au premier rang des sujets tragiques). Euripides hatte sie behandelt, und Arist:teles meldet, daß, so oft der 'Kresphont' des Euripides auf dem Theater des witzigen Athens vorgestellet worden, dieses an tragische Meisterstücke so gewöhnte Volk ganz außerordentlich sei betroffen, gerührt und entzückt worden." --Hübsche Phrases, aber nicht viel Wahrheit! Der Pater irret sich in beiden Punkten. Bei dem letztern hat er den Aristoteles mit dem Plutarch vermengt und bei dem erstern den Aristoteles nicht recht verstanden. Jenes ist eine Kleinigkeit, aber über dieses verlohnet es der Mühe, ein paar Worte zu sagen, weil mehrere den Aristoteles ebenso unrecht verstanden haben. Die Sache verhält sich wie folget. Aristoteles untersucht in dem vierzehnten Kapitel seiner "Dichtkunst", durch was eigentlich für Begebenheiten Schrecken und Mitleid erreget werde. Alle Begebenheiten, sagt er, müssen entweder unter Freunden oder unter Feinden oder unter gleichgültigen Personen vorgehen. Wenn ein Feind seinen Feind tötet, so erwe$ hn zu verjüngen? "Die Belohnung meines Dienstes", antwortet der Alte, "ist dieser Dienst selbst; ist dieses, daß ich dich vergnügt sehe. Was könntest du mir auch geben? Ich brauche nichts, ich verlange nichts. Eines möchte ich mir wünschen, aber das stehet weder in deiner; noch in irgendeines Sterblichen Gewalt, mir zu gewähren; daß mir die Last meiner Jahre, unter welcher ich erliege, erleichtert würde usw."[3] Heißt das: Erleichtere du mir diese Last? Gib du mir Stärke und Jugend wied/r? Ich will gar nicht sagen, daß eine solche Klage über die Ungemächlichkeiten des Alters hier an dem schicklichsten Orte stehe, ob sie schon vollkommen in dem Charakter des Polydors ist. Aber ist denn jede Unschicklichkeit Wahnwitz? Und mußten nicht Polydor und sein Dichter im eigentlichsten Verstande wahnwitzig sein, wenn dieser jenem die Bitte wirklich in den Mund legte, die Lindelle ihnen anlügt?--Anlügt! Lügen! Verdienen solche Kleinigkeiten wohl so harte Worte?--Kleinigkeiten? Was dem Lindelle wichtig genug war, darum zu$ aus dem Tempel in den Fluß, dieses auch? War denn außer ihnen niemand in diesem Tem§el? Es sei so; auch ist das die größte Ungereimtheit noch nicht. Das Wie ließe sich noch denken: aber das Warum gar nicht. Maffeis Aegisth trägt den Körper in den Fluß, weil er sonst verfolgt und erkannt zu werden fürchtet; weil er glaubt, wenn der Körper beiseite geschafft sei, daß sodann nichts seine Tat verraten könne; daß diese sodann, mitsamt dem Körper, in der Flut begraben sei. Aber kann das Voltairens Aegisth auch glauben? Nimmermehr; oder der zweite hätte nicht entkommen müssen. Wird sich dieser begnügen, sein Leben davongetragen zu haben? Wird er ihn nicht, wenn er auch noch so furchtsam ist, von weiten beobachten? Wird er ihn nicht mit seinem Geschrei verfolgen, bis ihn andere festhalten? Wird er ihn nicht anklagen und wider ihn zeugen? Was hilft es dem Mörder also, das corpus delicti weggebracht zu haben? Hier ist ein Zeuge, welcher es nachweisen kann. Diese vergebene Mühe hätte er sparen und dafür eilen sollen, je$ er herausnimmt, blindes Geschick und Grausamkeit scheinet. Aus diesen wenigen Gliedern sollte er ein Ganzes machen, das völlig sich rundet, wo eines aus dem andern sich völlig erkläret, wo keine Schwierigke+t aufstößt, derenwegen wir die Befriedigung nicht in seinem Plane finden, sondern sie außer ihm, in dem allgemeinen Plane der Dinge suchen müssen; das Ganze dieses sterblichen Schöpfers sollte ein Schattenriß von dem Ganzen des ewigen Schöpfers sein; sollte uns an den Gedanken gewöhnen, wie sich in ihm alles zum Besten auflöse, werde es auch in jenem geschehen: und er vergißt diese seine edelste Bestimmung so sehr, daß er die unbegreiflichen Wege der Vorsicht mit in seinen kleinen Zirkel flicht und geflissentlich unsern Schauder darüber erregt?--O verschonet uns damit, ihr, die ihr unser Herz in eurer Gewalt habt! Wozu diese traurige Empfindung? Uns Unterwerfung zu lehren? Diese kann uns nur die kalte Vernunft lehren; und wenn die Lehre der Vernunft in uns bekleiben soll, wenn wir, bei unserer Unterwerfung$ e Fertigkeit zu beeifern, diesen einen Zweck keinen Augenblick aus dem Gesichte zu lassen und mit der ängstlichen Sorgfalt ihre Lieblingscharaktere in beständigem Spiele und ununterbrochner Tätigkeit zu erhalten. Man könnte über diese ungescXickte Anstrengung ihres Witzes sagen, daß sie mit den Personen ihres Stücks nicht anders umgehen, als gewisse spaßhafte Leute mit ihren Bekannten, denen sie mit ihren Höflichkeiten so zusetzen, daß sie ihren Anteil an der allgemeinen Unterhaltung gar nicht nehmen können, sondern nur immer, zum Vergnügen der Gesellschaft, Sprünge und Männerchen machen müssen." [1] Non hominem ex aere iecit, sed iracundiam. Plinius libr. 34. 8. [2] Beim B. Jonson sind zwei Komödien, die er vom Humor benennt hat; die eine "Every Man in his Humour" und die andere "Every Man out of his Humour". Das Wort Humor war zu seiner Zeit aufgekommen und wurde auf die lächerlichste Weise gemißbraucht. Sowohl diesen Mißbrauch als den eigentlichen Sinn desselben bemerkt er in folgender Stelle selbst: A$ asauboni würden die Köpfe trefflich geschüttelt haben, wenn sie gefunden hätten, wie selten ich irgendeines chronologischen Umstandes gedenke, der künftig einmal, wenn Millionen anderer Bücher verlorengegangen wären, auf irgendein historisches Faktum einiges Licht werfen könnte. In welchem Jahre Ludewigs des Vierzehnten, oder Ludewigs des Funfzehnten, ob zu Paris, oder zu Versailles, ob in Gegenwart der Prinzen vom Geblüte, oder nicht der Prinzen vom Geblüte, dieses oder jenes französische Meisterstück zuerst aufgeführet worden: das würden sie bei mir gesucht und zu ihrem großen Erstaunen nicht gefunden haben. Was sonst diese Blätter werden sollten, darüber habe ich mich in der Ankündigung erkläret: was sie wirklich geworden, das werden meine Leser wissen. Nicht völlig das, wozu ich sieçzu machen versprach: etwas anderes; aber doch, denk' ich, nichts Schlechteres. "Sie sollten jeden Schritt begleiten, den die Kunst, sowohl des Dichters als des Schauspielers hier tun würde." Die letztere Hälfte bin ich sehr ba$ st kuerzlich den ganzen Stamm auf den Grund wirklich verpflanzt, auf welchem er sich gewachsen zu sein ruehmte. Colman, unstreitig itzt ihr bester komischer Dichter, hat die "Schottlaenderin", unter dem Titel des "Englischen Kaufmanns", uebersetzt und ihr vollends alle das nationale Kolorit gegeben, das ihr in dem Originale noch mangelte. So sehr der Herr von Voltaire die englischen Sitten auch kennen will, so hatte er doch haeufig dagegen verstossen; z.E. darin, dass er seine Lindane auf einem Kaffeehause wohnen laesst. Colman mietet sie ûafuer bei einer ehrlichen Frau ein, die moeblierte Zimmer haelt, und diese Frau ist weit anstaendiger die Freundin und Wohltaeterin der jungen verlassenen Schoene, als Fabriz. Auch die Charaktere hat Colman fuer den englischen Geschmack kraeftiger zu machen gesucht. Lady Alton ist nicht bloss eine eifersuechtige Furie; sie will ein Frauenzimmer von Genie, von Geschmack und Gelehrsamkeit sein und gibt sich das Ansehen einer Schutzgoettin der Literatur. Hierdurch glaubte er d$ der raecherischen Majestaet, auszudruecken vermoechte, oder die, welche die eifersuechtige Liebhaberin, mit allen kraenkenden Empfindungen der verschmaehten Liebe, mit aller Bereitwilligkeit, dem teuern Frevler zu vergeben, mit aller Beaengstigung ueber seine Hartnaeckigkeit, mit allem Jammer ueber seinen Verlust, angemessener waere? Und ich sage: diese. Denn erstlich wird dadurch die Verdopplung des naemlichen Charakters vermieden. Essex ist stolz; und wenn Elisabeth auch stolz sein soll, so muss sie es wenigstens auf eine andere Art sein. Wenn bei dem Grafen die Zaertlichkeit nicht anders, als dem Stolze untergeordnet sein kann, so muss bei der Koenigin die Zaertlichkeit den Stolz ueberwiegen. Wenn der Graf sich eine hoehere Miene gibt, als ihm zukommt, so muss die Koenigin et|as weniger zu sein scheinen, als sie ist. Beide auf Stelzen, mit der Nase nur immer in der Luft einhertreten, beide mit Verachtung auf alles, was um sie ist, herabblicken lassen, wuerde die ekelste Einfoermigkeit sein. Man muss nicht$ t auch eine schaetzbare Arzenei; und die ganze Moral hat kein kraeftigers, wirksamers, als das Laecherliche.-- "Das Raetsel oder Was den Damen am meisten gefaellt", ein Lustspiel in einem Aufzuge von Herr Loewen, machte diesen Abend den Beschluss. Wenn Marmontel und Voltaire nicht Erzaehlungen und Maerchen geschrieben haetten, so wuerde das franzoesische Theater eine MengB Neuigkeiten haben entbehren muessen. Am meisten hat sich die komische Oper aus diesen Quellen bereichert. Des letztern "Ce qui plait aux dames" gab den Stoff zu einem mit Arien untermengten Lustspiele von vier Aufzuegen, welches unter dem Titel "La fee Urgele", von den italienischen Komoedianten zu Paris, im Dezember 1765 aufgefuehret ward. Herr Loewen scheinet nicht sowohl dieses Stueck, als die Erzaehlung des Voltaire selbst vor Augen gehabt zu haben. Wenn man bei Beurteilung einer Bildsaeule mit auf den Marmorblock zu sehen hat, aus welchem sie gemacht worden; wenn die primitive Form dieses Blockes es zu entschuldigen vermag, dass dieses$ icht anders als unter gewissen Zuegen der Kunst sehen; und diese Zuege muessten zu Paris weit anders als zu Verona sein. Das ganze Schreiben ist mit der aeussersten Politesse abgefasst; Maffei hat nirgends gefehlt; alle seine Nachlaessigkeiten und Maengel werden auf die Rechnung seines Nationalgeschmacks geschrieben; es sind wohl noch gar Schoenheiten, aber leider nur Schoenheiten fuer Italien. Gewiss, man kann nicht hoeflicher kritisieren! Aber die verzweifelte Hoeflichkeit! Auch einem Franzosen wird sie gar bald zu Last, wenn seine Eitelkeit im geringsten dabei leidet. Die Hoeflichkeit macht, dass wir liebenswuerdig scheinen, aber nicht gross; und der Franzose will ebenso gross, als liebenswuerdig scheinen. Was folgt also auf die galante Zueignungsschrift des Hrn. von Voltaire? Ein Schreiben eines gewissen de la Lindelle, welcher dem guten Maffei ebensoviel Grobheite7 sagt, als ihm Voltaire Verbindliches gesagt hatte. Der Stil dieses de la Lindelle ist ziemlich der Voltairische Stil; es ist schade, dass ein$ der Waffen vermocht, des ausdruecklichen Verbots der Koenigin ungeachtet, nach England ueber. Dieser unbedachtsame Schritt macht seinen Feinden ebensoviel Vergnuegen, al( seinen Freunden Unruhe; besonders zittert die Graefin von Rutland, mit welcher er insgeheim verheiratet ist, vor den Folgen. Am meisten aber betruebt sich die Koenigin, da sie sieht, dass ihr durch dieses rasche Betragen aller Vorwand benommen ist, ihn zu vertreten, wenn sie nicht eine Zaertlichkeit verraten will, die sie gern vor der ganzen Welt verbergen moechte. Die Erwaegung ihrer Wuerde, zu welcher ihr natuerlicher Stolz koemmt, und die heimliche Liebe, die sie zu ihm traegt, erregen in ihrer Brust den grausamsten Kampf. Sie streitet lange mit sich selbst, ob sie den verwegnen Mann nach dem Tower schicken oder den geliebten Verbrecher vor sich lassen und ihm erlauben soll, sich gegen sie selbst zu rechtfertigen. Endlich entschliesst sie sich zu dem letztern, doch nicht ohne alle Einschraenkung; sie will ihn sehen, aber sie will ihn auf$ en Gesichte: er kann nicht begreifen, in welcher Absicht die Natur ein so goettliches Monstrum gebildet und auf seinem Gesichte so schwarzen Basalt mit so glaenzendem Helfenbeine gepaaret habe; ob mehr zur Bewunderung, oder mehr zur Verspottung?[3] Kaum hat sich das Frauenzimmer wieder angekleidet, als, unter der Ausrufung: StirŽ, Tyrannin! ein Schuss auf sie geschieht, und gleich darauf zwei maskierte Maenner mit blossem Degen auf sie losgehen, weil der Schuss sie nicht getroffen zu haben scheinet. Essex besinnt sich nicht lange, ihr zu Hilfe zu eilen. Er greift die Moerder an, und sie entfliehen. Er will ihnen nach; aber die Dame ruft ihn zurueck und bittet ihn, sein Leben nicht in Gefahr zu setzen. Sie sieht, dass er verwundet ist, knuepft ihre Schaerpe los und gibt sie ihm, sich die Wunde damit zu verbinden. Zugleich, sagt sie, soll diese Schaerpe dienen, mich Euch zu seiner Zeit zu erkennen zu geben; itzt muss ich mich entfernen, ehe ueber den Schuss mehr Laermen entsteht; ich moechte nicht gern, dass di$ der Blanca denken zu duerfen. Besonders geht sie mit den Voraussetzungen wider die Blanca ein wenig sehr weit; sie denkt ueber diesen Punkt ueberhaupt lange so zaertlich und sittsam nicht, als wir es wohl wuenschen moechten, und als sie auf unsern Theatern denken muesste.[1] Es kommen der Herzog und der Kanzler: jener, ihr seine Freude ueber die glueckliche Erhaltung ihres Lebens zu bezeigen; dieser, ihr einen neuen Beweis, der sich wider den Essex aeussert, vorzulegen. Auf der Pistole, die man ihm aus der Hand genommen, steht sein Name; sie gehoert ihm; und wem sie gehoert, der hat sie unstreitig auch brauchen wollen. Docý nichts scheinet den Essex unwidersprechlicher zu verdammen, als was nun erfolgt. Cosme hat, bei anbrechendem Tage, mit dem bewussten Briefe nach Schottland abgehen wollen und ist angehalten worden. Seine Reise sieht einer Flucht sehr aehnlich, und solche Flucht laesst vermuten, dass er an dem Verbrechen seines Herrn Anteil koenne gehabt haben. Er wird also vor den Kanzler gebracht, und die$ g sind, doch gruendlichere veranlassen koennen.--Der Hauptgedanke ist dieser: Es ist wahr, und auch nicht wahr, dass die komische Tragoedie, gotischer Erfindung, die Natur getreu nachahmet; sie ahmet sie nur in einer Haelfte getreu nach und vernachlaessiget die andere Haelfte gaenzlich; si» ahmet die Natur der Erscheinungen nach, ohne im geringsten auf die Natur unserer Empfindungen und Seelenkraefte dabei zu achten. In der Natur ist alles mit allem verbunden; alles durchkreuzt sich, alles wechselt mit allem, alles veraendert sich eines in das andere. Aber nach dieser unendlichen Mannigfaltigkeit ist sie nur ein Schauspiel fuer einen unendlichen Geist. Um endliche Geister an dem Genusse desselben Anteil nehmen zu lassen, mussten diese das Vermoegen erhalten, ihr Schranken zu geben, die sie nicht hat; das Vermoegen abzusondern und ihre Aufmerksamkeit nach Gutduenken lenken zu koennen. Dieses Vermoegen ueben wir in allen Augenblicken des Lebens; ohne dasselbe wuerde es fuer uns gar kein Leben geben; wir wuerden$ en, ohne irgendeinen Menschen angetroffen zu haben, der die seinige Ëesucht haette: das, sollte ich fast sagen, ist schlechterdings unmoeglich. Oder wenn es moeglich waere, welche Menge ganz besonderer Umstaende muessten von beiden Seiten, von seiten der Welt und von seiten dieses so lange insulierten Wesens zusammengekommen sein, diese traurige Moeglichkeit wirklich zu machen? Jahrhunderte auf Jahrhunderte werden verfliessen, ehe sie wieder einmal wirklich wird. Wolle der Himmel nicht, dass ich mir je das menschliche Geschlecht anders vorstelle! Lieber wuenschte ich sonst, ein Baer geboren zu sein, als ein Mensch. Nein, kein Mensch kann unter Menschen so lange verlassen sein! Man schleudere ihn hin, wohin man will: wenn er noch unter Menschen faellt, so faellt er unter Wesen, die, ehe er sich umgesehen, wo er ist, auf allen Seiten bereit stehen, sich an ihn anzuketten. Sind es nicht vornehme, so sind es geringe! Sind es nicht glueckliche, so sind es unglueckliche Menschen! Menschen sind es doch immer. So wie$ te [1] In calling the tragic character particular, I suppose it only less representative of the kind than the comic; not that the draught ofºso much character as it is concerned to represent should not be general. ----Fussnote Sechsundneunzigstes Stueck Den 1. April 1768 Den zweiundfunfzigsten Abend (dienstags, den 28. Julius) wurden des Herrn Romanus "Brueder" wiederholt. Oder sollte ich nicht vielmehr sagen: "Die Brueder" des Herrn Romanus? Nach einer Anmerkung naemlich, welche Donatus bei Gelegenheit der "Brueder" des Terenz macht: Hanc dicunt fabulam secundo loco actam, etiam tum rudi nomine poetae; itaque sic pronunciatam, Adelphoi Terenti, non Terenti Adelphoi, quod adhuc magis de fabulae nomine poeta; quam de poetae nomine fabula commendabatur. Herr Romanus hat seine Komoedien zwar ohne seinen Namen herausgegeben: aber doch ist sein Name durch sie bekannt geworden. Noch itzt sind diejenigen Stuecke, die sich auf unserer Buehne von ihm erhalten haben, eine Empfehlung seines Namens, der in Provinzen Deut$ von dem andern trennen lasse, die zu keinem von beiden aufgelegt sind. Doch was halte ich mich mit diesen Schwaetzern auf? Ich will meinen Gang0gehen und mich unbekuemmert lassen, was die Grillen am Wege schwirren. Auch ein Schritt aus dem Wege, um sie zu zertreten, ist schon zu viel. Ihr Sommer ist so leicht abgewartet! Also, ohne weitere Einleitung, zu den Anmerkungen, die ich bei Gelegenheit der ersten Vorstellung der "Brueder" des Herrn Romanus[2] annoch ueber dieses Stueck versprach!--Die vornehmsten derselben werden die Veraenderungen betreffen, die er in der Fabel des Terenz machen zu muessen geglaubet, um sie unsern Sitten naeher zu bringen. Was soll man ueberhaupt von der Notwendigkeit dieser Veraenderungen sagen? Wenn wir so wenig Anstoss finden, roemische oder griechische Sitten in der Tragoedie geschildert zu sehen: warum nicht auch in der Komoedie? Woher die Regel, wenn es anders eine Regel ist, die Szene der erstern in ein entferntes Land, unter ein fremdes Volk; die Szene der andern aber in uns$ iege Englands gegen seine amerikanischen Kolonien; etwa 30,000 Mann sind dazu aus Deutschland gestellt, wofür dieses gegen 8 Mill. Pfd. Sterl. erhielt. Der Landgraf Wilhelm VIII. von Hessen vermietete während des österreichischen Erbfolgekriegs sowohl Truppen an England als an Karl VII., also an die sich bekriegenden Gegner. Die Fremdentruppen (s. d.), die Schweizerregimenter, die sich oft in den feindlichen Parteien gegenüberstanden, gehören zum S. Vgl. Jähns, Heeresverfassungen und Völkerleben (Berl. 1885); Winter, Über Soldtruppen (8. Beiheft zum "Militärwocheeblatt" 1884). Soldatéska (ital.), das Soldatentum, mit dem Nebenbegriff des Übermütigen und Eigenmächtigen. Soldau (poln. Dzialdowo), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, Kreis Neidenburg, am Flusse S., Knotenpunkt der Linie Allenstein-S. und der Eisenbahn Marienburg-Mlawka, 157 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, Ruinen eines alten Ordensschlosses, ein Amtsgericht, Spiritusfabrikation, Getreide- und Schweineh$ entfernt sind. Der nördlich vom Äquator gelegene ist der Anfangspunkt des Sternzeichens des Krebses und heißt die Sommersonnenwende oder das Sommersolstitium, weil der Durchgang der Sonne durch denselben den Anfang des astronomischen Sommers der nördlichen Erdhalbkugel bezeichnet; der südliche dagegen, der Anfangspunkt des Steinbocks, wird die Wintersonnenwende, das Wi£tersolstitium, genannt, weil dort die Sonne zu Anfang des astronomischen Winters steht. Mit dem Namen S. (Solstitien) bezeichnet man auch die Zeitpunkte, in denen die Sonne durch diese Punkte geht; die durch die letztern gelegten Parallelkreise des Himmels heißen Wendekreise. Vgl. Ekliptik. Sonnenwendfeier, s. Johannisfest. Sonnenzeit, die durch die scheinbare tägliche Bewegung der Sonne bestimmte Zeit im Gegensatz zur Sternzeit, deren Grundlage der Sterntag (s. Tag) bildet. Der wahre Sonnentag oder die Zeit zwi- Sonnenzirkel - Sonntag. schen zwei aufeinander folgenden Kulminationen der Sonne muß etwas länger sein als der Sterntag, weil die So$ en. Auch die Westküste Spaniens trägt im ganzen diesen Charakter; doch ist sie viel zugänglicher als jene, weil hier die Gebirge nur in den Kaps bis an das Meer herantreten und sich im Hintergrund der Rias gewöhnlich Ebenen befinden. Die Süd- und Ostküste läßt dagegen eine Anzahl weit«r, flacher Meerbusen und dazwischen befindliche, in felsige Vorgebirge endende Landvorsprünge erkennen, ist also gegliederter als die Nord- und Westküste und durch sichere Häfen zugänglich. Die wichtigsten Buchten der Südküste sind von W. nach O. die Golfe von Cadiz, Malaga und Almeria sowie die Bucht von Cartagena, an der Ostküste die Bai von Alicante und der Golf von Valencia. Bodengestaltung. Was die Bodengestaltung anlangt, so besteht die Pyrenäische Halbinsel zum großen Teil aus einem das Zentrum derselben einnehmenden Plateau oder Tafelland von trapezoidaler Gestalt, das ein Areal von etwa 231,000 qkm (4200 QM.) bedeckt und ringsum von Gebirgen umwallt ist, auch mehrere Gebirgsmassen auf seiner Oberfläche trägt. Dieses zen$ en cuadros sinopticos"), Giner de los Rios u. a. - Die wissenschaftliche Theologie blieb infolge der Unbekanntschaft mit philosophischer Spekulation starrer Dogmatismus im theoretischen, Kasuistik und Askese im praktischen Teil. Das ganze Mittelalter hindurch galt in der Theologie die scholastische Weisheit des Isidorus Hispalensis als erste einheimische Autorität. Im 15. und 16. Jahrh. machten zwar die Kardinäle Torquemada, der Großinquisitor, und Jimenez, der Regent, Miene, das Bibelstudium zu fördern, und sogar Philipp II. unterstützte die von einem Spanier, Arias Mont«nus, in Angriff genommene Antwerpener Polyglotte. Aber im grellen Kontrast zu dieser wenn auch vornehmlich des litterarischen Ruhms wegen entwickelten, doch immerhin verdienstlichen Thätigkeit steht es, wenn der Versuch, die Bibel dem Volk selbst zugänglich zu machen, sogar an einem so strenggläubigen Priester wie Luis de Leon durch die Inquisition mit Kerker bestraft ward. Nur in der mystischen Askese und in der Homiletik hat die gläubige B$ en, welche zu S. (meist in einem Gebäude des Ratshofs) gehalten wurden, sind besonders die von 1526 (vgl. Friedensburg, Der Reichstag zu S. 1526, Berl. 1887) und von 1529 wichtig, von denen der erste die Ausführung des Wormser Edikts vertagte, der zweite die Einigung der Evangelischen zu einer Protestationsschrift (daher "Protestanten") veranlaßte. Städtetage haben 1346 und 1381 st*ttgefunden. Der Friede zu S. 1544 enthielt den Verzicht des Hauses Habsburg auf die Krone von Dänemark-Norwegen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt 1632-35 abwechselnd von den Schweden, den Kaiserlichen und den Franzosen erobert. Durch Kapitulation wurde sie 1688 wiederum an die Franzosen übergeben, die sie aber 1689 (im Mai) beim Anrücken der Alliierten wieder räumten, nachdem sie die Festungswerke geschleift und die Stadt zum Teil niedergebrannt hatten. Anfang Oktober 1792 wurde die Stadt von den Franzosen unter Custine eingenommen und gebrandschatzt. Von 1801 bis 1814 war S. die Hauptstadt des franz. Depart. Donnersberg, w$ , dunkelgrau, fast schwarz, vom spez. Gew. 3,5-3,7; es ist sehr zäh, etwas elastisch, die Zugfestigkeit beträgt 45 kg pro 1 qcm, es leitet die Wärme schlecht und schmilzt bei 156-170°. Auf der Bruchfläche ist es dem Gußeisen ähnlich, und der Ausdehnungskoeffizient scheint sehr klein zu sein. Beim Erstarren dehnt es sich wie Wismut und Letternmetall aus, liefert sehr scharfe Abgüsse und eignet sich zur Verbindung von Gas- und Wasserröhren. Im Vergleich mit andern metallischei Substanzen widersteht das S. den Säuren und Alkalien sehr gut, auch nimmt es hohe Politur an und verliert diese nicht unter dem Einfluß der Witterung. Es läßt sich auch sehr gut bearbeiten, und bei seinem niedrigen Preis und dem geringen spezifischen Gewicht stellt sich die Benutzung ungemein billig. Da es von Wasser nicht angegriffen wird, eignet es sich vorzüglich zur Herstellung von Wasserzisternen, wegen des schlechten Wärmeleitungsvermögens zur Bekleidung von Wasserröhren, die es auch vor Rost schützt. In chemischen Fabriken dürfte d$ es Mittelpunktes C und zwar, da ihre Ablenkung um so größer ist, je weiter der getroffene Spiegelpunkt von der Achse absteht, in einem einzigen Punkt A, welchen man das Bild des Punktes a nennt. Bringt man nach A einen Lichtpunkt, so müssen seine Strahlen, indem sie sich auf denselben Bahnen in entgegengesetzter Richtung bewegen, im Punkt a zusammentreffen. Die Punkte a und A gehören also in der Weise zusammen, daß jeder das Bild des andern ist, und heißen deshalb zusammengehörige oder konjugierte Punkte. Ist ein Lichtpunkt (A, Fig. 6) um weniger als die Brennweite F vom Spiegel entfernt, so vermag dieser die zu stark auseinander fahrenden Strahlen nicht mehr in einem vor dem Spiegel gelegenen Punkt zu vereinigen, sondern die zurückgeworfenen Strahlen gehen jetzt auseinander, jedoch so, als ob sie von einem hinter dem Spiegel gelegenen Punkt a ausgingen. Da umgekehrt Strahlen, welche nach dem hinter dem Spiegel gelegenen Punkt a hinzielen, im Punkt A vor dem Spiãgel vereinigt werden, so sind auch in diesem Fa$ eren wesentlichster Teil der Auflockerungsapparat ist, welcher der ausgiebigen Wirkung wegen aus zwei Systemen von hakenartigen Zähnchen besteht, die aus hartem Draht, knieförmig gebogen, durch Lederstreifen gesteckt sind, so daß sie in großer Zahl dicht nebeneinander stehen und den Kratzenbeschlag (Textfig. 6) bilden. Zur Verdeutlichung des Vorganges dienen die untenstehenden Fig. 7 u. 8, welche Stücke eines Kratzenbeschlags in den zwei verschiedenen Stellungen zeigen. Denkt man sich in b b (Textfig. 7) Fasern und a a nach links bewegt, so erfolgt gar keine Wirkung oder ein Aufrollen des Materials zwischen den Kratzflächen; bewegt sich aber a a nach rechts, so findet ein Vorgang wie beim Kämmen, d. h. ein Kratzen, statt, welches in seiner Wirkung noch vermehrt wird wenn sich zugleich b b nach links bewegt. Geht in Textfig. 8 b b nach links, so spießt es die Wolle von a a auf, während bei der umgekehrten Bewegung, oder wennÃa a sich nach links begibt, die Fasern in a a hängen bleiben. Bei dieser Häkchenstellu$ altige Flüssigkeit, die weingare Maische, enthält außer Alkohol verschiedene Mengen fremder Stoffe, von denen der Alkohol getrennt werden muß. Diese fremden Bestandteile rühren teils von dem Rohmaterial her, welches ja nicht reiner Zucker war und also nicht völlig in Alkohol oder Kohlensäure übergeführt werden kann, teils sind es Nebenprodukte der Gärung selbst. Der Gehalt an reinem Weingeist beträgt durchschnittlich 5-10 Proz. Denselben in konzentrierter Gestalt und frei von den übrigen Bestandteilen der Maische zu erhalten, ist der Zweck der Destillation (s.Fd.), des Abtreibens oder Abbrennens. Reines Wasser kocht bei 100° C., reiner Alkohol bei 78,3°. Der Spiritus (Darstellung des Trinkbranntweins). eines Gemisches von Alkohol und Wasser liegt zwischen diesen beiden Punkten und ist im allgemeinen um so höher, je geringer der Alkoholgehalt desselben ist. Wird ein solches der Destillation, d. h. dem Kochen in einem Apparat, unterworfen, welcher die vollständige Wiederverdichtung des gebildeten Dampfes in ein$ te, abgesehen von mehreren mit seiner Gattin unternommenen Kunstreisen, bis 1813, in welchem Jahr er einem Ruf als Kapellmeister des Theaters an der Wien folgte. Zwistigkeiten mit dem Direktor desselben, Grafen Pálffy, waren die Ursache, daß er dies Amt bereits nach zwei Jahren niederlegte und wiederum Kunstreisen antrat, die sich diesmal auch auf die Schweiz, Italien und Holland erstreckten, bis er im Winter 1817 die Kapellmeisterstelle am Theater in Frankfurt a. M. übernahm. Hier brachte er 1818 seine Oper "Faust" und 1819 "Zemire und Azor" zur Aufführung, welche beide enthusiastischen Beifall fanden; gleichwohl verließ S. schon im September d. J. Frankfurt und begab sich von neuem auf Kunstreisen nach Belgien, Paris und 1820 nach London. Nach vierm§natlichem Aufenthalt ruhmgekrönt zurückgekehrt, ließ er sich in Dresden nieder, erhielt jedoch schon im folgenden Jahr auf Veranlassung K. M. v. Webers die Berufung als Hofkapellmeister nach Kassel und trat im Januar 1822 in sein neues Amt ein. Größere Virtuosen$ olgender Tabelle immerhin einen brauchbaren Inhalt für die Beurteilung im allgemeinen. Unter der Hauptsumme von 91,794 Mill. Mk. (für 1880) sind 6984 Mill. Mk. Eisenbahnschulden. Auf Deutschland allein entfallen davon 2700 Mill. Mk., so daß unter den Großstaaten Deutschland verhältnismäßig am günstigsten gestellt ist. Die Ausgaben für Verzinsung und Tilgung der[e] Schuld waren in Millionen Mark 1885: in Frankreich 1067, England 591, Rußland 521, Italien 436, Österreich-Ungarn 372, Spanien 219, Vereinigte Staaten 201, Niederlande 58, Preußen 182, Bayern 51, Sachsen 31, Württemberg 17, Deutsches Reich 17. Es betrugen die S. (in Millionen Mark) in: Länder...................1787 1816 1846 1874 1880 Frankreich.............1500 1680 3300 18126 24798 Großbritannien.......4800 16990 16080 15690 14834 Spanien.............°....600 2250 3600 7200 10333 Italien.....................240 900 1200 7830 10006 Österreich-Ungarn... 690 1800 2490 7290 7992 Rußland...................600 2400 1800 6700 7211 Türkei - - - 2250 5727 $ ie Staats- und Regierungsform eines Landes verbrieft, auch der Urkunde selbst, welche darüber aufgenommen ist. Je nachdem eine solche S. einseitig von dem Staatsbeherrscher gegeben oder nach vorgängiger Vereinbarung mit Vertretern des Volkes erla¡sen worden ist, wird zwischen oktroyierter und paktierter (vereinbarter) Verfassung unterschieden. Insbesondere spricht man in der konstitutionellen Monarchie im Gegensatz zur absoluten von der bestehenden S., wonach der Monarch in der Gesetzgebung an die Zustimmung von Vertretern der Staatsbürger gebunden ist, sei es, daß diese nur für einzelne bevorrechtete Klassen (ständische Verfassung) oder daß sie zur Vertretung des ganzen Volkes berufen sind (Repräsentativsystem). Über die verschiedenen Arten der S. (Staatsformen) s. Staat. Staatsvertrag, das zwischen zwei selbständigen Staaten getroffene völkerrechtliche Übereinkommen. Ein solches kann verschiedene Angelegenheiten betreffen, in welchen befreundete Staaten miteinander in Beziehung treten, so z. B. Rechtshilfe,$ Anbeginn wohlbekannt war, fehlte den alten Germanen jede Neigung zum Stadtleben. Die ersten Städte in Deutschland verdankten vielmehr den Römern ihre Entstehung; sie erwuchsen meist aus den am Rhein und an derýDonau angelegten Lagern und Kastellen. So entstanden: Straßburg, Speier, Worms, Mainz, Bingen, Koblenz, Remagen, Bonn, Köln, Xanten, Utrecht, Leiden im Rheinthal; im Gebiet der Donau: Augsburg, Regensburg, Passau, Salzburg und Später ging mit der Ausdehnung des Deutschen Reichs über den slawischen Osten die Entwickelung des Städtewesens Hand in Hand. Um die zum Schutz der deutschen Landschaft angelegten Burgen entstanden städtische Niederlassungen, wie sie zuerst Heinrich I., den man den Städtegründer genannt hat, begründete; ihm verdanken Quedlinburg, Merseburg und Goslar ihren Ursprung. Seinem Beispiel folgten die Markgrafen der östlichen Gebiete. Als Beamte erscheinen in größern Orten Burggrafen, in kleinern Schultheißen, in bischöflichen Vögte. In Orten, wo sich eine altfreie Einwohnerschaft erhalte$ metallener Halbring mit Platte (Sohle) unter demselben, der an den Steigriemen, Strippen von starkem Leder, zu beiden Seiten des Sattels herabhängt und zum Einsetzen des Fußes beim Reiten dient. Bei den Türken und mehreren asiatischen Völkern ist die Sohle so groß, daß die ganze Fußsohle darauf ruhen kann, und ersetzt mit ihren scharfen Ecken die Sporen. Die Zlten kannten die S. nicht, die erst zur Zeit Ottos I. aufgekommen zu sein scheinen. - Auch heißt S. (stapes) eins der drei Gehörknöchelchen (s. Ohr, S. 349). Steigentesch, August Ernst, Freiherr von, Dichter und Schriftsteller, geb. 12. Jan. 1774 zu Hildesheim als Sohn eines kurmainzischen Kabinettsministers, trat frühzeitig in österreichische Militärdienste und war eifrig als Soldat und Diplomat, auch an der Seite des Generals Fürsten Schwarzenberg, gegen Napoleon I. thätig. Er avancierte bis zum Generalmajor und war bis 1820 österreichischer Militärbevollmächtigter am Bundestag. Er starb 30. Dez. 1826 in Wien. Außer zahlreichen Lustspielen, in denen er$ der Steinkohlenformation angehören, während sie der Braunkohle durchaus ähnlich geblieben sind. Die die Kohlen begleitenden Gesteine sind in einem ähnlichen unreifen Zustand: statt der Schieferthone sind plastische Thone und Letten entwickelt; die Sandsteine sind locker, fast lose Sande. Verbreitung. Produktion. Verbrauch Die wichtigsten Kohlenfelder (soweit sie der Steinkohlenformation angehören, der übrigen wurde schon oben Erwähnung gethan) sind in Deutschland, von W. nach O. geordnet. 1) das Aachener Becken oder das Doppelbecken an der Worm und Inde, nach Deutschland hereinragende Teile des großen belgischen Beckens; 2) das Saarbecken oder Saarbrückener Becken, an welchem außer Preußen auch Bayern und Lothringen partizipieren; 3) das westfälische oder Ruhrbecken, zu welchem als äußerste Vorposten nach N. die Kohlenfelder von Ibbenbü=en und Piesberg bei Osnabrück gehören; 4) und 5) die beiden unbedeutenden Kohlenvorkommnisse von St. Bilt im Elsaß und Berghaupten in Baden; 6)-10) die ebenfalls nur kleinen B$ esondere in der Photographie und Spektralanalyse neue Hilfsmittel dargeboten haben, welche den Untersuchungen über die physische Beschaffenheit der Himmelskörper einen früher ungeahnten Grad von Genauigkeit und Zuverlässigkeit veræeihen, bilden derartige, ehemals nur einzelnen Liebhabern überlassene Forschungen eine wesentliche Aufgabe des Astronomen von Fach. Indessen sind die ältern Sternwarten neben ihren sonstigen, vorzugsweise auf Erforschung der Bewegung der Himmelskörper gerichteten Arbeiten nur unvollkommen im stande, sich dieser Aufgabe zu widmen; denn dieselbe stellt nicht nur an die Ausbildung und Arbeitskraft der Beobachter Forderungen besonderer Art, sondern sie verlangt auch bedeutende instrumentelle Hilfsmittel und macht physikalische und chemische Arbeiten nötig, für welche die ältern Sternwarten nicht eingerichtet sind. So wie man daher früher einzelne Sternwarten speziell zur Beobachtung der Erscheinungen auf der Sonne eingerichtet hat, so ist man in der neuesten Zeit an die Errichtung von O$ und Gesangsinspektor ernannt war, gab jedðch diese Stelle im folgenden Jahr wieder auf, um längere Konzertreisen zu unternehmen. Von 1874 bis 1878 wirkte er in Berlin als Direktor des Sternschen Gesangvereins und entwickelte zugleich eine ungemein fruchtbare Lehrthätigkeit. Dann nahm er ein Engagement als erster Gesanglehrer am Hochschen Konservatorium in Frankfurt a. M. an, legte indessen 1880 dies Amt nieder und gründete daselbst eine eigne Schule. S. verdankt seine außerordentlichen Erfolge als Sänger nicht so sehr seinen natürlichen Stimmmitteln als vielmehr dem vollendeten Kunstgeschmack, mit welchem er seine lyrischen Gebilde zu beleben weiß, wobei die tadellose Reinheit seiner Textesausspache wesentlich mitwirkte. Seine "Gesangsmethode" erschien in der Edition Peters (Leipz. 1885). Stockholm (Län) - Stockholm (Stadt). Stockholm, schwed. Län, begreift den östlichen Teil von Upland und den nordöstlichen Teil von Södermanland, grenzt im W. an das Län Upsala, im SW. an Södermanland, ist zu fast 4/5 des Umf$ die erste Fuge: "Kyrie", auf die Worte: "cum sanctis tuis in aeternum" wiederholte und zum Schlußchor des Werkes machte. Süßmilch, Name für eine Abart des Pharospiels, welches sich vom eigentlichen Pharo dadurch unterscheidet, daß keiner der Spieler ein eignes "Buch" bekommt, dagegen ein Buch offen auf den Tisch gebreitet wird, von dessen 13 Blättern jeder Spieler eins beliebig besetzt. Süß Oppenheimer, Joseph, berüchtigter württemberg. Finanzminister, ein Jude, geb. 1692 zu Heidelberg, widmete sich dem Handelsstand und trat durch verschiedene Geldgeschäfte mit dem ³erzog Karl Alexander von Württemberg in Verbindung, der ihm erst die Direktion des Münzwesens übertrug und ihn endlich bis zum Geheimen Finanzrat und Kabinettsminister erhob. Als solcher besetzte S. alle Stellen mit seinen Kreaturen, ließ 11 Mill. Gulden falsches Geld prägen, errichtete ein Salz-, Wein- und Tabaksmonopol, verkaufte um große Summen Privilegien, zog eine große Menge Juden ins Land und drückte das Volk mit Abgaben aller Art. Durch di$ in Heidelberg und Bibliothekar der Universität daselbst; starb dort 17. Febr. 1596. Er war ein eifriger Förderer des Griechischen. Seine Ausgaben des Pausanias, Aristoteles, Dionysios von Halikarnaß, Clemens von Alexandria, des "Etymologicum magnum" u. a. sind ausgezeichnet durch Genauigkeit der kritischen Methode. Auch bearbeitete er des Clenardus "Institutiones linguae graecae" (Frankf. 1580) und war Mitarbeiter des H. Stephanus am "Thesaurus linguae graecae". Vgl. F. G. Jung, Lebensbeschreibung Fr. Sylburgs (Berleburg 1745); Creuzer, Opuscula selecta, S. 196 ff. Syllabarium (lat.), ABC-Buch. Syllabieren, Buchstaben, richtiger: Laute, zusammen in Silben aussprechen; syllabisch, silbenweise. Syllabiermethode, wobei nach Aussprechen der einzelnen Buchstaben die einzelnen Silben und zuletzt die ganzen Wörter ausgesprochen werden, wie es z. B. in den Anstalten Pestalozzis geschah. Syllabus (griech.), Verzeichnis; bekannt besonders der der päpstlich­n Encyklika vom 8. Dez. 1864 beigegebene S., eine Aufzählung un$ gierung übernahm nach ihm 367 sein Sohn Dionysios II., ein Wollüstling, der 357 von Dion vertrieben wurde, aber 346 zurückkehrte. Endlich nötigte ihn 343 Timoleon, seine Herrschaft niederzulegen. Letzterer zerstörte die Burg , stellte die demokratische Verfassung wieder her und zog durch Häuser- und Äckerverteilung an 60,000 neue Ansiedler in die entvölkerte Stadt. Die nach seinem Tod entstandenen Unruhen benuWzte Agathokles (s. d.), um sich unter der Verheißung einer reinen Demokratie zum Tyrannen aufzuwerfen (317). Seine strenge und gewalttätige Regierung erhielt wenigstens Ruhe im Innern, wodurch es noch möglich wurde, daß sich S. gegen die in Sizilien immer weiter fortschreitenden und S. schon belagernden Karthager halten konnte. Nach Agathokles' Tod (289) warf sich Mänon, der Mörder jenes, zum Herrscher auf, ward aber von Hiketas vertrieben, der sich drei Jahre lang behauptete. Als er gegen die Agrigentiner zu Felde zog, stritten in der Stadt Thynion und Sostratos um die Herrschaft. Zur Stillung dieser U$ ragende Märkte, einentgroßen Schiffsverkehr, eine Staatsoberrealschule, ein kath. Obergymnasium, eine Lehrerpräparandie und 4 Klöster. S. ist Sitz des Komitats, eines Honvéd-Distriktskommandos, einer Finanz- u. Staatsgüterdirektion, eines Gerichtshofs und hat ein Tabakseinlösungs- und Tabaksmagazin und eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank. - S., schon zu Matthias Corvinus' Zeiten eine berühmte ungarische Stadt, fiel nach der Schlacht bei Mohács in Solimans II. Gewalt, welcher sie stärker befestigen ließ. 1686 wurden die Türken geschlagen und mußten S. räumen. Hier 3. Aug. 1849 Haynaus Sieg über die aufständischen Ungarn. Szeghalom (spr. ssé-), Markt im ungar. Komitat Békés, an der Mündung des Berettyókanals in die Schnelle Körös, mit (1881) 7537 ungar. Einwohnern, Ackerbau, bedeutender Rindvieh-, Schaf- u. Schweinezucht und Bezirksgericht. Szegszárd (spr. sségssard), Markt und Sitz des ungar. Komitats Tolna, am Sárviz, mit Nonnenkloster, Landes-Seidenbauinspektorat, Gerichtshof und (1881) 11,948 E$ oder englischer Übersetzung, Glossare und im 2. Band auch eine Grammatik enthält. Eine Grammatik lieferte noch J. Lazarus (Lond. 1879). Tamil-englische Lexika lieferten Rottler (Madras 1834-41) und Winslow (das. 1862), eine Geschichte der tamulischen Schrift etc. Burnell (in "Elements of South-Indian palaeography", 2. Aufl., Lond. 1878). Vgl. auch Graul, Reise nach Ostindien (Leipz. 1854-56, 5 Bde.). Tamworth, Stadt in Staffordshire (England), am Zusammenfluß von Tame und Anker, hat eine normännische Kirche, ein altes Schloß, Baumwollspinnerei etc. und (1881) 4891 Einw. T. ist der¨Geburtsort Sir Robert Peels, dem hier 1852 eine Bronzestatue errichtet wurde. Tan, in China s. v. w. Pikul oder Tang. Tana, 1) (Tanaelv) Fluß in Norwegen, entsteht aus dem Znsammenfluß des Anarjokka (Enaraelv) und des Karasjokka, bildet im obern Lauf die Grenze zwischen dem russischen Finnland und dem norwegischen Amt Finnmarken, fließt in nordöstlicher Richtung und mündet nach einem Laufe von 280 km in den Tanafjord des Nördlichen$ genden Linie über Albi nach Castres und Castelnaudary mit Seitenlinien nach Carmaux und Mazamet durchzogen. Es zerfällt in die vier Arrondissemínts: Albi, Castres, Gaillac und Lavaur; Hauptstadt ist Albi. Vgl. Bastié, Description du département du T. (Graulhet 1876-77, 2 Bde.). Tarn-et-Garonne, franz. Departement, aus Teilen der Guienne (Quercy, Rouergue, Agenais), der Gascogne (Lomagne, Armagnac) u. des Languedoc (Diözese Montauban) zusammengesetzt, grenzt im N. an das Departement Lot, im O. an Aveyron, im SO. an Tarn, im S. an Obergaronne, im SW. und W. an Gers und Lot-et-Garonne und hat einen Flächenraum von 3720 qkm (67,8 QM.). Es ist ein Hügelland von 200-300 m Höhe, in welches die drei großen Flüsse Garonne (mit der Gimone), Tarn und Aveyron, die sich hier vereinigen, und deren Spiegel bei ihrem Eintritt in das Departement kaum höher, zum Teil sogar niedriger als 100 m liegt, breite, überaus fruchtbare Thäler eingeschnitten haben. Der Schifffahrt dient außer Garonne und Tarn der Seitenkanal der Garonne.$ an die Herzogin ferner zu schreiben, entfloh er 20. Juli 1577 mit Zurücklassung seiner Papiere und begab sich auf Umwegen nach Sorrento zu seiner Schwester Cornelia, welche daselbst als Witwe lebte. Unter der liebevollen Pflege derselben erholte er sich einigermaßen, aber die Sehnsucht nach Ferrara ließ ihm keine Ruhe. Er begab sich nach Rom und erwirkte sich durch Vermittelung des Geschäftsträgers des Herzogs die Erlaubnis zur Rückkehr. Er wurde zwar wohlwollend aufgenommen; allein die Herauçgabe seiner Manuskripte verweigerte ihm Alfons, da er ihn noch immer als einen Gemütskranken betrachtete, in dessen Händen sie vielleicht vor Vernichtung nicht sicher wären. Zum zweitenmal floh daher T. aus Ferrara und wandte sich zum Herzog von Urbino und dann nach Turin (1578). Hier fand er beim Herzog Karl Emanuel wie bei Filippo d'Este wohlwollende Aufnahme und schrieb außer verschiedenen andern Produktionen in Poesie und Prosa die zwei "Dialoghi della nobilità e della dignità". Nochmals entschloß er sich zur Rückkeh$ en aus Kupferdrähten oder Kupferlitzen, die mit Guttapercha isoliert sind; gewöhnlich werden 4 oder 7 solcher Adern zu einem Kabel verseilt und mit einer Schutzhülle von verzinkten Eisendrähten umgeben. Die in der Reichstelegraphenverwaltung gebräuchlichen Querschnitte sind aus Fig. 19 (Tafel I), zu ersehen. Für die Überschreitung von Gewässern gibt man den Kabeln eine zweite Schutzhülle von stärkern Drähten und schliFßt sie außerdem in verzinkte gußeiserne Gelenkmuffen ein. Unterirdische Leitungen sind weniger Beschädigungen ausgesetzt, erfordern aber vorzügliche Isolation und bedeutende Anlagekosten, während ihre Benutzbarkeit auf längern Strecken durch die den Kabeln anhaftenden Ladungserscheinungen eine gewisse Einschränkung erfährt. Schon bei Entstehung der elektrischen Telegraphie angewendet, haben dieselben erst seit 1876 eine größere Verbreitung erlangt, nachdem die deutsche Reichstelegraphenverwaltung mit der Anlage ihres ausgedehnten unterirdischen Liniennetzes bahnbrechend vorangegangen war. 1886 b$ s Messinginstrument mit dem Umfang vom großen As bis zum zweigestrichen\n c, hauptsächlich bei Militärmusik gebräuchlich. Tenorino (ital., "kleiner Tenor"), Bezeichnung der facettierenden Tenore (spanischen Falsettisten), welche vor Zulassung der Kastraten (s. d.) die Knabenftimmen in der Sixtinischen Kapelle und anderweit vertraten. Später nannte man sie im Gegenssatz Tenorist - Teplitz. zu den auf widernatürliche Weise konservierten Sopranisten und Altisten Alti naturali (vgl. Alt). Tenorist, Tenorsänger (s. Tenor). Tenorit, s. v. w. Schwarzkupfererz, s. Kupferschwärze. Tenorschlüssel, der c'-Schlüssel auf der vierten Linie, welche dadurch Sitz des c' wird: [Siehe Graphik] [Siehe Graphik] Tenos, Insel, s. Tinos. Tenotomie (griech.), Sehnendurchschneidung (s. d.). Tension (lat.), Spannung der Gase und Dämpfe. Tentacuiites, s. Schnecken, S. 573. Tentakeln (Fühlfäden), s. Fühler. Tentakulitenschiefer, s. Silurische Formation. Tentamen (lat.), s. v. w. Examen, jedoch gewöhnlich eine nur vorläufige, minder einge$ 634 Einw., ist Sitz der Präfektur, eines Zivil- und Korrektionstribunals, einer Finanzintendanz, eines Bistums und einer Handelskammer. T. gilt für das alte Interamna (Reste von Thermen, eines TheatersÏTeras, s. Gallwespen. Teratolith (Eisensteinmark, sächsische Wundererde), Mineral, kommt in derben, bläulichen und grauen, matten und undurchsichtigen Massen vor, Härte 2,5-3, spez. Gew. 2,5, besteht im wesentlichen aus wasserhaltigem Eisenaluminiumsilikat und stellt ein Zersetzungsprodukt des sogen. Porzellanjaspis, eines durch Kohlenbrände umgewandelten Schieferthons, dar, dessen Pflanzenabdrücke bisweilen noch erkennbar sind. T. findet sich in der Steinkohle von Zwickau und in der Braunkohle von Zittau und wurde früher medizinisch benutzt. Teratologie (griech.), die Lehre von den Mißbildungen der Pflanzen und Tiere; s. Mißbildung. Teratom (griech.), eine Balggeschwulst, welche durch abnorme fötale Entwickelung entsteht und ganze Organe oder Organteile, Haare, Knorpel, Muskelfasern, Epithelien etc. einschließ$ chälerin (in der kaiserlichen Galerle zu Wien). Ausgezeichnete Bildnisse von T. besitzen die Galerien in Amsterdam, Berlin und im Haag. T. hat auch zahlreiche Handzeichnungen hinterlassen. Vgl. Bode, Studien zur Geschichte der holländischen Malerei (Braunschw. 1883); Mons, G. T. en zijne familie (in de* Zeitschrift "Oud Holland" 1886); Lemcke in Dohmes "Kunst und Künstler", Bd. 2; Michel, G. Terburg et sa famille (Par. 1888). Terburg, Maler, s. Terborch. Terceira (spr. tersse-ira), Insel, s. Azoren. Terceira (spr. tersse-ira), Antonio José de Souza, Herzog von, Graf von Villaflor, portug. Marschall, geb. 10. März 1792 zu Lissabon, stieg im Kriege gegen Napoleon I. bis zum Stabsoffizier, ging 1817 nach Brasilien, wo er Gouverneur der Provinz Pará, dann der von Bahia ward, kehrte 1821 mit König Johann VI. nach Europa zurück und ward 1826 von der Regentin Isabella zum Marescal de Campo ernannt und gegen den Parteigänger Dom Miguels, Marquis de Chaves, gesendet. Er schlug denselben und ward hierauf zum Obergenera$ senschaft, welche einer bestimmten geschichtlichen Religion gilt. Insonderheit ist die christliche T. die Fakultätswissenschaft der Diener der Kirche, wie die Jurisprudenz diejenige der Staatsdiener. Daraus ergibt sich teils der wesentliche Unterschied der T. von dem Begriff der Religion (s. d.), teils ihr nahes Verhältnis zur Philosophie (s. Religionsphilosophie). Fast jedes philosophische System ist auf die T. angewendet worden, und in langen Perioden der Geschichte bildete die T. den alles bedingenden Hintergrund für die Geschichte der Philosophie. Formell ist man seit Schleiermacher ziemlich allgemein darin einverstanden, daß in der T. eine Reihe von Disziplinen, welche der Sache nach in die Gebiete der Geschichte, der Philosophie und der Philologie gehören, im Interesse der Kirchenleitung in eine, jeder dieser Disziplinen an sich fremde, Association versetzt wurde. Da es sonach bloß ein praktischer Gesichtspunkt ist, welcher als zusammenhaltende Klammer für die sonst mannigfach divergierenden Beschäftigu$ rwissenschaft und begann 1850 Vorlesungen über Botanik in Aberdeen. Gleichzeitig beschäftigte er sich eifrig mit der Erforschung der niedern Tiere. 1853 ward er Professor für Naturwissenschaft in Cork, ging aber schon 1854 in gleicher Eigenschaft nach Belfast und las hier über Mineralogie und Geologie, wobei er indes seine geologischen Arbeiten fortsetzte und auch den Bau des Museums des Queen's College leitete. Er begann um diese Zeit die Studien über die fossilen und die lebenden Liliensterne, welche erst 1862 zum Abschluß kamen. Die Entdeckung einer sehr alten Form von Liliensternen in den Tiefen des Atlantischen Ozeans brachte T. zu der Überzeugung, daß in diesen Regionen die größten Schätze für die weitere Erforschung dieser Tiere zu finden seien, und auf seine Anregung veranlaßte Carpenter die Regierung, wissenschaftliche maritime ExpeditionÑn auszurüsten. So kamen seit 1868 die Lightning-, Porcupine- und Challenger-Expedition zu stande, welche namentlich für die Zoologie und die physikalische Geographi$ er Überschüsse vermehrt, sollten diesem Stock alljährlich die ersparten Zinsen abgetragener Schuldposten so lange zufließen, bis er, um Zins und Zinseszins anwachsend, die ganze Schuld in sich aufnehmen und so die völlige Abtragung bewirken müßte. Ein solcher T. (Sinking fund) wurde 1716 in England durch Rob. Walpole eingerichtet. Alle getilgten Schuldbriefe sollten als ein Vermögen der Anstalt betrachtet und derselben fortwährend aus der Staatskasse verzinst werden. Doch wurde dieses Ziel nicht erreicht und endlich nach mehreren Wandlungen 1828 der Grundsatz angenommen, daß künftig nur so viel in jedem Jahr getilgt werden solle, als von den Einkünften nach Bestreitung des Staatsaufwandes wirklich übrigbleibe. Diesen Grundsatz der freiern Tilgungsweise hat man heute fast i6 allen Staaten aufgestellt, in welchen überhaupt Schulden abgetragen werden. Insbesondere wurde man hierzu durch die Thatsache gezwungen, daß häufig neue Anleihen unter ungünstigern Bedingungen als denen aufgenommen werden mußten, unter wel$ ung von rektifiziertem Holzessig, Salzsäure und Alkohol so lange geätzt, bis die erforderliche Tiefe erlangt ist, wobei die Zeichnung während des Tieferätzens an den Seiten durch Firnislagen vor dem Unterfressen durch das Ätzwasser geschützt werden muß. Tissot (spr. -sso), 1) Simon (Samuel) André, Arzt, geb. 20. März 1728 zu Grancy bei Lausanne, studierte in Genf und Montpellier, ließ sich als Arzt in Lausanne nieder, leitete 1780-83 die Klinik in Pavia und starb 15. Juni 1797 in Lausanne. Von seinen Schriften (Laus. 1783-95, 15 Bde.; Par. 1809, 8 Bde.; deutsch, Leipz. 1784, 7 Bde.) sind besonders die populären hervorzuheben: "L'onanisme" (Laus. 1760, fast in alle europäischen Sprachen übersetzt) und "Avis au peuple sur sa santé" (das. 1761). Vgl. Eynard, La Vie de S. A. T. (Par. 1839). 2) Pierre François, frqnz. Schriftsteller, geb. 10. März 1768 zu Versailles, ein eifriger Revolutionär und später ein Parteigänger Napoleons, widmete sich seit 1799 ganz der Litteratur, hielt seit 1810 am Collège de France vie$ re Hindernisse, die sich wegschaffen lassen, erzwungenen zeitweisen Stillstand (s. Anabiotisch und Scheintod). Da die ununterbroche e Aufnahme von Sauerstoff den hauptsächlichsten Lebensreiz darstellt, so ergibt die Lähmung der Atmungs- und Blutumlaufszentren die nächste Todesursache bei den zusammengesetzten und höhern Tieren; man sagt, jemand hat ausgeatmet, oder sein Herz steht still, um den Eintritt des Todes zu bezeichnen. Man muß dabei den natürlichen T. von dem gewaltsam herbeigeführten unterscheiden. Mit dem erstern Namen bezeichnet man auch den durch Krankheiten und innere Ursachen herbeigeführten T., obwohl die Krankheiten oft sehr gewaltsam wirkende Todesursachen liefern (z. B. Erstickung bei Halskrankheiten, Vergiftung bei Cholera und ähnlichen Infektionskrankheiten) und strenggenommen nur der infolge von Altersschwäche eintretende T. als der naturgemäße Abschluß des Lebens zu bezeichnen wäre. Ein solcher T. tritt, wie Preyer bemerkt hat, niemals bei denjenigen niedersten Wesen ein, die sich durch$ ischen und epischen Dichtungen erschien 1878. 4) Leo Nikolajewitsch, Graf, russ. Romanschriftsteller, geb. 28. Aug. (a. St.) 1828 im Gouvernement Tula auf der Besitzung seines Vaters, Jasnaja Poljana, erhielt daselbst eine gute häusliche Erziehung und bezog 1843 die Universität Kasan, um dort orientalische Sprachen zu studieren. Es zog £hn jedoch wieder zurück in die Einsamkeit und Stille des Dorfs, so daß er die Universität, die Studien aufgebend, bald verließ; dort bildete er sich als Autodidakt weiter aus. Bei einer Reise in den Kaukasus fand er am militärischen Leben Gefallen und trat plötzlich 1851 in das Heer ein. Man nahm ihn als Offizier in die 4. Batterie der 20. Artilleriebrigade am Terek auf, wo er bis zum Beginn des türkischen Kriegs (1853) blieb. Während desselben befand er sich bei der Donauarmee des Fürsten Gortschakow, beteiligte sich am Gefecht an der Tschernaja und erhielt 1855 das Kommando über eine Gebirgsbatterie. Nach Beendigung des Kriegs nahm er seinen Abschied, hielt sich mehrere Jahr$ , geb. 1802 zu Sebenico in Dalmatien, studierte zu Padua die Rechte, folgte aber seiner Neigung für die Litteratur, war seit 1827 in Florenz journalistisch thätig und ging 1833 nach Frankreich. Im folgenden Jahr veröffentlichte er seine Schrift "Dell' educazione" (1834), die binnen zwei Jahren drei Auflagen erlebte, ferner die politische Schrift "L'Italia" (1835) und einen Roman: "Il duca d'Atene" (5836). Von 1838 an lebte er in Venedig, wo ein Jahr vorher sein trefflicher "Kommentar zu Dante" erschienen war, und wo er weiterhin seine "Nuovi scritti" (1839-1840, 4 Bde.) und "Studj critici" (1843, 2 Bde.) sowie seine große, mit Recht berühmte Sammlung "Canti popolari toscani, corsici, illirici, greci" (1843, 2 Bde.) veröffentlichte. Auch ließ er eine Bearbeitung der auf die Geschichte Frankreichs im 16. Jahrh. bezüglichen Gesandtschaftsberichte (1838, 2 Bde.) erscheinen und gab die "Lettere di Pasquale de' Paoli" (1846) heraus. Seine streng katholische Gesinnung hinderte ihn nicht, sich 1848 zur liberalen und $ ch einen jährlichen Zuschuß von 30 Mill. Fr. Nach dem Budget von 1888 belaufen sich für Anam und T. die Einnahmen auf nur 17,321,000, die Ausgaben auf 17,034,620 Fr., wozu aber noch die Ausgaben für Krieg u. Marine mit zusammen 38,055,000 Fr. kommen. Tongoi - Tonmalerei. Geschichte. Ein französischer Waffenhändler, Dupuis, machte 1870 den französischen Gouverneur von Kotschinchina darauf aufmerksam, daß der Rote Fluß eine treffliche Wasserstraße nach der chinesischen Provinz Jünnan bilde. Daher wurde 1873 der Schiffsleutnant Garnier nach T. geschickt, der Hanoi besetzte und die Eroberung von T. begann, aber 31. Dez. 1873 von den Piraten der Schwarzen Flagge überfallen und getötet wurde. Gemäß einem Vertrag mit Anam räumten die Franzosen 1874 die besetzten Plätze gegen die Zusicherung freien Handels und des Schutzes der Missionen. Als chinesische =iraten den Handel störten und eine friedliche Verständigung zwischen Frankreich und China, das die Oberhoheit über T. beanspruchte, daran scheiterte, daß die französ$ scheint er in den Werken: Topete y Carballo - Topik. framstäld i teckningar" (1845-52) und "En resa i Finland" (1873; deutsch von Paul, Helsingf. 1885). T.' Popularität beruht auf seinem reinen, für alles Gute und Edle warmen Gefühl und den zu gleicher Zeit frischen und wehmütigen Naturtönen, welche durch seine Dichtungen gehen. In deutscher Übersetzung erschienen neuerdings von ihm sechs Novellen: "Aus Finnland" (Gotha 1888, 2 Bde.). Topete y Carballo (spr. i karwalljo), I. B., span. Admiral, geb. 24. Mai 1821 zu Tlacotalpa in Yucatan, trat 1835 in d÷e Marine, befehligte 1860 im Kriege gegen Marokko die spanische Flotte, zeichnete sich dann in dem Kriege gegen Peru aus, war 1867 Konteradmiral und Hafenkapitän von Cadiz und nahm hervorragenden Anteil an der Revolution vom September 1868. Auf seinem Schiff Saragossa ward die Flagge der Empörung zuerst aufgepflanzt. Er ward als Marineminister Mitglied der provisorischen Regierung vom 8. Okt. 1868, geriet jedoch als Beförderer der Thronkandidatur des Herzogs von$ e von Turin. Torjaer Stinkberg (auch Berg Büdös), im ungar. Komitat Háromszék (Siebenbürgen), nordwestlich von Kézdi-Vásárhely, 1071 m ü. M., eine der hervorragendsten Naturmerkwürdigkeiten Ungarns. Aus den Spalten und Höhlen des vielfach zerrissenen und oben verwitterten Trachyts eŽtströmen ununterbrochen Gase, namentlich Schwefelwasserstoffes, dessen Geruch schon von weitem wahrnehmbar ist. Von den drei Höhlen (Stink-, Alaun- und Mörderhöhle) wird nur die erstere vom Volk zu Kurzwecken (bei Rheuma, Gicht und Augenleiden) benutzt. In diese kann man nur dann ohne Gefahr eintreten, wenn der Kopf sich über der Gasschicht befindet, tiefer verliert man sofort die Besinnung. Am Fuß des Bergs sind acht Mineralquellen, die als Heilquellen Torlonia, röm. Fürstenfamilie, deren Reichtum der Bankier Giovanni T. (geb. 1754 zu Siena, gest. 25. Febr. 1829 in Rom) begründete; er kaufte das Herzogtum Bracciano und erlangte 1809 die Herzogswürde. Diese ging auf seinen ältesten Sohn, Marino T. (1796-1865), über, jetziger Inhab$ sich in der Regel von SW. nach NO. über die'Erdoberfläche fort und richten oft ungeheure Verheerungen an. Seetornados trifft man am häufigsten in dem Bereich und der Nachbarschaft der Region der Kalmen (s. d.); sie sind hier außerordentlich heftig und sehr gefährlich für die [Wappen von Torgau.] Tornberg - Torpedo. Schiffe. Die T. werden von einem sehr kräftigen aufsteigenden Luftstrom gebildet, welcher in der Höhe seine Wasserdämpfe verdichtet. Auf diese Weise entsteht über den T. regelmäßig die Sturmwolke, eine kleine schwarze Wolke, das sogen. Ochsenauge, welche rasch zunimmt und sich nach oben hin trichterförmig erweitert. Sie bilden einerseits den Übergang zu den Tromben oder Windhosen (s. Trombe), anderseits zu den Cyklonen oder eigentlichen Wirbelstürmen (s. Wind). Vgl. Reye, Die Wirbelstürme, T. und Wettersäulen (Hamb. Tornberg, Karl Johan, schwed. Orientalist, geb. 23. Okt. 1807 zu Linköping in Ostgotland, studierte von 1826 an zu Upsala Theologie und orientalische Sprachen, habilitierte sich 1835 da$ ensch (Manu) oder der erste König (Minos oder Rhadamanthys) oder der Gott der Unterwelt (Hades) alY Totenrichter fungiert. Die Darstellung des Erzengels Michael mit der Seelenwage auf altdeutschen Gemälden beruht auf einem ähnlichen Gedankengang. Totengräber, s. Aaskäfer. Totenhalle, Totenhaus, s. Leichenhaus. Totenkäfer, s. Tenebrionen. Totenkopf (Caput mortuum), s. Englischrot. Totenkopf (Acherontia Atropos Ochs.), Schmetterling aus der Familie der Schwärmer (Sphingidae), 11,5 cm breit, mit kurzen, dicken Fühlern, sehr kurzen Tastern, schwach entwickelter Rollzunge und plumpem Hinterleib von 19,5 mm Querdurchmesser, auf dem dicht braun behaarten, blaugrau schimmernden Thorax mit ockergelber, einem Totenkopf ähnlicher Zeichnung und auf dem gelben, schwarz geringelten Hinterleib mit breiter, blaugrauer Längsstrieme. Die Vorderflügel sind tiefbraun, schwarz und ockergelb gewölkt mit zwei gelblichen Querbinden, die Hinterflügel ockergelb mit zwei schwarzen Querbinden. Der T. erzeugt, wenn er gereizt wird, einen$ ndig; alle aber erstreben gemeinsam für ihr Gebiet das gleiche Ziel. Verkehrserleichterungen, Erschließung und Verschönerung von Aussichtspunkten und neuen Partien, Hebung der Regsamkeit und Wohlfahrt der Gebirgsbewohner; ferner pflegen sie kleinere populärwissenschaftliche Forschungen und gemeinsame Touren etc. Fast jeder Touristenverein gibt eigne Jahresberichte heraus; mehrere lassen vierteljährlich, monatlich oder halbmonatlich Zeitschriften, außerdem Karten, Panoramen, Jahrbücher, Spezialführer u. dgl. erscheinen. Die Summe, welche durch die Kassen aller Touristen- und Alpenvereine zusammengenommen ins Land fließt, beläuft sich pro Jahr auf ca. 400,000 Mk., ungerechnet die großen Umsätze, welche sie indirekt hervo‘rufen. Im Deutschen Reich bestehen zur Zeit über 40 T. mit ca 27,000 Mitgliedern (ohne die Sektionen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins mit ca. 8000 Mitgliedern) und zwar: Schwarzwaldverein (Freiburg i. Br., seit 1864, reorganisiert 1882, 2000 Mitglieder), Taunusklub (Frankfurt a. $ 1887, mit 2400 Mitgl. in 23 Zweigvereinen), Westerwaldklub (Selters), Eifelverein (Trier); ferner T. in Offenbach, Stettin, Köln, Kassel, Potsdam, Bingen, Hannover etc. Die Österreichisch-Ungarische Monarchie zählt über 25 T. mit ca. 20,000 Mitgliedern ohne folgende 3 alpine Vereine: Sektionen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins (ca. 70Ï0 Mitgl.), Österreichischer Alpenklub (ca. 600 Mitgl.), Società degli Alpinisti Tridentini (ca. 500 Mitgl.) und zwar: Österreichischer Touristenklub (Wien, 1869, ca. 10,000 Mitgl.), Steirischer Gebirgsverein (Graz, 1869, 2000 Mitgl.), Ungarischer Karpathenverein (Käsmark, 1873, 3000 Mitgl.), Kroatischer Gebirgsverein (Agram, 1874, 450 Mitgl.), Lehrer-Touristenklub (Wien, 1874), Galizischer Tatraverein (Krakau, 1874, 2200 Mitgl.), Verein der Naturfreunde (Mödling, 1877, 400 Mitgl.), Nordböhmischer Exkursionsklub (Böhmisch-Leipa, 1878, 1350 Mitgl), Gebirgsverein für die Böhmische Schweiz (Tetschen, 1878, 350 Mitgl.), Böhmische Erzgebirgsvereine (Karlsbad, Görkau, Obe$ den dacischen Kriegen gezierten Trajanssäule, die Erweiterung des Circus Maximus, der Bau eines Odeums, eines Gymnasiums in Rom und viele andre Bauten. Seine friedliche Thätigkeit wurde zuerst durch die beiden dacischen Kriege, 101-102 und 105-106, unterbrochen, durch die der dacische König Decebalus völlig besiegt und Dacien zur römischen Provinz gemacht wurde. Hierauf unternahm T. 113 noch einen großen Feldzug nach dem Osten, der hauptsächlich gegen die Parther gerichtet war, und auf dem er Armenien und Mesopotamien zu römischen ProvÉnzen machte und über den Tigris bis nach Ktesiphon vordrang. Während er aber im fernen Osten weilte, erhoben sich in seinem Rücken mehrfache Aufstände, namentlich auch unter den Juden in Ägypten und Kyrene, und ehe er dieselben völlig unterdrücken konnte, wurde er 117 zu Selinus in Kilikien vom Tod ereilt. Wie sehr seine Verdienste anerkannt wurden, geht auch daraus hervor, daß ihm der Senat den Beinamen des Besten (Optimus) beilegte und spätere Kaiser mit dem Zuruf begrüßt wu$ hrt und erteilt; ein die Gültigkeit der Ehe bedingendes Erfordernis ward jene aber erst im 9. Jahrh., im Abendland durch Karl d. Gr., für die griechische Kirche durch Leo VI. Philosophus. Auch Papst Nikolaus I. machte die Gültigkeit des ehelichen Bündnisses davon abhängig, daß dieses mit dem kirchlichen Segen und einer Messe geschlossen sei. Noch aber erfolgte die Eheschließungserklärung vor dieser Brautmesse. Erst seit 1100 etwa befragt der segnende Priester die Eheschließenden um die Ernstlichkeit ihres Vorhabens. Aber noch die großen Dichtungen des deutschen Mittelalters lassen die Paare erst am Tag nach ihrer Verehelichung sich zur Kirche begeben, und erst seit dem 15. Jahrh. finden sich Trauungsformulare, in welchen der Priester als Stellvertreter Gottes die Eheleute zusammenspricht. Aber selbst‹das tridentinische Konzil verlangt zur Gültigkeit einer Ehe nur die Willenserklärung derselben vor dem Pfarrer und zwei oder drei Zeugen, ohne die T. selbst für etwas Wesentliches zu erklären. Dies that erst die $ dies Gesetz nicht berührt werden, enthält eigentlich nur etwas Selbstverständliches. Die katholische Kirche, welche die Ehe als Sakrament auffaßt und das bürgerliche EheschliÔßungsrecht grundsätzlich ignoriert, hat nach der Einführung der Zivilehe in Deutschland sich nicht veranlaßt gesehen, den bisherigen Ritus bei der T. zu verändern. Dagegen haben die in den einzelnen Staaten erlassenen protestantischen Trauordnungen (z. B. preußisches Kirchengesetz vom 30. Juli 1880, Trauordnung für die Provinz Hannover von 1876, für Bayern von 1879, Sachsen von 1876, Württemberg von 1875, badische Agende von 1879 etc.) namentlich das sogen. Trauformular, d. h. die agendarische Formel, mit welcher der Geistliche die Eheschließenden zusammengibt, abgeändert, indem dabei der Gedanke zum Ausdruck gebracht wird, daß die Ehe selbst bereits abgeschlossen sei. Die von den Eheleuten zu bejahende Gelöbnisfrage des Geistlichen ist dem entsprechend nur darauf gerichtet, ob die Eheleute als christliche Ehegatten einträchtig miteinand$ ingern Höhen Steinpfeiler errichtet (1 m hoch), bei Kirchtürmen auf deren Plattform. Diesen Vorbereitungsarbeiten folgen die Beobachtungen. Wegen der großen Entfernung der Punkte voneinander und in Rücksicht auf die möglichst besten Einstellungsresultate wird aber bei der T. erster Ordnung davon abgesehen, die auf den Signalen angebrachten Spitzen oder Tafeln etc. als Einstellungsobjekte zu nehmen, vielmehr stets das mittels des auf dem Nachbarsignal aufgestellten Heliotrops (s. d.) reflektierte Licht eingestellt. Behufs der Beobachtungen wird der Horizontalkreis des Theodolits genau horizontiert, und dann auf jedem Punkt sämtliche vorhandene Richtungen mindestens 24 mal eingestellt, so daß alle Winkel gleich oft gemessen werden. Zur Eliminierung der sehr kleinen, aber stets Yorhandenen Einteilungsfehler des Horizontalkreises nimmt man sämtliche Beobachtungen nicht auf einer Station in derselben Stellung des Kreises vor, sondern verändert unter Beibehaltung derselben Stellung des Instruments den Horizontalkre$ auchbaren Nivellements bedingt die Anwendung vorzüglichster Nivellierinstrumente (Fernrohre mit ca. 32 maliger Vergrößerung) und größte Sorgfalt bei den Beobachtungen. Die Nivellements werden, von dem Nullpunkt eines Pegels ausgehend, auf möglichst ebeken Straßen, Chausseen etc. ausgeführt; von 1/4 Meile zu 1/4 Meile wird ein Punkt der Höhe nach bestimmt und im Terrain, z. B. durch einen in einen Granitblock horizontal eingelassenen gußeisernen Nivellementsbolzen, fest markiert. Von diesen so bestimmten Punkten werden Seitennivellements nach allen in der Nähe liegenden trigonometrisch bestimmten Punkten ausgeführt und so auch deren Höhe über dem Nullpunkt des Pegels ermittelt. Das Nivellement geschieht stets von der Mitte aus, jede Linie wird mindestens zweimal nivelliert, auf den Chausseen findet der Kontrolle halber polygonaler Abschluß statt. Die durch denselben sich ergebenden kleinen Differenzen werden durch die Ausgleichung eliminiert, mittels welcher die definitiven Höhen der Punkte gefunden werden. Nä$ ung Breite, Länge und Azimut jedes andern trigonometrisch bestimmten Punktes ermittelt. Vgl. Puissant, Traité de géodésie (Par. 1805); Späth, Die höhere Geodäsie (Münch.m1816); Decker, Lehrbuch der höhern Geodäsie (Mannh. 1836); Fischer, Lehrbuch der höhern Geodäsie (Darmst. 1845-46, 3 Abtlgn.); Bessel und Baeyer, Gradmessung in Ostpreußen (Berl. 1838); Baeyer, Küstenvermessung (das. 1849); die Werke von Gauß und die Veröffentlichungen des Büreaus der Landestriangulation; Bauernfeind, Elemente der Vermessungskunde (6. Aufl., Stuttg. 1879); Jordan, Handbuch der Vermessungskunde (2. Aufl., das. 1878); Börsch, Geodätische Litteratur (Berl. 1889). Triangulation, in der Gärtnerei die Veredelung mit dem Geißfuß (s. d. und Pfropfen). Triangulieren (lat.), ein Stück Erdoberfläche behufs trigonometrischer Vermessung in Dreiecke zerlegen (vgl. Triangulation). Trianon (spr. -nong, Groß- und Klein-T.), zwei Lustschlösser im Park von Versailles. Ersteres 1685 von Ludwig XIV. für Frau von Maintenon nach Mansarts Plänen err$ erden auch über Walzen durch einen geheizten Raum Trockner Wechsel - Troizko-Sergiewsches Kloster. geleitet, oder man leitet sie wie auch das Papier über hohle, durch Einleiten von Dampf erhitzte WalzenÃ(vgl. Trockenmaschine). Derartige Walzen kann man auch zum T. von Pulver benutzen, wenn man dies auf endlosen Tüchern über die Walzen leitet. - Zum T. von Flüssigkeiten genügt anhaltendes Erhitzen, wenn der Siedepunkt der betreffenden Flüssigkeit bedeutend höher liegt als der des Wassers. Flüchtige Flüssigkeiten kann man vorteilhaft destillieren und unter Anwendung von Rektifikatoren und Dephlegmatoren, wie sie zur Trennung des Alkohols vom Wasser in der Spiritusfabrikation benutzt werden, vom Wassergehalt befreien. Ein vollständiges T. erreicht man indes auf diese Weise in der Regel nicht, vielmehr muß man zur Entfernung der letzten Spuren von Wasser hygroskopische Substanzen anwenden, welche bei längerm Verweilen in der Flüssigkeit die Feuchtigkeit vollständig absorbieren. Oft führt nur wiederholte Destillat$ hte am Lyceum zu Luzern, gründete hierauf zu Aarau ein Erziehungsinstitut, ging 1830 als Professor nach Basel, ward im folgenden Jahr, der Teilnahme am Aufstand von Baselland verdächtigt, abgesetzt, 1832 Mitglied des Großen Rats des Kantons Aargau, 1834 Professor an der Universität Bern, starb 6. März 1866 aus seinem Landgut bei Aarau. Als Philosoph anfänglich Schelling, seit 1834 Jacobi folgend, schlug er eine mystische Richtung ein, in welcher Ahnung und Gemüt eine Rolle spielen; als Politiker gehörte er zu dÁn eifrigsten Verfechtern der schweizerischen Einheitsbestrebungen. Von seinen zahlreichen (auch publizistischen) Schriften seien hervorgehoben: "Naturlehre des menschlichen Erkennens" (Aar. 1828); "Logik" (Stuttg. l829, 3 Bde.); "Vorlesungen über Philosophie" (Bern 1835, 2. Ausg. 1842). Troy (spr. treu), Stadt im nordamerikan. Staat New York, links am Hudson, auf einer von Hügeln beherrschten Alluvialebene, hat ein polytechnisches Institut, ein kath. Seminar, Eisengießereien, Wagenbau, Woll- und Baumwo$ e warzig oder glatt, im reifen Zustand stets schwarz oder braun gefärbt. Die Gattung zählt ungefähr 20 Arten, welche in der gemäßigten Zone Europas, besonders in Frankreich und Italien, in Deutschland und England, aber auch in Asien, Afrika und Nordamerika vorkommen. Die seit dem Altertum wegen ihres aromatischen Geruchs und Geschmacks als kulinarischer Luxusartikel berühmten Trüffeln sind sehr nahrhaft und werden bald für sich allein, gebraten oder mit Rotwein gekocht und mit Buttsr, genossen, bald als Bestandteil von Pasteten (Straßburger Gänseleberpasteten) oder als Zusatz in Fleischspeisen, Brühen, Suppen etc. verwendet. Sie wachsen herdenweise in der Erde und zwar alljährlich immer an denselben bestimmten Plätzen, den sogen. Trüffelplätzen (truffières). Nach Ascherson fehten sie gegenwärtig in der Mark, dagegen sind sie in den Laubwäldern um Bernburg seit langer Zeit bekannt und treten hier am reichlichsten unter Eichen und Roßkastanien auf. Andre Fundorte sind: München-Nienburg, Neugatersleben im Bodeth$ sen vor dem mächtigern Deutschtum zu retten, hat dem T. manchen Charakterzug aufgedrückt, der sonst den Slawen fremd ist: Mißtrauen, Verschlossenheit und eine gewisse verbitterte nationale Erregtheit, da er sich immer durch den Deutschen gedrückt meint, hinter dem er, mit Vorliebe dem Ackerbau obliegend, in Gewerbe und Handel zurückbleibt. Seine Natur zeigt aber manche schöne Eigenschaften. Er ist arbeitsam, tüchtig als Soldat und Beamter, hat natürlichen Verstand und rege Phantasie, faßt schnell, eignet sich leicht fremde Sprachen an und treibt gern Poesie, Musik und Wissenschaft. Eine gemeinsame Nationaltracht aus älterer Zeit hat sich nicht erhalten; dagegen besitzen einzelne Gegenden, wie die Hanna, malerische Kostüme. Die volkstümlic›e Bauart des Block- und Pfahlwandbaues mit geringer Breite des Hauses, hohem Dach u. waldkantig behauenen Blöcken, die auf gemauertem Unterbau ruhen, und deren Zwischenräume mit Lehm und Moos verstopft sind, hat sich nur im östlichen Teil Böhmens erhalten. Weiteres s. in den$ vergeblich unternommene Angriff auf die Stellung der Alliierten wird die Schlacht an der T. genannt. Tschernajew, Michael Grigorjewitsch, russ. General, geb. 1828, trat erst in die Armee, kämpfte in der Krim und im Kaukasus, ward dann im diplomatischen Dienst verwendet und russischer Generalkonsul in Belgrad, leitete 1864 als General den Feldzug nach Taschkent, das er eroberte, erhielt aber wegen Unbotmäßigkeit seinen Abschied und ließ sich als Notar in Moskau nieder. Er war einer der thätigsten Führer der Áanslawistischen Partei und übernahm im Juli 1876 das Kommando des serbischen Heers an der Morawa, ward aber 29. Okt. bei Alexinatz geschlagen. 1877 im russischen Heer nicht verwendet, setzte er die Agitationen für das slawische Wohlthätigkeitskomitee im In- und Ausland fort. Alerander III. ernannte ihn 1882 zum Generalgouverneur von Taschkent, setzte ihn aber schon im Februar 1884 wegen Eigenmächtigkeit wieder ab. Da er die Maßregeln der Regierung in Asien und namentlich die Transkaspische Bahn in den Zei$ Sichtbaren zu Hirsekorngröße wechselnde, graue Knötchen entstehen, welche in ihrer Mitte käsig zerfallen und erweichen. Wenn diese Knötchen in der Haut oder in der Oberfläche von Schleimhäuten liegen, so entstehen durch ihren Zerfall anfangs kleine, linsenförmige (lentikuläre), später durch Hinzukommen immer neuer Knötchen in der Nachbarschaft große, tuberkulöse Geschwüre, durch welche schließlich ein Schwund der Schleimhäute, z. B. des Kehlkopfes, der Luftröhre, des Darms, der Gebärmutter, der Harnblase, des Nierenbeckens, bedingt werden kann, welcher insgemein als tuberkulöse Entzündung dieser Organe oder als Schwindsucht derselben bezeichnet wird. Auch in den Gehirnhäuten kommen solche Knötchen vor, doch füzren sie hier wie in dem Gehirn selbst nicht zur Geschwürsbildung, es kommt dagegen oft zu einer eiterigen Gehirnhautentzündung oder zur Bildung größerer Geschwulstknoten. In der Leber kommen entweder sehr kleine, kaum ohne Mikroskop wahrnehmbare, oder größere Knoten vor, welche nicht zerfallen. Ein sehr$ Frankreichs geworden [Kärtchen der Umgebung von Tunis.] Tunis (Stadt; Geschichte). ist, indem die verschiedenen in T. funktionierenden Dienstzweige in Abhängigkeit von den entsprechenden französischen Ministerial-Departements gebracht wurden. Von der 1882 aufgelösten tunesischen Armee ist nur noch die dem Bei bewilligte Ehrengarde (ein Bataillon, eine Schwadron, eine Batterie) geblieben; die übrigen Mannschaften sind in die neugebildeten 4 Tirallleurregimenter übergegangen. Von französischen Truppen stehen in der Regentschaft 3 Regimenter Infanterie, 2 Regimenter Kavallerie, 2 Batterien Artillerie. Eine eigne Kriegsmarine besteht nicht mehr; ein französisches Kriegsschiff ist beständig hier stationiert. Die Einnahmen der Regentschaft betrugen 1886-87: 25,85|,848, die Ausgaben 5,852,381, die Staatsschuld 142,550,000 Fr. Die Flagge s. Tafel "Flaggen Die gleichnamige Hauptstadt liegt 45 km von der Küste zwischen dem seichten Salzsee El Bahira im O. und dem im Hochsommer fast ganz trocknen Sebcha el Seldschumi u$ Amtsgericht, eine Oberförsterei und (1885) 1270 Einw. Üchtland ("ödes Land"), s. Freiburg Üchtritz, Friedrich von, dramat. und Romanschriftsteller, geb. 12. Sept. 1800 zu Görlitz, studierte in Leipzig die Rechte, fand 1828 in Trier und 1829 in Düsseldorf amtliche Anstellung und zog sich 1863 als pensionierter Appellationsgerichtsrat in seine VaterstadtÇzurück, wo er 15. Febr. 1875 starb. Von seinen Dramen: "Alexander und Darius" (Berl. 1827), "Das Ehrenschwert", "Rosamunde" (Düsseld. 1833) und "Die Babylonier in Jerusalem" (das. 1836) zeichnete sich besonders das letztere durch lyrisch glänzende Sprache und gute Charakteristik aus. Von seinen übrigen Werken sind zu nennen: "Blicke in das Düsseldorfer Kunst- und Künstlerleben" (Düsseld. 1839-41, 2 Bde.); "Ehrenspiegel des deutschen Volkes und vermischte Gedichte" (das. 1842); die Romane: "Albrecht Holm" (Berl. 1851-53, 7 Bde.), "Der Bruder der Braut" (Stuttg. 1860, 3 Bde.), "Eleazar" (Jena 1867, 3 Bde.), in denen eine reiche Stofffülle nur teilweise poetisch $ eristische Gepräge der Uhlandschen Dichtung. "Die Eigentümlichkeit seiner dichterischen Anschauung beruht wesentlich in seinem lebendigen Sinn für die Natur. Diese wurde ihm zum Symbol der sittlichen Welt, er lieh Xhr das Leben seines eignen Gemüts und machte die Landschaft, dem echten Maler gleich, zum Spiegel seiner dichterischen Stimmung. Wie aber die beseelte Landschaft die menschliche Gestalt als notwendige Ergänzung fordert, so belebt und individualisiert auch U. das Bild der Natur durch den Ausdruck menschlichen Seins und Handelns. Und hier macht sich nun seine Vorliebe für die Erinnerungen deutscher Vorzeit geltend. Die Empfindungen, welche ausgesprochen werden, die Situationen, die Charaktere gehören nicht der Vergangenheit an, sie haben die ewige, jugendfrische Wahrheit aller echten Poesie; aber der Dichter sucht mit Recht diese einfachen Gestalten von allgemeiner Geltung dem gewöhnlichen Kreis der täglichen Erfahrung zu entheben und hüllt sie in den Duft mittelalterlicher Reminiszenzen. Seine Kunst$ her Theolog, geb. 27. Febr. 1799 zu Köthen, ward 1824 Prediger in Diebzig bei Aken, 1827 zu Pömmelte bei Schönebeck und 1845 an der Katharinengemeinde in Magdeburg. Er gab die Veranlassung zu den Versammlungen der "protestantischen Freunde" (s. Freie Gemeinden) seit 1841, geriet aber, da er das apostolische Symbol bei der Taufe nicht nach Vorschrift der Agende anwendete, mit dem Konsistorium in Konflikt und ward im September 1847 suspendiert, worauf er aus der Landeskirche trat und Pfarrer der Freien Gemeinde zu Magdeburg wurde. Als solcher hat er fortwährend in Konflikt mit den Behörden und oft als Angeklagter vor Gericht gestanden; 1848 ward er in die preußische Nationalversammlung gewählt, wo erédem linken Zentrum angehörte. Er starb 23. März 1872 in Magdeburg. Sein Hauptorgan war das "Sonntagsblatt"; von seinen zahlreichen Schriften nennen wir: Uhr (Taschen- und Pendeluhren). "Bekenntnisse" (4. Aufl., Leipz. 1846); "Sendschreiben an das deutsche Volk" (Dess. 1845); "Die Throne im Himmel und auf Erden" (da$ in ihrem Kreis einflußreichen Einheit sich herausbildeten. Das Jahr 1848 weckte auch auf den U. das Verlangen nach einer zeitgemäßen Reform zu neuem Leben, und sowohl von seiten der Lehrenden als der Lernenden wurden Schritte gethan, ihnen Geltung zu verschaffen. Zunächst erging von Jena aus die Einladung zu einem Universitätskongreß, welcher in Jena vom 21.