ten ist, weiß, daß mehr Könige und Königinnen einerlei Namen geführt haben: wer aber jene nicht kennt, kann sie auch mit dieser nicht verwechseln. Wenigstens hätte Corneille in dem Stück selbst den Namen Kleopatra nicht so sorgfältig vermeiden sollen; die Deutlichkeit hat in dem ersten Akte darunter gelitten; und der deutsche Übersetzer tat daher sehr wohl, daß er sich über diese kleine Bedenklichkeit wegsetzte. Kein Skribent, am wenigsten ein Dichter, muß seine Leser oder Zuhörer so gar unwissend annehmen; er darf auch gar wohl manchmal denken: was sie nicht wissen, das mögen sie fragen! Dreißigstes Stück Den 11. August 1767 Kleopatra, in der Geschichte, ermordet ihren Gemahl, erschießt den einen von ihren Söhnen und will den andern mit Gift vergeben. Ohne Zweifel folgte ein Verbrechen aus dem andern, und sie hatten alle im Grunde nur eine und ebendieselbe Quelle. Wenigstens läßt es sich mit Wahrscheinlichkeit annehmen, daß die einzige Eifersucht ein wütendes Eheweib zu einer ebenso wütenden Mutter machte. $ doch war es vielleicht die erste Komödie, die dieser Mann beurteilte. [1] "Misanthrope", Acte II, Sc. 4. C'est de la tête aux pieds un homme tout mystère, Qui vous jette, en passant, un coup d'oeil égaré, Et sans aucune affaire est toujours affairé. Tous ce qu'il vous débite en grimaces abonde. A force de façons il assomme le monde. Sans cesse il a tout bas, pour rompre l'entretien, Un secret à vous dire, et ce secret n'est rien. De la moindre vétille il fait une merveille, Et, jusqu' au bon jour, il dit tout à l'oreille. [2] "Briefe, die neueste Literatur betreffend", T. XXI. S. 133. Ende des ersten Bandes Zweyter Band Dreiundfunfzigstes Stück Den 3. November 1767 Den einundvierzigsten Abend (freitags, den 10. Julius) wurden "Cenie" und "Der Mann nach der Uhr" wiederholt.[1] "Cenie", sagt Chevrier gerade heraus,[2] "führet den Namen der Frau von Graffigny, ist aber ein Werk des Abts von Voisenon. Es war anfangs in Versen; weil aber die Frau von Graffigny, der es erst in i$ Zufall! Die Königin. Was ist das, Graf? Essex. Was soll ich tun? Die Königin. Blanca, was ist das? Blanca. Mein Tod ist gewiß! Essex. In welcher Verwirrung befinde ich mich! Der Kanzler. Wie? der Graf ein Verräter? Essex (beiseite). Wozu soll ich mich entschließen? Schweige ich: so fällt das Verbrechen auf mich. Sage ich die Wahrheit: so werde ich der nichtswürdige Verkläger meiner Geliebten, meiner Blanca, meiner teuersten Blanca. Die Königin. Sind Sie der Verräter, Graf? Bist du es, Blanca? Wer von euch war mein Retter? wer mein Mörder? Mich dünkt, ich hörte im Schlafe euch beide rufen: Verräterin! Verräter! Und doch kann nur eines von euch diesen Namen verdienen. Wenn eines von euch mein Leben suchte, so bin ich es dem andern schuldig. Wem bin ich es schuldig, Graf? Wer suchte es, Blanca? Ihr schweigt?--Wohl, schweigt nur! Ich will in dieser Ungewißheit bleiben; ich will den Unschuldigen nicht wissen, um den Schuldigen nicht zu kennen. Vielleicht dürfte es mich ebensosehr schmerzen, meinen Beschützer zu e$ ug, wenn sie poetisch wahr sind, wenn wir gestehen muessen, dass dieser Charakter, in dieser Situation, bei dieser Leidenschaft, nicht anders als so habe urteilen koennen. Aber auch diese poetische Wahrheit muss sich, auf einer andern Seite, der absoluten wiederum naehern, und der Dichter muss nie so unphilosophisch denken, dass er annimmt, ein Mensch koenne das Boese, um des Boesen wegen, wollen, er koenne nach lasterhaften Grundsaetzen handeln, das Lasterhafte derselben erkennen und doch gegen sich und andere damit prahlen. Ein solcher Mensch ist ein Unding, so graesslich als ununterrichtend, und nichts als die armselige Zuflucht eines schalen Kopfes, der schimmernde Tiraden fuer die hoechste Schoenheit des Trauerspieles haelt. Wenn Ismenor ein grausamer Priester ist, sind darum alle Priester Ismenors? Man wende nicht ein, dass von Priestern einer falschen Religion die Rede sei. So falsch war noch keine in der Welt, dass ihre Lehrer notwendig Unmenschen sein muessen. Priester haben in den falschen Religione$ aren ehedem so ekel, dass man ihnen die prosaischen Stuecke des Moliere, nach seinem Tode, in Verse bringen musste; und noch itzt hoeren sie ein prosaisches Lustspiel als ein Ding an, das ein jeder von ihnen machen koenne. Den Englaender hingegen wuerde eine gereimte Komoedie aus dem Theater jagen. Nur die Deutschen sind auch hierin, soll ich sagen billiger, oder gleichgueltiger? Sie nehmen an, was ihnen der Dichter vorsetzt. Was waere es auch, wenn sie itzt schon waehlen und ausmustern wollten? Die Rolle der stummen Schoene hat ihre Bedenklichkeiten. Eine stumme Schoene, sagt man, ist nicht notwendig eine dumme, und die Schauspielerin hat unrecht, die eine alberne plumpe Dirne daraus macht. Aber Schlegels stumme Schoenheit ist allerdings dumm zugleich; denn dass sie nichts spricht, koemmt daher, weil sie nichts denkt. Das Feine dabei wuerde also dieses sein, dass man sie ueberall, wo sie, um artig zu scheinen, denken muesste, unartig machte, dabei aber ihr alle die Artigkeiten liesse, die bloss mechanisch si$ eussert. Seine Worte sind oefters bescheiden, und es laesst sich nur sehen, nicht hoeren, dass es eine stolze Bescheidenheit ist. Diese Rolle muss also notwendig in der Vorstellung gewinnen. Auch die Nebenrollen Mit der Rolle der Elisabeth ist es nicht voellig so; aber doch kann sie auch schwerlich ganz verungluecken. Elisabeth ist so zaertlich als stolz; ich glaube ganz gern, dass ein weibliches Herz beides zugleich sein kann; aber wie eine Aktrice beides gleich gut vorstellen koenne, das begreife ich nicht recht. In der Natur selbst trauen wir einer stolzen Frau nicht viel Zaertlichkeit, und einer zaertlichen nicht viel Stolz zu. Wir trauen es ihr nicht zu, sage ich: denn die Kennzeichen des einen widersprechen den Kennzeichen des andern. Es ist ein Wunder, wenn ihr beide gleich gelaeufig sind; hat sie aber nur die einen vorzueglich in ihrer Gewalt, so kann sie die Leidenschaft, die sich durch die andern ausdrueckt, zwar empfinden, aber schwerlich werden wir ihr glauben, dass sie dieselbe so lebhaft empfind$ wahr ist, dass Marmontel durch seine Erzaehlung lehren wollte, die Liebe lasse sich nicht erzwingen, sie muesse durch Nachsicht und Gefaelligkeit, nicht durch Ansehen und Gewalt erhalten werden: so hatte er recht, so aufzuhoeren, wie er aufhoert. Die unbaendige Roxelane wird durch nichts als Nachgeben gewonnen; was wir dabei von ihrem und des Sultans Charakter denken, ist ihm ganz gleichgueltig, moegen wir sie doch immer fuer eine Naerrin und ihn fuer nichts Bessers halten. Auch hat er gar nicht Ursache, uns wegen der Folge zu beruhigen; es mag uns immer noch so wahrscheinlich sein, dass den Sultan seine blinde Gefaelligkeit bald gereuen werde: was geht das ihn an? Er wollte uns zeigen, was die Gefaelligkeit ueber das Frauenzimmer ueberhaupt vermag; er nahm also eines der wildesten; unbekuemmert, ob es eine solche Gefaelligkeit wert sei Allein, als Favart diese Erzaehlung auf das Theater bringen wollte, so empfand er bald, dass durch die dramatische Form die Intuition des moralischen Satzes groesstenteils ver$ h nicht erinnert, dass die Geschichte seines Stuecks in eine Zeit faellt, da noch an kein Theater gedacht war; in die Zeit vor dem Homer, dessen Gedichte den ersten Samen des Drama ausstreuten. Ich wuerde diese Unachtsamkeit niemanden als ihm aufmutzen, der sich in der Vorrede entschuldigen zu muessen glaubte, dass er den Namen Messene zu einer Zeit brauche, da ohne Zweifel noch keine Stadt dieses Namens gewesen, weil Homer keiner erwaehne. Ein Dichter kann es mit solchen Kleinigkeiten halten, wie er will; nur verlangt man, dass er sich immer gleichbleibet und dass er sich nicht einmal ueber etwas Bedenken macht, worueber er ein andermal kuehnlich weggeht; wenn man nicht glauben soll, dass er den Anstoss vielmehr aus Unwissenheit nicht gesehen, als nicht sehen wollen. Ueberhaupt wuerden mir die angefuehrten Zeilen nicht gefallen, wenn sie auch keinen Anachronismus enthielten. Der tragische Dichter sollte alles vermeiden, was die Zuschauer an ihre Illusion erinnern kann; denn sobald sie daran erinnert sind, so$ ehen beide fuer einen Mann; der eine sagt vollkommen eben das, was der andere sagt. Sie erklaeren beide, was das Allgemeine ist; sie sagen beide, dass dieses Allgemeine die Absicht der Poesie sei: aber wie die Poesie bei Erteilung der Namen auf dieses Allgemeine sieht, davon sagt keiner ein Wort. Vielmehr zeigt der Franzose durch sein lors meme, sowie der Deutsche durch sein auch wenn, offenbar, dass sie nichts davon zu sagen gewusst, ja, dass sie gar nicht einmal verstanden, was Aristoteles sagen wollen. Denn dieses lors meme, dieses auch wenn, heisst bei ihnen nichts mehr als ob schon; und sie lassen den Aristoteles sonach bloss sagen, dass ungeachtet die Poesie ihren Personen Namen von einzeln Personen beilege, sie demohngeachtet nicht auf das Einzelne dieser Personen, sondern auf das Allgemeine derselben gehe. Die Worte des Dacier, die ich in der Note anfuehren will,[2] zeigen dieses deutlich. Nun ist es wahr, dass dieses eigentlich keinen falschen Sinn macht; aber es erschoepft doch auch den Sinn des Ari$ infolge des chronischen Magenkatarrhs und der dabei stattfindenden abnormen Verdauungsvorgänge im Magen bilden, durch Aufstoßen in den Schlund, ja selbst bis in den Mund gelangen und auf die Schleimhaut dieser Teile einen scharfen Reiz ausüben. Das S. verschwindet mit dem Magenkatarrh. Zur augenblicklichen Milderung eignet sich am meisten doppeltkohlensaures Natron, welches die überschüssige Säure neutralisiert. Soddoma (eigentlich Giovannantonio Bazzi), ital. Maler, geb. 1477 zu Vercelli in Savoyen, bildete sich seit 1498 nach Leonardo da Vinci in Mailand und kam 1501 nach Siena, wo er verschiedene Fresken und Tafelbilder ausführte; 1505 malte er einen großen Freskencyklus aus dem Leben des heil. Benedikt für das Kloster Montoliveto und um dieselbe Zeit die Kreuzabnahme, jetzt im Museum von Siena. 1507-1509 war er in Rom, wo er im Vatikan malte; dann ging er wieder nach Siena, kehrte aber 1514 nach Rom zurück, wo er in der Villa Farnesina seine berühmtesten Fresken malte, Alexander vor der Familie des Dareio$ ubach, gräflich. Letzterer teilte sich wieder in zwei Unterlinien, S.-Sonnenwalde und S.-Baruth; die letztgenannte wieder in zwei Äste, S.-Rödelheim und Assenheim, in beiden Hessen standesherrlich, und S.-Wildenfels mit den Nebenästen S.-Wildenfels-Laubach und S.-Wildenfels zu Wildenfels. Die Reichsunmittelbarkeit verloren die fürstlichen und gräflichen Linien 1806. Den ansehnlichsten zusammenhängenden Teil der Ländereien des Hauses besitzt Georg, Fürst von S.-Braunfels (geb. 18. März 1836; succedierte 7. März 1880 seinem Bruder, dem Fürsten Ernst), nämlich unter preußischer Landeshoheit die Ämter Braunfels, Greiffenstein, unter großherzoglich hessischer die Ämter Hungen, Wölfersheim und Gambach, unter württembergischer einen Teil von Limpurg-Gaildorf, zusammen 514 qkm, mit welchen Besitzungen eine Virilstimme beim Landtag der Rheinprovinz verbunden ist. Residenz ist Braunfels. Dieser Linie gehörte auch der österreichische Feldmarschallleutnant Prinz Karl zu S.-Braunfels (geb. 27. Juli 1812, gest. 13. Nov. 18$ den zu haben, deren wichtigste sind: der Staat solle zunächst für jedes "Gewerk" einen normalen Zeitarbeitstag und einen normalen Werkarbeitstag festsetzen und den Lohnsatz für den letztern mit periodischen Revisionen bestimmen, bez. zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer unter seiner Autorität festsetzen lassen. Sodann soll "der normale Werkarbeitstag zu Werkzeit oder Normalarbeit erhoben und nach solcher Werkzeit oder Normalarbeit (nach solcher in sich ausgeglichener Arbeit) nicht bloß der Wert des Produkts jedes Gewerks normiert, sondern auch der Lohn in jedem Gewerk als Quote dieses nach Normalarbeit berechneten Produktwerts fixiert und bezahlt werden". In der Geschichte der sozialistischen Agitation ist die Phase des friedlichen, doktrinären S. und die des gewaltsamen, praktischen S. zu unterscheiden. In jener, welcher die Thätigkeit Saint-Simons und Fouriers und ihrer Schüler angehört, war die Bewegung eine wesentlich theoretische und friedliche. Jene Sozialisten erhofften auf friedlichem Weg die allmähl$ (Genf 1786). 1889 wurde ihm in Scandiano ein Denkmal errichtet. Spalmadores (Kujun-Adassi, "Schaf-Inseln"), kleine türk. Inselgruppe in der gleichnamigen Meerenge zwischen der Insel Chios und der Westküste von Kleinafien (im Altertum Spalmeggio (spr. -meddscho), ein Nebel, s. Bora. Spalt, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Mittelfranken, Bezirksamt Schwabach, an der Fränkischen Rezat u. der Linie Georgensgmünd-S. der Bayrischen Staatsbahn, 362 m ü. M., hat 3 Kirchen, Bierbrauerei, starken Hopfenbau und (1885) 2060 meist kath. Einw. Spaltbarkeit der Mineralien, die Eigenschaft, in bestimmten Richtungen geringere Grade der Kohärenz zu besitzen als in den übrigen dazwischenfallenden Richtungen, so daß selbst bei unbedeutender Größe trennender Kräfte senkrecht zu diesen Richtungen der Minima der Kohärenz Spaltbarkeitsflächen (Blätterdurchgänge) erzeugt werden können. Die Flächen, welche durch die S. erzeugt werden, stehen im engsten Zusammenhang mit den morphologischen Eigenschaften der Mineralien und gehören ausna$ enkulturzweige sind noch die in großem Maßstab betriebene Maulbeerbaum- und die Weinkultur. Durch die geographische Lage und durch die klimatischen Verhältnisse begünstigt, bringt das Land die feurigsten Weine in allen Abarten und in großer Menge hervor. Der durchschnittliche Ertrag beläuft sich auf mehr als 20 (1887: 28) Mill. hl. Die berühmtesten Weine sind die andalusischen, insbesondere die von Jeres de la Frontera, Puerto de Santa Maria und Malaga. Der Export dieser Weine geht hauptsächlich nach England und Amerika. Von den katalonischen Weinen sind nur die Sorten von Reus und Tarragona vorzüglich, von den Valenciaweinen die roten Benicarloweine geschätzt. Die Alicantiner Weine sind sehr fein und ziemlich alkoholreich. Die kastilischen Weine, darunter der ausgezeichnete Manchawein (Valdepeñas), werden meist im Inland konsumiert. Die Aragonweine sind am dunkelsten, feinsten und am wenigsten säuerlich. Vorzügliche Weingegenden sind außerdem: Südnavarra, das untere Duerothal, Viscaya, Orense, die Gegend von$ tet. Diese beging zwar manche Fehler, griff oft in höchst verkehrter Weise in die Kriegsoperationen ein und setzte tüchtige Generale ab, gab aber durch den Aufruf zum Guerillakrieg (28. Dez. 1808) dem Kampf den für die Franzosen so verderblichen Charakter des kleinen Kriegs. In diesem kamen die Vorzüge der Spanier, verwegener Mut, unbändige Leidenschaftlichkeit und große Ausdauer in Strapazen und Entbehrungen, recht zur Geltung; die fortwährenden kühnen Unternehmungen der Guerillas rieben die Kräfte der Franzosen auf und entrissen ihnen die Früchte ihrer Siege im offenen Felde. Die Franzosen siegten 27. März 1809 bei Ciudad Real, 28. März bei Medellin, und die Zentraljunta mußte nach Sevilla flüchten. Zwar wurde Soult im Mai 1809 von Wellington aus Portugal vertrieben und mußte Galicien und Asturien räumen, worauf Wellington in S. eindrang und die Franzosen 27. und 28. Juli bei Talavera schlug; doch mußte er sich vor einem neuen französischen Heer nach Portugal zurückziehen, und der spanische General Vanegas $ förmiges, vorn oder seitlich offenes Instrument, welches in Körperhöhlen eingeführt wird, um tiefere Teile der Besichtigung und Behandlung zugänglich zu machen, z. B. der Mutterspiegel, Ohren-, Kehlkopfspiegel etc. Spedition (ital. Spedizione. franz. Expedition), Beförderung von Waren, die nicht direkt an ihren Bestimmungsort verladen werden; dann überhaupt die Übernahme und Ausführung von Aufträgen zur Besorgung der Versendung von Gütern; Speditionshandel, der gewerbsmäßige Betrieb solcher Geschäfte. Ein derartiger Gewerbebetrieb heißt Speditionsgeschäft; doch wird der letztere Ausdruck auch für den einzelnen Vertrag gebraucht, welchen jemand gewerbsmäßig abschließt, um im eignen Namen für fremde Rechnung Güterversendung durch Frachtführer (Eisenbahnen, Fuhrleute, Lastboten, Flußschiffer, Fährenbesitzer etc.) oder Schiffer, d. h. Seeschiffsführer, ausführen zu lassen. Wer Speditionsgeschäfte gewerbsmäßig ausführt, heißt Spediteur (franz. expéditeur, entrepreneur, commissionnaire pour le transport). Derselbe $ ektren der Alkali- und Erdalkali-Metalle. Nach Bunsen und Spektralanalyse (Apparatbeschreibung). einigt. Sind die durch den Spalt einfallenden Strahlen homogen rot, so entsteht bei r ein schmales rotes Bild des vertikalen Spalts; gehen aber auch violette Strahlen von dem Spalt aus, so werden diese durch das Prisma stärker abgelenkt und erzeugen ein violettes Spaltbild bei v. Dringt weißes Licht, das sich bekanntlich (s. Farbenzerstreuung) aus unzählig vielen verschiedenfarbigen und verschieden brechbaren Strahlenarten zusammensetzt, durch den Spalt ein, so legen sich die unzählig vielen entsprechenden Spaltbilder in ununterbrochener Reihenfolge nebeneinander und bilden in der Brennebene des Objektivs ein vollständiges Spektrum r v, welches nun durch das Okular o wie mit einer Lupe betrachtet wird. Im Spektrum des Sonnenlichts oder Tageslichts (s. die Tafel) gewahrt man mit großer Schärfe die Fraunhoferschen Linien (s. Farbenzerstreuung). Um das Spektrum mit einer Skala vergleichen zu können, trägt ein drittes$ zu photographieren. - Außer den unzweifelhaft der Sonne angehörigen Spektrallinien gewahrt man im Sonnenspektrum noch andre dunkle Linien, welche erst durch die absorbierende Wirkung der Erdatmosphäre entstanden sind und deshalb atmosphärische Linien heißen. Die Fraunhoferschen Linien A und B erscheinen um so dunkler, je tiefer die Sonne steht, und verraten dadurch ihren irdischen Ursprung; nach Angström rühren sie wahrscheinlich von der Kohlensäure unsrer Atmosphäre her. Andre dunkle Linien und Bänder zwischen A und D, namentlich ein Band unmittelbar vor D, sind dem Wasserdampf der Atmosphäre zuzuschreiben. Man nennt sie Regenbänder, weil sie durch ihr Dunklerwerden bevorstehende Niederschläge ankündigen. - Der Mond und die Planeten, welche mit erborgtem Sonnenlicht leuchten, müssen natürlich ebenfalls die Fraunhoferschen Linien zeigen. Das Spektrum des Mondes stimmt mit demjenigen der Sonne vollkommen überein, ein neuer Beweis dafür, daß der Mond keine Atmosphäre hat. Venus, Mars, Jupiter und Saturn dagege$ icht der bedeutendsten Sternwarten. Sternwarte Länge in Bogen von Greenwich Breite Deutschland. Berlin ö. 13° 23' 43" +52° 30' 16,7" Bonn ö. 7 5 58 +50 43 45,0 Bothkamp b. Kiel (Priv.) ö. 10 7 42 +54 12 9,6 Breslau ö. 17 2 16 +51 6 56,5 Danzig ö. 18 39 51 +54 21 18,0 Düsseldorf (Bilk) ö. 6 46 13 +51 12 25,0 Gotha ö. 10 42 37 +50 56 37,5 Göttingen ö. 9 56 33 +51 31 47,9 Hamburg ö. 9 58 25 +53 33 7,0 Kiel ö. 10 8 52 +54 20 29,7 Königsberg ö. 20 29 43 +54 42 50,6 Leipzig ö. 12 23 30 +51 20 6,3 Lübeck ö. 10 41 24 +53 51 31,2 Mannheim ö. 8 27 41 +49 29 11,0 Marburg ö. 8 46 15 +50 48 46,9 München (Bogenhausen) ö. 11 36 28 +48 8 45,5 Straßburg ö. 7 45 35 +48 34 55,0 Wilhelmshaven ö. 8 8 48 +53 31 57,0 Krakau ö. 19 57 37 +50 3 50,0 Kremsmünster ö. 14 8 3 +48 3 23,7 Pola ö. 13 50 52 +44 51 49,0 Prag ö. 14 25 19 +50 5 18,5 Wien ö. 16 22 55 +48 12 35,5 Wien (Josephstadt) ö. 16 21 19 +48 12 53,8 Bern ö. 7 26 24 +46 57 6,0 Genf ö. 6 9 16 +46 11 58,8 Neuchâtel ö. 6 57 31 +47 0 1,2 Zürich ö. 8 32 58 +47 22 42,1 Niederlande $ schulen, s. Domschulen. Stiftung, s. Milde Stiftungen. Stigel, Johann, neulat. Dichter, geb. 13. Mai 1515 bei Gotha, studierte in Leipzig und Wittenberg, wo er Luthers und Melanchthons Freundschaft genoß, Humaniora, ward 1542, zu Regensburg vom Kaiser als Dichter gekrönt, Professor der lateinischen Sprache in Wittenberg, eröffnete 1558 als erster Professor der Beredsamkeit die Universität Jena mit der Weihrede und starb 11. Febr. 1562. Unter seinen Schriften sind die "Carmina" (Jena 1660 ff., 4 Bde.) hervorzuheben. Vgl. Göttling, Vita Joh. Stigelii (Jena 1858; abgedr. in den "Opusc. acad.", S. 1-64). Stiglmayer - Stil. Stiglmayer, Johann Baptist, Erzgießer, Bildhauer und Medailleur, geb. 18. Okt. 1791 zu Fürstenfeldbruck bei München, kam zu einem Goldschmied in München in die Lehre, ward 1810 in die Akademie der bildenden Künste aufgenommen, 1814 als Münzgraveur angestellt und 1819 nach Italien gesandt, um die Technik des Erzgusses kennen zu lernen. In Rom gründete er seinen Ruf durch den Guß der Büste des sp$ tig zum Kommissar der landwirtschaftlichen Zentralstelle, der Gewerbekammer für das Großherzogtum und zum Immediat-Finanzkommissar der Universität Jena ernannt. Dem deutschen Landwirtschaftsrat gehört er seit dessen Gründung an. Er schrieb: "Bemerkungen über das landwirtschaftliche Unterrichtswesen" (Chemn. 1851); "Die Drainage" (Leipz. 1852); "Der angehende Pachter" (mit A. Stöckhardt, 2. Aufl., Braunschw. 1869); "Die Entwickelung der landwirtschaftlichen Lehranstalt zu Jena 1861-67". Auch redigierte er 1855-66 die "Zeitschrift für deutsche Landwirte" und 1863-1872 die "Landwirtschaftliche Zeitung für Thüringen". Stockhausen, Julius, Konzertsänger (Bariton), geb. 22. Juli 1826 zu Paris als Sohn des Harfenspielers Franz S. aus Köln, wurde am Pariser Konservatorium gebildet und zeichnete sich schon während seiner Lehrzeit so vorteilhaft aus, daß ihm von Habeneck die Leitung der Proben zu den musikalisch-dramatischen Übungen der Schüler übertragen wurde. Seine höhere Ausbildung als Sänger erhielt er von Manuel $ ssion "Nathanael". Strada (ital.), Straße; S. ferrata, Eisenbahn. Stradbroke (spr. sträddbrok), große Insel an der Südostküste der britisch-austral. Kolonie Queensland, welche mit der Moretoninsel, von der sie durch den Rouskanal getrennt ist, die Moretonbai (s. d.) bildet; hat einen Leuchtturm. Beide Inseln sind auf der Westküste bewohnt. Stradella, Stadt in der ital. Provinz Pavia. Kreis Voghera, am Aversa und an der Eisenbahn Alessandria-Piacenza, mit Industrie in Seide, Leder, Weinstein und Weingeist und (1881) 6344 Stradella, Alessandro, Sänger und Komponist, geb. 1645 zu Neapel, wo er auch seine Ausbildung erhielt, begab sich später nach Venedig und von dort, nachdem er die Geliebte eines vornehmen Venezianers entführt hatte, nach Rom. Hier entging er mit Glück einem von seinem Nebenbuhler gegen ihn veranstalteten Attentat und floh nach Turin, wo er bei einem zweiten, von Venedig aus gegen ihn unternommenen Mordversuch schwer verwundet wurde. Ein dritter sollte für ihn verhängnisvoll werden; denn als er$ C5 Elsässer Straße F2 Elsaß-Lothring. Bank CD3 Elsbeth-Wallstraße C5,6 Esplanade G3 Esplanade, An der FG3,4 Esplanaden-Gasse F3 Esplanaden-Straße FG4 Feg-Gasse F3,4 Ferkel-Markt D4 Finkmatt-Straße BC2 Finkweiler-Gasse BC5 Finkweiler-Staden C5 Fischart-Straße F2 Fischer-Gasse E3 Fischer-Staden E3 Fischerthor-Kaserne E3 Fisch-Markt D4 Fisch-Markt, Alter D4 Gasanstalt B3 Gaul-Staden EF4 Gedeckte Brücken B5 Gefängnis, Bezirks- B5 General-Kommando D3 Gerbergraben-Platz C4 Gerbergraben-Straße C4 Gewerbslauben, An d. C4 Goethe-Straße F2 Goldgießen D5 Grandidier-Straße E3 Groß-Metzig D4 Grünenbruch-Gasse B3 Gutenberg-Denkmal CD4 Gutenberg-Platz CD4 Gutleut-Gasse B2,3 Gymnasium C3 Hafen-Platz B5 Hafen-Staden B6 Hafen-Wallstraße B6 Hagenauer Platz B2 Handels-Gericht CD4 Haupt-Zollamt B3 Helenen-Gasse, St. C4 Helenen-Platz, E2 Hennen-Gasse E4 Hermann-Straße FG3 Heuwage, Bei der F4 Hospital, Bürger- D5 Hospital, Militär- F4 Johannes-Staden, St. B4 Juden-Brückchen D3 Juden-Gasse D3 Jung-St.-Peter-Kirche C3 Jung-St.-Peter-$ r (s. Plan der Belagerung von S. bei Artikel "Festungskrieg"). Die deutschfeindliche Haltung der Stadtbehörde in S. veranlaßte die kaiserliche Regierung, 7. April 1873 den Bürgermeister Lauth seines Amtes zu entsetzen und den Gemeinderat, dessen überwiegende Mehrheit sich gegen diese Maßregel aussprach, zunächst auf zwei Monate, dann auf ein Jahr zu suspendieren. Mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Magistrats wurde der Polizeidirektor Back betraut, unter welchem das Gemeindeschul- Straßenbahnen - Straßenbau. wesen ausgebildet, Straßenbahnen gebaut, eine Wasserleitung hergestellt und die großartige Stadterweiterung nach Ankauf der alten Festungswerke durchgeführt wurden. Erst 1886 wurde wieder die Wahl eines Gemeinderats gestattet, welche deutschfreundlich ausfiel, und Back zum Bürgermeister ernannt. Vgl. Silbermann, Lokalgeschichte der Stadt S. (Straßb. 1775); Frese, Vaterländische Geschichte der Stadt S. (das. 1791-95, 4 Bde.); v. Apell, Argentoratum (Berl. 1884); Schmoller, Straßburgs Blüte im 13. Jahrhun$ r starb 17. Okt. 1804. Vgl. v. Held, Struensee (Berl. 1805). 2) Johann Friedrich, Graf von, dän. Minister, Bruder des vorigen, geb. 5. Aug. 1737 zu Halle, studierte in seiner Vaterstadt Medizin, ward 1759 Stadtphysikus zu Altona und 1768 Leibarzt und Begleiter des jungen Königs Christian VII. von Dänemark auf dessen Reise durch Deutschland, Frankreich und England. Schnell erwarb er sich die Gunst des Königs und ward 1770 auch mit der Erziehung des Kronprinzen beauftragt und zum Konferenzrat und Lektor des Königs und der Königin Karoline Mathilde (s. Karoline 1) ernannt. Die von ihrem Gatten mit Gleichgültigkeit behandelte Königin fand bald Interesse an seinem Umgang und glaubte in ihm den Mann gefunden zu haben, mit dessen Hilfe sie die ihr abgeneigte dänische Adelsaristokratie stürzen könnte. Nachdem S. ein besseres Einvernehmen zwischen dem König und der Königin hergestellt, wußte er die bisherigen Günstlinge und Minister vom Hof zu entfernen, zuerst den Grafen von Holck, an dessen Stelle sein Freund Brandt$ S., in noch andern Fällen mag eine organische Erkrankung des Nervenapparats, welcher in der Darmwand selbst liegt, die Ursache der sogen. habituellen S. (Hartleibigkeit) sein. Die leichtern Grade der S., welche ungemein häufig nach kleinen Diätfehlern auftreten, weichen der Anwendung milder Abführmittel, wie Rizinusöl, Senna, oder dem Gebrauch einiger Gläser Bitterwasser. Die hartnäckigen Fälle erfordern eine sorgfältige Behandlung des ursachlichen Darmleidens; bei habitueller S. ist die Diät zu regeln, für Bewegung und Erhaltung eines guten Allgemeinbefindens zu sorgen und bei bestehender hypochondrischer Verstimmung künstlich durch milde Arzneien vollständige und tägliche Öffnung des Leibes zu schaffen. Stuhlweißenburg (ungar. Szekesfehervar, lat. Alba regia), königliche Freistadt im ungar. Komitat Weißenburg und Knotenpunkt der Süd- und Ungarischen Westbahn, hat einen Dom, unter dem außer alten Königsgräbern auch die Basilika Stephans des Heiligen gefunden wurde, eine bischöfliche Residenz mit Bibliothek, $ n der Südsee bevölkert zu haben. Südseeschwindel, s. Handelskrisis, S. 88. Südseethee, s. Ilex. Sudsha (Ssudsha), Kreisstadt im russ. Gouvernement Kursk, am Flusse S., mit (1885) 4979 Einw. In der Nähe Sandsteinbrüche. Südslawen, Gruppe der slawischen Völker in Südosteuropa. Dazu gehören die Slowenen in den Ostalpen Österreichs, die Serben und Bosniaken, Kroaten, Slawonier und die Bulgaren (s. Slawen und Slawische Sprachen). Sudur (arab., Mehrzahl von Sadr, s. d.), Rangbezeichnung der hohen geistlichen Würdenträger im türkischen Südwestinseln (Serwatty), eine zur niederländ. Residentschaft Amboina gehörige Inselgruppe des Indischen Archipels, erstreckt sich von den Kleinen Sundainseln und Timor an östlich bis Timorlaut und umfaßt die größere Insel Wetter und die kleinern Kisser, Damma, Roma, Moa, Sermattan, Lakor, Baber u. a. mit einem Gesamtumfang von 5236 qkm (95 QM.) und etwa 47,000 Einw. (meist Malaien). Für den Handel liefern sie Wachs, Schildpatt, Trepang, Sago, Holz. Süd-Wilhelmskanal (Zuid-Willemsvaar$ anzuführen: die im Verein mit Pope herausgegebenen "Miscellanies" (1727, 3 Bde.) und die posthume "History of the four last years of Queen Anne". Seine Werke wurden herausgegeben von Hawkesworth (Lond. 1755, 14 Quartbände, Oktavausgabe in 24 Bänden), Sheridan (das. 1784, 17 Bde.), Walter Scott (mit Biographie, das. 1814, 19 Bde.; neue Ausg. 1883, 10 Bde.), Roscoe (das. 1853, 2 Bde.), Purves (das. 1868). Sein Briefwechsel erschien in 3 Bänden (Lond. 1766) und in Auswahl von Lane Pool (das. 1885). Eine Übersetzung der humoristischen Werke lieferte Kottenkamp (Stuttg. 1844, 3 Bde.). Aussprüche von S. sammelte Regis ("Swiftbüchlein", biographisch-chronologisch geordnet, Berl. 1847). Vgl. auch R. M. Meyer, I. S. und G. Lichtenberg (Berl. 1886). Sein Leben beschrieben S. Johnson, Sheridan (Dubl. 1787), Forster (unvollendet; Bd. 1, bis 1711 reichend, Lond. 1875), H. Craik (das. 1882); kürzer L. Stephen (das. 1882). Swilajinatz, Flecken im serb. Kreis Tschupria, an der Resawa, Sitz des Bezirkshauptmanns, mit Kirche, $ ungarischer Kronhüter und Vizepräsident des Oberhauses. Szliács (spr. ssliatsch, Ribarer Bad), berühmter und besuchter Badeort im ungar. Komitat Sohl, südlich von Neusohl, Station des Altsohl-Neusohler Flügels der Ungarischen Staatsbahn, mit bei Frauenkrankheiten und Nervenleiden heilsamen, kohlensäurereichen Eisenthermen (25-32° C.). Vgl. Hasenfeld, Der Kurort S. (3. Aufl., Wien Szobráncz (spr. sso-), Bad bei Ungvár im ungar. Komitat Ung, liegt, gegen N. vollständig geschützt, an der Südseite des Vihorlátgebirges und hat vier kalte salz- und schwefelhaltige Quellen und Schlammbäder. Szofer, s. Sopher. Szolnok (spr. ssól-), Stadt, Sitz des ungar. Komitats Jász-Nagy-Kun-S., Knotenpunkt der Österreichisch-Ungarischen u. Ungarischen Staatsbahn, an der Mündung der Zagyva in die Theiß, über die zwei Brücken führen, mit (1881) 18,247 ungar. Einwohnern, die Ackerbau, Gewerbe, Fischerei und Handel mit Obst, Bauholz etc. treiben. S. hat eine königliche Tabaks- u. eine Maschinenfabrik, ein Franziskanerkloster, ein Obe$ T., am Rio Claro, einem Nebenfluß des Máule, 83 m ü. M., hat eine schöne Kathedrale, eine höhere Schule, ein Hospital und (1875) 17,496 Einw., die lebhaften Handel und Handweberei (Ponchos) betreiben. Eine Eisenbahn verbindet Talca mit Santiago und Concepcion. Talcahuana, Hafenstadt im südamerikan. Staat Chile, Provinz Concepcion, 20 km von der Hauptstadt, ist Sitz der Marinebehörden, hat ein Kriegsarsenal, Schiffwerfte, einen Molo, an dem die größten Schiffe anlegen können, und (1875) 2495 Einw. Die Einfuhr in den Hafen von T. betrug 1887: 5,492,628 Pesos, die Ausfuhr 5,504,767 Pesos. Talch, s. Acacia, S. 74. Talcium, s. v. w. Magnesium. Talegalla, Huhn, s. Wallnister. Taleman (schwed.), der Sprecher des Bauernstandes auf den schwedischen Reichstagen. Talent (griech.), ausgezeichnete geistige oder auch körperliche Befähigung. In diesem Sinn spricht man von mathematischem, philosophischem, künstlerischem etc., aber auch technischem, mechanischem etc. T. Der innere Grund der Verschiedenartigkeit der einzelnen $ hte von T. (Münch. 1822); Krempelhuber, Der T. und seine Umgebungen (3. Aufl., Münch. 1862). Tegetthoff, Wilhelm, Freiherr von, österreich. Admiral, geb. 23. Dez. 1827 zu Marburg in Steiermark, wurde im Marinekollegium zu Venedig erzogen und trat 1845 als Kadett in die österreichische Marine ein. 1848-49 machte er die Blockade von Venedig mit, dann, 1851 zum Fregatten-, 1852 zum Linienschiffsleutnant befördert, größere Seeexpeditionen im Mittelländischen Meer, namentlich nach der Levante, gegen die Barbareskenstaaten und nach verschiedenen Punkten der afrikanischen Westküste. 1857 zum Korvettenkapitän ernannt, führte er auf Veranlassung des Erzherzogs Maximilian eine Expedition an die Küsten des Roten Meers aus. 1859 begleitete er den Erzherzog auf einer Reise nach Brasilien, wurde 1860 Fregatten-, 1861 Linienschiffskapitän und befehligte 1862 das österreichische Geschwader, welches nach König Ottos Absetzung in den griechischen und levantischen Gewässern kreuzte. Seine erste eigentliche Waffenthat war das fü$ April eine Schneedecke trägt. Die Besteigung des Bergs geschieht gewöhnlich von Orotava (s. d.) aus, tn dessen Nähe auch der berühmte ungeheure Drachenbaum stand, dessen Alter von A. v. Humboldt auf 6000 Jahre geschätzt ward. Das Klima von T. ist mild und gesund. Hauptstadt ist Santa Cruz. Vgl. Schacht, Madeira und Tenerife mit ihrer Vegetation (Berl. 1859); Fritsch und Reiß, Geologische Beschreibung der Insel Tenerife (Winterthur 1868); Stone, Tenerife and its six satellites (Lond. 1887, 2 Bde.), und die Litteratur bei Art. Kanarische Inseln. Tenes (Tennes), Sohn des Kyknos (s. d.). Tenésmus (griech.), s. Stuhlzwang. Teng ("Korb"), in Birma Getreidemaß, enthält von geschältem Reis 26,49 kg; als Raummaß ungefähr 8 alte englische Weingallons. Tenga, Münze in Mittelasien, à 40-44 Pul = 0,567-0,60 Mk. Vgl. Tilla. Teniers (spr. tenjeh), 1) David, der ältere, niederländ. Maler, geb. 1582 zu Antwerpen, war Schüler seines ältern Bruders, Julian, bildete sich dann in Rom bei A. Elsheimer weiter und wurde 1606 als Fre$ die großartige Entwickelung der Vulkane in der T. wären auch aus außereuropäischen Ländern beizubringen. Vgl. Beyrich, Über den Zusammenhang der norddeutschen Tertiärbildungen (Berl. 1856); v. Ettingshausen, Die Tertiärflora der österreichischen Monarchie (Wien 1851); die Schriften von Heer: "Flora tertiaria Helvetiae" (Zürich 1854-58), "Urwelt der Schweiz" (2. Aufl., das. 1878), "Über das Klima und die Vegetationsverhältnisse des Tertiärlands" (Winterthur 1860) und "Flora fossilis arctica" (Zürich u. Winterthur 1868-75, 3 Bde.); Hörnes u. Reuß, Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien (Wien 1851-71, 2 Bde.); v. Könen, Über die Parallelisierung des norddeutschen, englischen und französischen Oligocäns (Berl. 1876); Sandberger, Untersuchungen über das Mainzer Tertiärbecken (Wiesbad. 1853); Derselbe, Die Konchylien des Mainzer Tertiärbeckens (das. 1863); Lepsius, Das Mainzer Becken (Darmst. 1883); Sueß, Der Boden der Stadt Wien (Wien 1862); Fuchs, Erläuterungen zur geologischen Karte der Umgebung Wien$ aber schauerlich im Glauben an Hexerei und Zauberei. Die Theologen und Juristen, welche seit dem 15. Jahrh. die Theorie und Praxis der Hexenprozesse (s. d.) kultivierten, haben auch die genauere Naturgeschichte des Teufels festgestellt. Selbst die Reformation hat den ganzen Teufelsglauben als unentbehrlichen Artikel mit in den Kauf genommen, Luther voran, welcher sein Leben lang wider den "altbösen Feind" zu Felde lag. Erschüttert wurde diese Lehre erst im Zusammenhang mit den Hexenprozessen, und infolge der kritischen Richtung, welche in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. die protestantische Theologie erfaßte, fingen selbst die offenbarungsgläubigen Theologen an, die Lehre vom Satan zu mildern, während die Rationalisten ihn ganz aus dem christlichen Glauben verwiesen, indem sie die biblischen Äußerungen auf Akkommodation zurückführten. Die neuere Orthodoxie dagegen hat sich des Teufels wieder mit Vorliebe angenommen, Vilmar ihn sogar gesehen, und im Volksglauben spielt derselbe noch immer eine große Rolle; se$ inem andern Weg durch den Schweiß, aus dem Körper entfernt werden. Diese T. beruht auf einer Reihe von wissenschaftlich begründeten Vorstellungen, bei denen der Arzt zielbewußt handelt, während er beim Wechselfieber vorläufig das "Warum" seiner T. noch nicht kennt. - Radikalkur ist eine solche T., bei welcher das Übel gleichsam mit der Wurzel (radix) ausgerissen werden kann, z. B. eine erfolgreiche Bandwurmkur, die Durchschneidung verkürzter Sehnen, das Ausziehen eines schmerzenden Zahns etc. Ist eine solche gründliche T. nicht möglich, etwa weil das Organ nicht zugänglich ist, so muß sich die T. beschränken, die drohendsten oder lästigsten Symptome, z. B. den Schmerz durch Betäubungsmittel, zu bekämpfen (symptomatische T.). Liegt eine Krankheit vor, bei welcher erfahrungsgemäß ein günstiger Ausgang zu erwarten ist, wie bei Masern, leichten Fällen von Lungenentzündung bei kräftigen Personen, so muß sich der Arzt abwartend verhalten und nur jederzeit aufmerksam sein, daß nicht etwanige neue Übel hinzutreten; m$ . 4. Juni 1844 zu Pest, studierte daselbst Jurisprudenz, wirkte einige Zeit als Ministerialbeamter und schrieb politische Broschüren, einen Roman und mehrere Bände Novellen in französischer Richtung, auch Dramen, von denen die Lustspiele: "A jó hajafiak" ("Die guten Patrioten") und "Az uj emberek" ("Neue Menschen") mit Erfolg aufgeführt wurden. Seit 1875 Redakteur des Journals "Nemzeti Hirlap", starb er 6. Dez. 1879 in Budapest. Toledo, 1) span. Provinz in der Landschaft Neukastilien, grenzt im N. an die Provinzen Avila und Madrid, im O. an Cuenca, im S. an Ciudad-Real, im W. an Caceres und hat einen Flächenraum von 15,257 qkm (277,1 QM.). Die Provinz wird im S. von den Montes de T., im N. von der Sierra de San Vicente, einer Parallelkette der Sierra de Gredos, durchzogen, im übrigen ist sie eben oder hügelig und gehört zum Becken des Tajo, welcher die Provinz quer durchschneidet und hier den Guadarrama und Alberche von N., dann kleinere Zuflüsse von S. her aufnimmt. Der Südosten der Provinz gehört mit dem Gi$ Tonart sind dagegen z. B. D dur, B dur, H dur, Des dur, D moll, H moll und alle noch ferner stehenden; mit der A moll-Tonart: G moll, H moll, B moll, Gis moll, G dur, B dur etc. Tonwechselmaschine, s. Pistons. Tooke (spr. tuk), 1) Thomas, engl. Nationalökonom, geb. 1774 zu St. Petersburg als der Sohn des Historikers William T., erwarb sich als Teilnehmer eines großen Handelshauses reiche Erfahrungen im Handels- und Finanzwesen. Von 1820, wo er die berühmte Merchant's petition in favour of free trade verfaßte, war er bis zu seinem Tod, 1858, an allen kommerziellen Enqueten und an der Gesetzgebung auf allen Gebieten wirtschaftlicher Natur beteiligt. Er veröffentlichte eine sechsbändige "History of prices" (Lond. 1838-57, Bd. 5 u. 6 von Newmarch bearbeitet), welche den englischen Handel von 1793 bis 1856 schildert; "Inquiry into the currency principle" (1844); "On the bank charter act of 1844" (1855). 2) J. Horne, Schriftsteller, s. Horne Tooke. Toowoomba, s. Tuwumba. Top (Topp), s. Takelung. Topana, eine Wurzel$ istalle von über 10 kg Gewicht), am Schneckenstein in Sachsen, zu Rozna in Mähren mit Bergkristall, Turmalin, Steinmark oder Lithionglimmer in granitischen Gesteinen, in Brasilien (Brasilian) in Chloritschiefer. Außerdem führen die Zinnerzlagerstatten des Erzgebirges und Cornwalls T. ; auf sekundärer Lagerstätte findet er sich oft mit andern Edelsteinen in Brasilien, auf Ceylon, in Aberdeen. Der Pyrophysalit stammt aus norwegischen Graniten und Gneisen, der Pyknit aus den Zinnerzlagerstätten von Altenberg in Sachsen und aus einem Magneteisenlager bei Durango in Mexiko (s. Tafel "Edelsteine", Fig. 1-3). Die schönen Varietäten des Topases, namentlich die wasserhellen (Pingos d'agoa, Wassertropfen), die gelbroten und die dunkel gelbbraunen, sind Edelsteine zweiten Ranges. In Brasilien sollen jährlich gegen 900 kg gewonnen werden. Die gelbroten glüht man vorsichtig in geschlossenen Gefäßen, wodurch sie lichtrot (gebrannte Topase, brasilische Rubine) werden und im Preis bedeutend steigen. Die lichtbläulichen und g$ tten (Leberschiefer), weiße, oft fleckige Sandsteine (Tigersandsteine), in einzelnen Gegenden (am Harz) Roggenstein. Dieser untersten Abteilung folgt der Hauptbuntsandstein (Vogesensandstein), überwiegend rot gefärbt; das bald thonige, bald kieselige Bindemittel ist in den Schichten oft regellos verteilt, so daß durch die Verwitterung groteske Felsenklippen (Annweiler Thal) oder Blockanhäufungen (Felsenmeere) entstehen. Mitunter konzentriert sich das thonige Bindemittel zu größern Gallen oder kleinen, gewöhnlich bald auskeilenden Zwischenschichten. Hin und wieder sind einzelne Sandsteinpartien von kugeligen, aus kieselreicher Masse gebildeten Konkretionen (Kugelfelsen) durchspickt. Das oberste Glied des Buntsandsteins, den Röt, bilden Mergel mit untergeordneten Dolomiten und ebenfalls zurücktretenden, oft pflanzenführenden Sandsteinen (Voltziensandsteinen), nicht selten sehr dünnschieferig, glimmerreich und mit Steinsalzpseudomorphosen und Tierfährten (Chirotheriumsandstein) auf den Oberflächen der Schichten.$ n Italienern für die Sache des Papstes gewonnen wurden. Die Jesuiten Laynez und Salmeron leisteten wackere Beihilfe. So entstanden in der 23. Sitzung (15. Juli 1563) die Dekrete von der Priesterweihe und Hierarchie, in der 24. (11. Nov.) von dem Sakrament der Ehe, in der 25. (3. und 4. Dez.) von dem Fegfeuer, dem Heiligen-, Reliquien- und Bilderdienst, den Klostergelübden, dem Ablaß, Fasten, den Speiseverboten und dem Verzeichnis der verbotenen Bücher, dessen Fertigstellung nebst der Abfassung eines Katechismus und Breviers dem Papst überlassen wurde. In den Reformationsdekreten, die in der 21.-25. Session publiziert wurden, sorgte man für Abstellung einiger der bisherigen Mißbräuche bei Erteilung und Verwaltung geistlicher Ämter sowie für die Bildung der Geistlichkeit durch die Vorschrift der Anlegung von Seminaren und Prüfung der Ordinanden. Am Schluß der 25. Sitzung, 4. Dez. 1563, rief der Kardinal von Lothringen: "Verflucht seien alle Ketzer!", und die Prälaten stimmten ein: "Verflucht, verflucht!" Die Be$ talten, darunter die weltbekannten Assicurazioni generali und Riunione Adriatica di sicurtà. Es operieren hier außerdem 41 österreichisch-ungarische und ausländische Versicherungsgesellschaften. Von Wohlthätigkeitsanstalten sind hervorzuheben: das städtische Krankenhaus samt Gebäranstalt und Siechenhaus, in welchem bis 2000 Personen Unterkunft finden können, das große Militärspital, das Irrenhaus, die Findelanstalt, das Hauptarmeninstitut (mit 600 Betten für Pfründner und arme Kinder), eine Verpflegungs- und Arbeitsanstalt für verwahrloste Kinder u. a. Das Seelazarett befindet sich außerhalb der Stadt in dem südlich bei Muggia gelegenen Valle San Bartolommeo. An Unterrichtsanstalten besitzt die Stadt: eine Handels- und nautische Akademie und eine Handelshochschule (Stiftung Revoltella), 2 Obergymnasien und 2 Oberrealschulen (je eine staatliche deutsche und eine städtische italienische Anstalt), eine Staatsgewerbeschule, 2 gewerbliche Zeichenschulen, eine Hebammenlehranstalt, eine zoologisch-zootomische Übungs$ en vielseitigen Jaromir Erben (1811-70), der indessen schon den Übergang zu der neuen Richtung vermittelt. Unter den Satirikern zeichneten sich Franz Rubes (1814-53) und Karl Havlicek (1821-56) aus. - Die Anfänge des modernen tschechischen Dramas knüpfen sich an das 1785 von Karl und Wenzel Tham in Prag begründete Liebhabertheater. Nep. Stepánek (1783-1844) schuf durch zahlreiche originale oder übersetzte Stücke das tschechische Repertoire; höher stehen der fruchtbare Wenzel Klicpera (1792-1859) und Jos. Kajetan Tyl (1808-56), dessen "Cestmir", "Pani Marjanka", "Strakonicky dudak", "Jan Hus" u. a. sich auf dem Repertoire erhalten haben. Noch sind zu erwähnen: S. Machacek (gest. 1846), Fr. Turinský (gest. 1852), Ferdinand Mikovec (gest. 1862). - Auch das Gebiet des Romans (im Sinn W. Scotts) und der Novelle wurde fleißig angebaut, so namentlich von Tyl, Rubes, K. I. Mácha und Marek, dem Begründer der tschechischen Novellistik, Sabina (1813 bis 1877), Prokop Chocholousek (1819-64), J. Ehrenberger (geb. 1815) un$ gerer Zeit, meist kurz vor Eintritt der Regenzeit, so sicher, daß die als "Fliegenland" bekannten Gegenden ängstlich gemieden und mit Weidevieh höchstens nachts durchzogen werden. An den gebissenen Tieren verschwellen zuerst die Augen und die Zungendrüsen; nach dem Tod zeigen sich besonders die Muskeln und das Blut, auch Leber und Lunge krankhaft verändert, während Magen und Eingeweide keine Spur von Störungen zeigen. Nach neuern Beobachtungen ist zweifelhaft geworden, ob Glossina morsitans die berüchtigte T. ist, ja ob die, wie es scheint, sehr übertriebeue Plage überhaupt auf den Stich eines Insekts und nicht vielmehr auf eine Infektionskrankheit zurückzuführen ist. Tsién (Mas, Mehs), chines. Gewicht, = 3,757 g. Tsinan, Hauptstadt der chines. Provinz Schantung, Sitz einer katholischen Mission, mit angeblich 60,000 Einw. Tsing (Taitsing), die seit 1644 in China regierende Mandschudynastie; s. China, S. 17. Tsjubo (Tsubu), Einheit des japan. Feldmaßes, = 36 QSchaku (Fuß) = 3,319 qm. Tsuga Endl. (Hemlocktanne)$ das Brandenburger Kerntuch sehr beliebt, die rheinpreußischen Tuche gehen als Niederländer. Holland liefert wenig, aber vortreffliches T. Österreich fertigt alle Sorten Tuche, vorzüglich viel farbige Tuche für den Orient. Die englische und belgische Tuchfabrikation erstreckt sich vorzugsweise nur auf die mittlern und ordinären Qualitäten. Vgl. Stommel, Das Ganze der Weberei der T.- und Buckskinfabrikation (2. Aufl., Düsseld. 1882); Ölsner, Lehrbuch der T.- und Buckskinweberei (Altona 1881, 2 Bde.); Behnisch, Handbuch der Appretur (Grünb. Tuch, Johann Christian Friedrich, Orientalist, geb. 17. Dez. 1806 zu Quedlinburg, studierte in Halle, ward 1830 Privatdozent der Philosophie daselbst, 1841 Professor der Theologie zu Leipzig, später noch Domherr und Kirchenrat; starb daselbst 12. April 1867. Tuchel - Tudor. Sein Hauptwerk ist der "Kommentar über die Genesis" (Halle 1838; 2. Aufl. von Arnold, das. 1871). Sonst sind zu erwähnen seine Abhandlungen über Ninive (Leipz. 1845), Christi Himmelfahrt (1857), Josephus ($ unverständige Ausbeutung bald abgenutzt und erfolglos und vermehrten nur die Verarmung und Unzufriedenheit im Volk. Zu immer drückendern Bedingungen mußten demnach von Jahr zu Jahr Darlehen aufgenommen werden; um nur zu Geld zu kommen, schien die türkische Regierung in ihren Zugeständnissen an die Kapitalisten keine Grenze zu kennen. Sie konnte daher bald auch die Zinsen ihrer auf 5000 Mill. Frank angewachsenen äußern Schuld nicht mehr bezahlen. Am 6. Okt. 1875 erklärte die Pforte, daß sie außer stande sei, von den Zinsen der Staatsschuld mehr als 50 Proz. zu bezahlen, daß sie aber über die restierenden 50 Proz. 5proz. Obligationen ausstellen wolle, welche später bar eingelöst werden sollten. Aber alle Versuche, der Mißwirtschaft im Innern Einhalt zu thun, waren erfolglos. Im Juli 1872 war es der patriotischen Opposition gelungen, Mahmud zu stürzen; aber seine Nachfolger erlagen alle nach kurzer Herrschaft den Ränken des russischen Botschafters Ignatiew, bis im August 1875 Mahmud wieder in die Regierung zurü$ bunt. Bei einer getuschten Zeichnung ist hauptsächlich Gewicht auf zarte, genaue Umrisse, weichen, saftigen Schatten, recht rein gehaltene Lichter und markige Drucker in den dunkelsten Stellen zu legen. Die Tuschzeichnung ist gegenwärtig durch die vielseitigere Aquarellmalerei in den Hintergrund gedrängt worden. Vgl. auch Schattierung. Tusculum, im Altertum Stadt in Latium, im Albanergebirge gelegen, schloß sich nach der Niederlage der Tarquinier am See Regillus um 496 an die Römer an und erhielt 379 römisches Bürgerrecht. Am Latinerkrieg (340-338) beteiligte sich T. gegen Rom, wurde aber nach seiner Besiegung mild behandelt. In der Umgegend lagen seit der letzten Zeit der Republik die Villen vornehmer Römer, z. B. des Lucullus, Jul. Cäsar, Hortensius, Cato, Marius und namentlich Ciceros berühmtes Tusculanum. Im Mittelalter geriet T. mit Rom in heftige Feindschaft, indem es auf seiten der Kaiser stand. Als aber 1191 Papst Cölestin III. und Kaiser Heinrich VI. Frieden schlossen, zerstörten die Römer die Stadt$ , aber noch nicht durch sichere Thatsachen erwiesen. Das Faktum wenigstens, daß ein Weib Kinder von verschiedener Rasse zur Welt bringt, nachdem sie mit Männern der gleichen Rasse den Beischlaf vollzogen hat, ist auch auf anderm Weg erklärbar. Überschwängerung ist aber beim Menschen nur in den sehr seltenen Fällen denkbar, wenn eine doppelte Gebärmutter vorhanden ist; doch ist auch für diesen Fall das Vorkommen der Überschwängerung noch nicht sicher beobachtet worden. Übergabe, s. Tradition. Übergangsformen, s. Darwinismus, S. 568. Übergangsgebirge (Grauwackegruppe), in der ältern Geologie Bezeichnung der ältesten versteinerungführenden Sedimente unter dem Steinkohlengebirge, weil nach Ansicht Werners ihre Gesteine, insbesondere die Thonschiefer, ohne bestimmte Grenze in ihre kristallinische Unterlage übergehen, sie also gleichsam einen Übergang von seinem Urgebirge in die sekundären Sedimente bildeten. Nach jetzt gebräuchlicher Nomenklatur entsprechen die silurische und devonische Formation dem Ü. Übergangss$ davon, kehrte aber schon 1767 nach Spanien zurück, worauf er zum Generalleutnant der königlichen Flotten und zum Generaldirektor der ganzen spanischen Marine ernannt wurde. 1780 in den Ruhestand versetzt, blieb er Direktor der Artillerie- und Marineschule in Cadiz. Er starb 5. Juli 1795 auf seinem Landsitz unweit Cadiz. Er schrieb: "Relacion historica del viage a la America meridional" (Madr. 1748); "Noticias americanas sobre la America meridional y la septentrional-oriental" (das. 1772; deutsch, Leipz. 178l, 2 Bde.); "Noticias secretas di America" (Lond. 1826). Ullr., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Ullrich, Beamter in Linz. Entomolog. Ulm, Hauptstadt des württemberg. Donaukreises, am linken Ufer der Donau, die hier die Blau und Iller aufnimmt und schiffbar wird, Knotenpunkt der Linien U.-München-Simbach und U.-Kempten der Bayrischen und Bretten-Friedrichshafen, Aalen-U. und U.-Sigmaringen der Württembergischen Staatsbahn, 590 m ü. M., ist mit der gegenüber auf bayrischem Gebiet gelegenen Stadt $ der Magyaren gilt. Großen Ruhm erwarb sich ferner Michael Vörösmarty (1800-1855), den manche den größten Dichter Ungarns nennen, mit dem Epos "Zaláns Flucht" (1824), während von seinen zahlreichen Dramen, poetischen Erzählungen und lyrischen Gedichten nur die letztern höhern Wert besitzen. Im allgemeinen ist Vörösmarty mehr Rhetor als Dichter, seine Stärke ist die Deklamation. Gregor Czuczor, Joseph Bajza, Johann Garay, Alex. Vachott (1818-61) sind andere Epiker und Lyriker dieser Periode, deren bedeutendster Dichter indes Alexander Petöfi ist (1823-l849). Petöfi, dessen poetische Erzählung "Held János", eine vortreffliche volkstümlich humoristische Dichtung, dessen Roman "Der Strick des Henkers" und dessen Drama "Tiger und Hyäne" wertlose, unreife Produkte sind, erhebt sich als Lyriker weit über seine Vorgänger und ist der erste, dessen Gedichte wahr, natürlich, einfach und menschlich sind. Er ist neben Joseph Katona die erste Erscheinung in der magyarischen Litteratur, die mit dem Maßstab der Weltlitteratu$ erkannt wurde. Siebenbürgen behauptete seine Unabhängigst auch unter Bethlen Gabor und den Raköczys und blieb neben der Furcht vor den Türken eine Stütze der Protestanten. Leopold L (1657-1705) erließ, sowie er einen Vorteil über die Türken errungen hatte, sofort die strengsten Maßregeln gegen die Ketzer in U. Dies veranlaßte 1665 eine große Magnatenverschwörung gegen die habsburgische Herrschaft, die erst 1671 grausam unterdrückt wurde. Ein neuer Aufstand Emmerich Tökölys wurde von einem Einfall der Türken unter Kara Mustafa unterstützt, der 1683 bis vor Wien vordrang und es belagerte. Seine Niederlage (12. Sept.) entschied das Schicksal Ungarns: die kaiserlichen Heere drangen siegreich in U. ein, erstürmten 1686 Ofen und machten nach 145jähriger Dauer der Türkenherrschaft daselbst ein Ende. Durch das Blutgericht von Eperies (1687), durch welches Leopold die Siege seiner Feldherren schändete, wurden Hunderte vom protestantischen Adel dem Henker überliefert und dessen Widerstandskraft gebrochen. Hierauf erlan$ cht gewachsen. Vorzüglich ist die Einzelunternehmung am Platz, wo freie Verfügung, Anschmiegung an die jeweilig veränderlichen Verhältnisse notwendig und insbesondere hohe Ansprüche an die persönliche Arbeitsfähigkeit gestellt werden. Durch Kollektivunternehmungen werden Kapital und Arbeitskräfte für einen Zweck vereinigt, und zwar gestattet die Gesetzgebung Verbindungen von verschiedener Innigkeit, Haftpflicht und Beteiligung von Mitgliedern an Gewinn und Leitung des Geschäfts. Zu erwähnen sind: die offene, die stille Gesellschaft, die Kommanditgesellschaft, Kommanditgesellschaft auf Aktien, Aktiengesellschaft und die verschiedenen Genossenschaften (s. d.). Auch Staat und Kommunalverbände können hierher gerechnet werden. Unteroffiziere, militärische Befehlshaber vom Feldwebel abwärts, welche aus den Reihen der Soldaten hervorgehen. In Deutschland unterscheidet man die U. mit Portepee: Oberfeuerwerker, Feldwebel, Wachtmeister, Vizefeldwebel, Vizewachtmeister, Wallmeister, Zeugfeldwebel, Depotvizefeldwebel, Ro$ ach dreijähriger Dienstzeit in den U. werden die Zöglinge, die vorzüglichsten als Unteroffiziere, die andern als Gefreite oder Gemeine, in die Armee entlassen und müssen hier für jedes Jahr auf der Unteroffizierschule zwei Jahre dienen. Die Zöglinge der U. sind Soldaten. Die 1. Okt. 1877 zu Weilburg errichtete Anstalt ist eine Unteroffiziervorschule, welche ihre Zöglinge (die nicht Soldaten sind) nach zweijährigem Kursus an eine Unteroffizierschule überweist. Die Aufzunehmenden dürfen nicht unter 15 und nicht über 16 Jahre alt sein. Unterpacht, s. Afterpacht. Unterricht, im allgemeinsten Sinn der Inbegriff der Thätigkeiten, welche auf Aneignung von Kenntnissen und Fertigkeiten abzielen, in welchem Sinn der Begriff U. auch den Selbstunterricht, d. h. diejenige Geistesbildung umfaßt, welche ohne unmittelbare Mitwirkung eines andern (durch Lesen etc.) sich vollzieht; im gewöhnlichen Sinn die Thätigkeit des Lehrers, welche die Entwickelung der geistigen Anlagen oder Kräfte des Schülers und dessen planmäßige Anlei$ chkeit, welche sich zugleich als Verletzung besondern Vertrauens darstellt. In diesem Sinn straft das deutsche Reichsstrafgesetzbuch (§ 266) die von Bevollmächtigten, Vormündern, obrigkeitlich oder letztwillig bestellten Verwaltern fremden Vermögens, Feldmessern, Maklern, Güterbestätigern und andern im Dienste des öffentlichen Vertrauens stehenden Personen verübte U. mit Gefängnis bis zu fünf Jahren und nach Befinden mit Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Daneben kann, wenn die U. begangen wurde, um sich oder einem an dern einen Vermögensvorteil zu verschaffen, auch noch auf Geldstrafe bis zu 3000 Mk. erkannt werden. Die von einem öffentlichen Beamten verschuldete U. wird als Amtsverbrechen (s.d.) bestraft. Vgl. v. Stemann, Das Vergehen der Unterschlagung u. der U.(Kiel 1870). Unvermögen (Impotenz), s. Zeugungsvermögen. Unverritzt, ein Gebirge oder eine Lagerstätte (unverritztes Feld), die durch Bergbau noch nicht angegriffen Unvordenkliche Verjährung, s. Verjährung. Unyoro, Landschaft im äquatorialen Osta$ voller Falten, Die Augenbraunen tief, die Augen düster, wild, Die Lippen aufgedrückt, ein liebenswürdig Bild, Wie er sich täglich zeigt, bis Bitten, Küsse, Klagen Den rauhen Winterzug von seiner Stirne jagen. Du kennst ihn nicht genug, du hast ihn nicht geliebt. Es ist nicht Eigensinn, der seine Stirne trübt; Ein launischer Verdruß ist seines Herzens Plage Und trübet mir und ihm die besten Sommertage; Und doch vergnüg ich mich, da, wenn er mich nur sieht, Wenn er mein Schmeicheln hört, bald seine Laune flieht. Fürwahr ein großes Glück, das man entbehren könnte. Doch nenne mir die Lust, die er dir je vergönnte? Wie pochte deine Brust, wenn man vom Tanze sprach; Dein Liebster flieht den Tanz und zieht dich Arme nach. Kein Wunder, daß er dich bei keinem Feste leidet, Da er der Wiese Gras um deine Tritte neidet, Den Vogel, den du liebst, als Nebenbuhler haßt; Wie könnt er ruhig sein, wenn dich ein andrer faßt Und gar, indem er sich mit dir im Reihen kräuselt, Dich zärtlich an sich drückt und Liebesworte säuselt. $ sse, Klagen Den rauhen Winterzug von seiner Stirne jagen. Du kennst ihn nicht genug, du hast ihn nicht geliebt. Es ist nicht Eigensinn, der seine Stirne truebt; Ein launischer Verdruss ist seines Herzens Plage Und truebet mir und ihm die besten Sommertage; Und doch vergnueg ich mich, da, wenn er mich nur sieht, Wenn er mein Schmeicheln hoert, bald seine Laune flieht. Fuerwahr ein grosses Glueck, das man entbehren koennte. Doch nenne mir die Lust, die er dir je vergoennte? Wie pochte deine Brust, wenn man vom Tanze sprach; Dein Liebster flieht den Tanz und zieht dich Arme nach. Kein Wunder, dass er dich bei keinem Feste leidet, Da er der Wiese Gras um deine Tritte neidet, Den Vogel, den du liebst, als Nebenbuhler hasst; Wie koennt er ruhig sein, wenn dich ein andrer fasst Und gar, indem er sich mit dir im Reihen kraeuselt, Dich zaertlich an sich drueckt und Liebesworte saeuselt. Sei auch nicht ungerecht, da er mich dieses Fest, Weil ich ihn darum bat, mit euch begehen laesst. Das wirst du fuehlen. $ en Mann Der alten Zeit und seiner Taten Wert; Es sei von einer Wissenschaft die Rede, Die, durch Erfahrung weiter ausgebreitet, Dem Menschen nutzt indem sie ihn erhebt: Wohin sich das Gespräch der Edlen lenkt, Ich folge gern, denn mir wird leicht, zu folgen. Ich höre gern dem Streit der Klugen zu, Wenn um die Kräfte, die des Menschen Brust So freundlich und so fürchterlich bewegen, Mit Grazie die Rednerlippe spielt; Gern, wenn die fürstliche Begier des Ruhms, Des ausgebreiteten Besitzes, Stoff Dem Denker wird, und wenn die feine Klugheit, Von einem klugen Manne zart entwickelt, Statt uns zu hintergehen uns belehrt. Und dann nach dieser ernsten Unterhaltung, Ruht unser Ohr und unser innrer Sinn Gar freundlich auf des Dichters Reimen aus, Der uns die letzten lieblichsten Gefühle Mit holden Tönen in die Seele flößt. Dein hoher Geist umfasst ein weites Reich, Ich halte mich am liebsten auf der Insel Der Poesie in Lorberhainen auf. In diesem schönen Lande, hat man mir Versichern wollen, wächst vor andern Bäumen Di$ cht anziehen soll wie sie. Ha, ha, ha! Sehn Sie nur, so oft ich das Bild ansehe, muss ich lachen, ob ich es gleich alle Tage vor Augen habe, ha, ha, ha! Sehn Sie nur das Häubchen, dass wie Fledermausflügel vom Kopf los steht. Nun, nun! Zu ihrer Zeit lachte niemand darüber, und wer weiß, wer über euch künftig lacht, wenn er euch gemalt sieht; denn ihr seid sehr selten angezogen und aufgeputzt, dass ich sagen möchte, ob du gleich meine hübsche Tochter bist: Sie gefällt mir! Gleiche dieser vortrefflichen Frau an Tugenden und kleide dich mit besserm Geschmack, so hab' ich nichts dagegen, vorausgesetzt, dass, wie sie sagen, der gute Geschmack nicht teurer ist als der schlechte. Übrigens dächt' ich, du gingst zu Bette; denn es ist spät. Wollen Sie nicht noch Kaffee trinken? Das Wasser siedet, er ist gleich gemacht. Setze nur alles zurechte, schütte den gemahlenen Kaffee in die Kanne, das heiße Wasser will ich selbst darüber gießen. Gute Nacht, mein Vater! (Geht ab.) Schlaf wohl, mein Kind. Fünfter Auftritt Breme al$ e Felsenbänke, auf denen ein verfallenes Schloss. Natur und Mauerwerk ineinander verschränkt. Die Ruine, sowie die Felsen mit Bäumen und Büschen bewachsen. Eine dunkle Kluft deutet auf Höhlen, wo nicht gar unterirdische Gänge. Frederike, Fackel tragend, die Büchse unterm Arm, Pistolen im Gürtel, tritt aus der Höhle, umherspürend. Ihr folgt die Gräfin, den Sohn an der Hand. Auch Luise. Sodann der Bediente, mit Kästchen beschwert. Man erfährt, dass von hier ein unterirdischer Gang zu den Gewölben des Schlosses reicht, dass man die Schlosspforten gegen die andringenden Bauern verriegelt, dass die Gräfin verlangt habe, man solle ihnen aus dem Fenster das Dokument ankündigen und zeigen und so alles beilegen. Friederike jedoch sei nicht zu bewegen gewesen, sich in irgendeine Kapitulation einzulassen, noch sich einer Gewalt, selbst nach eigenen Absichten, zu fügen. Sie habe vielmehr die Ihrigen zur Flucht genötigt, um auf diesem geheimen Wege ins Freie zu gelangen und den benachbarten Sitz eines Anverwandten zu erre$ Auch Luise. Sodann der Bediente, mit Kaestchen beschwert. Man erfaehrt, dass von hier ein unterirdischer Gang zu den Gewoelben des Schlosses reicht, dass man die Schlosspforten gegen die andringenden Bauern verriegelt, dass die Graefin verlangt habe, man solle ihnen aus dem Fenster das Dokument ankuendigen und zeigen und so alles beilegen. Friederike jedoch sei nicht zu bewegen gewesen, sich in irgendeine Kapitulation einzulassen, noch sich einer Gewalt, selbst nach eigenen Absichten, zu fuegen. Sie habe vielmehr die Ihrigen zur Flucht genoetigt, um auf diesem geheimen Wege ins Freie zu gelangen und den benachbarten Sitz eines Anverwandten zu erreichen. Eben will man sich auf den Weg machen, als man oben in der Ruine Licht sieht, ein Geraeusch hoert. Man zieht sich in die Hoehle zurueck. Herunter kommen Jakob, der Hofrat und eine Partei Bauern. Jakob hatte sie unterwegs angetroffen und sie zugunsten der Herrschaft zu bereden gesucht. Der Wagen des wegfahrenden Hofrats war unter sie gekommen. Dieser wuerdige $ sagen.--Er bedachte sich eine Weile: "Grenzen? Grenzen? Aber hören Sie mal, Alice, zwischen uns ist doch nichts."--Ehe er weiterreden konnte, warf sie schnell ein: "Es geht doch nicht an, sich im Beisein anderer so zu benehmen!" Sie war feuerrot.--"Ja, was meinen Sie--?" Er verstand sie nicht. Sie wandte sich ab: "Mich im Beisein anderer so zu behandeln ..." ergänzte sie. "Was muß Mary denken?"--Jetzt erst ging ihm ein Licht auf, daß er sich auch gegen sie, gegen Alice nicht richtig benommen habe; er hatte die ganze Zeit nur an Mary gedacht. Jetzt schämte er sich. Schämte sich ganz entsetzlich und ging auf sie zu. "Ich bitte Sie um Verzeihung, Alice, ich war so froh, daß ich nichts überlegt habe. Erst jetzt kommt mir das zum Bewußtsein. Verzeihen Sie mir armem Sünder! Nein, sehen Sie mich an!" Sie wandte ihm das Gesicht zu, ihre Augen waren unglücklich und standen voll Tränen; sie begegneten den seinen, die auch unglücklich, aber flehend waren. Da dauerte es nicht lange, bis ihre und seine eins waren. Er str$ auter Licht hinein, und das berauschte. Sie wurden nicht müde. Sie tranken, sie tanzten und sangen; schließlich waren sie alle auf denselben Ton gestimmt. Es wurden Vorschläge gemacht, die sonst unmöglich gewesen wären; in die Wildheit der Landschaft, in den Rausch von Licht paßten sie hinein. Als Mary eines Tages bei starkem Sturm ihren Hut verloren hatte, sprangen zwei Herren ihm nach. Der eine war natürlich Jörgen Thiis. Die Gemüter waren hoch über den Alltag hinaus gespannt. Wenn einer oder der andere müde wurde, schlief er Tage und Nächte durch. Aber die meisten hielten aus, jedenfalls solange es vorwärts ging. Unter ihnen Mary. Jörgen Thiis hatte es durch seine ehrerbietige Energie dahin gebracht, daß alle Leute Mary mehr oder weniger genau so behandelten wie er selbst. Es kam auch nicht die geringste Störung vor, was besonders ihrer eigenen formvollendeten Art und ihrer aufmerksamen Rücksichtnahme zu Als sie von Bord gingen und wieder den Küstendampfer bestiegen, forderte sie aus dem Gefühl aufrichtige$ rienschein von rotem Haar stand! Das Ganze war harmonisch zu der hohen Gestalt mit den leicht abfallenden Schultern und einer Bueste, die noch nicht voll entfaltet, aber von einer Freiheit und Unabhaengigkeit war, als koenne sie losgeloest werden. Die Arme, die Handgelenke, die Hueftbildung, die Fuesse ... es wurde beinahe komisch; denn einige junge Herren stellten mit dem groessten Eifer die Behauptung auf, die Knoechel seien das Allerschoenste. Sie haetten nicht ihresgleichen. So duenn,--und mit dieser schwellenden Rundung nach oben--? Nein, nirgends! Joergen Thiis vergass das Reden, ja sogar eine Zeitlang das Essen, das ihm sonst doch das Schoenste auf der Welt war. Er ging wie ein Schlafwandler mit ihr. Wenn man sie sah, war er an ihrer Seite oder hinter ihr her. Wegen des Balles hatten sich ihr Vater und Frau Dawes nach dem Hause in der Stadt begeben. Sie wurden beim Morgengrauen geweckt von lautem Schwatzen und Lachen vor dem Hause und schliesslich gar maennlichen und weiblichen Hurrarufen; die Ballgaes$ Zimmer zu fuehren; sie muesse auch zu Bett. "Gott weiss, wann ich wieder aufstehe! Wenn es mit ihm zu Ende ist, ist es mit mir auch vorbei." Joergen eilte herzu, nahm die schwere Masse aus dem Stuhl auf und segelte langsam mit ihr ab; er klingelte nach einem Maedchen, das sie dann zu Bett brachte; er selbst ging zu Mary zurueck. Sie stand unbeweglich da mit dem Brief in der Hand, den sie ihm jetzt hinreichte. Er las ihn aufmerksam und wurde bleich. Ja, er war eine Weile wie betaeubt; Mary trat ein paar Schritte naeher an ihn heran; aber er merkte es nicht. "Das hat den Schlaganfall verursacht", sagte sie. "Natuerlich", fluesterte er, ohne sie anzusehen. Gleich darauf ging er. Mary stand wieder neben ihrem Vater. Sein schoenes, feines Gesicht rief nach ihr; sie warf sich wieder ueber ihn und schluchzte. Denn ihm, den sie am liebsten hatte, war sie am wenigsten gewesen. Vielleicht nur, weil er selbst nie an sich gedacht hatte? Sie verliess ihn nicht, bis der Doktor kam und mit ihm die Pflegerin. Da ging sie zu$ a und wussten nicht wohin. Da hoerten sie Marys Stimme von oben: "Bitte hierher!" Sie gingen hinauf. Sie oeffnete das Fremdenzimmer, das neben ihrem eigenen lag, und liess den Burschen den Koffer dahinein setzen. Zu Joergen sagte sie: "Wollen wir nicht jetzt zu Vater hineingehen?"--Sie ging voran. Die Pflegerin war nicht da. Vermutlich um die fortzuschicken, war sie vorhin nach oben gelaufen. In den Augen des Kranken leuchtete es auf, als er hinter ihr in der offenen Tuer Joergen bemerkte. Kaum war die Tuer geschlossen, als Mary auf ihren Vater zuging, sich ueber ihn beugte und sagte: "Joergen und ich haben uns verlobt, Vater." Alle Guete und alles Glueck, das sich in einem Angesicht vereinen kann, strahlte aus den Mienen des Vaters. Laechelnd wandte sie sich zu Joergen, der blass und verwirrt dastand und nahe daran war, auf Mary zuzustuerzen und sie zu umarmen. Aber er fuehlte, sie wollte wohl seine Ueberraschung, seine Dankbarkeit und seine Anbetung, aber keine Zeremonien. Das tat seinem Glueck keinen Abbru$ er Betstuhl steht in der Nähe eines Fensters, die Aussicht aus demselben ist nicht erheiternd: man sieht ihn eine zwar schöne, aber höchst einsame, von Bergen eingeschlossene Gegend. Alle Möbel im Zimmer, die hohen schweren Stühle mit kleinen Treppen davor, die eichenen und nußbaumenen unbeweglichen Tische versetzten uns in jene trüben Tage, welche die schönste und unglücklichste Frau ihrer Zeit hier verlebte. Ihr Bette mit schweren rotsamtenen Gardinen, die mit breiten silbernen Tressen besetzt sind, stand noch da; uns war, als sähen wir noch die Spuren der einsamen Tränen, die sie hier verweinte. Der Garten von Chatsworth ist sehr alt und in einem der jetzigen Zeit fremden Geschmack angelegt. Man könnte ihn altfranzösisch nennen, wenn er regelmäßiger wäre, doch mag er dies wohl eher gewesen sein; denn es ist sichtbar, daß viele Anlagen, Alleen, Parterres, Berceaus und dergleichen eingegangen sind. Was ihn im ganzen Lande berühmt macht, sind die Wasserkünste, die aber mit denen von St.-Cloud, von Herrenhause$ sie an der Stelle die Aussicht zu verderben schien, ließ sie abtragen und an ihrem jetzigen Platze wieder aufbauen. So etwas kann man denn doch wohl nur in Großbritannien Von Inverary bis Cairndow fuhren wir neun englische Meilen auf schönem ebenen Wege durch ein fruchtbares, angebautes Tal, fast immer längs dem Ufer des Loch Fyne. Wir hätten geglaubt, irre zu fahren, wenn das hier möglich wäre, wo nur eine fahrbare Straße durch das Gebirge führt: denn der Kastellan im Schloß von Inverary hatte uns den Weg, welchen wir jetzt nehmen mußten, als den fürchterlichsten im ganzen Lande beschrieben; dunklere Klüfte, steilere, öde Felsenberge sollten wir noch nicht gesehen haben, besonders sprach er viel von einem hohen Berge, er nannte ihn rest and be thankful, ruht und dankt. Gleich hinter Cairndow merkten wir indessen gar wohl, daß wir uns auf dem rechten Wege befanden. Das Steigen begann, der See, das schöne Tal und alle Anmut der Gegend verschwanden unserem Blicke. Mehrere Stunden hindurch ging es immer höher u$ ichten trug, Dorothy ging ins Ausland und starb in Frankreich in bitterster Not.] hervor, die Geliebte, oder, wie einige behaupteten, die heimlich angetraute Gemahlin des damaligen Herzogs von Clarence, des jetzigen Königs, der auch vor der Welt sie auf alle Weise ehrte und sie immer in seiner Equipage mit seiner Livree ins Theater fahren ließ. Beim Anblick dieser wunderbar reizenden Frau mußte man ganz vergessen, daß sie schon ziemlich weit über die erste Blüte der Jugend hinaus und für jugendliche Rollen etwas zu stark geworden war. Der fröhlich schalkhafte Ausdruck ihres sehr hübschen Gesichts, ihr angenehmes sonores Organ, die naive Grazie und Wahrheit in jeder ihrer Bewegungen bezauberten unwiderstehlich und ließen nichts vermissen. Wir wollen hier einer Vorstellung in Drury Lane gedenken, die uns vor allen gefiel. Man spielte Shakespeares "Much Ado about Nothing" (Viel Lärm um nichts). In Deutschland sehen wir zuweilen eine Verkrüppelung dieses herrlichen Lustspiels unter dem Namen: "Die Quälgeister" [F$ Wallfahrt nach der Hauptstadt und ihren Merkwürdigkeiten unternehmen. Diese Löwen, eigentlich die im Tower aufgewahrte königliche Menagerie, dienen ihnen, als die Hauptmerkwürdigkeiten der Stadt, zur Bezeichnung alles Sehenswerten in derselben. Leider sind die edlen Tiere mitsamt ihrer Residenz durch diese Popularität etwas verrufen, und ein Fremder von gutem Tone wagt es kaum, den Tower zu besuchen. Wir gingen indessen doch hin, auf die Gefahr etwas gar Unmodisches, mit dem hohen Stil ganz Unverträgliches zu unternehmen, und suchten den Tower mit seinen Löwen am äußersten Ende der City auf, wo er nahe am Ufer der Themse liegt. Grämlich und düster blickt dieser uralte Schauplatz unzähliger Greuel mit seinen grauen Türmen über den ihn umgebenden Wassergraben. In einem dicht über demselben erbauten, ziemlich niedrigen Gewölbe ist die Pforte angebracht, durch welche die Staatsverbrecher hineingeführt wurden. Sie heißt das Tor der Verräter, Traitor's Gate; man brachte die Unseligen von der Themse bis zu diesem E$ und dankten dem Himmel, dass er diese Sintflut nicht in den Hochlanden ueber unsere Haeupter herabstroemen liess. Unter den Einwohnern Glasgows war uns wohl: gastfrei, anstaendig, zwanglos im Umgange, gebildet, vereinigten sie die guten Eigenschaften, die wir schon an ihren Landsleuten ruehmten, mit der Wohlhabenheit und allem vernuenftigen Luxus, welchen der hier bluehende Handel nur gewaehren kann. Die Faelle des Stromes Clyde Durch eine der reizendsten Gegenden Schottlands reisten wir weiter nach Lanark, um die beruehmten Wasserfaelle des Clyde zu sehen. Am Abhange hoher, zum Teil mit Wald bekleideter Felsen wand unser Weg sich hin; wir blickten hinab auf ein fruchtbar angebautes Tal, durchschlaengelt vom schoenen Strome Clyde; Gehoelze, Aecker, Landsitze, Doerfer wechselten hoechst anmutig. An einer Stelle, wo dichtes Gehoelz uns den Anblick des laut brausenden Stromes verbarg, stiegen wir aus und gingen einen sehr steilen und schluepfrigen Flusspfad hinab bis an das Ufer des Stroms. Ganz in Schaum verwan$ chst kultiviert, durchschnitten von schiffbaren Kanaelen. Ueber Warrington, ein sehr freundliches Staedtchen, beruehmt durch Glasfabriken aller Art, kamen wir zum zweiten Male nach Manchester, von dort auf sehr unebenem Wege nach Disley. Die englischen Landstrassen werden mit Recht im Durchschnitt als hoechst vortrefflich gepriesen. Aber in der Naehe grosser Fabrikstaedte, wo schwerbeladene Wagen und Karren den ganzen Tag darauf hin und her rollen, sind sie es weit weniger und muessen den Chausseen um Dresden, im Dessauischen, im Oesterreichischen und anderen in Deutschland den Vorrang einraeumen. Eine Unannehmlichkeit fuer fremde Reisende in England besteht darin, dass es sehr schwer wird, frueh auszureisen. Bei aller Vortrefflichkeit der Gasthoefe ist es dennoch unmoeglich, vor sieben Uhr morgens das Fruehstueck zu erhalten: der Wirt und seine ersten Bedienten schlafen bis spaet in den Tag hinein; nur der Stiefelwichser ist zu jeder Stunde bereit, aber seine Macht erstreckt sich nicht weiter als hoechstens $ immt und auf ewig mit sich vereinigt. Lange waren wir in diesem bezaubernden Schauspiel verloren; endlich nahmen wir unseren Weg durch den mit ehrwuerdigen Baeumen besetzten Park des Lord Clifford zu einem noch hoeheren Huegel, Penpole Point genannt. Noch einmal genossen wir hier dieselbe Aussicht, nur von einem anderen Standpunkt aus gesehen und noch reicher, noch ausgebreiteter, noch entzueckender. Ein sehr angenehmer Weg fuehrt von da nach Clifton. Man nennt Clifton ein Dorf, aber es ist ein Dorf, wir moechten sagen, aus Palaesten bestehend. Es liegt zerstreut, teils im Tale, teils auf der sonnigen Seite eines Huegels. Die schoenen grossen Haeuser stehen bald in der in England so beliebten Form des halben Mondes, teils in langen Reihen auf Terrassen, teils einzeln, oder bilden auch breite Strassen und schoene, regelmaessige Plaetze. Alles dieses ist durch Gaerten, Felder, steile, wilde Felsen und sanfte Anhoehen auf das Reizendste vermannigfaltigt. Einige dieser Gebaeude werden fuer immer oder auch nur den$ hier noch nicht verlassen zu wollen. Wir waren leider wieder nicht an dem Tage dort, an welchem Fremden der Eintritt erlaubt wird, und haetten durchaus an einem Sonntage kommen sollen, versicherte uns eine alte, ziemlich graemliche, korpulente Dame, die Frau des Kastellans. Neben ihr stand ein ebenso wohlbeleibter und verdriesslicher Berliner Mops und wies uns knurrend die weissen Zaehne. Trotz dieser trueben Aspekte versuchten wir unsere Redekuenste und gluecklicherweise nicht ohne Wirkung. Wir stellten ihr vor, wie wir ausdruecklich aus Deutschland ueber's Meer hierher gekommen waeren, um unseren Landsleuten hernach sagen zu koennen, wie es in der Wohnung unserer Prinzessin aussaehe und wie es ihr erginge? Dies ruehrte das Herz der alten Dame, zusehends wurde sie freundlicher, der knurrende Mops ward auf sein Kissen verwiesen, sie schrieb ein Billett an Madame Silvester, eine deutsche Favorite der Herzogin, und machte zuletzt noch eine grosse Toilette, um uns selbst ins Schloss zu begleiten. Langsam wedeln$ [Signature: A. Hildebrandt.] Berliner Lokal-Anzeiger Berlin SW 68, Zimmerstrasse 37-41. 9. Juli 1909 I wired to you: "Bishop Wright, Dayton. Book must be stamped. Please send photographs." The biography of your sons shall be published of possible as book already in 14 days. Therefore I should lik to recives instantly the photographs requested from you. If it were not possible to you to send me all photographs by retourn of mail, please send later the rest, for. I should use the other pictures for german papers. I thank you for your endeavaurs and hope, shortly to see in Berlin your souns and Mis Katherine. With best regards [Signature: gez. Captain Hildebrandt] A. Hildebrandt Hauptmann a.D. Berlin W. 30 Martin-Luther-Straße 10. Berlin W. 30, den 18. Juli 1909. Bishop Milton Wright, Esquire, Dayton (Ohio). With many thanks I confirm you the receipt of the two pictures and your letter of the 3rd inst., by which you have made me great pleasure. I shall make use of the pictures as soon as possible. Thanking you $ Windstaerke von etwa 28 Kilometer Geschwindigkeit pro Stunde zu erproben. Von vornherein sollten die Proben zunaechst an einer Schnur wie bei einem Drachen, vorgenommen werden. Der anfaenglich groesser geplante Gleitflieger wurde etwa 18 Quadratmeter gross gemacht. Die Maschine war ein Doppeldecker mit zwei grossen Trageflaechen nach dem System Chanutes. Doch hatten die Brueder schon ganz wesentliche Aenderungen an ihrer Maschine vorgenommen. Der sonst uebliche "Schwanz" war fortgelassen und durch eine kleinere Tragflaeche ersetzt, die sich vor den Hauptflaechen befand. Hierdurch gedachten sie ein Kippen des Apparates zu verhindern, indem der Winddruck durch die Wirkung auf die kleine Flaeche als Gegenlast zu den grossen diente. Eine weitere grundsaetzliche Aenderung bestand darin, dass der Pilot nicht, wie es bisher immer geschehen war, sich in aufrechter, sondern in liegender Stellung befand. Ueber die Vorteile der horizontalen Lage des Luftschiffers im Gleitflieger hat sich Wilbur Wright wiederholt geaeus$ e's father was a regular German in his looks. He was born six miles west of Scleitz in Saxony, the southwest part, as you will see on any large map of Saxony. The family, of whom we never had any group picture, is as follows: Milton Wright, born November 17, 1828, in Rush County, Indiana. Susan Catharine (Koerner) Wright, born near Hillsboro, Virginia, April Reuchlin Wright, born in Grant County, Indiana, March 17, 1861. Lorin Wright, born in Fayette County, Indiana, November 18, 1862. (These two older brothers are still living, are married, and have lovely children--Reuchlin three, Lorin four, Reuchlin's oldest married). Wilbur Wright, born, in Henry county, Indiana, April 16, 1867. Otis Wright and Ida Wright (twins) born April 24, 1870, in Dayton, Ohio. (Without sickness or pain, they died at 13 and 18 days of age). Orville Wright, born August 19, in Dayton, Ohio, 1871. Katharine Wright, born in Dayton, Ohio, August 19, 1874. They were all good children. And they are all of unimpeachable morals yet. R$ l Erfahrungen bei allerlei Lehrern gesammelt, und die Wahrscheinlichkeit sprach ihnen dafür, daß es glimpflich abgehen würde. Aber Frieder hatte einen neuen Lehrer, den kannte man noch nicht und die neuen waren oft scharf. Als nun endlich der Jüngste heimkam und ins Zimmer trat, wo sie alle beisammen waren, sahen sie ihn begierig, zum Teil auch ein wenig spöttisch an. Aber das Spöttische verging ihnen bald beim Anblick des kleinen Mannes. Er sah so kläglich verweint aus! Keine Frage, der Lehrer war scharf gewesen. Zuerst wollte Frieder nicht recht herausrücken mit der Sprache, denn der Vater war auch im Zimmer und das war in Erinnerung an sein zürnendes Gesicht und die weggenommene Harmonika nicht aufmunternd für Frieder. Aber Herr Pfäffling ging ans Fenster, trommelte einen Marsch auf den Scheiben und achtete offenbar nicht auf die Kinder. Da hatte Marie bald alles aus dem kleinen Bruder herausgefragt, denn sie hatte immer etwas Mütterliches gegen die Kleinen, auch der Mutter Stimme. So erzählte denn Frieder$ ur rechten Feier. Und wenn Sie noch von Ihrem Waschlohn ein paar Pfennige übrig hätten, dann sollten Sie für den Mann noch einen Kalender kaufen, oder was ihn sonst freut, und dann erzählen Sie mir, Schmidtmeierin, ob er wirklich keine Freude gehabt hat am heiligen Abend, und ob es nicht schön bei Ihnen war." "Ich mach's wie Sie sagen, Frau Pfäffling, und ich danke für die vielen Sachen, die Sie mir zusammengerichtet haben." "Es ist recht, Schmidtmeierin, aber glauben Sie mir's nur, die Sachen allein, und wenn es noch viel mehr wären, machen kein schönes Fest, das können nur Sie machen für Ihre Familie; fremde Leute können die Weihnachtsfreude nicht ins Haus bringen, das muß die Mutter tun, und die Reichen können die Armen nicht glücklich machen, wenn die nicht selbst Frau Pfäffling hielt die fremden Kinder noch eine gute Weile zurück; als diese endlich heimkamen, waren alle Schätze im Schrank verborgen und der Schlüssel abgezogen. Da sich aber die Kinder schon darauf gefreut hatten, fingen sie an, darum zu b$ s leichtsinnig, die Söhne, und werden vom Vater fast gar zu knapp und streng gehalten. Es scheint mir ganz klar, was sie dachten: Sie wollten sich noch etwas reichlich mit Taschengeld versehen, bevor sie der Berliner Anstalt übergeben wurden, und rechneten darauf, daß Sie, in der Meinung, die Abreise sei verschoben, sich erst um Ihr Geld melden würden, wenn die Eltern schon über der russischen Grenze wären. Es ist gut, daß Sie nicht noch ein paar Tage gezögert haben, diese Woche ist die Familie noch beisammen in Berlin. Ich habe die Adresse des Hotels und ich will sie Ihnen auch mitteilen, Herr Pfäffling. Wenn ich Ihnen raten darf, schreiben Sie unverzüglich. Sie brauchen ja durchaus keinen Verdacht gegen die jungen Herrn auszusprechen, es genügt, wenn Sie den Hergang erzählen, der General ergänzt sich das übrige und so wie ich ihn kenne, wird er Ihnen sofort das Geld schicken. Es war dann ein Versehen und alles ist gut." In voller Entrüstung erzählte unser Musiklehrer daheim von dem offenbaren Betrug seiner $ hinausfuehren bis ans Ende einer groesseren sueddeutschen Stadt, hinaus in die aeussere Fruehlingsstrasse. Wir kommen ganz nahe an die Infanteriekaserne, sehen den umzaeunten Kasernenhof und Exerzierplatz. Aber vor diesem, etwas zurueck von der Strasse, steht noch ein letztes Haus und dieses geht uns an. Es gehoert dem Schreiner Hartwig, bei dem der Musiklehrer Pfaeffling mit seiner grossen Familie in Miete wohnt. Um das Haus herum, bis an den Kasernenhof, erstreckt sich ein Lagerplatz fuer Balken und Bretter, auf denen Knaben und Maedchen froehlich herumklettern, turnen und schaukeln. Meistens sind es junge Pfaefflinge, die da ihr Wesen treiben, manchmal sind es auch ihre Kameraden, aber der eine Kleine, den man taeglich auf den obersten Brettern sitzen und dabei die Ziehharmonika spielen sieht, das ist sicher kein anderer als Frieder Um die Zeit, da unsere Geschichte beginnt, ist uebrigens der Hof verlassen und niemand auf dem weiten Platz zu sehen. Heute ist, nach den langen Sommerferien, wieder der erste$ its etwas nervoes mit seinem rechten Fuss. "Aber jetzt wollen wir gar nicht mehr an den Ball denken, sondern bloss an unsere Tonleiter. G-dur. Nicht immer wieder f nehmen statt fis, das lautet greulich fuer mich. Schon wieder f! Wieder f! Aber Sie nehmen ja jedesmal f, Sie denken wieder an den gestrigen Ball!" "Nein, Herr Pfaeffling," entgegnete sie und sah ihn strahlend an, "ich denke ja an den morgigen Ball, was sagen Sie dazu, dass ich morgen schon wieder tanze! Diesmal in Meergruen. Ist das nicht suess?" Herr Pfaeffling sprang vom Stuhl auf. "Suess, ja suess!" wiederholte er, "aber zwischen zwei Baellen Sie mit der G-dur Tonleiter zu plagen, das waere grausam, vielleicht auch gegen mich. Da gehen Sie lieber heim fuer heute." "Ja, darf ich?" sagte sie aufstehend, und die hoffnungsvolle Schuelerin empfahl sich mit dankbarem Laecheln und Knix. Als Frau Pfaeffling durch den Vorplatz ging, sah sie mit Staunen, dass Fraeulein Vernagelding schon wieder am Spiegel stand. Sie hatte diesmal entschieden mehr Zeit am$ fest schliefen. "Ich habe ganz deutlich die Stimme von einem Pfaeffling erkannt," sagte die Hausfrau zu ihrem Mann, "es wird doch keines von den Kindern draussen sein in der kalten Nacht? Lass mich mal rufen, mich kennen sie besser!" und leise oeffnete sie das Fenster und rief freundlich: "Seid Ihr es, Kinder?" Auf diesen Lockton gingen sie. "Ja wir sind's," riefen sie dreistimmig, naeherten sich dem Fenster und sagten: "Wir wollten nur Marianne rufen, damit sie uns hereinlaesst." Die Hausfrau erschrak. So hatte sie die Kinder hinausgeschlossen. An die Boesen hatte sie gedacht, denen es recht geschah, an die Guten, die klingeln wuerden, aber nicht an die Bescheidenen, die nicht klingeln mochten. "Ich mache euch gleich auf, Kinder," sagte sie, "wie kommt ihr nur "Wir haben den Leonidenschwarm angesehen." "Aber Kinder!" rief sie vorwurfsvoll und schloss das Fenster. "Was haben sie angesehen? Den Leonidenschwarm?" fragte der Hausherr, "was ist denn das wieder? Eine Studentenverbindung? Ein Verein? Und da schwae$ estern die Dame zu meinem Vater, sie moechte ihren beiden Soehnen Unterricht geben lassen von einem Professor, welchen er wohl empfehlen koennte? Mein Vater verspricht ihr sofort Auskunft, kommt natuerlich an mich. Ich sitze an meiner Arbeit. Nun heisst es: 'Rudolf, mach deine Aufwartung droben. Besprich die Unterrichtsfaecher, gib guten Rat, nenne feine Professoren mit liebenswuerdigen Umgangsformen. Erbiete dich, die Herrn Professoren aufzufordern und den Unterricht in Gang zu bringen.' "Ich mache feinste Toilette, mache meine Aufwartung. So etwas ist keine Kleinigkeit, besonders bei solchen Leuten. Du spuerst gleich, dass du mit wirklich Adeligen zu tun hast, und der grosse Herr mit seiner militaerischen Haltung und strengem Blick, die Dame in kostbarem Seidenkostuem imponieren dir, du musst dich schon zusammennehmen. Die zwei jungen Herrn sehen dich auch so an, als wollten sie sagen: Ist das ein Mensch, mit dem man sich herablassen kann zu reden oder nicht? "Nun, ich kenne ja das von Kind auf und lasse mi$ h. Herr Pfaeffling ist schon mein vierter Lehrer. Die Herrn wollen immer nur musikalische Schuelerinnen, es kann aber doch nicht jedermann musikalisch sein, nicht wahr? Man muss es doch auch den Unmusikalischen lehren, finden Sie nicht?" "Bei uns ist das anders," sagte Anne, "wir sind sieben, da waere es doch zuviel fuer den Vater, wenn wir alle Musik treiben wollten; er nimmt bloss die, die recht musikalisch sind." Die drei Maedchen, an der Tuere stehend, fuhren ordentlich zusammen, so ploetzlich stand Herr Pfaeffling bei ihnen. Im Bewusstsein seiner Verspaetung war er mit wenigen grossen Saetzen die Treppe heraufgekommen. Fraeulein Vernagelding tat einen kleinen Schrei und rief: "Wie haben Sie mich erschreckt, Herr Pfaeffling, aber wie fein sehen Sie heute aus, so elegant." Herr Pfaeffling unterbrach sie: "Wir wollen nun keine Zeit mehr verlieren, bitte um Entschuldigung, dass ich Sie warten liess." "O, es war ein so reizendes Viertelstuendchen," hoerte man sie noch sagen, ehe sie mit ihrem Lehrer im Musikz$ er Kameraden war noch so nahe, um seine Antwort zu hoeren. "Also, dein Name," draengte der Schutzmann. "Wilhelm Pfaeffling," lautete die Antwort, die vom Schutzmann aufgeschrieben wurde. "Die Wohnung?" "Fruehlingsstrasse." "Jetzt rate ich dir, heim zu gehen, wenn du nicht lieber gleich mit mir auf die Polizei willst." Er liess sich's nicht zweimal sagen. Ein "Wilhelm" war er allerdings auch, aber kein Pfaeffling. Baumann war sein "Das hast du klug gemacht," sagte er bei sich selbst. "Dem Pfaeffling schadet das nichts, der ist ueberall gut angeschrieben, aber bei mir ist das anders, wenn ich noch eine Rektoratsstrafe bekomme, dann heisst's: fort mit dir. Ich sehe auch gar nicht ein, warum gerade ich aufgeschrieben werden sollte, der Pfaeffling hat ebensogut geworfen wie Ahnungslos und mit dem besten Gewissen sass am naechsten Abend unser Wilhelm an seiner lateinischen Aufgabe. Vielleicht war er ein wenig zerstreuter als sonst, denn er hatte sich heute bemueht, seinen Frieder, mit der Harmonika in der Hand, abz$ men ihr fast jetzt noch die Traenen. Sie sprachen lange miteinander, dann kehrte Herr Pfaeffling in das Wohnzimmer zurueck, wo die Grossen noch beisammen waren. "Hoert, ich moechte euch dreierlei sagen: Erstens: sorgt jetzt, dass vor Weihnachten nichts mehr vorkommt, gar nichts mehr, denn bis man weiss, wie die Sachen hinausgehen, sind sie doch recht unangenehm, besonders fuer die Mutter. Zweitens: Sagt dem Baumann: er solle sich bei Herrn Sekretaer Flossmann entschuldigen, sonst werde es schlimm fuer ihn ausgehen. Drittens: Walburg soll eine Tasse Kaffee fuer die Mutter machen, es wird ihr gut tun, oder zwei Tassen." Einer von Herrn Pfaefflings guten Ratschlaegen konnte nicht ausgefuehrt werden, denn Wilhelm Baumann wurde noch an diesem Nachmittag aus der Schule weg und auf die Polizei geholt und war von da an aus dem Gymnasium ausgewiesen. Am Abend ueberbrachte ein Dienstmaedchen einen schoenen Blumenstock--eine Musikschuelerin liess Frau Pfaeffling gratulieren. "Ich werde morgen hinkommen und mich bedanken$ geschickter Klavierspieler geworden, aber die Liebe, die er zu seiner Violine und auch zu der Harmonika gehabt hatte, die brachte er dem Klavier nicht entgegen, mit dem Herzen war er nicht dabei. Mit keinem Wort hatte das Kind je wieder die Violine erwaehnt. Ob sie ihm wohl noch immer ein schmerzliches Entbehren war? Der Vater haette es gerne gewusst, und als am Abend, nach der Klavierstunde, der kleine Spieler seine Musikhefte beiseite raeumte, redete er ihn darauf an. "Frieder, macht dir das Klavierspielen jetzt auch Freude? Tut es dir nicht mehr so leid, dass du deine Geige nimmer hast?" Ein tiefernstes Gesicht machte das Kind, als diese Wunde beruehrt wurde, dann antwortete er leise: "Ich moechte sie gar nicht mehr haben." "Warum nicht, Frieder? Komm, sage du mir das!" "Weil ich nicht aufhoeren kann, wenn ich angefangen habe, zu spielen." "Du _kannst_ nicht, Frieder? Du _willst_ nur nicht, weil es dir schwer faellt; aber siehst du nicht, dass wir alle aufhoeren, wenn wir muessen? Meinst du, ich moechte ni$ Ik buen man 'n schlichten eenfachen Kirl, dat heet, min Geschaeft haew ik ook liert, da kann mi nuems nich watt in seggen. Aber dat meen ik man, so 'n Luee--na ja, du versteihst mi, Randers sah finster vor sich nieder, nahm seinen Kneifer ab und putzte an ihm herum. "Zweimalhundertausend Mark jaehrlich zu verzehren," stiess er nach einer Pause heraus. "So viel muss man haben, um anstaendig leben zu koennen." Nun lachte der Waldhueter aus vollem Hals. "Tweemalhunnertdusend Mark! Das is nich veel, dat is man grad, um de Botter dorbi to hebben." Randers lachte mit, und Petersen machte vergebliche Versuche, zu Wort "Herr Doktor!" rief er, "Herr Doktor! W--w--wissen Sie--Herr Doktor--w--w--w--". Aber er kam nicht zustande damit. Als aber das Gelaechter sich etwas gelegt hatte, fing er noch einmal an: "Herr Doktor, wissen Sie, was ich m--m--mir dann kaufte? Die W--w--welt kaufte ich m--mir! Die W--welt, Herr Doktor!" * * * * * Zweites Buch Randers war eines Tages in Rosenhagen aufgeta$ angreife, von diesem schrecklichsten Tag ihres Lebens zu erzaehlen; aber Frau Dr. Stegemann gab sich nicht laenger mit diesem Bescheid zufrieden. Als es Winter wurde und immer dieselben duerftigen, traurigen Briefe kamen, schrieb sie der Schwiegertochter, wofern sie und die Kinder gesund seien, moege sie mit ihnen in Gebhards Weihnachtsferien zu ihr kommen. Es klang mehr wie ein Verlangen als wie eine Bitte oder Einladung. Helene zeigte den Brief ihren Geschwistern. "Du haettest deiner Schwiegermutter laengst den ganzen Sachverhalt mitteilen sollen," meinte der Bruder, "sie als Mutter kann erwarten, dass ihr nichts vom Schicksal ihres Sohnes verschwiegen wird." "Aber es kann ihr doch nur schrecklich sein! Sie hat uns bei Beginn des Krieges voll gluehender Vaterlandsliebe geschrieben. Und dann--ich traue mich nicht, ihr zu sagen, wie das alles gekommen ist, sie wird mich verachten, denn sie ist so eine tapfere, strenge Frau!" Die Schwaegerin fiel ihr ins Wort: "Immer quaelst du dich wieder so unnoetig mit Vorw$ reist." "So, nun sehen Sie, Sie glauben ja selbst, dass Ihr Mann noch lebt. Nun lassen Sie auch das Weinen, dazu haben Sie Zeit in der Bahn; jetzt muessen Sie fuer Ihr Kind sorgen, was machen Sie mit dem?" "Das ist's ja eben, ohne mein Buberl kann ich nicht fort. Ich habe es die neun Monate nie aus der Hand gegeben. Ich vergehe vor Angst, wenn ich das Kind hier lasse!" "So wollen Sie es mit auf die weite Reise nehmen?" "Nein, nein, das waere gar nicht auszuhalten, es zahnt und schreit so "Dann muessen wir eben eine Unterkunft suchen fuer den Kleinen. Am besten in der Krippe." "Mein Kind in die Krippe? Ach Gott, ich vergehe vor Heimweh nach dem "Wenn Sie unter allen Umstaenden vergehen, kann ich Ihnen auch nicht helfen," entgegnete Frau Stegemann ungeduldig. "Entweder mitnehmen oder hier lassen--eines von beiden muessen Sie doch tun. Oder wissen Sie einen dritten Weg?" "Ach nein--aber--" "Nun also. Seien Sie recht dankbar, dass wir eine Krippe haben, in der man so einen kleinen Schreihals freundlich aufnimmt. $ rau allerlei Fragen.--Warum schrieb ihr Mann nicht selbst? Konnte er nicht? War er so krank? Wenn man nur mehr wuesste! Aber es war doch eine Spur aufgefunden, die konnte man verfolgen. Das musste sie mit seiner Mutter besprechen, zu der gehoerte sie jetzt. Ein heisses Verlangen trieb sie zu ihr und zu Gebhard; wie wuerde der jubeln! Sie eilte hinaus, um Bruder und Schwaegerin den Brief zu zeigen und sich mit ihnen zu beraten. Die Geschwister konnten zwar nicht einsehen, dass Helene auf diese Nachricht hin unbedingt abreisen muesse, aber sie hatten beide den Eindruck, dass gegen diesen stuermischen Wunsch gar nichts zu machen sei. Sie war ja wie verwandelt, die vorher so matte, niedergeschlagene Frau. Man musste sie gewaehren lassen. So folgte Helene dem Drang ihres Herzens und frug bei der Mutter an, ob sie zu ihr kommen duerfe mit dem Toechterchen und bei ihr bleiben, damit sie alle beisammen waeren, wenn ihr Mann kaeme. Er lebte--also kam er, wer konnte wissen, wie bald! Frau Dr. Stegemann antwortete sofor$ al, so giebts eine halbe; fünfzehnmal, so giebts eine volle Ernte. Thau auf der Wiese ist Geld in der Truhe. Als König Gustav III. von Schweden einem ostgothländer Bauern, der ihm vorgestellt wurde, einen kostbaren Ring zeigte und ihn über dessen muthmasslichen Werth befragte, meinte der Landmann lächelnd: doch wohl nicht so viel, wie ein Schauer Regen im Mai. Kann man, sagt der Aargauer, am ersten Mai genugsam Thau gewinnen, so kann man daraus Gold läutern. Daher trägt die hl. Walburg feurige (goldne) Schuhe (Vernaleken, Alpensag. S. 92); daher trägt bei den Hexenversammlungen eine der Frauen am rechten Fusse den Goldschuh (Grimm, Myth. 1025); daher redet das Kindermärchen (Grimm 3, no. 99) von der Lebenstinctur des Goldwassers; daher taucht in der Walburgisnacht im Gewässer der Bode die goldne Krone der Prinzessin Brunhilde hervor und schwimmt bis zum Morgen obenauf. Kuhn, Nordd. Sag. no. 193; "daher sammeln die Alchimisten im Majo Regenwasser in grosse Krüge, dass sie sich das ganze Jahr durch nach Bedürfn$ fte Cultus der hl. Walburgis und Gertrud begegnete und nicht lange hernach in den schweizerischen der Aare und des Oberrheins uns ebenso derjenige der hl. Verena naeher bekannt wurde, zeigten schon die bestimmt abgegrenzten Landschaftsmarken, innerhalb deren der Cult jeder dieser drei Heiligen seit aeltester Zeit bis auf die Gegenwart herrschend geblieben ist, dass diese Drei hier nicht etwa die Patrone oder Lieblingsheiligen ihres Bisthums, sondern die Schutzheiligen ihres politischen Gaues in einer Periode gewesen waren, als dessen politische Grenzen noch keineswegs mit denen des Kirchensprengels zusammenfielen. Waren die Heiligen aber dieses und also zeitgenoessisch gewesen mit der aeltesten Gaueintheilung dieser Landstriche selbst, so war hier ihr Bestand ueberhaupt ein aelterer, als der durch die Kirche veranlasste je hatte sein koennen. Und also fuehrte uns die _Gauheilige_ in rueckschreitender Metamorphose auf die _Gaugoettin_. Gegen diese Folgerung, die selbst von der kirchlich approbirten Gestalt der$ teren Erntebraeuchen, besonders beim Heuschnitt erwaehnt. In Schwaben sammelt man am Himmelfahrtstage Mausoehrleinkraut, gnaphalium dioicum, und haengt es gegen Blitzschlag in Haus und Stall. Meier, Sag. 2, 399; in Baiern wirft man Frauenschuehlein, melilotus, und Gertrudenkraut gegen Abwendung des Hagelschlags ins Sonnewendfeuer. Panzer, BS. 1, 212. Gertruds Wagen und Gespann ist in nachfolgenden Sagen hervorgehoben. In der Stadt Grimmen faehrt in der Walburgisnacht ein mit vier Maeusen bespannter Wagen umher, dessen Kutscher hahnenfuessig ist. Temme, Volksag. von Pommern und Ruegen 329. Hier ist in des Kutschers Gestalt Donars Erntehahn nicht zu verkennen. Beim Prinzessinnen- oder Teufelsstein, einem Felsblock bei Koepenick, erscheint abwechselnd der Geist eines alten Muetterleins, das gebueckt am Stabe geht, oder einer Prinzessin, die ihr Haar kaemmend sich im Spiegel des dortigen Sees beschaut und dreimal um die Koepenicker Flur getragen zu sein verlangt; dabei kommt ein schwer geladner Heuwagen heran, vo$ ß sich klirrend die Glastür. Er richtete sich empor. Er stand aufrecht und hielt schwer atmend mit der einen Faust seine Kapuze oberhalb der Brust zusammengerafft, indes er die andere unter dem Mantel hinabhängen ließ. In seinen Wangenhöhlen lagerte eine graue Blässe; die Flügel seiner großen, gehöckerten Nase blähten und schlössen sich zuckend; seine häßlichen Lippen waren zu dem Ausdruck eines verzweifelten Hasses verzerrt, und seine Augen, von Glut umzogen, schweiften irr und ekstatisch über den schönen Platz. Er sah nicht die neugierig und lachend auf ihn gerichteten Blicke. Er sah auf der Mosaikfläche vor der großen Loggia die Eitelkeiten der Welt, die Maskenkostüme der Künstlerfeste, die Zierate, Vasen, Schmuckstücke und Stilgegenstände, die nackten Statuen und Frauenbüsten, die malerischen Wiedergeburten des Heidentums, die Porträts der berühmten Schönheiten von Meisterhand, die üppig ausgestatteten Liebesverse und Propagandaschriften der Kunst pyramidenartig aufgetürmt und unter dem Jubelgeschrei des $ mmer am selben Punkt dieser Schmerz, diese kleine, teuflische, stechende, bohrende Mahnung, die nicht schwieg, seitdem vor fuenf Jahren in Erfurt das Katarrhfieber, jene hitzige Brustkrankheit, ihn angefallen--was wollte sie sagen? In Wahrheit, er wusste es nur zu gut, was sie meinte--mochte der Arzt sich stellen wie er konnte und wollte. Er hatte nicht Zeit, sich mit kluger Schonung zu begegnen, mit milder Sittlichkeit hauszuhalten. Was er tun wollte, musste er bald tun, heute noch, schnell... Sittlichkeit? Aber wie kam es zuletzt, dass die Suende gerade, die Hingabe an das Schaedliche und Verzehrende ihn moralischer duenkte als alle Weisheit und kuehle Zucht? Nicht sie, nicht die veraechtliche Kunst des guten Gewissens waren das Sittliche, sondern der Kampf und die Not, die Leidenschaft und der Der Schmerz... Wie das Wort ihm die Brust weitete! Er reckte sich auf, verschraenkte die Arme; und sein Blick, unter den roetlichen, zusammenstehenden Brauen, beseelte sich mit schoener Klage. Man war noch nicht elen$ lten ihr Feuer ein und der Zug war gerettet. Das Extrablatt. In einer deutschen Mädchenschule ist der Beschluß gefaßt worden, keine Fremdwörter mehr zu gebrauchen. Wer es doch tat, muß fünf Pfennig in die Rotkreuzkasse einlegen. In kurzer Zeit hat eine Klasse 13 Mark gesammelt. Aber der Herausgeber des Tagblattes erhält von den Mädchen dieser Klasse einen Brief des Inhalts: "Es kostet uns unser ganzes Taschengeld, wenn Sie täglich ein _Extra_blatt ausgeben; denn wir müssen immer fünf Pfennig zahlen, wenn wir Extrablatt sagen." Der Herausgeber des Blattes hatte Mitleid mit der Klasse und schon vom nächsten Tag an erschien bei ihm ein _Sonder_blatt. Die allgemein verständliche Sprache. Eine Truppe Deutscher kam nach schweren Gefechten in ein eben eingenommenes französisches Dorf. Seit 24 Stunden hatten sie nichts zu essen gehabt und den stärksten Hunger mit rohen Kartoffeln gestillt, die sie sich gelegentlich aus dem Acker gruben. Nun wollten sie sich's wohl sein lassen im Dorf. Viel gibt's da nicht zu essen, a$ schrecklich er aussieht! Sein Herzschlag geht leise! Ich ängstige mich Tibet warf einen betroffenen Blick umher und näherte sich seinem Herrn. "Ich möchte glauben, daß der Herr Graf wohl ein sehr starkes Schlafpulver zu sich genommen hat," erklärte er beruhigend. "Während heftiger Träume mag er um sich geschlagen und zufällig den Tisch berührt haben. Das ist früher auch schon vorgekommen." "Ach, der Arme!" sagte Ange mitleidig. "Gewiß hatte er wieder seine furchtbaren Schmerzen. Und meinen Sie, daß er schläft, daß keine Gefahr vorhanden ist, Tibet?" "Nein, Frau Gräfin, dürfen sich beruhigen." Nach dieser Versicherung traten beide ins Wohngemach. "Glauben Sie nicht," fragte Ange nach einer Pause und dämpfte ihre Stimme, "daß diese starken Schlafmittel sehr schädliche Nachwirkungen "Ja, Frau Gräfin," erwiderte Tibet; "aber viel schlimmer sind noch--" Er unterbrach sich mit einem Gesichtsausdruck, als ob das letzte Wort ihm nur entschlüpft sei. Als Ange sah, daß ihr etwas verheimlicht werden sollte, stieg ihre $ ueber eine Geldsache, Herr Putz. Sie hatten die Guete, mir Ihren Rat zu erteilen, und ich fand bei naeherer Ueberlegung, dass Sie recht hatten," begann Ange ruecksichtsvoll. "Heute handelt es sich um Aehnliches, aber um etwas--" Ange hielt mitten im Sprechen inne, erhob sich, ging an ihren Schreibtisch und nahm ein Geldbriefkouvert heraus. "Sehen Sie, Herr Putz, das ist die letzte Geldsendung, welche ich am ersten Oktober empfing. Es sind Zinsen, die ich vierteljaehrlich erhalte. Ich komme bis Neujahr nicht aus--ich hatte viele unerwartete Ausgaben gerade in den letzten Tagen. Da wollte ich Sie nun freundlich bitten, Herr Putz, dass Sie die grosse Guete haben moechten, mir bis Januar mit einer Summe auszuhelfen." Ange hielt zaghaft inne und blickte den Mann an, der wie eine Brunnenfigur vor ihr sass und keine Miene verzog. Er schielte auf das Kouvert, das Ange auf den Tisch gelegt hatte, sah nur zu genau, that aber, als ob er gleichgueltig hinueberblinzele, und sagte dann kalt: "Ja, ja, kann's mir wohl denken$ bei frischen Kräften. Wir hätten morgens von der letzten Station vor dem Aufstieg aufbrechen sollen, um den Tag vor uns zu haben. Nach anderthalb Stunden hörte ich die Ilsefälle von ferne brausen, die trotz ihrer Kleinheit einen erquickenden Anblick gewähren mit den schäumenden, weißen Wogen, mit ihren moosigen Felsen und tannenumkränzten steilen Ufern. Durch die Büsche schimmerte jetzt auch der erste Schnee. Um uns gehörig zu wappnen gegen diesen Feind, der bald in Masse den Fuß hemmen sollte, machten wir Rast und stärkten uns durch einen Imbiß, wobei wir von einem Holzfäller Erkundigungen über Länge und Beschaffenheit des bevorstehenden Weges einzogen. Drei Stunden wenigstens hatten wir nach Angabe dieses Biederen noch zurückzulegen, wenn wir aber den "Fautstieg" einschlügen, setzte er hinzu, dann würden wir wohl eher ankommen; es käme übrigens auf eins hinaus. Es war noch nicht 5 Uhr; bald nach 7 Uhr hofften wir oben zu sein. Wir schritten vorwärts; auf dem Wege selber machte sich der Schnee schon bemerkb$ der Seite des Weges aufstellten, um das Schauspiel der vorüberziehenden Menge und der unzähligen Wagen, worunter viele elegante Equipagen, zu genießen. Wir fuhren durch den hübschen, noch etwas jungen Stadtpark und kehrten durstig im Gambrinus ein. Von dort bahnten wir uns durch die die Straßen erfüllende Menschenmenge langsam unsern Weg nach dem Kornmarkt, dem Mittelpunkt der Stadt. Auf den Plätzen, die wir passierten, hatten sich die größten Ansammlungen von Menschen gebildet, die der Musik lauschten. Der Kornmarkt war mit Tischen und Bänken, an denen trinkende Menschen saßen, so bedeckt, daß eben nur eine Gasse für Pferdebahn und andere Wagen blieb. Wir waren froh, als wir zum Abend wieder zu Hause d.h. an Bord waren und ordentlich ausschlafen konnten. Die Geschichte mit dem schon erwähnten Trimmer hatte folgende Fortsetzung. Der Kapitän hatte ihm gesagt, er werde ihn in Gent ärztlich untersuchen lassen und ihn, falls er als gesund befunden würde, bei Gericht anzeigen, was ihm jedenfalls Gefängnisstrafe e$ dern auch bei anderen gemacht. Ich habe nicht selten im besten Glauben Vorgänge früherer Jahre im Kreise von Bekannten und Freunden erzählt, die sich nachher, zum Beispiel durch aufgefundene Briefe, die unmittelbar unter dem Eindruck der Vorgänge geschrieben wurden, ganz anders darstellten. Das hat mich zu der Ansicht geführt: Kein Richter sollte über wenige Jahre eines Vorfalls hinaus einem Zeugen einen Eid abnehmen. Die Gefahr des Falscheides ist groß. Um die Richtigkeit meiner Angaben und auch der Auffassungen, wie ich sie zu einer bestimmten Zeit hatte, festzustellen, habe ich nach Möglichkeit Briefe, Notizen, Artikel usw. benutzt. Aber es gab Abschnitte in meinem Leben, in denen es gefährlich war, Briefe aufzubewahren, wollte ich nicht zum Denunzianten an anderen oder an mir selbst werden. Das war ganz besonders die Zeit unter der Herrschaft des Sozialistengesetzes, während welcher ich jede Stunde Gefahr lief, einer Haus- und körperlichen Durchsuchung unterworfen zu werden, sei es, um Material für einen $ eierlichen Orte, es wird vielleicht kein Jahr mehr vergehen--und Herr v. Bismarck hat die Rolle Robert Peels gespielt und das allgemeine und direkte Wahlrecht ist oktroyiert." Lassalle konnte ganz unmöglich eine solche Sprache führen, wäre nicht in seinen Unterhaltungen mit Bismarck die Oktroyierung des allgemeinen, direkten Wahlrechts in Betracht gezogen worden. Wie schon angeführt, wurde dieser Gedanke, und zwar immer wieder, in konservativen Kreisen sehr ernst erörtert, und er fand im liberalen Lager vollen Glauben. Außerdem war Bismarck, der gegen die Beschlüsse der Kammer verfassungswidrig regierte und im Juni 1863 wider Recht und Gesetz die berüchtigten Preßordonnanzen erließ, nicht der Mann, der vor einer Oktroyierung eines Wahlsystems zurückgeschreckt wäre, wenn er sich Nutzen davon versprach. Zudem wäre ihm eine solche Oktroyierung von den bisher politisch entrechteten Massen in Preußen nicht übelgenommen Welchen Charakter die Unterhandlungen Lassalles mit Bismarck angenommen hatten, dafür sprechen z$ sich an jenem Tumult in Hohenstein beteiligt hatten, und baten mich um Verzeihung; sie begriffen selbst nicht mehr, wie sie damals der Verhetzung hätten Folge leisten können. Liebknechts und mein Wunsch war lange, mit J.B.v. Schweitzer eine persönliche Begegnung und Auseinandersetzung zu haben. Der Wunsch wurde rascher erfüllt, als wir hofften. Am 14. Februar beschloß eine von den Lassalleanern einberufene Versammlung in Leipzig, in der weder Liebknecht noch ich zugegen waren, Schweitzer und Liebknecht einzuladen, sich in einer öffentlichen Versammlung gegenüberzutreten und gegenseitig ihre Anschuldigungen vorzubringen. Liebknecht erklärte sofort im "Demokratischen Wochenblatt", daß er diesen Beschluß mit Freuden annehme und bereit sei, in einer Volksversammlung Schweitzer entgegenzutreten und zu beweisen, daß Schweitzer--sei es für Geld oder aus Neigung--seit Ende des Jahres 1864 systematisch die Organisation der Arbeiterpartei zu hintertreiben suchte und das Spiel des Bismarckschen Cäsarismus spiele. Sollte$ eine Hände trugen So hochgemut die lodernden Fanale, Wir waren Räuber und dazu Indianer, Zum "Großen Adler" wurde Hänschen Meier, Und Müllers Fritzchen zum "Gefleckten Geier", Die Friedenspfeife ging zum dritten Male Von Hand zu Hand, und blass saß der Quartaner. Und schweigend qualmten um die dürren Reiser Die tapfern Krieger, jeder Held ein Weiser Im großen Rat: Und durch die Buchenrunde Zog sacht der Rauch des Feuers und der Pfeifen. Dann ging die Flasche mit dem Himbeersafte, Die der verwegene Häuptling sich verschaffte, "Der große Büffel", still von Mund zu Munde. Ein Pfiff! Und nach dem Kriegsbeil galt's zu greifen. Ihr Knabenspiele unter Sommerbuchen, Wo soll ich köstlichere Freuden suchen, Als die aus eurem tollen Treiben sprossen, Wie helle Rosen aus den wilden Ranken. Doch Dornen hatten, weh! auch diese Rosen, Und sie zerrissen nicht allein die Hosen, Auch rotes Blut ist jämmerlich geflossen, Und dann, zu Haus, der Räubermutter Zanken. Und einmal mussten wir die Häuptlingsrücken, O Schmach für Helde$ ich hier auf Schloß Rankholm. Sie sind's! Sie geben jedem, was ihm zukommt und gelangen sicher stets zu gerechten, wenn auch nicht immer völlig milde klingenden Richtersprüchen!" Der Eindruck dieser Rede war ein sehr verschiedener. Imgjors Wangen bedeckten sich mit der Blässe des Zorns. Die schwarzen Augen in ihrem bleichen Angesicht mit dem braunrötlichen Haar funkelten unheimlich. Der Doktor aber, zugleich erregt an einem Brotkügelchen knetend, riß den Mund jähzornig zur Seite. Die anderen standen vorläufig noch unter dem Eindruck, daß es sich vielmehr um eine scharf zugespitzte Neckerei handelte, als daß jene sich bekämpfen wollten. Der Graf äußerte sich auch in diesem Sinne, indem er hinwarf: "So, Imgjor! Nun weißt du, aus welchen Himmelshöhen du zu uns hinabgestiegen bist. Werde noch etwas milder und du kannst einst als Heilige verehrt werden!" Und die Gräfin warf Axel einen ihrer forschenden Blicke zu, einen jener, durch den sie zugleich verriet, daß ihr Interesse für Axel sich immer mehr steigerte. Wie$ begleiten Sie mich und öffnen Sie mir die Thüren!" bat sie. "Ich will ihn in mein eigenes Zimmer bringen, ihn dort selbst pflegen," fügte sie, sich zu dem ihr dankbar die Hand leckenden Hunde liebevoll herabbeugend, hinzu. Imgjors Gemächer befanden sich in der ersten Etage in einem Vorbau, der in Form eines Turmes die linke, äußerste Zwischenecke des Schlosses flankierte. Man konnte sie vom Hofe aus, aber auch von demselben Korridor erreichen, in dem sich Graf Dehns Zimmer befanden. Unmittelbar neben dem Eingang zu seinen Gemächern führte eine Treppe zunächst zu einem halbrunden Flur empor, und auf diesen mündete die vom Hofe emporstrebende Wendeltreppe. Graf Dehn hatte lange schon das lebhaftere Verlangen gespürt, einmal einen Blick in die Räume zu werfen, in denen das seine Gedanken und seine Sinne so ausschließlich beschäftigende junge Mädchen wohnte. Nun sollte ihm das werden, und mit einer gewissen Hast folgte er Imgjor und ihrer Bürde. Sie ging aber nicht ins Schloß, sondern wählte den Weg, der über de$ n, sich so vor ihm bloßgestellt zu haben. Sie mußte deshalb darauf bedacht sein, ihm so rasch wie möglich die Eindrücke zu nehmen, die sie aus ihrer von ihrem Herzen gedrängten Unvorsicht in ihm hervorgerufen hatte. Niemals sollte er ein Recht haben, zu glauben oder gar zu behaupten, daß sie sich ihm genähert, durch ihre Haltung um ihn geworben habe. Mit diesem Augenblick, den er nicht benutzt hatte, ihr wenigstens einen Brosamen zu gewähren, erstickte sie mit ganzer Kraft ein für allemal ihre Gefühle für ihn, zwang sie sich, ihrer Natur aber auch insofern zu gebieten, als sie ungerechte oder gar feindliche Gesinnungen gegen den Mann, der sie verschmäht hatte, nicht aufkommen lassen wollte. Infolgedessen sagte sie, sich zu äußerster Sachlichkeit auch im Ton "Mißverstehen Sie mich nicht, Graf Dehn! Wir würden an sich alle sehr glücklich sein, wenn Sie uns durch eine Verbindung mit Imgjor so nahe wie möglich rückten, wenn unseren bereits vorhandenen, warmen Beziehungen noch dieser Stempel aufgedrückt würde. Ich$ ot zu befreien und das Los der arbeitenden Klasse gründlich zu verbessern." "So bekennen Sie sich also auch zu den sogenannten "neuen" Ideen? Sie überraschen mich!" "Kann ein gerechter, guter Mensch, kann ein wahrhaft christlicher Mensch anders denken, Herr Doktor?" "Nein und ja, Komtesse. Die Ziele sind zu weit gesteckt. Man soll nur Mögliches erstreben wollen, nur Dinge, die sich mit den Vorgängen in der Natur decken. Wir sind ihre Produkte, sie ist unsere Lehrerin, sie bietet uns alle Beispiele für unsere Handlungen." "Schon einmal hörte ich fast ganz dieselben Worte. Seltsam--" Imgjor ließ das Haupt sinken und starrte träumerisch vor sich hin. Aber da in diesem Augenblick geklopft ward, wurden die Sprechenden unterbrochen. Der Doktor richtete noch einige verbindliche Worte an Imgjor, und sie selbst lenkte, nachdem sie ihm leicht und unbefangen die Hand gereicht, ihre Schritte in einen der Siechensäle. In diesem befanden sich Kranke, deren spezielle Sorge Imgjor übernommen hatte. Augenblicklich waren es so$ Imgjor in Erstaunen versetzt und außerordentlich angezogen hatte. Er war ein ganz anderer als der übrige Schwarm der Männer. Lucile hatte wohl gewußt, was sie gethan hatte! Er ähnelte dem Grafen Dehn, demselben den sie, Imgjor, aus Trotz und Stolz von sich gewiesen. Ein schwerer Kampf vollzog sich gegenwärtig in Imgjors Innern. Ein Wesen von Fleisch und Blut, war auch ihr Herz einmal wieder in Bewegung geraten! Und gerade der Mann hatte Eindruck auf sie gemacht, der seine Hand vergeben und den sie--Scham, Reue und Auflehnung gegen sich selbst flogen in heißen Schauern durch ihre Seele--wegen seiner Schwärmerei für eine andere so scharf zu tadeln sich unterfangen hatte. Was sie an ihm so streng gerügt hatte, war nun ihr eigen Teil geworden. Sie beschäftigte sich in ihren Gedanken mit dem Verlobten ihrer Allerdings gelangte sie zu einem anderen Ergebnis, als sie sich vorstellte, sie hätte Curbières Gattin werden können. Dann schob sich doch die Gewalt des Grafen Dehn in ihre Vorstellungen. Sie erkannte, daß nu$ hätte mich in der Einkleidung genugsam verpflichtet. Und wenn ich gleichwohl gefragt worden wäre, hätte ich doch nichts sagen dürfen, hätte mir auch nichts geholfen." Die Einsegnung ging vor sich und zwar war Katharina von "Bhor" als einzige auf diesen Tag geweiht. Sie spendete dabei dem Kloster von dem wenigen, was sie vermochte, 30 Groschen[50]. Zwar nicht widerwillig, aber doch wie sie (bezw. Luther) später sagte, ohne "ihren Willen" wurde Katharina als Tochter des sel. Vaters Bernhard verpflichtet. Trotzdem aber hat sie sich in die Klosterregel nicht nur gefügt, sondern auch "hitzig und emsig und oft gebetet"[51]. Das entspricht ihrer gesamten entschiedenen Natur, wie sie sich später ausgereift zeigt. Sie war ja gelehrt worden, durch "gute Werke", insbesondere durch Klosterwerke, erwerbe man sich himmlische Güter und geldliches Vermögen und einen hohen seligen Sitz im Jenseits; also strengte sie alle Kraft und allen Fleiß an, solchen Reichtum zu erwerben und durch geistliche Uebungen sich einen guten Plat$ [163]. Nicht einmal in den ersten Tagen seiner Heirat. Ja, Frau Käthe plante wohl selbst mit ihm während der Vorbereitung zu ihrer Heimführung die Befreiung der Freiberger Nonnen: die Einladung an Koppe zur Hochzeit enthielt zugleich die Aufforderung zu diesem neuen, noch keckeren Klosterraub[164]! Und am Neujahrstag 1526 malte Luther aufs neue in einer Spottschrift das Papsttum mit seinen Gliedern ab und schrieb dazu: "Es meinen etliche, man solle nun aufhören, das Papsttum und geistlichen Stand zu spotten. Mit denen halt ichs nit, sondern muß ihr einschenken, bis nichts Verächtlicheres auf Erden sei, denn diese blutgierige Isabel."[165] Katharina als Mutter ihrer Kinder und Hausgenossen. Ein Jahr nach ihrer Vermählung am 7. Juni 1526, "da der Tag im Kalender heißt Dat." (d.i.: Er giebt) schenkte Käthe ihrem Gatten ein Söhnlein, das war, wie die Eltern mit Freuden sahen, gesund und ohne Fehl. Um 2 Uhr nachmittags kam es auf die Welt, schon um 4 Uhr wurde es nach damaliger Sitte von Diakonus M. Rörer getauft.$ enberg auf sich hatte, kann man sich kaum recht vorstellen. Da mußte der "Haufe" geladen werden; bei einer "akademischen" Hochzeit "die Universität mit Kind und Kegel" und dazu andere, die man Luthers halber "nicht wohl konnte auß(en) lassen; so bleibt's weder bei 9 noch bei 12 Tischen, 120 Gäste ohne die Diener u.s.w." war das Gewöhnliche für eine akademische Hochzeit. "Bei einem Doktorschmaus machten die Männer allein schon 7 bis 8 Tische voll; was wurde es erst, wenn die Frauen, Kinder und noch das Gesinde zu speisen und zu tränken waren?" Dazu dauerten die Hochzeiten mehrere Tage. Luther hatte sich bei seiner Hochzeit auch nur "für die gewöhnlichen Gäste" mit einem Tage begnügt. Und das alles bei dem schlechten Markt in Wittenberg! Da war es für die gute Käthe keine geringe Schwierigkeit, einen solchen Schwarm in anständiger Weise zu speisen, und sie wollte doch weder auf den Ruhm ihres Mannes, noch der Gefeierten einen Makel kommen lassen--natürlich auf ihren Ruhm auch nicht. Luther und Käthe wollten bei$ , gestraft, aber auch gegen die aufgeregten Leute geschützt und nach Wittenberg gebracht, wo er seinen Irrtum bereute[362]. Gleichfalls ein Oesterreicher, _Kummer_ (Kommer), kam 1529 nach Wittenberg. Auch er hatte, wegen des Evangeliums verfolgt, in Weiberkleidern fliehen müssen, und nahm natürlich seine Zuflucht zu Luther. Dessen Haus- und Tischgenosse scheint er ebenfalls gewesen zu sein. Kummer war ein Freund und Studiengenosse Lauterbachs[363]. Im selben Jahre 1529 kam dieser Anton _Lauterbach_, geboren 1500 als Sohn des Bürgermeisters zu Stolpe, nach Wittenberg, wo er Magister wurde und mindestens schon 1531 Luthers Hausgenosse und Tischgänger war und Diakonus der Pfarrgemeinde wurde. Ein hochaufgeschossener Mensch, im Gegensatz zu seinem Genossen Cordatus ein gutmütiger Geselle. Dienstag, 28. Januar 1533, diente er zu Tisch beim Kindtaufschmaus für den kleinen Paul. Er verheiratete sich in diesem Jahre mit einer Nonne Auguste, wobei natürlich Frau Käthe wieder die Hochzeit herzurichten hatte. Dann wurde$ e Hausfrau hat unnuetze Worte gehabt und Herrn Dr. Luther und seine ehrbare Hausfrau geschmaeht und gescholten," freilich "auch des Pfarrers Eheweib uebel angefahren" in Magister Joh. Lubecks Wirtschaft zu Wittenberg[157]. Endlich verfassten zwei Leipziger Magister, Joh. Hasenberg und Joachim von der Heidten (Miricianus), in Prosa und Poesie lateinische und deutsche Sendbriefe und liessen sie drucken. Hasenbergs Schmaehschrift richtete sich "an M. Luder und seine uneheliche Gattin Catharina von Bohra, damit sie entweder mit dem verlorenen Sohn sich bekehren und zur Busse und Heiligkeit des Klosterlebens zurueckkehren oder doch Luther seine Nonne ihrem Braeutigam Christus und ihrer Mutter Kirche zurueckstelle" bei Hoellenstrafe. Heidten schrieb "Ein Sendbrieff Kethen von Bhora, Luthers vermeynthem eheweib sampt einem geschenk freundlicher Weise zuvorfertigt". Die beiden jungen Menschen hatten die Frechheit, diese Schriften durch einen eigenen Boten Luther und seiner Frau ins Haus zu schicken, allerdings in der$ Geld"[266]. Fuer Obst konnte also Frau Kaethe damals nicht aufkommen, weshalb sie dann auch endlich den Ankauf des Baumgartens von Bildenhauer betrieb. Ebenso trachtete sie nach den Hufen und dem Hopfengarten, so dass nach den grossen Ankaeufen von 1536 die schweren Haushaltsausgaben geringer wurden und die Posten "Gieb Geld" immer weniger. Hatte Luther am Anfang seiner Ehe den Stossseufzer gethan: "Der Herr, der meine Unvorsichtigkeit straft, wird mich wieder erloesen"--von den Schulden, so kann er am Ende derselben in seinem sogenannten "Testament" (1542) schreiben: "Ich habe von meinem Einkommen und Geschenken so viel gebaut, gekauft, grosse und schwere Haushaltung gefuehrt, dass ich's muss neben anderm selbst fuer einen sonderlichen, wunderlichen Segen erkennen, dass ich's habe koennen erschwingen." Das "andere" neben dem goettlichen Segen, war eben das haushaelterische Talent seiner Gattin; sie hatte ihn von seinen Schulden wieder erloest, ja das Weib hatte nach seinem Spruch den Mann "reich" gemacht. U$ in Luthers Haus; und dieser Umgang brachte sie dazu, dass sie selbst evangelisch wurde und nach dem Tode ihres Gemahls als Regentin des Landes in Braunschweig die Reformation einfuehrte. Sie wurde sehr befreundet mit Luther und Kaethe, schickte ihr einmal eine Sendung Kaese und bekam dafuer Maulbeer- und Feigen-Setzlinge[328]. Aber der Zustand der armen "Markgraefin" war ein trauriger und noch monatelang musste sie Kaethe pflegen. Dabei trugen sich allerlei aergerliche Zwischenfaelle zu, namentlich durch die Zudringlichkeit unberufener Leute: so draengte sich eine schmutzige Boehmin ins Haus, ins Gemach und an die Seite der Fuerstin, suchte fuer sich Gunst und andern Ungunst zu erregen. Eine Zeitlang ging es noch gut; als die Kranke aber Geld ausgezahlt bekam, da fing es wieder an, sie verschwendete masslos an jedermann ohne Unterschied; auch den Lutherischen Eheleuten wollte sie zwei Stuerzbecher mit 100 Goldgulden darin schenken. Dazu machte sie immer Reiseplaene und schrieb heimlich ueberallhin und wollte $ e Rippe" oder "mein Herr Kaethe" senden an Spalatin und "seine Rippe" oder "Kette" (sie hiess auch Katharina), seine "Hindin" und ihre Kleinen Gruesse und Glueckwuensche, wuenscht ihm auch ein kleines "Spalatinlein, das ihn lehre, was sie sich ruehmt von ihrem Haenslein gelernt zu haben, naemlich die Frucht und Freude des Ehestandes, deren der Papst mit seiner Welt nicht wert ist"[429]. Den in Schmalkalden schwer erkrankten Luther liess Frau Kaethe ins Altenburger Pfarrhaus bringen und bleibt dort mehrere Tage. Voller Dankbarkeit und Anerkennung ist sie fuer die "freundliche Liebenswuerdigkeit und liebenswuerdige Freundlichkeit", die sie mit ihrem Gatten im Hause des feinen Mannes erfahren. Sie ist ungluecklich, dass sie in der Aufregung den Toechtern Spalatins nichts mitgebracht und sendet ihnen schoen gebundene Buechlein, ihr gewoehnliches Geschenk[430]. Nochmals nimmt sie die Liebenswuerdigkeit des Altenburger Pfarrherrn in Anspruch, als sie ihre Bauten in Zulsdorf ausfuehrt. Weil Spalatin gerade um diese $ bemuehte sich fuer junge Magister um Anstellung. Sie verstand die Bedeutung ihres Gatten fuer die Christenheit, sie wusste seine Persoenlichkeit und sein Werk zu wuerdigen. Sie betete und sorgte fuer das Heil der Christenheit und den Erfolg des Evangeliums noch auf ihrem Totenbette. Und Luther mutete ihr solches Interesse auch zu. Und wenn wir die Rolle in Betracht ziehen, welche Katharina gegenueber den anderen Professoren- und Reformatorenfrauen in dem muendlichen und schriftlichen Gedankenaustausch der Zeitgenossen spielte, so z.B. Melanchthons Frau, wenn wir sehen, wie sie allerseits geehrt, gegruesst und beachtet, in ihrer Krankheit um sie gebangt war, nicht bloss um ihres Gatten willen, dann ist ausser Zweifel: seine Kaethe ist des grossen Doktors wert und wuerdig gewesen, und es ist doch bemerkenswert, dass die Freunde die Gattin Luthers mit dem Weibe der Offenbarung, dem Sinnbild der christlichen Kirche verglichen[520]. Aus den spaeteren Jahren giebt es von Frau Katharina ein Kranachsches Bild[521]. D$ lich, am wenigsten mit handgreiflicher Unterstuetzung; denn er hatte selbst mit Sorgen der Nahrung und des Lebens zu kaempfen. Dagegen wandten sich die Freunde der Lutherschen Familie, besonders Bugenhagen, der Reformator des Nordens, wiederholt an den alten Goenner D. Luthers, den Koenig Christian III. von Daenemark. Nachdem zu Pfingsten auf Jonas' allgemeines Schreiben noch keine Antwort eingetroffen war, schrieb der Dr. Pommer am 5. Juni bestimmt und deutlich: "Der Herr Philippus und ich bitten, E.M. wolle unsern Sold (100 Thlr.) und 50 Thaler, die noch gehoeren in diesem Jahr unserm lieben Vater Doctori Martino (welchen Christus herrlich hat aus diesem Jammerthal zu sich genommen vor einem Vierteljahr) geben diesem Herrn Christophero, Ritter, an uns zu bringen. Die fuenfzig Thaler wollen wir Doctor Martini Weib und Kindern verantworten."[614] Bald darauf kam die koenigliche Antwort auf D. Jonas' Brief: "Wir wollen auch Uns des seligen und teuern Mann Gottes nachgelassene Witwe und Kinder gnaedigst befohle$ ff und mit der Sommerhitze wuchs. Am 1. Juni wurde ueber Verlegung der Universitaet beraten, am 10. bot Torgau ihr Herberge an. Aber bis 6. Juli hielt sie noch in Wittenberg aus. Dann zog auch die Hochschule in die Nachbarstadt und wurde in den engen winkeligen Raeumen des Barfuesserklosters untergebracht, welches seinerzeit Leonhard Koppe zu Fastnacht gestuermt hatte und das jetzt leer stand. Frau Katharina blieb aber in Wittenberg, wohl wegen der Gueter, die sie besorgen musste; wahrscheinlich hatten die studierenden Soehne und Tischgesellen dennoch von dem einen und andern Magister, der im Schwarzen Kloster wohnte, Vorlesungen. In dem grossen, gesund gelegenen Hause war es ja auch einstweilen noch auszuhalten. Aber im Herbst wurde auch das Klosterhaus von der Seuche angesteckt. Und um ihre Kinder aus der Gefahr zu reissen, unterzog sich die besorgte Mutter wiederum den Beschwerlichkeiten der Auswanderung. So liess sie denn einspannen, lud das Noetigste auf den Wagen und fuhr mit ihren Kindern, die noch bei$ rers, klingt ihm gelehrt, fremd, vornehm und tausend Meilen von seinem Dorf entfernt. Dass der rothe Hahn in seiner Fibel _kraeht_ und der lebendige in seinem Hause _krait_, scheint ihm sehr sonderbar. In der Bibel nennen sich alle Leute _du_, der Unterlehrer sagt zum Oberlehrer _sie_, er aber ist gewohnt, bloss seine Kameraden zu dutzen, Vater, Mutter und andere Erwachsene mit _he_ und _se_ anzureden. Kommt an ihn die Reihe zu lesen, laut zu lesen, so nimmt er die Woerter auf die Zunge und stoesst sie heraus wie die Scheiben einer Frucht, die er nicht essen mag, weil er sie nicht kennt. Was er auswendig lernt, lernt er nicht einwendig. Was ihm allenfalls noch Vergnuegen macht, ist der gemeinschaftliche Gesang am Schluss der Schule und auf Kirchbaenken. Von Natur mit einer hellen durchdringenden Stimme begabt, wetteifert er mit dem Chor um die hoechsten Noten, betaeubt seinen Kopf und findet eine Art Vergnuegen und Erholung darin, dieselben Verse des Gesangbuches bloss herauszuschreien, die er zu anderer Zeit$ ng, Krankheit, Leid. Wir lieben dich, weil alles du Hingabst für uns--Ruhm, Zukunft, Ruh; Wir lieben dich trotz Haß und Groll: Du glaubtest an uns allezeit. Wer wagt's, noch rückwärts jetzt zu zeigen? Nein, aufwärts Jahr für Jahr wir steigen, Aufwärts in Freiheit und in Sang Und froh-norwegischem Eigenleben; Wer wagt es noch, zu widerstreben Befreitem hundertjährigen Drang? Kein Zwiespalt mehr um Recht und Macht; Ob Kriegstumult, ob Friedensstille, Nur _einer_ Freiheit Ehrenwacht, _Ein Volk nur und ein einziger Wille._ Der Geist, dem unsres Morgens Graun Den Traum von freien Göttern brachte, Der groß von allem Großen dachte, Wird nimmer dem Unechten traun. Der Geist, der Wikingschiffe baute, Als er dem Königswort mißtraute,-- Der sich, bedroht, gen Island schwang Auf Heldenruf und Heldensang, Im Sturm dann Land und Zeiten nahm,-- _Den_ macht ihr nicht so leicht mehr zahm. Der Geist, dem einst am Hjörungsunde Schlug langersehnter Freiheit Stunde, Der keines Königs Macht gescheut, Der selbst dem Papstspruch$ cht. Du sprangst auf,--die Fessel kracht... Weiter schrittst du froh und stark, Du hast Schwung und du hast Mark! Wo du wandelst, blüht der Pfad, Schwillt aus deinem Mut die Tat, Facht Gedanken deine Glut: Doppelst Kraft in Hirn und Blut. Landesrecht ist dein Knecht; Selber schufst du's, wahrst es echt. Nicht durch "wenn" und "ach" beschränkt, Fällst du jeden, der es kränkt. Freiheitsgott, bist Lichtesgott,-- Nicht der Knechte Schreckensgott,-- Liebe, Gleichheit, Vorwärtsdrang, Frühlingsbotschaft sät dein Sang. Freiheitshort! Friedensport Winkt den Völkern durch dein Wort: "Einer nur ist Herre hier; Keine Götter neben mir!" Molde, Molde, Treu wie ein Sang, Wogende Rhythmen mit lieben Gedanken, Farbige Bilder, die spielend sich ranken Um meines Lebens Gang. Nichts ist so schwarz, wie dein Fjord, wenn er fauchend An dir vorbeifegt, meersalzig rauchend, Nichts ist so sanft, wie dein Strand, deine Inseln, Ja, deine Inseln! Nichts ist so stark wie dein bergiger Kranz, Nichts ist so zart wie der Sommernacht Gla$ n Augen. Die Mutter begleitete ihn bis vor die Tür und sah ihm nach, wie er über die Hänge dahinschritt; es war das erstemal, daß er von Hause fortzog. Der Vater stieg leise aus dem Bett und ging ans Fenster; da stand er und blickte dem Knaben nach, bis man die Mutter auf den Steinfliesen hörte; da ging er wieder zu Bett und lag schon drin, als sie hereinkam. Sie ging ruhelos in der Stube umher, als habe sie etwas auf dem Herzen. Und schließlich kam sie mit der Sprache heraus: "Ich finde eigentlich, ich müßte hinunter in die Kirche und sehen, wie es geht." Er gab keine Antwort, deshalb hielt sie die Sache für abgemacht, zog sich an und Es war ein herrlicher Sonnentag, an dem der Bursch über die Hänge dahinzog; er hörte den Vögeln zu und sah die Sonne auf den Blättern glitzern, während er rasch vorwärtsschritt, die Fiedel unterm Arm. Und als er an das Hochzeitshaus kam, sah er noch immer nichts anderes, als was ihn vorher beschäftigt hatte, sah weder Brautstaat noch Hochzeitszug; er fragte nur, ob sie bald auf$ n. Mit einemmal stand sie auf, lächelte, beugte sich über Ingrid und gab ihr einen langen, heißen Kuß. "Bleibt er siech, so werde ich ihn pflegen. Jetzt rede ich mit meinen Eltern." Das rührte Ingrid tief, aber bevor sie sprechen konnte, fühlte sie, wie ihre Hand erfaßt wurde: "Leb' wohl, Ingrid, ich gehe nun wieder allein zurück."