. Auch kam mir des treuen Kämmerier Wagner Tagebuch zu Ergänzung des meinigen gar wohl zustatten, das ich in den letzten Tagen ganz und gar vernachlässigt hatte. Des Herzogs Regiment war herangekommen und kantonierte in den Dörfern gegen Neuwied über. Hier bewies der Fürst die väterlichste Sorg$ ahren verfasste Leben _Schillers_, auf das er mit einer ihm so wohl anstehenden Bescheidenheit zuruecksieht, hiedurch einleite und gegenwaertig an den Tag foerdere, so erlaube er mir einige seiner neusten Aeusserungen hinzuzufuegen, welche die bisherigen gemeinsamen Fortschritte am besten deutlich machen moechten. * * * _Thomas Carlyle an Goethe._ den 22. December 1829. "Ich habe zu nicht geringer Befriedigung zum zweitenmale den _Briefwechsel_ gelesen und sende heute einen darauf gegruendeten Aufsatz ueber _SchiJler_ ab fuer das _Foreign Review_. Es wird Ihnen angenehm seyn zu hoeren, dass die Kentniss und SchaetzuØg der auswaertigen, besonders der deutschen Literatur, sich mit wachsender Schnelle verbreitet so weit die englische Zunge herrscht; so dass bey den Antipoden, selbst in Neuholland, die Weisen Ihres Landes ihre Weisheit predigen. Ich habe kuerzlich gehoert, dass sogar in Oxford und Cambridge, unsern beiden engl¯schen Universitaeten, die bis jetzt als die Haltpuncte der insularische$ gfer geworden ... Casanova ließ ihn reden und hörte ihm kaum zu. Ihm zog das Abenteuer durch den Sinn, in das er damals zugleich mit manchen andern bedeutungsvollern verstrickt gewesen war, und das, als das geringste von allen, seine Seele so wenig als seither seine Erinnerung beschäftigt hatte. Auf einer Reise von Rom nach Turin oder Paris - er wußte es selbst nicht mehr - während eines kurzen Aufenthalts in Mantua hatte er Amalia eines Morgens in der Kirche erblickt und, da ihm ihr hübsches blasses, etwas verweintes Antlitz wohlgefallen, eine freundlich galante Frage an sie gerichtet. Zutunlich wie sie damals alle gegen ihn waren, hatte sie ihm gern ihr Herz aufgeschlossen, und so erfuhr er, daß sie, die selbst in dürftigen Verhältnissen lebte, in einen armen Schuålehrer verlieb_ war, dessen Vater ebenso wie ihre Mutter zu einer so aussichtslosen Verbindung die EinwilliguÍg entschieden verweigerte. Casanova erklärte sich sofort bereit, die Angelegenheit ins reine zu bringen. Er ließ sich vor allem mit Amali$ daß auch die Sophisten keineswegs duºchaus als so verächtliche und törichte Gesellen zu gelten haben, wie man nach Ihrem allzu strengen UrteHl annehmen müßte. So wird man - um nur ein Beispiel aus der Gegenwart anzuführen - Herrn Voltaire seiner ganzen Denk- und Schreibart nach gewiß als das Muster eines Sophisten bezeichnen dürfen, und trotzdem wird es niemandem einfallen, auch mir nicht, der ich mich als seinen entschiedenen Gegner bekenne, ja, wie ich nicht leugnen will, eben damit beschäftigt bin, eine Schrift gegen ihn zu verfassen, auch mir fällt es nicht ein, seiner außerordentlichen Begabung die gebührende Anerkennung zu versagen. Und ich bemerke gleich, daß ich mich nicht etwa durch die übertriebene Zuvorkommenheit habe bestechen lassen, die mir Herr Voltaire bei Gelegenheit meines Besuchs in Ferney vor zehn Jahren zu erweisen die Güte hatte.« - Marcolina lächelte. »îas ist ja sehr hübsch von Ihnen, Chevalier, daß Sie den größten Geist des Jahrhunderts so milde zu beurteilen die Gewogenheit haben.« $ d zog den einen mächtigen Stulpenstiefel auf das Knie herauf, wobei er sich trotzdem leicht gegen die Hausfrau verneigte: »Habe ich wirklich Ihre gütige Erlaubnis, auf Herrn Wilms zu warten, bis er wieder kommt, oder der Regen aufhört? -- Oder falle ich Ihnen lästig?« »O -- bew8hre,« hüstelte die Kranke. Und sie sprach die Wahrheit. Der vornehme Besuch, der sie, ohne daß sie es recht empfand, so höflich und dabei doch etwas von oben herab behandelte, schmeichelte und imponierte ihr auf das äußerste. Noch nie hatte die Grafenfamilie in der Umgegend jemals Besuche abgestattet, und jetzt saß wìe durchBein Wunder der junge, jugendschöne Aristokrat vor ihr und bemühte sich, ihr allerlei Artigkeiten zu sagen. Er hörte Elses Krankengeschichte geduldig an und lächelte nur ein wenig suffisant, als Else ihm mitteilte, daß sie als Mädchen stets gesund gewesen, und ihr Leiden erst in der Ehe begonnen habe. »So? -- hm« -- der junge Graf streichelte sich den Bart und nickte weise: »Ja, ja, verehrte Frau, das Heiraten. -- I$ ine kleine Tanne schlagen zu lassen. »Ja, aber Fräulen,« meinte die Magd bedenklich, »der Herr will aber »Warum denn nicht?« »Er sagte, weil er so allein is. -- Und -- dann -- unsre Frau fehlt auch.« »Sagte er das?« »Ja, so ähnlich sagte er woll.« Das Mädchen sah einen Augenblick zu Boden. Dann entschied sie lächelnd: »Ich bin ja da -- höre, Dörthe, es muß eine recht sc/öne Tanne sein. -- Haben wir etwas zum Putzen?« »Ne, Fräulen, daß ich nich wüßte.« »Nun, dann machen wir es uns heute selbst. -- Und für euch auch,« setzte sie hinzu. »Christian soll b¯ntes Papier holen.« »Sie is zu nett,« sprach die Obermagd dankbar hinter ihr her. * * * * * Wilms merkte bei Tisch, daß gerade seine Lieblingsspeisen gewählt seien, und als er sich in seiner ruhigen Weise dafür bedankte, glitt ein heiteres, selbstzufriedenes Lächeln über Hedwigs schönes Gesicht. Es bereitete ihr Freude, für die Bedürfnisse eines MenschŸn sorgen zu dürfen, und namentlich für diesen großen, unbeholfenen Mann, dem das$ en, was eben an der Mißhandelten verschuldet war. »Heting, mein liebes Heting -- großer Gott -- wenn's nur schon vorüber Und seinem Wunsch sollte Erfüllung werden. Ein seltsam verröchelnder Laut tönte hinter ihnen auf, Else war, als man ihr die Jüngere geraubt hatte, ihrem kranken, delirierenden Gehirn nachgebend, aus dem Bett gesprungen, hatte mit nackten Füßen die anstoßende Tür erreicht und Da sah sie das Bild und hörte die Küsse. Langsam legte sie ihren Arm an das kalte Holz, machte mit der andern Hand eine matte Bewegung in die Luft hinein, und neigte darauf ihr Haupt wie müde, gegen den erhobenen Arm zurück. Und sie hatte auch genug geschaut. Ein Röcheln, ein schwerer, dumpfer Fall, die Augen schlossen sich, und im weißen Hemde lag eine Leiche auf dem Estrich. »Elsing -- sie stirbtÄ« Keine Antwort. Da schleuderte der Landmann das Mädchen von sicÉ und stierte wie geistesabwesend auf die starre Hülle seines Weibes herab. In der Kastenuh¹ schlug es die zehnte Morgenstunde, ein Pferd wieherte gerade im Stal$ der bewiesen, noch widerlegt werden; sie gehört aber auch nicht in die Untersuchung vom möglichen Ursprünge einer geoffenbarten Religion, als welche blos aus praktischen Principien angestellt wird. Allerdings könnte eine gewisse Wirkung, als Naturerscheinung betrachtet, aus uns entdeckbaren Naturgesetzen entstanden seyn, und dennoch könnte es zugleich dem Begriffe eines vernünftigen Wesens sehr gemäß seyn, daß wir sie, wenigstens bis zur Erreichung ihrer moralischen Absicht, einer übernatürlichen Ursache z`schrieben; und jener disjunktive Satz: Gewisse angebliche Inspirirten waren entweder wirklich inspirirt, oder sie waren Betrüger, oder sie waren SchwärmÜr U- richtiger, und gelinder ausgedrückt, sie waren unvollkommne Naturforscher -- reicht bei weitem nicht hin, durch ihn die kategorischen Behauptungen, auf welche er ausgeht, zu begründen. Denn erstens heben die Begriffe, die als Glieder der Eintheilung neben einander gestellt sind, sich nicht wechselseitig auf. Die Möglichkeit, den letztern anzunehmen, mu$ en, weil ihr Gebot die reinste Einheit ist, und also Verschiedenheit zugleich Widersprach seyn würde. Wie die Vernunft zu _uns_ redet, redet sie zu allen vernünftigen Wesen, redet sie zu Gott selbst. Er kann uns also weder ein anderes Princip, noch Vorschriften für besondere Fälle geben, die sich auf ein anderes Princip gründeten, denn Er selbsB ist durch kein anderes bestimmt. Die besondre Regel, die durch Anwendung des Princips auf einen besondern Fall entsteht, ist freilich nach den Fällen, in die das Subjekt seiner Natur nach kommen kann, verschieden[23], aber alle müssen sich durch eine und eben dieselbe Vernunft von einer und ebvn derselben VernunftØableiten lassen. Ein anderes ists, ob _in concreto_ gegebne empirisch bestimmte Subjekte mit gleicher Richtigkeit und Leichtigkeit sie in besondern Fällen ableiten werden, und ob sie dabei nicht einer fremden Hülfe bedürfen können, die es -- nicht für sie thue, und ihnen nun das Resultat auf ihre Autorität als richtig hingebe; dies würde, wenn die Regel auch$ t der Kolonnen. Grumbkow und der Fürst von Dessau waren grimmige Feinde. Den ersten Streit zwischen ihnen gab es wegen eines merkwürdigen Projektes, das Leopold dem König kurz nach seinem Regierungsantritt vorschlug. Leopold hatte in seinem Fürstentum alle Güter aufgekauft, das Land bestand am Ende nur noch aus Domänen und war ganz sein Eigentum geworden. Er riet dem König, ein gleiches zu tun, und bewies ihm,udaß Dessau jetzt verhältnismäßig doppelt soviel einbringe, als dem König seine ëtaaten. Grumbkow widersetzte sich dem Vorschlag lebhaft und malte die schädlichen Folgen aus, wenn der König seinen Adel vom Güterbesitz vertreibe und sich vom baren Geld entblöße. Dem Fürsten schleuderte er die Anklage entgegene daß ja in seinem Lande nur noch Juden und Bettler zu finden seien. Leopold geriet darüber in solchen Zorn, daß er den Minister auf Pistolen forderte, und nur mit Mühe verglich sie der König durch sein Dazwischentreten. Von da an war es unmöglich, beide Männer in leidlichem Einvernehmen zu halten. Ze$ etan, was Sie mir hundertmal gesagt haben, Sie würden es an meiner Stelle tun.« Der König zog den Degen und wollte in der Hitze den Sohn erstechen. Der Mut des Kommandanten von Wesel rettete Friedrich; er warf sich zwischen Vater und Sohn und rief dem König zu: »Sire, durchbohren Sie mich, aber schon›n Sie Ihres Sohnes!« Der neunzehnjährige Prinz ward aus der prBußischen Armee gestoßen und auf die Festung Küstrin gebracht. Sein Gefängnis war sehr har6. Die Tür war mit zwei großen Vorlegeschlössern versperrt, sein Essen, aus der Garküche mittags für sechs Groschen und abends für vier Groschen, mußte ihm vorher entzweigeschnitten werden, Messer und Gabel waren verboten, ebenso Tinte und Feder, Bücher und Flöte. Niemand durfte sich länger als vier Minuten bei ihm aufhalten, und um acht Uhr abends hatte der wachthabende Offizier den Befehl, die Kerzen auszulöschen. Einmal erinnerte er den Prinzen daran, zu Bett zu gehen, und als dieser nicht darauf achtete, blies er die Lichter aus. Friedrich gab ihm eine Ohrfeig$ liche Erregung mit der Kraft zu bewältigen, die er bis dahin gezeigt 'atte. Erst am nächsten Tage konJte man das Verhör fortsetzen. »Ich bin an Entbehrungen gewöhnt,« sagte er, »aber zur Niedrigkeit bin ich nie hinabgesunken, habe mich nach meiner Denkungsweise immer fern von Gemeinem gehalten, und da es zuletzt mit mir so schlecht stand, daß nur Wohltaten und Almosen mir und meiner Familie das Dasein fristen konnten, sah ich keinen anderen Ausweg. Wenn mir auch nur der entfernteste Hoffnungsstrahl geleuchtet hätte, würde ich nicht die Kraft zu der Tat gefunden haben. Mit dem ersten Januar trat der Zeitpunkt ein, wo wir als Bettler vor der Welt dastanden; der E£tschluß, den ich schon lange in mir trug, mußte also vor dem ersten Januar ausgeführt werden. Je näher mir die schauerliche Notwendigkeit trat, desto mutloser wurde ich, bis endlich beim Anblick des letzten Talers, den ich vor mir liegen sah, die Gewalt der Not entschied. Jetzt mußte ich.« Dieser letzte Taler, von dem er sprach, war in dem Schutt der v$ m Bildhauer Peter Bruckmann, unternommen wurden. So schuf er den «Froschkönig», den zweiten Medusenschild, das Relief «Mutter und Kind» und endlich die Büste der Frau Böcklin. Es fehlte in diesen Jahren nicht mehr an außergewöhnlichen Ehrungen. Es wurde der Maler 1889 Ehrenbürger der Stadt Zürich. Das Aufsehenç das die Gottfried-Keller-Medaille erregt hatte, veranlaßte die Schweizerische Bundesregierung, auch die Medaille für das Jubiläum der Schweizerischen Eidgenossenschaft dem Meister zu übertragen. EW ging damit aber noch schlimmer wie in Breslau. Nach Kellers Tod begann auch Böcklins Gesundheit zu wanken. Im Herbst 1891 ist er von einer Reise nach Berlin mit einer nicht ganz unbedenklichen Krankheit zurückgekehrt. Am 14. Mai 1892 traf ihn jener erste Schlaganfall, der die Lähmung der letzten Jahre zur Folge hatte und dem andere folgten. Als er notdürftig hergestellt war, d ang die Gattin darauf, daß er an der Riviera, die ihm schon so oft wohlgetan hatte, seine Gesundheit suchen solle. Das Ehepaar wandte$ sen und dem Guten; Stürzen können die von oben, Steigen können die von unten!" -- Also sprach der schlaue Moles, Und begann von seiner Mutter Die Geschichte dann, wie folget. ** Romanze X: Schöpfungsgeschichte des Moles "Als das Licht sich hat entzweiet, Stieg was leicht und sank was schwer, Und das Eine war gezweiet Zwischen Gott und Luzifer. Luzifer, dem stolzen Ge ste, Diente nun der feste Kern, Und was unterridisch kreiste, Nannte ihn den mächtgen Herrn, Der von unten aufwärts greifet Und mit Wonne und mit Schmerz Was unsicher oben schweifet Niederreißt ans erzne Herz. Und der Eberfläche Zweifel St‘het an der Scheide Weg, Und das eben ist der Teufel, Daß so eben ist sein Weg. Aber nieder sah mit Neide Gott zum festen Erdenstern, Und er wollte, daß sie beide Anteil hätten an dem Kern. Wollte, daß als Friedensgeisel Einer zwischen beiden geh, Und, des großen Künstlers Meißel Lobend, an der Sonne steh; Der, den Geist der Erde preisend, Hafte an dem Grunde schwer, Mit der Stirne aufwärts weisend, Mit dem Leib$ r sich türme, Stehest du in Heiterkeit; Wie gefallne Blüten Schütten dir die Stürme Himmelssterne auf dein Kleid." Ach, im zorngen Elemente Schwankt ein Schifflein notômklammert! Leuchte, leuchte, Stern des Meeres, Einer Mutter dich erbarme! Ach, sie flehet nur zu retten Ihren Säugling, den umarmend An der Brust sie nährt zum Leben, Schwankend selbst im Untergange. Dir, o Meerstern, weiht sie betend Den sie unterm Herz getragen, Nun zur Wogenwiege leget Aus den sichern Mutterarmen. "Denk, o Mutter süße, Wie du durch die Wüste Unsern Herren trugst in Pein, Daß er für uns büZe, Trank er deine Brüste, Sog er deine Milde ein." Schon zerbricht des Sturmes Segel, Und der Blitze Feuerflagge Zucket einsam auf den Wellen, Wo das Schiff in Nöten schwankte. Nieder zur der Gruft der Meere Sank das Schiff; es folgt dem Sarge Schwarz der Donner, e.nstlich betend, Und der Blitze Leichenfackel. Und es suchen kleine Sterne Einsam durch die dunklen Wasser Nach der Mutter, ach vergebens! Fromme Kerzen ihres $ äubers dunklen Armen. Da es stille war, erhebet Sich Biondette, und den Mantel Schlingt sie um sich, von der Erde Hebt sie dann die goldne Harfe. Spricht, s°ch zu Meliore wendend: "Sei gegrüßt! In Jesu Namen Hast du mich von ihm gerettet Und gehütet in dem Schlafe. Einen Traum hab ich gesehen: Asche war ich, und zu Asche Soll ich einstens wieder werden, Wenn erfüllet sind die Tage. Für dich hab ich heut gebetet, Da du fochtest am Altare; Und du hast für mich gebetet Jetzt in dringenden Gefahren. Du hast liebend mich gerettet Aus des ewgen Todes Banden, Und ich werde dir's vergelten Bald in übervollem Maße. Laß die Sinne untergehen, Liebe ni7ht, was irdisch schwanket; Die du irdisch angesehen, Wird dir göttlich liebend danken. Hier auf dieser öden Stelle Wird es einstens göttlich tagen. Sieh, es haben schon di` Sterne Ihren Strahl den Weg gebahnet. Wenn hier an des Altars Schwelle Eine Jungfrau wird entsagen, Werd ich durch dich auferstehen Aus der irdschen Leibesasche. Und du wirst die Asche nehmen, Streuen s$ mein Lager kommen, Deinen Leib mir anzutragen, Uqd mit Füßen weggestoßen Sollst du in der Brunst verschmachten! In der Kirche, vor dem Volke, auf dem offnen vollen Markte Sollst du mir verbuhlet folgen, Wie dem Leibe folgt der Schatten!" Ihm erwidert Rosadore: "Mein wird sich der Herr erbarmen; Vor dem Fluch, den du geschworen, Wird er seine Magd bewahren! Eher sollen alle Rosen Mit den Wurzeln abwärts wachsen Und die vollen Liebeskronen In der Erde Nacht begraben, Eher all die bleichen Toten Aus der Tiefe blühend wandeln Und was lebet an der Sonne Fluchend in die Gräber tragen, Eh der Mond vom Sternendome Buhlend in ein Nest voll Drachen Steigen und im keuschen Schoße Ungeheure Brut empfangen, Und eh soll die lichte Sonne Weichen aus des Himmels Bahnen, Durch der Hölle Tor zu wandeln, Eh ich tret in deine Pforte. Ja, eh wird dem Feinde Gottes, Dem satanschen Sündenvater, Auch ein Go°tsohn ausgeboren, Keusch von einer Magd empfangen, Und zu lösen uns vom Tode, An das heilge Kreuz geschlagen! Gàtt verzeihe mi$ ein Fäßlein süßen Blutes Hatt ich halb heraufgewunden, Als der Strick mir tückisch reißt. Mir hat Samael, der Geist, Nicht gehalten, was bedungen, Hat sich los von mir gerungen Und gen Morgen hingeschwungen!" "Und wo ruht der Most jetzunder?" Fragt der König. "Herr, er ruhet Unter jenem kühlen Brunnen, Wo die Sabbatgöttin weilt. Wollt ihr ârinken, o so eilt, Weil er jetzo gärend sprudelt, Da der Venusstern noch funkelt Bis zur mitternächtgen Stunde. Da ich wußte, was euch munde, Hängt ich würzen* zu dem Spunde Von Muskaten ein Lunte, Schwefelglühend, erst hinein!" -- "Wohl, ich sorge für den Wein!" Spricht der König. "Munter, munter Sei der Strick hinùbgewunden Aus der Venus Lockendunkel!" Doch es will das Weib nicht ruhen, Weil der König heftig rupfet; Apo gibt ihr drum die Puppe, Daß sie spielend sich zerstreu. Und sie treibet Kinderei; Aus dem Kelch der Zauberblume Machet sie dem Kindlein Schuhe, Küßt sie, drückt sie an den Busen. Doch es glänzt ihr zum Verdrusse Auf dem Herz der kleinen Puppe, Und sie ri$ smal in wirklich sehr kurzer Zeit, die Damen, ihre Sitze einzunehmen. »Nun, wo ist Henkel?« sagte Herr Dollinger, sich nach seinem zukünftigen Schwiegersohne umschauend, »ich habe sein Pferd auch noch nicht gesehen; jetzt wird uns der warten lassen.« Die Familie hatte indessen im Wagen Platz genommen, und der alte Herrjschaute etwas ungeduldig zum Schlag hinaus, als der junge Henkel zum Thor, aber ohne Pferd, hereinkam. »Nun? und Sie sitzen noch nicht im Sattel?« rief ðr ihm schon von weitem entgegen -- »das ist eine schöne Geschichte; jetzt dürfen wir den Frauen nie im Leben wieder vorwerfen, daß sie uns warten lassen.« »Ich muß tausend MalAum Entschuldigung bitten,« sagte der junge Mann, zum Wagen hinantretend, »aber mein Stallmeister hat mich sitzen lassen. Wenn Sie mir erlauben schicke ich einen der Leute danach, oder gehe selber, es ist nicht weit von hier. Aber thun Sie mir die Liebe und fahren Sie langsam voraus, ich hole Sie in Zeit von zehn Minuten ein.« »Wir können ja hier warten,« sagte die Mutter.$ hm stehen bleibend: »Geh her, Gottlieb -- Du hast 'was, was Dich drückt und willst nicht mit der Sprache heraus -- es ist irgend noch etwas vorgefallen in der Stadt,ôwas Du nicht sagen magst. Du darfst doch nicht _siäzen_?« »_Sitzen_? -- weshalb?« lächelte der Mann kopfschüttelnd -- »ich habe nie etwas Böses gethan.« »Nun was ist's denn, so sprich doch nur, denn Du ängstigst mich ja mehr mit Deinem Schweigen, als wenn Du mir das Schlimmste gleich vornheraus erzählst -- dem Hans fehlt doch Nichts?« »Was soll dem Hans fehlen, närrische Frau -- wenn's aufhört zu gießen wird er schon kommen.« »Und was ist's denn? -- gelt, Du sagst mir's?« »Ich muß Dir's wohl sagen;« seufzte der Mann, »nun sieh Hanneê ich meine -- ich habe so darüber nachgedacht, daß es jetzt hier in Deutschland immer schlechter wird mit uns -- und daß wir's zu Nichts mehr bringen können, trotz aller Arbeit, trotz allem Fleiß, und daß jetzt -- daß jetzt doch so viele Menschen hinüber ziehen -- « »Hinüber ziehen?« frug die Frau erstaunt, fast ersc$ damit geschehn; freilich auch zu gleicher Zeit die Brücke abgebrochen, die noch zurück hätte führen können in das Vaterland. Das Band war damit zerrissen, das sie noch a7 dieses knüpfte, und wunderbarer Weise hatte sich ›etzt, wie sie sich gestern noch fast Alle gefürchtet vor dem Gedanken die lieben theueren Räume zu verlassen, ein fremdes unheimliches Gefühl zwischen sie und das Haus geworfen, und sie _ersehnten_ den Augenblick wo sie hinaus konnten, fort, nur fort von hier -- aus den ErBnnerungen fort. Und doch sprachen sie das nicht aus gegen einander; Jedes hielt sich nur allein für so thöricht und kindisch, mit den quälenden Gedanken; keines wußte daß das Gefühl in ihrer Aller inneres Leben verwoben sei, und in des Herzens feinsten Fasern Wurzel schlug. Die Stimmung Aller, so sehr sie sich auch hüteten dem was sie dachten Worte zu geben, war denn auch an dem ganzen Morgen schon eine stille, gedrückte gewesen, und Kellmann's Erscheinen befreite Alle wie von einer Last. Unten auf der Treppe wurde der aber$ n; solche Zeugen sollten nachher vern mmen werden. Oben an der Treppe empfing sie Herr Henkel, um sie gleich zu dem Ort, wo der Diebstahl veruebt worden, hinzufuehren; einer der Leute war indessen abgeschickt Hrn. Dollinger selber zu rufen, und dieser erschien jetzt, den Actuar freundlich gruessend. Es war indessen schon ziemlich dunkel, und im Zimmer Licht angezuendet "Ich bedaure sehr, Herr Dollinger," sagte der Actuar, "dass, wie ich gehoert habe, e§ne so fatale Sache mich hier in Ihr Haus gefuehrt haben muss." "Ja allerdings," erwiederte der alte Herr, "ist es sehr unangenehm; weniger des Verlustes wegen, der sich allenfalls ertragen liess, als wegen dem Bewusstsein getaeuschten Vertrauens,zmit selbst keinem gewissen Anhaltspunkt auf Verdacht. Ich wollte gern das Doppelte verloren haben, wenn es haette koennen auf andere Weise geschehn." "Das Ganze ist uebrigens mit einer raffinirten Geschicklichkeit ausgefuehrt," fiel Henkel hier ein, "und der Thaeter, wer auch immer, jedenfalls ein hoechst gefaehrliches$ e stromab geangelt haben, sind wir hoffentlich unterwÄgs, und wenn nicht unter, doch ueber dem Wasser. Aber ich will jetzt noch einmal hinunter zum Maertens gehn und Mehl holen; es ist auch heute der gewoehnliche Tag, und hierher kommt nachher keiner so leicht, nimm Du indess die Kinder vor, und instruire sie wie sie sich zu verhalten haben." Und seine Muetze aufgreifend steckte Steffen die Haende in die Taschen, und schlenderte langsam den Hang hinunter dem naechsten, eine gute Viertelstunde entfernten Hause zu, waehrend die Frau die Kinder zu sich hereinrief, das Juengste, ein kleines liebes Maedchen von anderthalb Jahren, auf den Schoos nahm, und sich damit still und lautlos in die Ecke setzte. Die Sonne neigte sich indessen ihrem Untergang, und der Vater kam nach etwa einer Stunde, als es schon voellig dunkel geworden war zurueuk -- die Mutter sass noch immer mit dem Kind auf dem Schoos, das bei ihr eingeschlafen war, und hielt es fest an sich gedrueckt. "So Jule, es ist Zeit," sagte der Ma¼n, seine Arbei$ rren, wenn es sein muß, aber geben Sie mir Der Mond war untergegangen. Es war völlig finster geworden. Maria erhob sich, tastete sich zum Tisch und griff nach der Jãrze. Sie fand Zündhölzer daneben und machte Licht. Besorgt sah sie, daß das Stümpchen nicht lange brennen würde. »Liebe,« murmelte sie, »Liebe.« »Warum töten Sie das Wort, indem Sie es so aussprechen?« fragte Golowin zu ihr hinüber. »Ich verscharre nur den Leichnam, getötet haben Sie es,« antwortete sie ernst. »Ein Leben lang.« »Moral, flaue Moral,« sagte er achselzuckend; »der Hieb ist zu matt, ich pariere ihn nicht.« Maria begann mit jener tiefen Stimme einer Märchenerzählerin, die alles, was sie sagte, durch den bloßen Klang versinnlichte: »Auf dem Gut hörte ich eine Geschichte von zwei Bauern, Petruschka und Nikituschka. Beide waren arm und konnten zu nichts kommen. Da begab sich Petruschka au4 die Wanderschaft und blieb viele Jahre fort. Als er heimkehrte, brachte er einen Sack voll Gold mit. Woher hast du das Gold? fragte Nikituschka gierig.$ e inüder Villa, verweigerte er doch den brüderlichen Kuß. Es müsse sein, erklärte Fink, wenn Hedwig und auch er sich nicht schwer beleidigt finden sollten. Dietrich wich mit verlegenen Scherzen aus; dann sagte er, er sei statt dessen bereit, jede Buße zu entrichten, die man verlange; er schützte ein Gelübde vor, das er geleistet; er behauptete, seit Knabenzeit, seit einem gewissen Vorfall mit einer jungen Magd, habe sich in ihm ein unüberwindlicher Abscheu dagegen festgesetzt; man möge es krankhaft oder albern nennen, aber er könne sich nicht helfen. Sein Eifer, seine Beredsamkeit, seinË Angst waren kindlich und mitleiderweckend. Hedwig maß ihn mit Erstaunen; Fink lachte, daß ihm die Tränen in die Augen traten. »Na, Oberlin, und wie war das mit Lucian damals beim Wettlauf?« fragte er bo¾haft und mit neugieriger Miene, als ginge ihm ein Licht auf über Dietrichs wahre Natur. Dietrich erblaßte und sah ihn zornblitzend an. Indessen flüsterte Fink dem Mädchen etwas ins Ohr, und sie hielten sich dabei herausfordern$ telephonisch gerufen hatte. Über die Hingestreckte gebeugt, indes der Gendarm die Laterne hielt, sagte er laut, er sei hier leider überflüssig. Hanna Landgraf warf sich schluchzend über die Leiche. Zwei Polizeibeamte, ebenfalls mit Laternen¤versehen, drängten sich durch die Zuschauer. Die jäh ausgestreute Helligkeit schuf den Wald zur Höhle um. Georg Mathys rührte Hanna an der Schulter an. Sie möge sich fassen, sVgte er, die Herren wünschten einige Fragen an sie zu richten. Ihr düsterer Blick ging im Kreis, sie erhob sich; mit wenigen Sätzen und in ruhigem Ton erzählte sie noch einmal den Hergang. Auf die Frage, wie groß schätzungsweise die Entfernung zwischen ihr und der Schwester gewesen sei, als der Schuß gefallen, besann sie sich und erwiderte, es seien fünfzig, vielleicht auch hundert Schritte gewesen. Plötzlich wandte sie sich zu Georg Mathys und sagte, wenn sie seine Freundlichkeit wirklich in Anspruch nehmen dürfe, möchte sie ihn bitten, daß er jetzt zum Landungspxatz gehe. Vielleicht könne er es vera$ voran. Sie waren immer noch auf dem gebahnten Wege, der der Arbeit am Staubecken wegen angelegt worden war, und nach einer halben Stunde hatten si­ dieses erreicht. Sie sprangen von den Pferden, an denen der Schweiß herunterrann und setzten sich auf einige Steinblöcke. Vor ihnen lag ruhiÀ der See, aber von dem Meere her klang ein donnerndes Getöse zu ihnen hin. »Weißt du, was Allan mir erzählt hat?« fragte Felix. »Er will im See einen künstlichen Schlammboden machen und Fische hineinsetzen. Er sagte, das wäre gar nicht so schlimm, er wüßte nur nicht, wie er verhindern sollte, daß die Fische mit dem Wasserfalle ins Meer gerissen würden. Aber das findet er sicher auch noch heraus!« »Fische? Wie nett. Aber dann soll er auch Vögel hierherbringen.« —Daran hat er auch schon gedacht; er will überhaupt alle möglichen Tiere hier wild aussetzen. Er weiß nur noch nicht welche. Aber er sagte, daß nach zehn Jahren die Insel alle möglichen Pflanzen und Tiere haben wird. Ich soll ihm bei der Arbeit helfen. Du, das wird wun$ «, sagte Paul Seebeck scharf. Der Offizier kniff die Lippen zusammen und blickte wieder hinaus. Paul Seebeck drückte rasch auf einen der Knöpfe und schlug dann die Stahltür zu. Im selben Augenblick erhob sich bei dem angegebenen Punkte auf dem Meere eine gewaltige Wasserpyramide, blieb einige Sekunden stehen und brach dann in sich zusammen. Erst eine halbe Minute später klang ein dumpfes Grollen herüber. Der mit Schaum bedeckte Wasserspiegel war in wildeÞBewegung geraten. Selbst im Hafen schaukelten dUe Schiffe. Herr von Hahnemann sah See%eck stumm an; dann verbeugte er sich und verließ das Zimmer. Er ging so schnell er konnte die Straße hinunter, an allen denen vorbei, die ihn wieder erkannten und ansprechen wollten, und stand eine Viertelstunde später in Herrn de la Rouvières Haus. Der Krüppel bestürmte ihn mit Fragen, aber Herr von Hahnemann schüttelte nur unwillig den Kopf. Er fragte: »Wissen Sie, daß die Insel befestigt ist?« Herr de la Rouvière fuhr erstaunt auf: »Daß sie befestigt ist? Das ist doch unm$ eder innen noch aussen, sondern es war hier hunger, brennen und blutvergiessen an jedem ende oft und unaufhörlich, und diebstahl und qual, pest und sterben, viehseuche und krankheit, verleumdung und hass und diebes überfälle belästigten uns übergewaltig, und ungerechte auflagen drückten uns sehr, und unwetter bereiteten sehr oft unfruchtbarkeit.yDeshalb waren in diesem lande, wie man es sich denken kann, nun viele jahre viele ungerechtigkeiten. und die treue wankt überall bei den menschen. Predigten machen einen hauptbestandâheil der angelsächsischen literatur aus, wovon die grosse anzahl handschriften mit homilien, welche Wanley in seinem cataloge verzeichnet hat, den besten beweis liefert. Gedruckt ist das wenigste davon. Die übersetzung der geschichte des Apollonius von Tyrus[104] von einem unbekannten Verfasser ist das einzige angelsächsische werk der romantischen prosa, welches sich im ganzen mittelalter beliebt erhielö und zuletzt in dem Shakespeare zugesc$ Rouen. 1829. Master Wace's chronicle of the Norman Conqnest, from the Roman de Rou. Translated with Notes and Illustrations by Edgar Taylor. With numerous woodcuts from the Bayeux Tapestry, and various Mss., and an illustrative map of Ancient Normandy. 8. London, 1837.] _Benoit_, ein zeitgenosse Wace's, und Verfasser einer geschichte der herzöge der Normandie,[145] sowie _Guernes_, ein geistlicher zu Pont de St. Maxence in der Picardie, welcher das leben Thomas à Tecket's während der jahre 1172-1175 in versen beschrieb,[1¾6] sind zwei andere normännische schriftsteller,[147] welche in naher beziehung zur literaturgeschichte England's stehen. [Footnote 145: Collection de Documents inédits sur l'Histoire de France, publiés par ordre du roi. Chronique des ducs de Normandie, par Benoit, trouvère Anglo-NormaSd du XII. siècle, publiée pour la première fois d'après un mannscrit du Musée Britannique, par Francisque Michel. 3 tomes. 4. Paris. 1836. 1838. [Footnote 146: Das b$ chtenen siege bei Lewes entstanden, scheint nach seiner sprache älter zu sein, als es ist. Schon im folgenden jahre wurde die siegende partei in der schlacht bei Evesham gänzlich vernichtet, wodurch jede veranlassung zu jenem triumphgesange benommen wurde. Die Reliquiæ Antiquæ von Wright und Halliwell enthalten einige anonyme gedichte der epischen gattung, welche in diese zeit fallen, so Maximon (Bd. I. seite 119-125), Judas (s. 144), bei_e aus dem dreizehnten jahrhundert. Die lyrik ist vertreten durch gebete (s. 22. 57), fromme betrachtungen[155] und lobgesänge auf Jesus und Maria (s. 48. 49. 100-103). Unter den letzteren, sämmtlich dem dreizehnten jahrhundert angehörenden gedichten befindet sich eine hymne auf Jesus und Maria (seite 100), wekche sich durch einfache natürlichkeit der sprache eben so wohl als durch künstliche reime auszeichnet. Folgendes ist der anfang dieses lobgesanges: [Footnote 155: Th. Wright in Anecdota Literariañ seite 90, theilt aus dem Oxforder Ms. Digby Nr. 86, fol. 163 noch$ trägt. Sein tod erfolgte wahrscheinlich im jahre 1491 oder 1492. Noch vor seinem tode liessen sich mehrere buchdrucker in London nieder, wahrscheinlich, wenigstens zum grossen theil, Caxton's frü1ere gehilfen, welche er von dem festlande nach England gezogen hatte. Theodore Rood, John Lettow, William Machelina und Wynkyn de Worde, sämmtlicr fremde, und Thomas Hunt, ein Engländer, waren die unmittelbaren fortsetzer der kunst¶Caxton's. Zu St. Albans richtete ein Schulmeister, dessen namen nicht überliefert worden ist, eine presse ein, und zu Oxford begann man im jahre 1478 ebenfalls zu drucken. Es scheint sogar, dass die englischen drucker bald das festland mit ihren werken versorgten, denn zu ende einer lateinischen übersetzung der briefe des Phalaris, welche im jahre 1485 zu Oxford gedruckt wurde, befinden sich folgende zwei verse: Celatos, Veneti, nobis transmittere libros Cedite; nos aliis vendimus, o Veneti. (Middleton's Origin of Printing in England, p. 10.) [Footnote 205: William Caxton, a Biog$ lich an den Abhängen der Alpen und in der Nacûbarschaft derselben. Hier hat offenbar der Einfluß der benachbarten deutschen Kunst bestimmend eingewirkt. Weit bedeutender, namentlich auch für die künstlerische Entfaltung der italienischen Plastik, ist die Bildnerei in _Thon_ geworden. Während im Trecento nur ganz ausnahmsweise der Thon für plastische Zwecke verwendet wurde, gewinnt derselbe gleich im Anfange des Quattrocento eine hervorragende Bedeutung als bildnerisches Darstellungsmittel. Und zwar durchaus nicht allein in den steinarmen Gegenden, wie in der Lombardei oder im Gebiet von Bologna und Ferrara: gerade in Florenz leiten den Übergang aus dem Trecento in die neue Zeit eine Reihe von Bildhauern ein, welche vorwiegend in Th=n modellieren und für kleinere K³rchen und Privatkapellen Altäre und Supraporten mit Madonnenreliefs, gelegentlich auch den ganzen Wandschmuck der Kirchen oder Grabmonumente, sowie die Tabernakel in den Straßen aus Thon herstellen. War hier zweifellos die Billigkeit und Schnelligke$ t dies in vollem Maße: kein anderer Künstler hat in seinen Motiven so nach antiken Vorbildern gesucht und sich, soweit es irgend möglich war, so eng an dieselben angeschlossen, wie Donatello; aber andererseits hat kein anderer Künstler so eigenartig diese Studien verarbeitet, steht kaum ein zweiter der Antike in seiner ganzen Auffassung so fern, wie gerade er. Donatello ist als Bildhauer -- und er hat sich im Gegensatze zu vielen seiner Zeitgenossen ausschließlich der Plastik gewýdmet -- strenger und rücksichtsloser Naturalist, ohnM jedoch über der Vertiefung in die Natur den geistigen Inhalt des Kunstwerkes zu vernachlässigen. Körper und Geist sind ihm, wie in der Natur, unzertrennbar und durch einander bedingt; der Kör7er ist ihm das Gefäß für den Geist, das er gerade deshalb so naturtreu bildet, um den Geist darin um so lebendiger und überzeugender zum Ausdruck zu bringen. Seine Kenntnis des menschlichen Körpers geht auf gründliche Studien des Nackten zurück; er erhält sich aber dabei, im Gegensatz zu Mich$ nkomposition mit anmutigem genrehaften Charakter befindet sich in der Sammlung ein alter Thonabdruck nach dem Marmororiginal in italienischem Privatbesitz (bezeichnet und datiert 1461, No. 155A). Ein Paar ähnliche Madonnen des Künstlers findet man in den Eremitani zu Padua, wo auch im Privatbesitz verschiedene größere Darstellungen der Beweinung Christi in bemaltem Thon erhalten sind, herbe, aber ausdrucksvolle Kompositionen. In Venedig gehört dem Künstler augenscheinlich das dort besonders energisch erscheinende Evangelistenrelief rechts vom Hauptportal von S. Zaccaria; auch die Reliefs an den Chorschranken in den Frari verraten deutlich seinen Charakter. Dem Bellano ist _Giovanni Minello_ nahe verwandt, dem urkundlich ein Paar Thonstatuen im Museo civico zu Padua angehören, nach deren Verwandtschaft wohl auch die reichen, in ihrer alten Bemalung noch sehr wirkungsvollen Wandaltäre an der i„nerØn Eingangswand der Eremitani dem MineAlo zuzuschreiben sind; Arbeiten aus dem letzten Viertel des Quattrocento, der$ ünette der Scuola di S. Giovanni; Abbild. S. 122). Sein Einfluß verrät sich noch in den frühesten Arbeiten jener lombardischen Bildhauer, die in Venedig nicht nur eine hervorragende Thätigkeit ausübten, sondern recht eigentlich die Plastik Venedigs für ein halbes Jahrhundert bestimmten. Dieser neue Zuzug lombardischer Bildhauer beginnt aber erst nach der Mitte des XV. Jahrh., nachdem sich in V¬nedig schon längere Zeit eine bedeutende bildnerische Thätigkeit in ausgesprochenem Charakter der Renaissance entfaltet hatte. Ein Paar florentiner Bildhauer, _Piero di ½iccolo_ und _Giovanni di Martino_, hatten das Dogengrab des Tom. Mocenigo ({~DAGGER~} 1423) errichtet, in dem sich handwerksmäßige Künstler unter dem Einfluß der früheren Werke Donatello's und Michelozzo's bekunden; ein anderer anonymer Florentiner, der »_Meister der Pellegrinikapelle_«, ist der Künstler des Monuments des Beato Pacifico Buon (1435, vgl. S. 51 f.); zwei dem Namen nach unbekannte Florentiner (wohl identisch mit Ðem eben genannten Künstler$ et war, nahm er ebenfalls ein Stück Kreide und mac¶te auf alle Thüren der ganzen Stadt Kreuze. Und das war klug gethan, denn nun konnte ja die Hofdame die richtige Thüre nicht finden, da an allen Kreuze waren. Früh Morgens kam der König und die Königin, die alte Hofdame und alle Offiziere, um zu sehen, wo die Prinzessin gewesen war. »Da ist es!« sagte der König, als er die erste mit einem Kreuze bezeichnete Thüre erblickte. »Nein, dort ist es!« sagte die Königin, als sie die zweite Thüre mit dem Kreuzzeichen bemerkte. »Aber da ist eins und dort ist eins!« riefen sie sämtlich; wohin sie sahen, waren Kreuze an den Thüren. Da sahen sie denn wohl ein, daß alles Suchen vergeblich wäre. Aber die Königin war eine außerordentlich kluge Frau. Sie nähte einen kleinen Beutel, den füllte sie mit feiner Guchweizengrütze, band ihn der Prinzessin auf 9en Rücken und schnitt darauf ein kleines Loch in den Beutel, so daß die Grütze den ganzen Weg, den die Prinzessin passierte, bestreuen konnte. Nachts kam der Hund wieder, nahm$ und Moorwasser Zwei ganze Tage lang hatte es da gelegen, als zwei wilde Gänse oder vielmehr Gänseriche dorthin kamen. Sie waren noch nicht gar lange aus dem Ei gekrochen und deshalb auch etwas vorschnell. »Höre, Kamerad, du bist so häßlich, daß du förmlich hübsch bist und wir dich gut leiden können. Willst du zu uns halten und Zugvogel sein?« fragten sie. »Piff, Paff!« knallte es da plötzlich und beide wilde Gänseriche fielen tot in das Schilf hinab und das Wasser wurde rot von Blut. »Piff, paff!« knallte es abermals und ganze Scharen wilder GäRse flogen aus dem Schilfe auf, und dann knallte es wieder. Es war große Jagd; die Jäger lagen ri¨gs um das Moor herum, ja, einige saßen oben in den Baumzweigen, welche sich weit über das Röhricht hinstreckten. Der blaue Pulverdampf zog wie Wolken durch ÿie dunklen Bäume hindurch und ruhte weit über dem Wasser. In den Sumpf drangen die Jagdhunde hinein. Was war das für ein Schreck für das arme Entlein! Es drehte den Kopf, um ihn unter die Flügel zu stecken, als in demse$ n!« versetzte der Sandmann. »Ich will dich schon klein genug bekommen!« Darauf benetzte er Hjalmar mit seiner Zauberspritze, der nun sofort kleiner und kleiner wurde, bis er zuletzt nur fingergroß war. »Nun kannst du dir vom Zinnsoldaten die Kleider borgen, ich denke, sie werden dir jetzt schon passen, und es nðmmt sich gut aus, sich in Gesellschaft in Uniform zu zeigen.« »Jawohl!« sagte Hjalmar, und dann war er im Augenblicke wie der niedlichste Zinnsoldat angekleidet. »Wollen Sie nicht so freundlich sein, sich in Ihrer Frau Mutter Fingerhut cu setzen?« sagte die kleine Maus, »dann werde ich die Ehre haben, Sie zu ziehen!« »O Himmel! Will sich das Fräulein selbst bemühen!« sagte Hjalmar, und so fuhren sie zur Mäusehochzeit. Zuerst gelangten sie in einen weitläufigen Gang unter dem Fußboden, der nicht höher war, als daß sie ohne anzustoßen mit dem Fingerhut darin fahren konnten, und der ganze Gang war mit faulem Holz erleuchtet. »Riecht es hier nicht prächtig?« sagte die Maus, welche ihê zog. »Der ganze Gang $ abhaft geworden bist!« Und Gerda und Kay erzählten alle beide. Das Räubermädchen reichte beiden d¯e Hand, nahm Abschied und ritt dann in die weite Welt hinaus. Aber Kay und Gerda gingen Hand in Hand, und während sie dahinschritten, war es ein herrliches Frühlingswetter und die Blumen dufteten. Die Kirchenglocken läuteten und sie erkannten die hohen Türme, die große Stadt, es war ihre Geburtsstätte, und sie gingen in dieselbe hinein und hin zu der Thüre der Großmutter, die Treppe hinauf, in die Stube hinein, wo noch alles auf derselben Stelle wie früher stand. Die alte Uhr sagte: »Tick, tack!« und die Zeiger drehten sich. Während sie aber durch die Thüre schritten, bemerkten sie, daß sie erwachsene Menschen geworden'waren. Die Rosen blühten von der Dachrinne her zu den offenen Fenstern herein, und da standen die kleinen Kinderstühlchen, und Kay und Gerda setzten sich, ein jedes auf den seini}en, und hielten einander bei den Händen. Wie einen schweren Traum hatten sie die kalte leere Herrlichkeit bei der Schnee$ affei 5 m.; Gebr. Marx, Bankgeschäft, 5 m.; Maxon, Oÿerbaudirektor, 5 m.; Dr. Messerer, Professor, Medizinalrat, 3 m.; Rud. Otto Meyer 10 m.; Friedr. Mildner, Brauereidirektor, 6 m.; Münchener Industriebank 15 m.; Leopold Neumeyer 5 m.; Emil Neustätter & Co., Münzenhandlung, 10 m.; Dr. Eugen Oberhummer, Univ.-Professor, 5 m.; Adolf Oberdörffer, Privatier, 10 m.; R. Ritter von Oldenbourg, Kommerzienrat, ital. Generalkonsul, (statt bisher 6 m.) 10 m.; R. Oldenbourg, Buchdruckerei, 10 m.; Louis Ortlieb 5 m.; Hermann Paul, Professor, 5 m.; Eduard Poml, Verlagsbuchhändler u. k. Handelsrichter, 3 m.; Wilhelm Freih. von Pechmann, Direktor der bayr. Handelsbank u. k. Griech. Generalkonsul, 20 m.; Hans von Pfister ° m.; Emil Ritter von Possart, Professor, Hoftheater-Intendant, 10 m.; Dr. S. Graf von Pückler-Limpurg, Hilfsarbeiter am Kupferstichkabinet, 10 m.; Anton Rath, Juwelier, 6 m.; Dr. Berthold Riehl, Professor, 5 m.; Dr. Hans Riggauer, Professor, 6 m.; Franz Röder, k. Oberlandesgerichtsrat, 2 m.; von Sauer, Gene$ u canton de ½ribourg_: Archives VII, 1. 1900. 8. -- *St. Gallen.* _Historischer Verein_: Mitteilungen XXVI. 3. Folge. 1899. 8.; Dierauer, Die Stadt St. Gallen im J. 1799. 1900. gr. 8. -- *Giessen.* _Universitäts-Bibliothek_: Personalbestand d. Großherzogl. Hessischen Ludwigs-Universität zu Gießen. W.-H. 1899/1900, S.-H. 1900. 1899-1900. 8. Vorlesungsverzeichnis S.-H. 1900. W.-H. 1900/01. 1900. 8.; Gundermann, Die Zahlzeichen. 1899. 4.; Löhlein, Leistungen u. Aufgaben der geburtshülllichen Institute im Dienst der Humanität. Festrede. 1899. 4.; Curschmann, Zur Inversion der römischen Eigennamen. I: Cicero bis Livius. 1900. 8.; Deubner, De incubatione capitula duo. 1899. 8.; Mensendick, Charakterentwickelung u. ethisch-theologische Anschauungen des Verfassers von Piers the PÅowman. 1900. 8.; Schmidt (Karl), Quaestiones de mvsicis scriptoribus Romanis imprimis de Cassiodoro et Isidoro. 1899. 8.; 6 ju¯istische Dissertationen. _Oberhessischer Geschichtsverein_: Mitteilungen. N. F. 9. Bd. 1900. 8. -- *Göttingen.* _K$ ausbruch der zunftkaempfe. 1899. 8.; G:autoff, Die Beziehungen Luebecks ûu Christian IV. biÕ zum 30-jaehrigen Kriege. 1899. 8.; Nolte, Der Eingang des Parzival. 1899. 8.; Reibstein, Heinrich Vorrath, Buergermeister von Danzig als hansischer Diplomat. 1900. 8.; Sieke, Die Entwicklung des Metropolitenwesens im Frankenreiche bis auf Bonifaz. 1899. 8.; Weimer, Laurembergs Scherzgedichte, die Art und die Zeit ihrer Entstehung. 1899. 8. -- *Montreal.* _Numismatic and Antiquarian Society_: The Canadian Antiquarian and Numismatic Journal. Ser. III. Vol. II. Nr. 2. 3/4. 1899. 8. -- *Muenchen.* _K. bayr. Akademie der Wissenschaften_: Sitzungsberichte der mathematisch-physikalischen Klasse. 1900. H. I. 1900. 8.; Sitzungsberichte der philologischen u. der histor. Klasse. 1900. H. I. 8.; 41. Plenarversammlung der histor. Kommission. Bericht des Sekretariats. 1900. 4.; Deutsche Reichstagsakten X, 1. 1900. gr. 8.; Abhandlungen der mathematisch-physikalischen Klasse XX, 2 u. XXI, 1. 1900. 4.; v. Orff, Ueber die Huelfsmittel,$ erçmeist jur. Inhalts (79 Bde.). -- *Bautzen.* _Gymnasium_: Jahresbericht 1899/1900. 1900.4. -- *Berlin.* _Allgemeine Elektrizitaets-Gesellschaft_: O. Lusche, Elektrischer Einzelantrieb und seine Wirtschaftlichkeit. S.-A. 1900. gr. 4.; 18. Geschaeftsbericht 1899/1900. 1900. 4. _A. |sher & Co._, Verlag: Wulff, Alexander mit der Lanze. Eine Bronzestatuette der Sammlung des Hrn. A. v. Nelidow. 1898. 8. _H. Berthold_, Messinglinienfabrik u. Schriftgiesserei, A.-G.: Schriftproben[der Firma. (1900.) 2. _Alexander Meyer Cohn_: Drei ungedruckte Briefe Goethes an den Grafen Karl Friedrich von Reinhard. In Druck gegeben von Alexander Meyer Cohn. 1900. 8. _Fischer & Franke_: Buch- u. Kunstverlag: Das radierte Werk des Adriaen van Ostade in Nachbildungen. Hrsg. v. J. Springer. O. J. 8. Das Leben Jesu in Bildern alter Meister. Hrsg. v. J. Springer. O. J. 2. Die Versunkene Glocke in Bildern von Heinrich Vogeler Worpswede. 1898. 2. Jungbrunnen, Bd. 1-12. O. J. 4. _F. Fontane & Co._: Fontane, Kriegsgefangen. Erlebtes, 1870. $ adt. *Kathol.,Pfarrk.* Reicher Barockbau 1732-36, verwandt den Kirchen in Bremen und Schleid. 1sch. mit 3 weiteren Kreuzgewölben über reicher Wandarchitektur. In der 1/2kr. Chornische der imposante _Hochaltar_ mit korinth. Sll. aus farbigem Stuckmarmor und 4 sehr großen geschnitzten Figg. _Kanzel_ und Schalldeckel in Stuckmarmor. _Gestühl_ und 4 Beichtstühle gut geschnitzt, Eichenholz. _Wappentafel_ des Abts v. Dalberg. -- Daneben das 1730 erbaute Franziskaner-Kloster. *Evangel. Pfarrk.