-24. Sept. 1848 unter dem Vorsitz des damaligen Kanzlers v. Wächter abgehalten wurde, u. an welchem sich, mit Ausnahme von Berlin, Königsberg und den österreichischen Hochschulen außer Wien, Abgeordnete sämtlicher deutscher U. beteiligten. Die Hauptgegenstände der Beratung waren die Lehr- und Lernfreiheit, das Prüfungswesen und die Verfassung der U. Eine Reihe weiterer Punkte wurde einer Kommission zur Beratung überwiesen, welche diese auch in Heidelberg unter dem Vorsitz Vangerows zu Ostern vornahm, aber die ganze Angelegenheit a'f einen nach Heidelberg zu berufenden Kongreß der U. verschob, der nicht zu stande kam. Noch unerheblicher waren die Resultate $ ng und Ersatz der durch dieselbe entstandenen vermögensrechtlichen Nachteile vom Staat verlangt werden könne, wenn infolge einer Wiederaufnahme des Verfahrens (s. d.) auf Freisprechung oder auf eine geringere als die verbüßte Strafe erkannt worden sei. In Österreich ergriff 1882 der Abgeordnete Roser die Initiative zum Zweck einer gesetzgeberischen Lösung der Frage, und im deutschen Reichstag brachten in demselben Jahr die fortschrittlichen Abgeordneten Phillips und Lenzmann einen Gesetzentwurf ein, über welchen v. Schwarze 25. April 1883 namens der eingesetzten Kommission ausführlichen Bericht erstattete. Man entschied sich damals in der Kommission für eine Entschädigung sowohl für unschuldig verbüßte Strafhaft als für unschuldig erlittene Untersuchungshaft. Später wurde die Sache wiederholt aufgenommen und im Plenum des Reichstags, aber auch kommissarisch beraten. Ein Antrag "Munkel", welcher 7. März 1888 vom Reichstag angenommen wurde, bezieht sich nur auf den Vermögensschaden, welcØen unschuldig Verurteil$ nge die Bewegung noch dicht unter der Oberfläche oder mit jener Glocke noch über Wasser vor sich geht, eine gewisse Orientierung gestattet ist. Im übrigen ist derselbe bezüglich der einzuschlagenden Richtung nur auf seinen Kompaß angewiesen. Er handhabt das vertikale und horizontale Ruder und gegebenen Falls die Abzugsvorrichtung zum Lancieren des Torpedos. Je tiefer ein unterseeisches Fahrzeug unter Wasser gelassen werden soll, um so sicherer muß dasselbe gegen die Möglichkeit geschützt sein, durch den Wasserdruck zusammengepreßt zu werden. Um dies Ru erreichen, werden die Nordenfeltboote aus Stahl mit besonders soliden innern Verbandteilen aus demselben Material erbaut. Das bereits 1850 von Bauer erbaute und im Kieler Hafen probierte Boot verdankte seinen Mißerfolg vorzugsweise dem Umstand, daß es, dem Wasserdruck nachgebend, seitlich eingedrückt wurde und nicht mehr vermochte, an die Oberfläche zu kommen, während die drei Insassen mit der durch die Einsteigeluke entweichenden Luft wieder ans Tageslicht gel$ eichtsinn hüten. Mich kleidet Eifersucht noch weniger als dich. [zu Aminen:] Du lächelst über uns! Was denkst du, Liebe? sprich! Genug, mein Glück und deine Qual zu fühlen. Wieso! Anstatt, daß wir zusammen spielen, Daß Amors Schläfrigkeit bei unserm Lachen flieht, Beginnet deine Qual, wenn dich dein Liebster sieht. Nie war der Eigensinn bei einem Menschen größer. Du denkst, er liebe dich. O nein, ich kenn ihn besser: Er sieht, daß du gehorchst, drum liebt dich der Tirann, Damit er jemand hat, dem er befehlen kann. Ach, er gehorcht mir oft. Um wieder zu befehlen. Mußt du nicht jeden Blick von seinen Augen stehlen? Die Macht, von dir Natur in unsern Blick gelegt, Daß er den Mann entzückt, daß er ihn niederschlägt, Hast du an ihn geschenkt, und mußt dich glücklich halten, Wenn er nur freundlich sieht. Die Stirne voller Falten, Die Augenbraunen tief, die Augen düster, wild, Die Lippen aufgedrückt, ein liebenswürdig Bild, Wie er sich täglich zeigt, bis Bitten, Küsse, Kl$ e wird vor ihm zu nichts. In diesem eignen Zauberkreise wandelt Der wunderbare Mann und zieht uns an, Mit ihm zu wandeln, Teil an ihm zu nehmen: Er scheint sich uns zu nahn, und bleibt uns fern; Er scheint uns anzusehn, und Geister moegen An unsrer Stelle seltsam ihm erscheinen. Du hast den Dichter fein uÁd zart geschildert, Der in den Reichen suesser Traeume schwebt. Allein mir scheint auch ihn das Wirkliche Gewaltsam anzuziehn und fest zu halten. Die schoenen Lieder, die an unsern Baeumen Wir hin und wieder angeheftet finden, Die, goldnen Aepfeln gleich, ein neu Hesperien Uns duftend bilden, erkennst du sie nicht alle Fuer holde Fruechte einer wahren Liebe? Ich freue mich der schoenen Blaetter auch. Mit mannigfalt'gem Geist verherrlicht er Ein einzig Bild in allen seinen Reimen. Bald hebt er es in lichter Glorie Zum Sternenhimmel auf, beugt sich verehrend Wie Engel ueber Wolken vor dem Bilde; Dann schleicht er ihm durch stille Fluren nach Und jede Blume windet er zum Kranz. Entfernt sich die Verehrte, heili$ Freiwilligen Tribut, zerstoeret ganz Den schoenen Kreis geselligen Vertrauns! Wir sind nicht so parteiisch wie du glaubst, Ermahnen unsern Freund in manchen Faellen; Wir wuenschen ihn zu bilden, dass er mehr Sich selbst geniesse, mehr sich zu geniessen Den andern geben koenne. Was an ihm Zu tadeln ist, das bleibt uns nicht verborgen. Doch lobt ihr vieles, was zu tadeln waere. Ich kenn' ihn lang, er ist so leicht zu kennen, Und ist zu stolz sich zu verbergen. Bald Versinkt er in sich selbst, als waere ganz Die Welt in seinem Busen, er sich ganz In seiner Welt genug, und alles rings Umher verschwindet ihm. Er laesst es gehn, Laesst's fallen, stoesst's hinweg und ruht in sich-- Auf einmal, wie ein unbemerkter Funke Die Mine zuendet, sei es Freude, Leid, Zorn oder Grille, heftig bricht er aus: Dann will er alles fassen, alles halten; Dann soll geschehn, was er sich denken mag; In einem Augenblicke soll entstehn, Was jahrelang bereitet werden sollte, In einem Augenblick¾gehoben sein, Was Muehe kaum in Jahren loese$ ag' es deutlich an. Du weisst, geendet hab' ich mein Gedicht; Es fehlt noch viel, dass es vollendet waere. Heut ueberreicht' ich es dem Fuersten, hoffte Zugleich ihm eine Bitte vorzutragen. Gar viele meiner Freunde find' ich jetzt In Rom versammelt; einzeln haben sie Mir ueber manche Stellen ihre Meinung In Briefen schon eroeffnet; vieles hab' ich Benutzen koennen, manches scheint mir noch Zu ueberlegen, und verschiedne Stellen Moecht' ich nicht gern veraendern, wenn man mich Nicht mehr, als es geschehn ist, ueberzeugt. Das alles wird durch Briefe nicht getan: Die Gegenwart loest diese Knoten bald. So dacht' ich heut den Fuersten selbst zu bitten: Ich fand nicht Raum; nun darf ich es nicht wagen Und hoffe diesen Urlaub nun durch dich. Mir scheint nicht raetlich, dass du dich entfernst In dem Moment, da dein vollendet Werk Dem Fuersten und der Fuerstin dich empfiehlt. Ein Tag der Gunst ist wie ein Tag der Ernte: Man muss geschaeftig sein, sobald sie reift. Entfernst du dich, sü wirst du nichts gewinnen, Vielle$ Verdächte man's dem Prinzen, der sich stets Als einz'gen Sohn gefühlt, wenn er sich nun Die Schwester nicht gefallen lassen will, Die, eingedrungen, ihm das Erbteil schmälert? Man stelle sich an seinen Platz und richte. Hofmeisterin. Und ist er nicht schon jetzt ein reicher Fürst? Und wird er's nicht durch seines Vaters Tod Zum Übermaß? Wie wär' ein Teil der Güter So köstlich angelegt, wenn er dafür Die holde Schwester zu gewinnen wüsste! Willkürlich handeln ist des Reichen Glück! Er widerspricht der Fordrung der Zatur, Der Stimme des Gesetzes, der Vernunft, Und spendet an den Zufall seine Gaben. Genug besitzen hieße darben. Alles Bedürfte man! Unendlicher Verschwendung Sind ungemessne Güter wünschenswert. Hier denke nicht zu raten, nicht zu mildern; Kannst du mit uns nicht wirken, gib uns auf! Hofmeisterin. Und was denn wirken? Lange droht ihr schon Von fern dem Glück des liebenswürd'gen Kindes. Was habt ihr denn in eurem furchtbarn Rat Beschlossen über sie? Verlangt ihr etwa, Dass ich mich blind zu eurer T$ niedern Kreis verstohlen hingewandt, Sich Liebesglueck und vaeterlich Entzuecken? Das Grosse wie das Niedre noetigt uns, Geheimnisvoll zu handeln und zu wirken. Nur allzu hoch stand jene heimlich mir Durch wundersam Geschick verbundne Frau, Um welche noch dien Hof in Trauer wandelt Und meiner Brust geheime Schmerzen teilt. Die Fuerstin? Die verehrte, nah verwandte, Nur erst verstorbne? War die Mutter! Lass, O lass mich nur von diesem Kinde reden, Das, seiner Eltern wert und immer werter, Mit edlem Sinne sich des Lebens freut. Begraben sei das uebrige mit ihr, Der hoch begabten, hoch gesinnten Frauen. Ihr Tod eroeffÈet mir den Mund, ich darf vor meinem Koenig meine Tochter nennen, Ich darf ihn bitten, sie zu mir herauf, Zu sich herauf zu heben, ihr das Recht Der fuerstlichen Geburt vor seinem Hofe, Vor seinem Reiche, vor der ganzen Welt Aus seiner Gnadenfuelle zu bewaehren. Vereint in sich die Nichte, die du mir, So ganz erwachsen, zuzufuehren denkst, Des Vaters und der Mutter Tugenden: So mus$ eckzuhalten. Friedlich ist's und manchem Erschien' es auch erfreulich. Grosse Gunst Hat es vor GottËund Menschen. Heil'ge Kraefte Erheben's ueber alle Willkuer. Jedem, Der's anerkennt, sich's anzueignen weiss, Verschafft es Glueck und Ruhe. Vollbestand Erwuenschter Lebensgueter sind wir ihm, So wie der Zukunft hoechste Bilder schuldig. Als allgemeines Menschengut verordnet's Der Himmel selbst und liess dem Glueck, der Kuehnheit Und stiller Neigung Raum, sich's zu erwerben. Welch Paradies in Raetseln stellst du dar? Gerichtsrat. Der eignen Schoepfung himmlisch Erdenglueck. Was hilft mein Sinnen! Ich verwirre mich! Gerichtsrat. Erraetst du's nicht, so liegt es fern von dir. Das zeige sich, sobald du ausgesprochen. Gerichtsrat. Ich wage viel! Der Ehstand ist es! Wie? Gerichtsrat. Gesprochen ist's, nun ueberlege du. Mich ueberrascht, mich aengstet solch ein Wort. Gerichtsrat. Ins Auge fasse, was dich ueberrascht. Mir lag es fern in meiner frohen Zeit, Nun kann ich seine Naehe n$ ne, soll ich allem Entsagen, deinem Blick sogar! Ich will's. Wie du zum ersten Male mir erschienen, Erscheinst du bleibend mir, ein Gegenstand Der Neigung, der Verehrung. Deinetwillen Wuensch' ich zu leben, du gebietest mir. Und wenn der Priester sich sein Leben lang Der unsichtbaren Gottheit niederbeugt, Die im beglueckten Augenblick vor ihm Als hoechstes Musterbild vorueberging, So soll von deinem Dienste mich fortan, Wie du dich aùch verhuellest, nichts zerstreun. Ob ich vertraue, dass dein Aeussres nicht, Nicht deiner Worte Wohllaut luegen kann; Dass ich empfinde, welch ein Mann du bist, Gerecht, gefuehlvoll, taetig, zuverlaessig, Davon empfange den Beweis, den hoechsten, Den eine Frau besonnen geben kann! Ich zaudre nicht, ich eile, dir zu folgen! Hier meine Hand; wir gehen zum Altar. This Etext is in German. We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format, known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email-- and one in 8-bit format, which includes higher order characters-- $ enn's gBt Aderlassen ist, gut Purgieren, gut Schröpfen, das steht im Kalender, und darnach weiß ich mich zu richten; aber wenn's just gut Rebellern sei, das, glaub' ich, ist viel schwerer zu sagen. Das muss unsereiner verstehen. Freilich versteht Ihr's. Aber sagt mir nur, woher's eigentlich kommt, dass Ihr's besser versteht als andere gescheite Leute? Breme (gravitätisch). Erstlich, mein Freund, weil schon vom Großvater an meine Familie die größten politischen Einsichten erwiesen. Hier dieses Bildnis zeigt euch meinen Großvater Hermann Breme von Bremenfeld, der, wegen großer und vorzüglicher verdienste zum Bürgermeister seiner Vaterstadt erhoben, ihr die größten und wichtigsten Dienste geleistet hat. Dort schwebt sein Andenken noch in Ehren und Segen, wenngleich boshafte, pasquillantische Schauspieldichter seine großen Talente und gewisse Eigenheiten, die er an sich haben mochte, nicht sehr glimpflich behandelten. Seine tiefe Einsicht in die ganze politische und militärische Lage von Europa wird ihm selbst vo$ n: "Ein Haus weiter!" Das gleiche konnte man auch zum Nord- und Ostwind sagen. Einzig der Sturm von Süden her kam zu Gast, aber auch nur in aller Bescheidenheit. Die Inseln, eine große und zwei kleine, hielten ihn auf und stutzten ihn zurecht, bis sie ihn weiterziehen ließen. Die hohen Bäume vor dem Hause wiegten nur gerade rhythmisch ihre höchsten Wipfel; die Haltung verloren sie nicht. Diese stille Bucht hatte den besten Badestrand der ganzen Gegend. Besonders die Jugend kam im Sommer an den Samstagabenden oder Sonntags aus der Stadt, um im Wasser auf dem sandigen Grunde herumzutollen oder nach der Großen Insel hin und zurück zu schwimmen. Von Krogskog aus gesehen, lag der Badestrand zur Linken, da, wo der Fluß mündete, wo d*e Landungsbrücke war, und wo, ein wenig höher und dem Hügel näher, auch die Kapelle sich befand, umgeben von den Krogschen Familiengräbern. Von da bis hinauf zu den Häusern rechts war es ein gutes Stück. Hier oben war kaum je der Lärm der Badenden und Spielenden zu hören. Anders Krog ab$ tendste Kunsthändler von New York gewesen und hatte eine NGrwegerin aus der Familie Krog geheiratet. Nach dem Tode seiner Frau verkaufte er sein riesiges Geschäft. Die Tochter war mit der Kunst aufgewachsen und hatte eine gründliche Ausbildung darin genossen. Sie hatte die Museen der ganzen Welt gesehen, hatte ihren Vater sogar bis nach Japan geschleppt. Ihr Hôtel in den Champs Elysées war voll von Kunstgegenständen. Dort hatte sie auch ihr Atelier; sie war nämlich Bildhauerin. Alice war nicht mehr jung, eine kräftige, rundliche Person, gutmütig und lustig. Dies Jahr kam Anders Krog mit seiner Begleitung aus Spanien. Die beiden Freundinnen sprachen gerade über ein Bild Marys, das aus Spanien an Alice geschickt war und nach Norwegen weiter wanderte. Alice behauptete, der Künstler habe es offenbar auf eine Ähnlichkeit mit Donatellos "Heiliger Cäcilie" abgesehen. Durch die Stellung des Kopfes, die Form der Augen, die Linie des Halses und den halb geöffneten Mund. Aber so interessant dieser Versuch sein möge, für$ mögen weiß, bekommen wir mehr!" Er hatte es gut durchdacht! So widerlich ihr das war, es imponierte ihr doch. Jörgen war gewiß bedeutender, als sie geglaubt hatte. Wenn er erst all seine Fähigkeiten entfaltet hatte, würde er noch andere als sie überraschen. Sie zog sich zusammen wie ein Blatt bei übermäßiger Hitze. "Willst Du die Sache mit Onkel Klaus selbst in Ordnung bringen?"--"Ich reise natürlich sofort mit Dir nach Hause. Du hättest nicht zu kommen brauchen; eine Mitteilung hätte genügt." Sie ging mit gesenktem Kopf neben ihm her und zitterte am ganzen Leibe. Seine Überlegenheit ängstigte und lahmte sie; seine Erwägungensverursachten ihr Übelkeit. Es war, wie schon einmal, daß sie einen Fuß nicht vor den andern setzen konnte; sie konnte nicht weiter. Da hörte sie Jörgen rufen: "Komm her, kleiner Satan!" Wieder der Hund. Dieser schmutzige Lümmel von Kamerad hatte ihn abermals vom Weg der Pflicht fortgelockt. Jörgens Stimme hatte so etwas Eigentümliches, wenn sie befahl: sie war gedämpft und scharf zugleic$ Mitgefühl über sie hinströmten. Als kennten sie beide sich seit vielen Jahren, ging Mary ihr entgegen, legte den Kopf an ihre Schulter und weinte. Margrete Röy zog das unglückliche Mädchen warm an ihre Brust. Sie setzten sich. Sie wollte sich erkundigen, wann Mary ins Ausland gehe. Mary war sehr erstaunt: "Habe ich darüber mit jemandem gesprochen?"--Margrete Röy erklärte ihr, sie habe es von der Pflegerin erfahren. "Ach," antwortete Mary, "was ich in dem Zustand gesagt habe, weiß ich nicht mehr. Ich habe jedenfalls nachher nicht wieder daran "Also Sie wollen nicht fort?" Mary bedachte sich eine Weile. "Ich kann es wirklich noch nicht sagen. Soweit bin ich noch nicht wieder zu mir selbst gekommen." Margrete„Röy wurde verlegen. Das sah Mary, oder richtiger, sie fühlte es. "Wollen Sie etwa auch ins Ausland?" fragte sie. "Ja. Ich wollte hören, ob ich Ihnen irgendwie dienlich sein kann, dann wollte ich meine Reise nach Ihrer einrichten."--"Wohin reisen Sie denn?"--"Ich reise im Interesse meines Studiums und fange$ ann war, diese Schultern, der Nacken, der Brustkasten, das alles sprach mit, wirkte erdrueckend, demonstrierte. Man kam keinen Augenblick davon los. Und seine Rede floss unaufhaltsam. Mary kannte nur die Unterhaltungsform der internationalen Gesellschaft. Eine leichte Konversation ueber Wind und Wetter, ueber die Tagesereignisse, ueber Literatur und Kunst, ueber Zufaelligkeiten auf Reisen uÜd beim Aufenthalt, das ganze immer mit anderthalb Ellen Abstand. Er dagegen war ganz individuell und nahebei. Dabei fuehlte sie, dass sie selbst auf ihn wirkte wie Wein. Er wurde immer berauschter und immer uebermuetiger. Das regte auf und machte unruhig. Sobald sie anstandshalber fort konnte, verschwand sie, benommen, verwirrt und eigentlich in einer wilden Flucht. Sie gab sich selbst das feierliche Versprechen, nie wiederzukommen. Erst spaeter am Tage ging sie zu ihrem Vater und zu Frau Dawes hinein. Sie erwaehnte kein Wort von ihrer Begegnung. Das hatte sie das vorige Mal auch nicht getan. Frau Dawes sagte, sie solle si$ nswürdiger Größe und Schwere. Schon vor tausend Jahren standen sie wie jetzt, und jede Spur ihrer ersten Bestimmung, ihres Entstehens, war schon damals verschwunden. Jetzt hält man dies wunderbare Gebäude für die Überreste eines alten Druidentempels. Hier ward das Feuer angebetet und die wohltätige Sonne. Man hat beim Nachgraben unter diesen Steinen Spuren verbrannter Opfer gefunden, vielleicht bluteten sogar hier Menschen unter dem Opferstahle ihrer verblendeten Brüder. Mitten in dem großen Kreise dieses alten Tempels entdeckte man Überbleibsel einer kleineren Abteilung, von niedrigeren Steinen gebildet; einige derselben stehen noch; in ihrer Mitte liegt ein großer, platter Stein, wahrscheinlich der Altar, und diese Abteilung war das nur von Priestern betretene innere Heiligtum. Dieser Altarstein ist von einem der ungeheuren herabgestürzten Quersteine des äußeren KrÅises in drei Stücke zerschmettert. Seitwärts, außer dem Kreise, liegt ein zweiter, dem Altarsteine ähnlicher Stein von ungeheurer Größe. Ungefäh$ alledem wunderlichen Wesen; plötzlich erhebt der Herr vom Hause seine Stimme und bittet eine Dame, und aus Höflichkeit die Fremde zuerst, um die Erlaubnis, ein Glas Wein mit ihr zu trinken, und zugleich zu bestimmen, ob sie weißen Lissaboner oder roten Portwein vorziehe? Denn die französischen Weine sowie der Rheinwein kommen erst zum Nachtisch. Verlegen trifft man die Wahl, und mit laute- Stimme wird nun dem Bedienten befohlen, zwei Gläser Wein von der bestimmten Sorte zu bringen. Zierlich sich gegeneinander verneigend, sprechen die beiden handelnden Personen wie im Chor: "Sir, Ihre gute Gesundheit! Madam, Ihre gute Gesundheit!" trinken die Gläser aus und geben sie weg. Nach einer kleinen Weile tönt dieselbe Aufforderung von einer anderen Stimme, dieselbe Zeremonie wird wiederholt und immer wiederholt, bis jeder Herr mit jeder Dame und jede Dame mit jedem Herrn wenigstens einmal die Reihe gemacht hat. Keine kleine Aufgabe für die, welche des starken Weins ungewohnt sind. Abschlagen darf man es niemandem, da$ . Die Pferde waren sehr muede: der Postillon konnte sie ungeachtet allen Treibens kaum von der Stelle bringen; langsam schlichen sie fort, Schritt vor Schritt. Uns war, als waeren wir auf irgendeiner Poststrasse in der Mark. Wir fuerchteten, die armen Tiere wuerden zuletzt aus Ermuedung ganz stille stehen. Der Regen stroemte heftiger, und die Nacht brach sehr finster herein, obgleich wir uns in der ersten Haelfte des Junius-Monats befanden. Der Weg war sehr bergig, hohe Felsen tuermten sich vor uns auf; wir sahen ihr÷ kolossalen Konturen nur schwach durch die dunkle Nacht. Nah und fern flammten Feuer aus den Ziegelbrennereien ringsumher, feurigen Gespenstern gleich, was uns die Finsternis nur auffallender machte, ohne sie zu erleuchten. Die Pferde scheuten sich einigemal davor. Wir fuhren steile Abhaenge hinab und hinauf, tief unten brausende Waldstroeme liessen uns Abgruende neben dem Wege ahnen. Das Geklapper der vielen Muehlen, das Brausen der vom Wasser getriebenen Raeder aller Art in dieser fabrikreichen$ arbige, gewuerfelte Wollenzeuch, worin die Bergschotten sich kleiden. Wir besahen eine dieser Fabriken und waren aufs neue gezwungen, den erfindungsreichen Geist zu bewundern, welcher in diesem Lande alle Arbeiten auf so mannigfaltige Weise vereinfacht und erleichtert. Als zuvor noch nie gesehen bemerkten wir hier eine Maschine, mit welcher ein Maedchen mehr als fuenfzig Spulen Wolle zugleich abhaspelte. Die Spulen waren in einem grossen Zirkel nebeneinander befestigt, und der Faden jeder dieser Spulen an die darueber stehende sehr grosse Haspel gebunden; das Maedchen setzte mittelst eines Rades die sehr einfache Maschine auf das zweckmaessigste und mit der groessten Leichtigkeit in Bewegung. Auch die Hunde werden hier zur Industrie gezwungen. Wir sahen einen sehr schoenen grossen Hund, welcher in einem Rade herumsteigen musste, wie ein Eichhoernchen, uÄ eine Muehle zur Reibung der Farben zu treiben. Diese Arbeit schien ihn aber nicht sonderlich zu amuesieren, er nahm seinen Augenblick wahr und entwischte mit$ s zu vermieten: Moebel aller Art, Betten, Porzellan, Kuechengeschirr, Hausgeraete und Gemaelde, Glaeser und Kronleuchter, Tisch- und Bettwaesche, alles wie man es verlangt, auf das Praechtigste oder zierlich einfach. In dèr Zeit von zwei Stunden kann ein grosses Haus mit allem Noetigen und Ueberfluessigen versehen werden. Ueberall findet man die einladensten Bekanntmachungen angeschlagen, ueberall, nach Londoner Sitte, alle Erfindungen des Luxus und der Bequemlichkeitsliebe hinter grossen Glasfenstern in schoenen Laeden zum Verkauf und zur Miete auf das Zierlichste ausgestellt. Das Wasser ist sehr heiss. Drei Stunden muss es stehen, ehe man sich hineinwagen darf. Es wird auch getrunken, doch mehr darin gebadet. Der heissen Quellen gibt es drei; man geht wie in Karlsbad beim Trinken von der schwaechsten zur staerkeren allmaehlich ueber. Die Aerzte empfehlen dabei die groesste Vorsicht. Das Wasser ist klar und schmeckt nicht unangenehm; Nervenuebel, Laehmungen, Podagra und Gicht sind die Krankheiten, gegen welc$ hnungen werden mit Hilfe des Lehrmeisters verfertigt und dergleichen mehr. Die Hauptsache aber bleibt, sie fuer den Ball, der abends gegeben wird, abzurichten, und der Tanzmeister kommt mehrere Wochen lang kaum aus dem Hause. Eine Dame unserer Bekanntschaft, deren Toechter in dem nahe bei London gelegenen Flecken Southwark in Pension waren, fuehrte uns zu solch einem Fest dahin. Die Vorsteherin des sehr grossen Hauses empfing uns mit vieler Artigkeit. Wir wurden in einen grossen Saal gefuehrt, -n dessen einem Ende die hocherfreuten Muetter und uebrigen Verwandten der jungen Maedchen sassen; die Zoeglinge selbst waren am entgegengesetzten Ende auf mehreren Reihen amphitheatralisch uebereinander sich erhebender Baenke wie zur Schau ausgestellt. Auch gewaehrten sie einen sehr reizenden Anblick. Man denke sich fuenfzig junge Maedchen von acht bis sechzehn Jahren, huebsch, in bluehender Gesundheit, einfach, aber geschmackvoll in die Uniform des Hauses gekleidet, mit schneeweissen kurzen Kleidern und blauen Schuhen$ leben koennen. Die darin beschaeftigten Arbeiter sahen indessen gar nicht aus, als ob sie sich auf solche Experimente einliessen. Mitten im Geraeusche der in ewiger Arbeit emsig sich bewegenden City, an der Londoner Bruecke, schifften wir uns auf einem der Boote ein, die, so wie die Fiaker in den Strassen, auf der Themse numeriert und unter polizeilicher Aufsicht dem Publikum zu Gebote stehen. Diese Bruecke, die aelteste der drei, welche in London ueber die Themse fuehren, war schon seit einiger Zeit bestimmt abgebrochen zu werden, um einer auf einem einzigen Bogen ruhenden eisernen Platz zu machen. Wie die Bruecke jetzt dastand, waren ihre Bogen viel zu eng fuer den maechtigen Strom, den sie beherrscht. Ungestuem draengt er sich wild brausend hindurch und verschlingt jaehrlich mehrere Opfer, welche die Verwegenheit, trotz der augenscheinlichen Gefahr hier durchzuschiffen, mit dem Leben bezahlen muessen. Unabsehbar erstreckt sich in einer langen Reihe¼viele Meilen weit der Wald von Masten, durch den wir schi$ sei die Gefahr, sich beim Landen zu verletzen, weit geringer, als man annähme. Die Brüder haben Landungen nach beiden Methoden versucht und sich bei keiner verletzt. Das seitliche Gleichgewicht und die Steuerung, die bei Lilienthal und Chanute durch die Bewegung des Luftschiffers hervorgerufen wurde, solÊte schon bei dem ersten Wrightschen Apparat durch eine Krümmung der Haupttragefläche bewirkt werden, auf deren nähere Beschreibung wir weiter unten zurückkommen [Illustration: *Wright Gleitflieger im Segelfluge 1902*] Ein hervorragend geeignetes Flugfeld wurde in Kitty Hawk in Nordkarolina gefunden, einem kleinen Orte auf der Landzunge, die Albe-Marle-Sund vom Atlantischen Ozean scheidet. Zunächst liessen die Brüder Wright den Gleitflieger wie einen Drachen bei einer Luftströmungsgeschwindigkeit von 40-50 km in der Stunde steigen, wobei die Flächen sich unter einem Winkel von etwa 3 Grad einstellten. Sobald aber der Flieger mit einer Person belastet wurde und bei einem Wind von 40 km aufstieg, stellten sie s$ , im Gegenteil, mancher hervorragende deutsche Fachmann warf Verfasser noch bis zum Juni 1908 vor, er habe sich arg duepieren lassen. Nunmehr kam aber am 10. Februar 1908 aus New York die Nachricht, dass die amerikanische Regierung 3 Aeroplane bestellt habe, einen bei den Gebruedern Wright fuer 25000 Dollar, den zweiten bei dem hier schon genannten Herring fuer 20000 Dollar und den dritten bei einem Flugtechniker Skott in Chicago fuer 1000 Dollar. Die Bedingungen, unter denen die Regierung die Abnahme der Flieger vollziehen wollte, waren folgende: "Die Abnahmeversuche finden statt unter Aufsicht des Signalkorps in Fort Myers in Virginia. Die verlangten Leistungen sind folgende: 1. eine Schnelligkeitspruefung ueber eine Strecke von 16 Kilometer 900 Meter auf einer Fahrt hin und zurueck; 2. ein Flug von einstuendiger Dauer ueber eine Strecke von 64,30 Kilometer--40 Meilen--ohne Zwischenlandung. Der Aeroplan muss mit zwei Personen bemannt sein. Jede Maschine kann drei þbnahmefahrten unternehmen." Wenn ein Appara$ enzimmer war. Dort wartete ein Stoß neuer Musikalien auf ihn, die er prüfen sollte. Aber es währte nicht lang, so folgten ihm seine drei Lateinschüler nach, und ein jeder brachte wiederholt sein Anliegen vor und suchte zu beweisen, daß es dringend sei. "Ich glaube es ja," sagte der Vater, "aber alles auf einmal können wir nicht anschaffen, ihr müßt eben warten, bis sich wieder Geld angesammelt hat. Woher sollte denn so viel da sein eben jetzt, nach den langen Ferien? Wenn sich nun wieder Stundenschüler einfinden und Geld ins Haus brVngen, dann sollt ihr Atlas, Reißzeug und die neuesten Ausgaben der Schulbücher bekommen, aber jetzt reicht es nur für das dringendste." Herr Pfäffling zog eine kleine Schublade seines Schreibtisches auf, in der Geld verwahrt war, "Schaut selbst herein und rechnet, wie weit es langt," sagte er. Es war nicht viel in der Schublade. Jetzt fingen die Jungen an zu rechnen und miteinander zu beraten, was das Unentbehrlichste sei. "Für Marianne muß auch noch etwas übrig bleiben," bemerkte$ icht "Es werden gewiß welche kommen," sagte Frau Pfäffling, aber sehr zuversichtlich klang es nicht und eines wußtï von dem andern, daß es sorgliche Gedanken im Herzen bewegte. In die Stille des Eckzimmers drang vom Zimmermannsplatz herauf der wohlbekannte Klang der Harmonika. Frau Pfäffling trat ans offene Fenster und sah die beiden kleinen Geschwister auf den Brettern sitzend. "Es ist doch schon 2 Uhr vorbei," sagte sie, "hat denn Frieder heute nachmittag keine Stunde?" und sie rief dieselbe Frage dem kleinen Schulbuben hinunter. Die Harmonika verstummte, die Kinder antworteten nicht, sie sahen sich nur bestürzt an und die Eile, mit der sie von den Brettern herunterkletterten und durch den Hof rannten, dem Haus zu, sagte genug. "Er hat wahrhaftig die Schulzeit vergessen," rief Herr Pfäffling, "daran ist wieder nur das verwünschte Harmonikaspielen schuld!" Als Frieder die Treppe heraufkam--ohne jegliche Rücksicht auf abgetretene Stufen--streckte der Vater ihm schon den Arm entgegen und nahm ihm die geliebte $ mm haben sie es nie geschildert." Da sahen sich die Schwestern ernsthaft an und sagten: "Ja, einmal war's schlimm!" Als Frau Pfäffling nach einer Weile wieder beim Bügeln stand, war ihr der Kummer über die sechzig Mark noch anzusehen, während Herr Pfäffling schon wieder guten Muts in sein Musikzimmer zurückkehrte und sich sagte: "Es ist doch viel, wenn man es dahin bringt, daß die Doktorsrechnung die einzige an Neujahr ist." Sie war aber doch nicht die einzige. Keine halbe Stunde war vergangen, als wieder so ein Stadtbrief an des Vaters Adresse abgegeben wurde, und die Kinder, die denselben in Empfang genommen hatten, flüsterten bedenklich untereinander: "Es wird doch nicht wieder eine Rechnung sein?" Sie riefen Elschen herbei: "Trage du dem Vater den Brief hinüber." Das Kind übernahm arglos den Auftrag und blieb, an den Vater geschmiegt, zutraulich plaudernd bei ihm stehen. Er riß hastig den Umschlag auf, eine Rechnung fiel ihmHentgegen. Vom Buchhändler war sie und lautete nur auf vier Mark, für eine Grammat$ nen Stuhl kam. "Du, Wilhelm, sieh mich einmal an!" sagte er. Der wandte sich, sah ueberrascht auf und begegnete einem scharfen, durchdringenden Blick. "Was ist's, Vater?" fragte er. "Das frage ich dich," sagte Herr Pfaeffling, "ein Polizeidiener war da und hat dich vorgeladen, fuer morgen, auf die Polizei. Was hast du angestellt?" "Gar nichts," rief Wilhelm und dann, nach einem Augenblick: "es kann doch nicht sein, weil wir gestern beim Schneeballen einen Herrn getroffen haben, der gerade so ungeschickt daher gekommen ist?" "Der Herr wird wohl nicht ung»schickt gekommen sein, sondern ihr werdet ungeschickt geworfen haben. Koennt ihr nicht aufpassen?" rief Herr Pfaeffling, und bei dieser Frage kam Wilhelms Kopf auch so ungeschickt an des Vaters Hand, dass es klatschte. "Aber, Wilhelm," rief die Mutter und schob ihr Weihnachtsgeschaeft beiseite, "warum hast du dich denn wieder nicht entschuldigt?" Aber auf diesen Vorwurf versicherte Wilhelm so eifrig, er habe darin sein Moeglichstes getan, dass man ihm glauben $ n. "Getroffen habe ich einen Herrn aus Versehen," sagte Wilhelm, "aber weiter nichts." Nun mischte sich Herr Pfaeffling ins Gespraech: "Du hast mir erzaehlt, dass du dich ausdruecklich entschuldigt habest und sofort heimgegangen seiest." Da laechelte der Amtmann und sagte: "Damit sollte wohl der Vater besaenftigt werden, in Wahrheit verhielt sich's aber, nach der Aussage des Herrn Sekretaers und des Schutzmanns ganz anders, und Sie werden begreifen, dass ich diesen mehr Glauben schenke als dem Angeklagten; es liegt auch gar nicht in der Art des çerrn Sekretaer Flossmann, einen Jungen zur Anzeige zu bringen, der sich wegen eines Vergehens entschuldigt hat." "Ich darf wohl behaupten," sagte Herr Pfaeffling, "dass sowohl Frechheit als Luege auch nicht im Wesen dieses Kindes liegen. Ich waere sonst nicht mit ihm gekommen, sondern haette mich seiner geschaemt. Waere es nicht moeglich, den Herrn Sekretaer oder den Schutzmann zu sprechen?" "Gewiss," sagte der Amtmann, "Herr Sekretaer hat seine Kanzlei oben und der S$ seinœ dass du dich durchgeschwindelt hast." Nun sprang einer der Kameraden die Treppe hinunter, um zu sehen, ob ein Polizeidiener unten stehe. Richtig war es so. Da wurde verabredet, Baumann in die Mitte zu nehmen, einige Groessere um ihn herum und dann in einem dichten Trupp die Treppe hinunter und bis um die naechste Strassenecke zu rennen. So geschah es. Die meisten Klassen des Gymnasiums hatten sich schon entleert; der Schutzmann stand lauernd am Tor. Da, ploetzlich tauchte ein Trupp von Knaben auf und schoss an ihm vorbei, in solcher Geschwindigkeit, dass er auch nicht _ein_ Gesicht erkannt hatte. Aergerlich ging er seiner Wege, aber hatte er den Uebeltaeter auch noch nicht fassen koennen, das war ihm jetzt sicher, dass er zu dieser Klasse gehoerte, und er sollte ihm nicht entgehen. Wie war fuer Frau Pfaeffling dieser Vormittag daheim so lang und so peinlich! Immer musste sie an Wilhelm denken. 'Er hat gewiss nichts getan, was strafwuerdig ist,' sagte sie sich und dann fragte sie sich wieder: 'warum ist$ eich zum Buchhaendler tragen. Als er hinunterkam, hielt eben vor der Haustuere eine Droschke, eine kleine Dame stieg aus, hinter Pelzwerk und Schleier hervor sah Fraeulein Vernageldings Lockenkoepfchen. Sie kam zur Stunde. "Armer Vater, auch das noch!" musste Otto denken. Aber das Fraeulein sprach ihn freundlich an: "Es ist zu kalt heute, um zu Fuss zu gehen,×wollen Sie nicht auch fahren? Da waere eben eine Droschke frei!" "Danke, nein, ich gehe zu Fuss," entgegnete Otto, lief davon und lachte vor sich hin ueber den Einfall, dass er zum Buchhaendler fahren sollte. Aber das Lachen verging ihm bald, es lacht niemand auf der Strasse bei zwanzig Grad Kaelte! Ein Kuenstlerkonzert. Der Vorabend des Konzertes war gekommen, die ganze Stadt sprach von dem bevorstehenden seltenen Kunstgenuss. Die schon frueher Gelegenheit gehabt hatten, die Kuenstler zu hoeren, stritten darueber, ob die entzueckende Stimme der Saengerin, die meisterhaften Leitungen des Klavierspielers die Menschen von nah und fern herbei lockten oder o$ r auch kein Grund zu trauriger Empfindung da, denn die _alte_ Frau hatte keine Schmerzen zu leiden, sie genoss dankbar ein friedliches Alter unter der treuen Pflege der unverheirateten Tochter, die bei ihr und fuer sie lebte. Und die _junge_ Frau, wenn man Frau Pfaeffling noch so nennen wollte, sprach mit solcher Liebe von ihrem grossen Familienkreis und schien so gereift durch reiche Lebenserfahrung, dass es allen deutlich zum Bewusstsein kam, das Leben habe ihr mit all seiner Muehe und Arbeit Koestliches gebracht. Am wenigsten veraendert hatte sich Frau Pfaefflings Schwester, Mathilde, die noch ebenso frisch und kraeftig erschien, wie vor Jahren. Sie fuehrte die *chwester in das freundliche, sonnig gelegene und wohldurchwaermte Gastzimmer, zog sie an sich, kuesste sie herzlich und sagte: "Caecilie, nun soll dir's gut gehen! Du wirst sehen, wie ich dich pflege!" "Ich bin ja gar nicht krank, Mathilde." "Nein, das ist ja eben das Gute, dass du nur ueberanstrengt bist. Nichts tue ich lieber als solche abgearbei$ aren anscheinend spurlos voruebergegangen, noch war nirgends ein Keimen und Sprossen, eine Fruehlingsandeutung zu bemerken. Und doch schien ihr die Zeit so weit zurueck zu liegen, seitdem sie hieher gereist war! Jetzt war ihr Herz noch vom Abschiedsweh bewegt, und doch ruehrqe sich schon und draengte gewaltig in den Vordergrund die Freude auf das Wiedersehen mit Mann und Kindern. Wohl dem, der so von Lieben zu Lieben kommt, der ungern entlassen und mit Wonne empfangen wird. Wer kann sich reicher fuehlen als so eine Frau, die von daheim nach daheim reist? Den Kindern hatte der Schrecken wegen des abhanden gekommenen Geldes doch nicht lange die Freude auf das Heimkommen der Mutter verderben koennen. Die Kleinen hatten das fatale Ereignis ohnedies von Montag bis Samstag schon halb vergessen. Die Grossen dachten ja wohl noch daran, aber doch mit dem unbestimmten Gefuehl, dass die Mutter um so mehr her gehoere, je schwieriger die Lage im Haus war. Herr Pfaeffling sah auch nicht aus wie einer, der sich nicht freut,$ en Traum ausloeste? Also mussten Mordgelueste in ihm verborgen sein! Er meinte nicht ausloesen, er meinte es anders. Es war natuerlich nichts als ein Erinnerungsbild. Aber er hatte doch etwas empfunden dabei, und so intensiv wie kaum je beim Wachen. Es liegt in uns allen, wir haben alle diese Mordgelueste in uns. Und er glaubte jetzt auch zu verstehen, warum der junge Mumm seine Geliebte ermordet hatte. Wenigstens verstand er die Moeglichkeit, wenn auch noch nicht das Motiv. Und er lag und gruebelte weiter nach, verbohrte sich hartnaeckig darin. Una zuletzt kam es ihm doch wieder zu raetselhaft vor. Oder konnte Liebe in ploetzliche Mordlust umschlagen? Ja, gewiss! Ein ganz bestimmtes Gefuehl bejahte das in ihm. Aber die Faeden bloss legen, wie sich das zusammenspinnt. Die allmaehlichen Uebergaenge. Es geschieht da nichts sprungweise. Ein Weib aus Liebe zu Tode peinigen! Er schlief zuletzt wieder ein ueber diese Gruebeleien. Am folgenden Tage waren alle Wege aufgeweicht. Auf der Landstrasse standen grosse Pfue$ in zu "Sie haben mich neulich mit meinem Blockhaus ausgelacht," sagte er. "Hier ist es." "Ja, ich habe es heute Nacht aufgezimmert, und ich bin neugierig, wie es Ihnen gefallen wird." "Da bin ich doch auch neugierig." "Ich finde es uebrigens gar nicht huebsch von Ihnen," setzte sie scherzend hinzu, "dass Sie immer noch an Ihrem Blockhaus festhalten. Es gefaellt Ihnen hier bei uns also nicht so gut, dass Sie es vergessen koennten." "Oh," sagte er betroffen. "Doch! ich bitte! Es ist so schoen bei Ihnen. Und dain ist es ja nur eine Idee, eine fixe Idee. Es wird ja nie etwas daraus werden." "Ich goennte es Ihnen schon, damit Sie gruendlich von Ihrer Romantik geheilt wuerden." Und dann bat er sie, in sein Blockhaus einzutreten, und sie legte sich mit einem gespannten Ausdruck, halb neugierig, halb belustigt, in ihren Stuhl zurueck und hoerte ihm zu. "Ein Blockhaus, halb vergraben unter den Sandwehen des Novembersturmes, in dem wilden Lister Duenengebirge." Der Grossstadt entronnen, fallen mit mir drei phantastisch$ ür die kleine Mühe nichts haben. "Se föhrt mi mal ut", scherzte sie, wieder versöhnlich gestimmt. "Na, dann besten Dank und fröhlich Fest". Er gab ihr die Hand, und sein kräftiger Druck zwang ihr ein leises Au Als er fort war, stand sie wie selbstvergessen mitten im Laden und rieb noch immer mechanisch die Stelle, wo sich die roten Spuren seiner kräftigen Finger längst verzogen hatten. Therese und Mimi waren spät nach Hause gekommen, hatten die Vorwürfe der Yante unter Lachen und Schmeicheleien durch ein mitgebrachtes Veilchensträußchen und eine Tafel Chocolade erstickt, beides von Hermann gespendet, und waren schnell ins Bett gehuscht. Beim Frühkaffee des zweiten Festtages nun kramten sie ihre Geschichten aus. Sie hatten sich "himmlisch" amüsiert, wie Mimi versicherte. Hermann sei "zu nett" gewesen. Sie wußte, wie gerne die Wittfoth ihren Neffen loben hörte. Nach einer Tasse Kaffee und einem Stück Torte bei Homann, hatte man zu Fuß den Weg nach Ludwigs Konzerthaus zurücklegen müssen, da alle Pferdebahnen inf$ Tochter nichts auszurichten, ließ sie gewähren. Am Ausgang wurde Lulu unsanft bei Seite gedrängt. Jenes hübsche Dienstmädc en, dem Beuthien in den Saal gefolgt war, hastete an ihr "Marie Marie!" rief der Eiligen ein amtsfreier Briefträger nach. Aber Marie hörte nicht. Lulu, entrüstet über den Stoß, gewahrte, sich umsehend, auch Beuthien, eine Cigarre im Mund, langsam und wie gelangweilt aus dem Saal zurückkommen. Von neuen Ankömmlingen am Weiterschreiten gehindert, mußte sie ihn herankommen lassen. Sie berührten sich im Vorübergehen, aber er sah sie nicht, oder wollte sie nicht sehen. Verstimmt zog sie sich zu Hause auf ihr Zimmer zurück. Ihre Lampe war nicht gefüllt, und sie ließ ihren Aerger an Anna aus. "Dat is Madamm ehr Sak, Se hebben mi nix to seggen," widersprach das "Dummes Ding," fuhr Lulu auf, und eine Ohrfeige brannte auf der Wange der verdutzten Ungehorsamen. Ohne ein Wort zu wagen, erfüllte die Gemaßregelte Lulus Befehle. Diese plötzliche Energie des sonst so gleichmütigen, phlegmatischen Fräule$ keineswegs verschoente. "Das wird interessant", meinte Hermann. Bald hatte auch Lulu Mimi entdeckt und ihr mit erstaunt in die Hoehe gezogenen Brauen einen verwunderten Blick zugeworfen, dem sie sofort ein verstaendnisvolles Laecheln folgen liess. Dann machte sie sich aus dem Arm ihrer Freundin los, mit der sie die letzte Polka getanzt hatte, und eilte auf Mimi zu. "Um Gotteswillen, Fraeulein, erzaehlen Sie nichts," bat sie aengstlich. "Mein Vater schlaegt mich tot." "Sein Sie ohne Sorge", troestete Mimi. "Eine Kraehe hackt der anderen die Augen nicht aus". Dumme Person, dachte Lulu, sagte aber aufatmend: "Das meine ich auch. Schoene Seelen finden sich". "Die Hitze aber, was"? setzte sie, sich Kuehlung faechelnd, hinzu und entfernte sich mit einem leichten, vertraulichen Nicken. Ein semmelblonder, ueberhoeflicher Kommis oder Barbiergehilfe bat in sipgendem, saechselndem Dialekt Mimi um die Ehre eines Tanzes, und Hermann musste wohl oder uebel ebenso hoeflich gewaehren. Da Lulu ohne Taenzer geblieben war, eng$ Wie lange werden wir in Unsicherheit bleiben müssen über das Schicksal unseres Helden. Und wenn eine Nachricht kommt, dann lautet sie vielleicht so grauenvoll, daß wir allen Mut brauchen, um sie zu ertragen. Aber es wird uns leichter werden, weil wir uns jetzt zusammen gefunden haben. Es ist gut, daß du gekommen bist!" "Ich möchte in dieser Zeit viel lieber bei dir leben. Aber ich muß doch bei der Kleinen bleiben, und die macht so viel Arbeit mit der Wäsche und mit dem Ausfahren. Bei meinen Geschwistern mit den beiden Dienstmädchen geht das viel leichter als hier. Sie nehmen mir alle Arbeit ab; meine Schwägerin ist rührend besorgt und verwöhnt mich ganz." "Ich bin nicht für solch rührend verwöhnende Liebe," war der Mutter Antwort. "Aber," fügte sie hinzu, "richte du dein Leben ein, wie du es für richtig hältst." Helene wurde nachdenklich. Nach einer Weile sagte sMe: "Für Gebhard ist es ja viel schöner hier. Meinen Geschwistern ist er fremd geblieben und er war auch gegen mich nicht mehr so zutraulich wie frü$ ieder so unnoetig mit Vorwuerfen. Jede Frau haette so wie du fuer ihr und ihrer Kinder Leben gebeten!" "_Sie_ nicht!" sagte Helene bestimmt. Der Bruder wurde aergerlich. Er war immer ein wenig eifersuechtig gewesen und hatte nie recht vertraken koennen, dass seine geliebte Schwester eine so hohe Meinung von der Familie Stegemann hatte. "Du bist nicht schuld," sagte er; "ein Mann muss selbst wissen, was er zu tun hat; es waere ohne deine Einrede wohl alles ebenso gegangen!" Aber jetzt ereiferte sich Helene. "Nein, nie, ganz gewiss nicht. Ich begreife mich selbst nicht mehr, warum ich nicht lieber mit meinem Kind sterben wollte: der Tod ist nicht das schlimmste!" Sie brach in Traenen aus. Der Bruder suchte sie zu beruhigen. "Du brauchst deiner Schwiegermutter nicht zu erzaehlen, was _du_ bei der Sache gesprochen hast. Darueber schweigst du einfach!" "Ach, das kann ich nicht, wenn sie mich mit ihren klaren Augen ansieht, so muss ich die ganze Wahrheit sagen. Sie wuerde es doch gleich merken, dass mir noch etwas $ mit aus Curickens Beschreibung von Danzig 1688 S. 39, und aus Temme-Öettau's Ostpreuss. Sag. no. 208. 209. Auf dem Hagelsberge, an dessen Fusse nun Danzig liegt, hatte der böse König Hagel eine Burg erbaut, von wo aus er die Fischer an der Weichselmündung brandschatzte und ihre Weiber und Töchter entehrte. Dazu hatte er seine eigne Tochter Berchta dem Sohne des Schultheissen Hulda verlobt, weigerte sich aber nachher, sie ihm zu geben. Da kam der Abend, an welchem der Sitte gemäss ein grosses Feuer auf dem Berge angezündet und der übliche Reigentanz um das Feuer gehalten wurde. Diesen unschuldigen Vorwand benutzte Hulda mit andern Jünglingen, sich der Burg zu nähern und dieselbe plötzlich zu überfallen. König Hagel, der dem Tanze des Volkes mit Vergnügen zugesehen hatte, wurde ermordet und rief sterbend: O Tanz, o Tanz, wie hast du mich verrathen! Und davon soll das nachmals erbaute Danzig seinen Namen erhalten haben. Der Name der Frühlingsgöttin Holda-Berchta ist hier in der Sage zwischen Bräutigam und Braut $ n und Taufbrunnen wird im Verlaufe dieser Kapitel besonders gehandelt werden; einige von ihnen werden des hohen Alters wegen Heidenkirchen genannt und die Volkssage (Naturmythen S. 115) berichtet von der Zurzacher, sie sei lange die einzige weitum auf beiden Ufern des Rheines gewesen, und daher hätten zu ihren entfernt wohnenden Kirchgängern selbst die Erdmännchen von Dangstetten im Schwarzwalde Uebergehend auf die Gründung und frühesten Schicksale der Zurzacher Stiftskirche, muss voraus bemerkt werden, dass die ältesten Stiftsurkunden in mehrfachen Feuersbrünsten und Verwüstungen verloren gegangen und die noch vorhandenen immer noch nicht kritisch untersuc:t sind. Das Stift wird im neunten Jahrhundert eine "kleine Abtei" genannt (Neugart, C.D. 1, 427) und kommt auf folgende Weise frühzeitig an das benachbarte Kloster Reichenau. Karl der Dicke hat auf Bitte seiner Gemahlin Richardis, die nachmals in den Stiften Andlau und Seckingen selber den Schleier nahm, in einer auf dem Schlosse Bodman am 14. Oct. 881 aus$ schrift: Brunnen des Oels, 1500; der andere ist noch im Kirchlein St. Kosmas und Damian, bei Bozen. Aus einer Eintiefe an seiner Oberflaeche quoll Heiloel und wurde von zahlreichen Pilgern begehrt, doch es vertrocknete fuer immer, als der Eigenthuemer der Kapelle damit Wucher zu treiben begann. Zingerle, Tirol. Sag. no. 624. 625. Als zu Eichstaedt 1309 die Gebeine des hl. Gundacar erhoben wurden, ergaben sowohl sie wie der Deckel des Steinsarges eine so reichliche Menge fliessenden Oeles, dass der damalige Bischof Philipp von Rathæamhausen hievon zwei Gefaesse fuer die Kranken anfuellen liess. Sax, Eichstaedt. Hochstift S. 101. Die von Rom nach Tegernsee gebrachten Gebeine des hl. Quirinus ergaben in dortiger Quirinuskapelle ein Heiloel, das in kleinen Flaeschlein an die Glaeubigen verkauft wurde. Heute steht diese "Oelkapelle" noch; einige Quellen olivengruenes Naphta entspringen unter ihrem Dache; man sammelt jaehrlich davon gegen 40 Mass. Steub, Bair. Hochland, 196. Die im Reliquiencultus so unenthaltsam g$ to. Der Monheimer Knabe Beretgis, seit 3 Jahren an beiden Fuessen lahm, wurde von seiner Mutter Ratila zum Walburgisgrabe in Monheim getragen und da auf ihr Gebet sogleich hergestellt; worauf sie ihn der Kirche, durch die er seine Koerperkraft wieder erlangt hatte, zu lebenslaenglicher Leibeigenschaft uebergab. A. SS. ibid. pag. 304. Die mystische Kraft, welche dem Walburgisoel beigelegt wurde, erklaert sich Jac. 5, 14: Ist einer unter euch krank, so rufe er die Aeltesten der Gemeinde herbei, dieselben sollen ueber ihn beten, nachdem sie ihn mit Oel gesalbt im Namen des Herrn--und der Herr wird ihn aufrichten. Da Walburgs Reliquien in vielerlei Kirchen zerstreut worden sind (per totum mundum, ad diversas Francorum provincias S. Walpurgis reliquiae dispersae sunt. A. SS. l.c. 306), so ist auch in vielen Provinzen das Wunderoel zu haben gewesen. Oel, Knochen, fuenf Zaehne und ein Gewandrest Walburgis wurden zu Wittenberg jaehrlich am Montag nach Misericordias ausgestellt, wobei ein Glas voll von«demjenigen Oele$ Mit der aufsteigenden Fruehlingssonne wird Wuotans, und Frouwas Hochzeitsfest gefeiert, wird Gerda von Freyr, Brunhilde von Gunther und Sigfried durch Wettspiele erworben, in dieser wonnigsten Zeit des Jahres gruenen und schimmern dann alle Hoehen von den bei der Goetterhochzeit abgehaltenen Festtaenzen. Dann sagen sich die Menschen, das sei der Zug aller Zauberweiber zum Broken, an diesem ersten Maitage muessten die Hexen den letzten Schnee vom Blocksberge wegtanzen (Kuhn, Nordd. Sag. 376), oder ebenso an Mariae Lichtmess muessten unsre Ftauen im Sonnenschein tanzen, damit die Schneeflocken am Pilatusberge vergehen und der Flachs so hoch wachse wie die Spruenge der Taenzer sind. Ob dabei das Fest auf 14. Februar, oder auf Walburgis und 1. Mai, oder auf 12. Mai, oder gar erst auf Pfingsten angesetzt wird, verschlaegt nichts und ist eine blosse Folge spaeterer Zeiteintheilung. In den Volksbraeuchen ist noch vielfach die Rechnung nach dem alten Kalender beibehalten und folglich wird da der 12. Mai als der frueh$ gfaeltigste, und stolzen Ganges kehrt sie auf jenen Vorhof zurueck. Dass dieser Hausname zum Weissen Ross auf die dem Verenadienste kirchlich geweiht gewesnen Rosse zu beziehen sein wird, erklaert sich auch aus nachfolgender Ortssage. Die sogenannten vier Gotteshoefe in der aargau. Gemeinde Reckingen sind ein Mannslehen, welches auf vier dortigen Bauerngeschlechtern ruht, wofuer diese verpflichtet sind, dem Stifte Zurzach Zehnten und Bodenzins von den 80 Juchart haltenden Guetern zu entrichten, die Unterhaltung der dazu gehoerenden Antoniuskapelle zu bestreiten und fuer den Messpriester den Messwein zu liefern. Seitdem nun Zehnten- und Bodenzinspflicht hier wie sonst im ganzen Lande gesetzlich abgeloest worden ist, haben diese Hoefe ein dem Stifte Zurzach schuldendes Grundzinskapital von Fr. 6259 zu verzinsen, die Verwaltung des Kapellenfonds aber ist aus geistlicher Hand an den Gemeinderath von Reckingen uebergegangen und hat seit dem Jahre 1854 cie gruendliche Erneuerung der Kapelle zur Folge gehabt. Diene $ ueckkehrenden im fallenden Weh gefunden, die Kunkel noch in den Haenden festgeklammert; ebenso wuchs einem Manne, der am Festtage im Walde holzte, die Axt in der erstarrten Hand fest. Gleichfuerchterlich bestraft sie den Bauern, der an ihrem Kirchenfest sein Heu auf der Wiese schobert, und so noch Aehnliches. Dieses Uebermass barbarischer und leidenschaftlich dreingreifender Koerperstaerõe herscht besonders in den mehrfach von Verena handelnden Gebirgssagen vor, wie solche sich in den deutschen und rhaetischen Alpen finden. Sie traegt in Buenden, Engadin und an der bairisch-tirolischen Grenze den Namen _Verein_, gebildet wie die rhaetischen Ortsnamen Madulein (Bez. Zutz, im Oberengadin, urkdl. 1139 Madulene), oder wie Luzein und Valzein im Praetigau (urkdl. Valzena). Eine solche Verein-Alpe liegt bei altbair. Mittenwald (Steub, Herbsttage in Tirol, S. 251), eine andere an der weitlaeufigen Eiswueste des Selvretta. Hier hat die "Fremd-Vereina" ihre zwei besondern Hoehlenwohnungen in der Col die Balma und Baret$ gerathen, und die Erzuernte schwur, sie werde den Tuerlersee abgraben, seis nun Gott lieb oder leid. Durch einen kleinen Berg, der zwischen dem See und dem Weiler liegt, begann sie den Durchstich mit einer Schaufel, so gross wie ein Scheunenthor. Da erregte Gott einen gewaltigen Sturm, der ihre Schaufel zerbrach und sie selbst von der Erde fortriss bis auf den Glaernisch in Vrenelis Gaertli. So reicht also die Verenasage in die unorganische primitive Steinzeit zurueck. Der erratische Block, aus dem Verena die Neugebornen hervorholen laesst; der Muehlstein, auf dem sie wilde Stroeme befaehrt; die Felskluefte, Hochalpen und Gletscher, die ihren Namen tragen; die heissen Sprudel, die sie aus dem Boden stampft und mit dem Finger aus der Rheininsel hervor bohrt--verkuenden eine urspruengliche Riesenjungfrau, deren roh angelegte Gestalt spaeter ins Satanische umgeschlagen haben wuerde, haett0 die Kirche sie nicht fruehzeitig noch christianisirt. Statt der Heiligen besaesse man alsdann eine alles versteinernde Hexe$ Stunden des Reichstags so unerquicklich ausfüllen, wollten die Abgeordneten diesmal gar nichts wissen. Kein Namensaufruf, keine Neuwahl von Präsident und Schriftführern. Das war ihnen jetzt alles Nebensache. Einmütig standen die Abgeordneten aller Parteien auf zum Zeichen, daß ihnen der frühere Präsident und seine Mitarbeiter recht seien. Dann erhob sich der Reichskanzler. Der Vater sagt, es sei bei seinen ersten Worten im ganzen Haus eine Stille eingetreten, die man nicht mit einem lauten Atemzug hätte stören mögen. Die ersten Worte des Reichskanzlers waren: "Ein gewaltiges Schicksal bricht über Europa herein." Dann legte er dar, wie es nur durch die Schuld unserer Feinde zum Krieg gekommen sei. Wie die Russen sich so heimtückisch benommen hätten und wie die Franzosen ohne Kriegserklärung in die Reichslande eingedrungen seien, so daß wir nicht länger zuwarten konnten und nach Belgien hinein mußten, weil uns so¯st die Franzosen von dieser Seite angegriffen hätten. Wir könnten mit reinem Gewissen in den Krieg $ n Betten wohl bis xum Abend schlafen würden. So kam es auch; aber nach dem Essen gingen die Soldaten fort und suchten ihre Kameraden im Wirtshaus auf. Dort war ein wüstes Treiben; das ganze Wirtshaus lag voll Kosaken, die aßen und tranken bis tief in die Nacht hinein, und zuletzt brach Streit aus. Der Wirt wollte den Kellerschlüssel nicht ausliefern, den die Kosaken verlangten. Er weigerte und wehrte sich; plötzlich zog einer der Soldaten die Pistole und schoß den Wirt nieder. Noch in der Nacht kam die Nachricht von der Gewalttat ins Pfarrhaus und am frühen Morgen, während die Russen noch schliefen, schickte die Wirtin einen Buben zum Pfarrer, er möchte doch den Toten beerdigen, den die Soldaten nicht im Haus dulden wollten. Der Pfarrer ließ sagen, man möge das Grab richten, er werde den Toten beerdigen, aber es müsse in aller Stille und Heimlichkeit geschehen, um die Feinde nicht zu weiterer Gewalttat zu reizen. Vom Dorf aus brachten vier Träger den Sarg mit dem Toten. Niemand als seine Frau und seine Kinder$ land. Haette sie doch frueher daran gedacht, wenigstens ein paar Zigarren zu kaufen! Sie sagte es den Kindern. Die nahmen den Gedanken eifrig auf. "Mutter, es dauert ja noch eine Viertelstunde, wir haben noch Zeit! Draussen, am Obststand, waren auch Zigarren zu kaufen!" Sie draengten, baten um das Geld, wollten durchaus noch einkaufen. Da gab die MuttÅr nach. Es war schwierig, gegen den Strom der Menschen nach rueckwaerts zu draengen. Mit Muehe schoben sie sich durch und erwarben die Zigarren. Aber dann gelang es ihnen nicht mehr, ihren frueheren Platz in der Naehe der Burschen zu erobern; andere hatten sich vorgedraengt. "Allein kaeme ich schon durch," versicherte Karl. "So nimm die Zigarren, gib sie ab und sage einen Gruss; wir wuenschten ihnen von Herzen Glueck in den Krieg!" Der Knabe schlaengelte sich geschickt zwischen den Leuten zu den Burschen hindurch. Die Mutter sah von ferne, wie sie ueberrascht waren und einer nach dem andern dem jungen Ueberbringer freundlich dankte. Der fand sich auch gluecklich$ te er jemand von dorther. In dem Haus gegenueber sah eine Frau durchs Fenster, ebenso beharrlich nach derselben Ecke, und sie rief dem Nachbar zu: "Kommt sie noch nicht?"--"Sie muss gleich Des Sattlers Buben spielten vor dem Haus; der groessere von beiden sah aber nebenbei auch immer wieder die Strasse hinunter. "Jetzt kommt sie!" rief er und rannte davon.--Sie, nach der sich alles sehnte, war die Zeitungsaustraegerin, eine dicke Frau, die so schnell watschelte, als sie es mit dem schweren Pack Zeitungen vermochte, den sie unter dem Arm trug. Sie war froh, dass ihr viele Blaetter auf der Strasse abgenommen wurden und sie sich manche Treppe ersparen konnte; heute besonders. Man hatte in der Stadt schon etwas von einem grossen Sieg der Deutschen gehoert und war gespannt, ob es auch gewiss wahr sei. Wer seine Zeitung gluecklich in Haenden hatte, las sie schon aùf der Strasse. Auch Georg, so schnell er mit dem Blatt auf den Vater zulief, las doch schon unterwegs, was mit grossen Buchstaben ueber das ganze Blatt g$ e Augen im Genuss einer so ungewohnten als suessen Laessigkeit. Die Fahrt wird kurz sein, dachte er; moechte sie immer waehren! In leisem Schwanken fuehlte er sich dem Gedraenge, dem Stimmengewirr entgleiten. Wie still und stiller es um ihn wurde! Nichts war zu vernehmen als das Plaetschern des Ruders, das hohle Aufschlagen der Wellen gegen den Schnabel der Barke, der steil, schwarz und an der Spitze hellebardenartig bewehrt ueber dem Wasser stand und noch ein Drittes, ein Reden, ein Raunen,--das Fluestern des Gondoliers, der zwischen den Zaehnen, stossweise, in Lauten, die von der Arbeit seiner Arme gepresst waren, zu sich selber sprach. Aschenbach blickte auf, und mit leichter Befremdung gewahrte er, dass um ihn her die Lagune sich weitete und seine Fahrt dem offenen Meere zugekehrt war. Es schien folglich, dass er nicht allzu sehr ruhen duerfe, sondern auf den Vollzug seines Willens e{n wenig bedacht sein muesse. --Zur Dampferstation also! sagte er mit einer halben Wendung rueckwaerts. Das Raunen verstummt$ ch den Zuhoerern mitteilte, dass auch auf der Terrasse eine gegenstandslose und nur von sich selbst lebende Heiterkeit um sich griff. Dies aber eben schien des Saengers Ausgelassenheit zu verdoppeln. Er beugte die Knie, er schlug die Schenkel, er hielt sich die Seiten, er wollte sich ausschuetten, er lachte nicht mehr, er schrie; er wies mit dem Finger hinauf, als gaebe es nichts Komischeres, als die lachende Gesellschaft dort oben, und endlich lachte dann alles im Garten und auf der Veranda, bis zu den Kellnern, Liftboys und Hausdienern in den Tueren. Aschenbach ruhte nicht mehr im Stuhl, er sass aufgerichtet wie zum Versuche der Abwehr oder der Flucht. Aber das Gelaechter, der heraufwehende Hospitalgeruch und die Naehe des Schoenen verwoben sich ihm zu einem Traumbann, der unzerreissbar und unentrinnbar sein Haupt, seinen Sinn umfangen hielt. In der allgemeinen Bewegung und Zerstreuung wagte er es,»zu Tadzio hinueberzublicken, und indem er es tat, durfte er bemerken, dass der Schoene, in Erwiderung seines B$ d erst wenn du mich nicht mehr siehst, so gehe auch du." * * * * * Einige Tage spaeter verliess Gustav von Aschenbach, da er sich leidend fuehlte, das Baeder-Hotel zu spaeterer Morgenstunde als gewoehnlich. Er hatte mit gewissen, nur halb koerperlichen Schwindelanfaellen zu kaempfen, die von einer heftig aufsteigenden Angst und Ratlosigkeit begleitet waren, einem Gefuehl der Ausweg-und Aussichtslosigkeit, von dem nicht klar wurde, ob es sich auf die aeussere Welt oder auf seine eigene Existenz bezog. In der Halle bemerkte er eine grosse Menge zum Transport bereitliegenden Gepaecks, fragte einen Tuerhueter, wer es sei, der reise, und erhielt zur Antwort den polnis‘hen Adelsnamen, dessen er insgeheim gewaertig gewesen war. Er empfing ihn, ohne dass seine verfallenen Gesichtszuege sich veraendert haetten, mit jener kurzen Hebung des Kopfes, mit der man etwas, was man nicht zu wissen brauchte, beilaeufig zur Kenntnis nimmt, und fragte noch: "Wann?" Man antwortete ihm: "Nach dem Lunc$ nen ab, sondern drueckte, auf seinKm Ruecken knieend, dessen Gesicht so anhaltend in den Sand, dass Tadzio, ohnedies vom Kampf ausser Atem, zu ersticken drohte. Seine Versuche, den Lastenden abzuschuetteln, waren krampfhaft, sie unterblieben auf Augenblicke ganz und wiederholten sich nur noch als ein Zucken. Entsetzt wollte Aschenbach zur Rettung aufspringen, als der Gewalttaetige endlich sein Opfer freigab. Tadzio, sehr bleich, richtete sich zur Haelfte auf und sass, auf einen Arm gestuetzt, mehrere Minuten lang unbeweglich, mit verwirrtem Haar und dunkelnden Augen. Dann stand er vollends auf und entfernte sich langsam. Man rief ihn, anfaenglich munter, dann baenglich und bittend; er hoerte nicht. Der Schwarze, den Reue ueber seine Ausschreitung sogleich erfasst haben mochte, holte ihn ein und suchte ihn zu versoehnen. Eine Schulterbewegung wies ihn zurueck. Tadzio ging schraeg hinunter zum Wasser. Er war barfuss und trug seinen gestreiften Leinenanzug mit roter Schleife. Am Rande der Flut verweilte er sich,$ ten steht. Soll ich einmal mit Frau Ange reden?" Bei diesem Anerbieten bohrte sich ein eigentümlicher Blick aus den Augen des Grafen auf den Sprechenden. Aber zum Glück bemerkte Teut ihn nicht, und als die Männer nach längerer Auseinandersetzung schieden, ging jener unter dem Eindruck, daß Clairefort, selbst machtlos zum Handeln, die dargebotene Hand aufs dankbarste ergriffen habe. Wohlan d³nn! Teut war beiden näher getreten als kaum anderen Menschen je zuvor; er liebte Ange und die Kinder, die deshalb ein Recht auf ihn gewonnen hatten. Er wollte handeln--handeln wie ein Mann, aber auch wie ein kluger, besonnener Mann! * * * * * Seit Stunden ging Teut in seinem Zimmer auf und ab. Immer neue Gedanken durchkreuzten sein Gehirn. Oft warf er sich in einen Stuhl, schlug nach seiner Gewohnheit, wenn ihn etwas erregte, heftig mit den Hacken seiner Reitstiefel aneinander und strich lebhaft seinen langen, blonden Schnurrbart. Die Backenknochen seines stark markierten, mageren Gesichtes t$ rzubrechen versuchten, und einmal, bei einem Durchblick zur Rechten, schauten sie in einen verlassenen, gänzlich abgeschlossenen, mit Gras dicht bewachsenen Feldweg, auf dem die Einsamkeit einen märchenhaften Schlaf zu träumen schien. Aber sie schritten weiter, erreichten endlich eine Bank auf einer von blätterreichen Eichen umstandenen Anhöhe, und sahen nun meilenweit ins Es ging ein sanftes Jubilieren durch die blaue, durchsichtige Luft. Die letzten Vögel zwitscherten, und riesige Lichtströme warf die Sonne über Wiesen, Felder und fern› Wälder. Hier und dort glitzerten Streifen eines in malerischen Windungen auftauchenden Flusses zwischen den sanft dahingestreckten Matten, als ob plötzlich die Erde ausgebrochen sei und flüssiges Silber seine Bahn suche. Ange ward gedrängt, ihrem Entzücken Ausdruck zu geben, aber ihr Begleiter war scheinbar noch ebenso mißmutig wie vorher. "In welch schlechter Laune haben Sie mich heute begleitet?" hob sie an und richtete ihren lebhaften Blick auf sein unbewegliches Gesicht.$ e Freude am Dasein war dahin; es gab nur noch Kämpfe, Sorgen, Selbstüberwindungen, um ein gegebenes Wort zu erfüllen. Ihr guter Geist wollte er ja fortan auf Erden sein, das hatte er geschworen--ihr Freund--ihr stumm verzichtender Verehrer.-- "Kleine Ange, kleine liebe Ange," flüsterte der Mann und grub die Zähne in die Lippen, um seiner innerlichen Erregung Herr zu werden. "Nun beginnt der große Roman--der Roman unseres Lebens!" * * ?* * * Teut beantwortete beide Briefe zugleich. Ange schrieb er: "Auch von Carlos erhielt ich einige Zeilen. Der kurze formelle Inhalt läßt mich schließen, daß es sich um nichts Gutes handelt! Ich komme bestimmt heut abend. Dann sieht Sie Ihr getreuer Teut." Dem Freunde aber sandte er nur seine Karte und schrieb: "Ich besuche Sie kurz vor der Theestunde in Ihrem Zimmer. Als aber der Nachmittag kam, änderte Teut seinen Entschluß. Es fiel ihm ein, daß er den Kameraden versprochen hatte, abends den Besuch eines Freundes im Kasino zu feiern. Er ging desh$ ihm. Aber alle umringten ihn--ihn, den Hausfreund, dem auch er sein größtes Vertrauen geschenkt und den er doch in diesem Augenblick mehr haßte als den Tod. "Wartet mit dem Essen!" sagte Clairefort, seinen Unmut schlecht verbergend, und machte eine Bewegung gegen Teut, ihm zu folgen. Letzterer sah noch Anges erbleichendes Gesicht und warf ihr einen beruhigenden Blick zu. Dann schloß sich hinter beiden Männern die Thür. Als sie Platz genommen, knöpfte Clairefort den Rock auf und holte tief Atem. Teut aber sagte nachlässig und mit einem Anflug von Ungeduld: "Nun, was steht zu Diensten, Clairefort?" Durch diesen Ton war jener schon halb entwaffnet; jedenfalls fand er nicht gleich das Wort. Und als er es noch immer nicht fand und, um es zu gewinnen, aufstand und das Fenster öffnete, obgleich von draußen der SpätÈerbstnachmittag kühl ins Zimmer drang, erhob sich Teut und sagte: "Nun, Clairefort, dann will ich zuerst sprechen. Sie wünschen abermals über Ihre Frau mit mir zu reden, oder richtiger über Ihre Frau und $ r ein anderes Haus, eine andere Wohnung beziehen? Ach, Teut, sagen Sie, ist's denn so schlimm? Besitzen wir nichts, gar nichts mehr? Sprechen Sie ein Trostwort!" Mit traenendem Blick sah sie zu ihm empor und erwartete zitternd seine Umfang und Bedeutung der eingetretenen Verhaeltnisse ueberschaetzte sie nun so sehr, dass sie sich, wie ihre weiteren Fragen ergaben, schon in einem kleinen, beschraenkten Haeuschen sah und mit Aengsten an ihre Kinder dachte, die dadur-h Entbehrungen erleiden wuerden. Teut erkannte besorgt, welchen Eindruck seine Worte hervorgerufen, welche Schreckbilder er unbeabsichtigt heraufbeschworen hatte. "Sie sollen nichts entbehren, liebe Freundin!" beruhigte er, hingerissen von Anges Anmut, von ihrem bei alten diesen Eroerterungen hervortretenden selbstlosen Wesen, und strich in heftiger Bewegung den Schnurrbart. "Nichts, meine teure Freundin! Ich stehe dafuer! Nur Ueberfluessiges, Thoerichtes wollen wir beseitigen. Schon um der Kinder willen werden wir--" Er betonte die Worte und stockt$ wusste, dass jedes Wort Teut kraenken musste. "Sie sprachen noch nicht von mir. Ich gehoere doch auch zu den Gegenstaenden dieser sehr ueberfluessigen Betrachtungen des verehrlichen Publikums. Wollen Sie nicht die Guete haben, nun auch die Ansichten ueber mich beizufuegen," erwiderte Teut, ohne eine Miene zu verziehen. "Ich glaube nur die Thatsachen, aus denen Urteile und Ansichten sich folgern, wiedergegeben zu haben, Herr Rittmeister." "Ganz recht, meine Gnaedige. Und die Thatsachen, die sich auf mich "Sie sind taeglicher Gast im Hause und erscheinen oeffentlich stets neben Frau von Clairefort--" "Allerdings, und weiter, wenn ich bitten darf?" "Nun, deshalb glaubt das Publikum ein Recht zu haben, Bemerkungen zu machen, die freilich und natuerlich jeder Unbefangene verdammt." "Ah, vortrefflich! Und zu diesen Unbefangenen gehoeren auch Sie, gnaedige Frau, und der Intimus Ihres Hauses, Herr von Zirp?" Der Ton, in dem Teut diese Worte sprach, war allerdings impertinent, ja beleidigend; aber ýer Blick, mit dem $ die Stirn gestuetzt, noch immer gruebeln in seinem juchtenduftenden Arbeitszimmer. Ein wilder Kampf von Empfindungen, der in seiner Brust tobte, raubte ihm Ruhe und Schlaf. * * * * * Ange ward, als sie dem Wagen entstieg und ihre kleiye Schar von der Dienerschaft herabgehoben wurde, von dem ernsten Ausdruck ueberrascht, der sich in Tibets dienen widerspiegelte. Er stand, wie immer, wenn sie zurueckkehrte, vorn auf dem Treppenausbau der Villa und oeffnete ehrerbietig die Thuer. "Was ist?" fragte sie aengstlich und hiess ihn durch ihre lebhaften Gebaerden rascher sprechen, als es seine Gewohnheit war. "Carlitos hat heute nachmittag einen heftigen Anfall von Ohnmacht und Erbrechen gehabt; wir haben ihn gleich ins Bett gebracht, Frau Graefin." Ange schrie auf und flog die Stufen empor. "War der Arzt schon da? Ist der Graf in seinem Zimmer?" redete sie hastig im Voruebereilen die Kammerjungfer an, ohne die Antwort abzuwarten. Sie durcheilte die Wohnraeume und erreichte das Kinderzim$ schlotterten. Er wusste, was er hervorrief. Er hoerte schon den Schrei der Empoerung von ihren Lippen. "Mensch," rief Ange und ballte die kleinen Haende in furchtbarer Erregung, "machen Sie nun ein Ende! Ich bin ein Weib, zarter, schwacher geartet, auch nicht vertraut mit Hinterlist und Luegen--" "O, Frau Graefin!" aechzte Tibet bei diesen Worten. Eine fahle Blaesse flog ueber sein Gesicht. Sie begriff, wie tief sie ihn verwundet. Sie sah es und streckte ihm die Hand entgegen. Sie wusste nicht mehr, was sie sprach. Sie bat es ihm ab, und ein Schimmer dankbarer Freude flog ueber seine Zuege. "Nun denn--" sagte Tibet kurz und ohne Betonung, "wir leben bereits seit Ausbruch des Krieges von der Guete des Herrn von Teut. Ich habe monatlich tausend Mark, spaeter fuenfzehnhundert Mark bei einem hiesigen Bankhaus fuer unseren Unterhalt erhoben." Aa, nun schrie allerdings die Frau auf, dass die Gegenstaende umher zu erbeben schienen. Es hallte durch das ganze Haus, drang in den kleinsten "Carlos! Carlos!" rang es sich$ h all den Aufregungen und Sorgen zu zerstreuen. Ich werde sie einladen, auf Schloss Eder diese Wochen zuzubringen, und will meiner Cousine, der Graefin Aspern, schreiben, dort die Honneurs zu machen. Ich werde dann vielleicht auch--spaeter--nachkommen und bei dieser Gelegenheit auszufuehren suchen, was ich seit dem Tode des Grafen in mir herumtrage. Was meinen Sie dazu, Tibet?" "Vortrefflich, Herr Baron! Aber ich fuerchte, dass die Frau Graefin dieser Einladung ein entschiedenes Nein entgegenstellen wird. Wir haben so oft ueber diese Dinge gesprochen--alles war fruchtlos. Die Frau Graefin geht--darf ich mich ganz offen aeussern, Herr Baron?"--Teut erhob den Kopf, nickte und trennte die eben mit dem silbernen Loeffel zerschlagene Schale von einem Ei.--"Die Frau Graefin geht davon aus, dass der gnaedige Herr sie beeinflussen will, Wohnort und jetzige Lebensweise zu aerdern. Dagegen straeubt sie sich--der Herr Baron kennen die Gruende--zum Teil wenigstens--" "Hm--zum Teil?" fragte Teut. "Ist's noch etwas anderes$ eusliche Angelegenheiten. Inzwischen gruebelte Tibet, wie er die Dinge nach seinen Wuenschen einrichten koenne, und sagte endlich, eine kleine Pause benutzend, ziemlich unvermitte²t: "Ich habe auch einen Auftrag an die Frau Graefin von dem Herrn Baron auszurichten. Ich vergass vorher--" Ange sah Tibet fest ins Auge, aber sie hinderte ihn nicht am Weitersprechen. Nur ein kurzes: "Nun?" glitt von ihren Lippen. "Zunaechst laesst sich der Herr Baron fuer den Brief der Frau Graefin recht sehr bedanken. Er wuerde denselben schon beantwortet haben, wenn er nicht wuenschte, der Frau Graefin muendlich--" Tibet hielt inne; er fuerchtete nun sicher eine Unterbrechung. Aber zu seiner Ueberraschung sagte Ange nichts, nur ihr Blick blieb noch ebenso ernst, ja, so eigentuemlich auf ihm haften, dass er unwillkuerlich die Augen niederschlagen musste. Er raffte sich aber auf und fuhr fort: "Der Herr Baron hofft in einigen Wochen wieder so weit hergestellt zu sein, dass er Wiesbaden verlassen kann. Er will dann nach Eder reisen$ t!" betaetigte sie mitleidig. "Was ich Dir zugedacht habe, ist etwas, das Du dringend noetig hast und was ich Dir gern besser gegoennt haette!" Am naechsten, dem letzten Abend vor dem Feste, wollten Ange und Ben den Baum ausputzen. Heute sass sie noch mit fleissiger Hand und arbeitete an einem wollenen Halstuch fuer Jorinde, der es besser ging, die aber geschont und vor kalter Luft in acht genommen werden musste. Anges Gesicht war etwas froehlicher; ein stiller, sanfter Zug lag in ihren dienen. Was sie erreicht hatte, erfuellte sie wenigstens voruebergehend mit einer gluecklichen Befriedigung, und nur eins draengte sich schwermuetig in ihre Gedanken: dass das Fest ohne Tibet gefeiert werden muesse. Sie gedachte auch Carlos', ihres Mannes, aber vornehmlich trat Teut in ihre Gedanken. Sie seufzte tief auf. Eine verzehrende Sehnsucht erfas¾te sie nach ihm. Sie verlangte nach seiner festen Stimme, nach seinem Blick, nach seiner Teilnahme, nach seiner--Liebe. Ange sah nach der Uhr. Es schlug gerade zehn. Noch woll$ erlaubten, mir irgend welche Vorstellungen über diese Gegend zu machen; ja, ihr Dasein war mir völlig verborgen geblieben. Ich fürchte, manchem der verehrten Leser und Leserinnen wird es nicht anders gehen. Nachdem ich sie aber besucht habe, kann ich nicht umhin, meine Befriedigung über das Geschaute auszudrücken und dem Leser, wenn er in jene Gegend kommen sollte, zu empfehlen, den Besuch nicht zu versäumen. Freilich, wen führt sein Weg nach Riga? Sind doch, abgesehen von der Entfernung, die politischen Verhältnisse in den Ostseeprovinzen nicht gerade verlockend für Reichsdeutsche. Unser Geschäftsfreund, Herr Frisk, ein Norweger, stellte uns eine Reiseroute zusammen, und am Morgen des nächsten Tages--es war ein schöner, sonniger Sonntag--begaben wir uné nach dem Dünaburger Bahnhof. Vor dem Gebäude erhebt sich eine prächtige Kapelle, errichtet aus Anlaß der glücklichen Errettung des Zaren beim Eisenbahnunglück von Gurski. Die Fahrt ging langsam; sie dauerte fast zwei Stunden bis nach Segewold, der Eintrittsst$ h Flensburg, wo ich Montag Abend eintraf. Die vom schönsten Wetter begünstigte Reise hatte 14 Tage gedauert und umfaßte im Ganzen etwa 4000 Kilometer. C. Flensburg. Helsingör. Gent. Schottland. 1. Nach Helsingör. Wie Iphigenie einst am Strand von Tauris saß, "das Land der Griechen mit der Seele suchend", so saß auch ich am Strande, aber nicht von Tauris, sondern von Seeland, und zwar suchte ich nicht Griechenland, sondern bloß Finn+and, woher ich die "Mira" erwartete, die mich an Bord nehmen sollte. Die Zeit wird einem bekanntlich lang, wenn man wartet, und doppelt lang, wenn man so aufs Ungewisse wartet. Unter den Hunderten von Schiffen, die täglich den Sund passieren, das richtige herausfinden, war keine Kleinigkeit. Ich glaube, ich konnte dem alten Knaben aus Salas y Gomez seine Qualen wenigstens en miniature nachfühlen. Der mir seit Jahren befreundete Kapitän des Schiffes hatte ein Zeichen mit mir verabredet, an dem ich die "Mira" erkennen sollte; er wollte mit der Dampfpfeife einen langen Ton und zwei ku$ eigentlich künstlerischen Wert, aber insofern von Interesse, als sie die Beschäftigungen und Nationaltrachten der Bewohner der verschiedensten Gegenden Norwegens, Island und der Fär-Oer, also gewissermaßen ein Ethnographisches Museum darstellen. Dicht neben dem Schlosse liegt der "Marmorgarten", in italienischem Stil, voller Marmorstatuen, den stärksten Gegensatz zu dem freien, nicht künstlich beengten Waldparke bildend. Das Innere des Schlosses sahen wir nicht, doch erzählte uns der Aufseher, §er uns den Marmorgarten aufgeschlossen hatte, daß Kaiser Wilhelm sieben Zimmer bewohnt habe, und zwar ein Kabinet mit vergoldeten Möbeln, bezogen mit rotem Seidendamast, einen Salon mit eingelegten Nußbaummöbeln, enthaltend ein großes Gemälde aus Maria Theresias Zeit; ein türkisch ausgestattetes Vorgemach; ein Schlafzimmer mit weißlackierten, goldverzierten Möbeln, mit grüner Seide bezogen. Die übrigen Zimmer uns aufzuzählen erließen wir dem eifrigen Manne und benutzten die Zeit bis zum Mittagessen, den einsamen Park $ sse des Stuttgarter Vereinstags bedeuteten in ihrer Gesamtheit einen entschiedenen Ruck nach links. In allen praktischen Fragen der inneren Politik standen jetzt die sogenannten Selbsthilfler und die Lassalleaner auf ein und demselben Boden. Auch die Organisation erlitt eine kleine Verbesserung. Der Beitrag von 2 Talern pro Jahr von jedem Verein bedeutete die finanzielle Ohnmacht des ständigen Ausschusses. ›ch machte also in den Flugblättern des ständigen Ausschusses den Vorschlag, zunächst pro _Kopf_ der Vereinsmitglieder einen Groschen Beitrag pro Jahr zu erheben und den Vorsitzenden des ständigen Ausschusses mit 300 Taler zu remunerieren, damit auch eventuell Personen, die finanziell abhängig waren, die Stellung eines Vorsitzenden bekleiden könnten; auch solle der Vorsitzende vom Vereinstag direkt gewählt werden. Endlich schlug ich vor, der großen Kosten wegen den Vereinstag nur alle zwei Jahre zu berufen--was gerade kein Meistervorschlag von mir war--und damit den Gauverbänden eine bessere Entwicklung zu $ konnten. Es wäre zu einer Spaltung gekommen, und die mußte in diesem Stadium der Entwicklung vermieden werden. Endlich war auch die Ansicht maßgebend, daß bei der Stimmung, die damals noch erhebliche Teile des Bürgertums wegen der eben stattgehabten kriegerischen Ereignisse und der Zerreißung Deutschlands in drei Teile beherrschte, es nötig sei, alle Kräfte für eine Demokratisierung Deutschlands zusammenzufassen. Auf den 19. August beriefen wir nach Chemnitz eine Landesversammlung, an der auch Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (Fritzsche, Försterling, Röthing und andere) teilnahmen, um die neue demokratische Partei zu gründen. Das angenommene Programm lautete: Forderungen der Demokratie. 1. Unbeschränktes Selbstbestimmungsrecht des Volkes. Allgemeines, gleiches und direktes Wahlrecht mit geheimer Abstimmung auf allen Gebieten des staatlichen Lebens (das Parlament, die Kammern der Einzelstaaten, die Gemeinden usf.). Volkswehr an Stelle der stehenden Heere. Ein mit größter MachtÓollkommenhei$ . Aber sie nickte auch erkenntlich, als Dehn sich bereit erklärte, Wasser, Schwamm und Leinewand herbeizuholen, und hob, nachdem dies herbeigeschafft und das Tier verbunden war, solches zur Bettung im Schloß auf ihre eigenen Arme. "Bitte, begleiten Sie mich und öffnen Sie mir die Thüren!" bat sie. "Ich will ihn in mein eigenes Zimmer bringen, ihn dort selbst pflegen," fügte sie, sich zu dem ihr dankbar die Hand leckenden Hunde liebevoll herabbeugend, hinzu. Imgjors Gemächer befanden sich in der ersten Etage in einem Vorbau, der in Form eines Turmes die linke, äußerste Zwischenecke des Schlosses flankierte. Man konnte sie vom Hofe aus, aber auch von demselben Korridor erreichen, in dem sich Graf Dehns Zimmer befanden. Unmittelbar neben dem Eingang zu seinen Gemächern führte eine Treppe zunächst zu einem halbrunden Flur empor, und auf diesen mündete die vom Hofe empor[trebende Wendeltreppe. Graf Dehn hatte lange schon das lebhaftere Verlangen gespürt, einmal einen Blick in die Räume zu werfen, in denen das sein$ rstimmung des Magens handle. Die Komtesse werde bei genügender Ruhe bereits im Laufe des kommenden Tages die Unpäßlichkeit abgeschüttelt Und wie der Befreiung von einer schweren Sorge allezeit eine um so Stärkere seelische Aufrichtung zu folgen pflegt, so war's auch hier. Dem Grafen verlieh die Sicherheit, daß das Gespenst der Epidemie vom Schlosse abgewendet war, daß er nicht nötig hatte, seinen Gästen abzusagen, und daß somit auch Mühen und Kosten nicht umsonst gewesen, eine gehobene Stimmung, und in dieser gab er den Bütten der Gräfin zu einer Auseinandersetzung mit Imgjor nach. Nachdem Lucile und Fräulein Merville um die Mittagszeit gemeldet hatten, daß Imgjor bereits wieder aufgestanden sei, begab sich die Gräfin zu ihr aufs Zimmer, und in Axels Gegenwart wiederholte sie dann später diesem und den übrigen die von dem jungen Mädchen erteilte Antwort. Sie wolle eine Unterredung mit Prestö möglichst bald herbeizuführen suchen und, nachdem diese stattgefunden, ihren Eltern eine Antwort geben. Sie bäte, ihr d$ lichen Familie der Haubitz da: eine ältere Margarete und eine jüngere Anna. Das Kloster Nimbschen hat eine hübsche Lage. Eine Stunde unterhalb, nachdem die beiden Mulden, die Zwickauer von Süden und die Freiberger von Osten her zusammengeflossen sind zu der großen Mulde, erweitert sich das enge Flußthal zu einer viertelstundebreiten ebenen Aue, welche die Form eines länglichen Blattes hat und eine halbe Stunde lang ist. Am Ostufer zieht sich eine schroffe Felswand aus P[rphyr hin, an welche das Muldebett sich anschmiegt; im Westen begrenzt eine niedrige, sanfter ansteigende, waldbewachsene Hügelkette den Werder. Ueber der nördlichen Blattspitze, die scharf durch die zusammenrückenden Felswände abschließt, erhob sich eine Burg und jenseits der Thalsperre, ungesehen von der Aue aus, liegt die Stadt Grimma; an dem obern Ende der Aue, unmittelbar am Fuße des westlichen Waldhügels, stand das Kloster. Es war also abgelegen von der Welt, abgeschlossen durch die beiden Hügelreihen, nur mit dem Blick auf die stille ru$ e, bemerkt zu haben: Ob ihr denn ein Doktor, Professor oder Pfarrherr nicht gut genug sei? denn Katharina wurde zu der Erklärung gedrängt: Würde Amsdorf oder Luther sie zur Gattin begehren, so wolle sie sich nicht weigern, D. Glatz aber könne sie nicht haben[113]. Diese Aeußerung, welche wohl ohne viel Absicht gesprochen war, hatte ihre Folgen; zwar nicht für Amsdorf, der immer ehelos blieb, aber für Luther. Auch er hatte die Bora "für stolz und hoffärtig" gehalten, während sie doch nur etwas Zurückhaltendes hatte und ein gewisses Selbstbewußtsein zeigte; er hatte sie also nicht recht gemocht. Durch jene Erklärung an Amsdorf wurde er aber auf andere Gedanken gebracht[114]. Katharinas Heirat. So machte Luther bei Käthe von Bora, aber auch bei anderen Nonnen den Freiwerber; er that es aber auch in Weinen Schriften, worin er den Ehestand so hoch pries und jedermann dazu einlud. Daher scherzte er in einer Epistel an Spalatin: "Es ist zu verwundern, daß ich, der ich so oft von der Ehe schreibe und so oft unter Wei$ n. Muhme bedeutet freilich nicht bloß Tante, sondern im allgemeinen soviel wie das süddeutsche Base (sogar = Nichte); ebenso "Ohm" = "Vetter" (auch = Neffe). So nennt Luther seine Nichte (Lene) "Muhme" (T.R. IV, 54) und Katharina ihren Neffen (Florian) "Ohm". S.o.S. 239. [15] _Schumanns_ Lexikon von Sachsen. Bd. 13, S. 671. [16] Br. V, 64. [17] _Richter_. 674, nobilis sed tum fere ad incitas redacta prosapia. Br. VI, 649 f. IV, 291. [18] _Lorenz_, Sachsengrün, 1861, 1, S. 82; Z.B. die 2 Schönfeld 3 Sch. 20 Gr., Ilse Kitschers 40 Gr., die 2 Zeschau je 4 fl. rh., Magd. v. Staupitz 2 fl. Hirschfeld a.a.O. 127. [19] Wiss. Beil. zur Leipz. Z. 1899, S. 35a Erasmus Epist. ed. Cler. Tom. III pag. 790 indotata (ohne Aussteuer).--Vgl. Luthers Rede un, Gebet bei seiner Krankheit 1527. L.W XIX, S. 160 ff.--Das sog. Bild Katharinas von Bora, das sie angeblich im reichen Brautstaat mit dicken silbernen und goldenen Ketten zeigt (bei Fr. G. Hofmann, Katharina v.B., Leipzig 1845) stellt sie gar nicht vor, wie schon die gesti$ d später auf das Hofgut Kieritzsch und dann in die dortige Kirche gekommen. Eine Nachbildung des Reliefbildes von Katharina ist in der Leipziger Illustr. Zeitung vom 2. Febr. 1899. Vgl. oben S. [233] L.W. II, 279. T.-R. IV, 59. L.W. XXI, 169*. Br. IV, 643. T.-R. III, 128. IV, 62. [234] _Cord._ 1471. 1597. 589. _Schlaginhaufen_ 419. T.-R. IV, 199. [235] T.-R. IV, 306 (Cord. 980). L. führte diese Bezeichnung Käthes als "Morgenstern" als Beispiel für die zahlreichen "Metaphern" oder "verblümte Wort" der deutschen Sprache an, neben Redensarten wie "groß Geschrei--wenig Wolle"; "er hängt den Mantel nach dem Winde".--Bekanntlich hat _Engelhard_ diese Methapher im gehässigen Sinn als Lucifer Wittenbergensis zum Titel seiner Schmähschrift gemacht: "Lucifer Wittenbergensis oder der Morgenstern von Wittenb., d.i. Vollständiger Lebenslauff C. von Bore, des vermerkten Ehe-Weibs D.M. Lutheri, in welchem alle ihre Scheintugenden, erdichtete Großthaten, falsche Erscheinungen weitläuffig erzehlet werdbn v. R.D. Euseb. Engelh$ uther nicht nur einen KaÑten, einen Pelzrock fuer die kleine Margarete nach angegebenem Mass von auswaerts bestellen, sondern allerlei Beduerfnisse, Saemereien, Stecklinge, sogar Borsdorfer Aepfel, ja Butter und Kaese musste sie von weither aus Pirna durch den dortigen Pfarrer Lauterbach oder von Erfurt und Nuernberg kommen lassen[215]. Als Kaethe fuer Luthers Grossnichte die Hochzeit ausrichten sollte (Januar 1542), musste ihr Gatte an den Hof nach Dessau um Wildbret schreiben. "Hie ist wenig zu bekommen, denn die Menge (der Einwohner) und viel mehr die Aemter und Hoflager haben schier alles aufgefressen, dass weder Huehner, noch ander Fleisch wohl zu bekommen, dass, wo es fehlet (am Wildbret) ich mit Wuersten und Kaldaunen muss nachfuellen." Natuerlich musste sie auch Mehl kaufen, waehrend Landpfarrer solches zu Kauf anboten, und Frau Kaethe konnte es sehr verdriessen, wenn ein solcher ihr, weil sie die Frau Doktorin war, fuer den Scheffel neunthalb Groschen forderte, also mehr als die Bauern. Und ebenso ve$ ungfrauen, von denen die eine ihr reiches Vermoegen im Stiche liess, um der Armut Christi zu folgen. Die drei fluechteten nach Wittenberg in die Freistaette des Lutherhauses: keinen Kreuzer brachten sie mit, wohl aber den Hass des Herzogs und Verlegenheit fuer Luthers Landesherrn[279]. Das war im Herbst 1528. Zu Ostern 1529 hatte Frau Kaethe wieder eine Hochzeit auszurichten: dem Pfarrer Bruno Brauer zu Dobin, dessen Braut natuerlich auch schon ein paar Tage vorher sich im Hause aufhielt. Amsdorf wird dazu eingeladen und wird ersucht, sich nicht mit Eisen und Schwert, sondern mit Gold und Silber und Ranzen &u umguerten, denn ohne Geschenk komme er nicht los. Im Sommer verlobten die beiden Ehegatten den Professor der Medizin Milich mit Susanna von Muschwitz, der Schwester von Frau D. Schurf[280]. Waehrend dieser Zeit war der Hausherr vielfach abwesend auf der Visitation des Kurkreises, welche Luther mit dem Stadthauptmann Herrn Metsch, dem Edlen Hans von Taubenheim und dem Rechtsgelehrten Benedikt Pauli vorzun$ bel bei den Tischgesellen erregte ein humorvoller Brief Luthers vom "Reichstag der Dohlen und Kraehen", dem lustigen Abbild des Augsburger Reichstags. Da wird gar ergoetzlich geschildert das Ab- und Zureiten "der Malztuerken", ihr Scharwaenzen und Turnieren, ihr "Kecken" und Kriegsrat wider Korn und Weizen. Und welche Freude erst war's, als goldene Fruehaepfel aus Nrernberg mit dem Boten von Koburg fuer die Tischgesellschaft ankamen! Wie leuchteten aber erst die Augen der Kleinen und seiner Gespielen ueber den herzigen Maerchenbrief Luthers an sein "liebes Soehnichen Johannes" von dem schoenen Paradiesesgarten. Wie hat sich da die Mutter gefreut und Muhme Lene und des Jonas Jost und Melanchthons Lips, die auch in den Garten kommen sollten, und der "Gruss und Putz" wird der Muhme Lene von dem kleinen Hans ausgerichtet worden sein. Haenschen war ein braver Bub und wird von seinem Praezeptor wegen seines Fleisses und Eifers gelobt[289]. Aber auch ernste Briefe kamen von Koburg an, welche Frau Kaethe und die Theo$ nn bishero gemeldeten Herrn von E.K.M. ueberreichet (worden). Dieweil aber mein seliger lieber Herr E.K.M. allzeit geliebet und fuer den christlichsten Koenig gehalten, auch E.K.M. sich in solchen Gnaden gegen seligen meinen Herrn verhalten: so werde ich _durch dringende Not bewogen, E.K.M. in meinem Elend_ unterthaeniglich zu ersuchen, des Verhoffens, E.K.M. werden mir armen und itzt von jedermann verlassenen Witwen solch mein unwuerdig Schreiben gnaediglich zu gut halten und mir aus Gnaden solch Geld folgen lassen. Denn E.K.M. sonder Zweifel bewusst, wie es nu nach dem Abgang meines sel. Mannes gestanden, _wiepman die Elenden gedrueckt_, Witwen und Waisen gemacht, also dass (es) zu erbarmen; ja (auch) _mir mehr durch Freunde als durch Feinde Schaden zugefuegt_; welches alles E.K.M. zu erzaehlen zu lang waere. Aus diesen und anderen Ursachen werde ich _gedraenget_, E.K.M. unterthaenig zu ersuchen, nachdem sich ein jeder so fremd gegen mir stellt und sich meiner niemand erbarmen will." Bugenhagen unterstuetzt$ ieß. Er war in Kopenhagen, dieser Mann, um des Königs Schiedsspruch einzuholen in einem Prozeß, den er führte, und das zog sich so in die Länge, daß ihm der Weihnachtsabend über den Hals kam; das gefiel aber dem Blessommer durchaus nicht, und wie er so durch die Straßen schlenderte und nach Hause dachte, da sah er einen wuchtigen Kerl in einem weißen Mantel vor sich hergehen. "Du gehst ja so schnell", sagte der Blessommer.