--Und Synnöve wandte sich schnell der Tür zu. "Der Zettel!" flüsterte Ingrid ihr nach.--"Was für ein Zettel?" fragte Synnöve. Ingrid war schon aufgestanden, suchte ihn hervor und brachte ihn der Freundin; aber während sie ihn mit der linken Hand ihr unter das Brusttuch schob, umschlang sie den Hals Synnöves mit der rechten, gab ihr den Kuß wieder, und ihre großen warmen Tränen fielen auf das Gesicht der Wartenden. Dann drängte Ingrid sie sanft hinaus und schloß die Tür; sie hatte nicht den Mut, das weitere zu sehen. Synnöve ging langsam die Treppen hinunter, aber da sie zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt war, machte sie unvorsichtigerweise ein lautes Geräusch dabei, erschrak, li$ uf dem Schnee. Als sie in die Kammer kam, wo sie schlief, mußte sie noch einmal aus dem Fenster sehen. Sie zog das Mieder aus und blieb noch eine Weile so stehen. Da merkte sie, daß sie fror, zog sich schnell aus und kroch tief unter ihre Felldecke. In dieser Nacht träumte Margit von einer großen roten Kuh, die sich auf ihr Feld verlaufen hatte. Sie sollte sie hinausjagen, aber wie sie sich auch abmühte, sie konnte nicht vom Fleck kommen. Die Kuh stand ganz ruhig da und fraß so lange, bis sie satt und rund war, und inzwischen schaute sie immer einmal aus großen, schweren Augen zu ihr hin. Als das nächste Mal wieder Tanz im Dorf war, war auch Margit wieder da. Sie mochte den Abend nicht tanzen; sie saß also und lauschte dem Spiel, und es schien ihr ganz merkwürdig, daß auch die andern nicht mehr Lust dazu hatten. Aber als es später wurde, stand der Spielmann auf, um zu tanzen. Er ging plötzlich geradenwegs auf Margit Kampen zu. Sie wußte kaum, wie ihr geschah, aber sie tanzte mit Schneider Nils. Bald wurde das$ ge weinte und jammerte, da schlug er ihn auch. Zuweilen wurde seine Reue so groß, daß er aus dem Hause mußte. In dieser Zeit lockte ihn das Tanzen wieder; wie früher spielte er dazu auf und nahm den Jungen mit, daß er ihm den Kasten trage. Da sah der Junge mancherlei. Die Mutter weinte, daß er mit mußte, wagte es aber nicht zum Vater zu sagen. "Denk an den lieben Gott und lerne nichts Schlechtes", flehte sie und liebkoste ihn. Beim Tanz aber war es sehr lustig, und zu Haus bei der Mutter war es gar nicht lustig. Er wandte sich immer mehr von ihr ab und dem Vater zu. Sie sah es und schwieg. Beim Tanz lernte er manche Weise, und die sang er nachher dem Vater vor. Dem machte es Spaß, und zuweilen brachte der Junge ihn zum Lachen. Das schmeichelte dem Jungen so, daß er sich fortan Mühe gab, soviele Lieder wie möglich zu lernen; bald merkte er sich auch, welche Art von Liedern der Vater am liebsten mochte, und bei welchen Stellen er lachte. Wenn so etwas nicht in den Liedern war, dann legte der Junge es, so gut er$ eigenen Herzen. Und wenn der liebe Gott dieser Sache gnädig ist, so habe ich nichts dagegen; denn Margit gefällt den jungen Burschen wohl, wie man deutlich sieht, und sie ist reich an irdischen Gütern, wie auch trotz aller Unbeständigkeit an himmlischen. Denn die Gottesfurcht in ihrem Herzen ist wie Wasser in einem seichten Teich; es ist da, wenn's regnet, aber es verschwindet, wenn die Sonne scheint. Jetzt wollen meine Augen nicht mehr, denn sie sehen zwar gut in die Ferne, aber in der Nähe schmerzen sie und tränen. Zum Schluß will ich Dir noch sagen, Öyvind: was Du auch erstrebst und was Du anfängst, Deinen Gott nimm mit; denn es steht geschrieben: Es ist besser eine Hand voll mit Ruhe, denn beide Fäuste voll mit Mühe und Jammer. (Pred. Sal. 4, 6.) Dein alter Lehrer Baard Andersen Opdal. ehrsame Jungfrau Margit, Tochter des Knut vom Heidehof. Schönen Dank für Deinen Brief; ich habe ihn gelesen und verbrannt, wie Du gewollt hast. Du schreibst von vielem, aber gar nichts von dem, was ich gern wissen wo$ werk aus hoher See angetrieben kommen, um Atem zu schöpfen, auch gar viel wert. In solch einem kleinen Städtchen ist es still. Alles, was etwa Lärm verursacht, ist auf die Landungsbrücken verwiesen, wo die Boote der Bauern sich festgebissen haben, und wo die Schiffe laden und löschen. Längs den Landungsbrücken läuft die einzige Straße unseres Städtchens; an ihrer andern Seite liegen die weiß- und rotgestrichenen, ein- und zweistöckigen Häuschen; aber nicht Wand an Wand, sondern getrennt durch schmucke Gärten; das gibt auf diese Weise eine lange und breite Straße, wo es übrigens bei Seewind nach allem zu duften pflegt, was auf den Brücken herumliegt. Still ist es hier--nicht etwa aus Furcht vor der Polizei: denn in der Regel ist gar keine da--sondern aus Angst vor dem Gerede der Leute; denn hier kennt sich alles untereinander. Geht man die Straße hinunter, so muß man in jedes Fenster hineingrüßen und hinter jedem sitzt auch meist ein altes Frauchen und grüßt wieder. Ferner muß man jeden grüßen, der einem auf d$ t."--"Bist Du verrückt?" sie schlug das Tuch wieder zusammen und ging weiter.--"So warte doch, Petra! Das verstehst Du nur nicht. Wenn wir wirklich Liebesleute sind--"--"Ach, Blödsinn!"--"Na, hör' mal, da muß _ich_ doch wohl wissen, was der Brauch ist, scheint mir; denn was Lebenserfahrung anbelangt--da bin ich Dir zwanzigmal über. Wenn Du bloß bedenkst, was ich alles gesehen habe--"--"Bah, Du hast gesehen wie ein Schafskopf sieht, und schwatzt, wie Du gesehen hast!"--"So? Und was verstehst denn Du unter Liebesleuten, wenn man fragen darf? Was? Bergauf und bergab hintereinander herrennen, darin besteht's doch wahrhaftig nicht!"--"Nein, das stimmt!" lachte sie und blieb stehen. "Also hör' mal zu, Du! Während wir uns ein bißchen verschnaufen--puh!--will ich Dir sagen, wie Liebesleute sich benehmen. Solang Du hier bist in der Stadt, mußt Du jeden Abend vor der Nähschule auf mich warten und mich heimbegleiten bis zur Haustür, und wenn ich sonst irgendwo bin, mußt Du auf der Straße warten, bis ich komme. Wenn Du w$ rm Geschicke. Fünftes Kapitel Am nächsten Morgen saß Petra halb angekleidet in ihrem Stübchen; weiter kam sie den ganzen Tag über nicht. So oft sie auch den Versuch machte, immer wieder sanken ihr die Arme in den Schoß. Wie vollreife Ähren, wie schwere Glockenblumen auf dem Feld beugten sich ihre Gedanken. Stille, Sicherheit und wogende Luftgebilde schwebten über den lichten Schlössern, in denen sie hauste. Wieder durchlebte sie die gestrige Begegnung, jedes Wort, jeden Blick, jeden Händedruck, jeden Kuß. Sie wollte sich den ganzen Verlauf, von der ersten Begegnung bis zum Abschied, wieder vergegenwärtigen, aber sie kam nie damit zu Ende. Denn jede einzelne Erinnerung verdämmerte in blauen Traum, und alle Träume kamen mit neuer Verheißung zurück. Und so süß diese Verheißung auch war, Petra mußte sie zurückdrängen, um den Faden der Erinnerung da wieder aufzunehmen, wo er ihr entglitten war; aber kaum hatte sie ihn, verlor sie sich wieder ins Wunderbare. Da sie nicht herunterkam, dachte die Mutter, sie habe, nu$ Die "Gebildeten" schaun-- Oder ziehn weidlich aus Zur Hatz auf den Keiler, zum lustigen Strauss. Wenn ein Buch ich schreibe, "just sieht es mir gleich"; Wenn ich spreche--ist's Eitelkeit. Wenn ich zimmre und baue fuers Buehnenreich, Mein Duenkel nur fuehrt jeden Hammerstreich. Und schlag' ich mich treu Fuer altheimische Art Auf der Vaeter Bastei, Umtobt und umschart,-- Kaempf' ich nur, weil mit Orden zu sehr man gespart. Nein, wo bleibst du doch, du, der mit eins kann zerhaun Dies umstrickende Luegengewirr-- Der verjagt aus den Koepfen dies krankhafte Graun Vor enschlossenem Wollen, begeistertem Schaun-- Und hat Trost fuer den Mut, Der in Frost und in Nacht Seine Waffenpflicht tut Und die Runde macht, Bis das Heer sich erhebt, wenn der Tag erwacht. Komm, Volksgeist, du, gottgeboren--entstammt Dem riesenbezwingenden Tor. Fahr auf Donnern einher und von Blitzen umflammt, Dass die Furcht dies Gezuechte zum Schweigen verdammt; Du kannst wecken im Land Die schlummernde Kraft, Du kannst staerken das Band, Das in B$ al 'ne Geschichte erzaehlen, an der man sieht, dass nichts so fein gesponnen ist, es kommt schliesslich doch an die Sonnen", sagte der Mann, und Arne hatte das Gefuehl, er sehe ihn dabei an. Es war ein haesslicher Mensch mit duennem roten Haar ueber einer hohen runden Stirn. Darunter lagen ein Paar sehr kleine Augen und eine kleine Kartoffelnase; der Mund aber war sehr gross und hatte wulstige Lippen von weisslicher Farbe. Wenn er lachte, sah man die beiden Gaumen. Seine Haende lagen auf dem Tisch: sie waren sehr grob und plump, das Handgelenk aber war duenn. Er hatte einen stechenden Blick und sprach schnell, aber es kostete ihn Anstrengung. Man nannte ihn den Maulhelden, und Arne wusste, dass Schneider Nils ihm in alten Tagen uebel mitgespielt hatte. "Ja, es gibt viel Suende in dieser Welt; sie ist uns naeher, als wir glauben----. Aber das ist gleich. Jetzt sollt Ihr etwas sehr Haessliches hoeren. Die Aelteren unter Euch werden sich wohl noch an Alf, an den Ranzen-Alf erinnern. 'Werd' schon wiederkommen!' s$ opp", sagte Elling, Und trug ihn am Kragen Hinaus ohne Zagen: "Hier tobe dich aus!" "Hei", sagte Rasmus, "Her mit dem Munde, Randi, du runde! Schnell, mach' dich bereit." "Ei", sagte Randi; Gab ihm eine Schelle,-- Wie rieb er die Stelle,-- "Da hast du Bescheid!" "Aufstehn, Kinder!" rief der Schulmeister. "Heut am ersten Tag sollt Ihr frueh nach Hause gehen; aber erst wollen wir noch beten und singen." Da gab es ein Leben in der Schulstube; sie sprangen von den Baenken auf, rannten durch die Stube und schwatzten durcheinander. "Ruhe, Ihr Strolche, Ihr Hallunken, Ihr Banditen!--Ruhe! Und huebsch leise auftreten, Kinderchen!" sagte der Schulmeister, und sie stellten sich ruhig in Reih und Glied, worauf der Schulmeister vor sie hintrat und ein kurzes Gebet sprach. Dann sangen sie. Der Schulmeister stimmte mit seinem kraeftigen Bass an, alle Kinder standen mit gefalteten Haenden da und sangen mit. Oeyvind stand mit Margit dicht an der Tuer und sah zu; sie hatten auch die$ Augenblick stand Margit auf und kam gerade auf ihn zu. Sie beugte sich zu ihm hinunter. "Du darfst nicht so dasitzen und mich immerfort anstarren", sagte sie; "Du kannst Dir doch denken, dass es auffaellt; hol' Dir doch eine und tanz' mit ihr." Er antwortete nicht, er sah nur auf zu ihr, und--er konnte nicht dafuer: seine Augen fuellten sich mit Traenen. Sie hatte sich schon aufgerichtet und wollte gehen, da sah sie es und stand still; sie wurde ploetzlich feuerrot, drehte sich um und ging auf ihren Platz zurueck; da aber machte sie wieder Kehrt und setzte sich anderswohin. Jon ging schnell ihr nach. Oeyvind stand von der Bank auf, draengte sich zwischen die Menschen hindurch, ging auf den Hof hinaus, setzte sich in eine der Aussengalerien und wusste doch nicht, was er da eigentlich wollte; er stand also auf, setzte sich aber wieder hin, denn er sass hier ja ebensogut wie irgendwo anders. Nach Haus gehen mochte er nicht, wieder hinein erst recht nicht; das kam alles auf eins heraus. Er war nicht imstande, si$ les in der Welt. Zusammen gingen sie zur Schule; zusammen kamen sie auf die Universitaet; zusammen machten sie die ersten zwei Examina, und zusammen sollten sie nun dasselbe Amtsstudium beginnen. Eines Tages, als sie nach einem just entworfenen Kollegienplan uebermuetig die Treppe hinunterstuermten, wollte Hans im Gefuehl froehlichen Jugenduebermuts dem Freund auf den Ruecken springen; der Freund fiel, und zwar so ungluecklich, dass er wenige Tage darauf starb. Der Sterbende bat seine Mutter, die Witwe war und in ihm ihr einziges Kind verlor, ihm zuliebe Hans an Sohnesstatt anzunehmen. Die Mutter starb fast gleichzeitig mit dem Sohn; und kraft ihres Testaments fiel ihr sehr betraechtliches Vermoegen Hans Oedegaard Es dauerte Jahr und Tag, bis Hans sich von diesem Schlag erholte. Eine lange Reise im Ausland tat ihm wenigstens soweit gut, dass er sein theologisches Studium zu Ende zu fuehren vermochte; aber ein Amt anzunehmen--dazu konnte niemand ihn bewegen. Seines Vaters sehnlichster Wunsch war gewesen, ihn n$ Kreuz geduldig tragen. Denn Fleisch und Blut gebrechlich sind, Das muessen wir alle sagen."-- Und dann Lars mit sanfter Stimme: "Also Du sagst, Spiel und Tanz sei richtig,--na!----Also es ist richtig, den Satan durch die Sinne aufzuwecken, na!--Also das sagt unser Herr Pfarrer,--na, dann wissen wir es ja!----Na, also er sagt, alles, was in Muessiggang und Sinnlichkeit geschieht, ist zur Erloesung und zur Hilfe da,----alles, was einen in Versuchung fuehrt, ist richtig!"--Jetzt mischte sich aber Oedegaard ein, denn er sah dem Propst an, dass die Sache schief gehen wuerde: "Sag' mal, guter Mann, was fuehrt uns denn nicht in Versuchung?" Alle sahen dahin, woher diese sicheren, schneidigen Worte kamen. Die Frage an sich war so unerwartet, dass Lars im Handumdrehen nicht wusste, was er antworten sollte, auch die andern nicht. Da klang es wie aus einem Brunnen oder aus einem Keller heraus: "Das ist die Arbeit."--Die Stimme kam von den vielen Tuechern her; es war Randi, die zum erstenmal auch ein Wort sagte.$ ich, statt Besserung, ein Nervenfieber eingestellt hatte. Zu diesen ungünstigen Verhältnissen gesellten sich noch andere. Frau von Klamm--die Frau von Krätz sogleich benachrichtigt, und der sie Wohnung in ihrer Villa angeboten hatte, um bei ihrem Sohn zu sein,--war selbst schwer erkrankt. So blieb der Witwe die Sorge für Klamm allein, so wurde sie seine Pflegerin während der ganzen Zeit seines sich Monate hinziehenden Siechtums. "Ihnen wird er sein Leben verdanken!" hatte der Arzt wiederholt gegen die Frau des Hauses, und Gleiches hatte er häufig gegen Klamm geäußert, nachdem er sich wieder erholt, nachdem ihm klar geworden, wie krank er gewesen, wer ihm die Samariterdienste geleistet. Klamms erstes Wort und erster beredter Blick galten auch ihr, und sie kamen aus einem bewegten Herzen. Er streckte ihr die Hand entgegen und sagte, weich betonend: "Wie soll ich Ihnen danken?" Das zweite Wort galt der Frage seiner Mutter: ob sie ihn auch gepflegt habe, wo sie sei? Nun mußte Frau von Krätz mit der Wahrheit hervo$ ie stieß an mit einem herbklingenden Laut. Dann erwiderte sie in einem wehmütig ernsten Ton: "Gewiß, es kann kommen, daß er auch mich vernachlässigt. Aber habe ich dann weniger, als jetzt? "Wir leben doch auch nur nebeneinander! Aber Arthur von Knoop wird mich nie in der Ausübung meiner Neigungen hindern, wir werden--ich wiederhole es--in dieser Beziehung völlig harmonieren. Es giebt keine Menschen, die nach der Richtung besser für einander passen." "Hm--so wären wir uns denn einig.--Du willst von mir gehen--?" "Ich will nicht, du willst, Alfred--und nun muß ich, da ich mich--deiner--unwert gemacht--" Sie sprach die Worte mit tief herabgesenktem, demütigem Blick, abgebrochen, voll Scham und Zerknirschung. Und Klamm sprach: "Ich will dir nichts vorwerfen und ich will dir nichts nachtragen. Ich will mich in deine Lage hineinversetzen und denken, ich sei es selbst, dem zu verzeihen wäre. Das ist meine Antwort! "Ueber alles weitere, über das wann und wie wollen wir uns in völligem Frieden verständigen.--Lasse uns$ h einmal in ihren Augen, in Augen, in denen eine versteckte Glut loderte. Dann sprach er entschlossen: "Wohlan denn, da es so ist, da wir uns verstehen, ja, da wir uns einig sind, so wollen wir Kameraden werden, gemeinsam unser Ziel verfolgen. Es bedarf keiner Erklaerung, warum es sich handelt.--Nicht wahr, Fraeulein von Oderkranz?" Und indem er die Stimme daempfte, dasselbe in einem weichen Tone wiederholte, sich zu ihr draengte mit seinem Ich: "Nicht wahr, Fraeulein Abermals vernahm er ein festes Ja und fuehlte, als er nach ihrer Hand tastete, einen Gegendruck, der ihm das Blut durch die Adern jagte. "Wann und wo wollen wir uns morgen sprechen?" ergaenzte Klamm, indem er um der Umgebung willen seinen Mienen einen durchaus gleichgueltigen Ausdruck verlieh. "Ich werde bitten, ehestens meine Tante besuchen zu duerfen. Wird mir dies erlaubt, so werde ich an einem Ihnen noch schriftlich mitzuteilenden Tage gegen ein Uhr auf dem Potsdamer Platz am Rundteil sein koennen." Als Herr von Klamm eben antworten wollte, $ n ausfuehrlicher Rede hingewiesen hatte, verliess sie ihn.-- * * * * * Am Abend eines der naechstfolgenden Tage gab Frau von Kraetz ein Fest, einen Maskenball. Alles, was Dresden an bevorzugten Persoenlichkeiten besass, alles, was zur Gesellschaft gehoerte, war geladen. Seit einer halben Stunde wogte schon eine buntgekleidete Menschenmenge in den weitlaeufigen, strahlend erleuchteten Raeumen der Villa auf und ab, schwatzte, lachte und trieb jenen lustigen Schabernack, der zu der ausgelassenen Froehlichkeit einer Karnevalsstimmung gehoert. Wundervolle und auch sehr eigenartige, das Auge fesselnde Kostueme waren von den Gaesten gewaehlt. Da fehlte von bekannten Masken weder ein Pierrot, noch eine Colombine, weder der Tanzbaer, noch der Brieftraeger, weder das Baby, noch die Koenigin der Nacht. Aber man sah auch eine besponnene Eau de Cologne-Flasche, die fortwaehrend ihren duftenden Inhalt spendete, und einen indischen Fuersten, dessen Seidengewand mit Edelsteinen bedeckt war, aus$ r auf den Tisch, veraenderte ihre Miene und liess gedankenvoll das Haupt sinken. "Ja, ja, Tante--wenn er--" Dabei loeste sich gleichsam als Befreiung versteckten Schmerzes ein langer Seufzer aus ihrer Brust. "Also du interessiertest dich wirklich ernsthafter fuer ihn? Du liebtest ihn, meine liebe Ileisa? Ja! Ja! Ich hab' mir's gedacht, ohne dass du mir davon gesprochen hast," fiel die alte Dame teilnehmend ein. "Hatte es einen Sinn und Wert, Tante? Er hatte und war nichts--und was da so ploetzlich zum Vorschein gelangte und geschah--liess mich ja zweifeln, ob er ueberhaupt ein wirklich vertrauenswerter Mann sei-- "Und nun ist ja auch alles aus, und nichts mehr zu aendern." "Gewiss, mein Kind, und sollte sich Herr Arthur Knoop fuer dich entscheiden, pruefe dich zwar erst, aber dann sei nicht sproede, dann sage nicht nein. Ich halte es fuer moeglich, dass du, grade du ihn sanfter, weicher zu machen verstehen wirst. Und wenn dir das gelingt, so hast du ja auch das, was du jetzt noch an ihm entbehrst. Im uebrigen$ n lag in dem schönen Auge etwas Schwärmerisch-Sinnendes, daß man glauben durfte, sie sinne über einen großen Entschluß nach. So traf sie Berner, der mit einem Armensündergesicht zur Türe hereinguckte. Es hatte ihm unterwegs, nachdem der erste Kitzel über seinen gewagten Feldherrn-Einfall vorüber war, doch ein wenig das Gewissen geschlagen, daß er die Leutchen so im heillosen Zappel zurückgelassen habe. Er mußte sich gestehen, daß die Sache auf diese Manier ebenso leicht ganz über den Haufen gerannt werden konnte.-- Doch, da war er ja der Mann dazu, auch die verzweifeltsten Verhältnisse wieder zu entwirren. "Haben sie sich auch, wie ungeschickte Hauderer, ein wenig verfahren," dachte er, "der alte Berner weiß sie schon wieder ins rechte Geleis zu bringen." Als er aber den Grafen nicht mehr traf, als er sah, daß das Mädchen so gar bitterlich weinte und schluchzte, daß es einen Stein in der Erde hätte erbarmen mögen,--da grieselte es ihm doch den Rücken hinauf, eine Gänsehaut flog über seinen Kadaver und schnürt$ st ist deine Sache nicht gut. Denke dir: das Mädchen, so hold und engelrein, wie du sie sahst, als wir zu Pferde stiegen, wie du ihr, von ihrem heiligen Anblick übermannt, dein zärtliches Lebewohl zuriefst--und du wirst freudiger streiten." Emil hörte nur mit halbem Ohr; seine ganze Aufmerksamkeit war auf den Platz gerichtet, dem sie sich nahten. Sie bogen um die Ecke der Mauer des Gottesackers. Sein Gegner war schon auf dem Platz; er nahm sein Roß zusammen und sprengte majestätisch im kurzen Galopp an. Sporeneck und sein Begleiter waren auf einem andern Weg herausgeritten und hatten auf der Wiese den Grafen erwartet. Sie hatten ihre besten Uniformen angezogen, alles gewichst und gebürstet, als ginge es zur Hochzeit; denn sie wollten dem Grafen und seinem Begleiter durch Glanz und militärische Würde imponieren. Wer beschreibt ihr Erstaunen, als sie den strahlenblitzenden, in den schönsten Farben schimmernden Ulanen ansprengen sahen? Sie trauten ihren Augen kaum, wie gewandt, wie flink das zivile Gräfchen vom $ holt, um eure magere Phantasie durch einige Ballgeschichten, Champagnertreffen und Austernschmäuse anzufeuchten; ich weiß, daß er bei euch allen der Mann des Tages geworden ist; aber nichtsdestoweniger, ja, gerade darum und eben deswegen will ich seinen Namen aussprechen, er nennt sich CLAUREN. _Anathema sit!_ Vor zwölf Jahren laset ihr, was eurem Geschmack gerade keine Ehre machte, Spieß und Cramer, mitunter die köstlichen Schriften über Erziehung von Lafontaine; wenn ihr von Meißner etwas anderes gelesen als einige Kriminalgeschichten &c., so habt ihr euch wohl gehütet, es in guter Gesellschaft wiederzusagen; einige aber von euch waren auf gutem Wege; denn Schiller fing an, ein großes Publikum zu bekommen. Gewinn für ihn und für sein Jahrhundert, wenn er, wie ihr zu sagen pflegt, in die Mode gekommen wäre; dazu war er aber auch zu groß, zu stark. Ihr wolltet euch die Mühe nicht geben, seinen erhabenen Gedanken ganz zu folgen. Er wollte euch losreißen aus eurer Spießbürgerlichkeit, er wollte euch aufrütteln$ den Alabaster der Schultern niederfallen, siehe--doch wie? Soll ich alle jene erhabenen, ausgesuchten Epitheta wiedergeben, die sich mit Schnee, mit Elfenbein, mit Rosen gatten? Ich bin ein Mann und erröte, erröte darüber, daß ein Mann aus der sogenannten guten Gesellschaft die sittenlose Frechheit hat, alljährlich ein ausführliches Verzeichnis von den Reizen drucken zu lassen, die er bei seinem Weibe fand! Als Tasso jene Strophen dichtete, worin die Gesandten Gottfrieds am Palast der neuen Circe die Nymphen im See sich baden sehen, glaubet ihr, seine reiche, glühende Phantasie hätte ihm nicht noch lockendere Bilder, reizendere Wendungen einhauchen können als einem Clauren? Doch er dachte an sich, er dachte an die hohe, reine Jungfrau, für die er seine Gesänge dichtete, er dachte an seinen unbefleckten Ruhm bei Mit- und Nachwelt, und siehe, die reichen Locken fallen herab und strömen um die Nymphen und rollen in das Wasser, und der See verhüllt ihre Glieder. Aber, _si parva licet componere magnis_, was soll m$ chmack daran finden koenntest, die Nebenbei des Grafen Martiniz zu spielen. Nein, wie das Daemchen, das also in der Residenz die Sproede so schoen zu spielen wusste, aufschauen wird, wenn der gute _Mann im Mond_, den sie schon ganz sicher in Ketten und Banden hat, wenn der amoroso Bleichwangioso auf einmal morgens verschwunden ist, am naechsten Posttag aber ein Paket einlaeuft mit Karten, worauf _Graf Martiniz mit seiner Gemahlin, verwitwete Graefin von Aarstein_, deutlich zu lesen ist." "Nicht mit Gold ist sie zu bezahlen, diese Nachricht," bemerkte die Schulderoff mit triumphierender Miene, "und um so mehr wird sie sich aergern, dass es die Graefin Aarstein ist; denn diese hat ihr ja, wie Sie hoerten, auch den herzigen Jungen, den Sporeneck, abgespannt--" "Sie kennen den Sporeneck, gnaedige Frau?" fragte die Sorben, und ihr gelbliches Gesicht schien tief ueber etwas nachzusinnen. "Wie meinen Sohn," versicherte jene; "wie oft war er aus Besuch bei uns in Schulderoff, als er in Garnison in Tranzow lag! Mich n$ be." So lautete die Freuden-Epistel an den alten Onkel, worin die Errettung vom Wahnsinn gemeldet werde. Die Freude wollte dem alten Diener beinahe die Herzkammertuere zersprengen, bis er die Buchstaben alle aufs Papier gemalt hatte. Bisher hatte er allwoechentlich Bericht erstatten muessen. Da hatte es denn aus Italien, Frankreich, Holland, vom Genfersee, am Rhein, an der Seine und an der Nordsee immer geheissen: "Der Herr Graf befindet sich noch im alten Zustande."--"Die Krankheit scheint zuzunehmen."--"Die Aerzte wussten wieder nichts."--"Die Aerzte geben Hier, in dem unscheinbaren Staedtchen, hier endlich sollte das Heil, der Stern des Segens aufgehen. Er konnte sich die Freude des alten Herrn denken, der so ganz an Emil wie an einem Sohn hing; er sah schon im Geiste, wie der Herr Graf laecheln, die Haende reiben und rufen werde. "Nun, in Gotts Namen, macht Hochzeit!" Aber jetzt musste der Teufel ein Ei in die Wirtschaft gelegt haben; denn sein Herr--der sah gar nicht mehr so gluecklich und selig aus wie $ r dieses Zeichen trug, ein Ritter im vollen Sinn des Wortes war und dass ein solcher sich gewiss einer Tat ruehmen durfte, die nicht die Laune des Gluecks oder Hohe Protektion zu einer glaenzenden erhoben, sondern die, _aufgesucht_ unter der Gefahr, hohen Mut und tiefe Einsicht bewaehrte. Vorzueglich Ida fuehlte sich von diesem Mann wunderbar angezogen. Seit der Spannung zwischen ihr und Martiniz hatte sie immer mit geheimem Widerwillen der Teestunde, sonst ihre liebste im ganzen Tag, entgegengesehen. Der Graf kam entweder gar nicht, oder sehr spaet, oder unterhielt er sich mit der Aarstein. Die Sorben und andere dergleichen Fraeulein und Damen kamen ihr schal und langweilig vor, dass sie glaubte, nicht eine Stunde bei ihnen sitzen zu koennen; der Rittmeister, dessen Geschaefte beim hiesigen Regiment noch immer nicht zu Ende gehen wollten, war ihr am fatalsten von allen. Sein erstes war immer, dass er sich mit seinem Stuhl neben sie draengte und dann so bekannt und vertraut tat, als waeren sie Zeltkameraden; $ er den Hofrat am Arm nahm und mit sich fortzog; "lassen wir sie! Uns Alten liegt es ob, fuer das Glueck der Jungen zu sorgen. Man hat mir gesagt, dass Sie, lieber Hofrat, sich so trefflich darauf verstuenden, ein Festchen zu arrangieren. Ich war in frueheren Jahren einmal Oberhofmeister; das fuegt sich nun ganz vortrefflich. Da wollen wir nun, wir zwei, beide miteinander etwas zusammenschustern, wie man es hierzulande noch nicht sah." Der Hofrat war es zufrieden, und der Graf machte ihm jetzt seine Vorschlaege. Morgens sollten sie getraut werden. "Nicht zu Haus, das kann ich fuer meinen Tod nicht leiden; die Hauskopulationen reissen jetzt so ein, dass sie fast zur Mode werden, als waere eine vornehme Ehe nicht dieselbe wie eine geringe, als waere der Altar Gottes nicht fuer alle und jeden; aber der Fluch kommt gewoehnlich bald nach. Hat man sich in den gewoehnlichen Zimmern, wo man sonst tollte und lachte, wo man, sobald der Altar weggeraeumt ist, tafelt und tanzt, hat man sich da trauen lassen, so kommt ein$ m ersten Anfang? Ich kannte einen jener bedauernswuerdigen Menschen, die man in glaenzendem Gewand, mit zufriedener Miene auf den Promenaden umherschlendern sieht. Ihr haltet sie fuer das gluecklichste Geschlecht der Menschen, diese Pflastertreter; sie haben nichts zu tun und vollauf zu leben. Ihr taeuschet euch; oft hat ein solcher Herr nicht so viel kleine Muenze, um eine einfache Mittagskost zu bezahlen, und was er an grossem Gelde bei sich traegt, kann man nicht wohl wechseln. Einen solchen nun fragte ich eines Tages: "Freund, wo speiset Ihr zu Mittag? Ich sehe Euch immer nach der Tafelzeit mit zufriedener Miene die Strasse herabkommen, mit der Zunge schnalzend oder in den Zaehnen stochernd; bei welchem beruehmten Restaurant speiset Ihr?" "Bei Clauren," gab er mir zur Antwort. "Bei Clauren?" rief ich verwundert. "Erinnere ich mich doch nicht, einen Strassenwirt oder Garkoch dieses Namens in hiesiger Stadt gesehen zu "Da habt Ihr recht," entgegnete er; "es ist aber auch kein hiesiger, sondern der Berliner,$ leidet! Koenig Salomo, wenn er noch lebte, wuerde diesen Menschen mit einem Freudenmaedchen vergleichen. Sie geht einher im Halbdunkel, angetan mit koestlichen Kleidern, mit allerlei Flimmer und Federputz auf dem Haupte. Du redest sie an mit Ehrfurcht; denn du verehrst in ihr eine wohlerzogene Frau aus gutem Hause; aber sie antwortet dir mit wieherndem Gelaechter, sie gesteht, sie muesse lachen, dass "_sie der Bock stoesst_"; sie spricht in Worten, wie man sie nur in Schenken und auf blauen Montagstaenzen hoeren konnte; sie enthuellt sich, ohne zu erroeten, vor deinen Augen und spricht Zoten und Zoetchen dazu. Wehe deinem Geschmack, wehe dir selbst und deinem sittlichen Wert, wenn dir nicht klar wird, dass die, welche du fuer eine anstaendige Frau gehalten, eine feile Dirne ist, bestimmt zum niedrigsten Vergnuegen einer verworfenen Klasse! Wozu ein langes Verzeichnis dieser Sprachsuenden hieher setzen, da ja das Buch, ueber welches wir sprechen, der "Mann im Monde", ein lebendiges Verzeichnis, ein vollstaendi$ tadelt wird, weil sie von den gewoehnlichen Formen abweicht oder unreif ist oder nach Form und Inhalt den aesthetischen Gesetzen nicht entspricht. Hier kann hoechstens die Zeit, die man der Lektuere einer Gespenstergeschichte oder eines ehrlichen Ritterromans widmete, uebel angewendet scheinen, oder der Geschmack kann darunter leiden. Solange fuer die jugendliche Phantasie, fuer Sittlichkeit keine Gefahr sich zeigt, moegen immer die Richter der Literatur den Verfasser zurechtweisen, wie er es verdient; das allgemeine Publikum wird freilich wenig Notiz davon nehmen. Wenn aber nachgewiesen werden kann, dass eine Art von Lektuere die groesstmoegliche Verbreitung gewinnt, wenn sie diese gewinnt durch Unsittlichkeit, durch Luesternheit, die das Auge reizt und dem Ohr schmeichelt durch Gemeinheit und unreines Wesen, so ist sie ein Gift, das um so gefaehrlicher wirkt, als es nicht schnell und offen zu wirken pflegt, sondern allmaehlich die Phantasie erhitzt, die Kraft der Seele entnervt, den Glauben an das wahrhaft $ enblick Herrn Vergier streifte: "Wir fürchteten schon, daß Sie nicht kommen würden und würden Ihre Abwesenheit sehr bedauert haben." Der junge Mann hielt Luisens Hand einige Augenblicke in der seinen, er machte eine unwillkürliche Bewegung, als wollte er diese Hand an seine Lippen führen--dann trat er zurück und begrüßte mit einer höflichen Verneigung Herrn Vergier. Eine hübsche Dienerin in der zierlichen Tracht der französischen Landmädchen öffnete die Thür des anstoßenden Speisezimmers. Fräulein Luise, welche als die einzige Tochter ihres früh verwittweten Vaters dem Haushalte vorstand, trat hinein, warf einen letzten Blick über den einfach aber sauber und geschmackvoll gedeckten Tisch, in dessen Mitte eine kleine Schale mit frischen Blumen stand und kehrte dann zurück, um ihrem Vater zu sagen, daß Alles bereit sei. Man setzte sich zu Tisch. Fräulein Luise machte mit der den Französinnen aller Stände so eigenthümlichen Anmuth die Honneurs, doch wollte sich der heitere Unterhaltungston, welcher sonst in dies$ rangirt, die kostbaren Oelgemälde an den Wänden waren durch darüber angebrachte Schirmlampen in das möglichst beste Licht gesetzt. Kurz, es war Alles geschehen, um zu zeigen, daß der Commerzienrath ein Mann war, welcher die Mittel besaß, große Gesellschaft bei sich zu empfangen, und welcher es auch verstand, durch guten Geschmack es den Vornehmen gleich zu thun. Daß überall ein kleines Zuviel oder Zuwenig in diesen Arrangements die scharfe Grenzlinie des wirklich vornehmen Geschmacks überschritt oder hinter derselben zurückblieb, entging dem zufriedenen Blick des Commerzienraths, welcher nach einem letzten Blick über die Vorbereitungen zu seinem Feste sich in den ersten Salon begab, um die Gäste zu empfangen, die erst langsam und einzeln, dann immer schneller und zahlreicher zu erscheinen begannen. Der Commerzienrath Cohnheim war eine kleine, volle und untersetzte Gestalt, von raschen, kurzen, etwas unruhigen Bewegungen. Er mochte etwa fünfzig Jahre alt sein, sein kleiner runder Kopf erhob sich nur wenig über$ ch von dem leidenden, ganz gebrochenen Manne ein Bild machen koennen, der noch kurz vorher unter den Haenden der Aerzte seufzte und der gequaelt von den Leiden des Koerpers den Glauben an die Zukunft und das Vertrauen auf sich selbst verloren hatte. Napoleon trat heiter laechelnd, den Blick halb unter seinen Augenlidern verborgen, dem Journalisten Clement Duvernois entgegen, dem soeben der Huissier die Thuer des Cabinets geoeffnet hatte. Herr Duvernois, der seine publicistische Laufbahn in Algier begonnen, frueher lebhafte Opposition gemacht, und endlich damit geendet hatte, aus wirklicher und aufrichtiger Ueberzeugung ein begeisterter Anhaenger des Kaisers zu sein, war damals etwa fuenf und dreissig bis vierzig Jahr alt. Seine nicht hohe und nicht schlanke Figur, hatte Etwas von jener leicht gerundeten Corpulenz, welche die Koenigin von Daenemark fuer Hamlet in seinem Kampf mit Laertes fuerchten laesst. Sein etwas grosser Kopf war mit langem blonden Haar bedeckt, das die Stirne ziemlich weit hinauf kahl lies$ eitigung suchen. Je reiner meine Gesinnungen sind und je fester mein Charakter sich entwickelt hat, mit um so höherer Begeisterung muß ich meine ganze Existenz für die Freiheit Frankreichs einsetzen,--um so glühender muß ich Denjenigen hassen, welcher diese Freiheit verrätherisch geknechtet "Wenn Sie mich hassen," sagte der Kaiser mit einer sanften, fast weichen Stimme, "so können Sie mich doch nicht für klein halten, Sie würden mir sonst nicht sagen, was Sie so eben ausgesprochen." "Mein unbesonnener Ruf," erwiderte Lezurier, "hat mich ohnehin in Ihre Hände geliefert und meine Theilnahme am Kampf der Zukunft beinahe unmöglich gemacht, ich kann mir also die Genugthuung gewähren, dem Tyrannen in's Gesicht zu sagen, was ich von ihm denke. Er hat ja doch nur die Macht," fügte er mit verächtlichem Achselzucken hinzu, "diesen Körper zu vernichten, diese Form zu zerbrechen, in welcher ein kleiner Theil jenes Geistes eingeschlossen ist, der im gewaltigen unwiderstehlichen Flug die Trümmer seines Thrones fortreißen w$ ottere mit einer etwas naeselnden Stimme, "eine solche Colonie nicht fuer zweckmaessig "Der Herr Major," fiel der Unteroffizier ein, "haben uns gesagt, dass wir die voellig freie Entschliessung haetten, unsere Zukunft einzurichten, wie wir wollten. Ich habe mir die Sache reiflich ueberlegt und bleibe dabei, dass ich nach Algier gehen will. Vorzueglich," fuhr er fort, "moechte ich ein fuer allemal abgefunden sein, wohin ich mich dann wende, kann und wird ja uebrigens Seiner Majestaet ganz gleichgueltig sein." "Es ist Seiner Majestaet gewiss nicht gleichgueltig," sagte Herr von Adelebsen mit sanfter Stimme, "wie sich die Zukunft seiner frueheren Soldaten gestaltet, und deshalb--" "Darf ich bitten, Herr Major," fiel der Unterofficier, sich in strammer Haltung aufrichtend, ein, "meine Erklaerung zu Protocoll nehmen zu lassen? Mein Entschluss steht unwiderruflich fest." Herr von Adelebsen gab dem Lieutenant de Pottere einen Wink. Dieser schrieb die Erklaerung des Unterofficiers nieder und der Major zaehlte die Abf$ tstrahl hervor, eines der Bretter des Fussbodens erhob sich, aus der Oeffnung stieg ein Mann mit einer kleinen Blendlaterne hervor. Er leuchtete mit dem hellen Strahl seiner Laterne nach allen Seiten in die Tiefe des Zimmers hinein, dann drueckte er das erhobene Brett sorgfaeltig in seine alte Stelle zurueck, scharrte etwas von dem auf dem Boden liegenden Staub in die Spalten, zog dann mehrere sauber gearbeitete Schluesselhaken aus der Tasche und oeffnete die Schublade des Tisches. Er nahm eine der Bomben und steckte sie in seine Tasche, dann zog er ein kleines Notizbuch hervor und schrieb beim Schein seiner Laterne einige Worte in dasselbe, indem er vor sich hinfluesterte. "Lepet, Giesser,--Beaury, Rue St. Maur Nummer zweiunddreissig." Dann ging er zur Thuer, loeschte seine Laterne aus, verliess leisen Schrittes den Hof und das Haus und begab sich ruhig, die damals so beliebte Melodie des Pompier de Nanterre vor sich hin pfeifend nach der Polizeipraefectur, wo er durch den Dienst thuenden Huissier sogleich i$ en Combination auf das Aeußerste und Entschiedenste widersetzen, um so mehr als in der Person des Prinzen von Hohenzollern durch seine Verwandschaftsbeziehungen mit dem portugiesischen Königshause auch die Idee der iberischen Einheit ihren Ausdruck findet." Napoleon lächelte ein wenig bei den lebhaft und erregt gesprochenen Worten des Herzogs. "Nun," sagte er, "der Prinz Leopold wird wohl so bald nicht in der Lage sein, mit der unumschränkten Autorität Carl V. und Philipp II. über die Armeen Spaniens verfügen zu können, und das spanische Nationalgefühl würde es ihm wohl ein wenig schwer machen, im Fall einer Verwickelung mit Deutschland unsere Grenzen zu bedrohen, um so mehr da mit der Herstellung der Monarchie auch der Einfluß Roms auf die spanische Politik wieder erheblich mächtiger werden muß. Allein," fuhr er fort, "die Sache ist immerhin unangenehm und berührt mich besonders in diesem Augenblick sehr peinlich. Auch ist die Art und Weise der plötzlichen Mittheilung eines im Stillen vorbereiteten fait acco$ ion, denn einen politischen Grund, sich so sehr darüber zu echauffiren, sehe ich in der That nicht. Der Prinz Leopold ist kein preußischer Prinz--und wenn er es wäre, glaubt man denn, daß er in diesem von Parteien zerrissenen spanischen Lande preußische Politik machen könnte? Jeder König, der dort auf den Thron steigt, wird genug zu thun haben, um sich auf demselben zu erhalten und der inneren Verwirrungen Herr zu werden. Ich begreife die ganze Sache nicht," fuhr er fort,--"ich hoffe, daß das Alles nur ein kleines Strohfeuer sein wird, wie man sie in Frankreich von Zeit zu Zeit anzuzünden liebt, und daß der Kaiser Napoleon auch diesmal wie bei der Luxemburger Angelegenheit, die doch eigentlich ernsterer Natur war, das Feuer der Kriegspartei ein wenig dämpfen wird." "Auch ich bin davon überzeugt, Majestät," erwiderte Herr von Werther, "denn nach all den Eindrücken, die ich habe, wünscht der Kaiser wirklich aufrichtig die Erhaltung des europäischen Friedens und guter Beziehungen zu Eurer Majestät. Indeß läßt si$ reiben beobachtete. Es waren fast drei Wochen vergangen, seit sie ihren Brief abgesendet, da trat sie eines Tages ernst und ruhig vor ihren Vater hin, als derselbe nach dem Diner in seinem Lehnstuhl saß und mit klarem Blick und mit fester Stimme sprach sie zu ihm: "Es ist jetzt vorbei, mein Vater, der Traum, welcher eine Zeit lang mein Leben erfüllte, ist ausgeträumt. Die Liebe, welche mein ganzes Wesen durchdrang, ist in meinem Herzen gestorben, ich habe sie ausgerissen mit den letzten Wurzeln, ich habe sie verachten gelernt und will sie nun auch vergessen können. Du hast Recht gehabt, mein Vater, der Stolz giebt die Kraft, sich aus dem Bann leidenden Jammers zu erheben und im Gefühl der eigenen Würde die Niedrigkeit und Schlechtigkeit derer zu vergessen, die unser Herz mit Füßen traten. Ich habe ein Jahr meines Lebens verloren--das ist Alles," sagte sie bitter und hart, "vielleicht habe ich dabei gewonnen, denn ich habe die Menschen verachten und die eigene Kraft schätzen gelernt. Nimm mich hin, mein Vater,$ und blickte mit tiefem Ernst auf den Ministerpräsidenten Grafen Bismarck, welcher in der Uniform des Magdeburgischen Cürassierregiments No. 7 vor Seiner Majestät stand und die letzten noch vor der Abreise zu erledigenden Vortragssachen beendet hatte. "So ist denn," sagte der König, "Alles vorbereitet, was menschliche Berechnung vermag, um nach allen Seiten hin in ungehemmter Spannung unsere Kräfte entfalten zu können,--unser Haus ist bestellt, die Armee ist in ordnungsmäßiger Bewegung und es ist nun an unserem Alliirten da oben, mit uns hinauszuziehen in den Kampf, an dem wir wahrlich unschuldig sind und uns den Sieg zu verleihen, wie er ihn uns schon einmal gab gegen den Übermuth desselben Feindes." "Und dieser Sieg wird nicht fehlen, Majestät," rief Graf Bismarck, indem seine linke Hand sich fest um den Griff seines Pallaschs spannte,--"er wird schneller und entscheidender kommen, als die Welt ihn erwartet und er wird Alles, was sich im deutschen Nationalleben in diesen Jahren vorbereitet hat, zu herrliche$ r den Sinn besaesse, der ihnen allen fehlte, Wunder unter ihnen verrichten,--wuerde er ihnen nicht als ein uebernatuerlicher Prophet erscheinen,--oder als ein Narr verlacht werden,--und das bloss weil er einen Sinn mehr haette als sie und durch diesen Sinn eine Welt wahrnehmen koennte, welche da ist, welche die andern Alle umgiebt wie ihn,--welche aber ihrer Wahrnehmung sich entzieht, weil ihnen das Medium dazu fehlt.--Koennen denn nicht auch uns solche Welten umgeben, fuer welche unser Organismus keinen Sinn besitzt,--und ist es unmoeglich, dass Einzelnen dieser Sinn gegeben ist, der sie das erblicken laesst, was uns verschlossen bleibt und was wir deshalb in selbstgenuegsamer Beschraenktheit fuer nicht vorhanden erklaeren?"-- "Und wenn dem so waere," sagte Pietri,--"Eure Majestaet koennen mit der Perspective, welche Fraeulein Lesueur geoeffnet, zufrieden sein--Napoleon IV wird Kaiser der Franzosen sein--hat sie ihren Geist antworten lassen,--und" sprach er mit herzlichem und aufrichtigem Tone,--"ich habe da$ ten. "Don Alphonso," sagte die Koenigin, ihren Sohn vorfallend, "Donna Maria del Pilar--Donna Maria della Pay,--Donna Eulalia,"--fuhr sie fort, die kleinen Prinzessinnen bezeichnend, welche sich nach der Reihe ihrem Oheim naeherten und ihre Lippen auf seine Hand drueckten. Das bisher so ernste, strenge und unbewegliche Gesicht des Grafen von Monte Molin wurde einen Augenblick von einem feuchten Schimmer ueberstrahlt. Ein weiches und inniges Gefuehl leuchtete aus seinen Augen, wie in unwillkuerlicher Bewegung umarmte er den Prinzen von Asturien, zog dann die kleinen Infantinnen an sich heran und kuesste sie eine nach der andern auf die Stirn. "Die lieben Kinder," sagte er,--"die Gluecklichen, die noch allen Sorgen des Lebens--und der Politik fern stehen,--Gott segne sie." Die Koenigin hatte mit bewegtem Ausdruck diese Scene mit angesehen, eine tiefe, maechtige Ruehrung zuckte ueber ihr Gesicht, ein feuchter Schimmer verhuellte ihren Blick. Dann winkte sie mit der Hand, die Graefin Ezpeleta erschien wieder und $ --zu dem es nicht kommen soll," fuegte er mit fester Stimme hinzu. "Doch in Ihrer Bemerkung, mein lieber Baron, liegt eine tiefe Wahrheit, und ich danke Ihnen fuer die Idee, welche Sie mir gegeben. Je mehr man in Frankreich an die Moeglichkeit eines Krieges glaubt, um so hoeher wird der Triumph sein, wenn man ohne denselben dem Nationalgefuehl volle Genugtuung schafft. Die Gelegenheit ist guenstig, um die Zaubermacht der Marseillaise ueber die Franzosen, welche ich kenne und nach ihrem vollen Werth schaetze, zu einer maechtigen Waffe des Kaiserreichs zu machen. Ich werde den Befehl geben, dass man die Marseillaise erlaubt, bewirken Sie, dass man sie singt, dass man sie in den Theatern verlangt--das Plebiscit, die Marseillaise und ein diplomatischer Erfolg gegen Preussen--das wird ein festes Fundament fuer den Thron Napoleon's IV--das wird die Kroenung meines Gebaeudes sein. Senden Sie also sogleich," sagte er zum Herzog von Gramont gewendet, "den Befehl an Benedetti, die besprochene Erklaerung vom Koenige von$ en, schwindeln, ducken sich nach Zeit und Umstand. DER DOCTOR. Apropos! Dann unterzeichnen Sie mir wohl ein Blättchen ohne Stirngerunzel. (Er giebt ihm das Papier, welches er schrieb und klingelt; ein Bedienter erscheint.) Hole den Arbeiter Albert schleunigst aus der Fabrik. QUESTENBERG. Mein Sohn! DER DOCTOR. An die Unterschrift knüpf' ich die Heirathsfrage. QUESTENBERG. Verückte der Erbärmliche Deine Sinne und-- DER DOCTOR. Ihm muß geholfen werden, er verdient's! QUESTENBERG. Du weißt aber nicht-- DER DOCTOR. Ich mag von nichts wissen! QUESTENBERG. Welch' Wagestück! DER DOCTOR. Unsinn! QUESTENBERG. Es ist äußerst beleidigend in meine Angelegenheiten Dich zu DER DOCTOR. Mischtest Du Dich nicht in mein Herz und gabst mir eine Ohrfeige, als ich Widerstand versuchte? QUESTENBERG. Ich that's als Vater und aus wohlmeinendem Interesse-- DER DOCTOR. Das hört auf wohlmeinend zu sein, wenn's die menschliche Würde ignorirt.--(Ihm die Feder in die Hand steckend.) Wozu aber langath'mige Verhandlungen, da! QUESTENBERG. M$ Hoffnung, daß Sie einem Verein, der, wenn auch nur indirekt, auf Ihre eigene Wirksamkeit zurückzuführen ist, nach dem großen Verlust, der ihn betroffen, in seinem schweren Kampfe zur Seite stehen werden." In dem Prospekt habe der Name Lassalle nirgends gestanden. Der Prospekt habe nur drei Punkte enthalten: "Solidarität der Völkerinteressen", "Das ganze gewaltige Deutschland--ein freier Volksstaat", "Abschaffung der Kapitalherrschaft". Daraufhin hätten er und Engels ihre Mitarbeit zugesagt.... Am 28. November habe Schweitzer ihm geschrieben, daß seine und Engels' Zusage in der Partei, soweit sie überhaupt eingeweiht sei, die freudigste Sensation hervorgerufen.... Marx erzählt weiter, wie er im Laufe des Januar gegen die Taktik Schweitzers im "Sozialdemokrat" protestierte und daß, als trotz Schweitzers Beruhigungsschreiben die Taktik im Blatte dieselbe geblieben, er aufs neue protestiert habe, worauf Schweitzer ihm am 15. Februar folgendes geschrieben: "Wenn Sie mir wie im letzten Schreiben über theoreti$ und der Polemik gegen den "Sozialdemokrat" beschäftigt, so fiel mir die erwähnte Arbeit zu. Ich betrachte noch heute mit einiger Heiterkeit die Schriftstücke, worin sowohl die königlich sächsische Staatsbahnverwaltung wie das Direktorium der damals privaten Thüringischen Eisenbahngesellschaft auf meine Gesuche mir anzeigten, daß sie die üblichen Fahrpreisermäßigungen für Besucher von Kongressen auch den Besuchern des in Eisenach stattfindenden sozialdemokratischen Kongresses gewährten. Heute geschähe dergleichen nicht mehr. * * * * * In eine kleine Verlegenheit brachte mich ein Artikel, in dem Joh. Phil. Becker im "Vorboten" seine Ansichten über die Organisation der neuen Partei entwickelte. Der alte Jean Philipp war ein prächtiger Kerl, opferbereit, hingebend, unermüdlich bei Tag und Nacht, ein Haudegen, der wie 1848 und 1849 in der badischen Revolution als Oberst eines Freischarenregiments jetzt wieder bereit gewesen wäre, zu Pferde zu steigen. Auch wußte er aus seinem sehr be$ esen, als rausche der Sturmvogel der Revolution durch das Haus. Das schien dem Verleger der "Gartenlaube", Ernst Keil, mit dem ich früher persönlich wiederholt wegen politischer Dinge Verkehr gehabt hatte, ein zu großes Lob zu sein. Der Druck der betreffenden Nummer wurde unterbrochen und der Satz geändert. Einige Wochen später, als ich wieder zu Hause war, traten eines Tages zwei aristokratisch aussehende Herren in meine Werkstatt, in der ich eben am Schraubstock stand und Büffelhörner zersägte. Der eine der Herren fragte nach dem Drechslermeister Bebel. Der bin ich, gab ich zur Antwort. Darauf sah mich der Frager etwas betroffen an und äußerte: Ich meine den Reichstagsabgeordneten Bebel. Etwas pikiert antwortete ich: Ja ja, der bin ich! Erstaunt sah er an mir vom Kopf bis zu den Füßen herunter und stellte sich als Freiherr v. Friesen auf Rötha vor. Er war der Bruder des Ministers. Er habe meine Reichstagsrede gelesen und sich über eine Anzahl Stellen in derselben gefreut. Ich verneigte mich für das Komplime$ ch gab ihm die gewünschte Aufklärung. Dann entfernten sich die beiden. Unsere Partikularisten waren zu jener Zeit von einem unbändigen Haß gegen Bismarck beseelt; sie hätten mit dem Teufel ein Bündnis geschlossen, um ihn zu vernichten. Während des Reichstags saß der größte Teil der sächsischen Abgeordneten im Leipziger Garten, der vis-à-vis dem Herrenhaus sich befand. Wir hatten mit dem Wirt ein Abkommen getroffen, wonach er für uns jeden Tag nach Schluß der Sitzung ein gemeinsames Mittagessen bereit hielt. Eines Tages saß ich neben dem Abgeordneten Haberkorn, der Bürgermeister von Zittau und Präsident der Zweiten sächsischen Kammer war. Im Laufe der Unterhaltung kam das Gespräch auch auf Bismarck, der in der Sitzung am Vormittag wieder eine seiner heftigen Reden gehalten hatte. Haberkorn war darüber so erregt, daß er sich in den denkbar stärksten Ausdrücken wider ihn erging. Gegen Ende der Session hatte der König den gesamten Reichstag zu Tisch ins Schloß geladen. Ich und einige andere Abgeordnete nahmen an $ ke, eine Anzahl Anträge vor. Nach längerer Debatte fand alsdann ein Antrag Kokosky-Grillenberger und Genossen Annahme, wonach der Kongreß die Reformbedürftigkeit des Programms anerkannte, jedoch in der Erwägung, daß die Frage im Augenblick noch nicht spruchreif sei, die Aenderung des Programms bis zum nächsten Kongreß vertage. Die Programmänderung solle in der Presse zur Diskussion gestellt werden. Des weiteren wurden öffentliche Vorträge veranstaltet, wobei Liebknecht und Motteler über die politische Stellung der Sozialdemokratie, York und Grillenberger über die industrielle und ländliche Arbeiterfrage sprachen. Grillenberger, der über das letztere Thema sprach, hielt zu dieser Frage eine gute instruktive Rede. Tessendorf als Bahnbrecher der Einigung. Einigungsverhandlungen. Geib und Liebknecht hatten recht, als sie ausführten, die Neigung zu einer Vereinigung mit uns werde im Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein gefördert werden durch die Behandlung, die ihm jetzt gleich uns von oben zuteil wurde. Als vorne$ ordneten in Berlin gebot. Die Session wurde am 29. Oktober 1874 eröffnet, aber schon am 30. Januar geschlossen. Die Beteiligung unserer Vertreter an den Verhandlungen war keine lebhafte. Die Verhandlungen über die Einigung der Partei nahmen das Interesse der Abgeordneten mehr in Anspruch als die Beratungen des Reichstags, obgleich denselben wichtige Vorlagen beschäftigten. So war unter anderen der Entwurf eines Gerichtsverfassungsgesetzes, einer Straf- und einer Zivilprozeßordnung vorgelegt worden und ein Gesetzentwurf über den Landsturm, zu dem später Liebknecht und Hasselmann das Wort nahmen. Selbstverständlich wurde wieder der Antrag auf unsere Beurlaubung aus der Haft während der Dauer der Session eingebracht, der diesmal Hasenclever, Most und mich umfaßte. Zu der Begründung des Antrags nahm Liebknecht das Wort, der sich die Gelegenheit nicht entgehen ließ, die Prozesse, die unsere Verurteilung herbeigeführt, unter die Lupe zu nehmen und die Urteile gründlich zu zerzausen. Besonders nachdrücklich sprach e$ blute tränkt und eigne Kraft den fremden Seelen schenkt. Erschrocken sieht's der Arzt, fragt: wie? woher? Manch Leben bliebe heil, wenn ich nicht wär. Vereine beide Worte: Welch ein Wissen von Mensch zu Mensch! In fremdes Sein gerissen stehn wir vor unbegreiflich zarten Dingen, die unsrer Seele dunkle Träume bringen, und fühlen scheu des Geistes Doppelwesen. Du großes Rätsel, wer wird je dich lösen? POLTERABENDGEDICHT für ein kleines Mädchen (mit einer Schlüssel-Atrappe) Ich bin eine kleine Sternschnuppe und rutschte herab vom Himmel und fiel aus der großen Milchstraße grad hier in das Gewimmel. Verwundert fragt' ich die Leute: Wo kommt ihr denn alle her? Da sagten sie mir, daß heute hier Polterabend wär. Die Ehen schließt man im Himmel, und Donnergepolter gibt's auch; da bin ich ja wie zu Hause und bring meine Gabe auch. Nehmt hier den Zauberschlüssel, vom Sirius bracht ich ihn mit in meiner Sternentasche, als ich herunter glitt. Stets häng er zu euern Häupten, und zieht es euch hinauf, schließt er zu jeder $ Esel Der Schneidermeister Piekenich Der Sommerabend ist so schön Der Vater will's das Fritzchen Des Mondes Tochter Mirlamein Die alte Mutter Hule Die erste frißt Die ersten sind ein Untertan Die erste Silbe führt die krause Schar Die Henne legt ein Ei Eia, wir Elfen Ein deutscher Meister war es, gottgesandt Ein Kätzlein ging einst jagen Ein Müllersmann aus Oberwesel Ein Vogel flog aus dem Heimatland Er geht in sich, um sich zu pflegen Es läuft und hat keine Beine Es regnet, es regnet Es tanzen zwei Gesellen Es war einmal ein Kätzchen Es war zur lieben Weihnachtszeit Fixfax der arge Kobold spricht Flutschpeter lief nie gradeaus Fritz, ich möcht den Spaten haben Froh singt ihr Lied am Sommertag Früh, eh ich's konnt begreifen Gestern lief der Peter weg Getrieben werd ich, doch ich treibe wieder Grüß Gott, ihr Leut, ich bin das Jahr Guten Morgen, ihr Beinchen Guten Tag, guten Tag, liebe Grünkramfrau Hansel und Gretel stehen zu zwein Hans Wackelohr, Hans Wackelohr Häschen in der Grube Has, Has, Osterhas Heini, Hei$ e Herzen zu versöhnen. Anders die Pastorin, die allem Gerechten eine warme Freundin, aber dem Schlechten eine eifrige und unerschrockene Gegnerin war. "Ich sollte nur Ihrem Vetter gegenüberstehen, ich wollte ihm schon die Seele mürbe machen, liebste Theonie. Sie thun auch ganz unrecht, Furcht zu empfinden. Menschen, wie Ihr Vetter, sind nur mutig, wenn sie keinen Widerstand treffen; sehen sie, daß man ihnen die Zähne zeigt, ziehen sie wie die Hunde den Schwanz ein. Was soll Ihnen denn geschehen?--Er könnte Sie totschlagen, meinen Sie? Welcher Gedanke! Er will nur Vorteile aus Ihnen ziehen. Was gewinnt er, wenn er sich mit der Staatsgewalt in Konflikt bringt? Ihre Phantasie ist erregt; der alte Frege, dessen Mißtrauen sich erhöht, weil er schlecht hört, hat Sie ängstlich gemacht. Ich wette darauf, daß Ihr Vetter von selbst wieder ankommt und um gut Wetter bittet." So sprach die Frau, freilich mehr, um Theonie zu beruhigen, als ganz ihrer Überzeugung folgend. Auch sie stand unter dem Eindruck, daß Tankred zu de$ orgeben, werden Sie ausfallend und stoßen Drohungen aus, wie man Sie wohl auf der Bühne von Bösewichtern, aber nicht von einem sittlichen Menschen zu hören gewohnt ist. Nun wollen Sie gar durch falsche Eide Ihre Forderungen erzwingen! Gehen Sie in sich, Herr von Brecken! Noch ist es Zeit. Das Ende wird sonst schrecklich sein. Eine Weile begünstigt das Schicksal wohl solcherlei Treiben, aber nur um den Übermut nachher um so schwerer zu strafen. Nehmen Sie, was Ihre Kousine Ihnen bietet, und erwerben Sie sich durch einen tadellosen Lebenswandel die Anwartschaft auf fernere Zuwendungen, dann sind Sie weise. Wenn Sie mir das versprechen, will ich verschweigen, was eben über Ihre Lippen gegangen ist, und es soll auch alles, was sonst geschehen, der Außenwelt vorenthalten bleiben. Im anderen Falle aber seien Sie überzeugt, daß wir mit allen Mitteln Ihrem ungesetzlichen, frivolen, ja, gefährlichen Treiben entgegentreten werden. Und noch eins: Wenn Sie glauben, daß Sie uns Furcht einflößen können, so irren Sie sich. $ könnte mir wahrlich sonst nicht beifallen, aber hier ist es in der That geboten, die Dinge klarzustellen." In dieser Rede war jeder Satz berechnet. Daß es sich bei Freges Vorgehen um etwas ganz anderes gehandelt, daß er eben bei seinem tief eingewurzelten Mißtrauen gegen Tankred ein Falsifikat vermutet hatte, erwähnte Tankred natürlich nicht. Er wollte sich den Anschein geben, als ob die Möglichkeit einer solchen Unterstellung ihm überhaupt gar nicht in den Sinn gekommen wäre. Zu seiner Befriedigung bemerkte er denn auch, daß die Pastorin, unbekannt mit Freges Schlußfolgerungen, Partei für ihn zu nehmen schien und, ihrem Gerechtigkeitssinn folgend, erklärte, sie werde gern Gelegenheit nehmen, falsche Gerüchte, wenn sie ihr begegneten, richtig Mit den Worten: "Im übrigen will ja Ihre Kousine in vierzehn Tagen zurückkehren. Sie können dann selbst die Dinge mit ihr bereden," verabschiedete sie sich von Tankred und eilte, da eben auch ihr Mann, bei dem Carin statt ihrer den Dienst versehen, nach ihr verlangte, i$ Carin?" Hederich sprach den Namen sehr breit, er verstand's nicht anders. "Nun, Herr Hederich?" "Ich glaube, meine Tage sind hier überhaupt gezählt. Herr von Brecken will selbst herrschen, auch die Ausgaben verringern. Sie wollen's beide. Na, Sie kennen's ja am besten. Ich hab' mich auch schon an den Gedanken gewöhnt. Am Ende, leben kann ich, so viel habe ich! Vielleicht pachte ich mir irgendwo etwas oder kaufe mir einen kleinen Besitz.--Aber, drum und dran,--leicht wird's mir doch nicht werden--leicht schon nicht, weil--weil--" "Weil man sich schwer von der Scholle trennt, auf der man so lange fleißig wirkte und erfolgreich thätig war," fiel Carin ein. "Ja, das begreife ich. Die Liebe für das hiesige Land und die Menschen waren ja neben der Frau Pastorin eifrigem Zureden auch für mich der Grund, zu bleiben. Sonst hätte ich mich wahrscheinlich nicht der Peinlichkeit ausgesetzt, wieder mit Grete in Berührung zu treten. Wie leichten Herzens hat sie mich gehen lassen!" "Es hat sie viel beschäftigt, es hat ihr au$ t, es sei in seinem Zimmer so fußkalt, daß er es nicht aushalten könne," schaltete Grete ein. Sie gab diesmal kein Urteil ab, war überhaupt zurückhaltender über "die oben" als gestern. "Ja eben, er hat jeden Tag ein neues Bedürfnis. Hypochondrische Leute, die nichts zu thun haben, kommen auf tausend überflüssige Geschichten. Da fällt mir ein: es scheint ja wahrhaftig etwas zwischen Streckwitz und Theonie zu werden. Frau von Bülow behauptete, sie seien sogar schon verlobt. Wir müssen Hederich fragen. Übrigens möchte ich wohl wissen, ob der gestern noch bei ihnen oben gewesen ist. Die Sache ist klar. Er wollte keine Handschuhe abgeben, sondern sie wollten nur zusammen hocken, um über uns zu Gericht zu sitzen. Und das ist doch kein richtiges Verhältnis, Grete. Sie intriguieren fortwährend gegen uns, und der alte Schwäger trägt die Neuigkeiten von Haus zu Haus, nach Breckendorf, nach Falsterhof und nach Elsterhausen. Insofern wäre es allerdings, um einmal den Fall ernstlich ins Auge zu fassen, gar nicht vom Übel,$ gelesen, ließ sie die Schriftstücke aus der Hand fallen und sank stöhnend und wie vernichtet in den Sessel zurück. * * * * * Als Tankred, während dies bei Hederich geschah, auf den in Klementinenhof zwischen Tannenreihen sich ausbreitenden Vorhof trabte, zog ein eben dem Stall sich nähernder Diener den Hut und fragte, ob er das Vergnügen habe, mit Herrn von Brecken zu sprechen. Er sei von seinem in der Nacht erkrankten Herrn beauftragt worden, nach Holzwerder zu reiten, um Herrn von Brecken zu bitten, geneigtest einen anderen Tag für seinen Besuch zu wählen. Nicht wenig überrascht, aber auch von Mißtrauen erfaßt, forschte Tankred in des Boten Mienen. Aber in ihnen spiegelte sich ein so ehrlicher Ausdruck wieder, und der Bericht des Dieners über die Krankheit klang so überzeugend, daß Tankred von der Annahme, Streckwitz habe sich nur eines Vorwandes bedient, um eine Begegnung mit zu ihm vermeiden, sogleich zurück kam. Aber die Ungeduld, doch irgend etwas seinen Plänen Förderlich$ chwiegereltern sich rührten. Frau von Tressen hatte das Kind ohne jede Rücksprache mit Tankred zu sich hinaufgenommen, eine Amme, und was sonst erforderlich, war besorgt, sie ließ wie früher unten kochen und sich oben bedienen und machte keinerlei Miene, in ihren bisherigen Gewohnheiten eine Änderung herbeizuführen oder gar Vorbereitungen zu ihrem und ihres Mannes Fortgang zu treffen. Das regte Brecken dermaßen auf, daß er schon wiederholt einen Brief aufgesetzt hatte, um damit die Alten aus ihrem Schlupfwinkel herauszutreiben. Aber wenn er ihn hinaufschicken wollte, kamen ihm doch wieder Bedenken, ob es weise sei, noch mehr Anlaß zu Gesprächen zu geben. Er hatte eine Unterredung zwischen zwei Holzaufsehern belauscht, aus der hervorging, daß man ihn für den Tod seiner Frau verantwortlich zu machen geneigt war, und daß sich Gerüchte verbreitet hatten, die mit der Erbschaftsakte von Theonie in Verbindung standen. Die Worte: "So was mit Papieren soll nicht richtig sein" waren an sein Ohr gedrungen, und besonders$ alsterhof zurueckkehren." "Und dann siedeln Sie auch wieder nach Falsterhof ueber? Oder welche Plaene haben Sie, Herr von Brecken? Ist es richtig, was meine Tochter mir sagt, dass Sie ein Gut kaufen wollen? Hoffentlich dann in unserer Naehe," schloss Herr von Tressen artig. "Allerdings, ich moechte wohl hier herum etwas erwerben, finde aber nichts Passendes. Ja, wenn ich ein Gut wie Holzwerder kaufen koennte--" Unwillkuerlich erhob Herr von Tressen den Blick. Hatte Tankred die letzten Worte mit einer bestimmten Absicht gesprochen? Wollte er auf diese Weise das Gespraech auf Grete hinueberleiten? Im Augenblick fand Herr von Tressen keine Anknuepfung, dann aber kam ihm ein guter Gedanke, und er sagte: "Falsterhof selbst zu verwalten, da Sie ja, wie ich hoere, Mitbesitzer sind, wuerde Ihnen nicht konvenieren? Uebrigens nachtraeglich meine Gratulation! Es ist wohl die schoenste Herrschaft in der Provinz." Diesen Worten war es unmoeglich, auszuweichen. Tankred wusste auch, dass sie absichtlich gesprochen waren. Tr$ en, ob ich Mama in einer wichtigen Sache sprechen koenne. Ich aeussere erst mein Bedauern, dass gestern wieder etwas zwischen Euch vorgefallen, und lege ihr dann die Sache dar. Es hilft nichts, wir muessen alle Minen springen lassen, und es ist keine Zeit zu verlieren. Wenn Theonie und Streckwitz sich bereits gesehen haben, ist nichts mehr zu machen. Wir muessen ihn und sie vorher abfangen." Nach wenigen Minuten erschien der nach oben gesandte Diener wieder. Frau von Tressen liesse sagen, sie sei nicht wohl, sie muesse bedauern, heute niemanden sehen zu koennen. Das hatte Brecken denn doch nicht erwartet. Er sah, die oben nahmen jetzt die Dinge sehr ernst. Nach kurzem Besinnen aber reckte er sich und "Ich gehe trotzdem hinauf, ich will doch sehen, ob sie mich abweist. Wenn nicht anders, trete ich ohne weiteres ein und nehme ihr die Sache ueber den Kopf." Grete aeusserte kein Nein und kein Ja. "Versuch's!" warf sie tonlos hin, und Tankred, immer nur mit dieser einen Angelegenheit beschaeftigt, uebersah ihr Wes$ , und er besass keine Mittel mehr zum Leben. Er musste dann schon Anspruch auf Diaeten erheben, aber da er ohne Wohnung war, wuerden sie kaum zu seinem Unterhalt ausreichen. Wieder ergriff den Mann eine an Raserei grenzende Wut. Und zu der Wut gesellte sich die Rachsucht und in erhoehtem Masse die Gier nach Besitz und Geld. Welch ein Augenblick, wenn er Eigentuemer von Falsterhof sein wuerde, wenn er mit stolzer, von Machtfuelle getragener Geringschaetzung herabblicken koennte auf das 'Gesindel', das ihn hatte vernichten wollen. Er weidete sich in Gedanken an ihrem Aerger und ihrer grenzenlosen Enttaeuschung, dass es ihnen nun doch nicht gelungen war, ihn in den Staub zu druecken. Im Gegenteil! Ihnen allen zum Trotz blieb er dann doch in ihrer naechsten Naehe, und von genuegenden Mitteln unterstuetzt, konnte er einen vorlaeufig verlorenen Prozess noch einmal wieder aufnehmen. Und fest entschlossen war er nun, dem Zaudern ein Ende zu machen. Die Verhaeltnisse trieben ihn dazu. Er wollte Theonie beseitigen. Wae$ hlichten Ehering, ruhten in den Schoßfalten eines schweren und dunklen Tuchrockes, und sie trug eine silbergraue, anschließende Taille mit festem Stehkragen, die mit hochaufliegenden Sammetarabesken über und über besetzt war. Aber diese gewichtigen und warmen Stoffe ließen die unsägliche Zartheit, Süßigkeit und Mattigkeit des Köpfchens nur noch rührender, unirdischer und lieblicher erscheinen. Ihr lichtbraunes Haar, tief im Nacken zu einem Knoten zusammengefaßt, war glatt zurückgestrichen, und nur in der Nähe der rechten Schläfe fiel eine krause, lose Locke in die Stirn, unfern der Stelle, wo über der markant gezeichneten Braue ein kleines, seltsames Äderchen sich blaßblau und kränklich in der Klarheit und Makellosigkeit dieser wie durchsichtigen Stirn verzweigte. Dies blaue Äderchen über dem Auge beherrschte auf eine beunruhigende Art das ganze feine Oval des Gesichts. Es trat sichtbarer hervor, sobald die Frau zu sprechen begann, ja sobald sie auch nur lächelte, und es gab alsdann dem Gesichtsausdruck etwas$ agte sie einfach, stellte die Noten aufs Pult, setzte sich und begann nach einem Augenblick der Stille mit der ersten Seite. Er saß neben ihr, vornübergebeugt, die Hände zwischen den Knieen gefaltet, mit gesenktem Kopfe. Sie spielte den Anfang mit einer ausschweifenden und quälenden Langsamkeit, mit beunruhigend gedehnten Pausen zwischen den einzelnen Figuren. Das Sehnsuchtsmotiv, eine einsame und irrende Stimme in der Nacht, ließ leise seine bange Frage vernehmen. Eine Stille und ein Warten. Und siehe, es antwortet: derselbe zage und einsame Klang, nur heller, nur zarter. Ein neues Schweigen. Da setzte mit jenem gedämpften und wundervollen Sforzato, das ist wie ein Sich-Aufraffen und seliges Aufbegehren der Leiden schaft, das Liebesmotiv ein, stieg aufwärts, rang sich entzückt empor bis zur süßen Verschlingung, sank, sich lösend, zurück, und mit ihrem tiefen Gesänge von schwerer, schmerzlicher Wonne traten die Celli hervor und führten die Weise fort ... Nicht ohne Erfolg versuchte die Spielende, auf dem arms$ waren nicht geschaffen dafür, und Ihre Ohren nicht, die keusche Süßigkeit seiner Melodie zu vernehmen. Sahen Sie es -- Sie durften nicht wagen, zu atmen, Sie mußten Ihrem Herzen zu schlagen verwehren. Sie mußten gehen, zurück ins Leben, in Ihr Leben, und für den Rest Ihres Erdendaseins das Geschaute als ein unantastbares und unverletzliches Heiligtum in Ihrer Seele bewahren. Was aber taten Sie? Dies Bild war ein Ende, mein Herr; mußten Sie kommen und es zerstören, um ihm eine Fortsetzung der Gemeinheit und des häßlichen Leidens zu geben? Es war eine rührende und friedevolle Apotheose, getaucht in die abendliche Verklärung des Verfalles, der Auflösung und des Verlöschens. Ein altes Geschlecht, zu müde bereits und zu edel zur Tat und zum Leben, steht am Ende seiner Tage, und seine letzten Äußerungen sind Laute der Kunst, ein paar Geigentöne, voll von der wissenden Wehmut der Sterbensreife .... Sahen Sie die Augen, denen diese Töne Tränen entlockten? Vielleicht, daß die Seelen der sechs Gespielinnen dem Leben g$ n ganz von der Not des Erwachens! O fassungsloser Sturm der Rhythmen! O chromatisch empordraengendes Entzuecken der metaphysischen Erkenntnis! Wie sie fassen, wie sie lassen, diese Wonne fern den Trennungsqualen des Lichts? Sanftes Sehnen ohne Trug und Bangen, hehres, leidloses Verloeschen, ueberseliges Daemmern im Unermesslichen! Du Isolde, Tristan ich, nicht mehr Tristan, nicht mehr Isolde---- Ploetzlich geschah etwas Erschreckendes. Die Spielende brach ab und fuehrte ihre Hand ueber die Augen, um ins Dunkel zu spaehen, und Herr Spinell wandte sich rasch auf seinem Sitze herum. Die Tuer dort hinten, die zum Korridor fuehrte, hatte sich geoeffnet, und herein kam eine finstere Gestalt, gestuetzt auf den Arm einer zweiten. Es war ein Gast von >Einfried<, der gleichfalls nicht in der Lage gewesen war, an der Schlittenpartie teilzunehmen, sondern diese Abendstunde zu einem seiner instinktiven und traurigen Rundgaenge durch die Anstalt benutzte, es war jene Kranke, die neunzehn Kinder zur Welt gebracht hatte und $ r Maltonwein " 0,06-3/4 1 Teel. Zitronenzucker " 0,00-1/2 1 Eßl. Zitronensaft " 0,03 M 0,26-1/4 _Zubereitung_: Eier werden mit dem Zucker kalt verrührt, Wein, Zitronenzucker und Zitronensaft dazugefüllt, ins Wasserbad gesetzt und dick geschlagen. Um die Saucenmenge zu vermehren kann man auch 10 g Mehl mit 1/8 l Wein besonders garkochen und zur obigen Masse rühren. Die Sauce ist warm oder kalt zu reichen. _Bemerkungen_: Anstatt Zitrone kann Apfelsine oder beides gemischt genommen werden. Fügt man 3 Tafeln aufgelöste Gelatine hinzu und füllt die Masse dann in eine Schale so hat man erkaltet Weinschaumspeise. * * * * * MILCH-, MEHL- UND EIERSPEISEN. (Die Rezepte sind stets, wo nicht anders angegeben, für zwei Personen APFELBETTELMANN FÜR 4 PERSONEN. 250 g geriebenes Brot M 0,05 1/2 Teel. gestoßener Zimt " 0,00-1/2 2 gestoßene Nelken " 0,00-1/4 1/2 abgeriebene Zitrone " 0,05 40 g Zucker " 0,02 1/$ mehl | 2 Essl. Wasser | " 0,00-1/4 M 0,06 _Vorbereitung_: Der Kuerbis wird geschaelt, in gefaellige Stuecke geschnitten, gewaschen und abgetropft. Das Staerkemehl wird geloest. _Zubereitung_: Die Kuerbisstueckchen werden mit Essig, Nelke und Zucker zugedeckt weich geschmort, mit dem in kaltem Wasser geloesten Staerkemehl verruehrt, aufgekocht und angerichtet. _Bemerkung_. Reste zu Reis mit Kuerbis oder Kuerbissuppe. PREIssELBEEREN. 250 g Preisselbeeren M 0,10 3 Essl. Zucker " 0,02-1/4 M 0,12-1/4 _Vorbereitung_: Die Preisselbeeren werden verlesen, einen Augenblick in kochendes Wasser geschuettet, damit der herbe Geschmack sich verliert; dann giesst man das Wasser ab. _Zubereitung:_ Man tut den Zucker auf die abgetropften Beeren und laesst sie solange schmoren bis sie durchsichtig sind; abgekuehlt richtet man sie _Bemerkungen:_ Zur Vermehrung koennen Kuerbisstueckchen mitkochen. Man kann groessere $ m Bergvolk genau erkannte, und langsam sprach er: "Wegen dem Supplizieren kann ich Euch nichts sagen. Schon zu Zell sind die Bürgermeister von den Landgemeinden bei mir gewesen und haben gleichfalls um Verbriefung gebeten. Das ist ja ganz in der Ordnung: Wer ein Anliegen hat, soll mit dem Pfleger reden. Ich kann aber, es thut mir selber leid, nichts in der Sache thun." Rieder unterbrach den Beamten: "Dann ist's g'fehlt! Wir supplizieren zum Vogel erwiderte in seiner bedächtigen Art: "Übereilt nichts! Der Herr Riz wird demnächst schon wegen der Urbarsbeschreibung gegen Mittersill, und wenn er daselbst gerichtet, alsdann in das Gericht Zell kommen. Vielleicht wird es doch nicht so schlimm, als Ihr befürchtet!" Erregt schrie Rieder: "Wer da noch hofft, verliert die eigene Haut! Kommt der Riz und fängt er zu richten an, ist's g'fehlt und wir sind verloren! Soweit dürfen wir's nicht kommen lassen! Manner, ich hoff', es kommt was drunter, ich hoff', seller Steuerteufel findet den Weg nicht in unser Gericht!" Besorg$ llte Bayern ferner dem Kaiser fünf Kreuzer bezahlen; Preissteigerungen sollten aber möglichst vermieden Der Kaiser lehnte diesen Vertragsentwurf ab. Wolf Dietrich beschloß daher, den Wert seiner Freundschaft dem Kaiser begreiflich zu machen. Schon früher einmal hatte der Erzbischof sich mit dem Pfalzgrafen von Neuburg liiert, um auf einem Reichstage eine Reform des kaiserlichen Kriegswesens zu betreiben, auch war Wolf Dietrich auf dem gleichen Reichstage rhetorisch als eifriger Vorkämpfer des Katholizismus aufgetreten. Der verlorene Kardinalshut wie die Weigerung des Kaisers in der Salzfrage veranlaßten den Fürsten eine Schwenkung zu vollziehen, Wolf Dietrich stellte sich auf den Standpunkt der protestantischen Bewegungspartei und wies seine Gesandten an, den Frieden mit den Türken unbedingt zu befürworten, obgleich die Lage der Dinge in Ungarn den Krieg gebieterisch forderte. Auf dem Reichstage zu Regensburg prasselten die Meinungen aufeinander, die salzburgischen Gesandten traten instruktionsgemäß den kaise$ icht mehr plazieren, und so unangenehm dies dem Herzog sein mußte: er war gezwungen, um Minderung der Salzübernahmen nachzusuchen, also täglich nur drei statt fünf Hallfahrten zu übernehmen. Das konnte Wolf Dietrich genehmigen, denn die Vertragsklausel besagte: "unbeschadet seiner Gefälle", es mußte daher der Herzog die Summe von 34500 Gulden bezahlen, welche Summe ungefähr dem Wert der zwei nachgelassenen Hallfahrten entsprach. So hieß es zahlen, und dabei bezog der Herzog nicht einmal die Salzmenge für seine Summe. Die Verhältnisse im Salzabsatz wurden aber immer schlimmer, Wolf Dietrich mußte um Reduktion der Hallfahrten auf deren zwei gebeten werden und jede Hallfahrt betrug jetzt 21000 Gulden, die in sieben Raten bezahlt werden So kam es dazu, daß Herzog Maximilian an Salzburg jährlich 38000 Gulden übergeben mußte, ohne irgend etwas dafür zu erhalten. Das mochte den Herzog wohl noch weit mehr wurmen als der abgelehnte Beitritt zur Liga. Die Chikanen begannen, Herzog Maximilian rächte sich, indem er wohl $ te Muhme!" lispelte Salome und erwies der Buergermeisterin gebuehrende Reverenz. Frau Alt brachte den Mund nicht zu vor Ueberraschung und musste erst verschnaufen, bis sie zu stammeln vermochte: "Salome! Wie eine Fuerstin siehst du aus! Gott straf' mich peinlich, so dein Rock nicht die fuenfhundert Lot Perlen hat und in die tausend Thaler kostet!" "Gefaellt Euch das Kleid nicht? Das thaet' mich schmerzen, der gute Vater ist zufrieden, und das macht mich immer gluecklich!" "Schon, gewiss auch! Aber Perlen, so viel Perlen fuer eine junge Maid! Das ist zu viel des Guten, Kind! Und Perlen bringen dereinst Zaehren, das hat mein Ahnl schon gesagt!" "Des will ich warten, Muhme!" lachte silberhell die schoene Salome, "ich habe Zeit und fuerchte mich nicht davor. Doch wenn Ihr verlaubet, will die anderen Frauen ich begruessen!" Indes Salome einer Fuerstin gleich und doch buergerlich bescheiden den Frauen zuschritt, ward es immer lauter am Schenktisch drueben, wo der hastig geschluckte starke Suedwein die Geister berei$ emahlin nehmen wir mit!" rief Wolf Dietrich dem Stadtvater zu, dem darob die Ohren sausten. Die Herablassung des Landesherrn wirkte zuendend, die glaenzende Versammlung akklamierte frohgestimmt dem leutseligen jungen Fuersten, ein Tusch der Musikanten verstaerkte die brausenden Hochrufe, und in lebhafter Beweglichkeit ward zur Tafel geschritten. Eilig hatte es die Buergermeisterin, welche die Worte des Gebieters gluecklich erhascht hatte, an die Seite des Gatten zu gelangen, wozu die Ueberglueckliche ihre Arme wohl zu gebrauchen und sich im Menschengewirr Bahn zu schaffen verstand. Die Herren, welche Frau Alt so unsanft zur Seite draengte, lachten auf ob der Beteuerung, dass der Fuerst Verlangen trage nach der Stadtmutter, und liessen die in ihrer Glueckseligkeit drollige Frau bereitwillig durch. So gelangte Frau Alt zu ihrem Gatten, der sie nun wohl oder uebel zu Tisch geleiten musste. "Der Schoenheit Majestaet wolle mich begluecken!" fluesterte Wolf Dietrich, als er mit Salome sich dem Ehrenplatz an der Pru$ den Kindern Thiere, Affen, Beutelratten u.s.w. zu säugen, was die Makusi, die Waraus, die Cariben und verschiedene andere Völker thun (Schomburgk 2, 315. 1, 167). Von der schlechten Wartung der Kinder, wenn sie krank sind, spricht Humboldt b. 4, 224 und der Schmutz, in welchem sie aufwachsen, und von denen Schomburgk aus Guyana Abschreckendes erzählt, kann auch keinen guten Einfluss haben. Und doch lieben die Amerikaner in Nord-und Südamerika ihre Kinder aufs innigste. In Tahiti nehmen die Frauen unmittelbar nach der Geburt sofort Dampfbäder mit kalten Abwaschungen (Wilson 461), in Neuseeland gleichfalls, wo die Kinder, wie in Tahiti, ganz nackt bleiben und eher schwimmen als laufen können (Dieffenbach 2, 24-25, Ellis 1, 261 und Mörenh. 2, 61); und ebenso auf Nukuhiva (Melville 2, 191). Hautkrankheiten, und zwar sehr bösartige der Kinder (jaws, framboesia) werden öfters erwähnt, z.B. in Tonga, wo die Kinder gut gepflegt und sonst sehr gesund sind (Mariner 2, 179) und in Ponapi (Cheyne 122). Grosse Sterblichk$ s, aus Prahlerei, um sich furchtbar zu machen (Ellis 1, 310). Aber früher war er auf diesen Inseln allgemeine Sitte (Hale 37), wie eine Menge seltsamer und anders ganz unerklärbarer Gebräuche beweisen: so auf Tahiti der oft beschriebene Gebrauch bei Menschenopfern, dem König das linke Auge (den Sitz der Seele) des Opfers darzubieten, der dann den Mund öffnete, als ob er es verschlänge und durch diese Ceremonie Verstand und Klugheit bekommen sollte. Ursprünglich hat er es gewiss gegessen, und erst später, als die Sitten sich milderten, begnügte man sich, wie in analogen Fällen bei allen Völkern der Welt, mit einer symbolischen Handlung. Im Samoaarchipel beugt sich, wer dem Sieger als besiegt sich unterwirft, vor demselben nieder, indem er ihm Feuerholz und die Blätter darreicht, in welche man in Polynesien die Speisen, die gekocht werden sollen, einschlägt (Turner 194). Und so liesse sich vieles anführen. Es scheint aber, als ob, wie die Tahitier, Hawaier u.s.w. die Menschenfresserei abgeschafft hatten, ehe di$ rchaus schlecht und nichtswürdig verachtet. Aus dem Vorstehenden aber kann man ermessen, wie vernichtend dieser Schlag ihr geistiges Leben traf. Ebenso war es mit den politischen Einrichtungen: und auch hier müssen wir wenigstens auf einige Hauptpunkte hinweisen. Die despotische Verfassung, das strenge Adelsregiment der Südsee (um bei den Polynesiern zunächst zu bleiben), haben wir schon betrachtet. Aber mochte der Adel sich noch so hoch über das Volk stellen, das Volk aufs ärgste unterdrücken: er war doch von Gott, man hing ihm doch mit warmer Verehrung an, man brachte in den meisten Fällen sein Gut und Blut mit aufrichtigem Eifer dar--lohnte doch eine solche Aufopferung mit einem besseren oder überhaupt mit einem Leben nach dem Tode! Jedenfalls beruhte auf diesem Verhältniss des Adels, der naturgemäss die stolzeste Meinung von sich hatte und sich keineswegs den europäischen Grossen untergeordnet fühlte, und des Volkes das gesammte öffentliche Leben Polynesiens und Mikronesiens und hier wieder vorzüglich der$ Und selbst in ihrem Rachedurst sind alle diese Völker den Europäern gegenüber so ohnmächtig, gegen welche höchstens einmal ein vereinzelter Racheakt Einzelner glücklichen Erfolg hatte. Mag auch Waitz Recht haben, wenn er sagt (b, 157), das Rechtsgefühl der Indianer sei durch den harten Druck der Weissen weiter und schärfer entwickelt worden, als es wohl sonst geschehen sei; so fährt er doch ebenso richtig fort: »freilich war davon die nächste Folge für sie selbst nur diese, dass sie ihre Ohnmacht und die Trostlosigkeit ihrer Lage dann um so bitterer Diese Vernichtung aber des gesammten geistigen und ethischen Lebens der Nationen kann man gar nicht stark genug betonen, wenn man die Gründe für ihr Aussterben aufsuchen will. Wie nichts ein Volk mehr hebt, als freudige Achtung vor sich selbst und fröhliches Gelingen des von ihm Erstrebten, so drückt nichts den Volksgeist tiefer, als das Gefühl der eigenen Ohnmacht und Verlorenheit. Zum Gefühl aber der äussersten Ohnmacht und Rechtslosigkeit, des bittersten und d$ 296). Ebenso verhält es sich mit den Choktaw, den Creek und einigen anderen Völkern, über die Waitz (296-99) ausführlichere Nachrichten gibt. Ebenso in Südamerika: die Volkszahl der Abiponer nahm nach Dobrizhofer bedeutend zu, als das Verstossen der Weiber, der Kindermord und die Polygamie abgeschafft wurde (Waitz 1, 164); in Guatemala (nach einem Bericht von 1771) vermehrten sich die Eingeborenen trotz des schweren Drucks der Spanier so sehr, dass diese sie zu fürchten anfingen (eb. 163). In Mexiko bilden nach Humboldt die Eingeborenen noch immer fast die Hälfte der Einwohner (b, 3, 9) and in dieser Zahl haben sich die Indianer überall erhalten, wo die Spanier organisirte Reiche vorfanden (eb. 3, 8); die einheimische Bevölkerung ist im Steigen (derselbe a 1, 83 und 107) und zwar in Folge eigenes Wohlstands, nicht fremden Zuwachses (eb. 105) und diese »für die Menschheit sehr tröstliche« Zunahme der indianischen Bevölkerung beweist Humboldt durch speciellere Angaben a, 5, 6; 4/7 der gesammten Volkszahl sind I$ Welt sehen, dass die Gesammtheit der Natur als solche dem Entwickelungsgesetze folgt, wie die einzelnen grossen Abtheilungen der Natur, wie die Gattungen, Arten und Individuen. Das Gesetz dieser Entwickelung besteht aber darin, dass Alles, Gesammtheit und Einzelnwesen, eine grössere Vollkommenheit, Festigkeit und Sicherheit der Existenz anstreben. In diesem Entwickelungsgange hat die Natur selbst die Werthbestimmungen gesetzt, dass sie das Individuum der Art, die Art der Gattung, die Gattung der Familie, kurz das Beschränktere dem Grösseren unterordnet, ja wenn es im Interesse des Grösseren noth thut, aufopfert. Es würde spiritualistische Verkennung unseres Standpunktes sein, welchen wir in der Stufenfolge des Ganzen einnehmen, wenn wir Menschen für uns andere Gesetze beanspruchen wollten, als sie für die gesammte Natur gelten; zeigt doch auch alle historische Entwickelung, dass wir unter ganz denselben stehen, wie die übrigen Organismen alle, nur dass unsere Stellung verschieden ist. Wie nun also der Natur $ n so hohen Breitengraden finden wir dieselbe Erscheinung und die Fidschis z.B. in der heissen Zone zeigen sie nicht. Waitz 1, 125 fuehrt die animalische Nahrung und die hohe Temperatur in den Huetten vieler dieser Voelker als Grund an. Allein auch dies trifft nicht bei allen zu. Sollte nicht der Grund der fruehen Mannbarkeit der sein, dass einmal bei der gaenzlichen Schrankenlosigkeit der Naturvoelker die Wuensche frueher erregt und ferner die Maedchen zu fruehe begehrt werden? Das konnte und musste im Laufe der Generationen seine Wirkung zeigen. Die Gewoehnung vererbte sich immer mehr, setzte sich durch Vererbung immer fester, und so entwickeln sich die Geschlechtsfunktionen wirklich frueher, als es der menschlichen Natur eigentlich normal ist. So wuerde sich diese Erscheinung bei allen Naturvoelkern gleich gut erklaeren: und man lernt taeglich Gewoehnung und Vererbung mehr in ihrer Bedeutung fuer die Geschichte der Menschheit schaetzen. Dass Klima und sonstige Lebensweise mit gewirkt haben, soll damit nicht$ r geradezu umwälzenden, die von England 1767 durch Hargreaves Erfindung der spinning jenny, einer zunächst durch Wasserkraft getriebenen Maschine, ausging! Sie wurde von Jahr zu Jahr vervollkommnet, bis sie 20, 100 und schließlich bis zu 1000 Faden spann. Mit ihr begann der Siegeslauf der Maschinenarbeit, der Niedergang der Handarbeit.[132] Noch vor Anwendung der Dampfkraft, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, entstanden in England und Schottland die ersten Spinnereien, und 1788 gab es dort bereits 142 Fabriken, die nicht weniger als 59000 Frauen und 48000 Kinder beschäftigten.[133] Große Fortschritte hatte indessen auch die mechanische Weberei zu verzeichnen. Die durch Vaucanson erfundene, durch Cartwright verbesserte und praktisch nutzbar gemachte Webemaschine trat neben den außerordentlich vervollkommneten Webstühlen in Thätigkeit und es waren auch hier Frauen, die in erster Linie zu ihrer Bedienung herangezogen wurden. Zwischen 1762 und 1765 waren in Frankreich, hauptsächlich in Saint-Quentin, 600$ n heraus; und nicht die wenigen Frauen, die infolge persönlicher Begabung die ihrem Geschlecht gesteckten Grenzen überschritten, oder infolge persönlicher Schicksale ihre unwürdige Lage erkannten, machten die Frauenbewegung--zu der sittlichen mußte die materielle Not der Masse der Frauen kommen, die, herausgerissen aus Haus und Familie, in harter Arbeit den Kampf ums Dasein kämpften, damit sie entstehen konnte. 5. Die Frauen im Zeitalter der Revolution. Nach schwächlichen, unzureichenden Versuchen friedlicher Reformen brach die Revolution aus. Sie mußte von Frankreich ausgehen, obwohl in allen Kulturstaaten die gleichen Konflikte zu Tage traten, weil gerade hier alle Umstände zusammentrafen, aus denen allein sie in ihrer ganzen welterschütternden Gewalt hervorwachsen konnte: die durch ein jahrhundertelanges frivoles Lasterleben erzeugte Korruption der herrschenden Klassen, die damit in engstem Zusammenhang stehende Verelendung des arbeitenden Volks und--nicht zuletzt--die geistige Revolutionierung der Bourgeo$ darbeiterinnen, als Dienstboten nicht in weit besserer Lage? Das ist oft behauptet worden, obwohl die Thatsachen dagegen sprechen. Den ersten klaren Einblick in die Verhältnisse der Landarbeiter vermittelte die englische Untersuchungskommission im Jahre 1867.[446] Das Bild, das sie entrollte, war ein schauerliches. Die Mädchen und Frauen wurden allgemein bei der schwersten und schmutzigsten Arbeit, z.B. Heu-, Korn- und Dungladen, verwendet.[447] Ihre Arbeitszeit war grenzenlos und ein Auflehnen dagegen schon deshalb oft ganz unmöglich, weil ihr Dienstgeber zugleich der Landlord war, ebenso wie der deutsche Gutsbesitzer sehr häufig zugleich Amtsvorsteher ist. Dabei war auch für die Wohnung der Landarbeiter in der unzureichendsten Weise gesorgt. Ganze Familien wohnten nicht nur in halb verfallenen, einzimmerigen Hütten, es wurden ihrer oft zwei und drei zusammengepfercht. An eine Trennung der Tagelöhner beiderlei Geschlechts dachte man kaum; Scheunen und leere Ställe dienten ihnen nur zu oft zum Aufenthalt und $ geschieht, handelt es sich um einen Anfangsgehalt, der schnell gesteigert wird; ihr Durchschnittseinkommen wird auf 100 Mk. angegeben, beträgt also fast das Doppelte des Einkommens ihrer weiblichen Kollegen. Je nach der Zahl der Dienstjahre kann nun zwar auch die Verkäuferin auf Steigerung des Gehalts rechnen; 70 und 80 Mk. bezeichnen aber in den meisten Fällen ein nur schwer erreichbares Maximum, Monatseinnahmen von 100 bis 120 Mk. kommen nur ausnahmsweise vor. Da die Zeit der Arbeitslosigkeit sich häufig bis auf drei Monate ausdehnt, so schrumpft die im ganzen Jahr der Verkäuferin zu Gebote stehende Summe so sehr zusammen, daß ein Auskommen schwer möglich ist. Die Angaben Berliner Handelsgehilfinnen bestätigen das. Danach betrug die durchschnittliche Ausgabe für Kost und Wohnung 51 Mk., 30 Mk. wurde als das geringste bezeichnet, womit das Leben sich notdürftig bestreiten ließe.[700] Stellen wir diesen Ausgaben die Durchschnittseinnahme von 58 Mk. gegenüber, so ist ohne weiteres klar, daß mit einem Rest von$ s sich abends, nach der Arbeit, gern zurückzieht, wo es aufatmen, sich selbständig und unbeaufsichtigt fühlen kann. Wohnräume für Dienstboten, wo ihre Freunde sie besuchen können, gehören auf dem Kontinent zu den größten Seltenheiten, die nur in sehr reichen Häusern zu finden sind. Die Küche ist fast immer ihr Wohn-, Eß- und Empfangszimmer. Wie der Lohn, so ist die Beköstigung der Dienstboten die verschiedenartigste, sowohl was ihre Qualität, als was die Art der Darreichung betrifft. Bei den oberen Zehntausend aller Länder, die über eine Schar dienstbarer Geister verfügen, ist es üblich, daß für sie extra gekocht wird und die Mahlzeiten zu bestimmten Tageszeiten an gedeckten Tischen eingenommen werden. Zwar sind die Reste des "herrschaftlichen" Tisches vom Tage vorher zumeist für die Herstellung der Speisen verwendet worden, sie pflegen aber ausreichend und nicht gerade schlecht zu sein; um so erträglicher ist die Ernährung, als sie mit einer bestimmten Ruhepause verbunden und im gemeinsamen Wohnzimmer eingen$ n sowohl in rechtlicher wie in sozialer Hinsicht zu fördern. Unterdrückung der Heimarbeit ist auch hier das Losungswort, denn sie unterstützt die Unselbständigkeit, indem sie den Frauen ermöglicht, als Haustöchter und Hausfrauen einem Nebenerwerb nachzugehen. Die geringere Leistungsfähigkeit der Frau ist ein weiteres ernstes Hindernis ihrer Organisierung. Da gilt es denn nicht nur ihre Arbeitskraft durch ausreichende Vorbildung zu einer möglichst vollkommenen zu gestalten, sondern Mittel und Wege zu finden, um die auch dann noch zurückbleibende Differenz zwischen der ihrigen und der des Mannes möglichst auszugleichen. Englische Arbeiterinnen haben dieser Schwierigkeit gegenüber häufig die Ansicht vertreten, daß für Frauen besondere Lohntarife aufgestellt werden sollten, ein Ausweg, der auf die Irrwege der Nur-Frauengewerkschaften führen würde. Annehmbarer schon erscheint die Vereinbarung der Strumpfwirkergewerkschaft, wonach die Frauen die leichten Maschinen, die Männer die schweren zu bedienen hätten, und je$ t die Arbeitsvermittlung in Händen hat, und bei dem die Hausfrauen für jede Art Arbeit stunden- und tageweise Mädchen engagieren können. Eine andere Art, dem Mangel an Dienstboten zu begegnen und die Hausfrau zu entlasten,--wir sehen auch hier, wie bei der Stellungnahme der bürgerlichen Frauenbewegung zur Hausindustrie, daß es in erster Linie das persönliche Interesse ist, das zu Reformen zwingt,--wurde auf der Konferenz der englischen Gesellschaft für Frauenarbeit im Jahre 1899 vorgeschlagen: "Ein spekulativer Baumeister," so sagte die Rednerin, "sollte hier der Pionier sein, indem er Mietshäuser mit je einer Zentralküche und einer Zentralwaschküche baut.... Man hat berechnet, daß man halb so viel für Nahrung ausgeben würde, wenn die Verschwendung an Materialien und Arbeitskräften, die unzweckmäßige Kochart wegfielen.... Warum also hundert Herdfeuer anstecken, wenn eines genügt, warum hundert Küchengeräte abwaschen, wenn nur eines nötig gewesen wäre.... Was finden wir denn heute in den berühmten, poetisch ve$ Vgl. Julius Lippert, a.a.O., Bd. I S. 251 ff. und Bd. II S. 28. [7] Vgl. Friedrich Engels, Der Ursprung der Familie. 7. Auflage. Stuttgart 1896, S. 52 f. [8] Vgl. Paul Gide, Etude sur la condition privée de la femme. Paris 1885, S. 37. [9] Mischna, Ketuboth, 61a bis 68a. Citiert bei Paul Gide, a.a.O. [10] Gesetzbuch des Manu. Aus der englischen Übersetzung des Sir W. Jone ins Deutsche übertragen von Th. Chr. Hüttner. Weimar 1797, S. 74 fg. [11] I. Buch Mose, 16. Kapitel. [12] Gesetzbuch des Manu, a.a.O., S. 325. [13] 5. Buch Mose, 25. Kapitel 5-10. [14] Gesetzbuch des Manu, a.a.O., S. 315. [15] Gesetzbuch des Manu, a.a.O., S. 185 und 318. [16] Vgl. E. Legouvé, Histoire morale des femmes. Paris, S. 13 f. [17] Gesetzbuch des Manu, a.a.O., S. 319 u. 355. [18] Vgl. Huc, L'empire chinois. Paris 1857, citiert bei Gide. [19] Vgl. Paul Gide, a.a.O., S. 32 ff. [20] Vgl. Platos Gastmahl in der Übersetzung von Schleiermacher. Berlin 1824, S. 416. [21] Vgl. Xenophon, Oeconomicus, II. [22] Vgl. Thukydides, Peloponnesische$ Geschichte der Städteverfassung. Erlangen 1870. Bd. III S. 103 ff. [105] Otto Henne am Rhyn, Die Gebrechen und Sünden der Sittenpolizei. Leipzig 1897. S. 56. [106] Vgl. G. Schmoller, Die Tucher- und Weberzunft in Straßburg. Straßburg 1879. S. 521. [107] Vgl. Stahl, Das deutsche Handwerk. Gießen 1874. S. 58. [108] Vgl. Stahl, a.a.O., S. 52. [109] Vgl. Stahl, a.a.O., S. 81. [110] Vgl. Schoenlank, Soziale Kämpfe vor dreihundert Jahren. Leipzig 1894. S. 50. [111] Vgl. Stahl, a.a.O., S. 44. [112] Vgl. Bücher, Die Frauenfrage im Mittelalter. Tübingen 1882, S. 12 [113] Vgl. Bücher, a.a.O., S. 14-15. [114] Vgl. Schoenlank, a.a.O., S. 67. [115] Vgl. Stahl, a.a.O., S. 274. [116] Vgl. Stahl, a.a.O., S. 277. [117] Vgl. Schoenlank, a.a.O., S. 50. [118] Vgl. Schoenlank, a.a.O., S. 58. [119] Vgl. Bücher, a.a.O., S. 4 ff. [120] Vgl. Norrenberg, a.a.O., S. 40. [121] Vgl. Stahl, a.a.O., S. 78. [122] Vgl. Norrenberg, a.a.O., S. 50 ff. [123] Vgl. L. Frank, La femme-avocat. Brüssel. Paris 1897 S. 61 ff. [124] Vgl. Ennen, Geschich$ eich der Organisierten mit sämtlichen Arbeiterinnen der einzelnen Berufe läßt sich nicht ziehen, weil die Einteilungen nicht übereinstimmen. [875] Vgl. A.N. Meyer, a.a.O., p. 298 f. [876] Vgl. Report of the international Congress of Women. Washington 1888. p. 144. [877] Vgl. A.N. Meyer, a.a.O., p. 300 f. [878] Vgl. Alzina Parsons Stevens, Die Gewerkvereine der Vereinigten Staaten, in Brauns Archiv. XII. Bd. Berlin 1898. S. 715. [879] Vgl. Sydney und Beatrice Webb, Theorie und Praxis der englischen Gewerkvereine. Deutsch von C. Hugo. Stuttgart 1898. 2. Bd. S. 43 ff. [880] Vgl. Sydney und Beatrice Webb, a.a.O., 2. Bd., S. 46 f. [881] Vgl. Sydney und Beatrice Webb, Problems of modern Industry, p. 90 [882] Vgl. Das kommunistische Manifest, 5. deutsche Ausgabe, Berlin, 1891, S. 22. [883] Vgl. Verhandlungen des deutschen Reichstages. Dritte Legislatur-Periode. I. Session. 1877. 22. und 24. Sitzung. [884] Vgl. meinen Artikel: Die Frau in der Sozialdemokratie im Illustrierten Konversationslexikon der Frau. 2. Bd. S. $ cht kommen. Augenblicklich nimmt Vroni diese Gemütsbewegung und den erreichten Vorteil wahr und bekräftigt ihre Rede mit der verschärften Drohung, daß sie noch in dieser Stunde von hinnen gehen werde, wenn Sepli nicht sofort dem Streitpeterle das Gelöbnis in die Hand leisten werde. "Ja, ja, i goh!" stammelt der eingeschüchterte Wäldler und sucht nach seinem Mantel. Ein Freudenschimmer fliegt über Vroni's runzeliges Gesicht, und flink trägt sie dem besiegten Gatten Mantel, Pelzmütze und Stock herbei und drängt zur Eile. So ist Josef in seinem ganzen Leben noch nicht bedient worden, er fühlt sich wie ein Herr, und freut sich, es durch Nachgiebigkeit so wohlbehaglich zu haben. Freilich der Gang ist unangenehm und die Salpeterei ihm zuwider; aber vielleicht bekommt er fürder den Hausfrieden und wird's Vronele künftig sanftmütiger sein! Drum stapft Sepli mit 'm Pfifli im Mund hinüber durch Schnee und Wald gen Hochschür zum Wirt zum "dürren Ast". Vroni aber muß eine Weile verschnaufen und überläßt sich ganz dem Won$ d daheim schnüffelt derweil der Accisor alles aus! Das wäre noch gefährlicher. Peter läuft ins Haus zurück, die Flinte schußbereit haltend, und fordert den Beamten auf, nunmehr schleunigst abzuziehen. Die Lage wird kritisch, doch der Accisor läßt sich nicht einschüchtern; er verlangt unter Androhung schwerer Strafe Bezahlung der Branntweinaccise. Peter brüllt vor Zorn und backt an. Jetzt weicht der Beamte und rettet sich durch eiligste Flucht. Peter aber drückt ab, donnernd kracht der Schuß, der ins Gesäß geschossene Accisor macht einen Luftsprung und stürzt vorne über in den glitzernden tiefen Schnee. Der Schuß alarmiert die Hochschürer, die bewaffnet herübereilen zum Ast-Wirtshause und vom Peter wissen wollen, ob es nunmehr losgehe gegen die Regierung. Höhnisch deutet Peter hinüber, wo der niedergeschossene Accisor liegt. Die Salpeterer stimmen ein Freudengeheul an; ist doch um einen Feind weniger. Der Wirt stachelt sie auf durch die weitere Mitteilung, daß die Büttel seinen Jobbeli fortgeschleppt hätten. J$ ne Schar aufgescheuchter Spatzen. Und zum erstenmal schweigt das Mädchen auf eines anderen Rede. Wortlos auch besichtigt Klärle am Abend die gethane Arbeit; daß die Gestrenge nicht laut tadelt, ist für die Dienstboten nach bisheriger Erfahrung das höchste Lob und ein außerordentliches Ereignis, das denn auch im geheimen gründlich durchgesprochen wird. Zum Abendessen ist Klärle nicht erschienen; man wartete auf sie, und als sie gar zu lange auf sich warten ließ, schickte der Vater hinauf in Klärles Stube und ließ sagen, daß Essenszeit sei. Die Dirn kam jedoch mit dem Bescheid wieder herunter, daß Klärle nicht komme und man ohne sie zu Abend essen solle. Verwundert schüttelt der alte Gifter den grauen Kopf und löffelt dann langsam sein Abendsüpplein. Bei Tisch schwiegen die Dienstboten; aber nach Beendigung der Mahlzeit ließen sie ihre Mäuler laufen, und wurde hin- und herdebattiert, ob vielleicht doch der Alte mit seiner kernigen Ansprache das Mädel eingeschüchtert habe. * * * * $ Zorn der aus Thon geformten Götter zu versöhnen, weil ein Weisser mehrere Tage in den Mauern der Stadt geweilt hatte, das konnte ich nicht erfahren. Die Götter sind meist aus Erde, oft auch aus Holz geformt, und bewohnen eigene kleine Hütten. In den Gegenden am Bénue sind es hauptsächlich _Dodo_ und Mussa, denen man allgemeine Verehrung und Anbetung zollt. Es giebt nämlich _Götter, die allgemein sind_, und _Privatfetische_; jeder hat z. B. seinen eigenen Hausgötzen, ausserdem hat man _Stadtgötter_, _Thorgötter_, Feld- and Gartengötter, Flussgötter etc. Als ich Abends mit meinen Leuten die schmale Brücke überschritt, die uns aus dieser Hexenstadt mit ihren Blutopfern wieder ins Freie brachte, dauerte es lange Zeit, trotz der herrlichen Nacht, trotz der lieblichen Gegenden, bis mir die Opfer, die ich Nachmittags im Hause des Sultans mit angesehen hatte, wieder aus dem Sinne kamen. Immer schwebten mir im Geiste die Bilder vor, wie unter Pauken- und Trommelschlag nackte Sklaven Schafe, Hühner und Tauben abstachen$ es Kinds Wohl einen Schwiegersohn erlesen, Der nicht geboren war als Prinz? Und doch vor offener Verneinung Sich scheuend, zog im Widerstreit Er seinen Grossvezier beiseit Und fragte leis nach dessen Meinung. "Herr," sagte jener gleichfalls leis, "Wenn du dein Wort nicht willst verletzen, Genuegt es, einen solchen Preis Fuer die Prinzessin festzusetzen, Dass, wenn des Werbers Ueberfluss An Geld und Gut auch ohnegleichen, Trotz allem er die Segel streichen Und voll Beschaemung abziehn muss." Der Ratschlag schien dem Sultan schlau; Deshalb sich zu der Mutter eilig Umwendend sprach er: "Gute Frau, Ich gab mein Wort und halt' es heilig. Dein Sohn soll keinen Hindernissen Begegnen; aber um zu wissen, Was er zur Morgengabe beut, Und ob er wirklich zur Erringung Der hohen Braut kein Opfer scheut, Mach' ich ihm eines zur Bedingung: Ich fordre, dass er vierzig Becken Von schwerstem Gold mir schicken soll, Die saemtlich bis zum Rande voll Von herrlichen Juwelen stecken, Den damals mir geschenkten gleich, Die jeden Stei$ b vor Ruehrung. Und als der Sonne letztes Blinken Gewichen war dem Daemmerschein, Da formte sich der Zug. Zur Linken Schritt ihr die Mutter, hinterdrein Die Sklavinnen und Zofen all, Voran ein Trupp von Musikanten Mit schmetterndem Posaunenschall, Zuletzt unzaehlige Trabanten, Lakaien, Pfeifer, Paukenschlaeger Und Knappen, die als Fackeltraeger Dem Zuge Licht zu spenden hatten. So schwebte die Gebieterin Auf dem damastnen Teppich hin Zum kerzenhellen Schloss des Gatten, Und all das heitre Volksgewimmel Entsandte wie aus einem Mund Gebet und Segenswunsch zum Himmel Fuer ihren jungen Ehebund. [Illustration: V] Von seiner Dienerschaft umgeben Stand Aladdin am Eingangstor Und fuehrte mit begluecktem Beben Die Braut zum Kuppelsaal empor. Sie war beim ersten Anblick schon Entzueckt von ihm, da beim Vergleiche Sie fand, dass nimmer ihm der Sohn Des Grossveziers das Wasser reiche. Und Aladdin? Ach, wer beschriebe, Was er im Innersten empfand, Wie nun das Traumbild seiner Liebe Holdselig leibhaft vor ihm stand! Er rie$ Trostworte an den klagenden und verzagenden Künstler[20]. Ausgangspunkt ist also im Werther wie im Faust das tiefe Problem von der Bedingtheit der menschlichen Natur gegenüber seinem unendlichen Streben, von dem daraus sich ergebenden inneren Freiheitsdrange; im Werther geht dieses Streben jedoch schließlich in die Form einer endlosen Leidenschaft über, die sich ein bestimmtes, einzelnes Ziel gesteckt hat: im Faust bleibt es auf das Höchste im Leben gerichtet; er findet die Kraft durch eine auf das Gebiet des Erreichbaren sich beschränkende, immer bedeutender werdende Thätigkeit Befriedigung zu suchen und das Unerforschliche für sich bestehen zu lassen. »Ich hatte nie die Idee, aus dem Sujet ein einzelnes Ganze zu machen,« schreibt er an S. Laroche[21], da er Mitte Februar 1774 am Werther arbeitete. Allerdings nicht: denn sie war damals schon in seinem Geiste als der Keim vorhanden, aus dem sich der Faust bilden sollte. So deutet es nicht bloß auf einen äußeren Zusammenhang, sondern auf einen inneren, dem Dic$ auch nicht bloß des Naturlebens, sondern des Lebens in jedem und im weitesten Sinne; er ist also auch der Geist des thätigen, handelnden Lebens; er ist überhaupt der Geist des Lebens, wie es sich auf der Erde von Stufe zu Stufe aufsteigend überall im Niedrigsten und im Höchsten offenbart. Wer ihn ganz begreifen will, muß ihn in der ganzen unendlichen Fülle dieses Lebens begreifen. In dem späteren Schema bezeichnet ihn Goethe mit seinen wesentlichsten Merkmalen als Welt- und Thatengenius[99]. Als solcher offenbart er sich nicht nur als schaffendes Princip, sondern auch als zerstörendes. Er läßt die Welle des Daseins sich heben und wieder senken. Er schafft so als einwohnende schöpferische Ursache immer wieder von neuem die lebendige Welt der Erscheinung, das sichtbare Kleid der Gottheit.--Wie bildete sich nun der Dichter diese Anschauung? Zunächst konnte er sich wieder an die alchemistische Überlieferung anschließen. Sie gab allen Planeten, also auch der Erde ihren Geist[100]. Man braucht dazu keine nähere Ken$ hfolger Christi öffentlich zu sein, der wage sichs merken zu lassen, daß ihm um seine Seligkeit zu thun ist! Er wird einen Unnamen am Halse haben, ehe er sichs versieht, und eine christliche Gemeine macht ein Kreuz vor ihm«[275]. Faust bricht die Unterredung, für die Wagner keine bessere Bezeichnung als gelehrt weiß, ab; Wagner entfernt sich. Der Gegensatz ihres Wesens tritt Faust noch einmal lebhaft vor die Seele. Er selbst greift nach dem Höchsten; da es ihm nicht wird, schwindet ihm alle Hoffnung--und Wagner verliert sie nie, der bei seinem Streben am Kleinlichsten haften bleibt und mit dem Niedrigsten sich begnügt. Der kranke Adler, dessen Schwingen gelähmt sind, und die selbstgenügsame Taube![276] Mit wenigen, aber kräftigen Strichen hat der Dichter das Bild des kleinen Gelehrten hingeworfen, dem gegenüber das Fausts um so heller strahlt. Er scheint uns der Typus des kleinen Gelehrten überhaupt zu sein, obwohl er ganz mit den Farben des 18., keines Falls des 16. Jahrhunderts gemalt ist. Einzelne Züge bot$ sors Maske belehrt den jungen Studenten. Eine dritte Scene (V. 445-452, von da in Prosa. Z. 1-210 mit Liedern untermischt = V. 2073-2336) fuehrt mitten hinein in das rohe, geistlose Treiben akademischer Jugend. Doch gehoert die Scene in Auerbachs Keller im uebrigen in einen neuen Zusammenhang; sie ist die erste Station auf Fausts Welt- und Lebensfahrt. In diese Scenenreihe haette, wenn sie ausgefuehrt worden waere, die Disputationsscene gepasst. (Paralip. 11. 12.)[3] Der Doctorschmaus (V. 1712) haette sich an sie angeschlossen. Jedenfalls hatte also der Dichter urspruenglich dem akademischen Leben und Treiben, auf dessen Boden ja sein Held zunaechst stand, von dem er losgerissen werden sollte, eine ausfuehrlichere Behandlung zugedacht. 3) Die Gretchentragoedie, das im aeltesten Faust am meisten ausgefuehrte und daher auch raeumlich bedeutendste Stueck; sie beginnt mit der ersten Begegnung von Faust und Gretchen und endet mit der Kerkerscene. (V. 458-1435; danach zwei Scenen in Prosa Z. 1-66 und 1-112, unterbr$ rafen. Hatten sie allem einen Geist gegeben, so liess auch Spinoza alles, wenn auch in verschiedenem Grade beseelt sein[132]. Gott ist ihm die immanente, bewirkende Ursache der Schoepfung. Die Welt ist eben nur die sichtbar gewordene Wirkung der goettlichen Schoepferkraft; die einzelnen Dinge sind die Modi, die Erscheinungsformen der unendlichen goettlichen Substanz (natura naturans = wirkende, n. naturata = bewirkte Natur). Bei Goethe erscheint nun der Erdgeist im Auftrage Gottes handelnd; er setzt gleichsam in hoeherem Befehle das irdische Schaffen fort. Denn der Dichter ist eben genoetigt, da er sich einmal im Rahmen des alchemistischen Geisterglaubens bewegt und zwischen dem Geist des Alls, der Gottheit, und dem der Erde geschieden hatte, die rein spinozistische Auffassung entsprechend abzuaendern. Der Erdgeist hat Faust sein Wesen enthuellt. Jetzt redet er ihn an; er will ihm zeigen, dass er sein Wesen erkenne, ihm sagen, wie nah er sich ihm fuehle; er nennt ihn dabei einen geschaeftigen Geist, der die w$ nes Geschenk von oben, worauf er keinen unmittelbaren Einfluss gehabt hatte, obgleich die Moeglichkeit, ein solches Apercu zu haben, immer einen Geist wie den seinigen voraussetzte u.s.w. Gespr. 6. S. 283. [174] D.W. T. 2. B. 6. W. 27. S. 14. [175] A.a.O. T. 2. B. 9. W. 27. S. 258. [176] D.j.G. 3. 236. [177] Werke, Leipzig bei G. Fleischer 1819. IV. B. Beilage 3. S. 67 ff. [178] Vergl. in der zusammenfassenden und rueckblickenden Stelle der ausgefuellten grossen Luecke V. 612 f. u. 627. [179] Herder W. Bd. 6. S. 353 u. Schillers bekanntes Gedicht: Das verschleierte Bild zu Sais. [180] W. (Hempel) 3. 136.--Interessant zur Vergleichung mit der Erdgeistscene ist eine Stelle aus einem Gedicht Gisekes, das die Spinozistische Gottheit schildert: "Die dem Bernis in seiner einsamen Grotte Schrecklich erschien, als sie schnell ein blasses Feuer erfuellte Und vor seinem bestuerzten Auge die Welt zu vergehen schien. * * * "Gott, Du schenktest ihm Mut, die schreckliche Nacht zu ertragen! $ !" stöhnte Franz in namenloser Qual, fassungslos, verzweifelnd. Liebreich versuchte Ehrenstraßer zu trösten und dem schier gebrochenen Mann Mut zuzusprechen. Nach etwa einer Stunde verließ Franz totenbleich das Amtshaus. Die Kunde vom aufgedeckten Selbstmord erzeugte eine noch viel größere Erregung in der Bevölkerung als vorher die Nachricht vom Raubmord. Die ersehnte Ruhe im Amt sollte dem Richter nach den Aufregungen der letzten Tage nicht werden; der tägliche Posteinlauf sorgte dafür, daß der Chef Arbeit genug bekam. Und was enthält der Einlauf für Sonderbarkeiten. Aus langer Praxis kennt Ehrenstraßer die Protokolle von Gemeindevorstehern und niederen Polizeiorganen, gelassen öffnet er Brief um Brief.[10] Gelesen, wenigstens durchflogen muß werden, ehe die Verteilung an Adjunkt und Kanzlist erfolgen kann. Diesmal ist ein verlangtes Leumundszeugnis dabei, das auffällig kurz gehalten, den Leumund eines Mannes wie folgt schildert. "Der Angefragte besitzt _außer seiner Frau und drei Kindern nichts Bewegliches_$ an Hundertpfund richten; die bewußtlose Dame wurde in die Dienstwohnung des Fabrikleiters gebracht und dieser selbst verlangte telephonisch ärztliche Hilfe und Leute aus dem Krankenhause. Unterdessen traf aber schon Dr. von Bauerntanz selbst ein, der in größter Bestürzung an die Lagerstätte seiner Gattin trat und sich von Ehrenstraßer eine kurze Schilderung des Thatbestandes erbat. Hundertpfund hatte sich still Der ärztliche Befund ergab zunächst Arm- und Beinbruch; wahrscheinlich auch eine Gehirnerschütterung; starke Quetschwunden am Kopf. Der Bezirksarzt bemühte sich um seine Gattin und ein bald erschienener Stadtarzt unterstützte ihn dabei. Ehrenstraßer besprach den Fall mit dem Wachtmeister, welcher nur rapportieren konnte, daß er in dem Augenblick zur Unglücksstelle gekommen sei, als der Fabrikleiter die Dame auf die Bahre legte. "Wie hat er sich dabei benommen?" "Sehr aufgeregt!" "Haben Sie etwa wahrgenommen, daß ihn Ihr Erscheinen erschreckte?" "Mir ischt nichts Diesbezügliches aufgefallen." "Halten Si$ Jahren Kardinal; er war im Alter von elf Jahren zu dieser hohen Würde erwählt worden. Die Regierung Francescos, der heute noch durch seine Liebe zu Bianca Capello berühmt ist, war durch alle Torheiten, zu welchen die Vergnügungssucht einen wenig charakterstarken Fürsten hinreißen kann, gekennzeichnet. Auch Ferdinand hatte sich einige Schwächen dieser Art vorzuwerfen. Seine Liebe zu der Laien-Schwester Virgilia war in ganz Toskana berühmt; doch besonders durch die Unschuld dieser ihrer Beziehungen wie man beifügen muß; ebenso wie man sagen muß, daß der düstere, heftige und leidenschaftliche Großherzog Francesco das Aufsehen, das seine Liebschaften erregten, wenig genug beachtete. Im ganzen Land sprach man nur von der großen Tugend der Schwester Virgilia. Die Ordensregeln, die sie als Laienschwester zu erfüllen hatte, erlaubten es ihr, etwa drei Viertel des Jahres bei der Familie zu verbringen; sie sah dann täglich den Kardinal Medici, wenn er in Florenz war. Zwei Dinge setzten diese der Wollust hingegebene Sta$ in beschlossen sie, ihn einfach wie einen Privatmann ankommen zu lassen. Fürst Orsini, der von allem unterrichtet war, faßte den Entschluß, überhaupt nicht nach Venedig zu gehen. Er war schon in der Nähe Paduas, machte aber nun einen Bogen und begab sich mit seinem ganzen Gefolge nach Salò, in das für ihn vorbereitete Haus am Ufer des Gardasees. Er verbrachte dort den ganzen Sommer unter prächtigen und abwechslungsreichen Zerstreuungen. Der Zeitpunkt eines Aufenthaltswechsels war gekommen und der Fürst unternahm einige kleine Reisen, nach denen es ihm schien, daß er Anstrengungen nicht mehr so wie früher vertragen könne; er hatte Befürchtungen für seine Gesundheit und dachte schließlich daran, einige Tage in Venedig zu verbringen. Doch wurde er durch seine Gattin Vittoria davon abgebracht, die ihn veranlaßte, den Aufenthalt in Salò zu Viele haben gedacht, daß Vittoria Accoramboni die Gefahr bemerkt habe, der das Leben des Fürsten, ihres Gemahls, ausgesetzt war und daß sie ihn nur veranlaßte in Salò zu bleiben$ glänzender Soldat sein und dein Glück machen könntest." Giulio wurde durch diese Worte gequält; ein Priester hatte ihn Latein gelehrt; aber da sein Vater über alles, was der Priester sonst noch sagte, nur zu spotten pflegte, hatte er außer dem nicht das geringste gelernt. Dafür hatte sich bei ihm, der wegen seiner Armut verachtet und in seinem einsamen Haus ganz auf sich selbst angewiesen war, ein gesunder Menschenverstand entwickelt, welcher durch seine gewagte Kühnheit selbst Gelehrte in Erstaunen gesetzt hätte. Zum Beispiel schwärmte er, bevor er Helena liebte, ganz ohne zu wissen, warum, für den Krieg; aber er hatte einen Widerwillen gegen das Plündern, das doch in den Augen seines Vaters und Ranuccios der kleinen lustigen Komödie glich, die auf die edle ernste Tragödie folgt. Seit er Helena liebte, ließ ihn dieser gesunde Scharfblick, den er sich durch seine einsamen Überlegungen angeeignet hatte, Qualen erleiden. Diese früher so sorglose Seele wagte niemanden wegen ihrer Zweifel um Rat zu fragen und wa$ rsicherung von Eurer Seite würde mir genügen. Ich will in Euren Augen die Wirkung lesen, welche dieses Geständnis hervorruft. An einem der nächsten Tage werde ich Euch bei Anbruch der Nacht im Garten hinter dem Palast sehen. Am gleichen Tag werden Fabio und Euer Vater abwesend sein: sobald ich mir die Gewißheit verschafft haben werde, daß sie, trotz ihrer Geringschätzung für einen armen schlecht gekleideten jungen Mann, uns nicht dreiviertel Stunden oder eine Stunde des Beisammenseins zu rauben vermögen, wird vor den Fenstern Eures Palastes ein Mann erscheinen, der den Dorfkindern einen zahmen Fuchs vorführen wird. Später, beim Läuten des Ave Maria, werdet Ihr in der Ferne einen Flintenschuß hören; in diesem Augenblick nähert Euch der Mauer Eures Gartens und wenn Ihr nicht allein seid, singt. Herrscht Schweigen, wird Euer Sklave zitternd vor Euren Füßen erscheinen und Euch Dinge erzählen, die Euch vielleicht entsetzen werden. In Erwartung dieses für mich entscheidenden und schrecklichen Tages, werde ich nicht$ ls sie aufgehört hatte, zu sprechen und die -- wie sie sagte -- nach dem Tode eines Bruders so natürliche Veränderung zu rechtfertigen, antwortete ihr Giulio, indem er sehr langsam sprach: "Ihr erfüllt nicht Euer Gelöbnis; Ihr empfangt mich nicht im Garten; Ihr liegt nicht vor mir auf den Knien, wie damals, eine halbe Minute, nachdem wir jenes Ave Maria von Monte Cave hörten. Vergeßt Euren Schwur, wenn Ihr könnt, ich vergesse nichts, Gott stehe Euch bei!" Mit diesen Worten verließ er das vergitterte Fenster, an dem er gut noch eine Stunde hätte bleiben können. Wer hätte ihm einige Augenblicke zuvor sagen dürfen, daß er diese so herbeigesehnte Zusammenkunft freiwillig abkürzen werde! Dieses Opfer zerriß seine Seele, aber er glaubte, daß er Helenas Verachtung verdienen würde, wenn er auf ihre Förmlichkeit anders als damit antwortete, daß er sie ihrer Reue überließ. Vor Sonnenaufgang verließ er das Kloster. Er stieg zu Pferde und gab seinen Soldaten Befehl, ihn eine Woche lang in Castro zu erwarten und dann in d$ ! Sie ist mein ganzes Leben hindurch so zu mir gewesen, wie sie es in diesem höchsten Augenblick war. Du siehst, wie ich sie lieben müßte. Und doch scheint es mir, während ich dir schreibe (wie furchtbar zu sagen), daß ich sie hasse. Sie hat erklärt, daß sie diese Nacht der Hitze wegen im Garten unter einem Zelt verbringen wolle; ich höre die Hammerschläge, man errichtet jetzt das Zelt; es ist unmöglich, daß wir uns heute Nacht sehen. Ich fürchte sogar, daß der Schlafsaal der Pensionärinnen verschlossen wurde, ebenso die beiden Türen der Wendeltreppe, was sonst nie geschah. Diese Vorsichtsmaßregeln würden es mir unmöglich machen, in den Garten hinunterzugehen, wenn ich selbst einen solchen Schritt nötig fände, um deinen Zorn zu beschwören. Ach, wie ich mich dir jetzt ausliefern würde, wenn sich mir ein Mittel böte! Wie ich zu dieser Kirche eilen würde, wo man uns trauen soll!" Dieser Brief schloß mit zwei Seiten toller Sätze, in welchen ich leidenschaftliche Redewendungen fand, die auf die Ideen Platons zurüc$ en oder acht Briefen voll leidenschaftlicher Liebe einzuleiten; so wollte sie auf die späteren vorbereiten, in denen diese Liebe nach und nach erlöschen sollte. Wir gehen rasch über zehn Jahre eines unglücklichen Lebens hinweg. Helena glaubte sich völlig vergessen; trotzdem wies sie mit Hochmut die Huldigungen der vornehmsten jungen Edelleute Roms zurück. Indessen, als man ihr von dem jungen Ottavio Colonna sprach, dem ältesten Sohn des berühmten Fabrizio, der sie einstens in La Petrella so schlecht empfangen hatte, war sie einen Augenblick unentschieden. Es erschien ihr, wenn sie nun einmal einen Gatten nehmen mußte, um ihrem Besitz im Kirchenstaat und im Königreich Neapel einen Beschützer zu geben, als Linderung, den Namen eines Mannes zu tragen, den Giulio einstmals geliebt hatte. Hätte sie dieser Heirat zugestimmt, dann hätte Helena sehr bald die Wahrheit über Giulio Branciforte erfahren. Der alte Fürst Fabrizio sprach oft und mit Entzücken von der übermenschlichen Tapferkeit des Obersten Lizzara, welcher$ Balkon in eine Antichambre. Ich sah Licht hier und trat ein, mit vielen Entschuldigungen für den Edelmann, den ich störte, und erzählte ihm, es war etwas lächerlich, laut meine ganze Geschichte, wie ich es eben jetzt tue. Ich starb vor Angst, für einen Dieb gehalten zu werden. Alle meine lächerlichen Höflichkeiten waren Grund, daß ich erst nach einer Viertelstunde merkte, daß das Bett leer war. Dann bin ich, scheint es, eingeschlafen. Ich wachte auf, als der Leib einer getöteten Dame über mich fiel. Ich griff eine entzückende kleine Hand; ich bin hier im Brautgemach eines sehr eifersüchtigen Edelmanns, dessen Geschmack und Reichtum zu bewundern ich alle Gelegenheit hatte. Ich sagte mir, der Eifersüchtige würde behaupten, ich hätte seine Frau umgebracht. Da legte ich Ihr Köpfchen, Madame, so zart ich vermochte, auf einen Schemel, und versuchte mein Letztes, aus diesem Gemach herauszukommen. Ich wiederhole, Madame, ich halte mich für einen sehr tapfern Menschen, und bin seit heute abend um neun zum erstenmal in$ o flutschte. In erschreckender Menge hatten sich die offenen Geschäfte in diesen paar Jahren vermehrt. Gleich aber war der trostlose, nüchterne Eindruck dieser Straße geblieben, und vom Morgen bis zur Dämmerung glich sie noch immer in ihrem reizlosen, staubigen Grau einem alternden, ungekämmten und ungewaschenen Weibe. Grach ließ seine Blicke überall hin gehen. Eigentümlich verändert schien ihm alles--: fremd und doch bekannt. Aber alles war kleiner geworden, zusammengeschrumpft und, wie alte Leute, in sich zusammengesunken. Größer sieht das Kind die Welt, kleiner sieht sie der Mann. Vor den Läden lungerten die Kommis, an den Brunnen standen die Mägde und schrieen sich an. Warum schrieen sie so laut? Stritten sie sich? Nein, es war nur eine "gemütliche Unterhaltung". Aber dieser Dialekt war breit, geeignet nur zu einem lauten Sprechen, und schwer verständlich für den Fremden. Grach bemühte sich, Worte und Sätze der Vorübergehenden aufzufangen und verstand meist, was sie sagten. Hatte er selbst früher so gespr$ er ließ er los, was er leibhaftig mit den Sinnen zu fühlen noch Auch durch die Dunkelheit der Entfernung hin versuchte er ihr noch Aber er war bereits lange allein. Er sah nach der Zeit: halb acht Uhr. Also noch nicht drei Stunden waren vergangen, seit er zuletzt auf diesem Platze gestanden hatte!-- Fast begann er irre zu werden an der Wirklichkeit seines Glückes. War es nicht alles ein Traum? Wie wunderbar: er stand als Mann wieder auf der Stätte seiner Kindheit. Vor Augenblicken hatte er sie wieder gesehen, nach Augenblicken sollte sie--und voraussichtlich--für immer wieder hinter ihm liegen. Kurze Augenblicke im langen Leben--: noch die Zeit eines Tages nicht war vergangen. War sie vorüber, so faßten ihn wieder die Hände _seiner_ Welt. Alles war wunderbar. Nur einen Menschen vielleicht gab es in dieser Stadt der Kleinheit, der Selbstgefälligkeit, der Enge, nur einen einzigen wirklichen, eigenen, freien Menschen, mit dem er zusammen zu leben vermochte-- und diesen Menschen hatte er gefunden! Seltsamer Zufal$ innigliche Maid, Daß er vor allen Recken so kühn gefochten im Streit. "Nun lohn euch Gott, Herr Siegfried," sprach das schöne Kind, 309 "Daß ihr das verdientet, daß euch die Recken sind So hold mit ganzer Treue, wie sie zumal gestehn." Da begann er Frau Kriemhilden minniglich anzusehn. "Stäts will ich ihnen dienen," sprach Stegfried der Degen, 310 "Und will mein Haupt nicht eher zur Ruhe niederlegen, Bis ihr Wunsch geschehen, so lang mein Leben währt: Das thu ich, Frau Kriemhild, daß ihr mir Minne gewährt." Innerhalb zwölf Tagen, so oft es neu getagt, 311 Sah man bei dem Degen die wonnigliche Magd, So sie zu Hofe durfte vor ihren Freunden gehn. Der Dienst war dem Recken aus großer Liebe geschehn. Freude und Wonne und lauten Schwerterschall 312 Vernahm man alle Tage vor König Gunthers Saal, Davor und darinnen von manchem kühnen Mann. Von Ortwein und Hagen wurden Wunder viel gethan. Was man zu üben wünschte, dazu sah man b$ uth 783 Nach dem Hofgelage, wir rathen, was ihr thut: Ihr sollt mit tausend Recken reiten an den Rhein: So mögt ihr wohl mit Ehren bei den Burgunden sein." Da sprach von Niederlanden der König Siegmund: 784 "Wollt ihr zum Hofgelage, was thut ihr mirs nicht kund? Ich will mit euch reiten, wenn ihrs zufrieden seid; Hundert Degen führ ich, damit mehr ich eur Geleit." "Wollt ihr mit uns reiten, lieber Vater mein," 785 Sprach der kühne Siegfried, "des will ich fröhlich sein. Binnen zwölf Tagen räum ich unser Land." Die sie begleiten sollten, denen gab man Ross' und Gewand. Als dem edeln König zur Reise stand der Muth, 786 Da ließ man wieder reiten die schnellen Degen gut. Seiner Frauen Brüdern entbot er an den Rhein, Daß er gerne wolle bei ihrem Hofgelage sein. Siegfried und Kriemhild, so hörten wir sagen, 787 Beschenkten so die Boten, es mochten es nicht tragen Die Pferde nach der Heimat: er $ am ihr Bruder Gernot zu ihrer Kammer heran. Mit des Königs Macht den Schlüßel stieß er in die Thür. 1323 Kriemhildens Schätze reichte man herfür, An dreißigtausend Marken oder wohl noch mehr, Daß es die Gäste nähmen: des freute Gunther sich sehr. Da sprach von Bechelaren der Gotelinde Mann: 1324 "Und gehörten all die Schätze noch Kriemhilden an, Die man jemals brachte von Nibelungenland, Nicht berühren sollt es mein noch der Königin Hand. "Heißt es aufbewahren, da ichs nicht haben will. 1325 Ich bracht aus unserm Lande des Meinen her so viel, Wir mögens unterweges entrathen wohl mit Fug: Wir haben zu der Reise genug und übergenug." Zwölf Schreine hatten noch ihre Mägdelein 1326 Des allerbesten Goldes, das irgend mochte sein, Bewahrt aus alten Zeiten: das nun verladen ward Und viel der Frauenzierde, die sie brauchten auf der Fahrt. Die Macht des grimmen Hagen bedauchte sie zu stark. 1327 Des Opf$ ie nach Bechlaren kamen. Hin gieng der Markgraf, wo er die Frauen fand, 1715 Sein Weib und seine Tochter. Denen macht' er da bekannt Diese liebe Märe, die er jetzt vernommen, Daß ihrer Frauen Brüder zu ihrem Hause sollten kommen. "Viel liebe Traute," sprach da Rüdiger, 1716 "Ihr sollt sie wohl empfangen, die edeln Könge hehr, Wenn sie und ihr Gesinde vor euch zu Hofe gehn; Ihr sollt auch freundlich grüßen Hagen in Gunthers Lehn. "Mit ihnen kommt auch Einer mit Namen Dankwart; 1717 Ein Andrer heißt Volker, an Ehren wohlbewahrt. Die Sechse sollt ihr küssen, ihr und die Tochter mein, Und sollt in höfschen Züchten diesen Recken freundlich sein." Das gelobten ihm die Frauen und warens gern bereit. 1718 Sie suchten aus den Kisten manch herrliches Kleid, Darin sie den Recken entgegen wollten gehn. Da mocht ein groß Befleißen von schönen Frauen geschehn. Gefälschter Frauenzierde gar wenig man da fand; $ ges auf seinen Farben lag. 1767 Beßern Schild als diesen beschien wohl nie der Tag. Mit edelm Gesteine War er so besetzt, Man hätt ihn im Handel wohl auf tausend Mark geschätzt. Den Schild hinwegzutragen befahl der Degen hehr. 1768 Da kam sein Bruder Dankwart auch zu Hofe her. Dem gab reicher Kleider Rüdigers Kind genug, Die er bei den Heunen hernach mit Freuden noch trug. Wie viel sie der Gaben empfiengen insgemein, 1769 Nichts würd in ihre Hände davon gekommen sein, Wars nicht dem Wirth zu Liebe, der es so gütlich bot. Sie wurden ihm so feind hernach, daß sie ihn schlagen musten todt. Da hatte mit der Fiedel Volker der schnelle Held 1770 Sich vor Gotelinde höfisch hingestellt. Er geigte süße Töne und sang dazu sein Lied: Damit nahm er Urlaub, als er von Bechlaren schied. Da ließ die Markgräfin eine Lade näher tragen. 1771 Von freundlicher Gabe mögt ihr nun hören sagen: Zwölf Spangen, die $ anft mir thut. Des hab ich," sprach da Geiselher, "einen willigen Muth." "O wohl mir solches Herren," sprach Hagen entgegen. 2119 "Der Rath geziemte Niemand als einem solchen Degen, Wie unsern jungen Herren wir heute hier gesehn: Ihr Burgunden möget all darob in Freuden stehn. Da folgten sie dem Rathe und trugen vor die Thür 2120 Siebentausend Todte, die warfen sie dafür. Vor des Saales Stiege fielen sie zu Thal: Da erhoben ihre Freunde mit Jammern kläglichen Schall. Auch war darunter Mancher nur so mäßig wund, 2121 Käm ihm sanftre Pflege, er würde noch gesund; Doch von dem hohen Falle fand er nun den Tod. Das klagten ihre Freunde; es zwang sie wahrhafte Noth. Da sprach der Fiedelspieler, der Degen unverzagt: 2122 "Nun seh ich wohl, sie haben mir Wahrheit gesagt: Die Heunen sind feige, sie klagen wie ein Weib, Da sie nun pflegen sollten der Schwerverwundeten Leib." Da mocht ein Markgraf wähnen, er meint es erns$ auen und manche schöne Maid: Sie hatten um die Freunde das allergrößeste Leid. Ich sag euch nun nicht weiter von der großen Noth: 2495 Die da erschlagen waren, die laßt liegen todt. Wie es im Heunenlande dem Volk hernach gerieth, Hie hat die Mär ein Ende: das ist _das Nibelungenlied_. * * * * * Statt der letzten fünf Strophen hat b folgende sechs, die beiden letzten übereinstimmend mit A. Hildebrand im Zorne zu Kriemhilden sprang. Er schlug der Königstochter einen schweren Schwertesschwang, Mitten wo die Borte den Leib ihr hatt umgeben. Davon die Königstochter verlieren must ihr werthes Leben. Das Schwert schnitt so heftig daß sie nichts empfand, Das sie unsanft hätte berührt; sie sprach zuhand: "Dein Waffen ist erblindet, du sollst es von dir legen: Es ziemt nicht, daß es trage solch ein zierlicher Degen." Da zog er von dem Finger ein golden Ringelein Und warfs ihr vor die Füße: "Hebt ihr das Fingerlein Vom Boden auf, so spracht ih$ mußte ich ihn gerade vermissen. Aber was kümmerte mich das? Hielt ich doch den Ball, den ihre Lotushand soeben berührt hatte, in Händen, und als sehr geschicktem Ballspieler gelang es mir, einen so genau berechneten Wurf zu tun, daß der Ball gerade vor der einen Ecke der Bühne aufschlug, um dann mit einem mäßigen Sprung gleichsam bezähmt in den Bereich der schönen Spielerin zu gelangen, die keinen Augenblick aufgehört hatte, den anderen Ball in Bewegung zu erhalten, und sich nun wieder in ihren Goldkäfig einspann--unter großem Jubel der zahlreichen Zuschauer. Damit war denn nun die Ballspielverehrung der Lakshmi zu Ende, die Mädchen verschwanden von der Bühne, und wir begaben uns auf den Heimweg. Unterwegs meinte mein Freund, es sei gut, daß ich nichts dort am Hofe erreichen wollte, denn der junge Mann, dem ich den Ball abgejagt hätte, sei kein geringerer als der Sohn des Ministers, und man habe es ihm angesehen, daß er mir unversöhnlichen Haß geschworen habe. Das ließ mich nun völlig kalt; wie viel lieber h$ rrtum vorliegen mußte. Aber weit entfernt davon, so etwas zu ahnen, schrien und heulten sie immer weiter, wobei sie sich die Haare rauften und ihre Brüste mit den Fäusten schlugen, bis sie dann, wie zur Erholung, sich gegen die vermeintliche siegreiche Gegnerin in Schimpfreden ergingen, die an Grobheit Alles, was ich je in der Gesellschaft übelberufener Weiber gehört hatte, weit übertrafen. Endlich gelang es mir doch, zu Wort zu kommen und ihnen, wenn auch mit großer Mühe, klar zu machen, daß sie meine Diener gänzlich mißverstanden hätten, daß keine von ihnen zu ihren eigenen Eltern zurückgeschickt werden sollte, sondern daß sie beide in das Haus meiner Eltern gebracht würden, und zwar nicht zur Strafe oder als Zeichen meiner Ungnade, sondern lediglich um ihrer und der Kinder Sicherheit willen. Als ich nun aber sah, daß sie dies vollkommen begriffen hatten, ließ ich mich hinreißen und rief: "Das habt ihr von eurer Unart, nun lernet endlich euch anständig zu betragen! Da habt ihr euren "kahlen Pfaffen"! Wer, g$ gefallen. Denn des Menschen Sinnen und Trachten geht auf Glückseligkeit und Wonne, was auch in der Natur begründet ist und nicht anders sein kann. Und so habe ich ja auch die Brahmanischen Priester verkünden hören: 'Gesetzt, es sei ein Jungling, ein wackerer Jüngling, ein lernbegieriger, der schnellste, kräftigste, stärkste, und ihm gehörte die ganze Erde mit all ihrem Reichtum: so ist das eine menschliche Wonne. Aber hundert menschliche Wonnen sind _eine_ Wonne der himmlischen Genien. Und hundert Wonnen der himmlischen Genien sind _eine_ Wonne der Götter. Und hundert Wonnen der Götter sind _eine_ Wonne des Indra. Und hundert Wonnen des Indra sind _eine_ Wonne des Prajapati, und hundert Wonnen des Prajapati sind _eine_ Wonne des Brahman. Dies ist die höchste Wonne, dies ist der Weg zur höchsten Wonne!'" "Gleichwie, o Pilger, wenn da ein unerfahrenes Kind wäre, der vernünftigen Erwägung unfähig. Dieses Kind empfände in einem Zahne brennenden, stechenden, bohrenden Schmerz; und es liefe zu einem kundigen, bewäh$ ENBLÜTEN Sie besuchten in der Tat nicht wieder jenes ungastliche Gestade der himmlischen Ganga. Oft aber lenkten sie ihren Flug nach dem Tale der Malachitfelsen. Unter der mächtigen Krone des Korallenbaumes gelagert, atmeten sie jenen Duft aller Düfte, der den karmesinroten Blüten entströmte, und in der Tiefe ihrer Erinnerung öffnete sich dann die Aussicht auf ihre früheren Leben. Bald in Palästen, bald in Hütten sahen sie sich nun wieder, aber ob in Seide und Musselin gehüllt oder in die groben Erzeugnisse des Dorfwebstuhles gekleidet: immer war die gegenseitige Liebe da. Bald wurde sie durch das Glück der Vereinigung gekrönt, bald war die Trennung durch Lebensgeschicke oder durch den Tod ihr jammervolles Los: aber glücklich oder unglücklich, die Liebe blieb dieselbe. Und sie sahen sich in anderen Zeiten, da die Menschen gewaltiger waren als jetzt, in jenen ewig unvergessenen Heroentagen, als er sich aus ihren Armen riß und seinen Kampfilfen bestieg, um nach der Ilfenstadt zu ziehen und seinen Freunden, den $ on erblassendem Licht und zerfließenden Formen dieser Brahmawelt übrig war, das zog sie durch ihre Geisteskraft an sich, den ganzen Raum entvölkernd, und bannte diese ganze Masse von Astralstoff in die Formen ihrer Phantasie und schuf so im Räume ein kolossales leuchtendes Bild des Vollendeten, wie er im Begriff war, in das Nirvana einzugehen. Und wie sie dies Bild sich gegenüber erblickte, erhob sich in ihr keine Neigung, keine Wehmut. Denn selbst der große Heilige Upagupta, als er durch die Zauberkunst Maras, des Bösen, die Gestalt des längst gestorbenen Buddha zu sehen bekam, da erhob sich in ihm Neigung, so daß er sich vor der Trugerscheinung anbetend niederwarf und von Wehmut übermannt klagte: "Wehe über diese erbarmungslose Unbeständigkeit, daß sie auch so herrliche Gestalten auflöst! Denn der so herrliche Körper des großen Heiligen unterlag der Vergänglichkeit und ist der Vernichtung anheimgefallen." Nicht aber so Vasitthi. Unbewegt, gesammelten Geistes betrachtete sie die Erscheinung, wie ein Künstler$ esus mit zweien seiner Jünger nach Emmaus gewandert sei. Mit der Liebe für alles Große und Schöne verband er Gehorsam gegen seine Eltern und Verträglichkeit mit seinen Geschwistern und Gespielen. Zwei Jahre älter als er, war seine Schwester _Elisabeth Christophine Friedericke_, späterhin mit dem Bibliothekar _Reinwald_ in Meiningen verheirathet. Eine zweite Schwester, _Dorothea Luise_ ward nach ihm 1767 geboren und nachher die Gattin des Stadtpfarrers _Frankh_ zu Möckmühl im Würtembergischen. Eine dritte Schwester, _Nanette_ mit Namen, starb bereits in ihrem achtzehnten Lebensjahre. Von Schwäbisch Gmünd, wohin er von dem Herzog von Würtemberg als Werbeofficier gesandt worden war, begab sich Schillers Vater 1765 nach Lorch, einem Würtembergischen Grenzdorfe. Zu dem Unterricht, den der sechsjährige Knabe dort im Lesen und Schreiben erhielt, traten späterhin auch die Elemente der lateinischen und griechischen Sprache. Den Namen seines ersten Lehrers, des Pfarrers Moser in Lorch, verewigte Schiller später in sein$ e, die Streicher seiner Mutter verdankte, von dem augenblicklichen, sehr drückenden Geldmangel. Mit dem Marktschiffe fuhren die Freunde nach Mainz. Den Weg nach Worms setzten sie am nächsten Tage zu Fuße fort. Kurz vor seiner Abreise hatte Schiller an den Theaterregisseur Meier in Mannheim geschrieben. Sein Brief enthielt die Bitte, ihm einen Ort zu bestimmen, wo sie sich sprechen könnten. Diese Zusammenkunft fand in Oggersheim statt, in einem Wirthshause, der Viehhof genannt. Den trostlosen Dichter suchte Meier durch die Aussicht zu beruhigen, daß sein Trauerspiel mit einigen Abkürzungen sicher auf die Bühne gebracht werden dürfte. Schiller erklärte sich sofort zur Umarbeitung seines Stücks bereit, ohne die geringste Empfindlichkeit zu verrathen, daß ihn Dalberg so bitter getäuscht. Er entschloß sich, einige Wochen in Oggersheim zuzubringen. Rathsam schien ihm dieß auch schon wegen der Gefahr der Auslieferung, die ihm nach den Briefen seiner Stuttgarter Freunde drohte. Dem Wirth im Viehhof, bei welchem er ge$ nd eine Hetzpeitsche hatte man erwartet." Seinem früher geäußerten Wunsche gemäß, bewohnte Schiller eine Zeitlang mit Huber ein gemeinschaftliches Zimmer. Späterhin bezog er eine der kleinsten Studentenstuben. Er war noch immer genöthigt, sich hinsichtlich seiner Ausgaben sehr zu beschränken. Sein innerer Reichthum mußte ihm für manche Entbehrung Ersatz bieten. Von seiner mitunter frohen Stimmung gab er einen Beweis in dem "Lied an die Freude". In dem bei Leipzig gelegenen Dorfe Gohlis, wo er einige Sommermonate zubrachte, dichtete er dies Lied. Ein erhöhtes Selbstgefühl gab ihm die Hoffnung einer gesicherten äußern Existenz. Er erwartete sie nicht von der dem Studium der Jurisprudenz, der er sich in Leipzig hatte widmen wollen, sondern von der Rückkehr zu seinem ehemaligen Berufsfache, der Medicin. In solcher Stimmung war er selbst so kühn, in seinem früher erwähnten Briefe an den Buchhändler Schwan um die Hand seiner Tochter Margarethe anzuhalten. Die abschlägliche Antwort, die ihm Schwan ertheilte, gründet$ von Alexander von Gleichen-Rußwurm Der Philosoph auf dem Kaiserthron gehört zu den bedeutendsten Männern des ausklingenden Altertums. Marcus Annius Verus wurde den 25. April des Jahres 121 n. Chr. Geb. zu Rom geboren wo seine Familie, seit der Urgroßvater aus Spanien eingewandert war, sich zu hohem Rang emporgearbeitet hatte. Sorgfältige Erziehung, gepaart mit großer Lernbegierde, erschlossen ihm die Wissenschaft seines Jahrhunderts, die in der Philosophie den höchsten, in unserem Sinn sogar den einzigen Ausdruck fand. Schon im zwölften Jahr nahm der kräftig aufblühende Jüngling den weißen Mantel und bekundete dadurch, daß er auch äußerlich zur Kaste der Philosophen gehören wolle. Streng und ernst gab sich die Weltweisheit des zweiten Jahrhunderts. Entbehrungen, oft bis zum Übermaß gesteigert, wie sie später zur typischen Eigenschaft christlicher Asketen wurden, verlangten die Anhänger der Stoa und sahen in der Abkehr von allen Interessen, Zerstreuungen wie Freuden der Welt die einzig richtige Stellungnahme $ ken bestimmend auf die ethische Entwicklung des still für sich Heranwachsenden. Kaiser Hadrian fand Gefallen an dem ernsten, außerordentlich wahrhaften Philosophenschüler und veranlaßte im Jahr 136 dessen Verlobung mit der Tochter seines Mitregenten Verus. Als Folge dieser Verlobung ist dann die Adoptierung seitens Antoninus (eines Sohnes des Verus) zu betrachten, der selbst von Hadrian an Kindes Statt angenommen und zum Thronfolger ernannt war. Unter dem Namen Marcus Aelius Aurelius Verus trat der junge Denker aus der Verborgenheit auf den Schauplatz der großen Welt. Sein Biograph berichtet, daß er nur ungern sein beschauliches Leben verlassen und einen Palast in der Stadt auf Hadrians Befehl bezogen habe. Doch im Treiben des Hofes, im bewegten politischen Frage- und Antwortspiel, auf dem Forum vor Gericht, bei den Mühen kriegerischer Unternehmungen wuchs und reifte erst die philosophische Saat des herben jugendlichen Frühlings zu reicher Ernte. Als Kaiser Hadrian am 10. Juli 138 zu Bajä starb, bestieg Anton$ gerichtet--gewiß des Gelingens, sicher des nahen Sieges... Über der ganzen Gestalt aber lag zugleich bei aller Kraft eine solche Anmut, eine solche Frische, daß man den kühlen Duft dieses vielleicht eben erst dem Wasser entstiegenen Körpers zu spüren glaubte, der sich nun zu neuem und schwierigerem Sprunge anschickte, und den das Trikot nur wie ein dünner Schleier umschloß, hinter dessen zartem Gewebe jeder Muskel, ja die Adern erkennbar hervorzutreten schienen; und obwohl zum Teil mit diesem Schleier bekleidet, erschien auf den ersten Blick der ganze Körper wie nackt, bis man die unsäglich feine Arbeit des Meisters gewährte, für den die leichte Hülle kein Hindernis gewesen war, das nackte Leben in seiner Wärme zu bilden. --"Klassisch schön und doch von modernem Geiste beseelt"--"raffiniert schlicht"--"einfach antik"--"wo kann er das Modell herhaben?"