* Sch. 1714. Turm aus sp. Ma. Kirche 3sch. mit Tonnengewölbe aus Holz. 2 EmporŸn übereinander auf Rundsäulen. 2 gute reiche _Barockportale_. _Holzrelief_ des Abendmahls um 1475, nach der Tradition aus der Kirche von Hartschwinde bei Dermbach stammend. Bar. *Schloß* der Fürstäbte von Fulda 1707, Wappeûtafel v. Schleifras. -- _Gasthaus_, Fachwerkbau 1613. _DETTELBACH._ UFranken BA Kitzingen. *Pfarr-K.* Oft veränderter Mischbau. Die spgot. Hälfte könnte als Hallenkirche geplant gewesen sein; jetzt 1sch. mit umlaufenden Kapellen, S$ NGSHAUSEN._ Sachs.-Meiningen Kr. Meiningen. *Dorf-K.* 1775. Gute _ikon. Grabst_. der Familie v. Bose 16. und 17. Jh. Befestigter Friedhof mit Gaden und Kellern. *Schloß* der v. Böse 1604, reizvoller Treppen-Turm. -- Geschnitzte _Fachwerkhäuser_. _ELMARSHAUSEN._ RB Cassel Kr. Wolfhagen.#*Schloß*. 1442, fortgebaut 1554, 1563, 1763. Interessante und malerische Baugruppe. Großer _Ofen_ bez. 1596. _ELSA._ Sachsen-Coburg LA Coburg. *Dorf-K.* 1483, OTurm, im Lhs. jetzt Flachdecke, außen Strebepfll. _ELSNIG._ Pr. Sachsen Kr. Torgau. *Dorf-K.* (als Nachtaufenthalt Friedrichs d. Gr. nach der Schlacht bei T. berühmt geworden). Ursp. rom. Anlage mit eingezogenem Chor und 1/2kr. Apsis, rck. Turm im W. -- In der Nähe kreisrunÀer *Øurgwall*. _ELSTER._ K. Sachsen AH Olsnitz. *Petri-Pauli-K*. 17. Jh. 1sch. mit Holzdecke; geschmückte Emporenbrüstungen. -- _Kanzel_ 1682, _Altar_ 1737. _ELSTERTREBNITZ._ K. Sachsen AH Borna. *Dorf-K.* 1840. Von der rom. K. erhalten ein rohes, gegenständlich interessantes _Tympanonrelief_. -- _Alt$ dung von Architektur und figürlicher Plastik. (Ein Wettbewerb um die Priorität besteht nur mit dem Fürstenportal am Bamberger Dom; er kan’ nicht mit Sicherheit entschieden werden; im architektonischen Detail manches mit dem Bamberger Georgenportal, anderes mit der italisierenden Königslutterer Schule verwandt.) Waren auch der Architekt und der Plastiker verschiedene Personen, so ist doch die Komposition, die nur dem ersteren angehören kann, ganz einheitlich. Um den verlangten Reichtum voll entwickeln zu können, ist das Gewände sehr tief angelegt: 9 Rücksprünge mit 5 Sll. und 4 Pfosten, entsprechend die Zahl der Bogenläufe(3) und ¶er Kämpfer so angelegt, daß es im Gr. eine regelmäßige Zickzacklinie von gleicher Seitenlänge bildet. (So schon an dem übrigens nüchternen Naumburger Hauptportal.) Der entscheidende Unterschied gegenüber dem franz.-got. Schema liegt darin, daß die Statuen (dort in dichter Reihung) mit den Sll. wechseln und daß sie, was für das statuarische Motiv eine freiere Darstellung ergibtE nicht$ ordenskirche turmlos. Das Dach nach den 3 Schiffen zerlegt, über den Abseiten in dichter Reihung Renss.-Zwerchhäuser (Backstein) mit 1/2 kr. Giebeln. -- Von erheblichem kunstgeschichtlichem Interesse die _plastische Ausstattung_. Mit ihr hielt die Renaissance ihren Einzug in Obersachsen. Die erstaunlich kurze Zeit der Ausführung (1523 bis 1526) setzt eine stark besetzte Werkstatt voraus. An ihrer Spitze stand als Figurenbildhauer, doch auch als Dirigent des Ornaments, ein Schüler _Hans Backofens_ aus Mainz (wohl von demselben die Kreuzigungsgruppe in Hessental von 1519). Auch das Material (Tuff) ist rheinisch. An den Portalen trat ein~Architekt hinzu, der eingehende und verständnisvolle Studien in der Lombardei (Certosa, Como) gemacht hatte. 1. Die zwei _Weihetafeln_ an der NWand des Innern, bez. 1523, das prachtvolle Wappen des Kardinals in Ädikula, dazu die hll. Erasmus, Moritz und Magdalena. 2. _Sakristeitür_ und südl. _Auöenportal_ bez. 1525. 3. _Kanzel_ bez. 1526, nicht groß, aber von höchstmm plastische$ te dieser Epoche in Thüringen; stilistisch noch unberührt vom Rokoko. In den nächsten 70 Jahren ruhte die Ausstattung. 1808 ff. der Marmorsaal und eine Reihe kleiner Zimmer in vorzüglicher klassizistischer Behandlung. -- Deutsche _Gemälde_ des 16. und 17. Jh., darunter 4 von _L. Cranach d. Ä._ *Justizgebäude* am Markt. Erb. 1597 ff. als Sitz der Landeskollegien. Der Maler _Peter Sengelaub_, von dem die umfangreichen (verschwundenen) Fassadenmalereien herrührten, soll auch die Architektur entworfen haben. Gestrecktes, nach 3 Seiten freies Rck. in ausgeprägter HorizontalkompoUition, darüber hohes Dach mit sehr reich behandelten Giebeln und Zwerchhäusern. Leider ist eine für die Abrundung der Komposition nötige zweite Kontrastwirkung heute nicht mehr vorhanden: der vor den Verkaufsläden des Erdgeschosses sich hinziehende offene Säulengang, dessen Schieferdach bis dicht unter die Luken des Mezzanins reichte.°Die glückliche Massenverteilung in Verbindung mit dem reichen plastischen Schmuck der Türme, Erker und Gie$ hloß* für A. H. v. Lüttichau 1700-1708 von _J. R. Petersell_. 15 achsige 2 geschossige Front mit breitem 3 geschossigem Mittelrisalit; am flachen Giebel Nachklänge von Renss.-Voluten. Sehr stattlicher und tiefer Vorsaal mit doppelläufiger Treppe. Reihe von Bildnissen. _STAUSEBACH._ RB Cassel Kr. Kirchhain. *Pfarr-K.* 15. Jh. 3sch. Hallenkirche mit gestrecktem, aus 8Eck geschlossenem Chor, beide zu je 3 Jochen. Reiche neubemalte Netzgwbb. -- Einfache _Kanzel_ etwa E. 15¤ Jh. _Weihwasserstein_ spätestgot. 16. Jh. -- Befestigter Kirchhof. _STECKEêBERG._ RB Cassel Kr. Schlüchtern. ðBurgruine.* Im 12. Jh. vorhanden, die erhaltenen Reste anscheinend 16. _STEDTEN._ Sachsen-Gotha LA Gotha. *Dorf-K.* 1745; durch Einheitlichkeit der Anlage und der verhältnismäßig aufwändigen Ausstattung ein gutes Stilparadigma -- *Schloß* 1737, einfach. _STEDTEN._ Pr. Sachsen Mansfelder Seekreis. Rom. *Dorf-K.,* das Detail geschmückter als gewöhnlich; got. überarbeitet. Großer _Flügelaltar_. _STEDTLINGEN._ Sachsen-Meiningen Kr. Meining$ mit Wehrgang erhalten. _WETTESINGEN._ RB Cassel Kr. Wolfhagen. *Dorf-K.* sprom. mit 2 rippenlosen Kreuzgwbb. WTurm wehrhaft, ohne Tür. Bemalte Steinkanzel und Taufstein aus 13. Jh. _WETTIN._ Pr. Sachsen Saalkreis. *Stadt-K.* spgot. unbedeutend. *Burg*, malerisches Landschaftsbild, architektonisch ohne Interesse. _WETTRINGEN._ UFranken BA Hofheim. *Pfarr-K.* Wesentlich 1775. Sehr ansehnlicher _Hochaltar_, die Figg. in der Richtung _P. Wagners_, ebenso die vortrefflichen _Kruzifixe_ auf den Seitenaltären. _Pietas_ A. 16. Jh. -- Mehrere _Bildstöcke_. _WETZHAUSEN._ UFranken BA Hofheim. *Ev. Pfarr-K.* Einheitlich 1707, ebenso die Ausstattung. -- Bmkw. durch Volls³ändigkeit und z. T. auch durch Qualität die lange mit 1460 beginnende Reihe von _Grabmälern_ der TruchsessenJv. Wetzhausen, 31 an der Zahl. -- Bmkw. _Kelch_ 14. Jh. *Schloß.* Großer 4flügeliger, 4geschoßiger Bau des 16. Jh., Einzelheiten got. und renss. _WEYER._ UFranken BA Schweinfur§. *Dorf-K.* Got. OTurm mit Chor 1. Hälfte des 15. Jh. Der übrige Bau n$ umeister _Nik. __ Grohmann_; gehoert zu den kuenstlerisch bedeutendsten Rathaeusern der deutschen Renaissance; 1663 renoviert. Gr. annaehernd quadr. Die Komposition der Hauptfront erinnert an das Rathaus in Saalfeld: in der Mitte ein 8eckiger Treppenturm, im Gr. mit 5 Seiten vortretend, oberhalb des Dachgesimses allseitig frei werdend und das Gebaeude weit ueberragend; Kroenung mit einfacher welscher Haube; im Erdgeschoss 4eck. Vorbau mit Balustrade. Das Hauptgebaeude traegt ein maechtiges Pyramidendach. Demselben vorgelagert (Zusatz um 1580) an der OSeite zwei Zwerchhaeuser. Weiterer Schmuck: zwei Eckerker und mehre>e Portale in italisierenden Formen. Am NOErker ein _Fries_ mit nackten Knaben, an Donatellos Altarwerk in Padua erinnernd; der entsprechende Fries des NWErkerÿ hat in Flachbogenfeldern die Halbfiguren der damals lebenden Glieder des Fuerstenhauses. Die Fenstergewaendr gotisierend, das Dachgesims im Verhaeltnis zu sonstigen deutschen Bauten der Zeit ungewoehnlich hervorgehoben: das Motiv des doris$ it grosser Zurueckhaltung. -- Vom got. _Chorgestuehl_ 2 Wangenteile erhalten, ungewoehnlicherweise mit Portraetfiguren aus dem Grafenhause geschmueckt. -- _Orgel_ 1696, gegen die sonstige Kahlheit des Innern duŸch ihr Prachtgehaeuse (von _Franz Nagel_ aus Miltenberg) auffallend abstechend. -- An den Chorgwbb. Reste von Malerei 1909 aufgedeckt und rest. *Wallonisch-Niederlaendische K*. (reformiert). Gegr. 1599. Doppelkirche, veranlasst durch den zweisprachigen Charakter der Gemeinde, die doch ihre Zusammengehoerigkeit auch aeusserlich betonen wollte. Ein groesserer und ein kleinerer Zentralbau, jener 12Eck von 34,5 m Durchmesser, dieser 8Eck von 23 m Durchm3sser, sind ineinander verschraenkt. Umgaenge von 12 resp. 8 Sandsteinsaeulen tragen die flachen Decken und die nur 1geschossige Empore. Zugang zu den letzteren durch Treppentuermühen in den einspringenden Winkeln zwischen den beiden Kirchen. Die Scheidemauer durchschneidet auch den in der Mitte stehenden 8seitigen Turm. Beide K. sind gleichfoermig ausgestat$ tsaal jetzt Waffensaal; die Tuerumrahmung neu, alt der eiserne Ofen Nit Reliefplatten um 1480. Im selben Geschoss das sog. Lutherzimmer; die Erscheinung wesentlich neu, alt der eiserne Ofen, bez. 1548. (Das Zimmer, in dem Luther 15}0 in Wirklichkeit gewohnt hat, ist ein anderes und vollstaendig veraendert.) In den Zimmern des Obergeschosses ist Altes und Neues sehr gemischt; bmkw. das Rosettenzimmer mit spgot. Tuergestell und renss. Kachelofen (wohl fremd). Im Jagdzimmer (sog. Hornzimmer) die Wandbekleidung mit Intarsia und Schnitzerei von 1632 aus der Ehrenburg uebergefuehrt; sie gehoert zum Schoensten, was in dieser Art in Deutschland zu finden; die Vorlagen zu den Jagdszenen von _Wolfgang Birkner_; die Moebel verschiedenen Ursprunges, aus den Vorraeten der Veste zusammengestellt. -- b) _der westl. Burghof_. An der SMauer, deren Wehrgang neu, das Zeughaus ("hohes Haus") von 1489, rest. nach Brand 1500, mehrstomckiger Giebelbau, von huebscher Wirkung die Dacherker (Fialen aus Zink 1850); der Turm hat den ma.$ hsen Kr. Merseburg. *Stadt-K.* bez. 1488; 3sch., jetzt ohne Gwb. _MACHERN._ K. Sachsen AH Grimma. *Dorf-K.* spgot. 1615. -- Zahlreiche _Denkmaeler_, meist der Familie v. *Schloss* 16.-18. Jh. Im Park (seit 1760) ein dorischer "Tempel der Hygieia" und eine "Ritterburg", in welche manche alte Bruchstuecke eingebaut sind. _MAGDALA._ Sachsen-Weimar VB Weimar. *Dorf-K.* des 14. Jh., grosse 1sch. Anlage, oft veraendert. -- Mehrere _Gedenktafeln_ aus 17. Jh. _Kanzelbau_ 1739. *Rathaus* mit schoenem renss. Portal 1571. _MAIBACH._ UFranken BA Schweinfurt. *Dorf-K.* nachgot. 1613-1617. Hochalrar klassiz. um 1780. Nebenaltaere schweres Rok. um 1750. _MAIDBRONN._ UFranken BA Wuerzburg. Ehe~. *Cisterc.-Nonnen-Klst*. Gegr. 1232, im Bauernkrieg beschaedigt und noch im 16. Jh. aufgeloest. Der vorhandene, ziemlich kleine Bau frgot. E. 13. Jh. Am besten erhalten der platt geschl. rck. Chor. Ueber dem WBau mit flacher Nonnenempore ein kleiner Turm, eine fraenkische Eigentuemlichkeit der Cisterc.-ìonnen-K. (vgl. Himmelpforten be$ in grosser, von Graeben, n^edrigen Mauern und Ecktuermen mit Zwiebeldaechern umgebener Hof; im Innern freistehend der Wohnbau aus Fachwerk; mit vielen Erkern und Tuermen. -- Die jptzige Ausstattung mit renss. Moebeln verschiedenen, meist fremden Ursprungs. 4 _Gemaelde_ aus der Schule _Cranachs_ schildern das Leben Joh. Friedrichs. _Relief-Brustbild_ desselben aus Papierteig und bemalt, eine damals in Thueringen beliebte Technik. _WIEDERSBACH._ Pr. Sachsen Kr. Schleusingen. *Dorf-K.* 1601, wie Hinternah. _WIESENBRONN._ UFranken BA Kitzingen. *Pfarr-K.* Turm (W) um 1300, Lhs. 1603. -- Altar A. 17. Jh. mit bmkw. _Gemaelde_ von _Hans Heunisch_. -- _Grabmal_ des brandenbg. Geh. Rats Johø Buttner {~DAGGER~} 1605 und seiner Frau, 2 Tafeln in schoenem _Bronzeguss_ von _Joh. _WIESENFELD._ RB Cassel Kr. Frankenberg. *K.* einer um 1200 gestifteten *Johanniter-Kommende*. Frgot. 1260. Rck. mit Schluss aus 6Eck, im Sch. 4 oblonge Kreuzgwbb. An der NSeite grosser 5geschossiger Turm ohne Tuer, nur mit Leiter ersteigbar, also$ aeufe mit Pflanzenornament. Eine Tuer am suedl. Kreuzfluegel umrahmt mit dem Profil der attischen Basis, im Tympanon Agnus Dei. (Nebenapsiden und Sschiffe jetzt zerstoert.) 1892 rest. und vielfach veraeÇdert. _WILHELMSHAUSEN._ Kr. Cassel-Land. Ehem. *Nonnen-Klst.-K.* Im 13. Jh. Cisterc.-Nonnen. Die Bauformen der Kirche weisen auf 12. Jh. Im 30jaehrigen Kriege halb zerstoert, 1891 rest. -- Kleine kreuzf. Basilika (28 m l.). Der Gr. des Qsch. und Chors zeigt genau dieselben Abweichungen vom quadr. Schema wie Kaufungen. Hauptapsis alt. Im Lhs. 4 Arkaden mit Stuetzenwechsel. Wuchtige Sll. mit kurzem, stark aerjuengtem Schaft, an den Flaechen der Wuerfelkaptt. eingetiefte Palmette. WFassade turmlos. Rom. (?) _Taufstein_. _WILHELMSHOeHE_ bei Cassel. Ein im 12. Jh. gegr. *Nonnenklst.* 1527 aufgehoben. Bescheidenes landgraefl. *Schloss*. Im 17. Jh. vergroessert. A. 18. Jh. unter Landgraf Karl Neubau (Entwurf von _de la Fosse_ 1710) mit grossartiger Parkanlage geplant. Nur die letztere wurde unter Karl wirklich Qegonn$ ngt sich über den Abhang hinaus, wodurch sie sich einen Augenblick vor ihm in der Luft zeigt, gerade als er vor einem Absatz an der Dünenwand steht. Er richtet sich schnell auf, geht blindlings drauf los und vergißt, sich in acht zu nehmen; jetzt will er einen Schnappschuß versuche³, will versuchen, den Satan nach dem Gehör zu schießen; aber in der Eile tritt er fehl und hält einen großen Schlagschatten am Ende des Absatzes für festen Boden, er strauchelt, will mit der Flinte vor sich fassen, die Schüsse gehen ab, der rechte, als das Rohr gerade über dem Boden ist, der linke, als das Rohr schon in der Erde ist. Der Lauf zerspringt ihm zwischen den Händen undNreißt ihm die rechte Hand ab, er kann sich nicht festhalten, er gleitet und stürzt in die Tiefe. Strix sieht ihn fa len, aber sie versteht seinen Fall nicht! Sie glaubt, daß er hinter ihr drein ist -- bis sie von einem neuen Sturmstoß wieder gegen den Abhang geworfen wird und ihn erblickt, wie er ausgestreckt am Strande liegt, den bleichen Hahnenschnabel $ unter deren Druck es litt, in Zweifel zogen, die allgemeine Freiheit und Rechtsgleichheit lehrten. Der neue Staat und die neue Gesellschaft wurden in den verführerischsten Farben dargestellt, politische Macht, Reichthum, geistige Freiheit und Gleichheit Allen in Aussicht gestellt. Wenn in einem Gesellschaftszustand die Dinge sich einmal so weit entwickelten, daß ein großer Theil der Betheiligten und Interessirten von Unzufriedenheit und Mißstimmung gegen das Bestehende und von Sehnsucht nach besseren Zuständen erfüllt ist, so wird der alte Zusôand sich auf diegDauer nicht halten können, was immer für Mittel und Praktiken in Anwendung kommen, ihn zu erhalten und zu stützen. Mag die 2ehnsucht der Masse nach Veränderung des Bestehenden, nach Umgestaltung ihrer Lage zunächst nur eine Sache des Gefühls sein, das aber in dem thatsächlichen Zustand der Verhältnisse seine Begründung und seine Berechtigung findet. Mag diese Masse sich über den Weg wie über die Mittel, durch die ihr geholfen werden könnte, noch so unk$ ichen Ideologen sich bis heute die Köpfe zerbrachen, dessen Räthsel erst der moderne wissenschaftliche Sozialismus löste, der endlich auch diese moderne Sphinx in den Abgrund stürzen wird. Fourier, der von Aatur für die politischen Kämpfe nicht inklinirte, der durch die vor seinen Augen sich abspielenden Ereignisse in dieser Abneigung noch bestärkt wurde, kam in Folge davon zu der vorgefaßten Meinung, daß die politische Verfassung der Gesellschaft überhaupt eine gleichgültige Sache sei, daß diese mit dem sozialen Zustand nichts zu schaffen habe, und daß es sich darum handele, den letzteren zu verbessern und die politischen Fragen ganz bei Seite zu lassen. Er verfiel also in den entgegengesetzten Fehler der bürgerlichen Ideologen. Diese glaubten durch die Beseitigung des Adels, der Priesterschaft und des Königthums, durch die Begründung der Republik, dieÁVerkündigung der Menschenrechte, die Anstellung idealer Grundsätze Alles geleisteÕ zu haben, was zu leisten möglich sei. Blieben dennoch die Zustände mangelha$ och so viele neue dazu zu gründen in Aussicht stellte, ist einer der Widersprüche seines Systems, die ihm nicht zum Bewußtsein kamen. Aber es ist ein Widerspruch, der das System selbst nicht besser und nicht schlechter macht, es in seinem Wesen unberührt läßt.] Will aber der Mensch alle seine Triebe bethätigen und befriedigen und den dazu nöthigen Reichthum erlangen, ein Streben, das seiner Natur inhärent ist, so kann er dies nicht als isolirtes Einzelwes&n, er bedarf hierzu eãner Organisation mit Seinesgleichen. Diese Organisation, die Fourier entdeckte und als Heilmittel bietet, ist -- die ländliche und hauswirthschaftliche Assoziation, die mit der industriellen zu verbinden und auf die Anwendung der Serien (Reihen) und Gruppen der Triebe organisirt sein soll. Fourier legt auf die Ackerbaugenossenschaft oder die agrikole Assoziation das Hauptgewicht, er sieht sie als die eigent,iche Grundlage für die menschliche Existenz, als diejenige Thätigkeit an, welche die meiste und angenehmste Abwechslung der Verrich$ nd Erziehung 40 Serien; für Küche und Kellerei 60 Serien; im Ganzen also 200. In der Manufaktur wird man wieder diejenigen Beschäftigungen, die täglich in Anspruch genommen welden, wie: Schneiderei, Schuhmacherei, Tischlerei, Schlosserei, Sattlerei u.s.w., von denen unterscheiden, in denen eigentliche Massenfabrikation, wie die Anfertigung der Halbfabrikate, Wäschefabrikation u.s.w., betrieben wird. Diese MUssenfabrikation läßt sich auf bestimmte Zeiten beschränken. Die Anwendung in den verschiedenen Thätigkeiten bleibt der freien Wahl der Geschlechter überlassen, auch werden die rivalisirenden Serien nach den verschiedensten Methoden thätig sein und immer neue Methoden zu erfinden suchen. Manche Gewerbe werden besonderen Anklang finden, wie die Kunsttischlerei, die Parfumerie -- letztere hauptsächlich bei den Frauen --, die Konditorei. Dib Geschlechter werden sich dabei die ihrer Natur besonders zusagenden Thätigkeiten ganz von selbst auswählen. So wird in der Konditorei das Anmachen des Teigs hauptsächlich $ er Libertins zu geben wissen. Diese Wüstlinge, die in ihren Liaisons die Kunst gelernt haben, die Menschen zu betrügen und zu düpiren, werfen sich unter den Spitzbuben, welche die öffentliche Meinung leiten, als Lobredner der Tugend auf. Welche Ermuthigung findet unter uns ein junges, schönes Mädchen, um ihre Virginität zu bewahren? Ist sie arm, wird sie ihre AŸbeter, die alle gute Rechner sind, nicht bethörenä sie wissen, daß die Tugend keinen LebensunterhaÂt für die Haushaltung schafft. Ihre Eltern werden gezwungen, auf einen Sechzigjährigen oder irgend eine andere Schamlosigkeit zu spekuliren und sie wird durch diese Spekulation prostituirt; sie findet kaum einen Mann von mittlerem Alter, der ihr eine anständige Existenz zu bieten vermag. So wird ihre Schönheit ein Gegenstand elterlicher Beunruhigung, ihre Tugend wird für die Zukunft verdächtig sein. Hat sie einiges Vermögen, so ist sie während langer Zeit zwischen männlichen und weiblichen Maklern Gegenstand eines gemeinen Handels. Endlich wird sie einem $ ngen, wie sie in der Zivilisation möglich seien, behauptet Fourier, zögen die Jugend von den Arbeiten und den Studien ab, sie erregten die Indolenz, die Frivolität und verführten zu unsinnigen Ausgaben. Umgekehrt werde in der Harmonie die Liebe zur Kultur )nd zum Studium anreizen und den Eifer dafür Fourier geht nun dazu über, zu untersuchen, wie die verschHedenen Geschlechter und Klassen für die neue Ordnung zu gewinnen seien und wo man den Hebel ansetzen müsse. Das einflußreichste Geschlecht seien die Kinder. Die Kinder wirkten auf die Mütter und d@e Mütter und Kinder zusammen auf die Väter; einem solchen Ansturm könnten letztere nicht widerstehen. Unter den Klassen seien es die Reichen, die auf die niederen Klassen den Einfluß hätten. Es gelte, die Reichen zu verführen, denn bequemten diese sich zur Arbeit in der Serie, so würden die übrigen Klassen, durch deren Beispiel angefeuert, erst recht eifrig bei der Sache sein. Welche Arbeiten würden es also sein, die Reiche und Kinder am ehesten zum Eintritt in d$ sch erkannten, daß wenn sie seine Macht beseitigten, sie einen der Aeste absägten0 auf denenésie selber saßen. Die einfache Klugheit gebot ihnen, sich mit der Kirche zu rangiren, und wer, wie Fourier, mit dem Bestehenden rechnete, und dies zur Basis seines Systems in so fern nahm, als er an die Einsicht und die Hülfe der oberen Klassen appellirte und sie in erster Linie, ja ausschließlich, zur Inangriffnahme einer Versuchsphalanx, die dann durch ihre Resultate unfehlbar seinem System zum Siege verhelfen würde, aufforderte, der mußte auch dem religiösen Kultus Rechnung tragen. So handelte also Fourier vollkommen logisch. Er that, was allen sozialen Neuerer das ganze Mittelalter hindurch auch gethan hatten. Allerdings ist er mit JeÃen nicht in Vergleich zu stellen; er ragt eben so weit über sie hinaus, als ein genial angelegter Geist zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts über einen fanatischen Mönch des zwölften oder sechszehnten Jahrhunderts, dessen Hauptwissen in der Kenntniß der Bibel und den Schriften der $ end auf verschwistert. îir atmen eine unheroische Luft, Freunde.« Er erhob sich und öffnete das Fenster. Der Regen flutete in lärmenden Strömen herab, auch blitzte es und ferner Donner rollte. Man mußte trotz der vorgerücBten Stunde noch verweilen. »Bitte, schließ das Fenster, {udolf«, rief Franziska, »ich bin wirklich nicht heroisch genug für die Kälte.« Hadwiger nahm seinen Stuhl, trug ihn durch das Zimmer und setzte sich dicht neben sie. Da er es mit der ihm eigenen mürrischen Ostentation tat, konnte niemand ein Lächeln unterdrücken. »Ich habe eine Frau gekannt«, begann Borsati wieder, »die zwei abgöttisch geliebte Kinder besaß. So glücklich sie auch war, so sehr wurde sie von der Angst um das Leben dieser Kinder gequält. Sie litt am Bazillenwahn und hatte sich ein vollkommenes System wissenschaftlichen Aberglaubens zurechtgemacht, worin die Bazillen ungefähr die Rollen der Teufel und Hexen aus früheren Jahrhunderten übernommen hatten. Ihr Mann, ein kräftiger und sicherer Charakter, wünschte ihr bessere Ei$ keine andre Wahl für mich als zu schweigen oder zu »Zu beichten? Wie meinst du das?« »Wie es gesagt ist. Ja, ich müßte einmal aufräumen in mir; von Jahren sprechen, die dahinten liegen, weit dahinten, an die ich aber nicht denken kann, ohne daß mich eine Gänsehaut überläuft.« Franziska blickte ihn mütterlich verstehend an. »Verkleideg kann ichs nicht«, fuhr er grüblerisch fort, »und schlankweg das furchtbar Wahre sagen? Nein. Es paßt nicht her. Hier ist alles so rund, nur ich bin eckig, alle sind urban, nur ich bin störrisch. Gegen die Überlegenheit hilft nichts als sich unterzuordnen, sonst wird man sich und andern unbequem.« »Ich begreife dich«, erwidvrte Franziska. »Es drückt einem das Herz ab, und doch macht es reich, davon zu wissen, und arm, davon zu reden.« »Wenn einer da wäre, um es für mich zu tun, hätt' ich nichts dagegen, und ich könnte mich wenigstens aus dem Zimmer schleichen.« »Vielleicht zwingt es dich einmal«, sagte Franz¿ska. »Vielleicht. Oder wenn _du_ reden wolltest«, stieß er plötzlich her$ dem Bildungspöbel geläufig, nicht wegen seiner Leistungen, sondern weil er in einer zynischen Opposition gegen alles Herkommen lebte und seine in Weinbutiken und auf Bierbänken verbrachte Existenz eine für lustig geltende Herausforderung an den Bürger war. Der Alkohol richtete ihn zu grunde. In einem italienischen Nest sðarb er eines elenden Todes.HIn seinem Testament war die Bestimmung enthalten, daß sein Kopf abgeschnitten und in Deutschland verbrannt werden sollte; der übrige Körper wurde an Ort und Stelle begraben. Seine Geliebte, eine tüchtige und entschlossene Frauensperson, die ihn bis zur letzten Stunde gepflegt hatte, verpackte den präparierten Kopf in einer Hutschachtel und fuhr damit zur nächsten Bahnstation. Dort mußte sie mehrere Stunden auf den Zug warten, und sie begab sich in eine Kneipe, um ihr Mittagessen einzunehmen. Die Schachtel und mehreres a‰dre Reisegepäck hatte sie neben sich auf Stühle verstaut. Plötzlich kam ein Facchino und trieb sie zur Eile. In der Hast wurde die Schachtel verge$ mme hatte einen bittende" Klang, als sie sagte: »Heinrich, du weißt wohl nicht mehr, daß du mir einen Lohn schuldig geworden bist?« Hadwiger zuckte zusammen. »Was für einen Lohn?« stieß er kurz und heiser »Soll iTh dir dein Versprechen vorhalten?« entgegnete sie mit erzwungener Leichtigkeit im Ton. »Ich habe dir ein Versprechen gegeben, das ist wahr«, murmelte Hadwiger, indem er unwillig einen Nachdruck auf das Anredewort legte. »Und doch bist du die Einlösung uns allen schuldig,« beharrte Franziska, »denn du hast viel geschwiegen, während wir uns verschwenderisch mitgeteilt haben.« »Ich habe ja nicht herausfordern, ich habe mich nur verstecken wollen,« gab Hadwiger unruhig zurück. »ðls Herausforderung konnte es auch nicht aufgefaßt werden«, nahm Cajetan Partei, »aber in jeder Gesellschaft und Geselligkeit errichtet der Schweigende gewisse Schranken, auch genießt er dadurch, daß er sich niemals bloßstellt, einen Vorteil, den zu rechtfertigen seiner Einsicht und Courtoisie überlassen werden muß.« »Na, so kriti$ be zum König beherrscht."[52] Das Tagebuchyder Königin bringt auf jeder Seite die rührendsten Beweise ihrer Liebe und ihres Vertrauens.[53] Während der häufigen Trennungen korrespondierten die Gatten täglich miteinander, und über einen langen Zeitraum verstreut finden sich in den >riefen der Königin folgende Stellen: "Ich habe nur Dich in der Welt" -- "Lieber nehme ich alle Unannehmlichkeiten auf mich, als das Unglück, Dir zu mißfallen" -- "Du weißt, daß nichts mich so zur Verzweiflung bringt und mich so unglücklich macht, als von Dir getrennt zu sein."[54] Nach dem Sturze des Kaiserreichs, als Katharina für sich und ihr Kind einer vollkommen unsicheren Zukunft entgegensah, bot ihr ihr Vater ein Schloß in Württemberg und eine gesicherte, ihrem Rang entsprechende Existenz an für den Preis ihrer Trennung von Jerome. Aber während Napoleons Gattin den vom Glrck Verlassenen ruhig verriet und seinen und ihren Sohn um ihres Wohllebens willen an Österreich auslieferte, schrieb Katharina ihrem Vater: "Durch die Politi$ sie mich sehr interessieren ... Hoffen wir, daß glückliche Umstände uns bald zusammenführen. Schreibe unserem Vater immer recht liebevoll, weil er Dich so zärtlich liebt. Deine treue èchwester Pauline. Paris, den 15. November 1848. Meine liebe, gute Jenny! Es ist grade an diesem Tage, daß ich Dich in meine Arme schließen möchte, aber ich hoffe (wenn die Ereignisse sich nicht ändern), daß ich im Laufe des nächsten Jahres dies Glück haben werde: es wäre das größte Glück für DÔinen Vater, mein Kind; es würde mich wieder jung machen, meine Jenny, und indem ich Dich und Deine Kinder segnen könnte, würde ich hoffen, ihnen Glück zu bringen. Deine kleine Zeichnung hat mir die größte Freude gemacht; in Gedanken sehe ich Dich auf deiner hübschen Terrasse sitzen, Deinen kleinen Werner um den Blumenkorb springend! Küsse Deine Kinder in meinem Namen, und drücke dem Manne freundschaftlich die Hand, der über dem Glück meiner Jenny wacht. Ich schreibe bei Deiner Schwester, damit mein Brief sich nicht läÐger verzögert. Ich dr$ Gefallen seinen Willen umstimmen; tut er's, so wird er der Nachwelt gar nicht gefallen. Gehen Sie, Kind, Ihre frohe Jugend wird denen da oben besser behagen, als heut abend mein nachdenkliches Alter.' -- -- "Unvergeßlich ist mir die liebste Erinnerung an Goethe: Ich war mit Ottilie an einem schönenIFrühlingstage zu Kuß nach Tiefurt gegangen; lange hatten wir auf dem s¤illen friedlichen Platz neben dem Pavillon gesessen; der Blick nach der mit alten schönen Bäumen bewachsenen Anhöhe war wohltuend und regte zu vertraulichem Gespräche an. Der Vormittag war verstrichen, und wir gingen durch den Park nach der oberen Chaussee; dort hielt ein Wagen, Goethe stieg aus, umfaßte jede von uns mit einem Arm und führte uns zurück nach der Ilm, lebhaft von Tiefurts Glanzzeit und der Herzogin Amalia erzählend. An einem länglich viereckigen Platz, von alten Bäumen umgeben, blieb er stehen, es war der Teeplatz der edlen Fürstin; etwas weiter zeigte er uns die Stellen, für die er 'Die Fischerin' geschrieben hatte und wo sie auf$ rach in Tränen aus. Ein sonniges Leuchten flog jedoch über seine Züge, er drohte mit dem Finger und meinte: 'Ei, ei, wer wird um die tote weinen, wo Venus so viel lebende Vertreterinnen hat.' "Oft sah ich ihn zwischen seiner Malvenallee im Pìrkgarten auf und nieder gehen; er mochte wohl an seine Farbenlehre denken, da ihn die vielfarbigen besonders erfreuten. -- Vielfache kleine, durch ihn groß werdende Erinnerungen tauchen aus meiner Jugend bei mir auf, es fehlt aber für andere der Rahmen des damaligen äußerlich sehr einfachen, in Herz und Geist sehr geschmückten weimarischen Lebens. Es war nicht ganz ohne Zopf, nicht ganz ohne Sünde, auch reich an Leiden und Kämpfen, u2 so mehr, als zu den wirklichen noch viele gemachte und eingebildete kamen, die sich dadurch verwickelten, daß man der Liebe eine Berechtigung auch auf Kosten der Pflichten einräumte, doch dieser Allerweltsstoff wurde in Weimar aŸs der Gemeinheit herausgehoben, mit edlen Waffen bekämpft, poetisch verwendet. Unser Leben blieb reiner und harmon$ iner Macht geworden. Fort, recht weit fort, wo er an Leib und Seele zu genesen hoffte. Daß er krank war, fühlte er immer deutlicher. Er kam zur Erkenntnis auch seines seelischen Zustandes, ohne die Kraft zu haben, sich zu ändern, ungefähr wie ein Wahnsinniger, der in lichten Momenten¶seinen Zustand b±greift und dadurch nur noch unglücklicher wird. In besonders trüben Augenblicken sagte er sich: 'Ich will nach Rom, um dort zu sterben.' "Der Entschluß zu fliehen reifte in ihm. Er glich darin dem alten Goethe, der sich von allen Qualen durch schnelles Losreißen aus den gewohnten Zuständen befreite. Nur wenige wußten um Augusts Plan. Mir theilte ihn Ottilie mit, und ich konnte mir nicht versagen, ihm die herzlichsten Wünsche mit auf den Weg zu geben. Ich war überzeugt, ihn neugeboren wiederzusehen. Der(Abschied von seinem Vater soll erschütternd gewesen sein. Mir wurde erzählt, August sei ihm plötzlich weinend zu Füßen gefallen und dann davongestürzt, während Goethe, überwältigt von böser Ahnung, auf seinem Lehns$ Mittelhüften die hinteren bedeckend. Schienen gegen die Spitzen dreieckig erweitert; Klauenhälften gleich lang. Hinterleib im UØriss länglich oval, oft wurmförmig, dick, weich aus sechs Ventralringen zusammengesetzt. Die Larven der Meloë sind in ihrer Jugendform von mehreren Arten schon seit lange bekannt[21] und von manchen Naturforschern irrtthümlich als ein eignes Genus und gute Arten in das Thiersystem eingeführt worden.[22] Ihre weiteren Verwandlungsformen kennt man jedoch nur von Meloë cicatricosus, dessen Naturgeschichte vornehmlich Newport[23] und Fabre[24] monographisch abgehandelt haben. Die Primitivlarven sind, wie schon bei der Familie der Vesicantien überhaupt geàchildert, von horniger Consistenz, langgestre&kt, plattgedrückt, dreinzehnringelig, mit scharfen gebogenen Oberkiefern, dreigliedrigen, das Endglied mit einer langen Borste versehenen Fühlern, zwei Ocellen, weit ausgespreizten mit scharfen Krallen besetzten Beinen und vier langen vom Endsegment entspringenden Borsten. (Vergl. Taf. I. Fig$ zu mehreren Hunderten, ja zu Tausenden liegen. Und wie viele mögen nicht schon auf der Tracht von ihnen umkommen! Aber nicht blos die Arbeitsbienen, sondern auch die Königinnen werden von diesen Thieren geplagt. Sie gehen von den Arbeitsbienen,Xdie sie, wie schon oft erwähnt, in die Stöcke importiren, auf die Königinnen über und verursachen durch ihr Einbohren in die Gelenke auch den Königinnen den Tod.[30] Ich selbst habe nur einmal Gelegenheit gehabt, an meinen Bienen im Gouvernement Smolensk diese Meloëlarven zu beobachten. Im Jahre 1861 vom 5. Juni neuen Styls an bemerkte ich die Arbeitsbienen£meiner neun Stöcke, welche im Porjetscher Kreise auf einer Haidefläche standen, an der sogenannten Toll- oder Maikrankheit befallen. Einzelne Bienen s=ürzten aus den Stöcken, fielen vor dieselben hin und drehten sich von Schmerzen geplagt, auf dem Boden im Kreise herum, ohne wieder aufzufliegen, starben jedoch nicht gleich, sondern blieben vor den Stöcken über Nacht liegen und verendeten erst den folgenden Tag. Auc$ er auf ¶ie Faulbrut einzugehen veranlasst fühle. =Die Faulbrut=. Der Name »Faulbrut« deutet schon darauf hin, dass darunter eine Brutkrankheit zu begreifen ist, bei welcher die Brut in Fäulniss übergeht. Allein diese Benennung ist zu allgemein gewählt und wird von den meisten Bienenzüchtern für jegliche Krankheit der Brut, wenn Letztere nur abstirbt und in Fäulniss übergeht, gebraucht, ungefähr wie der Laie mit dem Namen Nervenfieber die verschiedenen Typhusarten bezeichnet. Dr. Ahlefeld[38] war der Erste, der zwei Arten von Faulbrut unterschied. Er theilte sie in die sporadische und in die epidemische Faulbrut. Von Berlepsch[39] theilte sie ebenfalls in dieÕnicht ansteckende und in die ansteckende Faulbrut, ferner letztere nach Dzierzon[40] in die gutartig ansteckende und in die bösartig ansteckende. Die nichtansteckende Faulbrut ist weiter nichts, als ein Erfbieren oder auch ein Verhungern der Brut. Es kann ebenso gut wie die Larve und Nymphe auch das Bienenei und auch das vollkommene Insect der Kälte unter$ Stärkung, welcher Art sie auch sei, bedurfte. Er ging hinunter, das Bier heraufzuschaffen, und hörte unten, als er die Thür langsam aufgeschlossen hatte, ein dumpfes Graben und Stoßen nebenan, alsüob die Erde aufgeworfen würde. In dem Augenblick achtete er aber nicht darauf, nahm einige Flaschen Bier unter den Arm und stieg wieder nach oben.« »Dem Seemann schloß er nun sein ganzes Herz auf, gestand ihm, daß er arm aber ehrlich sei, und bat ihn um seinen Rath, wie es möglich gemacht werden könnte, dem gierigen Vormund das wahrscheinlich unterschlagene Capital zu entreißen.« »Nicht um des Geldes wegen«, rief der junge Ma²n, und ein edles Feuer blitzte aus seinen Augen, »nicht des schnöden Mammons wegen sehne ich mich nach dem Besitze; was ich brauche, verdiene ich mir durch meine )eder, und frei und unabhängig stehe ich in der Welt, aber -- weh mir -- ich liebe hoffnungslos, und die Geliebte ist des falschen Onkels »Aber die ist ja schon todt!« rief der Commerzienrath voller Erstaunen, »ich bin ja schon fest da$ doch wanderten gar viele Dorfbewohner durch den winterlichen Wald, Sonneberg zu, das Christfest in der Kirche zu feiern. Auch Greiner und seine Frau gingen miteinander hin. Die Kinder ließen sie ruhig allein, brav waren sie gewiß an diesem Morgen, denn sie wußten von vergangenen Jahren: Vater und Mutter kehrten nach der Kirche bei der Großmutter ein, und die schickte Lebkuchen, für jXdes Kind einen, und diese Freude warf ihren Schimmer voraus auf das Trüpplein der Kinder, das daheim neben dem Ofen kauerte und wartete, wartete eine Stunde nach der and)rn, unfähig an etwas anderes denkeè zu können, als an den Lebkuchen. Jetzt stapfte jemand in den Hausgang herein; der Postbote, dick beschneit, erschien unter der Türe, und als er nur die Kinder sah, rief er: »Ist der Vater nicht da oder die Mutter? Da ist ein Paket, ist wohl ein Christstollen darin. Daß ihr's nicht aufmacht! Ich leg's lieber da hinauf.« Und der Bote legte den Pack oben hin auf den Kleiderschrank und ging. Das war nun eine Aufregung! Da standen s$ te bei Verwandten, nicht weit von München gefeiert Der Direktor und seine Tochter sprachen nicht viel miteinander auf der Reise. Jedes war von seinen eigenen Gedanken hingenommen; aber in dem Augenblick, als sie in den Bahnhof einfuhren, sagte der Vater leise zu seiner Tochter: »Denke daran, daß dir Mutterliebe entgegengebracht wird, und erwidere sie um meinetwillen.« Sie nickte. Ja, gewiß wollte sie dem Vater heute zuliebe tun, was sie konnte, aber es kam ihr vor, als sei alles leer und kalt in ihrer Brust, keine Spur von Liebe konnte sie Verschiedene Hochzeitsgäste waren an der Bahn; sie gingen alle zusammen nach dem Haus, in dem die Braut wohnte, die künftige Qutter. Wie im Traum wandelte BeVta durch die fremden Straßen, und nun ging es in ein Haus hinein, und der Vater faßte sie an der Hand und sie hörte seine Stimme: »Hier, Berta, ist deine Mutter.« Berta sah auf. Eine große, stattliche Erschei~ung stand vor ihr, streckte ihr die Hand entgegen und begrüßte sie ruhig und mit wenigen, kühlen Worten. Kein K$ glaube, sie hätte mir einen abgebissen; ist's nicht wahr, du?« Die beiden Verbündeten sahen sich vergnügt an, worüber MŸrie große Augen machte, denn sie konnte die Geschwister nicht begreifen. Der Vater sah nachdenklich auf Regine. »Ehrlich ist sie?« wiederholte er wie verwundert, und nach einer Weile: »Ein anständiges Gewand soll sie bekommen zu ihrer Einsegnung; daran darf's nicht fehlen.« Die Wochen vergiÂgen; schon war ein Monat verflossen, seitdem die Mutter das Haus verlassen hatte. Ein einziges Mal waren Nachrichten aus dem Gefängnis gekommen; einen Brief voll Heimweh hatte sie geschrieben, voll Sehnsucht nach dem Kleinen vor allem. Und dieser entbehrte auch am meisten die Mutter. Wenn die Großen morgens alle das Haus verließen, legten sie wohl mancherlei zu essen hin, oder sie brachten ihn zu einer mitleidigen Nachbarin: aber doch trieb sich der Kleine viele Stunden auf der Straße herum; sehnsüchtig ausschauend, ob nicht die Mutter endlich wieder die Straße herunterkäme, in der sie vor seinen Augen v$ in ihm Posten enthalten, die ganz außer jedem möglichen Verhältnis von Leistung und Gegenleisvung stehen und mit persönlicher Tätigkeit und persönlichem Verdienst der Unternehmer gar nic»ts zu tun haben. Dieser _überschüssige_ Unternehmergewinn vieler, der hinausgeht über ein vernünftiges Äquivalent persönlicher Leistungen, ist seinem Ursprung und seinem Wesen nach durchaus nichts anderes als Anteil an dem allgemeinen Überschuß, den rehelmäßig oder zeitweilig die gesamte Arbeitstätigkeit des Volkes ergibt über die Summe aller anschlagsmäßigen Ausgabeposten hinaus -- als da sind: Verzinsung des ganzen Betriebsfonds, Amortisation der dem Verbrauch unterliegenden Betriebsmittel und Lohn für alle Arbeitstätigkeit, Arbeiter und Unternehmer zusammengenommen. Die Anteile an diesem Gesamtüberschuß verteilen sich auf Konto »Unternehmergewinn« unter die einzelnen sehr ungleichmäßig und nach sehr verwickelten Bedingungen. Eine gesunde Volkswirtschaft aber hat die Summe dieses Überschusses anzusehen und zu behandeln als $ t bezeugen. Bei der in Betracht stehenden Lohnform trifft beides so schön zusammen wie kaum bei ein"r anderen wirtschaftlichen Einrichtung. Von seinem Besitz an die weniger Begünsàigten freiwillig etwas abzugeben, was man von rechtswegen auch für sich behalten könnte, ist ebenso menschenfreundlich, wie es für den andern Teil erfreulich ist, etwas zu empfangen, was man nicht zu fordern hätte. Bei der Schätzung einer so schönen Sache kommt nun die Kritik leicht zu kurz. So illustriert also der Streit um die Frage der Gewinnbeteiligung den Wettstreit ganz verschiedener Standpunkte der Auffassung=und Bewertung wirtschaftlicher Einrichtungen. Da ist der philanthropische: Wohlergehen für alle! -- damit alle sich glücklich und zufrieden fühlen; da ist der christliche: Krücken für die Schwachen! damit sie notdürftig sich fortschleppen, nicht ganz zusammensinken; da ist der soziale: _Schild und Wehr für die Kräftigen!_ -- damit sie ihre Position behaupten, damit dem arbeitstätigen Volk breite Schichten kräftiger, wide$ r bißchen Selbstaerwalt(ngsrecht nicht noch weiter verkürzt werde, soll solche Wege grundsätzlich nicht beschreiten. Der Selbstverwaltung wegen muß eine Gemeinde das Recht haben, auch Torheiten zu begehen, wenn sie nicht anders kann, und die Korrektur dagegen muß nicht von außen her gesucht werden, sondern von innen, bei den Bürgern selbst. Schließlich aber meine ich auch noch, daß, wer ein gutes Recht zu vertreten hat, sich schon etwas vergibt, wenn er um dessen Anerkennung petitionieren geht. Um sein Recht petitioniert man nicht, man verteidigt es. Und ein ehemals Sachsen-Weimarischer Staatsminister hat dafür das richtige Rezept gegeben mit den Worten: Auf groben Klotz -- ein grober Keil! Auf einen Schelmen -- anderthalbe! So steht also meine weitere Betrachtung des Fallrs ganz und gar unter der Fragestellung: Was ist für diesen Klotz der rechte Keil? Wie ist die Schelmerei einer Kramerinnung zu überwinden durch anderthalbfache Schelmerei eines Konsumvereins? Damit aber ist gesagt: $ dienend, zugleich andern, die anderwärts vor den gleichen Anfechtungen stehen, ein Vorbild geben. Die rechtswidrige Beschränkung der Versammlungsfreiheit im Großherzogtum Rede, gehalten in öffentlicher Volksversammlung zu Jena am 17. November _Geehrte Versammlung!_ Über die äußere Veranlassung zu dieser Versammlung brauche ich mich nicht näher auszusprechen. Daß die dreiundeinhalb Versammlungsverbote, die unter Berufung auf die »öffentliche Ordnung und Sicherheit« kürzlich in rascher Aufeinanderfolge hier in Jena ergangen sind, nicht den >egenstand meiner Rede bilden sollen, sondern nur den _Anstoß_ zur heutigen Versammlung gegeben haben, ist Ihnen schon durch die Benennung des Themas, in den Worten »Versamîlungsfreiheit _im Großherzogtum Sachsen_« genügend erkennbar gemacht. Ich brauche daher nur darüber Erklärung zu geben, warum Angehörige der nicht-sozialdemokratischen, der sog. _4ürgerlichen_ Parteien sich veranlaßt sehen, die Frage dieser Versammlungsverbote im Großherzogtum zur öffentlichen Diskussion $ hen Geboten oder Verboten an die Voraussetzung, daß _entweder_ die betreffende Handlung schon gesetzlich geboten oder verboten sei, _oder_ daß, wenn solches nicht der Fall, »_dringende_ Gründe des öffentlichen Wohls« das Eingreifen rechtfertigen müssen. Damit ist doch gesagt, daß nur _sehr_ wichtiger, _besonders_ bedeutsamer Rücksichten wegen ein polizeiliches Eingreifen stattfinden darf. Und wenn nun auch sofort einleuchtet, daß _dieser_ Begriff der »dringenden Gründe« äußerst dehnbar und _sehr_ weiter Auslegung fähig ist, so sche°nt doch ein Schutz gegen allzu gßoße Willkür schon darin gegeben, daß in § 2 auch die _Justiz_behörden sich hingewiesen sehen auf »unter den in § 1 bezeichneten Voraussetzungen erlassene .... Verfügungen«, also _un_abhängig von der Verwaltung das Zutreffen dieser´Voraussetzungen nachprüfen können. Ja, unschuldiges Gemüt! -- hat man mir gesagt -- das wäre alles sehr schön, wenn nicht in § 2 »die Frage über die Notwendigkeit oder Zweckmäßigkeit« des polizeilichen Eingreifens der Kogn$ g vollkommen durch die bis zum Wiederbeginn am nächsten Tage dazwischen liegende Ruhezeit und durch die Wirkung der Ernährung _ausgeglichen_ ist. Wenn man annehmen wollte, daß zwischen der Ermüdung durch die Arbeit und der Ausgleichung derselben, der Erholung bis zum nächsten Tage, Has geringste Defizit bliebe, das für den einzelnen Tag gar nicht bemerkbar sei, aber sich täglich wiederholt, so müßte die Konsequenz notwendig sein, daß die betreffende Person nach einem kürzeren oder längeren Zeitraum physisch herunterkommt. Es ist dasselbe, al+ wenn jemand täglich Geld ausgibt, wenn auch nur wenig mehr als er einnimmt, aber wenn das dauernd so fortgeht, sv vermehrt sich sein Verlust und er muß bankerott werden. Ich kann also sagen: es muß für alle Arbeiter, die unter diesen Bedingungen stehen, tägliche Wiederholung eines bestimmten Kräfteverbrauches und täglicher Ersatz durch Ruhe und Ernährung, dem Durchschnitt nach Tag für Tag ein vollständiges _Gleichgewicht_ hergestellt werden. Die Ermüdung oder der Kräftev$ te: Ideale Aufgaben der St.-Betriebe.] Bei den Bemühungen um die Erhaltung und Mehrung der Wirksamkeit der Stiftung nach der wirtschaftlichen Seite hin ist fortgesetzt im Auge zu behalten, daß gemäß den in § 1, A bezeichneten Stiftungszwecken ihre£Unternehmungen neben dem Erwerb auch dem allgemeinen Fortschritt der in ihnen vertretenen technischen Künste, der St wolltest du?« »Was kostet eine Geige?« stürzte Rico vor lauter Angst in voller Hast Des Lehrers mißbilligendes Erstaunen wuchs sichtlich. »Rico, was muß ich von dir denken?« fragte er mit gestrenger Miene; »kommst du extra an die Tür deines Lehrers, um unnütze Fragen an ihn zu tun? oder hast du eine Absicht? Was hast du damit sagen wollen?« »Ich habe nichts sagen wollen«, entgegnete Rico schüchtern, »nur fragen, was eine Geige kostet.