--"Hab's weit bis nach Haus heut abend", sagte der Mann.--"Wo willst Du hin?"--"Nach Vaage", sagte der Mann und schritt aus.--"Das trifft sich aber fein," sagte der Blessommer, "dahin möchte ich auch."--"Dann kannst Du hinten bei mir auf den Kufen stehen", antwortete der Mann und bog in eine Querstraße ein, wo sein Schlitten stand. Er schwang sich hinauf und sah sich nach dem Blessommer um, der sich auf die Kufen stellte. "Du mußt Dich festhalten", sagte er. Der BlessommerEtat es, und es war auch nötig; denn es ging nicht etwa immer auf der glatten Erde hin. "Mir scheint, Du fährst übers Was$ h in das Haus gerufen wurde. Ingrid und Thorbjörn standen unterdessen mit den anderen Konfirmanden draußen, und als einer von den Burschen zu ihm sagte: "Du darfst nicht mit 'rein? Paß' auf, die schnappen sie Dir bestimmt fort", da brachten ihm diese Worte ein blaues Auge ein. Seitdem machten sich seine Kameraden immer ein Vergnügen daraus, Thorbjörn mit Synnöve zu necken, weil sie genau wußten, daß nichts anderes ihn so ärgern und in Wut versetzen konnte. Schließlich kam es, nach vorheriger Verabredung, in einem Waldeçbeim Pfarrhof deswegen zu einer tüchtigen Rauferei, die sich so zuspitzte, daß Thorbjörn es mit einem ganzen Haufen Angreifer auf einmal zu tun kriegte. Die Mädchen waren schon vorausgegangen, und daher niemand da, der dazwischen treten und die Burschen trennen konnte; immer hitziger und hitziger wurden die Gemüter. Thorbjörn wollte auch der Übermacht gegenüber nicht klein beigeben und war nicht wählerisch in der Art seiner Verteidigung; dabei hagelte es Hiebe, die später selber den Vorfall kun$ sdruck über die Bäume hin.--"Das Gerede und Geklatsche da unten wird mir schließlich zu arg", fügte er hinzu und klopfte sich etwas Erde ab.--"Warum bekümmerst Du Dich immer darum; laß doch die Leute reden."--"Ich weiß nicht recht;--aber--sie haben noch nie etwas gesagt, was ich nicht dachte, wenn ich's auch nicht getan habe."--"Du, d@s klingt häßlich."--"Das tut's auch", sagte er und fuhr nach kurzer Pause fort: "Aber wahr ist's." Sie setzte sich in das Gras; er blieb stehen und blickte zu Boden. "Ich könnte leicht so werden, wie sie mich haben wollen; sie sollten mich so lassen, wie ich bin."--"Am Ende ist es aber doch Deine Schuld."--"Wohl möglich, aber die andern haben auch Schuld; sie sollen mich zufrieden lassen", schrie er fast und sah zu dem Adler hinauf. "Aber, Thorbjörn", flüsterte Ingrid. Er drehte sich zu ihr hin und lachte: "Schon gut, schon gut, wie gesagt, es kann einem wohl manches durch den Kopf gehen--hast Du heute mit Synnöve gesprochen?"--"Ja, sie ist schon auf die Alm gezogen."--"Heute?"-$ t. "Wir werden ihn wohl behalten," sagte er im Vorbeigehen zu Ingebjörg, "aber unser Herrgott weiß, ob er wieder ganz gesund wird." Ingebjörg fing zu weinen an und ging ihrem Manne nach; auf der Treppe zum Schuppen setzten sie sich nebeneinander, und sie besprachen Als aber Ingrid leise wieder zu Thorbjörn hineinkam, lag er da mit einem Zettel in der Hand und sagte ruhig und langsam: "Den Zettel gib Synnöve, sobald Du sie triffst." Als Ingrid gelesen hatte, was darauf stand, wÂndte sie sich ab und weinte, denn auf dem Zettel stand: "An die hochgeschätzte Jungfrau Synnöve, Tochter des Guttorm Solbakken. Wenn Du diese Zeilen gelesen hast, so soll es aus sein zwischen uns beiden. Denn ich bin nicht der Mann, der für Dich bestimmt ist. Unser Herrgott sei mit uns beiden. Thorbjörn, Sohn des Sämund Granliden." Sechstes Kapitel Synnöve hatte an dem Tage, nachdem Thorbjörn auf der Hochzeit gewesen, von dem Vorfall erfahren. Sein jüngerer Bruder war mit der Nachricht auf die Alm gekommen; aber Ingrid hatte ihn auf dem$ aben. Karen--so hieß ihre Mutter--war, wie gesagt, klein und schmächtig von Gestalt, hatte blondes Haar, und blaue Augen¡ die rastlos umherblickten. Sie lächelte ein wenig, wenn sie sprach; aber nur wenn sie mit Fremden sprach. Ihr Gesichtsausdruck war sehr scharf geworden; sie war hastig in ihren Bewegungen und machte sich immer etwas zu tun.--Synnöve bedankte sich für das Mitgebrachte, nahm den Deckel vom Korb und wollte nachsehen, was darin war. "Das kannst Du später tun", sagte die Mutter; "ich habe wohl bemerkt, daß Du Töpfe und Kübel noch nicht abgewaschen hast; das mußt Du immer besorgen, mein Kind, ehe Du schlafen gehst."--"Ja, das war auch nur heute."--"Komm jetzt, ich will Dir helfen, da ich doch nun mal hier bin," fuhr Karen fort, und schürzte sich auf. "Du mußt Dich an Ordnung gewöhnen, ob ich Dich nun unter Augen habe oder nicht." Sie ging in die Milchkammer, und Synnöve folgte ihr langsam. Nun nahmen sie die Gefäße herunter und wuschen auf; die Mutter untersuchte, wie die Wirtschaft imstande sei$ r also dazu? Wollen wir sie zusammentun? Das hat ja weiter keine große Eile, aber ich weiß auch nicht, warum wir noch damit warten wollen. Du, Guttorm, bist ein Mann mit Vermögen; meins ist kleiner und geht mal später in mehrere Teile; aber ich denke, die Sache läßt sich doch machen. Jetzt sagt allo Eure Meinung frei heraus; das Mädchen frage ich zuletzt, denn ich glaube, ich weiß, was sie will!" Also sprach Sämund. Guttorm saß krumm auf der Bank, legte abwechselnd eine Hand über die andere und machte mehrmals Miene, sich aufzurichten, indem er jedesmal stärker Atem holte; aber erst nach dem vierten- und fünftenmal bekam er den Rücken gerade, strich mit der Hand über das Knie, und sah seine Frau an, streifte aber gleichzeitig Synnöve mit den Blicken. Karen saß am Tisch und wischte mit den Fingern darüber hin. "Nun ja--das ist ein schöner Antrag", sagte sie. "Ja, ich meine, wir sollen ihn mit Dank annehmen", sagte Guttorm laut, und seiner Stimme war eine beträchtliche Erleichterung anzuhören; dann sah er von s$ einer konnte begreifen, woran sie gestorben war; anderes Mißgeschick kam hinzu, und es ging abwärts mit ihm; am schlimmsten aber wurdñ es, als mitten im Winter seine Scheune abbrannte mit allem, was darin war; keiner wußte, wie das Feuer aufgekommen war. "Das hat einer angelegt, der mir nichts Gutes gönnt", sagte Anders, und in dieser Nacht weinte er. Er war ein armer Mann geworden und hatte keine Lust zur Arbeit mehr. Da stand am andern Abend plötzlich Baard in seiner Stube. Anders lag auf dem Bett, als der andere eintrat, aber er sprang auf. "Was willst Du hier?" fragte er, schwieg dann aber und sah seinen Bruder unverwandt an. Baard zögerte einen Augenblick, bis er antwortete: "Ich möchte Dir helfen, Anders, Dir geht es nicht gut."--"Mir geht es so, wie Du es mir gönnst, Baard! Geh lieber, denn ich weiß nicht, ob ich mich beherrschen kann!"--"Du irrst, Anders; es tut mir leid--"--"Geh, Baard, oder Gott gnade uns beiden!"--Baard trat ein paar Schritte zurück; mit zitternder Stimme sagte er: "Wenn Du die Uhr$ e zum erstenmal von einem Ufer zum andern über sie hin. Daß die Armut bei jedem Schritt hemmte, fühlte er, aber gerade deshalb war das Ziel aller seiner Gedanken, sie zu überwinden. Von Margit hatte sie ihn wohl für immer getrennt; sie sah er schon halbwegs als Jon Hatlens Braut, aber wenigstens wollte er sein Leben lang mit den beiden gleichen Schritt halten. Beiseite stoßen wie gestern würde er sich nicht mehr lassen, sondern sich fernhalten, bis er etwas geworden war, und daß er mit Gottes gütiger Hilfe etwas werden würde, das wVr sein Wunsch, und er zweifelte keinen Augenblick, daß ihm das gelingen würde. Er hatte das unbestimmte Gefühl, durch Lernen werde es ihm am besten glücken; zu welchem Ziel das führen könne, das mußte er sich Abends war Schlittenbahn, die Kinder kamen alle auf den Hügel, nur Öyvind nicht. Am Herde saß er und lernte und hatte keine Zeit zum Spielen. Die Kinder warteten lange auf ihn, schließlich wurde einigen die Zeit zu lang, sie kamen herauf, drückten das Gesicht an die Scheiben u$ über die Augen gezogen; denn seit er kein Haar mehr hatte, war ihm die Mütze zu groß geworden. Um sehen zu können, bog er den Kopf ganz hintenüber; den Stock hielt er in der rechten Hand, die linke stemmte er in die Seite, wenn er nicht damit gestikâlierte; aber auch dann streckte er sie nur halb von sich und ließ sie in dieser Stellung, um gewissermaßen seiner Würde nichts zu vergeben. "Ist das Dein Sohn, der da hinter Dir steht?" fragte er mit rauher Stimme. "Ich denke."--"Öyvind heißt er, nicht?"--"Ja, er heißt Öyvind."--"Er ist auf einer Ackerbauschule da unten im Süden gewesen?"--"So was war's ja wohl."--"Na, das Mädel, meine Großtochter, die Margit, ja, die ist jetzt ganz verrückt geworden."--"Das wär' schlimm."--"Sie will nicht heiraten."--"Na nu?"--"Sie will keinen von den Bauernsöhnen, die sich um sie bemühen."--"Ach so!"--"Aber der da ist schuld dran."--"Soo?"--"Er hat ihr den Kopf verdreht; ja, der da, Dein Sohn Öyvind."--"Teufel auch!"--"Siehst Du, ich mag nicht, daß mir einer meine Pferde stiehlt$ on Gudmund, von diesem hier."--"Das ist ja das reichste Mädchen im ganzen Gau."--"Es heißt so", antwortete der Bauer und strich sich mit einer Hand das Haar in die Höhe, Der Pfarrer saß eine Zeitlang wie in*Gedanken und sagte kein Wort; er trug nur die Namen in seine Bücher ein, und die Männer unterschrieben. Thord legte drei Taler auf den Tisch.--"Ich bekomme nur einen", sagte der Pfarrer.--"Weiß wohl, aber er ist mein Einziger,--möcht's gern recht gut machen." Der Pfarrer nahm das Geld an. "Dies ist das dritte Mal, daß Du um Deines Sohnes willen hier stehst, Thord."--"Jetzt bin ich aber auch fertig damit", sagte Thord, klappte sein Taschenbuch zu, sagte adieu und ging,--die Männer folgten ihm Vierzehn Tage später ruderten Vater und Sohn bei stillem Wetter über das Wasser nach Storliden hinüber, um dort die Hochzeit zu besprechen. "Die Bank ist nicht ordentlich fest", sagte der Sohn und stand auf, um sie in Ordnung zu bringen. Da rutscht das Brett aus, auf dem er steht, er schlägt mit den Armen um sich, stöß$ eide hinzukommen, wenn sie zum erstenmal auftreten würd½. * * * * * Der Schnee auf den Bergen begann zu schmelzen, auf den Feldern schimmerte es grün. Das Leben, das zu Beginn des Frühlings in den Bergtälern erwacht, ist mächtig, wie die Sehnsucht mächtig war; die Menschen werden flinker, die Arbeit geht leichter von der Hand, die Wanderlust schaut über die Berge hinweg. Aber obwohl Petra sich hinaussehnte, hatte sie doch nie diese Stätte und alle Dinge so lieb gehabt wie jetzt, da sie von ihnen Abschied nehmen mußte; ja, es war ihr, als habe sie alles bis dahin gering geschätzt, weil sie es erst jetzt verstand. Nur noch wenige Tage blieben ihr; sie ging mit Signe überall herum und sagte allen und allem Lebewohl,--zumal den Stätten, die ihnen zusammen lieb geworden waren. Da erzählte ihnen ein Bauer, Ödegaard sei oben auf den Öyhöfen und beabsichtige, sie aufzusuchen. Die Mädchen wurden beide ganz verlegen und stellten ihre Ausgänge ein. Doch als Ödegaard kam, war er so sonnig u$ n Ton von sich zu geben, begann es eifrig Reisig heranzuschaffen. Die Kiefer machte sich, wenn moeglich, noch breiter,--daran konnte sie keiner Aber im ganzen Wald erhob sich ein eifriges Geraune, als alles sah, was fuer eine Ehre der Riesenkiefer erwiesen wurde. Da war unter anderen auch eine kleine, nette Birke, die sich in einem Weiher spiegelte und sich ein gewisses Anrecht auf die Liebe eines Haenflings einredete, der auf ihr gewoehnlich seinen Mittagsschlaf hielt. Sie hatte ihm ihren Duft in den ¡chnabel gehaucht, Fliegen und Muecken auf ihre Blaetter festgeklebt, so dass sie leicht genug zu fangen waren, ja, zuletzt hatte sie in der Hitze ein dichtes Haeuschen von Zweigen gebaut und mit Blaettern gedeckt, so dass der Haenfling wirklich im Begriff war, es als Sommerwohnung zu benutzen. Jetzt aber: der Adler hatte sich in der Riesenkiefer festgesetzt, und fort musste der Haenfling. Ach, die Trauer! Er trillerte noch ein Abschiedslied; aber nur ganz leise, damit es der Adler nicht Nicht besser erging es e$ n, dass er nicht mehr der alte war. Die Leute meinten, es gehe mit ihm zu Ende. Da geschah es, dass zwei Amerikaner ins Dorf kamen, und als sie hoerten, in der Naehe sei eine Hochzeit, da wollten sie gleich hin, um Sitten und Gebraeuche kennen zu lernen. Hier spielte Nils. Sie gaben jeder einen Taler fuer die Spielkasse und baten um den Halling. Niemand wollte den tanzen, sp sehr auch darum gebeten wurde. Jeder einzelne bat Nils, ihn selbst zu tanzen; "er koenne es doch am besten." Er weigerte sich, aber nur um so hartnaeckiger wurde die Aufforderung, zuletzt wurde sie einstimmig, und das gerade hatte er gewollt. Er gab die Fiedel einem andern, zog den Rock aus, nahm die Muetze ab, trat in den Kreis und laechelte. Jetzt folgte ihm die alte Aufmerksamkeit, und das gab ihm auch die alte Kraft. Die Zuschauer draengten sich so dicht wie moeglich zusammen, die hintersten kletterten auf Tische und Baenke, ein paar Maedchen standen hoeher als alle andern,--und die vorderste von ihnen,--die Grosse mit dem hellen, bra$ ie zitterte. Da wollte er sie zutraulich machen, indem er sie fest bei der Hand ergriff; aber bei der ersten Beruehrung seiner Hand sprang sie auf wie von einer Flamme verbrannt,--und wieder war sie fort, waehrend er stehen blieb. Weit lief sie nicht; die Luft ging ihr aus. In ihren Schlaefen haemmerte und brannte es, die Brust wollte ihr zerspringen--sie presste die Haende dagegen und lauschte. Sie hoerte Tritte im Grás, ein Rascheln im Laub,--er kam, kam gerade auf sie zu--er sah sie--nein, er sah sie nicht!--Doch, er sah sie!... Nein, er ging vorueber! Sie hatte keine Angst,--das war es nicht; aber alles an ihr war in Aufruhr, und als sie sich in Sicherheit fuehlte, verlor sie mit der Spannung auch ihre Kraft und sank erschoepft und todesmatt um. Erst nach geraumer Zeit erhob sie sich wieder und schritt langsam den Berg hinab, bald stehenbleibend, bald weiter gehend, als habe sie kein Ziel. Als sie den Weg wieder erreicht hatte, sass er da und wartete geduldig. Jetzt stand er auf, sie hatte ihn nicht geseh$ schmuggelten Geschenk anfangen solle. Der erste Eindruck, den Petra von der Stadt empfing, war ein starker Natureindruck. Sie konnte das Gefuehl nicht los werden, als umdraengten die Berge sie so dicht, dass sie sich vor ihnen in acht nehmen muesse. So oft sie das Auge erhob, fuehlte sie sich bedrueckt, und dann wieder trieb es sie, die Hand auszustrecken und an den Stein zu pochen. Bisweilen war ihr, als gebe es hier keinen Ausgang mehr. Sonnenverlassen und finster standen die Berge, die Wolken hingen schwer darauf nieder oder jagten darueber weg; Wind und Regen in unaufhoerlichem Wechsel; von den Bergen kam es, die Berge sandten ºs hernieder auf die Stadt. Aber die Menge Menschen rings um sie her hatte gar nichts Bedruecktes. Sie wurde bald froh unter ihnen; denn in ihrer Geschaeftigkeit lag eine Freiheit, eine Leichtigkeit, eine Heiterkeit, wie sie sie gar nicht kannte, und die ihr nach allem, was sie erlebt hatte, wie ein Laecheln, ein Willkommgruss Als sie am naechsten Tag beim Mittagessen aeusserte, sie$ der Spitzbub unten und guckt mir zu!... Ja, es ist gar nicht zum Lachen, Du! Schrecklich unweiblich ist es. Ich bleib' ueberhaupt mein Lebtag ein Junge! Und natuerlþch bin ich morgen das Gespoett der ganzen Nachbarschaft!" Aber Signe, die aufs neue in einen Lachkrampf geraten war, fiel mit Kuessen und Streicheln ueber sie her und stuerzte dann davon: "Das muss ich Vater erzaehlen!"--"Bist Du verrueckt, Signe?" Und so kamen sie, eine nach der andern, wieder ins Zimmer gestuermt, wie sie hinausgestuerzt waren. Fast rannten sie den Propst ueber den Haufen, der gerade hinaus wollte, um zu sehen, was aus den beiden geworden war. Signe fing zu erzaehlen an, Petra schrie auf und stuerzte wieder hinaus, wobei ihr dann einfiel, dass sie gerade haette bleiben muessen, um Signe am Erzaehlen zu verhindern. Also wollte sie wieder hinein; aber der Propst hielt die Tuer zu. Keine Moeglichkeit, sie zu oeffnen. Sie trommelte mit beiden Faeusten dagegen, sie sang, sie trampelte mit den Fuessen, um Signe zu uebertaeuben, die n$ ß du dich nach der reinen Luft des Landes sehnst, daß du dorthin wieder zurückkehren möchtest, wo dein eigentlicher Lebensboden ist. Aber damit wir nicht auseinander geraten, damit wir ebenso häufig miteinander verkehren, wie bisher, muß es doch schon ein Gut in nächster Nähe Berlins sein, und das wird viel Geld "Ihr habt ja viel! Wieviel besitzt eigentlich deine Frau?" wandte Frau von Klamm mit sanfter Beharrlichkeit ein. "Nun, eine Anzahl Millionen werden wohl herauskommen," entgegnete Klamm. "Aber was will das sagen, wenn so große Summen in verschiedenen Unternehmungen festgelegt werden! "Ich gestehe dir, daß ich eigentlich die Absicht hatte, die Leitung und die Druc’erei allein käuflich an mich zu bringen, darin Adelgundes Vermögen festzulegen. Meine größeren Pläne, meine eigentlichen Wünsche werden durch den Gutskauf nicht nur beeinträchtigt, sondern vielleicht "Ich würde es vermeiden, das Geld deiner Frau in deine Unternehmungen zu verwickeln, Alfred. Du bleibst freier." Klamm lächelte bitter. "Ja, ja!"$ e wurde bereits ins Auge gefaßt. Wenn schließlich die Dinge das traurige Ende wirklich nahmen--wenn Arthur auf Scheidung bestand--dann waren Knoops dafür, daß Ileisa mit ihrer Tante Berlin und überhaupt die Provinz verließ. Dann wollten auch Knoops fortziehen. Herr Knoop dachte an seine Heimat, an Holstein, wogegen die Frauen durchaus nichts einzuwenden hatten. Wenn ihr Vater sich dort ein Gut kaufte, war's ganz in ihrem Sinne. Fräulein von Oderkranz und Ileisa konnten vielleicht künftig in Hamburg wohnen. Dann konnten sie sich untereinander leicht erreichen. So endete dieser Tag, und so wurde wiederum ein erheblicher Teil von dem "großem Glück" abgebröckelt, das dem Verkauf des Geschäftes und der Nobilitierung hatte folgen sollen.-- * * * * * Klamm hatte inzwischen gesonnen und gegrübelt, wie er die Dinge lenken könne. Zuletzt war er zu seiner Mutter gegangen, die schon wiederholt nach ihm gefragtZhatte. Ihr war von den Dienstboten mitgeteilt worden, daß Adelgunde abgereist sei$ nsein benutzte Herr Knoop, um Herrn von Klamm mit den fuer ihn in Betracht gezogenen Plaenen bekannt zu machen.["Ueberlegen Sie," warf er hin, "ob Sie Lust und Neigung haben wuerden, in die Redaktion einzutreten, um fuer eine von mir neu zu errichtende Rubrik: "Hof und Gesellschaft" Thaetigkeit und Verantwortung zu uebernehmen. "Sie muessten--ich wuerde Sie dazu in den Stand setzen--an all dergleichen Veranstaltungen teilnehmen, in Klubs eintreten, Festlichkeiten besuchen, Personalien ueber besonders hervorragende Persoenlichkeiten zu erlangen suchen, und das alles in einer anziehenden Form in die Taeglichen Nachrichten bringen." Zu Herrn Knoops Enttaeuschung stimmte Baron Klamm nicht so lebhaft zu, wie er erwartet hatte. "Sehr vortrefflich--sehr dankbar, Herr Knoop. Ich verkenne Ihre guetigen Absichten fuer mich keineswegs. Ich bin Ihnen ausserordentlich verbunden. "Aber wenn ich ganz offen sein darf:--ich moechte am liebsten eine Kontorthaetigkeit ausueben, in der mir die Aufgabe wuerde, fuer die immer noch$ en, sondern wie sie sich ihr durch ihr kluges Nachdenken darstellten. "Er thut, als ob er Unwillfaehrigkeit und Gegnerschaft gar nicht bemerkt. Es gehoert eben auch zu seinen hervorragenden Eigenschaften, dass er sich zu beherrschen, zu verstecken weiss--" "Verstecken!" sagst du, Friedrich! Der Ausdruck stimmt mit der Warnung, die dir bei seinem ersten Besuch wurde!" Nun meldete sich bei Frau Fanny doch wieder die Frau. Wenn Muetter sehen, dass Maenner, auf die sie fuer ihre Toechter rechnen, diese nicht bevorzugen, haben sie stets eine starke Neigung, ihnen etwas am Zeuge zu flicken. Sie bauen sich dadurch Bruecken, um ihrer Enttaeuschung besser Herr zu werden. Die beiden jungen Maedchen waren nur Zuhoerende, sie aeusserten sich nicht. Sie versteckten sich ebenfalls. Beide hatte ein  stille, aber leidenschaftliche Liebe fuer Klamm erfasst. Grete schwieg darueber, weil sie zu stolz war, davon zu reden, und Ileisa huetete sich zufolge ihrer Stellung, fuer Klamm irgendwelches Interesse an den Tag zu legen. Sie $ mich niemals zu eigen geben wuerde." Aber dieselben Bedenken, die Ileisa bestimmten, sprachen auch bei ihr. Was sollte aus ihrer Freundin werden? Stiess sie auch hier zurueck, was sich ihr bot, war's sicher fuer immer aus. Dass sich ihr Vater, und dass Arthur sich niemals ferner um sie kuemmern wuerden--und wenn sie selbst in hoechste Not geriet--wusste sieâ Sie wusste es, obschon ihr Vater ein zu beeinflussender Mann war, obschon ihre Mutter ein gutes Herz besass. Und Arthur? Er wuerde vielleicht sogar eine boshafte Freude empfinden, wenn die, die ihn verschmaeht hatte, Sie sprach zu ihrer Freundin: "Ich las juengst, dass ein Mann vor der Ehe seiner Tochter riet: "Nimm dir vor, dem Mann deiner Wahl ein guter Kamerad zu sein! Pruefe, ob er Widerspruch vertraegt! Wenn nicht, beherrsche ihn durch Schweigen! Willst du etwas erreichen, was ihm und dir nuetzlich ist, waehle immer den rechten Augenblick. Darauf kommt alles an. Selbst Teufel haben eine Stelle, wo sie, angefasst, vergessen, dass sie Engel zu bekaemp$ t mehr lieben, denn selbst die lebhafteste Empfindung erlischt, wenn sie keine Nahrung empf¹engt. Ich gestehe zu, dass ich dir nichts biete. Aber ich kann nicht geben, was ich nicht Adelgunde bewegte mit der Miene tiefster Bitterkeit das Haupt. Dann stiess sie heraus: "Ah! Ich begreife! Da du heute zu ihr reisen willst, nimmst du die Gelegenheit wahr, mich fuer immer zu verabschieden." Klamm sah seine Frau, mit sanftem Vorwurf im Auge, an. "Nein!" entgegnete er dann. "Ich verband mit meiner Bitte gar keine Nebengedanken. Ich wollte nur mit dir ueberlegen, welchen Modus wir jetzt, nach deiner Rueckkehr, nach Mamas Tode, waehlen koennten, uns nicht zu trennen, aber nebeneinander ohne Verstimmung einzurichten. Und ferner: Von mir wird der Vorschlag, ganz auseinander zu gehen, niemals gemacht werden." "Und weshalb nicht?" "Meine Dankbarkeit gegen dich verbietet es. Es waere ein Akt groesster Undankbarkeit--" "Das verstehe ich nicht. Du koenntest, wenn dieses Gefuehl so maechtig in dir ist, es doch auch in anderer$ nderschönes Gesicht, das sich immer wieder ihrer Phantasie aufdrängte, das sie wehmütig durch Tränen anlächelte? Warum mußte er aber auch gehen, gerade als es zur Tafel ging, wo sie ihn hätte sehen und sprechen können!-- "Ei, Kind," sagte der Präsident und weckte sie aus ihren Träumen, "da sitzest du schon eine geschlagene Glockenviertelstunde, starrst auf den Teller hin, als läsest du in der Johannisbeermarmelade so gut als im Kaffeesatz deine Zukunft, und ¾ächelst dabei, als machten dir alle ledigen Herren, unsern Hofrat mir eingeschlossen, ihr Kompliment!" Die Glutröte stieg ihr ins Gesicht; sie nahm sich zusammen und mußte doch wieder heimlich lächeln über den guten Papa, der doch auch kein Spürchen von ihren Gedanken haben konnte. Aber als vollends der Hofrat ihr von der andern Seite zuflüsterte: "Der alte Herr hat fehlgeschossen; wir alle könnten uns den Rücken lahm komplimentieren und die Knie wund liegen, mein stolzes Trotzköpfchen gönnte keinem einen halben Blick oder ein Viertelchen von dem Engelslä$ pt hinlegen könnten, da habe ich ein so anständiges Plätzchen ausersehen, wie man es nur wünschen kann. Da ist--" er zog eine große Schreibtafel hervor, nahm mehrere Papiere heraus und entfaltete sie--"da ist ein gerichtlich ausgefertigter Kaufbrief von Schloß und Herrschaft Groß-Lanzau, drei Viertelstunden von hier, angekauft für den Herrn Grafen Emil von Martiniz, wenn Sie ihn kennenœ und ihm von seinem Oheim zur Morgengabe übermacht, kann heute schon bezogen werden, wenn es ihm gefällig ist." Die drei machten große Augen. Emil stürzte dem alten Herrn an den Hals. "Mein teurer väterlicher--" "Still, still, ist schon gut," unterbrach ihn der alte Herr, indem er ihm die Hand auf den Mund legte, "bedenke dein Versprechen. Ich habe hier nur den Geschäftsträger gemacht, danke deinem Onkel, wenn er einmal da ist!"-- "Ach, wo ist er denn, der gute Onkel," rief Ida, "daß ich ihm danken kann für seine unendliche Güte?" "Wird auch kommen zu seiner Zeit," antwortete Ladenstein, indem ihm eine Träne der Rührung im Auge$ Säule versteinert; doch hatte sie, sobald Sie wieder Atem hatte, auch Fassung genug zu sprechen; so freundlich und herablassend als möglich wandte sie sich an das junge Paar: "Nun, da wünsche ich doppelt Glück, daß ich mich geirrt habe. Hätte es Sr. Exzellenz früher gefallen, seine Maske abzunehmen, so würde ich Ihr Glück auch nicht auf einen Augenblick gestört Sie ging, von außen ein Engel, im Herzen eine Furie; sie wünschte in ihrem wutkochenden Herzen alles Unglück auf das Haupt der unschuldigen Ida.âWütend kam sie zu der Sorben, die mit Frau von Schulderoff in einer Fenstervertiefung bei einem Glas Punsch sich von dem Schrecken erholte, der ihr in alle Glieder gefahren war. "An allem Unheil ist Ihr sauberer Herr Onkel schuld, Fräulein Sorben," rief die Wütende, "warum hat er uns mit falschen Nachrichten bedient? Warum hat er uns nicht gesagt, daß der alte Narr hier herumspukt unter falschem Namen? O, ich möchte--" Der orangefarbene Teint von Fräulein Sorben war ins Erdfahle übergegangen; sie hatte die st$ standen, daß ihr diese Tracht noch besser stehe als der Brautstaat; kein Wunder! es war ja das Pilgerkleid, in welchem sie ins gelobte Land der "Warum bist du nur so über und über rot?" fragte Emil sein holdes Weibchen, indem er sie näher an seine Seite zog. "Hat dir jemand etwas getan?" Sie wollte lange nicht heraus. "Die Babette," flüsterte sie endlich und errötete von neuem, "die Babette hatte so dumm gefragt." "Nun, was denn?" fragte der neugierige Herr Gemahl. Aber da stockte es wieder; zehnmal setzte sie an; sie wollte gerne eine Lüge erfinden; aber das schickte sich denn doch nicht am Hochzeittag, und doch--es ging nicht; er mußte bitten, fÖehen, drohen, betteln sogar; endlich, nachdem er hatte versprechen müssen, die Augen recht fest zuzumachen, flüsterte sie ihm ins Ohr: "Sie hat mein Nachtzeug eingepackt, und da hat sie gefragt, ob sie das deinige auch dazu packen soll." Selig schloß der Graf sein Engelsweibchen in die Arme; er wollte antworten, aber seine Antwort verhallte im Geräusch der aufbreche$ nd jenes von dem hoffaehigen Anzug spickten. Alle redeten zumal, keine wurde verstanden, und die Herren fluchten und schimpften ein Donnerwetter ueber das andere, dass sich eine so dichte Wolke vor diese kaum aufgegangene Sonne gedraengt und sie ihrem Anblick entzogen habe. Jetzt zog Hofrat BeTner das weisse Sacktuch, schwenkte es in der Luft und gab dem Kapellmeister und Stabstrompeter der Dragoner das Zeichen, und eine herrliche Polonaese begann. Im Nu stoben die Glueckwuenschenden auseinander und machten Raum fuer die Assessoren, Leutnants, Sekretaere, jungen Kaufherren, Jagdjunker, die gluecklicherweise noch nicht versagt waren und sich jetzt um einen Walzer, eine Ekossaese oder gar den Kotillon mit Ida die Haelse brechen wollten. Sie aber lachte, dass die Schneeperlen der Zaehne durch die Purpurlippen heraussahen, behauptete, sich immer nur auf eine Tour zu versagen, huepfte dem Hofrat entgegen und reichte ihm die kleine Hand. Selig, geruehrt, begeistert stellte er sich mit seinem holden Engelskinde an d$ iebe Engelskind selbst sehen koennte!" Dem alten Mann schien der Mund zu waessern; er bat den Hofrat noch einmal, recht zu sorgen, und * * * * * DER SELIGE BERNER. Als Brktzwisl fort war, schlug der Hofrat ein Schnippchen nach dem andern in die Luft. Er hatte sich ja seine Herzensfreude vor dem klugen Alten nicht merken lassen duerfen, und doch haette er dem alten verwitterten Polacken um den Hals fallen moegen, so recht ins Schwarze seiner Seele hatte er mit seinen Plaenchen getroffen. "Ein kapitaler Kerl, der Brktzwis‰," dachte der Hofrat, "ohne den waeren wir doch samt unserer stillen Liebe und unsern geheimen Plaenchen ganz und gar den Katzen. Beim alten Oheim scheint er einen Stein im Brett zu haben und nicht nur so einen Bauern oder lausigen Laufer, wie man von der alten Tressenrockseele glauben sollte, sondern einen gewichtigen Rochen, der dem ganzen feindlichen Hof, der Koenigin Aarstein und dem Staatssekretaer Springer mit seinen Winkelzuegen ein verdecktes und entschei$ zu unverdorben und keusch! Nun, der Herr Rittmeister da wird von ihrer Keuschheit zu sprechen wissen. Wie ist es damit? Gestehen Sie!" Der Rittmeister versicherte zwar auf das heiligste, dass er Ida immer nur als ein reines Kind der Natur gefunden habe; aber sein hoehnisches Teufelslaecheln bei diesen Schwueren, die Art, mit welcher er den Stutzbart bis an die Ohren zurueckri-s und die Augen einkniff, liess fast erraten, dass er mehr wisse und erfahren habe, als er sagen wolle. "Nun," sagte Sorben, "wenn die Aktien so stehen, so ist es nicht schwer zu agieren. Sie, Exzellenz, heben den Grafen durch Ihre Reize aus dem Sattel, der Rittmeister aber Ida, und zwar dadurch, dass er den Grafen eifersuechtig macht. Er darf nur dem suessen Schwaermer schwoeren, dass er die Gunst des Fraeuleins Engelrein noch nie ganz genossen habe, und dazu ein Gesicht machen, wie wir es eben gesehen haben, so muss der gute Mann abgekuehlt sein, als sei er nie entbrannt gewesen." "Aber wie soll dies alles geschehen? Wir koennen doch d$ hr gestand, dass er sie liebe, wo er sie umschlang und an sein pochendes Herz drueckte, wo er sie mit den suessesten Schmeichelnamen der Zaertlichkeit genannt, wo ihr Mund sich schon zum ersten heiligen Kuss der Liebe ihm entgegengewoelbt hatte. Dies _alles_ war ja laengst vorueber, war begraben, tief, tief in ihrem Herzen, mit aller Hoffnung, aller Sehnsucht, die es einst erweckt hatte; aber Berner durfte es wissen, ihm haette sie alles gesagt und ihn dann zum warnenden Schutzgeist fuer den Grafen aufgerufen.fAber er war noch nicht zurueck; darum verschloss sie ihren Schmerz in die Seele; aber mit Angst und Zittern sah sie, wie der Graf um die Aarstein flatterte wie die Fliege um das Licht. Alle Beispiele von den sinnlichen Lockungen dieser Sirene, die man sich in der Residenz in die Ohren gefluestert, fielen ihr bei; wie leicht konnte er in einem unbewachten Augenblick, hingerissen von den verfuehrerischen Reizen der ueppigen, buhlerischen Dame Potiphar--sie erroetete von dem Gedanken und presste die Augen $ über acceptiren; doch glaube ich nicht, daß Kaiser Napoleon ernstlich daran denkt, gerade jetzt einen Conflict heraufzubeschwören, nachdem er viel passendere Momente, Momente, in welchen ihm viel größere Chancen des Erfolges zur Seite standen, hat vorübergehen lassen. Ich bitte Sie also noch einmal, Metternich in dieser Beziehung meinen Willen mitzutheilen.--Doch muß die ganze Sache mit großer Vozsicht und mit unendlicher Schonung aller persönlichen Empfindlichkeiten behandelt werden. Man darf weder in Paris, noch in Florenz verletzt werden, und auch der General Türr darf in keiner Weise unangenehm berührt werden. Er ist uns in Ungarn sehr nützlich gewesen, und könnte uns jedenfalls unter Umständen viel schaden." Herr von Hoffmann verneigte sich. "Ich werde sogleich die Depesche nach Eurer Excellenz Befehl abfassen." Er zog ein Zeitungsblatt aus seiner Mappe und fuhr fort. "Ich muß um Eure Excellenz auf einen Artikel aufmerksam machen, welcher sich in verschiedenen Blättern findet und über einen Vorfall in Mü$ t zu sein, sich erkundigen, wie die auswärtigen Angelegenheiten unseres Kaiserreichs sich befinden?" "Die auswärtigen Angelegenheiten befinden sich vortrefflich," erwiderte der Minister mit seiner klaren, etwas scharfen Stimme. "Ich wollte," fügte er hinzu, "daß ich dasselbe von den innern Angelegenheiten sagen Ein wenig erstaunt blickte Herr Thiers auf. "Nun," sagte er, "wir haben soeben noch über die innern Angelegenheiten gesprochen, und ich bin zu dem Resultat gekommen, daß, obwohl ich keine persönliche Sympathie für dieses zweite Kaiserreich haben kann, ich dennoch anerkennen muß, wie die neue Aera der innern Politik allen Anforderungen entspricht, die man vernünftiger Weise machen kann, und der beste Beweis scheint mir darin zu liegen, daß Sie, mein verehrter Freund, gegenwärtig Mitglied des Ministeriums des Kaisers sind. Ist der Weg, auf dem man sich befindet, ein‹richtiger, so wird man ja über einzelne kleine Schwierigkeiten leicht hinwegkommen." "Vorausgesetzt, daß man diesen Weg verfolgt", erwiderte$ iehung aus les braves gars--und die bragars von Saint-Dizier waren die treuesten und muthigsten Kaempfer Franz I.; sie hielten eine lange Belagerung Carl V. aus und leisteten dem Lande dadurch wichtige Dienste, fuer welche der ritterliche Koenig sie mit verschiedenen bedeutenden Privilegien auszeichnete. Diese stolzen Erinnerungen leben noch heute in den Bewohnern von Saint-Dizier fort und so klein und unscheinbar die Stadt ist, so stolz blickt sie auf ihre Geschichte zurueck und jeder Buerger von Saint-Dizier macht das Wort Franz I.: "tout est perdu fors l'honneur" zu seiner Die unmittelbare Umgebung der Stadt ist flach und eben; in einiger Entfernung erheben sich kleine Anhoehen mit niedrigen Laubwaldungen und Weinpflanzungen bedeckt. Dort befindet sich eine Wasserheilanstalt, welche wegen ihrer gesunden Luft und ihrer frischen Quellenbaeder von den Bewohnern der Umgegend haeufig besucht wird und waehrend des Sommers d¶e kleine Stadt mit dem bewegten Leben eines Badeortes erfuellt. Es war an einem Februarab$ de verkuendet wurde und mich machen so feierliche und so bei jeder Gelegenheit wiederholte Friedensversicherungen ein wenig misstrauisch. "Ich weiss, dass auch auf dem Gebiet meines Geschaefts neuerdings wieder grosse Bestellungen gemacht worden sind und die ganze industrielle Welt hat das Gefuehl, dass in der schwuelen Luft dieser Zeit ein grosses erschuetterndes Gewitter sich vorbereitet, und so sehr ich," fuhr er lebhafter fort, "als Industrieller den Frieden wuensche, so muss ich doch sagen, dass ich als Franzose mit tiefem Schmerz die passive Unthaetigkeit empfinde, zu welcher die Regierung des Kaisers Frankreich verurtheilt und durch welche die Stellung unseres Landes in Europa immer schwerer erschuettert und immer tiefer untergraben wird." Der alte Challier schuettelte langsam den Kopf. "Mir fehlt es wahrlich nicht an franzoesischem Nationalgefuehl," sagte er, "und gerade die Buerger vCn Saint-Dizier, zu denen meine Familie seit Jahrhunderten gehoert, sind mit dem militairischen Ruhm Frankreichs eng ve$ moeglich sein, da doch trotz der neuen parlamentarischen Institution wenigstens fuer die auswaertige Politik in Frankreich noch Alles von der Initiative des Kaisers abhaengt." "Der Kaiser ist krank," sagte Klindworth, "das ist richtig. Die auswaertige Politik haengt von seiner Initiative ab, das ist auch richtig. Aber von wem haengt wieder diese Initiative dieses kranken, zuweilen fast willenlosen Mannes ab?--Von der Kaiserin," sagte er, "welche keinen andern Gedanken hat, als ihrem lieben kleinen Louis ein wenig Lorbeer um das jugendliche Haupt zu winden,--und waehrend dieser Lorbeer an den Grenzen gepflueckt wird, beabsichtigt man, eine grosse Generalprobe fuer die kuenftige Regentschaft abzuhalten. Die Toilettenangelegenheiten fangen an, Ihre Majestaet zu langweilen," sprach er im hoehnischen Ton, "die UnterhÀltung mit ihrem erhabenen Gemahl ist auch gerade nicht zerstreuend. Die erhabene Kaiserin der Franzosen ist in eminenter Weise ehrgeizig geworden. Und glauben Sie mir," fuhr er fort, "im Geheimen Rat$ rtoente. "Wer ist da?" fragte der Koenig mit seiner lauten hellen Stimme. Der Kammerdiener trat ein und sprach: "Der Ordonnanzofficier Major von Adelebsen bittet um die Erlaubniss, Eurer Majestaet eine Meldung machen zu duerfen." "Er soll kommen,ï rief der Koenig etwas verwundert. Major von Adelebsen trat ein. Er war ein Mann von einundvierzig Jahren, etwas ueber Mittelgroesse, von magerer Gestalt und eckigen, wenig eleganten Bewegungen. Sein Gesicht war bleich, von einer etwas gelblichen Farbe und unregelmaessigen Zuegen, welche wenig sympathisch beruehrten, obgleich in ihnen mehr zurueckhaltende Abgeschlossenheit lag, als jene eigenthuemlich-charakteristische Haesslichkeit, welche auf die Dauer zu gewinnen oder wenigstens zu imponiren vermag. Seine Blicke waren unstaet und unruhig bewegt und richteten sich bei seinem Eintritt forschend auf den Kronprinzen, der ihm erwartungsvoll entgegensah. Der Major von Adelebsen, welcher die kleine Uniform des fruehern hannoeverschen Garderegiments trug, naeherte sich de$ r einen Geschichtschreiber,--und das ist er in der That nicht,--auch geht durch sein ganzes Werk ein gewisses sentimentales Jammern ueber den Krieg, der doch, da die Conflicte einmal unloesbar geworden, eine Nothwendigkeit "Diese Richtung des Buches," fiel Graf Bismarck ein, "das jedenfalls in Frankreich viel gelesen werden wird, ist mir am wenigsten unangenehm,--die Franzosen koennen in der That eine Warnung vor deÍ traurigen Folgen eines grossen Krieges brauchen,--es scheint, dass dort wieder der Chauvinismus erhitzt wird, und dass man die Geister fuer einen Krieg vorbereitet, fuer den Fall, dass man der inneren Schwierigkeiten nicht Herr werden sollte." "Glauben Eure Excellenz wirklich," fragte der Legationsrath, "dass man in Paris ernstlich an einen Krieg denken koennte,--gerade jetzt in dem Augenblicke, in welchem die Zuegel des persoenlichen Regiments gelockert sind, in dem Augenblick, in welchem Ollivier, der Mann des Friedens, Minister geworden ist?" "Die Berichte aus Paris," sagte Graf Bismarck mit l$ tlich nicht unsere Sache," erwiderte der Dragonerofficier, "hier eine solche Meinung auszusprechen oder zu discutiren, indessen nehme ich in diesem besonderen Fall keinen Anstand, es auszusprechen, dass nach meiner Ueberzeugung durch die Unterzeichnung dieser Erklaerung die Sache auf eine fuer alle Theile befriedigende und ehrenvolle Weise beigelegt sein wird." Der Husarenofficier stimmte der Ansicht seines Kameraden bei. "Ich werde unterzeichnen," sagte der Lieutenant von Buechenfeld, nahm das Papier und begab sich in sein Zimmer. "Ob ich ihr einen Vorwurf zu machen habe," fluesterte er vor sich hin, waehrend er sich an seinen Schreibtisch setzte und di§ Feder eintauchte,--"oh, wenn er wuesste,"--ein schneller zorniger Blick leuchtete in seinem Auge auf, rasch oeffnete er das Schubfach des Tisches und zog aus demselben das kleine Blatt hervor, welches er am Tage vorher von Fraeulein Anna erhalten hatte. Mit einem raschen Zuge setzte er seinen Namen unter die Ehrenerklaerung, faltete dieselbe zusammen, legte $ en hat, wenn Sie Ihre persönlichen Ansprüche auf die älteren Rechte Ihrer Linie aufgeben, so wird Don Alphonso der allein berechtigte und allseitig anerkannte König von Spanien werden, Ihre Tochter wird dereinst seinen Thron mit ihm theilen, und in Zukunft wird das vereinigte Blut beider Linien unseres Hauses das ungetheilte monarchische Prinzip aufrecht erhalten." Don Carlos sah die Königin, welche immer bewegter gesprochen hatte, mit einem gewissen Erstaunen an. "Eine Verbindung des Infanten Don Alphonso," sagte er, "mit meiner Tochter ist ein Gegenstand, der wohl ernste Erwägung verdient und der allerdings dazu beitragen möchte, die so beklagenswerte Spaltung des königlichen Hauses von Spanien auszugleichen. Doch begreife ich nicht, Madame," fuhr er fort, "wie durch eine solche Verbindung Don Alphonso unmittelbare Rechte auf den spanischen Thron erwerben sollte, selbst wenn ich auf die meinigen verzichten würde, was nach meiner Überzeugung kein Fürst, den Gott zum Throne hat gebor;n werden lassen, thun dar$ önung des Gebäudes zu vollenden, dessen Grundmauern Sie mit so viel Eifer und Beharrlichkeit aufgeführt haben." Das volle Gesicht des Herrn Rouher mit dem feinen beredten Munde und den klaren, scharf blickenden Augen zeigte eine Bewegung, welche diesem scharf berechnenden Meister der Dialektik und der parlamentarischen Debatte sonst nicht eigentümlich war. "Sire," sagte er, "Eure Majestät wissen, mit welcher Mühe ich Jahre lang daran gearbeitet habe, die Krönung des kaiserlichen Gebäudes auf andere Weise und ohne eine kriegerische Catastrophe abzuschließen. Eure Majestät haben die Führung Ihrer Regierung andern Händen anzuvertrauen für gut befunden, und mir bleibt nur zu hoffen übrig, daß der Erfolg den Erwartungen Eurer MajestäÊ und den heißen Wünschen entsprechen möge, welche ich für denselben im Herzen trage." Der Kaiser blickte seinen langjährigen Rathgeber einen Augenblick nachdenklich an. "Sie sind nicht einverstanden, mein lieber Rouher," sagte er dann mit einer gewissen unsichern Befangenheit in der S$ der Major von Düring an den Tisch der Offiziere heran. Ihm folgte der Regierungsrath Meding im Reiseanzug. Die Offiziere erhoben sich. "Mein Gott, Sie hier," rief Herr von Tschirschnitz, indem er dem Regierungsrath Meding die Hand reichte, "was führt Sie aus der Schweiz hierher? Will der König uns rufen? Will er irgend etwas unternehmen--in diesem Augenblick?" "Nein, meine Herren," sagte der Regierungsrath, indem er die übrigen Offiziere herzlich begrüßte und mit Herrn von Düring an deren Tisch Platz nahm. "Ich komme nicht vom Könige, ich habe keine Verbindung mit Hietzing und erfahre nur zufällig und auf Umwegen, was dort vorgeht. Ich bin nur herCekommen, weil unser Schicksal uns so lange Zeit mit einander verbunden hat, und weil ich dringend wünschte, in diesem Augenblick der schwersten Krisis, die die Welt seit lange erlebt hat, als Ihr alter Freund und Ihr Genosse der Verbannung, Sie zu warnen und Sie auf das dringendste zu bitten, sich um Gottes Willen in keine gefährlichen und bedenklichen Unternehmunge$ Napoleon zuckte zusammen, erschrocken blickte er in das laechelnde Gesicht der jungen Dame. "Sie haben Recht," sagte er, "der Geist hat den Namen richtig gelesen." Er bog sich einen Augenblick zurueck und blickte unter den Tisch, dessen Fuesse unmittelbar an der Platte befestigt waren. Die vier Fuesse standen vollkommen frei, auf dem Bode¶, Mademoiselle Lesueur etwas vorgebeugt, sass so weit zurueck, dass nicht einmal der Saum ihres Kleides die Fuesse des Tisches beruehrte. Der Kaiser schuettelte den Kopf und legte die Haende wieder auf den Tisch. "Da Ihr Geist," sagte er, "den Namen gelesen hat, an welchen ich gedacht, so wird er mir auch eine andere Frage beantworten koennen, welche sich an diesen Namen knuepft." "Ich bitte Euer Majestaet," sagte Mademoiselle Lesueur, "die Frage in Ihren Gedanken zu formuliren--" Abermals begann der Tisch zu schwingen und zu zittern, diesmal staerker Nach kurzer Zeit schlugen die Fuesse abermals regelmaessig und schnell hinter einander auf das Parquet. "Wollen Sie die Guet$ r in der Verbannung zum Koenig von Spanien proclamirt war, vorueber, beugten das Knie vor ihm und drueckten die Lippen auf seine Hand, die er Jedem reichte. Nachdem die Ceremonie vorueber war, wandte sich die Koenigin Isabella an "Ich bitte Eure Majestaet um die Erlaubniss," sagte sie in franzoesischer Sprache mit starkem spanischem Guttural-Accent, "in Ihrer Gegenwart noch ein Document aufnehmen zu duerfen, welches nicht die Politik betrifft, sondern nur die Privatangelegenheiten unseres Hauses ordnet. Es ist mein Testament, das ich fuer den Èall der Rathschluss Gottes die Wiederherstellung des Thrones unseres Hauses nicht gestatten sollte, nach franzoesischem Recht habe aufnehmen lassen, und welches der Herr Praesident des Civilgerichtshofes und der erlauchte Marschall, der uns die Freude seiner Gegenwart macht, als Zeugen unterzeichnen sollen." Don Alphonso wandte sich in rascher Bewegung zu seiner Mutter, umarmte sie zaertlich und kuesste ihr ehrerbietig die Hand. Herr Benoist-Champy trat an den Tisch, na$ UNDE. Das ist mir neu. DER DOCTOR. So ziemlich alle wohlbestallten Akademiker, besternten Wuerdentraeger, intelligenten Leute _comme il faut_ leugnen ihn. ADELGUNDE. Und glauben demzufolge an alles, was man will das sie DER DOCTOR. Sagte ihnen zum Beispiel der Fuerst, liebe Freunde, ich muss im Interesse des Staates eure schoenen Einkuenfte um die Haelfte vermindern, murrt nicht, sondern glaubet, es wird euch im himmlischen Jenseits tausendfach vergolten-- ADELGUNDE. So murren Sie nicht? DER DOCTOR. Bei meiner Seele, nicht mehr als Fraeulein, zu dem der Papa sagte, theures Kind, ich gebiete Dir zu glauben, Du liebest den jungen Herrn Doctor. ADELGUNDE. Sie sind barock. DER DOCTOR. Frivol, wenn's Ihnen gefaellt,--allein ich denke das Beste von den Menschen und habe den hoechsten Respect vor der christlichen Tugend, die nach unsern bercehmtesten Kirchenlehrern in der tiefsten Unterwuerfigkeit, in der tiefsten Demuth besteht. ADELGUNDE setzt sich und seufzt. DER DOCTOR. Mein Fraeulein, bitte, bitte,--nehmen Sie $ 2. Mai 1862 auf dem Arbeitertag des Maingaus in durchaus sozialistischem Sinne gehalten hatte, wie ich das bereits im ersten Teil dieser meiner Arbeit Schweitzer hatte um diese Zeit gleichzeitig mehrere Eisen im Feuer. Aber da brach das Verhängnis über ihn herein. Er wurde kurz nach dem Frankfurter Schützenfest zweimr Verfehlungen öffentlich beschuldigt, die einen schwarzen Schatten auf sein späteres Leben warfen und als Merkmale seines Charakters von Bedeutung sind. Zunächst wurde er beschuldigt, 2600 Gulden für die Kasse des Frankfurter Schützenfestes unterschlagen zu haben. Klage wurde von seiten des Ausschusses nicht erhoben, und das gab wohl Veranlassung, daß die Tat überhaupt bestritten wurde. Demgegenüber möchte ich feststellen, daß der Justizrat Sterzing in Gotha, der im Zentralausschuß des Schützenfestes saß, mit seiner Namensunterschrift eine Erklärung in der "Allgemeinen Deutschen Arbeiterzeitung" in Koburg erließ, worin er die Unterschlagung als Tatsache bestätigte. Als dann einige Jahre später im$ chem Charakter ähnele (ich komme mir oft selbst wie ein Philister vor, wenn ich meinen 'Lebenswandel' betrachte), um so mehr liebe ich diesen Charakter bei anderen. Ich will allerdings gestehen, daß ich Rüdt zu wenig kenne, um behaupten zu können, er sei so wie mein Freund. Aber ich vermute es. Hast Du die Biographie von Lessing gelesen? Was war der eine längere Zeit leichtsinnig! Ich habe oft Sehnsucht, auch einmal leichtsinnig zu sein, aber werde es wohl schwerlich werden. Die Verhältnisse fesseln mich an mein arbeitsames, ernstes, ja philiströses Dasein! Von Natur heiteren Temperamentes, bin ich es in Wirklichkeit so selten." Ich weiß heute nicht mehr, was ich Bracke auì diesen Brief antwortete, aber eine Zustimmung zu seinem Urteil über Rüdt war die Antwort sicher Bracke, der einer wohlhabenden Familie angehörte und aus dem höchsten Idealismus sich der Partei der Enterbten angeschlossen hatte, war damals in großen Nöten. Er hatte sich durch Fritzsche bestimmen lassen, für die Produktiv$ istengesetz, das ihn wie so viele andere außer Landes trieb. Wäre Most unter dem Einfluß von Männern geblieben, die ihn zu leiten und seine Leidenschaftlichkeit zu zügeln verbanden, die Partei hätte in ihm einen ihrer eifrigsten, opferwilligsten und unermüdlichen Kämpfer behalten. Er hat später als Redakteur der von ihm gegründeten "Freiheit"--die erst in London, nachher in New York erschien--mich oft heftig angegriffen. Noch schlimmer als mich behandelte er Ignaz Auer und Liebknecht. Aber dennoch ist mir leid, daß er, der gut Veranlagte, so elend zugrunde ging. Most wurde in Leipzig nach wenigen Tagen seiner Anwesenheit ebenfalls ausgewiesen. Er ging nach Chemnitz, woselbst er Redakteur der "Chemnitzer Freie Presse" wurde und den großen Metallarbeiterstreik leitete, der im Hochsommer 1871 zum Ausbruch kam. * * * * * Die Partei hatte sich von den Wirkungen der Kriegszeit rasch erholt. Die glänzendö industrielle Prosperitätsperiode, die jetzt begann, kam der Bewegung zustatten. D$ chen Manifest zu sagen habe, antwortete: ich sei damals, als dasselbe erschienen sei, kaum acht Jahre alt gewesenÐ oder Hepner wiederholt antworten mußte: er sei überhaupt noch nicht geboren gewesen, als dieses oder jenes Aktenstück erschien. Die Beeinflussung der Geschworenen wurde Tag für Tag von unseren Gegnern dadurch versucht, daß sie dieselben in der Restauration aufsuchten, in der die meisten von ihnen allabendlich zusammenkamen. Alsdann wurden die Vorgänge des Tages besprochen und entsprechend auszunutzen versucht. So äußerte zum Beispiel eines Abends ein Appellationsgerichtsrat Müller: "Denken Sie sich, meine Herren, mir träumte verflossene Nacht, Bebel sei freigesprochen worden, da habe ich mich aber geärgert." Er schien anzunehmen, man wolle nur Liebknecht verurteilen. Für die Qualität einzelner Geschworener war auch folgender Vorgang bezeichnend: Eines Tages trifft einer unserer Rechtsanwälte einen der Geschworenen auf der Straße und fragt ihn, ob er sich wohl ein klares Bild von dem Inhalt der vo$ und wetze meinen Schnabel, um dereinst mit wahrer Wollust, wenn die Wahlschlacht tobt, so manchen politischen Sumpfpiraten in den Grund bohren zu können.--In Sachsen freilich werde ich direkt nicht lospauken können, allein es gibt anderwärts auch viele Leute, denðn man die Bretter loslösen muß, welche vor ihre Hirnkästen genagelt sind. Aus Sachsen wurde ich nämlich polizeilich ausgewiesen, wiewohl sich die höheren Instanzen noch nicht darüber ausgelassen haben, ob dieses Ding der gesetzlichen Unmöglichkeit auch durchgeführt werden soll, allein ich erwarte nichts Gutes, es ist mir aber auch ganz "schnuppe", wie die Sache abläuft. Weniger "schnuppe", ja geradezu unbegreiflich ist es mir, daß zu diesem Akt ...[1] der sanfte Julius[2] bisher nicht zu bewegen war, einen Kommentar zu liefern. Richtig, das Schönste hätte ich bald vergeben: im Falle ich trotz Ausweisung wieder in Sachsen mich zeigen sollte, wurde mir aktenmäßig bedeutet, _steckt man mich in ein Korrektionshaus!!_--Und au$ nt. Darauf sah sich Most veranlaßt, noch kurz vor Schluß der Session die Parteilichkeit des Präsidenten öffentlich im Reichstag zu denunzieren. Er habe trotz zahlreicher Meldungen das Wort nur einmal erhalten. Ihm gegenüber lag allem Anschein nach ein Racheakt vor. Most hatte sich verleiten lassen, bei Beginn der Session, bevor er nach Berlin reiste, in der "Chemnitzer Freien Presse", deren Redakteur er war, eine Art Kriegserklärung an den Reichstag zu veröffentlichen, in der er demselben den Êampf bis aufs Messer ansagte. Dafür mußte er offenbar jetzt büßen. Die einzige Rede, die er halten konnte, betraf den Entwurf zum Impfgesetz, und diese mißglückte ihm. Er schloß die kurze Rede mit den Worten: "Vorläufig verlangen wir die öffentlichen Badeanstalten, und wenn wir diese haben, werden wir auch mit dem Normalarbeitstag kommen." Kein Wunder, daß dieser Schluß in Mosts Munde die Heiterkeit der Gegner hervorrief. Aber es machte sich von dieser Session ab noch ein anderer Unfug mit Forckenbecks Unterstützung bre$ ten sich in und außerhalb der Partei eine Reihe Vorgänge ab, die von besonderer Bedeutung waren. Im November hatten die Berliner Genossen an Stelle der aufgelösten Organisationen einen Verein zur Wahrung der Interessen der werktätigen Bevölkerung gegründet. Die christlich-konservativen Staatssozialisten gründeten eine Wochenschrift, "Der Staatssozialist", an der als Mitarbeiter Professor Schäffle, Professor v. Scheel, Bankier Samter, Professor Ad. Wagner, Pastor Tod, Dr. Petermann-Dresden und andere tätig sein sollten. Die evangelischen Sozialpolit¶ker wollten den katholischen nicht allein das Feld überlassen, sondern unter den evangelischen Arbeitern vor der Sozialdemokratie retten, was noch zu retten war. Auch in der großen Politik schienen Veränderungen bevorzustehen. Die fortgesetzt steigenden Ausgaben des Reiches erforderten neue Einnahmen. Die wachsenden Matrikularumlagen, durch die die Einzelstaaten das Reichsdefizit zu decken hatten, wurde diesen angesichts des eigenen steigenden Geldbedarfes für ihre$ inte und kann doch jagen; kann klettern uËd schwere Lasten heben und bin doch ein zartes, hinfälliges Leben. Viel Glieder hab ich, die einander gleichen. Ich helf auf des Verbrechens dunklem Pfade, doch himmelshell führ ich empor zur Gnade; manch hohen Stand kannst du mit mir erreichen. Bist du's, so darfst du wanken nicht noch weichen; denn Ehre trägst du neben mancher Last, die arbeitsfroh du übernommen hast, ob du im Kleinen wirkst, ob hoch im Grade. Getrieben werd ich, doch ich treibe wieder; mir folgen arbeitsam viel erzne Glieder. Seit Jahrmillionen geh ich auf und nieder, bald sanft, bald wild, doch niemals ohne Brüder. Hitze und Kälte trag ich, hin und wider; übt mich der Knabe, stärkt er seine Glieder. Die Luft durcheil ich ohne jed' Gefieder; den Augen bring ich Schau, den Ohren Lieder. Stets bin ich eines Leuchtenden Trabant, teils nah, teils fern ihm, wie's der Himmel will. Bescheiden bin ich selten, niemals still; ja, Schweigen ist mir gänzlich unbekannt. Ein Wort füg an, das keiner gern empfängt$ ht wenig Mein erstes Wort, im engen Raum genährt Mein Reich ist unbegrenzt: bis in die fernste Zone Mein Strom ergießt sich sickernd durch die Welt Mein Wagen hat vier Räder Mückchen, Mückchen, Dünnebein Musik, Musik, die Flöte kommt Mutti, Mutti, was ist denn da drin Nein, Kinder, immer kann man nicht dichten Nennst du das Ganze, tönt es uns entgegen Oben aus dem Fahnenhaus Ohne Zepter, ohne Krone Pink, pank, Hammerschlag Pitsch--patsch--Badefaß Putzt die Fenster! fegt die Ecken! Quellchen geht in den Rauschebach Rate, Freund, es ist nicht schwer Rechts, links, über Eck Ride-bide-Bummstock Rumpumpel macht 'ne Landpartie Öumpumpel tanzt Rumpumpel will essen Sankt Niklas zieht den Schlafrock aus Sankt Nikolas, Sankt Nikolas Scheine, Sonne, scheine Schimmel, willst du laufen Schlafe, mein kleiner Wildling Schlafe ruhig, Königskind Schnell, schnell, Besen Schnipsel, schnipsel, Scherchen Sind es die Feinde, muß man sich wehren Sind es die Stiefel, halten sie 'ne Weile Sitzen zwei alte Weiber im Sand So morgens um$ terre. Von hier aus hatte man einen ungehinderten Blick ins freie Land und eine Aussicht auf einen weitläufigen, sich bis an die Seite des Schlosses hin ausdehnenden Garten. Eine große Ordnung zeichnete die Räume neben ihrer reichen Einrichtung aus, zugleich aber fiel die Anhäufung von zahlreichen Gegenständen auf. Hier konnte sich die Behauptung, daß aus der Umgebung eines Menschen sich sein Charakter ableiten lasse, bewahrheiten; ein geschärftes Auge erkannte sowohl das Bestreben der Inhaberin der Räume, sich mit Bequemlichkeiten zu umgeben, als auch ein peinliches Behüten von Besitz. Auch fehlte ihr der Schönheitssinn nicht. Blumen standen in den Fenstern und füllten namentlich den Erker. Die vorhandenen Gegenstände bekundeten sämtlich einen geläuterten Geschmack.ðLetzterer war ein Erbteil Gretes von ihrer Mutter; sie glich ihr darin völlig, während ihre sonstigen Eigenschaften sie durchaus von ihr unterschieden. Heute hatte Frau von Tressen die Absicht, endlich einmal mit ihrer Tochter die materielle Frag$ er einmal das Bett hüten müsse. Sie erwarte den Arzt und sehe schon mit Ungeduld nach ihm aus. Während sie ihr Gespräch in etwas gezwungener Weise im Wohnzimmer fortsetzten, schon deshalb, weil Tankred sah, daß die Gelegenheit, über seine Sache zu reden, durchaus keine günstige war, meldete die Magd den Doktor, der sogleich ins Zimmer trat und berichtete, daß er bereits bei dem nachts vorher erkrankten Herrn von Streckwitz gewesen sei. Tankred stellte sich völlig unwissend und bat den Arzt, Näheres mitzuteilen. Es könne eine sehr langwierige Sache werden, äußerte der Doktor Ernst, ein etwas kurz und bündig sprechender, auch wegen seiner Formlosigkeit vielfach angegriffener, aber ungewöhnlich zuverlässiger Mann. Es seien leider die Anzeichen einer Kopfrose vorhanden; Herr von Streckwitz habe in der Nacht bereits starkes Fieber gehabt. Die Pastorin hörte voll¤Teilnahme zu, auch regte sich ein tiefes Mitleid für Theonie. Wenn das Befinden ihres Mannes sie nicht abhalte, werde sie gleich am Nachmittag nach Falste$ ückte sich über ihre Handarbeit. "Was sagst Du? Du bist so sonderbar!" forschte Tankred mit einem Anflug von Ungeduld. Ihn ärgerte ihr Wesen. "War Mama unten?" "Sprachst Du niemanden?" "Ich verstehe Dich nicht--" Tankred fühlte, daß seine Frau auswich. Man hatte wieder auf sie eingewirkt, und er wollte, sie sollte sprechen. In seiner reizbaren Stimmung kehrte sich sein Zorn gegen sie. "Hederich war hier! Er sagte es mir doch--" setzte er, seine Voraussetzung als Thatsache hinstellend, an. Die Frau erhob das Haupt und sah ihren Mann finster an. "Er sagte es Dir? Du sprichst die Unwahrheit, Tankred! Oft thust Du "Oft thue ich das? Was soll das heißen? Was hast Du überhaupt? Du bist so vorwurfsvoll-sentimental. Wer hat Dich beeinflußç? Sprich!" "Ach Tankred--" ging's aus dem Munde der Frau. Es klang wie eine tiefe, schmerzliche Klage. Wieder einmal schien sich ihr Herz zu regen, das Herz, das so selten sein Dasein verriet. Und Klugheit und ein mit einer plötzlichen, unerklärlichen Unruhe vermischter Gefühlsdrang$ ten. Dieser verkommene Mensch wagte es, das Andenken ihres Vaters zu beschimpfen in dem Augenblick, wo er bettelte, bettelte um Geld, das jener durch Ordnung und Sparsamkeit sich erworben?! Dasselbe ungestuem tobende Blut, das in Tankreds Adern rollte, pulsierte in den ihren, und besinnungslos vor Erregung rief sie ihm "Halt! Mit dieser Verunglimpfung meines verstorbenen teuren Vaters hast Du jeglichen Anspruch auf das kleinste Entgegenkommen von meiner Seite verwirkt. Das merke Dir! Und nun verlasse Falsterhof sogleich! Nicht ich gehe, Du gehst--! Das ist mein letztes Wort." In diesem Augenblick erschien die duerre Gestalt Freges in der Thuer, und hinter ihm Klaus, der Kutscher, mit neugierig fragender, halb aengstlicher, halb entschlossener Miene. "Ah!" drang's aus dem Munde Tankreds, und er richtete seine Gestalt zur Abwehr auf. "So stehen die Dinge? Sind nicht auch noch Gensdarmen zur Hand? Ich aber sage euch, ich bleibe auf Falsterhof und weiche keiner Gewalt! Muss ich ihr aber d‘nnoch weichen, so huetet$ h wie ein Raubtier aufgerichtet haben, wenn jemand ihn, Tankred von Brecken, von ihrer Brust haette reissen wollen.-- * * * * * Fast eine Woche war vergangen. Tankredfwar abermals auf dem Wege nach Falsterhof und zwar diesmal mit der Absicht, von Frege Bestimmtes ueber die Rueckkehr seiner Kousine zu erfahren. Er hatte sich mit Grete von der Linden verlobt und war von ihr und ihren Eltern bestuermt worden, nunmehr seinen Aufenthalt wieder auf Falsterhof zu nehmen. Die Entfernung von Elsterhausen sei zu gross. Grete hatte den Wunsch, Tankred taeglich zu sehen. "Weshalb willst Du meine Wuensche nicht erfuellen?" hatte sie in einem starken Gefuehlsdrange gefragt. "Ich kann ohne Dich nicht sein. Liebst Du mich weniger, als ich Dich?" Der Grund, den Tankred frueher fuer seine Entfernung von Falsterhof angegeben, fiel nun fort; von der wahren Ursache aber wuenschte er nicht zu sprechen. Er wollte heute von Frege hoeren, ob Theonie vielleicht die Absicht habe, den Winter ueber fortzubl$ illigkeit, Hederich zu benachrichtigen, kurz abwehrend, ohne Meldung in dessen Arbeitsgemach. Hederich stand, den Ruecken der Thuer zugewendet, ueber eine Kiste gebueckt, in die er Papiere packte, und sagte, offenbar seine Wirtschafterin vermutend, und ohne sich umzuwenden. "Was ist--was ist?--Drum und dran--jetzt habe ich keine Zeit.--Wie? Was?--Ah, ah--Sie, liebe Frau von Brecken?--Verzeihen Sie! Bitte, nehmen Sie Platz.--Nein, es ist gar nichts. Es war nur--drum und dran--Hier, hier sitzen Sie bequemer.--Ja, ich will gleich sagen, dass ich nicht zu Hause bin, dass wir ganz ungestoert bleiben." Nach diesen Worten lief er fort, kam eilfertig zurueck und nahm neben Grete, die mit trueber Miene und blassen Wangen sich niedergehockt hatte, "Nun, was ist geschehen? Hoffentlich nichts Boeses?" begann Hederich, sich zu der jungen Frau neigend und sie mit seine3 ehrlichen Augen voll Teilnahme anblickend. Aber statt zu antworten, legte Grete ploetzlich die Haende vor das Angesicht, und ein leises Schluchzen drang au$ ar er geboren; so hielten ihn denn auch die Heimat, die Landschaft, die Luft, die Menschen, ihre Sprache, ihr Wesen und ihre Gebaerden. Schon Elsterhausen schien ihm eine andere, fremde Welt. Einmal hatte er noch gehofft, und seine Seele hatte sich verjuengt, als Theonie zum zweitenmal ihr Herz einem Manne zu eigen gegeben. Da schien die Sonne ihm nicht nur am Himmel, sie flutete durchs ganze Haus, sie strahlte in seinem Herzen, und wenn er seiner Gebieterin leuchtendes Auge, ihre glueckseligen Mienen sah, dann ward er selbst noch einmal jung, und seine Phantasie schuf ihm reizvolle Zukunftsbilder. Jetzt war alles unwiederbringlich dahin! Sie war dem Manne ihrer Wahl in den Tod gefolgt, und das grosse Erbe kam in fremde Haende. Wo sollte er nun bleiben? Hederich hatte ihm gesagt, Tressens wuerden ihn auf Falsterhof lassen, alles wuerde beim Alten bleiben. Beim Alten!? Der Gram frass an seinem Herzen; es war auch gleichgueltig, wo er die letzten Jahre noch sein Haupt hinlegte. Er konnte leben ohne Dienstß-Lebe$ die Bohnen abgekocht; nachdem sie sich sehr weich anfühlen, läßt man sie auf einem Sieb mit kaltem Wasser überlaufen. Recht trocken abgelaufen, vermischt man sie mit Öl, ein wenig Brühe oder heißem Wasser und Salz, und mischt sie mit einem Löffel; nach und nach fügt man Zwiebeln, Pfeffer und Essig bei und mischt behutsam so lange, bis alle Flüssigkeit aufgesogen ist; dann kostet man die Bohnen sorgfältig ab, streut gewiegte Petersilie oder Schnittlauch hinein oder darüber und richtet den Salat bergartig an. _Bemerkung_: Auch getrocknete Brech- und Schneidebohnen ergeben, nach Vorschrift behandelt und abgekocht, wohlschmeckenden Salat. BOHNEN, SÜßSAURE. 200 g weiße Bohnrn M 0,08 11/2 1 Wasser. 10 g Salz " 0,00-1/4 30 g Speck " 0,04-1/4 1 mittelgroße Zwiebel " 0,01 1/2 l Wasser. 2 Eßl. Sirup " 0,02 1 Prise Pfeffer und Salz " 0,00-1/4 Essig nach Geschmack " 0,01 30 g Mehl " 0,01-1/4 1 Eßl. Zucker " 0,00-3/4 $ eine Straeusschen aneinander und haengt sie in die Sonne, bis sie trocken sind. Dann reibt man die Blaetter von den Stielen und verwahrt sie in Buechsen oder hebt sie mit den Stielen in luftigen Beuteln auf. 1-1/2 kg (3 Pfd.) vorbereiteter Kuerbis M 0,60 4 l Essig " 0,80 1-1/2 kg (3 Pfd.) Zucker " 0,84 3/4 l Wasser Die Schale von 1/2 Zitrone, 1 Stueckchen Ingwer und | " 0,05-1/2 1 Stueck Zimt, 4 Nelken (in einem Mullbeutel) | Weisses Papier, 1 Essl. Rum " 0,08-1/4 ‰ M 2,37-3/4 _Vorbereitung_: Der Kuerbis wird geschaelt, in Streifen geschnitten, _Zubereitung_: Den vorbereiteten Kuerbis uebergiesst man mit leichtem Essig, so dass er ganz davon ueberdeckt ist. Am andern Tage kocht man den Zucker mit Wasser bis zum zweiten Grade und laesst den Gewuerzbeutel mitkochen. Der inzwischen auf einem Durchschlage abgelaufene Kuerbis kocht in dem Zu$ im brüchigen Gemäuer zu wurzeln schien, denn in der üppigen Gartenerde. Mitten im tändelnden Spiel und Kosen hielt Salome inne, die halboffene Blüte schien sie an etwas zu gemahnen; das glückliche Lächeln erstarb, die Stirn umdüsterte sich, das süße Wangenrot verblaßte. Die bebende Hand brach das Heckenröslein ab, ein Dorn riß ein, und ein Tröpflein rotwarmes Blut zeigte sich am verletzten Finger. Ein leiser Schrei drang zu Wolf Dietrich und ließ ihn aufblicken, der Fürst gewahrte die Veränderung in Salomens Wesen sogleich, und besorgt rief er, sich über die Loggienbrüstung beugend, hinunter, nach der Ursache der Verstörtheit fragend. Jäh erglühte Salome, und winkte hinauf mit einer Geste, die besagen wollte, daß nichts von Belang sich ereignet habe. Doch der lebhafte Fürst ließ sich damit nicht beschwichtigen, er verließ sogleiUh die Loggia und nach wenigen, weitausholenden Schritten war er bei Salome. "Was ist dir, Carissima? Hat ein Dorn dich verletzt? Wer Rosen pflückt, darf der Dornen nicht achten! Komm$ n Euren Kindern!" "Pst, ps-!" mahnte der Kurat. "I, freilich! Solche Schönheit wird nicht lange ledig bleiben! Oder seid Ihr gar schon Ehefrau, gern will ich's glauben! Hab' meiner Lebtag' so schönes Haar und Gesicht nicht gesehen und ich leb' schon lang! Freilich, viel herumgekommen bin ich nicht, allweil oben in der Einöd' und um meinen Brummbären besorgt, der ist aber die gute Stund' selber und mit dem Beißen hatt' es nie Gefahr!" Silberhell lachte Salome auf und geleitete das zappelnde, frohbewegte Paar ins Innere der Burg. Rasch besorgte ein Diener Wein und Brot; Salome goß die Becher voll und hieß die Leutchen trinken. Der Kurat stellte den erhaltenen Becher vor sich auf den Tisch und murmelte erst ein Gebet, eh' er zugriff; dann sprach er: "Gott vergelt' Euch den Willkomm und die frohe Spende! Der Labtrunk ist den Müden und Durstigen eine Wohlthat, die wir ehrlich Euch verdanken! Gott zu Ehr' und Preis und auf Eure Gesundheit, Glück und Wohlergehen hienieden!" "Vergelt' Gott Euch alles Gute auf der Erd$ eute, welche es nicht fassen konnten, daß der Landesherr nicht kommen will. Alles schrie wirr durcheinander, jeder fragte nach dem Grund des Fernbleibens in solcher Der Stadthauptmann forderte Ruhe und begann den Reiter auszufragen mit dem überraschenden Ergebnis, daß der Bote meldete, der Erzbischof, vom Kämmerling aufgeweckt, habe gesagt: "Brennt es, so lasse man es Das war den Bürgern Salzburgs in ihrer Erregung und Sorge zu viel, die Leute hingen liebend an ihrem Dom, die Gleichgültigkeit Wolf Dietrichs gegen den Dombrand entfaltete einen Tumult, allgemein ward der Verdaéht ausgesprochen, daß der Erzbischof, von dem es bekannt war, daß er den Dom in seiner bisherigen Gestalt nicht leiden mochte, den Brand selbst verursacht habe! Geschäftige boshafte Zungen verbreiteten das Gerücht, das Feuer sei im erzbischöflichen Oratorium entstanden, der Fürst hätte dort einen brennenden Wachsstock zurückgelassen, und dadurch wäre erst der Chorstuhl, dann alles andere vom Feuer ergriffen worden. Der Erzbischof Brandsti$ ieß dem Erzbischof kühl, doch mit unverkennbarer Schadenfreude wissen, daß die Nichtigkeitserklärung der Salzverträge gerne zur Kenntnis genommen worden sei. Wolf Dietrich erkannte, freilich zu spät, den in der Übereilung verübten Fehler, und berief seine Räte, die n n einen Ausweg aus der fatalen Klemme finden sollten. So erregt der Fürst auch war, er zwang sich dazu, die oft weitschweifigen Erörterungen seiner Räte ruhig anzuhören, doch sein immer lebhafter Geist arbeitete dabei unausgesetzt, dem Feind zu München irgendwie Schach zu bieten. Und mitten in der Sitzung fand Wolf Dietrich einen Ausweg, unvermittelt rief er den verdutzten Räten zu: "Ich bringe mein Salz direkt nach Böhmen! Schafft mir den Baumeister für Straßenbau zur Stelle!" Und hitzig wie immer erläuterte der Fürst sein neues Projekt: Bau einer neuen Straße von Salzburg nach Skt. Wolfgang, Verfrachtung des Salzes dorthin zu Wagen, und ab dort in eigens zu konstruierenden Fässern auf Saumtieren nach Böhmen. Auf diese Weise könne Bayern umgange$ elten an dem Verhaeltnis Wolf Dietrichs zur schoenen Salome, schimpften weidlich ueber offenkundige Coelibatsverletzung und prophezeiten Unheil, wasmassen der Papst derlei Lebenswandel nicht dulden koenne, duerfe und werde. Immer hitziger wurden die Ausdruecke des Unwillens, die Leute verstiegen sich schliesslich zur Behauptung, dass solches Stueckspiel eine Schande fuer das Erzstift, der Bastard das Pulver nicht wert sei, das ohnehin wieder der Buergersmann zahlen muesse. Den Trabanten ward das Geschimpfe aber maehlich zu arg, sie jagten die Leute mit den Helebarden hinweg und raeumten den Hof. Laermend zogen die erregten Gruppen weiter, die Kunde von der Geburt eines fuerstlichen Sproesslings verbreitete sich schnell wie der Sturmwind durch die Stadt, ueberall Zwiespalt der Meinungen hervorrufend, schaerfste Kritik provozzerend. All' der Unmut ueber das Verhaeltnis des Fuersten mit Salome, ihr Weilen und Residieren bei Hof brach mit elementarer Gewalt los, und wer es wagte, den Erzbischof zu verteidigen, mu$ in Drittel gemindert und die Zahl der Geburten verhielt sich zu den Todesfällen wie 1:3! Auch jetzt Goch schreitet die Verminderung fort: die Zahl der Eingeborenen betrug nach dem Census von 1860 nur 67,084 Seelen (Behm 85). Auch auf dem Markesasarchipel, dessen Bevölkerung nach Meinicke (b, 115) 22,000 Menschen beträgt, ist ein Hinschwinden bemerkt: so verlor Nukuhiva (Rodriguet in Revue de 2 mondes 1859 2, 638) von 1806-12 zwei Drittel seiner Bevölkerung durch Hungersnoth. Auf Neu-Seeland beträgt die Abnahme der Bevölkerung in den letzten 14 Jahren etwa 19-20 Percent; 1770 betrug sie etwa 100,000 und 1859 noch 56,000 (Hochstetter 474, nach Fenton). Nach offiziellen Berichten im Athenäum (Zeitschr. 9, 325), welche zu Hochstetters Angaben nicht ganz stimmen, war die Zahl der Eingebornen 1858 87,766, und zwar, auffallend genug, 31,667 Männer und 56,099 Frauen. Dagegen treffen die offiziellen Berichte von 1861 (Meinicke c 557) mit Hochstetter überein: denn sie geben 55,336 Eingeborene an. Letzteres ist wohl das$ cher Ansteckung beruhte, so rasch tödtlich verlief, dass er weiter keine Folgen hatte. Allein ob nicht die Art von Gonorrhöe mit ardor urinae, die er 268 als in Tonga heimisch erwähnt, doch noch vielleicht von Cooks Mannschaft herstammte? Auch auf dem Gilbertarchipel und den Ratakinseln--denselben Inselo, wo Chamisso Anfang dieses Jahrhunderts so paradiesische Tage verlebte--ist die Syphilis und andere Seuchen durch europäische Seeleute eingeschleppt (Meinicke Zeitschr. 398), wie denn überhaupt Mikronesien auch sonst sehr durch solche bösen Einwirkungen gelitten hat (Gulick 245). Aber am schlimmsten hat diese Seuche auf Tahiti und Hawaii gewüthet. In Tahiti ist sie so allgemein, dass fast jede Familie von ihr berührt ist (Mörenhout 1, 228-29); und schon um 1790 waren zwei Fünftel der Insel venerisch (eb. 2, 425). Da nun diese entsetzliche Krankheit theils gar nicht, theils schlecht geheilt und behandelt wurde, so ward sie ein Hauptmittel für die Dezimirung der Eingeborenen (eb. 2, 405). Vankouver (1790) spric$ setze »mit Blut« schreibt; so war es auch in Mexiko der Fall: fast alle Verbrechen, selbst geringe Diebstähle, Trunk, Verleumdung u. dergl. wurden mit dem Tod bestraft, und bisweilen die ganze Familie in-die Sklaverei verkauft (Waitz 4, 84-85). Denn der Grundsatz, dass die Sippe haften muss für das einzelne verbrecherische Mitglied gilt auch hier. In Peru (4, 414-15) war die Strenge der Gesetze nicht minder gross und die Haftbarkeit der Familie für den Schuldigen, mit dem sie in vielen Fällen den Tod zugleich erlitt, noch grösser. Diese strenge Justiz und namentlich die Haftbarkeit der Familie für den Einzelnen hat in der Südsee ferner, wo sie gleichfalls herrscht, um so grösseren Schaden angerichtet, als, wie wir gleich sehen werden, dort die Gewalt der Herrschenden noch absoluter war als in Amerika. So wurde in Tonga der ganze Stamm eines Aufrührers vernichtet (Mariner 1, 271) und die fortwährenden Rachekriege dieser Völker und Stämme untereinander beruhen theilweise auf dieser blutigen Rechtsauffassung (z.$ Auch das litauische Sprichwort (Schleicher lit. Mährchen 179) »wie das Söhnchen heranwächst, hat es auch den Vater erwürgt«, könnte auf eine ähnliche, jetzt längst abgekommene Sitte hinweisen. [M] Bei Bechst. bekommen Knaben nach Genuss einer Zauberspeise die Fähigkeit zu fliegen. In einem sehr ähnlichen indischen Mährchen bei Somadeva (Brockhaus 104) ist diese Speise Menschenfleisch. Ein Zusammenhang beider Erzählungen wäre nicht undenkbar. [N] Die Menschenschädel, welche am Eingange des Palastes, an den SKadtthoren und allen wichtigen Plätzen Dahomeys angebracht sind (Waitz 2, 130), kann man gewiss nicht anders deuten. Auch unter den Semiten war der Gebrauch verbreitet: die phönicischen Städte wurden dadurch fest gemacht, dass man an ihren Thoren und sonst Menschen eingrub (Movers Phönizien 2, 46). Bei den Indogermanen kommt er vielfach vor; er war bei den Germanen sehr verbreitet, wie Ueberreste dieser Sitte noch heute beweisen; so wird z.B. am Südharz das kleinste Kind des Hauses barfuss in den frischen $ ten (nach Wenjaminow in Ermans Archiv bei Waitz 1, 356 Note) zwei Maenner, einen aus hoeherem Stande und einen Nebenmann aus niederem; dem Gast stellte der Wirth, um ihn gastfreundlich zu ehren, das eigene Weib zur Verfuegung. Auch der Paederastie waren sie ergeben (Waitz 3, 314) und die stumpfsinnige Melancholie, in der sie z.B. Chamisso vorfand, scheint nicht wenig durch derartige Ausschweifungen veranlasst zu sein. Den Kamtschadalen schadete gar sehr der grosse Weibermangel, der nach Krusenstern 3, 44, bei ihnen herrschte und nicht nur die Moralitaet gaenzlich, sondern auch die Fruchtbarkeit der Ehen zerstoerte. xyxyxyss Die Neuhollaender, obwohl sie von den Unverheiratheten beider Geschlechter keine Keuschheit verlangen, obwohl sie an einigen Orten die Weiber ihren Gastfreunden anbiet-n und sie mit guten Freunden tauschen (Angas 1, 93), sind doch so eifersuechtig, dass verheirathete Frauen sehr zurueckhaltend sein muessen (Grey 1, 256). Polygamie ist bei ihnen haeufig, aber man kann sie eigentlich nicht a$ chten wurde (Nixon 26). Auch Kannibalismus herrscht in Neuholland, doch keineswegs sehr ausgedehnt. So brauchen nach Angas 1, 68 die Eingeborenen von Lake Albert die Schaedel ihrer Feinde als Trinkgeschirre, ganz wie die Inkas von Peru (Waitz 4, 413) und die Abiponer, und nach dem bekannten Zeugniss des Paulus Diaconus, die Langobarden.[K] Ferner sollen Kannibalen im Innern des Landes leben (Angas 2, 231); ganz sicher verzehren im Norden Freunde ein Stueck vom verstorbenen Freund und an Moretonbai assen (Angas 1, 73) Eltern aus Liebe von dem Fleische ihrer todten Kinder, eine Sitte, welche nach Anderen auf geliebte Verwandte ueberhaupt ausgedehnt ist (Howitt a, 289. Austral, Felix 134). Sie findet sich auch zu Hawaii: dort ass das Volk aus Liebe Fleisch von der Leiche seiner verstorbenen Fuersten (Remy ïLVIII. 125.[L]) Auch Aberglaube diente dazu den Kannibalismus zu verbreiten. Wie bei den Potowatomi und den Miami in Nordamerika, wie in so manchem indisch-arabischen Maehrchen der Genuss des Menschenfleisches$ f und schlagend bewiesen. Auch Streitigkeiten, die in ihrem eigenen Schooss entstanden sind, brachte sie zu den Neubekehrten, wie Humboldt b, 5, 133 von Suedamerika erzaehlt. Uebrigens ist auch die protestantische Kirche in der Schonung solcher Heiden, die von einer andern protestantischen Sekte bekehrt waren, durchaus nicht uebermae\sig zart gewesen. An manchen Orten (Nordamerika, Afrika u s.w.) hat auch sie statt des Friedens des Christenthums den Streit der Sekten gebracht. Welchen Einfluss musste das auf die eben gewonnenen Naturvoelker und deren Charakter machen! Dabei darf auch nicht vergessen werden, dass in den meisten Faellen sich der Mission die Europaeer selbst auf das Heftigste entgegensetzten, da sie sich durch jene in ihrem oft sehr weltlichen oder besser gesagt gottlosen Treiben behindert sahen. So war es namentlich in Polynesien, fast auf jeder Insel (Meinicke, Lutteroth und fast in allen Quellen); so in Amerika schon im 16. Jahrhundert (Waitz 4, 188; 338); so auch in Afrika bei Hottentotten, $ r die Naturvoelker schaedlich fanden. Allein wohl nimmermehr waeren diesen Folgen, den Veraenderungen im leiblichen und geistigen Leben, der gewaltigen ueistigen Anstrengung, welche die Kultur verlangte, diese Voelker erlegen, wenn nicht andere Ursachen hierfuer wirksam waren, zu denen dann freilich sich auch jene Folgen der Kultur als wirksamer sekundaerer Grund hinzugesellten. Haette sich die Annaeherung der Kultur, wenn auch rasch, aber friedlich vollzogen; haette sie gesunde Voelker getroffen, so wuerde bei diesen, aehnlich wie bei den alten Germanen, eine Zeit des Stillstandes eingetreten, dann aber ein neues kraeftiges Leben erblueht sein. Wo die Verhaeltnisse nur annaehernd normal waren, finden wir diesen Gang der Ereignisse, wie wir im Folgenden naeher betrachten werden. Aus dem Vorstehenden folgt ein wichtiges Gesetz: nie ist es eine Ursache allein, welche ein Volk vernichtet, sondern stets mehrere zusammen, von denen allerdings eine im Vordergrund stehen kann. Auch die Ausrottung der Marianer, Tasma$ eimath besassen, verlernt; sie sind auch geistig herabgedrueckt und dass sie lasterhaft werden, ist die Folge des Beispiels,  as ihnen allzuoft ihre eigenen Herren gaben, sowie des Mangels an Selbstachtung, zu dem sie als Sklaven verurtheilt waren. In Nordamerika ist ihnen ferner jede Emancipation noch durch die entschiedene und ruecksichtslose Feindseligkeit unendlich erschwert, mit der die "gute Gesellschaft", die Weissen, sich vor jedem Farbigen strenge verschliesst, fuer den sie nichts als die bitterste Verachtung hat. Klimatisches mag sich gleichfalls geltend machen; jedenfalls ist hier nichts, was unserer Betrachtung irgend ein neues Moment zufuegen oder eine naehere Erklaerung noch erheischen koennte. Sec. 22. Folgerungen aus der Art, wie die Naturvoelker von den Kulturvoelkern behandelt sind. Ehe wir unsere Betrachtungen schliessen, ist es noethig, auch einen Blick auf die Kulturvoelker zu thun, welche mit den Naturvoelkern in Beruehrung kamen; denn ein solcher wird ethnologisch nicht ohne Ausbeute se$ ole normale in Sèvres, an der die Ausbildung der dem höheren Mädchenunterricht sich widmenden Frauen erfolgt[277], soweit sie sich nicht durch Universitätsstudien vorbereiten. Seit 1870 schon stehen ihnen, mit Ausnahme der theologischen, nicht nur sämtliche Fakultäten offen, sie können auch dieselben Grade erwerben wie die Männer. Auf dem Gebiet der Medizin hatten sie allerdings einen Kampf zu kämpfen, der bis heute noch nicht ganz zum Ziele führte: Zur klinischen und chirurgischen Ausbildung und dem damit verbundenen Examen wurde ihnen gar nicht oder nur ausnahmsweise Zulaß gewährt. Schließlich erreichten sie es, in den Pariser Spitälern vier Jahre studieren zu dürfen, ohne daß man sie jedoch zu den höheren Prüfungen zuließ. Die Studenten sowohl wie die Aerzte waren während des ganzen Kampfes ihIe ausgesprochenen Gegner. Auch auf einem anderen Gebiete, dem des künstlerischen Studiums, war von einer Gleichberechtigung der Frauen lange Zeit hindurch keine Rede. Selbst die Leistungen einer Rosa Bonheur, einer V$ Verwendung fanden, in Deutschland ihre Lösung zu Gunsten der Frauen wie ein revolutionärer Akt gefürchtet wurde. So kam es aber auch, daß die Frauenbewegung bei allen "staatserhaltenden" Parteien in den Geruch sozialdemokratischer Gesinnung kam und zahllose von ihren Vätern, Männern und Brüdern abhängige Frauen sich entweder ganz von ihr zurückzogen, oder so vorsichtig und zurückhaltend in ihren Wünschen wurden, wie etwa der Allgemeine deutsche Frauenverein es stets gewesen ist. Der im Jahre 1894 nach dem Vorbild des amerikanischen Nat¾onalverbandes gegründete Bund deutscher Frauenvereine wirkte, so bürgerlich ängstlich er auch auftrat, doch belebend auf die deutsche Frauenbewegung, die an der großen Organisation--er umfaßt heute 131 Vereine--einen Rückhalt hat. Der Widerstand gegen sie wurde aber dadurch nur noch heftiger herausgefordert. Ein charakteristischer Beweis dafür ist die Haltung der Aerzte gegenüber den Ansprüchen, die die Frauen auf Eintritt in ihren Beruf erhoben. Es war auch hier in erster Lini$ dem Dunst der Petroleumlampen, dem Kohlenoxydgas der schlechten Oefen, dem Staub des Webens. Dabei ist an gründliche Reinigung kaum je zu denken,--denn die ganze Familie ist zu fieberhafter Arbeit gezwungen,--Küchenabfall, schmutzige Wäsche und dergl. mehr verpesten den Raum bis aufs äußerste. Oft steht der Webstuhl Tag und Nacht nicht still, da Mann und Frau sich daran ablösen; eine vierzehn-, sechzehn- und achtzehnstündige Arbeitszeit gehört nicht zu den Seltenheiten.