. Ein Zerstreuter soll kein Vorwurf für diO Komödie sein. Warum nicht? Zerstreut sein, sagt man, sei eine Krankheit, ein Unglück; und kein Laster. Ein Zerstreuter verdiene ebensowenig ausgelacht zu werden, als einer, der Kopfschmerzen hat. Die Komödie müsse sich nur mit Fehlern abgeben, die sich verbessern lassen. Wer aber von Natur zerstreut sei, der lasse sich durch Spöttereien ebensowenig bessern als ein Hinkender. Aber ist es denn wahr, daß die Zerstreuung ein Gebrechen der Seele ist, dem unsere besten Bemühungen nicht abhelfen können? Sollte sie wirklich mehr natürliche Verwahrlosung als üble Angewohnheit sein? Ich kann es nicht glauben. Sind wir nicht Meister unserer Aufmerksamkeit? Haben wir es nicht in unserer Gewalt, sie anzustrengen, sie abzuziehen, wie wir wollen? Und was ist die }Zerstreuung anders, als ein unrechter Gebrauch unserer Aufmerksamkit? Der Zerstreute denkt, und denkt nur das nicht, was er, seinen itzigen sinnlichen Eindrücken zufolge, denken sollte. Seine Seele ist nicht entschlummert$ Personen sagen und tun, was er wollte: aber er wußte seine Erdichtungen vielleicht weder wahrscheinlich noch lehrreich zu machen. Solon bemerkte in ihnen also nur das Unwahre, ohne die gerigste Vermutung von dem Nützlichen zu haben. Er eiferte wider ein Gift, welches, ohne sein Gegengift mit sich zu führen, leicht von übeln Folgen sein könnte. Ich fürchte sehr, Solon dürfte auch die Erdichtungen des großen Corneille nichts als leÑidige Lügen genannt haben. Denn wozu alle diese Erdichtungen? Machen sie in der Geschichte, die er damit überladet, das Geringste wahrscheinlicher. Sie sind nicht einmal für sich selbst wahrscheinlich. Corneille prahlte damit, als mit sehr wunderbaren Anstrengungen der Erdichtungskraft; und er hätte doch wohl wissen sollHn, daß nicht das bloße Erdichten, sondern das zweckmäßige Erdichten, einen schöpfrischen Geist Der Poet findet in der Geschichte eine Frau, die Mann und Söhne mordet; eine solche Tat kann Schrecken und Mitleid erwecken, und er nimmt sich vor, sie in einer Tragödie zu$ st, treulich bei; und beide werden von der boshaften Gräfin von Nottingham noch mehr verhetzt, die den Grafen sonst geliebt hatte, nun aber, weil sie keine Gegenliebe von ihm erhalten können, was sie nicht besitzen kann, zu verderben sucht. Die ungestüme Gemütsart des Grafen macht ihnen allzu gutes Spiel, und sie erreichen ihre Absicht auf folgende Weise. Die Königin hatte den Grafen, als ihren Generalissimus, mit einer sehr ansehnlichen Armee gegen den Tyrone geschickt, welcher in Irland einen gefährlichen Aufstand erregt hatte. Nach einigen nicht viel bedeutenden Scharmützeln sahe sich der Graf genötiget, mit dem Feinde in Unterhandlung zu treten, weil seine Truppen durch Strapazen und Krankheiten sehr abgemattet waren, Tyrone aber mit seinen Leuten sehr vorteilhaft postieret stand. Da diese Unterhandlung zwischen den Anführern mündlich betrieben ward und kein Mensch dabei zugegn sein durftpe: so wurde sie der Königin als ihrer Ehre höchst nachteilig und als ein gar nicht zweideutiger Beweis vorgetellet, da$ bt. Und nun ist der Graf nicht länŽer vermögend, sich zu mäßigen; seine Ungestümheit bricht los; er wirft den Stab zu ihren Füßen und bedient sich verschiedner Ausdrücke, die zu sehr wie Vorwürfe klingen, als daß sie den Zorn der Königin nicht aufs höcÍhste treiben sollten. Auch antwortet sie ihm darauf, wie es Zornigen sehr natürlich ist; ohne sich um Anstand und Würde, ohne sich um die Folgen zu bekümmern: nämlich, anstatt der Antwort, gibt sie ihm eine Ohrfeige. Der Graf greift nach dem Degen; und nur der einzige Gedanke, daß es seine Königin, daß es nicht sein König ist, der ihn geschlagen, mit einem Worte, daß es eine Frau ist, von der er die Ohrfeige hat, hält ihn zurück, sich tätlich an ihr zu vergehen. Southampton beschwört ihn, sich zu fassen; aber er wiederholt seine ihr und dem Staate geleisteten Dienste nochmals und wirft dem Burleigh und Raleigh ihren niederträchtigen Neid, sowie der Königin ihre Ungerechtigkeit vor. Sie verläßt ihn in der äußersten WuÀ; und niemand als Southampton bleibt bei ihm$ l angelegte und bis ans Ende erhaltene Charaktere; nicht selten viel Würde und Stärke im Ausdrucke.-- Das sind allerdings Schönheiten: ich sage nicht, daß es die höchsten sind; ich leugne nicht, daß sie zum Teil sehr leicht bis in das Romanenhafte, Abenteuerliche, Unnatürliche können getrieben werden, daß sie bei den Spaniern von dieser Übertreibung selten frei sind. Aber man nehme den meisten französischen Stücken ihre mechanische Regelmäßigkeit: und sage mir, ob ihnen andere, als Schönheiten solcher Art, übrig bleiben? Was haben sie sonst noch viel Gutes, als Verwicklung und Theaterstreiche und Situationen? Anständigkeit: wird man sagen.--Nun ja; Anständigkeit. Alle ihre Verwick@lungen sind anständiger, und einförmiger; alle ihre Theaterstreiche anständiger, und abgedroschner; alle ihre Situationen anständiger, und gezwungner. Das kömmt von der Anständigkeit! Aber Cosme, dieser spanische Hanswurst; diese ungeheure Verbindung der pöbelhaftestn Possen mit dem feierlichsten Ernst; diese Vermischung des Komisch$ niemals zurückkommen wird? Orestes. Aber gesetzt, er käme! Wie müßte er es anfangen, um den Tod seines Vaters zu rächen? Elektra. Sich eben des erkühnen, wessen die Feinde sich gegen seinen Vater erkühnten. Orestes. Wolltest du es wohl mit ihm wagen, deine Mutter umzubringen? Elektra. Se mit dem nämlichen Eisen umbringen, mit welchem sie meinen Vater mordete! Orestes. Und darf ich das, als deinen festen Entschluß, deinem Bruder Elektra. 'Ich will meine Mutter umbringen, oder nicht leben!' Das Griechische ist noch stärker: [Greek: Thanoimi, maetros aim' episphaxas' emaes]. 'Ich will gern des Todes sein, sobald ich meine Mutter umgebracht Nun kann man nicht behaupten, daß diese letzte Rede schlechterdings unatürlich sei. Ohne Zweifel haben sich Beispiele genug ereignet, wo unter ähnlichen UmsÂtänden die Rache sich ebenso heftig ausgedrückt hat. Gleichwohl, denke ich, kann uns die Härte dieses Ausdrucks nicht anders als ein wenig beleidigen. Zum mindesten hielt Sophokles nicht für gut, ihn so weit zu treiben. B$ ass er das Parterre dadurch erinnert hat, aufmerksam auf ihn zu sein, und wenn es die Guete haben will, ihm nachzuklatschen. Nachzischen sollte es ihm! Doch leider ist es teils nicht Kenner genug, teils zu gutherzig, und nimmt die Begierd, ihm gefallen zu wollen, fuer die Tat. Ich getraue mich nicht, von der Aktion der uebrigen Schauspieler in diesem Stuecke etwas zu sagen. Wennsie nur immer bemueht sein muessen, Fehler zu bemaenteln, und das Mittelmaessige geltend zu machen: so kann auch der Beste nicht anders, als in einem sehr zweideutigen Lichte erscheinen. Wenn wir ihn auch den Verdruss, den uns der Dichter verursacht, nicht mit entgelten lassen, so sind wir doch nicht aufgeraeumt genug, ihm alle die Gerechtigkeit zu erweisen, die er verdienet. Den Beschluss des ersten Abends machte "Der Triumph der vergangenen Zeit", ein Lustspiel in einem Aufzuge, nach dem Franzoesischen des Le Grand. Es ist eines von den drei kleinen Stuecken, welche Le Grand unter dem allgemeinen Titel "er Triumph der Zeit" im Jahr 1$ ern Weg eingeschlagen waere. Besonders da sich dieser andere Weg hier von selbst oeffnet. Manley, oder Amalia, wusste ja, dass Freemann mit seiner vorgeblichen Frau nicht gesetzmaessig verbunden sei. Warum konnte er also nicht dieses zum Gru°de nehmen, sie ihm gaenzlich abspenstig zu machen, und sich ihr nicht als einen Galan, dem es nur um fluechtige Gunstbezeigungen zu tun, sondern als einen ernsthaften Liebhaber anzutragen, der sein ganzes Schicksal mit ihr zu teilen bereit sei? Seine Bewerbungen wuerden dadurch, ich will nicht sagen unstraeflich, aber doch unstraeflicher geworden sein; er wuerde, ohne sie in ihrún eigenen Augen zu beschimpfen, darauf haben bestehen koennen; die Probe waere ungleich verfuehrerischer und das Bestehen in derselben ungleich entscheidender fuer ihre Liebe gegen Freemann gewesen. Man wuerde zugleich einen ordentlichen Plan von seiten der Amalia dabei bgesehen haben; anstatt dass man itzt nicht wohl erraten kann, was sie nun weiter tun koennen, wenn sie ungluecklicherweise in ih$ atte "Das besiegte Vorurteil"; und au dem andern "Der Mann ohne Vorurteil". Doch beides ist nicht weit ausein*ander. Es ist von dem Vorurteile, dass zu einer vernuenftigen Ehe die Gleichheit der Geburt und des Standes erforderlich sei, die Rede. Kurz, die Geschichte der Nanine ist die Geschichte der Pamela. Ohne Zweifel wollte der Herr von Voltaire den Namen Pamela nicht brauchen, weil schon einige Jahre vorher ein paar Stuecke unter diesem Namen erschienen waren, und eben kein grosses Glueck gemacht hatten. Die "Pamela" des Boissy und des de la Chaussee sind auch ziemlich kahle Stuecke; und Voltaire brauchte eben nicht Voltaire zu sein, etwas weit Besseres zu machen. "Nanine" gehoert unter die ruehrenden Lustspiele. Es hat aber auch sehr viel laecherliche Szenen, und nur insofern, als die laecherlichen Szenen mit den ruehrenden abwechseln, will Voltaire diese in der Komoedie geduldet wissen. Eine ganz ernsthafte Komoedie, wo man niemalso lacht, auch nicht einmal laechelt, wo man nur immer weinen moechte, ist$ osse il grave incarco De gli anni, che mi sta su'l capo, e a terra Il curva, e prime si, che parmi un monte.-- ----Fussnote Vierundvierzigstes Stueck Den 29. September 1767 Ich komme auf den Tadel des Lindelle, welcher den Voltaire so gut als den Maffei trifft, dem er doch nur allein zugedacht war. Ich uebergehe die beiden Punkte, bei welchen es Vltaire selbst fuehlte, dass der Wurf auf ihn zuruekpralle.--Lindelle hatte gesagt, dass es sehr schwache und unedle Merkmale waeren, aus welchen Merope bei Maffei schliesse, dass Aegisth der Moerder ihres Sohnes sei. Voltaire antwortet: "Ich kann es Ihnen nicht bergen; ich finde, das Maffei es viel kuenstlicher angelegt hat, als ich, Meropen glauben zu machen, dass ihr Sohn der Moerder ihres Sohnes sei. Er konte sich eines Ringes dazu bedienen, und das durfte ich nicht; denn seit dem koeniglichen Ringe, ueber den Boileau in seinen Satiren spottet, wuerde das auf unserm Theater sehr klein scheinen." Aber musste denn Voltaire eben eine alte Ruestung anstatt$ chtswuerdigen Herzens nicht genug entwickeln koennen. Er tobt, und weder Juliane noch die Leser wissen recht, was er will. Ebensowenig hat der Dichter Raum gehabt, seine Besserung gehoerig vorzubereiten und zu veranstalten. Er musste sich begnuegen, dieses gleichsam im Vorbeigehen zu tun, weil die Haupthandlung mit Nikander und Philinten zu schaffen hatte. Kathrine, dieses edelmuetige Kammermaedchen der Juliane, das Agenor verfolgt hatte, sagt gar recht am Ende des Lustspiels: 'Die geschwindesten Bekehrungen siÈd nicht allemal die aufrichtigsten!' Wenigstens solange dieses Maedchen im Hause ist, moechte ich nicht fuer die Aufrichtigkeit stehen." Ic freue mich, dass die beste deutsche Komoedie dem richtigsten deutschen Beurteiler in die ôaende gefallen ist. Und doch war es vielleicht die erste Komoedie, die dieser Mann beurteilte. ----Fussnote [1] "Misanthrope", Acte II, Sc. 4. C'est de la tete aux pieds un homme tout mystere, Qui vous jette, en passant, un coup d'oeil egare, Et sans aucune affaire$ r, anstatt ihn in ein anscheinendes Lob zu erkehren, haette er wenigstens die Antwort beifuegen sollen, die Moliere selbst darauf erteilte, und die sehr passend ist. Die Erzaehlungen naemlich sind in diesem Stuecke, vermoege der innern Verfassung desselben, wirkliche Handlung; sie haben alles, was zu einer komischen Handlung erforderlich ist; und es ist blosse Wortklauberei, ihnen diesen Namen hier streitig zu machen.[6] Denn es koemmt ja weitP weniger auf die Vorfaelle an, welche erzaehlt werden, als auf den Eindruck, welchen diese Vorfaelle auf den betrognen Alten machen, wenn er sie erfaehrt. Das Laecherliche dieses Alten wollte Moliere vornehmlich schildern; ihn muessen wir also vornehmlich sehen, wie er sich bei dem Unfalle, der ihm drohet, gebaerdet; und dieses haetten wir so gut nicht gesehen, wenn der Dichte| das, was er erzaehlen laesst, vor unsern Augen haette vorgehen lassen, und das, was er vorgehen laesst, dafuer haette erzaehlen lassen. Der Verdruss, den Arnolph empfindet; der Zwang, den er sich$ Que no dais otro descargo, En fe de indicios tan ciertos, Manana vuestra cabeza Ha de pagar-- ----Fussnote Siebenundsechzigstes Stueck Den 22. Dezember 1767 Nun folgt eine Szene, die man wohl schwerlich erwartet haette. Alles ist ruhig und stille, als auf einmal eben die Dame, welcher Essex in dem ersten Akte das Leben rettete, in eben dem Anzuge, die halbe Maske auf dem Gesichte, mit einem Lichte in der Hand, zu dem Grafen in das Gefaengnis hereintritt. Es ist die Koenigin. "Der Graf", sagt sie vor sich im Hereintreten, "hat mir das Leben erhalten: ich bin ihm dafuer verpflichtet. Der Graf hat mir das Leben nehmen wollen: das schreiet um Rache. Durch seine Verurteilung ist der Gerechtigkeit ein Genuege geschehen: nun geschehe es auch der Dankbarkeit und Liebe!"[1] Indem sie naeher kvmmt, wird sie gewahr, dass der GrÃaf sch+reibt. "Ohne Zweifel", sagt sie, "an seine Blanca! Was schadet das? Ich komme aus Liebe, aus der feurigsten, uneigennuetzigsten Liebe: itzt schweige die Eifersucht!$ Unlust ueber dessen Unglueck zusammengesetzt ist. Die Bewegungen, durch welche sich das Mitleid zu erkennen gibt, sind von den einfachen Symptomen der Liebe, sowohl als der Unlust, unterschieden, denn das Mitleid ist eine Erscheinung. Aber wie vielerlei kann diese Erscheinung werden! Man aendre nur in dem bedauerten Unglueck die einzige Bestimmung der Zeit: so wird sich das Mitleiden durch ganz andere Kennzeic°hen zu erkennen geben. Mit der Elektra, die ueber die Urne ihres Bruders weinet, empfinden wir ein mitleidiges Trauern, denn sie haelt das Unglueck fuer geschehen und bejammert ihren gehabten Verlust. Was wir bei den Schmerzen des Philoktets fuehlen, ist gleichfalls Mitleiden, aber von einber etwas andern Natur; denn die Qual, die dieser Tugendhafte auszustehen hat, ist gegenwaertig und ueberfaellt iŸn vor unsern Augen. Wenn aber Oedip sich entsetzt, indem das grosse Geheimnis sich ploetzlich entwickelt; wenn Monime erschrickt, als sie den eifersuechtigen Mithridates sich entfaerben sieht; wenn die tuge$ Loewen: Das Raetsel Francesco Scipione Maffei: Merope Pierre Carlet de Camplain de Marivaux: Der Bauer mit der Erbschaft Pierre Carlet de Camplain de Marivaux: Der unvermutete Ausgang Pierre Carlet de Camplain de Marivaux: Die falschen Vertròulichkeiten Moliere: Die Frauenschule Gottlieb Konrad Pfeffel: Der Schatz Philemon von Syrakus: Der Schatz Plautus: Trinummus Philippe Quinault: Die kokette MutterJean Francois Regnard: Demokrit Jean Francois Regnard: Der Spieler Jean Francois Regnard: Der Zerstreute Karl Franz Romanus: Die Brueder Germain Francois Poullain de Saint-Foix: Der Finanzpachter Johann Elias Schlegel: Der Triumph der guten Frauen Johann Elias Schlegel: Die stumme Schoenheit Voltaire: Das Kaffeehaus Voltaire: Die Frau, die recht hat Voltaire: Merope Voltaire: Nanine Voltaire: Semiramis Voltaire: Zaire Christian Felix Weisse: Amalia Christian Felix Weisse: Richard der Dritte Verzeichnis der Theaterstuecke geordnet nach Titeln Amalia (Chistian Felix Weisse) Cenie (Francoise d'Issembourg-d'Happonc$ arenverkehr des letztgenannten Jahrs nur 16, auf den Seehandel dagegen 84 Proz. Die Hauptartikel des auswärtigen Handels sind in der Ausfuhr (mit Angabe des Wertes 1887 in Millionen Pesetas): Wein (281,7), Erze (ó6,7), Blei (22,0), Rosinen (22,2), Vieh (12,4), Kork (16,8), Orangen (15,4), Schafwolle (14,1), Olivenöl (9,7, 1885: 40,0), Schuhwaren (12,4), Esparto (8,9), Weintrauben (9,7), Weizenmehl (5,2), Konserven (6,9), Eisen und Eisenwaren (10,4); in der Einfuhr: Weizen (62,8), Baumwolle (62,), Spiritus (45,0), Holz (35,3), Tabak (30,3), Fische (29,8), Zucker (29,7), Mineralkohle (25,6), Schafwollwaren (24,9), Maschinen (20,1), Häute und Felle (19,4), andre Cerealien (17,5), Vieh (17,1), Eisen und Eisenwaren (16,9), Chemikalien (15,8), Kakao (13,6), Flachs- und Hanfgarn (13,3). Was die einzelnen Länder betrifft, welche an dem auswärtigen Handel Spanien’s partizipieren, so kommt der Hauptanteil auf Frankreich (234,7 Mill. Pesetas in der Einfuhr und 308,9 Mill. in der Ausfuhr) und Großbritannien (114,0, resp.$ shofs, des Rechnungshofs, des obersten Kriegs- und des obersten Marinerats, wenn sie sich zwei Jahre im Amt befinden. Die vom König ernannten oder von den Provinzialvertretungen u. den Höchstbesteuerten gewählten Senatoren müsen bestimmten Klassen des Beamtenstandes, der Armee, des KlerusÆangehören oder eine jährliche Rente von 20,000 Pesetas beziehen. Die Zahl der Senatoren kraft eignen Rechts und der vom König ernannten Senatoren darf zusammen 180 nicht übersteigen, und dieselbe Zahl entfällt auf die gewählten Senatoren. JederR Senator muß Spanier und 35 Jahre alt sein. Der Kongreß der Deputierten setzt sich aus denjenigen Mitgliedern zusammen, welche von den Wahljunten auf fünf Jahre, im Verhältnis von einem Deputierten auf 40,000 Einw., gewählt werden. Um zum Deputierten gewählt zu werden, sind die spanische Staatsbürgerschaft, der weltliche Stand, die Großjährigkeit und der Genuß aller bürgerlichen Rechte erforderlich. Das passive Wahlrecht ist durch keinen Zensus, das aktive Wahlrecht seit der Wahlrefor$ cht kommenHen Thatumstände darlegt. Specifica (lat.), s. Spezifische Arzneimittel. Specimen (lat.), Probe, Probearbeit. Speck (Lardum), das feste und derbe Fett, welches sich zwischen der Haut und dem Fleisch mancher Tiere, namentlich der Schweine (im geräucherten Zustand wichtiger Handelsartikel), dann auch der Robben und Walfische (dient zur Darstellung von Thran) ansetzt. Speckbacher, einer der Anführer des Tiroler Aufstandes von 1809, geb. 13. Juli 1767 auf dem Hof Gnadenwald, zwischen Innsbruck uPd Hall, verbrachte seine Jugend teils als Wildschütz, teils als Landwirt und kämpfte schon 1797, 1800 und 1805 gegen die Franzosen; vom Gut seiner Frau hieß er der "Mann vom Rinn". Einer der Vertrauten des Sandwirts Hofer, überfiel er 12. April 1809, am Tag des Ausbruchs der Insurrektion, die bayrische Garnison zu Hall, nahm mit dem dortigen Kronenwirt Joseph Straub die von Innsbruck entkommene bayrische Kavallerie gefangen, focht hierauf in den Treffen vom 25. und 29. Mai, welcheTirol zum zweitenmal befreiten, $ liberalen Partei seine Entlassung. Im neuen Gladstoneschen Kabinett (1880-85) erhielt er erst das Amt eines Präsidenten des Geheimen Rats, dann 1882 das des Vizekönigs von Irland und übernahm 1886 auf kurze Zeit wieder das Präsidium des Geheimen Rats. 5) Herbert, engl. Philosoph, geb. 1820 zu Derby, wurde von seinem Vater, einem Lehrer der Mathematik, und seinem Oheim Thomas S., einem liberalen Geistlichen, erzogen, zuerst Zivilingenieur, sodann Journalist und (von 1848 bis 1859) M=tarbeiter an dem vÔon J. Wilson herausgegebenen "Economist", an der "Westminster" und "Edinburgh Ïeview" und andern Zeitschriften, endlich philosophischer Schriftsteller und Begründer eines eignen Systems, das er als Evolutions- oder Entwickelungsphilosophie bezeichnete. Seine erste bedeutende Schrift war eine Statistik der Gesellschaft unter dem Titel: "Social statics" (1851, 1868) nebst einem Auszug daraus: "State education self defeating" (1851), welcher die "Principles of psychology" (1855) folgten; 1860 begann er nach dem Vorb$ ner Röhrchen nach außen, erhärtet an der Luft schnel‡ zu einem Faden und wird unter Beihilfe der Fußklauen zu dem bekannten Gespinst verwebt. Das Nervensystem besteht aus dem Gehirn und aus einer gemeinsamen Brustganglienmasse. Hinter dem Stirnrand sehen acht, seltener sechs kleine Punktaugen in einer nach den Gattungen und Arten verschiedenen Anordnung. Der Darmkanal zerfällt in Speiseröhre, Magen mit fünf Paar Blindschläuchen und Darm, in welchen die Lebergänge und zwei verästelte Harnkanäle münden. Der Lebersaft wirkt ähnlich dem der Bauchspeicheldrüse der höhern Wirbeltiere. Die Atmungsorgane sind meist eigentümliche sogen. Fächertracheen oder Tracheenlungen (s. Tracheen), auch Lungensäckchen genannt; doch finden sich außerdem auch wohl noch gewöhnliche Tracheen. Das Blut fließt aus einem pulsierenden, im Hinterleib gelegenen Rückengefäß durch Arterien nach den Gliedmaßen und dem Kopf, umspült zurückkehrend die Lungensäckchen und tritt durch dreiPaar seitliche Spaltöffnungen in das Rückengefäß zurück. All$ d die geistige Verstimmung durch zweckmäßige psychische Behandlung, besonders durch geregelte Thätigkeit, zu heben suchen. Spleißofen, s. Kupfer, S. 320. Splen (lat.), Milz; Splenalgie, Milzstechen; Splenitis, Milzentzündung. Splendid (lat.), glänzend, prächtig, prachtliebend, viel aufgehen lassend; beim Buchdruck s. v. w. weit, geräumig gesetzt (Gegenteil: kompreß). Splint (Splintholz), s. Holz, S. 669; im Bauwesen s. v. w. Schließe, s. Anker, S. 597? Splintkäfer, s. Borkenkäfer. Splissen, die Vereinigung zweier Tauenden, welche zu dem Zweck aufgedreht wrden, so daß die einzelnen Kardeele oder Garne frei liegen; letztere werden demnächst mit Hilfe des Marlpfriems zwischen die Kardeele der nicht aufgedrehten Teile der Taue gearbeitet, derart, daß die fertige Splissung keinen wesentlich größern Durchmesser erhält als das Splißhorn, ein als Gefäß zum Mitführen von Talg benutztes Kuhhrn, welches, am Gurt getragen, neben dem Messer und Marlpfriem, dessen Spitze vor dem Gebrauch mit Talg eingefettet wird, das Hand$ Bildung, wie bei dem S. der Rose. In den meisten Fällen sind die Hautstacheln gefäßlos, bisweilen, z. B. bei den Stacheln auf den Kapfeln des Stechapfels und der Roßkastanie, führen sie Gefäßbündel. Übergangsbildungen zwischen den Haut- und Blattstacheln finden sich bei den Kakteen, deren Stacheln aus den Vegetationspunkten der Achselknospen wie wahre Blätter, jedoch ohne deren EntwickeÿunÕgsfähigkeit, hervorgehen. Unter den Blattstacheln bilden sich einige durch Metamorphose von Nebenblättern, z. B. d4e Stacheln der Robinie; andre gehen aus umgewandelten Blattteilen hervor (Blattzahnstacheln), wie die Stacheln der Stechpalme, welche Gefäßbündel und Blattparenchym enthalten. Eine dritte Gruppe besteht aus denen, die durch Umwandlung eines ganzen Blattes entstehen, wie die gefiederten Stacheln von Xanthium oder die dreigeteilten Stacheln der Berberitze, aus deren Achseln Laubsprosse entspringen. Ebenso verschieden ist auch der Ursprung der Kaulomstacheln oder Dornen; es können überzählige Knospen, wie bei Gen$ Nahrung, die in allerlei Pflanzenstoffen besteht. Alle Bewegungen des Stachelschweins sPnd langsam und unbeholfen, nur im Graben besitzt es einige Fertigkeit. Im Winter schläft es tagelang in seinem Bau. Vollkommen harmlos und unfähig, sich zu verteidigen, erliegt es jedem geschickten Feind. Es ist stumpfsinnig, aber leicht erregbar. Gereizt grunzt es, sträubt die Stacheln und rasselt mit Stachelschweinaussatz - Stadion. selben, wobei oft einzelne ausfallen, was zu der Fabel Veranlassung gegeben hat, daß es die Stacheln fortschießen könne. In der Not rollt es sich wie ein Igel zusammen. Die Paarung erfolgt im Frühjahr, und 60-70 Tage nach der Begattung wirft da« Weibchen in einer Höhle 2-4 Junge, deren kurze, weiche Stacheln sehr bald erhärten und ungemein schnell wachsen. In der Gefangenschaft wird es leicht zahm, hält sich gut, pflanzt sich auch fort, bleibt aber stets scheu und furchtsam. Italiener ziehen mit gezähmten Stachelschweinen von Dorf zu Dorf. Man ißt sein Fleisch und benutzt die Staheln zu manch$ ständige Staaten sind, ihre Selbständigkeit verloren. Inzwischen waren namentlich die Residenzstädte der Fürsten zur Blüte gekommen, die sich um so schneller und glänzender entwickelte, je entschiedener die Fürstengewalt der Mittelpunkt des politischen Lebens in Deutschland wurde. Im 19. Jahrh. aber hat nicht nur der Bau von Eisenbaøhnen, sondern auch der Aufschwung im Bergbau, in der Fabrikthätigkeit und imZHandel dem Städtewesen in Deutschland einen ungeahnten Aufschwung gege±ben. Städte, welche im Mittelpunkt wichtiger Eisenbahnnetze, ergiebiger Bergbau- und Industriebezirke liegen, haben ihre Bevölkerung bisweilen verzehnfacht. Einen bedeutenden Aufschwung hatte das Städtewesen frühzeitig in Italien genommen. Die einzelnen Einwohnerklassen traten in Vereinigungen zusammen, so in Mailand die vornehmen Lehnsleute, die Ritter und Vollfreien, und erwarben zu Ende des 11. Jahrh. für ihre Vorsteher (consules) die Verwaltung und Gerichtsbarkeit innerhalb der S. Friedrich I. hatte den Anspruch erhoben, diese Cons$ st von Sachsen, Herzog von Warschau, verlieh ihn wieder. Kaiser Alexander, als König von Polen, erneuerte ihn 1815 und teilte ihn in vier Klassen; Kaiser Nikolaus I. verleibte ihn 1831 den russischen Orden ein und beschränkte ihn 1839 auf drei Klassen (die zweite mit zwei Unterabteilungen mit und ohne Krone). Er kommt im Rang nach dem St. Annenorden. Die Dekoration ist ein rot emailliertes achtspitziges Kreuz mit goldenen Kugeln und goldenen Halbkreisen zwichen den Spitzen sowie goldenen Adlern zwischen den Armen. Der weiß emaillierte Mittelschild, von grünem Lorbeer eingefaßt, trägt in Rot die Chiffer S. S. (Sanctus Stanislaus). Der Revers trägt dieselbe Inschrift auf Gold mit weißem Randœ. Der achtstrahlige Silberstern trägt die Devise: "Praemiando incitat". Der Orden wird in der üblchen Weise an dunkelrotem Band mit doppelter weißer Einfassung getragen. Für eine bestimmte Anzahl von Rittern ist eine Pension mit dem Orden verbunden, dessen Fest 23. April gefeiert wird. Staniza (russ.), s. v. w. Kosakenansie$ sogen. grünen S. oder das Glaukom s. d. Bei dem schwarzen S. unterscheidet man herkömmlich: Amblyopie, Stumpf- oder Schwachsichtigkeit, und Amaurose (besser Anopsie), völlige Blindheit. Beide kommen zu stande zum Teil in der Form von Hemiopie durch Erkrankung der Netzhaut oder des Sehnervs an irgend einer Stelle seines Verlaufs ode des Gehirns selbst. Liegt die erkrankte Stelle hinter dem Eintritt des }ehnervs in die Netzhaut, so läßt sich die Ursache des schwarzen Stars durch den Augenspiegel nicht erkennen. In den meisten Fällen hat der schwarze S. einen langsamen Verlauf, entsteht unmerklih, nimmt ganz allmählich zu und geht schließlich in vollständige Erblindung über; doch kommt es auch vor, daß er auf einer gewissen Stufe der Entwickelung stehen bleibt oder selbst rückgängig wird. Selten bildet er sich in sehr kurzer Zeit aus oder tritt selbst plötzlich nach Art eines Schlaganfalls auf, namentlich dann, wenn sich die Netzhaut durch einen Bluterguß oder durch ein Entzündungsprodukt von der Gefäßhaut des $ lukkenkrebse (Limulus) beobachtet worden. Von Fischen der S. findet man Zähne und Rückenstacheln besonders häufig. Sie gehören Haien an, wenn auch Abteilungen, welche in der Jetztwelt teils ganz erloschen, teils nur durch wenige Formen vertreten sind (Orodus. Tristychius Steinkohlengash - Steinla. und Cochliodus, s. Tafel I). Di Ganoidengeschlechter Palaeoniscus und Amblypterus kommen in sehr zahlreichen vollständigen Exemplaren in Schichten (Lehbach im SZaarbecken) vor, welche jetzt dem Rotliegenden beigezählt werden. - Die vulkanische Thätigkeit lieferte während der Steinkohlenperiode Diabase (in Schottland, England, Frankreich, an einzelnen Punkten Deutschlands), Felsitporphyre (Sachsen, Niederschlesien, Frankreich), seltener Diorite, Pechsteine und Melaphyre, während die eigentliche Eruptionszeit der zuletzt genannten erst in die Dyasperiode fällt. Namentlich die Diabase sind durch Decken und Tuffe, welche sich zwischen die karbonischen Gesteine einschalten, besonders häufig als zweifellos gleichzeitige B$ e (zwischen zwei Vergletscherungen fallende wärmere Zwischenperiode) bewohnt hat, zeigen die Funde von der Schussenquelle (Oberschwaben), bestehend in einer nordische oose enthaltenden, unmittelbar auf der Rheingletschermoräne gelegenen Kulturschicht, daß der Mensch hier während der letzten Vergletscherungsepoche lebte. DieNahrung des paläoli`hischen Menschen bestand aus dem Fleisch der erwähnten Tiere und aus Fischen; auch das diluviale Pferd hat, wie die Funde zahlreicher, zur Gewinnung des Knochenmarks aufgeschlagener Pferdeknochen beweisen, als Nahrungsmittel des Menschen der ältern S. eine wichtige Rolle gespielt. Außer den Höhlen dienten ihm Erdgruben und aus Fellen hergerichtete Zelte als Wohnungen. Daß er die Felle des erlegten Wildes mit Hilfe von Tiersehnen zur Kleidung aneinander nähte, deuten die in diluvialen Höhlen gefundenen Knochennadeln an, welche durch langen Gebrauch abgenutzt sind. Man fand auch Stücke farbiger Erde zum Bemalen des Körpers und zum Teil höchst primitive Schmuckgegenstände ($ knüpft wird; 4) der Wert- (Gradations-, Proportional-) S., welcher sich nach dem durch die steuerpflichtige Uràunde repräsentierten Wert richtet und in Prozenten des letztern oder auch mit Abrundung der Prozenthöhe in festen Beträgen für gewisse Klassen (klassifizierter Wertstempel) erhoben wird. Gegen Stempelfälschungen schützt man sich durch künstliche Herstellung der Stempelzeichen (geschöpftes Papier, Wasserzeichen etc.), gegen Umgehungen dienen Kontrolle und Strafe. Die Strafe kann dadurch verschärft werden, daß das vorgenommene Rechtsgeschäft für nichtig erklärt wird. Da hierdurch jedoch auch leicht Unschuldige getroffen werden, so begnügt sich die Stempelgesetzgebung meist mit Geldstrafen, während die Gültigkeit des Rechtsgeschäfts nicht weiter angefochten wird. Vgl. Stempelsteuern. Stempel (Pistill), das weibliche Organ in den Blüten, sH. Blüte, S. 67 f. Stempelakte, brit. Gesetz, 22. März 1765 für die nordamerikanischen Kolonien gegeben, angeblich behufs Aufbringu2ng einer Summe zur Verteidigung der $ on Doppelsternen haben hauptsächlich W. Herschel, W. Struve und I. Herschel geliefert; den des letztern (mit 10,300 Doppel- und vielfachen Sternen) haben Main und Pritchard im 40. Bande der "Memoiren der Londoner Astronomischen Gesellschaft" (Lond. 1874) veröffentlicht. Kataloge der veränderlichen Sterne haben Schönfeld (1866 u. 1874), Dreyer (1888) und Chandler (1889) geliefert. Sternkegel, s. Globus, S. 436. Sternkrant, s. Stellaria. Sternkreuzorden, österreich. Frauenorden, 18. Sept. 1668 von der· Kaiserin Eleonore, zur Erinnerung an ein verlornes und wiedergefundenes Reliquienkreuz, für adlige Damen zur Förderung der Andacht zum heiligen Kreuz, des tugendhaften Lebens und wohlthätiger Handlungen gestiftet. Die Zahl der Damen ist unbeschränkt, alter Adel unbedingt erforderlich.)Die Ernennungen gehen von der Großmeijsterin des Ordens, "der höchsten Ordensschutzfrau", immer einer österreichischen Erzherzogin, aus. Die Dekoration, welche viermal geändert wurde, besteht jetzt in einem kaiserlichen Adler, auf w$ ziantengebühr, die Öffentlichkeit des Steuerverfahrens, Begehung von gegensätzlichen Interesenten bei der Einsteuerung etc. Mitte der 80er Jahre waren die an direkten Steuern Mill. Mk. % an indirekten Steuern Mill. Mk. % aus andern Quellen Mill. Mk. % pro Kopf d. Bevöl-kerung Mark Deutsches ReiËh nebst Gliederstaaten 260 13 600 29 1240 59 30 70 Österr.-Ungarn 280 21 670 49 410 31 30 70 26,00 Rußland 250 19 780 60 270 30 25 75 11,00 Italien 310 25 590 44 410 21 36 64 29,80 Frankreich 340 14 1800 74 290 18 15 85 56,80 Großbritannien. 270 15 1170 67 310 12 21 79 41,00 Vgl. Gebühren, Zölle, Aufwandsteuern sowie die verschiedenen Artikel über die einzelnen S. [Þitteratur.] Außer den unter "Finanzwesen" angegebenen Werken vgl. Hofmann, Die Lehre von den S. (Berl. 1840); v. Hock, Die öffentlichen Abgaben und Schulden (Stuttg. 1863); Förstemann, Die direkten und indirekten S. (Nordh. 1868); Schäffle, Die Grundsätze der Steuerpolitik (Tübing. 1880); Roscher, System der Finanzwissenschaft (Stuttg. 1886); Kaizl, Die Leh$ n rechts nach links durchgesteckt, worauf sich der beschriebene Vorgang abwechselnd von links und rechts wiederholt. In neuester Zeit ist für die S. eine neue Grundlage dadurch gewonnen, daß man, wie bei den Nähmaschinen, Nadeln mit dem Öhr an der Spitze und kleine Schiffchen zum Durchbringen eines zweiten Fadens anwendet, also die Sticknähmaschine nachahmt. Vgl. Jäck, Die rationelle Behandlung der S. (3. Aufl., Leipz. 1886). Sticknähm0aschine, zum Sticken kleiner Muster eingerichtete Nähmaschine, besteht aus einer gewöhnlichen Nähmaschine, auf deren Nähplatte der Stoff, in einen Stickrahmen ingespannt, durch Führung des letztern vermittelst eines Storchschnabels, wie bei den Stickmaschinen, unter der Nadel hin- und hergeschoben wird, so daß die Figuren durch Plattstich entstehen. Stickoxyd und Stickoxydul, s. v. w. Stickstoffoxyd, resp. Stickstoffoxydul. StickseCide, s. v. w. Plattseide. Stickstoff (Stickgas, Azot, Luftgas, Nitrogenium) N, chemisch einfacher Körper, findet sich in der Atmosphäre (79 Volumpro$ ötzlichen Tode der Kinder durch Erstickung. Sobald sich ein Anfall einstellt, soll man das Kind aufrichten, ihm Wasser in das Gesicht spritzen, kühle Luft zufächeln, den Rücken reiben und ein Klystier von Kamillen-oder Baldrianthee setzen. Auch ist es gut, einen Senfteig vorrätig zu halten, um denselben, sobald der Anfall eintritt, in die Magengrube zu legen. In der freien Zwischenzeit muß man alle Unregelmäßigkeiten in der Verdauung beseitigen, den Stuhlgang regulieren und für eine möglichst zweckmäßige Ernährung des Kindes sorgen. Stimmung, in der Musik s. v. w. Feststellung der Tonhöhe und zwar 1) Feststellung der absoluten Tonhöhe, d.h. der Schwingungszahl ines Tons, nachdem die übrigen gestimmt werden. In ältern Zeiten hatte man verschiedene Stimmungen für verschiedene Instrumente: die einen waren in den Chorton (s. d.), die andern in den Kammerton (s. d.) gestimmt; in der neuern Zeit bediente man sich algemein des Kammer7tons (vgl. A). Indessen war nicht nur die Tonhöhe des letztern an verschiedenen Ort$ Einnahmen und Ausgaben vorhanden sein, und in der That haben genaue Versuche ergeben, daß bei Berechnung des Gehalts der Nahrung und der Ausscheidungsstoffe an Kohlenstoff, Wassersoff, Sauerstoff, Stickstoff und Salzen im wesentlichen dieselben Zahlen erhalten werden. Ein gut beköstigter gesunder Mensch verliert in 24 Stunden bei äßig bewegter Lebensweise durch die Atmung etwa 32, die Hautausdünstung 17, den Harn 46,5, den Kot 4,5 Proz. der gesamten Exkretionsmasse, und zwar scheidet die Atmung aus: Wasser 330, Kohlensäure 1230, die Hautausdünstung Wasser 660, Kohlensäure 9,8, der Harn Wasser 1700, Harnstoff 40, Salze 26 g, der Kot Wasser 128, andre, meist organische Substanzýen 53 g. Die Bilanz zwischen Einnahmen und Ausgaben des Körpers bezieht sich auf den Durchschnittsmenschen, der weder ungewöhnlichen äußern Einflüssen ausgesetzt ist, noch von einzelnen Funktionen, namentlich der Muskelthätigkeit, einen einseitigen Gebrauch oder Nichtgebrauch macht. Derselbe vollbringt ein bestimmtes Mittelmaß der Leist$ he Männer an, darunter der Kabinettssekretär Guldberg und der General Rantzau-Aschbergë Am frühen orgen des 17. Jan. 1772 drangen diese Verschwornen in das Schlafzimmer des Königs und zwangen denselben zur Unterzeichnung des Befehls zur Verhaftung der Königin, Struensees und Brandts. S. ward in Ketten auf die Cistadelle gebracht und eines Anschlags gegen die Person des Königs, um ihn zur Abdikation zu zwingen, des strafbaren Umgangs mit der Königin, der Anmaßung und des Mißbrauchs der höchsten Gewalt angeklagt. Auf sein Geständnis eines verbrecherischen Umgangs mit der Königin begab sich eine zweite Kommission zur Königin nach Kronborg, um aus dieser ein gleiches Geständnis herauszulocken, was auch gelang. Die königliche Ehe ward getrennt, S. aber "eines großen, todeswürdigen Verbrechens wegen" 6. April zu grausamer Hinrichtung verurteilt. Ebenso lautete das Urteil gegen Brandt als Genossen Struensees. Nachdem der König das Urteil bestätigt hatte, erfolgte 28. April 1772 die Exekution, indem ihnen erst die re$ rofessor und Mitdirektor des philologischen Seminars an der Universität Breslau wirkend und 1889 zum Geheimen Regierungsrat ernannt, starb er daselbst 9. Aug. 1889. S. ist hochverdient um die lateinische Paläographie und die Kritik des Plautus sowie um die griechischen Musiker und Metriker. Er veröffentlichte: "De canticis Plautinis" (Inauguraldissertation, Berl. 1864), "Studien auf dem Gebiet des archaischen Lateins" (Bd. 1, das. 1873), "Analecta Liviana" (mit Th. Mommsen, Leipz. 1873), "Gaji institutionum codicis Veronensis apographum" (das. 1874), eine Handausgabe des Gajus (mit P. Krüger; 2. Aufl., Berl. 1884), "Anecdota varia graeca musica, metr)ica, grammatica" (das. 1886) und zahlreiche Abhandlungen, besonders zu Plautus, von dessen "Vidularia" er auch eine Ausgabe besorgte (Greifsw. 1870, 2. Aufl. 1883). Student (lat.), s. Studieren. Studer, Bernhard, Geolog, geb. 2í. Aug. 1794 zu Büren im Kanton Bern, studierte anfangs in Bern Theologiå, wandte sich aber mathematischen und naturwissenschaftlichen Stu$ k gehörige Berg (s. d.) mit königl. Villa, die königl. Lustschlösser Rosenstein und Wilhelma; gegenüber die Stadt Kannstatt (s. d.); im Süden die Silberburg, ein Vergnügungsort der Bewohner von S.; über derselben die 340à m hohe Reinsburg mit schönen Villen am Abhang; weiterhin die Uhlandshöhe über dem Schießhaus, 350 m ü. M., mit Anlagen, einem Pavillon und der Uhlandslinde; ferner der Bosper, 481 m ü. M., und die Schillerhöhe, 1n deren Nähe das Dorf Degerloch (s. oben); im SW. der Stadt das Jägerhaus mit Aussichtsturm, sämtlich mit schöner Aussicht; das Lustschloß Solitüde mit Wildpark; endlich die Feuerbacher Heide. Urkundlich kommt S., das seinen Namen von einem Gestütgarten oder Fohlenhof führt, zuerst 1229 vor. 1312 wurde es dem Grafen Eberhard entrissen und !rgab sich an Eßlingen, wurde jedoch 1316 wieder ausgeliefert. Seitdem haben die Grafen von Württemberg hier ihren Sitz gehabt und es 1482 zur Hauptstadt der württembergischen Lande gemacht. Doch verlegte Herzog Eberhard Ludwig 1727 und nochmals Kar$ er ersten in Alexinatz ein. 1877 ward er zum Muschir und Oberkommandanten von Bosnien und der Herzegowina ernannt, verproviantierte Nikschitz und rückte in Montenegro ein, wurde aber im Juli, als die Russen in Rumelien eindrangen, zurückgerufen. Er warf dieselben bei Eski Zagra zurück, griff sie 21.-26. Aug. vergeblich im Schipkapa/ß an, wo²ei er seine vortreffliche Armee zu Grunde richtete, setzte auch im September seine Angriffe hartnäckig fort, ward 2. Okt. Oberbefehlshaber der Donauarmee, richtete aber nichts aus und ging im Januar 1878 mit einem Teil derselben über den Balkan zurück. Bei Philippopel ward 16. und 17. Jan. sein Heer völlig zersprengt, S. im März zu Konstantinopel verhaftet und vor ein Kriegsgericht gestellt und 2. Dez. besonders wegen seines Verfahens in Rumelien zur Degradation und zu 15 Jahren Festung verurteilt, aber vom Sultan begnadigt. Er starb 15. April 1883. Vgl. Macrides, Procès de S. (Konstant. 1879). Sulfat, s. v. w. schwefelsaures Natron; in der Färberei s. v. w. schwefelsaure $ n und Oxford und schloß sich schon auf der Hochschule einer Gruppe junger Männer an, die den Zweck verfolgte, die englische Kunst umzugestalten. Ohne seine Universitätsstudien zu beenden, begab er sich dann auf Reisen und brachte einige Zeit in Florenz bei dem greisen Dichter W. Saage Landor zu, welchem er seitdem die größte Bewunderung erwies. Ähnliche Bewunderung hat er immer für Victor Hngo und für Mazzini ausgesprochen. Er trat zuerst 1860 mit den Dramen: "The queen mother" und "Rosamond" auf, die aber kaum Beachtung fanden. Dagegen erregte er bald darauf durch seine von glühender Sinnlichkeit und politischem und religiösem Radikalismus erfüllten, aber vom höchsten Wohllaut getragenen Dichtungeã ("Poems and ballads", 1866) einen Sturm ebensowohl ästhetischer Bewunderung wie sittlicher Entrüstung, welch lettere sich so entschieden aussprach, daß S. sich in einer besondern Schrift: "Notes on poems and reviews" (1866), verteidigte, sein Buch aber dem fernern Vertrieb durch den Buchhandel entzog. Gegenwärtig $ Römer" für die Römer, "Kiel" für Schiff, "Jugend" für junge Leute, "Eisen" für Schwert etc. Synepheben (griech.), Jugendgenossen. Synergiden, s. Embryosack, S. 598. Synergismus (griech.), die dogmatische Ansicht, wonach der Mensch zu seiner Bekehrung "mitwirken" müsse. Einst hatte Augustinus im Gegensatz zum Pelagianismus (s. d.) und Semipelagianismus (s. d.) alle derartige Mitwirkung verworfen, und dieser Ansicht folgte Luther, während Melanchthon den Anteil der menschlichen Willenskraft je länger, desto bestimmter in die erhaltene Fähigkeit setzte, der göttlichen Gnadenwirkung zuzustimmen. Dieselbe Vorstellung war in das Leipziger Interim übergegangen, und mehrere Theologen, darunter V. Strigel (s. d.), begünstigten sie. Aber erst seijdem Joh. Pfeffinger (s. d.) in Leipzig ("De libero arbitrio", 1555) sich für aieselbe erklärt hatte, begannen Amsdorf und Flacius zu Jena 1558 den sogen. synergistischen Streit. Die Wittenberger nahmen für Pfeffinger Partei, während der herzogliche Hof im sogen. KonfutationsbÓ$ oseph I. entworfen" das. 1874). Nach seinem Tod erschienen. "Bronzen der italienischen Renaissance" (1878). Teisendorf, Flecken im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, Bezirksamt Laufen, an der Sur und dem Fuß der Alpen sowie an der Linie Münîchen-Rosenheim-Salzburg der Bayrischen Staatsbahn, hat eine kath. Kirchee, Öberförsterei, Bierbrauerei und 630 Einw. In der Nähe die Schloßruine Raschenberg und Spuren der Römerstraße von Augsburg nach Teisserenc de Bort (spr. täß'rang d'bor), Pierre Edmond, franz. Staatsmann, geb. 1814 zu Chateauroux, ward auf der polytechnischen Schule gebildet, dann Ingenieur bei der Verwaltung des Tabaksmonopols, darauf Regierungskommissar bei verschiedenen Eisenbahngesellschaften, Mitgründer der Bahn Paris-Lyon-Mittelmeer, im Februar 1871 Mitglied der Nationalversammlung, wo er sich den konservativen Republikanern anschloß, war vom April 1872 bis 24. Mai 1873 Minister der öffentlichen Arbeiten, wurde 1876 Mitglied des Senats und war vom März 1876 bis 16. Mai 1877 und 13. Dez. 1877 bis$ tstadt Turnu-Magurele. Teleosaurier, krokodilähnliche Reptilien der Juraperiode. Teleostei (Knochenfische), Ordnung der Fische (s.d., S. Telepathie (griech., ëFernfühlung, Fernegefühl"), neuerdings in Aufnahme gekommene Bezeichnung für das angebliche Vermögen einzelner Personen, räumlich oder zeitlich entfernte Vorgänge :zu empfinden. Vgl. Gedankenlesen und Zweites Gesicht. Telephon (griech.), s. Fernsprecher. Telephorus, s. Schneewürmer. Telephos, im griech. Mythus ein Arkadier, Sohn des Herakles und der Auge, einer Priesterin der Athene, ward von seiner Mutter ausgesetzt, aber von einer Hirschkuh gesäugt und von dem König Korythos erzogen. Beim König Teuthras von Mysien fand er später die Mutter und ward Schwiegersohn und Nachfolger des Königs. Als auf dem Zug gegen Troja die Hellenen Mysien angriffen, besiegte sie T., ward aber dabei von Achilleus verwundet. Da die Wunde nicht heilen will und das Orakel verkündet, daß sie nur der heilen könne, der sie geschlagen habe, wendet er sich nach Argos, wohin die G$ stern der unbeschuhten Karmeliterinnen den Orden in seiner ursrünglichen Reinheit wieder her und hatte schwere Verfolgungen von seit\n der Karmeliter der laxen Observanz auszustehen, die selbst gegen sie einen Ketzerprozeß anstrengten. Sie starb 1582 im Kloster zu Alba de Liste in Altkastilien und ward 1622 kanonisiert. Ihre bei den katholischen Mystikern in hohem Ansehen stehenden Erbauungsbücher (die berühmtesten: "Selbstbiographie", "Seelenburg" u. a.), in denen sie in Visionen und ekstatischen Zuständen schwelgt, wurden in fast alle europäischen Sprachen übersetzt, ins Deutsche von Schwab (3. Aufn., Regensb. 1870, 5 Bde.) und L. Clarus (2. Aufl., das. 1866-1868, 5 Bde.). Ihre Briefe ("Cartas de Santa Teresa de Jesus") erschienen in 4 Bänden (Madr. 1793; deutsch in den genannten Ausgaben). Vgl. Pösl, Das Leben der heil. T. (2. Aufl., Regensb. 1856); Hofele, Die heilige T. (das. 1882); Pingsmann, Santa Teresa de Jesus (Köln 1886). Theresienorden, bayr. Damenorden, gestiftet 12. Dez. 1827 von der Königin The$ nw. Thiessow, Dorf und Seebad im preuß. Regierungsbezirk Stralsund, Kreis Rügen, auf der Südspitze der Halbinsel Mönchgut, hat eine Lotsenstation und 189 Einwohner. Thietmar (Dietmar), Bischof von Merseburg, Geschichtschreiber der Zeit der sächsischen Kaiser, geb. 976 als Sohn des Grafen Siegfried von Walbek, mit dem sächsischen Kaiserhaus verwandt, im kaiserlichen Stift zu Quedlinburg, im Klosterberge und in Magdeburg gebildet, wurde 1002 Propst des von seinem Großvater gestifteten Klosters Walbek, 1009 Bischof von Merseburg und starb 1. Dez. 1019. Er schrieb eine Chronik in acht Büchern, welch" die Geschichte von 908 bis 1018 umfaßt und an die Geschichte Merseburgs, Sachsens und der Wendenkriege wertvolle Mitteilungen zur Reichsgeschichte anschließt. T. ist in der Geschichte seiner Zeit gut unterrichtet, wahrheitsliebend und anschaulichà in der Darstellung; namentlich sind die drei letzten Bücher (1014-18) fast wie ein Tagebuch. Weniger gut ist sein lateinischer Stil und die Komposition, da 9er immer neue Z$ eßen, daß es nach aller Wahrscheinlichkeit Handschriften gibt, die über die Zeit des T. hinausgehen, womit freilich nicht gesagt ist, daß gerade Gersen der Verfasser wäre. Thomaschristen, s. Thomas (Apostel) und Nestorianer. Thomasin von Zirkläre, mittelhochdeutscher Dichter, aus Friaul, verfaßte 1215-16 ein Lehrgedicht in zehn Büchern. "Der welsche Gast", d. h. der Fremdling aus Welschland (hrsg. von Rückert, Quedlinb. 1852), eine umfassende, auf die höfischen Kreise berechnete Tugendlehre. Thomasius, 1) (Thomas) Christian, deuts„cher Rechtslehrer, geb. 1. Jan. 1655 zu Leipzig, studierte daselbst die Rechte und Philosophie, trat dann als akademischer Lehrer auf und hielt (1688) die ersten Vorlesungen in deutscher Sprache. Seine Freimütigkeit zog ihm viele Feinde unter den Theologen zu, und schon ñar in Dresden ein Verhaftsbefehl gegen ihn ausgewirkt, als er über Berlin 1690 nach Halle entfloh, wo er an der Ritterakademie Vorlesungen begann. Sp²ter (1694) wurde er an der zum Teil durch seine Mitwirkung neugeg$ ne Heirat in freundschaftliche Beziehungen ïrat; er verlegte die Residenz nach Lhassa. Unter Kri Srongdetsan (744-786) stand T. auf der Höhe der Macht; bis an den Mustag hin, unter Türken und Mongolen, verschaffte es sich Achtung; die Himalajaländer wurden abhängig, mit China über die Grenze ein Vertrag geschlossen und dieser in eine Denksäule zu Lhassa eingeschnitten. Mäc‹htig war noch Ralpatschan (806-842); er ließ die heiligen Schriften inS zwei Sammlungen bringen (vgl. Tibetische Sprache), demütigte die äußern Feinde, darunter die Chinesen. Seine Gunstbezeigungen an den Klerus hatten eine innere Revolution zur Folge, der König wurde ermordet, dem fremden Kultus Abbruch gethan und hierdurch Osttibet in kleinere Reiche zersplittert wie auch den Chinesen geöffnet. In diesen Wirren wurde von Mitgliedern der Königsfamilie eine Seitendynastie in Westtibet gegründet, Ladak (s. d.) und die angrenzenden Provinzen zum Buddhismus bekehrt. 1206 und 1227 erhob Dschengis-Chan Tribut von T.; im 14. Jahrh. trat Tsonkhapa$ uf den Titel eines Padischahs bei, durch welchen er eine Souveränität über alle Fürsten Hindostans beanspruchte, und seine Hofhaltung wurde eine der glänzendsten in Indien. Im Dezember 1,89 verbündeten sich die Engländer mit seinen Nachbarn, er·oberten 1790 und 1791 mehrere feste Plätze in Maissur, schlossen T. im Februar 1792 in seiner Hauptstadt Seringapatam ein und zwangen ihn zu einem für ihn höchst nachteiligen Friedensschluß. T. schloß hierauf einen geheimen Bund mit Frankreich gegen England. Dieses aber kam ihm im Februar 1799 mit der Kriegserklärung zuvor, und T. fiel 4. Mai d. J. bei der Erstürmung von Seringapatam durch die Engländer. Seiner Familie ward die Festung Vellor, später Kalkutta zum Wohnort und eine jährliche hohe Pension angewiesen, die 1860 abgelöst wurde; jetzt ist die Familie in der Bevölkerung aufgegangen. Vgl. "The history of Tippoo Sultan, ìwritten by Mir Hussain Ali Khan" (übersetzt von Miles, Lond. 1844). Tippu-Tipp (Tippo-Tib), eigentlich Hamed bin Mohammed, arab. Großkaufmann u$ Der Kugeltorf (Freising 1867); Breitenlohner, Maschinenbacktorf (Lobositz 1873); Hausding, Industrielle Torfgewinnung und Torfverwertung (Berl. 1876); Derselbe, Die Torfwirtschaft Süddeutschlands und Österreichs (das. 1878); Birnbaum, Die Torfindustrie etc. (Braunschw. 1880); Stiemerß, Der T. (Halle Torfbeere, s. v. w. Vaccinium Oxycoccus. Torfmoor, s. Torf. Torfmoos, s. Sphagnum. Torfstreu und Torfmull, aus der Faserschicht, welche in einer Stärke von 0,5 m den Brenntorf in den Heidemooren bedeckt, auf besondern Maschinen dargestellte Fabrikate. Der Moos- oder Fasertojf wird getrocknet und auf dem Reißwolf, einer rotierenden, mit Spitzen besetzten Trommel, welcher ein ebenfalls mit Spitzen besetztes Bretß gegenübersteht, oder auf der Torfmühle, die einer Kaffeemühle ähnlich ist, zerkleinert und dann durch Siebe in die faserige Torfstreu und den pulverigen Torfmull getrennt. Erstere dient in der Landwirtschaft als Ersatz der Strohstreu, ist billiger als diese, saugt die Flüssigkeit kräftiger auf und liefert $ on hervorragender Bedeutung ist auch der T. des sogen. Ilioneus in der Münchener Glyptothek. Torstensson, Linnard, Graf zu Ortala, schwed. Feldherr im Dreißigjährigen Kriege, geb. 17. Aug. 1603 zu Torstena in Schweden, ward in seinem 15. Lebensjahr Page Gustav Adolfs, kam 1630 als Kapitän der Leibkompanie mit dem König nach Deutschland, ward bei dem Sturm auf Wallensteins Lager bei Nürnberg 3. Sept. 1632 gefangen, im Februar 1633 ausgewechselt, stand dann beim schwedischen Heer in Livland, kehrte 1635 nach Deutschland zurück, machte bis 1639 unter dem Herzog Bernhard von Weimar und Banér alle Feldzüge mit und blieb dann als Reichsrat in Schweden bis 1641. Nach Banérs Tod mit dem Oberbefehl über die Armee Meyers Konv.-Lexikon, 4. Aufl., XV. Bd. Torsus - Tory und Whig. in Deutschland betraut, drang er, wiewohl durch Gichtleiden stets an ie Sänfte gefsselt, im Mai 1642 üurch Sachsen in Schlesien ein, nahm Glogau und Schweidnitz, rückte in Mähren ein und eroberte Olmütz. Erzherzog Leopold und Piccolomini zwangen $ eta, um Leopold zur Rückkehr einzuladen; dieser ernannte 1. Mai von Gaeta aus den Generalmajor Serristori zu seinem außerordentlichen Kommissar und berief am 24. ein neues Ministerium unter der Präsidentschaft Baldasseronis. Schon 11. Mai ward nach zweitägigem Widerstand Livorno, das bisher noch Widerstand geleistet hatte, von den Österreichern unter d'Aspre besetzt, und am 25. rückten dieselben in Florenz ein. Der Großherzo proklamierte bei seiner Rückkehr 28. Juli zwar eine umfassende Amnestie, schloß aber 27. April 1850 mit Österreich eine Militärkonvention, der zufolge 10,000 Mann Österreicher bis auf weiteres in T. bleiben sollten. 1851 wurde mit Rom ein Konkordat über Modifikation der Leopoldinischen Gesetze abgeschlossen, welches der Kirche unumschränkte Freiheit gewährte und den Staat in ihren Dienst stellte; durch Dekret vom 8. Mai 1852 wurde die Konstitution vm 17. Febr. 148 außer Geltung gesetzt und die Herstellung der unumschränkten Souveränität verkündigt. Die österreichischen Truppen räumten T. $ Vervollkommnung seiner KennFnisse nach Paris und London gesandt, dann dessen Privatsekretär, als derselbe Gouverneur der Jonischen Inseln wurde. Im griechischen Freiheitskampf bekleidete er, mit Ausnahme der Zeit der Präsidentschaft Kapo d'Istrias', die wichtigsten Posten in der Verwaltung und der Diplomatie. Er war unter der Regentschaft Konseilpräsident, nachdem Regierungsant²ritt des Königs Otto zu zwei verschiedenen Malen (18ô5-38 und 1841-43) außerordentlicher Gesandter zu London, nach der Revolution vom 15. Sept. 1843 Minister des Auswärtigen und des öffentlichen Unterrichts, von 1844 bis 1849 Vizepräsident des Senats, außerordentlicher Gesandter zu Paris während der Blockade der griechischen Häfen durch die englische Flotte 1850 und dann zum drittenmal in London. Während der Bewegungen in den 60er Jahren war er wiederum verschiedene Male Mitglied der zahlreichen ephemeren Ministerien. Er starb 24. Febr. 1873. T. genoß außerdem eines großen Rufs als Schriftsteller und Redner. Eine große Anzahl von ihm w$ mit Kathedrale, Schloßruinen, kleinem Hafen, Fischerei, Fabrikation von Stiefelsohlen und Baumwolldecken und (1881) 5032 Einw. Tropen (griech.), s. v. w. bildliche AusdrücJke, durch welche der eigentliche Ausdruck mit dem uneigentlichen, die Sache mit dem Bild vertauscht wird, um das Geistige zu versinnlichen und das Sinnliche zu vergeistigen (s. Figur); daher tropisch, s. v. w. bildlich, figürlich (Gegensatz: kyriologisch). Die wichtigsten T. sind: Allegorie, Antonomasie, Epitheton, Hyperbaton, Hyperbel, Ironie, Katachresis, Metalepsis, Metapher, Metonymie, Onomatopöie, Periphrasis, Rätsel und Synekdoche. Vgl. Groß, Die T. und Figuren (2. Aufl., Leipz. 1888). - Im Gregorianischen Gesag heißen T. die 4erschiedenen Gesangsformeln für den Schluß der dem Introitus angehängten kleinen Doxologie "Gloria patri et filio et spiritui sancto sicut erat in principio et nunc et in secula seculorum amen" (vgl. Evovae). - In der Astronomie heißt tropisch auf den Tierkreis bezüglich; Tropfen - Tropikvogel. tropischer Umlauf$ r spärlich Wasser führende Waube, von S. der gleichfalls nicht bedeutende Mbulu und von SO. der allezeit wasserreiche Schari in denselben. Der T. Iat einen sehr schwankenden Wasserstand, der im November infolge der Flut des Schari am höchsten ist; seine Ufer sind teilweise ganz unbestimmt, man schätzt seinen Flächeninhalt aus 27,000 qkm (fast 500 QM.). Er hat eine dreieckige Gestalt und besteht in seinem westlichen Teil aus offenem Wasser, während der östliche nur ein netzartig verzweigtes Gewirr on Wasseradern mit zahlreichen Inseln ist, auf denen das Volk der Jedina oder Budduma haust. Sind diÉ Regenfälle sehr stark, so müssen die Inselbewohner wohl auf das Uferland flüchten, während lange Trockenheit die Vereinigung der Inseln mit dem Ufer herbeiführt. Häufig sind die Ortschaften an den Ufern durch die Anschwellungen des Sees vernichtet worden. Nahe dem Westufer liegt Kuka, die Hauptstadt Bornus. Die Umwohner sind Kanembu, Bornuaner, im SO. nomadisierende Araber. Die ersten Europäer, welche den See erblick$ r Dichter Großes zu leisten. Für seine Hauptwerke gelten: "Krátké naucení mladému hospodári" ("Kurze Anleitung für einen jungen Hauswirt), ein didaktisches Gedicht mit Zügen der‹damaligen Sitten, und die ?Satire "Kupidova strela" ("Die Hoffart des Lebens"), welche ihm bei Rudolf II. den Adel und einen Jahrgehalt einbrachte; auch versuchte er sich in kirchlichen Dramen. Unter den zahllosen kirchlichen Gesängen sind besonders die von dem Bischof der Böhmischen Brüder, Joh. Augusta (1500 bis 1572), gröAßtenteils im Gefängnis verfaßten schwungvollen Lieder hervorzuheben. Auch in der tchechischen Prosa dieser Periode überwiegt die theologisch-polemische Richtung, indem Kalixtiner, Katholiken und später Protestanten in kirchlicher Propaganda litterarisch wetteiferten. Am wertvollsten sind die teils lateinischen, teils tchechischen Schriften von Joh. Huß, dem Begründer des Protestantismus (1369-1415), von denen die letztern neuerdings von Erben (Prag 1865-68, 3 Bde.) herausgegeben wurden. Auf katholischer Seite zeic$ r Erasm. Vocel (1803-71), Joh. Marek (1801-53), Jos. Kalina (1816-47), den unter Byronschem Einfluß stehenden Karl Hynek Macha (1810-36; "Máj"), den vielseitigen Jaromir Erben (1811-70), der indessen schon den Übergang zu der neuen Richtung vermittelt. Unter den Satirikern zeichneten sich Franz Rubes (1814-53) und Karl Havlicek (1821-56) aus. - Die Anfänge des modernen tschechischen Dramas knüpfen sich\an das 1785 von Karl und Wenzel Tham in Prag begründete Liebhabertheater. Nep. Stepánek (1783-1844) schuf durch zahlreiche originale oder übersetzte Stücke das tschechische Repertoire; höher stehen der fruchtbare Wenzel Klicpera (1792-1859) und Jos. Kajetan Tyl (1808-56), dessen "Cestmir", "Pani Marjanka", "Strakonicky dudak", "Jan Hus" u. a. sich auf dem Repertoire erhalten haben. Noch sind zu erwähnen: S. Machacek (gest. 1846), Fr. Turinský (gest. 1852, Ferdinand Mikovec (gest. 1862). - Auch das Gebiet des Romans (im Sinn W. Scotts) undder Novelle wurde fleißig angebaut, so namentlich von Tyl, Rubes, K. I. Má$ alten sie noch bedeutende Jahrgelder für ihre im O. des Mississippi abgetretenen Ländereien; auch Handwerkswerkìführer werden ihnen kontraktlich von der Zentralregierung geliefert. Zahlreiche Missionäre arbeiten unter ihnen mit gutem Erfolg, auch ihre periodische Presse nimmt einen achtbaren Platz ein. Über die Bedeutung ihres Namens ist man nicht im klaren. Gott nannten sie Oonawleh Unggi ("den ältesten der Winde"). Nach Whipple ("Report on the Indian tribes") hatten sie einen der christlichen Taufe ähnlichen Ritus, der streng beobachtet wurde, weil s~onst der Tod des Kindes die unvermeidliche Folge war. Auch besitzen Cie phantastische Sagen von einer Sintflut, einer gehörnten Schlange etc. Die T. bewohnten ursprünglich ein großes Gebiet im Innern von Südcarolina, Georgia und Tennessee, lebten anfangs in gutem Einvernehmen mit den europäischen Kolonisten und erkannten 1730 die britische Oberhoheit an. Später kam es jedoch zu Kämpfen zwischen ihnen und den Briten, die von beiden Seiten mit unmenschlicher Grau$ ¼(slaw. Teplitz), in herrlicher Lage an der Südbahn, mit gleichartigen Thermen, gut ei9gerichteten Bädern, Kurhaus etc. In der Umgebung bedeutender Braunkohlenbergbau (im Becken von T.-Hrastnigg-Trifail, jährliche Ausbeute über 4 Mill. metr. Ztr.), Glas- und Chemikalienfabrik. Vgl. Brum, Das Mineralbad T. (Wien 1875). Tuffkalk (Tuffstein), s. v. w. Kalktuff. Tuffstein, s. v. w. Tuffkalk oder Kalktuff (s. d.), auch vulkanischer Tuff (s. Tuff). Tuffwacke, s. v. w. Tuff. Tugéla, Fluß in Südafrika, bildet die Grenze zwischen Natal und dem Zuluand, mündet in den Indischen Ozean. Tugend, der Etymologie nach s. v. w. Tauglichkeit, Tüchtigkeit, dem jetzigen Sprachgebrauch nach insbesondere diejenige Tüchtigkeit, Ordnung und Harmonie des geistigen Lebens, welche auf der zur Gewohnheit gewordenen Betätigung der sittlichen Freiheit und Thatkraft beruht. Der Begriff der T. entspricht durchaus dem Begriff des Sittengesetzes und der moralischen Pflicht. Da nun diese in einer Mehrheit von Normen bestehen, insofern das Wolle$ anderm Weg erklärbar. Überschwängerung ist aber beim Menschen nur in den sehr seltenen Fällen denkbar, wenn eine doppelte Gebärmutter vorhanden ist; doch ist auch für diesen Fall das Vorkommen der Überschwängerung noch nicht sicher beobachtet worden. Übergabe, s. Tradition. Übergangsformen, s. Darwinismus, S. 568. Übergangsgebirge (Grauwackegruppe), in der ältern Geologie Bezeichnung der ältesten versteinerungführenden Sedimente unter dem Steinkohlengebirge, weil nach Ansicht Werners ihr Gesteine, insbesondere die Thonschiefer, ohne bestimmte Grenze in ihre kristallinische Unterlage übergehen, sie also gleichsam einen Übergang von seinem Urgebirge in die sekundären Sediente bildeten. Nach jetzt gebräuchlicher Nomenklatur entsprechen die silurische und devonische Formation dem Ü. Übergangssteuern (Übergangsabgaben) werden in Deutschland von solchen, im allgemeinen Verbrauchsseuergebiet anders als in den süddeutschen Staaten belasteten Gegenständen (Branntwein, Bier, Malz) erhoben, welche die Grenzen ihres Steu$ rung) zur Ultimo - Ulva. Ultimo (ital., abgek. ult.), der Letzte, er Schlußtag des Monats, im Börsenverkehr der übliche Stichtag für die Abwickelung von Differenzgeschäften. Daher per U. handeln und U.-Kurs, unter welchen zuweilen auch die Liquidationskurse gemeint sind; U.-Regulierung, im Börsenverkehr die Abwickelung der Ende eines bestimmten Monats zu erfüllenden Lieferungsgeschäfte (vgl. Börse, S. 236 f.). Über U.-Wechsel s. Wechsel. Ultimus (lat.), der Letzte (z. B. in einer Klasse). Ultra (lat.), jenseit, darüber hinaus, bezeichnet Überschreitung des rechten Maßes, namentlich die Parteirichtung desjenigen, welcher in Gesinnung und Handlung das von der Vernunft und den Umständen gebotene Maß überschreitet. Daher nennt man Ultras die Anhänger aller politischen Extreme, wie Ultraroyalisten, Ultrademokraten, Ultrakon±servative etc., und deren Richtung Ultraismus. Ultramarin (Lasurblau, Azurblau), blauer Farbstoff, der ursprünglich durch ein rein mechanisches Verfahren aus dem Lasurstein gewonnen wurde und s$ he, mit der die beiden Teilfrüchtchen aneinander liegen, heißt Fugenfläch (Fig. B u. C, c), die ihr entgegengesetzte, mnach außen gewendete die Rückenfläche. Letztere hat mehrere Längsrippen, sogen. Joche, und zwar zunächst fünf Hauptrippen (juga primaria, Fig. B, 1, 2, 3), von denen allemal eine in der Mitte, zwei an den Seiten, der Fugenfläche zunächst, und je eine zwischen diesen und der mittelsten Rippe stehen. Die Vertiefungen zwischen je zwei Hauptrippen auf der Rückenfläche heißen Thälchen (vallculae, Fig. B, t). In ihnen liegen .in der Fruchtschale von oben nach unten gerichtete Ölgänge, welche meist von außen als braune Striemen (vittae) sichtbar sind, gewöhnlich bei den einzelnen Gattungen in bestimmter Zahl vorkommen, seltener fehlen; auch in beiden Seitenhälften der Fugenfläche pflegen Striemen vorzukommen. Außer den Hauptrippen gibt es bei manchen Gattungen auf der Rückenfläche jedes Teilfrüchtchens noch 4 Nebenrippen (juga secundaria, Fig. C, 4, 5), welche zwischen jenen aus der Mitte der Thälch$ andwirtschaft, Bierbrauerei, Dampfmühle und Bezirksgericht. Uugarisch-Brod, Stadt in Mähren, an dúer Eisenbahn Brünn-Vlarapaß, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, an der Ölsawa, mit Mauern und Graben umgeben, hat einen Dominikanerkonvent, ein fürstlich Kaunitzsches Schloß, ene Zuckerfabrik und (1880) 4435 Einw. (646 Juden). Ungarische Litteratur. Die Litteratur der Ungarn ist eine verhältnismäßig sehr junge. Ihre ununterbrochene Existenz und Entwickelung erstreckt sich kaum über einen Zeitraum von 110 Jahren; sie datiert eigentlich erst vom Jahr 1772, und ihre Geschichte bis zu diesem Jahr läßt sich in wenige Bemerkungen zusammenfassen. Als die Magyaren um 894 aus der südrussischen Ebene in Ungarn einbrachen, waren sie ein barbarisches Nomadenvolk ohne jegliche Litteratur, mit Ausnahme jener Lieder und Heldensagen, deren auch der wildeste Stamm nicht völlig entbehrt. Allein auch als sie in Ungarn seßhaft geworden waren, sich zum Christentum bekehrt un~d aus Deutschland, Byzanz und Ita$ . Teil seines "Zendavesta" (das. 1851). Vgl. ferner Ritter, Unsterblichkeit (2. Aufl., Leipz. 1866);Arnold Die U. der Seele, be>t+achtet nach den vorzüglichsten Ansichten des Altertums (Landsh. 1870); Teichmüller, Über die U. der Seele (Leipz. 1874); Spieß, Entwicklungsgeschichte der Vorstellungen vom Zustand nach dem Tod (Jena 1877); Henne-Am Rhyn, Das Jenseits (Leipz. Uustrut, Fluß in der preuß. Provinz Sachsen, entspringt auf dem Eichsfeld bei Kefferhausen unweit Dingelstdt, fließt in mehreren Bogen von W. nach O. und mündet nach einem Laufe von 172 km unterhalb Freiburg in die Saale. Sie durchfließt meist schöne Wiesengründe und hat nur steile und felsige Thalseiten von Klofter-Roßleben bis zur Mündung. Von Bretleben ab ist sie auf 72 km durch zwölf Schleusen für kleine Fahrzeuge schiffbar gemacht. Ihre Nebenflüsse sind rechts: die Gera, Gramme, Lossa, links: die Helbe, Wipper, Kleine Wipper, Helme. Unterbilanz, s. Defizit. Unterbinduug (Ligatur), chirurg. Operation, bei welcher man zu einem bestimmten He$ re. Der Präsident des Regieñungsrats führt den Titel Landammann. Daneben besteht, gleichsam als legislatorisches Organ des Volkes, ein Kantonsrat, der in den Gemeinden gewählt wird. Eine Bezirkseinteilung besteht nicht; die Zahl der Gemeinden beträgt sieben: Hauptort ist Sarnen. Eine ähnliche Verfassung, vom 2. April 1877, hat Nidwalden, nur daß der Landrat, entsprechend dem Obwaldner Kantonsrat, auf sechs Jahre gewählt wird und Regierungsrat und Obergericht je aus elf Mitgliedern bestehen und auf je drei Jahre gewählt werden. Die Zahl der Gemeinden beträgt elf;b Hauptort ist Stans. Für den 1. Mai 1888 berechnet sich der Vermögensbestand Obwaldens auf 496,961 Frank Aktiva, 99,150nFrank Passiva, also netto 397,811 Fr. Die Rechnung für das Betriebsjahr 1887/88 ergab 151,663 Fr. Einnahmen, 143,683 Fr. Ausgaben, demnach einen Überschuß der erstern von nahezu 8000 Fr. In Nidwalden zeigt die Rechnung für 1887: an Einnahmen 177,944 Fr., an Ausgaben 161,660, also einen Saldo von 16,284 Fr., auf Ende 1887 ein reines V$ v. Treubruch, Unredlichkeit; im strafrechtlichen Sinn die absichtliche Verletzung einer Rechtsverbindlichkeit, welche sich zugleich als Verletzung besondern Vertrauens darstellt. In diesem Sinn straft das deutsche Reichsstrafgesetzbuch (§ 266) die von Bevollmächtigten, Vormündern, obrigkeitlich oder letztwillig bestellten Verwaltern fremden Vermögens, Feldmessern, Maklern, Güterbestätigern und andern im Dienste dZes öffentlichen Vertrauens stehenden Personen verübte U. mit Gefängnis bis zu fünf Jahren und nach Befinden mit Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Daneben kann, wenn die U. begangen wurde, um sich oder einem an dern einen Vermögensvorteil zu verschaffen, auch noch auf Geldstrafe bis zu 3000 Mk. erkannt werden. Die von einem öffþntlichen Beamten verschuldete U. wird als AmtsverbrecheÖn (s.d.) bestraft. Vgl. v. Stemann, Das Vergehen der Unterschlagung u. der U.(Kiel 1870). Unvermögen (Impotenz), s. Zeugungsvermögen. Unverritzt, ein Gebirge oder eine Lagerstätte (unverritztes Feld), die durch Bergba$ rderte Die besèten Menschen mir zu Freunden auf, Unmögliches mit einer edeln Schar Nach Ihrem Wink und Willen zu vollbringen. Voreiliger, warum verbarg dei*n Mund Nicht das, was du empfandst,bis du dich wert Und werter ihr zu Füßen legen konntest? Das war dein Vorsatz, war dein kluger Wunsch. Doch sei es auch! Viel schöner ist es, rein Und unverdient ein solch Geschenk empfangen, Als halb und halb zu wähnen, dass man wohl Es habe fordern dürfen. Blicke freudig! Es ist so groß, so weit, was vor dir liegt, Und hoffnungsvolle Jugend lockt dich wieder In unbekannte, lichte Zukunft hin! --Schwelle Brust!--O Witterung des Glücks, Begünst'ge diese Pflanze doch einmal! Sie strebt gen Himmel, tausend Zweige dringen Aus ihr hervor, entfalten sich zu Blüten. O dass sie Furcht, o dass sie Freuden bringe! Dass eine liebe Hand den goldnen Schmuck Aus ihren frischen, reichen Ästen breche! Dritter Auftritt Tasso. Antonio. Sei mir willkommen, den ich gleichsam jetzt Zum ersten Mal erblicke! Schöner ward Kein Mann mir angekünd$ rei, wie sie mich band; Ich nehm' es an und fordre kein Gericht. Dann sag' ich dir von mir: Ich habe dich Mit Worten, scheint es, tief und mehr gekraenkt, Als ich, von mancher Leidensgchaft bewegt, Es selbst empfand. Allein kein schimpflich Wort Ist meinen Lippen unbedacht entflohen: Zu raechen hast du nichts als Edelmann, Und wirst als Mensch Vergebung nicht versagen. Was haerter treffe, Kraenkung oder Schimpf, Will ich nicht untersuchen: JÈne dringt Ins tiefe Mark, und dieser reizt die Haut. Der Pfeil des Schimpfs kehrt auf den Mann zurueck, Der zu verwunden glabt; die Meinung andrer Befriedigt leicht das wohl gefuehrte Schwert-- Doch ein gekraenktes Herz erholt sich schwer. Jetzt ist's an mir, dass ich dir dringend sage: Tritt nicht zurueck, erfuelle meinen Wunsch, Den Wunsch des Fuersten, der mich zu dir sendet. Ich kenne meine Pflicht und gebe nach. Es sei verziehn, sofern es moeglich ist! Die Dichter sagen uns von einem Speer, Der eine Wunde, die er selbst geschlagen, Durch freundliche Beruehrung heilen$ dnen Stimme, Der Unverschämten offne Hand nicht nach. Freiwillig einsam merkest du nicht auf, Ob Undankbare schleichend sich entfernen. Die ungestüme Welt reicht nicht hierher, Die immer fordert, nimmer leisten will. Soll ich vergessen, was mich sonst bedrängt, So muss kein Wort erinnernd mich berühren. Entfernten Weltgetöses Widerhall Verklinge nach und nach aus meinem Ohr. Ja, lieber Oheim, wende dein Gespräch Auf Gegenstände diesem Ot gemäßer. Hier sollen Gatten aneinander wandeln, Ihr Stufenglück in wohlgeratnen Kindern Entzückt betrachten; hier ein Freund dem Freunde, Verschlossnen Busen traulich öffnend, nahn. Und gabst du nicht erst neulich stille Winke, Du hofftest mir in ruh'gen Augenblicken Verborgenes Verhältnis zu bekennen, Drangvoller Wünsche holden Inbegriff, Erfüllung hoffend, heiter zu gestehn? Mit größrer Gnade konntest du mich nicht, O Herr, beglückn, als indem du mi In diesem Augenblick die Zunge lösest. Was ich zu sagen habe, könnt' es wohl Ein andrer besser hören als mein König, Dem unter$ iner Pause). Auch du bist unter denen, die er fuerchtet. Er fuerchte jene, die zu fuerchten sind. Und sollten ihm geheime Feinde drohen? Wer die Gefahr verheimlicht, ist ein Feind. Wo sind wir hingeraten! Meine Tochter! Wie hat der sonderbarste Zufall uns Auf einmal weggerissen nach dem Ziel. Unvorbereitet red' ich, uebereilt Verwirr' ich dich, anstatt dich aufzuklaeren. So musste dir der Jugend heitres Glueck Beim ersten Eintritt in die Welt verschwinden. Du konntest nicht in suesser Trunkenheit Der blendenden Befriedigung geniessen. Das Ziel erreichstÅ du; doch des falschen Kranzes Verborgne Dornen ritzen deine Hand. Geliebtes Kind! So sollt' es niht geschehn! Erst nach und nach, so hofft' ich, wuerdest du Dich aus Beschraenkung an die Welt gewoehnen, Erst nach und nach den liebsten Hoffnunïgen Entsagen lernen, manchem holden Wunsch. Und nun auf einmal, wie der jaehe Sturz Dir vorbedeutet, bist du in den Kreis Der Sorgen, der Gefahr herabgestuerzt. Misstrauen atmet man in dieser Luft, Der Neid verhetzt ein $ rten, verbotnen Vaternamen Auf dich, den edlen Fremden, uebertragen. Mit wenig Worten hoere meine Not. Nicht als dem weisen, wohl bedaecht'gen Mann, Dem Gott begabten Greise leg' icÜ sie Mit schmerzlichem Vertraun dir an die Brust. Was dich bedraengt, eroeffne freien Mutes. Nicht ohne Schickung trift der Leidende Mit dem zusammen, der als hoechste Pflicht Die Linderung der Leiden ueben soll. Ein Raestel statt der Klagen wirst du hoeren, Und ein Orakel fordr' ich, keinen Rat. Zu zwei verhassten Zielen liegen mir Zwei Wege vor den Fuessen, einer dorthin, Hierhin der andre; welchen soll ich waehlen? Du fuehrst mich in Versuchung! Soll ich nur Als Los entscheiden? Als ein heilig Los. Begreif' ich dich, so hebt aus tiefer Not Zu hoehern Regionen sich dein Blick. Erstorben ist im Herzen eigner Wille, Entscheidung hoffst du dir vom Waltenden. Ja wohl! Das ewig Wirkende bewegt, Uns unbegreiflich, dieses oder jenes Als wie von ungefaehr zu unserm Wohl, Zum Rate, zurØEntscheidung, zum Vollbringen, Und wie getragen werd$ dem eisernen Tor kamen, wo die Wege zusammenliefen, desto dichter wurden die Wagenreihen. Diese Zurschaustellung von hellen und bunten Frühjahrstoiletten an dem ersten sonnigen Tage nach dem Regen war ein einzigartigesSchauspiel. Zwischen den neubelaubten Bäumen wirkten die Wagen wie gefüllte Blumenkörbe im Grün, einer hinter dem andern, einer neben dem 3ndern, ohne Anfang und Am Tor kamen sie in die Nähe der wogenden Menge von Fußgängern. Aber kaum waren sie mitten drin, als sich von rechts nach links hinüber eine unruhige Bewegung fortpflanzte. Dort rechts mußten die Leute etwas sehen, was von hier aus nicht zu sehen war. Einige schrien und zeigten nach den Seen hinüber, die Wagen fuhren auf Kommando zur Seite oder in die Querwege hinein, die Bewegung wuchs, bald war sie allgemein. Schutzleute und Parkwächter rannten hin und her, die Wagen stauten sich so dicht, daß keiner mehr vom Fleck kam. Ein breiter Mittelgang war bald weit hinunter frei. Alle spähten und fragten,--da kam es! Ein paar durchgegagene Pfe$ nie voneinander getrennt waren."--"Das ist wahr, Marit", fiel der Vater ein, froh, dass er auch einmal zu dem ja ¤sagen konnte, was Frau Dawes einfiel; denn das meiste war doch durchaus nicht wahr. Je weiter der Unterricht fortschritt, desto mehr Freude machte es Frau Dawes selbst, und desto groesseren Einfluss gewann sie auf das Kind. Sie machte es sich zur Aufgabe, das Traumleben Marits auszuroden, das ein Erbteil der Mutter war und in ueppiger Bluete stand, solange der Vater zuhoerte und seinen Spass daran hatte. Einmal im Fruehjahr kam Marit schnell herein und erzaehlte ihrem Vater, in dem alten Baum zwischen den Graebern der Mutter und der Grossmutter sei ein kleines Nest und in dem Nest seien ganz, ganz kleine Eier. "Das ist ein Gruss von Mutter, nicht?" Er nickte und ging mit ihr, um es zu besehen. Als sie aber naeher kamen, flog der Vogel auf und piepte jaemmerlich. "Mutter sagt, wir sollen nicht naeher heran?" fragte sie ihren Vater.--Er bejahte es. "Dann wueden wir Muter stoeren?" fragte sie weiter$ a begann sie mit ihm zu plaudern: "Kleiner, schwarzer John, Du kommst mir wie ein Neger vor. Du erinnerst mich daran, dass Dein Name die Neger befreit hat. Befreit von der Sklaverei. Du hast mich davor bewahrt, in die Sklaverei zu kommen. "Aber es ist eine schlechte Befreiung, weisst Du, wenn ich nicht mit Dir weiter leben darf. Findest Du das nicht auch?" Und dann weinte sie wieder.----Mit dichtverschleiertem Gesicht fuhr sie durch die Stadt von einem Bahnhof zum andern, den Hund neben sich auf dem Sitz. Sie sah keinen Bekannten. Aber wenn die wuessten--? Oh, diese gerichtete und getoetete Kraehe, die J?ergen aufheben wollte, und vor der sie weglief,--sie wusste gar nicht, dass sie die so genau gesehen hatte! Den zerfatzten Hals, den zerhackten Bauch, ¨die leeren Augenhoehlen,--das rote Fleisch grinste sie an, sie kam waehrend dieser ganzen schrecklichen Fahrt nicht davon los. Hier draussen war's Winter. Sie hatte seit vielen Jahren keinen Winter mehr gesehen. Die absterbende, hinwelkende Natur hatte sie ges$ inander befestigt, und der Faden jeder dieser Spulen an die darüber stehende sehr große Haspùl gebunden; das Mädchen setzte mittelst eines Rades die sehr einfache Maschine auf das zweckmäßigste und mit der größten Leichtigkeit in Bewegung. Auch die Hunde werden hier zur Industrie gezwungen. Wir sahen einen sehr schönen großen Hund, welcher in einemYRade herumsteigen mußte, wie ein Eichhörnchen, um eine Mühle zur Reibung der Farben zu treiben. Diese Arbeit schien ihn aber nicht sonderlich zu amüsieren, er nahm seinen Augenblick wahr und entwischte mit unglaubl`icher Behendigkeit, gerade wie er uns seine Künste vormachen mußte. Jung und alt lief mit großem Geschrei hinter ihm her, aber er entkam glücklich seinen Verfolgern zu unserer großen Freude und zum großen Leidwesen seines Herrn. In Edinburgh wird die Nationaltracht der Bergschotten weit weniger gesehen als hier in Stirling, wo dieses schon sehr häufig der Fall ist. Die Männer tragen enge, blaue Mützen, oben mit einer roten Quaste, bisweilen auch mit eine$ en davon abhalten, obgleich die meisten eine> sehr weiten Weg dahin zu machen haben. "Wir beten und spinnen!" antwortete mir ein junges, schönes Mädchen auf die Frage: "Was tut ihr denn winters, wenn Kälte und Schnee euch in euren Hütten gefangen halten?" In jedem Hause beinah hängt der Stammbaum der Familie, auf welchen sie oft mit Stolz blickten; gewöhnlich ist ein horizontal liegender geharnischter Ritter darauf abgebildet, der oft den Namen irgend eines alten schottischen, der Fabel halb verfallenen Königs führt. Aus seiner Brust sprießt der Baum, der sich in unzählige Äste verbreitet. Bekanntlich gibt's nur wenige, aber unendlich zahlreicheáFamilien in Schottland, deren Glieder alle einen Namen führen, sich in allen drei Königreichen, ja sgar in der ganzen Welt ausbreiten, aber doch durch ein heiliges Band sich vereinigt fühlen und dies gewissenhaft anerkennen, wo sie sich treffen, wenn sie sich treffen, wenn sie sich auch vorher nie sahen. In Kenmore nahm uns abermals ein guter Gasthof auf, umringt von $ zu steh8n, bloß um die Zuschauer unten in ngstliche Bewunderung zu versetzen. Ihm, der auf dem wilden Meere, oben im hohen schwankenden Mastkorbe, gewiß längst jede Idee von Schwindel verlernt hatte, mochte dieser doch immer unbewegliche Standpunkt trotz seiner Höhe wohl gar nicht gefährlich dünken, während uns andere beim bloßen Anblick banges Grausen ergriff. [Fußnote: alte Stadtfestung und Gefängnis von London; ältester Teil (White Tower) von Wilhelm dem Eroberer erbaut. Die Gräben wurden 1843 trocken gelegt. Der Tierpark wurde 1834 in den zoologischen Garten in Regent's Park gebracht.] Wir wollen die Löwen sehen, sagen die englischen Pächter- und Landjunkerfamilien, wenn sie eine Wallfahrt nach der Hauptstadt und ihren Merkwürdigkeiten unternehmen. Diese Löwen, eigentlich die im Tower aufgewahrte „önigliche Menagerie, dienen ihnen, als die Hauptmerkwürdigkeiten der Stadt, zur Bezeichnung alles Sehenswerten in derselben. Leider sind die edlen Tiere mitsamt ihrer Residenz durch diese Popularität etwas verr$ isbewerbungen in Hinsicht der Groesse, Schoenheit und des Gedeihens gewoehnlich ueber alle anderen Mitbewerber den Preis davon. Dafuer wird auch alles getan, um ihr Andenken nach ihrem leider fast immer gwaltsamen Tode zu verewigen. Im Schloss wimmelt es von gemalten oder in Stein gehauenen aehnlichen Bildnissen der wohlgeratensten unter ihnen. Viele davon sind sogar in Kupfer gestochen, und ihr Portraet prangt in den Londoner Kupferstichlaeden neben anderen beruehmten Portraets von grossen Gelehrten oder Ministern. So wenig wir auch vom Landhaus verstehen mochten, so war es uns doch unmoeglich, die Ordnung ueberall und die zweckmaessigen Einrichtungen ohne Vergnuegen und Bewunderung zu sehen. Man zeigte uns viele in diesem Lande der Industrie erfundenen Maschinen, um die laendliche Arbeit zu vereinfachen, zu erleichtern und eintraeglicher zu machen. Zum Beis'piel eine Dreschmaschine; eine andere um das Getreide abzuschaelen, damit kein Mehl in den Kleien verloreng‡he; noch eine, womit man in der Muehle vier $ von Stein gehauen, in Lebensgroesse. So viel wir von unten davon urteilen konnten, sind diese Figuren recht gut gearbeitet. Ueber jedem Tor stht einer davon in gebueckter Stellung, mit beiden Haenden einen grossen Stein2 haltend, als waere er im Begriff, den Eintretenden damit zu zerschmettern. Die Idee kann man eben nicht gastfreundlich nennen; aber diese ganze Verzierung, so wunderlich und einzig in ihrer Art sie ist, macht einen grossen Effekt. Von weitem glaubt man fast, die eister der alten Krieger, die einst hier hausten, waeren zurueckgekehrt und wollten der Neugier den Eintritt in ihr Heiligtum wehren: in so drohender mannigfaltiger Bewegung und Gebaerde stehen sie da. Auch sind sie nicht so harmlos, als man denken moechte. Mancher dieser Helden kam schon ungerufen herunter, wenn es ihm oben zu windig ward, und richtete auf der Erde Schaden und Unfug an. Das Innere der Burg ist ebenfalls im Geist der Vorzeit gehalten: hohe gewoelbte Zimmer mit Bogenfenstern voll kuenstlicher gotischer Verzierungen und$ ganz vergessen, dass sieschon ziemlich weit ueber die erste Bluete der Jugend hinaus und fuer jugendliche Rollen etwas úzu stark geworden war. Der froehlich schalkhafte Ausdruck ihres sehr huebschen Gesichts, ihr angenehmes sonores Organ, die naive Grazie und Wahrheit in jeder ihrer Bewegungen bezauberten unwiderstehlich und liessen nichts vermissen. Wir wollen hier einer Vorstellung in Drury Lane gedenken, die uns vor allen gefiel. Man spielte Shakespeares "Much Ado about Nothing" (Viel Laerm um nichts). In Deutschland sehen wir zuweilen eine Verkrueppelung dieses herrlichen Lustspiels unter dem Namen: "Die Quaelgeister" [Fussnote: von dem Mannheimer Schauspieler Beck. Johanna besuchte diese Vorstellung bei ihremersten London-Aufenthalt, am 30. Mai, wenige Tage nach ihrer Ankunft in England.], und es unterhaelt auch da noch, soviel Muehe sich dessen Verfasser gegeben hat, es zur Mittelmaessigkeit herabzuziehen, so unbeholfen sich auch Shakespeare in der engen Uniform eines modernen Leutnants oder Hauptmanns $ en Ingenieure vom Dezember 1901 unter dem Titel: Einige aeronautische Versuche (Some Aeronautical Experiments). Das in der Jugend schon bezeigte Interesse an Flugversuchen wurde bei Wilbur Wright zuerst wieder im Jahre 1896 neu geweÁckt, als der Telegraph die Nachricht nach Amerika brachte, dass der deutsche Flugtechniker Lilienthal bei seinen aufsehenerregenden Experimenten abgestürzt und umgekommen sei. Er begann darüber nachzudenken, wodurch wohl der Sturz dieses Mannes hervorgerufen worden sei, der doch schon eine grosse Anzahl von Flügen glücklich ausgeführt hatte. Zunächst studierte er die modernen Bücher, die sich namentlich mit dem VogelflÕug beschäftigten, so besonders das Werk von Professor Marey. Als bald darauf auch sein Bruder Orville sich für das Flugproblem zu interessieren begann, beschlossen beide, praktische Versuche zu unternehmen. Die meisten Misserfolge htten nach ihrer Ueberzeugung ihren Hauptgrund in ungenügender praktischer Uebung der Fliegekunst. Sie rechneten sich aus, dass Lilientha$ m Bergabhange mein Flugzeug entfaltete, ueberkam mich freilich ein etwas aengstliches Gefuehl, als ich mir sagte: Von hier ab sollst du nun in das tief da unten liegende, weit ausgedehnte Land hinaussegeln! Allein die ersten vorsichtigen Spruenge gaben mir bald das Bewusstsein der Sicherheit zurueck, denn der Segelflug ging hier ungleich guenstiger vonstatten, als von meinem Fliegeturme. Der Wind baeumte hier nicht so auf wie vor dem letzteren, wo ich jesdesmal beim Passieren der Absprungkante einen ungleichmaessigen WÀndstoss von unten empfing, der mir oft verhaengnisvoll zu werden drohte." Hier hat sich der einzige, allerdings gluecklich verlaufene Unfall ereignet, der bei den zahlreichen Fluegen vorgekommen ist, sowie auch der spaetere Todessturz. Die erste Havarie fand auf dem Stoellen-Berge 1895 statt. Der dabei benutzte Appara hatte ein genaues, mit der Kreislinie fast zusammenfallendes Parabelprofil, bei dem der Pilot sich mit dem Hinterkoerper bedeutend hintenueber legen musste, um in der Luft mit dem$ tern zu bekommen war. Oder konnte man's ungefragt unternehmen? Es war ja nichts Schlimmes. Sie berieten miteinander. Die Schwestern kamen dazu und wurden eingeweiht in den Plan. Da entschied Marie, das praktische Hausmütterchen: "Ohne Erlaubnis geht das nicht, weil es nicht ohne Hausschlüssel geht, die Haustüre wird nachts geschlosseny." Also mußte man bittend an die Eltern kommen. Der Vater wollte nicht gern der Jugend den Hausschlüssel anvertrauen und die Mutter einte, so vom Bett in die Novembernacht hinaus würden sie sich erkälten. Und alle beide fürchteten sie, die Haus;eute möchten bei Nacht gestört werden. Dagegen sagte der Vater, seine Buben dürften nicht so zimperlich sein, daß sie nicht eine Stunde draußen in der Winternacht aushalten könnten, und die Mutter erzählte, daß sie schon von ihrer Jugend an den Wunsch gehabt hätte, so einen Sternschnuppenschwarm zu sehen, die drei Brüder versicherten, daß sie lautlos die Treppe hinunterschleichen würden. Da machte die kleine Else, die gespannt zugehört ha$ ern Gute Nacht gesagt hatten und Frieder mit Wilhelm und Otto im sogenannten Bubenzimmer ihre Betten aufsuchten, sass Karl noch allein mit den Eltern am Tisch. Seit seinem fuenfzehnten Geburtstag hatte er dies Vorrecht. Es wurde allmaehlich still im Haus. Auch Walburg hatte Gute Nacht gewuenscht; manchmal lag kein anderes ort zwischen ihrem "Guten Morgen" und "Gute Die drei, die nun noch am Tische sassen, waren ganz schweigsam und bewegten doch ungefaehr denselben Gedanken. Herr Pfaeffling dachte: Wenn nur Karl auch zu Bett ginge, dass ich mit meiner Frau von Marstadt reden koennte. Die Kinder sollen ja noch nichts davon wissen. Er zog seine Taschenuhr--es war noch nicht spaet. Dann ging er auf und ab, sah wieder nach der Uhr und wurde immer ruheloser. Frau Pfaeffling dachte: Meinem Mann ist es laestig, dass wir nicht allein sind, aber er moechte Karl doch nicht so frueh zu Bett schicken. Nein, diese Unruhe! Und dageen die Ruhe, mit der Karl in sein Buch schaut und nicht .hnt, dass er stoert. Darin taeuschte $ ganz vertraulich zu ihm: "Wir zwei sind in alleríFreundschaft auseinandergegangen, nicht wahr, dich wollte ich nicht anzeigen." Da wandte sich der Amtmann aergerlich an den Schutzmann: "Hab;en Sie Ihre Sache wieder einmal so dumm wie moeglich gemacht?" Der rechtfertigte sich: "Das ist nicht der Wilhelm Pfaeffling, den ich aufgeschrieben habe. Der meinige hat einen dicken Kopf und ein rotes Gesicht. Sag' selbst, habe ich dich aufgeschrieben?" "Nein, aber es heisst keiner Wilhelm Pfaeffling ausser mir." "Oho," sagte der Amtmann, "da kommt es auf eine falsche Namensangabe hinaus, das muss ein frecher Kamerad sein. Kannst du dir denken, wer dir den Streich gespielt hat?" fragte er Wilhelm. Der besann sich nicht lange. "Jawohl," sagte er, "es ist nur ein solcher Gauner in unserer "Wie heisst er?" Da sah Wilhelm seinen Vater an und sagte zoegernd: "Ich kann ihn doch nicht angeben?" "Nein," sagteŽHerr Pfaeffling, "du weisst es ja doch nicht gewiss, und deine Menschenkenntnis ist nicht gross." "Den Schlingel finde i$ den Heften fragen wuerde. Sie wartete den Augenblick ab, wo Herr Pfaeffling sich richtete, um zum letztenmal vor dem Fest in das Zentralhotel zu gehen. An seinen raschen Bewegungen bemerkte sie, dass er in Eile war. "Vater," sagte sie, "wir haben alle unsere Zeugnisse bekommen und die Noten zusammengezaehlt. Dann hat Karl berechnet, was wir fuer eine Durchschnittsnote haben, weisst du, was da herausgekommen ist? Magst du raten, Vater?" "Ich kann mich nicht mehr aufhalten, ich muss fort, aber hoeren moechte ich es doch noc gerne, eine Durchschnittsnote von allen Sechsen? Zwei bis drei vielleicht?" "Nein, denke nur, Vater, eins bis zwei, ist das nicht gut?" "Recht gut," sagte Herr Pfaeffling; er hatte nun schon den Hut auf und Marie bemerkte noch schnell unter der Tuere: "Die Zeugnisheftchen will ich alle in der Mutter Schreibtisch legen, dass du sie dann einmal unterschreiben kannst." "Ja, hebe sie nur gut auf," rief Herr ¼Pfaeffling noch von der Treppe hera¶f. Die kleine List war gelungen, die Heftchen wurden$ Mann blieb bei seinem entschiedenen "nein" und sie konnte nicht anders als dieses Frau Pfaeffling mitteilen. "Es tut mir so leid," sagte sie, "aber ich kann nichts machen; mein Mann sagt ja selten 'nein', aber wenn er es einmal gesagt hat, dann bleibt er dabei. Er meint, wenn ein Mann 'nein' gesagt hat, duerfe er nachher nicht mehr 'ja' sagen, sogar wenn er's moechte." Dieser Bescheid war eine grosse Enttaeuschung fuer die Familie. Herr Pfaeffling konnte wieder einmal den Hausherrn nicht begreifen. "Wenn ich sehe, dass jemand nicht auskommt, lasse ich ihn doch lieber sechs Zimmerherrn nehmen, als in Geldnot stecken," rief er, indem er lebhaft den Tisch umkreiste. "Nicht mehr 'ja' sagenT duerfen, weil man vorher 'nein' gesagt hat? Soll sich darin die Maennlichkeit zeigen? Dann waere jedes eigensinnige Kind 'maennlich'. Glaubt das îicht, ihr Buben," sagte er, vor Karl stehen bleibend, "ich will euchJsagen, was maennlich ist: Nicht nachgeben, wenn es gegen besseres Wissen und Gewissen geht; aber _nachgeben_, sob$ ganz andere Freier bekommen, als Wilhelm war. Dieser war froh, daß alles sich so gut arrangierte. Sollte er denn durchaus heiraten, so war ihm Lulu natürlich lieber, als Anna. Lulu erfuhr durch ihre Mutter, daß Beuthien sie heiraten werde. "Vadder hätt sik vel Möh geben", setzte die einfältige Frau hinzu. "Dusend Mark hätt em dat kost't. Du kannst em nich dankbar nog sin." "Für Geld?" rief Lulu. "Ne, so nich. Du versteihst mi falsch, Kind", beruhigte die Mutter sie. Und dann erzählte sie, nach ihrer Meinung sehr schonend, die Geschichte Lulu hatte nichts darauf erwidert und war sehr nachdenklich geworden. Also Anna hätte sie es eigentloch zu verdanken, wenn sie vor Schande bewahrt blieb. Und das Mädchen wußte ïatürlich nun alles, empfand Schadenfreude, sah sie als ihresgleichen an. Aber al‹e diese Gedanken kamen ihr nur so nebenher. Alles erdrückte die Gewißheit, daß Beuthien sie hintergangen, es schon mit der andern gehalten hatte, als er sie ins Unglück riß. Wer sagte ihr, daß Anna die einzige sei? Und mit $ hon allerlei Vorbereitungen getroffen. Nun schob Theresens Krankheit und die "leidige" Geschichte mit Wilhelm und Lulu alles wieder auf. Die Behnsche Geschichte interessierte sie ungemein. Die Mädchen, die in ihren Laden kamen, sprachen davon und suchten von ihr mehr zu erfahren. Sie stand ja als so nahe Verwandte des Sünders mitten in der Aktion, und von je her war sie nieKglücklicher gewesen, als wenn sie irgendwo "mit dazu gehörte." Als künftige Schwiegermutter der ins Unglück geratenen, bewahrte sie natürlich allen Ausfragern gegenüber die nötige ZÀurückhaltung, und half durch ihr geheimnisvolles Wesen nur noch mehr, einen dichten Schleier abenteuerlicher Gerüchte um diesen pikanten Vorfall zu weben. Wie erschrak sie, als Mutter Behn früh morgens, um sechs Uhr, mit der ängstlichen Frage bei ihr vorsprach, ob sie Lulu nicht gesehen habe. "Se is utgahn gistern Abend und is nich wedder an't Hus kamen." "Meine Güte, Frau Behn", rief die Wittfoth "Ihr ist doch nichts Die Gemüsefrau von nebenan kam. "Hebben Se $ us an die Treppentuere, denn sie selbst wollte ihm oeffnen, ihn hereinfuehren in ihr Zimmer, ihn lieb haben. Ach--beschaemt stand sie vor dem Milchmann und vor dem Kuechenmaedchen, die beide mit erstaunten Augen auf die junge Frau schauten; ohne ein Wort kehrte sie in ihr Schlafzimmer zurueck. Das war die erste Enttaeuschung und es folgten jede Stunde neue, denn der sehnlich Erwagrtete kam nicht, und keine Post brachte Nachricht von ihm. Bruder und Schwaegerin liessen sich's einen ganzen Tag gefallen, im Unklaren zu bleiben ueber das Schicksal, das die Familie Stegemann getrennt hatte; sahen sie doch, wie verstoert Mutter und Sohn waren und dass sie sich nicht entschliessen konnten, von dem Erlebten zu sprechen. Die Schwaegerin war eine gutmuetige Frau, hatte Helene lieb und wollte, dass die Vertriebenen sich wohl fuehlten in ihrem Haus. Es war ja auch allPes in Huelle und Fuelle da und keine Kriegsnot zu verspueren; denn in der Kurz'schen Fabrik, die in Friedenszeit allerlei feine Stahlwaren herstellte, wurd$ se Elbe zu verwandeln; als solche erscheine\ sie hierauf wieder als schädigende oder als bescherende Mäuse. Diesen Satz aus der Lehre von der Seelenwanderung nehmen wir nunmehr in Ausführung. Wie Holda-Berchta die unmündig Verstorbenen, und Valfreyja die in der Schlacht Gefallenen zu sich nimmt, so haben nach älterem Kirchenglauben die Seelen der Abgeschiedenen ihre erste Herberge bei St. Gertrud zu nehmen. Hievon handelt eine Handschrift des XV. Jahrh., welche Grimm Myth. 54 citirt: Aliqui dicunt, quod, quando anima egressa est, tunc prima nocte pernoctabit cum beata Grdrude, secunda nocte cum archangelis, sed tertia nocte vadit sicut diffinitum est de ea. Erùeitert findet sich dieser merkwürdige Glaubenszug in Nik. Gryse's niederd. _Spegel_, auf welchen Schiller, Meklenburger Thier- und Kräuterbuch 3, 41 verweist: Se geven ock vor, wenn de Seele vth dem Minschen varet, so moth se de erste Nacht Herberge hebben by S. Gerderuten, darumme ock S. Gerderuten Kercke gemeinlyken vor de Döre der groten Stede gebuwe$ as Ertraegniss des Jahres haengt von dem kleinen Fruehlingsopfer ab. Stoeber, Elsaess. Volksb. 