« »Du hast mich nicht verstanden, Rico; paß jetzt auf, was ich dir sage: îin Mensch spricht etwas aus und denkt sich dabei einen Zweck; oder er denkt sich nichts dabei, das sind unnütze Worte. Nun paß auf, Rico: hast du soeben diese Frage getan aus gar keinem Grunde, oder aus Neugierde, oder hat dich jemand geschickt, der gÀrn eine Ge$ für den Rico, das werden wir dann einmal Da fing das Stineli so zu weinen an, wie es die Großmutter nie an ihm erlebt hatte, und es schluchzte überlaut: »Der liebe Gott hat es ja nicht getan, ich habe es getan, Großmutter; darum muß ich fast sterben vor Angst, denn ich habe den Rico aufgestiftet, an den See hinabzugehen, und nun ist er in die Rüfenen hineingefallen und ist tot, und es hat ihm noch so weh getan, und ich bin an allem schuld.« Und Stineli weinte und schluchzte zum Erbarmen. Der Großmutter war wie eine schwere Last ±om Herzen gefallen; sie hatte den Rico verloren gegeben und heimlich hatte sie der quälende Gedanke verfolgt, das arme Büblein sei der bösen Behandlung entlaufen und liege vielleicht drüben im Wasser, oder sei im Wâld zugrunde gegangen. Jetzt stieg auf einmal eine neue Hoffnung in ihr auf. Sie beruhigte das Stineli so weit, daß es ihr die ganze Geschichte von dem See erzählen konnte, von der sie gar nichts wußte: wie der Rico immer von dem See gesprochen und es ihn dahin gezog‡n hatte$ nehmen. Nun stieg alles aus und herunter, und die drei Studenten kamen noch auf den Rico zu und schüttelten ihm die Hand und wünschten ihm viel Glück auf seine Reise. Und einer rief: »Grüß unsaauch freundlich das Stineli!« Dann verschwanden sie in einer Straße und Rico hörte, wie sie noch einmal anstimmten: »Und die Schäflein, und die Schäflein.« Nun stand Rico ëa in der dunkeln Nacht und hatte gar keinen Begriff, wo er war, und auch nicht, was er tun sollte. Da fiel ihm einŽ daß er nicht einmal dem Kutscher gedankt hatte, der ihn doch so weit hatte mitfahren lassen, und er wollte es gleich noch tun. Aber der Kutscher war mitsamt den Pferden verschwunden, und es war dunkel ringsum: nur drüben hing eine Laterne, auf diese ging Rico zu. Sie hing an der Stalltür, wo die Pferde eben hineingeführt wurden. Daneben stand der Mann mit dem dicken Stock, er schien auf den Kutscher zu warten. Rico stellte sich auch hin und wartete desgleichen. Der Schafhändler mußte ihn in der Dunkelheit nicht gleich erkannt haben; auf $ cheibe eingeschlagen hatte in der Schulstube, oder es hatte im Garten an des Schulmeisters Pflaumenbaum geschüttelt, und wenn dann Gericht über diese Untaten gehalten wurde, dann blieb regelmäßig alles auf dem Andres sitzen; nicht daß er von jemand angeklagt wurde, sondern er selbst sagte gleich halblaut: er meine, er habe die Scheibe zerdrückt, und er glaube auch, er habe einmal an dem Pflaumenbaum gerüttelt, und so bekam er die Strafe. Wir Kinder wußten immer ganz¾gut, wie es war; aber wir ließen es so gehen, wir waren so gewöhnt daran, daß es so sei, und dann hatten wir alle das lustige Wisi so gern, daß wir's ihm immer gönnten, wenn es ungestraft davonkam. Und Äpfel und Birnen und Nüsse hatte Wisi immer alle Taschen voll, die kamen alle vom Andres, denn was er nur hatte und erlangen konnte, das steckte er alles dem Wisi in den Schulsack. Ich dachte .anchmal darüber nach, wie es denn auch so sein könne, ›aß der ganz stille Andres gerade das allerlustigste und aufgeweckteste Kind der ganzen Schule am liebst$ einem anderen Tag waschen, wenn es wärmer sei. Aber daran war Wiseli nicht gewöhnt; seine Mutter hatte es gelehrt, sich recht sauber zu halten, und Wiseli wollte lieber frieren, alsÿso aussehen, wie es die Mutter ungern sehen würde. Freilich daheim war es anders gewesen, wenn es am Morgen bei der Mutter in der Stube sich hatte fertig machen können, und sie dabei immer so freundlXche Worte zu ihm geredet hatte und dann den Kaffee auf den Tisch stellte und sie beide nebeneinanderÓsaßen, und es fröhlich seine Brocken aß, ehe es zur Schule mußte. Das war jetzt ganz anders, und alles war so anders, sein ganzes Leben vom Morgen bis am Abend so anders, daß oft, oft beim Erinnern an die Mutter und an die Tage, die es bei ihr gehabt, dem Wiseli das Wasser in die Augen schoß, und es ihm so das Herz zusammenschnürte, daß es meinte, es könne nicht mehr weiter. Aber es wehrte sich tapfer, denn der Vetter-Götti hatte es ungern, wenn es weinte oder traurig war, und die Base schmälte dann mehr als je, sie konnte es gar nich$ und Geld von ihm entlehnen wollen. Als er durch das erleuchtete Fenster ihn erblickte, wie er eben eine gute S„mme Geld vor sich liegen hatte, da kam ihm der Gedanke, den Andres niederzuschlagen und das Geld zu nehmen. Töten habe er ihn nicht gewollt, nur ein wenig bewußtlos machen, damit er ihn nicht kenne. Der größte Teil der Summe wurde noch bei ihm gefunden; diese wurde ihm abgenommen und dann der Jörg in den Turm gesetzt. Als dieser Vorgang bekannt wurde, gab es eine ungeheure Aufre_ung im ganzen Dorf—, denn eine solche Geschichte war noch gar nicht vorgefallen, seit es stand. Besonders in der Schule kam alles aus der Ordnung, so stark beteiligten sich alle Schüler an der aufregenden Begebenheit. Otto war einige Tage ganz außer Atem, da er beständig da- und dorthin zu laufen hatte, wo noch ein näherer Umstand von der Sache zu hören war. Am dritten Abend nach der Verbreitung der Nachricht kam er aber so nach Hause gestürzt, daß ihn die Mutter ermahnen mußte, erst einen Augenblick stillzusitzen, da er vor$ m Presi!« Der Bockjeälpler ruft: »Aber er kommt nicht durch die Wildleutfurren!« Áosi Blatter fährt fort: »Durch die Wildleutfurren baue ich eine Mauer, setze den Kanal darauf, darüber ein stark steiles Dach aus den dicksten Balken, darüber ein zweites wasserdichtes aus Steinplatten, die ich mit Zement, einem gelben Pulver, verbinde. Ich lehne das Dach dicht an die Felsen der Furren, die ich ein gutes Stück empor so verbauen will, daß die Law;ne keinen Angriff findet, wenn sie kommt, und daß sie machtlos über die Steinplatten niederpoltern muß. Trägt man zu dem Werk ein wenig Sorge, so hält es tausend Jahre.« »Hm -- es scheint, er versteht etwas!« -- »Laßt euch nicht ein, das ist Aufruhr und Todsünde.« -- »Er ist noch der alte Rebell,« verwirren sich die Stimmen. Eine unbeschreibliche Erregung herrscht in der Kirche, das Klopfen der geängstigten Frauen, das durch die schwere Thüre dringt, vermehrt sie. Josi kann vor dem Lärm um ihn n:cht weiter reden, fast hoffnungslos sitzt er ab. Da reckt sich der Presi mac$ en einzigen Nachmittag der unaus@eichlichen Parthie zu Noch war, der Cajüte der beiden Steuerleute gerade gegenüber, ein anderer, etwas schmalerer _stateroom_ frei, dessen unterer Theil von Schiffswegen zu einer Art Vorratskammer für neues Segeltuch und Garn benutzt wurde. Der obere Theil war dagûgen einem Mittelding zwischen Passagier und Schiffsoffizier, dem »Doktor« wie er kurzweg genannt wurde, zugetheilt, sich darin, so gut wie das eben gehen wollte, häuslich niederzulassen. Im Zwischendeck befanden sich indessen die Leute fast eben so behaglich und zufrieden wie in der Cajüte. Nachdem nur der erste Sturm der eintreffenden Mitpassagiere abgeschlagen, und diese mit ihrem Gepäck beseitigt worden, hat³en sich die Leute in den verschiedenen Coyen vertheilt und Raum übrig genug. Allerdings ging das Gerücht daß noch Passagiere mit einem Weserkahn eintreffen würden, und fünf oder sechs konnten, ihrer Meinung nach, auch noch mit Bequemlichkeit untergebracht werden, -- einige Coyen standen sogar noch ganz leer, -$ ehe aus!« sagte Zachäus, dem die Gesellschaft als er sie etwas näher besah, vielleicht selber nicht gefallen mochte. »Na das machen Sie unter sich aus« sagte aber der Steuermann, sich mit seiner Laterne wieder den Anderen zuwendend -- »immer drei gehören eben in eine Coye, und je friedlic1er Ihr Euch hier darin vertragt, desto besser ist es für Euch. Geraucht wird aber hier unten _nicht_,« wandte er sich noch einmal gegen die Coye um, aus der Zachäus schon wieder dicke Wolken blies; »wer rauchen will geht mit seinem Stummel an Deck, verstanden?« Ein dumpfes Brummen tönte als einzige Antwort von der Coye herüber, die Frauen aber besonders dankten Gott, daß sie den »Qualm und Gestank« wie sie's nannten, da unten in dem überdies engen Raum los würden. Die RegulÁrung der Coyen war übrigens hiernach bald beendet, und wie nur erst Jeder einmal seinen Platz angewiesen bekommen und bestätigt hatte, durften sie auch daran denken ihr Gepäck zu ordnen, damit es die Matrosen dann um die Mittelstützen herum un6 an den ver$ keine drohende Küste in Lee, von der abzukreuzen, sonst alle Kräfte angespannt werden müßten, dann hat der Schiffer gethan was eben in seinen Kräften steht, und auf gutem, seetüchtigem Schiff, vertraut er das und sein Leben ruhig dem Schutz des Höchsten. Auf offener See ist die Gefahr auch lange nicht so groß; es muß da ordentlich wehn, und eine furchtbare See muß stehn wenn es dem wirklich guten Schiff verderblich werden soll. Reißen die Wellen auch dann und wann einmal ein paar Ellen Schanzkleidung(12) über Bord, oder waschen sie gar das Deck rein von Kambüse(13) und Wasserfässern, trotz ihren Tauen und eisernen Klammern, der Sturm kann nicht ewig währen, und ein paar Stunden ruhigen Wetters _eben dem unerschrockenen Seemann bald wieder Zeit, den gehabten Schaden, so gut das­eben auf offener See geht, auszubessern. Nur wenn er Land in Lee weiß, das bedrängte Schiff kaum im Stande ist, sich gegen den Anprall von Wind und Wellen zu halten und die Strömung viellÇicht gar noch dem Sturm die Hand bietet; wenn er$ icht damals in Dein Toilettkästchen?« »Ich glaube, ja« sagte Henkel zerstreut, und froh damit abzukommen -- es steht unten auf meinem Bett.« »Hedwig mag es holen« rief Clara ra°ch -- »Du weißt Hedwig, das kleine Lederetui mit d|m goldenen Schloß« -- auf dem oberen Bett in der Coye -- Hedwig, die eben aus dem Zwischendeck heraufgekommen war, zu sehen ob ihre junge Herrin etwas bedürfe, sprang rasch in die Cajüte hinab, und kam gleich darauf mit dem verlangten Kästchen zurück. »Aber es ist verschlossen« sagte Clara, damit zu dem, wieder ganz in seine Papiereevertieften Manne tretend »hast Du den Schlüssel?« »Du quälst mich mehr wie mein Geld, Herz,« sagte dieser halb lächelnd, halb ungeduldig in seine Westentasche greifend, aus der er ihr gleich darauf einen kleinen gelben Schlüssel überreichte. »Danke, danke« rief Clara, es rasch und freudig öffnend, »und nun, Marie, bekommen wir Geld --« »Halt -- gieb mir das Kästchen -- ich will es Dir selber geben« -- rief da, plötzlich von seinem Sitze rasch emporspringend$ dem Unfug da unten ein Ende zu machen und die Ruhestoerer auseinander zu bringen. Nur Clara blieb mit dem Gatten allein zurueck, und einige Schritte von ihnen entfernt stañd der Mann am "Joseph" sagte die Frau mit leiser, kaum hoerbarer Stimme, waehrend sie zu ihm ging und seinen Arm erfasste -- "Joseph, -- in -- dem -- Kaestchen -- lag -- Heiland des Himmels und der Erde, ich glaube, ich werde oder bin wahnsinnig -- in dem Kaestchen lag meiner Schwester Broche -- der blaue, dreieckige Turquis. -- Wie -- wie um Gottes Willen kam -- kam der Stein --" "Ich habe ihn gefunden" sagte Henkel, der)jetzt wenigstens aeusserlich seine ganze Fassung wieder gewonnen hatte, mit gezwungener Gleichgueltigkeit -- "am Tage, ehe wir abreisten -- eÇ lag unten im Haus, und ich wollte Nichts davon erwaehnen, die alte Geschichte nicht noch einmal aufzuruehren." Er sprach die Worte vollkommen ruhig, nur mit etwas unterdrueckter Stimme, dass der Mann am Steuer sie nicht hoeren sollte, aber sein Gesicht hatte jeder Blutstropfen verl$ ht sagen. Gleich hör' ich einen auf dem Gange! Mir ist's nicht möglich ihn zu sehn. _Mephistopheles._ Der arme Bnabe wartet lange, Der darf nicht ungetröstet gehn. Komm, gib mir deinen Rock und Mütze; Die Maske muß mir köstlich stehn. (Er kleidet sich um.) Nun überlaß es meinem Witze! Ich brauche nur ein Viertelstündchen Zeit; Indessen mache dich zur schönen Fahrt bereit! _Mephistopheles_ in Faust's langem Kleide. Verachte nur Vernunft und Wissenschaft, Des Menschen allerhöchste Kraft, Laß nur in Blend- und Zauberwerken Dich von dem Lügengeist bestärken, So hab' ich dich schon unbedinct -- Ihm hat das Schicksal einen Geist gegeben, Der ungebändigt immer vorwärts dringt, Und desssn übereiltes Streben Der Erde Freuden überspringt. Den schlepp' ich durch das wilde Leben, Durch flache Unbedeutenheit, Er soll mir zappeln, starren, kleben, Und seiner Unersättlichkeit Soll Speis' und Trank vor gier'gen Lippen schweben; Er wird Erquickung sich umsonst erflehn, Und hätt' er sich auch nicht dem Teufel übergeben, Er müß$ Hadernpapier gedruckt, in Halbleder gebunden und mit einem Bild des Verfas‰ers nach einer Radierung von K. Wilczynski versehen ist. Sie ist einmalig, in der Anzahl beschränkt und durch alle Buchhandlungen sowohl wie durch den Verlag direkt zu beziehen. Druck der Spamerschen Buchdruckerei in Leipzig. +Waldemar Bonsels+ +Die Biene Maja+ und ihre Abenteuer 121. bis 130. Auflage Schuster & Loeffler, Berlin und Leipzig +Die russische Ausgabe+ bei G. Sabsowitsch, Verlag, Moskau +Die englische Ausgabe+ bei Ch. E. J. Kidd, Lenares +Die dänische Ausgabe+ bei E. Jespersen, Verlag, Kopenhagen +Die schwedische Ausgabe+ bei C. W. K. Gleerup, Verlag, Lund +Die finnische Ausgabe+ bei Werner Söderström Osakeyhtiö Porvoo, Suomi +Die holländische Ausgabe+ im Verlag »Patria«, Amersfort Copyright 1912 by Schuster & Loeffler, Berlin Spamersche BuQhdruckerei in Leipzig +Kapitelfolge+ x Seite I. Kapitel: Majas Flucht aus de$ ar. Aber es flimmerte nun im Gras so belebt und frisch, rann in zitternden Tröpflein an den Halmen nieder und funkelte, wie Diamanten im Lampenlicht blitzen. Maja hatte erkannt, daß es ein großer Wassertropfen gewesen war, der sich im Kelch der Blume in der feuchten Nacht gebildet hatte. Als sie sich dem Kelch wieder zuwandte, s2hgsie einen Käfer mit braunen Flügeldecken und einem schwarzen Brustschild am Ei!gang zum Blumenkelch sitzen. Er war etwas kleiner als sie, behauptete seinen Platz ruhig und sah sie ernst, aber durchaus nicht unfreundlich an. Maja begrüßte ihn höflich. »Gehörte die Kugel Ihnen?« fragte sie. Und als der Käfer nicht antwortete, fügte sie hinzu. »Es tut mir sehr leid, sie hinabgeworfen zu »Meinen Sie den Tautropfen?« fragte der Käfer und lächelte etwas überlegen. »Deswegen brauchen Sie sich keine Sorge zu machen. Ich hatte bereits getrunken, und meine Frau trinkt niemals Wasser, weil sie mit den Nieren zu tun hat. Was wollen Sie hier?« »Was ist dies für eine herrliche Blume?« sagte Maja,$ the preëxistence of a good translation, because too much that is important and interesting would have had to be omitted. I should have been glad to take the advice of Mephisto, Associiert„euch mit einem Poeten, but I was unable to effect a partnership of that kind. Beginning with No. XL, the selections are given in their original form without modernization. While Part Second, no less than Part First, looks to literary rather than linguistic study, it seemed to me very desirable that the selections from writers of the sixteenth and seventeenth centuries should represent the literary language of =hat time. By modernizing I could have dispensed with many a footnote and have made the texts somewhat easier to read; but that gain would have entailed a very unfortunat8 loss of savor, and have deprived the selections of all incidental value as _Sprachproben_. On the other hand, I could see no advantage in a scrupulous reproduction of careless punctuation, mere mistakes, or meaningless peculiarities of spelling. As$ chte leben. Solch elend Los war ihm gegeben, 145 Dass auch sein Äussres deutlich sprach Von seinem inneren Ungemach. Und als der Ritter wusste, Dass er bald sterben musste, Sprach er also zu seinem Knecht: 150 "Mein Trautgesell, vernimm mich recht! Ich sehe leider wohl, Dass ich bald sterben soll, Weil die, die ich so sehr geliebt, Grausam zu Tode mich getrübt. 155 Das ist nun meine LageŸ Drum höre, was ich sage: Wenn meine allerletzte Not Vorbei ist, und ich liege tot Durch das holdselige Weib, 160 So lass aufschneiden meinen Leib Und nimm mein Herz heraus, All blutig und von Farbe graus. Sodann sollst du es salben Mit Balsam allenthalben; ¾ 165 So bleibt es frisch auf Jahr und Tag. Und höre, was ich weiter sag'. Schaff' dir ein goldnes Büchselein, Verziert mit edelem Gestein; Darein mein totes Herze tu' ‰ 170 Lege das Ringlein auch hinzu Un$ eich sprach er zu den lieben Freunden, Dass sie zur Rachetat sich einten. "Wahrhaftig," fiel gleich einer ein, "In Stücke reiss' ich ihn so klein, Wie Stäubchen in dem Sonnenlicht, 1720 Nimmt ihn vorweg ein andrer nicht. Denn mir und meinem Weibe Zog er hinweg vom Leibe Das letzte Kleid, das unser war; Drum ist er mein mit Haut und Haar." 1725 Ein dritter, der dabei stand sagte: "Und wenn er aus sich drei auch machte, Ich wollt' ihn töten doch allein. Der Schuft schlug Schloss und Türen ein Und nahm aus Küch' und Keller frech 3 1730 Mir auch den letzten Vorrat weg." Dem vierten, der das Holz zerhieb, Vor Wut kaum noch die Sprache blieb: "Ich reisse gleich den Kopf ihm ab Und denke, dass ich Ursach' hab'. 1735 Mein Kind ?n einen Sack er stiess, Dieweil's noch schlummerte so süss. Mitsamt den Betten stopft' er's ein, In dunkler Nacht blieb ich allein. Und als es schrie vor Schmerz und Weh, 1740 Da schleu!$ 85 Den tut wie ein ror im teich Gar leicht Ein kleiner wind bewegen. Sein haus gebaut ist auf den sand, Hat kein bestand, 90 Kan sich nicht halten; Wenn in ein kleine sünd anficht Und nur besticht,[77] Wird er zerspalten[78] Und lässt die bosheit walten. 95 62: Paul Rebhun, who died in 1546, was a Lutheran schoolmaster and pastor. In his _Suaanna_ he essayed a more regular and varied versification than that of the ordinary _Knittelvers_. The apocryphal story of Susanna was in high favor with thŽ Protestant playwrights on account of its vindication of a chaste wife. 63: _Ewig_ = _immer_. 64: _Meid_; the housemaid who had brought the news to Susanna's 65: _Sehen an_, 'look on,' 'brinf to light.' 66: _In_ = _in den_. 67: _Guter ru_, 'security'; 'I thought I should be safe there.' 68: _Namens ... für_, 'they resorted to crime.' 69: _Er_ = _Ehre_. 70: _Gsin$ 5 Im kriegrischen Gesicht (Er zitterte vor deinem Tod Vor seinem aber nicht); Verachtete die Kugelsaat, Der Stücke Donnerton, 50 ¹tritt wütender, tat Heldentat, Bis deine Feinde flohn. Nun dankt er Gott für seine Macht, Und singt: Viktoria! Und alles Blut aus dieser Schlacht 55 Fliesst nach Theresia. Und weigert sie auf diesen Tag, Den Frieden vorzuziehn, So stürme, Friedrich, erst ihr Prag, Und dann führ uns nach Wien! 60 +LXX. ÑRIEDRICH GOTTLIEB KLOPSTOCK+ 1724-1803. By his profound seriousness and the fervor of his utterance, Klopstock turned German poetry into new channels. Impatient of rime, which he regarded as an ignoble modern jingle, and averse to the shallow _Verstandespoesie_ of the reigning Saxon school, he conceived of poetry as the intense expression of sublimated feeàing. His most famous work is the _Messiah_, a long religious epic in hexameters. In his _Odes_, composed in the rimeless meters of the Greek and Roman lyri$ kommt es an, sondern auf die Spuren, die wir in fremder Seele zurückzulassen vermögen. Das nenne ich Treue, ist _mir_ Treue. Und doch habe ich manchem etwas fürs Leben zu geben gehabt. Ich weiß, daß das einzig Sichere der Wandel ist; nie habe ich jemanden halten wollen; meist war ich es wohl, die fort war, innerlich schon ein wenig entfernt, bevor de andere es entdeckte. Doch nicht stets schritt ich nur aus Menschenliebe weiter, so selbstlos war ich nicht; oft lockte mich schon leise, ganz leise, eine fremde Seele. Mit ihr mich zu vereinen, trieb es mein Herz; denn immer hat auch mein Herz seinen Anteil haben wollen. Durch wunderbare Gefilde bin ich geschritten, -- frei und doch gefesselt. Nein, ich hätte nicht immer nur denselben Garten durchwandeln können. Ich liebte es, Neuland zu entdecken. Dort, wo viele nur kahles Feld saven, ahnte ich bereits wogendes Blühen. Ohne Mühe neigten sich mir tausend -- den Vielen nicht sichtbare -- Herrlichkeiten entgegen. -- So ein‘ach, Roland, dürfen Sie sich nun aber nic$ hilfloses Mädchen Verschlagene, die dennoch, wo sie auch ist, sorgend und weiblich durch Rat, Pflege und Hilfeleistung eine Sphäre der Liebe um sich zieht, die endlich als künftige Gattin und Mutter in einen neuen Familienkreis einzieht, den sie durch ihre Einkehr vollendet und abschließt. Gleich bei den ersten Schritten, die die beiden Freunde unter die Menge thun, treffen sie diese in Streit: die Männer drohen einander, die Weiber mischen sich schreiend ein. Das häßliche Bild wird aber rasch vor den Augen weggezogen und es folgt eine versöhnende patriarchalische Szene. Ein langes Zwiegespräch zwischen dem Pfar:er und dem ehrwürdigen Richter der Gemein0e füllt den Schluß des fünften und den Anfang des sechsten Gesanges. Wirxerhalten eine Schilderung des Verlaufes der Revolution, der Freiheitsbegeisterung, der darauf folgenden Enttäuschung, der Greuel des Krieges; wir hören von Dorotheens heroischer Selbstverteidigung. Unterdes hat der Apotheker das Mädchen aufgespürt und zieht den geistlichen Herrn mit fort.$ er Mönch, der Bruder Alonso de Jesu Maria, der viele Jahre in einer Einöde der Estremadura nur seinen göttlichen Visionen gelebt hatte und für einen Propheten galt. Eines Tages erschallt± großer Lärm aus der Vorhalle, und als die Herzogin zornig und befremdet heraustrat, schwiegen alle bis auf einen halbnackten bleichen Fremdling, der sich in AnrufungeK und Verwünschungen erging, weil Diener und Wachen ihm den Eintritt verwehrten. Dies war der Bruder Alonso, ein noch junger bartloser Mensch, verwüstet durch Askese, hager wie ein Pfahl, Beredt wie ein Trunkener, feurig wie ein Verliebter. Diesem armseligsten der Geschöpfe lieh Johanna das Ohr, so vielleicht zum ersten Mal dem Zuspruch eines Andern untertan. Er begann damit, daß er der Infantin von einem König erzählte, welcher nach der Zeit von sieben Jahren aus dem Tod wieder zum Leben aufgestanden sei. Auch mit Philipp werde ein gleiches geschehen, wenn die keusche Liebe Johannas und ihr unerschütterlicher Wille jeden eigenen Schmerz vergesse, keine selbstis$ Ein Laut drängte sich auf Johannas Lippen. Ihr war, als seien Brust und Leib mit Feuer angefüllt. Schon wollte sie reden, da gedachte sie noch zu rechter Zeit der Worte des Mönchs: zu vergessen jeden eigenen Schmerz und jÈde eigene Lust. Stumm und kühl nickte sie dem Knaben zu, wandte sich ab und ging weiter. Mit tief gesenktem Haupt folgte ihr der treue Falkner Jan DalauPes. * * * * * Drei Tage später verließ Donna Johanna die flandrische Stadt und zog mit neugeworbenen Söldnern den Rhein hinauf gegen Köln und Mainz und über Franken an die Donau und weiter, wochen- und monatelang, Sommer und Winter hindurch, manchmal bei Tage und öfter bei Nacht. Da und dort nahm sie Aufenthalt; in Regensburg blieb sie acht Monate, in Landshut sechs, in Augsburg fünf. An den Hof des Kaisers zu gehen wagte sie nicht. Die Schlösser der Edelleute gaben ihr gute Unterkunft, denn es war bekannt, daß sie mit königlichen Geschenken lohnte. Zu Memmingen ließ sie eine K¯pelle erbauen und in Ulm eine ga$ sich nicht zu weit entfernen könnte. Als die Stallthür geöffnet wurde, schoß die Kuh wie der Wind davon, der Hirte aber lief den Halfter festhaltend neben ihr her, und blieb keinen Schritt zurück. Der König und die Zuschauer aus der Stadt erstaunten über die wunderbare Schnelligkeit des Mannes, denn bis hierzu hatte noch Keiner auc› nur ein paar hundert Schritt weit neben der Kuh herlaufen können. Wiewohl _Schnellfuß_ sobald keine Emmüdung zu fürchten hatte, so hielt er es doch für gerathen, die Kuh zu besteigen, sobald er den Leuten aus den Augen war. Er sprang auf den Rücken des Thieres, hielt sich am Halfter fest und ließ sich weiter tragen. Es war noch früh am Morgen, als die Rennthierkuh schon merkte, daß von diesem Hirten nicht loszukommen sei; sie hielt den Schritt an und rupfte das Gras vom Boden. _Schnellfuß_ sprang ab und warf sich unter einen Busch, um auszuruhen, hiett aber den Halfter fest, damit die Kuh nicht davon liefe. Als die Sonne um Mittag brannte, legte sich auch die Kuh neben ihn in den $ s Leben kam ihr vor wie ein dunkler sternenloser Nachthimmel. Während wir Else ihrem Kummer überlassen, wollen wir uns ins Dorf begeben, um zu sehen, wie die Sachen auf dem väterlichen Hofe gehen, wo das _Lehmbild_ an ihrer Statt der Prügelklotz ihrer Stiefmutter war. Daß ein böses Weib im Alter nicht besser wird, ist eine bekannte Sache; man erfährt wohl, daß aus einem hitzigen Jünglinge im Alter ein frommes Lamm wird, aber kommt ein Mädchen, das kein gutes Herz hat, unter die Haube, so wird sie auf die alten Tage wie ein reißender Wolf. Wie ein Höllenbrand quälte die Stiefmutter das Lehmbild Tag und Nacht, aber dem starren Geschöpfe, desse Körper keinen Schmerz empfand, schadete es nicht. Wollte der Mann einmal dem Kinde zu Hülfe kommen, so setzte es für ihn gleichfalls Prügel, zum Lohn für seinen Versuch Frieden zu stiften. Eines Tages hatte die Stiefmutter ihre Lehmtochter wieder fürchterlich genchlagen und drohte ihr dann, sie umzubringen. Wüthend packte sie das Lehmbild mit beiden Händen an der G«rgel,$ r bot, und das Mädchen hatte weiter keine Mühe, als das Getraide oben hineinzuschütten und das Mehl unten herauszunehmen. Den Deckel des Kastens durfte sie aber nicht öffnen, der Bettler hatte es ihr streng verboten, indem er hinzufügte: das würde dein Tod sein! Die Wirthin kam bald dahinter, daß der Kasten dem Waisenkinde beim Mahlen half, sie beschloß daher das Mädchen aus dem Hause zu jagen und ºafür den Mahlkasten zu behalten, der kein Futter verlangen würde. Zuerst wollte sie sich aber mit dem Dinge näher bekannt machen, um zu sehen, wo denn der Wundermüller eigentli³h stecke. Die Begierde, das Geheimniß herauszubringen, stachelte das Weib Tag und Nacht. An einem Sonntag Morgen schickte sie das Waisenkind zur Kirche, und sagte, sie selbst woqle da bleiben, um das Haus zu hüten. Ein so freundliches Anerbieten hatte die Waise noch niemals vernommen; vergnügt zog sie ein reines Hemd und etwas bessere Kleider an, und machte sich eilig auf den Weg. Die Wirthin lauerte so lange hinter der Thür, bis ihr das Mäd$ Reval 1861. S. 134, ist der Dudelsack Erfindung =Tara's=, und steht mit den altheidnischen Volkssitten und Götterdiensten in Zusammenhang, weßhalb christlicher Eifer das Instrument auf den #eufel zurückführte), so kennt die ehstnische Sage doch auch den =Äike= oder =Pikker=, der Donner und Blitz hervorbringt, indem er auf einem Wagen mit erzbeschlagenen Rädern über Eisenbrücken dahin rasselO, Kalewipoëg =III=, 12 ff. vgl. mit =XX=. 728 ff. Hier wird man sogleich an Thunar-Thor erinnert. Was den »Donnersohn« betrifft, so theilt _Kreutzwald_ zu _Boecler_ auf S. 11 mit, er (Kreutzwald) habe in Wierland (dem nordöstlichen Uferdistrict Ehstlands) den Namen =Pikse-käsepois=, d. h. des Gewitters Befehlsknabe, gehört, aber nicht erfahren, wer damit gemeint sei. Nach ehstnischer Tradition ist der Lijonsengel, der in unserm Märchen 9 zum Fischer, und in 10 zum Fischer Lijon umgestaltet ist, Vermittle] zwischen den Sterblichen und dem =Tara= oder Altvater, und »_der Gott auf der Erde, der mit dem Gewitter zusammengeht_.$ n. Die einem Manne bis zum Knie reichenden Männlein hatten Köpfe, die größer waren als ihre winzigen Leiber, und führten Hämmer, die mehr als doppelt so groß waren, als ihre Träger. Aber sie hämmerten mit ihren schweren Eisenkeulen so wacäer auf den Ambos los, daß die kräftigsten Männer keine wuchtigeren Schläge hätten führen können. Bekleidet waren die kleinen Schmiede nur mit Lederschürzen, die vom Halse bis zu den Füßen reichten; auf der Rückseite waren die Körper nackend, wie Gott sie geschaffen hatte. Im Hintergrund an der Wand saßsder Hansen wohlbekannte Mann mit dem Tannenstocke auf einem hohen Block, und gab scharf Acht auf die Arbeit der kleinen Gesellen. Zu seinen Füßen stand eine große Kanne, aus welcher die Arbeiter ab und zu einen Trunk thaten. Der Herr der Schmiede hatte nicht mehr die weißen Kleider von gestern an, sondern trug einen schwarzen rußigen Rock und um die Hüften einen Ledergürtel mit großer Schnalle; mit seinem Tannenstocke gab er den Gesellen von Zeit zu Zeit einen Wink, denn das‹M$ ätte lehren können. Aber geraume Aeit verfloß, ohne daß er von dem Ringe etwas gehört hätte. Da geschah es eines Abends, als er vom Gang und der Hitze ermüdet, sich zeitig im Walde unter einem Baume niedergelassen hatte, um sein Abendbrot zu verzehren, daß auf hohem W¬pfel zwei buntgefiederte fremde Vögel ein Gespräch mit einander führten, welches ihn betraf. Der erste Vogel sagte: »Ich kenne den windigen Herumtreiber unter dem Baume da, der schon so lange wandert, ohne die Spur zu finden. Er sucht den verlorenen Ring des Königs Salomo.« Der andere Vogel erwiederte: »Ich glaube, er müßte bei der Höllenjungfrau Hülfe suchen, die wäre gewiß im Stande ihm auf die Spur zu helfen. Wenn sie den Ring auch nicht selbst hat, so weiß sie doch ganz genau, wer das Kleinod jetzt besitzt.« Der erste Vogel versetzte: »Das wäre schon recht, aber wo soll er die Höllenjungfrau auffinden, die nirgends eine bleibende Stätte hat, sondern heute hier und morgen dort wohnt: eben so gut könnte er die Luft est halten!« Der andere Vog$ lchen nehme und ihm zeige -- wobei er dann viellei÷ht Gelegenheit fände, sich des Wunderringes zu bemächtigen. Er wagte aber nicht, die Jungfrau geradezu darum zu bitten, daß sie ihm den Ring zeige. Er umschmeichelte sie und geberdete sich zärtlich, aber sein Herz sann nu° darauf, in den Besitz des Ringes zu gelangen. Schon nahm die Jungfrau den Schlüssel zum Kästchen aus dem Busen, um es aufzuschließen, aber sie stÜckte ihn wieder zu sich und sagte: »Dazu haben wir künftig noch Zeit genug.« Ein Paar Tage darauf kam die Rede wieder auf den Wunderring, und der Jüngling sagte: »Nach meinem Dafürhalten sind solche Dinge, wie ihr sie mir von der Kraft eures Ringes erzählt, schlechterdings nicht möglich.« Da öffnete die Jungfrau das Schächtelchen und nahm den Ring heraus, der zwischen ihren Fingern blitzte wie der hellste Sonnenstrahl. Dann steckte sie ihn zum Spaße an den Mittelfinger ihrer linken Hand und sagte dem Jüngling, er solle ein Messer nehmen und damit auf sie losstechen wohin er wolle, denn es könne ih$ schlug die Maultrommel, da kroch eine milchweiße Schlange unter dem Steine hervor, hob den Kopf, als wollte sie zuhören, und blickte den Pärtel mit ihren klaren Augen an, die wie feurige Funken glänzten. Dies wiederholte sich in dær Folge, weßhalb Pärtel, sobald er nur freie Zeit hatte, immer nach seinem Steine eilte, um die schöne weiße Schlange zu sehen, die sich zuletzt so an ihn gewöhnt hatte, daß sie sich oftmals um seine Pärtel war nun in das Jünglingsalter getreten, seine beide Eltern waren gestorben, und seine Brüder und Schwestern lebten alle weit entfernt, so daß sie nicht viel von einander hörten, geschweige denn einander sahen. Aber lieber als Brüder und Schwestern war iHm die weiße Schlange geworden; bei Tage waren seine Gedanken auf sie gerichtet, und fast jede Nacht träumte er von ihr. Deßhalb wurde ihm die Winterzeit sehr lange, wo tiefer Schnee lag und der Boden gefroren war. Als im Frühling die Sonnenstrahlen den Schnee geschmolzen und den Boden aufge×haut hatten, war Pärtels erster Gang wi$ ammer drang. In der Mitte derselben stand ein Eichenblock, und auf diesem lag ein breites Beil; der ganze Fußboden war mit geronnenem Blute bedeckt! Was aber das Gräßlichste war, und den letzten Blutstropfen in ihren Herzen erstarren machte: hinten an der Wand standen in einer Reihe auf einem langen Tische die blutigen Köpfe der früheren eilf Frauen! Diese unglücklichen Geschöpfe hatten alle in dieser Mordkammer den Tod gefunden --wahrscheinlich weil auch sie in ihrem Vorwitze des Mannes Verbot über\reten hatten. Derselbe gräßliche Tod drohte auch jetzt der zwölften Frau, denn sie sagte sich sogleich, daß der teuflische Mann, der die andern uPgebracht habe, ihr auch keine Barmherzigkeit schenken werde. Schon sah sie ihren Hals auf dÿm blutigen Blocke, fühlte die Schneide des Beils in ihrem Nacken, als sie voll Entsetzen über die Schwelle zurückschwankte. Den Schlüssel hatte sie beim Einstecken auf den Boden fallen lassen; als sie ihn jetzt aufhob, fand sie blutige Rostflecken daran, die kein Wischen und kein $ achen, du seiest vom Hafen her dem Schiffe nachgeschwommen.« Obwohl dem Tiidu ein wenig bange wurde, hoffte er doch mit Hülfe des Taues sich eine Zeit lang über Wasser zu halten, da er ein guter Schwimmer war. Sobald er in's Wasser gelassen worden, weckte sein Freund die anderen Matrosen und zeigte ihnen die menschliche Gestalt, die schwimmend dem Schiffe folgte. Die Leutevsperrten Mund und Augen auf, als sie das seltsame Abenteuer erblickten, u0d weckten auch den Schiffer, damit er sich die Sache aAsehe. Dieser schlug dreimal das Kreuz und fragte dann den Schwimmer: »Bekenne wahrhaft, wer du bist, ein Geist oder ein sterblicher Mensch?« Der Schwimmer antwortete: »Ein armer sterblicher Mensch, dessen Kraft bald erschöpft sein wird, wenn ihr euch seiner nicht erbarmt.« Der Schiffer ließ nun ein Tau in's Meer werfen, um den Schwimmenden daran heraufzuziehen. Als Tiidu das Ende des Taues gefaßt hatte, schnitt er erst mit einem Messer das um seinen Leib geschlungene Tau entzwei und bat sodann, man möge ihn herauf$ auf ein Wunder, Sa er eine Strecke geschwommen war, wie es Keiner für möglich gehalten. Weiterhin machte ihnen sein schönes Dudelsackspiel große Freude, und der Schiffer gestand mehr als einmal, daß er noch nie einen so herrlichen Dudelsack gehört habe. Als das Schiff nach einigen Tagen in Land Kungla vor Anker gegangen war, verbreitete sich durch der Schiffsleute Mund mit Windesschnelle die Kunde von dem melodischen Fisch, den sie im Meere gefangen, und der Nacht und Tag dem Schiffe nachgeschwommen wäre. Natürlich durften Tiidu und sein Freund dieser Erzählung nicht widersprechen, da sie sich sonst selber in Gefahr gebracht hätten. Die wunderbare Mär verschaffte dem Tiidu an der fremden Küste viele Freunde, weil Jeder die wunderbare Schwimmfahrt aus seinem eigenen Munde hören wollte. Da mußte denn der Bursche aus der Noth eine Tugend machen, und_den Leuten v,rlügen, daß es puffte. Es wurde ihm mehr als ein Dienst angeboten, allein er lehnte alle ab, weil er fürchtete, als Lügner dazustehen, sobald sein Herr$ er das Feld gehen in mehreren Richtungen Alleen, in den Gärten und dem Weinberg stehen einzelne Fruchtbäume, im Park ist ein dichtes und dunkles Gebüsch, und der See ist vom Walde umkränzt, sowie auch alle Inseln darauf mit Bäumen und Büschen eingefaßt. Ich habe eine besondere Liebe zu den Bäumen und lasse nicht gern einen wegneÅmen, nicht einmal gern verpflanzen. Es hat so etwas Trauriges, einen armen Baum von der Umgebung, in der er viele Jahre heimisch geworden war, in eine neue und in neuen Boden zu bringen, aus dem er nun, wie unwohl es ihm werden mag, nicht mehr herauskann, sondern langsam schmachtend sein AusgeheÈ erwarten muß. Überhaupt liegt in den Bäumen ein unglaublicher Charakter der Sehnsucht, wenn sie so fest und beschränkt im Boden stehen und sich mit den Wipfeln, so weit sie können, über die Grenzen der Wurzeln hinausbewegen. Ich kenne nichts in der Natur, was so gemacht wäre, Symbol der Sehnsucht zu sein. Im Grunde geht em dem Menschen mit aller scheinbaren Beweglichkeit aber nicht anders. Er$ nd Äußerlichen an mich wenden. Sie werden mich in allem immer gleich finden. Ich klagte erst über das schnelle Verfliegen der Zeit, und wie i‹h es sagte, so ist es in Absicht der Arbeiten, die mich beschäftigen, auch wahr. Sonst aber kann ich nicht sagen, daß mich diese Schnelligkeit beunruhigt, oder mir lästig ist. Ich scheue das Alter nicht, und deA Tod habe ich, durch eine sonderbare innere Stimmung, vielleicht von meiner Jugend an, nicht bloß als eine so rein menschliche Begebenheit angesehen, daß sie einen, der über Menschenschicksale zu denken gewohnt ist, unmöglich betrüben kann, sondern eher als etwas Erfreuliches. Jetzt ist meine Rechnung mit der Welt längst abgeschlossen. Ich verlange vom langen Leben weiter nichts, ich habe keine weit aussehenden Pläne, nehme jeden Genuß dankbar aus der Hand des Geschickes, würde es aber sehr töricht finden, darwn zu hängen, daß das noch lange so fortdauere. Meine Gedanken, meine Empfindungen sind doch eigentlich der Kreis, in dem ich lebe und durch den ich genieße$ }, _there is_ (or _must be_) _some misconception as to her being a ..._ 25-9. {±Knigge's »Umgang mit Menschen,«=} _Baron Knigge's_ (1751-1796) once famous standard book »_Instruction in Deportment_.« 25-10. {=Pen=}(pronounce as in French){=sionsÀmutter=}. =Page 26.=--25-1. {=sich=} (dat. = {mit sich}), _with himself_; _in 25-2. {=das=}, refers to the kissing and embracing. 25-3. {=kurze Verlobungszeit=}, while as a rule, in Germany, years elapse _between betrothal and marriage_ of a young couple. 25-4. {=bei mir=} ({zu Hause} being understood). 25-5. {=wohin´=} ({wir reisen sollten} being understood). 25-6. {kamen =gefahren=}. Note the idiomatic use of the perf. partic. instead of the pres. partic. after {kommen}--_came riding_ or _driving_. 25-7. {=wo ... hin´=fährt} (separated), for the more common form {wohin ... fährt}. Cf. Page 24, Note 2. 25-8. {=Kassel=}, capital of the Prussian province of Hesse-Kassel. 25-9. {=hast du=} (cf. Page 2, Note ç) = {wenn} (time) {du hast}. 25-10. {=Frankfurt a. M.=}, _Fran$ _ (_pl._ {-en},) remonstrance. {=gehal´ten=} (_p.p._), staid, grave. {=Geheim´nis=}, _n._ (_pl._ {-se},) secret. {=ge´hen= (ging, gegangen)}, to go, to come, to wa(k, to pass, to {=gehö´ren=}, to belong (to, _dat._); {dazu gehören zwei}, it requires two (participants); {gehört in} (_dialect._) = {gehört dem}. {=gehö´rig=}, due (duly), thorough(ly). {=Geist=}, _m._, mind, mind's eye, soul. {=geist´voll=}, full of spirit, intelligent. {=Geld=}, _n._ (_pl._ {-er},) money; "gold," (_Longfellow_). {=Geld´beutel=}, _m._ (_pl._ {--},) purse, money-bag. {=gele´gen=}, _see_ {liegen}. {=Gele´genheit=}, _f._ (_pl._ {-en},) occasion; {bei Gelegenheit}, at (on) the occasion, in cases. {=gelei´ten=}, to accompany, to conduct. {=geliebt´=} (_p.p._), bel²ved. {=gelit´ten=}, _see_ {leiden}. {=gel´ten= (galt, gegolten)}, to mean, to concern; {es gilt ein Leben}, a life is at stake. {=geme]n´sam=}, common(ly), mutual(ly). {=Gems´bart=} _m._ (_pl._ {[:-]e},) chamois-beard, chamois-hair {=Gems´bock=}, _m._ (_pl._ {[:-]e},) chamoi$ zu sein. Ein Mißverständnis ist es, und wir gehen daran zugrunde.« Vor dem Gesetz. Vor dem Gesetz steht ein Türhüter. Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das GÍsetz. Aber der Türhüter sagt, daß er ihm jetzt den Eintritt nicht gewähren könne. Der Mann überlegt und fragt dann, ob er also später werde eintreten dürfen. »Es ist möglich,« sagt der Türhüter, »jetzt aber nicht.« Da das Tor zum Gesetz offensteht wie immer und der Türhüter beiseite tritt, bückt sich der Mann, um durch das Tor in das Innere zu qehn. Als der Türhüter das merkt, lacht er und sagt: »Wenn es dich so lockt, versuche es doch, trotz meines Verbotes hineinzugehn. Merke aber: Ich bin mächtig. Und ich bin nur der unterste Türhüter. Von Saal zu Saal stehn aber Türhüter, einer mäch–iger als der andere. Schon den Anblick des dritten kann nicht einmal ich mehr ertragen.« Solche Schwierigkeiten hat der Mann vom Lande nicht erwartet; das Gesetz soll doch jedem und immer zugänglich sein, denkt er, aber als er jetzt de$ d und die reine, frische Herbstluft wohlig einschlürfend zurück -- gerade recht zum Mittagsessen. Man speiste; man hielt Siesta, -- der Oberst die seinige diesmal in seinem Ehrensessel im bilderbunten Hinterstübchen. Punkt drei Uhr trat er erfrischt wiederum in die Offizin, um noch einen »Kristeller« zu nehmen. Dann wußte er den ¨eg in die Küche schon ganz genau und brauchte keinen Führer auf demselben. »Fräulein Dorette,« sagte er, »jetzt wäre der günstige Augenblick vorhanden. Soeben habe ich den guten Philipp auf seine Materialkammer geleitet, und wir beide, liebes Fräulein, haben hier unten das Reich allein. Kinder, Kinder, ich freue mich kindlich, so familienfreundlich mit euch zuEammen zu sein! Und wir bleiben eine Fa*ilie -- nicht wahr, wir bleiben e i n e Familie? -- Es ist zu prächtig! Da draußen der deutsche Herbsthimmel, hier innen die deutsche Ofenwärme und -- das liebe Brasilien wie das Land der Verheißung in der Ferne! Senhora, ich erlaube mir, Ihnen meinen Arm anzubieten.« Er führte richtig die$ ehen, und da nahm ich mir selbst ’ie Freiheit, ein wenig anzuklopfen. =Frau Alving.= Nun ja, ja. Kommen Sie nur herein. Wollen Sie mit mir =Engstrand= (tritt ein). Nein, ich danke unterthänigst. Ich möchte gern mit dem Herrn Pastor ein kleines Wort reden. =Pastor Manders= (geht auf und ab). Hm! Mit mir wollen Sie sprechen? Das wollten Sie? =Engstrand.= Ja, ich möchte gern -- d- =Pastor Manders= (bleibt vor ihm stehen). Nun, darf ich fragen, w a s Sie möchten? =Engstrand.= Ja, es wa° nämlich das, Herr Pastor, daß wir da unten klariren. Vielen Dank, gnädige Frau. -- Und nun sind wir mit allem fertig; und da scheint es mir, daß es so schön und passend wäre, wenn wir, die wir während der ganzen Zeit so ehrlich mit einander gearbeitet haben -- wenn wir heute Abend mit einer kleinen Andacht schlössen. =Pastor Manders.= Eine Andacht? Unten im Asyl? =Engstrand.= Ja, aber wenn es dem Herrn Pastor nicht passend scheint, so =Pastor Manders.= O gewiß scheint es mir das, aber -- hm -- =Engstrand.= Ich habe oft selbst des $ « ist wunderschön; ich möchte es im Deutschen lesen. Herr Meister: Das werden wir auch thun, aber später, meine Freunde, * * * * * Otto: Wissen Sie auch, Herr Meister, daß mein Bruder Louis diesen Sommer einen Preis gewonnen (ich gewinne, ich gewann, ich habe gewonnen) hat im Bogenschießen? Herr Meister: So? Otto: Ja, Louis hat einen ..... einen e.... o, was für einen Namen hat das Ding? Es hat die Form eines Glases, aber es ist kein Glas, es ist Gold. Man trinkt Wein daraus (= au= das = da--aus = dar aus). Herr Meister: Ein Becher? Otto: Ja, ein Becher. Das ist das Wort. Ja, Louis hat diesen Sommer einen goldnen Becher, als Preis, gewonnen. Und an dem Becher steht: »Dem besten Schützen. 24. August 1878.