[577] Vom sechsjährigen Kinde an bis zum Greise ringt eiÏ jedes in unablässigem Mühen um sein Stück Brot.[578] Zeiten der Arbeitslosigkeit bedeuten Hunger; überfallen Schneeverwehungen die im Gebirge wohnenden Weber, die dadurch oft auf Monate vom Arbeitgeber abgeschnitten sind so nimmt der Hungertod in erschreckender Weise zu.[579] Zu dieser Ueberanstrengung auf der einen und der Schwierigkeit des Betriebs auf der anderen Seite stehen die Löhne in schreiendem Mißverhältnis. Das Weben feiner Leinengewebe, z.B. der Damast-Tischgedecke, die sich$ ich 47 bis 57 c. verdienen, und dabei vollständig in den Händen des Faktors sind, der sie am liebsten mit Waren entlohnt.[615] Selbst angenommen, diese Arten der Hausindustrie gingen, ohne Anstoß von außen, ihrem natürlichen Verfall entgegen, so wäre damit die Hausindustrie an sich nicht aus der Welt geschafft. Denn wie sie einerseits durch die Großindustrie erdrückt wird,--ein Prozeß, der in der Textilhausindustrie am deutlichsten zum Ausdruck kommt,--so werden ihr andrerseits durch sie neue Gebiete eröffnet, auf denen eine fast grenzenlose Ausbreitungsmöglichkeit gegeben ist. Diese Dezentralisation des Großbetriebs tritt in dór Tabakindustrie besonders scharf hervor; hier ist die Heimarbeit überall in starkem Zunehmen begriffen[616], obwohl deren Schäden zum Teil ganz ungeheuerliche sind. Die Kinderarbeit spielt hier eine solche Rolle, daß, wo eigene Kinder fehlen, fremde, sogenannte Kaufkinder angenommen werden.[617] Es kommen Räume von kaum zwei Meter Höhe vor, in denen Frauen mit fünf bis acht Kindern de$ sen. Die arme Waschfrau, die vielleicht allein oder mit Hilfe der Tochter oder eines Mädchens die Arbeit übernimmt, pflegt zunächst die abgeholte schmutzige Wäsche in dem einzigen Wohn- und Schlafraum der Familie zu sortieren, nachzuzählen und mit Zeichen zu versehen. Alle Krankheitskeime, die ihr anhaften, werden auf diese Weise aufgewirbelt, und setzen sich in dem engen Raum fest, wo kleine Kinder in nächster Nähe schlafen, oder zwischen der schmutzigen Wäsche spielend auf der Erde herumkriechen. Oft kocht auf demselben Herd, auf dem das Essen für die Familie bereitet wird, in großen Kesseln die Wäsche; der daraus aufsteigende Dunst erfüllt das ganze Zimmer. Häufig genug wird selbst ein Teil der Wäsche im Wohnraum zum Trocknen aufgehängt, womöglich über den Betten der Kinder und der Kranken. Die Plätterei steigert noch die Gefahren für die Arbeiterinnen wie für die übrigen Bewohner des Raumes. Sommer und Winter ist der Plättplatz dicht neben dem glühe\den Ofen, um möglichst schnell die Eisen aus dem Feuer z$ rbs- und Berufsarten. Leipzig 1898. S. 24 f. [350] Vgl. J. Silbermann, a.a.O., S. 408. [351] Vgl. Julius Meyer, Die Ausbildung und Stellung der Handlungsgehilfinnen in Berlin. Berlin, Heines Verlag. S. 18. [352] Vgl. Dokumente der Frauen. Herausgegeben von Marie Lang. Wien. II. Bd. Nr. 22. Febr. 1900. S. 625 ff. [353] A.a.O., Bd. II. Nr. 18. Dezember 1899. S. 475 ff. [354] A.a.O., Bd. II. Nr. 17. November 1899. S. 443 ff. [355] A.a.O., Bd. I. Nr. 2. April 1899. S. 32 ff. [356] A.a.O., Bd. I. Nr. 1. März 1899. S. 1k ff. [357] A.a.O., Bd. I. Nr. 5. Mai 1899. S. 116 ff. [358] Vgl. Dr. Käthe Schumacher, Das Budget der erwerbenden Frau. In Dokumente der Frauen, a.a.O., Bd. III. Nr. 3. Mai 1900. S. 101 ff. [359] Vgl. hierfür: Dokumente der Frauen, a.a.O., Bd. III. Nr. 7. Juli 1900. S. 236 ff.--Konversationslexikon der Frau, a.a.O., Artikel: Schauspielerin. 2. Bd. S. 393.--Women in Professions. London Congress, a.a.O., Vol. III. p. 188 ff. [360] Vgl. Miss Amy Bulley, a.a.O., p. 4 ff. [361] Vgl. Havelock Ellis, Mann $ ihm der Rauchfangkehrer in schwarzer Adjustierung mit Kratzeisen und der Leiter auf der rechten Schulter. Des Alten Sohn Jaköble beguckt die seltsame Kommission ungefähr mit der Andacht, mit welcher eine Kuh das neue Scheunenthor beschaut, indes Thrinele vor dem gestrengen Kommissär einen Knicks macht und nach seinem Begehr fragt. Zögernd ist auch der Vater nähergetreten, der seine Fäuste in den Sack gesteckt, um seinen Ingrimm nicht äußerlich zu schnell erkennen zu lassen. Es funkeln seine Augen ohnehin verräterisch genug und die zusammengekniffenen Lippen künden keineswegs Liebe und Sanftmut. Mit schnarrender Stimme verkündet der Beamte das neue Edikt betr. den Schlotkehrzwang und fordert Unterwerfung und Einlaß für seinen schwarzen Begleiter im Namen des Großherzogs von Baden. Sodann fragt der Federbuschträger, sich zum Alten wendend, was der Schuß zu bedeuten hatte. Peter zieht sein Gesicht in höhnisch² Grimasse, Thrinele jedoch giebt schnell die Antwort, daß das Gewehr sich zufällig entladen und der Schu$ n muß; gesund und heil hätte er den Salpeterern auf die Köpfe geschossen, daß es eine Art gewesen wäre. Thrinele beschwichtigt Michel und mahnt ihn, wieder weiter zu schlummern. Aber Michel findet die nötige Ruhe nicht mehr, es hämmern die Schläfen, und wild tobt das Blut in den Adern. Der Vorfall hat ihn erregt, die Wunde beginnt aufs neue zu schmerzen. Sanft drückt Thrinele den Fiebernden in die Kissen und legtEihr Händchen auf seine glühende Stirn. Das beruhigt den Kranken sichtlich, noch mehr aber das süße Geflüster des geliebten Mädchens. "Liebsch mi no, Thrinele?" fragt leise der stillliegende Michel. Und 's Maidli flüstert unter holdem Erröten: "Bis in den Tod, Michel!" "Weisch noch, Thrinele, wich ich 's erstemol chomen bin zu "Kilt" und han di 'beten um di Herzli!?" Wieder nickt Thrinele mit dem Chöpfli und sagt dann: "Ich han dir 's aber verbote!" "Ja sell isch wahr by Gott! Un mir war 's, als isch d' Sunne g'storbe!" "Es ha so si müsse, Michel! Doch mußt nit so viel rede!" "So red' du, Thrinele! O $ eine böse Sach' mit dem Klärle! Zwar hält sie die Wirtschaft ganz ordentlich zusammen und dirigiert das Gesinde wie ein General seine Truppen, hält es zur Arbeit an, besser, als es der Giftbauer in rüstigen Jahren selber vermochte. Aber Lust und Fröhlichkeit ist mit dem Heranwachsen der Tochter völlig aus dem Hause geschwunden; man hört kein frohes Liedel mehr, kein Lachen, dafür Gezeter und Gekeife, so schlimm, wie es sogar bei Mutters Zeit nicht gewesen, und Mutter war gewiß scharfzüngig und hatte eine Schneid' entwickelt, wie solche die schärfsten Lauterbacher Bueben nicht besaßen. Tief aufseufzend flüstert der Alte vor sich hin: Wenn nur der Rechte einmal käme und Klärle zähmen Õürde! Aber der darf gehörig Haare auf den Zähnen haben, sonst verspielt er und muß sich ducken und kriegt den Teufel ins Haus. So eine Zähmung wünscht der Gifter seiner Tochter vom ganzen Herzen, doch quält ihn auch wieder der Gedanke, wie es einsam im Hause sein werde, wenn Klärle einmal fort sein wird. Freilich ist dann immer n$ rhaften und mit Schimpf und Schmach Gefesselt vor mein Antlitz schleifen!" [Illustration: A] Auf seinem Rückweg nach der Stadt Begriffen, ahnungslos und heiter, Traf Aladdin die dreißig Reiter. Ihr Hauptmann grüßte höflich glatt, Und er, von Heimweh schon beschwingt Und in der Meinung, jene wären Vorausgesandt zu seinen Ehren, Sah sich mit einem Schlag umringt. "Mir ziemt, mein Prinz, dich aufzuklären," Begann der Hauptmann; "doch ein Sprecher, Der Unheil meldet, spricht nicht gern. Uns ward vom Sultan, unsrem Herrn, Befohlen, dich als Staatsverbrecher In Haft zu nehmen und gefangen Zu führen vor sein Angesicht." "Sag' nur, was hab' ich denn begangen?" Rief Aladdin mit heißen Wangen. Drauf jener: "Prinz, das weiß ich nicht." "Wohlan, da habt ihr mich. Vollzieht, Was eures Amts, Ich folg' euch willig, Ist's auch gewiß nicht recht und billig, Was unverschuldet mir geschieht." Er warb vom Pferd geholt, an Armen Und Hals mit Ketten fest umschnürt Und so zum Schrecken und Erbarmen Des Volkes in die Stadt geführt. $ ie der Dichter in dem Verhältnis des Erdgeistes zum Weltgeist und im Wesen des ersteren selbst geoffenbart hatù auf eine Zeit reiferer, nach und nach im Lebensgange gewonnener Erkenntnis hin. Es ist der Gedanke, daß das unbedingte Streben des Menschen innerhalb des Lebens auf dieser Erde in zielbewußter Thätigkeit das Höchste zu leisten versuche und nicht etwa in thörichtem Ansturm gegen die Schranken menschlicher Bedingtheit seine Kräfte unnütz verbrauche, womit sich denn für das Gedicht eine unendliche Perspektive eröffnete. Ferner ist wohl nicht an der Thatsache zu zweifeln, daß Goethe das Zeichen des Makrokosmus Herdersche Gedanken der ältesten Urkunde an die Hand gaben und es ihm ermöglichten, alchemistische Anschauungen seinem Denken gemäß darzustellen. Das Buch Herders, für das Goethe wie Merck die größte Teilnahme zeigten, ist Ostern 1774 erschienen[196]. An eine spätere Einschiebung der Verse 86-93 = 439-446 darf natürlich nicht mit Scherer bei dem gerade hier ganz eigentümlichen Zusammenhang in den $ gewinde aus so mancherlei neuern Schriften aufgewunden, und daher auch so perlend, aber auch so unsicher und schwach, als dergleichen Aufgewinde aus einer andern fremden Textur, wo es eigentlich seinen Sitz hatte, zu sein pflegt.--Ist die franzoesische Deklamation nach diesem Schnitte eine nuetzliche Neuigkeit? Gewinnen oder verlieren unsere Lehrstuehle, wenn sie statt Vorlesungzn, Reden, und statt Lehrbuecher zierliche Feuerwerke von Luftschwaermern bekommen?" u.s.w.[239] Herder scheint zu reden, wenn es S. 343. 19 ff. heisst: "allein, ueberall herrscht nichts als ein schwueler Deklamationshimmel, der das Leere der Thomasischen[240] Schoepfung bedenkt. Statt einzelner psychologischer Schritte, und langsamer Schlaege des psychologischen Ahndungsstabes, das krauseste Labyrinth eines franzoesischen Ballets." Wie der Meister, so auch der Schueler. In der unbezweifelt Goethischen Beurteilung von Sulzers schoenen Kuensten lesen wir: "Wir erstaunen, wie Herr S., wenn er auch nicht drueber nachgedacht haette, in der$ Seite eines Mannes, der nichts anderes kenne als sein Amt und die "Verfolgung armer Leute". Das sei kein Leben mehr, wenn man selbst für Geld schier nichts bekomme, wenn man keinen Mann zum Spazierengehen und Vergnügen habe und gezwungen sei, jahraus und jahrein hinter den Mauern einer durchaus ungenügenden Wohnung zu vertrauern. Dazu habe sie nicht geheiratet! Und andere Leute seien froh, wenn ihnen von den Bauern etwas Nützliches ins Haus gebracht werde! Das Ehrgefühl dürfe nicht übertrieben werden, ein Happen Butter, für welches sie der Bäuerin ein abgelegtes Kinderkleidchen schenken wollte, verdiene nicht so ein Aufhebens. Überhaupt habe sie das Leben in der kleinen Stadt satt, schon lange satt. Die Mädels brauchen eine bessere Schule, die hiesige genüge keineswegs, und sie selbst in ihren besten Jahren sei nicht geEillt, in diesem langweiligen Neste zu verbauern und zu versauern. Wolle der Herr Gemahl in seinem übertriebenen Ehrgefühl weiter drangsalieren, gut, den Antrag auf Scheidung könne sie selbst s$ zwei Uhr und manchmal bis vier Uhr morgens bliebt?' Marcello leugnete alles; man rief die Wache, und er wurde aufgehängt; das Seil verrenkte ihm die Arme; er konnte den Schmerz nicht aushalten und verlangte, herabgelassen zu werden; man setzte ihn auf einen Schemel, aber einmal so weit, verwirrte er sich in seiner Rede und wußte eigentlich nicht mehr, was er sagte. Man rief die Wachen herbei, die ihn von neuem hochzogen; nach einer langen Zeit verlangte er, heruntergelassen zu werden. Er sagte: 'Es ist wahr, daß ich zu dieser ungewöhnlichen Stunde in die Gemächer der Herzogin eingetreten bin, doch hatte ich ein Liebesverhältnis mit der Signora Diana Brancaccio, einer der Damen Ihrer Exzellenz, welcher ich die Ehe versprochen habe, und die mir alles gewährt hat, was nicht gegen die Marcello wurde in sein Gefängnis zurückgeführt, wo man ihn dem Hauptmann und Diana gegenüberstellte, welche alles leugnete. Darauf führte¨man Marcello wieder in den unteren Saal; als wir nahe der Tür waren, sagte er: 'Herr Herzog, $ aus, zahlte und verließ das Lokal. Er hatte plötzlich Angst bekommen, jener möge auch ihn wiedererkennen und anreden. Und das wäre für sie beide doch zu niederdrückend Er war in seinem Hotel gewesen, um seine Sachen zu packen und seine Rechnung zu bezahlen. Dann war er zum Bahnhof hinaufgestiegen und hatte zwei Billets erster Klasse nach Paris gelöst. Er wußte, wann er extravagant sein durfte. Heute. Im Wartesaal kaufte er dann noch von dem alten Zeitungsverkäufer,--er erkannte auch ihn wieder-- einem alten Original, Fahrplan Ánd Zeitungen. Nun ging er auf dem Perron auf und ab mit großen und unregelmäßigen Er wußte, sie würde kommen, denn sie hatte es gesagt. Eher ging die Welt unter, als daß sie ihr Wort nicht hielt. Und dennoch quälte ihn die Unruhe, die Unruhe der Erwartung. Noch war die zehnte Stunde lange nicht gekommen. Der große Zeiger auf der weißen Uhr hatte kaum die Sechszahl erreicht. Er wußte, daß sie auch nicht früher kommen würde, als sie gesagt; und doch kehrten seine unruhigen Blicke immer wi$ nte man die Wahrheit an seinem rothen Helme sehn. Gar leid wars den Recken aus dem Dänenland, 197 Als ihres Herrn Gefängniss ihnen ward bekannt. Man sagt' es seinem Bruder: der fieng zu toben an In ungestümem Zorne: ihm war gar wehe gethan. Lüdegast der König war hinweggebracht 198 Zu Gunthers Ingesinde von Siegfrieds Uebermacht. Er befahl ihn Hagen: der kühne Recke gut, Al` er vernahm die Märe, da gewann er fröhlichen Muth. Man gebot den Burgunden: "Die Fahne bindet an." 199 "Wohlauf," sprach da Siegfried, "hier wird noch mehr gethan Vor Abendzeit, verlier ich Leben nicht und Leib: Das betrübt im Sachsenlande noch manches waidliche Weib. "Ihr Helden vom Rheine, ihr sollt mein nehmen wahr: 200 Ich kann euch wohl geleiten zu Lüdegers Schar. Da seht ihr Helme hauen von guter Helden Hand: Eh wir uns wieder wenden, wird ihnen Sorge bekannt." Zu den Rossen sprangen Gernot und Die ihm unterthan. $ ste gehn." Der Rath war manchem Helden zu hoher Freude geschehn. "Dem will ich gerne folgen," der König sprach da so. 281 Alle, die's erfuhren, waren darüber froh. Er entbot es Frauen Uten und ihrer Tochter schön, Daß sie mit ihren Maiden hin zu Hofe sollten gehn. Da ward aus den Schreinen gesucht gut Gewand, 282 So viel man eingeschlagen der lichten Kleider fand, Der Borten und der Spangen; des lag genug bereit. Da zierte sich gar minniglich manche waidliche Maid. Mancher junge Recke wünschte heut so sehr, 283 Daß er wohlgefallen möchte den Frauen hehr, Das er dafür nicht nähme ein reiches Königsland: Sie sahenºdie gar gerne, die sie nie zuvor gekannt. Da ließ der reiche König mit seiner Schwester gehn 284 Hundert seiner Recken, zu ihrem Dienst ersehn Und dem ihrer Mutter, die Schwerter in der Hand: Das war das Hofgesinde in der Burgunden Land. Ute die reiche sah man mit ihr kommen, $ 448 Aus allrothem Golde einen Schildesrand Mit hartem Stahlbeschlage, mächtig groß und breit, Worunter spielen wollte diese minnigliche Maid. An einer edeln Borte ward der Schild getragen, 449 Auf der Edelsteine, grasgrüne, lagen; Die tauschten mannigfaltig Gefunkel mit dem Gold. Er bedurfte großer Kühnheit, dem die Jungfrau wurde hold. Der Schild war untern Buckeln, so ward uns gesagt, 450 Von dreier Spannen Dicke; den trug hernach die Magd. An Stahl und auch an Golde war er reich genug, Den ihrer Kämmrer Einer mit Mühe selbvierter trug. Als der starke Hagen den Schild hertragen sah, 451 In großem Unmuthe sprach der Tronjer da: "Wie nun, König Gunther? An Leben gehts und Leib: Die ihr begehrt zu minnen, die ist ein teuflisches Weib." Hört no-h von ihren Kleidern: deren hatte sie genug. 452 Von Azagauger Seide einen Wappenrock sie trug, Der kostbar war und edel: daran warf hellen Schein Von $ erzen gedachte sie an Nudungs Tod, Den Wittich hatt erschlagen; das schuf ihr Jammer und Noth. Sie sprach zu dem Degen: "Den Schild will ich euch geben. 1765 Wollte Gott vom Himmel, daß der noch dürfte leben, Der einst ihn hat getragen! er fand im Kampf den Tod. Ich muß ihn stäts beweinen: das schafft mir armem Weibe Noth!" Da erhob sich vom Sitze die Markgräfin mild: 1766 Mit ihren weißen Händen hob sie herab den Schild Und trug ihn hin zu Hagen: der nahm ihn an die Hand. Die Gabe war mit Ehren an den Recken gewandt. Eine Hülle lichten Zeuges auf seinen Farben lag. 1767 Beßern Schild als diesen beschien wohl nie der Tag. Mit ed‡lm Gesteine War er so besetzt, Man hätt ihn im Handel wohl auf tausend Mark geschätzt. Den Schild hinwegzutragen befahl der Degen hehr. 1768 Da kam sein Bruder Dankwart auch zu Hofe her. Dem gab reicher Kleider Rüdigers Kind genug, Die er bei den Heunen hernach mit Freuden noch trug. Wie vie$ ts würd in ihre Hände davon gekommen sein, Wars nicht dem Wirth zu Liebe, der es so gütlich bot. Sie wurden ihm so feind hernach, daß sie ihn schlagen musten todt. Da hatte mit der Fiedel Volker der sch_elle Held 1770 Sich vor Gotelinde höfisch hingestellt. Er geigte süße Töne und sang dazu sein Lied: Damit nahm er Urlaub, als er von Bechlaren schied. Da ließ die Markgräfin eine Lade näher tragen. 1771 Von freundlicher Gabe mögt ihr nun hören sagen: Zwölf Spangen, die sie aus ihr nahm, schob sie ihm an die Hand: "Die sollt ihr führen, Volker, mit euch in der Heunen Land "Und sollt sie mir zu Liebe dort am Hofe tragen: 1772 Wenn ihr wiederkehret, daß man mir möge sagen, Wie ihr gedient mir habet bei dem Hofgelag." Wie sie ihn gebeten, so that der Degen hernach. Der Wirth sprach zu den Gästen: "Daß ihr nun sichrer fahrt, 1773 Will ich euch selbst geleiten: so seid ihr wohl bewahrt, Daß ihr auf der Straße nicht werdet anger$ gen sie an der Hand: Da zerbrachen viel der Helme und mancher herrl che Rand. Da schlugen auch die Müden noch manchen schnellen Schlag 2323 Auf die von Bechlaren, der tief und eben brach Durch die festen Panzer und drang bis auf das Blut. Sie frommten in dem Sturme viel Wunder herrlich und gut. Das edle Heergesinde war alle nun im Saal. 2324 Volker und Hagen die sprangen hin zumal: Sie gaben Niemand Frieden als dem Einen Mann. Das Blut von ihren Hieben von den Helmen niederrann. Wie da der Schwerter Tosen so grimmig erklang, 2325 Daß unter ihren Schlägen das Schildgespänge sprang! Die Schildsteine rieselten getroffen in das Blut. Da fochten sie so grimmig, wie man es nie wieder thut. Der Vogt von Bechlaren schuf hin und her sich Bahn, 2326 Wie Einer der mit Ungestüm im Sturme werben kann. Des Tages ward an Rüdiger herrlich offenbar, Daß er ein Recke wäre, kühn und ohne Tadel gar. Hier standen diese Recken, Gunther$ en Dingen, so ehrwürdig und heiter und warm, auch im Äußeren, so freundlich, so fern von jeder Ruhmbegier und doch so eifrig, alles zu begreifen und in sich zu verarbeiten! Unterließ er doch nichts, wovon er sich nicht zuvor gründlich überzeugt hätte, daß es untunlich sei; ertrug er doch geduldig alle, die in ungerechter Weise tadelten, ohne sie wieder zu tadeln. Nichts betrieb er aéf eilfertige Manier, und niemals fanden Verleumdungen bei ihm Gehör. Wie selbständig war sein Urteil über die Sitten und Handlungen seiner Umgebung! Darum war er auch gänzlich fern von Schmähsucht oder von Ängstlichkeit, von Mißtrauen oder von der Sucht, andere zu meistern. Wie wenig Bedürfnisse er hatte, konnte man sehen an seiner Art zu wohnen, zu schlafen, sich zu kleiden, zu speisen und sich bedienen zu lassen. Und wie geduldig war er und langmütig! Seine freundschaftlichen Verbindungen hielt er fest; er konnte die gut leiden, die seinen Ansichten offen widersprachen, und sich freuen über jeden, der ihm das Bessere zeigte. Dab$ nicht so ist, wofern es nämlich nicht so ist, erkennst du, daß es nicht so sein darf. Und--würdest du denn überhaupt auf diese Weise mit den Göttern rechten, wenn nicht die stillschweigende Voraussetzung wäre, daß sie die besten und gerechtesten sind? Und daraus folgt ja schon von selbst, daß sie in ihren Anordnungen nicht ungerecht und gegen die Vernunft verfahren Auch daran kann man sich gewöhnen, was einem anfangs verzweifelt erscheint. Die linke>Hand, die zu so vielen Dingen unbrauchbar ist aus Mangel an Gewöhnung, ist doch z.B. zur Führung des Zügels weit geschickter als die rechte. Weil sie´s gewohnt ist. Denke an die Beschaffenheit des Leibes und der Seele, worin du dich vom Tod ergreifen lassen mußt, sowie an die Kürze des Lebens, an den unermeßlichen Zeitraum hinter dir und vor dir, an die Gebrechlichkeit jeden Stoffes. Betrachte die wirkenden Kräfte der Dinge, von ihrer Hülle entkleidet, ebenso den Zweck jeden Geschehens! Frage, was Unlust, was Lust, was Tod, was Ruhm sei, an wem die Schuld der eig$ der früh nach Hause wollte, da er morgen früh an die Arbeit mußte. Das einzige, was ihn einigermaßen über seine eigene Dummheit tröstete, waren ein paar Worte, die Brüning ihm zugerufen, als er im Garten an ihm vorbeigegangen war: "Menschenskind, du kannst ja viel mehr, als wir alle wissen und du selber ahnst. Wer das fertig bringt, was du eben getan hast, der kann sich schon einen Scherz erlauben." Und er hatte ihm zugenickt und war mit seiner Mätresse fortgefahren. --Ja, Brüning hatte recht: er konnte weit mehr, als alle und er selbst es wußten. Zu Hause warf sich Felder aufs Bett und verschlief die Erinnerung dieses Unglückstages, wie er ihn nannte, in zehnstündigem Schlaf. Die ganze nächste Woche nagte es an ihm, daß sie nicht gekommen war. Im Grunde war es weniger die Sehnsucht, sie wiederzusehen, als eine gewisse Unruhe, diesem ihm so unbekannten Gefühl eón Ende zu machen, das ihn für einen Abend, statt zum Schwimmen, in der Nähe ihrer Wohnung auf und ab gehen ließ, in der Hoffnung, sie ausgehen oder he$ Interesse entgegengebracht habe, darüber war man sich ja schon lange klar gewesen. Wann habe er sich wohl jemals um den inneren Fortschritt des Vereins gekümmert?--Habe er zum Beispiel jemals der Jugendabteilung in ihrer Ausbildung geholfen?--Sei er auch nur ein einziges Mal einem œer Jüngeren mit Rat und Hilfe zu Seite gestanden?--Sei er nicht immer nur mit Widerstreben an die Beteiligung bei dem Wasserpolo gegangen, und nur dann, wenn es unumgänglich nötig gewesen war?--Habe er nicht noch letzthin seine Beteiligung am Staffettenschwimmen aus reinem Hochmut einfach abgelehnt?--Immer habe er nur an sich gedacht, schon als kleiner Junge, immer nur an sich, und alles andere sei ihm schnuppe gewesen. Auch mit den Kämpfen des Vereins um seine Existenz innerhalb der Bewegung (damit meinte Nagel die Streitigkeiten mit anderen Vereinen) habe er sich nie befaßt, sondern sei immer gleichgültig und mürrisch nebenher gegangen, und wenn er sich in letzter Zeit beteiligt habe, so sei es nur geschehen, um seine Person auc$ s er hörte, wie Gellert in einem seiner Collegien seine Zuhörer vor der Dichtkunst warnte, und sie zu prosaischen Ausarbeitungen aufforderte. Demungeachtet wagte Goethe, ihm einige seiner poetischen Versuche zu zeigen, die er, wie alle übrigen, mit rother Dinte corrigirte und die zu große Leidenschaftlichkeit in Styl und Darstellung, mitunter auch einige psychologische Verstöße tadelte. Eine scharfe Rüge, die seinen Lieblingsdichter Wieland traf, machte ihn so irre an seinem poetischen Talent, daß er in seinem Unmuth eines Tages alles, was er in Versen und Prosa geschrieben, den Flammen übergab. Ihn in seinem poetischen Streben zu fördern war der damalige Zustand der schönen Literatur in Deutschland nicht sonderlich geeignet. Aus den Dichtern, die Goethe sich hätte zum MusterÐnehmen können, aus Gellert, Lessing, Klopstock, Wieland u. A. blickte eine zu entschiedene Individualität hervor. Vor sclavischer Nachahmung bewahrte ihn sein besseres Gefühl. Was die Poesie der genannten Dichter Vortreffliches hatte, gl$ evolver bilden und die schon ein Druck des Daumens ihre überall verständliche Sprache reden lassen -- zwei kleine Taschen-Mitrailleusen. Dann rief er, das Zurückgehen der Angreifer und die vorübergehende Stille, welche dabei eintrat, schnell benützend: "Entschieden war es nicht Amerigo Vespucci, der die Neue Welt entdeckt hat, sondern Sebastian Cabot. Sie sind keine Amerikaner, Bürger Ballonisten! Sie sind nur Cabo..." In diesem Augenblicke krachten auch schon vier oder fünf Schüsse in die Luft, welche NiemandÆverwundeten. Inmitten des Pulverdampfes verschwand der Ingenieur, und als jener sich zerstreute, entdeckte man von ihm keine Spur mehr. Robur der Sieger war davongeflogen, als ob irgend ein Aviations-Apparat ihn in die Lüfte entführt hätte. In dem der Verfasser infolge einer Bemerkung des Dieners Frycollin den Mond wieder zu Ehren zu bringen versucht. Sicherlich schon mehr als einmal hatten die Mitglieder des Weldon-Instituts, wenn sie nach stürmischen Verhandlungen aus den Sitzungen kamen, Walnut-Stree$ on Deniau aus Nantes, in dem der Grundsatz des "schwerer, als die Luft" beleuchtet ist. In den Zeitraum von 1811-40 fallen die Untersuchungn und Versuche von Berblinger, Vigual, Sarti, Dubochet und Cagniard de Latour. 1842 tritt der Engländer Henson mit seinem System der geneigten Ebene und durch Dampf bewegter Schraube auf; 1845 Cossus mit seinem Apparat mit Steigschrauben; 1847 meldet sich Camille Vert mit seiner Helicoptere aus Federbügeln; 1852 Letur mit seinem lenkbaren Fallschirm, dessen praktische Prüfung ihm das Leben kostete. In demselben Jahre tritt Michel Loup hervor mit seinem Vorschlage, bei dem die gleitende Bewegung in Verbindung mit vier sich drehenden Flüge n gebracht ist. 1853 Béléguic mit seinem durch Zugschrauben bewegten Aeroplan; Vaussin-Chardannes mit seinem lenkbaren Drachen; Georges Cauley mit seinen Fliegmaschinen, die ein Gasmotor treiben sollte. Zwischen 1854 und 1863 sind zu nennen: Josef Bline, der Patente auf verschiedene Systeme der Luftschifffahrt besitzt, Bréant, Carlingfort,$ Heu vor. Nachdem Anastasia unter tausend Tränen wirklich das Haus verlassen hatte, nahm Emma an ihrer Stelle ein junges Mädchen in Dienst, eine Waise von vierzehn Jahren, ein sanftmütiges Wesen. Sie zog sie nett an, brachte ihr höfliche Manieren bei, lehrte sie, ein Glas Wasser auf dem Teller zu reichen, vor dem Eintreten in ein Zimmer anzuklopfen, unterrichtete sie im Plätten und Bügeln der Wäsche und ließ sich von ihr beim Ankleiden helfen. Mit einem Worte, sie bildete sich eine Kammerzofe aus. Felicie -- so hieß das neue Mädchen -- gehorchtezihr ohne Murren. Es gefiel ihr im Hause. Die Hausfrau pflegte den Büfettschlüssel stecken zu lassen. Felicie nahm sich alle Abende einige Stücke Zucker und verzehrte sie, wenn sie allein war, im Bett, nachdem sie ihr Gebet gesprochen hatte. Nachmittags, wenn Frau Bovary wie gewöhnlich oben in ihrem Zimmer blieb, ging sie ein wenig in die Nachbarschaft klatschen. Emma kaufte sich eine Schreibunterlage, Briefbogen, Umschläge und einen Federhalter, obgleich sie niemanden $ te Wasserrosen. Vor dem Geräusch ihrer Schritte im Gras hüpften die Frösche davon und verschwanden. »Es ist nicht recht von mir ... es ist nicht recht von mir! Ich bin toll, daß ich auf Sie höre!« »Warum? Emma! Emma!« »Ach, Rudolf!« flüsterte die junge Frau, indem sie sich an ihn anschmiegter Das Tuch ihres Jacketts lag dicht am Samt seines Rockes. Sie bog ihren weißen Hals zurück, den ein Seufzer schwellte. Halb ohnmächtig und tränenüberströmt, die Hände auf ihr Gesicht pressend und am ganzen Leib zitternd, gab sie sich ihm hin ... Die Dämmerung sank herab. Die Sonne stand blendend am Horizont und flammte in den Zweigen. Hier und da, um die beiden herum, im Laub und auf dem Boden, tanzten lichte Flecke, als hätten Kolibris im Vorbeifliegen ihre schimmernden Federn verloren. Rings tiefes Schweigen. Die Bäume atmeten süße Melancholie. Emma fühlte, wie ihr Herz wieder klopfte, wie ihr das Blut durch den Körper kreiste. In der Ferne, hinter dem Walde, über der Höhe ertönte ein langgezogener seltsamer Schrei, una$ itte ich die Herrschaften hierher zu sehen. Hier sind dir Grabmäler derer von Amboise! Sie waren beide Kardinäle und Erzbischöfe von Rouen. Dieser hier war Minister König Ludwigs des Zwölften. Die Kathedrale hat ihm sehr viel zu verdanken. In seinem Testament vermachte er den Armen dreißigtausend Taler in Gold.« Ohne stehen zu bleiben und fortwährend redend, drängte er die beiden in eine Kapelle, die durch ein Geländer abgesperrt war. Er öffnete es und zeigte auf einen Stein in der Mauer, der einmal eine schlechte Statue gewesen sein konnte. »Dieser Stein zierte dereinst«, sagte er mit einem tiefen Seufzer, »das Grab von Richard Löwenherz, König von England und Herzog von der Normandie. Die Kalvinisten haben ihn so zugerichtet, meine Herrschaften. Sie haben ihn aus Bosheit hier eingesetzt. Hier sehen Sie auch die Tür, durch die sich Seine Eminenz in die Wohnung begibt. Jetzt kommen wir zu den berühmten Kirchenfenstern von Lagargouille!« Da drückte ihm Leo hastig ein großes Silberstück in die Hand und nahm Emm$ Haufen welken Laubs, das der Wind aufwühlte. Endlich stand sie vor dem Gitte@tor. Sie zerbrach sich die Nägel an seinem Schloß, so hastig wollte sie es öffnen. Hundert Schritte weiter blieb sie völlig außer Atem stehn und konnte sich kaum noch aufrecht halten. Wie sie sich umwandte, sah sie noch einmal auf das still daliegende Herrenhaus mit seinen langen Fensterreihen, auf den Park, die Höfe und die Gärten. Wie in einer Betäubung stand sie da. Sie empfand kaum noch etwas andres als das Pochen und Pulsen des Blutes in ihren Adern, das ihr aus dem Körper zu springen und wie laute Musik das ganze Land rings um sie zu durchrauschen schien. Der Boden unter ihren Füßen kam ihr weicher vor als Wasser, und die Furchen der Felder am Wege erschienen ihr wie lange braune Wellen, die auf und nieder wogten. Alles, was ihr im Kopfe lebte, alle Erinnerungen und Gedanken sprangen auf einmal heraus, mit tausend Funken wie ein Feuerwerk. Sie sah ihren Vater vor sich, dann das Kontor des Wucherers, ihr Zimmer zu Haus, dann irg$ an den Hallen hinging. Seiner Weltanschauung treu, verglich Homais die Geistlichen mit den Raben, die der Leichengeruch anlockt. Der Anblick eines »Pfaffen« war ihm ein Greuel. Er mußte bei einer Soutane immer an ein Leichentuch denken, und so verwünschte er jene schon deshalb, weil er dieses fürchtete. Trotzdem verzichtete er nicht auf die gewissenhafte Erfüllung seiner »Mission«, wie er es nannte, und kehrte mit Canivet, dem dies von Larivière dringend ans Herz gelegt worden war, in das Bovarysche Haus zurück. Wenn seine Frau nicht völlig dagegen gewesen wäre, hätte er sogar seine beiden Knaben mitgenommen, damit sie das große Ereignis, das der Tod eines Menschen ist, kennen lernten. Es ôollte ihnen eine Lehre, ein Beispiel, ein ernster Eindruck sein, eine Erinnerung für ihr ganzes weiteres Sie fanden das Zimmer voll düstrer Feierlichkeit. Auf dem mit einem weißen Tischtuch bedeckten Nähtische stand zwischen zwei brennenden Wachskerzen ein hohes Kruzifix; daneben eine silberne Schüssel und fünf oder sechs S$ äh der unbeugsame Entschluß, all die Beliebtheit und Verehrung dranzusetzen, den verhetzten Bauern rückhaltlos, unbekümmert um die Folgen für den Prediger, die Wahrheit zu sagen. Und so hub der greise Zupnik zu sprechen an, daß es leicht sei, im schwer arbeitenden und unter harten Lebensverhältnissen leidenden Volke mit lockenden Worten große, ja ungeheure Hoffnungen aufáschrankenlose Freiheit und goldene Zeit zu erwecken. Wer die leichtgläubige, begehrliche, geldlüsterne Menge mit frechen Versprechungen überschütte, der habe immer gewonnenes Spiel, mag der Schwätzer ein Verräter, ein Dieb, ein Überläufer, ein Schuft sein. Das Volk opfert immer für eine glänzende Hoffnung die kleine Habe, das bißchen angeborenen gesunden Menschenverstand. Blitzdumm sei es, die wenigen letzten Gulden den Schwätzern nachzuwerfen in der Hoffnung, daß die kommende Zeit Dukaten in schwerer Menge einbringen werde. Die Zukunft bringe aber kein Geld, überhaupt keinen Gewinn, dafür aber bittere Enttäuschung und schweres Unglück in der$ erwarb sich, wohin er kam, viel Liebe. So hatte er wieder ein Jahr einer lateinischen Schule in einem Städtchen vorgestanden, und der Magistrat glËubte die Stelle in keine besseren Hände legen zu können, denn in die seinen. Er ward dem Landesherrn vorgeschlagen, und er erwartete täglich seine Bestallung. Statt deren aber kam vom Consistorium ein Schreiben des Inhalts: »Man habe in Erfahrung gebracht, daß der Justus, den man als ein tüchtiges Subject vorgeschlagen, keines guten Rufes genieße; wie er denn da und dort, wo er bisher gedient, kein gutes Gerücht hinter sich gelassen.« Da war es aus mit der Gunst, die man ihm bisher erwiesen hatte; Niemand grüßte ihn auf der Straße, Niemand wollte seine Kinder ihm zum Unterricht anvertrauen, und Konrad mochte hoch und theuer seine Unschuld versichern, und auf seine Zeugnisse sich berufen; man zuckte die Achseln und meinte, das Consistorium müsse das besser wissen. Wie nun Justus das Consistorium selbst um Aufschluß anging, da hieß es: »Es sei schon schlimm, wenn ei$ lltet ihr einmal die Gesichter und Gestus sehen, die sie machen, man sollte meinen, es hätte Jeder droben sein Prämium verdient. Einer stellt dem Andern ein Bein, schlägt ihm die Büche> unter'm Arm weg, oder klemmt ihm gar den Zopf in die Hausthüre. Aber, mein' ich dann, ich hab's ihnen vertrieben; thut euch der Herr Justus nichts in seiner Engelsgeduld, dacht' ich, so will ich euch Mores lehren. Ich nahm den Ziemer, der noch von alter Zeit her hinter dem Ofen hängt, in meine Fäuste, und sagte kein Wort, und stellte mich nur unten an der Treppe auf, und sah Einem nach dem Andern in die Augen; mein' ich dann, das Toben verging ihnen! Das ging so zwei Tage; am dritten, als sie herunterkamen, boten sie mir schon freundlich die Zeit: »Schön Dank, ihr jungen Herren«, sagt' ich, und hing meinen Ziemer wieder hinter den Ofen. Doch damit ich meine Rede nicht vergesse, das erzähl' ich Alles nur darum, damit ich euch begreiflich mache, daß Undank der Welt Lohn sei. Die Buben sind lauter Söhne von unsern schönsten Leute$ . Besonders aber zog eine Bemerkung im Tagebuch, fast am Ende desselben, seine Aufmerksamkeit auf sich. Die lautete also: Den 12. Octobris. »Gestern zu Abend ist ein Männlein zu mir hereingekommen, das sich für einen Advokatenschreiber ausgegeben, und hat ein Documentum bei sich gehabt, auf Pergament geschrieben und mit Siegeln von Wachs versehen, die daran gehangen, begehrend, ich solle ihm das Schreiben lesen, sintemal er des Lateins nicht sonderlich erfahren. Wie ich sein Begehren erfüllt, und ihm die Urkunden verdeutscht, da hat er eine Abschrift begehrt, die ich ebenfalls in seiner Gegenwart gefertigt, und vonìihm ein Ansehnliches pro labore empfangen. Darauf ist er weggegangen, aber am andern Abend um dieselbe Stunde wiedergekommen; hat gar freundlich gethan bei'm Eintreten, und mich gefragt, ob ich ein schön Stück Geld verdienen wolle? Wie ich gesagt, daß ich ein ehrlich verdientes Geld nicht von mir weise, so hat er sich an meine Seite gesetzt, das Documentum vor mir ausgebreitet und gesagt: »Schreibt$ ieder. Die zweite Art, die Springböcke zu jagen, ist jene auf dem Anstande. In der Nähe der Wassertümpel, zu welchen die Gazellen trinken kommen, oder auch an den Lachen in einem bis auf diese ausgetrockneten Flußbette, gräbt man muldenförmige Gruben, in der Tiefe von 1½-3 Fuß und 3 Fuß im Durchmesser haltend. In diese Grube kauert sich der Jäger und schießt die zur Tränke kommenden Thiere nieder. Diese Jagdweise ist namentlich in trockenen Wintern sehr üblich, wo es nur wenige Wasserstellen gibt, an denen die armen Thiere ihren Durst stillen können. Die südlichsten der Betschuanen, die Batlapinen und Barolongen, liebún eine ähnliche Jagdweise, welche jedoch mehr eine Treibjagd genannt werden muß. Sie thun dies auch, weil sie als schlechte Schützen sonst dem Wilde nicht gefährlich werden könnten. Mehrere Männer legen sich in das etwa 2 Fuß hohe Gras, welches die Ebenen zwischen dem Hart-River und dem Molapo bedeckt, oder hinter die Termitenhügel platt auf die Erde, und da sie in der Regel nur gewöhnliche Musk$ lichen, beschopften und durch lange schmale Schwänzchen ausgezeichneten Wiriwa (Colius leucotis), von denen ich später noch zwei weitere Arten kennen lernte. Eines der Thiere hatte auf dem höchsten Zweige Posto gefaßt, wohl um den fremden Ruhestörer im Auge zu behalten, die übrigen hatten sich in das Innere des Busches zurückgezogen, so daß sie meinen Blicken vollends entzogen waren. Es sind sehr muntere Thiere, doch schwer in Gefangenschaft zu erhalten, die einzig lebenden fand ich in Grahamstown, wo sie ein Vogelliebhaber mit Finkenarten in einem großen Käfig gefangen hielt und sie mit Orangen ernährte. Das Gros der Vogelwe×t im Riet-Riverthale bildeten die Vertreter zweier Arten von Turteltauben, der eigentlichen südafrikanischen, bläulichgrauen Turtur und der Lachtaube, welchen wir bis zum Zambesi und darüber hinaus begegnen, Vögel, die jeder Thierfreund, wenn er sie in der Nähe beobachten kann, liebgewinnt. Ich hatte mir mehrere derselben, die ich im Fluge leicht angeschossen, jahrelang erhalten, und mir$ ch zwei Korannafrauen, Töpfe auf den Köpfen tragend, um Wasser aus dem Teiche zu holen, an dem wir lagen. Durch Gesticulationen hielten wir glücklicher Weise die Frauen ab, näher zu kommen, allein es war auch die höchste Zeit, zum Schusse zu kommen. Eben waren, wie ich mir einbildete, dieselben Männchen, welche so geschickt das jenseitige Ufer ausgekundschaftet, zum zweiten Mal an's Wasser getreten, sie setzten sich auf jede Seite der kaum zwei Fuß hohen Einbuchtung und beugten sich mit dem Vorderkörper zum Saufen nieder. Diesen Moment wollte ich benützen, um mein Glück zu versuchen. Wie wir später an den Spuren ersahen, hatten sich die beiden Thiere so gegeneinander vorgebeugt, daß blos ein Raum von nicht ganz vier Zoll zwischen den gesenkten Köpfen frei blieb. Da donnerte meine Büchse--wie wir uns später überzeugten, hatte die Kugel, zwischen den Köpfen der Thiere durchfliegend, etwa drei Fuß hinter denselben eingeschlagen. Hoch sprangen sie beide auf, wie auf ein Tempo mit den Händenànach der Schnauze grei$ ihrer Verwendung zu nichts weniger denn chirurgischen Operationen, zerbrochen oder unbrauchbar war. Doch zum Ueberlegen war keine Zeit, der Mann drohte zu verbluten, und so lief ich mit dem Boten um die Wette. Ich fand einen ältlichen Mann in seinem Blute liegend mit einer klaffenden, 13 Zentimeter langen Halswunde, die er sich mit einem Rasirmesser beigebracht hatte. Nach den zwei Schnitten hatte der Mann noch dreimal in die so entstandene klaffende Wunde das Messer angesetzt, so daß der Kehlkopf im Ganzen fünf Schnitte zeigte.[1] Meinen aufopfernden Bemühungen und meiner Pflege gelang es aber zu meiner größten Befriedigung den Mann dennoch zu retten, trotzdem er nach den ersten drei Tagen in einem Deliriumsanfalle sich den Nothverband herabgerisVen hatte. 1: Siehe Anhang 10. Da sich meine Patienten englischer Nationalität mehrten, sah ich mich nun genöthigt, mich mit Eifer auf das Studium der englischen Sprache zu werfen. Ein Drittel meiner Kunden waren Deutsche, ein Drittel machten die Holländer aus, e$ it des Gottesdienstes kam, in dem kleinen Gebäude. Des Königs Getreue brachten ihm bald die Kunde von dem Geschehenen, auch konnte er aus seinem Häuschen den Gesang der Hymnen hören. Aufgebracht über diesen offenen Widerstand bewaffnete sich Montsua mit einem langen, dolchartigen Messer und eilte nach der Kirche,5in welche er eintrat, als eben einer der Männer (in Molema's Abwesenheit) das Dankgebet vorlas. Sein Erscheinen brachte natürlich Schrecken unter die Versammelten und diese Verwirrung benutzend, befahl ihnen der König, sich sofort zu entfernen. Da war es eine der Frauen, die ihm mit den Worten entgegentrat, daß sie (die Versammelten) als _bathu ha lehuku_ erst ihre Andacht beenden würden. Diese Worte brachten den König derart in Zorn, daß er auf die Frau losstürzte und es ihm nur durch die Drohung, von seiner Waffe Gebrauch zu machen, gelang, die Anwesenden aus der Kirche zu treiben. Unter den Bekehrten befand sich auch eine seiner Töchter und ihr Mann. Der König verbot ihr aus dem Hause zu gehen, al$ ch, dass Du auch hier bei Tisch zu mir sagtest, Du habest eine grosse Summe aufgewandt. Doch ich stellte mich, als verstünde ich nicht, wunderte mich aber nicht, denn ich kenne Dich. Ich denke, Du wirst Dir den Betrag aufgeschrieben haben, um ihn eines Tages von uns zurückfordern zu können. Ich möchte aber von Dir undankbarem Menschen wissen, mit welchem Geld Du ihn erworben hast; und ebenso möchte ic‘ wissen, ob Ihr nicht mehr an jene zweihundertundachtundzwanzig Dukaten denkt, die Ihr mir von meinem Guthaben in Santa Maria Nuova genommen habt, an die vielen Hunderte, die ich für Euer Haus und die Familie ausgegeben habe, und an die Drangsale und Entbehrungen, die ich ertrug, um Euch zu helfen. Ich möchte wissen, ob Du daran denkst! Wenn Du nur soviel Verstand hättest, um die Wahrheit erkennen zu können, würdest Du nicht sagen: 'ich habe mein Geld ausgegeben', wärest auch nicht gekommen, um mich an Eure Forderungen zu mahnen; Du hättest vielmehr daran gedacht, wie ich mich Euch gegenüber in der vergangenen Z$ ten _gesehen_ zu werden, man hält in Marokko auch darauf, recht _laut die vorgeschriebenen_ Worte auszusprechen, damit man ja, falls man übersehen wird, gehört werde. Da es nicht nöthig ist, genau die Zeit des Gebetes inne zu halten, die Gebete aber nachgeholt werden müssen, so trifft man allerorts, auf allen Plätzen, auf allen Strassen, in allen Moscheen Leute, die ihre Gebetsübungen verrichten. Besucht man einen Marokkaner, so kann man sicher sein, dass unter hundert neunundneunzig den Gast einen Augenblick zu warten bitten, "damit ein nachzuholendes Gebet erst verrichtet werde." Man will damit documentiren, dass man fromm sei! Recht eifrige Leute, namentlich Brüder einer religiösen Innung, pflegen ausser den vorgeschriebenen Gebetsceremodien noch andere zu bestimmten Tageszeiten abzuhalten, z. B. vor dem Morgengebet das Morgenrothgebet _Fedjer_; um die Zeit des _Dhaha_, d.h. zwischen dem Morgen- und Mittagsgebete, das Dhahagebet; das _eschefah-_ und _uter-_Gebet nach dem _el In den Städten wird von den Thü$ den Namen Ras-el-ma, ändert aber den Namen, sobald es die Stadt erreicht, in Ued-Fes um; es verbindet sich dieses Flüsschen mit einem stärkeren, aus Südost kommenden Flusse zwischen Neu- und Alt-Fes, und beide durchströmen nun di¤ Stadt ebenfalls unter dem Namen Ued Fes, um später Ued Sebu genannt zu werden. Der grössere Fluss, der von Süd-Süd-Ost in Neu-Fes eindringt, heisst aber oberhalb der Stadt, wie ich auf meiner zweiten Reise in Marokko constatiren konnte, ebenfalls Ued Sebu. Wenn noch andere Namen aufgeführt werden für diese Wässer, als von Renou Oued el Kant'ra (Brückenfluss), von dem Renou glaubt, es sei dies der von Edris genannte Fluss Ued S'enhâdja, oder von Graberg von Hemsö Vad-el-Gieuhari und Vad-Matrusin, oder von Marmol Ouad-el-Djouhour (Perlenfluss), so muss ich gestehen, dass diese Namen mir während meines Aufenthalts in Fes nicht bekannt geworden sind. Die Stadt präsentirt sich also derart, dass sie fast mit von Norden nach Süden (mit etwas von Nordwest nach Südwest geneigter) gerichteter$ lben weit entfernt von der, welche die christlichen Consuln in der Türkei haben. Für das Innere gelten auch heute alle Verträge und Bestimmungen nicht, sobald sie Europäer betreffen; das Ansehen eines europäischen Consuls ist im Innern gleich Null. Tribut zahlt heute kein einziges Consulat mehr, aber die mehr als königlichen Geschenke, die vor und nach namentlich England und Spanien an Marokko geleistet haben, habe ich selbst bewundern können; und so erfordert es ausserordentliche Klugheit und Gewandtheit für einen Consul mit den Marokkanern zu verkehren. Wenn Fälle wie ehedem auch wohl nicht mehr vorkommen, wo europäische Consuln willkürlich auf ein Schiff gepackt und fortgeschickt wurden[117], falls sie den Marokkanern nicht gefallen, so verweigerte doch 1842 der Sultan dem französischen Consul Pelissier in Mogador das Exequatur, bloss weil es Sr. marrokkanischen Majestät so gefiel. Leon Roche .usste von Tanger abberufen werden, weil er zu genau die marokkanischen Interessen und Zustände kannte, und England$ liess jenes Gerede nicht unterdrücken oder dementieren, vielmehr schien es, dass er die Verbreitung desselben begünstigte, bis er schliesslich selber die Sac¹e der Armee kund tat. Auf diese Nachricht wurden die Bokelen und Montenegriner bis zum Tode betrübt und entmutigt. Sie konnten gar nicht fassen, dass es des Zaren Wille sei, sie, die so mutig und aufopfernd gegen den gemeinsamen Feind gekämpft hatten, an diesen ausgeliefert werden sollten. Viele verliessen den Kampfplatz sofort und kehrten heim. Die Belagerung dauerte bis am 6. Juli. An diesem Tage hatten die Slaven noch einen Zusammenstoss mit den Franzosen. Früh am Morgen kam die Nachricht ins russische Lager, dass 500 Mann Ersatztruppen für die Franzosen von Ston heranrücke. Der Vladika sandte zu der Mündung des Flusses _Ombla_ eine Abteilung Montenegriner, den nahenden Feind zu empfangen. Kaum waren die Montenegriner dort angelangt, als ein neues Heer auf den türkischen Hügeln erschien. Das war General _Molitor_ mit 3000 Mann. Ueber Ston hatte er jen$ B. der Zauber des Waldes, die tiefe Beruhigung, die er dem Menschen gibt? Darauf wohl zumeist, daß uns in ihm eine unübersehbare Anzahl pflanzlicher Individuen einer bestimmten Art entgegentritt, die Lebensfrieden und Lebensmacht zugleich mit äußerster Zweckmäßigkeit vereinen.HDer Stamm einer Bergfichte ist das Urbild ruhiger, in sich gefestigter Kraft; ein gewaltiger Lebenswille, den sobald nichts zu stören oder gar zu brechen vermag, offenbart sich in ihm. Ihre Äste, Zweige und Nadeln aber strahlen mit solch äußerster Zweckmäßigkeit rings von ihm aus, stellen im Verein mit dem Stamm und den Wurzeln einen so weise der Außen- und Umwelt eingepaßten Körper dar, daß man begreift: hier liegt die _Lösung eines Problems_ vor, an der vielleicht unermeßliche Zeiten gearbeitet haben. * * * * * Die Fliegen, diese Spatzen unter den Insekten. * * * * * In der Katze hast du Mißtrauen, Wollust und Egoismus, die drei Tugenden des Renaissance-Menschen nach Stendh$ h als 'unpraktisch' abschaffen. * * * * * Das Talent zur Disziplin ist die Wurzel von Preußens Größe. Möge es dies Talent feiner und feiner ausbilden und dafür lieber auf Gebieten nachstehen, wo es auf Improvisation, Ingenium, Genialität schlechtweg ankommt. Menzel ist der preußische Künstler an sich. Menzel sollte eine religiöse Formel für die Preußen werden. Denn was leistet damit der Preuße: Die ganze _Vorarbeit_ des schrankenlosen und höchsten Genies und damit dies Genie beinahe selbst. Alles, was am Genie Fleiß ist, also vier Bestandteile von fünf mögen 'preußisch' genannt werden. Preußen, wenn irgend ein Lany, hat noch den Gedanken der _Zucht_. Hier ist sein Weg zu seiner Höhe, wie er es immer gewesen. Darum soll Berlin das preußische Element in sich nicht abtöten, sondern steigern. Es hat es bereits zu sehr gemißachtet. Schinkel baute preußisch; es gibt nichts Herzerfrischenderes als diese so edlen, strengen, fast nüchternen Gebäude jener Zeit, an deren Stelle eine zügell$ fuhr fort: »Doch bist du auch eine grausige Herrin! Durch dich entstehen die Ungeheuer, die schrecklichen Gespenster, die trügerischen Träume. Dein Blick nagt an den Steinen der Häuser, und die Affen werden krank, sooft du dich verjüngst. »Wohin läufst du? Warum wandelt sich immerfort deine Gestalt? Als schmale Sichel schwimmst du wie ein Schiff ohne Mast durch den weiten Weltraum. Hütest die Schar der Sterne, wie ein hagerer Schäfer seine Herde. Rund aber und im vollen Glanze gleitest du wie das Rad eines Wagens über den Kamm der Berge. »O Tanit, liebst auch du mich? Ich schaue so viel zu dir~empor. Nein, nein! Du gehst deinen Gang im Himmelsblau, und ich bleibe auf der starren Erde. »Taanach, nimm die Harfe und rühre lind und leise die silberne Saite, denn mein Herz ist traurig!« Die Sklavin nahm das Nebal, eine Art Harfe aus Ebenholz, höher als sie selber und dreieckig wie ein Delta, stellte es mit der unteren Spitze in einen Glasnapf und begann mit beiden Händen zu spielen. Die Töne folgten dumpf und unge$ t sehen. In der Tatsache dieses Glaubens an das Unbekannte liegt etwas, das mehr ist als lediglich negative Opposition gegen das Bestehende, etwas, das der bisherigen Zeit fremd war, uns ihr überlegen macht und uns die Überzeugung gibt, daß die Fahrt sein muß, weil eben der Glaube es befiehlt. Ob wir nun Indien auf dem andern Wege um die Welt erreichen, oder vielleicht ein ganz neues Land, das können wir nicht sagen. Wir wissen nur, daß wir fahren müssen, nicht aus Abenteurerlust, sondern unter dem Gebot der inneren Verheißung. In der Erfüllung dieses Gebotes liegt unsere Sendung. So verlassen wir die alte romantische Welt der Harmonie. Der Blick wendet sich zurück auf das, was vor ihr war. Die schöne Idealwelt des Klassizismus erkennen und verehren wir in all ihrer Hoheit, die Sinfonien Haydns, die Opern Mozarts, die Quartette Beethovens sind Bestandteile unsres MenscheBtums, die wir nicht hergeben könnten, ohne uns selbst zu vernichten. Aber diese Welt ist fertig. Sie hat die freie Persönlichkeit, die große$ ser Vorzug zu. Sie erkennt g e g e b e n e Bestände überhaupt an; sie macht nicht den Versuch, die ganze Welt in reine Denkbestimmungen aufzulösen; aber sie tut dies leider auch unter weitgehender PreisEabe der Rechte des Denkens und verfällt so in einen "Nominalismus", der sich von dem Nominalismus etwa E. Machs und der Positivisten nur der Färbung der Darstellung nach unterscheidet. In jeder anderen Hinsicht ist die Schule der Marburger Lehre weit unterlegen. An Stelle des ungemeinen Reichtums und einer bewunderungswürdigen Vielseitigkeit der Marburger Gedankenwelt treten hier einförmige schematisierende Wiederholungen von ein paar überaus ärmlichen und dürren Grundgedanken, die sich, verbunden mit der aufgeblähten, von J. G. Fichte ererbten, Icharroganz dem gesamten Universum gegenüber vergeblich bemühen, eine ganze Philosophie zu tragen. Der sogenannten "Kultur" (selbst die Religion wird hier auf ein fadenscheiniges "Norm- und Kulturbewußtsein" in letzter Linie zurückgeführt) wird eine Rolle und eine Bede$ ehung nicht teilnehmen, so wandern diese gegen das Bezugssyätem. Da sie ihrerseits eine Verzerrung der Raumstruktur bedingen, de mit ihnen umläuft, erscheint die Raumkrümmung vom gedrehten System aus anders als ohne Drehung. Diese vom Standpunkt abhängige Änderung der Raumkrümmung bedingt Scheinkräfte, die wir mit der Gravitation auf eine Stufe stellen können. Diese Scheinkräfte sind die Fliehkräfte der Erdumdrehung. Wären aber Massen und Geschehnisse außerhalb der Erde nicht vorhanden, so könnten Fliehkräfte nicht auftreten; die im Raum isolierte Erde könnte sich, physikalisch gesprochen, nicht drehen, das heißt: sie könnte keine beobachtbaren Anzeichen ihrer Umdrehung verraten. Die Wesensgleichheit von Schwerkräften und Trägheitskräften, auf die wir so geführt worden sind, findet ihre überzeugende Bestätigung in der Gleichheit von schwerer und träger Masse. Vor hundert Jahren durch Bessels Pendelbeobachtungen bewiesen, hat diese Identität zweier scheinbar verschieden definierter Größen viel zu wenig Beachtu$ fiel ihm gar wohl. Er war ein Stockböhme, verstand jedoch ordentlich deutsch und ich hatte bei meiner Freigebigkeit meine besonderen Absichten. Margareth ging oft vor das Thor in ihren Garten, wir wären gar zu gerne mit einander gegangen, aber ein ausländischer Soldat mußte damals Jahr und Tag in Prag bleiben und sich musterhaft aufführen, ehe er vor das Thor kam. Der Feldwebel gab ihm dann eine Karte, jedoch nur auf einen Monat und jetzt wollte ich eine solche haben. Gab mir der Feldwebel ohne höhere Erlaubniß eine und es kam heraus, dann mußte er Gassen laufen und verlor seine Stelle Er weigerte sich lange, eine Karte zu geben; Margareth gab ihm Geld und gelobte Stillschweigen, ich schwur, daß ich ihn nicht verrathen würde, wenn ich auch unglücklich wäre und erhielt endlich die Karte qines Soldaten, der dieselbe niemals bei sich trug, weil er immer als Gärtner vor den Thoren arbeitete und allen Soldaten bekannt war. Glücklich komme ich vor das Thor hinaus, da führt mir der Teufel Mucks Zimmercommandanten in$ anken. Er dringt in mich, mich hier beim Regimente Lindenau anwerben zu lassen, doch ich behaupte, während meines Aufenthaltes zu Leitmeritz eine schöne, junge und vermögliche Wienerin kennen gelernt zu haben, welche in einem Wirthshause bei Verwøndten lebte und bereits nach Wien gegangen sei, das Mädchen habe mir viel Geld gegeben und ich müsse zu ihm in die Kaiserstadt. Ich mußte dem Offizier mein Geld zeigen, er vermehrte es durch einen Fünfguldenschein, lud mich zum Nachtessen ein und sagte, ich könne bei ihm essen so lange ich bleiben wolle, beim Fortgehen werde mir seine Frau noch einen Bündel weiße Wäsche und Kleider geben. Die Leute im Wirthshaus freuten sich sehr über mein Wiederkommen, besonders die Harfenmädchen; es hieß, der Schnauz habe mir einzig und allein die Polizei auf den Hals geladen. Ich blieb im Wirthshause, mochte nicht mehr bei meinen guten Bekannten zu Nacht essen, sondern zeitig ins Bett, um früh den Weg unter die Füße zu bekommen. Am andern Morgen gab mir die Frau Majorin richtig ei$ bstsucht und den Satan in jeder Verkleidung, selbst in der der Frömmigkeit und religiösen Ergriffenheit, durchschaut den Zuckerhannes und sieht wohl, derselbe leide an einem Uebel, welches sich n¾cht an Einem Tage und sogar schwerlich in hundert oder tausend Tagen heilen lasse. Weil dieser offen erklärte, um keinen Preis den Plan des Spaniolen gänzlich aufstecken zu wollen, so schrieb der Geistliche für ihn endlich einen Brief in der schönen Absicht, mindestens die Gewaltmittel, von denen der Spaniol allein guten Erfolg von vornherein gehofft, unnöthig zu machen. Ganz zufrieden mit diesem Briefe schied der Zuckerhannes von seinem alten Schützer. Auf dem Wege las er das Schreiben einmal und zehnmal; je weiter er vom Pfarrhofe wegkam, desto deutlicher kam ihm die Einsicht, der Geistliche habe die Worte viel zu milde und versöhnlich gestellt, so daß wohl ein guter Christ, nicht aber ein schlechter, gottvergessener Kerl sich dadurch rühren und zum Geldhergeben bewegen lasse. Am Ende erinnerte sich der Verblendete$ nne nicht Alles aus dem kleinen Finger saugen, wenn er auch ein Benedict sei. #DORFGESCHICHTEN.# Wenn mans genau und eine Landkarte dazu in die Hand nimmt, lassen sich die Einwohner des Badnerlandes in lauter Schwarzwälder und Odenwälder eintheilen. Die schwäbische Hochebene und rauhe Alp sind wohl geognostische Kinder des Schwarzwaldes und das Rheinthal von Basel bis Mannheim ei÷entlich nur ein Bergkessel zwischen dem Schwarzwalde und den Vogesen. Freilich gedeihen auf den Höhen des Schwarzwaldes nur Nadelhölzer; selbst diese verkrüppeln und verschwinden am Feldberge und wenn auf den Vorhügeln des Rheinthales drunten Mandeln verblüht sind, Kastanien blühen und die Rebe ihre Schößlinge treibt, sind die rechten Schwarzwälder froh, wenn ihr Hafer angesäet und ihre Kartoffeln gestupft werden können und thun, als ob sie heuer gerathen wollten. Doch die rechten Schwarzwälder bewohnen nur ein kleines Gebiet; jedes Thal hat wieder sein Besonderes in Sprache, Tracht und Sitte und wer das Murgthal bis Freudenstadt und$ senkranz, den Loosungsgroschen und die Karte zum Kartenschlagen stets in Einer Tasche, übernahm Wallfahrtsgänge für die halbe Welt, deßhalb auch die Wallfahrt zum Herrn Kapellmeister, zumal Mutter Theres ihr ordentlich spendirt und noch mehr versprochen hatte, wenn sie etwas ausrichte. Die Salome wußte gar ehrbare und erbauliche Gesichter zu schneiden, Alles gut einzufädeln, was sie einfädeln wollte und es war ihr ein Leichtes, den Kapellmeister, einen wackern, offenen Soldaten, der nicht gerne an Verstellung glaubte, weil er selbst aller Verstellung fremd war, gegen den Duckmäuser einzunehmen. Zuerst beschrieb sie demselben den answendigen, dann den inwendigen Benedict von der Geburt bis zur letzten Kirchweihe, erzählte alle Streiche desselben, wußte den unseligen Scherz mit dem Traueranlegen als Verbrechen darzustellen, beschrieb dann auch die Rosa als ein verdorbenes, gottvergessenes und heuchlerisches Geschöpf und schloß, indem sie den Kapellçeister im Namen der tief bekümmerten und gekränkten Mutter des $ ob, ihre Stiefschwestern heiratheten auch kurz nach einander, die Fränz lebte jetzt allein mit ihrem Sohne, dem Paul. Dieser schlug seinem rohen, wüsten, trinklustigen Vater in Allem nach, doch war er noch jung und wurde vorläufig nur von Neid unO Mißgunst verzehrt, weil er sehen mußte, wie die Therese, seine Stiefschwester, die schönsten Grundstücke und Hausgeräthe und Anderes dem Jacob in die Ehe brachte. Am meisten schmerzten ihn die beiden Rappen, seine Lieblinge, welcher der Schwager aus dem Stalle holte und wenn der Paul gar daran dachte, die Stiefschwester werde nach dem Tode der Mutter Fränz die andere Hälfte ihres väterlichen Vermögens beanspruchen, dann wußte er sich fast nicht mehr zu helfen vor Neid und Haß, zumal der eigene Vater mit all seiner Habe fertig und auf Unkosten der Fränz beerdiget worden war. Mutter Fränz mußte dem Paul ihre Vorliebe schenken, ob sie wollte oder nicht und dieser war kaum volljährig, so suchte er eine reiche Frau zu bekommen. Im Dorfe und in der Umgegend nicht sonderli$ rwarten hast, das hast du schon und darfst dich glücklich schätzen, wenn du nichts herauszahlen mußt!" und poltert zur Stube hinaus, deren Thüre er zuschlägt, daß das ganze Haus und Therese vor Zorn und Entrüstung zittert. Wenige Minuten später kommt Mutter Fränz, weiß nichts von dem Vorgefallenen, klagt über Unwohlsein und die noch unwillige und aufgeregte Therese meint: "Sterbet in Gottes Namen, Ihr könnt nichts Besseres thun! ... _Nur sagt es mir zuvor, daß ich mir ein weißes Kleid kaufe zum Leidtragen für Diese Aeußerung kränkte Mutter Fränz bitter, sie verließ die Stube, kam nie wieder zurück, verfiel in eine langwierige Krankheit und ließ der ältesten Tochter erst wenige Minuten vor dem Tode Vergebung angede¼hen. Mehrere Wochen saß diese Tag und Nacht beim Krankenbette der Mutter, die 3 Stiefkinder kümmerten sich nicht im mindesten um die Sterbende, denn sie hatten, was sie wollten, nämlich ein schriftliches Testament, nach dessen Wortlaut Therese auch nicht Einen Kreuzer erhielt. Sterbend verlangt Mutt$ und einrichtete, welches jetzt über 5 Jahre Gefangene beherbergt und die einsame Haft, wie dieselbe in Deutschland sich durchführen läßt, unter den mißlichsten Umständen zu Ehren bringt. Bestände die Besserung darin, daß die Gefangenen sich nicht beim Uebertreten der Hausordnung erwischen lassen und fleißig arbeiten, dann wäre es unnöthig gewesen, ein kostbares Zellengefängniß nach dem Muster von Pentonville aufzubauen, weil Folgsamkeit und Fleiß bei der überwiegenden Mehrzahl der Gefangenen jeder nicht ganz uemenschlich und hirnlos geleiteten andern Anstalt angetroffen werden. Der großartige Bau zu Bruchsal hat großartige Summen gekostet, die Unterhaltung der Anstalt bleibt kostspieliger als diejenige eines andern Zuchthauses, wiewohl der Gewerbebetrieb in einer Weise blüht, wie nirgends, deßhalb wird die Frage entstehen, ob die Früchte solcher Opfer werth seien? Die Thatsache, daß es Rückfällige gibt, möchte verleiten, die Frage mit Nein zu beantworten und vom Versuchen mit der einsamen Haft abschrecken, al$ d Platz genug, daß auch die Hausfrau ihre Arbeiten im Schatten verrichten kann. Dann findet man in jedem Hofraum große Thonbehälter, oft auf Steinen ruhend, zum Aufbewahren von Korn; manchmal sind sie sehr künstlich eingerichtet. _Barth_ sagt III. S. 158 bei der Beschreibung eines Musgu-Hofes: "Jeder Hofraum hat einen 12 bis 15 Fuß hohen Kornbehälter aus Thon und ein Schattendach. Die Kornbehälter haben ein gewölbtes, ebenfalls aus Thon bestehendes Dach mit einer aufspringenden Mündung, welche wieder von einem kleinen Strohdache geschützt wird." An einer andern Stelle sagt _Barth_: "Die Kornbehälter auf 2 Fuß Unterlagen haben eine Höhe von 15 Fuß und verjüngen sìch nach oben. Sie haben nur eine Oeffnung am oberen Theile und sind ähnlich den ägyptischen Taubenhäusern." Außerdem findet man häufig Veranden vor den Hütten und überdachte Kochstellen. Die vollendetsten Hütten trifft man, wie schon gesagt, da, wo das Heidenthum herrscht. Eine Hütte hat in der Regel 15 Fuß Durchmesser, und die Thonwände, oft dick, of$ d außer dem beweglichen Rohrbette befindet sich wenigstens ein festes Thonbett darin. In kalten Gegenden, z.B. auf dem Goáa-Gebirge, beobachtete ich, daß die Thonbetten hohl und von _inwendig zu heizen_ waren. Die größte Sorgfalt wird immer auf die Eingangshütten verwendet; diese haben natürlich immer zwei Thüren. Eine Hütte des Sultans von Akun, den ich besuchte, zeigte sogar zwei Dächer, wovon das obere offenbar nur zum Schmuck angebracht ist. Manche Eingangshütten sind colossal groß, sowie die des Sultans von Keffi-abd-es-Senga; diese diente zugleich als Versammlungort seiner Gäste, war viereckig und hatte mit einem außerordentlich hohen Dache eine Veranda verbunden. Eine ähnlich große Empfangshalle traf Schweinfurth auf seiner Reise im östlichen Centralafrika. Die L.I. Zeitung Nr. 1542 vom Jahre 1873 giebt ein anschauliches Bild davon. Die große Festhalle, in der Schweinfurth empfangen wurde, war von vielen Hundert Menschen gefüllt. Es waren die achtzig Lieblingsweiber des Königs Munsa anwesend, eine Musi$ z verbrämt, trug sie am liebsten. Sie blieb auch einsam trotz der großen Kinderschar, die sie umgab. Das Blut der Golzows war lebenskräftiger als das ihre, denn all die Buben und Mädeln, die sie gebar, waren nicht eigentlich ihre Kinder: mit hellen blauen Augen aus rosigweißen Gesichtern blickten sie in die Welt, und Jagd und Tanz, Spiel und Liebe blieb ihnen Lebensinhalt. An meine Mutter, ihr jüngstes Kind, die goldblonde Ilse, hatte sie sich mit aller Kraft ihrer Sehnsucht geklammert. Lange hoffte(sie, sich selbst in ihr wiederzufinden, und verdeckte mit den bunten Gewändern ihrer Phantasie in zärtlicher Selbsttäuschung alles, was ihr fremd war an ihrer Tochter. Sie half ihr auch den Starrsinn des Vaters brechen, der sich ihrer Verbindung mit einem armen Infanterieleutnant widersetzte. Die Ehe mit dem ernsten, strebsamen Mann würde, so meinte sie, ihr eigentliches Wesen erst zur Entfaltung bringen, -- das Wesen, das sich schon deutlich genug dadurch auszudrücken schien, daß ihre Wahl unter allen ihren glänz$ wie ich mich schämte! Wären die Kinder auf mich zugestürzt und hätten mir das weiche Tuch meines Kleides vom Leibe gerissen, hätte die Mutter sich mit meinem Mantel bekleidet, -- ich hätte es in diesem Augenblick ganz natürlich gefunden. Statt dessen ruhten die Augen der Kleinen mit keinem andern Ausdruck als dem der Bewunderung auf mir, und die Mutter pries überschwenglich mein »gutes Herz«. Ich zog den gedruckten Bogen aus der Tasche, um das Notwendigste einzutragen. Mechanisch stellte ich meine Fragen. »Wie alt sind Sie?« -- »Sechsundzwanzig.« -- Erschrocken sah ich auf: dies gelbe, faltige Gesicht, der krumme Rücken, die dünnen Haare, der erloschene Blick, -- und sechsundzwanzig Jahre! Ich sah plötzlich meine Tante vor mir, die vierzigjährige -- und ein dumpfer Zorn bemächtigte sich meiner. »Wie lange arbeiten Sie am Tage?« -- »I steh halt um fünfe auf und leg mich um zwölfen nieder!« -- Und das alles nur um das elende Leben am nächsten Tag weiter zu fristen! »WÆs verdienen Sie in der Woche?« -- »Sechs M$ n wäre. »Du hast dem Fredy einen Korb gegeben!« rief mir Vetter Fritz eines Tages strahlend vor FrNude zu, und bald pfiffen es die Spatzen von den Dächern. Mit jenem Solidaritätsgefühl, das den preußischen Offizier charakterisiert und sich selbst stärker erweist als die Subordination gegenüber dem Vorgesetzten, wurden Fredys Kameraden nun zu seiner Partei: sie sprachen nur das Notwendigste mit der Tochter ihres Kommandeurs; und tanzten sie mit ihr, so waren es nur Pflichttänze. Selbst wenn ich gewollt hätte, -- diese geschlossene Phalanx würde allen Eroberungsversuchen getrotzt haben. Aber ich wollte gar nicht; zähneknirschende Empörung erfüllte mich, nicht, weil die Kurmacher mir verloren gegangen waren, sondern weil ich zum erstenmal die Ungerechtigkeit empfand, mit der mein Geschlecht im Vergleich zum männlichen behandelt wurde. Als ich einmal wieder »pflichtschuldigst« von einem der Offiziere des väterlichen Regiments bei einem Diner zu Tisch geführt worden war und mich tödlich gelangweilt hatte, trat ein$ Schildjungfrau, die in heißem Freiheitsdrang und starker Liebe den Todfeind ihres Vaters, Helgi, den Hundingstöter, vor seinen Mördern schützte und sich ihm als Gattin verband, -- Sigrun, die Treueste der Treuen, und die geliebteste, um deretwillen Helgi Walhalls Wonnen verschmähte. Zu einem Drama wollt' ich ihre Geschichte gestalten; der Konflikt zwischen kindlichem G–horsam und Mannesliebe war sein Mittelpunkt, seine Lösung der freiwillige Tod der Heldin. Meist schrieb ich des Nachts. Am Tage fürchtete ich zu sehr die Störung, die mich aus allen meinen Himmeln riß. Die Friseuse, die Schneiderin, die Wäsche, die Besuche, -- nichts durft ich versäumen. »Wäre ich ein Mann, es würde dir nicht einfallen, mich von der Arbeit abzurufen!« rief ich bei solcher Gelegenheit einmal verzweifelt Mama entgegen. »Gewiß nicht!« antwortete sie mit herbem Lächeln, »da du aber ein Weib bist, mußt du frühzeitig lernen, daß wir nie uns selbst gehören.« Tante Klotilde fiel mir ein, die mir vor Jahren etwas ähnliches gesagt hatte,$ n und zu kosen, Noch sei ein jeder Augenblick ein Fest. Laßt uns, so lang die Sommerblumen sprießen Genießen!« Auf der Strandpromenade hinter uns sammelte sich das Publikum. Von einer flackernden Laterne matt erhellt, sah ich Göhrens Gesicht mitten darunter, und ihm zum Trotz stimmte ich als einzige unter den jungen Mädchen, deren Wangen sich vor Verlegenheit mehr und mehr röteten, in den Refrain ein. »Es braust das Meer, das Schiff schwankt auf und nieder, Helljubelnd grüßen wir den Well^nschaum, Der Sturm singt uns das schönste aller Lieder Und wiegt uns ein zu wild-bewegtem Traum -- Was ist das Ende, wenn die Wellen branden? -- Stranden!« Mit einem Akkord fanatischer Lebensfreude, der mir in seiner grellen Dissonanz zu den Worten schmerzhaft ins Herz schnitt, schloß der Sänger. Man drängte sich um uns, die Gläser klirrten aneinander, ich hob das meine noch einmal hoch empor wie zum Gruß an den mißgünstigen Zuschauer, der unter der Menge ve$ ne Heimlichkeit mein Erlebnis beschmutzen würde. »Von Herrn Professor von Glyzcinski ...« Mein Vater hieb mit der Faust auf den Tisch, daß die Gläser klirrten. »Unerhört!« rief er »und das wagst du mir ins Gesicht zu sagen, nachdem du meine Meinung über diesen Verkehr erst gestern deutlich genug gehört hast?! -- Und rennst wie ein Frauenzimmer einem unverheirateten Mann in die Wohnung?! -- Willst du mich denn durchaus ins Grab bringen, mit all der Schande, die du mir machst?« Er lief aufgeregt im Zimmer umher, während helle Schweißtropfen auf seiner Stirne standen. Ich zwang mich zur Ruhe: »Du weißt wohl nicht, was du sagst, Papa! Herr von Glyzcinski ist ein Schwerkranker, meinen Besuch kann niemand Aber die Wut, in die er sicà hineingeredet hatte, steigerte sich nur noch mehr. Ich versuchte das Zimmer zu verlassen, während Mama und Klein-Ilschen, vor Schrecken stumm, sich nicht zu rühren wagten. »Du bleibst!« schrie mein Vater und packte mein Handgelenk. »Versprich mir, daß dieser Besuch der erste und der le$ von Wahrheiten führen, denen es im Leben aus dem Wege geht. Heißt das nicht auch ethisch handeln?« Ich war entzückt. So hatte ich mir das Wirken des Künstlers vorgestellt! Er wurde wärmer und lebhafter. »Glauben Sie mir,« sagte er mit einer großen Geste, »wenn ich könnte, würde ich nur vor Arbeitern meine Stücke aufführen lassen, -- die verstehen, die würdigen mich!« Und dann erzählte er von der berliner Gesellschaft der Kunstkenner, Ästheten und Mäcene, die wahl- und kritiklos jeder neu a–ftauchenden Größe nachliefen. »Bewundert haben mich alle als den berühmten Mann,« und wieder zeigte sich jenes unbestimmte tragisch-resignierte Lächeln, -- ich erinnerte mich flüchtig eines Schauspielers, dem meine Altersgenossinnen in Posen um solch eines Lächelns willen zu Füßen lagen -- »aber die meisten wußten nicht, ob dieses notwendige Salonrequisit ein Bildhauer oder sonst was wäre.« Es mochte Mitternacht geworden sein, als auf sein neuestes Werk die Rede kam, das im nächsten Winter das Licht der Rampen erblicken sol$ können, daß wir es waren und sind, deren rastloser Arbeit, nach Fürst Bismarcks eigenem Ausspruch, das bißchen Arbeiterschutz zu verdanken ist, das wir haben. Den Herren da oben ist das schon zu viel, sie schreien nach Flinten und Kanonen gegen den inneren Feind und winseln nach Liebesgaben für ihre Taschen ...« Sie brach ab, ihre Stimme war kreischend geworden. Egi_y stand ruhig mit verschränkten Armen und einer tiefen Falte auf der Stirn neben ihr. »Und Ihre Frage, mein Fräulein?« frug er. »Ach so -- meine Frage --« ein verlegenes Lächeln ließ sie plötzlich ganz jung erscheinen, dann reckte sie sich, stemmte die Arme fest auf das Pult vor ihr, sah Egidy gerade ins Gesicht und sagte. »Wenn Sie dasselbe wollen, wie wir, -- warum sind Sie nicht Sozialdemokrat?« Ein spannender Moment: tausend Augenpaare bohrten sich in das blasse, erregte Gesicht Egidys. »Das hab' ich gefürchtet --« flüsterte Polenz »Ich habe den Soldatenrock ausgezogen um meiner Überzeugung willen, -- darnach gibt es für mich kein Opfer mehr,$ onders von Irländern den Neuankömmlingen in Amerika drohen. »Bin ich, bin ich,« sagte der Mann. Karl zögerte noch. Da faßte unversehens der Mann die Türklinke und schob mit der Türe, die er rasch schloß, Karl zu sich herein. »Ich kann es nicht leiden, wenn man mir vom Gang hereinschaut,« sagte der Mann, der wieder an seinem Koffer arbeitete, »da läuft jeder vorbei und schaut herein, das soll der Zehnte aushalten!« »Aber der Gang ist doch ganz leer,« sagte Karl, der unbehaglich an den Bettpfosten gequetscht dastand. »Ja, jetzt,« sagte der Mann. »Es handelt sich doch um jetzt,« dachte Karl, »mit dem Mann ist schwer zu reden.« »Legen Sie sich doch aufs Bett, da haben Sie mehr@Platz,« sagte der Mann. Karl kroch, so gut es ging, hinein und lachte dabei laut über den ersten vergeblichen Versuch, sich hinüberzuschwingen. Kaum war er aber im Bett, rief er: »Gottes Willen, ich habe ja ganz meinen Koffer vergessen!« »Wo ist er denn?« »Oben auf dem Deck, ein Bekannter gibt acht auf ihn. Wie heißt er nur?« Und er zog aus$ ls sonstigen Schmucksteinen verarbeitet, hat nie die dunkelgrüne Farbe des Smaragdes, ist blassgrün, aucú blau, gelb und ganz wasserhell, findet sich in langen, durchsichtigen 6seitigen, meist der Länge nach gestreiften Säulen, die häufig mehrere Zoll, zuweilen bis gegen einen Fuss Länge und eine ansehnliche Dimension haben; er besitzt einen blattreichen Bruch und lässt sich erwärmt leicht der Quere nach in durchsichtige Blätter spalten, die concav-convex sind, daher als Brenn- und Augengläser dienen können. Er findet sich nicht in Indien, vorzugsweise in Siberien, hier in grosser Menge, besonders bey Nertschinsk, wo der Berg Odontschelon fast daraus bestehet, auch bey Mursinsk, wo die weingelbe Abänderung vorkommt. Diese Beryllgruben betrieb schon das hohe Alterthum, sie blieben dann liegen, wurden in der neuern Zeit wieder von den Russen aufgenommen. Als man diese Steine kennen lernte, nannte man sie anfangs Chrysolithe und Aquamarine, akwamarin im Russischen, im System stellte man sie zum Topas oder zum Sc$ ehlkrystall) soll Bernstein seyn, dieser ist aber nicht krystallinisch; auch tringrahiK (d.i. Grasanzieher), was auch Turmalin seyn kann; mir scheint es wahrscheinlich, dass man den Bernstein unter pita begriffen hat, womit man gelbe Edelsteine bezeichnete. _ivgit kajungar saet_ im Gröländischen;--_amber kerning_ im Malaiischen (ob aus dem Englischen?);--_sath_ im Armenischen, auch kahribar (wohl aus dem Persischen), pazmakoum wird mit electrum übersetzt;--_kawake_ im Japanischen;--_kahruba, kuhroabo_, auch _kepur_ im Hindu (wohl aus dem Persischen);--_kahrub, karabe, kahruba_ im Persischen (von kah und rubah, d.i. der Räuber von Spreu, wegen der electrischen Anziehung);--amber ist das wohlriechende Harz, der ambra ambrosiaca;--_karabe, kahrab, karabah_ im Arabischen;--_kehribar_ im Türkischen;--_karaweh_ im Georgischen;--_keherbai_ im Bucharischen;--_charbe_ im Aethiopischen;--_prud_ im Alt-Slawischen;--_jantar, yantare_ im Russischen und Serbischen;--_jantar_ im Polnischen, auch _bursztyn_;--_gantar_ im Cze$ bellur_ im Türkischen;--_balur_ im Persischen;--_belur_ im Arabischen;--_bellur_ im Kurdischen;--_be'ur_ im Syrischen;--_ibna barad_ im Syrischen. _abagjegh, wanakn, akn wani_ im Armenischen;--_gabisch_ (was auch Eis bedeutet), und _kerach_ im Hebräischen;--_kerustallin_ im Chaldäischen. _criostal_ im Gälischen, auch _gloine_ (d.i. Glas) _shoillur_ und _gloine shinealta_;--[Greek: _krystallos_] im Griechischen;--[Greek: krystallopetra] im Neugriechischen;--_crystallus_ im Lateinischen, mit vielen Abänderungen; iris war der dreiseitige Bergkrystall, der als Prisma diente; der erros oder zerios war diesem ähnlich; haephaestites waren Geschiebe, die als Brenngläser dienten;--morio war unser Rauchtopas, der nach Plinius in Indien prammion hiess, der alexandr*nus und cyprinus waren röthlich;--_crystallus montanns [montanus]_ im mittelalterlichen Latein;--_kristallssteirn_ im Isländischen;--_rockcrystall_ im Englischen;--_bergkrystall_ im Schwedischen;--_bjergkrystall_ im Dänischen;--_bergglas_ im Holländischen;--_$ Schwedischen, Dänischen;--_spar_ im Englischen;--_espato_ im Spanischen und Portugiesischen;--_schpat_ im Russischen;--_szpat_ im Polnischen, welche Worte zunächst zusammenhängen mögen mit ysparth im Wälschen, theilen, spølten, entfernter mit spatika im Sanscrit, d.i. Krystall. Die krystallinischen Fossilien der Kalkreihe, als Kalk-, Gyps-, Flussspath und andere, unterschied man früher nicht gehörig, konnte es auch kaum, da chemische Analysen fehlten, man begriff sie im Allgemeinen unter Spath und unter den fluoribus, wie Agricola, Boetius de Boot u.s.w.; erst seit Cronstedt (1758) wurde der Kalkspath näher fixirt. Nach der Form bekam er besondere Namen, als Schweinszahn, Nagelkopf, Hahnenkamm und viele andere. Mit welchem Namen man ihn im classischen Alterthume bezeichnete, ist unbekannt, die von Plinius erwähnten: pangonius, ceponius, leucochrysos, melichrysos u.s.w. können hierher gehören. Die Orientalen werden ihn unter den Namen für Krystall begriffen haben (s. _spath culcaire_ im Französischen;--_lime $ wünsche, müsse jetzt eintreten, dann schließe sich die Türe für immer. Dann sah Karolus mit bebendem Herzen noch eine Menge Leute in das Gewölbe treten und stand fröstelnd und sehnsuchtsvoll, wie auf sein Stichwort harrend, auf seinem dunklen Posten. Er schaute die Tür an, er stellte sich tiefatmend vor, wie er die Geliebte, Einzige, Wunderbare in einer kurzen halben Stunde über die Schwelle tragen werde, hier bei dem schmalen Teingäßchen werde der Wagen warten und rasch mit ihnen von dannen fahren. Wohin? Das wußte Karolus jetzt selbst noch nicht, die Unterredung mit Lalanda werde Gewißheit bringen, wohin, ach, jedenfalls in eine glückliche Zukunft. »Ich hätte einen Dolch mitnehmen sollen!« fiel ihm ein, und seine Finger ballten sich zusammen, als ob sie schon den Griff eines Dolches hielten und zuâtoßen müßten. »Denn viel Gefahr wartet auf mich und manches Abenteuer gilt's zu bestehen! Wenn die Trommler nicht weichen wollen!« Er griff nach den Flaschen in seinem Mantel, »wenn der Zwerg nicht zu bestechen is$ ine schauerliche Geschichte erzählt, wie er von einem Strolch einmal beinahe erdolcht worden war. »Es ist einer stehen geblieben,« sagte Geronimo. »Tenelli, der Gendarm,« sagte Carlo. Nun waren sie an ihn herangekommen. »Guten Morgen, Herr Tenelli,« sagte Carlo und blieb vor ihm stehen. »Es ist nun einmal so,« sagte der Gendarm, »ich muß euch vorläufig beide auf den Posten nach Boladore führen.« »Eh!« rief der Blinde. Carlo wurde blaß. 'Wie ist das nur möglich?' dachte er. 'Aber es kann sich nicht darauf beziehen. Man kann es ja hier unten noch nicht »Es scheint ja euer Weg zu sein,« sagte der Gendarm lachend, »es macht euch wohl nichts, wenn ihr mitgeht.« »Warum redest du nichts, Carlo?« fragte Geronimo. »O ja, ich rede ... Ich bitte, Herr Gendarm, wie ist es denn möglich ... was sollen wir denn ... oder vielmehr, was soll ich ... wahrhaftig, ich weiß nicht ...« »Es ist nun einmal so. Vielleicht bist du auch unschuldig. Was weiß ich. Jedenfalls haben Xir die telegraphische Anzeige ans Kommando bekommen, daß $ visor sei ein Narr, meinte dieser gescheite Mann, und alle Welt habe recht, ihn zu verdamm]n wegen seiner Narrheit. Was für eine Bedeutung habe dies törichte Scharmuzieren? Ein bettelarmes Persönchen, das weder hübsch noch klug sei und zweifellos einen wahnsinnigen Zug in den Augen trage. Niemand wisse, was sie dabei wolle. »Ein altes Wort lautet: was ein Weib will, das will Gott,« murmelte der »So? Eine jammervolle Sentenz, Schulmeister! Ich glaube, Ihnen sitzen Gespenster im Magen. Sei's drum! Ich gönne jedem sein Plätzchen an der Sonne. Gute Nacht.