--"ein Meisterwerk, ganz ohne Zweifel"--das waren die Ausdrücke, die mit vielen anderen Namen und Vergleichen, von denen er nichts verstand, Felders Ohren umsch$ die hier zu ihnen redete, verstanden sie nichts. Felder selbst war zum ersten Male in einer Kunstausstellung, und der Blick auf die vielen anderen Marmorwerke in dieser hohen Halle, in die lange Flucht der Säle, von deren Wänden herab die Farben unzähliger Gemälde leuchteten, machte ihn wirr und beraubte ihn. Zudem ärgerte er sich zu sehr, als daß er sich ruhig irgendeiner Betrachtung hätte hingeben können. Er hatte sich diesen Morgen ganz anders gedacht. Wie, das wußte er wohl selbst nicht, aber etwa so: daß er mit dem Künstler vor der Statue stehen würde, aller Augen auf sich gerichtet, als auf das Modell usw.... So aber geschah nichts dergleichen. Kein Mensch kümmerte sich um ihn, man drückte und stieß ihn von allen Seiten, und wenn ihn zufällig jemand ansah, so hatte er das Bewußtsein, mit diesem Blicke gefragt zu werden: Was wollen Sie Wie hätte aber auch irgend jemand in dem modisch gekleideten jungen Mann mit dem hohen Hemdkragen und dem steifen Hut, der aussah wie ein Kommis von Hertzog oder Wertheim$ System könnte man ihr Walten, die Idee von ihr ausgestalten! Ist nicht jede Form ein Resultat der Bewegung der Materie gegen einen Widerstand? Was ist die Anpassung anders, als Wirkung von Hemmung und Widerstand auf das vorwärtstreibende Leben? Was ist der Rhythmus anders, als die periodisch gehemmte Bewegung! Was ist Bewegung anders, als die durch einen Widerstand in bestimmte Bahnung gezwungene Kraft! Und wie anders wäre Kraft zu erforschen und wirksam zu machen, als durch künstliche und bewußte Einschaltung von spezifischen Widerständen! Vielleicht können wir überhaupt niemals etwas wissen von dem Wesen der Kraft, sondern lernen und studieren nur immer feiner die Widerstände und die Hemmungen, welche die Urkraft zwingen, in so verschiedener Form in Erscheinung zu treten. Wer rief die Elektrizität in die Erscheinung, wenn nicht die Einschaltung geeigneter Widerstände (Isolation)? Würde das Licht ohne Existenz eines Äthers übertragbar, ohne das brechende Medium analysierbar sein? Wird es nicht sichtbar am W$ Prometheus-Stirn des Genies! Aufsteigend von der einfachen Reizbarkeit des einzelligen Lebewesens bis zur Feinfühligkeit des sublimsten Gedankens, der den Harfensaiten der menschlichen Seele entgleitet, wurde der Nerven Stammherr, der _Nervus Sympathicus_, der den Rhythmus der kriechenden Raupe, wie den Flug der Libelle beherrscht, geschaffen als der erste Schritt zur Organisation chaotischer Bewegungsmöglichkeiten. Nach ihm kam Rückenmark und Nervengeflecht und endlich die Krone des Nervenbaums, das Gehirn. Kein Geringerer als Goethe sah, daß das Schädeldach ein entwickelter Wirbel sei, und die Hülle mußte sich wohl entwickeln, weil an der Spitze der Rückenmarksäule die sich fortbildende Nervenmasse das Gehirn erzeugte. Dessen jüngste Sprossen, die Hirnrindenzellen, sind der Sitz unseres Bewußtseins. Ein jeder von uns trägt also in sich die organischen Niederschläge dessen, was vor uns war. Einst war Stufe für Stufe aufsteigend alles das bewußt, was jetzt unbewußt, automatisch gleichsam "von selbst" sich re$ seelischer Schönheit ist, warum Sauberkeit eine kardinale Tugend, ein soziales Erfordernis, eine sittliche Pflicht ist. Die Kultur eines Volkes wie des einzelnen kann gemessen werden an dem Maß von Sorgfalt, das beide auf die Kultur der Haut verwenden. Zur Kultur der Seele gehört untrennbar die Kultur der Haut. Die Zeiten sind für immer vorüber, in denen struppiger Bart, ungepflegte Hände, Wasserscheu und Nonchalance der Tracht für das Erkennungszeichen genialischer Kraftnaturen galten: "er gibt nichts aufs Äußere", pflegte man früher von einem solchen teutonischen Kraftmeyer entschuldigend im Hinblick auf die Gewalt seines Innenlebens zu sagen, wobei man eben vergaß, daß das "Äußere" unseres Leibes, die Haut, durchaus ein Teil des Innerlichsten ist. Gewiß können wir es durch keine Kultur erzwingen, unserer Haut wieder jenen weichsamtenen Blütenschmelz zu geben oder zu erhalten, wie ihn beispielsweise die Halspartie oder der Nacken eines Kindes aufweist, man kann die Haut nicht schöner gestalten, als sie von $ espräch einließ, das meistens literarische Gegenstände betraf. Die beliebtesten englischen Autoren sich zum Muster zu wählen, hielt Goethe für das wirksamste Mittel, um sich von dem seichten Geschmack Gottsched's und seiner Schule frei zu erhalten. Aber auch zu einem gründlichen Studium der bessern deutschen Schriftsteller, die der Literatur eine neue Richtung gaben, ward Goethe durch den Umgang mit mehreren vielseitig gebildeten jungen Männern geführt, zu denen, außer einigen gebildeten Livländern, ein Bruder des Dichters Zachariä, der nachherige Privatgelehrte Pfeil und der durch seine geographischen und genealogischen Compendien bekannte Schriftsteller Krebel gehörten. Fleißig las Goethe in Lessings, Gleims, Hallers, Ramlers u. A. Schriften. Keiner dieser Dichter aber raubte ihm die Vorliebe für Wieland. Den Eindruck, den das Lehrgedicht "Muserion" damals auf ihn gemacht, schilderte er in spätern Jahren mit den Worten: "Hier, in diesem Gedicht war es, wo ich das Antike lebendig und neu vor mir zu sehen gla$ ner Meinung nach, einer gewissen Kühnheit, seine werthe Person einer solchen Gefahr auszusetzen. Vor der Reeling stehend, hielt Frycollin erst den Körper nach rückwärts geneigt, dann schüttelte er an derselben, um ihre Haltbarkeit zu prüfen; nachher richtete er sich auf, beugte sich etwas nach vorwärts und steckte endlich den Kopf ein wenig hinaus. Wir brauchen wohl nicht zu bemerken, daß er während der Dauer dieses Experimentes beide Augen fest geschlossen hielt. Endlich öffnete er dieselben. Hei, wie schrie er da laut, wie flog er eiligst zurück und wie verkroch sich sein Kopf zwischen den Schultern! Unter dem Abgrunde hatte er den ungeheuren Ocean erblickt. Wären seine Haare nicht gar zu krank gewesen, sie hätten sich gewiß über der Stirn "Das Meer! Das Meer! ..." schrie er auf. Frycollin wäre lang auf das Verdeck hingestürzt, wenn der Koch nicht die Arme ausgebreitet hätte, ihn aufzufangen. Dieser Koch war ein Franzose, vielleicht ein Gascogner, obwohl er sich François Tapage nannte. Wenn er nicht Gascogn$ machten sich aber doch zu unangenehm fühlbar, da sie Alles an Bord durchnäßten. Es bedurfte ja nichts weiter, als sich über diese Nebelschicht, welche drei- bis vierhundert Meter stark sein mochte, zu erheben. Die Schrauben wurden also in schnelle Umdrehung versetzt, und oberhalb des Nebels fand der "Albatros" wieder den reinen, vom Sonnenlicht gebadeten Unter diesen Verhältnissen hätten Onkel Prudent und Phil Evans Mühe gehabt, ihren Fluchtversuch auszuführen, selbst wenn sie den Aeronef hätten verlassen können. An diesem Tage blieb Robur, als er einmal an ihnen vorüberkam, wie zufällig stehen und sagte, ohne äußerlich seinen Worten besondere Bedeutung beizulegen: "Meine Herren, ein Segel- oder Dampfschiff, das in einen Nebel gerieth, dem es nicht entrinnen kann, ist immer sehr genirt, es fährt nur unter fortwährendem Pfeifen oder unter den Tönen des Nebelhorns weiter. Es muß seine Fortbewegung verlangsamen und hat trotz aller Vorsicht jeden Augenblick eine Collision zu befürchten. Der "Albatros" kennt solch$ lte, fast leuchtende Dünste auf -- was jedenfalls von der verschiedenen und wechselnden elektrischen Spannung der Wolkenschichten herrührte. Der Reflex von diesen Ansammlungen ließ Myriaden von Lichtern auf der Oberfläche des Meeres hintanzen, deren Intensität um so lebhafter wurde, je mehr der Himmel sich verfinsterte. Der "Albatros" und jenes Meteor mußten bald zusammentreffen, da sie sich auf einander zu bewegten. Und Frycollin? -- Nun Frycollin folgte noch immer im Schlepptau -- ja, das ist das richtige Wort, denn jenes Tau bildete einen weit offenen Winkel gegen den mit der Geschwindigkeit von hundert Kilometern hinfliegenden Apparat, wodurch der Korb nicht unerheblich zurückblieb. Das Entsetzen des armen Teufels wird man sich unschwer ausmalen können, als die Blitze jetzt um ihn her aufzuckten und der Donner mit gewaltiger Macht durch die Himmelsräume rollte. Das ganze Personal bemühte sich angesichts dieses Unwetters so zu manövriren, daß sie entweder höher als dasselbe hinaufkamen oder in den unteren $ tiegen. Die Mannschaft war an ihrer Stelle und hielt sich bereit, jeder Anordnung ihres Herrn eiligst nachzukommen. Obwohl der "Albatros" sich nur einige hundert Fuß gesenkt hatte, schwebte er doch immer noch in der dichten Wolkenschicht inmitten von Blitzen, die sich wie Raketen eines Feuerwerks kreuzten. Man mußte jeden Augenblick fürchten, daß ihn ein Blitzstrahl treffe. Die Bewegung der Schrauben verlangsamte sich noch mehr, und was bisher ein etwas Schnelleres Herabsinken war, drohte jetzt ein gefährlicher Sturz zu Zuletzt lag es auf der Hand, daß er in weniger als einer Minute auf der Meeresfläche angelangt sein mußte, und einmal in's Wasser getaucht, hätte keine Macht ihn daraus zu befreien vermocht. Plötzlich lagerte sich die elektrische Wolke dicht über ihnen. Der "Albatros" war jetzt nicht mehr als sechzig Fuß vom Kamm der Wellen entfernt. Binnen zwei bis drei Secunden drohten diese das Verdeck zu überfluthen. Da benützte Robur noch den letzten Moment, stürzte nach dem mittleren Ruff hin und packte $ n über Groß- und Klein-Kabylien hinweg endigte gegen Mittag in der Höhe der Kasbah von Algier. Welch' schönes Bild bot sich da den Passagieren des Aeronefs! Die offene Rhede zwischen Cap Matifu und der Pescade-Spitze, das mit Palästen, Maravuts und Landhäusern besäete Uferland; die launenhaft gewundenen Thäler mit ihrem Mantel von Weinstocken; das tiefblaue Mittelmeer, das die hier kleinen Booten gleichenden transatlantischen Dampfer durchfurchen. So ging es weiter bis zu dem malerischen Oran, dessen in den Gartenanlagen der Citadelle versammelte Bewohner den "Albatros" mit den ersten aufleuchtenden Sternen verschmelzen sahen. Wenn Onkel Prudent und Phil Evans sich fragten, welcher Laune der Ingenieur Robur nachgebe, als er ihr fliegendes Gefängniß über Algerien -- die Fortsetzung Frankreichs an der Südküste des Mittelmeeres -- hinführte, so mußten sie die Ueberzeugung gewinnen, daß diese Laune zwei Stunden nach Sonnenuntergang befriedigt sei. Eine Wendung des Steuerruders lenkte den "Albatros" nach Südosten $ ir haben es gethan!" rief Onkel Robur trat auf die beiden Collegen zu. Auf ein Zeichen von ihm waren Tom Turner und einige seiner Kameraden herzugelaufen. Ja, der Ingenieur hatte verzweifelte Lust, seine Drohung zur Ausführung zu bringen, und ohne Zweifel zog er sich nur aus Besorgniß, ihr nicht widerstehen zu können, plötzlich in seine Cabine zurück. "Sehr schön! sagte Phil Evans. -- Und was er zu thun nicht wagte, erklärte Onkel Prudent, das werde ich wagen, ich, ja, ich werde es thun!" In diesem Augenblick liefen die Bewohner von Timbuctu auf den Plätzen und Straßen der Stadt zusammen und sammelten sich auf den Terrassen der amphitheatralisch erbauten Häuser. In den reichen Vierteln von Sankore und Sarahama, wie in den elenden kugelförmigen Hütten des Quartiers Raguidi donnerten die Priester von den Spitzen der Minarets die schlimmsten Flüche und Verwünschungen gegen das Ungeheuer in der Luft. Das war indeß unschädlicher, als Flintenkugeln. Und auch bis zum Hafen von Kabara an der scharfen Biegung des Nige$ a auch nicht, was draußen vorging, und konnte sich gegen jede Gefahr geschützt glauben. Glich er nicht völlig dem thörichten Strauße, nicht allein physisch durch seinen vortrefflichen Magen, sondern auch geistig durch seine kindische Beschränktheit? Doch nach welchem Punkte der Erde sollte der "Albatros" sich nun wenden? Konnte man wohl annehmen, daß er sich im tiefen Winter über diese südlichen Meere oder über das Festland des Pols hinauswage? Selbst wenn die Chemikalien in den Batterien nicht durch die furchtbare Kälte erstarrten, drohte in dieser eisigen Atmosphäre doch Allen der Tod -- der schreckliche Tod des Erfrierens. Daß Robur es unternommen hätte, in der warmen Jahreszeit über den Pol zu fahren, möchte wohl angehen; inmitten der ewigen Nacht des antarktischen Winters erschien dies dagegen wie der Streich eines Tollhäuslers. Diesen Gedankengang hatten der Vorsitzende und der Schriftführer des Weldon-Instituts, als sie sich jetzt nach dem äußersten Ende der Neuen Welt entführt sahen, nach Gegenden, we$ geschah etwas ganz Besonderes in ihrem Leben. Bovarys bekamen eine Einladung nach Vaubyessard, zu dem Marquis von Andervilliers. Der Marquis, der unter der Restauration Staatssekretär gewesen war, wollte von neuem eine politische Rolle spielen. Seit langem bereitete er seine Wahl in das Abgeordnetenhaus vor. Im Winter ließ er große Mengen Holz verteilen, und im Bezirksausschuß trat er immer wieder mit dem höchsten Eifer für neue Straßenbauten im Bezirk ein. Während des letzten Hochsommers hatte er ein Geschwür im Munde bekommen, von dem ihn Karl wunderbar schnell durch einen einzigen Einstich befreit hatte. Der Privatsekretär des Marquis war bald darauf nach Tostes gekommen, um das Honorar für die Operation zu bezahlen, und hatte abends nach seiner Rückkehr erzählt, daß er in dem kleinen Garten des Arztes herrliche Kirschen gesehen habe. Nun gediehen gerade die Kirschbäume in Vaubyessard schlecht. Der Marquis erbat sich von Bovary einige Ableger und hielt es daraufhin für seine Pflicht, sich persönlich zu be$ ung gewesen. Von draußen, vom Gange her, waren dem Apotheker die schweren Tritte der Schutzleute ins Ohr gehallt. Es war ihm, als hörte er fern das Aufschnappen wuchtiger Schlösser. Er bekam Ohrensausen und glaubte, der Schlag würde ihn rühren. Schon sah er sich im Kerker sitzen, seine Familie in Tränen, die Apotheke unter dem Hammer und seine Arzneiflaschen in alle vier Winde verstreut. Hinterher mußte er seine Lebensgeister in einem Kaffeehause mit einem Kognak in Selters wieder auf die Beine Allmählich verblaßte die Erinnerung an diese Vermahnung, und Homais hielt von neuem in seinem Hinterstübchen ärztliche Sprechstunden ab. Da aber der Bürgermeister nicht sein Freund war und seine Kollegen in der Umgegend brotneidisch waren, bebte er in ewiger Angst vor einer neuen Anzeige. Indem er sich nun Bovary durch kleine Gefälligkeiten verpflichtete, wollte er sich damit ein Recht auf dessen Dankbarkeit erwerben und ihn mundtot machen, falls die Kurpfuschereien in der Apotheke abermals ruchbar würden. Er brachte d$ er ihn. »Hier! Das hält In der Ferne bellte irgendwo fortwährend ein Hund. »Hören Sie, wie der Hund heult?« fragte der Apotheker. »Man sagt, daß sie die Toten wittern«, sagte der Priester. »Ähnlich ist es bei den Bienen. Sie verlassen ihren Stock, wenn im Haus ein Mensch stirbt.« Homais erhob keinen Einwand gegen diesen Aberglauben, denn er war bereits wieder eingeschlafen. Bournisien, der widerstandsfähiger war, bewegte noch eine Zeitlang leise die Lippen. Dann senkte sich allmählich sein Kinn, sein dickes schwarzes Buch entfiel ihm, und er begann zu schnarchen. So saßen sie einander gegenüber, mit vorgestreckten Bäuchen, mit ihren aufgedunsenen Gesichtern voller Stirnrunzeln. Nach all ihrem Zwist vereinte sie die gleiche menschliche Schwäche. Sie regten sich ebensowenig wie der Leichnam neben ihnen, der zu schlummern Karl kam. Er weckte die beiden nicht. Er kam zum letzten Male. Um Abschied von ihr zu nehmen. Das Räucherwerk qualmte noch. Die bläuliche Wolke vermählte sich am Fensterkreuz mit dem Nebel, de$ dankbar, indem sie den Mann mit vollem Gehalt pensionierte. Worauf Bodlak verschwand. Durch Briefe aus Ocura erfuhr man auch in Brüssel von der drolligen Ulkgeschichte. König Léopold hat besonders über den ihm unterschobenen Brief und das "achtungsvoll" gelacht, war aber "verschnupft", daß man ihm ein so--"minderwertiges" Französisch zutraute.... Die Kohlenbahn Ocura-Friedau wurde nicht gebaut; die Verfrachtung findet heutzutage auf einer anderen Strecke: Golubovec-Varazdin statt, deren vorletzte Station (vor dem Endpunkte Golubovec) das vielgenannte Ocura ist. Die Gesellschaft besteht noch immer und freut sich ihres Besitzes im kohlenreichen Gebirge Kroatiens. Alte Leute schmunzeln heute noch, wenn die Rede ist von--kroatischen Glanzkohlen. Auf Forstinspektion. Nach Aufhebung der sogenannten Militärgrenze (8. August 1873) mußten die Wälder zunächst des nordwestlichen Teiles Kroatiens durch eigene Forstkommissäre der Vizegespanschaften neu "eingeschätzt", auf ihren Wert berechnet, dabei der Forstbetrieb besi$ e, sein neugekauftes Automobil zu einer Fahrt nach "Halbasien", hinunter zu den Wasserwundern von Plitvice im südlichsten Zipfel von Kroatien zu Praktisches Geographiestudium! Reisen bildet! "Automobilfahren ist schöner noch als Jagd und Liebe!" Dieser Ausspruch kühlte meine Begeisterung ab. Doch der Süden, der mir unbekannte Süden Kroatiens, die Schilderungen von der märchenhaften Schönheit der Korana und von Plitvice gaben den Ausschlag! Drei Stunden flinker Fahrt, und wir beguckten die fast unleserliche Aufschrift auf Eisentafeln, die auf dicken, rotweißblau angestrichenen Holzpfählen thronten: "Hrvatska i Slavonia". (Kroatien und Slavonien). Damals ein Königreich, das zu Ungarn gehörte, deshalb das ungarische Staatswappen auch am Schilde jeder Tabaktrafik. Das Wort Goethes vom Deutschen, der keinen Franzmann leiden kann, doch seine Weine gerne trinkt, hätte man damals mit gewissen Veränderungen auf Kroatien anwenden können. Viel Zuneigung für ungarische Freiheit in Gesetzgebung und Verwaltung, "Autonomie $ ier, die sie nicht emporheben durfte, wenn sie nicht nackt und wehrlos dem Schicksal preisgegeben sein wollte. Es gab aber auch Stunden, wie die der heutigen Nacht, wo ihr Inneres von einer gleichsam nur geträumten Unruhe erfüllt war, wo ihre Augen sich groß öffneten wie die eines erwachenden Kindes und sie sich fragte: Wer bin ich? Was wird aus mir? * * * * * In seiner Knabenzeit hatte Sylvester einmal im Herbst in einer Kammer einen Korb mit frischen Trauben entdeckt. Es war nicht Hunger, was ihn getrieben, darüber herzustürzen. Da es die ersten Trauben des Jahres waren, hatte auch die Freude am Anblick der schönen Dolden, das Entzücken, sie greifen zu können, seine Gier erweckt. Er war niedergekniet, hatte jauchzend zwei Hände voll gepackt und dann das Gesicht, den Mund, die Zähne förmlich in die Trauben vergraben, so daß der ausgepreßte Saft nicht nur über den Gaumen hinab, sondern auch über das Kinn und die Kleider träufelte. Daran mußte er manchmal während seines Pariser A$ Major, viel zu gutmütig, um die Erbitterung seiner Frau zu teilen, ritt jede Woche einmal nach Erfft, brachte Silvia eine Puppe oder ein Kleidchen mit und prüfte die Rechnungen, die ihm der Inspektor vorlegte. Agathe war ihm dankbar, trotzdem sie von der Vergeblichkeit solchen Beistands durchdrungen war. Daß der Major auch ein bißchen in sie verliebt sein könne, fiel ihr nicht im Traume ein. In der Nachbarschaft und unter den Bekannten wurde über die rätselhafte Abwesenheit Sylvesters mancherlei geredet, wie sich denken läßt. Forschenden Blicken zu begegnen, Vertraulichkeiten abzuwehren und taktlose Neugier zufriedenzustellen, hatte Agathe keine Lust; nicht bloß aus diesem Grund, sondern auch, weil ihr die Menschengesichter immer weniger gefielen, mied sie Gespräche und Zusammenkünfte und verbarg sich still in ihrem Hause. Achim Ursanner, der einzige, dessen Gesellschaft ihr bisweilen erwünscht gewesen wäre, gab selten ein Lebenszeichen, und gesehen hatte sie ihn seit ihrem Besuch in Randersacker nicht mehr.$ enen Heuwagen; sie hatte den Briefträger gesehen und konnte durch die offnen Fenster in die Stube blicken. Nun kletterte sie vom Wagen herunter und eilte ins Haus. Zögernd trat sie ein, richtete aber die Augen furchtlos gegen Agathe und fragte: »Was schreibt denn der Vater?« Agathe war betroffen von der Divination wie auch von der verstellten Ruhe in der Stimme des Kindes. Es war das erstemal, daß sich Silvia durch eine unmittelbare Frage nach ihrem Vater erkundigte, aber der mißtrauische und heimlich gereizte Ton erzürnte Agathe, und sie antwortete: »Deinem Vater geht es gut. Was dich betrifft, so nimm dich in acht, Kind, daß du mir nicht durch Dünkel und Vorwitz verhaßt wirst. Nicht was du sprichst, sondern wie du dich gibst, ist über deine Jahre und steht dir nicht an. Wenn du älter und klüger bist, wirst du einsehen, daß man mit einem so kleinen Mädchen nicht über die ernsten Dinge sprechen kann, die Vater und Mutter beschäftigen.« Silvia lächelte. Es war ein sehr besonderes Lächeln, das ungefähr zu sagen$ e die Susanne recht gehört. Es hatte wirklich in der Stube der Fremden ein Kind geweint, und ein Kind war es gewesen, was der Reisende unter seinem Mantel verbarg, als er aus dem Wagen stieg. An dem Bette ihres Kindes saßen die Aeltern an diesem Abend, während die Tanzmusik schallte, und weinten und klagten, und je lauter das Jauchzen der Fröhlichen wurde, desto betrübter wurden sie. »Ist's denn gar nicht zu ändern, Lewin«, sprach weinend die fremde Dame, indem sie einen Kuß auf die Stirne eines lieblichen Mädchens drückte, das schlafend im Bette lag; »ist's denn gar nicht zu ändern, und muß ich mich von meinem kleinen Engel scheiden? Ach ich halt' es nicht aus! Thue Alles, was du willst; sage lieber vor aller Welt, ich wäre nicht dein Weib, nur nimm mir mein Kind nicht, meine Selma. Sage deinem Vater, was du willst; sage ihm, wir seien nicht getraut. Geh' allein zurück, vergiß mich, wenn du kannst, aber laß' mir mein Kind. Ach, in fremdem Land es zurücklassen, Wochen und Monate nichts von ihm hören, wie kann$ tet hast.« (Psalm 8, * * * * * »Das ist die Freude und das Vergnügen eines christlichen Stern- und Himmelsbetrachters, daß er, wenn er die irdische Hütte ablegt, in solchem Glanz wie die Sterne und Sonne vor seinem Schöpfer prangt, davon auch Daniel also sagt: Die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glanz.« (Daniel 12, 3.) * * * * * »Unter allen Wissenschaften ist keine unschuldiger, als die Sternwissenschaft; denn mit deren Umgang und Ausübung wird weder Gott noch der Nächste beleidigt, welche mich auch so ergötzet, daß ich alle meine Nebenstunden dieser anmuthvollen, unschuldigen Wissenschaft in der stillen Einsamkeit gewidmet habe.« * * * * * [2] »Wenn ich den wunderbaren und hohen Himmel mit seinem hellleuchtenden Sternenheere anschaue und betrachte, so ist dieses meine höchste Freude, daß ich endlich auch einmal, wenn ich aus dem irdischen Haus meiner Hütte ausgehe, und in das neue Jerusalem, allwo mein himmli$ ottes Güte und Gnade wiederspiegelt. Die haben frühe den geheimnißvollen Zug nach oben bekommen; und während nun Tausende um sie her leiden und im Leiden klagen und verzagen, leiden sie auch und sind doch allezeit froh. Sie kennen ihren Gott, wie sie sich von ihm gekannt wissen, und wie sie ihn in allen ihren Lebensführungen erkannt haben; sie lieben ihren Heiland mit einer tiefen Johannesliebe; sie sind eifrige und starke Beter, und wer ihre Erfahrungen in diesem Stücke hört, der staunt über die Größe ihres Glaubens. Habt ihr solche in eueren Gemeinden, ihr Lehrer des Volks, machet um Alles die Stillen nicht irre, lasset sie ihr Wesen treiben, auch wenn es euch manchmal sonderbar bedünket. Sie sind zarte Pflanzen, fasset sie nicht mit rauher Hand an. Habt ihr sie zu euren Freunden gemacht, und das hält nicht schwer, dann lieben sie euch fest und treu wie Brüder, und ihr habt ein gut Fundament euch erbauet, darauf ihr fortbauen könnet. Die Zeit, von der wir reden, war noch viel reicher an diesen Stillen, wie $ ß ablegen von den großen Thaten Gottes an uns, denn er hat überschwänglich an uns gethan über Bitten und Vergehen. -- Er hat uns gegeben fromme Aeltern, die jetzt vor Gottes Thron stehen, und uns behütet in den Tagen unsrer Schwachheit, und uns eine frohe Kindheit gegeben. Dann hat er uns in seine Uebungsschule genommen, auf daß er unser jugendlich Herz bewahre vor Sünd' und Schand', und es dem zuwende, vor dem ein reines Herz mehr gilt, denn Gold und Edelstein. -- Als wir müde wurden vom Warten, da hat er uns Obdach gegeben und Brod, daß wir satt wurden, und Kinder lieb und gut und treu. Und wir haben der Keines verloren, nur Eins, das wollte der liebe Gott uns droben auferziehen. Sie sind Alle versorgt, und haben ihr Brod, und Heinrich sogar reichlich. -- Laßt uns nicht gedenken der Mittagshitze, die unser Lebenstag hatte; das Weh, das uns falsche Brüder thaten, haben treue Freunde in der Noth reichlich versüßt, von denen noch Viele leben, Etliche aber sind entschlafen. Es ist mir leid um dich, mein Bruder $ dgelegenheit, und ich benützte die wenigen freien Minuten während einer Ruhepause, nach eingenommenen Mahle, die nächste Umgebung zu durchstöbern. Der Riet-River floß in einem tiefen Bette als ein dünner Faden nach Nordwest, um sich mit dem Modder- (Sumpf-, Schlamm-) River zu verbinden. Wie in den meisten Flüssen Süd-Afrika's zur Trockenzeit (Winter) hatten sich auch hier mehrere die ganze Breite des Flußbettes einnehmende, bis drei Meter tiefe, fischreiche Tümpel gebildet. Der großen Mannigfaltigkeit von Landschaftstypen entspricht auch eine große Mannigfaltigkeit von Thierformen, namentlich Vierfüßlern, und selbst in den zur Trockenzeit wüstenartig erscheinenden Gegenden bietet sich dem Zoologen wie dem Jäger ein reiches Arbeitsfeld. Diese Mannigfaltigkeit ist besonders bei den niederen Thierformen ausgeprägt, und ich fand schon in der Cap-Colonie viele Schmetterlings- und Käferarten oft auf kleine, durch zwei parallel laufende Flüsse begrenzte Striche beschränkt. Mit einzelnen interessanten Arten von Feder$ ubte ich Jemanden sich meinem Zelte von rückwärts nähern zu hören, geräuschloser, als es ein Vorübergehender thun würde, und was mir auffiel, nach der Stelle zu, wo Nachts zuvor der Einbruch versucht worden war; ich erhob mich so sachte als möglich von meinem Lager, und da der Lehmboden meine Tritte dämpfte, war es mir möglich, dem von außen das Zelt Umgehenden Schritt für Schritt zu folgen, bis wir beide an der Thüre angelangt waren. Bald vernahm ich den Versuch, die Thüre aufzudrücken, ein Augenblick genügte, um die vorgeschobene Eisenstange geräuschlos zu beseitigen und so dem Ankommenden den Versuch, die Thüre zu öffnen, zu erleichtern. Im nächsten Augenblicke riß ich die Thüre auf und der Eindringling, der sich gegen dieselbe gestemmt, wäre fast in das Zelt hineingetaumelt. Den Strolch bei der Kehle fassen und ihm den Revolver an die Brust zu setzen, war das Werk eines Augenblickes. Nun sah ich bei dem schwachen Schimmer des halb von Wolken bedeckten Mondes, daß ich einen halbnackten Kaffer, der so schwa$ iesen Vereinigungsstellen finden sich dann jene auch schon erwähnten (in tieferen und höheren Partien des Hochplateaus liegenden) nach oben trichterförmig sich erweiternden Oeffnungen, welche an ihrer oberen Mündung einen Umfang von 24-180, selbst bis zu 240 Meter erreichen. Sie erscheinen rundlich, weil die Wand oft mit Geröll und Erde bedeckt ist, doch bei näherer Untersuchung zeigen sie sich viereckig, die Mehrzahl jedoch dreieckig. Manche dieser Felsentrichter besitzen kahle Felsenwände, selten sind dieselben steil, häufiger mit Geröll überlagert oder durch Felsenblöcke gebildet; meist sind diese Blöcke mit Erde bedeckt, oder die Fugen und die Zwischenräume damit ausgefüllt, so daß diese von einer ziemlich üppigen Vegetation, namentlich aber Bäumen und Sträuchern überwuchert werden und da die höheren Bäume dann über diese Vertiefungen auf der begrasten, wenig oder gar nicht bebuschten Ebene hervorragen, weithin erkennbar sind. [Illustration: Felsentrichter.] Da wo die am Boden solcher Felsentrichter sich $ uß entfernt sich von uns nach links in einem weiten Bogen und wir treffen ihn erst nach einem langen Doppelmarsche, indem wir die Secante zu diesem Kreisabschnitte beschreiben. Das Land nach links, eine prachtvolle Grasebene (das Land innerhalb des vom Flusse betriebenen Bogens), gehörte zu der Transvaal-Republik, jenes zu unserer Rechten, hochbegrast, hie und da von Büschen und kleinen Niederwald-Complexen bedeckt, Gassibone an; jetzt gehört beides zu der Transvaal-Colonie. Die Grasebene zu unserer Linken war eine der von den schon oft erwähnten Knurrhühnern (Otis afra) am dichtesten bevölkerten Jagdstellen, die ich auf meinen südafrikanischen Wanderungen kennen gelernt, es rauschte vor uns, neben uns, in der Ferne, auf beiden Seiten [Illustration: Von der Arbeit heimkehrende Batlapinen.] Unser Gefährte F. wollte, als er die Trappen so häufig auffliegen sah, wieder einmal Proben seiner weidmännischen Ausbildung geben und rühmte sich, mindestens einem halben Dutzend den Garaus zu machen. Doch bald kehrte er z$ eines Ansuchens befragt, gestand er, daß dieser Makoa (Weiße), auf B. weisend, seiner Frau und dem Kinde (Nichte) tata, tata (viel, viel) gefiele und sie deshalb mitreisen wollten. [Illustration: Klippdachsjagd.] Wir schlugen eine nordwestliche, dann eine nördliche Richtung ein und hatten zwischen der verlassenen Stadt und dem zweitnächsten Flusse, den Koluany, den wir zu überschreiten hatten, ein Hochland zu durchziehen, welches an Schönheit der Gebirgsscenerien en miniature nur von dem großartiger geformten Makalaka-Höhenlande (Westmatabele) übertroffen wird. Das Hochplateau ist theilweise Busch-, theilweise freies Grasland, doch hie und da auch dünn bewaldet und von einer Unzahl bis an 80 Fuß hohen meist pyramidenförmig geformten, aus riesigen Granitblöcken bestehenden Felsenhöhen übersäet. Da sich in ihrer Nähe der Boden in der Regel feucht erhält, sind sie von einem Mimosengürtel umsäumt und von üppigster Vegetation bedeckt, in welcher sich namentlich kleine Aloëarten und niedrige cactusförmige Euphorbia$ llose Samen einer Ranunculus-Species (_R. crepens_) von der Höhe in das Thal herabgeschwemmt, die ob ihrer stachlichen Eigenart von den Boers »Develkies« genannt werden. Unfähig in meiner Beschuhung den Rückweg anzutreten, mußte ich es barfuß thun,--das weitere bedarf keiner näheren Schilderung. Mitternacht war nicht fern, als wir das lodernde Feuer des Lagers meiner Gefährten mit einem Freudenschrei begrüßten--die Stunde der Erlösung war gekommen. [Illustration: Scene aus dem Leben der Masarwa's.] Wir beeilten uns am 27. zeitlich Morgens die Stätte trüber Erinnerungen zu verlassen und setzten die Reise durch den tiefsandigen Wald nach Norden fort. Die schlechte Beschaffenheit des Weges nöthigte uns zu öfterem Rasten; während einer solchen kam Pit, welcher die Zugthiere abseits des Wagens zwischen den Grasbüschen weiden ließ, athemlos auf mich zugelaufen und schrie von Weitem. »Teiger, Teiger, Bass!« Bei näherer Untersuchung fanden wir zwar keinen _Teiger_ (Leopard), jedoch zahlreiche Spuren desselben auf den$ r Erwähnung. Es ist meist der Abschaum der menschlichen Gesellschaft, Galeerensträflinge, die aus den spanischen Praesidos von Ceuta, Melilla, Alhucanas und Peñon de la Gomera entflohen sind. Und die Aussicht auf Begnadigung ist ihnen dadurch, dass sie die mohammedanische Religion angenommen haben, vollkommen abgeschnitten, sie würde auch nutzlos für sie sein, da sie im Falle einer Begnadigung, _dem Rächerarm der allliebenden katholischen Kirche anheimfallen würden_. Die katholische alleinseligmachende Religion in Spanien und die mohammedanische alleinseligmachende Religion in Marokko stehen sich noch ebenso feindlich gegen einander, wie zur Zeit Ferdinand des Katholischen. Es mögen einige Hundert Renegaten in Marokko sein, fast alle Spanier, mit Ausnahme von drei oder vier Franzosen; alle sind verheirathet, die meisten sind Soldaten und alle leben in einer sehr verachteten Stellung. Selbst die Kinder und Nachkommen solcher Oeludj[31] haben noch zu leiden von der tiefverachteten Stellung, die ihre Eltern einn$ as Leben hat, stirbt. Ein 40 Jahre anhaltender Regen soll zum neuen Keimen und Leben rufen, und dann werden die Engel Gabriel, Michael und Israful zuerst erweckt (an anderen Koranstellen lässt Mohammed sie nicht sterben, wie überhaupt die grössten Widersprüche herrschen). _Letzterer sammelt die Seelen in seiner Trompete_, und beim letzten Schall entfliegen sie derselben, um den Raum zwischen Erde und Himmel auszufüllen. Die Länge des jüngsten Gerichtstages wird im Koran verschieden, im 30. Capitel zu 1000, im 70. Capitel zu 50,000 Jahren angegeben. Nachdem die Menschen von den Engeln Munkir und Gabriel gefragt sind, wiegt Gabriel in einer Waage, die so gross ist, dass sie Himmel und Erde zugleich enthalten kann, die Thaten der Menschen. Ueberwiegen die guten Thaten auch nur _Ein Haar_ die bösen, so ist der Eingang in das Paradies gesichert. Ein Mohammedaner, der einem andern Unrecht gethan hat, muss übrigens einen Theil seiner guten Thaten demselben abgeben, hat er gar keine, so übernimmt er dafür des Anderen$ ens kundigen Leuten in einem Orte gesehen worden, ist für _den_ Ort der Ramadhan angegangen. Da nun manchmal der Himmel an einigen Stellen bewölkt ist, so treten dort die Fasten einen Tag später ein; da die Marokkaner wie überhaupt die Mohammedaner, _was das Religiöse anbetrifft_, nach Mondsmonaten rechnen, so muss, falls _immer_ der Himmel bewölkt bliebe, nach Ablauf von 30 Tagen des vorhergehenden Monats der 31. der erste Tag des Rhamadhan sein. Von Morgens bis Abends, d.h. sobald man in der Morgen- oder Abenddämmerung einen weissen von einem blauen Faden unterscheiden kann, ist sodann jeder materielle Genuss untersagt. Nicht nur dass man nicht essen, trinken, rauchen oder schnupfen darf, muss auch in dieser Zeit der Umgang mit Frauen, überhaupt jeder Sinnengenuss gemieden werden. Ja in Marokko geht man so weit, das Riechen an eine Blume, das Ergötzen des Auges an einer schönen Landschaft und das Anhören von Musik für Sünde zu erklären. In diesem Monat erhielt Mohammed den Koran vom Himmel, und zwar am 27. $ et el Tekna" eine interessante Schilderung des marokkanischen Kriegslebens enthalten ist, so lasse ich sie hier übersetzt aus den Bulletins de la Société de Geographie de Paris folgen. Auf der 279. Seite erzählt Gatell: "Im Jahr 1861 war so eben der Krieg zwischen Spanien und Marokko beendet. Die Erzählungen, welche man zu der Zeit vom marokkanischen Volke machte, von den Sitten, vom Muthe, den barbarischen Gebräuchen, dem Fanatismus der Bewohner, erregten in mir die Idee in das Innere des Landes einzudringen, trotz der Fährlichkeiten, denen ich dabei ausgesetzt sein konnte. Ich reiste also nach Fes ab, wo sich der Hof befand, und, um besser meine Absicht zu erreichen, trat ich in die regelmässige Armee des Sultans. Obschon ich nur äusserst wenig vom Waffenhandwerk verstand, wurde ich gleich zum Officier befördert." Nach einer Schilderung der Campagne gegen die Beni Hassen, wobei Gatell zum Chef der "Garde-Artillerie" des Sultans ernannt wurde, fährt er fort die Expedition gegen die Rhamena zu schildern: "Wir$ u-Marmora" gewesen sein. Aber in dem entfernten Mulei Bu Slemm Alt-Mamora suchen zu wollen ist vollkommen unstatthaft, weil "Mamora" immer einen felsigen Hügel bedeutet in Tamasirht-Sprache, ein solcher aber bei Bu Slemm nicht vorhanden ist. [Fußnote 127: Uebersetzung von Lorsbach, p. 185.] Barth fügt noch hinzu, dass keineswegs, wie die meisten Geographen anzunehmen geneigt seien, hier Banasa gestanden habe (Hemsö meint, Banasa habe gelegen, wo jetzt Mulei Bu Slemm ist, eine Oertlichkeit, die gar nichts Einladendes zur Gründung einer Stadt hat), welches eine Binnenstadt am oberen Laufe des Sebu gewesen, sondern dass in Mamora die vom Ptolemaeus erwähnte Stadt Subur zu erblicken sei. Ich füge noch hinzu, dass im Lande bei den Eingebornen der Name Mamora vollkommen unbekannt ist. Wir blieben in Mehdia nur Nachts, am anderen Morgen früh aufbrechend, waren wir Mittags in Sla, setzten gleich über und blieben in Rbat in einem Funduk. Der Weg bot nichts Neues, Nehrungformation war auch hier, nur müssen die hi$ mehreren Stellen an, die Portugiesen hätten Asfi 1641 verlassen, was aber wohl irrthümlich ist, wenn man anders nicht nachweisen kann, dass sie es zum zweiten Male genommen. Das beim Cap Cantin anfangende oder endigende Gebirge Dj. Megher tritt, Asfi umgehend, zurück, sendet aber kleine Ausläufer bis dicht zur Stadt, dadurch wird die Ufer-Gegend weniger einförmig, und das Gebirge selbst muss seines reichen Baumschmuckes halber je näher man kommt desto romantischer sein. Ich fand in Asfi alle Funduks besetzt, fand aber bei einem Juden Unterkommen. Mein erster Gang war zum englischen Consul Mr. Carstensen, denn so sehr ich sonst auch mied, mit Europäern in Berührung zu kommen, so zwang mich andererseits mein Zustand, mich auf alle Fälle wieder in den Besitz von Chinin zu setzen. Ich fand selbstverständlich den freundlichsten Empfang, nicht nur fand ich das ersehnte Medicament, auch mit einer kleinen Geldsumme half Hr. Carstensen (die ich ein Jahr später die Freude hatte, ihm persönlich in Tanger zurückerstatten$ Medicin zum inneren Gebrauche zu verabfolgen, denn hat er das Unglück sodann einen Kranken durch den Tod zu verlieren, so ist entweder die Medicin, oder der Arzt die Ursache davon gewesen; andererseits hat der Arzt aber von wirklich guter Medicin gar nicht einmal den erhofften Erfolg, denn gesundet ein Kranker, dann haben weder die Medicin noch der Arzt geholfen, sondern irgend ein Heiliger, auch wohl Mohammed, in seltneren Fällen Gott[145], dies Wunder bewirkt. Es ist daher am besten die Praxis so auszuüben, wie es landesüblich ist: durch Feuer und Amulette. [Fußnote 145: In dieser Beziehung haben die Mohammedaner viel Aehnlichkeit mit den Katholiken: bei einem Wunder denken sie zumeist an einen Heiligen, seltener an ihren Propheten, in den seltensten Fällen an Gott.] Mit einer Karavane machte ich mich sodann auf den Weg und zwei Tage nach unserem Aufbruche von Ertib erreichten wir die nordöstlich davon gelegene Oase Budeneb. Wir blieben hier nur einen Tag, und am folgenden Tage A$ Grab gebracht hatte, hielt die übrigen zwei an der furchtbaren Katastrophe unmittelbar beteiligten Verbündeten, Russland und Oesterreich in monatelangen Todesängsten. Das rührte aber den Sieger von Austerlitz wenig. Zielbewusst und rücksichtslos, wie er immer verfuhr, diktierte Napoleon nun den Vertrag von Pressburg, am 26. Dezember 1805. Umsonst hatte Talleyrand ihm in der Demütigung Oesterreichs Mässigung angeraten.[1] Er forderte und bekam alles, was er wollte. Alles, was Oesterreich ehemals durch den Vertrag von Campo Formio gewonnen hatte, musste es jetzt den Franzosen geben. Beinahe drei Millionen seiner Untertanen musste Oesterreich der Herrschaft Napoleons ausliefern. Neben Venedig gingen ihm auch Istrien (ohne Triest) und Dalmatien (ohne das Litorale) mit der _Bocca di Cattaro_ verloren. Die einzige Verpflichtung, die Napoleon auf sich nahm, war die sofortige Entfernung der französischen Truppen von dem österreichischen Boden. Dieser Pressburger Friede war in der Tat für Oesterreich so ungünstig, da$ Türkei in Krieg gerieten, sandten beide Höfe, Petersburg und Wien, ihre Boten nach Montenegro, um den Vladika für den Krieg gegen den gemeinsamen Feind zu gewinnen. Joseph II. schrieb an den Vladika, dass er die Absicht habe, die unterjochten Christen zu befreien und sie zu Teilnehmern jener Vorteile zu machen, die seine Untertanen genössen; er bat den Vladika, an dem Krieg teilzunehmen[15]. Ekaterina sandte den General-Lieutnant _Tutolmin_ zum Vladika, «damit er Euch,» wie sie schrieb,[16] «Unserer kaiserlichen Gnade und Unseres Wohlwollens versichert, und wenn der Glaube, den die Ungläubigen schänden, wenn die Freiheit, die sie bedrohen und unterdrücken ... Euch bewegen, mit uns an dem Krieg teilzunehmen gegen christliche Feinde, dann wird er (Tutolmin) mit Euch verabreden, was die Bewaffnung eines Heeres betrifft; Ihr sollt ihm Euer Vertrauen schenken und auch überzeugt sein, dass Wir Euch nie vergessen, sondern stets Sorge tragen werden um Eure Sicherheit.» Vladika Peter mit seinem Volk erklärte sich ber$ sie am besten illustrieren, wie das montenegrinische Volk seine Beziehungen zu dem russischen Volke und zu der russischen Kirche auffasste. Wir gestatten uns hier nur folgenden Auszug aus der Antwort an den heiligen Synod. Nachdem der Synod an alle Misshelligkeiten und Misszustände in seiner eigenen Kirche erinnert worden ist, und nach einem köstlich sarkastischen Vergleich der russischen Bischöfe, die in «vergoldeten Wagen im Luxus und Prunk fahren», mit dem montenegrinischen Bischof, der «zu Fuss und im Schweisse seines Angesichtes die steilen Berge erklimmen muss, um das Volk zu trösten und zu belehren», wird folgendermassen fortgefahren: «Bis jetzt haben wir nicht gehört, dass der russische Synod ein Richterrecht hat über das xaveno-serbische Volk, das ausserhalb der russischen Grenzen lebt. Darum hat er auch kein Recht über uns. Denn wir, das Volk in Montenegro und den Bergen, sind nicht Untertanen des russischen Reiches, sondern wir stehen bloss in seinem moralischen Schutz, und zwar dieses nicht aus ei$ ene niedrige und widerwärtige Sphäre hinabziehen. * * * * * Mein Skeptizismus ist vielleicht gerade das Charakteristische des philosophischen Dilettanten. Der philosophische Dilettant ist immer schnell am Ende aller Dinge, weil er nur die Ergebnisse der bereits gewonnenen Erkenntnis im Auge hat, ohne die Wege zu gehen, ja oft auch nur zu kennen, auf denen jene erreicht worden sind. * * * * * Jedes Jahr habe ich mindestens Eine Periode fürchterlichsten Zweifels an mir selbst. Dann lebe ich mit beständigen Todesgedanken. Die Sehnsucht meines Lebens ist eine oft übermächtige Sehnsucht nach praktischem Schaffen im Großen. Plastik wäre (und Architektur) mein höchster Fall. Meine höchste Liebe galt immer dem Gegenständlichen, der Linie, der Farbe, dem Ton an sich. Schon er allein vermochte mich zu entzücken, wievielmehr erst seine organischen Verbindungen. * * * * * Mein Hang zu philosophischem Nachdenken beruht auf der ein$ erkeit. Willenspassion und Heiterkeit vertragen sich nur sehr zeitweilig, das wußte auch Schopenhauer. Spinoza sah wie Christus über die 'Welt' hinweg. Den Germanen aber ist diese 'Welt' doch zu sehr selbst Gegenstand, Kunstmaterial, Entwickelungsstoff, sie wollen nicht so sehr über die Welt hinaus, als in sie hinein. Goethe nahm sich von Spinoza die Freiheit, das gute Gewissen. Spinoza mußte ihm eine Bürgschaft mehr sein, daß dieser verhaßte Wahn von einem außerweltlichen Gott eben nur ein Wahn sei. Und nun mit dieser bestärkten Souveränität in sich ging er hin und wirkte sein Leben mit jedem Atemzuge in das Leben hinein, das er um sich vorfand, befruchtete sich aus ihm und es mit sich und wurde so 'in der Beschränkung' der 'Meister', als den wir ihn immer wieder erleben. * * * * * Alles öffentliche Leben ist wenig mehr als ein Schauspiel, das der Geist von vorgestern gibt, mit dem Anspruch, der Geist von heute zu sein. * * * * * For the happy few$ und vier Küchenjungen mehr gezahlt als für ein Paar Elefanten!« Er entrollte ein langes Papyrusstück und verlas, ohne eine einzige Ziffer zu übergehen, alle Ausgaben, die von der Regierung gemacht worden waren: so viel hatte die Wiederherstellung der Tempel gekostet, so viel die Straßenpflasterung, so viel der Bau der Kriegsschiffe, so viel die Korallenfischerei, so viel die Vergrößerung der Syssitien und so viel die Maschinen in den Bergwerken im Lande der Kantabrer. Aber die Hauptleute verstanden ebensowenig Punisch wie die Gemeinen, wiewohl sich die Söldner in dieser Sprache begrüßten. Man pflegte in den Barbarenheeren einige karthagische Offiziere anzustellen, die als Dolmetscher dienten. Doch hatten sich diese nach dem Kriege aus Furcht vor der Rache der Söldner unsichtbar gemacht, und Hanno hatte nicht daran gedacht, welche mitzunehmen. Überdies verlor sich seine dumpfe Stimme im Winde. Die Griechen mit ihren ehernen Waffengehenken um den Leib lauschten gespannt und bemühten sich, Hannos Worte zu errate$ echten: »Führt ihn ab!« Vielleicht hegte er insgeheim die Absicht, ein Opfer zu bringen. Er legte sich diesen Verlust auf, um schlimmerem vorzubeugen. Giddenem hatte die Verstümmelten hinter den andern versteckt. Hamilkar bemerkte sie. »Wer hat dir den Arm abgeschlagen?« »Die Söldner, Gottbegnadeter!« Dann fragte er einen Samniter, der schwankend dastand wie ein verwunderter Reiher. »Und du, wer hat dir das angetan?« Der Aufseher hatte ihm mit einer Eisenstange das Bein zerschmettert. Diese sinnlose Grausamkeit empörte den Suffeten. Er rieß Giddenem die Gagatkette aus den Händen und schrie: »Fluch dem Hunde, der seine Herde verletzt! Sklaven verstümmeln! Gütige Tanit! Ha, du richtest deinen Herrn zugrunde! Man ersticke ihn im Mist!--Und nun fehlen noch eine Menge! Wo sind sie? Hast du sie gemeinsam mit den Söldnern ermordet?« Sein Gesichtsausdruck war so schrecklich, daß alle Weiber entflohen. Die Sklaven verließen ihre Aufstellung und bildeten einen weiten Kreis um beide. Giddenem küßte wie wahnsinnig die Sa$ m bläulichschimmernden Golf bis zu der weißen Lagune nichts als ein rabenschwarzes Gewimmel, und das blutrote Haff dehnte sich in das Land hinein wie ein großer Purpursumpf. Der Erdwall war so mit Toten bedeckt, daß er aus Menschenleibern errichtet schien. Vor seiner Mitte ragten die Trümmer der Helepolis, Waffen und Rüstungen darüber. Von Zeit zu Zeit lösten sich große Bruchstücke von ihr ab, wie die Steine von einer zusammenstürzenden Pyramide. Auf den Mauern waren breite Streifen sichtbar, wo das geschmolzene Blei geflossen war. Hier und da brannte ein umgerissener Holzturm. Das Häusermeer verschwamm im Dunkel und sah aus wie die Stufen eines zerstörten Amphitheaters. Schwere Rauchschwaden stiegen empor und wirbelten Funken in die Höhe, die sich am schwarzen Himmel Inzwischen waren die Karthager, vom Durst verzehrt, nach den Zisternen gestürzt. Sie erbrachen die Tore. Schlammpfützen standen auf dem Grunde der Becken. Was sollte nun werden? Der Barbaren waren unzählige. Sobald sie sich erholt hatten, würden$ aupt geworden. Wo aber die deutsche Musik durch den Gang der Ereignisse nach außen abgeschlossen wurde, da ist sie blaß und schwach geworden, ihre Metaphysik hat der Unterlage einer lebendigen Physis entbehrt. So ist die deutsche Musik unmittelbar dem deutschen Geistesleben im tiefsten Sinne verknüpft und spiegelt dessen Wandlungen ihrer metaphysischen Natur nach in unerbittlich genauer Schärfe. Zur Führung berufen, der letzten Abklärung fähig und zugewandt, vermag sie zu diesen höchsten Eigenschaften ihres Wesens nur im Durchgang durch andere zu gelangen. National bedingt, ist sie nach Gesinnung und Auswirkung eine europäische Kunst, in ihr leben und kämpfen die Probleme des europäischen oder schlechthin des Menschentums überhaupt. Der große Niederbruch hat sie gepackt und mitgerissen wie kaum eine andere Zeiterscheinung der Geistesgeschichte. Was im heutigen musikalischen Leben Deutschlands vor sich geht, ist das getreue, im einzelnen ins Groteske verzerrte Abbild unseres allgemeinen Lebens. Es wird gekämpf$ ges wieder aus der Wissenschaft ausgeschieden werden, wenn sie den neuen Beobachtungen nicht mehr genügen. Auch der modernen Relativitätstheorie Einsteins hat E. Mach durch seine Kritik Newtons, besonders seiner Lehre von der absoluten Bewegung vorgearbeitet (siehe Geschichte der Mechanik). Diese Auffassung der Arbeit der Naturwissenschaft ist in neuester Zeit von Planck ("Einheit des physikalischen Weltbildes"), Stumpf, Külpe, ferner von allen realistischen und kantischen Schulen mit Recht scharf bekämpft worden (siehe besonders C. Stumpfs Akademieabhandlung: "Zur Einteilung der Wissenschaften", 1906). Vor allem aber war es Ed. Husserl, der die nominalistischen Begriffstheorien des Positivismus in den "Logischen Untersuchungen", Band 2, einer überaus einschneidenden Kritik unterzog. Die ernstesten Versuche, die Gegner des Nominalismus und Sensualismus, die heute den Positivismus immer mehr zurückgedrängt haben, zu widerlegen, haben von diesem Standort aus Ziehen in seiner "Psychophysiologichen Erkenntnistheo$ Ihn mit einem Besuche beehre, mir wohl auch die kleine Gefälligkeit erweisen, und die Herren in Carlsruhe für meine Freilassung stimmen. Ich versprach Christo dagegen, meine Zöglinge, welche noch immer auf ihren alten Hauslehrer harrten, sich jedoch bei meinem längern Ausbleiben nach einem neuen nothgedrungen umsehen mußten, recht christlich und gottesfürchtig zu erziehen. Christus aber blieb gesonnen, zunächst mich selbst zu erziehen, bevor ich wieder der Erzieher Anderer würde, die Herren in Carlsruhe fanden sich vorläufig "in keiner Weise veranlaßt", auf meine Begnadigung anzutragen und dies bewirkte einen namhaften Rückfall in den alten Unglauben und politischen Fanatismus. "Entweder liegt dem Erlöser wenig an den Seelen meiner verlassenen Zöglinge oder Er vermag nichts in Carlsruhe, weil Er einen bereits gebesserten und vortrefflichen Menschen meiner Art in der Zelle eines Zuchthauses stecken läßt", dachte ich, dachte geringer von Christus und mehr als gering von den Herren in Carlsruhe. "Was liegt an mi$ und Popperment und hätte ich in meinem Leben einen Menschen umbringen können, so ists dieser rothe Halunke, der mich beim Vorbeigehen immer wie ein Basilisk anschaut und spöttisch das Maul verzieht!" "Er hat doch nichts Besonderes wider dich!" "Aber ich desto mehr wider ihn!" "Weßhalb denn?" "O du weißt es, Emmerenz! ... Du weißt es, aber ich wills dir auch noch sagen. Siehe, seit dem Tode meiner Mutter selig bin ich behandelt worden und herumgelaufen wie ein herrenloser Hund! ... Keiner hat mir ein gutes Wort gegeben, Alles hat mich verachtet und verfolgt, als ob ich ein Schandmal auf der Stirne und das Schlechteste verübt hätte, was es geben kann! ... Jahrelang habe ich lieber im Stalle oder auf der Weide beim Vieh als bei den Menschen gelebt und mir fast angewöhnen müssen, in jedem Menschen einen Feind zu sehen! ... Der Moosbauer war gut, allein er hat bewiesen, daß er es gegen mich nur aus Eigennutz war, im Gefängniß habe ich Freunde gefunden, aber sie haben mich nachträglich verrathen und verkauft! ... I$ te. Am dritten Abend später blieb der Fesenmichel ungewöhnlich lange von seinem Die Bäuerin und Marianne schalten und lärmten, der lange Jörg, der älteste eheliche Sohn des Hauses, fluchte wie ein Türke, später jedoch griff man zu Laternen und band den Kettenhund ab, die Knechte suchten mit dem Jörg den Sie fanden denselben dem Anscheine nach erschlagen in einem Graben und der ganze Verdacht der That fiel auf den Landstreicher, welcher den bitterbösen Brief gebracht und vom Hofe verdienterweise weggehetzt worden war. Die Bäuerin wälzte sich vor Trauer und zerraufte die Haare sammt zwei Kämmen, Marianne schrie, daß die Leute im Dorfe drüben es hörten, der lange Jörg stelzte in stummem Schmerze hin und wieder, auf und ab und begann ein neues Hausregiment zu führen, als nagelneuer Gebieter zahllose Mängel an allen Maßregeln des Vorgängers zu finden und seine Aufmerksamkeit zunächst auf die kleinsten Kleinigkeiten zu richten--aber Alles änderte der Physikus, welcher am vierten Tage der entsetzten Bäuerin, der weh$ d jener den Beifall der Beamten, Aufseher und bessern Kameraden erstrebt, will dieser Alle sich gleich machen und dabei doch über Alle herrschen. Der Ehrgeiz verwirrt Staaten und Zuchthäuser, der Mensch mit seinen Leidenschaften bleibt überall derselbe, wenn nicht die übernatürliche Weihe der Religion sein Wesen allmählig veredelt. Von einer derartigen Veredlung weiß der Exfourier mit seinen Kameraden wenig, denn alle sind Kinder des 19. Jahrhunderts, Alle haben den Jugend- Glauben verloren und ein langes Sündenleben, oft in Verbindung mit mangelhaftem Religionsunterrichte hat ihre Gemüther verwildert und "Die Mehlsuppe ist mir lieber als die Predigt, welche heute der Pfarrer wieder auftischen wird!" sagt Einer, nachdem das: "Stille, Stille!" des Aufsehers den Redefluß des Exfouriers für eine Weile unterbrochen hat. "Im Krankenzimmer ist's schändlich langweilig, die paar alten Schunken, welche droben herumfahren, habe ich schon vorigen Sommer gelesen, auch ist jetzt wieder der Teufel los, man kann deshalb nic$ um dem Hobisten Benedict zuzusprechen, damit er nicht in Doctor Rollers Hände falle, allein Güte und Ernst prallten an ihm ab. Die drei Monate des Zimmerarrestes waren beinahe zu Ende, da tritt ein sehr beliebter, gebildeter und braver Adjutant in das Hobistenzimmer und macht dem Bedict [Benedict], der stets mit Rittern und Fräuleins redet, ganz ruhige, vernünftige und menschenfreundliche Vorstellungen. Doch dieser hört ihn kaum und wie der Adjutant ihm das Narrenhaus prophezeit, streckt er die Hand aus und spricht wörtlich also: "Du bist nicht als ein Apostel berufen und hast einem so unerschrockenen Ritter meiner Art durchaus keinen Vorwurf zu machen, deßhalb schweige, wenn ich dir nicht den Fehdehandschuh vor die Füße werfen und dir meine Kraft fühlen lassen soll!"-- Die Antwort des Adjutanten lautete auf 3 Tage Dunkelarrest, der Dunkelarrest machte den Kopf des Duckmäusers nicht heller! ... Endlich sind die 3 Monate des Zimmerarrestes verflossen, beim Beginne derselben war der Frühling kaum im Werden, jet$ ir eine prächtige Montur daraus zuwege machte; kurz, der Pfarrer wurde mein Vater, ihm zu Liebe lernte ich besser in der Schule und es war ein großes Unglück, daß der gute Herr sehr bald aus der Gegend fortkam, denn er hat mir oft gesagt, ich müßte eine gute Profession lernen und wenn dieses geschehen wäre, läge ich nicht in einer Kette hier! Kann's nicht beschreiben, wie gut der Mann gegen mich elendes Kind gewesen ist, Gott wirds ihm entgelten und ich will froh sein, wenn er nichts von mir erfährt! Ich möchte noch Vieles sagen, lauter Thatsachen, Duckmäuser, könnte die halbe Nacht allein vom Pfarrer erzählen und thäte es lieber als das Andere, denn der Weg, den ich jetzt betrat, war kein guter. Aus der Schule entlassen, trieb ich mich einige Jahre in der Gegend herum, und trieb bald Dieses, bald Jenes, um leben zu können und den Stiefvater nicht um Etwas ansprechen zu müssen. Es ging mir gerade, wie den Hasen des Fürsten von Donn'schingen im Winter, nämlich es war Winter und ich hatte nichts zu beißen und z$ n des unschuldigen Apfelbisses in Ungnade gefallen, blieb ihr so unbegreiflich als die Nothwendigkeit, daß sich ein Schuldloser für das Menschengeschlecht mit Erfolg opferte. Der Gedanke, daß Gottes eigener Sohn auf dieses armselige, winzige Erdenpünktlein herabgestiegen sei, um sich zum Schlusse eines armseligen und verfolgten Lebens als ohnmächtiger Mensch kreuzigen zu lassen, erschien ihr bald lächerlich bald empörend, je nachdem sie gerade gestimmt war. Es läßt sich begreifen, daß von einem _heiligen Geist_, der einst als einfältige Taube am Jordan herumgeflogen, bei meiner Mutter so wenig die Rede sein konnte als von der wahrhaften, wirklichen und wesentlichen Gegenwart Christi im heiligen Abendmahl. Sie fand wohl Geist in den Gedichten Schillers und Anderer, am wenigsten aber in geistlosen Catechismen und das heilige Abendmahl galt ihr als eine Art von Zweckessen, als Erinnerungsfeier an einen tüchtigen Volksmann. Natürlich vermochte sie in der katholischen Kirche, der sie mit Leib und Seele anzugehören$ Araber haben jetzt ganz und gar ihre grausame türkische Herrschaft vergessen. Hört man sie sprechen, so waren die Türken die mildesten, gerechtesten, gottesfürchtigsten Herrscher, sie waren ja vor allen Dingen "Gläubige", die Franzosen aber sind Ungläubige, mögen sie noch so gut regieren, sie bleiben aus religiösem Hasse immer für die Araber die "christlichen Hunde". Fragt man einen Araber: würdest du gegen die "Gläubigen" kämpfen? so wird er sicher antworten: "Beim Haupte Mohammeds, Gott hat es verboten, Gottes Name sei gelobt." Der Berber kennt von solchen Heucheleien nichts, und durch manche Stämme bin ich gekommen, die so wenig auf ihren Islam geben, daß man von ihnen sagte, sie sind so räuberisch und diebisch, daß, wenn Mohammed in eigner Person käme und habe ein anständiges Kleid an, sie (die Berber) nicht anstehen würden, den Propheten auszuplündern. Wenn ich vorhin anführte, daß die Ehre der Familie und des eignen Stammes den Berbern als das Höchste gilt, so ist dies so zu verstehen, daß sie z.B. den$ s) Sigr. Fancelli, von einer Stärke und Höhe der Stimme, wie man ihn gewiß selten an einer der größten Bühnen Deutschlands findet. Was die Sängerinnen anbetrifft, so waren dieselben in der Saison nur aus Deutschland recrutirt, die Aida wurde von Fräulein Stolz, Amneris von Fräulein Waldmann repräsentirt. Beide waren in ihrer Art vorzüglich. Es braucht wohl kaum gesagt zu werden, daß man bei der Costümirung auf größte Genauigkeit gesehen hat, um Kleidung und alte Gegenstände so herzustellen, wie sie durch die Aegyptologen uns bekannt und wie sie uns in den Museen aufbewahrt sind. Dazu ist Alles mit einer Pracht hergerichtet, wie es eben nur ein Fürst zu leisten vermag, dessen Mittel fast unbeschränkt sind. Was das Sujet anbetrifft, so ist es der ägyptischen Geschichte entnommen. Aegypten und Abessinien liegen seit Jahren in Krieg miteinander. Der Feldherr des Königs von Aegypten, Namens Radames hat die Tochter des äthiopischen Königs Amonasro, Namens Aida, gefangen genommen, er giebt sie der Tochter seines ägy$ bestenfalls hätte sie meinen Lesehunger durch einen neuen Band Wildermut gestillt. Und doch hatte ich ein Recht darauf -- es war mein Eigentum --, ich konnte tun damit, was ich wollte; Mama hatte es sogar selbst in mein Portemonnaie gesteckt, das in der Kommode unter den Taschentüchern lag. Tagelang kämpfte ich mit mir, -- aber das Verlangen wurde um so stärker, als ich Stunden und Stunden nichts mit mir anzufangen wußte; endlich konnt ich nicht länger widerstehen: unter dem Vorwand, ein Taschentuch haben zu müssen, verschaffte ich mir den Schlüssel und nahm mein Portemonnaie an mich. In fliegender Hast, als brenne der Boden unter mir, lief ich die Treppen hinunter durch die Straße nach Partenkirchen. Für meine Mutter, sagte ich verwirrt und stotternd im Laden, sollte ich Heyses Novellen kaufen. Verwundert sah man mich an, als ich ein ganzes Goldstück vorwies. Mit mehreren Bänden beladen lief ich zurück; die Eile, die Angst vor Entdeckung, das klopfende Gewissen ließen mein Herz immer stürmischer schlagen. G$ ich konnte, davon. Als ich, trotz aller Mühe, mich zu beherrschen, atemlos und erregt von dem Erlebten berichtete, erklärte die Tante mich für »überspannt«. »Wie kannst du die Dinge nur von unsern Empfindungen aus bewerten. Die Leute sind das nicht anders gewöhnt, und wenn für das Notwendigste gesorgt wird, sind sie zufrieden. Sie übermäßig zu bedauern heißt, sie zu Sozialdemokraten machen.« Ein andermal kam ich zu einem alten Manne, dessen Tochter Fabrikarbeiterin war. Die Armenunterstützung, die er erhielt, reichte zu seiner Erhaltung nicht aus, und sie hatte erklärt, von ihrem Lohn nur wenig erübrigen zu können. Der Alte saß am Fenster eines reinlichen Zimmerchens, als ich eintrat; er hustete beinahe ununterbrochen, rauchte aber trotzdem die Pfeife, und fast undurchdringliche Wolken umgaben ihn. Meinem Wunsch, ein Fenster zu öffnen, widerstand er heftig. »I hobs auf der Brust und vertrag ka Zugluft nöt,« sagte er. Unter Räuspern und Husten begann ich mein Verhör. Er beklagte sich lebhaft über die Tochter, $ wogen durch jene unausrottbare neidvolle Bewunderung des Bürgerlichen für den Aristokraten, die oft die Maske des Hochmuts trägt, meist aber kein andres Ziel kennt, als selbst unter demütigender Selbstverleugnung im Kreise der Bewunderten Aufnahme zu finden. Unsere eigenen vielfachen freundschaftlichen und verwandtschaftlichen Verbindungen mit dem Landadel und seinen Söhnen im Kürassierregiment unterstützten überdies die Durchsetzung der Erziehungsprinzipien meines Vaters. Das Unerhörte geschah: zu Pferd und zu Wagen, wenn es aufs Land hinaus ging zu den Rochows und Bredows und Itzenplitz, oder zu lustigem Picknick im Walde, tauchte der rote Kragen des Infanteristen immer häufiger neben dem hellen blauen des Kavalleristen auf, und nur der aufmerksame Beobachter bemerkte, daß sich hinter der tadellosen gesellschaftlichen Form eine tiefe innere Feindseligkeit verbarg. Grade die vollendete Höflichkeit, mit der der Kürassier den kleinen Leutnant von den Füsilieren behandelte, richtete die Schranke auf, die den Ei$ Grüße bestellen!« Damit trat er ein. »Ich wußte gar nicht, daß er Fünfunddreißiger gewesen ist, ehe er zur Kavallerie ging. Übrigens ein famoser Kerl, tapfer und ehrlich. Und, -- stell dir vor! -- die Rasselbande hat ihn geschnitten! Kannst dir denken, daß ich ihm um so deutlicher meine Anerkennung für seine Überzeugungstreue aussprach. Er wäre mir beinahe um den Hals gefallen vor Dankbarkeit.« In diesem Augenblick entdeckte mein Vater die »Volkstribüne«, die offen vor mir lag. Die Ader schwoll ihm auf der Stirn, und blaurot färbten sich seine Züge. »Was für ein Schuft hat dir diese Zeitung in die Hände geschmuggelt?« schrie er, »vor meine Pistole mit dem infamen Patron!« »Ich habe sie mir gekauft,« log ich, »man muß auch seine Gegner aus ihren eigenen Schriften kennen lernen.« Mein Vater nahm wütend die Blätter vom Tisch und zerriß sie. »Bring mir solche Schweinereien nicht wieder ins Haus!« drohte er mit erhobener Faust. »Von Leuten, die das Vaterland verraten, den Meineid predigen und den Fürstenmord, dar$ te, als sie mich »Frau von Glyzcinski« nannte. Freilich, sie hatte ja im Grunde ein Recht dazu, ich war ja jetzt nur eine Novize in ihren Reihen --, dachte ich und bezwang die gereizte Stimmung, die sich meiner zu bemächtigen drohte. Mit steigendem Eifer, an der eigenen Sache mich erwärmend, setzte ich ihnen meine Pläne auseinander. »Ich brauche dabei Ihre Mitarbeit,« schloß ich; »wir können für die Arbeiterinnen nichts tun, was nicht mit ihnen geschieht --« Tiefe Stille. Die drei löffelten in ihren Kaffeetassen, stießen einander unter dem Tische an und wollten nicht mit der Sprache heraus. »Ja --,« meinte Martha Bartels schließlich gedehnt, »das ist ja alles ganz schön und gut, aber was uns das eigentlich angeht --! Wir wissen doch längst, wie's bei uns aussieht, und um die Neugierde der Bourgeoisdamen und -herren zu befriedigen, oder sie gar in unseren Organisationen herumstänkern zu lassen, -- dazu sind wir nicht da.« Frau Resch, die Hagere, nickte eifrig und warf mir einen giftigen Blick zu. Frau Wiemer, $ Vaters hatte mitmachen müssen, und an Stelle von Regiments- und Manövergeschichten über interne Parteiaffären. Da ich nichts von ihnen verstand, konnte ich die Gesellschaft um so mehr beobachten; die Damen waren sehr erhitzt, und wenn der Nachbar eine Bemerkung machte, kicherten sie unaufhörlich. Die Hausfrau ging von einem zum anderen, um zum Essen zu nötigen. Ich fing an, mich zu amüsieren, -- nicht mit den Gästen, sondern über sie, -- und schämte mich doch wieder, daß meine Beobachtung so kleinlich an lauter Äußerlichkeiten kleben blieb. Ich wußte doch von vorn herein: hier waren keine Montmorencys. Aber so etwas wie eine Gesellschaft bei Madame Roland vor 89 hatte ich mir doch wohl vorgestellt. Zwischen Fisch und Braten benutzte ich die Gelegenheit, um meines Nachbarn Ansicht über den bevorstehenden Frauenkongreß einzuholen. Eine Notiz in Wanda Orbins Zeitschrift hatte mir zu denken gegeben. »Die Genossinnen haben beschlossen, die Einladung zum Kongreß abzulehnen,« hieß es darin. »Ich kann Ihnen nur rate$ les klang Beifallsgeklatsch und Getrampel. Das Zischen wurde stärker. Sekundenlang kämpften beide Laute miteinander, -- die Vorsitzende rührte sich nicht. Helle Empörung bemächtigte sich meiner, -- jetzt war ich bereit, ihnen meine Verachtung ins Gesicht zu schleudern. Ich begann sehr ruhig, indem ich erklärte, warum die Vertreterinnen der deutschen Arbeiterinnenbewegung es abgelehnt hätten, sich an den Arbeiten des Kongresses durch Delegierte zu beteiligen. »Für sie, die auf dem Boden der Sozialdemokratie stehen, ist die Frauenfrage nur ein Teil der sozialen Frage, und als solche durch die mehr oder weniger gut gemeinten Bestrebungen bürgerlicher Sozialreformer nicht lösbar. Ich selbst teile diese Auffassung vollkommen.« Meine Stimme hob sich und wurde schärfer; zu schneidendem Schwert sollte jedes meiner Worte sie schleifen. »Wer vorurteilslos und logisch denkt und sich eingehend mit der Frauenfrage, -- wohl gemerkt, der ganzen Frauenfrage, nicht mit der Damenfrage, -- beschäftigt, der muß notwendig zur Soz$ bredeten alles weitere. Beim Heimweg schalt mein Mann: »Du läßt dich von jeder beschwatzen, und alle spekulieren schließlich auf deine Gutmütigkeit.« »Wenn diese kleine Begegnung zu einer Dienstbotenbewegung den Anlaß gibt, so wirst du anders denken.« »Mir tut es in der Seele weh, wenn ich Sie in der Gesellschaft seh,« meinte Romberg. Er sah mich mit einem Blick an, der mich erröten machte. Wie töricht, -- dachte ich gleich darauf, zornig über die eigene Schwäche, und doch blieb ich den ganzen Abend über im Bann jener Frauenfreude, die belebend wirkt wie prickelnder Champagner: der Freude an der Bewunderung. Alix von Kleve stieg aus der Versenkung ernster Jahre empor und sonnte sich an altvertrauten Triumphen. In meinen Verkehr mit Romberg trat ein neuer Reiz: er ließ es mich fühlen, daß das Weib in mir ihn anzog und nicht nur die neutral-interessante Persönlichkeit. Es gibt Frauen, die angesichts solcher Erfahrung die Beleidigten spielen. Sie lügen. »Ich drehe dir den Hals um, wenn du dir von Romberg die Kur$ chtigste Verordnung ist: ein Kindermädchen. Sie müssen Ruhe haben, -- Tag und Nacht, der Bub dagegen soll sich tüchtig Bewegung machen,« begann er. Ruhe, -- schon das Wort war wie einlullendes Streicheln. Am nächsten Tage brachte er mir ein hübsches, brünettes Landmädchen, das mir gefiel; sie zog mit dem Kleinen, der sich an die lustige Gefährtin rasch gewöhnte, in das Zimmer nebenan. Nun erst fühlte ich, wie krank ich war: den ganzen Tag lag ich still, und bewegungslos wie mein Körper waren Gedanke und Gefühl. Auch meine Umgebung störte mich nicht mehr; -- wenn ich nur mein Bett hatte und meinen Liegestuhl. »Nun wird er bald abreisen,« sagte der Arzt eines Tages und drückte mit der Spitze des Zeigefingers in den Augenwinkel, als sei ihm ein Staubkörnchen hineingeflogen. »Dann soll ich hinunter?« fragte ich und dachte entsetzt an die Mühe des Umräumens. »Ja,« meinte er, »denn nun es täglich wärmer wird, müssen Sie in der Sonne liegen.« »In der Sonne?!« Ich lächelte ungläubig. Seit einer Woche hatte der Schnee$ s; Berlin ging auf Arbeit. Da war kein Winkel ohne Leben. Drüben in der Leipzigerstraße waren unter der Spitzhacke alte Mauern zusammengebrochen, und sieghaft erhob sich jetzt, von Riesengranitpfeilern getragen, ein mächtiges Warenhaus, wie selbst Paris es nicht kannte, aus dem märkischen Sand. Kein Basar, dessen Bau Gotik, Barock und Renaissance durcheinanderwirft, wie seine reklameschreienden Schaufenster die Waren, -- ein Stück neuer Kultur vielmehr, die die Schönheit der Zweckmäßigkeit erkannte und doch allen Zauber der Kunst über sie ausgoß. Die Menschen strömten aus und ein. Sie trugen von all jenen glänzenden Goldblumen und köstlichen Steinreliefs, die seine inneren Räume schmückten, von den farbenleuchtenden Onyxplatten und gemalten Holzdecken, von den Feuertropfen und Lichtgirlanden einen Schimmer von Schönheit mit sich nach Haus. Jenseits des Platzes waren Baumriesen gestürzt, denn dem Verkehr mußte die Straße sich weiten, und an der Peripherie der Stadt standen reihenweise die Holzgerüste, wie gewa$ berzeugung von der Dummheit seiner Gegner. Als Gegner aber erschienen ihm auch die Revisionisten. Zu seinem gefühlsmäßigen Haß gegen die Unruhstifter trat die hochmütige Verachtung der Akademiker hinzu. * * * * * Einmal, -- ich war gerade von einer Agitationsreise zurückgekehrt, -- beklagte ich mich darüber, als Reinhard gerade bei uns war. »Ich habe Sie sonst für so verständig gehalten,« sagte er; »daß Sie nun auch so nervös, so empfindlich geworden sind! -- Ich kann Ihnen versichern: mir selbst kommt der Krakehl zum Halse heraus! Er macht unsere Leute kopfscheu; von jedem Gegner wird er uns aufs Butterbrot geschmiert. Außerdem haben wir doch jetzt, ein Jahr vor den Reichstagswahlen und angesichts der Zolltarif-Vorlage Besseres zu tun, als uns über die Verelendungstheorie die Köpfe blutig zu schlagen.« »Sind wir etwa daran schuld?!« fuhr Heinrich auf. »Oder nicht viel mehr die Großinquisitoren der 'Neuen Zeit', die seit Jahr und Tag ihre Spürhunde auf uns hetzen?! Die jungen Le$ fen. Es sollte eine Zeitschrift großen Stiles werden. Hervorragende Parteigenossen des In- und Auslandes hatten uns ihre Mitarbeit zugesagt. Eine junge Künstlerin, von der Idee, die uns leitete, gepackt, hatte den Umschlag gezeichnet: schwarze Fabriken, aus deren Essen die Feuerflammen der kommenden Zeit emporschlagen. Es gab Leute, die angesichts der schönen Ausstattung, des niedrigen Preises und der hohen Honorare, die wir festgesetzt hatten, bedenklich die Köpfe schüttelten. Aber der Dreimillionen-Sieg der Partei hatte den Glauben an unsere Sache, den wir von jeher besessen hatten, nur noch gestärkt. Jetzt war wirklich die Zeit gekommen, wo die Sozialdemokratie eine Macht im Staate zu werden begann, wo sie vor der Aufgabe stand, selbständig praktische Politik zu treiben. Breite Schichten der Arbeiterschaft, die erstarkten Gewerkschaften an der Spitze, verlangten danach, und die Masse der Mitläufer, die unseren Sieg hatte vergrößern helfen, war zweifellos nicht durch die ferne Aussicht auf den Zukunftsstaat$ und er blieb vor mir stehen, die großen ernsten Augen ängstlich auf mich gerichtet. Und wenn ich abends mit irgend einer notwendigen Näharbeit bei ihm war, und er mir mit all dem überzeugten Pathos des Kindes vorlas, -- Märchen und Gedichte, die feierlichsten am liebsten, -- dann brauste es mir vor den Ohren, sodaß ich kaum seine Stimme noch hörte. Was war das nur? Meinem Mann verschwieg ich meinen Zustand. Mein Junge war mein Vertrauter und mein Verbündeter zugleich. Er hatte mir versprechen müssen, dem Vater nichts zu sagen. »Papachen hat soviel Ärger, er soll sich nicht auch noch um mich Sorge machen!« -- Und dies erste Zeichen eines freundschaftlichen Vertrauens seiner Mutter hatte ihn sichtlich reifer gemacht. Aber dann kam ein grauer Tag; der Regen klatschte unaufhörlich an die Scheiben; um meinen Kopf lag es wie ein Band von Eisen. Plötzlich aber mußte ich vom Stuhle springen, auf dem ich zusammengekauert gesessen hatte; ein Gedanke traf mich, blendend wie ein Blitz. Wie hatte ich nur so lange fragen $ ameras der englischen Reporter sich plötzlich auf mich richteten. Auf dem Wege kam Bernard Shaw mir entgegen und reichte mir mit einem sarkastischen: »Da haben Sie wieder einmal ein unverfälschtes Zeugnis der deutschen Sozialdemokratie,« ein englisches Morgenblatt. Es enthielt ein Telegramm aus Berlin: »Der 'Vorwärts' beschuldigt Frau Alix Brandt, die einzige Vertreterin der sozialdemokratischen Presse bei der Englandreise deutscher Journalisten, des Parteiverrats und kündigt ihr an, daß sie ihres unbotmäßigen Verhaltens wegen zur Rechenschaft gezogen werden würde.« Ich ballte das Blatt Papier heftig zusammen und schleuderte es zu Boden. »Das glaube ich nicht,« stieß ich zornig hervor. Shaw lachte: »Und doch ist nichts gewisser, weil nichts folgerichtiger ist! Die deutsche Partei ist von nichts freier als von -- Freiheit. Sie ist die konservativste, die respektabelste, die moralischste und die bürgerlichste Partei Europas. Sie ist keine rohe Partei der Tat, sondern eine Kanzel, von der herab Männer mit alten $ -_dahrgs axmins_ im Lettischen;--_akmenelis brungus_ im Litthauischen. _bertaria, bertistea_ im Baskischen (von bert schön und ar Stein);--_pietra cinstita, pietri scumpe_ im Walachischen, olor ist Kleinod;--_gourre te pa tsmouare_ im Albanesischen. _gem, glain, maen gwerthfawr_ (werthvoller Stein), auch _ceinion, ereiries_ (Juwel) im Wälschen, gemydd ist Juwelier, auch ceinionydd;--_gem, geam, cloch-buaidh_ im Gälschen, auch _uige_ (Juwel), _usgar, seud, seudraid_; gemmyd, seudair, seudachan ist Juwelier;--_gowdy_ im Schottischen. _[Greek: gemma, triglêna]_ im Griechischen;--_[Greek: lithari, petradi, atmêtê petra]_ im Neugriechischen;--_gemma_ im Lateinischen;--_jivia_ im mittelalterlichen Latein das Juwel (von uige im Gälischen);--_gemme_ im Italienischen, auch _gioja, gioies_ das Juwel, giojelliere der Juwelier;--_gemme, pierre pretieuse_ im Französischen;--_joyau_ ist Juwel, joaillier der Juwelier;--_gems_ im Englischen; _jewell_ das Juwel, jeweller der Juwelier, _gimma, stan searo_ im Angelsächsischen;-$ cordierite, iolite_ im Französischen und ähnlich in allen neuern Sprachen. B. _Die Gattung Lasurstein mit Ultramarin_. Der Lasurstein ist ein, seit den ältesten Zeiten bekannter lasurblauer, unkrystallisirter, undurchsichtiger Schmuckstein, der zum Theil in bedeutenden Stücken einbricht, häufig krystallisirten Schwefelkies eingemengt enthält, sich nur in der Bucharey, am Baikal-See, im Badakschan findet. In den Mineralsystemen hat er einen sehr wechselnden Platz gehabt; Guyton glaubte zuerst 1801, dass das geschwefelte Eisen der färbende Stoff _tschingt-chan_ im Chinesischen, ist der dunkle, _zuisang_ der hellere. _nilaa_ (d.i. der blaue) im Hindu;--_whidurga_ in Bengalen;--_vaidurga, viduradscha_ im Sanscrit, auch nilopala (der blaue Edelstein), balaradscha, balawajadscha, balasurga, gawarka, kaitawa, keturatna, abrahoha. _lazuwerdi_ im Malaiischen, auch _godschasm_;--_ladwery_ im Türkischen (latschmore ist Veilchenblau);--_ladschiwerd_ im Persischen, auch _langswerd_ und _lazuard_, mit den Arten: a) bedads$ usorien-Panzern bildet (wie seit 1836 Prof. Ehrenberg gezeigt hat), feucht und sehr leicht ist. In Zeiten der Noth dient sie als Nahrungsmittel, heisst _Himmelsmehl, Mondmilch, lac lunae, latte di luna_ im Italienischen;--_agaric mineral_ im Englischen;--_lait de lune, farine fossile_ im Französischen;--_manemiölk, guhr, larlesvamp_ im Schwedischen. Hierher gehört auch (wie Fabroni 1791 zeigte) das Material zu den schwimmenden Ziegeln, die man neuerlich in Italien aus dem Bergmehle von Santa Fiora im Florentinischen fabricirt, die im Alterthume sehr wohl bekannt waren; Plinius 35, 49, Vitruvius II. 3, Strabo erwähnen solche Ziegel aus Kleinasien, der Insel Lesbos, von Calendum in Spanien und Massilia in Frankreich. M. _Der Essigstein_. Ein Stein, der in Essig gelegt, sich fortwährend bewegt. Im Oriente hat man ihn häufig, in Europa sieht man ihn sehr selten (mir ist er nur einmal vorgekommen). Wir kennen das Material nicht, aus dem er geschnitten wird, ob es Korallenmasse seyn mag, bleibt zweifelhaft. Andreas$ on, gancarz der Töpfer;--_gjl, hljna_ im Czechischen, hrncir ist der Töpfer;--_glina, iju, iu, ilouza_ im Windischen;--_lina_ im Wendischen;--_hlina_ im Slowakischen;--_gnyla_ im Dalmatischen;--_ghgnilla_ im Bosnischen;--_glina_ im Krainschen;--_ilowacha_ in Croatien;--_glihsda_, auch _mahls, mali_ im Lettischen (lonzhar ist Töpfer);--_dohn_ im Mongolischen. _thaho_ im Gothischen;--_thon, than, thann_, auch _klee, haffnererd_ im Alt-Teutschen, woher thonerde, welches früher meist die oberste Erdschicht--die Dammerde--bedeutete. _liime_ im Friesischen;--_lime, lam, pottererd_ im Angelsächsischen. _laire, raire_ im Lappländischen;--_leir_ im Isländischen;--_leer, leerjord_ im Dänischen;--_ler, lera_ im Schwedischen; der gemeine Thon ist lera gemen, bloter, sioler, murler; der Porzellanthon lera zellins oder eldfastler, der eigentliche Töpferthon krukmakarler, tärnigeler. _pri, bry_ im Bretonischen, auch _courroi, courrez_;--_pridd_ im Wälschen (priddawr der Töpfer), auch _llai, llaid_;--_criadh_ im Gälischen (d$ llgemeinen. _kansa_, auch _pitala_ (von pita gelb) und _ajas_ (d.i. Erz) im Sanscrit;--_pitala_, auch _wingapitala_ in Bengalen. _hkro, hakhro, hakhara_ im Tibetanischen;--_goli, bacholi, tschara-gooli, nogon_ im Mongolischen;--_teichoun_ im Tartarisch-Mandschu. _jes_ im Afghanischen;--_ges, djies_ in den kaukasischen Sprachen. _bghints_ im Armenischen;--_berintsch, pirindsh, pirink_ im Persischen;--_pirintch, tutch_ im Türkischen, auch _ejar_ d.i. Erz;--_berace, gnahese_ im Amharischen;--_tug, tibr_ im Arabischen, ajar ist Erz;--_opheret_ im Hebräischen. _karkoma_ im Chaldäischen, _[Greek: chalkôma, chalkos kekrymmenos]_ (von [Greek: pryptein] verhüllen) im Griechischen. _prais, preiseach_ im Gälischen, letzteres Wort heisst auch Kessel, Topf; praisiche ist Kupferschmidt;--_bresych_ im Wälschen (doch finde ich dieses Wort nicht bey Owen);--_arain_ im Bretonischen, eigentlich Erz;--_arama_ im Walachsichen [Walachischen];--_kipre_ im Albanischen. _aes, aeramen_ der Römer. _[Greek: mprontzo]_ im Neugriechischen$ stannum celtiberium_, auch _cositerium_ im Mittelalter, ferner _[Greek: stagnon, staktimolybdon, stannion]_; daher [Greek: stanniazein] und [Greek: stanniarein] verzinnen;--_Jupiter_ bey den Alchemikern, auch _alnec, alenel, alkalap, aleth, asabum, almiba, caldar, cardir, feruzegi, kaufor, razdir, laos, meselrabira, rasar, zarfu, elkaley_;--_plumbum candidum_ im neuern Latein. B. _Zinnlegierungen_. a) Zinn und Kupfer giebt die Bronce, die schon erwähnt ist. b) Zinn mit wenig Blei giebt das Metall zu dem Zinngeschirr, ist das coarse pewter der Engländer, feodar im Gälschen. c) Zinn mit gleichem Theil Blei giebt das bekannte Schnellloth, Schlagloth, argentarium tertiarium der Römer. d) Zinn und Wissmuth giebt ein höchst leichtflüssiges Metall, das Zinnloth, das besonders zum Zusammenschmelzen des Zinnes gebraucht wird; ist das eigentliche pewter der Engländer (aus 9 Theilen Zinn und 1 Theil Wissmuth). e) Zinn und Schwefel giebt das Musiv- oder Muschelgold von schön goldgelber Farbe;--(_or mussiv, or de mosaique$ gelobte Land dieser Liebe ist für unsereinen nicht erreichbar. Dazu müßte man unter einem besonderen Stern zur Welt kommen.« »Ja, wie zu allem Großen«, versetzte ich. »Glauben Sie denn im Ernst, daß es eine solche Liebe wirklich gibt?« Ich mußte lächeln, denn ihre Frage hatte etwas von der Naivität eines »Glauben Sie auch,« fuhr sie fort, »daß die Bestimmung dazu nur auf der einen Seite, auf der Seite des Mannes oder des Weibes liegen kann, daß der eine Teil vergeblich nach dem andern schmachtet und die ganze Erde durchsucht, ohne ihn zu finden?« Faustina sah mich ängstlich an, sie wollte offenbar eine Beruhigung gewinnen, sie merkte nicht, daß ich die Antwort auf diese Frage schon gegeben hatte. »Ohne Zweifel«, erwiderte ich. »Jeder denkbare Zustand der Seele und des Gefühls kann und wird irgendwie und irgendwo zur Erscheinung gelangen, sonst wären wir nicht imstande ihn uns vorzustellen. Der Fall, den Sie fiktieren, hat aber mit der großen Liebe nichts mehr gemein, vielleicht überhaupt nicht mit der Liebe.«$ dich in seinen Finsternissen, schleift dich durch seine Zweifel und seine Qualen, und am Ausgang und am Eingang steht er, nur er, Pförtner und Totengräber. Der schöpferische, der handelnde Mensch übernimmt die Leiden der Welt und reinigt die Menschheit davon, der Psycholog gießt seine Leiden über die Welt, und die Psychologie ist ihm der Schlüssel zur Welt, das Mittel, um dir zu sagen: Du bist wie ich! Ein umgekehrtes tat-twam asi. Dieses »du bist wie ich«, mit Hilfe der Psychologie, des fortwährenden Belauerns konstatiert, bringt etwas wie eine künstliche Sozialität bei ihm hervor, indes ihm die natürliche von Anfang an fehlt. Wo er haßt, ist sein Verrat ohne Hemmung, gewissermaßen sachlich; wo er liebt, glaubt er sich zu opfern durch den Verrat, und er muß verraten, weil die einzige Form seiner Produktivität darin besteht, das Ganze der Welt in Stücke zu reißen und in dem Schmerz über die Zerstörung und Zertrümmerung die Unvollkommenheit der Dinge zu gestalten. Während der schöpferische Mensch in einem gött$ ßt es in Händen nach Hause bringen, daß ihm kein Leids geschehe und es immer an der Luft sei. Und wenn die Heilung naht, dann wird das Glas selbst der Herold sein durch seine Farbe! Und nun reite heim und möge das heiltüchtige Fenster auch deinen schwachen Körper stärken und Leon dankte seinem Meister in heißen Worten und versprach ihm, so ihn hoffentlich bald wieder ein beglückteres Ziel hierher führe, ihm zu berichten und würdiger zu danken; wobei er ein überaus heiteres Bild vor Augen hatte. So zog er von dannen und ritt als ein gar seltsamer Reiter nach Norden. Er hielt die Glasscheibe in Händen vor sich hin oder stützte sie aufs Knie, wenn eine Hand den Zügel ergreifen mußte. Auch stieg er auf den beschwerlichen Alpensteigen vom Pferde, den Zügel um den Arm geschlungen, und ließ das Rößlein hinter sich hertraben, indem er wie eine Monstranz das Glas in Händen trug. Viele Wochen vergingen so, ehe er jenseits der Alpen war, und viele Wochen, ehe er sich seiner Heimat näherte. Und je müder er wurde, je schm$ te eintreten, da er die Blumen vorwies, und so trat er in das Das Gewölbe war leer und eine angenehme Kühle empfing ihn und eine Dunkelheit, in der er sich erst langsam zurechtfand. Da sah er auf den Bänken an der Wand die beiden Trommler liegen, sie hatten ihre Trommeln auf den Boden gestellt und lagen nun schlafend in ihren bunten Wämsern ausgestreckt und schnarchten, als ob sie kleine Trommeln im Munde hätten. Der kleine Mann, der ihn gestern mit seiner näselnden Stimme angesprochen und aus den ersten Träumen gestört hatte, kam aus dem Nebengemache, er schaute Karolus mit argwöhnischen, lauernden Blicken an, ein häßliches Lächeln war um seine Lippen, da er die Blumen in der Hand des Jünglings sah. Er sprach nichts, er weidete sich an der Verlegenheit des Gastes und auch Karolus schwieg einige Augenblicke lang, da er gehofft hatte, Lalanda zu sehen und ihr mit einer stummen Verbeugung die Blumen zu überreichen. Denn ihm schwebte die Erinnerung an eine Erzählung vor Augen, in der ein Prinz Erik aus dem Dänen$ tiefes Mitleid mit seiner Enttäuschung, mit seiner Jugend erfüllte ihn, sein Herz ward leichter und eine warme Sehnsucht nach einem Menschen, dem er sich an die Brust werfen könnte, ergriff ihn. Er nahm einen ordentlichen Schluck Weines aus der Flasche, dann schaute er tränenden Auges zum Himmel empor, die Sternlein flimmerten wie Diamanten durch seine Tränen und er rief dem Kutscher zu, er möge ihn rasch nach Hause fahren. Da wendete der Kutscher die Rosse und der Wagen rollte dem nächtlichen Prag entgegen. * * * * * Über die Unterredung, die Karolus mit seinem Vater in dieser Nacht gehabt, wie der Vater zuerst über das verstörte Gesicht, über die Wunde an der Hand seines Karolus erschrak, wie dieser dann allmählich sein Erlebnis, sein Glück und seine Enttäuschung beichtete, darüber steht nichts mehr -- in der alten Chronik von Prag. Es steht kein Wort darüber, daß der Vater Werkmeister seinen Sohn ans Herz geschlossen und geküßt hat und daß er doch bei allem Mitleid lachen, l$ t alles verloren. Und sie fühlt, wie sie wieder stark wird, sie hat ihre Züge, ihre Glieder in der Gewalt; sie kann in diesem Augenblick mit ihnen anfangen, was sie will; aber sie muß ihn benützen, sonst ist es vorbei, und sie greift mit ihren beiden Händen nach denen ihres Gatten, die noch auf ihren Schultern liegen, zieht ihn zu sich; sieht ihn heiter und zärtlich an. Und während sie die Lippen ihres Mannes auf ihrer Stirn fühlt, denkt sie: freilich ... ein böser Traum. Er wird es niemandem sagen, wird sich nie rächen, nie ... er ist tot ... er ist ganz gewiß tot ... und die Toten schweigen. »Warum sagst du das?« hört sie plötzlich die Stimme ihres Mannes. Sie erschrickt tief. »Was hab ich denn gesagt?« Und es ist ihr, als habe sie plötzlich alles ganz laut erzählt ... als habe sie die ganze Geschichte dieses Abends hier bei Tisch mitgeteilt ... und noch einmal fragt sie, während sie vor seinem entsetzten Blick zusammenbricht: »Was hab ich denn gesagt?« »Die Toten schweigen,« wiederholt ihr Mann sehr langsa$ t. Ich wiederholte meine Worte. Er fing an zu murmeln; ich schnitt ihm die Rede ab und wiederholte meine Worte. Er schüttelte sich ein wenig und sprach jetzt deutlich, ich hörte nichts und wiederholte abermals meine Worte. Plötzlich sprang er auf, die andere Seite des Bettes war ebenfalls wandlos, er taumelte aus dem Bett und schrie mit heiserer Stimme um Hilfe. Da schoß ich. Ich schoß zweimal. Er streckte gleich darauf die Arme in die Luft und stürzte zu Boden. Ich näherte mich ihm und sah, daß er tot war. Es rann mir eisig durch alle Glieder. Ich verließ das Zimmer und ging über den Korridor hinüber zu Auroras Schlafgemach. Sie mußte die Schüsse gehört haben. Was jetzt? fuhr es mir durch den Kopf; das beständige Geheul der Hunde machte mich rasend. Ich hatte mir das Nachher ganz und gar nicht vorgestellt, aber daß ich mich nun gemütsruhig entfernte, um zu warten, bis am Morgen die Untat, als von einem Unbekannten verübt, entdeckt wurde, das ging nicht an. Ich fühlte, daß ich sterben müsse, und es entstand i$ oder wie ein Ausländer gesprochen habe. »Ja, wissen Sie«, sagte der Hausmeister, »geradeso wie unsereiner reden ja die wenigsten. Ich habe schon oft gedacht, was redet der für ein Kauderwelsch daher? und nachher war es doch ein Deutscher und nichts weiter. 'Haben Sie Feuer, Euer Gnaden?'« Er wiederholte sich den Satz, wie um durch die Worte an Klang und Tonfall erinnert zu werden. »Eigen hat es ja geklungen, aber ganz lieb, ganz spaßig, und gutes Deutsch ist es doch auch gewesen. Der mit dem Auto dagegen, der hat so geschnauft, daß ich ihn kaum verstehen konnte, und mich hat er, glaub' ich, auch nicht gut verstanden, wenigstens lief er zuerst nach der falschen Seite, obwohl ich es ihm klar auseinandergesetzt hatte. Es kann aber natürlich auch wegen der großen Eile gewesen sein.« »Dieser Herr,« sagte der Vorsitzende, »ist wahrscheinlich derselbe, der in der Pension nach Zimmern fragte und abschlägig beschieden werden mußte. Es ist keine Spur von ihm aufzutreiben gewesen, und wir nehmen an, daß er sich nur vor$ e Anklagebank zu verlassen und sich auf den für die Zeugen bestimmten Platz zu begeben. Er sah blaß, gleichgültig, verdrossen und verschlossen aus, fast als habe er es auf eine abstoßende Wirkung abgesehen und empfinde Genugtuung »Sie haben zugestanden,« begann der Vorsitzende ernst, »Ihre geschiedene Gattin getötet zu haben, was Sie bis jetzt leugneten. Sie reisten zu diesem Zwecke und mit dahinzielender Absicht von Prag ab?« »Ich weiß nicht,« sagte Deruga unmutig, »warum Sie mich noch einmal mit Fragen behelligen. Sie wissen, daß meine Frau sich sehnte, von unerträglichen Leiden befreit zu werden, und daß sie sich an mich wendete, weil sie das Zutrauen zu mir hatte. Ich fühlte menschlich genug, um ihre Bitte zu erhören. Die Ärzte im allgemeinen haben den Mut zu einer so vernünftigen Tat nicht. Ich reiste sofort hin und tat es. Das sollte genügen.« »Es kommt uns nicht nur darauf an, die Tat zu wissen,« sagte =Dr.= Zeunemann, »sondern auch die Absichten kennenzulernen, die den Täter »Was wollen Sie damit sage$ Sitten wegen und weil es ihnen ganz an der sogenannten Weltbildung fehle, von dem Pöbel verspottet würden. Ach, lieber Anselmus, Du verstandest ja unter dem Holunderbusch meinen Gesang -- meinen Blick -- Du liebst die grüne Schlange, Du glaubst an mich und willst mein sein immerdar! Die schöne Lilie wird emporblühen aus dem goldnen Topf und wir werden vereint glücklich und selig in Atlantis wohnen! -- Aber nicht verhehlen kann ich Dir, daß im gräßlichen Kampf mit den Salamandern und Erdgeistern sich der schwarze Drache loswand und durch die Lüfte davonbrauste. Phosphorus hält ihn zwar wieder in Banden, aber aus den schwarzen Federn, die im Kampfe auf die Erde stäubten, keimten feindliche Geister empor, die überall den Salamandern und Erdgeistern widerstreben. Jenes Weib, das Dir so feindlich ist, lieber Anselmus, und das, wie mein Vater recht gut weiß, nach dem Besitz des goldnen Topfes strebt, hat ihr Dasein der Liebe einer solchen, aus dem Fittich des Drachen herabgestäubten Feder zu einer Runkelrübe zu ver$ üner Schattierungen auf. Während der beinahe zwei mal 24 Stunden dauernden Fahrt nach Sintang verändert sich die Gegend nur wenig; der Strom wird breiter und breiter, bis bei Tajan, dem Wohnplatz eines Kontrolleurs, die Ufer 1500 m von einander entfernt sind, so weit, dass man die Bäume der gegenüberliegenden Seite schwer unterscheiden kann. Der Dampfer hielt nicht an, um dem Beamten Nachrichten von der Aussenwelt zukommen zu lassen, die ihm in seinem Einsiedlerleben, als einzigem europäischen Repräsentanten der Regierung, einige Abwechslung gebracht hätten. Der Kontrolleur verwaltet ein Gebiet von der Grösse einer Provinz seines Vaterlandes, auf dem sich jedoch nur hie und da eine Niederlassung von Dajak oder Malaien unter dem _panembahan_ (Fürst) von Meliau befindet. Endlich brachten einige Hügelreihen mit unregelmässigen Formen etwas Abwechslung in das Bild; sie waren aber nicht hoch genug, um die majestätische Wasserfläche zu beherrschen. In der ersten Nacht passierten wir Sanggau, an dem wir vorbei dampf$ sog. "_takut parid_." Dass Menschen, die ihr ganzes Leben gemeinsam in einem Hause, in unmittelbarer Nähe von einander, verbringen, doch ein so ausgesprochenes Gefühl der Eigenwürde und beinahe eine Überempfindlichkeit für die Meinung ihrer Umgebung besitzen, setzt uns in Erstaunen. Die _adat_ und die Art ihrer Handhabung ist überhaupt nur bei einem Stamm mit derartigem Charakter denkbar. Wird in einer öffentlichen Versammlung oder durch den Häuptling und die _mantri_ einem Schuldigen eine Busse auferlegt, so wagt er es nur in seltenen Fällen, sich zu widersetzen. Es kommt noch hinzu, dass sich seine ganze Familie bei der Angelegenheit betroffen fühlt. Nicht minder als die öffentliche Meinung trägt das "_takut parid_" dazu bei, im Staate und in der Familie der Kajan Ordnung und Sitte aufrecht zu erhalten. Der Aberglaube _parid_, krank, kachektisch zu werden, sobald man dieses oder jenes Verbot übertritt, übt auf das Tun und Lassen von alt und jung den grössten Einfluss aus. Im allgemeinen wird bei den Kajan j$ erkannte der Mann seine frühere Geliebte und bemächtigte sich daher der Leiche. Gross war sein Erstaunen, als er beim Aufschlitzen von Brust und Bauch das ganze Tier mit Gold gefüllt fand. So wurde er zum reichsten Manne im ganzen Dorfe. Die Bahau jagen daher nie mehr Wildschweine, ohne deren Seelen zuvor ein Opfer gebracht zu haben. Haben die Bahau einen _kule_, den gefürchteten borneoschen Panther geschossen, so sind sie für ihr Seelenheil sehr besorgt; denn die Pantherseele ist beinahe mächtiger als die ihre. Sie schreiten daher acht Mal über das getötete Tier unter der Beschwörungsformel: "_kule, bruwa ika hida bruwa akui_" = "Panther, Seele deine unter Seele meine". Zu Hause angelangt werden Jäger, Hunde und Waffen mit Hühnerblut eingerieben, um ihre Seelen zu beruhigen und am Entfliehen zu verhindern. Die Bahau essen nämlich Hühnerfleisch so gern, dass sie den gleichen Geschmack auch bei ihrer Seele voraussetzen, auch glauben sie, dass ihr schon der Genuss des Blutes allein genüge. Ausserdem müssen die$ gnet man nämlich morgens beim ersten Auszug einem ungünstigen Zeichen, so darf man ein ganzes Jahr lang überhaupt keinen Reis bauen, nur Bataten, Mais u.a. dürfen dann gepflanzt werden. Um derartigen Zuständen vorzubeugen, geht man das erste Mal, kluger Weise, nachts aufs Feld. Sieht man in der Zeit der Vorarbeiten ein Reh übers Feld laufen, so darf dieses ebenfalls nicht im gleichen Jahre bearbeitet werden, sondern man beschränkt sich auch in diesem Falle auf den Anbau anderer Bodenprodukte. Die Jahreseinteilung richtet sich bei den Bahau, wie bereits erwähnt, nach den verschiedenen Arbeiten, die auf dem Reisfelde vorgenommen werden. Das Jahr zerfällt demnach in 8 Perioden: _nebas = meda_ = Fällen des Unterholzes. _newang_ = Fällen der Bäume. _nutung_ =Verbrennen des gefällten Holzes. _nugal_ = Säen;_ tugal_ = Saatfest; _nugal_ = Feiern von _tugal_. _nawo_ = Jäten. _ngeluno_ = Ernten. _newuko_ = Beenden der Ernte. _nangei_ = Feiern des neuen Reisjahres; _dangei_ = Neujahr. Will ein Kajan an einer Stelle, wo $ ern von den Festplänen ihres Stammes, von seinen Nöten und Wünschen. Die zwei männlichen Priester hoben hierauf das Bäumchen, stellten es mit dem Gipfel voran in die Grube und pflanzten es fest, so dass seine etwas bekappten Wurzeln 3-4 m über dem Boden zu stehen kamen. Zu diesem Bäumchen fügten andere Männer, in gleicher Reihe und in gleichen Abständen, noch 7 andere Bäumchen hinzu und pflanzten dann eine zweite Reihe von 8 Bäumchen dieser gegenüber, in ungefähr 1 1/2 m Entfernung. Beide Reihen wurden auf halber Höhe durch kleine Querbalken mit einander verbunden. An allen Bäumchen hatte man, etwas unterhalb der Wurzeln, eine Fläche mit 8 Einschnitten, deren Bedeutung mir unbekannt geblieben ist, angebracht. Auf die Querbalken wurden vier weitere Balken und auf diese die vier Bretter (_tasu nangei)_, die vorher den Boden bedeckten, gelegt; so entstand oben, zwischen den zwei Reihen Pfählen, ein gedielter Raum. Das ganze Gerüst war so gestellt worden, dass man mittelst einer Treppe bequem aus der Häuptlingswo$ so dass die Bevölkerung am oberen Mahakam oberhalb der Wasserfälle ungefähr 6000 Seelen stark Neben dieser eigentlichen Bevölkerung halten sich im Gebiet des oberen Mahakam bei allen Stämmen, die ihnen Zuflucht gewähren, d.h. bei allen ausser den Pnihing, zahlreiche Fremde auf. Diese sind hauptsächlich Malaien oder, besser gesagt, Mohammedaner verschiedener Blutmischung und Dajak aus anderen Gegenden, die sich hier vor allem mit dem Sammeln von Buschprodukten befassen. Unter den Malaien befinden sich viele, die ihr eigenes Land in der Nähe der Küste Verbrechen oder Schulden wegen verlassen und bei den Bahau Schutz gesucht haben. Die zahlreichen Arten Guttapercha und Rotang, die am oberen Mahakam zu finden sind, lockten mit der Zeit immer mehr Fremde heran. Besonders unter dein gutmütigen, rechtschaffenen Häuptling _Kwing Irang_ erschienen viele malaiische Buschproduktensammler, die aus dem Gebiet des oberen Murung gebürtig waren; ihr Häuptling _Temenggung Itjot_, ein Nachkomme des von dem Krieg mit Bandjarma$ s zum Mahakam, wo ihnen das grosse Kalkgebirge, in dem sich der Batu Matjan, Batu Ulu und Batu Brok erheben, lange Zeit zum Wohnplatz diente. Auch die anderen Bahaustämme, die jetzt bei den Long-Glat leben, hielten sich ursprünglich dort auf. Die Batu-Pala haben ihren Namen noch vom Batu Pala, dem kleinen Kalkplateau am Merasè in der Nähe des Batu Situn, von wo die Long-Glat sie zwangen, zum Mahakam herunterzuziehen. Die Kajan dagegen kamen vom Apu Kajan längs dem Boh herab, unter Anführung des Häuptlings _Kwing Irang_, der nach seinem Tode den Beinamen _Singa Melön_ erhielt. Sie fuhren den Mahakam hinauf, bis zu dem Lande, in dem sie jetzt noch wohnen. Seit der Zeit wurden sie von sechs Häuptlingen regiert, also dauert ihr dortiger Aufenthalt noch nicht länger als 150 Jahre. Gleichzeitig mit ihnen zogen noch viele andere des gleichen Stammes aus dem Apu Kajan fort. Nach ihrer Überlieferung hatten sie sich, um über einen Fluss zu gelangen, eine Brücke gebaut. Als die Vordersten das andere Ufer erreicht hatten$ Nähe unseres Beobachtungspostens musste ausserdem stets eine grössere Anzahl Bäume gefällt werden, weil deren Kronen die Aussicht zu sehr beeinträchtigten. Wegen der Abreise des Topographen _Bier_ vor dem Beginn unserer Expedition ins Quellgebiet des Kajan konnte von einer sorgfältigen Aufnahme dieser Gegend keine Rede sein. Dafür übernahm es der Photograph _Demmeni_, den Weg mittelst Handbussole und Schätzung des Abstandes zu messen, wie er es bereits während der ersten Reise 1896-1897 am Mahakam mit gutem Erfolg getan hatte. Auch für unsere topographischen Arbeiten hatten die Eingeborenen bald eine Erklärung gefunden oder von den Malaien übernommen, sie glaubten nämlich, dass es uns darum zu tun sei, ihre Schlupfwinkel zu Kriegszwecken kennen zu lernen. Wir konnten sie von ihrer Überzeugung nicht abbringen, trotzdem wir darauf hinwiesen, dass wir uns doch nur an die Häuptflüsse und wichtigsten Berge hielten und dass _Bier_ seine Karte ausarbeitete, ohne ihre nächste Umgebung viel zu beachten. Trotzdem sind $ _, uns seine neben der unsrigen befindliche Wohnung überliess und selbst auf seinem Reisfelde Quartier nahm. _Kwing Irang_ kehrte unmittelbar nach dem Begräbnis seines Bruders wieder zurück; er hatte auch keine Nacht mehr am Merasè verbringen dürfen, weil die einen Monat dauernde Verbotszeit gleich nach der Bestattung eingetreten war und es bei Strafe hoher Busse keinem, der nicht am Mesarè wohnte, in dieser Zeit gestattet war, das Flussgebiet zu verlassen oder zu betreten. Händler, die sich vorübergehend dort aufhielten, hatten sich noch in den letzten Tagen schleunigst davongemacht, um nicht einen Monat Zeit zu verlieren. _Kwing Irangs_ Familie ging in Trauer bezw. in Halbtrauer, indem sie alle Schmucksachen und schönen Kleider ablegte und besondere Trauerkleider anlegte. Letztere bestanden für _Kings_ Frauen in schlichten Jacken und Röcken, waren aber nicht aus Baumrinde oder hellbraunem Kattun verfertigt. Auf uns Europäer machten die Frauen jetzt, da sie nicht mit Schmucksachen bedeckt waren, einen viel n$ roduktensucher unter der Bevölkerung verkehrten, wurden für gleich gute Produkte 25 fl bezahlt. Während meines Aufenthaltes am Mahakam befanden sich unter den Pnihing keine Schnitzkünstler; schöne Griffe wurden, wie auch Schwerter, bei den weiter unten wohnenden Stämmen durch Tausch erworben, besonders von den Long-Glat, die sich auf diesem Gebiete auszeichnen. Auch vom mittleren Mahakam, unterhalb der Wasserfälle, sah ich einige schön ausgeführte Stücke. Wie die Griffe, haben sich auch die alten Schwertscheiden unter den Bahau behauptet, weil sie infolge der Berührung der Eingeborenen mit der Küstenbevölkerung, wenn auch in bescheidenem Masse, zu einem Ausfuhrartikel geworden sind und die Malaien an ihrer Statt nichts Besseres haben einführen können. Beispiele für Schwertscheiden sind in Teil I auf Taf. 28, 29 und 30 zu finden; der bedeutende Unterschied zwischen den Scheiden der Bahau am Mendalam und denen am Mahakam und Kenja fällt dabei ins Auge. Sämtliche Scheiden bestehen aus zwei platten Brettern, die $ waren die des Assistent-Residenten von Samarinda für mich die wichtigsten; sie teilten mir den definitiven Beschluss der Bataviaschen Regierung mit, _Barth_ als Kontrolleur am mittleren Mahakam einzusetzen. Diese Nachricht musste auf die Bahau oberhalb der Wasserfälle grossen Eindruck machen; bereits am gleichen Tage setzte ich auch _Bang Jok_ davon in Kenntnis. Ferner brachte _Midan_ das von mir verlangte Geld mit. Der Sicherheit wegen hatte man ihm in Samarinda drei bewaffnete Schutzleute als Geleite mitgegeben, die als die ersten, welche so tief in die Binnenlande vorgedrungen waren, in ihren Uniformen den Waldproduktensuchern und anderen Fremden in unserer Umgebung einen heilsamen Respekt einflössten. Wegen der äusserst unsicheren Zustände zwischen Udju Tepu und den Wasserfällen war dieses Geleite sehr notwendig gewesen, und ich war froh, dass mein Gesandter ohne Unfall davongekommen war. Seine Berichte über ein Komplott der Buginesen gegen die übrigen Fremden dieses Gebiets bewogen einige bandjaresische $ te Belohnung meiner Arbeit und Ausdauer nicht mit minderer Genugtuung. Mit den Malaien gleichzeitig kamen auch die 7 Kenja Uma-Djalan unter _Taman Ulow_, die sich bis dahin in Long Tepai aufgehalten hatten, den Fluss abwärts gefahren und schlossen sich vorläufig unserer Gesellschaft an. Teils um die Nachricht von der erfolgten Einsetzung eines Kontrolleurs als feststehende Tatsache so schnell als möglich am Ober-Mahakam zu verbreiten, teils um mich vom Tun und Lassen der Kajan wieder zu unterrichten, sandte ich _Delahit_ am 17. Juni aufs neue nach dem Blu-u. Zum Einkaufe einer möglichst grossen Reismenge versah ich ihn überdies mit Geld; denn die 8 Kenja vermehrten die an unsere Vorräte gestellten Ansprüche auf unwillkommene Weise. Die Männer hatten bis jetzt vergeblich nach ihren beiden Landsleuten am mittleren Mahakam geforscht; wie ich gehofft, waren sie durch die gute Auskunft, die sie über unser Leben unter den Long-Glat erhalten hatten, uns gegenüber viel zutraulicher geworden, so dass sie ihre Hütte ru$ Abschied, man werde uns in seinem Dorfe auf den Händen tragen, falls wir dorthin kommen wollten. Nachdem die Gesellschaft am anderen Tage wieder abgereist und die _awa_ des Häuptlings wieder frei geworden war, liess _Kwing Irang_ mich zur Besprechung rufen. Bei meinem Eintritt sass er mit ernstem Gesicht allein unter seinen Kajan. Ich hatte somit noch Gelegenheit, ihm zu sagen, dass ich _Bui Djalong_ und dessen Stammesgenossen gegenüber, die alles täten, um uns den Aufenthalt angenehm zu machen, wegen der Angelegenheit verlegen sei und dass ich dem Geschwätz nicht glaubte. _Demmeni_ trat ebenfalls zu uns, und als auch _Bui Djalong_ mit einigen Ältesten erschien und sich zu uns unter die Schädelreihe setzte, forderte ich _Kwing_ auf, seine Sache selbst vorzutragen. Mit aller Redegewandtheit, über die er verfügte, wiederholte _Kwing_ darauf das Geschwätz der alten Frauen und Kinder und gab dabei selbst so deutliche Zeichen von Angst zu erkennen, dass _Bui Djalong_ eine ungeduldige Bewegung nicht unterdrücken ko$ änner der Uma-Kulit, die nach Tanah Putih kamen, um Töpfe zu verkaufen; sie erzählten nämlich, dass die Batang-Lupar, als sie den bewussten Brief von mir an den Radja sahen, gesagt hätten, dass der Radja ihnen jetzt wohl nicht länger erlauben würde, im Kajangebiet, auf niederländischem Boden, Kautschuk (_latong_) zu suchen, worauf sie sich sehr bald über die Wasserscheide davon gemacht hätten. Diese Tatsache war ein schneller und schlagender Beweis für die Richtigkeit meiner Aussagen auf politischem Gebiet. Alle überflüssigen Arzneien und Chemikalien zur Konservierung von Zoologica begannen wir jetzt zu vernichten. Einige Schwierigkeiten verursachten uns anfangs die Gifte, weil wir sie aus Furcht, dass die Kenja sich auch nach einer Warnung an ihnen vergreifen könnten, nicht vergraben wollten. Zuletzt versenkten wir sie an einer tiefen Flussstelle unterhalb des Dorfes. Die Flaschen fanden viele Liebhaber, es war sogar schwierig, bei der Verteilung keinen Neid zu erwecken; leider durften wir die Büchsen, in de$ alten brauchten. Am 15. Nov. holten Kajan und Kenja alles was an Gepäck und Reis beim Batu Plakau zurückgeblieben war, in einem Tag herauf, während unsere Malaien ihre Lasten den Laja hinauf bis auf die Wasserscheide trugen. Mit _Kwing_ und einigen anderen verbrachten wir einen ruhigen Tag im Lager, wo _Bang Awan_ uns abends mit einem Wildschwein, das er erlegt hatte, ein gutes Mahl besorgte. Unsere Kajan hatten augenscheinlich von den Kenja im gegenseitigen Hilfeleisten etwas gelernt, denn zu meinem Erstaunen halfen sie _Bit_ und _Ibau_ auch noch am zweiten Tag ihren Reis von unten abzuholen; vielleicht taten sie dies auch mit Rücksicht auf unseren sehr kleinen Reisvorrat. Da auch die von Long Nawang in einem Boote mitfuhren, liess die Eintracht zwischen den verschiedenen Teilen meines Personals nicht viel zu wünschen übrig. Mit dem Rest der Kajan und Kenja und den Malaien, die alle unser Gepäck tragen mussten, verliessen wir nun den Kajan und zogen den Laja aufwärts. Gegen Mittag erreichten wir bereits die $ d feige, aber niemals rachsüchtig, blutgierig oder tapfer genannt. In Ländern, die von verschiedenen Rassen bewohnt werden, wie Borneo, ist derjenige Teil der Bevölkerung, den man sich zur Untersuchung aussucht, von massgebendem Einfluss auf das Bild, das man von der Bevölkerung erhält. Lässt man sich unter dajakischen Stämmen nieder, die bereits lange unter der Herrschaft oder unter dem Einfluss der Malaien gestanden haben, so erhält man eine unrichtige Vorstellung von den ursprünglichen Eigenschaften ihrer Rasse, da solche Stämme in hohem Masse entartet sind. Nur die Dajak an den Ober- oder Mittelläufen der Flüsse, die nicht oder wenig von Malaien beeinflusst worden sind, können als die wahren Vertreter dieses Volkes angesehen werden. Für eine gerechte Beurteilung der Individualität der Stämme von Mittel-Borneo, eine Beurteilung, die nicht nur von wissenschaftlichem Wert ist, sondern von der auch die Möglichkeit eines erfolgreichen Eingreifens seitens zivilisierter Völker in das Los der Eingeborenen abhängt$ genen Flusstäler, liefert die Tatsache, dass seit Jahrhunderten zahlreiche Stämme aus dieser 600 m hoch gelegenen Gebirgsgegend nach allen Himmelsgegenden in die benachbarten niedrigeren Flusstäler weggezogen sind und die Bevölkerung dort doch noch dichter ist als irgendwo anders in dajakischen Gebieten. Anstatt 300-800, wie am Ober-Mahakam, zählen die Dörfer in Apu Kajan 1500-2500 Einwohner, trotzdem sie dort sicher nicht weiter voneinander entfernt liegen. Für mich war dies ein Beweis dafür, dass die herrschenden Krankheiten in der Tat einen überwiegenden Einfluss auf die Dichte der borneoschen Bevölkerung haben müssen. Krankheitsverhältnisse, wie sie unter den Bahau auftreten, wirken nicht nur dezimierend auf die Anzahl der Individuen, sondern setzen auch die Lebensenergie und Arbeitskraft der Menschen so weit herab, dass diese auf ihrer niedrigen Bildungsstufe während eines grossen Teils ihres Lebens sich selbst und anderen nicht von dem Nutzen sein können, wie ihnen dies unter günstigeren Gesundheitsverh$ pinoza in meinem Gedächtnis den Klang und Sinn dieser Worte. So ähnlich war es auch mit allem Frohen, Spielmäßigen, Festlichen, das zu mir wollte, zu dem ich wollte. Es wurde abgedrängt, verdächtigt, verfinstert. Lust durfte nicht sein. Wir hatten in der Zeit nach dem Tode der Mutter eine treue Magd, die mich gern hatte. Des Abends kauerte sie gewöhnlich vor der Herdstelle und erzählte uns Geschichten. Ich entsinne mich, daß sie einmal, als ich ihr besonders ergriffen gelauscht hatte, mich in den Arm nahm und sagte: »Aus dir könnt' ein guter Christ werden, du hast ein christliches Herz!« Ich entsinne mich auch, daß mir dieses Wort Schrecken erregte. Erstens, weil es eine stumme Verurteilung des Judeseins enthielt und damit Nahrung für bereits vorhandene Grübeleien wurde, zweitens, weil der Begriff Christ damals noch ein unheimlicher für mich war, halb atavistisch, halb lebensbang Brennpunkt feindlicher Elemente. In demselben Gefühl befangen ging ich an Kirchen vorbei, an Bildern des Gekreuzigten, an Kirchhöfe$ ehört. Der andere Freund war der Sohn eines Handelsmannes in Gunzenhausen, der in München die Rechte studierte, drei Jahre älter als ich war, und den ich stets in den Ferien zum Genossen hatte, schroffer Gegensatz zu jenem ersten. Im Wachstum zurückgeblieben, zwerghaft klein, war ihm der durchdringendste jüdische Verstand gegeben, eine Fähigkeit, die Schwächen und Blößen der Menschen wahrzunehmen und zu geißeln, die mich ihn fürchten ließ. Meine dichterische Neigung verfolgte er mit beißendem Spott, namentlich, wenn junge Mädchen dabei waren, vor denen er zu glänzen liebte, und denen seine Witzworte in Heinescher Manier, seine Belesenheit und Schlagfertigkeit imponierten. In dieser kleinen Welt war er das große Licht, die letzte Instanz der Kritik, während ich als Poetaster und haltloser Schwärmer, der nicht einmal den Weg humanistischer Bildung einschlug, eine mitleidswürdige Figur machte. Durch nichts konnte ich mich vor ihm behaupten, durch keine Anstrengung, keine Verheißung, keinen Hinweis; er zerpflückt$ d war, die praktischen Nutz- und Nahzwecke auch nur wahrzunehmen, dabei aber mit der äußeren Verantwortung häufig, mit der inneren immer beladen wurde. Die Beweise meines Talents, die ich dem Arzt lieferte, wurden von ihm verworfen und verlacht, waren dann auch in Gesellschaft das Ziel seiner geistreichen Sticheleien. Doch ließ er sich zu Besprechungen mit mir herbei und gab mir den Rat, zu studieren. Die Frage war nur, ob der Onkel die Mittel dazu bewilligen würde, und er versprach, ihn dazu zu überreden. Indessen wandte ich mich, bezaubert von der neuen Aussicht, an meinen Freund in München, schilderte ihm, wie die Dinge lagen, schrieb vorgreifend, daß ich möglicherweise auf die Unterstützung meines Verwandten zählen könne und fragte, ob er mich aufnehmen, ob er mir beistehen, mich zum Examen vorbereiten würde. Die Antwort war über Erwarten herzlich und ermunternd; das Bild eines gemeinsamen Wirkens und Strebens, das er, der sonst so kühl abwägende, mir machte, war so verführerisch, daß ich plötzlich die Ge$ Nacht, Bildung vernichtet das Bild, Gelehrsamkeit die Lehre, Gesinnung den Sinn, Erfolg die Folge, Liebhaberei die Liebe, Betriebsamkeit den Trieb. Alles dies erfuhr ich und mußte es erfahren, da es ja meiner Natur auferlegt war, daß sie sich sozusagen des ganzen Körpers bemächtige. Ich war nun dem umrißlosen Dämmern entwachsen; ich hatte mir meine Formen, meine Inhalte zu suchen; was von ihnen mitgeboren war, bedurfte der Relation zum Realen und der Ergänzung in ihm. Es zeigten sich Aufgaben; ich fühlte mich zum Epiker berufen; als solcher bestand ich mit meiner Zeit und durch meine Zeit. Symbol und Idee wurden von der Inspiration, der Phantasie gegeben; Farbe, Schwung und Leidenschaft kamen vom Blut her, von der Anschauung, der inneren Temperatur; wie aber war es um das Außen bestellt, um alles das, was mir Nahrung, Anlaß, Gerüst, Baugrund, »Stoff« sein sollte? Da gab es weder eine Einheit noch eine Form, weder ein Übereinkommen noch ein organisch Entstehendes. Stück um Stück, Person um Person, Stadt um St$ überschleicht mich ganz unmerklich mitten unter dieser um mich aufsprossenden und aufblühenden jungen Welt. Ich erfahre je länger je mehr, daß alle wahre menschliche Seligkeit innerhalb der Räume des ehelichen Lebens liegt. Ich werde immer mehr Mensch, und in eben der Proportion immer glücklicher und besser. Arbeiten wird meine Lust, weil ich für meine Kinder arbeite, und auch davon bin ich im Innersten überzeugt, daß mein ruhiges Vertrauen auf die Hand, die das Gewebe unserer Schickungen webt, weder mich, noch die Meinigen betrügen werde." Wielands Familienkreis war noch durch einen talentvollen jungen Mann erweitert worden, den er bereits 1785 als Haus- und Tischgenossen bei sich aufgenommen hatte. Dieser junge Mann, der, anfangs Hauslehrer von Wielands Kindern, späterhin durch Familienbande noch näher an ihn geknüpft ward, war Reinhold. "Es ist eine wunderbare Geschichte", schrieb Wieland den 15. Mai 1785 an Gleim, "wie und auf was für Art dieser junge Mann aus den Wolken, oder vielmehr aus den Armen irge$ der ruhigsten und sichersten Provinz des ganzen Reiches gemacht haben, auch nie aus den Augen verlieren, dass die um ihre Religion besorgten Mohammedaner, so sehr sie auch immer türkische Raublust und Grausamkeit hassten und fürchteten, andererseits wenigstens, was den grossen Haufen anbetrifft, von der _Nothwendigkeit_ der türkischen Herrschaft überzeugt waren. Der erste türkische Gouverneur Nedjib Pascha blieb nur 3 Monate auf seinem Posten, ihm folgte Mehemmed Raïf Pascha, im August 1835. Seine erste Massregel, welche er verfügte, war die Ausweisung aller noch lebenden Caramanlis, resp. ihre Verbannung nach Constantinopel. Otman, von seinem Vorgänger zum Gouverneur von Bengasi gemacht, entzog sich diesem Schicksal durch seine Flucht nach Malta. Abd el Djelil verhielt sich um diese Zeit ruhig im Besitze Fesans, und ebenso Rhuma im Djebel, der Bei Otman von Mesurata schrieb einen Unterwerfungsbrief, aber damit hatte es auch sein Bewenden. Schon 1836 wurde wieder ein neuer Gouverneur geschickt, da die Pforte$ fand Knulp im dritten Stockwerk eines Hinterhauses in der Vorstadt. Die kleine Werkstätte hing wie ein Vogelnest in den Lüften überm Bodenlosen, denn das Haus stand an der Talseite, und wenn man durch die Fenster senkrecht hinabschaute, hatte man nicht nur die drei Stockwerke unter sich, sondern unterm Hause floh der Berg mit kümmerlichen steilen Gärten und Grashalden schwindelnd abwärts, endigend in einem grauen Wirrwarr von Hinterhausvorsprüngen, Hühnerhöfen, Ziegen- und Kaninchenställen, und die nächsten Hausdächer, auf die man hinabsah, lagen jenseits dieses verwahrlosten Geländes schon tief und klein im Tale drunten. Dafür war die Schneiderwerkstatt taghell und luftig, und auf seinem breiten Tisch am Fenster hockte der fleißige Schlotterbeck hell und hoch über der Welt wie der Wächter in einem »Servus, Schlotterbeck,« sagte Knulp im Eintreten, und der Meister, vom Licht geblendet, spähte mit eingekniffenen Augen nach der Türe. »Oha, der Knulp!« rief er aufleuchtend und streckte ihm die Hand entgegen. »Au$ lles Böse gönnte. Sie habe, sagte sie, an ihrem Wirtstisch gar oft mit Grauen gesehen, wie diese gottesvergessenen Menschen das liebe Brot kugel- und brockenweise sich an den Kopf geworfen, so dass sie und ihre Mägde es nachher mit Tränen zusammengekehrt. Und so ging es mit gutem Glück und Mut immer weiter hinab bis zur Dämmerung, da wir uns denn aber in das mäandrische Flussgewinde, wie es sich gegen die Höhen von Montroyal herandrängt, verschlungen sahen. Nun überfiel uns die Nacht, bevor wir Trarbach erreichen oder auch nur gewahren konnten. Es ward stockfinster, eingeengt wussten wir uns zwischen mehr oder weniger steilem Ufer, als ein Sturm, bisher schon ruckweise verkündigt, gewaltsam anhaltend hereinbrach: bald schwoll der Strom im Gegenwind, bald wechselten abprallende Windstöße niederstürzend mit wütendem Sausen; eine Welle nach der anderen schlug über den Kahn, wir fühlten uns durchnässt. Der Schiffmeister barg nicht seine Verlegenheit; die Not schien immer größer, je länger sie dauerte, und der Dra$ eblich aus; Der Künstler froh die stillen Blicke hegt, Wo Leben sich zum Leben freundlich regt. Und wie wir auch durch ferne Lande ziehn, Da kommt es her, da kehrt es wieder hin; Wir wenden uns, wie auch die Welt entzücke, Der Enge zu, die uns allein beglücke. [Illustrations / Abbildungen: Relocated to end of text / Am Ende des Textes zurückgeschoben] * * * * * Thomas Carlyle LEBEN SCHILLERS, aus dem Englischen; eingeleitet durch GOETHE. Frankfurt am Main, 1830. Verlag von Heinrich Wilmans. * * * * * Der hochansehnlichen Gesellschaft für ausländische schöne Literatur, zu Berlin. * * * * * Als gegen Ende des vergangenen Jahres ich die angenehme Nachricht erhielt$ zu sprechen nicht aufhörte, war es Casanova anfangs nicht leicht, ihren Worten zu entnehmen, was sie alle einander eigentlich zu erzählen hatten. Ein Name klang auf: der eines Leutnants Lorenzi; er sei, wie Teresina berichtete, vor einer Weile an ihnen vorbeigeritten, habe für den Abend seinen Besuch in Aussicht gestellt und lasse den Vater schönstens grüßen. Ferner meldeten die Kinder, daß die Mutter anfangs gleichfalls beabsichtigt hätte, dem Vater entgegenzufahren; aber in Anbetracht der großen Hitze hatte sie's doch vorgezogen, daheim bei Marcolina zu bleiben. Marcolina aber war noch in den Federn gelegen, als man von Hause wegfuhr; und vom Garten aus durchs offne Fenster hatten sie sie mit Beeren und Haselnüssen beworfen, sonst schliefe sie wohl noch zu dieser Stunde. »Das ist sonst nicht Marcolinens Art,« wandte sich Olivo an seinen Gast; »meistens sitzt sie schon um sechs Uhr oder noch früher im Garten und studiert bis zur Mittagszeit. Gestern freilich hatten wir Gäste, und es dauerte etwas länger als $ chts und links schweifen ließ. Dann beugte sie sich vornüber, wie um auf dem Kies etwas zu suchen, und gleich darauf wandte sie das Haupt mit dem gelösten Haar nach aufwärts wie zu einem Fenster des oberen Stockwerks. Dann stand sie wieder eine Weile ohne Bewegung, die Hände beiderseits an die Fensterstöcke stützend, wie an ein unsichtbares Kreuz geschlagen. Nun erst, als wären sie plötzlich von innen erleuchtet worden, gewannen ihre dämmernden Züge für Casanova an Deutlichkeit. Ein Lächeln spielte um ihren Mund, das gleich wieder erstarrte. Nun ließ sie die Arme sinken; ihre Lippen bewegten sich sonderbar, als flüsterten sie ein Gebet; wieder schweifte ihr Blick langsam suchend durch den Garten, dann nickte sie kurz, und im selben Augenblick schwang sich jemand über die Brüstung ins Freie, der bis jetzt zu Marcolinens Füßen gekauert sein mußte, - Lorenzi. Er flog mehr als er ging über den Kies zur Allee hin, durchquerte sie kaum zehn Schritte weit von Casanova, der den Atem anhaltend unter der Bank lag, und $ r entschlossen, daß er seinen Rat befolgen würde. Noch heute sollte ein Brief an den Schwiegervater des Landmanns, den alten Rendanten Schröder zu Grimmen, »Bravo! -- ein Mann ein Wort, Herr Wilms,« mahnte der Kaufmann dringend, als er seinen harrenden Wagen bestieg, »nicht wahr?« Der Angeredete nickte mit dem gewaltigen Haupt: »Seien Sie unbesorgt, Herr Rosenblüt.« »Und wenn ich wiederkomm', sieht es hier anders aus,« rief der Scheidende zurück, dann ein Händedruck, und auch der zweite Wagen rollte Wilms aber stand mitten auf der Landstraße und sah ihm nach. Eine seltsame, beklommene Freudigkeit befiel ihn. Und langsam und sinnend schritt er in sein Haus zurück. Es war an einem Sonntag. Der Regen hatte aufgehört. Ein frischer Wind fuhr über die herbstlichen Felder. Weit und mächtig spannte sich der blaue Himmel aus, und über Baum und Strauch, Weg und Steg lag heller Sonnenschein. Von der Stationsuhr des winzigen Sekundärbahnhofs von Boltenhagen schlug es elf. -- Um diese Stunde mußte Wilms' junge Schwägerin $ be weibliche Hand dem Eintretenden den dick beschneiten Pelz abnahm. Die Luft wurde immer schneidender. Hochoben flimmerten ein paar frostige Sterne. Wilms fror. Manchmal konnte er bei einzelnen freistehenden Häusern, an denen sie vorbeiflogen, in die trüb erleuchteten Stuben blicken. Da sah man schon Christbäume, welche geschmückt wurden. Im Hauptgut Boltenhagen klangen Kirchenglocken durch die Nacht. Hohl und feierlich läuteten sie das Fest ein. Vorboten der großen Freude. Wilms faßte unwillkürlich an die Brusttasche, in der das Päckchen mit dem Goldherz verborgen war, und trieb seinen Kutscher zu größerer Eile Die Glockentöne verklangen, wieder Schnee, Dunkelheit, Landstraße und weißes Feld -- halb erlahmt vor Nässe und Kälte langten Mensch und Vieh endlich auf dem Pachtgut Wilmshus an und fuhren in den einsamen, von dickem Schneewall umgebenen Hof. Rings lag alles in Dunkelheit gehüllt. Nur hinter den herabgelassenen Rouleaux der großen Stube leuchtete Licht. »Hübsch von Dörthe,« dachte Wilms, während er $ Hand: »Du -- Heting?« stammelte er, »nein, nein -- nur nicht du -- das könnt' ich nicht ertragen -- nur du nicht -- wir wollen ja zusammen bleiben.« Er umklammerte sie und drückte sie an Und dann war es plötzlich da, was sich seit Monden näher und näher geschlichen hatte. Ohne Übergang fühlte sie seine zuckenden Lippen auf den ihren, sie schlang ihre Arme um den gewaltigen Nacken des Mannes und unter schmerzhaften Küssen merkte sie, wie seine Tränen ihr Gesicht netzten. Auch sie schluchzte. Als ob sie sich trösten wollten, lagen sie einander in den Armen. Es war kein freudiges Finden. * * * * * In dem weiten, ungemütlichen Wohnzimmer war es inzwischen stiller geworden. Der dicke Kreisphysikus hatte seine Untersuchung beendet und die Schwerleidende schonend befragt, durch was sie denn so plötzlich in Erregung versetzt worden wäre. Lange hatte das matte Weib seinem Drängen widerstanden, endlich jedoch, als der alte Herr sie gar so väterlich und gut in die Arme nahm, faßte sie sic$ Untersberg, drin der alte Kaiser schläft. Des heiligen römischen Reiches kaiserliche Majestät sendet ihm goldgebortete Kleider und lädt ihn in seiner Stadt zu Hof, des Kaisers Töchter führen ihn an der Hand durch die spiegelnden Säle, des Kaisers Frau küßt ihn mitten auf den Mund, und der Kaiser selbst steht neben ihm und verstummt, wenn sein Spiel anhebt. Und dies ist die Stadt Paris, und wenn des heiligen Ludwig Enkel zu Tische sitzt, steht dies Kind neben der Königin, und sie reicht ihm Früchte von goldenen Tellern -- und dies ist die Insel Engelland, und wenn der König mit der Königin im Parke fährt, neigt er sich aus der Kutsche und winkt lächelnd dem Knaben. Ist dies ein Märchen? Daß man an der Orgel, drauf er einmal gespielt, eine Tafel anschlägt zu ewigem Gedächtnis? Daß der Papst in Rom um diesen dünnen Kinderhals den Orden vom goldenen Sporen hängt? Daß ein alter Meister vor diesem Kind die Arbeit und den Ruhm eines Lebens zu Staub zerfallen sieht?: »Dies Kind wird uns alle zu Vergessenen machen!