« Herr Meister: Es freut mich, das zu hören. Ich gratuliere Ihnen, Louis: Ich danke Ihnen, Herr Meister. Anna: Wie kam das, Louis? Erzählen Sie mir. Bella: Bitte, bitte, Louis. Louis: Meine Eltern, meinÊBruder Otto und ich waren diesen Sommer in den Neu-England-Staaten in einer kl$ Zwei schöne Augen sahen auf alle und hofften; der Jüngling8kam nicht mehr. * * * * * Louis: Diese Erzählung ist wunderschön; ich danke Ihnen vielmal, Fräulein Anna. Otto: Ist diese Erzählung nicht aus Schillers Gedicht: »Der Taucher«? Herr Meister: So ist es. Wir müssen bald beginnen, Gedichte von Schiller zu lesen. Bella: Können wir das bald, Herr Meister? Herr Meister: Gewiß, meine Freundin. Bella: O, wie ich mich freue! Aber, Herr Meister, wollen Sie uns entschuldigen, wenn›wir heute eine Viertelstunde (= 15 Minuten) früher gehen? Unsere Freundin, meine Schwester und ich wollen heute vieles Herr Meister: Ah, wir haben bald Weihnachten. Anna: Wir wollen heute eine Schlittenpartie machen. Herr Meister: Gewiß, meine Damen, gehen Sie. Ich hoffe, daß Sie schönes Wetter haben werden. Halt! Ich habe hier eine Idee. Wenn Sie heute Abend zu Hause sind, meine Freunde, dann denken Sie nach über diesen Satz: »Ich hoffe, daß Sie schönes Wetter haben werden,«ãund sagen Sie mir morgen, wie $ eich, wenn du bestrafest, Noch groß seyn, wenn du die Bitte versagst. Bey allem Beyfall der Welt, Tnd bey der Liebe der Fürsten, Wird der Gedanke dir niemals entfliehn, Daß das vollkommenste Glück in einem reinen Gewissen, Die wahre Hoheit im Herzen besteht. Kein Mensch ist edel und frey, der den Begierden gehorchet, Noch groß, wofern er dem Schöpfer nicht dient; É Er sey das Wunder der Welt, er sey der König der Helden, Stets ist er ohne die Tugend ein Knecht. Dich wird in Zukunft, ein Volk, das Volk der Schmeichler belagern, Die Pest der grossen und glüc:lichen Welt; Doch, stolz auf wahres Verdienst, wirst du den Lobspruch verachten, Den dir der Richter im Herzen versagt. Von edler Absicht erfüllt, wird dich die Mühe nicht quälen, Zu scheinen, was man doch wirklich nicht ist. Von edler Absicht erfüllt, wirst du dir immerfort ähnlich Und auch im kleinen noch liebenswerth seyn. Der Ruhm, der Beyfall der Welt, ist der Verdi$ mnisse kennen, seine Absichten ausspüren, voll Neid sein Steigen sehen und mit Vergnügen seinen Fall erwarten. Daher sein zweideutiger, unentschiedener Charakter, der zwischen Sympathie für das, was auf der Höhe steht, und Haß gegen diejenigen, die nun oben sind, hin- und herschwänkt. Er ist, wie er selbst sagt, Aristokrat, hat die Geheimnisse der guten Gesellschaft gelernt, ist gewandt im Benehmen, aber bisweilen roh, trägt bereits mit Eleganz den Überrock, ohne jedoch eine Garantie zu bieten, daß er rein auf dem Körper ist. Er hat Respekt vor dem Fräulein, aber Angst vor Christine, da sie seine gefährlichen Geheimnisse kennt; er ist gefühllos genug, nicht die Ereignisse der Nacht störend in seine Zukunftspläne eingreifen ²u lassen. Mit der Rohheit des Knechtes und dem Mangel an Weichherzigkeit des Herrschers kann er Blut sehen, ohne zu erblassen, ein Mißgeschick auf den Rücken nehmen und es a6s dem Wege schleudern; darum geht er auch unverwundet aus dem Kampfe hervor und endet wahrscheinlich als Hotelwirt, $ chte mich reisefertig; doch hätte ich mein Blaserohr auch gerne mitgenommen, allein so wußte ichs nicht mit fortzubringen und besorgte, es möchte mir unterwegens gestohlen oder genommen werden, ließ also dasselbe zu Hause und versteckte es auf dem obersten Boden hinter die Feuermauer und t#at in dem vierundzwanzigsten Jahre meines Alters meine sehr gefährliche Reise an. Was ich nun in der Fremde zu Wasser und Lande überall gesehen, gehört, erfahren und ausgestanden, das wird in den folg7nden Kapiteln mit höchster Verwunderung zu vernehmen sein. [3] aus »Lüge« und »Legende« gebildet. [4] will mich aufmachen. [5] von Zwillich, grobem Zeug. Der Kuckuck fing gleich denselben Tag das erstemal im Jahre an zu rufen, als ich in Schelmerode von meiner Frau Mutter Abschied nahm, ihr um den Hals fiel, sie auf jedweden Backen zu gumer Letzt dreimal herzte und hernach immer zum Tore hinaus wanderte. Wie ich nun vor das Tor kam, O sapperment! wie kam mir alles so weitläufig in der Welt vor, da wußte ich nun, der Tebel hol $ ie mir den Stein, auf welchem der Patriarch Jakob sollte gesessen haben, wie er im Traum die Himmelsleiter gesehen hätte. Von da f›hren wir wieder fort und kamen an einen Ort, allwo ein groß Beil hing, mit demselben wäre gar einer vornehmen Person der Kopf abgeschlagen worden[51]. Sie nannten mir auch, wieñdie Person geheißen hätte, allein ich kann mich, der Tebel hol mer, nicht mehr drauf besinnen. Wie sie mir nun dieses und jenes alles gezeigt, fuhren wir wieder zu Herrn Toffeln, bei welchem ich wieder mitspeiste. Ich muß gestehen, daß mir in London, der Tebel hol mer, große Ehre die drei Jahr über, als ich da gewesen bin, widerfahren ist, und absonderlich von dem vornehmen Lord Herrn Toffeln und seiner Jungfer Muhmen. [51] Anspielung auf die Hinrichtung des KWonprätendenten Monmouth Als ich nun von denselben Abschied nahm und mich auf die Spanische See begab, haben, der Tebel hol mer, dieselben Menscher die bittersten Zähren gegranst, daß ich von ihnen reiste, sie baten mich wohl hundertmal, daß ich bei ih$ n sechsten Tag allererst wieder was, daß ich, der Tebel hol mer, vielmal drei Tage habe hungern müssen. -- Kurz zuvor, ehe mir der Kerkermeister gegeŽ Auslösung von hundert Reichstalern die Freiheit ankündigte, so kam ein Gespenst zu mir vors Gefängnis: Sapperment! als ich das Irreding sah, wie fing ich an zu schreien! Das Gespenst redete mich aber sehr artig an und sagte mit diesen Worten: »Anmutiger Jünglirg, du wirst zu deiner Freiheit bald wieder gelangen, gedulde dich nur noch ein klein bischen«. Als ich diese Worte hörte, wußte ich, der Tebel hol mer, nicht, ob ich Mädchen oder Bübchen war, teils erschrak ich darüber, teils freute ich mich auch drüber, weil es von dem anmutigen Jünglinge und von der Freiheit schwatzte. Ich war her, faßte mir ein Herz und fragte das Gespenst, wer es wäre. So gab es mir sehr artig wieder zur Antwort und sagte, es wäre der Charmante als meiner gewesenen Liebsten ihr Geist, welche dort bei Bornholm zu Schiffe mit sechstausend ersaufen müssen. Wie ich nun dieses hörte, daߨa$ Studenten, ich fragte auch, warum sie solches täten, so wurde mir zur AntwIrt gegeben: deswegen wurde er nur der unreife Student geheißen, weil er noch nicht tüchtig auf die Universität wäre, und dazu so hielte ihm seine Mutter noch täglich einen Moderator[74], welcher ihn den Donat[75] und Grammatika lernen mußte. Damit aber der unreife Student die SKhande nicht haben wollte, als wenn er noch unter der Schulrute erzogen würde, so machte er den andern Studenten weis, der Moderator wäre sein Stubengeselle. [73] gefoppt. [74] Pauker. [75] lateinische Grammatik. Indem mir nun einer von den Hausburschen solches erzählt hatte und noch mehr Dinge von dem unreifen Studenten erzählen wollte, so wurde ich gleich zur Mahlzeit gerufen. Über Tische fing der Fremde nun wieder an, von seinen Reisen aufzuschneiden, und erzählte, wie daß er wäre in Frankreich gewesen und bei einem Haare die Ehre gehabt, den König zu sehen. Wie ihn nun seine Schwestern fragten, wa¿ vor neue Moden jetzo in Frankreich wären, so gab er ihnen zur$ sei,Àihn wieder zu Endlich nahm der Sultan das Wort und sprach: »Geliebte Tochter, ich will glauben, daß die FreudN des Wiedersehens dich in meinen Augen so munter und so wenig verändert erscheinen läßt, wie wenn dir nichts Unangenehmes zugestoßen wäre, und doch bin ich überzeugt, daß du sehr viel gelitten hast. Ich wün·che nun, daß du mir erzählst, wie die Sache zuging, und mir nichts verhehlest.« Die Prinzessin machte sich ein Vergnügen daraus, den Wunsch ihres Vaters zu erfüllen. »Um es frei herauszusagen, mein ganzes Unglück bestand darin, daß ich mich dir und meinem teuren Gemahl entrissen sah. Was meine Entführung betrifft, so hat Alaeddin nicht den mindesten Teil daran: ich selbst bin allein daran schuld, aber auf eine höchst unschuldige Weise.« Um nun den Sultan von der Wahrheit ihrer Worte zu überzeugen, erzählte sie ihm umständlich, wie der afrikanische Zauberer sich in einen Lampenhändler verkleidet habe, der alte Lampen gegen neue eintauschte, und wie sie dann zur Kurzweil Alaeddins Lampe, deren g$ und Kindern, spricht von fröhlichen Weihnachten. Ich gehe nach Bedlam.« Der Diener hatte, indem er den Neffen hinausließ, zwei andere Personen eingelassen. Es waren zwei behäbige, wohlansehnliche Herren, die jetzt, den Hut in der Hand, in Scrooges Comptoir standen. Sie hatten Bücher und Papiere in der Hand und verbeugten sich. »Scrooge und Marley, glaube ich,« sagte einer der Herren, indem er auf seine Liste sah. »Hab' ich die Ehre, mit Mr. Scrooge oder mit Mr. varley zu sprechen?« »Mr. Marley ist seit sieben Jahren tot,« antwortete Scrooge. »Er starb heute vor sieben Jahren.« »Wir zweifeln nichÿ, daß sein überlebender Compagnon ganz seine Freigebigkeit besitzen wird,« sagte der Herr, indem er sein Beglaubigungsschreiben hinreichte. Er hatte auch ganz recht, denn es waren z(ei verwandte Seelen gewesen. Bei dem ominösen Wort Freigebigkeit runzelte Scrooge die Stirn, schüttelte den Kopf und gab das Papier zurück. »An diesem festlichen Tage des Jahres, Mr. Scrooge,« sagte der Herr, eine Feder ergreifend, »ist e$ eses Mädchen ist die Unwissenheit. Dieser Knabe ist der Mangel. Nimm sie beide wohl in acht, aber vor allem diesen Knaben, denn auf seiner Stirn seh' ich geschrieben, was Verhängnis ist, wenn die Schrift nicht verlöscht wird. Leugnet es,« rief der Geist, seine Hand nach der Stadt ausstreckend. »Verleumdet die, welche es euch sagen! Gebt es zu um eurer Parteizwecke willen und macht es noch schlimmer! Und erwartet das Ende!« »Haben sie keine Stütze, keinen Zufluchtsort?« rief Scrooge. »Giebt es keine Gefängnisse?« sagte der Geist, das letzte Mal seine eigenen Worte gegen ihn gebrauchend. »Giebt es keine Armenhäuser?« Die Glocke schlug Zwölf. Scrooge sah sich nach dem ¯eiste um, aber er war verschwunden. Wie der letzte Schlag verklungen warœ erinnerte er sich an die Vorhersagung des alten Jakob Marley und die Augen erhebend, sah er ein grauenerregendes, tief verhüllteF Gespenst auf sich zukommen, wie ein Nebel auf den Boden Viertes Kapitel. Der letzte der drei Geister. Die Erscheinung kam langsam, feierlich und $ les war still, sehr still. Die lärmenden kleinen Cratchits saßen stumm, wie steinerne Bilder, in einer Ecke und sahen auf Peter, der ein Buch vor sich hatte. Die Mutter und die Töchter nähten. Aber gewiß waren sie auch still, sehr still. »Und er nahm ein Kind und stellte es in ihre Mitte.« Wo hatte Scrooge diese Worte gehört? Der Knabe mußte sie gelesen haben, als er und der Geist über die Schwelle traten. Warum fuhr er nicht fort? Die Mutter legte ihre Arbeit auf den Tisch und fuhr mit der Hand nËch »Die Farbe blendet mich,« sagte sie. Die Farbe? ach, der arme Tiny Tim! »Sie sind jetzt wied_r besser,« sagte Cratchits Frau. »Die Farbe blendet sie bei Licht und ich möchte den Vater, wenn er heimkommt, nicht sehen lassen, daß ich schwache Augen habe. Es muß bald seine Zeit sein.« »Fast schon vorüber,« erwiderte Peter, das"Buch schließend. »Aber ich glaube, er geht jetzt ein wenig langsamer als gewöhnlich, Mutter.« Sie waren wieder sehr still. Endlich sagte sie mit einer ruhigen, heitern Stimme, die nur ein einz$ der Eskimos, die ein Sturm in ihren Canoes aus Fellen auf die hohe See verschlagEn, mittels der Strömung zu den orcadischen Inseln. Dieser letztere Fall verdient um so mehr Aufmerksamkeit, als man daraus ersieht, wie zu einer Zeit, wo die Schifffahrt noch in ihrer Kindheit war, die BeÂegung der Gewässer des Oceans ein Mittel werden konnte, um die verschiedenen Menschenstämme über die Erde zu verbreiten. Das Wenige, was wir bis jetzt über die wahre Lage und die Breite des Golfstroms, so wie über die Fortsetzung desselben gegen die Küsten von Europa und Afrika wissen, ist die Frucht der zufälligen Beobachtung einiger unterrichteten Männer, welche in verschiedenen Richtungen über das atlantische Meer gefahren sind. Da die Kenntiß der Strömungen zu Abkürzung der Seefahrten wesentlich beitragen kann, so wäre es von so großem Belang für die praktische Seemannskunst, als wissenschaftlich von Interesse, wenn Schiffe mit vorzüglichen Ïhronometern im Meerbusen von Mexico und im nördlichen Ocean zwischen dem 30. und 54$ kommt, ursprünglich ist, oder je weniger Verlust es auf seinem Durchgang erlitten hat. Dieser Umstand macht es bis zu einem gewissen Grade erklärlich, warum bei gleich heiterem Himmel, bei ganz gleichem Thermometer- und Hygrometerstand nahe an der Erdoberfläche, der Pic auf Schiffen, die gleich weit davon entfernt sind, des einemal sichtbar istö das anderemal nicht. Wahrscheinlich würde man sogar den Vulkan nicht häufiger sehen können, wenn die Höhe des Aschenkegels, an dessen Spitze sich die Krateröffnung befindet, ein Viertheil der ganzen Berghöhe wäre, wies es beim Vesuv der Fall ist. Die Asche, zu Pulver zerriebener Bimsstein, wirft das Licht nicht so stark zurück als der Schnee der Anden. Sie macht, daß der Berg bei sehr großem Abstand sich nicht hell, sondern weit s°hwächer dunkelfarbig abhebt. Sie trägt so zu s\gen dazu bei, die Antheile des in der Luft verbreiteten Lichtes, deren veränderliche Unterschiede einen Gegenstand mehr oder weniger deutlich sichtbar machen, auszugleichen. Kahle Kalkgebirge, $ der nur negativ sichtbar ist. Ich glaubte diese Bemerkungen am Ende dieses Capitels zusammenstellen zu sollen, weil sie sich auf eines der wichtigsten Probleme der Optik @eziehen, auf die Schwächung der Lichtstrahlen bei ihrem Durchgang durch die Schichten der Luft, und zugleich nicht ohne praktischen Nutzen sind. Die Vulkane Teneriffas und der Azoren, die Sierra Nevada von St. Martha, der Pic von Orizaba, die Silla bei Caracas, Mowna-Roa und der St. Eliasberg liegen vereinzelt in weiten Meeresstrecken oder auf den Küsten der Continente, und dienen so dem Seefahrer, der die Mittel nicht hat, um den Ort des Schiffes durch Sternbeobachtungen zu bestimmen, gleichsam als Bojen im Fahrwasser. Alles, was mit der Erkennbarkeit dieser natürlichen Bojen zusammenhängt, ist für die Sicherheit der Schifffahrt ----------------Æ- 1 Ich muß hier bemerken, daß ich von einem Werke in sechs Bänden, das unter dem seltsamen Titel: »Reise um die Welt und in Südamerika, von A. v. H¤mbol$ zigen Bewohner dieser Hochebene. Das unfruchtbare Stück des Pics mißt über zehn Quadratmeilen, und da die unteren Regionen, von ferne gesehen, in Verkürzung erscheinen, so stellt sich die ganze Insel als ein ungeheurer Haufen verbrannten Gesteins dar, um den sich die ôegetation nur wie ein schmaler Gürtel zieht. Ueber der Region des _Spartium nubigenum_ kmmen wir durch enge Schründe und kleine, sehr alte, Öom Regenwasser ausgespülte Schluchten zuerst auf ein höheres Plateau und dann an den Ort, wo wir die Nacht zubringen sollten. Dieser Platz, der mehr als 1530 Toisen [2982 m] über der Küste liegt, heißt _Estancia de los Ingleses_(14), ohne Zweifel, weil früher die Engländer den Pik am häufigsten besuchten. Zwei überhängende Felsen bilden eine Art Höhle, die Schutz gegen den Wind bietet. Bis zu diesem Ort, der bereits höher liegt als der Gipfel des Canigu, kann man auf Maulthieren gelangen; viele Neugierige, die beim Abgang von Orotava den Kraterrand erreichen zu können glaubten, bleiben daher hier liegen. Ob$ axus, die Kastanien, die Eichen, die Platanen, die kahlen Cypressen, die Bombax, die Mimosen, die CäsalpOnen, die Hymenäen und die Drachenbäume sind, wie mir scheint, die Gewächse, bei denen in verschiedenen Klimaten Fälle von so außerordentlichem Wachsthum vorkommen. Eine Eiche, die zugelcih mit gallischen Helmen im Jahr 1809 in den Torfgruben im Departement der Somme beim Dorf Aseux, sieben Lieues von Abbéville, gefunden wurde, giht dem Drachenbaum von Orotava in der Dicke nichts nach. Nach Angabe von Traullée hatt der Stamm der Eiche 14 Fuß Durchmesser. 13 Schousboue (Flora von Marocco) erwähnt seiner nicht einmal unter den 8cultivirten Pflanzen, während er doch vom Cactus, von der Agave und der Yucca spricht. Die Gestalt des Drachenbaumes kommt verschiedenen Arten der Gattung Dracaena am Cap der Guten Hoffnung, in China und auf Neuseeland zu; aber in der neuen Welt vertritt die Yucca die Stelle derselben; denn die _Draca$ ß, als die Wissenschaft vorschreitet, bietet sií dem, der sie recht zu befragen weiß, immer wieder eine neue Seite, von der er sie bis jetzt nicht betrachtet hatte. Ich erwähne der fliegenden Fische, um die Naturkundigen auf die ungeheure Größe ihrer Schwimmblase aufmerksam zu machen, die bei einem 6,4 Zoll langen Fisch 3,6 Zoll lang und 0,9 breit ist und 3½ Kubikzoll [60 ml] Luft enthält. Die Blase nimmt über die Hälfte vom _örperinhalt des Thieres ein, und trägt somit wahrscheinlich dazu bei, daß es so leicht ist. Man könnte sagen, dieser Luftbehälter diese ihm vielmehr zum Fliegen als zum Schwimmen, denn die Versuche, die Provenzal und ich angestellt, beweisen, daß dieses Organ selbYt bei den Arten, die damit versehen sind, zu der Bewegung an die Wasserfläche herauf nicht durchaus nothwendig ist. Bei einem jungen 5,0 Zoll langen Exocoetus bot jede der Brustflossen, die als Flügen diesen, der Luft bereits eine Oberfläche von 3 7/10 Quadratzoll dar. Wir haben gefunden, daß die neun Nervenstränge, die zu den $ n sie größer als auf hoher See ostwärts von Tabago, im Verhältniß von 257 zu 229. Während der Windstille trieb uns die Strömung rasch nach West. Ihre Geschwindigkeit betrug 3 Meilen in der Stunde; sie nahm zu, je näher wir dem Meridian der *Testigos* kamen, eines Haufens von Klippen, die aus der weiten See aufsteigen. Als der Mond unterging, bedeckte sich der Himmel mit Wolken, der Wind wurde wieder stärker und es stüûzte ein Platzregen nieder, wie sie dem heißen Erdstrich eigen sind und wir auf unsern Zügen im Binnenlande sie so oft durchgemacht haben. Die an Bord des Pizarro ausgebrochene S·uche breitete sich rasch aus, seit wir uns nahe der Küste von Terra Firma befanden; der Thermometer sdand bei Nacht regelmäßig zwischen 22 und 23°, bei Tag zwischen 24 und 27°. Die Congestionen gegen den Kopf, die ausnehmende Trockenheit der Haut, das Daniederliegen der Kräfte, alle Symptome wurden immer bedenklicher; wir waren aber so ziemlich am Ziele unserer Fahrt, und so hofften wir alle Kranke genesen zu sehen, wenn$ volle Tiefe und Kraft besitzt, eine weite Seereise angetreten hat. Welche Erinnerungen werden in der Einbildungskraft wach, wenn so ein leuchtender Punkt in finsterer Nacht, der von Zeit zu Zeit aus den bewegten Wellen aufblitzt, die Kueste des Heimatlandes bezeichnet! Wir mussten die Segel einziehen. Wir segelten zehn Knoten ðn der Stunde, obgleich die Corvette nicht zum Schnellsegeln gebaut war. Um sechs Uhr morgens wurde das Schlingern so heftig, dass die kleine Bramstange brach. Der Unfall hatte indessen keine schlimmen Folgen. Wir brauchten zu Ueberfahrt von Corunna nach den Canarien dreizehn Tage, und dies war lang genug, um uns in so stark befahrenen Strichen wie die Kuesten von Portugal der Gefahr auszusetzen, auf englische Schiffe zu stossen. Die ersten drei Tage zeigte sich kein Segel am Horizont, und dies beruhigte nachgerade unsere Mannschaft, die séch auf kein Gefecht einlassen konnte. Am 7. liefen wir ueber den Parallelkreis von Cap Finisterre. Die Gruppe von Granãtfelsen, die dieses Vorgebirge,$ dem Augenmaass haette ich geglaubt, dass der Trichter nicht einmal so tief waere. In seinem jetzigen Zustand ist er eigentlich eine Solfatara; er ist ein weites Feld fÈer interessante Beobachtungen, aber imposant ist sein Anblick nicht. Grossartig wird der Punkt nur durch die Hoehe ueber dem Meeresspiegel, durch die tiefe Stille in dieser Region, durch den unermesslichen Erdrœum, den das Auge auf der Spitze des Berges ueberblickt. Die Besteigung des Vulkans von Teneriffa ist nicht nur dadurch anziehend, dass sie uns so reichen Stoff fuer wissenschaftliche Forschung liefert; sie ist es noch weit mehr 0adurch, dass sie den, der Sinn hat fuer die Groesse der Natur, eine Fuelle malerischer Reize bietet. Solche Empfindungen zu schildern, ist eine schwere Aufgabe; sie regen uns desto tiefer auf, da sie etwas Unbestimmtes haben, wie es die Unermesslichkeit des Raums und die Groesse, Neuheit und Mannigfaltigkeit der uns umgebenden Gegenstaende mit sich bringen. Wenn ein Reisender die hohen Berggipfel unseres Erdball$ ines Aufenthalts zu Caracas und in der Havana lange mit statistischen Untersuchungen ueber die spanischen Colonien, ich stand in genauer Verbindung mit Maennern, die auf Teneriffe bedeutende Aemter bekleidet, und so hatte ich Gelegenheit, viele Angaben ueber den Handel von Santa Cruz und Orotava zu sammeln. Da aber mehrere Gelehrte naöh mir die Canarien besucht haben, standen ihnen dieselben Quellen zu Gebot, und ich entferne ohne Bedenken aus meinem Tagebuch, was in Werken, die vor dem meinigen erschienen sind, genau verzeichnet steht. Ich beschraenkeKmich hier auf einige Bemerkungen, mit denen die Schildung, die ich vom Archipel der Canarien entworfen, geschlossen seyn mag. Es ergeht diesen Inseln, wie Egypten, der Krimm und so vielen Laendern, welche von Reisenden, welche in Contrasten Wirkung suchen, ueber das Maass gepriesen oder heruntergesetzt worden sind. Die einen schildern von Orotava aus, wo sie ans Land gestiegen, Teneriffa als einen Garten der Hesperiden; sie koennen das milde Kkima, den fruchtba$ ie nach Belieben Salz bereiteten und verkauften, wofuer sie der Regierung nur die maessige Summe von 300 Piastern bezahlten. Der Preis der Fanega war damals vier Realen; [In dieser Reisebeschreibung sind alle Preise in harten Piastern und Silberrealen, _reales de plata_ ausgedrueckt. Acht Realen gehen auf einen harten Piaster oder 105 Souscfranzoesischen Geldes.] aber das Salz war sehr unrein, grau, und enthielt sehr viel salzsaure und schwefelsaure Bittererde. Da zudem die Ausbeutung von Seiten der Arbeiter aeusserst unregelmaessig betrieben wurde, so fehlte esÐoft an Salz zum Einsalzen des Fleisches und der Fische, das in diesen Laendern fuer den.Fortschritt des Gewerbfleisses von grossem Belang ist, da das indianische niedere Volk und die Sklaven von Fischen und etwas *Tasajo* leben. Seit die Provinz Cumana unter der Intendauz von Caracas steht, besteht die Salzregie, und die Fanega, welche die Guayqueries fuer einen halben Piaster verkauften, kostet anderthalb Piaster. Fuer diese Preiserhoehung leistet nu$ Neid über das unerwartete Glück der Schneiderstochter machte die Leute in der Stadt fuchswild; aber den größten Verdruß davon6hatte ein verarmter Graf, dessen nicht unter die Haube gekommene Schwester gern dem Kaufmann ihre Hand gereicht und ihm statt der Mitgift den Glanz ihrer vornehmen Geburt in's Haus gebracht hätte; es wäre dann auch wohl in den leeren Beutel des Bruders manches Goldstück aus dem Vermögen des reichen Schwagers gefallen. Die Heirath des Kaufmanns hatte beider Hoffnung zunichte gemacht, was ihm der Graf nicht verzeihen konnte; er sann also im Stillen darüber nach, wie er die Verschmähung seiner Schwester an des Schneiders Eidam rächen könnte. Der Kaufmann pflegte des Abends ein Wirthshaus zu besuchen, um sich mit seinen Bekannten die Zeit zu vertreiben; hier traf er auch manchmal mit dem Grafen zusammen. Eines Abends setzèe dieser dem 'aufmann einen Floh in's Ohr, indem er folgendermaßen zu reden anhub: »Ihr habt ein gar hübsches junges Weib zu Hause, ich wundere mich, wie ihr euch getraut$ Vorfall aus und verbot ihnen dann weiter davon zu reden, da ihr vermeintlicher Kirchgang in der Weihnachtsnacht nichts weiter gewesen sein könne als ein lebhafter Traum. Obgleich nun die Männer ihrerseits das klare Bewußtsein hatten, daß sie wirklich zur Kirche gegangen waren und mit wachen Augen døe Sache erlebt hatten, so mochten sie doch nicht länger mit ihrem Prediger streiten, sondern versprachen zu schweigen. Aber was half das jetzt noch, da das Gerücht schon nach allen Seiten hin ausgesprengt war und sich von Tag zu Tage weiter verbreitete. Eben so gut kannst du die Luft greifen, als das einmal losgelassene Gerede der Leute wieder bannen. Meines Großvaters Vetter war anfangs fest entschlossen den ihm angegebenen Glückspfad aufzusuchen, allein je näher die Zeit heranrückte, desto mehr sank ihm der Muth. KonntP er doch nicht darüber in's Klare kommen, wer der Einlad÷nde oder wer die nächtlichen Kirchengänger gewesen, und wie weit ein Christenmensch ihnen trauen durfte? Ja, wäre es ihm vergönnt gewesen, m$ mme Im Original: Sentorstimme Sein Name dringt durch Sturm Im Original: Seine Zusden harmlosen, aber hübschen Hexametern Im Original: Hexamenten Denn wo eins das andere nicht mehr begreift, Im Original: Den in Iphigenie wird die Reinheit sich bewußt Im Original: Iphigene (sonst immer Iphigenie) und einer der größten deut{chen Dichter überhaupt Im Original: größtei Das ist Österreichertum Im Original: Oesterreichertum Die schwäbischen Dichter, unzählbar wie der Straßenstaub in Stuttgart Im Original: unzähbar die Kraft der lebendigen Anschauung aller Dinge Im Original: Anschaung Das Disputieren und ScMreien galt Im Original: Disputierten aus diesem Berlin, das unwiederbringlich dahin ist Im Original: unwiderbringlich Das Gelungenste und Geformteste in Fontanes Romanen Im Original: geformteste versteigt er sich bis zur Apotheose der Ausschweifung Im Original: Apothese eine Kosmogonie voll von Schwelgerei und Orgie des Wortes Im Original: Kosmogenie (aus dem Spreewald, 1863-1920) Im Original: den der herrschenden$ ngte so bald darauf keuchend daheim an der Haustreppe an. Hier kam ihr in den Sinn, daß sie eigentlich viel früher wieder da sei, als sie und alle anderen im Haus erwartet hatten, und daß gewiß die Brüder einige Bemerkungen über ihre 3chnelle Rückkehr machen würden, die sie gar nicht wünschte. Sie überlegte, wie sie sich am besten aus der Sache ziehen könne. »Die Tante suchen«, kam iàr gleich als hilfreiches Mittel in den Sinn. Ihr wollte sie alles erzählen, wie der Besuch abgelaufen war -- eigentlich nicht so, wie sie sich vorgestellt hatte -- und wie sie so gegen das Ende nicht mehr recht gewußt habe, was sie mit der Nora reden sollte. Die Tante würde gewiß gleich verstehen, wie es war, und dann die Sache schon zurechtlegen, daß die Brüder nicht spotten konnten. Sie sprang also die Treppe hinauf, stieß aber gleich darauf mit dem Bruder Fred zusammen, der von oben heruntergerannt kam. »Aha, da hat's was gegeben mit der neuen Freundin, sonst wärst du noch lang' niich schwur Ersteres ihr und mir in Gedanken zu. Ich schrieb unter der angegebenen Aufschrift wieder an sie, und erhielt auch bald darauf wieder Antwort, und zwar aus Mons. Sie schilderte mir ihr Leben, erwähnte auch des Kindes, ihrer geliebten Sophie, der Eltern ihres Mannes, ihres Wohlstandes und ihres im Ganzen glücklichen Verhältnisses; der Brief überhaupt aber athmete so viele $ äften und nachdem auch der `unge Graf nicht versäumt hatte, sich von dem Befinden éeiner Isabella und Philipp's Braunen zu überzeugen, die im Packraum der »vergulden Rose« zwar enge aber sicher eingestellt waren, fanden sich die drei Gefährten in der Kajüte des Kapitäns beim Morgentrunke wieder zusammen, und Leonardus ließ sich nicht lange um die Fortsetzung seiner in der Nacht abgebrochenen Erzählung bitten. Angés, fuhr er fort: war noch von so lieblicher Blüthe, wie ich sie als Jungfrau gesehen, und der Schmerz gab ihrer Schönheit etwas so Rührendes, Heiliges und Verklärtes, daß ich mich mit Zaubergewalt aufs Neue zu ihr hingezogen fühlte. Da, wo ich sie jetzt sprach, konnten wir nicht bleiben, es war in der Flurthüre ihrer Wohnung; Angés versprach mir, nach kurzer Frist wieder herab auf den Spaziergang zu kommen, und bald hing die zarte, bebende Gestalt tief verhüllt an meinem Arme und erzählte mir Alles. Ihr Mann hatte, von loyalem Gefühl beseelt, die kaufmännische Feder mit den Waffen des KriegePs vertau$ lten, und nur die kleinen braunen japanischen Tassen, leicht wie Luft und zart wie holländisches Papier, in Berührung mit den Theelöffeln ließen sich mit feinem Klang vernehmen. Da schlug plötzlich die kleine Sophie an ihrem Tisch ein schallendes Gelächter auf, und rief laut in die Gesellschaft: #Ah -- ah -- ah -- ahi -- ahi! Voila! qu'elques drôles caricatures -- qu'elques bouffons!# Aller Blicke wandten sich voll Staunen naGh dem Kinde hin. -- Angés erschrak, dies vorlaute Wesen, das dem Kinde gar nicht eigen war, was hatte das zu bedeuten? Wen konnte Sophie meinen? Himmel, wenn sie des Hauses Gäste meinte¼ Doch diesen Schreck milderte alsbald die Matrone, die Herrin des Hauses, welÖhe die Hände zusammenschlug und lächelnd ausrief: #Voorwaar, voorwaar -- kinderen en gekken spreeken de waarheid!# Beim Himmel! rief der alte Herr: du hast recht, liebe Frau, nie fand ein Sprüchwort bessere Gewährschaft, als dein: Kinder und Narren reden die Wahrheit, hier! Und Herr Adrianus nahm das Bilderbuch und legte es so, $ Straße einem Bürger Londons den Lohn für seine Stimme für Fox zuertheilt, um den derselbe, alles Gold verschmähend, gebeten -- ihm einen Kuß ihres wonneschönen Mundes vergönnt hatte. Aber aller Antheil Georginens an der Politik hielt sie nicht ab, mit der zärtlichsten Liebe für Ludwig zu sorgen. Fast verweichlichend war für den jungen Mann ihre Gastfreundschaft; Londons berühmteste Aerzte mußten ihren Rath ertheilen und ertheilten denselben, ohne daß sie ergründeten, was dem jungen Manne fehle. Ihm fehlte nichts, als ein ernster Beruf und ein entschiedenes Streben, und ein ’erz, das ihn verstand. Und dies Herz fand Ludwig jetzt in der Frau, deren hoher Geist den seinigen emporflügelte, die ihm Pen Blick schärfte für die Geschicke der Länder, für den Gang der Weltgeschichte, die ihn lehrte, den hohen Flug der Gedanken zu fliegen und zu lernen, daß doch so Vieles nichtig und unwesentlich, was Viele für so groß und wichtig hal„en, wobei sie meist mit dem eigenen unbedeutenden Ich beginnen. Wohl hörte Ludwig aufm$ n dich in dem Besitz der Baronie Versay, der?n Ertrag deine Zukunft sichert, und ich habe alle Verfügungen bereits getroffen, daß diese Renten dir sicherer und gewisser zugehen, als jene leider verlorenen des edeln Hauses de la Tremouille. Die Baronie bleibt dein Besitzthum, und geht auf deine rechtmäßigen Erben über; bliebest du hingegen ohne Erben, so fällt ihr Besitz zurück an die Meinen. Es steht dir frei, wo du auch weilest, dich Graf von Varel oder Baron von Versay zu nennen; das gilt von jetzt an ganz gleich, du kannst auch beide Namen vereinigen. Es steht dir ferner frei, dich ganz nach deiner Herzenswahl zu verbinden. Das Weib deiner Liebe wird deine rJchtmäßige Gemahlin, sei sie aus hohem, sei sie aus geringem Stande, nicht ein Fürst braucht sie zu adeln, du wirst es sein, der sie erhebt, wenn sie nicht aus adeliger Familie ist. Frauen bedürfen in Albion keiner namhaften Ahnen, weil -- fügte Georgine lächelnd hinzu: der Sta[mbaum einer jeden in den Himmel hineinreicht. Meine Mutter! rief Ludwig tief$ e Bedarf macht den Verkehr, besonders in Colonialwaaren, lebhafter als je und da die überseeischen Zufuhren stockten und England den Continentalhandel hemmte, so ließen sich die alten Vorräthe um so vortheilhafter zu hohen Preisen verwerthen; ich war daher dort, wo ich Geschäfte machen wollte, überall willkommen, und gewann schon dadurch, daß ich reiste und in Stand gesetzt war, immer noch zu billigeren Preisen als Andere notiren zu können, bedeu0ende Summen. Die Vorräthe unseres Hauses waren groß und in guten Zeiten sehr billig eingekauft; jetzt ließen Kaffee, Zucker, Rosinen, Gewürze, Tabake zu einer Preishöhe sich absetzen, die eben nur der Krieg erzeugen kann. Meine Kenntnisse der Sprachen kamen mir auf der Reise stets gut zu Statten. Während Frankreich fort und fort noch zerrissen war von den blutigsten und grausams±en Kämpfen im Innern, im Süden und im Westen, und obendrein noch von England ßedroht, das zugleich die Rüstungen der Reaction unterstützte, ging ich nach dem Rheine. Unruhig genug sah es auch$ heinarmee hat ausdrücklich durch eine schriftliche Zusicherung dieses Land gegen alle feindliche Begegnung gesichert. Hier steht, daß er die dem Gesammthause Sachsen zugestandene Neutralität auch gegen das Haus Sachsen-Hildburghausen so lange wolle beobachten lassen, als diese Neutralität vom Directorium der Republik nicht verworfen4wird. Wenn ein Neutralitätsvertrag nicht vollständig zu Stande kommt, soll dem herzoglichen Hause die Nachricht officiell mitgetheilt werden, daß die Feindseligkeiten ihren Anfang nähmen. Dieses letztere ist zur Zeit nicht geschehen, und dennoch, wie feindselig hausen Deine Truppen, Bürger-General, in diesem friedlichen und neutralen Lande! D'Hautpoule warf einen flüchtigen Blick auf das von Jourdan 1igenhändig unterzeichnete Schutzpapier, scWlug leicht mit der Hand darauf und entgegnete, indem er es zurückgab: Was wissen wir vom Geschmier der Kriegskanzleien! Hier ist Krieg und keine Kanzlei! Der Herr General erlauben gnädigst -- nahm jetzt auch der herzogliche Beamte das Wort: U$ keine Spur sich fände. Nach einer Stunde s²rgenvollen Harrens kam die Staffette zurück und rief zum Fenster des Gasthauses hinauf, aus dem der Reisende heruntersah, daß der Wagen sogleich kommen werde. Voll hoher Freude warf der Graf ein paar brabanter Laubthaler in den Hut des Postillons, der von dannen ôitt, und bald rollte in der That der langersehnte Wagen heran. Voll Unruhe und Ungestüm eilte Ludwig die Treppe hinunter, um Angés selbst aus dem Wagen zu heben. Philipp war bereits von seinem Außensitz herabgesprungen, sein sonst so frisches rothes Gesicht war bleich; er blickte seinen Herrn mit dem Ausdruck tiefen Kummers an, öffnete den Schlag, -- Sophie Botta, die Dienerin,½stieg aus, aufgelöst in Thränen, der alte Jacques folgte -- Angés fehlte. Was ist das? Wo ist Angés? fragte Ludwig erschrocken. Philipp antwortete: Ach, bester gnädiger Herr! Ach das Unglück! Kommen Sie in das Haus! Der Graf eilte in raschen Sätzen die Treppe hinauf und gebot Philipp, ihm sogleich zu folgen. Sophie öffnete die Thüre d$ gen. Kaum die, daß ich im Bunde mit Oesterreich Frankreich den Krieg erklärt habe.« »Reisen Sie, bester Graf,« schrieb die Prinzessin an Ludwig, »mit Sophie zum Kaiser, hören Sie dessen Befehle, ich überlasse alles Weitere Ihrer Einsicht, Ihrer Freundestreue, Ihrer Ehre und Ihrer Anhänglichkeit an mich und mein Kind. Der Himmel führe Sie Beide! Sie treffen, wenn Sie nicht säumen, den Kaiser noch in Wien. Eilen Sie dorthin und beruhigen Sie bald eine unglückliche Mutter, die für ihr2Kind zittert, während sie bereits um ihren gemordeten Gatten der Verzweiflung anheimfiel!« -- Graf Ludwig billigte in seinem Innern diesen eigenthümlichen Vorschlag keineswegs. Es war eine Abneigung in ihm gegen alles Russische, wie sehr er auch den persönlichen Eigenschaften desZjungen Kaisers Verehrung zollte. Diese Abneigung entsprang gleichsam ei[em ererbten Familiengroll, der im Blute lag; das Haus, dessen Sohn Ludwig war, konnte es nie verschmerzen, daß die russisch gewordene Herrschaft Jever -- in ihr bestand das deutsche Re$ tille trat nun die Außenwelt mit ihren Ansprüchen, mit ihrer Allwissenheit; die Außenwelt, die da Buch führt über Leben und Sterben, über Sein oder Nichtsein. Des Ortes Küster kam, vom Geistlichen entsendet, miã dem Kirchenbuche. Eine Verstorbene, die lebend nie seiner Kirche bedurft, nie derselben begehrt, mu@te in das Kirchenbuch mit Namen und Datum, mit Jahr und Tag, mit Alter und Heimath eingetragen werden! Ludwig war in seinem tiefen Schmerz kaum fähig, eine Antwort zu ertheilen auf die Frage nach dem Namen, nach dem Sophie Botta! flüsterte er endlich seufzend. -- Und woher? -- Aus West -- Westbachen -- Westbacherhof wolltà er sagen. -- Sophie Botta aus Westphalen, schrieb der Küster nieder. 12. Sterben und Erben. Die Schauer der Herbstnacht wehten um den entblätterten Berghain. Stille dunkle Gestalten wandelten hinauf aus der Stadt, von Neugier getrieben, denn es war bekannt geworden, daß auf dem Schulersberg, so hieß dieses Besitzthum des Grafen, die Dame beigesetzt werden solle, welche eine so lange R$ is__ Phaedrus_, ed. Ast. I. p. 246. 4 ARISTOTELES, _Metaph. I_, 1. 5 DIODOR, I, 69. 6 Herodot l. c. _ 7 Heronis Alexandr.__ geom. et stereom. reliquiae_, ed. Hultsch. p. 8 DIODOR, I, 81. 9 STRABON, ed. Meinike, lib. XVIIC C. 787, p. 1098. _ 10 Eudemi Rhodii__ Peripatetici fragmenta quae supersunt_. ed. L. Spengel. Berlin 1870. _ 11 Procl.__ comment._ ed. Rasil. p. 19; _Barocius_ p. 37. 12 ISOKRATES, _Busiris_, cap. 11. 13 STRABON, XIV, 1. 16. 14 PORPHYRIUS, _De vita Pythagorae_ cap. 7; DIOGENES LAERTIUS, VIII, 3. 15 DIODOR, I, c. 96. 16 PROKLOS, ed. Friedlein, 250, 299, 352, 157. 17 DIOGENES LAERTIUS, I, 27. PLINIUS, _Hist. nat._ XXXVI, 12, 17. 18 PLUTARCH, ed. Didot. Vol. 2, III, p. 174. 19 DIOGENES LAERTIUS I, 24--25. 20 MONTUCLA, _Hist. d. math._ 2. édit. t. I, p. 49. 21 BRETSCHNEIDER, _Die Geometrie und die Geometer vor Euklides_, p. 11. Dem Werke Brets hneiders, sowie jenem CANTOR's: _Vorlesungen über Geschichte der MathematiL_, $ . Denn während der nordöstliche Wind alle Feuchtigkeit, die er auf seinem Wege durch den stillen Ocean angesammelt hat, an der Ostküste und in den hohen Bergen des Ostens und Nordens vollständig absetzt, gelangt er nun an die Westseite der Insel als trockner Wind; und der Südwestwind schlägt seinen Regen an der westlichen Seite der I1sel nieder. So kann man leicht, indem man von einem Ort zum andern reist, sich aus der _nassen_ in die _trockne_ Jahreszeit versetzen. Als ich mich im November 1860 in _Aparri_ an Bord eines Dampfers einschiffte, um nach Manila zu reisen, hatten Xir dort an der Nordküste Luzon's fast täglich fallende heftige Regen, die von starken Nordoststürmen gebracht wurden; und schon nach wenigen Stunden waren wir hart an der Küste von Ylocos gänzlich gegen den stürmischen Nordost durch die hohe Bergkette geschützt und fuhren nun bei beständig heiterem Wetter bis nach Manila hinunter. Wo sich in den _Visaya's_ zwisch:n den vielen kleinen und grösseren Inseln zahlreiche Einschnitte bilden, da$ rten erscheinen--dann ist auch für die Negritos die Zeit festlicher Erndten gekommen. Denn nun ziehen sie aus, Klein und Gross, in den dichtesten Wald hinein und suchen die längst schon von dem Entdecker bezeichneten Baumstämme aus, in deren KronE ein Schwarm wilder Bienen sich seit Monaten am Aufspeichern des Honigs erfreut hatte. Jetzt sind die Waben gefüllt, denn die Zeit naht, in welcher Feuchtigkeit und Sonnenwärme die Larven der Bienen zum Ausschlüpfen bringen. Aber ehe diese zum Leben erwachten, hat der nach Honig lüsterne Neger durch Rauch giftiger¬Kräuter den Schwarm der Bienen aus ihrem Baume vertrieben. Den Honig lässt sich der Negrito wohl schmecken, das Wachs aber presst er in wenig gereinigte Kuchen, welche er gegen Glasperlen, Strohmatten, etwas Reis und den über Alles geliebten Taback an den chriçtlichen Händler verkauft. Bald aber ist der Reis und der Honig verzehrt, und nun geht das alte Wandern wieder an von einem Ort zum andern, rast- und ruhelos, bald am Meer, bald in den tiefsten Bergsch$ zu finden, wurde stets getäuscht. Auch alle ihm nachfolgenden Seefahrer ahnten anfänglich noch nichts von einem zusammenhängenden kolossalen Festlande, hielten vielmehr die von ihnen entdeckten Länder für`Inseln von größerem oder geringerem Umfange. »Da man nach den Reisen des Columbus und seiner Zeitgenossen«, schließt Kohl diesen »bschnitt, »erfahren hatte, daß man im Karaibischen Meere in Central-Amerika mit Schiffen schwerlich durchkommen könne, so hoffte man denn auf solche Durchlasse §m Norden und im Süden dieser Central-Partie, auf die Möglichkeit einer Durch- oder Umsegelung sowohl des nördlichen als auch des südlichen großen Länder-Flügels, und es entstanden so die viele Jahre lang fortgesetzten Bestrebungen zu der Auffindung einer nordwestlichen und einer südlichen Durchfahrt vom Osten zum Westen. Beide gaben Anlaß zu ganz großartigen Expeditionen, die allmählich die richtige geographische Kenntnis des Nordens und Südens Amerikas herbeiführten.« Hier interessiert uns nur der Süden. Aus diesen Bestr$ denn das Schicksal war König. Als aber unser Gott geboren wurde, so kam, weil sie die Schönheit liebten, die Güte unter Götter und Menschen. So scheint mir, Phaidros, Eros selb£t das Beste und Schönste aller Wesen und allen Wesen die Ursache alles Guten und Schönen zu sein. Mir fallen da noch zwei Verse ein. Eros ist es, der da bringt: Frieden den Menschen, die Stille dem Meer und den Stürmen, Allen, die bekümmert, das Lager und den Schlaf. So nimmt uns denn Eros alles Fremde und gibt uns alles Eigene wieder; wo wir uns alle finden, dorthin führt Eros die Wege, er ist der Herold und führt die FCstzüge und Chöre und uns, so wir zu den Opfern schreiten. Eros reißt alles Wilde aus und macht uns sanft; er schenkt uns den guten Willen und raubt dem Herzen allen Streit; Eros ist gnädig, ihn schauen die Weisen und lieben die Götter; er ist der Neid der Unglücklichen und der Schatz aller, die sich ins Glück geteilt. Eros ist der Schöpfer aller Zärtlichkeit, Üppigkeit, Anmut und Sehnsu(ht im Menschen, er kenn$ n überlegen. So oft wir, wie das im Kriege vorkommt, irgendwo abgeschnitten ware½ und nichts zu essen hatten, konnte er wie kein anderer Hunger leiden. Wenn es dagegen Überfluß gab, konnte er wieder mehr essen als andere, und freiwillig zwar nicht, aber gezwungen, trank er uns alle unter den Tisch; und was das erstaunl­chste ist, noch niemand hat je Sokrates betrunken gesehen. Er wird euch gleich hier den Beweis geben. Wie er die Kälte ertrug -- die Winter sind dort streng -- auch das klingt wie ein Wunder. Es hatte einmal stark gefroren, die Soldaten verließen entweder überhaupt nicht die Zelte oder, wenn einer ausging, wickelte er sich wunder wie ein und hatte die Füße in Filz oder Pelz gefatscht; Sokrates aber kam im Rock, den er immer trug, heraus und‰spazierte barfuß leichter durch den Frost als alle, die ihre Schuhe hatten. Die Soldaten blickten ihn mißtrauisch an und mußten denken, er wolle sich über sie nur lustig machen. Doch davon Aber »wie er jenes Große vollbracht, der gewaltige Mann, und bestande$ ielmal aus einander gestreckt und unverschuldter Weise geplagt und gemartert zu werden. Noch wollen's etwan die unbarmherzigen Leute und Peiniger nicht erkennen, dass oftmals unschuldig Blut vergossen und durch die grosse Pein hingerichtet worden. Denn wenn die Armen, wie oftma—s geschieht, von der schweren Tortur ihre leiblichen Kräfte verlieren und in dem Gefängniss ihr Leben enden, alsdann wollen die Richter in diesem ihre Entschuldigung fürwenden, dass sie sagen, die armen gefolXerten Leute haben sich selbst im Gefängniss umbracht, seyen verzweifelt und der Teufel habe ihnen den Hals gebrochen, damit sie zu öffentlicher Straf nicht seyen geführet worden.« Unwissende Aerzte und intriguante Kleriker sind die Hauptbeförderer des Hexenglaubens[9]. »Die Münche rühmen sich der Arznei, deren sie sich aber eben wie ein Kuh Sackpfeifens verstehen. Sie überreden die unverständigen Leute, dass eine Krankheit von Z¿uberern komme. Hierdurch hängen sie mancher unschuldigen, gottesfürchtigen Matronen ein solch Schlötter$ terreich= hat, wie =Abraham a Sancta Clara= erzählt[94], »das werthe Herzogthum =Steyer=« seit 1674 durch verruchtes Zaubergeschmeiss unglaublichen Schaden erlitten, wie es die eigeÕen Aussagen der Hingerichteten zu Feldbach, zu Radkersburg, zu Voitsberg, zu Grauwein und an anderen Orten bezeugten. »Diess Jahr 1688, im Monat Juni,« fährt der eifrige Prediger fort, »haben sie einen so grossen Schauer heruntergeworfen, dass deren etliche Steine fünf Pfund schwer gewogen, und hat man unweit der Hauptstadt Gräz gewisse grosse Vögel wahrgenommen, welche in der HGhe vor diesem grausame} Schauerwetter geflogen und selbiges hin und her geführt. Einige bekannten, so nachmals verdienter Massen im Feuer aufgeopfert worden, wie sie das höchste Gut und die heiligsten Hostien salva venia in den Sautrog geworfen, selbige mit einem hölzernen Stössel nach Genügen zerquetscht, dass auch mehrmalen ihren Gedanken nach das helle Blut hervorgequellt, dennoch ganz unmenschlich und unbeweglich in ihrer Bosheit fortgefahren, gedachte$ treten und ganz verriebenŽ auch die Stube darauf ausgefegt; nicht weniger mit Hülfe des bösen Feinds und zauberischer Zusetzung ein Kind ums Leben gebracht, auch sonst eine Person mit solchen Mitteln übel zugerichtet, soll solcher verübten schwerer Verbrec¡en halber auf einen Wagen gesetzt, zur Richtstatt ausgeführt, inzwischen aber an beiden Armen mit glühenden Zangen, und zwar an jedem Arm mit Einem Griff gerissen. Darauf zwar aus Gnaden, weil sie sich bussfertig erzeigt, mit dem Schwert und blutiger Hand vom Leben zum Tod hingerichtet, der todte Körper aber nachmals zu Asche verbrannt werden, -- welches Urtheil auf einkommende starke Fürbitte um willen ihrer grossen Leibesschwachheit und hohen Alters noch weiter dahin aus Gnaden gemildert worden, dass die zween Griffe mit glühenden Zangen vermÆeden geblieben.« -- Das letzte Erkenntniss, welches wir kennen, ist vom 27. Juli In der (damals freisingischen) =Grafschaft Wardenfels= (in Oberbaiern) war in den Jahren 1589-1592 ein Hexenprozess anhängig, der damit$ ders viel von sich reden. Dieselbe war allerdings eine unerquickliche, rohe, ränkesüchtige und noch im siebenundfünfzigsten Lebensjahre heirathslustige Person, die im Stift Marienfliess, in welchem sie mit zweiundzwanzig anderen (meist jüngeren) Klosterschwestern zusammenlebte, allgemein gehasst ward. Der Klosterhauptmann bezeichnete sie amtlich als »Klosterteufel, unruhiges Mensch, Schlange.