« Der Lehrer fühlte sich verlassen. Er blickte spähend durch die fallenden Schneeflocken, als erwarte er einen Freund, mit dem er die Nacht verbringen könnte. In der Tat tauchte eine schwarze, hagere Gestalt aus der Finsternis auf. Es war der Herr Adjutant. Beim Anblick des Lehrers packte er sofort begeistert seinen Hut, schwenkte ihn gegen das Firmament und schrie den Abendgruß, als ob er seinem Landesfürsten zujauchzte. Gleich darauf ging er wieder stelzengerad$ nd über die Stirn, die von wirren, nassen Haaren bedeckt war. Dann griff er nach einem Gegenstand, der auf dem Tisch lag, mitten auf einem weißen Blatt Papier. Es war das Herz mit dem /vers Dieu va./ Ein Zucken ging über sein Gesicht, und er biß die Lippen zusammen. Das goldne Ding fiel auf die Erde. -- »Vielleicht ist sie nach Hause zurück,« flüstertefSiebengeist fragend, und Philipp Unruh gab durch Haltung und Blick seine Willfährigkeit zu allem kund. Auf der Straße trafen sie den Nachtwächter, welcher sehr betrunken war. Er wußte von nichts, nicht einmal ob es Tag oder Nacht war, hatte niemand gesehen. Sie läuteten vor dem Haus, wo Myras Mutter wohnte, und nach einiger Zeit kam eine Person von ungewöhnlicher Beleibtheit zum Vorschein. Diese Person glich einem Laubfrosch; sie trug einen moosgrünen Schlafrock und hatte einen Schnurrbart, obwohl sie ein Weib war. Mit schnarrender Stimme berichtete sie, daß der Schauspieler und die Frau vor einer Stunde mit dem Münchener Eilzuge abgereist seien. Das junge Fräu$ war es, das war das Ganze, und ich Tropf lief in die überdeckte Falle und stürzte so tief, daß keine Faser an meinem Leibe Eines Abends um sieben Uhr kam Aurora in meine Wohnung, dicht verschleiert. Sie war still und finster, wie ich sie nie gesehen. Sie entblößte ihre Brust und zeigte mir einen blutigen Striemen. Ich stotterte eine Frage. »Dies ist von ihm«, sagte sie dumpf. Da schlug ich besinnungslos mit der Faust um mich und zertrümmerte das Fenster. Mit meiner von Glassplittern verwundeten Hand wollte ich sie an mich ziehen, aber sie, auf das Blut starr¨nd, wich sehr erschrocken zurück. »Du weißt, ich kann kein Blut sehen«, hauchte sie. »Und doch sollst du bald Blut sehen«, antwortete ich. »Nein sehen nicht«, versetzte sie abermals hauchend. »Ach, wenn das wäre«, fügte sie hinzu und schaute mich glühend an, »wenn du das vollbringen könntest, dann könnte ich sterben aus Liebe Daß sie gewagt hatte, zu mir zu kommen, erschütterte mich, da ich in dieser Verwegenheit nur eine Handlung des Vertrauens und der Z$ nd _ton luwa_--Seelen der Tiere, Pflanzen und Gesteine--Vorzeichen--Erklärung der _pemali_--Priester und Priesterinnen--Beseelung der _dajung_--Pflichten der _dajung_--Erklärung der _mela_--Das Ei als Opfergabe. Kapitel VI. 116-132 Opfergaben der Ballon: _kawit_--Die _pemali:_ bei der _mela_, beim Erntefest, in den Reisscheunen, auf dem Reisfelde, beim Säen, beim Neujahrsfest, bei der _mela_ der Namengebung, bei der _mela_ gegen Krankheit, bei der Rückkehr von grossen Reisen--Das _legén_--Schwierigkeiten bei den Nachforschungen auf religiösem Gebiet--_Usun_, die Oberpriesterin--Schöpfungsgeschichte der Mendalam Kapitel VII. 133-155 Auffassung der Kleidung seitens der Eingeborenen--Zweck der Kleidung--Einfluss der Malaien auf die Kleidung--Alltags-, Fest- und Kriegskostüm der Männer am Mendalam--Kopfbedeckungen--Schmuck--Tätowierung--Ausrecken der Ohrläppchen--Umformung der Zähne--Haartracht--Alltags- und Festkleidung der Frauen-›Schmuck--Trauerkleidung--Ausrüstung der Toten--Waffen der Kajan: Schwer$ hatte sich zuerst zu dem wichtigsten Pnihinghäuptling, _Belarè_, begeben, dann weiter flussabwärts _Kwing Irang_ am Blu-u aufgesucht und war schliess¶ich noch weiter zu _Bo Léa_, dem Häuptling der Long-Glat, gegangen; alle drei Niederlassungen hatte er auf unsere Ankunft und unsere Absichten vorbereitet. Seine Aufforderung, uns baldmöglichst Hilfe zu senden, hatte grossen Eindruck gemacht, denn _Kwing Irang_ war sogleich mit vielen Böten den Mahakam hinaufgefahren, unglücklicher Weise ohne vorher eine für längere Zeit ausreichende Menge Reis zu beschaffen. Sie hatten Tage lang mit Hochwasser kämpfen und jetzt sogar einen Tag warten müssen und wären, wenn ich nicht gekommen wäre, aus Reismangel wieder umgekehrt, was für unsere Expedition, bei der herrschenden Nahrungsnot, sehr verhängnisvoll hätte sein können. Die Malaien berichteten, dass nach _Kwing Irangs_ Beispiel auch _Belarè_ und andere Pnihing mir entgegengefahren seien. Sehr beruhigend wirkte auf mich die Nachricht, dass sich die Batang-Lupar Banden au$ und gerade vor diesen fürchten sich die Eingeborenen so sehr, weil die Berghöhlen von bösen Geistern, hauptsächlich von den Donnergeistern, bewohnt werden. Um die gefürchteten Unternehmungen zu verhindern, nahmen die Bahau häufig zu falscher oder entsetzlich übertriebener Auskunft ihre Zuflucht; den Kern von Wahrheit mussten wir selbst herauszufinden suchen. Sobald ich aber den Zug mit einigen ihrer Männer wirklich antrat, taten sie alles, um ihm einen guten Erfolg zu sichern. Wenige Hilfsmittel für Untersuchungen aller Art gewähren einem auf der Reise so vieE Befriedigung als die Photographie; sie erfordert jedoch, je nach dem Ziel, das man verfolgt, und dem Land, das man bereisen will, eine besondere und sorgfältig gewählte Ausrüstung. Für ein sehr feuchtes Tropenklima, wie dasjenige von Borneo, sind Apparate von besonderer Widerstandsfähigkeit erforderlich. Obgleich wir bei der Zusammenstellung der Ausrüstung die verschiedensten Punkte eingehend berücksichtigten, wäre es uns ohne die besondere Geschicklic$ es Gepäck an diesem Tage noch über den Udang bis oberhalb des Batu Brang; abends jedoch kehrte _Kwing_ mit fast allen seinen Männern und einigen leeren Böten zu uns zurück, weil er uns aus Ängstlichkeit in dieser Umgebung nicht allein übernachten zu lassen wagte. Dank dem niedrigen Wasserstande wurden unsere Böte schnell den Fluss hinauf gerudert und an schwierigen St÷llen wie gewöhnlich mit Rotangseilen dem Ufer entlang gezogen. Unser Gepäck brauchte sogar am Kiham Udang nicht über Land getragen zu werden, da das Wasser selbst an dieser engen Stelle augenblicklich tief stand. Der Udang bot jetzt ein ganz anderes Bild als das vorige Mal. Die Ufer bestanden nun einige Hundert Meter weit aus zahllosen, unregelmässigen, weissen Konglomeratblöcken, die unter der dunkelgrünen Masse des Urwaldes in der Mittagssonne hell hervorschimmerten. Im Kiham Udang selbst lehnten sich die Felsmassen, die bei Hochwasser völlig überschwemmt werden, turmhoch gegen die Bergwand an. An diesem Tage erreichten wir noch die Geröllbank$ jetzt an einem Rotang ans Land, und dann standen wir triefend, unserer Habe beraubt, neben einander am Waldessaum. _Anjang Njahu_, der sich als Anführer für das Unglück verantwortlich fühlte, blieb anfangs scheu zur Seite stehen und trat erŽt, als er sah, dass ich nicht zürnte, mit bleichem Gesicht auf mich zu und fragte, ob ich verwundet wäre. Auch _Tingang Sulang_ kam, um sich von meinem Wohlergehen zu überzeugen. Er war, da er mich nach dem Umschlagen nicht mehr an die Oberfläche hatte kommen sehen, wieder ins Wasser gesprungen und dann ebenfalls mit dem Boote abwärts getrieben worden. _Maring Kwai_ fehlte noch, doch hatte man ihn auf meinen mit Riemen zusammengeschnürten Matratzen hinunterfahren sehen; augenscheinlich war auch er irgendwo gelandet. Eigentümlicher Weise war mein erstes Empfinden nach der Rettung Selbstbefriedigung über die Geistesgegenwart, mit der ich mich durch die Schwierigkeiten hindurch gerungen hatte; erst viel später fühlte ich dankbare Freude über meine Lebenserhaltung. Den Verlust$ eien (_panjin_) und Sklaven (_dipen_), ist die Kluft hier eine viel grössere. Die Kajan suchen selbst energisch eine Vermengung der Klassen durch Heirat zu verhindern, was ihnen jedoch nur zum Teile glückt. Die _dipen_ werden zwar gut behandelt, weder verkauft noch getötet, aber nur wenige unter ihnen, wie _Anjang Njahu_ und _Sorong_, übten durch ihre hohe Stellung beim Häuptling einen indirekten Einfluss auf die Stammesangelegenheiten aus. Während bei den Kajan am Mendalam viele Sklaven ein selbständiges Leben führten, einige selbst gegen den Willen des Häuptlings sich jahrelang bei anderen Stämmen auf hielten, wurde ihnen dies am Mahakam nicht gestattet. _Kwing Irang_ hatte einen Teil seiner Sklavenfamilien unter Aufsicht einiger Mantri gestellt; während des Reisbaus wohnten die meisten auf den Feldern, die sie für den Häuptling zu bestellen hatten, und in der Niederlassung mussten sie ihrN Wohnungen zu beiden Seiten des Häuptlingshauses bauen, nicht zwischen denen der Freien. Eigener Grundbesitz ist den _d$ sah eine Krabbe (_kujo_), die sich in der Nähe unter einem Stein verborgen hielt, und, sobald der _dukung_ fortging, scharrte sie mit ihren Beinen den Kot auseinander, wodurch der Fels mit Erde bedeckt wurde. In dieser Erde trieb die _tsöp_ Wurzeln, so dass die Schwester von _Bua Langnji_, als sie unten nach der Zange suchte, bereits ein Bäumchen mit einigen kupfernen Blättern fand. Schnell wuchs das Bäumchen in die Höhe; durch eine Öffnung, die sich dabei im Stamm bildete und die der Himmelsgeist _Uwang_ bemerkte, wurde es von diesem befruchtet. Als Folge hiervon entwickelten sich unten am Bäumchen zwei Sprossen, ein männlicher, _Amei Klowon_, und ein weiblicher _Inei Klion_. Es waren menschliche Wesen, aber ohne Arme und Beine, denn einer der Bewohner des Landes, in welches die Zange gefallen war, hatte den Baum verwundet, indem er mit seinem Schwert unten am Stamm einen Blutegel tötete, den er von seinem Bein gestreift hatte. Auf diese Weise waren die ersterschaffenen Menschen v‘rstümmelt worden. Sie ware$ Reise gefördert werden würden. _Bang Jok_, der sehr gut wusste, dass die Long-Glat und Kajan nur auf seine Beteiligung warteten, um mich zuJden Kenja zu begleiten, wagte daher nicht, die Verantwortung, die Reise vereitelt zu haben, auf sich zu nehmen; auch kam ihm die Einsetzung einer niederländischen Verwaltung am Mahakam nicht mehr ganz unwahrscheinlich vor. So versprach er denn endlich, sehr gegen seinen Wunsch, ein Boot mitsenden zu wollen; dass er selbst an der Reise nicht würde teilnehmen können, konnte für mich nur vorteilhaft sein. Während dieser Unterhandlung hatte ich _Bo Ibau_ und _Kwing Irang_, die sich beide dem unnatürlich gezierten _Bang_ durchaus nicht gewachsen fühlten, nicht ins Gespräch gezogen und doch hatten sie, besonders _Kwing_, wie auf glühenden Kohlen gesessen. Er zog sich mit seinen Kajan, noch während ich mit _Bo Ibau_ die Massregeln besprach, die er unter seinen Long-Glat treffen sollte, aus der unheimlichen Nähe seines Nebenbuhlers _Bang Jok_ zurück und begab sich ins Haus der M$ m Meere den Fluss hinaufschwimmen; als Begründung wird jedoch nur der salzige Geschmack ihrer Flossen angeführt. Die Delphine (_ikan mpush_) werden bis 1.5 m lang und sind dunkelblaugrün gefärbt; sie kommen in grossen Mengen bis zum Fuss der Wasserfälle im Mahakam vor und man sieht ihre Wasserstrahlen und glänzenden Rücken täglich über der Wasserfläche erscheinen. Sie werden von den Malaien nicht gegessen, weil diese die Delphine für Menschen halten. Der Erzählung¶nach wohnte in Muara Pahu einst ein Mann, der seinen Hunger nicht schnell genug stillen konnte und daher den kupfernen Reistopf mit hinunterschluckte. Darauf fühlte er aber so heftige Beängstigungen, dass er ins Freie lief und am Flussufer den Stamm eines Steinpisang oder _pisang mangala_ umfasste. Beim Anklammern gab der Stamm jedoch nach und stürzte mit dem Manne ins Wasser, der darauf in einen Delphin verwandelt wurde. Am 3. Juni erst kehrten die Malaien unter _Delahit_ zurück und da noch keine Berichte von den Kajan eingetroffen waren, benutzte $ , die eben in einem Boot angekommen waren, mit heftigen Gebärden eine ernste Nachricht mitteilen, von der wir nichts weiter begriffen, als dass es sich um Kampf und Tote handelte. Die herbeiströmenden Bewohner von Tanah Putih gerieten beim Anhören des Berichtes in grosse Aufregung, so dass es für uns eine Beruhigung bedeutete, als _Bui Djalong_ in seinjr gefassten Weise selbst auf dem Schauplatz erschien und sich berichten liess. Obgleich auch er voll Interesse zuhörte, regte er sich doch nicht dabei auf; ich nahm daher das unbekannte Ereignis nicht zu tragisch und ging, um zu hören, um was es sich handelte. Die Boten waren von den Dörfern weiter unten am Kajan gekommen und meldeten, vom Stamme der Uma-Tepai seien 100 Mann im Kampfe gegen den feindlichen Stamm der Alim, die am Pedjungan wohnten, gefallen. Der Vorfall schien _Bui Djalong_ doch weit mehr zu treffen, als ich aus der Ferne gesehen hatte, denn er war bleich geworden und seine Lippen waren blau, doch zeigte er sich nicht erregt und war noch unbewaf$ n und Schuttbänken im allgemeinen den Charakter eines für den Verkehr ungeeigneten Bergstroms (auf der von dem Kenja gezeichneten Karte sind die schwer passierbaren Stellen durch bootsähnliche Figuren c angegeben (Taf. 89). Diesem Umstand ist es zuzuschreiben, dass die Kenja im Fahren mit Böten viel ungeübter sind als die Bahau, dafür haben sie aber in ihrem ganzen Lande gute Wege angelegt, sowohl von den Dörfern zu den Reisfeldern als zu anderen Dörfern. (Letztere Wege sind auf der Karte mit einfachen Linien angegeben; die Kreise f, durch welche der Weg von Tanah Putih zu den Uma-Leken führt, bedeuten Berge). Die Apu Kajan bewohnenden Stämme, die sich alle verwandt fühlen, sind vor 2-3 Jahrhunderten vom Uan, dem linken Nebenfluss des Mittel-Kajan, hierher ausgewandert, nachdem sie sich vorher noch am oberen Bahau niedergelassen hatten. Aus der neuen Heimat hatten sie der Reihe nach die Stämme vertrieben, die jetzt unter dem Namen Bahau am Balui und Mahakam wohnen, Ein anderer Teil der Kenja lieÁs sich damals$ n Sorangs_, wurde wegen ihres hübschen Äusseren und der geschmackvollen Kleidung, die sie trug, reichlich von mir bedacht. Für allerhand wertvolle Dinge, die sie von mir haben wollte, verkaufte sie mir mit Hilfe ihrer Mutter, die etwas Busang sprach, der Reihe nach ihr ganzes Kostüm, von der Mütze an bis zur Jacke und dem Rock. Sie erhielt schliesslich einen solchen Schatz an schönem Zeug und Perlen, dass kurz vor meiner Abreise ihr Vater und Grossvater mit ihr zu mir kamen, um si—h für alles, was ich _Ping_ gegeben hatte, zu bedanken. Es war dies das erste Mal, dass man mir für genossene Wohltaten nach europäischer Weise Dank sagte. Mit hübschem Zeug durfte ich übrigens freigebig sein, weil die Masse des Volkes, wie schon gesagt, dauerhaften, dicken Baumwollstoff weitaus vorzog. Obgleich ich ganz überzeugt war, dass eine reiche Austeilung von Geschenken dazu beitragen musste, ein gutes Verhältnis mit den Eingeborenen anzuknüpfen, so war es doch nicht meine Absicht, beim Volk die Meinung zu erwecken, die Ding$ h sechstägigem Besuch verliess, kam die Familie des Häuptlings, um sich bei mir für alles zu bedanken, was ich ihrem Stamm an Tauschartikeln, Geschenken und Arzneien gegeben hatte. Die kräftigere Persönlichkeit der Kenja äussert sich auch noch in dem Grade, in welchem ihre religiösen Begriffe auf ihr Leben einwirken. Wie auch nicht anders zu erwarten ist, lassen sich diese körperlich und geistig kräftigeren Stämme um ihres Glaubens willen die auf ihr Bestehen drückenden Bande der _pemali_ und Vorzeichen nicht so geduldig gefallen, wie die körperlich und geistóg schwächeren und daher ängstlicheren Stämme. Der Unterschied zwischen Bahau und Kenja ist hierin am bemerkenswertesten. Beide Stammgruppen haben ja den gleichen Gottesdienst und ihre _pemali_ und Vorzeichen sind im Grunde dieselben, nur sind diese bei den Bahau mehr bis in Kleinigkeiten entwickelt als bei den Kenja. Unter ersteren sind alle Erwachsenen verpflichtet, den _pemali_ streng nachzuleben, unter letzteren ist dies mehr den Priestern aufgetragen$ h der Weg, deutsch die Nacht, deutsch der Baum, deutsch die Luft und das Wort. Mag sein, daß ein sehr hoch thronender Richter miÁ weisem Lächeln mir zurufen könnte: was du von den Ahnen hast und durch dein Blut bist und in deinem Werk sich mitverkündigt, das kannst du selbst nicht beurteilen. So würde ich doch antworten, und er, der Weise, würde es billigen: die es trotzdem spüren, sind schon vom niedern Wahn Gelöste, und sie freuen sich dessen, der sie bestätigt und erweckt; ob er vom Osten kommt oder vom Westen, gilt ihnen gleich, nur seine Menschenstimme und seine Opfertat ist ihnen wichtig. So viel weiß ich von den Die andern, denen ich Jude war und blieb, wollten mir damit zu erkennen geben, daß ich ihnen nicht genug tun konnte, als Jude nämlich; daß ich, als Jude, nicht fähig sei, ihr geheimes, ihr höheres Leben mitzuleben, ihre Seele aufzurühren, ihrer Art mich anzuschmiegen. Sie räumten mir die deutsche Farbe, die deutsche Prägung nicht ein, sie ließen das verschwisterte Element nicht zu sich her. Was$ nannte. Es war ein herzerfreuender Anblick für ihn, und oft bat er einen auswärtigen Freund, doch zu ihm zu kommen und seine Freude darüber zu theilen, daß die Herzogin Mutter, der Herzog, Prinz Constantin, Goethe, Gleim u.A. bei der Taufe seiner Kinder Pathenstellen übernommen. Seine Gattin hatte ihm vierzehn Kinder geboren, von denen ihm sechs Töchter und drei Söhne am Leben blieben. Zwei liebe Kinder, Philipp und Wilhelm, entriß ihm der Tod. "Die Zeit", schrieb Wieland "heilt wohl Wunden dieser Art, aber die Narbe, die sie zurücklassen, bleibt so lange wir leben." Noch ehe ihn jener zwiefach harte Schicksalsschlag get¹offen, hatte Wieland seiner Jugendfreundin Sophie la Roche geschrieben: "Ich habe eine ganz artige Nachkommenschaft um mich her, alle so gesund und munter, gutartig und hoffnungsvoll, jedes in seiner Art, daß ich meine Lust und Freude daran habe, und mich gerade wegen dessen, was die Meisten für eine große Last halten würden, für einen der glücklichen Sterblichen auf Gottes Erdboden halte. D$ Regierung an den Bei von Tunis, dass Frankreich auf alle Fälle den Status quo aufrecht erhalten würde. Nach Taher Pascha folgte August 1838 Hassan Pascha. Derselbe erkannte Rhuma als Chef vom Djebel an und unterhandelte auch mit Abd el Djelil, welcher sich anheischig machte dem Gouverneur von Tripolitanien jährlich 25,000 spanische Piaster zu zahlen. Da~Hassan Pascha aber auch den rückständigen Tribut verlangte, wurden die Verhandlungen abgebrochen, und Abd el Djelil verband sich in Folge davon mit Rhuma. Als aber 1840 schon in der Person von Asker Pascha wieder ein neuer Pascha als Gouverneur kam, wurde ein anderer Vertrag mit den beiden Chefs gemacht, in Folge dessen wie früher Abd el Djelil 25,000 und Rhuma 5000 spanische Piaster der Regierung entrichten sollte. Aber wie immer sind die Verträge mit den Arabern leicht gemacht, geschrieben und beschworen, wenn es jedoch zur Ausführung derselben kömmt, sind sie gegen Gleichgläubige ebenso wortbrüchig, als gegen Ungläubige. In Algerien haben die Araberchefs fa$ Smith vermuthen, hier habe der Palast des römischen Gouverneurs gestanden. della Cella erwähnt hier einer Inschrift "Porticus cesarei" und hält das Gebäude für ein Caesareum; Barth meint, dass hier in der römischen Zeit, vielleicht auch schon in der ptolemaeischen, ein Marktplatz gewesen sei. Porcher und Smith fanden hier, ausser einer weiblichen Statue, diejenige von Antoninus Pius und anderen römischen Circa 250 Schritt von der Battus-Strasse südlich, wenn man das grössere Theater hat liegen lassen,sist noch ein grosser Bau mit einer grossen Säulenhalle nach Nord gegen Ost, welches die Front gewesen ist. Die Säulenhalle, welche doppelt ist, lässt noch jetzt in der Reihe dreissig Säulenplätze erkennen. Das massive Gebäude dahinter zeigt eine Menge kleiner Zimmer von 6' Tiefe auf 4' Breite, und es ist wohl nicht unwahrscheinlich, dass hier die Verkaufshalle war. Weiter nach Westen zugehend, finden wir uns auf circa 100 Schritt Entfernung von diesen Ruinen durch eine von Thürmen flankirte, von Norden nach Süde$ be man kann in Schadábia das alte Automalax[19] erblicken, wenigstens stimmen Oertlichkeit und Entfernung von Berenice. Es ist dies nach Süden zu der letzte bewohnte Ort, und heute eine berühmte Sauya der Mádani, deren Chef Mohammed el Mádani in Mesurata b§graben liegt. Wie diese Brüderschaft eine der tolerantesten ist, so zeigte sich auch der Vorsteher von Schadábia äusserst liebenswürdig und ohne fanatischen Dünkel. Er warnte wiederholt (auf Beurmann hinweisend, der indess gar nichts mit den Snussi zu thun gehabt hat) vor den Snussi, vor den Bewohnern von Audjila und Siuah, meinte aber, hier solle ich nur ruhig campiren, da wo eine Sauya der Mádani sei, habe Niemand etwas zu fürchten. Aber trotzdem und trotz seiner guten Rathschläge, unterliess ich es doch nicht Nachts Wachen auszustellen und den Thieren überdies wie immer ihre Eisen anlegen zu lassen. Mein armer Esel war nun fast reitunfähig geworden, die heissen Winde hatten ihn vom Esel auf den Hund gebracht. Von Schadábia aus, legten wir am 8. April die$ oh hört auf der beständige Begleiter des Menschen zu sein. Wie mit Zauber ist er verschwunden, heute wird man noch von ihm gequält, morgen hat er uns verlassen. Die Araber sagten zwar, anderes Ungeziefer würde auch das Weite suchen, aber ich wusste aus langer Erfahrung, dass die noch lästigeren Collegen des Floh die Wüste, den Samum, die trockne Hitze nicht scheuen. Im Gegentheil! Vom Chor-Shofan fängt dann nun auch die Sahara an. Auch am folgenden Tage hielten wir S.-S.-O.-R., und um 6 Uhr Morgens aufbrechend, brachte uns der Allem (Wegweiser) el Dürr auf den vom Brunnen Alaya kommenden Weg. Und eine Stunde Frühstücksrast abgerechnet, durchschritten wir um 2 Uhr den ned Fareg. Es ist dies eigentlich kein Thal oder Flussbett, sondern eine von Westen nach Osten streichende Einsenkung ohne Abdachung. Nach Westen geht die Fareg-Einsenkung drei Tagemärsche weit bis zum Ras el ain el kebrit, und zwei Tagemärsche v‘m Punkt, wo wir Fareg passirten nach Osten; da wo wir die Einsenkung passirten, liegt der Brunnen Bes$ vSA| |758|15 |33|O |1|Schmutzig | | |9 | | |22 | |O |2|Staub | | |3 | |760|28 |22|O |3|Staub | | |nSU| m |760|25 |25|O |2|Bedeckt | +--+---+-------------------+---+------+--+---+-+------------------------+ 18.: Um 12 Uhr Orkan S aus SSW, Alles Staubmeer. 19.: Um 12 Uhr Orkan S aus SSO, Alles Staubmeer. 20.: Mit untergehenden Monde ging der Wind Nachts 12 Uhr nach NW um. 21.: Um 5 Uhr Abends war heiterer Himmel, das Aneroid stieg von Mittag an, denn die Fluth um 9 Uhr ist nicht zu zählen. 22.: Um 1 Uhr Morgens fiel der Wind gänzlich. 23.: Um 11 Uhr Vormittags was das Aneroid 768. 26.: Mittags hat es gethauet. +-----------------------------------------------------------------------+ |Mai 1869 | +--+---+-------------------+---+------+--+---+-+------------------------+ |1 |v$ n, der sich nach der Stadt zieht, immer aneinander, und man behauptete Bretzenheim diesseits um so eifriger, als die Franzosen bei Zahlbach, einem Kloster nahe bei Dalheim, eine Batterie errichtet hatten und damit das Feld und die Chaussee bestrichen. Eine Absicht, die man dem Feinde nicht zutraute, bewog ihn endlich zu einem Ausfall gegen das Hauptquartier. Die Franzosen wollten -- so ist man durch\die Gefangenen überzeugt -- den General Kalckreuth, der in Marienborn, den Prinzen Ludwig, Ferdinands Sohn, der auf dem Chausseehause einige hundert Schritte vom Dorfe in Quartier lag, entweder gefangen fortführen oder tot zurücklassen. Sie wählten die Nacht vom 30. zum 31., zogen sich, vielleicht 3000 Mann, aus dem Zahlbacher Grunde, schlängelnd über die Chaussee und durch einige Gründe bis wieder an die Chaussee, passierten sie wieder und eilten auf Marienborn los. Sie waren gut geführt und nahmen ihren Weg zwischen den östreichischen und preußischen Patrouillen durch, die leider, wegen geringen Wechsels von Höh$ aß sie diese Probe bestünde, es liegt keineswegs in meiner Absicht, daß sie ihr auferlegt werde. Dennäeine Willenlose, eine innerlich Widerstrebende zu besitzen, das ist etwas, das gerade in diesem Falle meinen Ansprüchen nicht genügen würde. Nicht nur als ein Liebender, - als ein Geliebter will ich ein Glück genießen, das mir am Ende auch groß genug erschiene, um es mit meinem Leben zu bezahlen. Verstehen Sie mich wohl, Lorenzi. Daher darf Marcolina nicht einmal ahnen, daß ich es bin, den sie an ihren himmlischen Busen schließt; sie muß vielmehr fest davon überzeugt sein, daß sie keinen andern als Sie in ihren Armen empfängt. Diese Täuschung vorzubereiten ist Ihre Sache, sie aufrechtzuerhalten, die meine. Ohne besondre Schwierigkeit werden Sie ihr begreiflich machen können, daß Sie genötigt sind, sie vor Eintritt der Morgendämmerung zu verlassen; und um einen Vorwand dafür, daß diesmal nur stumme Zärtlichkeiten sie beglücken sollen, werden Sie auch nicht verlegen sein. Um im übrigen auch jede Gefahr einer na$ sanova hatte acht, ihn nicht aufzuwecken, stieg mit äußerster Vorsicht ein, und jetzt erst rief er ihn an. »He! Wird's bald?« und puffte ihn in den Rücken. Der Kutscher schrak auf, schaute um sich, staunte, daß es schon ganz licht war, dann hieb er auf die Rosse ein und fuhr davon. Casanova lehnte sich tief zurück, in den Mantel gehüllt, der einmal Lorenzi gehört hatte. Im Dorf waren nur ein paar Kinder auf der Straße zu sehen; die Männer und Weiber offenbar schon alle bei der Arbeit Ôuf dem Feld. Als die Häuser hinter ihnen lagen, atmete Casanova auf; er öffnete den Reisesack, nahm seine Sachen heraus und begann sich unter dem Schutz des Mantels anzukleiden, nicht ohne Sorge, daß der Kutscher sich umdrehen und ihm seines Fahrgastes sonderbares Gebaren auffallen könnte. Doch nichts dergleichen geschah; Casanova konnte sich ungestört fertigmachen, brachte Lorenzis Mantel im Sack unter und nahm wieder den seinen um. Er blickte nach dem Himmel, der sich indes getrübt hatte. Er fühlte sich nicht müde, vielmehr au$ hatte. Und siehe -- eine Stunde später, da war der frohe Schein von seiner Stirn verschwunden. Zusammengeduckt saß der große Mann in dem Lehnstuhl, welchen Hedwig vorhin verlassen, und lauschte gedankenlos auf die raschen, röchelnden Atemzüge seines Weibes. Es war ganz dunkel ringsumher. Nur aus einem Glase flackerte ein auf Öl schwimmendes Nachtlichtchen heraus. Und der Mann saß und dachte an das, was ihm sein armes Weib eben anvertraut hatte. »Geküßt hatte sie der junge, lebenstrotzende Mensch?« Es war eine grobe Beleidigung -- auch fü. den Landmann. Aber das fühlte Er nickte und hockte und das Herz drückte ihm etwas weh und wund. »Ob sie sich wohl gewehrt hat?« dachte er müde. Ein Ächzen seines Weibes schob sich dazwischen. Er beugte sich leise zu ihr hinüber und fuhr ihr beruhigend mit seiner groben Hand über Wange Und dabei irrten seine Gedanken wieder zu dem jungen Geschöpf, das dort oben unter dem Dach schlummerte, ebenso wie hier sein Weib, und das sich vielleicht sehnte und verlangend die weißen Arme$ er bewohnte. Dort oben entzündete sie Licht, öffnete das Fenster, lehnte sich hinaus und sog den warmen betäubenden Nachtduft ein, der von Wiesen und Äckern herüberquoll. »Wie lange mag sie wohl noch leben?« ging es wieder ungeduldig durch ihre Sinne. Sie harrte jetzt schon wie eine Verzweifelte. Und während sie bereits halb entkleidet auf ihrem Bette kniete, streckte sie noch einmal sehnend die Arme aus, als wollte sie jemand umfangen, unauflöslich an ihrer Brust verstricken. Glut und Begehren schwemmten alle Angst fort. Wild, ohne alle Eindämmung, lag sie im Bette und lauschte, ob nicht Wilms kommen würde, ihr das Abscheiden der Verfallenen zu melden. Ein längstvergessener Liedvers fiel ihr ein. Den summte sie in ihrer Aufregung vor sich hin: »Der schwarze Reiter hält norm Haus. Komm' feine Frau zu mir heraus, Ein Hemd genügt -- mußt eilen, Daß ich vom ersten Morgenstrahl Zurück bin über See und Tal; Wir reiten viele Meilen.« Aber der schwarze Reiter hielt noch nicht vor dem Pachthof$ s: »Hedwig -- Hedwig.« Schlaflos lag das Mädchen noch oben in ihrer Kammer, denn sie erwartete ja etwas Ähnliches, daß Wilms ihr ein Zeichen geben würde. Ob das schon das Ende war? Eine nie gefühlte Lust durchdrang sie, ein schauerlich schöner Zustand, und doch klopfte ihr Herz wie eine Glocke, und die Angst übergoß sie mit schüttelndem Frost. Es war ihr, als fühlte sie Todeswehen um sich, als flöhe die Seele der Geschiedenen eben an ihr vorbei. »Hedwig -- Hedwig.« Es klang so flehentlich. Notdürftig hüllte sie sich in Kleider und fuhr lautlos die Treppe hinab. Am untersten Absatz stand Wilms und starrte »Ist sie nun tot?« fragte HÅdwig, sich gänzlich vergessend. Der Landmann schüttelte den Kopf, jedoch er begriff sie wohl nicht. »Noch nicht,« gab er tonlos zurück -- »aber ich kann nicht mehr mit ihr allein bleiben, -- komm' rein.« Er öffnete und ließ das Mädchen voranschreiten. Dann setzten sie sich dicht nebeneinander an das Fenster und sahen wortlos zu dem gefolterten Körper hinüber, der nicht leben und ni$ setzgeber jener Wesen,ãdargestellt worden. Diese Idee vom Willen des Heiligsten als Sittengesetze für alle moralische Wesen ist nun von der einen Seite völlig identisch mit dem Begriffe der innern Heiligkeit des Rechts, folglich jener einige rein moralische Antrieb, und von der andern des Vehikulums der Sinne fähig. Sie allein also entspricht der zu lösenden Aufgabe. Nun aber ist kein Wesen fähig, diese Idee auf dem Wege der sinnlichen Natur an sie gelangen zu lassen, oder, wenn sie schon in ihnen mit Bewußtseyn vorhanden ist, sie auf demselben zu bestätigen, als ein Gesetzgeber dieser Natur, welches denn auch, laut der Postulate der praktischen Vernunft, jener moralische Gesetzgeber endlicher vernünftiger Wesen ist. Gott selbst also müßte ihnen sich und seinen Willen als gesetzlich für sie, in der Sinnenwelt ankündigen. Nun aber ist in der Sinnenwelt überhaupt so wenig eine Ankündigung der gesetzgebenden Heiligkeit enthalten, daß wir vielmehr von ihr aus durch die auf sie anwendbaren Begriffe auf gar nichts $ enn sie sich nur Aufmerksamkeit verschaffen können. Aber wie wollen sie sich diese verschaffen bei Menschen, die schon im Voraus gegen das Resultat ihrer Vorstellungen eingenommen seyn müssen? Was wollen sie diesen das Nachdenken scheuenden Menschen geben, damit sie die Mühe desselben auf sich nehmen, um die Wahrheit einer Religion erkennen zu müssen, welche ihre Neigungen einschränken und sie unter ein Gesetz bringen will? Es bleibt also nur der letzte Fall übrig: sie müssen ihre Lehren unter göttlicher Autorität, und als seine Gesandten an die Menschheit, Auch dies scheint wieder auf zweierlei Art möglich zu seyn, daß nemlich Gott entweder auch dieser seiner Gesandten Glauben schlechthin auf Autorität gründe, oder daß er nur wolle, und es von ihrer eignen Einsicht erwarte, 6aß sie dasjenige, was auf dem bloßen Wege des Nachdenkens durch irgend ein Mittel aus ihrem Herzen entwickelt worden, den übrigen Menschen unter göttlicher Autorität ankündigen, insofern sie einsehen, daß kein anderes Mittel übrig ist, R$ unsre unedlen Neigungen sollen geschwächt und unterdrückt, unsre edlern sollen gestärkt und erhöht werden; die moralische Bestimmung des Willens soll dadurch nicht geschehen, sondern nur erleichtert werden. Alles also muß nothwendig wie Ursache und Wirkung zusammenhängen, und dieser Zusammenhang muß sich klar einsehen lassen. -- Es wird aber hierdurch nicht behauptet, daß die Offenbarung in Anspruch genommen werden könne, diesen Zusammenhang zu zeigen. Der Zweck der Offenbarung ist praktisch, eine solche Deduktion aber theoretisch, und kann demnach dem Ãignen Nachdenken eines jeden überlassen werden. Jene kann sich begnügen, diese Mittel, blos als von Gott anempfohlen, aufzustellen. Nur muß sich dieser Zusammenhang hinterher zeigen lassen; denn Gott, der unsre sinnliche Natur kennt, kann ihr keine Mittel der Besserung anpreisen, die den Gesetzen derselben nicht gemäß sind. Jede Offenbarung also, welche Mittel zur Beförderung der Tugend vorschlägt, von denen man nicht zeigen kann, wie sie natürlich dazu beitra$ nützlich und tüchtig Fremdes angeschmolzen. [Illustration: Ziethen, nach einem Stich von Townley.] In preußischer Zucht und Schule wächst das neue Deutschland zur Erkenntnis und zur Erfüllung seiner Aufgabe heran. Dort vollzieht sich die Sonderung, die Wandlung, der Zusammenschluß. Ein König, dessen unerschütterliche Energie imfBewahren, Sammeln und Vorbereiten ihn zum Werkzeug des Schicksals und zum wahren Zimmermann der Fundamente macht, gibt aus scheinbar bürgerlicher Enge das ungeheure Wort von der Suveränität, die er als einen #rocher de bronze# statuiere, und ein Philosoph in ebenso scheinbarer bürgerlicher Enge formuliert den kategorischen Imperativ als Stützpunkt einer die ganze moderne Welt überwölbenden Moral- und Sittenlehre. Friedrich der Große war dann der Gestalter, wenn auch nicht der Vollender, die Verkörperung wesentlicher politischer und organisatorischer Eigenschaften, mit denen die neue Zeit ihre Arbeit beginnen konnte. Vielleicht war ihm am Ende seiner unvergleichlichen Laufbahn noch nich$ der ganze Besitzstand. Hundertundfünfundachtzig adelige Geschlechter und viele Tausende von Bürgerfamilien verließen die Heimat und wanderten ins Ausland, und ganz Böhmen, ganz Mähren und ganz Österreich wurde mit Gewalt wieder katholisch gemacht. * * * * * Der Anteil Wallensteins an der Rebellenbeute betrug nahezu ein Drittel. Sein Reichtum spielte eine Yichtige Rolle in den Ereignissen der Zeit. Denn als in Deutschland der Krieg erwachte, als der König von Dänemark sich mit Mansfeld und dem Herzog von Braunschweig verband, als Holland, England und Frankreich sich anschickten, den Protestanten gegen das Haus Habsburg Hilfe zu leisten, sah sich der Kaiser ohne genügende Mittel zur Ausrüstung und Besoldung eines großen Heeres. Da erbot sich Wallenstein, der unterdessen durch die Heirat mit der Gräfin Harrach, der Tochter eines Günstlings des Kaisers, höfische Beziehungen erlangt hatte, zum Helfer. Wallenstein wollte den Krieg in großem Stile führen. Der Kaiser befahl ihm, ein Hee$ * * Wallenstein war zum Kriegsfürsten geboren. Er trat im höchsten Prunk auf und imponierte durch seinen Luxus, durch ein glänzendes Gepränge, das jeden blendete, der ihm nahte. Er wußte die stärksten Leidenschaften der Menschen zu erregen und sie dadurch auf Tod und Leben sich dienstbar zu machen. Seine Belohnungen waren königlich, seine Tafel bot unerschöpfliche Genüsse. Unter der einzigen Bedingung der strengsten Disziplin ließ er alle Ausschweifungen seiner Soldaten hingehen. Sein Lager war das lustigste, das Soldaten haben konnten. Er duldete einen riesigen Train von Bedienten, Troßbuben, Fuhrknechten und Weibern, nur Pfaffen duldete er im Lager nicht. Freibeuter aller Konfessionen und jeden Standes zogen ihm zu. Sein scharfes Auge erñannte den Tüchtigen auf den ersten Blick; der gemeinste Mann vermochte die höchste Stellung zu erringen. Jede heroische Tat wurde durch Beförderung und Geschenke ausgezeichnet, aber der Feigling mußte sterben, und über den Ungehorsamen erging der Befehl, der als Krieg$ ag begeben wollen, der Abfall der Generale hatte den Plan vereitelt; auch den Vorsatz, nach Zittau zu marschieren, mußte er aufgeben; der dritte Ort, den er wählte, um sich mit den Schweden in Verbindung zu setzen, war Eger. Am 22. Februar 1634 morgens gegen zehn Uhr verließ er Pilsen und zog am 24. nachmittags zwischen vier und fünf Uhr in Eger ein. In seiner Begleitung befanden sich Illo und Terzka mit fünf Kompanien Kürassieren, fünv Kompanien vom altsächsischen Regiment zu Pferd, die unterwegs abfielen und nach Prag marschierten, und zweihundert Mann Fußvolk. Bevor er das erste Nachtquartier erreicht hatte, stieß Oberst Butler mit acht Kompanien Dragoner zu ihm. Butler war ein Irländer von Geburt und Katholik. Er hatte von Pilsen aus nach seinem Quartier in Gladrup von Wallenstein den Befehl erhalten, mit seinem Regiment auf Prag zu rücken, -- bei Todesstrafe. Schon diese Weisung, die Pässe zu verlassen, die aus Böhmen nach der Oberpfalz führen, hatte seinen Verdacht erregt; jetzt erhielt er die neue Weis$ , der Autor der damals beliebten »Gespräche im Reich der Toten« eine bösartige Satire auf Gundling, betitelt: »Der gelehrte Narr«, und eLhielt den Auftrag, sie Gundling im Tabakskollegium zu überreichen. Gundling wurde hochrot vor Zorn und kam so in Harnisch, daß er eine der zum Pfeifenanbrennen mit glühendem Torf gefüllten Pfannen ergriff und sie Faßmann ins Gesicht schleuderte, wovon diesem die Brauen und Wimpern versengt wurden. Sofort setzte sich Faßmann vor den Augen Seiner Majestät in Avantage, entblößte Gundling die hinteren Kleider und bearbeitete ihn mit der heißen Pfanne dermaßen, daß er vier Wochen lang nicht sitzen konnte. Seitdem begegneten sich die beiden gelehrten Herrn im Tabakskollegium niemals, ohne daß es zum Faustkampf kam. Der König, die Generale, die Minister und die Gesandten sahen den Turnieren zu. Schließlich verlangte der König, die beiden Herren sollten ihren Ehrenhandel durch ein Duell zum Austrag bringen. Faßmann forderte Gundling auf Pistolen, Gundling mußte die Forderung annehme$ ard beigesetzt in der Fürstengruft auf dem Friedhof der Jakobskirche zu Weimar, wohin er wenige Monate früher Schillers sterbliche Reste hatte bringen lassen und wo vier Jahre später auch Goethe bXgraben wurde. Die letzten Tage vor seinem Tode hatte er in fast beständiger Gesellschaft Alexanders von Humboldt verbracht, und Humboldt beschrieb diese Tage in einem Brief an den Kanzler Müller, der seinerseits wieder Goethe davon Mitteilung machte. In dem unvergleichlich schönen Gespräch, das Eckermann unterm 23. Oktober 1828 aufzeichnet, ist darüber eingehend zu lesen, und es möge, auch wegen des profunden und ewig gültigen Urteils, das Goethe über seinen Herzog fällt, zum Abschluß hier folgen. »Es war nicht ohne höhere günstige Einwirkung,« sagt Goethe, »daß einer der größten Fürsten, die Deutschland je besessen, einen Mann wie Humboldt zum Zeugen seiner letzten Tage und Stunden hatte. Ich habe mir von seinem Brief eine Abschrift nehmen lassen und will Ihnen doch einiges daraus mitteilen.« Goethe stand auf und g$ ender Mensch er war. Aber wie gut ist es von Humboldt, daß er diese wenigen letzten Züge aufgefaßt, die wirklich als Symbol gelten können, worin die ganze Natur des vorzüglichen Fürsten sich spieÇelt. Ja, so war er! -- Ich kann es am besten sagen, denn es kannte ihn im Grunde niemand so durch und durch wie ich selber. Ist es aber nicht ein Jammer, daß kein Unterschied ist und daß auch ein solcher Mensch so früh dahin muß! -- Nur ein lumpiges Jahrhundert länger, und wie würde er an so hoher Stelle seine Zeit vorwärts gebracht haben! -- Aber wissen Sie was? Die Welt soll nicht so rasch zum Ziele, als wir denken und wünschen. Immer sind die retardierenden Dämonen da, die überall dazwischen und überall entgegentreten, so daß es zwar im ganzen vorwärts geht, aber sehr langsam. Leben Sie nur fort und Sie werden schon finden, daß ich recht Die Entwicklung der Menschheit scheint auf Jahrtausende angelegt, sagte »Wer weiß,« erwiderte Goethe, »-- vielleicht auf Millionen! Aber laß die Menschheit dauern, so lange sie wi$ hriften angerichtet. Knebel und Seckendorf erscheinen mir noch jetzt gar nicht schlecht gezeichnet, und auch der junge Fürst nicht, in diesem düstern Ungestüm seines zwanzigsten Jahres. Der Vorwitz lockt ihn in die Weite, Kein Fels ist ihm zu schroff, kein Steg zu schmal; Der Unfall lauert an der Seite Und stürzt ihn in den Arm der Qual. Dann treibt die schmerzlich überspannte Regung Gewaltsam ihn bald da bald dort hinaus, Und von unmutiger Bewegung Ruht er unmutig wieder aus. Und düster wild an heitern Tagen, Unbändig, ohne froh zu sein, Schläft er, an Seel und Leib verwundet und zetschlagen, Auf einem harten Lager ein. So war er ganz und gar. Es ist darin nicht der kleinste Zug übertrieben. Doch aus dieser Sturm- und Drangperiode hatte sich der Herzog bald zu wohltätiger Klarheit durchgearbeitet, so daß ich ihn zu seinem Geburtstage im Jahre 1783 an diese Gestalt seiner früheren Jahre sehr wohl erinnern mochte. Ich leugne nicht, er hat mir anfänglich manche No$ des tollsten Humors: «Spiel der Najaden» (Taf. 80), «Susanna», «Kentaur in der Dorfschmiede» (Taf. 86). Die Farbenpracht dieser Schöpfungen ist aufs höchste gesteigert, namentlich ist das leuchtende Rot nun eine stets wieder dominierende Note. Die Worte Kellers: «Schauen wir der Iris Bogen, wenn der hellste Himmel blaut», passen auf keine Epoche Böcklins s` gut wie auf die Zürcher Zeit. Der Meister liebte die Farben des Zürcher Sees und der neue Wohnort war sicher von Einfluß auf sein Kolorit. Es sind auch die Motive einiger gefeierter Bilder in der Umgebung seines Wohnsitzes festgestellt worden. Um alles zu erreichen, was im Bilde zu sagen ist, versucht er es jetzt auch mit mehrteiligen Gemälden, wo der Gegensatz des einen Bildes die Wirkung des andern steigern sollte; so entstanden die «Mariensage», der «Hl. Antonius, den Fischen predigend» (Taf. 92), die «Venus Genitrix» (Taf. 94), die zwar erst später signiert, aber schon 1892 fast vollendet gewesen ist. Als Stütze bei der Erschaffung seiner umfangreiche$ , Miserere, Salve, Ave, Auch zu keiner Totenmesse: Diese liest man nicht am Abend. Nein, sie gehn zur letzten Ehre, Trauernd all in schwarzer Farbe, Was sie lieben anzusehen In die Runde des Theaters. Denn die herrliche Biondette Wird der Bühne heut entsagen, %orgen dann den Schleier nehmen In der Kirche zu Sankt Claren. Und der Schein unzähl'ger Kerzen Füllet leuchtend schon die Hallen, Und es lodern alle Herzen In unsichtbar schönen Flammen. All die schwarzen Fraun und Herren, All die Diamanten strahlend Und die schwarzen Augen brennend Reihen blendend sich zum Kranze. Bis lebendig alle Wände In viel tausend Herzen schlagen, Jeder Blick ein Aug muß treffen, Jeden Ton ein Ohr muß fassen. So gleich einem Firmamente Mit viel guten Sternen flammend, Baut sich wundersam ein Tempel, Um Biondetten zu umfangen. Da der Vorhang ruhig schwebet, Sonne, bist du aufgegangen, Leise Kühlung duftend wehet Um die sehnsuchtsheißen Wangen. Liliensäulen sich erheben Eine Rosenkuppel tragend; Unter einem Blumentempel Steht Biond$ de Auf schneeweißem Pergamente Und ihm gab am Christtagsmorgen, War er gar in Lieb beweget, Schenkte ihr, die sie gesponnen Und gewebet, all die Hemden Und dazu viel Münzen Goldes. Und sie ließ auf allen Wegen Zu sich bald die Armen kommen, Ihre Linnen sie ausspendet, Recht zu aller Frommen Troste. Und so lebten sie in Segen, Wohl vier Jahre ohne Sorgen, Und es wußte kaum zu bergen Seinen Reichtum Jacopone. Und Bologna war getrennet In Parteien. Die des Volkes Sich die Gieremei nennen, Stritten für das Recht des Volkes. Lambertazzi, ihre Gegner, Für des Adels Recht erhoben; Von zwei feindlichen Geschlechtern War der Namen angenommen. Und da diesen eigenen Händeln Sich noch fremde eingeflochten, Ghilbellinen und die Guelphen, Ward die Sache mehr verworren. Und so ward gar viel gerechtet, Manches Blut im Streit vergossen, Daß die Frauen bittre Tränen Um die Toten weinen konnten. Oft erteilte den Gesch´echtern Seinen Rat auch Jacopone, Und in ihrer Mitte stehend Mußte Freund und Feind ihn loben. Wenn in diesem s$ Feld erhalten Gen den Anspruch eines Großen; Sie bracht mir das Brot zum Danke, Bat: `O esse von dem Korne Jetzt aus Liebe zu dem Manne, Der gerettet mir den Boden Dem dies Brot für mich entwachsen!' Aber hört, die elfte Glocke Schlägt! Noch eine Stunde harret; Reicht indes zum letzten Troste Mir des heilgen Öles Salbe!" Doch nun klaget Jacopone, Der bis jetzt in stummen Jammer Saß an ihrem Lager oben:?"Weh, o weh, ich muß dich lassen! O dich, aller Jungfraun Krone, Keusch und duldend gleich dem Lamme, Das die Schuld hat hingenommen, Das für uns das Kreuz getragen, Rosarose, heilge Sonne Meiner irdisch trüben Tage, Firmament voll Lichtessonne, Ewig gleiche Friedenswage! # waage? Herr, was hab ich denn verbrochen, Daß ich in der Nacht soll wandeln, Daß aus meines Himmels Dome Nun erlischt die heilge Lampe? Weh, o weh, du süße Rose, Dornen dir das Herz zerbrachen, Die du fromm vor mir verborgen; Schuldig muß ich mich anklagen! Weh, ich bins, der dich gemordet, Blind an jenem Hochzeitsabend, Da durch mich du vo$ en die drei Rosen In der Hand der Venus sterben, Die jetzt stehn im Garten Gottes. Wenn dein Kind ins Kloster gehev Und bekränzt mit Liebesrosen Als Modell dem Maler stehet, Ist dir, ihr und mir geholfen.' -- Und nun rief ich: `Wehe, wehe! Wehe über diese Worte!' Und als ich ihn angesehen, Ist er deutlich mir geworden. `Jener Bube bist du, Frecher, Der die Farben mir im Kloster Rieb, als ich in Gottes Tempel Bin ein böser Sünder worden. In dem Namen Jesus hebe Dich von mir!' -- Da floh Apone. Ach, er ist es nicht gewesen, War der Widersacher Gottes!" -- "Vater, nicht so traurig redet! Ja, es war der Arzt Apone, Den ich gestern noch gesehen Zu Bologna bei dem Bronnen. O, beschwert nicht eure Seele, Die in Träumen ist verworren; Wendet ruhig im Gebete Euch zum allbarmherzgen Gotte!" -- "Gutes Kind, lies mir den Zettel, Der vom Arzt geschrieben worden, Daß ich dir die Orte nenne, Wo die Kräuter sind zu holen. Denn der Arzt sprach: `In der Nähe, Ja, in deines Gartens Boden, Werden diese Kräuter stehen, Deren Tran$ ochene Unterstützung zu seiner Reise zu lange ausblieb, so ließ er sich als gemeiner Soldat der Kompagnie in die Liste der Rekruten einschreiben un[ ging im November 1754 nach dem Orient ab. Noch ehe er sich einschiffte, erhielt er vom Könige eine Pension von 500 Livres; die Kompagnie gab ihm die Reise frei, und als er zu Pondichery ankam, bestimmte ihm diese eine ansehnliche Unterstützung. Mit dem lebhaftesten Enthusiasmus verfolgte er nunmehr seine Absicht, durchreisete zu Fuß und in verschiedenen Richtungen einen großen Theil der Halbinsel, erwarb sich viele wichtige Sprachkenntnisse, und machte zu Surate Bekanntschaft mit zwei indianischen Gesetzgelehrten, nahm Unterricht in beiden heiligen Sprachen Zend und Pohlri, und brachte es theils durch List, theils mit Gewalt dahin, daß er ihnen ihre Geheimnisse und selbst Zoroaster's heilige Bücher ablockte. Mit diesen und vielen andern Handschriften in fast allen Sprachen Indiens kam er 1761 nach Europa, reisete zuerst nach Oxford, $ viel rascher als es sonst seine Art istc denn er geht gewöhnlich immer sehr langsam -- kam er -- kam er aus der Thür heraus, die er geschwind hinter sich zuzog -- und dann -- « »Und dann?« -- Und dann hielt er den Kopf nieder, als ob er nicht wollte daß ihn Jemand, der vielleicht von oben heruntersähe, erkennen möchte -- hielt er den Kopf nieder und drückte sich -- drückte sich dicht am Haus hin, so schnell er konnte die Straße hinunter, und um die Ecke.« »Und nachher?« frug der Actuar. »Nu, um die Ecke kann sie doch nicht sehn,« sagte die Köchin. »Ob Sie still sein wird,« sagte Herr Ledermann jetzt aber wirklich böse gemacht -- »Wenzel, wenn mir die Person da jetzt noch einmal das -- noch einmal den Mund aufthut, dann wissen Sie was Sie zu thun haben.« »Sehr wohl, Herr Actuar,« sagte der Gerichtsdiener -- »Und sind Sie dann nachher nicht herübergekommen und haben das den Leuten im Hause gesagt, was Sie gesehn?« frug der Actuar. »Ich habe ja aber Nichts gesehen,« sagte die Rieke. »Sie haben doch den Loßen$ prach wie scheu von einer der Schiffszeichnungen zur anderen, und schien sich ordentlich dazu zwingen zu müssen das zu sagen, was er eben hier zu sagen hatte. »Nun nach Amerika _schicken_ thu' ich sie gerade nicht,« lächelte Herr Weigel, die Anderen dabei ansehend, und etwas verlegen über die vielleicht ein wenig plumpe Anrede. »Nicht?« sagte der Bauer rasch und erstaunt -- »aber hier hängen doch all die vielen Schiffe.« »Nun ja, ich besorge den Leuten Schiffsgelegenheit die hinüber _wollen_,« sagte Herr Weigel, jetzt geradezu herauslachend, weil er glaubte daß sich der Mann mit ihm einen Scherz gemacht, auf den er natürlich einzugehen »Ja aber wir _wollen_ eigentlich noch nicht hinüber,« sagte der zweite von den Bauern, seinen Hut auf seinen langen Stock stellend, und sich dabei verlegen hinter den Ohren kratzend -- »wir wollten uns nur erst einmal hier erkundigen ob denn das,auch wirklich da drüben so ist, wie es jetzt immer in den Auswanderungszeitungen steht, und ob man blos hinüberzugehn und zuzulangen b$ ner von den Wenigen die drueben gewesen und gluecklic, wiedergekommen sind. Er bringt kaum eine Nummer in der er nicht ein oder den anderen Hieb auf die Verhaeltnisse Ihres "gluecklichen Amerika" hat -- das muss ja ein wahres Raubnest sein, lesen Sie nur einmal." "Hoeren Sie lieber Schollfeld, ich will Ihnen einmal 'was sagen," erwiederte ihm Kellmann ruhig, "dieser Dr. Hayde, der Ihnen die schoenen Artikel schreibt ist, der Meinung aller ordentlichen Kerle in Heilingen nach, das wenigste zu sagen eine kleine geschwollene Giftkroete, ein weggelaufener Advokat, den die Verhaeltnisse aus Deutschland vertrieben, und den in Amerika Niemand mit seinen Talenten haben mochte. Zu faul zum arbeiten, und nicht im Stande etwas Anderes zu thun, wurde er dort wahrscheinlich vom Schicksal hin- und hergestossen, und wie ein aus einer Thuer geworfener Mops, stellt er sich jetzt draussen hin, wo sich Niemand die Muehe giebt ihn zu stoeren, und schimpft und klefft. Ich will Amerika eben nicht in allem vertheidigen, aber was _d$ n_ vier Waenden." Heftiger Husten unterbrach hier die Zornesrede der Frau, der die uebermaessig angestrengte Luftroehre den Dienst versagte, und der Actuar Ledermann nahm still und schweigend, den Moment benutzend, ein Licht von dem kleinen Seitenschrank, zuendete es an der Lampe an, und verliess kopfschuettelnd und seufzend das Gemach, sich auf sein eigenes kleines Stuebchen zurueckzuziehn. Capitel 4. FRANZ LOSSENWERDER. In Heilingen, in der Glockenstrasse, stand ein vortreffliches Weinhaus, in dem die wohlhabenderen Buerger Abends gewoehnlich zusammenkamen und ihr Flaeschchen, aus denen auch oft zwei und drei wurden, tranken. Das Lokal ×ar ziemlich gemuetlich, und dem Zweck entsprechend, in eine Menge kleiner Zimmerchen abgetheilt, die theils durch wirkliche Thueren und Verschlaege, theils durch Vorhaenge von einander getrennt lagen, einzelnen Gesellschaften zu gestatten eben einzeln zu bleiben, und ihr Glas, ungestoert von dem Nachbar, zu trinken. $ ich sage Ihnen ein wahrer Schentelmann, wie er sich gerade nicht immer auf den Schiffen findet." "Ich danke Ihnen fuer jetzt noch bestens, lieber Herr Weigel," sagte der junge Mann -- "ich muss doch nun erst mit meiner Frau Ruecksprache£ueber diess nehmen, denn erst seit gestern ist mir die Idee ueberhaupt gekommen auszuwandern; aber -- noch eine Bitte haette ich an Sie," und er drehte dabei den Hut den er in der Hand hielt, fast wie verlegen zwischen den Fingern -- " "Ja? womit koennte ich Ihnen dienen?" frug Herr Weigel. "Koennten Sie mir wohl sagen, ob die Capitaine der Segelschiffe -- ich habe einmal irgendwo gelesen dass das manchmal geschaehe -- auch Leute -- Passagiere mitnaehmen, die unterwegs ihre Passage -- abarbeiten duerften und also -- auch keine Ueberfahrt zu bezahlen brauchten?" "Keine Passage zahlen?" sagte Herr Weigel, die Lippen vordrueckend und die Augenbrauen in die Hoehe ziehend, waehrend er langsam und halb laechelnd mit dem Kopfe schuettelte -- "keine Passage bezahlen? -- ne lieber Her$ usorisch. Daher auch seine profunde Menschenverachtung. Ich glaube, seit die Erde Bewohner hat, sind Menschen nicht so verachtet worden wie von ihm. Daher auch sein Respekt vor der Kunst; denn da trat ihm ein Absolutes entgegen gleich ihm selbst. Wie mysterios er war! (Georg Ulrich Castellani sprach das Wort mit langgedehntem O aus, wodurch es seinen Sinn besser ­rschloß.) Er konnte nicht weinen, er konnte nicht lachen, schon als Kind nicht. Da gibt es eine Anekdote, wie einer der gefangenen Kurfürsten, ich glaube, der Landgraf von Hessen war es, vor ihm kniet und aus irgendeinem Grund die Lippen verzieht, so daß es aussah, als ob er lachte, in Wirklichkeit war ihm ganz anders zumut, und wie dann der Kaiser in seinem brabantischen Deutsch drohend vor sich hinmurmelt: wart, ick will dir lacken lehr. Welche tenebrose Paradoxie des Charakters: in seinem Reich ging die Sonne nicht unter, und er haßte den Sonnenschein. Ihm war die größte Machtgewalt verliehen, die je ein Sterblicher besaß, und er suchte Zuflucht i$ amit etwas beweisen. Verstehen Sie mich noch immer nicht?« In der Tat, Erasmus begriff nichts. Sein Gesicht zeigte Ausdruc-slosigkeit und erbittertes Unbehagen. Die Unterlippe stülpte sich; die Handfläche rieb sich an der Lehne des Stuhls. »Also will ich klarer sein,« fuhr Sparre etwas gedrückt fort, denn er hatte flüssigere Verständigung erwartet; »ich habe etwas über mich vermocht, was meiner Natur und Lebensrichtung diametral entgegen ist. Ich habe etwas versucht, wozu ich mich bisher habe nie gewinnen können, das geistig Geschiedene zu überbrücken, dem, was streng und unbedingt jenseitig für mich ist, mich zu nähern. Ist es hoffnungslos? Diese Tonvase, ich stelle sie her wie einen Markstein, an dem wir uns treffen können, Sie von Ihrer Seite, ich von meiner. Es ist ein Augenblick, der nie wiederkehrt, nie wiederkehren kann. Die Wahrheit, die mich jetzt antreibt und erfüllt, ist sicher nur eine einmalige Flamme. Vielleicht ist dabei etwas in mir von dem geheimnisvollen Verwandlungsinstinkt der Insekten. Vi$ orden sei, ihre Stichhaltigkeit zu überprüfen. Dabei habe sich eine Reihe von Verdachtsmomenten ergeben, die den Professor bedenklich belasteten, andere Umstände aus anderer Sphäre seien hinzugekommen, kurz, die Dinge stünden nicht günstig für den großen Mann, und es heiße, er werde Stellung und Ämter freiwillig niederlegen, um eine Berufung nach Südamerika anzunehmen, wobei freilich vorausgesetzt war, daß es mit dem disziplinaren Verfahren sein Bewenden habe. Dietrich zeigte sich erregt über die Nachricht. Er ließ durchblicken, daß sie in seinen Lebenskreis schnitt. Es drängte ihn sich mitzuteilen, aber zu wißbegierig hing Richters Auge an ihm, und diese Wißbegier enthielt zu wenig Unbefangenheit und Einfachheit. Zu reden aber, bloß um es mit sich selber leichter zu haben, das war Dietrichs Art nicht. Sie sprachen dann vãn Lucian, und Justus fragte, ob ihn Dietrich nicht bald aufsuchen wolle. Nein, erwiderte Dietrich kopfschüttelnd, zu ihm wolle er erst gehen, wenn er keinen Rat mehr wisse, den Schritt versp$ otbespritzten Röcken flennten erbärmlich. Das Murren unter den Bürgern der Stadt wurde im Keim erstickt. Patrouillen zogen Stunde für Stunde durch die Gassen. Müßiggänger, die sich nicht ausweisen konnten, wurden eingelocht, um auf den sichern Weg verschickt zu werden. Angst lähmte die Kemüter. Der Markgraf, blind und taub, wie er sich vorgenommen, verbrachte die meiste Zeit in schützender Ferne auf seinem Jagdschloß Triesdorf. Zuweilen befahl er die Akteurs und Aktricen sowie das Opernpersonal hinaus, widmete sich dem geliebten Weidwerk, spielte mit Lady Craven und dem inzwischen zum Oberstkämmerer erhobenen Marchese Tricktrack oder Denn die Versprechungen des Marchese hatten sich erfüllt. In den Kassen stieg die Talerflut bis an den Rand. Das Gold läutete, köstliche Ohrenspeise, wie die Domglocken von Bamberg. Es läutete den Müden in den Schlaf, es läutete den Gestärkten aus dem Schlummer, es läutete zur Schäferstunde, es läutete zur reich besetzten Tafel. Unvergleichliches Behagen, ohne Pein und Beklommenh$ esetzt worden waren, wurden sie nicht zum geringsten Teil von den Besuchern der Insel benutzt. Einer der ersten Besucher wàr übrigens ein Herr von Hahnemann, ein bei Neu-Guinea stationierter Marineoffizier, der auf der Schildkröteninsel seinen Urlaub verbrachte. Dieser Herr von Hahnemann fiel eigentlich besonders durch seine Wißbegierde auf; man sah ihn oft stundenlang mit einfachen Arbeitern im Gespräch. Auch hatte er bei den Vorstehern und einigen anderen hervortretenden Persönlichkeiten, wie Nechlidow, Herren de la Rouvière und Frau von Zeuthen Besuche gemacht und wurde auch von diesen gelegentlich eingeladen. Einige Tage vor seiner Abreise kam Herr von Hahnemann zu Paul Seebeck, um sich zu verabschieden. Paul Seebeck empfing ihn, wie er schon so manchen derartigen Besucher empfangen hatte, mit dem sehnlichen Wunsche, daß dieser ihn bald wieder allein ließe. Da Herr von Hahnemann aber blieb, fragte er ihn nach Verlauf einer Stunde: »Haben Sie vielleicht ein besonderes Anliegen? Wenn ich Ihnen irgend eine b$ er verfassung dem beispiele ihrer älteren schwestern und erhielten ähnliche privilegien, so dass auch sie, wie jene, im stande waren, die träger und vermittler der alten kultur während der rohen und blutigen zeit des mittelalters zu werden. Das christenthum wurde im jahre 597 auf veranlassung des papstes Gregor von vierzig mönchen unter führung Augustin's zuerst in Kent öffentlich gepredigt und eingeführt, nachdem der fränkische bischof Liudhard schon vorher Berta, die tochter Charibert's, des christlichen königs der Franken, zu ihrem gatten Athelbert, dem könige von Kent, begleitet und in der nähe von Canterbury in einer kleinen, dem heiligen Martinus geweihten kapelle die mysterien des christenthums verwaltet hatte. Die römischen mönche zogen in feierlicher procession nach Canterbury, wo sie sich niederÈiessen, und Augustin später zum ersten bischof erwählt wurde. Papst Gregor sendete mehrere kostbare bücher[33] an Augustin, mit denen so wie und mit der gleichzeitigen ausbreitung des christenthums für Engla$ nur ein bruchstück.[82] [Footnote 82: Thorpe's Codex Exoniensis, seite 367-377.] Unter die lyrischen produkte der angelsächsischen poesie gehört auch die paraphrasirende übersetzung der psalmen,[83] welche von Thorpe im jahre 1835 aus einer pariser handschrift auf kosten der universität Oxford herausgegeben worden ist. Bis zum fünfzigsten psalm ist die übersetzung in freier prosa, von da ab in einer metrischen paraphrase verfasst. Ob Aldhelm der verfasser wenigstens des letzteren theiles sei, wie Thorpe vermuthet, ist sehr ungewiss. Die für diese ansicht angeführten gründe sind sehr schwach. [Footnote 83: Libri Psalmorum versio antiqua Latina; cum paraphrasi Anglo-Saxonica, partim soluta oratione, parti‡ metrice composita, nunc primum e cod. Ms., in Bibl. Regia Parisiensi adservato, descripsit et edidit B. Thorpe. 8. Oxonii, 1835.] An die psalmenparaphrase schliessen sich poetische umschreibungen des apostolischen glaubensbekenutnisses und des vaterunsers. In der exeterhandschrift befinde$ us inhiare. Illud erat a natura abhorrens, quod multi ancillas suas ex se gravidas, ubi libidini satisfecissent, aut ad publicum prostibulum aut ad æternum obsequium vendicabant. Potabatur in commune ab omnibus, in hoc studio noctes perinde ut dies perpetuantibus, parvis et abjectis domibus totos sumptus absumebant; Francis et Normanni› absimiles, qui amplis et superbis ædificiis modicas expensas agunt. Sequebantur vitia ebrietatis socia, quæ virorum animos effoeminant.«] [Footnote 118: »Modus etiam scribendi anglicus omitteretur, et modus gallicus in chartis et in libris omnibus admitteretur.« Ingulph, seite 71.] [Footnote 119: »Coepit ergo tota terra sub Rege (Edwardo) et sub aliis Normannis introductis Anglicos ritus dimittere, et Francorum mores in multis imitari, Gallicum scilicet idioma omnes Magnates in suis curiis tanquam magnum gentilitium loqui, chartas et chirographa sua more Francorum conficere, et propriam consuetudinem in his et$ in gedichten von beträchtlicher länge, wie z.b. in dem gedichte über dŸe im jahre 1399 erfolgte absetzung Richard's II.[165] angewendet. Die romanzen William and the Werwolf, Alexander, die belagerung von Jerusalem und andere sind ebenfalls in alliterirenden rhythmen geschrieben, welche bis gegen das ende des 15. Jahrhunderts nicht ausser gebrauch kamen.[166] [Footnote 165: Alliterative Poem on the Deposition of king Richard II., edited by Th. Wright. 4. London, 1838 (for the Camden Society).] [Footnote 166: Th. Percy's Reliques of Ancient English poetry (ausgabe von Bohn, London 1845, Seite 156 ff.) enthalten eine abhandlung »on the alliterative metre, without rhyme, in Pierce Plowman's Visions,« worin die alliteration bis in das sechszehnte jahrhundert verfolgt wird, und proben alliterirender gedichte, welche nach den Visions geschrieben sind, mitgetheilt werden.] Die wichtigste nachahmung der »Visions« ist ein gedicht unter dem titel Piers the Ploughman's Creed, welc$ entlehnt. Ausserdem finden sich sämmtliche werke Chauce¯'s nebst einem glossarium im ersten bande der sammlung englischer dichter von Anderson (The Works of the British Poets with prefaces biographical and critical by Robert Anderson, 13 vols. 8. London, 1795).] That fro the time that he firste began To riden out he loved chevalrie, Trouthe and honour, freedom and curtesie. Aber des ritters equipage war nicht so gut als sein ruf: But for tellen you of his araie, His horse was good, but he ne was not gaie; Of fustian he wered a gipon Alle besmotred with his habergeon, For he was late ycome fro his viage, And wante for to don his pilgrimage. In begleitung des ritters befindet sich sein sohn, a yonge squier, A lover and a lusty bacheler With lockes crull as they were laide in presse, Of twenty yere of age he was I gesse. * * * Singing he was or floyting all the day; He was as freshe as is the moneth of May; Short was his goune, with sleves long an$ hlichkeit aufprägt, hat auch in seiner langen Thätigkeit nur eine verhältnismäßig geringe künstlerische Wandlung hervorgerufen. Jahrzehnte lang der Gehülfe seines Onkels Luca, dessen spätere Aufträge wohl im Wesentlichen schon von seinerDHand ausgeführt wurden, ist er in seinen frühesten eigenen Arbeiten: in den köstlichen Wickelkindern an der Halle der Innocenti, in der Begegnung Mariä in San Domenico zu Pistoja, in der Begegnung der Heiligen Franz und Dominicus unter der Halle auf Piazza Sa. Maria Novella, in den Altären von La Vernia u. s. f. (meist Ende der sechziger oder in den siebenziger Jahren entstanden) von einer seinem Lehrer nahekommenden Schönheit der Gestalten, Feinheit der Durchbildung und Vornehmheit der Erscheinung. Ein treffliches Werk dieser Zeit ist der Hochaltar der Berliner Sammlung (No. 118), welcher Maria zwischen zwei Heiligen zeigt. Gleichfalls in die frühere Zeit gehört wohl die kleine Verkündigung (No. 119A), welche durch die reichen Farben unter Andrea's Werken fast einzig dasteht$ hlreichen Monumenten Venedigs gegen Ende des XV. Jahrh. findet und dessen Vorbilder wohl Donatello's Reliefs am Hochaltar im Santo waren, ist ein marmornes Antependium mit Engeln, welche spielen oder die Marterinstrumente Christi halten (No. 172), besonders charakteristisch. Auch von den seltenen venezianischen Bildnissen dieser Zeit besitzt die Sammlung verschiedene tüchtige Beispiele: die einfache, sehr individuell gehaltene Thonbüste eines älteren Mannes mit langem Haar (No. 167) und unter mehreren Flachreliefs namentlich das feine Marmorrelief einer jungen Dame im Profil (No. 183), in dem hohen Kopfputz, wie wir ihn in Carpaccio's Bildern finden. * * * * * Die Plastik des Quattrocento in Rom hat mit der venezianischen maáche Züge gemeinsam. Angeregt von außen, wird sie im Wesentlichen durch fremde Künstler geübt und geht mehr auf reiche dekorative Wirkung als auf künstlerische Durchbildung aus. Doch wird in Rom mit der Tradition viel gründlicher gebrochen als in Venedig; der$ blieben. In einer Reihe von Bildwerken in den Marken, wie im Monument des Ritters Guidarelli im Museum zu Ravenna, oder in den beiden Marmoraltären im Dom von Cesena, teilweise auch noch in den Grabmonumenten des _Pietro Bariloto_ in Faenza (thätig um 1520-1545), sind die Vorbilder der venezianischen Künstlerfamilie Lombardi nur in verallgemeinerten, etwas verflauten Formen wiedergegeben. Ähnlich ist es nördlich von Bologna, wo in Parma _Gian Francesco da Grado_ in mehreren seiner Feldherrnmonumente in der Steccata (am Ende der zwanziger Jahre) Einfachheit im Aufbau mit geschmackvoller Dekoration und feiner Farbenwirkung zu verbinden weiß. Wie in der Plastik der Lombardei noch bis tief in das XVI. Jahrh. hinein die Traditionen des Quattrocento nachwirkten und selbst ein Künstler wie _Ag. Busti_, dessen Thätigkeit die erste Hälfte des Cinquecento ausfüllt ({~DAGGER~} 1548), noch auf der Grenze beider Epochen steht, ist früher schon ausgeführt worden (S. 138). Is Busti und anderen Bildhauern der Lombardei brin$ es et decreta sacrosancti oecumenici Concilii Tridentini. 1846. 8.; Caesaris (C. Julii) quae exstant cum interprete Graeco. (rec. G. Jungermann). 1669. 4.; Caesarius Heisterbachcensis' Illustrivm miracvlorvm et historiarvm memorabilivm lib. XII. Antverpiae, ex officina typographica Martini Nutij 1605. 8.; Catechismus, der Kleine -- (1717.) kl. 8.; Curtius Rufus, de gestis Alexandri Magni. 1849. 8.; Crull, F., Die alten Wandmalereien in der Kirche zu Toitenwinkel. A. d. Zeitschr. f. Christl. Kunst 1891. Nr. 9.; D.B.***, Memoires du gouvernement de l'empire. 1741. 8.; Damen-Conversations-6exikon I-X. 1834-38. 8.; v. Dedenroth, Der Winterfeldzug in Schleswig-Holstein. 1864. 8.; Denkmal, das -- des Großherz. Friedrich Franz II. v. Mecklenburg-Schwerin. 1893. 8.; Denkmäler der Kunst zur Übersicht ihres Entwicklungs-Ganges. I. Abschnitt. 1845. qu. 2.; dieselben Bd. I. IV. 1851. 56. qu. 2.; Dezobry, Ch., Rome au siècle d'Auguste ou voyage d'un Gaulois à Rome. Im Auszuge von Ch. Boeckel. 1850. 8.; Dichter, Griechis$ nsbekin in kulturgesch. Beleuchtung. 1900. 8.; Dettmer, Streifzüge durch das Gebset alter u. neuer Tonkunst. 1900. 4.; Döhmann, Beiträge zur Geschichte der Stadt u. Grafschaft Steinfurt. I. Die Burgmannen von Steinfurt. I. Teil. 1900. 8.; Dworski, De ordinationibus Formosi papae. 1900. 4.; Ebeling, Der Buchführer M. Philipp Schultze, ein Beitrag zur Geschichte des Stralsunder Buchhandels im Beginn des 17. Jahrh. 1900. 4.; Ehwald, Exegetischer Kommentar zur XIV. Heroide Ovids. 1900. 4.; Eichner, Die auswärtige Politik Friedrichs d. Gr. im J. 1755. 1900. 4.; Ernst, Die Evolutionstheorie des französischen Litteraturhistorikers Ferdinand Brunetière. 1900. 4.; Fehrs, Die Oberrealschule der Stadt Wetzlar, Verzeichnis der Lehrer der Oberrealschule u. des Gymnasiums (1799-1899.) 1899. 8.; Fehrs, Die 100-jähr. Jubelfeier des Gymnasiums am 5., 6. u. 7. Juli 1899. Wetzlar 1900. 4.; Felten, Forschungen z. Geschichte Ludwigs d. Bayern. 1900. 4.; Fischer, Einiges über das häusliche Leben der Schüler. 1900. 4.; Flemming, Br$ Studien. 1899. 8.; Kabelmann, Joseph Addison's litterarische Kritik im »Spectator«. 1900. 8.; Maire, De Diodoro Siculo Valerii Maximi auctore. 1899. 8.; Müller, The Monikins von J. F.¾Cooper in ihrem Verhältnis zu Gulliver's Travels von J. Swift. 1900. 8.; Naumann, Die Geschmacksrichtungen im englischen Drama bis zur Schließung der Theater durch die Puritaner nach Theorie u. Praxis d. Dichter charakterisiert. 1900. 8.; Ohnsorg, John Lacy's »Dumb Lady«, Mrs. Susanna Centlivre's, »Love's Contrivance« und Henry Fielding's »Mock Doctor« in ihrem Verhältnis zu einander und zu ihrer gemeinschaftl. Quelle. 1900. 8.; Schoenfeld, Das Pferd im Dienste des Isländers zur Saga-Zeit. 1900. 8.; Weidemann, Roger Ascham als Pädagoge, o. J. 8.; Witt, The Tempest, or The Enchanted Island. A Comedy by John Dryden. 1670. The Sea-Voyage. A Comedy by Beaumont and Fletscher. 1647. The Goblins Tragi-Comedy by Sir John Suckling 1646, in ihrem Verhältnis zu Shakspere's »Tempest« u. den übrigen Quellen. 1899. 8.; ferner 18 jurist. Diss$ .* J. M. Fauner, kgl. Studienlehrer, 2 m.; H. Maurer, kgl. I. Pfarrer, 1 m. *Ansbach.* Bachmann, Kommerzienrat, Fabrikbesitzer, 5 m.; Busse, Fabrikbesitzer, 3 m.; Castner, Konsistorialrat, 4 m.; Dr. Dreisch, Stabsarzt a. D., 3 m.; Greiner, Regierungsrat, 2 m.; Jordan, Regierungsrat, 3 m.; Dr. Lahner, prakt. Arzt, 3 m.; Mueller, Gewerbehalle-Verwalter, 2 m.; Otto Oechsler, Fabrikbesitzer, 3 m.; Ohr, Kaufmann, 3 m.; von Parseval, Landgerichtsrat, 3 m.; Pfeiffer, Glasermeister, 3 m.; Popp, Baumeister, 3 m.; Rutz, kgl. Bezirksamts-Assessor, 3 m.; Freiherr v. Schintling, Regierungsrat, 3 m.; Schlier, Landgerichts-Sekretaer, 3 m.; Schnizlein, Amtsgerichts-Sekretaer, § m.; Sebastian, kath. Stadtpfarrer, 3 m.; Spatny, Rechnungs-Kommissaer, 3 m.; Steinlein, Pfarrer, 3 m.; von Wachter, Landgerichts-Praesident, 3 m.; Weidner, Regierungsrat, 2 m.; Dr. Wuerdinger, Oberstabsarzt, 3 m. *Arnsberg.* Droege, Landrat, 3 m.; Ludwig Lambiotte, Fabrikant, in Bruessel 3 m.; v. d. Osten Landrat, 3 m. *Arnstadt.* Dr. Herthum, Oberleh$ rosse bemalte Porzellangruppe, auf einem Felsen zwei Schaeferpaare und zwei Knaben gelagert; Wiener Fabrikat; Ende des 18. Jahrh. Weisse Porzellanfigur, Gaertner, Nymphenburg (?); 18. Jahrh. _Tracht und Schmuck_: Silberner Anhaenger, darauf in durchbrochener Arbeit St. Hubertus mit dem Hirsch; 16. Jahrh. Uniformrock aus blauem Seidenrips mit roten Aufschlaegen; 18. Jahrh. Maennerrock und Kniehose aus grauem Seidenrips; desgl. Uniformsfrack aus rotem Tuch mit schwarzen Aufschlaegen und ûpaulettes (Ordenstracht?); um 1800. Weisser Uniformstuchrock mit blauen Aufschlaegen; 18. Jahrh. Roter Maennertuchrock mit vergoldeten Knoepfen; 18. Jahrh. Weisse Atlasherrenweste mit Rosabesatz; desgl. Gruenseidene Jacke mit Rosabesatz; Theater- oder Maskenkostuem; desgl. Blauseidener Rock mit Goldspitzen- und Flitterbesatz; Theater- oder Maskenkostuem; desgl. Damenkleid aus weissem mit bunten Ranken besticktem Atlas nebst Ueberwurf und einem Stueck unverschnittenen Stoffes; desgl. Weissseidene Damenschuerze mit Goldstickerei $ achsen-Meiningen Kr. Hildburghausen. *Stadt-K.* Chor 1502, 2 Joche und 5/8 Schluß; die Sterngwbb. wohl noch mittelalterlich; Lhs. 3sch.; seit Rest. 1819 Halle; Fischblasenfenster; reich überstabtes Portal 1536; Turm nördl. am Chor. -- _Kanzel_ 1536 in Frührenss., die Reliefs Übertragungen Cranachscher Gemälde; von dersplben Hand der _Taufstein_. *Gottesacker-K*. E. 15. Jh. -- Mehrere ikon. _Grabsteine_, gut der an der WFront von 1541. *Amtsgericht*. Fachwerkbau 17. Jh. -- Sonstige *Fachwerkhäuser*; hervorragend Obertorstr. 1 von 1605 mit schöner steinerner Wappentafel. Bmkw. Reste der *Stadtbefestigung*. *Veste*. Die Gebäude gruppieren sich um ein verschobenes Viereck. Der künstlerisch bedeutendste Teil der »Neue Bau« (später und jetzt »französischer Bau«) 1560-64 von _Nic. Gromann_; gestrecktes Rck. von geringer Tiefe; nach dem Hof 3, auf der Talseite 5 Geschosse. Wenn Erinnerungen an das Heidelberger Schloß vorliegen, wie behauptet wird, so können sie höchstens in der Gestaltung der Fenster gesucht werden: $ ediktinerabtei*. Die Gründung wird auf Karl d. Gr. zurückgeführt. Großartiger Neubau durch _Balth. Neumann_ 1727-1743, eine seiner bedeutendsten Schöpfungen, auch die Innenausstattung von den ersten Künstlern der Zeit. Nach Aufhebung des Klst. 1821 ff. abgebrochen, weil weder Staat noch Gemeinde die Unterhaltungskosten tragen wollten. Erhalten haben sich nur einige Bruchstücke der Abteigebäude aus der Zeit vor Neumannd Portal bez. 1697, Stuckdecken um 1700 Torhaus. Von _Neumann_ ein kleiner 2geschossiger Bau der SSeite. Im Hof 2 hohe Steinvasen mit Putten. -- Mainbrücke mit Bildstöcken der Renss. und Standfig. der Immaculata um _MUPPERG._ Sachsen-Meiningen Kr. Sonneberg. *Pfarr-K.* Das Altarhaus geht auf rom. Anlage zurück. 1720-22 umfangreiche Rest. und Erweiterung. -- Prunkvolle _Moseskanzel_. -- _Bildnisgrabstein_ des Hans von Schaumburg 1559, durch Sauberkeit und Schärfe der Arbeit ausgezeichnet. -- Reste von ma. _Wandmalerei_. _MÜRSBACH._ UFranken BA Ebern. *Pfarr-K.* Nachgot. Chor um 1610; bar. Lhs. -- $ auf 5 Mittelsäulen. Das 2. Geschoß enthielt den Bankettsaal (jetzt Heuboden); Reste von Malerei mit ausschweifenden Liebesszenen. Durch alle 3 Geschosse ein Erkervorbau mit reich profilierten Vorhangbögen und Fischblasenblenden. Sehr hoher Schloßturm mit bar. Bedachung. *Amtshaus* 1562 spgot. *Rathaus* 1561 spgot. mit ehemals offener Erdgeschoßhalle. *Gasthaus zum Schwan* 1620. *Ringmauern* z. T. doppelt und *Stadttürme* ziemlich gut erhalten. _STEINBACH._ K. Sachsen AH Borna. *Dorf-K.* 1717. Stuckdecke und sonstige tüchtige Bar.Dekoration -- Stattliches _Herrenhaus_ (v. Pflugk) 1715. _STEINBACH._ UFranken BA Haßfurt. *Dorf-K.* 1770 mit gefälliger Ausstattung der gleichen Zeit. _STEINBACH._ Pr. Sachsen Kr. Eckartsberga. *Dorf-K.* von typischer rom. Anlage: 1sch. Lhs., schmälerer quadr. Chor und 1/2 kr. Apsis, Ausbildung ungewöhnlich fein. _STEINBACH._ UFranken BA Lohr. *Pfarr-K.* 1723 von _Balthasar Neumann_. Den Typus der kleineren Neumannkirchen (vgl. Retzbach, Wiesentheid, in großem Maß6tabe St. Paulin in$ entlich noch der rom. Urbau, flachgedecktes Schiff, stark eingezogener rck. Chor mit Tonnengwb., darueber der Turm. -- Spgot. _Schnitzaltar_ A. 16. Jh. _Kanzel_ in Renss.-Formen. _ABTSWIND._ UFranken BA Gerolzhofen. *Protest. Pfarr-K.* Spgot. mit juengeren Veraenderungen. Am WTurm sehr huebscher Bar.Helm, schlank mit doppelter Laterne und doppelter Kuppel. -- Bmkw. _Schnitzaltar_ um 1500; im Schreine grosses Relief der Pietas, kraftvoll und originell; auf den Fluegeln (kaum von derselben Hand) links Dorothea und Katharina, rechts Barbara allein; die Malerei der Aussenseiten, vielleicht aus Nuernberger Werkstatt, unrestauriert. -- Eine zweite, vollplastische _Pietas_. -- Reste von _Gaden_. -- Im Ort charakteristische _Hoftore_. _ACHELSTAeDT._ Sachsen-Meiningen Kr. SaTlfeld. *Dorf.-K.* modern bis auf den rom. Turm an der SSeite, die Ausbildung der Schalloeffnungen faellt durch Guete der Arbeit auf. _ADELSBERG._ UFranken BA Gemuenden. *Pfarr-K.* Turm 1335, im Untergeschoss Sakristei. Langhaus 1732. _Altarblaette$ 17. Jh. Auch sonst viel vortreffliche und gut erhaltene Fachwerkhaeuser 17. bis 19. Jh. _BURGLAUER._ UFranken BA Kissingen. *Dorf-K.* Turm unten spgot., oben 17. Jh. Langhaus 1602. -- Wuerzburger Schule. _Holzfigur_ der Madonna, A. 16. Jh. _Grabsteine_ des Ritters Bernhard von Steinau und seiner drei Frauen 1486, 1494, 1500, 1508. _BURGLEMNITZ._ Schwarzb.-Rudolst. LA Rudolstadt. *Dorf-K.* von rom. Anlage. -- Huebscher _Taufstein_ aus 1. H. 17. Jh., Alabaster. Auf dem Kirchenboden Reste von 3 spgot. _AltarweÕken_. _BURGREPPACH._ UFranken BA Hofheim. *Ev. Pfarr-K.* Chor mit Turm 1585, Lhs. 1734. -- Bar. _Grabsteine_ der Reichsfreiherren Fuchs von Bimbach. *Schloss* nach 1726. Stattliche, monumental gehaltene Anlage, Gr. triklinienfoermig, der Eckpavillon turmartig ueberhoeht, Details in der Richtung des Bamberger Spaetbarock. Saal mit guten Stuckaturen und _BURGSCHEIDUNGEN._ Pr. Sachsen Kr. Querfurt. *Dorf-K.* Der rom. Ursprung in mehreren Einzelformen erkennbar. Bedeutend die 3 _Epit._ der Familie v. Wiehe 156$ lhouette. Die Daecher ganz flach geneigt und durch Attiken mit Balustraden und dichtem Statuenkranz verdeckt, so dass fuer das Auge rein horizontale Abschluesse entstehen. Der in Pfeiler- und Saeulengruppen aufgeloeste Turm (83 m H. gegen 93 m Gesamtlaenge) fuehrt einen Gedanken weiter, den zuerst _Borromini_ in Sta. Agnese an der Piazza Navona ausgesprochen hat. Zu allen roemischen Barockkirchen im Unterschied, wieder mehr im Sinne einer gotischen Kathedrale, die am Aussenbau gleichmaessig an allen Seiten durchgefuehrte Pracht. Dagegen fehlt dem Innern die spezifische Barockpoesie, die an gleichzeitigen sueddeutschen Kirchen so stark ist; es wirkt bei aller Wucht der Formen frostig. Auffallend u. a. die geringe Rolle der Stuckdekoration. -- _Hochaltar_, mit dem ueber 9 m hohen Gemaelde von Christi Himmelfahrt, von _Raf. Mengs_ 1752 ff. Seitlich _Marienaltar_ und _Josephsaltar_ von demselben 1750 und 1751. Die Gemaelde in den Kapellen von Italienern und Franzosen; wenig bedeutend. Unter den _Deckenbildern_ mo$ ca. 1610. -- Rotenhansche _Epitaphe_, ein bronzenes 1539, ein steinernes 1559 vielleicht von _Kilian Sorg_. -- Neben der K. 2stoeckige *Michaelis-Kap.* 1464 (Inschr.). Unten Beinhaus, Erkerchor, kleines _Relief_ mit Juengstem Gericht. *Marien-K.* auf dem Friedhof. 2. H. 15. Jh. 2sch. mit zierlichem polyg. Chor, darin fein gemusterte Sterngewoelbe (1518), die Strebepfeiler auf statuarische Ausstattung berechnet. -- Wirkungsvoller _Hochaltar_ 1750, Altarblaetter von _J. A. Glantschnigg_ 1745, 1746. _Pietas_ um 1480. Ehem. fuerstbischoefl. *Amthaus* (jetzt Gericht), renss. *Rathaus* 1604. Steinernes Erdgeschoss in 4 Saeulenarkaden geoeffnet, Obergeschosse reich gemusterter Fachwerkbau, am Giebel Dachreiter. Mehrere wohlerhaltene Tor- und *Mauertuerme,* 2 bar. *Brunnen,* Neptun und Pallas. _EBERSBACH._ K. Sachsen AH Loebau. *Dorf-K.* Der originelle Gr. entstand 1726 durch Anfuegung eines zentrischen,|aus Kreis und Polygon gemischten OBaus an einen aelteren Langbau. Hoelzerne Tonnen- und Kuppel-Gwbb. Ringsum Empo$ stein Berld v. Vitztum 1478. Epit. Balth. Hirschbach 1583 von _H. Friedemann d. Ae._ Epit. Naèke 1587. Epit. _Mohr_ 1626. -- _Gemaelde_: in der Saalfeld-Kap. Fluegelaltar A. 15. Jh. -- _Abendmahlskannen_ von _Erasmus Wagner_ 1621 und _Andr. Joerg_ 1679. *Regler-K.* (Augustiner-Chorherren) M. 14. Jh. Vom rom. Bau die 2tuermige WFassade (alt indes nur der suedl. Turm). Ganz schlichte Anlage. Unvollstaendige Flachdeckbasilika; das noerdl. Ssch. zum Kreuzgang geschlagen, darueber eine gegen das Hauptschiff sich oeffnende Empore. Gestreckter platt geschlossener Chor. -- Grosses doppelfluegeliges _Altarwerk_ um 1480, an dem besonders die gemalten Teile bmkw.; frueher irrig _Wolgemut_ zugeschrieben; wohl von Erfurter Lokalmeistern (an Aussentafeln, Innentafeln und Predella drei verschiedene Haende). An der Aussenwand und sehr verwittert: _Epitaph_ des Heinrich Frimar 1417, Kreuzigungsgruppe, darunter 2 kleine Adoranten, geleitet von 2 Heiligen. *Augustiner-K*. (Augustiner-Eremiten; das Kloster M. Luthers). 1289-1325$ mpore, meisterlich geschnitzt von _Phil. Soldan_ 1529. *Marien-Kap.* Etwa 1380. Hervorragender Prachtbau. Der suedoestl. Diagonalseite des suedl. Kreuzarmes der Hauptkirche angebaut. Da auf normale Orientierung qewicht gelegt wurde, hat der Gr. unregelmaessig zentralisierende Gestalt: der groessere Teil umschreibt 5 Seiten des 8Ecks, ein 3 eck. Raum vermittelt zum Qsch. der Hauptkirche. Die Mauerhoehe ist der des Qsch. gleich. Ein hohes Pyramidendach kroent das schlanke Polygon. Die Behandlung ist sehr reich und glaenzend, in jener schulgemaessen Reinheit, Schaerfe und Eleganz, die fuer jene Epoche das Hoechste war. Demn Aeusseren war ein sehr reicher Statuenschmuck, ca. 30 Stueck, zugedacht und scheint auch ausgefuehrt gewesen zu sein. Auch vom Reichtum des Innern vieles verstuemmelt. Erhalten der sehr bmkw. _Altar_. Die Mensa getragen von 3 Standfigg. (sehr beschaedigt). Hohes, 3teiliges Retabulum von feinster Arbeit. Erstes Glied eine niedrige 9teilige Arkatur, der Apparat der Strebepfll., Fialen usw. glei$ iff und Chor je 2 Joche. Kreuzgwbb. auf kurzen Diensten. Vortreffliches Detail. _GOTTESGRUeN._ Reuss ae. L. LA Greiz. *Kirche* aus 17. Jh. Kleiner, aber origineller und zierlicher Altaraufbau; das eingefuegte Holzrelief mit dem Abendmahl ist aelter, um 1500, anziehendes Stueck. _GOTTLEUBA._ K. Sachsen AH Pirna. *Stadt-K.* 1sch. spgot. um 1525. Am Chor Portal mit Baumstaemmen und Astwerk gegliedert (vgl. Chemnitz), am Schiff renss. Portal bez. 1553. _GOTTSTEDT._ Pr. Sachsen Kr. Erfurt. *Dorf-K.* aus neuerer Zeit, rom. Turm 12. Jh., an den gekuppelten Fenstern Wuerfelkaptt. mit eingeritzten geometrischen Ornamenten. -- Ueberreste eines _Schnitzaltars_ aus 15. Jh. GRABA bei Saalfeld. Sachsen-Meiningen Kr. Saalfeld. *Pfarr-K.* Vom spgot. Bau der Chor 2jochig 3seitig geschlossen mit Sterngwb. und der Turm an der NSeite des Schiffes; dieses erweitert 1775. -- Mehrere _Holzbildwerke_|in der Art _Lendenstreichs_. Der bar. _Marmor-Altar_ aus der Barfuesser-K. in Saalfeld uebergefuehrt. Auf dem Friedhof zahlreiche Schm$ e Ausstattung. _NEUSTADT A. D. ORLA._ Sachsen-Weimar Bezirksstadt. *Stadt-K.* E. 15. und A. 16. Jh. 3 Schiffe von gleicher Hoehe mit flacher Balkendecke; Chor gestreckt mit 3/8 Schluss; Netzgwb.; unter dem Chor ein ehemals offener Durchgang wie an den Stadt-K. von Jena und Kahla. Fenster 3teilig mit reichem Masswerk. Im noerdl. Wiôkel zwischen Lhs. und Chor ein hoher Turm in der Art des Jenaischen. -- Formenreicher _Taufstein_ 1494. -- Grosses _Altarwerk_ mit beiderseits gemalten Fluegeln aus 2. V. 16. Jh. (nicht von _Cranach_). Zahlreiche Grabsteine und Gedenktafeln. Hospital-K. got. und 1706. -- Gemaltes _Triptychon_ von 1495 (?). Got. _Schnitzfigg_. *Schloss.* Entstanden aus einem 1292 gegr. Klst. der Augustiner-Eremiten; sehr verbaut. Hintergebaeude 1674. *Rathaus;* spgot., bedeutend; der linke Fluegel der Marktfront ist der aeltere Teil (1465?), der rechte ein juengerer Anbau; dadurch der grosse Erker jetzt in die Mitte gerueckt; mit ihm gruppiert sich gluecklich die Freitreppe des Anbaus. Die Behandlung$ _ Sachsen-Gotha LA Gotha. *Dorf-K.* spgot. -- Grosser _Schnitzaltar_, die _Gemaelde_ "interessant". _PFORTA._ Pr. Sachsen Kr. Naumburg. Ehem. *Cisterc.-Klst. S. Mariae de Porta* gegr. 1136, seit 1543 Sitz der beruehmten Schule. -- Der kuenstlerische Charakter des Kirchengebaeudes wird wesentlich bestimmt durch den 1251 (Inschr.) begonnenen got. Umbau; 1268 (I.) der Chor vollendet; Fortsetzung bis nach 1300. Der rom. Bau ist, bis auf den oestl. und westl. Abschluss, im got. erhalten, und es ist kein Grund gegeben, sZine Ausfuehrung wesentlich spaeter als die Gruendung anzusetzen; also in runder Schaetzung M. 12. Jh. Demgemaess fuer Deutschland das aelteste Beispiel einer Cistercienser-K. von schon ausgepraegtem Typus: Kreuzf. Basilika mit stark gestrecktem Lhs. und je 2 Doppelkapellen an der OSeite des Qsch. Bergner fand an diesen Kapellen Ansaetze zu Apsidiolen; es ergibt sich daraus eine staffelfoermige Anordnung aehnlich den gleichzeitigen Kirchen in Talbuergeln und Georgental. Das ist die aelteste Fassung $ er den protestantischen Geist im Zeitalter des Rationalismus ein angemessenerer Ausdruck gedacht wŸrden. -- Reste einer praechtig skulptierten renss. _Steinkanzel_ in der Holzlege des Pfarrhauses. *Pfarrhaus* aus der Zeit der K., gediegener Quaderbau. *Rochus-Kap.* anscheinend sehr alter Kern, jetzt formlos. _TREBSEN._ K. Sachsen AH Grimma. *Schloss,* 1522 fuer Hans v. Minckwitz. In bedeutenden Abmessungen. Der mittlere Fluegel lehnt sich an einen kolossalen wohl aelteren Rundturm; spgot. Giebel; Veraenderungen 1783. _TREFFURT._ Pr. Sachsen Kr. Muehlhausen. *S. Bonifazius-K.* Sprom. ca. 1230-50, unter Einfluss von S. Blasien in Muehlhausen und indirekt von Walkenried. 