« $ kündigt, und _wie_ hat er's? Dies läßt sich auf zweierlei Art als möglich denken, nemlich daß es entweder _in uns_, als moralischen Wesen, in unsrer vernünftigen Natur; oder _außer derselben_ geschehen sey. Nun liegt in unsrer Vernunft, insofern sie rein _a priori_ gesetzgebend ist, nichts, das uns berechtigte, dies anzunehmen: wir müssen uns also nach etwas außer ihr umsehen, welches uns wieder an sie zurückweise, um nun aus ihren Gesetzen mehr schließen zu können, als wozu diese allein uns berechtigen: oder wir müssen es ganz aufgeben, aus diesem Princip Gott als Gesetzgeber zu erkennen. Außer unsrer vernünftigen Natur ist das, was uns zur Betrachtung und Erkenntniß vorliegt, die Sinnenwelt. In dieser finden wir allenthalben Ordnung und Zweckmäßigkeit; alles leitet uns auf eine Entstehung derselben nach Begriffen eines vernünftigen Wesens. Aber zu allen den Zwecken, auf welche wir durch ihre Betrachtung geführt werden, muß unsre Vernunft einen letzten, einen Endzweck, als das Unbedingte zu dem Bedingten, su$ r Sinnenwelt überhaupt, folglich auch eine Offenbarung sich als physisch möglich denken lasse, bedarf keines Beweises, indem es zum Behufe der Möglichkeit der schlechthin geforderten Kausalität des Moralgesetzes auf die Sinnenwelt schon angenommen worden ist. Dennoch werden wir zur Erläuterung, nicht zum Beweise, und wegen einiger daraus herfließender wichtigen Folgen auf Berichtigung des Offenbarungsbegriffs, einige Untersuchungen über diese physische Möglichkeit anstellen. Beym Schlusse dieser beiden Untersuchungen muß es völlig klar seyn, ob sich vernünftiger Weise etwas dem Offenbarungsbegriffe korrespondirendes überhaupt erwarten lasse, oder nicht. Zum Behufe der Möglichkeit aber, diesen Begriff auf eine besondre _in concreto_ gegebne Erscheinung anzuwenden, bedarf es noch einer genauem Zergliederung des Offenbarungsbegriffs selbst, welcher angewendet werden soll. Die Bedingungen, unter welchen eine solche Anwendung möglich ist, müssen alle im Begriffe liegen, und sich durch eine Analysis desselben aus i$ en zu bieten, die man in Holland oder in einer beliebig zu bestimmenden deutschen Reichsstadt erheben könne. Um den Sendboten von der Aufrichtigkeit seines Anerbietens zu überzeugen zeigte er ihm einen Vorrat von Tinktur, der über sechs Pfund wog. Er bewies ihm durch Versuche, daß mit dieser Masse ein Zentner Gold in lauter Tinktur verwandelt werden könne, die dann noch drei- bis viertausend Teile Metall in Gold zu veredeln vermöge. Er gab ihm eine Probe für den König mit und versprach, ihn ebenso reich wie Böttiger zu beschenken, wenn er sich seines Auftrages gut entledigte. Doktor Pasch begab sich auf den Weg. Er war mit zwei Herren verwandt, die am Dresdner Hof großen Einfluß hatten. Durch ihre Vermittlung hoffte er leichter zum König zu gelangen und machte ihnen deshalb sein Anliegen bekannt. Sie urteilten aber, ein so hoher Preis werde den König eher bestimmen, den Verhafteten noch besser zu bewahren, weil es ja den Anschein habe, als lasse Böttiger selbst durch dritte Hand soviel für seine Freiheit biet$ werden. Schweigend ist er aus dem Leben geschieden; geheimnisvoll hatte er die Pläne und Entwürfe, die seine Seele nährten, in tiefster Brust eingeschlossen, und über seinem Leben und über seinem Tode liegt ein undurchsichtiger Schleier. Die Güter der Ermordeten wurden sämtlich eingezogen; von den Besitzungen Wallensteins, die auf fünfzig Millionen Gulden geschätzt wurden, fiel das meiste dem Kaiser zu. Die abtrünnigen Generale wurden reich belohnt, die Mörder machten ihr Glück und wurden angesehene Leute, aber alle Anhänger Wallensteins wurden geächtet und vierundzwanzig Obristen und Hauptleute wurden in Pilsen hingerichtet. Leonhard Thurneyßer Leonhard Thurneyßer, genannt zum Thurn, war ein Goldschmiedsohn aus Basel und 1530, im Jahr der Übergabe der Augsburger Konfession, geboren. Er sollte wie sein Vater Goldschmied werden, war aber nebenher bei Doktor Huber, dem er Kräuter sammeln und Arzneien zubereiten half und aus den Schriften des Paracelsus vorlesen mußte. Schon in seinem siebzehnten Lebensjahr ver$ äude und prasselnde Flammen, das war das einzige, was bei jedem Schritt den entsetzten Sinnen sich darstellte. Gneisenaus scharfes Auge hatte mitten im gräßlichsten Tumult erkannt, daß der Feind Vorbereitungen traf, sich von der Wolfsschanze aus über das Münderfort herzustürzen. Es war drei Uhr nachmittags. Gegenanstalten wurden getroffen, Befehle flogen, alles war in der lebendigsten Spannung, plötzlich schwieg das feindliche Geschütz auf allen Batterien. Auf das Krachen eines Donners wie am Tage des Weltgerichts folgte eine lange, öde Stille. Jeder Atem stockte, niemand begriff den schnellen Wechsel, das schauerliche Erstarren so gewaltiger losgelassener Kräfte. Da nahte ein feindlicher Parlamentär, neben ihm ein preußischer Offizier, und alsbald stürzte dieser mit den atemlos hervorgestoßenen Worten in den Kreis seiner Bekannten: »Friede! Kolberg ist gerettet.« * * * * * Als im Jahre 1809 der König von Memel nach Berlin zurückkehrte, hieß es zuerst, er werde seinen Weg über K$ hl von Landleuten, die das Zusammentreiben des Wildes die ganze Nacht hindurch ermüdet hatte. Dazwischen ertönten muntere Jagdhörner und Gesänge. Die Monarchen, an der Landesgrenze von dem Herzog und der ganzen Jägerei zu Pferde empfangen, langten mit ihrem Gefolge unter dem Schalle der Jagdfanfaren gegen ein Uhr mittags an. Nun wurde in einzelnen Abteilungen das Wild aus dem umzäunten Walde heraus und so getrieben, daß es am großen Pavillon in Schußweite vorüber mußte. Napoleon ergötzte sich ungemein an diesem Schauspiel und schien überhaupt sehr vergnügt. Um vier Uhr endigte die Jagd; nicht der geringste Unfall hatte sie getrübt. Ich war in Erfurt zurückgeblieben und beauftragt, dem Kaiser Napoleon noch vor seiner Abfahrt aufzuwarten, worauf ich mich eiligst nach Weimar verfügen sollte. Es war fünf Uhr, als die Monarchen unter dem Geläute aller Glocken in Weimar einzogen. Wie Napoleon sich in die für ihn bereiteten Zimmer begab, war ich zufällig der erste, auf den seine Blicke im Vorzimmer trafen. Er ging s$ zt gibt er der «Villa am Meer», wie wir sie bei Schack in zwei Variationen sehen, zunächst in zwei neuen Fassungen (in Stuttgart und Zürich) eine leichte, aber in charakteristischer Weise veränderte Gestalt, die Villa wird dann in einem dritten Bilde zur Ruine einer Villa, der Ausblick kommt auf die linke Seite des Bildes und man sieht den Meereshorizont über der Terrasse zwischen den Säulen des Hauses. An diese Schöpfung sollten sich dann seit 1880 die bekannteren Ruinen von Burgen am Meer schließen (Taf. 15, 16, Textabbildungen S. 40, 41 u. 43, Taf. 68). Es entsteht 1878 das Hauptwerk «Gefilde der Seligen» (Taf. 53), das einst wegen der scharf ausgesprochenen Vertikalen (bei den Hälsen der Schwäne) Widerspruch gefunden hat, und im folgenden Jahre die «Meeresbrandung» (Taf. 55) und der «Frühlingsabend» (Taf. 56). Zu dem Bilde der Nationalgalerie ist die Skizze von 1877, zu den anderen sind Vorstufen erhalten, die ebenfalls kurz vorher entstanden sein müssen. Auch hier wie bei der Neugestaltung weit zurücklie$ ß. Daneben entstand ihm noch ein ernster zu nehmender Feind in einer neuen von Frankreich eindringenden, in sich geschlossenen Kunstrichtung. Im Jahre 1879 haben die französischen Pleinairisten den durchschlagenden Erfolg bei der heranwachsenden Künstlerschaft errungen und der Anfang der achtziger Jahre, als Böcklin den «Odysseus», den «Abenteurer» und den «Prometheus» schuf, war die Zeit des grauen Freilichts. Bewundernd stand man vor den Sonnenflecken in Liebermanns Garten des Altmännerhauses, während Böcklin, der in seinem «Pan im Schilf» einst Ähnliches geleistet hatte, den Impressionismus als einen überwundenen Standpunkt ansah und erkannte, daß er seine letzten Ziele nur auf anderem Wege erreichen konnte. Aber der Bruch mit der akademischen Malerei, der sich in den achtziger Jahren vollzog, hatte doch das Gute, daß einer jeden Kraft, die auf sich selber stand und ihre eigenen Wege ging, größere Achtung als vordem gezollt wurde; das Gefühl für Persönlichkeiten nahm auch im weiteren Publikum überhand; auf$ nd hat geboren; Sie zertrat das Haupt der Schlange Und ich gab ihr hin die Rosen." -- "Sei gesegnet, Rosablanke, Für die Worte voller Trostes! Daß sich mein der Herr erbarme Mag ich nun in Demut hoffen." -- Tiefbeweglich sprach der Alte, Und es wagte nicht die Fromme Nach der Rede Sinn zu fragen, Sie sah schüchtern an den Boden. Aber zu der Hütte wandeln Beide nun, und Vater Kosme Spricht: "Nun gehe zu dem Garten, Fülle deinen Schoß mit Rosen, Während ich die Honigwaben Und das Wachs, das diese Woche Ich zu Kerzen zog und malte, Dir in deinen Korb geordnet. Nach Bologna mußt du wandern, Eh noch höher steigt die Sonne, Dort verkaufe deine Ware Bei den schwarz und weißen Nonnen. Zwanzig Soldi nur an barem Gelde nehme ich vom Kloster; Was dir bleibt von deinem Wachse, Tausche ein um weiße Brote. Bringe mir auch Purpurfarbe, Einen Gran geriebnen Goldes, Und Ultramarin zwei Asse Aus dem Kram am römschen Tore. In dem Kloster zu Sankt Claren Gibt dem Meßner zwanzig Soldi, Daß er morgen, eh es taget Eine Seelenmesse $ chel, die am Abend Rosen streute für Auroren. Aber nächtlich hat die Schlange Um die Sichel sich gerollet. O erscheine, Herr des Gartens, Tritt den Lügner an den Boden! Denn inmitten dieser Tafel Ist noch kaum ein Strich gezogen, Gleich des Blinden Auge starret, Gott erharrend, hin der Bogen. Jährlich nur an diesem Tage Weint vor dem Gewand der Nonne Und der Locke goldner Haare, Büßt vor diesem Bilde Kosme. Wie, an heilgen Jahrestagen Nur, die Kirche die Kleinode, Die Reliquien des Schatzes Auftut, zu der Frommen Troste, So auch liegt der Schatz des Jammers Jährlich vor dem Büßer offen Da geboren Rosablanke, Da die Mutter ihr gestorben. Die in schwerer Schuld empfangen, Die in schwerer Schuld gestorben, Und es ist der Sünde Vater Rosablankas Vater Kosme. Bis in tiefer Reue Flammen Der Verzweiflung Erz geschmolzen, Weinet Kosme in der Kammer Vor dem Bild und Kleid der Nonne. Und als in des Büßens Asche, Wie der Blick geschmolznen Goldes, Hoffnung ihm entgegenlachet, Geht bereiten er das Opfer. Er gießt aus geb$ ürden dahingeströmt sein. Aus der vorhin angeführten Angabe aus der _Zend-Avesta_ über die Höhe des Wassers, welches auf die Erde fiel, und das Land hier, auf dieser Hochebene, die 8000 Fuß hoch ist, mannshoch bedeckte, folgt, daß solches über 8000 Fuß hoch, vom Meere an gerechnet, die Länder hin und wieder muß bedeckt haben, und daß daher der Schweifstern sehr nahe der Erde muß gekommen sein, weil er sonst solches nicht hätte bewirken können. Und da durch ihn die klimatische Verfassung dieses Landes und auch die der ganzen nördlichen gemäßigten Zone verändert worden ist, so muß er sich auch irgendwo mit der Erde, und zwar auf ihrer nördlichen Hälfte, vereinigt haben. Auffallend ist hierbei, daß durch die vielen Landspitzen und Vorgebirge an der südlichen Seite von Asien und Afrika, und durch die Bildung der Gestalt dieses Erdtheils, wie auch durch die von Amerika, ein solcher Fluthenzug, der einstens von Süden nach Norden hingegangen und dem Laufe des Kometen gefolgt ist, bestätiget wird. Daher haben schon l$ t. Dieser ägyptische Stamm bestand aus mehreren Stämmen, wovon der eine schwärzlich von Farbe, und dadurch dem heißen Klima sich schon angebildet hatte, der andere aber von einer hellern Farbe war. Diese Wanderung muß aber schon sehr früh geschehen sein, indem dieses Volk in Theben schon eine bewunderungswürdige Stufe von Kultur erlangt und schon ein Weltreich gestiftet hatte, ehe es uns einmal bekannt geworden ist, und wie es unserer gewöhnlichen Geschichte bekannt wurde, schon wieder von seiner Höhe herabgesunken war. Aus den Schriften der Parser und Hindu läßt sich zwar die Bevölkerung Amerika's, weil dieser Erdtheil erst in neuern Zeiten bevölkert worden ist, nicht herleiten, aber wir finden in dem neusten Gemälde von _Malte Bruns_ den Ursprung der Amerikaner von Asien her, über eine Reihe von Inseln mit Eisschollen angefüllt, von einer bösen Nation daselbst vertrieben, nach ihrer Sage, sehr gut dargestellt. Auf diese Weise stammen demnach alle jetzt lebenden Völker von dem einstigen Urvolke in Asien her,$ auf die Lippen, »aber der Vater hat Euch etwas recht Ernstes heute zu sagen, etwas von dem wir noch nicht wissen, ob es Euch betrüben wird oder nicht.« »Der Vater?« rief Marie erschreckt, und auch Anna, die älteste Tochter, sah ängstlich zu ihm auf; Professor Lobenstein aber, so in die Enge und zum Aeußersten getrieben, hustete, paffte den Dampf ein paar Mal scharf vor sich hin, die Pfeife ordentlich in Gluth zu bringen, und sagte: »Ja Kinder, Ihr wißt -- wir -- wir haben doch in den letzten Tagen viel über Nord-Amerika gesprochen, und auch Manches gelesen -- « »Ja, die herrlichen Romane von Cooper,« rief Marie rasch. »Und die schrecklichen Berichte im Tageblatt,« lächelte Anna. »Der Doctor Haide ist ein Esel,« sagte der Professor, den Rauch wieder ein paar Mal rasch ausstoßend -- »wenn der hätte in Amerika ordentlich arbeiten wollen, brauchte er sich jetzt nicht von einer Winkeladvocatur und vom Schimpfen auf freisinnige Leute zu ernähren; über dessen Berichte wollen wir uns keine Sorgen machen, aber -- «$ eicht verloren gehn.« »So, und jetzt zu Bett Kinder,« mahnte der Vater -- »es ist spät geworden, sehr spät, und Du mußt früh wieder heraus Georg, die Post nicht zu versäumen; sind Deine Koffer hinübergeschafft?« »Es ist Alles drüben,« sagte die Mutter, sich aus den Armen des Sohnes windend und ihre Thränen trocknend, »nur sein Ueberrock ist noch hier, den er anzieht, und die kleine Tasche in die er morgen früh sein Nacht- und Waschzeug steckt -- doch das besorg' ich schon selber und werd' es nicht vergessen. Ich bin früh auf, Georg, Du mußt ja doch auch noch Deinen Kaffee haben bevor Du gehst.« »Gute Nacht Mutter!« rief Georg, umschlang sie noch einmal und küßte ihr Lippen, Augen und Stirn, »gute Nacht meine gute, gute Mutter -- gute »Gute Nacht mein Georg, mein Kind,« sagte die arme Frau unter Thränen -- »schlaf nur jetzt recht aus -- zum letzten Mal unter unserem Dach -- für die nächste Zeit wenigstens,« setzte sie rasch hinzu -- »denn mit Gottes Beistand hoff' ich soll es nicht das letzte Mal gewesen sein $ dass der Auswanderungsmann das sogleich durchschaut hatte. Herr Weigel nickte, seine Zeit war ihm aber kostbarer, als sie noch laenger an Jemanden zu verschwenden, bei dem er doch voraussah, dass er von ihm keinen Nutzen haben wuerde, und er suchte das Gespraech wieder dem mehr praktischen Anliegen der drei Bauern zuzulenken. "Also Sie wollten mitsammen nach Amerika gehn und sich eine ordentliche Farm, gleich mit Land, Vieh, Haeusern und was dazu gehoert, ankaufen heh? -- 'waer keine so schlechte Idee." "Ja erst moechten wir aber einmal wissen wie die Sache steht;" sagte der Erste wieder, der Menzel hiess, "wenn man ueber einen Zaun springen will, ist es viel vernuenftiger dass man erst einmal hinueber guckt was drueben ist, und wenn man das nicht kann, dass man Jemanden fragt der es genau weiss. Sind denn die Farmen da drueben wirklich so billig? -- ist das wahr, dass man dort noch gutes frisches Land fuer ein und einen Viertel Thaler kaufen "Thaler? -- nein," sagte Herr Weigel, "_Dollar_." "Ja nun, das ist$ es, als was jetzt alle Tage vorfaellt -- Geld zahlen." "War es denn so viel?" sagte die Frau leise und schuechtern. Der Mann schwieg einen Augenblick und sah still vor sich nieder; endlich erwiederte er seufzend: "Das Schwein ist d'rauf gegangen, und vier Thaler Siebzehn Groschen sind immer noch mit Gerichtskosten und der alten Processgeschichte mit der Brueckenplanke, mit der ich eigentlich gar Nichts mehr zu thun hatte, stehen geblieben, und ich muss sie bis zum ersten Juli nachzahlen, unter Androhung von Pfaendung." "Nun lieber Gott," sagte die Frau troestend -- "wenn das das Schlimmste ist, laesst sich's noch ertragen; da verkaufen wir eben das andere Schwein und behelfen uns so. Wie wenig Leute im Dorf haben ueberhaupt eins zu schlachten, und leben doch; warum sollen wir nicht eben so gut ohne eins leben koennen als die." "Ja," sagte der Mann leise und still vor sich hin bruetend -- "verkaufen und immer nur verkaufen, ein Stueck nach dem anderen, und waehrend wo anders die Leute mit jedem Jahr ihr kleine$ , richtete er sich rasch wieder auf, drueckte den Hut in die Stirn, und sagte, das Zimmer verlassend, und noch in der Thuer sich umdrehend: "Ich warte auf Dich unten am Wasser -- mach schnell!" "Sei ein gut Kind Albertine, und hab mir gut auf die Kleinen Acht," fluesterte die Frau jetzt dem Maedchen zu, das eben dem Bruder ein Stueck Brod und Salz gegeben hatte, an dem der ass und verwundert dabei hinter den Vater her aus der Thuer, und nach der Mutter schaute, die lange -- o lange Zeit nicht so freundlich mit ihnen gesprochen hatte. "Aber Mutter wo geht Ihr nur hin?" -- frug das Maedchen, der das Benehmen der Eltern ebenfalls auffiel, verwundert. "Auf's Amt," sagte die Frau, auf die Frage schon vorbereitet -- "wir muessen morgen frueh mit Tagesanbruch in der Stadt sein, und wollen gehn so lang's "Und wann kommst Du wieder?" "Hoffentlich morgen gegen Abend -- wenn wir fertig werden; auf dem Amt sind sie aber gar weitlaeufig -- manchmal dauert's laenger als man denkt. Geht mir aber nicht vor die Thuer, Ihr hab$ berzutreten, Mensch gegen Mensch. Ein gewisses Vertrauen glaubte ich mir bei ihm erworben zu haben; so oft ich mich bemüht gezeigt hatte, Heikles zart zu behandeln, glaubte ich eine dankbare Regung in ihm verspürt zu haben. Zögern machte mich nur noch die Erwägung, ob sich nicht der angeborene Argwohn gegen den Zudringling aus der fremden Sphäre wenden würde, ob es nicht an den Mitteln zu natürlicher Verständigung von vornherein mangle. Aber darüber halfen mir Bild und Gestalt hinweg; Adam Urbas war ja kein Bauer gewöhnlicher Sorte; er gehörte zu unserer Bauern-Aristokratie, seine bloße Haltung zeugte von Scharfsinn und Noblesse, und so hoffte ich, daß ich den Weg zu ihm nicht vergeblich bahnte. Ich überlegte nicht länger; eines Abends im Dezember war es, als ich in das Gefängnisgebäude ging und mir die Zelle aufsperren ließ, in der sich Urbas befand. Ich hatte ihm Vergünstigungen für die Haft erwirkt. Es war ein wohnlicher Raum, anständig möbliert mit Waschtisch, Bett und Spiegel, behaglich warm. Er saß bei $ die mit Sektkübeln liefen, postierten sich unverschämt neben Klubsessel, in denen vornehme Kavaliere ruhten und schlenderten mitten durch Gruppen von Plaudernden durch. Maria dachte: es ist Zeit, daß Menasse sich meldet. Ein gellender Pfiff wurde hörbar, gleich darauf, da die Kapelle im Speisesaal Pause hatte, eine fremdartige Musik aus einem entfernten Raum. Zu Maria trat ein junger Mann, ein Moskauer Schriftsteller, und sagte, im großen Saal finde eine armenische Hochzeit statt, sie möge doch hingehen, es sei äußerst interessant. Er bot ihr seine Begleitung an; Maria war immer fünfzehn Jahre alt, wenn es Neues zu sehen gab, und sie ging sogleich mit. Die Stimmung bei einem Teil der Gesellschaft hatte sich auf einmal verändert. Ein alter Herr redete mit gerungenen Händen auf mehrere Damen ein. Maria vernahm, wie eine flüsterte: »Und mein Schmuck? meine Perlen?« Der alte Herr sagte: »Es handelt sich ums nackte Leben.« Vor dem Billardzimmer standen ein paar junge Mädchen, blaß, verzagt, die Augen aufgerissen. $ Brust und hob das Gesicht, das bleich war, mit fromm-erschlossener Miene zur Höhe. Als sie in das untere Stockwerk kam, waren alle bereits auf den Beinen und rüsteten sich zu neuer Reise. In der Freude über den Abzug der Matrosen achtete man ihrer gar nicht. Menasse unterhandelte bereits mit einem Schiffer, der eine Barke zur Überfahrt zu vermieten hatte. Sie aber fühlte die Wahrheit der Worte Golowins: die Straße war frei, aber das Ziel des Wegs war unkenntlich verdunkelt. Im Verlauf der schleichenden Revolution, von der das russische Reich während des vorletzten Jahrzehnts heimgesucht war, kam es eines Tages zu einem Straßenkampf in Moskau. Den unmittelbaren Anlaß hatte die Verschickung von fünfunddreißig Studenten und Studentinnen gegeben, die das Jubiläum eines verehrten Lehrers, welcher der Polizei verdächtig geworden war, in überschwenglicher Weise gefeiert und die Feier durch heimliche Zusammenkünfte vorbereitet hatten. Einige der angesehensten Familien der Stadt wurden durch die grausame Maßregel bet$ egentliche Nachdenken darüber war Verzierung, die man sich in Mußestunden gestattete. In der Führung der Geschäfte von unbedingter Verläßlichkeit, gewissenhaft wie ein Automat und verschwiegen wie ein Panzerschrank, war er überall der Mann des Vertrauens, der Vermittlung und der Beschwichtigung. Keinem Menschen fiel es ein, von seinem Geist oder seinem Genie zu sprechen, aber seine Ritterlichkeit und Freundestreue hatten schwärmerische Lobredner. Die Ereignisse trugen ihn; die Menschen trugen ihn; die Jahre trugen ihn. Es gab keine Stockungen, im eigentlichen Element keine Trübung, nur über das Äußere und Betriebmäßige war zuweilen ein Schleier von Unmut gebreitet. Aber der Strom floß breit und gefällig dahin. Dem vorwärts- wie dem zurückschauenden Blick boten sich dieselben Bilder: geschmückter Weg, umfriedetes Revier, Fülle der Verlockungen, Menge der Dienenden, erschlossene Welt. In Stunden der Träumerei flammte in seinem sonst trägen Gedächtnis auf, was ihm erworbenes und in Sicherheit gebrachtes Lebensgu$ s ist es. So soll ihnen auch nicht verziehen werden. Nein und abernein, verziehen nicht. Komm her, du Laffe, und drück deine Lasterlippen auf die Steine; komm her, du Bestie, und vernimm und schau. Wer da handelt, muß auch wissen. Ums Wissen gehts. Nichts da, die Verantwortung abwälzen. Nichts da, sich auf Gesetze und Vorschriften ausreden. Blind magst du sein, du Menschenhund, du Menschenfloh, du Menschennichts, aber wissen sollst du, wissen, was du tust, und niederstürzen und mitwimmern, und rufen, daß es an die Enden der Welt schallt: ich, ich, ich!« Das Licht auf dem Kerzenstumpf flackerte nur noch ganz trüb, so daß bloß der nächste Umkreis auf dem Tisch matte Helligkeit erhielt. Die Schlöte vor den Fenstern türmten sich um so strenger in den Wolkenhimmel. Es entstand Stille von einer Eindringlichkeit, die jede Fiber spannte. Eine hautlose, unendlich verschuldete Wachsamkeit war in Ohr und Hirn. Es saß hier nicht mehr der Rechnungsrat in der Steuerverwaltung mit Namen so und so. Es saß hier einer, der kei$ was ihm mein Vater gesagt, irre geworden. Und ich, ich durchschaute die Sache natürlich. Ich hatte es ja schon über und über satt, das widerliche Treiben. Mich packte der Zorn. Ich sagte zu Hubert Gottlieben, er möge sich vierundzwanzig Stunden gedulden, ich versprach ihm, die Angelegenheit bis dahin in Ordnung zu bringen, nur machte ich zur Bedingung, daß er nicht noch einmal ins Haus käme, ich würde ihn in seinem Hotel oder wo er sonst logiere, aufsuchen, er möge mich erwarten. Am Vormittag war ich unfreiwillige Belauscherin eines Telephongesprächs gewesen, ich wußte, wo der Vater zu suchen sei. Ich fahre auf die Bahn, der Zug ist schon weg. Ich miete ein Auto nach Darmstadt. Um elf Uhr abends komm ich an, geh ins Haus zu seiner ... zu der Dame. Ich verlange ihn zu sprechen, man weist mich ab; ich höre Stimmen, Gelächter, ich stoße die Person zurück, die mich aufhalten will, ich trete in ein Zimmer, wo er mit fünf, sechs Leuten sitzt, darunter nur eine Frau, seine Geliebte, alle trinkend, redend, lachend. E$ och die Medea des Vanloo; bewundertes Meisterwerk. Den blutigen Dolch in der Hand, den Blick voll Wut und Verzweiflung, mit dem feuerspeienden Ungeheuer hinter dem von Drachen gezogenen Wagen, hing sie im Schlafzimmer des Markgrafen, seltsames Ergötzen für die hohe Siesta, entschuldbar vielleicht durch eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dieser Medea und der zu allen Tageszeiten tragisch gestimmten Mademoiselle Clairon, von Schmeichlern ausfindig und zum Gegenstand scharmanter Huldigungen gemacht. Man besaß schöne Stücke von Salvatore Rosa und den berühmten Zentauren aus Bronze, Geschenk des weiland Königs von Polen. Zu diesem Vorschlag schüttelte der Markgraf finster den Kopf. Abgesehen davon, daß man Kunstwerke nicht ohne Schmälerung des fürstlichen Ansehens unter den Hammer bringen konnte, waren es Embleme, farbige Tapeten des auserlesenen Daseins, Bestätigung sublimer Führung, Ahnengut. Herr Stein zu Altenstein wurde bei den Einladungen zum nächsten Galadiner übergangen. Minder glimpfliche Behandlung erfuhr$ sensbürde, ledig der Verantwortung, ledig der Belästigung, ledig der peinigenden Bilder von dem Treiben der unbekannten, feindlichen, wachsamen, eifersüchtigen, häßlichen Menge da unten, Volk geheißen. Wie verwegen, wie frevelhaft, wie strafwürdig; und doch, wie verführerisch im Grunde! Das Wort war in gelockerten Boden gefallen, die Lady wußte es. Es würde keimen, es würde Frucht tragen, der Tag der Erlösung kam; und sie sang: #»Le Roi, dimanche, dit à Laverdy: Va-t-en lundi!«# Daß er bei der theatralischen Vorführung nicht fehlen werde, versprach der Markgraf ausdrücklich. Der Kammerherr vom Dienst teilte ihm den Titel des Stückes mit. Es hieß: Baron Gemperlein auf Reisen. Die Ohren des Herrn Marchese Eingeladen waren alle gräflichen und freiherrlichen Familien der Residenz; die Hofkavaliere und hohen Beamten mit ihren Damen; die Gesandten und die Fremden von Distinktion, die in der Stadt anwesend waren, und einige auserwählte Einzelne, darunter der Dichter Uz. Um sieben Uhr begann die Wagenauffahrt. Der An$ ngen mir meine Abberufung, Herr von Hahnemann?« fragte er ruhig. »Herr Seebeck, bei der großen persönlichen Achtung, die ich für Sie hege, erlaubte ich mir, in meinem Berichte unsere letzte Unterredung wohl wahrheitsgetreu, doch - etwas harmloser zu schildern, als sie sich zugetragen hat. Es steht Ihnen noch heute frei, freiwillig das Reichskommissariat niederzulegen; trotz allem.« »Ich tue es nicht«, antwortete Paul Seebeck und sah ihm gerade ins »Ist das Ihr letztes Wort?« »Dann habe ich hiermit die Ehre, Ihnen kraft meiner Vollmachten Ihr Abberufungsschreiben zu überreichen«, sagte der Offizier und legte ein versiegeltes Kuvert auf den Schreibtisch. »Wollen Sie die Liebenswürdigkeit haben, mir den Empfang zu bestätigen.« »Mit Vergnügen«, antwortete Paul Seebeck, entnahm einer Schublade einen Briefbogen und schrieb einige Zeilen darauf. »Ist es so recht?« Und er reichte dem Offizier das Blatt, das dieser aufmerksam las und es dann in seine Brieftasche schob. »Gewiß, Herr Seebeck. Ich danke Ihnen. Damit ist $ . Jollivet. 2 vols. 8. Guingamps 1834. _De Rostrenen_, Gr., Grammaire Française--Celtique ou Française--Bretonne. 8. Rennes 1738. Guingamps 1833.] [Footnote 15: Das Baskische mit seinen mundarten mag ein rest des alten Aquitanischen sein, von dem schon Cäsar (de bell. Gall. I, 1) sagt, dass es von dem Gallischen und Keltischen verschieden sei. _Diefenbach_, L., Celtica. Zweite abtheilung. S. 5 u. ff.] Das heutige Englisch hat von jener einst so weitverbreiteten und in Britannien ausschliesslich gesprochenen sprache ausser einer beträchtlichen anzahl eigener namen zur bezeichnung von orten, bergen und flüssen nur sehr wenige wörter (flannel, mattock, plaid, tartan, gyve, tackle, bran etc.) und die meisten derselben erst in neuerer zeit angenommen. Schriftliche denkmale der alten keltischen zeit existiren nicht mehr. Die Druiden, deren vernichtung die Römer eifrig betrieben, da sie in ihnen die erhalter der keltischen nationalität sahen und fürchteten, hielten es nach Cäsar's erzäh$ hre alten sagenkreise mit den erzählungen des alten und neuen testamentes, oder mit christlichen legenden und fanden eifrige hörer. Dabei blieben aber die worte und ausdrucksweise fast dieselben; man änderte nur den stoff. Der hauptträger der neuen religiösen poesie ist _Caedmon_, der mönch von Whitby, wie er gewöhnlich genannt wird. Nach Beda's ausspruch waren Caedmon's verse von besonderer schönheit und blieben unerreicht von andern dichtern (Bedæ Hist. eccl. IV, 24: »et quidem et alii post illum in gente Anglorum religiosa poemata facere tentabant, sed nullus eum æquiparare potuit«). Dieser umstand mag veranlassung zur erfindung der mit dem namen Caedmon verknüpften legende gewesen sein, wonach derselbe auf ungewöhnliche weise die gabe der dichtkunst empfangen haben soll. Es wäre auch möglich, dass Caedmon der erste gewesen wäre, welcher religiöse dichtungen gesungen hätte, so dass man bei ihm eine besondere göttliche eingebung voraussetzen mochte. Wie dies immer sein möge, so viel ist gewiss, dass die zei$ Sie begann er zu lehren, so ihr mögt hören, wie sie sollten ihr leben führen. Alfred, er war in England und könig wohl sehr stark; er war könig und gelehrter, ful wel he lovede Godis werc; he was wis on his word, and war on his werke; he was þe wisiste mon þad was in Engelonde on. wel he luvede Godes werk; he wes wis on his word, and war on his werke; he wes the wysuste mon that wes Engle londe on. gar wohl liebte er Gottes werk; er war weise in seinem wort und klug in seinem werke; er war der weiseste mann, der in England (darin) war. [Footnote 134: Die in den Rel. Ant. enthaltene abschrift des oxforder manuscripts, welche von Sir F. Madden herrührt, zeigt anstatt des þ überall th.] Schon vor dem einfalle der Normannen in England hatte sich die lingua Romana auf dem gebiete der literatur und poesie versucht, und die normännischen jongleurs (joculatores) dichter und sänger (trouvères) waren kaum weniger berühmt als die der Provence. Ei$ hätigkeit in ausgesprochenem Charakter der Renaissance entfaltet hatte. Ein Paar florentiner Bildhauer, _Piero di Niccolo_ und _Giovanni di Martino_, hatten das Dogengrab des Tom. Mocenigo ({~DAGGER~} 1423) errichtet, in dem sich handwerksmäßige Künstler unter dem Einfluß der früheren Werke Donatello's und Michelozzo's bekunden; ein anderer anonymer Florentiner, der »_Meister der Pellegrinikapelle_«, ist der Künstler des Monuments des Beato Pacifico Buon (1435, vgl. S. 51 f.); zwei dem Namen nach unbekannte Florentiner (wohl identisch mit dem eben genannten Künstler des Grabmals Tom. Mocenigo) sind etwa gleichzeitig Mitarbeiter an den Kapitellen des Dogenpalastes, und _Donatello_ selbst hat um die Mitte des Jahrhunderts von Padua aus für den Chor der Frari die Figur des Täufers geschnitzt. Alle diese Künstler, die freilich einen unmittelbaren Einfluß auf ihre venezianischen Mitarbeiter nicht ausübten, schärften doch ihren Sinn für die Natur, förderten das Verständnis derselben und führten dadurch in Venedig d$ rigen Gewandung, in den knochigen schlanken Gestalten mit kleinen Köpfen als ausgesprochenen und hervorragenden Schüler der Paduaner Schule, dem Maler Andrea Mantegna verwandt. Obgleich Rizo ohne besondere Eigenart in dem Aufbau seiner Denkmäler ist, obgleich er größeren Kompositionen, deren uns wenigstens keine von seiner Hand bekannt ist, aus dem Wege geht, hat doch die freie Erfindung und die breite naturalistische Durchbildung seiner Einzelfiguren auf die weitere Entwickelung der venezianischen Plastik einen bestimmenden Einfluß gehabt. Schon _Pietro Solari_ gen. _Lombardo_ ({~DAGGER~} 1515), ein jüngerer Landsmann und als solcher auch wieder Bildhauer und Architekt zugleich, erscheint ebenso sehr von Rizo wie von Bellano beeinflußt. Seine eigene umfangreiche Thätigkeit und die Werke seiner tüchtigen Schüler, die er namentlich in seinen Söhnen Tullio und Antonio groß zog, geben der Erscheinung Venedigs noch heute einen wesentlichen Teil ihres Charakters. Die lombardische Lust an vielgegliedertem und dadur$ Künstler hätten jüngere Kräfte selbständig die römische Plastik zur Renaissance führen müssen. Gerade das Gegenteil ist der Fall: in diesen Künstlern erlischt die ältere eigenartige Bildnerschule Roms, und erst nach einem Zwischenraum von mehreren Jahrzehnten, der fast gar keine Monumente aufzuweisen hat, machen fremde Bildhauer die Renaissancekunst in Rom allmählich heimisch. _Donatello's_ vorübergehende Thätigkeit im Jahre 1432 blieb ohne Nachwirkung; die neue Richtung macht sich nur zögernd geltend, nachdem gegen Ende der dreißiger Jahre ein Paar weit untergeordnetere Künstler, die Florentiner _Antonio Filarete_ und _Simone Ghini_, zu längerer Thätigkeit nach Rom berufen wurden und sich ihnen _Isaïa_ aus _Pisa_ kurz vor der Mitte des Jahrhunderts zugesellte. Filarete's Bronzethür der Peterskirche (1439-1445) steht zwar weit hinter den gleichzeitigen Florentiner Thüren zurück: die Verteilung und die Verhältnisse der Reliefs unter einander, der flache Reliefstil, die schwerfällige Einrahmung, in der sich ant$ ewunderungswerter Breite und Sicherheit in der Ausführung. Als Bronzegießer, im Großen wie im Kleinen, haben neben Cellini ein Paar oberitalienische Bildhauer, der Paduaner _Leone Leoni_ (1509-1590) und sein Sohn _Pompeo Leoni_ ({~DAGGER~} 1610), eine ausgedehnte Thätigkeit entwickelt, freilich vorwiegend außerhalb Italiens, für Karl V. und Philipp II. Ihre Bronzestatuen und Büsten dieser Fürsten und ihrer Anverwandten (jetzt im Museo del Prado in Madrid, in Toledo und in Windsor Castle), sind ernst und lebenswahr in Haltung und Auffassung und zeigen eine ähnliche Freude der Künstler an reichem Beiwerk und an der Durchführung, wie Cellini's Bronzen; doch haben sie weniger dessen goldschmiedeartige Schärfe und Härte. In Italien lernt man am Marmormonument des Gio. Giac. de Medici im Dom zu Mailand und an der imposanten sitzenden Bronzefigur des Vincenzo Gonzaga über seinem Grabmal im Palast zu Sabionetta Leoni's Thätigkeit im Großen kennen. Wie Cellini, so sind auch beide Leoni, namentlich der ältere, als _Med$ a, der mit Augen so groß wie Gänseeier, der mit den Augen wie Mühlräder, und der, welcher Augen hatte so groß wie ein runder Turm. »Helft mir, daß ich nicht gehängt werde!« sagte der Soldat, und da stürzten sich die Hunde auf die Richter und den ganzen Rat, ergriffen den einen bei den Beinen, den andern bei der Nase und warfen sie viele Klaftern hoch in die Luft, so daß sie beim Niederfallen in Granatstücke zerschlagen wurden. »Ich will nicht!« sagte der König, aber der größte Hund nahm sowohl ihn wie die Königin und warf sie allen anderen nach. Da erschraken die Soldaten und alles Volk schrie: »Lieber Soldat, du sollst unser König sein und die schöne Prinzessin haben!« Darauf setzte man den Soldaten in des Königs Carosse, und alle drei Hunde tanzten voran und riefen: »Hurrah!« und die Jungen pfiffen auf den Fingern und die Soldaten präsentierten. Die Prinzessin kam aus dem kupfernen Schlosse heraus und wurde Königin und das gefiel ihr gar wohl. Die Hochzeit währte acht Tage und die drei Hunde saßen mit an de$ g dicht hinter dem anderen und sie waren schon weit, weit geflogen. Einer derselben war so müde, daß ihn seine Flügel kaum noch länger zu tragen vermochten. Er blieb hinter den anderen zurück, machte noch ein paar Flügelschläge, dann ließ er sich hinabsinken und -- bums! da stand er auf dem Verdecke. Da nahm ihn der Schiffsjunge und sperrte ihn in das Hühnerhaus zu den Hühnern, Enten und Truthähnen. Der arme Storch stand ganz eingeschüchtert mitten unter ihnen. »Seht ihr den nicht?« gackerten alle Hühner. Der kalekutische Hahn blies sich aus Leibeskräften auf und fragte ihn, wer er wäre? Die Enten gingen rückwärts und stießen einander an: »Spute dich, spute dich!« Der Storch erzählte vom warmen Afrika, von den Pyramiden und vom Strauße, der wie ein wildes Pferd durch die Wüste dahinstürme, aber die Enten verstanden nicht, was er sagte, und darum stießen sie einander an: »Wir sind wohl einig darüber, daß er dumm ist?« »Ja, er ist sicherlich dumm!« sagte der kalekutische Hahn und kollerte dann. Da schwieg der S$ ie Schwalbe, »und dann herrscht hier oft so unangenehme Witterung!« »O, daran hat man sich schon gewöhnt!« sagte die Henne. »Aber hier ist es kalt, es friert!« »Das ist für den Kohl gerade dienlich!« sagte die Henne. »Übrigens kann es auch bei uns sehr warm sein. Hatten wir nicht vor vier Jahren einen Sommer, wo fünf Wochen lang eine solche Hitze war, daß man kaum atmen konnte? Dann leben aber bei uns auch keine giftigen Tiere, wie in jenen Ländern, und wir sind frei von Räubern! Ein Bösewicht kann der nur sein, welcher unser Land nicht für das schönste hält! Er verdiente wahrlich nicht, hier zu weilen!« Weinend unterbrach sich die Henne und setzte dann schluchzend hinzu: »Auch ich bin gereist! Ich bin einmal in einem Korbe über zwölf Meilen weit gefahren! Das Reisen gewährt schlechterdings kein Vergnügen!« »Ja, die Henne ist eine vernünftige Frau!« sagte die Puppe Bertha. »Ich halte nichts davon, eine Gebirgsreise zu unternehmen, denn kaum ist man oben, so geht es gleich wieder hinunter! Nein, wir wollen hüb$ s und in der andern dessen prächtige Fahne. Aus den Falten der großen Sammetvorhänge schauten ringsumher seltsame Köpfe hervor, einige sehr häßlich, andere Frieden verheißend und mild. Es waren alle böse und gute Thaten des Kaisers, die ihn jetzt, wo der Tod auf seinem Herzen saß, »Erinnerst du dich dessen?« flüsterte eine nach der anderen. »Erinnerst du dich dessen?« und dann erzählten sie ihm so viel, daß ihm der Schweiß von der Stirne lief. »Das habe ich nie gewußt!« seufzte der Kaiser. »Musik, Musik, die große chinesische Trommel!« rief er, »damit ich nicht alles höre, was sie Aber sie verstummten nicht, und der Tod nickte zu allem, was gesagt »Musik, Musik!« schrie der Kaiser. »Du kleiner lieblicher Goldvogel, singe doch, singe! Ich habe dir Gold und Kostbarkeiten gegeben, ich habe dir selbst meinen goldenen Pantoffel um den Hals gehängt, singe doch, Aber der Vogel schwieg, es war niemand da, ihn aufzuziehen, und sonst sang er nicht. Aber der Tod fuhr fort, den Kaiser mit seinen großen, leeren Augenhöhle$ erlagshandl. _Giesecke & Devrient_: Hohenzollern-Jahrbuch, hrsg. v. Paul Seidel. III. Jahrg. 1899. 2. S. _Hirzel_, Verlag: Heyne, Fünf Bücher Deutscher Hausaltertümer: I. Bd.: Das Deutsche Wohnungswesen. 1899. 4. _Direktor der Königlichen Kunstakademie u. Kunstgewerbeschule_: Bericht über die Zeitdauer von Ostern 1898 bis Ostern 1900 erstattet von Ludw. Nieper. 4. -- _Kunstgewerbe-Museum_: Ausstellung von Gegenständen orientalischen, meist persischen Kunstgewerbes. 1900. 8. _Kunstverein_: 33. Bericht. 1900. 4. M. _Spirgatis_, Buchhandl. u. Antiquariat: Sammlung bibliothekswissenschaftl. Arbeiten, hrsg. v. Karl Dziatzko. 13. Heft. 1900. 8. _B.G. Teubner_, Verlag: Byzantinische Zeitschrift, hrsg. v. Karl Krumbacher. IX. Bd. 2. u. 3. Heft. 1900. 8. _J.J. Weber_, Verlag: Theo Sommerlad, Die wirtschaftliche Thätigkeit der Kirche in Deutschland. I. Bd. 1900. 4. _Unbekannter Absender_: Emil Frommel, Am Sarge Ludwig Burger's. 1884. 8. -- *Magdeburg.* _Verein zur Erhaltung der Denkmäler der Provinz Sachsen_: 7. Jahres$ von 1866. 1866. 8.; Sallust, Opera. 1820. 8.; Sammlung der neuesten Übersetzungen der lateinischen prosaischen Schriftsteller: Die sechs kleineren Geschichtsschreiber der Historia Augusta. v. J.P. Ostertag. I. u. II. Bd. 1790; Schlegel, Friedr., Geschichte der Jungfrau von Orleans. 1802. 8.; Schlie, Friedr., Beschreibendes Verzeichnis der Werke älterer Meister. 1882. 8.; ders., Gypsabgüsse antiker Bildwerke im großh. Museum zu Schwerin. 1887. 8.; ders., Reliquienkästchen von Elfenbein im Museum zu Schwerin. 1892. 8. S.-A. a.d. Zeitschr. f. Christl. Kunst. 1892 Nr. 12; ders., Aus der Kunstgewerbl. Abteilung des Großh. Museums zu Schwerin. IV. S.-A. 1894. 8.; ders., Das Hamburgische Museum f. Kunst u. Gewerbe. S.-A, 1894. 4.; ders., Altertümer aus Kirche u. Kloster des hl. Kreuzes zu Rostock. I. II. S.-A. 1895. 8.; Schmeizel, Martin, Einleitung zur Wappen-Lehre. 1723. 8.; Schmidt, J. A. E., Vollständigstes französisch-deutsches u. deutsch-französisches Handwörterbuch, o. J. 4.; Schnaase, Carl, Geschichte der b$ L. G., Sammlung von Denkmälern I. Abt. Architektur. Text 8.; Tafeln, o. J. 2.; Ségur, Comte de -- , Histoire de Napoléon. 1846. 8; Simrock, Karl, Altdeutsches Lesebuch. 1859. 8.; Stieler, Ad. Schul-Atlas. 1865. qu. 2.; Tacitus, Opera I/II. 1825. 8.; ders., De vita et moribus Agricolae. (Wex.) 1852. 8.; ders., Die Germania. Übersetzt v. A. Bacmeister. 2. Aufl. 1881. 8.; Tafeln zu einem Werke über Diplomatik. Anf. d. 19. Jahrh. 2.; Testament: Chinese. -- o. J. 8.; Testament, le nouveau -- I/II. 1704. kl. 8.; Testamentum: Novum-Graece (Tischendorf) 1841. 4.; Testamentum: Novum-Graece. (Aug. Hahn) 1841. 8.; Thiele, Just. Mathias, Thorwaldsen's Leben I. II. III. 1852-56. 8.; Thiers, A., Geschichte der französischen Revolution I-VI. 1848. kl. 4.; Thietmar von Merseburg, Chronik (Laurent). 1848. 8.; Thomas v. Aquino, de duobus praeceptis charitatis etc. (recogn. Conradus Martin) 1851. kl. 8.; Thorwaldsens Werke 1.-4. Heft. 1837-38. Taf. mit Text. qu. 2.; Toelken, E. H., Erklärendes Verzeichnis der antiken vertie$ (1900.) 8. _K. K. Staats-Obergymnasium_: Jahresbericht 1899/1900. 1900. 8. (Ammann, Das Verhältnis von Strickers Karl zum Rolandslied des Pfaffen Konrad mit Berücksichtigung der Chanson de Roland. Forts.) -- *Lahr.* _Großh. Gymnasium_: Jahresbericht für das Schuljahr 1899/1900. 1900. 4. -- *Lauban.* _Handels-Kammer_: Jahresbericht für das Jahr 1899. gr. 8. -- *Leer.* _Handelskammer_: Jahresbericht f. d. J. 1899, I. T. (1900.) gr. 8. -- *Leipzig.* _Bibliographisches Institut_: Weltgeschichte, hrsg. v. Hans F. Helmolt I; III, 1; IV; VII, 1. 1900. 8. _Dr. Georg Buchwald_: Ders., Konrad Stürtzel von Buchheim aus Kitzingen. 1900. 8. _Carl Fr. Fleischer_: Herm. Schaafthausen, Anthropologische Studien. 1885. 8. _Fr. Wilh. Grunow_, Verlag: Carl Jentsch, Drei Spaziergänge eines Laien ins klassische Altertum. 1900. 8.; Adolf Lobe, Plaudereien über das neue Recht. 1900. 8.; Wippermann, Deutscher Geschichtskalender f. 1899. II. Bd. 1900. 8. _Karl W. Hiersemann_, Buchhändler u. Antiquar: J.J. Tikkanen, Die Psalterillustr$ torischer Rückblick auf die wirtschaftl. Entwicklung Brombergs vor 1875. 1900. 8. -- *Chicago.* _The John Crerar Library_: A list of books in the reading room. January 1900. 8. -- *Cleve.* _Fr. Boß Wwe._, Verlag: Heinrichs, Die Aufhebung des Magdeburger Domschatzes durch den Administrator Christian Wilhelm v. Brandenburg im J. 1630. 1897. 8. -- *Coburg.* _Ernst Tiedt_: Ders., Die Münzen der Thüringisch-Fränkischen Porzellanfabriken. Zwei S.-A. 1900. 4. u. 2. -- *Cöthen.* _Paul Schettler's Erben_, Verlagsbuchh.: St. Hubertus XI. 1893. XII. 1894. XV. 1897. 2. -- *Dresden.* _Verlag des Apollo_: Posse, Handschriften-Konservierung. 1899. 8. _Deutsche Bau-Ausstellung_: Katalog 1900. 8. _Königl. Sächs. Ministerium des Kultus u. offentl. Unterrichts_: Neues Archiv für Sächsische Geschichte u. Altertumskunde XXI. 1/2, 3/4, nebst Beiheft: Festschrift zum 75-jähr. Jubiläum des Kgl. Sachs. Altertumsvereins. 1900. 8. -- *Düsseldorf.* _Schmitz & Olbertz_: v. Frostorff, Beiträge zur Gesch. des Niederrheins. T. 1-5. 1898-190$ Münchener Alterthumsvereins. » der Centralstelle für Arbeiter-Wohlfahrtseinrichtungen. » für Architektur- und Ingenieurwesen (Heftausgabe und Wochenausgabe). » für Bauwesen (Berlin). » für Bücherfreunde (hrsg. von v. Zobeltiz). » für Ethnologie (Berlin). » für Geographie (hrsg. von A. Hettner). » des Harz-Vereines für Geschichte und Alterthumskunde. » illustrirte kunstgewerbliche, für Innen-Dekoration (hrsg. von A. Koch). » für Instrumentenbau (hrsg. von Paul de Witt). » für Kleinbahnen (Berlin). » für Kulturgeschichte (hrsg. von Steinhausen). » für bildende Kunst (hrsg. von Graul). Nebst Kunstgewerbeblatt und Kunstchronik. » für christliche Kunst (hrsg. von Schnütgen). » des Vereins für die Geschichte Mährens und Schlesiens. » des historischen Vereins für den Regierungsbezirk Marienwerder. » neue, für Musik (hrsg. von Kahnt). » für die Geschichte des Oberrheins (hrsg. v. Al. Schulte). » des deutschen Palästina-Vereins (hrsg. v. H. Guthe). » für deutsche Philologie (hrsg. von Zacher). » der Savig$ schaft_: Schriften der -- N. F. 10. Bd. 1. Heft 1899. 8. -- *Dillingen.* _Historischer Verein_: Jahrbuch XII. 1899. 8. -- *Dresden.* _Tiedge-Stiftung_: Mitteilung. 1899. (1900). 2. -- *Duesseldorf.* _Geschichts-Verein_: Beitraege zur Geschichte des Niederrheins. Jahrbuch. XIV. 1900. 8; Jahresbericht f. d. Vereinsjahr 1899. 1900. 8. -- *Eisenberg.* _Geschichts- u. Altertumsforschender Verein_: Mitteilungen. H. 15. 1900. 8. -- *Erfurt.* _Verein fuer die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt_: Mitteilungen. 21. Heft. 1900. 8. -- *Erlangen.* _Physikalisch-medizinische Societaet_: Sitzungsberichte. 31. Heft. 1899. (1900). 8. -- *Frankfurt a. M.* _Mitteldeutscher Kunstgewerbeverein_: Jahresbericht fuer 1899. 2. -- *Freiberg i. S.* _Altertumsverein_: Mitteilungen. H. 35. 1898. 1899. 8. -- *Freiburg i. Br.* _Gesellschaft fuer Befoerderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde_: Zeitschrift. VI. Bd., 2. Heft. 1884. 8. _Breisgauverein Schauin'sland_: Schauinsland XXVI. 1899. 2. -- *Freiburg i. Ue.* _Deutscher g$ che Anleitung zur Geburtshuelfe. 2. Aufl. 1777. 8. (In 1 Bd.) -- *Halle a. S.* _Otto Hendel_, Verlagsbuchhandl.: Das Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht. In mhd. Uebertr. nebst Einl. u. Komm. v. Rich. Ed. Ottmann. O. J. 8.; Kuegelgen, Jugenderinnerungen eines alten Mannes; hrsg. v. Kwest. O. J. 8.; Herbart, Umriss paedagogischer Vorlesungen. Kritische Ausgabe von Dr. Zimmer. O. J. 8.; Bern, Geleitworte fuers Leben. O. J. 8.; Lavater, Worte des Herzens. O. J. 8.; Des Flavius Josephus Juedische Altertuemer, uebersetzt und mit Einleitung und Anmerkungen versehen von Hch. Clementz. O. J. 8. -- *Hamburg.* _Sammlung Hamburgischer Altertuemer_: Bericht von Dr. Th. Schrader (1900). 8. _O. Schwindrazheim_: Hallmann, Kunstbestrebungen der Gegenwart. 1842. 8. -- *Hermannstadt.* _Ungenannt_: Erklaerung der Stadtvertretung der kgl. freien Stadt Hermannstadt betr. weitere Beibehaltung des bisherigen amtlichen Namens der Stadt H. in der Form "Hermannstadt". 1900. 8. -- *Hildesheim.* _Dr. Adolf Bertram_, Domkapitular: Ders.,$ chenstand_, ein auf 6 Säulen ruhender, sehr reich behandelter Einbau; der _adlige Kirchenstand_; die _Gemeindeempore_ in 3 Geschossen, Brüstungsmalerei handwerksmäßig. *Neue Kirche*. 1676-83 mit Benutzung von Mauerresten einer niedergebrannten aus 15. Jh. 1sch. Anlage bis zur hölzernen Decke mit Emporen angefüllt. *Gottesacker-K.* 1738-43. Typisch für die thüringischen Leichenpredigtskirchen dieser Zeit. Ein nach der Längsachse verschobenes Achteck, allseitig Emporen in 3 Geschossen. Auf dem Friedhof bmkw. Grabsteine des 16.-18. Jh. *Neidechsburg*. Ehem. Wasserschloß, die Gräben und der runde Bergfried erhalten. Von dem Renss.-Umbau 1557-60 nur wenige Reste erhalten, darunter hübsches Portal. *Fürstl. Schloß* neben der Neidechsburg. Einfacher Bar.-Bau mit großem Treppenhaus, einigen guten Rok.-Zimmern; Porzellane. *Rathaus.* 1583 ff. Stattlich, 3geschossig, an dem Fassadentrakt unter dem Giebel befand sich ehemals eine hohe Freitreppe mit säulengestütztem Erkervorbau; in Nischen 2 _got. Statuen_, Erfurter Arb$ en entstellter Überrest einer urspr. bedeutenden Anlage. Vorläufige Ausgrabungen unter Dr. A. Faulner ergaben vom rom. Bau: unter der Ummantelung der Pfeiler im Langhaus Stützenwechsel im Rhythmus aab, aab; im Chor nur Pfeiler; Schluß in 3 Apsiden. Ein westl. Atrium mit Doppeltürmen 1689 abgetragen. -- In der jetzigen Stallung Rest eines spgot. Kapitelhauses. Die rom. Würfelknaufsäulen in den Arkaden des jetzigen Friedhofs stammen vom Kreuzgang. _AUWALLENBURG._ RB Cassel Kr. Schmalkalden. *Burgruine Wallenburg*, erb. gegen 1247, erhalten ein 27 m hoher Turm, rom., von ausgezeichneter Technik, mit 2 Einsteigtüren. _AXIEN._ Pr. Sachsen Kr. Torgau. *Dorf-K.* rom. Backsteinbau, querrechteckiger Sattelturm innen in 2 Rundbg. gegen das Sch. geöffnet, 1/2kr. Apsis, Rundbogenfries im N einfach, im S verschränkt. -- Aus frgot. Zeit _Taufstein_ und Reste von _Wandmalerei_. _BAALSDORF._ K. Sachsen AH Leipzig. *Dorf-K.*, rom. Anlage des 13. Jh. -- _Glocke_ E. 13. Jh. mit der Inschr. »_Heinricus Filius Tiderici me fecit_«$ ._ UFranken BAmtsstadt. *Pfarr-K.* 2. H. 15, Jh. Hallenkirche mit niedrigeren Sschiffen. Die letzteren schließen polyg., ebenso der das Msch. fortsetzende (ältere) Chor. Im Msch. Sterngwbb. von strenger Bildung, im Chor und in den Ssch. einfache Kreuzgwbb. Die runden Pfll. haben schlichtes Kämpfergesims. WEmpore jünger (1492). Außen Quaderbau, bar. und modern rest. Turm im W. Im nördl. Sschiff prächtiger _Bar.-Altar_, Bamberger Arbeit. _Sandsteinkanzel_ ca. 1610. -- Rotenhansche _Epitaphe_, ein bronzenes 1539, ein steinernes 1559 vielleicht von _Kilian Sorg_. -- Neben der K. 2stöckige *Michaelis-Kap.* 1464 (Inschr.). Unten Beinhaus, Erkerchor, kleines _Relief_ mit Jüngstem Gericht. *Marien-K.* auf dem Friedhof. 2. H. 15. Jh. 2sch. mit zierlichem polyg. Chor, darin fein gemusterte Sterngewölbe (1518), die Strebepfeiler auf statuarische Ausstattung berechnet. -- Wirkungsvoller _Hochaltar_ 1750, Altarblätter von _J. A. Glantschnigg_ 1745, 1746. _Pietas_ um 1480. Ehem. fürstbischöfl. *Amthaus* (jetzt Gericht), re$ r nördl. Langseite, ihr gegenüber an der SSeite vorspringender breiter Querflügel; also Erweiterung der »Querkirche« zu T-förmigem Gr. Die Muldendecke wird von rundbg. Arkaden mit korinth. Sll., die der Linie der Umfassungsmauern folgen, getragen. Die K. faßt 2000 Personen. -- _Schnitzaltar_ 1499, die Flügelgemälde bez. E.W. Schöne got. Ruine des *Nonnen-Klst*. 2. H. 15. Jh. Das Refektorium mit Zellengwb. jetzt Bierkeller. _GROSSENLÜDER._ RB Cassel Kr. Fulda. *Kirche.* Erhalten der Chor im Übergangsstil des 13. Jh. Quadr. Vorchor mit Kreuzgwb., darüber Turm, mehrmals erhöht, der beschieferte Helm mit Erkertürmchen 16. Jh. Die Apsis polyg., die Fenster ungeteilt spitzbg. mit rom. Gewändform. An den äußeren Ecken der Apsis 2 aufeinander gestellte Sll. mit Blattkaptt. und att. Basen, rundbg. Fries. Reiches Portal mit Kleeblattbogen. Fassade 1734 mit großen skulptierten Stiftswappen. Die Sakristei mit Tonnengwb. und 1/2 kr. Apsis offenbar der Chor der ältesten Kirche (gegr. 822). -- _Grabmal_ der Jutta v. Boynebu$ rgenommen, von Interesse die Alabasterreliefs und Sandsteinstatuetten; _Denkmäler_ 1675, 1738. -- Im Dorf reizende renss. _Brunneneinfassung_ mit Puttenrelief von _Hans Walther_ (?). _KOTTMARSDORF._ K. Sachsen AH Löbau. *Dorf-K.* 1735, die hübsche einheitliche Ausstattung (Herrschafts- und Löbauer Ratslogen) gleichzeitig. _KRAKAU._ K. Sachsen AH Kamenz. *Dorf-K.* Mehrere Ölgemälde 16. Jh. und gute _Bildnisgrabsteine_ 17. Jh. _KRANICHFELD._ Sachsen-Meiningen Kr. Saalfeld. *Stadt-K.* 1496, 1sch. flachgedeckt, gewölbter polyg. Chor. Änderungen 1702. -- Hübsches _Gestühl_ 1520; _Grabstein_ einer Gräfin Gleichen 1570. *Schloß* (»Oberschloß«). Die auf einer Abb. von 1682 noch sehr stattliche Gruppe hat seither viel verloren. Der älteste Teil der sog. dicke Turm, aus 12. Jh. Die sprom. Kap. einfaches Quadrat, Kreuzrippengewölbe, Ecksäulen mit Würfelknäufen; die Außenwand mit fein profilierten Lisenen. -- Sonst das Äußere des Schlosses in der Haupterscheinung von 1530; eine Menge größerer und kleiner Giebel in einfac$ s; unter den zahlreichen anderen _Grabmälern_ besonders die des Joachim und des Wolf Dietrich v. Grünrod {~DAGGER~} 1604, 1606 bmkw. *Schloß.* Wasserschloß 1531, neugotischer Umbau beendet 1822. -- Hervorragende _Porträtreihe_, u. a. Goethe 1787, Königin Luise v. Preußen 1788, beide von _Darbes_, mehrere Glieder der gräfl. Brühlschen Familie von _Graff_. Das _Seifersdorfer Tal_, einst ein Hauptziel der Dresdner Naturfreunde, seit 1781 von Gräfin Christiane v. Brühl in einen romantischen Park umgewandelt: Altar der Tugend, Ruine der Vergänglichkeit, Hütte des Pythagoras usw. (vgl. Kupferwerk von W. G. Becker 1792, 2 ao. 1800). _SEIFERSDORF._ K. Sachsen AH Dippoldiswalde. *Dorf-K.* architekturlos. Ansehnliches _Altarwerk_ von 1518, die tektonischen Formen in lebendiger Verschmelzung von FrRenss. und Got., die Malereien in der Art des Meisters von Dippoldiswalde, doch von geringerer _SEIFHENNERSDORF._ K. Sachsen AH Zittau. *Dorf-K.* 1796. Großer Saalbau mit 3 Rängen Emp., nüchtern klassizistisch, von _K. Ch. Esc$ rden, obliegiert der schöne alte, gut gewölbte Chor«. Es ist möglich, daß Neumann auch den got. Gr. vollständig beibehalten hat. Die Dekoration ist einfach; es wird hauptsächlich, und zwar stark, durch die Altäre gewirkt, deren einer auf jeden Pfl. des Lhs. Die Skizzen dazu von Neumann selbst. Der architektonische Apparat des Barockaltars ist aufgegeben, diese hier wollen nur Bilderrahmen sein, allerdings sehr prächtige und umfängliche. Die prunkvollere Dekoration des Mönchschors hinter dem Hochaltar nachneumannisch. Gemälde des Hochaltars von _Treu_ aus Bamberg, Deckengemälde von _G. A. Urlaub_ (Chor) und _Ermeltraut_ (Lhs.). *S. Gertraud* in der Pleichach. Vor 1133 von Meister _Enzelin_, der später am Dom tätig. 1600-1613 völlig umgestaltet. *Stifts-K. Haug*. Ehemals rom. Sl.Basilika mit WTürmen und Dreiapsidenschluß. 1665 wegen der Festung niedergelegt. Tympanon mit thronender Muttergottes und den beiden Johannes, nach 1200, jetzt im Luitpold-Mus. -- Neubau 1670 bis 1691 von _Antonio Petrini_. Die Anlage n$ Moritz, J. G. 114. Müller, Alexander 441. Müller, Chr. 366. Müller, Hans 366. Müller, Jakob 261. 263. Müller, Joh. Mich. 96. Münzel, Joh. 98. Mutschelle, B. 41. 210. 439. *N*. T. 237. Nagel, Franz 171. Nahl, J. A. 429 f Naumann, Jacob 16. Naumann, J. Ch. 194. Nave, Ant. 95. Neilich, Kunz 405. Neumann, Balthasar 35. 41 f. 67. 94 f. 115. 135 ff. 153. 155. 176. 193. 196. 211. 214. 227. 229. 233. 244. 260. 287. 310. 336. 341. 346. 375. 382 f. 387. 404. 406 f. 424. 426. 440. 443. 446. 449 f. 452. 456. Neumann, F. J. 192. Nickel, B. H. 449. 452. Nosseni, Joh. Maria 79. 81. 82. 125. 126. 226. 237. 361. 362. 411. *O*egg 424. 451. Oeser, A. 70 f. 191. 195. 236. 240. 305. 341. 435. Onghers, Oswald 52. 67. 96. 97. 116. 118. 155. 164. 212. 316. 341. 370. 398. 438. 442. 443. Otte, V. 241. 394. Otto, Valentin 277. Palko, Karl 80. 296. Pauer, Hans 315. Pauwart, Ant. 168. Pellegrini 45. Permoser, Balthasar 45. 80. 85 f. 101. 126. 426. Perre, J. de 237 f. 338. 354. Perri, Ant. 158. Pesne, Ant. 60. Peter v. Mainz 106. 161. Pe$ das spgot. gewoelbte Altarhaus, ueber welchem der 8eck. Turm. -- Steinerne _Kanzel_ 1588. _Grabsteine_ (v. Boyneburg) 16. und 17. Jh. *Fachwerkhaeuser*. Bedeutend das v. Witzlebensche Herrenhaus aus A. 17. Jh. (jetzt Oberfoersterei) und das v. Boyneburgische am Markt (Apotheke). _GESEES._ OFranken BA Bayreuth. *Pfarr-K.* (ehem. Wallfahrt) frgot. Basilika mit spgot. Veraenderungen; Lhs. 4 Joche, Chor 1 Joch und 5/8 Schluss; Turm in N. -- _Hochaltar_ 1673, noch im Aufbau gotischer Fluegelaltaere. Steinerne _Kanzel_ 1562. -- Befestigter Friedhof. _GESTUNGSHAUSEN._ Sachsen-Coburg LA Coburg. *Pfarr-K.* A. 18. Jh., im Gr. den ma. Anlagen des Gebietes sich anschliessend, 1sch. mit 3facher Empore. Die Dekoration ungewoehnlich reich und fein. Die flachen Decken in Chor und Lhs. tragen zwischen Stuckornament kleine Gemaeldefelder vom Coburger _J. Schuster_ 1714. 3geschossige Empore bez. 1712. _Moseskanzel_ 1727. _Taufstein_ 1643. Um den Kirchhof Mauer mit hohem Torturm. _GIEBELSTADT._ UFranken BA Ochsenfurt. *Pfarr-K.$ f-K.* nach Brand 1813. -- Aus derselben Zeit das strenganmutige *Herrenhaus,* 1stoeckig, in der Mitte offene Halle mit dor. Sll. _GUTTENBERG._ OFranken BA Stadtsteinach. *Pfarr-K.* um 1800, Grabmaeler 16.-18. Jh. *Schloss,* malerischer Komplex, grossenteils 18. Jh., Zwinger und Tor aus sp. Ma. Schoene Wappentafel 1482. _GUeTZINGEN._ UFranken BA Ochsenfurt. *Dorf-K.* mit guter Bar.Ausstattung (aus dem Wuerzburger Hofspital); _Gemaelde_ von _Onghers_. _HAARHAUSEN._ Sachsen-Gotha LA Gotha. *Dorf-K.* rom. OTurm, sonst got. und bar. _HABESBURG_ (Habichtsburg). Sachsen-Meiningen. *Burgruine* sehr zerstoert. _HAFENLOHE._ UFranken. BA Marktheidenfeld. *Pfarr-K.* _Holzfig_. St. Blasius, handwerkliche Arbeit des spaeten 13. Jh., lebensgross, gut ueberarbeitet. _Sandsteinfig_. St. Eucharius um 1350. _HAIMBACH._ RB Cassel Kr. Fulda. *Kirche* modern. Turm in zierlichen sprom. Formen. _HAIN B. HERINGEN._ Pr. Sachsen Kr. Sangerhausen. *Dorf-K.* rom. Turm ueber dem Altarhaus, kleine 1/2kr. Apsis. _HAIN B. STOLBERG._ Pr. Sach$ ung der Giebel mit Segmentstuecken ueberbaut. Im Innern: Erdgeschoss grosse gewoelbte 2schiffige Halle, Obergeschoss mit ehemals durchlaufender Diele, im dritten Geschoss getaefelte Ratsstube. *Haeuser*. Grabkirchstr. 4 spgot. mit Schwalbenschwanzzinnen und Vorhangfenstern, um 1550. Gasthaus zum Baeren, Stuckdecken in fr. Rok. Stattliches protest. Pfarrhaus 1. H. 18. Jh. *Marktbrunnen* mit S. Kilian 1. H. 18. Jh. *Mainbruecke* aus Mittelalter, 1661 (Wappen des Fuerstbischofs Joh. Phil. v. Schoenborn) erneuert. *Befestigung*. Die der inneren Stadt zur Zeit der Hussitenkriege angelegt. In Resten erhalten, besonders der maechtige Marktturm. Vom aeusseren Bering die Mainstrecke mit 8 Halbtuermen (in Wohnungen umgewandelt) und der hohe runde Falterturm 1469. _KLEINBARDORF._ UFranken BA Koenigshofen. *Dorf-K.* Chor im OTurm mittelalterlich, Lhs. 1712 mit huebscher Fassade. -- _Deckenbild_ von _Joh. Peter Herrlein_ 1781. *Schloss.* Renss.Bau 1589-90, ueberarbeitet im 17. Jh. _KLEINBAUTZEN._ K. Sachsen AH Bautzen. *D$ n ca. 1500. -- _Kanzel_ bez. 1626; die tragende Mosesstatue sowie die Evangelisten der Bruestung, ueberraschend durch Formenreinheit im Sinne der Hochrenss., von derselben ausgezeichneten Kuenstlerhand, die den Kamin schuf; das Tektonische in aeusserstem Gegensatz zu der Durchschnittsneigung der Zeit von puritanischer Einfachheit und Trockenheit. -- _Familiengruft_ der Herren v. Feilitzsch mit Bildnisgrabsteinen von 1511 ab. In der Kirche Oelportraets derselben Familie aus 17. und 18. Jh. Vierfluegeliger _Altar_ um 1500 (schlecht _KUeRNACH._ UFranken BA Wuerzburg. *Pfarr-K.* 1723, vielleicht nach Angaben _B. Neumanns_. Eingezogener Chor mit 3seit. Kappenschluss, im N und S Sakristeien, Lhs. flachgedeckt, Kuppeldachreiter, Pilasterfassade, Fenster mit reicher Hausteinumrahmung. -- Im Dorf 4 _Bildstoecke_, einer mit Kreuzigungsrelief bez. 1598. Sehr stattlich die grosse Freigruppe der _Kreuzigung_ bei der Griessmuehle, Zielpunkt der Flurprozession, bez. 1766. _CORSDORF._ Pr. Sachsen Kr. Merseburg. *Dorf-K.* mit$ Groesse und Wert einer der vornehmsten Schlossbauten des Jahrhunderts, auch interessant fuer die Entwickelung des Anlagetypus (vgl. rueckwaerts Marquardsburg). Gr. in Tricliniumform; nach der anderen Seite umgrenzt den grossen Hof der Halbkreis der Stallungsgebaeude. Der Mittelfluegel des Hauptbaues wird durch einen beiderseits stark vorspringenden, auch etwas hoeheren Querbau durchbrochen, die Fluegel enden in je 2 Pavillons. An der Gartenfront 27 Achsen, an den Fluegelfronten 15. Der Aufbau in 3 differenzierten Geschossen. Die tragenden Glieder wechselnd Saeule, Pilaster, Lisene, je nach der Bedeutung des zu schmueckenden Bauteils. Uebergrosses Mansarddach. Im Innern sind die staerksten Motive das Treppenhaus und der Festsaal, beide den mittleren Querbau ausfuellend. Das _Treppenhaus_ war, bevor die Neumannschen Schlossbauten es ueberboten, das grossartigste in Deutschland und wird von keinem franzoesischen erreicht. Ein dem Quadrat sich naeherndes Rck. an allen 4 Seiten von Galerien in 3 Geschossen umgebe$ nengwb. Ungewoehnlich gutes spgot. _Holzrelief_ (hl. Sippe). _SIERSLEBEN._ Pr. Sachsen Mansfelder Gebirgskreis. *Dorf-K.* rom. 12. Jh. -- Huebsche _Sakramentsnische_ 1484. _SINNERSHAUSEN._ Sachsen-Meiningen Kr. Meiningen. Ehem. Wilhelmitenklst., im Bauernkriege zerstoert, spaeter Gutshof. An der Gartenmauer rohe frgot. _Steinfigur_, im Garten mehrere _Rok.-Figuren_. _SITTENDORF._ Pr. Sachsen Kr. Sangerhausen. *Dorf-K.* mit rom. O.-Turm. _SITTICHENBACH._ Pr. Sachsen Kr. Querfurt. Ehem. *Cisterc.-K*. fast spurlos verschwunden. Bis zur Saekularisation scheint der Bau aus M. 12. Jh. unveraendert bestanden zu haben; auf ihn gehen 2 maechtige Wuerfelkaptt. zurueck mit 1/2kr. Schilden wie in Paulinzelle und deren Basen. -- Nahebei 2 fruehgot. _Kapellen_. Am Fenstermasswerk auf Saeulchen der Eindruck des Naumburger Doms zu erkennen. _SITZENRODA._ Pr. Sachsen Kr. Torgau. *Dorf-K.* gegr. 1198, spgot, Umbau 1571. -- _Schnitzaltar_ 15. Jh. Mehrere _Epitaphe_ 1530-1626. _SODEN._ RB Cassel Kr. Schluechtern. *Huttensches Sc$ M V. D. RHOeN._ Sachs.-Weimar VB Dermbach. *Pfarr-K.* 16. Jh., schlicht spgot. Malerische Bar.Einrichtung. Die Emporen mit biblischen Gemaelden 1606, Taufstein 1606, Kanzelaltar 1775, auf der hoelzernen Flachdecke _Kolossalgemaelde_ (Himmelfahrt) von _Peter Herrlein_ 1775. -- Hohe befestigte _Kirchhofsmauer_. -- Von den _Adelshoefen_ ist nach dem Dorfbrande 1840 wenig uebrig geblieben. _SONNEBORN._ Sachsen-Gotha LA Waltershausen. Kirchenruine mit frgot. Chor. _Grabsteine_ des M. v. Wangenheim 1588 gehoert zu den besseren. _SONNEFELD._ Sachsen-Coburg LA Coburg. Ehem. *Cisterc.-Nonnen-Klst.* gegr. 1264. Der maechtige Chor, 3 Joche und 5/8 Schluss, ueberragt das unansehnliche spgot. Lhs. Seine strengen und sorgfaeltig ausgefuehrten Formen aus der Bauzeit 1327 (Rest. 1856). -- _Grabsteine_ aus der Erbauungszeit: Heinrich v. Sonneberg in gesucht bewegter Haltung auf Konsole mit Halbfigur eines betenden Moenchs; Kunigunde v. Sonneberg; Aebtissin Anna v. Henneberg {~DAGGER~} 1356, vielleicht der beste Grabstein Sued$ m Sohne _Joerg_. _Schoenborn-Kap._ am noerdl. Qsch. 1721-36 von _J. B. Neumann_. Kreisrunder Kuppelraum mit elliptischen Exedren nach O und W, Eingang N, Hauptaltar S. Vier _Grabmaeler_ von Kirchenfuersten aus der Familie Schoenborn. Das Innere, als Grabkap. in grauem und schwarzem Marmor, kommt infolge nicht gluecklicher Lichtfuehrung nicht nach seinem Werte zur Geltung; das Aeussere zeigt _Neumanns_ Formensprache in aller Vollendung. _Kreuzgang_. NFluegel 1424-28, SFluegel 1428-31, WFluegel nach 1431, OFluegel 1449-53. Die 3rippige Woelbung, deren mit Wappen geschmueckte Schlusssteine im Gr. eine Zickzacklinie bilden, wohl spaeter. Stattliche Abmessungen, etwa 35 : 50 m bei 4 m Tiefe der Gaenge. Die im O liegende Sepultur 1461. 2sch. Halle von 35 : 11 m, an der OWand 8 Kapp., deren Oeffnungen in den Pfeilerachsen liegen, eine ]L: 5] Konsequenz der sternfoermigen Teilung des Gwb. Das Erdgeschoss diente als Sepultur des Kapitels. Unter den ueberaus zahlreichen _Denkmaelern_ im Kreuzgang seien hervorgehoben: H$ nicht die Beute im Kasten Es dämmert eines Abends ... Die Farben entweichen von der Erde und steigen zum Himmel empor; der wird im Westen rotglühend und schwefelgelb. Die Steine am Strande entlang, alle die weißen, alle die grauen, die roten Taschenkrebsschalen, wie die blauen Muscheln, verschwinden für das Auge und werden zu einem dicken, wolligen Streif. Und der Streifen zerbröckelt gleichsam, wird zu Sand, zu schwarzer Erde -- die Dämmerung nimmt auch ihn. Nur der kleine Leuchtturm draußen auf der Landzunge bleibt übrig. Über die See weht ein wahrer Orkan aus Westnordwest ... Düstre schwarze Wolfen, wild zerfetzt an den Rändern, jagen über den Horizont. Sie kämpfen mit funkensprühenden Feuerschlangen, die sich um ihren Rücken geschlungen haben, so daß rings umher in der Luft blutige Risse klaffen. Das Meer tost und schäumt ... sein Brausen ist in den Strandwald gefahren, der siedet und brodelt, er kocht vom äußersten Rande bis ins innerste Dickicht. In seiner dicht verfilzten Kronenwölbung gehen tiefe, mä$ e andere an, suchte sie als die Ursache des allgemeinen Unglücks zu vernichten. Die Royalisten waren in Schaaren geopfert, proskribirt, eingekerkert, flüchtig, die Girondisten waren vernichtet. Jetzt traf die Reihe die Dantonisten, ihnen folgten die Hebertisten, schließlich kamen die, welche alle Andern geopfert, die Terroristen, die Robespierrianer selbst an die Reihe. Diese »Tugendhaften« hatten die Republik und das allgemeine Wohl nicht retten können; die ihnen jetzt in der Herrschaft folgten, die Männer der richtigen Mitte, des ehemaligen Sumpfes im Konvent, die Schlauberger, die es mit allen Parteien gehalten, um es mit keiner zu verderben, die keine Ideale und keine Leidenschaften besaßen, retteten auch weder die Republik, noch begründeten sie das allgemeine Wohl. An Beiden lag ihnen herzlich wenig, aber sie thaten etwas Besseres, sie retteten sich und das Wohl ihrer Klasse, und dies war schließlich das »allgemeine Wohl«. In allen Kämpfen und Wirrnissen der Revolution, als die Leidenschaften den höchste$ als Täuschungen und verhängnißvolle Erschütterungen erzeugt. Unsere Gesellschaft hat zu ihren Angelpunkten zwei Triebfedern, welche der Einheitlichkeit der Freiheit und dem proportionalen Existenzminimum des sozietären Zustandes schnurstracks gegenüberstehen: allgemeiner Egoismus und Zweideutigkeit aller Handlungen. Diese beiderseitigen Charaktereigenschaften lassen sich nicht vereinigen, sie schließen »Volle einheitliche Freiheit und menschenwürdige Existenz lassen sich nur durch die Anwendung des Mechanismus der Serien der Triebe erreichen, außerhalb desselben ist das ganze System der Triebe im Widerspruch mit sich, es herrschen Egoismus und Zweideutigkeit.« ... Es gilt also für Fourier, eine entsprechende Organisation zu schaffen, bei welcher alle Klassen gleichmäßig, unter voller Berücksichtigung ihrer sozialen Lebensstellung, zufriedengestellt »Vermittelst der gradweisen Abstufung der Interessen ist der Niedere an dem Wohlsein des Höheren interessirt; die gewohnte Begegnung bei den anziehenden Arbeiten i$ osigkeit.« »Ich kann mich nicht so, wie ich es wünschte, hier aussprechen, weil die Erörterung dieser Fragen dem allgemeinen Vorurtheil zuwider ist, und doch sollte man sie gründlich behandeln, um die Unanständigkeit, die Heuchelei und die schlechten Sitten der Zivilisirten in Allem, was das Verhältniß der Geschlechter betrifft, an den Pranger zu stellen. Die Sitten in der Harmonie mögen auf den ersten Anblick Anstoß erregen, sie werden aber alle Tugenden gebären, von denen sehr überflüssiger Weise die Zivilisation nur träumt.« »Wenn ich das Erziehungssystem darlege, nach dem die Kinder in der Harmonie sich entwickeln, so werden die meisten Väter rufen. 'Ah, das ist schön, das ist, was ich längst gewünscht, so sollte und müßte es sein'; aber wenn ich es auch unternehme, die Liebesbeziehungen darzulegen, so schreien die bissigen Moralisten, daß ich die guten Sitten verletze. Sie werden über jede Parallele verwundert sein, die ich zwischen den Gewohnheiten der beiden Gesellschaftsordnungen ziehe. Zum Beispiel, $ lick meiner Geburt. Damals, 1813, brachte der König, -- genötigt, sein Reich zu verlassen --, noch die geliebte hochschwangere Frau nach dem Schlosse Schönfeld, wo ich geboren wurde und dessen Namen ich trug. Da Mama genötigt war, in Deutschland zu bleiben, und mich nicht mit sich nehmen konnte, denn Herr von Pappenheim war schon seit langem wahnsinnig und von ihr getrennt, vertraute sie mich ihrer besten Freundin an, nachdem sie ihren Schmuck und alle ihre Wertsachen verkauft hatte, um meine Existenz sicherzustellen. In der Verzweiflung dieser Stunden, wo sie glaubte, als Buße für ihre Sünden alle Bande zwischen sich und dem König zerreißen zu müssen, folgte sie dem Rate der Freundin und teilte ihm mit, ich sei gestorben. Madame Duperré sagte mir, daß sie in ihrem ganzen Leben nichts so bitter bereut habe, wie diesen Rat, den sie erteilte, denn des Königs damals tiefverwundetes Herz litt nicht nur sehr unter der Nachricht, es wäre für ihn eine Freude gewesen, für mich sorgen zu können. Bei Dir lagen die Verh$ tretung eines bedeutenden Gebiets durch Preußen und die großherzogliche Würde für das Herrscherhaus. Sein größtes Verdienst aber erwarb er sich nach seiner Rückkehr und seiner Ernennung zum Minister, indem er Karl Augusts Absicht, seinem Lande -- im Gegensatz zu allen anderen deutschen Fürsten -- eine Verfassung geben zu wollen, auf das lebhafteste unterstützte. Gersdorffs Energie und liberaler Gesinnung, seiner Unabhängigkeit von den reaktionären Gelüsten eines Metternich und Genossen war es vor allem zu danken, daß der Verfassungsentwurf in wenig Wochen durchgearbeitet, von der Regierung geprüft und vollzogen, daß die Freiheit der Presse innerhalb der Landesgrenzen gesichert und, zum erstenmal in Deutschland, eine allgemeine Einkommensteuer ins Leben gerufen wurde. Wenn er sich so durch seine politische Tätigkeit als ein für seine Zeit und seinen Stand ungewöhnlich aufgeklärter Mann erwies, so zeigte er sich durch seine literarischen und künstlerischen Interessen als echter Bürger Weimars. Ein gründlicher K$ illst. Ich fühle mich ganz frei von der Eitelkeit, als könnte ich etwas vollbringen, als solltest du mir etwas zu Liebe thun, um irgend einer Prätension zu schmeicheln -- kein Mensch bekehrt, aber eine Wahrheit thut es, aus welchem Munde der Zufall sie auch fließen lasse, und nur der Wahrheit spüre nach; ihre einzige Offenbarung und Besiegelung findest du im Rechthandeln und -denken. Es giebt nichts auf der Welt außer dem Rechtthun, was von Verwirrung, Unzufriedenheit, Kampf und Irrthum frei wäre, es giebt nirgends Befriedigung als in der Tugend. Ich sage dir nicht, sie ist leicht, aber es ehrt dich, wenn man dir, dem Fünfzehnjährigen, das Schwere zumuthet. Du willst nicht, daß ich dir als Beispiel deinen Großvater nenne. Ja, er war als Dichter ein Genie, aber als Mensch war er das, was Jeder aus sich machen kann, der die Kraft, den festen Willen, das heilige Pflichtbewußtsein in sich fühlt. Die Bitterkeit in deiner Seele muß weg, sie ist ein Unkraut, eine Schwäche. Die auf sich selbst gestützte Seele muß kla$ ochenlang allein zusammen hausen durften. Damals war es, nach den Zeichnungen in Jennys Album, noch ein einfaches Dörfchen und das Landleben kein Badeleben. Aber gerade das entsprach dem Geschmack der Freundinnen. Die Liebe Jennys zur Natur beherrschte schon das junge Mädchen. In Wald und Heide suchte sie den Frieden wieder, den sie im unruhigen geselligen Leben der Stadt verloren hatte. Emma Frorieps Gestalt war wie ein Stück dieser Natur. Jenny hat sie auf den folgenden Seiten gezeichnet: "Inmitten der Mißlaute des Irrthums, der Leidenschaft, der Schmerzen, inmitten der Verwirrungen des Schicksals und der Seele, inmitten der Kämpfe zwischen Kopf und Herz, zwischen der Pflicht und dem Vergnügen gab mir Gott eine reine Harmonie. Wenn sich über meinem Haupt das Gewitter zusammenzog, der Donner über mir rollte und die Blitze hie und da die Nacht in mir erhellten, dann kreuzte ich die Arme, hielt mich gewaltsam aufrecht und wartete, denn bald sprach meine Harmonie in sanften Tönen zu mir; wenn tausend verschiede$ nen anscheinenden Leichtsinn, den die Philosophie gerade den tiefsten Gemütern lehrt, es ist das oft mühsame Ueberbordwerfen von Schwerem und Trübem. Wenn die Leiden der Menschheit das innerste Herz zerreißen und die Trauer darüber fast jede Kraft lähmt, so muß man das zu lebhaft fühlende Herz zu einem gewissen Leichtsinn erziehen, damit die Kraft ungebrochen und das Leben erträglich bleibe, damit man Muth und Stärke habe, wo es Hülfe und Thaten giebt. "Wenn Sie wüßten, wie schwer und wie nötig gerade mir dieser Leichtsinn ist, wie sehr ich schon meinen Hang zur Schwermuth bekämpft habe, wie tödtend die fortwährende Verletzung meines Herzens war! Jetzt habe ich durch Selbsterziehung Kraft gewonnen zum Unvermeidlichen und Einsicht zum Wegräumen des Vermeidlichen. Ich empfinde für Thiere ebenso wie für Menschen, und seit den zweiundzwanzig Jahren, die ich lebe, habe ich mich noch gar nicht an den Mord der Thiere und das Recht des Menschen dazu gewöhnen können. Der Gedanke an einen geblendeten Vogel oder selbst $ fel freundlich mit Frau und Kind in die Mehlsuppe taucht, noch eine Stunde vor der Thür sein Pfeifchen raucht, mit den Kleinen spielt, betet und sich zur Ruhe legt; dagegen den Trunkenbold, der flucht, dem Wucherer für Schnaps mehr als den Tagelohn hingiebt, die Frau schlägt, die Kinder verwünscht, in Schmutz und Lumpen verkommt. Male den Gutsbesitzer, der Rath, Hülfe, Trost für jeden seiner Leute hat, und den, der in Erpressung und Lieblosigkeit alle Arbeitskraft ausnutzt; male den reichen Offizier, der sein Vermögen verthut, vertrinkt, verspielt und mit einer Kugel durch den Kopf endet, und den armen Mann, der durch geistige oder körperliche Arbeit ein Vermögen gewinnt und Gutes für die Menschheit leistet; male treu ihr inneres und äußeres Leben und dann laß aufrichtig die Frage beantworten: 'Auf welcher Seite ist das Glück?' Auch dann, wenn nach diesem Leben nichts wäre, auch dann ist der Christ der glücklichste Mensch auf Erden." Das Leiden der Kinder aber -- und schließlich auch das der Tiere, für das ih$ Esparsett) und Labiaten (Ajuga). Hier harren sie, in den Blüthen zwischen den Antheren versteckt, wie es schon früher bei der Familie erwähnt wurde, auf eine Biene[27], um sich an diese festzuklammern und in ihren Bau schleppen zu lassen. Die Larven einiger besteigen hierbei meist den Thorax der Biene und halten sich hier mit Hülfe ihrer sehr spitzen Kiefern und scharfen Fusskrallen an den Haaren und Borsten fest. Andere bohren sich mit dem halben und ganzen Körper in die übereinander liegenden Leibesschienen oder auch zwischen die Halsringe der Biene ein. Die letzteren verursachen dadurch oft den Tod der Biene, indem sie den besonders zarten Wachsapparat irritiren. Im Uebrigen ist die Lebensweise schon bei der Schilderung der Familie erwähnt worden, das Speciellere wird bei den betreffenden Species angeführt werden. =Geographische Verbreitung und Artenzahl=. Die Gattung Meloë ist mit Ausnahme von Australien in allen Weltheilen und Zonen verbreitet. Europa zählt 22[28] Arten mit mehreren Varietäten, von diese$ eine Angst,« sagte der Dachdecker, »lassen Sie mich nur aufstehen.« »Schon recht, wenn Sie können! Wo fehlt's denn, warum liegen Sie da? Ich glaube wahrhaftig, Sie sind da oben eingeschlafen.« Und ein wenig beschämt sagte der junge Mann: »Es muß schon so sein, es war so heiß, ich wollte nur ein wenig ruhen!« »Das hätte Ihnen das Leben kosten können.« Der Dachdecker richtete sich auf und staunend sah er drunten in der Straße die Volksmenge, die, als der Arbeiter sich erhob, in Bewegung geriet und laut ihrer Freude Ausdruck gab. Den jungen Mann überkam eine mächtige Bewegung, als er sah, wie um seiner armen Person willen ein solcher Auflauf war. Furchtlos trat er vor an den äußersten Rand, zog seine Mütze vom Kopf, schwang sie in die Luft und rief laut hinunter: Und fröhlich klang es aus vielen Kehlen wieder: »Hurra, Hurra!« »Jetzt nur vorsichtig die Leiter herunter,« sagte der Feuerwehrmann, »daß nicht zuletzt doch noch ein Unglück geschieht,« aber der Dachdecker deutete auf die Schieferplättchen: »Ich kann no$ ingehen, kann also auch nicht dartun, warum die vorher bezeichneten drei Fortschritte notwendige Postulate der Verwirklichung der Idee sind, warum vermöge des gegensätzlichen Charakters des Grundproblems in Hinsicht auf das Mikroskop andere, neu zu lösende Aufgaben vorlagen. Alles das muß ich der Vervollständigung dieses Vortrages bei seiner Drucklegung vorbehalten[9]. Nur zwei Punkte, die das einzelne betreffen, darf ich auch hier nicht ganz übergehen, weil in ihnen einzelnes eine besondere Bedeutung Die _Vervollkommnung der Technik_ optischer Arbeit gegenüber dem, was dem alten empirischen Verfahren genügen konnte, ist die allererste Voraussetzung für die Verwirklichung der rationalen Methode. Deshalb ist es für den Erfolg ganz wesentlich, daß _Zeiss_ gleich von Anfang an ein ganz klares Bewußtsein dessen hatte und gleich von Anfang an alles darauf anlegte, in seiner kleinen Werkstatt eine sehr exakte Technik einzubürgern, die unsichere Geschicklichkeit der Hand überall unter die Kontrolle strenger Prüfungs$ r ein halbes Jahr bei seiner Entlassung gewährt werden muß? Das würde immerhin gegenüber dem, was sonst durch die Einrichtung der Arbeitslosenversicherung geleistet wird, eine sehr erhebliche Schadloshaltung und Versicherung sein des plötzlichen Arbeitsloswerdens. Für denjenigen, der zwischen den Zeilen zu lesen versteht, hat das aber noch eine ganz andere Bedeutung. Meine Nachfolger in der Geschäftsleitung müßten närrische Kerle sein, wenn sie sich nicht an den Fingern abzählen sollten, daß, wenn 50 Leute zuviel wären, es töricht wäre, diese ohne weiteres zu entlassen und ihnen die Abgangsentschädigung auszuzahlen. Ihnen den halbjährigen Lohn mit auf den Weg geben heißt soviel, als wenn man sie 3 Jahre lang beschäftigt und sie jede Woche einen Tag spazieren gehen läßt oder 1-1/2 Jahre 2 Tage in der Woche. Nun ist zwar selbstverständlich, daß mit Herausgabe der Abgangsentschädigung eine Minderung der Produktion erreicht werden kann, eine Minderung der laufenden Lasten; man kann dasselbe aber erreichen, wenn m$ er Mehrwert entstand_. Ich wünsche, daß es mir gelingen möge, Ihnen eine Idee davon beizubringen, daß dieser unantastbare Besitz, der Kollektiverwerb, keiner Verteilung unterworfen werden darf. Dazu muß ich aber etwas weiter ausholen und Ihnen Mitteilungen aus meinem Leben und aus meinen Erfahrungen machen. Ich erinnere mich noch sehr genau, wie vor 25 Jahren mein alter Freund ZEISS zu mir kam -- ich wohnte damals in der Neugasse -- und mir mitteilte, daß die Tantiemen, die mir auf Grund getroffener Vereinbarungen von den Mikroskopen zustehen sollten, die seit dem Jahre 1871 im wesentlichen nach meinen Angaben gemacht wurden, die Höhe von ganzen 800 Talern erreicht hätten. Ich war damals ganz aus den Wolken gefallen, um so mehr als Herr ZEISS mir sagte, daß ein großer Erfolg mit meinen neu berechneten Objektivkonstruktionen erreicht sei und daß im nächsten Jahre meine Tantieme noch um vieles höher sein würde. Ich habe damals geglaubt, es hätte »ein Affe mich geleckt« -- so verwundert war ich über den unerwart$ lug, die Bekämpfung des neuerdings beliebten Verwaltungsverfahrens von einer so _schwachen_ Position aus zu versuchen? Besteht doch allgemeines Einverständnis darüber, daß unsere _schlechten Gesetze_ an allem schuld sind -- daß unser Landtag in der Zeit der Reaktion der 50er Jahre durch das Polizeigesetz vom 7. Jan. 1854 das verfassungsmäßige Recht der Bürger _an die Polizei ausgeliefert_ hat -- und daß angesichts dieses »heillosen« Gesetzes die Polizei eben alles sich erlauben darf, ohne daß man die _formelle Legalität_ zu bestreiten vermöchte! -- Haben wir, die Freisinnigen und die bürgerlichen Demokraten im Land, nicht gerade deshalb vor zwei Jahren Petitionen an den Landtag um Erlaß eines _anständigen_ Versammlungsgesetzes in Umlauf gebracht? Wie kommt der Redner dazu, alles das jetzt völlig zu ignorieren? Alle, die so fragen, bitte ich aber, ihre Ansicht auf kurze Zeit zurückzusetzen und meine Rede bis zu Ende anzuhören. Ich hoffe sie dann _überzeugt_ zu haben, daß jene allgemein verbreitete Annahme über$ Erholung bis zum nächsten Tage, das geringste Defizit bliebe, das für den einzelnen Tag gar nicht bemerkbar sei, aber sich täglich wiederholt, so müßte die Konsequenz notwendig sein, daß die betreffende Person nach einem kürzeren oder längeren Zeitraum physisch herunterkommt. Es ist dasselbe, als wenn jemand täglich Geld ausgibt, wenn auch nur wenig mehr als er einnimmt, aber wenn das dauernd so fortgeht, so vermehrt sich sein Verlust und er muß bankerott werden. Ich kann also sagen: es muß für alle Arbeiter, die unter diesen Bedingungen stehen, tägliche Wiederholung eines bestimmten Kräfteverbrauches und täglicher Ersatz durch Ruhe und Ernährung, dem Durchschnitt nach Tag für Tag ein vollständiges _Gleichgewicht_ hergestellt werden. Die Ermüdung oder der Kräfteverbrauch muß im Durchschnitt Tag für Tag vollkommen Ausgleichung finden durch den Kräfteersatz oder die Erholung, in der Ruhe und Ernährung, weil das geringste Defizit sich fortwährend summieren und schließlich zerstörend wirken müßte. Es würde auf G$ n kann. Hierbei darf es sich jedoch durchaus nicht handeln können um Beseitigung jedes beliebigen Nachteils, den die jetzt getroffenen Anordnungen irgend einmal, vielleicht ganz vorübergehend, mit sich bringen möchten oder um Herbeiführen der vermeintlich größten jeweils möglichen Zweckmäßigkeit, die vielleicht sehr strittig bleibt; sondern immer nur um Abwehr so _großer_ Nachteile und Mißstände, daß durch ihr Fortbestehen die Existenz der Stiftung oder die Erfüllung ihrer Aufgaben bedroht oder in Ansehung dieser Aufgaben, gemäß den erkennbaren Absichten des Stifters, offenbare Zweckwidrigkeit gegeben wäre. Namentlich aber darf keine Abänderung des Statuts die Tendenz verfolgen können, der Stiftung als solcher, gegenüber dem an ihren Unternehmungen beteiligten Personenkreis, irgend welche vermögensrechtliche Vorteile zu verschaffen, die nicht ganz klar den Absichten des Stifters entsprechen. Demnach muß die in § 118 der Stiftungsverwaltung selbst, als der hierzu allein geeigneten Instanz, eingeräumte Befugnis$ müssen, hinsichtlich _aller_ Handlungen und Unterlassungen, auf welche sie Anwendung finden sollen -- damit durch ihre Einführung nicht beliebigem Beipack zu Lasten des einen Teils wieder Tür und Tor geöffnet sei. Denn die Übernahme von Pflichten _dieser_ Art seitens des einen Kontrahenten kann kein Äquivalent mehr finden in der vertragsmäßigen Gegenleistung des andern an Lohn, Gehalt, Gerechtsamen etc., weil es unsinnig wäre, irgend eine Quote dessen auf Verpflichtungen anrechnen zu wollen, die das Vertragsverhältnis _als solches_ mit sich bringt. Folglich muß, wenn sie dem einen Teil nicht ohne alles Äquivalent, bloß kraft »denn ich bin groß und du bist klein« obliegen sollen, der andere Teil oder dessen jeweiliger Repräsentant und Vertreter befähigt und bereit sein, je die gleiche Verpflichtung auch dem ersteren gegenüber zu tragen. So ist es in der Tat hinsichtlich desjenigen, was _zweifellos_ unter diesen 7. Punkt fällt -- wie z. B.: daß kein Teil dem andern böswillig oder fahrlässig die redliche Vertrag$ us dem Gleichgewicht. Im warmen wie im kalten Klima -- der Junge war immer gleich eklig! Bald kamen auch aus der Schule Klagen über ihn; dann aus der Apotheke, wo sie bei Kallems altem Freund zur Miete wohnten; dann von den Leuten, von den Nachbarn, von den Landungsbrücken. Vielleicht mußten auch andere Eltern Klagen anhören über ihre Jungens; vielleicht waren die Leute in dieser Gegend überhaupt schnell mit Klagen bei der Hand; davon wußte Kallem nichts; er war eine Einsiedlernatur. Soviel aber wußte er: sein Sohn war der begabteste Junge in der Schule; das versicherte ihn ein Lehrer nach dem andern; er wußte ferner, daß es dem Sohn auch im übrigen an nichts fehle, weder an Gemüt noch an Willen; nur --er war so gleichgültig und selbstzufrieden, mochte sich immer nur amüsieren, mochte in alles, was ihn nichts anging, seine Nase stecken, war gleichzeitig dreist und doch feig, ein schändlicher Spottvogel und grenzenlos unartig. Einen Engel im Himmel konnte es um die Geduld bringen; und nun gar Kallem, der überh$ as Dampfschiff zum drittenmal. Nein --da konnte er nicht widerstehen -- er mußte den Dampfer sehen, wie er in großem Bogen von der Brücke weg über die Bucht fuhr und den Wasserspiegel in zwei Hälften teilte; der größere fiel der Insel draußen zu, der kleinere dem Strand vor der Stadt. Der Pastor nahm sein Fernrohr vom Pult. Die Brücke unten war voll bunter Sonnenschirme; dazwischen Männerhüte, meist in dunklen Farben; hie und da leinene Hauben und Kopftücher, gewöhnlich mehrere beieinander. Jetzt hörte man von rechts Schritte im Sand; sie kamen aus dem Garten seiner Mutter und lenkten auf den seinen zu -- Schritte eines Erwachsenen, und auf jeden Schritt des Erwachsenen zwei Kinderschritte. "Du, Mutter, was hat das Dampfschiff im Bauch?" --"Haha!" -- Die Gestalt einer Frau tauchte auf, die den Eindruck von Kraft hervorrief. Ein starker Hals und eine volle Brust, der ganze Wuchs ungewöhnlich schön; das Gesicht dunkel, ziemlich groß, mit gebogener Nase; das Haar fast schwarz. Sie trug ein cremefarbenes, mit hoc$ te Ragni es entgelten! Das Wort "unrein" in Josefines Mund -- meinte Kallem -- sei auf die Vergangenheit gemünzt. Und darum war er empört. Wieviel größer wäre erst seine Empörung gewesen, wenn er gewußt hätte, daß es eigentlich auf die Gegenwart ging? Daß Pastors sich nach ihrer Heimkehr zurückhielten, hatte auch darin seinen Grund, daß der Gotteslästerer Larssen Liebkind war in Kallems Haus, daß Ragni Englisch mit ihm trieb, daß Kallem wie ein Kamerad mit ihm verkehrte. Kristen Larssen war für den größten Teil der Gemeinde eine Art Teufel, und wenn diese Ankömmlinge, Mann und Frau, Gemeinschaft hielten mit ihm (wie früher mit Sören Pedersen und seiner Frau) -- so war das eine Herausforderung. Kurz darauf war Karl Meek ins Haus gekommen, und seitdem sah man Ragni nie anders als in seiner Begleitung. Schließlich reisten sie sogar zusammen in das Walddorf hinauf -- so viel war gar nicht einmal nötig, wo es sich um eine geschiedene Frau handelte, die "freie" Ansichten hatte und schon einmal beim Ehebruch ertappt$ ut mit ihm!" --"Nein", erwiderte sie still; die Art, wie er das aufgenommen hatte, beschämte sie. Der Doktor wurde geholt. Er war an diese plötzlichen Botschaften gewöhnt, daher nahm er sie mit Ruhe auf, und er besaß die unschätzbare Gabe, diese Ruhe auch andern mitzuteilen. Sofort schien es den Eltern, als esse der Junge mit mehr Appetit und sei freundlicher gegen die Großmutter. Viermal am Tag kam sie herüber, und die Art, wie er sie empfing, galt als Barometer. Die Großmutter war oben im Krankenhaus gewesen und hatte von dort Kallem und Karl Meek mit Ragnis Leiche wegfahren sehen. Der Sarg war weiß und stand auf einem schwarzen Schlitten; vorn neben dem Kutscher saß Sigrid; Kallem und Karl fuhren in einem Breitschlitten hinterdrein. Das war das ganze Gefolge. Der Bericht über Ragnis letzte Fahrt kam ihnen überraschend. Und daß Karl Meek dabei gewesen war, er ganz allein! Bedeutete das, Kallem hege keinen Argwohn gegen ihn? Oder, was wahrscheinlicher war: er habe vergeben? Wollte vielleicht die Tatsache bem$ e verleihen. Im Schlaf will ich alle Mühe und Beschwerden, jeden Kummer und jeden Schmerz vergessen. So wird deine ewige Liebe nicht müde, mir Gutes zu erweisen, und doch erkenne ich dies so wenig. Ja, muß ich nicht in dieser Stunde deiner Güte danken, daß, während du die Stille der Nacht um mich her verbreitest und meinem müden Körper Ruhe schenkst, du auch alles Toben der Leidenschaft und der Angst und Sorge in meiner Brust verstummen läßt und meiner Seele Ruhe gibst? O »so wehet dein schützendes Panier in Liebe über meinem Haupte«,[22] und nur im Vertrauen auf diese Liebe wage ich es, dich zu bitten, mir Ruhe und Erholung in dieser Nacht zu schenken. Denn sollte ich Rechenschaft über das Werk des verschwundenen Tages ablegen, o, dann müßte ich ausrufen: »Herr! gehe nicht ins Gericht mit mir!«--Ach, die Stille auf Erden sagt mir:»Du wachest in deiner Wohnung!« Je weniger das Irdische meinen Geist zerstreut und meine Gedanken verwirret, desto tiefer fühle ich meinen Abstand von dir, doch ich weiß, du gedenks$ iesem heiligen Abend überwältigen, der das hingeschwundene Jahr von dem neuen trennt, welches sich aufzurollen beginnt. Denn erscheine ich mir doch fast selbst ein Wunder, wenn ich mir alles in Erinnerung zurückrufe, was mir in dem dahingeschwundenen Jahre widerfahren und begegnet: Freuden und Sorgen, Erquickungen und Bekümmernisse, Leiden und Momente des Glücks. Ja, jede Stunde, jeder Augenblick gab das Zeugnis, daß du mich auf den Armen deiner Liebe trägst, daß deine Huld mich umschwebt. Und ach! wie wenig habe ich all dieser Güte entsprochen, wie oft verzagte ich, und wie oft strauchelte ich! Und sehe ich hin auf die vielen Wünsche und Erwartungen, die sich nun in meiner Brust regen, und die ich nun vor dir für die kommende Zeit aussprechen will, o Herr und Vater, wo soll ich da beginnen und wo enden? O du, der du den Gedanken kennst, ehe er noch ausgesprochen wird, du weißt ja, wessen ich bedarf, und was zu meinem Wohle und dem Wohle der Meinen dienen kann. Darum empfehle ich mich deinem gnädigen Schutze $ ich doch aufs neue belebt und mich aus dem Abgrund der Erde emporgezogen. Ja, ich sagte in meiner Qual: Ich bin vor deinen Augen verstoßen; aber du hörtest meine verborgene Stimme, da ich zu dir rief, und du tröstetest mich wieder. Und wenn auch noch mehr Weinen uns bevorsteht, so werden ich und die Meinen am Ende doch deine Hilfe erfahren, und »die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.« Ja, du wirst mich von aller Sorge befreien, unter den Frommen hienieden oder bei den Verklärten dort; ja, ich soll deine Taten verkünden! Vor einer gefährlichen Operation. 4. Mein Gott, meine Stärke und meine Hoffnung!»Du, in dessen Hand die Seelen aller Lebenden und der Geist ist, der das Fleisch eines jeden Menschen belebt, « du hast mir heute eine Stunde gesandt, voller Schmerzen und Gefahr, in der versucht werden soll, mir meine Gesundheit zurück zu gewinnen, (in der ich ein Glied meines Körpers verlieren soll, um wo möglich mir dadurch das Leben zu erhalten), o, sei mir denn mit deiner Liebe in diesen Augenblicken $ fft ihm einen unbeschränkten Kredit an guter Meinung. Ich kannte eine ganze Reihe von Idioten, die bloß dem Zufall, daß sie gestorben waren, Bewunderer und Anhänger zu verdanken hatten. Dem Publikum sind nämlich die Künstler so ungeheuer gleichgültig, daß man ihm, wenn einer stirbt, weismachen kann, was man will. Ich verstehe nicht viel von der Kunst, aber das eine muß man doch von ihr fordern: daß sie den Menschen bessert und _Mettenschleicher_ Das ist richtig, hat aber mit unserer Angelegenheit momentan nichts zu schaffen. Sie müssen stark sein, lieber Freund. Sie dürfen sich in Ihrer Überzeugung nicht erschüttern In welcher Überzeugung meinen Sie? _Mettenschleicher_ In _Ihrer_ Überzeugung. Ein Mann hat doch nur eine. (etwas stupid) So. -- Im allgemeinen bin ich ja stark. Aber einen Menschen muß man doch haben, dem man sein Herz eröffnen kann. (Es klopft.) Herein! (kommt; schmaler gelbgesichtiger Mann von etwa dreißig Jahren. Tartarenbart, Zwicker. Er hat das Phlegma intelligenter Leute, die viele überflüss$ er Säule zugekehrt, wo die Tote stand, und starrte sie an. Aber Elsalill begriff, daß er die Tote nicht sah. Er sprach nicht von ihr, sondern von jemandem, der stets in seinen Gedanken war. Elsalill blieb an der Luke stehen und verfolgte alles, was geschah. Sie dachte, daß sie gar zu gerne wissen wollte, wer es wäre, an den Sir Archie beständig dachte. Plötzlich merkte sie, daß die Tote sich auf die Bank neben Sir Archie gesetzt hatte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Aber Sir Archie wußte noch immer nichts davon, daß sie ihm so nahe war und daß sie dasaß und ihm ins Ohr flüsterte. Er merkte ihre Gegenwart nur durch die furchtbare Angst, die über ihn kam. Elsalill sah, daß Sir Archie, nachdem die Tote ein paar Augenblicke neben ihm gesessen und ihm ins Ohr geflüstert hatte, seinen Kopf in die Hände sinken ließ und weinte: »Ach, hätt' ich doch niemals die junge Jungfrau gefunden!« sagte er. »Ich bereue nichts anderes, als daß ich die junge Jungfrau nicht verschonte, als sie mich anflehte.« Die beiden anderen Sc$ nebeneinander vor dem Gerichtstisch. Die Klägerin ist sehr jung und sieht ganz verschüchtert aus. Sie weint vor Scham und trocknet mühsam ihre Tränen mit einem zusammengeknüllten Taschentuch; es scheint, als könne sie es nicht auseinanderfalten. Sie trägt schwarze Kleider, die ziemlich neu und ungetragen aussehen, aber sie sitzen so schlecht, daß man versucht ist, zu glauben, sie habe sie sich ausgeliehen, um anständig vor Gericht erscheinen zu können. Was den Beklagten anlangt, so sieht man ihm gleich an, daß er ein wohlgestellter Mann ist. Er mag etwa vierzig Jahre alt sein und hat ein zuversichtliches und frisches Aussehen. Wie er da vor dem Richterstuhl steht, zeigt er eine sehr gute Haltung. Es sieht ja nicht aus, als fände er ein besonderes Vergnügen daran, da zu stehen, aber er macht auch durchaus keinen befangenen Eindruck. Als das Protokoll verlesen ist, wendet sich der Richter an den Beklagten und fragt ihn, ob er an seinem Leugnen festhalte, und ob er bereit sei, den Eid zu schwören. Auf diese Fra$ en Satz, wie unter 4), nur dass überall statt [formula] die Summe [formula] zu schreiben ist, wo _P_ nach Belieben eine gerade oder ungerade Zahl sein kann. _Insbesondere beträgt die Zahl der reellen Constanten einer Doppelfläche, die bei beliebiger conformer Abbildung ungeändert bleiben, _[formula]_._-- Unter die hiermit gewonnenen Resultate subsumiren sich die allgemeinen Theoreme und Entwickelungen, welche Herr _Schottky_ in seiner wiederholt citirten Abhandlung gegeben hat, als specielle Fälle. §. 24. Schlussbemerkung. Die Entwickelungen des nunmehr zu Ende geführten letzten Abschnitt's dieser Schrift sollten, wie wiederholt gesagt, den Andeutungen entsprechen, mit denen Riemann seine Dissertation abschloss. Allerdings haben wir uns auf _eindeutige_ Beziehung zweier Flächen durch conforme Abbildung beschränkt. Riemann hat, wie er ausspricht, ebensowohl an mehrdeutige Beziehung gedacht. Man würde sich dementsprechend jede der beiden in Vergleich kommenden Flächen mit mehreren Blättern überdeckt vorstellen $ Halstuch hineingebunden, begrüßte ihn mit einem gütigen väterlichen Blick und Handdruck, wobei Mitonare ein Gesicht machte, als ob er seine Hand in einem Schraubstock hätte. »Nun, Bruder Ezra,« sagte Mr. Osborne freundlich, als dieser zu ihm hinantrat, und seine Hand auf das herzlichste schüttelte, was Mitonare mit ungemein gutem Willen erwiederte -- »wie ist es Euch die Zeit meiner Abwesenheit ergangen? -- immer wohl und gesund gewesen, und in keiner Weise zu Schaden gekommen? nicht wahr ich bin weit länger entfernt geblieben als ich im Anfang beabsichtigte?« Ich muß hier jedoch bemerken daß die Geistlichen mit dem kleinen Mann nur in seiner eignen Sprache redeten, blos wenn sich Mr. Osborne mit Bruder Ezra -- wie der kleine Mitonare bei der Taufe genannt worden -- allein befand, und gerade nichts Wichtiges zu verhandeln hatte, sprach er englisch mit ihm, um ihm diese Sprache geläufiger zu machen, und seinen etwas schweren Mund an die fremden Worte besser zu gewöhnen. Bruder Ezra antwortete auf das Befriedi$ setzen und die Plätze der niederfallenden auszufüllen. Wir kennen auch hier nicht die Sorgen und Mühen des Lebens -- das Salz jedes gesellschaftlichen Verkehrs, durch das eine _erworbene_ Existenz erst ihren ganzen uns beglückenden Reiz gewinnt -- wir stehen Morgens auf und essen und trinken und legen uns Abends wieder schlafen. Nachrichten von der äußeren Welt dringen nur selten zu uns, und wie sie kommen wäre es fast besser sie blieben ganz aus, denn anstatt zu befriedigen lassen sie, selbst in dem Herzen der Aeltesten von uns, eine Leere zurück, die wir vergebens auszufüllen suchen.« »Wollen Sie nun, mit Ihrem jungen thatkräftigen Herzen in dieses felsenumgürtete Thal, aus dem es keine Rückkehr für Sie giebt, hinabspringen? -- schauen Sie um sich her, junger Freund -- noch stehn Sie oben -- noch liegt die ganze übrige Welt ausgebreitet vor Ihren Blicken -- haben Sie _nichts nichts_ mehr darin was auch nur den geringsten Anhaltepunkt an Ihr Herz hätte? -- bedenken Sie, bei einem sinkenden Schiff kann das kl$ Niederrasseln der Raaen, das Heulen der Leute an den Reeftaljen übertäubte für den Augenblick selbst das, jetzt mit Macht aufkommende Wetter. Die nächste Viertelstunde nahm das Reefen selber in Anspruch, und Niemand kümmerte sich indessen um den unglückseligen Priester. Erst als die Mannschaft mit dem gewöhnlichen tönenden »~Oh -- jolly men -- hoy~« die Marsraaen wieder aufzog, trat der zweite Harpunier, der nicht mit am Lande gewesen war und schon die letzten fünf Minuten die an Deck liegende Gestalt forschend und etwas mistrauisch betrachtet hatte, auf diese zu und sich zu ihr niederbiegend rief er erstaunt: »~Why -- damn it~ -- das ist René nicht!« »René nicht?« antwortete der Capitain, der dicht neben ihm stand, mit der Linken eine der Brassen gefaßt hatte, und die Blicke auf die aufsteigenden Raaen gerichtet hielt -- »wer soll's _denn_ sein? -- ~belay that~ -- -- große Marsraae -- was liegt an jetzt?« »Norden halb Westen,« tönte die monotone Stimme vom Steuerrad herüber. »~Steady then~ -- halt den Cours$ n ganze Schaaren in's Lager jagte. Der ehrwürdige Bruder Rowe machte ihm besonders das Leben schwer, und so sehr er das fühlte und den ihm feindlich gesinnten Mann zu einer offenen Erklärung zwingen wollte, so vorsichtig und geschmeidig wich dieser jeder Zeit ihm aus, und selbst der direkten Frage hielt er nicht Stand: Jene Zeit war vorbei, lange vorbei, wie er sagte, und geschehene Dinge, wenn man sie vielleicht auch wieder ungeschehen machen möchte, nicht mehr zu ändern -- in _seinem_ Herzen lebte kein Gefühl der Rache oder des Zornes -- weshalb auch Rache? weshalb Zorn? -- wenn sich Mr. Osborne Vorwürfe über irgend etwas Geschehenes zu machen hätte, so bedauere er das, aber er selber thue es nicht -- Mr. Osborne müsse das mit sich selber ausmachen. Mr. Osborne vertheidigte sich freilich mit Eifer auch selbst gegen eine solche Vermuthung, und sprach sich rein von jeder wissentlichen Sünde, aber Bruder Rowe antwortete ihm stets nur durch ein frommes Verdrehen der Augen und Achselzucken, und war freundlicher $ rund gerade zuführten. Die Katholische Religion machte nur geringe Fortschritte, die Protestantischen Missionaire behaupteten ihre Macht, und wenn auch schon des Zweifels Saamen war eingestreut worden in die Herzen der armen Insulaner, die mit Entsetzen Feinde ihres Glaubens in demselben Volk erstehen sahen, das ihnen den neuen Gott gebracht, dauerte das dem heißen ungeduldigen Blut der unruhigen Häuptlinge zu lang, und mit der schon fast erstorbenen Hoffnung einstigen Sieges frisch angefacht, harrten sie, nicht stark genug ihn selber zu führen, einem frischen Schlag wider die Macht ihrer Nebenbuhler sehnsüchtig entgegen. Einen halben Bundesgenossen, Jemanden wenigstens, der der Französischen Sache eng ergeben und den Protestantischen Missionairen nicht besonders geneigt war, hatten sie in dem früheren Amerikanischen Consul Mörenhout, der dem Pietistischen Wesen der Protestanten theils abhold, anderseits auch seinen eigenen Nutzen durch die Oberherrschaft der Franzosen zu befördern glaubte, unter deren Schutz$ Die Mutter wünschte ihn mittelmäßig und so am meisten geschützt gegen die Stürme des Schicksals. Der Anschein befriedigte sie. In der drängendsten Zeit der aufwachenden Mannbarkeit verriet sich an ihm eine unruhige Überschwänglichkeit und Phantasterei, die seiner Natur im Innersten fremd war. Da kam es vor, daß er während einer ganzen Sommernacht sich in den Wäldern herumtrieb, nach den Sternen starrte, in die Erde hinein horchte und mit eigentümlicher Angst den Aufgang der Sonne erwartete. Ein andermal entfernte er sich in der Früh und kam erst am zweiten Tag zurück. Vierzehn Stunden war er gegangen, um zu erfahren, was hinter dem Wald, hinter den Hügeln der Ferne lag, und traurig hatte er den Heimweg angetreten, als immer wieder dieselben Äcker und Wiesen, dieselben unansehnlichen Häuschen an derselben Straße erschienen waren. Bald verging das aufgeregte Wesen wieder und kehrte sich fast in sein Gegenteil, so daß Arnold den Eindruck eines mürrischen und phlegmatischen Burschen machte. Ohne sichtbare Freude $ uft, nach Baum und Wiese, begab er sich zur nächsten Stadtbahnstation und nahm eine Karte nach einer der Wiener Waldstationen. Die Bahn, die auf einem langen Viadukte über Gumpendorf emporführte, gelangte zu einer Biegung und weit hingedehnt, im graublauen Dämmerlicht, lag die Stadt vor Arnold. Rauch und Staub verwischten die Horizontlinie und manche fahle Lampe in einem Haus glich täuschend einem Stern. Unzählbare Schlöte ragten empor, bleich leuchtend von einem unsichtbaren Licht. Häusermauern über Häusermauern, angegraut von Asche, Zeit und Elend, so dicht mit Fenstern besetzt wie ein Wespennest mit Löchern, Höfe, in denen schwarze Menschen krabbelnd sich bewegten und Dach neben Dach bis in den Himmel hinein. Hier wohnten sie, einer im Atem des andern, unter dem graublauen, nach Kohle und Schweiß riechenden Mantel des Abends, die Millionen. Reich sein, reich sein, dachte Arnold. Dreiundfünfzigstes Kapitel Zwei Tage später, als Arnold über den Graben ging, winkte ihm plötzlich jemand mit Lebhaftigkeit zu un$ nd lachte. Zu Hause machte er in allen Zimmern Licht. An den elektrischen Flammen war ihm nicht genug, er zündete auch noch Kerzen an. Es war ihm kalt, wie wenn er aus der Ofenwärme eines Zimmers auf ein Eisfeld getreten wäre. Kein Gegenstand vermochte den Blick seiner Augen zu fesseln; eine gerechte und furchtbare Macht rollte plötzlich den Faden seines Lebens nach rückwärts ab und zwang Arnold, sich umzuwenden und der Gewalt zu folgen. Die ersten Stunden der Nacht vergingen in einer vollkommenen Besinnungslosigkeit. Er eilte unaufhörlich durch die Flucht der Zimmer. Völlig erschöpft warf er sich endlich auf ein Sofa. Dennoch nahte Bild auf Bild, quälend wie die Träume an der Grenze des Erwachens. Er legte den Kopf zwischen die Hände und schlief ein, gerade als der erste Tagesstrahl die Finsternis draußen durchbohrte. Er träumte, er säße auf einem armseligen Leiterwagen, welcher durch Schnee und Regen nach Podolin fuhr. Ein fürchterlicher Blitz erleuchtete das Dunkel und Arnold sah, daß er gegen Borromeo die$ n? Und dir ist fremd das Vaterland geworden. Iphigenie. Das ist's, warum mein blutend Herz nicht heilt In erster Jugend, da sich kaum die Seele An Vater, Mutter und Geschwister band; Die neuen Schößlinge, gesellt und lieblich, Vom Fuß der alten Stämme himmelwärts Zu dringen strebten; leider faßte da Ein fremder Fluch mich an und trennte mich Von den Geliebten, riß das schöne Band Mit ehrner Faust entzwei. Sie war dahin, Der Jugend beste Freude, das Gedeihn Der ersten Jahre. Selbst gerettet, war Ich nur ein Schatten mir, und frische Lust Des Lebens blüht in mir nicht wieder auf. Wenn du dich so unglücklich nennen willst, So darf ich dich auch wohl undankbar nennen. Iphigenie. Dank habt ihr stets. Doch nicht den reinen Dank, Um dessentwillen man die Wohlthat thut; Den frohen Blick, der ein zufriednes Leben Und ein geneigtes Herz dem Wirthe zeigt. Als dich ein tief geheimnißvolles Schicksal Vor so viel Jahren diesem Tempel brachte, Kam Th$ r auf blutgedüngten Wiesen. Und wir Glücklichen geniessen die herrlichen Blumen, die aus des Dichters vergiftetem Herzblut erwuchsen. Die Quellbächlein plätschern durch den Park der Alhambra. Kleine muntere Bächlein, die plaudern und schwatzen. In den schmalen kieselgepflasterten Betten springen sie schnell vorbei, schnell wie die guten Stunden in des Dichters Leben dahineilten. Die Stunden, Minuten vielleicht, in denen er harmlos fröhlich sein konnte. Dann träumte er irgendeinen lustigen Traum. Etwa von dem Manne mit der wunderbar grossen Nase, die alle Welt in Begeisterung setzte, die Maler malten und Herzoginnen küssten. Diese köstliche kleine Geschichte, die in der bizarren Art ihrer Anlage Mark Twain vorweggenommen ist. Nur dass bei Poe die grotesken Übertreibungen viel feiner, viel natürlicher herauskommen, dass sich nirgends ein Wortwitz vordrängend breit macht. Oder er macht sich über die breiten Bettelsuppen lustig, die die Wochenblätter ihren gutmütigen Lesern auftischen, gibt der Miss Zenobia Unter$ in solcher Privatnutzen dort, wo durch einfache Vermehrung der Bevölkerung der Wert des Grundeigentums oft bis in das Ungemessene steigt, wie namentlich in der Mitte und Nähe wachsender Grossstädte, wo oft Landstrecken, welche vorher beinahe keinen Wert hatten, binnen kurzer Zeit zu wahren Goldfeldern für ihre Besitzer werden, -- und zwar ohne jedes eigne Zuthun oder Verdienst der letzteren, lediglich durch den Fleiss und die Thätigkeit der Gesamtheit, welche nichtsdestoweniger dieses Resultat ihres Fleisses ohne jeden Abzug dem einzelnen Privateigentümer in den Schoss wirft. Was nun die Art und Weise des Übergangs des Privatbesitzes an Grund und Bodens in denjenigen des Staates oder der Gesamtheit betrifft, so ist dieses eine sekundäre Frage, welche von den verschiedenen Verteidigern der Bodenbesitzreform in verschiedener Weise beantwortet wird. Es versteht sich dabei von selbst, dass von einer gewaltsamen Aneignung nicht die Rede sein kann, sondern nur von einer Ablösung der Rente oder des Bodens selbst geg$ Mutter droben im Himmel sei und gewiß den lieben Gott daran erinnere, daß er auch seinen Weg nicht vergesse. Das machte das Wiseli dann ganz zuversichtlich und froh, und es wurde nie mehr so unglücklich, wie am ersten Abend auf der Ofenbank, sondern jeden Abend schlief es mit der ganz frohen Zuversicht im Herzen ein: »Er wird auch Wege finden, Da dein Fuß gehen kann.« So verging der Winter und der sonnige Frühling kam. Die Bäume wurden grün und alle Wiesen standen voller Schlüsselblumen und weißer Anemonen, und im Wald rief lustig der Kuckuck, und schöne, warme Lüfte zogen durch das Land und machten alle Herzen fröhlich, so daß jeder wieder gern leben mochte. Auch Wiselis Herz erfreuten die Blumen und der Sonnenschein, wenn es am Morgen in die Schule ging und nachher wieder nach dem Buchenrain zurückkehrte. Sonst blieb ihm keine Zeit, sich daran zu erfreuen, denn es mußte nun streng arbeiten: jeder Augenblick, der neben der Schule übrig blieb, mußte zu irgendeiner Arbeit benutzt werden, und manchen ha$ en«, sagte die Mutter, »jetzt erzähl mir recht, wo und wann ein Mann dir drohte, und was er dir nachgerufen hat.« Miezchen erzählte, was es wußte, es kam aber nicht viel mehr heraus, als es schon gesagt hatte. Nachgerufen hatte ihm der Mann das Wort, das der Papa über Tisch gesagt hatte, behauptete es. Die Mutter kehrte in das Zimmer zurück, wo der Vater saß, ging gleich zu ihm heran und sagte in erregtem Ton: »Ich muß es dir wirklich sagen, es kommt mir immer wahrscheinlicher Der Oberst legte seine Zeitung weg und schaute erstaunt seine Frau an. »Siehst du«, fuhr diese fort, »die Szene am Tisch hat mir mit einem Male einen Gedanken erweckt, und je mehr ich ihn verfolge, je fester gestaltet er sich vor meinen Augen.« »Setz dich doch und teil mir ihn mit«, sagte der Oberst, ganz neugierig geworden. Seine Frau setzte sich neben ihn hin und fuhr fort: »Du hast Miezchens Aufregung gesehen, sie war sichtlich erschreckt worden von dem Mann, von dem sie sprach, es war nicht Spaß gewesen: darum ist es klar, daß er da$ 40 Jahr und 7 Tag. %R. I. P.% Mein lieber Freund, ich bitte dich, Geh nicht vorbei und bett' für mich.« Jetzt trug man Seppi Blatter zu Grabe. Als sich die Gemeinde vom Kirchhof verlief, gingen nur wenige, die an der Beerdigung teilgenommen hatten, in den Bären. Dem Presi war's recht. Er wollte noch nach Hospel hinausreiten und sattelte eben das Maultier. Er hatte plötzlich das Bedürfnis, Frau Cresenz recht bald als Hausfrau in den Bären zu führen. Mit der alten Susi war's nicht mehr gethan, ihr Kropf wurde ihr je länger je hinderlicher bei der Arbeit, sie pfiff daraus wie eine ungeschmierte Säge und ob sie fast nicht zu Atem kam, keifte sie gleichwohl an einem Stück. Er wollte mit Cresenz über den Hochzeitstag reden. »Susi, wo steckt denn Bini wieder?« rief der Presi. »Sie hat sich wieder irgendwo versteckt. Verhext ist das Kind -- verhext!« jammerte Susi, »und sie war sonst ein so liebes, artiges Vögelchen, das den ganzen Tag gehüpft ist. Wer hat es ihm nur angethan?« »Ihr seid ein Kalb; Susi, brin$ alter Verdacht zuckt auf: »Warum hat Thöni die Postschlüssel immer abgezogen?« Ist sie hellseherisch geworden aus langer, unbegreiflicher Blindheit? »In verbrecherischer Weise hat sich Thöni zwischen mich und Josi Mit einem Schlag hat sie die sichere Ueberzeugung gewonnen. »Ja, jetzt Kampf!« Ihre Augen flammen auf, alles an ihr lebt und bebt. »Du wirst sehen, Vater, du armer, in einen Verbrecher vernarrter Thor, wie ich Thöni liebe.« Mit fieberglühendem Köpfchen schwankt sie hinab in die Postablage. Sie hat die Hand am Telegraphenapparat: »Postdirektion. In St. Peter ist ein Postverbrechen geschehen. Ich bitte um Untersuchung. Binia Waldisch.« Da läßt sie die Hand sinken -- der Schrecken lähmt sie. Der Vater ist der Posthalter, nicht Thöni. Hat je ein Kind seinen Vater den Gerichten ausgeliefert? Wie mit Wasser begossen schleicht sie davon. Sie weiß ja nicht einmal, ob ihr brennender Verdacht gerechtfertigt ist. Und nun noch ein furchtbarer Gedanke: »Wenn der Vater in seinem wilden Haß auf Josi der Anstifter$ jetzt zum Garden -- und ich hoffe, daß mir Thöni nicht begegnet -- sonst muß er sterben.« Das letzte sagt der Presi so fest, wie es ein Richter sagen würde. Frau Cresenz schlägt die Hände über dem Kopf zusammen: »Was giebt es auch, Präsident, was giebt es?« Da schleudert er ihr den Brief des Garden vor die Füße und geht. Allein in der Dämmerung geht er nicht gleich zum Garden, er schwankt, ohne zu wissen, was er thut, hinüber zum Neubau, steht eine Weile davor, schüttelt den Kopf und wendet sich wieder zum Gehen. Da hört er plötzlich ein gräßliches Lachen. Kaplan Johannes mit dem Bettelsack steht neben ihm. »Herr Presi, merkt Ihr es nicht, es kommt ein Wetter. Geht doch lieber zum Glottermüller, dort zahlt einer Wein, so viel man will, und erzählt den Leuten lustige und traurige Geschichten aus dem Bären von St. Peter.« »Du räudiger Pfaff!« schreit der Presi, er stürzt sich auf den Kaplan und mißhandelt ihn. Unter heulenden Flüchen flüchtet der Letzköpfige, er droht: »Ich will doch einmal mit Eurer Tochter ta$ 4.50 --"-- Die letzte Wahl. Roman. 4. Aufl. Geh. M. 3.50, Lnbd. M. 4.50 _Sudermann, Hermann_, Es war. Roman. 47.-49. Aufl. Geh. M. 5.--, Lnbd. M. 6.--, Hlbfrzbd. M. 6.50 --"-- Geschwister. Zwei Novellen. 30.-34. Aufl. Geh. M. 3.50, Lnbd. M. 4.50, Hlbfrzbd. M. 5.-- --"-- Jolanthes Hochzeit. Erzählung. 28.-30. Aufl. Geh. M. 2.--, Lnbd. M. 3.--, Hlbfrzbd. M. 3.50 --"-- Der Katzensteg. Rom. 76.-80. Aufl. Geh. M. 3.50, Lnbd. M. 4.50, Hlbfrzbd. M. 5.-- --"-- Das Hohe Lied. Rom. 51.-55. Aufl. Geh. M. 5.--, Lnbd. M. 6.--, Hlbfrzbd. M. 7.-- --"-- Frau Sorge. Roman. 116.-125. Aufl. Mit Jugendbildnis Geh. M. 3.50, Lnbd. M. 4.50, Hlbfrzbd. M. 5.-- --"-- Frau Sorge. Roman. 100. (Jubil.-) Aufl. Mit Porträt. Buchschmuck von _J. B. Eissarz_ Geh. M. 5.--, Lnbd. M. 6.-- --"-- Im Zwielicht. Zwanglose Geschichten. 33. u. 34. Aufl. Geh. M. 2.--, Lnbd. M. 3.--, Hlbfrzbd. M. 3.50 _Telmann, Konrad_, Trinacria $ ftigt worden, dass die Probleme der Reparation, der Grundlagen des Versailler Friedens, nicht der Beschlussfassung unterliegen sollen. Dennoch hat der Kanzler gestern in seiner Rede die hoffnungsvollere Seite von Genua erwähnt. Ich stimme seinen Ausführungen bei und will das von ihm selbst beschränkte Mass von Hoffnungen nicht herunterstimmen. Dennoch werden wir unsere Stellung zu Genua erneut zu prüfen haben. Wir müssen erwägen, mit welchen Gedanken, aber auch mit welchen Gefühlen wir uns einer Konferenz nähern, auf der das Schicksal und der Aufbau einer Welt behandelt werden soll, aber nicht der unseren, nicht unser Aufbau und nicht unser Schicksal. Lässt sich eine Brücke finden, -- gut! Lässt sie sich nicht finden, so wird Genua das Schicksal von vielen anderen Konferenzen teilen. In diesem Zusammenhang ein Wort in Anknüpfung an die Ausführungen des Herrn Stresemann über Russland. Zweifellos wird Genua für Russland manches Wesentliche bringen, und ich will nicht einen Augenblick die Auffassung der Kabinett$ er Konferenz gezogenen Grenzen auf das strikteste halten werde, will ich versuchen, die vier grossen und unausgesprochenen Wahrheiten darzulegen, die mir aus den Beratungen hervorzugehen scheinen und die, wie ich glaube, unbedingte Voraussetzungen für eine Gesundung der Weltwirtschaft bilden. Die erste dieser Wahrheiten lautet: Die gesamte Verschuldung der Länder ist zu gross im Verhältnis zu ihrer Produktionskraft. Alle hauptsächlichen Wirtschaftsländer sind in einen Verschuldungskreis hineingezogen, der die meisten gleichzeitig zu Gläubigern und Schuldnern macht. Durch ihre Eigenschaft als Gläubiger wissen die Staaten nicht, wieviel sie von ihrem Guthaben erhalten werden, in ihrer Eigenschaft als Schuldner wissen sie nicht, wieviel sie zahlen können und müssen. Ueberhaupt kann kein Staat einen wirklichen Haushalt aufstellen, kein Staat kann es wagen, sich in grosse umfangreiche Neueinrichtungen einzulassen, die seine Wirtschaft verbessern und die dem Geldmarkt neue Nahrung geben. Kein Staat kann auf eine ge$ , heh? wer sollen uns wohl glicklich schätze, daß mer derfe unsere Steuern zahle und nachher getreten werden wie die Hunde?« »Aber wo geht Ihr hin?« rief Einer der Umstehenden, »nach New-York?« Der Alte schüttelte mit dem Kopf. »Nach New-Orleans.« »Und mit welchem Schiff?« rief Steinert schnell. »Mit der Haidschnucke.« »Hurrah der Alte soll leben« jubelten aber die Passagiere der Haidschnucke um ihn her -- »das ist prächtig, das ist ein Reisegefährte der uns die Zeit vertreiben wird,« und von verschiedenen Seiten wurden noch Flaschen Wein bestellt den Spielmann zu traktiren, der jetzt kaum hörte wie die Sache stand, und das Viele der Anwesenden auf ein und demselben Schiff die Ueberfahrt mit ihm machen würden, als er auch augenblicklich sein erst halbgeleertes Glas Bier zurückschob und sich mit augenscheinlichem Behagen dem Genuß des wahrscheinlich lange entbehrten Weines hingab. Der Knabe aber trank sein Glas aus, und setzte sich dann still und weiter nicht beachtet, in die eine Ecke, lehnte den Kopf zurück $ nd Panthern, Entführungen, Verhaftungen, Lynchgesetz und wie all jene tausend und tausend interessanten vorherzusehenden und unvorhergesehenen Fälle heißen, denen man in dem Lande unserer Sehnsucht ausgesetzt ist, oder die man, wenn sie Einem nicht gleich gutwillig aufstoßen, mit Leichtigkeit aller Orten und Enden aufsuchen kann.« »Dann reis' ich gewiß nicht mit Ihnen« rief Clara rasch und lachend -- »Sie wären im Stande solche Dinge vom lieben Gott, als ganz besondere Zeichen von Wohlwollen zu erbitten.« »Allerdings« sagte Herr von Hopfgarten mit größtem Ernst, »und ich schwankte lange zwischen einer Reise in das Innere von Afrika und den Vereinigten Staaten, aber allen gelesenen Beschreibungen nach halte ich die Union doch noch für das passendste Land dazu, und freue mich unendlich darauf seine werthe Bekanntschaft zu machen.« »Sie könnten Einem die Lust zur Auswanderung verleiden« sagte lächelnd Professor Lobenstein, sich in das Gespräch mischend, »wenn man eben noch eine Wahl behalten hätte. Jedenfalls is$ ungen, als ob ihn was mit einer Stecknadel an irgend einem empfindlichen Theil gestochen haette. Es war eine grosse, fast uebermaessig starke Gestalt, die des Herrn Mehlmeier, mit einem vollen runden gutmuethigen Gesicht, sehr breiten Schultern und stattlichem, etwas bauchigem Koerper, Marie aber sowohl wie Eduard, und selbst Anna konnten sich kaum eines Laechelns erwehren, als er den Mund oeffnete, und mit einer ganz feinen weichen, fast weiblichen Stimme ausrief: "Was befehlen Sie Herr Steinert?" "Ach lieber Herr Mehlmeier," rief aber Herr Steinert -- "ich wollte mir vor allen Dingen die Freiheit nehmen, Sie den Damen hier, die wir so gluecklich sind kuenftige Reisegefaehrtinnen von uns zu nennen, nach aller Form vorzustellen -- Herr Christian Mehlmeier von Schmalkalden -- und -- aber ich weiss wahrhaftig Ihren eigenen Namen noch nicht, meine Damen --" "Die Familie des Professor Lobenstein aus Heilingen" nahm hier Eduard das Wort, der sich jetzt besonders fuer den dicken Mann mit der feinen Stimme interessi$ emselben Moment fast bewusstlos dem stieren, fest und entsetzt auf ihm haftenden Blick seines Weibes. Henkel war todtenbleich geworden, aber er nahm jetzt das Kaestchen fast mechanisch aus Clara's Hand, verschloss es und steckte den Schluessel wieder in die Tasche, waehrend er sich abwandte, die niedergefallenen Papiere "Hast Du das Geld, Clara?" rief Marie lachend, die in dem Augenblick gerade nach dem Rande des Quarterdecks gesprungen war, die Ursache eines neuen Laermes zu erkunden, der von der Zwischendecksluke heraustoente -- "ich glaube dort unten schlagen sie sich." "Hier ist es" sagte Clara, sich gewaltsam sammelnd und ihr das Geldstueck, das sie noch in der Hand hielt, reichend -- "gieb es dem Mann." "Gott vergelt's tausendfach" sagte der Handwerksbursch, der indessen bei den anderen Passagieren, mangelnden kleinen Geldes wegen, ebenfalls mit sehr geringem Erfolg gesammelt hatte, und jetzt ebenfalls ungeduldig nach dem Zwischendeck hinabschaute -- "da unten schmeissen sie sich aber, glaub' ich, und d$ als der Andere, und die Raeumlichkeit eines Schiffes ist nicht die eines Hauses mit so und so viel Stuben, Kammern und Boden. Hat der Auswanderer also _viel_ Gepaeck, so suche er sich vor allen Dingen das, was er _unterwegs notwendig_ bei sich fuehren _muss_ (und je weniger das ist desto angenehmer ist es fuer ihn und die Anderen) und packe das in eine kleine Kiste, die am bequemsten drei Fuss lang, zwei Fuss breit und anderthalb oder zwei Fuss hoch sein kann und mit einem verschliessbaren Deckel (weniger zweckmaessig sind Vorlegeschlosser, die leicht unterwegs abgestossen werden koennen) versehen ist. Die Coyen sind gewoehnlich nur sechs Fuss und vielleicht einige Zoll lang, und hat man nur drei Fuss lange Kisten, die aber, der unteren Coyen wegen, nicht zu hoch sein duerfen, bei sich, so koennen vor der eigenen Coye zwei neben einander stehn, dienen, wenn geschlossen, zum Sitz, und nehmen nicht viel Raum, in dem ohnedies $ r herzieht; So heult der Sturm den Brausesang, So brüllt das Meer im Grund, Des Weltenwütens Sterbedrang, Der Tod am Leben wund. Weh -- weh -- ein Ton in mir Zur Meeresbrandung schwillt, Die aller Ufer Qualrevier Mit bangem Schrei erfüllt. Bis einst des Schweigens Abgrund weit Den Mutterschooss auftut, Und alles Leben, alles Leid Erlöst im Tode ruht. Urseiender Wahrheit Die werdende Klarheit; Das grosse »An-sich«, Beim Zahl-viel Ans All-ziel Erinnere dich. Da draussen das Ende; -- Dass im Innern Das Aussen fände, Was aussen ist; Von Anfang du bist. Die Einzelheit, Doch vorwärts Und rückwärts Die Ewigkeit. Ein Schweben Um zuckende Flammen; Zur Sonne zusammen. Stets kleiner Zum Nichts sie verschwindet. Tauchst dort du, immerfort du, Ohne Rast du, so hast du Im Nichts das All ergründet. Wo du fragst Wohl Antwort erwerben, Zum All wohl sterben. Magst zählen, Magst schwellen, Zum Endlosen streben. Zu Gott durch Leben. Und aussen Lernen. Von bekannten Sternen. Wusstest schon Vorm Unterricht, Dein eigen Gesicht. Was$ sie voll Entzücken an; sie lachte so leicht, so mühelos, es lief über sie hin wie ein Windhauch über den See; so lachte niemand anders. »Was treibst du da!« rief sie endlich. »Dummes Zeug, Fränzchen; ich scharmutziere mit den Schatten.« »Das kannst du bleiben lassen.« Er wollte ihre beiden Hände fassen; sie aber, die in diesem Augenblick sich nach der Gartenmauer umgesehen, zog ein Messerchen aus ihrer Tasche und schnitt damit die aufgeblühten Rosen aus den Büschen. »Ich werde Potpourri machen auf den Abend,« sagte sie, während sie die Rosen an der Erde sorgfältig zu einem Häuflein zusammenlegte. Er sah geduldig zu; er wußte schon, man mußte sie gewähren lassen. »Und nun?« fragte er, nachdem sie das Messer wieder eingeschlagen und in den Schlitz ihrer Robe hatte gleiten lassen. »Nun? Konstantin! -- -- Beisammen sein und die Stunden schlagen hören.« -- Und so geschah es. -- Vor ihnen drüben in dem Zitronenbirnbaum flog der Buchfink ab und zu, und sie hörten tief im Laube das Kreischen der Nestlinge; dann wied$ beschämen. Ein Reisender ist so gewohnt Aus Gütigkeit fürlieb zu nehmen, Ich weiß zu gut, daß solch' erfahrnen Mann Mein arm Gespräch nicht unterhalten kann. Ein Blick von dir, Ein Wort mehr unterhält, Als alle Weisheit dieser Welt. (Er küßt ihre Hand.) _Margarete._ Incommodirt euch nicht! Wie könnt ihr sie nur küssen? Sie ist so garstig, ist so rauh! Was hab' ich nicht schon alles schaffen müssen! Die Mutter ist gar zu genau. (Gehn vorüber.) Und ihr, mein Herr, ihr reis't so immer fort? _Mephistopheles._ Ach, daß Gewerb' und Pflicht uns dazu treiben! Mit wie viel Schmerz verläßt man manchen Ort, Und darf doch nun einmal nicht bleiben! In raschen Jahren geht's wohl an, So um und um frey durch die Welt zu streifen; Doch kömmt die böse Zeit heran, Und sich als Hagestolz allein zum Grab' zu schleifen, Das hat noch keinem wohl gethan. _Mephistopheles._ Mit Grausen seh' ich das von weiten. Drum, werther Herr, berathet euch in Zeiten. (Gehn vorüber.) _Margarete._ Ja, aus den Augen aus dem Sinn! Die Höflichkeit ist $ dazu haben.« Maja sah, wie Tränen in seine Augen traten, und ihr Herz wurde von Mitleid ergriffen. Aber plötzlich kam Bewegung in Kurt. Er wischte die Tränen aus den Augen und trat vorsichtig hinter einen Erdhaufen, den seine Freundin wahrscheinlich aus ihrer Wohnung geschaufelt hatte, und Maja sah einen kleinen rötlichen Regenwurm durch die Gräser kommen. Er hatte eine sehr ungewöhnliche Art der Fortbewegung, bald machte er sich lang und dünn, dann wieder kurz und dick, und seine rote Körperspitze bestand aus lauter zarten Ringen, die sich lautlos verschoben und vorantasteten. Sie erschrak sehr, als Kurt plötzlich einen Schritt aus seinem Versteck hervor machte, den Wurm ergriff und ihn in zwei Hälften zerbiß. Er begann gelassen die eine Hälfte zu verzehren und kümmerte sich wenig um die verzweifelten Windungen, die die beiden Wurmhälften am Boden und in seinen Armen ausführten. Es war ein ganz kleiner Wurm. »Nur Geduld,« sagte Kurt, »gleich ist es vorüber.« Aber während er kaute, schien er wieder an Iffi z$ gel zu brauchen, in einem riesigen Bogen und, wie es Maja erschien, in einer an Wahnsinn grenzenden Tollkühnheit. Aber da war er schon wieder. Sie hatte nicht sehen können, woher er kam, aber nun saß er neben ihr auf dem Blatt der Akeleiblume. Er betrachtete sie von allen Seiten, von hinten und von vorn: »Nein,« sagte er dann schnippisch, »Sie können allerdings keine Eier legen, Sie sind nicht darauf eingerichtet. Sie haben keinen Legestachel.« »Was,« sagte Maja, »keinen Legestachel?« Sie deckte sich etwas mit ihren Flügeln zu und drehte sich so um, daß der Fremde nur ihr Gesicht sehn »Ja natürlich. Fallen Sie nur nicht von Ihrem Podium, Mamsell. Sie sind eine Wespe, nicht wahr?« Etwas Schlimmeres hätte nun der kleinen Maja in aller Welt nicht begegnen können. »Schockschwerenot!« rief sie. »Hoppla!« antwortete der Grashüpfer und fort war er. »Ich werde ganz nervös über so einer Person«, sagte Maja und beschloß fortzufliegen. Solange sie denken konnte, war ihr eine solche Beleidigung noch nicht widerfahren. Mi$ halb ist es so verstimmt. Am Stiel des Blattes machte es halt, und nun sah Maja zu ihrer Verwunderung, daß es einen kleinen braunen Tropfen zurückgelassen hatte. Wie apart, dachte sie, aber da verbreitete sich plötzlich ein furchtbarer Geruch in der Luft, der von diesem braunen Tropfen ausging. Die Biene wurde beinahe betäubt, so eindringlich und widerwärtig war dieser Geruch, und so rasch sie konnte, flog sie empor und setzte sich auf eine Himbeere, hielt sich die Nase zu und schüttelte sich vor Aufregung und Entsetzen. »Ja, warum lassen Sie sich mit einer Wanze ein,« sagte jemand über ihr »Lachen Sie nicht!« rief Maja. Sie sah sich um. Über ihr auf einem feinen schaukelnden Trieb des Himbeerbusches saß ein weißer Schmetterling. Er klappte seine großen Flügel langsam auf und wieder zu, lautlos und von der Sonne beglückt. Seine Flügel hatten schwarze Ecken, auch waren mitten darauf runde schwarze Punkte, auf jedem Flügel einer, so daß es zusammen vier waren. Maja hatte schon viele Schmetterlinge gesehen, aber$ te. Nun waren wir zu fünft, die Arbeit konnte beginnen. Die erste Frage, die uns entgegentrat, war die Frage der Deckung. Wir mußten wissen, auf wieviel Monate das Land mit unentbehrlichen Stoffen versorgt war; davon hing jede Maßnahme ab. Die Meinungen der Industriellen widersprachen sich und gingen manchmal um das zehnfache auseinander. Eine maßgebliche Stelle fragte ich: Wie ist es, kann man eine Statistik über diese Sachen bekommen? »Jawohl«, sagte man mir, »diese Statistik ist zu schaffen«. Wann? »Etwa in sechs Monaten«. Und wenn ich sie in vierzehn Tagen haben muß, weil die Sache drängt? Da antwortete man mir: »Da gibt es keine«. Ich mußte sie aber haben, und hatte sie in vierzehn Erforderlich war ein gewagter Griff, eine Hypothese; und diese Hypothese hat sich bewährt. Angenommen wurde, daß das Deckungsverhältnis im Durchschnitt der deutschen Wirtschaft annähernd das gleiche sein müßte, wie bei einer größeren, beliebig herausgegriffenen Gruppe. 900 bis 1000 Lieferanten hatte das Kriegsministerium. Wenn$ s 2177-2315: Rother, called Dietrich, woos the willing princess._ Am Fenster stand die Prinzessin, Bald kam der junge Held Über den Hof gegangen. Da ward er wohl empfangen 2180 Von zweien Rittern ehrlich. Dann ging der Recke Dietrich, Wo die Kemenate offen stand; Darein ging der wohlgestalte Held. Den hiess die junge Prinzessin 2185 Selber wilkommen sein Und sagte, was er da bitte, Das würde sie gerne tun Nach ihrer beider Ehre. "Ich habe dich gern, o Herr, 2190 Wegen deiner Tüchtigkeit gesehn; Aus anderm Grund ist's nicht geschehn. Diese niedlichen Schuhe, Die sollst du mir anziehen." "Sehr gerne," sprach Dietrich, 2195 "Da du es von mir verlangst." Der Herr setzte sich ihr zu Füssen, Sehr schön war sein Gebaren. Auf sein Bein setzte sie den Fuss, Nie wurde Frau besser geschuht. 2200 Da sprach der listige Mann: "Nun sage mir, schöne Herrin, Bescheid auf deine Treu$ ist him._ Als Martin der Affe das vernommen, Reinke wolle zu Hofe kommen, Zu reisen gedacht' er just nach Rom. Er ging ihm entgegen und sprach: "Lieber Ohm, Fasst Euch ein Herz und frischen Mut." 5 Den Stand seiner Sache kannt' er gut, Doch frug er nach ein und anderm Stück. Reineke sprach: "Mir ist das Glück In diesen Tagen sehr zuwider. Gegen mich klagen und zeugen wieder 10 Etliche Diebe, wer es auch sei, Das Kaninchen ist und die Krähe dabei. Der eine hat sein Weib verloren, Der andre die Hälfte von seinen Ohren. Könnt' ich selber vor den König kommen, 15 So sollt' es beiden wenig frommen. Was mir am meisten schaden kann, Ist dies: Ich bin in des Papstes Bann. Der Probst hat in der Sache Macht, Aus dem der König selber viel macht. 