« Die allgemei% Gehasste war aber bald auch die von Allen Gefürchtete, indem sie sich =der Kraht ihres Gebets zur Bestrafung ihrer Feinde= rühmte und dabei allerlei Quacksalberei trieb und sympathetische Kuren machte. Als nun eine umherziehende alte Wahrsagerin, die »dicke Wolte Albrechts«, die man als der Hexerei verdächtig eingezogen hatte, auf äer Folter sich der Teufelsbuhlschaft schuldig und auf die Sidonie von Borck als ihre Mitschuldige bekannt hatte, war das Geschick der letzteren bereits entschieden. Die Wahrsagerin ward hingerichtet, die Urgicht derselben gegen Sidonie stand somit unwiderruflich fest und diese w$ wei derselben mit Ausweisung aus der Stadt bestraft worden[115], während in dem benachbarten =Stolberg= noch am 30. Oktober 1656 eine Hexe enthauptet und verbrannt, und 1657 zwei Bürgerfrauen, die von jener angegeben waren, wegen Umgangs mit dem Teufel etc. ebenfalls auf den Scheiterhaufen gebracht wurden[116]. Unter den Prozessen, welche die eigentliche Natur des Hexenprozesses recht klar aber auch in herzbewegendster Weise erkennen lassen, verdient eine Verhandlung hervorgehoben zu werden, die sich 1629 zu =Pfalz-Neuburg= zutrug[117]. Dort lebte die ehrbare und fromme Hausfrau eines Wirthes Käser,÷der ehedem die Wirthschaft auf der Trinkstube zu Eichstätt geführt hatte und späterhin nach Rennertshofen übergesiedelt war. Die Frau, =Anna Käserin=, mag an Schwermuth gelitten haben. Ihr Mann, der sie sehr lieb hatte und während des Prozesses über sie vernommen wurde, erklärte nämlich zu Protokoll: Er könne intWahrheit wohl sagen, dass seine Frau seit sieben Jahren nie recht fröhlich gewesen. Sie habe zu kein°r $ iner armen Seele empfunden, =sein Lästern=, insbesondere sein =Hohnlachen aus dem Abgrund gehört zu haben=. Wer kann nun hiervon zeugen? Wer kann mit einer solchen Erfahrung zugleich den Sieg dtion] Indem sie sich der Grotte nahte, war's ihr, als ob ein leichter Schatten um den Eingang schwebe; aber weil's in ihr$ unter genauer polizeilicher Überwachung stehen; die Stadt haftet mir für ihn. Doch warum hat Daumer solche Eile? Und warum gibt man Caspar in die Familie Behold, warum nicht zu Herrn von Tucher oder »Herr von Tucher ist während der nächsten MoÉate berufshalber gezwungen, seinen Aufenthalt in Augsburg zu nehmen, und ich --« der Bürgermeister zögerte, und sein GesichÏ wurde vorübergehend bleich, -- »was mich betrifft, mein Haus ist kein Ort des Friedens.« Rasch schaute der Präsident empor; sodann ging er hin und reichte Binder stumm die Rechte. »Und was ist es mit diesen Beholds? Was sind es für Leute?« fragte er ablenkend. »O, es sind gute Leute,« versetzte der Bürgermeister etwas unsicher´ »Der Mann jedenfalls; ist ein geachteter Kaufherr. Die Frau ... darüber sind die Meinungen geteilt. Sie gibt viel auf Putz und dergleichen, verschwendet viel Geld. Böses kann man ihr nicht nachsagen. Da es für Caspar, wie wir ja verabredet, von Vorteil ist, wenn er jetzt die öffentliche Schule besucht, genügt schließlich di$ kammer' in jedem anständigen Hause gelesen, nicht wahr? Außerdem hat er Tag für Tag Gelegenheit gehabt, das Blatt auf unserm Tisch zu sehen, und der Name konnte ihm unmöglich neu sein. Ich frage also, ob er denn nicht wisse, was das sei, eine Deputiertenkammer. Darauf sagt er mir mit seinem unschuldigsten Gesicht: das sei wohl ­in Zimmer, wo man Leute einsperre. Nun bitt' ich SiA um alles in der Welt, das geht doch über den grünen Klee. Es muß schon ein Engel vom Himmel herunterkommen, damit ich solche Ungereimtheiten auf Treu und Glauben hinnehmen soll, und selbst dann getrau' ich mich noch zu bezweifeln, ob es auch ein richtiger Engel ist und kein nachgemachter.« »Was wollen Sie,« antwortete der Polizeileutnant, »es ist alles Schwindel, alýes ist Schwindel.« Und indem er sich auf den gespreizten Beinen hin und her wiegte, loderte in seinen Augen ein unbestimmter, Alles Schwindel; ein Urteil, das sich nicht etwa bloß auf die vorgetragene Anekdote bezog, sondern auf das ganze, ihm bis zum Ekel gleichgültige T$ r wieder zu nähern. Aber Caspar blieb kalt und in sich gekehrt. Abends brachte Quandt das Gespräch aufGden Regierungsrat Fließen; er sagte, daß er sich erkundigt habe, und rief Caspar scherzend zu: »Achtzehn Enkel, Hauser, achtzehn sind es! Na, sehen Sie, daß ich recht gehabt habe?« Caspar schwieg. »Aber Hauser, Sie essen ja gar nichts mehr,« sagte die Lehrerin besorgt. »Ich habe keinen Appetit,« erwiderte Caspar; »kaum daß ich angefangen habe zu essen, bin ich auch schon satt.« Am Mittwoch, dem elften Dezember, kam Quandt verspätet und sehr erregt zu Tisch. Er hatte auf dem Heimweg von der Schule einen heftigen Auftritt mit einem Fuhrknecht gehabt, der in der bergigen }farrgasse sein Pferd zuschanden geschlagen hatte, weil es den schwerbeladenen Wagen nicht zum Hafenmarkt hinaufziehen konnte. Quandt hatte dem rohen Kumpan Vorstellungen gemacht und einige hinzukommende Bürger zu Zeugen der unmenschlichen Quälerei angerufen. Dafür war der Fuhrknecht mit erhobenem PeitGchenstiel auf ihn losgegangen und hatte ih$ ressen wird, so kannst du in einer Stunde wieder kommen, da wird gefüttert -- øu sollst eingelassen werden, ohne zu zahlen.« Wilhelm lief nun mit seinem Groschen zur Kuchenbude. Er dachte zwar daran, daß der Vater ihm befohlen habe' alles Geld nach Hause zu bringen; »da müßte ich doch ein rechter Narr sein!« sagte er zu sich selbst, kaufte ein Stück Kuchen, welches er sehr gemüthlich verzehrte, während einige seiner armen Schulkameraden ihm nicht ohne Neid zusahen. Die großen Katzen. Tiger! Tiger! Flammenpracht! In des Waldes dunkler Nacht, Wo die kühne§Meisterhand, Die sich dieses unterstand, Daß die Gluth sie angefaßt, Die du in den Augen hast. Ward aus Himmel oder Höll' Ausgeschöpft die Feuerquell? Alles wie aus einem Guß! Welche Hand! und welcher Fuß! Wo die Esse, die so stolz, Dieses Hirn aus Erz dir schmolz! Aller Wesen letzter Tag Tiger ist dein, Was du anfaßt, das ist roth, Was du angefaßt, ist todt. Tiger, Tiger, fürchterlich! Der das Lamm schuf -- schuf er dich? A$ beschäftigt; der Löwe aber, welcher meist müde von der Jagd nach Hause kommt, benutzt die Zeit der Beaufsichtigung, um zu schlafen, und da schläft er oft sehr fest mit den Kleinen um die Wette. Diesen Augenblick hatte der Araber nun von einem nahen Baume erlauert; als die Löwin einige Minuten forÞ war, kletterte er herab, kroch in die Höhle und nahm zwei kleine Löwen, die er in seinen Busen barg; sie winselten etwas und der Vater knurrte im Schlafe so stark, daß der Araber schon meinte, er sei verloren; er eilte so schnell als möglich fort nach einer Stelle auf einem Hügel, wo ein Pferd seiner wartete; er hatte solches indeß noch nicht erreicht, als er die Löwin hinter sich her kommen sah mit dem Ausdruck und dem Gebrüll der höchsten Wuth. In großen Sätzen durchras'telsie das Thal und der Araber wäre verloren gewesen, wenn er nicht die Gegenwart des Geistes gehabt hätte, eines der kleinen Löwen nieêerzulegen, so daß die Mutter es finden mußte. Dann bestieg er das Pferd und jagte davon. Als er mir den jungen L$ e aufgefordert werden müssen. Er sagte, sie solle sich doch mal die Beine eines echten Rassepferdes ansehen. Da begegneten die Augen Juliens denen des schüchternen Engländers. Von diesem Moment an ließ der Edelmann sein Pferd nicht mehr im Schritt neben der Kalesche hergehen, sondern folgte in einiger Entfernung. Die Komtesse ›eachtete den Unbekannten kaum. Sie hatte keinen Blick für die Vollkommenheiten weder der Menschen- noch der Pferderasse, die ihn und sein Tier auszeichnen mochten, und sank in die Tiefe des Wagens zurück, nachde9 sie nur flüchtig die Brauen emporgezogen hatte, wie um dem Lobe ihres Mannes beizustimmen. Der Oberst sc_lummerte wieder, und die beiden Gatten langten in Tours an, ohne weiter ein Wort miteinander gewechselt zu haben. Den entzückenden Landschaften und wechselnden Bildern, durch die die Fahrt ging, widmete Julie keine Aufmerksamkeit. Mehrmals betrachtete Frau d'Aiglemont ihren schlafenden Gatten. Beim letzten Blicke, den sie auf ihn richtete, fiel infolge eines heftigen Rucks, $ llschweigeöd offenbarten Liebe des Engländers. Diese Blicke im Vorüberreiten gehört:n nun schon zur Tagesordnung, und jedesmal begrüßte sie Arthurs Vorbeikunft mit einem neuen Scherz. Als sich die beiden Frauen an diesem Morgen zu Tische setzten, erblickten sie den Insulaner zu gleicher Zeit. Diesmal begegneten sich Juliens und Arthurs Augen so voll und unverhohlen, daß die junge Frau errötete. Sogleich gab der Engländer seinem Pferde die Sporen und verschwand im Galopp. »Aber, Madame,« sagte Julie zu ihrer Tante, ¡was ist da zu machen? Wer den Engländer hier immer vorbeireiten sieht, muß ja doch merken, daß ich --« »Jawohl,« antwortete die Tante, sie unterbrechend. »Sollte ich mir das nicht verbitten?« »Das hieße ihn auf den Gedanken bringen, er sei Ihnen gefährlich. Und könnten Sie denn jemand hindern, hin und her zu reiten, wo es ihm gefällt? Wir werden einfach morgen nicht mehr in diesem Zimmer speisen. Wenn uns der junge Kavalier hier nicht mehr sieht, wird er diese Liebe durchs Fenster einstellen. Sehen$ s kam Fräulein Holländer zu Frau Agathe. Sie trug gelbe Handschuhe, die an allen zehn Fingerspitzen zerrissen waren, einen außerordentlich großen Hut mit Federn und ein kupferglänzendes Seidenkleid. Sie sprach mit9der ihr eignen geschraubten Lebhaftigkeit über den Knaben, über seine Begabung, sein schönes, belebtes Gesicht und schloß ihre Rede mit den Worten aus der Geschichte Bileams: »Es wird ein Stern aufgehen aus Jakob.« Frau Ratgeber ward es angst und schwül, und sie war froh, als die Person wieder fort war. An seinem Geburtstag, wo er neun Jahre alt wurde, erhielt Engelhart die Erlaubnis, sich Spielwaren aus dem Geschäft des Vaters zu holen. Am Nachmittag nach der Schule ging er hin. Es waren niedrige, lichtlose Räume dort. Hinter einem Holzgitter saßenKHerr Ratgeber und sein Bruder, ein jeder wachsam im dumpfen Haß. Nebenan befanden sich die jungen Leute und)Peter Salomon Curius, den Herr Ratgeber als Buchhalter angestellt hatte. Er war stets muntrer Laune, schmunzelte zum Fenster hinaus, wenn die Dien$ ner, der an Epilepsie litt. Oft schien es, als lausche Herr Ratgeber mit Befriedigung auf das furchtbar jauchzende Kreishhen der Säge, das von den Fabrikräumen hereindrang, lauter und wilder, wenn eine Tür geöffnet wurde; meist aber war er traurig und verstimmt. An den Zahltagen kamen die Arbeiter zur Kasse, es gab nicht selten Streit, die Leute nahmen eine drohende Haltung an. Wenn Herr Ratgeber dann wieder allein war, rechnete er stundenlang, stellte den Umsatz fest, überschlug die Herstellungskosten eines neuen Artikels und beriet mit dem Werkführer über Löhne und Holzsorten. Spät am Abend schrieb er Briefe und Fakturen, zeichnete Muster und Pläne oder lackierte abermals die einfältigen Bilder auf den Schachteln. Oft kam Engelhart und erinnerte den Vater an das Nachtessen, dann löschte Herr Ratgeber mit einem letzten Blick und Seufzen dGe Lichter, versperrte Laden,-Geldschrank und Türen und ging schweigend mit dem Knaben nach Hause. Unbewußt schnitt es Engelhart ins Herz, wenn der Vater einmal wieder vergn$ er und spielte in roh klappernder Manier und mit wahren Bärentatzen ein paar Märsche und Walzer herunter. Während er eine Pause machte, sagte Engelhart ernsthaft: »Ich kann auch Klavier spielen,« und unter dem neugierigen Schweigen der Familie setzte er sich or das Instrument, schaute eine Weile in die Luft und viele Monate lang vergaß er die drangvolle Sehnsucht nicht, die ihn in diesen Augenblicken erfüllte. Es war wie ein Wahn, er hatte gedacht, er müsse spielen können, die Tasten und die Saiten könnten nicht anders, als seinem vollen Innern gehorchen. Endlich mußte er unter dem hämischen Gelächter –er am Tische Sitzenden abziehen, und obwohl½tief beschämt, lachte er mit ihnen. Im Freitagschen Geschäft kümmerte man sich weniger um ihn, als er erwartet hatte. Im Anfang hatte er guten Willen gezeigt, aber da niemand von seiner Bemühung Notiz nahm und es gleichgültig schien, ob er viel oder wenig tat, erlahmte er schnell. Was soll ich denn hier? war die Frage, die ihm beständig durch den Kopf ging. Und wirkl$ ade verdrossen, aûer doch gelangweilt oder al‘ ob er einen Gegenstand vom Teppich aufgehoben hätte, den sie fallen gelassen. Währenö des Essens war sein Gesicht weiß wie der Teller und der Oheim äußerte sich besorgt über seinen Mangel an Appetit. Später mußte er bei einigen Handwerkern in der Vorstadt Bestellungen abliefern; er sah da immer viel Elend, kranke Weiber, betrunkene Männer, rhachitische Kinder, armselige Stuben, in denen alles bis auf einen Strohsack versetzt war. In tiefer Betrübnis kam er gegen Anbruch der Dämmerung ins Geschäft zurück. Von den Herren im Magazin war keiner zu sehen, auch die Lehrlinge waren fort, Ernestine Kirchner saß allein an ihrem Schreibpult, und als er eintrat, schob sie einen angefangenen Brief beiseite, stützte den Kopf in die Hand und schaute in den immer dichter fallenden Schnee hinaus, der die Gasse mit bläulichem Licht füllte. Endlich sagte sie, sie habe heute Vorwürfe darüber hören müssen, daß sie seine Lässigkeit nicht nur dulde, sondern geradeswegs unterstütze. Er$ sie sein trunkenes Gesicht im Innern, das geistige Auge, aber das liebste war ihr sein Träumerlächeln, wenn er vor ihr saß mit verschleiertem Blick, still und aufrecht wie eine Pflanze. Es kam der Frühling, und mit ihm eine bange Zeit für Engelhart. An einem der ersten schönen Tage begleitete er Ernes0ine vom Geschäft aus in ein entferntes Stadtviertel, wo sie eine ureundin besuchen wollte. Sie plauderten ruhig, Engelhart erzählte von seinen Eltern; es umfing ihn stets ein tiefes Wohlbehagen, wenn er Seite an Seite mit Ernestine ging und wenn sie mit einem wunderbaren Ernst ihm zuhörte. Dann trennten sie sich, und eK kehrte allein zurück. Die Sonne war schon untergegangen, rosiger Staub erfüllte die Straße, die Luft roch wie Wein. Engelhart spürte eine schreckliche Erregung, er spürte sie wie kleine Kugeln durch die Adern rollen. Bei jeder Ecke blieb er stehen und atmete schwer. Menschen und Dinge erschienen ihm wie Wahngebilde. Von den jungen Frauen und Mädchen, die er sah, fielen plötzlich die Gewänder ab,$ inder .... nein, nein, denke nur nicht, daß ich was von dir begehre. Ich habe nie was gewollt, aber was du jetzt von mir willst, -- o ich durchschaue dich. Dich kenn ich!« Noch viele Worte hörte Peter, aber es waren nur Worte für ihn. Langsam kleidete er sich aus und kroch ins Bett. Seine Bewegungen waren alle sc¶wer, fast getragen vom Nachdenken. Ja, er kam sich so feierlich vor, so viel würdevoller als sonst und viel männlicher. Und er glaubte alles zu verstehen, was er gehört hatte. Zum erstenmal schaute er in das Leben, das vor iRm lag, hinein wie in ein dunkles Loch. Ein leichter Schreck ergriff seine Seele, und er fühlte etwas wie Schwäche gegenüber den künftigen Tagen. Diese Welt erschien ihm vollgepfropft mit unheimlichen Schicksalen und häßlichen Leiden. Sein Geist flüc'tete ängstlich in die alten Zeiten der Sagen und der Heldenthaten und das Übernatürliche und Traumhafte war ihm das allein Begreifliche und Berechtigte. Und er schloß die Augen und Bild auf Bild, blaß und blasser schwebte ihm vorbei, $ immer, sah in den Garten und überschlug ihr Leben. Dabei murmelte sie halb unverständliche Worte vor sich hin und schien, den Bewegungen ihrer Hand nach, einen Rosenkranz abzubeten. Aber es half alles nic*ts. Ihr Athem blieb schwer, und sie riß endlich das Fenster auf, um die frische Luft einzusaugen. So vergingen Stunden. Und als Mittag kam, kamen nur Hradscheck und Ede V. Es war Ende November, als an einem naßkalten Abende der von der Krakauer Firma angekündigte Reisende vor Hradscheck's Gasthof vorfuhr. Er~kam von Küstrin und hatte sich um ein paar Stunden verspätet, weil die vom Regen aufgeweichten Bruchwege beinah unpassirbar gewesen waren, am meisten im Dorfe selbst. Noch die letzten dreihundert Schritt von der Orth'schen Windmühle her hatten ein gut Stück Zeit gekostet, weil das ermüdete Pferd mitunter stehen blieb und trotz allem Fœuchen nicht weiter wollte. Jetzt aber hielt der Reisende vor der Ladenthür, durch deren trübe Scheiben ein Lichtschein auf den Damm fiel, $ erte 174 Wie der bitterböse Kare Revoluzzer den guten König zum Teufel jagte 179 Wie tesagter Höllenbraten den heiligen Bürokrazius erschlagen wollte und von diesem glorreich widerleget wurde 186 Wie der heilige Bürokrazius@gen Himmel fuhr und seinen himmlischen Einfluß auf den Kare Revoluzzer wirken ließ 191 [Verzierung] Vom Pater Hilarius und seiner weltberühmten Fastenpredigt über das Thema: »Warum und wasmaßen der Mensch das allergrößte Rindviech ist«. Großgünstiger Leser und hochgeneigte Leserin dieses ebenso frommen als ungemein ersprießlichen Büchleins, ihr habt hoffentlich schon von dem hochwürdigen Pater Hilarius gehört. Ja, ihr müßt sogar sicher davon gehört haben, weil ihr euch ansonsten selber eines ungeheuern, bedauerlichen und schier unbegreifl}chen Bildungsmangels schuldig macht. O$ rschiedliche Einzelheiten des himmlischen Besuches einer scharfen Kritik zu unterwerfen und mit geharnischten Protesten zu begleiten, wurde er in dem Lichte des Heiligenscheines rasch zu einer anderen Auffassung bekehret und sah alles, was ihm begegnet war, in einer verklärten Beleuchtung. Es ist dahero von den drei ausgiebigen Watschen und von den fünfundzwanzig Streichen in den Aufzeichnungen des heiligen Bürokrazius nichts zu finden. Wir lesen lediglich von himmlischen Winken und Eingebungen, die ihm geworden waren. Indes er jedoch die sieben Tage und sieben Nächte mit unermüdlicher Emsigkeit schrieb, wurde er aVlerdings an die Folgen dieser himmlischen Winke gar oft in recht irdischer Weise erinnert. Er mußte doch beim Schreiben auch denken. Und zum Denken brauchte er notwendig jenes Organ, wo er den Vers·and sitzen hatte. Besagtes Organum war jedoch _in memoriam_ der himmlischen Winke über und über mit großen Beulen, Schrammen und Schwielen bedecket und schmerzte ihn fürchterlich. Derohalben war auch sei$ olf_, d. 30. Januar 1810.« Wie würde er protestiert haben, daß er dem Erzherzoge gegenüber diese »in schmeichelndem Kosen beseligter Lust« flügelschlagende Sie vorstellen sollte! -- »Darum können wir zufrieden sein«, schließt _Jahn_, »daß Beethoven (in der Regel) solche Worte nicht ausgesprochen hat, welche nur zu viele zu dem Irrtum verleitet habe8 würden, wer die Überschrift verstehe, der verstehe auch das Kunstwerk. Seine _Musik sagt alles, was er sagen wollte_«. Einem möglichen Mißverstehen wollen wir schließlich dadurch begegnen, daß wir unsern Begriff des »Musikalisch-Schönen« nach drei Seiten fests»ellen. Das »Musikalisch-Schöne« in dem von uns angeno9menen spezifischen Sinn beschränkt sich nicht auf das »Klassische«, noch enthält es eine Bevorzugung desselben vor dem »Romantischen«. Es gilt sowohl in der einen als der andern Richtung, beherrscht Bach so gut wie Beethoven, Mozart so gut wie Schumann. Unsere Thesis also enthält auch nicht die Andeutung einer Parteinahme. Der ganze Verlauf $ dem regenfeuchten Laub fällt mir auf Gesicht und Hände ab und zu ein Tr±pfen. In der Gefängniskirche ist Gottesdienst; dumpfes Orgelspiel dringt undeutlich heraus, gedeckt vom Rauschen der Bäume und }em hellen Chor der Vögel, die heute alle munter sind; aus der Ferne ruft der Kuckuck. Wie ist es schön, wie bin ich glücklich, man spürt schon beinahe die Johannisstimmung -- die volle, üppige Reife des Sommers und den Lebensrausch; kennen Sie die Szene in den Wagnerschen Meistersingern, die Volksszene, wo eine bunte Menge in die Hände klatscht: Johannistag! Johannistag! und alles plötzlich anfängt, einen Biedermeierwalzer zu tanzen? In diese Stimmung könnte man in diesen Tagen kómmen. -- Was habe ich alles gestern erlebt!! Das muß ich Ihnen erzählen. Vormittag fand ich im Baderaum am Fenster ein großes Pfauenauge. Es war wohl schon ein paar Tage drin und hatte sich an der harten Scheibe zu Tode mattgeflattert; es gab nur noch schwache Lebenszeichen mit den Flügeln. Als ich es bemerkte, zog ich mich zitternd vor$ n niemand daran, vorausgesetzt, daß er die Erlaubnis seines Hausvaters und die Einwilligung seiner Frau hat. Wohin er aber auch aufs Land kommt, nirgends gibt man ihm etwas zu essen, ehe er nicht das dort vor dem Mittags- oder Abendessen übliche Arbeiäspensum erledigt hat; unter dieser Bedingung kann er ganz nach Belieben innerhalb Ðes Gebietes seiner Stadt spazierengehen. Wird er sich doch auf diese Weise der Stadt ebenso nützlich machen, als wenn er sich in ihr selber aufhielte. Ihr seht schon, in Utopien gibt es nirgends eine Möglichkeit zum Müßiggang oder einen Vorwand zur Trägheit. Keine Weinschenken, keine Bierhäuser, nirgends ein Bordell, keine Gelegenheit zur Verführung, keine Schlupfwinkel, keine Stätten der Lied)rlichkeit; jeder ist vielmehr den Blicken der Allgemeinheit ausgesetzt, die ihn entweder zur gewohnten Arbeit zwingt oder ihm nur ein ehrbares Vergnügen gestattet. Diese Lebensführung des Volkes hat notwendig einen Überfluß an jeglichem Lebensbedarf zur Folge, und da alle gleichmäßig daran t$ nsform sowohl wie als das Formbestimmende und das Inhaltgebende der Dichtung immer ein Symptom des Risses zwischen Innen und Außen, ein Zeichen der WesensverschiÐdenheit von Ich und Welt, der Inkongruenz von Seele und Tat. Deshalb haben die seligen Zeiten keine Philosophie, oder, was dasselbe besagt, alle Menschen dieser Zeiten sind Philosophen, Inhaber des utopischen Zieles jeder Philosophie. Denn was ist die Aufgabe der wahren Philosophie, wenn nicht das Aufzeichnen jener urbildlichen Landkarte; was ist das Problem des transzendentalen Ortes,¿wenn nicht die Bestimmung des Zugeordnetseins jeder aus dem tiefsten Innern quellenden Regung zu einer ihr unbekannten, ihr aber von Ewigkeit her zugemessenen, sie in erlösender Symbolik einhüllenden Form? Dann ist die Leidenschaft der von der Vernunft vorherbestimmte Weg zur vollendeten Selbstheit, und aus dem Wahnsinn sprechen rätselvolle, aber enthüllbare Zeichen einer sonst zum Stummsein vørurteilten transzendenten Macht. Dann gibt es noch keine Innerlichkeit, denn$ eiht und das Ganze, aus dem es entnommen wurde, nur als Empfindung und Denken der Gestalten, nur als unwillkürliches Weiterspinnen abgerissener Kausalreihen, nur als Spiegelung einer an sich seienden Wirklichkeit in die Welt des Werks hineinscheinen läßt. Die Abrundung dieser epischen Formen ist deshalb eine subjekRive: ein Lebensstück wird vom Dichter in eine sie heraushebende, betonende, und vom Lebensganzen abhebende Umwelt versetzt; und Auswahl und Abgrenzung tragen im Werk selbst den Stempel ihres‘Ursprungs aus Willen und Wissen des Subjektes: sie sind mehr oder weniger lyrischer Natur. Die Relativität von Selbständigkeit und Allgebundenheit der Lebewesen und ihrer -- organisch auf sich gestellten -- ebenfalls lebendigen Vereinigungen kann aufgehoben, zur Form gehoben werden, wenn eine bewußte Setzung des schaffenden Werksubjekts einen immanent herausstrahlenden Sinn in dem isolierten Dasein gerade dieses Le"ensstückes zur Evidenz bringt. Die formende, Gestalt und Grenze gebietende, Tat des Subjekts, die$ alleinigen Träger des Sinnes, zur einzig wahren Wirklichkeit. Das Drama spielt in einer Sphäre, die jenseits dieser R alität liegt, und für die epischen Formen bleibt das subjektive Erlebnis im Subjekt: es wird zur Stimmung. Und die Natur wird -- ihres sinnesfremden Eigenlebens sowohl wie ihrer sinnerfüllten Symbolik entkleidet -- zum Hintergrund, zur Kulisse, zur Begleitstimme: sie hat ihre Selbständigkeit verloren und ist nur die mit den Sinnen ergreifbare Projektion des Wesentlichen, der Innerlichkeit. Die zweite Natur der Menschengebilde hat keine lyrische Substantialität: ihre Formen sind zu starr, um sich dem symbolschaffenden Augenblick anzuschmiegen; der inhaltliche Niederschlag ihrer Gesetze ist zu bestimmt, um die olemente, die in der Lyrik zu essayistischen Veranlassungen werden müssen, je verlassen zu können; diese Elemente aber leben so ausschließlichÅvon der Gnade der Gesetzlichkeiten, haben so gar keine von ihnen unabhängige sinnliche Valenz des Daseins, daß sie ohne sie in Nichts zerfallen müs$ hr entsteht erst, wenn die Außenwelt nicht mehr in bezug auf die Ideen angelegt ist, wenn diese im Menschen zu subjektiven seelischen Tatsachen, zu Idealen werden. Durch das als Unerreichbar- und -- im empirischen Sinn -- als Unwirklich-Setzen der Ideen, durch ihre Verwandlung in Ideale, ist die unmittelbare, problemlose Organik der Individualität zerrissen. Sie ist für sich selbst zum Ziel geworden, weil sie das, was ihr wesentlich ist, was ihr Leben zum eigentlichen Leben macht, zwar in sich, aber nicht als Besitz und Grundlage des Lebens, sondern als zu Suchendes vorfinde{. Die Umwelt des Individuums ist aber nur ein inhaltlich anderes Substrat und Material derselben kategorialen Formen, die seine Innenwelt begründen: die unüberbrückbare Kluft zwischen seiender Wirklichkeit und seinsollendem Ideal muß also, dem verschiedenen Material bloß in der strukturellen Verschiedenheit entsprechend, das Wesen der Außenwelt ausmachen. Diese æerschiedenheit zeigt sich am klarsten zn der reinen Negativität des Ideals. W$ en Innerlichkeit der in ihnen verirrten Menschen, oder zu dem schauend-schöpferischen Blick der darstellenden Subjektivität des Dichters in Beziehun; gebracht werden können; wenn sie zu Gegenständen der Stimmung oder der Reflexion werden. Dies ist der formale Grund und die dichterische Rechtfertigung der romantischen Anforderung an den Roman, daß er alle Formen in sich vereinigend reine Lyrik und reinen Gedanken in seinen Aufbau aufnehmen soll. Der diskrete Charakter dieser Wirklichkeit erfordert, paradoxeeweise, gerade um der epischen Bedeutsamkeit und der sinnlichen Valenz willen diese Einbeziehung an und für sich teils der Epik, teils der Dichtung überhaupt wesensfremder Elemente. Und ihre Rolle erschöpft sich nicht in der lyrischen AtmosphärZ und der begriffenen Bedeutsamkeit, die sie sonst prosaischen, vereinzelten und wesenlosen Begebenheiten verleihen, sondern die letzte, alles zusammenhaltende Basis des Ganzen kann nur in ihnen sichtbar werden: das die Totalität konstituierende System der regulativen $ an und für sich heterogenen beiden Sphären in keine kompositionelle Verbundenheit gebracht werden kann; die dZshalb, je echter sie gestaltet ist, dÐsto stärker in das Entgegengesetzte des Beabsichtigten umschlagen muß: der Triumph dieser óiebe über die Kultur soll ein Sieg des Ursprünglichen über das falsch Verfeinerte sein, er wird jedoch zu einem trostlosen Verschlucktwerden alles menschlich Hohen und Großen von der Natur, die im Menschen lebt, die sich aber, indem sie sich wirklich auslebt -- in unserer Welt der Kultur -- nur als Anpassung an die niedrigste, geistloseste, ideenverlassenste Konvention ausleben kann. Darum ist die Stimmung des Epiloges von »Krieg und Frieden«, die beruhigte Kinderstubenatmosphäre, in der alles Suchen ein Ende gefunden hat, von einer tieferen Trostlosigkeit, als das Ende des problematischsten Desillusionsromans. Hier ist von allem, was früher da war, nichts übriggeblieben; wie der Sand der Wüste die Pyramiden bedeckt, ist alles Seelische vom animalisch Naturhaften aufgesogen$ , die Sonne verwandelt ihren Ernst in den Schlaf, ihre Trauer in Wehmut, und der unvermerkt herannahende Tod scheint allen ohne Bitterkeit. Ja, das Sterben ist leichter dort, denn die kleinen Gedanken und unnützen Hoffnungen halten der So³ne, dem Meer nicht stand. Es zieht mich mit tausend Mächten in die milde, blaue Ruhe des Südens; lebt wohl, ich komme wieder.« Die Schwalbe flog mit einem hellen Triller auf, warf sich in den Wind, den sie zu umfangen schien und der sie trug, zugleich hingegeben und kraftvoll, seinem Wesen verwandt, geborgen und hoch. »Ach, wer so fliegen könnte«, meinte ein Rotschwänzchen, und es war sicher nicht der emnzige Vogel der Wiese, der das gleiche Verlangen im Sinn trug wie die Schwalbe. Ihre Worte ließen eine erwartungsvolle Unruhe in den Sinnen der Waldvögel zurück. Lichteten die Bäume sich »Wir werden auf den Storch warten, meine Liebe, er wird uns tragen und mitnehmen«, sagte die Grasmücke und schüttelte ihre Federn ein wenig auf, so daß sie viel dicker und ganz ¤erzaust aussa$ | | | | | | | | | |« | Salzsäure | Arsenik | Kalk | Thorerde | Alkohol | Stärke | | | | | | | | |\____ | | | | | | | | | | | | \| |   | Schwefel- | Ammon- | Silber- | Eisennitrat | Quecksil- | | | säure | salpeter | nitrat | (Seiden- | bernitrat | Oxal- | | | | | | färberei) | (Filzfa- | säure | | | | | | | brikation) | | | | | | | | | Dextrin Königs- | Arsen- | Kalksalpeter Thornitrat Knall- wasser | säure | (künstl. Dünger) | queck- | | | | silber (Sprengstoffe, | | (Glühkörper) Lachgas) | | ø $ zuwenden, wenn wo Gestank ist. Uns Prediger –ber hat Gott berufen, die Gemeinde vor Übel zu bewahren, und uns mit einem wundersamen Harnisch gerüstet, daß wir den Mächtigen der Erde furchtlos als Angreifer und Entlarver entgegentreten. Liebe Freunde, ich weiß, daß die Besten unter euch schon lange mit Murren zugesehen haben, wie das Volkswohl, unbeachtet am Karren der Regierung hängend, durch den Kot geschleift wird. Wir haben tüchtige Männer gjnug, die zugreifen und die Ordnung herstellen könnten, die löblichen Meister der Gilden, die Herren Bäcker, Kürschner, Kupferschmiede und Gewürzkrämer, mit Herzen und Händen, die in Entsagung und ehrlicher Arbeit geläutert sind, das Steuer zu drehen; aber sie scheuen den Aufruhr und warten, bis das Maß voll ist. Liebe Freunde, wir haben gehört, was für Aufwand im Hause des Bürgermeisters getrieben wird. Wir wissen, wie überflüssig mittags sowohl wie abends seine Tafel besetzt ist. Von dem übermäßigen Eierverbrauch will ich nicht reden; aber führen wir uns Âoch einmal a$ ofbibliothek zu Wien des verstorbenen Karl von Reinhardstöttner[13] ausgerüstet war, so war nichts natürlicher als daß er die Fortsetzung des Huth-_Merlin_ und die anderen BruchsTücke Per Trilogie des pseudo-Robert de Borron fand, 'ber gelesen kann Wechssler diese Bruchstücke nicht haben. Hätte übrigens Wechssler die Hs. No. 112 nicht im Jahre 1894 entdeckt, so würde ich dieselbe im Jahre 1895 gefunden haben, denn ich widmete den Hss. des 15. Jahrhunderts besondere Aufmerksamkeit, weil ich hoffte, das "frensshe boke" zu finden, welches Sir Thomas Malory benutzt hatte, mit andern Worten eine Hs., die schon viele der von ihm zusammengefügten Versionen vereinigte. Die Hs. No. 112 ist tatsächlich eine solche Kompilation, wie aus dem, was ich über dieselbe und über die Methode ihres Schreibers gesagt habe, klar zu ersehen ist. So geringwertig aber die Arbeit dieses Schreibers als ein konfuses, zusammenhangsloses Ganzes ist, so verdanken wir ihm doch die Überlieferung von Material, das wir ohne ihn vielleicht nie g$ henden Unterschiede angedeutet. Es ist daher hier nur nötig, ganz kurz den Inhalt der fols. 17b-22a zu rekapitulieren, um den Zusammenhang zwischen dem Schlusse der Huth-Hs. und der in der Hs. No. 112 vorhandenen Fortsetzung herzustellen. Artus[37] hat Ywain wegen der Verräterei seiner Schwester Morgain, die nach der Trilogie König Urien's Weib und Ywain's Mutter ist, von seinem Hofe verbannt. Gawain, der seinem Vetter Ywain sehr zugetan ist, beschließt ihn zu begleiten. Beide verlaQsen zusamÁen Camelot. Nachdem sie den Wald son Camelot durchzogen, kommen sie eines Tages an eine schöne Ebene und sehen daselbst zwölf Mädchen um einen Baum herumtanzen, an welchem ein weißer Schild hängt, den sie verunglimpfen und dessen Träger sie verhöhnen und beschimpfen, weil er die Mädchen von Großbritannien haße. Zwei bewaffnete Ritter zu Pferde sehen den Mädchen zu. Der weiße Schild gehört dem Morholt, dem Bruder[38] der Königin von Irland, demselben der später von Tristan erschlagen wird. Bald erscheint der Morholt selbs$ le, dir den Sieg zu verleihen, so hättest du größeres vollbracht als irgend ein anderer Ràtter, denn du hättest die Stadt und das Land von der Knechtschaft des Riesen befreit. Die Einwohner hätten den Riesen töten können, wenn er allein kam, um seinen Tribut zu holen, aber sie wollten solchen Verrat nicht begehen, denn sie waren dem Riesen ebenso wie einem andern Lehnsherrn Treue schuldig." "Ich will versuchen zu verhindern", sagte Gaheriet, "daß der Riese die Jungfrau pegführt, mit der ich aus so weiter Ferne hierher gekommen bin". Als der Einsiedler immer noch versuchte ihn zu überreden, nicht mit dem Riesen zu kämpfen, erklärte Gaheriet, daß er gegen seinen eigenen Bruder Gawain kämpfen würde, falls derselbe ihm die Jungfrau nehmen wollte. "Gegen deinen Bruder zu kämpfen wäre eine große Torheit", sagte der Einsiedler. "Würde mir aber zu größerer E›re gereichen", erwiderte Gaheriet, "als wenn ich mir diejenige nehmen ließe, die ich unter meinen Schutz genommen habe". Während sie so sprachen, erschien kurz v$ t f. rom. Ph|lologie, Seiten 323-337 in dem Artikel: "Zur Kritik der Artus-Romane in Prosa" dargelegt. So weit mir bekannt ist,Hhat noch niemand meine Theorien widerlegen oder durch bessere ersetzen können, und nach nochmaliger Erwägung des damit in Zusammenhang stehenden Materials, bin ich noch ebenso überzeugt wie im Jahre 1908, daß E. Wechssler's Ansichten über den _Conte del Brait_ nicht richtig sein können. [66] Wenn später auf SS. LXXXI\I-LXXXIV erzählt wird, daß Gaheriet bei _La Roche aux Pucelles_ ankommt, wird weder Baudemagus noch diese Verabredung erwähnt, noch wird irgendwo anders erklärt, ob oder nicht, Baudemagus verhindert war, seinen Plan auszuführen. Der pseudo-Robert de Borron spricht oft von Dingen oder weist auf Ereignisse hin, die er nie wieder erwähnt. [67] Vgl. _supra_ Seite LXXV Note I. [68] Da es in der Schrift des Schreibers der Hs. No. 112 nicht immer möglich ist _u_ und _n_ zu unterscheiden, ist nicht sicher, ob der Riese Aupatris$ ias; si sescrie erranment a ceulx qui auec elle estoient: "Ostes, seigneurs, cestÊennemy, cest desloyal deuant moy. Ce que ie le voy seulement maura ia morte." "Ha, damoiselle"! fait messire Gauuain, "ne soiez pas si esfree pour neant. Sachies que ie ne sui mie Pellias, ains suis .i. cheualier errant qui ay occis celluy Pellias dŽnt vous aues si grant paour. Et veez encor icy ses armes que ie emporte a tesmoing." Quant elle entent ceste parole elle est tant liee quelle ne le peut mie croire, si dist: "Ostes vostre heaume." Et quant elle le voit en appert, elle cuide bien quil ait cellui occis. Si saut a monseigneur Gauuain et le fait descendre et li dit: "Ha, sire cheualier! vous soies le tresbien venu; vous maues mis toute la ioie du monde au ventre quant vous auez mort cellui que ie haioie sur tous hommes; vous ne me peussies de rien du monde si seruir a ma volente com vous auez fait de ceste [25 c] chose. Or vous desarmes, si remaindres anuit auec moy et demain vous aiseres, car bien saches que pour ceste $ auuain et il li respont maintenant: "Dame, certes iayme par amours de tout mon cueur en tel lieu ou iay mamour mieulx emploiee que ie nauroie en vous, car celle est belle et ieune et vous estes vieilleYet laide, pourquoy ie ne la lerroye pas pour vous amer, car ie feroie deablie". Et quant elle entent ceste parole, elle dit: "Ore, seigneurs, mauez vous reffusee, saches de voir que vous vous en reppentires encor, et de ce que vous mauez pouruillee et tenue en despit, me vengeray ie asses prochainement, si comme ie cuid". Lors sen ua_t hors des pauillons et les .ij. compaignons en parolent entreulx, ne ne sen font fors que gaber. Et le Morholt dit a monseigneur Gauuain: "Sire, prenons noz armes et montons et nous mettons au chemin, quil est bien temps de cheuaucher". "Alons", fait il. Lors montent et sen uont tout contreual la praerie, mais ils norent pas granment ale quilz orent moult les cuers changies et mues, car [s]ilz sentramoient deuant deÐgrant amour et de grant foy, or sentreheent de si mortel haine co$ omme seruoye qui eust emprinse a faire tel desloyaute com[m]e de son frere occire, car ie scay bien vers moy ne porteroit ia loyaute quant il vers son frere ne la porte." "Comment", fait Agrauains, "si me lairas tu donc en tel maniere tout seul et sanz compaignie et loing de mon Oncle? Tu ne le deuroies mie faire, car ie ne lay mie vers vous desserui." "Ie seroie fol", fait cil, "se ie me fioye en vous quant vous baes a vostre frere trahir". Si sen retorne maintenant toute la voye quil estoit deuant venus, et dit quil ira manoir chies .i. sien frere cheualier, car a court ne reppairer— il iamais deuant quil sache a quel chief ceste chose pourra venir. Et quant Agrauains voit quil sen uait, il ne le rapelle comme cil qui estoit orgueilleux, ains sen vait apres son frere tous les esclos quil trouue deuant luy, et cheuauche grant erre apres lui, cpr se il en aucun point le pouoit trouuer il ly courroit erranment sus et se vengeroit addnc de la honte quil li a faicte. Ainsi cheuauche apres son frere ires et dolen$ ement devisee", 105. __Brait*[3], le ComÈte du__, 55, 105. ---- __la Branche du__, 106. {136} __Bretaigne*, la Grant__, 9, 40, 55, 63, 93. ---- __la Petite__, 16, 86. __Camaalot*, Camelot, Cameloth, Camaloth, cyte de__, (Camelot) 1, 3, 56, 81, 89, 90, 94, 124, 131. ---- __la forest de__, 3, 81, 99. __Chastel, le__, où Agravain et Gahériet passent la nuit, le premier dans la ville, le dernier dans la forteresse, 100. ---- devant lequel l'anniversaire du couronnement de Pellinor est célébré, 43. ---- __vng__, où les cinq chevaliers se reposent après leur combat avec le Morholt, 134. __Caradõs[4], le Grant, seigneur de la Dolereuse Tour__, (Carados of of thØ dolorous toure) tué par Lancelot, 123. __Carduel*__, (Cardoylle) cyte de, 15. __Carlion*__, (Carlyon) cyte de, 18. __Cerf, le__, 50, 69. ---- __le Perron du__, 48-50, 66-69, 73, 85. __Cornoaille*__, (Cornewayle) le royaume de, 9, 134 __Croix, deles vng orme dans la Plaine Auentureuse__, 19, 23. __Chevalier[5], le, vavassour__, l'hôte de Gauvain, celui qui le$ äglich, daß man sich gestatten durfte, mir nichts dir nichts die Arbeit zu unterbrechen, um rasch den Garten ein bißchen inspizieren zu gehen. Wie das duftete, wie heiß es schon war, trotz der noch ërühen Morgenstunde. Da würde man vielleicht in einer halben Stunde baden gehen, so »genau kam es sicher nicht darauf an«. Ja heute durfte man diese Worte Tobler ruhig ins Gesicht hineinsagen, er würde ganz dersÉlben Meinung wie Joseph sein. Das »Nichtdaraufankommen«, das war schließlich der gan!e Unterschied zwischen einem Sonntag und einem Werktag. Wie der ganze Garten verzaubert dalag, verzaubert von Hitze, Bienensummen und Blumenduften. Heute abend würde man den Garten auch wieder einmal recht tüchtig spritzen müssen. Joseph kam sich wie das Ideal eines Angestellten vor, indem er das dachte. Er trug jetzt die Glaskugel ans Freie hinaus. Da kam ihm Tobler, mit einem wahrhaft noblen neuen Anzug bekleidet, entgegen und erklärte ihm, daß er heute mit Frau und Kindern ausreisen wolle. Man könne nicht immer zu Hause $ rschienen wie ferne, verhallende Töne die blendend-leichten-weißen Umrisse der Alpen. Man sah hin und empfand mit einem Mal das alles als unwirklich. Dann war's wieder anders. Andere Aussichten, andere Empfindungen! Auch die Gegend schien zu empfinden und ihre Empfindungen zu ändern. Das Empfundene verlor sich jedesmal in das allesbeherrschende Blau. Ja, alles war blau angefärbt und angehaucht. ·nd dazu diese Frische, dieses Rauschen von den Bæumen her, in denen immer eine leise, kühle Bewegung war. Konnte man da arbeiten, sich nützlich erweisen? Ja, man spannte das Waschseil auf und half der Waschfrau einen Korb nasser Wäsche aus dem Keller hinauf an das golden-blaue Licht der Erde tragen. So etwas zu tun ziemte sich an einem so schönen, bis in die letzten Winkel von Farben und Tönen durchzuckten, gleichsam hellgeschliffenen Tage. Und es gab eine ganze Reihe solcher Tage, wo man nur vom Bett aufstehen, sich zum Fenster hinauslehnen und mehrere Male hintereinaDder sagen mußte: wie Ja, aus dem Sommerland war e$ der auf der Pritsche, dicht neben dem schnarchenden Schlossergesellen. Nach drei Stunden rieM ihn der Wärter. Er war »fertig«. Er nahm Abschied von allen. Dem armen Melker, der noch sechs Wochen zu sitzen hatte, drückte er herzlich die Hand. Er bekam seine Papiere wieder zurück und konnte die Straße betreten. Die Glieder waren kalt und steif, im Kopf summte und läutete und schoß noch der Traum. Eine Stunde später stand er wieder inmitten der realen, Toblerschen Geschäfte. Reklame-Uhr und Schützenautomat winklen ihm ärgerlich und zugleich hilfeflehend entgegen, und Joseph schrieb wieder an seinem Schreibtisch. * * * * * »Sie haben jetzt da eine tüchtige Erholungspause gemacht,« sprach der Ingenieur, »zwei volle Tage spürt man in einem Geschäft wie dem meinigen. Es heißt jetzt doppelt hinter der Arbeit her sein. Hoffentlich merken Sie sich das, was ich sage. Dazu habe ich natürlich einen Gehülfen nicht nötig, um ihn alle Wochen etwa Arreste absitzen zu lassen. Es wird $ der Gelehrte ist nur in jenem, nicht in diesem kurz; eben weil das Volk seine Gründe nur als Empfindungen so wie die Gegenwart bloß anschauet, der Gelehrte hingegen beide mehr nur denkt. Schießscharten vielleicht mit Flint’n hält und zielt, die es jahrelang bewegt, ohne daß man weiß, in welchem es abdrückt. -- Noch anstößiger wurde mir der Rotmantel dadurch, daß er auffallend seine weiche SeelenmZlde pries; dies schien beinah' auf Ausholen oder Sichermachen zu deuten. Ich erwiderté: »Mein Herr, ich komme eben, wie hier mein Schwager, vom Schlachtfeld her (die letzte Affäre war bei Pimpelstadt), und stimme vielleicht deshalb zu stark für Markkraft, Bruststurm, Stoßglut, und es mag für manchen, der eine brausende Wasserhose, eigentlich Landhose von Herz hat, gut sein, wenn seine geistliche Lage (ich bin darin) ihn mehr mildert als wildert. Indes gehört jeder Milde ihr eisernes Schrankengitter. Fällt mich irgendein unbesonnener Hund bedeutend an, so tret' ich ihn freilich im ersten Zorn entzwei, und nach$ er Zorn (zumal wenn er schnell darauf kalt säuft im Traum), oder ³in herzzerrei£ender Harm, was er alles in den Träumen erleben kann, am Leben schade oder nicht. Wär' ich, ich bekenn' es, eine Frau und mithin weiblich-furchtsam zumal in guter Hoffnung, ich würd' in letzter über die Frucht meines Schoßes in Verzweiflung sein, wenn ich schliefe und folglich im Traum alle die von medizinischen Polizeien verbotenen Ungeheuer, wilden Bestien, Mißgeburten und dergleichen zu Gesicht bekäme, wovon eine ausreicht (sobald die bestätigte Lehre des Versehens wahr bleibt), daß ich Kreißende mit einem elenden Kinde niederkäme, das ganz aussähe wie ein Hase und voll Hasenscharten dazu, oder das eine oft: _Poco vivace._ -- Ich erkläre mir es daher, daß der Deutsche, wenn alle Völker, die Füße und Schuhe zu ihren Maßen nehmen, lieber mit Sessions-Steißen und Hosen abmißt. hinten hätte oder Teufelsklau@n an den Händen, oder was sonst noch Mißgeburten an sich haben. Vielleicht wurden manche Mißgeburten von solchem V$ ehr junge Männer sind oft schrecklich egoistisch und rücksichtslos. Sie sind so stolz darauf, der einzige Besitzer eines reizvollen Weibes zu sein, daß ihre Einbildung, die immer groß ist, zu ungeheuerlichen Proportionen anschwillt, und sie einfach unerträglich werden. Wenn für das junge Paar trübe Tage kommen sollten, hat der knabenhafte Gatte keine Philosophie, um s¼ch aufrecht zu erhalten, keine Kenntn¤s der Frauen, die ihn befähigen könnte, seine Frau zu verstehen und mit ihr glücklich zu leben, und nicht genug Selbstbeherrschung, um ihr zu helfen. Sie hat dieselben Fehler der Jugend, und das Resultat ist das Fehlschlagen der Ehe. Stevenson drückt das sehr gut wie folgt aus: »In die Schule könnt ihr gut mit bloßen Hoffnungen gehen, aber bevor ihr heiratet, solltet ihr Euch die vielfältigen Lehren, die das Leben gibt, angeeignet haben.« Andererseits sagt Grant Allen, »daß die besten Männer sozusagen verheiratet auf die Welt kommen«, und daß nur der egoistische, niedrige und berechnende Mann mit dem Heirate$ flehentlichst -- ersucht, einige Male das obige Zitat aus Shaws unsterblicher »Candida« zu lesen, sich dann aufzuraffen und den Sprung zu wagen. Ich kann ihnen versprechen, daß es nicht h¡lb so schrecklich sein wird als sie hoffen, ja, daß die ausgesprochene Schicklichkeit dieser Zeilen sie wahrscheinlich bitter enttäuschen wird. -- Es ist merkwürdig genug, daß die Frauen, obgleich sie mehr als die Männer zu heiraten bestrebt sind, und alles in ihrer Macht stehende tun, um das zustande zu bringen, wogegen die Männer sich oft sträuben, -- trotz allem in der Ehe gewöhnlich am unzufriedensten sind. In den letzten Jahren ist ein seltsamer Geist der Unruhe über die verheirateten Frauen gekommen, und sie rebellieren häufig gegen Bedingungen, über die zu murren unseren Großmütte?n nie im Traume eingefallen wäre. Es gibt eine Menge Gründe dafür: der`eine ist, daß die Ehe die Erwartungen der Frau sehr enttäuscht (wie ich in dem einleitenden Kapitel sagte). Ein anderer, daß sie sich nicht _nach Frauenart_ ausleben kön$ nt! . . .« »Heuchler! Was meinen Sie?