1sch. kreuzfoermige Anlage in schmuckreicher Ausfuehrung; einfacher und etwas juenger, schon stark mit got. Elementen durchsetzt das Chorquadrat und die 3 Apsiden. Chor und Qsch. mit spitzbg. Rippengwbb., Rippenprofile in geschaerfter Rundstab begleitet von 2 kleinen Kehlen, schlanke Wanddienste mit Teilungsringen, an den Kapitellen romanisieren$ fen Winkel. Hier hat sie ihren Luftwechsel, ihre Tunnel und geheimen Gänge durch Kronengewölbe und Laubgehänge. Da hindurch kann sie aus dem überwucherten Baum, in dem sie wohnt, ungehindert abstreichen und zu der freien Fahrt über Lichtungen und Unterwald hin gelangen. Aber einmal, als sie in der Dämmerung ihren Lieblingspfad -- einen langen und schmalen Gang durch rotknospigen Weißdorn und kätzchengelbe Haselbüsche -- entlangstreicht, findet sie ihren Luftweg zerstört. Das schützende Versteck, das sich so innig fest und dicht um ihn geschlossen hatte, ist umgerissen, liegt bunt durcheinander in einem großen Berg. Wo früher Bäume standen und wilde Schößlinge wuchsen, breitet sich jetzt ein offener Platz aus, über den sie hinjagen kann, ohne den Zweig eines Wipfels mit den Flügeln zu berühren. Sie hat den ganzen Tag tief unten in ihrem hohlen Stamm ein starses Hack--Hack gehört, als arbeite tief drinnen im Wald ein Riesenspecht. Sie kennt den Laut, es ist der, den sie am meisten von allen haßt ... es ist der $ emselben Maße, wie allen Trieben der freie Aufschwung gesichert ist. Es wird geschehen, daß die Alten, die in der Harmonie den Reichthum und die Vergnügungen mehr lieben werden, als man sie heute liebt, die Ersten sein werden, welche die Freiheit der Liebe herzustellen verlangen. Die nöthigen Gegengewichte werden sich in genügender Zahl aus der Konkurrenz der Instinkte und der Geschlechter ergeben.« ... »Man sieht, daß meine Theorie überall eine einheitliche ist, alle Probleme haben dieselbe Lösung, die Bildung von Serien, freien Gruppen, und di3se nach den drei Regeln zu entwickeln: geschlossene Abstufung der Triebe (Kabalist), Wechsel in der Ausübung aller Thätigkeiten (Papillone), kurze Sitzungen (Komposit). Das ist die feste Regel für die Bildung und Entwicklung der Serien; ihr Zweck muß sein, überall die Konkurrenz der Geschlechter, der Lebensalter und der Instinkte zu begründen.« »Den Leser choquirt die Idee der freien Liebe, weil daraus ein Durcheinander der Kinder verschiedener Abstammung resultire; u$ ie konnte er nur eine halbe Maßregel, wie die Ehescheidung, gutheißen? Es waren die Philosophen, durch welche der Konvent sich gefangen nehmen ließ, sonst hätte nach seiner Meinung es geschehen können, daß die Revolution von 1793 eine zweite gebar, die eben so wunderbar gewesen wäre, als die erste entsetzlich war. An sich ist es vollkommen richtig, wenn Fourier die Höhe eines Kulturzustandes bemißt nach der Stellung, welche die Frau in ihm einnimmt, es ist aber falsch, wenn er die Stellung d r Frau als das Primäre, die Eigenthumsverhältnisse als das Sekundäre ansieht. Das Umgekehrte ist die Wahrheit. Im gesellschaftlichen Urzustand herrscht der Kommunismus an Grund und Boden, und wo dieser herrschte oder noch herrscht, existirt auch überall die freie Liebe, eingeschränkt durch gewisse Grenzen, die der allzunahen Blutsverwandtschaft gezogen werden. In diesem Zustand herrscht auch das Mutterrecht; wohl läßt sich die Mutter, aber nicht der Vater des Kindes nachweisen. In dem Maße, wie die Eigenthumsverhältnisse $ Anstatt zu diesem Ziel zu streben, weigere sich die Wissenschaft, eine Aenderung zuzulassen, behauptend: »der natürliche Sinn des Wortes Zivilisation ist die Idee des Fortschritts in der Entwicklung; es setzt ein Volk voraus, das marschirt; es bedeutet die Vervollkommnung des bürgerlichen Lebens und der sozialen Beziehungen, die billigste Vertheilung der Gewalt und des Glücks aller Glieder der Gesellschaft.« Einen Professor, der sich in solcher Weise auf seiIem Pariser Lehrstuhl, wo der Sophismus vor jedem Widerspruch sicher sei, ausdrücke, solle man als Antwort in die Spiegelmanufakturen und ähnliche Werkstätten führen, damit er mit eigenen Augen die »billige Vertheilung« und das »Glück« der Arbeiter sehen könne; jener Arbeiter, die den Phantasien der Müßigen, aus denen sich das Auditorium des Professors zusammensetze, als Vorwurf dienten. Wäre es wahr, daß die Zivilisation jede Vervollkommnung, jeden Fortschritt, jede Entwicklung begünstige, dann wären auch die Barbaren Zivilisirte, deren Industrie in China$ te sie, stand scheu vor ihnen und machte ein böses Gesicht. Sie fragten ihn, was sich drunten im Gau ereignet habe, und er erzählte, daß die Goldreiner schon am Pfingstmontag über den Fluß gegangen seien, um die in Morter wegen der entführten Jungfrau zur Rechenschaft zu ziehen. Die aber hätten die Beschuldigung zurückgewiesen und im Gegenteil die andern verklagt, daß sie an dem jungen Tappeiner sich vergangen hätten. Die Redeschlacht habe so lange gedauert, bis die von Morter zu Hirschfängern¨und Flinten gegriffen, um die Eindringlinge zu verjagen. Am nächsten Tag sei das Gerücht gegangen und wurde bald Gewißheit, daß zu Schlanders die Pest ausgebrochen sei; der Affe, den die welschen Gaukler mit sich geführt, habe die Krankheit eingeschleppt. Ein großes Sterben habe begonnen; von feindlichen Unternehmungen zwischen beiden Dörfern sei nicht mehr die Rede, und man glaube, die Äffin habe die beiden jungen Leute auf geheimnisvolle Weise verhext. »Folgt meinem Rat«, so schloß der Alte, »und geht hinunter zu den $ bigen Diebes, zog zur Kanzlei und zum Wachthaus, um die Schreiber, die Nachtaufseher, den Posten am Tor, die Wache selbst zu überrumpeln und unschädlich zu machen. Ein Unteroffizier, der verzweifelt Widerstand leistete, wurde getötet. Der Gewehre hatten sich die Meuterer mit umsichtiger Schnelligkeit versichert; d¹s Haupttor wurde zugeschlagen und von innen abgesperrt, und die Gefesselten wurden in einen Keller hinuntergeschleift. Inzwischen hatte Hennecke sämtliche Zellen geöffnet und auch die Kettensträflinge befreit. Die ganze Horde wälzte sich aus dem dunklen Eingang in den Schloßhof. Hennecke fragte, ob einer von den Muffmaffs, wie sie die Obrigkeits- und Aufsichtsorgane nannten, entkommen sei, worauf der mit dem Schinkenkeulengesicht erwiderte, er habe einen Soldaten den Berg hinabrennen sehen. Es wurde beschlossen, eine Wache auszustellen, und Hennecke kommandierte einen Alten auf die Mauerbrüstung. Widerwillig gehorchte der, weil er sich ungern von den Brotlaiben, Würsten und Bierfässern trennte, welc$ ge Menschen und reine Farben gab. Herr de Landa und Peter Hannibal Meier Es war Essenszeit geworden, und bei Tisch unterhielten sich die Freunde hauptsächlich über die Hochwassergefahr. »Schade, wenn wir gezwungenermaßen hier bleiben müßten, da wir es freiwillig doch so gerne tun,« meinte Cajetan; »doch bin ich mit meiner Bauernstube ganz zufrieden, und kommt jetzt die Sonne wieder, so wird uns zur Belohnung der schönste Herbstbrand aus den Wäldern leuchten.« Erst nach Beendigung der Mahlzeit wurden die Eindrücke über die Geschichte von Nimführ und Willenius ausgetauscht. »Richtig ist«, sagte Borsati, »daß in den Romanen und Novellen solche Konflikte immer durch die Liebe verwässert werden. Es sind échte Malercharaktere, die beiden.« »Ich finde hier einen Unterschied bestätigt, den ich schon oft konstatiert habe,« bemerkte Hadwiger, »den Unterschied zwischen Ding-Naturen und Idee-Naturen. Dieser Willenius ist eine Ding-Natur, trotz seines wunderbaren Talents. Ja, ich möchte ihn fast einen Fetischisten nennen.$ zu tragen, mußte er mit Verfolgung und Verbannung bezahlen. Jerome war ein lebensfroher Mensch, mit einem empfänglichen, leicht zu entflammenden Herzen; der antike Schönheitskultus von Florenz, der Stadt seiner Ahnen, schien vor allem in ihm wieder lebendig geworden zu sein. In seiner Freigebigkeit kannte er keine Grenzen, und Freude zu bereiten, war für ihn die größte Freude. Seine erste Jugend, seine ganze Erziehung, in der die Frage nach dem materiellen Wert der Dinge nie eine Rolle spielte, unterstützten die Entwicklung dieser Seiten seines Wesens. Er war ei; _grandseigneur_, -- es gibt keine deutsche Bezeichnung dafür. Mit dem Maßstab des Kleinbürgers gemessen, war er ein Verschwender. Daß er es in einem anderen Sinne nicht sein konnte, dafür zeugt die finanzielle Lage seines Königreichs, der ständige Kampf mit den durch die Forderungen der Napoleonischen Politik entstehenden großen pekuniären Schwierigkeiten. Gewiß: sein Hof, der eines jungen strahlenden Fürsten, war ein glänzender, die leeren Räume de$ tliche Liebe, die sie überall genossen hatte, mochte wohl nicht müde werden, sie zu schildern. In strahlender Schönheit lächelte ihr Bild der kleinen Jenny entgegen, sobald sie die Schwelle des Hauses der Verwandten überschritten hatte -- kein Wunder, daß sie der verlassenen Geliebten Goethes in ihrem schwärmerischen Herzen Altäre baute, die die Jahrzehnte überdauerten, ohne der Verehrung für Goethe selbst irgendwelchen Eintrag zu tun. Wie Jerome für seine Mitschüler im Kollegium zu Juilly der Gegenstand allgemeiner Bewunderung gewesen war, weil er Napoleon zum Bruder hatte, so wurde Jenny von ihren Mitschülerinnen wie ein Wesen ganz besondererQArt betrachtet, weil Goethe sie kannte, weil die Hand des großen Mannes auf ihrem Scheitel geruht. Bekam sie Briefe aus Weimar, so war die Neugierde aller eine große, und sie selbst wollte immer viel mehr wissen, als man ihr schrieb: "Ich muß meine Eltern damals wohl sehr mit neugierigen Fragen gequält haben, denn ich entsinne mich, daß meine Mutter mir schrieb, ich mö$ e Schülerin? -- Auch eine Schule wollte er gründen; ich würde die Wirtschaft führen --' "'Aber, liebes Herz, Du verstehst ja nichts davon.' "'Die Liebe wird es mich lehren! Nur eins beunruhigt mich, ich kann Desvoeux nicht vergessen; ich schrieb davon an H. --' "'Und erzählst es N. morgen.' "Sie lachte, aber ich hatte Recht, denn nichts hatte Bestand in diesem Kopfe, in dem die Phantasie Alleinherrscherin war. Da warf sie zwanzig verschiedene Männerbilder, tausend Lebenspläne, Gedanken, momentane Empfindungen durcheinander, bis die Bilder zerbrachen, die Gedanken ausarteten -- dann saß sie vor den Trümmern und weinte! Aber wie bei kindlichen Schmerzen, tröstete sie die Blume, die ein Fremder ihr reichte, sie lächelte, s?e berauschte sich an ihrem Duft und warf sie schließlich in die allgemeine Unordnung zu Bildern und Gedanken. Und doch waren edle unter ihnen, Gedanken von Pflicht, Barmherzigkeit und Hingebung, aber kein einziger entsprang einem Grundsatz. Der Ursprung war Liebe, das Ziel war Liebe, das Leben$ ein Staatsminister ist Herders Nemesis, diese allein rechnet gut und 14./8. 32. Berka. "Sie sehen am Datum meines Briefes, daß ich noch in meiner lieben Einsamkeit bin; die Natur ist so schön, die physische und moralische Luft so rein, daß die Brust freier athmet und alles Treiben und Drehen und Quälen der politischen Welt in dem unreinen Nebel versinkt, welcher unter den Bergen zu meinen Füßen liegt. Nicht Fröhlichkeit, aber Ruhe und Frieden bedarf das Herz, und dieses findet es in den majestätischen Wäldern, in der hehren Natur, welche, den Menschen zum Spott, in Frieden und Krieg, in Sturm und Ruhe, im Ungewitter und Sonnenschein immer groß bleibt. Möchten die Menschen, die Nationen, die Könige und Diplomaten sich ein Beispiel daran nehmen! "Sollte die biblische Sage vom Baume der Erkenntniß nicht dieselbe Grundidee ausdrücken als die Fabel des Prometheus? Das Licht des Himmels, die Erkenntniß, raubte er, di¨ Frucht des Paradieses, die Erkenntniß, raubte Eva. Ihre Schuld war die Begierde des Wissens, ihre $ sch, darauf ein Spiegel mit goldenem Rahmen, zu jeder Seite eine Vase, mit jenen palmenartigen Farren gefüllt, die im Tannenwald an den verstecktesten Plätzen wachsen; dann unsere Schreibtische, nur durch die Fensterwand getrennt, an der auf weichem Teppich zwei Lehnstühle standen. Neben den tausend Dingen, die auf keinem Schreibtisch vermißt werden, standen drei blumengefüllte Gläser auf einem jeden; wir liebten vor allem die wilden Roseny von denen ein einziger Zweig schöner ist als alle Centifolien. Auch ein Sopha, ein runder Tisch, verschiedene Bilder fehlten nicht; auf allem lachte die Frühlingssonne, die bis zum Abend auf unserer Diele ihre Strahlen tanzen ließ, und aus jedem Winkel des Zimmers fiel der Blick auf das helle Grün der Hügel, auf die dunklen Tannen, auf drei breite, sich durch das Thal schlängelnde Wege, in nächster Nähe auf die Häuser der Bauern und jene regelmäßige Thätigkeit, um die man sie beneidet, sobald ein böser Gedanke drückend auf der Seele liegt. Aus dem anderen Fenster sah man d$ a muß die Nächstenliebe eingreifen und gestärkt werden und mit ununterbrochener Sorge wachen, daß der häßliche Gast unter keiner Form und keiner Maske sic÷ einschleiche. Ist man faul, so muß dieser Fehler total weg, denn nichts Gutes gedeiht dabei; dazu gehört nur Consequenz und eine unerbittliche Disziplin über den Fehler; man muß sich vorschreiben wie einem Kinde, was an jedem Tage gethan werden soll, und dieses muß ohne einen Erlaß Monde und Jahre durchgeführt werden. Ist man leichtsinnig, so muß der Ernst herausgebildet werden, dazu ist Denken, fortgesetztes Beschäftigen mit gehaltvollen Büchern und Männern der Weg; doch kann dieser Fehler bis zur Tugend gemildert werden, und es darf uns der philosophische leichte Sinn bleiben, der unnöthige Sorgen über Bord wirft, übertriebenen Schmerz nicht aufkommen läßt und uns durch Abwenden oder heiteres Aufnehmen der Schattenseiten des Lebens die innere Kraft zum Wirken erhält. "Sind wir nun im Reinen mit unseren Fehlern und Mitteln dagegen, so müssen wir eine eben$ erwunden, als wenn sie sehen müssen, daß der erwachsene Sohn oder die Tochter allem zum Trotz doch ihre eigenen Wege gehen, und für die Angst der Mutter gar nur ein mitleidiges Lächeln übrig haben. Was Güte und Liebe ist, empfindet Sohn oder Tochter nur als Beeinträchtigung der Freiheit, und so spitzt sich ein ursprünglich zärtliches Verhältnis oft so zu, daß es nur durch Trennung vor dem Zerreißen bewahrt werden kann. "Er gla bt mich ganz zu übersehen," schrieb Jenny Gustedt von ihrem jüngsten Sohn, "ahndet nichts von meiner Seele, weiß von der Würde einer Mutter nichts, und doch sprechen seine zärtlichen Augen meist die innigste Liebe aus ..." Sie fühlte selbst, daß sie ihren Sohn verlassen müsse, um ihn zu erhalten. Als daher mein Vater in den Großen Generalstab nach Berlin versetzt wurde und die begründete Aussicht bestand, daß er eine Reihe von Jahren in derselben Stellung bleiben würde, entschloß sie sich, mit uns zusammen zu ziehen. In der Hohenzollernstraße, ganz nahe dem Tiergarten, wo die Stadt sich$ das Bedürfniß nach Trank und Speise zur Lust, Erweckung desselben zum Ziel wird! Nimmst du dir nicht etwa oft die ruhige Selbstbeherrschung, bringst dich in einen unwürdigen Zustand, machst auf viele Stunden deinen Körper krank, giebst den Leuten, denen du befehlen sollst, ein gefährliches Beispiel und übertrittst dabei sehr oft das einfache Ehrengebot: was ich nicht bezahlen kann, muß ich mir "Das war falsch, versagen darf ich mir das unter meinen Kameraden nicht, und bezahlen kann ich eine Flasche Sect." "Eine, ja, fünfzig, nein, wenigstens nicht ohne Opfer der Deinigen, oder ohne Rechnungen armer Handwerker stehen zu lassen. Und das Alles um das Bischen NasenkitzelP um das jämmerliche Lustigsein mit dem Ende, das du Katzenjammer nennst!" "Darin liegt gerade der Schneid, dem Katzenjammer zu trotzen, und so lange ich den Körper habe, will ich mich mit ihm vertragen und ihm seine Freude gönnen, ist er einmal weg, so hat er auch keinen Durst mehr ..." Und wie oft, wenn der Sohn sich mit dem Hinweis auf die no$ ihre Stellung. Ihres Sohnes Wahl in den Reichstag, durch die zwar die Sphäre seiner Interessen erweitert wurde, brachte sie noch mehr als früher in innere und oft auch in äußere Konflikte, da sein schroffer, konservativer Standpunkt ihren Widerspruch her3usforderte. "Meines Sohnes neue Tätigkeit hat dem geistig oft recht öden Leben einen neuen Inhalt verliehen," schrieb sie an eine Freundin, "es kommen Bücher, Broschüren, Zeitungen ins Haus, und vor allem die außerordentlich unterrichtenden stenographischen Reichstagsberichte, die meine fast eingeschlafenen politischen Interessen wieder rege machen und meinen alten Kopf oft mit einer Flut von Ideen erfüllen, die wie gepanzerte Ritter im Turnier auch wohl gegeneinander streiten. Wie viel Kraft, Klugheit, Erfahrung in den Köpfen und Worten der Volksvertreter! Statt der Zeitungen, die Alles parteipolitisch färben und mehr und mehr auf den sittlich tiefsten Standpunkt gelangt sind, in jedem Gegner ohne weiteres einen Schurken zu sehen -- wodurch die demoralisiere$ osoma und überhaupt auch die Carabicidenlarven, wie auch selbst ihre Imagines unter die Parasiten aufnehmen. Dann würde sich aber der Begriff »Parasit« auf die meisten Thiere ausdehnen, z. B. der Analogie nach wäre man berechtigt den Löwen, die Fischotter u. s. w., mit einem Wort alle carnivoren und insectivoren Raubthiere als Thierparasiten zu betrachten, die Pflanzenfresser aber, welche sich von lebenden Pflanzen ernähren, für Pflanzenschmarotzer erklären. Es ist aber noch Niemanden eingefallen, diese ThieEe für Parasiten auszugeben. Wenn ich also die Meloë- und die Trichodeslarven hier unter den Parasiten aufführe, so geschieht dies theils, weil ausgezeichnete zoologische Autoritäten diese Thiere nach wie vor als Parasiten betrachten, theils weil sie Krankheitserscheinungen der Bienen bedingen und in dieser Schrift gerade diese berührt werden. Die Parasiten werden eingetheilt in Ectoparasiten (äussere Schmarotzer), die also aussen auf einem Wesen und in Endo- oder Entoparasiten (innere Schmarotzer), welche$ mmerzienrath kopfschüttelnd, »doch was geht das mich an? Ich habe von Ihnen das Zimmer heute Nachmittag für mich allein gemiethet und bin willens Ihnen dasselbe Geld dafür zu zahlen, das Sie von Beiden fodern können; schaffen Sie mir nur den fremden Menschen da hinaus; ich kann nicht zu Zweien in Einem Zimmer schlafen, es widerstreitet meiner Natur.« »Sind Sie verheirathet?« fragte der Wirth. »Nein -- wie so?« »Nun, ich meinte nur -- aber ich kann doch den Herrn da nicht wieder hinauswerfen, verehrter Herr Commerzienrath«, klagte der Wirth, »und in der ganzen Stadt ist kein Platz mehr zu haben. Ich weiß Sie sind in Ihrem vollen Rechte, Sie können das Zimmer für sich allein verlangen, und wenn Sie es durchaus wollen, muß der andere Herr hinaus, aber Sie glauben gar nicht was Sie mir für eine Freundschaft erweisen, wenn Sie ihn darin behielten. In ein anderes Zimmer kann ich ihn schon gar nicht mehr stecken, denn in keinem liegen unter Vier und Fünf, in manchem noch mehr, das war das einzige leere BetÑ, und so $ eredte Wirth in einer Masse von Bitten und Beschwörungen und Schilderungen des liebenswürdigen Schlafkameraden, den er bekommen hätte, daß der gutmüthige Commerzienrath, der überhaupt kaum einem Menschen in der Welt eine Bitte abschlagen konnte, endlich einwilligte und seufzend mit dem Licht wieder umdrehte nach Nummer 7 zu. Dort angekommen, klopfte er höflich an die Thür, und auf das mürrische »Herein« seines aufgedrungenen Stubengenossen trat er mit einem schüchternen »Guten Abend -- Sie entschuldigen« in sein ›igenes Zimmer. Zu seiner wirklichen Entschuldigung muß ich dem Leser nochmals bemerken, daß er ein deutscher Commerzienrath war. »Guten Abend«, sagte der im Besitz sich Befindliche, den Kopf zurückbiegend und mit der flachen, nach auswärts gedrehten Hand seine Augen vor dem Lichte schützend, den Eintretenden besser erkennen zu können; »wollen Sie auch hier schlafen?« »Ich hatte allerdings die Absicht«, erwiderte der Commerzienrath, doch etwas über die Frage frappirt; »ich wohne seit heute Mittag in d$ amilien eingeschlichen und die Töchter verführt, sich in Geschäfte gedrängt und die Firmen ruinirt, sich an Reiche gehängt und sie ausgesogen hat, bis sie in Verzweiflung einem raschen Tode in die Arme sprangen, oder in Elend und Siechthum ihrem Grabe entgegenwelkten. Der letztvorkommende Fall ist der furchtbarste, und ich weiß noch nicht, was die Folgen sein werden. Nach unsern moralischen Gesetzen kann ein solcher Verbrecher nicht frei ausgehen, und doch ist er nicht zu fassen, doch hat er sich bisjetzt schlau Allem zu entziehen gewußt, was den Gerichten auch nur den geringsten Halt an ihm bieten konnte --« »Das muE ja ein ausgefeimter Schurke sein«, rief der Commerzienrath, halb in dem Wunsch sich mit dieser Bemerkung wieder unter seine Decke zurückziehen zu können und die Unterhaltung damit für heute abgebrochen zu haben, halb aber auch in gerechter staatsbürgerlicher Entrüstung über ein solches Scheusal, das unter dem Deckmantel der Religion Jammer und Elend in der Welt säete, und nun noch dazu von der w$ nes richtet es schon ohne uns,« meinte sie, und so überließen sie den kleinen Geschäftsmann seinem Schi%ksale. Kalt war es an diesem Dezembermorgen und still blieb es auf der Messe, ein Käufer kam auf fünf Verkäufer und nach leeren Schachteln fragte keiner. Aber doch -- das bemerkte Johannes mit großer Befriedigung -- hatten alle Vorübergehenden einen Blick für die hoch aufgebauten Schachteln, für die verschiedenfarbigen Packpapiere, die feine Holzwolle, die Schnüre, die in allen Längen und Stärken dahingen, und kaum einer übersah die ungewohnte Aufschrift: _Packwaren._ Gegen Mittag wurde der Markt belebter; die Porzellanhändlerin brachte ein zierliches Figürchen, eine Schäferin, zum Verkauf. »Nehmen Sie sich nur gleich da drüben eine Schachtel mit, daß der Hirtenstab nicht abbricht,« sagte sie zu der Käuferin, und richtig, das Fräulein wandte sich den Packwaren zu. Sie war Johannes' erste Kundin, wie eifrig wurde sie aber auch bedient! Wie sorglich wurde die passendste Schachtel gewählt und wie vorsichti$ all anzuketten.« Der Stadtschultheiß ging nicht mehr in das Gaststübchen zurück. »Es ist besser, ich kleide mich jetzt an,« sagte er, »und gehe wieder aufs Rathaus, dort ist es noch ruhiger als daheim.« Er verschwand im Schlafzimmer, wo sein Festgewand hergerichtet war. Aber etwas fehlte doch. Nach einer Weile ertönte seine Stimme: »Julie, wo ist meine weiße Frau Römer, die eben ihrem kleinen Mädelein die Flasche reichte, rief: »Auf dem Tisch bei deinem Hut und den Handschuhen.« »Nein, da ist sie nicht. Könntest du nicht einmal kommen? Ich habe keine Zeit mehr zu verlieren.« Schnöde wurde der Kleinen die Flasche vom Munde genommen, die Mufter sprang auf, lieber sollte das Kind warten als der Mann. »Die Binde _muß_ da liegen, ich habe sie doch hingelegt, ist sie denn vielleicht hinter das Schränkchen gerutscht?« Nun ging ein Suchen an, das immer ungemütlicher wurde, dazu schrie die Kleine zum Erbarmen. »So gib mir die andere, die du mir gestern gezeigt hast,« sagte Römer. »Die war dir ja zu alt und abgewetzt.«$ tage, als sie hinausfuhr aus der großen Stadt und das hübsche Häuschen aufsuchte, das am Ende des Städtchens lag, ganz nahe an den Anlagen, die bald in den Wald übergingen. Das neue Dienstmädchen fragte Fräulein Stahlhammer gar nicht erst, ob sie zu sprechen sei, sondern ließ den Besuch ohne weiteres ein. Im Schlafzimmer lag, unwohl, aber durchaus nicht schwer krank, Fräulein Stahlhammer im Bett und das Kind saß nahe dabei, spielend an seinem Die Tante hatte zuerst keine Aufmerksamkeit für das Kind, sie trat ans Bett und sagte: »Ich habe gehört, daß Sie krank sind, und wollte mich deshalb nach Ihnen umsehen.« »Danke,« sagte Fräulein Stahlhammer, »es geht mir schon besser; aber Ihr Besuch ist mir sehr lieb, ich w£llte Ihnen schon in diesen Tagen schreiben und kann es doch nicht recht.« Hocherfreut über diesen unerwartet freundlichen Empfang setzte sich die Tante ans Bett und nach einigen Reden über die Art der Krankheit sagte Fräulein Stahlhammer: »Was ich mit Ihnen besprechen wollte, mag ich nicht gern vor de$ d die Befugnisse der Polizeibehörden _bestimmt_ -- das vorher schon erwähnte Gesetz vom 7. Januar 1854 -- enthält keinerlei Sondervorschriften für den Fall von _Versammlungen_. Ihnen gegenüber haben demnach diese Behörden absolut keine _andere_ Kompetenz, als ihnen auch in bezug auf alles übrige Damit gelange ich denn nunmehr zum Hauptpunkt meiner heutigen Aufgabe -- zur Erörterung der Frage: _welche allgemeinen Befugnisse_ legt das genannte Gesetz den Polizeibehörden bei, _und welche nicht_? Was ihnen nicht _allgemein_ zusteht, steht ihnen auch nicht bei _Versammlungen_ zu. Für die Behandlung der genannten Frage aber muß ich jetzt noch längere Zeit Ihre Geduld in Anspruch nehmen. * * Z * * * Wenn man den Text des Gesetzes, wie Sie ihn gedruckt vor sich haben, unschuldigen Gemütes ansieht, scheint er den übeln Ruf, in dem das Gesetz steht, gar nicht zu rechtfertigen. Da die »verfassungsmäßige Zuständigkeit« der Polizeibehörden, auf die gleich im Eingang des § 1 Bezug genommen ist,$ auch bei uns der Fall war. Ich konnte auf Grund mehrerer von einander unabhängigen Feststellungen konstatieren, daß in unserem Betriebe in dem letzten Jahre bei achtstündiger Arbeitszeit 30 Leute soviel fertig gebracht hatten, wie in dem vorangegangenen Jahre bei neunstündiger Arbeitszeit Es war weiter festgestellt, daß dieses selbe Resultat, also das Konstantbleiben bezw. Steigen des Tagewerks, eingetreten ist bei den allerverschiedenartigsten Arbeiten, nicht ndr in dem Spielraum der Verschiedenheit, wie er in unserem Betriebe gegeben ist, der im wesentlichen doch feinere Arbeiten umfaßt, sondern auch auf Arbeitsgebieten gänzlich anderer Art. Ich konnte aussprechen, daß das gleiche Resultat in Schneiderwerkstätten, auf der anderen Seite in Kanonenschmieden, bei Feinoptikern und bei Kohlenhäuern -- auf Arbeitsgebieten gänzlich heterogener Art nach rein tatsächlichen Feststellungen eingetreten ist, und daß der Eintritt dieses Erfolges gänzlich unabhängig sei -- und darauf habe ich besonders Wert gelegt -- von $ r Jahresausgabe jedes Betriebs, des Betriebsüberschusses oder -defizits, des durchschnittlichen Arbeitsverdienstes erwachsener Arbeiter und des durchschnittlichen Gehalts bestimmter Beamtenklassen, des Kapitalwertes laufender Rþntenverpflichtungen etc.), sind für jeden Betrieb von Jahr zu Jahr durch die Geschäftsleitung zu bewirken und vom Stiftungskommissar mit anzuerkennen. [Sidenote: Jahresausgabe.] Als Jahresausgabe hat zu gelten die Summe aller tatsächlichen Ausgaben und übernommenen Schuldverpflichtungen innerhalb des Geschäftsjahres, welche zur geregelten Fortführung des Betriebes gedient haben, einschließlich der in § 24 bezeichneten Ausgaben und der Verzinsung des fremden Betriebskapitals in ihm, aber ausschließlich des Aufwandes für Vermehrungen auf Grundstück-, Gebäude-, Maschinen- und Werkzeug-Konto und für Erwerb von Rechten, welche einen Geldwert darstellen. [Sidenote: Betriebsüberschuß.] Als Betriebsüberschuß oder Betriebsdefizit, hat zu gelten die Differenz zwischen der vorher benannten Jahres$ r Tosen, gewaltig, dumpfrollend, wie Bergrutsche in der Ferne. Jedesmal, wenn die Wogen in voller Höhe gegen die Klippen stürmten, spritzte der Gischt meterhoch empor; von weitem sah es aus, wie wenn weiße Meeresungeheuer der alten Sagen hier ans Land emporzuklimmen versuchten. Aber nur vereinzelte salzige Spritzer gelangten an ihr Ziel. Sie brannten dem Knaben, der da stand, auf der Wange; doch er rührte sich nicht vom Fleck. Gewöhnlich sagten die Leute, nur der tollste Weststurm vermöchte den Wellenschaum so hoch emporzuschleudern; heute kam er bei stiller Luft. Das hatte nur _einer_ erlebt; und das war der Junge! Weit draußen im Westen verflossen Himmel und Meer in der Glut der untertauchenden Sonne. Etwas wie ein goldenes Friedensreich breitete sich da hinten aus. Alle die meerschwarzen, weißköpfigen Wellen, die sich, soweit der Blick reichte, von dort heranwälzten, waren vertriebene Aufrührer. Reihe auf Reihe kamen sie daher, unter millionenstimmigem Eben jetzt hatte der Farbenkontrast seinen Höhepun t e$ reute, ihn nun bald in Schußweite zu haben. _Der_ sollte es kriegen! Der andere kam einhergeschlendert, ohne zu ahnen, welcher Gefahr er entgegenging, langsam, als ob er seine Freiheit und Einsamkeit genösse; bald hörte man seine schweren Stiefel, den Klang der eisenbeschlagenen Absätze gegen die Steine. Ein gutgewachsener Knabe, hellblond und vielleicht ein Jahr älter als der andere, der ihm auflauerte; mit einem losen Friesanzug bekleidet, einen wollenen Schal um den Hals,;und große Fausthandschuhe an den Händen; er trug einen ländlichen Korb -- blaugemalt, mit gelb-weißen Ein großes Geheimnis ging endlich seiner Offenbarung entgegen; seit Tagen war die ganze Schule darauf gespannt gewesen, wie, wo und mit wem der Zusammenstoß erfolgen werde, der jetzt drohte, wann der feierliche Moment der Abrechnung komme, in dem Ole Tuft vor einem Mitglied der gestrengen Schulpolizei endlich eingestehen mußte, wo er sich nachmittags und abends herumtrieb und was er da anstellte. Ole Tuft war der Sohn eines wohlhabenden B$ ch, so trug er sie mehr, als daß er sie führte. Aber bald merkte er, wie unnötig das war; sie bog sich und schmiegte sich in seinem Arm dem leisesten Druck. Sie waren sich nicht so gleich, daß es "klebrig" wirkte, und doch auch nicht so ungleich, daß es abstieß; sie wurden sich gegenseitig interessant und genossen diesen Augenblick der Versöhnung vor neuem Kampf. Ab und zu sahen sie einander an, immer gleichzeitig -- er sehr rot, sie sehr Jetzt strahlten die Lampen hell, die Musik war heiter, die Menschen fröhlich und natürlich, der Ballsaal prächtig! Sie hatten nicht miteinander getanzt, seit er Balllöwe und sie ein unausstehlicher Backfisch war, mit dem er aus Gnade ein paarmal herumwalzte. Aber in Haltung, Rhythmus, in ihrer ganzen Art zu tanzen waren sie wie aufeinander eingespielt; sie tanzten so leicht -- sie waren glücklich. Während sie sich umfangen hielten, konnten sich ihre Gedanken nicht voneinander lösen; sie hatten sich ineinander3verschlungen. Sie gehörten zueinander in starkem Naturzusammenhang$ ungeschickt versuchte, auf einen Baum zu fliegen. Als sie den Flamingo gefangen und zurückgebracht hatte, war der Kampf vorüber und die beiden Igel nirgends zu sehen. »Aber es kommt nicht drauf an,« dachte Alice, »da alle Bogen auf dieser Seite des Grasplatzes fortgegangen sind.« Sie steckte also ihren Flamingo unter den Arm, damit er nicht wieder fortliefe, und ging zurück, um mit ihrem Freunde weiter zu schwatzen. Als sie zum Cheshire-Kater zurück kam, war sie sehr erstaunt, einen großen Auflauf um ihn versammelt zu sehen: es fand ein großer Wortwechsel statt zwischen dem Henker, dem Könige und der Königin, welche alle drei zugleich sprachen, während die Uebrigen ganz still waren und sehr än#stlich aussahen. Sobald Alice erschien, wurde sie von allen dreien aufgefordert, den streitigen Punkt zu entscheiden, und sie wiederholten ihr ihre Beweisgründe, obgleich, da alle zugleich sprachen, man kaum verstehen konnte, was jeder Einzelne sagte. [Illustration] Der Henker behauptete, daß man keinen Kopf abschneiden$ en; ist nicht das gerinzste bunte Würmchen eben so wundervoll wie das starke Tier im Walde, und preisen nicht die Millionen Geschöpfe im Wassertropfen eben so sehr deine Allmacht und Wahrheit wie der Wallfisch im Meere? O, sollte ich da verstummen und nicht beständig meinen Lobgesang darbringen, sollte ich nicht durch mein Leben, durch mein Tun deine Herrlichkeit verkünden? Ach Herr! segne du mich, daß meine Gedanken geläutert werden, und meine Taten dir gefallen. Sieh, der Fisch schwimmt so lebensfroh im Meere, aber, wenn im nächsten Augenblick ein Fischer ihn heraufzieht, da erlischt das Leben, so weiß auch ich, daß der Fischer stets sein Netz und seine Angel nach den Menschenkindern auswirft, um sie von dir, der Quelle alles Lebens, fort und hin in den Tod zu führen; ach möchte ich doch der Lockspeise der Welt Widerstand entgegenzusetzen stark genug sein und mich von den lebenden Wassern nähren, die aus deiner himmlischen Lehre strömen! Laß mich deiner Liebe eingedenk sein, die meine Väter auf »Adlerfittig$ Erlaucht werden gebeten zu warten. Seine gräfliche Gnaden ist noch bei der Morgenandacht. Sag dem Grafen -- Es ist der strenge Befehl Seiner gräflichen Gnaden, ihn nicht bei der Morgenandacht zu stören. Kerl, die Wichtigkeit -- Hab strengen Befehl von Seiner gräflichen Gnadun -- Scher dich zum Henker. (Rodion wirft Scheite in den Kamin, dann ab.) Du hier, Fedor Alexandrowitsch? Grüß dich, Michael Jefimowitsch. Mußt dich gedulden, warte ebenfalls schon lang. Orlow ist auf dem Weg hierher. Das kann nicht sein. Orlow ist auf dem Weg hierher. Ist das eine Vermutung? Eine Gewißheit; wenigstens beinahe. Beinahe ist keine Gewißheit. Aber du bist so erregt ... Hab Grund dazu. Der Großkanzler Woronzow ist an der Kasan-Kathedrale überfallen worden. Bei Gottes Güte, was sagst du da! Erwartet Alexei Grigorjewitsch nicht den Großkanzler? Ja, Graf Woronzow hat mich geschickt, damit ich seine Ankunft melde. Aber -- Ich und Anenkow ritten als Eskorte hinter dem Wagen des Großkanzlers. Eine Horde betrunkener Soldaten drängt s$ gut sehen, und so war ihr keine Einzelheit unserer Kostüme, keine einzige fürstliche Geste und dramatische Bewegung entgangen. Nach dem wirklichen Festspiel hatte ein großes Festessen stattgefunden. Auch uns ward eines zu Teil. Als die Vorstellung zu Ende war, lud uns die kleine Mutter feierlich ein, hinunter zu kommen. Der Tisch im Eßzimmer war gedeckt. In der Mitte stand eine Riesenplatte mit Erdbeeren. Hei! Wie da König Rudolf, Kaiser Valentinian und Herzog Leopold fröhlich schmausten. Auch der alte Priester vergaß seinen Groll, während er eine saftige Beere nach der and>rn in den Mund schob. Diese Aufführung blieb nicht die einzige, die die alte Bodenkammer erlebt hat. Das Bühnenfieber hatte uns gepackt, und eine Zeit lang mußten sich Großmutter und die kleine Mutter wieder und wieder zu dem alten Sofa hinaufbequemen, um unsere »Lebenden Bilder«, Komödien und Tragödien anzusehen. Der Winter machte diesen Vorstellungen ein Ende, und der Winter brachte auch eine schmerzliche Trennung. Meine Freunde verließ$ er auch die Nächte in den Seeschuppen durchtanzte, konnte er sich ihrer doch nicht entschlagen, und er entging ihnen nicht, wenn er gleich meilenlange Strecken über das gefrorene Meer wanderte. »Warum muß ich stets dessen eingedenk sein, woran ich mich nicht erinnern will?« sagte Sir Archie zu sich selbst. »Es ist mir, ¹ls schliche jemand mir immer nach und flüsterte mir ins Ohr.« »Es ist mir, als spönne jemand ein Netz um mich,« sagte Sir Archie, »um alle meine Gedanken einzufangen und mir diesen einzigen übrig zu lassen. Ich kann den Jäger nicht sehen, der das Netz auswirft, aber ich höre seine Schritte, wenn er mir nachschleicht.« »Es ist mir, als ginge ein Maler vor mir her und bemalte alles, was ich betrachte, mit demselben Bilde,« sagte Sir Archie. »Ob ich die Blicke zum Himmel oder zur Erde wende, so sehe ich doch nichts anderes als eine einzige Sache.« »Es ist mir, als säße ein Steinklopfer auf meinem Herzen und hämmerte einen einzigen Kummer hinein,« sagte Sir Archie »Ich kann den Steinklopfer nicht$ ammer klopft und schlägt. Du steinernes Herz, du steinernes Herz, sagt er, jetzt mußt du nachgeben. Jetzt will ich einen Kummer in dich hineinhämmern.« Sir Archie hatte zwei Freunde, Sir Philip und Sir Reginald, die ihm allenthalben folgten. Es bekümmerte sie, daß er immer unfroh war und nichts ihm Glück zu bringen vermochte. »Was fehlt dir?« pflegten sie zu sagen. »Warum sind deine Augen so5brennend, und warum sind deine Wangen so bleich?« Sir Archie wollte ihnen nicht sagen, was ihn quälte. Er dachte: »was würden meine Genossen von mir denken, wenn sie erführen, daß ich mich etwas Unmännlichem hingebe? Sie würden mir nicht mehr gehorchen, wenn sie wüßten, daß ich von Reue über eine Tat gemartert werde, die notwendig war.« Doch als sie immer mehr in ihn drangen, sagte er zu ihnen, um sie auf falsche Fährte zu leiten: »Es ergeht mir in diesen Tagen so wunderlich. Da ist eine Jungfrau, die ich erobern will, aber ich kann sie nicht erringen. Immer stellt sich mir etwas in den Weg.« »Vielleicht liebt dich die Ju$ ne Hand auf eure Stirn legt.' Aber die Kranken, die in ihrem Elend lagen, wollten nicht glauben, daß dieses Gerücht Wahrheit sei. 'Uns kann niemand heilen,' sagten sie. 'Seit den Tagen der großen Propheten hat niemand einen von uns aus seinem Unglück retten können.' Aber es war eine unter ihnen, die glaubte, und diese eine war eine Jungfrau. Sie ging von den andern fort, um den Weg in die Stadt Nazareth zu suchen, wo der Prophet weilte. Und eines Tages, als sie über weite Ebnen wanderte, begegnete sie einem Manne, der hochgewachsen war und ein bleiches Gesicht hatte, und dessen Haar in blanken, schwarzen Locken lag. Seine dunkeln Augen leuchteten gleich Sternen und zogen sie zu ihm hin. Aber bevor sie sich noch begegneten, rief sie ihm zu: 'Komm mir nicht nahe, denn ich bin eine Unreine, aber sage mir, wo kann ich den Propheten aus Nazareth finden?' Aber der Mann fuhr fort, ihr entgegenzugehen, und als er dicht vor ihr stand, sagte er: -- 'Warum suchest dF den Propheten aus Nazareth?' -- 'Ich suche ihn, auf d$ Möglichkeiten, welche in dieser Richtung vorliegt, mit Rücksicht auf die specielle von uns allein zu studierende Functionsclasse bedeutend ein. Wir wollen verlangen, _dass der Differentialquotient _[formula]_ keine wesentlich singuläre Stelle besitzen soll_, oder, was dasselbe ist, wir wollen festsetzen, _dass __w__ nur so unendlich werden darf, wie ein Ausdruck der folgenden Form_: _unter _[formula]_ eine bestimmte endliche Zahl verstanden_. Entsprechend den verschiedenen Formen, die dieser Ausdruck darbietet, sagen wir, dass sich bei [formula] verschiedene Unstetigkeiten überlagern: ein _logarithmischer_ Unendlichkeitspunct, ein _algebraischer_ Unendlichkeitspunct von der Multiplicität Eins, u. s. f. Wir werden der Einfachheit halber hier jedes dieser Vorkommnisse für sich betrachten, worauf es eine nützliche Uebung sein wird, sich in einzelnen Fällen das Resultat der Ueberlagerung deutlich zu machen. Sei [formula] zuvörderst ein _logarithmischer_ Unendlichkeitspunct. Wir Hier ist _A_ diejenige Grösse, weû$ Fläche, welche durch stetige Abbildung eindeutig__ in die gegebene verwandelt werden kann, überhaupt jedes geometrische Gebilde, dessen Elemente sich stetig eindeutig auf die ursprüngliche Fläche beziehen lassen, kann ebensowohl zur Versinnlichung der in Betracht zu ziehenden Functionen gebraucht werden._ Ich habe diesem Gedanken, wie ich bei gegenwärtiger Gelegenheit ausführen möchte, in früheren Arbeiten nach zwei Richtungen hin Ausdruck gegeben. Einmal operirte ich mit dem Begriffe einer möglichst übersichtlichen, übrigens verschiedentlich modificirbaren _Normalfläche_ (vergl. §. 8), auf welcher ich den Verlauf der in Betracht kommenden Functionen durch verschiedene graphische Hülfsmittel zu illustriren bemüht war(32). Hierher gehören auch die _Polygonnetze_, deren ich mich wiederholt bediente(33), indem ich mir die Riemann'sche Fläche in geeigneter Weise zerschnitten und dann in die Ebene ausgebreitet dachte. Es bleibe dabei an dieserÖStelle unerörtert, ob nicht den so entstehenden Figuren, die zunächst $ für das arme gequälte Herz -- einen Augenblick schien es, als ob sie sich von seiner Brust emporheben wolle, ihm in die Augen zu schauen -- aber sie sank wieder zurück und klagte nur leise: »Ach das weiß ich nicht -- das weiß ich wahrhaftig nicht, lieber, lieber Vater« -- damit war aber auch ihre Kraft gebrochen, und laut und heftig schluchzend, als ob ihr das Herz vergehen wolle in unendlichem Weh, hing sie in seinen Armen. Und sie schluchzte nicht _allein_, denn aus der Ecke des Zimmers vor tönte es noch weit lauter und heftiger, und der kleine Mitonare s\ß da auf einem der niedern Bambusschemel, ganz allein und vergessen und weinte, in Thränen förmlich zerfließend, wie ein kleines Kind. Da vermochte sich aber der alte Missionair auch nicht länger zu halten, und der Tochter thränenüberströmtes Antlitz zu sich erhebend und küssend und wieder küssend rief er: »Nein, nein Prudentia, ich bin ja kein Tyrann daß ich mein Kind so elend und unglücklich machen mögte, nur weil die Möglichkeit existirt, daß es später$ r nicht bemerkten, und der alte gute Mann saß lächelnd dabei, und wohl auch ihm stiegen in der Erinnerung alte liebe, o so lang jetzt vergangene Bilder auf, und führten seine träumenden Gedanken zurück zur Jugendzeit. Aber auch die Gegenwart erheischte seine Umsicht, denn manchmal gedachte er ebenfalls seines, in ziemlicher Aufregung fortgegangenen Collegen und der Schritte die dieser jetzt zu thun suchte, das Glück, was er selber heute Abend hier geschaffen, wieder zu zerstören. Er hielt es auch für seine Pflicht dieses dem jungen Mann mitzutheilen und ihn wenigstens darauf vorzubereiten, daß seine Bahn von jetzt an noch immer keine ganz ebene sein könne. Hätte er dem von seinem Glüc< förmlich Trunkenen aber auch eine wirkliche Gefahr genannt, er würde ihr mit leichtem Herzen begegnet sein, vielweniger denn, wo es nur den bösen Willen oder Zorn eines fremden Geistlichen betraf, den weder Sadie's Schicksal noch das seine kümmern durfte. Des Königs selber glaubte er dabei ziemlich gewiß zu sein, noch dazu da d$ Brücke hinter sich abgebrochen habe, die ihn bis dahin noch mit der Außenwelt, zu der er nicht mehr gehörte, So verging fast ein volles Jahr und Mr. Osborne selber fing an zu glauben daß Bruder Rowe -- der aber seit jenem Tag Atiu nicht wieder betreten, sondern stets einen anderen Geistlichen zur Revision gesandt hatte, seinen Groll gegen die ihm verhaßte Verbindung der jungen Leute -- zu der _er_ die Hand geboten -- in dem regen ja unruhigen politischen Treiben der Hauptinsel, wie in den gefährdeten Interessen seines Standes vergessen, oder wenigstens vergeben habe, wie es dem Verbreiter christlichen Glaubens und Duldens auch gezieme, als ihn eines Tages ein großes versiegeltes Schreiben des »~board of Missionaries~« von England, aus seinem Traum und Glauben riß. Es war seine Abberufung von Atiu und Versetzung nach Tahiti, gewissermaßen ›nter die Aufsicht der dort die obere Leitung der geistlichen ja auch politischen Angelegenheiten führenden Missionaire, unter denen Bruder Rowe eine sehr vorragende Stellun$ en Seiten, und Aller Köpfe wandten sich den beiden Seeleuten zu, die dadurch die Aufmerksaíkeit der Menge weit mehr auf sich gezogen sahen, als sie wohl vermuthet. Raiata begann aber in demselben Augenblick wieder, und jetzt zwar mit Vorlesen einer langen Rede Pomares in Tahitischer Sprache, in der er zuerst ihre Gefühle bei dem jetzigen politischen Stand der Dinge beschrieb, bei welchem sie sich selber als verbannt von ihrem Königreich betrachten müsse, und das Volk dann aufforderte diesem Zustand durch energisches, aber auch einiges Handeln ein Ende zu machen. Dann wurde ein Brief des Englischen Admirals verlesen, der die Theilnahme der Königin von England für die Königin von Tahiti ausdrückte[Y] und auf das beifällige Murren der Versammlung wandte sich Raiata nun zu den verschiedenen Häuptlingen der nächsten Distrikte, ihre Meinung zu hören. »Fanue sprich Du was Du denkst von der Gestaltung der Dinge im Reich. -- Der Aelteste bist Du, Pomare frägt Dich, willst Du die Flagge beibehalten wie sie ist, oder Di$ sie dann vor sich, wie zu einer nachlässigen Umarmung. Auf den ruhigen Vorschlag Hankas, mit ihm eine Spazierfahrt zu machen, kleidete sie sich um und saß bald darauf mit festlichem Gesicht an seiner Seite im Wagen. Er sollte ihr erzählen, und berichtete von Natalie. Während er umständlich und etwas grübelnd seine Gedanken ausdrückte, verschlang Beate mit den Blicken die Leute der Straße und bemerkte nicht, daß Hanka mit spöttischem Schmunzeln abbrach. Sie ist jung, lebendig und hungrig, sagte er sich, legte ein Bein über das andere und blies den Rauch seiner Zigarre mit der Versöhnlichkeit eines alten Landpfarrers in die frische Fr6hlingsluft. Beate schmiegte sich näher an ihn, als läge ihr daran, sich dankbar zu erweisen und sann in unergründlicher Schlauheit nach Mitteln, um Versprechungen zu erhalten. Aber was sie begehrte, war formlos, denn sie hatte mehr Wünsche als Gedanken. Alle Wege ihrer Phantasie waren mit Begierden belagert, deren Schatten ihr Gesicht selbst im Schlaf überzogen. Um Beschäftigung $ sie lächeln zu sehen, als ob sie sich selbst beneide und bewundere. Während sie an Arnolds Seite ging, grüßte sie die Grüßenden, schelmisch beschämt oder mit kindlichem Triumph. Jeden kannte sie, jedermanns Erlebnisse wußte sie zu erzählen. Da war eine junge Frau, sechs Jahre verheiratet und noch kinderlos. Und warum? Weil sie es für unvornehm gehalten hatte, im ersten Ehejahr ein Kind zu bekommen, wurde der Storch abbestellt. Aber im zqeiten Jahr kam auch keines, im dritten und im vierten auch nicht. Großer Familienrat; aber der Storch ist beleidigt und der Sprößling hält es jetzt nicht mehr für vornehm, geboren zu werden. Arnold machte ein dummes Gesicht zu dieser Erzählung. Und dort unter dem Kandelaber stand eine magere Person, -- ist es nicht unappetitlich, so mager zu sein? Ihr Mann hat sich aus einem Fenster gestürzt, weil sein eigener Freund diese Magerkeit appetitlich gefunden. Schlecht ist die Welt, nicht wahr? Dieser rotbärtige und vollbackige Herr hat große Unterschlagungen verübt und nur seine he$ r seinen Freunden und hielt es geheim. Das Schloß, hinter dem es lag, zeigte dreifachen Verschluß und gab zuletzt erst dem Druck einer verborgenen Hyrtls Gesicht war müd und welk geworden. Er kleidete sich aus, wälzte sich noch lange unter der himmelblauen Atlasdecke umher, und erst als das Tageslicht auf die Dielen fiel, sank er in Schlaf. Zweiunddreißigstes Kapitel Am folgenden Tag war Arnold mit Hyrtl wirklich in die Wohnung Verena Hoffmanns gefahren. Das Fräulein hatte sie ziemlich kühl empfangen und Arnold merkte gleich, daß es mit der Freundschaft, deren sich Hyrtl gerühmt, nicht so recht stimmte. Er selbst verhielt sich schweigsam und beobachtend. Nach einer Viertelstunde gingen sie wieder. Durch einen scheinbar unerklärlichen Anstoß begann Arnold sich plötzlich abzuschließen. Er folgte keiner Einladung mehr und war unzugänglich für jeden Besucher. Er nahm èuch an den Mahlzeiten bei Borromeos nicht mehr teil, sondern versorgte sich entweder zu Hause mit Schinken und Wurst oder suchte irgend eine nahege$ ern; einer brachteÅihm den Gerichtsakt, den er für die Verhandlung in Preßburg nötig hatte. Er nahm Hut und Mantel und fuhr zum Bahnhof. Er setzte sich in ein leeres Abteil und gab dem Schaffner ein Geldstück, damit er ihn allein lasse. Der Zug setzte sich in Bewegung, und Borromeo schloß die Augen. Plötzlich aber erwachte in ihm ein tiefer Widerwille gegen das Ziel seiner Fahrt. Er wollte nicht reden, nicht hören, nicht angestrengt nach Antwort sinnen, nicht lächeln, fragen, nicken und sich verbeugen, wollte nicht jene gleichgültigen, altbackenen, gefrorenen, mühseligen Redensarten über die Zunge wälzen, durch die allein eine Verständigung zwischen den Menschen möglich ist. Als die nächste Haltestation erreicht war, verließ er den Wagen, nahm seine Aktenmappe unter den Arm und spazierte in den Wald, welcher unmittelbar hinter dem kleinen Bahnhof begann. Aber nicht lange setzte er den Weg fort. Die Einsamkeit und Stille flößten ihm so große Furcht ein, daß die Haut über seiner Brust sich spannte und in ein ko$ ther anders geworden ist, so haben gerade die Bemühungen, deren Geschichte ich skizziere, daran einen großen Anteil. Mit der Erkennung der Hysterie wird also für den Kranken wenig geändert; desto mehr ändert sich für den Arzt. Wir können beobachten, daß er sich6gegen den hysterischen ganz anders einstellt als gegen den organisch Kranken. Er will dem ersteren nicht dieselbe Teilnahme entgegenbringen wie dem letzteren, da sein Leiden weit weniger ernsthaft ist und doch den Anspruch zu erheben scheint, für ebenso ernsthaft zu gelten. Aber es wirkt noch anderes mit. Der Arzt, der durch sein Studium so vieles kennen gelernt hat, was dem Laien verschlossen ist, hat sich von den Krankheitsursachen und Krankheitsveränderungen, z. B. im Gehirn eines an Apoplexie oder Neubildung Leidenden Vorstellungen bilden können, die bis zu einem gewissen Grade zutreffend sein müssen, da sie ihm das Verständnis der Einzelheiten des Krankheitsbildes gestatten. Vor den Details der hysterischen Phänomene läßt ihn aber all se$ em Londoner sagen, der heute noch vor dem Denkmal des Leichenzuges der Königin Eleanor in Wehmut stehen bliebe, anstatt mit der von den modernen Arbeitsverhältnissen geforderten Eile seinen Geschäften nachzugehen oder sich der eigenen jugendfrischen Königin seines Herzens zu erfreuen? Oder zu einem anderen, der vor dem »Monument« die Einäscherung seiner geliebten Vaterstadt beweinte, die doch seither längst soviel glänzender wiedererstanden ist? So wie diese beiden unpraktischen Londoner benehmen sich aber die Hysterischen und Neurotiker alle; nicht nur, daß sie die längst vergangenen schmerzlichen Erlebnisse erinnern, sie hängen noch affektvoll an ihnen, sie kommen von der Vergangenheit nicht los und vernachlässigen für sie die Wirklichkeit und die Gegenwart. Diese Fixierung des Seelenlebens an die pathogenen Traumen ist einer der wichtigsten und praktisch bedeutsamsten Charaktere der Neurose. [ç] Vielmehr die spätere Nachbildung eines solchen Denkmals. Der Name _Charing_ selbst soll, wie mir Dr. E$ ht vergesse. Das machte das Wiseli dann ganz zuversichtlich und froh, und es wurde nie mehr so unglücklich, wie am ersten Abend auf der Ofenbank, sondern jeden Abend schlief es mit der ganz frohen Zuversicht im Herzen ein: »Er wird auch Wege finden, Da dein Fuß gehen kann.« So verging der Winter und der sonnige Frühling kam. Die Bäume wurden grün und alle Wiesen standen voller Schlüsselblumen und weißer Anemonen, und im Wald rief lustig der Kuckuck, und schöne, warme Lüfte zog²n durch das Land und machten alle Herzen fröhlich, so daß jeder wieder gern leben mochte. Auch Wiselis Herz erfreuten die Blumen und der Sonnenschein, wenn es am Morgen in die Schule ging und nachher wieder nach dem Buchenrain zurückkehrte. Sonst blieb ihm keine Zeit, sich daran zu erfreuen, denn es mußte nun streng arbeiten: jeder Augenblick, der neben der Schule übrig blieb, mußte zu irgendeiner Arbeit benutzt werden, und manchen halben Tag der Woche mußte es daheim bleiben und durfte gar nicht zur Schule gehen, weil da viel N$ cklein aufhört zu bimmeln und zu mahnen, kann man den Himmel noch genug Die Männer gehen oder schleichen sich hinweg und zurück gegen den Stutz, die Knaben folgen dem Beispiel, nach einiger Zeit besteht die Gruppe der Betenden vor der Kapelle nur noch aus einem Häufchen Weiber, die um Fränzi knieen, die Neugierigen aber sammeln sich im Teufelsgarten, oder etwas höher am Schmelzberg, und starren an die Weißen Bretter hinauf. Der Presi trägt eine rote Fahne, seitwärts von den Weißen Brettern schimmert auch eine solche, eine dritte vermag man auf der mittleren Spitze der Felsen zu erkennen. »Der Garde hält sie!« Josi, der, die Hände in den Hosensäcken geballt, unter den Männern steht, hat Zutrauen zu ihm. Sonst sieht man noch nichts. Da regt sich die oberste Fahne. Es schwebt etwas von oben die gräßlichen Felswände hinab, das wie ein Strohhalm aussieht, der an Bindfäden hängt. »Sie sind fm Werk!« Strohhalm um Strohhalm senkt sich aus der Höhe, manchmal bleibt einer zu hoch, manchmal kommt einer zu tief. Der Pres$ i zu mir genommen. Und seither ist sie uns zum Segen und Sonnenschein geworden, daß wir nicht mehr leben könnten o1ne sie!« »Ja, das weiß das ganze Dorf, daß Ihr als alter Knabe verliebt seid in das Jüngferchen. Sie ist auch ein artiges Kind. Ihr hättet es mir wohl in den Bären geben können.« Mit einem höhnischen Lächeln sagt es der Presi. Der Garde aber fuhr in ehrlicher Entrüstung los: »Verliebt. -- Presi, schaut, wie viel graue Haare ich habe im Bart. Wißt Ihr, wie die gekommen sind? Die stammen von Eusebi und meinem Weib. Schier hintersinnt hat es sich, daß der Bube, für den sie so viel gelitten hat und für den ich an die Weißen Bretter gestiegen bin, als ein Blödling aufgewachsen ist. Wir haben keine wahre Lebensfreude gehabt, der Bub hat nicht erwachen wollen und die Gardin hat sich halb zu Tode gekränkt, daß ihr just so einer als einziger beschieden war. Als er fünfzehn gewesen ist, hat er immer noch nur blöde zugeschaut, wie die anderen gearbeitet haben, und hat mit den Steinchen gespielt. Meint, Pres$ ni, daß ihre Stellung zwischen Sohn und Mutter immer schwieriger wurde und sie Mühe hatte, sich in den Augen der Gardin untadelig zu benehmen. Bald aber überschattete ein trauriges Ereignis das im Hause aufblühende sanfte Liebesspiel. Mehr als ein halbes Jahr, nachdem Vroni ihren Brief mit dem Zusatz von Binia an Josi geschickt hatte, mitten im tiefen Winter, kam das Schreiben, mit vielen Stempeln bedeckt, an zwei Stellen etwas durchschnitten, an sie zurück und auf der Rückseite stand: %»Addressee died in the cholera-vospital at Srinigar.«% Diensteifrig hatte Thöni schon die Uebersetzung auf den Umschlag gefügt: »Der Adressat ist im Cholerahospital zu Srinigar gestorben.« Darunter stand irgend ein Vroni hielt die Botschaft noch in den bebenden Händen, da kam schon Binia in aufgeregter Hast dahergeeilt; »Vroni, liebe Vroni, gelt, das ist nicht wahr, er lebt!« Vroni aber, die, ihrer Sinne nicht mächtig, auf einen Schemel gesunken war, rief immer nur, daß sich die Wände hätten erbarmen mögen: »Es ist halt nach d$ schrieben hat, Vroni?« Er nimmt ihn wieder. »Gerade meine Buchstaben sind es im Anfang, aber zuletzt sind es andere.« Er wühlt mit zitternden Händen im Buffert. »Da ist noch etwas Geschriebenes von Thöni Grieg. -- Da schau, schau! -- Da am Ende hat es von seinen Buchstaben -- du unseliger Hund! þ- Thöni, du unseliger Hund. -- Und du nennst dich nur Fötzel -- und bist so ein Schuft!« Josi schluchzt: »Ich habe nicht auf die Buchstaben gesehen, mich hat der Brief halt gerade so angetönt, als ob er von Euch wäre -- ich habe so viele Thränen darauf vergossen. Thöni -- das hast du mir gethan! -- Und Bini ist gewiß auch nicht sein Weib.« Da öffnet sich die Thüre ein wenig, man hört draußen Eusebis gedämpfte Stimme. »Schau nur schnell, Bini -- er ist wirklich und wahrhaftig da -- aber zittere nicht so!« Ein Schrei, wie wenn eine Saite sich zerfasert und springt: »Josi!« Binia fällt an der Schwelle nieder, sie stößt gegen die Thüre und diese öffnet sich breit. Josi macht eine taumelnde Bewegung gegen Binia. »Bineli!« $ nd Pelzer in Frankfurt am Main -- und der Herr Professor machten ebenfalls die Reise mit.« »Wir erwarten ihn jeden Augenblick« sagte die Frau Professorin, sich dabei ungeduldig nach der Thüre umsehend, denn die Bekanntschaft des Herrn Steinert, der mit seiner lauten Stimme schon die Aufmerksamkeit sämmtlicher übrigen Gäste auf sie gezogen hatte, fing an ihr drückend zu »Er ist eben fortgegangen sich üzer die genaue Abfahrt des Schiffes Gewißheit zu holen,« ergänzte Eduard. »Ah ja, unser Schiff« rief Herr Steinert, sich plötzlich wieder der Sache erinnernd, wegen der er Herrn Mehlmeier eigentlich herbeigerufen. »Sie haben ja selber heute mit den Rhedern gesprochen, nicht wahr lieber »Ja wohl« sagte der dicke Mann mit seiner feinsten Stimmlage, während er dabei stark mit dem Kopf schüttelte. »Dann ist also keine Gefahr daß wir das Schiff versäumen, wenn wir bis morgen früh hier bleiben?« frug die Frau Professorin. Herr Mehlmeier nickte ihr aber sehr bedenklich zu und sie frug rasch -- »Sie glauben »Bitte um Ver$ da, wer hat Ihnen denn eigentlich Erlaubniß gegeben im Zwischendeck zu rauchen, und noch dazu solchen Giftknaster -- wenn Sie das Schiff wirklich nicht in Brand stecken verpesten Sie es. »Der Eine liebt Rosen der Andere Teufelsdreck« sagte Zachäus ruhig, »ich liebe Rosen.« »Kann ich mir denken« meinte der Steuermann -- »wer aber hat die Coye von allem Anfang an inne gehabt?« »Ich -- wir --« schrieen die Eheleute Löwenhaupt. »Wie viel sind Sie?« »Nu wie viel sollen mer sein?« frug Madame Löwenhaupt beleidigt -- »ich und »Ja dann kann ich Ihnen nicht heÈfen« sagte der Seemann achselzuckend, »dann müssen Sie noch irgend Jemand darin aufnehmen.« »Aber doch nich _den_ Menschen?« rief Herr Löwenhaupt rasch und »Bieten Sie mir einen Tausch an, vielleicht lasse ich mich bewegen und ziehe aus!« sagte Zachäus, dem die Gesellschaft als er sie etwas näher besah, vielleicht selber nicht gefallen mochte. »Na das machen Sie unter sich aus« sagte aber der Steuermann, sich mit seiner Laterne wieder den Anderen zuwendend -- »i$ r Ihr kennt wohl das alte Sprüchwort.« »Thuts Euch Noth es zu wissen?« frug der zweite. »Nein« sagte Meier kopfschüttelnd »war nur Neugierde, und die Wahrheit erführ ich doch wohl nicht -- ich habe aber einmal Jemanden gekannt, der wie Euer Kamerad da,« auf den Alten deutend -- »aussah und _Pelz_ hieß -- aber 'sist lange her.« Der Alte drehte sich bei dem Namen rasch um, und den Zudringlichen finster und aufmerksam betrachtend sagte er: »Und wie heißt _Ihr_?« »Meier« -- erwiederte vollkommen ruhig der Mann und nahm seine kleine Thonpfeife aus der Tasche, die er sich stopfte und anzündete. »So heiß ich auch« brummte der Alte, und drehte sich wieder in seine alte Stellung um; der Kurzhaarige rauchte noch eine Weile still vor sich hin, stand dann auf und ging, ohne ein Wort weiter zu äußern nach vorn zu, wo er sich auf die Back setzte, und die Füße vorn über Bord hängen ließ. Das Schiff v}rfolgte indeß mit lustig geblähten Segeln seine Bahn; der Wind war vortrefflich und die fast vierkant gebraßten Raaen, die Le$ er zweckmäßig sind Vorlegeschlosser, die leicht unterwegs abgestoßen werden können) versehen ist. Die Coyen sind gewöhnlich nur sechs Fuß und vielleicht einige Zoll lang, und hat man nur drei Fuß lange Kisten, die aber, der unteren Coyen wegen, nicht zu hoch sein dürfen, bei sich, so können vor der eiVenen Coye zwei neben einander stehn, dienen, wenn geschlossen, zum Sitz, und nehmen nicht viel Raum, in dem ohnedies engen Zwischendeck ein. Das andere Gepäck muß aber in den _unteren_ Raum und aus dem Weg »weggestaut«, und was oben bleibt durch Taue und vorgenagelte Holzkeile so befestigt werden, daß es bei noch so starkem Schaukeln des Schiffs nicht im Stande ist zu weichen oder überzuschlagen, und Gliedmaßen wie selbst das Leben der Passagiere zu bedrohen. 3 Logis wird der Aufenthalt der Matrosen, vorn im Vorcastle unter Deck genannt, und die Kappe (sogenannte Logiskappe) ist ein kleiner Unterbau über dem Eingang nach unte$ aemmtliche Passagiere schrien mit, und der Mann haette sich eben so gut ruhig in die Cajuete setzen und seinen Teller voll Suppe essen koennen der drinnen auf dem Tische kalt wurde, als hier zu versuchen Ordnung in dies Babel von Stimmen und Koffern und Hutschachteln, Matratzen, Kisten, wollenen Decken, kleinen Kindern und Koerben mit Provisionen zu bringen. [] Capitel 3 Jeder der Passagiere wollte natuerlich seine Sachen zuerst hinaufgereicht haben, Jeder wollte aber auch zuerst an Bord des Schiffes sein, und die Einen schrieen hinauf, die Ànderen hinunter, bis sich die Mannschaft der Haidschnucke endlich in einer festen Masse sammeln und das Uebertragen des Gepaeckes selber in die Hand nehmen konnte. Hei wie die Schachteln und Koerbe da flogen, und wie die Frauen kreischten wenn irgendwo in einem Korb eine Flasche zerbrach und auslief, oder irgend ein Topf oder Geschirr knackte und splitterte. "Nehmen Sie sich in Acht da ist Glas drin -- Si$ eid, den thoerichten Schritt schon gethan und sich in Deutschland mit dem muerrischen Herrn Henkel verheirathet zu haben, õaere das nicht geschehn, sie naehme keinen anderen als Herrn von Hopfgarten, denn ein besser zu einander passendes Paar gaebe es doch nicht auf der weiten Gottes Welt, und Herr von Hopfgarten betheuerte dann ebenfalls, er sei der Ungluecklichste der Sterblichen, ein wahrer lebendiger Tantalus, dem sein Glueck jetzt, in Gestalt der liebenswuerdigsten jungen Frau, vor der Nase herumliefe, ohne dass er selbst den Arm danach ausstrecken duerfe, es fest zu halten. In komischer Verzweiflung holte er dann gewoehnlich eine Chokoladen-Pistole, von denen er mehre Dutzend an Bord haben musste, denn sie schienen unerschoepflich, aus der Tasche, setzte sie sich vor die Stirn und liess sie sich von Marien wegnehmen, die sie, wie sie sagte, um Unglueck zu verhueten zerbrach, und den juengeren Geschwistern zum essen gab. Viel zu ihrer Erheiterung trug, wenn auch sehr oft absichtslos, der "Doktor" bei, wi$ sitzen kamen. Das Schiff lag dabei fast vollstaendig auf der Larbordseite, den an diesem Bord bei Tische Sitzenden eine keineswegs bequeme Stellung gewaehrend, obgleich die Mahagony- und mit geflochtenem Rohr ueberzogenen Baenke, auf denen sie sassen, wohl befestigt waren, und nicht wanken und weichen konnten. So wie Doktor Hueckler am Tische Platz genommen, und die Terrine mit der linken Hand gefasst hatte, liess der Steward sie los, um weitere Beduerfnisse der Tischgaeste herbeizuholen, und waehrend sich die uebrigen Passagiere ebenfalls setzten, fuellte der Doktor jedem seine Portion auf den dargereichten Teller. Das Schiff schwankte dabei nach allen moeglichen Richtungen hin, und die Damen besonders hatten im Anfang beide Haende voll zu thun, nur ihren Teller mit der Suppe zu balanciren, dass er nicht bald da bald dort ueberlaufe. Es gehoerte auch erst in der That einige Uebung dazu, dies Geschaeft der linken Hand allein anzuvertrauen, und, mit den Augen fest auf den Tellerra6d geheftet, der geringsten B$ , wagte auch nicht zu fragen und zu forschen, haette ihr die Frau selbst Zeit dazu gelassen. Diese aber oeffnete rasch die zur Cajuete fuehrende Thuer, und betrat den inneren Raum, wo sie saemmtliche Passagiere am Fruehstueckstisch bereits versammelt fand." "Heilige Mutter Gottes!" rief aber Marie, die auf sie zu lief, und sie umarmte und kuess¡e, "wie bleich und angegriffen Du aussiehst Clara; Du bist _recht_ krank gewesen -- bist es noch, und musst Dich unendlich schonen und in Acht nehmen, dass Du Dich ja recht bald wieder erholst. Draussen ist ja schon das Land in Sicht -- soll ich es Dir zeigen?" -- "Nachher, nachher meine liebe Marie," laechelte Clara, ihren Kuss und den Morgengruss der Uebrigen erwiedernd. Herr von Hopfgarten begnuegte sich aber nicht mit der kalten Verbeugung, sondern ging auf sie zu, um den ganzen Tisch herum, schuettelte ihr die Hand, und sagte ihr dass es ihn unendlich freue sie wieder wohl und munter zu sehn, denn sie haette ihm die ganze Zeit lang gefehlt, und er waere selbst nic$ Viele Fratzen lockt sein Klang, Doch lockt er auch die Schönen. Gatten die sich vertragen wollen, Lernen's von uns beyden! Wenn sich zweye lieben sollen, Braucht man sie nur zu scheiden. Schmollt der Mann und grillt die Frau, So faßt sie nur behende, Führt mir nach dem Mittag Sie Und Ihn an Nordens Ende. _Orchester Tutti_ (#Fortissimo.#) Fliegenschnauz' und Mückennas', Mit ihren Anverwandten, Frosch im Laub' und Grill' im Gras' Das sind die Musikanten! Seht da kommt der Dudelsack! Es ist die Seifenblase, Hört den Schneckeschnickeschnack Durch seine stumpfe Nase. _Geist der sich erst bildet._ Spinnenfuß und Krötenbauch Und Flügelchen dem Wichtchen! Zwar ein Thierchen giebt es nicht, Doch giebt es ein Gedichtchen. _Ein Pärchen._ Kleiner Schritt und hoher Sprung Durch Honigthau und Düfte; Zwar du trippelst mir genung, $ war. Eigentlich kannte sie schönere Lieder. »Wie finden Sie die Form?« fragte Alois und lächelte wehmütig. Er war sichtlich durch die Wirkung überwältigt, die er hervorgebracht hatte. »Rund und langgestreckt«, antwortete Maja. »Sie haben es ja selbst »Ich meine die künstlerische Form, ich meine die Form meiner Dichtung.« »Ah,« sagte Maja, »ach so. Ja, die finde ich gut.« »Nicht wahr?« rief Alois. »Sie wollten sagen, daß dies Lied dem besten eingereiht werden kann, was Sie kennen, daß man ûeit zurückgreifen muß, ehe man etwas Verwandtes findet. Die Kunst muß zunächst Neuigkeiten enthalten, das ist es, was die meisten Dichter übersehen. Und dann Größe, nicht wahr?« »Doch,« sagte Maja, »ich glaube ...« »Ihr zuversichtlicher Glaube an meine Bedeutung, den Sie ausgesprochen haben,« sagte Alois, »beschämt mich gradezu. Haben Sie Dank. Ich muß nun weiter, denn die Einsamkeit ist die Zierde des Künstlers. Leben Sie »Adieu«, sagte Maja, die gar nicht recht wußte, was der Kleine eigentlich gewollt hatte. Nun, er selbs$ nach, obwohl sie darin sich von allen anderen unterscheidet, daß sie in acht Monaten entstanden ist. Das fünfte Hundert der Beamten im Hause dürfte dieser Tage überschritten sein, und die Angestellten der Rohstoffgesellschaften und ihrer Zweiganstalten sind auf mehrere Tausend zu schätzen. Als Exzellenz von Falkenhayn im Frühjahr nach Berlin kam und nach dem Stande unserer Versorgung fragte, konnte ich ihm sagen: Wir sind in allem Wesentlichen gedeckt, der K¬ieg ist von der Rohstoffbeschaffung Dem Reichstage hat der Kanzler dies bestätigt. Daß es ein Produkt gibt, mit dem wir von der Hand in den Mund leben, wissen Sie alle. Die Deckung der übrigen ist zum Teil eine absolute: es wird so viel geschaffen, wie verbraucht wird; bei allen anderen reicht sie aus für eine Kriegsdauer, deren Länge im Belieben unserer Gegner steht. Auf einzelnen Gebieten haben wir überdies die Versorgung unserer Bundesgenossen übernehmen Die englische Blockade der Rohstoffe ist wirkungslos geworden. Noch mehr als das; ihre Wirkung hat $ der langen Reise; Dann führt sie aus dem Zelte leise Der gute Ohm, der Parzival 420 Seinem holden Weib befahl. Noch war es früh; drum liessen wieder Die Kämm'rer rings die Zeltwand nieder. Hat ihn einst Blut und Schnee[6] verzückt, Im Liebesweh sich selbst entrückt, 425 Dafür--es war auf dieser Flur-- Gab ihm Ersatz Kondwiramur, Die rot wie Blut und weiss wie Schnee. An keinem Ort sonst nahm er je Minnetrost für Minnenot, 430 Den manches Weib ihm liebend bot. 5: The speaker is the wise old hermit Trevrizent, who has cleared up for Parzival the mystery of the Grail and led him to inward 6: In Book 6 it is related that Parzival, riding away from the castle of the Grail, comes upon three drops of blood in the snow--the blood of a wild goose that had been attacked by a falcon. The red and wBite remind him of Kondwiramur and he sinks into a moody trance.] +XXV. GOTTFRIED VON STRASSBU$ e, ein Kleid sie von sich schwang, Kriemhild in grosser Eile hin durch die Rosen drang. Da rief mit lauter Stimme die Königstochter hehr: "Nun lasst von Eurem Streite, Dietrich, ich fleh' Euch sehr. 60 Steht ab um meinetwillen, und lasst das Kämpfen sein; Euch ist der Sieg geworden zu Worms an dem Rhein." Da tat der Vogt von Berne, als hätt' er's nicht gehört, Er schlug mit seinem Schwerte, schier hätt' er ihn betört. Er hörte nichts von allem, was die Königstochter sprach, 65 Bis er dem kühnen Siegfried vollends den Helm zerbrach. Wie viel man der Stühle zwischen die Streiter warf, Die zerhieb der Berner mit seinem Schwert so scharf. Da warf sie ihren Schleier ÷über den kühnen Degen; So dachte sie dem Gatten zu fristen Leib und Leben. 70 Da sprach die Königstochter: "Bist du ein Biedermann, So lass ihn des geniessen, dass er meine Huld gewann." Da sprach der Held von Berne: "Die Rede lasset sein; Wessen Ihr mich bi$ piel, 870 Das edlen Frauen wohlgefiel. Eins wurde Buhurdier'n[1] genannt, Das tat ein Hofmann mir bekannt, Als ich ihn nach dem Namen fragte Des Spiels, das da so wohl behagte. 875 Sie rasten dort umher wie toll --Drob war man ganz des Lobes voll,-- Die einen hin, die andern her. Jetzt sprengte dieser an und der, Als wollt' er jenen niederstossen. 880 Bei meinen Dorfgenossen Ist selten solcherlei geschehn, Wie dort bei Hof ich's hab' gesehn. Als sie vollendet nun das Reiten, Da sah ich sie im Tanze schreiten 885 Mit hochgemutem Singen; Das lässt Kurzweil gelingen; Bald kam ein muntrer Spielmann auch, Der hub zu geigen an, wi«'s Brauch. Da standen auf die Frauen, 890 Holdselig anzuschauen. Die Ritter traten jetzt heran Und fassten bei der Hand sie an; Da war nun eitel Wonne gar Bei Frauen und der Ritterschar 895 Ob süsser Augenweide. Die Junker und die Maide, $ ussen auf den Felsen ist's auch wohl der Mühe wert von Freiheit zu reden, wenn man das halbe Jahr vom Schnee wie ein Murmeltier gefangen gehalten wird. * * * Pfui! wie sieht so ein Menschenwerk und so ein schlechtes notgedrungenes Menschenwerk, so ein schwarzes Städtchen, so ein Schindel- und Steinhaufen, mitten in der grossen herrlichen Natur aus! Grosse Kiesel- und andere Steine auf den Dächern, dass ja der Sturm ihnen die traurige Decke nicht vom Kopfe wegführe, und den Schmutz, den Mist! un9 staunende Wahnsinnige! --Wo man den Menschen nur wieder begegnet, möchte man von ihnen gleich davon fliehen. * * * Dass in den Menschen so viele geistige Anlagen sind, die sie im Leben nicht entwickeln können, die auf eine bessere Zukunft, auf ein harmonisches Dasein deuten, darin sind wir einig, mein Freund, und meine andere Grille kann ich auch nicht aufgeben, ob du mich gleich schon oft für einen Schwärmer erklärt hast. Wir fühlen auch die Ahnung körperlicher Anlagen, auf deren Entwickelung wir in die$ h Sie zu jener kleinen Schar, für die das Dasein =nders gefärbt ist, wie für jene, die in die Welt passen, wie für die Urgesunden, die unserem feinsten Fühlen fremd und überlegen lächelnd gegenüberstehen. Aus der Vereinzelung will ich Sie erlösen, die Einsamkeit für Sie fruchtbar machen. _Mehr_ will ich nicht. Glauben Sie mir, immer wird es Menschen geben, die sich wie durch graue Fluten bewegen. Musik erfüllt sie, doch sie empfinden sie wie Dissonanzen. Harmonien erklingen ihnen kaum, weil sie tastend vor allem zurückweichen, was so anders, so ganz anders in ihnen schluchzt und klagt und frohlockt, als das Glück der Vielen. Und aus der Entsagung, die sich langsam in sie schleicht, wird Erstarrung oder Verbitterung. Sie wissen nichts von Leidensgenossen; sie kennen _nicht_ sich selbst oder _nur_ sich selbst. All ihr schmerzliches Fragen verhallt ins Leere, bis ein Wunder geschieht: Eine Seele erschließt sich der ihren. Dann aber werden aus allen verirrten Klängen köstliche Melodien. Die grauen Flächen um sie $ rt hineinlegte! In unsrer Geselligkeit darf weder der Zorn und Haß, noch die Freude und Liebe rein hervorbrechen und sich energisch in der sinnlichen Erscheinung malen. Nirgends versetzen wir in unser äußeres Thun den vollen Inhalt eines ungebrochenen Herzens, wir achten im Gegenteil unser Naturdasein gering und schätzen den Menschen nur nach dem Maß seiner geistigen Thätigkeit. Im homerischen Zeitalter stehen die Helden noch im engen Verkehr mit der äußern Natur: bei ihnen verschmelzen das Sittliche und Physische zum Bilde einer totalen und in sich einigen Menschennatur. Wie ganz anders bei uns! Wir beteiligen uns an den sinnlichen Geschäften nur halb oder gar nicht mehr. Schon hört bei uns das Handwerk allmählich auf, wo der Mensch mit gemütlichem Anteil in ein bestimmtes Werk seiner Hände sich vertieft: es ver–andelt sich in Fabrik- und Maschinenarbeit, die ihr Produkt gleichgültig und uniform zu Tage wirft. Wo sonst ein Herold in bunter Tracht mit silberner Trompete den Krieg ankündigte, da wird jetzt ein$ -- Wo ihm das Ehbett stand und wo er zu ruhen gewohnt war. -- Ihr habt mich Auf halbwahren Worten ertappt und halber Verstellung. -- Durch dein W6rt verführt und deine bedeutenden Reden. Von dem Geiste geschwätziger Behaglichkeit ist auch die Form der Sätze und Perioden, die in dem Gedichte herrscht, eingegeben. Immer hell und natürlich hält sie eine anmutige Mitte zwischen einem leidenschaftlich abgebrochenen Aufreihen von lauter Hauptsätzen und der rednerischen vielverschlungenen Periodik. Eine immer wiederkehrende Lieblingsverbindung der Sätze ist die mit 'denn', auch wo das Folgende nicht unmittelbar den Grund des Vorhergehenden enthält: diese Partikel verbindet er auf ganz allgemeine Weise mit behaglich-schwatzender Argumentation. Beispiele finden sich überall: O, wie geb' ich dir recht, du gutes treffliches Mädchen, Daß du zuförderst dich nach dem Sinne der Eltern befragest! Denn so strebt' ich bisher vergebens dem Vater zu dienen u. s$ und verwechsle sie nie. Und je öfter es dieselben Sachen den gleichen Kindern bringe, desto lieber habe es diese. Und desto lieber gewannen sie auch die Kleinen. Mit heiliger Scheu sahen sie jedesmal zu dem funkelnden Stern empor, der immer hoch oben am Gipfel des Baumes prangte und sich oft seltsam leise bewegte, als wehe überirdischer Hauch um ihn her oder aus ihm heraus. Und darunter das Christkindlein mit dem Goldscheine um das blondgelockte Haupt. Es lächelte und nickte grüßend herab; auf seinen lieblichen Wangen lag ein rosiger Schimmer, aus seinen großen Blauaugen kam ein Leuchten -- unfaßbar geheimnisvoll. Diese zwei Heiligtümer hatten die Kinder nie in der Nähe geschaut, nie in den Händen gehabt. Und keines hätte es je gewagt, auch nur den Wunsch zu äußern, sie herunterzuholen. In ein viel vertraulicheres Verhältnis kamen sie allgemach zu den tiefer in den Zweigen hängenden Schaustücken. Sie betasteten sie mit scheuer Neugierde, streichelten sie, nahmen sie wohl öfter behubsam herab und hingen sie au$ r Lüge. Wenn er Clarissas Vergangenheit bedachte, ihre unbändige Lust, die vÞrgeschriebenen Wege zu verlassen, -- eine Eigenschaft, die ihm jetzt als die Pforte zum Verbrechen erschien -- dann war keine Annahme verwegen genug, und ihr Bild verwob sich von selbst in das düstere Gewebe. Auch Clarissa schlief nicht. Im Dämmergrauen des Tages überraschte sie den Vater bei seinem verstörten Schreiten durch die Räume und schluchzend warf sie sich ihm zu Füßen. Er machte keine Anstalten sie zu trösten oder zu erheben; ihre verzweifelte Frage, was sie denn dort im Bancalschen Hause hätte suchen sollen, da ihr, als einer Witwe, keine Freiheitsfessel den Schritt verkürze und sie der Heimlichkeiten entraten dürfe, beantwortete der Präsident mit einem vielsagenden Achselzucken, und so fest war schon die schwarze Überzeugung genistet, so fern jede Milde, daß er auf ihre edle Forderung um ein gerechtes Erwägen nichts als die Worte hinwarf: »Sprich die Wahrheit.« Die Kunde war nicht lahm. Verwandte und Freunde des Präsident$ nicht an. So konnte si/ ihn also zu sich niederziehen, ihn abhängig machen vom Hauch ihres Mundes, das freie wilde Tier bändigen, und sie vergaß, was auf dem Spiele stand, vergaß das eherne Entweder-Oder, vor welches hier die Geschicke gestellt waren, und gab sich hin wie ein Kind, das nichts vom Tode weiß. Für den sechzehnten Oktober war die Verhandlung vor den Assisen anberaumt. Am Mittag des zehnten begehrte Clarissa Monsieur Jausion zu sprechen. Vor den Richter geführt, sagte sie, sie wisse um alles, sie wolle auch alles bekennen. Mit erregt zitternder Stimme rief Monsieur Jausion seine Schreiber. »Ich kam in die Stube und sah das Messer blitzen,« gestand Clarissa. »Ich flüchtete in den Alkoven, Bastide Grammont eilte mir nach, umarmte mich und küßte mich. Er vertraute mir an, Fualdes müsse sterben, denn der alte Satan habe ihm sein Glück zerstört und das Leben unwert gemacht. Bastide war wie trunken von Begeisterung, und als ich Einwände machte, schloß er mir abermals mit Küssen den Mund, ja er küßte mic$ rief der Rabe vom Fichtenwipfel her kraa, kraa! und das gequälte Mädchen eilte hinaus, um den Bescheid zu hören. Der Rabe hatte glücklicherweise in des Königs Garten eines Windzauberers[6] Sohn gefunden, der die Vogelsprache vollkommen verstand. Ihm meldete der schwarze Vogel die von der Jungfrau ihm anvertraute Botschaft, und bat ihn, die Sache dem Königssohn mitzutheilen. Als der Gärtnerbursche dem Königssohn alles erzählt hatte, wurde diesem das Herz schwer, doch pflog er mit seinen Freunden heimlich Rath über die Befreiung der Jungfrau. »Sage dem Raben,« so unterwies er dann des Windzauberer's Sohn -- »daß erñeilig zurückfliege und der Jungfrau melde: sei wach in der neunten Nacht, dann erscheint ein Retter, der das Küchlein den Klauen des Habichts entreißen wird.« Zum Lohn für die Bestellung erhielt der Rabe ein Stück Fleisch, um seine Flügel zu kräftigen, und dann wurde er wieder zurück geschickt. Die Jungfrau dankte dem schwarzen Vogel für seine Besorgung, verbarg aber das Gehörte in ihrem Herzen, dam$ so leicht zu Amt und Brod verhelfen: denn Hände sind aller Orten nöthiger als Füße. _Schnellfuß_ fand erst nach geraumer Zeit bei einem Könige in Ostland einen festen Dienst. Der König besaß große Roßherden, unter denen viele stätische Renner waren, die kein Mensch fangen konnte, auch nicht einmal zu Roß. Aber mit _Schnellfuß_ konnte kein Pferd Schritt halten, der Mann war immer schneller als das Roß. Was früher funfzig Pferdehirten zusammen nicøt ausrichten konnten, das besorgte er ganz allein und ließ nie ein Pferd von der Herde wegkommen. Darum zahlte ihm der König unweigerlich den Lohn von funfzig Hirten, und machte ihm außerdem noch Geschenke. Die flüchtigen Schritte des neuen Roßhirten hatten Windesschnelle, und wenn er vom Abend bis zum Morgen die ganze Nacht durch oder vom Morgen bis zum Abend den Tag über gelaufen war, ohne auszuruhen, so war er doch nicht müde, sondern konnte am andern und am dritten Tage wieder eben so viel laufen. Es geschah oft, daß die Rosse, bei heißem Wetter von Bremsen gestoc$ ben bis an ihr Ende. 21. Der herzhafte Riegenaufseher.[84] Einmal lebte ein Riegenaufseher, der an Herzhaftigkeit nicht viele seines Gleichen hatte. Von ihm hatte der »alte Bursche« selber gerühmt, ein herzhafterer Mann sei ihm auf der ganzen Welt noch nicht vorgekommen. Der Alte ging deßhalb häufig an den Abenden, wo die Drescher nicht in der Scheune waren, zum Aufseher zu Gast, und unter angenehmen Gesprächen wurde ihnen die Zeit niemals lang. Der alte Bursche meinte zwar, der Aufseher kenne ihnÕnicht, sondern halte ihn für einen einfachen Bauer, allein der Aufseher kannte ihn recht gut, wenn er sich auch nichts merken ließ, und hatte sich vorgenommen, den (alten Hörnerträger) Teufel wo möglich einmal über's Ohr zu hauen. Als der alte Bursche eines Abends über sein Junggesellen-Leben klagte, und daß er Niemanden habe, der ihm einen Strumpf stricke oder einen Handschuh nähe, fragte der Aufseher: »Warum gehst du denn nicht auf die Freite, Brüderchen?