20 Warum man in den Bann mich tat, Ist, weil ich Isegrim gab den Rat, Da er ein Klausner war geworden, Dass er weglief' aus dem Orden, In den er bei Clemar sich begeben. $ nicht hierunten fest? 30 Und steigen freundlich blickend Ewige Sterne nicht herauf? Schau' ich nicht Aug' in Auge dir, Und drängt nicht alles Nach Haupt und Herzen dir, 35 Und webt in ewigem Geheimnis Unsichtbar sichtbar neben dir? Erfüll' davon dein Herz, so gross es ist, Und wenn du ganz in dem Gefühle selig bist, Nenn's Glück! Herz! Liebe! Gott! 40 Ich habe keinen Namen Dafür! Gefühl ist alles; Name ist Schall und Rauch, Umnebelnd Himmelsglut. Das ist alles recht schön und gut; 45 Ungefähr sagt das der Pfarrer auch, Nur mit ein bischen andern Worten. Es sagen's aller Orten Alle Herzen unter dem himmlischen Tage, Jedes in seiner Sprache; 50 Warum nicht ich in der meinen? Wenn man's so hört, möcht's leidlich scheinen, Steht aber doch immer schief darum; Denn du hast kein Christent$ eilten, wie manche, z. B. Krates von Mallos, auch den Homer nach neun Gesängen ordneten, so hat auch Goethe sein kleines Epos in neun Gesänge zerlegt und jeden nach einer Muse benannt. Er ließ die Musen abwechselnd singen mit schöner Stimme von der Götter Herrlichkeit und den Schmerzen der Endlichkeit: [Greek: ameibomenai opi kalê humneusin rha theôn dôr' ambrota êd' anthrôpôn tlêmosunas.] Und ganz wie die Grammatiker jedem Gesange des Homer eine Ueberschrift gegeben hatten, die dessen Inhalt andeuten sollte, z. B. [Greek: ta en Pylô, nekuia, mnestêrophonia, oneiros], so überschrieb auch Goethe jeden Gesang mit einem ganz allgemein gehaltenen Titel, z. B. Schicksal und Anteil, die Weltbürger, das Zeitalter u. s. w. Alles dies fand man unbescheiden (so z. B. der Rezensent in der Bibliothek der schönen Wissenschaften) zumal im Hinblick auf jenes Epigramm, welches erzählt, daß Herodot die Musen bewirtet und von jeder eines seiner Bücher zum Zeichen der Dankbarkeit erhalten habe. All$ das Zimmer der Männer verläßt und wieder betritt und vom Gewitter spricht und, daß der Mond sich schon verdunkelt habe, und von der Gefahr der Nacht und die Freunde lebhaft tadelt, daß sie von Hermann sich getrennt, und der Vater unmutig nach Weise der Männer sie bedeutet: Mach nicht schlimmer das Uebel; du siehst, wir harren ja selbst. Oder die muntern Worte, mit denen der Vater die eben hereingetretene Dorothea neckend begrüßt: Ja, das gefällt mir, mein Kind u. s. w.; oder auch diejenigen, die er später spricht im Widerwillen gegen das Weinen des Mädchens: Also das ist mir zuletzt für die höchste Nachsicht geworden u. s. w. Nachdem wir in dem Bisherigen die substanzielle Welt, die sich hier vor uns öffnet, besprochen haben, gehe ich über zur Beleuchtung der individuellen Charakterbilder, die der Dichter auf diesem Boden, in dieser Atmosphäre uns vorführt und in denen der allgemeine darin herrschende Geist sich individualisiert, sich zusammenfaßt. Der Hausvater, ein behaglicher, wohl etwas beleibter Wirt, de$ nd sah zu, wenn die Herrin mit den Katzen spielte, als ob es ihre Kinder wären. Jedes der Tiere trug ein buntes Bändchen um den Hals und jedes hatte seinen Namen und seine Würde. Gleichmäßig flossen die Jahre an Donna Johanna vorüber wie Wasser an einer steinernen Mauer. Lange, viele Jahre. Sie alle fanden die edle Frau versunken in ein Spiel, ja, nur in den kargen Abglanz eines Spiels, in stumpfer Unwissenheit von sich selbst, in niemals erleuchtetem Draußen in der Welt hatte sich mancherlei begeben. Der Knabe Carlos war zum Mann geworden, und die Fürsten hatten ihn zum römischen Kaiser gewählt. Er führte Kriege gegen die Ketzer und warf sie zu Boden. Er war stark in der Tat und stark im Wort. Sein ganzes Leben war ein Krieg: voller Blut, voller List. Heißdrängender Ehrgeiz lockte ihn von Enttäuschung zu Enttäuschung. Sein wahres Gesicht trug er verborgen hinter vielen andern Gesichtern. Er hatte viele Gesichter gegen die Menschen, aber sein Gesicht vor Gott war immer dasselbe: schwermütig und Einst war er a$ habe bei Mistreß Duncomb Quartier bezogen, wollten Tom und Bill um jeden Preis etwas unternehmen. Mit Strickleitern, Spreng- und Sägewerkzeugen machten sie sich auf den Weg und kamen genau zu der Zeit an, wo der Mond hinter die Dächer der Häuser sank. Zuerst wollten sie an das Tor pochen in einer Weise, die Sara kennen mußte und, weil sie nahbei schlief, auch hören konnte. Wenn dann ein anderer aufmachte, so war es eben um ihn geschehen, falls er unbewaffnet und ahnungslos war. Sehr überrascht waren nun die Elenden, als sie das Tor offen sahen; sie dachten an eine Falle. Vorsichtig warteten sie; nichts Verdächtiges zeigte sich. Mary Tracy blieb auf Wache, die beiden Alexander begaben sich hinein, krochen zur Treppe, ein Lichtschimmer von oben erleichterte den Weg, und sie fanden eine offenstehende Stubentüre. Mary Tracy, die in der Dunkelheit dabeigestanden, als der Schotte aus dem Wagen gestiegen, hatte ihnen seine Erscheinung beschrieben, und als sie den Schlafenden gewahrten, zweifelten sie nicht, daß sie$ e ihren gedrückt, ehe seine Hand nach dem Mordmesser gegriffen. Sie vermählte die eigene, finsterempfundene Schuld mit seiner größeren. Was ihn von der Menschheit abschnitt, knüpfte ihn an sie. Seine Gründe zu der Tat? Sie fragte nicht darnach. Sicherlich hatte die Tat damals Wurzel geschlagen, als sie ihn zuerst gesehen, als er den ganzen Wald, den ganzen Frühling in sich hineingeschluckt hatte. Gleichviel, ob er die Hände in Sonnenlicht oder in Blut tauchte, beides gehörte zu seinem Bild, zu ihrer dunklen Leidenschaft und Fualdes war der böse Dämon und das verderbliche Prinzip. Ach, dachte sie in ihrem sonderbaren Grübeln, hätte ich es gewußt, so hätte ich selbst es vollbracht und hätte eine Heldin sein können wie Charlotte Corday. Doch warum leugnete, warum schwieg Bastide? warum jener Blick zermalmender Verachtung, den sie nicht vergessen konnte und der noch immer auf ihrer Haut wie ein Schandmal brannte? War er zu stolz, sich einem Spruch zu beugen, der seine Tat nicht besser erachtete als die jedes Stra$ ins Feld, wurde verwundet, ist aber glücklich geheilt und nun wohlbehalten zurückgekommen. Außer ihm habe ich drei Mädchen und einen kleinen Jungen. Die beiden jüngsten der Mädchen sind eigentlich in Italien groß geworden und konnten keine Silbe deutsch, wie sie, die älteste im zehnten Jahre, nach Wien kamen. Ich wünschte, Sie sähen sie. Es sind zwei unendlich liebe Geschöpfe. Der kleine Junge ist erst fünf Jahre. Zwei Söhne hatte ich das Unglück in Rom zu verlieren, eine Tochter, mit der meine Frau, als sie eine Reise nach Paris machte, niederkam, ohne daß ich sie sah. So wissen Sie meine äußeren Schicksale. Von den inneren läßt sich nur reden, nicht schreiben. Nun nehmen Sie noch einmal meinen herzlichen Dank. Ich weiß nicht, ob ich Sie je wiedersehen werde, und ich darf es kaum hoffen. Ich kann mir auch jetzt kein deutliches Bild von Ihnen machen. Allein wenn daher auch das, was ich von Ihnen in der Seele trage, eine Erscheinung der Vergangenheit ist, sogar eine, an die meine Einbildungskraft vieles, über $ fest zu beruhigen, es ist schon Pflicht der Dankbarkeit für die vertrauensvolle, innige, rücksichtslose Hingabe, die Sie mir seit einer langen Reihe von Jahren bewiesen und offen gezeigt haben. Das Jahr ist am Abscheiden, und wie ich gern verweile bei so viel schönen Genüssen, die es gewährte, worunter ich auch Ihr Wiedersehen rechne, so scheide ich nicht ohne sehr trübe Ahnung dessen, was das kommende bringen kann -- und ich erkenne mit wehem Gefühl, daß es ähnlich in Ihrem Gemüte ist. Möge die Vorsehung von Ihnen, gute Charlotte, neue Prüfung abwenden! Das ist mein herzlicher Wunsch. Seit unserer Rückkunft ist meine Frau bedeutend an mehreren zusammenkommenden Übeln krank; es ist wenigstens kein Zeitpunkt der Besserung mit Wahrscheinlichkeit vorauszusehen. Dies stört meine innere Lage in diesem Winter sehr. Ich bitte Sie, mir den 30. d. M zu schreiben. Leben Sie recht wohl und rechnen Sie immer auf meine Ihnen bekannten Gesinnungen der Zuneigung und lebhaften Teilnahme. Ganz der Ihrige. H. _Be$ er großen, nie durch einzelnes gestörten noch störbaren Ordnung der Dinge, und da diese gewiß zu etwas Höherem und endlich zu einem Endpunkte führt, in dem alle Zweifel sich lösen, alle Schwierigkeiten sich ausgleichen, alle früher oft verwirrt und im Widerspruch klingenden Töne sich in einen mächtigen Einklang vereinigen, so muß auch er mit eben dieser Ordnung zu dem gleichen Punkte gelangen. Der Charakter, den die Natur an sich trägt, ist auch immer ein so zarter, kein auch die feinste Empfindung verletzender. Die Heiterkeit, die Freude, der Glanz, den sie über sich verbreitet, die Pracht und Herrlichkeit, in die sie sich kleidet, haben nie etwas Anmaßendes oder Zurückstoßendes. Wer auch noch so tief in Kummer oder Gram versenkt ist, überläßt sich doch gern den Gefühlen, welche die tausendfältigen Blüten des sich verjüngenden Jahres, das fröhliche Zwitschern der Vögel, das prachtvolle Glänzen aller Gegenstände in vollen Strahlen der immer mehr Stärke gewinnenden Sonne erwecken. Der Schmerz nimmt die Farbe d$ schien es zu fühlen; sie neigte die Stirn; alles war plötzlich so sanft an ihr, Gang, Blick und Haltung, unsagbar innerlich und beredt. Sie ging wie mit einer Lampe in der Hand, die nicht verlöschen durfte. Aber trotzdem es so aussah, trotzdem diese unsichtbare Lampe ihre ganze Aufmerksamkeit zu beanspruchen schien, war es, als sehe und spüre sie alles, was rund um sie war, mit zehnfach geschärften Sinnen. Als sie in das nächste Zimmer treten wollte, kam Schwester Emilie, eine ältere Person, aus der Tür. Sie sagte: »Mit Nummer 42 geht es jetzt zu »Rufen Sie Doktor Strygowski,« antwortete Olivia. * * * * * Vor dem kleinen Raum, in welchem Nummer 42 lag, standen flüsternd einige Schwestern. Sie folgten Doktor Strygowski, als er zu dem Bett des Unbekannten ging. Robert Lamm hatte sich unter sie gemischt. Olivia bemerkte ihn im Vorüberschreiten und nickte ihm zu wie am Abend, ohne zu lächeln, doch mit einem verwunderten Aufschimmern des Blicks. Nicht Neugier hatte Lamm hergezogen, s$ s cut from the back of the chamois, when arranged in rosette style and worn as a kind of trophy by chamois-hunters on the left side of their Alpine hats. 5-2. {=elegant´=}, note the accent. 5-3. {=sei=} (indirect subj.), _was_ (as she thought). 5-4. {=nicht ganz bei Trost sein=} (colloq. phrase), _not to be in one's right mind_, or _to be slightly cracked_. 5-5. {=mit der Krone und dem »L«=} _with the small silver-crown_ (a badge fastened to the caps of government-officials) _and beneath it the letter "L"_ (standing for {Landgericht} = Provincial Court of 5-6. {=wäre=}, conditional subj. after {als, als ob, als wenn, wie 5-7. {=ihr=} (dat.), to her = _in her opinion_. 5-8. {=Mensch=}, here: _common mortal_, humorously in contrast to {Beamter} (office-holder). 5-9. {=vor sich=} or {vor sich hin} (a phrase), _as to herself_. 5-10. {=als=} (southern dialect = {alles} or {allzeit}) for {immer}, 5-11. {=es= geht fort}, cf. Page 3, Note 4. 5-12. {ich =muß fort=}. The infinitive of a verb of motion, as {gehen} or {r$ here. 9-11. {das =Fuscherthal=}, _Valley of the_ (river) _Fusch_, in the Tauern Mountains. 9-12. {=in verwittertem Lodenkittel=}, in English with indef. article. =Page 10.=--10-1. {=sich=} (dat.) {von der Stirn} (idiom., dat. of pers. pron. for possess.) = {von _seiner_ Stirn}. 10-2. {=wollte=}, mood? why? cf. Page 5, Note 6. 10-3. ({hast} ...) {=lassen=} (infinitive) for {gelassen} (perf. partic.) idiom., with the modal auxiliaries; {du hast dich locken lassen} (reflexive form in a passive sense as frequently), _you could be induced to ..._ 10-4. {=du hättest=} (potential subj.) {=auch=}, _you might just as well have ..._ 10-5. {=war zu machen=}, the auxil. {sein} with {zu} and the infinitive is always used in a passive sense, _could be done_. 10-6. {=daß nit=} (dialect.) for {daß Sie nicht}. 10-7. {=Ihr=}, _you_, sometimes used in addressing people of the rural districts, implies neither the familiarity of {Du}, nor the formality 10-8. {=unsereins, was=} (indef. neuter for masc. and femin.) = {unsereiner, d$ s Sternes auf der anderen Seite, kann das Ganze wie auf zwei Beinen aufrecht stehen. Man wäre versucht zu glauben, dieses Gebilde hätte früher irgendeine zweckmäßige Form gehabt und jetzt sei es nur zerbrochen. Dies scheint aber nicht der Fall zu sein; wenigstens findet sich kein Anzeichen dafür; nirgends sind Ansätze oder Bruchstellen zu sehen, die auf etwas Derartiges hinweisen würden; das Ganze erscheint zwar sinnlos, aber in seiner Art abgeschlossen. Näheres läßt sich übrigens nicht darüber sagen, da Odradek außerordentlich beweglich und nicht zu fangen ist. Er hält sich abwechselnd auf dem Dachboden, im Treppenhaus, auf den Gängen, im Flur auf. Manchmal ist er monatelang nicht zu sehen; da ist er wohl in andere Häuser übersiedelt; doch kehrt er dann unweigerlich wieder in unser Haus zurück. Manchmal, wenn man aus der Tür tritt und er lehnt gerade unten am Treppengeländer, hat man Lust, ihn anzusprechen. Natürlich stellt man an ihn keine schwierigen Fragen, sondern behandelt ihn -- schon seine Winzigkeit $ Sie waren unter den Vorbergen nordwärts vollkommen zufrieden mit dem, was sie erhalten hatten, und hätten gern auf alles weitere verzichtet, allein das Weitere und Übrige kam, und sie hatten es hinzunehmen, wie es kam. Ihre Anmerkungen durften sie freilich darüber machen; niemand hinderte sie. Es regnete stoßweise in die nahende Dunkelheit hinein, und stoßweise durchgellte ein scharfer, beißender Nordwind, ein geborener Isländer oder gar Spitzbergener, aus der norddeutschen Tiefebene her die Lüfte, die Schlöte und die Ohren und ärgerte sich sehr an dem Gebirge, das er, wie es schien, ganz gegen seine Vermutung auf seinem Wege nach Süden gefunden hatte. Er war aber mit der Nase darauf gestoßen oder vielleicht auch darauf gestoßen worden und heulte gleich einem bösen Buben, der gleichfalls mit dem erwähnten Glied auf irgend etwas aufmerksam gemacht und hingewiesen wurde. Ohne alle Umschreibung: der Herbstabend kam früh, war dunkel und recht stürmisch; -- wer noch auf der Landstraße oder auf den durchweichten W$ ich gar vor Lachen am Tische. Am vergnügtesten sah noch der Oberst aus, und dieser erhob nunmehr auch sein dampfendes Glas und sprach: »So erlaube ich mir denn, als ein wie vom Himmel in diese Behaglichkeit hineingefallener Fremdling gleichfalls auf diesen schönen und wichtigen Gedenktag und Abend zu trinken. Dreißig Jahre sind eine lange Zeit; manches wird darin anders -- Gesichter und Meinungen. Und meine gnädige Dame und meine guten Herren, auch ich kann heute ebenfalls ein mir sehr merkwürdiges und folgenreiches Gedächtnisfest feiern; -- auch mir sind heute gerade dreißig Jahre vergangen, seit ich zum erstenmale im Feuer stand und zwar an Bord der chilenischen Fregatte >Juan Fernandez< gegen den >Diablo blanco<, den weißen Teufel, ein Schiff der Republik Haity, um am folgenden Morgen mit einem Holzsplitter in der Hüfte und einem Beilhieb über der Schulter im Raum des Niggerpiraten aus der Bewußtlosigkeit aufzuwachen!« »Wozu man freilich heute noch gratulieren kann,« brummte der Doktor, während die anderen$ mochte, war mir ganz gleichgültig. Ich war zu allem bereit, zum Leben wie zum Sterben, und verkaufte, da ich Hunger hatte, um wenigstens das allernächste Behagen noch einmal festzuhalten, mein Halstuch und mein Taschentuch an einen wandernden Trödler. Traktierte darauf meinen ersten guten Bekannten auf amerikanischem Boden, den einarmigen Mulatten Aaron Toothache, und zwar in einem Lokale, in dem Volk zusammensaß, von welchem man hier am Tische kaum einen Begriff haben kann. Hier lernte ich einen Haufen Gesindel von vorbenanntem Fregattschiff der Republik Chile, dem braven >Juan Fernandez<, kennen, und wir gefielen uns gegenseitig. Wie die Bekanntschaft endlich im Schiffsraume des >weißen Satans< auslief, habe ich euch bereits mitgeteilt.« Sie waren ihm während der letzten Minuten alle auf den Leib gerückt. Sie schienen nach seinen letzten Äußerungen ihre geheime Scheu und Abneigung gegen ihn gänzlich überwunden zu haben! Sie waren ihm so dicht an die Ellenbogen gerückt, daß ihm die Luft auszugehen schien. Bl$ r an). Frau Alving, Sie hätten mich wohl wie das Kind eines vornehmen Mannes erziehen lassen können; das hätte besser für mich gepaßt. (Wirft den Kopf zurück.) -- Aber nun ist's geschehen! Es ist schließlich auch gleichgiltig! (Mit einem gehässigen Seitenblick auf die Champagnerflasche.) Ich kann vielleicht doch noch einmal Champagner mit vornehmen Leuten trinken! =Frau Alving.= Und wenn du dich nach einem Heim sehnst, Regine, so komm =Regine.= Nein, ich danke Ihnen, Frau Alving. Pastor Manders wird sich meiner wohl annehmen. Und wenn es mir sehr schlecht gehen sollte, so weiß ich ja immer noch ein Haus, wo ich hin gehöre. =Frau Alving.= Und das wäre? =Regine.= Kammerherr Alvings Asyl. =Frau Alving.= Regine, -- jetzt sehe ich es klar, -- du wirst zu Grunde =Regine.= Ah, bah! -- Adieu. (Sie grüßt und geht durch das Vorzimmer =Oswald= (steht am Fenster und blickt hinaus). Ist sie gegangen? =Frau Alving.= Ja. =Oswald= (murmelt vor sich hin). Ich glaube, dies hier war verkehrt. =Frau Alving= (geht zu ihm und legt$ erstehe das Englische so gut, wie das Deutsche. Ich lese Shakespeare und habe nie ein deutsch-englisches Wörterbuch gebraucht. Wo habe ich die Wörter, die Shakespeare braucht, gelernt? Habe ich sie aus meinem deutsch-englischen Wörterbuche? Nein. Habe ich die Wörter von meinem Lehrer? Nein. Habe ich sie auf der Straße, in der Gesellschaft gehört? Nein. Wie weiß ich die Wörter? Sie (= die Wörter) kommen von selbst. Wie? Das weiß ich nicht. Und wie es mir im Englischen ging, so wird es Ihnen im Deutschen gehen. So wie die Blätter an dem Baume wachsen (= kommen), so wachsen auch die Wörter in Ihnen. H_ö_r_e_n Sie! s_p_r_e_c_h_e_n Sie! und l_e_s_e_n Sie! * * * * * Bella: Aber wir haben noch sehr wenig gelesen, Herr Meister. Herr Meister: Geduld, meine Freunde, Geduld. Wir haben ein deutsches Sprichwort; das heißt: »Rom ist nicht an e_i_n_e_m Tage gebaut Anna: Das haben wir auch im Englischen. Louis: Was bedeutet »gebaut«? Otto: Louis, ich will das Sprichwort so sagen: »Rom ist nicht $ sche Bibel, und hier gab er uns die deutsche Sprache, die wir heute sprechen. Ist dieses nicht heilige Erde, meine Brüder? Und sehen Sie dort, -- nur wenige Meilen von hier, da lebten auch Herder und Wieland, und Schiller und Goethe. O Thüringen, mein Thüringen, du bist mir teuer! Du bist das Herz Deutschlands, und die Kultur, unser Leben kommt von dir und geht in alle, alle Teile. Darum lieben wir dich, mein Thüringen, mit unsrem ganzen Herzen. Und nun, ihr Turnbrüder, alle, rufet: ,Thüringen, Thüringen, lebe hoch!'« So sprach mein Freund. O, lieber Louis, Du hättest das »Hoch« hören sollen, das Hoch von tausend starken Männern gerufen. Du hättest den Enthusiasmus sehen sollen! Ich werde das niemals, niemals vergessen. Aber hier will ich meinen Brief schließen (= enden), er ist lang, Grüße mir Deine Freundinnen Anna und Bella und auch Herrn Meister. Wunderst Du Dich, daß ich den Namen Deiner Freunde kenne? Ah, ein kleiner Vogel kam aus New York nach Berlin und sagte mir alles. Schreibe bald $ Du stirbst! die Erd erschüttert. Die Arbeit hab ich dir gemacht. Herr, meine Seele zittert. Was ist der Mensch, den du befreyt? O wär ich doch ganz Dankbarkeit! Herr, laß mich Gnade finden. Und deine Liebe dringe mich, Daß ich dich wieder lieb, und dich Nie kreuzige mit Sünden! Welch Warten einer ewgen Pein Für die, die dich verachten; Die, solcher Gnade werth zu seyn, Nach keinem Glauben trachten! Für die, die dein Verdienst gestehn, Und dich durch ihre Laster schmähn, Als einen Sünderdiener! Wer dich nicht liebt, kömmt ins Gericht. Wer nicht dein Wort hält, liebt dich nicht; Ihm bist du kein Versühner. Du hasts gesagt. Du wirst die Kraft Zur Heiligung mir schenken. Dein Blut ists, das mir Trost verschafft, Wenn mich die Sünden kränken. Laß mich im Eifer des Gebets, Laß mich in Lieb und Demuth stets Vor dir erfunden werden. Dein Heil sey mir der Schirm in Noth, Mein Stab im Glück, mein Schild im Tod, $ Und den Lüsten widerstreben. Er verläßt den Schwachen nicht; Dieß ist meine Zuversicht. Jesus lebt, ich bin gewiß, Nichts soll mich von Jesu scheiden, Keine Macht der Finsterniß, Keine Herrlichkeit, kein Leiden. Er giebt Kraft zu dieser Pflicht; Dieß ist meine Zuversicht. Jesus lebt, nun ist der Tod Mir der Eingang in das Leben. Welchen Trost in Todesnoth Wird er meiner Seele geben, Wenn sie gläubig zu ihm spricht: Herr, Herr, meine Zuversicht! Betrachtung des Todes. Wie sicher lebt der Mensch, der Staub! Sein Leben ist ein fallend Laub; Und dennoch schmeichelt er sich gern, Der Tag des Todes sey noch fern. Der Jüngling hofft des Greises Ziel, Der Mann noch seiner Jahre viel, Der Greis zu vielen noch ein Jahr, Und keiner nimmt den Irrthum wahr. Sprich nicht: Ich denk in Glück und Noth Im Herzen oft an meinen Tod. Der, den der Tod nicht weiser macht, Hat nie mit Ernst an ihn gedacht. Wir leben hier zu$ errn Toffeln seinem Hause vorbeiging, so zog ich allemal die Mütze in die Augen, damit mich niemand kennen sollte. Ich traf auch ungefähr einen halben Landsmann in London an, welcher ein brav Kerl war und im Kriege sich schon tapfer erwiesen hatte, demselben erzählte ich mein Unglück. Er verehrte mir auch einen Reichstaler und versprach mir, mich frei wieder mit in meine Heimat zu nehmen; allein ich hatte den Ort vergessen, wonach ich ihn fragen sollte, und kunnte denselben also von der Zeit an, als er mir den Taler schenkte, nicht wieder antreffen. Zu meinem großen Glücke fuhren gleich zwei Tage hierauf drei Frachtwagen aus London nach Hamburg; da bat ich die Fuhrleute, daß sie mich mitnehmen sollten, ich hätte nicht viel zu verzehren. Die Fuhren waren ganz gut, und sie sagten, wenn ich ihnen des Nachts ihre Wagen bewachen würde, so wollten sie mich zehrfrei bis nach Hamburg mitnehmen. Ei sapperment! wer war froher als ich! Ich sagte, herzlich gern wollte ichs tun. Hierauf nahmen sie mich nun mit sich, und i$ und förmlich auch einzelnweise auf die Erde hinuntergeworfenen Tropfen. Das Frühstücksgeschirr stand in überreicher Zahl auf dem Tisch, denn für den Vater war das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages, die er bei der Lektüre verschiedener Zeitungen stundenlang hinzog. Gerade an der gegenüberliegenden Wand hing eine Photographie Gregors aus seiner Militärzeit, die ihn als Leutnant darstellte, wie er, die Hand am Degen, sorglos lächelnd, Respekt für seine Haltung und Uniform verlangte. Die Tür zum Vorzimmer war geöffnet, und man sah, da auch die Wohnungstür offen war, auf den Vorplatz der Wohnung hinaus und auf den Beginn der abwärts führenden Treppe. »Nun,« sagte Gregor und war sich dessen wohl bewußt, daß er der einzige war, der die Ruhe bewahrt hatte, »ich werde mich gleich anziehen, die Kollektion zusammenpacken und wegfahren. Wollt ihr, wollt ihr mich wegfahren lassen? Nun, Herr Prokurist, Sie sehen, ich bin nicht starrköpfig und ich arbeite gern; das Reisen ist beschwerlich, aber ich könnte ohne da$ ch. Ich bummelte durch's Leben hin Und dächt' nicht weiter nach. Mich plagte nicht des Grübelns Qual, Der dumme Seelenzwist, Ich wüßte ein für allemal, Was an der Sache ist. Und weil mich denn kein Teufel stört, So schlief ich recht gesund, Und wohlgenährt und hochverehrt Und würde kugelrund. Käm dann die böse Fastenzeit, So wär ich fest dabei, Bis ich mich elend abkasteit Mit Lachs und Hühnerei. Und dich, du süßes Mägdelein, Das gern zur Beichte geht, Dich nähm ich dann so ganz allein Gehörig in's Gebet. Sie war ein Blümlein hübsch und fein, Hell aufgeblüht im Sonnenschein. Er war ein junger Schmetterling, Der selig an der Blume hing. Oft kam ein Bienlein mit Gebrumm Und nascht und säuselt da herum. Oft kroch ein Käfer kribbelkrab Am hübschen Blümlein auf und ab. Ach Gott, wie das dem Schmetterling So schmerzlich durch die Seele ging. Doch was am meisten ihn entsetzt, Das Allerschlimmste kam zuletzt. Ein alter Esel fraß die ganze Von ihm so heiß geliebte Pflanze. Ich saß ver$ rialienhändler, ging in den größten und bestausgestatteten Laden und fragte den Kaufmann, ob er nicht ein gewisses Pulver habe, das er ihm nannte. Der Kaufmann, der aus Alaeddins Kleidung schloß, er müsse arm sein und werde nicht Geld genug haben, um ihn zu bezahlen, antwortete, er habe zwar dieses Pulver, allein es sei sehr teuer. Alaeddin erriet seine Gedanken, zog seinen Beutel aus der Tasche, ließ einige Goldstücke hervorblinken und verlangte dann eine halbe Drachme von dem Pulver. Der Kaufmann wog so viel ab, wickelte es ein, übergab es Alaeddin und forderte ein Goldstück dafür. Alaeddin händigte es ihm ein, und ohne sich in der Stadt länger aufzuhalten, als nötig war, um einige Nahrung zu sich zu nehmen, kehrte er nach seinem Palaste zurück. Er brauchte an der geheimen Türe nicht lange zu warten, sie wurde ihm sogleich geöffnet, und so ging er ins Gemach der Prinzessin Bedrulbudur hinauf. »Geliebte,« sprach er zu ihr, »da du so großen Widerwillen gegen deinen Entführer hast, so wird es dir vielleicht sc$ kleine Krücke und seine Glieder wurden von eisernen Schienen gestützt. »Nun, wo ist unsere Martha?« rief Bob Cratchit, im Zimmer herumschauend. »Sie kommt nicht,« sagte Mrs. Cratchit. »Sie kommt nicht?« sagte Bob mit einer plötzlichen Abnahme seiner fröhlichen Laune; denn er war den ganzen Weg von der Kirche Tims Pferd gewesen und im vollen Laufe nach Hause gerannt. »Sie kommt nicht zum Weihnachtsabend?« Martha wollte ihm keinen Schmerz verursachen, selbst nicht aus Scherz, und so trat sie hinter der Thür hervor und schlang die Arme um seinen Hals, während die beiden kleinen Cratchits sich Tiny Tims bemächtigten und ihn nach dem Waschhause trugen, damit er den Pudding im Kessel singen höre. »Und wie hat sich der kleine Tim aufgeführt?« frug Mrs. Cratchit, als sie Bob wegen seiner Leichtgläubigkeit geneckt und Bob seine Tochter nach Herzenslust geküßt hatte. »Wie ein Goldkind,« sagte Bob, »und noch besser. Ich weiß nicht, wie es zugeht, aber er wird jetzt so träumerisch vom Alleinsitzen, und sinnt sich die sel$ ich zum Essen nieder, das man ihm am Feuer aufgehoben hatte; und als sie ihn erst nach langem Schweigen frug, was er für Nachrichten bringe, schien er um die Antwort verlegen zu sein. »Sind sie gut,« sagte sie, »oder schlecht?« »Schlecht,« antwortete er. »Wir sind ganz zu Grunde gerichtet?« »Nein, noch ist Hoffnung vorhanden, Karoline.« »Wenn er sich erweichen läßt,« rief sie erstaunt, »dann ist noch welche da! Ueberall ist noch Hoffnung, wenn ein solches Wunder geschehen ist.« »Für ihn ist es zu spät, sich zu erbarmen,« sagte der Gatte. »Er ist Wenn ihr Gesicht Wahrheit sprach, so war sie ein mildes und geduldiges Wesen; aber sie war dankbar dafür in ihrem Herzen und sagte es mit gefalteten Händen. Sie bat im nächsten Augenblick Gott, daß er ihr verzeihen möge und bereute es; aber das erste war die Stimme ihres Herzens gewesen. »Was mir die halbbetrunkene Frau gestern Abend sagte, als ich ihn sprechen und um eine Woche Aufschub bitten wollte; und was ich nur für eine bloße Entschuldigung hielt, um mich abzuw$ . »Jedermann weiß das,« sagte Peter. »Sehr gut bemerkt, mein Junge,« rief Bob. »Ich hoffe, 's ist so. Herzlich bedaure ich, sagte er, Ihre gute Frau. Wenn ich Ihnen auf irgend eine Weise behilflich sein kann, sagte er, indem er mir seine Karte gab, das ist meine Wohnung. Kommen Sie nur zu mir. Nun,« rief Bob, »ist es nicht gerade um deswillen, daß er etwas für uns thun könnte, sondern mehr wegen seiner herzlichen Weise, daß ich mich darüber so freute. Es schien wirklich, als hätte er unsern Tiny Tim gekannt und fühlte mit uns.« »Er ist gewiß eine gute Seele,« sagte Mrs. Cratchit. »Du würdest das noch sicherer glauben, Liebe,« antwortete Bob, »wenn du ihn sähest und mit ihm sprächest. Es sollte mich gar nicht wundern, wenn er Petern eine bessere Stelle verschaffte. Merkt euch meine Worte.« »Nun höre nur, Peter,« sagte Mrs. Cratchit. »Und dann,« rief eins der Mädchen, »wird sich Peter nach einer Frau »Ach, sei still,« antwortete Peter lachend. »Nun, das kann schon kommen,« sagte Bob, »aber dazu hat er noch Zeit$ land die Refractionen zwischen 1/20 und 1/3, und wenn es wahr ist, daß sie an der Küste von Afrika diese äußersten Grenzen erreichen, woran ich sehr zweifle, so könnte unter gewissen Umständen der Pic vom Verdeck eines Schiffes auf 61 Seemeilen gesehen werden. Seeleute, die häufig diese Striche befahren und über die Ursachen der Naturerscheinungen nachdenken, wundern sich, daß der Pic de Teyde und der der Azoren(8) zuweilen in sehr großer Entfernung zum Vorschein kommen, ein andermal in weit größerer Nähe nicht sichtbar sind, obgleich der Himmel klar erscheint und der Horizont nicht dunstig ist. Diese Umstände verdienen die Aufmerksamkeit des Physikers um so mehr, als viele Fahrzeuge auf der Rückreise nach Europa mit Ungeduld des Erscheinens dieser Berge harren, um ihre Länge danach zu berichtigen, und sie sich wieder davon entfernt glauben, als sie in Wahrheit sind, wenn sie sie bei hellem Wetter in Entfernungen, wo die Sehwinkel schon sehr bedeutend seyn mußten, nicht sehen können. Der Zustand der Atmosphär$ ei Guayra anzulegen, Erkundigung einzuziehen. Sonnenhöhen, die wir unter sehr günstigen Umstängen genommen, hatten uns gezeigt, wie unrichtig damals selbst die gesuchtesten Seekarten waren. Am 15. Morgens, wo wir uns nach dem Chronometer unter 66° 1' 15" der Länge befanden, waren wir noch nicht im Meridian der Insel St. Margarita, während wir nach der verkleinerten Karte des atlantischen Oceans über das westliche sehr hohe Vorgebirge der Insel, das unter 66° 0' der Länge gesetzt ist, bereits hätten hinaus seyn sollen. Die Küsten von Terra Firma wurden vor Fidalgos, Nogueras und Tiscars, und ich darf wohl hinzufügen, vor meinen astronomischen Beobachtungen in Cumana, so unrichtig gezeichnet, daß für die Schifffahrt daraus hätten Gefahren erwachsen können, wenn nicht das Meer in diesen Strichen beständig ruhig wäre. Ja die Fehler in der Breite waren noch größer als die in der Länge, denn die Küste von Neuandalusien läuft westwärts vom _Capo de tres Puntas_ 15-20 Meilen weiter nach Norden, als auf den vor dem Ja$ die Philippinen kommt. Ich habe die rührendsten Beispiele gesehen, wie für unbekannte Menschen ganze Jahre lang unverdrossen gesorgt wird. Man kann hören, Gastfreundschaft sey leicht zu üben in einem herrlichen Klima, wo es Nahrungsmittel im Ueberfluß gibt, wo die einheimischen Gewächse wirksame Heilmittel liefern, und der Kranke in seiner Hängematte unter einem Schuppen das nöthige Obdach findet. Soll man aber die Ueberlast, welche die Ankunft eines Fremden, dessen Gemüthsart man nicht kennt, einer Familie verursacht, für nichts rechnen? und die Beweise gefühlvoller Theilnahme, die aufopfernde Sorgfalt der Frauen, die Geduld, die während einer langen, schweren Wiedergenesung nimmer ermüdet, soll man von dem allen absehen? Man will die Beobachtung gemacht haben, daß, vielleicht mit Ausnahme einiger sehr volkreichen Städte, seit den ersten Niederlassungen spanischer Ansiedler in der neuen Welt die Gastfreundschaft nicht merkbar abgenommen habe. Der Gedanke thut wehe, daß dieß allerdings anders werden muß, wen$ ten nach und nicht weit ins Innere des Landes hinein. Dieser Umstand weist, wie wir bald sehen werden, darauf hin, daß die Ursachen der Erdbeben und der vulkanischen Ausbrüche in engem Verbande stehen. Würde der Boden an den Küsten deßhalb stärker erschüttert, weil diese die am tiefsten gelegenen Punkte des Landes sind, warum wären dann in den Savanen oder Prairien, die kaum acht oder zehn Toisen über dem Meeresspiegel liegen, die Stöße nicht eben so oft und eben so stark zu fühlen? Die Erdbeben in Cumana sind mit denen auf den kleinen Antillen verkettet, und man hat sogar vermutet, sie könnten mit den vulkanischen Erscheinungen in den Kordilleren der Anden in einigem Zusammenhang stehen. Am 11. Februar 1797 erlitt der Boden der Provinz Quito eine Umwälzung, durch die, trotz der sehr schwachen Bevölkerung des Landes, gegen 40,000 Eingeborene unter den Trümmern ihrer Häuser begraben wurden, in Erdspalten stürzten oder in den plötzlich neu gebildeten Seen ertranken. Zur selben Zeit wurden die Bewohner der östli$ echte getragen, waere er nicht durch Fanatismus und Aberglauben erstickt worden. FUeNFTES KAPITEL Die Halbinsel Araya -- Salzsuempfe -- Die Truemmer des Schlosses Santiago Die ersten Wochen unseres Aufenthaltes in Cumana verwendeten wir dazu, unsere Instrumente zu berichtigen, in der Umgegend zu botanisieren und die Spuren des Erdbebens vom 14. Dezember 1797 zu beobachten. Die Mannigfaltigkeit der Gegenstaende, die uns zumal in Anspruch nahmen, liess uns nur schwer den Weg zu geordneten Studien und Beobachtungen finden. Wenn unsere ganze Umgebung den lebhaftesten Reiz fuer uns hatte, so machten dagegen unsere Instrumente die Neugier der Einwohnerschaft rege. Wir wurden sehr durch Besuche von der Arbeit abgezogen, und wollte man nicht Leute vor den Kopf stossen, die so seelevergnuegt durch einen Dollond die Sonnenflecken betrachteten oder auf galvanische Beruehrung einen Frosch sich bewegen sahen, so musste man sich wohl herbeilassen, auf oft verworrene Fragen Ausk$ Mit dem Untergang der Sonne trat eine sehr rasche Abkuehlung der Luft ein. Drei Minuten nach der letzten scheinbaren Beruehrung der Scheibe mit dem Meereshorizont fiel das Thermometer ploetzlich von 25,2 deg. auf 21,3 deg.. Wurde diese auffallende Abkuehlung etwa durch einen aufsteigenden Strom bewirkt? Die Luft war indessen ruhig und kein wagrechter Luftzug zu bemerken. Die Nacht brachten wir in einem Hause zu, wo ein Militaerposten von acht Mann unter einem spanischen Unteroffizier liegt. Es ist ein Hospiz, das neben einem Pulvermagazin liegt und wo der Reisende alle Bequemlichkeit findet. Dasselbe Commando bleibt fuenf bis sechs Monate lang auf dem Berg. Man nimmt dazu vorzugsweise Soldaten, die *Chacras* oder Pflanzungen in der Gegend haben. Als nach der Einnahme der Insel Trinidad durch die Englaender im Jahr 1797 der Stadt Cumana ein Angriff drohte, fluechteten sich viele Einwohner nach Cumanacoa und brachten ihre werthvollste Habe in Schuppen unter, die man in der Eile auf dem Gipfel des Imposible aufg$ n auch weil er nicht mehr so stark bewaldet ist wie zur Zeit der Eroberung. Ich stand Nachts auf, um die Breite des Orts nach dem Durchgang Fomahaults durch den Meridian zu bestimmen. Es war Mitternacht; ich starrte vor Kaelte, wie unser Fuehrer, und doch stand der Thermometer noch auf 19 deg.,7 (15 deg. R.). In Cumana sah ich ihn nie unter 21 deg. fallen; aber das Haus auf dem Imposible, in dem wir die Nacht zubrachten, lag auch 258 Toisen ueber dem Meeresspiegel. Bei der Casa de la Polvora beobachtete ich die Inclination der Magnetnadel; sie war gleich 40 deg.,5. Die Zahl der Schwingungen in zehn Minuten Zeit betrug 233; die Intensitaet der magnetischen Kraft hatte somit zwischen der Kueste und dem Berg zugenommen, was vielleicht von eisenschuessigem Gestein herruehrte, das die auf dem Alpenkalk gelagerten Sandsteinschichten enthalten mochten. Am 5. September vor Sonnenaufgang brachen wir vom Imposible auf. Der Weg abwaerts ist fuer Lasttiere sehr gefaehrlich; der Pfad ist meist nur 15 Zoll [40 cm] breit un$ m wir uns in Verhandlungen einlassen mussten "ueber die Nothwendigkeit des Sklavenhandels, ueber die angeborene Boesartigkeit der Schwarzen, ueber die Segnungen, welche der Race daraus erwachsen, dass sie als Sklaven unter Christen leben!" Gegenueber dem "Code noir" der meisten andern Voelker, welche Besitzungen in beiden Indien haben, ist die spanische Gesetzgebung unstreitig sehr mild. Aber vereinzelt, auf kaum urbar gemachtem Boden leben die Neger in Verhaeltnissen, dass die Gerechtigkeit, weit entfernt sie im Leben kraeftig schuetzen zu koennen, nicht einmal im Stande ist die Barbareien zu bestrafen, durch die sie ums Leben kommen. Leitet man eine Untersuchung ein, so schreibt man den Tod des Sklaven seiner Kraenklichkeit zu, dem heissen, nassen Klima, den Wunden, die man ihm allerdings beigebracht, die aber gar nicht tief und durchaus nicht gefaehrlich gewesen. Die buergerliche Behoerde ist in Allem, was die Haussklaverei angeht, machtlos, und wenn man ruehmt, wie guenstig die Gesetze wirken, nach denen $ nd das ist alles. Die Hauptregel ist aber: nicht aufgeregt sein, sich nicht beeilen beim Zielen und darauf achten, daß die Hand nicht zittere. =Frau Popow.= Gut. Im Zimmer ist es unbequem zu schießen, gehen wir in =Smirnow.= Gehen wir. Ich mache Sie jedoch darauf aufmerksam, daß ich in die Luft schießen werde. =Frau Popow.= Das fehlte noch. Warum? =Smirnow.= Weil ... weil ... das ist meine Sache, warum! =Frau Popow.= Sie haben Angst bekommen! Ja? A--a--h? Nein, mein Herr, nur keine Ausflüchte! Bitte, folgen Sie mir! Ich werde mich nicht eher beruhigen, bis ich Ihre Stirn durchbohrt haben werde, diese Stirn, die ich so sehr hasse. Sie haben Angst bekommen? =Smirnow.= Ja, ich habe Angst bekommen. =Frau Popow.= Sie lügen. Warum wollen Sie sich nicht schlagen? =Smirnow.= Weil ... weil ... weil Sie mir gefallen. =Frau Popow= (mit bösem Lachen). Ich gefalle ihm! Er wagt es zu sagen, daß ich ihm gefalle! (Sie zeigt nach der Tür.) Gehen Sie! =Smirnow= (legt schweigend den Revolver auf den Tisch, nimmt den Hut und geh$ Sie erhob sich, nahm Abschied und ging so raschen Schrittes von dannen, wie ein junges Mädchen, so daß sie wie der Blitz verschwunden schien. Obgleich nun meines Großvaters Vetter die ganze Geschichte mehr für Spaß als Ernst nahm, so fühlte er sich doch bedeutend erleichtert, es war ihm, als ob ihm ein Stein vom Herzen gefallen wäre, und er war nun fest entschlossen, den gewiesenen Glücksweg aufzusuchen. Drei Tage vor Johannis-Samstag schlug er spät Abends den Weg zur Kirche ein, damit er um Mitternacht anlange; je näher er kam, desto unruhiger schlug ihm das Herz, es war wie wenn ihm Jemand in's Ohr riefe: »du bist nicht auf dem rechten Wege.« Auch hätte nicht viel gefehlt, daß er wieder umgekehrt wäre. Da erhob sich ein schöner Gesang in den Lüften und er vernahm die Worte: »Weiche nicht vom Weg des Glückes, Fürchte nichts und bange nimmer! Dich beschirmen Schutzesgeister. Deiner warten Glückesloose: Weiche nicht vom Weg des Glückes.« Durch diesen Gesang fühlte er seinen Muth wachsen, gi$ g vom Pferde, half der Braut absteigen, nahm ihren Arm und trat mit ihr in den Festsaal. Ein häßliches Hohngelächter, welches dem Mädchen durch Mark und Bein drang, empfing die Beiden. Dann erhob sich ein lautes Krachen, als ob ein Donnerschlag die Erde zum Bersten gebracht hätte! In demselben Augenblicke war das schöne Schloß mit allen Hochzeitsgästen wie weggefegt und von Allem keine Spur mehr vorhanden. Als die umwohnenden Leute auf das Getöse herzueilten, zu sehen was es gebe, konnte man nichts weiter entdecken, als einen steinernen Pfosten von Menschenhöhe, an dessen oberer Hälfte viele Streifen hinliefen, wie Perlenschnüre um einen Hals. So steht der steinerne Pfosten bis zum heutigen Tage bei _Karlshof_ vor dem Dorfe _Raudlep_ zum Schreckbild für übermüthige Mädchen. [Fußnote 76: Tolsburg: ein alter ganz herabgekommener Hafenort in der Nähe von Port Kunda. L.] [Fußnote 77: Tont war sonst bei den Esten ein Geist, der dem Hause Schätze zubrachte und deshalb auch schlechtweg meddaja d. h. Zuführer heißt. $ auf der Innenseite des Ringes beobachtete, wurde sein Antlitz bleich wie Schnee, denn in dem Ringe stand der Name einer benachbarten Gutsfrau. Er fuhr sogleich hin und vernahm von dem Gesinde, daß in diesem Augenblicke Niemand von den Herrschaften zu Hause sei. -- Nach einigen Tagen aber kehrte der Herr des Gutes in Trauerkleidung allein zurück und erzählte, die Frau sei plötzlich in Reval gestorben. Im Frühjahr verkaufte er das Gut und zog in die Fremde, aus der er nimmer wiederkehren mochte. Nach dem Wegzug des Herrn lösten sich die Zungen der Leute; man erzählte erst im Stillen, dann öffentlich, daß es mit der Frau nicht habe mit rechten Dingen zugehen können, denn das ganze Gutsgesinde wußte gar wohl, daß sie nicht _eine_ Nacht zu Hause geschlafen hatte, sondern, wenn der Herr eingeschlafen war, räucherte sie ihm, wer weiß mit was für Kräutern, unter die Nase, und ging dann im weißen Nachtgewande ihrer Wege, von denen sie erst gegen Morgen zurückkam. Andere wieder erzählten, daß die verstorbene Frau niem$ che Theorie durchschmolzen. Keine konstruierten Maschinen, keine Homunkulusse durchwandeln die Welt seines Dramas: Menschen voll Blut und Sehnsucht, arme, elende Menschen, geprügelt wie Hunde von der Peitsche des Schicksals, hungernd und frierend, hungernd nach Brot und Licht, frierend an den kalten, steinernen Herzen der Mitmenschen, Menschen, die in einer ewigen Dämmerung »vor Sonnenaufgang« leben, »einsame Menschen«, zu denen selten genug der Ton der »versunkenen Glocke« herauftönt, Menschen, die einzeln nicht leben dürfen wie die schlesischen Weber, die ein Klumpen blutendes, zuckendes Stück Fleisch sind, Menschen, die fried- und ruhelos das Labyrinth des Daseins durchirren, bis eine sanfte Frau auch mit ihnen einmal das »Friedensfest« feiert. Wie sind die zu beneiden, die, wie Hannele, so früh von dieser schmutzigen Erde zum Himmel fahren dürfen! Daß sie Kinder bekommen, zeugen und gebären -- wie furchtbar! Wer will den ersten Stein auf »Rose Bernd« werfen? Wer stürzt nicht weinend in sich zusammen, wenn$ tion der geschlechtlichen, Hannele die der kindlichen, Madame Legros die der mütterlichen Liebe der Frau. Lulu will irdische Lust, Hannele himmlische Liebe, Madame Legros dies- und jenseitige Gerechtigkeit. -- _Wilhelm Schmidtbonn_ (geboren 1876) behandelte im »Grafen von Gleichen« das Problem des Mannes zwischen zwei Frauen. Der erste Akt gehört zu den besten ersten Akten der deutschen Literatur. Sein »Wunderbaum«, ein Prosabuch, birgt viele Wunder. _Carl Sternheim_ zeichnet in seinen Dramen karikaturistische Bilder aus dem bürgerlichen Heldenleben: Streber, Schieber, sentimentale Kokotten, amusische Dichter, intellektuelle Schweinehunde, Auch- und Bauchsozialisten. In seinen Dramen wie in seinen Novellen holt er das Letzte virtuos, aber ohne Herz, aus der Technik des Wortes. Seine Geschichten laufen ab wie Maschinen. Er ist ein Ingenieur der Sprache. _Herbert Eulenberg_ (geboren 1876 in Mühlheim) bemalt seine dramatischen Helden und Heldinnen blaßrosa und blaßblau. Sie gleiten schattenhaft durch eine romant$ ben einen Goldglanz, die Zehen der Hinterfüße eine Schwimmhaut. Seine Stimme, die er besonders in warmen Sommernächten hören läßt, lautet: Brekekekex! Den Winter bringt er im Schlamm zu. Er nährt sich --« In diesem Augenblick kam ein Wagen herangefahren. »Es ist die Dame mit dem kranken Mädchen, laß mich, Fred, laß mich«, sagte die Mutter, eilig den Fred etwas beiseite schiebend, der ihr den Weg versperrte. Er rannte ihr aber nach: »Mama, so hör nur noch, du weißt ja noch nicht, womit er sich nährt, er nährt sich von --« Der Wagen war schon da. Aus dem Stalle kam der Hans, aus der Küche die Kathri gelaufen in einer sauberen weißen Schürze; denn man hatte ihr gesagt: wenn ein Wagen vorfahre, habe sie herauszukommen, um ein krankes Mädchen die Treppe hinaufzutragen. Fred und Rikli waren ein wenig zurückgetreten und standen jetzt mäuschenstill an der Hecke, mit gespannter Erwartung dem Weiteren entgegensehend. Erst trat eine Dame aus dem Wagen und winkte Kathri heran. Dann hob diese eine weiße, zarte, fast durch$ bei und trugen ihn von einem Geschlecht aufs andere über. So noch zur Stunde; obschon jeder, der mit Herrn Bickel zusammentraf, wohl sagte: »Guten Tag, Herr Bickel!« -- so nannte ihn doch kein einziger, wenn er von ihm redete, anders als: der Schneiderli-Fekli. Davon hatte Herr Bickel eine Ahnung, und die Sache war ihm sehr empfindlich. Als er nun schon ein großer Herr war und mit der Frau Bickel in dem neuen, schönen Hause wohnte und ihm dann ein Söhnlein geschenkt wurde, da konnte er sich sehr lange nicht entschließen, es taufen zu lassen, denn er suchte und suchte und fand immer den Namen nicht, der zu gleicher Zeit die Stellung und alle Aussichten dieses Sohnes andeuten und auch das Übertragen des verhaßten Namens unmöglich machen würde. Nun hatte Herr Bickel um diese Zeit als Schulvorsteher dem Examen in Buchberg beizuwohnen. Da traf es sich, daß der Lehrer den Kindern eben die Bedeutung des Namens Fortunatus auseinandersetzte. Freudestrahlend kam Herr Bickel nach Hause. »Der Name ist gefunden, jetzt wir$ s ihr selbst bot. Sie meinte, das Elsli habe zum strengen Arbeiten doch keine Kraft und Gesundheit, und seit dem langen Umgang mit der Nora sei es auch sonst so mit allen Gedanken und der ganzen Art aus seinem Geleise geraten, daß es gar nicht mehr hineinkomme. Das merke man am besten am Tun der kleinen Buben und besonders des kleinsten, der jetzt den ganzen Tag überlaut schreie, daß man fast das Gehör verliere, und früher habe es ihn doch noch zum Schweigen gebracht: da nehme man ebensogut wieder die Wiege zur Hand. So schieden die Marget und die Klarissa in großem Frieden und Übereinstimmung, und die letztere versprach, daß womöglich jedes Jahr einmal das Elsli nach seiner Heimat zurückgeführt werden solle. In der kürzesten Zeit war im ganzen Dorfe die Nachricht verbreitet, daß das Elsli von der reichen Frau Stanhope angenommen worden sei und mit ihr schon morgen nach ihrem schönen Gut am Rhein verreise. Die Nachricht brachte einen ungeheuren Eindruck hervor. Wo zwei einander antrafen auf dem Wege, standen $ rmag.[9] 3. Man bestimmt diejenige Menge von Wasser, welche der Körper in einem Strom von gesättigtem Wasserdampf niederschlägt,[10] während er sich auf die Temperatur des Dampfes erwärmt. _Wärme aus mechanischer Arbeit._ Wärme entsteht[1] bei der Reibung und beim unelastischen Stoss der Körper; bei diesen Vorgängen wird mechanische Arbeit verbraucht. Die Versuche haben gelehrt, das zur Erzeugung von 1 cal immer eine ganz bestimmte Arbeitsgrösse[2] von im Mittel[3] 425 mkg nötig ist. Umgekehrt kann sich unter Umständen Wärme wieder in mechanische Arbeit umsetzen, wobei[4] man für je 1/425 cal eine Arbeitsleistung von 1 mkg erhält. Man nennt die Grösse 425 mkg das mechanische Aequivalent der Wärme, während 1/425 cal. das calorische Aequivalent der Arbeit ist. Beispiele von der Umsetzung von Wärme in mechanische Arbeit findet man in den Heissluftmotoren, bei welchen eine angesaugte und dann durch die Bewegung eines Kolbens verdichtete Luftmenge[5] erhitzt wird und bei der während der Erhitzung stattfindenden Au$ , eines sanften, zärtlichen Wesens, einer kleinen Madonna, die sich ihm zum Weibe gab, besiegt von seiner Ueberredungskunst und von Mitleid mit seinem Unglück. Neues Unheil hatte diese Verbindung im Gefolge. Das knappe ererbte Vermögen konnte nicht ausreichen, außerdem hatte er keinen Hang zur Arbeit, war liederlich, rauchte, trank und gefiel sich darin, sich vor den andern beim Kaufen hervorzuthun. Sein Bruder stand ihm immer als derjenige vor Augen, der den größeren Teil des väterlichen Vermögens geerbt hatte, daher sein Haß, sein unbändiger Neid, seine Rachgier gegen ihn. Er erzählt selbst einen weiteren Grund und dieser bestand darin, daß seine beiden Tanten zu Gunsten des Sohnes des Michele testiert und so Antonino des zu erwartenden Erbteiles beraubt hatten. So waren genug psychologische und thatsächliche Motive vorhanden, um zu begreifen, in welcher Gemütsverfassung Antonino gegen seinen Bruder war, und früher oder später mußte der angesammelte Haß zum Ausbruch kommen. Es war eine Lawine, die sich losg$ ab; theils sind sie schraeg wie Masttaue ausgespannt, und die Tigerkatze hat eine bewundernswuerdige Geschiklichkeit, daran auf- und abzuklettern. Mit den biegsamen sich rankenden Lianen, mit ihrem frischen und leichten Gruen, kontrastirt die selbststaendige Form der blaeulichen *Aloegewaechse*; Staemme, wenn sie vorhanden sind, fast ungetheilt, enggeringelt und schlangenartig gewunden. An dem Gipfel sind saftreiche, fleischige, lang.zugespitzte Blaetter stralenartig zusammengehaeuft. Die hochstaemmigen Aloegewaechse bilden nicht Gebuesche, wie andere gesellschaftlich lebende Pflanzen. Sie stehen einzeln in duerren Ebenen, und geben der Tropengegend dadurch oft einen eigenen melancholischen (man moechte sagen afrikanischen) Wie die Aloeform sich durch ernste Ruhe und Festigkeit, so charakterisirt sich die *Grasform*, besonders die Physiognomie der baumartigen Graeser, durch den Ausdruck froehlicher Leichtigkeit und beweglicher Schlankheit. Bambusgebuesche bilden schattige Bogengaenge in beiden Indien. Der gla$ ater nicht seinen Vers sagte, und jedesmal einen anderen. Er hatte Augen, die hatten gar keine Farbe; wie Wasser sahen sie aus. Die wenigsten Menschen hielten ihnen stand, und wenn er einen Hund ansah, und war der auch noch so böse, er machte, daß er fortkam. Nun stand er da, als wenn er nicht bis drei zählen konnte, griente und sagte, indem er auf das Schießgewehr wies, das Harm auf den Rücken hatte: »All wieder nach dem Saufang?« Und dann lachte er lauthals, denn der Saufang war dicht beim Ulenhofe, und wenn Harm am Saufang war, dann dauerte es nicht lange und Rose hatte vor dem Hofe zu tun. Das war auch jetzt so. Als Wulf dort angekommen war und gesehen hatte, daß der Fang noch aufstand, steckte er drei Finger in den Mund und pfiff wie der Schwarzspecht. Es dauerte eine Weile, da hörte er hinter sich ein Geräusch; als er sich umdrehte, sah er bei einer Eiche etwas Feuerrotes, und das war ein roter Rock, und nun gab es ein Jagen um den Baum und dann ein Quieken. »Ach, Junge,« pustete das Mädchen und ihre Br$ ieber hier bleiben; was willst du in der weiten Welt? Sieh mal, Junge, das Unglück ist geschehen, und ich trage ebenso schwer daran wie du. Eine Frau kriegst du schließlich wieder, ich aber keine Tochter. Du hast noch ein ganzes Leben vor dir, mit mir ist das anders. Und doch bleibe ich hier, wo ich geboren bin.« Der andere schüttelte den Kopf. »Wiederkommen tue ich, so wie ich es kann. Aber ich habe einen Eid vor mir selber geschworen und dabei muß ich bleiben. Und überdies, hier würde ich verrückt werden, wo ich bei jedem Schritt und Tritt daran denken muß, wie es früher war.« Er rief den Knecht heran: »Zeig mal dein Messer her!« Der Junge griente und zog es aus der Scheide. »So, ist gut; leg' dich man schlafen, morgen früh wollen wir los!« Er sah Ul an. »Der Mann, der Alheid umgebracht hat, lebt nicht mehr; Thedel hat es ihm besorgt und die Wölfe. Heute morgen haben wir ihn beigerodet unter der breiten Fuhre hinter meinem Hof. Es liegen allerlei Steine auf der Stelle. Aber zwei von den Schandkerlen sind no$ irn; von dem vierten aber kriegte er den Säbel mitten durch das Gesicht, ehe er ihn in die Haide schmiß. »Das ist man bloß äußerlich, altes Mädchen,« sagte er und schlug seiner Frau auf die Lende; »bind' mir 'n Lappen um und gib mir 'n Honigbrot, denn wein' ich auch nicht mehr.« Da lachte die Bäuerin. Sie war ziemlich auseinandergegangen, aber noch viel schöner als wie als Mädchen, die blankeste Frau war sie weit und breit und die lustigste auch, und das war für den Bauern die Hauptsache, denn der hatte oft seine dusteren Zeiten. Es ging ihm wie Drewes, der jetzt den Großvater spielte, denn seine Tochter hatte schon das vierte Kind. Wenn er sich mit den Kindern abgab, konnte er noch lachen, daß man alle seine Zähne sah, aber wenn sie schliefen, dann sah er oft die vielen weißen Gesichter mit den roten Löchern in der Stirn und Birkenbäume, vor denen tote Männer hin und her gingen wie der Pendel an der Kastenuhr. Dann ging er zum Prediger und ließ sich von dem die Gnitten vertreiben. Mit solchen Gedanken hatte $ Moorfluß. -- _Ständer_, Hauptbalken. -- _Hausrichte_, Richtefest. -- _Freundschaft_, Verwandtschaft. -- _Hülse_, Stechpalme. -- _Kneepe_, Witze. -- _Drögmichel_, Sauertopf. -- _Mumm_, schweres Bier. -- _Wolfsangel_, ein Zeichen, das viel als Hausmarke gebraucht wurde und das folgende Form hatte: ´----, oder ´--/--,. -- _Auskiek_, Luginsland. -- _Ort_ oder _Ortstein_, Raseneisenstein. -- _Hornung_, Februar. -- _Steert_, Schwanz. -- _achtern_, hinten. -- _Buchholzer Hengst_, Grünspecht. -- _Witfrau_, Witwe. -- _reihum_, der Reihe nach. -- _Krischan_, Christian. -- _Metz_, Messer. -- _Vorjahr_, Frühjahr. -- _Hille_, Mädchenname. -- _Klapprose_, Klatschrose, Feldmohn. -- _Danzeschatz_, Tänzerin. -- _Halsung_, Halsband. -- _Ilk_, Iltis. -- _fiepen_, piepen. -- _gibbern_, gieren. -- _Beeke_, Bach. -- _Moormännchen_, Baumpieper, ein Vogel. -- _Hainotter_, Storch. -- _Imme_, Biene. -- _Der Wind küselt_, er dreht sich, ist nicht beständig. -- _Brandrute_, die eisernen Stangen, auf denen die brennenden Baumstümpfe lie$ er hat das gute Zutrauen gerechtfertigt, sie ließ das neue Zollwesen unter der einsichtigen Leitung des Finanzrats Biersack fest und redlich durchführen. Diese deutsche Treue, diese ehrenhafte Erfüllung der eingegangenen Verbindlichkeiten bildet überhaupt das beste Verdienst, das die Mittelstaaten um den Zollverein sich erworben haben; der Abschluß der Verträge selbst war nicht eine freie patriotische Tat der kleinen Höfe, sondern ein Ergebnis der bitteren Not. Ebenso streng wurde die Gleichberechtigung der Verbündeten in Sachen der Zollgesetzgebung aufrecht erhalten. Der Artikel 4 lautete ursprünglich: Abänderungen der Zollgesetze sollen nur in »gegenseitigem Einvernehmen« erfolgen, »und es sollen alle diese Veränderungen im Großherzogtum Hessen im Namen S. K. H. des Großherzogs verkündigt werden.« Diese Fassung erregte in Darmstadt schmerzliches Aufsehen. Prinz Emil selbst eilte zu Maltzan, stellte ihm vor: »der Großherzog weiß, daß man in Berlin selbst nicht wünscht, daß die großherzogliche Regierung in de$ geben. Wahrhaftig, nicht patriotische Gesinnung war es, was die kleinen Staaten unseres Nordens endlich in den preußisch- deutschen Zollverein führte; kein Mittel, auch das verwerflichste nicht, blieb unversucht, das preußische Zollsystem zu sprengen; erst nachdem alle Angriffe gescheitert waren, unterwarf man sich notgedrungen der deutschen Handelseinheit. Die Oberschönaer Punktation wurde dem sächsischen Bundestagsgesandten Bernhard von Lindenau(90) zugesendet; dort in der Eschenheimer Gasse sollten dem »sächsischen Antizollverein«, wie man in Berlin sagte, neue Anhänger geworben werden. Eine edle, hochsinnige Gelehrtennatur, ehrlich liberal und begeistert für Deutschlands Größe, hatte Lindenau bis vor kurzem im gothaischen Ministerium mit Einsicht gewirkt. Er wünschte aufrichtig die deutsche Handelseinheit und gestand seinem Darmstädter Amtsgenossen in Frankfurt: wäre Kurhessen dem preußischen Verein beigetreten, so hätte ich auch für den Beitritt Sachsens und Thüringens gestimmt. Nun Kurhessen sich weiger$ 59. 62. 63. 64. 88. 89. 91. 93. Münch-Bellinghausen, Joachim, Graf v. 62. 117. 118. 119. 135. 146. 161. Münster-Ledenburg, Ernst Friedr. Herbert, Reichsgraf 136. 165. Nagler, Karl Friedr. v. 91. 127. 174. Napoleon I. 71. 122. 128. 158. Napoleon, römischer König 122. Navigationsakte 11. Natzmer, Oldwig v., preußischer General 129. Nebenius, Karl Friedr. 29. 30. 31. 32. 33. 42. 53. 68. 70. 72. 73. 74. 76. 99. 100. 101. 102. 103. 104. 153. Neujahrsnacht 1834 204. Oberkamp, Geheimrat 126. 127. 128. 141. Oberschönaer Punktation 133. 134. 142. Österreichische Tendenzlügen 119. Otterstedt, v., preußischer Gesandter am badischen Hofe 108. 116. 118. Öttingen-Wallerstein, Ludwig Kraft Ernst, Fürst zu 192. Perrot, Abgeordneter 106. Pfizer, Paul 158. 193. 194. Phönix, Versicherungsgesellschaft 23. Pitt, William 79. Pochhammer 160. Porbeck, v., Präsident 126. Preußisch-Bayrischer Handelsvertrag 145 ff. 155 ff. 180 f. Preußisch-Hessischer Zollverein 109 ff. Prohibitivzölle, französische 10. 11. Rabener, Gottli$ tscher Kleinstaat beitrat. Der dessauische Bevollmaechtigte aber brach die Verhandlungen ab; denn unterdessen war Adam Mueller von Koethen nach Dessau hinuebergekommen, angeblich, um in der Mulde zu baden, in Wahrheit, um den Anschluss an Preussen zu hintertreiben. In einem herzbrechenden Klageschreiben sprach Herzog Leopold von Dessau, der mit einer Nichte des Koenigs verheiratet war, dem Oheim sein Bedauern aus: schon vor Jahren habe er dem Koethener Vetter versprochen, nicht ohne ihn beizutreten. Das preussische Ministerium verlange, "dass die enklavierten Staaten fremde Gesetze und Verwaltungsformen unweigerlich annehmen muessen. Dies aber, Allergnaedigster Koenig, ich wage es vertrauensvoll auszusprechen, wollen Allerhoechstdieselben nicht. Preussens maechtiger und gerechter Monarch, der im zweiten Artikel der Bundesakte Souveraenitaet und Unabhaengigkeit garantierte, wird nie gestatten, dass die Minister durch strenges Festhalten am Buchstaben des Bundesvertrages den Geist, der sichtbar in demselben wal$ sicherlich, doch die Heimlichkeit des Verfahrens verletzte die oberrheinischen Hoefe. In Karlsruhe wie in Darmstadt prahlte man gern: wir koennen Bayerns entbehren, Bayern nicht unser, da wir seine Verbindung mit der Rheinpfalz beherrschen. Um so bitterer empfand man das rasche Vorgehen des Muenchener Hofes. Um "den Praetensionen der koeniglichen Hoefe" entgegenzutreten, eilte Berstett nach Frankfurt, besprach sich dort mit Marschall. Gleich darauf (19. November 1824) hielten Berstett, Nebenius, du Thil und Hoffmann in Heidelberg eine geheime Zusammenkunft, welche der badische Minister selber in einem vertrauten Briefe "ein Gegengift" gegen die bayrisch-wuerttembergischen Umtriebe nannte. Das hier vereinbarte Protokoll, dem nachher auch Marschall beitrat, wurde bedeutungsvoll fuer die Geschichte der deutschen Handelspolitik; denn hier spielte der Partikularismus seinen hoechsten Trumpf aus, er stellte seine letzte und schwerste Bedingung auf. Die verbuendeten Staaten verpflichteten sich, in fester Gemeinscha$ Die milde Kontrolle aenderte wenig an der Selbstaendigkeit der hessischen Zollverwaltung; der Verein beruhte im Grunde nur auf gegenseitigem Vertrauen. Nach den bisherigen Leistungen kleinstaatlicher Zollverwaltung konnten die preussischen Geschaeftsmaenner einen solchen Vertrag nicht ohne ernste Bedenken unterschreiben. Die hessische Regierung aber hat das gute Zutrauen gerechtfertigt, sie liess das neue Zollwesen unter der einsichtigen Leitung des Finanzrats Biersack fest und redlich durchfuehren. Diese deutsche Treue, diese ehrenhafte Erfuellung der eingegangenen Verbindlichkeiten bildet ueberhaupt das beste Verdienst, das die Mittelstaaten um den Zollverein sich erworben haben; der Abschluss der Vertraege selbst war nicht eine freie patriotische Tat der kleinen Hoefe, sondern ein Ergebnis der bitteren Not. Ebenso streng wurde die Gleichberechtigung der Verbuendeten in Sachen der Zollgesetzgebung aufrecht erhalten. Der Artikel 4 lautete urspruenglich: Abaenderungen der Zollgesetze sollen nur in "gegenseit$ non plus ultra*(96). Das Wesentliche liegt ferner in dem durch diese sechsjaehrige engere Verbindung begruendeten Ablehnungsmotive von Ansinnungen mancher Art, denen, wenn sie von uebermaechtiger Seite ausgehen, der Einzelne und Schwaechere nicht viel mehr als die Bitte um Schonung entgegenzusetzen hat." Das Wesentliche liegt endlich in der Aussicht, zu einer Verbindung mit anderen Staaten "mit Ehren gelangen zu koennen". Bayern und Preussen haben dasselbe, ja ein groesseres Beduerfnis nach einer Annaeherung an die Vereinsstaaten als diese selbst; daher muss der Verein die Verbindungsstrassen zwischen Bayern und Preussen fest in der Hand halten, ihre freie Benutzung nur kraft gemeinsamen Beschlusses bewilligen. So wird er eine gesetzliche Ordnung mit verhaeltnismaessig gleichen Rechten fuer ganz Deutschland begruenden. Die Denkschrift schliesst mit der pathetischen Frage: "Kann man denn aus irgendeinem Grunde auch nur vermuten, dass Preussen die fieberhaften Traeume, in welchen eine uebermuetige Partei das ga$ en der Erziehung; »das mußt _Du_ wissen« sagte er bei solchen Anlässen in vollem Vertrauen zu seiner Frau, und sie war nicht ängstlich. »Die Kinder sollen nur aufpassen lernen,« war ihre Meinung, wenn jemand auf die Gefahren der Straße aufmerksam machte. War aber von dem ungünstigen Einfluß die Rede, den die Sprache der Gassenkinder ausüben konnte, so schreckte sie auch das nicht ab. »Unten mögen sie reden wie die andern,« meinte sie, »oben werde ich mirs schon verbitten.« Sie brachte das auch zustande. Bald kam es vor, daß die Kleine einer Spielgenossin in die Dachwohnung hinauf rief: »Marie, kimm abi« und dann der Mutter, die es hörte, die Erklärung gab: »Weißt' das heißt: komm herunter!« Die meisten Kinder, die sich in den Münchener Straßen aufhielten, waren katholisch. Von ihnen sah die kleine Agnes, daß sie den gelegentlich vorübergehenden Geistlichen die Hand küßten, und arglos folgte sie diesem Beispiel. Bei solchem Anlaß fragte ein katholischer Geistlicher das Kind, an dessen Art ihm wohl irgend etwas$ n, daß ihnen ungesucht aus dem Traurigen eine Freude erwachsen war, und weit entfernt, sich dieser zu verschließen, genoß sie mit Wonne das Schöne, öffnete auch ihren Kindern die Augen dafür und beglückte dadurch ihren Mann, dem es schon oft schwer geworden war, daß durch sein Leiden ein Schatten in die Familie Auch die häuslichen Verhältnisse gestalteten sich angenehm. Dicht an dem evangelischen Kirchlein stand das Haus, dessen unteren Stock sie bewohnten und das in allen Stockwerken für Fremde eingerichtet war. Franzosen, Spanier und Engländer waren die Mitbewohner, die nun manchmal neugierig und staunend an der Parterrewohnung vorübergingen und in die offene Küche einen Blick warfen, wo die deutsche Hausfrau und ihre Töchter an der Arbeit waren. Zuerst glaubten sie wohl nicht, daß es Leute ihres Bildungsstandes sein könnten, aber allmählich wurde ihnen bekannt, daß der Herr ein Gelehrter mit dem Doktortitel sei. (Brater war kurz vorher zum Ehrendoktor der Universität Heidelberg ernannt worden.) So lernten $ iebe Julie!_ Wir haben einen raschen Entschluß gefaßt und die Umstände bringen ihn zu rascher Ausführung: ich zeige Dir an, daß wir im Begriffe sind, Cannes zu verlassen und darnach trachten, in Gries bei Botzen ein Unterkommen zu finden. Die Besserung in Karls Befinden war nur eine scheinbare und es hat sich gleich darauf (_ohne_ Veranlassung) eine dauernde Verschlimmerung eingestellt, die zwar nicht über die früheren Zustände hinausgeht, aber eben doch unerwünscht ist, so läßt mir die Befürchtung, daß für Karl ein Seeklima ungünstig ist, keine Ruhe mehr, ich habe Dir das ja schon früher einmal gesagt und Du bist am Ende über diese Neuigkeit des Übersiedelns weniger überrascht als wir selbst. Dazu kommt, daß der März hier wegen seiner Winde ein schlechter Monat ist und wenn es uns in Gries nach Wunsch gelingt, denken wir einen guten Tausch zu machen und hoffen, bei der jetzigen vorgerückten Jahreszeit keinesfalls zu verlieren. Ich habe unvermute$ lesen, wie sie noch mit lebhafter Empfindung die politischen Kämpfe der Partei verfolgt, zu deren Führern Brater gehört hatte. Sie schreibt an Rohmer: »Daß die Adreßdebatte nun zum Schluß gekommen, ist gar nicht mir zu wahrer Befriedigung ..... Mir scheint, unsere Leute haben da und dort den Anstand verletzt und sind auf das Niveau der Gegner herabgestiegen, das sie doch so sehr verachteten; natürlich mußte angegriffen, gestritten und das Herz an diesem Ort ausgeschüttet werden, aber kurz und bündig und ohne sich dann weiter in die Balgerei einzulassen, denn daß sie damit etwas _erreichen_ würden, hat doch wohl keiner gedacht. Mir ist immer, als wäre es anders gegangen, wenn Karl noch als 'stiller Wächter' dabei gestanden wäre, die beiden Parteien _müssen_ ja doch nebeneinander stehen, Karl hätte gewiß den möglichen Standpunkt erkannt und unwiderleglich bezeichnet für die _beiden_ Parteien und die unwürdige Debatte wäre abgeschnitten worden ..... Ich habe den Eindruck, als ob über die Saat, die er ausgestreu$ en. Wenn ein Mann wie Schultheß, den man im kirchlichen Sinn nicht einen Christen nennen kann, ein solches Glaubensbekenntnis ablegt, so hat dies etwas wahrhaft Erhebendes und Stärkendes auch für diejenigen, die einen Schritt weiter trachten als er. Ja, es scheint mir, daß, wenn alle Menschen voll und ganz sein Bekenntnis teilen würden, man nicht mehr zu beten brauchte: »Dein Reich komme ...« Ich meine unsere Geistlichen müßten die Glaubensartikel im Lauf ihres Lebens und Wirkens mit ihrer Gemeinde zu ergreifen _trachten_, Geistliche und Gemeinde müßten als _werdende_, nicht immer schon als _seiende_ Christen angesehen werden ... Wenn ich die so interessanten und sympathischen Briefe von Schultheß lese, so geniere ich mich fast, irgend zu widersprechen, darum will ich auch nicht versäumen demütig das Bekenntnis meiner großen Unwissenheit auszusprechen; nur in einem Punkt nehme ich auch für uns Frauen etwas in Anspruch: ein Gefühl für das, was wahr sein kann.« Mitten aus seiner regen geistigen Tätigkeit heraus$ eine große Schlange war dabei, die zusammengekrümmt in einem Glaskasten lag und schlief. Vielleicht träumte sie von ihrer Heimat? Ich mußte an Malatri, die Brillenschlange, denken und ein Schluchzen zog mir den Hals zu. O Malatri, hätte ich dich hier gehabt, wie hätte ich dich streicheln und küssen wollen, meine glatte Freundin! Ich hätte dir meine Sehnsucht geklagt nach dem warmen Indien, und du hättest meine Sprache verstanden und mit mir getrauert! O Malatri, warum bist du allein aus diesem Leben geflohen und hast mich nicht mitgenommen, der ich dein bester Freund war? Ich wischte mir die Tränen von der Nase -- da fiel mein verschleierter Blick auf ein kleines Glaskästchen, in dem auf einem Leiterchen ein grüner Frosch saß. »Aha, ein gefangener Deutscher!« sagte ich mir und ward wieder heiter. Die ersten Tage gefiel mir Marzel über die Maßen, doch als meine Neugier gestillt war, nistete sich die Langeweile in meiner Seele ein und begann ihre Eier auszubrüten. Daher rieten mir meine Kameraden, die Mittage i$ r diesen Anblick hätte ertragen können. Die Leute gerieten denn auch in eine schreckliche Begeisterung und schwenkten die Taschentücher und schrien minutenlang. Leider aber wurden sie wieder ruhig, so daß die Ladies weiter singen konnten. Und sie sangen eine zweite Strophe, die hatte denselben Inhalt wie die Und dann eine dritte, die hatte denselben Inhalt wie die zweite. Und immer warfen sie dabei ihre Beine in die Luft und ich muß zugeben: das war eine Leistung in ihrem Alter. Dann kamen die Geflügelmenschen wieder herunter und gingen noch ein paarmal in die Höhe, damit die Ladies Kußhände werfen konnten, und es wurde wieder hell. Ich war sehr ärgerlich über diese Ladies. Noch zorniger aber war ich über eine französische Miß, die am Nebentisch saß und ununterbrochen zu mir herüberlächelte und ihre Augen verdrehte. Wenn ich Malatri, die Brillenschlange, bei mir gehabt hätte, hätte ich sie auf dieses Weib losgelassen. Sie muß irgendeiner Kaste angehört haben, denn auch sie hatte sich mit roter Farbe bestriche$ um mich zu steigern und zu stimulieren, daß ich sie gewaltig ernst nehme und ein Gesicht dazu mache wie ein Affe, der den großen Mann spielt... Ach, reden Sie mir nicht darein, Lisaweta! Ich sage Ihnen, daß ich es oft sterbensmüde bin, das Menschliche darzustellen, ohne am Menschlichen teilzuhaben... Ist der Künstler überhaupt ein Mann? Man frage >das Weib< danach! Mir scheint, wir Künstler teilen alle ein wenig das Schicksal jener präparierten päpstlichen Sänger... Wir singen ganz rührend schön. »Sie sollten sich ein bißchen schämen, Tonio Kröger. Kommen Sie nun zum Tee. Das Wasser wird gleich kochen, und hier sind Papyros. Beim Sopransingen waren Sie stehengeblieben; und fahren Sie da nur fort. Aber schämen sollten Sie sich. Wenn ich nicht wüßte, mit welch stolzer Leidenschaft Sie Ihrem Berufe ergeben sind...« »Sagen Sie nichts von >Beruf<, Lisaweta Iwanowna! Die Literatur ist überhaupt kein Beruf, sondern ein Fluch, -- damit Sie's wissen. Wann beginnt er fühlbar zu werden, dieser Fluch? Früh, schrecklich $ nz stieg schon der Mond empor, als Tonio Krögers Schiff die offene See gewann. Er stand am Bugspriet, in seinen Mantel gehüllt vor dem Winde, der mehr und mehr erstarkte, und blickte hinab in das dunkle Wandern und Treiben der starken, glatten Wellenleiber dort unten, die umeinander schwankten, sich klatschend begegneten, in unerwarteten Richtungen auseinanderschossen und plötzlich schaumig aufleuchteten... Eine schaukelnde und still entzückte Stimmung erfüllte ihn. Er war ein wenig niedergeschlagen gewesen, daß man ihn daheim als Hochstapler hatte verhaften wollen, ja, -- obgleich er es gewissermaßen in der Ordnung gefunden hatte. Aber dann, nachdem er sich eingeschifft, hatte er, wie als Knabe zuweilen mit seinem Vater, dem Verladen der Waren zugesehen, mit denen man, unter Rufen, die ein Gemisch aus Dänisch und Plattdeutsch waren, den tiefen Bauch des Dampfers füllte, hatte gesehen, wie man außer den Ballen und Kisten auch einen Eisbären und einen Königstiger in dick vergitterten Käfigen hinabließ, die woh$ ten. Ich hielt ihm indes Wort und wir fuhren von Dorf zu Dorf, bis wir ins Oldenburgische kamen. Hier aber nahmen wir die halbe Post und erreichten Lübeck; doch griff dies schnellere und bequemere Fortkommen auch so gewaltig in unsere Reisekasse, daß uns, wie knapp wir's auch unserem Munde abdarbten und kaum mehr als das trockene Brot mit einem Wassertrunk genossen, endlich doch der letzte Groschen aus den Händen zerronnen war. Was blieb zu tun? Ich wandte mich in Lübeck an einen Kaufmann, Herrn Sengbusch, der mir, von Kolberg her, dem Namen nach bekannt war, und ersuchte ihn, uns auf unsere teuergehaltene Taschenuhr zwanzig Taler vorzustrecken. Hierzu war der gute Mann auch willfährig; wir konnten nunmehr mit der Post nach Stettin weiterfahren und fanden hier eine Gelegenheit, die uns vollends nach Kolberg förderte, wo wir in der Mitte des März mit einem baren Kassenbestande von sieben Groschen sechs Pfennigen anlangten und von den Unserigen mit einer Freude, als wären wir vom Tode auferstanden, empfangen wu$ ganz aus dem Spiele, ging zu meinem guten, ehrlichen Freunde, dem Schiffszimmermeister Backer, und bat ihn, daß er mir bei meinem Vornehmen helfen möchte. Der war auch zu allem bereit und willig, und so schritt ich denn getrost an die Ausführung. Nach dem Plane, den wir entworfen hatten, erbat ich mir von ein paar guten Freunden zwei Fahrzeuge zu meiner Verfügung, wobei denn natürlich alle Gefahr und der Ersatz des etwa zugefügten Schadens auf meine Rechnung ging, für den Gebrauch derselben aber eine billige Vergütung bedungen wurde. Indem ich nun diese Bordinge zu beiden Seiten des versenkten Schiffes postierte und meine Winden und Hebezeuge darauf anbrachte und in Bewegung setzte, ging die Arbeit rasch und glücklich vonstatten. Wir hoben die ungeheure Last unter dem Wasser aus dem tiefen Grunde so weit in die Höhe, daß man bereits auf das Verdeck etwas mehr als knietief treten konnte, und ich binnen kurzem den Augenblick erwartete, wo dieses vollends emportauchen würde. Jetzt aber plötzlich stockten alle me$ Bedienung des Geschützes und in anderen kriegerischen Handgriffen zu üben, damit wir's mit den Marokkanern um so besser aufzunehmen vermöchten und, falls es zum Schlagen käme, jeder am Borde wüßte, wohin er gehöre und wie er es anzugreifen habe. Und daß es hiermit nicht etwa von unserem Kapitän nur für die Langeweile gemeint war, kann ich sofort durch ein Beispiel belegen. Um mich aber hierüber noch mit einigen Worten auszulassen, sei zuförderst bemerkt, daß ein Kapitän auf dieser Art von Schiffen sich seinen Dienst insofern bequem genug macht, als er sich (dringende Notfälle ausgenommen) die Nacht hindurch an nichts kehrt, sondern abends um acht Uhr ruhig zu Bette geht und vor sechs Uhr morgens nicht wieder zum Vorschein kommt. Er verläßt sich lediglich auf seine vier Steuerleute, deren je zwei zusammen in ihren vierstündigen Wachen abwechseln, und begnügt sich, morgens beim Aufstehen den Rapport über alles, was nächtlich vorgefallen ist, anzunehmen und mittags um zwölf Uhr bei der Beobachtung der Sonnenhöhe$ weit größere Widerwärtigkeit begegnen sollte, als alle früheren. Indem ich nämlich eben meine Segel aufgezogen, die Anker aber nur soweit emporgewunden hatte, daß sie noch vor dem Bug unter Wasser hingen, das Schiff aber in die fließende Fahrt gelangte, kam eine ledige T'Gelke [flaches Fahrzeug, auf der Zuider-See gebräuchlich] gegen meine Seite in einer Richtung angesegelt, daß wir unausbleiblich zusammenstoßen mußten, wofern sie nicht noch beizeiten absteuerte. Ich machte meine Leute aufmerksam, ergriff aber zugleich auch das Sprachrohr, lief damit nach vorn und rief dem Fahrzeuge zu: »Haltet ab! Holt euer Ruder nach Steuerbord!« -- Auf dies Rufen sahen sich endlich die beiden Menschen auf der T'Gelke, die mir bisher den Rücken gekehrt, nach meinem Schiffe um, erkannten die Gefahr, worin sie schwebten, holten aber in der Bestürzung das Ruder auf die Backbordseite, wodurch sie, anstatt mir auszuweichen, gerade auf meinen Bug gerieten. Jetzt ward das Unglück mit jedem Augenblick größer. Mein Bugspriet verwick$ über ihren Tee- und Kaffeekesseln, und so oft ich in die Kombüse sah, hingen oder standen acht oder zehn solcher Maschinen bei einem Feuer, woran man vielleicht einen Ochsen hätte braten können -- ein Unwesen, wobei nicht nur unser Kohlenvorrat unnütz verschwendet, sondern auch dem Schiffe beständige Gefahr durch verwahrlostes Feuer drohte. Als mir dieser Unfug endlich zu arg ward, tat ich ihnen ernstliche Vorhaltung, daß dies gegen alle gute Ordnung sei und fortan abgestellt bleiben müsse. Es solle dagegen mein eigener großer Kessel fortwährend am Feuer stehen, und was ich selbst nicht gebrauchte, möchten sie nehmen und unter sich einteilen. Allein auch das war in den Wind geredet, und mit dem Tee- und Kaffeegesöff blieb es beim alten. Fast gewann es den Anschein, als ob man Lust habe, sich um meine Anordnungen gar nicht mehr Eines Abends, nach Endigung des Gebets, hieß ich der Mannschaft noch etwas sitzen zu bleiben, und mit ebensoviel Ernst als Güte deutete ich ihnen meinen festen Willen an, daß das Kunke$ anze auf dem Hohenberge mit Wurfgeschütz zu erreichen sein werde. Er schickte uns also einige Granaten zu, die aber entweder schon in der Luft platzten oder unschädlich in den Stadtgraben fielen. Nichtsdestoweniger ward abends um acht Uhr ganz unvermutet Feuerlärm geschlagen, und -- das Haus des Kommandanten stand in vollem Brande! Alles lief zum Löschen herbei; doch mancher verständige Bürger brachte dieses Ereignis mit dem gestrigen Parlamentär in eine sehr bedenkliche Verbindung. Voll von beängstigenden Gedanken, entschlossen sich unser dreizehn, sofort eine Runde rings um die Stadtwälle zu machen und die Verteidigungsanstalten nachzusehen. Überall auf den Batterien, wo Kanonen und Pulverwagen standen, riefen wir wiederholt und überlaut die Schildwachen an, aber nur selten ward uns Antwort, und auf unsrer langen Runde trafen wir nicht mehr als _sieben_ Mann unter dem Gewehre! So etwas überstieg alle unsre Gedanken und Begriffe! Wir erachteten es für dringende Notwendigkeit, dem Kommandanten davon schleunig$ Strenge der Jahreszeit die nächste und kürzeste Richtung geboten habe und der königliche Reisezug am 21. in Stargard eintreffen werde, um dort einen Rasttag zu halten. Es war also auch zu erwarten, daß die pommerschen Stände und andere Behörden der Provinz sich dort dem Könige vorstellen würden. Diese Nachricht traf mich am 19. abends in einer Gesellschaft, wo viele würdige Männer unserer Stadt beisammen waren. »Wie!« rief ich aus, »so viele unserer Landsleute sollen dort vor dem Könige stehen, ihm ihre frohen Glückwünsche darzubringen, und nur aus unserer Vaterstadt sollte sich niemand zu einer solchen freiwilligen Huldigung eingefunden haben? Das hat weder der König um Kolberg, noch wir um ihn verdient! Seine Gnade hat uns erst unlängst eine Kriegssteuer von nahe an zweimalhunderttausend Talern erlassen, bei welcher schicklicheren Gelegenheit könnten wir ihm dafür unseren Dank bringen, als wenn eine Deputation der Bürgerschaft sich jetzt dazu auf den Weg machte? -- Vollmacht? Trägt sie nicht jeder mit sein$ öhnisch fragte, ob das Wunder geschehen sei. »Ich glaube ja!«, erwiderte dieser. »Er ist total verrückt oder unverschämt frech!« rief da der Kaiser. »Glaubt er denn, ich kann nicht sehen? Da hängt doch der Beutel!« »Ich sehe,« erwiderte der Gescholtene, »daß dort wohl ein Beutel hängt, ob es aber der wirkliche ist, möchte ich bezweifeln!« »Das ist denn doch zu stark!« schrie der Kaiser. »Holt den Beutel herunter und bringt ihn her!« befahl er der Wache. Der Beutel wurde abgenommen und dem Kaiser gebracht, der ihn öffnete, aber ein ganz verwundertes Gesicht machte, als er nur Steine in dem Beutel fand und beim genaueren Sehen erkannte, daß es gar nicht der frühere Beutel war. »Kerl, wie hat er das fertig gebracht?« fragte er den listigen Mann. Dieser erzählte, wie er einen gleichen Beutel angefertigt und diesen dann in des Kaisers Gegenwart vertauscht habe. »Bist ein verteufelt schlauer Bursche!« sagte dann der Kaiser. »Und da du mir der Klügste von allen zu sein scheinst, sollst du deren Oberster sein und ich$ von weitem und erzählte, im Hause des alten Mannes angekommen, diesem, wie er den Dachs aufs Wasser gelockt, wie er das Boot zerschlagen und endlich den Bösewicht getötet habe, der nachher von den Fischen gefressen wurde. Da wurde der Mann, der bisher immer noch Furcht hatte, daß der Dachs auch ihm und dem Hasen ein Leid zufügen werde, wieder frohen Herzens. Er lud den Hasen ein mit an das Grab seiner Frau zu kommen. Als beide am Grabe standen, rief der Mann, gleich als wenn seine Frau »Liebe Frau! Du bist jetzt gerächt. Der Dachs, unser Widersacher ist tot, getötet von meinem Freund, dem weißen Hasen, hier neben mir. Wir können jetzt ohne Sorge sein, der Bösewicht wird uns nicht mehr Nachdem er dies gesagt hatte, machte er drei tiefe Verbeugungen[3] und ging mit dem Hasen in das Haus zurück. Hier bereitete er diesem ein Essen, so gut er es konnte und es hatte, um seine Dankbarkeit zu Er lud den Hasen ein doch bei ihm zu bleiben und in seinem Hause zu wohnen, aber der Hase schlug dies dankend aus. Er sagte, e$ war wirklich ein schlaues Tier; denn auch ihr waren Bedenken gekommen und sie hatte deshalb das Stück Fisch vorläufig versteckt um erst zu sehen, ob ihr Herr vom Fische genieße. Als sie nun sah, daß er ihn mit gutem Appetit verzehrte, da lief auch sie zurück und ließ es sich schmecken. Aber die Folgen blieben nicht aus. Das Gift fing bald an zu wirken und Herr und Katze starben unter großen Qualen. So sieht man, wie sich selbst der Schlaueste manchmal täuschen läßt. [Anmerkung 1: Fugu, ein stachlicher Fisch zur Gattung der Tetrodon gehörig; das Fleisch dieses Fisches ist giftig und daher ungenießbar. Er wird nur gefangen um als Düngemittel verwendet zu werden.] [Verzierung] [Verzierung] Der bedächtige Reiher. Ein Reiher spazierte am frühen Morgen im Teiche gravitätisch auf und ab; er hatte Hunger und suchte sich Beute. Da sah er plötzlich einen zierlichen Aal sich durch das klare Wasser schlängeln; auch ein munteres Fischlein kam herbeigeschwommen und endlich hüpfte ein Frosch auf ein gro$ sich gewünscht hatte. Bald kam ihm sein früherer Beruf als ein böser Traum vor und er wunderte sich oft, wie er hatte so lange zufrieden sein können. Aber wie es so geht und wie ein Sprichwort sagt: »Auf einen Wunsch folgen mehrere« oder »wer Macht hat, will größere Macht«, so ging es auch dem Steinhauer. Einmal saß er an einem heißen Sommertage, sich fächelnd, auf der Veranda seines Hauses, als in einer Sänfte ein Fürst vorübergetragen wurde; eine Anzahl Diener schritt rechts und links von der Sänfte; sie trugen große, prachtvolle Fächer, mit denen sie dem Fürsten Kühlung zufächelten. Ein großes Gefolge begleitete ihn und alle Menschen warfen sich zu Boden und grüßten in dieser Weise den Fürsten. Da ward der Steinhauer mißmutig und sagte: »Ja, der Fürst hat es gut, der braucht nicht zu Fuß zu gehen, braucht sich nicht eigenhändig Kühlung zuzufächeln und alle Welt verneigt sich vor ihm. Wenn es ginge, möchte ich auch so ein Fürst sein!« Kaum hatte er dies gesagt, da ertönte wieder die Stimme: »Du hast es gewü$ ung erblicken. Ja es ist wahr: neben jedem Halm des Glaubens wird ein Büschel abergläubischen und muckerischen Unkrauts wuchern. Es ist wahr: sein Gift ist widerlicher als des Unglaubens; wie ehrenhaft und mutig ist der nüchterne, handfeste Atheist, verglichen mit dem süßlich feigen Mucker, dem lüsternen Geisterbeschwörer, dem schamlosen Sündenknecht und dem fleißigen Gottesbetrüger. Sollen wir aus Furcht vor dem Sekundären verzagen? Wer einen Flußlauf reinigt, darf sich nicht wundern, wenn der Bagger Schlamm emporgeholt; liegen die Gifte der Muckerei in der Menschheit, so sollen sie zu Tage, mag Sonne und Wind zerstören, was in den Tiefen gärte. Es sind andere, die schaffen Glaubensersatz. Sie vertiefen sich in alte Götterlehren und Sagen und Gebräuche und meinen, auch wenn man nicht daran glaubt, so ist es schön und dient zur Erhebung, über ein Feuer zu springen oder die Sonne anzurufen. Es ist schön, aber nicht echt; es dient zur Erhebung, aber zur künstlichen, äußerlichen, flüchtigen und gespielten. Es sc$ unde und blitzte ihn mit goldenen Augen an. Da sprach Fridolin: »Sie hat blaue Augen, und in ihrem Haar ist ein Ton wie Bernstein. Habe Wilibald nickte. »Das Schönste ist ihr Lachen«, erwiderte er, »Es ist wie ein Quell unter Blumen. In einer halben Stunde sind wir bei ihr.« Der Wagen bog in einen sandigen Feldweg ein, um einen Hügel herum, und nun fuhr man auf einmal mitten in die untergehende Sonne hinein. Sie ging ganz ohne Strahlen hinüber, gleich einem riesigen Blutstropfen, der in einer bläulich dunstigen Atmosphäre hing. Auf einer Höhe rechts von dem roten Gestirn türmte sich ein armseliges Dorf empor, in wilden Linien. Weiße Häuser und hochragende Dächer aus Stroh. Eine alte, dickköpfige Kirche krönte das Ganze. »Das ist Garzigar«, erklärte Wilibald, indem er mit der Peitsche hinüberwies. »In der Kirche findet morgen die Trauung statt. Heute machen wir noch einen Bogen darum.« Fridolin war entzückt von diesem alten, hochgebauten Nest, das, die mächtige Sonne zur Linken, wie eine trotzige Faust aus der$ stiegen, sondern daß ich falle, und fest mich an den Seilen haltend aus Schwäche ein wenig zu schaukeln anfing. Bald schaukelte ich stärker, als die Luft schon kühler wehte und statt der fliegenden Vögel zitternde Sterne erschienen. Bei Kerzenlicht bekam ich mein Nachtmahl. Oft hatte ich beide Arme auf der Holzplatte und, schon müde, biß ich in mein Butterbrot. Die stark durchbrochenen Vorhänge bauschten sich im warmen Wind, und manchmal hielt sie einer, der draußen vorüberging, mit seinen Händen fest, wenn er mich besser sehen und mit mir reden wollte. Meistens verlöschte die Kerze bald und in dem dunklen Kerzenrauch trieben sich noch eine Zeitlang die versammelten Mücken herum. Fragte mich einer vom Fenster aus, so sah ich ihn an, als schaue ich ins Gebirge oder in die bloße Luft, und auch ihm war an einer Antwort nicht viel gelegen. Sprang dann einer über die Fensterbrüstung und meldete, die anderen seien schon vor dem Haus, so stand ich freilich seufzend auf. »Nein, warum seufzst Du so? Was ist denn gesc$ es Substrat finden; ein ebenfalls buntes Samengemisch wird den Felsen durch den Wind und die Thiere zugeführt. Auf diese Weise kommt es, dass in tiefen Felsspalten ganz dieselben Pflanzen, wie auf gewöhnlichem Boden, gedeihen, während sich sonst epiphytisch wachsende Gewächse an der Steinoberfläche, ganz ähnlich wie an der Baumrinde, ansiedeln; die Flora der Felsen würde in den Tropen ein Mittelding zwischen der epiphytischen und der terrestrischen darstellen, wenn sie nicht ausser diesen Bestandtheilen noch eine Anzahl Arten enthielte, die durch den Kampf ums Dasein von fruchtbareren Standorten ausgeschlossen werden, und denen der Bau ihrer Samen und Früchte auf Bäume überzugehen nicht gestattet. 5. Die in diesem und den vorigen Kapiteln über die Eigenthümlichkeit der Epiphyten, über die Beziehungen der Flora der Baumrinde zu derjenigen anderer Substrate, berechtigen uns wohl unzweifelhaft, die Genossenschaft der Epiphyten als eine der am besten charakterisirten zu bezeichnen. Die Existenzbedingungen sind de$ _gesperrter_ Text ist im e-Book entsprechend wiedergegeben.] Der Zauberkaftan Koloman Mikszáth Aus dem Ungarischen von Viktor Sziklai Druck und Verlag von Philipp Reclam jun. Erstes Kapitel. Jene Städte sind närrisch, welche klagen: Wir haben viel gelitten, bei uns haben die Türken ein oder zwei Jahrhunderte gehaust. Wahrhaft litten jene Städte, wo weder Türken hausten, noch Labanzen und Kurutzen,[1] und welche sich aus eigner Kraft erhielten, wie zum Beispiel Kecskemét; denn wo von den kriegführenden Parteien sich die eine aufhielt, dort dominierte, plünderte nur die eine und die anderen wagten sich nicht einmal hin, wo aber keine einzige wohnte, dorthin gingen alle Erdbeeren sammeln. [1] Labanzen und Kurutzen waren ungarische Soldaten. Eines Tages wandelte den Ofner Pascha die Laune an, ein wenig zu brandschatzen: »Mein Sohn Dervisch Beg, schreibe dem Kecskeméter Richter!« Und der Brief ging sofort ab, aus dessen üppigem Stile der Ausdruck nicht fehlte: »Ihr spielt mit Euren Köpfen!« Aber auch der Szolno$ hren den Frauen ein gewisses Ansehen gab, wenn sie sagen konnten: »Oho, mich hat kein Storch ausgebrütet, auf meinem Leib prangten auch einst die Kleider der Lestyák.« Es wurde beinahe ein Sprichwort daraus. Wie erst damals, als die Sache noch warm war, konnte es da gleichgültig sein, wer die Kleider tragen durfte und wer nicht, wer amtlicherseits schön gefunden wurde und wer unbrauchbar war? Gar viele bittere, brennende Thränen wurden da geweint. Ich will den Alten nicht des Mißbrauchs der Amtsgewalt anklagen, auch dessen nicht, daß er sich bestechen ließ (es fiele auch ein wenig schwer, dies heute, nach zweihundert Jahren beweisen zu wollen) aber Thatsache ist einmal, daß er gar viele Taktlosigkeiten beging. Da war zum Beispiel die Geschichte mit dem Zigeunermädchen. Es kam nämlich die Kleine, in Lumpen gehüllt, barfuß, zerzaust, ließ die großen Augen über die Schätze hinfliegen und der Mund blieb ihr offen stehen. Wie glänzende Perlen aus dem Orient funkelten die weißen Zähne im roten Mündchen. (Der alte E$ eben sandte ihm 1000 Söldner unter Lakrates, Argos 3000 unter Nikostratos; in den asiatischen Griechenstädten waren 6000 Mann geworben, die unter Bagoas' Befehl gestellt wurden. Der Großkönig befahl dem Satrapen Idrieus von Karien den Angriff auf Cypern; er selbst wandte sich gegen die phönikischen Städte. Vor solcher Übermacht entsank diesen der Mut; nur die Sidonier waren entschlossen, den äußersten Widerstand zu leisten; sie verbrannten ihre Schiffe, um sich die Flucht unmöglich zu machen. Aber auf Mentors Rat hatte König Tennes bereits Unterhandlungen angeknüpft, sie beide verrieten die Stadt; als die Sidonier bereits die Burg und die Tore in Feindes Hand und jede Rettung unmöglich sahen, zündeten sie die Stadt an und suchten den Tod in den Flammen; 40 000 Menschen sollen umgekommen sein. Den cyprischen Königen sank der Mut, sie unterwarfen sich. Mit dem Fall Sidons war der Weg nach Ägypten frei. Das Heer des Großkönigs zog an der Küste südwärts; nicht ohne bedeutende Verluste gelangte es durch die Wüste,$ s seiner eigenen Kraft hatte Philipp sich nicht erhoben; bei Chaironeia, wo er die makedonischen Reiter des rechten Flügels führte, durchbrach er die andrängende Linie des Feindes nicht, er ließ selbst die Phalanx, wenn auch in Ordnung, zurückgehen; daß Alexander auf die heftig nachdrängende Linie des Feindes mit der thessalischen Ritterschaft des linken Flügels einbrach, entschied den Erfolg des Tages. Schon da, noch mehr in den Kämpfen des Jahres 335, hatte Alexander gezeigt, daß er kühner, plötzlicher, immer entscheidend die unwiderstehliche Offensivkraft dieses Heeres zu verwenden verstand, nicht minder, daß er zugleich der Feldherr und der erste Soldat seines Heeres und im vollsten Sinn des Wortes dessen Vorkämpfer war. Wenn irgend etwas, so war die Art, wie er sich persönlich einsetzte und immer an der Spitze des entscheidenden Stoßes auf den Feind stürzte, dazu angetan, den Wetteifer seiner Offiziere und seiner Truppen zu entflammen. Sein Heer war der Zahl nach gering, aber in so organischer Gestaltung$ ht davon -- in die Hand der Makedonen; nach dem schweren Verlust an Mannschaft, den die Perser erlitten, mußten wohl auch die Punkte auf dem Festlande, die sie noch hatten, Myndos, Kaunos, das Triopion aufgegeben werden; nur Kos, Rhodos, Kalymna, damit der Eingang in die Bucht von Halikarnaß blieben noch persisch. Sie wußten, daß Dareios bereits über den Euphrat vorgerückt sei, mit einem Heere, in dem die griechischen Söldner allein der ganzen Armee Alexanders gleichkamen, mit einer unermeßlichen Übermacht an Reitern. Es ist nicht klar, welche Motive die nächst weitere Aktion der Admirale bestimmten, ob das Vordringen des Hegelochos, der auf Alexanders Weisung von neuem eine Flotte im Hellespont gesammelt hatte, dem Aristomenes mit seinem Geschwader erlag, der Tenedos wieder gewann, -- oder die Absicht, mit der erwarteten Niederlage Alexanders zugleich die allgemeine Empörung in Hellas aufflammen zu machen. Sie ließen eine Besatzung in Chios, einige Schiffe bei Kos und Halikarnaß zurück; sie gingen mit 100 Sc$ sein; den Zug nach Babylon könne man, über die heimischen Zustände beruhigt, mit desto größeren Erwartungen beginnen, da dann die Perser zugleich vom Meere und von den Ländern diesseits des Euphrat abgeschnitten seien. Die Versammlung überzeugte sich von der Notwendigkeit, die stolze Seestadt zu unterwerfen; aber ohne Flotte sie zu erobern, schien unmöglich. Immerhin unmöglich für den ersten Blick; aber das als notwendig Erkannte mußte auch zu ermöglichen sein; kühne Pläne durch kühnere Mittel zu verwirklichen gewohnt, beschloß Alexander, die Inselstadt landfest zu machen, um dann die eigentliche Belagerung zu Neutyrus, auf einer Insel von einer halben Meile Länge und geringerer Breite erbaut, war vom festen Lande durch eine Meerenge von etwa tausend Schritt Breite getrennt, die in der Nähe der Insel etwa noch drei Faden Fahrwasser hatte, in der Nähe des Festlandes dagegen seicht und schlammig war. Alexander beschloß, an dieser Stelle einen Damm durch das Meer zu legen; das Material dazu lieferten die Gebäud$ s daß König Ochos den heiligen Stier in Memphis niedergestochen hatte; Alexander opferte, wie den anderen Göttern der Ägypter, so dem Apis im Phthatempel zu Memphis; er ließ dort von hellenischen Künstlern gymnische und musische Wettkämpfe halten, zum Zeichen, wie fortan das Fremde hier heimisch, das Einheimische auch den Fremden ehrwürdig sein werde. Die Achtung, die er den ägyptischen Priestern zollte, mußte ihm diese Kaste um so mehr gewinnen, je tiefer sie von der oft fanatischen Intoleranz der persischen Fremdlinge herabgewürdigt worden Mit der Besitznahme Ägyptens hatte Alexander die Eroberung der Mittelmeerküsten, die unter persischer Herrschaft gestanden, vollendet. Der kühnste Gedanke der perikleischen Politik, in der Befreiung Ägyptens der See- und Handelsherrschaft Athens ihren Schlußstein und dauernde Sicherung zu geben, war nun nicht bloß erfüllt, sondern weit überboten: der hellenischen Welt war das Ostbassin des Mittelmeeres gewonnen und mit der Herrschaft über Ägypten die nahe Meeresbucht, von$ Reitervolk der Saker unter Mauakes und die Daer aus der Steppe des Aralsees angeschlossen. Die Völker aus Arachosien und Drangiana und die indischen Bergbewohner der Paravetiberge kamen unter ihrem Satrapen Barsaentes, ihre westlichen Nachbarn aus Areia unter dem Satrapen Satibarzanes, die persischen, hyrkanischen und tapurischen Reiterschwärme aus Chorassan, dem Schwertlande Irans, unter Phrataphernes und seinen Söhnen. Dann die Meder, einst die Herren Asiens, deren Satrap Atropates zugleich die Kadusier, Sakasener und Albaner aus den Tälern des Kur, des Araxes und des Urmea-Sees führte. Von Süden her, von den Küsten des Persischen Meeres, kamen die Völker Gedrosiens und Karmeniens unter Okontobates und Ariobarzanes, dem Sohne des Artabazos, die Perser unter Orxines, aus dem Geschlechte der sieben Fürsten. Die Susianer und Uxier führte Oxyathres, der Sohn des susianischen Satrapen Abulites; die Scharen von Babylon sammelten sich unter Bupales' Befehl, die aus Armenien kamen unter Orontes und Mithraustes, di$ ereinigung Indiens mit dem übrigen Asien ausführbar werden konnte, das waren, so scheint es, die Absichten, die Alexanders Politik in Indien geleitet haben; nicht die Völker, wohl aber die Fürsten mußten von ihm abhängig sein. Die bisherige Stellung des Poros in dem Fünfstromlande des Indus konnte für die Politik Alexanders den Maßstab abgeben. Offenbar hatte Poros bis dahin ein Prinzipat in dem Gebiet der fünf Ströme gehabt oder gesucht, und eben dadurch die Eifersucht des Fürsten von Taxila rege gemacht; sein Reich umfaßte zunächst zwar nur die hochkultivierten Ebenen zwischen dem Hydaspes und Akesines, doch hatte im Westen des Hydaspes sein Vetter Spitakes, im Osten des Akesines in der Gandaritis sein Großneffe Poros wahrscheinlich durch ihn selbst die Herrschaft erhalten, so daß der Bereich seines politischen Übergewichtes sich ostwärts bis an den Hyarotis erstreckte, der die Grenze gegen die freien indischen Völker bildete; ja mit Abisares verbündet, hatte er seine Hand sogar nach ihrem Lande auszustreck$ f die Feder, daß ihre bunten Farben in ihrem Glanze prächtig leuchteten. Der junge Knabe hielt sein Rößlein an und wollte absteigen, um die Feder aufzuheben und sie an seinen Hut zu stecken. Da tat das Rößlein sein Maul auf und sprach: »Ach, laß die Feder auf dem Grunde liegen!« Des verwunderte sich der junge Reiter, daß das Rößlein sprechen konnte, und es kam ihn ein Schauer an; er blieb im Sattel, stieg nicht ab, hob die Feder nicht auf, sondern ritt weiter. Nach einer Zeit geschah es, daß der Knabe am Ufer eines Bächleins hinritt, siehe, da lag eine bunte, viel schönere Feder auf dem grünen Gras, als jene war, die im Walde gelegen hatte, und des Knaben Herz verlangte nach ihr, seinen Hut damit zu schmücken, denn dergleichen Pracht von einer Feder hatte er all sein Lebtag noch nicht gesehen. Aber wie er absteigen wollte, sprach das Rößlein abermals: »Ach, laß die Feder auf dem Grunde!« Und wieder verwunderte sich der Knabe über alle Maßen, daß das Rößlein sprach, während es doch sonst nicht redete; er folgt$ s Notwendigkeitsverhaeltnis als eine Denknotwendigkeit zu bezeichnen; aber wiederum gilt, dass diese Denknotwendigkeit nicht der Grund unsrer Einsicht in die Wahrheit dieser Gesetze ist, dass vielmehr dieser Grund, wie ueberall so auch hier, nur das Einleuchten der Zusammengehoerigkeit sein kann. Auch hier sind also Denknotwendigkeit und Einsicht ganz und gar verschieden. Achtzehnte Untersuchung. Einsicht und Wille. Da mit der Einsicht keinerlei Zwang oder innere Noetigung fuer uns verbunden ist, so sind wir im Stande uns derselben zu entziehen, wenn sie unsren Neigungen nicht entspricht, wie viele Erfahrungen unseres Lebens uns bestaetigen. Das Widerstreben gegen die erkannte Wahrheit ist eine leider nur zu haeufig vorkommende Thatsache. Wir koennen unsren Blick von dem Sichaufdraengen und Einleuchten der Zusammengehoerigkeit ablenken und auf etwas andres richten, uns dadurch die eintretende Einsicht aus dem Sinne schlagen, in den Hintergrund draengen, verdunkeln und sogar ganz beseitigen, um uns einem ent$ em der Wahrheit bestimmt, und unsere Begriffe S. 15, 18, 21. *Begriffsworte* enthalten eine Wissensdisposition, die betreffenden Urteile faellen zu koennen S. 11. *Believe* Dafuerhalten, S. 71. *Berkeley* ueber die Dinge als Gedanken Gottes S. 53, 54. *Beruehrung* enthaelt ein irrationales Element a) als Bestandteil der Ausdehnung, b) als Bestandteil der Substanz S. 48--49. *Beschraenktheit* als seiendes Nichtsein S. 47. *Bewegung*, Sinnenbild und Begriff derselben S. 11; irrationales Element in der Bewegung S. 48. *Beweis* fuer die Existenz der Aussenwelt S. 54--56. *Bewusstheit* Wissen des Bewusstseinsvorgangs um sich selbst S. 58, -- uneigentliches, nicht namentliches, nicht begriffliches Wissen, keine Einsicht oder Erkenntnis S. 59, -- hat einen uebergreifenden Charakter S. 60--61, -- analog dem Bewusstsein des Ich und Selbst von sich S. 63, -- ist die Erscheinung der Bewusstseinsvorgaenge im Bewusstsein, die sich in der Reflexion wiederholt S. 64, -- kommt bei der Uebertragung der sinnlichen Vorstellunge$ i. Das arglose Kind, glückselig, endlich einmal seinem Freund mit etwas dienlich sein zu können, stolz auf seine Würde als Bote, sprang sofort weg und stürmte so toll den Weg hin, daß die Leute ihm verwundert nachstarrten. Aber ihm war gelegen, zu zeigen, wie flink er war, wenn man ihm Botschaften vertraute. Der Graf war, so sagte man ihm dort, noch nicht eingetroffen, ja zur Stunde gar nicht angemeldet. Diese Nachricht brachte er in neuerlichem Sturmschritt zurück. Aber in der Halle war der Baron nicht mehr zu finden. So klopfte er an seine Zimmertür, -- vergeblich! Beunruhigt rannte er alle Räume ab, das Musikzimmer und das Kaffeehaus, stürmte aufgeregt zu seiner Mama, um Erkundigungen einzuziehen: auch sie war fort. Der Portier, an den er sich schließlich ganz verzweifelt wandte, sagte ihm zu seiner Verblüffung, sie seien beide vor einigen Minuten gemeinsam weggegangen! Edgar wartete geduldig. Seine Arglosigkeit vermutete nichts Böses. Sie konnten ja nur eine kurze Weile wegbleiben, dessen war er sicher, d$ aren so schön heute abend.« Und die andere wieder: »Nein, ich darf nicht, ich kann nicht, lassen Sie Es ist so viel Angst in der Stimme seiner Mutter, daß das Kind erschrickt. Was will er denn noch von ihr? Warum fürchtet sie sich? Sie sind immer näher gekommen und müssen jetzt schon ganz vor seiner Tür sein. Knapp hinter ihnen steht er, zitternd und unsichtbar, eine Hand weit, geschützt nur durch die dünne Scheibe Tuch. Die Stimmen sind jetzt »Kommen Sie, Mathilde, kommen Sie!« Wieder hört er seine Mutter stöhnen, schwächer jetzt, in erlahmendem Widerstand. Aber was ist dies? Sie sind ja weiter gegangen im Dunkeln. Seine Mutter ist nicht in ihr Zimmer, sondern daran vorbeigegangen! Wohin schleppt er sie? Warum spricht sie nicht mehr? Hat er ihr einen Knebel in den Mund gestopft, preßt er ihr die Kehle zu? Die Gedanken machen ihn wild. Mit zitternder Hand stößt er die Türe eine Spannweite auf. Jetzt sieht er im dunkelnden Gang die beiden. Der Baron hat seiner Mutter den Arm um die Hüfte geschlungen und führt $ rcheinander. Ob er noch tanzte, ob er gut aussähe, ob er bleiben wollte, ob er unverlobt wäre ... Maggie gab Auskunft, so gut sie konnte, und meinte, wenn's dazu käme, wollte sie ihn ordentlich ins Gebet nehmen. Dann warf sie noch einen kurzen Blick in den Spiegel, stellte mit Befriedigung fest, daß sie entschieden am besten von allen aussah, und trat siegesfroh in den Gartensaal, wo der Vater sie erwartete. Sie fuhr ein klein wenig zusammen. Neben ihm stand Seckersdorf. Er war doch eine prachtvolle Erscheinung, selbst in dem häßlichen Frackanzug. Der Typus des ritterlichen Mannes, ehrenfeste Kraft in jedem Er kam ihr entgegen, und nachdem sie einander und den alten Herrn von Schweitzer begrüßt hatten, der sich dem Vater anschloß, gingen sie zusammen durch den Saal weiter. Beide befangen und schweigend, bis er den Anfang machte und stockend fragte: »Gnädiges Fräulein haben den Rückweg neulich ohne Anstrengung gemacht?« Nun lachte Maggie. »Natürlich! Aber, bitte, sagen Sie doch lieber einmal ehrlich, was Sie e$ llte jener selbst die Aufsicht übernehmen, und was das Schlimmste war, Seckersdorf hörte mit vollster Aufmerksamkeit zu, fragte, ließ sich belehren und sprach selbst so anhaltend zu den Leuten, daß sie schließlich eine ungeduldige Bemerkung über seinen Eifer machte. Er wandte sich um. »Entschuldigen Sie mich,« bat er. »Ich bin Landmann mit Leib und Seele und kann in Sachsen verwerten, was ich hier lerne. Wir haben auf Isenburg ganz ähnliche Forstverhältnisse.« »Sie gehen wieder zurück?« fragte sie, froh, ein Gespräch anknüpfen zu »Wahrscheinlich.« Der Oberförster rief ihn, ehe er etwas hinzufügen konnte, von neuem an. Er hatte an einem der wenigen geschlagenen Stämme ein fremdes Forstzeichen bemerkt und fragte nach dessen Bedeutung. Seckersdorf wußte sie nicht. Der Oberförster sprach Vermutungen darüber aus, warnte vor Holzdieben, die in der Gegend ein freches Wesen trieben; und darüber ereiferten sich beide Männer so, daß Maggie niedergeschlagen hinter ihnen herging und ihren heutigen Versuch als verfehlt zu$ wiß nicht. Aber das alles sind ja Dummheiten gröbster Sorte. Es fällt mir hier etwas ein, und ich sehe mich, aus, ich weiß nicht welchen, Ursachen, genötigt, es zu sagen. Ich besaß vor einer Woche oder mehr Tagen an Geld noch zehn Mark. Nun, jetzt sind diese zehn Mark verflogen. Eines Tages trat ich in ein Restaurant mit Damenbedienung. Ganz unwiderstehlich zog es mich hinein. Ein Mädchen sprang mir entgegen und nötigte mich, auf einem Ruhebett Platz zu nehmen. Halb wußte ich Bescheid, wie das ungefähr endigen konnte. Ich wehrte mich, aber ganz und gar ohne Nachdruck. Es war mir alles gleichgültig, und doch wieder nicht. Es bereitete mir ein Vergnügen ohnegleichen, dem Mädchen gegenüber den feinen, obenherabschauenden Herrn zu spielen. Wir befanden uns ganz allein, und nun trieben wir die nettesten Dummheiten. Wir tranken. Immer lief sie ans Büffet, um neue Getränke zu holen. Sie zeigte mir ihr reizendes Strumpfband, und ich liebkoste es mit den Lippen. Ah, ist man dumm. Immer stand sie wieder auf und holte N$ ist alles, sogar das Kleinste, viel. Ein paar Menschen vollkommen kennen zu lernen, dazu bedürfte es eines Menschenlebens. Das sind nun wieder Benjamentasche Grundsätze, und wie unähnlich sind Benjamentas dem, was Welt bedeutet. Ich will schlafen gehen. Ich vergesse nie, daß ich ein Abkömmling bin, der nun von unten, von ganz unten anfängt, ohne doch die Eigenschaften, die nötig sind, emporzugelangen, zu besitzen. Vielleicht, ja. Es ist alles möglich, aber ich glaube nicht an die eitlen Stunden, in denen ich mir Glück, verbunden mit Glanz, vorspiegle. Ich habe gar keine Emporkömmlingstugenden. Ich bin manchmal frech, aber nur aus Laune. Der Emporkömmling aber ist von einer permanenten bescheiden-tuenden Frechheit, oder von einer frechen, fortwährend frechen Unbedeutendheitsgebärde. Und es gibt viele Emporkömmlinge, und was sie errungen haben, das halten sie stupide fest, und das ist ausgezeichnet. Sie können auch nervös sein, ungehalten, verdrießlich und »all der Dinge« müde, aber der Überdruß dringt nicht ti$ Wesen, Bewegen und Leben gehaßt und gemieden worden. Da tratest du ein, frisch, dumm, unartig, frech und blühend, duftend von unverdorbenen Empfindungen, und ganz natürlich schnauzte ich dich mächtig an, aber ich wußte es, so wie ich dich nur sah, daß du ein Prachtbursche seiest, mir, wie es mir vorkam, vom Himmel heruntergeflogen, von einem alleswissenden Gott mir gesandt und geschenkt. Ja, dich brauchte ich gerade, und ich lächelte immer heimlich, wenn du von Zeit zu Zeit zu mir eintratest, um mich mit deinen reizenden Frechheiten und Grobheiten, die mir wie gutgelungene Gemälde erschienen, zu belästigen. O nein, zu betören. Ruhig, Benjamenta, ruhig. -- Hast du es, sage mir das, nie bemerkt, daß wir Zwei Freunde waren? Doch still. Und wenn ich dann so meine Würde vor dir bewahrte, o dann hätte ich sie zerreißen mögen, zerreißen in Fetzen. Wie rasend förmlich du dich sogar heute noch vor mir verbeugt hast! Doch höre, wie ist es eigentlich nur mit dem Wutanfall von neulich? Habe ich dir wehtun wollen? Wollte $ wenn er jetzt in nicht allzu langer Zeit nach dem Osten ging, riß sein Scheiden in den Kreis, der sich ein paarmal in der Woche zu versammeln pflegte, keine Lücke. Höchstens, daß der eine oder andere mit einer gewissen Bitterkeit bemerkte: »Na ja, er hat's wieder einmal geschafft, der kaltnasige Streber! Kriegt seine Schwadron außer der Tour, überspringt ein Dutzend Vordermänner, der Schuster!« Ein Vers flog ihm durch den Sinn, den er mal vor Jahren in einem Gedichtbuche gelesen hatte: Auch keinem hat's den Schlaf vertrieben, Daß ich am Morgen weitergeh -- Sie konnten's halten nach Belieben, Von einer aber tut's mir weh -- -- -- Das letzte stimmte nicht recht, nicht ein einziges kleines Mädel in dem ganzen großen Berlin dachte an ihn, wenn er sich anschickte, Abschied zu nehmen. Von gar manchen seiner unverheirateten Kameraden wußte er, daß sie in den Vierteln im Norden eine süße kleine Verschwiegenheit hatten, mit der sie im Räuberzivil am Sonntag irgendwohin über Land fuhren. Er war immer nu$ man jetzt an der Börse auf Hausse oder Baisse spekulieren soll. Wenn man einen sicheren Tip besitzen würde, könnte man einen hübschen Posten auf Gewinnkonto verbuchen.« Gaston parierte die taktlose Anzapfung mit einem Scherz, der die Lacher auf seine Seite brachte. »Ich glaube, Sie verwechseln mich mit Sr. Exzellenz dem Herrn Kriegsminister. Aber ich fürchte, auch der könnte Ihnen keine ganz sichere Auskunft geben.« Ein Herr mit glattrasiertem Gesicht, der neben Frau Josepha gesessen hatte, stand auf. »I muß eh' schon z' Haus, die verwaisten Kinder schreien nach ihren Vatter! Also, wenn's meinen Platz hab'n wolln, Herr Hauptmann ...« Er fühlte einen Widerwillen, klappte die Hacken zusammen. »Bitte sehr, sich durch mich nicht stören zu lassen! Meine Kameraden, mit denen ich hierher gekommen bin, erwarten mich.« Frau Josepha stand auf, drückte den glattrasierten Herrn auf seinen Platz zurück. »Sie kommen noch früh genug in den Klub, Ihre paar Kreuzerln los zu werden ... und erlauben's mal ...« Sie trat aus der $ Gelehrter, aber dazu stimmte nicht sein sonstiges Auftreten. Kurze, fast militärische Bewegungen, und seinen eleganten Reiseanzug hatte sicherlich auch kein Zivilschneider gefertigt. Dafür hatte sie ein untrügliches Auge. Die Hitze in dem sonnenbestrahlten Wagen fing an, unerträglich zu werden. Der alte Herr fuhr sich mit dem Finger zwischen Hals und Hemdkragen und stöhnte auf. »Herrgott, himmlischer Vater, dieses Blindschleichentempo ist ja kaum noch auszuhalten! Wenn ich ein paar Ackergäule vorspanne und hau' sie ordentlich über den Zagel, geht's rascher vorwärts. Und dieses ewige Angehalte an den kleinen Nestern -- steigt ja doch kein Mensch ein oder Annemarie öffnete eilig ihre Reisetasche, netzte ein frisches Tuch mit Kölnischem Wasser und kühlte ihrem Vater die Stirn. Und, während er ihr mit zärtlichem Händedruck dankte, flog ein schelmisches Lächeln um ihren hübsch geschnittenen Mund. »Wie würdest Du aber erst schimpfen, Papa, wenn er an _unserer_ Station vorüberfahren wollte?« Gaston nahm die Gelegen$ , aber sag' mal selbst: Wenn Du die Aussicht hättest, eine Annemarie von Gorski zu heiraten, würdest Du es da fertig kriegen, eine nach übler Pomade duftende Mamsell auf den Mund zu küssen, mit dem sie kurz vorher -- na sagen wir mal -- Gänseleber mit Zwiebeln abgeschmeckt hat?« Hans von Gorski schüttelte sich lachend. »Nicht um tausend Taler!« Eine Weile ritten sie schweigend nebeneinander her, dann fragte der Jüngere unvermittelt: »Du, Hans?« »Kannst Du Dir vorstellen, daß uns beiden so ein Mädel wie Annemarie blanke Augen machen würde oder zur Ermunterung eine goldne Zigarettendose im Coupé liegen lassen?« »Schwerlich!« »Na siehst Du,« versetzte der Jüngere tiefsinnig, »ich habe es schon immer gesagt, und die Geschichte eben bestärkt mich von neuem in der Meinung: wir hätten uns rechtzeitig zusammentun müssen, unseren Urgroßvater zu erschlagen. Von ihm stammt nämlich, nach dem Bild im großen Saal zu schließen, in einem grotesken Sprung über Generationen, das ganze Malheur. Die krummen Beine, die großen Ohr$ die Augen auf und verlangte zu trinken. »Marthe,« sagte sie, »wenn es erst Frühling wird, und ich wieder zu Kräften gekommen bin, dann wollen wir deine Schwester Hanne besuchen; ich habe ihre Kinder eben im Traume gesehen; -- du hast hier gar zu wenig Vergnügen.« -- Die Mutter hatte ganz vergessen, daß Schwester Hannes Kinder im Spätherbst gestorben waren; Marthe erinnerte sie auch nicht daran, sie nickte schweigend mit dem Kopf und faßte ihre abgefallenen Hände. Die Uhr schlug elf. -- Auch jetzt schlug sie elf, aber leise, wie aus weiter, weiter Ferne. -- Da hörte Marthe einen tiefen Atemzug; sie dachte, die Mutter wolle wieder schlafen. So blieb sie sitzen, lautlos, regungslos, die Hand der Mutter noch immer in der ihren; am Ende verfiel sie in einen schlummerähnlichen Zustand. Es mochte so eine Stunde vergangen sein; da schlug die Uhr zwölf! -- Das Licht war ausgebrannt, der Mond schien hell ins Fenster; aus den Kissen sah das bleiche Gesicht der Mutter. Marthe hielt eine kalte Hand in der ihrigen. Sie lie$ hte. Er kaufte Weingläser, eine Porzellanschale für Kuchen, eine Kristallschale für Früchte und eine große seidene Bettdecke. Er kaufte sich neben seinen gewöhnlichen Zigarren, die er täglich rauchte, eine Schachtel bester und teuerster Havannastengel, die er nur dann rauchen wollte, wenn der ersehnte Besuch gekommen sein würde. Mit diesen und noch mancherlei Einkäufen beschwichtigte er das still schwellende Sehnsuchtsfieber, das in ihm umging wie ein unheimlicher Feueratem, der ihn entfachen wollte. Aber den Brief, den er hätte schreiben müssen, schrieb er nicht. Oft, wenn ihm ein Besuch angezeigt wurde, fuhr er erschreckt zusammen und dachte, jenes Mädchen könne plötzlich auf seiner Türschwelle stehen, gerufen von den lautlosen Hilfeschreien seines geknebelten Herzens. Zum Silvester kam dann, wie es verabredet war, seine ahnungslose Frau zu ihm zu Besuch. Sie war, seit er den Laden in der Hafenstadt aufgemacht hatte, noch nicht bei ihm gewesen. Und als er sie jetzt vom Bahnhof abholte und in sein Zimmer füh$ s gelbe Stück Sonne oben war wie ein Stück Land, das in die Bläue herabschiene. Und sie hoffte, so verzaubernd wie das Meer, so von Grund aus sollte sich jetzt ihr Leben in der Zukunft verändern, daß alle Begriffe sich umstülpten. Aber als in der zweiten Nacht die elektrischen Kailampen von Messina, das damals noch nicht untergegangen war, in langer Reihe vorüberzogen, nahm Ilse ihrem Mann Okuro, der neben ihr im Deckstuhl saß und in der Dunkelheit nur am roten Punkt seiner Zigarette ihr erkenntlich war, die Zigarette aus dem Mund, warf sie über Bord und sagte, schmollend in ihrer Flitterwochenstimmung: »Geliebter, wie kannst du rauchen und dich mit deiner Zigarette lautlos unterhalten? Ich bin eifersüchtig auf deine Zigarette und deine Ruhe bei ihr. Ich bin noch keine so alte, ruhige Frau wie meine Großmutter, welche einschläft, wenn du stundenlang schweigend rauchst. Ich möchte lieber, daß du mich erwürgst, ins Meer wirfst, oder irgend etwas Böses mit mir tust, aber ich mag nicht, daß du so ruhig und gleich$ adt zusammgefaltet waren wie ein Blatt, nur leise atmend mit den weißen Schläfen ... Das waren Reiche, die das Leben zwangen unendlich weit zu sein und schwer und warm. Aber der Reichen Tage sind vergangen, und keiner wird sie dir zurückverlangen, nur mach die Armen endlich wieder arm. Sie sind es nicht. Sie sind nur die Nicht-Reichen, die ohne Willen sind und ohne Welt; gezeichnet mit der letzten Ängste Zeichen und überall entblättert und entstellt. Zu ihnen drängt sich aller Staub der Städte, und aller Unrat hängt sich an sie an. Sie sind verrufen wie ein Blatternbette, wie Scherben fortgeworfen, wie Skelette, wie ein Kalender, dessen Jahr verrann, -- und doch: wenn deine Erde Nöte hätte: sie reihte sie an eine Rosenkette und trüge sie wie einen Talisman. Denn sie sind reiner als die reinen Steine und wie das blinde Tier, das erst beginnt, und voller Einfalt und unendlich deine und wollen nichts und brauchen nur das _eine:_ so arm sein dürfen, wie sie wirklich sind. Denn Armut ist ein großer Glanz aus Innen$ er ersten Klasse kamen als Vorübung für das Schreiben in Anlehnung an M. _Montessori_ geometrische Formen zur Verwendung, deren Umrisse von den Kindern mit Bleistift zunächst umzogen wurden. Die so umgrenzte Papierfläche war dann mit Farbstiften immer sorgfältiger auszufüllen. Die Kinder wurden dadurch gewöhnt, den Umriß zu beobachten, bestimmte Grenzen einzuhalten, verschiedene Formen des Umrisses aufzufassen und so langsam die Schreibbewegungen der Hand beherrschen zu lernen, ohne daß zunächst die Arbeit durch die Auffassung von schwierigeren Buchstabenformen kompliziert wurde. Die Einführung in die einzelnen Buchstaben erfolgte in früheren Jahren in der Weise, daß der Buchstabe zunächst langsam und unter Beobachtung aller Bewegungen vorgeschrieben wurde. Darauf hatten ihn die Kinder in dem von Stadtschuleninspektor Schmied entworfenen Setzkasten auszusuchen, auf unliniertem Papier oder unlinierten Schiefertafeln möglichst groß nachzuzeichnen, zu betasten und mit den Fingern nachzufahren bis zur Geläufigkei$ er Pastor erhob sich, ging in die Stuga hinunter und holte Gustav. Scheu, verwirrt, kam der zu Tisch. Der Pastor ließ ihn mit einer Tasse Punsch und Hurrahrufen begrüßen. Dann stieß Gustav mit Carlsson an und sagte ein kurzes: -- Glück auf! Carlsson wurde gefühlvoll und trank bis auf den Grund aus; erklärte, es sei ihm ein großes Vergnügen, ihn zu sehen, wenn er auch spät komme; und er wisse von zweien, deren alten Herzen es wohl tue, ihn zu sehen, wenn er auch spät komme. -- Und glaube mir, schloß er, wer den alten Carlsson richtig zu nehmen versteht, der weiß auch, wo er ihn hat. Hingerissen war Gustav nicht, aber er forderte Carlsson auf, ein Glas mit ihm zu trinken. Die Dämmerung kam, die Mücken tanzten, die Leute schwatzten, Gläser klangen, Lachen schallten. Hier und dort in den Büschen waren bereits kleine Notschreie zu hören, unterbrochen von Kichern und Hurrahen, Hallohen und Schüssen, während der Himmel des lauen Sommerabends erblaßte. Draußen auf den Wiesen zirpte das Heimchen und snarpte die Wiesen$ worbenen Elias heimbrachte. »Er ist bestaubt, und die Schnur hat sich am Hals zugezogen,« sagte ich, »warte, bis er gewaschen ist.« »Willst du ihn waschen?« fragte Panja und verschlang abwechselnd mich und Elias mit übergroßen Augen. »Es ist ein vorzüglich veranlagtes Tier, das uns gute Dienste leisten wird«, versicherte ich etwas enttäuscht von dem Empfang, den uns Panja bereitete, und mit einem nachdenklichen Blick auf Elias, der die Türschwelle bekämpfte und in seinem hilflosen Eifer einen entzückenden Anblick unschuldiger Tatkraft bot. Wenn nicht alle Samenkörner, die ich in Elias' junge Seele legte, zu gedeihlicher Entfaltung erblüht sind, so ist sicher Panja schuld daran, der seine herabwürdigende Meinung über dieses Tier niemals bekämpft hat. Nach meiner Überzeugung verdankt alle pädagogische Einwirkung auf ein unerwachtes Gemüt ihren Erfolg der gemeinsamen Mühe aller Hausgenossen. Solange Elias keinen Rückhalt an Panja hat, und Panja Elias zur Quelle allen Übels macht, werde ich kaum an einem von ihne$ ahnen, wo die Hoheit, die unsere Güte sucht, wo unser Glaube, der Berge versetzt? * * * * * Düster, lieblich und glühend strichen diese seltsamsten Tage meines Lebens dahin. Wir blieben oft tagelang am gleichen Platze, ich vergaß mein Ziel und die Zeit. Die grünen Sumpfaugen des Dschungels und das Silberwehen der Steppennächte bannten mich, das tiefe Atmen bei geschlossenen Augen ersetzte die Gedanken, das Licht wurde zu einer unermüdlichen Gewißheit der Lebensfreude und die Nacht zum gestaltlosen Traum. Das gewaltige, stille und geduldige Leben der Pflanzen, die die ganze Erde für sich beanspruchten, raubte meinem Gemüt langsam das Bewußtsein seiner eigenen Rechte, gewiegt von Staunen und erfüllt von fremdem Daseinswillen trieb mein Geist wie schlafend dahin, und doch überwach und tief innerlich durchglüht von einem heiligen Daseinsglauben. Ich ahnte das grünlich-morastige Gift des Waldes, dessen Königin und Göttin mir in ihrer ganzen Macht erschienen war, ich sah de$ t' ich fast unwillig, »und mich zum Gelächter machen im ganzen Convent.« »So will ich Dir noch einen Rath geben«, fuhr er fort, als wollt' er mich durch Scherz begütigen, »sieh zu, daß Du ihn besser befolgst. Bleib hier und siedle bei St. Wigbert's Kirchlein. Wir leben hier in Verborgenheit und edler Freiheit mit einander, bis Du mir mein Grab gräbst und mich hineinbettest. Wie? Du sagst nicht mit Freuden ja und mißkennest solche Ehre? So verbeut Dir Brun jede Ausrede und will, daß Du Dich auf's Ohr legest und schlafest.« Damit stund er auf und achtete nicht weiter auf mich. Wirklich war ich so müde, daß sich meine Augen willig senkten und ich bald entschlief. Aber zu vielerlei und zu Neues hatte ich an diesem ersten Wandertage durchlebt, als daß mein Schlaf hätte traumlos sein können. Sonderlich des Alten eindrucksvolle Gestalt stund immer wieder mir vor der Seele; bald rauh, bald milde erschien er mir, wie ich ihn am Tage gesehen hatte. Zuletzt war mir's, als führ' ich mit ihm über ein strudelndes Wasser un$ Sitz bald auf und bind' ihn an's Pferd, daß er Dir nicht entwischt!« Da stund mir denn sonder Frage ein jammerhaft Geschick bevor. Aber in dieser höchsten Noth hat, wie ich wähne, meiner heiligen Patrone einer an mich gedacht und von Gott gewirkt, daß da zu eben dieser Frist die Thür aufgieng und ein Mägdlein leichten Schrittes hereintrat, Helmbold und auch mir zunickte und fröhlich Herrn Eberhard entgegeneilte, mit heller, munterer Stimme ihn begrüßend. Wie sie den Arm um seine Schulter legte und sich zu ihm niederbeugte, ihn zu küssen, bemerkte ich wundernd, wie goldig ihr das Haar im Sonnenstrahl um ihr Haupt floß; und ob ich gleich ihr Angesicht nicht sehen konnte, so wußt' ich doch, wie Herr Eberhard zu ihr aufblickte, daß sie die rechte Maiensonne war, die über die Herbst- und Winterszeit seines Lebens den herzerquickenden Schein des Glücks und der Freude breitete. Daß ich aber glaubte, durch Gottes Fügung wäre das Mägdlein gerade jetzo hereingetreten, um meinetwillen, das geschah darum, weil bei dem kl$ erniß in der Abtei niedergelegt. Auf solches Alles hätte sich der Bischof berufen, und zu ihm hätten die höchsten Oberen des Cisterzienserordens gestanden. -- Darum hätt' er sich aufgemacht und wäre gen Rom gezogen, dort beim heiligen Stuhl für mich zu bitten; aber man hätte ihn schlecht an die Entscheidung des Bischofs und des Ordens gewiesen, darnach müßte der Spruch gefällt werden. Ob ich ihn wohl zu lieben angefangen hätte, als das Kind den Vater soll? Ob ich mir wohl fürbilden könnte, wie selig ihm die Stunde gewesen, da er mich gefunden und wie er seitdem nichts wüßte, als mein Bestes zu suchen? -- Dann sollt' ich nicht wider Gott fechten, den Frieden meiner Seele in Acht nehmen und mich in's Kloster ergeben. Ich sollte nicht hinaustrachten um seinetwillen, denn er hätte aller Dinge beschlossen, daß wir unser Angesicht nicht mehr sähen. Es wäre besser so. Er hätte ja eine Weile gedacht, der hehre Christ hätte seine Buße angenommen und wollte sein brauchen, Freude für seinen Sohn zu säen und ihm die Wege$ liegen sah in der Abenddämmerung: es war derselbe Ort, von wo aus ich einst, als ich zum ersten Mal hinauszog, mich zurück gewendet hatte, auf die Glocken zu lauschen, die zur Matutin War das nicht auch Glockenklang, den ich jetzt vernahm? Wie anders däuchte mich der, als ich ihn gewohnt war zu hören! -- Gewiß, es rief zur Vesper! Und ich faltete meine Hände, das _Ave_ zu beten. Doch nein! Das war nicht das Geläut, das täglich zur Abendzeit ertönt. Auch dieser Schall war mir nicht unbekannt. Ein Windhauch brachte mir ihn deutlicher zu Ohren. Ja, es war die Sterbeglocke, die gezogen ward. Davon kam eine große Herzensschwere über mich, und als ich vom klagenden Schall geleitet hinabschritt, bat ich die göttliche Erbarmung, doch heut und immer, wenn der Gedanke an Tod und Grab mir allzuscharf durch die Seele schnitte, mein inwendiges Ohr auch den Harfentönen aufzuthun, die um Seinen Thron die lichten Schaaren beständig erklingen lassen, von solchen Himmelsklängen hier im Dunkel nur ein Weniges zu vernehmen, nur$ um denn, Lilly? Er war doch schon öfter verreist, und du sagst ja selbst, daß er diesmal nur für einen Tag fort ist!« »Ja, deshalb ist es auch nicht. Aber diesen Morgen ist ein Polizeidiener gekommen und hat dem Papa einen schrecklich großen Brief gebracht, und da war der Papa sehr aufgeregt, und er hat gesagt, er müsse gleich fort, um wichtige Papiere zu holen. Und Otto meint, dieser große Brief sei eine Vorladung vor Gericht, und er hat auch gehört, wie der Gärtner und der Milchmann zusammen geredet haben und wie sie gesagt haben, die bösen Leute wollten unsern Papa unschädlich machen; und, Tante, >unschädlich machen<, das heißt doch, sie wollen ihn tot machen -- der Otto hat es in seiner >Tigerjagd< gelesen; da steht es: wie der Tiger tot war, da freuten sich die Menschen, weil er nun endlich unschädlich gemacht war.« Und Lilly brach von neuem in bittere Tränen aus. Tante Maria aber streichelte ihr die Wangen, und sie wie ein kleines Kind in den Armen wiegend, sagte sie in beruhigendem Ton: »Da sei du nur $ In diesem Momente fährt ihm ein widersprechender Gedanke dazwischen. »Wünschest du dir Nachkommenschaft wirklich so lebhaft? Das ist nicht wahr. In welche Verlegenheit kämest du, wenn du jetzt die Nachricht erhieltest, dass du von der einen Seite, die du kennst, Nachkommen zu erwarten hast? Nein, keine Nachkommenschaft, -- wiewohl wir sie für die Rache brauchen.« Dieser Widerspruch bringt sich nun zur Geltung, indem er genau wie im Beispiel Signorelli eine äusserliche Assoziation zwischen einem seiner Vorstellungselemente und einem Elemente des beanstandeten Wunsches herstellt, und zwar diesmal auf eine höchst gewaltsame Weise durch einen gekünstelt erscheinenden Assoziationsumweg. Eine zweite wesentliche Übereinstimmung mit dem Beispiel Signorelli ergibt sich daraus, dass der Widerspruch aus verdrängten Quellen stammt und von Gedanken ausgeht, welche eine Abwendung der Aufmerksamkeit hervorrufen würden. -- Soviel über die Verschiedenheit und über die innere Verwandtschaft der beiden Paradigmata des Namenver$ esen sein, den allgemein menschlichen Charakter der Oedipusfabel als das Korrelat des Verhängnisses, das sich in den Orakeln äussert, zu erfassen, denn ich vergriff mich dann "bei oder an der Alten". Indes dies Vergreifen war wiederum harmlos; ich hatte von den beiden möglichen Irrtümern, die Morphinlösung fürs Auge zu verwenden, oder das Augenwasser zur Injektion zu nehmen, den bei weitem harmloseren gewählt. Es bleibt immer noch die Frage, ob man bei Fehlgriffen, die schweren Schaden stiften können, in ähnlicher Weise wie bei den hier behandelten eine unbewusste Absicht in Erwägung ziehen darf. Hier lässt mich denn, wie zu erwarten steht, das Material im Stiche, und ich bleibe auf Vermutungen und Annäherungen angewiesen. Es ist bekannt, dass bei den schwereren Fällen von Psychoneurose Selbstbeschädigungen gelegentlich als Krankheitssymptome auftreten, und dass der Ausgang des psychischen Konfliktes in Selbstmord bei ihnen niemals auszuschliessen ist. Ich habe nun erfahren, und werde es eines Tages durch gut$ y führt dann weiter aus, erst durch die Gewalt sei die Knechtschaft in die Welt gelangt, und _das_ sei der Adam, der Vater der Erbsünde. Er treibt politische Etymologie und erklärt: »Adam, das ist also ein Damm -- =a dam= -- gegen die Freiheit.« Die Vernunft aber rechtfertige die Forderungen der wahren Überhaupt ist die Englische Revolution außerordentlich reich an politischer Literatur. Man wird eigentümlich berührt durch eine darauf bezügliche Bemerkung der berühmtesten der Flugschriften, die zur Ermordung Cromwells aufforderten. Das fast ergreifend geschriebene Pamphlet stammt von einem früheren Anhänger Cromwells und hat den Titel: »Töten heißt nicht morden!« Es kam heraus im Jahre 1856, wo man nur erst die kleinen Handpressen hatte, und beginnt mit den Worten: »Es ist nicht der Wunsch, mich gedruckt zu sehen in einer Zeit, wo so wenige die Presse verschonen.