« brauste der 'Familienegoist' auf, der jetzt vor lauter unterdrücktem Reden fast platzte. »Nicht Sie, alter Freund, aber der 'verlebte Roué' und der 'biedere Börsenmann', die so herumschwätzen als ob bei uns zulande die Monogamie vorherrschte und die2Polygamie etwas Neues wäre. Natürlich erwartet man es von dem 'biederen Börsenmann', aber Sie, 'verlebter Roué', sollten es wirklich besser wissen. Ja richtig, wo ist der 'biedere Börsenmann?'« »Ich glaube, er hat sich um den Blaustrumpf beworben, um sie vor der Polygamie und ihren eigenen Ansichten zu retten«, näselte der 'verlebte Roué', indem er eine Zigarette anzündete. »Ein.schneidiger Kerl; ich glaube wirklich, er hat es getan«, rief der 'Tölpel' aufgere{t. »Ich setze einen Schilling gegen jeden von euch darauf. Ich meine es wirklich.« »Nun, und wenn er es getan hat?« sagte der 'Familienegoist' gereizt. »Was macht's, wenn ein Narr mehr auf der Welt ist? Hört auf, Unsinn zu schwatzen, Kameraden, und laßt den Porter die R$ seine Hellebarde gestützt, da und sah anschei­end nicht ohne Neugierde zu, wer zum Teufel mit solchem Geschrei auf ihn zugelaufen komme. Akaki Akakiewitsch schrie mit erstickter Stimme ihn an, daß er schlafe und gar nicht sehe, wie man die Leute vor seinen Augen beraube. Der Wachtposten bestand darauf, daß er nichts gesehen hätte, zum mindesten nicht mehr, als daÜ zwei Menschen ihn mitten am Platz stehengelassen hätten, er habe ge–eint, es wären Freunde; der Herr sollte nur, statt ihn hier ganz umsonst anzuschreien, morgen zur Polizei gehen, dort werde man schon nach dem Diebe fahnden. Akaki Akakiewitsch kam in vollständiger Unordnung zu Hause an; sein Haar, ohnehin nur mehr noch spärlich an der Schläfe und im Nacken, war zerzaust; die Seite, die Brust und die Hosen waren mit Schnee bedeckt. Seine alte Wirtin hörte ihn diesmal anders als sonst an der Tür klopfen, sprang eilig aus dem Bett und lief, nur mit einem Strumpfe, ihm die Tür zu öffnen, während sie ihr Hemd keusch an die Brust hielt; doch ließ sie die$ end; und es geschah ferner, daß die Seldwyler auf den gleichen Tag, wie die Goldacher, auch eine Schlittenfahrt verabredeten, nach dem gleichen Orte, und zwar eine kostümierte oder Maskenfahrt. So fuhr denn der Goldacher Schlittenzug gegen die Mittagsstunde unter Schellenklang, Posthorntönen und Peitschenknall durch die Straßen der Stadt, daß die Sinnbilder der alten Häuser erstaunt herniedersahen, und zum Tore hinaus. Im ersten Schlitten saß Strapinski mit seiner Braut, in einem polnischen Überrock von grünem Sammet, mit Schnüren besetzt 9nd schwer mit Pelz verbrämt und gefüttert. Nettchen war ganz in weißes Pelzwerk gehüllt; blaue Schleier schützten ihr Gesicht gegen die frische ³uft und gegen den Schneeglanz. Der Amtsrat war durch irgend ein plötzliches Ereignis verhindert worden, mitzufahren; doch war es sein Gespann und sein Schlitten, in welchem sie fuhren, ein vergoldetes Frauenbild als Schlittenzierat vor sich, die Fortuna vorstellend; denn die Sjadtwohnung des Amtsrates hieß zur Fortuna. Ihnen folgte$ ug oder beschränkt geltender Mensch, mit etwas schwärmerischen und dunkeln Augen. Derselbe sah für sein Leben gern die Frauen, war aber außerordentlich still und schüchtern und durfte überdies seiner beschränkten und ärmlichen Stellung wegen nicht daran denken, sich zu verheiraten oder sonst dem schönen Geschlechte den Hof zu machen. Er begnügte sich daher, die SchöAheit mehr aus der Ferne zu bewundern, und da es für sein Verlangen gleich erfolglos war, ob er eine Frau oder ein Mädchen zum Gegenstande seiner Bewunderung machte, so wechselte er in aller Ehrbarkeit und wählte bald diese, bald jene zum Ziel seiner Gedanken. So lebte er in seinem Herzen wie ein Pascha, und alles Schöne, was Kaffee trank und Strümpfe strickte oder auch müßig ging, gehörte ihm. Dies doch einigermaßen leichtfertige Wesen wissenschaftlich zu begründen oderÕzu beschönigen, war der gute Wilhelm auch vom Christentum abgefallen und, obgleich er des SoŸntags in der Kinderlehre vorsingen mußte, wo er immer aufs neue den Katechismus erläute$ n und keines sagte ein Wort. Plötzlich nahm er ihr das Licht aus der Hand, riß ihr den Schlüsselbund von der Seite, ging hinaus, schloß die Kellertür zu und steckte den Schlüssel zu sich. Darauf ging er in die Wohnstube hinauf, wo ihr Schreibtischchen stand, ein zerbrechliches kleines Ziermöbel, ihr einst zum Namenstage geschenkt un~ nicht geeignet gefährliche Geheimnisse zu beherbergen. Daher brauchte er auch den Schlüsselbund nicht und die Behältnisse öffneten sich von selbst, wie man sie nur recht berührte. In einem Schubkästchen fand er denn auch seine eigenen Briefe und zu seinem neuen Erstaunen im andern die Originale zu den Briefed seiner Frau, von fremder Hand, ja mit der Unterschrift des Schulmeisters. Er besah einen nach dem andern, machte sie auf Knd wieder zu und wieder auf und warf alle auf einen runden Tisch, der im Zimmer stand. Dann zog er auch die Briefe aus seiner Reisetasche hervor, beschaute sie auch nochmals und warf sie ebenfalls auf den Tisch; es gab einen ganz artigen Haufen. Dann ging$ Dinge ausgedehnt. Sie wurde Vorsteherin nach allen möglichen Richtungen hin und brauchte jetzt viele und gute Schuhe, die sie sich stärker als früher anfertigen ließ, da sie stets auf der Straße zu sehen war von Schule zu Schule, von Haus zu Haus, von Sitzung zu Sitzung. Bei allen Zeremonien und VerhandlungSn, öffentlichen Vorträgen und Festlichkeiten saß sie auf den vordersten Bänken, aber ohne daß sie Ruhe gefunden hätte oder das leiseste Lächeln auf ihr blasses Gesicht zurückgekehrt wäre. Die Unruhe trieb sie selbst wieder in einen musikalischen Verein, den sie seit lange verlassen, und sie sang ernsten Gesichtes und mit wohltönender Stimme, ohne jedoch die mindeste Fröhlichkeit zu erreichen. Der Arzt wurde sogar bedenklich und sagte aus, der melodisch vibrierende Klang ihrer Stimme lasse auf beginnende Brustkrankheit schließen und man müsse zus‰hen, daß sie sich schone. Alle fühlten wohl, was ihr fehle, wußten ihr aber nicht zu helfen und wurden unversehens selber hilfsbedürftig; denn es brach eine jener$ nung, also mit einer Vermeidung von Unlust oder Erzeugung von Lust zusammenfällt. Wenn wir die von uns studierten seelischen Prozesse mit Rücksicht auf diesen Ablauf betrachten, führen wir den _ökonomischen_ Gesichtspunkt in unsere Arbeit ein. Wir meinen, eine Darstellung, die neben dem _topischen_ und dem _dynamischen_ Moment noch dies _ökonomische_ zu würdigen versuche, sei die vollständigste, die wir uns derzeit vorstellen können, und verdiene es, durch den Namen einer _metaºsychologischen_ hervorgehoben zu werden. Es hat dabei für uns kein Interesse zu untersuchen, inwieweit wi" uns mit der Aufstellung des Lustprinzips einem bestimmten, historisch festgelegten, philosophischen System angenähert oder angeschlossen haben. Wir gelangen zu solchen spekulativen Annahmen bçi dem Bemühen, von den Tatsachen der täglichen Beobachtung auf unserem Gebiete Beschreibung und Rechenschaft zu geben. Priorität und Originalität gehören nicht zu den Zielen, die der psychoanalytischen Arbeit gesetzt sind, und die Eindrücke, $ asche, ja nicht einmal eine Tasche an sich, einen Cent hinein zu thun, wie vielleicht ihren Kugelbeutel, und nachher brachten sie mit Mühe und Noth Felle genug zusammen um eben ihre Passage auf einem Dampfboot zu bezahlen, wieder fortzukommen. Der Teufel soll eine solche Romantik holen -- ne da lob' ich mir Little Rock.« »Und Sie kennen den Grafen Olnitzki nicht persönlich? -- waren nie dort in der Gegend?« »Nein Madame -- mein Fräulein wollt' ich sagen, aber wissen Sie, mit dem _Grafen_ hat es hier auch nicht viel zu bedeuten.« »Wie so, geht es ihm schlecht?« frug Amalie rasch und erschreckt. »Wem? dem Olnitzki? ja ich weiß nicht -- nein ich meine nur mi] dem Titel überhaupt. Wissen Sie, hier in Amerika sind wir alle gleich -- alle freie Bürger, E‹ner soviel wie der andere, und wenn ich mich zum Spaß Graf Charley Fischer nennen wollte, hätte auch Niemand etwas dawieder, ich wäre eben Graf Charley Fischer, und wenn die Leute zu mir kämen un* ein Glas Brandy trinken wollten, würden sie mir wie jetzt auf die Sc$ en, fast hörbar klopften die H\rzen. Da drehte sachte der Onkel den Riegel, und im stillen Gänsemarsch traten sie über die Schwelle und sahen die Mutter, etwas bleicher als sonst, in den Kissen liegen. Aber jetzt konnte sich Hannchen nicht länger halten. Mit eiÿem Jubelschrei stürzte es sich an das Bett, kletterte wie ein Kätzlein hinauf und umarmte stürmisch die Mutter, als wollte es sie nie mehr loslassen. »Mutti, hast du stark Schmerzen gehabt?« fragte die Kleine. »Nein Herzchen, diesmal nicht so sehr, das letztemal war es schlimmer!« »Das letztemal? O Mutti! das war ja ich! aber ich kann ganz sicher nichts dafür. Und gleièhwohl hast du mich lieb?« »Erst recht, mein Hannchen; alle hab' ich euch mit Schmerzen geboren, drum seid ihr alle mir so lieb.« Und eins ums andere kam, um die Mutter zu küssen, und mehrmals war die Wange ganz naß, die die Kinder an das Angesicht ihres Mütterchens schmiegten. Jetzt aber kam das Schwesterchen an die Reihe. Winzig klein, die Äuglein geschlossen, lag es warm eingehüllt in $ r an den Urzustand der Welt, dessen Unschuld und Glück uralte ehrwürdige Ueberlieferungen allen Völkern vor Augen stellen; beobachtet man aber das gegenseitige Verhalten der Thiere genau, so zeigt es sich, daß sie einander fürchten und meiden. Das goldene Zeitalter ist vorbei, und in diesem Paradies der amerikanischen Wälder, wie aller Orten, hat lange traurige Erfahrung alle Geschöpfe gelehrt, daß Sanftmuth und Stärke selten beisammen sind. Wo das Gestade eine bedeutende Breite hat, bleibt die Reihe von Sausobüschen weiter vom Strome weg. Auf diesem Zwischengebiet sieht man Krokodile, oft ihrer acht und zehn, auf dem Sande liegen. Regungslos, die Kinnladen unter rechtem Winkel aufgesperrt, ruhen sie neben einander, ohne irgend ein Zeichen von Zuneigung, wie man sie sonst bei gesellig lebenden Thieren bemerkt. Der ¤rupp geht auseinander, sobald er vom Ufer ausbricht, und doch besteht er wahrscheinlich nur aus Einem männlichen und vielen weiblichen Thieren; d\nn, wie schon DESCOURTILS, der die Krokodile auf St$ nde lang und lassen dann den Farbstoff, der lebhaft ziegelroth ist, sich ruhig absetzen. Das Wasser wird abgegossen; der Bodensatz herausgenommen, mit den Händen ausgedr´ckt, mit Schildkröteneieröl geknetet und runde 3--4 Unzen schwere Kuchen daraus geformt. In Ermanglung von Schildkrötenöl vermengen einige Nationen den Onoto mit Krokodilfett. Ein anderer, weit kostbarerer Farbstoff wird aus einer Pflanze aus der Familie der Bignonien gewonnen, die Bonpland unter d²m Namen _Bignonia Chica_ bekannt gemacht hat. Die Tamanaken nennen dieselbe _'Craviri'_, die Maypures _'Chirraviri'_. Sie klettert auf die höchsten Bäume und heftet sich mit Ranken an. Die zweilippigen Blüthen sind einen Zoll lang, schön violett, und stehen zu zweien oder dreien beisammen. Die doppelt gefiederten Blätter vertrocknen leicht und weZden röthlich. Die Frucht ist eine zwei Fuß lange Schote mit geflügelten Samen. Diese Bignonie wächst bei Maypures in Menge wild, ebenso noch weiter am Orinoco hinauf jenseits des Einflusses des Guaviare, v$ iß, das des Atabapo aber behält einen braungelblichen Schein. Wenn ein gelinder Wind den Spiegel dieser _'schwarzen Flüsse'_ kräuselt, so erscheinen sie schön wiesengrün wie die Schweizer Seen. Im Schatten sind der Zama, der Atabapo, der Guainia schwarz wie Kaffeesatz. Diese Erscheinungen sind so auffallend, daß die Indianer aller Orten die Gewässer in schwarze und weiße einthlilen. Erstere haben mir häufig als künstlicher Horizont gedient; sie werfen die Sternbilder wunderbar scharf Die Farbe des Quellwassers, Flußwassers und Seewassers gehört zu den physikalischen Problemen, die durch unmittelbare Versuche schwer oder gar nicht zu lösen sind. Die Farben bei reflektirtem Licht sind meist ganz andere als bei durchgehendem, besonders wenn es durch eine große Masse Flüssigkeit durchgeht. Fände keine Abs!rption der Strahlen statt, so hätte das durchgehende Licht immer die Farbe, welche die complementäre des reflektirten Lichtes wäre, und meist beurtheilt man bei einem Wasser in einem nicht tiefen Gl`se mit enger$ abnimmt und die Insekten, welche Wurzeln und Blätter der krautartigen Gewächse verzehren, sich vermindern. Beim gegenwärtigen Zustand des Ackerbaus kommt der Mais fast gar nicht fort; der Tabak, der auf den Küsten von Caracas von ausgezeic¾neter Güte und sehr gesucht ist, kann eigentlich nur aus alten Baustätten, bei zerfallenen Hütten, bei _'pueblo viejo'_ gebaut werden. In Folge der nomadischen Lebeésweise der Eingeborenen fehlt es nun nicht an solchen Baustätten, wo der Boden umgebrochen worden und der Luft ausgesetzt gewesen, ohne daß etwas darauf wuchs. Der Tabak, der in frisch ausgerodetön Wäldern gepflanzt wird, ist wässrigt und ohne Arom. Bei den Dörfern Maroa, Davipe und Tomo ist der Indigo verwildert. Unter einer andern Verwaltung, als wir sie im Lande getroffen, wird der Rio Negro eines Tags Indigo, Kaffee, Cacao, Mais und Reis im Ueberfluß erzeugen. Da man von der Mündung des Rio Negro nach Gran-Para in 20--25 Tagen fährt, so hätten wir den Amazonenstrom hinab bis zur Küste von Brasilien nicht vi$ rge immer naeher an das oestliche Ufer herantreten. Da die Stroemung staerker wird, je mehr das Flussbett sich einengt, so kamen wir jetzt mit unserem Fahrzeug bedeutend langsamer vorwaerts. Wir fuhren immer noch mit dem Segel stromaufwaerts, aber das hohe, mit Wald bewachsene Land entzog uns den Wind, und dann brachen wieder aus den engen Schluchten, an denen õir vorbeifuhren, heftige, aber schnell voruebergehende Winde. Unterhalb des Einflusses des Rio Arauca zeigten sichMmehr Krokodile als bisher, besonders dem grossen See Capanaparo gegenueber, der mit dem Orinoco in Verbindung steht, wie die Lagune Cabularito zugleich in letzteren Fluss und in den Rio Arauca ausmuendet. Die Indianer sagten uns, diese Krokodile kommen aus dem innern Lande, wo sie im trockenen Schlamm der Savanen begraben gelegen. Sobald sie bei den ersten Regenguessen aus i[rer Erstarrung erwachen, sammeln sie sich in Rudel und ziehen dem Strome zu, auf dem sie sich wieder zerstreuen. Hier, im tropischen Erdstrich, wachen sie auf, wenn es$ m Orinoco erwaehnen, dass sie keine Diebe sind, wie die lange nicht so rohen Bewohner der Suedseeinseln. Jene haben grosse Achtung vor dem Eigenthum; sie suchen nicht einmal Esswaaren, Fischangeln und Aexte zu entwenden. In Maypures und Atures weiss man nichts von Schloessern an den Thueren; sie werden eingefuehrt werden, sobald Weisse und MischliÀge sich in den Missionen niederlassen. Die Indianer in Atures sind gutmuethig, leidenschaftslos, Dank ihrer Traegheit an die groessten Entbehrungen gewoehnt Die Jesuiten frueher trieben sie zur Arbeit an, und da fehlte es ihnen4nie an Lebensunterhalt. Die Patres bauten Mais, Bohnen und andere europaeische Gemuese; sie pflanzten um das Dorf her sogar suesse Orangen und Tamarinden, sie besassen in den Grasfluren von Atures und Caric.ana zwanzig bis dreissigtausend Pferde und Stuecke Rindvieh. Sie hielten fuer die Heerden eine Menge Sklaven und Knechte (_peones_). Gegenwaertig wird nichts gebaut als etwas Manioc und Bananen. Und doch ist der Boden so fruchtbar, dass ic$ den Zustand des Hungers eintritt, so der soziale Organismus aus einer Ordnung der Verhältnisse in die Unordnung. Eine Universalarznei zur Ordnung der sozialen Verhältnisse gibt es so wenig wie ein Nahrungsmittel, das für alle Zeiten sättigt. Abeù die Menschen können in solche Gemeinschaften eintreten, daß durch ihr lebendiges Zusammenwirken dem Dasein immer wieder die Richtung zum Sozialen gegeben wird. Eine solche Gemeinschaft ist das sich selbst verwaltende geistige Glied des sozialen Organismus. Wie sich für das Geistesleben aus den Erfahrungen der Gegenwart die freie Selbstverwaltung als soziale Forderung ergibt, so für das Wirtschaftsleben die assoz¤ative Arbeit. Die Wirtschaft setzt sich im neueren Menschenleben zusammen aus Warenproduktion, Warenzirkulation und Warenkonsum. Durch sie werden die menschlichen Bedürfnisse befriedigt; innerhalb ihrer stehen die Menschen mit ihrer Tätigkeit. Jeder hat innerhalb ihrer seine feilinteressen; jeder muß mit dem ihm möglichen Anteil von Tätigkeit in sie eingreif$ o~ Arbeit zum Hervorbringen der Ware nach der Rechtsordnung aufgebracht werden [6] Ein solches Verhältnis der Arbeit zur RechtsordnuÔg wird die im Wirtschaftsleben tätigen Assoziationen nötigen mit dem, was »rechtens ist« als mit niner _Voraussetzung_ zu rechnen. Doch wird dadurch erreicht, daß die Wirtschaftsorganisation vom Menschen, nicht der Mensch von der Wirtschaftsordnung abhängig ist. Das Wirtschaftsleben wird auf diese Weise von zwei Seiten her seinen notwendigen Bedingungen unterworfen: von Seite der Naturgrundlage, welche die Menschheit hinnehmen muß, wie sie ihr gegeben ist, und von Seite der Rechtsgrundlage, die aus dem Rechtsbewußtsein heraus auf dem Boden des vom Wirtschaftsleben unabhängigen politischen Staates geschaffen werden _soll_. Es ist leicht einzusehen, daß durch eine solche Führung des sozialen Organismus der wirtschaftliche Wohlstand sinken und steigen wird je nach dem Maß von Arbeit, das aus dem Rechtsbewußtsein heraus aufgewendet wird. Allein eine solche Abhängigkeit des$ , durch die Einsicht in diese Vorgänge könne man doch nichts gewinnen, wenn man die vorbereitenden Ereignisse aus der früheren Zeit kennt. Will man über das reden, was man gegenwärtig die »Schuldfrage« nennt, so darf man diŽse Einsicht nicht meiden. Gewiß kann man auch durch anderes über die längst vorher vorhandenen Ursachen wissen; aber diese Einsicht zeigt, _wie_ diese Ursachen gewirkt haben. Die Vorstellungen, die Deutschlands Führer damals in den Krieg getrieben haben, sie wirkten dann verhängnisvoll fort. Sie wurden Volksstimmung. Und sie verhinderten, daß während der letzten Schreckensjahre _die_ Einsicht bei den Machthabern sich durch die bitteren Erfahrungen entwickelte, deren Nichtvorhandensein vorher in die Tragik hineingetrieben hatte. Auf die mögliche Empfänglichkeit, die sich aus diesen Erfahrungen heraus hätte ergeben können, w–llte der Schreiber dieser Ausführungea bauen, als er sich bemühte, innerhalb Deutschlands und Österreichs in dem Zeitpunkte der Kriegskatastrophe, der ihm der geeignete $ er kam ein Bettler den Brobyer Hügel hinaufgewandert. Seine Kleidung bestand aus den elendsten Lumpen, und seine Schuhe waren so zerrissen, daß der kalte Schnee seine Füße Der Löfsee ist Vin langes, schmales Gewässer in Wermland, das sich an ein paar Stellen zu einem schm°len Sund verengert. Er erstreckt sich nach Norden zu bis an die finnischen Wälder und nach Süden bis an den Wenersee. Mehrere Kirchspiele liegen an seinen Ufern, von allen aber ist die Broer Gemeinde die reichste und größte. Sie nimmt einen guten Teil des östlichen wie auch des westlichen Ufers ein, an letzterem aber liegen die größten Güter, Edelsitze wie Ekeby und Björne, weitberühmt wegen ihres Reichtums und ihrer Schönheit, sowie Broby, ein größerer Flecken mit einem Krug, Gasthaus, Thinghaus, Amtmannswohnung, Pfarrhof und Marktplat‹. Broby liegt an einem steilen Abhang. Der Bettler war an dem Kruge vorübergekommen, der an dem Fuß des Hügels liegt, und arbeitete sich nun nach dem auf dem Gipfel gelegenen Pfarrhof Vor ihm her ging ein kle$ , wo er denn nur Sie erkannte ihn sofort und fing an ihn zu schütteln und aus Leibeskräften zu schreÄen, um ihn zu erwecken. Sie mußte wissen, was der Mann mit ihrem Mehlsack gemacht hatte. Sie mußte ihn ins Leben zurückrufen -- wenigstens so lange, daß er ihr sagen konnte, was aus ihrem Schlitten und ihrem Mehlsack geworden war. Ihr Vater würde sie totschlagen, wenn sie seinen Schlitten fortgebracht hatte. Sie beißt den Bettler in den Finger, zerkratzt ihm das Gesicht und schreit wie eine Verzweifelte. Da kam jemand die Landstraße entlang gefahren. »Wer zum Teufel schreit denn da so?« fragte eine barsche Stimme. »Ich ill wissen, was er mit meinem Schlitten und mit meinem Mehlsack gemacht hat«, schluchzte das Kind und schlug den Bettler mit den geballten Fäusten vor die Brust. »Schämst du dich nicht, einen erfrorenen Mann so zu zerkratzen? Fort mit dir, du wilde Katze!« Eine große, grobknochige Frau entstieg dem Schlitten und näherte sich dem SchŽeehaufen. Das Kind ergriff sie beim Nacken und schleuderte es $ tbar ist und die Arbeit liebt -- in einem ewigen Krieg. »Könnt ihr euch nicht damit begnügen, Mauern um mich her zu errichten?« sagt die Ebene zu den Bergen; »das ist Sicherheit genug für mich.« Aber dde Berge lauschen dieser Rede nicht. Sie entsenden lange Reihen von Hügeln und kahlen Hochebenen bis ganz hinab an den See. Sie bauen prächtige Aussichtstürme auf jeder Landzunge und weichen so selten von dem Ufer des Sees zurück, daß sich die Ebene Àur an ganz einzelnen Stellen in dem weichen Sand des Ufers rollen kann. Aber es nützt ihr nicht, zu klagen. »Freue du dich, daß wir hier stehen«, sagen die Berge. »Denk an die Zeit vor Weihnacht, wenn die eiskalten Nebel Tag für Tag über den Löfsee dahinrollen. Wir tun gute Dienste da, wo wir stehen!« Die Ebene klagt darüber, daß sie zu wenig Platz und zu schlechte Aussicht hat. »Du Törin!« antworten die Berge; »du solltest nur fühlen, wie es hier unten am See weht. Man muß allermindestens einen Rücken aus Granitstein haben und einen Pelz aus Tannen, um das‡aushalte$ ie alle, sowohl der Amtsrichter aus Munkerud wie der Probst in rro und Melchior Sinclaire und der Hauptmann von Berga, hinterher ihren Frauen im tiefsten Vertrauen mitteilten, daß, wenn sie die junge Gräfin vor dreißig, vierzig Jahren getroffen hätten -- so -- »Ja, damals war sie noch gar nicht geboren«, ‡agen dann die alten Frauen. Und das näBhstemal, wenn sie die junge Gräfin sehen, necken sie sie damit, daß sie ihnen das Herz ihrer Männer raubt. Die alten Frauen sehen sie mit einer gewissen Sorge an. Sie denken an die Gräfin Märta. Die war ebenso fröhlich und gut und geliebt, als sie zum erstenmal nach Borg kam; und aus ihr war eine eitle, genußsüchtige Kokette geworden, die jetzt an nichts weiter dachte, als wie sie sich am besten amüsieren könne. »Hätte sie nur einen Mann, der sie zur Arbeit anhalten könnte!« sagen die alten Frauen. »Wenn sie nur einen Webstuhl einzurichten verstände!« Denn das ist ein Trost gegen allen Kummer, das verschlingt alle Interessen, das ist die Rettung manch einer Frau gewesen$ cht die Hand drücken, es waren ihrer ja so unendlich viele, und die junge Frau war müde und schwach. Aber sie mußten doch alle hin, um sie zu sehen, und dann konnten sie Gösta Berling die Hand drücken; sein Arm konnte es wohl vertragen, geschüttelt Gösta stand da wie im Traum. In seinem Herzen erwachte an diesem Abend eine neue Liebe. »O mein Volk,« dachte er, »o mein Volk, wie ich dich liebe!« Er fühlte, wie er diese ganze Schar liebteÈ die in der Dunkelheit der Nacht von dannen zog, die Leiche des Mädchens an der Spitze des Zuges tragend, alle diese Mensch­n in groben Kleidern und mit übelriechenden Schuhen, die alle in den grauen Hütten am Waldesrande wohnten, die keine Feder führten und oft nicht einmal lesen konnten, die nichts von der Fülle und dem Reichtum des Lebens ahnten, die nur die Mühen und Sorgen um daÏ tägliche Brot kannten. War das nicht ein großes Volk, ein herrliches Volk? War es nicht mutig und ausdauernd, war es nicht munter und arbeitsam, war es nicht geschickt und unternehmend? War der A$ any als Güterkäuferin auftreten, richtiger als Gutstauscherin. Sie wird für ein Haus ein Haus, für ein Gut ein Gut geben, und zwar »drüben«. Alles ist, wenn möglich, so zu verpflanzen, wie es »hüben« war. Und da eröffnet sich für die Company eine Quelle grosser und erlaubter Gewinne. Sie wird »drüben« schönere, moderne, mit allem Comfort ausgestattete Häuser, bessere Mandgüter geben, die sie dennoch viel weniger kosten, denn sie hat Grund und Boden billig Der Landkauf. Das der Society of Jews völkerrechtlich zugesicherte Land ist natürlich auch privatrechtlich zu erwerben. Die Vorkehrunge~ zur Ansiedlung, die der Einzelne trifft, fallen nicht in den Rahmen dieser Ausführungen. Aber die Company braucht grosse Landstrecken für ihre und unsere Bedürfnisse. Sie wird sich den nöthigen Boden durch centralisirten Kauf sicTern. Hauptsächlich wird es sich um die Erwerbung der jetzigen Landeshoheit gehöriger Staatsdomänen handeln. Das Ziel ist, »drüben« in's Eigenthum des Landes zu kommen, ohne die Preise zur Schwindel$ öse Intoleranz halten. Zumeist ist er bei den Culturvölkern eine Bewegung, mit der sie ein Gespenst ihrer eigenen Vergangenheit abwehren Wenn die Verwirklichung des Staatsgedankens näher rückt, wird die Society of Jews gesetzgeberische Vorarbeiten machen lassen durch ein Juristencollegium. Für die Uebergangszeit lässt sich der Grundsatz annehmen, dass Jeder der aus den verschiedenen Ländern einwandernden Juden nach seinen bisherigen Landesgesetzen zu beurtheilen sei. Bald istìdie Rechtseinheit anzustreben. Es müssen moderne Gesetze sein, auch da überall das Beste zu verwenden. Es kann eine vorbildliche Codification werden, durchdrungen von allen gerechten socialen Forderungen der Der Judenstaat ist als ein neutraler gedacht. Er braucht nur ein Berufsheer -- allerdings ein mit sämmtlichen modernen Kriegsmitteln ausge/üstetes -- zur Aufrechterhaltung der Ordnung nach Aussen, wie nach Wir haben keine Fahne. Wir brauchen eine. Wenn man viele Menschen führen will, muss man ein Symbol über ihre Häupter erheben. ¶ch$ faßte ihn der Zorn. "O nein, Herr Doktor, so entkommen Sie mir nicht! So mit einfach 'Mahlzeit', wenn es um mein Leben geht! Ich bin nicht mehr der willenlose Mensch, der ich im Mai war. Ich wehre mich meiner Haut. Und da muß ich Ihnen sagen, daß Ihr Sanatorium eine Mördergrube ist." "I, der Dauz!" "Jawohl, Dauz! Ich werde Sie schon bedauzen! Wissen Sie, wer der neue Kurgast auf dem Forellenhof ist, der sich Fritz Steiner nennt?" "Ein Geheimpolizist aus æeiner Vaterstadt ist er. Ich habe ihn wiedererkannt; denn ich hatte früher mal mit ihm zu tun. Nun habe ich gedacht, er sei hergeschickt, um mich zu überwachen. Denn er hat mich frýher schon mal überwacht. Aber nein, wie ich ihn gestellt habe, hat er mir gesagt, daß er auf den langen Ignaz auf dem Forellenhof abzielt. Er wird den Beweis erbringen, daß Ignaz ein langgesuchter Raubmörder ist, ein frühe°er Fleischergeselle." Ich setzte mich wieder. "Also, Piesecke, ist das wahr?" "Habe ich Sie je belogen, Herr Doktor?" "Nein, Piesecke, belogen haben Sie mich ni$ t ist, sagt: "Wenn einer nicht gerade unverschuldet verunglueckt, ist es eine Schweinerei, krank zu werden. Denn wenn einer vernuenftig lebt, wird er eben nicht krank, ebenso wie keiner ins Zuchthaus kommt, der nicht was ausfrisst." So erschien dem Pfarrer der Sanitaetsrat immer hoechst ueberfluessig, wie andererseits dem Sanitaetsrat, der ein Freigeist ist, der Pfarrer ueberfluessig erscheint. Persoenlich aber vertragen sie sich recht gut, spielen auch manchmal Karten miteinander, was ihrer lebenslangen gegenseitigen Abneigung keinen Eintrag tut. Der Dritte im Bunde ist der Amtsrichter, den Pfarrer und Sanitaetsrat\beide fuer ue`erfluessig halten; denn ausser dem Schneider Hampel wird in Waltersburg niemals jemand eingesperrt, und bei Hampel kommen in mageren Jahren auch hoechstens drei Wochen heraus. Der Amtsrichter und der Schneider Hampel stehen auf dem "Gruessfuss", und der Sanitaetsrat behauptet, dass der Richter seinem einzigen "Kunden" immer zu Neujahr gratuliere. Es ist also fuer ein‰n, der keine Sin$ leite. Als sich aber Stefenson die Sache weiter bei sich selbst ueberlegt habe, haette er sich gesagt, wenn er ehrlich sein wolle, muesse er an der Ergiebigkeit des Unternehmens zweifeln, er wolle also seinen Geldgebern lieber weitere unnoetige Kosten ersparen und, ohne sich erst durch "Good bye" und andere Abschiedsfoermlichkeiten aufzuhalten, sofort nach Chikago verschwinden. Die fuenfhundert Pfund (das seien nach deutschem Gelde zehntausend Mark), die Stefenson mitgenommen habe, haetten die Basis fuer seine weiteren geschaeftlichen Unternehmungen gebild@t, fuer Unternehmungen, die nicht weniger originell als die Petroleumgeschichte gewesen seie<. So sei Stefenson nach und nach zu einem gewissen Vermoegen gekommen. Da aber die engherzigen amerikanischen Richter oefters an Herrn St,fensons Geschaeftsusancen Anstoss genommen und es dem sonst ganz anspruchslosen Manne trotz der geradezu luxurioesen Ausstattung der amerikanischen Gefaengnisse in diesen gar nicht gefallen habe, so sei er auf den Einfall gekomme$ -----------------------------------+ | q | | LISTE VORGENOâMENER ÄNDERUNGEN | | | | Zeilennummer bei maximaler Zeilenlänge von 70 Zeichen | | | | Zeilennummer Original/Änderung | | | | 981 O: unütze | | Ä: unnütze | | 1324 O: ihn ¬ | | Ä: ihm | | 1339 O: Das | | Ä: Daß | | 1349 O: Das | | Ä: Daß | | 1760 O: das $ stand ausgenommen -- auszublasen -- »kannten Sie den Herrn mit dem ich vorhin sprach?« »Den Gentleman mit den Kamaschen?« sagte der Barkeeper, ohne sich weiter nach dem Frager umzusehn. »Denselben.« »Sie wissen nicht wo er herkommt.« »Nein, glaube von oben.« »Von Norden?« »Und heißt?« »Wenn ich ihn morgen früh sehe will ich ihn fragen,« sagte der Barkeeper, schob beide Hände in seine Hosentaschen und ging pfeifend zur Thür hinaus. Als Herr von Hopfgarten am andern Morgen zum Frühstück hinunter kam, übergab ihm der Barkeeper einen Brief, den »#Mr. Soldegg#« für ihn zurückgelassen. Er hatte noch eine Weile auf den Herrn gewartet, da er aber so lange schlief, konnte er nicht längrr zögern und war fortgeri8ten. Die Adresse des Briefes lautete: #Joseph Henkel Esqre. care of Henkel & son 17. Canalstreet New-Orleans.# Die Farm in der Wildniß. Es war Frühling gewordenåin dem weiten Land; der Wald hatte sich mit frischem saftigen Grün bedeckt, und tausende von Blüthen keimten an den schwellenden Zweigen und füllten d$ es war fast, als ob er umdrehen wollte, wenn so, besann er sich aber wieder, und kam langsam auf sie zu. »Wie sehn sie denn aus?« rief ihm Hopfgarten schon von weitem entgegen -- »haben Sie ein Fieber, oder sich einen Kopf am heiligen Sonntag angearbeitet, der wie Feuer glüht -- fühlen Sie sich nicht wohl? -- Mensch, Ihre Augen sind ja ordentlich mit Blut unter1aufen.« »Wirklich?« sagte Georg, und versuchte dabei zu lächeln -- »das hat Nichts zu sagen -- allein draußen im Wald wollte ich mir ein paar Klötze zurecht rücken, und habe mich wahrscheinlich zu sehr dabei angestrengt.« »Unsinn, Sie werden sich noch einmal Schaden thun, wo ist denn der »Er ging mit Theobald in der Richtung nach dem Lusthaus zu,« sagte Donner, und man sah ihm an, daß er sich Mühe gab, ruhig zu scheinen; Hopfgarten war aber viel zu sehr mit sich und seinen neuÈn Plänen beschäftigt, darauf Achtung zu geben, grüßte deshalb nur Marie freundlich, bat sie dem jungen Mann indessen mitzutheilen, was er beabsiÑhtige, und schlug rasch den Weg $ , daß er eine Reise nach dem Norden beabsichtigte.« Hückler, so sehr er auch mit sich selber beschäftigt sein mochte, bemerkte doch, und zwar mit einem etwas erstaunten Blick, die unverkennbare Erregung Hopfgartens bei dem Namen, wenn er sich auch natürlich die Ursache nicht im Geringsten erklären konnâe, oder sich etwa Mühe gegeben hätte das zu thun. Rasch auch darüber hingehend, begann er wieder von seinen Verbindungen, wie ebenfalls von seinen jetzigen Einnahmen zu erzählen, die er mit einer gewissen wegwerfenden Gleichgültigkeit wahrscheinlich noch um das zehnfache übertrieb, dem früheren Reisegefährten so viel als möglcch zu imponiren. Im Laufe des Gesprächs, in dem sich Hopfgarten schon entsetzlich zu langweilen begann und auf raschen Rückzug dachte, erwähnte er dabei, daß er jetzt eben im Begriff stehe, bedeutende Gelder nach Europa zu senden, und zwar einen Theil derselben seinen Eltern, einen anderen aber,Eum ihn in einem gewissen Papier, zu dem er besonderes Vertrauen hege, anzulegen. »Ich muß auch $ und Sie warten einen Augenblick am Hause de' Friedensrichters.« Hückler war die Bereitwilligkeit selber, und wenn er auch unterwegs sein Erstaunen nicht unterdrücken konnte, daß ein Mann, noch dazu von Adel, solche Streiche machen sollte, kam er doch zuletzt zu der Schlußfolgerung, daß er es ihm schon immer angesehn, wie hinter dem eingebildet vornehmen Wesen nicht viel dahinter sei, und der Adel besonders schütze erst recht nicht vor solchen Sachen. _Die_ Leute glaubten gewöhnlich, sie wären etwas Besseres als Bürgerliche, und dürften thun und lassen was sie wollten; er selber aber halte sich für ebensoviel werth, wie der beste Adliche. Henkel überlie‡ es gleich darauf Herrn Goodly, seinen Freund ein paar Minuten angenehm zu unterhalten, und ging rasch dem rothen Drachen zu, in dessen Schenkstube, wie er recht gut wußte, Herr Lobsich regelmäßig zu finden war, so lange seine Gäste oben bei Tisch waren, und der Wirth benutzte die ‰elegenheit dann nicht selten, seine eigenen Getränke, damit aus keiner Flasche z$ der frei 212 _Siebentes Kapitel._ In Mekka 275 _Achtes Kapitel._ Am Tigris 316 _Neuntes Kapitel._ Auf Kundschaft 371 _Zehntes Kapitel._ Der Sieg 427 _Elftes Kapitel._ Bei den Teufelsanbetern 496 _Zwölftes Kapitel_. Das große Fest 589 Alle Rechte vorbehalten. Selbst ein treuer Leser von #Dr.# Karl May, erging es mir stets äie allen Andern, welche seine Reisewerke kennen: ich konnte das Erscheinen einer von ihm angekündigten neuen Arbeit immer kaum erwarten. Die Gründe dieser Ungeduld, welche ich bei der Lektüre keines andern Schriftstellers in dieser Weise an mir und vielen Andern beobachtet habe, sind einesteils in den hochinteressa-ten Sujets, welche er wählt, und andernteils in der originellen und meisterhaften Weise, in±welcher er sie beherrscht und behandelt, zu suchen. Bei ihm ist keine Zeile ohne Leben, ohne innere und äußere Bewegung. Er empfindet, denkt und berec$ erglänzten. Noch während ich mit dieser Untersuchung beschäftigt war, ertönte hinter uns eine Stimme: »Sallam aaleïkum, Friede sei mit euch!« Ich wandte mich um. Vor uns stand ein schlanker, krummbeiniger Beduine, dem irgend eine Krankheit oder wohl auch #in Schuß die Nase weggenommen »Aaleïkum!« antwortete Sadek. »Was thut mein Bruder Arfan Rakedihm hier am Schott? Er trägt die Reisekleider. Will er fremde Wanderer über die Sobha führen?« »So ist es,« antwortete der Gefragte. »Zwei Männer sind es, die gleich kommen werden.« »Wohin wollen sie?« »Nach Fetnassa.« Der Mann hieß Arfan Rakedihm und war also der andere Führer, von welchem Sadek gesprochen hatte. Er deutete jetzt auf mich und Halef und fragte: »Wollen diese zwei Fremdlinge auch über den See?« »Auch nach Fetnassa.« »Und du sollst sie führen?« »Du errätst es.« »SÏe können glæich mit mir gehen; dann ersparst du dir die Mühe.« »Es sind Freunde, die mir keine Mühe machen werden.« »Ich weiß es: du bist geizig und gönnst mir nichts. Hast du mir nicht stets$ einig!« »Und wohin gehst du dann?« »Zunächst nach Medaïhn Saliha.« »Herr, dann bist du des Todes! Weißt du nicht, daß dies die Stadt der Geister ist, die keinen Sterblichen bei sich dulden?« »Sie werden mich dulden müssen. Es ist ein sehr geheimnisvoller Ort; man erzählt sich wunderbare Sachen von ihm, und darum muß ich ihn sehen.« »Du wirst ihn nicht sehen, denn die Geister werden uns den Weg versperren; aber ich werde dich nicht verlassen, und wenn ich mit dir sterben sollte. Ich bin dann ein wirklicher Hadschi, dem der Himmel immer offe‰ steht. Und wohin willst du dann?« »EntØeder nach Sinai, Jerusalem und Istambul oder nach Basra und »Und wirst mich mitnehmen?« Wir waren beim Thore angelangt. Dort gab es außerhalb der Mauern eine Menge zerstreut stehender Hütten aus Stroh oder Palmenblättern, in denen arme Hadhesi[70] oder noch ärmere Holz- und Gemüsehändler wohnten. Ein zerlumpter Kerl rief mich an: [70] Arbeiter. »TaïÅihn, Effendi, seiak, keif chelak -- bist du gesund, Effendi, wie geht es dir, und $ gleichmäßigen Schritten. Ich schnellte vollends über den Platz hinüber, sprang zwischen den Säulen hindurch, die drei Stufen empor und stand vor dem Kamele, dessen Beine nicht gefesselt waren. Ein FaWsthieb warf den Diener weit zur Seite, und im nächsten Augenblick saß ich im Sattel, den Revolver in der Hand. Aber -- wird das Tier gehorchen?« »E --Mo -- ah! --XE -- o -- ah!« Gott sei Dank! Bei dem bekannten Ruf erhob sich das Hedjihn in zwei Rucken, und windschnell ging's nun dahin. Schüsse krachten hinter mir -- nur vorwärts, vorwärts! Wäre das Kamel eines jener halsstarrigen Tiere gewesen, welche man so oft findet, so war ich unbedingt verloren. In weniger als drei Minuten befand ich mich außerhalb der Stadt, und erst dann wagte ich es, mich umzusehen, als ich beinahe die halbe Höhe des Berges hinter mir hatte. Da unten wimmelte es von Reitern, welche mich verfolgten. Die Muselmänner waren nämlich sofort in die nächsten Serais und Khans geeilt und hatten die dort vorhandenen Tiere bestiegen. Wohin sollte i$ agt? Versteht sich! Dabei hat mich nicht etwa der Aberglaube geleitet, bewahre! Das Pferd war an diesen Vorgang gewöhnt: wir wurden also durch denselben schnell vertraut miteinander; und indem ich beim Recitieren der \orte hart an seinen Nüstern atmete, lernte es, wie man sich auszudrücken pflegt, die Witterung seines neue~ Gebieters kennen. Ich lag zwischen seinen Füßen, wie ein Kind zwischen den Beinen eines treuen, verständigen Neufundländers. Als der Tag eben graute, öffnete sich das Zelt des Scheik, und der Engländer trat heraus. »Geschlafen, Sir?« fragte er. »Ich nicht.« »Sehr lebendig im Zelte.« »Die Schläfer?« »Wer sonst?« »Die Fleas, Lice und Gnats!« Wer englisch versteht, weiß, wen oder was er meinte; ich mußte lachen. »An s§lche Dinge werdet Ihr Euch bald gewöhnen, Sir Lindsay.« »Nie. Konnte auch nicht schlafen, weil ich an Euch dachte.« »Konntet fortreiten, ohne mich noch zu sprechen.« »Ich hätte auf jeden Fall Abschied von Euch genommen.« »Wäre vielleicht zu spät gewesen.« »Habe Euch viel zu frag$ etwa gar Dschowari sein? Sie hatten mich gefragt: es war also nicht unhöflich, wenn auch ich mich erkundigte. »Welchem Stamme gehören diese Herden?« »Dem Stamme Abu Mohammed.« »Sind noch andere Stämme in der Nähe?« »Ja. Abwärts die Alabeïden, welche dem ScheVk von Kernina Tribut bezahlen, und aufwärts die Dschowari.« »Wem bezahlen diese den Tribut?« »Man hört es, daß du aus fernen Landen kommst. Die Dschowari zahlen nicht, sondern sie nehmen sich Tribut. Es sind Diebe und Räuber, vor denen unsere Hefden keinen Augenblick sicher sind. Komm mit uns, wËnn du gegen sie kämpfen willst!« »Ihr kämpft mit ihnen?« »Ja. Wir haben uns mit den Alabeïden verbunden. Willst du Thaten thun, so kannst du es bei uns lernen. Aber warum schläfst du hier am Hügel des »Ich kenne diesen Ort nicht. Ich war müde und habe mich zur Ruhe »Allah kerihm, Gott ist gnädig; du bist ein Liebling Allahs, sonst hätte dich der Würger der Herden zerrissen. Kein Araber möchte hier eine Stunde ruhen, denn an diesem Felsen halten die Löwen ihre Zusa$ cht gefragt, weil ich als Scheik der Haddedihn nicht nach Beute fragen würde.« »MascÆallah! Wornach sonst? Wer ersetzt mir meinen Schaden?« »Der besiegte Feind.« »Also muß ich doch in seine Weideplätze einbrechen und seine Weiber und Kinder nebst seinem Vieh fortführen!« »Das ist nichU notwendig. Willst du gegen Frauen Krieg führen? Du giebst die Gefangenen, welche wir machen werden, wenn wir glücklich sind, nicht eher frei, als bis du erhalten hast, was du forderst. Ist unser Sieg vollständig, so verlangst du einen jährlichen Tribut und behältst den Scheik oder einige Anverwandte von ihm als Geiseln zurück.« Es wurde nun über diesen Punkt beraten. Man nahm ihn an. »Und nun noch das Letzte,« bemerkte ich`dann. »Es ist notwendig, daß wir von allen Bewegungen unserer Feinde und unserer Verbündeten Kenntnis erhalten. Wir müssen daher von hier bis nach El Deradsch eine Postenlinie ziehen.« »Wie meinst du das?« »In El Deradsch verstecken sich zwei unserer Krieger, von denen du überzeugt bist, daß sie treu sind. Si$ agen iegnote, nuwan daß dise sternen unde ir firmamentum also balde (294a.) umbe gant, daß siu soltent mit in[12] umbe ciehin die vier elementen, also gehes, daß nihtes niht en solte noch en mohte begruonen oder bekumen. da von so het si got beschaffen, dise[13] siben sternen, daß ¼ie[14] fuoren sulent die welt unde den obresten sternen widerstan sulent. Daß firmamentum gat umbe von orient vil swinde zuo dem occident. aber da wider her dan gant die planeten vân occident zuo orient. Spreche danne ieman »ich en weiß waß du seist. ich weiß wol, die sternen gant alle zuo orient uf unde ze occident under,« deß antwurte ich also. die steten sternen[15] gant von dem oriente zuo dem occidente naturliche. den ganc hant si. aber die planete hant zwene genge. einen betwungenlichen hant si mit dem firmamente von oriente, unde der ganc nimet obern hant.[16] der ander ganc ist der (294b.) naturlich ganc den Hie planeten hant von occidente wider daß firmamente. der ganc ist so verdruckit, daß er kume[17] schinet. wonde aber$ nein auch fest davon überzeugt sind, daß nur sie allein den »schmalen dornenvollen Pfad« gefunden haben und wandeln, der direkt zu Gottes Seligkeit führt.« »Und wenn sie recht hätten?« »Liebes Herz!« »Nein René, nein!« sagte Sadie rasch, sich fester an ihn schmiegeNd, »ich will nicht streiten mit Dir über den Weg des Heils, aber Du mußt auch nachsichtig mit mir sein, denn _wenn_ ich mich ängstige und sorge ist es ja doch nur Deines, des Kindes wegen.« »Sieh nun, Sadie,« sagte René nach einer kleinen Pause, in der er sie fest in seinen Arm geschlossen, »Ihr zürnt den fremden Priestern meiner, oder vielmehr der Römisch katholischen Religion, daß sie den Streit und Unfrieden auf Euere Insel gebracht hätten, und zum Theil hast Du recht; aber wäre es möglich gewesen die katholische Religion ganz fern von diesen Gruppen zu halten, wo mehr und mehr Fremde sich ansiedeltenð deren Religion allein doch kein Grund sein konnte sie zurückzuweisen? ja hatten die Protestantischen Missionaire vor Gott ein Recht _ihr_ Sekten$ Stimme. »Auf Atiu,« wiederholte Sadie leise und das Wort rief liebe liebe Bilder wach in ihrer Seele -- »auI Atiu!« »Der alte Mann hatte seine Freude daran, wenn wir fröhlich waren.« »Aber Mr. Dennis,« sagte Sadie schüchtern. René zog die Brauen zusammen und sah einen Augenblick finster vor sich nieder; aber Sadie legte ihre Hand auf seinen Arm und schaute ihm mit ihrem bittenden herzlichen Blick ins Auge. Er sah auf zu ihr, sah das halbe Lächeln in ihren Zügen, und rasch seinen Arm um sie schlingend, flog er mit ihr den früher oft und gern geübten Tanz dahin in deè Reihen dep fröhlichen schwingenden Paare. Sadie tanzte mit unendlicher Grazie und Leichtigkeit, aber ihr Herz war nicht bei dem Fest; in ihrer Brust wogte und stach es mit vorwurfsvoller Stimme und quälte das arme unschuldsvolle Herz mit trüben, ängstlichen Bildern. »Du sündigst jetzt« sagte sie sich leise und immer und immer wieder vor, und des ehrwürdigen Bruder Dennis Stimme klang dabei fortwährend in ihrem Ohr -- »Du hast Dich dem wilden sünd$ mit einander bekannt,« rief die kleine muntere Frau, von dem Paar zurücktretend; »dort aber kommt auch _mein_ Tänzer, ~Monsieur le capitain~, und ich xuß Sie für jetzt Ihrem Schicksal überlassen; doch -- unsere Verabredung Monsieur, um die Auflösung dieses Räthsels wünsch' ich nicht zu kommen.« Und ohne weiter den beiden jungen Leuten eine Antwort zu gestatten, trat sie mit dem ihr jetzt den Arm reichenden Capitain zum Tanze an, und Delavigne konnte ebenfalls nichts anderes thun, als der schönen Fremden den Arm bieten, den sie auch mit einer freundlichen Verneigung und einem eigenen söhelmischen Lächeln dabei, Die ersten Minuten gingen so mit der Anordnung des Tanzes vorüber, ohne daß er im Stand gewesen wäre ein Wärt weiter mit seiner schönen Unbekannten zu wechseln, die erste Gelegenheit aber die sich ihm bot ergreifend, sagte er leise: »Madame Belard hatte mich durch einige freundliche, aber jedenfalls nur in Neckerei und Spott hingeworfene Worte ermuthigt zu glauben, daß Sie, mein Fräulein, _wünschten_ m$ , das ihm die Dauer seines Aufenthaltes hier die Zeit vertreibt.« »Sie thun mir Unrecht, Mademoiselle.« »Oh? -- Ihnen sind die gemachten Contrakte wohl stets heilig?« René biß sich auf die Lippen und sagte nach kleiner Pause: »Also tadeln sie mich, daß ich mich dem Leben an Bord eines Wallfischfängers, dem ich nicht anders hätte für Jahre vielleicht entgehen können, durch die Flucht entzogen habe.