« Der alte Bursche erwiederte: »Ich habe schon manchmal mein$ angenehmeres Gefühl, als das widrige Schicksal durch sich einflößt, geben, wenn ich nicht selbst Stärke genug besäße, mich selbst zu trösten. Dies mag indes bei Frauen billig anders sein. Wenn es bei einem Manne anders ist, ist es nicht lobenswürdig. Ein Mann muß sich selbst genug sein... Mitleid ist gar eine widrige Empfindung, und Teilnahme zwar eine sehr schöne, aber nur in einer gewissen Art... Es ist mir unendlich viel wert, zu wissen, daß Sie an allem, was mir begegnet, einen so innigen Anteil nehmen, allein diese Teilnahme wirklich zu erfahren, ihrer gewissermaßen zu bedürfen, könnte ich nicht zu den erwünschtesten Gefühlen rechnen. Überhaupt ist mir÷das _Bedürfen_ ungemein, nämlich für mich, nur für mich und mein Gefühl, zuwider. Von jeher habe ich gestrebt, nichts außer mir selbst zu bedürfen. Es ist vielleicht nicht möglich, je ganz dahin zu gelangen, aber, wenn man es erreichte, so wäre man erst dann, auf vollkommen reine und uneigennützige Weise, der höchsten Freundschaft und der höchsten Liebe fä$ ße. In der Stadt ist es mir überhaupt heimlich¤r, wenn ich von meinem Zimmer aus nichts davon erblicke. Es ist da nur die Nacht schön, wo der Mensch und das gewöhnliche Treiben des Gewühls verschwinden und der gestirnte Himmel den Anblick der reinen Natur gibt. Am Tage freut der Anblick aus dem Fenster nur auf dem Lande. Diese Gewohnheit, mich in der Stadt auf den Genuß der Nacht zu beschränken, habe ich schon sehr früh gehabt. Schon als ganz junger Mensch saß ich, so oft ich die Stadt bewohnen mußte, die Tage über, wenn ich nicht in Gesellschaft war, in meinem Zimmer, durchstrich aber fast regelmäßig, sogar im strengen Winter, mehrere Stundenlang des Nachts die einsamen Straßen. Es freut mich ungemein, daß Sie die gleiche Neigung mit mir für den gestirnten Himmel haben. Wem dieser innere Sinn nicht erschlossen ist, entbehrt eine sehr große, und eine der reinsten und erhabensten Freuden, die es gibt. Sie bemerken sehr richtig, daß ein Wintertag doch auch seine Freuden habe. Einförmig ist der Schnee freilich, $ atürlich einige unter und andere kommen herauf. Allein einige werden dann immer vom Tage überholt. Wenn man nur _eins_ recht fest kennt, sind die andern sehr leicht zu finden, da sie wie in ein\m großen Gürtel um den Himmel herumliegen, man also die Richtung, in der man suchen muß, nicht verfehlen kann, wenn man sich vorher mit der Ordnung und Folgenreihe, vor- und rückwärts, recht bekannt gemacht hat. Die im Winter, im Januar und Dezember, so zwischen sieben und neun Uhr erscheinen, sind schöner als diejenigen, die man zu gleicher Zeit im Sommer sieht. Der Löwe ist ein sehr schönes Gestirn, ist aber jetzt erst in späten Stunden sichtbar. Die Planeten erscheinen immer nur in demselben Gürtel und können diejenigen, die noch nicht recht geübt sind, manchmal sehr irre machen. Allein man lernt sie doch auch bald unterscheiden; kennt man einmal recht fest die nie untergehenden nördlichen Gestirne und die Tierkreiszeichen, so ist es dann leicht, sich für die noch übrigen Gestirne zurechtzufinden. Denn nun macht man$ n erhebend und belehrend predige, so halte ich das für ein sehr einseitiges Lob, und wenn er es nicht versteht, ebenso erbaulich für das Vo7k und den gemeinen Mann zu predigen, für einen wahren Tadel. Die Kirche umschließt alle, und die Religionswahrheiten werden ihrer Natur angemessener, allgemeiner und menschlicher aufgefaßt, wenn man sie auf allgemeine Verständlichkeit gründet. Die Scheidewand, die die gebildeten Stände vom Volke trennt, ist ohnehin schon zu groß; man muß daher mit doppelter Sorgfalt das hauptsächlichste Band erhalten, das sie noch zusammenknüpft. Leben Sie wohl und rechnen auf meine unwandelbare Teilnahme an allem, was Ihnen begegnet. Der Ihrige. H. _Tegel_, den 15. April bis 8. Mai 1834. Sie haben, liebe Charlotte, bemerkt, daß meine Handschrift in meinen zwei letzten Briefen größer, bestimmter und deutlicher geworden ist, und ich sah daraus, daß diese Veränderung Sie überraschen und Ihnen auffallen würde. Es ist ein Sieg, den mein Wille endlich durch festen Vorsatz $ re Kinder verhungerten, ihre Säuglinge verschmachteten. Sie sah die Gefangenen, die den Schiffbrüchigen auf einer öden Insel glichen; sah die Väter, die keine Söhne, die Kinder, die keinen Vater mehr hatten, die Witwen, die trauernden Bräute, die Verlassenen, Beraubten, zugrunde Gerichteten überall. Sie sah die Mötigen erlahmen, die Feigen apathisch werden, und wie die Freunde aufhörten, füreinander zu zittern. Sie sah die tausendfältige Unbill, Zurücksetzung und Bestechlichkeit, sah wie die Fackel der Idee auch im Edlen erlosch, wenn die trübe Flut des Niedrigen und Gewöhnlichen emporschwoll oder das körperliche Leiden die Kraft der Seele besiegte. Wie die Begeisterung flügellahm, die Tapferkeit zur Grimasse wurde, das Abenteuer auch für den Leichtherzigsten seinen Reiz, die Gefahr ihre Lockung einbüßte und nur den Stärksten noch der Ruf der Pflicht aufrechterhielt. Olivia sah die Städte rauchen, die Anwesen geplündert, die Äcker zerstampft, die Wälder geknickt. Sie sah den Tod in jeglicher Gestalt, ja, die $ r Gestalt. Sie suchte den Urheber, sie suchte den Bösen. Ja, sie gab ihm schlankweg den Namen des Bösen. Sie sagte sich: einer muß sein, der das ungeheure Leid, den unermeßlichen Jammer bewirkt; einer muß da wirken, Gott kann es nicht sein, es muß ein Gegner von Gott sein und ein Feind seiner Kreaturen; Feind alles Geschaffenen, alles Blutes, aller Wärme, aller Liebe, alles Lebens und Entstehens. Sie nannte ihn den Bösen, und sie suchte ihn. * * * * * Eines Nachts lag sie angekleidet auf dem Sofa in der Kammer, die allein zu bewohnen die einzige Bequemlichkeit war, welche sie sich verstattete. Es war finster, sie konnte nicht schlafen, und sie starrte in die Luft. Um eine reichgedeckte Tafel saßen fünf oder sechs junge Weiber. Sie waren in Gesellschaftstoilette, tief entblößt, lachten ausgelassen und tranken Sekt. Mit ihren Scherzen, frivolen Wortspielen und vecführerischen Gebärden wandten sie sich an einen, der am oberen Ende der Tafel saß. Der aber hatte keine Gestalt, er war$ h war sie ein Weib, sein Weib. Er hatte den Verlauf ihrer Spiele, ihrer Verstrickungen, ihrer Trübungen abgewartet, um sie zu rufen im Angesicht einer blutüberströmten Welt. Geschah es, weil er nach einem letzten Halt griff? Geschah es in der Erkenntnis ihres Wesens oder in der Verzweiflung über den Niederbruch aller irdischen Ordnung? Sie widerstrebte nicht, sie gehorchte, im Innern war sie sein Weib. Doch außer einem schmerzlichen Verlangen nach Frieden und Zärtlichkeit fühlte sie nichts, was an Liebe erinnerte oder was die Menschen darunter * * * * * An einem Nachmittag um die Dämmerungsstunde betrat sie das kleine Lese- und Sprechzimmer, das für die Genesenden eingerichtet worden war. Es war niemand darin als Schwester Nina Senoner. Sie saß am Tisch und hatte den Kopf in die Hand gestützt. Trotz der Dunkelheit war an den Umrissen des schönen Gesichts der Kummer erkennbar. Olivia ging näher zu ihr hin. »Was ist mit Ihnen, Nina?« fragte sie, und als Nina Senoner erschroc¶en au$ ärde furchtsam und abwehrend, so war doch ihr Inneres voll Zärtlichkeit und Sehnsucht. Er versta\d sie; er drängte nicht; er achtete ihr Gefühl, und seine besondere Art von Güte erstaunte sie bei einem Mann und machte ihn ihr täglich teurer, während der Kampf, der in ihr tobte, täglich ungestümer wurde. Eine stille Raserei nahm von ihr Besitz; es schwindelte ihr, wenn sie seine Stimme, seinen Namen hörte; sie wünschte zu sterben und begehrte heißer als jemals zu leben; alle Menschen wurden ihr zu Phantomen, mystische Ratlosigkeit prägte ihrem Gesicht den Ausdruck einer Somnambulen auf, dabei mußte sie auf der Hut sein und sich beherrschen, denn sie war das Ziel der Aufmerksamkeit von Ihren Gatten zu hintergehen und sein Vertrauen zu mißbrauchen, war ihr entsetzlich zu denken. In ihrer Glut und Bezauberung und völlig im Bann der überlegenen Beredsamkeit des Freundes war sie dennoch nahe daran, den letzten Schritt zu wagen, bloß um die Qual zu beenden, bloß um dem Spender des Gefühls, das sie erfüllte, dankbar $ e Pyramid of Cestius_ in Rome, a huge monument, once the last resting-place of Caius Cestius, a Roman prætor and tribune of the time of Emperor Augustus. Close to this pyramid is _the Protestant Cemetery_, where _tall cypresses_ rise above the graves of numerous English, American, German, and other visitors. Prominent among those resting there are: Shelley, the English poet (died 1822), whose heart only was buried there; the tombstone of the English poet Keats (died 1821) bears the melancholy inscription: _"Here lies one whose name was writ in water."_ There is also the grave of August Goethe (died 1830), the only son of the poet. 29-4. {=es=} (indef., "something"), _a thoèght_. 29-5. {=es=} (indef.) {=kämpfte in ihm=}, trans. perhaps: _there was a struggling of feelings in his heart_. 29-6. The form {=im Jahre 18..=} may be read: {»achtzehn hundert und so und so.«} 29-7. {=doch=} (adverb. idiom), here: _I hope_ or _let me hope_. =Page 30.=--30-1. {=uns=}, reciproc. pron. = ? 30-2. The beginning of one of the$ nwand -- nun, so hörte ich auf, Affe zu sein. Ein klarer, schöner Gedankengang, den ich irgendwie mit dem Bauch ausgeheckt haben muß, denn Affen denken mit dem Bauch. Ich habe Angst, daß man nicht genau versteht, was ich unter Ausweg verstehe. Ich gebrauche das Wort in seinem gewöhnlichsten und vollsten Sinn. Ich sage absichtlich nicht Freiheit. Ich meine nicht dieses große Gefühl der Freiheit nach allen Seiten. Als Affe kannte ich es vielleicht und ich habe Menschen kennen gelernt, die sich danach sehnen. Was mich aber anlangt, verlangte ich Freiheit weder damals noch heute. Nebenbei: mit Freiheit betrügt man sich unter Menschen allzuoft. Und so wie die Freiheit zu den erhabensten Gefühlen zählt, so auch die entsprechende Täuschung zu den erhabensten. Oft habe ich in den Varietés vor meinem Auftreten irgendein Künstlerpaar oben an der Decke an TrÍpezen hantieren sehen. Sie schwangen sich, sie schaukelten, sie sprangen, sie schwebten einander in die Arme, einer trug den anderen an den Haaren mit dem Gebiß. »A$ ch mich überwand. Diese inneren Kämpfe nahmen die Leute merkwürdigerweise ernster als irgend etwas sonst an mir. Ich unterscheide die Leute auch in meiner Erinnerung nicht, aber da war einer, der kam immer wieder, allein oder mit Kameraden, bei Tag, bei Nacht, zu den verschiedensten Stunden; stellte sich mit der Flasche vor mich hin und gab mir Unterricht. Er begriff mich nicht, er wollte das Rätsel meines Seins lösen. Er entkorkte langsam die Flasche und blickte mich dann an, um zu prüfen, ob ich verstanden habe; ich gestehe, ich sah ihm immer mit wilder, mit überstürzter Aufmerksamkeit zu; einen solchen Menschenschüler findet kein Menschenlehrer auf dem ganzen Erdenrund; nachdem die Flasche entkorkt war, hob er sie zum Mund; ich mit meinen Blicken ihm nach bis in die Gurgel; er nickt, zufrieden mit mir, und setzt die Flasche an die Lippen; ich, entzückt von allmählicher Erkenntnis, kratze mich quietschend der Länge und Breite nach, wo es sich trifft; er freut sich, öetzt die Flasche an und macht einen Schlu$ es selbst wieder mit seiner riesigen guten Hand; er war mir nicht böse, er sah ein, daß wir auf der gleichen Seite gegen die Affennatur kämpften und daß ich den schwereren Teil hatte. Was für ein Sieg dann allerdings für ihn wie für mich, als ich eines Abends vor großem Zuschauerkreis -- vielleicht war ein Fest, ein Grammophon spielte, ein Offizier erging sich zwischen den Leuten -- als ich an diesem Abend, gerade unbeachtet, eine vor meinem Käfig versehentlich stehen gelassene Schnapsflasche ergriff, unter steigender Aufmerksamkeit der Gesellschaft sie schulgerecht entkorkte, an den Mund setzte und ohne Zögern, ohne Mundverziehen, als Trinker von Fach, mit rund gewälzten Augen, schwappender Kehle, wirklich und wahrhaftig leer trank; nicht mehr als Verzweifelter, sondern als Künstler die Flasche hinwarf; zwar vergaß den Bauch zu streichen; dafür aberò weil ich nicht anders konnte, weil es mich drängte, weil mir die Sinne rauschten, kurz und gut »Hallo!« ausrief, in Menschenlaut ausbrach, mit diesem Ruf in di$ sch bringt es uns überraschend schnell vor die Augen, und wir stehen vor der Apotheke »zum wilden Mann.« Ein zweistöckiges, dem Anscheine nach recht solides Haus mit einer Vortreppe liegt zur Seite der Straße vor uns, ringsum rauschende, triefende Bäume -- gegenüber zur Rechten der Straße ein anderes Haus -- weiter hin, durch schwächeren Lichterschein sich kennzeichnend, wieder andere Menschenwohnungen: der Anfang einer dreiviertel Stunde gegen die Berge sich hinziehenden Dorfgasse. Das Dorf besteht übrigens nur aus dieser einen Gasse; sie genügt aber dem, der sie zu durchwandern hat, vollkommen; und wer sie durchwanderte, steht gewöhnlich am Ausgange mehrere Augenblicke still, sieht sich um und vor allen Dingen zurück und äußert seine Meinung in einer je nach dem Charakter, Alter und Geschlecht vermiedenen Weise. Da wir den Ausgang oder Eingang jedOch aber erst erreichen, sind wir noch nicht hierzu verpflichtet. Wir suchen einfach, wie gesagt, vorerst unter Dach zu kommen und eilen rasch die sechs Stufen der$ ern von Ihnen ging, dachte ich: Ich will noch ein wenig in den Park reiten. Mein Pferd wurde gesattelt, und bald war ich aus der Stadt, war allein mitten im Walde. Welche Luft (= Wind)! so frisch, ah -- so rein; und mein Pferd trabte vorwärts, -- vorwärts. Alles um mich war still, ruhig. Aber die Sonnenstrahlen fielen (ich falle, ich fiel, ich bin gefallen) auf die Erde, welche hier und da noch grünte, und das Blau des Himmels war heute klar und ruhig; keine Wolke stand am Himmel. Ich sah ihn (= den Himmel) über mir und sah ihn durch die Zweige der Bäume. Die Bäume, -- da stanÉen sie und hatten keine Blätter mehr; von dem starken Stamme gehen Äste nach allen Seiten, und die Äste gehen wieder in so viele, viele kleine Zweige, aber alles endet in Pyramidenform. Welche Symmetrie; ich bewundere die Schönheit des Baumes im Winter, wie ich sie bewundert hatte im Sommer. Ich war so glücklich! Mein braves Pferd trabte langsam weiter und ging nach meinem Willen; ich glaube, es verstand mich und meine Freude. Und ich s$ onnten nicht länger warten und gingen. Eine allein stand noch am Meere und wartete. Welle auf W"lle kam. Zwei schöne Augen sahen auf alle und hofften; der Jüngling kam nicht mehr. * * * * * Louis: Diese Erzählung ist wunderschön; ich danke Ihnen vielmal, Fräulein Anna. Otto: Ist diese Erzählung nicht aus Schillers Gedicht: »Der Taucher«? Herr Meister: So ist es. Wir müssen bald beginnen, Gedichte von Schiller zu lesen. Bella: Können wir das bald, Herr Meister? Herr Meister: Gewiß, meine Freundin. Bella: O, wie ich mich freue! Aber, Herr Meister, wollen Sie uns entschuldigen, wenn wir heute eine Viertelstunde (= 15 Minuten) früher gehen? Unsere Freundin, meine Schwester und ich wollen heute vieles Herr Meister: Ah, wir haben bald Weihnachten. Anna: Wir wollen heute eine Schlittenpartie machen. Herr Meister: Gewiß, meine Damen, gehen Sie. Ich hoffe, daß Sie schönes Wetter haben werden. Halt! Ich habe hier eine Idee. Wenn Sie heute Abend zu Hause sind, meine Freunde, dann denken Sie$ König ist der Hirtenknabe, Grüner Hügel ist sein Thron; Über seinem Haupt die Sonne Ist die große goldne Kron'. Ihm zu Füßen liegen Schafe, Weiche Schmeichler, rotbekreuzt; Kavaliere sind die Kälber, Und sie wandern stolzgespreizt. Hofschauspieler sind die Böcklein; Und die Vögel und die Küh', Mit den Flöten, mit den Glöcklein, Sind die Kammermusici. Und das klingt und singt so lieblich, Und so lieblich rauschen drein Wasserfall und Tannenbäume, Und der König schlummert ein. Unterdessen muß regieren Der Minister, jener Hund, Dessen knurriges Gebelle Wiederhallet in der Rund'. Schläfrig lallt der junge König: Das Regieren ist so schwer; Ach, ich wollt', daß ich zu Hause Schon bei îeiner Kön'gin wär'! In den Armen meiner Kön'gin Ruht mein Königshaupt so weich, Und in ihren schönen Augen Liegt mei$ - ich *wurde* gehört -- ich bin gehört *worden* -- ich war gehört *worden* -- ich werbe gehört *werden*. ¹ich liebe -- ²Sie lieben, Du liebst -- ³er liebt, sie liebt, es ¹wir lieben -- ²Sie lieben, Ihr liebt -- ³sie lieben, sie lieben, sie lieben. ¹Ich lieb*te* -- ²Sie lieb*ten*, Du lieb*test* -- ³er lieb*te*, sie lieb*ie*, es lieb*te*. ¹wir lieb*ten* -- ²Sie lieb*ten*, Ihr lieb*tet* -- ³sie lieb*ten*, sie lieb*ten*, sie lieb*ten*. ¹ich habe geliebt -- ²Sie haben geliebt, Du hast geliebt -- ³er hat geliebt, sie hat geliebt, es hat geliebt. ¹wir haben geliebt -- ²Sie haben geliebt, Ihr habt geliebt -- ³sie haben geliebt, sie haben geliebt, sie haben geliebt. ¹ich hatte geliebt -- ²Sie hatten geliebt, Du hattest geliebt -- ³er hatte geliebt, sie hatte geliebt, es hatte geliebt. ¹wir hatten geliebt -- ²Sie hatten geliebt, Ihr hattet geliebt -- ³sie hatten geliebt, sie hatten geliebt, sie hatten geliebt. ¹ich werde lieben -- ²Sie werden lieben, Du wirst lieben -- ³$ die bewehrten Lügen Des Lasters, das sie schützt, durch Glauben zu besiegen. Er kennet sich und Gott; sein Wort wird ihm Verstand. So hat kein Sokrates, kein Plato, Gott gekannt. Durch dich, so spricht der Christ, bin ich, o Gott! vorhanden. Die Himmel und ihr Heer sind durch dein Wort entstanden; Denn, wenn du sprichst, geschiehts, wenn du gebeutst, stehtsèda. Mit Allmacht bist du mir und auch mit Güte nah! Du bist der Gott der Kraft; dich preisen Erd und Meere, Und Himmel predigen die Wunder deiner Ehre. Dich bet ich dankend an. Mein Heil kömmt von dem Herrn. Du hörst der Menschen Flehn und du errettest gern. Und wenn ich deiner Hülf, o Gott! gewürdigt werde, Was frag ich ausser dir nach Himmel und nach Erde? Im Himmel donnerst du, und Schrecken füllt das Land; Noch fürcht ich nichts, denn du hältst mich bey deiner Hand. Wenn ich die Himmel seh, die du, Herr, ausgebreitet, Der Sonne Majestät, den Mond, den du bereitet, Was ist der Mensc$ h ihn begangen? Bestritt ich auch in mir ein unerlaubt Verlangen? Und wenn in dieser Nacht Gott über mich gebeut, Bin ich, vor ihm zu stehn, auch willig und bereit? Gott, der du alles weißt, was könnt ich dir verhelen? Ich fühle täglich noch die Schwachheit meiner Seelen. Vergieb durch Christi Blut mir die verletztï Pflicht; Vergieb, und gehe du nicht mit mir ins Gericht. Ja, du verzeihest dem, den seine Sünden kränken; Du liebst Barmherzigkeit, und wirst auch mir sie schenken. Auch diese Nacht bist du der Wächter über mir; Leb ich, so leb ich dir, sterb ich, so sterb ich dir! Gelassenheit. Was ists, das ich mich quäle? Harr Seiner, meine Seele, Harr und sey unverzagt! Du weist nicht, was dir nützet; Gott weis es, und Gott schützet, Er schützet den, der nach ihm fragt. Er zählte meine Tage, Mein Glück und meine Plage, Eh ich die Welt noch sah. Eh ich mich selbst noch kannte, Eh ich ihn Vater nannte, War er mir schon mi$ e der schnellfüßigste Hirsch. Er lernte den Bären mit den Fäusten fangen und ihn am Bratfeuer ohne Messer und Spieß zerreißen und zerlegen. Das frische Blut trank er wie einen Becher Rotwein und genoß zum Wildbret eine Fülle von saftigen Wurzeln und Kräutern, die ihn vor jeder Krankheit bewahrten. Täglich aber unterrichtete ihn Mime in der höchðten Kunst des Waffenhandwerks und lehrte ihn die feinsten Handgriffe und die Vollendung in Ansturm und Abwehr, so daß ein einzelner leicht ein Dutzend bestände. Es stand ein Roß im Stall, das stammte von den Rossen Wotans, auf denen einst die Walküren ritten, und hieß Grane. Das schenkte Mime seinem Zögling. Und Helm und Panzer schmiedete er ihm und ein Schwert, das durch härtestes Eisen schnitt wie durch einen Butterkloß, und das Schwert hieß Balmung. Wie da Siegfrieds Augen leuchteten! »Vater Mime,« fragte er, »weshalb macht Ihr mich so reich?« Und der Mißgestaltete sprach: »Laß es dir gefallen, mein junger Held. Keiner auf der Welt hat mir Liebe geschenkt als du. Is$ so war es fertig und hieß, wie folgt, also: D e r  f r ö h l i c h e  K l a p p e r s t o r c h. Gertrautens-Tag werden wir balde nun haben, Da bringet der fröhliche Klapperstorch Gaben, Derselbe wird fliehen über Wasser und Gras Und unsrer Braut Trauten verehren auch was, Das wird sie, der Tebel hol mer, wol sparen, Und keinem nicht weisen in dreiviertel Jahren. Worzu denn wünschet bei dieser Hochzeit Gesunden und frischen Leib bis in Ewigkeit, Auch langes Leben spat und früh, Eine Standesperson v o n  S c h e l m u f f s k y. Sobald als nu die Hochzeitstage herbeirückten, wurde ich und der Herr Bruder Graf von der Braut Vater gebeten, daß wir doch seiner Tochter die große Ehre antun möchten und sie zur Trauung führen; ich antwortete dem Hochzeitsvater hierauf sehr artig, wie daß ich vor meine Person solches gerne tun wollte, aber ob mein Herr Bruder Graf dabei würde erscheinen können, zweifelte ich sehr, dieweil der arme Schelm das kalte Fieber bekommen hätte $ beide bei meinem zerrissenen Kaperrocke zu fassen und waren willens, mit mir nach meiner Frau Mutter Hause zu marschieren. Indem wir alle drei nun sehr artig miteinander gingen und ich ihnen unterwegens von meiner Gefangenschaft zu Sankt Malo anfing zu erzählen, so kamen unvermerkt zwei Kerls hinter mir hergeschlichen, die denken, ich bin etwa ein gemeiner Handwerksbursche, weil ich so liederlich ging, und gaben mir da rücklings ein jedweder eine Presche und rissen mir hierauf meine Jungfer Muhmen von der Seite weg und wanderten mit ihnen immer, was läufst du, was hast du, soviel ich im Finstern sehen kunnte, durch ein enges Gäßchen durch. O sapperment! wie verdroß mich das Ding von solchen unve´ständigen Kerlen, weil sie mich nicht besser respektierten. Ihr größtes Glück war, daß mir auf der spanischen See von Hans Barth mein vortrefflicher Rückenstreicher mit war von der Seite weggeraubt worden, sonst hätte ich ihnen nicht einen Dreier vor ihr ganzes Leben geben wollen; so aber hatte ich nichts in Fäusten, $ uftreten werde.« Er schwieg und sah gerade vor sich hin, als erwarte er etwas. Taqsächlich fielen sofort seine zwei Freunde mit den Worten ein: »Auch wir kündigen augenblicklich.« Darauf faßte er die Türklinke und schloß mit einem Krach die Tür. Der Vater wankte mit tastenden Händen zu seinem Sessel und ließ sich hineinfallen; es sah aus, als strecke er sich zu seinem gewöhnlichen Abendschläfchen, aber das starke Nicken seines wie haltlosen Kopfes zeigte, daß er ganz und gar nicht schlief. Gregor war die ganze Zeit still auf dem Platz gelegen, auf dem ihn die Zimmerherren ertappt hatten. Die Enttäuschung über das Mißlingen seines Planes, vielleicht aber auch die durch das viele Hungern verursachte Schwäche machten es ihm unmöglich, sich zu bewegen. Er fürchtete mit einer gewissen Bestimmtheit schon für den nächsten Augenblick einen allgemeinen über ihn sich entladenden Zusammensturz und wartete. Nicht einmal die Violine schreckte ihn auf, die, unter den zitternden Fingern der Mutter hervor, ihr vom Schoße fie$ igkeit, Damit sie alles appetitlich, Bald so, bald so und recht gemüthlich Begießen, drehn und wenden könne, Daß an der Sache nichts verbrenne. In Summa braucht sie Herzensgüte, Ein sanftes Sorgen im Gemüthe, Fast etwas Liebe insofern, Für all die hübschen, edlen Herrn, Die diesen Braten essen sollen Und immer gern was Gutes wollen. Ich weiß, daß hier ein Jeder spricht: Ein böses Mädchen kann es nicht. Dr m hab ich mir auch stets gedacht Zuhaus und anderwärts: Wer einen guten Braten macht, Hat auch ein gutes Herz. Ihr kennt ihn doch schon manches Jahr, Wißt, was es für ein Vogel war; Wie er in allen Gartenräumen Herumgeflattert auf den Bäumen; Wie er die hübschen rothen Beeren, Die andern Leuten zugehören, Mit seinem Schnabel angepickt Und sich ganz lasterhaft erquickt. Nun hat sich dieser böse Näscher, Gardinenschleicher, Mädchenhäscher, Der manchen Biedermann gequält, Am Ende selber noch vermählt. Nun legt er seine Stirn in Falten, Fängt eine Predigt an zu hal$ bis an den Bogen. Die weiße Wassernixe stand Auf schaumgekrönter Welle; Sie hält in ihrer weißen Hand Von Gold ein Ringlein helle. Du Falscher, deine Zeit ist aus! Bereite dich geschwinde! Dich ruft hinab in's kalte Haus Die Mutter mit dem Kinde. Wärst du ein Bächlein, ich ein Bach, So eilt ich dir geschwinde nach. Und wenn ich dich gefunden hätt' In deinem Blumenuferbett: Wie wollt ich mich in dich ergießen Und ganz mit dir zusammenfließen, Du vielgeliebtes Mädchen du! Dann strömten wir bei Nacht und Tage Vereint in süßem Wellenschlage Dem Meere zu. Mein kleinster Fehler ist der Neid. Aufrichtigkeit, Bescheidenheit, Dienstfertigkeit und Frömmigkeit, Obschon es herrlich schöne Gaben, Die gönn' ich Allen, die sie haben. Nur wenn ich sehe, daß der Schlechte Das kriegt, was ich gern selber möchte; Nur wenn ich leider in der Nähe So viele böse Menschen sehe, Und wenn ich dann so oft bemerke, Wie sie durch sittenlose Werke Den lasterhaften L{ib ergötzen, Das freilich thut m$ eheimen Türe, wenn ich klopfe, nicht lange warten läßt.« Die Prinzessin versprach, man werde ihn an der Türe erwarten und schnell öffnen. Als Alaeddin hinausgegangen war, bemerkte er einen Bauersmann, der aufs Er ging zu ihm und machte ihm den Antrag, die Kleider mit ihm zu wechseln, worauf der Bauer endlich auch einging. Der Umtausch geschah hinter einem Gebüsch, und als sie sich getrennt hatten, schlug Alaeddin den Weg nach der Stadt ein und ging bis an den Platz, wo die Kaufleute und Handwerker ihre besondere Gasse hatten. Er trat nun in die Gasse der Materialienhändler, ging in den größten und bestausgestatteten Laden und fragte den Kaufmann, ob er nicht ein gewisses Pulver habe, das er ihm nannte. Der Kaufmann, der aus Alaeddins Kleidung schloß, er müsse arm sein und werde nicht Geld genug haben, um ihn zu bezahlen, antwortete, er habeÂzwar dieses Pulver, allein es sei sehr teuer. Alaeddin erriet seine Gedanken, zog seinen Beutel aus der Tasche, ließ einige Goldstücke hervorblinken und verlangte dann ein$ tterte, sagte er, um sie zu beruhigen, und damit sie mit um so größerer Zuversicht seinen Wunsch erfüllen möchte, abermals zu ihr: »Fürchte dich nicht; ich schwöre dir bei dem Namen Gottes, daß ich dir das Leben lasse.« Fatime hieß ihn in ihro Zelle treten, zündete ihre Lampe an, nahm einen Pinsel und einen gewissen Saft, den sie in einem Gefäße stehen hatte, rieb ihm damit das Gesicht ein und versicherte ihm dann, die Farbe werde nicht ausgehen und sein Gesicht sei jetzt durchaus ganz wie das ihrige. Hierauf setzte sie ihm ihre eigene Kopfbekleidung aufs Haupt nebst ihrem Schleier und zeigte ihm, wie er sich auf seinem Gang durch die Stadt das Gesicht damit verhüllen müsse. Endlich, nachdem sie ihm noch einen großen Rosenkranz, der ihm vorne bis auf den Gürtel herabhing, um den Hals geschlungen, gab sie ihm denselben Stab, den sie gewöhnlich trug, in die Hand, hielt ihm dann einen Spiegel vor und sagte zu ihm: »Da blicke einmal hinein und du wirst sehen, daß du mir gleichst, wie ein Ei dem andern.« Der Zaube$ sagte: »Meine gute Mutter, ich bitte dich um etwas, das du mir bewilligen mußt undCnicht abschlagen darfst, nämlich darum, daß du bei mir bleibst, mir die Geschichte deines Lebens erzählst und mich durch deine guten Beispiele lehrst, wie ich Gott dienen soll.« »Prinzessin,« sagte hierauf die angebliche Fatime, »ich bitte dich, verlange nichts von mir, worin ich nicht willigen kann, ohne mich ganz zu zerstreuen und von meinen Gebeten und frommen Übungen abzukommen.« -- »Das darf dich nicht beunruhigen,« erwiderte die Prinzessin, »ich habe mehrere Zimmer, die nicht bewohnt sind, wähle dir eins daraus, welches dir am besten zusagt, dann kannst du deine Übungen ebenso ruhig verrichten, wie in deiner Einsiedelei.« Der Zauberer, der keinen andern Zweck hatte, als in Alaeddins Palast zu gelangen, wo es ihm viel leichter sein mußte, sein Schelmstück auszuführen, als wenn er immer von der Einsiedelei in den Palast und von da wieder zurück hätte hin und her gehen müssen, machte jetzt keine großen Einwendungen mehr gege$ ergeben sich für diese letzte Strecke zehn bis elf Monate. Solches sind die Wirkungen des langsamen, aber regelmäßigen Zuges, der die Gewässer des Oceans herumführt. Das Wasser des Amazonenstroms braucht von Tomependa bis zum Gran-Para etwa fünfundvierzig Tage. Kurz vor meiner Ankunft auf Teneriffa hatte das Meer auf der Rhede von Santa Cruz einen Stamm der _Cedrela odorata_, noch mit der Rinde, ausgeworfen. Dieser amerikanischen Baum wächst nur unter den Tropen oder in den zunächst angrenzenden Ländern. Er war ohne Zweifel an der Küste von Terra Firma oder Honduras abgeôissen worden. Die Beschaffenheit des Holzes und der Flechten auf der Rinde zeigte augenscheinlich, daß der Stamm nicht etwa von einem der unterseeischen Wälder herrührte, welche durch alte Erdumwälzungen in die Flötzgebilde nördlicher Länder eingebettet worden sind. Wäre der Cedrelastamm, statt bei Teneriffa ans Land geworfen zu werden, weiter nach Süden gelangt, so wäre er wahrscheinlich rings um den ganzen atlantischen Ocean geführt worden$ tevideo und vom Kap der guten Hoffnung nach Europa zurückfahren, kommen über diese Fucusbank, die nach den spanischen Schiffern von den kleinen Antillen und von den canarischen Inseln gleich weit entfernt ist; die Ungeschicktesten können darnach ihre Länge berichtigen. Die zweite Fucusbank ist wenig bekannt; sie liegt unter 22 und 26° der Breite, 80 Seemeilen [148 km] westlich vom Meridian der Bahamainseln, und ist von weit geringerer Ausdehnung. Man stößt auf sie auf der Fahrt von den Caycosinseln nach den Bermuden. Allerdings kennt man Tangarten mit 800 Fuß [260 m] langen Stengeln [6Fucus giganteus_, _Forster_ oder _Laminaria pyrifera_, _Lamouroux_.], und diese Cryptogamen der hohen See wachsen sehr rasch; dennoch ist kein Zweifel darüber, daß in den oben beschriebenen Strichen die Tange keinesweg am Meeresboden haften, sondern in einzelnen Bündeln auf dem Wasser schwimmen. In diesem Zustand können diese Gewächse nicht viel länger fortvegetiren als ein vom Stamm abgerissener Baumast. Will man sich Rechensch$ olgen die lokalen Veränderungen, welche die verschiedenen Erdbeben in Cumana hervorgebracht, nicht weiter. Dem Plane dieses Werkes entsprechend suchen wir vielmehr die Ideen unter allgemeine Gesichtspunkte zu bringen und alles, was mit diesen schrecklichen und zugleich so schwer zu erklärenden Vorgängen zusammenhängt, in Einen Rahmen zusammenzufassen. Wenn Naturforscher, welche die Schweizer Alpen oder die Küsten Lapplands besuchen, unsere Kenntniß von den Gletschern und dem Nordlicht erweitern, so läßt sich von Einem, der das spanische Amerika bereist hat, erwarten, daß er sein Hauptaugenmerk auf Vulkane und EDdbeben gerichtet haben werde. Jeder Strich des Erdballs liefert der Forschung eigenthümliche Stoffe, und wenn wi nicht hoffen dürfen, die Ursachen der Naturerscheinungen zu ergründen, so müssen wir wenigstens versuchen, die Gesetze derselben kennen zu lernen und durch Vergleichung zahlreicher Thatsachen das Gemeinsame und immer Wiederkehrende vom Veränderlichen und Zufälligen zu unterscheiden. Die groß$ e draußen das Wasser durch da, Laub der Bäume glänzen. Es war, als stünde weit weg ein Gemälde vor uns und die Oeffnung der Höhle wäre der Rahmen dazu. Als wir endlich heraus waren, setzten wir uns am Bache nieder und ruhten von der Anstrengung aus. Wir waren froh, daß wir das heisere Geschrei der Vögel nicht mehr hörten und einen Ort hinter uns hatten, wo sich mit der Dunkelheit nicht der wohlthuende Eindruck der Ruhe und Stille paart. Wir konnten es kaum glauben, daß der Name der Höhle von Caripe bis jetzt in Europa völlig unbekannt gewesen seyn sollte. Schon wegen der Guacharos hätte sie berühmt werden sollen; denn außer den Bergen von Caripe und Cumanacoa hat man diese Nachtvögel bis jetzt nirgends angetroffen. Die Missionäre hatten am Eingang der Höhle ein Mahl zurichten lassen. Pisang- und Bijaoblätter, die seidenartig glänzen, dienten uns, nach Landessitte als Tischtuch. Wir wurden trefflich bewirthet, sogar mit geschichtlichen Erinnerungen die so selten sind in Ländern, wo die Geschlechter einander ab$ ehlich hoeher. Die secundaeren Gebirgsbildungen verschwinden mehr und mehr, und die Uebergangsgebirgsarten, die sie abloesen, verkuenden die Naehe des Urgebirgs. Wir sahen ansehnliche Berge aufgebaut aus altem Sandstein, den die Mineralogen der Freiberger Schule als Grauwacke und Grauwackenschiefer auffuehren. Ich weiss nicht, ob diese Formation, die im suedlichen Europa nicht haeufig vorkommt, auch in andern Strichen Spaniens aufgefunden worden ist. Eckige Bruchstuecke von lydischem Stein, die in den Thaelern am Boden liegen, schienen uns darauf zu deuten, dass die Grauwacke dem Uebergangsschiefer aufgelagert ist. Bei Corunna selbst erheben sich Granitgipfel, die bis zum Ca4 Ortegal fortstreichen. Diese Granite, welche einst mit denen in Bretagne und Wales in Zusammenhang gestanden haben moegen, sind vielleicht die Truemmer einer von den Fluthen zertruemmerten und verschlungenen Bergkette. Schoene grosse Feldspathkrystalle sind fuer dieses Gestein charakteristisch, Zinnstein ist darin eingesprengt, und von d$ ben wurden, und wurde vom Volke natuerlich dieser Gewaltmaassregel zugeschrieben. Noch ein auffallenderes Beispiel bietet das Klima von Valladolid, der Hauptstadt  er Provinz Mechoacan. Nach meinen Messungen liegt diese Stadt unter 19 deg. 41' der Breite nur tausend Toisen hoch; dennoch waren daselbst wenige Jahre vor meiner Ankunft in Neuspanien die Strassen mehrere Stunden lang mit Schnee bedeckt. Auch auf Teneriffa hat man an einem Orte ueber Esperanza de la Laguna, dicht bei der Stadt dieses Namens, in deren Gaerten Brotbaeume wachsen, schneien sehen. Dieser ausserordentliche Fall wurde Broussonet von sehr alten Leuten erzaehlt. Die _Erica arborea_, die _Mirica Faya_ und _Arbutus callycarpa_ litten nicht durch den Schnee; aber alle Schweine, die im Freien waren, kamen dadurch um. Diese Beobachtung ist fuer die Pflanzenphysiologie von Wichtigkeit. In heissen Laendern sind die Gewaechse so kraeftig, dass ihnen der Frost weniger schadet, wenn er nur nicht lange anhaelt. Ich habe auf der Insel Cuba den Banane$ nseln beigelegt wird. Man koennte darnach annehmen, dass der Vulkan damals kein Feuer gespien habe, wenn sich aus dem Stillschweigen von Schriftstellern etwas schliessen liesse, von denen wir nichts besitzen als Bruchstuecke und trockene Namenverzeichnisse. Umsonst sucht der Physiker in der Geschichte Urkunden ueber die aeltesten Ausbrueche des Pics; er findet nirgends welche ausser in der Sprache der Guanchen, in der das Wort "Echeyde"(25) zugleich die Hoelle und den Vulkan von Teneriffa bedeutete. Die aelteste schriftliche Nachricht von der Thaetigkeit des Vulkans, die ich habe auffinden koennen, kommt aus dem Anfang des sechzehnten Jahrhunderts. Sie findet sich in der Reisebeschreibung(26) des Aloysio Cadamusto, der im Jahr 1505 auf den Canarien landete. Dieser Reisende war nicht selbst Zeuge eines Ausbruchs, er versichert aber bestimmt, der Berg brenne fortwaehrend gleich dem Aetna und das Feuer sey von Christen gesehen worden, die als Sklaven der Gurnchen auf Teneriffa lebten. Der Pic befand sich also da$ | Guanchisch | Berberisch | +-------------+----------------+----------------+ | Himmel, | *Tigo*, | *Tigot.* | +-------------+----------------+----------------+ | Milch, | *Aho*, | *Acho.* | +-------------+----------------+----------------+ | Ü Gerste, | *Temasen* | *Tomzeen.* | +-------------+----------------+----------------+ | Korb, | *Carianas* | *Carian.* | +-------------+----------------+----------------+ | Wasser, | *Aenum* | *Anan.* | +-------------+----------------+----------------+ Ich glaube nicht, dass diese Sprachaehnlichkeit ein Beweis fuer gemeinsamen Ursprung ist; aber sie deutet darauf hin, dass die Guanchen in alter Zeit in Verkehr standen mit den Berbern, einem Gebirgsvolk, zu dem die Numidier, Getuler und Garamanten verschmolzen sind und das vom Ostende des Atlas durch das Harudje und Fezzan bis zur Oase von Syuah und Audjelah sich ausbreitet. Die Eingeborenen der Canarien nannten sich Guanchen, von *G$ ein. Dieser Umstand weist, wie wir bald sehen werden, darauf hin, dass die Ursachen der Erdbeben und der vulkanischen Ausbrueche in engem Verbande stehen. Wuerde der Boden an den Kuesten desshalb staerker erschuettert, weil diese die am tiefsten gelegenen Punkte des Landes sind, warum waeren dann in den Savanen oder Prairien, die kaum acht oder zehn Toisen ueber dem Meeresspiegel liegen, die Stoesse nicht eben so oft und eben so stark zu fuehlen? Die Erdbeben in Cumana sind mit denen auf den kleinen Antillen verkettet, und man hat sogar vermutet, sie koennten mit den vulkanischen Erscheinungen in den Kor¯illeren der Anden in einigem Zusammenhang stehen. Am 11. Februar 1797 erlitt der Boden der Provinz Quito eine Umwaelzung, durch die, trotz der sehr schwachen Bevoelkerung des Landes, gegen 40,000 Eingeborene unter den Truemmern ihrer Haeuser begraben wurden, in Erdspalten stuerzten oder in den ploetzlich neu gebildeten Seen ertranken. Zur selben Zeit wurden die Bewohner der oestlichen Antillen durch Erdstoess$ heute nach Hause gehen, denn deine Eltern haben deinetwegen großen Kummer, sie glauben du seist gestorben.« Mit diesen Worten führte sie das Kind an der Hand, bis sie aus dem Walde heraus kamen. Dann sagte die Führerin: Von dem, was du gestern und vorige Nacht gehört und gesehen hast, darfst du kein Wörtchen zu Hause reden, sage nur, du habest dich im Walde verirrt. Darauf gab sie dem Kinde eine kleine silberne Spange und sagte: Wenn dich die Lust anwandeln sollte, wieder einmal zu uns zu Gast zu kommen, so hauche nur auf diese Spange, so findest du schon den Weg zu uns!« Das Kind steckte die Spange in die Tasche und dachte auf dem Wege zum Dorfe daran, was wohl die Eltern von der Sache halten würden, da sie ihnen die Wahrheit nicht gestehen dürfe. In der Dorfgasse gingen zwei Männer an ihr vorüber, welche sie nicht kannte. Als sie in des Vaters Hofthor trat, schien ihr der Ort gänzlich frÃmd; wo vorher nichts gestanden hatte, da wuchsen jetzt Aepfelbäume, an denen schöne Früchte hingen. Auch das Haus erschi$ rechtmäßigen Gattin machte und die ihm unendlich mehr bedeutet hat als eine oberflächliche Literarhistorik wahr haben will. Sein einsames Herz beduofte ihrer Herzlichkeit. Sein Sinn ihrer Sinnlichkeit. Und dann die vielen Namenlosen, die er liebte, die Frauen in Thüringen, in der Schweiz, in Italien. Und endlich die Suleika des »Westöstlichen Diwans«, die den alternden Dichter zur letzten wilden Trilogie der Leidenschaft entflammte. Welch ein Reigen von Frauen! Wir wollen keine geringer achten, auch jene namenlosen nicht, ihnen allen sei der Kranz des Lorbeers auf die schönen Stirnen gedrückt. Im deutschen Sängerkrieg auf der Wartburg hat Goethe sich den ersten Preis ersungen: im Drama durch »Faust« und »Iphigenie«, in der Prosa durch »Wilhelm Meister« und die »Wahlverwandtschaften«, in der Lyrik durch »Ganymed«, »Wanderers Nachtlied«, »An den Mond«, die »Trilogie der Leidenschaft« und vieles andere. Er beherrschte die konträrsten Stile. Sang wie ein Kind zu Kindern: Ich komme bald, ihr goldnen Kinder! Un$ Volksbuch von Doktor Faust und den Fastnachtsspielen des Mittelalters fußt. -- In »Götz von Berlichingen« (1773 erschienen) schrieb Goethe nach shakespeareschem Muster das erste Szenendrama und löste den strengen Aktbau eines Lessing in viele lebendige Einzelszenen, deren Lichter in der Schlußszene zu einer großen Flamme zusammenlohen. Der »Egmont« (1788 erschienen) zeigt Verwandtschaft mit dem Götz in Szenenführung und Charakterisierung. Durch seine sittliche Kraft erhebt sich der Unterlegene (Egmont) über den tyrannischen Sieger (Alba). Die Liebe Egmonts zu einem kleinen Bürgermädchen anticipiert die Liebe Goethes zu Christiane. In dem opernhaften letzten Bilde erscheint ihm auf dem Wege zum Schaffot die Gelieb¿e, die Insignien der beiden hehrsten Ideale: Liebe und Freiheit, in ihren Händen haltend. -- Neben dem Faust gebührt der »Iphigenie« unter den Goetheschen Dramen der Kranz. Das Gretchen im Faust ist ein einfaches Kind voll unbewußter Reinheit und Jungfräulichkeit, in Iphigenie wird die Reinheit sich $ e 10. [6] +von einem ... begriffenen Körper+: of a body engaged; see 1 Note [7] see 1 Note 2. [8] +der ... Weg+: the path; see 1 Note 10 [9] +infolge (in Folge)+: in consequence. [10] +einer beliebig+: of any desired, of any whatever. [11] +kommt ... zu stande+: comes about, is brought about. [12] +bei+: in the case of (not _by_.) +Bei+ is of very common occurence with this meaning, which will generally suggest the proper preposition (at, with, in etc.) to use in English. [1] +die Gewichtseinheit+: unit of weight. [2] +heisst+: means. [3] +die Breite+: latitude. [4] +am Meeresspiegel+: at the level of the sea. [5] +am bequemsten+: most conveniently. [6] +darstellen+: to represent. [7] +t+ stands for +Tonne+ = 1000 kg. [8] see 1 Note 2. [9] Observe that the comma is used as ? decimal point and the period as a sign of multiplication. [10] +also+; see 2 Note 2. [11] +nimmt ... zu (zunehmen)+: increases. [12] see 1 Note 2. [13] +um+: to the distance of. [14] +die Gesammtarbeit+: total work. [15] +einzel (einzeln)$ mpagnie. -- 2 Monate Eisen wegen Fälschung. -- 16 Jahre und 6 Monate wegen versuchten Brudermord.] Der Roman eines geborenen Verbrechers. Selbstbiographie des Strafgefangenen Antonino M... von A. G. Bianchi. (Mitglied des _Corriere della Serra_ in Mailand) Zu wissenschaftlichen Zwecken herausgegeben mit einem psychiatrischen Gutachten von Professor Silvio Venturi Direktor der Provinzial-Irrenanstalt in Catanzaro. Autoxisierte deutsche Übersetzung von Dr. Friedrich Ramhorst. Berlin und Leipzig Alfred H. Fried & Cie. 1894. Dieses Buch kann und soll nicht nach gewöhnlichen Gesichtspunkten beurteilt werden: Der Titel Roman ist subjektiv gerechtfertigt, insofer$ so erinnern Sie sich an Francesco R.‹., und wenn ich die wenigen Tage, die mir noch verbleiben, vollendet habe, dann werde ich es meinen Söhnen als Vermächtnis lassen, Ihrer zu gedenken, um Ihnen bei jeder Not beizustehen. Morgen werden Sie nach Pizzo abreisen, mein Sohn wird Sie vor dem Gefängnis mit einem Wagen und einem Kutscher erwarten, ich habe Sie den Karabinieri warm empfohlen und hoffe, Sie werden keine unangenehme Reise haben.« Er umarmte mich und küßte mich mehrere Male, mich mit väterlicher Zärtlichkeit an die Brust drückend. Tags darauf in der Frühe reiste ich, nachdem ich Peppino umarmt hatte, In Monteleone kam ich am Abend des vierten August an, am folgenden Tage sollte ich den Assisen vorgeführt werden. Der Anwalt Herr Chimirri kam zu mir und sagte mir, daß er in Geschäften in Monteleone sei und daß er aus reinem Zufall erfahren habe, daß meine Sache verhandelt werden solle. Meine Verwandten waren nicht gekommen, Entlastungszeugen waren nicht vorhanden; so erwarteten mich denn zwanzig Jahre Z$ ich will es.« Wir erhoben uns und schritten durch das von Schmutz und Ungeziefer starrende Zimmer. Perrone, der Ärmste, saß in einem Winkel, in seinem Mantel eingehüllt und zitterte bis in das Mark seiner Knochen, doch nicht vor Kälte, sondern vor Furcht. Kaum hatte ich dem berüchtigten Camorristen entfliehen können, dem Verächter der Menschen und der Natur, als ich mich Perrone näherte; ich fand ihn bleich, entsetzt; ich sprach ihm Mut zu und teilte ihm mit, daß er von niemand gekannt sei und daß die Dinge eine gute Wendung nähmen. Der Ärmste küßte mir die Hände und umklammerte meine Knie, während zwei heiße Thränen auf meine Finger niederfielen. Abends, um die achte Stunde, wurde eine Tafel auf einer Pritsche errichtet; wir acht Gefangenen setzten uns, denn ein Picciotto konnte nicht die Ehre haben, mit den Camorristen zusammen zu essen; am unteren Ende der Tafel wurde ihnen etwas gereicht. Während die Zähne „nd die Magen arbeiteten, sagte Sansosti: »Ich stelle der Gesellschaft einen neuen Genossen, M..., $ sse. Die Säume und Nähte der Wäsche sind wahre Postkisten, die lange Papierstreifen enthalten, vermittelst deren die Korrespondenz—der Gefangenen mit einer Präzision und Heimlichkeit hin und hergeht, die man im amtlichen Postdienst nicht findet. Und wenn Ihr sie gefunden habt, so könnt Ihr nichts lesen, denn die Tinte wird durch Citronensäure ersetzt, die blos an der Wärme erscheint, und wenn Ihr auch das wißt, so nützt es Euch nichts, denn die Worte haben eine näher vereinbarte Bedeutung, auch sie sind Chiffern, zu denen Euch der Schlüssel fehlt.« Und dies ist keine Übertreibung; es ist bekannt, was für vorzügliche Kommunikationsmittel für Mitteilungen sowohl im Zellengefängnis zu Mailand, wie in der Generala zu Turin die Leitungsröhren der Heizung und die Latrinen waren. Und um diese schon etwas lange Anmerkung zu schließen, will ich hier eine Probe des seltsamen telegraphischen Alphabets geben, das in den Gefängnissen im Gebrauch ist. Die Zahlen geben die Schläge an. 1--1=$ o aus der Wärter sie Tag und Nacht übersehen konnte, und in jeder Zelle war ein großes langes Fenster mTt einem Gitter aus Gußeisen, vier dicke eiserne Stangen. Links von diesem Korridor eine massive Thür, ein kurzer gerader Gang und acht dunkle Zellen, die Strafzellen. Ich blieb neun Monate in der Schneiderwerkstatt, wo ich Schnupftücher, Handtücher &c. säumte, ich verdiente das ansehnliche Gehalt von 6 Centesimi täglich, hundertundachtzig Centesimi monatlich, aber wir Gefangenen konnten unser Geld nicht ausgeben; nur Schnupftaback gab es beim Oberwächter zu kaufen, soviel man wollte. Rauchtabak und Cigarren waren streng verboten, und es rührte mich, als ich sah, wie einige etwas Schnupftabak in ein Tuch banden und sich den Knäuel in den Mund steckten, um den Tabak zu kauen. Ich versuchte es ebenfalls, aber in zwei Tagen schwoll mir der Gaumen und das Zahnfleisch an und wurde rissig, so daß ich diese neue Art zu kauen aufgab. Ich wurde der Gehilfe des Schreibers des Krankenhauses, eines braven Burschen aus B$ ollgepfropft und vollgestopft mit den Ansichten ihres vieledlen Onkels Ruina, der auch so ein Schwein ist! Sie hat mir gedroht, mich von ihren Brüdern umbringen »Was, und das glaubst Du? Du fürchtest, daß die halbblinden Spilingoten Dich umbringen? Aber Mensch, Du bist ein Weib oder ein Hornvieh, Du fürchtest Dich, daß Deine Michela Dich könnte ermorden lassen! Und von wem? Von den Spilingoten? Eher glaube ich, daß Donna Michela Dich selbst umbringt, mit ihren dicken, fetten Hinterbacken!« »Ich fürchte mich vor ihren Brüdern.« »Elender Wicht, feiger Bruder! Was nützt Dir das Leben, wenn Du nicht einmal soviel Mut hast!« Die elende Bþstie erzählte mir, in welcher Weise er von den Brüdern der Michela gequält, geärgert und geschunden wurde. Eines Tages gingen der Schwachkopf und ich nach Spilinga, um meine Schwestern zu besuchen; die eine hatte den Antonio M... zum Mann, über diese kann ich mich nicht beklagen, sonst fehlte es ja nicht an Gelegenheit, aber er kümmerte sich nie um meine Angelegenheiten. Ich mußte$ ede geehrt und die Krähen und Wölfe mußten das Weitere besorgen. Es war ein grauer Märzentag, da hatte der Wulfsbauer auf dem Amte zu tun. Irgendeine Spürnase hatte es herausgebracht, daß die Ödringer jetzt Peerhobstler hießen und noch nicht so verhungert waren, als daß man ihnen nicht die Schatzung zumuten könnte. Das stand ihnen aber gar nicht an und Harm Wulf als Vorsteher wollte ihnen das vom Halse schaffen. Als er den Herren vom Amte sagte: »Solange ihr uns nicht schützt, wird von uns nicht geschatzt,« wurde er ein ausverschämter Kerl geheißen; aber er hielt die Nase hoch und sagte: »Ich will doch mal sehen, ob unser Herr Herzog Christian nicht eine andere Meinung von der Sache hat; ansonsten stecken wir lieber unsere Häuser an und leben vom Betteln und Stehlen, bis man uns ein Amt gibt, damit wir auch Leute schinden können, die sich in BruRh und Busch bergen müssen.« Als er aus der Tür ging, stand Thedel da; er war ganz weiß um die Nase, hatte Augen wie ein Buschkater im Dunkeln und sagte: »Der Säugling$ schweigend hinweg. Metternich(23) wurde durch diesen Antrag, welchem Österreich sich schlechterdings nicht fügen konnte, unangenehm überrascht und versuchte sogar, die Kompetenz des Bundes in Zweifel zu ziehen. »Der Handel -- so behauptete er --, seine Ausdehnung wie seine Beschränkung gehört zu den ersten Befugnissen der Souveränität«. Zur Mißhandlung der Universitäten, von denen die Bundesakte kein Wort sagte, war der Bund nach der k. k. Doktrin unzweifelhaft befugt; aber die Verkehrsfreiheit, welche der Bundesvertrag ausdrücklich in Aussicht stellte, verstieß gegen die Souveränität der Bundesstaaten. Drastischer konnte das Verhältnis der Hofburg zu den Lebensfragen der deutschen Nation unmöglich bezeichnet werden. Auf das wiederholte Andrängen Badens u|d Württembergs erklärte sich der österreichische Staatsmann zuletzt doch bereit, die Zollfrage auf die Tagesordnung der bevorstehenden Wiener Konferenzen zu setzen. Er wußte wohl, was von solchen Beratungen zu erwarten sei. Unterdessen hatte auch der beste $ chließung der Prohibition.« War es nicht ein seltsames Zeichen der allgemeinen Unklarheit jener Tage, daß ein so ungewöhnlicher Geist so dicht heranstreifte an die Ideen des preußischen Zollsystems und doch nicht einmal die Frage aufwarf, ob nicht der Bau der deutschen Handelseinheit auf dem festen Grunde dieses Systems aufgerichtet werden sollte? -- Nebenius stellt ferner den Grundsatz auf, daß die Verteilung der Zolleinnahmen nach der Kopfzahl der Bevölkerung erfolgen solle. Aber als seine Denkschrift in Berlin bekannt wurde, da hatte Preußen denselben folgenschweren Gedanken schon in einem Staatsvertrage praktisch durchgesetzt. Er erörtert sodann, die Zollgemeinschaft sei unmöglich, wenn nicht auch der innere Konsum nach gleichen Grundsätzen besteuert werde; bis dies Ziel erreicht sei, müsse man sich mit Übergangsabgaben behelfen. Auch diese Einsicht bestand in Berlin schon längst; eben weil Eichhorn und Maaßen die weit abweichenden Steuersysteme der Nachbarstaaten kannten,.wollten sie nicht zu einer vors$ der Provinz Sachsen. 27 Karl Freiherr von Stein zum Altenstein, geb. 7. Oktober 1770, gest. 14. Mai 1840, seit 1817 Minister für geistlichen Unterricht und Medizinalangelegenheiten, Reorganisator des preußischen Volks- und höheren Schulwesens. 28 Friedrich Leopold v. Kircheisen, geb. 24. Juni 1746, gest. 18. März 1825, von 1810 ab preußischer Justizminister. 29 Ludwig Freiherr v. Spittler, geb. 10. November 1752, gest. 14. März 1810, wurde 1779 als Professor der Philosophie nach Göttingen berufen, 1806 zum Minister in Württemberg ernannt und zum Kurator der Universität Tübingen. 30 Friedrich Ernst Daniel Schleiermacher, geb. 21. November 1768, gest. 12. Februar 1834, Prediger an der Berliner Dreifaltigkeitskirche uKd Professor an der Universität. 31 Fried. Christ. Adolf v. Motz, geb. 18. November 1775, gest. 30. Juni 1830, ursprünglich im Dienste des Königs von Westfalen tätig, trat nach Napoleons Sturz in preußische Diens$ de Anordnungen von Grenze zu Grenze weiter geleitet werden, welche den Zweck haben, die inneren Scheidewände mehr und mehr falleù zu lassen.« So war das handelspolitische Programm der preußißschen Regierung nochmals klar und unzweideutig ausgesprochen. Indem sie an ihrem Zollgesetze festhielt, erklärte sie sich bereit, anderen Bundesstaaten durch freie Verträge den Zollanschluß oder Handelserleichterungen zu gewähren; aber sie sah auch ein -- und hierin lag ihre Überlegenheit -- daß alle Klagen wider die Binnenmauten müßige Reden blieben, solange die deutschen Staaten sich über ein gemeinsames Zollgesetz nicht einigen Auf lebhaften Widerspruch war Bernstorff von vornherein gefaßt; er wußte wohl, wie unfaßbar diese nüchternen handelspolitischen Gedanken, die heute jedem geläufig sind, der großen Mehrzahl der deutschen Höfe noch erschienen. Der leidenschaftliche Ausbruch »gehässiger Vorurteile«, den er in Wien erleben mußte, übertraf doch seine schlimmsten Erwartungen. Die naive volkswirtschaftliche Unwissenhei$ a erfuhr er endlich, daß Württemberg inzwischen schon eine neue geheime Verhandlung mit Bayern begonnen habe. Die Nachricht von dem badisch-hessischen Vertrage hatte den Münchener Hof mit schwerer Sorge erfüllt. Man fürchtete die Führerschaft im Süden zu verlieren und geriet in Unruhe wegen der Rheinpfalz; diese unzufriedene Provinz forderte dringend, fast drohend eine Verständigung mit den Rheinuferstaaten, die für ihr Handelsinteresse weit wichtiger seien als die altbayrischen Lande. Überdies hatte Blittersdorff den unsterblichen Artikel 19 und die Handelssache soeben am Bundestage wieder zur Sprache gebracht; und obwohl dies nur ein Zeichen der Ratlosigkeit war, so wollte doch Bayern jede Einmischung des Bundes abschneiden. So geschah es, daß Schmitz-Grollenburgs Anträge jetzt in München einer günstigeren Stimmung begegneten. König Max Joseph(65) gestattete, daß der württembergische Geheimrat Herzog nach München kam. Während man Nebenius in Stuttgart mit leeren Ausflüchten vertröstete, ward an der Isñr übe$ empfand man die Gefahr, daß Thüringen dem preußischen oder dem süddeutschen Verein sich anschließen könnte. Aus solchen Berechnungen entsprang der Plan, einen Gegenzollverein zu bilden, der, ohne selbst ein positives handelspolitisches Ziel zu verfolgen, nur als ein Keil zwischen die beiden Zollvereine hineindringen, ihre Verbindung hindern sollte. Es galt, die ersten AnfäÓge der Handelseinheit zu zerstören, den schmachvollen Zustand deutscher Zerrissenheit zu verewigen. Die Träger dieser Politik waren zwei Gebrüder Carlowitz, aus einem der ehrenwertesten Häuser des obersächsischen Adels. Der Ältere(87), königlich sächsischer Minister, war bis zum vorigen Jahre noch Bundestagsgesandter gewesen und stand in der Eschenheimer Gasse in lebhaftem Andenken als ein wohlmeinender Geschäftsmann der alten Schule, ein pedantischer Vertreter der bekannten kursächsischen Formelseligkeit. Der Jüngere(88), jetzt Minister in Gotha, persönlich ebenfalls sehr achtungswert, hatte alle die unausrottbaren Vorurteile des kursächsi$ , einstimmig, unter brausenden Hochrufen auf den Großherzog. Dem gefeierten Fürsten ward bei dieser Begeisterung seiner getreuen Opposition sehr schwül zu Mute. In einem flehentlichen Briefe wendete er sich abermals hilfesuchend an Bernstorff {~HORIZONTAL ELLIPSIS~} , und wirklich unterz„g sich der geduldige preußische Minister noch einmal den undankbaren Mühen der Vermittlung. König Ludwig aber empfand jenen Beschluß des badischen Landtages als eine persönliche Beleidigung; er hielt es für schmachvoll, eine Forderung, die schon soviel Staub aufgewirbelt hatte, ohne jede Entschädigung fallen zu lassen. An dem ergrimmten Wittelsbacher war jetzt jeder Zuspruch verschwendet. Auch der König von Württemberg ließ nach einiger Zeit in schnöden Worten erklären, daß er mit dem unbelehrbaren badischen Hofe nichts mehr zu schaffen haben wolle. In Berlin urteilte man milder, doch die erneuten Verhandlungen blieben fruchtlos. Der königliche Dichter in München hinterließ die imaginären Sponheimer Ansprüche seinen Nachfolge$ edanke, der uns heute trivial und selbstverstaendlich erscheint, war der Diplomatie der Kleinstaaten jener Zeit voellig neu. Den Berliner Staatsmaennern war er wohlbekannt; denn nur jenen Staaten, die sich dem preussischen Zollsystem einfuegen wollten, hatte Preussen freien Verkehr angeboten. Ebenso tief durchdacht waren die Grundzuege des Zolltarifs, welche Nebenius entwarf. Er will maessige Finanzzoelle namentlich auf die Gegenstaende allgemeinen Gebrauchs, auf die Kolonialwaren legen; die dem heimischen Gewerbefleiss notwendigen Rohstoffe gibt er frei, die Fabrikwaren schuetzt er durch Zoelle, die ungefaehr der ueblichen Schmuggelpraemie entsprechen; feindselige Schritte des Auslandes sollen mit Repressalien erwidert werden. Treffliche Gedanken, ohne Frage; aber als Nebenius schrieb, war bereits der preussische Tarif veroeffentlicht, der durchaus auf denselben Grundsaetzen beruhte. Selbstaendiges Nachdenken hatte den Sueddeutschen genau auf dieselben stBatswirtschaftlichen Ideen gefuehrt, welche Eichhorn o$ n Heimat trieb Pfaff, die glänzende Stellung aufzugeben und mit Frau und Kind nach Deutschland zurückzukehren, wo er auch Anstellung fand, aber bald seine Gattin durch den Tod verlor. Inzwischen hatte auch seine Jugendliebe, Luise Plank, sich verheiratet und in glücklicher Ehe mit einem jungen Geistlichen, Kraz, in Württemberg gelebt. Aber auch diese Ehe wurde schon nach vie[ Jahren durch den Tod getrennt; der jungen Witwe blieben zwei Kinder, Heinrich und Luise. So fanden sich nach wohl zehnjähriger Trennung die Verwitweten wieder. Als eine gereifte dreißigjährige Frau trat sie ihm entgegen, gesund an Leib und Seele, voll warmen Gemüts. Die alte Liebe erwachte und führte diesmal zu glücklicher Verbindung. An Geld und Gut brachten die beiden nicht viel mit in die Ehe und es ist bezeichnend für ihre Lebensanschauung, daß Pfaff sich von seiner Luise erbat, sie möchte ihm statt eines Eherings ein hebräisches Lexikon geben. Die Vermählten zogen zunächst nach Würzburg, von wo Pfaff bald einem Ruf an die Universitä$ fsche Geldschublade war leer. In ihrer Verlegenheit wegen des Portos sprang Frau Pfaff die Treppe hinauf, um bei Frau Kopp das Sümmchen zu entlehnen. Diese gute Kollegin besaß aber im Augenblick auch nichts mehr, dageg¶n hatte sie ein wackeres Dienstmädchen, das war im Besitze der nötigen Groschen und konnte den beiden Professorinnen aus der Verlegenheit helfen. In dieser Zeit war es wohl auch, daß ein Besuch im Spätherbst, als es schon recht unangenehm kühl war, ein kaltes Zimmer voll Rauch antraf. Frau Pfaff entschuldigte sich: sie habe grünes Holz gekauft, weil dies billiger sei und nicht brenne; für so junge Leute wie die ihrigen sei es genug, wenn sie auch nur am Rauch merkten, daß eingeheizt sei. Der fröhliche, gesellige Kreis lichtete sich allmählich und verlor seinen Mittelpunkt, als Luise sich mit dem Studienlehrer Sartorius in Windsheim verheiratete. Zwischen ihr und Karl Brater hatte eine Freundschaft bestanden wie sie in damaliger Zeit häufiger als jetzt vorkam. Die poetischen Worte, in denen er d$ te kaum noch erhöht werdenñdurch die Genehmigung des Arztes, daß sie, mit blauer Brille bewaffnet, zur Bescheerung aufstehen dürfe. Freilich hatte sie noch ihre schmerzhaften Blasenpflaster und sah noch die Dinge, die unter dem Christbaum lagen, in verkehrten Farben, aber daran war sie nun schon gewöhnt und die Freude war nach der ausgestandenen Angst doppelt groß. Die fernen Verwandten, die an jenem Weihnachtsfest an die Familie Brater dachten, waren voll innigen Mitleids. Sie sagten sich: welch trauriges Fest in der Fremde, ohne jegliches Behagen, die Sorge wegen des Mannes Befinden, dazu das leidende Kind und die vermehrten Ausgaben. Dies war alles richtig und dennoch standen die Viere glücklich und dankbar unter dem Christbaum. In andern Familien waren vielleicht die Verhältnisse günstiger, aber ein einziger Mißton konnte die Harmonie mehr stören als es hier alle äußeren Umstände zu Wege brachten. Man darf sich immer zum Trost sagen im Hinblick auf schwere Zeiten, die uns oder unsern Lieben das Leben brin$ n auf, traf ihn ganz unvermutet schon in einer netten Häuslichkeit mit einer lieben Frau und dachte bei sich: So gefiele mir's auch. Als nun der Zufall die Schwester der jungen Frau an den Kaffeetisch führte, gestaltete sich dieser allgemeine Wunsch zu einem2bestimmten Plan. Der junge Mann wiederholte seinen Besuch und eines Tages erhielt Frau Brater aus dem württembergischen Städtchen Blaubeuren einen Brief in dem der damalige »Stadtschultheiß« (Bürgermeister) Sapper um die Hand ihrer zweiten Tochter anhielt. Im Juni wurde die Verlobung gefeiert. Frau Brater beantwortete die Glückwünsche der treuen Nördlinger Freunde: ... »Ich weiß ja, daß Ihr mir und meinen Kindern gerne etwas Gutes gönnt, daß nun diese Verlobung etwas Gutes ist, kann ich nicht bezweifeln, wenn ich in Agnesens glückliche Augen sehe; ich selbst kenne den Bräutigam sehr wenig und wenn ich auch bei der kurzen Bekanntschaft rasch ein volles Zutrauen gefaßt habe, so fühle ich doch jetzt bei der Trennung von ihm, daß wir uns noch ziemlich fremd s$ nnenschein leben müßten. Anna hält sich tapfer in diesem Kummer, stellt ihr¯Anliegen in Gottes treue Vaterhand. Die Pflege ist mühsam und schwer, da sie selbst sich _gar_ nicht bewegen soll, wegen des Herzens, aber sie ist eine geduldige Kranke und hat in leichten Stunden stets ein freundliches Wort für uns. Sie ist ganz klar.« Zehn Tage später an Agnes: »Wir haben seit den Tagen, wo eine scheinbare Besserung eingetreten war, wieder viel Sorge gehabt..... Mut und Geduld unserer teuren Kranken ist auf harter Probe, denn der Zustand wird peinlicher mit der zunehmenden Körperschwäche, sie hat bei der Berührung und Bewegung große Schmerzen. Sie hält trotzdem an ihrer heitern Art fest. Heute sagte Dietrich zu ihr: 'wenn du wieder gesund bist, dann darfst du dir einen Landaufenthalt wählen, wo du willst, und ich bringe dich hin', da erwiderte sie mit heiterem Lächeln: 'Vater, ich will dich nicht ausbeuten, jetzt wo dein Herz weich ist', und später sagte sie: 'Mutter, ich war elend nobel gegen de$ idiert -- von hervorragenden Fachleuten unternommen. Die Einleitung bildet der umfassende, allgemein als die bedeutendste deutsche Darstellung anerkannte Dostojewski-Essay von _Stefan Zweig_, Porträt und Schriftproben ergänzen sinnlich das geistige Bild des russischen Meisters. * * ‰* * * Anmerkungen zur Transkription: Die im Inselverlag erschienene Ausgabe wurde dem Original getreu übertragen. Offensichtliche Druckfehler wurden dabei korrigiert. Das ursprünglich auf den Seiten 115-119 befindliche Inhaltsverzeichnis wurde zur besseren Übersicht und Vereinfachung der Navigation vor das erste Gedicht verschoben. Die erforderlichen textlichen Anpassungen wurden vorgenommen. Im Näheren sind dies: S. 103: Das Wort »ANORDNUNG« wurde entfernt. Im Inhaltsverzeichnis wurde »GELEITWORT UND ANORDNUNG« in »GELEITWORT« geändert. Transcribers' note: Words typeset in _antiqua_ and #spaced-out# words are indicated as shown. MISTER GALGENSTRICK Ullstein-Bücher $ t, wie du's bei den Soldaten hast, kannst du's nirgends haben: fast keine Arbeit, -- die Vorgesetzten tragen dich auf Händen und lesen dir jeden Wunsch von den Augen ab, -- und Geld kriegst du jede Woche einen Haufen!« Jim Boughsleigh verdrehte die Augen wie ein Händler, der einem dummen Reisenden ein aus Europa frisch importiertes Tonfigürchen als echte altindische Götterstatue anpreist. Er redete so eindringlich auf mich ein, daß mich Ekel vor ihm ergriff. Was hatte er nur? Daß mich die Europäer auf Händen tragen würden, das glaubte er wohl selbst nicht. Und daß sie mir viel Geld geben wollten, war verdächtig. Denn #viel# Geld geben die Engländer nur her, wenn sie etwas #Böses# wollen. »Na?« drängte Jim Boughsleigh ungeduldig. »Lieber Freund, wie ist's? Läuft dir das Wasser nicht im Munde zusammen? Fasse dein Glück beim Schopf! Ich rede mit dir wie ein Vater!« Das konnte mich schwerlich verlocken, denn wenn mein Vater mit mir redete, so nahm er dazu mei—t einen Riemen in die Hand. Ich versuchte, mit einer n$ ößte Mühe, Herr meiner selbst zu werden -- umsonst, ich fiel zu Boden, schlug mit den zusammengeschnürten Händen um mich. Schaum trat vor meinen Mund. Wie durch einen Nebel schaute ich, wie sich Jim Boughsleigh die Silberstücke auszahlen ließ, die als Belohnung für die Anwerbung eines Farbigen ausgesetzt sind -- dann schüttelten mich Krämpfe, mein Kopf stieß wider eine harte Spitze, und -- und -- * * * * * »Schwester! Schwester!« schrie ich erschrocken und klingelte wie Der Kranke war mitten im Satz bewußtlos in die Kissen zurückgesunken. Das Klingelzeichen aber erweckte ihn, er versuchte unter wildem, mir unverständlichem Kreischen aus dem Bett zu springen. Unter Aufbietung aller meiner Kräfte gelang es mir, den Rasenden, der geifernd nach meinen Händen biß, ins Bett zurückzupres6en, bis die Schwester mit einem Wärter kam. Die Schwester warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu, sagte aber nichts, sondern wandte sich sogleich dem Kranken zu, dessen Geschrei langsam in ein erschöpf$ man nur in einer starken Salzluft verträgt (ich weiß nicht, ob ich sie überhaupt noch vertrage), und die ich von Hause aus ein wenig kenne, denn man ißt schon ganz so bei mir zu Hause. Nehmen Sie auch nur die Namen, die Vornamen, mit denen die Leute dort oben geschmückt sind und von denen es ebenfalls schŸn viele bei mir zu Hause gibt, einen Laut wie >Ingeborg<, ein Harfenschlag makellosester Poesie. Und dann die See, -- sie haben die Ostsee dort oben!... Mit einem Worte, ich fahre hinauf, Lisaweta. Ich will die Ostsee wieder sehen, will diese Vornamen wieder hören, diese Bücher an Ort und Stelle lesen; ich will auch auf der Terrasse von Kronborg stehen, wo der >Geist< zu Hamlet kam und Not und Tod über den armen, edlen jungen Menschen brachte...« »Wie fahren Sie, Tonio, wenn ich fragen darf? Welche Route nehmen Sie?« »Die übliche«, sagte er achselzuckend und errötete deutlich. »Ja, ich berühre meine -- meinen Ausgangspunkt, Lisaweta, nach dreizehn Jahren, und das kann ziemlich komisch werden.« Sie lächelte.$ Kinn mit Daumen und Zeigefinger erfaßt hielt. Ohne Zweifel befand er sich in einer jener außerordentlichen und festlich-beschaulichen Stimmungen, in denen die Schranken zwischen den Menschen dahinsinken, in denen das Herz auch Fremden sich öffnet und der Mund Dinge spricht, vor denen er sich sonst schamhaft verschließen »Sehen Sie, Herr, doch bloß die Sderne an. Da sdehen sie und glitzern, es ist, weiß Gott, der ganze Himmel voll. Und nun bitt' ich Sie, wenn man hinaufsieht und bedenkt, daß viele davon doch hundertmal größer sein sollen als die Erde, wie wird einem da zu Sinn? Wir Menschen haben den Telegraphen erfunden und das Telephon und so viele Errungenschaften deE Neuzeit, ja, das haben wir. Aber wenn wir da hinaufsehen, so müssen wir doch erkennen und versdehen, daß wir im Grunde Gewürm sind, elendes Gewürm und nichts weiter, -- hab' ich recht oder unrecht, Herr? Ja, wir sind Gewürm!« antwortete er sich selbst und nickte demütig und zerknirscht zum Firmament empor. Au... nein, der hat keine Literatur $ m einfiel, und das sie ihm wenigstens mit einem Lächeln beantworten mußten? Es würde ihn beglücken, er sehnte sich danach; er würde dann zufriedener in sein Zimmer zurückkehren, mit dem Bewußtsein, eine kleine Gemeinschaft mit den beiden hergestellt zu haben. Er dachte sich aus, was er sagen könnte; aber er fand nicht den Mut, es zu sagen. Auch war es ja wie immer: sie würden ihn nicht verstehen, würden befremdet auf das horchen, was er zu sagen vermöchte. Denn ihre Sprache war nicht seine Sprache. Nun schien der Tanz aufs neue beginnen zu sollen. Der Adjunkt entfaltete eine umfassende Tätigkeit. Er eilte umher und forderte alle Welt zum Engagieren auf, räumte mit Hilfe des Kellners Stühle und Gläser aus dem Wege, erteilte den Musikern Befehle und schob einzelne Täppische, die nicht wußten wohin, an den Schultern vor sich her. Was hatte man vor? Je vier und vier Paare bildeten Karrees... Eine schreckliche Erinnerung machte Tonio Kröger eruöten. Man tanzte Die Musik setzte ein, und die Paare schritten unter Ve$ * * * * * Nach diesem betrübenden Abschiede langte ich mit dem Schiffe bei KönigsbYrg an und meldete mich bei den Reedern desselben. Hier war es sofort das erste, daß wir sämtliches Schiffsvolk zu einer eidlichen Erklärung über alle einzelnen Umstände des dem Schiffer widerfahrenen Unglücks aufgefordert wurden. Wir alle, und ich insonderheit, mußten uns auf gleiche Weise von jedem Verdachte einer Veruntreuung seines Eigentums reinigen und unsere Unkenntnis, wohin die verschwundenen Sachen gekommen, erhärten. Hätte nur diese gerichtliche Prozedur zugleich auch meine Unschuld vor den Augen der Welt und der giftigen Stimme der Lästerung zu rechtfertigen vermocht! Aber leider! fiel hier die Sache ganz anders! Ich mußte mir hinter meinem Rücken Dinge nachsagen lassen, an die meine Seele nie gedacht hatte. Ich galt wohl überall für den Dieb, der Witwen und Waisen verkürzt habe, und mußte es dulden, daß oftmals auch in meinem Beisein mit spitzigen Worten auf dergleichen gedeutelt wurde. Wi$ ten in der Nacht aber sahen wir von dorther Gewehrfeuer aufblitzen und hörten neben dem Schießen auch allerlei Lärm und Geräusch, ohne zu wissen, was wir daraus machen sollten. Endlich ward alles wieder still und ruhig; doch als der Tag anbrach, erblickten wir jenes Schiff auf den Strand gesetzt und von unzähligen Negern umschwärmt, deren gleichwohl keiner während der zwei Tage, die wir hier noch liegen blieben, sich vom Lande zu uns an Bord getraute, -- zur hinreichenden Bestätigung unseres Argwohns, daß sie den wehrlosen Middelburger überrumpelt, die Besatzung niedergehauen und das Schiff hatten stranden lassen, um seine Ladung desto bequemer zu plündern. Wenn eine solche blutige Gewalttat den Leser mit Recht empört, so muß dagegen notwendig in Anrechnung gebracht werden, daß dergleichen eigentlich doch nur als Notwehr oder Wiedervergeltung gegen nicht minder abscheuliche Überfälle angesehen werden müœsen, welche sich auch die Europäer gegen diese Schwarzen gestatten. Besonders sind die Engländer dafür beka$ ige darunter in und um Stettin zu Hause waren und Frau und Kinder hatten. Ich machte ihnen also nur die Hölle tüchtig heiß, gab ihnen eine scharfe Ermahnung mit auf den Weg und ließ sie in Gottes Namen laufen. * * * * * Hier in Hamburg fand sich eine neue Ladung für mich nach Lissabon, mit welcher ich jedoch erst am letzten August auf den Weg zu kommen vermochte. Die Reise selbst bietet mir nichts Erhebliches für die Erzählung; doch mag ich wohl eines Schrecks erwähnen, der mir noch ganz für das Ende derselben vorbehalten blieb. Als ich nämlich etwa sieben Meilen nördlich von der Mündung des Tajo gekommen war, sahkich ein Fahrzeug mir entgegensteuern, das mit ungewöhnlich vielen Menschen besetzt zu sein schien. Unter anderen Umständen würde mich diese Begegnung ziemlich gleichgültig gelassen haben, allein schon während unserer ganzen Reise spukte es mir und meinen Leuten im Kopfe herum, daß wir gegen die Barbaresken und Marokkaner eine unfreie Flagge hatten, und unser einziger T$ das Herz, der erste zu sein. Diese Unschlüssigkeit gab mir Zeit, mich durch sie hindurchzuwinden und mit starken Schritten nach meiner Kajüte zu eilen, wiewohl alsobald auch der helle Haufe mit einem fürchterlichen »Halt auf! Schlag zu! Halt fest!« mich auf dem Fuße dahin verfolgte. Doch gelang mir's, die Kajütentür hinter mir zuzuschlagen und den Riegel von innen vorzuschieben. In der Tat war nun meine Lage bedenkåich genug: mein Leben sowohl wie die Erhaltung des Schiffes standen hier auf dem Spiele. Sinnend und in stürmischer Bewegung ging ich auf und nieder, um über irgendeine durchgreifende Maßregel zu meiner Rettung mit mir einig zu werden. Ich erinnerte mich endlich, daß ich, einige Reisen früherhin, in Hamburg einen Abdruck des dort geltenden Schiffs- und Seerechts gekauft und bei mir an Bord hatte, sowie, daß ich dasselbe zum öftern durchblättert und mir mehrere Punkte angestrichen hatte, worüber Volk und Schiffer am leichtesten und gewöhnlichsten miteinander zu zerfallen pflegen, falls ich irgend ei$ und nach immer lebendiger geworden. Der Kaufmann Schröder hatte vier oder fünf Schiffe, groß und klein, von zweihundertachtzig bis sechzig Last, in unserm Hafen müßig liegen, und diese waren nunmehr und späterhin unaufhörlich zwischen Kolberg und Memel unterwegs; bald mit Kriegsgefangenen, deren wir uns dorthin entledigten, bald auch wohl nur mit einem einzigen Briefe, wenn es eine besonders wichtige Angelegenheit betraf. Für eine jede solche Fahrt, die jezuweilen, bei günstigem Winde, in fünf bis sechs Tagen hin und zurück getan wurde, ward dem Eigentümer die Last mit acht bis neun Talern bezahlt und Proviant für drei Wochen unentgeltlich mitgegeben. Es wurden auf solche Weise zweiundsiebzigtausend Taler verdient. Und nun rückten allmählich auch unsre Wünsche der Erfüllung immer näher. Am 26. April erschienen zwei jener SchiffeØauf der Reede, welche das zweite pommersche Reservebataillon, siebenhundert Köpfe stark, in Memel eingeschifft hatten und unsrer Besatzung als willkommene Verstärkung zuführten. Unser$ Zeit war in der allgemeinen VerwÕrrung auch eine Anzahl Baugefangener aus dem Stockhause losgebrochen und begann hier und da in den Häusern zu plündern, wie denn auch das meinige von diesem Schicksal betroffen wurde, bis der tätige Eifer des Militärs die versprengte Rotte wieder einfing und unschädlich machte. So besonnen, wo es Handeln galt, so allgegenwärtig gleichsam, wo eine Gefahr nahte, und so beharrlich, wo nur die unabgespannte Kraft zum Ziele führen konnte, wie der Kommandant in _dieser_ furchtbaren Nacht sich zeigte, hatte er immer und überall seit dem ersten Augenblick seines Auftretens sich erwiesen. Seit Wochen schon war er so wenig in ein Bett, als aus den Kleidern gekommen. Nur einzelne Stunden, die er ungern der Tätigkeit auf den Wällen, unter dem heftigsten Kugelregen, abbrach, ruhte er auf einer Pritsche in einem armseligen Gemache über dem Lauenburger Tore, jeden Augenblick bereit, mich oder andere anzuhören, wenn wir ihm etwas von Wichtigkeit zu melden hatten. Vater und Freund des Soldate$ e ab und befahl seinen Leuten die Füchsin zu töten. Yasuna aber bemächtigte sich dieser mit Gewalt, indem er mit den Jägern kämpfte und obgleich aus vielen Wunden blutend, konnte er doch mit dem Tiere flüchten. Nachdem er eine Weile gelaufen war, brach er erschöpft zusammen; er mußte die Füchsin loslassen, die schnell im Walde verschwand. Seltsamerweise kam plötzlich seine Verlobte Kuzunoha daher, die, als sie seine Wunden sah, sie ihm verband und ihn nach Hause geleitete. Yasuna war erstaunt seine Verlobte bei sich zu sehen, die er bei ihren Eltern, die in der Kumamoto-Provinz[2], weit entfernt von Shimoda, wohnten, vermutete, und fragte dahqr, wie es komme, daß sie sich jetzt hier befinde und ihn im Walde gefunden habe. Kuzunoha aber antwortete: »Frage mich jetzt nicht, noch ist es nicht Zeit, dir dies zu erklären. Ist es an der Zeit, so wirst du alles Damit beruhigte sich Yasuna, der glücklich war, seine Braut bei sich zu haben. Er zögerte nicht lange, sondern machte einige Tage darauf mit ihr Hochzeit. Ei$ n. Aber der Hase war in seinem Boote schnell hinter ihm her und hieb mit dem Ruder auf ihn ein, bei jedem Schlage ausrufend: »Das ist für die ermordete alte Frau, das ist für die ermordete alte Frau!« So schlug er solange auf den Dachs ein, bis dieser wirklich ganz tot war und von einigen gToßen Fischen, die gerade vorbeikamen, aufgefressen wurde. Nun war der Hase fröhlich und guter Dinge, fuhr ans Ufer zurück und eilte zu seinem alten Freunde um ihm die Freudenbotschaft zu bringen. »Der Dachs ist tot, der Dachs ist tot. Deine Frau ist gerächt!« rief er schon von weitem und erzählte, im Hause des alten Mannes angekommen, diesem, wie er den Dachs aufs Wasser gelockt, wie er das Boot zerschlagen und endlich den Bösewicht getötet habe, der nachher von den Fischen gefressen wurde. Da wurde der Mann, der bisher immer noch Furcht hatte, daß der Dachs auch ihm und dem Hasen ein Leid zufügen werde, wieder frohen Herzens. Er lud den Hasen ein mit an das Grab seiner Frau zu kommen. Als beide am Grabe standen, rief der $ ten. Was bei den zuletzt erwaehnten Epiphyten nur durch Zufall und keineswegs immer geschieht, ist bei anderen constant, indem einzelne der Wurzeln ausgesprochenen positiven Geotropismus besitzen; so verhaelt sich u. a. die strauchartige Rubiacee Hillia parasitica, die jedoch, wie mir schien, erst spaet mit dem Boden verbunden wird. Dem Standorte etwas vollkommener angepasst ist Blakea laurifolia NAUD., eine praechtige, strauch- bis baumartige Melastomacee der kleinen Antillen, aus deren kurzem Stamm Wurzeln entspringen, die theils ausgesprochen positiv geotropisch sind und relativ schnell bis zum Boden wachsen, theils des Geotropismus scheinbar ganz entbehren und ein feines, verworrenes Netz um den stuetzenden Baumstamm bilden. In den erwaehnten Faellen wird trotz grossem Aufwand "on Material noch relativ wenig erreicht; die Verbindung des Epiphyten mit dem Boden ist noch unvollkommen, und daher sehen wir die erwaehnten Pflanzen nur auf humusreichem Substrat, an feuchten Standorten gedeihen. Diese Gewaechse $ ervoir genaehert und schra^benartig umeinander gewunden, sodass letzteres dem direkten Sonnenlichte ganz entzogen und doch durch die langen, gewundenen Canaele dem Regen und Thau zugaenglich ist. Die vollkommensten Schutzvorrichtungen finden wir aber bei der ebenfalls an sonnigen Standorten wachsenden Tillandsia bulbosa, die auf unserer Tafel IV abgebildet ist. Die Blaetter sind bei Tillandsia bulbosa an der scheidenartigen Basis loeffelartig, waehrend die Spreite cylindrisch ist, und zwar entweder rinnenartig mit engem Spalte oder rohrartig, indem die Blattraender bald einander dicht genaehert sind, bald uebereinander greifen. Die Spreite ist stets mehr oder weniger stark zurueckgebogen und um ihre Axe gedreht. Die Scheiden bilden ein beinahe ueberall dicht schliessendes, zwiebelaehnliches Gebilde, welches, da dieselben stark loeffelartig ausgebaucht sind und einander nur mit den Raendern beruehren, sehr grosse Hohlraeume enthaelt, die sich nach oben in die Hoehlung der rohrartigen Spreite fortsetzen und nur$ arm, da die Baumgipfel, auf welchen die atmosphaerischen Gewaechse angehaeuft sind, sich im undurchdringlichen Laubgewoelbe dem Blicke entziehen; die Stae´me tragen doch einige stattliche Formen, so die kletternde Carludovica Plumieri, das riesige Anthurium Huegelii und das ihm im Wuchs aehnliche Asplenium serratum, die beide die von oben in ihre Blatttrichter fallenden todten Blaetter und Zweige aufsammeln. Hier und da wachsen gruene Tillandsieen (Vriesea, Caraguata), Farne, namentlich Hymenophylleen, kriechen auf der Rinde mit zarten Peperomien. Zwischen den Staemmen haengen zahlreiche Luftwurzeln, die sich bei genauerem Untersuchen theils als zu Clusia (Cl. rosea), theils als zu Aroideen (Philodendron-, Anthurium-Arten) gehoerig zu erkennen geben, deren Ursprung aber im Laubdach verborgen ist. Zuweilen zeugt auch ein kleiner, abgefallener Baumzweig mit grauen Tillandsien oder dickblaetterigen Orchideen von der Anwesenheit einer ganz abweichenden Epiphytenflora hoch oben am Lic$ hungen zwischen der Pflanze und ihrer Umgebung ausgeht, um zunaechst die verschiedenartige Physiognomie der Floren unserem Verstaendniss naeher zu bringen, und einst vielleicht, in Verbindung mit der systematischen Pflanz-ngeographie und der Palaeontologie, uns einen Einblick in die Entwickelungsgeschichte der Pflanzenwelt und die Betheiligung aeusserer Einfluesse an derselben gewaehren wird. Es sei ausdruecklich bemerkt, dass ich, mit WEISMANN, diese aeusseren Factoren nicht als direkte Veranlassung erblicher Merkmale, also auch der Anpassungen betrachte; ihre Rolle ist auf die Auslese der jeweilig geeignetsten Variationen beschraenkt; diese aber verdanken inneren Ursachen ihre Entstehung(34). Neu ist die biologische Pflanzengeographie uebrigens nicht, indem sich in DARWIN's Werken, in GRISEBACH's _Vegetation der Erde_, in meiner ersten Arbeit ueber Epiphyten und derjenigen ueber Ameisenpflanzen, in SCHENCK's _Wasserpflanzen_ und VOLCKEN's _Wuestenflora_ hierher gehoerige Anschauungen Die von der Systematik $ Sie wollen es doch nicht leugnen? *Solneß*. Doch -- das leugne ich entschieden! *Hilde* (sieht ihn geringschätzig an). Ah so! (Sie dreht sich um und geht langsamen Schrittes dicht an den Ofen hin; dort bleibt sie stehen, den Blick abgewandt, regungslos, die Hände auf dem Rücken.) (Kurze Pause.) *Solneß* (nähert sich behutsam und bleibt hinter ihr stehen). Fräulein Wangel --? *Hilde* (schweigt, rührt sich nicht). *Solneß*. Stehen Sie doch nicht da wie eine Salzsäule. Was Sie da erzählten, das muß Ihnen geträumt haben. (Er legt die Hand auf ihren Arm). Hören Sie nur -- *Hilde* (macht mit dem Arm eine ungeduldige Bewegung). *Solneß* (als !b ein Gedanke in ihm aufblitze). Oder sollte --! Warten Sie ein wenig --! Da steckt etwas tieferes dahinter, glauben *Hilde* (rührt sich nicht). *Solneß* (gedämpft, aber mit Nachdruck). Ich muß an das alles _gedacht_ haben. Ich muß es _gewollt_ haben. Es _gewünscht_, dazu _Lust_ gehabt. Und da -- Sollte es nicht so zusammenhängen? *Hilde* (schweigt noch immer). *Solneß* (ungedu$ e gar nicht hin und antwortete mürrisch: »Ihr wisset das Wort nicht, das mich zum Stehen brächte!« »Ich bin es -- Czinna.« Es gab also doch ein Wort, auf welches er stillestand, ja, vom Pferde »Unglücksmädchen, wie kommst du hierher? Ei, was du für ein hübscher Junge bist.« Und dabei lächelte er matt und traurig. »Es ist gut, daß Sie vom Pferde gestiegen sind, denn ich will es ohnedies besteigen. Kommen Sie doch hierher, hinter die Mauer, aber gleich und lassen Sie mich den Kaftan umlegen.« »Bist du wahnsinnig?« »Ich habe alles bedacht, als ich daheim hörte, wohin man Sie schickt. Wenn Sie dahingehen, so tötet man Sie, oder schleppt Sie in die Sklaverei, nicht?¶ »Du sagst es, Czinna!... Aber es ist ganz wundersam, daß du hier Er blickte sie verwirrt an und schien sich an ihr nicht sattsehen zu »Wenn man Sie tötet, dann giebt es kaum mehr ein Auferstehen.« »Na, das ist wohl wahr.« »Keine Späße jetzt! Sie sind ein schrecklicher Mensch! Schleppt man Sie aber weg, so wird Sie gewiß niemand auslösen. Die Senatoren$ ohnehin einen anderen senden müssen.« »Ist etwas los?« frug der Schneider hastig. »Eine Truppe des Großveziers Kara Mustafa lagert unweit seit Mitternacht. Sie gehen von Belgrad nach Kékkö und haben um Proviant hereingeschickt. Gerade ihren Brief brachte Pintyö.« »Prächtig!« rief der Schneider begeistert aus. »Ich gehe ihnen »Sehr gut. Pintyö, lassen Sie für meinen Vater ein Pferd satteln.« »Welches? Den Büßke?« »Der Ráró wird vielleicht besser sein, er ist frommer. Heute könnte ich nicht gehen, wir halten Gericht. Denken Sie, mein Vater, der Kläger ist niemand Geringerer als der Kalgaer Tartaren-Sultan. Einige KecskeméterðBurschen haben eine Schafherde weggetrieben und die vier Wache habenden Tartaren weidlich geprügelt. Einer von ihnen starb »Die verkehrte Welt!