« Unter den Broschüren der wahren Leveller, deren Kommunismus wesentlich ein Bodenkommunismus war, findet sich auch eine Broschüre mit dem Titel:$ Bildung tätig? Letzteres ist, soweit man überhaupt berechtigt ist, von einem Gemeinschaftswillen zu sprechen, in der Tat der Fall. Und zwar ist es keine mystische, übersinnliche Macht, sondern ganz einfach die Geschichte, die Vergangenheit, die bei seiner Bildung mitwirkt, und nicht bloß die jeweilige Abstimmung einer Anzahl Menschen. Der Staat ist ein Produkt der Entwicklung, in dessen jeweilige Gestaltung die Vergangenheit mit hineinspielt. Aus dem Staat herausspringen ist Unmöglichkeit. Man kann ihn nur ändern. Und so führt die Frage nach dem Staat den Sozialisten hinüber zur Frage der Demokratie und der Regierung Siebentes Kapitel. Der Sozialismus als Demokratie und der Parlamentarismus. Halten wir daran fest, daß der Sozialismus unserer Zeit als Klassenbewegung Bewegung der Arbeiterklasse ist. Allerdings ist er nicht nur Klassenbewegung, sondern auch Bewegung sozialistischer Ideologie. Aber der Angehörige einer anderen Gesellschaftsklasse muß je nachdem sein Klasseninteresse _vergessen_, oder sich über e$ icklungshöhe des Landes war, in dem sie Arbeitern eingeprägt wurde. Niemals haben Marx und Engels Arbeitern die politische Frage in so kindisch-einfältiger Gegenüberstellung dargestellt. Selbst als Deutschland schon wirtschaftlich auf wesentlich höherer Stufe stand als das Rußland von 1918 -- von der kulturellen Entwicklung ganz zu schweigen --, haben sie immer noch eine zeitweilige Unterstützung des vorgeschrittenen Bürgertums durch die sozialistische Arbeiterschaft für angezeigt erklärt. Nach dem Muster der vorstehenden, dem Begriffsvermögen sehr naiver und unentwickelter Leute angepaßter Deduktionen, die sich durch den ganzen als Propagandaschrift in alle Sprachen übersetzten Vortrag ziehen und mit ähnlich merkwürdigen Behauptungen über die Ursachen und wirkenden Kräfte des Weltkriegs abwechseln, kommt Trotzki auf die Ausübung der politischen Macht durch die Bolschewisten zu sprechen und erhebt mit folgenden Argumenten Anspruch auf Entschuldigung für deren Mißgriffe: »Einige sagen: wozu habt ihr denn die$ einen Aufsätzen fast nie vom Endziel des Sozialismus die Rede sei, erwidert, ich habe für das, was man gemeinhin »Endziel des Sozialismus« nenne, außerordentlich wenig Sinn und Interesse. Dieses Ziel, was immer es sei, sei mir nichts, die Bewegung alles. Ich bekannte ein persönliches Uninteresse, war aber weit davon entfernt, einen Allgemeingültigkeit beanspruchenden objektiven Leitsatz aufzustellen. Der Ausspruch wurde aber so aufgefaßt und gab Anlaß zu einem gewissen Lärm. Welche bestimmten Umstände dies bewirkt hatten, kann hier unerörtert bleiben. Soviel aber sei bemerkt, daß unter anderen Verhältnissen, als sie damals obwalteten, kaum jemand sich über ihn aufgehalten hätte. Denn in der Sache sagte er nichts wesentlich anderes, als was in den Sätzen ausgesprochen ist, die Marx im Jahre 1871 der von ihm verfaßten Ansprache des Generalrats der Internationalen Arbeiterassoziation über den Bürgerkrieg in Frankreich einverleibte: »Die Arbeiterklasse ... hat keine fix und fertigen Utopien durch Volksbeschlu$ es eingerissenen Übels nur zeitweilig aufhalten. Noch hatten ihre natürlichen Widersacher, die Reaktionäre der verschiedenen Grade, sich von dem sie lähmenden Schrecken nicht erholt, da boten schon die von der bolschewistischen Regierung Rußlands in größtem Umfange mit Geld und anderen Propagandamitteln ausgestatteten Agitatoren für die Rätediktatur alle Kräfte auf, das Ansehen der jungen Republik im Volk zu untergraben. Von der großen Mehrheit derjenigen, welche die im Jahre 1919 an den verschiedenen Orten Deutschlands in Szene gesetzten Aufstände als Kämpfer mitmachten, darf man wohl sagen: sie wußten nicht, was sie taten. Daß die Unterwerfung Deutschlands unter die Gebote einer Rätediktatur eine platte Unmöglichkeit war, hätte sich jeder sagen können, der dessen ökonomische Lage und soziale Gliederung nur einigermaßen kannte. Woran das ganz überwiegend agrarische Rußland zugrunde gerichtet wurde, das hätte das so hoch entwickelte industrielle Deutschland noch weniger ausgehalten. Der höher ausgebildete Org$ abei eine Säure, die man Milchsäure nennt. Die macht die Milch sauer und macht sie dick, denn in der angesäuerten Milch ballt sich das Kasein, der Eiweißstoff der Milch zusammen, das Eiweiß der Milch gerinnt dabei genau so, wie das Hühnereiweiß beim Kochen gerinnt. Worauf es Metschnikoff aber ankam, das ist der Umstand, daß die Säure ein Mittel ist gegen Bakterienfäulnis. Die Bakterien, die eine Fäulnis von abgestorbener lebendiger Substanz hervorrufen, können ihre Wirkung nicht tun, wenn es rings um sie sauer ist. So verhindert z. B. der saure Magensaft, der sich auf die genossenen Speisen im Magen ergießt, die Fäulnis der Speisen. Hier im sauren Magensaft können die fäulniserregenden Bakterien nicht gut aufkommen und sie können hier ihre Geschäfte nicht betreiben. Erst im Darm, wo die Verdauungssäfte nicht mehr sauer, sondern alkalisch sind, d. h. wo die Bakterien in einer stark verdünnten Lauge schwimmen, da beginnt die Fäulnis der Nahrung oder der Nahrungsreste. Das ist namentlich im Dickdarm der Fall, un$ berladung der Zellen im Zellenstaat, vor allem der Nervenzellen, mit Stoffwechselprodukten auffassen, _das sich nur dem Grade nach vom schnellen Hinsterben infolge einer starken Übermüdung, z. B. bei andauerndem Wachen, unterscheidet_. * * * * * Und jetzt müssen wir wichtiger Untersuchungen gedenken, die in jüngster Zeit _W. Harms_ in Marburg an einem kleinen Wurm aus dem Golf von Neapel angestellt hat. Dieser einige Millimeter lange Wurm, +Hydroides pectinata+ mit Namen, besitzt, wie seine andern Wurmverwandten auch, ein Nervensystem, das aus einigen größern Nervenknoten am Kopfende, dem sogenannten Gehirn, und einem zarten Strickleiternervensystem besteht. Harms hatte sich zur Aufgabe gestellt, den natürlichen Tod bei wirbellosen Tieren zu verfolgen, und da bot sich dieser Wurm als geeignetes Material für eine solche Untersuchung dar, schon allein aus dem Grunde, weil er sehr anspruchslos ist und durch äußere Bedingungen nicht leicht geschädigt wird. So gedieh er z. $ Musik den Begriff der Tiefe. Er steht noch in vollem Werte, zumal im germanischen Land. -- Es gibt eine Tiefe des Gefühls und eine Tiefe des Gedankens: -- die letztere ist literarisch und kann keine Anwendung auf Klänge haben. Die Tiefe des Gefühls ist hingegen seelisch und der Natur der Musik durchaus zugehörig. Die Apostel der Neunten Symphonie haben von der Tiefe in der Musik eine besondere und nicht ganz festumrissene Schätzung. Die Tiefe wird zur Breite, und man trachtet, sie durch Schwere zu erreichen: sie zeigt sich sodann -- durch Gedankenassoziation -- in der Bevorzugung der »tiefen« Register und (wie ich beobachten konnte) auch in einem Hineindeuten eines zweiten, verborgenen Sinnes, meist eines literarischen. Wenn auch nicht die einzigen Merkmale, so sind doch diese die bedeutsameren. Unter Tiefe des Gefühls dürfte jedoch jeder Freund der Philosophie das Erschöpfende im Gefühle betrachten: das volle Aufgehen in einer Wer mitten in einer echten, großen karnevalischen Situation griesgrämig oder auch $ doch dort auf, so oft sie nur können. Schon oben gedachten wir ihres unwiderstehlichen Triebs, die Gesellschaft zu fliehen und zum Leben in der Wildniß zurückzukehren. Die kleinsten Kinder entlaufen nicht selten ihren Eltern und ziehen vier, fünf Tage in den Wäldern herum, von Früchten, von Palmkohl und Wurzeln sich nährend. Wenn man in den Missionen reist, sieht man häufig die Dörfer fast ganz leer stehen, weil die Einwohner in ihren Gärten sind oder auf der Jagd, _al monte_. Bei den civilisirten Völkern fließt wohl die Jagdlust zum Theil aus denselben moralischen Quellen, aus dem Reiz der Einsamkeit, dem angebotenen Unabhängigkeitstrieb, dem tiefen Eindruck, den die Natur überall auf den Menschen macht, wo er sich ihr allein gegenüber sieht. Entbehrung und Leiden sind auch bei den Chaymas, wie bei allen halbbarbarischen Völkern, das Loos der Weiber. Die schwerste Arbeit fällt ihnen zu. Wenn wir die Chaymas Abends aus ihrem Garten heimkommen sahen, trug der Mann nichts als das Messer (_machette_), mit dem e$ en europäischen Mächten, wo das Mutterland zu schwach war, um den Handel seiner Colonien zu schützen, mußte sich die Industrie vorzugsweise auf ein Produkt werfen, das nicht schnell abgesetzt werden muß und bei dem man alle politischen und Handelsconjunkturen abwarten kann. In den Kaffeepflanzungen von Caracas nimmt man, wie ich gesehen, zum Versetzen nicht leicht die jungen Pflanzen, die zufällig unter den tragenden Bäumen aufwachsen; man läßt vielmehr die Bohnen, getrennt von der Beere, aber doch noch mit einem Theil des Fleisches daran, in Haufen zwischen Bananenblättern fünf Tage lang keimen und steckt sofort den gekeimten Samen. Die so gezogenen Pflanzen widerstehen der Sonnenhitze besser als die, welche in der Pflanzung selbst im Schatten aufgewachsen sind. Man setzt hier zu Lande gewöhnlich 5300 Bäume auf die *Vanega*, die gleich ist 5476 Quadrattoisen. Ein solches Grundstück kostet, wenn es sich bewässern läßt, im nördlichen Theil der Provinz 500 Piaster. Der Kaffeebaum blüht erst im zweiten Jahr und $ auf dem weiten Gebiet der Provinz Caracas mehrere Striche sich sehr gut zum Kornbau eignen, so glaube ich doch, daß dieser Zweig der Landwirthschaft dort nie eine große Bedeutung erlangen wird. Die gemäßigtsten Theile sind nicht breit genug; es sind keine eigentlichen Hochebenen und ihre mittlere Meereshöhe ist nicht so bedeutend, daß die Einwohner es nicht immer noch vortheilhafter fänden, Kaffee statt Getreide zu bauen. Gegenwärtig bezieht Caracas sein Mehl entweder aus Spanien oder aus den Vereinigten Staaten. Wenn einmal mit der Herstellung der öffentlichen Ruhe auch für den Gewerbfleiß bessere Zeiten kommen und von Santa Fe de Bogota bis zum Landungsplatz am Pachaquiaro eine Straße gebaut wird, so werden die Einwohner von Venezuela ihr Mehl aus Neu-Grenada aus dem Rio Meta und dem Orinoco beziehen. Vier Meilen von San Matheo liegt das Dorf Turmero; Man kommt fortwährend durch Zucker-, Indigo-, Baumwollen- und Kaffeepflanzungen. An der regelmäßigen Bauart der Dörfer erkennt man, daß alle den Mönchen und $ wängert sey, weil er seit Jahrhunderten zeitweise unter Meerwasser gestanden, das an der Sonne verdunstet, oder ob das Salz im Boden enthalten sey wie in einem sehr armen Steinsalzwerk. Ich hatte nicht Zeit, den Strand hier so genau zu untersuchen wie die Halbinsel Araya; läuft übrigens der Streit nicht auf die höchst einfache Frage hinaus, ob das Salz von neuen oder aber von uralten Ueberschwemmungen herrührt? Da die Arbeit in den Salzwerken von Porto Cabello sehr ungesund ist, geben sich nur die ärmsten Leute dazu her. Sie bringen das Salz an Ort und Stelle in kleine Magazine und verkaufen es dann in den Niederlagen in der Stadt. Während unseres Aufenthaltes in Porto Cabello lief die Strömung an der Küste, die sonst gewöhnlich nach West geht, von West nach Ost. Diese *Strömung nach oben* (_corriente por arriba_), von der bereits die Rede war, kommt zwei bis drei Monate im Jahr, vom September bis November, häufig vor. Man glaubt, sie trete ein, wenn zwischen Jamaica und dem Cap San Antonio auf Cuba Nord-West$ ist mit andern, beim Genuß schädlichen Stoffen verbunden, die sich aber vielleicht auf chemischem Wege trennen ließen. Eine Pflanzenmilch wird nahrhaft, wenn keine scharfen, narkotischen Stoffe mehr darin sind und statt des Cautschucs der Käsestoff darin überwiegt. Ist der Palo de Vaca für uns ein Bild der unermeßlichen Segensfülle der Natur im heißen Erdstrich, so mahnt er uns auch an die zahlreichen Quellen, aus denen unter diesem herrlichen Himmel die träge Sorglosigkeit des Menschen fließt. Mungo Park hat uns mit dem *Butterbaum* in Bambarra bekannt gemacht, der, wie Decandolle vermuthet, zu der Familie der Sapoteen gehört, wie unser Kuhbaum. Die Bananenbäume, die Sagobäume, die Mauritien am Orinoco sind *Brodbäume* so gut wie die Rima der Südsee. Die Früchte der Crescentia und Lecythis dienen zu Gefäßen; die Blumenscheiden mancher Palmen und Baumrinden geben Kopfbedeckungen und Kleider ohne Nath. Die Knoten oder vielmehr die innern Fächer im Stamm der Bambus geben Leitern und erleichtern auf tausenderlei$ Parapara. -- Llanos oder Steppen. -- Calabozo. Die Bergkette, welche den See von Tacarigua oder Valencia im Süden begrenzt, bildet gleichsam das nördliche Ufer des großen Beckens der Llanos oder Savanen von Caracas. Aus den Thälern von Aragua kommt man in die Savanen über die Berge von Guigue und Tucutunemo. Aus einer bevölkerten, durch Anbau geschmückten Landschaft gelangt man in eine weite Einöde. An Felsen und schattige Thäler gewöhnt, sieht der Reisende mit Befremden diese baumlosen Savanen vor sich, diese unermeßlichen Ebenen, die gegen den Horizont aufzusteigen scheinen. Ehe ich die Llanos oder die Region der Weiden schildere, beschreibe ich kürzlich unsern Weg von Nueva Valencia durch Villa de Cura und San Juan zum kleinen, am Eingang der Steppen gelegenen Dorfe Ortiz. Am 6. März, vor Sonnenaufgang, verließen wir die Thäler von Aragua. Wir zogen durch eine gut angebaute Ebene, längs dem südwestlichen Gestade des Sees von Valencia, über einen Boden, von dem sich die Gewäs$ s denen von Buenos Ayres vor, weil letztere in Folge des weiteren Transports beim Gerben 12 Procent Abgang haben. Der südliche Strich der Savanen, gemeiniglich _Llanos de arriba_ genannt, ist ausnehmend reich an Maulthieren und Rindvieh; da aber die Weiden dort im Ganzen minder gut sind, muß man die Thiere auf andere Ebenen treiben, um sie vor dem Verkauf fett zu machen. Die Llanos von Monaï und alle _Llanos de abaxo_ haben weniger Heerden, aber die Weiden sind dort so fett, daß sie vortreffliches Fleisch für den Bedarf der Küste liefern. Die Maulthiere, die erst im fünften Jahre zum Dienste taugen, und dann _Mulas de saca_ heißen, werden schon an Ort und Stelle für 14--18 Piaster verkauft. Im Ausfuhrhafen gelten sie 25 Piaster, und auf den Antillen steigt ihr Preis oft auf 60--80 Piaster. Die Pferde der Llanos stammen von der schönen spanischen Race und sind nicht groß. Sie sind meist einfarbig, dunkelbraun, wie die meisten wilden Thiere. Bald dem Wassermangel, bald Ueberschwemmungen, dem Stich der Insekten,$ -20 Fuss tiefen Brunnen am Manzanares Wasser schoepften, hoerten ein Getoese wie einen starken Kanonenschuss. Das Getoese schien aus dem Brunnen herauf zu kommen, eine auffallende Erscheinung, die uebrigens in allen Laendern Amerikas, die den Erdbeben ausgesetzt sind, haeufig Einige Minuten vor dem ersten Stoss trat ein heftiger Sturm ein, dem ein elektrischer Regen mit grossen Tropfen folgte. Ich beobachtete sogleich die Elektricitaet der Luft mit dem Voltaschen Elektrometer. Die Kuegelchen wichen vier Linien auseinander; die Elektricitaet wechselte oft zwischen positiv und negativ, wie immer bei Gewittern und im noerdlichen Europa zuweilen selbst bei Schneefall. Der Himmel blieb bedeckt und auf den Sturm folgte eine Windstille, welche die ganze Nacht anhielt. Der Sonnenuntergang bot ein Schauspiel von seltener Pracht. Der dicke Wolkenschleier zerriss dicht am Horizont wie zu Fetzen, und die Sonne erschien 12 Grad hoch auf indigoblauem Grunde. Ihre Scheibe war ungemein stark in die Breite gezogen, verschoben$ ne Reisegefaehrten, die auf dem Landweg zwischen Capaya und Curiepe durch die starken Regenguesse und die ausgetretenen Bergwasser viel auszustehen gehabt hatten. Um nicht oefters auf dieselben Gegenstaende zurueckzukommen, schliesse ich der Beschreibung der Stadt Guayra und des merkwuerdigen Weges, der von diesem Hafen nach Caracas fuehrt, alle Beobachtungen an, die Bonpland und ich auf einem Ausflug nach Cabo Blanco zu Ende Januars 1800 gemacht. Da Depons die Gegend nach mir besucht hat, sein lehrreiches Werk aber vor dem meinen erschienen ist, so lasse ich mich auf eine naehere Beschreibung der Gegenstaende, die er ausfuehrlich behandelt hat, nicht ein. Guayra ist vielmehr eine Rhede als ein Hafen; das Meer ist immer unruhig und die Schiffe werden vom Wind, von den Sandbaenken, vom schlechten Ankergrund und den Bohrwuermern(18) zumal gefaehrdet. Das Laden ist mit grossen Schwierigkeiten verbunden und wegen des starken Wellenschlags kann man hier nicht, wie in Nueva Barcelona und Porto Cabello, Maulthiere e$ s ueberhaupt so viel gewonnen werden konnte. Zur Zeit, als das neue Eiland Sabrina erschien, wurden die kleinen Antillen, 800 Meilen suedwestwaerts von den Azoren gelegen, haeufig von Erdbeben heimgesucht. Vom Mai 1811 bis April 1812 spuerte man auf der Insel St. Vincent, einer der drei Antillen mit thaetigen Vulkanen, ueber zweihundert Erdstoesse. Die Bewegungen beschraenkten sich aber nicht auf das Inselgebiet von Suedamerika. Vom 16. December 1811 an bebte die Erde in den Thaelern des Mississippi, des Arkansas und Ohio fast unaufhoerlich. Im Osten der Alleghanys waren die Schwingungen schwaecher als im Westen, in Tennesee und Kentucky. Sie waren von einem starken unterirdischen Getoese begleitet, das von Suedwest herkam. Auf einigen Punkten zwischen Neumadrid und Little Prairie, wie beim Salzwerk noerdlich von Cincinnati unter dem 34 deg. 45{~PRIME~} der Breite, spuerte man mehrere Monate lang taeglich, ja fast stuendlich Erdstoesse. Sie dauerten im Ganzen vom 16. December 1811 bis ins Jahr 1813. Die Stoes$ eit dem Jahr 1792 die Regenguesse nicht so oft als sonst von Blitz und Donner begleitet gewesen, und man war schnell bei der Hand, sowohl die gaenzliche Zerstoerung von Cumana im Jahr 1799 als die Erdstoesse, die man 1800, 1801 und 1802 in Maracaibo, Porto Cabello und Caracas gespuert, "einer Anhaeufung der Elektricitaet im Innern der Erde" zuzuschreiben. Wenn man lang in Neu-Andalusien oder in den Niederungen von Peru gelebt hat, kann man nicht wohl in Abrede ziehen, dass zu Anfang der Regenzeit, also eben zur Zeit der Gewitter, das Auftreten von Erdbeben am meisten zu besorgen ist. Die Luft und die Beschaffenheit der Erdoberflaeche scheinen auf eine uns noch ganz unbekannte Weise auf die Vorgaenge in grossen Tiefen Einfluss zu aeussern, und wenn man einen Zusammenhang zwischen der Seltenheit der Gewitter und der Haeufigkeit der Erdbeben bemerkt haben will, so gruendet sich diess, meiner Meinung nach, keineswegs auf lange Erfahrung, sondern ist nur eine Hypothese der Halbgelehrten im Lande. Gewisse Erscheinu$ artet. Die Leute, welche die unumschraenkte Gewalt in Haenden haben, koennten so leicht den Einfluss von ein paar maechtigen Familien ihren Zwecken dienstbar machen; statt dessen fuerchten sie den sogenannten Unabhaengigkeitsgeist der kleinen Gemeinden. Lieber soll der Staatskoerper gelaehmt und kraftlos bleiben, als dass sie Mittelpunkte der Regsamkeit aufkommen liessen, die sich ihrem Einfluss entziehen, als dass sie der lokalen Lebensthaetigkeit, welche die ganze Masse beseelt, Vorschub leisteten, nur weil diese Thaetigkeit vielmehr vom Volk als von der obersten Gewalt ausgeht. Zur Zeit Carls V. und Philipps II. wurde die Municipalverfassung vom Hose klugerweise beguenstigt. Maechtige Maenner, die bei der Eroberung eine Rolle gespielt, gruendeten Staedte und bildeten die ersten *Cabildos* nach dem Muster der spanischen; zwischen den Angehoerigen des Mutterlandes und ihren Nachkommen in Amerika bestand damals Rechtsgleichheit. Die Politik war eben nicht freisinnig, aber doch nicht so argwoehnisch wie jetzt.$ haupt merkwuerdig, dass keiner der elektrischen Fische, die bis jetzt in verschiedenen Welttheilen entdeckt worden, mit Schuppen bedeckt Den ersten Schlaegen eines sehr grossen, stark gereizten Gymnotus wuerde man sich nicht ohne Gefahr aussetzen. Bekommt man zufaellig einen Schlag, bevor der Fisch verwundet oder durch lange Verfolgung erschoepft ist, so sind Schmerz und Betaeubung so heftig, dass man sich von der Art der Empfindung gar keine Rechenschaft geben kann. Ich erinnere mich nicht, je durch die Entladung einer grossen Leidner Flasche eine so furchtbare Erschuetterung erlitten zu haben wie die, als ich unvorsichtigerweise beide Fuesse auf einen Gymnotus setzte, der eben aus dem Wasser gezogen worden war. Ich empfand den ganzen Tag heftigen Schmerz in den Knien und fast in allen Gelenken. Will man den ziemlich auffallenden Unterschied zwischen der Wirkung der Volta'schen Saeule und der elektrischen Fische genau beobachten, so muss man diese beruehren, wenn sie sehr erschoepft sind. Die Zitterrochen un$ reichlich begabten Enkeln die Berücksichtigung billiger Wünsche zu erwarten? _Eilftens_ haben die Frau Gräfin Wittwe Excellenz nie und nirgends auf Ersatz der höchst bedeutenden Verbesserungskosten verzichtet, welche auf die Herrschaften, Schlösser und Kammergüter verwendet worden sind. Dennoch will Hochdieselbe jetzt großmüthig darauf verzichten, und nur die unbedeutende Summe für die Anlegung der ungemein nutzbaren Meierei zu Kniphausen in Anspruch nehmen. Nur berühren will ich unterthänig _zwölftens_ den Werth der sechs schweren silbernen Armleuchter, die der hochselige Herr Graf vom Silber-Inventar der Frau Gräfin Wittwe genommen und zu selbsteigenem Gebrauch von Doorwerth nach dem Haag haben bringen lassen. Endlich _dreizehntens:_ wird die billige Denkungsart geliebtester Enkel -- gegen alle die beträchtlichen übergroßen Vortheile, welche diese dermalige Entsagung auf die bisherigen, rechtlichen, so eben erwähnten Ansprüche gewährt und in der Folge noch mehr gewähren wird -- in der Verpflichtung nur eine$ ja, Sie haben noch mehr gethan, Sie haben mich aus dem Wasser gezogen, in das ein Unglück mich geworfen, und mir so mein Bischen Leben gerettet; das gehört nun Ihnen ganz und gar. Ich will immer Ihr Diener bleiben. Was hätt' ich hier? Arbeit oder Soldatenbrod -- nehmen Sie mich mit, ich will Ihnen treu dienen, und Ihnen folgen, und wenn's bis an der Welt Ende ging'. Gut, Philipp, so bleibe es dabei, und so wollen wir einpacken; laß die Isabella striegeln und den Braunen, und beide gut füttern, morgen reiten wir von dannen. Dann #fare well,# Varel! Mit fester Haltung, bittere und zugleich tiefschmerzliche Empfindungen gewaltsam in sich zurückpressend und in jugendlichen Trotz sich verkehrend, begann Ludwig seine Habseligkeiten, so viel er deren mit sich nehmen wollte, zusammenzulegen, damit Philipp sie in den Mantelsack packe; er lud mit eigener Hand zwei Paar Reiterpistolen und wählte unter zwei krummen Säbeln für Philipp den dauerbarsten und schärfsten; für sich eine Damascenerklinge, auf deren Griff ein Sil$ sie in Hamburg, welches vor einigen Tagen verlassen worden war, nichts Bestimmtes hatten erfahren können. Man hatte nur davon gesprochen, daß Pichegru sich mit seinem Heere gegen die Schelde zu bewegen Anstalten treffe, und Jourdan nach der Sambre aufbrechen wolle. Die erbitterte Stimmung der sogenannten Patrioten gegen die Partei des Erbstatthalters dauere im Haag wie in Amsterdam fort, ohne daß man von wichtigen oder entscheidenden Vorfällen vernommen habe. Bei alledem, nahm der Kapitän das Wort: macht das kriegerische Wesen uns Kauffahrern, die wir es allesammt zum Henker wünschen, tausendfache Plackerei, nächstdem, daß es die Handelschaft hemmt und den Verkehr untergräbt. Sonst stand unser einem frei, an Bord zu nehmen, wen man wollte, und Güter zu laden, welche man wollte; jetzt wird uns ein schwerer körperlicher Eid bei jedem Auslaufen aus dem Hafen abgenommen, und muß jeder Kapitän noch ein besonderes Certificat bei sich führen, daß er diesen Eid geleistet. Darum muß ich jetzt Namen, Rang und Stand, wi$ e Generale zeigten sich menschenfreundlich und zur Hülfe gern bereit; wo ihre gebietende Persönlichkeit einen Ort beschützte, war es gut, sie ließen wohl auch Schutzwachen zurück; aber wenn sie abgezogen waren, erpreßte die Letztere selbst von den armen Leuten Geld und Kleider. Ein Lieutenant nahm zwei im Waschzuber liegende schmutzige Hemden aus demselben, rang sie geschickt aus und schob sie in seinen Tornister. Was bei diesen Durchzügen das Allerschlimmste war, die bedrängten Landbewohner wußten oft nicht einmal, wer Freund, wer Feind war: Feinde wie Freunde drückten, raubten, brandschatzten und hauseten ärger wie 12. Das Wiedersehen. Es war Ludwig nicht möglich, mit seinen Begleitern an demselben Tage nach Hildburghausen zurückzukehren. Vom edelsten Eifer beseelt, Hülfe zu leisten so viel nur immer möglich war, blieb er bis zur späten Nachmittagsstunde in Hellingen, wo nach dem Abzug Lefebre's der berühmte Divisionsgeneral Kleber einrückte, und wo sich Alles in gleicher Weise wiederholte: Fürsprache und F$ r die trübe Zeit brachte Philipp eines Tags auch einen Brief, der das Poststempel London trug. Ludwig erschrak beim Anblick des Trauersiegels, er ging hastig in ein Nebenzimmer, zitternd öffnete er -- ach, schon sagte sein Herz ihm Alles! Meine Mutter! O meine schöne, edle, liebe Mutter! war Alles, was er in seinem Schmerze hervorbringen konnte und laut weinend warf er sich auf's Sophie eilte herbei, sein Anblick erschreckte sie auf's Heftigste und bestürzt rief sie aus: Was ist Ihnen, theurer Freund? Darf ich Ihren Schmerz nicht theilen? O, sagen Sie mir, welche Schreckenskunde Sie so tief erschüttert? Ach, meine Mutter! seufzte Ludwig: oder doch zum Mindesten geliebt von mir wie eine Mutter! Lesen Sie, theure Sophie, am dreißigsten März, neun und vierzig Jahre alt, und welche Frau! Aus Ihrem Schmerz entnehme ich die Größe Ihres Verlustes! sprach Sophie bewegt. Lassen Sie mich Ihre Trauer theilen, wie Sie einst die meine theilten! Erzählen Sie mir von der Verklärten, das wird Sie erleichtern und mich zugleic$ le. So ging er ihm nach, so vertrat er dem Feinde den Weg, und warf sich mit einer wahren Tigerwuth auf ihn. Berthelmy, ein kräftiger Mann, wehrte sich verzweiflungsvoll, aber Philipp gab die Rache Riesenstärke; bald war der verruchte Mörder der herrlichen Angés völlig in seiner Gewalt, Philipp's Faustschläge betäubten ihn und obwohl es Jenem noch gelang, seinen Angreifer mit einem Stilett tief in der rechten Seite zu verwunden, so achtete Philipp dessen doch nicht, und auf Berthelmy's Brust knieend, drückte er ihm so lange die Kehle zu, bis derselbe kein Glied mehr regte. Dann schleifte er den Leichnam an den Haaren nach der nahen Rodach und warf ihn in den dunkelschäumenden Bach. Graf Ludwig schauderte bei diesem Schreckensbericht, der Zustand des treuen Dieners ließ ihn jedoch jeden anderen Gedanken, jede andere Betrachtung zurückdrängen. Er sandte sogleich einen reitenden Boten nach dem Arzt in die Stadt, als aber dieser eintraf, hatte sich der Zustand des Kranken bereits so sehr verschlimmert, daß der Ar$ rei des Schmerzes aus, indem er besinnungslos zu Boden sank. Der Tag war der fünfundzwanzigste November. Am vierundzwanzigsten November war Ottoline gestorben. Ob sie einander droben begegneten, die beiden guten Genien des armen Grafen? -- Es war vollbracht, und was noch zu vollbringen war, mußte gleichfalls geschehen. Ludwig ließ Alles durch die Bedienung und den schnell herbeigerufenen Geschäftsführer besorgen und anordnen. Er selbst war ohne Macht, ohne Kraft, ohne Willen, fast ohne Besinnung. Ach, wie marterten und peinigten ihn die dringenden und doch nöthigen Fragen und alle die Anordnungen, die solch ein Trauerfall hervorruft! Tief versenkt in starres, schmerzliches Hinbrüten saß er da, ganz verloren in Erinnerungen an das selige Einst, und jetzt -- jetzt fand er auch mit Einemmale die Erinnerung wieder an das stille, ihm so heilige Grab, und an jene Schattenallee im hochgelegenen Bergeshain, wie er letzteren einst im Traume geschaut, in Ottolinens Schloß geschaut, und wie er -- so wunderbar ihn selbst$ ie Welt -> tritt The original book is printed in Fraktur font. Marked-up text has been replaced by: Spaced-out: _spaced out text_ Bold: =bold text= Antiqua: #text in Antiqua font# Italics: /Antiqua italics/ The ligature for "etc." has been replaced by etc. (p. 47, 397)] ÜBER DIE GEOMETRIE DER ALTEN ÆGYPTER ------------------ VORTRAG GEHALTEN IN DER FEIERLICHEN SITZUNG DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN AM XXIX. MAI MDCCCLXXXIV VON DR. EMIL WEYR WIRKLICHEM MITGLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. ------------------ WIEN AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN, $ die östlichen steilen, nur an wenigen Stellen tiefe Buchten aufweisenden Küsten gänzlich allem Verkehr entzogen, und der Fischfang beschränkt sich auf die wenigen essbaren Arten, welche die Eingeborenen bei tiefer Ebbe unter den trockengelegten Korallenblöcken finden; wenn aber dann der Südwest-Monsun die westlichen Meere aufregt und hier dem Fischfang und der Schifffahrt enge Gränzen zieht, so ist jetzt an den östlichen Küsten die Zeit des Lebens gekommen. Nun bevölkern sich hier die Buchten und Strassen zwischen den Inseln mit Fischerböten oder kleineren Schiffen, welche die Producte des Landes nach Cebú oder Manila führen; handeltreibende Chinesen bringen die Manufacturwaaren von China, um sie gegen Gold, Abaca, Reis, den balate und Kaurischnecken einzutauschen. Zu dem Fang der letzteren ziehen jetzt zahlreiche kleine meist nur 3-4 Mann enthaltende Bote aus. Und nun ist auch, wenigstens für den Südosten des Archipels, die für den christlichen Bewohner gefährlichste Zeit gekommen; denn jetzt erscheinen die $ arbigen Messgewand gerne gefallen. So wurde, unbewusst oder bewusst, jedenfalls in glücklicher Weise das alte einheimische Clanwesen der Heiden zur Basis der jetzt herrschenden christlichen bürgerlichen Ordnung gemacht. Die neueste christliche Zeit. Es blieb also das einheimische Clanwesen die Grundlage der neuen socialen Ordnung. Durch die Zwischenstufe der europäischen Priesterclasse, die sich rasch über alle Dörfer verbreitete, und deren einzelne Mitglieder an die Stelle der früheren heidnischen Fürsten--der bagani's oder reyezuelo's--getreten waren, wurde das eines gemeinsamen natürlichen Bandes bis dahin entbehrende Leben der Bewohner in sehr künstlicher Weise mit dem fremden Staate verknüpft. Während in dem Verhältniss der unteren, die eigentliche Bevölkerung bildenden Classen zu einander keine oder nur eine sehr unbedeutende Veränderung eintrat, blieb die Beziehung zwischen den Gouverneuren des Landes und ihren Untergebenen eine so lockere, der ganze Schematismus der Verwaltung der Colonie dem einheimi$ en sich im Grossen. Dort, wo sich bei günstiger Beschaffenheit die horizontale Kuppe eines untermeerischen Berges gleichmässig mit einer Schicht Korallen überzieht, bilden sich dennoch von Anfang an solche Verschiedenheiten hervor, dass im Laufe der Zeit bei Hinzutreten des Einflusses der Strömungen grosse Unregelmässigkeiten des Riffes hervortreten können. Aehnlich wie die Porites-Colonien ganz geschlossene oder stark durchbrochene Ringe bilden, die einen mittleren, etwas niedrigeren von Wasser bedeckten Raum umschliessen; ebenso mag auf jener Fläche das Riff bei ruhiger, nicht von Strömen durchfurchter See einen geschlossenen Ring bilden oder bei starken und wechselnden Strömungen sich in eine im Ringe gestellte Reihe von Flecken auflösen. In beiden Fällen dient das Ein- und Ausströmen des Wassers bei Fluth und Ebbe zur Austiefung des inneren Raumes; denn während der aus lebenden Korallen bestehende äussere Theil des Riffes dem Andrang des Wassers starken Widerstand entgegensetzt und durch zufällig entstand$ h den Anstoss zur Bildung derselben abgab. So würde z. B. die Insel Ngaur sich senken müssen, ehe sich um sie herum ein Barrenriff bildete. Zur Entscheidung der Frage kommt es also zunächst auf das möglichst genaue Studium aller einzelnen Fälle an. Schwieriger, als bei Barrenriffen, wo die ihre Form bedingenden Ursachen dem Forscher noch zugänglich sind, ist die Untersuchung, _welche_ jener Ursachen wirksam waren, bei Atollen, und hier dürfte die Entscheidung wohl nur durch die grössere Natürlichkeit herbeigeführt werden, welche die eine oder die andere Annahme zu besitzen schiene. Subjectiver Auffassung ist hier ein reiches Feld geöffnet; denn selbst in solchen Fällen, wo, wie in der grossen Chagos-Bank, eine Senkung neuerdings stattgefunden haben muss, bleibt dennoch die Frage offen, ob der Bildung der lebenden Bank ebenfalls eine Senkung zu Grunde lag. Die Annahme aber, dass nur oder hauptsächlich das wechselnde Spiel der Strömungen bei der Bildung der Korallenriffe wirksam sei, könnte manche Fälle erkläre$ n. Sonstige Änderungen an dem ganz volkstümlich gehaltenen Heftchen vorzunehmen, lag keine Veranlassung vor. Möge die deutsche Kolonie zu Buenos Aires bei passender Gelegenheit sich ihres Landsmannes entsinnen. Mögen die vorliegenden bescheidenen Zeilen diese Anregung in weite und denkende Kreise tragen! _Buenos Aires_, 14. September 1911. Der Verfasser. [Illustration] »Als Columbus«, so beginnt Kohl sein schönes Buch, »im Jahre 1492 von Europa aussegelte, um auf einem nach Westen gerichteten Seewege die vielgepriesenen, volk- und produktenreichen Länder des östlichen und südlichen Asiens (Japan, China, den ostindischen Inselarchipel) zu erreichen, lag vor seinem Geiste als Fahrstraße ein ganz freier Ozean, ein weites Meer, wie er es sich zwischen beiden Weltteilen dachte.« Es ist bekannt, daß er bei seiner Ankunft in den Antillen glaubte, in der Tat schon diese breite Wasserkluft übersegelt zu haben und mitten zwischen den ostasiatischen Inseln in der Nähe vo$ on Anfang der Welt an existierend. Als ein schöner Engel wohnte er im Himmel und wurde aus demselben gestürzt.[27] Dadurch gleichsam zwischen Gott und die Menschen gestellt, sucht er sich nun die Welt zu unterwerfen und entfremdet sich Gott mit der durch Christi Lehre zunehmenden Offenbarung immer mehr. Sein Dasein und Ende ist freilich nicht klar geschildert. Es scheint, dass der Teufel durch die Lehre Jesu besiegt wird und für immer in der Hölle gefesselt liegen Eine besondere Erwähnung verdient die symbolische Darstellung des Teufels, besonders in der Apokalypse. Es werden hier drei Monstra geschildert. Das erste ist der grosse Drache, auch die alte Schlange, Teufel und Satanas genannt. Von ihm heisst es:[29] »Und siehe, es erschien ein grosser Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinem Haupte sieben Kronen. Und sein Schwanz zog den dritten Teil der Sterne.« Er ist in der Hölle, was Gott im Himmel. Von ihm sind zwei andere Tiere abhängig, das Seetier und der Erddrache. Von dem ersten s$ eiters nach. An ihm nagten heimliche Gewissensbisse, wenn er sich auch von den Empfindungen, die ihn quälten, keine klare Rechenschaft gab. Jetzt war es vollständig Nacht geworden. Die Reiter beeilten ihren Schritt. Ohne Aufenthalt passirten sie die kleinen Dorfschaften Contepec und Ipuala und kamen glücklich noch in der Stadt Tasco an. José hatte wahr gesprochen. Das war eine große Stadt gegenüber den unbedeutenden Ansiedelungen, die schon hinter ihnen lagen. In der größten Straße fand sich sogar eine Art Gasthof. Ein Stallknecht nahm ihnen die Pferde ab, und die Reisenden traten in das Hauptzimmer des Hauses, in welchem sie eine lange, fertig angerichtete Tafel trafen. Die Spanier nahmen daran einander gegenüber Platz und verzehrten eine Mahlzeit, welche dem Gaumen der Eingeborenen vielleicht vortrefflich munden mochte, die für europäische Zungen aber nur der quälende Hunger genießbar machte. Sie bestand aus Resten von Hühnern mit reichlicher Sauce von grünem Piment, Reis mit rothem Piment und Safran gewürz$ unbeugsamem Willen war. Einige schwere und so unerwartete Havarien, dass man sie nur dem Mangel an Achtsamkeit zuschreiben konnte, hatten die Brigg in ihrer Fahrt wiederholt aufgehalten. Jetzt war auch die von Don Roque de Guzuarte befehligte Asia gezwungen, mit vor Anker zu gehen. Eines Nachts zerbrach naemlich der Compass der Constanzia auf voellig unerklaerliche Weise. Ein anderes Mal erwiesen sich die Bardunen und Wanten des Fockmastes so schadhaft, als waeren sie mit einem Messer durchschnitten gewesen, so dass der ganze Mast mit seiner Takelage umstuerzte. Endlich rissen auch zwei Mal die Taue des Steuerruders gerade inmitten eines wichtigen Manoeuvres. Die Insel Guajan gehoert, wie alle Mariannen, zu der General-Kapitaenschaft der Philippinen. Hier waren die Spanier also zu Hause und konnten ihre Havarien in jedem Umfange ausbessern. Waehrend dieses gezwungenen Aufenthaltes am Lande theilte Don Orteva dem Don Roque seine Beobachtungen bezueglich der Erschlaffung der Disciplin auf seinem Schiffe mit, u$ erei; die dämonische Magie zu leugnen, ist ketzerisch. Sie ist der Inbegriff alles Diabolischen und des Todes würdig; gegen sie, wie gegen alle andern Uebel, schützen nur die Heilmittel der katholischen Kirche, wie Segen, Exorcismen, Kreuze, Reliquien, Agnus Dei u. s. w., deren Verdienst gepriesen und durch erbauliche Geschichten beglaubigt wird. Niemand kann in diesen Dingen abergläubischer sein, als Delrio. In der Lehre von den Zaubergräueln folgt er ganz seinen Vorgängern, die er nur an Kenntnissen und dialektischer Gewandtheit übertrifft. Der Kanon Episcopi wird in einer weitläuftigen Abhandlung aller Bedeutung beraubt: er handle weder von den Hexen der neueren Zeit, noch würde er, selbst wenn diess wäre, denselben irgendwie nützen, da er auch diejenigen Weiber, welche die Luftfahrt nur in der Einbildung machen, als Ungläubige (infideles) bezeichne. Die Hexen aber sollen, auch wenn sie Niemanden beschädigt haben, schon blos um ihres Teufelsbundes willen getödtet werden. Auch im Prozesse weiss Delrio sich $ ls und noch entsetzlicher gemartert. Sie wurde viermal aufgezogen, sechzehnmal wurden die Schrauben so weit geschraubt als es nur möglich war, und da sie wiederholt in Starrkrampf verfiel, so wurde ihr wiederholt mit Werkzeugen der Mund aufgebrochen, damit sie bekennen sollte. Bald betete sie, bald brüllte sie »wie ein Hund«. Aber grösser noch als die Bosheit ihrer Peiniger war die Seelenstärke dieses Weibes, denn sie gestand nichts. In dem Berichte an die Landgräfin Hedwig Sophie vom 4. November 1673, mit welchem die fürstlichen Räthe zu Marburg die Einsendung der Akten einschliesslich des Torturprotokolls begleiteten, bemerkten dieselben, dass die Frau auf der Folter durch Zauberei sich müsse unempfindlich gemacht haben, weil sie sonst die Tortur unmöglich in solcher Weise hätte ertragen können. Da sah aber doch die Landgräfin ein, dass sie die Gerichte nicht länger dürfe so fortwüthen lassen. Allerdings wurde die unglückliche Lips zur Landesverweisung begnadigt; zugleich aber erliess die Landgräfin von Kas$ e die Landesherrschaft in den Dörfern Ausschüsse, welche als öffentliche Ankläger alle wegen Hexerei verdächtig werdenden Personen den im Lande umherziehenden Hexencommissären zur Anzeige bringen sollten, woneben den Geistlichen auf einer Landessynode, welche der Superintendent Weber am 3. November 1630 zu Idstein hielt, aufgegeben ward, ihre Gemeinden von der Kanzel herab vor dem gräulichen Laster der Zauberei zu warnen, -- was seitdem namentlich an jedem St. Andreastage geschah. Und rasch füllten sich alle Kerker mit Unglücklichen, die als Verbündete und Werkzeuge des Satans galten. Durch die Folter erfuhr man von ihnen die Namen von gewissen Stätten, an denen die Hexen und Zauberer ihre Versammlungen hielten, namentlich die Limburger Haide zwischen Diez und Limburg, die Herrenwiese bei Dillenburg, die Klippelshaide und die Altenburg bei Idstein, die Deissighafer Haide bei der Eiche u. s. w. Dahin kamen die Hexen und Zauberer auf Ofen- und Mistgabeln reitend, oder in einem von vier schwarzen Katzen gezogene$ , weil dieser mit einer Klarheit, gegen welche keine Rechtfertigung aufkommen konnte, die Nichtigkeit des ganzen Handels ans Licht gezogen hatte. Aus dem November und Dezember 1610 liegen noch zwei dringende Suppliken wegen höchster Lebensgefahr der Inquisitin bei den Akten; das Kammergericht gab einen abermaligen Inhibitionsbefehl bei schwerer Strafe und lud den Rath zur Verantwortung vor; doch ein Aktenstück vom 25. Febr. 1611 redet schon von Anna Maria Bapst als einer =incinerirten= Hexe. Der Prozess spann sich nun vor dem Kammergerichte fort, nicht wegen der Bestrafung des ungehorsamen Magistrats, sondern wegen des Kostenpunkts. Ueber denselben ist noch vom 20. Januar 1612 ein mündlicher, nicht entscheidender Rezess verzeichnet; dann schliesst das Protokoll ohne Bescheid folgendermassen: Anno 1613. nihil. Anno 1614. Visum 2. Decemb. Reliquis annis nihil. Anno 617. 14. Novemb. 617. Revisum. Expedit. raoe. praeambula. In demselben Städtchen =Offenburg= wurden übrigens nicht lange nachher in d$ annt und getödtet; ob mit gerichtlichen Formen, oder nicht, bleibt zweifelhaft. Butler gedenkt seiner im sechsten Gesange des Hudibras: Has not this present Parliament A ledger to the devil sent, Fully empovered to treat about Finding revolted witches out? And has not he within one year Hang'd threescore of them in a shire? -- Who after proved himself a witch, And made a rod for his own breech. Von einer ähnlichen Hexenjagd, die wenige Jahre später im nördlichen England vorging, berichtet =Sykes= in den Local Records. »In den Gemeinderaths-Akten von Newcastle wird eine Petition in Hexensachen vom 26. März 1649 erwähnt, welche ohne Zweifel von den Einwohnern unterzeichnet war und deren Inhalt einen Prozess gegen alle verdächtigen Personen veranlasste. In Folge derselben schickte die Obrigkeit zwei Gerichtsdiener nach Schottland und bot einem Schotten, der sich auf die Nadelprobe zu verstehen vorgab, wenn er nach Newcastle kommen und die ihm Vorgeführten untersuchen wollte, ausser freier Her- un$ chet mit Denken eins einen Leib, oder leibliches Gleichniss, oder Schatten auf der Erden, wo es auch sein mag, oder in der Luft. Wie will denn das der Teufel thun, der keinen eigenen Leib hat? Ein guter Engel ist ganz etwas anders; denn der hat Gottes Gunst und Macht zur Hülfe, ihm einen Leib oder Leibes Gleichniss in dem, was er aus Befehl der höchsten Majestät verrichten muss, zu geben. Aber meinen wir, dass der höchste Richter den verfluchten Feind aus dem Kerker loslassen und noch darüber allenthalben mit allem, was ihn gelüstet, fügen wird, um nach seinem Belieben nichts als Wunder zu thun, mit allemal etwas Neues zu schaffen und den einen oder andern Lumpenhandel ins Werk zu setzen, welches er zur Unehre des Schöpfers und seines liebsten Geschöpfes missbrauchen soll? »Aber die Schrift, meint man, lehret uns, dass Gespenster seien? So das wahr ist, so wird es in dem Lager der Syrer von Samarien gewesen sein, da es so kräftig spukete, dass sie alle erschraken, in der Nacht wegliefen und liessen alles steh$ s zeithero sich zu Gemüth führten, wie nothwendig es uns allen sei, dass wir wider das zauberische Geschwader, welches grösser ist, als wir uns etwan einbilden, täglich geistliche Waffen ergreifen: auch was grosse Obsorg denen Eltern obliege für ihre Kinder, welche, wenn sie allerhand Gesindel anvertraut, oder auch von ihren Eltern verfluchet und verwünschet werden, leicht ins Teufels Hände und Stricke verfallen. Drittens wegen jenen boshaften Christen, welche durch ihre Punktirkunst, Zauberspiegel oder sonst aberglaubische Händel das, was von dem freien Willen Gottes und derer Menschen allein abhängt, zu wissen beginnen. Die sollen ihre Augen eröffnen, dann auch sie (obschon sie es nicht vermuthen) unter die Teufelszunft gehören und nach aller Schärfe seind abzustrafen. Viertens will Gott durch das gegenwärtige Spectacul alle Unlauterkeit, welche (wie ich es aus vielen Geschichten erweisen könnte) zur Zauberei die nächste Vorbereitung ist, denen Weltkindern verleiden.« Dieser würzburger Hexenprozess, weniger$ en, dieser dieselben wohl mit Hülfe des Teufels verrichtet haben müsste. Auch unter der Regierung des Kurfürsten =Karl Theodor= (1777-1799) dauerte die Herrschaft des Aberglaubens in Baiern ungestört fort. Fast jedes Kloster hatte seinen sogenannten =Hexenpater=, bei welchem man sich Rath und Schutzmittel zu holen pflegte, z. B. Agnus Dei und Lukaszettel. Eine Bäuerin aus dem Gerichte Pfatter bei Straubing, deren Kühe keine Milch gaben, fiel in die Schlingen eines solchen Hexenpaters, des Franziskaners Benno, der sie im Kloster trunken machte, dann unter dem Vorwande der Entzauberungszeremonien schändete und zuletzt zum Todtschlage an der neunzigjährigen Grossmutter ihres Mannes veranlasste. Als das Gericht nach langem Zögern die Verhaftung des Buben beschloss, musste es die Auslieferung desselben durch militärische Exekution vom Kloster erzwingen, und als derselbe endlich degradirt und zu lebenslanger Festungsarbeit verurtheilt war, legte sich Rom ins Mittel und bewirkte Begnadigung, so dass der Hexenpater m$ Ohne Zweifel ist dieses der letzte gerichtliche Hexenbrand gewesen, den Europa im achtzehnten Jahrhundert gesehen hat. Der Pöbel aber, unfähig zu begreifen, wie das Recht auf einmal zum Unrecht werden sollte, sah fast allerwärts nur mit Widerstreben die obrigkeitlichen Schritte gegen das gefürchtete Hexenvolk aufhören und hat bis auf die neueste Zeit herab nicht selten zur Selbsthülfe gegriffen. In =England= erstürmte 1731 eine wüthende Volksmasse die Sakristei einer Kirche, wohin man ein altes, schwaches Weib vor ihrer Verfolgung geflüchtet hatte, und schleifte die Unglückliche im Wasser herum, bis sie den Geist aufgab. Als derjenige Mensch, der hierbei sich am gewaltthätigsten benommen hatte, von der Obrigkeit ergriffen und zum Hängen verurtheilt wurde, wollte der Pöbel der Exekution nicht beiwohnen, sondern stellte sich in der Ferne auf und schimpfte auf diejenigen, die einen ehrlichen Burschen zum Tode verdammten, weil er die Gemeinde von einer Hexe befreit hätte[327]. In =Sicilien= kam 1724 die letzte Ve$ in seiner herzlichen Art zu lachen. Daumer fragte, was es gebe; Caspar deutete mit dem Finger auf das Blatt und rief: »Sehen Sie nur, Herr Professor!« Seit einiger Zeit hatte er aufgehört, Daumer zu duzen, und zwar ganz von selbst und eigentümlicherweise fast an demselben Tag, an welchem er zum ersten Male Fleisch genossen und danach krank geworden war. Daumer blickte ins Buch. Die von Caspar aufgegriffenen Worte lauteten: »Die Sonne bringt es an den Tag.« »Was gibt's dabei zu staunen?« fragte Anna, die über die Schulter des Bruders gleichfalls in das Buch schaute. »Wie schön, wie schön!« rief Caspar aus. »Die Sonne bringt es an den Tag. Das ist wunderschön.« Die drei andern schauten einander voll seltsamer Gefühle in die Augen. »Überhaupt ist es schön, wenn man so liest: die Sonne!« fuhr Caspar fort. »Die Sonne! Das hallt so.« Als er gute Nacht gewünscht hatte, sagte Frau Daumer: »Man _muß_ ihn doch lieb haben. Es wird einem ordentlich wohl, wenn man ihn in seiner artigen Geschäftigkeit beobachtet. Wie ein $ nzwischen war der Kandidat der Blutspur bis in den Keller gefolgt. Mit heiserer Stimme schrie er von unten nach Licht und fügte gellend hinzu: »Da unten ist er, da liegt der Hauser! Hilfe, Hilfe, schnell!« Alle drei Daumers stürzten in den Keller, Anna kam keuchend wieder zurück, um die Kerze zu holen, die andern versuchten, den verkauerten Körper Caspars aufzurichten, und dann trugen sie ihn selbdritt hinauf. »Zum Arzt, zum Arzt!« kreischte Frau Daumer der entgegenrennenden Anna zu, die das Licht ausblies, zu Boden warf und davonsprang. Als Caspar endlich oben auf dem Bett lag, wuschen sie das gestockte Blut von seinem Gesicht, und es kam eine nicht unbedeutende Wunde inmitten der Stirn zum Vorschein. Daumer lief mit gerungenen Händen im Zimmer auf und ab und stöhnte fortwährend: »Das muß mir passieren! Das muß in meinem Haus passieren! Ich hab's ja gleich gesagt, ich hab's immer Der Platz vor dem Haus war schon voller Menschen, als Anna mit dem Arzt zurückkam. Im Flur standen einige Magistrats- und Polizeil$ verlangte, um ihm einen Brief auszuhändigen. Herr von Tucher verweigerte die Erlaubnis dazu. Nach einigem Bedenken überließ ihm der Mann das Schreiben und entfernte sich wieder. Herr von Tucher hielt sich für berechtigt, den Brief zu öffnen. Er war von rätselhafter Fassung; noch rätselhafter dadurch, daß ihm ein kostbarer Diamantring beilag, den Caspar damit als Geschenk bekam. Herr von Tucher war unschlüssig, was er tun solle. Brief und Ring dem Gericht oder dem Präsidenten Feuerbach auszuliefern, erschien ihm das ratsamste. Doch widersprach es immerhin seinem Rechtsgefühl. Eine flüchtige Stimmung von Weichheit gegenüber Caspar ließ ihn den Vorsatz völlig vergessen; er hoffte, den Jüngling aus seiner Niedergeschlagenheit aufzurütteln, und diesen Zweck erreichte er vollkommen. Er brachte Brief und Ring herbei. Caspar las: »Du, der du das Anrecht hast, zu sein, was viele leugnen, vertrau dem Freund, der in der Ferne für dich wirkt. Bald wird er vor dir stehen, bald dich umarmen. Nimm einstweilen den Ring als $ ereingekommen, hat Birnen gestohlen, der hat mir meinen Namen zertreten, da hab' ich geweint. Herr Daumer hat gesagt, ich soll ihn wieder machen, hab' ich ihn wieder gemacht, am andern Morgen haben ihn Katzen zertreten.« Es folgten in demselben unbeholfenen Stil einige Versuche, seine Kerkerhaft zu beschreiben, etwa so: »Die Geschichte von Caspar Hauser; ich will es selbst erzählen, wie hart es mir ergangen. Zwar da, wo ich eingesperrt war in dem Gefängnis, ist es mir recht gut vorgekommen, weil ich von der Welt nichts gewußt und keinen Menschen niemals gesehen In diesem Ton ging es weiter; späterhin kamen einige zum Schönrednerischen strebende Stellen, und eine begann mit dem Satz: »Welcher Erwachsene gedächte nicht mit trauriger Rührung an meine unverdiente Einsperrung, in der ich meine blühendste Lebenszeit zugebracht habe, und wo so manche Jugend in goldenen Vergnügungen lebte, da war meine Natur noch gar nicht erwecket.« Träume, Hoffnungen, Sehnsuchtsbilder, Berichte über kleine Ausflüge, über Unterhaltu$ um einen Arzt zu rufen. Der besonnene Hofrat hielt ihn zurück und meinte, man solle kein unnötiges Aufsehen machen. Frau von Imhoff kniete neben Caspar und befeuchtete seine Schläfe mit ihrem Riechwasser. Er kam langsam zu sich, doch dauerte es eine Viertelstunde, bis er sich erheben und gehen konnte. Frau von Imhoff begleitete ihn hinaus. Damit sie sich nicht durch die Menge der Besucher im Korridor zu drängen brauchten, führte sie ihn über eine Hintertreppe in den Garten und anerbot sich, ihn nach Haus zu bringen. »Nein,« sagte er unnatürlich leise, »ich will allein gehen.« Er steckte seine Nase in die Luft und schnüffelte unbewußt. Sein Puls ging so schnell, daß die Adern am Hals förmlich flogen. Er entwand sich dem liebreichen Zuspruch der jungen Frau und ging mit trägen Schritten gegen die Hauptallee des Gartens. Vor dem Portal stieß er auf den Polizeileutnant. »Nun, Hauser!« redete ihn Hickel an. Caspar blieb stehen. »Zur Trauer haben Sie gegründeten Anlaß,« sagte Hickel mit unheilvoller Betonung, »den$ nt, man umarmt ihn, das Eis des königlichen Herzens schmilzt, und alles löst sich in Wonne auf. Caspar benahm sich nicht ungeschickt. Im Lauf der Vorbereitungen fand er von sich selbst aus einen heftigen Antrieb zu der Rolle und fühlte sich so hinein, als ob sein alltägliches Leben von ihm abgelöst wäre. Ähnlich verhielt es sich mit Frau von Kannawurf, die die Königin machte; auch sie gab sich ihrer Aufgabe mit einem Ernst hin, der das Spielhafte des Vorgangs undienlich vertiefte und daher die Rollen ihrer Partner schattenhaft werden ließ. So webten die beiden gleichsam in einer eignen Welt für sich. Es war ein sehr warmer Septembertag, als gegen sechs Uhr abends die geladenen Gäste erschienen, im ganzen etwa fünfzig Personen, die Frauen in großer Pracht, unmäßig aufgedonnert, die Männer in Fräcken und gestickten Uniformen. Das Podium für die Komödie nahm die Schmalwand des Saales völlig ein, Kulissen und Requisiten, auch eine Anzahl Statisten waren vom Direktor des Schloßtheaters zur Verfügung gestellt worde$ arbeiten an; das Bett zitterte, die Nadeln tanzten auf der Haut, die Egge schwebte auf und ab. Der Reisende hatte schon eine Weile hingestarrt, ehe er sich erinnerte, dass ein Rad im Zeichner hätte kreischen sollen; aber alles war still, nicht das geringste Surren war Durch diese stille Arbeit entschwand die Maschine förmlich der Aufmerksamkeit. Der Reisende sah zu dem Soldaten und dem Verurteilten hinüber. Der Verurteilte war der lebhaftere, alles an der Maschine interessierte ihn, bald beugte er sich nieder, bald streckte er sich, immerfort hatte er den Zeigefinger ausgestreckt, um dem Soldaten etwas zu zeigen. Dem Reisenden war es peinlich. Er war entschlossen, hier bis zum Ende zu bleiben, aber den Anblick der zwei hätte er nicht lange ertragen. »Geht nach Hause,« sagte er. Der Soldat wäre dazu vielleicht bereit gewesen, aber der Verurteilte empfand den Befehl geradezu als Strafe. Er bat flehentlich mit gefalteten Händen ihn hier zu lassen, und als der Reisende kopfschüttelnd nicht nachgeben wollte, kniet$ man von dem Garten der Tuilerien nach dem Karussell will, riefen ihnen die Posten gebieterisch zu: »Hier geht's nicht weiter!« Die Kleine reckte sich auf den Zehen in die Höhe und konnte eine Menge von geputzten Frauen sehen, die sich zu beiden Seiten der Marmorarkade drängten, aus der der Kaiser kommen mußte. »Da siehst du, Vater, wir sind zu spät gegangen.« Sie schmollte ärgerlich -- ein Zeichen, wie viel ihr daran gelegen war, diese Parade mitanzusehen. »Nun, Julie, so gehen wir wieder. Du hast es nicht gern, in solchem Gedränge zu sein.« »Wir wollen noch bleiben, lieber Vater. Von hier aus kann ich wenigstens den Kaiser sehen. Wenn er nun in dem Feldzug den Tod fände, so habe ich ihn wenigstens einmal gesehen.« Der Vater zitterte ein wenig, als er diese egoistischen Worte hörte; seine Tochter sprach in weinerlichem Tone. Er sah sie an und glaubte unter den gesenkten Lidern ein paar Tränen zu bemerken, die wohl weniger aus Enttäuschung als aus einem jener ersten Schmerzen entsprangen, deren Geheimnis ein $ m so mächtiger, um so gefährlicher wurde sie. Zu ihrem Unglück war dabei kein Schein und keine Falschheit im Spiele. Es war ein Austausch zweier schönen Seelen, die durch das sogenannte Gesetz getrennt waren und durch alles, was die Natur an Verführerischem besitzt, vereint wurden. In diesem Augenblick trat General d'Aiglemont ein. »Wir haben ein anderes Ministerium bekommen,« sagte er. »Ihr Oheim gehört zum neuen Kabinett. Sie haben also gute Aussicht, Gesandter zu werden, Vandenesse.« Karl und Julie sahen sich errötend an. Dieses gegenseitige Schamgefühl war nur ein neues Band. Beide hatten den gleichen Gedanken -- die gleichen Gewissensbisse: ein furchtbares Band zwischen zwei Liebenden, die eines Kusses schuldig sind, ganz ebenso stark wie zwischen zwei Räubern, die gemeinsam einen Menschen umgebracht haben. Doch der Marquis mußte eine Antwort haben. »Ich will nicht mehr aus Paris fort,« sagte Karl de Vandenesse. »Wir wissen, weshalb,« versetzte der General und tat ganz besonders schlau, wie jemand, der e$ hre Stimmen hallten laut auf der Montreuiler Straße. Sein Zorn suchte einen Vorwand, sich Luft zu machen, und entlud sich nun, als sie ankamen, wie ein Donnerschlag über ihren Häuptern. Seine Stimme hallte durch das Haus, daß es zitterte. Als der Beherzteste und Gewandteste unter ihnen ihre Verspätung damit entschuldigte, daß sie am Eingang von Montreuil von Gendarmen und Polizisten aufgehalten worden seien, die einen Mörder gesucht hätten, beruhigte er sich plötzlich wieder und schwieg. Durch diese Ausrede an die Pflichten seiner sonderbaren Lage erinnert, befahl er kurzweg allen seinen Leuten, auf der Stelle schlafen zu gehen. Sie wunderten sich darüber, daß der Kammerdiener mit seiner Lüge so gut durchgekommen war. Aber während dies sich im Hofe zutrug, hatte ein anscheinend ganz unbedeutender Vorfall die Lage der andern Personen, die in dieser Geschichte mitwirken, umgestaltet. Der Marquis war kaum hinausgegangen, als seine Frau abwechselnd den Mansardenschlüssel und ihre Tochter ansah und schließlich, si$ nen der Haut und im ganzen Gepräge des Gesichts manches unerklärliche Phänomen, das, vom Auge gesehen, sogleich zur Seele dringt; aber wenn der Dichter eine so furchtbare Veränderung des Gesichtsausdrucks begreiflich machen will, so steht ihm kein anderes Mittel zur Verfügung, als die Ereignisse zu berichten, auf die sie zurückzuführen ist. Dieses Gesicht deutete auf einen Sturm, der sich kalt und in aller Stille abgespielt hatte, auf einen geheimen Kampf zwischen dem Heroismus des mütterlichen Schmerzes und der Unbeständigkeit unserer Gefühle, die, wie wir selbst, ihr Ende finden und nichts Endloses in sich tragen. Diese unaufhörlich ins Innere der Seele zurückgedrängten Leiden hatten auf die Dauer dieser Frau etwas seltsam Krankhaftes verliehen. Ohne Zweifel hatten allzu heftige Erschütterungen das Mutterherz auch körperlich beeinträchtigt, und eine Krankheit, vielleicht eine Herzerweiterung, bedrohte langsam ihr Leben, ohne daß Julie sich dessen bewußt war. Die wahren Schmerzen liegen anscheinend so ruhig $ atgebers in jenes Haus, in dessen Hoftrakt sich die Fabrik des Vaters befand. Engelhart hatte jetzt ernsthaft für die Schule zu arbeiten, wenn er vorwärts kommen wollte, doch er genügte keineswegs allen Ansprüchen und brachte vielfach schlechte Zensuren. »Du bist nicht bei der Sache,« sagte Herr Ratgeber streng, »du träumst.« »Er ist ein Duckmäuser,« fügte die Stiefmutter hinzu, »sieh ihn nur an, er hat keinen freien Blick.« Dieser Vorwurf traf den Knaben empfindlich; er wußte sein Auge nach innen beschäftigt, wenn ihn jemand anrief, riß er sich erst los von einem inneren Bild, aber dann fühlte er seinen Blick ohne Scheu, er fürchtete die Augen der Menschen nicht, höchstens die der fremden Frau, die er Mutter nennen sollte. Er konnte sich freilich nicht geben, sondern wollte genommen werden, doch liebte er die Menschen, und das mit jedem Tage mehr; selbst vom Gleichgültigsten zurückgestoßen zu werden, war ihm ärgerlich. Er suchte Zuneigung, Zustimmung, Einverständnis und gewahrte, wohin er auch sah, die Spure$ benahmen sie sich, als er sich verabschiedete. Er ging gegen die Altstadt und befand sich auf einmal in stiller Gasse vor dem Tor des Friedhofs, in welchem seiner Mutter Grab war. Er öffnete die Pforte, schritt hinein und wanderte eine Weile sinnend zwischen den uralten Steinen umher. In welchem Teil des Friedhofs das Grab lag, wußte er nicht mehr, und er hätte leicht vergeblich suchen mögen, wäre nicht ein eigentümliches Hinziehen gewesen, das er nie in solcher Stärke an sich beobachtet hatte. Endlich stand er vor dem rötlichen Sandstein, auf dem in halbverwaschenen Goldlettern der Name von Frau Agathe Ratgeber leuchtete. Das Grab war vernachlässigt, der Hügel ganz platt, keine Blume wuchs, nur Gras. Ringsum in solcher Nähe, daß es wie das Gedränge auf einem Jahrmarkt wirkte, standen andre verwitterte Steine, zudem herrschte nicht einmal Frieden, denn draußen vor der Mauer erschallte das lebhafte Gehämmer der Goldschläger und auf der andern Seite, hügelabwärts in der Ebene, keuchte und klapperte eine Dampfm$ nd ab. Es wurde Mitternacht, ehe Engelhart, weit in der nördlichen Vorstadt irrend, die Straße und das Haus fand, wo sein Vater wohnte. Dann mußte er lange läuten, bis Frau Ratgeber herunterkam. Sie war sehr überrascht und schien des Ankömmlings nicht eben froh zu sein; bedrückten Herzens schlich er hinter ihr die vier Stockwerke empor, und seine scherzhafte Anspielung über die Nähe des Himmels hier oben beantwortete sie mit einem Seufzer über das harte Leben. Sie brachte willig herbei, was sie noch zu essen im Haus hatte, setzte sich ihm sodann gegenüber, blickte mit ihren scheuen Augen ängstlich-musternd in sein Gesicht und meinte vorwurfsvoll, er sehe gut aus. Ihr Antlitz war förmlich zusammengeschrumpft von den Sorgen, und die dünnen schwarzen Haarsträhnen gaben den Zügen einen zigeunerhaften Ausdruck. Der Vater sei verreist, berichtete sie, und werde erst über den andern Tag zurückkommen; und nun suchte sie ihn auszuforschen voll Angst, daß sie da einen müßigen Kostgänger zu füttern haben werde, aber es $ ugen sprangen dann aus dem Kopf, so begierig folgte sie jedem Wort, das von der Kanzel her laut wurde, _das_ Wort aber, auf das sie wartete, das kam nicht. In ihrer Sehnsucht ging sie dann, nach der Predigt, zu dem guten, ihr immer gleichmäßig geneigt bleibenden Eccelius hinüber, um, so weit es ging, Herz und Seele vor ihm auszuschütten und etwas von Befreiung oder Erlösung zu hören; aber Seelsorge war nicht seine starke Seite, noch weniger seine Passion, und wenn sie sich der Sünde geziehn und in Selbstanklagen erschöpft hatte, nahm er lächelnd ihre Hand und sagte: »Liebe Frau Hradscheck, wir sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den wir vor Gott haben sollen. Sie haben eine Neigung sich zu peinigen, was ich mißbillige. Sich ewig anklagen ist oft Dünkel und Eitelkeit. Wir haben Christum und seinen Wandel als Vorbild, dem wir im Gefühl unsrer Schwäche demüthig nachstreben sollen. Aber wahren wir uns vor Selbstgerechtigkeit, vor allem vor _der_, die sich in Zerknirschung äußert. _Das_ ist die Hauptsache$ adscheck, muß ich Ihnen meine Nelken zeigen.« * * * Um Johanni wußte ganz Tschechin, daß die Hradscheck es nicht lange mehr machen werde. Keinem entging es. Nur sie selber sah es so schlimm nicht an und wollte von keinem Doktor hören. »Sie wissen ja doch nichts. Und dann der Wagen und das viele Geld.« Auf das Letztere, das »viele Geld«, kam sie jetzt überhaupt mit Vorliebe zu sprechen, fand alles unnöthig oder zu theuer, und während sie noch das Jahr vorher für ein Polysander-Fortepiano gewesen war, um es, wenn nicht der Amtsräthin in Friedrichsau, so doch wenigstens der Domänenpächterin auf Schloß Solikant gleich zu thun, so war sie jetzt sparsam bis zum Geiz. Hradscheck ließ sie gewähren, und nur einmal, als sie gerade beim Schotenpalen war, nahm er sich ein Herz und sagte: »Was ist das nur jetzt, Ursel? Du ringst Dir ja jeden Dreier von der Seele.« Sie schwieg, drehte die Schüssel hin und her und palte weiter. Als er aber stehen blieb und auf Antwort zu warten schien,$ chwürdigen Pater Hilarius unter seinen geistlichen Mitbrüdern wesentlich steigerten. Denn wer es imstande war, bloß durch des Wortes Gewalt den Inhalt der Ställe und Felder durch die fromme Klosterpforte zu leiten wie einen nimmer versiegenden Strom, der mußte wohl vom Himmel ganz hervorragend begnadet Diese Anerkennung sprach auch der hochwürdige Herr Prior seinem verdienstvollen Mitbruder begeistert aus. Er meinte zwar, der Pater Hilarius sei ein grober Knochen, aber nichtsdestoweniger habe er den richtigen Ton getroffen, der zu den Herzen der Menschen gehe und alle edeln und nützlichen Instinkte des menschlichen Rindviehs in geradezu staunenswerter Weise auslöse. Dieweilen der hochwürdige Herr Prior in geistlichen Schriften sehr belesen war, machte er den Pater Hilarius auf einen Ausspruch seines berühmten Vorfahren, des Paters Abraham a Santa Clara aufmerksam. Es geschah dies im ursächlichen Zusammenhange mit der Wirkung von des Pater Hilarii Fastenpredigt auf das zarte weibliche Geschlecht. Der hochwürdi$ Rippen zählen konnte und der überall die Beiner aufstellte, daß man ihn auch ganz gut zu einem Hutständer hätte gebrauchen können. Der Schimmel fraß gierig aus der Krippe. Als der Heilige näher zusah, hatte der Schimmel lauter Papier in der Krippe, das er mit offensichtlichem Behagen verzehrte. Sintemalen aber alles, was Papier war, für den Heiligen ein wichtiges Lebenselement darstellte, sah er auch alsogleich nach, um welches Papier es sich handelte. Zu seinem heiligen Entzücken waren es lauter Akten, mit denen man den Schimmel fütterte. »O du heiliges Roß Gottes!« rief der Heilige in himmlischer Verzückung. »Durch welches Wunder verzehrest du Akten?« »Hihihihi!« lachte der Schimmel und drehte sich, lebhaft wiehernd, nach dem heiligen Manne um. Da ersah der heilige Bürokrazius, daß sie dem Schimmel grüne Brillen aufgesetzt hatten. Und das Vieh war so dumm, daß es durch die grünen Brillen Gras statt Papier zu fressen glaubte. Nunmehro erkannte der heilige Bürokrazius, daß er das dümmste Roß auf Gottes Erdbod$ s, den Stamm unserer gehaltvollsten Musik; oder auch die populärsten Ouvertürenmotive von Auber, Donizetti, Flotow. Wer tritt hinzu und getraut sich, ein bestimmtes Gefühl als Inhalt dieser Themen aufzuzeigen? Der eine wird »Liebe« sagen. Möglich. Der andere meint »Sehnsucht«. Vielleicht. Der dritte fühlt »Andacht«. Niemand kann das widerlegen. Und so fort. Heißt dies nun ein bestimmtes Gefühl _darstellen_, wenn niemand weiß, _was_ eigentlich dargestellt wird? Über die Schönheit und Schönheiten des Musikstückes werden wahrscheinlich alle übereinstimmend denken, von dem Inhalt jeder verschieden. _Darstellen_ heißt aber einen Inhalt klar, anschaulich produzieren, ihn uns vor Augen »daher stellen«. Wie mag man nun dasjenige als das von einer Kunst _Dargestellte_ bezeichnen, welches, das ungewisseste, vieldeutigste Element derselben, einem ewigen Streit unterworfen ist? [10] Bachianer wie _Spitta_ freilich erstreben dies umgekehrt, indem sie, statt zugunsten ihres Meisters die Theorie selbst zu bestreiten, $ erfall reizen könnte: in der Hand haben sie keine Waffe, Geld würde ihre verbrecherische Tat nur verraten, und der Ertappte müßte mit Bestrafung und völliger Aussichtslosigkeit, irgendwohin fliehen zu können, rechnen. Wie sollte es nämlich jemand auch fertig bringen, völlig unbemerkt zu fliehen, wenn sich seine Kleidung in jedem Stück von der seiner Landsleute unterscheidet? Er müßte sich denn gerade nackend entfernen. Ja, auch in dem Falle würde den Ausreißer das Ohr verraten. Aber könnten die Sträflinge nicht vielleicht an eine Verschwörung gegen den Staat denken? Wäre das nicht doch eine Gefahr? Als ob irgendeine Gruppe solch eine Hoffnung hegen dürfte, ehe nicht die Sklaven zahlreicher Landschaften unruhig geworden und aufgewiegelt sind, denen es nicht einmal erlaubt ist zusammenzukommen, miteinander zu sprechen oder sich gegenseitig zu grüßen, die also noch viel weniger eine Verschwörung anzetteln könnten! Sollte man ferner annehmen dürfen, sie würden diesen Plan inzwischen unbesorgt ihren Anhängern anve$ ingenden Bedürfnisse des Staates erlauben, den Sklavendienst des Körpers nach Möglichkeit einzuschränken, damit die dadurch gewonnene Zeit auf die freie Ausbildung des Geistes verwendet werden kann. Darin liegt nämlich nach ihrer Ansicht das Glück das Lebens. Der Verkehr der Utopier miteinander Doch glaube ich nunmehr darlegen zu müssen, auf welche Weise die Bürger miteinander verkehren, welche inneren wirtschaftlichen Beziehungen bestehen und wie die Verteilung der Güter vor sich geht. Die Bürgerschaft besteht also aus Familien, die zumeist aus Verwandten zusammengesetzt sind. Denn sobald die Frauen körperlich reif sind, werden sie verheiratet und ziehen dann in die Wohnungen ihrer Männer. Dagegen verbleiben die Söhne und deren männliche Nachkommen in ihren Familien und unterstehen der Gewalt des Familienältesten, soweit dieser nicht infolge seines Alters kindisch geworden ist; dann tritt der Nächstälteste an seine Stelle. Um aber eine zu starke Abnahme oder eine übermäßig große Zunahme der Bevölkerung zu ve$ einige wenige ihrer Leute im Hinterhalt aufgestellt, die auf günstige Gelegenheiten lauerten. Sie griffen die Feinde, die vereinzelt umherschwärmten und es in voreiliger Sorglosigkeit an der nötigen Vorsicht fehlen ließen, plötzlich an und veränderten das Ergebnis der ganzen Schlacht. Sie wanden den Feinden den Sieg, der ihnen schon sicher war und an dem sie nicht mehr gezweifelt hatten, aus den Händen und besiegten als Besiegte wiederum die Sieger. Es ist schwer zu sagen, ob die Utopier einen Hinterhalt mit größerer Schlauheit zu legen oder mit größerer Vorsicht zu vermeiden wissen. Man könnte meinen, sie träfen Vorbereitungen zur Flucht, wenn sie alles andere eher im Sinne haben, und umgekehrt, wenn sie die Absicht haben zu fliehen, könnte man meinen, sie dächten an nichts weniger. Fühlen sie sich nämlich hinsichtlich ihrer Zahl oder Stellung zu sehr im Nachteil, so ziehen sie bei Nacht in aller Stille ab oder täuschen den Feind durch irgendeine Kriegslist, oder sie gehen bei Tage so allmählich und in so gu$ orbeigehen aneinander verwandeln, wo alles von vielen Seiten gesehen wird; als Isoliertes und Verbundenes, als Träger des Wertes und als Nichtigkeit, als abstrakte Absonderung und als konkretestes Eigenleben, als Verkümmern und als Blühen, als Leidenmachen und als Leiden. Es ist auf einer qualitativ völlig neuen Grundlage wieder ein Standpunkt des Lebens erreicht, der der unauflösbaren Verschlungenheit von der relativen Selbständigkeit der Teile und ihrer Gebundenheit an das Ganze. Nur daß die Teile trotz dieser Bindung niemals die Härte ihres abstrakten Auf-sich-Gestelltseins verlieren können und ihre Beziehung zur Totalität eine zwar dem Organischen möglichst angenäherte, aber doch immer wieder aufgehobene begriffliche Beziehung ist und keine echtgeborene Organik. Das hat kompositionell betrachtet zur Folge, daß die Menschen und Handlungsmaße zwar die Grenzenlosigkeit des echt epischen Stoffes besitzen, ihre Struktur jedoch von der der Epopöe wesentlich verschieden ist. Die Strukturdifferenz, in der diese i$ , konzentriert sich deshalb um das ethische Grundproblem, um die Frage der notwendigen und möglichen Tat. Der Menschentypus dieser Seelenstruktur ist seinem Wesen nach eher ein kontemplativer als ein aktiver: seine epische Gestaltung ist also vor das Problem gestellt, wie sich dieses In-sich-Zurückziehen oder zögerndes, rhapsodisches Handeln doch in Taten umzusetzen vermag; ihre Aufgabe ist, den Einheitspunkt von dem notwendigen Dasein und Sosein dieses Typus und von seinem notwendigen Scheitern gestaltend aufzudecken. Das Vorherbestimmteste des Versagens ist das andere, objektive Hindernis der rein epischen Gestaltung: ob diese Schicksalsbestimmung bejaht oder verneint, beweint oder verhöhnt wird, immer ist die Gefahr einer subjektiv-lyrischen Stellungnahme zu den Geschehnissen an Stelle des normativ-epischen reinen Aufnehmens und Wiedergebens viel näherliegend, als es bei einem innerlich weniger von vornherein entschiedenen Kampf der Fall ist. Es ist die Stimmung der Desillusionsromantik, die diesen Lyrismu$ fzeigt, in eine völlig problemfreie, problemjenseitige Sphäre, für die die gestaltenden Formen des Romans nicht mehr ausreichen. Novalis, der gerade in diesem Punkte Goethes Schöpfung als prosaisch und antipoetisch abgelehnt hat, setzt die im Wirklichen realisierte Transzendenz, das Märchen, als Ziel und als Kanon der epischen Poesie der Gestaltungsart des »Wilhelm Meister« entgegen. »Wilhelm Meisters Lehrjahre sind«, schreibt er, »gewissermaßen durchaus prosaisch und modern. Das Romantische geht darin zugrunde, auch die Naturpoesie, das Wunderbare. Er handelt bloß von gewöhnlichen, menschlichen Dingen, die Natur und der Mystizism sind ganz vergessen. Es ist eine poetisierte bürgerliche und häusliche Geschichte. Das Wunderbare darin wird ausdrücklich als Poesie und Schwärmerei behandelt. Künstlerischer Atheismus ist der Geist des Buches ... Es ist im Grunde ... undichterisch im höchsten Grade, so poetisch auch die Darstellung ist.« Und es ist wiederum kein Zufall, sondern die rätselhafte und doch so tief rati$ 852 zum Leidwesen des ganzen Landes, und wurde dann in der fürstlichen Gruft unter der Stadtkirche Schuhwechsel. Einem Manne aus Au, der Nachts von Durlach heimging, setzte sich bei der Ruhebank der gespenstige Kapuziner, welcher dort umgeht, auf den Rücken und ließ sich bis in dessen Haus tragen. Als der Mann, unter der Last keuchend, die Stiege hinaufkam, rief ihm seine Frau zu, er solle seine Schuhe gegen einander wechseln. Er that es, und sogleich fiel ihm der Kapuziner vom Rücken und polterte gleich einem rollenden Fasse die Treppe hinunter. Todesvorzeichen. Am Abend vor Allerheiligen 1831 waren ein Glaser und ein anderer Bürger aus Durlach mit einer Fuhr Wein, den sie in der Bruchsaler Gegend gekauft, auf dem Weg nach ihrem Orte. Der Mond schien hell, und die zwei Männer gingen weit hinter dem Fuhrwerk her. Als sie zwischen 8 und 9 Uhr in die Nähe von Untergrombach kamen, sahen sie über dem Straßengraben einen Reiter, der im Schritte neben ihnen herritt und, wie sein Pferd, einen Federbusch auf dem Kopf$ sich empor. »Bleib noch,« bat sie, »du himmlischer Sendbote, du Freund meines Lebens.« Aber der Falter mußte weiter, und nun vernahm die Blume plötzlich das Bitten, Rufen und Locken um sich her, von dem die ganze Wiese in Farben und Düften erklang. Je mehr Insekten nun zu ihr kamen, um so besser verstand sie ihre Schwestern umher und in der Ferne, sie begriff, daß sie ihr Lebensgrüße sandten und gab sie freien Sinnes zurück, immer die strahlende Blüte gegen die Sonne geöffnet, als sei keine Schuld und kein Fehl möglich, wenn sie sich ganz dem Licht anvertraute. So ging ihr erster Tag im Blühen dahin, sie durchlebte ihn wie alle Glücklichen, ohne Bedenken und Rückhalt, ohne den Gedanken an sein Ende, in ihrer schönen Pracht. Als die Sonne, mit der ihr Angesicht gewandert war, hinter den Baumkronen im Grünen niedersank, begann sie sich langsam zu schließen, aber solange noch ein Strahlenabglanz des Lichts auf der Erde widerschimmerte, wachte sie und ließ ihn zu sich ein. Als aber der Abendwind von den Saaten zu$ wohnheiten etwas heruntergekommen, aber ungemein witzig und gescheit. Vielleicht, daß ich in einem anderen Buch sein Leben erzählen kann, es ist außerordentlich abwechslungsreich, und er gehört zu den ganz seltenen Fröschen, die einmal in der Gewalt des Storches gewesen und wieder entronnen sind. Es kam, weil der Storch lachen mußte, man weiß nicht worüber -- jedenfalls glaubt Burr noch heute, daß jener es nicht gewagt hätte, einen Mann von seiner Erfahrung als Nahrungsmittel zu verwenden. Von ihm stammt auch das Volkslied, das noch viel im Traulenbach und im Eulenteich von den Fröschen gesungen wird: Ach, wie mir das Herz zergeht unter großem Weh, wenn der Mond am Himmel steht und zugleich im See. Meine Seele ahnt es dann, tiefbewegt und still, daß der Frosch nicht fliegen kann, auch nicht, wenn er will. Auch Assap und Jen kannten dieses Lied bereits, wenn sie auch bisher noch keine Erlaubnis gehabt hatten, es öffentlich mitsingen zu dürfen. Aber in diesem Augenblick dachten s$ nnender und bitterer als die Verwundungen jedes anderen irdischen Kampfes. Aber davon sollst du nichts wissen, du Gesegneter in deiner Einfalt. Was unser letztes Ziel ist, ist dir von Anfang zugefallen. Dir und deinesgleichen, euch ist von den Heiligen der Welt das Reich versprochen.« Der Elf saß ruhig mit gefalteten Händen da und schaute ins Land, er wehrte der Eule nicht, noch gab er ihr recht, man hätte wirklich nicht mit Sicherheit sagen können, ob er ihr zugehört hatte. Er erhob plötzlich seine helle Stimme und sang in die Nacht hinaus: Meine Heimat ist das Licht, heller Himmel meine Freude! Tod und Leben wechseln beide, aber meine Seele nicht. Trauer du, mein irdisch Los, über deinen bittren Gaben will ich meine Seele groß, will sie stark und glänzend haben. Ein Wind erhob sich mit leisem Erbrausen der Blätter und mit feuchter Wiesenkühle und trug das Lied über das schlafende Land dem Morgen entgegen. Die Eule aber warf sich plötzlich in ih$ weit bis zu den Moorseen.« »Es ist mitten im Juli,« sagte eine Ameise geheimnisvoll, »von den Glühwürmchen weiß ich, daß einmal im Jahr zur Sommerzeit bei Vollmond die Elfenkönigin in der Waldtiefe Hof hält. Es wird schon etwas Wahres an dieser Botschaft sein.« Eine Grasmücke kam herzugeflattert, und die geflügelten Tiere stoben auseinander, aber die Fremde blieb ruhig sitzen. »Ich reise im Elfenfrieden«, sagte sie ruhig, und die Grasmücke ließ sich neben ihr nieder, ohne ihr ein Leid zu tun, ja ohne ihr zu nahe zu kommen. Die Waldelfen sind ein mächtiges Volk, selbst die größten Tiere gehorchen ihrem Willen, denn es gibt vielerlei geheimnisvolle Künste und manchen Zauberbann, den die Elfenkönigin verhängen kann. Ach, viele Wunder walten im tiefen Wald, aber eines der größten werde ich nun erzählen. Als nach einer Weile der Elf kam, von zwei Bienen geführt, die ihm voranflogen, grüßte die Fremde ihn tief und ehrfürchtig, und sie sprachen eine ganze Weile allein miteinander, während die anderen Tiere neugierig$ | | 5 | -- | Kupfer 63.6 | Zink 65.4 | Gallium 70 | Germanium | | | | | | 72.5 | | | | | | | | | | | | | 6 | Krypton | Rubidium | Strontium | Ytterbium | Zirkon 90.6 | | 81.8 | 88.5 | 87.6 | 89 | | | | | | | | 7 | -- | Silber | Kadmium | Indium 115 | Zinn 119 | | | 107.93 | 112.4 | | | | | | | | | 8 | Xenon 128 | Zäsium | Baryum | Lanthan | Zer 140.25 | | | 132.9 | 137.4 | 138.9 | | | | $ Punkten unklar sein würde, doch eine zusammenhängende Episode bildet. Gaston Paris' Vermutung, daß das dreifache Abenteuer Gawains, Ywains und Le Morholts mit den drei Jungfrauen einen selbständigen "conte" gebildet habe, den der Verfasser seiner Trilogie einverleibt habe, scheint mir wenig wahrscheinlich zu sein. In Noten am Fuße der Seiten habe ich alle wichtigen Unterschiede zwischen den beiden Texten angegeben und auch hier und da Varianten zwischen der Huth-Hs. und dem gedruckten Text angezeigt. Die in Klammern eingefügten Angaben wie z.B. 1. [17c]; [17d]; [18a] usw. weisen auf die vier Kolonnen jedes Blattes der Hs. No. 112 hin. 2. [_H_ 220c]; [_H_ 220d]; [_H_ 221a] usw. zeigen die vier Kolonnen jedes der Blätter der Huth-Hs. an; und endlich 3. [U 231]; [U 232]; [U 233] usw. geben die Seitenzahlen des zweiten Bandes des Huth-_Merlin_ an. 3. Die Trilogie des pseudo-Robert de Borron. Die Huth-Hs.[18] besteht ihrem Inhalte nach aus zwei Teilen: Fols. 1-75 enthalten sehr mittelmäßige _leçons_ der Prosareda$ hielt, dessen Weglassung der Schreiber motiviert. Somit konnte ich den Inhalt des ersten und dritten Buches der Trilogie des pseudo-Robert de Borron, den die Huth-Hs. andeutet, auf klare und einfache Weise mit Hilfe des vorhandenen Materials bestimmen, und es bleibt nur übrig, den Inhalt des zweiten, so weit als möglich, zu bestimmen. In das zweite Buch gehören: 1. fols. 75-230 der Huth-Hs., 2. fols. 22-58 der Hs. No. 112, und 3. eine Anzahl von Blättern (wie viele läßt sich nur annährend [vgl. _infra_, S. XXV] bestimmen), auf denen, unter anderen Ereignissen der Tod des Königs Pellinor durch die Hand Gawains erzählt wird, eine Begebenheit, welche im dritten Buche der Trilogie erwähnt wird, und Abenteuer, die mit Gaheriets Besuch der _Isle Merlin_ in Zusammenhang stehen (vgl. _infra_ S. XLVIII). Als ich im Jahre 1907-8 die Artikel in der _Romania_ und _Modern Philology_ schrieb, glaubte ich auch den auf S. XX erwähnten Auszug aus dem _Lancelot_ hierher rechnen zu müssen. Über diesen Punkt habe ich seitdem mei$ ngen, eine Jungfrau, die an den Schwanz seines Pferdes gebunden war, zu schleifen. Gawain eilte der Jungfrau zu Hilfe und erkannte den Zwerg, der auf der _Plaine Aventureuse_ mit dem großen Ritter um die Jungfrau kämpfen wollte, und der hier dieselbe Jungfrau so mißhandeln ließ. Schnell entschlossen sprengte Gawain heran, zerhieb mit seinem Schwerte die Stricke, mit denen die Jungfrau an den Schwanz des Pferdes befestigt war, und schlug dann mit der flachen Klinge den Knappen auf den Kopf, daß er zu Boden fiel. Als Gawain auch die Jungfrau erkannte, fragte er sie, wie sie den häßlichen Zwerg dem schönen Ritter hätte vorziehen können. "Nach dem, was du tatest, hätte dir kein Ritter zu Hilfe kommen sollen", sagte Gawain zu ihr, "denn durch deine Handlungsweise beschimpftest du alle guten Ritter". "Tadle mich nicht", bat die Jungfrau, "ich handelte wie ein Weib und habe meine Torheit schwer büßen müssen". Nun ergriff der Zwerg Gawains Zügel und sagte, daß er sein Gefangener wäre, wenn er ihm nicht für die Verlet$ oncques mais, car ie cuid que aucun guerredon me rendres vous de ce que vous me faites souffrir, et celle esperance ramplist mon cueur de toute ioye et de toute bonne auenture. Et certes, se ie ny prenoie plus a ceste foiz guerdon de cest trauailh ne mes ce que ie vous voy, si men tieng ie moult bien apaie.' Quant elle oy ceste parole, elle respondi: 'Ce na mestier, certes tous en seres ostes de moy amer.' Lors le fist deslier et oster deuant luy, et dist que ia ne lameroit. Et quant cil ne la pot veoir si sen rala a son recet. Si vous dy que en ceste maniere [24d] lont ia traynne plus de dix foiz. Et il, toutes foiz, le sueffre ainsi debonnairement com vous veistez huy. Car bien saches de uoir que sil vouloit faire son pouoir de soy desfendre, ilz ne ly pourraient faire chose qui li despleust, car il est trop bon cheualier. Mes toute la honte quilz ly font ly semble honnour trop grant pour ce quil scet bien quelle le commande. Ne encore ne le veult elle amer ne ia ne lamera si com elle dit." "Or vous ay ie d$ oit autressi la damoiselle et tant la pria quelle fist pour luy...[477] ne ne laissa mie pour parente qui y fust ne pour autre {108} chose. Tant menerent ceste vie que ie trouay ly vngs dessus lautre gisant charnellement ensemble. Et il men pesa tant que ien deuz estre touz desuez, car trop amoye Baudon; si traiz mespee sur eulx et les volz occire. Et nonpourquant pour ce que mercy me crierent et quilz me iurerent sur sains que Jamais en cellui pechie ne cherroient, les laissay ie a occire. Quant ilz me furent ainsi eschappes, ilz orent paour que ie ne le deisse, ou tost, ou tart, a Baudon et quil les honnist. Et lors vint la damoiselle a Baudon, si comme len le me compta puis, et ly chei aux pies et dist: "Sire, il est ainsi [que] vostre compains Gallinor me[478] requiert de folie et meschance chascun iour, et si asprement que ie ne pourroie durer longuement a lui, se ie ne faisoie sa volente, car il me menace toutes uoies a occire." Et lors sailli auant le cheualier que iauoye pris au fait, si dist: 'Sire i$ omis". "Volontiers", fait Gaheriet, si laisse erranment le cheualier et court a la damoiselle pour luy copper le chief. Et quant elle le voit venir, elle sen tourne en fuye moult effree et moult espouentee durement. Et quant le cheualier oltres voit celle quil amoit de tout son cuer en auenture de morir, il court a celle qui lauoit de mort rescoux et la gitte contre terre et haulce lespee et dit: "Se dieu me consault, tu es a ta fin venue, se tu ne fais tant que ce cheualier quitte celle damoiselle et quelle soit deliuree". "Com[m]ent", fait elle, "aures vous dont cuer de moy occire qui vous ay de mort rescoux?" "Ouil", fait il, "ia dieu nait merci de ma vie, se ie ne toccis orendroit, se tu ne la deliures". Si haulce lespee, si li donne du plat en la teste si quil lestonne toute et li fait paour de mort. Et quant elle se voit en tel point, elle dist: "Ha, beaux doulx amis! laisses moy et ie la feray quitter". "Fiance le moy", fait il; et celle luy fiance. Et il la laisse maintenant. Or va tost", fait il, "si$ schiedene andere Fragen, die gelegentlich in dieser Schrift Erwähnung [9] Diese Übersicht rührt von Descartes selbst her. [10] »_quae a Deo creari debent ut existant_.« Die Kirchmann'sche Übersetzung: »welche von Gott zum Dasein geschaffen werden sollen,« scheint mir keinen rechten Sinn zu geben. [11] »_in genere sumptum_.« [12] Descartes unterscheidet den Körper seiner Substanz und seinen besonderen Eigenschaften nach. Erstere ist unveränderlich, unvergänglich, letztere ist veränderlich und vergänglich. Als =Substanz= ist auch unser Leib unvergänglich. Seiner besonderen =Form= und =Zusammensetzung= nach aber, die ihn eben als »Leib« charakterisiert, ist er veränderlich und =vergänglich=. Die Seele dagegen, als =einfaches= Wesen, ist sowohl ihrer Materie wie ihrer Form nach unvergänglich. Seele und Körper im Gegensatz zum Leibe wären etwa zu bezeichnen als »primäre Individuen«, »Individuen niederer Ordnun$ « sagte die Kontrolleursfrau, offenkundig voller Vergnügen, ein paar französische Worte aus dem Gedächtnis frei hersagen zu dürfen. Das ist immer so in deutschen Landen, daß die Leute sich freuen, zeigen zu können, daß sie Französisch verstehen. »Meine Herrin,« dachte Joseph, »versteht kein Wort Französisch. Die Später ging man gemeinschaftlich nach Hause. * * * * * Als Joseph in seinem Zimmer angelangt war und eine Kerze angezündet hatte, hielt er, anstatt sich sogleich ins Bett zu legen, halbausgezogen, und am Fenster stehend, folgendes Selbstgespräch: »Was leiste ich eigentlich? Ich kann mich da, wenn ich will, sogleich ungestört zu Bett legen, um in einen sehr wahrscheinlich gesunden und tiefen Schlaf zu versinken. Ich bekomme in Biergärten Bier zu trinken. Ich kann mit Frau und Kindern Gondel fahren, ich habe zu essen. Die Luft hier oben ist eine ausgezeichnete, und was die Behandlung betrifft, so wäre ich ein Lügner, wenn ich sie tadelte. Licht und Luft und Ges$ ff inwendig und einen großen Orden auf der Außenseite seiner Brust trug, blies mit einiger Behaglichkeit seinen Schnurrbart auf und leitete das kurze Gespräch immer also ein: »Warten auf den Herrn Bräutigam, gnädiges Fräulein?« Darauf wurde Luisa jedesmal so rot, als die schlechte Beleuchtung der Gasse es notwendig machte. Der alte Herr freute sich daran und erkannte von einemmal zum nächsten immer deutlicher die Köstlichkeit seines Witzes, den er beim Abendessen, natürlich nachdem die Kinder zu Bette waren, gerne seiner Lotti wiederholte. Sonst wußte er ohnehin nicht viel zu erzählen. Denn es lag etwas Versonnenes in seinem Wesen, welches man auch durch dieses Beispiel beleuchten kann. So hat er mehr als fünf Jahre darüber nachgedacht, was der Wink, den man ihm zeitweilig von »oben« gab, bedeuten mochte. Verstanden hat er ihn freilich erst viel später, als das rastlose Winken höherenorts schon eine Art von Sturm hervorgerufen hatte, welcher endlich den Herrn Obristen von dem gefährlichen Gipfel eines Regimen$ gesehen zu haben mit dem Titel »Ein Veilchenstrauß«. -- Die Heldin entdeckt, daß die frühere Frau ihres Mannes noch lebt, und ihr Kind daher unehelich ist. Sie sagt ihrer Tochter, sie möge zwischen ihren Eltern wählen und erklärt ihr die Vorteile des Verbleibens bei ihrem reichen und einflußreichen Vater. Die Ansprache schließt mit den Worten: »Bei mir wirst du arm und in Schmach leben, und du kannst nie heiraten!« Zweifelsohne wurde dieser Gesichtspunkt einzig und allein in Anbetracht der jungen Mädchen im Zuschauerraum festgehalten, aber seine Unvernunft stieß mich ab. Selbst der beschränkten Intelligenz einer Siebzehnjährigen ist es klar, daß ein unehelich geborenes Mädchen lieber so schnell als sie nur kann heiraten sollte, um einen bürgerlichen Namen zu erhalten, wenn schon ein Name von solcher Bedeutung im Leben ist. Es wurde kürzlich viel über die freie Liebe im Zusammenhang mit dem Sozialismus diskutiert, und höchstwahrscheinlich dank der Entstellungen gewisser Zeitungen scheint die Vorstellung Platz $ nun haben wir die Bescherung! Alle inländischen wohlmeinenden Anträge hat sie ausgeschlagen, noch neulich mußte ich den gescheiten und tüchtigen Melchior Böhni heimschicken, der noch große Geschäfte machen wird, und sie hat ihn noch schrecklich verhöhnt, weil er nur ein rötliches Backenbärtchen trägt und aus einem silbernen Döschen schnupft! Nun, Gott sei Dank, ist ein polnischer Graf da aus wildester Ferne! Nehmen Sie die Gans, Herr Graf, und schicken Sie mir dieselbe wieder, wenn sie in Ihrer Polackei friert und einst unglücklich wird und heult! Ach, was würde die selige Mutter für ein Entzücken genießen, wenn sie noch erlebt hätte, daß das verzogene Kind eine Gräfin geworden ist!« Nun gab es große Bewegung; in wenig Tagen sollte rasch die Verlobung gefeiert werden, denn der Amtsrat behauptete, daß der künftige Schwiegersohn sich in seinen Geschäften und vorhabenden Reisen nicht durch Heiratssachen dürfe aufhalten lassen, sondern diese durch die Beförderung jener beschleunigen müsse. Strapinski brachte zur $ ein Kind, ein Mädchen von sieben oder acht Jahren, ein seltsames heftiges Kind und doch gut wie Zucker und schön wie ein Engel. Dem hatte ich vielfach den Diener und Beschützer machen müssen und es hatte sich an mich gewöhnt. Ich mußte es regelmäßig nach dem entfernten Pfarrhof bringen, wo es bei dem alten Pfarrer Unterricht genoß, und es von da wieder abholen. Auch sonst mußte ich öfter mit ihm ins Freie, wenn sonst niemand gerade mitgehen konnte. Dieses Kind nun, als ich es zum letztenmal im Abendschein über das Feld nach Hause führte, fing von der bevorstehenden Abreise zu reden an, erklärte mir, ich müßte dennoch mitgehen und fragte, ob ich es tun wolle. Ich sagte, daß es nicht sein könne. Das Kind fuhr aber fort, gar beweglich und dringlich zu bitten, indem es mir am Arme hing und mich am Gehen hinderte, wie Kinder zu tun pflegen, so daß ich mich bedachtlos wohl etwas unwirsch frei machte. Da senkte das Mädchen sein Haupt und suchte beschämt und traurig die Tränen zu unterdrücken, die jetzt hervorbrachen$ gere Tätigkeit für die beiden Männer vor, als der Papa darauf drang, nun gemeinschaftlich jenen Roman zu erfinden und aufzuschreiben, durch welchen John zu seinem natürlichen Sohn erhoben wurde. Es sollte ein geheimes Familiendokument werden in der Form fragmentarischer Denkwürdigkeiten. Um Eifersucht und Unruhe der Frau Litumlei zu verhüten, mußte es in geheimen Sitzungen abgefaßt und sollte ganz im stillen in das zu gründende Familienarchiv verschlossen werden, um erst in künftigen Zeiten, wenn das Geschlecht in Blüte stände, an das Tageslicht zu treten und von der Geschichte des Litumleiblutes zu reden. John hatte sich schon vorgenommen, nach dem Absterben des Alten sich nicht schlechtweg Litumlei, sondern #Kabys de Litumley# zu nennen, da er für seinen eigenen Namen, den er so zierlich geschmiedet, eine verzeihliche Vorliebe hegte; ebenso nahm er sich vor, das zu errichtende Schriftstück, wodurch er um seine eheliche Geburt und zu einer liederlichen Mutter kommen sollte, dereinst ohne weiteres zu verbrenn$ te die junge Saat. Aber dennoch ereignete sich zuletzt etwas Seltsames. Es schneite, taute und fror wieder während des Monats Hornung in so häufigem Wechsel, daß nicht nur viele Menschen krank wurden, sondern auch eine solche Menge Eiszapfen entstand, daß das ganze Land aussah wie ein großes Glasmagazin und jedermann ein kleines Brett auf dem Kopfe trug, um von den fallenden Spitzen nicht angestochen zu werden. Im übrigen behaupteten sich die Preise der Lebensmittel noch immer, wie oben bemerkt und schwankten endlich einem merkwürdigen Frühling entgegen.« Hier kam der kleine Alte eifrig hergerannt, nahm den Bogen an sich, und ohne das bisher Geschriebene zu lesen oder etwas zu sagen, schrieb er weiter: »Nun kam Er und hieß Adam Litumlei. Er verstand keinen Spaß und war geboren anno 17... Er kam dahergestürmt wie ein Frühlingswetter. Er war einer von denjenigen. Er trug einen roten Sammetrock, einen Federhut und einen Degen. Er trug eine goldene Weste mit dem Wahlspruch: Jugend hat keine Tugend! Er trug golden$ lter Mädchen und geht ungenützt mit ihnen zu Grabe. Ihre verfehlte Bestimmung können sie nicht vergessen, selbst wenn sie ihr Leid ins Kloster tragen. Die Nonne noch spielt mit der Liebe, mit der Ehe. Da ihr das Nächste nicht erreichbar gewesen, streckt sie die Arme nach dem Fernsten aus; aber nur, um es ihren Bräutigam zu nennen. Schöner sieht man alte Mädchen in irdischer Tätigkeit walten, indem sie, wenn auch innerlich verblutend und ihre Tränen verschluckend, zu Schutzgenien ihrer jüngeren Geschwister, ihrer Familie oder gar fremder Kinder werden. Würden sie hassen, so hätten sie ihr Los verdient. Ich sehe etwas Heiliges in guten alten Mädchen, wie überhaupt im Unglück, wo über der eigenen Verschuldung, falls sie vorhanden, eine höhere Macht entscheidend gewaltet hat. Man wird mich wohl am Ende als den Pindar der alten Jungfern verlachen. Sei es drum! Tausende mögen mich verspotten, wenn ich am heutigen Freudentage nur einem jener Wesen, die zu den Opfern der Gesellschaft gehören, mit einem einzigen Worte$ in den Vorhöfen des Vatikans stehen. Die deutschen Märchen, die sich selbst gedichtet haben -- die Volksmärchen -- sollen uraltes Nationalgut sein. Die Gestalten, die darin auftreten, werden als heruntergekommene heidnische Götter betrachtet, die sich vor christlicher Verfolgung in die Märchentracht versteckt haben. Es gibt wohl welche unter den deutschen Märchen, die dieser Ansicht entsprechen, beispielsweise unser allerliebstes Dornröschen. Wodan, der durch die Strahlengluten reitet, um die schlafende Sonne zu wecken, Siegfried, der durch die wabernde Lohe dringt, um Brünhild zu befreien, der junge Königssohn, der durch die Hecken bricht, um Dornröschen zu holen, sie sind wahrscheinlich eine und dieselbe Gestalt: zuerst als Gott, dann als Held, zuletzt als Märchenprinz. So kann nun jeder deutsche Mann, der ein Weib erwirbt, als Gott, als Held, als Märchenprinz empfinden. Aber nur wenige von den deutschen Märchen sind so bequem auszulegen wie Dornröschen, und selbst die nationale Ursprünglichkeit der deutsc$ ebt aber auch andere anderen Schlages, und wo du Bach, Mozart, Beethoven aufschlägst, blicken sie dich in tausend verschiedenen Weisen an; des dürftigen Einerlei's namentlich neuerer italienischer Opernmelodien wirst du hoffentlich bald überdrüssig. * * * * * Suchst du dir am Clavier kleine Melodien zusammen, so ist das wohl hübsch; kommen sie dir aber einmal von selbst, nicht am Clavier, dann freue dich noch mehr, dann regt sich in dir der innere Tonsinn. -- Die Finger müssen machen, was der Kopf will, nicht umgekehrt. * * * * * Fängst du an zu componiren, so mache Alles im Kopf. Erst wenn du ein Stück ganz fertig hast, probire es am Instrumente. Kam dir deine Musik aus dem Innern, empfandest du sie, so wird sie auch so auf Andere * * * * * Verlieh dir der Himmel eine rege Phantasie, so wirst du in einsamen Stunden wohl oft wie festgebannt am Flügel sitzen, in Harmonien dein Innere$ lung in Anspruch genommen hat. Nicht alle Organismen sind dem äußeren Zwang unterlegen, der sie zu immer weiter gehender Entwicklung antrieb. Vielen ist es gelungen, sich auf ihrer niedrigen Stufe bis auf die Gegenwart zu bewahren; es leben ja noch heute, wenn nicht alle, so doch viele Lebewesen, die den Vorstufen der höheren Tiere und Pflanzen ähnlich sein müssen. Und ebenso machen nicht alle Elementarorganismen, welche den komplizierten Leib eines höheren Lebewesens zusammensetzen, den ganzen Entwicklungsweg bis zum natürlichen Tode mit. Einige unter ihnen, die Keimzellen, bewahren wahrscheinlich die ursprüngliche Struktur der lebenden Substanz und lösen sich, mit allen ererbten und neu erworbenen Triebanlagen beladen, nach einer gewissen Zeit vom ganzen Organismus ab. Vielleicht sind es gerade diese beiden Eigenschaften, die ihnen ihre selbständige Existenz ermöglichen. Unter günstige Bedingungen gebracht, beginnen sie sich zu entwickeln, das heißt, das Spiel, dem sie ihre Entstehung verdanken, zu wiederho$ -- »ich habe hier keinen Handel mit alten Kleidern, sondern ein Gasthaus, in dem ich für jedes Pfund Fleisch, was ich haben will, baar mit meinem Gelde zahlen muß -- « »Aber was sind wir Ihnen denn eigentlich schuldig?« frug der Mann, »der Ausschenker hat uns eine Rechnung gegeben, auf der eine Menge Gläser Getränke stehn, von denen wir Nichts wissen, aber nicht einen Pfennig für die Arbeit abgerechnet, die wir in der Zeit für Sie gethan, und die Frauen haben doch Woche ein Woche aus gewaschen und wir selber all ihr Holz gespalten und gesägt, Ihren Mist gefahren, Ihre Kartoffeln ausgemacht im Feld, und hereingeschafft.« »Die Arbeitstage sind Euch nicht mit aufgeschrieben,« sagte Herr Hamann. »Nein, das ist wahr, aber auch Nichts dafür zu Gute, lieber Gott, wir haben uns unsere Kleider dabei herunter gerissen und tüchtig zugegriffen, das wissen Sie selber am Besten.« »Mein Essen war auch nicht schlecht, und bei den theueren Zeiten könnt' ich's vor meinen Kindern nicht verantworten, wenn ich andere Leute umsons$ ick?« rief aber Herr Hamann rasch erstaunt aus -- »wohl deshalb, weil Du beinah drei Wochen bei mir gegessen und getrunken hast?« »An der _bar_ ist jeder Schluck bei Cent und halbem Cent bezahlt,« betheuerte der Ire. »Aber das Essen, wer hat das berichtet?« »Hab ich Euch nicht den Graben um den Hof gezogen?« »Den Graben,« rief Herr Hamann verächtlich, »Du hast Dich drei volle Tage, das heißt die Stunden abgerechnet, die Du dabei im Schenkzimmer gesessen mit dem kleinen Graben -- « »Über Mittag, Herzchen.« »Nun ja, das wollen wir nicht untersuchen -- drei volle Tage mit dem kleinen Graben herumgeschlagen, den ein tüchtiger Arbeiter in _einem_ Tage beendigen würde. Doch bin ich auch Willens Dir selbst _das_ zu »Nun ja, _honey_, da sind wir ja schon in Ordnung,« lachte der Ire, »Dein Holzkopf von Barkeeper hätte mir mein Bündel gleich herausgeben und sich selber eine Unannehmlichkeit ersparen können.« »Wenn Du den Rest herauszahlst.« »Welchen Rest -- « »Der mir noch zu Gute kommt -- « »Verdammt der Cent, den Ihr$ fen in sich trügen, sondern auch, wenn sie mit denen fertig wären, einander selber angriffen und auffräßen. Gesetze gab es dabei gar nicht, die Geschworenen Gerichte waren nur zum Schein da, und die, die ihnen in die Fäuste liefen, gleich von vorn herein verloren -- das deutsche Gerichtsverfahren war Gold gegen diesen Auswurf der Menschheit. Bestechlichkeit herrschte dabei bis zum äußersten, wobei er selber als glänzendes, mit Füßen getretenes Beispiel da stand, indem er nur aus dem einzigen Grund keine brillante und seinen Fähigkeiten angemessene Stellung erlangt, weil er es verschmäht, für unter seiner Würde gehalten, einen einzigen Dollar zu einem solchen Zwecke auszugeben. Und selbst die Bauern waren übel dran, trotz den lügenhaften Berichten, die Amerika freundliche, das heißt demokratische, rothrepublikanische Zeitungen in Deutschland darüber ausstreuten. Wenn die »Schaafsköpfe« hätten in Deutschland so arbeiten wollen, wie sie hier arbeiten _mußten_, so würden sie es -- seiner Meinung nach -- auch zu '$ nes Atlas zusammengestellt. Dieselbe mag ihnen zeigen, daß man nicht geradezu Alles für Fabel erklären darf, was von dem Typus abweicht, den wir uns nach Beobachtungen gebildet, die einen zu unbedeutenden Theil der Erdoberfläche Der Cababuri fällt bei der Mission Nossa Senhora das Caldas in den Rio Negro; aber die Flüsse Ya und Dimity, die weiter oben hereinkommen, stehen auch mit dem Cababuri in Verbindung, so daß von der Schanze San Gabriel de Cachoeiras an bis San Antonio de Castanheira die Indianer aus den portugiesischen Besitzungen auf dem Baria und dem Pacimoni auf das Gebiet der spanischen Missionen sich einschleichen können. Wenn ich sage Gebiet, so brauche ich den ungewöhnlichen Ausdruck der Observanten. Es ist schwer zu sagen, aus was sich das Eigenthumsrecht in unbewohnten Ländern gründet, deren natürliche Grenzen man nicht kennt, und die man nicht zu cultiviren versucht hat. In den portugiesischen Missionen behaupten die Leute, ihr Gebiet erstrecke sich überall so weit, als sie im Canoe auf einem$ izales an wurde die Abnahme des Wassers im Fluss desto auffallender, da unterhalb der Gabelung bei der *Boca de Arichuna* kein Arm, kein natuerlicher Abzugscanal mehr dem Apure Wasser entzieht. Der Verlust ruehrt allein von der Verdunstung und Einsickerung auf sandigten, durchnaessten Ufern her. Man kann sich vorstellen, wie viel diess ausmacht, wenn man bedenkt, dass wir den trockenen Sand zu verschiedenen Tagesstunden 36--52, den Sand, ueber dem drei bis vier Zoll Wasser standen, noch 32 Grad warm fanden. Das Flusswasser erwaermt sich dem Boden zu, so weit die Sonnenstrahlen eindringen koennen, ohne beim Durchgang durch die ueber einander gelagerten Wasserschichten zu sehr geschwaecht zu werden. Dabei reicht die Einsickerung weit ueber das Flussbett hinaus und ist, so zu sagen, seitlich. Das Gestade, das ganz trocken scheint, ist bis zur Hoehe des Wasserspiegels mit Wasser getraenkt. Fuenfzig Toisen vom Fluss sahen wir Wasser hervorquellen, so oft die Indianer die Ruder in den Boden steckten; dieser unten f$ Citrosmen, der Pejoa (_Gaultheria odorata_), der Incienso der Silla von Caracas [_Trixis nereifolia_. S. Bd. II Seite 183], der Quereme, die Pancratium-Arten und so viele herrliche Lilienarten wachsen, kann nicht fuer einen gelten, dem es an Aromen fehlt. Zudem ist Trockenheit der Luft der Entwicklung aromatischer und reizender Eigenschaften nur bei gewissen Pflanzenarten foerderlich. Die heftigsten Gifte werden im feuchtesten Landstrich Amerikas erzeugt, und gerade unter dem Einfluss der anhaltenden tropischen Regen gedeiht der amerikanische Pfeffer (_capsicum baccatum_) am besten, dessen Frucht haeufig so scharf und beissend ist als der ostindische Pfeffer. Aus diesen Betrachtungen geht Folgendes hervor: 1) Der neue Continent besitzt sehr starke Gewuerze, Arome und vegetabilische Gifte, die ihm allein angehoeren, sich aber specifisch von denen der alten Welt unterscheiden; 2) die urspruengliche Vertheilung der Arten in der heissen Zone ist allein aus dem Einfluss des Klimas, aus der Vertheilung der Waerme,$ und Quito dieselbe, und doch ist die magnetische Inclination am ersteren Ort 26 deg. 40, am zweiten 14 deg. 85. Nimmt man die Kraft unter dem magnetischen Aequator (in Peru) gleich eins an, so ergibt sich fuer Cumana 1,1779, fuer Carichana 1,1575, fuer Javita 1,0675, fuer San Carlos 1,0480. In diesem Verhaeltniss nimmt die Kraft von Nord nach Sued auf 8 Breitengraden zwischen dem 66 1/2 und 69sten Grad westlicher Laenge von Paris ab. Ich gebe absichtlich die Meridian-Unterschiede an; denn ein Mathematiker, der auf dem Gebiete des Erdmagnetismus grosse Erfahrung besitzt, HANSTEEN, hat meine *isodynamischen Beobachtungen* einer neuen Pruefung unterworfen und gefunden, dass die Intensitaet der Kraft auf demselben magnetischen Parallel nach sehr constanten Gesetzen wechselt, und dass die scheinbaren Anomalien der Erscheinung groesstentheils verschwinden, wenn man diese Gesetze kennt. Im Allgemeinen steht fest, was fuer mich aus der ganzen Reihe meiner Beobachtungen hervorgeht, dass die Intensitaet der Kraft vom m$ Die Instrumente her! daß ihr euch sputet, Wenn einst der Tod macht in mein Buch den Klecks, Den großen Klecks, der alles überflutet. Den Schlachtentrumpfer blast, und nicht perplex! Den Hohenfriedeberger trommelt, tutet, Mit seinen Pauken sei mein Leben ex! Und komm' ich oben an so unvermutet, Aufbrüll' ich: Vivat Fridericus Rex! Einer Toten. Ach, daß du lebtest! Tausend schwarze Krähen, Die mich umflatterten auf allen Wegen, Entflohen, wenn sich deine Tauben zeigten, Die weißen Tauben deiner Fröhlichkeit. Daß du noch lebtest! Schwer und kalt bedrängt Die Erde deinen Sarg und hält dich fest. Ich geh' nicht hin, ich finde dich nicht mehr. Und Wiedersehn? Was soll ein Wiedersehn, Wenn wir zusammen Hosianna singen, Und ich dein Lachen nicht mehr hören kann? Dein Lachen, deine Sprache, deinen Trost: Der Tag ist heut so schön. Wo ist Chasseur? Hol aus dem Schranke $ ichte 1897. Neue Gedichte 1899. Ehefrühling 1899. Reigen 1900. Ernte 1903. Neue Garben 1904. Die Blumenschale 1907. An blauen Frühlingstagen. Vom stolzen Glück des eignen Werts getragen, Als brächt' ihr Blühn der Landschaft erst Gewinn, Gehn schöne Fraun an blauen Frühlingstagen Wie Königinnen durch die Menge hin; Als hätt' der Knabe Frühling nur im Sinn, Das Krönungsvließ um ihren Leib zu schlagen Und, wie ein Page, seiner Königin Mit stillem Dank die Schleppe nachzutragen ... Im stillen Hafen. Dies ist mein Glück: in allen Bitternissen Des Seins daheim mein junges Weib zu wissen, Das mädchenhaft und hold und lieb und rein Nichts andres wünscht, als mein, nur mein zu sein; Das weich ihr Haar anschmiegt an meine Wange Und mir vertrauend, wie ein frommes Kind, Mit feuchten Augen, die voll Güte sind, Für Gaben dankt, die -- ich empfange. Zünd festlich im Salon die Kerzen an, Zieh aneinander erst des Vorhangs Spitzen, Ich schiebe zum Kam$ es teil. Einrichtungen für »volkstümliche Belehrung«, das »Heranziehen« des »Volkes« zum Kunstgenuß und Ähnliches sind in Wahrheit keine Mittel zur Ausbreitung des Geistesgutes im Volke, so lange dieses Geistesgut den Charakter beibehält, den es in der neueren Zeit angenommen hat. Denn das »Volk« steht mit dem innersten Anteil seines Menschenwesens nicht in dem Leben dieses Geistesgutes drinnen. Es wird ihm nur ermöglicht, gewissermaßen von einem Gesichtspunkte aus, der außerhalb desselben liegt, darauf hinzuschauen. Und was von dem Geistesleben im engern Sinne gilt, das hat seine Bedeutung auch in denjenigen Verzweigungen des geistigen Wirkens, die auf Grund des Kapitales in das wirtschaftliche Leben einfließen. Im gesunden sozialen Organismus soll der proletarische Arbeiter nicht an seiner Maschine stehen und nur von deren Getriebe berührt werden, während der Kapitalist allein weiß, welches das Schicksal der erzeugten Waren im Kreislauf des Wirtschaftslebens ist. Der Arbeiter soll mit vollem Anteil an der S$ schenken, mußte sie zu Gott gehen lassen. Er lag auf der Bank in der Schenkstube und ging mit sich selber ins Gericht: »Gösta Berling, abgesetzter Pfarrer, angeklagt, das Eigentum eines hungernden Kindes vertrunken zu haben, wird zum Tode verurteilt. Zu welchem Tode? Zum Tode im Schnee.« Er griff nach seiner Mütze und wankte hinaus. Er war weder ganz wach noch ganz nüchtern. Er weinte aus Mitleid mit sich selber, mit seiner armen, erniedrigten Seele, der er die Freiheit schenken mußte. Er ging nicht weit und entfernte sich auch nicht vom Wege. Am Rande des Weges hatte der Wind den Schnee hoch aufgetürmt, dort legte er sich hin, um zu sterben. Er schloß die Augen und versuchte zu schlafen. Niemand weiß, wie lange er so gelegen haben mochte, aber es war noch Leben in ihm, als die Tochter des Brobyer Pfarrers die Landstraße dahergelaufen kam, eine Laterne in der Hand, und ihn am Wegesrande im Schnee liegen sah. Sie hatte stundenlang auf ihn gewartet, jetzt war sie die Brobyer Hügel hinabgelaufen, um sich umzuseh$ ch in Mariannens Zimmer ein und zerstörte alles. Dort stand ihr Puppenschrank und ihr Bücherbord, der kleine Stuhl, den er für sie hatte machen lassen; ihre Schmucksachen und ihre Kleider, ihr Sofa und ihr Bett, das alles mußte fort. Dann ging er von einem Zimmer ins andere. Er riß alles an sich, was ihm mißfiel, und trug große Lasten in den Auktionssaal hinab. Er stöhnte unter den schweren Sofas und Marmortischen, aber er hielt stand. Und er warf alles in einem entsetzlichen Wirrwarr bunt durcheinander. Er zerschlug die Schränke und nahm das kostbare Familiensilber heraus. Weg damit! Marianne hatte es berührt. Er nahm die Arme voll von schneeweißem Damast, solide, eigengemachte Arbeit, die Früchte jahrelangen Fleißes, und warf das Ganze auf den Haufen. Weg damit! Marianne war nicht wert, es zu besitzen! Er stürmte mit Stapeln von Porzellan durch die Zimmer, ohne sich daran zu kehren, daß er die Teller zu Dutzenden zerbrach, und er ergriff die alten Sèvrestassen, auf denen das Familienwappen eingebrannt war. $ hlen der Kavaliere waren vor Gemütsbewegung zusammengeschnürt so wie seine eigene. Der Schleier der Tränen lag wie ein Nebel vor seinen Blicken. Die Abschiedsrede wurde von Schluchzen unterbrochen. Wehe über das Dasein! Sein Leben würde hinfort nur eine einzige lange Sehnsucht sein. Niemals sollten sich seine Lippen zu einem Lächeln formen. Die Lieder würden aus seiner Erinnerung fortstreben, wie die Blumen von der herbstkalten Erde fortsterben. Er würde verblassen, abfallen, welken wie eine frostgeknickte Rose, wie eine dürstende Lilie. Nie wieder sollten die Kavaliere den armen Julius sehen. Schwere Ahnungen durchzuckten seine Seele, wie Schatten von sturmgepeitschten Wolken über frisch gepflügte Felder dahinjagen. Er wollte nach Hause reisen, um zu sterben. Blühend von Gesundheit und Kraft stand er jetzt vor ihnen. Nie wieder sollten sie ihn so sehen. Nie mehr sollten sie ihn scherzend fragen, wann er zuletzt seine eigenen Knie gesehen habe; nie mehr sollten sie sich seine Wangen zum Kegelspiel wünschen. D$ helfen. Das Essen wird Ihnen inzwischen durch mich gebracht werden. Finden Sie sich mit den Blättern, die auf dem Schreibtisch liegen, nicht ab, können Sie nicht den Willen aufbringen, Ferien vom Leben zu machen, so hängt hier am Nagel an der Tür ein Schlüssel, der die Pforte unten an der Allee aufsperrt. Lassen Sie den Schlüssel von innen stecken und schlagen Sie die Pforte von außen zu. Zu bezahlen haben Sie für das, was Sie inzwischen genossen, nichts; wir freuen uns, daß Sie einmal dagewesen So sagt der Torwart, und dann läßt er den verwunderten Herrn Stefenson Der setzt sich, noch im Reisemantel, an den Tisch und beginnt zu lesen. Ich kann hier nicht den ganzen Inhalt dieser Blätter aufsagen, sondern nur einige wenige Sätze hervorheben. 'Betrachte dein Leben mit allem, was es gebracht hat: Arbeiten, Erholungen, Genüssen, Sünden, als eine Anstrengung, die dich müde gemacht hat und deine Kräfte zermürben wird. Mache dich los von diesen Anstrengungen, spanne aus, mache Ferien. Löse dich zunächst los von dem$ n warum? Die Stadtleute verstehen nischt. Denken Se, daß die mir auf dem Hofe was helfen könnten? Die gragelten mir doch bloß im Wege 'rum. Die quatschten und quasselten doch bloß." "Die fielen einem ja in die Puttermilch!" lachte Frau Susanne. "Die täten ja alles bloß mit Glacéhandschuh'n machen woll'n", ergänzte der "Donner!" schrie da Stefenson jähzornig und hieb die Faust auf den Tisch, daß aus seiner Fünfpfennigdampfrolle ein Feuerwerk stiebte, "nun ist's aber genug. Wer nicht will, will nicht! Haben Sie das Risiko zu tragen? Müssen Sie sich unsere Köpfe zerbrechen, ob unsere Gründung eine Pleite ist oder nicht? Haben Sie nicht bloß zu gewinnen? Das allerbeste ist ..." "Das allerbeste is, Se gehn wieder!" sagte Barthel seelenruhig. Und nun wären wirklich all unsere Beziehungen zu dem Hause Barthel abgebrochen worden, wenn es nicht im selben Augenblick an die Tür geklopft hätte und zwei Damen über die Schwelle getreten wären. Eine kleine zartgliedrige Braune und eine große Blondine, beide mit feinen Gesic$ gen eines Zigarrenstäubchens eine Szene machte und Kinder und Dienstboten teufelte, bis sie zu uns abgeschoben wurde, bekommt einen Dackel und erhält als Antwort auf ihre entrüstete Klage, daß ihr das "entsetzliche Vieh" die Hausschuhe verschleppe und in eine gute gestickte Decke ein Loch geknabbert habe, die Antwort, die Welt sei weit, der Himmel sei hoch, die Hausschuhe und gestickten Decken seien im Universum von nur nebensächlicher Bedeutung, und ohne Dackel könne sie nicht gesund werden. Die ganz unheilbar musikalische Donna Eleonora, von der mir ihr Hausarzt im verschlossenen Briefe mitteilte, sie brächte ihre Nachbarschaft durch ihr ewiges Klavierspielen zur Verzweiflung, erhielt ein Klavier und einen Dachshund verordnet. Das Klavier hat sie aufgegeben; der Dackel hat es so verbellt und verheult, daß ihr die Drahtkommode zur Unmöglichkeit wurde. Allen den sehr nervösen Herren, die zu mir kommen und von denen ich weiß, daß sie trotz ihrer krankhaften Gereiztheit draußen in der Welt als Richter oder Exam$ uten Erinnerns und sagen, daß sie draußen unsere Anstalt preisen, und wenn sie dem oft gehörten Einwand begegnen, es sei wohl doch eine etwas kindliche, theatralische Sache, so beklagten sie alle diejenigen, die nicht wüßten, wie herzstärkend und verjüngend die Rückkehr zu kindlicher Schlichtheit sei und wie sie gerade vom Theatralischen erlöse, von der bösen, so raffiniert eingeübten und so schwer zu spielenden, immer aber im tiefsten Grunde erfolglosen Theaterei unseres Lebens ... Auch diejenigen, die organisch leidend waren, haben durch gewissenhafte ärztliche Kunst sowie durch die Gemütsruhe und Herzensheiterkeit, die sie umfing, die besten Erfolge gehabt. Der Sommer war gut; es mag Herbst werden. Die Fröhlichkeit stirbt deswegen Diese großen Kinder der Welt fühlen hier alle die tiefe Schönheit des Herbstes, von dem sie früher nichts wußten, als daß mit seiner Ankunft "Neuanschaffungen" nötig seien, die Gasrechnungen höher wurden und die Theater- und Konzertsaison beginne. -----------------------$ Wänden hingen die Asternkränze. "Welch ein entsetzlicher Abschluß!" klagte Eva. Ich betrachtete die Fingerabdrücke an der Wand. Sie waren deutlich. Der lange Ignaz hatte, ehe er sich an die Wand lehnte, das Kohlenfeuer besorgt. Der Kommissar trat zu mir und dem Prinzen und sagte: "Es tut mir leid; aber ich muß zurück zur Direktion und von den Behörden telephonisch auch die Verhaftung des der Begünstigung dringend verdächtigen und verschwundenen Bauern Barthel fordern." Der Prinz kniff den Mund zusammen. Dann sagte er: "Tun Sie das! Wenn ich mich auch hier getäuscht habe, glaube ich an nichts mehr auf der Welt. Dann soll alles zum Deibel gehen!" Er schaute mich mit halbem Blick an. Da sagte ich: "Ich werde morgen früh mit Einverständnis unseres bevollmächtigten Direktors den von Ew. Hoheit unterzeichneten, bis Mai verpflichtenden Revers vernichten, und Ew. Hoheit steht ohne alle Weiterungen frei, die Anstalt zu verlassen." Er antwortete nicht. Ich dachte daran, daß er durch seinen Kniefall vor der schönen Han$ er stehen, sprach leise mit sich selbst oder fuchtelte mit seinen langen Armen durch die Luft. Endlich fragte er: "Was ist das mit der Wahrsagerin in Waltersburg, die Sie erwähnten?" "Ah, Stefenson, das war doch nur Scherz. Es wohnt da unten im alten Zollhaus, kaum dreihundert Meter unter unserem Grundhof am Waltersburger Weg, ein Weib, das schon uralt war, als ich noch in kurzen Hosen ging. Sie nennt sich nach ihrem Beruf Sibylle. Wie sie eigentlich heißt, wie alt sie ist, weiß kein Mensch. Für fünfundzwanzig Pfennig prophezeit sie den Bürgern, Bauern und Köchinnen die Zukunft." "Und stimmt es, was sie sagt?" "Ja, das weiß ich nicht. Ich hab mich um das alte Fernrohr in die Zukunft nicht gekümmert. Als Jungen haben mal Joachim und ich fünfundzwanzig Pfennig zusammengeschossen und uns weissagen lassen. Da hat sie gesagt, wir würden bald eine mächtige Tracht Prügel bekommen. Und das ist auch eingetroffen. Es kam nämlich heraus, daß wir die fünfundzwanzig Pfennig zur Sibylle getragen hatten, und wir bekamen Prü$ ür immer, die kleine Anneliese, die jetzt als Schullehrerin in einem verlassenen Gebirgsdorfe lebt, doch noch Joachims Frau werden und übers Meer zu ihm ziehen wird? Und ob dann die Mutter heimkehren wird in ihre schöne alte Stube? Lauter Fragen ohne Antwort. Das Leben bringt nichts so leichthin zum Abschluß wie ein Theaterstück oder ein Buch; es ist nie am Ende, es beginnt immer von So gehe ich von diesem Marktplatze hinweg, steige den Berg hinauf zu meinem Werk. Eine köstliche Siedlung ist da entstanden auf leeren Halden, im öden Walde. Hundert Fenster blitzen in goldigem Lampenlicht, Singen und Lachen kommt aus den Bauernhöfen. Alle Leute, die mir begegnen, grüßen mich oder rufen mir freundlich zu. Hier bin ich nicht allein. Bei meiner Arbeit bin ich zu Hause. In der Wüste sah ich einmal einen Mann mit gefüllten Wasserschläuchen am Brunnen der Oase stehen, als sich unsere halbverschmachtete Karawane fieberglühend auf sie zuschleppte. Da dachte ich, es müsse schön sein, mit gefüllten Wasserschläuchen Verdur$ n Neustadt verlieren den letzten Rest von Schamgefuehl." Aber da widersprach der Amtsgerichtsrat, hauptsaechlich deswegen, weil er immer widersprach: "Jude hin, Jude her! Es is 'n alter Witz, dass in den ganzen Antisemitismus nich eher 'n richtiger Schwung kommen wird, ehe ihn nicht die Juden selbst machen. Wenn die Neustaedter ihre faule Sache deichseln wollen, mussten sie 'n Juden nehmen, 'n Christ ist viel zu daemlich dazu." Der Baecker stand auf und ging. Wenn freigeistige Reden gehalten wurden, verliess er das Lokal. Nach etwa sechs Wochen erschien der erste Prospekt von dem Bade Neustadt. Es war ein entzueckend ausgestattetes Heftchen von Kunstdruckpapier, mit reizenden bunten und Lichtdruckbildern ausgestattet, und das Werkchen pries Neustadt in so berueckender Form, dass eigentlich jeder Mensch zu bemitleiden war, der nicht augenblicklich seine Koffer packte und nach Neustadt abreiste ... * Die feindlichen Staedte! Vielleicht, dass mir der lustige Hader die Zeit ver$ te als Heimweg den Pfad ueber den Weihnachtsberg, der als Grenzscheide zwischen Waltersburg und Neustadt liegt. AUF DEM WEIHNACHTSBERG Auf dem Weihnachtsberg steht ein altehrwuerdiges Gasthaus. Es sieht aus wie eine Burg, hat auch einen grauen verwitterten Turm, eine Zugbruecke, Butzenscheiben und was so dazu gehoert. Das echteste von dem ganzen romantischen Nest war der Wirt, der Eberhard hiess, weil er einen langen Bart hatte, oder der sich einen langen Bart hatte wachsen lassen, weil er Eberhard hiess. Die Waltersburger besuchten ihn an allen regenfreien Sonntagnachmittagen, und er lebte auf seiner luftigen Hoehe so gute Tage, dass ihm der Humor niemals ausging. Dieser Eberhard war fuer die Waltersburger Kinder der Knecht Ruprecht. Jeden Weihnachtsabend lugten sie aengstlich, sehnsuechtig und neugierig nach dem Gipfel des Weihnachtsberges hinauf, und wenn endlich die blaue Winternacht ihren Duftschleier um den Gipfel huellte, flammte da oben ein maechtiges Bergfeuer zum Himmel, un$ koennen Sie nicht den Willen aufbringen, Ferien vom Leben zu machen, so haengt hier am Nagel an der Tuer ein Schluessel, der die Pforte unten an der Allee aufsperrt. Lassen Sie den Schluessel von innen stecken und schlagen Sie die Pforte von aussen zu. Zu bezahlen haben Sie fuer das, was Sie inzwischen genossen, nichts; wir freuen uns, dass Sie einmal dagewesen So sagt der Torwart, und dann laesst er den verwunderten Herrn Stefenson Der setzt sich, noch im Reisemantel, an den Tisch und beginnt zu lesen. Ich kann hier nicht den ganzen Inhalt dieser Blaetter aufsagen, sondern nur einige wenige Saetze hervorheben. 'Betrachte dein Leben mit allem, was es gebracht hat: Arbeiten, Erholungen, Genuessen, Suenden, als eine Anstrengung, die dich muede gemacht hat und deine Kraefte zermuerben wird. Mache dich los von diesen Anstrengungen, spanne aus, mache Ferien. Loese dich zunaechst los von dem Goetzen, dem du alle Tage opferst, von deinem von dir so zaertlich geliebten Ich. Entkleide diesen Goetzen allen Tandes, den$ blieben acht Tage dort. Am fuenften Tage kam Stefenson in mein Zimmer und sagte: "Jetzt hat mich das Balg gefragt, wenn Sie ihr Onkel waeren, ob ich vielleicht ihr Vater sei? Nu nee, du kleine Gans, das faellt mir gar nicht ein, dein Vater zu sein. Na, sie heulte gleich, und da hab ich denn gesagt, ich bin ihr Stiefvater. Damit war sie ganz zufrieden." Ich wusste schon, dass Luise in grosser Liebe und Dankbarkeit an Stefenson hing. Seine rauhe, kurze Art schreckte sie nicht, und seine Fuersorge tat So war der Abschied nach acht Tagen, als Luise nach Thueringen fahren und wir nach Waltersburg zurueckkehren mussten, schmerzlich fuer das Kind. Nur der Abschied von Stefenson, nicht der von mir, obwohl sich Luise inzwischen auch zu mir ganz freundlich gestellt hatte. Als wir im Eisenbahnwagen sassen, sagte Stefenson: "Die Gefuehlsduselei mit dem Kinde hoert nun auf. Dazu haben wir keine Zeit." Ich nickte ihm zu und schwieg. Als ich nach Hause kam, trat mir die Mutter mit fragenden Augen entgegen. "Ich habe das Ki$ e Kompositionen auffuehren. Das nennte sich primitive Kunst. Und gerade so 'n Schmierfinke wie der Emmerich is der Maler Methusalem. Das is erst eine Nummer! Der behauptet, er waere 998 Jahre alt. In zwei Jahren zu Pfingsten feiert a seinen tausendsten Geburtstag. Da will er uns alle einladen. Den naechsten Tag taet er dann sterben, da koennten wir gleich zum Begraebnis dableiben. Die Sache haette sich so zugetragen, dass er vor etwa tausend Jahren 'n maechtiger Koenig gewesen waer; aber er haett' 'n Verbrechen begangen, und da haett' 'n een sehr kraeftiger Fluch getroffen, und da haett' er gleich nach seinem Tode sich immer wieder aus 'm Grabe 'rausbuddeln und in anderer Gestalt 'n neues Leben beginnen muessen, und es sei immer sehr bergab gegangen mit sein'n diversen Leben, bis er zuletzt haette als deutscher Maler auf die Welt gemusst. Da sei das Mass seiner Busse voll geworden, und er duerft jetzt definitiv sterben. Also - was hat dieser Methusalem gemacht? Ich hab ein neues Schaff gekauft. 's erstemal ko$ ein wichtiges Geschaeft, bei dem Sie unbedingt mitwirken oder dem Sie wenigstens zustimmen muessen, und da ist es mir natuerlich verdriesslich, wenn Sie in verkaterter Stimmung sind." "Und deswegen suchten Sie mich zu troesten?" "Ja, nur deswegen!" Ich laechelte. Er sah es und wurde erbost. "Mensch, lachen Sie nicht! Was gehen mich denn Ihre Familienangelegenheiten an? Glauben Sie, dass ich mich bei meinen tausend Geschaeftsfreunden darum kuemmern kann, ob sie mal Krach mit einem Bruder haben, ob mal ihre Mutter verreist, ob die Motten in ihre Moebel kommen oder ihr Kanarienvogel verhungert? Haett' ich viel zu tun. Aber wenn zwei Feldherren miteinander in den Krieg ziehen und der eine von ihnen Zahnschmerzen hat, hat der andere dafuer zu sorgen, dass der Zahn gezogen oder wenigstens plombiert wird. Sonst wird nichts aus ihrer Chose." Ich laechelte nicht mehr, aber ich erwiderte auch nichts. Da sagte Stefenson fast niedergeschlagen: "Wenn Sie etwas Geschaeftssinn haetten, haetten Sie mich laengst gefragt, um w$ , bekommen. Ich moechte nicht wieder fort von hier; die grosse Welt hat allen Reiz fuer mich "Wir wollen abwarten und ueberlegen, lieber Piesecke." "Ich soll immer abwarten, nie handeln", sagte er betruebt. "Sie haben eben in Ihrem frueheren Leben etwas zu viel gehandelt, lieber Freund. Deshalb sind Sie ja jetzt in den Ferien." Da fuegte er sich. - Mit dem schweizerischen Namen "Heimwehfluh" ist eines unserer kleinen Anwesen benannt, das in einer Waldecke so abseits vom Wege liegt wie die Genovevenklause. Auf der Heimwehfluh wohnt jetzt Kaethe mit ihrem Kinde. Die Frau ist blass und von zartester Gesundheit; aber ich habe nur mit Muehe durchsetzen koennen, dass sie eine Bedienerin annahm. Sie wollte mit Luise ganz allein sein. Das Maedchen ist viel ruhiger geworden. Wohl hindert es die Mutter nicht, zu anderen Kindern zum Spielen zu laufen, ja sie draengt es oft dazu, aber das Kind bleibt am liebsten daheim. Dort ist es in einem ewig sonnigen Paradies der Mutterliebe. Die Mutter dichtet Geschichten um Geschic$ r im grünen Schatten des Ölbaums erscheint. Dem folgt unvergängliche Nacht. Weißer Hohepriester der Wahrheit, Kristallne Stimme, in der Gottes eisiger Odem wohnt, Zürnender Magier, Dem unter flammendem Mantel der blaue Panzer des Kriegers klirrt. AN DIE VERSTUMMTEN O, der Wahnsinn der großen Stadt, da am Abend An schwarzer Mauer verkrüppelte Bäume starren, Aus silberner Maske der Geist des Bösen schaut; Licht mit magnetischer Geißel die steinerne Nacht verdrängt. O, das versunkene Läuten der Abendglocken. Hure, die in eisigen Schauern ein totes Kindlein gebärt. Rasend peitscht Gottes Zorn die Stirne des Besessenen, Purpurne Seuche, Hunger, der grüne Augen zerbricht. O, das gräßliche Lachen des Golds. Aber stille blutet in dunkler Höhle stummere Menschheit, Fügt aus harten Metallen das erlösende Haupt. Erinnerung: Möven, gleitend über den dunklen Himmel Männlicher Schwermut. Stille wohnst du im Schatten der herbstlichen Esche, Versunken in des Hügels gerechtes Maß; Immer$ n seinen seelischen Anlagen gegeben sind. Dies ist aber die zweite, die _biologische_ Kränkung des menschlichen Narzißmus. c) Am empfindlichsten trifft wohl die dritte Kränkung, die psychologischer Natur ist. Der Mensch, ob auch draußen erniedrigt, fühlt sich souverän in seiner eigenen Seele. Irgendwo im Kern seines Ichs hat er sich ein Aufsichtsorgan geschaffen, welches seine eigenen Regungen und Handlungen überwacht, ob sie mit seinen Anforderungen zusammenstimmen. Tun sie das nicht, so werden sie unerbittlich gehemmt und zurückgezogen. Seine innere Wahrnehmung, das Bewußtsein, gibt dem Ich Kunde von allen bedeutungsvollen Vorgängen im seelischen Getriebe, und der durch diese Nachrichten gelenkte Wille führt aus, was das Ich anordnet, ändert ab, was sich selbständig vollziehen möchte. Denn diese Seele ist nichts einfaches, vielmehr eine Hierarchie von über- und untergeordneten Instanzen, ein Gewirre von Impulsen, die unabhängig voneinander zur Ausführung drängen, entsprechend der Vielheit von Trieben und vo$ te, und harren der fleißigen Hände, die sie in's Leben rufen sollen. Die Vereinigten Staaten kennen den Nutzen dabei, den sie allein von der Einwanderung erwarten dürfen, sie wissen wie gerade der arme Bauer, der mittellos und auf seiner Hände Arbeit angewiesen dieses Land betritt, das Werkzeug ist den Boden zu verwerthen; sie erkennen und fühlen auch die Pflicht, die Wohlfahrt derer zu überwachen, deren Kinder einst den Kern des Landes bilden sollen, das beweißt z. B. das Schifffahrtsgesetz das sie gegeben, willkürlichen Überladungen gewissenloser Rheder zu wehren; aber nur erst ein einziger Schritt war das in dem was ihre Pflicht ist gegen die Tausende, nur ein Eingeständniß der übernommenen, die Menschen, die sich ihnen vertrauend genaht und ihnen Alles bringen was sie das Ihre nennen, die Schaaren, die sie zu Vorfechtern der Cultur gebrauchen, und die das weite Land mit ihrem Schweiße, wie oft mit ihren Leibern düngen sollen, nicht erst verkümmern, moralisch untergehen zu lassen gleich bei der ersten Land$ e der alte Hamann meinte. Der ging aber jetzt immer kopfschüttelnd im Hause herum, und jammerte und klagte mehr als je, daß ihn seine Landsleute, die er gefüttert und verpflegt, rein ruinirten. -- Aber er konnte auch Nichts weiter für sie thun -- so gern er selbst es wollte -- die Zeiten waren zu schlecht, die Leute _wollten_ nicht zahlen, und was sollte da am Ende aus einem armen Boardinghauswirthe werden? Sein Sohn war auch wieder von Arkansas zurückgekommen, und wenn er auch nicht gerade so brillante Geschäfte gemacht, wie sein Vater mit dem Waarentransport vielleicht erwartet, schien er doch, seit ein paar Wochen wenigstens, und nachdem er etwa vierzehn Tage wieder im Haus gewesen, den alten Trotzkopf abgelegt und keinen solchen Widerwillen mehr vor der Wirthschaft selber zu haben, der er sich zu des Vaters inniger Freude thätig annahm -- wenn dieser auch freilich die Hauptgeschäfte noch selber besorgen mußte. Auch mit seiner jungen Wirthschafterin hatte der alte Hamann einen vortrefflichen Fund gethan, u$ ber in dem dritten Theil der Zeit das Gebäude, wie es dastand, aufgerichtet hätten, und daß es wohl recht hübsch sei Deutsche zu beschäftigen und ihnen Brod zu geben, wenn man eben das Geld dazu habe, Jeder aber auch sich selbst der Nächste sei, und mit überhaupt schwachen Geldmitteln vor allen Dingen darauf sehen müsse, Arbeitslohn zu sparen und, was man nicht eben _gleich selber_ thun könne, noch ein klein wenig ruhen zu lassen, bis die Zeit dazu komme. Der Professor lächelte stillvergnügt in sich hinein, während Hopfgarten, die Arme auf dem Rücken, langsam neben ihm her und einen schmalen Fahrweg hinschritt, der hinauf nach dem neuen Lusthäuschen führte. »Mein lieber Herr von Hopfgarten,« sagte er aber endlich, als Jener schwieg, während er neben ihm stehn blieb, und ihm die Hand dabei auf seine Achsel legte -- »das verstehn Sie nicht -- Sie nehmen mir das nicht übel, aber -- das zu beurtheilen, dazu fehlt Ihnen der Überblick.« »Lieber Herr Professor, ich will mir gar nicht anmaßen. -- « »Nein, nein ich we$ mareh, die Perle von Dschuneth, und liebte sie. Amareh wurde sein Weib und gebar ihm Halef Omar, den du hier neben dir siehst. Dann starb er. War er nicht ein Hadschi?« »Hm! Aber du selbst warst in Mekka?« »Und nennst dich dennoch einen Pilger!« »Ja. Als meine Mutter tot war, begab ich mich auf die Pilgerschaft. Ich zog gen Aufgang und Niedergang der Sonne; ich ging nach Mittag und nach Mitternacht; ich lernte alle Oasen der Wüste und alle Orte Ägyptens kennen; ich war noch nicht in Mekka, aber ich werde noch dorthin kommen. Bin ich also nicht ein Hadschi?« »Hm! Ich denke, nur wer in Mekka war, darf sich einen Hadschi nennen?« »Eigentlich, ja. Aber ich bin ja auf der Reise dorthin!« »Möglich! Doch du wirst auch irgendwo eine schöne Jungfrau finden und bei ihr bleiben; deinem Sohne wird es ebenso gehen, denn dies scheint euer Kismet zu sein, und dann wird nach hundert Jahren dein Urenkel sagen: »Ich bin Hadschi Mustafa Ben Hadschi Ali Assabeth Ibn Hadschi Saïd al Hamza Ben Hadschi Schehab Tofaïl Ibn Hadschi Ha$ as Wasser heran, daß ein Entkommen gar nicht möglich ist.« Wir eilten jetzt im vollen Laufe wieder hinab und erreichten bald die Stelle, welche ich angedeutet hatte. Der Fluß war von Schilf und Bambus eingesäumt, und am Fuße des Berges fanden sich Mimosen und ein hohes Wermutgebüsch. Wir hatten Raum genug zum Versteck. »Was nun?« fragte der Engländer. »Sie verbergen sich hier im Schilfe und lassen die Leute vorüber. Am Ausgange dieser Enge trete ich hinter die Mimosen, und wenn wir die Diebe zwischen uns haben, treten wir beide vor. Ich schieße ganz allein, da ich mich vielleicht besser nach den Umständen zu richten verstehe, und Sie gebrauchen Ihr Gewehr nur auf mein ganz besonderes Geheiß, oder wenn Ihr Leben ernstlich in Gefahr kommt.« »#Well# -- gut, sehr gut -- excellent Abenteuer!« Er verschwand in dem Schilfe, und auch ich suchte mir meinen Platz. Bereits nach kurzer Zeit hörten wir Hufschlag. Sie kamen herbei -- an Lindsay vorüber, ohne böse Ahnung, ohne sich umzusehen. Ich sah den Engländer jetzt aus$ aber?« »Wo hast du ihn gesehen?« »Am Dschebel Dschehennem. Er hatte mir vier Pferde gestohlen, welche ich mir wieder holte.« »Lüge nicht!« »Wer bist du, daß du so zu mir sprichst?« »Ich bin Zedar Ben Huli, der Scheik der Abu Hammed.« »Zedar Ben Huli, der Scheik der Pferderäuber!« »Mensch, schweig! Dieser junge Krieger ist mein Sohn.« »Du kannst stolz auf ihn sein, o Scheik!« »Schweig, sage ich dir abermals, sonst wirst du es bereuen. Wer ist ein Pferderäuber? Du bist es! Wem gehört das Pferd, welches du geritten »Lüge nicht!« »Zedar Ben Huli, danke Allah, daß mir die Hände gebunden sind. Wenn das nicht wäre, so würdest du mich niemals wieder einen Lügner heißen!« »Bindet ihn fester!« gebot er. »Wer will sich an mir vergreifen, an dem Hadschi, in dessen Tasche sich das Wasser des Zem-Zem befindet!« »Ja, ich sehe, du bist ein Hadschi, denn du hast das Hamaïl umhangen. Aber hast du wirklich das Wasser des heiligen Zem-Zem bei dir?« »Gieb uns davon.« »Warum nicht?« »Ich trage das Wasser nur für Freunde bei mir.« $ ehen hatte. Es war eine weidende Schafherde, bei welcher ein alter Mann stand. »Sallam aaleïkum!« grüßte ich ihn. »Aaleïkum!« antwortete er, sich tief verneigend. »Ist Friede auf deiner Weide?« »Es ist Friede da, o Herr. Bringst du auch Frieden?« »Ich bringe ihn. Du gehörst zum Stamme der Abu Hammed?« »Du sagst es.« »Wo ist euer Lager?« »Da unten hinter der Krümmung des Flusses.« »Habt ihr mehrere Weideplätze?« »Warum fragst du, o Herr?« »Weil ich eine Botschaft an alle deines Stammes auszurichten habe.« »Von Zedar Ben Huli, deinem Scheik.« »Hamdulillah! Du wirst eine frohe Botschaft bringen.« »Ich bringe sie. Also sag', wie viele Weideplätze ihr habt.« »Sechs. Drei hier am Flusse hinab und drei auf den Inseln im Strome.« »Sind alle Inseln hier euer Eigentum?« »Sind sie alle bewohnt?« »Alle, bis auf eine.« Es lag etwas in dem Tone dieser Antwort und in dem Gesichte des Alten, was mich aufmerksam machte; ich ließ mir aber nichts merken und fragte: »Wo liegt diese eine?