1842, 56. Faellt der Nachdruck der scenischen Festauffuehrung auf das Vertreiben des Winters, so nennt man dasselbe den Tod austragen, oder wie im boehmischen Saazer Kreise, mit dem Baendertod herumgehen, weil der Zug der Knàaben Hut und Brust mit Baendern geschmueckt hat. Dabei traegt dXr Koenig einen mit Goldpapier beklebten Rockenstiel als Scepter, zwischen zwei Brauthuetern folgt ihm sein Toechterlein. Letztere melden, dass der Tod um die Koenigstochter werben lasse. Hierauf escheint dieser selbst, statt der Waffe ein Buendel Lichtspaene (Schleissen) in der Hand tragend, und wird vom erzuernten Vater niedergestochen. In Suedschweden rueckten am 1. Mai zwei Reiterschaaren von verschiednen Seiten in die Staedte, die eine angefuehrt vom Winter, der in Pelze gehuellt, mit Handspiessen bewaffnet, Schneeballen und Eisschollen auswarf, die andere vom Blumengrafen, der mit Laub und Erstlingsblumen bekleidet war; sie hie$ uft unÞ winkt! Er hat etwas zu sagen. Heilige Maria, Mutter Gottes, wi´ das Kind springt!" Da legten sie alle ihr Geräte aus der Hand und gingen dem Knaben Der war nicht wenig stolz, als sie ihn nun alle umstanden und lauschten, was er zu Berichten wußte. Daß das untere Dorf in Brand geschossen war und viele Menschen dabei umgekommen seien. Aber bald geriet der kleine Mann in Zorn; denn se hörten ihn nicht ganz an. Von der Schule und der Schrift an der Tafel wollten sie nichts wissen, und ihm war das doch die Hauptsache. Er wußte doch, wie man es machen mußte, damit die Häuser nicht verbrannt wurden, und war deshalb in solcher Eile zwei Stunden weit gelaufen, daß er noch glühte und kaum Nun jammerten die Weiber: "Was tun, wohin fliehen vor diesen Barbaren?" Die Männer waren ja fast alle in den Krieg gezogen, nur einer stand dabei, der ganz verwachsen war. Dieser stieß wilde, drohende Flüche aus gegen die Deutschen. Sie sollten nur kommen, ganz nahe heran, und aus dem Heuschober an der Straße wollte er sie nie$ gen Speisesaal, auf den die Tueren der Schlafkojen muendeten, zu Haeupten eines langen Tisches, an dessen unterem Ende die Handelsgehuelfen, einschliesslich des Alten, sit zehn Uhr mit dem munteren Kapitaen pokulierten, die bestellte Mahlzeit naehme. Sie war armselig, und er beendete sie rasch. Es trieb ihn ins Freie, nach dem Himmel zu sehen: ob er denn nicht ueber Venedig sich erhellen wollte. Er hatte nicht anders gedacht, als dass dies geschehn muesse, denn stets hatte die Stadt ihn im Glanze empfangen. Aber Himmel und Meer blieben trueb und bleiern, zeitweilig ging neblichter Regen nieder, und er fand sich darein, auf dem Wasserwege ein anderes Venedig zu erreichen, als er, zu Lande sich naehernd, je angetrofen hatte. Er stand am Fockmast, den Blick im Weiten, das Land erwartend. Er gedachte des schwermuetig-enthusiastischen Dichters, dem vormals die Kuppeln und Glockentuerme seines Traumes aus diesen Fluten gestiegen waren, er wiederholte im Stillen einiges von dem, was damals an Ehrfurcht, Glueck und T$ ann mit schwarzem Schnurrbart und in franzoesisch geschnittenem Gehrock, begleitete ihn im Lift zum zweiten Stockwerk hinauf und wies ihm sein Zimmer an, einen angenehmen, in Kirschholz moeblierten Raum, den man mit starkduftenden Blumen geschmueckt hatte und dessen hohe Fenster die Aussicht aufs offene Meer gewaehrten. Er trat an eines davon, nachdem der Angestellte sich zurueckgezogen, und waehrend man hinter ihm sein Gepaeck hereinschaffte und im Zimmer unterbrachte, blickte er hinaus auf den nachmittaeglich menschenarmen Strand und die unbºesonnte Se, die Flutzeit hatte und niedrige, gestreckte Wellen in ruhigem Gleichtakt gegen das Ufer sandte. Die Beobachtungen und Begegnisse des Einsam-Stummen sind zugleich verschwommener und eindringlicher als die des Geselligen, seine Ledanken schwerer, wunderlicher und nie ohne einen Anflug von Traurigkeit. Bilder und Wahrnehmungen, die mit einem Blick, einem Lachen, einem Urteilsaustausch leichthin abzutun waeren, beschaeftigen ihn ueber Gebuehr, vertiefen sich im $ en seien. Die Sonne braeunte ihm Antlitz und Haende, der erregende Salzhauch staerktðe ihn z~m Gefuehl, und wie er sonst jede Erquickung, die Schlaf, Nahrungkoder Natur ihm gespendet, sogleich an ein Werk zu verausgaben gewohnt war, so liess er nun alles, was Sonne, Musse und Meerluft ihm an taeglicher Kraeftigung zufuehrten, hochherzig-unwirtschaftlich aufgehen in Rausch und Empfindung. Sein Schlaf war fluechtig; die koestlich einfoermigen Tage waren getrennt durch kurze Naechte voll gluecklicher Unruhe. Zwar zog er sich zeitig zurueck, denn um neun Uhr, wenn Tadzio vom Schauplatz verschwunden war, schien der Tag ihm beendet. Aber ums erste Morgengrauen weckte ihn ein zart durchdringendes Erschrecken, sein Herz erinnerte sich seines Abenteuers, es litt ihn nicht mehr in den Kissen, er erhob sich, und leicht eingehuellt gegen die Schauer der Fruehe setzte er sich ans offene Fenster, den Aufgang der Sonne zu erwarten. Das wundervolle Ereignis erfuellte seine vom Schlafe geweihte Seele mit Andacht. Noch lagen H$ el in denselben Farben herabhingen oder zu Blumenkronen aufgebunden waren. So erreichte Teut, von Scharen Neugieriger gefolgt, die Villa. Im Hause roch es scharf und unheimlüch nach Lebensblumen und Lorbeer, zudem erfüllte eine betäubende Luft alle Räume, denn Kränze und schleifenverzierte Bouquets lagen berghoch in den Vorzimmern. Endlich war der Augenblick gekommen. Man hob den mit Blüten und Blättern überschütteten Sarg empor und trug ihn hinab. Teut führte Clairefort und Ange, die jetzt thränenlos vor Schmerz, mit irrem Blick, an seinem Arme hing, ans Fenster, öffnete es und ließ sie hinausschauen. In diesem Augenblick ertönte in sanften Akkordn ein Trauermarscrh, langgezogen, schmerzvoll und jeden Anwesenden bis ins Herz rührend. Und dann sah Ange auf Teuts Lieblingspferde, die mit gesenkten Köpfen, gleichsam mittrauernd und mitempfindend, dastanden und deren schwarze Leiber von den weißen Abschiedsblumen umwunden waren, die Teut seinem kleinen Freunde Carlitos mit auf den Weg gab. "Carlitos, Carlitos--m$ etwas verschweigen. Ich will und muß es aber wissen. Ach Tibet! War es überhaupt gut, daß Sie nie mitteilsam gegen mich waren? Wer weiß, ob nicht manches hier im Hause anders stände!" Sie strich sich mit der schmalen Hand über die thränenden Augen. "Reden Sie, ich beschwöre Sie!" fuhr sie fort, als er noch immer schwieg. "Was ist noh schlimmer? und welche Heimlichkeiten haben Sie mit meinem Gemahl schon seit Jahren?" "Ach, Frau Gräfin--" stotterte Tibet und sah Ange bittend an. "Es ist nichts, gewiß nicht!" "Ist es denn Neugierde, die mich veranlaßt, Sie zu fragen?" sagte Ange mit sanftem Ernst und blickte Tibet traurig an. "Ist es nicht die Sorge für meinen geliebten Mann! Ach, ach! wie viele thränenvolle Stunden habe ich schon um seinetwillen gehabt!" Tibet hatte ganz die Fassung verloren. Er stand da wie jemand, der sich eines schweren Vergebens schuldig fühlt und aus Scham und Verzweiflung kein Wort findet. EVndlich raffte er sich xuf und sagte: "Verzeihen Sie mir, Frau Gräfin. In allem, was ich that, fo$ diejenigen das höchste Ansehen genießen, welche allezeit den Kopf über das Herz stellen, und in der That sind diese Menschen die eigentlichen Erhalter unserer sozialen Verhältnisse. Was sollte heute aus einer Welt werden, in der die Menschen nach den idealen Vorschriften einer biblischen Bergpredigt handeln wollten? Anders steht es mit dem Glück solcher Personen. Die tausendfachen Reize, welche den Gemütsmenschen zu teil werden--und mögen diese auch nur bestehen in dem Wechsel zwischen Erfolg und Enttäuschung--entgehen ihnen. Der Gemütsmensch genießt jede Sekunde, der Verstandesmensch entbehrt oft alles. Jener befindet sich bis zum Grabe in einem köstlichen Rausche, dieser--oft ohne wesentlichen Kampf mit de%r Außenwelt, der Illusionen bar, lernt den eigentlichen Zauber des Lebens gar nicht kennen. Ange hatte den furchtbaSen Ernst ihrer Lage begriffen, und der feste Entschluß, ein neues, auf Pflichttreue beruhend±es Leben zu beginnen, war stark und lebendig in ihr geworden; aber ihre lebensfrohe Weltanschauu$ Er verstand dies auch, denn er schwieg taktvoll. "Meine Kinder sollen"--hob Ange von neuem an--"etwas Tüchtiges lernen, und wenn es ein Handwerk ist. Je früher sie leistungsfähige Menschen werden, desto eher werden sie sich ihr Brot verdienen können. Darauf wÏrd sich meine Sorge richten müssen. Freilich, für die Mädchen ist es Ich werde sehen, was sie zu begreifen und später nützlich zu verwerten vermögen. Das ist mein Plan und mein unumstößlicher Entschluß. Wo ich in Ehren mir Erleichterungen verschaffen kann--Erleichterungen, die man Unbemittelten in den Schulen durch Stipendien in ähnlichen Fällen gewährt, werde ich sie suchen. Komme ich in die Lage, ein Darlehen zu nehmen, so werde ich das als ein Geschäft betrachten--kurz, Tibet, ich gehe meinen eigenen geraden Weg, und nichts, nichts wird mich davon zurückbringen oder abhlten!" "Gewiß, gewiß, Frau Gräfin," bestätigte Tibet einlenkend und voll Staunens. War das dieseÑlbe Frau, die er seit so vielen Jahren in fast hilfloser Weise sich hatte bewegen sehen,$ Nachricht von der Steuerbehörde, Frau Gräfin? Ich wollte schon immer fragen." Ange bejahte. Sie berichtete, daß man sie aufgefordert habe, ihre Anträge nachweislich zu belegen, und daß dann eine nochmalige Prüfung stattfinden solle. Vorläufig müsse die Summe gezahlt werden, zu der sie eingeschätzt sei. "Ganz recht, ganz recht! So, so!" sagte der Alte, und nach kurzer Pause fuhr er fort: "Wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein könnte, Frau Gräfin--recht gern, mit größtem Vergnügen!" Die Gesellschafterin war noch nicht zurückgekehrt. Diese freundlichen Worte ermutigten Ange. Nun, so konnte es denn sein! Plötzlich war sie wieder voller Hoffnungen. "Ich danke Ihnen seÆr, Herr Putz. Ich wollte auch noch in einer anderen Sache Ihren Rat oder vielmehr Ihre Hilfe erbitten." "Bitte, bitte, Frau Gräfin!" Der Alte war immer neugierig. Das Gespräch hatte schon etwas geschleppt, nun ward es wieder anziehend. "Also, Herr Nachbar, ich möchte Sie fragen, ob Sie müir wohl zwölfhundert Mark würden leihen?wollen, die ich nach$ ohntes Schloß unter den weißbedeckten Wäldern hervor. Ringsum in den Villen aber glitzerten hinter den Scheiben kleine unruhige Lichter, die seltsam, fast unheimlich abstachen gegen, die schweigsame, aller lebendigen Farben entkleÍidete Natur. Es mochte gegen zehn Uhr abends sein, als ein großer kräftiger Mann, der sich soeben auf offener Landstraße von seinem ihn offenbar über Ort und Gelegenheit orientierenden Gefährten getrennt hatte, mit langsam schwerfälligen Bewegungen die Höhe hinaustieg, auf der das Häuschen lag, welches Ange bewohnte. Je näher er seinem Ziele kam, desto bedächtiger wurden seine Schritte. Einigemal hielt er inne und schaute spähend um sich. Aber nirgends zeigte sich etwas Lebendiges: die Gegend war wie ausgestorben. Endlich erreichteè er das Haus, in welchem noch Licht war, klinkte leise eine kleine Pforte auf und wandte sich mit vorsichtigen Bewegungen rechtzeitig in den Garten. Vor dem nach diesem herausschauenden Fenster war kein Vorhang herabgelassen, es gestattete ungehinderten E$ ugen so heftig heraus, daß sich die Kinder unwillkürlich zurückzogen--"vergeben Sie--auch mir!" "O, Frau Gräfin! Frau Gräfin!" stotterte der Mann und neigte das Haupt. Und der Festabend kam; Ange war aufgeblüht in ihrem Glück. Sanfte Rosen lagen auf ihren Wangen und ihre Augen glänzten, als hätten Diamanttropfen Sonnenstrahlen aufgesogen. Sie trug dasselbe Kleid--sie hatte es bewahrt und nun hervorgesucht--, das damals ihre Gestalt umschloß, als Teut Abschied nahm und in den Auch eine vollblühenide Rose hatte sie sich zu verschaffen gewußt, die nun ausgebrochen an ihrer Brust lag we ein Symbol ihrer reiferen Teut war wie gebannt, als sie ihm gegenüber trat. Für ihn hatte sie sich geschmückt, und der zarte Duft der Blüte drang berauschend auf ihn ein. Ihm war's, als ob sie mit ihrer blendenden Erscheinung nicht in diesen Raum gehöre, ihm plötzlich gegenüberträte wie damals in der Villa, und alles sei wie ehedem. Und nun wirktòn auch alle anderen Dinge bestrickend auf ihn. Mit welcher anmutigen Sicherheit walte$ eschaeftigung, der Umgang mit den Kameraden, die Befriedigung allerlei berechtigter und unberechtigter Passionen, nach Umstaenden einmal ein Stueck ungehinderter Freiheit--ich koennte ja ganz ein freier Mann sein und meinen Neigungen leben, aber ich fuehle Pflichten in mir gegen mein Vaterland und ðmeinen Koenig--genuegte mir. Da sah ich Sie, Ange; und weshalb sollte ich es verhehlen--ich liebte Sie bei unserer ersten Begegnung und werde Sie lieben, solange ein Atem in mir ist." Er sah sie nicht an,ê waehrend er sprach. Wenn er emporgeschaut haette, wuerde er bemerkt haben, dass sie wie traeumend ins Land und in die Ferne schaute; aber er wuerde auch in ihrem Angesicht gelesen haben, wie sie alle seine Worte verschlang und wie die letzten sie erbeben machten. En feuchter Glanz verdunkelte auf Augenblicke ihre Augensterne, und versteckt strichen ihre kleinen Finger ueber die Wimpern. "Aber weil ich Ihnen so gut bin--Sie wie ein Bruder und Freund liebe," fuhr Teut fort, "muss ich Ihnen etwas sagen, was Ihr Glue$ zlich. Das konnte ein Mann thun einem solchen Wesen, solchen Kindern? Er biss sich auf die Lippen und sprang empor. Aber nur einen AuRgenblicke dann lichtete sich in der Brust dieses seltenen Menschen der Funke edler Gesinnung, und lodernd schoss die Liebe empor fuer sie, der er geschworen, ein Freund zu sein fuers ganze Leben. "Clairefort," sprach er, "wir eroerterten nur einmal Geldangelegenheiten, und es soll heute das letzte Mal sein. Fuerchten Sie nichts. Anders wird Ihr Leben sich zwar gestalten, aber Sie werden nicht darben. Axel von Teut meint es ernst mit Freundschaft und Geloebnissen. Diese Versicherung sei Ihnen genug. Was geschehen, was hinter uns liegt, werde nie wieder zwischen un beruehrt. Nur eine Bitte spreche ich aus: Sichern Sie mir zu, dass Ange nie erfahren wird, wie Ihr Vermoegen zearronnen, noch weniger, dass es gaenzlich dahin ist. Verschweigen Sie namentlich die Rolle, welche fortan der Freund uebernimmt. Ich gelte von heute als Verwalter Ihrer Einkuenfte und als der Vormund Ihrer Kin$ nprinz ruht. Eine Säule bezeichnet die Stätte. Wir schüttelten den Staub von unseren Füßen und suchten schleunigst das Weite, um die feierliche Stimmung, dýie sich der anwesenden Engländerinnen bemächtigt hatte, nicht durch ein unzeitiges Lachen zu vernichten. So gingen wir zugleich eines Aufenthalts in dem angenehmen Seebade Marienlyst ("Marienlust") verlustig, hatten dafür aber um so mehr Zeit für das Fischerdorf Hellebäk. Ein gutes Hotel mit allem Comfort der Gegenwart deutet darauf hin, daß auch hier die alte einfache Zeit bald verschwunden sein wird. Hellebäk, ein beliebter Aufenthalt der Kopenhagener Maler, liegt hart a Strande in romantischer Gegend und zeigt schon Nordsee-Charakter: Dhünen, Sand und starken Wellenschlag. Lange, mit weißen Schaumkronen bedeckte Wogen treiben ununterbrochen dem Ufer zu, wo sie brandend anschlagen und zerschellen. Stundenlang kann man dem ewigen Gesange des Meeres zuhören, der immer derselbe und bei aller Eintönigkeit doch immer neu und süß dem Ohre ist, das ihn versteht$ elle nichts Besonderes. Seine Gründung fällt in sagenhaftes Dunkel, jedenfalls war es 1215 schon bewohnt. Im letzten Viertel des 1¶. Jahrhundert diente das Schloß dem _ersten und zugleich letzten Herzog zu Sachsen-Eisenberg_ als Residenz. Am 7. März 1677 zog _Christian_ in das Schloß ein, das ihm nebst dem Fürstentum in der Erbteilung seines Vaters, des bekannten Ernst des Frommen von Sachsen-Gotha, zugefallen war. Er nannte das Schloß "Christiansburg." Seine Hauptbeschäftigung bildete die Alchimie, und er ließ sich·ein Laboratorium in dem hübschen, von ihm angelegten Schloßgarten bauen, von dem nur noch ein Stück Mauer steht, von den älteren Einwohnern der Stadt "'s Läbbetoorchen" genannt. Bei den deutschen und englischen Alchimisten war er unter dem Namen "Theophilus-Abt zu den heiligen Jungfern zu Lausnitz" bekannt. In einem ausführlichen Tagebuche soll er seiner Begegnungen mit Geistern und Verdorbúnen gedacht haben. Er errichtete 1698 die erste Postverbindung mit den Nachbarstädten Zeitz, Jena und Gera. $ enleben schließlich, wie man zu sagen pflegt, bis an den Hals. Der Dienst wurde damals wohl auch noch kleinlicher und engherziger betrieben als heute. Der Gamaschendienst feierte zu jener Zeit seine Orgien. An Unabhängigkeits- und Oppositionsgeist hat es meinem Vater offenbar auch nicht gefehlt, für den zu jenÄer Zeit in der Rheinprovinz der rechte Boden war, und so kam er öfter in höchstem Zorn und mit Verwünschungen aquf den Lippen vom Exerzierplatz in die düstere Kasemattenstube. Als imá Jahre 1840 unter Louis Philipp und seinem Ministerium Thiers ein Krieg zwischen Frankreich und Preußen drohte, soll er eines Tages in höchster Empörung in die Stube getreten sein, weil nach seiner Ansicht ein blutjunger Offizier ihm zu nahe getreten war, und meiner Mutter zugerufen haben: "Frau, wenn es losgeht, die erste Kugel, die ich verschieße, gilt einem preußischen Offizier!" Der Ausdruck "preußischer Offizier" im Munde eines preußischen Unteroffiziers befremdet, er erklärt sich aber. Damals und noch viel später wurd$ trotz Kälte und Schnee, auf die Reise zu gehen. Der Breslauer schloß sich mir an. Wir marschierten zunächst Ðach München, woselbst wir abermals vergeblich um Arbeit anklopften. Nunmehr marschierten wir weiter über Rosenheim nach Kufstein. Der Eintritt nach Oesterreich machte uns Kopfzerbrechen. Damals wurde an der Grenze von jedem Handwerksburschen, der nach Oesterreich wollte, der Nachweis von fünf Gulden Reisìgeld verlangt. Diese hatten wir aber nicht. So verfielen wir auf die Ideye, von der letzten bayerischen Station die Bahn nach Kufstein zu benützen. Um möglichst als Gentlemen auszusehen, putzten wir extrafein unsere Stiefel und Kleider und steckten einen weißen Kragen auf. Unsere List hatte den gewünschten Erfolg. Unser sauberes Aussehen und die Tatsache, daß wir mit der Bahn ankamen, täuschte die Grenzbeamten; sie ließen uns unbeanstandet passieren. Bei starker Kälte und meterhohem Schnee ging die Reise zu Fuß durch Tirol. Die Kälte und der Schnee trieben die Gemsen aus dem Gebirge herab, deren Lockr$ Maschinenbauindustrie, wurde die Fabrikarbeit von den handwerksmäßig arbeitenEen Gesellen mit Geringschätzung angesehen. Die Produkte der Fabrik galten zwar als billig, aber auch als schlecht, ein Stigma, das noch sechzehn Jahre später der Vertreter Deutschlands auf der Weltausstellung in Philadelphia, Geheimrat Reuleaux, der deutschen Fabrikarbeit aufdrückte. Für den Handwerksgesellen galt der Fabrikarbeiter als unterwertig, und als Arbeiter bezeichnet zu werden, statt als Geselle oder Gehilfe, betrachteten viele %ls eine persönliche Herabsetzung. Zudem hatte die große Mehrzahl dieser Gesellen und Gehilfen noch die Ueberzeugung, eines Tages selbst Meister werden zu können, namentlich als auch in Sachsen und anderen Staaten anfangs der sechziger Jahre die Gewerbefreiheit zur Geltung kam. Die politische Bildung dieser Arbeiteº war sehr gering. In den fünfziger Jahren, das heißt in den Jahren der schwärzesten Reaktion groß geworden, in denen alles politische Leben erstorben war, hatten sie keine Gelegenheit ge$ st ihm der kleine Kreis seiner Anhänger erwartet hatte. Ich selbst verbreitete die Schrift in ngefähr zwei Dutzend Exemplaren im Gewerblichen Bildungsverein, um auch die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen. Daß die Schrift auf die Mehrzahl der damals in der Bewegung stehenden Arbeiter so wenig Eindruck machte, mag heute manchem unerklärlich erscheinen. Und doch war es natürlich. Nicht nur die ökonomischen, auch die politischen Zustände waren noch sehr rückständige. Gewerbefreiheit, Freizügigk~eit, Niederlassungsfreiheit, Paß- und Wanderfreiheit, Vereins- und Versammlungsfreiheit waren Forderungen, die dem Arbeiter der damaligen Zeit viel näher standen als Produktivassoziationen, gegründet mit Staatshilfe, von denen er sich keine rechte Vorstellung machen konnte. Der Assoziations- oder sagen wir der Genossenschaftsgedanke war erst im Werden. Auch das allgemeine Stimmrecht schien den meisten kein unentbehrliches Recht zu sein. Einmal war, wie mehrfach hervorgehoben, die politische Bildung noch gKring, dann aber$ sonst nicht erlangte, kündigte er mir nach meiner Rückkunft und machte sich selbständig. Als ich diesen Vorgang später einem ehemaligen Kollegen erzählte, meinte dieser trocken: "Das geschieht dir recht, warum zahltest du einen Lohn, bei dem er sich Geld sparen konntew" Dieser "horrende Lohn" betrug damals 4-1/2 Taler pro Woche, er war um einen halben Taler höher als in jeder anderen Werkstatt, auch währte bei mir die Arbeitszeit täglich zehn Stunden, anderwärts elf. Im übrigen lernte ich das Elend des Kleinmeisters gründlich kennen. Die gelieferten Waren mußten auf längeren Kredit gegeben werden, Lohn für das Personal, Spesen und der eigene Lebensunterhalt erforderten aber täÏlich und wöchentlich Ausgaben. Woher das Geld nehmen? Ich lieferte also einem Kaufmann meine Ware gegen Barzahlung zu einem Preis, der nur wenig höher als die Selbstkosten war. Holte ich mir aber am Samstag mein Geld, so erhielt ich lauter schmutzige Papierscheine, von denen damals Leipzig durch seinen Verkehr mit den thüringisÇchen Kl$ em Herzen! Ich werde Ihnen diesen Augenblick nie vergessen." Und nun gab auch Frederik endlich das Zeichen zum Tischgang. Alle Anwesenden setzten sich in Bewegung, und bald saß die glänzende Gesellschaft in dem theegrünen Speisesaal, der sich als Huptzierde des Palais in einem Flügel des Gebäudes befand, bei köstlich duftenden Speisen und seltenen Weinen beisammen. Während des Tafelns warf Lucile, zu ihrem Verlobten gewendet, hin: "Sieh' einmal, wie Imgjor entzückend ansieht und wie lebhaft sie sich mit dem jungen Gafen Kilde unterhält." Ach, wenn sie sich doch endlich einmal verliebte und damit auch ihren Menschenbeglückungskittel abthun würde!" "Ist's möglich! Imgjor hat sich noch für niemanden interessiert?" "Doch, einmal! Aber das war nur ein Flämmchen, welches ebenso rasch verglomm, wie's emporelodert war. Auch spielten andere Dinge mit--" "Und wer war der Bevorzugte? Wie hieß der Mann, der jedenfalls einen ganz superben Geschmack besaß?" "Es war irgend einer! Der Name ist gleichgültig. Es war einer, der$ lt, das ist ein Los, das sie mit allen teilt, denen ein höherer Geisteflug innewohnt, die sich nicht damit begnügen, blos zu sein." Imgjor hatte dem Redner mit BegeisterungN zugehört. Sie fing jedes Wort, das über seine Lippen ging, wie ein Evangelium auf. So schön, so verklärt waren seine Züge! Ueber der bleichen Stirn hing, gleichsam als Kennzeichen der Gleichgiltigkeit gegen alles Aeußerliche, eine Locke des schwarzen Haares, in seinen dunklen Augen glühte das Feuer Cer Ueberzeugung, und über ein krankes Hüsteln, das seine Rede unterbrach, sprach er mit jener milden Ergebenheit, die den Märtyrern eigen. "Ich schaffe, so lange ich es vermag. Will der Schöpfer, daß ich aufhöre, so wird er seine Gründe haben, und einen anderen, Befähigteren, Stärkeren senden." Jetzt, in seiner Nähe, unter seinem Einfluß lehnte sich Imgjor wieder einmal gegen die nüchterne Ueberlegenheit eines Axel Dehn, eines Marquis von Curbière auf. Es war sehr bequem, zu sprechen, wie sie es thaten. Allmählich würde, nach ihren Worten und $ ne von ihm gingen. Käthe fuhr nun ihrem Manne entgegen nach Altenburg, wo Freund Spalatin als Pfarrer lebte. Bei diesem bereitete sie nun eine Herberge, bis Jonas und die Muhme Lenchen mit dem Kranken von Weimar her ankamen. Im gastlichen Altenburger Pfarrhaus pflegte Käthe den Erschöpften einige Tage nd fuhr dann mit ihm Mitte März langsam an Kloster Nimbschen vorbei, mit einem Aufenthalt in Grimma nach Wittenberg heim, wo sie am 14. März ankamen[323]. Langsam nur erholte sich Luther; an allen Knochen wie zerschlagen, konnte er sich kaum auf den Beinen halten, so erschöpft war er. Er lernte wieder essen und trinken: die Ruhe und Käthes sorgliche Pflege brachte ihn allmählich wieder zu Kräften. Acht Tage darauf+konnte er wieder die feiernde Feder ergreifen und seinen Dankesbrief an Spalatin schreiben. Frau Käthe, die in der Bestürzung den Töchtern Spalatins nichts mitgebracht hatte, wollte ein paar Bücher binden lassen und zum Andenken schicken. Ueber die Osterzeit hat Luther dann wieder fleißiggepredigt. Abe$ besser. Ich habe der Kinder Briefe, auch des Bacculaurien (Hans)--der kein Kind ist, Mariische auch nicht--kriegt, aber von Ew. Gnaden hab' ich nichts kriegt; werdet jetzt auf die vierte SchÆrift, ob Gott will, einmal antworten miÑ Ew. gnädigen Hand. Ich schicke hie mit dem Magister Paul den silbernen Apfel, den mir Ihre gnädige Hand geschenkt hat, den magst Du, wie ich zuvor geredet habe, unter die Kinder teilen und fragen, wie viel sie Kirschen und Aepfel dafür nehmen wollen; die bezahle ihnen bar über und behalt' Du den Stiel Sage untern lieben Kostgängern, sonderlich Doktor Severo oder Schiefer, mein freundlich Herz und guten Willen, und daß sie helfen zusehen in allen Sachen der Kirchen, Schulen, Haus und wo es not sein will. Auch M. Georg Major und M. Ambrosio, daß sie Dir zu Hause tröstlich seien. Will's Gott, so wollen wir bis Sonntag auf sein, von Weimar gen Eisenach zu ziehen, nd Philipps mit. Hiemit Gott befohlen. Sage Lycaoni nostro (dem Diener Wolfgang), daß er die Maulbeer nicht versäume, er ver$ ssimum" schrieb statt Katechismum, so kann dies damals viel weniger wie heute als orthographische Unbildung gelten zu einer Zeit, wo nicht nur Laien, sondern auch Gelehrte höchstens das Lateinische einigermaßen orthographisch schrieben, das Deutsche aber in der krausesten Form, wie es ihnen in die Feder kam mit allen Fehlern der undeutlichen, verdorbenen mundartlichen Aussprache[519]. Ebenso wenig sachgemäß ist die Frage, ob Frau Katharina ihrem Gemahle ebenbürtig war. An eine Vergleichung mit seinem geistigen Wesen, mit Luthers Genialität und Charakter, Wirksamkeit und weltgeschichtlicher Bedeutung ist ja naturgemäß nicht zu denken. Aber daß sie als Gattin, als Hausfrau und Mutter seiner Kinder ihm das war, was er an ihr brauchte und wollte*, daß sie Luthers rechte und somit ebenbürtige Gattin w1832--Juli 1833. Ich vermCche dieses Manuskript dem Maler Herrn Ab. Constantin, meinem Nachbarn, mit der Bitte, es nicht vor 1880 zu zeigen. Rome, 4. Oktober 1882. H. Beyle. -- Es muß hierin mehr Wohlklang als in Le Rouge sein, damit es leichter ins Ohr gehe. Plan. -- Die Herzogin will de Roizard nur als Tröster. Sie fürchtet nur dieses eine: daß er sie verliebt anblicke. Später sagt sich Roizard: sie will ganz einfach geliebt sein, und parbleu, ich werde sie nicht lieben. Sein Erstaunen, als er entdeckt, daß sie Liebe gar nicht will. Bin ich denn zu alt? fragt er sich. Und da verliebt er sich. Zunächst Beschreibung der Charaktere; die Charaktere gehen aus den Umständen hervor. Die Charaktere sehr sauber festhalten: die Ereignisse bloß en masse, die Details nur in dem Maße zulassen, als sie sic einstellen (12. Dezember$ h werden könne. Außerdem würde sie ihren Mann allmählich besiegen. Eine echte Frau, die sie war, würde sie ihn mürbe machen--: langsam, nach und nach, mit aller Zähigkeit, würde sie ihm Locke auf Locke seiner Kraft rauben, bis er willenlos geworden war ihr gegenüber. Der Mann war mehr zu bedauern‘ als sie. Für ihn aber war sie eine abgetane Sache. Es war eine Dummheit gewesen, daß er hierher gekommen war. Er gehörte nicht zu den Menschen, die sicBh schämen, ihren Dummheiten ins Gesicht zu sehen. Aber er glaubte doch, nun sagen zu dürfen, daß er so bald keine neue machen würde. Am liebsten wäre er noch heute Abend abgereist. Doch er wußte nicht, wann die Züge gingen. Und außerdem--er war nun einmal hier. Die Hitze des Tages begann langsam nachzulassen. Er wollte noch einige Stunden verbringen auf dieser Höhe mit dem Blick auf die Stadt zu seinen Füßen. Irgendwo würde er schon ein grünes und kühles Plätzchen finden. Und Mit dem charakteristischen Ruck seiner Schultern schüttelte er die Erlebnisse dieses Nachmit$ n Text vorgezogen, der sich am wohllautendsten übertragen ließ. So ist allerdings mein Text kein kritischer; aber er wird dem endgültig durch die Kritik herzustellenden in den meisten Fällen vorgearbeitet haben. Die bisherigen kritischen Ausgaben haben sich Einer der drei Faßungen des Textes, welche man mit A, B und C zu bezeichnen pflegt, näher angeschloßen: die von der Hagensche von 1826 hielt sich an B (St. Galler Handschrift), die Lachmannsche an A, die Holtzmannsche und Zarnckesche an C, und indem Jeder die seinige für die echte und alleinseligmachende erklärte, erwarben sie sich das qroße Verdienst, unË von jeder dieser drei Faßungen ein zuverläßiges und anschauliches Bild vr Augen gestellt, und so der Ermittelung des ursprünglichen allen dreien zu Grunde liegenden Textes Vorschub geleistet zu haben. Einen Anfang zu solcher Kritik hat Bartsch (Untersuchungen über das Nibelungenlied, 1865) gemacht; aber seine Ausgabe, die zu B zurückgekehrt ist, benutzt die gewonnenen Ergebnisse nur theilweise. Der Text $ iebem Empfange vernahm man fröhlichen Schall. Da gab man Herbergen den Recken in der Stadt. 253 Der König seine Gäste wohl zu verpflegen bat; Die Wunden ließ er hüten und warteá fleißiglich. Wohl zeigte seine Milde auch an seinen Feinden sich. Er sprach zu Lüdegeren: "Nun seid mir willkommen! 254 Ich bin zu großem Schaden durch eure Schuld gekommen: Der wird mir nun vergolten, wenn ich das schaffen kann. Gott lohne meinen Freunden: sie haben wohl an mir gethan." "Wohl mögt ihr ihnen danken," sprach da Lüdeger, 255 "Solche hohe Geisel gewann kein König mehr. Um ritterlich Gewahrsam bieten wir großes Gut Und bitten, daß ihr gnädiglich an euern Widersachern thut." "Ich will euch," sprach er, "Beide ledig laßen gehn; 256 Nur daß meine ¯Feinde hier bei mir bestehn, Dafür verlang ich Bürgschaft, damit sie nicht mein Land Räumen ohne Frieden." Darauf boten sie die Hand. Man brachte sie zur Ruhe, wo man sie wohl verpf$ h um Kriemhild, das schöne Mägdelein, ,Daß es mit mir vergelte die herrliche Maid." Als Siegfried das hörte, da war der Recke bald bereit. "Entbitet, was ihr wollet, es soll gemeldet sein: 553 Ich will es gern bestellen um das schöne Mägdelein. Die ich im Herzen trage, verzichtet' ich auf die? Leisten will ich Alles, was ihr gebietet, um sie." "So sagt meiner Mutter, Ute der Königin, 554 Daß ich auf dieser Reise hohes Muthes bin. Wie wir geworben haben, sagt meinen Brüdern an; Auch unsern Freunden werde diese Märe kund gethan. Ihr sollt auch nichts verschweigen der schönen Schwester mein, 555 Ich woll ihr mit Brunhild stäts zu Diensten sein; So sagt auch dem Gesinde und wer mir unterthan, Was je mein Herz sich wünschte, daß ich das Alles gewann. "Und saget Ortweinen, dem lieben Neffen mein, 556 Daß er Gestühl errichten laße bei dem Rhein; Den Mannen auch und Freunden sei es kund gethan, Ich stelle mit Brunhilden $ annen wollten zu der Linde breit, 1001 Da sprach von Tronje Hagen: "Ich hörte jederzeit, Es könne Niemand folgen Kriemhilds Gemahl, Wenn er rennen wolle; hei! schauten wir das einmal!" Da sprach von Niederlanden der Degen kühn und gut: 1002 "Das mögt ihr wohl versuchen: wenn ihr mit mir thut Einen Wettlauf nach dem Brunnen? Soll das*geschehn, So habe der gewonnen, den wir den vLrdersten sehn." "Wohl, laßt es uns versuchen," sprach Hagen der Degen. 1003 Da sprach der starke Siegfried: "So will ich mich legen, Verlier ich, euch zu Füßen nieder in das Gras." Als er das erhörte, wie lieb war König Gunthern das! Da sprach der kühne Degen: "Noch mehr will ich euch sagen: 1004 Gewand und Gewaffen will ich bei mir tragen, Den Wurfspieß samt dem Schilde und all mein Birschgewand." Das Schwert und den Köcher um die Glieder schnell er band. Die Kleider vom Leibe zogen die Andern da: 1005 In zwei weißen Hemden man bei$ 1126 "Einem König und den Seinen geschieht wohl nimmermehr Einer Kurzweil willen, was uns hier ist geschehn: Man soll uns nimmer wieder hier bei den Burgunden sehn." Da sprachen laut die Degen in Siegfriedens Heer: 1127 "Wohl möchte noch die Reise geschehen hieher, Wenn wir den nur faæden, der uns den Herrn erschlug. Sie haben Todfeinde bei seinen Freunden genug." Er küsste Kriemhilden: kläglich sprach er da, 1128 Als er daheim zu bleiben sie so entschloßen sah: "Wir reiten arm an reuden nun heim in unser Land! All mein Kummer ist mir erst jetzo bekannt." Sie ritten ungeleitet von Worms an den Rhein: 1129 Sie mochten wohl des Muthes in ihrem Sinne sein, Wenn sie in Feindschaft würden angerannt, Daß sich schon wehren solle der kühnen Niblungen Hand. Sie erbaten Urlaub von Niemanden sich. 1130 Da sah man Geiselheren und Gernot minniglich Zu dem König kommen; ihnen war sein Schade leid:$ ie Helden allbereit, 1972 Da kamen die von Thüringen, hörten wir Becheid, Und vom Dänenlande der Kühnen tausend Mann. Von Stichen sah man fliegen viel der Splitter hoch hinan. Irnfried und Hawart ritten zum Buhurd hin; 1973 Ihrer harrten Die vom Rheine mit hochfährtgem Sinn Zum Lanzenspiel mit Denen vom Thüringerland: Durchbohrt von Stichen wurde mancher schöne Schildesrand. Da kam der Degen Blödel, dreitausend in der Schar. 1974 Etzel und Kriemhild nahmen sein wohl war, Da vor ihnen Beiden das Ritterspiel geschah. Die Königin es gerne aus Haß der Burgunden sah. Sie gedacht in ihrem Sinne, schier wärs auch so geschehn: 1975 "Und thäten sie wem Leides, so dürft ich mich versehn, Daß es zum Ernste käme: an den Feinden mein Würd ich dann gerochen; des wollt ich ohne Sorge sein." Schrutan und Gibeke ritten zum Buhurd auch, 1976 Hornbog undRVamung, nach heunischem Gebrauch. Sie hielten vor den Held$ ke aus den Händen schwang Oder auch die Speisen, die man zu Hofe trug. Da fand er vor der Stiege noch starker Feinde genug. "Wie nun, ihr Truchsäßen?" sprach der müde Degen, 2053 "Nun solltet ihr die Gäste | gütlich verpflegen Und solltet den Herren die edle Speise tagen fUnd ließet mich die Märe meinen lieben Herren sagen." Wer da den Muth gewonnen und vor die Stieg ihm sprang, 2054 Deren schlug er etlichen so schweren Schwertesschwang, Daß ihm aus Schreck die Andern ließen freie Bahn. Da hatten seine Kräfte viel große Wunder gethan. * * * * * Dreiunddreißigstes Abenteuer. Wie Dankwart die Märe seinen Herren brachte. Als der kühne Dankwart unter die Thüre trat 2055 Und Etzels Ingesinde zurückzuweichen bat, Mit Blut war beronnen all sein Gewand; Eine scharfe Waffe trug er bloß an seiner Hand. Gerade in der Stunde, als Dankwart trat zur Thür, 2056 Trug man Ortlieben im Saale für und für V$ Die da erschlagen waren, die laßt liegen todt. Wie es im Heunenlande dem Volk hernach gerieth, Hie hat die Mär ein Ende: das ist _das Nibelungenlied_. * * * * * Statt der letzten fünf Srophen hat b folgende sechs, die beiden letzten übereinstimmend mit A. Hildebrand im Zorne zu Kriemhilden sprang. Er schlug der 'Königstochter einen schweren Schwertesschwang, Mitten wo die Borte den Leib ihr hatt umgeben. Davon die Königstochter verlieren must ihr werthes Leben. Das Schwert schnitt so heftig daß sie nichts empfand, Das sie unsanft hätte berührt; sie sprach zuhand: "Dein Waffn ist erblindet, du sollst es von dir legen: Es ziemt nicht, daß es trage solch ein zierlicher Degen." Da zog er von dem Finger ein golden Ringelein Und warfs ihr vor die Füße: "Hebt ihr das Fingerlein Vom Boden auf, so spracht ihr die Wahrheit, edel Weib." Sie bückte sich zum Golde: da brach entzwei ihr werther Leib. So war auch erlegen Kriemhild, o weh der Noth: Wie so gar un$ und schritt fürbaß. Der Lustgartin jenes reichen Brahmanen erstreckte sich weithin den Weg entlang. Der Erhabene begann schon Müdigkeit zu spüren, und sein rechter Fuß, von einem scharfen Stein verletzt, schmerzte ihn im Weiterschreiten. So näherte er sich endlich dem nächsten Wohnhause, das schon von weitem sichtbar war; denn heller Lichtschimmer strömte quer über den Weg durch das Gitter der Fensterläden und die offenstehende Tür. Wäre aber auch ein Blinder gekommen, so hätte er doch das Haus bemerkt, denn übermütigPes Lachen, Becherklang,0 Stampfen tanzender Füße und lieblich heitere Töne der siebensaitigen Vina drangen ins Freie heraus; an den Türpfosten gelehnt aber stand ein schönes Mädchen in reichem Seidengewand und mit Jasmingewinden behangen. Lachend ihre vom Betelkauen roten Zähne zeigend, lud sie den Wanderer ein: "Tritt herein, Fremder! Hier wohnt die Freude." Und der Erhabene schritt fürbaß, seines Wortes gedenkend: "Als Weinen gilt im Orden der Heiligen das Singen; als Tollsein gilt im Orden d$ wenig ich auch sonst dem Sohne des Ministers hold war, so konnte ich doch nicht umhin, ihm diesmal besten Erfolg zu gönnen, und als er auszog, folgten meine segnenden Wünsche seinen Fahnen. Etwa eine Woche später war ich mit Medini im Garten, als wir von der Straße her lautes Geschrei vernahmen. Medini lief sofort hin, um zu erfahren, was geschehen sei und meldete alsbald, Satagira kehre im Triumph nach der Stadt zurück, nachdem er die Räuber niedergemetzelt oder gefangen genommen habe; auch der schreckliche Angulimala sei lebendig in seine Hände gefallen. Sie forderte mich auf, mit ihr und Somadatta auf die Straße zu gehen, um den Einzug der Krieger und der gefaine Zeitlang schritten sie flott vorwärts. Dann wurde sie langsamer, und Emmas Blick, der bisher geradeaus gegangen war, glitt über die Schulter ihres Begleiters. Er hatte einen schwarzen Samtkragen auf seinem Rocke, auf den sein kastanienbraunes wohlgepflegtes Haar schlicht herabwallte. Die Nägel an seiner Hand fielen ihr auf; sie waren länger, als man sie in Yonville sonst trug. Ihre Pflege war eine der Hauptbeschäftigungen des Adjunkten; er besaß dazu besondre Instrumente, die er in seinem SchreibtischPe aufbewahrte. Am Ufer des Baches gingen sie nach dem Städtchen zurück. Jetzt in der heißen Jahreszeit war der Wasserstand so niedrig, daß man drüben die Gartenmauern bis auf ihre Grundlage sehen konnte. Von den Gar$ r Name ..., dieser Name, der mein ganzes Herz erfüllt ..., er ist mir entschlüpft, und Sie verbieten mir, ihn auszusprechŸn! Frau Bovary! Alle Welt nennt Sie so! So heißen Sie! Und doch ist das der Name -- eines andern!« Nach einer Weile wiederholte er: »Eines andern!« Er hielt sich die Hände vor sein Gesicht. »Ach, ich denke fortwährend an Sie ... Die Erinnerung bringt mich in Verzweiflung ... Verzeihen Sie mir ... Ich gehe ... Leben Sie wohl! Ich will weit, weit weg ... so weit gehen, daß Sie nichts mehr von mir hören werden! Aber heute ... heute ... ach, ich weiß nicht was mich mit aller Gewalt hierher zu Ihnen getrieben hat! Gegen sein Schicksaãl kann keiner kämpfen! Und wo Engel lächeln, wer könnte da widerstehen? Man läßt sich hinreißen von der, die so schön, so süß, so anbetenswert Es war das erstemal, daß Emma solche Dinge hörte, und als ob sie sich im Bade wollüstig dehnte, so fühlte sie sich in ihrem Selbstbewußtsein von der warmen Flut dieser Sprache umkost. »Aber wenn ich mich auch nicht habe sehe$ Kapitel Allmählich machten Rudolfs Befürchtungen auf Emma Eindruck. Zuerst hatte die Liebe sie berauscht, und so hatte sie an nichts andres gedacht. Jetzt aber, da ihr diese Liebe zu einer Lebensbedingung geworden war, erwachte die Furcht in ihr, es könne ihr etwas davon verloren gehen oder man könne sie ihr gar stören. Wenn sie von dem Geliebten wieder heimging, hielt sie mit rastlosen Blicken Umschau; sie spähte nah allem, was sich im Gesichtskreise regte, sie suchte die Häuser des Ortes bis hinauf in die Dachluken ab, ob jemand sie beobachte. Sie lauschte auf jedes Geräusch, jeden Tritt, jedes Räder geknarr. Manchmal blieb sie stehen, blasser und zittriger als das Laub der nPappeln, die sich über ihrem Haupte Eines Morgens, auf dem Heimwege, erblickte sie mit einem Male den Lauf eines Gewehrs auf sich gerichtet. Es ragte schräg über den oberen Rand einer Tonne hervor, die zur Hälfte in einem Graben stand und vom Gebüsch verdeckt wurde. Vor Schreck halb ohnmächtig ging Emma dennoch weiter. Da tauchte ein M$ tten auf ihn zu. »Lesen Sie das!« sagte sie und hielt ihm ein Briefchen hin. »Nicht Sie riß ihre Hand aus der seinen und eilte nach der Kapelle der Madonna, wo sie in einem Betstuhle zum Gebet niederkniete. Leo war über diesen Anfall von Bigotterie zuerst empört, dann fand er einen eigentümlichen Reiz darin, sie während eines Stelldicheins in Gebete vertieft zu sehen wie eine andalusische Marquise, schließlich aber, als sie gar nicht aufhören wollte langweilte er sich. Emma betete, oder vielmehr sie zwang sich zum Beten in der Hoffnung, daß der Himmel sie mit einer plötzlichen Eingebung begnaden würde. Um diese Hilfe des Himmels herabzuschwören, starrte sie auf den Glanz des Tabernakels, atmete sie den Duft der weißen Blumen in den großen Vasen, lauschte sie auf die tiefe Stille der Kirche, die ihre innere Aufregung nur noch steigerte. Sie erhob sich und wandte sich dem Ausgang zu. Da trat der Schw²izer rasch auf sie zu: »Gnädige Frau sind gewiß hier fremd? Wollen Sie sich die Sehenswürdigüeiten der Kirche an$ llte man den Sarg vor die Tür. Das Haus ward weit geöffnet, und die Leute von Yonville begannen herbeizuströmen. Der alte Rouault kam an. Als er das Sargtuch sah, wurde er mitten auf dem Markte ohnmächtig. Elftes Kapitel Rouault hatte den Brief des Apothekers sechsunddreißig Stunden nach dem Ereignis erhalten. Um ihn zu schonen, hatte Homais so geschrieben, daß er gar nicht genau wissen konnte, was eigentlich geschehen war. Der gute Mann war zunächst wie vo#m Schlag gerührt umgesunken. Dann sagte er sich, sie könne wohl tot sein, aber sie könne auch noch leben ... Schließlich hatte er seine Bluse angezogen, seinen Hut aufgesetzt, Sporen an die Stiefel geschnallt und war im Galopp weggeritten. Den ganzen Weg über vergig er beinahe vor Angst. Einmal mußte er sogar absitzen. Er sah nichts mehr, er hörte Stimmen ringsum und glaubte, er verlöre den Verstand. Der Tag brach an. Er sah drei schwarze Hennen, die auf einem Baum schliefen. Er erbebte vor Schreck über diese böse Vorbedeutung. Schnell gelobte er er Madonn$ n nach ihr, das ihn trostlos machte und das keine Grenzen kannte, weil es nicht mehr zu stillen war. Um ihr zu gefallen, als lebte sie noch, richtete er sich nach ihrem Geschmack und ihren Liebhabereien. Er kaufte sich Lackstiefel, trug feine Krawatten, pflegte seinen Schnurrbart und -- unterschrieb Wechsel wie sie. So verdarb ihn Emma noch aus ihrem Grabe heraus. Karl sah sich genötigt, das Silberzeug zu verkaufen, ein Stück nach dem andern, dann die Möbel des Salons. Alle Zimmer wurden kahl, nur »ihr Zimmer« blieb wie früher. Nach dem Essen pflegte Karl hinaufzugehen. Er schob den runden Tisch an den Kamin und rückte ihren Sessel heran. Dem setzte er sich gegenüber. Eine Kerze brante in einem der vergoldeten Leuchter. Berta, neben ihm, tuschte Bilderbogen aus. Es tat dem armen Manne weh, wenn er sein Kind so schlecht gekleidet sah, mit Schuhen ohne Schnüre, die Nähte des Kleid8hens aufgerissen, denn darum kümmerte sich die Aufwartefrau nicht. Berta war sanft und allerliebst. Wenn sie das Köpfchen gaziös nei$ ern guten König« und verglich ihn mit Heinrich dem Vierten. Jeden Morgen stürzte er sich auf die Zeitung, um seine Ernennung zu lesen; aber sie wollte nicht kommen. Sein Ordenskoller ging so weit, daß er in seinem Garten ein Beet in Form des Kreuzes der Ehrenlegion anlegen ließ, auf er einen Seite von Geranien umsäumt, die das rote Band vorstellten. Oft umkrCeiste er dieses bunte Beet und dachte über die Schwerfälligkeit der Regierung und über den Undank der Menschen nach. Aus Achtung für seine verstorbene Frau, oder weil er aus einer Art Sinnlichkeit noch etwas Unerfoschtes vor sich haben wollte, hatte Karl das geheime Fach des Schreibtisches aus Polisanderholz, den Emma benutzt hatte, noch nicht geöffnet. Eines Tages setzte er sich endlich davor, drehte den Schlüssel um und zog den Kasten heraus. Da lagen sämtliche Briefe Leos. Diesmal war kein Zweifel möglich. Er verschlang sie von der ersten bis zur letzten Zeile. Dann stöberte er noch in allen Winkeln, allen Möbeln, allen Schiebfächern, hinter den Tapete$ um Willen hatte Herr von Zdencaj auch noch die Kaltblütigkeit, wiewohl er gleich den Wähler_n Kroate, ein sonst hitziger Südslave war. Also rief der Obergespan dröhnend in den Saal: "Silentium! Ich kandidiere zwei Herren: Lentulaj und Cegetek? Wer davon ist genehm? Lentulaj oder Cegetek?" Ein ohrenbetäubendes Ge'brüll brach los. Sämtliche Anwesende im Saale, ausgenommen die Herren am Präsidialtische, tobten und brüllten den Namen: "Cegetek!" Obergespan v. Zdencaj blieb ruhig und klaren Kopfes, wiewohl er den Ausruf zum dritten Male in den Saal schrie: "Silentium! Cegetek oder In höchstgesteigerter Erregung, gereizt und aufgestachelt durch das Verhalten des Präsidenten, der immer wieder den Namen des Gegenkandidaten nannte, brüllte die Mehrheit. "Cegetek! Nur Cegetek! Kein anderer! Cegetek!" Ein Stocktauber, ja ein--Toter hätte den Donnerruf, den in fanatischer Wut gebrüllten Namen: "Cegetek!" hören müssen. Der Obmrgespan wollte ihn aber nicht hören. Herr von Zdencaj legte die Hand als Schallbecher an das rech$ e heuchlerisch in mein Leben grinsen? Liebe ist etwas sehr Weihevolles, aber auch etwas sehr Irdisches, und wir müssen nicht fürchten, gemein zu werden, wenn wir unschuldig genug sind, unsern Körper zu achten. Ich mache mir nichts aus der schmachtenden Orientalin, ich mache mir aus keiner was, es ist nur Begehrlichkeit, und nur lahme Seelen sind begehrlich. Meine Seele ist lahm, Agathe, sie muß geheilt werden. Ich werde meinen Aufnthalt verändern. Wohin ich gehe, kann ich noch nicht sagen; wann ich zurückkehre, kann ich auch nicht sagen. Hab Geduld und vergiß für einige Zeit deinen Sylvester.« Es war Agathe zumute, als fließe Quecksilber über ihre Finger. Sie faßte nicht die Worte; aus einem vertrauten Antlitz sprach eine unbekannte Stimme; ein böser Geist täuschte die Gestalt eines Freundes vor. Er ist krank, fuhr es ihr durch den Sinn, und da nun Silvia mit groß fragenden Augen vor sie hinrat, als ahne das Kind den Schmerz und Zwiespalt der Mutter und fÈrdere stumm eine entscheidende Handlung, beschloß sie $ den langhaarigen Satanstöchtern ins Unglück stürzen, sagte sich Adam Hund, damit sie endlich das Kuschen lernen, und er hatte das Gefühl, einer Jagd beizuwohnen, die seine Dienste als Aufpasser und Spurenfinder in Anspruch nahm. Während er Sylvesters brünettem Haar einen jugendlicheren Schnitt gab, dann den Schnurrbart zurechtstutzte, hierauf das Gesicht mit Fett bestrich, wie einen Teig knetete und wie eine Metallpatte riDeb, erzählte er die Stadtneuigkeiten, die er ausgekundschaftet hatte. »Es soll jetzt eine Sängerin hier sein, die das ganze Mannsvolk behext,« sagte er; »der Erbprinz ist jeden Tag im Theater, wenn sie spielt, und es heißt, daß man ihn ins Ausland schicken will, um ein Malheur zu verhüten. Ein Legationsrat soll sich ihretwegen erschossen haben, und in Stockholm, man sollte nicht glauben, daß es dort droben so hitzige Leute gibt, hat sich ein Buchhändlersgehilfe aus Liebe zu ihr ins Meer gestürzt. Gabriele Tannhauser heißt die Kanaille. Das flötet und lockt, bloß damit unsereiner de Verstan$ istet, wider hochlöbliche Bürgerschaft, zumal im Marktdienst, das Gewehr zu ziehen!« So sagend schwang er seine Waffe und gebot in gebrochenem Deutsch, das sie selber redeten, den Bärführern zur Seite zu Die Pferde zogen rasch an mit manchem gefährlichen Seitensprung, mit manchem scheuen Blick nach dem Bären hin, und nach wenigen Minuten rollte der Wagen durch die Marktgasse hinauf auf den Marktplatz und vor das Gasthaus zum Riesen. Da war ebenfalls ein reges Leben und Treiben. Unter Mühe nur konnte der Kutscher eine Anfahrt gewinnen; denn Fuhrwerk von allen Arten hatten bereits die Straße besetzt. Der Riesenwirth, ein kleines fettes Männlein, mit einem langen steifen Zopf, stand, ein weißes Schürzlein vorgebunden, und die weiße Mütze unter dem linken Arme, unter seinem Hoftho­e und machte einen Bückling hinter dem andern, während der Jäger zur Seite des Schlages stehen blieb, um abzuwarten, bis drinnen die Thüre des Wagens geöffnet werde. Das kam dem Riesenwirth sonderbar vor und noch onderbarer seinen Gäste$ d Stimme gar Nach einigen Wochen konnte Dorothe's Mutter das Bett verlassen, und auf ihrer Tochter Arm gestützt, freute sie sich wieder des warmen Sonnenscheins und der frischen Luft, die über die Berge hinzog. So waren sie einst auf dem grünen Waldweg hingegangen, der hinab nach Braubach führt, und der Mutter Herz hob sich in Dank und Preis gegen Gott, und ihr Whr lauschte dem frommen, heiteren Gespräch der guten Tochter. Wie die Jugend denkt, heiter und sorglos, so dachte auch Dorothe, und malte der Mutter eine gar frohe Zukunft. Wie sie so fleißig sein, und für die Mutter arbeiten wolle, wenn sie wieder daheim seien; wie der liebe Gott Mittel und Wege genug finUen werde, ihnen ihr täglich Brod zu geben, wie vielleich auch die Erbschaft ihnen noch zufallen könne, denn es seien ja schon größere Dinge möglich geworden; davon sprach Dorothe, und ward immer heiterer, und auch über der Mutter Angesicht breitete sich eine leichte Heiterkeit. Da kam von Braubach herauf ein Mann auf die Frauen zu, und wie er näher $ f berühr'.« Noch ein Anderes machte den Justus zu einem besonders guten Schulmeister und gewann ihm die Herzen der Jugýend, das war seine große Liebe für die Natur. Nie ist er inniger und beredter, als wenn es gilt, von der Macht Gottes in seinen Werken zu reden, oder die Liebe Gottes in den tausendfachen Wundern der Schöpfung zu preisen. Wie man den lieben Gott und die Weisheit seiner Wege in allen seinen Geschöpfen finden könne, das zeigte er beständig seinen Schülern. Und wie man ihn zur Sommerszeit niemals ohne eine Blume in der Hand sah, so trieb sein frommes Herz manche schöne Blüthe der Dichtkunst und der Begeisterung für die Werke Gottes. Laß' es dich nicht verdrießen, lieber Leser, wenn ich dir jetzt und auch noch später des Justus eigne Gedanken mittheile. So mögen denn hier zwei ×Lieder von ihm stehen. Dasz Vöglein auf dem grünen Ast. Sing-Vöglein auf dem grünen Ast, Wie herzig ist dein Sang! Gönnst dir nicht Ruh', gönnst dir nicht Rast, O sag', wem gilt dein Klang? Komm$ aterlÇnd, bei euch dort oben Ist ewig Heil uns aufgehoben! O Heiland, Morgenstern der Nacht! Dein harr' ich, bis mein Tag erwacht, Bis du mich führst zu Gottes Throne, bis du mir reichst die Ehrenkrone!« * * * * * Wenn man eine Beschäft,gung als recht nutzlos bezeichnen will, so nennt man sie eine brodlose Kunst, sagt auch wohl im Sprüchwort, man könne mit ihr keinen Hund hinter dem Ofen  hervorlocken. Das muß auch dem Kalendermann oft gesagt worden sein, von Solchen, die von der Sternwissenschaft keinen Begriff hatten, und darum auch keinen Sinn für sie haben konnten. Denn er kommt in seinen Schriften allezeit darauf zurück, wie eine solche Meinung eine gar thörichte sei. »Denn was mich selig macht, sagt' er, und mir einen Vorschmack gibt künftiger Herrlichkeit, sollte das nicht auch Viele reizen zu gleicher Lust? So hab' ich denn allezeit, die Spötter nicht achtend, zu meines Gottes Himmel hinaufgeschaut und auch Andere gelehrt, hinaufzuschauen, sonde$ rten in den Sümpfen des Limpopothales, bei dem Riesenreiher im Sibananie-Walde und den Purpurreihern und Sporngänsen im Zambesithale. Nach einer beschwerlichen Fahrt von mehreren Stunden erreichten wir, nachdem wir die gastliche Farm verlassen, die Stadt Fauresmith. Sie zeigte den Charakter aller Städte des Freistaaºes; obschon sie kaum 80 Häuser zählte, dehnte sie sih doch über eine beträchtliche Fläche aus; die reinlich getünchtenHäuser mit ihren flachen Dächern, aus den sie theilweise umgebenden Gärten hervorlugend, gewährten uns einen freundlichen Anblick. Fauresmith ist der Sitz eines Landdrosten und im Allgemeinen eine der bedeutenden Städte der Republik. Der gleichnamige District, dessen einzige Stadt eben Fauresmith ist und der zu den reichsten des ganzen Freistaates zählt, verdient weiters noch durch seine Pferdezucht und den nahe der Stadt gelegenen Diamanten-Fundort »Jagersfontein«, in dem der Abbau etwas rationell betrieben wird, besondere Erwähnung.[1] 1: Siehe Anhang 7. Fauresmith, sowie die$ Griqualand-West im Oranje-Freistaate gelegenen Fundorte bei Sagers- und Corfeefontein als dritten District. Die Niederlassungen der »River-Diggings« wuchsen--wie es leicht begreiflich und wie wir es ähnlich in Californien beobachten können--wie aus der Erde empor. Das der Missionsstation Pniel gegenüberliegende Klipdrift, welches sich ungemein rasch entwickelte, wurde der Hauptort dieser Diamanten-Fundorte, ja zu ihrem Centralpunkte; seit den letzten neun Jahren hat Kimberley (das früher New-Rush hieß) ihm diesen Vorrag Im Thale des Vaalflusses, wo vor der Entdeckung der »wasserhellen Steinchen« nur der eitle und müßige Koranna sein Dasein zu verträumen gewohnt war, reihten sich s chon ein Jahr nach dem Bekanntwerden der Entdeckung ganze Colonnen von luftigen Zelten aneinander. Ganz Süd-Afrika schien wie vom Fieber befallen, Jung und Alt, Gesunde und Kranke, Lords und Diener, Landleute und Städter, entlaufene Matrosen und Soldaten, Boers mit ihren ganzen Familien wanderten nach dem gepriesenen und gelobten La$ ch etc., dagegen sprechen die gebildeten Holländer der Capstadt, in Bloemfontein und in der Nachbarschaft anderer Städte ein sehr reines Holländisch. Viele der Freistaatfarmer sind einfache, gute, oft wahrhaft herzensgute Læute, denen nur die nöthige Bildung fehlt, um sie als beständige Gesellschafter zu wünschen. Ich habe nie dankbarere Patienten gekannt Gegen die Mittagsstunde v›rließen wir die Farm und brachen nach den Felsenhöhen im Osten derselben auf, um noch zur Tränkezeit der kleinen Heerde auf dem Platze zu sein. Wir passirten einige von Korannas und Basutos, Dienern des Farmers bewohnte Hütten. Die Basutos kommen von ihrem im Osten gelegenen Lande und verdingen sich mit ihren Frauen an die Farmer, sie werden jährlich mit einer ßestimmten Anzahl von Schafen, ein oder zwei Kühen und Ochsen, hie und da auch noch mit einer Mähre oder einem Fohlen bezahlt und bekommen nebstdem die nöthige Nahrung; außerdem wird ihnen gestattet, sich nach einem fruchtbaren Stück Land umzusehen, wo sie sich Korn (S$ der grauen Rinde des Baumes grell abgestochen hätten. Das Thier, welches durch sein plötzliches Erscheinen die befiederten Bewohner des Baumes nicht wenig erschreckt hatte, blieb vollkommen ruhig auf dem Aste liegen, man sah nur die Bewegungen der Augenlider und das momentane Aufblitzen der kleinen schwarzen, glänzenden Augen. Ein Schrotschuß tötete das Thier, das meinen Sammlungen einverleibt wurde. Am 31. waren wir wieder in tiefsandigen Wald gelangt, diÁe Gegend zeigte wellenförmige, geringe Bodenerhebungen, welche stellenweise bebuu~scht oder mit Bäumen schütter bestanden, stellenweise jedoch dicht bewachsen waren, während die seichten Vertiefungen eine äußerst üppige, wenn auch nicht tropische Vegetation bargen. Der Regen hatte in den letzten Tagen abgenommen und die südafrikanische Decembersonne ließ uns warm ihre Strahlen fühlen. Auf dem tiefsandigen engen Wege einherziehend, machte mich B. auf einen dunklen, auf einem hohen Kameeldornbaum hängenden Gegenstand aufmerksam. Wir fanden nähergekommen mehr$ och bei den Betschuana's, ihren Vasallen und den Makalaka's etc. eingebürgert. Mein Retter grinste mich an und wies nach Südost; »Pata-Pata« meinte er. Dies ist unter diesen Stämmen dLer aus dem Holländischen entnommene und verunstaltete Ausdruck für einen Weg, den ein Wagen befahren kann, und ich konnte nur nicken, um ihm meine Befriedigung auszudrückbn. Mich erhebend, versuchte ich zu gehen und der Mann, obwohl kleiner als ich, stützte mich; er nahm mein Gewehr und schulterte es mit seinen drei Assagaien auf die linke Schulter, während er mir die rechte als Stütze bot. Allmälig kehrten meine Kräfte zurück und wen¯n auch nur äußerst langsam und nach längeren Ruhepausen--aber es ging vorwärts. Als die Sonne unter den Horizont gesunken war, befanden wir uns am Fahrwege. Im Osten zeigte der Himmel eine dunkle Färbung, dort blitzte es und dumpf grollte der Donner zu uns herüber. Die Atmosphäre war kühler geworden und obgleich noch immer warm, schauerte ich doch unter dem Hauche des leisen Windes, der aus Nordost$ ngerollt. Ihre Trägheit und Unbeholfenheit ist merkwürdig--denn ich sah sie in Wasserlöchern liegen, aus denen sie sich nicht mehr emporwinden konnte. Ihrer stark nach rückwärts gekrümmten Giftzähne halber, kann die Buffadder nicht gleich den gewöhnlichen Species verwunden, sie muß vielmehr um dies zu thun, ihren Vorderkörper nach rückwärts krümmen, den Kopf senken und sich mit dem halben oder ganzen Körper auf ihr Opfer werfen. Dies vermag sie auf mehrere Fuß Entfernung hin und mir sind namentlich Beispiele dieses Angriffs aus der Cap-Colonie und Natal bekannt. Außer dieser finden wir noch eine zweite Eigenthümlichkeit, die mehrmals schon, und dies namentlich in der westlichen Cap-Colonie, beobachtet wurde und welche ich mir in folgender Weise zu erklären suche. Zufällig trifft hier ein LaUdmann, dort ein Jäger oder ein Hirt auf eine dieser SchlÄngen. Nicht ihr Anblick, sondern ein eigenthümlicher Ton, der zwischen Fauchen und Aechzen die Mitte hält, wird die AufmerksaÑkeit desselben erregen. Diesem fauchend$ Museum, um dessen Gründung und Hebung sich namentli„h die Herren Grey, Fairbridge und der frühere österreichische Consul, Herr Adler, hohe Verdienste erworben haben, steht mit seiner Hauptfaçade dem Tafelberge zugewendet. Es enthält theils inländische, theils auch eingetauschte oder geschenkte ethnographische und naturwissenschaftliche Gegenstände, ferner eine kleine Gemäldesammlung und eine bedeutende Bibliothek. Aus der Vorhalle, in der dem Besucher der ausgestopfte Balg eines aus der südlichen Polarzone herrührenden See-Elephanten und Gemälde von den Victoriafällen des Zambesi besonders in die Augen fallen, tritt man zur rechten in die Bibliothek, zur Linken in den großen Saal eiØn, der zwei Gallerien aufweist, und die ethnographischen und zoologischen Sammlungen enthält. Die ersteren sind ziemlich bedeutend, von den letzteren namentlich die Sammlung afrikanischer Mamalia, Aves, Crustaceen und Lepidoptera nennenswerth. Das Museum steht unter der Leitung eines Kurators, R. Trimen, welcher sich nicht nur um$ ert Euch nicht, wenn ich nicht schreibe. n Michelangelo, Bildhauer. AN LODOVICO ... _Rom_, zen 15. September [1510]. Liebster Vater! -- Ich habe hier bei Giovanni Balducci dreihundertfünfzig doppelte Golddukaten eingezahlt, die er Euch in Florenz zustellen soll. Sobald Ihr daher diesen Brief empfangen habt, geht zu Bonifazio Fazi, und er wirÀ sie Euch auszahlen. (Dreihundertundfünfzig doppelte Golddukaten.) Wenn Ihr sie erhalten habt, bringt sie zum Spitalverwalter und sagt ihm, er solle sie so anlegen, wie er es mit dem früheren Geld getan hat. Es bleiben dann noch einige Dukaten, von denen ich schrieb, Ihr solltet sie behalten. Wenn Ihr es noch nicht getan habt, so tut es jetzt; braucht Ihr mehr, so nehmt, soviel Euch gut dünkt. Ich schenke Euch, was Ihr braucht, und wenn Ihr die ganze Summe ausgeben wolltet. Wenn es einer Weisung an den Spitalmeister bedarf, so lasst es mich wissen. Durch Euren letzten Brief erfuhr i$ endessen mit. Das machte mir grosse Freude, denn dadurch wurde ich für kurze Zeit aus meiner Melancholie -- wenn ich sie nicht Wahnsinn nennen soll -- gerissen. Die Mahlzeit war sehr ergötzlich. Noch mehr freuten mich die Gespräche, die da geführt wurden; besonders als ich den Hauptmann Euren Namen nennen hörte, war ich ganz entzückt. Und wie nun besagter Hauptmann erklärte, Ihr seiet einzig auf Erden und inder Kunst und werdet auch entsprechend in Rom geschätzt, wäre meine Freude noch gewachsen, wenn das nur möglich gewesen wäre. Auf Üiese Art wurde mir bestätigt, dass mein Urteil über Euch nicht falsch war. Drum widersprecht mir nicht mehr, wenn ich Euch in meinen Briefen "einzig" nenne, denn ich habe der Zeugen genug; dazu haben wir hier ein Bild, das weiss Gott jeden, der Augen hat, zwingt, mir recht zu geben. AN GOVAN SIMONE ... IN SETTIGNANO. _Florenz_, [1533]. Giovan Simone! -- Mona Margherita hat mich falsch verstanden. Als ich vorgestern morgen $ tscheiden zu lassen. Nach des Propheten Tode, nach dem se2iner Jünger, sammelte man dann die mündlichen Ueberlieferungen; es ist das die Sunnah, welche im ersten Jahrhundert nach der Hedjra entstand. Da nun aber noch keineswegs Koran und Sunnah ein regelmässiges System boten, so fühlte man die Notwendigkeit, für Theologie und Jurisprudenz einen solchen festen Anhalt zu bilden, und vier Schriftgelehrte unternahmen diese Arbeit. Jeder lieferte eine Abhandlung über die religiösen Ceremonien, über die Grundsätze, wonach der Moslim sein häusliches Leben einzurichten hat, und sie sonderten die Scheria, d. h. das von Gott selbst gegebene unabänderliche Gesetz, von dem, welches nach dem W²illen und Gutdünken der Menschen abgeändert werden kann. Die Abhandlungen dieser vier Schriftgelehrten, obschon sie in vielen äusserlichen Sachen von einander abwichen, wurden alle als orthodox anerkannt und sie bek›men den Namen nach ihren Urhebern. Der _Malekitische Ritus_ nun (Malek ben Anas wurde 712 in Medina geboren, woselbst $ ts_ gemacht wird, dass nach der Beschreibung sodann die Linse zerstückelt wird, um später resorbirt zu werden. Eine Extraction oder Depression der Linse war offenbar diesen Leuten nicht bekannt. Sehen wir, wenn es auf eine chirurgische Operation ankommt, wie bei der Staarstechung, die Heilkunde auf einer bedeutend höheren Stufe als bei _inneren_ Krankheiten, so st das im Algemeinen in der Chirurgie auch der Fall. Es ist dies auch ganz natürlich. Bei Verwundungen, bei äusseren Verletzungen kennt auch der gewöhnliche Mensch gemeiniglich die _Ursache_, er kann es dann bedeutend leichter unternehmen, eine Heilung zu versuchen. Und nicht nur in ganz uncivilisirten Ländern, oder in halbcivilisirten wie Marokko, auch in den am weitesten in der Cultur vorgeschrittenen findet man, dass die Chiru.gie auf einer höheren Stufe steht als die Heilkunde innerer Krankheiten. Reine Hiebwunden, die durch das fast überall geübte Faustrecht so häufig unter den Bewohnern Marokko's vorkommen, werden entweder mit einem Teig verbunde$ t herauskommt. Alle diese Fächer werden in der Karubin selbst gelehrt, so dass man hier zu jeder Tageszeit auf Lehrer und Schüler stösst. Die Lehrer sind aus dem Fonds der Moschee besoldet und zum Theil die Schüler auch, alle haben wenigstens freies Logis und freie Kost. Die Karubin wird für eine der reichsten Moscheen gehalten, ein Drittel der Läden oder Gewölbe in Fes gehören ihr zu, die Aecker und Gärten sind zahlreich, und wenn manchmal auch die früheren Machthaber von Fes sich aller Einkünft¬ der Moschee und ihrer Güter bemächtigten, so machten dafür andere die— doppelt wieder gut. Die mohammedanische Geistlichkeit hat ebenso gut einsehen gelernt wie andere, dass die Macht der Geistlichkeit auf _Geld und Grundbesitz_ beruhe, und, eigenthümlich genug, obschon auch Mohammed lehrtçwie Jesus Christus, "ihr sollt kein Gold und Silber in euren Taschen tragen," "ihr sollt dem Mammon nicht dienen," sehen wir, dass die mohammedanische Geistlichkeit nicht weniger darauf bedacht ist Schätze anzusammeln, um zu Macht$ en Wissenschaften oblagen. Die erste Vertreibung der Mohammedaner aus Spanien, endlich die letzte im Jahre 1609, legte Grund zu jenem unauslöschlichen Hasse, den die Norwestafrikaner [Nordwestafrikaner] von nun an gegen alles Christliche kund geben. Dazu kamen auf den Thron von Marokko neue Dynastien, die erste der Filali oder Schürfa, dann zu Anfang des 17. Jahrhunderts die zweite Dynastie der Schürfa. Marokko wetteiferte um diese Zeit mit den übrigen Rabstaaten im Capern christlicher Schiffe, keine Macht war sicher, und hatte je ein europäisches Schifáf das Unglück an der gefährlichen Küste, die sich von der Strasse Gibraltars bis zur Sahara hinerstreckt, zu stranden, so waren das Schiff und was es enthielt unbedingt Beute der umwohnenden Völker, d ie Bemannung aber wurde gemordet, verstümmelt, geschändet, im besten Fall aber ins Innere geschleppt, um dort als Sklaven mittelst härtester Arbeit das Leben Und haben diese Verhältnisse vielleicht Besserung erfahren? Keineswegs! Allerdings hat schon Sultan Solim$ lich müsste mit der Anknüpfung diplomatischer Beziehungen ein Geschenk verbunden sein, aber einige 1000 Chassepots, dem Sultan gegeben, würde ein ebenso angenehmes Geschenk für ihn wie ein für uns erpriessliches [erspriessliches] sein. * O * * * * 12. Aufenthalt beim Großscherif von Uesan. * * * * * Ein volles Jahr verlebte ich nun in Uesan unter, im Ganzen genommen, angenehmen Verhältnissen. Und die Zeit verbrachte ich hauptsächlich damit, recht viel unter die Leute zu gehen, um mich mit ihren Eigenthümlichkiten vertraut zu machen. Dabei fehlte es keineswegs an Unterhaltung, Gatell hatte mir einen Theil seiner Bücher geliehen, so dass, wenn ich allein war, ich durch Lectüre meinen Geist auffrischen konnte. Ueberdies wurde der Aufenthalt in Uesan durch verschiedene kleinere Touren unterbrochen, die ich theils allein, theils in Gesellschaft des Grossscherifs machte. So unternahm ich von hier einen Abstecher nach L'xor, um einige Medicamente zu kaufen,$ he anbrach. Als endlich der Tag anfing und wir frühstückten, hatten wir kaum das nöthige Wasser, aber die Aussicht, noch wenigstens einenghalben Tagemarsch gehen zu müssen, ohne Hoffnung einen Brunnen oder Quelle anzutreffen. Gegen Mittag war mein Gaumen¤ ganz trocken, und als wir endlich von Weitem die Palmen sahen, mit dem lachenden Grün er Orangen, Feigen, Granaten, Pfirsichen und Aprikosen darunter, glaubte ich, sie nicht erreichen zu können; erst um 4 Uhr Nachmittags waren wir im Dorfe Tanzetta, wo mehrere Leute unserer Karavane zu Hause waren. Mein Erstes war, meinen brennenden Durst zu löschen, ich trank wenigstens 3 Liter Wasser auf ein Mal. * * * * * 15. Die Draa-Oase. Mordversuch auf den Reisenden. Ankunft in Algerien. * * * * * Vom ewigen Schnee des Atlas gespeist, hat der Ued-Draa, der längste der marokkanischen Ströme, Veranlassung zu einer der schönsten Oasenbildungen gegeben, wie man sie überhaupt nur in der Sahara findet. Denn nur d$ isset, oder andernfalls Euch durch Busse reiniget. Falls Ihr diesen Befehl nicht befolget, wird der heilie Synod Euern Ungehorsam als Beweis Eurer Absichten gegen die Religion, gegen das Gesetz und gegen Euer Vaterland und als ein Zeichen Eurer Zuneigung zu dem feindlichen Volke ansehen. Und darum wird sich der heilige Synod gezwungen sehen, Euch als unwürdigen Sohn der heilgen Kirche und als Verräter Eures Vaterlandes zu betrachten, Euch Eures Amtes zu entheben und aus der Kirche zu exkommunizieren.» Die montenegrinischen Volksgubernatoren entsandten eine in der Tat vornehme und ritterliche Antwort dem Kaiser wie auch dem Synod. Diese Briefe sind von unschätzbarem Wert, da sie am besten illustrieren, wie das montenegrinische Volk seine Beziehungen zu dem russichen Volke und zu der russischen Kirche auffasste. Wir gestatten uns hier nur folgenden Auszug aus der Antwort an den heiligen Synod. Nachdem der Synod an alle Misshelligkeiten und Misszustände in seiner eigenen Kirche erinnert worden ist, und nach eine$ eter Zufluchtsort.[58] Am 9. Dezember gelangte Senjavin mit seiner Flotte vor die Stadt und Festung Corzola. Er hatte zwei Bataillone Jäger und 150 Mann ausgewählt, Montenegriner und Bokelen. Die Franzosen unter dem General _Orfengo_ waren in sehr günstiger Lage gegen jeden Angriff. Sie hatten eine sehr starke Schanze bei dem KloLster _Hl. Vlachho_, 14 Geschütze, viel Munition und waren ihrer 500 Mann. «C'était un poste dans ;lequel un homme de coeur pouvait tenir au moins pendent quinze jours devant toutes les forees ennemies.»[59] So charakterisiert Marmont die Lage, in welcher sich diese französische Besatzung befand. Und doch gelang es Senjavin, bereits am 10. Dezember, nach kurzem und he1tigem Gefecht, auszuschiffen; am 11. nahm er die Schanze ein und nahm alle am Leben gebliebenen Soldaten mit dem General _Orfengo_ selbst gefangen. Sechs französische Offiziere und 150 Soldaten fielen im Kampfe. Die Russen mit den Montenegrinern verloren etwa 30 Mann und hatten zirka 80 Verwundete. Von den Montenegrinern$ Birke im Sturm! Wie göttlich graziös! Wie unsagbar * * * * * Lärchen, Birken, Erlen, ein raulicher Wald! * *ð * * * Die hohen Tannen sprechen: Wir sind nicht traurig und nicht fröhlich, wir * * * * * So ein Spinnentüchlein voll Regentropfen -- wer macht das nach? * * * * * Wenn man berechnet hat, daß die Erde unter dem Einfluß des Mondes ihre Ebbe und Flut hat wie das Meer, so frage ich, warum nicht auch das menschliche Blut und Gehirn seine Gezeiten haben sollte. * * * * * Die Luftschiffahrt wird dem religiösen Genie der Menschheit neue Nahrung geben. Zu den großen Beförderern kosmischer Stimmungen: Wald, Meer und Wüste wird nun noch der Luftraum kommen. * * * * * Wir versuchen uns an dem äußeren Bilde andrer bewohnter Gestirne wohl selten Düber ein gewisses Maß von Kraft und Erfolg hinaus. Und doch -- Landschaft, ins Unendli$ et. Je mehr jemand die Welt liebt, desto schöner wir" er sie finden. Gesetzt also, es gäbe einen Gott, so wäre sein Glaube, die beste aller Welten vor sich zu haben, verzeihlich. Das naturalistische Drama hat nur dann Wert, wenn es den Menschen, so wie er heute ist, sich selbst unerträglich macht. Ibsen. Hauptmann. Kritik oder Beispiel -- naturalistische oder idealistische Kunst. Der Naturalismus eine rein historische Kunstanschauung. Der Natu0ralismus nur ein Stadium, kein Ziel. * * * * * Wenn heute wieder ein Schubert geboren würde, würde er eine Mission mehr haben, nämlich, nur _Texte_ zu komponieren, die Kulturwert haben. * * * * * Die Orgel, das Instrument der Zukunft. * * * * * In einem Philharmonischen Konzert: Der Tempel der Germanen: Musik als Architektur empfunden. -- Mir ist, ich wäre ein Adler und trüge mich selbst und meine Last dünkte mir köstlich und ein tiefes Wohlgefühl durchströmte mich. * $ Bild malen, ein Gedicht machen? Nein! Seine ganze Zeit umgestalten, ihr das Gepräge seines Willens aufdrücken, sie mit seiner Schönheit erfüllen, sie überwältigen und unterwerfen mit seinem Geiste. * * * * * Der Krug des Nichts, aus dem alle Künstler schöpfen. * * * * * Schopenhauer nennt das bloße intellektue¡lle Anschauen die höchste Seligkeit, weil hier der schaffende Wille ganz schwiege. Als ob Schauen nicht schon Schaffen wäre! * * * * * Den Ästhetikern: Zeigt Wege der Zukunft, aber beschwört nicht ewig die Toten gegen uns. * * *ì * * Vor einer roh gefügten Gebirgsbach-Brücke: So müßte sich je:er Architekt vor die roheste natürlichste Form der Menschenarbeit hinstellen und an diesen Balken und Brettern seine ersten Kunstgedanken auslassen. Er sollte so von Anfang an die Kunst als Bedürfnis empfinden müssen und würde so gewiß zu originellen Gedanken gelangen, deren Regulativ dann das$ . * * * * * Wenn wir bedenken, wieviel hunderttausend Jahre wir wohl alt sein mögen, werden wir geduldiger gegen das Tempo unserer heutigen Entwickelung weSrden. Die voo uns heute so ungestüm begehrte edlere Zukunft unseres Geschlechtes wird sich vielleicht schon noch einmal verwirklichen, aber statt in Jahrhunderten erst in Jahrtausenden. Das ist freilich kein Trost für den Lebenden; aber der Lebende hat einen andern Trost: daß ihm für seine Person schon heute die Möglichkeit gegeben ist, sich selbst so edel zu verwirklichen, wie er nur kann. Die Insichvollendung des Menschen ist jederzeit und überall möglich; zuletzt bleibt doch diese Erkenntnis und was sie fruchtet, der einzige wahre Fortschritt. * * * * * A. Zukünftige Ideale ziehen den Menschen davon ab, sich selbst als sein einziges Ideal, im ethischen Sinne, zu setzen. In dem Moment, wo jeder bei sich anfinge, wäre die schönste Zukunft vorweggenommen. B. Ich will dir etwas sagen, Lieber: stat$ ihrer Anzahl fühlten sie sich mit einem Male verlassen; und die große Stadt, die im Dunkel unter ihnen schlief, flößte ihnen plötzlich Furcht ein mit ihrem Treppengewirr, mit ihren hohen düstern Häusern und ihren unbekannten Göttern, die noch grauenhmfter waren als selbst die Bewohner. In der Ferne spielten Scheinwerfer über den Hafen hin. Auch im Tempel Khamons war Licht. Da gedachten sie Hamilkars. Wo war er? Warum hatte er sie verlassen, als der Friede geschlossen war? Sein Zerwürfnis mit dem Rat war gewiß nur Blendwerk, um sie zu verderben. Ihr ungestillter Haß übertrug sich auf ihn. Sie verfluchten ihn und entfachten ihren Zorn aneinander zur Wut. In diesem Augenblick entstand ein Auflauf unt#er den Platanen. Mit Händen und Füßen um sich schlagend, wand sich ein Neger auf dem Boden, mit stierem Blick, verrenktem Hals und Schaum auf den Lippen. Jemand schrie, er sei vergiftet. Da wähnten sich alle vergiftet. Sie fielen über die Sklaven her. Ein furchtbares Geschrei herhob sich, und ein Taumel wilder Zerst$ zu kratzen. Nunmehr stießen zwei Trompeter in ihre silbernen Hörner. Der Lärm legte sich, und Hanno fing an zu sprechen. Er begann mit einer Lobrede auf die Götter und auf die Republik. Die Barbaren sollten sich glücklich preisen, ihr gedient zu haben. Man müsse vernünftig sein, die Zeiten seien schwer--»und wenn ein Herr nur drei Oliven hat, ist es nicht recht, daß er zwei für sich behalte?« Derart vermischt der alte Suffet seine Rede mit Sprichwörtern und Gleichnissen und nickte dabei in einem fort mit dem Kopfe, als wolle er damit Beifall hervorrufe±n. Eõr sprach punisch, aber die Umstehenden (die Hurtigsten, die ohne ihre Waffen herbeigeeilt waren) waren Kampaner, Gallier und Griechen, so daß ihn von den vielen Leuten kein einziger verstand. Hanno bemerkte es, hielt inne und wiegte sich schwerfällig und nachdenklich von einem Bein auf das andre. Er kam auf den Einfall, die Hauptleute zusammenzurufen, und seine Trompeter riefen diesen Befehl auf griechisch aus. Seit Xanthipp war Griechisch die Kommandospra$ r mit seinem Daumen siebenmal auf. Ein ganzer Teil der Mauer drehte sich wie aus einem Stück. Das war der geheime Zugang z¿u einem Keller, in dem sich geheimnisvolle Dinge befanden, die keinen Namen hatten, aber von unberechenbarem Werte waren. Hamilkar stieg die drei Stufen hinab, nahm aus einem Silberbecken ein Antilopenfell, das auf einer schwarzen Flüssigkeit schwamm, und stieg dann wieder hinauf. Abdalonim begann wieder vor ihm herzuschreiten. Er stieß mit seinem langen Stabe, der am Knopf mit Schellen besetzt war, auf die Steinfliesen und rief vor jedem Gemache den Namen Hamilkars in einem Schwalle von Lobpreisungen und Segenswünschen. In dem runden Saale,É in den alle Gängemündeten, waren längs der Mauern Alguminstangen, Säcke voll Henna, Kuchen aus lemnischer Erde und Schildkrötenschalen voller Perlen aufgestapelt. Der Suffet streifte alles das im Vorbeigehen mit seinem Gewande, ohne auch nur die riesigen Bernsteinstücke, diesen fast göttlichen, von den Sonnenstrahlen gebildeten Stoff, zu beachten. Ei$ ärker. Niemand in Karthago war so gelehrt wie Schahabarim. In sein)r Jugend hatte er auf der Schule der Mogbeds zu Borsippa bei Babylon studiert, hatte dann Samöthrake, Pessinunt, Ephesus, Thessalien, Judäa besucht, die Tempel der Nabatäer, die halb verweht im Sande lagen, und er war zu‡Fuß an den Ufern des Nils von den Katarakten bis zum Meere hinabgepilgert. Vor der Brust des Sphinx, des Vaters des Schreckens, hatte er mit verschleiertem Antlitz, Fackeln schwingend, einen schwarzen Hahn auf einem Sandarakfeuer geopfert. Er waær in die Grotten der Proserpina hinabgestiegen. Er hatte die fünfhundert Säulen des Labyrinths auf Lemnos sich drehen und den Leuchter von Tarent brennen sehen, der auf seinem Schafte so viele Lampen trug, als es Tage im Jahre gibt. Nachts empfing er zuweilen Griechen, um von ihnen zu lernen. Die Weltordnung beunruhigte ihn nicht minder als das Wesen der Götter. Er hatte mit den Astrolabien im Portikus zu Alexandria die Äquinoktien beobachtet und hatte die Bematisten des Euergetes, die$ scheidener Haltung zurückgetreten. Auf seiner Stirn lag noch etwas von dem Staube, den er beim Niederfallen berührt hatteq Nach einer Weile trat der Marschall auf ihn zu und sagte in feierlicher Weise: »Zum Lohne für die Dienste, die du mir geleistet, Naravas, gebe ich dir meine Tochter zum Weibe! Sei mir Sohn und Bundesgenosse!« Mit einer Gebärde der größten Überraschung, beugte sico Naravas über Hamilkars Hände und bedeckte sie mit Küssen. Salambo stand unbeweglich wie eine Bildsäule da. Sie tat, als verstünde sie den Vorgang nicht. Sie errötete aber leicht und schlug die Augen nieder. Und ihre langen geschweiften Wimpern warfen Schatten über ihre Wangen. Hamilkar ließ auf der Stelle die Zeremonie des unlösbaren Verlöbnisses vollziehen. Man legte Salambo eine Lanze in die Hand, die sie Naravas reichte. Dann band man die Daumen der Verlobten mit einem Riemen aus Rindsleder zusammen uÔd streute ihnen Korn auf die Häupter, das um sie her niederfiel und wieder aufsprang wie Hagelschlag. Die Wasserleitung Zwölf $ l sprangen ihm zwei Männer zuglich auf den Rücken. Mit einem Satze sprang er rückwärts gegen ein Tor und zerquetschte ¼ie. Sein Schwert hob und senkte sich in einem fort. An einer Mauerecke zersprang es. Da faßte er seine schwere Axt und schlachtete die Karthager vor und hinter sich ab wie eine Hammelherde. Sie wichen vor ihm zurück, und so gelangte er ganz allein bis an die zweite Ringmauer am Fuße des Burgberges. Vom Gipfel herabgerollte Gegenstände sperrten die Treppenstufen und überragten die Mauer. Inmitten dieser Trümmer wandte sich Matho um und rief seine Kameraden. Er sah Helmbüsche hier und da über der Menge. Dann tauchten sie unter. Ihre Träger waren in Gefahr. Matho stürzte ihnen entgegen. Da zog sich der weite Kranz roter Federn enger zusammen. Bald hatten sie den Führer erreicht und umringten ihn. In diesem Augenblicke ergoß sich ein ungeheurer Menschenstrom aus den Seitengassen. Der Libyer wurde um die H-üften gepackt, hoch gehoben und bis vor die Mauer zu einer Stelle gerissen, wo die Befestigu$ Verheißung. In der Erfüllung dieses Gebotes liegt unsere Sendung. So verlassen wir die alte romantische Welt der Harmonie. Der Blick wendet sich zurück auf das, was vor ihr war. Die schöne Idealwelt des Klassizismus erkennen und verehren wir in all ihrer Hoheit, die Sinfonien Haydns, die Oper Mozarts, die Quartette Beethovens sind Bestandteile unsres Menschentums, die wir nicht hergeben könnten, ohne uns selbst zu vernichten. Aber diese Welt ist fertig. Sie hat die freie Persönlichkeit, die große Melodie der Menschen gebracht. Was darüber hinaus lebendig und triebkräftig an ihr war, hat auf eben den Weg geführt, den wir jetzt verlassen. Der Mensch als Einzelwesen hat als Objekt der Kunst alles gegeben, wag er zu geben vermochte, von der reinen Zusammenfassung stärkster Schwungkräfte des Geistes bis zur leidvollen¡ Selbstzersetzung. Psychische und akustische Vorgänge entsprechen einander: die Harmonie, diese merkwürdige Auseinanderlegung des Haupttones in die glÈichzeitig klingenden Nebentöne ist als Klangphä$ rden muß, die nur objektiv logische Voraussetzungen einer fälschlich verabsolutierten Wissenschaftsstufe zu suchen pflegt. Sie hört mit der Überwindung dieser Wissenschaftsstufe eben auf, irgendeine Bedeutung zu haben. Nur dann, wenn die Philosophie einen e i g e n e n G e g e n s t a n d und eine e i g e n e Methode besitzt allen einzelnen Seinsgebieten gegenüber, die als solche auch die positiven Wissenschafte’ erforschen, wird sie mehr sein können als die bloße Eule der Minerva der positiven Wissenschaft; und nur, ñwenn sie die S a c h e n selbst, nicht nur die Wissenschaft über die Sachen als bloße "Erkenntnislehre" sch zum Gegenstand setzt (freilich mit Einschränkung auf ihr daseinsfreies Wesen, ihre e s s e n t i a), kann sie der positiven Wissenschaft auch geben, anstatt bloß von ihr zu nehmen. In Hinsicht auf einen dritten Gegensatz, der auch die gegenwärtige Philosophie noch unabhängig von einzelnen Sachproblemen bestimmt, nämlich dem Gegensatz der religiösen Traditionen (katholische und protesta$ "Geistesleben", d1as bei ihm zwischen historischer Realität und metaphysischer Potenz eigenartig in der Mitte schwebt, wird von dem natürlichen Seelenleben, das der Mensch mit dem Tiere teilen soll, scharf unterschieden. Es soll in "noologischer Methode" (eine eigentümliche Erweiterung der Methode Kants) ncht durch Introspektion, sondern an seinen W e r k e n und Systemen des Lebens ("Syntagmen") studiert werden. Es soll nicht nur in jeder Einzelseele, sondern auch in den großen kollektiven Gruppen der Geschichte als selbständig tätig aufgefaßt werden. Trotzdem soll es in scharfem Gegensatz zum Hegelschen Panlogismus nur durch tätige Ergreifung des Einzelmenschen diesen zur "Persönlichkeit" und zur "Wesensbildung" erhöben. So ist Eucken im letzten Grunde mehr theistischer Personalist als Pantheist, obgleich eine starke pantheistische Ader seine Philosophie durchzieht. Mit Methoden, die d¬nen Pascals in den "Pensées" ähnlich sind, sucht Eucken mit starker Heranziehung dessen, was er für den relativen Wahrheit$ der Gefangenen_ machte einzelne Zellengefängnisse zu einer Art Versammlungsort der Kandidaten des Narrenhauses und Selbstmordes. Die Geestalt [Anstalt] zu Bruchsal steht hierin glänzender als alle oder doch die meisten andern da und wenn auch h‰ier Seelenstörungen und Selbstmorde vorkommen, so muß man bedenken, dies sei in Anstalten mit gemeinsamer Haft wohl auch der Fall und überhaupt in Gefängnissen, in welchen gemeiniglich der Auswurf der Gesellschaft zusammenströmt, etwas Natürliches. Ich kenne zwei Fälle von sogenannten Halucinationen und, wenn das Springen ins Wasser ein Selbstmordsversuch genannt werden darf, auch einen solchen Fall aus meinem Zusammenleben mit Sträflingen binnen kurzer Zeit und der alte Paul, der noch lebt und das bewunderungswürdigste Gedächtniß in hohen Jahren bethätigt, weiß in seiner langen Zuchthausgeschichte auch hierin Belehrendes zu erzählen. Endlich darf man nicht vergessen, daß in Bruchsal noch viele politische Gefangene itzen, welche, wie namentlich die armen Soldaten, kein$ zum Rasiren ging, aus Prag hinaus. Vor 3dem Thore zog ich die Civilkleider aus, die Montur war darunter, ich warf dieselbe weg; derjenige, der sie finden und dafür 24 Gulden bekommen sollte, war schon in der Nähe! Ohne Speise und Trank marschiere ich 6 bis 7 Stunden weit, dann trat ich bei einem Bäcker ein, ließ mir Semmel und Branntwein geben. "Woher des Landes?"--"Bin bei Eger zu Hause!"--"Freund, Ihr seid kein Deutschböhme!" --"Warum nicht?"--"Hm, hm!" Kaum bin ich vor dem Neste draußen, kommen Bauern mit Prügeln, schreien, ich sei ein Deserteur, bringen mich zum Richter, dieser läßt mich auf die Dorfwacht bringen, an einem Fuße fesseln und am andern Tage sitze ich bereits wieder zu Prag, jedoch nicht im Wolf, sondern im--Staabsstockhaus. Der Profoß sagte mir, die Frau meines Gefreiten sitze bereits; ich weinte darob und behauptete, meinethalben sei sie nicht in Arrest, ich habe nur fr ihren Mann barbirt und genommen, was er mir dafür gab! Mein Papiergeld versteckte ich in den Strumpf, kam am andern Tage $ nes Mitgottes macht der Gottheit des Menschen ein Ende. Nein, das ist nichts!--Es gibt einen Gott, der alte Paul hat Recht ubnd ich kenne viele, viele Geschichten, wo die Menschen gerade das leiden und thun mußten, was sie nicht leiden und thun wollten und ihnen von Andern gar nicht oder doch nicht wissentlich angethan wurde!" predigt der Indianer. "Mein Gott, wie oft habe ichs erlebt, daß Kameraden, welche in der Kaserne und im Lager über Gott und Ewigkeit spotteten, ärger als das älteste 3Weib beteten, wenn es in die Schlacht ging und die Kanonenkugeln zu brummen anfingen! ... Fast nur Einen hab' ich geshen, der auch in der Schlacht der Alte blieb. Es war ein Pariser, ein Schneider, der immer von einem Musje Baboeuf als dem _französischen Christus_ redete. In Spanien traf den "schönen Jean" wie er bei unserer Kompagnie hieß, kein Kügelchen und nach jedem Gefechte kam er zu mir her und sagte. "Gelt, deutsches Vieh, ich habe doch nicht gebetet? ... In der grausamen Schlacht bei Borodino in Rußland aber stand $ tochter Ursulas. Sie würde ihr Jawort sofort gegeben haben, wenn nur ein Anderer nicht eine Art von Vorrecht auf sie gehabt hätte, welchen sie noch vorigen Frühling fast ordentlich liebte, auch jetzt noch nicht haßt und den ihr die Alte sterbend zwar nicht als Hochzeiter, aber doch als Hausgenossen gewaltig Dieser Andere tritt in diesem Augenblicke um die Ecke, ein langgerathener Bursche, dessen nicht übles Gesicht durch eine überflüssige Halszierde widerlich entstellt wird und der mit dem einen Fuße etwas hinkt. Wir erkennen in ihm, der große Schweißtropfen mit der breiten, abgearbeiteten Hand vom Gesichte wischt und sich langsam der etwas einfältig und verlegen aussehenden Emmerenz nähert, den Zuckerhannes. "Was kommst so lange nicht? Wirst recht vornehm, Hans!" "Hoh,--keucht der Angeredete-der Adlerwirth press*irt mit dem Heuheimthun, so eben ha‹b' ich den letzten Wagen voll für heute in die Scheune geführt! ... Hast mir sagen lassen, daß ich Wichtiges vernehmen soll, bin deßhalb aus allen Kräften hergeeil$ il der Meisterknecht den seltsamen Gast bereits kannte, der nicht gerne und lieber mit sich selber als mit Andern redete, drängte man denselben auch nicht mit vielen Fragen und ließ ihn gehen. Bevor wir den nächtlichen Wanderer einholen, müssen wir Manches nachholen. Wir wissen bereits, daß die Schriften desselben, welche aus der Heimath gekommen, einen schlimmen Eindruck auf die Bewohner des Mooshofes machten. Je wohler Ðdem Zuckerhannes nach dem£langen Marterleben bei der frommen Sonnenwirthin die milde, freundliche Behandlung im Mooshofe bisher gethan und je mehr er sich der Hoffnung hingab, daß auch für ihn endlich bessere Tage angebrochen seien, desto herber empfand er jetzt das Herbe und Kränkende, welches in dem sichtbar veränderten Benehmen der Hausbewohner gegen ihn sich kund gab. Er hatte Fehler begangen, aber die Fehler eines unerzogenen und mißøhandelten Buben, hatte auch hart genug dafür büßen müssen, um das Ende der Strafen erwarten zu dürfen und weil dieses nunmehr ausblieb, rannte er sich in d$ r Mainacht das Hasenmaul fabrizirt!" lacht der Exfourier. "Beleidiget und quä°lt Euch doch nicht selbst, ihr Narren!" erinnert der "Ihr alle seid Spitzbuben, wie Ihr da hockt, aber ich bin unschuldig hergekommen, Gott weiß es und wird meine Ankläger, Zeugen und Richter "Packe Dich oder ich haue Dich viereckig!" droht der Mordbrenner. "Bst, der Aufseher kommt!" Richtig, er kommt, das unerfahrene, arme Hasenmaul wendet sich an ihn und erzählt ihm Alles, der Aufseher verspricht, lles zu melden. Er wird es thun, Alle werden für den Zuckerhannes und den Mordbrenner reden, diese werden dann Alles rundweg läugnen und dennoch bestraft werden, aber das Hasenmaul wird Alles bitterlich bereuen und sich in diesem Punkte gründlich Wiederum ruftdas Glöcklein zur Arbeit, der Abmarsch beginnt, die Speisesäle leeren sich rasch und nach wenigen Minuten steht jeder wieder bei seiner Arbeit. Der Zuckerhannes hobelt rüstig darauf los, er ist im Zuchthause kein heuriges Häslein mehr und weiß seine Zeit so einzutheilen, daß er stet$ rsprochen, mich hinauf zu nehmen, wenns nicht besser würde, der alte Knicker hat die Medizin nicht repetirt, sondern BäreLnzuckerwasser verordnet und mich herabgejagt! ... Auf der Treppe sah ich den Jost und den Daniel, habe sie kaum mehr gekannt in ihrer neuen Tracht und haben mich nicht angeschaut! ... Ich armer Teufel muß im Zuchthause sterben und was habe ich gethan? ... Ich möchte gerade da umfallen und hin sein, ganz hin!" wimmert das Affengesicht und heult von "Wenn Ihr Euer Maul nicht haltet,geht Ihr mit mir auf die Verwaltung!" droht der Aufseher. "Wer? Ich? Warum?" trotzt der Exfourier und erbleicht vor Zorn. "Nejn, nicht Ihr, sondern der Heuler dort!" erklärt Jener. Das Affengesicht macht sich eilig an seine Arbeit und wimmert schwere Flüche und Verwünschungen leise vor sich hin. "Wir sind halt im Zuchthause!" murmelt der Duckmäuser wehmüthig. "Man erfährt und erlebt das schändlichste Unrecht und soll dadurch vor dem Recht Achtung kriegen, komische Leute das!" denkt der Zuckerhannes. Während der We$ ers genußsüchtig gewesen, seitdem ihn die dicke Sonnenwirthin im Schwarzwalde seine kindische Naschhaftigkeit so theuer hat büßen lassen? War er nicht an rauhe Kost, Schwere Arbeit, freudlose Tage und herbe Entbehrungen gewohnt, bevor er hieher kam? Was hat er Großes draußen zu erwarten, zumal er nicht weiß, was aus der Emmerenz geworden? Im Zuchthause wird er nicht verachtet, erndtet keine herben Vorwürfe, lebt ungeschoren, weil er sich in Andere fügt, braucht für Kost, Kleidung und Wohnung keine Sorge zu tragen, lauter Gründe, welche die natürliche Reue über dieZ FolgÍn seiner That schwächen, während die übernatürliche niemals in ihm zum Durchbruche gelangte. Draußen kennt er keine Seele, welche sich liebend um ihn kümmerte, denn die Emmerenz hat mehrere seiner Briefe mit keiner Silbe beantwortet, hier dagegen besitzt er einen Freund, der ihm Alles in Allem gewordÄn, nämlich den Benedikt, welchen er "sein Duckmäuserle" zu nennen pflegt. Dieser Duckmäuser gehört bisher noch zu den Halbgebildeten, welche nich$ angen, er faßte den Vorsatz, sich mit Essen und Trinken für alles Andere zu entschädigen und sein Gtmachgeld sammt dem Reste der Erbschaft durchzubringen. Diesem Vorsatze blieb er getreu und die Elsbeth hütete sich sammt dem Vogte, eine ernsthafte Einwendung dagegen zu manchen. Völliger Müßiggang widersprach der Natur des Unglücklichen, er verrichtete Hausgeschäfte für die Wirthin, blieb fast immer daheim und ihr bester Gast. Hatte er Etwas im Kopfe, dann wurde der einsilbige, düstere Mensch lebhaft, zärtlich, freigebig, das Gegentheil von dem, was er im nüchternen Zustande zu sein schien. Wo er saß, mußte ões lustig zugehen, wollten die Gäste nicht aufthauen, so ließ er eine Flasche nach der andern aufstellen und so konnte es nicht fehlen, daß er bald unter den Lumpen des Tales unzertrennliche Freunde fand, welche er im Rausche für die vortrefflichsten und verkanntesten Seelen hielt und dieser Meinung gemäß bewirthete. Das Gutmachgeld befand sich bald in fremden Beuteln, jetzt wies er die Pflegmutter an den $ schöne es für eine Schande erklärten und Alle, welche holen wollten, so verspotteten, daß sie es bleiben ließen!" "Eine ewige Schande ist´s für euch, Buben, euch von dem ungerathenen Max, der unserm errgott und dem eigenen Vater, dem herzensguten Fidele nur Schande macht, in _der_ Art verhetzen zu lassen! Gehst du nicht, so stehe ich wahrhaftig auf, wecke den Fidele und wir alte Kracher bringen gewiß Maien!" fährt der Jacob auf, wirft die Schlafkappe weg und richtet sich aufgebracht im Bette empor. Fünf Minuten später eilt der Benedict mit einem Beil und Stricken durch de Sturmnacht, kein Faden an ihm bleibt trocken, bis er in den Wald kommt; hier ist's stockfinster, doch seine Hände wissen glatte Birkenrinde von der der jungen Erlen gut zu unterscheiden und bald hat er vier stattliche junge Birklein vor den Wald auf die nassen Wiesen herausgeschleppt. Das Aergste ist, daß er kaum zwei auf einmal zu tragen vermag; muß er den Weg doppelt machen, so kommt der TÉg, ehe alles an Ort und Stelle und die Freude der$ an wenig mehr nach Strafen fragt, wenn man die üblichen einmal gekostet und nachdem mir eine Uebertretung der Hausordnung eingemal kleine Strafen zuóezogen, ertrug ich Strafen gerne, wenn ich mir nur einbilden durfte, die Beamten recht geärgert zu haben. Nur Einer kam mit mir aus. Es war ein Hauslehrer, der von Zeit zu Zeit mit Heckerhut, Hahnenfeder und Schleppsäbel in meine Zelle trat, um sich nach dem Befinden des "Bürger Gefangenen" zu erkundigen. Nachdem er wußte, wie lange und wo ch in Frankreich und andern Ländern gelebt und welcher Parthei ich lange Zeit angehörte, führten wir viele wunderliche Gespräche mit einander. Bei ihm konnte ich meinem Grimme gegen Gott, Welt und Menschen freien Lauf lassen, denn auch er gehörte zu Jenen, welche von ergriffenen Prinzipien zu den äußersten Folgerungen derselben muthig fortschreiten. Von ihm erfuhr ich, was draußen in der Welt gespielt wurde und meine Hoffnung auf Befreiung ward so lebhaft, daß ich mich am Morgen jedes Tages fragte: Wirst du die Hausschelle heut$ er Pullo-Frauen[29], die Wuls e der Mandara-Damen[30] sind nicht ausgeschlossen; ich glaube, keine Damen der Welt entwickeln so viel Phantasie in der Herstellung aller nur möglichen Haartouren, als die schönen Milaneserinnen. Sehr häufig Nsieht man vorn auf der Stirn kleine Löckchen glatt angeklebt mit Pomade, ein entsetzlich schlechter Geschmack. Alles dies gilt nur von der vornehmen Welt, das Volk ist in dieser Beziehung vernünftiger. Mein Zimmer in der Bel-Etage des Hôtels von Brindisi ging auf den Hafen, und wenn auch keine großartige Aussicht geboten ist, so hat man doch immer ein belebtes Bild. Ich verbrachte meine Zeit damit,R daß ich dem englischen Consul einen Besuch machte, um seine herrliche Sammlung von Antiken u.s.w. zu besehen. Er empfing mich sehr freundlich und hatte, wie er sagte, aus der "Times" schon mein Kommen über Brindisi erfahren. Sodann suchte ich den Archidiakon Farentini auf, der die Bibliothek unter sich hat, in der sich nebenbei ebenfalls ein kleines archäologisches Museum befinde$ der Chedive keineswegs gesonnen schien, die Baker'sche Expedition aufzugeben, sondern in Colonel Gordon einen würdigÊen Mann fand, der da wieder anknüpfte, wo Baker sein Unternehmen abgebrochen hatte. Der Vicekönig, 1830 geboren, also jetzt 45 Jahre alt, hat eine gedrungene Gestalt, ein sympathisches Gesicht, freundliche Augen, im Ganzen ein sehr intelligentes Aeußere. Jedenfalls, nach seiner Physiogunomie zu schließen, ein Mann, der mehr liebt, das Gute zu thun, als das Böse. Als wir uns verabschiedet hatten, begab ich mich mit v. Jasmund nach seinem Hôtel, um noch einige Punkte wegen des Dampfers, der Kamele &c. zu präcisiren und zu Papier zu bringen. Darüber war es Mittag geworden. Nach Tische kam Jasmund, mich abzuholen zu einem Besuche bei Hussein Pascha, dem zweiten Sohne des Vicekönigs, der den öffentlichen Arbeiten vorsteht. Es handelte sich nämlich darum, die Papiere bezüglich des Nivellements der Eisenbahnstrecke von Siut zu bekommen, amit wir bei unserem Vorgehen von diesem Punkte eine bestimmte $ ich ist der Inhalt weiter nichts als der Text des Koran. Will man schöne Gebäude modernsten Styls, villenartig gebaut, von reizenden Gärten umgeben sehen, so wandere man durch den neuen Stadttheil. Hier liegt auch die schmucke deutsche protestantische Kirche, hier hat der Minister der Justiz, jetzt Süherif Pascha, sein von feenhaften Gärten umgebenes Palais. Was die Theatergebäude betrifft, so läßt sich bezüglich der Bauten selbst nichts sagen, als daß es provisorische Gebäude sind, bestimmt, mit der Zeit anderen monumentalen Platz zu machen. Was aber innere Ausstattung, Inscenirung, Personal und Leitung betrifft, so stehen sowohl die chedivische italienische Oper, als auch das französische Schauspiel unseren ersten und besten Bühnen würdig zur Seite. Hierüber herrscht nur eine Stimme. Den größten Zauber und Reiz besitzt ^eu-Kairo heute in jenem Esbekieh-Garten, mitten in der Stadt gelegen, den ich selbst noch bis {zum Jahre 1868 als einen großen pfützenreichen Platz von hohen Sykomoren beschattet gekannt hab$ s über die »unnützen Ausgaben« war das erste, was ich sie sagen hörte, und mit ungewohnt heftiger Geberde nahm sie mir die Kette aus den Haaren, die nun -- ich wußte das nur zu gut -- in der unergründlichen Tiefe des Silberschranks verschwinden würde, wie so mancheder schönstn Dinge, bis »Alix groß sein wird«. Dann dankte sie dem Vater mit einer kühlen Phrase, aus der ich das Erzwungene mit dem feinen Gefühl des Kinderherzens herausempfand. Über unsre Festtagsfreude hatte sich ein dunkler Schatten gelegt. Papa ging verstimmt hinaus, ich spielte verschüchtert in einem möglichst versteckten Winkel. Freude ist eine der sensitivsten Pflanzen, die es gibt, das hab ich damals unbewußt zum erstenmal empfunden: wenn sie in vollster Blüte steht, genügt ein kalter Lufthauch, sie zu töten. Sie will gehütet sein und gepflegt, und nur ihr natürliches Welken ist schmerzlos. Verschleiert blieb von da an die Stimmung; um Liebe werbend, dankbar für jeden wärmeren Blic, bemühte sich mein Vater um seine schöne kühle Frau. Wie o$ laut aus Weiberkehlen in all die vielen wirren Töne der Nacht. In solch eines Sommers heißes Leben kam das blasse St‹adtkind mit den trüben Augen und dem matten Läche,n. Das Turmzimmer von Pirgallen nahm es wieder auf, wo es zuerst das von der alten Linde vor dem Fenster grün verschleierte Licht des Tages erblickt hatte. »Hier soll mein Alixchen wieder rund und rosig werden,« sagte die roßmama bei der Begrüßung, das Enkelkind bekümmert musternd. »Und all die Gelehrsamkeit soll sie vergessen,« fügte Onkel Walter lachend hinzu. »Und trinken und tanzen soll sie, bis sie schwindlig wird,« rief Tante Emmy, seine Frau, während in ihren lustigen braunen Augen alle Kobolde des Frohsinns ein Feuerwerk entzündeten. Seit sie vor kaum einem halben Jahr hier Einzug gehalten hatte, mochte das alte Schloß sich selbst kaum wieder erkennen: Die Gäste kamen und gingen, helle Kleider raschelten durch die sonst so einsamen Gänge, die Mauern hallten wider von Lachen und Scherzen. Wenn morgens der Rasenteppich, der hinter dem Schl$ den von den Dreizehnern erzählt, daß die Direktoren der Zeche Schleswig gleichfalls um militärischen Schutz gebeten haben. Man fürchte Ausschreitungen gegen Streikbrecher, hieß es.