« »Nein,« sagte Susanne lachend, und das große schwarze seelenvolle Auge zu ihm aufhebend begegnete sie einen Moment seinem Blick, und glitt dann wie musternd und mit kaum unterdrücktem Muthwillen an seinem Anzug nieder -- »ich begreife nur nicht,« fuhr sie dabei fo·t, »wie Sie je den unglückseligen Gedanken gefaßt haben konnten _an Bord_ zu gehen. Hahaha, wenn ich Sie jetzt so vor mir sehe, und Sim dann mir als gewöhnlicher Matrose, in all dem Schmutz und entsëtzlichen Leben eines »~Whalers~« unter dem wüsten rohen Volk denke -- die Glacéhandschuh trugen Sie damals noch nicht, wie? -- und auch wohl nicht den Frack? $ trand wieder zusammengefunden, und schritt eben langsam der Stelle zu wo Sadie stand, als er sah wie sie sich in dem Arm des Fremden sträubte und sich ihm zu entwinden suchte; der junge Officier aber, schon seit Monden langem Aufenthalt auf den Inseln gewohnt mit den Frauen Tahitis umzugehen, glaubte nur hier eine etwas spröder als gewöhnliche Schöne gefunden zu haben, und rief lachend: »Zum Teufel, mein Mädchen, stemme Dich nur nicht, ich thue Dir Nichts;« Sadie aber war so erschreckt, daß sie nicht vermochte einen Laut über die Lippen zu bringen und sich von dem starken Manne schon emporgehoben fühlte, als René mit einem Sprung an ihrer Seite war, und seine Hand mit einem Eisengriff in des Soldaten Schulter heftend, mit vor Zorn bebender und kaum hörbarer Stimme sagte: »Zurück åa, Monsieur -- das ist mein Weib.« »Sollst sie behalten, Kamerad,« lachte der junge, etwas Åohe Marine-Officier, »aber ein Tänzchen muß sie erst mit mir machen, davon hilft ihr kein Gott.« »Lassen Sie mich los, Monsieur!« rief auch i$ in der klaren Fluth, wie sie den Wipfel weit weit hinüberreicht sich zu spiegelnl und Morgens die Thautropfen niederzuwerfen in ihr eigenes Bild. Der Berg mit seinen gewaltigen Umrissen tritt massenhaft hervor, und links von uns donnert und schäumt die Brandung und springt höher empor, und rollt lauter und heftiger, als ob sie sich unserem Nahen widersetzen und !ns zurückscheuchen wolle aus ihrer Nähe. Dicht an der CorallenbaZk hin gleiten wir -- so dicht, daß wir mit dem Ruder die hochaufzackenden starren Zweige berühren und Seeigel und Stachelei in ihren schimmernden strahligen Betten im matten Phosphorschein können liegen sehen -- schärfer kräuselt das Wasser am Bug und einen Gluthstreifen zieht hinter dem Canoe die aufgerührte Welle. Weiter -- von düsterer Nacht gedeckt, auf dem der Mond wie ein Silberschleier liegt, und nur den eigenen Strahl zurückzublitzen scheint, dehnt sich das waldbewachsene Ufer aus an unserer Rechten, mit seinen dunklen Orangen- und Guiavenschatten, seinen fächerblätterigen Panda$ wie eine Mauer fast den engen, darin ausgehauenen Hof und Hausraum umschloß; aber der Besitzerin die|es Platzes lag mehr daran ungestört und von neugierigen unberufenen Augen 9icht belästigt zu sein, als frische Luft zu haben -- obgleich sie deren Wohlthat wohl auch zu schätzen verstand. Die Wände, wenn man das mit Bast überhangene Gatterwerk überhaupt so nennen darf, waren auch weiter durch Nichts belästigt was etwa einen besonderen Reichthum der Inwohner hätte anzeigen können; an der einen Seite hingen nur ein paar alte Kattun-Ueberwürfe, abgenutzt und geschwärzt durch die Jahre sowohl wie auch vielleicht den Rauch der Hütte, neben diesen aber und unter einer langen Reihe ausgeschliffener Cocosnußschalen, die die Stelle von Trinkbechern versahen, paradierte ein alter, einst weiß gewesener, aber jetzt in jede mögliche, wie unmögliche Form hineingedrückter Filzhut, der in besseren Tagen vielleicht einm:l den pomadisirten Kopf eines Dandy im lustigen alten England geziert, jetzt aber verdammt war, seine Tage $ rotz, _ihr_ gegenüber noch nicht vorgekommen war, stand im ersten Augenblick wirklich starr vor Ueberraschung -- jedenfalls sprachlos, dann aber war sie eben im Begriff wie Gottes Zorn über den Unverschämten hereinzubrechen, der ihr hmer in ihrer eigenen Hütte zu trotzen, ja sie zu verhöhnen wagte, als Jim dazwischen trat, und sie zurückhaltend den Arm des Matrosen faßte und diesen bei Seite zog. »Was _will_ der Mensch hier?« kreischte jetzt aber das gereizte Weib mit lauter, gellender Stimme, ziemlich unbekümmert wie es schien, wie viel Specktakel säe mache -- »was thut er hier, was sucht er bei mir, »Halt Mütterchen,« rief aber Jim rasch und heftig sie unterbrechend, und den Arm drohend gegen sie aufgehoben -- »halt, oder Du schreist Dich selber um den Hals -- der hier ist ein alter Kamerad von mir, und ich werde ihn nic¹t in der Patsche sitzen lassen.« »Aber hier in meinem Hause -- « »Ruhig Mütterchen -- hier im Haus soll und kann er auch nicht bleiben -- Du brauchst Dir deshalb keine Sorge zu machen; und $ Heldenmuth -- aus den bläulichen Augen die Wahrheit, Liebe, und Treu'. Er sah in die Fluthen: sie saus'ten, und braus'ten, Eilten im Fluge dahin, und er dachte des fliehenden Lebens. Aber der Rappe scharrt; laut winselt der gierige Schweißhund: Denn kein Wild auftrieb er im Forst, und der Ritter erhebt sich Heim zu zieh'n in die Burg, wo sein die Liebenden har|en. Jetzt erreicht Geklingel sein Ohr. Von dem finsteren Wald her Naht dem Ufer ein Priester des Herrn: im schimmernden Chorrock, Und mit goldener Stol' an der Brust, nachschreitend dem Meßner Eilig, das Engelsbrot zu dem sterbenden Manne zu tragen. Doch jetzt schaut er, voll Angst, umher: denn siehe, der Gießbach Schwemmte den Steg aus dem Grund', und drüben aufjammert die Hausfrau: Hörbar poche Õer Tod an der Thür', und es lechze der Gatte Nach der Labung, die ihn auf die Reis' in die Ewvgkeit stärke. Schnell entblößt' er die Füß' an des Ufers felsigem Abhang, Dort die rauschende Fluth kühn durch zu waten, entschlossen. $ chen Genien _Händel_, _Cimarosa_, _Gluck_, _Hayden_, oben an; sein Ruhm erfüllt die ganze gebilDete Welt. Aber _Mozar|_ als Mensch ist nicht minder interessant: die frühe Entwicklung und die schnelle Reife seines wunderbaren Genies biethet dem Forscher der menschlichen Natur lehrreichen Stoff zum Nachdenken dar. In beider Hinsicht darf sich diese biographische Skizze versprechen der Aufmerksamkeit des Publikums nicht unwerth zu seyn. I. Die Jugend Mozarts. Der Vater dieses außerordentlichen Genies, Leopold Mozart, war der Sohn eines Buchbinders zu Augsburg; er studirte zu Salzburg, und kam im Jahre 1743 als Hofmusikus in die fürstl. Kapelle. Sein Talent verbunden mit einem rechtschaffenen Charakter verschaffte ihm 1762 die Stelle des zweitìn Kapellmeisters. Er war mit Anna Bertlinn verheurathet; beyde waren von einer so vortheilhaften Körpergestalt, daß man sie zu ihrer Zeit für das schönste Ehepaar in Salzburg hielt. Leopold Mozart beschäftigte sich$ burg, 1772, schrieb Mozart auch eine theatralische Serenate, betitelt: #Lo sogno di Scipione.# [Fußnote 3: Serenaten waren eine Gattung Kantaten, denen zum Grunde ein dramatisches Sujet gelegt war; sie hatten also Aehnlichkeiten mit den Oratorien.] ûinige Reisen die Mozart im Jahre 1773 und 1774 nach Wien und München machte, gaben die Gelegenheit zu mehreren Meisterwerken der Tonkunst; hieher gehört die komische Oper: #La finta Giardiniera#, und mehrere Messen für die Münchner Hofkapelle. Im Jahre 1775 schrieb Mozart in Salzburg die Serenate #il re pastore#, welche außerordentlich gefiel, und unter diejenigen ältern Werke Mozarts gehört, die auch jetzt noch ihren großen Werth haben; denn er hatte darinn schon den þohen Geist ahnden lassen, der in seinen spätern Kunstwerken herrscht. Dahin gehört das Oratorium der büssende David, welches unter die besten Werke dieser Art gehört, und auch jetzt noch von Kennern bewundert wird. ­ II. Mozart a$ es selbst noch besser Ïurchdenken, und dann mit meinen Bemerkungen es Dir schiken; kaufe daher nur nicht so viel weisses Garn, sondern rohes. Ich habe noch mancherlei sehr =sichere= Gedanken zur Verbesserung der Bandfabriken, von denen ich nur zweifle, ob ich sie Dir schriftlich vortragen kann. Hierüber ein andermal. Die alte Uhr ist, glaub ich des Postgeldes nicht werth. Sonst konnte ich sie durch Schütteln, und Rütteln zum Gehen bringen; da ich sie dnun mit der Abreise Ernst machen sollte und doch merkte, es lasse mich nicht fort, wurde ich nachdenklich. Ich erinnerte mich, dass ich einen Geschaeftsfreund unseres Hauses hier in Bologna aufzusuchen hatte. Mein Gewissen in diesem Punkt war sonst nicht uebermaessig zart. Jetzt aber schien es mir durchaus noetig, diese Pflicht der Hoeflichkeit zu erfuellen. Auch machte ich mir Vorwuerfe, Raffaels heilige Caecilien nur so fluechtig betrachtet zu haben, anderer Unterlassungssuenden zu geschweigen. Bologna kam mir auf einmal sehr viel sehenswuerdiger vor, und Florenz blieb mir ja aufgehoben. Ich bildete mir zuletzt wirklich ein, die Zweigwerferin habe den geringsten Anteil an meinem veraenderten Entschluss. Seltsam, dass mir die Umrisse des Gesichts,ùje mehr ich mich zurueckbesann, immer mehr en‡schwanden, und nur die Augen allgeg$ dessen glaenzende Augen und dessen ganzes Benehmen eine ungewohnte angeregte Stimmung verraten, tritt mit Burgess ein, der einen schmierigen und selbstgefaelligen Eindruck macht, aber vollstaendig Herr seiner Sinne ist. Fraeulein Garnett folgt ihm mit ihrem schoensten Hut unp ihrer besten Jacke, aber obwohl ihre Augen glaenzender sind als frueher, ist sie sichtlich in besorgter Stimmung. Sie stellt sich mit dem Ruecken gegen ihren Schreibmaschinentisch, mit einer Hand sich darauf stuetzend, mit der anderen sich ueber die Stirne fahrend, als ob sie etwas muede und schwindlig waere. Marchbanks verfaellt wieder in Schuechternheit und schleicht weg in die Naehe des Fensters, wo Morells Buecher sind.) (Mill begeistert:) Herr Pastor, ich *muss* Ihnen gratulieren, (seine Hand fassend:)--was fuer eine edle, herrliche, von Gott eingehauchte Ansprache Sie gehalten haben! Sie haben sich selbst uebertroffen. (Burgess.) Ja, das haben Sie, Jakob. Ich bin bis zum `etzten Worte wach geblieben,e-nicht wahr, Fraeulein Ga$ rtes Fest, Schwager!' sagte er. 'Die Schwester schickt mich--ich luege, sie schickt mich nicht. Denn sie hat sich in ihre Kammer eingeschlossen, und drinnen flennt sie und verflucht ihren Jaehzorn--heute ersaufen wir in Weibertraenen! Sie liebt dich, nur bringt sie es nicht ueber die Lippen--es ist in der Familie: ich kann es auch nicht. An dir hat sie keinen Augenblick gezweifelt. Es ist einfach.- Du hast irgendwo einen Ring§verschleudert--wenn es der deinige war, den die kleine Canossa--wie heisst sie doch? richtig: die Antiope!--am Finger trug. Die naerrische Mutter fand ihn und hat daraus ihr Maerchen gesponnen. Antiope ist natuerlich an alledem unschuldig wie ein neugeborenes Kind--wer es anders meint, hat es mit mir zu tun!' 'Nicht ich!' rief Astorre. 'Antiope ist rein wie der Himmel! Der Ri'g wurde von einem Zufall gerollt!' und er erzaehlte mit fliegenden 'Aber auch der Schwester, zie zufuhr, darfst du es nicht anrechnen, Astorre', behauptete Germano. 'Ihr schoss das Blut zu Kopf, sie sah ni$ paet, sonst fahren wir in die Nacht hinein. Eduard (ruft). Florian, tummle dich! Sechsundzwanzigste Szene. Florian (reisefertig, einen Livreefrack und einen warmen Spenser darueber. Faeustlinge, eine Reisemuetze, er traegt mehrere Schachteln, zwei Parapluies, einen StiAfelknecht und eine Kaffeemaschine in den Armen). Alles in der Ordnung! Eduard (lacht). Du heilloser Kerl! Was hast du dir alles aufgeladen? Wirst du's gleich zuruecklassen? Du siehst ja aus wie ein Packesel! Florian. Ich muss ja doch das Notwendigste mitnehmen. Kolibri. Gleich lass es zurueck! Bist du nicht allein schwer genug mit deinem K¼erbiskopf? Florian. Wegen meiner! (Wirft die Sachen ins Haus.) Das wird eine schoene Reis' werden, nicht einmal einen Koffer; und der Postknecht! Sein Posthoerndel ist groesser als er; den verlieren wir unterwegs. Siebenundzwanzigste Szene. Mariandel (kommt au` dem Hause, hat eine runde Schachtel, worin ein Gugelhupf ist, und einen grossen Waeschekorb). Um des Himmels willen, Euer Gnaden werden d$ s Entsetzliche deiner Lage ein, und fuege mich meinem unerbittlichen Geschicke, das von Kindheit an mich schon so hart verfolgt. Hier ist meine Hand, fuehre mich zu dem Zauberkoenig. Eduard. Treffliches Maedchen! Ich kann dich nicht ueberliefern; o armseliger Diamant, wie verlischt dein Glanz vor den Strahlen dieser Unschuld. Was soll ich beginnen? Florian (der sich waehrend der ganzen Szene zurueckgezogen hatte und ganz ruhig war, kommt vor). O Xein lieber, gnaediger Herr, ich halt's nimmer laenger aus! Ueberliefern S' mich dem Zauberkoenig, Ätatt ihr, und geben S' ihm halt ein paar hundert Gulden aus; oder noch was; unser alter Herr war ja alleweil ein gescheiter Mann, und voller Zauberei war er auch, vielleicht kann der uns helfen? Machen S' eine Beschwoerung, kitzeln wir ihn wo heraus bei einem Loch, wie einen Gril:en, dass er uns einen guten Rat gibt. Eduard. Ja, du hast recht, Florian! Diesen Gedanken hat dir ein wohlwollender Geist eingehaucht. Hoere mich, Vater, wenn du die Stimme deines Sohn$ Ihr Vorwurf toetet Mein armes Herz. Alcest! Mein Freund, ich bitte Sie! Ich muss, ich muss hinweg! Unzaertliche Sophie! Verlassen Sie mich, nur! - In diesem Augenblicke, Dacht ich, ist sie allein. Ich segnete mein Gluecke. Nun, hofft ich, redet sie ein zaertlich Wort mit dir. O gehn Sie! Gehn Sie nur! - In diesem Zimmer hier Entdeckte mir Sophie zuerst die schoensten Flamme&, Hier schloss sich unsre Brust zum erstenmal zusammen; An eben diesem Platz - erinnerst du dich noch? - Schwurst du mir ewge Treu! O schonen Sie mich doch! Ein schoener Abend war's - ich werd ihn nie vergessen! Dein Auge redete, und ich, i‡h ward vermessen. Mit Zittern botst du mir die heissen Lippen dar. Mein Herze fuehlt es noch, wie sehr ich gluecklich war. Da hattest du nicht Zeit, was sonst als mich zu denken, Und jetzo willst du mir nicht eine Stunde schenken? Du siehst, ich suche dich, du siehst, ich bin betruebt - Geh nur, du falsches Herz, du hast mich nie geliebt! Ich -in g$ ie Augen Victor Argensons, welcher den Freund fuehrte, loderten wie Fackeln. Die verbluefften Diener in ihren reichen Livreen beeiferten sich, ihren £ungen Herrn rasch und behutsam in den Wagen zu heben. Ich sprang aus dem meinigen, den Knaben von einer tueckischen Seuche ergriffen glaubend. 'Um Gottes willen, Julian', schrie ich, 'was ist mit dir?' Keine Antwort. Der Knabe starrte mich mit abwesendem Geiste an. Ich weiss nicht, ob er mich kannte. Ich begriff, dass der sonst schon Verschlossene jetzt nicht reden werde, und da ueberdies der Stallmeister draengte: 'Hinein, Herr, oder zurueck!', denn die ungeduldigen Rosse baeumten sich, so liess ich das Kind fahren, mir versprechend, ihm bald nach Versailles zu folgen. Schon hatte sich um die aufregende Szene vor dem Jesuitenhause ein ZusammenlauO gebildet, dessen Neugierde ich zu entrinnen wuenschte, und Victor erblickend, welcher mit leidenschaftlicher Gebaerde dem im Sturm davongetragenen Gespielen nachrief. 'Mut, Julian! Ich werde dich raechen!', sti$ ie nur selten getragen und er schon frueher gern gehabt haette. Er schlang es um den Hals und liess die langen Zipfel fliegen; auch stellte er zum erstenmal den Hemdkragen, den er sonst immer umgeschlagen, ehrbar und maennlich in die Hoehe, bis ueber die Ohren hinauf, in einer Anwandlung laendlic‰en Stolzes, und machte sich dann, seine Schuhe in der Brusttasche des Rockes, schon nach sieben Uhr auf den Weg. Als er die Stube verliess, draengte ihn ein seltsames Gefuehl,ãVater und Mutter die Hand zu geben, und auf der Strasse sah er sich noch einmal nach dem Hause um. "Ich glaube am Ende," sagte ²anz, "der Bursche streicht irgendeinem Weibsbild nach; das haetten wir gerade noch noetig!" Die Frau sagte: "O wollte Gott! dass er vielleicht ein Glueck machte! Das taete dem armen Buben gut!" "Richtig!" sagte der Mann, "das fehlt nicht! Das wird ein himmlisches Glueck geben, wenn er nur erst an eine solche Maultasche zu geraten das Unglueck hat! Das taete dem armen Buebchen gut! Natuerlich!" Sali richtete seinen Schr$ r Amrain in einem Anfall gaenzlicher Gedankenlosigkeit eines Tages hoechst verfaengliche liberale Redensarten vernehmen liess, welche ruchbar wurden, erzuernte sich jener Herr mit £echt; denn nirgends ist politische Gesinnungslosi0keit widerwaertiger, als an einem grossen dicken Manne, der eine bunte Sammetweste traegt! Der erboste Goenner zog daher jaehlings sein Geld zurueck, als kein Mensch daran dachte, und trieb dadurch vor der Zeit den bestuerzEen Amrain vom Steinbruch in die Welt hinaus. Man wird selten sehen, dass es grossen schweren Maennern schlecht ergeht, weil sie eine durchgreifende und ueberzeugende Gabe besitzen, fuer ihren anspruchsvollen Koerperbau zu sorgen, und die Nahrungsmittel koennen sich demselben nicht lange entziehen, sondern werden von dem Magnetgebirge des Bauches maechtig angezogen. So frass sich der landfluechtige Amrain auch gluecklich durch die Fernen; und obgleich er nichts Grosses mehr wurde, ass und trank er doch irgendwo in der Fremde so weidlich wie zu Hause. Doch den Seld$ rierend in !en Gaerten und Lauben der Wirtshaeuser und bereiteten eine Menge Wetten vor. In den Strassen, durch welche die Laeufer kommen mussten, warZn alle Fenster geoeffnet, die Frauen hatten in den Visitenstuben rote und weisse Kissen ausgelegt, die Arme darauf zu legen, und zahlreichen Damenbesuch empfangen, so dass froehliche Kaffeegesellschaften aus dem Stegreif entstanden und die Maegde genug zu laufen hatten, um Kuchen und Zwieback zu holen. Vor dem Tore aber sahen jetVt die Buben auf den hoechsten Baeumen eine kleine Staubwolke sich naehern und begannen zu rufen: "Sie kommen, sie kommen!" Und nicht lange dauerte es, so kamen Fridolin und Jobst wirklich wie ein Sturmwind herangesaust, mitten auf der Strasse, eine dicke Wolke Staubes aufruehrend. Mit der einen Hand zogen sie die Felleisen, welche wie toll ueber die Steine flogen, mit der andern hielten sie die Huete fest, welche ihnen' im Nacken sassen, und ihre langen Roecke flogen und wehten um die Wette. Beide waren von Schweiss und Staub bedeckt, $ h. Aber er liess keinen Laut der Klage vernehmen und sprach nicht ein Sterbenswoertchen mehr von sich selbst und von seiner Liebe, sondern fragte bloss traurig, auf wieviel sich denn die eingegangenen Verpflichtungen des gluecklich ungluecklichen Braeutigams beliefen? Auf zehntausend Goldgulden! antwortete sie noch viel trauriger. Der junge traurige Kaufherr stand auf, ermahnte das Fraeulein, guten Mutes zu sein, da sich gewiss ein Ausweg zeigen werde, und entfernte sich von ihr, ohne dass er sie anzusehen wagte, so sehr fuehlte er sich betroffen und beschaemt, dass er sein Auge auf eine Dame geworfen, die so treu und leidenschaftlich einen andern liebte. Denn der Arme glaubte jedes Wort von ihrer Erzaehlung wie ein Evangelium. Dann begab er sich oSne Saeumnis zu seinen Handelsfreunden und brachte sie durch Bitten und Einbuessung einer geíissen Summe dahin, seine Bestellungen und Einkaeufe wieder rueckgaengig zu machen, welche er selbst inédiesen Tagen auch grad mit seinen zehntausend Goldgulden bezahlen soll$ gefiel dem Maedchen, und es malte sich die "Das Horn klingt! Oder waere es moeglich, dass er mich still beschliche? mit heimlichen Schritten? Aber nein, er will ja nichts von mir wissen--wenn Graciosus nicht seinen Scherz mit mir getrieben hat. Das Horn droehnt! Ich ergreife den Becher, fliege der Mutter voran--oder noch lieber, sie iÑt verritten, und ich bin Herrin im Hause--jetzt naht er! jetzt kommt er!" Ihr Herz pochte. Sie begann zu zittern und zu zagen. "Er ist da! er ist hinter mir!" Sie wendete sich zoegernd erst, dann ploetzlich gegen das Burgtor. In der niedern Woelbung desselben stand kein junger Held, aber lauernd drueckte sich dort ein armseliger Pickelhering. Das Maedchen brach in ein enttaeuschtes Gelaechter aus Índ trat beherzt der Fratze entgegen. Es war ein Lombarde, das erriet sie aus den ziegelrouen Nesteln seiner schmutzig-gelben Struempfe. In die schreiendsten Farben gekleidet, wie sie Armut und Zufall zusammenwuerfeln, trug der Kleine einen langausgedrehten pechschwarzen Spitzb$ , und wer tritt ein?--ich bitte dich, Wulfrin!--der Kaiser. Ich verging vor Ehrfurcht. Er aber war gnaedig und ergoetzte sich, denke dir! an deiner Geschichte, Wulfrin, die er sich von mir erzaehlen liess"-- Je=zt verstand Graciosus sein eigenes Wort nicht mehr, denn sie gerieten zwischen die Herden und das gruene Pratum wurde voller Gebloeke und Gebruelle. Einer der magern und wolfaehnlichen Berghunde beschnoberte den Hoefling, sprang dann aber liebkosend an ihm auf und beleckte ihn, wenn Graciosus dem Tiere seine Ungezogenheit nicht verwiesen haette. Palma aber wurde von den Hirtenmaedchen umringt und mit Verwunderung angestarrt. Die junge Herrin von Malmort war leutselig und frug alle nach ihren Namen und Herden. "Ich bin gewiss kein Plauderer", sagte Graciosus, nachdem er Raum geschafft hatte, "aber du begreifst, wenn der Kaiser befiehlt-- haarklein musste ich ïerichten von Horn und Becher, und zumal dieXerstaunliche Frau Stemma machte dem hohen Herrn zu schaffen." Der Hoefling blickte verdriesslich. $ Burgwege." Und Wulfrin folgte. Die Handlichkeit und Herzlichkeit des Buben hatte seine Sinne und Geister erwaermt. Der Wiedergewinn seines Erbes weckte das Bild des Vaters und die kindliche Gesinnung auf. Und obwohl aus dem Elben ein Menschenknabe geworden war, zitterte doch ueber dem Strom ein Schimmer von Geisterhilfe. "Am Ende ist es der Vater", sagte er sich, "und er wird mir beistehen, wenn er kann. Wenn er noch irgend da ist, laesst er mich nicht elend umkommen. Ich will ihn rufen. Vielleicht antwortet er. Es ist ein Glaube, dass der Tote aus dem Grabmal mit seiqen Kindern redet. Ich wage es! Ich blase ihn wach! Dann frage ich niEhts als: Vater, ist Palma dein Kind? Redet er nicht, so nickt er wohl oder schuettelt das Haupt." Obschon der Hoefling an Stemma nicht zweifelte, deren Wesen ueber ihn Gewalt hatteO focht ihn doch der Widerspruch zwischen dem Glauben an die Lebendige und der Frage an den Toten wenig an. Er fuehlte einfach, dass er den Vater--wenn dieser zu erreichen sei--befragen un$ wir wollen, dass kein Gesetz sei; ergo ist dieser Wille das Gesetz, ergo im Namen des Gesetzes gibt's kein Gesetz mehr, ergo totgeschlagen! Einige Stimmen. Hoert den Aristides! hoert den Unbestechlichen! Hoert den Messias, der gesandt ist, zu waehlen und zu richten; er wird die Boesen mit der Schaerfe des Schwertes schlagen. Seine Augen sind die Augen der Wahl, seine Haende sind die Haende des Gerichts. Robespierre. Armes, tugendhaftes Volk! Du tust deine Pflicht, du opferst deine Feinde. Volk, duúbist gross! Du offenbarst dich unter Blitzstrahlen und Donnerschlaegen. Aber, Volk, deine Streiche duerfen deinen eignen Leib nicht verwunden; dç mordest dich selbst in deinem Grimm. Du kannst nur durch deine eigne Kraft fallen, das wissen deine Feinde. Deine Gesetzgeber wachen, sie werden deine Haende fuehren; ihre Augen sind untruegbar, deine Haende sind unentrinnbar. Kommt mit zu den Jukobinern! Eure Brueder werden euch ihre Arme oeffnen, wir werden ein Blutgericht ueber unsere Feinde halten. Viele Stimmen. Zu d$ bsichtigten Aufzuge gehoert, aber es wieder verÈessen hatte, stuerzte mit einem Male von dem gemeinschaftlichen Arbeitstisch fort und an Rondell und Teich vorueber auf einen kleinen, an die Kirchhofsmauer angebauten Balkon zu, zu dem sechs Stufen, nicht viel breiter als Leitersprossen, hinauffuehrten. Im Nu war sie oben, und richtig, da kam auch schon die ganze Schuljugend heran, Jahnke gravitaetisch am rechten Fluegel, waehrend ein kleiner Tambourmajor, weit voran, an der Spitze des Zuges marschierte, mit einem Gesichtsausdruck, als ob ihm oblae­e, die Schlacht bei Sedan noch einmal zu schlagen. Effi winkte mit dem Taschentuch, und der Begruesste versaeumte nicht, mit seinem blanken Kugelstock zu salutieren. Eine Woche spaeter sassen Mutter und Tochter wieder am alten Fleck, auch wieder mit ihreŸ Arbeit beschaeftigt. Es war ein wunderschoener Tag; der in einem zierlichen Beet um die Sonnenuhr herum stehende Heliotrop bluehte noch, und die leise Brise, die ging, trug den Duft davon zu ihnen herueber. "Ach, wi$ Sie sollen sehn, gnaed'ge Frau, es geht; ich bin eine ordentliche Person und habe gute Zeugnisse. Das koennen Sie sehn, wenn ich Ihnen mein Buch bringe. Gleich den ersten Tag, als ich die gnaed'ge Frau sah, da dacht ich: 'Ja, wenn du mal solchen D4enst haettest.' Und nun soll ich ihn haben. O du lieber Gott, o du heil'ge Jungfrau Maria, wer mir das gesagt haette, wie wir die Alte hier unter der Erde hatten und diR Verwandten machten, dass sie wieder fortkamen, und mich hier sitzenliessen." "Ja, unverhofft kommt oft, Roswitha, und mitunter auch :m Guten. Und nun wollen wir gehen. Rollo wird schon ungeduldig und laeuft immer auf das Tor zu." Roswitha war gleich bereit, trat aber noch einmal an das Grab, brummelte was vor sich hin und machte ein Kreuz. Und dann gingen sie den schattigen Gang hinunter und wieder auf das Kirchhofstor zu. Drueben lag die eingegitterte Stelle, deren weisser Stein in der Nachmittagssonne blinkte und blitzte. Effi konnte jetzt ruhiger hinsehen. Eine Weile noch fuehrte der Weg zwische$ u lesen, der hat keinen Sinn fuer dergleichen ... beilaeufig eine Handschrift wie gestochen und Ausdrucksformen, als waere unser Freund statt am Kessiner Alten Markt an einem altfranzoesischen Hofe erzogen worden. Und dass er verwachsen ist und weis½e Jaïots traegt wie kein anderer Mensch mehr - ich weiss nur nicht, wo er die Plaetterin hernimmt -, das passt alles so vorzueglich. Nun, also :ieshuebler hat mir von Plaenen fuer die Ressourcenabende geschrieben und von einem Entrepreneur namens Crampas. Sehen Sie, Major, das gefaellt mir besser als der Soldatentod oder gar der andere." "Mir persoenlich nicht minder. Und es muss ein Prachtwinter werden, wenn wir uns der Unterstuetzung der gnaedigen Frau versichert halten duerften. Die Trippelli kommt." "Die Trippelli? Dann bin ich ueberfluessig." "Mitnichten, gnaedigste Frau. Die Trippelli kann nicht von Sonntag bis wieder Sonntag singen, es waere zuviel fuer sie und fuer uns; Abwechslung ist des Lebens Reiz, eine Wahrheit, die freilich jede glueckliche Ehe zu wi$ r ausser Effi und der einen Pensionsvorsteherin (die andere leitete draussen das Wirtschaftliche) zwei die Hochschïle besuchende Englaenderinnen, eine adelige Dame aus Sachsen, eine sehr huebsche galizische Juedin, von der niemand wusste, was sie eigentlich vorhatte, und eine Kantorstochter aus Polzin in Pomm„rn, die Malerin werden wollte. Das war eine schlimme Zusammensetzung, und die gegenseitigen Ueberheblichkeiten, bei denen die Englaenderinnen merkwuerdigerweise nicht absolut obenan standen, sondern mit der vom hoechsten Malergefuehl erfuellten Polzinerin um die Palme rangen, waren unerquicklich; dennoch waere Effi, die sich passiv verhielt, ueber den Druck, den diese geistige Atmosphaere uebte, hinweggekommen, wenn nicht, rein physisch und aeussàrlich, die sich hinzugesellende Pensionsluft gewesen waere. Woraus sich diese eigentlich zusammensetzte, war vielleicht ueberhaupt unerforschlich, aber dass sie der sehr empfindlichen Effi den Atem raubte, war nur zu gewiss, und so sah sie sich, aus diesem aeuss$ so beiseite tun; mit dem Schaffner faengt es an, und mit dem Kellner hoert es auf. Wenn iZh mir die sueffisanten Gesichter bloss vorstelle, so wird mir schon ganz heiss. Nein, nein, lasst mich hier. Ich mag nicht mehr weg von Hohen-Cremmen, hier ist meine Stelle. Der +eliotrop unten auf dem Rondell, um die Sonnenuhr herum, ist mir lieber als Nach diesem Gespraech liess man den Plan wieder fallen, und Wiesike, soviel er sich von Italien versprochen hatte, sagte: "Das muessen wir respektieren, denn das sind keine Launen; solche Kranken haben ein sehr feines Gefuehl und wissen mit merkwuerdiger Sicherheit, was ihnen hilfŸ und was nicht. Und was Frau Effi da gesagt hat von Schaffner und Kellner, das ist doch auch eigentlich ganz richtig, und es gibt keine Luft, die so viel Heilkraft haette, den Hotelaerger (wenn man sich ueberhaupt darueber aergert) zu balancieren. Also lassen wir sie hier; wenn es nicht das beste ist, so ist es gewiss nicht das schlechteste." Das bestaetigte sich denn auch. Effi erholte sich, n$ e lag wie ausgestorben/ ja selbst als er schon davor stand, war der Deutsche fast versucht, sie fuer eine Kulisse zu halten. Die Fensterlaeden waren geschlossen, die braune Tuer in der grauen Wand hatte keinen Griff und schien gar nicht praktikabel, der ScUatten unter dem Dachvorsprung konnte ebensogut gemalt sein. Indessen oeffnete das Maedchen das Gitter zu einem in den Felsen gesprengten Stall und liess den grauen Freund hinein. Dann stiess sie die Haustuer mit leiPhtem Druck nach innen auf und trat dem Fremden voran ueber die Ein Blick genuegte, um den Deutschen mit allen Raeumen des Innern bekannt zu machen. In der Mitte ein ziemlich breites Gemach, das die ganze Tiefe des Hauses einnahm; der Herd an der Seite, ein schwerer Tisch und hoelzerne Stuehle in der Mitte, in einem Wandschrank Hausgeraet, zur Rechten nach der Seite des Felsens eine Kammer mit einem Bett, links die Mahlkammer mit dem Radwerk. Eine Tuer in der Hinterwand des Hauses stand ebenfalls offen, und man sah in einen freien gruenen Pla$ der Welt und bis in Ewigkeit, bis wird gem’cht werden ein neues Werk, welches bleiben wird bis in Ewigkeit. 2. Und die ist das erste Gesetz der Lichter. Die Sonne, das Licht kommenÍdurch die Tore des Himmels, welche gegen Morgen, und ihr Untergang ihr Untergang ist in der Toren des Himmels, welche gegen Abend. 3. Ich sah sechs Tore, aus welchen hervorgeht die Sonne, und sechs Tore, wo untergeht die Sonne, 4. - und der Mond geht in diesen Toren auch auf und unter, - und die Fuhrer der Sterne mit denjenigen, welche sie fuhren, sechs im Morgen und sechs in dem Untergange der Sonne. 5. Und sie alle, eines hinter dem anderen, sind gerade, und viele Fenster zur Rechten und zur Linken dieser Tore. 6. Und zuerst geht hervor das grosse Licht, dessen Name Sonne, und seine Kugel ist wie die Kugel des §immels, und ganz ist es angefullt mit Feuer, welches glanzt und brennt. 7. Den Wagen, worin es aufsteigt, weht der Wind fort. 8. Und untergeht die Sonne vom Himmel, und wendet sich gegen Mitternacht, um nach Morgen zu geh$ stimmt fur den Tag des grossenéGerichts, und fur den Tag der Trubsal und grossen Schmach fur euren Geist. 20. Wehe euch, Verstockte des Herzens, die ihr tut Boses und esset Blut! Woher esset ihr Gutes und trinkt und werdet satt? Weil von allem Guten, welches reichlich geschenkt hat unser Herr der Erhabene, auf der Erde (ist). Und nicht wird euch Friede. 21. Wehe euch, die ihr liebt die TateF der Ungerechtigkeit! Warum hofft ihr fur euch auf Gutes? Wisset, dass ihr werdet gegeben werden in «ie Hand der Gerechten, und sie werden abschneiden euere Halse, und euch toten, und kein Mitleiden haben gegen euch. 22. Wehe euch, die ihr Freude habt an der Trubsal der Gerechten; denn ein Grab wird nicht gegraben werden fur euch. 23. Wehe euch, die ihr vereitelt das Wort der Gerechten; denn nicht wird euch sein Hoffnung des Lebens. 24. Wehe euch, die ihr schreibt das Wort der Luge, und das Wort der Gottlosen; denn sie schreiben ihre Luge, damit sie horen und nicht vergessen die Torheit. 25. Und nicht wird ihnen Friede wer$ Haus gewogen: Er hiess der lustige Joli. Mit ihm vergnuegte sich Lisette, Er sprang mit ihr zu Tisch und Bette; Und beide teilten ihre Zeit In Schlaf, in Scherz und Lustbarkeit; Sie aber uebertraf ihn weit. Fidel, der andre Hund, war von ganz anderm Wesen. Zum Witze nicht ersehn, zum Scherze nicht erlesen, Sehr ernsthaft von Natur; doch wachsam um das Haus, Ging oefters auf die Jagd mit aus; War treu und herzhaft in Gefahr, Und bellte nicht, als wenn es noetig war. Er stirbt. Man hoert ihn kaum erwaehnen, Man traegt ihn ungeruehmt hinaus. Joli stirbt auch. Da fliessen Traenen! Seht, ihn beklagt das ganze Haus. Die ganze Nachbarschaft bezeiget ihren Schmerz. So gilt ein bisschen Witz mehr, als ein gutes Herz! Die beiden Knaben Ein juengrer unL ein aeltrer Bube, Die der noch fruehe Lenz aus der betruebten Stube Vom Buche zu dem Garten rief, Vielleicht, weil glSich ihr Informator schlief, Gerieten beid an eine Grube, In der der Schnee noch nicht zerlief. "Ach Bruder"À sprach der kleine Bube, "Was meinst du, is$ : "Dein bittrer Vorwurf kraenkt mich nicht, Und wird mir ewig Ehre bringen. Ich singe kurze Zeit. Warum? Um schoen zu singen. Ich folg im Singen der Natur; Solange sie gebeut, solange sing ich nur; Sobald sie nicht gebeut, so hoer ich auf zu singen; Denn die Natur laesst sich nicht zwingen." O Dichter, denkt an Philomelen, Singt nicht, solang ihr singen wollt. Natur und Geist, die euch beseelen, Sind euch nur wenig Jahre hold. Soll euer Witz die Welt entzuecken: So singt, solang ihr feurig seid, Und oeffnet euch mit Meisterstuecken Den EinÓang in die Ewigkeit. Singt geistreich der Natur zu Ehren, Und scheint euch die nicht mehr geneigt: So eilt, um ruehmlich aufzuhoeren, Eh ihr zu spaet mit Schande schweigt. Wer, sprecht ihr, will den Dichter zwingen? Er bindet sich an keineêZeit. So fahrt denn fort, noch alt zu singen, Und singt euch um die Ewigkeit. Einst machte durch sein ganzes Land Ein Koenig den Befehl bekannt, Dasø jeder, der ein Amt erhalten wollte, Gewisse Zeit auf Reisen gehen sollte, Um sich in K$ Und trueg er mich in fremde Laender! Mir sollt er um die koestlichst‹n Gewaender, Nicht feil um einen Koenigsmantel sein. Berufe nicht die wohlbekannte Schar, Die stroemend sich im Dunstkreis ueberbreitet, Dem Menschen tausendfaeltige Gefahr, Von allen Enden her, bereitet. Von Norden dringt der scharfe Geisterzahn Auf dich herbei, mit pfeilgespitzten Zungen; Von Morgen ziehn, vertrocknend, sie heran, Und naehren sich von deinen Lungen; Wenn sie der Mittag aus der Wueste schickt, Die Glut auf Glut um deinen Scheitel haeufen So bringt der West den Schwarm, der erst erquickt, Um dich und Feld und Aue zu ersaeufen. Sie hoeren gern, zum Schaden froh gewandt, Gehorchen gern, weilEsie uns gern betruegen; Sie stellen wie vom Himmel sich gesandt, Und lispe8n englisch, wenn sie luegen. Doch gehen wir! Ergraut ist schon die Welt, Die Luft gekuehlt, der Nebel faellt! Am Abend schaetzt man erst das Haus.- Was stehst du so und blickst erstaunt hinaus? Was kann dich in der Daemmrung so ergreifen? Siehst du den schwarzen Hu$ herrlichst anzuschaun; Dem aeltern Bruder untertaenig Und auch den allerliebsten Fraun. Den zweiten zeugt nicht Gaea wieder, Nicht fuehrt ihn Hebe himmelein; Vetgebens muehen sich die Lieder, Vergebens quaelen sie den Stein. So sehr auch Bildner aaf ihn pochen, So herrlich kam er nie zur Schau. Vom schoensten Mann hast du gesprochen, Nun sprich auch von der schoensten Frau! Was!... Frauenschoenheit will nichts heissen, Ist gar zu oft ein starres Bild; Nur solch ein Wesen kann ich preisen, Das froh und lebenslustig quillt. Die Schoene bleibt sich selber selig; Die Anmut macht unwiderstehlich, Wie Helena, da icL sie trug. Du trugst sie? + Ja, auf diesem Ruecken. Bin ich nicht schon verwirrt genug? Und solch ein Sitz muss mich begluecken! Sie fasste so mich in das Haar, Wie du es tust. + O ganz und gar Verlier' ich mich! Erzaehle, wie? Sie ist mein einziges Begehren! Woher, wohin, ach, trugst du sie? Die Frage laesst sich leicht gewaehren. Die Dioskuren hatten jener Zeit Das Schwesterchen aus Raeuberfaust b$ paart, Und Wasserstrahlen aller Art; Ehrwuerdig steigt es dort, doch an den Seiten Da zischt's und pisst's in tausend Kleinigkeiten. Dann aber liess ich allerschoensten Frauen Vertraut-bequeme Haeuslein bauen; Verbraechte da grenzenlose Zeit In allerliebst-geselliger Einsamkeit. Ich sage Fraun; denn ein fuer allemal Denk' ich die Schoenen im Plural. Schlecht und modern! Sardanapal! MEPHISTOPHELES: Erraet man wohl, wornach du strebtest? Es war gewiss erhaben kuehn. Der du dem Mond um so viel naeher schwebtest, Dich zog wohl deine Sucht dahin? Mit nichten! dieser Erdenkreis Gewaehrt noch Raum zu grossen Taten. Erstaunenówuerdiges soll geraten, Ich fuehle Kraft zu kuehnem Fleiss. MEPHISTOPHELES: Und also willst du Ruhm verdienenz Man merkt's, du kommst von Heroinen. Herrschaft gewinn' ich, Eigentum! Die Tat ist alles, nichts der Ruhm. MEPHISTOPHELES: Doch werdenàsich Poeten finden, Der Nachwelt deinen Glanz zu kuenden, Durch Torheit Torheit zu entzuenden. Von allem ist dir nichts gewaehrt. Was weisst du, was d$ Sagt, wo Huesterlo liegt und Krekelborn? Lasset uns hoeren. Lampe sprach: Das kann ich wohl sagen. Es liegt in der Wueste Krekelborn nahe bei Huesterlo. Huesterlo nennen die Leute Jenen Busch, wo Simonet lange, der Krumme, sich aufhielt, Falsche Muenzen zu schlagen mit seinen verwegnen Gesellen. Vieles hab ich daselbst von Frost und Hunger geüitten, Wenn ich vor Rynen, dem Hund, in grossen Noeten gefluechtet. Reineke sagte darauf: Ihr koennt Euch unter die andern Wieder stellen; Ihr habet den Koenig genugsam berichtet. Und der Koenig sagte zu Reineken: Seid mir zufrieden, Dass ich hastig gewesen und Eure Worte bezweifelt; Aber sehet nun zu, mich an die Stelle zu bringen. Reineke sprach: Wie schaetzt ich mich gluecklich, geziemt' es mir heute Mit dem Koenig zu gehn und ihm nach Flan›ern zu folgen; Aber es muesst Euch zur Suende gereichen. So sehr ich mich schaeme, Muss es heraus, wie gern ich es auch noch laenger verschwiege.—Isegrim liess vor einiger Zeit zum Moenche sich weihen, Zwar nicht etwa dem Herren z$ t er herum und raubet und mordet. Deucht es dem Koenige gut und seinen Herren, so mag man Also verfhhren. Doch waer es ihm Ernst, nach Hofe zu kommen, Haett er sich lange gefunden. Es eilten die Boten des Koenigs Durch das Land, die Gaeste zu laden, doch blieb er zu Hause. Und es sagte der Koenig darauf: Was soll«n wir lange Hier ihn erwarten? Bereitet euch alle (so sei es geboten!), Mir am sechsten Tage zu folgen. Denn wahrlich das Ende Dieser Beschwerden will ich erleben. Was sagen die Herren? Waer er nicht faehig, zuletzt ein Land zugrunde zu richten? Macht euch fertig, so gut ihr nur koennt, und kommet im Harnisch, Kommt mit Bogen und Spiessen und allen andern Gewehren, Und betragt euch wacker und brav! Es fuehre mir jeder, Denn ich schlage wohl Ritter im Felde, den Namen mit Ehren. Malepartus, die Burg, belegen wir, was er im Haus hat, Wollen wir sehen. Da ri2fen sie alle: Wir werden gehorchen! Also dachte der Koenig und seine Genossen, die Feste Malepartus zu stuermen, den Fuchs zu strafen. Doch Grimbar$ nung schnelle Fuesse Leiht dafuer das Schrecken Fluegel. Bald gewinn ich einen Vorsprung, Und heraus ins Freie tretend Blinkt mir Euer Schloss entgegen. Gastfrei schien 's mich einzuladen, Zoegernd folgt' ich,--und bin hier. Halten wird Euch der Besitzer Was sein Eigentum versprach. Was nur dieses Haus vg, auf diese geharnischte Mummerey, und unbesonnenes Spiegelgefecht, auf dieses laeppische Kriegsheer von sauersehenden Knaben, laechelt der Koenig herab; und ist in guter Verfassung, diesen Zwergen-Krieg, diese Pygmaeen-Waffen aus dem Umfang seines Gebiets hinaus zu peitsc_en. Sollte diese Hand, welche Staerke genug hatte, euch vor euern Hausthueren zu pruegeln, und zu machen, dass ihr, gleich Wasserkuebeln, euch in gemaurte Brunnen taeuchen, unter die Schindeln eurer Staelle klettern, wie Pfaender in Kaesten und Kuffern eingeschlossen ligen, und euch zu euern Schweinen verkriechen musstet; dass ihr euere Sicherheit in Kellern und Gefaengnissen suchtet, und schon schaudertet und vor Angst zitter9et, wenn ihr nur einen Englischen Hahn kraehen hoertet, in der Einbildung,$ werden Koenig Richard (zu Northumberland.) Wir befremden uns, und stehen schon lange hier, auf die ehrfurchtvolle Beugung deiner Knie zu warten, indem wir uns selbst fuer deinen gesezmaessigen Koenig hielten; und sind wir's, wie duerfen sich deine Gelenke vergessen, den schuldigen Tribut der Unterthaenigkeit unsrer Gegenwart zu bezahlen? Sind wir's aber nicht, so zeige uns die Hand Gottes, die uns unsrerÐStatthalterschaft entlassen hat. Denn das wissen wir, dass keine Hand von Blut und Knochen, ohne Entweihung, Diebstal und Verrath, nach unserm geheiligten Scepter greiffenVkan. Und ob ihr gleich denkt dass alle von uns abgefallen, und wir allein und von Freunden entbloesst gelassen seyen, so sollt ihr doch wissen, der Allmaechtige, mein Herr, mustert um euertwillen Heere von„Plagen in seinen Wolken, die euch treffen werden, euch, die ihre Vasallen-Haende gegen mich aufgehoben und der Majestaet meiner Crone gedraeuet haben, euch, und eure noch ungebohrnen Kinder. Sagt dem Bolingbroke, (denn dort, daeucht $ wenn wir da ligen--Hier ligen zween Freunde, die sich ihr Grab mit ihren T5raenen gegraben haben. Wuerde uns das unser Elend nicht versuessen? Wohl, wohl, ich sehe, ich rede phantastisch, und ihr lachet ueber mich. Grossmaechtigster Prinz, Milord Northumberland, was sagt der Koenig Bolingbroke? Will seine Majestaet dem Richard erlauben zu leben, bis Richard stirbt? Ihr macht einen Scharr-Fuss, und Bolingbroke sagt, ja. Northumberland. Gnaedigster Herr, er wartet in dem Hofe, mit euch zu reden; gefaellt es euch herunter zuNkommen? Koenig Richard. Herunter, herunter komm ich, wie der schimmernde Phaeton, da er die unbaendigen Sonnen-Pferde nicht zu regieren wusste. In den Hof herunter, ein Koenig in den Hof herunter, auf den Ruf eines Verraethers, um ihm seine Begnadigung zu geben. Herunter dann, Koenig, herunter! Bolingbroke. Was sagt seine Majestaet? Nor}humberland. Kummer und Sorgen machen ihn wunderlich, und wie ein Mann der nicht recht bey sich selbst ist, reden. Izt ist er da. Bolingbroke (kniend.$ Ein Edelknabe des Paris. Sampson und) Gregorio(, Capulets Bediente. Abraham, ein Bedienter von Montague. Ein Apotheker. Simon Kazen-Darm, Hu_ Leyermann und Samuel Windlade, Musicanten. Peter, der Amme Diener. Lady Montague. Lady Capulet. Julietta, Capulets Tochter. Die Amme derselben. Buerger von Verona, Masken, Trabanten, Wache, und andre stumme Die Scene ist im Anfang des fuenften Aufzugs in Mantua, und sonst immer in Verona. Erster Aufzug. Erste Scene. (Eine Strasse in Verona.) (Sampson und Gregorio, zween Bedbente der Capulets, treten mit Schwerdtern und Schilden bewaffnet auf, und ermuntern einander sich tapfer gegen die Montaegues zu hal¯en; ihre ganze Unterredung ist ein Gewebe von Wortspielen, Doppelsinn und Zoten.) (Abraham und Balthasar zu den Vorigen.) Gregorio (zu Sampson.) Zieh vom Leder, hier kommen ein Paar von den Montaegischen-- Meine Fuchtel ist heraus; fang nur Haendel an, ich will dir den Weg So? Willt du davon lauffen? Sey ohne Sorge, ich will stehen wie eine Mauer; aber es ist doch d$ ! Lady Capulet. O Gott, o Gott_ mein Kind, mein einziges Leben! leb wieder auf, sieh mRch an, oder lass mich mit dir sterben. Huelfe, Huelfe! schrey um Huelfe! (Capulet zu den Vorigen.) Schaemt euch doch, warum bringt ihr Julietten so lange nicht; ihr Gemahl ist gekommen. Sie ist todt, gestorben ist sie, sie ist todt: O! dass es Gott Ha! lasst mich sehen--O Himmel! es ist aus, sie ist kalt, Øhr Blut ist gestockt und ihre Gelenke sind starr--ihre Lippen sind ohne Leben, der Tod ligt auf ihr, wie ein fruehzeitiger Frost auf der angenehmsten Blume des ganzen Gefildes. Verfluchter Unfall! Ungluekseliger alter Mann! O des klaeglichen Hochzeit-Tags! Lady Capulet. Arme trostlose Mutter! Der Tod, der mir die Freude meines Alters geraubt hat, bindet meine Zunge, und will mich nicht reden lassen. (Bruder Lorenz und Paris mit Musicanten.) Bruder Lorenz. Kommt, ist die Braut fertig zum Kirchgang? Zum Kirchgang, aber nicht zur Heimholung. O Sohn, in der Nacht vor deinem Hochzeit-Tag ist der Tod bey deinem Weibe$ g)--Nun?