« »Grad gegenüber von uns liegt die erste,$ tärker und stärker immer, als ob aus Einzelnen Hunderte, aus Hunderten Tausende geworden wären. Ganz plötzlich wurde er aufmerksam, und nun war es, als ob hinter ihm drein Heeresmassen sich wälzten. In seinen Füßen bis in die Knöchel hinauf spürte er ein Erzittern des Erdreiches. Er vernahm hinter sich starkes Atmen, heißes, hastiges Geflüster. Er vernahm Frohlocken, kurz abgerissen, halb unterdrückt, das sich weit zurück fortpflanzte und erst in tiefen Fernen echohaft Was das bedeutete, wußte er wohl. Daß es so überraschend schnell kam, hatte er nicht erwartet. Durch seine Glieder brannte der Stolz eines Feldherrn, und das Bewußtsein einer unerhörten Verantwortung lastete nicht schwerer auf ihm wie der Strick auf seinem Kopfe. Er war ja der, der er war. Er wußte ja den Weg, den er sie führen mußte. Er spürte ja aus dem Lachen und Drängen seiner Seele, daß es ihm nahe war, jenes Endglück der Welt, wonach die blinden Menschen mit blutenden Augen und Händen so viele Jahrtausende vergebens gesucht hatten. So sch$ r aufs Neue hinein in den wilden Reigen. Hei wie sie fliegen herüber und hinüber in toller Lust, mit Armen und Knieen einfallend in den wüthenden Takt, schneller und schneller, mit funkelnden Augen und wogender Brust, wieder und wieder, auf und ab vor der Trommel und dem Jauchzen der bewundernden Schaar, bis sie erschöpft zusammenbrechen, und andere -- wildere ihren Platz ausfüllen auf dem zerstampften mißhandelten Rasen. Bunt sind die Tänzer, bunter aber fast die Zuschauer die sie jetzt umstehn, und die sich, durch den Ton des Instruments gelockt, eingefunden haben. Neben dem noch bis an die Zähne tättowirten alten Indianer, der mit grimmer Lust und leuchtenden Augen schon in seinem Geist die alte Zeit wieder aufleben sieht mit ihren Festen und Tänzen -- die schöne fröhliche Zeit, ehe die schwarzgekleideten Männer mit den finstern Gesichtern kamen und ihren sonnigen Boden betraten, steht die würdige Matrone, der jetzt Blume und Blüthe im Haar schon ein Gräuel und dem Herrn mißfällig dünkt, und sieht mit Seuf$ im Winde flattert und die Locke Dir um die Schläfe jagt, wie das Blut da durch die Adern schießt, und zu flüssigem Feuer wird, eh' es zum Herzen zurückkehrt. Bah, hier der Tanz ist kalt -- kalt wie das Land aus dem er kommt, und es kann mir das Herz nicht erwärmen, ob sie auch blasen und Specktakel machen mit ihren wunderlichen Instrumenten, aus Leibeskräften. Nicht einmal eine Trommel haben sie dabei, und das nennen sie Musik.« »Du bist ein wunderliches Mädchen,« lächelte Sadie -- »fremde Völker haben doch auch fremde Sitten.« »Eben deshalb sollen sie uns die unseren lassen,« trotzte Aumama -- »aber, was ich Dich fragen wollte,« setzte sie ernster hinzu -- »wer ist das weiße Mädchen das mit René so lange tanzte, und so viel mit ihm zu sprechen hatte?« »Ich weiß es nicht,« sagte Sadie -- »eine Fremde, glaub' ich, die von Papara oder dessen Nachbarschaft kommt, und wohl hier wohnen bleiben wird; -- warum?« »Mir gefiele das nicht, wär' ich wie Du,« sagte die Freundin mit dem Kopfe schüttelnd -- »sie hat ein gla$ er fühlte wie viel Wahrheit das Gesagte enthalte. »Tollköpfiges Geschlecht,« murmelte der Capitain, den Kopf ärgerlich herüber und hinüber werfend, »aber Ihr sollt Euch nicht schießen, Mann, Ihr sollt Euch mit einander vertragen, und einsehen daß Euch Gott Euere gesunden Glieder gegeben hat, sie zur Ehre Eueres Vaterlandes einzusetzen, wenn's Noth thut, aber nicht da in die Schanze zu schlagen, wo es nur eines offenen Wortes zwischen beiden Theilen bedarf, sich zu überzeugen daß Beide unrecht hatten.« »Monsieur Rodolphe wird schwerlich, nach dem Vorhergegangenen, das erste Wort zum Frieden bieten,« sagte René vor sich hin. »So thun _Sie_ es, Delavigne,« rief der Capitain. »Ich? -- nie« -- zischte René zwischen den zusammengebissenen Zähnen durch -- »er hat mein Weib beleidigt und jeder Andere hätte wie ich gehandelt. Aber trotzdem will ich die Hand zur Versöhnung reichen,« setzte er finster hinzu, »wenn Monsieur Rodolphe mit mir zu Madame Delavigne geht, und die Dame dort, der begangenen Rohheit wegen, um Ent$ ir wollen zu Hause gehen, mein süßes Lieb,« sagte er flüsternd zu ihr niedergebeugt, und sie nickte heftig an seiner Brust, aber ohne zu reden -- das Herz war ihr so voll -- so voll und so weh. Schweigend nahm er seinen Hut, den Madame Belard schon für ihn zurechtgestellt, und seinen Arm um ihre Schulter legend, sie zu stützen zugleich und zu führen, verließ er mit ihr das erleuchtete, Luft und Leben athmende Haus, durch eine Hinterthür das Freie suchend, da vorn, den hellen Fenstern gegenüber, hundert von Eingeborenen standen und lagen, den Tönen der Instrumente, den wunderlichen Melodien lauschend, bis hie und da eine Aehnlichkeit im Takt durch die Glieder Einzelner zuckte, und sie zum Tanz antrieb aus freier Hand, mitten auf der Straße Durch den Garten, unter den thauigen Bananen und Orangen schritten sie hin, langsam und schweigend den schmalen Pfad entlang, auf den der Mond nur mühsam durch Palmenkrone und Brodfruchtwipfel einzelne seiner Strahlen konnte niederwerfen. Eine schmale Pforte führte auf die ä$ Abgrund: Einen Schritt von dem Rand -- kopflangs hinunter, und stumm war Plötzlich der schreiende Schmerz in der Brust, und verschollen der Menschen Liebehöhnender Ruf. Doch Ottgar lebend auf Erden Noch? Nur jenen erwürgt zuvor: dann sterben wie immer! Nun, vor den Kaiser geführt, und dort nur Worte der Sanftmuth Hörend von ihm, den er erst jüngst, ein eifernder Ritter Ottgars, offen gehöhnt: das brach ihm das Herz, und mit Thränen Hätt' er, liegend im Staub', ein Reuiger, jetzt ihn gesöhnet; Doch ihm folgte sein treues Thier, und er jagte von dannen. Sieh', und rastlos fort g'en Marcheck zogen die Scharen Weiter im fröhlichen Muth, nicht achtend des sengenden Mittags, Noch des qualmenden Staubs, entlang den unendlichen Heerweg! Aber vor Marcheck kam ein Häuflein kumanischer Reiter Näher gesprengt: wohl fünfzig Mann, und der Führer des Volks war Kaduscha. Ihm ertönte der Gruß der Kampfesgenossen. Auch er schwang den blitzenden Stahl, den Freunden zum Dank, auf,$ zt' ihn mit Thränen, und stand, in des Anschau'ns Wonne versunken. Hartmann war's, der jetzo dem Strom sich nähernd, und kehrend Heim in das Vaterland, die trauten Gefilde begrüßte. Drüben am linken Gestad', ersah er das freundliche Städtchen Rheinau, welches der Rhein im kreisenden Lauf, sich nach Osten Wendend, umfließt. Dort baute (so künden die Sagen der Vorzeit) Sorglich das Gotteshaus Funtan, der Heilige,[1] Schottlands Königen blutsverwandt, den Brüdern von Monte-Cassino, Als er, ein Pilger, dort die Stelle, vom Geiste getrieben, Endlich fand, wo allein der Strom nach Osten den Lauf kehrt. Hartmann sah vom Gestad mit bewegtem Herzen hinüber -- Sah im Geist noch hinaus weit über die Berge, des Aargau's Liebliches Thal, und dort von dem Felsenhügel die Habsburg Ragen aus dunkeln Tannen empor in die Luft, und herunter Schau'n auf die Fluthen der Aar, die ihr, eilenden Laufes vorbeirauscht. Zwar vermißte sie jetzt die trauten Gebiether: der Vater Fern (er tausc$ fand Mozart einen Tonkünstler, dessen Genie dem seinigen am ähnlichsten war; ich meine den berühmten Schöpfer der Alzeste und Iphigenie, _Ritter von Gluck_, einen Böhmen von Geburt. Der Umgang mit ihm und das unablässige Studium seiner erhabenen Werke gab Mozarten viel Nahrung, und hatte Einfluß auf seine Opernkompositionen. Auch wurde Mozart bald der innigste Verehrer des großen, unvergleichlichen _Joseph Haydn_, der schon damals der Stolz der Tonkunst war, und nun, nachdem Mozart nicht mehr ist, unser einzige Liebling, unsere Wonne bleibt. Mozart nannte ihn oft seinen Lehrer. Bald nachdem Mozart seinen Aufenthalt in Wien aufgeschlagen hatte, faßte der unvergeßliche Kaiser _Joseph_ II. den Gedanken, der eines deutschen Kaisers so würdig war, den Geschmack an italienischen Opern durch die Unterstützung deutscher Singspiele und Sänger zu verdrängen, und für das Vaterländische mehr zu stimmen. Er versammelte daher die besten Sänger und Sängerinnen, und ließ von Mozart eine deutsche Oper setzen. Für diese Virtu$ hen zwei Linden und hinter demselben dicht an der Mauer noch zwei. Von diesen sagte mir mein alter ehrwürdiger Schulmeister, den ich 1823 bei Antritt meines Amts in Niederau fand: Diese Linden hat ein Knabe gepflanzt, der bei dem seligen Krebel in Kost und Lehre gewesen ist; der Knabe hat Fichte geheißen. So erzählte mein alter Hase, der übrigens weiter nichts von Fichte und dessen Schicksalen gehört oder gelesen hatte.« Nach »Sachsens Kirchen-Galerie« 1. Band (Dresden, Schmidt 1837), S. 125 -- wo übrigens, wie ich nachträglich finde, auch schon Pastor Krebel als derjenige genannt ist, bei dem Fichte einen Theil seiner Knabenjahre verlebte -- war dieser Johann Georg Haase, geb. 1764 in Würschnitz bei Radeberg, seit 1787 Lehrer in Niederau: also erst nachdem Fichte längst weg war, wie auch die Perfect-Form der Zeitwörter in seinem angeführten Berichte bestätigt. In Bezug endlich auf den Freiherrn von Miltitz, dessen Name in der Biographie auch nicht genauer bezeichnet ist, bemerkt$ ehrt, daß es oft nicht bei einander ist; und wenn ich Ihnen allso, welches ich nicht weiß, einen schönen Brief geschrieben habe, Sie daraus gar nicht so gütig schließen müßen, daß ich eine schöne Seele habe; überhaupt sehe ich aus Ihr. Lieben Brief, daß Sie mich viel beßer glauben als ich nicht bin; und das sezt mich in große Verlegenheit, wenn Sie mit solch guter Meinung zu uns kommen, und dann durch die Erfahrung belehrt sehen, daß ich das bey weitem nicht bin, was Sie glaubten, daß ich sein würde, und auch sein könnte, so muß ich in Ihren Augen gewaltig verliehren; und das würde mir dann weh thun; auch müßen Sie nicht glauben eine schöne Schwester bekommen zu haben; denn ich weiß wohl, die Lieben Männer sehn auch das gern, drum laßen Sie Sich nun erzehlen wie ich aussehe: vors erste bin ich klein, und war im 16. Jahre sehr fett, da ich seit der Zeit nun um ein merkliches gemagert bin, so hat die einmahl zu stark ausgedehnte Haut, viele Runzeln bekommen, dazu gab mir die Natur ein wiedrig langes Kinn; und w$ _=Rammenau=_ _p. Bischofswerda_. Noch in demselben Jahre erlitt sein Vater einen Unfall, wobei namentlich auch Johanna sich zärtlich besorgt zeigt. Die im nächsten Briefe und später erwähnte Hannchen war Fichte's Nichte, die er zu sich genommen. Berlin, d. 1. Dezember. 1810. Lieber Vater, Die Nachricht von Ihrem Falle hat mich schmerzlich betrübt, so wie uns Alle. Ich hoffe aber, daß dies, bei Ihrer übrigen Gesundheit von keinen weitern übeln Folgen seyn soll. Um mich desto fester zu versichern, daß Sie sich an Pflege und Heilmittel nichts abgehen laßen, sende ich sogleich jezt das Quartal auf Weyhnachten. Bei uns steht alles beim Alten. Daher übergebe ich meiner Frau die Feder, die schon noch Worte finden wird. [Von Johanna:] Ich übernehme die Feder gerne, um Ihnen zu sagen, daß wir sie inständig bitten, sich ja zu schonen, und zu pflegen; die gute Großmutter, die ich auch $ eich vorsichtig auftraten, so zerstreuten sie sich im Hergehen durch das Wasser, erschienen wie schwarze Punkte auf der glänzenden Fläche und kamen einzeln bei mir an. Da ich sah, daß keine Gefahr in dem überall seichten Überschwemmungswasser vorhanden sei, blieb ich auf meiner Stelle stehen und ließ sie ankommen. Die Kinder kamen heran und blieben bei mir stehen. Sie sahen mich anfangs mit trotzigen und scheuen Angesichtern an; aber da ich von Jugend auf ein Kinderfreund gewesen bin, da ich stets die Kinder als Knospen der Menschheit außerordentlich geliebt habe und seit meiner Verehelichung selbst mit einer Anzahl davon gesegnet worden bin, da zuletzt auch keine Art von Geschöpfen so schnell erkennt, wer ihnen gut ist, und auf diesem Boden ebenso schnell Vertrauen gewinnt als Kinder: so war ich bald von einem Kreise plaudernder und rühriger Kinder umringt, die sich bemühten, Fragen zu geben und Fragen zu beantworten. Es war leicht zu erraten, auf welchem Wege sie sich befanden, da sie sämtlich an ledernen o$ gen verstünden wie die andern Menschen. Aber bei aller Unbeholfenheit und Ungeschicklichkeit war der Mann doch noch beflissen, das Mädchen zu leiten, mit ihm den fahrenden Wagen auszuweichen und es vor dem Zusammenstoße mit Personen zu hüten. Sie schlugen gerade den Weg ein, der zu dem Kirchlein führte, von dem eben das Glöcklein tönte. Von Neugierde getrieben und weil ich dachte, daß der Mann etwa das Mädchen in die Messe führe, beschloß ich, auch dahin zu gehen, meine Andacht zu verrichten und nebenbei auch etwas Näheres von den beiden zu erfahren oder sie zu betrachten. Ich kleidete mich schnell an, warf ein Tuch um, setzte den Hut auf und ging fort. Ich bog in das kleine Gäßchen ein, das von unserer Hauptstraße um die Ecke der Soldatenarzneischule herum gegen die Gegend des Kirchleins führt, wohin ich die zwei Menschen hatte einlenken gesehen; allein ich erblickte sie nicht in dem Gäßchen. Ich ging dasselbe entlang, ging durch den Schwibbogen, der dasselbe damals noch schloß, wendete ich um die Häuserecke$ Litorals. Dass die roemischen Muenzen mit dem Silber nach dem Gewicht geglichen waren, ist schon bemerkt worden: diejenigen der italischen Ostkueste finden wir dagegen in ein bestimmtes Verhaeltnis gesetzt zu den Silbermuenzen, die im suedlichen Italien seit alter Zeit gangbar waren und deren Fuss sich auch die italischen Einwanderer, zum Beispiel die Brettier, Lucaner, Nolaner, ja die latinischen Kolonien daselbst wie Cales und Suessa und sogar die Roemer selbst fuer ihre unteritalischen Besitzungen aneigneten. Danach wird auch der italische Binnenhandel in dieselben Gebiete zerfallen sein, welche unter sich verkehrten gleich fremden Voelkern. Im ueberseeischen Verkehr bestanden die frueher bezeichneten sizilisch- latinischen, etruskisch-attischen und adriatisch-tarentinischen Handelsbeziehungen auch in dieser Epoche fort oder gehoeren ihr vielmehr recht eigentlich an; denn obwohl die derartigen, in der Regel ohne Zeitangabe vorkommenden Tatsachen der Obersicht wegen schon bei der ersten Periode $ als bei dem Anrecht auf den ganzen Reinertrag des Sklavengeschaefts. Die Zunahme der Freilassungen muss deshalb mit der Steigerung der kommerziellen und industriellen Taetigkeit der Roemer notwendig Hand in Hand gegangen sein. Einen aehnlichen Fingerzeig fuer die steigende Bedeutung des staedtischen Wesens in Rom gewaehrt die gewaltige Entwicklung der staedtischen Polizei. Es gehoert zum grossen Teil wohl schon dieser Zeit an, dass die vier Aedilen unter sich die Stadt in vier Polizeibezirke teilten und dass fuer die ebenso wichtige wie schwierige Instandhaltung des ganz Rom durchziehenden Netzes von kleineren und groesseren Abzugskanaelen sowie der oeffentlichen Gebaeude und Plaetze, fuer die gehoerige Reinigung und Pflasterung der Strassen, fuer die Beseitigung den Einsturz drohender Gebaeude, gefaehrlicher Tiere, uebler Gerueche, fuer die Fernhaltung der Wagen ausser in den Abend- und Nachtstunden und ueberhaupt fuer die Offenhaltung der Kommunikation, fuer die ununterbrochene Versorgung des $ t hat. Der neue Glaube verlangt kräftigere Seelen." "Verstehst du etwas von diesen Dingen, Kanzler?" fragte der Feldherr "Wie sollte ich, Pescara? Ich bin wie du und wir alle ein Bewohner der Wirklichkeit, ein Kind der Helle, das mit der antiken Weisheit über das Ende hinaus nichts sieht als Larven und Scheinen und auf wogendem Nebel die riesigen Spiegelungen wieder dieses unsers eigenen und irdischen Daseins. Unter denen aber, welche mit dem Volke Gut und Böse glauben und Leib und Seele und die Fabel eines letzten Gerichtes, wird jetzt, wie du weißt, unversöhnlich gestritten über die beste Rüstung an jenem Tage der blasenden Posaune. Unsere kluge Kirche öffnet ihre Buden und legt verständig ihren Vorrat an guten Werken zum Verkauf aus. Der deutsche Mönch aber zankt und schreit: Das ist Plunder! Werft euer Geld nicht weg! Ihr habt es umsonst. Eure Schulden sind bezahlt. Glaubet es nur, und sie sind nicht mehr! Solches aber zu glauben, braucht es eine große Tapferkeit, denn es ist unter dem Unglaublich$ sstenteils kriegsgefangen; nur einige tausend Mann, teils aus diesen Truppen, teils aus der Linie, entkamen nach Canusium. Ja als sollte in diesem Jahre durchaus mit Rom ein Ende gemacht werden, fiel noch vor Ablauf desselben die nach Gallien gesandte Legion in einen Hinterhalt und wurde mit ihrem Feldherrn Lucius Postumius, dem fuer das naechste Jahr ernannten Konsul, von den Galliern gaenzlich vernichtet. Dieser beispiellose Erfolg schien nun endlich die grosse politische Kombination zu reifen, um derentwillen Hannibal nach Italien gegangen war. Er hatte seinen Plan wohl zunaechst auf sein Heer gebaut; allein in richtiger Erkenntnis der ihm entgegenstehenden Macht sollte dies in seinem Sinn nur die Vorhut sein, mit der die Kraefte des Westens und Ostens allmaehlich sich vereinigen wuerden, um der stolzen Stadt den Untergang zu bereiten. Zwar diejenige Unterstuetzung, die die gesichertste schien, die Nachsendungen von Spanien her, hatte das kuehne und feste Auftreten des dorthin gesandten roemis$ r oder an die Roemer. Benachrichtigt, dass die erstere die Oberhand gewinne, ging Marcellus bei Caiatia ueber den Fluss und, an den Hoehen von Suessula hin um die feindliche Armee herum marschierend, erreichte er Nola frueh genug, um es gegen die aeusseren und die inneren Feinde zu behaupten. Ja bei einem Ausfall schlug er Hannibal selber mit namhaftem Verlust zurueck; ein Erfolg, der als die erste Niederlage, die Hannibal erlitt, moralisch von weit groesserer Bedeutung war als durch seine materiellen Resultate. Zwar wurden in Kampanien Nuceria, Acerrae und nach einer hartnaeckigen, bis ins folgende Jahr (539 215) sich hinziehenden Belagerung auch der Schluessel der Volturnuslinie, Casilinum, von Hannibal erobert und ueber die Senate dieser Staedte, die zu Rom gehalten hatten, die schwersten Blutgerichte verhaengt. Aber das Entsetzen macht schlechte Propaganda; es gelang den Roemern, mit verhaeltnismaessig geringer Einbusse den gefaehrlichen Moment der ersten Schwaeche zu ueberwinden. Der Krieg k$ ran, indem er all seine komplizierteren Hebungen, alle Lieferungen, Leistungen und Bauten gegen eine feste zu empfangende oder zu zahlende Summe an Kapitalisten oder Kapitalistengesellschaften abgab. Aber auch Private gaben durchgaengig in Akkord, was irgend in Akkord sich geben liess: die Bauten und die Einbringung der Ernte und sogar die Regulierung der Erbschafts- und der Konkursmasse, wobei der Unternehmer - gewoehnlich ein Bankier - die saemtlichen Aktiva erhielt und dagegen sich verpflichtete, die Passiva vollstaendig oder bis zu einem gewissen Prozentsatz zu berichtigen und nach Umstaenden noch daraufzuzahlen. Welche hervorragende Rolle in der roemischen Volkswirtschaft der ueberseeische Handel bereits frueh gespielt hatte, ist seinerzeit gezeigt worden; von dem weiteren Aufschwung, den derselbe in dieser Periode nahm, zeugt die steigende Bedeutung der italischen Hafenzoelle in der roemischen Finanzwirtschaft. Ausser den keiner weiteren Auseinandersetzung beduerfenden Ursachen, durch die d$ in wohlbevoelkerte Landschaften, von Freund und Feind zugerichtet worden. In Apulien fanden spaeter zwar Ackeranweisungen statt, allein die hier angelegten Kolonien wollten nicht gedeihen. Bevoelkerter blieb die schoene kampanische Ebene; doch ward die Mark von Capua und der anderen, im Hannibalischen Kriege aufgeloesten Gemeinden Staatsbesitz und waren die Inhaber derselben durchgaengig nicht Eigentuemer, sondern kleine Zeitpaechter. Endlich in dem weiten lucanischen und brettischen Gebiet ward die schon vor dem Hannibalischen Krieg sehr duenne Bevoelkerung von der ganzen Schwere des Krieges selbst und der daran sich reihenden Strafexekutionen getroffen; und auch von Rom aus geschah nicht viel, um hier den Ackerbau wieder in die Hoehe zu bringen - mit Ausnahme etwa von Valentia (Vibo, jetzt Monteleone) kam keine der dort angelegten Kolonien recht in Aufnahme. Bei aller Ungleichheit der politischen und oekonomischen Verhaeltnisse der verschiedenen Landschaften und dem verhaeltnismaessig bluehende$ Bildung den Schuelern in gesteigertem Mass ueberliefert, dass die erlangte Kunde von diesen benutzt ward, um einzudringen in die den Geist der Zeit beherrschende griechische Literatur, die Euripideischen Tragoedien und die Lustspiele Menanders. In aehnlicher Weise gewann auch der lateinische Unterricht ein groesseres Schwergewicht. Man fing an, in der hoeheren Gesellschaft Roms das Beduerfnis zu empfinden, die Muttersprache wo nicht mit der griechischen zu vertauschen, doch wenigstens zu veredeln und dem veraenderten Kulturstand anzuschmiegen; und auch hierfuer sah man in jeder Beziehung sich angewiesen auf die Griechen. Die oekonomische Gliederung der roemischen Wirtschaft legte, wie jedes andere geringe und um Lohn geleistete Geschaeft, so auch den Elementarunterricht in der Muttersprache vorwiegend in die Haende von Sklaven, Freigelassenen oder Fremden, das heisst vorwiegend von Griechen oder Halbgriechen ^3; es hatte dies um so weniger Schwierigkeit, als das lateinische Alphabet dem griechisc$ cheint an faehigen Leuten kein Oberfluss gewesen zu sein - ein Stueck des Naevius musste einmal in Ermangelung von Schauspielern durch Dilettanten aufgefuehrt werden. Allein. in der Stellung des Kuenstlers aenderte sich dadurch nichts; der Poet oder, wie er in dieser Zeit genannt ward, der "Schreiber", der Schauspieler und der Komponist gehoerten nach wie vor nicht bloss zu der an sich gering geachteten Klasse der Lohnarbeiter, sondern wurden auch vor wie nach in der oeffentlichen Meinung auf die markierteste Weise zurueckgesetzt und polizeilich misshandelt (l, 475). Natuerlich hielten sich alle reputierlichen Leute von diesem Gewerbe fern - der Direktor der Truppe (dominus gregis, factionis, auch choragus), in der Regel zugleich der Hauptschauspieler, war meist ein Freigelassener, ihre Glieder in der Regel seine Sklaven; die Komponisten, die uns genannt werden, sind saemtlich Unfreie. Der Lohn war nicht bloss gering - ein Buehnendichterhonorar von 8000 Sesterzen (600 Taler) wird kurz nach dem En$ Maedchens wegen Schlaege auszuteilen und zu empfangen. Der Mann kannte sein Handwerk; wenn also die roemische Buergerschaft allmaehlich an diesen griechischen Komoedien Geschmack fand, so sieht man, um weichen Preis es geschah. Es gereicht der roemischen Regierung zum Vorwurf, nicht, dass sie fuer diese Poesie so wenig tat, sondern dass sie dieselbe ueberhaupt duldete. Das Laster ist zwar auch ohne Kanzel maechtig; aber damit ist es noch nicht entschuldigt, demselben eine Kanzel zu errichten. Es war mehr eine Ausrede als eine ernstliche Verteidigung, dass man das hellenisierende Lustspiel von der unmittelbaren Beruehrung der Personen und Institutionen Roms fernhielt. Vielmehr haette die Komoedie wahrscheinlich sittlich weniger geschadet, wenn man sie freier haette walten, den Beruf des Poeten sich veredeln und eine einigermassen selbstaendige roemische Poesie sich entwickeln lassen; denn die Poesie ist auch eine sittliche Macht, und wenn sie tiefe Wunden schlaegt, so vermag sie auch viel zu heile$ wird kommen, wo ihr mich verstehen könnt, dann mehr! Seht, wenn euch auch einmal wird, als ob sich Millionen Lippen in euch auftäten, und alle saugen wollten--wenn ihr nicht mehr wißt, ob's Lust oder Schmerz ist, was euch die Seele im Wirbel herumjagt--wenn euch die Brust zerspringen will und ihr, von Frost und Hitze zugleich geschüttelt, zweifelnd ausruft: doch wohl Lust, ja, wohl Lust, Wollust! und dies dunkle Wort, wie ich, nun auf einmal begreift, indem ihr's, schwindelnd zwischen Leben und Tod, mit eurem letzten Atemzug nachschafft--dann--dann! Eher nicht! Nothhafft von Wernberg. Gnädiger Herr--eine Bitte! Albrecht. Was ist's? Nothhafft von Wernberg. Stellt Euch Euren Vater einmal vor! Albrecht. Nun? Nothhafft von Wernberg. Aber recht deutlich, mit dem Gesicht, das er hat, wenn er einem einen Wunsch nicht bloß abschlagen, sondern in den Hals zurückjagen will, so daß man ihn, wenn man um Honigbirnen gekommen ist, um Stockprügel anspricht! Albrecht. Gut! Nothhafft von Wernberg. Seht Ihr ihn? So f$ e Schildwache rief den Unteroffizier, und nach einigen Minuten sprengte ein Szekler-Husar gegen ihn heran und schrie aus der Ferne: "Wos willstu, quid vis? Wo kommst her, unde venis? An welchen Ort willst du, ad quem locum vis? Bist du nicht vorige Woche hier durchpassiert, es tu non altera hebdomada hic perpassatus?" Er fragte ihn so auf deutsch und husarenlateinisch zugleich, weil er nicht wußte, ob er ein Deutscher oder ein Ungar sei. Wehmüller mußte aus den letzten Worten des Husaren abermals hören, daß er hier schon durchgereist sei, welche Nachricht ihm eiskalt über den Rücken lief. Er schrie sich beinah die Kehle aus, daß er grade von dem Grafen Giulowitsch komme, daß er in seinem Leben nicht hier gewesen. Der Husar aber lachte und sprach: "Du lügst, mentiris! Hast du nicht dem Herrn Chirurg sein Bild gegeben, non dedidisti Domino Chirurgo suam imaginem!--daß er durch die Finger gesehen und dich passieren lassen, ut vidit per digitos et te fecit passare! Du bist zurückgekehrt aus den Pestörter$ Roemer mit ueberlegener Macht ab und machte haeufige und nicht selten glueckliche Ausfaelle. Zwar die zum Entsatz herbeirueckende pontische Armee des Dromichaetes ward unter den Mauern Athens nach hartem Kampf, bei dem namentlich Sullas tapferer Unterfeldherr Lucius Licinius Murena sich hervortat, von den Roemern geschlagen; aber die Belagerung schritt darum nicht rascher vor. Von Makedonien aus, wo die Kappadokier inzwischen sich definitiv festgesetzt hatten, kam reichliche und regelmaessige Zufuhr zur See, die Sulla nicht imstande war, der Hafenfestung abzuschneiden; in Athen gingen zwar die Vorraete auf die Neige, doch konnte bei der Naehe der beiden Festungen Archelaos mehrfache Versuche machen, Getreidetransporte nach Athen zu werfen, die nicht alle misslangen. So verfloss in peinlicher Resultatlosigkeit der Winter 667/68 (87/86). Wie die Jahreszeit es erlaubte, warf Sulla sich mit Ungestuem auf den Peiraeeus; in der Tat gelang es, durch Geschuetze und Minen einen Teil der gewaltigen Perikl$ ewesen, mit den Samniten und Nolanern zu einem Abkommen zu gelangen, um die Truppen des durchaus zuverlaessigen Metellus zum Schutze der Hauptstadt verwenden zu koennen. Allein die Samniten stellten Forderungen, die an das Caudinische Joch erinnerten: Rueckgabe des den Samniten abgenommenen Beuteguts und ihrer Gefangenen und Ueberlaeufer; Verzicht auf die samnitischerseits den Roemern entrissene Beute; Bewilligung des Buergerrechts an die Samniten selbst sowie an die zu ihnen uebergetretenen Roemer. Der Senat verwarf selbst in dieser Not so entehrende Friedensbedingungen, wies aber den noch den Metellus an, mit Zuruecklassung einer kleinen Abteilung alle im suedlichen Italien irgend entbehrlichen Truppen schleunigst selber nach Rom zu fuehren. Er gehorchte; aber die Folge war, dass die Samniten den gegen sie zurueckgelassenen Legaten des Metellus Plautius mit seinem schwachen Haufen angriffen und schlugen, dass die nolanische Besatzung ausrueckte und die benachbarte, mit Rom verbuendete Stadt Abe$ aegung sich auf die kupferne Scheidemuenze hat beschraenken muessen. Nur im Narbonesischen Gallien konnte der altverbuendeten und ansehnlichen Freistadt Massalia das Recht der Silberpraegung nicht entzogen werden; und dasselbe gilt vermutlich von den illyrischen Griechenstaedten Apollonia und Dyrrhachion. Indes beschraenkte man doch diesen Gemeinden indirekt ihr Muenzrecht dadurch, dass der Dreivierteldenar, der nach Anordnung der roemischen Regierung dort wie hier gepraegt ward und der unter dem Namen des Victoriatus in das roemische Muenzsystem aufgenommen worden war, um die Mitte des 7. Jahrhunderts in diesem beseitigt ward; wovon die Folge sein musste, dass das massaliotische und illyrische Courant aus Oberitalien verdraengt wurde und ausser seinem einheimischen Gebiete nur noch etwa in den Alpen- und Donaulandschaften gangbar blieb. So weit war man also bereits in dieser Epoche, dass in der gesamten Westhaelfte des roemischen Staates der Denarfuss ausschliesslich herrschte: denn Italien, Siz$ hundert und nach Tisch wieder zweihundert Hexameter machte, ist viel zu eilig, um knapp zu sein; unnuetzige Weitlaeufigkeit, schluderige Wiederholung derselben Wendung, arge Nachlaessigkeiten begegnen. haeufig; das erste Wort, lateinisch oder griechisch, ist immer das beste. Aehnlich sind die Masse, namentlich der sehr vorherrschende Hexameter behandelt; wenn man die Worte umstellt, sagt sein geistreicher Nachahmer, so wuerde kein Mensch merken, dass er etwas anderes vor sich habe als einfache Prosa; der Wirkung nach lassen sie sich nur mit unseren Knuettelversen vergleichen 20. Die Terenzischen und die Lucilischen Gedichte stehen auf demselben Bildungsniveau und verhalten sich wie die sorgsam gepflegte und gefeilte literarische Arbeit zu dem mit fliegender Feder geschriebenen Brief. Aber die unvergleichlich hoehere geistige Begabung und freiere Lebensanschauung, die der Ritter von Suessa vor dem afrikanischen Sklaven voraus hatte, machten seinen Erfolg ebenso rasch und glaenzend, wie der des Ter$ linken und nahm das Lager der Sertorianer, allein waehrend der Pluenderung von Sertorius ueberrascht, ward auch er gezwungen zu weichen. Haette Sertorius am folgenden Tage die Schlacht zu erneuern vermocht, Pompeius' Heer waere vielleicht vernichtet worden. Allein inzwischen war Metellus herangekommen, hatte das gegen ihn aufgestellte Korps des Perpenna niedergerannt und dessen Lager genommen; es war nicht moeglich, die Schlacht gegen die beiden vereinigten Heere wiederaufzunehmen. Die Erfolge des Metellus, die Vereinigung der feindlichen Streitkraefte, das ploetzliche Stocken nach dem Sieg verbreiteten Schrecken unter den Sertorianern, und wie es bei spanischen Heeren nicht selten vorkam, verlief infolge dieses Umschwungs der Dinge sich der groesste Teil der sertorianischen Soldaten. Indes die Entmutigung verflog so rasch wie sie gekommen war; die weisse Hindin, die die militaerischen Plaene des Feldherrn bei der Menge vertrat, war bald wieder populaerer als je; in kurzer Zeit trat in der glei$ ahreszeit doch nicht ganz vom Meere verschwanden. Aber wie empfindlich die Sperrung der See war, sie war eher zu ertragen als die Heimsuchung der griechischen und kleinasiatischen Inseln und Kuesten. Ganz wie spaeter in der Normannenzeit liefen die Korsarengeschwader bei den Seestaedten an und zwangen sie, entweder mit grossen Summen sich loszukaufen, oder belagerten und stuermten sie mit gewaffneter Hand. Wenn unter Sullas Augen nach geschlossenem Frieden mit Mithradates Samothrake, Klazomenae, Samos, Iassos von den Piraten ausgeraubt wurden (670 84), so kann man sich denken, wie es da zuging, wo weder eine roemische Flotte noch ein roemisches Heer in der Naehe stand. All die alten reichen Tempel an den griechischen und kleinasiatischen Kuesten wurden nach der Reihe gepluendert; allein aus Samothrake soll ein Schatz von 1000 Talenten (1500000 Talern) weggefuehrt worden sein. Apollon, heisst es bei einem roemischen Dichter dieser Zeit, ist durch die Piraten so arm geworden, dass er, wenn die Schw$ des Nachfolgers fortdauert, was der aelteste, einfachste und haeufigste Fall ist. Oder sie entstand auf dem Wege, dass die beikommenden Organe, namentlich die Komitien, in spaeterer Zeit auch wohl der Senat, einen nicht in der Verfassung vorgesehenen Oberbeamten ernannten, indem dieser zwar sonst dem ordentlichen Beamten gleichstand, aber doch zum Kennzeichen der Ausserordentlichkeit seines Amtes sich nur "an Praetors" oder "an Konsuls Statt" nannte. Hierher gehoeren auch die in ordentlichem Wege zu Quaestoren ernannten, dann aber ausserordentlicherweise mit praetorischer oder gar konsularischer Amtsgewalt ausgestatteten Beamten (quaestores pro praetore oder pro consule), in welcher Eigenschaft zum Beispiel Publius Lentulus Marcellinus 679 (73) nach Kyrene (Sall. hist. 2, 39 Dietsch), Gnaeus Piso 689 (65) nach dem Diesseitigen Spanien (Sall. Cat. 19), Cato 696 (58) nach Kypros (Vell. 2, 45) gingen. Oder endlich es beruht die ausserordentliche Amtsgewalt auf dem Mandierungsrecht des hoechsten Bea$ om Euphrat zum Roemischen Reiche zu fuegen, von der neuen Triarchie der roemischen Machthaber energisch, aber ungluecklich wiederaufgenommen ward und bald darauf der Buergerkrieg wie alle anderen so auch die oestlichen Provinzen in seinen verhaengnisvollen Strudel hineinzog. Dass in der Zwischenzeit die Statthalter Kilikiens bestaendig mit den Bergvoelkern des Amanos, die von Syrien mit den Schwaermen der Wueste zu fechten hatten und namentlich in diesem Kriege gegen die Beduinen manche roemische Truppe aufgerieben ward, ist ohne weitere Bedeutung. Bemerkenswerter ist der eigensinnige Widerstand, den die zaehe juedische Nation den Eroberern entgegensetzte. Teils des abgesetzten Koenigs Aristobulos Sohn Alexandros, teils Aristobulos selbst, dem es nach einiger Zeit gelang, aus der Gefangenschaft zu entkommen, erregten waehrend der Statthalterschaft des Aulus Gabinius (697-700 57-54) drei verschiedene Aufstaende gegen die neuen Machthaber, deren jedem die von Rom eingesetzte Regierung des Hochpries$ ricum und Gergovia gelungen war, sein Fussvolk unter dem Schutz der Festungsmauern aufzustellen und durch seine Reiterei seine Verbindungen nach aussen hin sich offen zu halten, waehrend er die des Feindes unterbrach. Die keltische Reiterei, schon entmutigt durch jene von den geringgeschaetzten Gegnern ihnen beigebrachte Niederlage, wurde von Caesars deutschen Berittenen in jedem Zusammentreffen geschlagen. Die Umwallungslinie der Belagerer erhob sich in der Ausdehnung von zwei deutschen Meilen um die ganze Stadt mit Einschluss des an sie angelehnten Lagers. Auf einen Kampf unter den Mauern war Vercingetorix gefasst gewesen, aber nicht darauf, in Alesia belagert zu werden - dazu genuegten fuer seine angeblich 80000 Mann Infanterie und 15000 Reiter zaehlende Armee und die zahlreiche Stadtbewohnerschaft die aufgespeicherten Vorraete, wie ansehnlich sie waren, doch bei weitem nicht. Vercingetorix musste sich ueberzeugen, dass sein Kriegsplan diesmal zu seinem eigenen Verderben ausgeschlagen und er v$ peius das gleiche; ihm verdankte die Hauptstadt das erste steinerne Theater, und er feierte dessen Einweihung mit einer nie zuvor gesehenen Pracht. Dass solche Spenden eine Menge oppositionell Gesinnter, namentlich in der Hauptstadt, mit der neuen Ordnung der Dinge bis zu einem gewissen Grade aussoehnten, versteht sich ebenso von selbst, wie dass der Kern der Opposition diesem Korruptionssystem nicht erreichbar war. Immer deutlicher kam es zu Tage, wie tief die bestehende Verfassung im Volke Wurzel geschlagen hatte und wie wenig namentlich die dem unmittelbaren Parteitreiben ferner stehenden Kreise, vor allem die Landstaedte, der Monarchie geneigt oder auch nur bereit waren, sie ueber sich ergehen zu lassen. Haette Rom eine Repraesentativverfassung gehabt, so wuerde die Unzufriedenheit der Buergerschaft ihren natuerlichen Ausdruck in den Wahlen gefunden und, indem sie sich aussprach, sich gesteigert haben; unter den bestehenden Verhaeltnissen blieb den Verfassungstreuen nichts uebrig als dem Sena$ Heer ein Mann entkommen. Allein nicht geuebt, anders als beritten zu fechten, und darum besorgt vor einem Ueberfall, hatten sie die Gewohnheit, niemals hart am Feinde zu lagern; hoehnisch riefen sie den Roemern zu, dass sie dem Feldherrn eine Nacht schenkten, um seinen Sohn zu beweinen, und jagten davon, um am anderen Morgen wiederzukehren und das blutend am Boden liegende Wild abzufangen. Natuerlich warteten die Roemer den Morgen nicht ab. Die Unterfeldherren Cassius und Octavius - Crassus selbst hatte gaenzlich den Kopf verloren - liessen sofort und in moeglichster Stille, mit Zuruecklassung der saemtlichen - angeblich 4000 - Verwundeten und Versprengten, die noch marschfaehigen Leute aufbrechen, um in den Mauern von Karrhae Schutz zu suchen. Dass die Parther, als sie den folgenden Tag wiederkamen, zunaechst sich daran machten, die zerstreut Zurueckgelassenen aufzusuchen und niederzumetzeln, und dass die Besatzung und die Einwohnerschaft von Karrhae, durch Ausreisser fruehzeitig von der Katastr$ dessen syrische Armee bei einem etwaigen Bruch mit Pompeius notwendig in Caesars Waagschale fielen; denn auf Crassus, der seit der sullanischen Zeit mit Pompeius aufs tiefste verfeindet und fast ebensolange mit Caesar politisch und persoenlich verbuendet war, und der nach seiner Eigentuemlichkeit allenfalls, wenn er nicht selbst Koenig von Rom werden konnte, auch damit sich begnuegt haben wuerde, des neuen Koenigs von Rom Bankier zu sein, durfte Caesar ueberhaupt zaehlen und auf keinen Fall besorgen, ihn sich gegenueber als Verbuendeten seiner Feinde zu erblicken. Die Katastrophe von Juni 791 (53), in der Heer und Feldherr in Syrien zu Grunde gingen, war darum auch fuer Caesar ein furchtbar schwerer Schlag. Wenige Monate spaeter loderte in Gallien, ebenda es vollstaendig unterworfen schien, die nationale Insurrektion gewaltiger empor als je und trat zum erstenmal hier gegen Caesar ein ebenbuertiger Gegner in dem Arvernerkoenig Vercingetorix auf. Wieder einmal hatte das Geschick fuer Pompeius gea$ rzwangen die sofortige Verlesung der Depesche. Die ernsten und klaren Warte, in denen Caesar den drohenden Buergerkrieg, den allgemeinen Wunsch nach Frieden, Pompeius' Uebermut, seine eigene Nachgiebigkeit mit der ganzen unwiderstehlichen Macht der Wahrheit darlegte, die Vergleichsvorschlaege von einer ohne Zweifel seine eigenen Anhaenger ueberraschenden Maessigung, die bestimmte Erklaerung, dass hiermit die Hand zum Frieden zum letztenmal geboten sei, machten den tiefsten Eindruck. Trotz der Furcht vor den zahlreich in die Hauptstadt gestroemten Soldaten des Pompeius war die Gesinnung der Majoritaet nicht zweifelhaft; man durfte nicht wagen, sie sich aussprechen zu lassen. Ueber den von Caesar erneuerten Vorschlag, dass beiden Statthaltern zugleich die Niederlegung ihres Kommandos aufgegeben werden moege, ueber alle durch sein Schreiben nahegelegten Vergleichsvorschlaege und ueber den von Marcus Caelius Rufus und Marcus Calidius gestellten Antrag, Pompeius zur sofortigen Abreise nach Spanien zu $ liederlich wie schwindelnd hoch gebaut, meistens von spekulierenden Baumeistern fuer Rechnung der kleinen Besitzer, wobei jene steinreich, diese zu Bettlern wurden. Wie einzelne Inseln in diesem Meer von elenden Gebaeuden erschienen die glaenzenden Palaeste der Reichen, die den kleinen Haeusern ebenso den Raum verengten wie ihre Besitzer den kleinen Leuten ihr Buergerrecht im Staat und neben deren Marmorsaeulen und griechischen Statuen die verfallenden Tempel mit ihren grossenteils noch holzgeschnitzten Goetterbildern eine traurige Figur machten. Von einer Strassen-, einer Ufer-, Feuer- und Baupolizei war kaum die Rede; wenn die Regierung um die alljaehrlich eintretenden Ueberschwemmungen, Feuersbruenste und Haeusereinstuerze ueberhaupt sich bekuemmerte, so geschah es, um von den Staatstheologen Bericht und Bedenken ueber den wahren Sinn solcher Zeichen und Wunder zu begehren. Man versuche sich ein London zu denken mit der Sklavenbevoelkerung von New Orleans, mit der Polizei von Konstantinopel, m$ Im Rechtswesen hatte es auf dem Gebiete des Kriminal- und Polizeirechts, wo die Regierung unmittelbar eingreift und dem rechtlichen Beduerfnis wesentlich durch eine verstaendige Legislation genuegt wird, keine Schwierigkeit, auf dem Wege der gesetzgeberischen Taetigkeit denjenigen Grad materieller Gleichfoermigkeit zu erreichen, der allerdings auch hier fuer die Reichseinheit notwendig war. Im Zivilrecht dagegen, wo die Initiative dem Verkehr, dem Gesetzgeber nur die Formulierung zusteht, war das einheitliche Reichszivilrecht, das der Gesetzgeber zu schaffen freilich nicht vermocht haette, laengst auch bereits auf naturgemaessem Wege durch den Verkehr selber entwickelt worden. Das roemische Stadtrecht zwar beruhte rechtlich immer noch auf der in den Zwoelf Tafeln enthaltenen Formulierung des latinischen Landrechts. Die spaeteren Gesetze hatten wohl im einzelnen mancherlei zeitgemaesse Verbesserungen eingefuehrt, unter denen leicht die wichtigste sein mochte die Abschaffung der alten ungeschickten$ ocent, quod memoria sanctorum proponi potest, ut imitemur fidem eorum et bona opera iuxta voacationem, ut Caesare imitari potest exemplum Davidis in bello gerendo ad depellendos Turcas a patria. 2] Nam uterque rex ist. Sed Scriptura non docet invocare sanctos, seu petere auxilium a sanctis, quia unum Christum nobis proponit mediatorem, propitiatorium, pontificem et intercessorem. 3] Hic invocandus est, et promisit se exauditurum esse preces nostras, et hunc cultum maxime probat, videlicet ut invocetur in omnibus afflictionibus. 4] 1 Ioh. 2, 1: Si quis peccat, habemus adovcatum apud Deum etc. I. De Utraque Specie. [Article XXII] 1] Laicis datur utraque species sacramenti in coena Domini, quia hic mos habet mandatum Domini Matth. 26, 27: Bibet ex hoc omnes. 2] Ubi manifeste praecepit Christus de poculo, ut omnes bibant. 3] Ut ne quis possit cavillari, quod hoc ad sacerdotes tantum pertineat, Paulus ad Corinthos 11, 26 exemplum recitat, in quo apparet totam ecclesiam utraque specie usam esse. 4] Et diu mansit h$ est., 1.cap., Nuptiarum, dass man solche Ehe nicht zerreissen soll. Nun ist je St. Augustin nicht in geringen Ansehen in der christlichen Kirche, obgleich etliche hernach anders gehalten [haben]. Wiewohl nun Gottes Gebot von dem Ehestande ihrer sehr viele vom Klostergeluebde frei und ledig gemacht [hat], so wenden doch die Unsern noch mehr Ursachen vor, dass Klostergeluebde nichtig und unbuendig seien. Denn aller Gottesdienst, von den Menschen ohne Gottes Gebot umnd Befehl eingesetzt und erwaehlt, Gerechtigkeit und Gottes Gnade zu erlangen, sei wider Gott und dem Evangelio und Gottes Befehl entgegen; wie denn Christus selbst sagt Matth. 15, 9: "Sie dienen mir vergebens mit Menschengeboten." So lehret's auch St. Paulus ueberall, dass man Gerechtigkeit nicht soll suchen aus unsern Geboten und Gottesdiensten, so von Menschen erdichtet sind, sondern dass Gerechtigkeit und Froemmigkeit vor Gott kommt aus dem Glauben und Vertrauen, dass wir glauben, dass uns Gott um seines einigen Sohnes Christus willen zu Gnaden a$ tuemmel der Bacchantinnen gehoert, und sogleich fuer einen Aufruf zu einer ansehnlichen Beute aufgenommen. Sie erinnerten sich, dass die vornehmsten Frauen dieser Gegend die geheimnisvollen Orgya um diese Zeit zu begehen pflegten; und dass sie, wenn sie sich zu solchem Ende versammelten, in ihrem schoensten Putz aufzuziehen pflegten, ob sie gleich vor Besteigung des Berges sich dessen wieder entledigten, und alles bis zu ihrer Wiederkunft von einer Anzahl Sklavinnen bewachen liessen. Die Hoffnung, ausser diesen Weibern, von denen sie die schoensten fuer die Asiatischen Harems bestimmten, eine Menge von kostbaren Kleidern und Juwelen zu erbeuten, schien ihnen wohl wert, sich etwas laenger aufzuhalten. Sie teilten sich also in zween Haufen, davon der eine sich derer bemaechtigte, welche die Kleider hueteten, indessen dass die uebrigen den Berg bestiegen, und mit grossem Geschrei unter die Thracierinnen einstuermend, sich von ihnen Meister machten, ehe sie Zeit oder Mut hatten, sich zur Wehr zu setzen. Die U$ Fibern, und setzt unsre ganze Maschine in einen Zustand von Behaglichkeit, der sich der Seele um so mehr mitteilet, als ihre eigne natuerliche Verrichtungen auf eine angenehme Art dadurch erleichtert werden. Die Bewunderung, die Liebe, das Verlangen, die Hoffnung, das Mitleiden, jeder zaertliche Affekt bringt diese Wuerkung in einigem Grad hervor, und ist desto angenehmer, je mehr er sich derjenigen Wollust naehert, die unsre Alten wuerdig gefunden haben, in der Gestalt der personifizierten Schoenheit, aus deren Genuss sie entspringt, unter die Goetter gesetzt zu werden. Derjenige, den sein Freund niemals in Entzueckungen gesetzt hat, die den Entzueckungen der Liebe aehnlich sind, ist nicht berechtiget von den Vergnuegen der Freundschaft zu reden. Was ist das Mitleiden, welches uns zur Guttaetigkeit treibt? Wer anders ist desselben faehig als diese empfindlichen Seelen, deren Auge durch den Anblick, deren Ohr durch den aechzenden Ton des Schmerzens und Elends gequaelet wird, und die in dem Augenblick, da $ behauptete; aber er wusste ihm einen so lebhaften Schein zu geben, und durch eine zwar willkuerliche, aber desto kuenstlichere Verbindung seiner Saetze die Schwaeche eines jeden, wenn er an sich und allein betrachtet wuerde, so geschickt zu verbergen, dass man, so gar mit einer gruendlichen Beurteilungs-Kraft, auf seiner Hut sein musste, um nicht von ihm ueberrascht zu werden. Der hauptsaechlichste Vorwurf seiner Anklage sollte, seinem Vorgeben nach, die schlimme Verwaltung sein, deren ich mich als Ober-Befehlshaber in der Angelegenheit der empoerten Schutz-Verwandten schuldig gemacht haben sollte; denn er bewies mit grossem Wort-Gepraenge, dass ich in dieser ganzen Expedition nichts getan haette, das der Rede wert waere; dass ich vielmehr, anstatt die Empoerten zu zuechtigen und zum Gehorsam zu bringen, ihren Sachwalter vorgestellt; sie fuer ihren Aufruhr belohnt; ihnen noch mehr, als sie selbst zu fodern die Verwegenheit gehabt, zugestanden; und durch diese unbegreifliche Art zu verfahren, ihnen Mut und Kr$ r verschiednen Gefahren, denen er sich dadurch ausgesetzt gesehen hatte. Zu Delphi fehlte es wenig, dass sie ihn den Nachstellungen eines verkappten Apollo preis gegeben haette--zu Athen hatte sie ihn seinen arglistigen Feinden wuerklich in die Haende geliefert. Doch, aus diesen beiden Gefahren hatte er seine Tugend davon gebracht; ein unschaetzbares Kleinod, dessen Besitz ihn gegen den Verlust alles andern, was ein Guenstling des Glueckes verlieren kann, unempfindlich machte. Aber durch eben diesen Enthusiasmus unterlag sie endlich den Verfuehrungen seines eignen Herzens eben so wohl als den Kunstgriffen der schoenen Danae. War nicht dieses zauberische Licht, welches seine Einbildungs-Kraft gewohnt war, ueber alles, was mit seinen Ideen uebereinstimmte, auszubreiten; war nicht diese unvermerkte Unterschiebung des Idealen an die Stelle des Wuerklichen, die wahre Ursache, warum Danae einen so ausserordentlichen Eindruck auf sein Herz machte? War es nicht diese begeisterte Liebe zum Schoenen, unter deren sch$ gruendet ist; dass die Liebe, welche sich der Seele bemaechtiget, sie gemeiniglich der Meisterschaft ueber sich selbst beraube, entnerve, und zu edeln Anstrengungen untuechtig mache. "Und wozu", (hoeren wir den scheinheiligen Theogiton mit einem tiefen Seufzer, in welchem ein halbunterdruecktes Anathema murmelt, fragen) "--wozu diese ganze schoene Digression? Ist vielleicht ihre Absicht, die aergerlichen Begriffe und Sitten blinder, verdorbener Heiden unsrer ohnehin zum Boesen so gelehrigen Jugend zum Muster vorzulegen?" "Nein, mein Herr; das waere unnoetig; der groesseste Teil dieser Jugend, welche unser Buch lesen wird (es muesste dann in die Gewuerzbuden kommen) hat schon den Horaz, den Ovid, den Martial, den Petron, den Apuleius, vielleicht auch den Aristophanes gelesen; und was noch sonderbarer scheinen koennte, hat seine Bekanntschaft mit diesen Schriftstellern, welche nach Dero Grundsaetzen lauter Seelengift sind, in den Schulen gemacht. Wir haben also dieser Jugend nicht viel neues gesagt; und geset$ aetten etwas weniger Parteilichkeit fuer sich selbst zu hegen, etwas mehr Nachsicht gegen andre sich empfohlen sein lassen wollten." ueberhaupt hat man Ursache zu glauben, dass Agathon gesprochen habe wie er dachte, und das ist zu Rechtfertigung seiner Redlichkeit genug. Und warum sollten wir an dieser zu zweifeln anfangen? Sein ganzes Betragen, waehrend dass er das Herz des Tyrannen in seinen Haenden hatte, bewies, dass er keine Absichten hegete, welche ihn genoetiget haetten, ihm gegen seine ueberzeugung zu schmeicheln. Es ist wahr, er hatte Absichten, bei allem was er von dem Augenblick, da er den Fuss in Dionysens Palast setzte, tat; sollte er vielleicht keine gehabt haben? Was koennen wir, nach der aeussersten Schaerfe, mehr fodern, als dass seine Absichten edel und tugendhaft sein sollen; und so waren sie, wie wir bereits gesehen haben. Es scheint also nicht, dass man Grund habe, ihm aus der Vorsichtigkeit einen Vorwurf zu machen, womit er, in der neuen und schluepfrigen Situation, worin er war, al$ agoras, als ein tiefer Kenner der Geheimnisse der Natur und der mechanischen Kuenste, als ein weiser Staatsmann, als ein geschickter und allezeit gluecklicher Feldherr, und was allen diesen Vorzuegen die Krone aufsetzt, als ein rechtschaffener Mann, in der vollkommensten Bedeutung dieses Worts erworben, hatte den Namen des Archytas unserm Helden schon lange ehrwuerdig gemacht; und hiezu kam noch, dass dessen juengerer Sohn, Critolaus, in den Zeiten des hoechsten Wohlstandes Agathons zu Athen zwei Jahre in seinem Hause zugebracht, und mit allen ersinnlichen Freundschafts-Erweisungen ueberhaeuft, eine Zuneigung von derjenigen Art fuer ihn gefasst hatte, welche in schoenen Seelen (denn damals gab es noch schoene Seelen) sich nur mit dem Leben endet. Diese Freundschaft war zwar durch zufaellige Ursachen, und den Aufenthalt Agathons zu Smyrna eine Zeitlang unterbrochen, aber sogleich nach seinem Entschluss, bei dem Dionys zu leben, wieder erneuert, und seither sorgfaeltig unterhalten worden. Agathon hatte waehre$ einmal stillegestanden, als er sie taeglich auf- und niedergehen sieht. Das Wunder bleibt immer dasselbe; aber nicht unsere Gemuetsverfassung, wenn wir es zu oft denken.--Folglich wuerde auch die Einfuehrung der Tiere uns hoechstens nur in den ersten Fabeln wunderbar vorkommen; faenden wir aber, dass die Tiere fast in allen Fabeln spraechen und urteilten, so wuerde diese Sonderbarkeit, so gross sie auch an und vor sich selbst waere, doch gar bald nichts Sonderbares mehr fuer uns haben. Aber wozu alle diese Umschweife? Was sich auf einmal umreissen laesst, braucht man das erst zu erschuettern?--Darum kurz: dass die Tiere, und andere niedrigere Geschoepfe, Sprache und Vernunft haben, wird in der Fabel vorausgesetzt; es wird angenommen und soll nichts weniger als wunderbar sein.--Wenn ich in der Schrift lese [2]: "Da tat der Herr der Eselin den Mund auf, und sie sprach zu Bileam etc.", so lese ich etwas Wunderbares. Aber wenn ich bei dem Aesopus lese [3]: Fasin, ote jwnhneta hn ta zwa, thn oin proV ton despo$ t sei; es war nicht leicht, das Raetsel dieser Mienen zu loesen. Geht, sagte sie, Ihr werdet ernsthaft, und das mag ich nicht leiden. Ihr seid noch nicht lange hier, darum habt Ihr Respekt vor den alten Blutrichtern und Henkern, die sich von fern oder etwa gemalt sehr ehrwuerdig ausnehmen moegen. Ich aber habe sie schon manchmal in der Naehe gesehen, am Farotisch, wenn meine Graefin Bank hielt, und ich kann Euch sagen, sie sind auch Menschen, wie Adam war. Mag sein, Kind, antwortete er, aber sie haben die Gewalt, und ein armer Buerger wie ich tut nicht klug, so verfaengliche Reden hier am offenen Fenster zu wechseln. Wenn es zu boesen Haeusern kommt, dass wir beide die inkarnierte Gerechtigkeit Venedigs fuer nichts Besseres als eine Handvoll sterblicher Menschen halten, so beschuetzt dich, meine teure Smeraldina, der Zauber deiner Schoenheit; ich aber wandere den bekannten nassen Weg oder tausche wenigstens mein Quartier in der Calle della Cortesia mit einer viel bescheideneren Kammer in den Brunnen* oder$ h nach Osten. Dreimal bueckten die Stoerche ihre langen Haelse der Sonne entgegen, die soeben hinter dem Gebirge heraufstieg: "Mutabor!" riefen sie, im Nu waren sie verwandelt, und in der hohen Freude des neugeschenkten Lebens lagen Herr und Diener lachend und weinend einander in den Wer beschreibt aber ihr Erstaunen, als sie sich umsahen? Eine schoene Dame, herrlich geschmueckt, stand vor ihnen. Laechelnd gab sie dem Kalifen die Hand. "Erkennt Ihr Eure Nachteule nicht mehr?" sagte sie. Sie war es; der Kalif war von ihrer Schoenheit und Anmut entzueckt. Die drei zogen nun miteinander auf Bagdad zu. Der Kalif fand in seinen Kleidern nicht nur die Dose mit Zauberpulver, sondern auch seinen Geldbeutel. Er kaufte daher im naechsten Dorfe, was zu ihrer Reise noetig war, und so kamen sie bald an die Tore von Bagdad. Dort aber erregte die Ankunft des Kalifen grosses Erstaunen. Man hatte ihn fuer tot ausgegeben, und das Volk war daher hocherfreut, seinen geliebten Herrscher wiederzuhaben. Um so mehr aber entbr$ muss ich wenigstens den Kopf seiner Tochter bringen, damit er sie noch einmal sehe." Diese Sitte, die Koepfe geliebter Anverwandten abzuschneiden, kam mir zwar etwas schrecklich vor; doch wagte ich nichts dagegen einzuwenden aus Furcht, den Unbekannten zu beleidigen. Ich sagte ihm daher, dass ich mit dem Einbalsamieren der Toten wohl umgehen koenne, und bat ihn, mich zu der Verstorbenen zu fuehren. Doch konnte ich mich nicht enthalten zu fragen, warum denn dies alles so geheimnisvoll und in der Nacht geschehen muesse. Er antwortete mir, dass seine Anverwandten, die seine Absicht fuer grausam hielten, bei Tage ihn abhalten wuerden; sei aber nur erst einmal der Kopf abgenommen, so koennten sie wenig mehr darueber sagen. Er haette mir zwar den Kopf bringen koennen; aber ein natuerliches Gefuehl halte ihn ab, ihn selbst abzunehmen. Wir waren indes bis an ein grosses, prachtvolles Haus gekommen. Mein Begleiter zeigte es mir als das Ziel unseres naechtlichen Spazierganges. Wir gingen an dem Haupttor des Hau$ in meiner Lampe nicht erkannt, aber der Klang seiner Stimme erweckte alte Erinnerungen in mir, es war Valetty, einer jener wenigen Freunde, die ich in der Stadt Paris waehrend meiner Studien kannte. Er sagte, dass er zufaellig nach Florenz gekommen sei, wo sein Vater als angesehener Mann wohne, er habe von meiner Geschichte gehoert und sei gekommen, um mich noch einmal zu sehen und von mir selbst zu erfahren, wie ich mich so schwer habe verschulden koennen. Ich erzaehlte ihm die ganze Geschichte. Er schien darueber sehr verwundert und beschwor mich, ihm, meinem einzigen Freunde, alles zu sagen, um nicht mit einer Luege von hinnen zu gehen. Ich schwor ihm mit dem teuersten Eid, dass ich wahr gesprochen und dass keine andere Schuld mich druecke, als dass ich, von dem Glanze des Goldes geblendet, das Unwahrscheinliche der Erzaehlung des Unbekannten nicht erkannt habe. "So hast du Bianka nicht gekannt?" fragte jener. Ich beteuerte ihm, sie nie gesehen zu haben. Valetty erzaehlte mir nun, dass ein tiefes Geh$ n Mittel, das seinen Plan retten konnte: Er musste das kleine Ungetuem toeten. Mit einem Sprung fuhr er daher aus dem Bette auf den Kleinen zu; doch dieser, der etwas Solches geahnt haben mochte, liess die Lampe fallen, dass sie verloeschte, und entsprang im Dunkeln, indem er moerderisch um Hilfe schrie. Jetzt war guter Rat teuer; die Maedchen musste er fuer den Augenblick aufgeben und nur auf die eigene Rettung denken; daher ging er an das Fenster, um zu sehen, ob er nicht entspringen koennte. Es war eine ziemliche Tiefe bis zum Boden, und auf der anderen Seite stand eine hohe Mauer, die zu uebersteigen war. Sinnend stand er an dem Fenster; da hoerte er viele Stimmen sich seinem Zimmer naehern; schon waren sie an der Tuere; da fasste er verzweiflungsvoll seinen Dolch und seine Kleider und schwang sich zum Fenster hinaus. Der Fall war hart; aber er fuehlte, dass er kein Glied gebrochen hatte; drum sprang er auf und lief der Mauer zu, die den Hof umschloss, stieg, zum Erstaunen seiner Verfolger, hinauf und$ er auch in Unwissenheit aufwachsen. Der kleine Muck war noch in seinem sechzehnten Jahr ein lustiges Kind, und der Vater, ein ernster Mann, tadelte ihn immer, dass er, der schon laengst die Kinderschuhe zertreten haben sollte, noch so dumm und laeppisch sei. Der Alte tat aber einmal einen boesen Fall, an welchem er auch starb und den kleinen Muck arm und unwissend zurueckliess. Die harten Verwandten, denen der Verstorbene mehr schuldig war, als er bezahlen konnte, jagten den armen Kleinen aus dem Hause und rieten ihm, in die Welt hinauszugehen und sein Glueck zu suchen. Der kleine Muck antwortete, er sei schon reisefertig, bat sich aber nur noch den Anzug seines Vaters aus, und dieser wurde ihm auch bewilligt. Sein Vater war ein grosser, starker Mann gewesen, daher passten die Kleider nicht. Muck aber wusste bald Rat; er schnitt ab, was zu lang war, und zog dann die Kleider an. Er schien aber vergessen zu haben, dass er auch in der Weite davon schneiden muesse, daher sein sonderbarer Aufzug, wie er noch$ haesslichen Haenden in den Kraeuterkorb hinein, packte die Kraeutlein, die so schoen und zierlich ausgebreitet waren, mit ihren langen Spinnenfingern, brachte sie dann eins um das andere hinauf an die lange Nase und beroch sie hin und her. Der Frau des Schusters wollte es fast das Herz abdrucken, wie sie das alte Weib also mit ihren seltenen Kraeutern hantieren sah; aber sie wagte nichts zu sagen; denn es war das Recht des Kaeufers, die Ware zu pruefen, und ueberdies empfand sie ein sonderbares Grauen vor dem Weibe. Als jene den ganzen Korb durchgemustert hatte, murmelte sie: "Schlechtes Zeug, schlechtes Kraut, nichts von allem, was ich will, war viel besser vor fuenfzig Jahren; schlechtes Zeug, schlechtes Zeug!" Solche Reden verdrossen nun den kleinen Jakob. "Hoere, du bist ein unverschaemtes, altes Weib", rief er unmutig, "erst faehrst du mit deinen garstigen, braunen Fingern in die schoenen Kraeuter hinein und drueckst sie zusammen, dann haeltst du sie an deine lange Nase, dass sie niemand mehr kaufen m$ , der reiche Glasmann, und ein dritter schuettelte den Kopf und sprach: "Mit dem Reichtum kann man es machen, man sagt allerlei von seinen Schulden, und in der Stadt hat einer gesagt, der Amtmann werde nicht mehr lange saeumen zum Auspfaenden." Indessen gruesste der reiche Peter die Gaeste am Fenster vornehm und gravitaetisch, stieg vom Wagen und schrie: "Sonnenwirt, guten Abend, ist der dicke Ezechiel schon da?" Und eine tiefe Stimme rief: "Nur herein, Peter! Dein Platz ist dir aufbehalten, wir sind schon da und bei den Karten." So trat Peter Munk in die Wirtsstube, fuhr gleich in die Tasche und merkte, dass Ezechiel gut versehen sein muesse; denn seine Tasche war bis oben angefuellt. Er setzte sich hinter den Tisch zu den anderen und gewann und verlor hin und her, und so spielten sie, bis andere ehrliche Leute nach Hause gingen, und spielten bei Licht, bis zwei andere Spieler sagten: "Jetzt ist's genug, und wir muessen heim zu Frau und Aber Spielpeter forderte den dicken Ezechiel auf zu bleiben. Dieser w$ st das Panier der Glaubst du, die Welt sei darum nur erschaffen, damit du deinen Geifer auf ihr Wappen speien kannst? Die Menschheit hinge nur von deinen Launen ab? Dir duerften andre nur, du andern nicht genuegen? Bist du denn wahnsinnig, du uebermuetger Wurm? Sapperment, nicht lang per Wurm, das Ding fangt mich zu wurmen an. Ich gib nicht nach, du bankrottierter Philosoph! Ich bin zu gut, und du zu schlecht, als dass ich laenger mit dir red. Drum fort mit dir, der Mond geht auf, und du gehst ab, und kuenftighin werd ich in meiner Huetten mich verschanzen und herunterstukatieren, wenn sich eins sehen laesst. So willst du nicht die Hand zur Bessrung bieten? Ich biete nichts, und wenn mir's Wasser bis an Hals auch geht. Wohlan! So lass uns den Versuch beginnen. Weil nicht Vernunft kann dein Gemuet gewinnen, Soll Geistermacht zu deinem Glueck dich zwingen, Und mit dem Alpenkoenig wirst du ringen. Vermeid dies Haus! Sonst tritt auf allen Wegen Vergangenheit dir leichenblass entgegen. Und willst du Elemen$ eine Absichten haben, weil Sie keine Aussichten haben. Ich kann mein Kind verheiraten, an wen ich will, denn ich Und es ist eine Frechheit von Ihnen, dass Sie sich gegen meine Erlaubnis in mein Haus zu schleichen suchen, um mein Kind von dem Gehorsam gegen seinen Vater abzubringen. Sehr schoen, ich muss mich selber loben. Herr von Rappelkopf, ich beschwoere Sie bei allen Gefuehlen, welche Ihr leidenschaftliches Herz je bestuermten, haben Sie Nachsicht mit den meinigen. Ich kann ohne Ihre Tochter nicht leben, ich war drei Jahre abwesend, und meine Gesinnungen haben sich nicht veraendert. Ich besitze ein kleines Vermoegen, habe mich in meiner Kunst verbessert, schenken Sie mir Ihre Einwilligung, nie werde ich Ihre Gnade vergessen, und Sie werden einen dankbaren Sohn an mir gewinnen. Das ist kein gar so schlechter Mensch, er soll doch nicht so hart mit ihm sein. Ich traue Ihren Worten nicht, denn Falschheit blickt aus Ihrem Auge. Darum wagen Sie es nicht mehr, meine Schwelle zu betreten. Eh steht mein Tor hun$ von Mynherr van Dycks Palaste zu Amsterdam ist wohl dem Hoechsten ehrenvoll zu ueberschreiten. Man hat mich drueben halten wollen, mein Meister van der Helst und andre! Wenn ich dorthin zurueckginge, ein Jahr noch oder zwei; dann--wir kommen dann schon von hier fort; bleib mir nur feste gegen euere wuesten Katharinens weisse Haende strichen ueber meine Locken; sie herzete mich und sagte leise: "Da ich in meine Kammer dich gelassen, so werd ich doch dein Weib auch werden muessen." --Ihr ahnete wohl nicht, welch einen Feuerstrom dies Wort in meine Adern goss, darin ohnedies das Blut in heissen Pulsen ging.--Von dreien furchtbaren Daemonen, von Zorn und Todesangst und Liebe ein verfolgter Mann, lag nun mein Haupt in des viel geliebten Weibes Da schrillte ein geller Pfiff, die Hunde drunten wurden jaehlings stille, und da es noch einmal gellte, hoerete ich sie wie toll und wild davon rennen. Vom Hofe her wurden Schritte laut; wir horchten auf, dass uns der Athem stille stund. Bald aber wurde dorten eine Thuer$ .) (Er eilt ihr nach.) Du selbst zurueck, Barbar!--Medea! (Indem er ins Zelt dringen will und Aietes sich ihm abwehrend in den Weg stellt, faellt der Vorhang.) Dritter Aufzug (Das Innere von des Koenigs Zelte. Der hintere Vorhang desselben ist so, dass man durch denselben, ohne die draussen befindlichen Personen genau unterscheiden zu koennen, doch die Umrisse derselben erkennen kann.) Medea, Gora, Jungfrauen (im Zelte.) Jason, Aietes (und) Alle Personen des letzten Aktschlusses (ausser demselben.) (Medea steht links im Vorgrunde aufgerichtet, die linke Hand auf einen Tisch gestuetzt, die Augen unbeweglich vor sich gerichtet in der Stellung einer die hoert was aussen vorgeht. Gora sie beobachtend auf der andern Seite des Tisches. Jungfrauen teils knieend, teils stehend um sie gruppiert. Einige) Krieger (im Hintergrunde des Zeltes an den Seiten aufgestellt.) Jason (von aussen). Ich will hinein! Aietes (aussen). Denkst du's zu wehren? Vom Schwert die Hand! die Hand vom Schwerte sag' ich, Das meine zuckt, i$ echnungen der Hotels bleiben gewiss hinter den Fortschritten der Zeit nicht zurueck, aber die Aermlichkeit der Zimmerausstattungen, das Gepraege der auf allen moeglichen Auktionen zusammengekauften Moeblierung und die scheinbare Halbeleganz gewisser, durch uebermaessige Ausnutzung halbverwitterter Verzierungen, z.B. des unvermeidlichen Wachstuchs auf den Fussboeden, stellt immer wieder die Aermlichkeit des Berliner Komforts heraus, von den Betten, ihrer Enge, ihren zentnerschweren Federpfuehlen nicht zu reden. Von Doppelfenstern ist in der lichtliebenden Stadt wenig die Rede. Man erkennt auf diesem Gebiete immer wieder in Berlin seine alten Pappenheimer und laesst sich's an ihnen genuegen, wenn nur dafuer die Ausbeute an geistiger Anregung desto belohnender zu werden verspricht. Regen und Schnee, Sturm und Kaelte lassen die grossen Schmutzflaechen der Berliner Plaetze und Strassen doppelt schauerlich erscheinen. Unabsehbar sind diese Wasserspiegel. Unter den Linden fegen die Strassenkehrer eine ganz eigentuem$ ieht sein Material direkt aus England, Schweden und vorzugsweise Russland. Ebenso grossartig ist Ravenes Handel mit Schmiedeeisen, Blei, Messing, Zinn und allen metallischen Rohprodukten. Es charakterisiert den Berliner Grosskaufmann, der seine urspruenglichen naiv-buergerlichen Triebe nicht lassen kann, dass Ravene in einem Anfall guter Laune saemtliche verkaeufliche Weine in Bordeaux aufkaufte und sich das Privatvergnuegen machte, das Modell einer grossartigen, aber soliden Weinhandlung aufzustellen, an der es ihm in Berlin sehr noetig schien. Goldschmidt und Dannenberger haben Kattunfabriken im Gange, die Tausende von Menschen, die Bevoelkerung kleiner Stadtbezirke, beschaeftigen, ueberdies ein pauperistisches Element enthalten, das eine umsichtige Behandlung erfordert ... Quatsch, Kroll und "Satanella" (1854) Es gibt ein Wort, das man nur in Berlin versteht. Aber auch nur in Berlin finden sich Erscheinungen, die man damit bezeichnen muss. Es ist dies der Ausdruck: Quatsch. Quatsch ist der Anlauf zum Witz,$ egen, Wo frecher Aufruhr uns die Stirne beut. Mathias. Die Fruechte das von dem geheimen Treiben, Das hinter unserm Ruecken still bemueht. Schickt nach dem Kardinal! (Da die Angeredeten verlegen zuruecktreten.) Was zoegert ihr? Ferdinand. Er ist nur eben abgereist nach Kufstein. Mathias. In diesem Augenblick? Ist er von Sinnen? Ferdinand. Gerad in diesem Augenblick, mein Koenig. (Auf das Kabinett zeigend.) Gefaellt's Euch hier ins Innre einzutreten, So leg ich Euch die Gruende dienstlich vor. Mathias (streng). Sprecht oeffentlich, damit ich offen richte. Ferdinand (Schriften aus dem Mantel ziehend, halblaut). Die Briefe hier von Baiern, Spanien, Rom, Den einz'gen Stuetzen unsrer guten Sache, Die nur auf die Entfernung dieses Manns Den Beistand uns verheissen, den wir brauchen. Hier Oberst Wallenstein, er kommt aus Prag Und meldet uns, dass dort der Aufstand rege. Die Andersglaeubigen der andern Laender, Erwarten nur das Zeichen solchen Ausbruchs, Um zu vereinen sich zu gleichem Trotz. Glaubt Ihr, dass wir mit$ tiefen Kenner seiner Leiblichkeit nachsah, was er keinem andern so leicht vergeben haette. Fagon zitterte. Er stotterte unzusammenhaengende Saetze, und seine Worte stuerzten durcheinander, wie Krieger zu den Waffen. "Du glaubst es nicht, Majestaet, Kenner der Menschenherzen, du glaubst es nicht, dass die Vaeter Jesuiten jeden, der sie wissentlich oder unwissentlich beleidigt, hassen bis zur Vernichtung? Du glaubst nicht, dass diese Vaeter weder wahr noch falsch, weder gut noch boese kennen, sondern nur ihre Gesellschaft?" Fagon schlug eine grimmige Lache auf. "Du willst es nicht glauben, Majestaet! Sage mir, Koenig, du Kenner der Wirklichkeit," raste Fagon abspringend weiter, "da die Rede ist von der Glaubwuerdigkeit der Dinge, kannst du auch nicht glauben, dass in deinem Reiche bei der Bekehrung der Protestanten Gewalt angewendet wird?" "Diese Frage", erwiderte der Koenig sehr ernsthaft, "ist die erste deiner heutigen drei Freiheiten. Ich beantworte sie. Nein, Fagon. Es wird, verschwindend wenige Faell$ , aber ich konnte den Sieger nicht erraten. 'Ich denke, ich gehe mit den Herren', sagte Pere Tellier. 'Kommt, Pater!' draengte der Minister und streckte die Hand gegen ihn 'Aber ich muss die Soutane wechseln. Ihr seht, diese ist geflickt, und ich koennte in Versailles der Majestaet begegnen.' Er oeffnete ein Nebenzimmer. Argenson blickte ihm ueber die Schulter und sah in einen niedern Verschlag mit einem nackten Schragen und einem wurmstichigen Schreine. 'Mit Vergunst, Herren', lispelte der Jesuit schaemig, 'ich habe mich noch nie vor weltlichen Augen umgekleidet.' Argenson fasste ihn an der Soutane. 'Ihr haltet Wort?' Pere Tellier streckte drei schmutzige Finger gegen etwas Heiliges, das im Dunkel einer Ecke klebte, entschluepfte und schloss die Tuer bis auf eine kleine Spalte, welche Argenson mit der Fussspitze offenhielt. Wir hoerten den Schrank oeffnen und schliessen. Zwei stille Minuten verstrichen. Argenson stiess die Tuere auf. Weg war Pere Tellier. Hatte er der Einfluesterung Argensons nicht gegl$ s die gute Mutter die Schuessel zur Seite neigte und ihre eigene Bruehe voll in das Labyrinth der Kanaele und Daemme ihrer Kinder stroemen liess. So lebte die kleine Familie einen Tag wie den andern, und indem dies immer so blieb, waehrend doch die Kinder sich auswuchsen, ohne dass sich eine guenstige Gelegenheit zeigte, die Welt zu erfassen und irgend etwas zu werden, fuehlten sich alle immer unbehaglicher und kuemmerlicher in ihrem Zusammensein. Pankraz, der Sohn, tat und lernte fortwaehrend nichts, als eine sehr ausgebildete und kuenstliche Art zu schmollen, mit welcher er seine Mutter, seine Schwester und sich selbst quaelte. Es ward dies eine ordentliche und interessante Beschaeftigung fuer ihn, bei welcher er die muessigen Seelenkraefte fleissig uebte im Erfinden von hundert kleinen haeuslichen Trauerspielen, die er veranlasste und in welchen er behende und meisterlich den steten Unrechtleider zu spielen wusste. Estherchen, die Schwester, wurde dadurch zu reichlichem Weinen gebracht, durch welches aber $ er las nun die ganze Nacht in diesem Buche und verfing mich ganz in demselben, da es mir gar so gruendlich und sachgemaess geschrieben schien und mir ausserdem eine solche Arbeit ebenso neu als verdienstlich vorkam. Weil nun alles uebrige so trefflich, wahr und ganz erschien und ich es fuer die eigentliche und richtige Welt hielt, so verliess ich mich insbesondere auch bei den Weibern, die es vorbrachte, ganz auf ihn, verlockt und geleitet von dem schoenen Sterne Lydia, und ich glaubte, hier ginge mir ein Licht auf und sei die Loesung meiner zweifelvollen Verwirrung und Qual zu finden. "Gut! dachte ich, wenn ich diese schoenen Bilder der Desdemona, der Helena, der Imogen und anderer sah, die alle aus der hohen Selbstherrlichkeit ihres Frauentums heraus so seltsamen Kaeuzen nachgingen und anhingen, rueckhaltlos wie unschuldige Kinder, edel, stark und treu wie Helden, unwandelbar und treu wie die Sterne des Himmels: gut! hier haben wir unsern Fall! Denn nichts anderes als ein solches festes, schoengebautes und $ einem tiefen Seufzer, "geh in Gottes Namen deiner Wege, Sali!" "Bist du allein?" fragte dieser, "kann ich einen Augenblick hineinkommen?" "Der Vater ist zur Stadt, wie er sagte, um deinem Vater irgend etwas anzuhaengen; aber hereinkommen kannst du nicht, weil du spaeter vielleicht nicht so ungesehen weggehen kannst wie jetzt. Noch ist alles still und niemand um den Weg, ich bitte dich, geh jetzt!" "Nein, so geh' ich nicht! Ich musste seit gestern immer an dich denken, und ich geh' nicht so fort, wir muessen miteinander reden, wenigstens eine halbe Stunde lang oder eine Stunde, das wird uns gut tun!" Vrenchen besann sich ein Weilchen und sagte dann: "Ich geh' gegen Abend auf unsern Acker hinaus, du weisst welchen, wir haben nur noch den, und hole etwas Gemuese. Ich weiss, dass niemand weiter dort sein wird, weil die Leute anderswo schneiden; wenn du willst, so komm dorthin, aber jetzt geh und nimm dich in acht, dass dich niemand sieht! Wenn auch kein Mensch hier mehr mit uns umgeht, so wuerden sie doch ein sol$ azu, welcher Vrenchen feurig durch die Adern rollte, als es ein wenig davon trank; aber es nahm sich in acht, nippte bloss zuweilen und sass so zuechtig und verschaemt da, wie eine wirkliche Braut. Halb spielte es aus Schalkheit diese Rolle und aus Lust, zu versuchen, wie es tue, halb war es ihm in der Tat so zumut und vor Bangigkeit und heisser Liebe wollte ihm das Herz brechen, so dass es ihm zu eng ward innerhalb der vier Waende und es zu gehen begehrte. Es war, als ob sie sich scheuten, auf dem Wege wieder so abseits und allein zu sein; denn sie gingen unverabredet auf der Hauptstrasse weiter, mitten durch die Leute und sahen weder rechts noch links. Als sie aber aus dem Dorfe waren und auf das naechstgelegene zugingen, wo Kirchweih war, hing sich Vrenchen an Salis Arm und fluesterte mit zitternden Worten: "Sali! warum sollen wir uns nicht haben und gluecklich sein!" "Ich weiss auch nicht warum!" erwiderte er und heftete seine Augen an den milden Herbstsonnenschein, der auf den Auen webte, und er musste s$ ich auch anders als sie in dieser Sache und geh' zu den Wahlen!" "Damit", wandte ihr Sohn laechelnd ein, "man ausserhalb sage, der einzige Seldwyler, welcher denselben beigewohnt, sei noch von den Weibern hingeschickt worden?" Frau Amrain legte ihre Hand auf seine Schulter und sagte: "Wenn es heisst, dass deine Mutter dich hingeschickt habe, so bringt dir dies keine Schande und mir bringt es Ehre, wenn ein solcher tuechtiger Gesell sich von seiner Mutter schicken laesst! Ich wuerde wahrhaftig stolz darauf sein und du kannst mir am Ende den kleinen Gefallen zu meinem Vergnuegen erweisen, nicht so?" Fritz wusste hiergegen nichts mehr vorzubringen und zog den Rock an und setzte den Buergerhut auf. Als er mit der trefflichen Frau den Berg hinunterging, sagte er: "Ich habe dich in meinem Leben nie so viel politisieren hoeren, wie soeben, Mutter! Ich habe dir so lange Reden gar nicht zugetraut!" Sie lachte, erwiderte dann aber ernsthaft: "Was ich gesagt, ist eigentlich weniger politisch gemeint, als gut hausmuetter$ wa ducken muss, so wird er vielleicht sagen: unsere Kuehe und unsere Schweine, aber--" Pineiss riss den Spiegel an der Schnur, dass er miau! schrie, und rief: "Genug, du Plappermaul! Sag' jetzt unverzueglich: wo ist sie, von der du weisst?" Denn die Aufzaehlung aller dieser Herrlichkeiten und Verrichtungen, die mit einem Weibergute verbunden sind, hatte dem duerren Hexenmeister den Mund nur noch waesseriger gemacht. Spiegel sagte erstaunt: "Wollt Ihr denn wirklich das Ding unternehmen, Herr "Versteht sich, will ich! Wer sonst als ich? Drum heraus damit: wo ist "Damit Ihr hingehen und sie freien koennt?" "Ohne Zweifel!" "So wisset, die Sache geht nur durch meine Hand! mit mir muesst Ihr sprechen, wenn Ihr Geld und Frau wollt!" sagte Spiegel kaltbluetig und gleichgueltig und fuhr sich mit den beiden Pfoten eifrig ueber die Ohren, nachdem er sie jedesmal ein bisschen nass gemacht. Pineiss besann sich sorgfaeltig, stoehnte ein bisschen und sagte: "Ich merke, du willst unsern Kontrakt aufheben und deinen Kopf "Sch$ das reine Ohr Stemmas nicht zu beleidigen. Die Richterin half ihr und sagte ernst und traurig: "Und doch warest du das Weib des Toten." Faustine nickte. "Dann, vor dem Altar, ploetzlich, zu meinem Entsetzen"-- "Fuehltest du, dass du dem Toten gehoertest, du und ein Ungebornes", half ihr die Richterin. Wieder nickte Faustine. "Das ist alles, Herrin", sagte sie. "Lupulus, jaehzornig wie er war, haette mich umgebracht. Das Ungeborne aber verhielt mir den Mund und fluesterte mir Feindseliges gegen den Mann zu." "Genug", schloss Stemma. "Nur eines noch: woher hattest du das Gift?" "Siehst du, Herrin", rief das Weib, dass du weisst, wie ich ihn toetete! Das Gift hat mir Peregrin gezeigt." "Peregrin?" fragte die Richterin mit verhuellter Stimme. "Das ist nicht moeglich", sagte sie. "Er zeigte es mir und warnte mich davor. Ich irrte verzweifelnd unter den Kiefern von Silvretta. Da sehe ich ihn in seinem langen, dunkeln Gewande, der sich bueckt und Wurzeln graebt. Blumen nickten mit braunen Glocken. Er ruft$ hl, und er mochte es gerne, dass der Knabe zu plaudern begann. Gabriel erzaehlte von den Lombarden, welche er als Spaeher der Richterin beschlichen hatte. Sie seien ueberall und nirgends. Sie nisten in den Paessen, belauern die Boten und pluendern die Saeumer. Sie berauschen sich in dem geraubten heissen Weine von drueben, prahlen mit besiegten Waffen, fabeln von der Herstellung der eisernen Krone und leugnen oder laestern den Weltlauf. Sie beten den Teufel an, der das Regiment fuehre, "und doch", endigte der Knabe, "sind sie glaeubige Christen, denn sie stehlen aus unsern Kirchen alles heilige Gebein zusammen, soviel sie davon erwischen koennen. Es ist Zeit, dass der Herr Kaiser zum Rechten sehe und ihnen feste Bezirke und einen Richter gebe." Da nun Gabriel bei dem Kaiser angelangt war, dessen erneuerte Wuerde ihren Schimmer bis in dieses wilde Gebirge warf, begeisterten sich seine Augen und er rief: "Diesem und keinem andern will ich dienen! Ich heisse Gabriel und schlage gerne mit Faeusten, lieber hi$ unter dir, die Decke siehst du ueber dir; die Pforte, durch die du eingetreten bist, ist hinter dir; vor dir, weiten Ausblick gewaehrend, der offene Bogen; diese geschlossene Wand hier ist zur Linken, jenes die rechte Seite des Dies sind Bezeichnungen, Urteile, die unbestreitbar scheinen,-- dennoch, sobald jemand dir gegenueber tritt, behauptet er, die Seite, die du mit rechts bezeichnest, sei die linke, und nennt die Wand, die du links nennst, die rechte. Beider Urteile koennen nicht zutreffend sein; sie widersprechen sich, sind Gegensaetze, die einander ausschliessen, zu nichts aufheben. Hier geschieht das Wunder, dass eines mit einer bestimmten Bezeichnung und gleichzeitig mit dem Gegenteile dieser Bezeichnung belegt wird. Wer von den Urteilenden hat recht? Keiner--oder, wenn du willst, beide. Die Wand ist beides: rechts und links, also auch keines von beiden, weder rechts noch links. Keine Loesung, auch wenn etwa der Gegenueberstehende zu dir heruebertraete und nun, in gleicher Stellung wie du$ lichkeit ist wider dich selbst. Darum ist gesagt: "gebunden ist Seele durch sich selbst." Du tust und leidest deine Tat; alle Tat aus dir trifft dich selbst. Was du dem Andern zu tun vermeinst--Gutes wie Boeses--tust du dir selbst. Deine Tat ist dein Urteil, deine Tat ist dein Schicksal. Alles Geschehen dieser Welt--der Gottheit ewig ausgleichende Gerechtigkeit--karma. Darum ist gesagt: "Vergeltung der Tat am Taeter." Darum ist gesagt: "das Trinken der Vergeltung." Darum wird gesagt: seine Lust buessen. Im verlangenden Ich wirkt sich das Werden dieser Welt. Alle Wirklichkeit ist atmendes Verlangen in dir; in dir ist alles Geschehen und alles Geschehens Wertung. Die ganze Welt ist Inhalt deiner Seele, Ausdruck deines Verlangens, Abbild deiner selbst, sinnliche Ent-Gegnung seelischer Bewegung in dir. Deine Vorstellung, dein Verhalten, deine Auffassung, Gesinnung, Neigung--deine ueber-Zeugung--schafft unterscheidende Namen und unterschiedene Dinge. Eins an sich ist, was du Ursache od$ hyrambus wie dem letzten des dritten Zarathustra, "die sieben Siegel", ueberschrieben, flog ich tausend Meilen ueber das hinaus, was bisher Poesie hiess. - Dass aus meinen Schriften ein Psychologe redet, der nicht seines Gleichen hat, das ist vielleicht die erste Einsicht, zu der ein guter Leser gelangt - ein Leser, wie ich ihn verdiene, der mich liest, wie gute alte Philologen ihren Horaz lasen. Die Saetze, ueber die im Grunde alle Welt einig ist, gar nicht zu reden von den Allerwelts-Philosophen, den Moralisten und andren Hohltoepfen, Kohlkoepfen - erscheinen bei mir als Naivetaeten des Fehlgriffs: zum Beispiel jener Glaube, dass "unegoistisch" und "egoistisch" Gegensaetze sind, waehrend das ego selbst bloss ein "hoeherer Schwindel", ein "Ideal" ist... Es giebt weder egoistische, noch unegoistische Handlungen: beide Begriffe sind psychologischer Widersinn. Oder der Satz "der Mensch strebt nach Glueck"... Oder der Satz "das Glueck ist der Lohn der Tugend"... Oder der Satz "Lust und Unlust sind Gegensaetze"..$ r Stelle beschreibe. "Das Genie des Herzens, wie es jener grosse Verborgene hat, der Versucher-Gott und geborne Rattenfaenger der Gewissen, dessen Stimme bis in die Unterwelt jeder Seele hinabzusteigen weiss, welcher nicht ein Wort sagt, nicht einen Blick blickt, in dem nicht eine Ruecksicht und Falte der Lockung laege, zu dessen Meisterschaft es gehoert, dass er zu scheinen versteht - und nicht das, was er ist, sondern was denen, die ihm folgen, ein Zwang mehr ist, um sich immer naeher an ihn zu draengen, um ihm immer innerlicher und gruendlicher zu folgen... Das Genie des Herzens, das alles Laute und Selbstgefaellige verstummen macht und horchen lehrt, das die rauhen Seelen glaettet und ihnen ein neues Verlangen zu kosten giebt, - still zu liegen, wie ein Spiegel, dass sich der tiefe Himmel auf ihnen spiegele... Das Genie des Herzens, das die toelpische und ueberrasche Hand zoegern und zierlicher greifen lehrt; das den verborgenen und vergessenen Schatz, den Tropfen Guete und suesser Geistigkeit unter trueb$ Himmel Nizza's, der damals zum ersten Male in mein Leben hineinglaenzte, fand ich den dritten Zarathustra - und war fertig. Kaum ein Jahr, fuer's Ganze gerechnet. Viele verborgne Flecke und Hoehen aus der Landschaft Nizza's sind mir durch unvergessliche Augenblicke geweiht; jene entscheidende Partie, welche den Titel "von alten und neuen Tafeln" traegt, wurde im beschwerlichsten Aufsteigen von der Station zu dem wunderbaren maurischen Felsenneste Eza gedichtet, - die Muskel-Behendheit war bei mir immer am groessten, wenn die schoepferische Kraft am reichsten floss. Der Leib ist begeistert: lassen wir die "Seele" aus dem Spiele... Man hat mich oft tanzen sehn koennen; ich konnte damals, ohne einen Begriff von Ermuedung, sieben, acht Stunden auf Bergen unterwegs sein. Ich schlief gut, ich lachte viel -, ich war von einer vollkomm[n]en Ruestigkeit Abgesehn von diesen Zehn-Tage-Werken waren die Jahre waehrend und vor Allem nach dem Zarathustra ein Nothstand ohne Gleichen. Man buesst es theuer, unsterblich zu sei$ aasse nothwendiger als jene Form des kleinen Gluecks, die sogenannte "Guete"; man muss sogar nachsichtig sein, um der letzteren, da sie in der Instinkt-Verlogenheit bedingt ist, ueberhaupt einen Platz zu goennen. Ich werde einen grossen Anlass haben, die ueber die Maassen unheimlichen Folgen des Optimismus, dieser Ausgeburt der homines optimi, fuer die ganze Geschichte zu beweisen. Zarathustra, der Erste, der begriff, dass der Optimist ebenso decadent ist wie der Pessimist und vielleicht schaedlicher, sagt: gute Menschen reden nie die Wahrheit. Falsche Kuesten und Sicherheiten lehrten euch die Guten; in Luegen der Guten wart ihr geboren und geborgen. Alles ist in den Grund hinein verlogen und verbogen durch die Guten. Die Welt ist zum Glueck nicht auf Instinkte hin gebaut, dass gerade bloss gutmuethiges Heerdengethier darin sein enges Glueck faende; zu fordern, dass Alles "guter Mensch", Heerdenthier, blauaeugig, wohlwollend, "schoene Seele" - oder, wie Herr Herbert Spencer es wuenscht, altruistisch werden so$ rn bedeckte Astrallampen, Hochzeitsgeschenk von Niemeyer, standen auf einem zwischen zwei Eichenschraenken angebrachten Klapptisch, in Front davon das Teezeug, dessen Laempchen unter dem Kessel schon angezuendet war. Aber noch viel, viel anderes und zum Teil sehr Sonderbares kam zu dem allen hinzu. Quer ueber den Flur fort liefen drei die Flurdecke in ebenso viele Felder teilende Balken; an dem vordersten hing ein Schiff mit vollen Segeln, hohem Hinterdeck und Kanonenluken, waehrend weiterhin ein riesiger Fisch in der Luft zu schwimmen schien. Effi nahm ihren Schirm, den sie noch in Haenden hielt, und stiess leis an das Ungetuem an, so dass es sich in eine langsam schaukelnde Bewegung setzte. "Was ist das, Geert?" fragte sie. "Das ist ein Haifisch." "Und ganz dahinten das, was aussieht wie eine grosse Zigarre vor einem Tabaksladen?" "Das ist ein junges Krokodil. Aber das kannst du dir alles morgen viel besser und genauer ansehen; jetzt komm und lass uns eine Tasse Tee nehmen. Denn trotz aller Plaids und Decke$ sie dann auch nicht lange mehr zu suchen brauchte; dicht neben ihrem Kissen war der kleine weisse Elfenbeinknopf, auf den sie nun leise drueckte. Gleich danach erschien Johanna. "Gnaedige Frau haben befohlen." "Ach, Johanna, ich glaube, ich habe mich verschlafen. Es muss schon spaet sein." "Eben neun." "Und der Herr ...", es wollte ihr nicht gluecken, so ohne ,weiteres von ihrem "Mann" zu sprechen ..., "der Herr, er muss sehr leise gemacht haben; ich habe nichts gehoert." "Das hat er gewiss. Und gnaed'ge Frau werden fest geschlafen haben. Nach der langen Reise ..." "Ja, das hab ich. Und der Herr, ist er immer so frueh auf?" Immer, gnaed'ge Frau. Darin ist er streng; er kann das lange sch1afen nicht leiden, und wenn er drueben in sein Zimmer tritt, da muss der Ofen warm sein, und der Kaffee darf auch nicht auf sich warten lassen." "Da hat er also schon gefruehstueckt?" "Oh, nicht doch, gnaed'ge Frau ... der gnaed'ge Herr..." Effi fuehlte, dass sie die Frage nicht haette tun und die Vermutung, Innstetten koenne$ rker, welchen Schatz man hat. Du koenntest ja auch so sein wie die arme Frau Crampas; das ist eine schreckliche Frau, gegen keinen freundlich, und dich haette sie vom Erdboden vertilgen moegen." "Ach, ich bitte dich, Geert, das bildest du dir wieder ein. Die arme Frau! Mir ist nichts aufgefallen." "Weil du fuer derlei keine Augen hast. Aber es war so, wie ich dir sage, und der arme Crampas war wie befangen dadurch und mied dich immer und sah dich kaum an. Was doch ganz unnatuerlich ist; denn erstens ist er ueberhaupt ein Damenmann, und nun gar Damen wie du, das ist seine besondere Passion. Und ich wette auch, dass es keiner besser weiss als meine kleine Frau selber. Wenn ich daran denke, wie, Pardon, das Geschnatter hin und her ging, wenn er morgens in die Veranda kam oder wenn wir am Strande ritten oder auf der Mole spazierengingen. Es ist, wie ich dir sage, er traute sich heute nicht, er fuerchtete sich vor seiner Frau. Und ich kann es ihm nicht verdenken. Die Majorin ist so etwas wie unsere Frau Kruse, und$ fstube; die Lichter und Schatten flogen hin und her, und Rollo schlug draussen an, und im selben Augenblick war es ihr, als saehe ihr wer ueber die Schulter. Aber sie besann sich rasch. "Ich weiss schon, was es ist; es war nicht der", und sie wies mit dem Finger nach dem Spukzimmer oben. "Es war was anderes ... mein Gewissen ... Effi, du bist verloren." Es ging aber doch weiter so, die Kugel war im Rollen, und was an einem Tage geschah, machte das Tun des andern zur Notwendigkeit. Um die Mitte des Monats kamen Einladungen aufs Land. Ueber die dabei innezuhaltende Reihenfolge hatten sich die vier Familien, mit denen Innstettens vorzugsweise verkehrten, geeinigt: Die Borckes sollten beginnen, die Flemmings und Grasenabbs folgten, die Gueldenklees schlossen ab. Immer eine Woche dazwischen. Alle vier Einladungen kamen am selben Tag; sie sollten ersichtlich den Eindruck des Ordentlichen und Wohlerwogenen machen, auch wohl den einer besonderen freundschaftlichen Zusammengehoerigkeit. "Ich werde nicht dabeisein, Gee$ enste so ziemlich abgelernt hatte, dem Kuechendepartement vorstehen sollte. Annies Abwartung und Pflege fiel Effi selber zu, worueber Roswitha freilich lachte. Denn sie kannte die jungen Frauen. Innstetten lebte ganz seinem Dienst und seinem Haus. Er war gluecklicher als vordem in Kessin, weil ihm nicht entging, dass Effi sich unbefangener und heiterer gab. Und das konnte sie, weil sie sich freier fuehlte. Wohl blickte das Vergangene noch in ihr Leben hinein, aber es aengstigte sie nicht mehr oder doch um vieles seltener und voruebergehender, und alles, was davon noch in ihr nachzitterte, gab ihrer Haltung einen eigenen Reiz. In jeglichem, was sie tat, lag etwas Wehmuetiges, wie eine Abbitte, und es haette sie gluecklich gemacht, dies alles noch deutlicher zeigen zu koennen. Aber das verbot sich Das gesellschaftliche Leben der grossen Stadt war, als sie waehrend der ersten Aprilwochen ihre Besuche machten, noch nicht vorueber, wohl aber im Erloeschen, und so kam es fuer sie zu keiner rechten Teilnahme mehr da$ es Haus, Jupiter Vater, den Gast? Ach, hier lieg ich und strecke nach deinen Knieen die Haende Flehend aus. O vernimm, Jupiter Xenius, mich! Wie ich hereingekommen, ich kanns nicht sagen: es fasste Hebe den Wandrer und zog mich in die Hallen heran. Hast du ihr einen Heroen herauf zu fuehren geboten? Irrte die Schoene? Vergib! Lass mir des Irrtums Gewinn! Deine Tochter Fortuna, sie auch! die herrlichsten Gaben Teilt als ein Maedchen sie aus, wie es die Laune gebeut. Bist du der wirtliche Gott? O dann so verstosse den Gastfreund Nicht von deinem Olymp wieder zur Erde hinab! "Dichter! Wohin versteigest du dich?"--Vergib mir: der hohe Kapitolinische Berg ist dir ein zweiter Olymp. Dulde mich, Jupiter, hier, und Hermes fuehre mich spaeter Cestius Mal vorbei, leise zum Orkus hinab. Wenn du mir sagst, du habest als Kind, Geliebte, den Menschen Nicht gefallen, und dich habe die Mutter verschmaeht, Bis du groesser geworden und still dich entwickelt--ich glaub es: Gerne denk ich mir dich als ein besonderes Kind. $ Bin ich tot: so schneidet, wie Ihr wollt, Ich will von keinem Schnitt erwachen." Kaum hat er noch das Geld empfangen: So rief der witzge Delinquent: "Gelogen! Herr, seht zu, wie Ihr mich kriegen koennt! Ich werd in Ketten aufgehangen." Ein kluger Maler in Athen, Der minder, weil man ihn bezahlte, Als, weil er Ehre suchte, malte, Liess einen Kenner einst den Mars im Bilde sehn, Und bat sich seine Meinung aus. Der Kenner sagt ihm frei heraus, Dass ihm das Bild nicht ganz gefallen wollte, Und dass es, um recht schoen zu sein, Weit minder Kunst verraten sollte. Der Maler wandte vieles ein: Der Kenner stritt mit ihm aus Gruenden, Und konnt ihn doch nicht ueberwinden. Gleich trat ein junger Geck herein, Und nahm das Bild in Augenschein. "O", rief er, bei dem ersten Blicke, "Ihr Goetter, welch ein Meisterstuecke! Ach welcher Fuss! O wie geschickt Sind nicht die Naegel ausgedrueckt! Mars lebt durchaus in diesem Bilde. Wie viele Kunst, wie viele Pracht, Ist in dem Helm, und in dem Schilde, Und in der Ruestung angebr$ dafuer entzueckte, Und wenn sie dich durch Schmuck bestuerzt gemacht, Mit edler Einfalt schon dich wieder zu dir brachte; In diesem Bau voll Ordnung und voll Pracht Sass eine finstre Flieg auf einem Stein und dachte. Denn dass die Fliegen stets aus finstern Augen sehn, Und oft den Kopf mit einem Beine halten, Und oft die flache Stirne falten, Koemmt bloss daher, weil sie soviel verstehn, Und auf den Grund der Sachen gehn. So sass auch hier die weise Fliege. Ein halbes Dutzend ernste Zuege Verfinsterten ihr Angesicht. Sie denkt tiefsinnig nach und spricht: "Woher ist dies Gebaeud entstanden? Ist ausser ihm wohl jemand noch vorhanden, Der es gemacht? Ich sehs nicht ein. Wer sollte dieser Jemand sein?" "Die Kunst", sprach die bejahrte Spinne, "Hat diesen Tempel aufgebaut. Wohin auch nur dein bloedes Auge schaut, Wird es Gesetz und Ordnung inne, Und dies beweist, dass ihn die Kunst gebaut." Hier lachte meine Fliege laut. "Die Kunst?" sprach sie ganz hoehnisch zu der Spinne. "Was ist die Kunst? Ich sinn und sin$ echsten Erben. Der Erbe traegt ihn in sein Haus, Und sieht, er ist sehr abgetragen; Er sinnt, und sinnt das Kunststueck aus, Ihn ueber einen Stock zu schlagen. Durch heisse Buersten wird er rein; Er fasst ihn gar mit Schnueren ein. Nun geht er aus, und alle schreien: Was sehn wir? Sind es Zaubereien? Ein neuer Hut! O gluecklich Land, Wo Wahn und Finsternis verschwinden! Mehr kann kein Sterblicher erfinden, Als dieser grosse Geist erfand. Er starb, und liess bei seinem Sterben Den umgewandten Hut dem Erben. Erfindung macht die Kuenstler gross, Und bei der Nachwelt unvergessen; Der Erbe reisst die Schnuere los, Umzieht den Hut mit goldnen Dressen, Verherrlicht ihn durch einen Knopf, Und drueckt ihn seitwaerts auf den Kopf. Ihn sieht das Volk, und taumelt vor Vergnuegen. Nun ist die Kunst erst hoch gestiegen! Ihm, schrie es, ihm allein ist Witz und Geist verliehn! Nichts sind die andern gegen ihn! Er starb, und liess bei seinem Sterben Den eingefassten Hut dem Erben. Und jedesmal ward die erfundne Tracht Im ga$ u befrein. Wer pocht? Es wird der Doktor sein; Doch nein, der Schneider koemmt, und bringt ein Kleid getragen. Sulpitia faengt an, die Augen aufzuschlagen. "Er koemmt", so stammelt sie. "Er koemmt zu rechter Zeit; Ist dies vielleicht mein Sterbekleid? Ja, wie Er sieht, so werd ich bald erblassen; Doch haette mich der Himmel leben lassen: So haett ich mir ein solches Kleid bestellt, Von solchem Stoff, als Er, Er wirds schon wissen, Fuer meine Freundin machen muessen; Es ist nichts Schoeners auf der Welt. Als ich zuletzt Besuch gegeben: So trug sie dieses neue Kleid; Doch geh Er nur. O kurzes Leben! Es ist doch alles Eitelkeit!" O fasse dich, betruebter Mann! Du hoerst ja, dass dein Weib noch ziemlich reden kann. O lass die Hoffnung nicht verschwinden! Der Atem wird sich wieder finden. Der Schneider geht, der Mann begleitet ihn, Sie reden heimlich vor der Tuere. Der Schneider tut die groessten Schwuere, Und eilt, die Sache zu vollziehn. Noch vor dem Abend koemmt er wieder. Sulpitia liegt noch danieder, Und d$ sitzt, ein Loch in den Tischrand bohrt): Verschafft ein wenig Wachs, die Pfropfen gleich zu machen! Ach, das sind Taschenspielersachen. MEPHISTOPHELES (zu Brander): Ich will Champagner Wein Und recht moussierend soll er sein! (Mephistopheles bohrt; einer hat indessen die Wachspfropfen gemacht und verstopft.) Man kann nicht stets das Fremde meiden Das Gute liegt uns oft so fern. Ein echter deutscher Mann mag keinen Franzen leiden, Doch ihre Weine trinkt er gern. SIEBEL (indem sich Mephistopheles seinem Platze naehert): Ich muss gestehn, den sauern mag ich nicht, Gebt mir ein Glas vom echten suessen! MEPHISTOPHELES (bohrt): Euch soll sogleich Tokayer fliessen. Nein, Herren, seht mir ins Gesicht! Ich seh es ein, ihr habt uns nur zum besten. MEPHISTOPHELES: Ei! Ei! Mit solchen edlen Gaesten Waer es ein bisschen viel gewagt. Geschwind! Nur grad heraus gesagt! Mit welchem Weine kann ich dienen? Mit jedem! Nur nicht lang gefragt. (Nachdem die Loecher alle gebohrt und verstopft sind.) MEPHISTOPHELES (mit seltsam$ lickt' ich ein, Durchsichtig war mir jeder Schrein. Und Haufen Goldes waren mein, Am herrlichsten der Edelstein: Nun der Smaragd allein verdient, Dass er an deinem Herzen gruent. Nun schwanke zwischen Ohr und Mund Das Tropfenei aus Meeresgrund; Rubinen werden gar verscheucht, Das Wangenrot sie niederbleicht. Und so den allergroessten Schatz Versetz' ich hier auf deinen Platz; Zu deinen Fuessen sei gebracht Die Ernte mancher blut'gen Schlacht. So viele Kisten schlepp' ich her, Der Eisenkisten hab' ich mehr; Erlaube mich auf deiner Bahn, Und Schatzgewoelbe fuell' ich an. Denn du bestiegest kaum den Thron, So neigen schon, so beugen schon Verstand und Reichtum und Gewalt Sich vor der einzigen Gestalt. Das alles hielt ich fest und mein, Nun aber, lose, wird es dein. Ich glaubt' es wuerdig, hoch und bar, Nun seh' ich, dass es nichtig war. Verschwunden ist, was ich besass, Ein abgemaehtes, welkes Gras. O gib mit einem heitern Blick Ihm seinen ganzen Wert zurueck! Entferne schnell die kuehn erworbne Last, Zwar nicht$ ebeugt. Die Grossmuth hat bey dir die Rache ueberwunden. Wo wird ein Caesars Herz zu dieser Zeit gefunden? Jezt heists: Was Grossmuth? Was? so sprach das Alterthum. Jezt heist es: Rache her! die Ehre muss auch Ruhm Durch ein beherztes Schwerd, und nicht durch Feigheit suchen. Es muss gerochen seyn; da geht es an ein Fluchen. Ich weiss zwar wohl, dass wir sehr schwach an Kraeften sind, Und dass man nicht so leicht ein stoisch Herze find, Das Schmipf, Gewalt und Schmach und Spott gelassen hoeren, Und alles dulten kan, wenn sich die andern wehren. Ich weiss auch, dass es schmerzt, wenn man die Tugend schilt, Wenn man die Redlichkeit mit List und Trug vergilt, Und auf das Ehren=Kleid der Laestrung=Stroeme gieset. Nur dass aus diesem Grund doch dieser Satz nicht flieset, Dass man die Menschlichkeit deswegen gaenzlich fliehn, Und auf den Naechsten gleich den Degen muesse ziehn. Und denen Bestien in hitzigen Geberden, Ja was noch schlimmer ist, im Wesen aehnlich werden. Lebt nicht die Themis noch, die deine Klagen h$ en des Wolfes zu finden. Denn ich lief in die Wohnung des Pfaffen und traf ihn beim Essen, Und ein fetter Kapaun ward eben vor ihn getragen, Wohlgebraten; ich schnappte darnach und trug ihn von dannen. Hastig wollte der Pfaffe mir nach und laermte, da stiess er Ueber den Haufen den Tisch mit Speisen und allem Getraenke. Schlaget, werfet, fanget und stechet! so rief der ergrimmte Pater und fiel und kuehlte den Zorn (er hatte die Pfuetze Nicht gesehen) und lag. Und alle kamen und schrien: Schlagt! ich rannte davon und hinter mir alle zusammen, Die mir das Schlimmste gedachten. Am meisten laermte der Pfaffe: Welch ein verwegener Dieb! Er nahm das Huhn mir vom Tische! Und so lief ich voraus, bis zu dem Speicher, da liess ich Wider Willen das Huhn zur Erde fallen, es ward mir Endlich leider zu schwer; und so verlor mich die Menge. Aber sie fanden das Huhn, und da der Pater es aufhub, Ward er des Wolfes im Speicher gewahr, es sah ihn der Haufen. Allen rief der Pater nun zu: Hierher nur! und trefft ihn! Uns ist ein $ (in Sonderheit christlichen, das heisst unbedingten Moral) muss das Leben bestaendig und unvermeidlich Unrecht bekommen, weil Leben etwas essentiell Unmoralisches ist, - muss endlich das Leben, erdrueckt unter dem Gewichte der Verachtung und des ewigen Nein's, als begehrens-unwuerdig, als unwerth an sich empfunden werden. Moral selbst - wie? sollte Moral nicht ein "Wille zur Verneinung des Lebens", ein heimlicher Instinkt der Vernichtung, ein Verfalls-, Verkleinerungs-, Verleumdungsprincip, ein Anfang vom Ende sein? Und, folglich, die Gefahr der Gefahren?... Gegen die Moral also kehrte sich damals, mit diesem fragwuerdigen Buche, mein Instinkt, als ein fuersprechender Instinkt des Lebens, und erfand sich eine grundsaetzliche Gegenlehre und Gegenwerthung des Lebens, eine rein artistische, eine antichristliche. Wie sie nennen? Als Philologe und Mensch der Worte taufte ich sie, nicht ohne einige Freiheit - denn wer wuesste den rechten Namen des Antichrist? - auf den Namen eines griechischen Gottes: ich hiess si$ eisheit des Leidens davontraegt. Die edelste Form jener anderen Form der "griechischen Heiterkeit", der alexandrinischen, ist die Heiterkeit des theoretischen Menschen: sie zeigt dieselben charakteristischen Merkmale, die ich soeben aus dem Geiste des Undionysischen ableitete - dass sie die dionysische Weisheit und Kunst bekaempft, dass sie den Mythus aufzuloesen trachtet, dass sie an Stelle eines metaphysischen Trostes eine irdische Consonanz, ja einen eigenen deus ex machina setzt, naemlich den Gott der Maschinen und Schmelztiegel, d.h. die im Dienste des hoeheren Egoismus erkannten und verwendeten Kraefte der Naturgeister, dass sie an eine Correctur der Welt durch das Wissen, an ein durch die Wissenschaft geleitetes Leben glaubt und auch wirklich im Stande ist, den einzelnen Menschen in einen allerengsten Kreis von loesbaren Aufgaben zu bannen, innerhalb dessen er heiter zum Leben sagt: "Ich will dich: du bist werth erkannt zu werden". Es ist ein ewiges Phaenomen: immer findet der gierige Wille ein Mittel,$ ein altes Familienkleinod, das ich selbst zum erstenmal sehe; dort auf meinem Waschtisch wird wohl der goldene Hahn stehen."--Da deckte Gockel auf seinem Waschtisch das Gefaess auf, und wirklich stand das Bild Alektryos von Gold in groesster Vollkommenheit da.--Sie waren Alle ganz erstaunt. Gockel aber sprach weiter: "du wirst dich erinnern, Frau Hinkel, dass in unsrer Familie ein altes Sprichwort ist, der goldne Hahn kraeht nicht mehr, die goldne Henne legt nicht mehr, um unsre Verarmung anzudeuten. Das bezieht sich auf diese beiden unschaetzbaren Kunstwerke, die lange in dem Schatze der Kapelle zu Gockelsruh bewahrt wurden. Als aber die Franzosen ihre angeblichen Rechte auf alle Hahnen geltend machten, weil in dem wohl anatomirten Gehirn jedes Hahns ihr Wappen, naemlich das Bild einer Lilie zu finden seyn soll, haben sie sich dieses goldnen Gefluegels vor allem Andern bemeistert.--Bei seiner Vermaehlung mit Urhinkel von Hennegau drehte Urgockel den Ring Salomos, und wuenschte ihr das herrlichste Toilette$ das feinste Gehoer ausser den Eseln haben. Aber auch vom Uebermuth der Maeuse sprach der edle Muskulus, er sprach: wenn die Maus satt ist, schmeckt ihr das Mehl bitter. Er sprach von gefaehrlichen Zeiten, und dass die Maeuse, welche auf dem Tische herumtanzten, wenn die Katze nicht zu Hause sey, sich nicht so mausig machen, sondern bedenken sollten, dass die Katze das Mausen nicht lasse. Dann flehte er noch den Segen des Himmels auf das edle Vorhaben der Prinzessin Mandelbiss und des Prinzen Speckelfleck herab und forderte sie auf, das Sprichwort wohl zu ueberlegen: "Zu bedauern ist die Maus, Kennt sie nur ein Loch im Haus; Aber ins Verderben rennt Jene, die gar keines kennt," und nun setzte der gelehrte Muskulus hinzu, wie er bei seinen Studien eine halbe Bibliothek durchfressen und wie trefflich ihm endlich die schoene Stelle des heidnischen Komoedienschreibers Plautus geschmeckt "Bedenk' die Weisheit der kleinen Maus, Sie hat viel Thueren in ihrem Haus, Sperrst du ihr einen Schlupfwinkel zu Flieht sie z$ blicher Gesang von den drei Lilien her, welche zu Haeupten des Hennenkreuzes standen: "O Stern und Blume, Geist und Kleid, Lieb, Leid und Zeit und Ewigkeit!" Nach diesen Stimmen nahte hinter der Linde hervor von beiden Seiten eine gar ruehrende Prozession von Greisen, Maennern, Frauen, Juenglingen und Jungfrauen, Knaben und Maegdlein, ja Saeuglingen auf den Armen der Muetter. Alle waren sie durch Kraenze und Gewinde der manichfaltigsten Blumen und Kraeuter verbunden, die sie in der einen Hand hielten, waehrend sie in der andern an weissen Staeben schimmernde Fahnen trugen und rings um Frau Urhinkel aufpflanzten. Diese Fahnen aber bestanden aus nichts anderm, als aus Hemden, Struempfen, Roecken, Waemsern und besonders aus vielen allerliebsten, kleinen Kindermuetzchen, welche Frau Urhinkel mit eigenen Haenden verfertigt hatte, um die Armen damit zu bekleiden. Alle die Kleidungsstuecke schimmerten wie Silber und Gold und was mit grossem Fleisse, mit grosser Liebe und Ueberwindung genaeht war, das war wie mit $ r Riesel. Dem Februar lass ich die Wahl, Zu sinnen eine eigne Qual. Die Gicht ist schoen, doch wuenscht' ich lieber Die Bleichsucht oder 's gelbe Fieber. Maerz und April bringt Seitenstechen, Der Mai muss sich durch Kraempfe raechen; Im Juni Regen allenfalls, So hab'ns die Wassersucht am Hals. Im Juli ist Sommerszeit, Wo man auf gruener Flur sich freut: Nur ihnen blueh' kein schoenes Tal, Die ganze Welt sei ihr Spital. August, da werd' ihr Hunger heiss, Doch bleib' ihr Magen kalt wie Eis; Nichts hemme ihrer Esssucht Lauf, Vielleicht frisst eine d'andre auf. September streu' vergift'ten Tau, Der faerbe ihre Haare grau; Oktober ruft das Blatt nach Haus, Da brechen ihre Zaehne aus; November faellt ihr Namensfest, Da schick' zum Bindband ich die Pest, Und bis Dezember kommt herbei, Sind schon in Zuegen alle zwei. Doch noch ist nicht der Spass verdorben, Kaum glauben sie, sie sind gestorben, So speien sie, der Welt zum Graus, Aufs neu' zwei gift'ge Drachen aus. So drueck' auf ihre Qual die Zeit Das Siegel einer Ew$ h, da muss ich bitten, jetzt heisst s' mich gar einen Bettelmann? Haben Sie meine glaenzenden Verhaeltnisse nicht bemerkt? Haben Sie nicht g'hoert, wie mich der Wirt auf den Glanz hergestellt hat? Jetzt werden Sie gleich mit mir gehen und werden mich an ein' Ort fuehren, wo ich Sie verklagen kann. vipria. Den Loewen schenk' ich dich zum Mahl, wenn du dich nicht in meinen Willen fuegst. nachtigall. Was fuer Loewen? (Sieht sich um und erblickt das Gebaeude samt den Loewen; erzittert.) O sapperment, das sind zwei Bologneserl. (Auf einen Loewen deutend.) Das eine muss ein Weibel sein, sie kokettiert auf mich. Jetzt zieh' ich andre Saiten auf. (Faellt auf die Knie.) Verehrteste, ich bin jetzt, was Sie wollen; ich bin ein Bettelmann, ein Bettelweib, eine ganze Bettelfamilie, wenn Sie befehlen; ich bitt' gar schoen, schenken S' mir nur ein bissel mein Leben. vipria. Steh auf! Gib Augen deiner blinden Furcht und sieh dich um im Vaterland der Blumen. nachtigall (bleibt knien). Ich weiss es; ich bin voll R$ f die Schloesser all herab; Die Sonne strahlt am ersten hier, Am laengsten weilet sie bei mir; Ich bin der Knab' vom Berge! 5 Hier ist des Stromes Mutterhaus, Ich trink' ihn frisch vom Stein heraus; Er braust vom Fels in wildem Lauf, Ich fang' ihn mit den Armen auf; Ich bin der Knab' vom Berge! 10 Der Berg, der ist mein Eigentum, Da ziehn die Stuerme rings herum; Und heulen sie von Nord und Sued, So ueberschallt sie doch mein Lied: Ich bin der Knab' vom Berge! 15 Sind Blitz und Donner unter mir, So steh' ich hoch im Blauen hier; Ich kenne sie und rufe zu: Lasst meines Vaters Haus in Ruh'! Ich bin der Knab' vom Berge! 20 Und wann die Sturmglock' einst erschallt, Manch Feuer auf den Bergen wallt, Dann steig' ich nieder, tret' ins Glied Und schwing' mein Schwert und sing' mein Lied: Ich bin der Knab' vom Berge! 25 * $ l else by his friendship with Schiller. In this second Weimar period Goethe reached the acme of his powers. Even his declining years, although marked by loneliness and bringing him a full measure of grief (his wife, Christiane Vulpius, whom he had met shortly after his return from Italy, died in 1816, followed in 1830 by his only son), exemplified that earnest striving so characteristic of Goethe. A serene optimism, a deep love of life, was his to the very last. To this _das Lied des Tuermers_, written May 1831, bears eloquent witness. A ripe mellowness seems to blend here with the joyous spirit of youth. Goethe died March 22, 1832. 1. A visit to Sesenheim is the experience that called forth this poem. (Compare Goethe's first letter to Friederike, October 15, 1770) Notice how all nature is personified and assumes human attributes. In the opening stanzas impetuous haste is stirring, the first two lines have a marked rising rhythm. Notice the quieting effect of the metrical inversion at the beginning of 17, 18,$ years on the Isthmus of Corinth in honor of Poseidon (Neptune), god of the sea. 6. Apollo, the god of song, archery and the sun (hence also called Helios, 71). 10. _AKRORINTH_, the citadel of Corinth, situated on a mountain above the city. 11. The pine was sacred to Poseidon. A wreath of pine was the award of victory in the games (54). 23. _DER GASTLICHE._ Zeus, to whom hospitality was sacred. 61. _PRYTANE_, _m._--_en_, prytanis, the chief magistrate. 82. _BUEHNE_, here used for the tiers of seats for the spectators. Compare _Schaugerueste_, 95. 91. _KEKROPS' STADT_==Athens. Kekrops, the legendary founder of the state of Athens. _AULIS_, a harbor in Boeotia. 92. _PHOKIS_, territory in Greece to the west of Boeotia. 103. _RIESENMAss_. Since the Greek actors wore buskins and a long mask, the gigantic stature of the chorus is in itself no indubitable proof of the supernatural origin of this chorus. Thus the spectators are unable to decide,$ lcher Mut aus meinen Augen sonst sich ueber sie ergoss, der kehre nun aus ihren Herzen in meines wieder. O ja, sie ruehren sich zu Tausenden! sie kommen! stehen mir zur Seite! Ihr frommer Wunsch eilt dringend zu dem Himmel, er bittet um ein Wunder. Und steigt zu meiner Rettung nicht ein Engel nieder, so seh' ich sie nach Lanz' und Schwertern greifen. Die Thore spalten sich, die Gitter springen, die Mauer stuerzt vor ihren Haenden ein, und der Freiheit des einbrechenden Tages steigt Egmont froehlich entgegen. Wie manch bekannt Gesicht empfaengt mich jauchzend! Ach, Klaerchen, waerst du Mann, so saeh' ich dich gewiss auch hier zuerst, und dankte dir, was einem Koenige zu danken hart ist, Freiheit. Klaerchens Haus. Klaerchen (kommt mit einer Lampe und einem Glas Wasser aus der Kammer; sie setzt das Glas auf den Tisch und tritt ans Fenster). Brackenburg? Seid Ihr's? Was hoert' ich denn? Noch niemand? Es war niemand! Ich will die Lampe ins Fenster setzen, dass er sieht, ich wache noch, ich warte noch $ nem Vorteil die Verlegenheit, die sich in den Reden und in der Haltung der Graefin zeigte, und wurde deshalb noch gluehender und draengender. Neue Geheimnisse, gleich anziehend wie die frueheren, belebten nun diese bewegte Szene. Die Leidenschaften der beiden Paare, deren Abenteuer diese Erzaehlung wiedergibt, sprangen auf alle Teilnehmer des glaenzenden Balles ueber und veranlassten die verschiedensten Faerbungen der Die alten abgestumpften Diplomaten, denen es so viel Freude machte, das Spiel der Mienen zu beobachten und die angesponnenen Raenke zu erraten und zu verfolgen, hatten noch nie eine so reiche Ernte der Unterhaltung gefunden, dennoch liess das Schauspiel so vieler, lebhafter Leidenschaften, liessen die Zaenkereien der Liebe, diese suessen Aeusserungen der Rache, diese grausamen Gunstbeweise, diese entflammten Blicke, liess das ganze gluehende Leben, das rund um sie her ergossen war, sie nur umso lebhafter ihre Ohnmacht erraten. Endlich war es dem Baron gelungen, in der Naehe der Graefin von Soula$ isbury! Indes wir schwatzen, Koennt' eine Hauptschlacht schon entschieden sein. Trag einer Sorge, Buckingham zu schaffen Nach Salisbury; ihr andern zieht mit mir. FUeNFTE SZENE Ein Zimmer in Stanleys Hause. (Stanley und Sir Christopher Urswick, ein Priester, treten auf.) Sir Christopher, sagt Richmond dies von mir: Im Kofen des blutduerst'gen Ebers sei Mein Sohn, George Stanley, eingestallt in Haft; Und fall ich ab, so fliegt des Knaben Kopf. Die Furcht haelt meinen Beistand noch zurueck. Doch sagt, wo ist der edle Richmond jetzt? Zu Pembroke, oder Ha'rford-West, in Wales. Wer haelt sich zu ihm von namhaften Maennern? Sir Walter Herbert, ein beruehmter Krieger; Sir Gilbert Talbot, Sir William Stanley; Oxford, der maecht'ge Pembroke, Sir James Blunt, Und Rice ap Thomas, mit beherzter Schar, Und viele mehr von grossem Ruf und Wert; Und hin nach London richten sie den Zug, Wenn sie kein Angriff hindert unterwegs. Wohl, eil zu deinem Herrn: empfiehl mich ihm, Sag ihm, die Koenigin woll' ihre Tochter Elisabeth ih$ aupt, der Nachrichter und andre Gerichtsdiener treten auf.) Noch einmal ruft es oeffentlich aus; wenn irgend ein Freund die Summe fuer ihn bezahlen will, so soll er nicht sterben; das ist alles, was wir fuer ihn thun koennen. Justiz, Gnaedigster Herr, gegen die Abbtissin. Sie ist eine tugendhafte und ehrwuerdige Frau; es kan nicht seyn, dass sie dir unrecht gethan haben sollte. Erlaubet mir zu reden, Gnaedigster Herr; Antipholis, mein Mann, (den ich auf euere vollgueltige Empfehlung zum Herrn von meiner Person und meinem Vermoegen machte,) bekam an diesem unglueklichen Tag einen so heftigen Anstoss von Raserey, dass er in seiner Tollheit durch die Strassen lief, und den Leuten in der Stadt Ungemach zufuegte, indem er in die Haeuser einfiel, und Ringe, Juweelen, und was ihm nur in der Wuth anstaendig war, mit sich nahm. Ich bemaechtigte mich endlich seiner, liess ihn binden und heimbringen; indess dass ich den Schaden zu vergueten bemueht war, den er hier und da in der Raserey angerichtet hatte. Allein er r$ rliess er mich um eine Kette zu holen, die er mir ins Stachelschwein zu bringen versprach, wo Balthasar und ich mit einander zu Mittag assen. Wie wir gegessen hatten, und er nicht kam, gieng ich aus, ihn aufzusuchen; ich traf ihn auf der Strasse an, und diesen Herrn hier in seiner Gesellschaft. Hier schwur mich dieser meineidige Goldschmidt zu Boden, dass ich die Kette wuerklich schon von ihm empfangen haette, die ich doch, weiss Gott, nicht gesehen habe; und um deswillen liess er mich durch einen Gerichtsdiener in Verhaft nehmen. Ich bequemte mich, und schikte meinen Kerl um eine Summe Ducaten nach Hause, er brachte mir aber nichts zuruek. Darauf bat ich den Gerichtsdiener hoeflich, dass er in Person mit mir in mein Haus gehen moechte. Unterwegs traffen wir auf mein Weib, ihre Schwester, und ein ganzes Pak ihrer nichtswuerdigen Mitgenossen; sie brachten einen gewissen Zwik mit, einen ausgehungerten duerren Spizbuben, ein pures Gerippe, einen Marktschreyer, der den Leuten wahrsagt, einen armseligen, hol-$ ige sollen knien, bis sie in den Boden wachsen. O so lasst dann unser aufrichtiges Flehen seine heuchlerische Bitte ueberschreyen! Bolingbroke. Meine liebe Tante, steht auf. Nein, sagt nicht, dass ich aufstehen soll, ihr habt dann zuvor seine Begnadigung ausgesprochen. O waer ich deine Amme, und sollte dich reden lehren, Gnade sollte das erste Wort seyn, das deine Zunge aussprechen lernte. Noch nie verlangte ich mit Ungeduld ein Wort zu hoeren als izt, o Koenig, sprich Gnade, so erhaeltst du zwey Leben mit einem Wort. Bolingbroke. Steht auf, meine gute Tante. Ich bitte nicht, um Erlaubniss, zu stehen; Vergebung ist alles, warum ich bitte. Bolingbroke. Ich vergebe ihm, wie der Himmel mir vergeben soll! O! du bist ein Gott auf Erden! Wo ist ein Wort, das aus einem koeniglichen Munde schoener toent? O! Sag es noch einmal, mein aengstlich-zweifelndes Herz gewiss zu machen. Bolingbroke. Von ganzem Herzen vergeb' ich ihm. Aber was unsern getreuen Schwager, den Abbt, betrift--und alle uebrige von dieser zusa$ r mich dann nicht mehr? In der That nicht. Gut, so thut es nicht. Denn wenn ich nicht mehr verdiene, von euch geliebt zu werden, so bin ich auch nicht werth, dass ich mich selbst liebe. Liebt ihr mich nicht? Nein, sag mir's, redst du im Scherz oder Komm, willt du mich reiten sehen? Wenn ich zu Pferd bin, dann will ich schwoeren, dass ich dich unendlich liebe. Aber hoerst du, Kaethe, du musst mich nicht weiter ausfragen, wohin ich gehe; noch Muthmassungen anstellen, warum? Wohin ich muss, muss ich, und um es kurz zu machen, diesen Abend muessen wir scheiden, liebste Kaethe. Ich weiss dass du verstaendig bist, aber doch nicht verstaendiger als Harry Percy's Weib. Du hast Muth, so viel ein Weibsbild haben soll; und an Verschwiegenheit uebertrift dich gewiss kein Frauenzimmer in der Welt. Ich zweifle also keinen Augenblik daran, dass du nichts sagen wirst, wenn du nichts weissst; und in so weit hab' ich ein vollkommnes Zutrauen zu dir, meine suesse Kaethe. Wie? In so weit? Nicht einen Zollbreit mehr. A$ t. Ich will euch was sagen, er hielt mich verwichne Nacht zum wenigsten neun Stunden auf, mir die Namen der verschiednen Teufel herzurechnen, die seine Lakeyen seyn sollen; ich schrie--hum!--und-- wohl, wohl! Aber ich gab ihm nicht auf ein Wort Acht. O! er ist so beschwerlich wie ein muedes Pferd, oder ein keiffendes Weib; aerger als ein rauchiges Haus. Ich wollte lieber bey Kaes und Knoblauch in einer Windmuehle leben, und weit von ihm seyn; als Kazen fressen, und seinem Geschrey zuhoeren, in irgend einem Sommerhaus in der Christenheit. Er ist, bey allem dem, ein verdienstvoller Edelmann, ausserordentlich belesen, und in den seltsamsten Wissenschaften erfahren; tapfer wie ein Loewe; ueberaus leutselig, und guetig wie die Minen von Indien. Soll ich's euch sagen, Vetter; er giebt euerm Temperament ungemein viel nach, und thut sich selbst die groeste Gewalt an, wenn ihr ihn auf eine so anzuegliche Art in seinem Humor durchkreuzt; ich versichre euch, der Mann lebt nicht, der ihn ohne Gefahr, so wie ihr get$ er sagten dann zu ihren Kindern: Diss ist er! Wo, wo? fragten andre; welcher ist Bolingbroke? Und dann stahl ich, wie ein andrer Prometheus, diese huldreiche Leutseligkeit vom Himmel, dieses goettliche Feuer, wodurch die Koenige die Liebe ihrer Unterthanen naehren, entzog die Herzen des Volks durch die Demuth, in die ich mich einkleidete, ihrem Oberherrn, und empfieng lautes Zujauchzen und frolokende Gruesse, selbst in der Gegenwart des gekroenten Koenigs. Auf diese Art erhielt ich mich immer frisch und neu in den Augen der Menge; und meine Gegenwart, mit desto groessrer Pracht begleitet, je seltner sie war, schien jedesmal ein oeffentliches Fest, das mit allgemeinen Freuden-Zeichen gefeyrt wurde. Der huepfende Koenig trabte indess in einer Gesellschaft von Hofnarren und schaalen Wizlingen, (wie duerre Reiser gleich angezuendt und gleich verbrennt), auf und nieder, vergab seine Koenigliche Wuerde, mengte sich unter unbaertige Spassvoegel und Geken, und erlaubte ihnen seine Majestaet durch Scherze und unan$ yn; da uns hingegen, wie die Sachen izt ligen, eine Zuflucht uebrig bleibt, deren Gewissheit uns zu unserm Vorhaben desto kuehner machen wird. So ists, ein Sammelplaz, wo wir uns wieder erholen koennen, wenn der Teufel und ein feindseliger Zufall unsre erste Unternehmung misslingen macht. Dem ungeachtet wuenschte ich, euer Vater waere hier. Die Natur unsrer Unternehmung leidet keine Theilung; viele, welche nicht wissen, warum er abwesend ist, werden glauben, dass Klugheit, Treue, und blosses Missfallen an unserm Verfahren den Grafen zuruek halte. Ihr sehet leicht, wie nachtheilig eine solche Vermuthung unsrer Parthey seyn muss. Uns ist alles daran gelegen, die schwache Seite unsrer Unternehmung zu verbergen, und jedes Taglicht, jede Oeffnung und Rize zu verstopfen, durch die das Auge der Vernunft in das Inn're derselben dringen koennte. Diese Abwesenheit euers Vaters zieht einen Vorhang auf, der den Unberichteten eine Ursache zur Furcht zeigt, wovon sie vorher nicht getraeumt haben. Ihr geht zu weit, Milor$ ehern Rosse, Maenner roecheln sterbend, Und Geister wimmerten die Strassen durch. O Caesar! unerhoert sind diese Dinge; Ich fuerchte sie. Was kann vermieden werden, Das sich zum Ziel die maechtgen Goetter setzten? Ich gehe dennoch aus, denn diese Zeichen, So gut wie Caesarn, gelten sie der Welt. Kometen sieht man nicht, wenn Bettler sterben; Der Himmel selbst flammt Fuerstentod herab. Der Feige stirbt schon vielmal, eh er stirbt, Die Tapfern kosten einmal nur den Tod. Von allen Wundern, die ich je gehoert, Scheint mir das groesste, dass sich Menschen fuerchten, Da sie doch sehn, der Tod, das Schicksal aller, Kommt, wann er kommen soll. Der Diener kommt zurueck. Was duenkt den Augurn? Sie raten Euch, fuer heut nicht auszugehn. Da sie dem Opfertier das Eingeweide Ausnahmen, fanden sie kein Herz darin. Die Goetter tun der Feigheit dies zur Schmach. Ein Tier ja waere Caesar ohne Herz, Wenn er aus Furcht sich heut zu Hause hielte. Das wird er nicht; gar wohl weiss die Gefahr, Caesar sei noch gefaehrlicher als$ ey glueklich in deiner Verrichtung, und du sollst alles was mein ist, dein nennen koennen. Ich will mein Bestes thun, Gnaedigster Herr-- Eine beschwerliche Commission! Ich soll ihm eine andre kuppeln, und waere lieber selbst sein Weib. (Sie gehen ab.) Sechste Scene. (Olivia's Haus.) (Maria und der Narr vom Hause treten auf.) (Maria schilt den Narren aus, dass er so lange ausgeblieben, und sagt ihm, die Gnaedige Frau werde ihn davor haengen lassen. Der Narr erwiedert dieses Compliment mit Einfaellen, an denen der Leser nichts verliehrt; man weiss dass auch der allersinnreichste und unerschoepflichste Hans Wurst doch endlich genoethiget ist, sich selbst zu wiederholen, so gut als ein andrer wiziger Kopf; und so geht es Shakespears Clowns oder Narren von Profession auch; sie haben ihre) locos communes(, auf denen sie wie auf Steken-Pferden herumreiten, wenn ihnen nichts bessers einfallen will; und dieser wird endlich der Zuhoerer und der Leser satt.) Siebende Scene. (Olivia und Malvolio zu den Vorigen.) O Vers$ h und ihn pruegeln. Thut das, gebt ihm Maulschellen, bis er genug hat, nur den Degen zieht nicht gegen ihn. Sir Andreas. Wenn ich's nicht thue-- (Er laeuft fort.) Kommt, wir muessen doch sehen, wie er das machen wird. Ich wollte wetten was man will, es wird doch nichts daraus werden. (Sie gehen ab.) Vierter Aufzug. Erste Scene. (Die Strasse.) (Hans Wurst, der von Olivia geschikt worden, den Caesario zu ihr zu ruffen, trift den Sebastiano an, und richtet seinen Auftrag bey ihm aus, weil er ihn fuer den Caesario ansieht; Sebastiano, der hier ganz fremd ist, und von der Verkleidung seiner Schwester, die er sogar fuer todt haelt, nichts wissen kan, stellt sich zu diesem) qui pro quo (so befremdet an, als man sich vorstellen kan, und will schlechterdings derjenige nicht seyn, wofuer ihn Hans Wurst ansieht: Indem sie nun mit einander streiten, kommen Sir Andreas und Sir Tobias dazu, von denen der Erste durch den nemlichen Optischen Betrug seinen Mann gefunden zu haben glaubt, und dem vermeynten Caesario eine Ohrfei$ welchem wir puenctlich nachgelebt wissen wollen--Man rufe den Angelo hieher--Wie meynt ihr, dass er unsre Stelle vertreten werde? Denn ihr muesst wissen, dass wir ihn mit besonderer Vollmacht ersehen haben, unsre Abwesenheit zu ersezen; ihm haben wir unsre volle Macht zu strafen und gutes zu thun geliehen; sagt, was denkt Wenn jemand in Wien eines solchen Vertrauens, und einer so hohen Ehre wuerdig ist, so ist es Angelo. Zweyte Scene. (Angelo zu den Vorigen.) Ich komme, Euer Durchlaucht Befehle zu vernehmen. Angelo, dein Leben entdekt dem aufmerksamen Beobachter die ganze Gestalt deines Characters. Die Ausuebung jeder Tugend ist durch eine lange Uebung deine Natur geworden. Wir zuenden keine Fakeln an, damit sie sich selbst leuchten; so macht es der Himmel mit uns; wofern unsre Tugenden nicht ausser uns wuerken, so waere es gleich viel, wenn wir sie gar nicht haetten. Geister werden nur zu grossen Endzweken vollkommner von der Natur ausgebildet, und diese sparsame Goettin leyht nicht das kleinste Quintch$ n gestellt werden, dessen Abgeordnete hier zu meiner Seite und im Begriff sind, mich in einer dringenden Angelegenheit des Staats zu ihm zu fuehren? Diss verhaelt sich wuerklich so, sehr edler Herr; der Herzog ist im Staats-Rath; und ich bin sicher, dass ihr gleichfalls dahin beruffen worden seyd. Wie? der Herzog im Staats-Rath? In dieser spaeten Nacht? Fuehrt ihn dahin; meine Sache ist keine Kleinigkeit. Der Herzog selbst und jeder von meinen Bruedern im Staat kan nicht anders als diese Beleidigung so empfinden, als ob sie ihnen selbst angethan worden waere. Wenn solche Frefel-Thaten ungestraft veruebt werden duerften, so wuerden bald Sclaven und Banditen unsre Befehlshaber seyn. (Sie gehen ab.) Siebende Scene. (Verwandelt sich in das Rath-Haus.) (Der Herzog und die Senatoren, an einer Tafel mit Lichtern sizend, und einige Officianten etc.) Es ist zu wenig Uebereinstimmung in diesen Zeitungen, als dass sie Glauben verdienen koennten. In der That, sie gehen weit von einander ab; meine Briefe sagen hu$ e Weigerung beleidigt finden. Wo sind sie? Hier, vor der Thuer; ich bitte euch, ruft sie herein. (Cassio geht ab.) Jago (allein.) Wenn ich ihm, ueber das was er schon getrunken hat, nur noch einen Becher voll beybringen kan, so wird er so haendelsuechtig seyn, und sich so unnuez machen wie meiner jungen Fraeulein Hund--Nun hat mein ehrlicher Rodrigo, dem die Liebe nun vollends die unrechte Seite herausgekehrt hat, diese Nacht auch manchen Stuzer auf Desdemonens Gesundheit ausgeleert, und izt wird er mit auf die Wache ziehen. Drey junge Cyprier, frische ruestige Bursche, die Herz und Ehre haben, hab ich gleichfalls mit vollen Bechern zugedekt, und sie sind auch von der Wache. Unter dieser Schaar von Betrunknen kan es mir also nicht schwer fallen, unsern Cassio zu einem Excess zu bringen, wodurch er diese Insulaner vor die Koepfe stoesst--Aber da kommen sie ja schon. Wenn der Erfolg meinem Entwurf antwortet, so segelt mein Boot mit Wind und Fluth davon. Zehnte Scene. (Cassio, Montano, und drey junge Cyprier.$ Schiksal wie der Tod--Hier kommt sie ja! (Desdemona und Aemilia treten auf.) Wenn sie ungetreu ist, so spottet der Himmel seiner selbst. Ich kan es nicht glauben! Wie geht's, mein liebster Othello? Euer Mittag-Essen, und die edeln Insulaner, die ihr dazu eingeladen habt, warten auf eure Ich bin zu tadeln. Warum redet ihr so schwach? Fehlt euch was? Ich hab' einen Schmerz hier an meiner Stirne. Das kommt nur, weil ihr zu viel gewacht habt, es wird bald wieder vergehen. Erlaubt mir nur, dass ich euch die Stirne hart verbinde, so wird es in einer Stunde wieder besser seyn. (Sie zieht ihr Schnupftuch heraus, um es ihm umzubinden.) Euer Schnupftuch ist zu klein: lasst es gut seyn: Kommt, ich will mit euch gehen. (Das Schnupftuch entfaellt ihr, indem sie es einsteken will.) Es ist mir recht leid, dass ihr nicht wohl seyd. (Sie gehen ab.) Siebende Scene. (Aemilia bleibt zuruek.) Aemilia (indem sie das Schnupftuch aufliesst.) Ich bin froh, dass ich dieses Schnupftuch gefunden habe; das war das erste Geschenk, da$ mein Todten-Hemde. Kommt, kommt; wie ihr redt! Meine Mutter hatte ein Kammer-Maedchen, die Barbara hiess; das arme Ding war in jemand verliebt, der sie nicht wieder lieben wollte, und da wurde sie zulezt naerrisch; sie hatte ein Lied, das sich immer mit (Weide) endigte, es war ein altes Ding, aber es schikte sich auf ihre Umstaende, und sie sang es bis in den lezten Augenblik ihres Lebens. Ich kan mir dieses Lied diese ganze Nacht durch nicht aus dem Sinn bringen; es braucht alles, dass ich mich erwehre, den Kopf auf eine Seite zu haengen, und es zu singen, wie die arme Barbara. Ich bitte dich, mach' dass du fertig wirst. Soll ich gehn und euern Schlaf-Rok holen? Nein, steke mich hier ab; dieser Lodovico ist ein recht artiger Ein sehr huebscher Mann. Er spricht gut. Ich kenn' eine Dame in Venedig, die um einen Druk von seiner Unterlippe eine Wallfahrt ins Gelobte Land gemacht haette. Desdemona (singt.) Das arme Ding, sie sass und sang, an einem Baum sass sie, Singt alle, gruene Weide; Die Hand gelegt au$ bst, lebe wohl; bringe meinem guetigen Gemahl meinen lezten Gruss; o, lebe wohl. (Sie stirbt.) Wie, wie sollte sie ermordet worden seyn? O Gott! wer weiss das? Ihr hoertet's, sie sagte selbst, ich sey's nicht gewesen. Sie sagte so, ich kan nichts anders sagen. Sie ist als eine Luegnerin zur Hoelle gefahren; ich war's, der sie Oh, desto mehr Engel ist sie nun, und du ein desto schwaerzerer Sie ergab sich der Leichtfertigkeit, sie war eine Hure. Du laesterst sie, du bist ein Teufel. Sie war falsch wie Wasser. Und du bist rasch wie Feuer, wenn du das sagst. Oh, sie war ein Engel von Unschuld. Sie liess sich von Cassio deken; frag deinen Mann, wenn du's nicht glauben willst. Welcher Abgrund in der flammenden Hoelle waere tief genug fuer mich, wenn ich ohne die staerksten Gruende so weit gegangen waere? Dein Mann weiss alles. Das sie ihrem Ehbett untreu war? Ja, mit Cassio. Waere sie treu gewesen, glaube mir, wenn mir der Himmel noch eine solche Welt, wie diese, aus einem einzigen ganzen Chrysolith haette mac$ ume, Doch sei die Schlange drunter. Wohl versorgt Muss der sein, der uns naht; und meiner Hand Vertrau das grosse Werk der Nacht zu enden, Dass alle kuenftgen Tag und Naecht uns lohne Alleinge Koenigsmacht und Herrscherkrone. Wir sprechen noch davon. LADY MACBETH Blick hell und licht; Misstraun erregt veraendert Angesicht. Lass alles andre mir! (Sie gehen ab.) SECHSTE SZENE (Daselbst, vor dem Schloss) (Oboen. Macbeths Dienstboten warten auf. Es treten auf Duncan, Malcolm, Donalbain, Banquo, Lenox, Macduff, Rosse, Angus, Gefolge.) Dies Schloss hat eine angenehme Lage; Gastlich umfaengt die lichte, milde Luft Die heitern Sinne. Dieser Sommergast, Die Schwalbe, die an Tempeln nistet, zeigt Durch ihren fleissgen Bau, dass Himmelsatem Hier lieblich haucht; kein Vorsprung, Fries noch Pfeiler, Kein Winkel, wo der Vogel nicht gebaut Sein haengend Bett und Wiege fuer die Brut: Wo er am liebsten heckt und wohnt, da fand ich Am reinsten stets die Luft. (Lady Macbeth tritt auf.) Seht, unsre edle Wirtin! Die Liebe, die$ iess er weg. Kostbare Dinge sah er an, als waer's Gemeiner Staub und Kehricht; wen'ger nimmt er, Als selbst der Geiz ihm gaebe. Ihm ist Lohn Fuer Grosstat, sie zu tun. Zufrieden ist er, Sein Leben so zu opfern ohne Zweck. Er ist von wahrem Adel. Ruft ihn her. Erster Senator. Ruft Coriolanus. Erster Ratsdiener. Er tritt schon herein. Coriolanus kommt zurueck. Mt Freud ernennt dich, Coriolan, zum Konsul Der saemtliche Senat. Stets weih ich ihm Mein Leben, meinen Dienst. Jetzt bleibt nur noch, Dass du das Volk anredest. Ich ersuch euch, Erlasst mir diesen Brauch; denn ich kann nicht Das Kleid antun, entbloesst stehn und sie bitten, Um ihre Stimmen, meiner Wunden wegen. Erlaubt, die Sitte zu umgehn. Das Volk, Herr, Muss Euer Werben haben, laesst nicht fahren Den kleinsten Punkt des Herkomms. Reizt es nicht. Nein, bitte! fuegt Euch dem Gebrauch und nehmt, Wie es bisher die Konsuln all getan, Die Wuerd in ihrer Form. 