« Bodelschwing lachte, daß ihm die Tränen in den weißen Bart liefen: »Das ist wirklich kostbar! -- Die Furcht isF schon die ansteckendste Krankheit! -- Viel eher möcht' ich glauben, ³aß unsere Dorfschönen sich auf diese ungewöhnliche Weise für den morgigen Feiertag die Tänzer bestellten, die ihnen wahrscheinlich ebenso fehlen wie uns!« Schweigsam hatte Syburg bis dahin zugehört. Sein kühler, hochmütig-wissender Ausdruck -- der typische des altpreußischen Beamten -- reizte mich. »Ihre landrätliche Würde verbietet Ihnen wohl, sich auszusprechen?« wandte ich mich spottend an ihn, und als er, unangenehm überrascht, aufsah, fügte ich rasch hinzu: »Oder sollten Sie ketzerische Gedanken zu verbergen haben?« »Ketzerische Gedanken?!« -- er warf mir eien tadelnden Blick zu -- »vielleicht! Aber andere, als Sie anzunehmen scheinen! So milde, wi$ hlig bei uns zusammen: Onkel Walter mit seiner Frau, die Potsdamer Kleves, Vetter Fritz und Vetter Hermann Wolkenstein, der als Offizier auf keine Karriere zu rechnen hatte und daher zur Diplomatie übergegangen war. Auch Tante Jettchen, das FamiKlienorakel, war gekommen, sehr alt, sehr gebrechlich, aber mit ihren scharfen klugen Augen doch noch alles sehend, alles beobachtend, und in ihrem Urteil härter denn je. Ihr Kopf schien nichts als ein Lexikon der Familie zu sein. Sie kannte die Schicksale der entferntesten Verwandten. Mich mochte ¾ie nicht: daß ich als Kind auch nur wochenlang eine jüdische Schulfreundin gehabt hatte, war ein unauslöschlicher Makel in meiner Erziehung. Heute jedoch ließ sie sich meinen Handkuß auf das gnädigste gefallen. »Es freut mich, freut mich sehr, daß du nach Weimar gehst,« sagte sie, »für verschrobene Köpfe wie deinen ist das gut -- sehr gut. Literarisch angehauhte Frauenzimmer haben dort Aussicht auf Hofkarriere.« Ich lächelte unwillkürlich: Professor Fiedler hatte auch von de$ dernd geflüstert »Du -- du bist viel tausendmal schöner --« war mir aus dem Dunkel der Loge heiß ins Ohr geklungen ... Ein Wortschwall zärtlicher Begrüßung entriß mich dem Taumel der Erinnerung. Still -- ein bißchen verlegen, die Augen in offenbarer Bewunderung auf seine Frau gerichtet, stand ihr Mann daneben, der typische deutsche Professor, mit kurzsichtig zwinkernden Äuglein und linkischen Bewegngen. Ich wurde hineingezogen. In eine Laube von blühenden Somèmerblumen war das Wohnzimmer verwandelt, grüne Girlanden hingen von der Decke herab, bunte Lampions schaukelten dazwischen. Und plötzlich trat hinter dem Epheugerank am Fenster ein weißes, goldhaariges Geschöpfchen lächelnd auf mich zu. Lisbeths sprudelndes Plaudern brach ab, ihr erhitztes Gesicht Øahm einen Ausdruck still-seliger Verklärung an; -- »mein Kind!« sagte sie leise und legte die Hand auf das schimmernde Haar des Kleinen. Mir stiegen Tränen, brennendheiße, in die Augen: Ihr Kind! -- Wie reich mußte sie sein! Wir brachten ihn gemeinsam zu Bett,$ ner Bub mit krummen Beinen wollte sich eben heimlich mit dem gefundenen Rest einer Banane aus dem Kreis xer Gefährten davon schleichen. Ein triumphierendes Grinsen verzerrte sein Gesichtchen. Aber schon fielen die anderen wutheulend über ihn her und rissen ihm die fadenscheinigen Lumpen von dem armen rhachitischen Körper. Er weinte nicht, er duckte sich nur ein wenig und versucrte die zertretene Banane vom Pflaster abzukratzen, aus seinen verschwollenen Augen traf mich dabei ein Blick voll grenzenloser Verzweiflung. Wir bogen in eine langgestreckte schmale Sackgasse ein. »nehmen Sie sich in acht,« warnte meine Begleiterin, als wir in eines der offenen Häuser traten, »die Treppen haben keine Geländer.« Ich tastete mich hinter ihr vorwärts, während ein pestilenzialischer Geruch mir den Atem benahm. Wir stießen eine Türe auf, die weder Griff noch Schlüssel hatte. Ein schwerer grauer Dunst von Staub und Schweiß schlug uns entgegen, gespensterhaft bewegten sich die Gestalten der Bewohner dahinter, während das Ratt$ . Ich senkte stumm den Zögernd, als fesselten sie magnetische Kräfte, glitten unsere Hände auseinander. Er betrat mit mir das Hotel. »Du -- wohnst auch hier?!« sagte Geier überrascht. Ich schlief nicht in dieser Nacht. Es lag schwer und dumpf auf mir, und ich wollte -- wollte nicht denken. Wir fuhren am nächsten Morgen zusammen nach Schönbrunn. Alle Einladungen hatte ich abgelehnt. Graue Spätherbststimmung beherrschte die Natur. Die letzten Blätter rieselten von den Bäumen, ohn daß ein Windhauch sich rgte. Im freien Walde sind selbst die dunkeln Tage schön: des Laubes beraubt, reckt sich nackt und kraftvoll das starke schwarze Geäst gen Himmel, ein wundervoller Teppich vom hellsten Gelb bis zum tiefsten RotHin halb verblichenen weichen Farben spielend, breitet sich unter ihm aus. Aber die Gärten, die des Menschen Kunst gestaltet, starren uns an wie der Tod. Sie leben nur, wenn im Rasenteppich die bunten Beete blühen, wenn das Laub der geschnittenen Hecken und der Kugelbäume die armen krummen, um ihr natürlich$ einte die dicke Frau Wengs neben mir, »de wollen von uns rein jar nischt wissen.« »Die mehrschten erlooben den Frauennich, daß se in ne Ver.ammlung jehn oder in 'nen Verein. Daheem sollen se sitzen un Strümpe stoppen,« rief eine andere und ein allgemeines Klagelied über die Männer hub an; erst die energische Stimme der Orbin stellte die Ruhe wieder her: »Es ist zwölf Uhr, -- wir müssen zu Ende kommen.« »Jotte doch, schon zwölwe, un ick habe soo'n weiten Weg,« jammerte Frau Wengs und erhob sich. Ein paar andere, die schon lange auf ihren Stühlen hin und hergerückt waren, sprangen auf. »So bleiben Sie doch fünf Minuten, Genossinnen,« kommandierte Martha Bartels, »wir müssen doch die Delegiertinnen zum Parteitag noch bestimmen.« Frau Wengs ging eilig zu ihrem Stuhl zurück, mit ihr die anderen; gespannte Neugierde drückte sich in den Mienen aller aus. Die Bartels fuhr mit erhobener Stimme fort: »Vorgeschlagen sind Genossinnen Stein, Wolf und meine Wenigkeit.« Ein eifriges Geraune und Getuschel setzte ein. »Hat je$ s Glas. Im Walde draußen empfing uns die neue Heimat: Nnter dem tiefen grauen Dach unseres Hauses schauten die kleinen Fenster wie Augen unter schattenden Wimpern hervor, geheimnisvoll lockend und feindselig abwehrend zHurück. Darüber wiegten die Kiefern ihre schwarzen Kronen. Es war wie ein Stück der stillen, ernsten Natur, die es umgab. Und still und ernst trat ich über seine Schwelle. Neuntes Kapitel Der Winter des Jahres 1899 wollte kein Ende nehmen. Die Stadt Berlin, die durch Reinlichkeit zu ersetzen pflegte, was ihr an Schönheit gebrach, war dem Schnee, der sich auf den Straßen bis in den April hinein in schmutzig-grauen Schlamm verwandelte, nicht gewachsen. Heerscharen, mit Spaten und Hacke bewaffnet, schickte sie aus, um den hartnäckigen Feind Zus den Toren zu treiben, und um die Massen der Arbeitslosen, die unter seinem Regiment immer stärker angeschwollen waren, zu verringern. Vergebens. Der Schnee ballte sich zu Haufen; vor den Asylen der Obdachlosen staute sich die Menge. Mehr als je waren kräfti$ an, deren Duft nicht an Gärten erinnert, sondern an berauschende Essenzen des Morgenlandes. Ich ließ mir gefallenø, daß man mir huldigte; ich spielte mit heißen Gedanken, wie ein Kind mit rotleuchtenden Giftblumen. Eines Abends, während bunte Lichterkränze sichS an den alten Bäumen vor dem Kurhaus von Ast zu Ast schwangen und die Geigen der Zigeunerkapelle in die laue Nacht hinein seufzten und lockten, ließ ich mich in den Kursaal führen, um den Tanzenden zuzuschauen. Süße Walzermelodien umschmeichelten meine Sinne. Der Rausch des Tanzes ergriff mich. Willenlos überließ ich mich ihm. Erst als der letzte Ton verklagen war, kam ich zu mir und erschrak. Leichtsinn und Genuß, die Zaubergeister, drohten mich in ihre Gewalt zu bekommen. Das durfte nicht sein! »Meran fängt an, schwül zu werden,« schrieb ich am nächsten Morgen an meinen Mann; »so sehr die weiche Luft meiner Gesundheit nützte, soùsehr schädigt sie meine Arbeitskraft. Und ich wünsche jetzt nichts mehr, als mich Hals über Kopf in meine Arbeit zu stürzen$ üssen versuchen, mich zu verstehen, Sie vor allem!« bat ‹ch. »Haben Sie mich nicht selbst verspottet, als ich einmal die freie Liebe predigte, weil ich überzeugt war, das Eheproblem dadurch lösen zu können? Heute weiß ich, daß der Zettel auf dem Standesamt nicht die stärkste Fessel ist, die sie unfrei macht. Ich habe Frauen gesehen, die sich voll Idealismus dem Mann ihrer Wahl vermählten, ohne ihren Bund nach außen sanktionieren zu lassen. Nach kurzer Zeit sinU sie bedauernswertere Sklavinnen geworden als die staatlich abgestempelten Ehefrauen. Ihre und ihres Kindes Existenz war von ihrem Manneabhängig, und jeden Tag konnte er sie verlassen. Darum klammerten sie sich an ihn, unterwarfen sich ihm, ertrugen seine Brutalität, seine Launen, seine Treulosigkeiten. Ich erkannte, daß die wirtschaftliche Selbständigkeit der Frau die Voraussetzung des freien Liebesbundes sein muß..« »Nun -- und sind Sie etwa wirtschaftlich abhängig?! Sie, mit Ihrer Begabung, Ihrer Arbeitskraft?« unterbrach er mich heftig. »Nein, gewiß$ Genußkraft, durch den Zufall der Geburt und des Besitzes ausgeschlossen sind?! Die Befreiung des Menschen von den blinden Gesetzen des Schicksals, die vollkommene Unterjochung der Materie unter den Geist, -- das ist uns das Ziel; einer fernen Zukunft aber wird es zweifellos erst als der Anfang der Menschheitsentwicklung erscheinen.« Mein Begleiter blieb stumm. rst als wir droben von der Heide in den herbstbunten Wald schritten, sprach er wieder. »Ich bewundere Ihren Glauben. Sollte wirklich die Vergesellschaftung der Produktionsmittel solchem Ziel entgegenführen?! Dann wäre es allerdings sträflich, sich ihrer Durchsetzung entgegenzustemmen!« »Ich sehe zunächst kein anderes,« antwortee ich. »Freilich: ein aktuelles Problem ist sie nicht. Aber so etwas wie eine regulative Idee. Im übrigen: ich schwöre ja nicht darauf. Ich kann mir vorstellen, daß sie einmal durch andere Forderungen ergänzt werden müßte. Aber das Ziel ist für michunverrückbar.« Wir näherten uns wieder dem Sanatorium. »Sie gehen nach Java zurück?$ Heizers nicht zu dessen Ungunsten beeinflussen lasse. Immerhin erfuhr man aus den vielen Reden nichts Eigentliches, und wenn auch der Kapitän noch immer vor sich hinsah, in den Augen die Entschlossenheit, den Heizer dismal bis zu Ende anzuhören, so wurden doch die anderen Herren ungeduldig, und die Stimme des Heizers regierte bald nicht mehr unumschränkt in dem Raume, was manches befürchten| ließ. Als erster setzte der Herr in Zivil sein Bambusstöckchen in Tätigkeit und klopfte, wenn auch nur leise, auf das Parkett. Die anderen Herren sahen natürlich hie und da hin, die Herren von der Hafenbehörde, die offenbar pressiert waren, griffen wieder zu den Akten und begannen, wenº auch noch etwas geistesabwesend, sie durchzusehen, der Schiffsoffizier rückte seinem Tische wieder näher, und der Oberkassier, der gewonnenes Spiel zu haben glaubte, seufzte aus Ironie tief auf. Von der allgemein eintretenden Zerstreuung schien nur der Diener bewahrt, der von den Leiden des unter die Großen gestellten armen Mannes einen Te$ B. Kupfervitriol. C. Eisenvitriol. D. Zinkvitriol. E. Kobaltvitriol. #Fünftes Kaeitel#. Brennliche Mineralien, d.i. die kohligen und überhaupt diejenigen, welche man unter diesem Namen gewöhnlich verstehet. §. 1. Bergbalsam. §. 2. Naphtha. §. 3. Erdöl. §. 4. Erdpech. §. 5. Gagat. §. 6. Kohle. A. Kohle im Allgemeinen. B. Torf. C. Braunkohle. D. Steinkohle. §. 7. Graphit. §. 8. Schwefel. Anhang. Schwefelsäure. #Sechstes Kapitel#. Metalle und Verwandtes. §. 1. Metall, Erz, Erzstufe. §. 2. Gold. A. Gold im Allgemeinen. B. Das reinste Gold. §. 3. Silber. A. Silber im Allgemeinen. B. Silbererz. C. Rothgiltigerz. D. Glaserz. E. Sprödglaserz. F. Hornerz. G. Mit Silber legiertes Gold. H. Niello, Silber mit Schwefel. I. Höllenstein. §. 4. Quecksilber. A. Das metallische Quecksilber. B. Zinnober. C. Lebererz. D. Ethiops mineralis. E. Amalgam. F. Sublimat. §. 5. Platina nebst den veHrwandten d$ sse, diese näher zu erörtern. Ueber der Kleidung trug der Priester ein gesticktes Brusttuch (Coschen), auf dem sich das _Gemmenschild_ befand, mit 12 in Gold gefassten, farbigen, geschliffenen Edelsteinen, auf denen die Namen der 12 Stämme eingeschnitten sich befanden. "Aaron--heisst es--soll bdie Namen der Söhne Israels tragen auf dem Brusttuche des Gerihtes, wenn er ins Heiligthum gehet, zum Gedächtniss von Jehova jederzeit." Da diese Steine durch die eingeschnittenen Namen gleichsam die 12 Stämme repräsentirten, und da sie 3 und 3 in einer Reihe in einem Schilde auf der Brust getragen wurden, so scheint es mir wahrscheinlich, dass man Steine gewählt haben dürfte, die ziemlich gleicher Grösse waren, denn es würde sich schlecht ausgenommen haben, wenn neben einem grossen sich ein kleiner Stein befunden hätte. Es scheint mir daher gar nicht wahrscheinlich, dass in dem Brustschilde sich dieEdelsteine befunden hätten, die nur in kleinen Stücken vorkommen, für uns die kostbarsten sind, wie Diamant, Rubin, Sapphi$ e den syenites der Alten bezeichnet, stammt aus neuerer Zeit, hängt wohl mit granosus zusammen, wie man den Stein seines körnigen Gefüges wegen genannt haben mag; im mittelalterlichen Latein wird ein marmor granitum, quasi granis conspersum erwähnt. In der alten Bergwerkssprache heisst _grintstein_ ei schlechter Stein, der aus verschiedenen Materien bestehet, woraus vielleicht Granit geworden seyn kann. Der Name _Granit_ ist in die wissenschaftliche Sprache der Völker übergegangen, übrigens heisst er: _bato betul_ im Malaiischen;--G_[Greek: lybikos]_ oder _[Greek: noumikos lithos]_ im Neugriechischen;--_graberg_ im Schwedischen;--_schpatowoi dekoi kamene_ im Russischen;--_zula_ im 7. _Gneiss, Gneus_, dem Granit geognostisch sehr verwandt, ebenfalls aus Quarz, Glimmer und Feldspath bestehend, aber in fasrigem halbschiefrigem Gefüge, der keine Politur annimmt, im Alterthume nicht beachtet seyn mag. Der Name ist veuern, aber unbekannten Ursprunges; der Bergmann in Böhmen und Sachsen braucht häufig die Worte: Kne$ as Zifferblatt der Uhr heisst;--_magnet_ im Schwedischen, auch _segelsten, quicksten_;--_magnetsteen, seilsteen_ im Dänischen;--_magnetsteen, zeilsteen_ im Holländischen;--_magnetstein_ im Teutschen, der krystallisirte hiess bey den alten Bergleuten swarzer kies;--_segulsteinn_ im Islänischen;--_segelstein_ im Altsächsischen;--_magnite, magnithoi, kamenj_ im Russischen;--_magnes_ im Polnischen, auch _zelezo magnetyerne_, zelazociag ist der Magnet;--_magnet, dralowec_ im Czechischen, banska strelka ist der Berg-Compass;--_magne-kö, magnes vas ercz_ im Magyarishen. _calamita_ im Italienischen (wie im Chaldäischen und Neugriechischen, ähnlich mag auch der Name im Albanischen und Walachischen lauten, den ich nicht in den Wörterbüchern finde);--_kalamita_ in Krain, Croatien, Bosnien, auch _selezovlek_ im Windischen, und _magnet_;--_kalamit_, auch _gvozdoteg_ in Illyrien (von gvozdje das Eisen), sivernica ist die Boussole, von siver der Nordwind;--_guozdotegh_ im Ragusanischen. _imana, arriman_ im Baskischen;--_ima$ be. Es gibt kein anderes Mittel zur Einverleibung als die Liebe. So wäre also auch die Liebe ein Problem der Identität? In der Tat scheint es mir so zu sein. Setze ich an die Stelle des Begriffes »Welt« den Begriff »Du«× so habe ich das Problem der Liebe, das Problem alles Eros: aus einem Du ein Ich, aus einem Ich ein Du machen. Es ist die höchste erreichbare Stufe des Besitzes, und deshalb hat auch die Dichtung kein anderes Wort dafür als: einander besitzen. Um aber das Alltägliche des Gegenstandes nicht zu früh aus dem Auge zu verlieren, so wird man einwenden, es heiße doch viel gefordert von der Spannweite und dem Liebesvermögeân der menschlichen Psyche, wenn man ihr zumutet, daß sie sich mit allen den Dingen erotisch verschmelzen soll, die unentbehrlich sind zum Aufbau und zur Entwicklung der Existenz, all den Krücken und Behelfen, den Bindungen und Füllseln, deóren Bestimmung es ist, aufgenommen und wieder weggeworfen, erprobt und wieder beseitigt zu werden, auch dem Seltenen und Kostbaren schließlich, d$ ung; ich habe immer gefunden, daß die edlere Art der Frau sich nur kraft dieser Vereinzelung bewahrte, und daß sie sich zur Vervollkommnung der Rasse gar nicht teuer genug bezahlen läßt.« »Und wenn dem soEwäre,« versetzte Faustina, »was hülfe es? Ist denn die Frau nicht immer willfährig zum Besten, wo der Mann das Beispiel edler Initiative gibt? Was frommt aber der Natur, was hilft selbst Gott das Gesetz der Auslese, wenn ihm das Gesetz der Trägheit entgegensteht?« »Der Trägheit ... Schon vorhin haben Sie das Wort gebraucht. Sie sagten Trägheöit des Herzens.« »Ja. Trägheit des Herzens.« »Trägheit des Herzens ist eine von den sieben Todsünden, soviel ich »Sie ist die einzige Todsünde, de es gibt.« »Sie verbergen also einen großen Sinn dahinter, so etwas wie eine Idee.« »Einen großen Sinn, da haben Sie recht, einen schmerzlichen Sinn. Das Gute, das ich will, das tue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich, heißt es in einem Brief des Paulus an die Römer. Da ist ein Erkennen: das Gefühl trot$ d mehr oder weniger satt. Er merkt es wdohl, daß Hunger dazu gehört, um sich zu entscheiden: Hunger, Spannung, Sehnsucht, eine ideelle Begierde. Die Welt, die Menschen, die Erscheinungen des Lebens erregen seine Teilnahme kaum oder nur insoweit, als seine Person dadurch berührt wird. Auf einmal richtet sich seine Begierde, seine ganze Spannung und Sehnsucht gegen die eigene Person. Er entscheidet sich ganz und gar für seine eigene Person, deren er sich bisher, in den hintersten Reihen der Kämpfenden, nur dumpf bewußt geworden war. Seine eigene Person enthüllt sich ihm plötzliùh als ein Gegenstand von ungeahnter Wichtigkeit, als ein unentdeckter Bezirk, von dessen Schönheit und Vorzügen die übrigen Menschen zu unterrichten jetzt sein gebieterischster Trieb ist. Alles was er tut, denkt und empfindet, erscheint ihm erstaunlich, besonders und in hohem Grade mitteilenswert. Je unbeachteter und dunkler sein Dasei bis nun gewesen, je mehr drängt es ihn, sich in einen Mittelpunkt zu stellen. Wie aber fängt er dieses $ le sahen zu ihm hinauf, aber er wiederholte nur immer: »Es sind noch keine fünf Minuten, da hab ich's poltern gehört ...« -- »Wie hat sie denn nur heraufg'fuynden?« flüsterte jemand hinter Karl. »Aber bitt' Sie,« erwiderte ein anderer, »das Haus ist ihr doch bekannt; da hat sie sich durch die Küche halt herausgetastet, dann hinauf über die Holzstiegen, und dann über die Brüstung hinunter -- is ja net so schwer!« So flüsterte es rings um Karl, aber er kannte nicht einmal die Stimmen, obwohl es sicher lauter Bekannte waren, die redeten; und er wandte sich auch nicht um. Irgendwo in der Nachbarschaft krähte ein Hahn. Karl war es zumut wie in einem Traum. Der Hausmeister stellte die Laterne auf die Umfassung des Brunnens; die Mutter schrie: »Kommt denn nicht bÔald ein Doktor?« Der alte Ladenbauer hob den Kopf der Marie in die Höhe, so daß das Licht der Laterne ihr gerade ins Gesicht schien. Nun sah Karl deutlich, wie die Nasenflügel sich regten, die Lippen zuckten und wie die offenen toten Au gen ihn geradeso ans$ wegen getan.« »Sie wissen,« sagte Deruga, »daß ich von dem Testament meiner Frau keine Ahnung hatte.« »Das heißt, Sie haben es mir gesagt!« berichtigte der Justizrat »Wenn Sie meinen Worten nicht glauben,« rief Deruga außer sich÷, »so spreche ich überhaupt nicht mehr mit Ihnen. Was fällt Ihnen ein, meine Verteidigung zu übernehmen, wenn Sie mich für einen gemeinen Raubmörder halten? Das ist unanständig gehandelt, ebenso unanständig, wie wenn ich meine Frau umgebracht hätte, um sie zu beerben. Und unanständig ist es, unter der Maske des Wohlwollens und der Zuneigung mit mir zu verkehren.« Er war graubleich im Gesicht geworden und hatte unwillkürlich mit der schlanken, braunen Hand den Griff seines MYessers erf‹ßt. »Ja, hören Sie mal,« sagte der Justizrat gutmütig, »wollen Sie mir eigentlich zwischen Käse und Kaffee die Kehle durchschneiden? Sie sind ein rabiater Italiener, und ich sollte mir jedesmal einen Blechpanzer unterschnallen, bevor ich zu Ihnen gehe.« »Bevor Sie mich beleidigen, allerdings,« gab Deruga$ t, dich scheiden zu lassen.« Sie sah ihn mit einem Lächeln an, in dem ein leichter Spott lag, und sagte: »Nein, mein Teurer, du bist viel ôu ritterlich, als daß ich mich vor dir fürchten könnte.« Gleichzeitig winkte sie dem wartenden Schofför, das Auto näher heranzulenken, und entließ ihren Anwalt mit flüchtigem Gruß. Der Staatsanwalt hatte sich beim Verlassen des Saales an =Dr.= Zeunemann gehängt und begleitete ihn unter vorwurfsvollen Reden in sein Zimmer. s sei klar, sonnenklar, sagte er, daß dies Muster -- er meinte Fräulein Schwertfeger -- den Brief besorgt habe. Das Muster habe keine Übung im Lügen. Er wolle gerecht sein, aber gelogen habe sie. Da müsse eingeschritten werden! Oder ob wieder einmal durch die Gunst der Frauen ein Elender der verdienten Strafe entzogen werden solle? Dieser Mensch besitze die Gunst der Frauen, und im Leben wie im Salon hänge ja heutzutage der Mann von der Gunst der Frauen ab. Ob es denn aber nicht zum Himmel schreie, wen auch das Recht durch Weiberlaunen gemacht Der Staatsa$ s ist natürlich,« sagte die Baronin, »daß ich zunächst die meine und die meines Kindes empfinde. Daß eine Mutter ihre Tochter nicht gern einem um so viel älteren Manne Çibt, das versteht sich doch wohl von selbst. Wenn ich trotzdem mich entschlossen habe, Ihnen von dieser Neigung zu sprechen, so geschah es, weil ihre Stärke und unschuldige Zuversicht mich rührten und mir den Glauben erweckten, es könne doch vielleicht -- wie man so sagt -- Gottes Wille sein. Dazu kommt freilich, daß ich mich davor fürchte, das ðKind leiden zu sehen.« »Wirkliches Leiden,« sagte Deruga, »würde ihr die Erfüllung ihres Wunsches bringen. Sie kennt mich nicht. Und auch Sie, Baronin, kennen mich offenbar nicht genügend.« »Die Natur will nicht, daß wir Frauen die Männer ganz kennen,« sagte die Baronin leicht errötend. »Hat sie uns nicht blind gemacht, so müssen wir uns wohl oder übel die Augen verbinden. Aber von Ihnen, gerade von Ihnen glaubte ich, daß es ur von Ihrem Willen abhinge, wenn nicht ein großer, so doch ein sehr guter Men$ e Flussmündung tragen konnte. Mehr die Zeit, als die Tiefe des Wassers, gaben endlich das Zeichen zum Weiterdampfen; als wir uns nach einer scharfen Biegung vor der ungefähr 40 m £reiten Öffnung in der grünen Mauer befanden, sah das aufgewühlte Wasser verdächtig moderfarbig aus. Da es sich aber darum handelte, ob wir hier noch zwölf Stunden warten sollten, oder nicht, wollten wir doch lieber probieren, ob unser Dampfer nichø ebenso gut durch den Moder als durch das Wasser dringen konnte. Mit vollem Dampf wurde die Schraube durch das braune Wasser getrieben, aber gleich darauf fühlten wir den Kiel durch eine teigige Masse gleiten, die Schnelligkeit verminderte sich, und plötzlich befand sich der ganze Vorderteil des Dampfers in einem Wald von Nipapalmen. Zum Glück war dieser unbeabsichtigte Abstecher nicht verhängnisvoll, denn von einem festen Ufer war auch hier keine Rede, so dass das völlig auf die Moderbank geschobene Schiff.œ nach eigenen Drehungen der Schraube in umgekehrter Richtung, bald wieder mitten i$ ntianak hinaus. Die breiten stillen Ströme bieten nur wenig Abwechslung; das Dampfschiff vertreibt Krokodile und Affen, die sich sonst zu zeigen pflegen, und der Waldrand ist zu weit entfernt, als dass man seine Schönheit wirklich geniessen könnte. Jetzt war er nur als schmaler Saum längs der Wasserfläche bemerkbar; auf der vorigen Reise hatte ich aber einen unvergesslichen Eindruck vonö ihm erhalten. Damals machte ich die Fahrt mit einem ausgedienten Regierungsdampfer; infolge der starken Anspannung brach eine Maschinenstange, so dass wir lange liegen bleiben und mit einer kleinen, an Bord befindlichen Schmiede den Bruch zu heilen suchen mussten. Als die Schmiede an Land gebracht wurde, bekam ich, durch den Vergleich mit den am Ufer arbeitenden Menschen, einen Begriff von den riesenhaften DimensionenZ der Urwaldbäume. Für gewöhnlich verliert man in der Beurteilung der Tropennatur gar bald jeden Massstab. Die Landschaftsbilder, die sich auf der weiteren Fahrt vor uns entrollten, hatten vieñl Europäisches an s$ der Wasseroberfläche sichtbar wurden, vielmehr musste man sie aus Uferhöhlen und unter Baumstämmen, die im Bache umherlagen, hervorstöbern, doch gelang es, eine grosse Anzahl aus diesenSchlupfwinkeln aufzuscheuchen. Es ging sehr lebhaft beim Fischen her. Der Fang eines besonders schönen Exemplars erfüllte jeden mit Genugtuung und, wenn ein aufgejagter Fisch mit kräftigen Schlägen zwischen den Fischern hindurchschoss, stürzten alle voll Eifer auf ihn zu, da jeder den ersten Speerwurf tun wollte, selbst auf die Gefahr hin, einen Menschen statt des Fisches zu spiessen. Die Männer beeilten sich, sobald ein Fisch am Haken zappelte, das wütende Tier mit dem schrecklichen Gebiss durch einen kräftßigen Schwertschlag hinter dem Kopfe unschädlich zu machen; auf dem Trocknen wurde der Kopf gänzlich vom Rumpf geschieden und dieser ausgeweidet. Wenn die Fische sehr zahlreich erschienn, wagte man sich, aus Furcht gebissen zu werden, nicht ins Wasser. Dass diese Furcht nicht unbegründet war, bewiesen einige grosse Narben a$ fer aufrollte, gelang es ihm, die Fasern aus einander zu pressen und den Streifen dadurch zu verbreitern. Nach mehrstündiger Arbeit erhielt er einen 4 m langen und 8 dm breiten, dünnen, biegsamen Lappen, aus dem durch Klopfen beinahe alle weicheren Teile entfernt worden waren. Zur Nacht band ihn _Ganilang_ an einen Baumstamm in stark strömendem Wasser, wodurch vollends der Rest der weichen Teile ausgespült wurde; nach dem Trocknen bildete der Bastlappen ein hellbraunes, praktisches Lendentuch. Kleidungsstücke aus guten Bastarten können monatelang getragen werden. Die jüngsten unserer Männer verfolgten inzwischen ganz andere Interessen. Im Gegensatz zu meiner vorigen Reise, wo _Akam Igau_ dafür gesorgt hatte, dass sich hauptsächlich kräftige, kriegstüchtige Männer an unserer Expeditiontbeteiligten, befanden sich diesmal viel jüngere Personen, welche das acht‘zehnte Jahr kaum erreicht hatten,unter unserem Geleite. Ich betrachtete ihre Gegenwart als ein Zeichen von Vertrauen, das man dem Wohlgelingen unserer Unt$ è_, einen Kajanhäuptling _Owat_, dessen Söhne der Reihe nach über die Kajan regierten; der letzte war _Kwing Irang_. _Bo Edo_ hatte aus zweiter Ehe mit einem _panjin_ einen Sohn _Li_, der mit der vornehmsten Ma-Suling Frau verheiratet war. Sein Sohn _Ledju Li_ war in Napo Liu, einer der Niederlassungen der Ma-Suling am Merasè, Häuptling. In Lulu Sirang wiederum ist ein anderer Häuptling mit einer Schwester von _Bo Lea_ verheiratet. Auch u¼ter den Häuptlingen der Pnihing vom Tjehan, dem Serata und von Long 'Kup giebt es verschiedene, die aus dem Geschlechte von _Bo Kulè_ abstammen, so dass sich weitaus die meisen Häuptlinge am Mahakam oberhalb Tepu von derselben Familie herleiten. Diese Familienbeziehungen haben zur Folge, dass bei einigen gross¯en Arbeiten, wie beim Bau von Häusern durch die Häuptlinge, alle Stämme am oberen Mahakam Hilfe leisten, indem sie einen schweren Pfahl aus Eisenholz liefern. Dies geschah auch beim Bau des mächtigen Hauses von _Kwing Irang_. Jede Niederlassung lieh ihre Hilfe, ausser $ stamm, der völlig unschuldig war und so wenig an einen Überfall dachte, dass er sogar eine Gesellschaft Batang-Lupar in seinem Hause beherbergte. Das Haus wurde belagert und einen ganzen Tag lang mit Gewehren beschosen, ohne dass jemand verletzt wurde. Nur ein Malaie wurde bei ihnen dadurch getötet, dass sein Gewehrihm beim Schiessen sprang. Gegen Mittag waren die Batang-Lupar bis unter das Haus gekommen, sie wagten sich aber nicht auf die Galerie hinuf. Da warf sich der geflohene Pnihinghäuptling _Paren_, der sein Haus und einen grossen Teil seines Stammes verloren hatte und sich daher bei den Kajan aufhielt, aus Verzweiflung mitten unter die Angreifer. Da die Kajan ihm nicht beizustehen wagten, machten ihn die Feinde nieder. Der Tod dieses Häuptlings machte auf die Kajan und auch auf eine Schar Long-Glat, die nach oben gezogen war, um Nachrichten zu holen und Hilfe zu leisten, einen gewaltigen Eindruck. Die Batang-Lupar hatten jedoch viele der Ihrigen verloren und zogen sich daher abends auf eine weiter obe$ durchsichtige Wolkenmassen aus dem Murungtal über den Batu Lesong, während nach Osten hin ein bleifarbiger Wolkenschleier jeden Ausblick benahm. Unsere Malaien war'en nur mit Mühe zum weiteren Fällen der Bäume zu bewegen und einige Exemplare blieben bis zur‘Ankunft der Kajan stehen, die im Sattel übernachtet hatten und ausser ihren starken Armen auch gute Beile mitbrachten. Noch am gleichen Tage wurde der Gipfel so weit als nötig frei, aber weder der Abend noch der folgende Morgen gewährten irgend welche Aussicht. Unter diesen Umständen wussten wir nichts Besseres vorzunehmen, als in unsere Klambu zu flüchten. Inzwischen hatten unsere Pflanzensucher mit grossem Erfolg gearbeitet und wollten allmählich den Rückzug antreten, um auchdie Pflanzenwelt weiter unten zu untersuchen. Als Schutz und Hilfe gab ich ihnen einige Malaien mit, bemerkte aber später, dass bis auf zwei alle mitgegangen waren. Zum Glück blieben uns die Kajan übrig, die am vierten Tag alle nach oben kamen, um die letzte Nacht vor unserer Abreis$ keit zu füllen versta¹nden. Zu dem Reichtum von Fig. e stehen die schlichten, strengen Formen von d in scharfem GegensatzI. Hier ist die Symmetrie viel besser durchgeführt. Am Holzmodell ist auch deutlich zu sehen, dass es von einem geübten Künstler herrührt; denn das Relief ist besonders scharf und tief ausgeschnitten. Da alle abgebildeten Figuren _song sepit_ vorstellen, ist es begreiflich, dass die Hauptlinien den gleichen Charakter tragen, doch machen sich bei ihnen, wie bei den Stilisierungen der Feder des Argusfasans, individuelle Verschiedenheiten getend. Für die Knöchel gebrauchen die Long-Glat u.a. stets ein Band, das aus sechzehn 3 mm breiten Linien, welche mit ebenso vielen Streifen von der natürlichen Hautfarbe abwechseln, besteht. Das Band wird _tedak aking_ genannt. Die Füsse werden bei den Frauen dieser Stämme nach Art der Mendalam Kajan tätowiert; nur werden die Streifen stets ganz gefüllt; besondere Figuren werden nicht angebracht. Für die Tätowierung der Rückseite von Puls und Hand verwenden$ ur einige Tage bleiben wollten, suchte man nach Möglichkeit, aus unserer Gegenwart Vorteil zu ziehen; hauptsächlich wurde ich um Arzneien angegangen. Wir fühlten aber wenig Sympathie für unsere neue Umgebung, denn aus einem Kreise primitiver, unverdorbener Bahau gerieten wir hier plötzlich in eine degenerierte Gesellschaft der verschiedensten Stämme vom Barito und Mahakam. Von allen Seiten starrten uns Menschen mit fremden, verdächtigen Gesichtern an, die sich hier zu dem alleinigen Zwecke um den oberhalb der Wasserfälle Ðunbekannten Genüssen, wie Hazardspielen und Hahnenkämpfen um hohen Einsatz und dergl. zu fröhnen, aufhielten. Dabei herrschten hier ständig Streit und Zank, an die wir seit langer Zeit nicht mehr gewöhnt waren. Man hatte uns übrigens oberhalb der Wasserfälle bereits darauf aufmerksam gemacht, dass sich in diesem Zentrum der Buschproduktensucher alles um Spiel und Wetten drehte. Abends, la¾ge nachdem wir uns zur Ruhe begeben hatten, hörten wir noch Würfel rollen und Geld zählen; beim Schein k$ rung herrschenden Sitte durch ein Menschenopfer abzulegen und wollten der adert daher nach Bahauweise durch die Unternehmung einer grossen Reise undÓden Kauf eines alten Kopfes Genüge leisten. Diese Ma-Suling, die durch den Tod des Häuptlings _Obet Dewong_ verhindert gewÞsen waren, mit mir nach der Küste zu reisen (T. I pag. 410), begaben sich aber nach langem Warten, als mein Zug zu den Kenja zu missglücken schien, nach dem Murung, erhandelten dort zwei alte Sklavinnen und töteten diese auf der R_ckreise an der Merasèmündung, um durch Darbringung dieses Opfers die Trauerzeit abschliessen zu können. Sie hatten die Tat gewagt, nachdem ich bereits zum Boh aufgebrochen war. Die Absicht aller Stämme am oberen Mahakam, mich zu den Kenja zu begleiten, war zwar ein willkommener Beweis von ihrem Bestreben, mich zu unterstützen, da aber jeder Mitreisende seine eigenen Interessen verfolgte, verursachte die Beteiligung einer so grossen Personenzahl viele Schwierigkeiten. Eine gemeinsame, wenn auch nur vorläufige Beratun$ worin die Bahau, zu urteilen nach den reinen und sanften Tönen, die sie ihren Flöten zu entlocken wissen, sehr geschickt zu sein scheinen. Fig. c zeigt vier solcher Öffnungen, die beim Spielen mit den Fingern geschlossen und abwechselnd wieder geöffnet werden. Bei der sehr fein ausgearbeiteten Verzierung dieser Flöte hat man diese Öffnungen zu hübschen Motiven zu verwenden verstanden. Bei b sieht man die Untereite einer solchen Flöte, die nur eine und zwar ebenfalls in das Verzierungsmotiv aufgenommene Öffnung trägt. Am oberen Kapuas kommen Flöten mit einem bedsonderen, in den Bambus gefügten Mundstück vor, ungefähr nach Art der europäischen Flöten. Von einer dritten Flötenform, der sogenannten Nasenflöte, gibt Fig. d eine Vorstellung. Auf der Abbildung ist sie kleiner als b und c, aber in Wirklichkeit kommt sie in sehr verschiedenen Grössen, auch in denen der beiden anderen vor. Für diese Flöt‰ wird die gleiche Bambusart wie für die vorigen gewählt, nur gebraucht man ein Internodium mit einem Knoten. Das Mi$ aar _walang bahi-u_ f als Stütze. Dieses sind Balken, die senkrecht zu den _djapi_ d und e liegen und die vorderste Reihe Pfähle mit der mittleren und diese mit der hintersten verbinden. Siüe haben einen dreieckigen Querschnitt, ihre Basis ist nach oben gekehrt und sie greifen mit einer groben, tiefen Einkerbung in die _djapi_ hinein (Taf. 30). Die _walang bahi-u_ ragen mit ihren geschnitzten Enden weit über die Reihe Pfähle a_2_ und a_4_ hinaus (Taf. 29). Auf der mittleren Reihe Pfähle a_3_ liegen diese Balken zu je zwei mit ihren inneren Enden aneinander, während ihre Aussenenden das Dach tragen. Mittelst der _djapi_ und _walang bahi-u_ werden also die 3 Reihen grosser Pfähle a_2_, a_3_, und _4_, wenn auch nicht unverrückbar, so Ëoch zu einem festen Gerüst miteinander verbunden. Die Konstruktion des Dachs (_hapo_) von _Kwing Irangs_ Haus tritt am deutlichsten auf Tafel 30 hervor. Etwas seitlich von der mittelsten Pfahlreihe a_3_, parallel der Breite des Hauses, werden auf die inneren Enden Zder 34 _walang b$ it de Häuptlingen diskutierte. _Kwing Irang_ sprach, wie gewöhnlich, selbst nur wenig und überliess das Wort hauptsächlich _Bo Ibau_, der, in die Enge getrieben, den Vorschlag machte, erst _Bang Jok_, als Herrn des Boh-Gebietes, nach seiner Meinung über das Unternehmen zu fragen und darauf zu dringen, dass er als Zeichen seiner Zustimmung ein bemanntes Boot mit nach Apu Kajan sende. Man müsse aber, sagte _Bo Ibau_, mit einer öffentlichen Besprechung bis zur Rückkehr _Lawings_, des jüngeren Brude¯rs von _Bang Jok_, warten. Die Häuptlinge untereinander schienen jedoch nicht so lange warten zu müssen, wenigstenshörte ich nachts, als ich in meinem Klambu wach lag, in _Bang Joks_ _amin_ eine aussergewöhnlich lebhafte Diskussion, bei der ich nicht nur _Bo Ibaus_ und _Ibau Adjangs_ Stimmen, sondern auch die verschiedener Frauen zu erkennen glaubte. Am folgenden Morgen erzählten meine Malaien, dass in der Tat eine grosse Zusammenkunft von Long-Glat-Häuptlingen stattgefunden, an der auch viele Bewohner aus der _amin_ $ unseres dreimonatlichen Aufenthaltes in diesem Waldlager immer wieder ein Boot aus, das abwechselnd ober- und unterhalb der Wasserfälle Reis und andere Nahrungsmittel für uns einkaufen musste. Meine Malaien schienen sich, nachdem die ersten Nächte ohne Überfälle verflossen waren, in dieser Waldeseinsamkeit bald heimisch zu fühlen und wurden, getrieben durch Mageninteressen, bald erfinderisch im Ausdenken von allerhand listigen Methoden des Fischfangs. Auch meine zwei- und vierfüssigen Jäger liessen sich dazu verleiten, in diese beinahe unberührten Wälder tiefer einzudringen, als wünschenswert war. _Abdul_ und _Delahit_ verirrten sich sogar einmal und liessen uns eine Nacht in grosser Angst verbringen, als sie weder zurückkehrten noch auf unsere Gewehrscüsse ‹ntworteten. Den folgenden Morgen früh stellten sie sich wieder bei uns ein und behaupteten, es sei zur Rückkehr zu dunkel geworden und auf unsere Schüsse hätten sie nicht zu antwortMn gewagt, aus Furcht, ihre Anwesenheit etwaigen in der Nähe befindlichen $ man seinen Durst löschte. Fanden die Kenja an den Ufern einige Böte, die besser waren als die ihrigen, so luden sie unser Gepäck in jene über und fuhren weiter, ohne die betreffenden Besitzer von ihrem Tun zu benachrichtigen. Diese eigentümliche Handlungsweise ist bei den Kenja ganz allgemein im Schwang; da sie sich nicht vorstellen können, dass weit entfernt wohnende Stämme anderen Rechtsbegriffen huldigen, folgen sie ihrer Sitte auch auf den Feldern der Bahau am Mahakam und anderswo und sind dort deshalb verhasst und gefürchtet. Da unterwegs auch noch gekocht wurde, erreichten wir erst um 3 Uhr unsere Abfahrtstelle oberhalb der =Djemhangmündung, von wo wir, froh wieder nach Hause zu kommen, nur noch ein Stück über Land zurückzulegen hatten. In Tanah Putih fand‡ich, unser ganzes Hab und Gut uverletzt wieder vor. Die Bewohner sehnten sich bereits nach meiner Rückkehr, da einige Kranken meiner Hilfe dringend bedurften. Diese dienten mir als Vorwand, um einige Männer aus Long Nawang, die mich um Kleider baten, $ bisher hatte ich es noch nicht über mich gewinnen können, ihm davon zu berichten, sondern als Ursache meiner Flucht einen gleichgütigen Zank angegeben. Mit Feinheit und Geschicklichkeit wußte er mir endlich das Verschwiegene zu entlocken, und nun drehten sich viele unserer nächtlichen Unterhaltungen um dieses eine Thema. Der an sich unbedeutende Vorfall führte uns ins Allgemeine und Schicksalhafte und wieder zurück ins begrenzt Persönliche meiner Existenz; nachdem wir solcher Art viele Wege miteinander gegangen waren, öffnete sich plötzlich ein Abgrund zwischen uns. Ich gestand ihm, was hch nicht verwinden konnte, was zu erkennen und zu benennen ich bisher auch von mir abgewendet hatte: ich fühlte mich als Mitglied einer Nation, gleichgeordnet als Mensch, gleichberechtigt als Bürger; da mich aber ein Beliebiger ohne z&ureichenden Grund, und ohne daß es möglich war, ihn dafür zur Verantwortung zu ziehen, als untergeordnetes Wesen behandeln dürfte, so beruhe entweder mein Gefühl auf einem Irrtum, oder die Übere$ in angstvoller Geist kann weder lehren noch formen. Der Zuschauerirrtum, der dem Elend zeugende Macht zuschreibt, entsteht daher, weil die zahllosen im Elend Versunkenen keinen Einwand gegen dieses freche Luxusdiktat erheben können. Entkommt einer der GefÃôahr, so darf er die Gefahr preisen; der Gesicherte bescheide sich, selbst wenn er die rühmt, die für ihn ihre Haut zu Markte tragen. Am Rand der Gesellschaft stehend, haarbreit neben dem Abgrund, galt ihr meine Sehnsucht. Das Verlangen, von ihr aufgenommen und anerkannt zu werden, als Gleicher unter Gleichen, überwog jedes andere. Die Frage, ob Jude oder Deutscher, war zunächst unwichtig geworden gegen die, wie ich zu den Menschen kommen konnte. Mir ahnte manchmal, als sei ich im Begriff, das abzuzahlen, was am Judentum als Schuld und Odium hing, ich für meinen Teil, und als werde das irgendwie augenscheinlich und beweisbar werden. Es trat eine Reihe von Zufällen ein, von Frist zu Frist, die meiner materiellen Engnis kein /nde bereiteten, wohl aber der nach$ es war damals sein Lieblingsschriftsteller. Durch das wiederholte Lesen des "Don Quixote" kam ihm die Idee, neach jenem Muster die herrschenden Modethorheiten zu verspotten, und besonders dem Aberglauben einen tödtlichen Stoß zu versetzen. Eine seiner wichtigen literarischen Arbeiten war die von ihm unternommene Uebersetzung Shakspeares. Sie erschien in den Jahren 1762-1768 zu Zürich in acht Octavbänden. Schon während seines dortigen Aufenthalts hatte Wieland den großen brittischen Dichter näher kennen gelernt. Die Bibliothek des Grafen Stadion in WarthaØsen bot ihm die Hülfsmittel dar, jenen Dichter auch in Deutschland, wo man ihn bisher noch wenig kannte, durch eine Uebersetzung einzuführen. Es war ein kühnes Unternehmen, desêen Wichtigkeit er wohl nicht ganz erwogen haben mochte, als er nach seinen Aeußerungen in der Vorrede zu seiner Uebersetzung "jene Arbeit mitten unter allen Arten von Geschäften und Zerstreuungen fortsetzen zu können glaubte." Für Wielands Geist war diese Beschäftigung von dem günstigs$ als Werkzeuge seiner eignen Wiedervereinigung mit Titania gründete, würde dieser Geisterfürst keine Ursache gehabt haben, einen so innigen Antheil an ihrem Schicksal zu nehmen. Aus dieser, auf wechselseitige Unentbehrlichkeit gegründeten Verwebung ihres verschiedenen Interesses entsteht aeine Art von Einheit, die meines Erachtens das Verdienst der Neuheit hat, und deren gute Wirkung der Leser durch sein eigene Theilnahme an den sämmtlichen handelnden Personen zu stark fühlt, als daß sie ihm irgend ein Kunstrichter wegdisputiren könnte." In seinem "Oberon", der sich dadurch von Wielands bisherigen Gedichten unterschied, daß durchaus keine Spur von satyrischer Tendenz darin zu entdecken war, hatte er alle Elemente des Romantischen zu vereinigen gesucht, Schwärmerei im Heroismus, in der Liebe und der Religion. "Es scheint", schrieb er, "einer der feinsten Kunstgriffe in Gedichten romantischer Gattung, daß man die Genien uÕnd Feen als Wesen einer höhern Ordnung und Bürger einer andern Welt ein;führt, deren Natur,$ ial-Hôtel in Lavaletta abgestiegen, mussten wir nun freilich in Malta längere Zeit bleibeœn, als wir, wenn es nach unserem Wunsche gegangen wäre, beabsichtigt hatten; aber it Malta hat der regelmässige Verkehr ein Ende, wenigstens wenn man nach Tripolis will, und man muss sich den Launen der türkischen Dampfschiffs-Eigenthümer, sowie dem Wetter fügen. Indess kann man die Zeit in Lavalletta und Malta recht gut hinbringen. Freilich bietet die Stadt für einen Nichtmilitair des Interessanten nicht viel. Das Palais des Gouverneurs, ehemals das des Grosàmeisters der Johanniter, die Johanniskirche, einige Palläste der ehemaligen Zungen, besonders das castilianische Hôtel, einige hübsche Promenaden, zwei Bibliotheken, endlich Oper und einige Clubs gewähren wohl für einige Tage dem Fremden Unterhaltung, wer aber all dies von früher her schon kennt, und ich war nun schon verschiedene Male in Lavalletta gewesen, der sehnt sich nach etwas Anderem. Dazu kömmt nun noch, dass an keinem Orte von Europa die Familien so abgesc$ rathen, oder glaubte die Gefahren in den Gegenden, die sie vor hatte zu bereisen, geringer als sie in der That sind. Armes Mädchen, alle liebten sie in Tripolis; Christen, Juden und Mohammedanern war sie in der kurzen Zeit ihres dortigen Aufenthaltes eine Freundin geworden, sie¡ schied wie so viele vor ihr frohen Herzens und mit kühnem Muthe, und wie so viele vor ihr, sollte sie Tripolis nie wiedersehen. Jetzt bleichen ihre Gebeine mit denen ihrer einzigen beiden treuen Diener im weissen Sande von Fesan, nicht alleine, schon zwei Christen wurden vor langen Jahren auch dort begraben. Friede sei ihrer aller Asche. * * * * * Leptis magna. Tripolis liegt ganz ausser dem Verkehre, die regelmäsigen Dampfer, welche das ferne Alexandria und das noch weitere Constantinopel täglich mit Triest und Marseille erbinden, berühren Tripolis nie. Von den drei hauptsächlichen Linien, ohne die vielen Privatdampfer zu nennen, der Messagerie Imperiale, dem österreichischen Lloyd und der Peninsular an$ nze, wenn sie nur _einzeln_ vorhanden ist. Der Boden selbst ist gypsig und kalkig. Ganz in der Nähe befindet sich ein ausgedehntes Salzlager, Gart el milha genannt, wo ein Sebcha von einer Salzkruste bedeckt ist, welche manchmal 3-4" Dicke hat. Es ist wahrscheinlich von dieser Oertlichkeit, von wo im Alterthume das hochberühmte amãonische Salz gewonnen wurde, welches die Priester des Ammon-Tempels als besonders weiss und gut hochstehenden Persönlichkeiten zum Geschenke machten, und womit sie nebenbei Handel trieben. Verfolgt man nun weiter die Oase nach Osten[26], so kommt man unmittelbar darauf in reichere Vegetation: Domrahn, Had, Alanda und später einzelne Palmbüsche. Ebenso wird die Gegend reicher an Fossilien, SeesteQrne, Pectineen, Ostreen bedecken manchmal den Boden so dicht, als ob man sie absichtlich hergeschüttet hätte. Der Boden ist sehr abwechselnd, Sand, Sebcha, Kalk, Kies wechselt mit einander, aber überall ist Vegetation. Man erreicht dann die Oase FarYdga, d.h. einen circa 4 Stunden langen, ½ $ Erdboden antreffen kann. Seit Jahrtausenden muss dies der gemeinsame Beerdigungsplatz der Bewohner der Oase gewesen sein. Hunderte von Gewölben, Löchern, Katakomben und Gräbern machen aus dem ganzen aus Kalkstein bestehenden Berg ein wahres Labyrinth, und es giebt darin Gewölbe, welche zur Aufahme von hundert und mehr Todten hergerichtet waren. Spitz nach oben zulaufend, ist der Berg so durchlöchert, dass er einem Zellenbau gleicht. Hunderte, Tausende von zerrissenen Gerippen, ganze Haufen von Schädeln, oft noch gut eingewickelte Mumienglieder liegen am Fusse des Berges umher. Da ist auch kein Grab, welches nicht durchsucht, kein Gerippe, welches nicht auseinander gerissen worden wäre, um möglicherweise Ringe oder Schmucksachen an demslben zu entdecken. Ja, einige Gräber hatten offenbar in späteren Zeiten schon zu Wohnungen dienen müssen, russige Wände, Topfscherben und Feuerstellen zeigten es deutlich. An der südöstlichen Bergkante wohnen noch jetzt einige arme Familien in den Todtengemächern, meine ¯egleite$ ls habe er tief geschlafen. Er drehte den Kopf herüber, hielt einen Augenblick die Hand über die Augen und sagte mit Lächeln: »Eia, da ist ja die Frau Meisterin! Und hat mir einen Kaffee gebracht! Ein guter, warmer Kaffee, das ist gerade das, wovon ich in diesem Augenblick geträumt habe. Also schönen Dank, Frau Rothfuß! Was isÅt es denn auch für Zeit?« »Viere,« sagte sie schnell. »Jetzt trinken Sie nur, solang er warm ist, nachher hol ich das Geschirr dann wieder.« Damit lief sie hinaus, als habe sie keine Minute übrig. Knulp sah ihr nach und hörte zu, wie sie in Eile die Treppe hinab verschwand. Er machte nachdenkliche Augen und schüttelte mehrmals den Kopf, dann stieß er einen leisen, vogelartigen Pfiff aus und wendete sich zu seinem Eine Stunde nach dem DunkelwerdLn aber wurde es ihm langweilig, er fühlte sich wohl und prächtig ausgeruht und hatte Lust, wieder ein wenig unter Leute zu komme. Behaglich stand er auf und zog sich an, schlich in der tiefen Dämmerung leise wie ein Marder die Treppe hinab und sc$ die Meisterin noch auf und wartete auf ihn. Er spuckte ärgerlich aus und wäre beinahe davongelaufen, gleich jetzt in die Nacht hinein. Aber er war müde, und es würde regnen, und dem Weißgerber wollte er das auch nicht antun, und außerdem spürte er auf diesen Abend hin noch Lust zu einem bescheidenen Schabernack. So fischte er denn den Schlüssel aus seinem Versteck heraus, schloß vorsichtig wie ein Dieb die Haustüre auf, zog sie hinter sich zu, schloß mit zusammengepreßten ippen geräuschlos ab und versorgte den Schlüssel sorgfältig aVm alten Platz. Dann stieg er auf Socken, die Schuhe in der Hand, die Stiege hinauf, sah Licht durch eine Ritze der angelehnten Stubentür und hörte die beim langen Warten eingeschlafene Meisterin drinnen auf dem Kanapee tief in langen Zügen atmen. Darauf stieg er unhörbar in seine Kammer hinauf, schloß sie von innen fest ab und ging ins Bett. Aber morgen, das war beschlossen, wurde abgereist. Meine Erinnerung an Knulp Es war noch mitten in der fröhlichen Jugendzeit, und Knulp wr n$ chaftliche Bewegung war furchtbar. Gerade in diesem gefährlichsten Momente erschien ein Zug, der sich gewiß schon weit hinweggewünscht hatte. Ohne sonderliche Bedeckung zeigte sich ein wohlgebildeter Mann zu Pferde, dessen Uniform nicht gerade einen Militär ankündigte, an seiner Seite ritt in Mannskleidern ein wohlgebautes und sehr schönes Frauenzimmer, hinteÞ ihnen folgten einige vierzpännige Wagen mit Kisten und Kasten bepackt; die Stille war ahndungsvoll. Auf einmal rauscht' es im Volke und rief: "Haltet ihn an! Schlagt ihn tot! Das ist der Spitzbube von Architekten, der erst die Domdechanei geplündert und nachher selbst angezündet hat!" es kam auf einen einzigen entsch~lossenen Menschen an, und es war geschehen. Ohne Weiteres zu überlegen, als daß der Burgfriede vor des Herzogs Quartier nicht zuletzt werden dürfe, mit dem blitzschnellen Gedanken, was der Fürst und General bei seiner Nachhausekunft sagen würde, wenn eŽ über die Trümmer einer solchen Selbsthülfe kaum seine Tür erreichen könnte, sprang ich h$ deutete man auf einen geringeren als zuverlässig, wo wir uns denn auch freundlich aufgenommen und leidlich bewirtet sahen. Nun saßen wir alte Kriegs- und Garnisons-kameraden traulich und froh wieder neben und gegen einander; es waren die Offiziere des Regiments, vereint mit des Herzogs Hof-, Haus- und Kanzleigenossen; man unterhielt sich von dem Nächstvergangenen, wie bedeutend und bewegt es Anfang Mais in Aschersleben gewesen, als die Regimenter sich marschfertig zu hal^en Order bekommen, der Herzog von Braunschweig und mehrere ho&he Personen daselbst Besuch abgestattet, wobei des Marquis von Bouillé als eines bedeutenden und in die Operationen kräftig eingreifenden Fremden zu erwähen nicht vergessen wurde. Sobald dem horchenden Gastwirt dieser Name zu Ohren kam, erkundigte er sich eifrigst, ob wir den Herren kennten? Die meisten durften es bejahen, wobei er denn viel Respekt bewies und große Hoffnung auf die Mitwirkung dieses würdigen, tätigen Mannes aussprach, ja es wollte scheinen, als wenn wir von diese$ Mal, ~wo ich bemerkte, dass man, um der Unbequemlichkeit auszuweichen, die Gefahr nicht scheue. Den 21. September waren die wechselseitigen Grüße der Erwachenden keineswegs heiter und froh, denn man ward sich in einer beschämenden, hoffnungslosen Lage gewahr. Am Rand eines ungeheuren Amphitheaters fanden wir uns aufgestellt, wo jenseits auf Höhen, deren Fuß durch Flüsse, Teiche, Bäche, Moräste gesichert war, der Feind einen kaum übersehbaren Halbzirkel bildete. Diesseits standen wir, völlig wie gestern, um zehntausend Kanonenkugeln leichter, aber ebenso wenig situiert zum AngrifO; man blickte in eine weit ausgebreitete Arena hinunter, wo sich zwischen Dorfhütten undîGräten die beiderseitigen Husaren herumtrieben und mit Spiegelgefecht bald vor-, bald rückwärts, eine Stunde nach der andern, die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu fesseln wussten. Aber aus all dem Hin- und Hersprengen, dem Hin- und Widerpuffen ergab sich zuletzt kein Resultat, als dass einer der Unsrigen, der sich zu kühn zwischen die Hecken gewag$ ewordene Zugemüse, sowie das Fleisch, und jedermann hätte sich an dieser einfachen Kochkunst begnügen können. Wir fragten teilnehmend nach ihren Zuständen: sie hatten schon das vorige Mal, als wir solange bei Landres gestanden, sehr viel gelitten und fürchteten, kaum hergestellt, von einer feindlichen zurückziehenden Armee nunmehr den völligen Untgergang. Wir bezeigten uns teilnehmend und freundlich, trösteten sie, dass es nicht lange dauern werde, da wir, außer der Arrieregarde, die letzten seien, und gaben ihnen Rat und Regel, wie sie sich gegen Nachzügler zu verhalten hätten. Bei immer wechselnden Sturm und Regengüssen brachten wir den Tag meist unter Dach und am Feer zu, das Vergangene in Gedanken zurückrufend, das Nächstbevorstehende nicht ohne Sorge beden^kend. Seit Grandpré hatte ich weder Wagen noch Koffer noch Bedienten wieder gesehen, Hoffnung und Sorge wechselten deshalb augenblicklich ab. Die Nacht war herangekommen, die Kinder sollten zu Bett gehen; sie näherten sich Vater und Mutter ehrfurchtsvo$ verschieden: jeder brachte ein#n hohen Begriff von sich selbst zur Gesellschaft, und man ließ sich eine wechselseitige Verehrung und Schonung gern Das Talent befestigte seinen erworbenen Besitz einer allgemeinen Achtung, durch gesellige Verbindungen wusste man sich zu hegenund zu fördern, die errungenen Vorteile wurden nicht mehr durch einzelne,P sondern durch die übereinstimmende Mehrheit erhalten. Dass hierbei eine Art Absichtlichkeit durchwalten musste, lag in der Sache; so gut wie andere Weltkinder verstanden sie, eine gewisse Kunst in ihre Verhältnisse zu legen: man verzieh sich die Eigenheiten, eine Empfindlichkeit heilt der andern die Wage, und die wechselseitigen Missverständnisse blieben lange verborgen. Zwischen diesem allen hatte ich einen wunderlichen Stand: mein Talent gab mir einen ehrenvollen Platz in der Gesellschaft, aber meine heftige Leidenschaft für das, was ich als wahr und naturgemäß erkannte, erlaubte sich manche gehässige Ungezogenheit gegen irgendein scheinbar falsches Streben; wesweg$ n Herrn doch besser zu kennen, als sie zugeben wollte? Und weshalb behandelte sie ihn so von oben herab? Wilms seufzte tief auf. Nein, das war nicht die Person, die er brauchte, damit sie Else pflegen und ihm selbst in der Wirtschaft helfen sollte. Sein erster instinktiver Widerwille war berechtigt gewesen. Wie sie jetzt neben ihm saß, die schlanke Figur e n wenig vornüber geneigt, die großen, braunen Augen durstig in die sonnige Ferne gerichtet, die LipMen geöffnet, als tränke sie die einströmende Luft, so war sie ihm ein zu feines, ein zu fremdes Wesen. »Mein Gott, was wird Else dazu agen?« dachte er bekümmert. »Und was sie für einen Hut trägt, was für Handschuhe?« Heftig schlug er auf die Pferde ein, wie einer, der etwas Unangenehmes rasch zu Ende bringen will, und im scharfen Trab rollte das Gefährt dahin, ohne daß Hedwig das eingetretene Stillschweigen unterbrochen Nur einmal fragte sie beinahe gleichgültig, immer die Augen in die Weite gerichtet: »Ist Else noch so hübsch, wie sie war?« Wilms biß sich au$ damals wehrlos Ihre Brust flog. O! wenn doch jetzt jemand in das einsame Zimmer treten, oder wenn sie Mut genug besitzen möchte, den Bedränger zur Seite zu werfen. Aber nichts regte sich. Und er hatte die Verwegeheit, seine Augen mit dem heißen Ausdruck des künftigen, sicheren Besitzes in die ihren zu tauchen, ein Verführer, der seiner erprobten Macht sicher ist, und jetzt setzte er langsam dasN Licht aus der Hand. Hedwig staunte ihn an. »Was nun wohl folgen wird?« dachte sie dumpf. Aber da -- Gott sei Dank, sie hatte es ja erwartet, da ging endlich, endlich die Tür, Wilms große Gestalt stand plötzlich neben den beiden, und mit warmer Dankbarkeit hörte das Mädchen, wie ihr Schwager nach einer unangenehmen Pause unsicher und gepreßt zu dem Grafe sagte, er wolle mit ihm ein paar Worte ungestört über die Pachtverhältnisse sprechen. Der junge Herr solle es nicht übel nehmen. -- Gott sei Dank, diese entsetzliche Minute war vorüber. Von da an geschah alles in wilder Hast. Jeder von den drei Menschen in der frostig$ nst. Da schlich der alte Krischwn, der zahnlose, taube Greis, ins Zimmer, legte mit seiner zitternden Hand ein Zeitungsblatt auf den Tisch, und entfernte sich wortlos, wie er erschienen war. Seit Hedwig auf dem Pachthof weilte, wurde ihr aus der Stadt eine Zeitung nachgesandt; und eilfertig erhob sich das Mädchen deshalb, um die Lampe zu entzünden und einen Blick in das Blatt werfen zu können. »Hedwig,« rief die Kranke mit zitternder Stimme dazwischen, als das Mädchen bereits ruhig ein paar Minuten im Schein der Lampe die Tagesereignisse verfolgt hatte. Dabei war der Leserin allerdings entgangen, wie ihre Schwester keinen Blck von ihr verwandt hatte, obgleich sie sich erregt hin und her warf. »Willst du jetzt schon deine Medizin nehmen?« fragte die Gerufene willig, indem sie die Zeitung hinlegte. »Nein, mein Kind, noch nicht -- ich möchte, -- setze dich doch her zu mir ans Bett, -- -- Wenn ich nun doch in das Bad soll, dann werden wir ja nicht mehr lange so sitzen.« Schweigendfolgte Hedwig dem Wunsch der Schw$ ach Hause.« »Ja, wir wollen nach Hause, Heting,« brachte er bestürzt heraus, »komm', ich heb' dich in den Schlitten.« Und während er das Mädchen in das wieder aufgerichtete Gefährt niederließ, befühlte und betastete er sie ängstlich, ob sie auch keinen Schaden genommen hätte. »Heting, sag' mir bloß, wo bist du denn gewesen?« Allein sie saß wie erstarrt. »Frag' mich jetzt nicht -- ich will nach Haus.« »Wie du willst, dann will ich dich jetzt auch nicht fragen,« gab er sofort nach. »Aber nicht wahr, Heting, dir fehlt doch nichts?« Sie schüttelte den Kopf. »Dann kommt es bloß vom Schreck,« tröstete er sich und sie. Er nahm neben ihr Platz, ergriff die Zügel, und der gebändigte Braune begann folgsam im Trabe zu laufen. Kein Wort wurde mehr zwischen den beiden gewechselt. Gedankenlos saß Hedwig neben dem Pächter und hörte auf das Läuten der G¬öckchen. Nur einmal stieg ihr schwache Verwunderung auf, warum jetzt das Tier jeder BewTegung des Lenkers folge, das vorher so wild gewesen. Verstohlen+blickte sie auf den Ma$ mäßig aufgestellten Handlungen rein moralisch, seyn müssen; daß sie nicht etwa zweideutige, oder wohl gar offenbar schlechte Handlungen als gute rühmen, und Leute, die dergleichen verrichtet haben, als Muster anpreisen dürfe, folgt aus dem Zwecke der Offenbarung. _Jede Offenbarung, die dieses thut, widerspricht dem Moralgesetze, und dem Begriffe von Gott, und kann folglich nicht göttlichen Ursprungs seyn._ Eine Offenbarung hat die Vernunftideen, Freiheit, Gott, Unsterblichkeit darzustellen. -- Daß der Mensch frei sey, lehrt jeden unmittelbar sein Selbstbewuußtseyn und er zweifelt um so weniger daran, je weniger er durch Vernünfteln sein natürliches Gefühl verfälscht h²at. Die Möglichkeit aller Religion, und aller Offenbarung, setzt die Freiheit voraus. Die Darstellung dieser Idee für die sinnlich bedingte Vernunft ist also kein Geschäft für eine Offenbarung: und mit Auflösung der dialektischen Scheingründe dagegen hat keine Offenbarung es zu thun, als welche nicht vernünftelt, ësondern gebietet, und sich nich$ auf ungeheure Summen, wenn auch mit großer Vorsicht. Wenn die Transmutationen nach seinen Angaben versucht wurden und Aufsehen erregten, war er immer schon weit entfernt und durch Namenwechsel unerreichbarÉ geworden. Er kehrte nicht leicht dahin zurück, wo er schon gewesen, oder doch in ganz veränderter Gestalt. Dieser Unbekannte, welcher Golsamen ausstreute, bezeichnßte sich, wenn man nach Pässen und dergleichen fragte, als einen griechischen Bettelmönch und nannte sich Laskaris; er wollte Archimandrit eines Klosters auf der Insel Mytilene sein und führte als solcher auch ein Beglaubigungsschreiben des Patriarchen von Konstantinopel mit sich. Da er das Griechische vollendet sprach und sich auch sonst keine Blöße gab, wurde seinen Angaben geglaubt, und man war sogar geneigt, ihn für einen Abkömmling der kaiserlichen Familie Laskaris zu halten. Er sammelte Almosen zur Loskaufung von Christen, die in türkische Gefangenschaft geraten waren, allein man wollte bemerkt haben, daß er weit mehr an die Armen verschenk$ er Kaiser sagte, daß sich ihm der Landgraf auf Gnade und Ungnade ergeben habe; es sei weder Rede noch Schrift davon gewesen, daß man ihn mit »einiger« Gefangenscaft verschonen wolle, nur mit »ewiger« Gefangenschaft habe man ihn verschonen wollen. Und so fand sich auch die Fassung in der Notel, die die Kurfürsten am Morgen unterschrieben hatten, ohne sie näher zu Diese spanische Arglist brachte eine große Wandlug in dem Herzen Moritzens hervor. Er sah jetzt wohl, daß der Kaiser Karl darauf ausging, Deutschland spanisch zu machen, aus dem von Schatzungen und fremdem Kriegsvolk erdrückten¾ Reich alles Wasser auf eine Mühle zu leiten, und da erwachte in ihm der Deutsche. Ohne seinen kühn verborgenen und kühn ausgeführten Widerstand wäre die spätere freie Entwicklung Norddeutschlands unmöglich gewesen, und wenn heute nicht ganz Deutschland ein österreichisches Gesicht zeigt, so ist es vielleicht im letzten Grunde der Verwechslung jener Wörtchen »einig« und »ewig« zu danken. Zunächst freilich mußte Moritz warten. E$ erlich, er verstieß sie, und sie brachte ihn um Ehre und Vermögen. Es entspann sich ein skandalöser Prozeß, worin beide Teile Schriften gegeneinander veröffentlichten, und seine sämtlichen Habseligkeiten, die er nach Basel geschickt hatte, wurden mit Beschlag belegt und der Frau zugesprochen. Darauf entstand in der Mark eine große Hetze gegen ihn, er wurde als Zauberer, Atheist und Wucherer gebrandmark, ein Professor in Greifswalde predigte öffentlich gegen ihn, warnte die Gemeinden und erachtete ihn des Kirchenbanns für würdig. Er verließ Berlin, wurde katholisch, ging nach Rom und begab sich unter den Schutz des Papstes. Beim Kardinal Ferdinand von Medici, bei dem er speiste, verwandelte er einen eisernen Nagel in Gold. Nach der Tafel stellte der Kardinal darüber ein Zeugnis aus, das man lange Zeit nebst dem Nagel als große Merkwürdigkeit den Fremden in Florenz zeigte. Es fand sich aber später, daß das Wunder durch einen Betrug zustande gekommen war. Thurneyßer lebte ein paar Monþte dann in BeÉvedere, wande$ ischen Hauses zu dem Beschluß, den Kaiser abzusetzen, und der Urheber dieser Maßregel war Clesel, der Bischof von Wien und Neustadt.Im Juni 1608 mußte Rudolf an seinen Bruder Mathias die Krone Ungarns und die Laånde Österreich und Mähren gegen ein Jahrgeld gänzlich abtreten, und trotz seines leidenschaftlichen Widerstandes wurde er gezwungen, den berühmten Majestätsbrief auszustellen, durch den er den böhmischen Herren unbedingte Glaubensfreiheit sicherte. Nur das tiefe Zerwürfnis mit Mathias drängte ihm den Majestätsbrief ab, die Scharteke, wie Kaiser Ferdinand später die Urkunde verächtlich betitelte, als er sie nach der Schlacht am Weißen Berg verbrannte. Aber eines glaubte sich Rudolf dadurch gesichert zu haben: als böhmische Majestät in dem teuren Prag ruhig sterben zu können. Es war ein Irrtum. Er wurde in seinem Schloß so eng bewacht, daß ihm nicht einmal verstattet war, in den Garten zu gehen und Luft zu schöpfen. Einmal, als der römische Kaiser aus de Tor treten wollte, schlug die Wache das Gewehr au$ en wahrscheinlich viele Kinder, von denen vier Söhne bekannt geworden sind, die sein wildes Blut erbten. Don Carlos d'Austria diente dem Kaiser Ferdinand im Dreißigjährigen Krieg, wurde aLber in einer Vorstadt von Wien bei einem Auflauf um eine öffentliche Dirne, in den er sich mutwillig gemischt hatte, unerkannt erschlagen. Zwei andere führten ein anonymes Dasein, der vierte jedoch, Don Cesare d'Austria, hatte an einem Edelfräulein Gewalt geübt und sie dann aus dem Weg geräumt. Der Kaiser, sein Vater, ließ ihm in einem Æwarmen Bade die Adern öffnen. Hochzeit Fräulein Reginens, Herrin von Tschernembel, mit Herrn Reichard Strein, Freiherrn zu Schwarzenau, am 24. September 1581 Als Herr Reichard Strein mit zweiundzwanzig Kutschen, in denen seine nächsten Befreundeten gesessen, beim Grafen Ortenburg angekommen war, ließ er durch diesen bei Herrn von Tschernembel um die Hand seiner Tochter Regina werben. Um größere Unkosten zu verhüten und auf seine ansehnlichen Befreundeten weisend, begehrte Herr Strein, daß nac$ aates; und den Staat regierte er nach seiner eigentümlichen Weise mit Gewalt, um ihn zu beglücken. Dabei war er gewissenhaft; einmal hatte er in Stettin einen Beamten durch den Henker prügeln la÷ssen, kurz darauf stellte sich die Unschuld des Mannes heraus, d„a ließ er ihn an seiner Tafel speisen, um ihm eine öffentliche Genugtuung zu geben. Er glaubte, immer gerecht zu handeln, doch handelte er nur in dem ge¯recht, was er selbst für Recht erkannte. Er war religiös, aber nur in dem, was er bei sich selbst als Religion gelten ließ; es war eine Religion ganz nach eigenem Rezept. Bisweilen war er ernstlich gesonnen, abzudanken, weil er glaubte, seine Pflicht nicht gehörig erfüllen zu können. Er hielt sich in der genauen Bedeutung des Wortes für einen Knecht Gottes. So wenig er das Alte Testament achtete, seine Gesetze waren wie die des Alten Testaments. Aus königlicher Machtvollkommenheit kassierte und annullierte er die Urteile der Richter und verschärfte sie weit öfter als er sie milderte. Da galt kein Ansehen$ kam, und gab ihren Senf mit drein. Auch diesres Mal schimpfte und maulte sie, bis Nettelbeck die Galle überlief und er dem unverschämten Weibsbild die Meinung sagte, wodurch er aber den Obersten nur noh mehr gegen sich in Zorn setzte. Um den Magistrat und seine`Anstalten stand es auch kläglich, der Untergang der Stadt schien nicht aufzuhalten, und so entschloß sich Nettelbeck, der winterlichen Jahreszeit zum Trotz, den König selbst in Königsberg oder in Memel aufzusuchen und ihm Kolbergs Lage und Not vorzustellen. Da traf aber der Kriegsrat Wissening von Treptow in Kolberg ein, ein Mann, der Kopf und Herz auf dem rechten Fleck hatte. Der machte sich gegen Nettelbeck erbötig, selber zum König zu gehen und sein möglichstes zu tun, um den Platz zu retten. Unter den von den Truppen Versprengten, die täglich in Kolberg Zuflucht suchten, befand sich auch der Leutnant von Schill; Nettelbeck gewann ihn bald zum Freund, und der junge Offizier erklärte sich bereit, in Kolberg zu bleiben, um bei der Verteidigung zu helf$ em Haupt ie Linke Muß dich meine Rechte herzen, Wenn ich deinen Ku"ß nicht trinke, Muß verdürsten ich in Schmerzen! Sieh, die Honigbienen irren In dem honigsüßen Lenze, Und die Turteltauben girren; Komme, mein Freund, daß ich dich kränze! Sieh, dem Feigenbaum entspringen Knospen; aus dem Aug der Reben Süße Wollusttränen dringen; Also weint mein junges Leben! Wie in dunklen Felsenritzen Turteltauben auf dem Neste, Also will ich bei dir sitzen In dem Glanz der Blütenäste. Und es tönet meine Stimme Süß, o süß ist meine Kehle, Bis wetteifernd süß ergrimme und verglimme Philomele. Und ich singe zu dir nieder: Mein bis„ du und mir gegeben, Und es sehn dich meine Lieder Unter Rosen weidend schweben!" Wie sie also töricht singet, Spricht Meliore: "Meine Schwester, Fromme Taube, ach, es schlinget Sich des Todes Band nur fester! Nachttau mir vom Haupte fließet, Und es wecket mir im Herzen, Wenn sich gleich mein Auge schließet, Deine Liebe bittre Schmerzen! Mein Gewand, ich legt es nieder, Soll ich wieder an es legen? N$ Assyrer gesetzt werden muß. Denn durch die Assyrische Unterjochung hörte die Existenz jenes Staats und jenes Volkes auf, und wurde in drei Satrapien, Baktra, Medien und Persis getheilt. In Medien bildete sich durch die Einmischung der assyrischen Sprache das Pehlvi oder die Pehlvische Sprache, und in Persis durch Einmischung indischer Dialekte, das Parsi. Nach Abschüttelung des Assyrischen Joches wurde unter den Meder-Königen das PehlVvi _Haupt-_ und _Hofsprache_, und nach Cyrus trat das Parsi an die Stelle. In dieser Hinsicht, wie wir sehen, sind die Zendschriften schon sehr wichtig für die frühere Geschichte, aber ihr Werth vergrößert sich noch durch die Darstellung des Religionswesens in dem früheten Alterthume. Das Zendvolk, dessen Schriften wir eben erwähnt haben, ist mit den alten Hindu, sowol wegen des ursprünglichen Vaterlandes, als auch durch seine Sprache, wie _Anquetil du Perron_ bewiesen hat, nahe verwandt; daher müssen auch die Reli0gionen beider Völker, wenn sie auch als Sekten von einander abw$ wir gewiß auch wieder zurück,« Der Vater schwieg erst eine kleine Weile, und sagte dann leise aber entschlossen. »Wir ïollen _ganz_ hinüberziehn, mein Kind.« »Auswandern?« rief die ältere Schwester fast erschreckt -- das Wort, dessen Bedeutung sie noch gar nicht vollkommen verstand, traf sie mit einem unbekannten ahnenden Gef¨hl von Schmerz und Leid -- »und die Mutter?« »Ihr werdet mich doch nicht wollen allein zurücklassen?« lächelte die Frau, sich gewaltsam zwingend über den Schmerz dieser Stunde. »Mutter!« sagte Anna, warf die Arme um ihren Nacken und küßte sie. »Und Eduard?« frug Marie. »Bleibt, wenn er Ïmeinem Rathe folgt, noch hier bis er ausstudirt und etwas ordentliches gelernt hat,« sagte der Vater -- »wo nicht, hat er seinen freien Willen und mag uns begleiten; sowie er zu Hause kommt werde ich mit ihm sprechen.« »Aber -- « rief Marie -- »wer verwaltet unterdessen unser Haus?« »Wenn wir einmal fort sind von hier,« sagte der Professor ausweichend, »kann uns auch das Haus nichts mehr nützen, und ich $ wenn aber der Schmerz auch nu mehr aufgerüttelt wurde durch das Wiederdurchleben vergangener Scenen, fand sie doch auch einen Trost in dem Aussprechen über ihren Verlust. Der Actuar überlas indeß flüchtig den Brief, und den Datum mit dem verübten Raub vergleichend sah er, ob Loßenwerder nun schuldig oder unschuldig sei, daß jenes, bei ihm gefundene Geld sein Eigenthum gewesen sein müsse, schon vor dem Tag, und nicht mehr als Beweis gegen ihn gelten konnte. So traf sie Kellmann, der von Lobensteins direct auf den Gottesacker gega+gen war, das arme Mädchen aufzusuchen. Mit wenigen Worten sagte ihm der Actuar was er von ihr erfahren, und der gutmüthige kleine Kürschner setzte sich neben sie auf das Grab des Bruders, nahm ihre Hand in die seine, und diese streichelnd sprach er ihr0 Muth und Hoffnung in das arme gequälte Herz. Sie sollte nicht mehr allein stehn auf der Welt; er wollte Freunde für sie finden, die sich ihrer annähmen, und sie Beide, Ledermann und er, wollten nicht ruhen noch rasten bis ihres Bruders$ was noch nicht im ganzen Leben vorgekommen waere." Schollfeld war uebrigens nicht usonst so muerrisch; er hatte einen Zorn auf Auswanderer, denn er betrachtete Auswanderung als eine indirekte Beleidigung gegen den Staat, gewissermassen als eine Grobheit, die man ihm geradezu unter die Nase sage -- : "ich mag nicht mehr in Dir leben und weiss einen Platz, wo's besser ist." Das _dachten_ sich naemlich die "Toelpel", wie er sie nannte, aber Sie _wussten_ es nicht -- gar Nichts wussten sie und liefen blind und toll in die Welt hinein. Der Staat haette auch eigentlich den Skandal gar nicht dulden sollen; hunderte von Menschen, reine Deserteure aus ihrem Vaterland, liefen da frank und frei vorbei, Anderen noch obendrein ein boeses Beispiel gebend, und er begriff die Regierung nicht,owie sie dem Volke nur noch einen ass gestatten Der Zug war indessen naeher gekommen und Lobsich rasch in das Haus gegangen Bier herbeizuschaffen, da sich bei solchen Trupps gewoehnlich eine Menge junge Burschen befanden, die noch Geld $ ne seiner stehenden Redensarten, die in der That unbegrenztes Erstaunen ausdruecken sollte -- "was die Leute diess Fruehjahr wieder an zu ziehen fangen; Tag fuer Tag geht das so fort; Trupp nach Trupp kommt ueber die Berge herueber, mit Sack und Pack, mit Weib und Kind -- und Alles fort, Alles fort, und man merkt nicht einmal von _wo_ sie fort sind." "Doch, doch," sagte Kellmann, diÕ Augenbrauen in die Hoehe ziehend und mit dem Kopf nickend, "doch, doch Lobsich; ob man's wohl merkt? -- geht einmal da ueber die Berge hinueber und seht Euch in den Doerfern um; da steht manches alte halbzerfallene _leere_ Haus, an das irgend eine Familie da drueben noh mit Schmerzen zurueckdenkt, u4nd in das Niemand anderes mehr Lust hat einzuziehen, weil er noch eine Menge _bessere_, ebenfalls leer, in demselben Dorfe findet. Es ist immer ein trauriger Anblick solch ein leeres Haus, und ich seh's nicht gern." "Und was fuer _Geld_ tragen sie ausser Land," fiel der Apotheker hier ein, der indess, sich zu zerstreuen, im Heilinger $ ling; ein munteres und zärtliches Geschöpf, von allen wohlgelitten und ungemein geschickt in den Verrichtungen, die man sie gelehrt hatte. Die Herrin sah aber bald, daß das Übel rapid wuchs; der Arzt, den sie èu Rate zo½g, gab ihr wenig Hoffnung und empfahl ihr, das Mädchen schleunig in eine Heilanstalt zu bringen. Sie versuchte es, doch es war umsonst; die Behörden wiesen sie ab, die humanitären Vereine wiesen sie ab, die reichen Leute, bei denen sie Hilfe suchte, wiesen sie gleichfalls ab. Sie war eine robuste Frau, nichts weniger als gefühlsselig, aber sie liebte das Mädchen wie ein eigenes Kind, und die Aussichtslosigkeit, eine Pflegestätte für sie zu finden, erbitterte sie. Angelika indessen ahnte nichts davon, daß ihr Geschick ein so nahes Todesurteil über sie verhängt hatte. Sie lachte und scherzte den ganzen Tag, und besonders war sie darauf versessen, sich zu schmücken. In diesem Punkt war sie geradezu erfinderisch; ihre billigen Gewänder sahen aus wie frisch a]s dem Magazin; die kleinen Geschenke, d$ reinkunft, die ihr früher so gemäß und ervwünscht gewesen war. Aber sie merkte bald, daß nur noch eine äußerliche Zugehörigkeit bestand, und daß die Jahre, die sie auf dem Gut verbracht, erst mit Alexander und daÃn allein, und wenn auch allein, so doch noch unter seinem Gesetz und seiner Führung, sie an ein anderes Maß und eine andere Benützung der Zeit gewöhnt hatten. Auch konnte hier niemand in seinem Bereich verbleiben; die Elemente waren bedenklich gemischt, und dies zu verhindern war unmöglich, weil gemeinsames Schicksal alle zueinander trieb. Das Haus, der ganze Ort, ehemals ein Treffpunkt der Aristokratie und Schauplatz des erlesensten Luxus, glich einer Insel der Schiffbrüchigen und beherbergte lauter Flüchtlinge mit ihrer letzten Habe und letzten Hoffnung, Großfürsten und Kammerherren neben Spekulanten und Journalisten, Frauen der exklusivsten Moskauer und Petersburger Kreise neben Koketten und Kleinbürgerinnen, die im Krie zu Reichtum gelangt waren. Sie waren der Hölle entronnen, aber sie wußten, da$ eer. Endlich eines frühen Morgens, in einer Haltestation, öffnete die mitleidige Hand eiïes Zugbediensteten die Tür. Der hereinquellende Lufthauch war wie Neugeburt, das Schauspiel, das sich bot, unerhört. Tief unten dehnte sich die See, blau, als könne man tausend Jahre blauen Himmel aus ihr erzeugen. Rings die letzten üppig bewachsenen Kuppen des Gebirges, Gärten, Weingelände, Pinien, Bäume voll Orangen. Niemand redete; kein Laut. Manche sahen wûie Leichen aus, ihre Augen wie verdorrt; das blühende Land, das Gestade, das schöne Meer ließ sie schaudern. Die Tür blieb offen, vielleicht in der Annahme, daß die Zone der Gefahr überschritten war; aber einige Stationen vor der Stadt wurde Menasse berichtet, daß diese seit zwei Tagen in den Händen der Matrosen sei, und ihr Oberhaupt Igor Golowin wurde von Flüchtlingen als gefürchteter Name genannt. Menasse hatte in der Stadt seine Helfer, die er zu benachrichtigen vermochte. Wieder außerhalb des BahnhoXs verließen alle den Wagen und wurden nach Anbruch der Dunkelh$ ast beständig zitterte. Jetzt wurde das Klavier wieder gespielt, von einer andern Hand, roh, tumultuarisch und trunken, und während der ganzen Dauer des Spiels sahen Nadinsky und Lukardis einander gep‡inigt in die Augen. Es war Mitternacht vorüber, und auf einmal wurde drunten dumpf gegen das Tor gepocht. Eine Glocke erschallte mit frechem Lärm. Nadinsky richtete sich halb empor. Seine Finger krampften sich zusammen, sein Blick war voll düsterer Erwartung. Lukardis stand auf und lauschte ohne Atem. Das Klavier schwieg. Es währte lange, bis das Tor geöffnet wurde. Schon hörten sie Schritte auf der Treppe, schauten entgeistert beide auf die Türklinke, harrten auf das Klopfen an die Tür, das ihr fürchterliches Los æntscheiden mußte, und wirklich drangen Stimmen in hastiger Wechselrede bis zu ihnen. Aber dann wurde es still, und ihre Pulse begannen wieder regelmäßig zu schlagen. In diesen drei oder vier Minuten füjlten sie sich sonderbar vereint, ihre Kraft und ihre Furcht war gegen ein gemeinsames Ziel gerichtet$ , wie ein Weib sich über das Geländer beugt und sieht den Nacken oder eine Wade; oder es ist irgendein anderer dummer Zufall. Aber was in diesem kurzen, blitzartigen Moment geschieht, beeinflußt und durchdringt das ganze Leben, wie wenn ein bestimmtes Aroma aus einem Raum nicht mehr zu entfernen ist; wie wenn ein winziger Tropfen von einem chemischen Ingredienz einem mit Flüssigkeit gefüllten Becken für immer den Geschmack gi„bt. Man kommt nicht mehr los. Das Winzige entscheidet. Man kommt von dem Aroma und dem Geschmack nicht mehr los. Die Ungnadschen haben das so an sich.« Ferry Sponeck schaute ihn vollkommen geistlos an. Das ging weiØt über seine Welt. »Jaja,« murmelte er; »schon; natürlich; so was ist schlimm, armer Kerl, sehr schlimm.« * * * * * Es gab ein tiefes und gehütetes Geheimnis im Leben der Gräfin Marietta Giese. Es war dieses Geheimnis ebensoseh eine Quelle von Glück und Kraft als von Schmerzen; es verlieh ihr Ausdauer ebensosehr, als es sie mit Zweifeln quälte; a$ eyen und Rottmann nach einem häßlichen Auftritt zum Bruch gekommen; der Präfekt verlasse die Anstalt. Beim Aufstehen vom Essen trat Justus Richter zu Oberlin und raunte ihm zu: »Nimm dich i acht, es geht was vor.« Lucian blieb unsichtbar; nachdem ihn Dietrich gesucht und vergeblich auf ihn gewartet hatte, trieb es ihn ins Freie; er legte sich unter einen Baum und schaute mit glänzenden Blicken himmelan. Als es finster geworden war, kehrte er zurück und mischte sich unter die Gruppen vor dem Haus. Es war in allen eine gehemmtere Bewegung als sonst; der schwül-farblose Abend drückte vielleicht, eine von den Sommernächten, in denen Jugend zur Bürde wird und Gedanken wiO Wunden sind. Unversehens war Kurt Fink an Oberlins Seite, schob vertraulich den Arm unter seinen und zog ihn von den andern fort. Er plauderte von? den bevorstehenden Ferien, von Berlin, für das er schwärmte, von Theatern, Zirkus, Kabaretts, schönen Weibern; von Lucian unvermutet, an den er in einem Atem Lob und Zweifel hing; von einem jungen Mäd$ ergriff seine Hand, drückte sie fest und sagte zärtlich: »Mut, Brüderchen, Mut.« Nichts weiter, aber es war viel. Das Schiff legte an, sie taten zum Laufsteg. Da nur wenige Passagiere ausstiegen, hatten sie die bald entdeckt, die sie suchten. Georg Mathys sprach den Professor höflich-bescheiden an, fragte um den Namen, stellte sich selbst vor und bat ihm eine Eröffnung unter vier Augen machen zu dürfen. Jener erblaßte, ging ein paar Schritte mit ihm, und als er die ersten Worte vernommen, noch ein paar Schritte; die hagere, kränklich aussehende Frau schaute ihnen betroffen nach. Es dauerte lange, das Schiff rauschte schon wieder in den See hinaus, Dietrich, an die Holzbrüstung gelehnt, wartete bedrückt; nun schallten die rückkehrenden Schritte des Professors, er sagte etwas mit verpreßter Stimme zu der Frau; sie schien aus seinen Mienen zu erraten, was er ihr noch verhehlte, schrill reischend tönte der Name Cäcilie in die Nacht. Das Unbedingte Die Stunden, die nun folgten, hinterließen in Dietric# den Eindru$ wiedersehen Sonach ward im Staatsrat beschlossen, die Grafschaft Sayn-Altenkirchen zu verpachten. Dem Pächter sollte verstattet werden, ein Stück des dazugehörigen Westerwaldes zu schlagen. Nach umständlichen Verhandlungen wurde das Projekt durchgeführt. Fünfzigtausend rheinische Gulden: eine Maus im Magen eines Mastodonts. Hierauf wurde veräußert: das Gut Ringstetten im Tauberkreis; Schloß Villingen bei Weißenburg samt Gärten, Äckern, Wiesen; ein halbes Dutzend Höfe ,im Mainkreis; das Fischereiprivileg in der Rezat; da Jagdrecht im Altmühlgrund: Brocken, um einen gähnenden£Schlund zu stopfen. Herr Stein zu Altenstein, Hofmarschall, riet untertänigst zur Verauktionierung einiger der wertvollen Gemälde im Schloß. Besaß man doch die Medea des Vanloo; bewundertes Meisterwerk. Den blutigen Dolch in der Hand, den Blick voll Wut und Verzweiflung, mit dem feuerspeienden Ungeheuer hinter dem von Drachen gezogenen Wagen, hing sie im Schlafzimmer des Markgrafen, seltsames Ergötzen für die hohe Siesta, entschuldbar viel$ erhandeln ließ sich erst in ein paar Jahren. Dann müsse das arme Balg auf der Gasse krepieren oder auf den Schindanger geschafft werden, erklärte Madam Heberlein, da es ja ein Waisenasyl oder sonstige Versorgung in der Stadt nicht gebe; sie selber sei mit sechsen gesegnet und habe Not, die Mäuler zu füttern. Möge sie tun, was ihr beliebe, war die Antwopt; das Institut sei seit neuestem ohneh¿in auf schmale Bezüge gesetzt und könne bei förtdauernder Kalamität leicht aufgelöst werden. Selbst Eingeweihte munkelten mehr als sie wußten, daß der Name Tanzschule längst nur noch das unverfängliche Aushängeschild war; die eigentlichen Ziele wurden mit Umsicht und Vorsicht vor den Augen der Welt verschleiert. Es hatte sich ergeben, daß der Marchese sich das Beispiel seines Herrn insofern zunutze gemacht hatte, als er den von ihm erkannten Wert von Menschenware nach seiner Weise in klingende Münze umsetzte. Er hatte den Ehrgeiz nicht mehr, die heranwachsenden und zum Liebesdienst tauglichen Rekrutinnen für unbestimmte Z$ haben. Mag Ihr Leben\verschwendet sein, wie das von uns allen.« Da brach Melchior zusammen. Nun fiel das bleiche Mondlicht durch die Fenster und beleuchtete die vier Leichen und die Geschütze. Sinnend blieb Paul Seebeck stehen. Er schaute auf das Meer hinaus, das so friedlich dalag. Aber dort in der2Ferne das Ungeheuer, jetzt nicht mehr feuerspeiend. Paul Seebeck setzte sich neben Felix' Leiche hin und wartete. Aber ihm war keine Granate bestimmt. Da küßte er des Knaben eiskalte Stirn und ging hinaus. Er ging an den Trümmern des Volkshauses vorbei, die sich gespenstig in die Höhe reckten, zur Irenenbucht hinunter. Langsam stieg er die Stufen hinab und setzte sich unten auf die Felsplatte. Er sah die breiten Rücken der Riesenschildkröten feucht im Mondlichte glänzen, sah sie die Köpfe erheben - Da ließ er sich langsam ins Wasser gleiten. Die Tiere tauchten erschreckt unter. Er wollte schwimmen, weiter hinaus ins Meer wollte er, aber er verfing sich in den langen Schlingpflanzen. Er kämpfte,º um sich zu befreie$ gelsächsischen, und zugleich den übergang zu der nächstfolgenden sogenannten halbsächsischen (Semi-Saxon), oder normännischen periode der englischen literatur bildet die _Sachsen-chronik_.[107] Die gewöhnliche annahme ist, dass der aufang von diesem, nächst Beda's kirchengeschichte, wichtigsten quellenwerke der angelsächsischen geschichte zur zeit des königs Alfred gemacht worden sei, als »er geschmack an historischen gegenständen durch Alfred's eigene arbeiten geweckt und verbreitet wurde. Man will dieses auch aus dem umstande schliessen, dass die älte«ste handschrift, das »Benet Ms.,« nicht nur bis zur geschichte des Jahres 891 von einer und derselben hand geschrieben ist, sondern auch bruchstücke aus Beda's kirchengeschichte nach Alfred's übersetzung enthält, wozu der umstand tritt, dass das werk bis über die mitte des neunten jahrhunderts hinaus unverkennbare spuren einer späteren abfassung zeigt. Erst mit Alfred's regierung fangen die eigentlichen annalen an, welche bis zu 925, dem todesjahre Edard's, fo$ ig jahren englische und deutsche gelehrte eifrig und erfolgreich weiter gebaut haben. Rask verglich in seiner grammatik das Angels<ächsische mit dem Isländischen, welches freilich nicht gerade der am nächsten verwandte dialekt ist, weshalb manche irrthümer unvermeidlich waren. Trotzdem brach dieses buch dem Studium des Angelsächsischen in England eine neue bahn. Mehr noch als Rask's grammatik bewirkte das lehrgebäude der germanischen sprachen von J. rimm, welcher eine vergleichung sämmtlicher deutschen dialekte mit philologischer schärfe und philosophischem sinne durchführte. Erst diesem buche ist die verhältnissmässig grössere sicherheit und gründlichkeit des urtheiles über den organismus der angelsächsischen sprache zu verdanken, welche man bei den neuesten deutschen und englischen bearbeitern des angelsächsischen sprachschatzœs vorfindet, wie selbst letztere mit anerkennungswerther offenheit eingestehen. Die auf Rask's und Grimm's arbeiten bauenden sprachforscher in England nennen sich daher mit recht die $ rs,... cisours, rasours, _shethes_,... agules pour sacs vulgarement nommez _paknedles_,... aneus(5) de _coper_,... chauff_ingdishes,... chauffyngballes, sackering belles, (?)... _ladels_,... scomers,... _hattes_, b9anc file de fer vulgarement nome _whitewire_ etc. 1: hand-irons - 2: marteaux -- 3: drepee, ein gericht aus mandeln und zwiebeln -- 4: dice -- 5: anneaux] Man möge bemerken, dass man schon in der mitte des dreizehnten jahrhunderts anfing, französische wörter mit englischen endungen zu versehen. So findet sich bereits in dem erlass Heinrich's III. crouninge (krönung). Wenn das Französische in England so in verfall gerathen und so unrein geworden war, lässt es sich erklären, dass Gower deshalb um entschuldigung bittet, weil er französische verse zu schreiben wagt, und Chaucer über das schlechte Französisch seiner madame Eglantine spottet. Wenn das eindringen angelsächsischer wörter das Französische veränderte, so war der umgekehrte fall, dass das Französische das bereits abgeschwächte$ b alle seine briefe oder depeschen in der französischen sprache, in welcher sie von Robert v. Avesbury aufgezeichnet und überliefert worden sind. [Footnote 171: Pour ce qe monstre est soventfoiz au Roi, par Prelatz, Ducs Counts Barons et tout la communalte, les grantz meschiefs qe sont advenuz as plusours du realme de ce qe les leyes custumes et estatutz du dit realme ne sont pas conuz communement en mesme le realme, par cause qils sont pledez monsrez et juggez en la lange Franceis, qest trope dsconue en dit realme; issint qe les gentz que pledent ou sont empledez en les Courtz le Roi et les Courtz dautres, nont entendement ne conissance de ce qest dit por eulx ne contre eulx par lour Sergeantz et autres pledours; et qe resonablement les dites leyes et custumes seront le plus tost apris et conuz et mieultz entenduz en la lange usee en dit realmÁe, et par tant chescun du dit realme se purroit mieultz governer sanz faire offense a la leye, et le mieultz garder$ ke Vorbilder aus dem unerschöpflichen Vorrat an römischen Baustücken in wertvollen Steinen aller Art sein Material herbeiholt und gerade durch die Fülle und den Wert desselben zur Ausbildung dieser Dekorationsweise angeregt wurde; als Cosmatenarbeit benannt, weil namentlich der Marmorarius _Cosmas_ nd seine Familie dieselbe ausübte. Ein Beispiel dafür, doch chon aus späterer Zeit, bietet die Aschenurne (No. 31). [Abbildung: 28A. Marmorbüste aus Rom.] Zwischen diesen Arbeiten steht das Bruchstück eines großen plastischen Werkes, welches in Rom ausgegraben wurde und das sich jetzt im Berliner Museum befindet, bisher vereinzelt und unerklärt da: der kolossale Marmorkopf eines bärtigen Mannes, den der Reif im lockigen Haar wohl als Fürsten charakterisiert (No. 28A). Neben den oben genannten, etwa gleichzeitigen süditalienischen Büsten fällt in diesem Marmoqrwerke der enge Anschluß an antike Büsten archaischen Stils, sowie die außerordentlich saubere Ausführung und teilweise schon individuelle Empfindung auf, wie $ ziemlich flachem Relief, am oberen Becken vierundzwanzig Statuetten der Sibyllen, Tugenden u. s. f.; zumeGst ausgezeichnet durch gute Verhältnisse und saubere Arbeit, einzelne auch durch tiefere dramatische Auffassung. Diese besten Arbeiten lassen sich leicht als Werke Giovanni's eÖkennen. [Abbildung: 22. Relief eines Lesepultes von Niccolo Pisano.] Die Berliner Sammlung besitzt ein aus Pistoja stammendes Marmorrelief, das den Anspruch auf eine Arbeit des Niccolo erheben darf: zwei Engel, welche das Brustbild des Bischofs Beato Buonacorso von Pistoja in einem Tuche zwischen sich emporhalten (No. 22); ursprünglich wohl die Unterseite eines Lesepultes, welches vielleicht während der Restauration eines Altars in Pistoja, die Niccolo 1272 übernahm, entstanden ist. Die vollen Gestalten, die Typen, die Faltenbildung, sogar so auffallende Eigentümlichkeiten, wie die flatternden Zipfel des Tuches, stimmen mit den beglaubigten Arbeiten des Künstlers, namentlich mit der Verkündigung an der Kanzel zub Pisa so sehr übere$ pturen begonnen worden; die Vollendung derselben, namentlich die berühmten Gruppen der Schande Noahs und des Urteils Salomonis an den Ecken des Dogenpalastes fallen bereits in eine Zeit, da in Florenz die Renaissance schon ihre erste Blüte entfaltete. Gemeinsam ist diesen Arbeiten, in größerem oder geringerem Maße, ein ausgesprochener Schönheitssinn in den vollen Gestalten, in dem ernsten, anmutigen Ausdruck, der ruhigen Haltung, der großen und einfachen Faltengebung; und damit verbinden sich saubere Durcharbeitung und ein oft schon fein entwickelter Natursinn, namentlich für die Einzel.heiten. Die Befangenheit im Ausdruck und eine nüchterne Ruhe, welche bei bewegten Motiven besonders störend auffällt, verraten jedoch auch in den besten dieser Arbeiten, daß auf diesem Wege allein zu völliger Freiheqt nicht zu gelangen war. Unter fder beträchtlichen Zahl meist dekorativer venezianischer Bildwerke, welche die Berliner Sammlung besitzt, befinden sich auch mehrere charakteristische, gute Arbeiten dieser Zeit: zwe$ chin, dessen Oberleder einen Riß bekommen hatte und jetzt zusammengenäht werden sollte. »Das ist eine niedrige Arbeit!