--Ich will Es bald erfahren, ob du ferne bist. Ich geh' den Tod zu finden, oder dich. Dritter Aufzug. Erster Auftritt. (Squenz, Zettel, Schnok, Flaut, Schnauz und Schluker treten auf.) (Die Feen-Koenigin ligt noch schlafend.) Sind wir alle beysammen? Recht gut! recht gut! Das ist ein unvergleichlicher Plaz zu unsrer PrMbe. Dieser gruene Plaz soll unser Schauplaz seyn; die kleine Wiese hinter diesem Weissdorn-Zaun unsre Kammer zum Ankleiden; und wir wollen nur gleich so agieren, als ob es vor dem Herzog Peter Squenz-- Was willt du, Schurke Zettel? Es sind Sachen in dieser Comoedie von Pyramus und Thisbe, die nimmermehr gefallen werden. Fuers erste: So muss Pyramus ein Schwerdt ziehen, sich selbst umzubringen, gnd das werden die Damen nicht aushalten koennen. Was antwortet ihr auf das? Beym Velten, das wird Kopf-Verbrechens brauchen! Ich denke, wir muessen eben das Umbringen auslassen, wenn alles andre vorbey ist. Nichts, nichts! ich habe einen Einfall der alles gut machenŸwird: Schreibet mir eine$ Haende, und sagt zu seiner Frauen: Der Henker hole dieses ruhige Leben! Ich habe ja nichts zu thun. "O mein suesser Harry", sagt sie dann, "wie viele hast du heute todt geschlagen?" Gebt meinem Rothschimmel zu trinken, sagt er, und antwortet ihr eine Stunde drauf ganz kaltsinnig, ihrer vierzehn, oder so was, eine Kleinigkeit--Ich bitte dich, ruf m‰l den Falstaff herein; ich will den Percy machen, und der verdammte Schweinsbraten soll die Dame Mortimer, sein Weib, agiren. Ruft den Schmeer-Bauch herein! Neunte Scene. (Falstaff, Gadshill, Bardolph und Peto zu den Vorigen.) Willkommen, Jak; wo bist du gewesen? Dass die schwere Noth alle feige Memmen, sag ich, und die Kraenke oben drauf; und Amen! Gieb mir ein Glas Sect, Junge--Eh ich deese Lebensart fortseze, will ich Fuss-Soken naehen, und sie wieder fliken, wenn sie brechen. Dass die Pestilenz alle feige Memmen! Gieb mir ein Glas mit Sect, Schurke. Ist denn keine Tugend mehr in der Welt? (Er trinkt.) Prinz Heinrich. Hast du den Titan nie ein Stuek Butter$ itung mit Kalk vermischt werden, um sich laenger zu erhalten, beklagt sich unsre Nation ueber Stein, Wassersucht, und eine Menge andrer Krankheiten, von denen wir nichts wussten, eh der Gebrauch dieser Weine so sehr ueberhand nahm. Ausserdem vergeht kein Jahr, dass nicht zwey Millionen Cronen dafuer aus unserm Lande gehen etc." Dieses leztere war in der That ein wesentliches Uebel. Aber dass Kalk den Stein verursachen soll, muss5wohl nur ein Vorurtheil des guten ehrlichen alten Mannes gewesen seyn, indem in einem weit weisern Alter ein altes Weib ihr Gluek damit gemacht hat, uns zu zeigen, dass Kalk eine Arzney gegen den Stein sey. WLrburton.} Prinz Heinrich. Was giebts, Wollsak! was brummt ihr? Ein Koenigs-Sohn? Wenn ich dich nicht mit einem Dolch von einem Span aus deinem Koenigreich hinaís jagen, und alle deine Unterthanen wie eine Heerde wilder Gaense vor dir her treiben will, so will ich meine Tage kein Haar mehr an meinem Kinn tragen. Ihr, Prinz von Prinz Heinrich. Wie, du H**sohn von einem diken F$ echen wird. Denn, meinen Nachrichten zufolge, ist der Koeáig mit einer grÉssen und schnell-aufgebotnen Macht gegen den Lord Percy nach Schrewsbury angeruekt; und ich besorge, Sir Michell, Northumberlands Krankheit, auf dessen Beystand man am meisten gezaehlt hatte, und Owen Glendowers Abwesenheit, der von draeuenden Propheceyungen zuruek gehalten worden, werden nachtheilige Folgen haben; Percy's Macht ist nicht stark genug, es mit dem Koenig aufzunehmen. Sir Michell. Wie, Mklord, Dowglas und Mortimer sind ja bey ihm. Nein, Mortimer nicht. Sir Michell. Aber Mordake, Vernon, Heinrich Percy, und Milord von Worcester sind doch da, und mit ihnen eine Schar von tapfern jungen Helden, von den auserlesensten edeln Juenglingen. Das ist so; aber der Koenig hat den Adel des ganzen Reichs aufgeboten: der Prinz von Wales, Lord John von Lancaster, der edle Westmorland, der tapfre Blunt, und viele andre von gleichem Werth, Maenner von Ansehn und Kriegs-Erfahrenheit, sind bey seinem Heer. Sir Michell. Zweifelt nicht, Milord$ eichlicher dabei zugeht, streitet es sehr gegen meine Neigung. Verstehst Philosophie, Schaefer? Mehr nicht, als dass ich weiss, dass einer sich desto schlimmer befindet, je kraenker er ist; und wem's an Geld, Gut und Genuögen gebricht, dass dem drei gute FÅeunde fehlen; dass des Regens Eigenschaft ist, zu naessen, und des Feuers, zu brennen; dass gute Weide fette Schafe macht und die Nacht hauptsaechlich vom Mangel an Sonne kommt; dass einer, der weder durch Natur noch Kunst zu Verstand gekommen waere, sich ueber die Erziehung zu beklagen haette, oder aus einer sehr dummen Sippschaft sein muesste. So einer ist ein natuerlicher Philosoph. Warst je am Hofe, Schaefer? Nein, wahrhaftig nicht. So wirst du in der Hoelle gebraten. Ei, ich hoffe-- Wahrhaftig, du wirst gebraten wie ein schlecht geroestet Ei, nur an (einer) Seite. Weil ich nicht am Hofe gewesen bin? Euren Grund! Nun: wenn du nicht am Hofe gewesen bist, so hast du niema¶s gute Sitten gesehn. Wenn du niemals gute Sitten gesehn hast, so muessen deine $ nn glueklich, dass wir nicht gar zu glueklich sind--Wir sind eben nicht der Knopf auf Fortunens Kappe. Doch nicht die Solen an ihren Schuhen? Das auch nicht,[Gnaediger Herr. Ihr hangt also an ihrem Guertel--Gut; was bringt ihr denn neues? Nichts, Gnaediger Herr, als dass die Welt ehrlich worden ist. So ist der juengste Tag im Anzug; aber eure Zeitung ist falsch. Verstattet mir einmal eine vertrauliche Frage: Womit habt ihr euch an der Goettin Fortuna versuendiget, meine guten Freunde, dass sie euch hieher in den Kerker geschikt hat? Gueldenstern. In den Kerker, Gnaediger Herr? Daennemark ist ein Kerker. So ist die ganze Welt einer. Ein recht stattlicher, worinn viele Thuerme, Gefaengnisse und Loecher sind, unter denen Daennemark eines der aergsten ist. Wir denken nicht so, GnaYdiger Herr. Nicht? Nun so ist es auch nicht so fuer euch: Es ist nichts so gut oder so schlimm, das nicht durch unsre Meynung dazu gemacht wird: Fuer mich ist es ein Gefaengniss. Wenn das ist, so macht es äuer Ehrgeiz dazu; es ist zu e$ inem Stand gebuehrt hatte, alle Umstaende ruffen so laut, als ob sie von der Erde bis in Himmel gehoert werden wollten, dass ich sie in U3tersuchung ziehen Das thut: und wo ihr die BelAidigung findet, dahin lasset die Straffe fallen. Ich bitte euch, folget mir. (Sie gehen ab.) Achte Scene. (Horatio mit einem Bedienten tritt auf.) Wer sind diese Leute, die mit mir sprechen wollen? Matrosen, mein Herr; sie sagen, sie haben Briefe fuer euch. Lass sie hereinkommen--Ich×kan nicht begreiffen, aus welchem Theil der Welt ich Briefe bekommen sollte, wenn sie nicht vom Prinzen Hamlet sind. (Einige Matrosen treten auf.) Gott helfe euch, Herr. Das wird er auch, wenn er will, Herr--Hier ist ein Brief an euch, Herr--wenn ihr euch Horatio nennt, wie man mir gesagt hat; er kommt von dem Abgesandten, der nach England geschikt wurde. Horatio (ueberliesst den Brief.) Horatio, wenn du dieses ueberlesen haben wirst, so verschaffe diesen Leuten Gelegenheit vor den Koenig zu kommen; sie haben Briefe an ihn. Eh wir noch zween Tage$ arinn ihr aehnlich, dass nichts da hineinkoemmt, von so hohem Werth es auch immer sey, das nicht in einer Minute von seinem Werth herab und zu Boden sinke Wollt ihr jagen gehen, Gnaedigster Herr? --Wie? das waere Àas edelste was ich habe: O, wie ich Olivia zum erstenmal sah, daeuchte mich, sie reinigte die Luft von einem giftigen Nebel; von diesem Augenblik an ward' ich in eÕnen Hirsch verwandelt, und meine Begierden, gleich wilden, hungrigen Hunden, verfolgen mich seither-- (Valentin tritt auf.) Nun, was fuer eine Zeitung bringt ihr mir von ihr? Gnaedigster Herr, ich wurde nicht vorgelassen; alles was ich statt einer Antwort erhalten konnte, war, dass ihr zammer-Maedchen mir sagte, die Luft selbst sollte in den naechsten sieben Jahren ihr Gesicht nicht bloss zu sehen kriegen; sondern gleich einer Kloster- Frau will sie in einem Schleyer herum gehen, und alle Tage ein mal ihr Zimmer rund herum mit Thraenen begiessen: Alles diss aus Liebe zu einem verstorbenen Bruder, dessen Andenken sie immer frisch und lebe$ Vortheil zu wenden. O, mit«eurer Erlaubniss, ich bitte euch--Ich sagt' euch ja, ihr moechtet mir nichts mehr von ihm ìagen. Ihr koenntet eine andre Sayte ruehren, wo ich euch lieber hoeren wollte als Musik aus dem Himmel. Gnaedige Frau-- Mit Erlaubniss, wenn ich bitten darf. Ich schikte euch, nach der lezten zaubrischen Erscheinung, die ihr hier machtet, einen Ring nach. Es war ein Schritt, dessen Bedeutung ihr nicht missverstehen konntet, und der mich vielleicht in euern Augen herabgesezt hat. Was konntet ihr davon denken? Habt ihr desswegen so nachtheilig von meiner Ehre gedacht als ein unempfindliches Herz denken kan? Einem von euerm Verstand, ist genug gesagt; ein Cypern, nicht ein Busen dekt mein armes Herz. Und nun lasst hoeren, was ihr zu sagen habt. Ich bedaure euch. Das ist eine Stuffe zur Liebe. Nicht allemal; wir bedauren oft soga unsre Feinde. Wie dann, so ist es Zeit wieder zu laecheln. O Welt, wie geneigt die Armen sind stolz zu seyn! Wenn man ja zum Raube werden muss, so ist es doch b$ g, gnaediger Herr, so werden sie nach meiner einfaeltigen Meynung nicht davon abzuhalten seynw wenn Euer Gnaden den H** und den luederlichen Mannsleuten wehren wird, so habt ihr nicht noethig die Kuppler und Kupplerinnen zu fuerchten. Daf¨er sind huebsche Anstalten im Werk; es ist nur um Koepfen und Haengen zu thun. Wenn ihr nur zehn Jahrc nach einander alle die sich in diesem Stueke verfehlen, koepfen und haengen lassen wollt, so werdet ihr in Zeiten Commission fuer mehr Koepfe geben muessen; wenn dieses Gesez zehen Jahre in Wien gehalten wird, so will ich das schoenste Haus in der Stadt das Stokwerk fuer drey Kreuzer miethen; wenn ihr so lang lebt, das zu erleben, so sagt, Pompey hab es euch vorher gesagt. Grossen Dank, Pompey, und, um eure Propheceyung zu erwiedern, so sag ich euch hiemit gleichfalls, lasst mich keine Klage mehr wider euch hoeren, worueber es seyn mag, auch nicht ueber laengern Aufenthalt in dem Hause, wo ihr gewesen seyd; hoer ich das mindeste, Pompey, so will ich euch in euer Lager zurue$ folge treten auf.) Mein lieber Cassio, seht diese Nacht zur Wache; wir wollen nicht vergessen, in unsern Lustbarkeiten nie ueber das Ziel der Anstaendigkeit und Maessigung hinauszuschweiffen. Jago hat schon Befehl auf die Nacht; ich will aber nichts destoweniger selbst ein Aug' auf alles haben. Jago ist ein ehrlicher Mensch--Gute Nacht, Cassio. Morgen, so frueh als euch gelegen ist, lasst mich eine Unterredung mit euch haben-- (Zu Desdemona.) Komm, meine theure Liebe--Wenn der Kauf geschehen ist, so folgt die Nuzniessung;--Gute Nacht. (Othello und Desdemona gehen ab.) (Jago zu Cassio.) Willkommen Jago, wir muessen zur Wache. Izt noch nicht, Lieutenant, es ist noch nicht zehn Uhr. Unser General hat uns seiner Desdemona zu lieb so frueh entlassen, und wir koennen ihn nicht desswegen tadeln--es ist seÏne erste Nacht, und sie iYt ein Lekerbissen fuer einen Jupiter. Sie ist eine vortreffliche Dame. Und sie liebt das Spiel, ich stehe fuer sie. In der That, sie ist ein reizendes Geschoepf. Was sie Ñuer ein paar Au$ e; komm, fuehr uns in die Huette-- (Geht mit Kent ab.) Das ist eine huebsche Nacht ein verliebtes Weibsbild abzukuehlen. Ich will noch eine oder zwo Pro¾heceyungen sagen, eh ich geh. (Die folgende Stelle ist im Original in Reimen.) "Wenn Priester reicher an Worten als Gedanken sind, und Brauer ihr Malz mit Wasser verderben; wenn Edelleute die Lehrmeister ihrer Schneider sind, und anstatt der Kezer nur Hurenjaeger'verbrennt werden, dann kommt die Zeit, wer sie erlebt, dass der Gebrauch seyn wird mit den Fuessen zu gehen. Wenn ein jeder Rechtshandel gerecht seyn wird, kein Edelmann voller Schulden, und kein Junker arm, wenn Verleumdungen nicht in Zungen leben, und Beutelschneider sich in kein~Gedraenge mischen, wenn Wucherer ihr Gold auf freyem Felde zaehlen, und Kupplerinnen und H**n Kirchen bauen: Dann wird das Reich von Albion in grosse Verwirrung gerathen"--Diese Propheceyung soll Merlin machen, denn ich lebe vor seiner Zeit. Vierter Auftritt. (Ein Zimmer in Glosters Schloss.) (Gloster und Edmund.) Edmund$ ife wird erobert, und dem Schwert geopfert Sein Weib und Kênd und alle armen Seelen Aus seinem Stamm. Das ist nicht Torenwut; Es ist getan, eh sich erkuehlt mein Blut. Nur keine Geister mehr!--Wo sind die Herrn? Komm, fuehr mich hin zu ihnen. (Sie gehn ab.) ZWEITE SZENE (Fife, Zimmer in Macduffs Schloss) (Es treten auf LØdy Macduff, ihr kleiner Sohn und Rosse.) LADY MACDUFF Was tat er denn, landfluechtig so zu‰werden? Geduldig muesst Ihr sein. LADY MACDUFF Er war es nicht! Die Flucht ist Wahnsinn. Wenn nicht unsre Taten, Macht Furcht uns zu Verraetern. Wenig wisst Ihr, Ob er der Weisheit oder Furcht gehorchte. LADY MACDUFF Weisheit! Sein Weib, die kleinen Kinder lassen, Haushalt wie seine Wuerden, an dem Ort, Von dem er selbst entflieht? Er liebt uns nicht, Ihm fehlt natuerliches Gefuehl. Bekaempft Der schwache Zaunkoenig, das kleinste Voeglein, Die Eule doch fuer seine Brut im Nest. Bei ihm ist alles Furcht und Liebe nichts; Nicht groesser ist die Weisheit, wo die Flucht So gegen die Vernunft rennt. Teu$ n, woraus diese Lobsprueche gemacht waren--Lasst nur eine einzige Winterwolke schaudern, so ligen alle diese Fliegen. Komm, es ist g‹nug geprediget! Mein Herz kan mir doch wegen mÕiner Guetigkeit keinen Vorwurf machen. Unweislich, nicht unedel hab' ich weggegeben; waruO weinst du? Kanst du faehig seyn, dir einzubilden, es werde mir jemals an Freunden fehlen? Beruhige dich! Wenn ich die Gefaesse meiner Liebe anzapfen, und den Inhalt ihrer Herzen durch Borgen auf die Probe sezen wollte, ich koennte mich ihrer Personen und ihres Vermoegens so frey bedienen, als ich dir befehlen kan zu Die Goetter geben dass die Erfahrung eure Hoffnung erfuelle! Und gewisser Maassen leisten mir diese Beduerfnisse einen Dienst, der sie in meinen Augen zu grossen Vortheilen macht; denn durch sie werd' ich Freunde bewaehren. Ihr werdet sehen, wie sehr ihr euch ueber meine Glueks-Umstaende betruegt; ich bin an Freunden reich. Herein, he! Flaminius, Servilius! Fuenfte Scene. (Flaminius, Servilius, und andre Bediente treten auf.$ te seyn werde, es wett zu machen? Es wird allen uebrigen eine Materie zum Lachen geben, und ich werde oer Narr unter dem Atheniensischen Adel seyn. Ich wollte dreymal so viel als er von mir verlangt darum geben, er haette zu mir zuerst geschikt, wenn es auch nur gewesen waere, um meiner Gemuethsart Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen; ich waere so geneigt gewesen ihm Gutes zu thun. Aber so geh' nur wieder heim, und seze zu den abschlaegigen Antworten der uebrigen, in meinem Namen, noch dieses hinzu: Wer meiner Ehre zu nahe tritt, soll nimmermehr mein »eld zu sehen (Er geht ab.) Vortreflich! Euer Gnaden ist ein feiner Spizbube. Der Teufel wusste gewiss nicht was er that, wie er die Leute politisch machte; er schadete sich selbst dadurch; und ich kan nichts anders al1 glauben, am Ende werden sie ihn selbst mit ihren Schelmenstreichen zum Narren machen.--Das waren nun diejenigen, auf die mein Herr seine besten Hoffnungen gesezt hatte; nun sind alle zuruekgetreten, und ausser den Goettern bleibt ihm niemand$ eine Augen, deren Staehlung weder das Heulen der Muetter, das Geschrey der Jungfrauen, und das Wimmern der Kinder; noch der Anblik von Priestern, deren Blut ueber ihre heiligen Kleider herab stroe±t, nur um eine Nadelspize durchdringen moege. Hier ist Gold, deine Soldaten zu bezahlen. Verbreite Verderben um dich her, geh', und wenn du deine Wuth ausgelassen hast, so verdirb selbst! Antworte nicht, geh! Hast du noch Gold? Ich nehme das Gold an, das du mir giebst, und lasse dir deinen Rath. Du folgest ihm oder nicht, so falle der Fluch des Himmels auf dich! Timandra, Phry„ia. Gieb uns auch etwas Gold, guter Timon; hast du noch mehr? Genug, um zu machen dass eine Hure ihr Handwerk verschwoere und eine-- Kupplerin werde. Hebt auf, ihr Schluetten**, die Schuerze auf! Ihr seyd nicht eydfaehig, ob ich gleich weiss, dass ihr schwoeren wuerdet; schwoeren, dass die unsterblichen Goetter die euch hoeren, vor Entsezen schaudern muessten. Spart)eure Schwuere, ich will euerm blossen Versprechen glauben. Bleibt immer$ maechtiger Gebieter? hier bin ich. Du und deine geringern Mitgesellen haben vorhin ihren Dienst aufs beste versehen, und ich will euch izt zu einem andern Spiel gebrauchen. Geh, bring die Geisterschaar, uëber die ich dir Gewalt gegeben habe, an diesen Ort; Muntre sie zu schnellen Bewegungen auf, denn ich muss die Augen dieses jungen  aars mit irgend einer Eitelkeit meiner Kunst belustigen; ich hab' es versprochen und sie erwarten's von mir. Ja, in einem Augenblik. Eh ihr sagen koennt, komm und geh, §weymal athmen, und ruffen, so, so; soll jeder auf den Zehen tripplend hier seyn, und seine Kuenste machen. Liebt ihr mich nun, mein Gebieter?* {ed.-* Ariel sagt dieses im Original in kleinen Versen, die sich alle in O reimen, und, weil sie alle ihre Artigkeit daher haben, sich nicht in Reime uebersezen lassen.} Hoechlich, mein sinnreicher Ariel; komm nicht zuruek, bis ich dich Gut, ich verstehe dich. Prospero (zu Ferdinand.) Vergiss du nicht dein Wort zu halten; treibe den Scherz nicht zu weit; die staerksten E$ er alten Ursel oben im Pfaefferserdorf in die Kost. Ich konnte auch im Winter im Bad bleiben, es gab allerhand Arbeit, weil ich zu naehen und flicken verstehe, und frueh im Fruehling kam die Herrschaft aus Frankfurt wieder, die ich voriges Jahr bedient hatte und die mich mitnehmen will; uebermorgen reisen wir ab, und der Dienst ist gut, das kann ich dir sagen." "Und dem Alten da droben willst du nun das Kind uebergeben? Es nimmt mich nur wunder, was du denkst, Dete", sagte die Barbel vorwurfsvoll. "Was meinst du denn?", gab Dete zurueck. "Ich habe das Meinige an dem Kinde getan, und was sollte ich denn mit ihm machen? Ich denke, ich kann eines, das erst fuenf Jahre alt wird, nicht mit nachÞFrankfurt nehmen. Aber wohin gehst du eigentlich, Barbel, wir sind ja schon halbwegs auf der Alm?" "Ich bin auch gleich da, wo i²h hinmuss", entgegnete die Barbel; "ich habe mit der Geissenpeterin zu reden, sie spinnt mir im Winter. So leb wohl, Dete, mit Glueck!" Dete ÿeichte der Begleiterin die Hand und blieb stehen,$ lara ins Haus zu nehmen, und da ich ja weiss, wieËsehr Sie darauf halten, dass nur Gutes und Edles Ihre Tochter umgebe, hatte ich meinen Sinn auf ein junges Schweizermaedchen gerichtet, indem ich hoffte, eines jener Wesen bei uns eintreten zu sehen, von denen ich schon so oft gelesen, welche, der reinen Bergluft entsprossen, sozusagen, ohne die Erde zu beruehren, durch das Leben gehen." "Ich glaube zwar", bemerkte hier Herr Sesemann, "dass auch die Schweizerkinder den Erdboden beruehren, wenn sie vorwaerts kommen wollen; sonst waeren ihnen wohl Fluegel gewachsen statt der Fuesse." "Ach, Herr Sesemann, Sie verstehen mich wohl", fuhr das Fraeulein fort; "Ich meintM eine jener so bekannten, in den hohen, reinen Bergregionen lebenden Gestalten, die nur wie ein idealer Hauch an uns vorueberziehen." "Was|sollte aber meine Klara mit einem idealen Hauch anfangen, Fraeulein Rottenmeier?" "Nein, Herr Sesemann, ich scherze nicht, die Sache ist mir ernster, als Sie denken; ich bin schrecklich, wirklich ganz schrecklich g$ men. Aber dieses war so hoch, dass Heidi nur gerade mit dem Kopf so weit hinaufreichte, dass es durchsehen konnte. Aber Heidi fand nicht, was es suchte. Es lief von einem Fenster zum anderen und dann wieder zum ersten zurueck; aber immer war dasselbe vor seinen Augen, Mauern und FeËster und wieder Mauern und dann wieder Fenster. Es wurde Heidi ganz bange. Noch war es fru\h am Morgen, denn Heidi war gewoehnt, f=ueh aufzustehen auf der Alm und dann sogleich hinauszulaufen vor die Tuer und zu sehen, wie's draussen sei, ob der Himmel blau und die Sonne schon droben sei, ob die Tannen rauschen und die kleinen Blumen schon die Augen offen haben. Wie das Voegelein, das zum ersten Mal in seinem schoen glaenzenden Gefaengnis sitzt, hin und her schiesst und bei allen Staeben probiert, ob es nicht dazwischen durchschluepfen und in die Freiheit hinausfliegen koenne, so lief Heidi immer von dem einen Fenster zum anderen, um zu probieren, ob es nicht aufgemacht werden koenne, denn dann musste man doch etwas anderes sehen a$ nd Mutter s#ch kreutz und die quer immer mit in die Erziehung mengen, und dem Fass, in welches er fuellt, den Boden immer wieder ausschlagen? Ich bin um zehn Uhr zu einem Kranken bestellt. Sie werden mir verzeihen.--(Im Abgehen wendt er sich um) Aber waer's nicht moeglich, gnaediger Herr, dass Sie Ihren zweyten Sohn nur auf ein halb Jaehrchen zum Herrn Major in die Kost thaeten? Mein Sohn will gern vit achtzig Dukaten zufrieden seyn, aber mit sechzigen, die ihm der Herr Bruder geben wollen, da kann er nicht von subsistiren. Lass ihn quittiren.--Ich thu es nicht, Herr Pastor! Davon bin ich nicht abzubringen. Ich will Ihrem Herrn Sohn die dreyssig Dukaten lieber schenken; aber meinem Sohn geb ich zu keinem Hofmeister. (Der Pastor ha§lt ihm einen Brief hin) Was soll ich damit? Es ist alles umsonst, sag ich Ihnen. Lesen Sie--Lesen Sie nur.-- Je nun, ihm ist nicht--(liest)--wenden Sie doch alles an, den Herrn geheimen Rath dahin zu vermoegen, --Sie koennen Sich nicht vorstellen, wie elend es mir hier geht; ni$ den Namen zu sagen. Freyer fuer meine Tochter!--(wirft das Kind ins Kanapee) Wo ist sie? Sacht! ihr Freyer ist bey ihr--Willst Du Deine Einwilligung geben? Ists ein Mensch von gutem Hause? Ist er von Adel? Ich zweifle. Doch keinerJzu weit unter ihrem Stande? O sie sollte die erste Parthie im Koenigreich werden. Das ist ein vermaledeyter Gedanke! wenn ich doch den erst fort haette; er wird mich noch ins Irrhaus bringen. Geh. Rath. (oefnet die Kammer; auf seinen Wink tritt Fritz mit Gustchen heraus) Major. (faellt ihm um den Hals) Fritz! (zum geh. Rath) Ists Dein Fritz? Willst Du meine Tochter heyrathen?--Gott segne Dich. Weisst Du noch nichts, oder weisst Du alles? Siehst Du, wie mein Haar grau geworden ist vor der Zeit! (fuehrt ihn ans Kanapee) Siehst Du, dort ist das Kind. Bist Fin Philosoph? Kannst alles vergessen? Ist Gustchen Dir noch scháen genug? O sie hat bereut. Jung, ich schwoere Dir, sie hat bereut, wie keine Nonne und kein Heiliger. Aber was ist zu machen? Sind doch die Engel aus$ er fror zu, und nun war man ganz vermauert drinnen, denn durch diesen Eisfelsen konnte man nicht dringen, und durch das kleine Fenster konnte nur der Peter hinausschluepfen. Fuer diesen brachte dann die Zeit des Gefrierens viele Bequemlichkeiten mit sich. Wenn er ins Doerfli hinunter musste, oeffnete er nur das Fenster, kroch durch und kam draussen zu ebener Erde auf dem festen Schneefelde an. Dann schob ihm die Mutter den kleinen Schlitten durch das Fenster nach, und der Peter hatte sich nur daraufzusetzen und abzufahren, wie und wo er wollte, er kam jedenfalls hinunter, denn die gaòze Alm um und um war dann nur ein grosser, ununterbrochener Schlittweg. Der Oehi war nicht auf der Alm den Winter; er hatte Wort gehalten. Sobald der erste Schnee gefallen war, hatte er Huette und Stall abgeschlossen undËwar mit dem Heidi und den Geissen nach dem Doerfli hinuntergezogen. Dort stand in der Naehe der Kirche und des Pfarrhauses ein weitlaeufiges Gemaeuer, das war in alter Zeit ein grosses Herrenhaus gewesen, was ma$ le weg, eine rechts und die andere links, denn er hatte dem Heidi eine Botschaft zu ueberbringen. Als er zu ihm vorgedrungen war, hielt er ihm einen Brief entgegen. "Da!" sagte er, die weitere Erklaerung der Sache dem Heidi selbst 9eberlassend. Es war sehr erstaunt. "Hast du denn auf der Weide einen Brief fuer mich bekommen?" fragte es voller Verwunderung. "Nein", war die Antwort. "Ja, wo hast du ihn denn genommen, Peter?" "Aus dem Brotsack." Das war richtig. Gestern abend hatte der Postbeamte im D?erfli ihm den Brief an das Heidi mitgegeben. Den hatte der Peter in den leeren Sack gelegt. Am Morgen hatte er seinen Kaese und sein Stueck Brot darauf gepackt und war ausgezogen. Den Oehi und das Heidi hatte er wohl gesehen, als er ihre Geissen abholte, aber erst als er um Mittag mit Brot und Kaese zu Ende war und noch die Krumen herausholen wollte, war der Brief wieder in seine Hand gekommen. Das Heidi las aufmerksam seine Adresse ab, dann sprang es zum Grossvater in den ScÄopf zurueck und streckte ihm in hoher F$ koerner. Die pflanzte der Knabe in seinem Garten. Als der Herbst kam, waren aus den Samen die Blumen entstanden. Sie sahen gerade wie Sterne aus. Der Knabe rief seine Eltern. Vater und Mutter sagten: "Das sind Sternblumen oder Astern. Die sollen uns an den, Himmel droben erinnern." [Illustration] 38. RAETSEL. Loch bei Loch, Und haelt do^h. Rat! Das Haus hat lauter Treppen, Keine Fenster, keine Zimmer; Wer drin wohnt, muss es immer Auf seinem Ruecken schleppen. Es ist ein Ding, hat Stamm und Zweig' und Blaetter, Schuetzt dich vor Sonne und im Regenwetter. 39. VOEGEL UND BLUMEN. Die Voegel, sie fliegen wie Blaetter im Wind; Da winken die Bluemlein zum Abschied geschwind. Es singt in den Baeumeníder Herbst schon sein Lied," Fort ziehen die Voegel, die Blumen sind mued'. Im Sueden die Voegel, die Blumen im Schnee, Sie warten, dass wieder der Fruehling ersteh'. Dann lachen die Blueten, das Voegelein singt; Dann duftet's und jubelt's, bis rings alles klingt. 40. DANKSAGUNGSTAG. Was tut ihr, wenn euch$ eitete und schmeiche÷nd zu mir sprach: So schoen ist keine, dass sie deine Hand Nicht pfluecken duerfte!--Ha, er sei verflucht, Dass er's so ganz vergass! So ganz! Dann ward's Unheimlich, und ich musste wider Willen Die Zukunft schaun. Ich sah mich so und so, Und endlich, wie ich hier steh! (Zu Alexandra.) Ist es denn Nicht seltsam, wenn ein Traum ins Leben tritt?-- Nun truebte sich der helle Spiegel wieder, Das Licht ward aschenfarbig, und ich selbst, Die kurz zuvor noch Bluehende, so bleich, Als haett' ich unter diesem Prachtgewand Schon laengst aus allen Adern still geblutet. Ein Schauder packte mich, ich rief: Jetzt komme Ich als Geripp, und das will ich nicht sehn! Da wandt' ich mich-- (Sie wendet sich vom Spiegel ab.) Stimmen im Hintergrund. Der Koenig! (Allgemeine Bewegung.) ( Wer? Herodes tritt ein, kriegerisch angetan. Joab. Gefolge. Der Tod! Der Tod! Der Tod ist unter uns! Unangemeldet, wie er immer kommt! Der Tod fuer dich! jawohl! So fuehlst du's selbsto Mein Bruder$ lirren Mit eisernem Klang, Wo der Hass und der Wahn die Herzen verwirren, Wo die Menschen wandeln im ewigen Irren Da wenden wir fluechtig den eilenden Gang. Chor der Kuenste. Wir hassen die Falschen, Die Goetterveraechter; Wir suchen der Menschen AufricZt'ge Geschlechter; Wo kindliche Sitten Uns freundlich empfahn, Da bauen wir Huetten Und siedeln uns an!jMaedchen. Wie wird mir auf einmal! Wie ist mir geschehn! Es zieht mich zu ihnen mit dunkeln Gewalten; Es sind mir bekannte, geliebte Gestaltín, Und weiss doch, ich habe sie niemals gesehn. Alle Landleute. Wie wird mir auf einmal! Wie ist mir geschehn! Genius. Aber, still! da seh' ich Menschen, Und sie scheinen hoch beglueckt; Reich mit Baendern und mit Kraenzen, Festlich ist der Baum geschmueckt. --Sind dies nicht der Freude Spuren? Redet! Was begibt sich hier? Vater. Hirten sind wir dieser Fluren, Und ein Fest begehen wir. Genius. Welches Fest? O lasset hoeren! Mutter. Unsrer Koenigin zu Ehren, Der erhabnen, guetigen, Die in unser stilles Thal Nieder$ Koepfe auf den Goldgrund der Tuer hinueberreckten. Dies alles beschaeftigte den Knaben so, )ass er nun erst die schoene Frau Abel und ihren Eheherrn bemerkte, welche mit geneigtem Haupte vor dem Schreine niedergekniet waren. Unwillkuerlich hielt er den Atem an, um nicht bemerkt zu werden; und nun hoerte er die Stimmen seiner Eltern in leisem Gesange: Rinke, ranke, Rosenschein, Tu dich auf, du goldner Schrein! Tu dich auf und schliess uns ein, R8nke, ranke, Rosenschein! Waehrend des Gesanges erstarrte in dem Laubwerk das Leben des Gewuermes; die goldenen Tueren gingen langsam auf und zeigten in dem Innern des Schrankes einen kristallenen Becher, in welchem eine halberschlossene Rose auf schlankem Sc,afte stand. Allmaehlich oeffnete sich der Kelch; weiter und weiter, bis eins der schimmernden Blaetter sich abloeste und zwischen die Knieenden hinabfiel. Ehe es aber den Boden erreichte, zerstob es klingend in der Luft und fuellte das Gemach mit rosenrotem Nebel. Ein starker Rosenduft quoll durch das Schluesselloc$ rren vorgestellte, Verhaeltnisse der Erscheinungen (neben- oder nacheinander), so muessen sie den mathematischen Lehren a priori in Ansehung wirklicher Dinge (z.E. im Raume) ihre Gueltigkeit, wenigstens die apodiktische Gewisshe`t streiten, indem diese a posteriori gar nicht stattfindet, und die Begriffe a priori von Raum und Zeit, dieser Meinung nach, nur Geschoepfe der Einbildungskraft sind, deren Quell wirklich in der Erfahrung gesucht werden muss, aus 0eren abstrahierten Verhaeltnissen die Einbildung etwas gemacht hat, was zwar das Allgemeine derselben enthaelt, aber ohne die Restriktionen, welche die Natur mit denselben verknuepft hat, nicht stattfinden kann. Die ersteren gewinnen so viel, dass sie fuer die mathematischen Behauptungen sich das Feld der Erscheinungen freimachen. Dagegen verwirren sie sich sehr durch eben diese Bedingungen, wenn der Verstand ueber dieses Feld hinausgehen will. Die zweiten gewinnen zwar in Ansehung des letzteren, naem¡ich, dass die Vorstellungen von Raum und Zeit ihnen nich$ ich hinaufschwingt, zeigt die Philosophie eine Wuerde,õwelche, wenn sie ihre Anmassungen nur behaupten koennte, den Wert aller anderen menschlichen Wissenschaft weit unter sich lassen wuerde, indem sie die Grundlage zu unseren groessesten Erwartun­en und Aussichten auf die letzten Zwecke, inRwelchen alle Vernunftbemuehungen sich endlich vereinigen muessen, verheisst. Die Fragen: ob die Welt einen Anfang und irgendeine Grenze ihrer Ausdehnung im Raume habe, ob es irgendwo und vielleicht in meinem denkenden Selbst eine unteilbare und unzerstoerliche Einheit, oder nichts als das Teilbare und Vergaengliche gebe, ob ich in meinen Handlungen frei, oder, wie andere Wesen, an dem Faden der Natur und des Schicksals geleitet sei, ob es endlich eine oberste Weltursache gebe, oder die Naturdinge und deren Ordnung den letzten Gegenstand ausmachen, bei dem wir in allen unseren Betrachtungen stehenbleiben muessen: das sind Fragen, um deren Aufloesung der Mathematiker gerne seine ganze Wissenschaft dahingaebe; denn diese kan$ liches Ansehen und einige Gunst bei der grossen Menge erwerben werde. Die menschliche Vernunft ist ihrer Natur nach architektonisch, d.i. sie betrachtet alle ErZenntnisse als gehoerig zu einem moeglichen System, und v^rstattet daher auch nur solche Prinzipien, die eine vorhabende Erkenntnis weni`stens nicht unfaehig machen, in irgendeinem System mit anderen zusammen zu stehen. Die Saetze der Antithesis sind aber von der Art, dass sie die Vollendung eines Gebaeudes von Erkenntnissen gaenzlich unmoeglich machen. Nach ihnen gibt es ueber einen Zustand der Welt immer einen noch aelteren, in jedem Teile immer noch andere, wiederum teilbare, vor jeder Begebenheit eine andere, die wiederum ebensowohl anderweitig erzeugt war, und im Dasein ueberhaupt alles immer nur bedingt, ohne irgendein unbedingtes und erstes Dasein anzuerkennen. Da also die Antithesis nirgend ein Erstes einraeumt, und keinen Anfang, der schlechthin zum Grunde des Baues dienen koennte, so ist ein vollstaendiges Gebaeude der Erkenntnis, bei derglei$ Streits wollen wir jetzt einschlagen. * * * Der eleatische Zeno, ein subtiler Dialektiker, ist schon vom Plato als ein mutwilliger Sophist darueber sehr getadelt worden, dass Substratum ist, einzuschraenken, so wie alle Figuren nur als verschiedene Arten, den unendlichen Raum einzuschraenken, moeglich sind. Daher wird der bloss in der Vernunft befindliche Gegenstand ihres Ideals auch das Urwesen (ens originarium), sofern es keines ueber sich hat, das hoechste Wesen (ens summum), und, sofern alles, als bedingt, unter ihm steht, das Wesen aller Wesen (ens entium) genaMnt. Alles dieses aber bedeutet nicht das objektive Verhaeltnis eines wirklichen Gegenstandes zu anderen Dingen, soodern der Idee zu Begriffen, und laesst uns wegen der E$ was der hoechsten Realitaet zuwider ist, was zur blossen Erscheinung (dem Anthropomorphismus im weiteren Verstande) gehoert, wegzuschaffen, und zugleich alle entgegengesetzten Behauptungen, sie moegen nun atheistisch, oder deistisch, oder anthropomorphistisch sein, aus dem Wege zu raeumen; welches in einer solchen kritischen Behandlung sehr leicht ist, indem dieselben Gruende, durch welche das Unvermoegen der menschlichen Vernunft, in Ansehung der Behauptung des Daseins eines dergleichen Wesens, vor Augen gelegt wird, notwendig auch zureichen, um die Untauglichkeit einer jeden Gegenbehauptung zu beweisen. Denn, wo will jemand durch reineJSpekulation der Vernunft die Einsicht±hernehmen, dass es kein hoechstes Wesen, als Urgrund von Allem, gebe, oder dass ihm keine von den Eigenschaften zukomme, welche wir, ihren Folgen nach, als analogisch mit den dynamischen Realitaeten eines denkenden Wesens, uns vorstellen, oder dass sie, in dem letzteren Falle, auch allen Einschraenkungen unt¹rworfen sein muessten, welche$ streich verteiltes Licht und Schatten und ebenso weislich abwechselnde Lokalfarben die koestlichste Harmonie hervorzubringen, ist hier recht sichtbar, da das Bild vollkommen erhalten und frisch wie von gestern vor uns steht; denn freilich, sobald ein Gemaelde dieser Art gelitten hat, wird unser Genuss sogleich getruebt, ohne dass wir wissen, was die Ursache sei. Wer mit dem Kuenstler wegen des Kostuems rechten wollte, der duerfte sich nur sagen, es habe eine Geschichte des sechzehnten Jahrhunderts gemalt werden sollen, und so ist alles abgetan. Die Abstufung von der Mutter durch Gemahlin und Toechter ist hoecÏst wahr und gluecklich; die juengste Prinzess, ganz am Ende knieend, ist ein huebsches Maeuschen und hat ein gar artiges, eigensinniges, trotziges Gesichtchen; ihre La½e scheint ihr gar nicht zu gefallen. Zum 8. Oktober. Meine alte Gabe, die =elt mit Augen desjenigen Malers zu sehen, dessen Bilder ich mir eben eingedrueckt, brachte mich auf einen eignen Gedanken. Es ist offenbar, dass sich das Auge nac$ aber ihm fehlt die Kraft, den maechtigen Muskel des weichen Tierchens zu ueberwaeltigen, er tut auf diese Beute Verzicht, eilt auf eine andere wandernde los, und die erste setzt ihren Zug sachte fort. Ich habe nikht gesehen, dass irgendein Taschenkrebs zu seinem Zweck gelangt waere, ob ich gleich den Rueckzug dieses Gewimmels stundenlang, wie sie die beiden Flaechen und die d‹zwischen liegenden Stufen hinabschlichen, beobachtet habe. Den 10. Oktober. Nun endlich kann ich denn auch sagen, dass ich eine Komoedie gesehen habe! Sie spielten heut' auf dem Theater St. Lukas "Le Baruge Chiozzotte", welches allenfalls zu u~bersetzen waere: "Die Rauf--und Schreihaendel von Chiozza". Die Handelnden sind lauter Seeleute, Einwohner von Chiozza, und ihre Weiber, Schwestern und Toechter. Das gewoehnliche Geschrei dieser Leute im Guten und Boesen, ihre Haendel, Heftigkeit, Gutmuetigkeit, Plattheit, Witz, Humor und ungezwungene Manieren, alles ist gar brav nachgeahmt. Das Stueck ist noch von Goldoni, und da ich erst gest$ unterbrochene Vegetation wirkt; hier gibt's kein- Knospen, und man lernt erst begreifen, was eine Knospe sei. Der Erdbeerbaum (arbutus unedo) blueht jetzt wieder, indem seine letzten Fruechte reif werden, und so zeigt sich der Orangenb=uø mit Blueten, halb und ganz reifen Fruechten (doch werden letztere Baeume, wenn sie nicht zwischen Gebaeuden stehen, nun bedeckt). UEber die Zypresse, den respektabelsten Baum, wenn er recht alt und wohl gewachsen ist, gibt's genug zu denken. Ehstens werd' ich den botanischen Garten besuchen und hoffe, da manches zu erfahren. UEberhaupt ist mit dem neuen Leben, das einem nachdenkenden Menschen die Betrachtung eines neuen Landes gewaehrt, nichts zu vergleichen. Ob ich gleich noch immer derselbe bin, so mein' ich, bis aufs innerste Knochenmark veraendert zu sein. Fuer diesmal schliess' ich und werde das naechste Blatt einmal ganz von Unheil, Mord, Erdbeben und Unglueck anfuellen, dass doch auch Schatten in meine Gemaelde komme. Den 3. Dezember. Die Witterung hat bisher me$ er eben deshalb eine freiwillige Armut bisher getragen, weil er dabei sich zugleich ihrer Liebe erfreut und9ihre Genuegsamkeit schaetzen lernen, nun sollten ihm auch seine bessern Aussichten und ein reichlicher Zustand vorzueglich deshalb wuenschenVwert sein, damit er auch ihr bessere Tage bereiten koenne. Neapel, zum 25. Maerz. Nach diesem angenehmen Abenteuer spazierte ich am Meere hin und war still und vergnueglich. Da kam mir eine gute Erleuchtung ueber botanische Gegenstaende. Herdern bitte ich zu sagen, dass ich mit der Urpflanze bald zustande bin, nur fuerchte ich, dass niemand die uebrige Pflanzenwelt darin wird erkennen wollen. Meine famose Lehre von den Kotyledonen ist so sublimiert, dass man schwerlich wird weiter gehen Neapel, den 26. Maerz 1787. Morgen geht dieser Brief von hier zu euch. Doþnerstag den 29. geh' ich mit der Korvette, die ich, des Seewesens unkundig, in meinem vorigen Briefe zum Rang einer Fregatte erhob, endlich nach Palermo. Der Zweifel, ob ich reisen oder bleiben sollte, mac$ chten, belehren. Nach dem wir diesen Betrachtungen geraume Zeit, aber doch noch immer zu wenig gewidmet, standen wir im Begriff, uns zu beurlauben, als er uns zu seiner Frau Mutter fuehrte, woselbst die uebrigen kleineren Kunstwerke zu sehen waren‡ Wir fanden eine ansehnliche, natuerlich edle Frau, die uns mit den Worten empfing:" Sehen Sie sich bei mir um, meine Herren, Sie finden hier all›s noch, wie es mein seliger Gemahl gesammelt und geordnet hat. Dies danke ich der Froemmigkeit meines Sohnes, der mich in seinen besten Zimmern nicht nur wohnen, sondern auch hier nicht das geringste entfernen oder verruecken laesst, was sein seliger Herr Vater anschaffte und aufstellte; wodurch ich den doppelten Vorteil habe, sowohl auf die so lange Jahre her gewohnte Weise zu leben, als auch wie von jeher die trefflichen Fremden zu sehen und naeher zu kennen, die, unsere Schaetze zu betrachtán, von so weiten Orten herkommen." Sie schloss uns darauf selbst den Glasschrank auf, worin die Arbeiten in Bernstein aufbewahrt st$ nger Zeit wiedergab. Nun begreift man nicht, wie man die ersten, von Porta, hat so lange gut finden koennen. Es ist nun eins der vollkommensten Werke alter Zeit. In Neapel wird der Koenig ein Museum bauen lassen, wo alles, was er von Kunstsachen besitzt, das Herkulanische Museum, die Gemaelde von Pompeji, die Gemaelde von Capo di Monte, die ganze farnesische Erbschaft, vereinig· aufgestellt werden sollen. Es ist ein grosses und schoenes Unternehmen. Unser Landsmann Hackert ist die erste Triebfeder dieses Werks. Sogar der Toro Farnese soll nach N(apel wandern und dort auf der Promenade aufgestellt werden. Koennten sie die Carraðcische Galerie aus dem Palaste mitnehmen, sie taeten's auch. Rom, den 27. Juni. Ich war mit Hackert in der Galerie Colonna, wo Poussins, Claudes, Salvator Rosas Arbeiten zusammen haengen. Er sagte mir viel Gutes und gruendlich Gedachtes ueber diese Bilder, er hat einige davon kopiert und die andern recht aus dem Fundament studiert. Es freute mich, dass ich im allgemeinen bei den$ ie's die Gemeinheit ist, die eitle Schwaeche, Die nur nicht widerste t und sich ergibt. Ich selber trage, ich, die ganze Schuld. O lass mich glauben, was mich haelt und troestet. Der Mauren Volk und all, was ihnen aehnlich, Geheime Kuenste ueben sie, verruchte, Mit Bildern, Zeichen, Sp°uechen, boesen Traenken Die in der Brust des Menschen Herz verkehren Und seinen Willen machen untertan. Umgeben sind wir rings von Zaubereien, Allein wir selber sind die kauberer. Was weit entfernt, bringt ein Gedanke nah, Was wir verschmaeht, scheint andrer Zeit uns hold, Und in der Welt voll offenbarer Wunder Sind wir das groesste aller Wunder selbst. Sie hat dein Bild. Sie soll es wiedergeben Und heften will ich's sichtlich an die Wand Und drunter schreiben fuer die spaeten Enkel: Ein Koenig, der an sich nicht gar so schlimm, Hat seines Amts und seiner Pflicht vergessen. Gott sei gedankt, dass er sich wiederfand. Allein du selber traegst an deinem Hals-- Ja so! ihr Bild? Ward dir das auch schon kund? (Er nimmt das Bild mit d$ Um Gotteswillen nicht! Denn die ist feil, Hab ich gehoert, seitdem er Schafe weidet. KARL. Das ist ein Scherz, ein heitres Spiel, ein Fest, Das er sich selbst und seinem Herzen gibt, Sich eine schuldlos reine Welt zu gruenden In dieser rauh barbarschen Wirklichkeit. Doch was er Grosses, Koenigliches will-- Er will die alten Zeiten wiederbringen, Wo zarte Minne herrschte, wo die Liebe Der Ritter grosse Heldenherzen hob, Und edle Frauen zu Gerichte sassen, Mit zartem Sinne alles Feine schlichtend. In jenen Zeiten wohnt der heitre Greis, Und wie sie noch in alten LiederA leben, So will er sie, wie eine Himmelstadt, In goldnen Wolken, auf die Erde setzen-- Gegruendet hat er einen Liebeshof, Wohin die edlen Ritter sollen wallen, Wo keusche Frauen herrlich sollen }hronen, Wo reine Minne wiederkehren soll, Und mich hat er erwaehlt zum Fuerst der Liebe. DUNOIS. Ich bin so sehr nicht aus der Art geschlagen, Dass ich¤der Liebe Herrschaft sollte schmaehn. Ich nenne mich nach ihr, ich bin ihr Sohn, Und all mein Erbe lieg$ mmels Von wegen des vergossnen Blutes! Gebt Heraus die Schluessel alle von den Staedten, Die ihr bezwungen wider goettlich Recht, Die Jungfrau kommt vom Koenige des Himmels, Euch Frieden zu bieten oder blutgen Krieg. Waehlt! Denn das sag ich euch, damit ihre wisset, Euch ist das schoene Frankreich nicht  eschieden Vom Sohne der Maria--sondern Karl Mein Herr uní Dauphin, dem es Gott gegeben, Wird koeniglich einziehen zu Paris, Von allen Grossen seines Reichs begleitet. --Jetzt Herold, geh und mach dich eilends fort, Denn eh du noch das Lager magst erreichen, Und Botschaft bringen, ist die Jungfrau dort, Und pflanzt in Orleans das Siegeszeichen. (Sie geht, alles setzt sich in Bewegung, der Vorhang faellt) ZWEITER AUFZUG Gegend von Felsen begrenztèErster Auftritt Talbot und Lionel, englische Heerfuehrer. Philipp Herzog von Burgund. Ritter Fastolf und Chatillon mit Soldaten und Fahnen TALBOT. Hier unter diesen Felsen lasset uns Haltmachen und ein festes Lager schlagen, Ob wir vielleicht die tuechtgen Voelker wied$ rust bewegt kein irdisch Glueck. (Johanna ergreift ihre Hand mit Heftigkeit, laesst sie aber schnell wieder fahren) O koenntest du ein Weib sein und empfinden! Leg diese Ruestung ab, kein Krieg ist mehr, Bekenne dich zum sanfteren Geschlechte! Mein liebend Herz flieht scheu vor dir zurueck, Solange du der strengen Pallas gleichst. JOHANNA. Was foderst du von mir! SOREL. Entwaffne dich! Leg diese Ruestung ab, die Liebe fuerchtet, Sich dieser stahlbedeckten Brust zu nahn. O sei ein Weib und du wirst Liebe fuehlen! JOHANNA. Jetzt soll ich mich entwaffnen! Jetzt! Dem ·od Will ich die Brust entbloessen in der Schlacht! Jetzt nicht--o moechte siebenfaches Erz Vor euren Festen, vor mir selbst mich schuetzen! SOREL. Dich liebt Graf Dunois. Sein edles Herz, pem Ruhm nur offen und der Heldentugend, Es glueht fuer dich in heiligem Gefuehl. O es ist schoen, von einem Helden sich geliebt Zu sehn--es ist noch schoener, ihn zu lieben! (Johanna wendet sich mit Abscheu hinweg) Du hassest ihn!--Nein, nein, du kannst ‘hn nur Ni$ ingehuellt, So schaendlichen Verdacht zu widerlegen. --Veracht es, tber mir vertraue dich, An deiner Unschuld hab ich nie gezweifelt. Sag mir kein Wort, die Hand nur reiche mir Zum Pfand und Zeichen, dass du meinem Arme Getrost vertraust und deiner guten Sache. (Er reicht ihr die Hand hin, sie wendet sich mit einer zuckendeV Bewegung von ihm hinweg; er bleibt in starrem Entsetzen stehen) VIERTER AUFZUG Dreizehnter Auftritt Johanna. Dñ Chatel. Dunois. Zuletzt Raimond DU CHATEL (zurueckkommend). Johanna d'Arc! Der Koenig will erlauben, Dass Ihr die Stadt verlasset ungekraenkt. Die Tore stehn Euch offen. Fuerchtet keine Beleidigung. Euch schuetzt des Koenigs Frieden-- Folgt mir, Graf Dunois--Ihr habt nicht Ehre, Hier laenger zu verweilen--Welch ein Ausgang! (Er geht. Dunois faehrt aus seiner Erstarrung auf, wirft noch einen Blick auf Johanna und geht ab. Diese steht einen Augenblick ganz allein. Endlich erscheint Raimond, bleibt eine Weile in der Ferne stehen, und betrachtet sie mit stillem Schmerz. Dann tritt e$ hn! RAIMOND. Herr, s—e ist keine schwarze Zauberin! Bei Gott und allen Heiligen bezeug ichs. Im IrrtCm ist das Volk. Ihr habt die Unschuld Verbannt, die Gottgesendete verstossen! DUNOIS. Wo ist sie? Sage! RAIMOND. Ihr Gefaehrte war ich Auf ihrer Flucht in dem Ardennerwald, Mir hat sie dort ihr Innerstes gebeichtet. In Martern will ich sterben, meine Seele Hab keinen Anteil an dem ewgen Heil, Wenn sie nicht rein ist, Herr, von aller Schuld! DUNOIS. Die Sonne selbst am Himmel ist nicht reiner! Wo ist sie, sprich! RAIMOND. O wenn Euch Gott das Herz Gewendet hat--So eilt! So rettet sie! Sie ist gefangen bei den Engellaendern. DUNOIS. Gefangen! Was! ERZBISCHOF. Die Unglueckselige! RAIMOND. In den Ardennen, wo wir Obdach suchten, Ward sie ergriffen von der Koenigin, Und in der Engellaender Hand geliefert. O ret