's ist eine Rolle, Die ich erroetend spiel; auch waer es gut, Dem Volke dies zu nehmen. Hoert i$ etragens geben; und es ist sehr wahrscheinlich, dass es uns zu unserm Zwek fuehren wird, wenn es wahr ist, dass er so reich seyn Was habt ihr bey euch, womit ihr ihm aufwarten wollet? Nichts fuer dissmal als meinen Besuch; allein ich will ihm ein vortrefliches Stuek versprechen. Ich will ihn auf die nemliche Art bedienen. So ist's am besten. Versprechen oeffnet das Auge der Erwartung, und macht sich oft fuer etwas, das niemals gehalten wird, zum voraus bezahlt. Halten ist allemal der Narr in seinem eignen Spiel; sobald ein Versprechen gehalten ist, so nuezt es, ausser bey der einfaeltigern Art von Leuten, dem Geber nichts mehr. Versprechen ist hofmaennisch, und ein Stuek von der feinen Lebensart; Halten ist eine Art von leztem Willen oder Testament, welches bey dem, der es macht, eine grosse Krankheit--am Verstand anzeigt. (Timon kommt, ohne dass ihn die vorigen Personen gewahr werden, aus der Hoele hervor.) Timon (vor sich.) Vortreflicher Kuenstler! du kanst keinen so schlechten Kerl mahlen als du selbs$ er wuenscht? Muss er es buessen, so tuechtig als Realitaet zu sein? Muss er sein Thun, die Kopf- und Willensanspannung in allem Thun, mit einem Gliederstrecken im Imaginaeren und Absurden ausgleichen? - Die Geschichte seiner Wuenschbarkeiten war bisher die partie honteuse des Menschen: man soll sich hueten, zu lange in ihr zu lesen. Was den Menschen rechtfertigt, ist seine Realitaet, - sie wird ihn ewig rechtfertigen. Um wie viel mehr werth ist der wirkliche Mensch, verglichen mit irgend einem bloss gewuenschten, ertraeumten, erstunkenen und erlogenen Menschen? mit irgend einem idealen Menschen?... Und nur der ideale Mensch geht dem Philosophen wider den Geschmack. Naturwerth des Egoismus. - Die Selbstsucht ist so viel werth, als Der physiologisch werth ist, der sie hat: sie kann sehr viel werth sein, sie kann nichtswuerdig und veraechtlich sein. Jeder Einzelne darf darauf hin angesehen werden, ob er die aufsteigende oder die absteigende Linie des Lebens darstellt. Mit einer Entscheidung darueber hat man auch$ enszeit vorueber, dass die Abendroethe laengst verglommen, dass die Sterne emporgezogen, und in dichter Schaar ueber den Daechern glaenzten. Von Staedten, den Menschen und ihrem Treiben hatte er nichts gesagt, und sie hatten nicht gefragt. Die Worte seines Mundes thaten so wohl, dass ihnen gerade das, was er sagte, das Rechte daeuchte, und sie nicht nach Anderem fragten. Marthe trug endlich das schlafende Kind fort, Benedikt ging auch, die Nachbarn entfernten sich--und noch seliger und noch freudenreicher, als gestern gingen die Eltern zu Bette, und selbst der Vater dachte, Felix sei ja fast wie ein Prediger und Priester des Herrn. Auch auf die Haide war er gleich nach den Feiertagen gegangen, auf seiner Rednerbuehne war er gesessen; die Kaefer, die Fliegen, die Falter, die Stimme der Haidelerche und die Augen der Feldmaeuschen waren die naemlichen. Er schweifte herum, die Sonnenstrahlen spannen,--dort daemmerte das Moor, und ein Zittern und Zirpen und Singen----und wie der Vater ihn so wandeln sah, musste er$ e immer und sie sei so froh, dass er gekommen sei, dass es ihr jetzt ganz recht sei, dass ein Geist im Haus herumfahre, weil er doch daran schuld sei, dass der Papa heimkommen musste. "Und wie fuehrt sich das Gespenst weiter auf, Fraeulein Rottenmeier?", fragte nun Herr Sesemann mit einem lustigen Ausdruck in den Mundwinkeln. "Nein, Herr Sesemann", entgegnete die Dame ernst, "es ist kein Scherz. Ich zweifle nicht daran, dass morgen Herr Sesemann nicht mehr lachen wird; denn was in dem Hause vorgeht, deutet auf Fuerchterliches, das hier in vergangener Zeit muss vorgegangen und verheimlicht worden sein." "So, davon weiss ich nichts", bemerkte Herr Sesemann, "muss aber bitten, meine voellig ehrenwerten Ahnen nicht verdaechtigen zu wollen. Und nun rufen Sie mir den Sebastian ins Esszimmer, ich will allein mit ihm reden." Herr Sesemann ging hinueber und Sebastian erschien. Es war Herrn Sesemann nicht entgangen, dass Sebastian und Fraeulein Rottenmeier sich nicht eben mit Zuneigung betrachteten; so hatte er seine$ rgen die hellen Glocken von nah und fern sie heruntergerufen hatten, so begleitete nun aus dem Tale herauf das friedliche Gelaeut der Abendglocken sie bis hinauf zur sonnigen Almhuette, die ganz sonntaeglich im Abendschimmer ihnen entgegenglaenzte. Wenn aber die Grossmama kommt im Herbst, dann gibt es gewiss noch manche neue Freude und Ueberraschung fuer das Heidi wie fuer die Grossmutter, und sicher kommt auch gleich ein richtiges Bett auf den Heuboden hinauf, denn wo die Grossmama hintritt, da kommen alle Dinge bald in die erwuenschte Ordnung und Richtigkeit, nach aussen wie nach Etext reformatted by Michael Pullen globaltraveler5565@yahoo.com Hermann und Dorothea Johann Wolfgang Goethe Erster Gesang: Kalliope. Schicksal und Anteil Zweiter Gesang: Terpsichore. Hermann Dritter Gesang: Thalia. Die Buerger Vierter Gesang: Euterpe. Mutter und Sohn Fuenfter Gesang: Polyhymnia. Der Weltbuerger Sechster Gesang: Klio. Das Zeitalter Siebenter Gesang: Erato. Dorothea Achter Gesang: Melpomene. Hermann und Doro$ achten und rasten. Als ich nun meines Weges die neue Strasse hinanfuhr, Fiel mir ein Wagen ins Auge, von tuechtigen Baeumen gefueget, Von zwei Ochsen gezogen, den groessten und staerksten des Auslands, Nebenher aber ging mit starken Schritten ein Maedchen, Lenkte mit langem Stabe die beiden gewaltigen Tiere, Trieb sie an und hielt sie zurueck, sie leitete klueglich. Als mich das Maedchen erblickte, so trat sie den Pferden gelassen Naeher und sagte zu mir: "Nicht immer war es mit uns so Jammervoll, als Ihr uns heut auf diesen Wegen erblicket. Noch nicht bin ich gewohnt, vom Fremden die Gabe zu heischen, Die er oft ungern gibt, um los zu werden den Armen; Aber mich draenget die Not, zu reden. Hier auf dem Strohe Liegt die erst entbundene Frau des reichen Besitzers, Die ich mit Stieren und Wagen noch kaum, die Schwangre, gerettet. Spaet nur kommen wir nach, und kaum das Leben erhielt sie. Nun liegt, neugeboren, das Kind ihr nackend im Arme, Und mit wenigem nur vermoegen die Unsern zu helfen, Wenn wir im nae$ gut mit dir meint? Oder nicht? So erleichtere dein Herz, Kind. Wenn du recht hast, will ich der erste sein, dir recht zu geben. Aber du bist jung und kennst die Welt wenig, und es moechte dich spaeter einmal gereuen, wenn du um kindischer Gedanken willen dein Glueck verscherzt hast. Sie warf einen fluechtigen scheuen Blick nach dem Burschen hinueber, der emsig rudernd hinten im Kahn sass und die wollne Muetze tief in die Stirn gezogen hatte. Er starrte zur Seite ins Meer und schien in seine eignen Gedanken versunken zu sein. Der Pfarrer sah ihren Blick und neigte sein Ohr naeher zu ihr. Ihr habt meinen Vater nicht gekannt, fluesterte sie, und ihre Augen sahen finster. Deinen Vater? Er starb ja, denke ich, da du kaum zehn Jahr alt warst. Was hat dein Vater, dessen Seele im Paradiese sein moege, mit deinem Eigensinn zu schaffen? Ihr habt ihn nicht gekannt, Padre. Ihr wisst nicht, dass er allein schuld ist an der Krankheit der Mutter. Weil er sie misshandelt hat und geschlagen und mit Fuessen getreten. I$ wenn Sie anders diesen wuerdigen Mann kennen. O wie bin ich gesprungen--Er ist in Koenigsberg, der Herr von Seiffenblase. Was meynen Sie, und meine Tochter ist auch da, und logirt ihm grad gegenueber. Sie schreibt mir, die Kathrinchen, dass sie nicht genug ruehmen kann, was er ihr fuer Hoeflichkeit erzeigt, alles um meinetwillen; hat sieben Monath bey mir gelernt. Fritz. (zieht die Uhr aus) Liebster Rehaar, ich muss ins Kollegium--Sagen Sie Paetus nichts davon, ich bitte Sie--(geht ab) Rehaar. (ruft ihm nach) Auf den Nachmittag--Konzertchen!-- Fuenfte Scene. Zu Koenigsberg in Preussen. Geh. Rath. Gustchen. Major. (stehn in ihrem Hause am Fenster) Ja, er ist's. Ich sehe doch, die Tante muss ein luederliches Mensch seyn, oder sie hat einen Hass auf ihre Nichte geworfen und will sie mit Fleiss ins Verderben stuerzen. Aber Onkel, sie kann ihm doch das Haus nicht verbieten. Auf das, was ich ihr gesagt?--Wer will's ihr uebel nehmen, wenn sie zu ihm sagte: Herr von Seiffenblase, Sie haben sich auf einem Kaff$ s, wie wenn einem ein Licht davon aufgehen wuerde im Herzen, an dem man sich wieder freuen kann." Jetzt liess die Grossmutter die Hand des Kindes los, und nachdem es ihr gute Nacht gesagt, lief es in die Stube zurueck und zog den Peter eilig hinaus, denn es war unterdessen Nacht geworden. Aber draussen stand der Mond am Himmel und schien hell auf den weissen Schnee, dass es war, als wolle der Tag schon wieder angehen. Der Peter zog seinen Schlitten zurecht, setzte sich vorn darauf, das Heidi hinter ihn, und fort schossen sie die Alm hinunter, nicht anders, als waeren sie zwei Voegel, die durch die Luefte sausen. Als spaeter das Heidi auf seinem schoenen, hohen Heubette hinter dem Ofen lag, da kam ihm die Grossmutter wieder in den Sinn, wie sie so schlecht lag mit dem Kopfe, und dann musste es an alles denken, was sie gesagt hatte, und an das Licht, das ihr die Worte im Herzen anzuenden. Und es dachte: Wenn die Grossmutter nur alle Tage die Worte hoeren koennte, dann wuerde es ihr jeden Tag einmal wohl. Aber e$ uessen Duft erfuellten. Schon ging auch dieser Monat seinem Ende entgegen, als das Heidi eines Morgens aus der Huette herausgesprungen kam, wo es seine Morgengeschaefte schon vollendet hatte. Es wollte schnell einmal unter die Tannen hinaus und dann ein wenig weiter hinauf, um zu sehen, ob der ganze grosse Busch von dem Tausendgueldenkraut offenstehe, denn die Bluemchen waren so entzueckend schoen in der durchscheinenden Sonne. Aber als das Heidi um die Huette herumrennen wollte, schrie es auf einmal aus allen Kraeften so gewaltig auf, dass der Oehi aus dem Schopf heraustrat, denn das war etwas Ungewoehnliches. "Grossvater! Grossvater!" rief das Kind wie ausser sich. "Komm hierher! Komm hierher! Sieh! Sieh!" Der Grossvater erschien auf den Ruf, und sein Blick folgte dem ausgestreckten Arm des aufgeregten Kindes. Die Alm herauf schlaengelte sich ein seltsamer Zug, wie noch nie einer hier gesehen worden war. Zuerst kamen zwei Maenner mit einem offenen Tragsessel, darauf sass ein junges Maedchen, in viele Tueche$ Die Kinder jubelten. Er trat nun wieder in die Huette zurueck, holte einen guten Teil der Tuecher heraus, legte sie auf den sonnigsten Platz an die Huette hin und setzte Klara darauf. Dann holte er den Kindern ihre Morgenmilch und fuehrte Schwaenli und Baerli vor den Stall hinaus. "Warum der nur so lange nicht von da unten heraufkommt", sagte der Oehi vor sich hin, denn Peters Morgenpfiff war ja noch gar nicht Jetzt nahm der Grossvater Klara wieder auf den einen Arm, die Tuecher auf den andern. "So, nun vorwaerts!" sagte er vorangehend; "die Geissen kommen mit Das war dem Heidi eben recht. Einen Arm um Schwaenlis und einen um Baerlis Hals gelegt, wanderte das Heidi hinter dem Grossvater her, und die Geissen hatten solche Freude, einmal wieder mit dem Heidi auszuziehen, dass sie es fast zusammendrueckten zwischen sich vor lauter Zaertlichkeit. Oben auf dem Weideplatze angelangt, sahen die Kommenden mit einemmal da und dort an den Abhaengen die friedlich grasenden Geissen in Gruppen stehen und mittendrin den Pe$ len, waehrend ich weg bin. Der Fluechtling: Gewiss. [Er setzt sich auf die Ottomane, Raina geht an das Bett, holt ihren Pelzmantel und wirft ihn um. Ihm fallen die Augen zu, sie geht zur Tuer, wirft einen letzten Blick nach ihm hin und sieht, dass er im Begriff ist, einzuschlafen.] Raina [an der Tuer]: Sie werden jetzt doch nicht etwa einschlafen? [Er murmelt unartikulierte Laute, sie laeuft zu ihm hin und schuettelt ihn.] Hoeren Sie? So wachen Sie doch auf--Sie schlafen ja ein! Der Fluechtling: Was, ich schlafe ein? O nein, nicht im geringsten--ich habe nur nachgedacht,,, es ist schon gut--ich bin Raina [strenge]: Wollen Sie so gut sein, stehen zu bleiben, waehrend ich weg bin--ja? [Er erhebt sich widerwillig]: Die ganze Zeit ueber, Der Fluechtling [unruhig wankend]: Gewiss, gewiss, Sie koennen sich darauf verlassen. [Raina sieht ihn unglaeubig an, er laechelt matt, sie geht zoegernd zur Tuer, wo sie sich umwendet, und ihn fast beim Gaehnen ertappt. Sie geht ab.] Der Fluechtling [schlaftrunken]: Schla$ n zubenannt Ort: Jerusalem Zeit: Um Christi Geburt Burg Zion. Grosser Audienzsaal. Joab. Sameas. Serubabel und sein Sohn. Titus. Judas und viele andere. Herodes tritt ein. Joab (tritt dem Koenig entgegen). Ich bin zurueck! Herodes. Dich spreche ich nachher! Das Wichtigste zuerst! Joab (zuruecktretend, fuer sich). Das Wichtigste! Ich daechte doch, das waere, zu erfahren, Ob unser Kopf noch fest sitzt oder nicht. Herodes (winkt Judas). Wie steht es mit dem Feuer? Mit dem Feuer? So weisst du schon, was ich zu melden kam? Um Mitternacht brach's aus. Ich war der erste, Der es bemerkte und die Wache rief. Irr ich mich nicht, so weckte ich dich selbst! Es ist geloescht! (Fuer sich.) So ist es also wahr, Dass er verkleidet durch die Gassen schleicht, Wenn andre schlafen! Hueten wir die Zunge, Sie koennte seinem Ohr einmal begegnen. Ich sah, als alles schon in Flammen stand, Ein junges Weib durchs Fenster eines Hauses, Das ganz betaeubt schien. Ward dies Weib gerettet? Sie wollte nich$ rd' und Himmel, hoert's! Mir schwurst du nichts, dir will ich etwas schwoeren: Ich stell dich unters Schwert. Antonius, Wenn er mich deinetwegen fallen laesst, Und deiner Mutter wegen tut er's nicht! Soll sich betruegen, sei's auch zweifelhaft, Ob mir das Kleid, das mich im Sterben deckt, Mit in die Grube folgt, weil mir ein Dieb Es ja noch stehlen kann, du sollst mir folgen! Das steht nun fest! Wenn ich nicht wiederkehre, So stirbst du! Den Befehl lass ich zurueck! Befehl! Da stoesst ein boeser Punkt mir auf: Was sichert mich, dass man mir noch gehorcht, Wenn man mich nicht mehr fuerchtet? Oh, es wird Sich einer finden, denk ich, der vor ihr Zu zittern hat! Fuenfte Szene Dein Schwaeher! Ist willkommen! Das ist mein Mann! Dem reiche ich mein Schwert Und hetz ihn dann durch Feigheit in den Mut So tief hinein, bis er es braucht, wie ich! Joseph (tritt ein). Ich hoere, dass du gleich nach Alexandrien Zu gehen denkst, und wollte Abschied nehmen! Abschied! Vielleicht auf N$ et, Hutten, dass Ihr Hutten seid!" Fuer deinen weisen Ratschlag habe Dank! Ich sehe schon, ich bin zum Sterben krank. Wie? Wenn der Papst die Christenheit betruegt, So ruf' ich nicht: Der arge Roemer luegt? Wie? Wirft die Wahrheit auf ihr kuehn Panier, So jubl' ich nicht auf meiner Insel hier? Wie? Springt ein deutsches Heer in heissen Kampf, So atm' und schluerf' ich nicht den Pulverdampf? Wie? Sinkt der Sickingen, bedeckt mit Blut, So brennt mich's nicht, wie eigner Wunde Glut? Freund, was du mir verschreibst, ist wundervoll: Nicht leben soll ich, wenn ich leben soll! Das Buch der Vergangenheit VI Das Gefluester Erinnrung plaudert leise hinter mir Auf diesen stillen Inselpfaden hier. Sie rauscht im Eichenlaub, im Buchenhag, Am Ufer plaetschert sie im Wellenschlag, Und mag ich schreiten oder stille stehn, So kann ich ihrem Fluestern nicht entgehn. Da streck' ich lieber gleich mich aus ins Gras! Erinnrung, rede laut! Erzaehle was! Hier lagre dich, zeig dein Geschichtenbuch! Und wir ergoetzen uns an Bild und $ . Und wieder sprach ich zu der Muse nun: Ich bin der starke Knecht. Frau, gib zu tun! Sie lachte. "Ritter, maessigt Euren Sturm! Sonst singt Ihr um den Steckelbergerturm." Gib, Muse, Stoff! Erhoere mein Gesuch! Gib Stoff! Ein starkes, dauerhaftes Tuch! "Ein saechsisch Moenchlein aus der Kutte schloff. Da, Ritter, habt Ihr einen guten Stoff!" IX Epistolae obscurorum virorum Wir scharten uns zu lust'gem Mummenschanz, Kapuzen ueber vollem Lockenkranz! Wir trugen Pfaffenlarven heuchlerisch Und blitzten draus mit Augen jugendfrisch. Wir schlurften tappig mit Sandalentritt, Wir aefften nach bis auf der Kutte Schnitt. Gruendlich studierten wir beim Becherklang Der Moenchlein naerrischen Gedankengang. Die Dummheit haben wir mit Witz verziert, Die Torheit mit Sentenzen ausstaffiert! Wir haben sie zum Spott der Welt gemacht, Wir haben uns und sie zu Tod gelacht! Zu Tode? Nein. Wir haben sie geweiht Aristophanischer Unsterblichkeit. Schleiferius! Caprimulgius! Ochsenhorn! Schlaraff! Der saubre Taeufling Pfefferkorn! Wir$ lben. Geschmack und Farben sind gar nicht notwendige Bedingungen, unter welchen die Gegenstaende allein fuer uns Objekte der Sinne werden koennen. Sie sind nur als zufaellig beigefuegte Wirkungen der besondern Organisation mit der Erscheinung verbunden. Daher sind sie auch keine Vorstellungen a priori, sondern auf Empfindung, der Wohlgeschmack aber sogar auf Gefuehl (der Lust und Unlust) als einer Wirkung der Empfindung gegruendet. Auch kann niemand a priori weder eine Vorstellung einer Farbe, noch irgendeines Geschmacks haben: der Raum aber betrifft nur die reine Form der Anschauung, schliesst also gar keine Empfindung (nichts Empirisches) in sich, und alle Arten und Bestimmungen des Raumes koennen und muessen sogar a priori vorgestellt werden koennen, wenn Begriffe der Gestalten sowohl, als Verhaeltnisse entstehen sollen. Durch denselben ist es allein moeglich, dass Dinge fuer uns aeussere Gegenstaende sind. Die Absicht dieser Anmerkung geht nur dahin: zu verhueten, dass man die behauptete Idealitaet des Ra$ orgestellt wird, denn das bedeutet eben der Ausdruck: ein Gegenstand sei unter einem Begriffe enthalten. So hat der empirische Begriff eines Tellers mit dem reinen geometrischen eines Zirkels Gleichartigkeit, indem die Rundung, die in dem ersteren gedacht wird, sich im letzteren anschauen laesst. Nun sind aber reine Verstandesbegriffe, in Vergleichung mit empirischen (ja ueberhaupt sinnlichen) Anschauungen, ganz ungleichartig, und koennen niemals in irgendeiner Anschauung angetroffen werden. Wie ist nun die Subsumtion der letzteren unter die erste, mithin die Anwendung der Kategorie auf Erscheinungen moeglich, da doch niemand sagen wird: diese, z.B. die Kausalitaet, koenne auch durch Sinne angeschaut werden und sei in der Erscheinung enthalten? Diese so natuerliche und erhebliche Frage ist nun eigentlich die Ursache, welche eine transzendentale Doktrin der Urteilskraft notwendig macht, um naemlich die Moeglichkeit zu zeigen, wie reine Verstandesbegriffe auf Erscheinungen ueberhaupt angewandt werden koennen. I$ hilosoph sich hierueber etwas bestimmter ausdrueckt, indem er sagt: bei allen Veraenderungen in der Welt bleibt die Substanz, und nur die Akzidenzen wechseln. Ich treffe aber von diesem so synthetischen Satze nirgends auch nur den Versuch von einem Beweise, ja er steht auch nur selten, wie es ihm doch gebuehrt, an der Spitze der reinen und voellig a priori bestehenden Gesetze der Natur. In der Tat ist der Satz, dass die Substanz beharrlich sei, tautologisch. Denn bloss diese Beharrlichkeit ist der Grund, warum wir auf die Erscheinung die Kategorie der Substanz anwenden, und man haette beweisen muessen, dass in allen Erscheinungen etwas Beharrliches sei, an welchem das Wandelbare nichts als Bestimmung seines Daseins ist. Da aber ein solcher Beweis niemals dogmatisch, d.i. aus Begriffen, gefuehrt werden kann, weil er einen synthetischen Satz a priori betrifft, und man niemals daran dachte, dass dergleichen Saetze nur in Beziehung auf moegliche Erfahrung gueltig sind, mithin auch nur durch eine Deduktion der Moe$ liesst nun unwidersprechlich: dass die reinen Verstandesbegriffe niemals von transzendentalem, sondern jederzeit nur von empirischem Gebrauche sein koennen, und dass die Grundsaetze des reinen Verstandes nur in Beziehung auf die allgemeinen Bedingungen einer moeglichen Erfahrung, auf Gegenstaende der Sinne, niemals aber auf Dinge ueberhaupt, (ohne Ruecksicht auf die Art zu nehmen, wie wir sie anschauen moegen,) bezogen werden koennen. Die transzendentale Analytik hat demnach dieses wichtige Resultat: dass der Verstand a priori niemals mehr leisten koenne, als die Form einer moeglichen Erfahrung ueberhaupt zu antizipieren, und, da dasjenige, was nicht Erscheinung ist, kein Gegenstand der Erfahrung sein kann, dass er die Schranken der Sinnlichkeit, innerhalb denen uns allein Gegenstaende gegeben werden, niemals ueberschreiten koenne. Seine Grundsaetze sind bloss Prinzipien der Exposition der Erscheinungen, und der stolze Name einer Ontologie, welche sich anmasst, von Dingen ueberhaupt synthetische Erkenntnisse $ ch (wie der logische Schein) sogar verschwinde, und ein Schein zu sein aufhoere, das kann sie niemals bewerkstelligen. Denn wir haben es mit einer natuerlichen und unvermeidlichen Illusion zu tun, die selbst auf subjektiven Grundsaetzen beruht, und sie als objektive unterschiebt, anstatt dass die logische Dialektik in Aufloesung der Trugschluesse es nur mit einem Fehler, in Befolgung der Grundsaetze, oder mit einem gekuenstelten Scheine, in Nachahmung derselben, zu tun hat. Es gibt also eine natuerliche und unvermeidliche Dialektik der reinen Vernunft, nicht eine, in die sich etwa ein Stuemper, durch Mangel an Kenntnissen, selbst verwickelt, oder die irgendein Sophist, um vernuenftige Leute zu verwirren, kuenstlich ersonnen hat, sondern die der menschlichen Vernunft unhintertreiblich anhaengt, und selbst, nachdem wir ihr Blendwerk aufgedeckt haben, dennoch nicht aufhoeren wird, ihr vorzugaukeln und sie unablaessig in augenblickliche Verirrungen zu stossen, die jederzeit gehoben zu werden beduerfen. II. Von de$ en zu Erscheinungen geboten, sollten diese auch keine wirkliche Wahrnehmung (wenn sie dem Grade nach fuer unser Bewusstsein zu schwach ist, um Erfahrung zu werden) abgeben, weil sie dem ungeachtet doch zur moeglichen Erfahrung gehoeren. Aller Anfang ist in der Zeit, und alle Grenze des Ausgedehnten im Raume. Raum und Zeit aber sind nur in der Sinnenwelt. Mithin sind nur Erscheinungen in der Welt bedingterweise, die Welt aber selbst weder bedingt, noch auf unbedingte Art begrenzt. Eben um deswillen, und da die Welt niemals ganz, und selbst die Reihe der Bedingungen zu einem gegebenen Bedingten nicht, als Weltreihe, ganz gegeben werden kann, ist der Begriff von der Weltgroesse nur durch den Regressus, und nicht vor demselben in einer kollektiven Anschauung, gegeben. Jener besteht aber immer nur im Bestimmen der Groesse, und gibt also keinen bestimmten Begriff, als auch keinen Begriff von einer Groesse, die in Ansehung eines gewissen Masses unendlich waere, geht also nicht ins Unendliche (gleichsam gegebene), so$ hieht, eine Ursache, mithin auch die Kausalitaet der Ursache, die selbst geschehen, oder entstanden, wiederum eine Ursache haben muesse; wodurch denn das ganze Feld der Erfahrung, so weit es sich erstrecken mag, in einen Inbegriff blosser Natur verwandelt wird. Da aber auf solche Weise keine absolute Totalitaet der Bedingungen im Kausalverhaeltnisse herauszubekommen ist, so schafft sich die Vernunft die Idee von einer Spontaneitaet, die von selbst anheben koenne zu handeln, ohne dass eine andere Ursache vorangeschickt werden duerfe, sie wiederum nach dem Gesetze der Kausalverknuepfung zur Handlung zu Es ist ueberaus merkwuerdig, dass auf diese transzendentale Idee der Freiheit sich der praktische Begriff derselben gruende, und jene in dieser das eigentliche Moment der Schwierigkeiten ausmache, welche die Frage ueber ihre Moeglichkeit von jeher umgeben haben. Die Freiheit im praktischen Verstande ist die Unabhaengigkeit der Willkuer von der Noetigung durch Antriebe der Sinnlichkeit. Denn eine Willkuer ist sinn$ aben, wodurch seine Handlungen, als Erscheinungen, durch und durch mit anderen Erscheinungen nach bestaendigen Naturgesetzen im Zusammenhange staenden, und von ihnen, als ihren Bedingungen, abgeleitet werden koennten, und also, mit diesen in Verbindung, Glieder einer einzigen Reihe der Naturordnung ausmachten. Zweitens wuerde man ihm noch einen intelligiblen Charakter einraeumen muessen, dadurch es zwar die Ursache jener Handlungen als Erscheinungen ist, der aber selbst unter keinen Bedingungen der Sinnlichkeit steht, und selbst nicht Erscheinung ist. Man koennte auch den ersteren den Charakter eines solchen Dinges in der Erscheinung, den zweiten den Charakter des Dinges an sich selbst nennen. Dieses handelnde Subjekt wuerde nun, nach seinem intelligiblen Charakter, unter keinen Zeitbedingungen stehen, denn die Zeit ist nur die Bedingung der Erscheinungen, nicht aber der Dinge an sich selbst. In ihm wuerde keine Handlung entstehen, oder vergehen, mithin wuerde es auch nicht dem Gesetze aller Zeitbestimmung, a$ hrung entlehnt sein; denn diese kann keine so weitgehende Eroeffnungen geben. Die empirische Spezifikation bleibt in der Unterscheidung des Mannigfaltigen bald stehen, wenn sie nicht durch das schon vorhergehende transzendentale Gesetz der Spezifikation, als einem Prinzip der Vernunft, geleitet worden, solche zu suchen, und sie noch immer zu vermuten, wenn sie sich gleich nicht den Sinnen offenbart. Dass absorbierende Erden nach verschiedener Art (Kalk- und muriatische Erden) sind, bedurfte zur Entdeckung eine zuvorkommende Regel der Vernunft, welche dem Verstande es zur Aufgabe machte, die Verschiedenheit zu suchen, indem sie die Natur so reichhaltig voraussetzte, sie zu vermuten. Denn wir haben ebensowohl nur unter Voraussetzung der Verschiedenheiten in der Natur Verstand, als unter der Bedingung, dass ihre Objekte Gleichartigkeit an sich haben, weil eben die Mannigfaltigkeit desjenigen, was unter einem Begriffe zusammengefasst werden kann, den Gebrauch dieses Begriffs, und die Beschaeftigung des Verstandes$ en dem realen Inhalte nach unter Begriffe zu bringen, welche darauf nicht anders als empirisch, d.i. a posteriori, (aber jenen Begriffen als Regeln einer empirischen Synthesis gemaess,) koennen bestimmt werden; dieser ist der Vernunftgebrauch durch Konstruktion der Begriffe, indem diese, da sie schon auf eine Anschauung a priori gehen, auch eben darum a priori und ohne alle empirische data in der reinen Anschauung bestimmt gegeben werden koennen. Alles, was da ist (ein Ding im Raum oder der Zeit), zu erwaegen, ob und wiefern es ein Quantum ist oder nicht, dass ein Dasein in demselben oder Mangel vorgestellt werden muesse, wie fern dieses Etwas (welches Raum oder Zeit erfuellt) ein erstes Substratum, oder blosse Bestimmung sei, eine Beziehung seines Daseins auf etwas anderes, als Ursache oder Wirkung, habe, und endlich isoliert oder in wechselseitiger Abhaengigkeit mit anderen in Ansehung des Daseins stehe, die Moeglichkeit dieses Daseins, die Wirklichkeit und Notwendigkeit, oder die Gegenteile derselben zu er$ in Recht habe, etwas anzunehmen, was sie auf keine Weise im Felde der blossen Spekulation, ohne hinreichende Beweisgruende, vorauszusetzen befugt waere; weil alle solche Voraussetzungen der Vollkommenheit der Spekulation Abbruch tun, um welche sich aber das praktische Interesse gar nicht bekuemmert. Dort ist sie also im Besitze, dessen Rechtmaessigkeit sie nicht beweisen darf, und wovon sie in der Tat den Beweis auch nicht fuehren koennte. Der Gegner soll also beweisen. Da dieser aber ebensowenig etwas von dem bezweifelten Gegenstande weiss, um dessen Nichtsein darzutun, als der erstere, der dessen Wirklichkeit behauptet: so zeigt sich hier ein Vorteil auf der Seite desjenigen, der etwas als praktisch notwendige Voraussetzung behauptet (melior est conditio possidentis). Es steht ihm naemlich frei, sich gleichsam aus Notwehr eben derselben Mittel fuer seine gute Sache, als der Gegner wider dieselbe, d.i. der Hypothesen zu bedienen, die gar nicht dazu dienen sollen, um den Beweis derselben zu verstaerken, sonde$ schen Erkenntnis a priori, an sich, dass die Vernunft bei jenen vermittelst seiner Begriffe sich nicht geradezu an den Gegenstand wenden darf, sondern zuvor die objektive Gueltigkeit der Begriffe und die Moeglichkeit der Synthesis derselben a priori dartun muss. Dieses ist nicht etwa bloss eine noetige Regel der Behutsamkeit, sondern betrifft das Wesen und die Moeglichkeit der Beweise selbst. Wenn ich ueber den Begriff von einem Gegenstande a priori hinausgehen soll, so ist dieses, ohne einen besonderen und ausserhalb diesem Begriffe befindlichen Leitfaden, unmoeglich. In der Mathematik ist es die Anschauung a priori, die meine Synthesis leitet, und da koennen alle Schluesse unmittelbar an der reinen Anschauung gefuehrt werden. Im transzendentalen Erkenntnis, so lange es bloss mit Begriffen des Verstandes zu tun hat, ist diese Richtschnur die moegliche Erfahrung. Der Beweis zeigt naemlich nicht, dass der gegebene Begriff (z.B. von dem, was geschieht,) geradezu auf einen anderen Begriff (dem einer Ursache) fue$ serer Vernunft, besteht in Zergliederungen der Begriffe, die wir schon von Gegenstaenden haben. Dieses liefert uns eine Menge von Erkenntnissen, die, ob sie gleich nichts weiter als Aufklaerungen oder Erlaeuterungen desjenigen sind, was in unsern Begriffen (wiewohl noch auf verworrene Art) schon gedacht worden, doch wenigstens der Form nach neuen Einsichten gleich geschaetzt werden, wiewohl sie der Materie, oder dem Inhalte nach die Begriffe, die wir haben, nicht erweitern, sondern nur auseinander setzen. Da dieses Verfahren nun eine wirkliche Erkenntnis a priori gibt, die einen sichern und nuetzlichen Fortgang hat, so erschleicht die Vernunft, ohne es selbst zu merken, unter dieser Vorspiegelung Behauptungen von ganz anderer Art, wo die Vernunft zu gegebenen Begriffen ganz fremde und zwar a priori hinzutut, ohne dass man weiss, wie sie dazu gelangen und ohne sich eine solche Frage auch nur in die Gedanken kommen zu lassen. Ich will daher gleich anfangs von dem Unterschiede dieser zweifachen Erkenntnisart han$ uer sich nicht notwendig zueinander gehoeren, und dergleichen ist die Synthesis des Gleichartigen in allem, was mathematisch erwogen werden kann, (welche Synthesis wiederum in die der Aggregation und Koalition eingeteilt werden kann, davon die erstere auf extensive, die andere auf intensive Groessen gerichtet ist). Die zweite Verbindung (nexus) ist die Synthesis des Mannigfaltigen, sofern es notwendig zueinander gehoert, wie z.B. das Akzidens zu irgendeiner Substanz, oder die Wirkung zu der Ursache, - mithin auch als ungleichartig doch a priori verbunden vorgestellt wird, welche Verbindung, weil sie nicht willkuerlich ist, ich darum dynamisch nenne, weil sie die Verbindung des Daseins des Mannigfaltigen betrifft (die wiederum in die physische der Erscheinungen untereinander, und metaphysische ihre Verbindung im Erkenntnisvermoegen a priori, eingeteilt werden, 1. Axiome der Anschauung Das Prinzip derselben ist: Alle Anschauungen sind extensive Groessen. Beweis Alle Erscheinung$ nd ist an sich selbst durch nichts weiter bestimmt: d.i. die Teile desselben sind nur in der Zeit, und durch die Synthesis derselben, sie aber nicht vor ihr gegeben. Um deswillen ist ein jeder Uebergang in der Wahrnehmung zu etwas, was in der Zeit folgt, eine Bestimmung der Zeit durch die Erzeugung dieser Wahrnehmung, und da jene, immer und in allen ihren Teilen, eine Groesse ist, die Erzeugung einer Wahrnehmung als einer Groesse durch alle Grade, deren keiner der kleinste ist, von dem Zero an, bis zu ihrem bestimmten Grad. Hieraus erhellt nun die Moeglichkeit, ein Gesetz der Veraenderungen, ihrer Form nach, a priori zu erkennen. Wir antizipieren nur unsere eigene Apprehension, deren formale Bedingung, da sie uns vor aller gegebenen Erscheinung selbst beiwohnt, allerdings a priori muss erkannt werden koennen. So ist demnach, ebenso, wie die Zeit die sinnliche Bedingung a priori von der Moeglichkeit eines kontinuierlichen Fortganges des Existierenden zu dem Folgenden enthaelt, der Verstand, vermittelst der Ein$ das empirische Verhaeltnis des Zugleichseins nicht in der Erfahrung stattfinden koennte. Durch dieses Commercium machen die Erscheinungen, sofern sie aussereinander und doch in Verknuepfung stehen, ein Zusammengesetztes aus (compositum reale), und dergleichen Composita werden auf mancherlei Art moeglich. Die drei dynamischen Verhaeltnisse, daraus alle uebrigen entspringen, sind daher das der Inhaerenz, der Konsequenz und der Komposition. * * * Dies sind denn also die drei Analogien der Erfahrung. Sie sind nichts anderes, als Grundsaetze der Bestimmung des Daseins der Erscheinungen in der Zeit, nach allen drei modis derselben, dem Verhaeltnisse zu der Zeit selbst, als einer Groesse (die Groesse des Daseins, d.i. die Dauer), dem Verhaeltnisse in der Zeit, als einer Reihe (nacheinander), endlich auch in ihr, als einem Inbegriff alles Daseins (zugleich). Diese Einheit der Zeitbestimmung ist durch und durch dynamisch, d.i. die Zeit wird nicht als$ einander niemals logisch widerstreiten, ist ein ganz wahrer Satz von dem Verhaeltnisse der Begriffe, bedeutet aber, weder in Ansehung der Natur, noch ueberall in Ansehung irgendeines Dinges an sich selbst, (von diesem haben wir keinen Begriff,) das mindeste. Denn der reale Widerstreit findet allerwaerts statt, wo A - B = 0 ist, d.i. wo eine Realitaet mit der anderen, in einem Subjekt verbunden, eine die Wirkung der anderen aufhebt, welches alle Hindernisse und Gegenwirkungen in der Natur unaufhoerlich vor Augen legen, die gleichwohl, da sie auf Kraeften beruhen, realitates phaenomena genannt werden muessen. Die allgemeine Mechanik kann sogar die empirische Bedingung dieses Widerstreits in einer Regel a priori angeben, indem sie auf die Entgegensetzung der Richtungen sieht: eine Bedingung, von welcher der transzendentale Begriff der Realitaet gar nichts weiss. Obzwar Herr von Leibniz diesen Satz nicht eben mit dem Pomp eines neuen Grundsatzes ankuendigte, so bediente er sich doch desselben zu neuen Behauptung$ Ausdruck, mit welchem wir nicht den mindesten Begriff verbinden koennen; dagegen der von der Notwendigkeit eines Dinges in aller Beziehung (auf alles Moegliche) ganz besondere Bestimmungen bei sich fuehrt. Weil nun der Verlust eines Begriffs von grosser Anwendung in der spekulativen Weltweisheit dem Philosophen niemals gleichgueltig sein kann, so hoffe ich, es werde ihm die Bestimmung und sorgfaeltige Aufbewahrung des Ausdrucks, an dem der Begriff haengt, auch nicht gleichgueltig sein. In dieser erweiterten Bedeutung werde ich mich dann des Wortes: absolut, bedienen und es dem bloss komparativ oder in besonderer Ruecksicht Gueltigen entgegensetzen; denn dieses letztere ist auf Bedingungen restringiert, jenes aber gilt ohne Restriktion. Nun geht der transzendentale Vernunftbegriff jederzeit nur auf die absolute Totalitaet in der Synthesis der Bedingungen, und endigt niemals, als bei den schlechthin, d.i. in jeder Beziehung, Unbedingten. Denn die reine Vernunft ueberlaesst alles dem Verstande, der sich zunaech$ sind, dass die Zusammensetzung nur ein aeusserer Zustand derselben sei, und dass, wenn wir die Elementarsubstanzen gleich niemals voellig aus diesem Zustande der Verbindung setzen und isolieren koennen, doch die Vernunft sie als die ersten Subjekte aller Komposition, und mithin, vor derselben, als einfache Wesen denken Antithesis Kein zusammengesetztes Ding in der Welt besteht aus einfachen Teilen, und es existiert ueberall nichts Einfaches in derselben. Beweis Setzet: ein zusammengesetztes Ding (als Substanz) bestehe aus einfachen Teilen. Weil alles aeussere Verhaeltnis, mithin auch alle Zusammensetzung aus Substanzen, nur im Raume moeglich ist: so muss, aus so viel Teilen das Zusammengesetzte besteht, aus ebensoviel Teilen auch der Raum bestehen, den es einnimmt. Nun besteht der Raum nicht aus einfachen Teilen, sondern aus Raeumen. Also muss jeder Teil des Zusammengesetzten einen Raum einnehmen. Die schlechthin ersten Teile aber alles Zusammengesetzten sind einfach. Also nimmt das Einfache e$ eian nicht hinreichend bewiesen werden kann. Unter dem polemischen Gebrauche der reinen Vernunft verstehe ich nun die Verteidigung ihrer Saetze gegen die dogmatischen Verneinungen derselben. Hier kommt es nun nicht darauf an, ob ihre Behauptungen nicht vielleicht auch falsch sein moechten, sondern nur, dass niemand das Gegenteil jemals mit apodiktischer Gewissheit (ja auch nur mit groesserem Scheine) behaupten koenne. Denn wir sind alsdann doch nicht bittweise in unserem Besitz, wenn wir einen, obzwar nicht hinreichenden, Titel derselben vor uns haben, und es voellig gewiss ist, dass niemand die Unrechtmaessigkeit dieses Besitzes jemals beweisen koenne. Es ist etwas Bekuemmerndes und Niederschlagendes, dass es ueberhaupt eine Antithetik der reinen Vernunft geben, und diese, die doch den obersten Gerichtshof ueber alle Streitigkeiten vorstellt, mit sich selbst in Streit geraten soll. Zwar hatten wir oben eine solche scheinbare Antithetik derselben vor uns; aber es zeigte sich, dass sie auf einem Missverstande $ weikampfe zu prahlen, den er zur Ehre seiner Damen gegen zwei fremde Ritter bestanden, die er toedlich verwundet haette, wobei er aber selbst an der Brust durchstossen, so dass er halbtot nach Gent gefahren sei. Als einige nach dem Wundarzte fragten, der ihn behandelt, und seiner Zuversicht mit zweifelndem Blick begegneten, riss er sich die Weste auf und zeigte seine eingekerbte Wurzelhaut, die jedermann fuer vernarbt ansah. Nach diesem Hauptschlag ruehmte er seine Reichtuemer und seine Familie; die Tante Braka wurde eine so altadelige herrliche Hofdame, voll Erfahrung und Charakter, Herzensguete, Zartgefuehl und feiner Lebensart, wie Gent noch keine aufzuweisen haette. Bellas Schoenheit uebertraf nach seiner Beschreibung die Helena; dabei erzaehlte er von ihrer Unschuld eine Menge Anekdoten, die allerdings wahr waren, die ihm aber niemand glauben wollte, weil sie ihre wunderliche Erziehung und Natur haetten kennen muessen. Zuletzt gab er zu verstehen, dass er sie heiraten werde. Der Erzherzog bekam einen $ Besitz dieser seltenen Jugend einander nicht zu goennen, dergestalt, dass jeder seine Stirnfalten hinaufrueckte und einer List nachsann, den andern zu entfernen oder bei der Frau Nietken zu ueberbieten. Waehrend sie nun aus hohen Glaesern den Wein tranken und miteinander im Brett spielten, benutzte es der eine nach dem andern, waehrend jener am Zuge, mit Frau Nietken heimlich ein Wort zu reden, die in seliger Erwartung, wie hoch sie die arme Bella in dieser Versteigerung hinauftreiben werde, sehr viele Schwierigkeiten in Hinsicht ihres Besitzes aufzuzaehlen wusste. Bella war in ihres Stammes Natur zu klug, um die Gefahr nicht einzusehen, worin ihre Liebe und ihre Freiheit schwebten; die alten Herren erlaubten sich schon manche unbequeme Zudringlichkeit, und sie sann auf einen Anschlag, wie sie dem Hause entkommen moechte. Aber was sie auch erfinden mochte, sie war zu strenge belauscht, und niemand gestattete ihr unter irgendeinem Vorwande das Zimmer zu verlassen. Die beiden Alten, je mehr sie tranken, wur$ t, der Kapitan und ein Teil des Adels zugegen, uebrigens durchaus ein Publikum von gebildeten Personen, viele Geistliche, zusammen ungefaehr fuenfhundert. Die von dem Praesidenten fuer die heutige Sitzung aufgegebene Frage war, ob Erfindung oder Nachahmung den schoenen Kuensten mehr Vorteil gebracht habe. Der Einfall war gluecklich genug; denn wenn man die in der Frage liegende Alternative trennt, so laesst sich hundert Jahre hinueber und herueber sprechen. Auch haben sich die Herren Akademiker dieser Gelegenheit weidlich bedient und in Prosa und Versen mancherlei hervorgebracht, worunter viel Gutes. Sodann ist es das lebendigste Publikum. Die Zuhoerer riefen Bravo, klatschten und lachten. Wenn man auch vor seiner Nation so stehen und sie persoenlich belustigen duerfte! Wir geben unser Bestes schwarz auf weiss: jeder kauzt sich damit in eine Ecke und knopert daran, wie er Es laesst sich denken, dass Palladio auch diesmal an allen Orten und Enden war, es mochte von Erfinden oder Nachahmen die Rede sein. Z$ hergebrachten Meerherrschaft zu tragen, und diese Aufgabe ist fuertrefflich ausgefuehrt. Das Schiff ist ganz Zierat, also darf man nicht sagen: mit Zierat ueberladen, ganz vergoldetes Schnitzwerk, sonst zu keinem Gebrauch, eine wahre Monstranz, um dem Volke seine Haeupter recht herrlich zu zeigen. Wissen wir doch: das Volk, wie es gern seine Huete schmueckt, will auch seine Obern praechtig und geputzt sehen. Dieses Prunkschiff ist ein rechtes Inventarienstueck, woran man sehen kann, was die Venezianer waren und sich zu sein duenkten. Den 5. Oktober, nachts. Ich komme noch lachend aus der Tragoedie und muss diesen Scherz gleich auf dem Papier befestigen. Das Stueck war nicht schlimm, der Verfasser hatte alle tragischen Matadore zusammengesteckt, und die Schauspieler hatten gut spielen. Die meisten Situationen waren bekannt, einige neu und ganz gluecklich. Zwei Vaeter, die sich hassen, Soehne und Toechter aus diesen getrennten Familien, leidenschaftlich uebers Kreuz verliebt, ja das eine Paar heimlich ve$ die Aus--und Ansichten einfach, aber anmutig. Der Po, ein freundlicher Fluss, zieht hier durch grosse Plainen, man sieht nur seine bebuschten und bewaldeten Ufer, keine Fernen. Hier wie an der Etsch sah ich alberne Wasserbaue, die kindisch und schaedlich sind wie die an der Saale. Ferrara, den 16. nachts. Heute frueh sieben Uhr deutschen Zeigers hier angelangt, bereite ich mich, morgen wieder wegzugehen. Zum erstenmal ueberfaellt mich eine Art von Unlust in dieser grossen und schoenen, flachgelegenen, entvoelkerten Stadt. Dieselben Strassen belebte sonst ein glaenzender Hof, hier wohnte Ariost unzufrieden, Tasso ungluecklich, und wir glauben uns zu erbauen, wenn wir diese Staette besuchen. Ariosts Grabmal enthaelt viel Marmor, schlecht ausgeteilt. Statt Tassos Gefaengnis zeigen sie einen Holzstall oder Kohlengewoelbe, wo er gewiss nicht aufbewahrt worden ist. Auch weiss im Hause kaum jemand mehr, was man will. Endlich besinnen sie sich um des Trinkgeldes willen. Es kommt mir vor, wie Doktor Luthers T$ in freundliches, wohlgebautes Staedtchen von ungefaehr fuenftausend Einwohnern, nahrhaft, lebendig, reinlich, in einer unuebersehlich bebauten Plaine. Ich bestieg nach meiner Gewohnheit sogleich den Turm. Ein Meer von Pappelspitzen, zwischen denen man in der Naehe kleine Bauerhoefchen erblickt, jedes mit seinem eignen Feld umgeben. Koestlicher Boden, ein mildes Klima. Es war ein Herbstabend, wie wir unserm Sommer selten einen verdanken. Der Himmel, den ganzen Tag bedeckt, heiterte sich auf, die Wolken warfen sich nord--und suedwaerts an die Gebirge, und ich hoffe einen schoenen morgenden Tag. Hier sah ich die Apenninen, denen ich mich naehere, zum erstenmal. Der Winter dauert hier nur Dezember und Januar, ein regniger April, uebrigens nach Beschaffenheit der Jahreszeit gut Wetter. Nie anhaltender Regen; doch war dieser September besser und waermer als ihr August. Die Apenninen begruesste ich freundlich im Sueden, denn ich habe der Flaechen bald genug. Morgen schreibe ich dort an ihrem Fusse. Guercino l$ Zu allen diesen Dingen hat Hofrat Reiffenstein in seinem Hause oder wenigstens in seinen naechsten Umgebungen die noetigen Geraetschaften und Anstalten. Den 2. Dezember. Zufaellig habe ich hier Archenholzens "Italien" gefunden. Wie so ein Geschreibe am Ort selbst zusammenschrumpft, eben als wenn man das Buechlein auf Kohlen legte, dass es nach und nach braun und schwarz wuerde, die Blaetter sich kruemmten und in Rauch aufgingen. Freilich hat er die Sachen gesehen; aber um eine grosstuige, verachtende Manier gelten zu machen, besitzt er viel zu wenig Kenntnisse und stolpert lobend und tadelnd. Rom, den 2. Dezember 1786. Das schoene, warme, ruhige Wetter, das nur manchmal von einigen Regentagen unterbrochen wird, ist mir zu Ende Novembers ganz was Neues. Wir gebrauchen die gute Zeit in freier Luft, die boese im Zimmer, ueberall findet sich etwas zum Freuen, Lernen und Tun. Am 28. November kehrten wir zur Sixtinischen Kapelle zurueck, liessen die Galerie aufschliessen, wo man den Plafond naeher sehen kann; man$ d, und blieben bis an den Abend. Eine grosse, mit immergruenen Eichen und hohen Pinien eingefasste flache Wiese war ganz mit Masslieben uebersaeet, die ihre Koepfchen alle nach der Sonne wendeten; nun gingen meine botanischen Spekulationen an, denen ich den andern Tag auf einem Spaziergange nach dem Monte Mario, der Villa Melini und Villa Madama weiter nachhing. Es ist gar interessant, zu bemerken, wie eine lebhaft fortgesetzte und durch starke Kaelte nicht unterbrochene Vegetation wirkt; hier gibt's keine Knospen, und man lernt erst begreifen, was eine Knospe sei. Der Erdbeerbaum (arbutus unedo) blueht jetzt wieder, indem seine letzten Fruechte reif werden, und so zeigt sich der Orangenbaum mit Blueten, halb und ganz reifen Fruechten (doch werden letztere Baeume, wenn sie nicht zwischen Gebaeuden stehen, nun bedeckt). UEber die Zypresse, den respektabelsten Baum, wenn er recht alt und wohl gewachsen ist, gibt's genug zu denken. Ehstens werd' ich den botanischen Garten besuchen und hoffe, da manches zu e$ Zwecke kenne ich nicht. Er wird im Mai zu euch kommen und mancherlei zu erzaehlen wissen. Er reiste zwei Jahr in Italien. Mit den Italienern ist er unzufrieden, welche die bedeutenden Empfehlungsschreiben, die er mitgebracht, und die ihm manches Archiv, manche geheime Bibliothek eroeffnen sollten, nicht genugsam respektiert, so dass er nicht voellig zu seinen Wuenschen Schoene Muenzen hat er gesammelt und besitzt, wie er mir sagte, ein Manuskript, welches die Muenzwissenschaft auf scharfe Kennzeichen, wie die Linneschen sind, zurueckfuehrt. Herder erkundigt sich wohl mehr darum, vielleicht wird eine Abschrift erlaubt. So etwas zu machen, ist moeglich, gut, wenn es gemacht ist, und wir muessen doch auch, frueh oder spat, in dieses Fach ernstlicher hinein. Goethe am Fenster seiner Wohnung in Rom. Tuschezeichnung von Den 25. Dezember. Ich fange nun schon an, die besten Sachen zum zweitenmal zu sehen, wo denn das erste Staunen sich in ein Mitleben und reineres Gefuehl des Wertes der Sache aufloest. Um den $ e ewige Betrachtung der Statuen immerfort, aber auf eine hoehere Weise hingewiesen. Bei unserer medizinisch-chirurgischen Anatomie kommt es bloss darauf an, den Teil zu kennen, und hierzu dient auch wohl ein kuemmerlicher Muskel. In Rom aber wollen die Teile nichts heissen, wenn sie nicht zugleich eine edle, schoene Form darbieten. In dem grossen Lazarett San Spirito hat man den Kuenstlern zulieb einen sehr schoenen Muskelkoerper dergestalt bereitet, dass die Schoenheit desselben in Verwunderung setzt. Er koennte wirklich fuer einen geschundenen Halbgott, fuer einen Marsyas gelten. So pflegt man auch nach Anleitung der Alten das Skelett nicht als eine kuenstlich zusammengereihte Knochenmasse zu studieren, vielmehr zugleich mit den Baendern, wodurch es schon Leben und Bewegung erhaelt. Sage ich nun, dass wir auch abends Perspektiv studieren, so zeigt es doch wohl, dass wir nicht muessig sind. Bei allem dem aber hofft man immer mehr zu tun, als wirklich geschieht. Den 22. Januar. Von dem deutschen Kunstsinn $ n fuer Begegnende. Eine fortgesetzte und wiederholte Unterhaltung war hoechst Hamilton und seine Schoene setzten gegen mich ihre Freundlichkeit fort. Ich speiste bei ihnen, und gegen Abend produzierte Miss Harte auch ihre musikalischen und melischen Talente. Auf Antrieb Freund Hackerts, der sein Wohlwollen gegen mich steigert und mir alles Merkwuerdige zur Kenntnis bringen moechte, fuehrte uns Hamilton in sein geheimes Kunstund Geruempelgewoelbe. Da sieht es denn ganz verwirrt aus; die Produkte aller Epochen zufaellig durcheinander gestellt: Buesten, Torse, Vasen, Bronze, von sizilianischen Achaten allerlei Hauszierat, sogar ein Kapellchen, Geschnitztes, Gemaltes und was er nur zufaellig zusammenkaufte. In einem langen Kasten an der Erde, dessen aufgebrochenen Deckel ich neugierig beiseiteschob, lagen zwei ganz herrliche Kandelaber von Bronze. Mit einem Wink machte ich Hackerten aufmerksam und lispelte ihm die Frage zu, ob diese nicht ganz denen in Portici aehnlich seien. Er winkte mir dagegen Stillschwe$ as will sagen heilig edle Gesinnungen dem gemeinen Verstande sowie dem gemeinen Alltagsleben anzunaehern und eigen zu machen. Man versammelte sich nach wie vor, betete, vernahm einen Text, hoerte darueber sprechen, betete und ward zuletzt durch Musik ergoetzt, und was damals oefter, ja taeglich geschah, geschieht jetzt noch Sonntags, und gewiss wird jeder Reisende, der naehere Kenntnis von dem heiligen Stifter genommen, sich kuenftighin, diesen unschuldigen Funktionen beiwohnend, vorzueglich erbauen, wenn er dasjenige, was wir vorgetragen haben und zunaechst mitteilen, in Gemuet und Gedanke vorueberwalten laesst. Hier sind wir nun in dem Falle, in Erinnerung zu bringen, dass diese ganze Anstalt noch immer ans Weltliche grenzte. Wie denn nur wenige unter ihnen sich dem eigentlichen Priesterstande gewidmet hatten und nur so viel geweihte Geistliche unter ihnen gefunden wurden, als noetig, Beichte zu sitzen und das Messopfer zu verrichten. Und so war denn auch Philipp Neri selbst sechsunddreissig Jahre alt ge$ eschehn? Mit einem leichten Woertlein, ehe Blut Geflossen ist, denkst du die beste Stadt Aus Frankreichs Herzen wegzugeben? KARL. Des Blutes ist geflossen und vergebens! Des Himmels schwere Hand ist gegen mich, Geschlagen wird mein Heer in allen Schlachten, Mein Parlament verwirft mich, meine Hauptstadt, Mein Volk nimmt meinen Gegner jauchzend auf, Die mir die Naechsten sind am Blut, verlassen, Verraten mich--Die eigne Mutter naehrt Die fremde Feindesbrut an ihren Bruesten. --Wir wollen jenseits der Loire uns ziehn, Und der gewaltgen Hand des Himmels weichen, Der mit dem Engellaender ist. SOREL. Das wolle Gott nicht, dass wir, an uns selbst Verzweifelnd, diesem Reich den Ruecken wenden! Dies Wort kam nicht aus deiner tapfern Brust. Der Mutter unnatuerlich rohe Tat Hat meines Koenigs Heldenherz gebrochen! Du wirst dich wiederfinden, maennlich fassen, Mit edelm Mut dem Schicksal widerstehen, Das grimmig dir entgegenkaempft. KARL (in duestres Sinnen verloren). Ist es nicht wahr? Ein finster furchtbares Verhaengn$ u lachst mich aus. Lisette. Oh, so lachen Sie mit! Oder ich muss noch einmal darueber lachen, dass Sie nicht lachen wollen. Ha! ha! ha! Valer. Ich moechte verzweifeln! In der Ungewissheit, ob sie mich noch Lisette. Ungewissheit? Sind denn alle Mannspersonen so schwer zu ueberreden? Werden sie denn alle zu solchen aengstlichen Zweiflern, sobald sie die Liebe ein wenig erhitzt? Lassen Sie Ihre Grillen fahren, Herr Valer, oder ich lache aufs neue. Spannen Sie vielmehr Ihren Verstand an, etwas auszusinnen, um den alten Chrysander-- Valer. Chrysander traut mir nicht und kann mir nicht trauen. Er kennt meine Neigung zu Julianen. Alle mein Zureden wuerde umsonst sein; er wuerde den Eigennutz, die Quelle davon, gar bald entdecken. Und wenn ich auch eine voellige Anwerbung tun wollte; was wuerde es helfen? Er ist deutsch genug, mir gerade ins Gesicht zu sagen, dass ich seinem Sohne hier nachstehen muesse, welcher wegen der Wohltaten des Vaters das groesste Recht auf Julianen habe.--Was soll ich also anfa$ er Welt in Eins genommen, wer duerfte zu entscheiden wagen, ob sein Anblick nothwendig gerade zum Mitleiden und dergestalt zur Verdoppelung des Wehs verfuehren und zwingen werde?... Was der hoeheren Art von Menschen zur Nahrung oder zur Labsal dient, muss einer sehr unterschiedlichen und geringeren Art beinahe Gift sein. Die Tugenden des gemeinen Manns wuerden vielleicht an einem Philosophen Laster und Schwaechen bedeuten; es waere moeglich, dass ein hochgearteter Mensch, gesetzt, dass er entartete und zu Grunde gienge, erst dadurch in den Besitz von Eigenschaften kaeme, derentwegen man noethig haette, ihn in der niederen Welt, in welche er hinab sank, nunmehr wie einen Heiligen zu verehren. Es giebt Buecher, welche fuer Seele und Gesundheit einen umgekehrten Werth haben, je nachdem die niedere Seele, die niedrigere Lebenskraft oder aber die hoehere und gewaltigere sich ihrer bedienen: im ersten Falle sind es gefaehrliche, anbroeckelnde, aufloesende Buecher, im anderen Heroldsrufe, welche die Tapfersten zu ih$ stmals, wie ihr wisst, in aller Heimlichkeit und Ehrfurcht meine Erstlinge dargebracht habe - als der Letzte, wie mir scheint, der ihm ein Opfer dargebracht hat: denn ich fand Keinen, der es verstanden haette, was ich damals that. Inzwischen lernte ich Vieles, Allzuvieles ueber die Philosophie dieses Gottes hinzu, und, wie gesagt, von Mund zu Mund, - ich, der letzte juenger und Eingeweihte des Gottes Dionysos: und ich duerfte wohl endlich einmal damit anfangen, euch, meinen Freunden, ein Wenig, so weit es mir erlaubt ist, von dieser Philosophie zu kosten zu geben? Mit halber Stimme, wie billig: denn es handelt sich dabei um mancherlei Heimliches, Neues, Fremdes, Wunderliches, Unheimliches. Schon dass Dionysos ein Philosoph ist, und dass also auch Goetter philosophiren, scheint mir eine Neuigkeit, welche nicht unverfaenglich ist und die vielleicht gerade unter Philosophen Misstrauen erregen moechte, - unter euch, meine Freunde, hat sie schon weniger gegen sich, es sei denn, dass sie zu spaet und nicht zur rech$ Es hat sich zu behueten. Worauf kann so ein Windfuss wohl sonst sein Absehen richten?--Das Maedel ist schoen--schlank--fuehrt seinen netten Fuss. Unterm Dach mag's aussehen, wie's will. Darueber guckt man bei euch Weibsleuten weg, wenn's nur der liebe Gott parterre nicht hat fehlen lassen--Stoebert mein Springinsfeld erst noch dieses Kapital aus--he da! geht ihm ein Licht auf, wie meinem Rodney, wenn er die Witterung eines Franzosen kriegt, und nun muessen alle Segel dran, und drauf los, und--ich verdenk's ihm gar nicht. Mensch ist Mensch. Das muss ich wissen. Frau. Solltest nur die wunderhuebsche Billeter auch lesen, die der gnaedige Herr an deine Tochter als schreiben thut. Guter Gott! da sieht man's ja sonnenklar, wie es ihm pur um ihre schoene Seele zu Miller. Das ist die rechte Hoehe. Auf den Sack schlaegt man, den Esel meint man. Wer einen Gruss an das liebe Fleisch zu bestellen hat, darf nur das gute Herz Boten gehen lassen. Wie hab' ich's gemacht? Hat man's nur erst so weit im Reinen, dass d$ inand. Sie spielen hier eine Rolle, mein Vater, wobei Sie sich wenigstens die Zeugen haetten ersparen koennen. Miller (kommt ihm naeher, herzhafter). Deutsch und verstaendlich. Halten zu Gnaden. Euer Excellenz schalten und walten im Land. Das ist meine Stube. Mein devotestes Compliment, wenn ich dermaleins ein pro memoria bringe, aber den ungehobelten Gast werf' ich zur Thuer hinaus--Halten zu Gnaden. Praesident (vor Wuth blass). Was?--Was ist das? (Tritt naeher.) Miller (zieht sich sachte zurueck). Das war nur so meine Meinung, Herr--Halten zu Gnaden. Praesident (in Flammen). Ha, Spitzbube! Ins Zuchthaus spricht dich deine vermessene Meinung--Fort! Man soll Gerichtsdiener holen. (Einige vom Gefolge gehen ab; der Praesident rennt voll Wuth durch das Zimmer.) Vater ins Zuchthaus--an den Pranger Mutter und Metze von Tochter!--Die Gerechtigkeit soll meiner Wuth ihre Arme borgen. Fuer diesen Schimpf muss ich schreckliche Genugthuung haben--Ein solches Gesindel sollte meine Plane zerschlagen und unges$ rer Liebe entdeckte, mit welch ueberzeugender Taeuschung erblasste die Falsche da! Mit welch siegender Wuerde schlug sie den frechen Hohn meines Vaters zu Boden, und in eben dem Augenblick fuehlte das Weib sich doch schuldig!--Was? hielt sie nicht selbst die Feuerprobe der Wahrheit aus--die Heuchlerin sinkt in Ohnmacht. Welche Sprache wirst du jetzt fuehren, Empfindung? Auch Koketten sinken in Ohnmacht. Womit wirst du dich rechtfertigen, Unschuld?--Auch Metzen sinken in Ohnmacht. Sie weiss, was sie aus mir gemacht hat. Sie hat meine ganze Seele gesehen. Mein Herz trat beim Erroethen des ersten Kusses sichtbar in meine Augen--und sie empfand nichts? empfand vielleicht nur den Triumph ihrer Kunst?--Da mein gluecklicher Wahnsinn den ganzen Himmel in ihr zu umspannen waehnte, meine wildesten Wuensche schwiegen--vor meinem Gemueth stand kein Gedanke, als die Ewigkeit und das Maedchen--Gott! da empfand sie nichts? fuehlte nichts, als ihren Anschlag gelungen? nichts, als ihre Reize geschmeichelt? Tod und Rach$ en Spitzen der Berge; mein Seel, wenn sich kein Faehrmann ihrer erbarmt, so geht sie verloren! Der Graf vom Strahl (draussen). Gottschalk! Himmel und Erde! Gottschalk. Ei, so schrei du!--Hier, gnaediger Herr; ich komme schon. (Er leitet sein Pferd muerrisch durch den Bach.--Ab.) Szene: Schloss Wetterstrahl. Platz, dicht mit Baeumen bewachsen, am aeusseren zerfallenen Mauernring der Burg. Vorn ein Holunderstrauch, der eine Art von natuerlicher Laube bildet, worunter von Feldsteinen, mit einer Strohmatte bedeckt, ein Sitz. An den Zweigen sieht man ein Hemdchen und ein Paar Struempfe usw. zum Trocknen aufgehaengt. Zweiter Auftritt Kaethchen liegt und schlaeft. Der Graf vom Strahl tritt auf. Der Graf vom Strahl (indem er das Futteral in den Busen steckt). Gottschalk, der mir dies Futteral gebracht, hat mir gesagt, das Kaethchen waere wieder da. Kunigunde zog eben, weil ihre Burg niedergebrannt ist, in die Tore der meinigen ein; da kommt er und spricht: unter dem Holunderstrauch laege sie wieder da, und sc$ am Ende ein verfluchter Vogel!" In demselben Augenblick ging eine innere Tuere auf, und der Doktor selbst trat den Freunden entgegen. - Ein kleiner duenner, blasser Mann! - Er trug ein kleines samtnes Muetzchen auf dem Haupte, unter dem schoenes Haar in langen Locken hervorstroemte, ein langes erdgelbes indisches Gewand und kleine rote Schnuerstiefelchen, ob mit buntem Pelz oder dem glaenzenden Federbalg eines Vogels besetzt, war nicht zu unterscheiden. Auf seinem Antlitz lag die Ruhe, die Gutmuetigkeit selbst, nur schien es seltsam, dass, wenn man ihn recht nahe, recht scharf anblickte, es war, als schaue aus dem Gesicht noch ein kleineres Gesichtchen wie aus einem glaesernen Gehaeuse heraus. "Ich erblickte," sprach nun leise und etwas gedehnt mit anmutigem Laecheln Prosper Alpanus, "ich erblickte Sie, meine Herrn, aus dem Fenster, ich wusste auch wohl schon frueher, wenigstens was Sie betrifft, lieber Herr Balthasar, dass Sie zu mir kommen wuerden. - Folgen Sie mir gefaelligst!" - Prosper Alpanus fuehrte si$ n scheint." Die dunkeln Augen des Moenches hoben sich bei dieser Rede und hafteten mit einer Art grimmigen Ausdruckes auf dem Sprechenden. "Die Zeiten sind vorueber", fuhr dieser fort, wo die Errichtung solcher Werke der Froemmigkeit nichts Seltenes war. Wie lange steht das "Wisst Ihr es vielleicht schon?" fragte, zu Boden blickend, der Moench, "oder wisst Ihr es nicht?" "Wenn das erstere, wuerde ich fragen?" entgegnete der Fremde. "Es trifft sich zuweilen", murmelte jener. "Drei Jahre steht dies Kloster. Dreissig Jahre!" fuegte er verbessernd hinzu und sah nicht auf "Wie aber hiess der Stifter?" fragte der Fremde weiter. "Welch gottgeliebter Mann?"--Da brach der Moench in ein schmetterndes Hohngelaechter aus. Die Stuhllehne, auf die er sich gestuetzt hatte, brach krachend unter seinem Druck zusammen; eine Hoelle schien in dem Blicke zu flammen, den er auf die Fremden richtete, und ploetzlich gewendet, ging er schallenden Trittes zur Tuere hinaus. Noch hatten sich die beiden von ihrem Erstaunen nicht erholt, $ ische "Leihen".--"Selbstgefuehl in statu nascendi". Komik und Lachen. --Komik des "Neuen".--Komische Unterbrechung.--Positive Bedeutung der Neuheit.--"Verblueffung" und "Verstaendnis". VI. Kapitel. _Die subjektive Komik oder der Witz_. Abgrenzung der subjektiven Komik.--Verschiedene Theorien.--Begriffsbestimmung und verschiedene Faelle.--Witzige Handlungen.--Verwandte Theorien.--"Verblueffung und Erleuchtung" beim Witz. VII. Kapitel. _Das Naiv-Komische_. Die Theorien.--Die drei Arten der Komik.--Moeglichkeiten des Naiv-Komischen.--Kombination der drei Arten der Komik.--"Verblueffung und Erleuchtung" beim Naiv-Komischen. III. ABSCHNITT. PSYCHOLOGIE DER KOMIK. VIII. Kapitel. _Das Gefuehl der Komik und seine Voraussetzung_. Komik als "wechselndes" oder "gemischtes" Gefuehl.--Die Grundfarbe des Gefuehls der Komik.--"Psychische Kraft" und ihre Begrenztheit.--Genaueres ueber die "psychische Kraft".--"Aufmerksamkeit". "Psychische $ Aehnlichkeit_. Immerhin besteht beim letzten Beispiele noch ein Verhaeltnis der _subjektiven_ Succession. Das neue grosse Gebaeude oder das an seine Stelle tretende kleine Haeuschen folgt wenigstens in der Wahrnehmung oder Betrachtung auf die Reihe der Palaeste. Und diese Succession scheint allerdings fuer die Erwartung wesentlich. Aber eine Art dieser lediglich subjektiven Succession ist, wie wir schon wissen, auch fuer die Komik, soweit sie bisher in Betracht kam, wesentlich. Die Wahrnehmung der menschlichen Koerperformen, die der Neger mit uns gemein hat, erzeugt die aktive Bereitschaft, mit dem Negerkoerper ebendenselben Gedanken eines in und hinter den Formen waltenden koerperlichen und seelischen Lebens zu verbinden, wie wir ihn mit unserem Koerper zu verbinden nicht umhin koennen. Die Wahrnehmung des Negerkoerpers weist oder draengt auf den Vollzug dieses Gedankens hin, wie die Ankuendigung der Leistung auf die Wahrnehmung der Leistung, oder die Reihe der Palaeste auf die Wahrnehmung eines gleich impos$ ht hindurch sich ueber einem seichten Graben in der Schwebe erhielt, weil er voraussetzte, ein Abgrund klaffe unter ihm, so ist bei dieser Voraussetzung seine Anstrengung recht verstaendig und er waere gerade erst toll, wenn er die Zerschmetterung wagte. Warum lachen wir gleichwohl? Hier kommt der Hauptpunkt: wir leihen seinem Bestreben unsere Einsicht und Ansicht und erzeugen durch einen solchen Widerspruch die unendliche Ungereimtheit." Dieses Leihen bestreitet _Lotze_, und mit gutem Rechte. Schieben wir dem zweckwidrig Handelnden unsere ihm verborgene Kenntnis der Umstaende unter, so wird seine Handlungsweise fuer uns "in ihrer Dummheit unbegreiflich". Da andrerseits _Jean Paul_ recht hat, wenn er die Handlungsweise _Sancho_'s unter der Voraussetzung, der Abgrund klaffe wirklich unter ihm, recht verstaendig nennt, so folgt, dass wir das Verhaeltnis zwischen Wissen und Handeln ueberhaupt nicht fuer die Komik dieses Falles verantwortlich machen duerfen. In der That geht dies auch nach _Vischers_ Theorie nich$ gesagt: _Heymans_ redet von Faellen, in denen die Unterbrechung eines Bedeutungsvollen durch ein davon voellig Verschiedenes, aber momentan die Aufmerksamkeit auf sich ziehendes Unbedeutendes den Reiz zum Lachen erzeugt. Durch die Aufzeigung solcher Faelle scheint _Heymans_ meiner Behauptung entgegenzutreten, dass _Dasselbe_ bedeutungsvoll und dann bedeutungslos erscheinen muesse, wenn die Komik zu stande kommen solle. In dieser Bemerkung _Heymans_' liegt wiederum Richtiges. Aber auch hier ist der Gegensatz zu mir nur ein scheinbarer. In den Faellen, die _Heymans_ anfuehrt, ist das "voellig Verschiedene" in Wahrheit kein voellig Verschiedenes. In der That kann dasjenige, wodurch ein Bedeutungsvolles in _komischer_ Weise unterbrochen wird, _niemals_ ein davon voellig Verschiedenes sein. Es muss immer mit dem Bedeutungsvollen, das von ihm unterbrochen wird, einen Punkt gemein haben. Und dieser Punkt muss derart hervortreten, dass durch sein Hervortreten das Unbedeutende auf die Stufe des Bedeutungsvollen gerue$ ternden Finale auf allerlei an sich Bedeutungsloses und Alltaegliches treffen. Hier _besteht_ die "voellige Verschiedenheit" zwischen dem Unbedeutenden und dem Bedeutungsvollen. _Heymans_ wird erwidern, hier ziehe das Unbedeutende nicht die Aufmerksamkeit auf sich. In der That wird es so sein. Aber der Grund dafuer liegt dann eben darin, dass das Unbedeutende hier dem, was die Aufmerksamkeit auf sich konzentriert, so voellig _fremd_ Angenommen aber auch das Unbedeutende werde zufaellig Gegenstand der Aufmerksamkeit. Eine architektonische Linie etwa in den Raume, in dem ich mich befinde, weckt mein Interesse, weil sie nicht eben gewoehnlich ist. Dann wiederum lasse ich die Linie fallen. Oder ein Lichtschein, die mit einem Male durch die Fenster hereinfallende Sonne, zieht waehrend der feierlichen Rede momentan meine Aufmerksamkeit auf sich, nicht weil der Lichtschein oder die Sonnenhelle mir an sich besonders interessant waere, sondern einfach wegen ihrer Neuheit oder wegen ihres ploetzlichen Auftretens. Dann $ n sich ist, zum Bewusstsein kommt. In diesem Sinne ist auch hier die Neuheit, d. h. die Seltsamkeit oder Abnormitaet das die "Aufmerksamkeit" Spannende und zugleich das sie "VERBLUEFFUNG" UND "VERSTAENDNIS". Hiermit gelange ich wiederum zu _Heymans_ zurueck. Was ich hier oben andeutete, ist auch _Heymans_ aufgefallen. Er drueckt es nur in etwas anderer Weise aus und kommt so zu einem neuen scheinbaren Einwand gegen meine Theorie der Komik. Nicht in allen, aber in gewissen Fallen der Komik, meint er, verhalte sich die Sache so, dass ein Raetselhaftes, Unbegreifliches ein Gefuehl der Verwunderung oder des Staunens wecke, die Aufmerksamkeit fessle, waehrend ein schnell aufleuchtendes, an sich kein weiteres Interesse bietendes "Verstaendnis" die Entspannung zu wege bringe. Hiermit tritt _Heymans_ scheinbar in unmittelbaren Widerspruch zu meiner Theorie. Ich habe diese Theorie gelegentlich auch so formuliert, dass ich sagte, die Komik entstehe, indem ein Sinnvolles sich fuer uns in ein Sinnloses verwandelt. Das Si$ end muss bei der Einteilung der Witzarten der logische Gesichtspunkt, ich meine den Gesichtspunkt derjenigen "Logik", die eben mit dem _formulierten_ Gedanken zu thun hat, der eigentlich sachgemaesse sein. Die Logik redet von Begriffen, das heisst Worten, die etwas bezeichnen, von Beziehungen zwischen Begriffen, von Urteilen, von Beziehungen zwischen Urteilen, endlich von Schluessen. Darnach werden wir unterscheiden den Begriffs- oder Wortwitz, die witzige Begriffsbeziehung, das witzige Urteil, die witzige Beziehung zwischen Urteilen, endlich den witzigen Schluss. Die Untereinteilung ergiebt sich dann einerseits aus dem Gegensatz jener beiden Arten des Vorstellungszusammenhanges, andererseits aus dem Unterschied solcher Arten des Witzes, bei denen der Witz auf lediglich aeusseren, sprachlichen Momenten beruht, und solcher, bei denen er irgendwie sachlich begruendet ist. Wir gewinnen auf diesem Wege eine Unterscheidung von vier Arten von Begriffswitzen, witzigen Begriffsbeziehungen, witzigen Urteilen etc., nae$ Verrenkt, verdreht und von der Augen Traenen Genetzt den Spalt der Hinterbacken sah? Wahr ist's, auf eine von den Felsenlehnen Stand ich gestuetzt und weinte ganz verzagt; Da sprach mein Herr: "Willst du, gleich Toren, waehnen? Fromm ist nur, wer das Mitleid hier versagt. Wer ist verruchter wohl, als wer zu schmaehen Durch sein Bedauern Gottes Urteil wagt? Empor das Haupt, empor! Den wirst du sehen, Den einst vor Thebens Blick der Grund verschlang; Drob alle schrien: Wohin? Was ist geschehen? Amphiaraus, wird der Kampf zu lang?-- Doch stuerzt' er fort und fort im tiefen Schachte, Bis Minos ihn, gleich anderm Volk, bezwang. Schau', wie er ihm die Brust zum Ruecken machte! Schau', wie er rueckwaerts schreitet, rueckwaerts steht, Weil er zu weit voraus zu sehen dachte. Tiresias sieh, der uns entgegenzieht. Er, erst ein Mann, ward durch des Zaubers Gabe Verwandelt in ein Weib an jedem Glied. Dann aber schlug er mit dem Zauberstabe Zuvor auf zwei verwundne Schlangen ein, Damit er wieder Mannsgestaltung habe. Den $ rer Stoff mich noch in Kosten setzt. Lass von Ezechiel sie dir beschreiben; Von Norden sah er sie, so wie er spricht, Mit Sturm, mit Wolken und mit Feuer treiben. Wie ich sie fand, beschreibt sie sein Bericht, Nur stimmt Johannes in der Zahl der Schwingen Mir voellig bei und dem Propheten nicht. Es stellt' im Raum sich, den die Tier' umfingen, Ein Siegeswagen auf zwei Raedern dar, Des Seil' an eines Greifen Haelse hingen. Und in die Streifen ging der Fluegel Paar, Die hoch, den mittelsten umschliessend, standen, So, dass kein Streif davon durchschnitten war. Sie hoben sich so hoch, dass sie verschwanden; Gold schien, soweit er Vogel, jedes Glied, Wie sich im andern Weiss und Rot verbanden. Nicht solchen Wagen zum Triumph beschied Rom dem Augustus, noch den Afrikanen; Ja, arm erschiene dem, der diesen sieht, Sols Wagen, der, entrueckt aus seinen Bahnen, Verbrannt ward auf der Erde frommes Fleh'n Durch Zeus' gerechten Ratschluss, wie wir ahnen, Man sah im Kreis drei Frau'n sich tanzend dreh'n Am Rande rechts, u$ doch dir Sei nur von ihm, der sieht und kann, entgegnet. Nie saettigt sich der Geist, dies seh' ich hier, Als in der Wahrheit Glanz, dem Quell des Lebens, Die uns als Wahn zeigt alles ausser ihr. Doch fand er sie, dann ruht die Qual des Strebens, Und finden kann er sie, sonst waere ja Jedweder Wunsch der Menschenbrust vergebens. Dann laesst der Geist, wenn er die Wahrheit sah, An ihrem Fuss den Zweifel Wurzel schlagen Und treibt von Hoeh'n zu Hoeh'n dem Hoechsten nah. Dies ladet nun mich ein, dies heisst mich wagen, Nach einer andern dunkeln Wahrheit jetzt Voll Ehrfurcht, hohe Herrin, Euch zu fragen. Kann wohl der Mensch, der ein Geluebd' verletzt, Durch andres gutes Werk dies so vergueten, Dass Ihr's, nach Eurer Wag', als g'nuegend schaetzt? Sie sah mich an, und Liebesfunken spruehten Aus ihrem Aug' so goettlich klar hervor, Dass ich, besiegt, sobald sie mir ergluehten, Gesenkten Blicks mich selber fast verlor. Fuenfter Gesang "Wenn ich in Liebesglut dir flammend funkle, Mehr, als es je ein irdisch Auge sieh$ t minderm Glanz zum rechten Ziel erheben. Doch waegen wir dann des Verdiensts Gewicht Mit dem des Lohns, so wird uns Wonn' und Frieden, Weil eins dem andern so genau entspricht. Dann stellt uns die Gerechtigkeit zufrieden Und sichert uns vor jedem suend'gen Hang, Denn gluecklich macht uns das, was uns beschieden. Verschiedne Toen' erzeugen suessen Klang; So bilden hier die Harmonie der Sphaeren Die lichten Kreise von verschiednem Rang. Du siehst in dieser Perle sich verklaeren Romeos Licht, musst' auch sein schoenes Tun Auf Erden des verdienten Lohns entbehren. Allein die Pprovenzalen lachen nun Nicht ihres Grolls, denn solche nah'n dem Falle, Die sich in andrer Guttat Schaden tun. Vier Toechter hatt', und Koeniginnen alle, Graf Raimund, und Romeo tat ihm dies, Der niedre Fremd' in stolzer Fuerstenhalle. Und jener folgt', als ihm die Scheelsucht hiess, Dem Biedermanne Rechnung anzusinnen, Der acht und vier fuer zehn ihm ueberwies. Arm und veraltet ging er dann von hinnen; Und wusste man, mit welchem Herzen er$ ut sieh in ihnen, Die dir geschildert hat mein breites Wort. Der Gatten Eintracht, ihre frohen Mienen Und Lieb' und Wunder und der suesse Blick Erweckten heil'gen Sinn, wo sie erschienen. Und solchem Frieden eilte, solchem Glueck Barfuss erst Bernhard nach, der Ehrenwerte, Und glaubte doch, er bliebe traeg zurueck. O neuer Reichtum! Gut von echtem Werte! Egid, Silvester folgten bald dem Mann Barfuss, weil hoher Reiz die Frau verklaerte. Der Vater und der Meister ging sodann Nach Rom mit deiner Frau und mit den Seinen, Die schon des niedern Strickes Band umspann. Nicht feig sich beugend sah man ihn erscheinen, Als Peter Bernardones niedrer Sohn, Mocht' er auch aermlich und veraechtlich scheinen, Nein, kund tat er vor Innocenzens Thron Den strengen Plan mit koeniglicher Wuerde, Und der besiegelte die Stiftung schon. Dann, als die Schar der Armen in der Huerde Des Hirten wuchs, des Wunderleben hier, Im Himmelsglanz, man besser singen wuerde, Verlieh der frommen heiligen Begier, Auf Gottes Eingebung, zum Eigentum$ schreibt es nicht, Weil, wo der Phantasie die Kraft benommen, Sie noch weit mehr dem armen Wort gebricht. "O heil'ge Schwester, die du in so frommen Gebeten flehst, durch deine Liebesglut Bin ich aus schoenerm Kreis herabgekommen!" Nachdem das heil'ge Feu'r im Tanz geruht, Wandt' es den Hauch zur Herrin mit den Worten, Die mein Gedicht euch kund hier oben tut. "O ew'ges Licht des grossen Manns, dem dorten" --Sie sprach's--"der Herr die Schluessel liess, die er Getragen, zu des Wunderreiches Pforten, Pruef ihn mit ein'gen Fragen, leicht und schwer, Wie dir's gefaellt, ob jener Glaub' ihm eigen, Durch welchen du gegangen auf dem Meer. Ob er gut liebt, gut hofft und glaubt--verschweigen Kann er dir's nicht, denn dort ist dein Gesicht, Wo abgemalt sich alle Dinge zeigen. Doch weil man hier durch wahren Glaubens Licht Zum Buerger wird, so wird es Fruechte tragen, Wenn er mit dir zu seinem Preise spricht." Gleichwie der Bakkalaur, des Meisters Fragen Erwartend, stillschweigt, denn er ruestet sich, Entscheidung nich$ dem muss auf der Stirne prangen, durch Weiber aufgedrueckt, die neidisch nach der Krone blicken, nach der sie selbst vergebens ringen. Wodurch du dies bezweckst, wirst du wohl leicht erraten, die deine leg' nun ab, ich will sie selbst verwahren. (Ewald kniet sich nieder, zwei Genien erscheinen aus der Versenkung, sie nimmt ihm die Krone ab.) Sie ziemt nicht deiner Stirn. (Gibt die Krone den Genien.) Bewahrt sie wohl, beherrscht sie auch kein Reich, wird sie doch viele Reiche retten. (Die Genien versinken damit.) Hast du nun einen Wunsch, so sprich ihn aus! Ewald. Ob mein Begleiter lebt, dies wuensch' ich wohl zu wissen, auch seiner Sendung Zweck ist mir ein Raetsel noch. Lucina. Er lebt. Wozu ich ihn bestimmt, wird sich noch heut enthuellen, bald siehst du ihn, doch magst du nicht ob der Veraendrung staunen, die sein Gemuet erlitten hat, sie waehret nur so lang bis so viel Blut durch seine Hand entstroemt, als Wasser er aus meinem Zaubersee getrunken. Ewald. Wie, einen Moerder werde ich in ihm erblicke$ nzmusik. Zwoelf Maedchen, so gekleidet wie Aloe nach ihrer Verwandlung, doch weisse Kleider mit roten Rosen geziert, beginnen anmutige Gruppierungen vor dem Thron des Koenigs. Endlich bildet die Gruppe ein Tableau, das in seiner Mitte einen Raum laesst, in welchen Aloe tritt, die waehrend den Bewegungen von Ewald mit der Fackel hereingefuehrt wurde und die Gruppe schliesst. Ein Knabe bringt den Frauen die Myrtenkrone auf einem Kissen.) Dardonius (mit Entzuecken). Jene ist's, die einer diamantnen Rose gleich die zarten Perlen ueberschimmert. (Er steigt vom Thron und fuehrt Aloe vor.) Ihr Frauen, kroenet sie, nur ihr gebuehrt der Preis. Simplizius (fuer sich). Die Alte hat sich ausg'wachsen, jetzt kauft man s' fuer eine Junge. Dardonius. Sagt selbst, welch Land hat solch ein Maedchen Die Maenner. Erstaunen fesselt unsre Sinne. Simplizius (fuer sich). Das ist der schoenste Betrug, der mir noch vorkommen ist. Dardonius. Warum zoegert ihr, geehrte Frauen, ist sie nicht eurer Krone wert? (Pause.) Antwort$ wie der Dichter diesen Stoff behandelt habe. So viel bin ich versichert, dass er den Laokoon nicht stoischer als den Philoktet und Herkules, wird geschildert haben. Alles Stoische ist untheatralisch; und unser Mitleiden ist allezeit dem Leiden gleichmaessig, welches der interessierende Gegenstand aeussert. Sieht man ihn sein Elend mit grosser Seele ertragen, so wird diese grosse Seele zwar unsere Bewunderung erwecken, aber die Bewunderung ist ein kalter Affekt, dessen untaetiges Staunen jede andere waermere Leidenschaft, sowie jede andere deutliche Vorstellung ausschliesset. Und nunmehr komme ich zu meiner Folgerung. Wenn es wahr ist, dass das Schreien bei Empfindung koerperlichen Schmerzes, besonders nach der alten griechischen Denkungsart, gar wohl mit einer grossen Seele bestehen kann: so kann der Ausdruck einer solchen Seele die Ursache nicht sein, warum demohngeachtet der Kuenstler in seinem Marmor dieses Schreien nicht nachahmen wollen; sondern es muss einen andern Grund haben, warum er hier von se$ ist bekannt, und es sind viel artige Dinge darueber gesagt worden. Er hatte sich, sagt dieser 9), in den traurigen Physiognomien so erschoepft, dass er dem Vater eine noch traurigere geben zu koennen verzweifelte. Er bekannte dadurch, sagt jener 10), dass der Schmerz eines Vaters bei dergleichen Vorfaellen ueber allen Ausdruck sei. Ich fuer mein Teil sehe hier weder die Unvermoegenheit des Kuenstlers, noch die Unvermoegenheit der Kunst. Mit dem Grade des Affekts verstaerken sich auch die ihm entsprechenden Zuege des Gesichts; der hoechste Grad hat die allerentschiedensten Zuege, und nichts ist der Kunst leichter, als diese auszudruecken. Aber Timanthes kannte die Grenzen, welche die Grazien seiner Kunst setzen. Er wusste, dass sich der Jammer, welcher dem Agamemnon als Vater zukam, durch Verzerrungen aeussert, die allezeit haesslich sind. Soweit sich Schoenheit und Wuerde mit dem Ausdrucke verbinden liess, so weit trieb er ihn. Das Haessliche waere er gern uebergangen, haette er gern gelindert; aber d$ in verwendet der Dichter mehr als einen Zug, und weiset uns die ehernen acht Speichen, die goldenen Felgen, die Schienen von Erzt, die silberne Nabe, alles insbesondere. Man sollte sagen: da der Raeder mehr als eines war, so musste in der Beschreibung ebensoviel Zeit mehr auf sie gehen, als ihre besondere Anlegung deren in der Natur selbst mehr erforderte 1). {1. Iliad. E. v. 722-731.} Hbh d' amj' oceessi JovV bale kampula kukla Calkea, oktaknhma, sidhrew axoni amjiV- Tvn h toi cruseh ituV ajJitoV, autar uperJen Calke episswtra, prosarhrota, Jauma idesJai- Plhmnai d' argurou eisi peridromoi amjoterwJen- DijroV de cruseoisi kai argureoisin imasin Entetatai- doiai de peridromoi antugeV eisin- Tou d' ex argureoV rumoV pelen- autar ep' akrw Dhse cruseion kalon zugon, en de lepadna Kal' ebale, cruseia--- Will uns Homer zeigen, wie Agamemnon bekleidet gewesen, so muss sich der KOenig vor unsern Augen seine voellige Kleidung StUeck vor Stueck umtun; das weiche Unterkleid, den grossen Mantel, di$ ch selber gemalt habe, weil der Maler ihm nachmalen kann. Was bekuemmert sich aber Homer, wie weit er den Maler hinter sich laesst? Statt einer Abbildung gibt er uns die Geschichte des Zepters: erst ist es unter der Arbeit des Vulkans; nun glaenzt es in den Haenden des Jupiters; nun bemerkt es die Wuerde Merkurs; nun ist es der Kommandostab des kriegerischen Pelops; nun der Hirtenstab des friedlichen Atreus usw. --Skhptron ecwn- to men HjaistoV kame teucwn- HjaistoV men dvke Dii Kroniwni anakti- Autar ara ZeuV dvke diaktorw Argeijonth- ErmeiaV de anax dvken Pelopi plhxippw- Autar o aute Peloy dvk' Atrei, poimeni lavn- AtreuV de Jnhskwn elipe poluarni Questh- Autar o aute Quest' Agamemnoni leipe jorhnai, Pollhsi nhsoisi kai Argei panti anassein 3) {3. Iliad. B. v. 101-108.} So kenne ich endlich dieses Zepter besser, als mir es der Maler vor Augen legen, oder ein zweiter Vulkan in die HAende liefern kOennte.--Es wUerde mich nicht befremden, wenn ich faende, dass einer von den alten Auslegern de$ kannten keine Furcht, und meine Enkel werden noch aushalten wie sie, furchtlos und treu! Sieh, wie der Berg sich dunkler und dunkler fuellt von ihren Scharen. Siehst Du jene weissen Wolken am Berg, Schildkroete? Hoerst Du sie lachen? Das ist der Donner der Geschuetze, der in unsere Reihen schlaegt. Jetzt, wenn Du ein gutes Gewissen hast, wirst Du leichter Atem holen, denn um Dein Leben gibt Dir keiner einen Pfennig." "Lasset uns beten", sagte Marx von Schweinsberg, "und dann drauf in Gottes Namen." Der Herzog faltete andaechtig die Haende, seine Begleiter folgten seinem Beispiel und beteten zum Anfang der Schlacht, wie es Sitte war in den alten Tagen. Der Donner der feindlichen Geschuetze toente schauerlich in diese tiefe Stille, in welcher man jeden Atemzug; jedes leise Fluestern der Betenden hoerte. Auch der Kanzler faltete die Haende, aber seine Augen richteten sich nicht glaeubig auf zum Himmel, sie irrten zagend an den Bergen umher, und das Beben seines Koerpers, sooft Blitz und Rauch aus den Fel$ euser fallen mir auf den Kopf, Ich eile soviel als moeglich! Ich trat in jene Hallen, Wo sie mir Treue versprochen; Wo einst ihre Traenen gefallen, Sind Schlangen hervorgekrochen. Still ist die Nacht, es ruhen die Gassen, In diesem Hause wohnte mein Schatz; Sie hat schon laengst die Stadt verlassen, Doch steht noch das Haus auf demselben Platz. Da steht auch ein Mensch und starrt in die Hoehe. Und ringt die Haende vor Schmerzensgewalt; Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe -- Der Mond zeigt mir meine eigne Gestalt. Du Doppelgaenger! du bleicher Geselle! Was aeffst du nach mein Liebesleid, Das mich gequaelt auf dieser Stelle, So manche Nacht, in alter Zeit? Wie kannst du ruhig schlafen, Und weisst, ich lebe noch? Der alte Zorn kommt wieder, Und dann zerbrech ich mein Joch. Kennst du das alte Liedchen: Wie einst ein toter Knab Um Mitternacht die Geliebte Zu sich geholt ins Grab? Glaub mir, du wunderschoenes, Du wunderholdes Kind, Ich lebe und bin noch staerker Als alle Toten sind! "Die Jungfrau schlaeft in $ r lang, die Nacht war kalt, Es waren so kalt die Steine; Es lugt aus dem Fenster die blasse Gestalt, Beleuchtet vom Mondenscheine. Was will die einsame Traene? Sie truebt mir ja den Blick. Sie blieb aus alten Zeiten In meinem Auge zurueck. Sie hatte viel leuchtende Schwestern, Die alle zerflossen sind, Mit meinen Qualen und Freuden, Zerflossen in Nacht und Wind. Wie Nebel sind auch zerflossen Die blauen Sternelein, Die mir jene Freuden und Qualen Gelaechelt ins Herz hinein. Ach, meine Liebe selber Zerfloss wie eitel Hauch! Du alte, einsame Traene, Zerfliesse jetzunder auch! Der bleiche, herbstliche Halbmond Lugt aus den Wolken heraus; Ganz einsam liegt auf dem Kirchhof Das stille Pfarrerhaus. Die Mutter liest in der Bibel, Der Sohn, der starret ins Licht, Schlaftrunken dehnt sich die aeltre, Die juengere Tochter spricht: Ach Gott, wie einem die Tage Langweilig hier vergehn! Nur wenn sie einen begraben, Bekommen wir etwas zu sehn. Die Mutter spricht zwischen dem Lesen: Du irrst, es starben nur vier, Seit man d$ nsehen von ehrlichen Leuten. Manchmal kommen sie mir ehrlich vor, und ich kann ihnen doch nicht trauen. Was mir noch leid tut, ist, dass er oft von Sachen redet, die er nur gehoert und gelesen hat, und zwar aus eben dem Gesichtspunkte, wie sie ihm der andere vorstellen mochte. Auch schaetzt er meinen Verstand und meine Talente mehr als dies Herz, das doch mein einziger Stolz ist, das ganz und alles Elendes. Ach, was ich weiss, kann jeder wissen--mein Herz habe ich allein. Ich hatte etwas im Kopfe, davon ich euch nichts sagen wollte, bis es ausgefuehrt waere: jetzt, da nichts draus wird, ist es ebenso gut. Ich wollte in den Krieg; das hat mir lange am Herzen gelegen. Vornehmlich darum bin ich dem Fuersten hierher gefolgt, der General in ***schen Diensten ist. Auf einem Spaziergang entdeckte ich ihm mein Vorhaben; er widerriet mir es, und es muesste bei mir mehr Leidenschaft als Grille gewesen sein, wenn ich seinen Gruenden nicht haette Gehoer geben wollen. Am 11. Junius Sage was du willst, ich kann nicht l$ t, wie das geschehen muss: Wer den Rabenstein haben will, der muss in der letzten Nacht des besagten Hornungs in den Wald gehen, wo der Baum mit dem hoffnungsvollen Neste steht. Er muss ganz einsam und allein kommen, und auch keine Menschenseele muss wissen, wohin und wofuer er ausgegangen ist; und auch keinen Laut, nicht einmal ein Hustchen oder ein Seufzerlein darf er von sich geben. Auf die Glocke der Zeit muss er achtgeben und genau um die Mitternachtstunde zur Stelle sein; denn nur in der Gespensterstunde, zwischen zwoelf und eins in der Nacht, laesst der Stein sich gewinnen. Dann muss er sich so splitterfasernackt entkleiden, wie Adam weiland im Unschuldkleide der Natur im Garten Eden gestanden ist; und in diesem Naturkleide muss er nun den Stamm hinaufklettern und zitternd und bebend im Sinn behalten, dass er keinen Ton vernehmen lassen darf; denn alsbald ihm auch nur der leiseste Laut entfuehre, wuerde er gleich des Todes sein. Aber nun merkt euch hierbei wieder des Teufels List. Wenn er den arme$ disse Forsten un Garden un dat ganze Land entfredet un voerwoistet un nu so veele Jaehre alles unsaeker un wild leggt un veele dusend Wittwen un Waisen makt hett. Un daruem hett de gnaedige Gott di hierher schickt, den Sieghaften un Dappern, datt du den fuerchterlichen Eber dalleggen un de schoenste Prinzessin, de de Suenn beschient, tom Gemal winnen schast. Un nu stah up un kumm mit uns in dat Slott, wo unser Herr un Hertog up di passt un van wo de schoenste aller Prinzessinnen ut dem Finster mit sehnsuechtigen un froehlichen Oogen up den Schild schaut, worup de stolte Inschrift glaenzt: Ick buen de Ridder Unvoerzagt un sla der Saewen mit eenem Slag. Daruem sueme di nich, kumm! kumm! un empfange de Ehren, de diner hogen Dhaden wuerdig suent. Un Hans, den se ut eenem soeten Drom upweckt hedden, sach in den drei Herren, de in praechtigen gueldnen un sidenen Kledern un mit ehren Tressenhoeten in der Hand gebueckt voer em stunden, eenen nueen bunten Drom, un horkte hoch up un voerwunderde sick toerst; doch a$ m Galgen entlaufen war, woran er so unschuldig hatte hangen sollen. Und als er die Heiden bezwungen und das Land mit Schloessern und Burgen befriedet hatte, da dachte er in Sehnsucht und Liebe seiner alten Aeltern und seiner Geschwister und Freunde, und saeumte nicht lange, sondern trat die Reise an zu ihnen. Er nahm aber sein Gemal die Koenigin mit nebst tausend seiner Reisigen, damit er ein koenigliches Geleit haette, So zog er ueber die Elbe gegen Sueden. Und als sie vier Tage gezogen waren und der fuenfte Tag anbrach und sie nicht mehr fern waren von seiner Heimath, da hiess er die Reisigen zurueckbleiben und ritt mit seiner Koenigin voran und hatte nur einen Knappen bei sich. Und es war grade der Mittag des fuenften Tages und die Glocke schlug zwoelf, da ritten sie in Duemmelshusen ein und gradezu auf seines Vaters Haus. Sie liessen die Pferde aber im Dorfe laufen, was sie laufen konnten, damit die Leute, die sie sahen, sich nicht ueber sie besinnen noch es seinen Aeltern verrathen konnten. Und als $ d der Vater und die Brueder haben es ihm zugesagt und auch gehalten. Denn er sagte: Ich will einen meiner Soehne hinschicken, der soll ein Bauer werden und seine Kinder und Kindeskinder sollen Bauern bleiben; denn Bauern sind aelter und halten laenger aus als die Koenige. Und Koenig Klas ist wieder heimgegangen in sein Reich und hat noch manches liebe Jahr gluecklich mit seiner Koenigin gelebt und regiert und viele Soehne und Toechter mit ihr gezeugt, und haben viele grosse Koenige und Koeniginnen aus seinem Blute nach ihm geherrscht. Aber doch ist das glorreiche Geschlecht von Klas Avenstaken nun schon lange ausgestorben und ein anderer Stamm herrscht in den Landen, die ihn einst als Koenig verehrten. Aber seines Sohnes Konrad Geschlecht dauert noch bis diesen Tag. Dieser Konrad war sein juengster Sohn. Den that er alsbald nach seiner Geburt auf das Land zu einem Bauer und liess ihn baeuerlich leben und arbeiten und sandte ihn dann in das Land seiner Heimath in Westfalen nach Duemmelshusen, wo er ihn auf$ s Instrument vorsichtig zurueck, und es war etwas wie ein Mund da, aus dem zweimal hintereinander Blut austrat, als sagte er etwas Zweisilbiges. Der junge, blonde Arzt nahm es schnell mit einer eleganten Bewegung in seine Watte auf. Und nun blieb die Wunde ruhig, wie ein geschlossenes Es ist anzunehmen, dass ich mich noch einmal verneigte, ohne diesmal recht bei der Sache zu sein. Wenigstens war ich erstaunt, mich allein zu finden. Jemand hatte die Uniform wieder in Ordnung gebracht, und das weisse Band lag darueber wie vorher. Aber nun war der Jaegermeister tot, und nicht er allein. Nun war das Herz durchbohrt, unser Herz, das Herz unseres Geschlechts. Nun war es vorbei. Das war also das Helmzerbrechen: "Heute Brigge und nimmermehr", sagte etwas in mir. An mein Herz dachte ich nicht. Und als es mir spaeter einfiel, wusste ich zum erstenmal ganz gewiss, dass es hierfuer nicht in Betracht kam. Es war ein einzelnes Herz. Es war schon dabei, von Anfang anzufangen. Ich weiss, dass ich mir einbildete, ni$ ich im Ganzen so ausgebreitet, als waer sie nach ihrem Tod. UEberall hat sie sich ganz weit ins Sein hineingelegt, zugehoerig dazu, und was ihr geschah, das war ewig in der Natur; dort erkannte sie sich und loeste sich beinah schmerzhaft heraus; erriet sich muehsam zurueck wie aus UEberlieferungen, beschwor sich wie einen Geist und hielt sich aus. Eben warst du noch, Bettine; ich seh dich ein. Ist nicht die Erde noch warm von dir, und die Voegel lassen noch Raum fuer deine Stimme. Der Tau ist ein anderer, aber die Sterne sind noch die Sterne deiner Naechte. Oder ist nicht die Welt ueberhaupt von dir? Denn wie oft hast du sie in Brand gesteckt mit deiner Liebe und hast sie lodern sehen und aufbrennen und hast sie heimlich durch eine andere ersetzt, wenn alle schliefen. Du fuehltest dich so recht im Einklang mit Gott, wenn du jeden Morgen eine neue Erde von ihm verlangtest, damit doch alle drankaemen, die er gemacht hatte. Es kam dir armsaelig vor, sie zu schonen und auszubessern, du verbrauchtest sie und$ sses Nigowitz, ein dienstbarer Geist des Hasses Eine geistige Wache Neun Geister als Waechter des Zauberringes. Genien, Geister, Furien und Diener des Hasses Fortunatus Wurzel, ehmals Waldbauer, jetzt Millionaer Lottchen, seine Ziehtochter Lorenz, ehmals Kuhhirt bei Wurzel, jetzt sein erster Kammerdiener Habakuk, Bedienter Karl Schilf, ein armer Fischer Musensohn, Schmeichelfeld und Afterling, Wurzels Zechbrueder Ein Schlosser Ein Tischler Mehrere Bediente bei Wurzel. Gesellen. Volk Die Handlung beginnt am Morgen des ersten Tages und endigt am Abende des zweiten. Spielt teils im Feenreiche, teils auf der Erster Aufzug Erster Auftritt Grosser Feensaal, mit magischen Lampen von verschiedenen Farben hell beleuchtet, welche, auf Kandelabern angebracht, die Kulissen zieren. Im Hintergrunde die Oeffnung eines grossen Bogentores, welches durch einen schalartigen, mit Gold verbraemten Vorhang verdeckt ist. In der Mitte des Theaters spielen zwei Furien, ein Triton und der kleine Borax ein Quartett von zwei Violin$ en schaut. Er beginnt auf-*) *(geregt zu protestieren:) Gloria, seien Sie vernuenftig--es hat ja keinen Zweck--ich habe keinen Heller! (Gloria.) Koennen Sie denn keinen verdienen? Andere Leute koennen es (Dr. Valentine halb entzueckt, halb erschrocken:) O niemals! Ich wuerde Sie ungluecklich machen--Teuerste, Geliebte--ich muesste ein erbaermlicher Mitgiftjaeger und Abenteurer sein--(Sie umschlingt ihn fester und kuesst ihn:) O Gott! (Atemlos:) Oh... ich--(Er keucht:) Ich kenne die Frauen noch immer nicht... keine Ahnung habe ich... die Erfahrungen von zwoelf Jahren genuegen nicht! (In einer Aufwallung von Eifersucht stoesst sie ihn von sich fort, und er taumelt zurueck in den Stuhl wie ein vom Wind verwehtes Blatt. Da tanzt Dolly mit dem Kellner ins Zimmer, Frau Clandon und McComas folgen ihr, auch tanzend, und Philip pirouettiert auf eigene Faust (Dolly sinkt atemlos auf den Stuhl vor den Schreibtisch:) Oh, ich bin atemlos! Sie tanzen wundervoll Walzer, William! (Frau Clandon sinkt in den Lederfauteui$ gnade deswegen auf mich geworfen haben, weil--die Not--mich notwendig-- Schon zuviel, mein Herr! Ich bin Ihnen schuldig; Sie raeumen mir in meiner Abwesenheit das Zimmer aus; Sie muessen bezahlt werden; ich muss wo anders unterzukommen suchen. Sehr natuerlich!-- Wo anders? Sie wollen ausziehen, gnaediger Herr? Ich ungluecklicher Mann! ich geschlagner Mann! Nein, nimmermehr! Eher muss die Dame das Quartier wieder raeumen. Der Herr Major kann ihr, will ihr sein Zimmer nicht lassen; das Zimmer ist sein; sie muss fort; ich kann ihr nicht helfen.--Ich gehe, gnaediger Herr-- Freund, nicht zwei dumme Streiche fuer einen! Die Dame muss in dem Besitze des Zimmers bleiben.-- Und Ihro Gnaden sollten glauben, dass ich aus Misstrauen, aus Sorge fuer meine Bezahlung?--Als wenn ich nicht wuesste, dass mich Ihro Gnaden bezahlen koennen, sobald Sie nur wollen.--Das versiegelte Beutelchen-- fuenfhundert Taler Louisdor stehet drauf--welches Ihro Gnaden in dem Schreibepulte stehen gehabt--ist in guter Verwahrung.-- Das will ich $ del aus dem Wasser. Auch gut, dachte ich. Der Pudel kam mir nach, aber ich bin kein Liebhaber von Pudeln. Ich jagte ihn fort, umsonst; ich pruegelte ihn von mir, umsonst. Ich liess ihn des Nachts nicht in meine Kammer; er blieb vor der Tuere auf der Schwelle. Wo er mir zu nahe kam, stiess ich ihn mit dem Fusse; er schrie, sahe mich an und wedelte mit dem Schwanze. Noch hat er keinen Bissen Brot aus meiner Hand bekommen, und doch bin ich der einzige, dem er hoert, und der ihn anruehren darf. Er springt vor mir her und macht mir seine Kuenste unbefohlen vor. Es ist ein haesslicher Pudel, aber ein gar zu guter Hund. Wenn er es laenger treibt, so hoere ich endlich auf, den Pudeln gram zu sein. (beiseite). So wie ich ihm! Nein, es gibt keine voelligen Unmenschen! --Just, wir bleiben beisammen. Ganz gewiss!--Sie wollten sich ohne Bedienten behelfen? Sie vergessen Ihrer Blessuren und dass Sie nur eines Armes maechtig sind. Sie koennen sich ja nicht allein ankleiden. Ich bin Ihnen unentbehrlich; und bin-- ohne mich s$ Und trug ihn in der Tasche, anstatt am Finger?--Guter Wirt, wir sind so kahl noch nicht, als wir scheinen. Bei ihm, bei ihm selbst will ich dich versetzen, schoenes Ringelchen! Ich weiss, er aergert sich, dass du in seinem Hause nicht ganz sollst verzehrt werden!--Ah-- (Paul Werner. Just.) Sieh da, Werner! guten Tag, Werner! willkommen in der Stadt! Das verwuenschte Dorf! Ich kann's unmoeglich wieder gewohne werden. Lustig, Kinder, lustig; ich bringe frisches Geld! Wo ist der Major? Er muss dir begegnet sein; er ging eben die Treppe herab. Ich komme die Hintertreppe herauf. Nun, wie geht's ihm? Ich waere schon vorige Woche bei euch gewesen, aber-- Nun? was hat dich abgehalten?-- --Just--hast du von dem Prinzen Heraklius gehoert? Heraklius? Ich wuesste nicht. Kennst du den grossen Helden im Morgenlande nicht? Die Weisen aus dem Morgenlande kenn ich wohl, die ums Neujahr mit dem Sterne herumlaufen.-- Mensch, ich glaube, du liesest ebensowenig die Zeitungen als die Bibel?--Du kennst den Prinzen Heraklius nicht?$ sem Gebiete die herrlichsten Farben aus niedrigen, ja verachteten Stoffen gewonnen sind? Werden Viele Lust haben, solchen Untersuchungen zu folgen? Die Menschheit liebt es, die Fragen ueber Herkunft und Anfaenge sich aus dem Sinn zu schlagen: muss man nicht fast entmenscht sein, um den entgegengesetzten Hang in sich zu Erbfehler der Philosophen. - Alle Philosophen haben den gemeinsamen Fehler an sich, dass sie vom gegenwaertigen Menschen ausgehen und durch eine Analyse desselben an's Ziel zu kommen meinen. Unwillkuerlich schwebt ihnen "der Mensch" als eine aeterna veritas, als ein Gleichbleibendes in allem Strudel, als ein sicheres Maass der Dinge vor. Alles, was der Philosoph ueber den Menschen aussagt, ist aber im Grunde nicht mehr, als ein Zeugniss ueber den Menschen eines sehr beschraenkten Zeitraumes. Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen; manche sogar nehmen unversehens die allerjuengste Gestaltung des Menschen, wie eine solche unter dem Eindruck bestimmter Religionen, ja besti$ urueck, damit er von dort aus betrachte; er ist genoethigt, eine ganz bestimmte Entfernung des Betrachters vom Bilde vorauszusetzen; ja er muss sogar ein ebenso bestimmtes Maass von Schaerfe des Auges bei seinem Betrachter annehmen; in solchen Dingen darf er durchaus nicht schwanken. Jeder also, der sein Leben idealisiren will, muss es nicht zu genau sehen wollen und seinen Blick immer in eine gewisse Entfernung zurueckbannen. Dieses Kunststueck verstand zum Beispiel Erschwerung als Erleichterung und umgekehrt. - Vieles, was auf gewissen Stufen des Menschen Erschwerung des Lebens ist, dient einer hoeheren Stufe als Erleichterung, weil solche Menschen staerkere Erschwerungen des Lebens kennen gelernt haben. Ebenso kommt das Umgekehrte vor: so hat zum Beispiel die Religion ein doppeltes Gesicht, je nachdem ein Mensch zu ihr hinaufblickt, um von ihr sich seine Last und Noth abnehmen zu lassen, oder auf sie hinabsieht, wie auf die Fessel, welche ihm angelegt ist, damit er nicht zu hoch in die Luefte steige. Die h$ n lieber auf den boesen Willen eines Anderen, als auf den Zufall zurueck. Seine gereizte Empfindung wird dadurch erleichtert, eine Person und nicht eine Sache sich als Grund seines Misslingens zu denken; denn an Personen kann man sich raechen, die Unbilden des Zufalls aber muss man hinunterwuergen. Die Umgebung eines Fuersten pflegt desshalb, wenn diesem Etwas misslungen ist, einen einzelnen Menschen als angebliche Ursache ihm zu bezeichnen und im Interesse aller Hoeflinge aufzuopfern; denn der Missmuth des Fuersten wuerde sich sonst an ihnen Allen auslassen, da er ja an der Schicksalsgoettin selber keine Rache nehmen kann. Die Farbe der Umgebung annehmen. - Warum ist Neigung und Abneigung so ansteckend, dass man kaum in der Naehe einer stark empfindenden Person leben kann, ohne wie ein Gefaess mit ihrem Fuer und Wider angefuellt zu werden? Erstens ist die voellige Enthaltung des Urtheils sehr schwer, mitunter fuer unsere Eitelkeit geradezu unertraeglich; sie traegt da gleiche Farbe mit der Gedanken- und Empf$ icht ohne unser Aller Schuld, die leidvollste Geschichte unter allen Voelkern gehabt hat und dem man den edelsten Menschen (Christus), den reinsten Weisen (Spinoza), das maechtigste Buch und das wirkungsvollste Sittengesetz der Welt verdankt. Ueberdiess: in den dunkelsten Zeiten des Mittelalters, als sich die asiatische Wolkenschicht schwer ueber Europa gelagert hatte, waren es juedische Freidenker, Gelehrte und Aerzte, welche das Banner der Aufklaerung und der geistigen Unabhaengigkeit unter dem haertesten persoenlichen Zwange festhielten und Europa gegen Asien vertheidigten; ihren Bemuehungen ist es nicht am wenigsten zu danken, dass eine natuerlichere, vernunftgemaessere und jedenfalls unmythische Erklaerung der Welt endlich wieder zum Siege kommen konnte und dass der Ring der Cultur, welcher uns jetzt mit der Aufklaerung des griechisch-roemischen Alterthums zusammenknuepft, unzerbrochen blieb. Wenn das Christenthum Alles gethan hat, um den Occident zu orientalisiren, so hat das judenthum wesentlich mit da$ enschaftlich gewesen sein. Aber eigentlich wollte man Recht behalten, weil man meinte, Recht haben zu muessen. Seinen Glauben sich entreissen lassen, das bedeutete vielleicht seine ewige Seligkeit in Frage stellen. Bei einer Angelegenheit von dieser aeussersten Wichtigkeit war der "Wille" gar zu hoerbar der Souffleur des Intellects. Die Voraussetzung jedes Glaeubigen jeder Richtung war, nicht widerlegt werden zu koennen; erwiesen sich die Gegengruende als sehr stark, so blieb ihm immer noch uebrig, die Vernunft ueberhaupt zu verlaestern und vielleicht gar das "credo quia absurdum est" als Fahne des aeussersten Fanatismus aufzupflanzen. Es ist nicht der Kampf der Meinungen, welcher die Geschichte so gewaltthaetig gemacht hat, sondern der Kampf des Glaubens an die Meinungen, das heisst der Ueberzeugungen. Wenn doch alle Die, welche so gross von ihrer Ueberzeugung dachten, Opfer aller Art ihr brachten und Ehre, Leib und Leben in ihrem Dienste nicht schonten, nur die Haelfte ihrer Kraft der Untersuchung gewidmet $ er Fall, wenn er die Konversation fuehrte. Jenes ergoetzliche Maerchen von dem Hoernchen des Oberon schien ins Leben getreten zu sein; denn Natas durfte nur die Lippen oeffnen, so fuehlte jeder zuerst die lieblichsten Saiten seines Herzens angeschlagen; auf leichten Schwingen schwirrte dann das Gespraech um die Tafel, mutwilliger wurden die Scherze, kuehner die Blicke der Maenner, schalkhafter das Kichern der Damen, und endlich rauschte die Rede in so fessellosen Stroemen, dass man nachher wenig mehr davon wusste, als dass man sich goettlich amuesiert habe. Und dennoch war der Zauberer, der diese Lust heraufbeschwor, weit entfernt, je in's Rohe, Gemeine hinueberzuspielen. Er griff irgend einen Gegenstand, eine Tagesneuigkeit auf, erzaehlte Anekdoten, spielte das Gespraech geschickt weiter, wusste jedem seine tiefste Eigentuemlichkeit zu entlocken und ergoetzte durch seinen lebhaften Witz, durch seine warme Darstellung, die durch alle Schattierungen von dem tiefsten Gefuehl der Wehmut bis hinauf an jene Ausbru$ woelk", mochte ahnen, was vorging, und schlich truebe und aechzend im Hause umher. Die Kalle war die mutigste von allen. Zwar war auch sie in einiger Bewegung; denn sie las nicht mehr, weder in Clauren, noch in verschiedenen Almanachs, sogar das Modejournal wollte sie nicht ansehen; sie spielte auch nicht mehr auf der Harfe, aber doch trug sie das Koepfchen noch so hoch wie zuvor und ermutigte durch manche Rede die zagenden Bundestruppen. Der Seufzer war gaenzlich von Verstand gekommen. Bald war er tiefsinnig und zweifelte an seinem Glueck, besonders in der Naehe der schoenen Juedin, wenn er sich die Hoehe seiner Seligkeit, den Besitz der lieblichen Kalle dachte. Dann war er wieder ausgelassen froehlich und sprach allerlei verwirrtes Zeug, wie er ein Millionaer zu werden gedenke, wie und wo er sich ein Haus bauen wolle, und was dergleichen ueberschwengliche Gedanken mehr waren; der Kalle aber fluesterte er ins Ohr, dass er sich wolle adeln lassen und sie zur gnaedigen Frau Baronesse von Zwerner zu Zwernershei$ Als man um ein Uhr auseinanderging, lautete der Kurszettel der Frankfurter Boersenhalle: Metalliques 87 5/8. Bethmaennische 75 1/2. Rothschildische Lose 132. Preussische Staatsschuldscheine 84. An den uebrigen war nichts geaendert worden. * * * * * 7. DIE VERLOBUNG. Dieses kleine Boersengemetzel entschied ueber das Schicksal des Seufzers aus Dessau. In den zwei naechsten Tagen wirkte er durch die grosse Menge Metalliques, die er in Haenden hatte, maechtig auf den Gang bei Geschaefte, und als einige Tage nachher Herr von Rothschild Privatmitteilungen aus Wien erhielt, wodurch seine Nachrichten vollkommen bestaetigt werden, da draengte sich alles um den hoffnungsvollen, spekulativen Juengling, um den genialen Kopf, der auf unglaubliche Weise die Umstaende habe berechnen koennen. Seine Zurueckgezogenheit zuvor galt nun fuer tiefes Studium der Politik, seine Schuechternheit, sein geckenhaftes Stoehnen und Seufzen fuer Tiefsinn, und jedes Haus haette ihm freudig $ etete aufs neue und schwieg. Ich fasste mich, ich suchte mich zu entschuldigen, so gut es ging; ich erzaehlte ihr, wie ich sie hilflos und in Ohnmacht in der Kirche gefunden, wie ich ihren Irrtum nicht habe berichtigen koennen, aus Furcht, sie moechte meine Begleitung ablehnen, die ihr in ihrem damaligen Zustande so notwendig war. Meine zweite Unbesonnenheit schob ich auf die Maskenfreiheit des Karnevals; ich suchte einen Scherz daraus zu machen, ich behauptete, es sei an diesem Abend erlaubt, jede Maske vorzunehmen, und so habe ich die ihres Freundes vorgenommen. Ich glaubte, sagte ich, in diesen Scherz um so eher eingehen zu duerfen, da wir Landsleute sind und die Deutschen in Rom als Kinder e i n e r Heimat nur e i n e grosse Familie sein sollten." "Eine gefaehrliche Verwandtschaft," unterbrach ich den jungen Berliner, indem ich mich im stillen ueber seine jesuitische Logik freute. "Wie? brachte die Dame nicht das _Corpus juris_ und den------gegen Sie in Anwendung? In Schwaben moechte zur Not ein solche$ t einem Male, dachte ich mir, Frater Piccolo durch die Baeume herbei kaeme, um seinen Wechsel honorieren zu lassen,--welche Angst, welcher Kummer bei dem Kapitaen, welch es Staunen, welcher Missmut bei dem Fraeulein! Ich dachte mir allerlei dergleichen Moeglichkeiten, waehrend die andern in suessem Geplauder mit vielen Worten nichts sagten--da hoerte ich auf einmal das Plaetschern von Rudern in der Tiber. Es war nach sechs Uhr es war die Stunde, um welche ich Frater Piccolo hierher bestellt hatte; wenn er es waere!-- Die Ruderschlaege wurden vernehmlicher, kamen naeher. Weder die Liebenden, noch der Berliner schienen es zu hoeren. Jetzt hoerte man nur noch das Rauschen des Flusses, die Barke musste sich in der Naehe ans Land gelegt haben. Die Hunde der Signora schlugen an, man hoerte Stimmen in der Ferne, es rauschte in den Baeumen, Schritte knisterten auf dem Sandweg des Gartens, ich sah mich um--Donna Ines und der Kardinal Rocco standen vor uns. Luise starrte einen Augenblick diese Menschen an, als sehe sie$ epsel darunter. Zwei Stunden weit riecht das Gehoelz nach Kellnern und nach Saucen." "O unerhoert!" rief sie, "so redet nun der Mann, dem gar nichts ueber das Vergnuegen geht, Backhaehnl im Prater zu speisen!" Als beide wieder in dem Wagen sassen und sich die Strasse jetzt nach einer kurzen Strecke ebenen Wegs allmaehlich abwaerts senkte, wo eine lachende Gegend sich bis an die entfernteren Berge verlor, fing unser Meister, nachdem er eine Zeit lang still gewesen, wieder an: "Die Erde ist wahrhaftig schoen und keinem zu verdenken, wenn er so lang wie moeglich darauf bleiben will. Gott sei's gedankt, ich fuehle mich so frisch und wohl wie je und waere bald zu tausend Dingen aufgelegt, die denn auch alle nacheinander an die Reihe kommen sollen, wie nur mein neues Werk vollendet und aufgefuehrt sein wird. Wieviel ist draussen in der Welt und wieviel daheim, Merkwuerdiges und Schoenes, das ich noch gar nicht kenne, an Wunderwerken der Natur, an Wissenschaften, Kuensten und nuetzlichen Gewerben! Der schwarze Koehl$ Schutz der Damen, und das nicht ohne Grund. Denn diese Stanzel da, mein Weibchen, etwas neugierig von Natur, liess sich im Wirtshaus von der dicken Frau das Wissenswuerdigste von denen saemtlichen Persoenlichkeiten der gnaedigen Herrschaft in meinem Beisein erzaehlen, ich stand dabei und hoerte so..." Hier konnte Madame Mozart nicht umhin, ihm in das Wort zu fallen und auf das angelegentlichste zu versichern, dass im Gegenteil er der Ausfrager gewesen; es kam zu heitern Kontestationen zwischen Mann und Frau, die viel zu lachen gaben. - "Dem sei nun, wie ihm wolle", sagte er, "kurzum, ich hoerte so entfernt etwas von einer lieben Pflegetochter, welche Braut, sehr schoen, dazu die Guete selber sei und singe wie ein Engel. Per Dio! fiel mir jetzt ein, das hilft dir aus der Lauge! Du setzt dich auf der Stelle hin, schreibst's Liedchen auf, soweit es geht, erklaerst die Sottise der Wahrheit gemaess, und es gibt einen trefflichen Spass. Gedacht, getan. Ich hatte Zeit genug, auch fand sich noch ein sauberes Boegche$ r entsetzlichen Tat erhob sich vor ihm wie ein schwarzes hoellisches Gespenst, das ihn nicht mehr verliess. Ganz erfuellt von der bedrohlichen Lage seines Schuetzlings, glaubte er wenigstens das, was er gesehen, nuetzen zu muessen zu seinem Besten. Andern Tages, es wollte schon die Daemmerung einbrechen, kam Daniel in sein Zimmer, um irgendeine sich auf den Hausstand beziehende Anweisung einzuholen. Da fasste ihn V. bei beiden Armen und fing an, indem er ihn zutraulich auf den Sessel niederdrueckte: "Hoere, alter Freund Daniel! lange habe ich dich fragen wollen, was haeltst du denn von dem verworrenen Kram, den uns Huberts sonderbares Testament ueber den Hals gebracht hat? Glaubst du denn wohl, dass der junge Mensch wirklich Wolfgangs in rechtsgueltiger Ehe erzeugter Sohn ist?" Der Alte, sich ueber die Lehne des Stuhls wegbeugend und V.s starr auf ihn gerichteten Blicken ausweichend, rief muerrisch: "Pah! er kann es sein; er kann es auch nicht sein. Was schiert's mich, mag nun hier Herr werden, wer da "Aber i$ ch Sammlung vieler kleiner Tatsachen an den verschiedensten Stellen sich in das grosse und erhabene Ganze auszubreiten, das sich unsern Blicken darstellt, wenn wir von Hochpunkt zu Hochpunkt auf unserer Erde reisen und sie endlich alle erfuellt haben und keine Bildung dem Auge mehr zu untersuchen bleibt als die Weite und die Woelbung des Meeres. Ich begann, durch diese Gefuehle und Betrachtungen angeregt, gleichsam als Schlussstein oder Zusammenfassung aller meiner bisherigen Arbeiten die Wissenschaft der Bildung der Erdoberflaeche und dadurch vielleicht der Bildung der Erde selber zu betreiben. Nebstdem, dass ich gelegentlich von hohen Stellen aus die Gestaltung der Erdoberflaeche genau zeichnete, gleichsam als waere sie durch einen Spiegel gesehen worden, schaffte ich mir die vorzueglichsten Werke an, welche ueber diese Wissenschaft handeln, machte mich mit den Vorrichtungen, die man braucht, bekannt, so wie mit der Art ihrer Benuetzung. Ich betrieb nun diesen Gegenstand mit fortgesetztem Eifer und mit eine$ henswert waere; aber er liegt auch entfernt genug, dass die Schoenheit und Anmut dieses Getreidehuegels nicht gestoert wird. Wenn ihr auf dem Wege nach Rohrberg fortgegangen waeret, statt zu unserem Hause heraufzusteigen, so wuerdet ihr nach einer halben Stunde Wanderns zu eurer Rechten dicht an der Strasse die Ecke eines Buchenwaldes gefunden haben, um welche die Strasse herum geht. Diese Ecke erhebt sich rasch, erweitert sich nach rueckwaerts, wohin man von der Strasse nicht sehen kann, und gehoert einem Walde an, der weit in das Land hinein geht. Man kann von hier aus ein grosses Stueck sehen. Dort links von dem Felde, auf welchem die junge Gerste "Ich kenne den Wald recht gut", sagte ich, "er schlingt sich um eine Hoehe und beruehrt die Strasse nur mit einem Stuecke; aber wenn man ihn betritt, lernt man seine Groesse kennen. Es ist der Alizwald. Er hat maechtige Buchen und Ahorne, die sich unter die Tannen mischen. Die Aliz geht von ihm in die Agger. An der Aliz stehen beiderseits hohe Felsen mit seltenen$ befehle." Ich stimmte sogleich zu, und er rief gegen eine Stelle des Gebuesches: Der Knabe, den ich im Heraufgehen gesehen hatte, kam fast an der nehmlichen Stelle des Gartens zum Vorscheine, an welcher er frueher herausgetreten war. Da er jetzt laenger vor uns stehen blieb, konnte ich ihn genauer betrachten. Sein Angesicht erschien mir sehr rosig und schoen, und besonders einnehmend zeigten sich die grossen schwarzen Augen unter den braunen Locken, die ich schon frueher beobachtet hatte. "Gustav", sagte mein Begleiter, "wenn du noch an deinem Tische oder sonst irgendwo in dem Garten bleiben willst, so erinnere dich an das, was ich dir ueber Gewitter gesagt habe. Da die Wolken ueber den ganzen Himmel stehen, so weiss man nicht, wann ueberhaupt ein Blitz auf die Erde niederfaehrt und an welcher Stelle er sie treffen wird. Darum verweile unter keinem hoeheren Baume. Sonst kannst du hier bleiben, wie du willst. Dieser Herr bleibt heute bei uns, und du wirst zur Abendspeisestunde in dem Speisezimmer eintreffen."$ cht, wie mit ihnen um zugehen ist. In diesem Hause bin ich, da ich irrtuemlich ein Gewitter fuerchtete und um einen Unterstand herauf ging, sehr freundlich aufgenommen worden, ich bin wohlwollend eingeladen worden, wieder zu kommen und habe es getan. Es ist mir hier in Kurzem so lieb geworden wie bei meinen teuren Eltern, bei welchen auch eine Regelmaessigkeit und Ordnung herrscht wie hier. Wenn ich nicht ungelegen bin und die Umgebung mir nicht abgeneigt ist, so sage ich gerne, wenn ich auch nicht weiss, ob man es sagen darf, dass ich immer mit Freuden kommen werde, wenn man mich einladet." "Ihr seid eingeladen", erwiderte mein Gastfreund, "und ihr muesst aus unsern Handlungen erkennen, dass ihr uns sehr willkommen seid. Nun werden auch Gustavs Mutter und Schwester eine Weile in diesem Hause zubringen, und wir werden erwarten, wie sich unser Leben entwickeln wird. Wollt ihr euch nicht ein wenig zu mir setzen und abwarten, bis der Willkommensgruss von allen, die da stehen, vorueber ist?" Er ging wieder um den$ der Tat einen eigenen Unterrichtsgang ueber Edelsteine und Perlen. Zwei Tage in der Woche waren festgesetzt, an denen ich zu einer bestimmten, fuer ihn verfuegbaren Stunde kam und so lange blieb, als es eben seine Zeit gestattete. Er fuehrte mich zuerst in die Kenntnis aller jener Mineralien ein, welche man Edelsteine nennt und vorzueglich zu Schmuck benuetzt. Ebenso zeigte er mir alle Gattungen von Perlen. Hierauf unterrichtete er mich in dem Verfahren, die Juwelen zu erkennen und von falschen zu unterscheiden. Spaeter erst ging er auf die Merkmale der schoenen und der minder schoenen ueber. Bei diesem Unterrichte kamen mir meine Kenntnisse in den Naturwissenschaften sehr zu statten, ja ich war sogar im Stande, durch Angaben aus meinem Fache die Kenntnisse meines Freundes zu erweitern, besonders was das Verhalten der Edelsteine zum Lichtdurchgang, zur doppelten Brechung und zu der sogenannten Polarisation des Lichtes anbelangt. Ich hatte aber noch immer nicht den Mut, ueber die gebraeuchliche Fassung der Ed$ solcher Voelkerzustaende wie Griechen- und Roemertum vorliegen, dann laesst sich eher ueber unsere Frage etwas sagen. Oder sind etwa solche Reihen nur dagewesen und vergessen worden, und werden ueberhaupt die hintersten Stuecke der Weltgeschichte vergessen, wenn sich vorne neue ansetzen und ihrer Entwicklung entgegen eilen? Wer wird dann nach zehntausend Jahren noch von Hellenen oder von uns reden? Ganz andere Vorstellungen werden kommen, die Menschen werden ganz andere Worte haben, mit ihnen in ganz anderen Saetzen reden, und wir wuerden sie gar nicht verstehen, wie wir nicht verstehen wuerden, wenn etwas zehntausend Jahre vor uns gesagt worden waere und uns vorlaege, selbst wenn wir der Sprache maechtig waeren. Was ist dann jeder Ruhm? Aber kehren wir zu unserem Gegenstande zurueck und sehen wir von Aegyptern, Assyrern, Indern, Medern, Hebraeern, Persern, von denen Kunde zu uns herueber gekommen ist, ab und vergleichen wir uns nur allein mit der griechisch-roemischen Welt, so duerfte in ihr wirklich mehr e$ eworden, und endlich stand Alles im Sonnenglanze ohne ein Floeckchen Nebel, der wie ausgetilgt war, in sanfter Blaeue oder wie in goldigem Schimmer oder wie im fernen, matten Silberglanze, in tiefem Schweigen und unbeweglich da. Die Sonne strahlte einsam ohne einer geselligen Wolke an dem Himmel. Die Kaelte war auch hier nicht gross, geringer als ich sie im Tale beobachtet hatte, und nicht viel groesser als sie auch zu Sommerszeiten auf diesen Hoehen ist. Nachdem wir uns eine geraume Weile auf dem Eise aufgehalten hatten, traten wir den Rueckweg an. Wir gelangten leicht an den gewoehnlichen Ausgang des Gletschers, von wo aus man das Hinabgehen ueber die Berge einleitet. Wir fanden unsere Fussstapfen, die in der ungetruebten Oberflaeche des Schnees, da hierauf selten auch Tiere kommen, sehr deutlich erkennbar waren, und gingen nach ihnen fort. Wir kamen gluecklich ueber die schiefe Flaeche und langten gegen Abend in der Ziegenalpe an. Es war hier schon zu dunkel, um noch etwas von der Umgebung sehen zu koennen$ iner gedacht. Es war auf einem etwas niederen Stuhle gesessen. Da es in meine Naehe gekommen war, stand ich auf, wir verneigten uns gegen einander, Mathilde ging wieder zu ihrem Sitze, und ich nahm auch den meinigen wieder ein. Die Frau hatte wohl diese Begruessung eingeleitet, um mein Erroeten vorueber gehen zu machen. Es war auch zum grossen Teile vorueber gegangen. Sie hatte eine Antwort auf ihre an mich gerichtete Rede auch wahrscheinlich nicht erwartet. Sie fragte mich jetzt um mehrere gleichgueltige Dinge, die ich beantwortete. In meine naeheren Verhaeltnisse oder etwa gar in die meiner Familie ging sie nicht ein. Nachdem die Unterredung eine Weile gedauert hatte, verabschiedete sie mich, sagte, ich moechte von der Reise etwas ausruhen, bei dem Abendessen wuerden wir uns wieder sehen. Der Knabe hatte waehrend der ganzen Zeit meine Hand gehalten, war neben mir stehen geblieben und hatte oefter zu meinem Angesichte heraufgeschaut. Ich loeste jetzt meine Hand aus der seinen, gruesste ihn noch, verneigte mi$ Gustav, der noch bei mir ist, sie brachte mir auch Natalien, die damals im ersten Aufbluehen begriffen war. Eine groessere Gleichheit als zwischen diesem Kinde und dem Kinde Mathilde kann nicht mehr gedacht werden. Ich erschrak, als ich das Maedchen sah. Ob in den Jahren, in denen jetzt Natalie ist, Mathilde auch ihr gleich gewesen ist, kann ich nicht sagen; denn da war ich von Mathilden schon getrennt." "Es begann nun eine sehr liebliche Zeit. Mathilde kam mit Natalien oefter, um uns zu besuchen. Ich machte ihr in den ersten Tagen den Vorschlag, dass ich die Rosen, wenn sie ihr schmerzliche Erinnerungen weckten, von dem Hause entfernen wolle. Sie liess es aber nicht zu, sie sagte, sie seien ihr das Teuerste geworden und bilden den Schmuck dieses Hauses. Sie hatte sich zu einer solchen Milde und Ruhe gestimmt, wie ihr sie jetzt kennt, und diese Lage ihres Wesens befestigte sich immer mehr, je mehr sich ihre aeusseren Verhaeltnisse einer Gleichmaessigkeit zuneigten und je mehr ihr Inneres, ich darf es wohl sag$ wie fuer euch. Ich wuensche nicht, dass ihr gegen eure kuenftige Gattin Geheimnisse habt, ihr koennt Natalien mitteilen, was ich euch sagte, ich konnte es, wie ihr begreifet, nicht. Ueber Nataliens Zukunft sprach ich oft mit Mathilden. Sie sollte einen Gatten bekommen, den sie aus tiefer Neigung nimmt. Es sollte die gegenseitige groesste Hochachtung vorhanden sein. Durch Beides sollte sie das Glueck finden, das ihre Mutter und ihren vaeterlichen Freund gemieden hat. Mathilde hat in Begleitung des alten Raimund, der seitdem gestorben ist, grosse Reisen gemacht. Sie hat auf denselben dauerndere Ruhe gesucht und auch gefunden. Sie hat sie in der Betrachtung der edelsten Kunstwerke des menschlichen Geschlechtes und in der Anschauung mancher Voelker und ihres Treibens gefunden. Natalie ist dadurch befestigt, veredelt und geglaettet worden. Manche junge Maenner hat sie kennen gelernt, aber sie hat nie ein Zeichen einer Neigung gegeben. Sogenannte sehr glaenzende Verbindungen sind auf diese Weise fuer sie verloren g$ ettelt habe, Soll nun fuer andre borgen. Borgen ist Viel besser nicht als betteln: so wie leihen, Auf Wucher leihen, nicht viel besser ist, Als stehlen. Unter meinen Ghebern, an Dem Ganges, brauch ich beides nicht, und brauche Das Werkzeug beider nicht zu sein. Am Ganges, Am Ganges nur gibt's Menschen. Hier seid Ihr Der einzige, der noch so wuerdig waere, Dass er am Ganges lebte.--Wollt Ihr mit?-- Lasst ihm mit eins den Plunder ganz im Stiche, Um den es ihm zu tun. Er bringt Euch nach Und nach doch drum. So waer' die Plackerei Auf einmal aus. Ich schaff Euch einen Delk. Kommt! kommt! Nathan. Ich daechte zwar, das blieb' uns ja Noch immer uebrig. Doch, Al-Hafi, will Ich's ueberlegen. Warte... Al-Hafi. Ueberlegen? Nein, so was ueberlegt sich nicht. Nathan. Nur bis Ich von dem Sultan wiederkomme; bis Ich Abschied erst... Al-Hafi. Wer ueberlegt, der sucht Bewegungsgruende, nicht zu duerfen. Wer Sich Knall und Fall, ihm selbst zu leben, nicht, Entschliessen kann, der lebet andrer Sklav' Auf immer.--Wie Ihr wollt!-$ en ungeheuern Ruinen, lockt es sie durch seine Schwaerze an Den irren Flug dahin zu steuern. Es stimmt zu ihrem Sinn. Sie taumelt aus der Luft Herab, und stuerzet sich in eine finstre Gruft, Um ungestoert ihr Daseyn wegzuweinen, Und, unter Felsen, selbst, wo moeglich, zu versteinern. Schon siebenmahl, seitdem Titania Diess traurige Leben fuehrt, verjuengte sich die Erde Ihr unbemerkt. Als wie auf einem Opferherde Liegt sie auf einem Stein, den Tod erwartend, da; Der Tag geht auf und sinkt, die holde Schattensonne Beleuchtet zauberisch die Felsen um sie her; Vergebens! stroemten auch die Quellen aller Wonne Auf einmahl ueber sie, ihr Herz blieb wonneleer. Das einz'ge, was ihr noch, mit einem Traum des Schattens Von Trost, ihr ewig Leid versuesst, Ist, dass vielleicht der Zustand ihres Gattens Dem ihren gleicht, und Er vielleicht noch haerter buesst. Gewiss, noch liebt er sie! und o! wofern er liebet, Er, durch sich selbst verdammt zum Schoepfer ihrer Pein Und seiner eignen Qual, wie elend muss er seyn! So el$ a kommt des Aufzugs Pracht, die Fei'rlichkeit, der Glanz Der Sultanstochter, an der Hand des stolzen Gatten, Kurz, jeder Umstand kommt dem andern da zu Statten, Und traegt das Seine bey, die Sache rund und ganz Zu machen. Karlen bleibt nichts weiter einzuwenden, Er hat den Glauben in den Augen und in Haenden; Der Ritter hat sein Wort gehalten als ein Mann, Und fordert frey was ihm kein Recht versagen kann. "Das alles geht auf einmahl in die Brueche, Freund Scherasmin, wenn du nicht klueger bist Als der dich abgeschickt. Wohlan, was Raths? was ist Zu thun?--Das beste waer', auf allen Fall, er schliche Mit seinem Kaestchen sich ganz sachte wieder ab Eh' jemand ihn bemerkt, und ritt' im grossen Trab Geraden Wegs nach Rom, dem Freyport aller Frommen, Wo hoffentlich sein Herr inzwischen angekommen." So sprach zu Scherasmin sein bessrer Genius: Und da er ihm nach langem Ueberlegen Nichts kluegers, wie ihn duenkt, entgegen Zu setzen hatte, war sein endlicher Entschluss, Der guten Stadt Paris das Schulterblatt zu w$ werde innern Zwists, Hab ich von Margarethen mich getrennt, Die keines Erbens Hoffnung mehr gewaehrt, Und neuer Bande Wechsel mich gefuegt. (Zur ganzen Versammlung sich gewendet.) Ja, ja, ihr Herrn, damit ihr's alle wisst: Zur Festigung des nur geschlossnen Friedens Hat Koenig Bela mir die Hand geboten Von Kunigunden, seinem Enkelkind, Des Herzogs von Massovien einz'gen Tochter. Da nun seit lang die Bischoefe des Reichs Mich warnten meiner Eh' mit Margarethen; Wie denn auch manches sonst dagegen spricht: Denn erstens ist sie alt und unfruchtbar, Kein Erbe laesst sich mehr von ihr erwarten; Dann ist sie mir verwandt in--was weiss ich, In welchem und wievieltem Grad, und endlich-- Allein wozu noch lange eins und zwei; Denn erstens, zweitens, drittens: bleibt's dabei! Die Koenigin wird kommen, Handfest unterzeichnen, Die Schenkung wiederholen ihrer Lande, Und des zu Zeugen seid ihr hier versammelt. (Er besteigt den Thron.) Der Kanzler (der seine Papiere auf demselben Tische ausgebreitet hat, an dem vorher der Ko$ mal Erschien statt Euch der wuerd'ge Herr von Seckau, Doch der nicht allzu wuerdig sich benahm. Die Lehn von Boehmen gab mir Koenig Richard. Ja, der von Kornwall. Ei, es gab 'ne Zeit, Wo man in Deutschland fuer sein bares Geld Noch mehr erhalten konnt' als Lehn und Land! Doch damit ist's vorbei! Ich hab's geschworen, Geschworen meinem grossen, gnaed'gen Gott, Dass Recht soll herrschen und Gerechtigkeit Im deutschen Land; und so soll's sein und bleiben! Ihr habt Euch schlecht benommen, Herr von Boehmen, Als Reichsfuerst gegen Kaiser und das Reich! Dem Erzbischof von Salzburg seid Ihr feindlich Mit Raub und Mord gefallen in sein Land, Und Eure Voelker haben drin gehaust, Dass Heiden sich der Greuel scheuen wuerden. Die Fehde ward ihm ehrlich angesagt. Hier aber gilt's nicht Fehde; Ruhe, Herr! Die Lande Oesterreich und Steiermark, Mit Kaernten und mit Krain, der Wind'schen Mark, Als ungerecht dem Reiche vorenthalten, Gebt wieder Ihr zurueck in meine Hand! Ist hier nicht Feder und Papier? wir wollen Die Handfest $ dem er verwandt, so rings umstrickt mit Bubereien...nicht doch, mein Furst!! Die Mausefalle? Und wie das? Metaphorisch! Ich bitte, spotte meiner nicht, mein Schulfreund; Du kamst gewiss zu meiner Mutter Hochzeit! Armer Yorick! Denn wenn die Sonne Maden aus einem toten Hunde ausbrutet, eine Gottheit, die Aas kusst...Armer Yorick! Sein Wahnsinn war des armen Hamlet Feind.-- Amalie, die endlich ihre Drohung wahrgemacht und in der Tat seit einiger Zeit etwas zu tun angefangen hatte, was sie Trikottaillen nahen nannte, liess alles getrost uber sich ergehen. Es hatte ja keinen Zweck! Es war ja alles egal! So oder so. Der gute, kleine Ole Nissen war unendlich zarter besaitet. Da Frau Wachtel so freundlich gewesen war und ihm nach so vielen andern geliebten Gegenstanden kurzlich auch noch seine schonen leberwurstfarbenen Pantalons ins Leihhaus getragen hatte, war er jetzt dazu verdammt, die ganzen Tage uber in seinem Bett zu liegen und durch die dunnen Bretterwande durch die ganze Wirtschaft mit "Ha! Buberei! Auf, $ eil an dem Gespraech, tritt naeher) Herr Praesident! Dem Kaiser steht in Deutschland Ein stattlich Kriegsvolk da, es kantonieren In diesem Koenigreich wohl dreissigtausend , Wohl sechzehntausend Mann in Schlesien; Zehn Regimenter stehn am Weserstrom, Am Rhein und Main; in Schwaben bieten sechs, In Bayern zwoelf den Schwedischen die Spitze. Nicht zu gedenken der Besatzungen, Die an der Grenz' die festen Plaetze schirmen. All dieses Volk gehorcht Friedlaendischen Hauptleuten. Die's befehligen, sind alle In eine Schul' gegangen, eine Milch Hat sie ernaehrt, ein Herz belebt sie alle. Fremdlinge stehn sie da auf diesem Boden, Der Dienst allein ist ihnen Haus und Heimat. Sie treibt der Eifer nicht fuers Vaterland, Denn Tausende, wie mich, gebar die Fremde. Nicht fuer den Kaiser, wohl die Haelfte kam Aus fremdem Dienst feldfluechtig uns herueber, Gleichgueltig, unterm Doppeladler fechtend Wie unterm Loewen und den L$ bstanz waere wieder die Welt der Wahrnehmung, worin das eine der beiden Gesetze sein Wesen triebe, und ihr gegenueber eine innre Welt, _gerade eine solche sinnliche Welt_ wie die erste, aber in der _Vorstellung_; sie koennte nicht als sinnliche Welt aufgezeigt, nicht gesehen, gehoert, geschmeckt werden, und doch wuerde sie vorgestellt, als eine solche sinnliche Welt. Aber in der Tat, wenn _das eine Gesetzte_ ein Wahrgenommenes ist, und sein _An-sich_, als das Verkehrte desselben, ebenso ein _sinnlich Vorgestelltes_, so ist das Saure, was das An-sich des _suessen_ Dinges waere, ein so wirkliches Ding wie es, ein _saures_ Ding; das Schwarze, welches das An-sich des Weissen waere, ist das wirkliche Schwarze; der Nordpol, welcher das An-sich des Suedpols ist, ist der _an demselben Magnete vorhandne_ Nordpol; der Sauerstoffpol, der das An-sich des Wasserstoffpols ist, der _vorhandne_ Sauerstoffpol derselben Saeule. Das _wirkliche_ Verbrechen aber hat _seine Verkehrung_, und _sein An-sich_ als _Moeglichkeit_ in _$ ihr, dass sie eine solche Verwirklichung des Gesetzes ist, wodurch die Taetigkeit, die es als Strafe hat, _sich selbst aufhebt_, es aus taetigem wieder _ruhiges_ und geltendes Gesetz wird, und die Bewegung der Individualitaet gegen es, und seiner gegen sie erloschen ist. Aus der Vorstellung also der Verkehrung, die das Wesen der einen Seite der uebersinnlichen Welt ausmacht, ist die sinnliche Vorstellung von der Befestigung der Unterschiede in einem verschiedenen Elemente des Bestehens zu entfernen, und dieser absolute Begriff des Unterschieds, als innrer Unterschied, Abstossen des Gleichnamigen als Gleichnamigen von sich selbst, und Gleichsein des Ungleichen als Ungleichen rein darzustellen und aufzufassen. Es ist der reine Wechsel, oder _die Entgegensetzung in sich selbst, der Widerspruch zu denken_. Denn in dem Unterschiede, der ein innerer ist, ist das Entgegengesetzte nicht nur _eines von zweien_--sonst waere es ein _Seiendes_, und nicht ein Entgegengesetztes--; sondern es ist das Entgegengesetzte ein$ der reinen Abstraktion des Selbstbewusstseins besteht darin, sich als reine Negation seiner gegenstaendlichen Weise zu zeigen, oder es zu zeigen, an kein bestimmtes _Dasein_ geknuepft, an die allgemeine Einzelnheit des Daseins ueberhaupt nicht, nicht an das Leben geknuepft zu sein. Diese Darstellung ist das _gedoppelte_ Tun; Tun des Andern, und Tun durch sich selbst. Insofern es Tun _des Andern_ ist, geht also jeder auf den Tod des Andern. Darin aber ist auch das zweite, _das Tun durch sich selbst_, vorhanden; denn jenes schliesst das Daransetzen des eignen Lebens in sich. Das Verhaeltnis beider Selbstbewusstsein ist also so bestimmt, dass sie sich selbst und einander durch den Kampf auf Leben und Tod _bewaehren_.--Sie muessen in diesen Kampf gehen, denn sie muessen die Gewissheit ihrer selbst, _fuer sich zu sein_, zur Wahrheit an dem Andern und an ihnen selbst erheben. Und es ist allein das Daransetzen des Lebens, wodurch die Freiheit, wodurch es bewaehrt wird, dass dem Selbstbewusstsein nicht das _Sein$