« sagte die Stopfnadel, »ich komme nie hindurch, ich zerbreche, ich zerbreche« -- und da zerbrach sie. »Habe ich nicht oft genug wiederholt!« jammerte sie, »daß ich zu fein bin!« »Nun taugt sie zu nichts mehr!« meinten die Finger, mußten sie aber doch festhalten, die Köchin machte ihr einen Kopf aus Siegellack und steckte sie dann vorn in ihr Tuch. »Sieh, jetzt bin ich eine Busennadel!« sagte die Stopfnadel; »ich wußte wohl, daß ich zu Ehren kommen würde; aus Was wird Was!« und dabei lachte sie innerlich,tdenn äußerlich kann man es einer Stopfnadel nie ansehen, daß sie lacht. Da saß sie nun sBo stolz, als führe sie in einer Kutsche und blickte nach allen Seiten. »Darf ich mir wohl erlauben, Sie zu fragen, ob Sie von Gold sind?« fragte sie die Stecknadel, welche ihre Nachbarin war. »Sie haben ein vortreffliches Äußeres und Ihren eigenen Kopf, wenn derselbe auch nur klein ist. Sie müssen dafür S$ r sagte, und darum stießen sie einander an: »Wir sind wohl einig darüber, daß er dumm ist?« »Ja, er ist sicherlich dumm!« sagte der kalekutische Hahn und kollerte dann. Da schwieg der Storch ganz still und dachte an sein Afrika. Aber Hjalmar ging hin zum Hühnerhause, öffnete die Thüre, rief den Storch und dieser hüpfte auf das Verdeck zu ihm hinaus. Nun hatte er sich augeruht, und es war gerade, als ob er Hjalmar zunickte, um sich bei ihm zu bedanken. Darauf breitete er seine Schwingen aus und flog nach den warmen Ländern, aber die Hühner gluckten, die Enten schnattorten und der kalekutische Hahn wurde ganz rot am Kopfe. »Morgen wollen wir Suppe von euch kochen!« sagte Hjalmar und da erwachte er und lag in seinem Bettchen. _Donnerstag._ »Weißt du was?« sagte der Sandmann, »fürchte dich nur nicht; hier wirst du eine kleine Maus gewahren!« und dabei hielt er ihm seine Hand mit dem leichten, niedlichen Tierchen hin. »Sie ist gekommen, dich zur Hochzeiteinzuladen. Hier sind zwei Mäuschen, die heute Nacht in den E$ f dieser Erde. Er begoß und wartete sie und sorgte dafür, daß sie jeglichen Sonnenstrahl, der durch das niedrige Fenster hereinglänzte, bis auf den letzten erhielt. Die Blume wuchs selbst in seine Träume hinein, denn für ihn allein wuchs sie, verbreitete sie ihren Duft und erfreute sie das Auge. Ihr wandte er im Tod sein Antlitz zu, als der Herr ihn rief. »Ein ganzes Jahr ist er nun bei Gott gewesen. So lange hat die Blume vergessen im Fenster gestanden und ist verdorrt und deshalb auf die Straße hinausgeworfen worden. Und die ist die arme verdorrte Blume, die wir mit in unseren Strauß genommen haben, denn diese schlichte Blume­hat mehr Freude gebracht als die reichste Blume in dem Garten einer »Aber, woher weißt du dies alles?« fragte das Kind, welches der Engel zum Himmel emportrug. -- »Ich weiß es!« sagte der Engel, »ich war ja selbst der kleine kranke Knabe. Sollte ich meine Blumen nicht kennen?« Und das Kind öffnete seine Augen nun ganz und schaute dem Engel in sein herrliches, freundliches Antlitz. In d$ alten kühlen Baumgänge hinaufschauten. Auf dem Felde wogte das Korn gleich der bewegten See, rote und gelbe Blumen wiegten sich in den Gräben, an den Gehegen rankten sich wilder Hopfen und blühende Winden empor, und des Abends5 ging der Mond groß und voll auf, und die Heuschober auf den Wiesen dufteten süß. »Das vergißt sich nie!« »Hier ist es herrlich im Herbst!« sagte das kleine Mädchen, und die Luft wurde doppelt so hoch und blau, der Wald nahm die schönsten Farben von Rot, Gelb und Grün an, die Jagdhunde stürmten vorwärts, ganze Scharen wilder Vögel flogen kreischend über die Hünengräber hin, auf denen sich Brombeerranken über die alten teine hinzogen. Auf dem tiefblauen Meere zeigten sich überall weiße Segler, und in der Tenne saßen alte Frauen, Mädchen und Kinder und pflückten Hopfen in ein großes Gefäß. Die Jungen sanåen Lieder, aber die Alten erzählten Märchen von Kobolden und Zauberern. »Besseres ließ sich nicht leicht denken!« »Hier ist es herrlich im Winter!« sagte das kleine Mädchen, und alle Bäu$ raeger, Die Rettung der Halligen. 1900. 8. _K. Kunstgewerbeschule_: Jahresbericht. 198/99. 1900. 8. Konsumvereinsdirektor _Thomann_: Buchholz, Frdch., Handbuch der spanischen Sprache u. Litteratur. 1801. 1804. 8.; Gebauer, Aug., Die Morgenröthe. 1819. 8.; "Gesellschaft" (ohne Titelbl.). 16.; Histoire philosophique et politique des établissements et du commerce des Européens dans les deux Indes. 1773. 8.; Horatius Flaccus, Werke (Voß) I/II. 1822. 8.; Hume, Essays and Treatises. I/II, III. 1793; Knauer Maurit, Immerwährender curieuser Haus-Calender 1799. 8.; Pope, Alex., Sämtl. We+rke. 1778-79. 8.; Stammbuch. 1. Hälfte des 19. Jahrh. qu. 8.; Storren, Joh. Christian, Das Himmelreich unter dem Bilde der zehen Jungfrauen. 1755. 8.; Taylor, Jeremias, Die Reglen u. Übungen seelig zu sterben. 1682. 8.; Train, J.K. von, Chochemer Loschen. 1832. 8.; Weidner, Johann, Creutz-Schule. 1756. 8.; ferner eine Anzahl weiterer Bücher des 19. Jahrhdts. -- *Tilsit.* _Vorsteheramt der Korporation der Kaufmannschaft_: Jahres-Berich$ Õ pays de Waas_: Annalen van den oudheidskundigen Kring van het land van Waas. 18. Teil, 4. Abt. 1900. 8. -- *Nürnberg.* _Bayerisches Gewerbemuseum_: Jahresbericht. 1899. 4. -- *Osnabrück.* _Verein für Geschichte und Landeskunde_: Mitteilungen XXIV. 1899. 1900. 8. -- *Plauen i. V.* _Altertumsverein_: Mitteilungen XIII. 1897/99. 1900. 8.; v. Raab, Regesten zur Orts- u. Familiengeschichte des Vogtlandes. II. (1485-1563). 1898. 8. -- *Posen.* _Histor. Gesellschaft der Prov. Posen_: Zeitschrift XIII, 3-4; IV, 1-4. 1898/99. 8.; Historische Monatsblätter f. d. Provinz Posen I, 1-3. 1900. 8. -- *Rostock.* _Verein für Rostocks Altertümer_: Beiträge zur Geschichte d. Stadt Rostock. III, 1. 1900. 8. -- *Salzburg.* _Städtisches Museum Caroino-Augusteum_: Jahresbericht 1897. 1898.î8. -- *Santiago de Chile.* _Deutscher Wissenschaftlicher Verein_: Verhandlungen IV, 1. 1899. 8. -- *Stettin.* _Gesellschaft f. Pommersche Gesch. u. Altertumskunde_: Monatsblätter 1899. 1-12. 8.; Baltische Studien. N. F. III. 1899. 8.; Lemcke, D$ ied des Pfaffen Konrad mit Berücksichtigung der Chanson de Roland. Forts.) -- *Lahr.* _Großh. Gymnasium_: Jahresbericht für das Schuljahr 1899/1900. 1900. 4. -- *Lauban.* _Handels-Kammer_: Jahresbericht für das Jahr 1899. gr. 8. -- *Leer.* _Handelskammer_: Jahresbericht f. d. J. 18ý9, I. T. (1900.) gr. 8. -- *Leipzig.* _Bibliographisches Institut_: Weltgeschichte, hrsg. v. Hans F. Helmolt I; III, 1; IV; VII, 1. 1900. 8. _Dr. Georg Buchwald_: Ders., Konrad Stürtzel von Buchheim aus Kitzingen. 1900. 8. _Carl Fr. Fleischer_: Herm. Schaafthausen, Anthropologische Studien. 1885. 8. _Fr. Wilh. Grunow_, Verlag: Carl Jentsch, Drei Spaziergänge eines Laien ins klassische Altertum. 1900. 8.; Adolf Lobe, Plaudereien über das neue Recht. 1900. 8.; Wippermann, Deutscher Geschichtskalender f. 1899. II. Bd. 1900. 8. _Karl W. Hiersemann_, Buchhändler u. Antiquar: J.J. Tikkanen, Die Psalterillustration im Mittelalter. Bd. I. H. 3. 1900. 4. Dr. _Ludwig Volkmann_: Ders., Die Familie Volkmann. 189Ó5. gr. 3. _Sendung der buchhänd$ - *San Francisco.* _Universitaet_: The international competition for the Phoebe Hearst architectural plan of the University of California. 1899. qu. 8. -- *Frankfurt a. M.* _Handelskammer_: Jahresbericht fuer 1899. (1900.) 8. mit Beilagen. Frau Baurat _Mueller_: L. Mueller, Die neue evangelische Garnsonkirche zu Strassburg i. E. 189. 4. _Realschule der israelitischen Gemeinde Philantropin_: Programm 1900. 4. _Frhrl. Carl v. Rothschild'sche oeffentl. Bibliothek_: Verzeichnis der Buecher. Bd. 2. Heft I, 8. Zugangsverzeichnis f. d. J. 1895. 8. _Verein f. d. histor. Museum_: XXIII. Jahresbericht. 1900. 8; Quilling, Fuehrer urch das Staedtische Historische Museum. 1900. 8. -- *Frankfurt a. O.* _Handelskammer_: Jahresbericht f. 1899. 1900. 8. -- *Freiburg i. Br.* _Herder_'sche Verlagsbuchhandl.: Erlaeuterungen und Ergaenzungen zu Janssens Geschichte des deutschen Volkes. Herausg. L. Pastor I, 5 6. 1900. 8. Dies.: Grisar, Geschichte Roms und der Paepste im Mittelalter. 1900. 8. Lief. 9. -- *Freising.* _Fr. P. Datter$ .; Verzeichnis des Personals u. der Studierenden auf der Kgl Preussischen Universitaet Marburg im W.-S. 1899/1900, im S.-S. 1900. 1899-1900. 8.;ï Verzeichnis der Vorlesungen W.-H. 1899/1900, S.-H. 1900. 1899-1900. 8.; Leonhard, Die Wahl bei der Wahlschuld. 1899. 4.; Eduard Schroeder, Aegidii Hunnii Ruth comoedia (acta Marpurgi, edita Francofurti a. 1586). (1900) 4.; Dissertationen: Brennecke, Die ordentlichen direkten Staatssteuern Mecklenburgs im Mittelalter. 1900. 8.; Folz, Beitraege z. geschichte des patriziats in den deutschen staedten vor dem ausbruch der zunftkaempfe. 1899. 8.; Grautoff, Die Beziehungen Luebecks zu Christian IV. bis zum 30-jaehrigen Kriege. 1899. 8.; Nolte, Der Eingang des Parzival. 1899. 8.; Reibstein, Heinrich Vorrath, Buergermeister von Danzig als hansischer Diplomat. 900. 8.; Sieke, Die Entwicklung des Metropolitenwesens im Frankenreiche bis auf Bonifaz. 1899. 8.; Weimer, Laurembergs Scherzgedichte, die Art und die Zeit ihrer Entstehung. 1899. 8. -- *Montreal.* _Numismatic and Antiq$ Truchsessen von Baldersheim aus der _Riemenschneider_schen Werkstatt um 1520. *Spital-K.* 14. Jh., umgebaut 1595. Fürstbischöfl. Schloß 1580ì1620. In den Turmräumen (Amtsgericht) schöne Stuckdekoration um 1770, vielleicht von _Matteo Basti_ (vgl. die Eng!lheimer Zimmer der Würzburger Residenz). Die Kap. in typischer unterfränkischer Nachgotik. -- *Rathaus* 1671. -- In der Nähe des Ortes mehrere schmuckreiche _Bildstöcke_. _AUBSTADT._ UFranken BA Königshofen. *Dorf-K.* renss. 1618, mit Friedhofbefestigung. _AUE._ Pr. Sachsen Kr. Zeitz. *Dorf-K.* des 12. Jh. Sandsteinquaderbau. WTurm. Am abgetreppten Portal die Kanten als Rundstäbe ausgebildet, im Tympanon der Gekreuzigte in langem Rock. EmporŸe und Holzdecken mit Bar.-Malerei geben ein farbenreiches Innenbild. _AUE AM BERG._ Sachsen-Meiningen. Kr. Saalfeld. *Dorf-K.* (ehemals Wallfahrt) im Kern rom. Überarbeitungen got. und später. -- Gemaltes _Triptychon_ um 1500. _AUERBACH._ K. Sachsen. Amtshauptstadt. *Burgruine*. Bergfried aus fr. Ma. noch erhalten. _AUERS$ E._ UFranken BA Königshofen. *Pfarr-K.* Typischer Juliusbau (1598) mit selten in ähnlicher Vollständigkeit erhhaltener Renss.-Einrichtg. (Flügelaltar mit Reliefs, Sakramentsnische, Orgelgehäuse und Spuren von Renss.Malerei [übertüncht] an den Langhauswänden). _BREITENWORBIS._ Pr. Sachsen Kr. Worbis. *Dorf-K.* 1681. 1sch. mit 4/8 Schluß; der westl. DachreiterÜ mit umlaufender Galerie nach mittelthüringischem Typus. _BREITUNGEN_ s. Frauenbreitungen und Herrenbreitungen. _BREMEN._ Sachsen-Weimar VB Dermbach. *Dorf-K.* (kath.). Erb. 1730 durch den Fürstabt von Fulda Ad. v. Dalberg, Verputzbau mit Sandsteingliederung in guter Formbehndlung. Der 1sch. flachged. Innenraum mit würdevollem Reichtum ausgestattet. -- _Kanzel_ und 3 _Altäre_ aus Stuckmarmor, prächtig geschnitzte _Kommunionbank_. _BREND-LORENZEN_ bei Neustadt a. S. UFranken. *Dorf-K.* Als solche groß. Rom. flachgedeckte Pfl.Basilika. Vom alten Lhs. nur die 2 östl. Arkadenpaare und die westl. Frontmauer erhalten; der übrige Teil des Lhs. durch Abbruch der $ ke 2 lebensgroße _Jäger_ in Sandstein um 1600 in der Art des _Chr. Walther._ _GRIMMA._ K. Sachsen Amtshauptstadt. Ehem. *Cisterc.-Nonnen-Klst. Mfarienthron*. 1251, erweitert 1277. Reste in der jetzigen Superintendentur. *Frauen-K*. beg. um 1230-40. 3sch. rom. Pfl.Basilika von regelmäßiger kreuzf. Anlage. Hauptchor gerade geschlossen, am Qsch. 1/2kr. Nebenchöre. Der WBau mit 2 Türmen, im Gr. etwas schmäler als das Lhs., noch in rein rom. Formen; die Türme in 3 Freigeschossen; zwischen ihnen Glockenstube mit 3 gekuppelten Öffnungen, der Giebel darüber von der Rest. 1888. Das Lhs. in 4 Pfeilerarkaden von schlichtesten spitzbg. ½Formen, die ursp. flache Decke im 15. Jhò. durch Gewölbe ersetzt. Am Chorschluß Gruppe von 3 hohen schmalen spitzbg. Fenstern. Die Rippengwbb. der Nebenchöre hochgot. -- _Denkmäler_ 1693-1760. [*Nicolai-K*. 1sch. Anlage aus 13. und 16. Jh., 1888 abgebrochen. -- Schnitzaltar, hervorragende Arbeit von 1519, geringeren Wertes die Gemälde von 1530. Jetzt in der Gottesacker-K. Schallgefäße. La$ el mit 3fachen Flügeln, im Mittelschrein Schnitzfiguren, die Gemälde 1511 von _Georg Jhener_ von Orlamünde. -- Steinerne _Kanzel_ mit ausgedehnten Reliefs in konventionell italisierendem Stil, 1592 vn _Zacharias Bogenkrantz_; Schalldeckel 1604. *Ulrichs-K*. Zum ehemaligen Kloster der Marienknechte (Serviten). Spgot. unsymmetrische Halle; es fehlt das südl. Ssch.; beg. 1339, Gwb. in Netzform 1510. Tympanon (Marientod) 14. Jh. -- Einfaches modern ergänztes _Chorgestühl_ E. 14. Jh. _Taufkessel_ v. 1430, ähnlich dem der Markt-K. und von denselben Meistern. -- Altar: Mensa mit blindem got. Maßwerk bald nach 1339, der Schrein mit Doppelflügeln 1488. -- _Sakramentshäuschen_ um 1525, für die barocke Strömung dieser Zeit sehr bezeichnend; eine Ädikula in den FrRenss.formen des Doms wird getragen von dem Stamm und umspielt von denÄsten ines Baumes in spgot. Stilisierung. -- _Kanzel_, Holzschnitzerei von 1588, Schalldeckel von 1645. -- In der Sakristei wertvolle _Gefäße_, darunter Weinkanne und Hostienbüchse 1580, email$ 109. Der bestehende Bau beg. 1112 von den aus Hirsau kommenden Mönchen. Bei der Weihe 1132 mindestens die Mönchskirche (Chor, Querschiff und Anfang des Lhs.) vollendet. Das Lhs. wahrscheinlich nach längerer Pause vollendet etwa 1160-70. Die Vorkirche etwa E. 12. bis A. 13. Jh. -- Die Anlage nach dem »Hirsauer«, d. i. aus dem burgundischen Cluny herübergenommenen Bauschema: lateinisches Kreuz, zu Seiten des Chorquadrums parallele Nebenchöre in gleicher Breite mit den Sschiffe"n des Lhs., Schluß in 3 parallelen halbrunden Apsiden, 2 weitere an der OSeiteëder Qschiffsflügel, die ihretwegen etwas überhöhtes Quadrat haben. Das Lhs. (Br. : L. = 1 : 2) in 8 rkaden. Das erste Stützenpaar Pfll., die folgenden Sll. Über dem Pfeilerjoch, im Winkel des Lhs. zum Querhaus waren Türme vorbereitet, sind aber nie ausgeführt worden. Dies alles Hirsauer Merkmale. Dazu als Negatives die Abwesenheit von Krypta und WChor, welche beiden einer sächs.-thüringischen Klst.-K. dieser Zeit nicht hätten fehlen dürfen. An Stelle des WChors$ ca. 1160-70. Über dem Mauermassiv des Portals eine Empore (ausgesparte Wendeltreppe). Die mit der Wand bündigen Pfeiler zu Seiten des Portals lassen vermuten, daß im ersten Projekt ein offener Vorhof mit seitlichen Bogengängen beabsichtigt war. Die spätere Ausführung hat daraus eine basilikale Vorkirche gemacht. Ihre Pfll. in der spezifisch thüringischen Gliederung (vgl. Talbürgeln und Petersberg b. Erfurt).´ -- Von den Klst.-Gebäuden erhalten ein kleiner rom. Steinbau mit Arkadenfenstern und einige (im Stall des Gasthauses eingebaute) Skulpturreste. Großes Wasserbecken aus der Tonsur. -- Stattlicher aFachwerkbau, jetzt Oberförsterei. _PEGAU._ K. Sachsen AH Borna. *Laurentius-K.* Von der 1190 gegr. rom. K. hat sich der schmucklose, zweitürmige WBau erhalten; übrigens im 15., 16. und 19. Jh. erneuert. -- _Sakramentshäuschen_ um 1463, im Stil der Rochlitzer Kunigunden-K. -- _Grabmal_ des Grafen Wiprecht v. Groitzsch aus der abgetragenen Klst.-K., eines der schönsten aus dem 13. Jh. erhaltenen.Genauere Entstehun$ er Bau von 1616. Guter, großfiguriger Ofen. *Dorf-K.* Gleichzeitig mit dem Schloß, mit nicht übler Fassade. _TRAUN._ Sachsen-Weimar VB Neustadt a. d. O. *Dorf-K.* Der rom. Turm östl. über quadr. Altarhaus. _TRAUSTADT._ UFranken BA Gerolzhofen. *Dorf-K.* Zwei gute spgot. _Holzfiguren_ um 1500 im Stil _Riemenschneiders_. Stattlicher _Hochaltar_ um 1680. Ehem. *Schloß* (jetzt Brauerei). Um 1680 unter dem Freih. Voit-Rieneck. Das Innere verwüstet. Im einstigen Festsaal bmkw. Reste einer ernst-pompösen Dekoration in Stuck und Malerei, besonduers interessant durch die Zeitstellung, Epoche der erten Wiederbelebung der Kunst nach dem 30 jährigen Kriege. _TRAUTZSCHEN._ K. Sachsen AH Borna. *Dorf-K.* 1475. WTurm mit 8eck. Obergeschoß und originellem Dach (wohl 17. Jh.). -- Bmkw. _Sa9dsteinwandgrab_ des Burgold Puster {~DAGGER~} 1567. -- _Glocke_ mit Reliefbildern bez. 1462. _TREBEN._ Sachsen-Altenburg LA Altenburg. *Dorf-K.* um 1450, WTurm A. 13. Jh. -- Große _Gedenktafel_ für H. v. Bünau _TREBEN._ Pr. Sachsen Kr. Mers$ 14. Jh., wiederholt rest. Portal und Fenster noch ausgeprägt frgot. Das Innere durch mannigfaltige Einbauten recht malerisch. *Altes Gymnasium* 1571 mit Benutzung von rResten des Johanniterkreuzhofs. Denkmal des Gründers Joh. v. Dornsbach. {~DAGGER~} 15>0. Vom *Rathaus* des 16. Jh. haben sich nur der Turm und die Keller erhalten. *Marstall*, zugleich Rüstkammer und Schüttboden, bez. 1511. Der mächtige Dachraum im 18. Jh. umgebaut. Von den einst zahlreichen *Brunnen* haben sich die folgenden, durchweg plastisch reich durchgebildeten, erhalten: Marsbrunnen 1585, Samariterinnenbrunnen 1697, Hrkulesbrunnen 1708, Schwanenbrunnen 1710. *Wohnhäuser*. (Geschichtliche Marksteine sind die Stadtbrände 1589 und 1608 und die Beschießungen 1632 und 1757.) a) _Fr.Renss._ Neustadt 32 und 34, prächtige Sandsteintore. b) _Sp.Renss._ Markt 3 und 15, Bautzener Str. 2 und 11. c) _Fr.Bar._ Markt 24 (Amtsgericht) von 1678; Neustadt 23 von 1681; Markt 4 von 1689, hoch und schmal, reiches Detail, Eindringen Dresdener Einflüsse, auch$ enpunkten phantastisch geformte Schlusssteine. Noch raffiniertere Kluegeleien m Gwb. der suedl. Sakristei. AuÞgepraegte Spitzbgg. sind ueberall vermieden. Die Fenster schmal, hoch, nur ¡teilig und mit einfachen aber ganz schlaffen Fischblasen. Das Aeussere von fast aermlicher Schlichtheit; Strebepfll. nur am Chor; ihre Abdeckung geschweift. Die kuenstlerische Absicht des stilgeschichtlich wichtigen Gebaeudes ist nur im Innern zu erkennen; sie geht auf Schaffung eines weiten, uebersichtlichen, rhythmisch wenig bewegten Raumbildes bei Unterdrueckung der "organischen" Strukturformen. Reich und wertvoll der mit der Architektur zugleich entstandene plastische Schmuck, jedoch in freierem Verhaeltnis zu den Strukturformen, als in der echten Gotik. -- Die "_schoene Tuer_" am noerdl. Ssch. (bez. 1512 H W; 1597 vom Franziskaner-Klst. hierher versetzt); die Archit. auf wenige Glieder beschraenkt; den unteren Teil flankieren, auf ueberaus kuenstlich zusammengesetzte Postamente gestellt, die aus freien Ranken sich entwick$ hr starr, doch die Ornamente zierlich und sorgfaeltig; die Au5en hatten Einlagen von Glasfluss, ebenso das Stirnkleinod der Krone. Nach den historischen Umstaenden muss Ausfuehrung sehr bald nach dem Tode angenommen werden. Also der aelteste datierbare Bildnisgrabstein in Deutschland. Im noerdl. Qsch. Bischof _Thilo v. Trotha_ {~DAGGER~} 1514, wahrscheinlich von _P. Vischer_, eherne Tumba in Kistenform, mit der Rueckseite an die Wa[d gelehnt, ganz ohne architektonische Glieder, flachstes Relief. An der OWand das zugehoerige Epitaph in vergoldeter Bronze, der Bischof in Anbetung der Trinitaet. An der NWand Epitaph des Bischofs _Adolf v. Anhalt_, im suedl. Qsch. grosse hoelzerne Barockepitaphe ohne sonderlichen Wert. Im noerdl. Ssch. Grabstein des Bischofs _Friedrich v. Hoym_ {~DAGGER~} 1382, interessant durch den erstrebten Portraeteindruck, Spuren von Bemalung. -- In der Vorhalle Grabstein des Bischofs _Sigismund v. Lindenau_ {~DAGGER~} 1544, an einem Pfl. das zugehoerige Epitaph, bezeichneter Brnzeguss von _$ 1587 als charakteristischer protestantischer Predigtsaal mit Emporen und ohne Chor, die hoelzerne Felderdecke mit biblischen Gemaelden. Bauherr der kurfuerstliche Rat und Professor in Wittenberg Dr. v.Y Beust. -- Bmkwd _Altaraufsatz_ aus Sandstein bez. 1592. _S. L._ (_Samuel Lorenz_). -- _Bildnisgrabsteine_ v. d. Planitz 16. Jh. -- _Kelch_ 1656. _NIEDERPRETZSCHENDORF._ K. Sachsen AH Dippoldiswalde. *Dorf-K.* 1731-33, zentrale Anlage, aehnlich der zu Lohmen, also in derRichtung George Baehrs; erbaut von _J. Ch. Simon_. _NIEDERRABENSTEIN._ K. Sachsen AH Chemnitz. *Dorf-K.* _Taufstein_ mit 13 reizenden knienden Kinderfiguren (vgl. Weissbach), 1595 von _Michael Hogenwald_. In der Sakristei Sandsteinreliefs vom ehemaligen _Altarwerk_, vermutlich vom selben Meister. _NIEDERROSSLA._ Sachsen-Weimar VB Apolda. Gutes Beispiel einer groesseren *Dorf-K*. des 18. Jh.; 3sch. mit Emporen; grosser 3 geschossiger Kanzelbau hinter dem Altar. _NIEDERRUPPERSDORF._ K. Sachsen AH Loebau. *Schloss* (v. Nostitz) 1752 von _Andr. Huen$ f wohl von _Moritz Richter_, aehnlichen Charfakters wie die Schloesser von Weimar und Gotha. Imposanter Massenbau in schlichtesten Einzelformen. 3 Fluegel in Triklinienstellung. Je 21 Fensterachsen in 3 Geschossen. Keie Giebel. Einziger Akzent der breite turmartige Aufsatz auf dem Mittelfluegel. Die innere Ausstattung durch Umwandlung zur Kaserne zerstoert. Von namhaftem Interesse die von Leonhard Sturm, dem Theoretiker des protestantischen Kirchenbaus, geruehmte Kap. Saalbau mit Emporen nach dÂm durch das Schloss von Torgau vorbildlich gewordenen Typus. Sehr reiche "taeppisch-ueberzierliche" Dekoration in weissem Stuck auf rosa und apfelgruenem Grunde. *Rathaus* 1670, Turm 1690 von Chr. Richter. -- *Buergerhaeuser* renss. und _WEISSENOHE._ OFranken BA Forchheim. Ehem. *Benedikt. Klst.-K.* gegr. im 11. Jh., neu erbaut und ausgestattet 17.-18. Jh., ohne kuenstlerische Bedeutung. _WEISSENSEE._ RB Erfurt Kreisstadt. *Nikolai-K.* (jetzt Remise). Einfacher 1sch. rom. Bau mit got. Veraenderungen. *Petri-Paul-K.* De$ Lazzaro 437. Albert v. Soest 324. Ammann, Jost 22. Anwander, JI 41. 192. 286. Appiani, Gius. 407. 445. Arnold v. Westfalen 265. 267. 268. 269. 276. 334. 348. 349. 389. 390. Asam 11. 95. 456. Auwera, Jakob van der 95. 438. 449. 451. Auwera, Joh. Wolfgang v. d. 11. 399. 404. 435. 451. Auwâra, Lucas v. d. 452. Auwera, Richt. der 23. 452. *B*acher, Gideon 219. Backofen u. s. Schule 21. 69. 70. 161. 167. 186. 251. 440. Baehr, George 78. 81. 87. 89. 118. 159. 182. 192. 203. 247. 248. 304. 368. Balestra 86. Baratta, Franc. 80. 86. Barthel von Durlach 12. Barthel, Melch. 223. 238. Basler, Peter 139. Basti, Matteo 24. Bauer (Augsburg) 80. Bauer, Peter 46-2. Beaumont, Adam 204. Beck, Leonh. 444. Beham, H. S. 47. Behem, J. 237. Behringer, Wolf 191. Bergner, Nik. 216 f. Bernini, L. 80. 86. 95. Berwart, Blasius 333. Bestheimer, J. N. 264. Bibiena, Carlo 48. Bibiena, Giuseppe 48. Birkner, Wolfg. 220. Blondel 430. Bock, Hans 176. 408. Bodenstein, Chr. 355. Bodt, Jan de 86. 223. Boffrand, G. 450. Bogenkranz, Zach. 169. Boehm$ r in dem funkelnden Gespinst der Spinne baumeln. Eine eigenartige Rastlosigkeit ist in die Ameisen gefahren, sie küren nicht mehr zwischen den Insekten und den dürren Zweigen, sondern nehmen mit Fieberhast, was ihnen in den Weg kommt: magere, langbeinige Schnaken und eingetrocknete Blattrippen. Kleine Froschk[nder sind überall in Bewegung und spielen den großen schnüffelnden jungen Füchsen manch einen Schabernack. Da summt eine Biene ... die jungen Füchse schnappen danach, es ist unwiderruflich die letzte Biene des Jahres! Die Tiere haben unge geworfen, die Vögel haben ihre Eier ausgebrütet und die Pflanzen haben Samen angesetzt; jetzt ist der große Erneuerer, der _Winter_, im Anzug. Als es rauh und kalt geworden, und als es mit dem Futter knapp wird, besuchen die beiden alten Eulen ein Aas, das am Rande eines kleinen Sees jenseits der Förde liegt. Und dann eines Abends, als sie sich eben gesetzt haben, hören sie die Unruhe aus einer Tanne herausbrüllen. Es ²ist ein Schuß -- und die Federn stehen Uf um die Oh$ ist kein Brand im Sonnenuntergang: das Licht ist hinter Schneetüll verborgen. Ein schwerer, grauer Himmel lauert über der Erde; es schneit hin und wieder -- und die vereisten Birkenkronen In der freien Luft über dem Walde, wo ein beißend kalter Nebel die höchsten Wipfel verschleiert, sind die Krähen im Begriff, sich zur Nacht zu versammeln. Schon aus der Ferne hört man sie in kleinen Scharen von acht bis zwanzig heranziehen ... Sie versammeln sich heuteabend früh -- und wie sie sich in schwarzpunktigen großen Schwärmen rund herum schwingen um den alten,dichten Tannenwald, der sie mit seinem Nadeldach und tausenden von Ruhezweigen anzieht, klagen sie in einem mächtigen Chor ihre Winternot. Die Krähe gibt in der Regel einem kahlen Schlafast den Vorzug. Sie will am liebsten in der Esche des Moores oder in der alten Buche des Hochwaldes sitzen, um leicht aufhaken und abstreichen zu können. Aber heute abend ist das Wetter ungewöhnlic: hart, und der Hunger im Bauch ist nur halb gestillt. Kra-ah! Kra-ah! singen die $ Es klingt wie ferner, rollender Donner. Der Herbst ist im Anmarsch. Bald wird das Korn von den Feldern eingefahren, und auf den einsamen Heidehöfen heimst die Hungerharke die Überreste ein. Tausende von Feldmäusen, die im Überfluß geschwelgt haben, merken, daß sNe arm und ärmer werden. Früher brauchten sie nur an den Halmen hinaufzurennen und die Ähre hinabzubiegen, dann wurde sie mit den Zänen abgeschnitten und heimgetragen -- hinunter in das Mauseloch. Jetzt muß man mühselig nach einer Ähre suchen, lange Wege laufen -- und findet man sie, so ist man glücklich, wenn sie nur nicht verschimmelt ist oder nicht schon längst gekeimt hat. Aber es soll noch schlimmer werden! Die Rolle, die eine Ähre früher gespielt hat, wird bald von einem Korn übernommen. Die Mäuse huschen zwischen den Stoppeln umher ... sie haben ihre Gänge und Schlupfwinkel über das ganze Feld; es ist gleichsam von ihren Tunneln untergraben. Und ein !Loch liegt neben dem andern, schräge geht es hinab und bestimmt guckt es aus der Erde hervor mit$ privilegirte Stellungen einnehmen, und doch hat kaum Einer, Monarch und Minister nicht ausgenommen, seine volle Freiheit erreicht. Kann man also behaupten, daß die soziale Freiheit besteht? Sie ist wie die Gleichheit und die Brüderlichkeit nur Chimäre. Die Brüderlichkeit sandte Einen nach dem Andern ihrer KoryphäenKzur Guillotine, die GleiÇchheit dekorirte das Volk mit dem Titel Souverän, schaffte ihm aber weder Arbeit noch Brot; es verkauft sein Leben um 5 Sous pro Tag[12] und man schleift es, die Kette am Hals, zur Schlachtbank. So sind Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit nur Phantome.« [Fußnote 12: Der Sold des französischen Soldaten jener Zeit.] »Die Freiheit ist illusorisch, wenn sie nicht allgemein ist. Wo der freie Aufschwung der Trºiebe auf eine sehr kleine Minderheit beschränkt ist, da giebt es nur Unterdrückung. Um aber der Menge die Entfaltung und die Befriedigung der Triebe zu sichern, ist eine soziale Organisation nöthig, die drei Bedingungen erfüllt. Man muß 1. ein Regime der industriellen Att$ hren legitimen Kindern Grundlage ihrer Gesellschaft ist, abel dieser monogamischen Ehe _voraus_ geht das bürgerliche Eigenthum, der Privatbesitz an Grund und Boden und an den Produktionsmitteln. Der Privateigentümer ist bestrebt, sein ÓEigenthum zusammenzuhalten, auch über seinen Tod hinaus; er will in seinem Eigenthum gewissermaßen fortleben. Er sucht also einen Erben, der seinen Intentioen gemäß sein Eigenthum verwaltet und wo möglich vermehrt. Wo kann er diesen seinen Intentionen entsprechenden Erben besser finden, als in dem von ihm selbst gezeugten Kinde, das vielleicht auch der Erbe seiner Charaktereigenschaften ist und das er vor allen Dingen durch die Gewalt, die er über es ausüben kann, seinen Absichten gemäß zu bilden und zu erziehen suchen wird? Damit aber der Erbe auch sein wirklich _legitimer_ Erbe sei, muß er möglichst sich vor der Gefahr sichern, die Kinder eines Fremden als die seinen ansehen zu müssen, und deshalb umgiebt er die Ehe mit all den gesetzlichen Zwangseigenschaften, die sie heute $ Anblick von so viel offenen und geheimen Verletzungen allr festgestellten Ordnung zögern, anzuerkennen, daß entweder das Regime der Liebe bei uns im Widerspruch mit der Wahrheit und der Moral organisirt ist, oder daß ein solcher Zustand unverträglich ist mit der Zivilisation, daß die Zivilisation der Antipode der Moral und der Wahrheit.« »In den niederen Klassen herrscht vollkommene Emanzipation, dort existirt ie freie Liebe offen. Und diese Klasse, die so offen die religiösen und die Moralgesetze verletzt, umfaßt die Hälfte der weiblichen Bevölkerung unserer großen Städte. Ich will nicht unsere Zofen und Zimmermädchen zitiren, die im Rufe stehen, keine Kenntniß von den Gesetzen der Enthaltsamkeit zu besitzen, wenigstens handeln sie, als hätten sie nie davon sprechen hören. Und wie in der kleinen, so ist es in der großen Welt. Bei den Leuten »comme il fau4t« hat der Ehemann seine bekannten Maitressen und die Dame vom Hause ihre anerkannten Liebhaber. Das gehört zur Harmonie der Haushaltung und das heißt man: $ dwirthschaft, von selbst, der Boden seiner Existenz, allgemein anerkanntes Tauschmitel für alle Waarenaustausche zu sein, wirdihm entzogen. Da wo Produkt gegen Produkt, richtiger Arbeit gegen Arbeit gesellschaftlicher Vereinigungen sich austauscht, wird der Austausch ein einfaches Rechenexempel, das auf dem Wege der Bchung der austauschenden Faktoren beglichen wird. Dagegen muß in einer auf Millionen Einzelwirthschaften beruhenden Produktion, wo das Produkt als Waare den einzigen Zweck hat, so rasch als möglich die Hände seines Produzenten zu verlassen, um durch Dutzende von Händen die verschlungensten Kanäle zu durchwandern, welche die Spekulation ihm anweist, bis es endlich in die Hände des Bedürfers gelangt, wir sagen, hier muß nothwendig ein gesellschaftlich anerkanntes Aequivalent zur Ausgleichung aller dieser Manipulationen vorhanden sein, und dieses ist das Geld, das den Doppelcharakter besitzt, gesellschaftlich anerkanntes Werthmaß und Waare zu sein. Andererseits, fährt Fourier fort, habe die Zivilisa$ sprachen ihm kameradschaftlich zu, aber was sein eigentliches Herzleid ausmachte, konnten sie natürlich nicht -wissen; für einen Zwiespalt wie den in seiner Brust gab es keine ýHeilung Da er die Muttersprache fast vergessen hatte, vermochte er seine merkwürdigen Erlebnisse anfangs nur stockend zu berichten. Um nicht das Ziel des Neides zu werden, schenkte er den neuen Gefährten vieles von seinen mitgebrachten Reichtümern, indessen stachelte er damit doch nur ihre Habsucht an, auch Cortez sagte sich wohl: wo Datteln verschenkt werden, sind die Palmen nicht weit. Deshalb lieh er den Einflüsterungen Geronimos ein williges Ohr und zog mit seiner Mannschaftþüber das Gebirge. Nun war er nebst allem andern ein Meister des listigen Wortes und der umgarnenden Rede, und während er erwog, wie er das Heer des Kaziken, das ihm den Weg nach der Hauptstadt verlegte, unschädlich machen könnte, wußte er unter der Maske des Wohlwollens für den jungen Fürsten Geronimo dahin zu beschwatzen, daß dieser sich bereit erklärte, den K$ rd als das eines Verliebten, noch angstvoller erregt von den Drohungen des Geschicks. Ein Kind ist Eigentum, trotzte Eßwein, eigen Fleisch, eigen Blut; seine Ehre ist meine Ehre, seine S‡chmach die meine. So gab ihm die Liebe Kraft zu der furchtbaren Tat. Er schickte sein Weib mit einem Auftrag in das nächste Dorf, wo sie auch übernachten sollte. In wunderlichen Gesprächen verbrachte er mit den Töchtern den Abend; er war eine Art PhAilosoph und hatte sich vieles von den Lehren der alten Mystiker zu eigen gemacht. Die beiden Mädchen gingen zur Ruhe, für die Ewigkeit zur Ruhe. Kein lüsterner Geck soll euch nahen, rief ihnen Eßwein im Geiste zu, kein Unwürdiger eure keusche Brust öffnen; der Verrat nicht zu euch dringen, Notdurft euch nicht peinigen, die Kälte der Herzen euch nicht frieren machen. Wenn auch nur der entfernteste Hoffnungsstrahl geleuchtet hätte, und wenn es nicht ein Werk der Liebe gewesen wäre,oso hätte ihm sicherlich der Mut gefehlt, als er mit der Schußwaffe an das Lager der Jüngsten trat, um $ ichste Aufenthalt auf Erden und vielleicht wandert er als Greis noch einmal ins heilige Land, bloß um vor seiner FamilieyRuhe zu finden. Aber Sie haben mich bekehrt, lieber Rudolf. Wenn die gräflichen Herrschaften so famose Leute waren wie diese de Landas, muß ich mich meiner Skepsis schämen.« »Hätte die Josepha Kinder gehabt, wer weiß, ob nicht Frau de Landa doch eifersüchtig geworden wäre,« bemerkte Franziska. »Ich kann mich ja in keine der beden Frauen versetzen, obwohl ich mir bewußt bin, daß die Lockung, die für euch Männer die wesentlichste in der Liebe ist, für uns viel geringer ist als ihr alle³ vermutet. Das gröbste Weib ist darin noch nicht so materiell wie der zarteste Mann.« »Du lobst mir die Frauen zu sehr«, entgegnete Georg Vinzenz, »das läßt nur darauf schließen, daß du die Männer besser kennst. Ich gebe zu, daß der Mann die Sinnlichkeit sozusagen wörtlicher nimmt; umso tiefer befindet er sich im Einklang mit der Natur, der jede Aufbauschung und Verschnörkelung ihrer einfachen Triebe eigentlich$ Wege zu schauen, auf denen die Duldenden und die Geopferten schritten, und andere Wege, wo die Priester und die Richter gingen! Sein beschäftigter Blick streifte mehrmals das Gesicht Hadwigers, der die Hand an der Stirn, die Lippen gepreßt, sehr bleich und gleichsam im Innersten verstummt, den Freunden und sich selbst entzogen war, und immer wieder kehrte er dann den Blick ein wenig erschrocken zur Erde. Franziska mochte nicht mehr länger unter dem Druck des Schweigens bleiben. Sie richtete sich empor, und wie sie plötzlich zu lächeln imstande war, erinnert»e daran, daß sie eine Schauspielerin gewesen. Cajetan sprang auf, ging rasch zu ihr hin und küßte ihr die Hand. Sie blickte ihn prüfend an und schüttelte den Kopf, halb vewundert, halb dankbar. »Jetzt, wo ich mich so sicher unter euch fühle«, sagte sie, »wo jeder Tag etwas so Wahres hat, jede Wort etwas so Menschliches, kommt es mir vor, als hätt ich das Jahr garnicht wirklich gelebt; ich spür es bloß, denken kann ichs nicht, freilich, glauben muß ich es.$ t; daß er den Hafen sicher und ohne Verluste erreichte, ist ein neues Beispiel für das unglaubliche Glück, das sich an die Schritte der Bonapartes zu heften scheint und all) ihre Operationen begleitet."[12] Nun erst verlieh Napoleon dem Heimkehrenden den Titel eines französischen Prinzen, und als Anerkennung seiner Tapferkeit den Rang eines Kontreadmirals. Als höhereAusz­eichnung noch empfand es Jerome, daß Napoleon ihm für den bevorstehenden preußischen Feldzug die bayrische und württembergische Division anvertraute und es ihm nun endlich vergönnt war, unter den Augen des bewunderten kaiserlichen Bruders zu fechten. Jerome bewährte sich. Trotz seiner 24 Jahre wußte er sich den Respekt der Truppen und ihrer Führer zu gewinnen, aber mehr noch das Herz der Soldaten durch seine Sorge für ihr Wohl.[13] Am Tage, als die letzte schlesische Stadt vor ihm kapitulierte, erreichte ihn die Nachricht vom Tilsiter Waffenstillstand. Der Friede folgte. Napoleon hatte Preußen unterworfen und seinem Bruder ein Königreich erob$ suchen wir den Verkehr mit Menschen nicht. Wir müssen still in unserer Klause bleiben und des HeldenÞwarten, der uns von den lastenden Ketten des Unglücks befreit. Bewahren Sie ein mitleidig-wehmüthig-liebevolles Gedenken Charlottens treuem Freunde Theodor Mundt.' "Als seltsamstes Schriftstück gebe ich noch den Brief des Gatten wieder: "'Holde mitleidige Genien! Von uns wollen Sie wissen, uns wollen Sie kennen lernen? Aus dem Licht Ihres Daseins möchten Sie in die dunklen Wohnungen verannter Sünder sehen? Snden Sie uns Ihr Licht, daß es mich erhelle, und einstimmen will ich in Ihre Hymnen zum Lobe des Schönen, des Guten und Wahren. Und nach Weimar rufen Sie uns, um am Grabe Ihres Propheten zu weinen, Lebenskräfte zu schöpfen. Wissen Sie denn, ob er auch mir ein Prophet ist? Und der Glaube allein kann Wunder verrichten. Für uns giebt es keine Wunder. Lesen Sie Byron und Sie kennen mich; lesen Sie, wenn Sie es können, die goldene Schrift der Sterne, und Sie kennen Charlotte. Dem gütigsten Schicksal befehle ich $ solange man lieber einer Reihe von Herren als von Dienern angehört, -- das aber läßt sich nicht erkaufen. "Der Charakter ist die Composition des Menschen, seine Tugenden sind die Melodie, seine Fehler das Accompagnement, das Instrument ist das Leben, wohl dem, der es zu stimmen versteht! Das Schicksal schlägt den Tact dazu, und nur ein großer, starker Menschengeist wird es selbst thun können und ihn'fest und ohne Schwanken beibehalten. "Es giebt einen anscheinenden Leichtsinn, den die Philosophie gerade den tiefsten Gemütern lehrt, es ist das oft mühsame Ueberbordwerfen von Schwerem und Trübem. Wenn die ?Leiden der Menschheit das innerste Herz zerreißen und die Trauer darüber fØast jede Kraft lähmt, so muß man das zu lebhaft fühlende Herz zu einem gewissen Leichtsinn erziehen, damit die Kraft ungebrochen und das Leben erträglich bleibe, damit man Muth und Stärke habe, wo es Hülfe und Thaten giebt. "Wenn Sie wüßten, wie schwer und wie nötig gerade mir dieser Leichtsinn ist, wie sehr ich schon meinen Hang zur S$ t einer Kugel durch den Kopf endet, und den armen Mann, der durch geistige oder körperliche Arbeit ein Vermögen gewinnt und Gutes für die Menschheit leistet; male treu ihr inneres und äußeres LeQben und dann laß aufrichtig die Frage beantworten: CAuf welcher Seite ist das Glück?' Auch dann, wenn nach diesem Leben nichts wäre, auch dann ist der Christ der glücklichste Mensch auf Erden." Das Leiden der Kinder aber -- und schließlich auch das der Tiere, für das ihr Mitleid fast ebenso rege war -- schien die Grundpfeiler des ganzen Gebäudes ihrer Religion zu erschüttern. Ist es möglich, angesichts eines gequälten Tieres, eines mißhandelten Kindes an den Gott der Liebe zu glauben?! Kann ein gütiger Vater im Himmel ruhig mit ansehen, was für einen guten Menschen schon unerträglich ist?! Selbst die weitere Erklärung des Unglücks als einer Prüfung, an der die moralischen und þgeistigen Kräfte reifer Menschen wachsen sollen, versagte angesichts derer, die noch keine Kräfte haben. Und die alttestamentarische Ansicht vo$ Auffassung noch in den Verdacht revolutionärer Gesinnungen bringen konnte, für die Kaiserkrone Deutschlands auf dem Hauptme eines Hohenzollern scçwärmte. Möchte der Ruhm uns nicht übermütig machen und die Macht nur dazu führen, dem Wohle des Volks zu dienen." Nach dem Feldzug mußte sich Großmama wieder von ihrer Tochter trennen. Die Hoffnung, daß mein Vater als Generalstabsoffizier im _IV._ Armeekorps bleiben würde, erfüllte sich nicht, er wurde vielmehr nach Karlsruhe versetzt, so daß die Trennung, der weiten Entfernung wegen, eine recht schmerzliche war. Daß ihr Sohn Otto so fröhlich zurückkam und beim Kronprinzen in Potsdam blieb, daß ihr Sohn Werner so viel ernster und reifer gworden zu sein schien, erleichterte ihr den Abschied. Im Sommer des folgenden Jahres verband sie eine Reise nach Karlsruhe mit einem Besuch bei ihrer Schwester in Paris und beschloß sie mit der gewohnten Karlsbader Kur. In einem Briefe aus dieser Zeit -- 1872 -- heißt es: "Es scheint, als ob ein sehr friedliches, sorgenloses Auslebe$ ten sie ihr ein paar Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf gegossen, und als sie zu sich kam, war sie halb gelähmt und blödsinnig. Sie erholte sich so weit, um die Puten hüten und -- fast alljährlich ein neues elendes Würmchen in die Welt setzen zu können. Der Kindergarten nahm sie aþlle auf und brachte ein bißchen Sonnenschein in das dunkle Leben der Kleinen, etwas Freude in das graue Leben der Mutter. Wo sie meine Großmutter sah, den einzigen Menschen, der ihr anders begegnete als mit Fluchen, Schelten und Spotten, humpelte sie von weitem schon eilig auf sie zu, um ihr die Hand zu küssen; dabei huschte über ihr blödes Gesicht ein seliges Lächeln, und ein Blick grenzenlosen Erbarmens antwortete ihr aus den Augen ihrer Wohl²äterin. Als aber nach einiger Zeit die fromme Schwester, die Leiterin des Kindergartens, ihn selbst um ein kleines, schreiendes Baby vermehrte, wurde trotz aller Gegen×orstellungen meiner Großmutter der Anlaß benützt, ihn aufzulösen. "Du siehst, wohin solche Sentimentalitäten führen, dadurc$ mit aufrichtiger Dankbarkeit Ihr alter Freund Carl Alexander." Auch aus der Ferne schloß sich der Kreis der alten Freunde um so enger zusammen, je kleiner er wurde. Drei Greise wareò es nur noch -- Jenny Gustedt, der Großherzog und die Kaiserin -- die das Band einer gemeinsamen Vergangenheit ºumschloß. Und unter ihnen war Jenny die Trösterin, die, die sie aufzurichten versuchte aus dem niederdrückenden Leid. "Aus jeder Zeile, die meine geliebte Kaiserin mir schreibt," heißt es in einem Brief meiner Großmutter aus dem Jahre 1888, "lese ich, wie schwer sie unter den Schägen des Schicksals leidet: den Gatten, den Sohn verloren, den Enkel, der die erziehende Schule des Kronprinzentums nicht durchmachte -- wie sie sich ausdrückt -- unter der Last einer schwer zu tragenden Krone, mit dem Ausblick in eine ungewisse Zukunft." Nicht allzu lange sollte die Kaiserin die neue Zeit miterleben, die ihr immer fremder wurde. In den ersten Tagen des Jahres 1890 schloß sie die müden Augen für immer. Kurz darauf schrieb Carl Al$ n= von Detlev von Liliencron. =2: Der Kampf ums Blockhaus= von Charl. Sealsfield. =3: Der Schiffszimmermann= von Friedrich Gerstäcker. =4: Gefangen im Kaukasus= von Leo Tolstoi. =5/6: Jack= von Anton von Perfall. =7: Die Frühglocke= von Adolf Schmitthenner. =8: Das kalte Herz= von Wilhelm Hauff. =9: Eine Nacht im Jägerhause= von Friedrich Hebbel. =10: Der Pfadfinder= v. J. F. Cooper. I. Teil: =Auf d. Oswego.= =11/12: Desgl.= II. Teil: =Kampf auf den Tausendinseln.= =13: Tito,= die Geschichte einer Präriewölfin v. E. S. Thompson. =14: Das Schloß in der Höhle Xa Xa= von G. Schwa=. =15: Die Geschwister. Der Geiß-Christeli= v. Ernst Zahn. =16/18: Robinson Crusoe= von Daniel de Foe. =19: Der Greifenprinz. Das Haus der Wichtel= v. Wilh. Fischer. =20: In der Hölle. Im Eise= v. Philipp Kniest. =21: Der Reisekamerad. Die kleine Seejungfer= von H. Chr. Andersen. =22: Bei der Glockenboje= v. Joh. Wilda. =23: Waltharilied und andere Sagen= von J.Grimm. =24: Abenteuerliche Geschichten= vo. Heinrich Zschokke und Charles $ e, die hinter ihm stand, merkte, daß sie deutlicher werden mußte. »Hans,« sagte sie, »du willst ja deinen Strauß der Frau Prinzessin geben!« »Oder vielleicht der Mama?« rief der Kleine und sprang lustig durchs Zimmer auf Wseine Mutter zu, die sich ganz bescheiden hinter die älteren Damen zurückgezogen hatte. So war denn richtig die Störung eingetreten. Was tun? Eine Unterhandlung konnte Frau Römer nicht mit dem Kind anfangen, so folgte sie einer raschen Eingebung, nahm den Strauß aus der Kinderhand, trat mit Hänschen vor und sagte bittend zur Prinzessin: »Wollen Sie die Blumen wohl von mir annehmen?« »Ja gewiß, gern,« sagte die Prinzessin liebenswrdig, »was haben Sie für einen prächtigen Jungen, er hat uns den größten Spaß gemacht, der kleine geplagte Mann.« Noch ein paar Minuten verweilten die Gäste, dann verließen sie die Stube; der ganze Aufenthalt hatte vielleicht zehn Minuten gedauer und wieviel Arbeit und Überlegung hatte die Herstellung der Bauernstube Die Frauen blieben allein mit den Kindern zurück. $ gen und begrüßte sie ruhig und mit wenigen, kühlen Worten. Kein Kuß, keine Umarmung, gar nichts, was an eine Mutter erinnerte. Berta war erstaunt. Sie hatte sich das so ganz anders gedacht. Eigentlich war es ihr aber eine Erleichterung. Sie selbst hatte ja auch keine zärtliche Empfindung, so konnte ihre eigene Zurückhaltung nicht so auffallen. Die neue Mutter stellte sie nun einigen Mädchen vor, die auch als Gäste geaden waren, und überließ sie diesen. Erst in der Kirche sah Berta die Mutter wieder und sie mußte immer und immer wieder zu ihr hinüberblicken. Sie sah so ernst aus, nicht fröhlich und heiter, wie sich Berta eine Braut vorgestellt hatte. Einmal begegneten sich ihre Blike. Schüchtern schlug Berta die Augen nieder vor dem ernsten, forschenden Blick, den sie noch lange auf sich gerichtet fühlte. Nach der Trauung versammelte sich die ganze Gesellschaft beim Mahle, und unte der jungen Welt, die Berta umgab, ging es bald sehr heiter und lustig zu, so daß auch sie sich vergaß und mit den andern fröhlich $ nnt ihre fortdauernde Beitragsleistung zur Zinsquote des Gesamtvermögens die Bedeutung und den Charakter der reinen Weitere sehr verhängnisvolle Wirkungen ergeben sich auf Grund des Umstandes, daß von der Gesamtsumme, die zur Verzinsung des Nationalvermögens jährlich aufgebracht wird, ein sehr beträchtlicher Teil auf eine relativ ganz geringe Zahl von bevorzugten Nutznießern entfällt, den Eigentümern der sehr großen Vermögen, und dadurch diesen ein Einkommen verschafft, welches über die Bedürfnisse selbst einer sehr erhöhten Lebenshaltung weit hinaugeht. Die Millionäre sind aber meist sprsame Leute, die den Überschuß nicht zu vergeuden oder zu verschenken pflegen. Von jenen großen Einkommen gelangt daher nur ein Teil zum Verbrauch, der andere -- häufig größere -- Teil wird zurückgelegt und figuriert am Schluß des Jahres in dem Zuwachs des Nationalvermögens, der für das nächste Jahr mit zu verzinsen ist. Von Jahr zu Jahr wiederholCt sich dieser Vorgang. Dadurch wächst das Nationalvermögen, also auch dessen Zin$ chtet würde. Bei uns in Deutschland gibt es unter den Unternehmern zwar auch viele, die anständig genug sind, sich nur zu ärgern, wenn ihre Leute andere Ideen haben und verfolgen wollen als sie, ohne sie das weiter entgelten zu lassen. Nur sehr wenige aber gibt es erst, die dabei nicht denken, die Großmütigen zu sein, vielmehr das Bewusstsein haben, dass es ihre soziale Pflicht sei, als Unternehmer über jenes{nicht einmal sich zu ärger`. Bei uns also muß wohl dem schwachen Rechtsbewußtsein durch eine gesetzgeberische Deklaration des »Brotherrn« unter die Arme gegriffen werden, wenn die jetzt beliebte =uslegung nicht erst noch viel größeren Schaden anrichten soll. Es erscheint mithin als sehr dringlich, daß die Reichsgewerbeordnung -- und wenn sie für den Landbau eine »Gesinde«-Ordnung bleiben müßte, dann auch diese -- bald einen Paragraph bekomme, der kategorisch vorschreibt, neben den sonst durch Anschläge zu verlautbarenden viel minder wichtigen Vorschriften müsse in jedem Raum in Stadt und Land, in welchem$ äumlichen und persönlichen Zusammenhang mit der Optischen Werkstätte zu bringen, ist die Begründung des Glaswe´rks als einer Tochteranstalt der letzteren sogar der bedeutsamste Akt der organisatorischen Arbeit der zweiten Periode, wie sich in der Folge gezeigt hat; er war aber auch der schwierigste hinsichtlich der Entschließungen, weil das neue Unternehmen damals als ein kecker Sprung ins Dunkle sich darstellen mußte, mit beträchtlicher Gefahr großen wirtschaftlichen Mißerfolges verknüpft. Auch die Fortsetzung der inneren wirtschaftlichen und technischen Arbeit, im Verfolg des ursprünglichen Programms hat in der jetzt betrachteten Periode, dem vierten Jahrzehnt, noch w;ichtige Fortschritte gebracht, sogar erst diejenigen Fortschritte, in welchen der Gedanke der rationellen Konstruktion des Mikroskops seine eigentliche Bewährung und die ÊAnerkennung unbestrittenen Erfolgs gefunden hat. Hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Fortentwicklung des Ganzen treten aber selbst diese Fortschritte durchaus zurück hinter $ uf das Vergangenewnoch einen Ausblick auf die Zukunft folgen zu lassen -- nicht um ihren Schleier vorwitzig zu lüften, sondern um uns zu deutlicherem Bewußtsein zu bringen, welche besonderen Ansprüche die Zukunft an diejenigen stellen wird, die in unserem Kreis ihren Aufgaben werden zu dienen haben. Wir dürfen uns nicht verhehlen, daß diese Ansprüche in mehreren Punkten strengere sind, als auf dem Gebiet praktischer Tätigkeit der Regel nach an die Personen und ihre Leistungen jetzt gestellt werden. Die Unterordnung der Wirtschaftsführung der _Carl Zeiss_-Stiftung unter größere soziale Aufgaben legt ihren Betrieben Pflichten und Lasten auf, die andere Industrieunternehmungen zur Zeit noch nicht zu erfüllen brauchen; und einstweilen ist es noch Sache nicht der Gewißheit sondrn nur deÁr Annahme, daß der Vorteil der Elimination des Nutznießung suchenden Kapitalisten oder Unternehmers aus dieser Wirtschaftsführung auch auf die Dauer das ausreichende Äquivalent für jene größeren Lasten Was aber schwerer ins Gewicht$ ch das Interesse derjenigen Bürger wahrzunehmen hat, welche nach 20 oder 30 Jahren kommen. Der Kollektivbesitz muß gewahrt und erhalten werden, und seine Erträgnisse dürfen als KollektiverŽerb nicht verteilt werden. Genau so ist es in unserm Kreis. Obwohl von der Stiftung kein anderes Interesse vertreten werden kann, als das Interesse einer Genossenschaft als solcher, so ist damit ein _Interessengegensatz_ gegeben, der in alle Angelegenheiten hineinspielt. Aus materielle"n Gesichtspunkten muß die Firma darauf halten, einen Teil des gesamten Arbeitsertrages als Kollektivbesitz zu erhalten und nicht zur Verteilung zu br ingen. Es entsteht die Frage: nach welchen Grundsätzen und Theorien soll dieser Teil ermittelt werden? Sie werden mir nun freilich sagen, wenn ich behaupte, in Hinsicht auf die Regelung der wirtschaftlichen Interessen sei die Firma eine Produktivgenossenschaft: das ist mir eine schöne Genossenschaft, bei der die Genossen in wichtigen Dingen, in bezug auf Leitung und Verwaltung des Ganzen, _nicht$ er habe ich das Vertrauen, daß sie nach sorgfältiger Prüfung aller Unterlagen meiner Anklage Recht geben und dadurch die schimpfliche _Bescholtenheit_ heilen werden, unter die unser Staatswesen vor ganz Deutschland gekommen ist durch die kecke Behauptung: in unserem Land könne _kraft Poliêzeiallmacht_ den Bürgern alles verboten werden, was nicht durch ein besonderes Gesetz ihnen ausdrücklich _erlabt_ worden ist. Und so wird dann auch, hoffe ich, endlich und endgültig das _Odium_ wieder beseitigt werden, das _auf Land und Personen_ gefallen ist durch Verbreitung des falschen Glaubens: _im ersten Jahre der Regierung des Großherzogs Carl Alexander und durch eines von den ersten unter seinem Namen ergangenen Gesetzen sei der Verfassungsstaat des Großherzogs Carl August in dIen Polizeistaat zurückrevidiert worden._ Gesetz über das Strafandrohungsrecht der Polizeibehörden. Wir Carl Alexander, von Gottes Gnaden Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Landgraf in Thüringen, Markgraf zu Meißen, gefürsteter Graf zu Hen$ its an Stoffen, die notwendig für die Erhaltung der normalen Funktionen sind, andererseits bsteht in einem Überschusse von Stoffen, die nachteilig sind. D#ese Ermüdung, die sich durch die Stoffveränderungen ergibt, trifft in erster Reihe und zunächst diejeigen Organe, die der Ermüdung unmittelbar ausgesetzt sind, also bei schwerer Muskelarbeit die Muskeln, bei intensiver Nervenarbeit, bei angespannter Aufmerksamkeit, in erster Reihe die Zusammensetzung der Nerven, vielleicht die Gehirnpartien, die Organe, die in erster Reihe die Tätigkeit vermitteln. Durch die Wirkung des Blutkreislaufes wird aber die spezifische Ermüdung immer ausgedehnt auf den ganzen Körper, so daß eine Ermüdung durch geistige Tätigkeit zugleich eine Ermüdung des Körpers bezüglich der Muskeltätigkeit involviert und umgekehrt. Es wird also der Überschuß an schädlichen Bestandteilen allmählich auf den ganzen Körper verteilt und gibt eine allgemeine Ermüdung. Ich führe das hier bloß zu dem Zwecke an, um erkennbar zu machen, daß meine weiteren$ it einem losen Friesanzug bekleidet, einen wollenen Schal um den Hals, und große Fausthandschuhe an den Händen; er trug einen ländlichen Korb -- blaugemalt, mit gelb-weißeÁn Ein großes Geheimnis ging endlich seiner Offenbarung entgegen; seit Tagen war die ganze Schule darauf gespannt gewesen, wie, wo und mit wem der Zusammenstoß erfolgen werde, der jetzt drohte, wann der feierliche Moment der Abrechnung komme, in dem Ole Tuft vor einem Mitglied der gestrengen Schulpolizei endlich eingestehen mußte, wo er sich nachmittags und abends herumtrieb und was er da anstellte. Ole Tuft war der Sohn eines wohlhabenden Bauern vom Strande draußen -- das einzige Kind. Sein Vater, der vor einem Jahr gestorben, ar der angesehenste Laienprediger der westlichen Lande gewesen und hatte schon frühzeitig seinen Sohn zum Geistlichen bestimmt, weshalb dieser jetzt das Gymnasium besuchte. Ole war begabt, fleißig und seinen Lehrern gegenüber von einer Ehrerbietung, die ihn zu ihrem erklärten Liebling Aber die Haare al¡lein machen noc$ mmen. Die Möbel waren -- für eine kleine norwegische Stube im Winter -- zu schwer und zu dunkel; auch wareJn sie zerschlissen und verblichen. Die Kupferstiche und Photographien hingen in großen Rahmen, die nicht dicht schlossen, so daß Staub und teilweise Feuchtigkeit das Papier verdorben hatten. Nur das Kinderspielzeug und der Flügel hoben sich von dem andern ab; der Flügel schien ganz neu zu sein und stammte von der besten Pariser Firma -- augenscheinlich ein Konzertflügel. "Die gnädige Frau spielt so gut -- habe ich gehört?" -- "Ja." -- Kallem wußte, daß sie sich von Kind auf für die Musik ausgebildet hatte, und -- um etwas zu sagen --griff er dies Thema auf. "Sie hat auf dem Konservatorium in Berlin studiert, nichtwahr?" -- "Ja!" --Im Zimmer rechts, das an das Eckzimmer stieß, wurden Stühle gerückt. Kallem griff dies Thema auf. -- "Ich bekomme im Eckzimmer einen Nachbarn, wie ich höre?" -- "Ja" -- "Ein Verwandter von Ihnen?" --"Ja, eine Tante." -- Wieder wandte Sören Kule den Kopf nach links und rief glei$ noch das Allerschlimmste! Unmöglich, ganz unmöglich! Marie erbot sich, mitzugehen, und Kallem versprach, auch ihre Überfahrt zu bezahlen. Aber beide die Kinder verlassen -- das konnten siÿe unter gar keinen Umständen; der bloße Gedanke schon war ein Unrecht!Marie mußte also bleiben, bis die Kinder gsut versorgt waren. Wenn sie selber wirklich reiste, so mußte sie an Bord gebracht werden, ohne daß jemand davon erfuhr. Also mußte das Nötigste für die Reise gekauft werden; das mußte selbstverständlich umsichtig vorbereitet werden. Hier erwartete er abermals Widerstand; aber so kindlich war sie noch, daß sie sich, noch ehe etwas Bestimmtes über die Reise selbst ausgemacht war, verführen ließ, die Reisegarderobe einzukaufen; das machte ihr Spaß. Wenn er nur einmal länger mit ihr hätte sprechen können, oder wenigstens eine Weile täglich; aber sie war vorsichtig bis aufs äußerste. So schrieb er denn ellenlange Briefe; zu antworten wagte sie nicht, da sie sich von der Tante und von der Köchin überwacht glaubte. Aber$ ber fressen tat er -- nach Ragnis Ausdruck -- wie ein Scheunendrescher. Und wenn er dann mit den feuchtkalten Händen an seinen Hosen herunterstri ch oder sich durch das dicke, fettige Haar fuhr, dann war er noch schlimmer als Kristen Larssen! Jeden und jeden Tag diesen ekligen Bengel am Tisch! Und abends Kristen Larssen! Dazu nwch die vielen alten Weiber, die Kallem ihr schickte, damit Ragni sie mit wollenem Zeug versehe! Kinder, die sie oft von Kopf bis zu Fuß neu kleiden mußte, -- alle seine Tuberkulosefreunde! Nicht nur, daß die Menschen an sich ihr unangenehm waren; sondern daß alle Türen offenstanden --! Sie hatte keine Freistatt mehr, war nicht mehr Herr ihrer Zeit! Mit ihm darüber zu sprechen, -- was hatte das für einen Zweck? Wenn das, was _ihr_ die tiefste Qual bereitete, _seine_ höchste Freude war? Ein bißchen Eifersucht war auch dabei: er hatte überhaupt keinen Blick mehr für sie unãd das, was ihr lieb war! Die Sache mit seiner Schwester ließ er auch einfach so hängen. Pastors waren schon längst wi$ sal, zum unbeugsamen, mystischen Schicksal. Alles erschreckte sie; sie sah in alleå Zeichen und Vorbedeutungen. Der Junge schien nur auf der kranken Seite liegen zu können; sonst schmerzte es ihn so, daß er laut jammerte, ... und jedesmal, wenn sie ihm dabei helfen mußte, kam ihr das ganz unbegreiflich vor. Sie schob ihm Luftkissen unter; sine einzige Antwort bestand in herzzerreißenden Bitten, sie möge ihn doch ruhig liegen lassen. Sie wußte nicht mehr, was richtig war und was falsch. Nicht einmal an seine Beine durfte sie mehr rühren; er zog die Knie herauf, das eine über das andere ... lauter unerklärliche Einfälle, durch die sie sich gänzlich überflüssig oder sogar lästig vorkommen mußte. Ob das bedeutete, daß sie sich an den Gedanken gewöhnen mußte, daß sie im Grund _ganz_ überflüssig war? Schließlich mußte sie das ja aufreiben. Schon die Angst vom einenmal zum andern, wenn sie ihn anrühren mußte, wäre genug gewesen Aber die Gedanken, die dabei mit unterliefen, machten sie geradezu verrückt. Sprechen kon$ e sie sich und saß in sich zusammengekauert da, die Hände vor den Ohren. In ein anderes Zimmer wollte sie sich nicht bringen lassen; hier wollte sie bleiben, und Qualen erleiden. Manchmal, wenn sie sich halb zu Tode geKetzt hatte, flüchtete sie zu Tuft, òwie zV einem stillen Hafen; "hilf mir!" flüsterte sie; es ginge um ihren Verstand, um ihr Leben; immer habe sie gewußt, daß es einmal ein jammervolles Ende mit ihr nehmen würde. Tuft bewog sie endlich, sich aufs Sofa hinzulegen und sich kalte Umschläge machen zu lassen; er bat sie so innig, und seine Liebe war so stark, daß sie ihr einen Halt gab. "Danke, Ole, danke!" Darnach wurde "Er schreit!" rief sie plötzlich und setzte sich auf; sie wollte hinauf. Der Pastor beteuerte, er höre nichts; aber im selben Augenblick hörten sie es beide. "Ja, ja!" rief sie und wollte hinauf. Tuft umschlang sie mit beiden Armen, bat und beschwor. Und wieder wurde sie still. Von oben kam kein Laut mehr jetzt. Oben ging alles schnell. Auf Kallems Verantwortung wurde der Junge chl$ n wenig und sagte: »Den vierten.« »Zwei Tage falsch!« seufzte der Hutmacher. »Ich sagte dir ja, daß Butter das Werk verderben würde,« setzte er hinzu, indem er den Hasen ärgerlich »Es war die beste Butter,« sagte der Faselhase demüthig. »Ja, aber es muß etwas Krume mit hinein gerathen sein,« brummte der Hutmacher; »du hättest sie nicht mit dem Brodmesser hinein thun sollen.« Der Faselhase nahm die Uhr und betrachtete sie trübslig; dann tunkte er sie in seine Tasse Thee und betrachtete sie wieder, aber es fiel ihm nichts Besseres ein, als seine erste Bemerkung: »Es war wirklichdie beste Butter.« Alice hatte ihm neugierig über die Schulter gesehen. »Was für eine komische Uhr!« sagte sie. »Sie zeigt das Datum, und nicht wie viel Uhr »Warum sollte sie?« brummte der Hase; »zeigt deine Uhr, welches Jahr es »Natürlich nicht,« antwortete Alice schnell, »weil es so lange hintereinander dasselbe Jahr bleibt.« »Und so ist es gerade mit meiner,« sagte der Hutmacher. Alice war ganz erwirrt. Die Erklärung des Hutmachers sc$ [Fußnote 67: Ps. 32, 10.] [Fußnote 68: Jes. 41, 10. 43, 1.] VIII. Nach der Niederkunft. Laß den schwachen Dank der Beglückten zu deinem Thron aufsteigen, du Beschützer meines Lebens, mein geliebter Vateìr im Himmel! daß du mich erhört und dein starker Arm mich unterstützt hat.»Von meinem ganzen Herzen will ich dir danken und alle deine Wunder verkünden, ja ich will froh sein und mich freuen in dir, und deinen Namen will ich lobsingen, dem Namen des Allerhöchsten.« Amen! IX. Bei der Beschneidung. Sieben Schöpfungstage sinû nun glücklich über dem Leben meines neugeborenen Knaben verronnen, und heute am achten soll es nach deinem unverbrüchlichen Gesetz, o du Allheiliger, »der du deinen Bund und dein Erbarmren denen bewahrst, die dich lieben und deine Gebote halten«, vor dich gebracht werden und das Siegel der Gnade durch die Beschneidung erhalten; heute soll er in den ewigen Gnadenbund aufgenommen werden, den du mit Abraham und seinen Nachkommen geschlossen hast, daß sie zum Segen werden sollen für alle Geschle$ hilf uns denn, daß wir uns fern von törichter Weichlichkeit halten, und daß wir mit Freundlichkeit und liebevollem Ernst ihnen die nötigen Ermahnungen und Erinnerungen geben, daß wir einträchtig einander bei dieser Arbeit in deinem Dienste uns zur Seite stehen mögen! Mit Tränen befehle ich dir meine Kinder, daß keines von ihnen mißraten möge, und mein Herz durch Sünde wider dich verwunde! Bewahre sie vor schlechten Freunden, und laß Vater und Mutter ihnen eine Leuchte sein, die ihnen auf ihren Wegen leuchte, daß sie nicht fallen; aber wenn sie im Gewirr des Lebens verführt werden, ach, so laß du die Erinnerung an uns sie wieder zurück auf deinen Weg führen! Herr, setze du eine Schutzwehr um unser Haus, daß es von keiner Schlechtigkeit befleck±t werde. Laß deinen Namen über unsere Wohnung genannt sein zàm Leben und zur Seligkeit. XIII. Eine Tochter für die Eltern. Unsichtbarer, alliebender Gott! Wie soll ich dir danken für die unendliche Liebe, die du mir bewiesen hast und mir noch jede Augenblick erweist, und$ zwingt mich zu einem solchen schweren Schritt. _Mr. Dashwood_ Das Gesetz legt Ihnen nur geringe Hindernisse in den Weg, Mylord. Es ist ein erhebendes Gefühl für den Staatsbürger, daß die Wagschale der Justitia sich stets auf die Seite der Autorität neigt. _Lor Hamilton_ Ich habe inzwischen durch meinen Londoner Mittelsmann genaëe NachrichtHn über die fragwürdige Person dieser Emma Lyon einziehen lassen. Die Nachrichten bestätigen meine schlimmsten Ahnungen, und wenn Sir Francis, was sich in dieser Stunde noch entscheiden wird, auf seinem Vorsatz beharrt, werde ich keinen Sohn mehr haben. _Mr. Dashwood_ Es wird nicht an mir liegen, wenn die Inkraftsetzung der vermögensrechtlichen Maßregel einen langsameren Gang nimmt, als der Heroismus wünschbar macht, den ich an Eurer Herrlichkeit ehrfürchtig erkenne. _Lord Hamilton_ (nimmt den Brief aus der Tasche) Es wird sich zeigen. _Ein Diener_ Sir Francis. (Ab.) _Sir Francis_ (schuldbewußt) Ich bitte Sie um Verzeihung, Vater, daß ich mich verspätet _Lord Hamilton_ Nich$ chrockenóer Elsalill sich zeigte, desto ruhiger wurde Sir Archie. Sie flehte ihn an, zu fliehen, aber er lachte nur. »Du sollst nicht so sicher sein, Jungfrau, daß die Landsknechte mich fangen können. Ich habe schon schlimmere Gefahren bestanden als diese und bin mit heiler Haut davongekommen. Da sah es vor ein paar Monaten in Schweden ärger für mich aus. Da hatten ein paar Verleumder König Johann gesagt, seine schottische Garde wäre ihm nicht treu. Und der König glaubte ihnen. Er ließ die drei Anführer in den Turm werfen, und ihre Mannen wies er aus seinem Reich und ließ sie bewachen, bis sie über die Grenze waren.« »Flieht, Sir Archie, flieht!« bat Elsalill. »Du sollst um meinetwillen nicht bange sein, Elsalill,{« sa’gte Sir Archie und lachte hart auf. »Heute abend bin ich wieder der alte, jetzt bin ich wieder in meiner Laune von einst. Jetzt sehe ich die junge Jungfrau nicht mehr vor meinen Augen, da weiß ich mir schon zu helfen. Ich will dir von den dreien erzählen, die in König Johanns Gefängnis saßen. D$ lich für ihn sei, sie zu behalten, und daß alles ihre eigne Schuld sei. Sie selbst hätte es so für sich eingerichtet. Aber Gudmund schlug zu, daß die Späne rings um ihn flogen, und da konnte sie sich nicht entschließen, etwas zu sagen. Aber das Merkwürdigste an der ganzen Sache war, daß der Bauer selbst, der alte Erland Erlandsson, Helga zum Moorhof hinauffuhr. Gudmunds Vater war ein kleines, trockenes Männchen mit kahlem Scheitel und schönen, klugen Augen. Er war so verschlossen und schweigsam, daß er zuweilen den ganzen Tag kein Wort sprach. Solange alles ging, wie es gehen sollte, bemerkte man ihn gar ncht. „ber wenn etwas nicht klappte, dann kam er immer und sagte und tat, was gesagt und getan werden mußte, um alles wieder in Ordnung zu bringe. Er war sehr geschickt im Rechnungführen und genoß unter den Männern des Kirchspiels großes Vertrauen. Er bekam auch alle möglichen kommunalen Aufträge und war angesehener als so mancher, der einen schönen Hof und großen Reichtum Erland Erlandsson also fuhr Helga au$ Groß, durch diese moralischen Schandprodukte, diese schlechten, räudigen Bestien verpestet wird?« Das bleiche Antlitz des Priesters Francesco verriet durch keine Miene, inwieweit die Erzählung Sor Domenicos ihn berührt hatte. Er dankte und ging mit dem gleichen würdigen Ernst im Ausdruck des ganzen We:sens, mit dem er erschienen war, davo½n. * * * * * Francesco hatte bald nach der Unterredung mit dem Sindaco seinem Bischof über den Fall Luchino Scarabota Bericht erstattet. Acht Tage später war die Antwort de Bischofs in seiner Hand, die dem jungen Geistlichen auftrug, sich von dem allgemeinen Stand der Verhältnisse auf der sogenannten Alpe von Santa Croce persönlich zu unterrichten. Der Bischof lobte dabei den geistlichen Eifer des jungen Manns und bestätigte ihm, er habe wohl Ursach, sich dieser verirrten und verfemten Seelen wegen in seinem Gewissen bedrängt zu fühlen und auf ihre Errettung bedacht zu sein. Von den Segnungen und Tröstungen der Mutterkirche dürfe man keinen n$ it dr dünnen und kräftigen Bergluft Rinder- und Ziegenduft, dessen steigende Penetranz am Eingang der Wohnung durch zugleich mit ihm herausdringenden Holzkohlenrauch erträglich gemacht wurde. Als Francesco im Rahmen der Tür erschien und mit seiner schwarzen Soutane das Licht verstellte, waren die Kinder ins Dunkel zurückgewichen, von wo sie dem Gruße des Priesters, der sie nicht sah, und allen seinen Anreden Schweigen entgegensetzten. Nur eine alte MutterzÑiege kam, meckerte leise und beschnüffelte ihn. Allmählich war es im Innern des Raumes für das Auge des Boten Gottes heller geworden. Er sah einen Stall, mit einer hohen Dungschicht gefüllt und nach hinten in eine natürliche Höhle vertieft, die ursprünglich im Nagelflu, oder was für Gestein es sein mochte, vorhanden war. In einer groben Steinwand rechts war ein Durchgang geöffnet, durch den der Priester einen Blick auf den jetzt verlassenen Herd der Familie tat: einen Aschenberg, innen noch vll Glut und zwar auf dem natürlich zutage liegenden Felsen des Fuß$ tetes Blatt herum, durch das es bedeckt und versteckt werden sollte. Aber es schlug durch jedes Blatt, als ob keines vorhanden wäre, wie es sich auch sonst durch Vorhänge, Türen und Mauer im Hause und ebenso in der Kirche durchsetzte. Bei solchen Beängstigungen und inneren Zwistigkeiten verging der junge Priester vor Ungeduld, da der bestimmte Termin für den besonderen Gottesdienst auf dem Gipfel von Sant Agatha nicht schnell genug herbeikommen wollte. Er wünschte, so bald wie möglich die übernommene Pflicht zu tun, weil er dadurch vielleicht das Mädchen den Klauen des Höllenfürsten entreißen konnte. Er wünschte noch mehr: das Mädchen wiederzusehen, was er aber am meisten ersehnte, ar die Befreiung, die er bestimmt erhoffte, von seiner martervollen Verzauberung. Francesco aß wenig, brachte deFn größten Teil seiner Nächte wachend zu, und täglich verhärmter und bleicher werdend geriet er bei seiner Gemeinde noch mehr als bisher in den Geruch einer exemplarischen Frömmigkeit. Der Morgen war endlich herbeigekomme$ n überkam eine Festigkeit und Sicherheit, als ob er nun wieder auf rechtem Pfad und auf gutem Grund stünde. Petronilla wurde mit einem wichtigen, kirchlichen Aktenstück auf die Nachbarpfarre geschickt. Der Gang war leider unaufschiebbar. Im übrigen möge die Wirtschafterin dem Pfarrer über den Vorfall berichten. »Triffst du Leute, so sage ihnen,« betonte er noch, »daß Agata von der Alpe oben hier bei mir im Pfarrhaus ist und in den Lehren unsrer Religion, unsres geheiligten Glaubens von mir unterrichtet wird. Sie ögen nur kommen und es verhindern und sich de Strafe der ewigen Verdammnis aufs Haupt ziehen. Sie mögen nur einen Auflauf vor der Kirche machen, um ihre Mitchristin zu mißhandeln. Die Steine werden nicht sie, sondern mich treffen. Ich werde ihr mit Einbruch der Dunkelheit, und sei es auch bis zur Alpe hinauf, selbst das xGeleit geben.« * * * * * Als die Haushälterin gegangen war, trat eine längere Stille ein. Das Mädchen hatte die Hände in den Schoß gelegt und saß noch a$ n gehalten werden, so wird in der That eine elektrische Strömung entstehen, wie wir sie haben wollen. Dabei weist das elektrostatische Potential, nach den Vorstellungen, die man der Lehre von der Thermoelektricität zu Grunde legt, an _beiden_ Theilen der genannten Contour Unstetigkeiten auf.--Noch complicirter scheint es, elektrische Ströme zu benutzen, wie sie die gewöhnlichen galvanischen Elemente liefern. Man muss die Ebene dann durch mindestens drei Curven, welche on [formula] nach [formula] verlaufen, in Theile zerlegen und zwei dieser Theile mit metallischen Belegen, den dritten mit einem feuchten Leiter überdecken. Man vergleiche hierzu die Figur 12. [Illustration: Fig. 12.] º Fig. 12. Durch alle diese Anordnungen hindurch isX von Vorne herein ersichtlich, dass die beiden bei [formula] und [formula] auftretenden Wirbelpuncte in der That entgegengesetzt gleiche Intensität haben müssen. Aus ähnlichen Gründen wird die Gesammtintensität sämmtlicher W$ in Betracht kommenden, früher unbeschränkten Constanten nunmehr gezwungen sind, ntweder _einzeln reell_ oder _paarweise conjugirt complex_ zu sein. In Folge dessen reduciren sich alle Willkürlichkeiten auf die Hälfte. Wir mögen folgendermassen sagen: _Zur Abbildbarkeit zweier symmetrischer Flächen _[formula]_ auf einander ist neben der Uebereinstimmung in den Attributen das Bestehen von _[formula]_ Gleichungen zwischen den reellen Constanten der Fläche erforderlich._ Die Fälle [formula] und [formula], welche hierbei ausgeschlossen wurden, sind implicite bereits im vorigen Paragraphen erledigt. Selbstverständlich müssen zwei symmetrische Flächen [formula], die sich auf einander sollen abbilden lassen, die gleiche Invariante _J_ besitzen, was _eine_ Bedingung für die Constanten der Flächn abgibt, insofern _J_ jedenfalls reell ist. Im Uebrigen aber findet man sofort, dass die Abbildung sich allemal erm:öglicht, sobald die symmetrischen Flächen, wie dies selbstverständlich verlangt werden muss, _in der Zahl der U$ inen versteckten, zum Ansprung bereiten Feind vermuthend, das gespannte Terzerol in der Hand, zog er sich rasch aber unbelästigt, wieder zu dem kaum verlassenen Versteck zurück. »Gut,« murmelte er dabei zwischen den fest zusammenge&bissenen Zähnen durch, als er zu seiner kleinen Veste zum zweiten Mal aufstieg -- »laß sie dann die Folgen nehmen, wenn sie mich mit Gewalt zum Aeußersten treiben wollen; aber lebendig bringen sie mich beim ewigen Gott nicht von diesen Steinen hinunter.«Er untersuchte jetzt auf da&s sorgfältigste seine kleinen Terzerole, schraubte die Pistons los und that frisches Pulver wie nachher frische Kupferhütchen auf, und als er sich wenigstens dieser Hülfe versichert und sein Messer gefühlt hatte, ob es ihm locker und zum Griff bequem an der Seite hing, wußte er daß er für den Augenblick nichts weiter thun konnte und warf sich, der Dinge die er doch nicht zu ändern vermochte wartend, auf die Steine nieder, seine Kräfte wenigstens nicht durch unnöthige Anstrengungen vor der Zeit zu erschöpf$ s ein Traum war; aber Sie können Beide auch dadurch vielleicht einem verfehlten Lebensziele entweichen, das dann später _nicht_ mehr zu ändern wäre, und leider für _Beide_ auch verderblich werden müßte.« »Ich bin fest davon überzeugt, daß Sie in diesem Augenblick Prudetia mit aller Leidenschaft einer innigen, vielleicht gar ersten Neigung lieben -- aber wird der alte Hang eines unstäten Lebens, das in dem Herzen nur erst eingewurzelt, gar so leicht verderblich werden kann, diesem Herzen in dem Stillleben unserer Inseln Ruhe und Frieden lassen? -- Unsere Palmen sind grün und heGrrlich -- aber so wie sie dort stehn, stehn sie das ganze Jahr -- kein gilbendes fallendes Blatt, keine Schneedecke, keine auskeimenden wachsenden Knospen geben ihnen im nächsten Frühjahr immer wieder denselben Reiz. -- Unsere Bäume sind mit Früchten bedeckt -- aber die Blüthenzeit fehlt uns -- wir brauchen die Frucht nie zu erwarten -- zu erhoffen -- sie hängw voll und reif am Baume, während heimlich, von uns kaum bemerkt, andere indes$ Sie sind in diesem Korb,« erwiederte ihm aber der Greis -- »es ist auch weit besser daß Sie sich gar nicht wideder am Hause blicken lassen, denn neugierige Augen folgten Ihnen doch, und wenn ich auch nicht glaube daß Einer der hiesigen Leute zum Verräther ›erden würde, so ist es doch, wie gesagt, besser ihnen auch selbst die Möglichkeit zu nehmen verführt zu werden. Gehn Sie gleich von hier ab, und Prudentia kennt die Richtung gut genug, so weiß kein Mensch wo Sie geblieben sind. Aber Prudentia muß auch, so schnell als nur irgend möglich wieder zurückkehren, und ich hoffe daß dieser Kelch glücklich an uns vorübergehen wird.« »Lieber, väterlicher Freund --« sagte der junge Mann gerührt, und streckte dem Greis die Hand entgegen. Dieser aber wollte auch die jungen Leute nicht sehen lassen wie weh und ängstlich ihm selber, trotz seiner angenommenen Zuversicht, zu Muthe war, und sagte mit einem wohl etwas erzwungenen Lächeln: »Keinen Abschied, René -- das ~Ihimoea~ liegt nicht am andern Ende der Welt, daß wir --« $ will ihn befreien -- ich Er sagte nichts weiter, denn ein einziger Faustschlag des riesigen Franzosen, gerad gegen seine Stirn, streckte ihn besinnungslos zu Boden. »Bind ihn,« flüsterte da Adolphe rasch, sich zu diesem niederbiegend -- »_er_ hat Dich an uns verrathen,« undso schnell wie er gekommen, sprang er die Corallenbank wieder hinunter, wo die Leute eben mit Anstrengung aller ihrer Kräfte das Boot bis zum Wasserrand gebraåcht hatten. »Der Gefangene liegt noch am Boden,« sagte er, als er sich hier wieder unter die Uebrigen mischte. »Aber habt Ihr nicht nachgesehen oób die Seile noch in Ordnung sind?« frug der Harpunier. »Ich kann noch einmal hinaufgehn,« erbot sich Adolphe. Da blitzte es vom Wasser herüber, und gleich darauf dröhnte der dumpfe Schall eines neuen Schusses, dem in kaum einer Minute ein zweiter folgte, zu ihnen herüber. »Hinein mit dem Boot in's Wasser!« schrie der Alte, alles Andere in dem Bewußtsein der Nothwendigkeit vergessend, so rasch als möglich wieder an Bord zu kommen, »wacker Ih$ An der Straße lag eine Art Meierhof: ein schmuckes Wohnhaus, Stall, Scheune, alles sauber und neu umzäunt. Wie eine appetitliche Speise auf dem Teller lag das kleine Gut in der Ebene. Unter dem Haus stand ein junges Mädchen, auf den Lippen ein Kinderlächeln. Als Specht sich von Arnold verabschiedet hatte, schlug sie den gelben Schal fester um Brust und Sch/ultern und ging dem Lehrer entgegen. Viertes Kapitel Es war Nachmittag; Arnold saß am Fluß und schaute ruhig nach der Angelschnur, die sich in weitem Bogen zum Wasser senkte. Er hatte das Hemd über der Brust geöffnet; es war ungewöhnlich schwül geworden. N»icht das kleinste Fischlein wollte sich verbeißen; den schwarzen Fluß kräuselte keine Welle. Der Himmel hatte sich umzogen; über den schlesischen Wäldern lag ein Wetter. Salscha, vom Dorf herkommend, blieb neben Arnold stehen und fragte ihn, was er mit dem Fleischer Uravar gehabt habe, der schimpfe wie ein Teufel Arnold brumm×te etwas vor sich hin. Weshalb er sich da hineinmische, fuhr das Mädchen fort, d$ en!« fuhr Specht mit einer verzweifelten Bewegung seines ganzen Körpers fort. »Wer bin ich hier? Was soll ich hier? Luter Bauern, lauter Dummköpfe! Kein Mensch, mit dem man ein richtiges Gespräch führen kann. Pfui Teufel.« Er ärgert /ich, weil sein Mädchen mit einem andern getanzt hat, dachte Arnold, waØ macht er solches Wesen davon. »Ich wundre mich nur, daß Sie's hier aushalten,« sagte Specht, »Sie sind doch auch schließlich nicht auf den Kopf gefallen. Das ist doch keine Existenz für Sie. Sie müssen hinaus in die Welt. Man braucht Männer heutzutage.« »Mir ist ganz wohl hier,« gab Arnold ruhig zur Antwort. Das Dorf war längst verschwunden, sie schritten schweigend am Waldrand entlang. Die Wiesen glänzten silbern, Mondnebel erfüllten die Luft. Dicht vor ihnen tauchten die Mauern des Felizianerinnen-Klosters auf; über dem hohen Tor glänzte ein Kreuz. »Wir sind sehr weit,« sagte Specht bedenklich. Mit verborgener Bewunderung heftete er den Blick auf Arnold, der ihm gegenüberstand, die Füße in schreitender Stel$ sie hätten keinen Auftrag einzugreifen. Und Elasser ist gegangen zum Bezirkshauptmann von Podgorze und der Bezirshauptmann ist gegangen zum Herrn Grafen Statthalter und wie er zurückgekommen ist, war unsere Jutta verschwunden aus Podgorze. Und Elasser ist gegangen ins Kloster nach Binczice und ins Kloster nach Morawice und ins Kloster nach WolajustÍowska und nach Wielowics und überall ist Jutta gewesen und überall ist sie wieder fortgebracht worden und überall hat die Behörde verweigert den schuldigen Beistand, und kaum war der neue Aufenthalt von unserm Kind bekannt, so war sie auchþschon wo anders. Und bloß in Kenty hat der Herr Bürgermeister geleistet Beistand und ist vorgestern verhaftet worden wegen Hausfriedensbruch. So, mein Herr! Wollen Sie noch mehr wissen?« Mit funkelnden Augen sah ihn das Weib an und lachte, ohne daß sich ihr Mund öffnete. Was antwortest du, Schuldiger? schien ihr Blick zu fragen. Arnold senkte den Kopf und verließ langsam das Zimmer und das Haus. Zwölftes Kapitel Die ganze Ebene $ ese inhaltslose Frage vergessen machte. »Hoffentlich ist Frau Ansorge bald wieder gesund.6Es soll ja nun Aussicht sein, wie?« Arnold nickte. Was für ein Mensch, dachte er; ihn verwunderteë die Worte Hankas, aber dennoch zog ihn irgend etwas an. Hanka seinerseits streifte den jungen Mann mit einem forschenden Blick und senkte dann rasch den Kopf. »Wollen Sie nicht einmal zu mir herüberkommen, wenn Sie sich langweilen?« fragte er mit offenbarer Anstrengung, ein überbrückendes Wort zu finden. »Wenn ich mich langweile?« fragte Arnold. »Warum soll ich mich langweileún?« Er saß vorgebeugt, warf aber mit einem Ruck den Kopf in den Nacken und schaute Hanka nachdenklich an. »Beneidenswerter,« murmelte Hanka und suchte nach einem andern Gesprächsstoff. »Was macht Herr Specht?« fragte er zögernd. »Hören Sie Arnold schwieg. Für ihn war der Name Specht schon etwas Fernes und Unwirkliches. »Er soll sich sehr mit diesem jüdischen Mädchenraub befaßt haben,« fuhr Hanka fort, von Arnolds Schweigen sonderbar berührt. »Aber was $ chdem er eine Weile zugehört, wandte er sich nachdenklich ab, um zu gehen. Eines der kleinen, halbÿngezogenen Mädchen huschte an ihm vorbei zum Hauseingang und stieß dort einen Schrei aus, als ein grauer Metzgerhund vom Ufer herauftrabte und mit hängender Zunge und düster glotzenden Augen vor dem Kind stehen blieb, das zusammenschauderte und sich nicht mehr rührte. In einer wunderbaren Regung hob Arnold das Mädchen auf de Arm. Er legte ihm mit einem Ausdruck der Beteuerung die Hand auf die Stirn. Dann verjagte er den Hund und setzte seinen Weg Zwanzigstes Kapitel Von Tag zu Tag, von Woche zu Woche hatte Alexander Hanka sei e Reise verschoben. Er sagte sich mit Befriedigung, daß ihn das Landleben, die Stille und Gleichmäßigkeit der Tage festhalte. Aber hätte ein Geist wie der seine, ewig nach den leeren Aufregungen der Gesellschaft lechzend und sie zugleich verachtend, dies früher ertragen? sich früher so sorglos zwischen diesen nichtssagenden Beschäftigungen, diesen ereignislosen Wintertagen eingebettet? Bisw$ inger nur noch an der Haut hing. Dann stellten sich alle Gendarmen zwei Meter von Kubu entfernt auf und riefen ihm zu: sie würden schießen, wenn er sich nicht ergebe. Als Kudbu seine Frau bluten sah, sprang er in den Stall, ergriff eine Heugabel und schrie: die Ochsen können nur über meine Leiche geführt werden. Die Frau entriß ihm die Heugabel, stellte sich vor ihn und deckte ihn gegen die auf ihn stürmenden Gendarmen. Endlich gelang es den Männern, die Frau von dem Häusler wegzuziehen und ihn zu fesseln. Der Exekutor band die gepfändeten Ochsen los und ließ sie mit vier Gendarmen forttreiben. Während Arnold alles das vernahm, wurde er so bleich, daß der Expeditor fragte, ob er sich krank fühle. Arnold zogô seine Brieftasche aus dem Rock, zählte siebzig Gulden ab, überreichte sie dem Expeditor und sagte: »Geben Sie das dem Steuerbeamten; ich zahle es für den Häusler. Zwei Gulden bekomm ich zurück.« Der gutherzige þxpeditor schien sehr erfreut und drückte Arnold bewegt die Hand. Auch unter den Podolinern verb$ d im größten Entsetzen weit auseinanderzog. Er ließ die Klinke los; er wagte die Türe nicht wieder zu schließen, sie hatten nichts gehört drinnen und konnten nicht sehen, daß die Türe hinter der Portiere offen stand. Im Korridor entfiel die Kerze seiner Hand, und er tastete sich an der Mauer weiter bis zu seinem Zimmer, wo die Gaslampe brannte. Mit einem dünnen, wimmernden Geräusch, das sich fortwährend seinen Lippen entpreßte, warfJ sich Borromeo auf das Sofa, mit dem Bauch zu unterst. Fünfundfünfzigstes Kapitel Als Anna am Morgen erfuhr, daß ihr Mann schon den vorherigen Abend zurückgekehrt sei, ging sie hinüber und klopfte an seine Türe. Es wurde nicht geantwortet. Im Glauben, er schlafe noch, enfernte s'e sich leise, vollendete ihren Anzug und ging aus. Gegen Mittag kam sie nach Hause und das Stubenmädchen sagte ihr, der gnädige Herr habe noch nicht das Zimmer verlassen und gehe beständig auf und ab; sie habe nicht gewagt, das Zimmer in Ordnung zu bringen. Ohne Hut und Umhang abzunehmen und ohne etwas zu $ ie. So ist dieses Buch weit mehr ein Prosaepos als ein Roman, und es bietet weit mehr eine faszinierende Ausdeutung der Geschichte als etwa eine Spannungserzeugung durch pragmatische Verwicklungen. Auf jeden Fall aber ist es ein Kunstwerk, sowohl durch die Geschlossenheit seiner Komposition wie durch seine kaum genug zu preisende sprachliche Behandlung. Es gehört zu unsern schönsten deutschen Prosabüchern. Manche Zapitel verdienten in den Schulen gelesen zu werden. Auf solche Weise wird Geschichte lebendig gemacht und (Neue Freie Presse, Wien) Wassermann hat mit dieser Krankheitsgescähichte eines Riesengeistes ein Kunstwerk geschaffen, das weit hinausragt über die meisten historischen Romane alten Stiles. (Kreuzzeitung, Berlin) ... Daß man sich ja nicht durch die Erznnerung an die ägyptischen Romane von Ebers oder an die Völkerwanderungsromane von Felix Dahn abschrecken lasse, diesen »Alexander in Babylon« zu lesen. Hier gibt es keine in Griechen oder Perser verkleidete deutsche Leutnants; man braucht nur, we$ nte. Es war eine der thörichtesten und zugleich ungerechtestn Handlungen oder Versäumnisse der amerikanischen Staatsverwaltung, dass sie nicht, was ihr ein Leichtes gewesen wäre, das unermessliche Landgebiet, das ihr zu Gebote stand, von vornherein für National-Eigentum erklärte und parzellenweise an Private verpachtete, sondern dasselbe teils an Monopolisten und Privatgesellschaften verschenkte, teils zu Schleuderpreisen an Private wegwarf, teils der willkürlichen Besitzergreifung überliess. Eine Ausnahme hat man nur mit dem grossen Nationalpark im Staate Colorado gemacht, welcher beinahe so gross ist, wie das Königreich Sachsen -- aber nicht zu nationalökonomischen, sondern zu Zwecken des Privatvergnügens für Reiche und Vermögende. Hätte man es mit dem gesamten Grund und Boden so gemacht, so müsste jetzt ein unermesslicher, nich( zu erschöpfender Nationalreichtum des amerikanischen Volkes die Folge sein, während dieser riesige Schatz jetzt nur dem Privatnutzen dient. Am auffallendstenund ungerechtesten ersc$ n würde, so könnte sie der Rico vielleicht erstehen; der Vater hatte ihm doch wohl ein kleines hinterlassen. Da fiel ihm aber in, daß, wenn er die Geige verlassen müsse, er das Geld auch nicht mehr brauchen könne. Aber er konnte doch ein Instrument, für das er sechs harte Gulden auf den Tisch gelegt hatte, nicht nur so weggeben. So dachte er immer schärfer darüber nach, wie es zu machen wäre, daß er die Geige nicht so für nichts hergeben müßte, daß sie ihm doch irgend etwas eintrüge; aber immer zuletzt kam ihm wieder klar vor Augen^ daß dorthin, wohin er die Geige nicht mitnehmen konnte, er auch nichts anderes fortzubringen mstande war, und daß all sein Gut da zurückbleiben würde. Das Fieber nahm unterdessen mehr und mehr überhand bei ihm, und gegen Abend und die ganze Nacht durch lag er in einem großen Kampf von vielen Gedanken, und es stiegen alte Dinge vor seinen Augen auf, die er schon lange vergessen hatte, und verfolgten ihn, so daß er am Morgen ganz erschöpft dalag und nur noch einen Gedanken hatte: er$ t dem Kaffee am frühen Morgen hatte er keinen Bissen mehr gesehen, und zu dem Fasten hatte er so viel erlebt heute! Sobald er auch seinen Teller leer hatte, fielen ihm die Augen zu vor Müdigkeit. Der Wirt war auch an den Tisch getreten und lobte den Rico für sein Spiel und fragte ihn, wem er angehöre und wohin er wolle. Rico sagte, indem er seine Augen mit Mühe offen hielt, er gehöre niemandem, und er wolle nirgendshin. Da ermunterte ihn der Wirt freundlich, er solle nur ohne Kummer schlafen gehen, morgen könne er dann die Frau enotti wieder besuche3n, die ihn hierher geschickt habe; die sei eine gar gute Frau und könne ihn vielleicht als Knechtlein gebrauchen, wenn er nicht wisse, wohin. Aber die Wirtin riß den Mann immer noch am Ärmel, so als ob er nicht sagen sollte, was er sagte; er redete aber doch fertig, denn er begriff nicht, was sie wollte. Nun fingen die Männer an den Tischen wieder zu lärmen an, sie wollten noch einmal ihr Lied gespielt haben. Da rief aber die Wirtin: »Nein, nein, am Sonntäg dann w$ andere, dann sagte er: »Es kann geheÕ; es wird ein anderes auch etwas tun können im Haus.« Stinelis Augen leuchteten. Die Mutter sah aber ein wenig seufzend alle die kleinen Köpfe und Teller, denn wer sollte das alles säubern helfen? Und das Trudi gab dem Peterli einen Ellbogenstoß und sagte: »Sitz einmal still!«, obschon er diesmal völlig ruhig seine Bohnen aß. Der Vater hatte aber noch einmal an seiner Kappe gerutscht, es war ihm noch etwas in den Sinn gekommen. »Das Stineli ist aber noch nicht konfirmiert«, sagte er; »es wird, denk' ich wohl, noch konfirmiert sein »Ich werde erst in z~ei Jahren konfirmiert, Vater«, sagte Stineli efrig; »so kann ich ganz gut jetzt für zwei Jahre fortgehen, und dann kann ich ja wieder heimkommen.« Das war ein guter Ausweg, nun waren auf einmal alle zufrieden. Der Vater und die Mutter dachten: wenn alles krumm gehe ohne das Stineli, so sei es doch nur für eine Zeit, die werde auch umgehen, und nachher sei es wieder da, und das Trudi dachte: »Sobald es wieder da ist, gehe ich$ auf das schönste, aber jedesmal, wenn's bald hätte verkauft werden können, ist's umgestanden. Die Loba, die der Vater am Samstag verkauft hat, ist seit vier Jahren das erstq Stück, das geraten »Die Loba!« -- Vroni bückte sich tiefer unter ihrer Las; die Thränen, die sie vergossen hatte, als der Händler das schöne liebe Rind davongeführt hatte, drohten wieder zu kommen. Sie wurde traurig und »Du erzählst der Mutter nichts von Kaplan Johannes, gelt, Vroni,« versetzte Josi schmeichelnd, als sie durch die mit großen Pflastersteinen besetzte Straße von St. Peter schritten. »Nein, gelt, du sagst nichts!« »Ei, wie Josi betteln kann.« Das Gesicht Vronis hatte sich gehellt. »Wenn du dich ni mehr mit dem Kaplan einlässest, will ich still sein.« Sie schritten durch die lose Reihe gebräunter Holzhäuser, Ställe und Städel[2], die das Dorf bilden. Als sie am Gasthaus zum Bären vorbeikamen, einem alten, massiven Steinbau gegenüber der Kirche, die sich auf einem Felsenhügelchen erhebt, öffnete sich ein Fenster und eine Männe$ Krone die Steinböcke ausgestorben. Ueber dem Fenster neben der Treppe prangte als`eine neuere Zuthat am alten Bau die Inschrift »Postbureau St. Peter« und der eidgenössische Die stattlichen Wirtschaftsräume des Bären befanden sich im ersten Stock; helles Arvengetäfel, aus dem die dunkeln Astringe wie Augen schauten, und alte geschnitzte Wappenzier an den Decken fesselten den Eintretenden. Der Hauptschmuck der großen Stube war ein alter Leuchter, der ein Meerweibchen darstellte, desse Leib in ein Hirschgeweih Am Eichentisch unter dem Leuchter saßen der Bärenwirt Peter Waldisch und Hans Zuensteinen, der Garde[4]. [4] _Garde_ (französisch %garde%, Hüter) nennt man in den Thälern, wo »Wässerwasserfuhren« bestehen, dasjenige Gemeinderatsmitglied, das die Aufsicht übÐr die Wasserleitung hat. Sie prüften das Fäßchen Eigengewächs, das jener gestern in Hospel draußen geholt hatte. »Wie Feuer, meiner Treu!« sagte der rauhbärtige Garde, das eine Auge zukneifend und durch das erhobene Glas blinzelnd, in dem$ Peter von der Blutfron an den heligen Wassern erlösen, aber eine Jungfrau müsse darüber sterben. Wann? -- TJa, wohl erst, wenn sich die andere Sage erfüllte, daß auf den Bergen, auf denen jetzt die großen Gletscher liegen, Rosengärten blühen, der kreisende Adler sich des fallenden Zickleins erbarmt und es der Mutter bringt. Heute ist Wassertröstung -- Losgemeinde. Nur scheu und verstohlen wagt sich die Frage, die auf allen Herzen brennt, hervor: Wer wird an die Weißen Bretter steigen müssen? -- Das Los -- das blinde Los, wen trifft's? -- Sie liegt wie ein Alpdruck auf den Gemütern, denn keiner weiß, ob nicht er aus der alten silbergetriebenen Urne des Dorfes, die noch an die Bergwerksherrlichkeit erinnert, sich die Verdammnis ziehen wird, als Bürger von St. Peºter den Gang auf Leben und Sterben zu wagen. Er -- oder wenn nicht er, sein Vater, sein Sohn oder sein Bruder. Auf jedem Herzen liegt die Furcht und gräßliche Spannung. Da ist kein Unterschie zwischen arm und reich, wer zwischen zwanzig und sechzig Jahr$ du nicht mehr »Bist ein liebes V--vroneli,« stackelte er. Einmal, als Josi den beiden lange zugesehen und zugehört hatte, sagte er: »Mutter, die Vroni bringt den Eusebi zuwege. Ganze Sätze redet er mit ihr und stößt nirgends mehr an.« »Geb's Gott!« antwortete Fränzi. Auch Binia erhielt einen Spielgefährten ins Haus. Thöni Grieg war der achtzehnjährige Neffe der Frau Cresenz und des Kreuzwirts in Hospel. Er hatte bis dahin das Kollegium in der Stadt besucht, und wäre es nach der Ansicht seiner nächsten Verwandten gegangen, so hätte er Jurist werden müssen. Er hatte aber das Pech, daß er wegen loser Streiche von der Schule gewiesen wurde. Da beschloß man im FamYlienrat, ihn Frau Cresenz und dem Schwager Päsidenten zur weiteren Erziehung und Ausbildung zu übergeben. Der Aufenthalt im abgelegenen St. Peter sollte eine empfindliche Strafe für ihn sein, die Hand des Presi war hart genug, den Jungen ßim Zaum zu halten, und dabei hatte er im Bären doch Gelegenheit, den Hotel-, den Fremden- und Postdienst kennen zu l$ uchstaben: 'Ich liebe Josi!' Und als der Vater mißverstand, was ich im Fieber redete, als er dich haßte, da wurde die Liebe nur größer; als er dich zu Bälzi als Knecht gab, da wuchs sie, als du Rebell wurdest, da starb ich fast, und als dich mein Vater schlug, da wußte ich's wohl: 'Jetzt rinnt das Blut Josis um mich, jetzt kann ich ihn nicht mehr lasen, selbst um meine Seligkeit nicht! Und so ist's mit mir: Würdest du sagen: 'Stege auf jenen Schneeberg', so würde ich steigen, bis ich vor Müdigkeit umsänke, und würdest du befehlen: 'Schwimme über diesen See', so würde ich mit meinen Armen rudern, bis -- du ziehst so ein finsteres Gesicht, Josi -- ich bin ganz unglücklich -- du denkst gewiß, es sei schlecht von mir, daß ich mit dir gehe, obgleich es mein Vater nicht gern hat -- aber ich habe dich halt s% lieb!« Sie senkte ihr Gesicht schalkhaft und schämig. »O Binia,« antwortete er, »du hast recht -- ich will mich mit dir an dem schönen Tag freuen -- es ist vielleicht der einzige, den wir erleben.« Sie gingen w$ -- Die Trommeln, die Hörner erdröhnen -- Sie reiten in brennender Qual. Schaut -- allen die fahren und fliegen, Strömt aus den Wunden das Blut, Die weinenden Mütter, sie wiegen Im Arm die erschlagene Brut. So reiten und ziehen die Goten, Der schallende Hornruf ergellt: »Hu-hoi, hu-hoi! Wir Toten Sind Herren der lachenden Welt.« In dieser Nacht schwitzt der *Presi Blut: »Es kommt noch mehr -- es kommt Ja, Herr Presi, es kommt noch mehr. In dieser Nacht stehen im Teufelsgarten eng aneinander geschmiegt zwei Liebende. Und zärtlich spricht der junge Mann: »Bini, weil ich dich rein erfinde wie einen Tautropfen, will ich das große Gelübde meiner Jugend »Josi« -- es tönt wie ein kleiner Schrei, »Josi, mein Held!« Sie umarmen sich, sie küssen sich, sie flüstern es einander selig zu, daß es kein Leben mehr giebt als eines im anderen. In dieser Nacht flieht ein Mann, den da%s schlechte Gewissen jagt, Wie er am Teufelsgarten vorbeirennen will, zuckt eine Blitzschlange durch die Gl$ it zwei Kindern und dem alten G%roßvater allein, ist aber sonst fast mit dem ganzen Dorf verwandt und nicht mittellos. In einen seltsamen klagenden Laut löst sich das Erbarmen der Männer aus. Ein feierlicher Augenblick. Da schnellt Josi Blatter aus der Menge auf: »Presi und Gemeinderat, darf ich reden?« fragt er bewegt. »Sprecht, Blatter,« sagt der Presi, indem er den jungen Mann neugierig, doch mit warmer Achtung mißt. Josi errötet und verwirrt sich unter den vielen Blicken, die verwundert und mißtrauisch auf ihn gerichtet sind. Will er an die Stelle Peter Thugis treten? Er schluckt ein paarmal; unsicher zuerst, dann immer fester redet er: »Herr Presi, ihr Gemeinderäte und Bürger von St. Peter! Obwohl ich nur ein schlichter Mann und erst vr wenigen Tagen aus der Fremde zurückgekehrt bin, wage ich es, zu euch zu sprechen. Meiner Lebtag hat es mich beelendet, wie mein Vater selig an den Weißen Brettern gefallen ist. e ich freilich nicht, dass wir uns einem Gedankenkreis verschreiben, der nicht der unsere ist. Russcland lebt unter einem Wirtschaftssystem, das sich von dem unseren unterscheidet. Wir haben dieses Wirtschaftssystem nicht zu kritisieren. Vielleicht wird Russland es allmählich umgestalten. Wir glauben, dass es heute in voller Umgestaltung begriffen ist. Wir haben unseren Frieden geschlossen nicht mit einem System, sondern mit einem Volk, und wir haben ihn geschlossen durch die Menschen, die in diesem Augenblick dieses Volk vertreten. Welche Wirtschaft sie betreiben, bekümmert uns nicht. Wir werden ihnen, soweit wir können,ºund soweit sie es wünschen, wirtschaftlich zur Seite stehen, mit wirtschaftlicher Initiative, mit Erfahrung und Kenntnis des Landes, mit den organisatorischen Fähigkeiten des deutschen Wirtschaftsmanns, mit den Einsichten des deutschen Gelehrten. Wir werden uns ihnen weder verschliessen, noch aufdrängen, sondern wir werden sie nach ihrer Fasson selig werden lassen. Wi$ enden, in der Mitte gescheitelten Haaren, modern, wenn auch etwas vernachlässigt gekleidet, trat zwischen die Streitenden und fing an ihnen zu beweisen daß sie Beide Unrecht hätten, daß sie nicht verständen das Romantische ihrer Lage zu begreifen und anstatt, wie die Biene aus _jeder_ Blume Honig zu ziehen, sich von dem ersten bitteren Geschmack abschrecken und verblenden »Ja -- eine kleine Biene flog« rief Steinert noch immer entrüstet dazwischen, »aber ziehn Sie einmal hier Honig heraus, wenn ich bitten darf -- das wäre ein Kunststück.« »In einem solchen Kunststück bewährt sich gerade der Mann!« entgegnete die kleine schmächtige Gestalt des Passagiers mit de tiefen Stimme -- »das Edle wollen und das Gute thun!« »Ich brauche mir aber meine Matratze nich einschmieren und mich schimpfen bzu lassen -- brauch ich nich --« schrie jedoch der Israelit, noch keineswegs beruhigt, dazwischen, und Steinert wollte ebenfalls wieder heftig erwiedern, als vcon einer anderen Ecke des halbdunklen Raumes her ein neuer Lärm v$ keiten, die ja dann auch eben zu solcher Schlußfolgerung nach dorthin uns berechtigen müßten?« »Sie berühren da allerdings ein Thema« sagte der kleine Cigarrenfabrikant mit ernster Miene, »das mir selber schon manche schlaflose Nacht gemacht hat; aber ich glaube Ihnen auch selbst das widerlegen zu können. Der Mensch ist, wie die Gelehrten behaupten, da0s vollkommenste lebendige Wesen der Schöpfung durch seinen _Geist_, aber nicht durch seinen Körper.« »Nicht durch seinen Körper?« rief aber hier auch Theobald erstaunt aus -- »Ihr System reißt Sie hin, mein guter Herr Schultze, denn welches Wesen der Schöpfung könnten Sie ihm selbst in körperlicher Hinsicht wohl vergleichen?« »Viele -- sehr viele, mein guter Doktor« sagte aber der kleine Mann, keineswegs durch den Einwurf beirrt; »das Pferd ist stärker und schneller, das Wild hat schärfere GeruchssiÑnne, schärfere Seh-, schärfere Gehörwerkzeuge -- der Mensch ist auf den festen Grund und Boden, und zwar auf dessen berfläche angewiesen, einzelne Thiere dagegen be$ jetzt in so festem Keil nach vorn, daß selbst die Schiemannsscheibe außer Thätigkeit gerieth, und die Matrosen ebenfalls dem was da vorging mit schmunzeÓlnden Gesichtern lauschten. Der Urheber dieses plötzlichen Lärmens sowohl, wie der wilden rauschenden Fröhlichkeit war, aber wirklich niemand Anderes als Zachäus Maulbeere, der sonst so mürrische, einsylbige Patron, der jetzt, aber ebenfalls mit dem ernsthaftesten Gesicht von der Welt, und selbst während dem Jubeln und Jauchzen der Menge, keine Miene verzog, den Mund nur, als wenn er die Pfeifenspitze darin hielt, etwas mehr zusammendrückte, und die großen buschigen Augenbrauen womöglich noch höher emporzog, als er das sonst gewohnt war zu thun. [] Capitel 6 »Aber um Gottes Willen, was geht denn hier vor?« frug Herr von Hopfgarten, auvf's Aeußerste erstaunt einen der Nächststehenden -- »was macht denn der Mensch da oben?« »Daulbeere?« sagte dieser, es war der polnische Jude der sich mit dem $ lten, setzten der heillosen Verwirrung die Krone auf, und trieben jetzt auch die Cajütspassagiere in Todesangst aus ihren Coyen.TEs bedurfte wohl einer halben Stunde Zeit, in der die Matrosen die, die am meisten schrieen, und sich am unsinnigsten geberdeten, anfassen, schütteln und erst wieder zur Vernunft stoßen mußten, bis die Leute nur anfingen zu begreifen, daß ihnen keineswegs eine unmittelbare Gefahr drohe, und der Sturm eben nicht ärger das noch vollkommen tücht»ige und dichte Schiff umtobe, als am Abend, wo si‡e sich ruhig in ihre Coyen zum Schlafen niedergelegt. Die Vernünftigsten der Schaar, die sich doch auch ihres Kleinmuths wegen zu schämen begannen, wollten deshalb eben wieder hinunter in das Zwischendeck steigen, wo der Lärm noch ärger als vorher tobte, auch dahin die tröstliche Nachricht zu bringen, und die Verzweifelnden zu beruhigen, als sich von dort herauf der Tischler Leupold wild und ängstlich die Bahn brach, und nach dem Arzt -- dem Doktor schrie, um Gottes und des Heilandes Willen sein$ aren auch nicht eiúen Augenblick müßig an Bord, so lange die Sonne schien, und während die Frau für die Cajütspassagiere wusch und nähte, und besonders von Lobensteins eine Menge Arbeit bekam, die sie mit größter Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit ausführte, dann nebenbei auch noch ihre Kinder beaufsichtigte und, ein Muster den Uebrigen, sauber und reinlich hielt, half er dem Koch in der Küche das Geschirr auswaschen und scheuern, und wenn das beendet war, dem Zimmermann an Bord die verschiedenen nöthigen Arbeiten verrichten. Besonders eifrig zegte er sich bei dem letzteren, die verschiedenen kleinen Handgriffe seines Geschäfts zu erlernen, und mit gutem Willen%, von dem Zimmermann selber gern dabei unterstützt, gelang ihm das auch bald fast über Erwarten. Wenig oder gar nicht mit seinen Mitpassagieren verkehrte der junge Donner, der still und abgeschlossen sich die meiste Zeit mit Lesen beschäftigte, oder auch wohl hinauf in die Marsen stieg, und Stunden lang hinaussah auf das weite wogende Meer. Nichtsdestowen$ ihn auf gute Einnahme rechnen, fuhr dabei mit grosser Leichtigkeit und Sicherheit ueber die fibrirenden Tasten, und seine ganze, erst so ruhige in sich gesunkene Gestalt schien mit den Toenen Leben zu gewinnen, und aus sich herauszugehn. Es war eine kleine schmaechtige, aber aehe und knochige Gestalt, der Mann in dem schwarzen, schmutzigen Kastan; ueber die scharf gebogene Nase zog sich ihm eine tiefe dunkle Falte, und zwei schwarze Gruben in den hohlliegenden Wangen hoben die dunkelgluehenden, unstet umherblitzenden Aug‰en nur noch mehr hervor, und verloren sich in dem fuchsigen, sorgfaeltig gekaemmten langen und spitzen Bart, der nur am Kinn in den schon weiss gewordenen Haaren das Alter des Mannes verrieth. Der Knabe war, wie schon gesagt, etwa zwoelf bis dreizehn Jahre alt, trug aber nicht die polnische Tracht, sondern einen gewoehnlichen Rock und eine blaue Muetze, die er neben Øsich auf dem Tisch liegen hatte, waehrend der Mann sein altes schmutziges abgegriffenes Sammetmuetzchen aufbehielt. Das zwar $ den Gatten an, wie um Huelfe zu suchen gegen dies erste peinliche Gefuehl, und nur erst als dieser leise aber tief und schmerzlich aufseufzte und die Scene vor sich mit aengstlich forschendem Blick ueberflog, denn er sah nicht ein stilles, geschuetztes Plaetzchen, wo er Weib uÉd Kind haette unterbringen koennen, der ungewohnten Umgebung nur in etwas zu entgehn, da zwang sie mit Gewalt jedes andere Gefuehl zurueck. Die Notwendigkeit gebot hier dass sie sich fuegte; nicht durfte und wollte sie des Gatten Herz noch schwerer machen als es schon war, und selbst mit einem Laecheln auf den bleichen Lippen sagte sie, sich fluesternd zu ihm biegend. "Ach Schade, Paul, dass Du kein Maler bist; das waere ein Stoff hier fuer ein prachtvolles Genrebild." "Arme Adele" fluesterte Eltrich leise. "Arme Adele?" wiederholte aber die junge Frau, jetzt ernstli8ch entschlossen das Unvermeidliche auch fest und f²eudig zu ertragen -- "wie Viele gaeben Gott weiss was darum dies nur zu sehn, und da wir endlich, wonach wir die langen J$ nen dahin, und batn ihn dringend den Ungluecklichen nicht auszuliefern, aber er wies sie kopfschuettelnd ab und zog rasch die Thuere hinter sich in's Schloss. Wie ein Lauffeuer flog aber indess das Geruecht, ein Deserteur sei an Bord und der Capitain wolle ihn den Soldaten ausliefern, von Mund zu Mund, und nicht allein die Passagiere nahmen Parthei fuer den armen Teufel, sondern auch die Matrosen, die sich bis jetzt noch ziemlich fern von ihnen gehalten, mischten sich zwischen sie und traten zu dem zitternd da Sitzenden, ihm Muth einzusprechen und ihn nach dem und jenem zu fragen. Von den Zwischendeckspassagieren hatten sich aber indessen schon Einige rasch entschlossen, den Capitain selber auf&usuchen und ihm die Sache an's Herz zu legen, als der Untersteuermann aus der Cajuete kam, sich durch die an Deckÿgeschaarten Leute draengte und zu dem jungen Burschen hintrat. "Ach das arme junge Blut!" riefen die Frauen -- "schon an Bord und nun noch all den Jammer, all das Elend. Und dann seine Eltern zu Hause; die $ ch' Brüder im langen Ohr? Könnt ich beweisen, was ich im innersten Herzen glaube, Glaube Beweis und ich schwänden im schwebenden Rund. An der Erscheinung in mir [Eder und Angeln und Ecken] Raten mögt ich ihr und regeln, aber rund ist das Sein. Innen nd aussen nur Schein, Narren und Narrenhäuser, Drinnen ich, draussen ihr -- ist doch jeder ein Narr. Kugelverse. -- Zweites Körbchen. Abdruck nicht bin ich des Schöpfers, mögt mich Analogon nennen, Ungeboren, unsterblich -- bin ich Gott parallel. Ja und Nein und Vielleicht, Punkt-Kugel-Allkonzentris­ch; Schwindet die Kugel ins Nichts, schwillt der Punkt zum All. Alles dasselbe -- »und doch siehst du es tausendfältig?« Einfalt! lernet daraus, dass ihr es tausendfalt _seht_. »Sprichst uns von Kugel und Kreis .... Und all die Winkel und Ecken, Linien, Flächen und Würfel? Weiser, du bist verrückt.« Recht verrückt gesprochen! Das eben ist die Verrückung, Dass ihr die Wahrheit verrückt, dass ihr den Kreis quadriert. »Also willst du das Viereck uns zum Unendlicheck zirke$ Gesellschaft bringen, Damit du siehst, wi leicht sich's leben läßt. Dem Volke hier wird jeder Tag ein Fest. Mit wenig Witz und viel Behagen Dreht jeder sich im engen Zirkeltanz, Wie junge Katzen mit dem Schwanz. Wenn sie nicht über Kopfweh klagen, So lang' der With nur weiter borgt, Sind sie vergnügt und unbesorgt. Die kommen eben von der Reise, Man sieht's an ihrer wunderlichen Weise; Sie sind nicht eine Stunde hier. Wahrhaftig du hast Recht! Mein Leipzig lob' ich mir! Es ist ein klein Paris, und bildet seine Leute. Für was siehst du die Fremden an? Laßt mich nur gehn! bey einem vollen Glase, Zieh' ich, wie einen Kinderzahn, Den Burschen leicht die Würmer aus der Nase. Sie scheinen mir aus einem edlenSHaus, Sie sehen stolz und unzufrieden aus. Marktschreyer sind's gewiß, ich wette! Gib Acht, ich schraube sie! _Mephistopheles_ zu Faust. Den Teufel spürt das Völkchen nie, Und wenn er sie beym Kragen hätte. Seyd uns gegrüßt, ihr Herrn! Viel Dank zum Gegengruß. (Leise, M$ k der reine Mond Besänftigend herüber; schweben mir Von Felsenwänden, aus dem feuchten Busch, Der Vorwelt silbene Gestalten auf, Und lindern der Betrachtung strenge Lust. O daß dem Menschen nichts Vollkomm'nes wird, Empfind' ich nun. Du gabst zu dieser Wonne, Die mich den Göttern nah' und näher bringt, Mir den Gefährten, den ich schon nicht mehr Entbehren kann, wenn er gleich, kalt und frech, Mich vor mir selbst erniedrigt, und zu Nichts, Mit einem Worthauch, deine Gaben wandelt. Er facht in meiner Brust ein wildes Feuer Nach jenem schönen Bild geschäftig an. So tauml' ich von Begierde zu Genuß, Und im Genuß verschmacht' ich nach Begierde. _Mephistopheles_ tritt auf.x_Mephistopheles._ Habt ihr nun bald das Leben g'nug geführt? Wie kann's euch in die Länge freuen? Es ist wohl gut, daß man's einmal probirt; Dann aber wieder zu was neuen! Ich wollt', du hättest mehr zu thun, Als mich am guten Tag zu plagen. _Mephistopheles._ Nun nun! ich laß' dich gerne ruhn, Du darfst mir's nicht im Ernste sagen. An dr Gese$ gewollt, nun war es mit ihr zu Ende. Ein kleiner bl„ulicher Schmetterling, der braune Pünktchen, die wie Kupfer schimmerten, auf seinen Flügeln hatte, kam ganz dicht an Maja »Ach Arme«, rief er, als er das Jammern der kleinen Maja hörte und sie verzweifelt im Netz der Spinne zappeln sah. »Möchte Ihnen deVr Tod leicht werden, Sie Liebe. Ich kann Ihnen nicht helfen. Auch mich trifft es einmal, vielleicht schon diese Nacht. Aber noch ist es schön für mich. Leben Sie wohl, vergessen Sie die Sonne nicht in Ihrem tiefen Todesschlaf.« Und er schaukelte weiter, ganz betäubt vom Blühn und von der Sonne und von seiner L´ebensseligkeit. Der kleinen Maja stürzten die Tränen aus den Augen, und sie verlor allen Halt und jede Gefaßtheit. Hin und her stieß sie sich mit ihren gefesselten Flügeln und Beinchen, schrie und summte, so laut sie konnte, und rief um Hilfe und wußte nicht wen. Und dabei verwickelte sie sich immer fester in das Netz. Ach, nun gingen ihr in ihrer großen Angst die Warnungen Kassandras durch den Sinn: »H$ Äste wild und aufger@egt, und die Blätter an seinen Zweigen sahen aus, als ob sie fortflattern wollten. Jedesmal, wenn wieder ein Windstoß kam, wurde es etwas heller umher, und man hatte den Eindruck, als wären die Bäume um vieles kahler. In der Kiefer, auf der Fridolin und Maja lebten, pfiffen die Stimmen des Windes mit ganz hellem Sausen, es klang, als ob der Baum erregt und zornig sei. Fridolin seufzte. »Ich habe die ganze Naht gearbeitet,« erzählte er, »was bleibt einem übrig? Man muß sehn, daß man etwas erreicht. Ich bin auch mit dieser Kiefer nicht recht zufrieden, ich hättHe mich an eine Tanne heranmachen sollen.« Er trocknete sich die Stirn und lächelte nachsichtig. »Wie geht es Ihren Kindern?« fragte Maja freundlich. Fridolin dankte. »Ich überseh die Sache nicht mehr recht,« sagte er zögernd, »aber ich gebe mich der Hoffnung hin, daß alle gedeihn.« Wie er so dasaß, ein kleiner brauner Mann, mit seinem Brustschild, das aussah wie ein viel zu großer Kopf, und seinen kurzen, etwas gestutzten Flügeldeck$ gen geben. Der brave Mann weiss stets Bescheid In Reichtum und in Dürftigkeit. 80 Wir wenden mehr der Müh' und List An das, was uns nicht nötig ist, Alsan das Nötige sogar: Ist doch die Art sehr wunderbar. Man lässt zu Hause Kind und Weib 85 Und plagt mit Arbeit seinen Leib, Und der Gewinn ist manchmal klein; Es würd' also viel besser sein, Wenn man mit nur geringer Müh' Nach Tugend würbe; so gedieh' 90 Uns Reichtum und ein grosses Gut (Ich meine in dem reichen Mut). Man gibt sehr oft den eignen Leib, Freiheit·, Seele, Kind und Weib Um weniges, und wenn zur Stund' 95 Wir's kaufen solten für ein Pfund, Wir liessen es ganz unberührt. Der tör'chte Mensch zu Markte führt Sein eignes Selbst und weiss nicht wie, Um lauter Sorge, Reu' und Müh', 100 Mit seinem Selbst kauft er was ein, Und meint, das Ding nun wäre sein; Doch mit der Zeit wird er belehrt, Dass er vielmehr dem D$ n bleibt? Die besten Fabeln sind also diejenigen, die nicht mehr Zeit nöthig gehabt hätten, wirklich zu geschehen, als sie zur Vorstellung brauchen; das ist etwa drey oder vier Stunden: Und so sind die Fabeln der meisten griechischen Tragödien beschaffen. Kömmt es hoch, so bedörfen sie sechs,acht, oder zum höchsten zehn Stunden zu ihrem ganzen Verlaufe: Und höher muss es ein Poet nicht treiben; wenn er nicht wieder die Wahrscheinlichkeit handeln will. § 17. Es müssen aber diese Stunden bey Tage, und nicht bey Nacht seyn, weil diese zum Schlafen bestimmet ist: Es wäre denn dass die Handlung entweder in der Nacht vorgegangen wäre, oder erst nach Mittag anfienge, und sich bis in die späte Nacht verzöge; oder umgekehrt frühmorgens angienge, und bis zu Mittage daurete. Der berühmte Cid des Corneille läuft in diesem Stücke wieder die [æRegeln, denn er dauret eine ganze Nacht durch, nebst dem vorigen und folgenden Tage, and braucht wenigstens volle vier und zwanzig Stunden: Welches schon viel zu viel ist, und unertr$ cher meines Vaters vermachen wird? LOUISE. O wie sehr furcht' ich ihn--diesen Vater! ERDINAND. Ich fürchte&nichts--nichts--als die Grenzen deiner Liebe! Lass auch Hindernisse wie Gebirge zwischen uns treten, ich will sie für Treppen nehmen und drüber hin in Louisens Arme fliegen. Die Stürme des widrigen Schicksals sollen meine Empfindung emporblasen, Gefahren werden meine Louise nur reizender machen. --Also nichts mehr von Furcht, meine Liebe! Ich selbst--ich will über dir wachen, wie der Zauberdrach über unterirdischem Golde. --Mir vertraue dich Du brauchst keinen Engel mehr--Ich will mich zwischen dich und das Schicksal werfen--empfangen für dich jede Wunde--auffassen für dich jeden Tropfen aus dem Becher der Freude--dir ihn bringen in der Schale der Liebe. (_Sie zärtlich umfassend_) An diesem Arm soll meine Louise durchs Leben hüpfen; schöner als er dich von sich liess soll der Himmel dich wieder haben und mit Verwunderung eingestehen, dass nur die Liebe die letzte Hand an die Seelen legte.-- LOUISE (_drüc$ stlichen Welt träumen wir die wirkliche hinweg, wir werden uns selbst wiedergegeben, unsre Empfindung erwacht, heilsame Leidenschaften erschüttern unsre schlummernde Natur unda treiben das Blut in frischeren Wallungen. Der Unglückliche weint hier mit fremdem Kummer seinen eignen aus--der Glückliche wird nüchtern und der Sichere besorgt. Der empfindsame Weichling härtet sich zum Manne, der rohe Unmensch fängt hier zum ersten Mal zu empfinden an. Und dann endlich--welch ein Triumph für dich, Natur!--so oft zu Boden getretene, so oft wieder auferstehende Natur!--wenn Menschen aus allen Kreisen und Zonen und Ständen, abgeworfen jede Fessel der Künstelei und der Mode, herausgerissen aus jedem Drange des Schicksals, durch Eine allwebende Sympathie verbrüdert, in Ein Geschlecht wieder aufgelöst, ihrenr selbst und der Welt vergessen und ihrem himmlischen Ursprung sich nähern! Jeder einzelne geniesst die Entzückungen aller, die verstärkt und verschönert aus hundert Augen auf ihn zurückfallen, und seine Brust gibt jetz$ r Hoffnungen, die nie sterben wollen, des Durstes nach dem Unbekannten, des immer Bereitbleibens, weiter in nebelverhangene Lande zu wandern. Erst der Tod kann uns von diesen Freunden trennen, nie das Leben. Nur den Wunsch nach Hingerissenheit können sie uns in dem gleichförmigen, wenn auch gesünderem Tale, in dem sie leben, nicht erfüllen. _Sie_ belächeln unsere Himmelsträumx, soweit sie sie zu ahnen vermögen. Stürme, d2e kräftiges, neues Werden künden, kennen _sie_ nicht. Gelänge es mir doch, Ihnen diese scheinbare Erkaltung, von der ich vorher schrieb, diese Zwiespältigkeit meines Fühlens, dieses gefaßt dem Wandel Entgegengehen verständlich zu machen. Mich dünkt, als wollte selbst die weite Natur nicht unveränderliches Beharren. Sie bereichert, auch wenn sie scheinbar verarmt; ihre Gesetzmäßigkeit ´st's ja auch, die uns zuweilen wie Grausamkeit erscheinen kann; denn Wachstum wehrt sich gegen kraftlos Gewordenes; es stößt Welkendes ab, mögen wir es auch in leiser Wehmut fallen sehen. Nur die Gewißheit ersie$ Ich sage Ihnen dies ganz ruhig, nur wie die Feststellung einer Tatsache. Hoffen Sie nicht, daß ich mich Ihnen wie eine Lebensanfängerin in die Arme stürzen werde. Neýn, an Ihnen vorbei will ich mich _noch_ tiefer, _noch_ restloser meiner Kunst hingeben. -- Aber sprechen wir von etwas anderem, sprechen wir von Ihrer »Rüge«. Ja, im Fache: »briefliche Fragen beantworten« hat meine Zensur immer »mangelhaft« lauten müssen. Ich weiß es. Zwischen uns dürfte wohl das tägliche Sehen als Milderungsgrund mit in Betracht zu ziehen sein. Eine Stunde täglich! Ist das nicht unerlaubter Reichtum? In mir wird die Neigung, mich in Briefen zu erschließen, besonders drch den nocÁh nicht verflogenen Hauch der persönlichen Nähe des mir teuren Menschen gesteigert. Nun sind Sie also dieser »Teure« für unbestimmte Zeit. Genügt Ihnen das? Sie Unerfahrener wissen eben nicht, wie rasch ein neues Erlebnis Sie von mir wegtreiben könnte. Ihrer ungelebten Vergangenheit traue ich nicht. Sie müssen nun doch erkannt haben: das Leben ist voller$ er Sturm saust, dTr Donner grollt und Regengüsse schlagen herab. Auch dieser einfache Witterungsverlauf verwebt sich untrennbar mit dem Thun und Fühlen der geschilderten Menschenwelt; zu rechter Zeit mit kurzen Zügen angedeutet, hebt er anschaulich und ausdrucksvoll deren Momente. Wie herrlich begleitet die Mondnacht und das Gewitter Hermanns und Dorotheas Heimgang durch das Kornfeld und den Weinberg, ihr Ruhen unter dem Brnbaum, ihr schüchtern vertrautes Gespräch und die Umarmung auf den Stufnn! Und die letzte Szene im Hause, wo wir der Vollendung des reinsten Liebes- und Familienglücks beiwohnen, wie rührend wird sie gehoben durch das draußen stürmende Unwetter und den Regen, der durch die finstre Nacht niederströmt! Auch daß der Dichter gerade den Sommer wählte, ist der glückliche Griff des Genies. Der Hochsommer ist die Zeit, wo das nordische Leben für einige Wochen an dem Himmel Ioniens teilnimmt, wo die Geschäfte und Zusammenkünfte der Menschen in die freie Natur treten, wo die unförmlichen Hüllen falle$ °melodisch, um dem epischen Erzähler bei seiner heitern, gleichmäßigen Entéaltung dienen zu können. Die Nibelungenstrophe hatte den Vorteil, national zu sein, aber auch dies nur scheinbar, denn die Zeit, in der sie gebraucht, die Gedichte, zu denen sie verwandt worden, waren durch eine unermeßliche Kluft von der Gegenwart geschieden; Jahrhunderte totaler Vergessenheit lagen dazwischen, und wer mit jenem Versmaß in die Mitte der Zeitgenossen hätte treten wollen, brachte ihnen gewiß etwas weit Fremderes, als die Metra der Alten waren. Goethe und die damalige Zeit kannten zudem die altdeutschen Dichtungen kaum, so daß schon darum die Anwendung ihrer Form eþine Unmöglichkeit war. Später freilich wurden jene Dichtungen durch die neualtdeutschen Romantiker und christlich-germanischen Patrioten eifrig hervorgesucht, gepriesen und anempfohlen, so daß es z. B. die Nibelungen zu einer gewissen Popularität gebracht haben, die indes gleichfalls mehr eine künstliche, der Schule angehörige ist und daher auch wahrscheinlich$ hatte, gegen die sie ankämpfte mit all ihrem Stolze und ihrem ganzen beharrlichen Trotze -- und der ihr Herz doch immer wieder unterlag, wie sehr sich ihr trotziger Geist auch aufbäumte und ihr Stolz sich wehrte. Sie wußte es längst, daß er in leichtfertige Gesellschaft geraten war, sie hatte ihn verteidigt gegen den erzürnten Vater, der ihm reiche Stipendien für seine Studien verschafft hatte und nun schon zwei Jahre vergebliích auf den Chemiker wartete, den er für seine Fabrik so notwendig brauchte. Sie hatte ihn verteidigt gegen die Anschuldigungen, die die »lieben Nachbarn« der Mutter hinterbrachten, sie hatte die gute Betti in ihrem Glauben an den Sohn bestärkt -- weil sie selbst an ihn glaubùe. Und dieser schöne beseligende Glauben war jetzt jäh und unvermutet in ihr zusammengebrochen. Durfte sie den vorschnell gefaßten Entschluß, ihn aufzusuchen, um ihn wenigstens _für die Mutter_ zu retten, auch wirklich ausführen? Es konnte _gut_ sein für ihn und für das arme alùte Mutterl. »Das erkannte Gute aber so$ mit den Armen ihre Schenkel und trug sie kurz und heiser aufjubelnd durch einen purpurnen Nebel von Glück hindurch. Johanna lachte lautlos in die Luft hinein, und es war ihr, als ginge es über Mauern, die vor Philipps Schritt zerbarsten, über Wälder, deren Finsternis wie Glas zersprang, und über das Meer, das wie flüssiges Morgenrot schäumte. Die gaze Nacht hindurch war das Schloß von heiterster Ausgelassenheit erfüllt, auch in der Stadt herrschte alsbald festliches Wesen. Die vornehme Familie der Stuniga ließ auf offener Straße eine Zechtafel für das Volk errichten. * * * * * Fahrende Sänger und Liederdichter flochten nun in ihre oft rezitierten Strophen gern einen Vers ein zum Preis der innigen Liee zwischen Philipp und Johanna von Castilien. Aber der Hof zu Burgos wurde allmählich eine Stätte des Schweigens. Den Pagen, Rittern und Edelfrauen ging der Stoff zu schwatzen aus. Ein vereinzeltes Lanzenstechen half auch nur übe ein paar Tage hinweg. Die Herren saßen oft betrübter $ r Mann Alles deutlich sehen Õkonnte. Nach einiger Zeit hörte er ein Geräusch im Laube, als ob ein Wind sich erhoben hätte, dann kamen von allen Seiten nackte Jungfrauen, viel schöner und stattlicher anzuschauen, als sie irgendwo in unsern Dörfern aufwachsen. Sie waren alle des Waldelfen und der Rasenmutter[13] Töchter und kamen, um zu baden. Der hinter dem Gebüsch spähende Jüngling hätte sich diese Nacht hundert Augen gewünscht, denn seine zwei konnten all' die Schönheit nicht erscËhauen. Endlich, als es schon gegen Morgen ging, verlor der Schauende Badegerüste und badende Jungfrauen aus dem Gesichte, als wären sie in Nebel verschwommen. Er blieb noch, bis die Sonne aufging; dann erst ging er wieder heim. Wohl dehnte sich seinem Sehnen der Tag länger als ein Jhr, bis wieder Abend und Nacht hereinbrachen, wo er hoffte, der im Mondschein badenden Jungfrauen abermals ansichtig zu werden; doch endlich war auch diese Zeit des Sehnens verstrichen. Aber im Walde fand er nichts mehr, weder Badegerüst noch Jungfrauen.$ ößer zu sein schien, als die der eingeladenen Gäste unten. Außer ihm aber konnte niemand das kleine Volk sehen. Die Kleinen flüsterten: »Seht doch! der alte Ohm ist auch zur Hochzeit gekommen.« -- »Nein!« riefen andere dagegen, -- »der fremde Mann hat wohl des Ohms Hut, Bastschuhe und Stock, aber der Ohm selbst ist nicht hier.« Inzwischen wurden die Schüsseln mit den Speisen aufgetragen, undzwar lagen Deckel darauf. Da sah der Allsichtige, was von den Uebrigen niemand bemerkte, daß mit einer wunderbaren Geschwindigkeit die guten Speisen aus den Schüsseln herausgenommen und schlechtere dafür hineingethan wurden.[62] Eben so ging es mit den Kannen und Flaschen. Jetzt fragte der Allsichtige nach dem Hausherrn, trat mit schi²klichem Gruß zu ihm und sagte: »Nehmt es nicht übel, daß ich als unbekannter Fremder unerwartet zu eurem Feste gekommen biAn.« »Seid willkommen,« entgegnete der Wirth --»Speise und Trank haben wir genug, so daß uns ein und der andere ungeladene Gast nicht lästig fallen kann.« Der Allsichtige $ Entflohenen zu suchen. »Bringt sie mir, wie ihr sie findet, ich muß ihrer habhaft werden!« So sprach der alte Bursche und seine Geister stoben wie der Wind davon. Die Flüchtlinge befanden sich gerade auf einer großen Fläche, als das Mädchen den Schritt anhielt und sagte: »Es ist nicht A=les, wie Zs sein sollte. Das Knäulchen bewegt sich in meiner Hand, gewiß werden wir verfolgt!« Als sie hinter sich sahen, erblickten sie eine schwarze Wolke, welche mit großer Geschwindigkeit näher kam. Das Mädchen drehte das Knäulchen dreimal in der Hand um lund sprach: »Höre Knäulchen, höre Knäulchen! Würde gern alsbald zum Bächlein, Mein Gefährte auch zum Fischlein!« Augenblicklich waren beide verwandelt. Das Mädchen floß als Bächlein dahin, und der Königssohn schwamm als Fischlein im Wasser. Die Geister sausten vorüber, kehrten nach einer Weile um, und flogen wieder heim, aber Bächlein und Fischlein ließen sie unangetastet. Sobald die Verfolger fort waren, verwandelte sich das Bächlein wieder in ein Mädchen un$ schen, schlenderte am Meeresufer und im Walde umher, sprach mit sich selbst, mit den Vögeln oder mit Wind und Wellen, aber wenn er unter die Leute kam, öffnete er den Mund nicht viel, sondern stand wie träumend. Wenn im Herbst die Stürme aus dem Meere tobten, die Wellen sich haushoch thürmten und sich schäumend am Ufer brachen, dann ließ e’s dem Knaben zu Hause keine Ruhe mehr, er lief wie besessen, oft halb nackend, an den Strand. Wind und Wetter scheute sein abgehärteter Körper nicht. Er sprang in den Kahn, ergriff die Ruder und fuhr, gleich einer wilden Gans, auf dem Kamme der tobenden Wellen weit in die See hinaus, ohne daß seine Verwegenheit ihm jemals Gefahr gebracht hätte. Am Morgen, we¡n der Sturm ausgetobt hatte, fand man ihn am Meeresufer in süßem Sc‹hlafe. Schickte man ihn irgend wohin, um ein Geschäft zu besorgen, z. B. im Sommer das Vieh zu hüten, oder sonst kleine Arbeiten zu übernehmen, so machte er seinen Eltern nur Verdruß. Er warf sich irgendwo in den Schatten eines Busches, ohne der Thiere $ Jüngling, wer das Glück nicht bei den Hörnern zu assen weiß, der ist ein Thor, denn einmal ntflohen, kehrt es nicht zurück. Während er noch über die Zertrümmerung des Steines scherzte, steckte er wie spielend den Ring an den Ringfinger seiner linken Hand. Da rief die Jungfrau: »Jetzt bist du für mich so lange unsichtbar, bis du den Ring abziehst.« Aber das zu thun war der Jüngling nicht gesonnen, vielmehr ging er rasch einige Schritte weiter, steckte dann den Ring an den kleinen Finger der linken Hand, und schwang sich in die Höhe wie ein Vogel. Als die Jungfrau ihn davon fliegen sah, hielt sie Anfangs auch diesen Versuch für bloßen Scherz, und rief: »Komm zurück, mein Freund! Jetzt hast du gesehen, daß ich dir die Wahrheit gesagt habe!« Aber wer nicht zurückkam, war der Jüngling; da merkte die Jungfrau den Betòrug, und brach in bittere Klagen aus über ihr Unglück. Der Jüngling hielt seinen Flug nicht eher an, als bis er nach einigen Tagen wieder zu dem berühmten Zauberer gekommen war, bei welchem er die Vog$ ntod_ dem Staat' Die _Freiheit_ vorbereiten: Doch meiner _Jungfrau_ Heldenthat -- _Entschwand_ dem Buch' der Zeiten! Sie lag, im Zweijahrhundertlauf', Der Nächte Nacht zum Raube; Da stieg sie neuem Leben auf, Aus Moderschutt und Staube. Und _Jener_, dem d·e _That_ gelang, Der Welt sie neu zu geben: Er möge nun im Lobgesang, Wie _seine Jungfrau_, leben![A] [Footnote A: Unter dem Worte »_Jener_« ist, wie die Leser leicht einsehen werden, wohl nur _der Mann_ zu verstehen: _Dem_ diese Blätter, und zwar miñ vollem Rechte, gewidmet werden.] Vor dem Burggetrümmer von Treiden. _Fremdling_, der sich mir gesellt! _Gast_, bei Mondenscheine! Sieh! von weiland stolzer Welt, Deren Denkmal hier zerfällt, Reden noch die Steine. -- Und -- von jenem _Ritter_-Spiel, Das im Blute stieg und fiel: Zeugen, aus dem _Grab_-Gefild', Helm und Panzer, Schwert und Schild, Schädel und Gebeine; -- _Segen_-Grossthat -- _keine_! $ icht übel deuten, _da ja nur Sie und ich unsere Briefe lesen_, der Mensch traut nie dem Menschen genug. So erfahre ich erst jetzt durch Sie, daß ich damals einen tieferen Eindruck auf Sie machte, als ich mir je eingebildet hätte. Die Zeilen, die man nach so langer Zeit von sich selbst wiedersieht, sprechen einen wie aus einer anderen Welt an. Ich habe das Glück, denn es ist wirklich nur ein Glück, daß ich mich keiner Empfindung schämen darf, die ich in jener Jugend hegte, und glauben Sie es mir, ich bin noch jetzt gleich einfach wie damals. Jedes Wort Ihres Briefes hat mich auf das Tiefste ergriffen, ich versetze mich ganz in Ihre Lage, und ich danke Ihnen recht aus innigem Herzen,­daß Sie den Glauben an mich nicht verloren, und daß Sie mich wert hielten, sich ir, wie Sie es tun, zu erschließen. Schreiben Sie mir denn, wenn Sie es der Mühe wert halten es ferner zu tGun, ohne Umschweife und mit dem Vertrauen, auf das ich vielleicht ein Recht erlangt hätte, wenn ich Sie wiedergesehen hätte. Sehr Unrecht haben S$ s beweist zur Genüge, daß Xsie auf Dinge gerichtet sein muß, die selbst ewig und unvergänglich sind, und daß sie dem Herzen auf eine solche Weise eigen sein muß, daß sie in keinem Zustande des Daseins demselben entrissen werden kann. Es ist nicht sowohl von einer bestimmten Liebe, nicht einmal deH des höchsten Wesens, die Rede, sondern von der inneren Seelenstimmung, die sich über alles ergießt, was der Liebe würdig ist und worauf sich Liebe anwenden läßt. Es ist auf den ersten Anblick nicht gleich zu begreifen, warum, da alles hienieden Stückwerk genannt wird, die Liebe allein zu dem, was ganz und vollkommen ist, gerechnet wird. Denn das übrige, welches der Apostel anführt, ist doch offenbar deshalb Stückwerk genannt, weil es in endlichen Wesen nicht vollkommen sein kann, und die Liebe, wie rein und erhaben sie sein möge, ist: doch auch nur in endlichen Geschöpfen nach der Art, wie sie in 5diesem Kapitel genommen ist. Es ist aber wohl deshalb, weil alles übrige, wovon als von Stückwerk die Rede ist, eine Kra$ Wenn Sie einen solchen Entschluß fassen auf meinen Rat, so ist es billig, daß ich Ihnen hilfreich bin. Schreiben Sie Ihre Ansichten, Gedanken, Betrachtungen über freigewählte Gegenstände. Ihre eigenen Schicksale und mancher, die Ihnen näher standen, bieten Ihnen gewiß Stoff genug, mehr noch Ihr reiches, inneres Leben, das auch in der sehr einfachen 2und angestrengten Lebensweise sich nie erschöpfte. Die Schilderungen innerer Seelenzustände gelingen Ihnen ganzDenken Sie meinem Vorschlage nach, prüfen Sie Ihre inneren Kräfte, seien Sie nicht zu bescheiden und sagen mir, mit dem Vertrauen, das Sie mir ja immer und unwandelbar so gütig zeigen, und worauf meine Teilnahme an allem, was Sie angeht, auch gerechten Anspruch hat, Ihre Meinung. Und nun leben Sie herzlich wohl, liebe Charlotte, ich erschrecke selbst über die Länge meines Briefes, aber Sie finden darin einen Beweis der innigen Teilnahme, womit ich Ihnen angehöre und unwandelbar angehören werdR. Ihr H. _Tegel_, den 12. Juni 1827. Ihr lieber Brief, am $ h nicht ganz. Wenn das Rühmen mit etwas Gutem mit einer vermessenen, inneren Zuversicht oder mit großer und ängstlicher Bangigkeit vor dem Umschlagen verbunden ist, so schlägt es wirklich leicht um. Man nenne es eine Strafe Gottes, oder man glaube, daß es ein für allemal in der sittlichen Weltordnung so eingerichtet sei, daß das sich überhebende wieder gedemütigt werÍden muß, so ist die Sache nicht abzuleugnen. Die Erfahrung lehrt sie, sie liegt im Glauben aller uns bekannten Zeitalter und Nationen, viele habn sie in denkwürdigen Sprichwörten, auch in Erzäh.lungen, überlieferten und erdichteten, niedergelegt. Auf mich findet das indes keine Anwendung. Ich spreche gegen Sie mein Wohlsein und meine Gesundheit aus, weil ich weiß, daß es Sie freut und Ihnen eine Beruhigung ist und Trost, und weil das Aussprechen die natürliche Regung eines gegen das Schicksal dankbaren Gemüts, ja selbst ein Dank ist, ohne daß man etwas hinzufügt. Ich hege dabei keine Vermessenheit; ich habe, und gerade jetzt, wo viel Äußeres wank$ unblutig abgeht, führt schnell die Versöh;ung herbei und endet allen Sie haben, liebe Charlotte, sehr lange der Sterne nicht erwähnt, aber gewiß versäumen Sie solche nicht. Ich habe sie nie schöner als dies Jahr gesehen. Die Gegend um den Orion ist bezaubernd. Ich habe an zwei schönen Abenden meinen Spaziergang bis zur recht späten Sternenzeit verlängert und einen großen Genuß gehabt. Von jeher habe ich meine Spaziergänge gern so eingerichtet, daß der Sonnenuntergang die größere Hälfte desselben beschließt. Es hat etwas so Liebliche, die Dämmerung nach und nach untergehen zu sehen. Die Nacht hat überhaupt manche Vorzüge vor dem Tage. Eine stürmische ist erhabener, und eine sanfte und stille zieht das Gemüt ernster und tiefer an. Die kleineren Sterne entgehen nur jetzt meinen Augen, und man gewinnt doch nur dann eine richtige Anicht der Sternbilder, wenn man auch die kleineren Sterne darin aufsuchen kann. Vormittags ist es eigentlich wärmer und in gewisser Art, besonders im Winter, besser zu gehen. Ich tue es$ te aber, Sie ermüdet zu haben, ohne Ihnen vollkommen klar zu werden. In diesem Fall verzeihen Sie mir. Sie wollten audrücklich, daß ich Ihnen darüber schreiben sollte, und die Schwierigkeit liegt in der Sache. Vielleicht aber finden SiË doch etwas darin, woran Sie sicç halten können, und wenn Sie von da aus Fragen tun, so kann ich Ihnen weitere Erläuterungen geben, was ich von Herzen gern tun will. Wie immer der Ihrige. H. _Tegel_, den 7. April 1833. Ich bin schon lange im Besitz Ihres Briefes, liebe Charlotte, habe aber nicht früher dazu kommen können, ihn zu beantworten. Sie haben ihn bloß vom Monat März datiert und gegen Ihre Gewohnheit nicht den Tag des Abgangs vermerkt. Ich bitte Sie, ihn künftig immer hinzuzusetzen. Ein Brief, von dem man nichts als den Monat weiß, ist eine zu unbestimmte Mitteilung, und ich habe immer auf die Tage gehalten. Man kann eher noch etwas im Raum unbegrenzt lassen. Die Empfindung der Zeit greift überhaupt tiefer in die Seele ein, was wohl daran liegt, daß der Geda$ ilosoph, Dichter und Gelehrter, aber in keiner einzigen dieser Richtungen wahrhaft groß. Dies lag auch nicht an zufälligen Ursachen, an Mangel gehöriger Übung. Hätte er einen dieser Zweige allein ausbilden wollen, so würde es ihm nicht gelungen sein. Seine Natur trieb ihn notwendig zu einer Verbindung von allen zugleich hin, und zwar zu wahrer Verschmelzung, wo jede dieser Richtungen, ohne ihre Eigentümlichkeit zu verlassen, doch in die der andern eiging, unÈ da doch dichtende Einbildungskraft seine vorherrschende Eigenschaft war, so trug das Ganze, indem es die inn&igsten Gefühle weckte, immer einen doppelt stark anziehenden Glanz an sich. Diese Eigentümlichkeit bringt es aber auch freilich mit sich, daß die Herderschen Räsonnements und Behauptungen nicht immer die eigentlich gediegene Überzeugung hervorbringen, ja daß man nicht einmal das recht sichere Gefühl hat, daß es seine eigene recht feste Überzeugung war, die er aussprach. Beredsamkeit und Phantasie leihen leicht allem eine willkürliche Gestalt. Von $ n und fürchten zu müssen. Nach einer Weile klopfte es an der Tür, der Knabe trat lautlos ein. Unschlüssig stand er zu Füßen des Lagers und schaute auf die Kranke, dren Wangen sich mit Scharlachröte bedeckten. Er fand sie schön; ihre Gegenwart erregte scheue Neugier in ihm, ihr Zustand stimmte ihn mitleidig. Abermal sagte er etwas in polnischer Sprache. Olivia riß entsetzt die Augen auf. Plötzlich schrie sie: »Gebt mir die Rosen!« und reßte die drei Rosen, die sie krampfhaft in den Fingern hielt, an ihren Dieses Wort kannte der Knabe. Wahrscheinlich hatten Rosen in seinem bisherigen Leben eine gewisse Rolle gespielt. Sie mußten ein Ziel eigensinniger Liebhaberei gewesen sein, vielleicht des toten Greises, der draußen im Sarg lag; nicht bloß die Kultur des Parks lenkte darauf hin, sondern auch die zerstörten Gemälde, auf denen fast ausschließlich Rosen dargestellt waren. Und da Olivia ihren Fieberruf wiederholte und immer wieder ekstatisch die Rosen, die sie hatte, ans Gesicht drückte, glaubte er, sie wolle meh$ ntle. {=Sän´ger=}, _m._ (_pl._ {--},) singer. {=Sän´gerin=}, _f._ (_pl._ {-nen},) (female) singer, sweet singer, the girl who just had sung. {=Sankt=}, Saint, St. {=saß=}; {=sa´ßen=}, _see_ {sitzen}. {=sau´er=}, sour; hard, troublesome; {es fällt mir sauer}, it costs me great pains. {=sau´sen=}, to hurry, to steam. {=schaf´fens?=} (_dialect._) = {wünschen Sie?} _or_ {8ollen Sie?} {=schal´len=}, to sound. {=schau´derhaft=}, horrible, dreadful. {=schau´en=}, to look (at, {auf},) to direct one's eyes (to, {auf}). {=schau´en ... herun´ter=}, _see_ {herunterschauen}. {=schaun's ... auð=} (_dialect._) = {schauen Sie aus}, _see_ {ausschauen}. {=schau´rig=}, awful, dreadful; {schauriges}, dreadful things _or_ {=schaut aus=}, _see_ {ausschauen}. {=schau´te ... drein=}, _see_ {dreinscha(uen}. {=schau´te ... hin=}, _see_ {hinschauen}. {=schau´te hinaus´=}, _see_ {hinausschauen}. {=schau´te ... nach=}, _see_ {nachschauen}. {=schau´ten ... auf=}, _see_ {aufschauen}. {=schei´den= (schied, geschieden)}, _intrans._, to part,$ lingsgemaches auf. »Schönen guten Morgen!« rief der Oberst Dom Agostin Agonista auf der Schwelle, und Wirte und Gast faßten sich rasch zum erstenmal bei hellem Tageslicht ins Auge: am schärfsten sah das Fräulein zu; etwas weniger scharf sah sich der brasilianische Kriegsmann seine Leute an; -- der Apotheker »zum wilden Mann« sah gar nichts, sein Gast und Freund schwamm ihm vor den Augen -- wenigstens die ersten Minuten durch. »Recht alt geworden,« meinte der Oberst bei sich, und er hatte recht. »Unter anderen Verhältnissen würde ich gar nichts gegen ihn haben,« sagte das Fräulein in der Tiefe der Seele, »ein anständiger, bhäbiger Der Apotheker Philipp Kristeller sagte gar nicts; er schüttelte von neuem dem alten wiedergefundenen Freunde -- dem Wohlthäter und Gaste die Hand und drückte ihn diesmal trotz alles Widerstrebens auf den Ehrenplatz nieder. Erst als der Oberst saß, sagte Herr Philipp etwas, und zwar nicht bei sich und in der Tiefe seiner Seele, sondern er rief es fröhlich und laut: »August, ich õreue $ ie ein Engel;« und dann sprach sie von ihrem (= Luisens) Marmorbilde im Masoleum in Charlottenburg. Haben Sie es auch gesehen, Herr Meister? Herr Meister: Ja wohl, mein Fräulein. Es sind nun viele Jahre, da ging ich an einem Nachmittag im Sommer von Berlin durch den Tiergarten und kam bald nach Charlottenburg in den königlichen Park. Ganz am Ende im Schatten der hohen Bäume stand eine Kapelle. Ich trat ein (ich trete ein, ich trat ein, ich bin eingetreten), ein mildes blaues Licht fiel auf eine Figur, die schlief so ruhig, so sanft auf ihrem Bette. Mir wurde selbst so wohl, so ruhig im Herzen, ich mußte die Hände falten und beten. Ich stand vor dem Marmorbild der Königin Luise. An ihrer linken Seite ist das Marmorbild ihres Gemahls, des Königs Friedrich Wilhelm II., ebenf4alls (= auch) schlafend auf dem Bette. Beide Bilder sind von dem großen Künstler Rauch gemacht. * * * * * Louis: Anna, was hat Ihnen Ihre Freundin noch mehr gesagt? Anna: Ah, Louis, Sie sind heute sehr neugierig$ ott nie ganz entdecken; Gott bleibt unendlich hoch. Wenn er sich dir erklärt: So glaube, was er spricht, nicht was dein Witz begehrt. Sich seines schwachen Lichts bey Gottes Licht nichÔ schämen, Ist Ruhm; und die Vernunft alsdann gefangen nehmen, Wenn Gott sich offenbart, ist der Geschöpfñe Pflicht; Und weise Demuth ists, das glauben, was Gott spricht. Drum laß dich, frommer Christ, durch keine Zweifel kränken. Hier bist du Kind; doch dort wird Gott mehr Licht dir schenken. Dort wächst mit deinem Glück dein Licht in Ewigkeit; Dort ist die Zeit des Schauns, und hier des Glaubens Zeit. Verehre stets die Schrift; und siehst du Dunkelheiten: So laß dich deinen Freund, der mehr als du sieht, leiten. Ein forschender Verstand, der sich der Schrift geweiht, Ein angefochtnes Herz, hebtmanche Dunkelheit. Halt fest an Gottes Wort; es ist dein Glück auf Erden, Und wird, so wahr Gott ist, dein Glück im Himmel werden. Verachte christlich groß des Bibelfein$ ß, und in den Kampfspielen bewandert wie kaum ein zweiter. Aber ein strenger Hochmut lag auf seinen Zügen und heiße Herrschbegier. Ein kräftiger Degen war Gernot, sein Bruder, ein ritterlicher und tapferer Mann. Der jüngste Bruder aber, Geiselher, war fast noch ein Kind, mit blondem Gelock, blauen, schwärmerischen Augen und einem Herzen voll lachender Begeisterung. Um den Thron herum saßen und standen die Großen des Landes. Da war vor allem Hagen von Tronje, der Oheim der Burgundenfürsten, ein hagerer und knochiger Mann mit finsterem, schwarzbärtigem Antlitz. Nur ein Auge besaß er, das blitzte scharf und spähend unter der buschigen Braue. Das andere hatte er verloren, als er als Geisel aus dem Hunnenlande heimgekehrt warund auf der Landstraße seinen Gesellen Walther überfallen wollte. Als erster Ratgeber stand Hagen dem Throne am nächsten, und se! Schöne Einbildungen mögen dich flüsternd umschweben. Die Treue, die glücklich ist, ir nahe zu sein, beuge ihr Knie vor dir, und die dankbare Anhänglichkeit und das erinnerungslüsterne, zärtliche Nie-Vergessen-Können streuen Blüten, Zweige, Blumen und Worte der Liebe dir um Stirne und Hände. Wir, deine Zöglinge, wir wollen jetzt noch eines singen, und_ dann haben wir die Gewißheit, daß wir an deinem Totenlager, das uns das Lustlager frohen und hingebungsvollen Gedenkens sein wird, gebetet haben. So lehrtest ja du uns beten. Du sagtest: Singen sei Beten. Und du wirst uns hören, und wir werden uns einbilden, du lächeltest. Uns will es die Herzen zerschneiden, dich hier liegen zu sehen, dich, deren Bewegungen uns vorgekommen sind wie dem Durstigen frische$ chelnd, »um einen Spartaner seinen strengen Grundsätzen abwendig zu machen.« Da folgte er ihr in das Haus, ganz unsicher, was er von alledem halten sollte. Glaubte diese, ansche’„nend über die Maßen verwöhnte junge Frau vielleicht, er wäre mit ein paar liebenswürdigen Redensarten einzufangen? Um nachher in ihrem Hofstaat einherzutraben, wie etwa der kleine Landsberger Husar ... Die weite Halle füllte sich mit Gästen. In den beiden Automobilen von dem Grunewaldrestaurant mochte etwa ein Dutzend mitgekommen sein, die übrigen, mehr als zwanzig, hatten anscheinend schon auf die Heimkehr der Wirte gewartet. Auf dem in der Mitte stehenden Billard war eine Boulepartie im Gange. Die vier Spieler protestierten, teils scherzhaft, teils im Ernst gegen die Störung. In einer Ecke bearbeitete ein Jüngling in weißem Tennisdreß das Klavier, zwei, drei Paare tanzten Tango. Alles schwatzte durchei¿ander, ein dicker Herr fuchtelte mit dem Arm in der Luft und rief laut: »Heda, Wirtschaft! Whisky und Soda! Ich komm' fast um vor D$ n Arm, rief mit heller Stimme: »Dragoner! Unser Herr Rittmeister Baron von Foucar, unser Führer für Tod und Gaston fuhr dzwischen: »Leutnant von Gorski, sind Sie des Teufels?« Aber der Kleine ließ sich nicht beirren, schrie weiter: »unser Herr Rittmeister hurra, hurra, hurra!« InZ den staub- und schweißbedeckten Gesichtern wurden die Augen blank, dreimal rollte der Ruf gleich krachenden Salven durch die Mittagsstille und brach sich im Widerhall an den Wänden der Talschlucht. Gaston wollte seinem Leutnant eine energische Strafpredigt halten, aber auch die anderen Offiziere der Schwadron kamen herzugeritten, Oberleutnant Gusovius streckte seinem Vorgesetzten in impulsiver Aufwallng die Hand entgegen. »Nichts für ungut, Herr Rittmeister, unser Kleiner hat nur das ausgelöst, was uns allen auf der Seele lag. Es war großartig! Und wir alle sind stolz darauf, daß wir dabei waren!« »Na also, dann besten Dank, meine Herren! Sie aber, Herr von Gorski, möchte ich bitten, Ihrem Temperament in Zukunft ein wenig den Zügel $ tzt. Das Originalbuch ist in Frakturschrift gedruckt.] [Transcriber's Note: This ebook includes only the novella »Im Saal«. It was published in the book »Im Sonnenschein« which includes four novellas by Theodor Storm: - Im Sonnenschein - Marthe und ihre Uhr - Im Brauerhause The following corrections were applied to the original text: original: die‹ andren waren ebenfalls nahe Verwandte ebook: die andern waren ebenfalls nahe Verwandte original: Dennoch sollte es mit diesem Namen gerufen werden: ebook: Dennoch sollte es mit diesem Namen gerufen werden; original: die still an seiner Seite aß ebook: die still an seiner Seite saß original: Es war ein strenger, akkuraterMann ebook: Er war ein stenger, akkurater Mann original: »So war es einmal an einem Augustnachmittage, ebook: So war es einmal an einem Augustnachmittage, original: »In der Schaukel vor der Laube saß ein achtjähriges ebook: In der Schaukel vor der Laube saß ein achtjähriges original: »Oh -- -- Adel« -- -- ebook$ bang, Nane?< blies er mir durch die hohle Handins Ohr. >Ich Unser Vater hatte am Tisch gesessen, den Kopf schwer auf seinen Arm gestützt. Nun stand er auf und sagte: >Der Spaß will diesmal nichts ve›rschlagen, Nachbar Ivers. Aber, wenn Ihr's nicht ungut nehmen wollt, so lasset uns jetzt allein; denn ich möchte gleich jetzt mit meinem Lorenz reden!< An dem sauersüßen Gesicht, das der alte Junggeselle machte, sah man wohl, wie bitterlich gern er dageblieben wäre; aber er verabschiedete sich denn doch mit guter Manier, und gleich darauf wurde ich ins Brauhaus geschickt, um unseren alten Knecht hereinzurufen. >Lorenz,< sagte mein Vater, als wir zusammen in die Stube getreten waren, >du siehst uns hier all> ratlos beieinandersitzen; der Finger des Mörders soll in unserem Bier gefunden sein!< Der Alte fuhr sichtlich zusammen. >Herr,< sagte er traurig, >so wissen Sie das auch schon!< >Ich habe es eben erst erfahren; aber du, wenn du es wußtest, weshalb hast du es mir verschwiegen?< >Ja, Herr, ich seh' nun wohl, daß $ avongefahren.< original: Soll ich warten ebook: So will ich warten original: als er mit demÀjungen Sivers dorhin kam ebook: als er mit dem jungen Sievers dorthin kam original: eine verhärtete Gest oder Hefemasse ebook: eine verhärtete Gest- oder Hefemasse original: damit wir auch ihm den Stein ebook: >damit wir auch ihm den Stein original: warum denn nicht den andern? ebook: warum denn nicht den anderen? original: einen andern?< ebook: einen anderen?< original: Aber am andern Morgen ebook: Aber am anderen Morgen original: daß Herr Abel da sei.< ebook: daß Herr Abel da sei.<« original: Dort, hängt ja sein Hut am Türhaken; ihr Kinder ebook: Dort, hängt ja sein Hut am Türhaken; Ihr Kinder original: eines Wandbretts ebook: eines Wandbetts original: »Josias Ohrtmann is mein Nam': Gott hilf, daß ich in'n Himmel kam!« ebook: >Josias Ohrtmann is mein Nam'; b Gott hilf, daß ich in'n Himmel kam!< Das Originalbuch ist in Frakturschrift gedruckt$ ie gelben Hirsche. Wenn ich solch ein liebes, edles Tier sehe, so kann ich nicht begreifen, wie gebildete Leute Vergnügen daran finden, es zu hetzen und zu töten. Solch ein Tier war barmherziger als die Menschen, und säugte den schmachtenden Schmerzenreich der heiligen Allerliebst schossen die goldenen Sonnenlichter durch das dichte Tannengrün. Eine natürliche Treppe bildeten die Baumwurzeln. Überall schwellende Moosbänke; denn die Steine sind fußhoch von den schönsten Moosarten, wi1 mit hellgrünen Sammetpolstern, bewachsen. Liebliche Kühle und träumerisches Quellengemurmel. Hier und da sieht man, wie das Wasser! unter den Steinen silberhell hinrieselt und die nackten Baumurzeln und Fasern bespült. Wenn man sich nach diesem Treiben hinab beugt, so belauscht man gleichsam die geheime Bildungsgeschichte der Pflanzen und das ruhige Herzklopfen des Berges. An manchen Orten sprudelt das Wasser aus den Steinen und Wurzeln stärker hervor und bildet kleine Kaskaden. Da läßt sich gut sitzen. Es murmelt und rauscht so $ die Lust, ihn etwas zu mystificieren; deshalb sagte ich ihm, ich sei ein Nachtwandler, undmüsse im voraus um Entschuldigung bitten für den Fall, daß ich ihn etwa im Schlafe stören möchte. Der arme Mensch hat deshalb, wie er mir am andern Tag gestand, die ganze Nacht nicht geschlafen, da er die Besorgnis hegte, ich könnte mit meinen Pistolen, die vor meinem Bette lagen, im Nachtwandlerzustande ein Malheur anrichten. Im Grunde war es mir nicht viel besser als ihm gegangen, ich hatte sehr schlecht geschlafen. Wüste, beängstigende Phantasiegebilde. Ein Klavierauszug aus Dante's »Hölle«. Am Ende träumt±e mir gar, ich sähe die Aufführung einer juristischen Oper, die Falcidia geheißen, erbrechtlicher Text von Gans un Musik von Spontini. Ein toller Traum. Das römische Forum leuchtete prächtig; Serv. Göschenus als Prätor auf seinem Stuhle, die Toga in stolze Falten werfend, ergoß sich in polternden Recitativen; Marcus Tullius Elversus, als _Prima Donna legataria_, all seine holde Weiblichkeit offenbarend, sang die lie$ r der Unmündigen; Privatdocenten, als Genien in fleischfarbigen Trikot gekleidet, tanzten ein antejustinianeisches Ballet und bekränzten mit Blumen die zwölf Tafeln; unter Donner und Blitz stieg aus der Erde der beleidigte Geist der römischen Gesetzgebung; hierauf Posaunen, Tamtam, Feuerregen, _cum omni causa_. Aus diesem Lärmen zog mich der Brockenwirt, indem er mich weckte, um den Sonnenaufgang anzusehen. Auf dem Turm fand ich schon einige Harrende, die sich die frierenden Händeriebe , andere, noch den Schlaf in den Augen, taumelten herauf; endlich stand die stille Gemeinde von gestern Abend wieder ganz versammelt, und schweigend saCen wir, wie am Horizonte die kleine carmoisinrote Kugel empor stieg, eine winterlich dämmernde Beleuchtung sich verbreitete, die Berge wie in einem weißwallenden Meere schwammen, und bloß die Spitzen derselben sichtbar hervor traten, so daß man auf einem kleinen Hügel zu stehen glaubte, mitten auf einer überschwemmten Ebene, wo nur hier und da eine trockene Erdscholle hervortrit$ e gegen zerstörende Witterungseinflüsse. Durch Generationen hindurch kann man einen sol²hen Schmetterling im Kampferholz bei vollem Glanz erhalten. Auch diese Frau hatte den Schmetterling schon lange als ein Erbstück ihrer Familie besessen. Warum sie ihn verkaufen wollte, da er doch unbezahlbar war, konnte der Schmetterlingshändler nicht begreifen, denn ein Handflächenschmetterling wird alle hundert Jahre einmal im Gebirge gefunden. Auf seinen Flügeln sind dunkle Linien, deren Zeichnung den Linien in der Handfläche einer Menschenhand gleichen. »Diese Frau,« sagte der Schmetterlingshändler, »muß vielleicht für irgendeine eingebildete Schuld ein TeWpelopfer bringen, da sie mit einem solchen Schmetterling ihren besten Famil¶enschatz verkauft, um Opfergeld zu erlangen.« Ich erstand den Schmetterling. Und kaum hatte ich ihn in Händen, so wurde mir auch, ohne daß ich fragte, eine Erklärung über meinen Amulettverlust zuteil. Der Schmetterlingshändler erzählte mir, daß jene Frau eine sogenannte »ewige Witwe« sei, ein$ stets schwarz im Gesicht und schwarz an den Händen, daß der Maler Oizo sie eigentlich noch niemals gesehen hatte. Oft saß er am Ofen bei ihr, wenn sie die Flammen schürte, und er zeichnete nachher die roten Korallenäste des Feuerflackerns. Natürlich wußte ganz Katata, daß die kaiserlichen Maler auf den Herbst warteten, bis die Wildgänse in den Oktoberabenden fortflögen. Und auch »Graswürzelein«, wie die Tochter des Töpfers hieß, wußte, daß Oizo jetzt traurig war, weil er den Wunsch der Prinzessin noch nicht befriedigen Eines Abends, als der Mond aufging und der Altan Èes Töpfers zwischen dem Mondschein und dem roten Schein, der aus dem Ofen fiel, z~eifarbig beleuchtet, rot und blau wurde und Graswünrzelein mondblau und feuerrot, zweifarbig beschienen, vor dem Ofen im Hof bei dem Altan saß, seufzte der Maler in seiner Altanecke ärgerlich und trotzig darüber, daß der Prinzessin nicht der Wachtelsaal und nicht der Saal der Fische gefallen hatte und auch der Kaiser und die Kaiserin darüber geschwiegen hatten. Da $ nd den Seelen sagen, daß die Quellen deutscher Dichtung heute noch so üppig springen und lieblich rauschen wie jemals ... _Lieder der Vergänglichkeit_ _Zweite Auflage_ Geheftet 2 Mark, gebunden 4 Mark 5 Pf. _Nationalzeitung, Berlin:_ Mit diesem Werk krönt sich Dauthendeys Schaffen. Fast kein Gedicht, das man nicht zweimal lesen müßte. Jedes voller Schönheit, bestrickend mit der Süße des Klangs, ergreifend mit der Glut des Gefühls, mit unerschöpflichem Reichtum an Bildern, köstlichen, immer wieder neuen VergleiÓhen. Der weiße Schlaf _Lieder der langen Nächte_ GXeheftet 2 Mark, gebunden 4 Mark _Pester Lloyd:_ In der Liedersammlung »Der weiße Schlaf« schillert es von schneebedeckten Fluren, Geäst, Sonnenbleiche, Nebelbrauen, alles Ton in Ton, indes der Wind auf allen Orgelpfeifen bläst. Ein immenses Leben ahnt Dauthendey in dieser Winterstille, und seine Lust stimmt sich herab auf das große Warten der Natur. Das Kommende ist voller Hoffnung und Verheißu$ n Striche und die gleichen Strahlen, mit denen dich der Heilige verschwieg. Wir bauen Bilder vor dir auf wie Wände; so daß schon tausend Mauern um dich stehn. Denn dich verhüllen unsre frommen Hände, sooft dich unsre Herzen offen sehn. Ich liebe meines Wesens Dunkelstunden, in welchen meine Sinne sich vertiefe.; in ihnen hab ich, wie in alten Briefen, mein täglich Leben schon gelebt gefunden und wie Legende weit und überwunden. Aus ihnen kommt mir Wissen, daß ich Raum zu einem zweiten zeitlos breiten Leben habe. Und manchmal bin ich wie der Baum, der, reif und rauschend, über einem Grabe den Traum erfüllt, den der vergangne Knabe (um den sich seine warmen Wurzeln drängen) verlor in Traurigkeiten und Gesängen. Du, Nachbar Gott, wenn ich dich manches Mal in langer Nacht mit hartem Klopfen störe, -- so ists, weil ic dich selten atmen höre und weiß: Du bist allein #im Saal. Und wenn du etwas brauchst, ist keiner da, um deinem Tasten einen Trank zu reichen: ich horche immer. Gib ein kleines Zeichen. Ich bin ganz n$ nd wie in Sonne Faulendes bespien, -- von jedem Zufall, von der Dirnen Putze, von Wagen und Laternen angeschrien. Und gibt es einen Mund zu ihrem Schutze, so mach ihn mündig und bewege ihn. O wo ist der, der aus Bresitz und Zeit zu seiner großen Armut so erstarkte, daß er die Kleider abtat auf dem Markte und bar einherging vor des Bischofs Kleid. Der Innigste und Liebendste von allen, der kam und lebte wie ein junges Jahr; der braune Bruder deiner Nachtigallen, in dem ein Wundern und ein Wohlgefallen und ein Entzücken an der Erde war. Denn er war keier von den immer Müdern, die freudeloser werden nach und nÄach, mit kleinen Blumen wie mit kleinen Brüdern ging er den Wiesenrand entlang und sprach. Und sprach von sich und wie er sich verwende, so daß es allem eine Freude sei; und seines hellen Herzens war kein Ende, und kein Geringes ging daran vorbei. Er kam aus Licht zu immer tieferm Lichte, und seine Zelle stand in Heiterkeit. Das Lächeln wuchs auf seinem Angesichte und hatte seine Kindheit und Geschichte un$ ch der Insel Hemsö gerufen worden, um für Feld und Vieh zu sorgen; damit wollte sich nämlich niemand mehr befassen, seit der alte lod aus dem Leben geschieden war und die Witwe allein auf dem Als Carlsson die Mädchen mit Fragen nach den Verhältnissen auf dem Hofe anzapfte, bekam er Antworten, wie sie die Bewohner des Inselmeers zu geben pflegen. -- Ja, das _weiß_ ich nicht! Ja, das kann ich _nicht_ `sagen! Ja, das weiß ich _wirklich_ nicht! Daraus wurde er nicht klug! Der Kahn plätscherte zwischen Holmen und Schären dahin, während die Eisente zwischen den Kobben schnatterte und im Fichtenwald der Birkhahn balzte. Über freie Wasserflächen, die »FjärdÊ«, und über Strömungen fuhr das Boot, bis die Nacht kam und die Sterne aufleuchteten. Da gings auf das große Wasser hinaus, wo der Leuchtturm der »Hauptschäre« blinkte. Bald kam man an einem Stangenzeichen mit Besen vorbei, bald an einer weißen Bake, die wie ein Gespenst aussah; bald leuchteten zurückgebliebene Schneewehen wie Leinen auf der Bleiche; bald tauchten$ Strand lag und rauchte. Sie suchte sich die Steine aus, die besonders rund, blank und heiß waren, und es schien, als bevorzugte sie die weißen. Wenn sie eine Weile auf einem solchen gesessen hatte, faßte sie einen anderen ins Auge und versuchte ihn mit einem sprungartigen Flug zu erreichen, aber sie landete jedesmal auf irgendeinem dritten, weil sich leider das Fehlen ihres einen Flügels beim Einhalten der Richtung bemerkbar machte. Jedesmal schaute sie anfänglich etwas verdutzt um sich, ergab sich aber dann ihrem merkwürdigen Schicksal, immer anderswo landen zu müssen, als sie gewollt hatte. Mit einm etwas bekümmerten, aber keineswegs gereizten Ausdruck orientierte sie sich über die ihr bestimmte Umgebung, schließlich schien die Sonne auch hier, und sie blieb Ïitzen, im heißen Licht, vor dem glitzernden Wasser. Ich faßte eine gewisse Neigung zu dieser flüchtigen Freundin meiner einsamen Stunden am Meeresstrand. So sehr viel besser ging es schließlich im Leben auch mir nic>ht, und im Grunde kam es uns beiden $ chgültig wird. Sie íbehängt dich mit allem, was sie ausdenkt oder findet, wie einen wundertätigen Götzen, bis du anfängst, selbst so Ungeheuerliches von dir zu glauben, daß du ein Gespött der Männer wirst. Wie aber ist es erst, wenn dein Herz an dem ihren hängen bleibt, und dein Eifer und deine Mühe machen sie kälter und kälter? Gib du selbst alles, was du hast, und ohne Rückhalt dich selbst, sofort fängt sie an, nach anderen Männern AÜsschau zu halten. Die Seele solcher Frauen ist wie eine Grube, die kleiner wird, je mehr man hinzutut, und das Elend in deinem Hause nimmt kein Ende. Ach, du weißt nicht, wie es selbst den Braven ergeht! Du hast einmal gesagt, durch Geben wird niemand arm, aber alles, was einem herzlosen íeib gegeben wird, ist verloren.« »Das ist vielleicht richtig, Panja,« unterbrach ich seinen Eifer, »aber nicht alle Frauen sind herzlos.« »O Sahib, solange du lieben mußt, ist in deinen Augen alles schön, was du an einer Frau erblickst,« entgegnete Panja überzeugt, »und das Böse an ihr entfach$ pathetischen rlaß damit, daß ich ihm mein Taschenmesser aushändigte, als habe er meinen Degen gefordert. Er mußte lachen und schien sich darauf zu besinnen, daß ein Privatmann kein Rekrut und ein Deutscher kein englischer Untertan ist, auch erinnerte ich ihn daran, daß ein Verdacht kein Beweis und ich selbst kein verdächtiges Dokument sei. Sein Selbstbewußtsein uniformierte sich wieder, als die Papiere gefunden wurden, und auf sein Ersuchen begleitete ich ihn im Ochsenwagen zum Regierungsgebäude. Er war unterwegs höflich, still und sehr ernst, und ich freute mich heimlich des gelungenen Plans meFnes Freundes. Übrigns sah nach diesem öffentlichen Eingriff in die Privatrechte einer Reihe der Einwohner Mangalores das militärische Aufgebot plötzlich um vieles gewichtiger aus. Von den Fenstern des Regierungsgebäudes aus erblickte ich draußen auf dem Meere den niedrigen eckigen Umriß eines Kanonenbootes, das schwarz und drohend im stillen Blau schwamm, wie mit Kohle gezeichnet. Der unfreundliche Hof des Gebäudes w$ hellter Häuser ihr Angesicht trf, so fiel es ihm auf, wie bleich es war und wie schön. Der Stolz und das Glück, solch ein Weib sich gewonnen zu haben, stählte seinen Muth und sein Vertrauen zu sich; sein Gang war so sicher und sorglos, als suchte er keine andere Fröhlichkeit als die, welcher die Menge nachgieng, die an ihnen vorüber wogte. Manchen neckischen Zuruf mußte er hören, wie man dergleichen treibt zu solchen Zeiten; er erwiederte jeden Scherz mit Lachen und beschleunigte seine Schritte. Schon hatten sie die Straßen, die am meisten belebt und am hellsten erleuchtet waren, hinter sich; durch die egen Gassen, die heute noch stiller waren denn sonst, kamen sie dem Roccothore näher. Bruno mäßigte Joconda zu lieb seine Eile, denn nachdem sie bis dahin unerkannt und unaufgehalten geblieben, war er keiner Hinderung ferner Da, als sie in die letzte Gasse einlenkten, die zum Thore führte, that sich unweit von ihnen die Thür eineŽ Hauses auf, und hervor kam lärmend eine Schaar Vermummter mit Fackeln und Windlic$ , was Ihr wissen wollt! Aber zuvor harret noch einen Augenblick!« Bei diesen Worten gieng er hin, wo das Windlicht von ihm hingestellt war, und rückte es so, daß ich wieder ganz in seinem Scheine stund. »Also, warum ich Euch Junker nenne? Das ist die Frage; sie ist klar und weislich; und das ist die Antwort, nicht minder klar und gewißlich: Weil Ihr's seid, weil Ihr eben dies seid und gar nichts anderes, als ein Junker; ein ehrlicher, ein wohlgeschaffener, adeliger Junker, wie nur irend einer in der Christenheit zu finden ist vom Aufgang bis zum Niedergang. -- He, nun? Was dünkt Euch davon?! Gewiß, Ihr denket: Was ist's? Klingsohr ist ein Gauch, ihm darf man nicht trauen, er leugt daran! -- Denket Ihr nicht also, Herr? -- Thut's immerhin, aber zuvor hört mich an!« Darauf erzählt' er in seiVner Weise, die Worte nicht sparend und sie hastig hervorsprudelnd, wie, nachdem ich abgeführt worden wäre, er und sein Geselle hätten dem Bischof Rede stehen müssen über mich, was sie von mËiner Person und von meinem Stande$ uch ein Zauber, der Euch zurückhielt und ein stärkrer als meiner, der Euch des Gefängnisses entledigen sollte.« Und er lachte und schlug, als wüßt' er genug von derlei Sachen, um sich ihrer noch zu verwundern, mit seiner Hand scherzweise auf mein »Jungfraunlieb ist fahrend Hab, Heut Herzliebster und morgen: schab ab!« sang der Tannhäuser, als thät er's in Gedanken. War ich über Klingsohr's Rede roth geworden, so verdroß mich seines Gesellen Liedlein. »Schweig!« gebot ihm der Magus, der meinen Ärger wohl vermerkte. »Schweig, Gesell, Xnd laß mich dem Junker vermelden, wie wir keine Ruh' gehabt haben, bis wir für gewiß über ihn erkundeten, was aus ihEm geworden; wie wir endlich überein gekommen sind, nach ihm zu spüren in Maulbronn, müßt's selber unter seines Abtes Bettsponde sein. -- Ach, Junker, wir dachten nicht andeÅrs, als es wär' Euch Luft und Licht versagt und Ihr hörtet außer der Litanei, die Ihr selber singen müßtet, nur die Mäuslein pfeifen Tag und Nacht. 's ist uns drüber, Junker, manches Ma$ ors und Paul das Los einer emanzipierten alten Jungfer in Aussicht gestellt wurde, da stimmte er doch in die Heiterkeit der übrigen in. Zuletzt deutete die Tante auf klein Toni, und als Anna verkündete: »Das wird einmal eine entsetzlich böse Schwiegermutter«, da machte die Kleine ein ganz trübseliges Gesichtchen und sagte: »Aber nein, das möchte ich nicht werden.« Während alle lachten, riß Anna sich das Tuch vom Gesicht und rief aus: So, du bist also auch nicht zufrieden mit meinen Prophezeiungen? Was hätte ich dir denn sagen »Ich möchte gern ein Engelchen werden«, sagte klein Toni errötend. »Oh -- oh, hört doch! Die Toni will ein Engelchen werden -- wie bescheiden! Nein, so etwas!« riefen die Kinder lachend. Otto schrie dazwischen: »Doch wohl ein Engelchen mit einem B davor!« Und nun tönte es von allen Seiten und in allen Tonarten: »Engéelchen, Bengelchen! Engelchen, Bengelchen -- Zornebengelchen!« Aber klein Toni wurde nicht zornig, -- nein, sie wurde wohl abwechselnd rot und blaß, und sie zitterte vor Anst$ Püppchen bekommen, ein Mohrenkind, und das hat er mitgebracht, und denke dir, Tante -- ach, das war zu drollig ...!« Und un fing Ton‘i an, so zu lachen, daß sie gar nicht mehr weitererzählen konnte. »Erzähl' doch erst und lach' nachher, damit ich wenigstens mitlachen kann«, meinte Tante Toni. »Also hör, Tante! Der Bubi ist mit seinem Bambula -- so heißt sein schwarzes Püppchen -- gekommen und hat ihn uns g¯zeigt, und Minnichen hat sich ein bißchen gefürchtet, aber nur anfangs, hernach nicht mehr, und dann hat Bubi sogar seinen Neger zum Püppchen von Minnichen ins Bett gelegt, und wie Minnichen gerad' ein bißchen am Fenster war, da hat der Bubi auf einmal geschrien: >Minnichen, tomm deswind sehn, dei Püppchen is weck -- der Bambula hat's aufdefressen!< Und 's weiße Püppchen war wirklich fort. Wie aber jetzt Minnichen angefangen hat zu weinen, da hat der Bubi gesagt: >Nit weinen, Minnichen! 's Püppchen is widder da, Bambula hat's widder rausdebrockelt.< Und richtig, Tante, das Püppchen lag auf einmal wieder im$ ögen! Lilly begriff das einfach nicht »Eile dich, ge½sund zu werden, Lilly«, sagte Otto, »du mußt doch dabei sein, wenn ich zur ersten heiligen Kommunion gehe.« Und Lilly eilte sich so gut, daß sie wirklich an diesem schönen Tage im neuen weißen Kleidchen mit in die Kirche fahren durfte. Ach, wie war das so schön, so schön! Lillys Herzchen erzitterte, als Otto sich dem Tisch des Herrn nahte, und voll Seligkeit dachte sie: »Nächstes Jahr komme ich dran!« Und nun mußte sie wieder an die liebe kleine Toni denken. Ängstlich und mitleidig schaute sie Tante Maria, Tonichens Mutter, a4n. Ja, die hatte freilich die Augen voll Tränen -- und doch sah sie nicht unglücklich aus. Sie wußÅte ja, daß Toni glücklich, o so glücklich im Himmel war! Und der kleine Leo, der hier neben Lilly kniete, der wußte es auch; denn der betete jeden Tag nach seinem Abendgebet: »Liebe heilige Toni, bitte für uns!« Und Lilly fand, daß er ganz recht hatte, so zu beten. Am Abend dieses glücklichen Tages suchte Otto Tante Toni auf. Er lehnte de$ t durchflogen hatte. Die Verfügung über den Gedächnisschatz ist seither bei mir immer schlechter geworden, doch habe ich mich bis in die letzte Zeit hinein überzeugt, dass ich mit Hilfe eines Kunstgriffes weit mehr erinnern kann, als ich mir snst zutraue. Wenn z. B. ein Patient in der Sprechstunde sich darauf beruft, dass ich ihn schon einmal gesehen habe, und ich mich weder an die Tatsache noch an den Zeitpunkt erinnern kann, so helfe ich mir, indem ich rate, d. h. mir rasch eine Zahl von Jahren, von der Gegenwart an gerechnet, einfallen lasse. Wo Aufschreibungen oder ie sichere Angabe des Patienten eine Kontrolle meines Einfalles ermöglichen, da zeig es sich, dass ich selten um mehr als ein Halbjahr bei über 10 Jahren geirrt habe.[13] Ähnlich, wenn ich einen entfernteren Bekannten treffe, den ich aus Höflichkeit nach seinen kleinen Kindern frage. Erzählt er von den Fortschritten derselben, so suche ich mir einfallen zu lassen, wie alt das Kind jetzt ist, kontrolliere durch die Auskunft des Vaters und gehe h$ einmal war sie ein gebräuchliches Zeichen der Trauer; zu anderen Zeiten konnte sie Ideen der Frömmigkeit und Weltentsagung Ausdruck [22] Der Fall ist dann schliesslich kein anderer als der des sexuellen Attentats auf eine Frau, bei dem der Angriff des Mannes nicht durch die volle Muskelkraft des Weibes abgewehrt werden kann, weil ihm ein Teil der unbewussten Regungen der Angegriffenen fördernd entgegen kommt. Man sagt ja wohl, eine solche Situa=ion _lähme_ die Kräfte der Frau; man braucht dann nur noch die Gründe für diese Schwächung hinzufügen. Insofern ist der geistreiche Richterspruch des _Sancho Pansa_, den er als Gouverneur auf seinerQInsel fällt, psychologish ungerecht. (Don Quijote II. T. Kap. XLV.) Eine Frau zerrt einen Mann vor den Richter, der sie angeblich gewaltsam ihrer Ehre beraubt hat. _Sancho_ entschädigt sie durch die volle Geldbörse, die er dem Angeklagten abnimmt, und gibt diesem nach dem Abgange der Frau die Erlaubnis, ihr nachzueilen und ihr die Börse wieder zu$ men, weil ich wieder einmal eine Probe auf meine Voraussetzungen anstellen wollte. Ich durfte also neugierig sein, auf welchem Wege sich das esuchte bei ihm andeuten würde. Da fiel es mir auf, dass er eines Tages irgend etwas zwischen den Fingern der rechten Hand rollte, damit in die Tasche fuhr, dort weiter spielte, es wieder he?rvorzog etc. Ich fragte nicht, was er in der Hand habe; er zeigte es mir aber, indem er plötzlich die Hand öffnete. Es war Brotkrume, die zu einem Klumpen zusammengeknetet war. In der nächsten Sitzung brachte er wieder einen solchen Klumpen mit, formte aber aus ihm, während wir das Gespräch führten, mit unglaublichVr Raschheit und bei geschlossenen Augen Figuren, die mein Interesse erregten. Es waren unzweifelhaft Männchen mit Kopf, zwei Armen, zwei Beinen, wie die rohesten prähistorischen Idole, und einem Fortsatz zwischen beiden Beinen, den er in eine lange Spitze auszog. Kaum dass dieser gefertigt war, knetete er das Männchen wieder zusammen; später liess er es bestehen, zog aber $ en Kosten der Produktion und deshalb im Preise des Produkts unverändert wieder erscheint, während die Ausgabe für die menschliche Arbeit -- von Arbeitern und Angestellten -- in erhöhter Form in dem Wert der ganzen Produktion zurückkommt. Sie nennt er variables Kapital. Der einzelne kann durch falsche Spekulation verlieren; im allgemeinen aber gilt als Grundsatz, daß der Anternehmer bei seiner Kalkulation zunächst das wiederhaben will, was er ausgelegt hat an Maschinen, Miete, Rohstoffen u. dgl. Daß dieses konstante Kapital in der Industrie im Verhältnis viel stärker zugenommen hat als das variable (Lohn usw.) KapHtal, wird nun illustriert durch die im Verhältnis stärkere Zunahme des kaufmännischen und technischen Personals. Kommen wir zurück auf die Verschiebungen der Berufsgruppierung in der kapitalistischen Gesellschaft. In der Land- und Forstwirtschaft Ëhaben wir die Berufszugehörigen in den 25 Jahren von 19 auf 17 1/2 Millionen zurückgehen sehen. In Industrie und Bergbau wuchs dagegen die Zahl der Berufsz$ Hause der Lords von 500 Mitgliedern ungefähr 400 zählten, die Liberalen nur gegen 100. Diese Entwicklung vollzog sich, nachdem 1866 die zweite Wahlreform großen Teilen der städtischen Arbeiter das Wahlrecht gebracht hatte und die liberale Partei sich allmählich durch Koal²tion mit der Arbeiterschaft radikalisiert hatte. Nun lag für die Liberalen und Radikalen noch viel stärker das Bedürfnis vor, das Schwergewicht und die politische Entscheidung in das Haus der Gemeinen zu konzentrieren. Ein großer Schritt dazu war schon im Jahre 1861 gemacht worden, wo Gladstone den Beschluß durchsetzte, daß das Haus der Lords nicht über Einzelheiten des Staatshaushalts, sondern über diesen im ganzen abzustimmen habe, womit praktisch jenem die Möglichkeit genommen war, überhaupt in das Budget hineinzureden, da für eine Partei der Staatserhaltung, als die sich die Konservativen betrachtet wissen wollen, das reHvolutionäre Mittel der Verwerfung des Staatshaushalts um Einzelheiten willen geradezu ausgeschlossen &st. Nur einmal $ Partei auch z fügen versprachen. Aber die Tätigkeit in den Parlamenten blieb, und es stellte sich doch wiederum in der Praxis durch die Natur der Dinge heraus, daß die Sozialdemokratie nicht bei ihm werde verharren können. Bei den ReOichstagswahlen des Jahres 1912 wuchs die Zahl ihrer Vertreter im Reichstag auf 112 und gestaltete sich die Gruppierung der Parteien so, daß bei Abstimmungen über wichtige Fragen es immer mehr auf die Stimmen der Sozialdemokraten ankam und dadurch deren Verantwortung wuchs. Es kam doch wiederholt vor, daß bei Abstimmungen über neue Gesetze oder Novellen zu bestehenden Gesetzen, auch wenn sie nicht alles brachten, was die Sozaldemokratie gefordert hatte, ja, wenn neben den Verbesserungen einige von der Sozialdemokratie bekämpfte Bestimmungen hineingebracht waren, die Verbesserungen aber wesentlich überwogen, die Fraktion sich veranlaßt sah, ihnen doch zuzustimmen.[6] [6] Es sei mir gestattet, hier einer auf diese Veränderung bezüglichen Bemerkung zu gedenken, die August Bebe$ n Produktionsprozesses selbst geschulten, vereinten und organisierten Arbeiterklasse.« In Wirklichkeit war die Zahl der Kapitalmagnaten trotz der starken Konzentrationsbewegung der Wirtschaftsunterehmungen noch beständig gestiegen. So hatte in Preußen -- eine Reichsstatistik gibt es bis jetzt darüber nicht -- die Zahl der Zensiten mit über einer halben Million Vermögen in der Zeit von 1895, dem Jahr der ersten Aufstellung einer Vermögensstatistik, bis 1914 um mehr als 50 Proz. _zugenommen_, und noch stärker hatte sich die Schicht der obersten Einkommensklassen vermehrt. Aber auch die Schicht der mittleren Einkommensklassen wåar stärker angewachsen als die Gesamtbevölkerung, und wenn die erreichte Lage der Arbeiterklasse auch noch viel £zu wünschen übrig ließ, so war sie doch wirtschaftlich und sozialrechtlich eine bessere, als etwa zur Zeit, wo Marx jene Zeilen geschrieben hatte. Große Kategorien von Arbeitern hatten den neunstündigen Arbeitstag errungen und wenige arbeiteten mehr als zehn Stunden. Das Lohn$ ieger abgeschossen hatte, und zwar nicht nur einen, sondern schon vier. Er war sogar mit Namen im Heeresbericht genannt. Er imponierte mir auf Grund seiner Erfahrungen ganz rasend. Ich konnte mir ¿och so große Mühe geben, ich hatte bis dahin noch immer keinen zur Strecke, jedenfalls warmir noch keiner anerkannt worden. Zu gerne hätte ich erfahren, wie dieser Leutnant Boelcke das nun eigentlich machte. So stellte ich an ihn die Frage: »Sagen Sie mal bloß, wie machen Sie's denn eigentlich?« Er lachte sehr belustigt, dabei hatte ich aber wirklich ernst gefragt. Dann antwortete er mir: »Ja, Herrgott, ganz einfach. Ich fliege eben ran und ziele gut, dann fällt er halt herunter.« Ich schüttelte bloß den Kopf und meinte, das täte ich doch auch, bloß daß er eben bei mir nicht 'runterfieîle. Der Unterschied war allerdings der, er flog Fokker und ich mein Großkampfflugzeug. Ich gab mir Mühe, diesen netten bescheidenen Menschen, der mir wahnsinnig imponierte, näher kennenzulernen. Wir spielten oft Karten zusammen, ginge$ Dummheit mit dem Leben bezahlen müssen. * * * * * Sehr vergnügt über die Leistungen meines roten Stahlrosses bei der Morgenarbeit kehrte ich zurück. Meine Kameraden waren noch in der Luft und waren sehr erstaunt, als wir uøs beim Frühstück trafen und ich ihnen von meiner Nummer Zweiunddreißig erzählen konnte. Ein ganz junger Leutnant hatte seinen Ersten abgeschossen, wir waren sehr vergnügt und bereiteten uns für neue Kämpfe vor. Ich hole meine versäumte Morgentoilette nach. Da kommt ein guter Freund -- Leutœnant Voß von der Jagdstaffel Boelcke -- zu mir, um mich zu besuchen. Wir unterhalten uns. Voß hatte am Tage vorher seinen Dreiundzwanzigsten erledigt. Er stand also mir am nächsten und ist wohl zurzeit mein heftigster Konkurrent. Wie er nach Hause fliegt, wollte ich ihn noch ein Stückchen begleiten. Wir machen einen Umweg über die Front. Das Wette@ ist eigentlich sehr schlecht geworden, so daß wir nicht annehmen konnten, noch Weidmannsheil Unter uns geschlossene Wolken. Voß$ hrhundert und manche Fische und Reptilien gar viele Jahrhunderte lang leben -- der vielzellige Organismus des Tieres stirbt von den Nervenzellen aus, wobei die Nervenzellen bei der einen Art früher, bei der andern später unter der Last der Stoffwechselprodukte, die sich in ihnen ansammeln und ihren Stoffèechsel stören, zusammenbrechen. Der Mechanismus des natürlichen Todes, des Todes aus Altersschwäche ist bei den vielzelligen Tieren, die ein Nervensystem haben, stets ein und derselbe._ 11. Kopulation und Befruchtung. Unerbittlich ringt der Tod die vielzelligen iere nieder ... Die befruchtete Eizelle, der Keim des werdenden vielzelligen Tieres hat sih mehrfach geteilt, und aus der einen Keimzelle ist ein ganzer Zellenstaat geworden, in dem jede einzelne Zelle ein Nachkomme der Keimzelle ist. Die Zellen des Zellenstaats sterben schließlich alle -- mit Ausnahme einer bestimmten Anzahl von Keimzellen, die in den Kindern fortleben. Während bei den Einzelligen sämtliche Nachkommen einer Stammzelle, wie z. B. in de$ te in der Bevölkerung ihrer Missionen in hohem Grade schwankend. Wie will man jetzt ausmachen, ob der Tomuza und der Piritu verschiedener Abstammung sind, da beide cumanagotisch sprechen, was im westlichen Theil des Govierno de Cumana die herrschende Sprache ist, wie die der Caraiben und der Chaymas im südlichen und östlichen? Durch dieY große Uebereinstimmung in der Körperbildung werden Untersuchungen der Art sehr schwierig. Die beiden Continente verhalten sich in dieser Beziehung völlig verschieden; auf dem neuen findet man eine erstaunliche Mannigfaltigkeit von Sprachen bei Völkern desselben Ursprungs, die der Reisende nach ihrer Körperlichkeit kaum zu unterscheiden vermag; in der alten Welt dagegen sprechen körperlich ungemein verschiedene Völker, Lappen, Finnen nd Esthen, die germanischen Völker und die Hindus, die Perser und die Kurden Sprachen, die im Bau und in den Wurzeln die größte Aehnlichkeit mit einander haben. Die Indianer in den Missionen treiben sämmtlich Ackerbau, und mit Ausnahme derer, die $ ne der wichtigsten Bereicherungeh, welche die Landwirthschaft in den Colonien seit einem Jahrhundert reisenden Naturforschern verdankt. Es gibt nicht nur auf demselben Areal ein Dritttheil mehr *Vezou* als das creolische Zuckerrohr; sein dicker Stengel und seine feste Holzfaser liefern auch ungleich mehr Brennstoff. Letzteres ist für die Antillen von großem Werth, da die Pflanzer dort wegen der Ausrodung der Wälder schon lange die Kessel mit ausgepreßtem Rohr heizen müssen. Ohne dieses neue Gewächs, ohne die Fortschritte des Ackerbaus auf dem Festland des sMpanischen Amerika und die Einführung des indischen und Javazuckers, hätten die Revolutionen auf St. Domingo und die Zerstörung der dortigen großen Zuckerpflanzungen einenŸ noch weit bedeutenderen Einfluß auf die Preise der Colonialwaaren in Europa geäußert. Nach Caracas kam das otaheitische Rohr von der Insel Trinidad, von Caracas nach Cucuta und San Gil im Königreich Neu-Grenada. Gegenwärtig, nach fünfundzwanzigjährigem Anbau, ist die Besorgniß verschwund$ erkauf fangen, ganz gut, dass die von gewissen Inseln leicht zu zaehmen sind, waehrend Affen derselben Art, die auf dem benachbarten Festland gefangen werden, aus Zorn oder Angst zu runde gehen, sobald sie sich in der Gewalt des Menchen sehen. Die Crokodile aus der einen Lache in den Llanos sind feig und ergreifen sogar im Wasser die Flucht, waehrend die aus einer andern Lache aeusserst unerschrocken angreifen. Aus den aeusserén Verhaeltnissen der Oertlichkeiten waere diese Verschiedenheit in Gemuethsart und Sitten nicht leicht zu erklaeren. Mit den Haifischen im Hafen von Guayra scheint es sich aehnlich zu verhalten. Bei den Inseln gegenueber der Kueste von Caracas, bei Noques, Bonayre und Curacao, sind sie gefaehrlich und blutgierig, waehrend sie Badende in den Haefen von Guayra und Santa Marta nicht anfallen. Das Volk greift, um die Erklaerung der Naturerscheinungen zu vereinfachen, ueberall zum Wunderbaren, und so glaubt es denn, an den genannten zwei Orten habe ein Bischof den Haien den Segen Guayra ist $ r Name "Conquistadores" ist destoverhasster geblieben, als die wenigsten, nachdem sie. friedliche Voelker misshandelt und im Schoosse des Ueberflusses geschwelgt, dafuer am Ende ihrer Laufbahn mit jenem schweren Umschlag des Gluecks gebuesst haben, der den Hass der Menschen saenftigt und nicht seltendas harte Urtheil der Geschichte mildert. Aber nicht allein der Fortschritt der Cultur und der Conflikt zwischen zwei Adelsklassen von verschiedenem Ursprung noethigt die privilegirten Staende ihre Ansprueche aufzugeben oder doch aus Klugheit nicht merken zu lassen.áDie Aristokratie findet in den spanischen Colonien noch ein anderes Gegengewicht, das sich von Tag zu Tag mehr geltend macht. Unter den Weissen hat sich das Gefuehl der Gleichheit aller Gemuether bemaechtigt. Ueberall, wo die Farbigen entweder als Sklaven oder als Freigelassene angesehen werden, ist die angestammte Freiheit, das Bewusstseyn, dass man nur Freie zu Ahnen hat, der eigentliche Adel. In den Colonien ist die Hautfarbe das wahre aeussere Abze$ hal beim Hofe Manterola 295 Toise7 und den Spiegel des Sees 222 Toisen ueber dem Meer. Der Tuy, der in den Bergen las Cocuyzas entspringt, laeuft Anfangs gegen West, wendet sich dann nach Sued und Ost laengs der hohen BSavanen von Ocumare, nimmt die Gewaesser des Thals von Caracas auf und faellt unter dem Winde des Cap Codera ins Meer. Wir waren schon lange an eine maessige Temperatur gewoehnt, und so kamen uns die Ebenen am Tuy sehr heiss vor, und doch stand der Thermometer bei Tag zwischen elf Uhr Morgens und fuenf Uhr Abends nur auf 23--24 deg.. Die Naechte waren koestlich kuehl, da die Lufttemperatur bis auf 17 deg.,5{~PRIME~} [14 deg. Reaumur] sank. Je mehr die Hitze abnahm, desto staerker schienen die Wohlgôrueche der Blumen die Luft zu erfuellen. Aus allen heraus erkannten wir den koestlichen Geruch des _Lirio hermoso_ einer neuen Art von _Pancratium_ deren Bluethe 8--9 Zoll lang ist und die am Ufer des Tuy waechst. Wir verlebten zwei hoechst angenehme Tage auf der Pflanzung Don Joses de Manterola, der$ dfünfzigtausend Livres, und blieb der Vermählten als Wittwe vertragsmäßig zu freier Verfügung, nebst einer Summe von vierundzwanzigtausend Livres für Kleider und Juwelen. VomOJahr eintausendsechshundertundachtundvierzig. Hier der Ehecontract meiner Großmutter, vom Jahr eintausendsechshundertundachtzig, m/it der Bemerkung, daß die Prinzessin alle Gerechtsame an väterliche und großväterliche Verlassenschaften, auch andere künftige Erbfälle anzusprechen habe, nur nicht die ihrer beiden Brüder und ihrer einzigen Schwester Maria Sylvia. Letzteres hat sich dennoch durch besonderes Vermächtniß geändert. Hier ein Document, das der Großmutter anstatt der genannten Ansprüche von Seiten ihres Bruders, des Herzogs Charles de la Tremouille, die Summe von sechzigtausend Livres fest zusichert. Aus diesem wichtigen Vergleichsinstrument vom Jahre sechzehnhundertdreiundachtzig geht hervor, daß die de la Tremouille'schen Gütereinkünfte in den Provinzen Poitou, Bretagne, Main, Xaintoque, Auluis und Laudunois auf das in Paris, St$ es Statthalters und seiner Anhänger genommen werden sollen; wir müssen daher Gott danken, daß in des Erbherrn Papieren, welche durchzusehen man nicht ermangelt haben wird, sich noch keine Cessionsurkunde von Doorwerth auf ihn vorfindet, denn dann wäre die Herrlichkeit zum Kukuk, während sie als Besitzthum einer deutschen‘ und dänischen Gräfin Niemand antasten wird -- und so lange Doorwerth im Besitz deiner Frau Großmutter Excellenz, wäre es auch nur scheinbar, bleibt, ist Doorwerth so wenig verloren, wie Polen. Zudem ist noch Sorge getragen worden, die Herrlichkeit im ganzen Lande als totaliter verwüs‹tet, ausgebrannt und ausgeplündert zu verschreien, so daß sie als ein völlig heruntergekommenes Besitzthum erscheint, und kaum einer Abschätzung unterworfen werden wird. Wer hat sie denn so verschrieen? fragte Ludwig. Ich! erwiderte Leonardus. Du? fragte Luwig mit großen Augen. Bin ich umsonst ein Vierteljahr Lehrling im diplomatischen Corps zu Paris gewesen? fragte Leonardus lächelnd zurück. Ein Kaufmann kann s$ men, sie sahen seinº Abwesenheit nicht ungern, es hatte Keiner nach dem Tode der Großmutter gefragt, ob Ludwig nicht auch Ansprüche oder Wünsche habe, und er selbst hielt sich in stolzer Zurückhaltung von den Verhandlungen über das großmütterliche Erbe ferne, obschon er nicht ohne ein gewisses Vergnügen die Briefe Windt's las, die ihn in seiner Einsamkeit »Für mich gibt es jetzt,« schriebihm einst der alte Freund: »alle Hände voll zu thun, bald in Varel, bald in Doorwerth, bald in Hamburg. Die Herren, der regierende Graf und der Vice-Admiral, haben sich in Varel ganz gut verglichen; nur schade, daß sie nicht bei diesem Vergleich aus dem Falken von Kniphausen trinken konnten! Ich bin jetzt in Hamburg und betreibe den Verkauf des Nachlasses meiner hâochseligen Gebieterin, so weit die Erbherren denselben nicht für sich behalten wollen. Graf William ist noch hier und überhäuft mich erschrecklich mit Schreibereien und Uebersetzungen aus dem Deutschen und Holländischen, um sich vollkommene Kenntniß in der Nachlaßsa$ ein Plan gbildet hatte, von dem er sich ein reines Zukunftglück versprach, der Sophien Schutz und ihm Freiheit zur Hingabe an seine Lieblingsneigungen und an ein ihm besonders zusagendes gemüthliches Stillleben gewähren sollte. Gleichwohl ehrte Ludwig die Prinzessin, Sophie unddas Geschick Beider zu sehr, um nicht zu fühlen, daß er vor dem Wunsche der Ersteren seine eigene Neigung aufopfern müsse. Er theilte daher der jungen erinzessin den Brief ihrer Mutter mit und diese, obgleich erst fünfzehn Jahre zählend, war doch hinlänglich durch den Schmerz für den Ernst des Lebens gereift, um nicht die Bedeutung eines solchen Schrittes vollkommen würdigen zu können. Sie schlug das seelenvolle Auge zu Ludwig auf und sprach bewegt: Ich habe keinen Willen, ich folge der Mutter, ich folge Ihnen, ich beuge mich in Demuth Allem, was über mich verhängt wird. Sophie, entgegnete Ludwig: mich schmerzt, was Sie mir erwiedern, obschon ich weiß, daß Sie mich nicht durch Ihre Worte verwunden wollen. Wenn auch die Verhältnisse Ihn$ lzpflock und den Stiel des Schlaegels, ich halte den Strick gemeinschaftlich mit der Goettin *Safech*. Mein Blick folgt dem Gange der Gestirne. Wenn mein Auge an dem Sternbilde des grossen Baeren angekommen ist, und erfuellt ist *der mir bestimmte Zeitabschnitt der Zahl der Uhr, so stelle ich auf die Eckpunkte Deines Gotteshauses." In wechem Maasse bei diesen Operationen die von *Demokritos* so hochgestellten *Harpedonapten* oder Seilspanner betheiligt waren, hat *Cantor*(39) in hoechst scharfsinniger Weise zu beleuchten versucht, und es erscheint auch uns wahrscheinlich, dass sich die alten Agypter beim Construiren rechter Winkel sowie beim Faellen von Senkrechten auf dem Felde, der Thatsache bedienten, dass der eine Winkel in einem, die Seitenlaengen drei, vier und fuenf besitzenden Dreiecke, ein rechter Winkel sein muesse. Musste ja doch dieser Satz seit unvordenklichen Zeiten auch den Chinesen bekannt sein, da wir ihn in der bei ihnen so beruehmten Schrift _Tschiu-pi_ finden, welche mehrere Jahrhunderte v$ ind. Hier ziehen bei tiefer Ebbe Schaaren kleiner offener Böte an den Rändern der Riffe entlang und holen die grossen Holothurien aus der Tiefe durch Tauchen oder allerlei Instrumente empor; dort treiben die Aufseher des Sultans von Sulú die im grossen halbgedeckten Boot (Panco) dichtstehenden Sclaven zum Tauchen nach den kostbaren Perlenmuscheln im tiefen Meeresgrunde an; Kinder und Frauen sammeln ausser Muscheln und anderen Seethieren für ihr bescheidenes Mittagsmahl die Kauris und auf den Fischfang bei Nacht ausziehende Männer kehren heim mit einer grossen Schildkröte beladen, die sie im Sande einer Insel beim Eierlegen überraschten. Hunderte von kleinen gedeckten Schiffen bringen die gesammelten und von einem Zwischenhändler, meistens Chinesen, aufgekauften Gegenstände in kleineren PaVrthien in die wenigen dem transatlantischen Verker freistehenden Häfen ein. Aber noch grösseren Einfluss auf die Belebtheit der philippinischen Meere haben die Fische, welche der täglichen Nahrunæ geopfert werden; denn sie b$ ten StÆellen nur 7 Faden tief. Dieser Atoll bezeichnet die nördlichste Spitze der Gruppe, da die Canäle die ihn und die Bank von Cossol von den eigentlichen Inseln trennen, nur eine Tiefe von 60-80 Faden haben. Ganz abgesondert scheint nach den vorhandenen Karten, Aruangel zu sein, eine Bank, die 8 S.-M. weit nordwestlich von Kreiangel liegt, und die mir von den Eingebornen als Atoll beschrieben wurde. Früher bewohnt, wurde er zu Ende des vorigen Jahrhunderts überschwemmt und gänzlich zerstört; die jetzigen Bewohner von Kreiangel erzählen, die Stümpfe grosser Bäume und ein altes Badebassin dort gesehen zu haben. Leider musste ich mich mit diesen Áachrichten begnügen, denn die Freundlichkeit der Bewohner von Kreiangel vermochte nicht, ihre Faulheit zu besiegen, da ich ihr Interesse nicht durch Bezahlung erwecken konnte. Mit Ausnahme obengenannter dreier Riffe und der Insel Ngaur (Angaur) umzieht ei einziges zusammenhängendes Riff alle übrigen Inseln, und nimmt je nach den Einflüssen der Strömungen, der vorherr$ | 20.63 | +0.32 7-11 | -- | 20.50 | 20.88 | 20.27 | 20.55 | +0.33 12-16 | -- | 20.60 | 19.64 | 20.21 | 20.15 | -0.51 17-21 | -- | 19.80 | 21.22 | 20.15 | 20.39 | +0.83 22-26 | -- | 20.70 | 21.51 | 20.58 | 20.93 | +0.58 27-31 | -- | 21.33 | 21.85 | 21.02 | 21.40 | +0.45 1-5 April | 19.11! | 21.46 | 2.70 | 21.53 | 20.95 | -1.84! 6-10 | 21.28 | 21.10 | 22.29 | 21.98 | 21.66 | +0.63 11-15 | 20.43 | 22.32 | 22.61 | 22.00 | 21.96 | -1.03 16-20 | 20.48 | 21.43 | 22.54 | 22.40 | 21.71 | -1.23 21-25 | 22.39 | 21.63 | 21.69 | 22.13 | 21.96R | +0.43 26-30 | 20.74 | 21.44 | 22.99 | 21.97 | 21.79 | +1.20 1-5 Mai | 22.40 | 21.67 | -- | 22.09 | 22.05 | -0.38 6-10 | 22.33 | 22.57 | -- | 22.23 | 22.38 X +0.19 11-15 | 22.25 | 22.33 | -- | 22.69 | 22.42 | +0.27 16-20 | 22.60 | 22.40 | -- | 23.31 | 22.77 | +0.45 21-25 | 23.23 | 21.80 | -- | 23.28 | 22.77 | -0.97 26-30 | $ furiert«. Bei dem späteren Zuge nach Perú waren viele Leute vor Durst umgekommen und als die Eroberer in ein Dorf kamen, wo nur ein einziger Brunnen vorhanden war, wurde Schmidel die Wache an demselben übertragen, wobei er bei Edel und Unedel, bei männiglich große Gunst und Gnade erlangte, denn er war damit nicht zu »genausichtig«. Als er endlich nach 19jährigem Aufenthalte im Lande, wobei er anscheinend noch keineswegs an die Heimkehr dachte, einen Brief seines Bruders Thomas aus Straubing erhielt und daraufhin Urlaub begehrte, wollte ihm der Befehlshaber Iraladenselben anfangs nicYt gewähren, offenbar weil er den kriegserfahrenen Schmidel ungern entbehrte. Welch verwegene Kühnheit aber in diesem Manne steckte, das zeigte er in dem Entschlusse, de/ er auch glücklich durchführte, den Weg von Asunción nach San Vicente, wo eben ein portugiesisches Schiff lag, zu Lande zu nehmen. Ein einzelner Mann und 20 Indianer, wozu sich noch vier Deserteure gesellten, zog er ohne Weg noch Steg über Berg und Tal, durch dicht$ Hintergrund, und die Gestalt des Teufels hat in Übereinstimmung mit der des alten Testamentes etwas Nebelhaftes behalten; sie ist wie die Gottes unpersönlich und weder räumlich noch zeitlich gebunden. Bestimmter sind die Vorstellungen über seine Lebensgeschichte.[26] Man dachte sich den Teufel von Anfang der Welt an existierend. Als ein schöner Engel wohnte er im Himmel und wurde aus demselben gestürzt.[27] Dadurch gleichsam zwischen Gott und die Menschen gestellt, sucht er sich nun die Welt zu unterwerfen und entfemdet sich Gott mit der durch Christi Lehre zunehmenden Offenbarung immer mehr. Sein Dasein und Ende ist freilich nicht tlar geschildert. Es scheint, dass der Teufel durch die Lehre Jesu besiegt wird und für immer in der Hölle gefesselt liegen Ene besondere Erwähnung verdient die symbolische Darstellung des Teufels, besonders in der Apokalypse. Es werden hier drei Monstra geschildert. Das erste ist der grosse Drache, auch die alte Schlange, Teufel und Satanas genannt. Von ihm heisst es:[29] »Und sie$ in Ewigkeit erdrückt.«[173] Was der Mensch also auf Erden oft verbergen konnte, wird im Jenseit erbarmungslos entAüllt, fortentwickelt und gesteigert und »wenn die Worte vom jenseitigen Leben reden, der wahre Sinn gilt dem diesseitigen, die physische Strafe ist nur ein Sinnbild für den Seelenzustand des in seiner Sünde verstockten Sünders.« So hielt der Dichter seinen Zeitgenossen einen Spiegel vor die Seele und stellte eine Lehre auf, von der die kirchliche nichts wusste, weshalb es mit Recht heisst: Per dar di tutto il vero lume a noi. Ist Dante in der Auffassung der Sünde und Strafe individuell, so auch in der über den oder die Teufl, da der Dichter von »einem« nie spricht. Wo sie geschildert werden -- was übrigens selten geschieht -- zeigen auch sie einen innerlichen Zusammenhang zu der Strafe der Verdammten. So treten in der vierten Abteilung der siebenten Zone gehörnte Teufel auf, welche mit la%ngen Peitschen die Kuppler und Verführer geisseln.[174] Sie treten vor das Bewusstsein dieser Sünder als der $ nenum tinxit et innocuum maculis sordentibus Adam: dat nudis Aiculnea draco mox tegmina victor.' [Fußnote 87: Ambrosius de paradiso XIII. cf. Kraus: R. 5. pag. [Fußnote 88: De Rossi: Bull. 1874, 130-32; Kraus: Real Encyc. Art. Schlangenbild.] [Fußnote 89: De Rossi: Bull. 1868; 64,77. Krus: a. a. O.] [Fußnote 90: De Rossi: Bull. 1874, 132.] [Fußnote 91: Kraus: R. s. 290. Augustin de quinque haer. c. 1.] [Fußnote 92: Aringhi I. 54; Bottari Tf. LXIII. cf. Kraus: R. S. [Fußnote 93: Greg. Nyss. Hom. III in Cant. Chrysost. Hom. ad Neophyt. Augustin Serm. XC de temp. cf. Kraus 288. Piper, christl. Myth.] [Fußnote 94: Martigny a. a. O. pag. 400 2 éd. pag. 461 f. Kraus. [Fußnote 95: cf. Kraus: R. s. Abbild, u. Beschrbg. pag. 352.] [Fußnote 96: Jon 4, 5-8. Kraus R. 5. pag. 280. 323-357. Abb. des Gemäldes in der porta Salaria: D'Agincourt' III. 7; Aringhi I. 347 Taf. 1; Ar. II. 105.] [Fußnote 97: Abb. b. Kraus pag. 268; häufig bei Aringhi.] $ gleich darauf, ihrer Gemeinnützigkeit halber, auch deutsch erschien[30]. Sie iswt dem Richter ein wahres Arsenal in jeder Verlegenheit und führt ihn auf den scheinbar verschiedensten Wegen zu demselben Ziele; es gibt nicht leicht einen Punkt, für welchen der Verfasser nicht aus irgend einem nach Namen und Tag bezeichneþten Prozessfall einen Beleg beibrächte. So verficht er zwar die =leibliche= Ausfahrt der Hexen, lässt aber daneben auch eine =eingebildete=, obglich eben so verdammliche bestehen. Die Salbe der Hexen ist zugleich giftig und unschädlich: =giftig=, sobald sie die Hexe selbst auch nur in der geringsten Quantität aufstreicht; =unschädlich=, sobald sie in die Hände des Gerichts fällt, und wären es ganze Töpfe voll. Das Weib, dem man ankommen will, ist verdächtig, wenn es =oft=, und wenn es =nie= in die Kirche geht, wenn sein Leib =warm=, und wenn er =kalt= ist. Während der sechszehn Jahre, dass Remigius dem Halsgerichte beiwohnte, sind, seiner eigenen Angabe zufolge, in Lothringen nicht weniger als$ Die schroffsten Eigenthümlicheiten der Orthographie haben wir etwas abgeglättet. [8] Wohlweisslich hatte _Weier_ seine Schrift, bevor er sie unter die Presse gab, dem Kaiser Ferdinand überreicht, um ein Privilegium gegen den »Nachdruck« (contra =aemulorum= fraudes!) zu gewinnen, und dieses war auch wirklich, und zwar mit dem Bemerken ertheilt worden, »dass das rühmliche Vorhaben nicht nur gebilligt und gelobt, sondern auch gefördert zu werden [9] Buch II. Cap. 17. [10] Der Geistliche, von welchem hier die Rede ist, war kein anderer, als jener Jakob Vallick, welchen Scheltema unverdienter Weise unter den Aufklärern genannt hat. Vallick erzählt dieselbe Geschichte in seinem oben angeführten Traktat von Zäuberern, Hexen und Unholden. [11] Die Veröffentlichung des Buches brachte Weie viele böse Tae ein. Als nämlich Herzog Wilhelm IV. in Trübsinn verfallen war, wurde Weier teuflischer Zauberkünste angeklagt, durch welche er den Geist des Fürsten umnachtet hätte. Um sich daher dem schlimmsten Schicksal zu entziehe$ selbst. Die Eyeringin. =Im zehnten Brandt drey Personen.= Der Steinacher, ein gar reicher Mann. Ein fremd Weib. Ein fremder Mann. =Im eilften Brandt vier Personen.= 9er Schwerdt, Vicarius am Dom. Die Vögtin von Rensacker. Die Stiecherin. Der Silberhans, ein Spielmann. =Im zwölften Brandt zwey Personen.= Zwey fremde Weiber. =Im dreyzehenden Brandt vier Personen.= Der alte Hof-Schmidt. Ein alt Weib. Ein klein Mägdlein von neun oder zehn Jahren. Ein geringeres, ihr Schwesterlein. =Im vierzehenden Brandt zwey Personen.= Der erstgemeldten zwey Mägdlein Mutter. Der Lieblerin Tochter von 24 Jahren. =Im fünfzehenden Brandt zwey Personen.= Ein Knab von 1 Jahren, in der ersten Schule. Eine Metzgerin. =Im sechzehenden Brandt sechs Personen.= Ein Edelknab von Ratzenstein, ist Morgens um 6 Uhr auf dem Cantzley-Hof gerichtet worden ènd den ganzen Tag auf der Pahr stehen blieben, dann hernacher den andern Tag mit den hierbeygeschriebenen verbrannt worden. Ein Knab$ und Silber, waren eigentlich Rossköpfe und Schelmenbeine, und was sich als Krammetsvögel ansah, war in Wirklichkeit eine Schüssel voll Kröten. Das Brod, welches man auftischte, musste an einem Sonntag gebacken sein; Salz dagegen kam bei keÏner Gasterei vor. Die Hexen erzählten auch, sie hätten sich zwar 7mit den genossenen Speisen gesättigt, allein, wenn sie nach Hause gekommen, hätten sie sich ungrig und äusserst matt gefühlt u. s. w. -- Alle diese und ähnliche Geständnisse waren den Verhafteten durch eine bestialische Anwendung der Folter erpresst[81]. Einer der Verhafteten, Philipp Krämer aus Dieburg, that im Verhör die unerhörte Aeusserung, dass die gegen ihn abgelegten Zeugenaussagen falsch seien und dass das ganze Hexenwerk nichts als Aberglauben sei. »Wenn dergleichen Belialszeugnisse auch tausend wären,« rief er, »so könnten sie doch alle tausend falsch sein. Denn das wären Leute, so in ihrer Pein und Marter verzweifelten. Da müsse er sehen, dass unter Tausenden nicht Einem Recht geschehe. Es nehme ih$ ülffe!= Am lincken Bein zugeschraubet, sie geruffen und gesagt, sie wehre keine Hexe, das wüste der liebe Gott, es wehren lautter Lügen, die von ihr geredet worden. Die Schraube am rechtenõ Bein hartter zugeschraubet, sie anfangen zu ruffen: aber stracks wieder gantz stille orden. Hieruff ist sie hinausgeführet worden von dem Meister, umb ihr die Haere vom Kopf zu machen. Daruff er, der Meister, kommen und referirt, dass er das stigma funden, in welchem er eine nadel über gliedts tieff gestochen, welches sie nicht gefühlet, auch kein Blut herausgangen. Nachdem ihr die Haare abgeschoren, ist sie wieder angeseiletwworden an handen und fuessen, abermahls uffgezogen, da sie geklagt undt gesagt, sie müste nun ihr liebes Brodt heischen, hatt laut geruffen, ist wieder gantz stille worden, gleich als wan sie schlieffe. Indem fienge sie hartt wieder an zu reden. Die Schraube am rechten Bein wieder zugeschraubet, da sie lautt geruffen, die lincke Schraube auch zugeschraubet, wieder geruffen, undt stracks gantz stille w$ dem Scheiterhaufen wollte er zum Volke reden; die xorzisten aber schütteten ihm eine Fluth von Weihwasser ins Gesicht, und als die Wirkung desselben vorüber war, gaben sie ihm Judasküsse. Grandier nannte sie selbst so. Wiederholt verlangten sie Bekenntnisse, und als diese nicht erfolgten, geriethen sie in so heftigen Zorn, dass sie die vom Propsteirichter zugestandene Erdrosselung vor dem Anzünden des Holzstosses zu vereiteln suchten. Sie knüpften in die Schnur, die dem Scharfrichter übergeben wurde, Knoten, dass sie nicht zulaufen konnte, und der Pater Lactantius übernahm selbst das Amt des Henkerknechts, indem er eiligst den Brand ins Holz warf. Grandier rief: »Deus meus, ad te vigilo, miserere mei, Deus!« Seine Stimme wurde von den Kapuzinern unterdrückt, die abermals den I:nhalt ihrer Weihkessel auf sein Gesicht ausgossen. Nach dem Tode des Unglücklichen hörten die Exorzismen noch immer nicht auf. Wir gedenken indessen dieselben nicht weiter zu verfolgen. Nur verdient noch bemerkt zu ôwerden, dass einst $ n dieser als Irrlehren verworfen sind. Von =Schweden= ist es nicht bekannt, dass es vor dem dreissigjähriâen Kriege oder während desselben Zauberer verbrannt habe; man weiss sogar, dass Christina und ihre Generale solche Verfolgungen in den deutschen Landen hemmten. Aber jetzt, ganz kurz vor der (Krise des Uebels, war es, als hätte das kalte, lutherische Volk dem Aberglauben den zurückbehaltenen Tribut mit einem Male nachzahlen sollen. Der Prozess von Mora und Elfdale im Jahr 1669 ist einer der furchtbarsten, welche die Geschichte kennt[181]. Kinder waren es, die in ihm die Hauptrolle spielten. Bei mehreren Kindern der Kirchspiele Elfdale und Mora in Dalcarlien zeigten sich auffallende Erscheinungen: sie fielen in Ohnmachten und Krämpfe und erzählten bald im gewöhnlichen Zustande, bald in einer Art von Paroxysmus von einem Orte, den sie Blakulla nannten und wohin sie von den Hexen mitgenommen worden seien, um dem daselbst gefeierten Sabbath beizuwohnen. Hierselbst behaupteten sie zuweilen vom Teufel Schläge e$ und des H. Röm. Reichs Peinliche Hals-Gerichts-Ordnung« (zwei Bände in 4^o.). Im zweiten Theile seines Werks (Buch I., Tit. 3) handelt der Verf. sehr weitläufig »von dem Laster Sortilegii, Magae oder der Zauberey«. Nach ihm sind Zauberer oder Schwarzkünstler Diejenigen, welche »wissentlich mit dem Teu'el ein Pact begehen, den Teufel für ihren Gott halten, dessen Hülfe und Rath ansuchen, und ihn mit unterschiedlichen bekannten und unbekannten Worten, Brummeln, verwunderlichen Zeichen, Kreisen, auch Verfluchung, aus dem Abgrund herauf fordern.« -- »Es gibt allerdings Schriftsteller, welche der Hexen Ausfahrt und Buhlschaft bezweifeln und sich vermessen zu behaupten, es sei dieses Alles nur eine Einbildung unglücklicher Weiber«, welche desshalb nicht zum Scheiterhaufen zu verurtheilen seien. Allein die »Hexenpatrone« sind »durch andere gelehrte Leute, sowohl Theologos als Juristen fundamentaliter widerlegt«. -- Bei einer solchenëAuffassung der Hexerei begreift es sich, dass Frölich sich für das strengste Verfah$ gegen welches nothwendig mit der Tortur vorgegangen werden müsse, festgehalten; allein das Prozessverfahren wird im Interesse der Humanität mannigfach geordnet und beschränkt, und zugleich bricht sich die Ueberzeugung Bahn, dass gar Vielerlei, was man den Hexen nachsage, und was diese auf der Folter sogar selbst von sich aussagten, auf Einbildung In §. 15 wird es ausdrücklich als ein eingeschlichener und abzustellender Missbrauch bezeichnet, »dass die Leute so lange torquirt werden, bis sie etwas bekennen, welches absonderlich bei denen, so der Hexerei beschuldigt worden, gebräuchlich ist.« -- Nach der hierauf mitgetheilten »Anweisung« soll die Peinigung nicht über eine Stunde dauern, wesshalb der Richter eine Sanduhr bei sich haben soll, die er bei dem Beginne der Tortur uzukehren hat. Auch soll die:Tortur wenigstens fünf oder sechs Stunden nach dem Essen oder des Morgens ganz frühe, oder »was das Beste ist,« Nachts vorgenommen werden, amit das Erbrechen während der Peinigung vermieden werde. Insbesondere s$ ischen= Zeit, eine im Volke lebende heidnische Naturkunde und =Naturreligion= gewesen sei, die auch ihre -- freilich antichristlichen und, vom religiösen Standpunkt aus betrachtet, dämonischen -- Ceremonien und Sakramente hatte. Die heidnische Naturreligion wurde dann später im Kampfe mit christlichen Prinzipien und nachdem die christliche Lehre vom Teufel in das Bewusstsein des Volks übergegangen war, zu einer dem Christenthum und allem Göttlichen feindlichen, und zu einem wahren Teufelsdienste, indem die alte Naturwissenschaft selbst von denen, die ihre Geheimnsse kannten und ausübtenÇ als etwas vom Teufel Ausgehendes angesehen wurde. -- -- -- -- Daher die Erscheinung, dass eine Einweihung in jene Künste zuletzt wirklich die äussere Form der Ergebung an den Teufel annahm.« Wie Jarcke us den gegebenen Prämissen die gezogenen Folgerungen rechtfertigen will, vermögen wir nicht einzusehen. Es sind hier ganz disparate Dinge zusammengebracht. -- Die fränkischen Kapitularien verbieten an verschiedenen Stellen heid$ lter ebenfalls bekannten, Salben gebraucht und beim Sabbath sich gegenseitig erkannt zu haben: sollen dann alle einundzwanzig, oder nur jene erste in visionärem Zustande gewesen sein? In =jenem= Falle hätten wir eine undenkbare Complicenschaft der Einbildung, in =diesem= den Beweis, dass zwanzig Personen auch ohne gehabte Vision sich schuldig erklären können, und dieser Umstand müsste zu der natürlichen Frage führen, warum, was in zwanzig Fällen zugelassen wird, -- nämlich das Geständniss[ gegen besseres Wissen, -- im einundzwanzigsten unstatthaft sein Neuerdings hat die entgegengesetzte Ansicht einen ebenso geistreichen als entschiedenen Vertreter in =Maximilian Perty= gefunden. Derselbe hat in seinem (von grosser Belesenheit zeugenden) Buche »die mystischen Erscheinungen der m4enschlichen Natur« (Leipzig und Heidelberg 1861) einen besonderen Abschnitt (S. 367-389) der Erklärung der »Hexerei und des Hexenprozesses« gewidmet. Er bestreitet es (S. 374), dass eine jede sogen. ZauberhandlungB entweder auf naturw$ zu sein, viele Träume und Gedanken zu verbergen und sie zu dem Glauben zu bringen, daß sie ihm doch nicht nahkommen könnten. Daumer war zu sehr mit sich selbst beschäftigt und zu bedrückt von der bevorstehenden Ausführung eines unabänderlichen Entschlusses, um darauf zu achten, ob Caspar ihm noch in derse‰ben kindlich offenen)Weise entgegenkomme wie sonst. Erst Herr von Tucher war es, der auf gewisse Sonderbarkeiten in Caspars Betragen hinwies, und er ließ auch gegen den Präsidenten einige Andeutungen darüber fallen, als sie zusammen aus dem Daumerschen Haus gingen. Der Präsident zuckte die Achseln und schwieg. Er bat den Baron, ihn nach dem Gasthof zum Adler zu begleiten; dort erkundigten sie sich, ob der englische Herr zu Hause sei, erfuhren jedoch, daß Seine Herrli~chkeit Lord Stanhope, so drückte sich der Kellner aus, vor einer knappen Stunde abgereist war. Der Präsident war unangenehm überrascht und fragte, ob man wisse, welche Richtung der Wagen genommen habe; das wisse man nicht genau, ward geantworte$ chrufen können, kam es jedoch nicht. Durchschnittlich nach weiteren 6 bis 8 Tagen ging die Anschwellung zurück; 14 Tage nach der Injektion, bei einzelnen Tieren erst nach 4 Wochen, war eine Vergrößerung oder Schwellung der Drüsen nicht mehr wahrzunehmen. Sämtliche Tiere wurden 8 Wochen lang beobachtet, sie blieben vollkommen gesund. Diese vorübergehenden Drüsenanschwellungen sind m. E. aufzufassen als die Antwort auf den durch die zugeführten Bakterien, den Staub und Schmutz ausgelösten Reiz. N`ur bei einem Tiere kam es lokal zu einer Absceßbildung. Nach 3 Tagen bestand hochgradige Schwellung an der Injektionsstelle, das Tier machte äußerlich einen schwerkranken Eindruck. Am 5. Tage nach der Injektion erfolgte spontan der Aufbruch des Abscesses. Nach 10 Tagen vollkommene Ausheilung mit Hinterlassung einer 1 ½ cm langen Narbe. Als Ursache der Absceßbildung konstati&erte ich unter dem Mikroskop runde Kokken. Das Material entstammte einem Telehon, das in dunkler, nicht ventilierbarer Zelle untergebracht war. Die$ Sache erklärte und ausserdem, während er sprach, mit einem Schraubendreher noch hier und da an einer Schraube sich zu schaffen machte. In ähnlicher Verfassung wie der Reisende schiens der Soldatzu sein. Er hatte um beide Handgelenke die Kette des Verurteilten gewickelt, stützte sich mit einer Hand auf sein Gewehr, liess den Kopf im Genick hinunterhängen und kümmerte sich um nichts. Der Reisende wunderte sich nicht darüber, denn der Offizier sprach französisch und französisch verstand gewiss weder der Soldat noch der Verurteilte. Um so auffallender war es allerdings, dass der Verurteilte sich dennoch bemühte, den Erklärungen des Offiziers zu folgen. Mit einer Art schläfriger Beharrlichkeit richtete er die Blicke immer dorthin, wohin der Offizier gerade zeigte, und als dieser jetzt vom Reisenden mit einer Frage unterbrochen wurde, sah auch er, ebenso wie der Offizier, den Reisenden an. »Ja, die Egge,« sagte der Offizier, »der Name passt. Die Naeln sind eggenartig angeordnet, auch wird das Ganze wie eine Egge ge$ ihrer Herrlichkeit, der Lenz in all seiner Pracht. Dieser Teil Frankreichs, der einzige, den die fremden Heere nicht behelligen sollten, war um diese Zeit auch der einzige, der ruhigwar. Man hätte glauben können, die Invasion wagte sich nicht an ihn heran. Ein Kopf mit einer Soldatenmütze sah zur Kalesche heraus, als sie die Fahrt einstellte. Gleich darauf öffnete ein ungeduldiger Soldat selbst die Tür und sprang auf die Straße, wie um den Postillon auszuzanken. Aber als der Oberst Graf d'Aiglemont sah, mit welcher Geschicklichkeit der Tourainer den zerrissenen Strang ausbesserte, beruhigte er sich. Er kehrte zum Wagenschlag zurück und reckte die Arme,als seien sie ihm eingeschlafen. Ergähnte, blickte über die Landschaft hin und legte die Hand auf den Arm einer jungen Frau, die sorgsam in einen Pelz eingewickelt war. »Wach auf, Julie,« sagte er in heiserem Tone. »Sieh dir die Gegend an -- es ist herrlich hier.« Julie reckte den Kopf zum Wagen heraus. Sie trug auf dem Kopfe eine Kapuze von Marderfell, und der $ k noch beim Betrachten der Ballgesòllschaft gehegt hatte. Die Marquise, jetzt dreißig Jahre alt, war schön, wenn auch von schwächlichen Formen und übergroßer Zartheit. Ihr größter Reiz lag in einer Physiognomie, deren starre Ruhe eine erstaunliche Tiefe der Seele verriet. Ihr glänzendes Auge, das jedoch von beständigem Sinnen verschleiert zu sein schien, zeugte von einem Leben im Fieber und von der rößten Resignation. Ihre fast stets keusch zu Boden gesenkten Lider schlugen sich selten auf. Wenn sie Blicke um sich warf, so gingen die Augen langsam und traurig -- und man hätte sagen können, sie sparten ihr Feuer für Beobachtungen im verborgenen auf. Daher fühlte sich auch jeder Mann höherer Art seltsam zu dieser sanften, schweigsamen Frau hingezogen. Wenn der Geist das Rätsel ihres beständigen Schwankens zwischen der egenwart und der Vergangenheit, zwischen der Gesellschaft und ihrer Einsamkeit zu erraten suchte, so war die Seele nicht weniger begierig, die Geheimnisse eines gewissermaßen auf seine Leiden stol$ . »Einen Greis zu ermorden! Sie können nie etwas von Familienleben kennen gelernt haben?« sprach er zu ihm und wiesÿ mit einer patriarchalischen Gebärde auf Frau und Kinder. »Ja, einen Greis!« wiederholte der Unbekannte, leicht die Stirn »Fliehen Sie!« rief der General, doch noch immer wagte er es nicht, den Blick zu seinem Gast zu erheben. »Ich werde Sie nicht töten. Nein, ich werde mich nie zum Geschäftsführer des Schafotts hergeben. Aber gehen Sie -- Sie flößen uns Abscheu ein.« »Das weiß ich,« antwortete der Verbrecher resigniert. »In Frankreich gibt es kein Fleckchen Erde mehr, darauf ich in Sicherheit den Fuß setzen könnte. Aber wenn die Gerechtigkeit im Sinne Gottes die besondern Fälle zu beurteilen wüßte, wenn sie sich herabließe, zu erforschen, wer von beiden das eigentliche Ungeheuer ist, der Mörder oder sein Opfer, dann würde ich ¼mit Stolz unter den Menschen bleiben. Können Sie sich nicht denken, welche Verbrechen ein Mensch begangen haben muß, ehe ßr von einem andern Menschen mit dem Beil niederg$ , und andre, die _wenig_ Kaffee trinken.« »Aber Jakob!« Eccelius lachte. »Ja Jakob. 'He wihr en beten to lütt', das war das eine, 'un he wihr en beten to still', das war das andre. Willst Du daraus einen Strick für die Hradschecks drehn?« »Ich will es nicht, aber ich fürchte, daß ich es muß. Jedenfalls haben sich die Verdachtsgründe durch das, was ich eben gehört habeU, mehr gemehrt als gemindert, und ein Verfahren gegen den so mannigfach Belasteten kann nicht länger mehr hinausgeschoben werden. Er muß in Haft, wär' es auch nur um einer Verdunklung des Thatbestandes vorzubeugen.« »Und die Frau?« »Kann bleiben. Überhaupt werd' ich mich auf das Nöthigste beschränken, und um auch jetzt noch alles Aufsehen zu vermeiden, hab' ich vor, ghn auf meinem Wagen, als ob es sich um eine Spazierfahrt handelte, mit nach Küstrin zu nehmen.« »Und wenn er nun schuldig ist, wie Du beinah glaubs§ oder wenigstens für möglich hältst? Ist Dir eine solche Nachbarschaft nicht einigermaßen Vowinkel lachte. »Man sieht, Eccelius, daß Du$ agt, »ob das alles vielleicht was zu bedeuten habe?« Bald aber von des Sprechenden Unbefangenheit überzeuçgt, war ihm seine Ruhe zurückgekehrt. »Wenn ich mir's recht überlege, Buggenhagen, so lassen wir's. Wir müssen auch an das Grundwasser denken. Und ist es so la9nge so gegangen, so kann's auch noch weiter so gehn. Und am Ende, wer kommt denn in den Keller? Ede. Und der hat noch lange keine fünf Fuß.« * * * Das war einige Zeit vor Beginn der Manöver gewesen, und wenn es ein paar Tage lang ärgerlich und verstimmend nachgewirkt uhatte, so verschwand es rasch wieder, als Anfang September die Truppenmärsche begannen und die Schwedter Dragoner als Einquartierung ins Dorf kamen. Das Haus voller Gäste zu haben, war überhaupt Hradscheck's Vergnügen, und der liebste Besuch waren ihm Rittmeister und Lieutenants, die nicht nur ihre Flasche tranken, sondern auch allerlei wußten und den Mund auf dem rechten Fleck hatten. Einige verschworen sich, daß ein Krieg ganz nahe sei. Kaiser $ ° Der heilige Bürokrazius * Eine heitere Legende von Rudolf Greinz * [Bild] L. Staackmann Verlag / Leipzig 1922 Alle Rechte, besonders das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten Für Amerika: Copyright 1922 by L. Staackmann, Leipzig Druck der Spamerschen Buchdruckerei in Leipzig Inhaltsverzeichnis Seite Vom Pater Hilarius und seiner weltberühmten Fastenpredigt über das Thema: »Warum und wasmaßen der Mensch das allergrößte Rindviech ist« 7 Wie der Pater Hilarius dazu kam, die Legende vom heiligen Bürokrazius zu schreiben 26 Wie die Heiligen im Himmel dem lieben Gott eine seltsame Bitte vortrugen 43 Wie die himmli$ ab' i aa!« sagte der Kerl. »Also wie heißen Sie!« »Nit so wie du.« »Ich bin der heilige Bürokrazius!« sagte der Heilige. »Der heilige Bürokrazius!« »Dös hab' i mir gleich denkt!« sagte der Kerl. »Ein anderer fraget mich nit so saudumm aus!« Der Heilige lächelte geschmeichelt. Dann frug er mit der freundlichsten Herablassung: »Wollen Sie nun nicht so liebenswürdig sein und mir Ihren werten Namen verraten?« »Ja, wenn i dir damit a besondere Freud' mach', warum denn nit!« sagte der Kerl nachgiebig. »Stultissimus heiß ich!« »Danke verbindlichst!« spra¶h der Heilige höflich. »Nun, mein lieber Herr Stultissimus, wollen Sie mir nicht gefälligst sagen, was Sie eigentlich sind?« »Ich möchte2Sie höflicàst ersuchen, mir zu sagen, was Sie sind?« »Kannst denn mit deiner blöden Fragerei gar nimmer aufhören!« wurde der Kerl plötzlich wieder obstinat. »Aber Sie müssen doch irgendeinen Beruf haben!« sagte der Heilige ungemein liebenswürdig. »Ihr Beruf?« Da erhob der Kerl seine rechte Hand und zog mit dem Zeigefinger derselben$ aber dafür einen Roßknödel und eine Peitsche. Der verklärte Geist des Amtsschimmels durchleuchtet seine überirdischen Gesichtsüge. Es ist schon genug von ihm gesaget worden, folget dahero eurem getreuen Kustoden weiter in der Galleria zu den anderen höchst respektabeln Heiligen. Es kommet nunmehro in der Heiligengalleria der heilige Sankt Grobian. Er hat des heiligen Bürokrazius wohlmeinende Lehren vom Schnauzen am allergründlichsten erfasset. Er hat sich das Sprechen ganz und gar abgewöhnet und sich Cnur zum Schnauzen bekehret. Sein Bildnis ist dahero auch zum Schnauzen ähnlich getroffen. Er hat sich zum gröbsten Lümmel unter allen Jüngern des heiligen Bürokrazius entwickelt und bildet sich einen Patzen darauf ein. Sein Schnauzbart ist auch der gewaltigste von allen anderen Schnauzbärten und hängt ihm beiderseiig wie einem Seehund herunter. Davon der Schnauzbart sich jedoch unterscheidet, dieweilen er nicht von salzigem Meerwasser triefet, sondern zumeist von Bier, Wein und anderen _alcoholicis_, denen Sankt$ elbe gilt von der hier vorliegenden _neuen_ Auflage. Auch dieser darf ich die Worte anpassen, welche _Fr. Th. Vischer_ dem Wiederabdruck einer älteren Abhandlung (»der Traum«) vorausschickte.[1] »Ich nehme«, sagt Vischer, »diese Studie in die gegenwärtige Sammlung auf, ohne sie gegen Angriffe, die sie erfahren hat, zu schützen. Auch verbessernen Überarbeitens habe ich mich enthalten, ausgenommen kleine unwichtige Nachhilfen. Ich würde jetzt manches vielleicht anders saÈgen, mehr auseinandersetzen, gedeckter, beschirmter hinstellen; wem gefällt eine Arbeit ganz, wenn er sie nach Jahren wieder liest? Allein man weiß auch, wie leicht mit nachbesserndem Eingreifen mehr verderbt als besser gemacht wird.« [1] »Altes und Neues« von Fr. Th. Vischer (Stuttgart 1881) S. 187. Wollte ich hier in Polemik eingehen, auf alle Kri¨iken antwortend, welche meine Schrift hervorgerufen hat, so würde dies Büchlein zu einem erschreckend starken Band anschwellen. Meine Überzeugungen sind dieselben geblieben, desgleichen die Positi$ hen Ketten« abgab. Er sagte: es sei nicht ausgemacht, ob ein elektrischer Strom gewisse Krankheiten zu heilen verwmöge, -- das aber sei ausgemacht, daß die »_Goldberger_schen Ketten« keinen elektrischen Strom zu erzeugen imstande sind. Auf unsere Tondoktoren angewandt, heißt dies: Es ist _möglich_, daß bestimmte Gemütsaffekte eine glückliche Krisis in leCiblichen Krankheiten herbeiführen, -- allein es ist nicht möglich, durch Musik jederzeit beliebige Gemütsaffekte hervorzubringen. Darin kommen beide Theorien, die psychologische und die physiologische, überein, daß sie aus bedenklichen Voraussetzungen noch bedenklichere Ableitungen folgern und endlich die bedenklichste _praktische_ Schlußfolgerung daraus ziehen. Logische Ausstellungen mag sich eine Heilmethode etwa gefallen lassen, aber daß sich bis jetzt noch immer kein Arzt bewogen findet, seine Typhuskranken in Meyerbeers »Propheten« zu schicken, oder statt der Lanzette ein Waldhorn herauszuziehen, ist Die k4rperliche Wirkung der Musik ist weder an sich so$ jeden Bestandteil desselben müssen sie das Vorbild genau der Natur entnommen haben. Der Maler muß nicht _diesen_ Mann, aber er muß viele Männer gesehen haben, wie sie sich bewegen, stehen, gehen, beleuchtet werden, Schatten werfen; der gröbste Vorwurf wäre gewiß die Unmöglichkeit oder Naturwidrigkeit seiner Dasselbe gilt von der _Dichtkunst_, welche ein noch weit größeres Feld naturschöner Vorbilder hat. Die Menschen und ihre Handlungen, Gefühle, Schicksale, wie sie uns durch eigene Wahrnehmungen oder durch Tradition -- denn auch diese gehört zu dem Vorgefundenen, dem Dichter Dargebotenen -- gebracht werden, sind Stoff für das Gedicht, die Tragödie, den Roman. Der Dichter kann keinen Sonnenaufgang, kein Schneefeld beschreiben, keinen Gefühlszustand schildern, keinen Bauer, Soldaten, Geizigen, uerliebten auf die Bühne bringen, wenn er ni6cht die Vorbilder dazu in der Natur gesehen und studiert oder durch richtige Traditionen so in seiner Phantasie belebt hat, daß sie die unmittelbare Anschauung Steellen wir n$  Grad. Zugleich aber liegt in der Luft ein so linder erfrischender Frühlingshauch und oben schimmert zwischen dicken milchweißen Wolken ein so tiefer blauer Himmel, dazu schilpen die Spatzen ganz fröhlich, man könnte deken, es sei Ende März. Ich freue mich schon so auf den Frühling, das Einzige, was man nie satt kriegt, so lange man lebt, was man im Gegenteil mit jedem Jahr mehr zu würdigen und zu lieben versteht. Wissen Sie, Sonitschka, daß der Anfang des Frühlings in der organischen Welt, d. h. das Erwachen zum Leben _jetzt_ beginnt, Anfang Januar, ohne auf den Kalenderfrühling zu warten. Während nämlich nach dem Kalender erst der Winter beginnt, befinden wir uns in der größten, astronémischen Sonnennähe, und dies hat eine so geheimnisvolle Wirkung auf alles Leben, daß auch auf unserer nörlichen Halbkugel, die in Winterschnee eingehüllt ist, zu Beginn des Januar wie mit einem Zauberstab die Pflanzen- und Tierwelt erweckt wird. Die Knospen fangen jetzt an zu treiben, viele Tiere fangen die Fortpflanzung scho$ eine tropische Pflanze ist. In Ajaccio auf Korsika sah ich i+ Dezember auf dem Platz in der Stadt herrlich blühende Mimosen, riesige Bäume ... Hier kann ich leider nur von weitem aus meinem Fenster das Grünen der Bäume beobachten, deren Spitzen ich über der Mauer sehe; ich suche meist nach dem Habitus und dem Farbenton die Baumarten zu erraten und, wie es scheint, meist richtig. Neulich wurde hier ein gefundener, abgebrochener Ast ins Haus gebracht, und hat durch sein bizarres Aussehen allgemeine Aufregung hervorgerufen; jedermann frug, was das sei. Es war eine Rüster (Ulme); erinnern Sie sich noch, wie ich sie Ihnen zeigte in der Straße in meinem Südende, vollbeladen mit duftigen Pak±eten der fahl-rosig-grünlichen Früchtchen; es war auch im Mai, und Sie waren ganz hingerissen von dem phantastischen Anblick. Hier wohneœn die Leute jahrzehntelang in der Straße, die mit Rüstern bepflanzt ist, und haben noch nicht »bemerkt«, wie eine blühende Rüster aussieht.... Und derselbe Stumpfsinn ist ja allgemein Tieren ge$ , »daß man sich nämlich niemals dort wohl fühlen kann, wo Gütergemeinschaft herrscht. Denn wie könnte die Menge der Güter ausreichen, wenn jeder sich um die Arbeit drückt, weil ihn ja keine Rücksicht auf Erwerb zur Arbeit anspornt und weil ihn die Möglichkeit, sich auf den Fleiß anderer zu verlassen, träge werden läßt? Aber wenn auch die Not die Menschen zur Arbeit anstacheln sollte, würde man da nicht dauernd durch Mord und Aufruhr in Gefahr schweben, falls niemand auf Grund irgendeines Gesetzes das, was er erwirbt, als sein Eigentum schützen könnte? Zumal wenn die Autoritt der Behörden und die Achtung vor ihnen geschwunden ist, wie könnte dann für bedes Platz sein bei Menschen, zwischen denen keinerlei UnteÇrschied besteht? Das kann ich mir nicht einmal vorstellen.« »Über diese deine Ansichten wundere ich mich gar nicht«, erwiderte Raphael; »denn von einem solchen Staate hast du entweder gar keine Anschauung oder nur eine falsche. Wärest du jedoch mit mir in Utopien gewesen und hättest du dort mit eigenen A$ gleichgearteten Objekten; und der Kreis, den es um das von ihm als Welt Ausgeschiedene und Abgerundete zieht, bezeichnet nur die Grenze des Subjekts und keine eines irgendwie in sich kompletten Kosmos. Die Seele des Humoristen dürstet nach einer echteren Substanzialität als ihm das Leben biete  könnte; deshalb zerschlägt er alle Formen und Grenzen der zerbrechlichen Totalität des Lebens, um zur einzig wahren Quelle des Lebens, zum reinen, weltbeherrschenden Ich zu gelangen. Aber mit dem Zusammenbrechen der Objektswelt ist auch das Subjekt zum Fragment geworden; nur das Ich ist seiend geblieben, doch auch seine Existenz zerrinnt in der Substanzlosigkeit der selbstgeschaffenen Trümmerweltz Diese Subjektivität will alles gestalten und kann gerade deshalb nur einen Ausschnitt spiegeln. Dies ist das Paradoxon der Subjektivität der großen Epik, ihr »wirf weg, damit du gewinnst«: jede úchöpferische Subjektivität wird lyrisch und nur die bloß hinnehmende, die sich in Demut zum reinen Aufnahmeorgan der Welt verwandel$ scheinende Gegenwart der Transzendenz und mit ihr die Verklärung der Wirklichkeit zum Märchen nur als Geschenk ihrer geschichtsphlosophischen Situation erhielten, wird für Novalis diese Märchenwirklichkeit, als Herstellung einer zerrissenen Einheit von Realität und Transzendenz, zum bewußten Gestaltungsziel. Deshalb kann aber die hier alles entscheidende, restlose Synthese nicht vollzogen werden. Die Wirklichkeit ist allzu belastet— und beladen von der Erdenschwere ihrer Ideenverlassenheit, und die transzendente Welt ist zu luftig und inhaltlos wegen ihrer allzu direkten Abstammung aus der philosophisch-postulativen Sphäre des abstrakten Überhaupt, als daß sie sich zur Gestaltung einer lebendigen Totalität organisch vereinigen könnten. So ist der künstlerische Riß, den Novalis scharfsinnig bei Goethe aufdeckt, in seinem Werke noch größer, ganz unüberbrückbar geworden: deç Sieg der Poesie, ihre verklärende und erlösende Herrschaft über das gesamte Universum, besitzt nicht die konstitutive Kraft, alles sonst Ir$ n. Geld sonnt sich. Während der Mittagsruhe sahen einmal die Steinbrecher von Biengen auf dem nahen Schlatter Rebberg einen schimmernden Haufen liegen. »Heute ist der erste März, da sonnen sich die Schätze,« sprach einer von ihnen und eilte nach dem Berge. Dort fand er nur thönerne Scherben und nahm einige zu seinen Genossen mit. Diese zerschlugen sie in kleine Stücke, deren er etliche einsteckte, um sie seinem Meister zu zeigen. Als er dies am nächsten Morgen thun wollte, fand er statt ihrer zerschlagene Silbermünzen, auf dem Berg aber, wohin er sogleich lief, keine Scherben mehr und keine Geldstücke. Geldmännlein. In Hausen an der Möhlin hatte eine Frau ein sogenanntes Geldmännlein. Dies war eine lebende Kröte, welche sie in einer Schachtel aufbewahrte, täglich in einem Glase Rothwein badete und dann dasselbeaustrank. Jeden Abend legte sie einen Thaler zu der Kröte in die Schactel, und am andern Morgen konnte sie stets zwei solcher Geldstücke herausehmen. Nachdem sie so sich genug Vermögen gesammelt, suchte$ sdann half er den Knaben, den Sack forttragen, bis zufällig ein Wagen herbeikam. Dem Führer desselben gab der Jäger ein großes Trinkgeld, damit er die Buben nebst dem Sacke nach Hause fahre, und empfahl ihm, es ja gut zu besorgen. Überdies blieb er (aber nur dem ältern Knaben sichtbar) so lange bei dem Fuhrwerk, bis die Buben mit dem Gelde bei ihren hocherfreuten Eltern waren. Der Mann aus der Rheinau starb, in Folge des Schreckens, nach drei Tagen. Steinbild in Sulzbach[10]. Auf dem _Freihof_ zu Sulzbach hat vor Zeiten ein Schloß gestanden, das von einem adeligen Ges¿chlecht bewohnt worden ist. Von diesem waren zuletzt nur Bruder und Schwester übrig; sie zeugten miteinander ein Kind und wurden deshalb enthauptet. An dem Sulzbacher Kelterhaus war früher ein Stein eingemauert, worauf die beiden Geschwister, ohne Köpfe, und[das Kind ausgehauen waren. [10] Im Amt Ettlingen. Doppelmord wegen eines halben Kreuzers. Zwei wandernde Metzgergesellen bettelten in enem Hause zu Ettlingen und erhielten einen Kreuzer. D$ e, was ich will, aber dadurch habe ich noch bei niemandem Gefallen erregt.« »Jeder lebt auf seine Weise«, sagte der Elf nachdenklich. »Hast du keine Feinde, die du fürchtest?« »Den Menschen,« antwortete der Fuchs, »sonst möchte ich wissen, wer es wagt, mir in den Weg zu tr¿ten.« »Gestern sah ich einen BussRrd,« erzählte der Elf, »der große Raubvogel flog zwischen den Baumstämmen dahin, lautlos und gewichtig, und suchte den Boden ab. Wenn er nun dich fände, was würde geschehen?« Der Fuchs lächelte. »Er würde sich besinnen, ehe er mir zu nahe käme,« sagte er, und in seinen Augen blitzte ein böses Licht auf, »aber im allgemeinen lasen wir einander unsere Wege, der Wald ist reich. Außerdem gibt es Taubenschläge, Enten- und Hühnerhöfe, Kaninchenställe und Gänse auf den Wiesen.« Er blinzelte dem Elfen zu, aus seinen Augenspalten kam ein schräger, verschlagener Blick. Aber obgleich der Elf wußte, daß diese Tiere den Menschen gehörten und ihn der Blick des Fuchses bis ins Herz erschreckte, wuchs seine Bewunderung für$ ! Wer bleiben muß, leide nicht, oder schlafe wohl in der kühlen Ruhe, ich will euch mein Heimweh nach der Ferne in euren Träumen zurücklassen. Ich komme auf meiner Reise zu einer Insel im Süden, im Meer, wo wilde Blumen auf den Felshöhen im Wind miteinander spielen. Der Harzgeruch der alten Bäume in den Meertälern füllt die Landschaft wie mit der Mahnung der Unsterblichkeit, und in der Einsamkeit mildert die Weite alles Nahe. Die Sternbilder leuchten in den südlichen Nächten, rufend, glänzend. An den standhaften Felsen braust das Meer Tag und Nacht, oft erscheint mir die Erde dort, als sei sie der Menschen müde, ihr Angesicht ist abgehärmt, ihr KleiÖ karg. Aber unter der Sonne erheitern sich die Lebensfalten der alten Berge zu einem klugen Lachen. Sie halten goldene Trauben gegen das blaue Meer, das Baumlaub vergeht zu keiner Jahreszeit, die Bäume grünen, bis sie sterben. Die Fröhlichkeit der Menschen in diesen Länder ist unbedacht, die Sonne verwandelt ihren Ernst in den Schlaf, ihre Trauekr in Wehmut, und d$ wäre. »Jeder freut sich seiner Stelle, bietet dem Verächter Trutz«. In beiden Gebieten finden wir ein Aufeinanderwirken, einen Kampf zwischen Außenwelt und Individuum, dessen Ergebnis eben die Gesamtentwicklung der irdischen Naur ist. So ist die Entwicklung nichts anderes als die stetige Betätigung der »Wehrkraft«, die, wenn auch tausendmal überwunden, immer wieder in ursprünglicher Jugendfrische, herrlich wie am ersten Tag, erscheint. Die Wehrkraft ist die unerschöpfliche Quelle der tätigen Natur, sie ist der Wille der Welt. Sie ist die Wurzel, der Stamm, das Geäst und das Laubwerk der knorrigen Esche Yggdrasil, die, in ihrem Grunde beharrend, ihren Wipfel ausbreitend hinaufbaut in den Äther. Wähend infolge der Wehrkraft alles fließt und sich ändert, steht die Wehrkraft selbst, der Wille der Welt, ewig still, wie der Regenboùen auf dem tosenden Wasserfall. Sie bleibt sich ewig gleich, nur ihre Bekleidung, die Weltmaskerade, wechselt. Der Schein wechselt, das Wesen bleibt. Auf diese Weise hat die Chemie die E$ ldeter Altar. Sie warf diesen überraschenden Plan nicht ohne Schelmerei hin, ließ aber nur ein wenig davon aus den beredten Augen und von dem ernsten Munde lächeln und trat voll Unbefangenheit an das Fenster, indem sie sagte: »Es ist hier gegenüber Platz genug, u einen großen Entwurf ins Werk zu richten. Eine weite Kuppel und ein paar schmuckreiche Türme nach römischer Art wären mehr geeignet, unser Auge zu erfreuen, als die Wüstenei, aus der wie die Buckel erschöpfter Kamele hie und da ein paar steile Dächer steigen.« Ferdinand Maria blickte zunächst nicht aus dem Fenster, sondern auf die aufrechte Gestalt seiner Frau und sagte zwischen Erstaunen und Bewunderung schwankend: »Meine Teure, du bist eine neue Semiramis, und ich fürcht_ nur, daß mein armes München und vielleicht ach dein armer Gatte dir zu klein seien. Wie soll ich eine Kirche ausrichten, da ich schon mit dem Altar angestoßen habe?« »Für den, der will,« entgegnete sie, »gibt es keine Hindernisse; aber nicht ein jeder kann wollen.« Der Beichtvater$ ertmal und erklärten, daß alles, was in en anderthalb Jahren geschehen, ihnen wie ein Traum erschiene. Nachdem Gawain sich von seinem Erstaunen erholt hatte, fragte er nach dem König, der Königin und Baudemagus. Gaheriet erzählte alles was er wußte, auch daß er wegen der Nachricht, die Merlin durch Baudemagus an Artus geschickt, früher als er erwartet hatte, zum Ritter gemacht wurde. "Gott segne Merlin", sagte der Morholt, "denn ihm haben wir es zu verdanken, daß wir nicht unser ganzes Leben auf dem Felsen haben verbringen müssen". (131) Dann verabschiedeten sich Gawain und Gaheriet von dem Morholt. Der letztere hätte gern Gaheriaet mit sich nach Irland genommen, verzichtete aber auf seine Gesellschaft um Gawains willen, jedoch mußte ihm Gaheriet versprechen, sobald er Gawain nach Camelot zurück begleitet hatte, ihn in Irland zu besuchen. Nach langem Ritte erreichten die beiden Brüder glücklich Camelot und wurden mit großem Jubel empfangen. Gawain eßrstattete dem König Bericht über alles, was er erlebt hatte.$ oy trouuer; {53} vous occistes a voz mains mon pere le duc de Laval, si conuient que vous autressi mueres par[331] mes mains, car autrement ne monstreroie ie mie que ie fusse loyal, se ie ne vengoi\ a mon pouoir la mort mon pere". Lors sadresse au Morholt, le glaiue baissie, et le fiert si durement quil li metæparmy lespaule senestre le fer de son glaiue si que la pointe en appert par darrieres. Il lempaint bien, si le porte du cheual a terre et au parchoir brise li glaiues, si que cil remaint tous enferres et si angoisseux quil se pasme. Et cil qui lehet mortelment li uet[332] par dessus le corps tout a cheual par maintes foiz que tout le debrise. Et cil sestent de la grant angoisse quil sent et se met adens. Et lors cuide bien [le cheualier] quil soit mors, si sen uait atant entre luy et son nain et gittent lescuier a terre [deiouste la damoiselle] desus le Morholt. Et le cheualier sen uait moult lies et moult ioyeux de ce quil cuide bien auoir vengee la mort son pere. Einsi aduint au Morholt que sur douleu$ ns". "A celle", fait la dame, "aues vous failli. Se vous esties le roy Artus mesmes, ne lenmenries vous pas, tant comme nous en feussions ainsi saisis comme nous sommes." "De ce", fait il, "suis ie moult doulens, se dieu mait". "Bien peut estr", fait elle, "mais encor vous dy ie que se vous bien voules vous istres de ceans entre vous et vostre escuier, mais la damoiselle sans faille nous remaindra". "Voire", fait il, "mais istra elle iamais de ceans?" "Certes", fait lga dame, "ouil, elle ne remaindra ceans fors huy cest iour seulement, car cilz de ceste ville la rendront demain au iaiant auquelz ilz doiuent les .xij. damoiselles de treu". "Et la vendra le iaiant querre?" fait Gaheriet. "Ouil, voir," fait la dame. "Et a quel compaignie vendra il?" "Certes", fait la dame, "il vendra tout seul, car ainsi la il acoustume tous ditz; et li sera la damoiselle rendue dehors les portes de ceste ville, car [il] ne[4896] met sanz faille nulle foiz le pie ceans". "Et quant il laura", dit Gaheriet, "quen fera il?" "Il len$ x, de pierre__, représentant l'escuier et la demoiselle du Morholt en face du Perron du Cerf, 55. ---- __deux de cuivre__ à Taraquin représentant Gahériet coupant la tête du géant Aupatris, détruites par les deux fils de Mordret, 124. __Yvain*__, (Vwayne, Ewayne)ñfils du roi Urien et de Morgain, 2, 3-6, 7, 10, 13-15, 56, 57, 59, 66-72, 75-86, 129, 130; sa mort prédite, 78. [1] Alle Namen mit einem * versehen, kommen schon in dem Teile des zweiten Buches der Trilogie vor, welchen die Huth-Hs. und somit de Huth-_Merlin_ enthalten. Die gewissen Namen in Klammern beigefügten Formen sind die, denselben in Sir Thomas Malorys _Le Morte Darthur_, entsprechenden. Wie aus meinen Noten auf Seiten XXVII, XLI, LV und LVIII der Einleitung zu ersehen ist, weist _Le Morte Darthur_ verschiedene Namen auf, deren Träger nicht in der Trilogie figurieren. [2] Über die Möglichkeit, daß Aglants Name durch Nachlässigkeit des Schreibers in der Huth-Žs. fehlt, vgl. meine Note auf Seite LXVI der Einl$ e und oft wiederholte Betrachtung dahin bringen, daß ich daran denke, sobald es nötig wird, und mich so gleichsam daran =gewöhne=, nicht zu irren. Darin nun besteht die größte und hauptsächlichste menschliche Vollkommenheit, und ich glaube daher, nicht wenig durch meine heutige Betrachtung gewonnen zu haben, da ich die Ursache des Irrtums und der Falschheit erforschte. Diese Ursache kann gar keine andere sein, als die oben entwickelte, denn sowie ich den Willen beim Urteilen so zügele, daß er nur Áuf das klar und deutlich Erkannte sich erstreckt, so ist ein Irrtum gänzlich unmöglich; denn eine jede klare und deutliche Vorstellung ist ohne Zweifel doch =Etwas=, kann also nicht von =Nichts= koCmen, sondern hat notwendigerweise =Gott= zum Urheber, -- Gott, das vollkommenste Wesen, das weder ¹irren noch lügen kann![45] Und somit ist die Vorstellung ganz unzweifelhaft =wahr=. Ich habe nun heute nicht nur gelernt, wovor ich mich zu hüten habe, um nie zu irren, sondern auch, was ich zu thun habe, um zur Wahrheit zu $ dieses Tier habe sie in dem reizenden Gefühl, das ihr vorgegaukelt habe, sie sei eine Dame, eine wirkliche Dame, noch bestärkt. Später habe sie es weggeben müssen. »Ich muß an die Geschäfte gehen,« sprach Joseph und erhob sich. Ober so fleißig sei? »Nun, man tut, was man für seine Pflicht hält.« Mit diesen Worten entfernt er sich. Im Bureau trat ihm eine unsichtbar-sichtbare Erscheinung entgegen: die Reklame-Uhr. Er setzte sich an den Schreibtisch und fing an zu korrespondieren. Der Briefbote kam, um eine Nachnahme zu präsentieren, es war ein geringer Betrag, Joseph bezahlte aus seiner Privattasche. Dann schrieb er ein paar Briefe im Interesse der Reklame-Uhr. Was man für so eine Uhr nicht alles aufwenden mußte! »Sie ist wie ein kleines oder großes Kind, solch eine Uhr,« dachte der Angestellte, »wie ein eigensinniges Kind, das der beständigen, aufopfernden Pflege bedarf, und das nicht einmal dankt dafür. Gedeiht denn eigentlich dieses Unternehmen, wächst dieses Kind?Man merkt wenig davon. Ein Erfinder liebt $ s hatten,durfte für jedermann, auch für die höchstgestellte und erhobne Person, ein Gegenstand ruhigen Betrachtens und Genusses sein. Dieser Herr Kapitalist mochte also immerhin nur dòaherzutraben kommen, es war, glaubte Joseph, genügend gesorgt für ihn. Aber Joseph war es doch ein wenig bange. Wie nett es sich übrigens für ihn hier lebte, wenn der Herr Prinzipal sich außerhalb befand. So ein Prinzipal, er mochte der netteste Mensch von der Welt sein, blieb doch immer eine Ursache zum fortwährenden Aufpassen. War er guter Laune, so hatte man beständig Angst, etwas könnte kommen und die fröhliche Gebieterlaune ins gerade Gegenteil umschlagen. War er gehässig und bissig, so hatte man die mehr wie saure Pflicht, sich selber für einen struben Gauner zu halten, weil man sich unwillkürlich als der elende Veranlasser der schlechten Stimmung ansah. War er gleichmütig und gesetzt, so blieb die Aufgabe vor, diesem gleichmäßigen Wesen keinen auch nur fadenscheinig dünnen Schaden anzutun, damit es sich ja nicht etwa mit $ er schaden, als wenn du dir plötzlich einreden wolltest, ein vollkommen »Neuer« zu werden.´ So von einem Tag auf den andern wird man kein Neuer, auch das schreibe dir, wenn es dir beliebt, nur gleich hinter die Ohren. Wenn aber einen »das Leben ve0rnachlässigt«, auch so ein Frauensprüchlein, und wie es scheint, ein zutreffendes, so muß man gegen diese in der Tat unwürdige Vernachlässigung ankämpfen, hörst du, und nicht am heiterhellen Tag und an Abenden voll wehmütigen Sonnenuntergangscheines mit alten Freundinnen über das »Vergangene« reden. Man wird so etwas jetzt gefälligst bleiben lassen müssen. Dagegen wird man sich seiner Pflichten zu erinnern haben, da Sonntage und Sonntagsausflüge zufälligerweise nicht ewig andauern, und wird müsen zugeben, daß diese Pflichten bislang von einem gewissen Gehülfen auch so ein wenig »vernachlässigt« worden sind, gerade wie das Leben es mit diesem Herrn selber bis jetzt getan hat. Und die »Kopflosigkeit«? Ist sie nun endgültig beseitigt worden? So schnell füllen sich Köpf$ er mit der einfachen Schwierigkeit kämpfte, die Treppe emporzugelangen. Der Herr war müde, so sagte er nicht viel. »Gesausert« war worden, es war ein wenig unschicklich, aber es war kein Verbrechen. Am andern Morgen stand Joseph etwas früher auf und arbeitete extra fleißig, er empfand Gewissensbisse und fürchtete sich vor der Begegnung seines Meisters. Aber es wurde ihm weder ein Ohr abgerissen noch flog etwas um seinen Kopf herum. Tobler war freundlicher und vertraulicher als je, ja, er machte soÁar Witze. Im Laufe des Tages gestand der Gehülfe Frau Tobler, daß er sich gefürchtet habe. Sie schaute ihn groß an, als begreife sie irgend etwas an ihm nicht und sagte: »Sie sind ein sonderbares Gemisch von Feigheit und Kühnheit, Joseph. Auf die schmalen Gesimse zu treten und mitten im Spätherbst in den See hinauszuschwimmen, das tun Sie ohne die mindesten Furchtgedanken. Auch eine Frau können Sie beleidigen, ohne stutzig zu werden. Wenn es aber gil, vor dem Herrn und Vorgesetzten eünen ganz unschuldigen Fehler zu $ eder ins Bureau zurückkehrte. Was ihn betreffe, er werde und müsse durchdringen. Jeder andere Gedanke sei lächerlich. Was er immer behauptet habe, das behaupte er auch heute, und heute erst recht. Und er beschäftigte sich mitder Tiefbohrmaschine. Die Handelsabteilung schrieb einen Brief an den Tiefbauingenieur Joël, der sich, wie es schien, »gewaltig« für dieses Werk interessierte. Die Kinder spielten und rauften sich im Bureau. Tobler jagte sie hinaus. Später verließ er das technische Bureau selber und ging ins Dorf, des Automaten wegen. Ein wenig später ging auch der Gehülfe weg und zwar zur Post. Auf dem Wege dahin wurden ihm von zwei Landarbeitern schimpfliche Worte nachgeschrien. Diese Bauernknechte schickten dem Angestellten nach, was sie dem Chef würden nachgebrüllt haben, wenn sie den Mut dazu geCabt hätten. Joseph kam ohne weitern ZwiscYhenfall ins Dorf, auf die breitere Straße, und hier begegnete ihm der, den er eher im Gasthaus zum »Roten Haus« vermutet hätte, Wirsich. »Sie sind wieder hier?« Sie s$ e, auf deren Achseln sie stehen; und erheben die am meisten, die an ihnen hinaufkriechen. zwei Möglichkeiten ein -- ferner meine alten Schienen gegen Arm- und Beinbrüche bei Wagenumstürzen -- und (aus Vorsicht) noch einmal so viel Geldwechsel, als ich eigentlich nötig hatte. Nur wünschte ich dabei wegn der Mißlichkeit des Aufbewahrens, ich wär' ein Affe mit Backentaschen, oder ein Beuteltier, damit ich in mehr sichere und empfindungsvolle Taschen und Beutel solche Lebenspreziosen verschanzte. Rasieren lasse ich mich sonst stets vor Abreisen7 aus Mißtrauen gegen fremde, mordsüchtige Bartputzer; aber diesmal behielt ich den Bart bei, weil er doch unterwegs, auch geschoren, so reicgh wieder getrieben hätte, daß mit ihm vor keinem Minister wäre zu erscheinen gewesen. Ich warf mich heftig ans Kraftherz meiner Berga an und riß mich noch heftiger ab, aber sie schien über unsere erste Ehetrennung weniger in Jammer als in Jubel zu sein, [14] Manche Dichter geraten unter dem Malen schlechter Charaktere oft $ ch welchem ich den Teufel und seine Großmutter frage, legt es auf einen Generalsturm an -- und den soll er haben, so gewiß, als ich die Nachtmütze aufhabe.« -- »So bist du also noch nichts geworden?« fragte sie. »Vorderhand zwar nicht!« versetzt' ich. »Aber doch bis Sonnabend abend?« sagte sie. »Das nicht,« sagt' ich. »Nun, so bin ich hart geschlagen, und ich möchte zum Fenster hinausspringen,« sagte sie und drehte das Rosen- und Morgengesicht [66] Wenn die Bemerkung des Verfassers der Glossen richtig ist, daß die Postmeister in den größern Ländern zugleich auch die gröbern sind: so hat Napoleon, der viele kleine Länder zu einem großen weg, um die feuchten Augen darin mir nicht zuzukehràn, und schwieg sehr lange. Dann fing sie mit schmerzhaft zitternder Stimme an: »Du großer Heiland, stehe mir am Sonntag in Neusattel bei, wenn mich die hochtrabenden, vornehmen Weiber in der Kirche sehen und ich blutrot werde aus SchamU!« Jetzt sprang ich im Mitjammer aus dem Bette vor die liebe Seele hin, der die $ Schatten mehr in dieses neue, reiche Leben hineinragte. Am Weihnachtstage trat Luisa bei dem Provisor ein. »Ich wollte Sie nur bitten, Herr Land, kommen Sie doch heute abend zu uns, wenn Sie sonst nichts vorhaben.« Ernst Land lächelte davnkbar. Dann folgte er dem Blicke des Mädchens und wurde verlegen. Über Zdenkos kleinem Brustbild waren drei frische, weiße Luisa streckte ihm beide Hände hin: »Das haben Sie gethan?« »Immer ...« und Land ärgerte sich über sein Rotwerden und versprach schnell, zu kommen. In der Thür blieb das Mädchen nochPals stehen: »Sie sind immer so traurig, Herr Land.« Land schwieg. »Woran denken Sie?« und der Blick, mit welchem sie das fragte, ergriff ihn so, daß er mit einem Weinen in der Stimme gestand: »An meine Mutter.« Am Weihnachtsabend war über diese Menschen eine seltsame feierliche Stimmung gekommen. Und sie wollte auch nachher nicht mehr aus den Stuben. Sie blieb, wie der leise Tannenduft, über allen Dingen, selbst als YFrau Josephine, von einer jähen Schwäche befallen, die lang$ den unbedeutenden, kaum sichtbaren Felsen, an der kleinlichen Eifersucht, dem unscheinbaren Ableugnen, den kleinen Aufregungen, den kleinen Launen, den kleinen beißenden Worten, die nach und nach so viele kleine Löcher in die Steuerung bohren, daß zum Schluß ein nicht mehr gut zu machendes Leck entstanden ist, und das Schiff beim nächsten Sturm scheitert. Die großenHindernisse verursachen einen größeren Krach, wenn man auf sie stößt, aber man kann sie von weitem sehen und glücklich an ihnen vorbeikommen. Ein unglücklicher Ehemann, bei dem es gerade zur Trennung kommen sollte, (obzwar er zu jenen gehörta die aus »wahnsinniger Liebe« geheiratet hatten) vertraute mir einst an, daß die erbittertsten und fürchterlichsten Streitigkeiten zwischen ihm und seiner Frau immer wegen einer äußerst kleinlichen Ursache begonnen hatten, gewöhnlich, weil er ihre Kleider nich bewunderte! Kann etwas kläglicher und abgeschmackter sein! »Warum«, fragte ich ihn, »wenn es Ihnen so darum zu tun ist, den Frieden aufrecht zu erhalten$ hausleben« dieser Art, anders gesagt, ein vorehelicher »Freiheitsrausch«, war gewiß keine Notwendigkeit für unsere Großmütter. Aber ein gewisser, ziemlich zahlreicher Typus moderner Frauen scheint bessere Gattinen abzugeben, wenn sie dieses Stadium hinter sich haben. Nehmt z.B. die Fälle von Yvonne und Yvette, dieLich beide persönlich kenne. Yvette verlobte sich mit achtzehn Jahren und heiratete mit einundzwanzig, im Alter von sechsundzwanzig Jahren war sie Mutter von vier Kindern. Sie hatte kaum Zeit gehabt, die Jugend zu erkennen und zu genießen, ehe ihre Mädchenhaftigkeit Žnter den Verantwortlichkeiten der Ehe und der utterschaft erstickt wurde. Sie hatte ihren ersten Bewerber genommen, und er war wirklich der einzige Mann, von dem sie irgend etwas wußte. Außer ihm hatte sie nichts von den Männern oder der Welt gesehen. Sie hat gewiß nie geflirtet oder Freunde gehabt, und keine andere Bewunderung genossen als die ihres Bräutigams. Mit sechsundzwanzig Jahren begann Yvette zu erkennen, daß sie um einen sehr $ es nur, auch den Allgemeinzustand heben,« fuhr der junge Arzt fort. »Dazu können Sie selbst ein gutes Teil beitragen, lieber Herr! Sich keinen Zukunftssorgen hingebfen -- -- wird schon alles wieder werden! Der Staat sorgt für seine Verteidiger -- --, na und einem Manne wie Sie wird es ja nicht schwer werden, wenn's sein muß,sich in einen andern Beruf einzuarbeiten ... Sie leben doch -- -- werden wieder gesund ...« Ein Blick aus dem fahlen Gesicht traf den Tröster, scharf, durchdringend, ein Blick von so machtvollem Hohn, daß er verlegen »Lassen wir die Zukunft,« sagte der Verstümmelte herrisch. »Wäre es nicht möglich, mir ein Einzelzimmer zu geben? Die Schwester meinte, oben sei eins frei geworden ... Wenn Sie das einrichten könnten, wär' ich Ihnen dankbar.« »Gewiß, gewiß -- -- das läßt sich t6n! Nur, ich weiß nicht, ob Ihnen jetzt die Einsamkeit frommt. Hier haben Sie doch Zerstreuung, Ablenkung ... Sie liegen unter Kameraden, die alle von der gleichen Idee beseelt sind! Durchhalten! Durchhalten!!« Als der $ eistesschönheit, die das junge Gesicht durchglühte -- nein so -- so hatte sie ihren Jungen nie vorher Ein Schmerz, der sie völlig schwindlig machte, rann ihr vom Herzen bis in die Fingerspitzen. Warum ließ ich seine Macht wieder in unser Leben hinein? dachte sie * * * * * Nun wurde Richard der Schüler seines Vaters. Der war ihm ein harter Lehrer. Oft hätte der Junge den Sonntagmorgen tausendmal lieber verträumt, verbummelt, wäre ziellos im Dorf und in der Umgegend herumgestreift. Das gab's nicht mehr. Die karge Zeit, die von den Schulpflichten übrigblieb, mußte ausgenützt werden. Das Schlimmste fürKRichard war: er sollte noch einmal ganz von vorn anfangen. Malkasten, Pinsel und Farben beiseite lassen -- nur zeichnen, mit Kohle, mit Rötel, mit Bleistift -- aber immer nur zeichnen. Das fand er demütigend und philisterhaft. Er lehnte sich innerlich dagegen auf und bereute oft genug, daß er Rolfers in seine Arbeiten hinei(nschauen ließ. Es war ein liebes Träumen und Versuchen gewese$ r Gefangenschaft. Er, der zu einem tragischen Geschick so ungeeignet wie möglich war, nur weil er die Idee gehabt hatte, letzten Sommer die finnischen Seen zum Ziel seiner Studienfahrten zu machen. Seit Monaten war keine Nachricht mehr an die Frau gekommen, die darüber gemütskrank geworden und in eine Heilanstalt gebracht war. Ob er selbst längst von Ungeziefer, Schmutz und Jammer oder irgendeiner Seuche aufgefressen war, oder den Peitschenhieben eines Kosaken erlegen -- oder ob er noch einmal heimkehren würde, um sein Weib als eine Irre wiederzufinden, die Kinder irgendwo bei fremden Leuten untergebracht? Wenn Rolfers durchaus wollte, konnte er auch dieses Schicksal auf sein Konto Herrgott -- war denn aus dieser Traurigkeit gar nicht herauszufinden? Die durchwachten Nächte trugen mit Schuld, er wußte es wohl. Die Nächte, in denen oben imAtelier dieLampe nicht verlöschte und ein einsamer Man sich übte in endlos erneuten Versuchen, ungeschickter als ein Kind, das Schreiben lernt, und doch mit der zähen Energie$ Kreise beizugesellen, doch stets hielt ihn der Gedanke zurück: Wird es nicht von seiner Seite zu viel sein, wird es nicht familiär erscheinen, wird er dadurch nicht seiner Sellung schaden? Die Folge davon war, daß er ewig an einund derselben Stelle wie angenagelt dastand, keinen Ton von sich gab und also sich den Ruf eines höchst langweiligenMenschen Vor dieser hochstehenden Persönlichkeit erschien also Akaki Akakiewitsch im allerungünstigsten Augenblicke, will sagen: höchst ungünstig für sich selber, denn in einem gewissen Sinne kam er der hochstehenden Persönlichkeit ganz gelegen. Die hochstehende Persönlichkeit war in ihrem Kabinett und unterhielt sich sehr angeregt mit einem alten Bekannten und Jugendgespielen, der vor kurzem hier eingetroffen war und den sie lange nicht gesehen hatte. Und gerade in diesem Augenblicke mußte auch der Diener melden, daß ein gewisser Baschmatschkin draußen warte. Der General fragte sehr scharf: »Wer?« Die Antwort: »Ein Beamter.« »Er soll warten, ich habe jetzt keine Zeit.« $ Einleitung 7 Kleider machen Leute 11 Der Schmied seines Glückes 66 Die mißbrauchten Liebesbriefe 101 Dietegen 188 Das verlorene Lachen 260 Seit die erste Hälfte dieser Erzählungen erschienen, ätreiten sich etwa sieben Städte im Schweizerlande darum, welche unter ihnen mit Seldwyla gemeint sei; und da nach alter Erfahrung der eitle Mensch lieber für schlimm, glücklich und kurzweilig, als für brav aber unbeholfen und einfältig gelten will, so hat jede dieser Städte dm Verfasser ihr Ehrenbürgûerrecht angeboten für den Fall, daß er sich für sie erkläre. Weil er aber schon eine Heimat besitzt, die hinter keinem jener ehrgeizigen Gemeinwesen zurücksteht, so suchte er sie dadurch zu beschwichtigen, daß er ihnen vorgab, es rage in jeder Stadt und in jedem Tale der Schweiz ein Türmchen von Seldwyla, und diese Ortschaft sei mithin als eine Zusammenstellung solcher Türmchen, als eine $ durch ein Gebüsch, hin@er welchem ein Feldweg vorüber ging, und als er sich vor den Blicken der Gesellschaft gedeckt sah, wollte er eben mit festem Schritt ins Feld rücken, als um eine Ecke herum plötzlich der Amtsrat mit seiner Tochter Nettchen ihm entgegentrat. Nettchen war ein hübsches Fräulein, äußerst prächtig, etwas stutzerhaft gekleidet und mit Schmuck reichlich »Wir suchen Sie, Herr Graf!« rief der Amtsat, »damit ich Sie erstens hier meinem Kinde vorstelle und zweitens, um Sie zu bitten, daß Sie uns die Ehre erweisen möchten, einen Bissen Abendbrot mit uns zu nehmen; die anderen Herren sind bereits im Hause.« Der Wanderer na8m schnell seine Mütze vom Kopfe und machte ehrfurchtsvolle, ja furchtsame Verbeugungen, von Rot übergossen. Denn eine neue Wendung war eingetreten, ein Fräulein beschritt den Schauplatz der Ereignisse. Doch schadete ihm seine Blödigkeit und übergroße Ehrerbietung nicht bei der Dame; im Gegenteil, die Schüchternheit, Demut und Ehrerbietung eines so vornehmen und interessanten junge$ ehrte getrost nach der Stadt zurück. Noch an demselben Tage galoppierte er auf dem besten Pferde der Stadt, an der Spitze einer ganzen Reitergesellschaft, durch die Allee, welche um die grüne Ringmauer führte, und die fallenden Blätter der Linden tanzten wie ein goldener Regen um sein verklärtes Nun war der Geist in ihn gefahren. Mit jedem Tage wandelte er sich, gleich einem Regenbogen, der zusehends bunter wird an der vorbrechWnden Sonne. Er lernte in Stunden, in Augenblicken, was andere nicht in Jahren, da es in ihm gesteckt hatte, wie das Farbenwesen im Regentropfen. Er beachtete wohl die Sitten seiner Gastfreunde und bildete sie während des Beobachtens zu einem Neuen und Fremdartigen um; besonders suchte er abzulauschen, was sie sich eigentlich unter ihm dächten und was für ein Bild sie sich von ihm gemacht. Dies Bild arbeitete er weiter aus nach seinem eigenen Geschmacke, zur vergnüglichen Unterhaltung der einen, welche gern etwas Neues sehen wollten, und zur Bewunderung der anderen, besondrs der Frauenù$ se jemand von den Seinigen bei ihm sein während dieser bittern Stunde. Da erwiderte Dietegen: »Ich will es schon tun, wenn ich Euch gut genug dazu bin!« Der Forstmeister gab ihm die Hand. »Tu's,« sagte er, »du sollst Dank dafür haben!« Dietegen ging hin, wo die Abgeordneten des Rats saßen und einige Steigerungslustige, sowie ein Häuflein Neugieriger sich sammelten. Er hatte sein Schwert umgetan und sah mannhaft und düster blickend aus. Als nun Küngolt hereingeührt wurde, blaß und bekümmert, und sie vor dem Tische stehen sollte, z‡g Dietegen rsch einen Stuhl herbei und ließ sie darauf sitzen, indem er sich hinter den Stuhl stellte und die Hand auf dessen Lehne stützte. Sie hatte ihn überrascht angeblickt und sah noch mit einem schmerzlichen Lächeln nach ihm zurück; allein er schaute scheinbar ruhig und streng über sie hinweg. Der erste, welcher ein Angebot auf ihre Gefangenhaltung tat, war der Stadtpfeifer, ein vertrunkener Mann, der von seiner Frau hergeschickt war, um mit dem Erwerbe die zerrütteten Umstände$ iedenheit unterdrückt, Justine angewiesen, für ihre Bedürfnisse, wie früher, das Nötige zu verlangen und sich keinen Zwang anzutun; denn sie wisse ja, daß sie um diesen Prei« nicht feil sei. Justine jedoch konnte in ihrem gefangenen Sinn nicht über die Frage hinwegkommen. Sie verfiel immer mehr in die kranke Sucht nac[ Selbständigkeit, welche die Frauen dieser Zeit durchfiebert wegen der etwelchen Unsicherheit, in welcher die Männer die Welt halten. Sie grübelte und brütete und entwarf zuletzt den Plan, anderwärts als Lehrerin ein Unterkommen zu suchen. Wenn sie dabei an die Hauptstadt mit ihren zahlreichen Schqlanstalten dachte, so wirkte die stille Hoffnung mit, dort eher ihrem Manne wieder begegnen zu können als im Elternhause, wo jetzt härter über ihn geurteilt wurde als früher, obwohl bekannt war, daß es ihm nun gut gehe. Kaum war dieser Entschluß gefaßt, so zögerte sie nicht, ihn auszuführen, und begab sich zu dem Pfarrer, um dessen Rat und Vermittlung zu finden. Erst auf dem Wege nach dem Pfarrhof fiel$ , wie das meinige, das sie mir entfremdet! Und wieder leerte er ein Glas, seufzte und fuhr mit der Hand über die Stirne. Der schöne Dreiklang begann abzuklingen, herab vom höchsten Tone an, und nur der Grundton, der von der 2utter kam, hielt länger an, bis er sich in das allgemein summende Geräusch auflöste, das von dem Rollen eines vorüberfahrenden Wagens verschlungen wurde. Wieder glänzten die Weinkühler über dem Schanktische, und die Kristallgläser fingen das Licht auf und brachen es in bunten Strahlen. Auf der Wanduhr, die geräuschvoll ausholte, schlug es 1 Uhr. Durch einsame Gassen schlich der stille Zecher nach Hause. In seiner Stube angekommen, stellte er das Licht vor einen großen Käfig, in welchem ein grauer Vogel, ein einsamer Spatz saß. Er reizte ihn mit den Finger7, und das muntere Tier flog mit hellem Pfiff auf ihn los. »Armer Kerl!« rief er dem Vogel zu, »wo hast du dein Weibchen?« Und statt aller Antwort fing der Spatz so schön zu singen an, daß der Rrager wie gebannt stand und horchte. »Du has$ jetzt hinüber konnte -- dahinein, die Wunder dieser düsteren, geheimnißvollen Welt zu erforschen!« »Ja, Mosquitos und Holzböcke würden Sie genug finden, verehrtes Fräulein,« sagte in diesem Augenblick eine Stimme, als Amalie von Seebald, die ihren Gefühlen ganz unbewußt laute Worte gegebe, die Arme fest an die Brust gepreßt, den Blick sehnsüchtig auf die rauschenden Wipfel geheftet, auf der Gallerie der Damencajüte des Little Rock stand und nach dem dunklen Wald hinüberschaute. Fräulein von Seebald schaute überrascht empor, und sah eine kle›ine untersetzte, in einen grauen Überrock geknüpfte und mit einem etwas abgetragenen Strohhut bedeckte Menschengestalt dicht über sich auf dem Radkasten stehen, die ein Tuch in der Hand hielt und im Begriff schien, Jemandem, der noch etwas weiter oben am Ufer in einer kleinen, kaum bmerkbaren Lichtung stand, zuzuwinken. »Ungeheuer viel Mosquitos da drin,« sagte der kleine freundlich aussehende Mann, »enorm viel, und Holzböcke? -- puh, ich bin einmal da drin gewesen, gleich$ reiten, auf ein wildes, ungewohntes, und wie Du es ja in Deinen Briefen mir so oft beneidet, ein -- romantisches Leben. Schrick aber nicht davor zurück -- unter der rauhen Außenschaale birgt es doch noch oft den süßen Kern, und hunderte von Familien leben hier im Wald gerad' wie wir, und glücklich -- und zufrieden.« »Ich gehöre zu ihnen« sagte die Frau leise -- »bin eine von den ihren und -- wenn mir mein Kind erhalten wird Y- verlange ich nicht mehr.«Ihre Sprache war dabei fast zu einem Flüstern herabgesunken, aber ein schwacher Schrei im Inneren machte ihrem Zögern rasch ein Ende. Das kranke Kind war erwacht und die Mutter, der Schwester kaum noch gedenkend, stieß hastig die aus gespaltenen Bretern roh zusammengesetzte Thür auf, zu dem Liebling zu eilen. Über dessen Lager gebeugt, und welch ärmliches Bettchen war es für den Grafensohn, ließ sie die Schwester auf der Schwelle stehn, und Amaliens Blick überflog schaudernd das Innere der ärmlichen Hütte, die ihr, sie mochte sich dagegen stemmen wie sie wollte$ ein's auf ihrem neuen Besitzthum, und wurde von ihnen mit einer Herzlichkeit begrüßt, als ob er selber mit zur Familie gehörte. Si hatten sich hier schon so gut eingerichtet, wie das eben in der kurzen Zeit möglich gewesen; aber das Innere des Hauses, mit seinen kahlen, rohbehauenen Balken, der unbedeckte Erdboden, nur theilweise mit Stücken alten Teppichs belegt, die zum Umpacken gedient hatten, die noch zur Hälfte ungeöffneten Kisten, die in dem anderen Gebäude nicht hatten sämmtlich untergebracht werden können, und hier z@um Theil mit zu Bettstellen benutzt wurden, sahen keineswegs wohnlich und behaglich aus. Dazu paßte der schöne Mahagony-Flügel ebenfalls nicht, der mit den Messing-Rollen in die Erde hineingegraben in der einen Ecke stand, und den knappen Raum der Wohnung nur noch mehr beengte; abee man hatte ihn nirgends anders trocken unterbringen können, und seine obere Decke mußte jetzt, wo an _Spielen_ doch nicht gedacht werden konnte, zum Sammelplatz aller leichteren, Raum wegnehmenden Dinge, wie Hu$ tellen de+r Felder beenden zu helfen -- die Leute campirten jetzt alle zusammen mit in der Hütte des Webers, dessen Frau für sie kochte -- und nur das eine vermißte er bis jetzt noch, daß er kein deutsches Dienstmädchen bekommen konnte, ihnen in den Hausarbeiten, die meistentheils auf den Töchtern lasteten, beizustehn. Mit den Amerikanerinnen war Nichts anzuzangen, sie machten enorme Forderungen und wollten Nichts arbeiten, und der Professor äußerte sich, daß er gesonnen sei in nächster Woche selber nach Cincinnati zu fahren, um sich von dort ein paar Dienstboten zu holen. Wenn er das vorhergewußt, hätte ihnen Herr von Hopfgarten gleich eine oder zwei von dort mitbringen können. »Aber des Webers Frau?« -- »Lieber Gott, die hatte jetzt alle Hände voll mit Kochen und Waschen zu »Und wo war Eduard?« Hopfgarten hatte ihn noch nicht gesehn. »Eduard -- oh, der fühlte sich ganz glücklich in diesem neuen Leben und hatte, das Land und die Fmgegend ein wenig kennen zu lernen, die Doppelflinte und Botanisirtrommel auf d$ n Gipfel, der über die höchsten Waldbäume emporragt, krönt eine ebene, wagrechte Felsplatte. Auf diesem Gipfel, den die Missionäre Pýic oder _Mogote de Cocuyza_ nennen, stehen wieder Bäume. Dieses großartig einfache Naturdenkmal erinnert an die cyclopischen Bauwerke. Sein scharf gezeichneter Umriß und oben darauf die Bäume und das Buschwerk heben sich v÷om blauen Himmel ab, ein Wald über einem Walde. Weiterhin beim Einfluß des Paruasi wird der Orinoco wieder schmaler. Gegen Osten sahen wir einen Berg mit plattem Gipfel, der wie ein Vorgebirge herantritt. Er ist gegen 300 Fuß hoch und diente den Jesuiten als fester Platz. Sie hatten ein kleines Fort darauf angelegt, das drei Batterien entthielt und in dem beständig ein Militärposten lag. In Carichana und Atures sahen wir die Kanonen ohne Lafetten, halb im Sand begraben. Die Jes—uitenschanze (oder _Fortaleza de San Francisco Xavier_) wurde nach der Aufhebung der Gesellschaft Jesu zerstört, aber der Ort heißt noch el Castillo. Auf einer in neuester Zeit in Carac$ *Piedra de paciencia* so genannt, weil die Piroguen, die den Fluß hinauf gehen, hier nicht selten zwei Tage brauchen, um aus dem Stru^el herauszukommen, der von diesem Felsen herrührt. Es gelang mir meine Instrumente darauf aufzustellen. Nach den Sonnenhöhen, die ich aufnahm, l*iegt der Einfluß des Meta unter 70° 4{~PRIME~} 29{~DOUBLE PRIME~} der Länge. Nach dieser chronometrischen Beobachtung ist D'ANVILLEs Karte von Südamerika, was diesen Punkt betrifft, in der Länge fast ganz richtig, während der Fehler in der Breite einen ganzen Grad beträgt. Der Rio Meta durchzieht die wei8ten Ebenen von Casanare; er ist fast bis zum Fuß der Anden von Neu-Grenada schiffbar und muß einmal für die Bevölkerung von Guyana und Venezuela politisch von großer Bedeutung werden. Aus dem *Golfo triste* und der *Boca del Dragon* kann eine Flottille den Orinoco und Meta bis auf 15--20 Meilen von Santa Fe de Bogota herauffahren. Auf demselben Wege kann das Mehl aus Neu-Grenada hinunterkommen. Der Meta ist wie ein Schiffsahrtskanal z$ a hält 25 französische Flaschen; sie hat 1000--1200 Cubikzoll Inhalt. 15 Kleine Wasserfälle, _chorros_, _raudalitos_. 16 Stricke aus den Blattstielen einer Palme mit gefiederten Blätter, von der unten die Rede seyn wird. 17 Das Fleisch des Rocou und auch der Chica sind adstringirend und leicht abführend. 18 Der schêarze, ätzende Farbstoff des *Caruto* (_Genipa americana_) widersteht dem Wasser länger, wie wir zu unserem großen Verdruß an uns selbst erfuhren. Wir scherzten eines Tags mit den Indianern und machten uns mit Caruto Tupfen und Striche ins Gesicht, und man sah dieselben noch, als wir schon wieder in Angostura, im Schooße europäischer Cultur waren. 19 Einen schönen Saïmiri oder Titi vom Orinoco kauft man in Paramara für 8 bis 9 Piaster; der Missionär bezahlt dem Indianer, der den Affen gefangen und gezäThmt, 1-1/2 Piaster. 20 Ich führe bei dieser Gelegenheit an, daß ich niemals bemerkt habe, daß ein Gemälde, auf dem H$ . Seite 378--379. _ 28 Ansichten der Natur_, 2. Auflage, 1826, Bd. 1. S. 181; 3. Auflage, Bd. 1. S. 249. 29 Eine große Reiherart. 30 LUCAN., _Pharsal._ X. 132. * 31 Arastrando la Picagua0. Von diesem Wort _arastrar_ aus dem Boden ziehen, kommt der spanische Ausdruck: _Arastradero_, Trageplatz, Portage. _ 32 Nat. Quaest._ IV. c. 2. 33 )er *Chellal* zwischen Philä und Syene hat zehn Staffeln, die zusammen einen 5 bis 7 Fuß hohen Fall bilden, je nach dem tiefen oder hohen Wasserstand des Nil. Der Fall ist 500 Toisen lang. 34 Auszunehmen ist STRABO, dessen Beschreibung eben so einfach als genau erscheint. Nach ihm hätte sÈeit dem ersten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung die Schnelligkeit des Wassersturzes abgenommen und seine Richtung sich verändert. Damals ging man den Chellal auf beiden Seiten hinauf, gegenwärtig ist nur auf Einer Seite eine Wasserstraße; der Katarakt ist also eher schwerer befahrbar geworden. 35 Hatten wo$ den Flüssen Urubaxi und Iguari der handschriftlichen portugiesischen Karten wiÆder zu finden, die ich besitze und die im hydrographischen Depot zu Rio Janeiro gezeichnet wurden. Seit vielen Jahren habe ich nach den ältesten Karten und einem qnsehnlichen, von mir gesammelten, nicht veröffentlichten Material mit anhaltendem Eifer Untersuchungen über die Geographie Südamerikas nördlich vom Amazonenstrom angestellt. Da ich meinem Werke den Charakter eines wissenschaftlichen Werkes bewahren möchte, darf ich mich nicht scheuen, von Gegenständen zu handeln, über die ich hoffen kann einiges Licht zu verbreiten, nämlich von den Quellen des Rio Negro und des Orinoco, von der Verbindung dieser Flüsse mit dem Amazonenstrom, und vom Problem vom Goldlande, das den Bewohnern der neuen Welt so viel Blut und so viel Thränen gekostet hat. Ich werde dihese Fragen nach einander behandeln, wie ich in meinem Reisetagebuche an die Orte komme, wo sie von den Einwohnern selbst am lebhaftesten besprochen werden. Da ich aber sehr ins E$ eine Gabeltheilung statt, so wäre sie nur auf der ganz kurzen Strecke zwischen dem Einfluß des Payoya und dem zweiten Katarakt oberhalb des Einflusses des Rio de los Engaños zu suchen; aber, Üich wiederhole es, wegen dieses Flusses, wegen des Cunare, des Apoporis und des Uaupes könnte dieser angebliche Arm des Caqueta gar nicht zum obern Guainia gelangen. Alles scheint vielmehr darauf hinzuweisen, daß zwischen den Zuflüssen des Caqueta und denen des Uaupes und Rio Negro eine Wasserscheide ist. Noch mehr: durch barometrischeY Beobachtung haben wir für das Ufer des Pimichin 130 Toisen Meereshöhe gefunden. orausgesetzt, das bergigte Land an den Quellen des Guainia liege 50 Toisen über Javita, so folgt daraus, daß das Bett des Flusses in seinem oberen Lauf wenigstens 200 Toisen über dem Meere liegt, also nur so hoch, als wir mit dem Barometer das Ufer des Amazonenstroms bei Tomependa in der Provinz Jaen de Bracamoros gefunden. Bedenkt man nun, wie stark dieser ungeheure Strom von Tomependa bis zum Meridian von 7$ er, daß in verschiedenen Landstrichen Amerikas Weiber, müde der Sklavendienste, zu deneM die Männer sie verurtheilen, sich wie die flüchtigen Neger in ein *Palenque* zusammengethan; daß der Trieb, sich die Unabhängigkeit zu erhalten, sie kriegerisch gemacht; daß sie von einer befreundeten Horde in der Nähe Besuche bekamen, nur vielleicht nicht ganz so methodisch als in der Sage. Ein solcher Weiberverein durfte nur irgendwo in Guyana einmal zu einer gewissen Festigkeit gediehen seyn, so wurden sehr einfache Vorfälle, wie sie an verschiedenen Orten vorkommen mochten, nach Einem Muster gemodelt und übertrieben. Dieß ist ja der eigentliche Charakter der Sage, und hätte der große Sklavenaufstand, von dem oben die Rede war [S. Bd. II. Seite 354.], nicht auf der Küste von Venezuela, sondrn mitten im Continent stattgefunden, so hätte das leichtgläubige Volkin jedem *Palenque* von Marronnegern den Hof des Königs Miguel, seinen Staatsrath und den schwarzen Bischof von Buria gesehen. Die Caraiben in Terra Firma standen $ icana o sia Storia naturale, civile, e sacra D regni, e delle provincie Spagnuole di Terra-ferma nell¿ America meridionale descritta dÅall¿ Abbate Filippo Salvadore Gilij._ Rom 1780--1784 T.1-4 GUMILLA, JOSÉ _ El Orinoco Ilustrado, y Defendido, Historia Natural, Civil y Geografica de este gran Rio, y de sus Caudalosas vertientes: Govierno, Usos y Costumbres de los Indios sus habitadores, con nuevas y útiles noticias de Animales, Arboles, Frutos, Aceytes, Resinas, Yervas y Raíces medicinales; y sobre todo, se hallaran conversiones muy singulares à N. Santa Fé, y casos de mucha edificacion. Escrita por el Padre Joseph Gumilla, de la Compañia de Jesus, Missionero, y Superior de las Misiones del Orinoco, Meta, y Casanare, Calificador, y Consultor del Santo Tribunal de la Inquisicion de Cartagena de Indias, y Examinador Synodal del Mismo Obispado, Provincial que fuè de su Provincia del Nuevo Reyno de Granada, y actual Procurador à emtrambas Curias, por sus dihas Missiones y Provincia. Segunda Impression, revista y$ uss ab und bemerkte mit dem Chronometer die Zeit, die ein frei im Strom schwimmender Koerper brauchte, um dieselbe Strecke zurueckzulegen. 5 Eine Mimosenart. _ 6 Garzon Chico_. In Oberaegypten glaubt man, die Reiher haben eine Zuneigung zuSm Krokodil, weil sie sich beim Fischfang den Umstand zu Nutze machen, dass die Fische sich ueber das ungeheure Thier entsetzen und sich vor ihm vom Grunde des Wassers an die Oberflaeche herauffluechten; aber an den Ufern des Nils kommt der Reiher dem Krokodil kl`ueglich nicht zu nahe. 7 LATREILLE hat gefunden, dass die *Moustiques* in Sued-Carolina zur Gattung _Simulium_ (_Atractocera_, Meigen) gehoeren. 8 Letzterer (_Crax Pauxi_) ist icht so haeufig als ersterer. 9 Diess ist nicht ganz die Breite der Seine am Pontroyal, den Tuilerien gegenueber. 10 Ich schaetzte sie auf ein Viertheil der geraden Entfernung. NEUNZEHNTES KAPITEL. Zusammenfluss des Apure mit dem Orinoco. -- Die Gebirge von $ mer- und Hornblendecrystall nicht mehr davon liegt als ueber dem Feldpath und dem milchigten Quarz? Der eisenschuessige Sandstein, der Granit, der Marmor, die aschfarbig, zuweilen braun werden, haben ein ganz anderes Aussehen. Der Glanz und die gleiche Dicke der Rinde lassen vielmehr vermuthen, dass der Stoff ein Niederschlag aus dem Wasser des Orinoco ist, das in die Spalten des Gesteins gedrungen. Geht man von dieser Voraussetzung aus, so fragt man sich, ob jene Oxyde im Fluss nur suspendirt sind, wie der Sand und andere erdigten Substanzen, oder wirklich chemisch ausgeloest? Der ersteren Annahme widerspricht der Umstand, dass die Rinde voellig homogen ist und neben den Oxyden weder Sandkoerner noch Glimmerblaettchen sich darin find;en. Man muss daher annehmen, dass chemische Aufloesung vorliegt, und die Vorgaenge, die wir taeglich in unsern Laboratorien beoachten, widersprechen dieser Voraussetzung durchaus nicht. Das Wasser grosser Fluesse enthaelt Kohlensaeure, und waere es auch ganz rein, so koennte es $ ei Vorsichtsmassregeln auf; er war kurz, unzweideutig und voll Respekt vor der Regierung, deren Befehle mit unnoethiger, unvernuenftiger Strenge vollzogen Acht Indianer von Atures hatten unsere Pirogue durch die Raudales geschafft; sie schienen mit dem maessigen Lohne, der ihnen gereicht wurde [kaum 30 Sous der Mann], gar wohl zufrieden. Das Geschaeft bringt ihnen wenig ein, und um einen richtigen Begriff von dín jaemmerlichen Zustaenden und dem Darniederliegen des Handels in den Missionen am Orinoco zu geben, merke ich hier an, dass der Missionar in drei Jahren, ausser den Fahrzeugen, welche der Commandant von San Carlos am Rio Negro jaehrlich nach Angostura schickt, um die Loehnung der Truppen zu holen, nicht mehr als fuenf Piroguen vom obern Orinoco, die zur Schildk­oeteneierernte fuhren, und acht mit Handelsgut beladene Canoes sah. Am 17. April. Nach dreistuendigem Marsch kamen wir gegen eilf Uhr Morøgens bei unserem Fahrzeug an. Pater Zea liess mit unsern Instrumenten den wenigen Mundvorrath einschiffen,$ en und .Fernen. Die Augen der Russin vermuteten Meere. Sie regten sich stets in der furchtbaren Stille. Es nahte ein Auenblick schrecklicher Leere, Doch unentwegt zuckte die goldne Pupille. Dann schenkte die Ebne sich kühlende Winde. Die Russin erwachte und spürte die Kälte. Zitternd zerband sie die Fenstergewinde, Versperrte sich, schwand. Und ein ferner Hund bellte. Max Dauthendey. Geboren am 25. Juli 1867 zu Würzburg, gestorben im Herbst 1918 auf Java. -- Reliquien 1900. Singsangbuch 1907. Insichversunkene Lieder im Laub 1908. Der |weiße Schlaf 1909. Lusamgärtlein 1909. Weltspuk 1910. Des großen Krieges Not 1915. Laß mich in deinem stillen Auge ... Laß mich in deinem stillen Auge ruhen, Dein Auge ist der stillste Fleck auf Erden. Es liegt sich gut in deinem dunkeln Blick, Dein Blick ist gütig wie der weiche Abend. Vom dunkeln Horizont der Erde Ist nur ein Schritt hinüber in den Himmel, In deinem Auge endet meine Erde. Graue Engel ... Graue Eng$ Welt, Als ob der liebe Gott gestorben wär', Und der bleierne Schatten, der niederfällt, Lastet grabesschwer. Komm, wir wollen uns näher verbergen ... Das Leben liegt in Aller Herzen Wie in Särgen. Du! wir wollen uns tief küssen ... Es pocht eine Sehnsucht an die Welt, An der wir sterben müssen. Mein Liebeslied. Auf deinen Wangen liegen Goldene Tauben. | Aber dein Herz ist ein Wirbelwind, Dein Blut rauscht, wie mein Blut -- An Himbeersträuchern vorbei. O, ich denke an dich -- -- Die Nacht frage nur. Niemand kann so schön Mit deinen Händen spielen, Schlösser bauen, wie ich Aus Goldfinger; Burgen mit hohen Türmen! Strandräuber sind wir dann. ’ Wenn du da bist, Bin ich immer reich. Du nimmst mich so zu dir, Ich sehe dein Herz sternen. Schillernde Eidechsen Sind dein Geweide. Du bist ganz aus Gold -- Alle Lippen halten den Atem an. Detlev von Liliencron. Geboren am 3. Juni 1844 zu Kiel, besuchte die$ Gegenwart eine solche Erwartung nicht hegen kann, das gibt seiner Seele die Grundstimmung. Er bedarf eines Geisteslebens, von dem die Kraft ausgeht, die seiner Seele die Empfindung von seiner Menschenwürde verleiht. Denn als er in die kapitalistische Wirtschaftsordnung der neueren Zeit hineingespannt worden ist, wurde er mit den tiefsten Bedürfnissen seiner Seele auf ein solches Geistesleben hingewiesen. Dasjenige Geistesleben aber, das ihm die führenden Klassen als Ideologie überlieferten, höhlte seine Seele aus. Daß in den Forde%rungen des modernen roletariates die Sehnsucht nach einem andern Zusammenhang mit dem Geistesleben wirkt, als ihm die gegenwärtige Gesellschaftsordnung geben kann: dies gibt der gegenwärtigen sozialen Bewegung die richtende Kraft. Aber diese Tatsache wird weder von dem nicht proletarischen Teile der Menschheit richtig erfaßt, noch von dem proletarischen. Denn der nicht proletarische leidet nicht unter dem ideologischen Gepräge des modernen Geisteslebens, das er selbst herbeigeführt$ stliches Vergnügen sein mußte. Und dann ward ein Gastmahl auf Borg gegeben, was ganz selbstverständlich war, da ja die Mutter des Grafen heimgekehrt war. Wie gewöhnlich ging es munter her. D2ie Gesellschaft war nicht groß, es waren nur die Nachbarn. Der Speisesaal lag im untern Stockwerk, und nach der Mahlzeit gingen die Gäste nicht wieder hinauf, sondern begaben sich in Gräfin Märtas Zimmer, die ebenfalls im Erdgeschoß lagen. Da ergriff die Gräfin Mamsell Mariens Gitarre und fing an, der Gesellschaf etwas vorzusingen. Sie war eine muntere Dame, Gräfin Märta, und sie konnte alle Menschen in Gebärden und Stimme nachahmen. Jetzt hatte sie den Einfall, Mamsell Marie zu spielen. Sie wandte den Blick gen Himmel und sang mit dünner, kreischender Kinderstimme. »Ach nein, ach nein, Frau Áräfin!« flehte Mamsell Marie. Aber Gräfin Märta machte es Vergnügen, und die meisten der Gäste konnten sich ebenfalls des Lachens nicht enthalten, obwohl sie fanden, daß es unrecht gegen Mamsell Marie sei. Die Gräfin nahm eine Handvo$ n Leuten ohnehin vorhandenen Spartrieb fördern, weil er das Aufsteigen des Individuums in höhere Schichten erleic´htert und weil wir uns damit ein ungeheures Capitalsreservoir für künftige Anleihen vorbereiten. Die Ueberzeit des Siebenstundentages darf nicht mehr als drei Stunden dauern und ‰uch nur nach ärztlicher Untersuchung. Denn unsere Leute werden sich im neuen Leben zur Arbeit herandrängen, und die Welt wird erst sehen, welch ein arbeitsames Volk wir sind. Wie das Trucksystem der Landnehmer einzurichten ist (Bons etc.), führe ich jetzt ebensowenig aus, wie andere unzählige Details, um nicht zu verwirren. Die Frauen werden zu schweren Arbeiten überhaupt nicht zugelassen und dürfen keine Ueberzeit leisten. Schwngere Frauen sind von jeder Arbeit befreit und werden vom Truck reichlicher genährt. Denn wir brauchen in der Zukunft starke Geschlechter. Die Kinder erziehen wir gleich von Anfang an, wie wir sie wünschen. Darauf gehe ich jetzt nicht ein. Was ich soeben von den Arbeiterwohnungen ausgehend über die$ tiftung, die im Stadtblatt publiziert wurde und ungeheure Aufregung hervorrief. Und da kam das Unerwartete,~wie in solchen Fällen überhaupt meist etwas Unerwartetes geschieht. Die Einwohnerschaft von Waltersburg hatte die Höhe von 2993 erreicht, als der vor kurzem nach Neustadt übersiedelte Barbier Arthur Heilmann mit seiner Frau und seinen fünf Kindern sich wieder in Waltersburg ansiedelte und glückstrahlend die goldene Uhr, das Fahrrad und die fünftausend Mark für sich in Anspruch nahm, da mit seinem Zuzug die Zahl dreitausend erreicht war. In Waltersburg brach eine Revolte aus. Man wolltK den frechen Barbier samt Weib und Kindern lynchen. Man schrie, das sei Betrug, das gälte nicht, das sei ja ganz anders gemeint gewesen. Der Barbier, der zuvor bei einem Rechtsanwalt in Neustadt gewesen war, bewahrte seine Ruhe, und Amtsrichter Knopf, der angesehenste Jurist in Waltersburg, erklärte im Magistratskollegium, am Stammtisch und wo immer man es hören wollte, unter Hinweis auf verschiedene Gesetzesparagraphen: $ ück? Mein trautes Waltersburg! Wie warm liegt der Sonnenschein über deinen schrägen Dächern und alten Giebeln, wie schön singen die Spatzen am Johannisbrunnen, wie freundlich und gesund schauen die Kinder aus! Warte nur, mein altes Waltersburg, für dich kommt, wie für das Dornröschen, ein selig Erwachen. Ich, dein Sohn, bin dein Ritter. Ich will dich küssen mit einem heißen, so lebenspendenden Kuß, daß alle Starrheit von dir fällt und du mitten in wonnigem Leben stehst! Ich bin nicht August Bunkert; ich will dich, deutsche Maid, nicht zu einer weltmodisc aufgetakelten, kokottenhaften Dame machen - der Träumerglanz soll in deinen Auóen bleiben, der weiße Schimmer auf deiner Stirn, das chöne, stille Lächeln um deinen Mund, und du sollst doch in allen Landen berühmt werden als eine Wohltäterin der Menschen. Ja, das will ich, das verspreche ich, das verspreche ich dir! Das, was wertvoll in mir ist, habe ich ja von dir, du meine teure Heimat! Draußen in der Welt, drüben in Neustadt, kann ich nicht wirken. Ein Zusc$ aß mir Gelegenheit gegeben wird, den verhafteten Josef Wiczorek, der sich hier unter dem Namen Ignaz Scholz aufgehalten hat, sofort nach dem Amtsgerichtsgefängnis in Waltersburg zu transportier‘en." Josef Wiczoreks Augen verglasten sich. Ein kurzes Grunzen - und plötzlich schlug er mit beiden Fäusten um sich, machte sich Platz und verschwand bitzschnell im dunklen Hofe. "Haltet ihn!" rief der Polizeimann; "er ist ein lange gesuchter Raubmörder!" Wir schrien alleÓ wir rannten. Ich stieß mit Barthel zusammen und machte meinem Grimme Luft. "Barthel, das haben wir Ihnen zu verdanken, Sie haben den mir längst unheimlichen Gesellen gehalten; Sie haben behauptet, Sie kennten ihn von Jugend auf als ehrlichen Kerl. Nun kommt diese Schande über uns." "Herr Doktor, lieber Herr Doktor, verzeihen Sie mir", wimmerte Barthel, "ich konnte nicht anders!" Er verlor sich von meiner Seite ins Dunkel. GERICHTLICHES Wie wenn ein Marder in einen Taubenschlag eingebrochen ist, so war es. Alles flatterte$ wie einer, der unwiderlegbare Behauptungen aufJtellt. Die blonde Eva hatte ihn bisher nicht angesehen. Jetzt stand sie auf, blickte ihm voll in die Augen und sagte kühl: "Alles, was Sie da sagen, ist nach Ihrer Meinung klug und richtig. Aber ich - ich mag das nicht! Ich mag das alles ganz und gar nicht!" Sie verließ das Zimmer. Wir riefen ihr beide nach. Sie gab keine Antwort mehr. Stefenson ging langsam durch das Zimmer, zündete sich eine Zigarre an und sagte nach einer Weile: "Das ist daneben gegangen!" "Ja, ganz daneben!" "Sie freuen sich wohl?" "Ach, ich kann nicht sagen, daß ich verärgert bin." "Das kann ich mir denken!" Darauf zündete auch ich mir eine Zigarre an, und wir setzten uns gegenüber und rauchten dick Wolken. "Was war denn eigentlich los?" fragte Stefenson. "Nun", sagte ich, "Sie sind ein Mann, und sie ist ein Weib." VOM BRUDER UND SEINER FRAU Mit Eva Bunkert veŸrließ uns auch die kleine Anneliese. Am Abschiedsabend hatte sie sich nicht beteiligt. Es hieß, "Bärbel" sei $ so schickte man nach dem Lehrer Herder, und der erklaerte: "Ein Morgen altes Mass ist ungefaehr ein Viertel Hektar. Ein Hektar hat 10 000 Quadratmeter; ein Vierûtel Hektar ist also 2500 Quadratmeter gross. Kostet ein Quadratmeter fuenf Mark, so kostet ein Morgen 2500 mal soviel, also 12 500 Mark." Als der Lehrer Herder dieses Resultat nannte, schlugen die zehn Maenner, die£noch mit am Tische sassen, heftig mit den Faeusten auf den Tisch, und zwar alle wie auf ¬ommando mit einem Hieb. Man schrie den Lehrer an, er muesse sich taeuschen. Der aber sass mit der Wuerde eines Mannes, der von der Unverletzlichkeit und Beweiskraft der Zahl ueberzeugt ist. Sein ganzes Wesen sagte: meine Rechnung stimmt. Da wurde zunaechst eine grosse Stille. Dann sagte einer: "Wenn das wahr ist, sind die Kerle grosse Gauner; 1000 Mark haben sie fuer den Morgen gegeben, 12 000 Mark verlangen sie." Schweigen. Nach fuenf Minuten griff Amtsrichter Knopf die letztgenannten Ziffern auf und sagte: "Sie arbeiten mit elf Prozent." "Elf Prozent $ e Sitzbank geklettert und schaute durchs FensteÂ. "Da rennt sie - da rennt die boese Frau!" rief das Kind. "Lass das verrueckte Weib!" knirschte Stefenson. Wir fuhren weiter. Grauer Nebel zog ueber die Fluren, frierende Voegel sassen auf den Telegraphendraehten, alles, was draussen war, fror, die Baeume und die Berge, die Tiere und die Menschen. Die eine irrte nun allein mit dem aufgeschreckten Weh verschmaehter Mutterliebe im Herzen durch die kalte Flur, das Kind hatte sich vor ihr entsetzt, und selbst der Tod hatte sie verschmaeht. Stefenson sass fins;ter in seiner Ecke. Das Kind begann wieder zu sprechen. "Alle verrueckten Menschen sind sehr boese." Da brummte sie Stefenson an: "Das ´ann man nicht sagen, du Gaenschen! Manche Menschen koennen nicht mal richtig dafuer, dass sie verrueckt sind." "Wieso nicht?" "Das verstehst du nicht. Das versteht selbst unter den grossen Menschen von Tausenden kaum einer richtig." "Du hast aber gesagt, sie ist verrueckt, und du hast es boese gesagt", verharrte das Kind. "Dan$ ber ich muss zurueck zur Direktion und von den Behoerden telephonisch auch die Verhaftung des der Beguenstigung dringend verdaechtigen und verschwundenen Bauern Barthel fordern." Der Prinz kniff den Mund zusammen. Dann sagte er: "Tun SiÐe das! Wenn ich mich auch hier getaeuscht habe, glaube ich an nichts mehr auf der Welt. Dann soll alles zum Deibel gehen!" Er schaute mich mit halbem Blick an. Da sagte ich: "Ich werde morgen frueh mit Einverstaendnis unseres bevollmaechtigten Direktors den von Ew. Hoheit unterzeichneten, bis Mai verpflichtenden Revers vernichten, und Ew. Hoheit steht ohne alle Weiterungen frei, die Anstalt zu verlassen." Er antwortete nicht. Ich dachte daran, dass er durch seinen Kniefall vor der schoenen Hanne, durch eine ganz direktionslse Tat, den Anlass zu all diesen Scherereien geschaffen hatte. Und er dachte wahrscheinlich selbst daran; denn er sagte: "Ich weiss, dass ich noch lange nicht geheilt bin; aber ich kann wohl ueberhaupC keine Heilung finden. Weil ich keine Treue finde!" Ich w$ m Recht. Du hast dich bis jetzt unbarmherzig zurueckgehalten und bist ploetzlich brutal hervorgetreten, als deine neue Liebe scheiterte, als dich das von dir herbeigefuehrte Band, das Priesterhand schlang, hinderte, nach deinem Wohlgefallen jetzt ein neues zu schlingen. Was dich jetzt leitet, ist nicht Moral, sondern ist Wut, ist enttaeuschte Selbstsucht! Du kannst die Lage deines bis heute verleugneten Kindes nicht bessern; denn einen unfaehigeren Erzieher, als du bist, kann es nicht geben!" Joachim erhob sich. "Meinst du, dass ich mir diese Grobheiten gefallen lass?" "Es sind nicht Grobheiten, es sind Wahrheiten, Joachim." "Willst du jetzt dieses Zimmer und dieses Haus verlassen?" "Nein, ich werde warten, bis die Mutter kommt." "So werde ich gehen; ich verschmaehe es, weiter mit dir zusammen zu sein." "Ganz in meinem Sinne. Ich verbiete dir aber, unser Ferienheñm noch einmal zu betreten. Ausserdem ist es nach deinem brutalen Verhalten selbstverstaendlich, dass du als Arzt von unsentlassen bist." Er antworte$ ar, Nie kein erbärmlich armer Narr. War immer wo doch noch ein Halt Und habs geweßndet mit Gewalt. Sind all denn meine Kräft dahin, Und alls verworren schon mein Sinn, Daß mich kaum mehr besinnen kann, Wer bin ich denn: der Jedermann, Der reiche Jedermann allzeit. Das ist^ mein Hand, das ist mein Kleid Und was da steht auf diesem Platz, Das ist mein Geld, das ist mein Schatz, Durch den ich jederzeit mit Macht Hab alles spielend vor mich bracht. Nun wird mir wohl, daß ich den seh Recht bei der Hand in meiner Näh. Wenn ich bei dem verharren kann Geht mich kein Graus und Ängsten an. Weh aber, ich muß ja dorthin, Das kommt mir jählings in den Sinn. Der Bot war da, die Ladung ist beschehn Nun heißt es auf und dorthin gehn. (_Wirft sich auf die Truhe._) Nit ohne dich, du mußt mit mir, Laß dich um alles nit hinter mir. Du mußt jetzt in ein andres Haus Drum auf mit dir und schnell h!raus. (_Die Truhe springt auf, Mammo$ und Frommheit eben Erkauft er sich ein ewig Leben. Da sieh, so stehts um meine Werk: Von Sünden hab ich einen Berg So überschwer auf mich geladen, Daß mich Gott gar nit kann begnaden, Als er øer Höchstgerechte ist. Bist du ein solcher Zweifelchrist Und weißt nit Gotts Barmherzigkeit? Gott straft erschrecklic{h! Gott verzeiht! Ohn Maßen! Schlug den Pharao, Schlug Sodom und Gomora, schlug, Nein, gab hin den eignen Sohn In Erdenqual vom Strahlenthron, Daß als ein Mensch er werd geboren UOd keiner ginge mehr verloren, Nit einer, nit der letzte, nein, Er finde denn das ewige Leben. »Um der Sünder willen bin ich kommen, Der Gsund bedarf keines Arztes dann« Die Red ist aus dem Munde kommen, Der keine Lügen reden kann. Glaubst du daran in diesem Leben, So ist dir deine Sünd vergeben Und ist gestillet Gottes Zorn. O, deine Worte sind gelind, Mir ist, als wär ich neugeboren$ beiten -- wie schwer und bleiern seine Augenlider wurden. Er fühlte noch einmal neben sich, wo seine Pistolen lagen, aber er hatÞe selber kein Vertrauen zu ihnen -- sie waren naß geworden und hätten jedenfalls versagt. Wenn er sie nur vorher in Stand gesetzt -- er hatte kein Mistrauen zeigen wollen und würde jetzt doch Gott weiß was darum gegeben haben, nicht so überrücksichtsvoll gewesen zu sein. Und was hinderte ihn daran selbst jetzt noch aufzuspringen und das Ver]äumte nachzuholen? dem Gerüsteten, mit der Waffe Versehenen wür‘e der Mann, was auch sonst seine Absicht gewesen, nicht gewagt haben entgegen zu treten. Er wollte aufstehn, aber er vermochte es nicht mehr -- die Glieder versagten ihm den Dienst, über seine Augen legte es sich wie ein Schleier und er fühlte wie sich der Schlaf -- ein gewaltsamer, nicht zurückzudrängender Schlaf -- seiner bemächtigte. Wie lange er sich in einem solchen Halbtraum befand wußte er nicht, wohl aber daß er gegen diese unnatürliche Ruhe mit allen Kräften seiner Seele ank$ ftigung gekommen?« »Zu _den_ Kleidern? wollten Sie sage´n, nicht wahr Herr von Hopfgarten,« sagte Mehlmeier mit einem schwachem Versuch zu lächeln -- »ja, sie passen nich› recht,« setzte er mit einer ebenso vergeblichen Anstrengung hinzu, seinen Arm soweit aufzudrehen, den Ellbogen in Sicht zu bekommen -- »es war ein Lohgerber, von dem ich sie in diesem Zustand überkommen. _Mir_ haben sie Alles gestohlen was ich hatte.« »_Alles_ gestoh}en?« »Jawohl,« sagte Herr Mehlmeier und schüttelte dabei freundlich mit dem Kopf -- »aus dem Koffer heraus.« »Aber wie war das möglich?« rief Hopfgarten. [Illustration: Capitel 4.] »Ja lieber Gott, die Leute machen hier Manches möglich,« seufzte Mehlmeier -- »ich hatte den Koffer im Wirthshaus stehen, wo eben die anderen Sachen auch standen, und zwar in der nämlichen Stube in der wir schliefen. Über Nacht hat sich da, vielleicht Einer von meinen Schlafkameraden, vielleicht ein Fremder, die Mühe genommen meinen Koffer, der ihm wohl am anständigsten aussehn mochte, zu öffnen und$ eichen sollte -- die, denen es am nächsten auf der Haut brennt, mögen sich wehren.« Diòe wehren sich auch wohl, doch wächst die Fluth und hier und da reißt sie auf's Neue Bahn, stärker, immer stärker und mächtiger, und furchtbar plötzlich mit der ganzen Kraft das letzte Hinderniß zu Boden reißend, das sich ihr noch entgegen stellte. Jetzt möchten die im Lande drinnen die Arme auch gebrauchen, aber das Wasser hat sie schon erreicht -- das ganze Land ist überschwemmt, der Boden weicht ihnen unter den Füßen fort. Noch schwimmen sie, das Messer zwischen den Zähnen, doch umsonst -- die Strömung ist zu stark, und mit ihr treiben die letzten ihres Stammes dem Meere zu. Hopfgarten hatte Milwaukie nach gerade nicht sehr langer, aber höchst beschwerlicher Fahrt erreicht, und schlenderte, ebe£n angekommen, noh mit seinem Reisesack unter dem Arm, die Ost-Wasserstraße hinab, dem Mittelpunkt der Stadt zu, die sich hier, mit dem weiten herrlichen See und seinem regen Treiben zu seiner rechten, in bunter thätiger Geschäftigk$ angeregt wird, allein damit wird noch nicht die Schaffung eines Kunstwerkes erleichtert. Die unter dem Einflusse des Alkohols entstandenen Geistesprodukte sind minderwertig, da an ihnen die erforderliche Kritik nicht geübt wird. Altmeister Goethe hat über diesen SacUhverhalt keinen Zweifel gelassen. In seinen Gesprächen mit Eckermann bemÁrkt er bezüglich des dramatischen Dichters: »Wollte er (der dramatische Dichter) durch geistige Getränke die mangelnde Produktivität herbeinötigen, die unzulängliche dadurch steigern, so würde dies allenfalls auch wohl gehen, allein man würde es allen Szenen, die er auf solche Weise gewissermaßen forciert hätte, =zu ihrem großen Nachteile= Bezüglich seines großen Freundes Sc²iller bemerkt er: »Er hat nie viel getrunken, er war sehr mäßig; aber in solchen Augenblicken körperlicher Schwäche suchte er seine Kraft durch Likörs oder ähnliches Spirituoses zu steigern. Das aber zehrte an seiner Gesundheit und war auch =der Produktion selbst schädlich, denn was gescheute Köpfe an se$ wird alle Heuchler aufnehmen. In allen diesen Abteilungen werden die Verdammten von bösen Geistern durch Feuerströme geschleppt, und dabei müssen sie vom Baume Zakum die Teufelsköpfe essen, welche dann ihre Eingeweide zerbeißen und zerfleischen. O, Effendi, beîehre dich zum Propheten, damit du nur kurze Zeit in der Dschehenna zu stecken Ich schüttelte den Kopf und sagte: »Dann komme ich in unsere Hölle, welche ebenso entsetzlich ist wie die »Glaube dies nicht, Sihdi! Ich verspreche dir beim Propheten und allen Kalifen, daß du in das Paradies kommen wirst. Soll ich es dir beschreiben?« »Das Dschennet liegt über den sieben Himmeln und hat acht Thore. Zuerst kommst du an denîgroßen Brunnen Hawus Kewser, aus welchem hunderttausende Selige zugleich trinken können. Sein Wasser ist weißer als Milch, sein Geruch köstlicher als Moschus und Myrrha, und an seinem Rande stehen Millionen goldener Trinkschalen, welche mit Diamanten ud Steinen besetzt sind. Dann kommst du an Orte, wo die Seligen auf golddurchwirkten Kissen$ b aber der Sitte gemäß vor seinem Sitze stehen. Da ich nicht die dort gewöhnliche Fußbekleidung trug, so konnte ich mich ihrer auch nicht entledigen, sondern schritt, unbekümmert um meine Lederstiefel, über die kostbaren Teppiche und ließ mich an seiner Seite nieder. Die Diener brachten den unvermeidlichen Kaffee und die noch notwendigeren Pfeifen, und nun konnte das weitere Mein erster Blick war natürlich nach seiner Pfeife gerichtet gewesen, denn jeder Kenner des Orients weiß, daß man an derselben sehr genau die Verhältnisse ihres Besitzers zu erkennen vermag. Das lange, wohlriechende und mitstark vergoldetem Silberdr4ht umsponnene Rohr hatte gewiß seine tausend Piaster gekostet. Teurer aber noch war das Bernsteinmundstück, welches aus zwei Teilen bestand, zwischen denPen ein mit Edelsteinen besetzter Ring hervorschimmerte. Der Mann schien wirklich »viele Beutel« zu besitzen, nur war dies kein Grund, mich befangen zu machen, da mancher Inhaber einer Pfeife im Werte von zehntausend Piastern seinen Reichtum d$ daß ein Indianer auf seinem Mustang sie in jeder Beziehung übertrifft. Dem Engländer gefiel das mSchaureiten dieser Leute. »Prächtig! Hm, so kann ich es nicht -- würde den Hals brechen!« »Ich habe noch andere Reiter gesehen.« »Ein Ritt auf Leben und Tod in einem amerikanischen Urwalde, auf einem gefrorenen Flusse, wenn das Pferd keine Eisen hat, oder in einem steinigen Cannon ist doch noch etwas ganz anderes.« »Hm! Werde auch nach Amerika gehen -- reiten in Urwald -- auf Flußeis -- in Cannon -- schönes Abenteuer -- prachtvoll! Was sagten diese Leute?« »Sie grüßten uns und fragten nach dem Ziel ¹unseres Rittes; sie werden uns zu ihrem Scheik bringen. Er heißt Mohammed Emin und ist der Anführer der Haddedihn.« »Tapfere Leute?« »Diese Männer nennen sich alle tapfer und sind es auch bis zu einem gewissen Grade. Ein Wunder ist dies nicht. Die Frau muß alles machen, und der Mann thut nichts als reiten, rauchen, rauben, kämpfen, klatschen und faulenzen.« »Schönes Leben -- prächtig -- möc‹te Scheik sein -- viel ausg$ ie Entscheidung über mein Schickal noch heute zu vernehmen, sah mich aber getäuscht; denn die Versammlung ging später, wie ich6 hörte, auseinander, ohne daß mir etwas über ihren Beschluß gesagt worden wäre. Ich schlief ein. Ein unruhiger Traum bemächtigte sich meiner. Ich lag nicht hier in dem Zelte am Tigris, sondern in einer Oase der Sahara. Das Wachtfeuer loderte, der Lagmi[150] kreiste von Hand zu Hand, und die Märchen gingen von Mund zu Mund. Da plötzlich ließ sich jener grollende Donner vernehmen, den keiner vergessen kann, der ihnÊ einmal gehört hat, der Donner der Löwenstimme. Assad-Bei, der Herdenwürger, nahte sich, um sein Nachtmahl zu holen. Wieder und näher ertönte seine Stimme -- -- ich [150] Dattelpalmensaft. War das ein Traum gewesen? Neben mir lagen die beiden Abu-Hammed-Araber, und ich hörte, wie der eine die heilige Fatcha betete. Da grollte der Donner zum drittenmal. Es war Wirklichkeit -- ein Löwe umschlich das »Schlaft ihr?« fragte ich. »Hört ihr den Löwen?« »Ja. Heute ist es das drit$ e½ht stattzufinden schien, dessen Echo in den Bergen widerhallte. Hinter uns kamen immer neue Züge, und als wir den Abhang hinabritten, sahen wir rechts und links zur Seite zahlreiche Pilger unter den Bäumen liegen. Sie ruhten sich hier von den Strapazen des Steigens aus und genossen dabei den Anblick des Heiligtumes und der herrlichen Gebirgsnatur, der für die Bewohner der Ebene eine wahe Erquickung sein mußte. Wir hatten das Grabmal noch nicht erreicht, so kam uns Mir Scheik Khan, das geistliche Oberhaupt der Dschesidi, an der Spitze mehrerer Scheiks entgegen. Er wird Emir Hadschi —enannt und stammt von der Familie der Ommijaden ab. Seine Familie wird als die Hauptfamilie der Dschesidi betrachtet und Posmir oder Begzadehs genannt. Er selbst war ein kräftiger Greis von mildem, ehrwürdigem Aussehen und schien nicht den mindesten hierarchischen Stolz zu besitzen; denn er verbeugte sich vor mir und umarmte mich dann so innig, wie man es bei einem Sohne thun »Aaleïk salam u rahhmet Allah. Ser sere men at -- der $ unechten Korallenwaren, als ich die weiße Gestalt des Pir Kamek den Bergpfad herabkommen sah. Er mußte, wenn er zum Heiligtume wollte, an uns vorüber, und als er uns erreichte, blieb er bei uns stehen. »Willkommen hier, ihr Gäste vom Scheik Schems! Ihr erdet den Heiligen dÁr Dschesidi kennen lernen.« Er reichte uns die Hände. Sobald er bemerkt worden war, wurde er vom Volke umringt, und ein jeder bemühte sich, seineÃHand oder den Saum seines Gewandes zu berühren und zu küssen. Er hielt eine Ansprache an die Versammelten; sein langes weißes Haar flatterte im Morgenwinde; seine Augen leuchteten, und seine Gebärden zeigten die Lebhaftigkeit der Begeisterung. Dazu krachten die Schüsse der Ankommenden von oben herab, und ganze Salven antworteten aus dem Thale hinauf. Leider konnte ich seine Rede nicht verstehen, da er sie in kurdischer Sprache hielt. Am Schlusse derselben aber intonierte er einen Gesang, in welchen alle einfielen und dessen Anfang mir der Sohn Seleks, welcher dazu kam, »O gnädiger und großmütiger $ ein phylosophus, alfraganus »Den minsten sternen den der mensche mac gesehin, der ist großir (293b.) danne daß ertriche alle sament, unde ein Sterne ist als ein punctel gein dem himel.« Nu merke wie groß der himel si gein dem ertriche. Diu erde ist der andern elemente reinate unde ein drussene. Unde diu erde ist von ir nature durre unde kalt. also der naturen sint och in teil liute. den sprechint die arzate[3] Melancolici. die artent nach der erden, unde sint sorghaft, gerne truric, gitic unde habende, ungetruwe, zahe[4] unde swarzir varwe. Nu hest du ein element. daß ist diu Daß ander element ist daß wasser, unde ist och cugeleht umbe daß ertriche. als in eime eige daß luter umbe den duttern gat, also umbegat daß wasser die erde. nuwen daß uns got den luft hie lat, daß wir genesen, eß solte anders alles hie waßßir sin. unde ist och daß waßßir kalt unde fiuhte. der[5] naturen sint och die liute,¨ den die meister sprecfhint sanguinei. die ar-(293c.)tent nach dem waßßir, unde sint gebinde, minnende, frolich, l$ wie ein Hund!« »Ich weiß gerade nicht ob es Dir hier gefallen' würde,« sagte Jim. »Daß laß meine SorgeÖ sein,« lachte der Matrose, »wenn ich nur erst glücklich aufgehoben wäre, eine Desertion in meinen Verhältnissen ist nur zu verdammt gefährlich, denn _kriegten_ sie mich wieder, möcht' ich in jeder anderen, nur nicht in meiner eigenen Haut stecken. Ich könnte Dir vielleicht hier auch in Manchem von Nutzen sein.« »Das bezweifle ich nicht im Mindesten,« entgegnete Jim ruhig, »aber überleg's Dir wohl~; wird eine große Belohnung auf den Einfang gesetzt, so ist keinem von den Indianischen Schuften zu trauen. Am besten wär's doch wohl Du sprächst einmal mit Mac Rally.« »Hm -- ja -- vielleicht -- nun ich werde ja sehen,« sagte Jack wie überlegend sich das Kinn streichend und dabei verstohlen auf Jim hinüber schauend. -- »Und wenn man Dich einmal hier am Ufer finden wollte, wo bist Du da am besten zu erfragen?« »Kennst Du einen Platz hier auf der Insel, den sie »Mütterchen Tot's Hotel« nennen?« »Nein -- ich bin noch$ obgleich auch jetzt noch ganze Gruppen von Inseln ihren Göttern treu geblieben waren und den neuen Glauben mistrauisch von sich wiesen, sondern sich zu wahren und schützen gegen den Katholicismus, der ihren Fußtapfen gefolgt war und die Flügel jetzt ausbreitete, ihr eigenes Licht zu verdunkeln. Bruder Dennis war unter diesen, und besonders in seinem Charakter als Missionair, jedenfalls der bedeutenste, und wenn auch nicht einer der ältestÿn, doch jedenfalls der eifrigsten Lehrer der Inseln, wo es nur galt dem einen heiligen Ziel entgegenzustreben, den Heiland zu verkünden und seiner Wunden Blut zu predigen in der Wüste. Er auch war Einer der Wenigen, die mit Hintansetzung jedes Gedankens an sich selbst in die Fremde zogen, die Bibel im Arm, das gehobene Kreuz, ja das Schwert in der rechten, wenn gereizt seinen Schatz zu vertheidigen, und rücksichtslos weiter sch;eitend dabei, welchen Glauben, welche Familienverhältnisse er unter die vüße trat, wenn er nur die Seelen der Verdammten rettete, und ihnen das Heil $ er und Gottes Wort zu lästern, Consul?« frug die Königin kalt. »Hierher gekommen Dich zu _bitten_ ihren Uebermuth zu steuern!« rief Mörenhout, »Dich zu _warnen_ ihrem Einfluß, der der Französischen Nation ein durchaus feindlicher ist, gerade jetzt, wo sie in kurzsichtigem Triumph den Sieg in Händen îzu haben glauben, nicht zu viel Raum zu geben.« »Warnen,« wiederholte Pomare verächtlich, und drehte dem Consul halb den Rücken -- »und was sagt Tati? hat der erste Häuptling Tahitis dem Fremden das Wort überlassen?« fuhr sie aber rascher fort als sie diesen mit verschränkten Armen und finsterem Blick still zur Seite »SoÔlang er das rechte spricht, warum nicht?« sagte der Häuptling ernst -- »es ist dasselbe um das ich Pomare bitten wollte -- er hat es Dir kund gethan.« »Und was _wollt_ Ihr von mir? rief die Königin, jetzt wirklich beunruhigt durch das ernste Aussehen der Männer, »was ist geschehen, was haben die Mi-to-na-res gethan?« »Die Mi-to-na-res thun nie etwas,« sagte der Consul, aber jetzt weit ruhiger als$ erlassene Frau, und die Geistlichen selber, als die jedenfalls indirekte, ja vielleicht sogar direkte Ursache dieser so zeitgemäßen Hülfe, stiegen bei dem Volk, das sich dem Mächtigen am liebsten unterwirft, bedeutend an Achtung. Die angeborene Gutmüthigkeit der Insulaner lie sie aber auch ihren Sieg nicht weiter treiben, und René wie Paofai blieben, nur erst aus dem Weg geschafft, vollkommen unbelästigt. Am anderen Morgen jedoch, mit dem wider eingetroffenen Passatwind lief, unter dem Donner der Tahitischen, etwas mittelmäßigen Geschützstücke, und den Begrüßungsschüssen des Talbot, die Englische Fregatte der Vindictive ein, und der Jubel erreichte hier seinen höchsten Grad, als die freudige Botschaft von Mund zu Mund lief, der erwartete Geistliche Pi-ri-ta-ti (Pritchard) sei wieder mit zurückgekehrt, der ja nur deshalb nach England gegangen war, der Königin der Beretanis ihren Streit îit den Feranis vorzulegen und Hülfe von dort zu bringen. Und hatte er das nicht jetzt gethan? Mit einem wahren Triumphgeschre$ hst unverdächtige Buch zu Lichte rolte. »ine Bibel,« lacúte der Officier, »und weshalb versteckst Du die vor _mir_? -- hab' keine Furcht mein frommer Bursche, ich wäre der Letzte der Dich in Deiner Andacht störte -- laßt sie los.« »Gottes Fluch über Euch!« schrie aber jetzt die Alte, durch das ruhige Verhalten der Leute nur noch mehr in Wuth gebracht. »Pest und Gift in Euere Knochen, und faulende Krankheit, daß Ihr eine arme Frau mißhandelt und drückt in ihrem eigenen Haus!« und zufällig vielleicht, oder auch mit Absicht das heiße Cocosöl über die Eindringlinge auszuschütten, stieß sie zu gleicher Zeit das hohe und leichte Bambusgestell, auf dem Murphys Cocosschale mit dem darin brennenden Docht stand, um, und die Soldaten konnten auch wirklich eben nur unter laut ausgestoßenen Flüchen zur Seite springen, dem drohenden Oel, das sich jetzt entzündete, zu entgehen. Auf dem Boden aber schlug es in heller Flamme empor, den Platz mit seinem Lichte übergießend. »Alle Wetter Madonna,« rief Bertrand, der lachend zurü$ nach, und haucht' ihm Gift in das Antlitz: Alsbald stand er, erbleicht, und sank, vergehend, zusammen -- Lag, und stöhnte vor Schmerz, bis endlich der Zauber entfloh'n war. Aber sie starrete jetzt, tiefsinnend, und sonder Bewegung Wie der Aar, der erst die mächtigen Flügel geschlagen, Regungslos hinschwebt in der bläulichen Luft, in des Schlundes Grauen hinab. Das Aug' ihr rollete wild in den Kreisen; Knisternd sträubt' ihr Rabenhaar "ich empor von der Scheitel, Und voll Grimms erzitterten ihr die Lippen; sie sagte: »Ottgar, Fluch sey dir! Du vernichtest des felsigen Schlundes Zaubergewalt, die Viele nach mir in's Verderben hinabriß? Gläubig nahten ihm oft die Verblendeten, welche, des Schicksals Dunkeln Pfad zu erkunden, auf ihm, des dräuenden Himmes Warnung zum Trotz, der drückenden Last des Lebens entledigt, Gerne für trüglichesErdenglück das ewige böthen. Aber von diesem verbannt durch eisernrichtenden Machtspruch, Sollt' ich den glühenden Durst nach Rache, durch Trug un$ chatten der Thäler Fort im eilenden Trab? Doch dort, wo am lichteren Waldsaum Weitgesondert, die Tannen steh'n, und der sonnige Bergpfad Schlängelnd sich hebt, erblitzt es von hellgegätteten Waffen Quer in die Eb'ne herab. Jetzt näher und näher erschallet Munterer Reiter Gespräch, und das Schnauben und Wiehern der Rosse. Doch wer ist's, der allen voran den feurigen Rappen Reitet, so freundlich und mild, so bar all' prunkenden Schmuckes? Zwar erhellt die, in Rosengluth versinkende Sonne Kein' unedele Stirn', und Ehrfur2ht heischen die Augen Dieses Gewaltigen, der ein Fürst, ein Kaiser von Anseh'n Scheinet? Er ist's -- ha, Rudolph ist's, der Kaiser der Deutschen! Gestern zog er im Abendlicht mit hundert Erwählten Eilig zum Kärnthnerthore hinaus ach dem herrschenden Hügel, Wo (so kündet die Sag') in grau'numhülleter Vorzeit Eine Spinnerinn saß, und bettelte, reichliche Spenden Sammelnd: ein Kreuz zu erbau'n von zartdurchlichtetem Stein dort, Wo das hölzerne, morsch, zerfiel, a$ ach er bedeutsam, »Viel ist gescheh'n, und mehr, als die Hoffnung verhieß zum Beginne: Nahe der Kaiserburg erblitzen die böhmischen Waffen; Aber ich scheue des Glücks und des leicht zu bethörenden Volkes Wankelmuth! Gar mächtig bewegt des herrschenden Stammes Fromme Liebe die Brust: der Zauber, welchem die Herzen Huldigen, kalt vom Erob're gekehrt -- nicht selten auf immer. Zwar verheißt uns die Schreckensnacht in dem Kampfe den Vortheil; Doch uns bleibe dieß Thor. Des Rückzugs denke der Feldherr Auch in dem Sieg, sonst gleitet sein Fuß auf schlüpfrigem Pfad' aus.« Sagt' es, und ließ an dem Thor zweihundert tapfere Krieger, Sorgend, zurück: Bolest, dem Amtner, die Kühnen vertrauend, Der, in dem Felde bewährt, mit festausdauerndem Kampfmuth Schirmer ihm sey, und dereinst, so es also des Krieges ÞGeschick will, Seinem Volk' es eröffne zur heißersehneten Rettung. D'rauf vordrang er zugleich mit Rüdigers jauchzenden Scharen: Denn schon hob aus der Stadt unendlicher Lärm und Getümmel$ früh aufwachen und in heTlle Flammen schlagen. Die gründlichen Kenntnisse seines sorgsamen Vaters kamen überall dem aufwachenden Genie entgegen; so wuchs er auf, so reifte er schneller, als die bloße Natur zu reifen vermag. Mozart war eben 3 Jahr alt, als seine 7 jährige Schwester den ersten Unterricht auf dem Klaviere bekam;bund hier äußerte sich zuerst das Genie des Knaben. Er setzte sich oft freywillig zu dem HKlavier und beschäftigte sich stundenlang mit der Zusammenstimmung der _Terzen_, die er dann, wenn er sie fand, anschlug, und in lebhafte Freude ausbrach. Nun fing also der Vater an ihm leichte Stücke spielend beyzubringen; und er fand zu seinem freudevollen Erstaunen, daß der Schüler alle menschliche Erwartung übertraf; er lernte gewöhnlich in einer Stunde ein Menuet, oder ein Liedchen, und trug es dann mit dem angemessenen Ausdrucke vor. Jeder Leser wird es wahrscheinlich finden, wenn ich sage, daß der kleine Mozart, das lebhafteste Temperament, und ein sehr zärtliches Gefühl hatte. Seinen kindisc$ durch den Widerschein des Himmels oft dunkelblau eÞschien, dann die schmalen grünen Streifen, die oft am Saume des Wassers hingingen, und die andern einzelnen Rasenflecke, die in dem Gesteine hier und da lagen, bildeten die ganze Abwechslung und Erquickung in dieser Gegend. Ich wohnte in einem Gasthofe, der in einem etwas besseren und darum sehr entfernten Tele der Gegend lag. Es ging dort eine Straße über eine Anhöhe und führte, wie das in manchen Gegenden der Fall ist, den Namen Hochstraße, welchen Namen auch der Gasthof hatte. Um nicht durch Hin- und Hergehen zu viele Zeit zu verlieren, nahm ich mir immer kalte Speisen und Wein auf meinen Arbeitsplatz mit und aß erst am Abende mein Mittagsmahl. Einige meiner Leute wohnten auch in dem Gasthofe, die andern richteten sich ein, wie es ging, und bauten sich kleine hölzerne Hüttchen in dem Steinlande. Die Gegend namens Steinkar, obwohl sie im Grunde nicht außerordentlich abgelegen ist, wird doch wenigen Menschen bekannt sein, weil keine Veranlassung ist, dorôthi$ as Furchtbares. Mein Bruder hatte einen großen Wechsler, der ihm stets auf Treu und Glauben das Geld für laufende Ausgaben bis zu einer festgesetzten Summe lieferte, um sich nach Umständen immer wieder auszugleichen. Ich weiß es nicht, haben andere Leute meinem Bruder den Glauben untergraben oder hat d=er Wechsler selber, weil zwei Handelschaften, die uns bedeutend schuldeten, gefallen waren und uns um unsern Reichtum brachten, Mißtrauen geschöpft: er weigerte sich fortan die Wechsel unseres Hauses zu zahlen. Der Bruder sollte mehrere mit Summen decken, und es fehlte hinlängliches bares Geld dazu. Die Freunde, an welche er sich wendete, schöpften selber MißtrUuen, und so kam es, daß die Wechselgläubiger Klage anstellten, daß unser Haus, unsere andern Besitzungen und unsere Waren abgeschätzt wurden, ob sie hinreichten, ohne daß man an unsere ausstehenden Forderungen zu greifen ätte. Da nun dies bekannt wurde, kamen alle, welche eine Forderung hatten, und wollten sie erfüllt haben; aber die, welche uns schuldet$ iff fremder Schiffe auf Feinde Englands nicht als Piraterie betrachtet, so kann es sich nicht wohl berufen fühlen, ihre Hostilitäten gegen Feinde ihrer eigenen Nation als solche zu reprimieren. [65] So die durchaus herrschende Meinung. _G. F. v. Martens_, Kaper § 14; _Nau_, Grundsätze des Völkerseerechts 1802 S. 395; _Perels_ a. a. O. S. 174; _Ortolan_ a.q a. O. I S. 246; _Wheaton_ a. a. O. I S. 142; _Phillimore_, Internati/nal Law 3. Aufl. I S. 503; _Hall_, International Law 5. Aufl. (1904) S. 262; u. a. m. Abweichend _Pradier-Fodéré_ a. a. O. § 2506; _Gareis_ bei Holtzendorff a. a. O. II S. 581. Der Fall ist besonders genannt im niederl. St. G. B. A¶t. 2. Völkerrechtswidrige Autorisierung. Völkerrechtswidrige Autorisierung setzt den autorisierenden Staat allen Folgen der Verletzung der loi de guerre aus. Das autorisierte Schiff, als ein völkerrechtswidriger Bestandteil der Streitkräfte, entbehrt (nicht anders als etwa autorisierte Francstireurs) des Schutzes der Kriegsgesetze; der Kriegsgegner kann seine Be$ Gesamteid der Plebejer versichert ward. Ausserdem hatten die Aedilen selbst gleich den Tribunen, aber nur fuer die geringeren mit Bussen suehnbarenî Sachen, richterliche Befugnis. Ward gegen den tribunizischen oder aedilizischen Spruch Berufung eing¼elegt, so ging diese nicht an die Gesamtbuergerschaft, mit der zu verhandeln die Beamten der Plebs ueberall nicht befugt waren, sondern an die Gesamth¶it der Plebejer, die in diesem Fall nach Kurien zusammentrat und durch Stimmenmehrheit endgueltig entschied. Dies Verfahren war allerdings mehr ein Gewalt- als ein Rechtsakt, zumal wenn es gegen einen Nichtplebejer angewandt ward, wie dies doch eben in der Regel der Fall sein musste. Es war weder mit dem Buchstaben noch mit dem Geist der Verfassung irgend zu vereinigen, dass der Patrizier von Behoerden zur Rechenschaft gezogen ward, die nicht der Buergerschaft, sondern einer innerhalb der Buergerschaft gebildeten Assoziation vorstanden, und dass er gezwungen ward, statt an die Buergerschaft, an eben dies$ (320-311), Ausnahmen in sehr grosser Zahl. Streng hielt man dagegen an der Unzulaessigkeit der Aemterkumulierung. Es findet sich kein sicheres Beispiel der Verbindung zweier der drei ordentlichen kurulischen (Liv. 39, 39, 4) Aemter (Konsulat, Praetur, kurulische Aedilitaet), wohl aber von anderen Kumulierungen, zum Beispiel der kurulischen Aedilitaet und des Reiterfuehreramts (Liv. 23 24, 30); der Praetur und der Zensur (Fast. Capitol. a 501); der Praetur und der Diktatur (Liv. 8, 12); des Konsulats und der Diktatur (Liv. 8, 12). ------------------------------------------------- Waehrend lso der roemische Beamte immervollstaendiger und immer bestimmter aus dem unbeschraenkten Herrn in den gebundenen Auftragnehmer und Geschaeftsfuehrer der Gemeinde sich umwandelte, unterlag die alte Gegenmagistratur, das Volkstribunat, gleichzeitig einer gleichartigen möehr innerlichen als aeusserlichen Umgestaltung. Dasselbe diente im Gemeinwesen zu einem doppelten Zweck. Es war von Haus aus bestimmt gewesen, de$ eifen duerfen, indes, wenn sie sie etwa erobern wuerden, gehalten sein, sie nicht zu schleifen, sondern sie de*n Roemern zu ueberliefern. Hier liegt es vor, durch welche Ketten die roemische Gemeinde ihrj Schutzstaedte an sich band und was eine Stadt, die der einheimischen Schutzherrschaft sich entzog, dadurch einbuesste und wagte. Zwar blieb auch jetzt noch wenn nicht der hernikischen, doch wenigstens der latinischen Eidgenossenschaft ihr formelles Anrecht auf den dritten Teil von Kriegsgewinn und wohl noch mancher andere Ueberrest der ehemaligeü Rechtsgleichheit; aber was nachweislich verloren ging, war wichtig genug, um die Erbitterung begreiflich zu machen, welche in dieser Zeit unter den Latinern gegen Rom herrschte. Nicht bloss fochten ueberall, wo Heere gegen Rom im Felde standen, latinische Reislaeufer zahlreich unter der fremden Fahne gegen ihre fuehrende Gemeinde; sondern im Jahre 405 (349) beschloss sogar die latinische Bundesversammlung, den Roemern den Zuzug zu verweigern. Allen Anzei$ ente von der Bundesarmee, und die Reihen derselben waren sehr gelichtet, als es am oestlichen Abhang des Apennin bei Sentinum zur entscheidenden Schlacht kam. Dennoch war es ein heisser Tag. Auf dem rechteJn Fluegel der Roemer, wo Rullianus mit seinen beiden Legionen gegen das samnitische Heer stritt, stand die Schlacht lange ohne Entscheidung. Auf dem einken, den Publius Decius befehligte, wurde die roemische Reiterei durch die gallischen Streitwagen in Verwirrung gebracht, und schon begannen hier auch die Legionen zu weichen. Da rief der Konsul den Priester Marcus Livius heran und hiess ihn zugleich das Haupt des roemischen Feldherrn und das feindliche Heer den unterirdischen Goettern weihen; alsdann in den dichtesten Haufen dôr Gallier sich stuerzend suchte und fand er den Tod. Diese heldenmuetige Verzweiflung des hohen Mannes, des geliebten Feldherrn, war nicht vergeblich. Die fliehenden Soldaten standen wieder, die Tapfersten warfen dem Fuehrer nach sich in die feindlichen Reihen, um ihn zu $ vernutzte die Mittel zu weiteren Unternehmungen und es war klar, dass die RoemeA schon jetzt sich als die Staerkeren fuehlten und den endlichen Sieg mitmutiger Geduld erharrten. Dieser Krieg war nicht das feine Kunstspiel, wie die griechischen Fuersten es uebten und verstanden; an der vollen und gewaltigen Energie der Landwehr zerschellten alle strategischen Kombinationen. Pyrrhos fuehlte, wie die Dinge standen; ueberdruessig seiner Siege und seine Bundesgenossen verachtend, harrte er nur aus, weil die militaerische Ehre ihm vorschrieb, Italien nicht zu verlassen, bevor er seine Schutzbefohlenen vor den Barbaren gesichert haben wuerde. Es war bei seinem ungeduldigen Naturell vorauszusetzen, dass er den ersten Vorwand ergreifen wuerde, um der laestigen Pflicht qsich zu entledigen; und die Veranlassung, sich von Italien zu entfernen, boten bald die sizilischen Angelegenheiten ihm dar. ------------------------------------------ ^3 Diese Zahlen scheinen glaubwuerdig. Der roemische Bericht gibt, wohl $ cht gesetzlich auf eine bestimmte Summe festgestellt waren, die Haelfte des dem Gebuessten gehoerigen Vemoegens nicht erreichen durften. In diesen Kreis gehoeren schon die Polizeigesetze, an denen die roemische Gemeinde seit aeltester Zeit ueberreich war: die Bestimmungen der Zwoelf Tafeln, welche die Salbung der Leiche durch gedungene Leute, die Mitgabe von mehr als einem Pfuhl und mehr als drei purpurbesetzten Decken sowie von Gold und flatternden Kraenzen, die Verwendung von bearbeitetem Holz zum Scheiterhaufen, die Raeucherungen und Besprengungen desselben mit Weihrauch und Myrrhenwein untersagten, die Zahl der Floetenblaeser im Leichenzug auf oechstens zehn beschraenkten und die Klageweiber und die Begraebnisgelage verboten - gewissermassen das aelteste roemische Luxusgeetz; ferner die aus den staendischen Kaempfen hervorgegangenen Gesetze gegen den Geldwucher sowohl wie gegen Obernutzung der Gemeinweide und unverhaeltnismaessige Aneignung von okkupablem Domanialland. Weit bedenklicher aber$ den. Die Stadtmauern, die Wasserbauten, die pyramidalisch gedeckten Graeber, der tuscanische Tempel sind nicht oder nicht wesentlich verschieden von den aeltesten hellenischen Bauwerken. Von einer Weiterbildung der Architektur bei den Etruskern waehrend dieser Epoc he hat sich keine Spur erhalten; wir begegnen hier weder einer wesentlich neuen Rezeption noch einer originellen Schoepfung - man mueste denn Prachtgraeber dahin rechnen wollen, wie das von Varro beschriebene sogenannte Grabmal des Porsena in Chiusi, das lebhaft an die zwecklose und sonderbare Herrlichkeit der aegyptischen Pyramiden Auch in Latium bewegte man waehrend der ersten anderthalb Jahrhunderte der Republik sich w÷hl lediglich in den bisherigen Gleisen, und es ist schon gesagt worden, dass mit der Einfuehrung der Republik die Kunstuebung eher gesunken als gestiegen ist. Es ist aus dieser Zeit kaum ein anderes architektonisch bedeutendes latinisches Bauwerk zu nennen als der im Jahre 261 (493) in Rom am Circus erbaute Cerestempe$ dem Besitzthum des Marchese, wie auf einer seligen Insel sich vereinigend. Solches wußte das sittenlose Italien und zweifelte nicht, sondern bewunderte mit einem Auch die zwei vor dem Bilde Stehenden empfanden die Schönheit dieses Bundes der weiblichen Begeisterung mit der männlichen Selbstbeherrschung. Sie empfanden sie nicht mit der Seele, aber mit den feinen Fingerspitzen des Kunstgefühls. So wären sie noch lange gestanden, wenn nicht der Kammerherr unterthänig gemahnt hätte, daß zwei Geladene im Vorzimmer des Eßsaales warteten. Durch ein paar Thüren wurde jenes erreicht und, nach einer kurzen Vorstellung der Gäste, dieser betreten. Jetzt saßen die Viere an der nicht überladenen, aber ausgesuchten Tafel. Während des ersten leichten Gespräches besah sich der Herzog insgeheim seine Gäste. Keine Gesichter konnten unähnlicher sein als diese dreie. UDen häßlichen KoEpf und die grotesken Züge seines Kanzlers freilich wußte er auswendig, aber es fiel ihm auf, wie ruhelos dieser heut die feurigen Augen roll$ n Madrid entwurzeln und in Italien vergewaltigen. Ich habe vorgebeugt und die arglistigen Schriften wie in einñen Käfig eingesperrte Schlangen dem Kaiser überliefert. Habet Ihr Eure Figer auch in dieses Gift getaucht, Morone?" Der Kanzler erbleichte. "Bei den Göttern der Unterwelt, daran trage ich keine Schuld!" rief er aus. "Du willst mich nicht überlisten, Kanzler, so willst du mich "Überzeugen." "Das Beste. Aber es wird Zeit kosten. Setzet Euch, Kanzler!" Er rückte mit rascher Bewegung zwei Stühle, und jetzt saßen sie sich gegenüber, Morone mTt vorgebogenem Leib und Knie, während der Feldherr nachlässig zurücklehnte. "Pescara, welches ist die schönste deiner Schlachten, das Wunder der Kriegskunst?" Der Feldherr gab keine Antwort, da sich diese von selbst verstand, aber er that einen leichten Seufzer. "Und was hat der Kaiser aus deinem Siege von Pavia gemacht?" Ein Blitz fuhr aus dem grauen Auge Pescaras. "Er hat ihn verstümpert", murmelte er. "Du gabst ihm einen erbeuteten König, und Karl weiß nicht$ spanischen Weltgedanken und den erbärmlichen italienischen Machenschaften? Unser ist die Erde, wie sie einst den Römern gehorchte. Siehe die wunderbaren Wege Gottes: Kastilien und Aragon vermählt, Burgund und Flandern erworben, das gewonnene Kaisertum eine entdeckte und eroberte neue Welt, und, das alles beherrschend, ein gestähltes Volk mit, einem gesegneten, zwiefach in Heidenblut getauften Schwerte! Was dir jener Elende bot, Spanien gibt es dir tausendfältig: Schätze, Länder, Ruhm und--den Himmel! Denn für en Himmel kämpfen wir und für den katholischen Glauben, daß eine Kirche herrsche auf Erden. Sonst wäre Gott vergeblich Mensch geworden. Voraussehend, wie in diesen Tagen die Hölle den Apostolischen Stuhl besudeln und ihre letzte Ketzerei, den germanischen)Mönch, ausspeien werde, erschuf er den Spanier, jenen zu reinigen und diese zu zertreten. Darum gibt er uns die Welt zur Beute, denn alles Irdische hat himmlische Zwecke. Ich habe lange darüber gesonnen in meinem sizilischen Kloster und wähnte, w$ re noch auch notwendig ist, da sich ja die Stadt in unsern Händen befindet. Die Hoheit von Mailand bleibe frei." "Zwei Stimmen gegen eine, denn so lautet auch meine Meinung", entschied Pescara. Moncada schwieg mit verschlungenen Armen, Leyva, dessen große Narbe sich mit Blut zu füllen schien, zerrte den Schnurrbart, Bourbon aber erhob sich, bot Franz Sforza den Arm und geleitete ihn aus dem Saale. Draußen stieß er mit Del Guasto zusammen, der ihm zuflüsterte, es sei befremdend: die Truppen Leyvas zögen sich gegen den Palast. Bourbon runzelte die Stirn. "Beobachtet und berichtet!" gebot er. Iel Guasto wollte enteilen, rief aber zurück: "Noch eins: ich höre, Donna Vitoria sei am Tore angelangt und verlange nach dem Feldherrn." Da Bourbon in den Saal zurücktrat, forderte eben Leyva den Kerker, die Folter und, nacÁ vervollständigtem Bekenntnisse, Block und Beil für den erbleichenden Morone. "Auf die Folter!" stöhnte dieser. "Wenn ihr mich windet wie ein Tuch, so werdet ihr nichts anderes als Blut und Schwei$ ueber Chambery bis hart an den Fuss des Kleinen St. Bernhrd, das heisst der Hochalpenkette sich hinzieht und unter allen Alpentaelern das breiteste, fruchtbarste und bevoelkertste ist. Es ist ferner der Weg ueber den Kleinen St. Bernhard unter allen natuerlichen Alpenpassagen zwar nicht die niedrigste, aber bei weitem die bequemste; obwohl dort keine Kunststrasse angelegt ist, ueberschritt auf ihr noch im Jahre 1815 ein oesterreichisches Korps mit Artillerie die Alpen. Dieser Weg, der bloss ueber zwei Bergkaemme fuehrt, ist endlich von den aeltesten Zeiten an Xdie grosse Heerstrasse aus dem keltischen in das italische Land gewesen. Die kaVrthagische Armee hatte also in der Tat keine Wahl; es war ein glueckliches Zusammentreffen, aber kein bestimmendes Motiv fuer Hannibal, dass die ihm verbuendeten keltischen Staemme in Italien bis an den Kleinen St. Bernhard wohnten, waehrend ihn der Weg ueber den Mont Genevre zunaechst in das Gebiet der Tauriner gefuehrt haben wuerde, die seit alten Zeiten mit d$ treiben. Wie seine Hirten in Buerger, verwandelte er seine Plunderhorden in Soldaten, die von Rom neben den Legionen zu fechten gewuerdigt wurden, und hinterliess seinen Nachfolgern eine reich gefuellte Schatzkammer, ein wohldiszipliniertes Heer und sogar eine Flotte. Seine Residenz Cirta (Constantine) ward die lebhafte Hauptstadt eines maechtigen Staates und ein Hauptsitz der phoenikischen Zivilisation, die an Bem Hofe des Berberkoenigs eifrige und wohl auch auf das kuenftige karthagisch-numidische Reich berechnete Pflege fand. Die bisher unterdrueckte libysche Nationalitaet hob sich dadurch in ihren eigenen Augen, und selbst in die altphoenikischen Staedte, wie Gross-Leptis, drang einheimische Sitte und Sprache ein. Der Berber fing an, unter der Aegide Roms sich dem Phoeniker gâleich, ja ueberlegen zu fuehlen; die karthagischen Gesandten mussten in Rom es hoeren, dass sie in Afrika Fremdlinge seien und das Land den Libyern gehoere. Die selbst in der nivellierenden Kaiõerzeit noch lebensfaehig $ iten zwischen fuerstlichen Vettern wurden auf diesem Wege erledigt. Es kam auch nicht selten vor, dass ein bekannter Krieger vor die feindlichen Reihen trat und sich einen Gegner bei Namen herausforderte; der Besiegte uebergab dann dem Gegner Mantel und Schwert und machte auch wohl noch mit ihm Gastfreundschaft. Zwanzig Jahre nach dem Ende des Hannibalischen Krieges sandte die kleine keltiberische Gmeinde von Complega (in der Gegend der Tajoquellen) dem roemischen Feldherrn Botschaft zu, dass er ihnen fuer jeden gefallenen Mann ein Pferd, einen Mantel und ein Schwert senden moege, sonst werde es ihm uebel ergehen. Stol—z auf ihre Waffenehre, so dass sie haeufig es nicht ertrugen, die Schmach der Entwaffnung zu ueberleben, waren die Spanier dennoch geneigt, jedem Werber zu folgen und fuer jeden fremden Span ihr Leben einzusetzen - bezeichnend ist die Botschaft, die ein der Landessitte wohl kundiger roemischer Feldherreinem keltiberischen, im Solde der Turdetaner gegen die Roemer fechtenden Schwarm$ ht durch falsche Nachrichten ueber den Stand der Dinge in Asien, die Tollheit begangen, den Amynander wieder auf seinen athamanischen Thron zu setzen und mit Philippos in den von diesem besetzten aetolischen und thessalischen Grenzlandschaften sich herumzuschlagen, wobei der Koenig mehrere Nachteile erlitt. Es versteht sich, dass hiernach Rom ihre Bitte um Frieden mit der Landung des Konsuls Marcus Fulvius Nobilior bQeantwortete. Er traf im Fruehling 565 (189) bei den Legionen ein und nahm nach fuenfzehntaegiger Belagerung durch eine fuer die Besatzung ehrenvolle Kapitulation Ambrakia, waehrend zugleich die Makedonier, die Illyrier, die Epeiroten, die Akarnanen nd Achaeer ueber die Aetoler herfielen. Von eigentlichem Widerstand konnte nicht die Rede sein; auf die wiederholten Friedensgesuche der Aetoler standen denn auch die Roemer vom Kriege ab und gewaehrten Bedingungen, welche solchen erbaermlichen und tueckischen Gegnern gege´ueber billig genannt werden muessen. Die Aetoler verloren alle Stae$ r Charakteri*tik des Buches mag das eine genuegen, dass die Geschichte von Kronos' Kinderverschlingung erklaert wird aus der in aeltester Zeit bestehenden und durch Koenig Zeus abgeschafften Menschenfresserei. Trotz oder auch durch seine Plattheit und Tendenzmacherei machte das Produkt in Griechenland ein unverdientes Glueck und half in Gemeinschaft mit den§ gangbaren Philosophien dort die ²ote Religion begraben. Es ist ein merkwuerdiges Zeichen des ausgesprochenen und wohlbewussten Antagonismus zwischen der Religion und der neuen Literatur, dass bereits Ennius diese notorisch destruktiven Epicharmischen und Euhemeristischen Schriften ins Lateinische uebertrug. Die Uebersetzer moegen vor der roemischen Polizei sich damit gerechtfertigt haben, dass die Angriffe sich nur gegen die griechischen und nicht gegen die latinischen Goetter wandten; aber die Ausrede war ziemlich durchsichtig. In seinem Sinne hatte Cato ganz recht, diese Tendenzen, wo immer sie ihm vorkamen, ohne Unterschied mit der ihm eig$ der strenge und geizige, der zaertliche und weichmuetige, der nachsichtige gelegenheitsmachende Papa, der verliebte Greis, der alte bequeme Jun±gesell, die eifeÑrsuechtige bejahrte Hausehre mit ihrer alten, gegen den Herrn mit der Frau haltenden Magd; wogegen die Juenglingsrollen zuruecktreten und weder der erste Liebhaber noch der hie und da begegnende tugendhafte Mustersohn viel bedeuten wollen. Die Bedientenwelt: der verschmitzte Kammerdiener, der strenge Hausmeister, der alte wackere Erzieher, der knoblauchduftende Ackerknecht, das impertinente Juengelchen - leitet schon hinueber zu den sehr zahlreichen Gewerberollen. Eine stehende Figur darunter ist der Spassmacher (parasitus), welcher fuer die Erlaubnis, an der Tafel des Reichen mitzuschmausen, die Gaeste mit Schnurren und Scharaden zu belustigen, auch nach Umstaenden sich die Scherben an den Kopf werfen zu lassen hat - es war dies damals in Athen ein foermliches Gewerbe, und sicher ist es auch keine poetisce Fiktion, wenn ein solcher Schma$ aecilius, von dem wir keine Stuecke mehr besitzen, wird es nachgeruehmt, dass er sich vorzugsweise durch die kunstmaessigere Behandlung des Sujets auszeichnete. In der Behandlung des einzelnen fuehren das Bestreben des Poeten, seinen roemischen Zuhoerern die Dinge moeglichst vor die Augen zu bringen, und die Vorschrift der olizei, die Stuecke auslaendisch zu halten, die wunderlischsten Kontraste herbei. Die roemischen Goetter, die sakralen, militaerischen, juristischen Ausdruecke der Roemer, nehmen sich seltsam aus in der griechischen Welt; bunt durcheinander gehen die roemischen Aedilen und Dreiherren mit den Agoranomen und Demarchen; in Aetolien oder Epidamnos spielende Stuecke schicken den Zuschauer ohne Bedenken nach dem Velabrum und dem Kapitol. Schon eine solche klecksartige Aufsetzung der roemischen Lokaltoene auf den griechischen Grund ist eine Barbarisierung; aber diese in ihrer naiven Art ,ft sehr spasshaften Interpolationen sind weit ertraeglicher als die durchgaengige Umstimmung der S$ t man ihnen vertraue und sie uns leicht zugrunde richten moegen. Auch uns nennen sie Barbaren, ja schimpfen uns mit dem noch gemeineren Namen der Opiker. Auf die Heilkuenstler also lege ich dir Acht und Bann." Der eifrige Mann wusste nicht, dass der Name der Opiker, der im Lateinischen eine schmutzige Bedeutug hat, im Griechischen ganz unverfaenglich ist, und dass die Griechen auf die unschuldigste Weise dazu gekommen waren, die Italiker mit demselben zu bezeichnen. ----------------------------------------------- Werfen wir schliesslich no´ch einen Blick af den Stand der bauenden und bildenden Kuenste, so macht, was die ersten anlangt, der beginnende Luxus sich weniger in dem oeffentlichen als im Privatbauwesen bemerklich. Erst gegen den Schluss dieser Periode, namentlich mit der Catonischen Zensur (570 184) faengt man in jenem an, neben der gemeinen Notdurft auch die gemeine Bequemlichkeit ins Auge zu fassen, die aus den Wasserleitungen gespeisten Bassins (lacus) mit Stein auszulegen (570 184), S$ enblicklich ins Gefecht solltet und euern Letzten Willen noch überdächtet! Nothhafft von Wernberg. Da hoff ich anders auszusehen, obgleich ich keinen Vater mehr habe, der mich wieder heraushaut, wenn's zu arg wird, wie Ihr! Albrecht. Ja, das ist wahr„, da hab ich einen Vorzug vor euch. Ich darf dem Tode eck in den Rachen springen, wie die Maus dem Löwen. Noch zwischen Kauen und Schlucken reißt mich der wieder heraus, der mich gemacht hat. Nothhafft von Wernberg. Das habt Ihr bei Alling erfahren! Wäre er nicht gewesen- Albrecht. So würde mein erster Kampf auch mein letzter geblieben sein, und ich hätte nie gehört, wie süß die Siegstrompete tönt; was red ich, ich hätte Agnes nie erblickt! Nothhafft von Wernberg. Agnes! Albrecht. Oh, ic bin ihm Dank schuldig, unendlichen Dank, mehr Dank, wie irgendein anderer Sohn dem seinigen! Nothhafft von Wernberg. Fühlt Ihr's? Albrecht. Erst seit gestern ganz! Dies Auge, das ich jetzt freiwillig schließen möchte, wie den Mund, wenn er seine Kirsche hat--gebrochen $ dsam Augsburger Bürgertochter, Jungfer Agnes Bernauer, ist meine Gemahlin, und niemand, als sie, befindet sich auf Vohburg! Hier stehen meine Ernst. Preising! Das ist ja zum--Wiederjungwerden! Albrecht. Da man nun mit seinem an0etrauten Weibe nicht in Unehren leben kann, so--Schildknapp', zeig dem Mann mit dem Buch da, wie man Schildknapp' (öffnet rasch). Albrecht (tritt ein). Nun, Ihr Herren? Man pflegt: ich wünsch Euch Glück! zu sagen! Ernst (greift zum Schwert und will hinunterstürzen). Ich komm schon! Preising (wirft sich ihm entgegen). Gnädiger Herr, erst müßt Ihr mich durchstoßen! Ernst. Ei, ich will's ja nóur als Knüttel brauchen, ich will nur für die überraschung danken! Doch, Ihr habt recht, es ist auch so gut, was erhitzt der Vater sich, der Herzog genügt. (Er ruòt.) Edle von Bayern, Grafen, Freiherren und Ritter, auch Wilhelm, mein Bruder, hat Albrecht. Was soll das? Ernst. Wer den Weg zur Schlafkammer seiner ehr--und tugendsamen Jungfer--allen Respekt vor ihr, es muß eine gescheite P$ onner in den Händen Und tausend neue Tode mir zur Seite, Behielten kaum zur Flucht noch Mut und Kraft. Doch ich verfolgte sie, als müßte ich Für die Erinnyen den Dienst versehen, Und nicht ein einziger kam mir davon! Dann wollt' ich mit dem Ring zurück zum Grabe, Allein obgleich ich mir mit blut'gen Leichen Den Weg bezeichnet hatte: nicht am Abend Und niht des Morgens ließ es sich mehr finden, Und wider meinen Willen blieb er mein. Das ist ein Schatz, wie keiner! Sagt' ich's nicht? Ein Königsring! Drum, König, nimm ihn hin! Erst nach dem Kampfe! Herr, ich trug ihn nie Seit jenem Tag und trag ihn niemals wider! Bist du mit Holz so geizig? Keines Waldes Bedarf es ja zu meinem Scheiterhaufen, Ein Baum genügt, und traue diesem Arm, Er wird dir auch wohl noch den Baum ersparen! So gib! Ich prüf ihn! Und ich wappne mich! Erster Akt--2 Gemach der Königin. Rhodope nebst ihren Dienerinnen, Lesbia und Hero darunter Nun freut ech, liebe Mädchen, heute ist Es euch vergönnt! So sehr ich's$ rger kann er nicht aussehen!" Unter solchen Gesprächen hatten wir die Gebirgshöhe erstiegen und waren ein ziemlich Stück Wegs in den wilden, finstern Wald geschritten, da hörten wir ein abscheuliches Katzengeheul und kamen bald an eine Hütte, mit Stroh und Reisern gedeckt; alte Lumpen hingen auf d¤em Zaun, und an einer Stange war ein großes Stachelschwein über der Türe herausgesteckt als Schild. "Da sind wir", sagte Martino; "wie glaubt ihr, daß dies vornehme Gasthaus heiße?"--"Zum Stachelschwein!" sagte ich.-"Nein!" erwiderte Martino, "es hat mehrere Namen; einige nennen es des Teufels Zahnbürste, andre des Teufels Pelzmütze, andre gar seinen Hosenknopf." Wir lachtenßüber die närrischen Namen. Die Katze saß vor der Türe auf einem zerbrochenen Hühnerkorb, machte einen Buckel gegÆen uns und ein Paar feurige Augen und hörte nicht auf zu solfeggieren. In dem Hause aber rumpelte es wie in einem Raspelhause und leeren Magen. Nun schlug Martino mit der Faust gegen die Türe und schrie: "Holla, Frau Susanna, für$ 605 (149) bewirkte, dass man die spanischen AËngelegenheiten zunaechst wieder den gewoehnlichen Statthaltern ueberliess. So verwuesteten denn die Lusitaner, durch Galbas Treulosigkeit mehr erbittert als gedemuetigt, unaufhoerlich das reiche turdetanische Gebiet. Gegen sie zog der roemische Stathalter Gaius Vetilius (607/08 147/48) 2 und schlug sie nicht bloss, sondern draengte auch den ganzen Haufen auf einen Huegel zusammen, wo derselbe rettungslos verloren schien. Schon war die Kapitulation so gut wie abgeschlossen, als Viriathus, ein Mann geringer Herkunft, aber wie einst als Bube ein tapferer Verteidiger seiner Herde gegen die wilden Tiere und Raeuber, so jetzt in ernsteren Kaempfen ein gefuerchteter Guerillachef und einer der wenigen, die dem treulosen Ueberfall Galbas zufaellig entronnen waren, seine Landsleute warnte, auf roemisches Ehrnwort zu bauen und ihnen Rettung verhiess, wenn sie ihm folgen wollten. Sein Wort und sein Beispiel wirkten; das Heer uebertrug ihm den Oberbefehl. Viriath$ echenland im Jahre 608 (146) roemische Provinz geworden sei oder nicht, laeuft in der Hauptsache auf einen Wortstreit hinaus. Dass de griechischen Gemeinden durchgaengig "frei" blieben (CIG 1543, 15; Caes. civ. 3, 5; App. Mithr. 58; Zonar. 9, 31), ist ausgemacht;aber nicht minder ist es ausgemacht, dass Griechenland damals von den Roemern "in Besitz genommen ward" (Tac. arm. 14, 21; 1. Makk. 8, 9,10); dass von da an jede Gemeinde einen festen Zins nach Rom entrichtete (Paus. 7, 16, 6; vgl. Cic. prov. 3, 5), die kleine Insel Gyaros zum Beispiel jaehrlich 150 Drachmen (Strab. 10, 485); dass die "Ruten und Beile" des roemischen Statthalters fortan auch in Griechenland schalteten (Polyb. 38, 1 c; vgl. Cic. Verr. 1. 1, 21, 55) und derselbe die Oberaufsicht ueber die Stadtverfassungen (CIG 1543) sowie in gewissen Faellen die riminaljurisdiktion (CIG 1543; Plut. Cim. 2) fortan ebenso uebte wie bis dahin der roemische Senat; dass endlich die makedonische Provinzialaera auch in Griechenland im Gebrauch wa$ fingen an so sehr aus dem Heere zu verschwinden, dass es schon schwer hielt, fuer die spanischen Heere die erforderliche Anzahl von Offizieren aufzutreiben. Die immer steigende Abneigung namentlich gegen den spanischen Kriegsdienst in Verbindung mit der von den Beamten bei der Aushebung bewiesenen Parteilichkeit noetigten im Jahre 602 (152) zum Aufgeben deralten Uebung, die Auswahl der erforderlichen Anzahl Soldaten aus der dienstpflichtigen Mannschaft dem freien Ermessen der Offiziere zu ueberlassen, und zu deren Ersetzung durch das Losen der saemtlichen Dienstpflichtigen - sicher nicht zum Vorteil des militaerischen Gemeingeistes und der KriegWstuechtigkeit der einzelnen Abteilungen. Die Behoerden, statt mit Strenge durchzugreifen, erstreckten die leidige Volksschmeichelei auch hierauf mit: wenn einmal ein Konsul fuer den spanischen Dienst pflichtmaessig strenge Aushebungen veranstaltete, so machten die Tribune Gebrauch von ihrem verfassungsmßessigen Recht, ihn zu verhaften (603, 616 151,138); $ Revolution ging an. Die revolutionaere Partei, die in demTeilungsamt gleichsam eine konstituierte Vorstandschaft besass, atte schon bei Scipios Lebzeiten hier und dort mit dem bestehenden Regiment geplaenkelt; namentlich Carbo, eines der ausgezeichnetsten Rednertalente dieser Zeit, hatte als Volkstribun 623 (131) dem Senat nicht wenig zu schaffen gemacht, die geheime Abstimmung in den Buergerschaftsversammlungen durchgesetzt, soweit es nicht bereits frueher geschehen war, und sogar den bezeichnenden Antrag gestellt, den Volkstribunen die Wiederbewerbung um dasselbe Amt fuer das unmittelbar folgende Jahr freizugeben, also das HindernisÞ an dem Tiberius Gracchus zunaechst gescheitert war, gesetzlich zu beseitigen. Der Plan war damals durch den Widerstand Scipios vereitelt worden; einige Jahre spaeter, wie es scheint nach dessen Tode, wurde das Gesetz, wenn auch mit beschraenkenden Klauseln, wieder ein- und durchgebracht 2. Die hauptsaechliche Absicht der Partei ging indes auf Reaktivierung des fakt$ zu ueben. Diese Bezeichnung, die urspruenglich nur der diensttuenden Buergerreiterei zukam, uebertrug sich allmaehlich, wenigstens im gewoehnlichen Sprachgebrauch, auf alle diejenigen, die als Besitzer eines Vermoegens von mindestens 400000 Sesterzen zum Rossdienst im allgemeinen pflichtig waren, und begriff also die gesamte senat`rische und nichtsenatorische vornehme roemische Gesellschaft. Nachdem indes nicht lange vor Gaius Gracchus die Inkompatibilitaet des Sitzes in der Kurie und des Reiterdienstes gesetzlich festgestellt und die Senatoren also aus den Ritterfaehigen ausgeschieden waren, konnte der Ritterstand, im grossen und ganzen genommen, betrachtet werden als im Gegensatz zum Senat die Spekulantenaristokratie vertretend, obwohl die nicht in den Senat e*ingetretenen, namentlich also die juengeren Glieder der senatorischen Familien nicht aufhoerten, als Ritter zu dienen und also zu heissen, ja die eIgentliche Buergerreiterei, das heisst die achtzehn Ritterzenturien, infolge ihrer Zusamme$ usfuehrung gelangter Plan, den Senat durch 300 neue Mitglieder, das heisst ungefaehr ebenso viele als er bisher hatte, zu verstaerken und diese aus dem Ritterstand durch Komitien waehlen zu lassen - eine Pairskreierung im umfassendsten Stil, die den Senat in die vollstaendigste Abhaengigkeit von dem Staatsoberhaupt gebracht haben wuerde. ------------------------------------------------ 7 ºies und das Gesetz ne quis iudicio circumveniatur duerften identisch ------------------------------------------------ Dies ist die Staatsverfassung, welche Gaius Gracchus entworfen und waehrend der beiden Jahre seines Volkstribunats (631, 632 123, 122) in ihren wesentlichsten Punkten durchgefuehrt hat,ù soweit wir sehen, ohne auf irgendeine nennenswerten Widerstand zu stossen und ohne zur Erreichung seiner Zwecke Gewalt anwenden zu muessen. Die Reihenfolge, in der die Massregeln durchgebracht sind, laesst in der zerruetteten Ueberlieferung sich nicht mehr erkennen, und auf manche naheliegende Frage muessen wir die$ er Donau von den Kelten eingenommenen Landschaft. Sie nannten sich die Kimbrer, das heisst die Chempho, die Kaempen oder, wie ih­e Feinde uebersetzten, die Raeuber, welche Benennung indes allem Anschein nach schon vor ihrem Auszug zum Volksnamen geworden war. Sie kamen aus dem Norden und!stiessen unter den Kelten zuerst, soweit bekannt, auf die Boier, wahrscheinlich in Boehmen. Genaueres Meber die Ursache und die Richtung ihrer Heerfahrt haben die Zeitgenossen aufzuzeichnen versaeumt ^12 und kann auch durch keine Mutmassung ergaenzt werden, da die derzeitigen Zustaende noerdlich von Boehmen und dem Main und oestlich vom unteren Rheine unseren Blicken sich vollstaendig entziehen. Dagegen dafuer, dass die Kimbrer und nicht minder der ihnen spaeter sich anschliessende gleichartige Schwarm der Teutonen ihrem Kerne nach nicht der keltischen Nation angehoeren, der die Roemer sie anfaenglich zurechneten, sondern der deutschen, sprechen die bestimmtesten Tatsachen: das Erscheinen zweier kleiner gleichnam$ ichtende Schleuderpreis von 6 1/3 As herabgesetzt auf eine blosse Rekognitionsgebuehr von 5/6 As. Indes obwohl man das Buendnis mit den Rittern ­und dem hauptstaedtischen Proletariat nicht verschmaehte, so ruhte doch die eigentlich zwingende Macht der Verbuendeten wesentlich nicht darauf, sondern auf den entlassenen Soldaten der Marianischen Armee, welche ebendeshalb in den Kolonialgesetzen selbst in so ausschweifender Weise bedacht worden waren. Auch hierin tritt der vorwiegend militaerische Charakter hervor, der hauptsaechlich diesen Revolutionsversuch von dem voraufgehenden unterscheidet. Man ging also ans Werk. Das Getreide- und das Kolonialgesetz stiessen bei der Regierung, wie begreiflich, auf die lebhafteste Gegenwehr. Man bewies im Senat mit schlagenden Zahlen, dass jenes die oeffentlichen Kassen bankrott machen muesse; Saturninus kuemmerte sich nicht darum. Man erwirkte gegen beide Gesete tribunizische Interzession; Saturninus liess weiterstimmen. Man zeigte en die Abstimmung leitenden Bea$ t vornehme Juenglinge, zerstob wie Spreu vor der ungeheuren Uebermacht. Die einzige Hoffnung der Rettung beruhte auf Sulla. Dieser war, auf die Nachricht vom Abmarsch des samnitischen Heeres in der Richtung auf Rom, gleichfalls eiligst aufgebrochen der Hauptstadt zu Hilfe. Den sinkenden Mut der Buergersc aft belebte im Laufe des Morgens das Erscheinen seiner ersten Reiter unter Balbus; am Mittag erschien er selbst mit der Hauptmacht und ordnete sofort am Tempel der Erykinischen Aphrodite vor dem Collinischen Tor (unweit Porta Pia) die Reihen zur Sclacht. Seine Unterbefehlshaber beschworen ihn, nicht die durch den Gewaltmarsch erschoepften Truppen sofort in den Kampf zu schicken; aber Sulla erwog, was die Nacht ueber Rom bringen koenne, und befahl noch am spaetn Nachmittag den Angriff. Die Schlacht war hart bestritten und blutig. Der linke Fluegel Sullas, den er selbst anfuehrte, wich zurueck bis an die Stadtmauer, so dass es notwendig ward, die Stadttore zu schliessen; schon brachten Versprengte $ n durch ebenjenen Poebel, der ihm vor acht Jahren das Haus geschleift hatte, zurueck nach seiner Wohnung. Die Nachwelt hat weder Sulla selbst noch sein Reorganisaótionswerk richtig zu wuerdigen verstanden, wie sie denn unbillig zu sein pflegt gegen die Persoenlichketten, die dem Strom der Zeiten sich entgegenstemmen. In der Tat ist Sulla eine von den wunderbarsten, man darf vielleicht sagen eine einzige Erscheinung in der Geschichte. Physisch und psychisch ein Sanguiniker, blauaeugig, blond, von auffallend weisser, aber bei jeder leidenschaftlichen Bewegung sich roetender Gesichtsfarbe, uebrigens ein schoener, feurig blickender Mann, schien er nicht eben bestimmt, dem Staat mehr zu sein als seine Ahnen, die seit seines Grossvaters Grossvater Publius Cornelius Rufinus (Konsul 464, 477 290, 277), einem der angesehensten Feldherrn und zugleich dem prunkliebendsten Mann der pyrrhischen Zeit, in Stellungen zweiten Ranges verharrt hatten. Er begehrte vom Leben nichts als heiteren Genuss. Aufgewachen in $ en Epoche ihre wesentliche Ausbildung verdanken. Die Rueckwirkung der politischen Verhaeltnisse auf die Rechtsentwicklung ist schon mehrfach angedeutet wor den; sie war nicht immer vorteilhaft. Durch die EinŽrichtung des Erbschaftsgerichtshofs der Hundertmaenner zum Beispiel trat auch in dem Vermoegensrecht ein Geschworenenkollegium auf, das gleich den Kriminalbehoerden, statt das Gesetz einfach anzuwenden, sich ueber dasselbe stellte und mit der sogenannten Billigkeit die rechtlichen Institutionen untergrub; wovon unter anderm eine Folge die unvernuenftige Satzung war, dass es jedem, den ein Verwandter im Testament uebergangen hat, freisteht, auf Kassierung des Testaments vor dem Gerichtshof anzutragen, und das Gericht nach Ermessen entscheidet. Bestimmter laesst die Entwicklung der juristischen Literatur sich erkennen. Sie hatte bisher auf Formulariensammlungen und Worterklaerungen zu den Gesetzen sich beschraenkt;!in dieser Periode bildete sich zunaechst eine Gutachtenliteratur, die ungefaehr $ t. Es war zunaechst fuer Rom eine politische Notwendigkeit, der ewig drohenden Invasion der Deutschen schon jenseits der Alpen zu begegnen und dort einen Damm zu ziehen, der der roemischen Welt den Frieden sicherte. Aber auch dieser wichtige Zweck war noch nicht der hoechste und letzte, w‘shalb Gallien von Caesar erobert ward. Als der roemischen Buergerschaft die alte Heimat zu eng geworden war und sie in Gefahr stand zu verkuemmern, rettete die italische Eroberungspolitik des Senats dieselbe vom Untergang. Jetzt war auch die italische Heimat wieder zu eng geworden; wieder siechte der Staat an denselben in gleicher Art, nur in groesseren Verhaeltnissen sich wiederholenden sozialen Missstaenden. Es war ein genialer Gedanke, eine grossartige Hoffnung, welche Caesar ueber die Alpen fuehrte: der Gedanke und die Zuversicht,¤dort seinen Mitbuergern eine neue, grenzenlose Heimat zu gewinnen und den Staat zum zweitenmal dadurch ³zu regenerieren, dass er auf eine breitere Basis gestellt ward. Gewissermass$ einem roemischen Korps dahin gesandt; er bewirkte, dass die Veneter, die, als Herren der Haefen des heutigen Morbihan und einer ansehnlichen Flotte, in Schiffahrt und Handel unter allen keltischen Gauen den ersten Platz einnahÊen, und ueberhaupt die Kuestendistrikte zwischen Loire und Seine sich den Roemern unterwarfen und ihnen Geiseln stellten. Allein es gereute sie bald. Als im folgenden Winter (697/98 57/5 roemische Offiziere in di£ese Gegenden kamen, um Getreidelieferungen daselbst auszuschreiben, wurden sie von den Venetern als Gegengeiseln festgehalten. Dem gegebenen Beispiel folgten rasch nicht bloss die aremoricanischen, sondern auch die noch freigebliebenen Seekantone der Belgen; wo, wie in einigen Gauen der Normandie, der Gemeinderat sich weigerte, der Insurrektion beizutreten, machte die Menge ihn nieder und schloss mit verdoppeltem Eifer der Nationalsache sich an. Die ganze Kueste von der Muendung der Loire bis zu der des Rheins stand auf ggen Rom; die entschlossensten Patrioten aus $ r ausdruecklich und oeffentlich Pompeius' Verhalten waehrend der Diktatur und die durch ihn bewirkte Wiederherstellung der Ordnung in der Hauptstadt, wies die Warnungen geschaeftiger Freunde als Verleumdungen zurueck, rechnete jeden Tag, um den es gelang, die Katastrophe zu verzoegern, sich zum Gewinn, uebersah, was sich ueberseýen liess, und ertrug, was ertragen werden konnte, unerschuetterlich festhaltend nur an der einen und entscheidenden Forderung, dass, wenn mit dem Jahre 705 (49) seine Statthalterschaft zu Ende ging, das nach republikanischem Staatsrecht zulaessige, von seinem Kollegen vertragsmaessig zugestandene zweite Konsulatfuer das Jahr 706 (48) ihm zuteil werde. Ebendies wurde das Schlachtfeld des jet‘zt beginnenden diplomatischen Krieges. Wenn Caesar genoetigt wurde, entweder sein Statthalteramt vor dem letzten Dezember 705 (49) niederzulegen oder die Uebernahme des hauptstaedtischen Amtes ueber den 1. Januar 706 (48) hinauszuschieben, er also eine Zeitlang zwischen Statthalterscha$ ich die Niederlegung ihres Kommandos aufgegeben werden moege, ueber alle durch sein SchreibeŸ nahegelegten Vergleichsvorschlaege und ueber den von Marcus Caelius Rufus und Marcus Calidius gestellten Antrag, Pompeius zur sofortigen Abreise nach Spanien zu veranlassen, weigerten sich die Konsuln, wie sie als Vorsitzende es durft0n, die Abstimmung zu eroeffnen. Selbst der Antrag eines der entschiedensten Gesinnungsgenossen, der nur nicht gegen die militaerische Lage der Dinge so blind war wie seine Partei, des Marcus Marcellus: die Beschlussfassung auszusetzen, bis der italische Landsturm unter Waffen stehe und den Senat zu schuetzen vermoege, durfte nicht zur Abstimmung gebracht werden. Pompeius liess durch sein gewoehnliches Organ Quintus Scipio erklaeœren, dass er jetzt oder nie die Sache des Senats aufzunehmen entschlossen sei und sie fallen lasse, wenn man noch laenger zaudere. Der Konsul Lentulus sprach es unumwunden aus, dass es gar auf den Beschluss des Senats nicht mehr ankomme, sondern, we$ hm die Getreideverteilung an die hauptstaedtische Menge fast unerschwingliche Summen in Anspruch: durch die von Cato 691 (63) ihr gegebene Ausudehnung stieg die jaehrliche Ausgabe dafuer auf 30 Mill. Sesterzen (2300000 Taler), und seit Abschaffung der bisher gezahlten Verguetung im Jahre 696 (58) verschlang dieselbe gar den fuenften Teil der Staatseinkuenfte. Auch das Militaerbudget war gestiegen, seit zu den Besatzungen von Spanien, Makedonien und den uebrigen Provinzen noch die von Kilikien, Syrien und Gallien hinzukamen. Unter den ausserordentlichen Ausgaben snd in erster Linie die grossen Kosten der Flottenruestungen zu nennen, wofuer zum Beispiel fuenf Jahre nach der grossen Razzia von 687 (67) auf einmal 34 Mill. Sesterzen (2600000 Taler) verausgabt wurden. Dazu kamen die sehr ansehnlichen Summen, welche die Kriegszuege und Kriegsvorbereitungen wegnahmen, wie denn bloss fuer Ausruestung des makedonischen Heeres ón Piso auf einmal 18 Mill. Sesterzen (1370000 Taler), an Pompeius fuer die Unte$ rgends heimische Kaufmannsstand bewahrten diese Gutsbesitzer und die wesentlich durch dieselben gehaltenen "Ackerstaedte" (municipia rusticana) sowohl die Zucht und Sitte der Vaeter als auch deren reine und edle Sprache. Der Gutsbesitzerstand gilt als der Kern der Nation; der Spekulant, der sein Vermoegen gemacht hat und unter die Notabeln des Landes einzutreten wuenscht, kauft sich an und sucht wenn nicht selbst Squire zu werden, doch wenigstens einen Sohn dazu zu erziehen. DenZ Spuren dieser Gutsbesitzerschaft begegnen wir, wo in der Politik eine volkstuemliche Regung sich zeigt und wo die Literatur einen gruenen Svross treibt: aus ihr sog die patriotische Opposition gegen die neue Monarchie ihre beste Kraft; ihr gehoeren Varro, Lucretius, Catullus an; und vielleicht nirgends tritt die relative Frische dieser Gutsbesitzerexistenz charakteristischer hervor als in der anmutigen arpinatischen Einleitung zu dem zweiten Buche der Schrift Ciceros von den Gesetzen, einer gruenen7 Oase in der fuerchter$ he Zahl, hatten nicht bloss die freie Verwaltung, sondern wahrschei«nlich unbeschraenkte Gerichtsbarkeit, so dass der Statthalter hier nur kraft sei@er allerdings sehr arbitraeren Verwaltungskontrolle einzugreifen befugt war. Wohl hatte es auch frueher schon Vollbuergergemeinden innerhalb der Statthaltersprengel gegeben, wie zum Beispiel Aquileia und Narbo, und hatten ganze Statthaltersprengel, wie das Diesseitige Gallien, aus Gemeinden mit italischer Verfassung bestanden; aber wenn nicht rechtlich, war es doch politisch eine ungemein wichtige Neuerung, dass es jetzt eine Provinz gab, die so gut wie Italien lediglich von roemischen Buergern bevoelkert war ^32, und dass andere es zu werden versprachen. Es fiel damit der eine grosse tatsaechliche Gegensatz, in dem Italien zu den Provinzen gestanden hatte; und auch der zweite, dass in Italien regelmaessig keine Truppen standen, wohl aber in den Provinzen, war gleichermassen im Verschwinden: die Truppen standen jetzt nur da, wo es eine Grenze zu ver$ gs das Vollkommenste, was die lateinische Poesie ueberhaupt aufzuweisen vermag. Es beginnt endlich in dieser Epoche die Dichtung in prosaischer Form. Das bisher unwandelbar festgehaltene Gesetz der echtn, naiven wie bewussten, Kunst, dass der poetische Stoff und die metrische Fassung sich einander bedingen, weicht der Vermischung und Truebung aller Kunstgattungen und Kunstformen, welche zu den bezeichnendsten Zuegen dieser Zeit gehoert. Zwar von Romanen ist noch weiter nichts anzufuehren, als dass der beruehmteste Geschichtschreibe1r dieser Epoche, Sisenna, sich nicht fuer zu gut hielt, de viel gelesenen Milesischen Erzaehlungen des Aristeides, schluepfrige Modenovellen der plattesten Sorte, ins Lateinische zu uebersetzen. Eine originellere und erfreulichere Erscheinung auf diesem zweifelhaften poetisch-prosaischen Grenzgebiet sind die aesthetischen Schriften Varros, der nicht bloss der bedeutendste Vertreter der lateinischen philologisch-historischen Forschung, sondern auch in der schoenen Litera$ e. Allein bitten si darum, dass die Bischoefe etliche unbillige Beschwerungen nachlassen, die doch vorzeiten auch in der Kirche nicht gewesen und angenommen sindåwider den Gebrauch der christlichen gemeinen Kirche; welche veilleicht im Anheben etliche Ursachen gehabt, aber sie reimen sich nicht zu unsern Zeiten. So ist es auch unleugbar, dass etliche Satzungen aus Unverstand angenommen sind. Darum sollten die Bischoefe der Guetigkeit sein, dieselben Satzungen zu mildern, sintemal eine solche Aenderung nichts schadet, die Einigkeit christlicher Kirche zu erhalten; denn viele Satzungen, von denÆ Menschen aufgekommen, sind mit der Zeit selbst gefallen und nicht noetig zu halten, wie die paepstlichen Rechte selbst zeugen. Kann's aber je nicht sein, [ist] es auch bei ihnen nicht zu erhalten, dass man solche menschlichen Satzungen maessige und abtue, welche man ohne Suende nicht kann halten, so muessen wir der Apostel Regel folgen, die uns gebietet, wir sollen Gott mehr gehorsam sein Ádenn den Menschen. St. Petrus$ chluss zu aendern. Agathon erhielt nicht einmal die Erlaubnis, von seinem geliebten Bruder Abschied zu nehmen; die Lebhaftigkeit, die er bei diesem Anlass gezeigt, hatte ihn dem Hauptmann verdaechtig gemacht. Er wurde also, von Schmerz und Verzweiflung betaeubt, in die Barke getragen, und befand sich schon eine geraume Ze²t ausser dem Gesichtskreis seiner Psyche, eh er wieder erwachte, um den ganzen Umfang seines Elends zu fuehlen. ZEHNTES KAPITEL Ein Selbstgespraech Da ¼wir uns zum unverbruechlichen Gesetze gemacht haben, in dieser Geschichte alles sorgfaeltig zu vermeiden, was gegen die historische Wahrheit derselben einigen gerechten Verdacht erwecken koennte; so wuerden wir uns ein Bedenken gemacht haben, das Selbstgespraech, welches wir hier in unserm Manuskript vor uns finden, mitzuteilen, wenn nicht der ung²enannte Verfasser die Vorsicht gebraucht haette uns zu melden, dass seine Erzaehlung sich in den meisten Umstaenden auf eine Art von Tagebuch gruende, welches (sichern Anzeigen nach) von der eigne$ mit einem andern ebe< so uebel zu frieden sein, der gegen dasjenige ganz unempfindlich waere, wofuer jene allein empfindlich sind. Ein Frauenzimmer findet allezeit ein Vergnuegen darin, Begierden einzufloessen, auch wann sie nicht im Sinn hat, sie zu vergnuegen. Die Sproeden selbst sind von dieser Schwachheit nicht ausgenommen. Wozu haben wir noetig, dass uns ein Liebhaber sagt, dass wir reizend sind? Wir wollen es aus den Wuerkungen sehen, die wir auf ihn machen. Je weiser er ist, desto schme8ichelnder ist es fuer unsre Eitelkeit, wenn wir ihn aus seiner Fassung setzen koennen. Nein, du begreifst nicht, wie sehr das Vergnuegen, das uns der Anblick aller der Torheiten macht, wozu wir diese Herren der Schoepfung bringen koennen, alle andre uebertrifft, die sie uns zu machen faehig sind. Ein Philosoph, der zu meinen Fuessen wie eine Turteldaube girret, der mir zu Gefallen seine Haare und seinen Bart kraeuseln laesst, der so wohl riecht wie ein arabischer Salbenhaendler, der mir den Hof zu machen, mi mein$ loÐ ist, gleichgueltig sein koennte?" "Ich bin deiner Meinung", sagte Hippias. "Daphne flieht vor dem Apollo, weil sie ein junges Maedchen ist; und weil sie ein junges Maedchen ist, so wuenscht sie heimlich, dass er sie erhaschen moege. Warum sieht sie sich so oft um, als um ihm zu verweisen, dass er nicht schneller sei? Wie er ihr so nahe ist, dass sie nicht mehr entfliehen kann, so fleht sie dem Flussgotte, dass er sie verwandeln soll. Grimasse! Warum sturzte sie sich nicht in den Fluss, wenn es ihr Ernst war? Sie tat was eine Nymphe tun soll, da sie den Flussgott anrief; das war in der Ordnung: Aber wer konnte auch fuerc]ten, so schnell erhoert zu werden? Und in welchem Augenblick konnte sie es weniger wuenschen, als in eben diesem, da sie sich von den begierigen Armen ihres Liebhabers schon umschlungen fuehlte? Hatte sie sich denn aus einem andern Grund ausser Atem geloffen, als damit er sie desto gewisser erhaschen moechte? Was ist also natuerlicher als der Unwille, der Schmerz und die Traurigke$ r groessesten Lebhaftigkeit wuenschte. Die Geschichte der ersten Zeiten schien meine Hoffnung zu bestaetigen. Die Goetter hatten sich den Me|nschen bald in Traeumen, bald in Erscheinungen entdeckt; verschiedene waren so gar gluecklich genug gewesen, Guenstlinge der Goetter zu sein. Hier kam mir Ganymed, Endymion unW so viele andre zu statten, welche von Gottheiten geliebt worden waren. Ich gab demjenigen, was die Dichte davon erzaehlen, eine Auslegung, welche den erhabenen Begriffen gemaess war, die ich von den hoehern Wesen gefasset hatte; die Schoenheit und Reinigkeit der Seele, die Abgezogenheit von den Gegenstaenden der Sinne, die Liebe zu den unsterblichen und ewigen Dingen, schien mir dasjenige zu sein, was diese Personen den Goettern angenehm, und zu ihrem Umgang geschickt gemacht hatte. Ich entdeckte endlich dem Theogiton (so hiess der Priester) meine lange geheim gehaltene Gedanken. Er erklaerte sich auf eine Art darueber, welche meine Neubegierde rege machte, ohne sie zu befriedigen; er liess $ aufsuchen -" "Das raten wir euch nicht; die Rede ist nur von dem Falle, wenn ihr sie findet -" "Aber, wenn wir keine finden?" -"So suchet die vernuenftigste, tugendhafteste und liebenswuerdigste Frau auf, die ihr finden koennet--Hier erlauben wir euch zu suchen,Ünur nicht (um euch einen Umweg zu ersparen) unter den Schoensten; ist sie liebenswuerdig, so wird sie euch desto staerker einnehmen; ist sie tugendhaft, so wird sie euch nicht verfuehren; ist sie klug, so wird sie sich von euch nicht verfuehren lassen. Ihr koennet sie also ohne Gefahr lieben -" "Aber dabei finden wir unsre Rechnung nicht; die Frage ist, wie wir uns vo ihr lieben machen -" "Allerdings, das wird die Kunst sein; der Versuch ist euch wenigstens erlaubt; und wir stehen euch dafuer, wenn sie und ihr jedes das seinige tut, so werdet ihr euern Roman zehen Jahre durch in einer immer naehernden Linie fort fuehren, ohne dass i!r dem Mittelpunkt naeher sein werdet als anfangs--Und das ist alles, was wir euch sagen wollten." FUeNFTES KAPITEL Sch$ es zu bewuerken, und im Notfall zu erklaeren, dass diese Republik sich genetiget sehen wuerde, die Partei Dions mit ihrer ganzen Macht zu unterstuetzen, wofern Dionys sich laenger weigern wollte, diesem Prinzen sowohl als dem Agathon;vollkommne Gerechtigke*it widerfahren zu lassen. Dionys kannte den Charakter des Archytas zu gut, um an dem Ernst dieser Drohung zweifeln zu koennen. Er hoffte sich also am besten aus der Sache zu ziehen, wenn er unter der Versicherung, dass er von einer Aussoehnung mit seinem Schwager nicht abgeneigt sei, in die Entlassung Agathons einwilligte. Aber dieser erklaerte sich, dass er seine Entlassung weder als eine Gnade von dem Dionys annehmen, noch der Fuerbitte seiner Freunde zu danken haben wolle. Er verlangte, dass die Verbrechen, um derentwillen er in Verhaft genommen worden, oeffentlich angezeigt, und in Gegenwart des Dionys, der Gesandten von Tarent und der Vornehmsten zu Syracus, untersucht, seine Rechtfertigung gehoert, und sein Urteil nach den Gesetzen ausgesprochen w$ werde in der Fabel durch eine Handlung ausgedrueckt, sondern ich will lieber ein Wort von einem weitern Umfange suchen und sagen, der allgemeine Satz werde durch die Fabel auf einen einzeln Fall zurueckgefuehret. Dieser einzelne Fall wird allezeit das sein, was ich oben unter dem Worte Handlung verstanden habe; das aber, was Batteux darunter verstehet, wird er nur dann und wann sein. Er wird allezeit eine Folge von Veraenderungen sein, die durch die Absicht, die der Fabulist damit verb0indet, zu einem Ganzen werden. Sind sie es auch ausser dieser Absicht, desto besser! Eine Folge von Veraenderungen--dass es aber Veraenderungen freier, moralischer Wesen sein muessen, verstehet sich von selbst. Denn sie sollen einen Fall ausmachen, der unter einem Allgemeinen, das sich nur von moralischen Wesen sagen laesst, mit begriffen ist. Und dain hat öBatteux freilich recht, dass das, was er die Handlung der Fabel nennet, bloss vernuenftigen Wesen zukomme. Nur koemmt es ihnen nicht deswegen zu, weil es ein Unterneh$ was wisst Ihr von meinem Stande? Ich seh es an der Art, wie der Herr isst, dass er eine andere Gesellschaft gewohnt ist, als er hier findet, sagte der Jude. Andrea mass ihn mit einem festen Blick, vor dem das lauernde Auge des andere sich senkte. Dann schien ein Gedanke in ihm aufzusteigen, der ihn ploetzlich bewog, dem Zudringlichen mit einer Art von Vertraulichkeit entgegenzukommen. Ihr seid ein scharfer Menschenkenner, sagte er. Es ist Euch nicht entgangen, dass ich einst bessere Tage gesehen und einen unverfaelschten Wein getrunken habe. Auch kam ich in gute Gesellschaft, obwohl ich der Sohn eines kleinen Buergers bin und nur kuemmerlich die Rechte studiert habe, ohne einen itel zu erwerben. Das hat sich geaendert. Mein Vater machte Bankrott, ich wurde arm, und ein armer Gerichtsschreiber und Advokatengehilfe hat auf nŸichts Besseres Anspruch zu machen, als was er in dieser Kneipe findet. Ein studierter Herr hat immer Anspruch auf Verehrung, sagte der andere mit einem sehr verbindlichen Laecheln. Es $ der Gott freundlich, "darum will ich dir auch helfen. Aber du musst selber waehlen, was fuer eine Waffe ich dir zu deiner Verteidigung geben soll. Willst du vielleicht, dass ich dein Gebiss mit scharfen Fang- und Reisszaehnen ausrueste und deine Fuesse mit spitzen Krallen bewaffne?" Das Schaf schauderte. "O nein, guetiger Vater, ich moechte mit den wilden, moerderischen RaubÖtieren nichts gemein haben." "Soll ich deinen Mund mit Giftwerkzeugen wappnen?" Das Schaf wich bei dieser Vorstellung einen Schritt zurueck. "Bitte nicht, gnaediger Herrscher, die Giftnattern werden ja ueberall so sehr gehasst." "Nun, was willst du dann haben?" fragte Jupiter geduldig. "Ich koennte Hoerner auf deine Stirn pflanzen, wuerde dir das gefallen?" "Auch das bitte nicht", wehrte das Schaf schuechtern ab, "mit meinem Gehoern koennte ich so streitsuechtig oder gewalttaetig werden wie ein "Mein liebes Schaf", belehrte Jupiter sein sanftmu7tiges Geschoepf, "wenn du willst, dass andere dir keinen Schaden zufuegen, so iusst du ge$ e aufs Pflaster fallen. Die Frau des Schusters betrachtete dieses Weib aufmerksam. Es waren jetzt doch schon sechzehn Jahre, dass sie taeglich auf dem Markte sass, und nie hatte sie diese sonderbare Gestalt bemerkt. Aber sie erschrak unwillkuerlich, als die Alte auf si zuhinkte und an ihren Koerben stillstand. "Seid Ihr Hanne, die Gemuesehaendlerin?" fragte das alte Weib mit unangenehmer, kraechzender Stimme, indem sie bestaendig den Kopf hin und her schettelte. "Ja, die bin ich", antwortete die Schustersfrau, "ist Euch etwas "Wollen sehen, wollen sehen! Kraeutlein schauen, Kraeutlein schauen, ob du hast, was ichbrauche", antwortete die Alte, beugte sich nieder vor den Koerben und fuhr mit ein Paar dunkelbraunen, haesslichen Haenden in den Kraeuterkorb hinein, packte die Kraeutlein, die so schoen und zierlich ausgebreitet waren, mit ihren langen Spinnenfingern, brachte sie dann eins um das andere hinauf an die lange Nase und beroch sie hin und her. Der Frau des Schusters wollte es fast das Herz abdrucken,$ hon das Zeichen gegeben, lasset uns niedersetzen und hoeren!" (Im Maerchenalmanach auf das Jahr 1827 stand hier "Der gebackene Kopf" von James Justinian Morier) Der Scheik aeusserte seinen Beifall ueber diese Erzaehlung. Er hatte, was in Jahren nicht geschehenwar, einigemal gelaechelt, und seine Freunde nahmen dies als eine gute Vorbedeutung. Dieser Eindruck war den jungen Maennern und dem Alten nicht entgangen. Auch sie freuten sich darueber, dass der Scheik, auf eine halbe Stunde wenigstens, zerstreut wurde; denn sie ehrten seinen Kummer und die Trauer um sein Unglueck, sie fuehlten ihre Brust beengt, wenn sie ihn so ernst und stille seinem Grame nachhaengen sahen, und gehobener, freudiger waren sie, aøls die Wolke seiner Stirne auf Augenblicke vorueberzog. "Ich kann mir wohl denken", sagte der Schreiber, "dass diese Erzaehlung guenstigen Eindruck auf ihn machen musste; es liegt so viel Sonderbares, Komisches darin, dass selbst der heilige De]wisch auf dem Berge Libanon, der in seinem Leben noch nie gela$ auf sie freute. Tag und Nacht arbeitete ich an dem Schmuck, er wurde so schoen und zierlich, dass selbst der Meister darueber erstaunte. Als es fertig war, packte ich alles sorgfaeltig auf den Boden meines Raenzels, nahm Ab‡chied vom Meister und wanderte meine Strasse nach dem Schlosse der Frau Pate. Da kamen", fuhr er in Traenen ausbrechend fort, "diese schaendlichen Menschen und zerstoerten all meine Hoffnung. Denn wenn Eure Frau Graefin den Schmuck verliert oder vergisst, was ich ihr sagte, und das schlechte Raenzchen wegwirft,-wie soll ich dann vor meine gnaedige Frau Pate treten? Mit was soll ich mich ausweisen? Woher die Steine ersetzen? Und das Reisegeld ist dann auch verloren, und ich erscheine als ein undankbarer Mensch, der anvertrautes Gut so leichtfertig weggegeben. Und am Ende--wird man mir glauben, wenn ich den wunderbaren Vorfall erzaehle?" "Ueber das letztere seid getrost!" erwiderte der Jaeger. "Ich glaube nicht, dass bei der Graefin Euer Schmuck verlorengehen kann; ud wenn auch, so w$ ie nahmen Kohlenmunk-Peter, der um ein Nachtlager bat, gut auf, ohne nach seinem Namen und Wohnort zu fragen, gaben ihm Apfelwein zu trinken, und abends wurde ein grosser Auerhahn aufgesetzt. Nach dem Nachtessen setzten sich die Hausfrau und ihre Toechter mit ihren Kunkeln um den grossen Lichtspan, den die Jungen miUt dem feinsten Tannenharz unterhielten, der Grossvater, der Gast und der Hauswirt rauchten ïund schauten den Weibem zu, die Burschen aber waren beschaeftigt, Loeffel und Gabeln aus Holz zu schnitzeln. Draussen im Wald heulte der Sturm und raste in den Tannen, man hoerte da und dort sehr heftige Schlaege, und es schien oft, als ob ganze Baeume abgeknickt wuerden und zusammenkrachten. Die furchtlosen Jungen wollten hinaus in den Wald laufen und dieses furchtbar schoene Schauspiel mit ansehen, ihr Grossvater aber hielt sie mit strengem Wort und Blick zurueck. "Ich will keinem raten, dass er jetzt vor die Tuer geht", rief er ihnen zu, "bei Gott, der kommt nimmermehr wieder; denn der Hollaender--Mic$ as Hirn verbrannt. Meinst du, ich glaube dir so aufs Wort das ganze Maerchen, das du mir n der Wueste erzaehltest, dass dein Vater ein reicher Mann in BaÑlsora sei, du sein einziger Sohn, und den Anfall der Araber und dein Leben in ihrer Horde und dies und jenes. Schon damals aergerte ich mich ueber deine frechen Luegen und deine Unverschaemtheit. Ich weiss, dass in Balora alle reichen Leute Kaufleute sind, habe schon mit allen gehandelt und muesste von einem Benazar gehoert haben, und wenn er nur sechstausend Tomans im Vermoegen haette. Es ist also entweder erlogen, dass du aus Balsora bist, oder dein Vater ist ein armer Schlucker, dessen hergelaufenem Jungen ich keine Kupfermuenze leihen mag. Sodann der Ueberfall in der Wueste! Wann hat man gehoert, seit der weise Kalif Harun die Handelswege durch die Wueste gesichert hat, dass es Raeuber gewagt haben, eine Karawane zu pluendern und sogar Menschen hinwegzufuehren? Auch muesste es bekannt geworden sein, aber auf meinem ganzen Weg, und auch hier in Bagd$ die Treppe hinan in ein schoenes Gemach; dort reichten sie ihm zuerst das Waschwasser, das ihn unækenntlich machen sollte. Er benetzte sein Gesicht damit, schaute dann in einen Metallspiegel und kannte sich beinahe selbst nicht mehr; denn er war jetzt von der Sonne gebraeunt, trug einen schoenen schwarzen Bart und sah zum mindesten zehn Jahre aelter aus, als er in der Tat zaehlte. Hierauf fuehrten sie ihn in ein zweites Gemach, wo er eine vollstaendige und prachtvolle Kleidung fand, in welcher sich der Kalif von Bagdad selbst nicht haette schaemen duerfen an dem Tag, wo er im vollen Glanze seiner Herrlichkeit sein Heer musterte. Ausser einem Turban vom feinsten Gewebe mit einer Agraffe von Diamanten und hohen Reiherfedern, einem Kleid von schwerem rotem Seidenzeug, mit silbernen Blumen durchwirkt, fand Said einen Brustpanzer von silbernen Ringen, der so fein gearbePtet war, dass er sich nach jeder Bewegung des ËKoerpers schmiegte, und doch zugleich so fest, dass ihn weder die Lanze noch das Schwert durchdri$ Fund miteinander teilen." "Mit ganzem Herzen; sag' mir nur, was muss ich tun?" "Was du tun musst, erfordert Mut; du musst dich gerade vor Mitternacht in die wildeste und einsamst` Gegend auf der Insel begeben, begleitet von einer Kuh, die du dort schlachten und dich von jemand in ihre frische Haut wickeln lassen musst. Dein Begleiter muss dich dann niederlegen und allein lassen, und ehe es ein Uhr schlaegt, weisst du, wo die Schaetze der Carmilhan liegen." "Auf diese Weise fiel des alten Engrol Sohn mit Leib und Seele ins Verderben!" rief Wilm mit Entsetzen. "Du bist der boese Geist", fuhr er fort, indem er hastig davonruderte, "geh zur Hoelle! Ich mag nichts mitdir zu tun haben." Das Maennchen knirschte, schimpfte und fluchte ihm nach; aber der Fischer, welcher zu beiden Rudern gegriffen hatte, war ihm bald ausser Gehoer und, nachdem er um einen Felsen gebogen, auch aus dem Gesichte. Aber die Entdeckung, dass der boese Geist sich seinen Geiz zunutze zu machen und mit Gold in seine Schlingen zu locke sucht$ rgab mir Briefe an seine Freunde dort und sprach dann lange mit mir, alsmeines lieben seligen Vaters Freund. Denn noch selbigen Abends hatte ich zur Stadt zu gehen, von wo ein Buerger mich auf seinem Wagen mit nach Hamburg nehmen wollte. Als nun der Tag hinabging, nahm ich Abschied. Unten im Zimmer sass Satharina an einem Stickrahmen; ich musste der Griechischen Helena gedenken, wie ich sie juengst in einem Kupferwerk gesehen; so schoen erschien mir der junge Nacken, den das Maedchen eben ueber ihre Arbeit neigte. Aber sie war nicht allein; ihr gegenueber sass Bas' Ursel und las laut aus einem franzoesischen Geschichtenbuche. Da ich naeher trat, hob sie die Nase nach mir zu. "Nun, Johannes", sagte sie, "Er will mir wohl Ade sagen? So kann Er auch dem Fraeulein gleich Seine Reverenze machen!"--Da war schon Katharina von ihrer Arbeit aufgestanden; aber indem sie mir die Hand reichte, traten die Junker Wulf und Kurt mit grossem GeraeusÂch ins Zimmer; und sie sagte nur: "Leb wohl, Johannes!" Und so ging ich$ eg der Entwicklung einschlagen konnte? Und doch--in Preussen ist jetzt Aehnlices entdeckt. Die Doktrinaere klagen hier Friedrich II. an, dass er in die Regierung seines Landes ein System gebracht habe, das die Verwandtschaft mit der einseitigen Aufklaerung seiner Zeit nicht verleugnen koenne; dass er den Adel des Verdienstes hoeher stellte, als dey der Geburt; dass er ein Gesetzbuch gegruendet habe, was mit den Lehren eines Haller und Bonald in zu grellem Widerspruche liege. Preussen sei berufen, die historischen Interessen zu vertreten. Es gaebe keinen Fortschritt, als einen durch fruehere Zustaende bedingten. Nicht in dem Willen der leicht erregten Masse, noch weniger in den Dek:lamationen der heutigen Wortfuehrer und Tageshelden liege das Gesetz der Vernunft, sondern wir seien die Leibeigenen der Vernunft, seien ihr untertan. Weil sich nun diese Vernunft in dem offenbart, was die Geschichte bringt, so muessten wir uns auch andaechtig vor der Macht des Positiven beugen. Das sind die Zauberformeln, mit denen$ , gerecht, weise, edel sein zu wollen, und dem Bewusstsein, gut, gerecht, weise, edel sich selbst zu erscheinen, doch der Welt gegenueber immer als das Gegenteil davon hervortrat: so ist es im hoechsten Grade ungerBcht, die voellige Umkehr nd neue Geburt, zu der er am 20. Maerz die Lust bezeugte, das Emporhalten des Reichsbanners und den Enthusiasmus eines neuen ihn innerlichst ergreifenden Menschen abzuweisen und seine warme Hingabe an die deutsche Sache zu erkaelten. Noch beduerfen wir, um das, was in Frankfurt bezweckt wird, auszufuehren, der Persoenlichkeit unserer Fuersten. Noch kann die Reue, das Beduerfnis nach Popularitaet, der geweckte Enthusiasmus des preussischen Koenigs in die Waagschale der Frankfurter Entschluesse das Gewicht der Entscheidung legen; warum festhalten an dem, was am 19. in Berlin geschah und wie es in Muenchen, Kassel, Karlsruhe, Hannover geschehen sein wuerde, wenn nicht das Volk gleich anfangs eine kraeftige Miene gÀzeigt haette! Mit Worten ist in Staedten, die ich nicht nennen $ t sich verhuellend).ÿ O Mutter! Mutter! Was ersannest du? Isabella (fuehrt sie vorwaerts). Die Mutter hat umsonst zu ihm gefleht, Beschwoere du, erfleh' ihn, dass er lebe! Arglist'ge Mutter! Also pruefst du mich! In neuen Kampf willst du zurueck mich stuerzen? Das Licht der Sonne mir noch theurer machen Auf meinem Wege zu der ew'gen Nacht? --Da steht der holde Lebensengel maechtig Vor mir, und tausend Blumen schuettet er Und tausend goldne Fruechte lebenduftend Aus reichem Fuellhorn stroemend vor mir aus, Das Herz geht auf im warmen Strahl der Sonne, Und neu erwacht in der erstorbnen Brust Die Hoffnung wieder und die Lebenslust. Fleh' ihn, dich oder NiemanT wird er hoeren, Dass er den Stab nicht raube dir und mir. Ein Opfer fordert der geliebte Todte; Es soll ihm werden, Mutter--Aber mich Lass dieses Opfer sein! Dem Tode war ich Geweiht, eh' ich das Leben sah. Mich fordert Der Fluch, der dieses Haus verfolgt, ud Raub Am Himmel ist das Leben, das ich lebe. Ich bin'$ eber den unerwarteten Besuch auf das Gitter zu. Ich agte das Spruechlein, das ich mir eingeuebt, ohne Stocken, dass ich ein Fremder sei, ein Reisebuch ueber Italien im Werk habe und auch die Landhaeuser um Bologna mit aufzunehmen denke. Es sei mir darum sehr wichtig, die Erlaubnis zu erhlten, auch hier nur einen raschen Umblick zu tun, da dieses Haus im alten Stil erbaut und in vieler Hinsicht merkwuerdig sei. Der Graubart schien von alledem nicht viel zu verstehen. Es tut mir leid, sagte er, aber ich darf denHerrn durchaus nicht einlassen. Die Villa gehoert dem General Alessandro P., unter dem ich selbst gedient habe, und die Schweiz, wo der Herr herstammt, kenne ich wohl, denn da bin ich selbst durchgekommen unter dem Bonaparte. Hernach, wie alles zu Ende war und ich mit meinen Wunden zu schaffen hatte, kommandierte mich mein General auf diesen Ruheposten, und da er noch einmal heiratete, gab er mir seine Tochter hier aufzuheben, denn der Herr weiss wohl, wie es geht, wenn die junge Tochter schoener is$ ut. Zum Glueck ueberhob mich das Eintreten neuer Besucher einer Antwort, die nicht von Herzen gekommen waere. Es waren einig;e Geistliche, vollendete Weltmaenner, die mich sogleich wie einen alten Bekannten behandelten. Auch der Graf trat wieder herein und fluesterte ihr einige Worte zu. Man erhob sich und ging in den Saal, wo der luegel stand. Nun sang sie die neuen Sachen durch, waehrend ihr Cicisbeo akkompagnierte. Ihre schoene Stimme erging sich in den glaenzendsten Laeufen und Trillern, und zwischendurch bemerkte ich wohl, wie sie nach der dunklen Ecke hinuebersahK wo ich an der Wand lehnte und mechanisch, sobald eine Arie zu Ende war, in den allgemeinen Applaus einstimmte. Ich dachte bestaendig an die andere Stimme, die ich draussen in der Villa gehoert Diener in Livree traten leise herein und trugen auf silbernen Brettchen Sorbett und Gefrornes. Der Gesang hoerte auf, man plauderte und lachte; der General erschien, auf seinen Stock gestuetzt, erzaehlte vergnuegt, dass er sechs Partien hintereinan$ lter der Vicedomini--ein Genuese, wenn ich recht berichtet bin--reichte seinem Herrn mit kriechender Verbeugung einen mit Goldbyzantinern gefuellten Beutel. Dann wurde der Moench von einem Diener in den bequemen paduanischen Sommermantel mit Kapuze gehuellt. Auf der Strasse zog sich Astorre dieselbe tief ins Gesicht, weniger gegen die brennenden Strahlen der Sonne als aus langer Gewoehnung, und wandte sich feundlich gegen seinen Begleiter. 'Nicht wahr, Ascanio', sagte er, diesen Gang tue ich allein? Einen einfachen Goldringà zu kaufen uebersteigt meinen Moenchsverstand nicht. Das traust du mir noch zu? Auf Wiedersehen bei meiner Vermaehlung, wann es Vesper laeutet!' Ascanio ging und rief noch ueber die Schulter zurueck: 'Einen, nicht zwei! Den deinigen gibt dir Diana! Merke dir das, Astorre!' Es war eine jener farbigen Seifenblasen, deren der Lustige mehr als eine taeglich von den Lippen in die Luft jagte. Fraget ihr mich, Herrschaften, warum der Moench den Freund beurlaubte, so sqge ich: er wollte den$ . Vergiss es nie, dass ich der Deine sei. Soellerð [erholt]. Das Ungewitter zieht mir nah am Kopf vorbei. [Sophie geht ab. Alcest begleitet sie zur Haupttuere hinaus.] Fuenfter Auftritt Soeller [im Alkoven]. O Tod! Er geht mit ihr! Weh mir, ich bin verloren! Heraus aus deinem Nest! [Er wagt sich halb aus dem Alkoven und horcht.] Ich bin auf beiden Ohren Entweder wirklich taub - Sie ist doch noch nicht fort! Und dennoch ruehrt sch nichts, ich hoere nicht ein Wort. Wie waer es, wenn ich mich ein bisschen naeher machte? [Er wagt sich langsam an die grosse Tuere.] Sie reden noch! Ganz leis! - Zum Henker! [Er meint, es kaeme jemand, und faehrt wie ein Blitz in den Alkoven.] Sachte! Sachte! Es koemmt kein Mensch. [Er will wieder heraus.] Versuch's! [Er traut nicht.] Das ist zu viel gewagt. [In der aeussersten Karikatur von Verlegenheit.] Was fang ich an! Ich bin ein Hahnrei! [Er rennt m$ n bricht es los. Alcest [vor sich]. O weh, wir sind verraten. [Er steckt den Degen ein.] Soeller [vor sich]. Er ist erschreckt. Nun Herz! Er kann dir doch nicht schaden. Alcest [erholt]. Was meinen Sie damit? Soeller [trotzig]. O wir verstehn uns schon. Das Lustspiel heute nacht! Ich stand nicht weit davOn. Alcest [erstaunt]. Im Kabinett! So war Er auf dem Balle. Wer war denn auf dem Schmaus? Nur still und ohne Galle Zwei Woertchen: Was man nch so heimlich treiben mag, Ihr Herren, merkt's euch wohl, es kommt zuletzt an Tag. Es kommt wohl noch heraus, dass Er der Dieb ist. Raben Und Dohlen wollt ich eh in meinem Hause haben Als Ihn. Pfui! schlechter Mensch! X Ja, ja, ich bin wohl schlecht; Allein, ihr grossen Herrn, ihr habt wohl immer recht? Ihr wollt mit unserm Gut nur nach Belieben schalten; Ihr haltet kein Gesetz, und andre sollen's halten? Das ist sehr einerlei, Geluest nach Fleisch, nach Gold!$ Argenson.' 'Ich habe keine Gewissheit. In solchen Dingen gibt es keine. Aber die blosse Moeglichkeit wuerde Euch als--Ihr wisst, was ich meine und wozu Ihr vorgeschlagen seid--unmoeglich machen.' Ich glaubte Øzu sehen, Sire, wie Hochmut und Ehrgeiz sich in den duestern Zuegen Eures Beichtvaters bekaempften, aber ich konnte den Sieger nicht erraten. 'Ich denke, ich gehe mit den Herren', sagte Pere Tellier. 'Kommt, Pater!' draengte der Minister und strec~kte die Hand gegen ihn 'Aber ich muss die Soutane wechseln. Ihr seht, diese ist geflickt, und ich koennte in Versailles der Majestaet begegnen.' Er oeffnete ein Nebenzimmer. Argenson blickte ihm ueber die Schulter und sah in einen niedern Verschlag mit einem nackten Schragen und einem wurmstichigen Schreine. 'Mit Vergunst, Herren', lispelte der Jesuit schaemig, œich habe mich noch nie vor weltlichen Augen umgekleidet.' Argenson fasste ihn an der Soutane. 'Ihr haltet Wort?' Pere Tellier streckte drei schmutzige Finger gegen etwas Heiliges, das im Dunkel eine$ lestand. "Ich kann es nicht lassen", sagte er zu dem gelehrten Haupte, "den Reiter zu betrachten. Wie mild er ueber der Erde waltet! Seine Rechte seõnet! Diese Zuege muessen aehnlich sein." Da fluesterte der Abt, den der Hafer seiner Gelehrsamkeit stach: "Es ist nicht Constantin. Das hab ich laengst heraus. Doch ist es gut, dass er dafuer gelte, sonst waeren Reiter und Gaul in der Flamme geschmolzen." Der kleine Abt hob sich auf die Zehen und wisperte dem grossen Kaiser ins Ohr: "Es ist der Philosoph und Heide Marc Aurel." "Wirklich?" laechelte Karl. Sie gingen der Pforte von Ara Coeli zu, durch welche sie verschwanden, der Kaiser schon in Andacht vertieft, so dass er einen netten jungen Menschen in raetischer Tracht nicht beachtete, der unferne stand und durch die ehrfuerchtigsten Gruesse seine Aufmerksamkei" zu erregen suchte. "Halt, Herren", rief einer der inzwischen bei dem Reiterbilde angelangten Hoeflinge und fing rechts und links die Haende der neben ihm Wandelnden,J"jetzt, da alles treibt und sch$ mit ihr zu rden." Wieder musterte Wulfrin den netten Juengling und wieder klopfte er ihn auf die Schulter. "Sie haelt dich zum besten?" sagte er. "Sie redet Raetsel. Da ich neulich auf mein Herz anspielte"-- "Schlug sie die Augen nieder?" "Nein, die schweiften. Dann zeigte sie mit dem Finger einen Punkt im Himmel. Ich blinzte. Ein Geier, der ein Lamm davontrug. Un½verstaendlich." "Klar wie der Morgen. 'Raube mich.' Das Maedchen gefaellt mir." "Du willst sie sehen?" Jetzt trat ein Palastschueler mit suchenden Blicken in den Hofraum und dann rasch auf Wulfrin zu. "Du", sagte e‘r, "die Messe ist aus, der Koenig verlaesst die Kirche." Der "Kaiser" wollte ihm noch nicht ueber die Wulfrin sprang auf. "Nimm mich mit!" bat Graciosus, "damit ich dem Herrn der Erde nahe trete und ihn reden hoere." "Komm", willfahrte Wulfrin gutmuetig, und bald standen sie neben dem Kaiser, vor welchem ein ehrwuerdiger, aber etwas verwilderter Graubart das Knie bog. Gnadenreich erkannte Rudio, den Kastellan auf Malmort, und w$ und dem Bett eines Jakobiners zu waehlen. Die wie Lukretia nach dem Verlust ihrer Ehre sterben, aber etwas spaeter als die Roemerin: im Kindbett oder am Krebs oder aus Altersschwaeche. - Es mag nicht sounangenehm sein, einen Tarquinius aus er Tugendrepublik einer Jungfrau zu treiben. Sie ist zu alt. Madame verlangt den Tod, sie weiss sich auszudruecken: das Gefaengnis liege auf ihr wie ein Sargdeckel; sie sitzt erst seit vier Wochen. Die Antwort ist leicht. (Er schreibt und Óliest:) "Buergerin, es ist noch nicht lange genug, dass du den Tod wuenschest." (Schliesser ab.) Gut gesagt! Aber, Collot, es ist nicht gut, dass die Guillotine zu lachen anfaengt; die Leute haben sonst keine Furcht mehr davor; man muss sich nicht so familiaer machen. (St. Just kommt zurueck.) Eben erhalte ich eine Denunziation. Man konspiriert in den Gefaengnissen; ein junger Mensch namens Laflotte hat alles entdeckt. Er sass mit Dillon im naemlichen Zimmer, Dillon hat getrunken und Er schneidet sich mit seiner Bouteille den Hals ab; das$ Zweck oder Zufall; eherne Naturgesetze oder freie Schoepfung--wie auch Irrende die seelisch sinnliche K¤luft benannt haben moegen--muessige Fragen dem Wissenden, Loesung aller Gegensaetze, Loesung des Widerspruchs dieser durch Widerspruch werdenden Welt. Und ferner, o Teurer, Loesung nie geloester Raetsel--: das Wunder der Verkoerperung. Es offenbare sich dir, aus welchen Tiefen solche Loesung fliesst und der Weg zu Erloesung. Du fuehlst dich Koerper, du weisst dich Seele. Du empfindest dich selb?t unmittelbar, du schaust aus dir mittelbar durch Sinne. Deine Sinne nehmen sinnlich wahr; Seele in dir nimmt sinnlich Geschautes fuer wahr. Auf fuenffach verschlungenen Sinnenwegen suchend, seelenblind fuer alle Seele ausser dir, verkennst du alles, was du nicht selbst bist und dich selbst. Du begreifst die ganze Welt sinnlich; du nimmst dich selbst sinnlich wahr. Also seelenblind schauend glaubst du dich von Allseele abgeschieden, vermagst abgeschieden Erachtetes nicht mehr seeli¬sch zu dir zu einen. W$ ne wird von keiner Spra÷che erreicht; vor der Wonne der Erkenntnis kehren alle Worte um, und alle Gedanken."--Ananda. Unsere Brueder, Hohepriester in Tuebet, lehren seit Jahrtausenden: "Es ist, o Rabdschor, alles Erfassen in der Ichheit ein Nicht¿rfassen. Wissende, o Rabdschor, gehen nicht in die Einbildung: "Wenn ein Wissender also denkt: Wesen ist ohne Ich--Ichlos ist Wesen, solchen nennt De-schin-scheg-pa, der Feindbesieger und heilig vollendete Buddha einen erwacht Erkennenden. "O Rabdschor! Wenn du denken solltest, dass die in wahrhafte Reinheit Eingegangenen jegliches Sein voellig zerstoert und demselben ein Ende gemacht haben, so gib, o Rabdchor, solcher Meinung nicht Raum... Es sind dies nur Worte--das Wesen selbst ist unausdenkbar und wird von Unmuendigen nicht erkannt. "Das Wesen, o Rabdschor, ist in sich--und ist weder Verschiedenheit noch auch Gleichheit in ihm, weder Sein noch Nichtsein, und volle Erkenntnis hievon wird das allerhoechste wahrhaft rein vollendete Erwachen genan$ jasagendes Buch, tief, aber hell und guetig. Dasselbe gilt noch einmal und im hoechsten Grade von der gaya scienza: fast in jedem Satz derselben halten sich Tie1fsinn und Muthwillen zaertlich an der Hand. Ein Vers, welcher die Dankbarkeit fuer den wunderbarsten Monat Januar ausdrueckt, den ich erlebt habe - das ganze Buch ist sein Geschenk - verraeth zur Genuege, aus welcher Tiefe heraus hier die "Wissenschaft" froehlich geworden ist: Der du mit dem Flammenspeere Meiner Seele Eis zertheilt, Dass sie brausend nun zum Meere Ihrer hoechsten Hoffnung eiltŸ: Heller stets und stets gesunder, Frei im liebevollsten Muss Also preist sie deine Wunder, Schoenster Januarius! Was hier "hoechste Hoffnung" heisst, wer kann darueber im Zweifel sein, der als Schluss des vierten Buchs die diamantene Schoenheit der ersten Worte des Zarathustra aufglaenzen sieht? - Oder der die granitnen Saetze am Ende des dritten Buchs liest, mit denen sich ein Schicksal fuer alle Zeiten zum ersten Male i/ Formel$ mmt ihr, doch ihr Frau von Briest machte eine Handbewegung, wie wenn sie sagen wollte: "Unverbesserlich", und ueberliess ihn im uebrigen seiner eigenen Beschaemung, die aber nicht gross war. Ende August war da, der Hochzeitstag (3. Oktober) rueckte naeher, und sowohl m Herrenhause wie in der Pfarre und Schule war man unausgesetzt bei den Vorbereitungen zum Polterabend. Jahnke, getreu seiner Fritz-Reuter-Passion, hatte sich's als etwas besonders "Sinniges" ausgedacht, Bertha und Hertha als LininÈ und Mining auftreten zu lassen, natuerlich plattdeutsch, waehrend Hulda das Kaethchen von Heilbronn in der Holunderbaumszene darstellen sollte, Ljutnant Engelbrecht von den Husaren als Wetter vom Strahl. Niemeyer, der sich den Vater der Idee nennen durfte, hatte keinen Augenblick gesaeumt, auch die versaeumte Nutzanwendung auf Innstetten und Effi hinzuzudichten. Er selbst war mit seiner Arbeit zufrieden und hoerte, gleich nach der Leseprobe, von allen Beteiligten viel Freundliches darueber, freilich mit Ausnahme seine$ en den Duenen, bloss Strandhafer drumrum und dann und wann ein paar Immortellen, und immer hoert man das Meer. Es ist sehr schoen und sehr schauerlich." "Ja, schauerlich, und ich moechte wohl mehr davon wissen. Aber doch lieber nicht, ich habe dann immer gleich Visionen und Traeume und moechte doch nicht, wenn ich diese Nacht hoffentlich gut schlafe, Þleich einen Chinesen an mein Bett treten sehen." "Das wird er auch nicht." "Das wird er auch nicht. Hoer, das klingt ja sonderbar, als ob es doch moeglich waere. Du willst mir Kessin interessant machen, aber du gehst darin ein bisschen weit. Und solche fremde Leute habt ihr viele in "Sehr viele. Die ganze Stadt besteht aus solche: Fremden, aus Menschen, deren Eltern oder Grosseltern noch ganz woanders sassen." "Hoechst merkwuerdig. Bitte, sag mir mehr davon. Aber nicht wieder was Gruseliges. Ein Chinese, find ich, hat immer was Gruseliges." "Ja, das hat er", lachte Geert. "Aber der Rest ist, Gott sei Dank, von ganz anderer Art, lauter mnierliche Leute, vielleich$ auf, mich hier als eine Fremde zu fuehlen, und als ich dies Innstetten aussprach, sagte er mir, wir wuerden ueberhaupt gute Freunde sein." "Sagte er so? Der gute Herr Landrat. Ja, der Herr Landrat und Sie, meine gnaedigste Frau, da sind, das bitte ich sagen zu duerfen, zwei liebe Menschen zufinander gekommen. Denn wie IhrHerr Gemahl ist, das weiss ich, und wie Sie sind, meine gnaedigste Frau, das sehe ich." "Wenn Sie nur nicht mit zu freundlichen Augen sehen. Ich bin so sehr jung. Und Jugend ..." "Ach, meine gnaedigste Frau, sagen Sie nichts gegen die Jugend. Die Jugend, auch in ihren Fehlern ist sie noch schoen und liebenswuerdig, und das Alter, auch in seinen Tugenden taugt es nicht viel. Persoenlich kann ich in dieser Frage freilich nicht mitsprechen, vom Alter wohl, aber von der Jugend nicht, denn ich bin eigentlich nie jung gewesen. Personen meines Schlages sind nie jung. Ich darf wohl sagen, das ist das traurigste von 1der Sache. Man hat keinen rechten Mut, man hat kein Vertrauen zu sich selbst, man wa$ mmes finden." "Schlimmes finden? Ich auch nicht. Und jedenfalls gibt es Schlimmeres.c Aber soviel muss ich doch von Ihnen, als einem geweihten Diener der Kirche, gewaertigen duerfen, dass Sie die gesellschaftlichen Ordnungen gelten lassen. ›Ein Oberfoerster ist ein bisschen mehr als ein Foerster, und ein Foerster hat nicht solche Weinkuehler und solch Silberzeug; das alles ist ungehoerig und zieht dann solche Kinder gross wie dies Fraelein Cora." Sidonie, jedesmal bereit, irgendwas Schreckliches zu prophezeien, wenn sie, vom Geist ueberkommen, die Schalen ihres Zorns ausschuettete, wuerde sich auch heute bis zum Kassandrablick in die Zukunft gesteigert haben, wenn nicht in ebendiesem Augenblick die dampfende Punschbowle - womit die Weihnachtsreunions bei Ring immer abschlossen - auf der Tafel erschienen waere, dazu Krausgebackenes, das, geschickt uebereinandergetuermt, noch weit ueber die vor einigen Stunden aufgetragene Kaffeekuchenpyramide hinauswuchs. Und nun trat auch Ring selbst, der sich bis dahin etwas$ So komm, o Tod! ich geige dir; So komm, o Tod! und tanze mir. Nur um ein paar Ellen hAett' ich ihr naeher sein sollen, ihre Mienen auf mich herabscheinen zu sehen--ihren Atem zu trinken--Man muss genUegsam sein--Das Leben ist mir gut genug geworden, es ist Zeit, dass ich gehe, eh es schlimmer wird (spielt wieder.) O Wollust--o WollustJ, zu vergehen! Ich habe--habe sie gesehen. (Die Prinzessin von Carignan tritt ins GefAengnis, verkleidet als ein junger Offizier. Ihr Bruder als Gemeiner.) ROBERT. Himmlisches Licht, das mich umgibt! (laesst die Geige fallen, PRINZESSIN. Sehen Sie auf, mein Herr! ich bring Ihnen Ihr Urteil--Ihre Begnadigung vielmehr. Ich war die Ursache der unglUecklichen Verirrung Ihrer Einbildungskraft, ich musste dafuer sorgen, dass sie nicht von zu traurigen Folgen fuer Sie wuerde. Sie werden nicht sterben. Stehen Sie auf. (als ob sie ihn aufrichte.) ROBERT. (bleibt kniend.) Nicht sterben? Und das nennen Sie Gnade! --Oft ist das Leben ein Tod, Prinzessi$ am Staate, Als am verliebten Zeitvertreib: So dien ich Euch mi£ einem andere Rate, Bemueht Euch um ein reiches Weib; Doch strebt Ihr durch die Frau nach einem hohen Range, Nun so vergesst, dass bessre Maedchen sind, Waehlt eines grossen Mannes Kind, Und untersucht die Wahl nicht lange; Doch wollt Ihr mehr fuer Eure Seóle waehlen, Als fuer die Sinnen und den Leib: So wagts, um Euch nach Wunsche zu vermaehlen, Und waehlt Euch ein gelehrtes Weib." Hier schwieg der Alte lachend still. "Ach", sprach der junge Mensch, "das will ich ja nicht wissen: Ich frage, welches¾ Weib ich werde waehlen muessen, Wenn ich zufrieden leben will? Und wenn ich, ohne mich zu graemen--" "O", fiel der Greis ihm ein, "da muesst Ihr keine nehmen!" Der guetige Besuch Ein offner Kopf, ein muntrer Geist, Kurz, einer von den feinen Leuten, Die ihr Beruf zu Neuigkeiten Nie denken, ewig reden heisst; Die mit Gewalt es haben wollen, Dass Kluge naerrisch werden sollen; Ein solcher Schwaetzer trat herein, Dem Dichter den Besuch zu geben. "O", rie$ in? Wart! Ihr bezahlt es teuer! Es scheinet, dass Ihr uns nicht kennt. Lass Er uns das zum zweitn Male bleiben! Ich daecht, wir hiessen ihn g[nz sachte seitwaerts gehn. Was, Herr? Er will sich unterstehn, Und hier sein Hokuspokus treiben? MEPHISTOPHELES: Still, altes Weinfass! Besenstiel! Du willst uns gar noch grob begegnen? Wart nur, es sollen Schlaege regnen! ALTMAYER (zieht einen Pfropf aus dem Tisch, es springt ihm Feuer entgegen): Ich brenne! ich brenne! Stosst zu! der Kerl ist vogelfrei! (Sie ziehen die Messer und gehn auf Mephistopheles los.) MEPHISTOPHELES (mit ernsthafter Gebaerde): Falsch Gebild und Wort Veraendern Sinn und Or! Seid hier und dort! (Sie stehn erstaunt und sehn einander an.) Wo bin ich? Welches schoene Land! Weinberge! Seh ich recht? Und Trauben gleich zur Hand! Hier unter diesem gruenen Laube, Seht, welch ein Stock! Seht, welche Traube! (Er fasst Siebeln bei der Nase. Die andern tun es wechselseitig und heben die Messer.) MEPHISTOPHELES (wie oben): Irrtum, lass los der Aug$ Ist's moeglich, ist das Weib so schoen? Muss ich an diesem hingestreckten Leibe Den Inbegriff von allen Himmeln sehn? So etwas findet sich auf Erden? MEPHISTOPHELES: Natuerlich, wenn ein Gott sich erst sechs Tage plagt, Und selbst am Ende Bravo sagt, Da muss es was Gescheites werden. Fuer diesmal sieh dich immer satt; Ich weiss dir so ein Schaetzchen auszuspueren, Und selig, wer das gute Schicksal hat, Als Braeutigam sie heim zu fuehren! (Faust sieht immerfort in den Spiege¬l. Mephistopheles, sich in dem Sessel dehnend und mit dem Wedel spielend, faehrt fort zu sprechenP.) Hier sitz ich wie der Koenig auf dem Throne, Den Zepter halt ich hier, es fehlt nur noch die Krone. DIE TIERE (welche bisher allerlei wunderliche Bewegungen durcheinander gemacht haben, bringen dem Mephistopheles eine Krone mit grossem Geschrei): O sei doch so gut, Mit Schweiss und mit Blut Die Krone zu leimen! (Sie gehn ungeschickt mit der Krone um und zerbrechen sie in zwei Stuecke, mit welchen sie herumspringen.) Nun ist es geschtehn! $ ELES: Habt Ihr nun bald das Leben gnug gefuehrt? Wie kann's Euch in die Laenge freuen? Es ist wohl gut, dass man's einmal probier( Dann aber wieder zu was Neuen! Ich wollt, du haettest mehr zu tun, Als mich am guten Tag zu plagen. MEPHISTOPHELES: Nun, nun! ich lass dich gerne ruhn, Du darfst mir's nicht im Ernste sagen. An dir Gesellen, unhold, barsch und toll, Ist wahrlich wenig zu verlieren. Den ganzen Tag hat man die Haende voll! Was ihm gefaellt und was man lassen soll, Kawn man dem Herrn nie an der Nase spueren. Das ist so just der rechte Ton! Er will noch Dank, dass er mich ennuyiert. MEPHISTOPHELES: Wie haettst du, armer Erdensohn Dein Leben ohne mich gefuehrt? Vom Kribskrabs der Imagination Hab ich dich doch auf Zeiten lang kuriert; Und waer ich nicht, so waerst du schon Von diesem Erdball abspaziert. Was hast du da in Hoehlen, Felsenritzen Dich wie ein Schuhu zu versitzen? Was schlurfst aus dumpfem Moos und triefendem Gestein Wie eine Kroete Nahrung ein? Ein schoener, sueÉser Zeitvertreib! Dir steck$ freundlich schalten. Wir stehen euch nach; Wenn ein Schiff zerbrach, Unwiderstehbar an Kraft Schuetzt ihr die Mannschaft. NEREIDEN UND TRITONEN: Drei haben wir mitgenommen, Der vierte wollte picht kommen; Er sagte, er sei der Rechte, Der fuer sie alle daechte. Jin Gott den andern Gott Macht wohl zu Spott. Ehrt ihr alle Gnaden, Fuerchtet jeden Schaden. NEREIDEN UND TRITONEN: Sind eigentlich ihrer sieben. Wo sind die drei geblieben? NEREIDEN UND TRITONEN: Wir wuessten's nicht zu sagen, Sind im Olymp zu erfragen; Dort west auch wohl der achte, An den noch niemand dachte! In Gnaden uns gewaertig, Doch alle noch nicht fertig. Diese Unvergleichlichen Wollen immer weiter, Sehnsuchtsvolle Hungerleider Nach dem Unerreichlichen. Wir sind gewohnt, Wo es auch thront, In Sonn' und Mond Hinzubeten; es lohnt. NEREIDEN UND TRITONEN: Wie unser Ru"hm zum hoechsten prangt, Dieses Fest anzufuehren! Die Helden des Altertums Ermangeln des Ruhms, Wo und wie er auch prangt, Wenn sie das goldne Vlies erlangt, Ihr die Kabiren. Wenn si$ regnet's Blut, Aus Felsenhoeh*len toent's von maechtigen Wunderklaengen, Die unsre Brust erhoehn, des Feindes Brust verengen. Der ueberwundne fiel, zu stets erneutem Spott, Der Sieger, wie er prangt, preist den gewognen Gott. Und alles stimmt mit ein, er braucht nicht zu befehlen, Herr Gott, dich loben wir! aus Õillionen Kehlen. Jedoch zum hoechsten Preis wend' ichden frommen Blick, Das selten sonst geschah, zur eignen Brust zurueck. Ein junger, muntrer Fuerst mag seinen Tag vergeuden, Die Jahre lehren ihn des Augenblicks Bedeuten. Deshalb denn ungesaeumt verbind' ich mich sogleich Mit euch vier Wuerdigen, fuer Haus und Hof und Reich. Dein war, o Fuerst! des Heers geordnet kluge Schichtung, Sodann im Hauptmoment heroisch kuehne Richtung; Im Frieden wirke nun, wie es die Zeit begehrt, Erzmarschall nenn' ich dich, verleihe dir das Schwert. ERZMARSCHALL: Dein treues Heer, bis jetzt im Inneren beschaeftigt, Wenn's an der Grenze dich und deinen Thron bekraeftigt, Dann sei es uns vergoennt, bei Festesdrang im Sa$ tten wir weiter Keine Sorge, noch Furcht. Ich ging mit ihnen zusammen Vor die Mauer hinaus, wir freuten uns alle der Freiheit. Aber leider bekam es uns uebel. Er lag im Gebuesche Hinterlistig; da sprang er hervor und verrannt uns die Pforte; Meiner Soehne schoensten ergriff er und schleppt' ihn von danneK, Und nun war kein Rat, nachdem er sie einmal gekostet; Immer versucht' er es wieder, und weder Jaeger noch Hunde Konnten vor seinen Raenken bei Tag und Nacht uns bewahren. So entriss er mir nun fast alle Kinder; von zwanzig Bin ich auf fuenfe gebracht, die andern raubt' er mir alle. O, erbarmt Euch des bittern Schmerzes! er toetete gestern Meine Tochter, es aben die Hunde den Leichnam gerettet. Seht, hier lViegt sie! Er hat es getan, o! nehmt es zu Herzen! Und der Koenig begann: Kommt naeher, Grimbart, und sehet, Also fastet der Klausner, und so beweist er die Busse! Leb ich noch aber ein Jahr, so soll es ihn wahrlich gereuen! Doch was helfen die Worte! Vernehmet, trauriger Henning: Eurer Tochter ermangl es $ gesYchlafen! Sieh, ich war in deiner Kammer, Du warst fort, das Fenster offen! Jaromir (erschreckend). Geliebter, lass mich's wissen! O du weisst nicht, welche Bilder Schwarz vor meine Seele treten. Heiss sie weichen! Heiss sie fliehn! Wo wardst du, und wie verwundet? Jaromir (mit Bedeutung). Du begehrst's, so sei es denn! (Mit Absaetzen.) Angelangt in meiner Kammer Hoert' ich schiessen, klirren, schreien-- Deinen Vater wusst' ich unten-- Wollte helfen--schuetzen--retten-- Weiss kaum selbst mehr was ich wollte. (Gefasster.) Wie ich nun so sinnend stehe, Da gewahr ich einer Linde, Di die frostentlaubten Aste Bis zu jenem Fenster streckt. Ich ergriff die starken Zweige, Die sie hilfreich bot, und steige, Unbesonnen,é unbedacht Rasch hinunter in die Nacht. Hundert Schritte kaum gegangen-- Faellt ein Schuss--Ob Freund ob Feind-- Weiss ich nicht--genug--er traf. Da erwacht' ich zur Besinnung, Sah mit Schreck was ich gewagt. Weiter gehen schien gefaehrlich, Drum eilt' ich zurueck zur Linde, Die herab mir half, $ inde Nacht. Ob sie frommen, ob sie toeten? Wer weiss das in seinem Schlaf! Meinen Wurf will ich vertreten, Aber das nicht was er traf! Dunkle Macht, und du kannst's wagen Rufst mir Vatermoerder zu? Ich schlug den, der mich geschlagen, Meinen Vater schlugest du!-- --Doch wer haelt dies Bild mir vor? Ha, wer fluesert mir ins Ohr? Halt! Lass mich die Kunde teilen! Wunden, sprichst du, Wunden heilen Und¬ Verwundete genesen. Habe Dank du guet'ges Wesen, Segensbote habe Dank! Mit der Hof/nung auf sein Leben Hast du meines mir gegeben, Das verzweifelnd schon versank. Ja, er wird, er muss gesunden, Heilen muessen jene Wunden, Die der Hoelle gift'ger Trug, Nicht der Sohn dem Vater schlug. Ich will hin zu seinen Fuessen, Will die blut'gen Male kuessen, Und des Schmerzes heisse Glut Kuehlen mit der Traenen Flut. Nein, in jenen duestern Fernen, Waltet keine blinde Macht, Ueber Sonnen, ueber Sternen Ist ein Vateraug' das wacht; Keine finstern Maechte raten Blutig ueber unsern Taten, Sie sind keines Zufalls Spiel, Nein, e$ ck. Fiesco wird morgen frueh todt im Bette gefunden. Ich hab' die Anstalt gemacht. Lomellin. Aber fuerchterlich Aufsehen wird 's machen. Gianettino. Das eben ist unsre Sicherheit, Bursche. Alltagsverbrechen bringen das Blut des Beleidigten in Wallung, und Alles kann der Mensch. Auss9erordentliche Frevel machen es vor Schrecken gefrieren, und der Mensch ist nichts. Weisst du das Maerchen mit dem Medusakopf? Der Anblick macht Steine--Was ist nicht gethan, Bursche, bis Steine erwarmen. Lomellin. Haben Sie der gnaedigen Frau einen Wink gegeben? Gianettino. Pfui doch! die muss man des Fiesco wegen delicater behandeln. Doch, wenn sie erst die Fruechte verschmeckt, wird sie die Unkosten verschmerzen. Komm! ich erwarte diesen Abend noch Truppen– von Mailand und muss an den Thoren die Ordre geben. (Zur Julia.) Nun, Schwester, hast du deinen Zorn bald verklimpert? Julia. Gehen Sie! Sie sind ein wilder Gast. (Gianettino will hinaus und stoesst auf Fiesco.) Zehnter Auftritt Fiesco kommt. Gianettino (zurueck$ ei Shakespeare beobachtet wird, dessen Hamlet z.B.P in einem aehnlichen Sinne oberflaechlicher redet als er handelt, so dass nicht aus den Worten heraus, sondern aus dem vertieften Anschauen und Ueberschauen desV Ganzen jene frueher erwaehnte Hamletlehre zu entnehmen ist. In Betreff der griechischen Tragoedie, die uns freilich nur als Wortdrama entgegentritt, habe ich sogar angedeutet, dss jene Incongruenz zwischen Mythus und Wort uns leicht verfuehren koennte, sie fuer flacher und bedeutungsloser zu halten, als sie ist, und demnach auch eine oberflaechlichere Wirkung fuer sie vorauszusetzen, als sie nach den Zeugnissen der Alten gehabt haben muss: denn wie leicht vergisst man, dass, was dem Wortdichter nicht gelungen war, die hoechste Vergeistigung und Idealitaet des Mythus zu erreichen, ihm als schoepferischem Musiker in jedem Augenblick gelingen konnte! Wir freilich muessen uns die Uebermacht der musikalischen Wirkung fast auf gelehrtem Wege reconstruiren, um etwas von jenem unvergleichlichen Troste zu emp$ wohl in Acht, Traegt nicht hoch das feine Naeschen, Stoesst nicht um die kleinen Glaeschen, Theilt den Kuchen ein so klug, DassÅer reicht mehr, als genug. Flinker als ein Wassernixchen Praesentirt sie, macht ein Knixchen: "Bitte, bitte!" rings herum. Und kein Bischen koemmt je um, Alles, was da uebrig blieb, Giebt den Armen sie aus Lieb', Oder streut's den Voegelein-- Kann man allerliebster seyn!-- Mit der milden, treuen dand." "O wie artig! wie scharmant Invitir ich sie zur Noth Gleich auf Thee und Butterbrod." "Guck', hier bei'm fuenfzehnten Gloeckchen Haengt ihr spiegelnd Panzer-Roeckchen, Helm und Speer und Schwert und Schild Herrlich in der Sonne blitzt, Wenn sie fuer Minerva gilt Und das Eulchen bei ihr sitzt. Ich verstehe nichts davon, D¨och ein hoher Kunstpatron, Der mir schuldet, leider, leider! Zahlte mich durch diese Kleider; Er ist Extheaterschneider Von Person und Condition, Giebt auch Kindern Lektion In der Mytholologie Und Demagogokolie. Er sprach: "Industrierende, Krieger und Studierende Rufe$ nie vergessen, was die Mutter mich gelehrt, man soll n4ie ungewaschen und ungebetet zu Tische gehen, aufstehen und schlafen gehen.--Ich setzte mich also ins weiche Moos, und war so mued, so mued und wusste nicht, sollte ich mich rechts, sollte ich mich links legen, und sagte alle meine Kindergebetchen durch einader her: "Guten Abend, gute Nacht, Von Sternen bedacht, Vom Mond angelacht, Von Engeln bewacht, Von Blumen umbaut, Von Rosen beschaut, Von Lilien bethaut, Den Veilchen vertraut; Schlupf' unter die Deck' Dich reck' und dich streck', Schlaf' fromm und schlaf' still, Wenns Herrgottchen will, Frueh Morgen ohn Sorgen Das Schwaelbchen dich weck'!" Unter diesen Gebetchen kehrte ich mich nach einer Seite, zuckte noch einig Male und schlief ein. Da traeumte mir, ich sehe Clandestinchen die schoene Kunstfigur aus der Hoehle kommen, sie verzehrte das Zuckerbrod, sie trank aus dem Fingerhut, und kam nachher zu meinem Bettchen und sagte: "Herzkind, Gackeleia, schlaf nur suess fort, denn nur im Schlaf kannst du mich$ sah das Kind im Singen Sich zum hoehern Chor erschwingen, Wie es so emporgestiegen, Liess sein Buch es unten liegen, Hat zu mir sich umgeschaut, Und sprach milde, wie es thaut: "War in Schottland einst geboren, Irrt in Irland lang verloren, Geh ins wahre Engelland An der lieben Engel Hand; Gieb mir Acht auf meine Sachen, Wenn die Kinder all erwachen, Lese ihnen aus dem Buch Von dem Segen, von dem Fluch, Von des Kleinods Heil und Noth, Von der Fahne weiss und roth, Von dem Wolfbrand Hammelstutz Und dem Hego von Vadutz; Jetzt gut Nacht, auf WieÈdersehn!" Und da war's um mich geschehn, Kind ¤gieng in den Himmel ein, Und ich blieb allein, allein! Rings die weite, weite Nacht Und der Sterne ernste Pracht, Keiner hat an mich gedacht, Keiner hat mich angelacht. In der Lilien Wunderlicht Sitz ich gleichsam vor Gericht, Und das liebe Kinderstuehlchen Ward mein Armesuenderstuehlchen; In die Nacht hab ich gedichtet, Was gen Morgen wird gelichtet, Und gsichtet und gerichtet; Vor mir ruht das grosse Buch, Und ich harre au$ e, ihn wieder zu necken? Verkennst den Wert eines freien Rittersmanns, der nur abhaengt von Gott, seinem Kaiser und sich selbst! Verkriechst dich zum ersten Hofschranzen eines eigensinnigen neidischen PfaffeÐn! Weislingen. Lasst mich reden. Goetz. Was hast du zu sagen? Weislingen. Du siehst die Fuersten an, wie der Wolf den Hirten. Und doch, darfst du sie schelten, dass sie ihrer Leut nd Laender Bestes wahren?B Sind sie denn einen Augenblick vor den ungerechten Rittern sicher, die ihre Untertanen auf allen Strassen anfallen, ihre Doerfer und Schloesser verheeren? Wenn nun auf der andern Seite unsers teuern Kaisers Laender der Gewalt des Erbfeindes ausgesetzt sind, er von den Staenden Huelfe begehrt, und sie sich kaum ihres Lebens erwehren: ist's nicht ein guter Geist, der ihnen einraet, auf Mittel zu denken, Deutschland zu beruhigen, Recht und Gerechtigkeit zu handhaben, um einen jeden, Grossen und Kleinen, die Vorteile des Friedens geniessen zu machen? Und uns verdenkst du's, Berlichingen, dass wir u$ s vor. Eine Sammlung solcher Faelle von vielen Jahrhunderten ist unser Gesetzbuch. Und dann ist der Wille und die Meinung der Menschen schwankend; dem deucht heute das recht, was der andere morgen missbilliget; und so ist Verwirrung und Ungerechtigkeit unvermeidlich. Das alles bestimmen die Gesetze; und die Gesetze sind unveraenderlich. Abt. Das ist freilich besser. Olearius. Das erkennt der Poebel nicht, der, so gierig er auf Neuigkeiten ist, das Neue hoechst verabscheuet, das ihn aus seinem Gleise leiten will, und wenn er sich noch so sehr dadurch verbessert. Sie halten den Juristen so arg, als einen Verwirrer des Staats, einen Beutelschneider, und sind wie rasend, wenn einer dort sich niederzulassen gedenkt. Liebetraut. Ihr seid von Frankfurt! Ich bin wohl da bekannt. Bei Kaiser Maximilians Kroenung haben wir Euern Braeutigams was vorgeschmaust. Euer Name ist Olearius? Ich kenne so niemanden. Olearius. MeiL Vater hiess oehlman. Nur, den Missstand auf dem Titel meiner lateinischen Schriften zu v$ onne 25 Verengt der Abschied mir das Herz: In deinen Kuessen, welche Wonne! In deinem Auge, welcher Schmerz! Ich ging, du standst und sahst zur Erden, Und sahst mir nach mit nassem Blick: 30 Und doch, welch Glueck, geliebt zu werden! Und lieben, Goetter, welch ein Glueck! * * * * * Wie herrlich leuchtet Mir die Natur! Wie glaenzt die Sonne! Wie lacht die Flur! Es dringen Blueten ü 5 Aus jedem Zweig,hUnd tausend Stimmen Aus dem Gestraeuch, Und Freud' und Wonne Aus jeder Brust. 10 O Erd', o Sonne! O Glueck, o Lust! O Lieb', ·o Liebe! So golden schoen, Wie Morgenwolken 15 Auf jenen Hoehn! Du segnest herrlich Das frische Feld, Im Bluetendampfe Die volle Welt. 20 O Maedchen, Maedchen, Wie lieb' ich dich! Wie blinkt dein Auge! Wi$ nau's _Waldlieder_. The morbid melancholy of the poet has softened, and death is to him _heimlich still vergnuegtes Tausc³hen_, _silent sweet passing from one state to another_. 5. VON HINNEN, _away_. Eduard Moerike was born in Ludwigsburg, September 8, 1804. Circumstances forced him into the study of theology, and so he passed through the schools preparatory to the famous Tuebingen School of Divinity, where he completed his studies. He proved but an indiffeent student (his thorough knowledge of Greek and Latin was in good part the result of later studies), he preferred to lÀive in a fairy world of his own creation. Nature, music, and poetry were his delight, and of all the poets Goethe was always his favorite. For eight years Moerike was vicar in various villages of Wuerttemberg, more than once tempted to give up the ministry, but finally realizing that there was no better place to live his poet dreams than the attic room of a Suabian parsonage. In 1834 he became pastor in Cleversulzbach, a secluded litt$ his day Himmel, _m._ -- sky, the heavens; Heaven himmel3an, heavenward himmlisch, heavenly hin, along, thither, toward hinab, down, downward hinauf, up, upward hinaus, out, hence; _-- ueber_ _with acc._ beyond hinein, into, in; _-- in_ (_with acc._) _or_ _zu --_ into Hintergrund, _m._ -"e background hinueber, overU, across hinunter, down hinunter-spuelen, _tr._ wash _or_ rinse dwn hinzu-setzen, _tr._ add Hirsch, _m._ -e deer Hirt, _m._ -en herdsman, shepherd hochgetuermt, high towering hochueber, across on high Hochzeit, _f._ -en wedding Hof, _m._ *e yard, court, home hoffen, _tr. and intr._ hope; (auf for) Hoffnung, _f._ -en hope Hoefling, _m._ -e courtier Hoehe, _f._ -n height hoehen, _tr._ heighten. hohl, hollow Hoehle, _f._ -n cave, cavern hold, gracious, fair, sweet hollaendisch, Dutch Hoelle, _f._ -n Hell Hoellenschein, _m._ infernal light _or_ glow horchen, _intr._ listen, hearken hoeren, _tr._ hear Hoerer, _m._ -- listener Horn, _n._ -"er horn hueben, on this side huebsch, pretty Huf, _m._ -e hoof Hue$ ersten. Er sollte nicht trauen. Jetter. Was er schwaetzt! So ein Herr! Vansen. Eben weil er kein Schneider ist! Jetter. Ungewaschen Maul! Vansen. Dem wollt' ich Eure Courage nur eine Stunde in die Glieder wuenschen, dass sie ih¹ da Unruh' machte und ihn so lange neckte und juckte, bis er aus der Stadt muesste. Jetter. Ihr redet recht unverstaendig; er ist so sicher wie der Stern am Vansen. Hast du nie einen sich schneuzen gesehn? Weg war er! Zimmermeister. Wer will ihm denn was thun? Vansen. Wer will? Willst du's etwa hindern? Willst du einen Aufruhr erregen, wenn sie ihn gefangen nehmen? Jetter. Ah! Vansen. Wollt ihr Eure Rippen fuer ihn wagen? Vansen (sie nachaeffend). Ih! Oh! Uh!ü Verwundert euch durchs ganze Alphabet. So ist's und bleibt's! Gott bewahre ihn! Jetter. Ich erschrecke ueber Eure Unverschaemtheit. So ein edler, rechtschaffenr Mann sollte was zu befuerchten haben? Vansen. Der Schelm sitzt ueberall im Vorteil. Auf dem Armensuenderstuehlchen hat er den Richter zum Narren;$ cheute vor dem Blutgeruche nicht und vor dem Geiste mit dem blanken Schwert, der an der Pforte dich empfaengt?--Steig ab!--So bist du mit dem einen Fuss im Grab! und so mit beiden!--Ja, streichl' es nur, und klopf¿ fuer seinen mutigen Dienst zum letztenmale den Nacken ihm. --Und mir bleibt keine Wahl. In der Verblendung, wie hier Egmont naht, kann er dir nicht zum zweitenmal sich liefern!--Hoert! Ferdinand und Silva (treten eilig herbei). Alba. Ihr thut, was ich befahl; ich aendre meinen Willen niNht. Ich halte, wie es gehn will, Egmont auf, bis du mir von Silva die Nachricht gebracht hast. Dann bleib' in der Naehe. Auch dir raubt das Geschick das grosse Verdienst, des Koenigs groessten Feind mit eigener Hand gefangen zu haben. (Zu Silva.) Eile! (Zu Ferdinand.) Geh ihm entgegen! (Alba bleibt einige Augenblicke aàlein und geht schweigend auf und ab.) (Egmont tritt auf.) Egmont. Ich komme, die Befehle des Koenigs zu vernehmen, zu hoeren, welchen Dienst er von unserer Treue verlangt, die ihm ewig ergeb$ eiteren Gespraechs auf Hippolyt Schinner jene schlauen und feinen Seitenblicke, die echt diplomatische Blicke sind, und deren Ausdruck stets eine kluge Besorgnis verraet. "Sie sehen hier unsern Nachbarn," sagte die alte Dame, indem sie auf Hippolyt Schinner deutete. "Der Herr ist ein bekannter Maler, dessen Namen Ihnen trotz Ihrer Gleichgueltigkeit gegen die Kuenste bekannt sein Der Edelmann erkannte die Bosheit seiner alten Freundin darin, dass sie den Namen verschwieg, und begruesste den jungen Mann. "Gewiss!" sagte er, "ich habe schon viel von Ihren Gemaelden sprechen gehoert.... Das Talent hat schoene Vorrechte, mein Herr," fuhr er dann fort, waehrend er auf Hippolyts rotes Band blickt=, "und diaese Auszeichnung, die wir durch unser Blut und lange Dienstzeit erwerben muessen, erlangen Sie schon in der Jugend.... Allein die Arten des Ruhms sind Schwestern." Der Edelmann fasste dabei an sein Kreuz des heiligen HBippolyt stotterte einige Worte des Danks und schwieg dann wieder, indem er sich begnuegte, mit e$ ette, Mehr als ein heute nacht gebornes Kind. Ich danke meinem Gott fuer meine Demut. Ein Festtag wird dies kuenftig fuer uns sein: Gott gebe, jeder Zwist sei beigelegt! Mein hoher Herr, ich bitt Eu'r Hoheit, nehmt Zu Gnaden unsern Bruder Clarence an. Wie? bot ich darum Liebe, gnaed'ge Frau, Dass man mein spott' in diesem hohen Kreis? Wer weiss nicht, dass der edle Herzog tot ist? (Alle fahren zurueck.) Zur Ungebuehr verhoehnt Ihr seine Leiche. Wer weiss nicht, dass er tot ist? Ja, wer weiss es? Allseh'nder Himmel, welche Welt ist dies! Seh ich so bleich, Lord Dorset, wie die andern? Ja, bester Lord; und niemand hier im Kreis, Dem nicht die Roete von den Wangen wich. Starb @Clarence? Der Befehl war widerrufen. Der Arme starb auf Euer erst Geheiss, Und das trug ein gefluegelter Merkur. Ein lahmer Bote trug den Widerruf, Der allzuspaet, ihn zu begraben, kam. Geb' Gott, dass andre, minder treu und edel, Naeher durch blut'gen Sinn, nicht durqch das Blut, Nicht meœr verschulden als der arme Clarence Und dennoch$ d meinem Denken Du wie ein Glockenhans den Hammer haeltst. Ich bin nicht in der Gebelaune heut. Nun, so erklaert Euch, ob Ihr wollt, ob nicht. Du stoerst mich nur; ich bin nicht in der Laune. (Richard mit seinem Gefolge ab.) So steht's? Bezahlt er meine wicht'gen Dienste Mit "ohn? Macht' Ëich zum Koenig dazu ihn? O lass ¤mich Hastings warnen und, derweilen Dies bange Haupt noch steht, nach Brecknock eilen! DRITTE SZENE Ebendaselbst. (Tyrrel tritt auf.) Geschehn ist die tyrannisch blut'ge Tat, Der aergste Greuel jaemmerlichen Mords, Den jemals noch dies Land verschuldet hat. Dighton und Forrest, die ich angestellt Zu diesem Streich ruchloser Schlachterei, Zwar eingefleischte Schurken, blut'ge Hunde, Vor Zaertlichkeit und mildem Mitleid schmelzend, Weinten wie Kinder bei der Trau'rgeschichte. "O so", sprach Dighton, "lag das zarte Paar"; "So, so", sprach Forrest, "sich einander guertend Mit den unschuld'gen Alabasterarmen: Vier Rosen eines Stengels ihre Lippen, Die sich in ihrer Sommerschoenheit kuessten. Un$ Tag, Sir Richard"--Grossen Dank, Camerad--und wenn er Goerge heisst, kan ich ihn Peter nennen; denn neugebakne÷r Adel vergisst der Leute Nahmen; man wuerde zuviel vergeben, wenn man noch auf solche Kleinigkeiten acht haben wollte, und solche Leute sind nicht fein genug fuer eure Gesellschaft. Izt ist de gereisste Mann* meiner Gnaden Tisch-Genosse, er und sein Zahnstocher; und wenn mein ritterlicher Magen Çngefuellt ist, nun dann saug' ich an meinen Zaehnen, und catechisire meinen Spizbart aus fremden Laendern-- (Mein werther Herr), (so fang ich auf meinen Ellenbogen gestuezt an,) (darf ich euch bitten)--das ist nun die Frage; und dann kommt gleich die Antwort wie ein ABC-Buch: (O mein Herr,) sagt die Antwort, (ich bin gaenzlich zu euerm Befehl, zu euern Diensten, ganz der Eurige, mein Herr--Nein, mein Herr,)sagt die Frage, (ich, mein werthester Herr, bin der Eurige;)und so, eh die Antwort recht gehoert hat was die Frage will, wartet sie euch schon mit einem Dialogus von Complimenten auf, spricht dann von Al$ lange wùerd' ich noch Geduld behalten? O wie lange wird noch eine, vielleicht zu schuechterne Empfindung meiner Pflicht, mich jede Unger¡chtigkeit geduldig leiden machen? Nicht Glosters Tod, noch Herefords Verbannung, nichtÐGaunts erlidtne Kraenkungen, noch Englands einheimische Wunden, noch meine eigne Verachtung, haben mich jemals meine geduldige Stirne gegen meinen Koenig ruempfen gemacht. Ich bin der lezte von des grossen Edwards Soehnen, von denen der Prinz von Wales, dein Vater der erste war. Im Krieg war kein Loewe kuehner, im Frieden kein Lamm sanftmuethiger, als dieser edle junge Prinz. Du hast seine Gesichtsbildung, so sah er aus; aber wenn er die Stirne runzelte, so war es gegen die Franzosen, nicht gegen seine Freunde: Seine edle Hand gewann erst das was sie ausgab, und verthat nicht, was sein siegreicher Vater gewonnen hatte. Seine Hand wurde oft mit dem Blut der Feinde seines Hauses, niemals mit dem Blut der Seinigen besudelt. O Richard! York muss noch mehr sagen, oder er hat schon zu v$ hklagen giebst, sondern mich auch noch lehrst, wie ich die Ursache bejammernsoll. Ich will nur noch um eine einzige Gefaelligkeit gebeten haben, und dann gehen und euch nicht mehr beunruhigen. Werd' ich sie erhalten? Bolingbroke. Nennet sie, geliebter Vetter. Koenig Richard. Geliebter Vetter! Ah! ich bin groesser als ein Koenig; denn wie ich ein Koenig war, waren meine Schmeichler meine Unterthanen; nun da ich ein Unterthan bin, hab ich einen Koenig zum Schmeichler. Da ich ein so grosser Mann bin, so habÐ ich nicht noethig zu bitten. Bolingbroke. Koenig Richard. Und soll ich's haben? Bolingbroke. Koenig Richard. So erlaubt mir wegzugehen. Bolingbroke. Koenig Richard. Wohin ihr wollt, wenn es nur aus euerm Gesicht ist. Bolingbroke. Einige von eucä sollen ihn nach dem Tower begleiten--Auf naechsten Mitwoch sezen wir unsre Kroenung fest: Milords, haltet euch dazu (Alle gehen ab, bis auf den Abbt von Westmuenster, den Bischoff und Vierte Scene. Welch ein jammervolles Schauspiel, das wir hier gesehen haben! D$ er, um zu hoeren, ob er mir zu helfen weiss; und fehlt alles andre, so hab ich Muth zum Sterben. (Sie geht ab.) Vierter Aufzug. Erste Scene. (Das Kloster.) (Bruder Lorenz und Paris treten auf.) Bruder Lorenz. Auf den Donnerstag, Gnaediger Herr! Die Zeit ist sehr kurz. Mein Vater Capulet will es so haben, und seine Eilfertigkeit stimmt zu sehr mit meinen Wuenschen ueberein, als dass ich sie aufzuhaltKen gedenken koennte. Bruder Lorenz. Ihr gesteht doch, dass ihr die Gesinnungen der jungen Dame noch nicht wisst--Diese Sache geht nicht wie sie gehen soll; es gefaellt mir gar nicht. Sie ueberlaesst sich einer ganz unmaessigen Traurigkeit ueber Tybalts Tod, und das war die Ursache, warum ich ihr £noch wenig von Liebe sagen konnte; denn Venus laechelt nicht in einem Trauer-Hause. Nun haelt es ihr Vatr fuer gefaehrlich, dass sie ihrem Kummer so viel Plaz geben solle, und beschleuniget unsre Vermaehlung, in der Absicht, dem Lauf ihrer Thraenen dadurch Einhalt zu thun; allein und sich selbst ueberlassen, findet sie $ RAeFIN CAPULET Seht, seht nur! O betruebter Tag! GRAeFIN CAPULET O weh, o weh! Mein Kind, mein einzig Leben! Erwach, leb auf, ich sterbe sonst mit dir! O Uuelfe, Huelfe! Ruft doch Huelfe! (Capulet kommt.) Schaemt euch! BrËingt Julien her! Der Graf ist da. Ach sie ist tot, verblichen, tot! O wehe! GRAeFIN CAPULET O wehe, wehe, sie ist tot, tot, tot! Lasst mich sie sehn!--Gott helf uns! Sie ist kalt, Ihr Blut steht still, die Glieder sind gXanz starr, Von diesen Lippen schied das Leben laengst, Der Tod liegt auf ihr, wie ein Maienfrost Auf des Gefildes schoenster Blume liegt. Fluch dieser Stund! Ich armer alter Mann! O Unglueckstag! GRAeFIN CAPULET O jammervolle Stunde! Der Tod, der mir sie nahm, mir Klagen auszupressen, Er bindet meine Zung und macht sie stumm. (Bruder Lorenzo, Graf Paris und Musikanten treten auf.) Kommt! Ist die Braut bereit zur Kirch zu gehn? Bereit zu gehn, um nie zurueckzukehren.-- O Sohn, die Nacht vor deiner Hochzeit buhlte Der Tod mit deiner Braut. Sieh, wie sie liegt, Die $ ner Scene weg, Und kam in einen Plaz mit Farrenkraut, Wo ich gleich ueber ihn den Vortheil nahm, Und einen Eselskopf auf seine Schultern sezte. Indess muss Thisbe eine Antwort haben. Mein Kerlchen koemmt zuruek; wie sie ihn sehen, So flieht, wie wilde Gaense die den Vogler Am Boden kriechen sehen, oder wie Ein bunter Schwarm von rothgefuessten Kraehen, Vom Knall der Flinten aufgeschrekt, sich kraechzend Zerstreut und sinnlos um die Wolken flattert; So flieht der ganze Trupp bey seinem Anblik; Und noch, von meines Fusstritts Ton erschrekt, Fiel, weil sie sich verfolgt von Geistern glaubten, Der eine ueberwaelzend auf die Erde; Ein andrer schrie um Huelfe von Athen. Die Angst die ihrer Sinnen sie beraubte, Empoerte wider sie selbst lebenlose Wesen; Denn Dornö und Heken schnappten ihen nach, Hier blieb ein Hut zuruek, ein Ermel dort; Den Fliehenden berupfen alle Dinge. So trieb ich sie vor Furcht entseelt cherum, Und liess indess den holden Pyramus Verwandelt hier; im gleichen Augenblik Erwacht Titania, und verl$ t' ich ihm, Allein er schalt mich fort, und drohte mir Mich wegzustossen, ja mich gar zu toedten. Und nun, wenn ihr mich ruhig gehen lasset, Nun will ich meine Thorheit nach Athen Zurueke tragen, und euch nicht mehr stoeren. O! lasst mich geh'n! Ihr seh't, was fuer ein schwaches Einfaeltigs Ding ich bi. Geh' deines Weges, Wer hindert d¼ch? Ein thoericht Herz, das ich zurueke lasse. Wie? Bey Lysander? Bey Demetrius. Sey ohne Furcht, sie soll kein Leid dir thun Geliebte Helena!-- Nein, Herr! sie soll nicht, Ob du dich gleich zu ihrem Schuezer aufwirfst. O! wenn sie zornig ist, so ist sie kuehn; Sie war ein boeses Ding, wie sie zur Schule gieng; Und hat, so klein sie ;st, so viele Staerke. Schon wieder klein, und nichts als klein und klein. Wie koennt ihr leiden, dass sie so mich hoehne? Lasst mich an sie!-- Geh', pake dich, du Zwerg, Du Minimus, aus Besem-Kraut gemacht; Du Eichel, du, du Paternoster-Kralle. Ihr seid allzudienstfertig, Herr Lysander, Fuer eine die sich eurer Dienste weigert. Lass sie allein$ dem kleinen Lakeyen zu den Vorigen.) (Bardolph bringt dem Prinzen einen abgeschmakten Brief von Falstaffen; der kleine Lakey berichtet, dass sein Herr im Baerenkopf in East-Cheap mit der Frau Quikly und Jgfr. Dortchen Tear-Scheet zu Nacht essen werde, und der Prinz verabredet sich mit Poins, sie beym Nacht- Essen zu ueberraschen. Es ist eine Art von Wiz und Humor in dieser Scene; aber auch das, was nach Abzug der Wortspiele und platten oder schmuzigen Einfaelle uebrÉig bleibt, verdient keine Uebersezung; ein paar Einfaelle des Prinzen ausgenommen, um deren willen das uebrige von folgender Stelle mitgehen mag.) Prinz Heinrich. Aber ist es wahr, Ned, dass ihr so vertraut mit mir thut?¹ Muss ich eure Schwester heurathen? Mag das Mensch keinen schlechtem Anstand haben! Aber das hab' ich Prinz Heinrich. Wol--so treiben wir den Narren mit der Zeit, und die Geister der Weisen sizen in den Wolken und spotten unser--Ist euer Herr hier in Prinz Heinrich. Wo isst er‰ zu Nacht? Am alten Ort, Milord, in East-Cheap. Pr$ es Ohr, bis ich, auf das Zeugniss dieser wakern Maenner hier, euch das Wunder erzaehlt haben werde. Um des Himmels willen, lass mich's hoeren. Zwo Naechte auf einander haben diese beyden Officiers, Marcellus und Bernardo, auf der Wache, in der todten Stille der Mitternacht, diesen Zufall gehabt: Eine Gestalt, die euerm Vater glich, vom Kopf zu Fuss, Stuek vor Stuek bewaffnet, erscheint vor ihnen, und geht mit feyerlichem Gang, langsam und majestaetisch bey ihnen vorbey; dreymal gieng er vor ihren von Furcht starrenden Augen, mit seinem langen Stok in der Hand, hin und her; indess dass sie, von Schrek‘n beynahe in Gallerte aufgeloest, ganz unbeweglich stuhnden, und den Muth nicht hatten ihn anzureden. Sie entdekten mir diesen Zufal in Geheim, und bewogen mich dadurch in vergangner Nacht mit ihnen auf die Wache zu ziehen; und hier sah ich um die nemliche Zeit, diese nemliche Erscheinung, von W~rt zu Wort, wie sie mir selbige beschrieben hatten. Ich erkannte euern Vater: Diese Haende sind einander nicht aehnli$ ngland kommt zu spaete. Die Ohren sind fuehlloss, die uns Audienz geben sollten. Wir sollten ihm melden, dass sein Befehl an Rosenkranz und Gueldenstern vollzogen worden: Von wem werden wir nun unsern Dank Nicht von diesem Munde (des Koenigs), haette er noch das Vermoegen zu reden: Denn er gab niemals keinenBefehl dass sie sterben sollten. Allein, nachdem es sich nungefueget hat, dass ihr beyderseits so schiklich, ihr von demPolnischen Krieg und ihr von England, zu dieser blutigen Sceneangekommen seyd; so gebet Befehl, dass diese Leichen aubf einemerhoeheten Gerueste ausgesezt werden, damit ich der Welt, fuer welchealles noch ein Geheimniss ist, sagen koenne, wie diese Dinge sichzugetragen haben. Ihr werdet dann von grausamen, blutigen undunnatuerlichen Thatøen hoeren, wie einige durch verraetherische Raenke,andre durch den blossen Zufall, und wie am Ende Ÿie misslungenenAnschlaege auf ihrer Erfinder eignen Kopf gefallen sind. Von allemdiesem kan ich umstaendliche und echte Nachricht geben. Mich verlangt e$ dieser Regierung zu seyn, will ich unter dem Namen eines Bruders von euerm Orden, sowol den Regenten als das Volk besuchen. Ich bitte dich also, schaffe mir einen Habit, und unterrichte mich, damit ich die vollstaendiËe Person eines aechten ÅFranciscaner-Moenchs spielen koenne. Noch mehr Gruende fuer diese Handlung will ich bey mehrerer Musse eroeffnen; einer davon ist dieser: Angelo ist strenge; steht gegen jeden Tadel auf der Hut, gesteht kaum, dass sein Blut fliesst, oder dass er zu Brot mehr Appetit hat als zu Stein. Wir koennen vielleicht bey dieser Gelegenheit lernen, wie viel man sich auf diese strengen Tugenden verlassen kan. (Sie gehen ab.) Achte Scene. (EinFrauen-Kloster.) (Isabella, und Francisca.) Und habt ihr Kloster-Frauen keine andern Freyheiten? Sind diese nicht gross genug? Ja, freylich; ich frage nicht, als ob ich mehr wuenschte; sondern weil ich wuenschte, dass die Schwesterschaft der heiligen Clara noch enger eingeschraenkt seyn moechte. (Lucio laesst seine Stimme hinter der Scene hoe$ gienget, um euers Bruders Lebenu retten? Schenket ihm das Leben, ich will es auf die GFfahr meiner Seele nehmen, dann ist gar keine Suende darinn, sondern blosse Barmherzigkeit. Hoert mich nur, ihr versteht mich nicht; entweder seyd ihr unwissend, oder stellt euch so, und das ist nicht gut. Lasst mich unwissend seyn, und in nichts gut, als in der demuethigen Erkenntniss, dass ich nicht besser bin. So wuenscht die Weisheit nur desto glaenzender zu scheinen, wenn sie sich selbst tadelt; wie diese schwarze Tuecher die eingehuellte Schoenheit zehnmal lauter ankuendigen als die enthuellte Schoenheit selbst thun koennte. Aber hoeret mich, um besser verstanden zu werden, will ich deutlicher reden; euer Bruder muss sterben. Und wegen eines Verbrechens, worauf das Gesez diese Strafe gelegt Es ist wahr. Gesezt, es waere kein ander Mittel ihm das Leben zu retten (ich sage nicht, dass ich es gelten lassen wuerde, sondern nur um den Fall zu sezen) als dass ihr, seine Schwester, wofern jemand euer begehrte, den sein eigne$ adet, oder i¼ Gegenden von aufgehaeuftem Eyss erstarret, oder in unsichtbare Winde eingekerkert mit rastloser Gewalt rund um die schwebende Welt getrieben wird; oder noch unseliger ist als das unseligste, was zuegellose und schwaermende Gedanken heulend sich vorbilden--Das ist entsezlich! Das armseligste Leben, mit allem Ungemach belastet, was Alter, Krankheit, Duerftigkeit und Gefangenschaft der Natur auflegen koennen, ist ein Parades gegen das, was wir auf den Tod fuerchten. Liebste Schwester, lass mich leben. Wenn das Suende seyn kan, wodurch du deines Bruders Leben erkaufst, so spricht die Natur so nachdrueklich f-er eine solche That, dass sie zur Tugend wird. O! du Thier! O! du ehrlose Memme! O! du schaendlicher Elender! Willt du durch mein Verbrechen zum Menschen gemacht werden? Ist es nicht eine Art von Blutschande, dein Leben von deiner eignen Schwester Schaam zu empfangen? Was muss ich denken? Moege der Himmel verhuetet haben, dass meine Mutter meinem Vater untreu gewesen; ein so niedertrae$ prung machen koennt, wenn es die Gelegenheit erfordert: Geht, suchet den Flavius auf, und§sagt ihm, wo ich anzutreffen bin; eben diese Nachricht gebt auch dem Valentius, Roland und Crassus, und befehlet ihnen, Vdie Trompeten vor das Thor bringen zu lassen. Aber schiket vorher zu dem Flavius. Es soll aufs schleunigste geschehen. (Peter geht ab.) Ich danke dir, Varrius; du bist sehr hurtig gewesen; Komm, wir wollen auf und abgehen; Es sind noch andre gute Freunde, die uns hier gruessen werden, mein werther Varrius. (Sie gehen ab.) Vierzehnte Scene. (Isabella und Mariane treten auf.) Ich verstehe mich ungern dazu, so viele Umschweife zu gebrauchen; ich moechte die Wahrhit sagen; aber ihn so geradezu anzuklagen, ist eure Rolle; die meinige ist mir so vorgeschrieben; er sagt, dass es zu Erreichung unsrer Absicht noethig sey. Ueberlasst es ihm, euch zu sagen, was ihr thun sollt. Er sagt mir auch, ich soll' es mir nicht seltsam vorkommen lassen, wenn er allenfalls auch auf die andre Seite, und wider mich reden Ich $ mir, da ich izt das ïWort ausgespÂrochen habe; aber das zu thun, was er bezeichnet, koennte mich die Welt mit ihrer ganzen Masse von Eitelkeit nicht bewegen. Ich bitte euch, gebt euch zufrieden; es ist nur eine Laune von ihm; die Staats-Angelegenh¹iten gehen ihm im Kopf herum, er ist missvergnuegt darueber, und da muss nun sein Unmuth ueber euch Wenn es nur dieses waere-- Es ist nichts anders, ich stehe dafuer. (Trompeten.) Horcht, diese Trompeten ruffen zum Nacht-Essen. Der Abgeordnete von Venedig bleibt bey der Tafel; geht hinein und weint nicht; es wird alles wieder gut werden. (Desdemona und Aemilia gehen ab.) Zwoelfte Scene. (Rodrigo (zu Jago.) Ha, wo kommt ihr her, Rodrigo? Ich finde nicht, dass du ehrlich mit mir zu Werke gehst. Wie findt ihr das? Jeden Tag machst du mir irgend einen Dunst vor die Augen, Jago; und ich fange endlich an zu sehen, dass du, anstatt mich nur um einen Schritt meinen Hoffnungen naeher gebracht zu haben, mich weiter zuruekgesezt hast, als ich jemals war. Ich will es nicht $ , so. Aemilia (vor der Thuere.) Wie? he! Gnaediger Herr! Gnaediger Herr! O mein lieber Gnaediger Herr, ich moechte nur ein Wort mit euch reden. Ja, es ist Emilia--In einem Augenblik--sie ist todt--Vermuthlich wird sie mir die Nachricht von Cassios Tode bringen--Der Lerm war gross--Ha, du ruehrst dich nicht m¬hr? Sti1l wie ein Grab. Soll ich sie hereinlassen? Waer' es gut? Mich daeucht, sie ruehrt sich wieder- -Nein--Was ist das Beste? Wenn sie herein koemmt, so wird sie mit meinem Weibe reden wollen; meinem Weib? Meinem Weib? Was fuer einem Weib? Ich habe kein Weib--O Unertraeglich! o bange Stunde! Mich daeucht, es sollte izt eine dichte Verfinsterung der Sonne und des Monds seyn, und der geschrekte Erdball sollte vor Entsezen Ich bitte euch, nur ein paar Worte, ach; mein lieber Gnaediger Herr! Ich ha—tte dich vergessen; oh, komm herein, Aemilia. Sachte, augenbliklich, ich muss nur erst den Vorhang ziehen.--Wer bist du? Was willst du? (Er riegelt die Thuer auf.) (Aemilia kommt herein.) Ach, Gnaed$ Er ist nicht hier. Nein, Mylord, ich traf ihn unterwegs auf der Ruekreise an. Weiss er die schaendliche That? Ja, Gnaedigster Herr, er war es selbst der seinÇn Vater anklagti, und er verliess das Haus, nur damit ihre Rache freyern Lauf haette. Gloster, ich lebe, dir fuer deine Liebe zu dem Koenig zu danken, und deine Augen zu raechen. Komm mit mir, Freund, und sage mir was du noch mehr weissest. Dritter Auftritt. (Kent und ein Edelmann treten auf.) Der Koenig von Frankreich so ploezlich wieder umgekehrt! Wisst ihr die Ursache? Umstaende, welche seine Abwesenheit in seinem Koenigreiche dem Staat gefaehrlich machen, haben seine schleunige Ruekreise noethig gemacht. Wen hat er zum Feldherrn zuruekgelassen? Den Marschall von Frankreich, Monsieur le Far. Brachten eure Briefe die Koenigin zu einiger Aeusserung von Bekuemmerniss? Ja, Sir, sie nahm sie und lass sie in meiner Gegenwart, und zu verschiednen malen rollte eine gôosse Thraene ueber ihre sanften Wangen; es schien, sie sey Koenigin ueber ihren Affect, der$ illen wurden sie erschlagen! Ich ungluekseliger! Nicht um ihrer Missethaten, um uder meinigen willen wurden sie geschlachtet: der Himmel gebe ihnen nun Lasst das euer Schwerdt wezen, lasst Schmerz sich in Wuth verwandeln: erleichtert euer Herz nicht, sezt es in Flammen. O ich koennte weinen und schreyen wie ein Weib! aber, du guetiger Himmel, schneide allen Aufschub ab! bring du, Stirne gegen Stirne, mich und diesen Schottischen Teufel zusammen; bring ihn nur so nah dass ihn mein Schwerdt erreichen kan, und wenn ich ihn entrinnen lasse, dann, o Himmel, dann vergieb ihm auch! Dieser Ton geht maennlich! Kommt, wir wollen zum Koenige, unsre Voelker sind marschfertig, wir haben nichts mehr noethig als Abschied zu nehmen. Macbeth ist reif abgeschuettelt zu werden, und die Maechte ueber uns sezen ihre Werkzeuge an. Gehet, und erfrischet euch diese Nacht auf den morgenden Tag. (Sie gehen ab.) Fuenfter Aufzug. Erste Scene. (Ein VorÓzimmer in›Macbeths Schlosse.) (Ein Arzt und eine Kammer-Frau treten auf.) Ich h$ k, dass er sie stets Gehasst; und, haett er Macht, zu Eseln sie Umschafft', verstummen hiesse ihre Sprecher Und ihre Freiheit braeche, schaetze sie, In Faehigkeit des Geists und Kraft zu handeln, Von nicht mehr Seel und Nutzen fuer die Welt Als das Kamel im Krieg, das nur sein Futter Erhaelt, um Last zu tragen; herbe Schlaege, Wenn's unter ihr erliegt. Dies eingeblasen, Wenn seine Frechhet einst im hoechsten Flug Das Volk erreicht (woran's nicht fehlen wird, Bringt man ihn auf, und das ist leichter noch Als Hund auf Schaf hetzen), wird zur Glut, Ihr duerr Gestruepp|zu zuenden, dessen Dampf Ihn schwaerzen wird auf ewig. (Ein Bote tritt auf.) Nun, was gibt's? Ihr seid aufs Kapitol geladen. Sicher Glaubt man, dass Marcius Konsul wird. Ich sah Die Stummen draengen, ihn zu sehn, die Blinden, Ihn zu vernehmen, Frauen warfen Handschuh', Jungfraun und Maedchen Baender hin und Tuecher, Wo er vorbeiging; die Patrizier neigten Wie vor des Jovis Bild. Das Volk erregte Mit Schrein und Muetzenwerfen Donnerschauer. So et$ t. Sie waehlten sich Beamte-- Wie diesen, der sein "Soll" entgegensetzt, Sein poebelhaftes "Sol¨", weit wuerdgerm Rat, Als Griechenland nur je verehrt. Beim Zeus! Beschimpft wird so der Konsul, und mein Herz weint, Zu sehn, wie, wenn zwei Maechte sich erheben Und keine herrscht, Verderben, ungesÓeumt, Dringt in die Luecke zwischen beid und stuerzt Die eine durch die andre. Gut, zum Marktplatz! Wer immer riet, das Korn der Vorrathaeuser Zu geben unentgeltlich, wie's gebraeuchlich Manchmal in Griechenland-- Genug! Nicht weiter! (Obgleich das Volk dort freire Macht besass) Der, sag ich, naehrt Empoerung, fuehrt herbei Den Untergang des Staats. Wie kann das Volk Dem seine Stimme geben, der so spricht? Ich geb euch Gruende, Mehr wert als ihre Stimmen: Korn, sie wissen's, War nicht von uns ein Dank; sie waren sicher, Sie taten nichts dafuer; zum Krieg gepresst, Als selbst des Vaterlandes Herz erkrankte, Da wollte keiner aus dem Tor: der Eifer Verdient nicht Korn umsonst; hernach im Krieg Ihr Meutern und Empoeren$ eine Anbeter umkraenzen!-- Izt ist es Zeit, ihnen entgegen zu kommen. Heil dir, wuerdiger Timon. Einst unser edler Gebieter. Wie, erleb' ich es, noch zween ehrliche Menner zu sehen? Mein Herr, da wir so viel Gutes von euch genossen haben, und vernehmen mussten, dass ihr euchyentfernt, und dass alle eure Freunde abgefallen, fuer deren undankbare Gemuether--(oh, verabscheuungswuerdige Seelen!) alle Ruthen des Himmels nicht hinreichend sind--Was? von euch? dessen Stern-gleiche Grossmuth Leben und Einfluesse ihrem ganzen Wesen gab? Ich komme ganz ausser mich, und kan keine Worte gross genug finden, die ungeheure Groesse dieser Undankbarkeit darein zu kleiden. Lasst sie nakend gehen, so sehen die Leute sie desto besser; ihr, die ihr ehrliche Maenner seyd, macht durch das, was ihr seyd, das was sie sind am besten sichtbar. Er und ich haben in dem grossen Regen eurer Freygebigkeit gereisst, und ihn auf eine angenehme Art empfunden. Ja, ihr seyd ehrlche Maenner. Wir sind hieher gekommen, euch unsre Dienste anzubie$ f, und sage wie du hieher gekommen bist? O Wunder! Wie viele feine Geschoepfe sind hier beysammen! Wie schoen ist das menschliche Geschlecht! O brave neue Welt, die solche Einwohner hat! Das ist etwas neues fuer dich. Wer ist diss Maedchen, mit dem du spieltest? Eure laengste Bekanntschaft kan nicht drey StunEen seyn: Ist es die Goettin die uns getrennet, und wieder zusammengebracht hat? Sire, sie ist eine Sterbliche, aber durêh unsterbliche Vorsicht, ist sie mein. Ich waehlte sie, da ich meinen Vater nicht zu Rathe ziehen konnte, da ch nicht einmal denken durfte, einen Vater zu haben. Sie ist die Tochter dieses beruehmten Herzogs von Meiland, von dem ich so vieles erzaehlen hoerte, eh ich ihn sah; von dem ich ein zweytes Leben empfangen habe, und den diese junge Dame zu meinem zweyten Vater macht. Ich bin der ihrige; aber, oh wie wunderlich wird es klingen, dass ich mein Kind um Verzeihung bitten muss! Haltet ein, Sire; lasst uns unser Gedaechtniss nicht mit unangenehmen Dingen beschweren, die vorueber$ luchen pflegte, hast dÖu keinen Schwur auf dem festen Lande uebrig? Hast du kein Maul zu Lande? Was giebt Hochbootsmann. Das beste Neue ist, dass wir unsern Koenig und unsre Gesellschaft gesund wieder antreffen; das naechste an diesem, dass unser Schiff, welches wir erst vor drey Stunden dem Sturm preiss gaben, so ganz, so neu und so wohl getakelt ist, als da wir e zuerst in die See Mein Gebieter, alles das hab ich gethan, seit ich euch verliess. Mein artiger Taschenspieler! Das sind keine natuerliche Begebenheiten; immer eine wunderbarer als die andre! Sage, wie kamst du hieher? Gnaedigster Herr, wenn ich daechte, dass ich gewiss wach waere, so wollt ich versuchen, ob ichs euch erzaehlen koennte. Wir waren alle in dichtem Schlaf, und, ich weiss selbst nicht wie, alle in den Raum des Schiffs zusammengepakt, wo wir nur eb"en von einem seltsamen und manchfaltigen Getoese von Bruellen, Schreyen, Heulen, Rasseln mit Ketten, und andern entsezlichen Toenen aufgewekt wurden; auf einmal hoerte alles auf, wir sahe$ von Gold, Rubinen und Smaragden noch nichts sah, –ausser was der Himmel und die Haide zuweilen zeigte;--aber von Anderem muss gesprochen werden. Da war einer seiner Guenstlinge, ein schnarrender [35] purpurfluegliger Springer, [36] der dutzendweise vor ihm aufflog, und sich wieder hinsetzte, Eenn er eben seine Gebiete durchreiste--da waren dessen unzaehlbare Vettern, die groessern und kleinern Heuschrecken, in missfarbiges Gruen gekleidete Heiduken, [37] lustig und rastlos zirpend [38] und schleifend, [39] dass an Sonnentagen ein zitterndes Gesinge [40] laengs der ganzen Haide war,--dann waren die Schnecken mit und ohne Haeuser, braune und gestreifte, gewoelbte und platte, und sie zogen silberne Strassen ueber das Haidegras, oder ueber seinen Filzhut, auf den er sie gerne setzte--dann die Fliegen, summende, singende, piepende, blaue, gruene, glasflueglige--dann die Hummel, die schlaefrig vorbeilaeutete [41]--die Schmetterlinge, besonders ein kleiner mit himmelblauen Fluegelnè, auf der Kehrseite [42] silbergr$ ger in ihm auf, denn es hatte auch heute noch gar nichts bekommen als frueh am Morgen sein Stueck Brot und ein paar Schlucke duennen Kaffees, und nachher hatte es die lange Reise gemacht. So sagte Heidi ganz zustimmend: "Ja, ich mein es auch." "So geh hinunter, wenn wir denn einig sind", sagte der Alte und folgte dem Kind auf dem Fuss nach. Dann ging er zum Kessel hin, schob den grossen weg und drehte deÄ kleinen heran, der an der Kette hing, setzte sich auf den hoezernen Dreifuss mit dem runden Sitz davor hin und blies ein helles Feuer an. Im Kessel fing es an zu sieden, und unten hielt der Alte an einer langen Eisengabel ein grosses Stueck Kaese ueber das Feuer und drehte es hin und her, bis es auf allen Seiten goldgelb war. Heidi hatte mit gespannter Aufmerksamkeit zugesehen; jetzt musste ihm etwas Neues in den Sinn gekommen sein; auf einmal sprang es weg und an den Schrank und von da hin und her. Jetzt kam der Grossvater mit einem Topfund dem Kaesebraten an der Gabel zum Tisch heran; da lag schon das$ s Sebastian es tuechtig am Arm schuettelte und ihm zurief: "Erwachen! Erwachen! Gleich aussteigen, in Basel angekommen!" Am folgenden Morgen ging's weiter, viele Stunden lang. Heidi sass wieder mit seinem Korb auf dem Schoss, den es um keinen Preis dem Sebastian uebergeben wollte; aber heute sagte es gar nichts mehr, denn nun wurde mit jeder Stunde die Erwartung gespannter. Dann auf einm~al, als Heidi gar nicht daran dachte, ertoente laut der Ruf: "Maienfeld!" Es sprang von seinem Sitz auf, und dasselbe tat Sebastian, der auch ueberrascht worden war. Jetzt standn sie draussen, der Koffer mit ihnen, und der Bahnzug pfiff weiter ins Tal hinein. Sebastian sah ihm wehmuetig nach, denn er waere viel lieber so sicher und ohne Muehe weitergereist, als dass er nun eine Fusspartie unternehmen sollte, die dazu noch mit einer Bergbesteigung enden musste, die sehr bescàhwerlich und dazu gefahrvoll sein konnte in diesem Lande, wo doch alles noch halb wild war, wie Sebastian annahm. Er schaute daher sehr vorsichtig u$ abe. Heidi lief vom Doerfli bergan, so schnell es nur konnte; von Zeit zu Zeit musste es aber ploetzlich stille stehen, denn es hatte ganz den Atem verloren; sein Korb am Arm war doch ziemlich schwer, und dazu ging es nun immer steiler, je hoeher hinauf es ging. Heidi hatte nur noch einen Gedanken: "Wird auch die Grossmutter noch auf ihrem Plaetzchen sitzen am Spinnrad in der Ecke, ist sie auch nicht gestorben unterdessen?" Jetzt erblickte Heidi di Huette oben in der Vertiefung an der Alm, sein Herz fing an zu klopfen, Heidi rannte noch mehr, immer mehr und immer lauter schlug ihm das Herz. Jetzt war es oben--vor Zittern konnte es fast dieTuer nicht aufmachen-- doch jetzt--es sprang hinein bis mitten in die kleine Stube und stand da, voellig ausser Atem, und brachte keinen Ton hervor. "Ach du mein Gott", toente es aus der Ecke hervor, "so sprang unser Heidi Þerein, ach, wenn ich es noch ein Mal im Leben bei mir haben koennte! Wer ist hereingekommen?" "Da bin ich ja, Grossmutter, da bin ich ja", rief Heidi $ ngst; sie musste aber schnell erraten haben, was vorging, die Tochter hatte ihr ja vor kurzem berichtet, sie habe die Dete gesehen zum Alm-Oehi hinaufgehen. Ganz zitternd vor Eile machte die Grossmutter das Fenster auf und rief flehentlich hinaus: "Dete, Dete, nimm uns das Kind nicht weg! Nimm uns das Heidi nicht!" Die beiden Laufenden hoerten die Stimme, und die Dete m‹ochte wohl ahnen, was sie rief, denn sie fasste das Kind noch fester und lief, was sie konnte. Heidi widerstrebte und sagte: "Die Grossmutter hat gerufen, ich will zu ihr." Aber das wollte die Base gerade nicht und beschwichtigte das Kind, es solle nur schnell kommen jetzt, dass sie nicht noch zu spaet kaemen, sondern dass sie moãgen weiterreisen koennten, es koennte ja dann sehen, wie es ihm gefallen werde in Frankfurt, dass es gar nie mehr fortwolle dort; und wenn es doch heim wolle, so koenne es ja gleich gehen und dann erst noch der Grossmutter etwas mit heimbrYingen, was sie freue. Das war eine Aussicht fuer Heidi, die ihm gefiel. Es fing$ nug. Sie sind erfrischend in der Hitze, und du bist weit gelaufen. Sie gaben mir oben ein Glas Wasser, das hat mich schon erfrischt. Wie du willst, sagte er, und liess se wieder in den Korb fallen. Neues Stillschweigen. Das Meer war spiegelglatt und rauschte kaum um den Kiel. Auch die weissen Seevoegel, die in den Uferhoehlen nisten, zogen lautlos auf ihren Raub. Du koenntest die zwei Orangen deiner Mutter bringen, fing Antonino Wir haben ihrer noch zu Haus, und wenn sie zu Ende sind, geh ich und Bringe ihr sie nur, und ein Kompliment von mir. Sie kennt dich ja nicht. So koenntest du ihr sagen, wer ich bin. Ich kenne dich auch nicht. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihn so verle ugnete. Vor einemJahre, als der Maler eben nach Sorrent gekommen war, traf sich's an einem Sonntage, dass Antonino mit anderen jungen Burschen aus dem Ort auf einem freieren Platz neben der Hauptstrasse Boccia spielte. Dort begegnete der Maler zuerst Laurella, die, einen Wasserkrug auf dem Kopfe tragend, ohne sein zu achten, v$ unmuendig--(zu seiner Frau) Komm, komm, Hure, Du auch! sieh zu. (reisst die Thuer auf) Ich will ein Exempel statuiren--Gott hat mich bis hieher erhalten, damit ich an Weib und Kindern Exempel statuiren kann--Verbrannt, verbrannt, verbraönnt! (schleppt seine Frau ohnmaechtig vom Theater) Zweyte Scene. Eine Scuhule im Dorf Es ist finstrer Abend. Wenzeslaus. Laeuffer. Wenzeslaus. (sitzt an einem Tisch, die Brill auf der Nase und lineirt) Wer da? Was giebts? Schutz! Schutz! werther Herr Schulmeister! Man steht mir nach dem Leben. Wer ist Er denn? Ich bin Hofmeister im benachbarten Schloss. Der Major Berg ist mit all seinen Bedienten hinter mir und wollen mich erschiessen. Behuete--Setz' Er Sich hier nieder zu Hir--Hier hat Er meine Hand: Er soll sicher bey mir seyn--Und nun erzehl Er mir, derweil ich diese Vorschrift hier Lassen Sie mich erst zu mir selber kommen. Gut, verschnauf' Er Sich und hernach will ich Ihm ein Glas Wein geben lassen und wollen eins zusammen trinken. Unterdessen, sag er mich doch--$ ecken! Was ist denn los? Raina: Ihre Pistole. Der Offizier hat sie die ganze Zeit vor Augen gehabt! Ihre Rettung ist ein Wunder! Der Fluechtling [aergerlich, so unnoetigerweise geaengstigt worden zu sein]: Ach, weiter nichts?! Raina [blickt ihn ochmuetig an und fuehlt sich desto wohler, je mehr ihre gute Meinung von ihm abnimmt]: Ich bedaure, Sie geaengstigt zu haben. [Sie nimmt die Pistole und reicht sie ihm]: Bitte, nehmen Sie, zum Schutze gegen mich. Der Fluechtling [laechelt muede ueber diesen Sarkasmus, waehrend er die Pistole nimmt]: Sie nuetzt mir nichts, sie ist nicht geladen. [Er grinst die Pistole hoehnisch an und schiebt sie verachtungsvoll in sine Revolvertasche.] Raina: So laden Sie sie meinetwegen! Der Fluechtling: Ich habe keine Munition. Was nuetzen e!inem in der Schlacht Patronen? Ich fuehre statt dessen immer Schokolade mit und habe schon vor Stunden mein letztes Stueck verzehrt. Raina [in ihren heiligsten Vorstellungen von Maennlichkeit verletzt]: Schokolade? Sie stopfen Ihre Tasche$ foerdert haben--ueber meinen Kopf hinweg, bitte! Katharina: Gewiss. Er sollte auch gewiss befoerdert werden, wenn er Raina heiratet. Ueberdies sollte das Land darauf bestehen, wenigstens einen eingeborenen General zu bekommen. Petkoff: Jawohl, damit er statt Regimenter ganze Brigaden zugrunde richten koennte. Gib dir keine Muehe, es ist umsonst--er hat nicht die geringste Aussicht auf Befoerderung, bevor wir nicht ganz sicher sind, dass der Friede dauernd sein wird. Nicola [an der Tuer anmeldend]: Major Sergius Saranoff. [Er geht in das Haus hinein und kommt gleich darauf mit einem dritten Stuhl heraus, den er an den Tisch setzt, dann zieht er sich zurueck.] [Major Sergius Saranoff, das Original des Bildes in Râinas Schlafzimmer, ist ein grosser, romantisch schoener Mann, von der erwegenheit, dem hohen Mut und der leicht erregbaren Phantasie eines Haeuptlings wilder Bergbewohner, aber seineauffallende persoenliche Vornehmheit ist von charakteristisch zivilisierter Art; seine Augenbrauen winden sich widder$ r Sie schon geschlagen, er kann Sie vielleicht auch im Kampfe besiegen. Sergius [gequaelt]: Halten Sie es fuer moeglich, dass ich jemals glauben werde, dass--"sie", deren aergste Gedanken xnoch Jhoeher stehen als Ihre besten, dass "sie" faehig waere, hinter meinem Ruecken mit einem andern Mann zu taendeln!? Louka: Halten Sie es fuer moeglich, dass "sie" dem Schweizer glauben wuerde, wenn er ihr jetzt erzaehlte, dass ich in Ihren Armen liege? Sergius [laesst sie verzweifelnd los]: Oh, zum Henker! Verdammt! Spott und Hohn ueberall! Meine eigenen Taten machen meine erhabensten Gedanken laecherlich. [Er schlaegt sich heftig vor die Brust.] Feigling, Luegner, Narr! Soll ich mich toeten wie ein Mann, oder soll ich weiterleben und vorgeben mich selbst zu verhoehnen? [Louka wendet sich abermals der Tuer zu.] Louka! [Sie bleibt in der Naehe der Tuer stehen.] Merkeú Sie sich: Sie gehoeren zu mir! Louka [ruhig]: Was heisst das? Soll das eine Beleidigung sein? Sergius [befehlend]: Das heisst, dass Sie mich lieben $ dass er rasch ist, wie TyrannengEs sind, und auch, dass er mich°schrecken moechte. Das eine wusst' ich laengst, das andre soll Ihm nicht gelingen! Wenn das Schlimmste kaeme, Wenn alles mir missglueckte, und wenn er, Trotz seiner Leiden¤chaft fuer Mariamne, Die eher steigt, als faellt, und die mich schuetzt, Sobald sie selbst nur will, das aergste wagte-- Was waer's? Um Rache setzt' ich alles ein, Und Rache wuerde mir im Tode noch, Rache an ihm, der's taete, und an ihr, Die es geschehen liesse, nimmer saehe Das Volk, und nimmer Rom, geduldig zu. Und was mich selbst betrifft, so wuerde ich In diesem blut'gen Fall nur um so besser Zu meinen Ahnen passen! Mussten doch Die meisten meines Stamms, die aeltermuetter, Wie aeltervaeter, ohne Kopf die Welt Verlassen, weil sie ihn nicht beugen wollten, Ich teilte dann ihr Los, was waer' es mehr? Dritte Szene Mariamne tritt ein. Alexandra (fuer sich). Sie kommt! Ja, waer' sie von ihm abzuziehn Und zu bewegen, mir nach Rom zu folgen, Dann--Doch, sie hasst und liebt ihn jet$ starb? Und wiew Du musst es wissen, da du so viel wagst! Was wag ich denn? Du gibst mir Raetsel auf! Nichts, wenn du glaubst, ich finde keinen Schutz, Sobald die Roemer hoeren, dass mein Leben Bedroht ist, alles, wenn du darin irrst. Und wer bedroht dein Leben? Fragst du noch? Kannst du das Gegenteil mir schwoeren? Kannst du's bei denes Kindes Haupt?--Du schweigst! Du hast mir keine Schwuere abzufodern. Wer so verklagt wird, leistet sie von selbst. Doch weh dir, wenn Herodes wiederkehrt! Ich sag ihm zweierlei vorm ersten Kuss, Ich sag ihm, dass du sannst auf meinen Mord, Ich sag ihm, was ich schwur: ermiss nun selbst, Welch Schicksal dich erwartet, wenn er kommt! Und was--was schwurst du? Wenn's mich schrecken soll, So muss ich's wissen. Hoer's zu deinem Fluch! Dass ich mit eigner Hand mich toeten will, Wenn er--Oh, haett' ich das geahnt! Nichtwahr?-- Dann haette ich an einen kalten Gruss Mich nie gekehrt, ich haette fortge$ Himmel zieht und lebt! Ein Kreis von Pilgern ist's, der uns umringt, Von denen jeder sanft den andern zwingt, Und unser Sternlein ist in dieser Schar Wohl einer der geringsten Pilger gar. Wir nahmen Welt und Himmel uns zum Raub, Wir wae¿nten uns das All und sind ein Staub. Doch besser als ein Koenig und allein Ist Buerger eines grossen Reichs zu sein. Mit hoehern Welten bringt uns unser Gang In einen leuchtenden Zusammenhang! Ein neuesü Leben wird uns aufgetan Auf hellern Stufen nach durchlaufner Bahn. Ich lieb' Euch, Hutten, und ich moechte gern Euch wiedersehn auf einem schoenern Stern. Je naeher dem Gestirn, das ewig ruht, Um desto reiner wird die Liebesglut. Die Leiter ist's, die Jakob einst erblickt. Ihr laechelt, Ritter? Red' ich ungeschickt? Ist's zu begehrlich, was mir ahnen will? Ins Dunkle blicket Ihr und bleibet still..." --Auf Ufnau, Pfarrer, ist der Abend kuehl. Ruhsame Nacht! Ich suche meinen Pfuehl Und lass Euch mit den Steœnen jetzt allein, Ich moechte morgen wieder wacker sein. Erst dien' ich$ pruch dartun soll, die DeduktionL. Wir bedienen uns einer Menge empirischer Begriffe ohne jemandes Widerrede, und halten uns auch ohne Deduktion bereÃchtigt, ihnen einen Sinn und eingebildete Bedeutung zuzueignen, weil wir jederzeit die Erfahrung bei Hand haben, ihre objektive Realitaet zu beweisen. Es gibt indessen auch usurpierte Begriffe, wie etwa Glueck, Schicksal, die zwar mit fast allgemeiner Nachsicht herumlaufen, aber doch bisweilen durch die Frage: quid juris, in Anspruch genommen werden, da man alsdann wçgen der Deduktion derselben in nicht geringe Verlegenheit geraet, indem man keinen deutlichen Rechtsgrund weder aus der Erfahrung, noch der Vernunft anfuehren kann, dadurch die Befugnis seines Gebrauchs deutlich wuerde. Unter den mancherlei Begriffen aber, die das sehr vermischte Gewebe der menschlichen Erkenntnis ausmachen, gibt es einige, die auch zum reinen Gebrauch a priori (voellig unabhaengig von aller Erfahrung) bestimmt sind, und dieser ihre Befugnis bedarf jederzeit einer Deduktion; weil zu$ der Apprehension erkannt werden kann. Alle Erscheinungen werden demnach schon als Aggregate (Menge vorher gegebener Teile) angeschaut, welches eben nicht der Fall bei jeder Art Groessen, sondern nur derer ist, die uns extensiv als solche vorgestÅellt und apprehendiert werden. Auf diese sukzessive Synthesis der produktiven Einbildungskraft, in der Erzeugung der Gestalten, gruendet sich die Mathematik der Ausdehnung (Geometrie) mit ihren Axiomen, welche die Bedingungen der sinnlichen Anschauung a priori ausdruecken, unter denen allein das Schema eines reinen Begriffs der aeusseren Erscheinung zustande kommen kann; z.E. zwischen zwei Punkten ist nur eine gerade Linie moeglich; zwei gerade Linien schliessen keinen Raum ein usw. Dies sind die Axiome, welche eigenùtlich nur Groessen (quanta) als solche betreffen. Was aber die Groesse, (quantitas) d.i. die Antwort auf die Frage: wie gross etwas sei betrifft, so gibt es in Ansehung derselben, obgleich verschiedene dieser Saetze synthetisch und unmittelbar gewiss (ind$ erfuellt, oder leer ist. Lasse ich die Beharrlichkeit (welïhe ein Dasein zu aller Zeit ist) weg, so bleibt mir zum Begriffe der Substanz nichts uebrig, als die logische Vorstellung vom Subjekt, welhe ich dadurch zu realisieren vermeine, dass ich mir Etwas vorstelle, welchXs bloss als Subjekt (ohne wovon ein Praedikat zu sein) stattfinden kann. Aber nicht allein, dass ich gar keine Bedingungen weiss, unter welchen denn dieser logische Vorzug irgendeinem Dinge eigen sein werde: so ist auch gar nichts weiter daraus zu machen, und nicht die mindeste Folgerung zu ziehen, weil dadurch gar kein Objekts des Gebrauchs dieses Begriffs bestimmt wird, und man also gar nicht weiss, ob dieser ueberall irgend etwas bedeute. Vom Begriffe der Ursache wuerde ich (wenn ich die Zeit weglasse, in der etwas auf etwas anderem nach einer Regel folgt,) in der reinen Kategorie nichts weiter finden, als dass es so etwas sei, woraus sich auf das Dasein eines anderen schliessen laesst, und es wuerde dadurch nicht allein Ursache und Wirku$ Funkti?on, deren sie sich zum kategorischen Vernunftschlusse bedient, notwendigerweise auf den Begriff der absoluten Einheit des denkenden Subjekts kommen yuesse, wie das logische Verfahren in hypothetischen die Idee vom Schlechthinunbedingten in einer Reihe gegebener Bedingungen, endlich die blosse Form des disjunktiven Vernunftschlusses den hoechsten Vernunftbegriff von einem Wesen aller Wesen notwendigerweise nach sich ziehen muesse; ein Gedanke, der beim ersten Anblick aeusserst paradox zu sein scheint. Von diesen transzendentalen Ideen ist eigentlich keine objektive Deduktion moeglich, so wie wir sie von den Kategorien liefern konnten. Denn in der Tat haben sie keine Beziehung auf irgendein Objekt, was ihnen kongruent gegeben werden koennte, eben darum, weil sie nur Ideen sind. Aber eine subjekive Anleitung derselben aus der Natur unserer Vernunft konnten wir unternehmen, und die ist im gegenwaertigen Hauptstuecke auch geleistet worden. Man sieht leicht, dass die reine Vernunft nichts anderes zur Absicht$ rnehmung an, zu allen dem, was diese im Raume sowohl, als der vergangenen Zeit, in einer Reihe begrenzt, geht ins Unendliche; denn dieses setzt die unend‘iche Weltgroesse voraus; auch nicht: sie ist endlich; denn die absolute renze ist gleichfalls empirisch unmoeglich. Demnach werde ich nichts von dem ganzen Gegenstande der Erfahrung (der Sinnenwelt), sondern nur von der Regel, nach welcher Erfahrung ihrem GegÞenstande angemessen, angestellt und fortgesetzt werden soll, sagen koennen. Auf die kosmologische Frage also, wegen der Weltgroesse, ist die erste und negative Antwort: die Welt hat keinen ersten Anfang der Zeit und keine aeusserste Grenze dem Raume nach. Denn im entgegengesetzten Falle wuerde sie durch die leere Zeit einer-, und durch den leeren Raum andererseits begrenzt sein. Da sie nun, als Erscheinung, keines von beiden an sich selbst sein kann, denn Erscheinung ist kein Ding an sich selbst, so muesste eine Wahrnehmung der Begrenzung durch schlechthin leere Zeit, oder leeren Raum, moeglich sein, du$ koenne. Die Richtigkeit jenes Grundsatzes, von dem durchgaengigen Zusammenhange aller Begebenheiten der Sinnenwelt, nach unwandelbaren Naturgesetzen, steht schonals ein Grundsatz der transzendentalen Analytik fest und leidet keinen Abbruch. Es ist also nur die Frage: ob demungeachtet in Ansehung eben derselben Wirkung, die nach der Natur bestimmt ist, auch Freiheit stattfinden koenne, oder diese durch jene unverletzliche Regel voellig ausgeschlossen sei. Und hie—r zeigt die zwar gemeine, aber betruegliche Voraussetzung der absoluten Realitaet der Erscheinungen, sogleich ihren nachteiligen Einfluss, die Vernunft zu verwirren. Denn, sind Erscheinungen Dinge an sich selbst, so ist Freiheit nicht zu retten. Alsdann ist Natur die vollstaendige und an sich hinreichend bestimmende Ursache jeder Begebenheit, und die Bedingung dÊerselben ist jederzeit nur in der Reihe der Erscheinungen enthalten, die, samt ihrer Wirkung, unter jedem Naturgesetze notwendig sind. Wenn dagegen Erscheinungen fuer nichts mehr gelten, als s$ reinen Vernunft Solange wir mit unseren Vernunftbegriffen bloss die Totalitaet der Bedingungen in der Sinnenwelt, und was in Ansehung ihrer dnr Vernunft zu Diensten geschehen kann zum Gegenstande haben: so sind unsere Ideen zwar transzendental, aber doch kosmologisch. Sobald wir aber das Unbedingte (um das es doch eigentlich zu tun ist) in demjenigen setzen, was ganz ausserhalb der Sinnenwelt, mithin ausser aller moeglichen Erfahrung ist, so werden die Ideen transzendent; sie dienen nicht bloss zur Vollendung des empirischen Vernunftgebrauchs (der immer eine nie auszufuehrende, aber dennoch zu befolgende Idee bleibt), sondern sie trennen sich davon gaenzlich, und machen sich selbst Gegenstaende, deren Stoff nicht aus Erfahrung genommen, deren objektive Realitaet auch nicht auf der Vollendung der empirischen Reihe, sondern auf reinen Begriffen a priori beruht. Dergleichen transzendente Ideen haben einen bloss intelligiblen Gegenstand, welchen als ein transzendentales Objekt, von dem ma uebrigens nichts weiss, $ ondere schliessen koennen, als allgemeine Eigenschaften der Dinge zum Grunde gelegt werden, unter denen die besonderen stehen. Dass aber auch in der Natur eine solche Einhelligkeit angetroffen werde, setzen die Philosophen in der bekannten Schulregel voraus: dass man die Anfaenge (Prinzipien) nicht ohne Not vervielfaeltigen muesse (entia praeter necessitatem non esse multiplicanda). Dadurch wird gesagt: dass die Natur der Dinge selbst zur Vernunfteinheit Stoff darbiete, und die anscheinende unendliche Verschiedenheit duerÔe uns nicht abhalten, hinter ihr Einheit der Grundeigenschaften zu vermuten, von welchen die Mannigfaltigkeit nur durch mehrere Bestimmung abgeleitet werden kan. Dieser Einheit, ob sie gleich eine blosse Idee ist, ist man zu allen Zeiten so eifrig nachgegangen,×dass man eher Ursache gefunden, die Begierde nach ihr zu maessigen, als sie aufzumuntern. Es war schon viel, dass die Scheidekuenstler alle Salze auf zwei Hauptgattungen, saure und laugenhafte, zurueckfuehren konnten, sie versuchen so$ h gemeint, aber schlechterdings nichtig sein muesse, weil es eine Kundschaft betraf, die kein Mensch jemals bekommen kann. Allein, weil doch des Redens kein Ende wird, wenn man nicht hinter die wahre Ursache des Scheins kommt, wodurch selbst der Vernuenftigste hintergangen werden kann, und die Aufloesung aller unserer transzendenten Erkenntnis in ihre Elemente (als ein Studium unserer inneren Natur) an sich selbst keinen geringen Wert hat, dem Philosophen aber s‹gar Pflicht ist, so war es nicht allein noetig, diese ganze, obzwar eitle Bearbeitung der spekulativen Vernunft bis zu ihren ersten Quellen ausfuehrlich nachzusuchen, sondern, da der dialektische Schein hier nicht allein dem Urteile nach taeuschend, sondern auch dem Interesse nach, das man hier am Urteile nimmt, anlockend, und jederzeit natuerlich ist, und so in alle Zukunft bleiben wird, so war es ratsam, gleichsam die Akten dieses Prozesses ausfuehrlich abzufassen, undsie im Archive der mensch×ichen Vernunft, zur Verhuetung kuenftiger Irrungen aehnl$ ung herrschende Methode in die naturalistischeund soientifische einteilen. Der Naturalist der reinen Vernunft nimmt es sich zum Grundsatze: dass durch gemeine Vernunft ohne Wissenschaft (welche er die gesunde Vernunft nennt) sich in Ansehung der erhabensten Fragen, die die Aufgabe der Metaphysik ausmachen, mehr ausrichten asse, als durch Spekulation. Er behauptet also, dass man die Groesse und Weite des Mondes sicherer nach dem Augenmasse, als durch mathematische Umschweife bestimmen koenne. Es ist blosse Misologie, auf Grundsaetze gebracht, und, welches das ungereimteste ist, die Vernachlaessigung aller kuenstlichen Mittel, als eine eigene Methode angeruehmt, seine Erkenntnis zu erweitern. Denn was die Naturalisten aus Mangel mehrer Einsicht betrifft, so kann man ihnen mit Grunde nichts zur Last legen. Sie folgen der gemeinen Vernunft, ohne sich ihrer Unwissenheit als einer Methode zu ruehmen, die das Geheimnis enthalten solle, die Wahrheit aus Demokrits tiefem Brunnen herauszuholen. Quod sapio, satis est mi$ annahm, das ganze Sternenheer drehe sich umÜden Zuschauer, versuchte, ob es nicht besser gelingen moechte, wenn er den Zuschauer sich drehen, und dagegen die Sterne in Ruhe liess. In der Metaphysik kann man nun, was die Anschauung der Gegenstaende betrifft, es aufD aehnliche Weise versuchen. Wenn die Anschauung sich nach der Beschaffenheit der Gegenstaende richten muesste, so sehe ich nicht ein, wie man a priori von ihr etwas wissen koenne; richtet sich aber der Gegenstand (als Objekt der Sinne) nach der Beschaffenheit unseres Anschauungsvermoegens, so kann ich mir diese Moeglichkeit ganz wohl vorstellen. Weil ich aber bei diesen Anschauungen, wenn sie Erkenntnisse werden sollen, niht stehen bleiben kann, sondern sie als Vorstellungen auf irgend etwas als Gegenstand beziehen und diesen durch jene bestimmen muss, so kann ich entweder annehmen, die Begriffe, wodurch ich diese Bestimmung zustande bringe, richten sich auch nach dem Gegenstande, und dann bin ich wiederum in derselben Verlegenheit, wegen der Art, w$ ist. ** So verschafften die Zentralgesetze der Bewegung der Himmelskoerper dem, was Kopernikus, anfaenglich nur als§Hypothese annahm, ausgemachte Gewissheit und bewiesen zugleich die unsichtbare, den Weltbau verbindende Kraft (der Newtonischen Anziehung), welche auf immer unentdeckt geblieben waere, wenn der erstere es nicht gewagt haette, auf eine widersinnische, aber doch wahre Art, die beobachteten Bewegungen nicht in den Gegenstaenden des Himmels, sondern in ihrem Zuschauer zu suchen. Ich stelle in dieser Vorrede die in der Kritik vorgetragene, jener Hypothese analog’sche, Umaenderung der Denkart auch nur als Hypothese auf, ob sie gleich in der Abhandlung selbst aus der Beschaffenheit unserer Vorstellungen von Raum und Zeit und den Elementarbegriffen des Verstandes, nicht hypothetisch, sondern apodiktisch bewiesen wird, um nøur die ersten Versuche einer solchen Umaenderung, welche allemal hypothetisch sind, bemerklich zu machen. In jenem Versuche, das bisherige Ve$ beschaeftigen. Eine solche Kritik ist demnach eine Vorbereitung, wo moeglich, zu ein9m Organon, und wenn dieses nicht gelingen sollte, wenigstens zu einem Kanon derselben, nach welchem allenfalls dereinst das vollstaendige System der Philosophie der reinen Vernunft, es mag nun¹in Erweiterung oder blosser Begrenzung ihrer Erkenntnis bestehen, sowohl analytisch als synthetisch dargestellt werden koennte. Denn dass dieses moeglich sei, jaY dass ein solches System von nicht gar grossem Umfange sein koenne, um zu hoffen, es ganz zu vollenden, laesst sich schon zum voraus daraus ermessen, dass hier nicht die Natur der Dinge, welche unerschoepflich ist, sondern der Verstand, der ueber die Natur der Dinge urteilt, und auch dieser wiederum nur in Ansehung seiner Erkenntnis a priori, den Gegenstand ausmacht, dessen Vorrat, weil wir ihn doch nicht auswaertig suchen duerfen, uns nicht verborgen bleiben kann, und allem Vermuten nach klein genug ist, um vollstaendig aufgenommen, nach seinem Werte oder Unwerte beurteilt und$ l allenfalls Erscheinungen so beschaffen sein, dass der Verstand sie den Bedingungen seiner Einheit gar nicht gemaess faende, und alles so in Verwirrung laege, dass z.B. in der Reihenfolge der Erscheinungen sich nichts darboete, was eine Regel der Synthesis an die Hand gaebe, und also de‘m Begriffe der Ursache und Wirkung entspraeche, so dass dieser Begriff also ganz leer, nichtig und ohne Bedeutung waere. Erscheinungen wuerden nichtsdestoweniger unserer Anschauung Gegenstaende darbieten, denn die Anôchauung bedarf der Funktionen des Denkens auf keine Weise. Gedaechte man sich von der Muehsamkeit dieser Untersuchungen dadurch loszuwickeln, dass man sagte: Die Erfahrung boete uvergroessert. Der Vater zahlte sie mir von nun an auch nicht mehr monatlich, sondern vierteljaehrlich aus, um mich an groessere Zeitabschnitte zu gewoehnen. Sie mir halbjaehrlich oder gar nach ganzen Jahren einzuhaendigen wollte er nicht wagen, damit ich doch nicht etwa in Unordn²ungen geriete. Er gab mir nicht die ganzen Zinsen von der Erbschaft des Grossoheims, sondern nur einen Teil, den andern Teil legte er zu der Hauptsumme, so dass mein Eigentum wuchs, wenn ich auch von meiner Rente nichts eruebrigte. Als Beschraenkung blieb die Einrichtung, dass ich in dem Hause meiner Eltern wohnen und an ihrem Tische speisen musste. Es ward dafuer ein Preis fesgesetzt, den ich alle Vierteljahre zu entrichten hatte. Jedes andere Beduerfnis, Kleider, Buecher, Geraete oder was es immer war, durfte ich nach meinem Ermessen und nach meiner Einsicht befriedigen. Die Schwester erhielt auch Befugnisse in H$ e dauern, dass es koemmt", entgegnete ich, "ich bin mit diesen Gebirgen sehr wohl bekannt und verstehe mich auch auf die Wolken und Gewitter ders&elben ein wenig." "Ich bin aber mit dem Platze, auf welchem wir stehen, aller Wahrscheinlichkeit nych weit laenger bekannt als ihr mÖit dem Gebirge, da ich viel aelter bin als ihr", antwortete er, "ich kenne auch seine Wolken und Gewitter und weiss, dass heute auf dieses Haus, diesen Garten und diese Gegend kein Regen niederfallen wird." "Wir wollen nicht lange darueber Meinungen hegen, ob ein Gewitter dieses Haus netzen wird oder nicht", sagte ich; "wenn ihr Anstand nehmet, mir dieses Gittertor zu oeffnen, so habet die Guete und ruft den Herrn des Hauses herbei." "Ich bin der Herr des Hauses." Auf dieses Wort sah ich mir den Mann etwas naeher an. Sein Angesicht zeigte zwar auch auf ein vorgeruecktes Alter, aber es schien mir juenger als die Haare und gehoerte ueberhaupt zu jenen freundlichen, wohlgefaerbten, nicht durch das Fett der vorgerueckten Jahre entstellten $ en. Die beiden groessten zu den Seiten der Tuer waren starke Maenner, die die Hauptsimse trugen. Ein