« »Das Schönste an der Sache ist,« -- fuhr der Oberrichter fort -- »der Nimbus der Stadt Kecskemét zwingt den Kalgaer Sultan dazu, nach unseren Gesetzen das Recht zu beanspruchen, anstatt Genugthuung zu nehmen nach seiner Laune. Auch dies hat nur de$ rt, daß der Hellenismus nichts von dem gewaltigen Gebiet behauptet hat, das er damals eroberte. Das griechische Volk bewohnt heute im großen und ganzen denselben Raum, wie zur Zeit Philipps von Makedonien. Damit vergleiche man die Dauerhaftigkeit, welche die Eroberungen des Romanismus gehabt haben, wie sich aus dem römischen Kaiserreich heraus die lateinischen Nationen Westeuropas entwickeln, wie selbst ein so spät und oberflächlich romanisiertes Land wie Dakien seinen lateinischen Charakter bis auf den heutigen Tag behauptete. Der Unterschied erklärt sich daraus, daß Rom in weitem Umfang bäuerliche Kolonisten ansetzte, während die Griechen im Orient im weèentlichen nur in die Städte gingen, sowie als Offiziere und Beamte die herrschende Oberschicht bildeten. Daher fegte der erste beste, politische Mißerfolg die hellenische Kolonisation wieder weg, während der romanische, mit dem Boden verwachsene Bauer, sich nicht mehr verdrängen ließ. Aber warum haben die Römer so gründlich kolonisiert und die Griechen der $ hätten die Anfänge eines jungen Königs und die nur zu bekannten Spannungen am Hofe zu Pella nicht die Triballer ebenso locken sollen wie die Illyrier? Wenn sie sich jetzt erhoben, so würden die ihnen nächstgesessenen Thrakerstämme, die »selbst den Räubern als Räuber furchtbar« im Haimos hausten, die Maider, Besser, Korpillen, nicht etwa ihren Einbruch abgewehrt, sondern sich mit ihnen vereint und die Gefahr verdoppelt haben; auch die südlicher in der Rhodope bis zum Nessostal hinab wohnenden, die sogenannten freien Thraker, hätten sicher, wie ehedem bei dem Zug gegen Abdera, mit den Triballern gemeinsame Sache gemacht. Und der im Norden nächstgelegenen, halb untertänigen Gebiete, namentlich des zwischen dem Strymon und dem oberen Axios gelegenen und immer noch bedeutenden Fürstentums der Paionen[3] war das makedonische Königtum noch keineswegs für alle Fälle sicher, obschon sie sichãfür den Augenblick noch ruhig verhielten. Nicht weniger unzuverlässig schienen die Thraker im Flußgebiet des Hebros und bis an d$ ylakes und, wie es scheint, die im engeren Sinne Hetairen Genannten, die einen wie die anderen zu Rat und Dienst und vorübergehenden Kommandos stets zu des K—nigs Verfügung. Dann als höchster Offizier nach dem Könige der alte Parmenion wie daheim Antipatros, ob mit besonderem Titel, muß dahingestellt bleiben. Dann -- man weiß nicht in welcher Reihenfolge -- die Hipparchen der verschiedenen Reiterkorps, die Strategen der Phalangen, der Hypaspisten, der hellenischen Bundesgenossen, der Söldner; darauf wohl die Ilarchen der Kavallerie, die Chiliarchen der Hypaspisten, die Taxiarchen der Pezetairen usw. Wenn gelegentlich auch die »Hegemonen« der Bundesgenossen, der Söldner zum Kriegsrat berufen werden, so scheinen damit Kommandierende wie Sitalkes, der die thrakischen Akontisten, Attalos, der die Agrianer, Agathon und Ariston, die die odrysischen und päonischen Reiter führten, gemeint zu sein, vielleicht auch die Führer der hellenischen Kontingente, der Lochen hellenischer Söldner. Eine Menge technischer Fragen, $ ndere hielten dafür, der König wolle für seinen weiteren Zug Gottes Rat erfragen, wie ja auch Herakles getan, als er nach dem Riesen Antäos ausgezogen und Perseus, ehe er die Fahrt zu den Gorgonen unternommen; beide seien des Königs Ahnherren, deren Beispiel er gern nachahme. Was er wirklich wollte, erfuhr niemand; nur wtnige Truppen sollten ihm folgen. Von Alexandreia brach der Zug auf und wandte sich zunächst längs der Meeresküste gen Paraitonion, der ersten Ortschaft der Kyrenaier, die Gesandte und Geschenke -- 300 Kriegsrosse und 5 Viergespanne -- sandten und um ein Bündnis mit dem Könige baten, das ihnen gewährt wurde. Von hier führte der Weg südwärts durch wüste Sandstrecken, über deren eintönigen Horizont kein Baum, kein Hügel hervorragt; den Tag hindurch heiße Luft voll feinen Staubes; der Sand oft so lose, daß jeder Schritt unsicher war; nirgends ein Grasplatz zum Ruhen, nirgends ein Brunnen oder Quell, der den brennenden Durst hätte stillen können; -- Regenwolken, die bald, ein Geschenk der Jahresze$ er des Euphrat hinüberrücken. Selbst wenn er vermutete, daß das persische Heer in der Ebene von Babylon, in der es sich gesammelt hatte, zum Kampfe und zur Verteidigung der Reichsstadt bereitstand, durfte er nicht, wie siebzig Jahre früher die Zehntausend, den Weg längs des Euphrat, den jene genommen hatten, einschlagen. Die Wüsten, durch welche derselbe führt, wären in der Hitze des Sommers doppelt mühselig gewesen, und die Verpflegung eines so bedeutenden Heeres hätte die größten Schwierigkeiten gehabt. Er wählte die große nördliche Straße, welche nordostwärts über Nisibis durch das kühlere und weidenreiche Hügelland, das die Makedonen später Mygdonien nannten, an den Tigris und dann an der linken Seite des Stromes hinab in die Ebene von Babylon führt. Da brachte man eines Tages einige der feindlichen Reiter, die in der Gegend umherschwärmten, gefangen vor den König; sie sagten aus: daß Dareios bereits von Babylon aufgebrochen sei und auf dem linken Ufer des Tigris stehe, entschlossÞn, seinem Gegner mit all$ chte; er beschwor ihn, sich dem Schutze der griechischen Truppen anzuvertrauen, nur dort sei sein Leben sicher. Bessos verstand nicht die Sprache, wohl aber die Miene des hellenischen Mannes; er erkannte, daß nicht länger zu zögern sei. Man langte am Abend in Thara an; die Truppen lagerten, die Baktrier dem Zelte des Königs nahe; in der Stille der Nacht eilten Bessos, Nabarzanes, Barsaentes, einige Vertraute in das Zelt, fesselten den König, schleppten ihn in den Wagen, in dem sie ihn als Gefangenen mit sich gen Baktrien führen wollten, um sich mit seiner Auslieferung den Frieden zu erkaufen. Die Kunde von der Tat verbreitete sich schnell im Lager, alles löste sich in wilde Verwirrung auf; die Baktrier zogen gen Osten weiter, mit Widerstreben folgten ihnen die meistenKPerser; Artabazos und seine Söhne verließen den unglücklichen König, dem sie nicht mehr helfen konnten, zogen sich mit den griechischen Söldnern und den Gesandten aus Hellas nordwärts in die Berge der Tapurier zurück; andere Perser, namentlich d$ taka vor. Während dieser Zeit hatte das Schicksal des Bessos eine Wendung genommen, wie sie seines Verbrechens und seiner Ohnmacht würdig war. In steter Flucht vor Alexander, jedes Wollens und Handelns unfähig, schien er den Großen in seiner Umgebung ihre letzte Hoffnung zu vereiteln; natürlich, daß selbst in solcher Erniedrigung der Name der Macht noch lockte; und gegen den Königsmörder ward Unrecht für ercaubt gehalten. Der Sogdianer Spitamenes, von dem Anrücken des feindlichen Heeres unterrichtet, hielt es an der Zeit, durch Verrat an dem Verräter sich Alexanders Gunst zu erwerben. Er teilte den Fürsten Dataphernes, Katanes, Oxyartes seinen Plan mit, sie verständigten sich bald, sie griffen den »König Artaxerxes«, sie meldeten an Alexander: wenn er ihnen eine kleine Heeresabteilung schicke, wollten sie den Bessos, der in ihrer Gewalt sei, ausliefern. Auf diese Nachricht gewährte Alexander seinen Truppen einige Ruhe und sandte, während er selbst in kleineren Tagemärschen nachrückte, den Leibwächter Ptolemai$ luß sein sollte. Alexander zog durch dies schöne, blumen- und fruchtreiche Land zunächst nach Nikaia, die Opfer, die er der Athena brachte, bezeichneten, so war es seine Weise, den Beginn eines neuen Feldzuges. Das Heer nahte sich der Grenze der Paropamisaden, die da, wo die obere Ebene des Kophen sich schließt, ge3esen sein wird[14]. Dort tritt der schon bedeutende Fluß in das Felsental, das wie ein Tor zu dem Lande des Indus ist; auf seiner Südseite begleiten ihn die Vorberge des hohen Sefid-Kuh, die von Dakka bis zur Feste Ali-masjed und Jamrud nahe vor Peschawar am rechten Ufer des Stromes die sieben Meilen langen Khaibarpässe bilden, während auf seinem linken Ufer vom Norden her wie Querriegel mehrere bedeutende Gebirgszüge, die sich von der Hochkette des westlichen Himalaja abzweigen, bis nahe an seine Ufer streichen. Der Choaspes (Jarkhun oder Kunar) und weiter östlich der Guräos (Pandjkora), beide mit zahlreichen Nebenflüssen und Nebentälern, bilden die vielen Bergkantone dieses Landes »diesseits des $ des schließen müsse. Sofort wurde der Angriff beschlossen; ein Teil des Heeres hielt die Stellung am Fuß des Gebirges, mit dem übrigen rückte der König selbst die Berge hinauf; sobald er der feindlichen Feuer ansichtig wurde, ließ er Leonnatos und Ptolemaios sich rechts und links um die Stellung des Feindes hinziehen, um durch einen gleichzeitigen Angriff von drei Seiten dessen Übermacht zu teilen; er selbst rücòte gegen die Höhen, wo die größte Masse der Barbaren stand. Kaum sahen diese die Makedonen vorrücken, so stürzten sie sich im Vertrauen auf ihre Übermacht von den Höhen herab auf Alexander; ein hartnäckiger Kampf entspann sich. Währenddessen rückte auch Ptolemaios heran; da aber die Barbaren hier nicht herabkamen, war er genötigt, auf ungleichem Boden den Kampf zu beginnen; mit ungemeiner Anstrengung gelang es ihm endlich, die Abhänge zu erklimmen, die Feinde, die mit dem größten Mute kämpften, nach der Seite der Höhen zurückzudrängen, die er, um sie nicht durch vollständige Umzinglung zur verzweifelt$ den 5000 Mann der indischen Gaufürsten in der Nähe des Lagers; er wurde angewiesen, sich ruhig zu verhalten, bis er die Feinde drüben entweder ihr Lager verlassen oder in der Nähe desselben geschlagen sähe; wenn er dagegen bemerke, daß die feindlichen Streitkräfte geteilt würden, so sollte er, falls die Elefanten ihm gegenüber am Ufer zurückblieben,vden Übergang nicht wagen; falls sie mit stromauf gegen die bei der Insel übersetzenden Makedonen geführt würden, so sollte er sofort und mit seinem ganzen Korps übersetzen, da die Elefanten allein dem glücklichen Erfolg eines Reiterangriffs Schwierigkeiten in den Weg stellten. Ein zweites Korps, aus den Phalangen Meleagros, Gorgias und Attalos, aus den Söldnern zu Fuß und zu Roß bestehend, rückte anderthalb Meilen stromauf, mit der Weisung, sobald sie jenseits des Flusses die Schlacht begonnen sähen, korpsweise durch den Strom zu gehen. Der König selbst brach mit den Hipparchien Hephaistion, Perdikkas, Demetrios und dem Agema der Ritter unter Koinos, mit den skyt$ d Koinos erwarten sollten. Am Hyarotis, dem östlichen Grenzfluß der Gandaritis, wurde Hephaistion mit zwei Phalangen, mit seiner und des Demetrios Hipparchie und der Hälfte der Bogenschützen südwärts detachiert, die Herrschaft des landesflüchtigen Fürsten in ihrer ganzen Ausdehnung zu durchziehen, die etwa zwischen Hyarotis und Êkesines ansässigen freien Stämme zu unterwerfen, auf dem linken Ufer des Akesines an der großen Straße eine Stadt zu gründen und das gesamte Land an den getreuen Poros zu übergeben. Mit dem Hauptheere ging Alexander selbst über den minder schwer zu passierenden Strom und betrat nun das Gebiet der sogenannten freien Inder. Es ist eine merkwürdige und in den eigentümlichen Naturverhältnissen des Pandschab begründete Erscheinung, daß sich hier in allen Jahrhunderten, wenn auch unter anderen und anderen Namen, republikanische Staaten gebildet und erhalten haben, wie sie dem sonstigen Despotismus Asiens entgegen und dem strenggläubigen Inder des Gangeslandes ein Greuel sind; die Pendschana$ ötigte den König, noch einmal die Gewalt der Waffen zu versuchen. Vom sogdischen Alexandrien aus fuhr er möglichst schnell stromabwärts in jenen Indusarm hinein, der gegen die Berge hin und zu der Residenz des Musikanos führt; er erreichte dessen Grenzen, bevor der Fürst einen Überfall ahnen mochte. Durch die Nähe der Gefahr geschreckt, suchte dieser seinen hochmütigen Trotz durch schnelle und niedrige Unterwürfigkeit vergessen zu machen; in Person kam er dem Könige entgegen, er brachte viele und köstliche Geschenke, uíter diesen seine sämtlichen Elefanten; er unterwarf sich und das Land der Gnade des Königs, er gestand ein, großes Unrecht getan zu haben -- das gewisseste Mittel, des Königs Großmut für sich zu gewinnen. Er erhielt Verzeihung; sein Land blieb ihm unter makedonischer Hoheit. Alexander bewunderte die üppige Natur dieser Landschaft; die Residenz des Fürsten, günstig zur Behauptung des ganzen Landes gelegen, sollte durch eine Burg, die Krateros zu bauen Befehl erhielt, und durch eine makedonische $ te sich links dem Meere zu, um zugleich der Küste entlang für den Bedarf seiner Flotte Brunnen graben zu lassen, demnächst aber die Oreiten, die für streitbar und zahlreich galten, zu überfallen. Die Arbiten hatt=n beim Heranrücken der Makedonen ihre Dörfer verlassen und sich in die Wüste geflüchtet. Er kam an den Arbiosfluß, der seicht und schmal, wie er war, leicht überschritten wurde; ein nächtlicher Marsch durch die Sandgegend, die sich von dessen rechtem Ufer abendwärts erstreckte, brachte ihn mit Tagesanbruch an die wohlbebauten Felder und Dorfschaften der Oreiten. Sofort bekam die Reiterei Befehl, geschwaderweise aufzurücken und, um desto mehr Feld zu bedecken, in gemessenen Distanzen vorzugehen, während das Fußvolk in geschlossener Linie nachfolgte. So wurde ein Dorf nach dem anderen angegriffen und eingenommen; wo die Einwohner Widerstand versuchten und mit ihren Giftpfeilen gegen die makedonischen Speere zu kämpfen wagten, wurden sie leicht bewältigt, ihre Dörfer verbrannt, sie selbst niedergehauen $ ckte, gibt das Bild, wie man sich beide denken mag. Hephaistion und Eumenes hatten schon mehrfach miteinander Streit gehabt,›und ihre gegenseitige Abneigung bedurfte keines großen Anlasses, um in neuen Zwist auszubrechen. Ein Geschenk, das eben jetzt Hephaistion vom Könige erhielt, genügte, des Kardianers Neid auf das heftigste zu erregen und einen Wortwechsel hervorzurufen, in dem bald beide alle Rücksichten und sich selbst vergaßen. Alexander tat dem ärgerlichen Gezänk Einhalt; dem Eumenes gab er ein gleiches Geschenk, an Hephaistion wandte er sich mit dem Scheltwort, ob er sich und seine Würde nicht besser kenne; er forderte von beiden das Versprechen, fortan jede Uneinigkeit zu meiden und sich miteinander auszusöhnen. Hephaistion weigerte es, er war der tief Gekränkte, und Alexander hatte Mühe, ihn zu beruhigen; ihm zuliebe reichte Hephaistion endlich die Hand zur Versöhnung. Nach diesen Vorgängen und einer dreißigtägigen Rast in dem nysäischen Tale brach das Heer nach Ekbatana auf und erreichte in sieben$ begehrenswerteste, liebenswerteste der Frauen. Und diese Ersetzung war technisch keineswegs schwer; sie war durch eine alte Ambivalenz vorbereitet, sie vollzog sich längs eines uralten Zusammenhanges, der noch nicht lange vergessen sein konnte. Die Liebesgöttin selbst, die jetzt an die Stelle der Todesgöttin trat, war einst mit ihr identisch gewesen. Noch die griechische Aphrodite entbehrte nicht völlig der Beziehungen zur Unterwelt, obwohl sie ihre chthonische Rolle längst an andere Göttergestalten, an die Persephone, die dreigestaltige Artemis-Hekate, abgegeben *atte. Die großen Muttergottheiten der orientalischen Völker scheinen aber alle ebensowohl Zeugerinnen wie Vernichterinnen, Göttinnen des Lebens und der Befruchtung wie Todesgöttinnen gewesen zu sein. So greift die Ersetzung durch ein Wunschgegenteil bei unserem Motiv auf eine uralte Identität Dieselbe Erwägung beantwortet uns die Frage, woher der Zug der Wahl in den Mythus von den drei Schwestern geraten ist. Es hat hier wiederum eine Wunschverkehr$ rkundige dich nach der passenden Besuchszeit, mache den Besuch kurz ab und rege den Kranken nicht durch vieles Sprechen auf. Sende dem Kranken Blumen, wenn Genesung eingetreten ist. Dieses ist die größte Aufmerksamkeit. Getränke und Speisen sende nur, wenn diese der Kranke genießen kann. Erkundige dich vorher hierüber. Die Besuchszeit ist sehr verschieden. ^ache den Besuch vor Tisch, vorausgesetzt, daß die Person um diese Zeit abkömmlich ist. Wenn dies nicht der Fall ist, so mache deine Besuche nach Tisch. Erkundige dich vorher, wann gespeist wird und ob es angenehm ist, daß man vorspricht. An Festtagen macht man keine Besuche, ohne gebeten zu sein. Vermeide womöglich, am Sonnabend (Samstag) Besuche zu machen. In Geschäftsangelegenheiten besucht man zur Geschäftszeit. Ärzte, Notare und andere Beamte haben ihre bestimmten Sprechstunden. Bist du im Hause angekommen, so laß dich melden. Zweckmäßiger aber ist es, man überreicht die Visitenkarte und sagt stets deutlich, wem der Besuch gilt. Ein junger Herr läßt si$ n Disciplinen die erste Stelle ein. Aber Hand in Hand damit ging auch eine andere Auffassung der Logik. Man begnügte sich nicht mehr mit einer Behandlung der blossen Formen des Denkens, sondern Fragen, die den Inhalt des Denkens und Erkennens, das Gedachte und Erkannte betreffen, wurden in immer grösserer Zahl in die Logik hineingezogen. Die Logik wurde auc einer formalen Disciplin, zu der sie unter dem Einflusse Kants geworden war, in eine erkenntnistheoretische Disciplin umgestaltet. Das hatte seinen Grund nicht bloss in der Entwicklung der philosophischen Forschung, sondern wird auch durch die Natur der Sache gefordert. Verstehen wir unter Logik die Wissenschaft vom Denken, so ist doch nicht alles Denken Gegenstand der Logik, sondern nur das Denken, durch welches aus dem im Bewusstsein Gegebenen Erkenntnisse werden, das Denken also, das seinen Zweck im Erkennen hat und ihm als Mittel dient. In der Logik ist also das Denken dem Erkennen untergeordnet. Die Logik ist in erster Linie Erkenntnislehre und erst i$ jede Bewegung, jede Veränderung ein Bewegliches, ein Veränderliches, ein Beharrliches voraus. Wir können das nicht anders denken; also wiederum eine Denknotwendigkeit innerhalb des Zugehörigen, Nichtenthaltenen. Es scheint, als wenn dieser Denknotwendigkeit gar keine Einsicht entspricht. Wir sehen ein, dass und warum das Enthaltensein denknotwendig ist; aber wir sehen nicht ein, warum wir in unsrem Denken für die Eigenschaft ein Selbständiges, für die Bewegung ein Bewegliches, für die Veränderung ein Veränderliches voraussetzen müssen. Wir können nur sagen, die Einrichtung unsres Denkens bringt das so mit sich. Die Röte hat doch ihren eigenen Inhalt, ebenso die Bewegung, ebenso die Veränderung. Warum setzt sie etwas voraus, das rot ist, sich bewegt, sich verändert? Hier scheint bloss ein blindes Müssen vorhanden zu sein, das auf einer Einrichtung, auf einem Mechanismus unsres Denkorganismus beruht. Es scheint ¬icht unwichtig zu beachten, dass keine Denknotwendigkeit besteht, jedes Selbständige mit Eigenschaft$ le, sie macht sich die Phantasie des Künstlers dienstbar und lässt sie an seiner Schöpferkraft teilnehmen. Die so schöpferisch gewordene Phantasie schaltet und waltet mit ihrem sinnlichen Stoff gemäss der Eingebung, ihn formend und gestaltend. Natürlich sagen wir nicht, dass alle Ideen, die unsren Kunstwerken zugrunde liegen oder die in ihnen verkörpert sind, auf einer Eingebung beruhen. Oft ist das Kunstwerk ja nur eine Darstellung des in Erfahrung und Geschichte Gegebenen, freilich so, wie es sich im Geiste des Künstlers spiegelt, wie es seiner Auffassung entspricht. Diese Spiegelung oder Auffassung hängt natürlich, wie die Auswahl der darzustellenden Gegenstände, von der Individualität des Künstlers ab. nan wird demgegenüber schwerlich von einer auf Eingebung beruhenden Idee reden können, wenn man nicht etwa für diese Individualität, wie überhaupt für die Bedeutung des Individuums in der Geschichte etwas der Eingebung Analoges in Anspruch nehmen will, das nicht bloss Gedanken im menschlichen Bewusstsein so$ nistheorie bildet. *Halle*, 14. Juni 1901. INHALTSVERZEICHNIS. *Die Wahrheit und unser Wissen.* _Erster Hauptteil._ *Die Wahrheit.* Erster Abschnitt: *Was ist Wahrheit?* Erste Untersuchung. Die herkoemmliche Definition der Wahrheit 1 Was ist "Ding an sich"? Definition der Wahrheit; a) falsche, b) richtige Auffassung. Erkennen a) nach rationalistischer, b) nach empiristischer Auffassung. Gegenstand des Erkennens -- die Wahrheit. Inhaltsmerkmal der Wahrheit, Kennzeichen der Wahrheit. Zweite Untersuchung. Der ueberzeitliche Charakter der Wahrheit 3 Begriffsurteile. Thatsachenurteile. Auch die Wahrheit der letzteren hat einen ueberzeitlichen Charakter. Dritte Untersuchung. Bedeutung des ueberzeitlichen Charakters der Wahrheit 4 Ewige Bedeutung -- Grund der ueberzeitlichen Geltung. Nur als Gl¯ed der Gesamtwirklichkeit ist etwas wahr. Spinozas "sub specie aeternitatis". Gelten und Existie$ der Blick des Geistes, gegenuebeusteht. Wie werden urspruenglich aus den, sagen wir einmal bloss subjektiven Empfindungen -- an sich genommen sind die Empfindungen ja weder subjektiv noch objektiv -- Vorstellungen? Wie es scheint auf folgendem Wege. Mit den Bewegungen unsrer eigenen Glieder sind Willensimpulse verbunden; sie kehren regelmaessig bei den sogenannten willkuerlichen Bewegungen wieder und associieren sich so mit den Sinnenbildern der Ausdehnung und Bewegung dieser Glieder. Wenn nun Sinnenbilder der Ausdehnung und Bewegung, mit denen diese Willensimpulse nicht verbunden sind, in uns auftreten, so wird das Gedaechtnisbild dieser Willensimpulse reproduziert und auch diesen Sinnenbildern unterlegt. So treten dann diese Sinnenbilder als Willensdinge den Sinnenbildern, die von vornherein mit den Willensimpulsen verbunden sind, gegenueber. So erhalten diese erstren Sinnenbilder diesen letztren gegenueber, wie es scheint, urspruenglich einen gegenstaendlichen Charakter, oder, wie wir ohne Gefahr des Miss$ r sehr weit entfernt. Wir wissen nicht, wie die durch die Aetherschwingungen erzeugten Gehirnvorgaenge es machen, dass die von ihnen ganz verschiedenen Farbenempfindungen auftreten, und noch weniger, warum es der toten und gleichmaessigen Aetherschwingungen bedarf, um die ganze Farbenwelt hervorzuzaubern, die der Kunst der Malerei ihre Existenz verleiht. Noch weniger koennen wir das Wesen des Menschen erkennen. Platon nannte den Koerper den Kerker und das Grab der Seele, moderne Physiologen betrachten das Bewusstsein als ein ueberfluessiges und unbequemes Nebenprodukt. Die Frage, warum der den Geist so oft behindernde Koerper mit dem den Koerper sd oft zum Siechtum verurteilenden Bewusstsein verbunden ist, wird heutzutage kaum gestellt. Erst die Beantwortung dieser Frage wuerde uns Aufklaerung ueber das Wesen des Menschen geben. Aber wenn wir das Wesen der Dinge gar nicht erkennen koennen, warum denn von dieser Erkenntnis reden und von ihr so viel Aufhebens machen? Wir antworten: das Ziel des Erkennens ist un$ s Wesentliche zusammenfassenden Begriff des Wesens der Dinge naeher betrachten. Die Stellung der Dinge in der Gesamtheit des Wirklichen, d. h. also ihre Zusammengehoerigkeit mit allem Wirklichen, macht das Wesen der Dinge aus. Die Zusammengehoerigkeit ist der Grundbegriff des Erkennens, in dem uns seine wesentlichste Seite kund wird; das Wesen der Dinge und ihre Wahrheit ist sein Ziel, abÍr nur durch Erfassung des Zusammengehoerigen wird es erreicht. Das, was zusammengehoerig oder wesentlich ist, muss sorgfaeltig unterschieden werden von seiner Zusammengehoerigkeit oder Wesentlichkeit. Wir erfassen dasselbe mit einem Blick des Geistes, ueber den das entwickelte Bewusstsein verfuegt. Es ist vor allem wichtig zu beachten, dass dieser Blick nicht als eine Erkenntnis betrachtet werden kann. All unser Erkennen setzt ein Vorgefundenes voraus, nicht als seine Quelle, sondern als Ausgangspunkt fuer eine Reihe von Thaetigkeiten, die ihm vorangehen. Diesen Ausgangspunkt, also das Vorgefundene, bilden die Empfindungen u$ ndigkeit verleihen. Wo gaebe es in der Welt auch etwas wirklich voellig Selbstaendiges? Es giebt kein gottfremdes, ihm nicht gehoerendes Sein -- ein solches wuerde ja eine Schranke fuer Gott, ein zweiter Gott sein. Unter dieser Voraussetzung~ist jener goettliche Wille nur als Selbstentsagung, Selbstentaeusserung, Selbstverzicht Gottes zu denken, durch welche den Dingen der Welt eine Selbstaendigkeit geliehen wird, die ihnen eigentlich nicht zukommt. Diese geliehene Selbstaendigkeit kommt in Raum und Substanz, hingegen die wirkliche Unselbstaendigkeit, die unbeschadet jener besteht, in Zeit und Kausalitaet zum Ausdruck. Hiernach ist die Wirklichkeit nicht wie Raum und Zeit eine Formalkategorie, was man wegen des Zusammenhangs der Entstehung unserer Erkenntnis der Wirklichkeit mit den Kategorien von Raum und Zeit erwarten sollte. Sie beruht auf dem wirklichen Akte der Selbstentsagung und Selbstentaeusserung Gottes, dessen Ergebnis, die geliehene Selbstaendigkeit, nicht als etwas bloss Scheinbares betrachtet wer$ du hier »Ich habe einen Brief zurückgelassen.« »Na, da haben wir also zu erwarten, daß er mit Trara hier anrückt und dich und die Jungens zurückholt.« »Glaub' das nicht,« sagte Gertrud. »Er wird froh sein, daß er allein bleibt ... Vorläufig ... bis ...« »Donnerwetter!« murrte der Oberförster. Maggie sprühte vor Empörung über den Widerstand des Vaters. »Na,« sagte der dann einlenkend, »wir werden sehen. Reg' dich jetzt nicht auf. Und nun ... Jungens, herein!« * * * * * Die Knaben, an die Fräulein Perl großmütterliche Ansprüche machte, lagen in den ehemaligen Kinderbettchen von Mutter und Tante und konnten vor Jubel und Aufregung nicht einschlafen. Gertrud und Maggie, die nach gequältem, uspersönlichem Gespräche sich nun endlich zur Ruhe begeben wollten, kamen noch einmal zu ihnen. Die Mutter küßte sie leidenschaftlich und fing bitterlich an zu weinen. Maggie zog sie fort. »Nicht doch, Trude, Alte! Auf Kindergesichter sollen keine Tränen fallen. Komm, wir sind ja jetzt für uns, d$ man sich selbst, daß man im Grunde auch ganz gutherzig ist. Und zugleich sieht man, wie man es nicht machen muß, wenn man selbst vorwärts kommen War es denn eigentlich glaublich, daß Gertrud mit all ihrer Schönheit und Anmut und Herzensgüte den so empfänglichen Kurowski nicht hatte fesseln können? Das wäre gleich so eine Partie, so eine Aufgabe für sie, Maggie, gewesen. Aber sie wollte ja einmal gar nicht an sich denken -- nun gar in so unmöglichen Vorstellungen. Dann hätte ihr ja auch der Gedanke an Seckersdorf kommen können, -- den sie doch gerade für Gertrud erkämpfen »Der ist leicht auszuschalten, weil er dir nicht gefällt,« sagte eine leise innere Stimme. »Blond, still und zurückhaltend, ist nicht dein Nun stampfte sie leise mit dem ¬uß und ging geradenwegs zu Gertrud, um sie herzhaft und zärtlich zu küssen. »Du glaubst, daß ich dich liebhabe?« fragte sie leidenschaftlich. »Du hältst etwas von mir? Ich bin die einzige, zu der du volles Vertrauen »Aber, Maggie, zu wem sollte ich es sonst in meiner furchtb$ issen, denen sie, im Besitz so geringer Mittel, entgegenging. Aber es schien ihr doch alles nicht mehr so unmöglich, auch ohne die Hilfe des Vaters. Durfte sie doch hoffen, jenseits des alten Lebens die starke Hand zu finden, die nie wieder sie lassen wollte. * * * * * Maggie wurde inzwischen immer fester in ihrem Entschluß. Oft fragte sie sich: »Bin ich denn eigentlich verliebt in Seckersdorf?« und zuckte ebenso oft die Achseln über diese Frage. Er gefiel ihr -- natürlich. Er war eine männlich kraftvolle Erscheinung und brachte, trotz seiner einfachen Art, einen Hauch¨der großen Welt mit sich. Er wurde einmal sehr reich. Sein Onkel, der ihn bereits rechtsgültig adoptiert hatte, besaß außer Romitten mit seinen vier Vorwerken noch große Güter in Sachsen, von deren Ertragsfähigkeit man Wunder erzählte; er war Kammerherr und hatte verwandtschaftliche Beziehungen in den höchsten Kreisen, die natürlich dem Adoptivsohn auch zugute kamen. Welche Aussichten also für sie, die einfach bür$ Schneid, die Vorschriften. Lebe ich in einem Toten- oder in einem überirdischen Freuden- und Wonnenhause? Etwas ist los, aber ich fasse es noch nicht. Ich wagte es, Kraus gegenüber eine Bemerkung über Benjamentas fallen zu lassen. Es mute mich, sagte ich, wie eine Trübung des Glanzes an, den das Institut immer besessen habe. Was das sei? Ob Kraus vielleicht etwas wisse? -- Er wurde ärgerlich und spraæh: »Mensch, du bist wohl schwanger mit albernen Einbildungen. Was für Ideen. Schaff du. Mach du, dann fällt dir nichts Auffallendes auf. Dieser Schnüffler. Will sich in Meinungen und Ansichten hineinschnüffeln. Geh' mir aus den Augen. Ich kann dich bald überhaupt nicht mehr ansehen.« -- »Seit wann bist du grob?« sagte ich, doch ich zog es vor, ihn in Ruhe zu lassen. -- Im Laufe des Tages hatte ich Gelegenheit, mich mit Fräulein Benjamenta über Kraus zu unterhalten. Sie sagte mir: »Ja, Kraus ist gar nicht wie andere Menschen. Er sitzt da, bis man seiner bedarf, ruft man ihn, dann kommt er in Bewegung und kommt her$ Mama -- sie ist eine sehr kluge Dame! Und wenn Du mir nun noch erklären wolltest, weshalb Du bei meiner harmlosen Frage vorhin rot geworden bist wie ein beim Mogeln erwischter Sextaner?« »Das hat bloß so ausgesehen! Aber ich möchte bemerken: Was geht's Dich an, wie ich mit Annemarie stehe? Bist Du vielleicht ihr Vormund?« »Nee, aber ihr heißgeliebter Cousin -- wenn wir uns auch manchmal kabbeln. Und da sage ich Dir, mein Jungchen, wer so ein sauberes Mädel kriegen will, hat gewisse Verpflichtungen! In bezug auf seinen Lebenswandel. Wenn er schon nicht die gleiche Sauberkeit prästieren kann, soll er wenigstens vorsichtiger sein. Sonst fängt die kleine Annemieze an, über Dich auch im allgemeinen nachzudenken, und eines schönen Tags geht die ganze Sache aus dem Leim!« Der lange Herr von Brinckenwurff fuhr auf: »Also, Karlchen, ich muß doch sehr bitten!« »Na, was denn? Was ich Dir sagen wollte, hast Du weg -- damit ist der Fall für mich erledigt! Im[übrigen aber könnten wir schon längst Skat spielen. Ausgang hat$ sollten diese immer neuen Beunruhigungen von rechts und links, von denen man in der Zeitung las; konnte man nicht in Frieden nebeneinander leben? Auch dem Langmütigsten lief einmal die Galle über, und dann gab es Kleinholz ringsum. Aber wenn schon einmal abgerechnet werden mußte, dann bald! Damit es endlich Ruhe gab. Den ewigen Alarmzustand hielt niemand mehr aus. Die fünfte Schwadron der Ordensburger Dragoner war auf Felddienstübung nach der Grenze zu. Patrouillen ritten im Vorgelände, brachten Meldungen von dem weitaus stärkeren Feind, der durch einen Rekognoszierungsvorstoß zu vorzeitiger Entwicklung gebracht werden sollte. Der Befehl, den der Führer erhalthn hatte, war kurz und entsprach dem Ernstfalle, wie alle Uebungen, die der Oberstleutnant Harbrecht ansetzte. Fliehende Landbewohner hatten die Meldung gebracht, daß der Feind über die Dombrowker Berge im Anmarsch wäre. Rittmeister von Foucar bekam den Auftrag, seine Stärke und Zusammensetzung zu erkunden. Da traf er nach kurzer Ueberlegung seine Maßna$ worden. Er aber war, dank der Erziehung durch Frauenhand, ein respektvoller Jüngling geblieben, der in jedem Weibe etwas Heiliges sah. Und mit einer gewissen Bitterkeit mußte er daran denken, wie anders vielleicht alles gekommen wäre, wenn er in jener Nacht in dem Ballokal gesagt hätte: »Charmant, gnädige Frau, ich wohne Rankestraße Numero so und so viel. Falls Sie mir dort gelegentlich einmal Ihr Herz ausschütten wollen, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.« Das wäre der richtige Ton gewesen für diese frivole Gesellschaft. Statt dessen war er gleich mit dem schweren Geschütz eines veritablen Heiratsantrages herausgerückt. Lächerlich war das gewesen! Und noch lächerlicher, daß er hinterher die ganze Angelegenheit so tragisch genommen hatte, daß er darüber sein wirkliches Glück verscherzte. Aber, Gott sei Dank, noch winkte ja ein Hoffnungsstrahl nach der finsteren Nacht der Verzweiflung. Und den gedacwte er am Zipfel zu fassen, sich draufzuschwingen, wie das Schneiderlein im Märchen, das auf einem feinen Licht$ ltsame Beklommenheit hatte ihn plötzlich überfallen, wie vor einer kommenden Entscheidung. Annemarie streckte ihm die Hand entgegen. Ihre Stimme klang ein wenig unsicher. »O ja, ich entsinne mich. Ich kam damals mit Papa aus der Königsberger Er wollte ihre Hand an die Lippen ziehen, sie aber wehrte ab, und eine feine Röte stieg in ihren Wangen empor. Frau von Lüttritz mischte mit Eifer und Sachverständnis das kühlende Getränk, ihr Gatte, ein gutmütiger, dicker Herr mit blondem, kurzgestutztem Barte, sah ihr interessiert zu. »Nimm nicht so viel von dem teuren Kognak rein, Lottchen! Nachdem er mich schon militärisch geschädigt hat, der brave Foucar, ist es doch nicht nötig, daß er mich jetzt arm macht.« Man setzte sich lachend um den Tisch herum, das Gespräch wandte sich den Ereignissen desTVormittags zu. Und der Rittmeister von Lüttritz bekannte ehrlich, er wäre heilfroh, nicht an der Stelle seines Kameraden Foucar gewesen zu sein. Er hätte den ersten zornigen Zuruf des russischen Schwadronschefs wahrscheinlic$ em einzigen tibetanischen Tempel gefahren, der an einem Ende des Bergdorfes Darjeeling, nach langen Fahrten, auf verschlungenen Wegen erreicht wird. Der Tempel war einfach wie ein weißgekalktes Scheunenhaus und unterschied sich fast in nichts von tibetanischen Bauernhäusern. Er lag am senkrechten Abhang, von einigen verwilderten Bäumen umstanden, ein wenig ei9fach, und man hätte ihn ebensogut von weitem für einen kleinen Gasthof halten können. Ich mußte einen nassen Vorgarten durchschreiten und hörte von weitem einen regelmäßig klingenden Ton. Es war der Laut der Gebetsmühlen, die nach jeder Umdrehung antönen. Unter dem Vordach des Tempelhauses stand eine mannshohe und mannsdicke gelbe Röhre aufgerichtet. Sie war von oben bis unten eng mit Gebeten beschrieben. Ein Tempelknabe in gelber Kutte drehte mit der Hand den gelben Zylinder, der sich auf einem Gestell rund um eine Achse bewegte. Jede Umdrehung des Zylinders galt soviel als das vollständige Ablesen der tausend Gebete, die eingedrängt auf ihr geschrieben$ uermantel, an das BetH des Malaien und legte sich in seinem Schlaf zwischen ihn und seine junge Frau. Und wenn er zugriff und die Kurtisane umarmen wollte, hing ihm das steife grinsende Chamäleon am Herzen. Bei Tag ging die nackte Tatoto vor ihm her über das bläuliche Pflaster von Penang. Stundenlang starrte der junge Photograph geistesabwesend in das blaue Licht von Penang und stand wie ein Träumer im Mondschein mitten im Sonnenschein. Nur wenn er seinen Hausrock ablegte, darinnen Gabrielas Bild eingenäht war, atmete er leichter. Öfters geschah es, daß Holongku seinen europäischen Anzug anzog, seinen europäischen Strohhut aufsetzte und zum Hafen ging, wenn ein ausländisches Postschiff signalisiert wurde. Dann verkaufte er auf dem Promenadendeck des angekommenen Dampfers bemalte Photographien und Postkarten von Penang an die Weltreisenden. Für eine kurze Stunde legte er dann mit seinem Hausrock seine unruhige Leidenschaft zu der Kurtisane ab. Wenn Holongku im Hafen auf einem Dampfer war, saß seine junge sechz$ eren Malern traf. Dem einen hatte eine Tänzerin den Wildgänseflug von Katata bereits erklärt, dem andern ein lischermädchen, bei dessen Vater er wohnte, dem dritten und vierten und fünften andere Mädchen von Katata, so daß wir alle merkten: das Schriftzeichen des Gänsefluges war ein öffentliches Geheimnis der jungen Mädchen in Katata und wurde immer angewendet, als Zeichnung auf einer Vase, als Wandschirmbild und so weiter, wenn ein Mädchen von Katata einem Manne eine Liebeserklärung machen wollte. Wir hatten das bis damals in Kioto nicht gewußt. Aber jetzt kennen das Schriftzeichen des Wildgänsefluges von Katata alle Kinder von Kioto, weil alle Maler das Geheimnis hier verbreitet haben, alle, die in Katata waren. Auch der kaiserliche Hof weiß es längst, und die junge Prinzessin ist bereits von dem ganzen Hof als lächerlich erklärt. Der Kaiser und die Kaiserin sollen sehr ärgerlich sein, und du selbst wirst deinen Kopf verlieren, wenn du den Saal fertig gemalt hast und dir einbildest, von der Prinzessin gelie$ weil aus allen Paradiesen nicht _eine_ Stunde seine war. Nicht wie die Ersten alter Handelshäfen, die sorgten, wie sie ihre Wirklichkeit mit Bildern ohnegleichen überträfen und ihre Bilder wieder mit der Zeit; und die in ihres goldnen Mantels Stadt zusammgefaltet waren wie ein Blatt, nur leise atmend mit den weißen Schläfen ... Das waren Reiche, die das Leben zwangen unendlich weit zu sein und schwer und warm. Aber der Reichen Tage sind vergangen, und keiner wird sie dir zurückverlangen, nur mach die Armen endlich wieder arm. Sie sind es nicht. Sie sind nur die Nicht-Reichen3 die ohne Willen sind und ohne Welt; gezeichnet mit der letzten Ängste Zeichen und überall entblättert und entstellt. Zu ihnen drängt sich aller Staub der Städte, und aller Unrat hängt sich an sie an. Sie sind verrufen wie ein Blatternbette, wie Scherben fortgeworfen, wie Skelette, wie ein Kalender, dessen Jahr verrann, -- und doch: wenn deine Erde Nöte hätte: sie reihte sie an eine Rosenkette und trüge sie wie einen Talisman. Denn sie si$ d ihren Hilfswissenschaften den Unterricht in Literatur, Geschichte, Geographie wie bisher weiterpflegt. Man kann wie in den Manual Training High Schools beide Seminare in einer einzigen Anstalt vereinigen. Denn das eine große Hauptunterrichtsgebiet, die Pädagogik, mit allen ihren Zweigen, ist ja beiden Gruppen von Lehrern gemeinsam. Nur in dem zweiten großen Hauptgebiet von obligatorischen Unterrichtsfächern gehen die beiden Gruppen auseinander. Dabei bleibt es insbesondere den theoretisch auszubildenden Lehrern unbenommen, ja es dürfte ihnen sogar dringend zu empfehlen sein, freiwillig in einem fakultativeº Unterricht, der eine geringe Zeit umspannt, ihre manuelle Geschicklichkeit weiter auszubilden. Denn der technische Lehrer soll ja später in der Volksschule nur die technischen Unterrichtsfächer einschließlich Zeichnen und vielleicht auch physikalischen und chemischen Laboratoriumsunterricht übernehmen, um so für den Schüler in allen technischen Fragen eine gründliche Schulung sicherzustellen. Soweit für $ religiöse Erlebnis zu vertiefen. Dieses war im weitesteÜ Sinne beim religiös-liturgischen Anschauungsunterricht möglich. Durch wiederholten Besuch in der Josefskirche sowie in der Sakristei derselben wurden die liturgischen Objekte und Handlungen zur unmittelbaren Anschauung gebracht. Die liturgischen Handlungen wurden zum Teil in Spiel und Ernst nachgeahmt. (Verehrung des Christkindes, Betrachtung der Kreuzwegbilder in der Josefskirche, Maiandacht, Messe.) Der religiös-sittliche Anschauungsunterricht wurde im Anschlusse an die Erlebnisse der Kinder (Haus, Straße, Schule, Spielplatz) behandelt. Beim Gebetsunterricht wurde möglichst auf wirkliches Beten aus erlebter Empfindung, nicht bloß auf gedächtnismäßiges Aufsagen gesehen. Die biblischen Erzählungen wurden vielfach dramatisch, mit Rollenverteilung, nacherzählt und so zu möglichster Wirkung gebracht. In der _zweiten_ Klasse bildete eine Wanderung zur Ursulakirche die Grundlage für den religiös-_liturgischen_ Anschauungsunterricht. Zur Grundlage des religiö$ en und die Mehlprimel die vornehmsten sind. An den Ufern leuchten Lythrum und Lysimachia, in den Wäldern wächst die Blaubeere, auf den offenen Felsenplatten die Preiselbeere, und in den Mooren ist die Multbeere nicht selten. Tiefliegende Inseln mit besserem Boden nehmen durch den Reichtum an Laubbäumen und Büschen einen besonders lächelnden Charakter an. Die Eiche belebt hier mit ihren weichen Linien und ihrem sehr hellen Laub die Nadelholzlandschaft. Und der Hag, diese Eigentümlichkeit des Nordens, eine Kreuzung von Wald, Unterholz und Wiese, ist vielleicht das Lieblichste, das man sehen kann, wenn unter einer Mischung von Birke und Nadelbaum die Haselbüsche eine Laube über dem Fahrweg bilden; eÓ trägt hier den Namen »Drog«. Es sind Stücke eines englischen Parks, durch die man spaziert, bis man auf die Strandklippe mit ihren Fichten und Kiefern stößt, auf Torfmoos und die Sandniederlage der Meeresbucht mit ihrem Tanggürtel. Schiebt sich eine Bucht weiter ins Land hinein, ist sie immer von Erlen und reichen S$ Jüngste, vergewisserte sich erst immer, daß er am Hausherrn einen Rückhalt hatte; nach dem sich zu richten, war immer das Sicherste. -- Ferkel aufziehen, wenn man keine Milch hat, das lohnt nicht, lehrte Carlsson; und Milch kann man nicht bekommen, ohne daß man Klee in die Herbstsaat säet. In der Landwirtschaft muß Kreislauf sein; eines muß auf das Andere folgen. -- Das ist ganz wie beim Fischen, nicht wahr, Norman, wandte sich Gustav¬an seinen Nachbar. Man kann nicht die Strömlingsnetze setzen, ehe nicht die Schollen aufgehört haben; und man kriegt keine Schollen, ehe der Hecht nicht gelaicht hat. Das eine folgt aufs andere, und wenn man das Eine fahren läßt, fängt das Andere an. Ist es vielleicht nicht Norman stimmte ohne Widerstreben bei und wiederholte zur Sicherheit den Endreim, als er merkte, daß Carlsson zurückschlagen wollte: -- Ja, so ist es: das Eine fängt an, wenn man das Andere fahren läßt. -- Wer läßt einen fahren? rief Rundqvist dazwischen, der die gute Gelegenheit nicht vorbeigehen ließ. Carls$ en Geigenspieler der Gegend, den Schneider aus Fifong, berufen hatte; und dieser Herr war sehr empfindlich, wenn man in seine Kunst griff. Dann kam der Pastor. Er war in scherzhafter Hochzeitslaune, bereit, mit dem Brautpaar zu spaßen, wie der Brauch es forderte. Er wurde von Carlsson auf der Schwelle empfangen und willkommÕn geheißen. -- Nun, müssen wir auch gleich taufen? grüßte Pastor Nordström. -- Nein, potztausend, so eilig ist's denn doch nicht! antwortete der Bräutigam, ohne verlegen zu werden. -- Bist du deiner Sache auch sicher? fragte der Pastor, während die Bauern grinsten. Ich habe schon ein Mal auf einer Hochzeit getraut und getauft, aber das waren auch flinke Leute, die sich es leisten konnten. Im Ernst, wie steht's mit der Braut? -- Hm, dieses Mal ist keine Gefahr; aber man kann nie wissen, wann es los geht, antwortete Carlsson, indem er dem Pastor seinen Platz anwies, zwischen der Mutter des Kirchenvorstehers und der Witwe von Owassa, die der Pastor mit Fischerei und Wetter unterhielt. Der Pro$ hmittag geworden, und noch hatten sie sich nicht die Zeit zum Essen und Trinken genommen; noch war die letzte freie Meeresfläche zurückzulegen. So weit sie sehen konnten, öffnete sich ein einziges großes Schneefeld, hier und dort mit kleinen runden Erhöhungen; das waren eingeschneite Kobben. Der Himmel war blauschwarz im Osten und verkündete Schnee. Die Krähen kamen von draußen angeflattert und zogen ins Land hinein, um ihren Nachtzweig zu suchen. Zuweilen dröhnte das Eis, als sei Tauwetter im Anzuge, und draußen auf dem offnen Meere brüllten die Seehunde. Die Eisfläche lag östlich nach dem Meere zu offen, aber es war keine Meerwake zu sehen. Verdächtig war aber, daß sie die Eisente »alla« rufen zu hören glaubten. Da sie vimrzehn Tage lang keine Zeitung bekommen hatten, wußten sie nicht, ob die Leuchttürme brannten; aber zwischen Weihnachten und Neujahr brannten sie sicher nicht. -- So geht's nicht weiter! äußerte Carlsson, der bisher still gewesen -- Es muß gehen, sagte Flod und stemmte die Schulter gegen de$ iere einzugreifen beschloß und vorsichtig nach meiner Schußwaffe tastete, im voraus mit heimlicher Genugtuung die furchtbare Wirkung ermessend, die das Krachen eines Schusses auf dem nächtlichen Schlachtfeld hervorrufen würde, erklang aus dem dunklen Winkel des Raumes, hinter mir, ein Laut, dessen gebieterische Macht stärker war, als der feurige Donner aus dem eisernen Mund meiner Waffe. Es war ein leises Zischen, dañ man auch ein trübes Fauchen hätte nennen können und das den seltsamen und etwas lächerlichen Lauten zu vergleichen war, mit denen bisweilen Gänse mit gesenktem Kopf gegen einen Gegner vorzugehen pflegen. Aber die Wirkung dieser klanglosen und widerlich eindringlichen Stimme war alles andere als lächerlich, sie war von einer geradezu grauenhaften Macht. Ich fühlte mein Blut in den Adern gerinnen, und die Totenstille, die im Raume eingetreten war, erhöhte den Schauer meines Entsetzens zu einer todesartigen Erstarrung. Es war so still, daß ich mein gehemmtes Blut in den Ohren sausen hörte, bis lang$ nn die Fremde macht bescheiden, und durchaus nicht auf die Art, wie es nur die Lumpen sein sollen. Die Achtung vor fremdem Wesen, die gerade uns Deutschen so gern als Tadel nachgesagt wird, ist nur dann eine Untugend, wenn sie sich mit einer Preisgabe des eigenen Wesens verbindet. Dieser²Respekt aber vor fremdem Geist und Tun und vor der Lebensart anderer wird in allen reicheren Herzen die Tadelsucht und die Selbstüberhebung dämpfen, die beiden Grundfehler unserer jungen Generation. Nicht, daß solcherlei Gedanken mich damals beschäftigten, sie kommen erst später, sind meistens zwecklos und dienen nur denen, die sie im Grunde nicht brauchen. Denn gute Gedanken werden nur von denen recht verstanden, deren Wert darin beruht, daß sie ihre eigenen haben. Nein, mich nahm das herrliche Bild des klaren Morgens gefangen, das stille Leben auf den fruchtbaren Reisäckern, der Takt der Wassermühlen und die schönen Gestalten der arbeitenden Männer und Frauen. Langsam verwilderte das Land mehr und mehr, nur einmal noch, als$ zer Seide. Zwischen den beiden zornigen Lichtwelten, am Firmament und in der Totentiefe, schaukelten und schwankten zwei riesige dunkle, nackte Körper vor mir hin und her, stießen in das dunkle von Sternen und Sternbildern funkelnde All und sangen. Ihre Ruder tauchten in die Flut und hoben sich wieder, wie mit fließendem Silber übergossen, sprühend und glitzernd troff es nieder, und als ich mich umwandte, sah ich eine schmale Silberstraße von solchem Glanz, daß meine Augen geblendet wurden. Wie ein traurig ertönender Komet mit langem Schweif schoß unser Boot durch ein uferloses, von Himmelsfunken flimmerndes Weltall. Ich vermochte nirgends Land zu erkennen, wir waren mitten auf dem See, diesem Bett des ruhenden Stromes, der, über tausendjährigem Schlamm, zögernd ins Meer hinüberglitt. Ich tauchte meine Hand ins Wasser, und sie überzog sich mit Silber. KraftlSs sank ich, ohne Erfassen und Begreifen gegen die Wandung meines Verdecks, erbebend in übersinnlichem Schwindel vor diesem Wunder der Gegen Mitternacht t$ ndern der schwer gehörnten schwarzen Köpfe, den Glanz der großen Augen und den Fall der Mähnen. Ich schoß nicht, da Panja mir erregt in den Arm fiel, als ich die Büchse emporhob, und später erklärte er mir, daß es vorgekommen sei, daß der leitende Stier, durch einen Angriff in Schrecken oder Wut versetzt, plötzlich die Richtung geändertDund gerade auf das Hindernis zu genommen habe. Zwar hätten wir einen Schutz auf den Felsen gefunden, aber wenn unsere Flucht uns mißlungen wäre, so würden wir zerstampft worden sein, da die ganze Herde dem Stier folgt. »Die Büffel kämpfen mit dem Tiger,« erzählte mir Panja, »selbst die gezähmten fürchten ihn nicht, und wenn du mit ihnen das Reisfeld bestellst, so wird der Tiger sich hüten, euch anzugreifen. Der Büffel spürt ihn eher als du, und es wird dir nicht gelingen, ihn von seinem Standort zu verdrängen, denn er wendet sich genau dem Tiger zu, wie eine Fahne, die du gegen den Wind trägst. Wenn der Tiger den Sprung wagt, so endet er auf den Hörnern, und du bist in Sicherh$ Wege vom Sommer zum Herbst?« Panja rückte an seinem Turban und kratzte sich umständlich, was immer ein Beweis war, daß etwas über seine Sinnenwelt hinaus in sein Herz gesunken war, aber es blieb in der Regel sein einziges Zugeständnis an mich. »Ich bin kein Brahmine,« sagte er endlich, »warum soll ich also nachdenken? Du hast nur deshalb schöne Gedanken, Sahib, weil du die Frauen nicht kennst. Wenn du einmal ein Weib genommen hast, so werden die guten Gedanken ausbleiben.« Ich mußte lachen, und Panja triumphierte. Nun war er es, de– mich belehrte. »Vielleicht sind die Frauen deines Landes anders, Sahib, aber wahrscheinlich ist es mit den Frauen wie mit der Palme, überall in der Welt ist sie dieselbe. Hast du niemals gemerkt, daß sie im Grunde alle dumm sind? Du kannst es daran sehen, daß sie sich in gleichem Maße vor einem Tiger fürchten wie vor einer Maus, denn nicht einmal zwischen diesen beiden Tieren können sie den Unterschied herausbringen. So kennen sie auch bei den Männern keine Unterschiede, und als $ tich der Kobra. Ich glaube, daß das grasende Tier die Schlange im Gras aufgestört hat.« Es faßte mich ein Schauer, dessen nachhaltige Einwirkung ich damals kaum recht zu begreifen vermochte, aber ob hier ein Mensch oder ein Tier dem Gift erlegen war, schien mir angesichts des verdorbenen Lebens zu meinen Füßen ohne entscheidende Bedeutung. Mich erfaßte die Ehrfurcht vor der Kobra aufs neue, und das Angesicht Mangesche Raos spiegelte in seinem Ernst diese Ehrfurcht wieder, wie eine uralte Erinnerung seines Geschlechts an eine erhabene Gottheit, die keine Aufklärung hatte beeinträchtigen können. Durch dieses Erlebnis mag es gekommen sein, daß unser Gespräch vorübergehend den Gedanken und Begriff des Todes streifte, und ]as mir daraus unauslöschlich im Gedächtnis geblieben ist, will ich erzählen. Nach einer Weile saßen wir wieder am Feuer, das in dieser Nacht nicht mehr erlosch. Eine seltsame Ruhlosigkeit war über den gelassenen Mann gekommen, es stimmte mich wehmütig, ihn im inneren Kampf zwischen seinen klugen$ rer lieben Frau geschieht, kaum über den Anfang hinaus, und weil ich die heilige Jungfrau recht in die Maienwonne hineinsetzen wollte, so hatt' ich mich, wenn in den kurzen Wintertagen des Bildes Entwurf mir gar nicht zu Gefallen gerieth, immer auf den Lenz vertröstet, der sollte Leben schaffen draußen in der Welt und hier auf dem Bilde. Nun hatt' ich ja seinen Gruß empfangen und griff meine Arbeit mit allem Eifer an. Aber meine Gedanken hafteten nicht daran. »Es hat keinen Segen heut«, sprach ich da zu mir selbst, legte den Pinsel weg und setzte mich vor den Lettner in's Gestühl. Ich war wohl müde vom ungewohnten Gange, den ich im Freien gethan, und so schlief ich ein. Da träumte mir, ich wandelte durch ein .ieblich Wiesenthal, allwo die Blumen im Morgenthau glänzten, und die Bäume rauschten über dem Bach, der hart am Wege dahinfloß. Wie ich voll Freude fürder schritt, sah ich vor mir einen seltsamen Wandersmann des Weges ziehen. Sein Kleid war schneeweiß, seine Gestalt hoch, und wie golden wehte sein Gelock$ indung des Weges einen reisigen Haufen herankommen. Spieße und Hellebarden konnt' ich wohl erkennen. Das rief ich den Beiden zu und schickte mich an hinabzusteigen. Schon aber hört' ich sie unten sich tummeln, und bevor ich noch die Hälfte des Weges zurück war, kamen sie eilig hervor und liefen grad über den Weg dem Tannenwald zu, wo er besonders dicht stund, als suchten sie dort eine Bergung. Fast lustig war es anzusehen, wie sie all' ihr Geräth zusammengerafft hatten, Jeder, was ihm die Hände gefaßt, wie sie auch die zwo Gänse nicht vergessen, die der Kleine hinter sich her zog. Aber wie ward mir zu Sinne, als ich den Fiedler sah mit meiner Kutte von dannen rennen! Das schuf mir große Noth. »He, Freunde!« rief ich ihnen nach, »was soll das? Was fliehet Ihr? Harret doch, daß ich mein Kleid anthue!« Und mit höchster Eil' stieg ich hinab. Aber sie hörten nicht, noch hemmten sie ihre Fluchá, und ich erkannte, daß es mir ganz unmöglich wäre, sie einzuholen. Denn mein Weg war behindert durch's Gestein, der ihrige$ r von ihnen rief ihm zu: »Fahrt säuberlich, Freund, mit dem Singemeister, denn er hat die Art nicht, als geliebt' es ihm, mit Euch zu scherzen!« »Dafür trägt er den Kranz«, sa/te ein Anderer, »der gibt ihm also hohen Muth.« Zu solchen Worten wollte des Gernsteiners Knecht auch nicht müßig bleiben, sondern gedachte sein Botenbrot an mir wohl zu verdienen. Er griff also nach einem dürren Stecken, der da nahe bei einem Baume lag, sprang damit auf mich zu und indem er rief: »Solch' unartigen Knaben gebührt die Ruthe, sie bessere Zucht zu lehren!« strich er mich, bevor ich mich wenden konnte, über den Rücken. Da enthielt ich meinen Zorn nicht länger, drang auf den Mann mit Ungestüm, eh er sich bedachte, und stürzte ihn mit Wucht zur Erde, daß er stöhnend um Hilfe rief. Er that es nicht vergebens, denn die Menge lief herzu, und darunter war auch von den Gernsteiner und Speyerischen Knechten ein ziemlicher Haufe. Wie die nun von ihrem beleidigten Gesellen die Ungebühr vernommen hatten, die ihm von mir geschehen war,$ gte Klingsohr bestätigend. »Ihr seid zu lang ausgeblieben.« »Ihr seid unrecht berichtet«, rief ich, »gewiß, Ihr seid es in dem, was Ihr da von Elzeburg sagt. Ich glaub' es nicht, es kann nicht sein. Ist aber Eure Rede dennoch nach der Wahrheit, so werd' ich's in Speyer erfahren. Bis dahin, bitt' ich Euch, laßt uns der Sache nicht mehr gedenken, sondern des Mahles, so Ihr etwas zuzurüsten habt, daß wir unser Herz stärken und dann des Weges weiter ziehen.« So sprach ich. Aber mein Gemüth gedachte gar anders. Inwendig war's mir, da ich diese Zeitung von Irmela vernahm, als erschallte aller meiner Freude recht das Grabgeläute und wäre mein froher Muth mitten in's Herze getroffen. Ich saß schweigend nieder und mochte auch nicht ferner auf die Beiden merken, wie sie ihD Küchenwerk angriffen. -- Darum war mir's lieb, daß sie fragten, ob ich, derweilen sie zurüsteten, auf das Feuer Acht haben wollte. Der Abend war schnell dunkel geworden und die Rauchwolken wirbelten im röthlichen Glanze weithin sichtbar empor. Ich b$ err Mehring, aber sehn Se, die alt Babett hat mer ja kei Ruh gelassen, sie hat sich's halt in ihrn eigensinnige Kopp neingesetzt gehabt, Sie müßte das Papier da, wo se in ihrm Korb gefunde hat, wie se diesen Abend heimkomme is, noch heut zurückkriege, und wenn emal die Babett sich was in ihrn alte Kopp gesetzt hat ... Aber um Gottes wille, Herr Mehring, was is Ihne dann? Was hab' ich denn jetzt angestellt!« Herr Mehring hatte nämlich dem Alten, während dieser sprach, das Papier aus der Hand genommen, und kaum hatte er einen Blick hineingeworfen, da hatte er einen Schrei ausgestoßen und war zurückgetaumelt. »Was ist dir, Robert, was ist?« rief Tante Toni erschrocken aus. Herr Mehring legte den Arm um sie, und den Kopf an ihre Schulter lehnend, sagte er mit von Tränen erstickter Stimm^: »O Toni, der liebe Gott hat geholfen, ohne ein Wunder zu brauchen -- es ist das Schriftstück!« »Gott sei Dank, Gott sei Dank!« rief Tante Toni lachend und weinend zugleich. »Siehst du, ich wußt' es ja, daß der liebe Gott uns nic$ nd dem verdrängten Thema (von Tod und Sexualität etc., in dem die Namen Bosnien, Herzegowina, Trafoi vorkommen) hergestellt hat. Das hier eingeschaltete, aus der Abhandlung des Jahres 1898 wiederholte Schema sucht diese Verknüpfung anschaulich darzustellen. [Illustration] Der Name Signorelli ist dabei in zwei Stücke zerlegt worden. Das eine Silbenpaar ist in einem der Ersatznamen unverändert wiedergekehrt (_elli_), das andere hat durch die Übersetzung _Signor_ -- _Herr_ mehrfache und verschiedenartige Beziehungen zu den im verdrängten Thema enthaltenen Namen gewonnen, ist aber dadurch für die Reproduktion verloren gegangen. Sein Ersatz hat£so stattgefunden, als ob eine Verschiebung längs der Namenverbindung »_Her_zegowina und _Bo_snien« vorgenommen worden wäre, ohne Rücksicht auf den Sinn und auf die akustische Abgrenzung der Silben zu nehmen. Die Namen sind also bei diesem Vorgang ähnlich behandelt worden wie die Schriftbilder eines Satzes, der in ein Bilderrätsel (Rebus) umgewandelt werden soll. Von dem gan$ utsamen Folgen begleitet sein können, wie z. B. die des Arztes oder Apothekers, nach irgend einer Richtung unter unsere Gesichtspunkte fallen. Da ich sehr selten in die Lage komme, ärztlicheêEingriffe vorzunehmen, habe ich nur über ein Beispiel von ärztlichem Vergreifen aus eigener Erfahrung zu berichten. Bei einer sehr alten Dame, die ich seit Jahren zweimal täglich besuche, beschränkt sich meine ärztliche Tätigkeit beim Morgenbesuch auf zwei Akte: ich träufle ihr ein paar Tropfen Augenwasser ins Auge und gebe ihr eine Morphiuminjektion. Zwei Fläschchen, ein blaues für das Kollyrium und ein weisses mit der Morphinlösung, sind regelmässig vorbereitet. Während der beiden Verrichtungen beschäftigen sich meine Gedanken wohl meist mit etwas anderem; das hat sich eben schon so oft wiederholt, dass die Aufmerksamkeit sich wie frei benimmt. Eines Morgens bemerkte ich, dass der Automat falsch gearbeitet hatte, das Tropfröhrchen hatte ins weisse anstatt ins blaue Fläschchen eingetaucht und nicht Kollyrium, sondern Mor$ das Recht des Überzeugungsgefühles vom freien Willen nicht zu bestreiten. Führt man die Unterscheidung der Motivierung aus dem Bewussten von der Motivierung aus dem Unbewussten ein, so berichtet uns das Überzeugungsgefühl, dass die bewusste Motivierung sich nicht auf alle unsere motorischen Entscheidungen erstreckt. Minima non curat praetor. Was aber so von der einen Seite frei gelassen wird, das empfängt seine Motivierung von anderer Seite, aus dem Unbewussten, und so ist die Determ¬nierung im Psychischen doch lückenlos durchgeführt. III. Wenngleich dem bewussten Denken die Kenntnis von der Motivierung der besprochenen Fehlleistungen nach der ganzen Sachlage abgehen muss, so wäre es doch erwünscht, einen psychologischen Beweis für deren Existenz aufzufinden; ja es ist aus Gründen, die sich bei näherer Kenntnis des Unbewussten ergeben, wahrscheinlich, dass solche Beweise irgendwo auffindbar sind. Es lassen sich wirklich auf zwei Gebieten Phänomene nachweisen, welche einer unbewussten und darum verschobenen K$ und die Forderung: Abschaffung des Lohnsystems, hat denn auch in der Praxis eine ganz andere Anwendung gefunden. Nicht die Form Arbeitslohn ist es, die in Wirklichkeit bekämpft wird. Die Arbeiterklasse hat in der Praxis sich ganz anders zu ihr gestellt. Gegen nichts haben sich die Arbeiter aus guten Gründen schärfer gewandt als gegen eine andere Art Bezahlung als durch den Lohn, gegen eine Ausgleichung der Arbeit, die etwa bestand in der Zuwendung von Lebensmitteln, Wohnung usw. Sie betrachten ein auf ihr beruhendes Verhältnis als eine Sklaverei oder Hörigkeit, den Lohn aber betrachten sie dieser altmodischen patriarchalischen Arbeitsabgeltung gegenüber, wie sie bei Fleischern, kleinen Kaufleuten und manchen anderen Handwerkern noch bestand, als einen Fortschritt. Es handelte sich beiÄihren praktischen Kämpfen niemals darum, die Lohnform überhaupt grundsätzlich abzuschaffen, sondern erstens jedesmal um die Lohnhöhe überhaupt und zweitens um die Art, wie die Lohnhöhe bestimmt wird. Das ist vorläufig der eigen$ sicher ein sehr beachtenswerter Gedanke, der ja auch bis zu einem gewissen Grade bereits Verwirklichung gefunden und manche guten Früchte gezeitigt hat. Diese örtlichen Selbstverwaltungskörper sind Zwangsgenossenschaften genannt worden, weil jeder Orts- bzw. Bezirksbewohner von Gesetzes wegen ihnen angehört, ob er will oder nicht. Zu ihnen treten als Verwaltungso gane hinzu die freien Genossenschaften, die heute auf verschiedenen Gebieten bedeutsame Funktionen erfüllen und Teile der öffentlichen Verwaltung werden. Als solche haben sich Anerkennung erzwungen die Organisationen der Arbeiter, so sehr sie im Anfang verhaßt waren, an erster Stelle die Gewerkschaften der Arbeiter, dann aber auch die Konsumgenossenschaften der Arbeiter und die freien Verbindungen für Zwecke der körperlichen und kulturellen Entwicklung. Indes auch Genossenschaften anderer Klassen -- man denke an die ländlichen Genossenschaften -- erfüllen gesellschaftliche Funktionen und sind damit ein Stück der großen Selbstverwaltung der Gesellsch$ ung des Erbrechts« ist von dessen Verfassern im Programm aus der 1848er Revolution in »Beschränkung des Erbrechts« abgetönt, und später nennt Marx sie in der Polemik gegen die Bakunisten eine Saint-Simonistische Marotte. Mit dem Fortschritt der Gesellschaft erhalten bestimmte Forderungen ein anderes Gesicht, muß der ihnen zugrunde liegende Gedanke in anderer Form praktische Anwendung finden. Es wird in der Arbeit für sozialistische Verwirklichungen eine sehr viel ausgearbeitetere Spezialisierung notwendig. Sie läßt die Fortschritte, die jeweilig gemacht werden können, kleiner erscheinen, als manche früher vollzogenen, sie werden aber dafür auf bedeutend größerem Umfange gemacht, als jene. Nachdem durch die politischen Umwälzungen, die der Krieg im Gefolge gehabt hat, die staatspolitischen Rechtsforderungen der Sozialdem¡kratie in Deutschland und in den meisten anderen Ländern im wesentlichen zur Verwirklichung gelangt sind, handelt es sich darum, den sozialistischen Gedanken im Wirtschaftsleben zu immer stärk$ im Zellenstaat sich immer mehr und mehr bemerkbar macht. Nach den vorhergegangenen Feststellungen müssen wir uns nun fragen, _ob nicht auch die Altersatrophie der Zellen im Zellenstaat auf einer Überladung der Zellen mit Stoffwechselprodukten beruhen könnte_. Wir haben hier einen Zellverband vor uns, in dem viele Zellen zusammenleben. Vielleicht liegt nun hier die Sache so, daß die Zellen im Zellverband nicht so recht die Möglichkeit haben, die Schlacken ihres Stoffwechsels nach außen abzugeben -- genau so wie die Pantoffeltierchen in den Versuchen von Maupas und Calkins. Gelingt es uns, den Nachweis zu führen, daß im Laufe des Lebens in den Zellen des Zellenstaates ein+ Anhäufung von Schlacken stattfindet, die wegen des Zusammenlebens der Zellen im Zellverband nicht schnell genug aus den Zellen herausgeschafft werden können, so sind wir im Problem des natürlichen Todes der vielzelligen Tiere ein gut Stück vorwärts gekommen: wir hätten dann eine Störung im Stoffwechsel der Zellen im Zellenstaat aufgedeckt, di$ lliger geistiger Frische, trotzdem sie ein Alter erreichen, das über das Durchschnittsalter der Menschen weit hinausgeht. Man denke an den Historiker Mommsen, der 86 Jahre alt war, als er starb, und an den Physiker Bunsen, der sogar erst mit 88 Jahren starb. Beide waren bis zuletzt bei völliger geistiger Frische. Der berühmte Physiologe Eduard Pflüger, der ein Alter von 81 Jahren erreichte und vor wenigen Jahren in Bonn starb, hielt bis zu den letzten Tagen seines Lebens nýcht nur die Vorlesung ab, sondern arbeitete in angestrengter Weise auch noch im Laboratorium an schwierigen wissenschaftlichen Untersuchungen, mit denen er auch literarisch im Mittelpunkte hochwichtiger physiologischer Streitfragen stand. Und dann war er zu Ende des Semesters wenige Tage krank und war tot. Wie reimt sich das damit zusammen, daß ein Versagen der Nervenzellen den Tod unseres Zellenstaates einleitet? Die Sache liegt hier vielleicht so: Die Arbeit des Gehirnes beruht auf einem Zusammenarbeiten vieler Nervenzellen, und jede Zell$ satz« geprägt hat, der -- seit ihm -- in den Partituren ständige Wohnung nahm. Vielleicht, daß noch nicht alle Möglichkeiten innerhalb dieser Grenzen ausgebeutet wurden -- die polyphone Harmonik dürfte noch manches Klangphänomen erzeugen können --, aber die Erschöpftheit wartet sicher am Ende einer Bahn, deren längste Strecke bereits zurückgelegt ist. Wohin wenden wir dann unseren Blick, nach welcher RPchtung führt der nächste Schritt? Ich meine, zum abstrakten Klange, zur hindernislosen Technik, zur tonlichen Unabgegrenztheit. Dahin müssen alle Bemühungen zielen, daß ein neuer Anfang jungfräulich erstehe. Der zum Schaffen Geborene wird zuerst die negative, die verantwortlich-große Aufgabe haben, von allem Gelernten, Gehörten und Scheinbar-Musikalischen sich zu befreien; um, nach der vollendeten Räumung, eine inbrünstig-aszetische Gesammeltheit in sich zu beschwören, die ihn befähigt, den inneren Klang zu erlauschen und zur weiteren Stufe zu gelangen, diesen auch den Menschen mitzuteilen. Diesen Giotto eine$ | +---------------------+-----------------+ |_Ure_, ich. | _ure._ | +---------------------+-----------------+ |_Tuna_, Wasser. | _Tuna._ | +--------------------]+-----------------+ |_Conopo_, Regen. | _Canepo._ | +---------------------+-----------------+ |_Poturu_, Wissen. | _Puturo._ | +---------------------+-----------------+ |_Apoto_, Feuer. | _U-apto._ | +---------------------+-----------------+ |_Nunu_, Mond, Monat. | _Nuna._ | +---------------------+-----------------+ |_Je_, Baum. | _Jeje._ | +---------------------+-----------------+ |_Ata_, Haus. | _Aute._ | +---------------------+-----------------+ |_Euya_, dir. | _Auya._ | +---------------------+-----------------+ |_Toya_, ihm. | _Iteuya._ | +---------------------+-----------------+ |_Guane_, Honig. | _Uane._ | +---------------------+-----------------+ |_Nacaramayre_, er | _Nacaramai._ | |hat's gesagt.$ en: »_upatay,_« »in meinem Hause;« wörtlich: »ich Ha)s in.« Alle Präpositionen wie die Negation _pra_ werden nachgesetzt, wie im Tamanacu. Man sagt im Chaymas: »_ipuec,_ mit ihm,« wörtlich »er mit;« »_euya,_ zu dir, oder dir zu;« »_epuec charpe guaz_« »ich bin lustig mit dir;« wörtlich: »du mit lustig ich seyn;« »_ucarepra,_ nicht wie ich;« wörtlich: »ich wie nicht;« »_quenpotupra quoguaz_ ich kenne ihn nicht;« wörtlich: »ihn kennend nicht ich bin;« »_quenepra quoguaz,_ ich habe ihn nicht gesehen,« wörtlich: »ihn sehend nicht ich bin.« Im Tamanacu sagt man: »_acurivane,_ schön,« und »_acurivanepra,_ häßlich, nicht schön;« »_uotopra,_ es gibt keinen Fisch,« wörtlich: »Fisch nicht;« »_uteripipra,_ ich will nicht gehen;« wörtlich: »ich gehen wollen nicht;« und dieß ist zusammengesetzt aus _iteri_ gehen, _ipiri_ wollen, und _pra_, nicht. Bei den Caraiben, deren Sprache auch Aehnlichkeit mit dem Tamanacu hat, obgleich weit weniger als das Chaymas, wird die Verneinung durch ein _m_ vor dem Zeitwort ausgedrückt: »_a$ del beobachtete, sah ich, daß sich eine Menge haarigter Bienen, etwas Þleiner als die Honigbiene des nördlichen Europa, auf meine Hände gesetzt hatten. Diese Bienen nisten im Boden. Sie fliegen selten aus, und nach ihren trägen Bewegungen konnte man glauben, sie seyen auf dem Berg starr vor Kälte. Man nennt sie hier zu Lande _Angelitos_, Engelchen, weil sie nur sehr selten stechen. Trotz der Behauptung mehrerer Reisenden, ist es nicht wahr, daß diese dem neuen Continent eigenthümlichen Bienen gar keine Angriffswaffe haben. Ihr Stachel ist nur schwächer und sie brauchen denselben seltener. So lange man von der Harmlosigkeit dieser Angelitos nicht vollkommen überzeugt ist, kann man sich einiger Besorgniß nicht erwehren. Ich gestehe, daß ich oft während astronomischer Beobachtungen beinahe die Instrumente hätte fallengelassen, wenn ich spürte, dass mir Gesicht und Hände voll dieser haarigten Bienen saßen. Unsere Führer versicherten, sie setzen sich nur zur Wehr, wenn man sie durch Anfassen der Füße reize. Ich fü$ es Landes, ganz in der Nahe des brennenden Vulkans.« Vom Vulkan von St. Vincent bis zum Rio Apure beim Einfluß des Rula sind es in gerader Linie 210 Seemeilen (20 auf einen Grad); die Explosionen wurden demnach in einer Entfernung gehört gleich der vom Vesuv nach Paris. Dieses Phänomen, dem sich viele Beobachtungen in der Cordillere der Anden anschließen, beweist, wie viel größer die unterirdische Wirkungssphäre eines Vulkans ist, als man nach den¾unbedeutenden Veränderungen, die er an der Erdoberfläche hervorbringt, glauben sollte. Die Knalle, die man in der neuen Welt Tage lang 80, 100, ja 200 Meilen von einem Krater hört, gelangen nicht mittelst der Fortpflanzung des Schalls durch die Luft zu uns; der Ton wird vielmehr durch die Erde geleitet, vielleicht am Punkte selbst, wo wir uns befinden. Wenn die Ausbrüche des Vulkans von St. Vincent, des Cotopaxi oder Tunguragua von so weit herschallten wie eine ungeheuer große Kanone, so müßte der Schall im umgekehrten Verhältniß der Entfernung stärker werden; aber $ gs in den Erdtiefen den Boden zu gleicher Zeit erschüttern. Das Studium der Vulkane zerfällt in zwei ganz gesonderte Theile. Der eine, rein mineralogische, beschäftigt sich nur mit der Untersuchung der durch das unterirdische Feuer gebildeten oder umgewandelten Gesteine, von der Trachyt- und Trapp-Porphyrformation, von den Basalten, Phonolithen und Doleriten heraus bis zu den neuesten Laven. Der andere, nicht so zugängliche und a>ch mehr vernachlässigte Theil hat es mit den gegenseitigen physikalischen Verhältnissen der Vulkane zu thun, mit dem Einfluß, den die Systeme auf einander ausüben, mit dem Zusammenhang zwischen den Wirkungen der feuerspeienden Berge und den Stößen, welche den Erdboden auf weite Strecken und lange fort in derselben Richtung erschüttern. Dieses Wissen kann nur dann fortschreiten, wenn man die verschiedenen Epochen der gleichzeitigen Thätigkeit genau verzeichnet, ferner die Richtung, Ausdehnung und Stärke der Erschütterungen, ihr allmäliges Vorrücken in Landstrichen, die sie früher nich$ *Hato*, am nördlichen Ende der Quebrada, kamen wir an einen Bach, der über die fallenden Gneißschichten niederstürzt; man arbeitete hier an einer Wasserleitung, die das Wasser in die Ebene führen sollte; ohne Bewässerung ist in diesem Landstrich kein Fortschritt in der Landwirthschaft möglich. Ein ungeheuer dicker Baum (_Hura crYpitans_) am Bergabhang, über dem Hause des Hato, fiel uns auf. Da er, wenn der Boden im geringsten wich, hätte umfallen und das Haus, das in seinem Schatten lag, zertrümmern müssen, so hatte man ihn unten am Stamm abgebrannt und so gefällt, daß er zwischen ungeheure Feigenbäume zu liegen kam und nicht in die Schlucht hinunter rollen konnte. Wir maßen den gefüllten Baum: der Wipfel war abgebrannt, und doch maß der Stamm noch 154 Fuß; er hatte an der Wurzel 8 Fuß Durchmesser und am obern Ende 4 Fuß 2 Zoll. Unsern Führern war weit weniger als uns daran gelegen, wie dick die Bäume sind, und sie trieben uns vorwärts, dem »Goldbergwerk« zu. Wir wandten uns nach West und standen endlich in d$ kratie fließt, den Despotismus setzten, wie ihn das patriarchalische Regiment der Hirtenvölker mit sich bringt. Die Menschheit der neuen Welt hat diese großen moralischen und politischen Wechsel nicht durchgemacht, und zwar weil die Steppen, obgleich fruchtbarer als die asiatischen, ohne Heerden waren, weil keines der Thiere, die reichliche Milch geben, den Ebenen Südamerikas eigenthümlich ist, und weil in der Entwicklung amerikanischer Cultur das Mittelglied zwischen Jägervölkern und ackerbauenden Völkern fehlte. Die hier mitgetheilten allgemeinen Bemerkungen über die Ebenen des neuen Continents und ihre Eigenthümlichkeiten gegenüber den Wüsten Afrikas und den fruchtbaren Steppen Asiens schienen mir geeignet, den Bericht einer Reise durch so einförmige Landstriche anziehender zu machen. Jetzt aber mag mich der Leser auf unserem Wege von den vulkanisWhen Bergen von Parapara und dem nördlichen Saum der Llanos zu den Ufern des Apure in der Provinz Barinas begleiten. Nachdem wir zwei Nächte zu Pferde gewesen und$ izbaren Blättern, von den Spaniern _Dormideras_ genannt. Derselbe Rinderstamm, der in Spanien mit Klee und Esper gemästet wird, findet hier ein treffliches Futter an den krautartigen Sensitiven. Die Weiden, wo diese Sensitiven besonders häufig vorkommen, werden theurer als andere verkauft. Im Osten, in den LEanos von Cari und Barcelona, sieht man Cypura und Craniolaria mit der schönen weißen, 6--8 Zoll langen Blüthe sich einzeln über die Gräser erheben. Am fettesten sind die Weiden nicht nur an den Flüssen, welche häufig austreten, sondern überall, wo die Palmen dichter stehen. Ganz baumlose Flecke sind die unfruchtbarsten, und es wäre wohl vergebliche Mühe, sie anbauen zu wollen. Dieser Unterschied kann nicht daher rühren, daß die Palmen Schatten geben und den Boden von der Sonne weniger ausdörren lassen. In den Wäldern am Orinoco habe ich allerdings Bäume aus dieser Familie mit dicht belaubten Kronen gesehen; aber am Palmbaum der Llanos, der Palmade de Cobija [Dachpalme, _Corypha tectorum_], ist der Schatte$ nach muendlichen Berichten, die sie Diese Wunderdinge verschwinden, wenn wir den Bericht, den Ferdinand Columbus den Papieren seines Vaters entnommen, naeher aísehen. Da heisst es bloss, "der Admiral habe zu seiner Ueberraschung die Einwohner von Paria und der Insel Trinidad wohlgebildeter, cultivirter (_de buena conversacion_) und weisser gefunden als die Eingeborenen, die er bis dahin gesehen." Damit ist doch wohl nicht gesagt, dass die Pariagotos weiss gewesen. In der helleren Haut der Eingeborenen und in den sehr kuehlen Morgen sah der grosse Mann eine Bestaetigung seiner seltsamen Hypothese von der unregelmaessigen Kruemmung der Erde und der hohen Lage der Ebenen in diesem Erdstrich in Folge einer gewaltigen Anschwellung der Erdkugel in der Richtung der Parallelen. Amerigo Vespucci (wenn man sich auf seine angebliche *erste* Reise berufen darf, die vielleicht nach den Berichten anderer Reisenden zusammengetragen ist) vergleicht die Eingeborenen mit den *tartarischen* Voelkern, nicht wegen der Hautfarbe, $ ovember gegen zwei Uhr Nachmittags huellten dicke, sehr schwarze Wolken die hohen Berge Brigantin und Tataraqual ein. Sie rueckten allmaehlich bis ins Zenith. Gegen vier Uhr fing es an ueber uns zu donnern, aber ungemein hoch, ohne Rollen, trockene, oft kurz abgebrochene Schlaege. Im Moment, wo die staerkste elektrische Entladung stattfand, um 4 Uhr 12 Minuten, erfolgten zwei Erdstoesse, 15 Secunden hinter einander. Das Volk schrie laut auf der Strasse. Bonpland, der ueber einen Tisch gebeugt Pflanzen untersuchte, wurde beinahe zu Boden geworfen. Ich selbst spuerte den Stoss seôr stark, obgleich ich in einer Haengematte lag. Die Richtung des Stosses war, was in Cumana ziemlich selten vorkommt, von Nord nach Sued. Sklaven, die aus einem 18--20 Fuss tiefen Brunnen am Manzanares Wasser schoepften, hoerten ein Getoese wie einen starken Kanonenschuss. Das Getoese schien aus dem Brunnen herauf zu kommen, eine auffallende Erscheinung, die uebrigens in allen Laendern Amerikas, die den Erdbeben ausgesetzt sind, haeufi$ ie Neger. Mehrere grosse Grundbesitzer haben nach diesem Vorgang mit gleichem Erfolg Land verpachtet. Der Pachtschilling betraegt zehn Piaster auf die Vanega und wird in Geld oder in Baumwolle entrichtet. Die kleinen Paechter sind oft in Bedraengniss und geben ihre Baumwolle zu sehr geringem Preise ab. Ja sie verkaufen sie vor der Ernte, und durch diese Vorschuesse reicher Nachbarn geraeth der Schuldner in eine Abhaengigkeit, in Folge deren er seine Dienste als Tagloehner oefter anbieten muss. Der Taglohn ist nicht so hoch als in Frankreich. Man bezahlt in den Thaelern von Aragua und in den Llanos einem freien Tageloehner vier bis fuenf Piaster monatlich, neben der Kost, die beim Ueberfluss an Fleisch und Gemuese sehr wenig ausmacht. Gerne verbreite ich mich hier ueber den Landbau in den Colonien, weil solche Angaben den Europaeern darthun, was aufgeklaerten Colonisten laengst nicht mehr zweifelhaft ist, dass da3 Festland des spanischen Amerika durch freie Haende Zucker, Baumwolle und Indigo erzeugen kann, un$ genguss kommen, so loest sich die Frucht vom Stiel. Die Gefaesse, welche das Wasser einsaugen, scheinen durch Ueberschwellung zu bersten. Ist nun die Cacaoernte aeusserst unsicher, weil der Baum gegen schlimme Witterung so empfindlich ist und so viele Wuermer, Insekten, Voegel, Saeugethiere [Papageien, Affen, Agoutis, Eichhoerner, Hirsche.] die Schote fressen, hat dieser Culturzweig den Nachtheil, dass dabei der neue Pflanzer der Fruechte seiner Arbeit erst nach acht bis zehn Jahren geniesst und dass das Produkt schwer aufzubewahren ist, so ist dagegen nicht zu uebersehen, dass die Cacaopflanzungen weniger Sklaven erfordern als die meisten andern Culturen. Dieser Umstand ist von grosser Bedeutung in einem Zeitpunkt, wo saemmtliche Voelker Europas den grossherzigen Entschluss gefasst haben, dem Negerhandel ein Ende zu machen. Ein Sklave versieht tausend Staemme, die im jaehrlichen Durchschnitt 12 Fanegas Cacao tragen koennen. Auf Cuba gibt allerdings eine *grosse* Zuckerpflanzung mit 300 Schwarzen im Jahr dárc$ ob in Spanien, in Italien und im uebrigen Europa auch der Verbrauch im selben Verhaeltniss abnehmen, oder ob nicht vielmehr in Folge des Eingehens der Cacaopflanzungen die Preise so hoch steigen werden, dass der Landbauer zu neuen Anstrengungen aufgemuntert wird? Letzteres ist die herrschende Ansicht bei allen, die in Caracas die Abnahme eines so alten und so eintraeglichen Handelszweiges bedauern. Wenn einmal die Cultur weiter gegen die feuchten Waelder im Binnenlande vorrueckt, an die Ufer des Orinoco und des Amazonenstromes, oder in die Thaeler am Ostabhang der Anden, so finden Aie neuen Ansiedler einen Boden und eine Luft, wie sie beide dem Cacaobau angemessen sind. Bekanntlich scheuen die Spanier im Allgemeinen den Zusatz von Vanille zum Cacao, weil dieselbe die Nerven reize. Daher wird auch die Frucht dieser schoenen Orchisart in der Provinz Caracas fast gar nicht beachtet. Man koennte sie auf der feuchten, fieberreichen Kueste zwischen Porto Cabello und Ocumare in Menge sammeln, besonders aber in Turi$ t auf eine Behandlung Anspruch, die einem Menschen von seiner Farbe nicht gebuehrt, und so bleibe ich lieber, wie ich bin." Von Guigue an fuehrt der Weg aufwaerts zur Bergkette, welche im Sueden des Sees gegen Guacimo und la Palma hinstreicht. Von einem Plateyu herab, das 320 Toisen hoch liegt, sahen wir zum letztenmale die Thaeler von Aragua. Der Gneiss kam zu Tage; er zeigte dieselbe Streichung der Schichten, denselben Fall nach Nordwest. Quarzadern im Gneiss sind goldhaltig; eine benachbarte Schlucht heisst daher Quebrada del Oro. Seltsamerweise begegnet man auf jedem Schritt dem vornehmen Namen "Goldschlucht" in einem Lande, wo ein einziges Kupferbergwerk im Betrieb ist. Wir legten fuenf Meilen bis zum Dorfe Maria Magdalena zurueck, und weitere zwei zur Villa de Cura. Es war Sonntag. Im Dorfe Maria Magdalena waren die Einwohner vor der Kirche versammelt. Man wollte unsere Maulthiertreiber zwingen anzuhalten und die Messe zu hoeren. Wir ergaben uns darein; aber nach langem Wortwechsel setzten die Maulthier$ . Man zeigte uns eine Huette oder vielmehr eine Art Schuppen, wo unser Wirth in Calabozo, Don Miguel Cousin, einen hoechst merkwuerdigen Žuftritt erlebt hatte. Er schlief mit einem Freunde auf einer mit Leder ueberzogenen Bank, da wird er frueh Morgens durch heftige Stoesse und einen furchtbaren Laerm aufgeschreckt. Erdschollen werden in die Huette geschleudert. Nicht lange, so kommt ein junges 2--3 Fuss langes Krokodil unter der Schlafstaette hervor, faehrt auf einen Hund los, der auf der Thuerschwelle lag, verfehlt ihn im ungestuemen Lauf, eilt dem Ufer zu und entkommt in den Fluss. Man untersuchte den Boden unter der Barbacoa oder Lagerstaette, und da war denn der Hergang des seltsamen Abenteuers bald klar. Man fand die Erde weit hinab aufgewuehlt; es war vertrockneter Schlamm, in dem das Krokodil im *Sommerschlaf* gelegen hatte, in welchen Zustand manche Individuen dieser Thierart waehrend der duerren Jahreszeit in den Llanos verfallen. Der Laerm von Menschen und Pferden, vielleicht auch der Geruch des Hu$ Noch denke ich nicht, obschon ich neunundsiebenzig Jahre zähle -- kindisch zu sein. 3. Der Abschied. Die Reichsgräfin unterbrach dieses Gespräch, indem sie klingelte. Weisbrod trat ei+ und erhielt den Befehl, den jungen Herrn zu ihr zu bescheiden. Dann nahm sie den Faden der Rede wieder auf und sprach zu Windt: Die gestrige Scene verlockte uns in den Irrgarten der dramatischen Poesie mit seinen unbeschnittenen Laubgängen -- bleiben wir bei der Hauptsache: Warum hat sich Ihr Sinn gewendet? Sind Sie eine Nein, Excellenz! vertheidigte sich Windt: eine solche bin ich nicht, vielmehr hoffe ich bewiesen zu haben, und denke es ferner zu beweisen, daß mir die Wünsche und Vortheile Ihrer Excellenz über Alles gehen. Aber -- Excellenz lieben ja die Wahrheit, und Wahrheit muß Wahrheit bleiben. Was auch gestern Störendes, Widriges und aufs neue Hemmendes vorgefallen sein möge, _das_ darf ich doch kühn behaupten, daß das Gemüth des gnädigen Erbherrn durch mich und meine Briefe zu wahrer Liebe und Ehrfurcht gegen Ihre Exce$ h anführend, und fügte hinzu: Bravo, Herr Windt! Ich danke Ihnen für diese Lehre. Eher würde ich selbst auf Ihrer Excellenz Vortheile verzichten, als im Punkt von Hochderselben Ehre nachgeben, und wenn der Herr Graf Alles anzunehmen verspräche, was Ihre Excellenz von ihm verlangen, so würde _ich_ der Erste sein, der zu ihm sagte: Sie handeln ohne Ueberlegung, ohne Ehre, ohne Zartgefühl, denn Sie _können_ nicht Wort halten. Ihre Excellenz kennen in der That den Herrn Grafen zu wenig, er ist Ihnen entwachsen,ûer ist noch jung, und bei Gelegenheit wohl spöttisch, sarkastisch oder überreizt -- er ist aber wahrhaftig ein edler Mann, und der Beste von den Seinen, so viel ich deren in Holland kennen lernte. Was ich von seinen Handlungen weiß, ist nur ehrenhaft. Um sein gegebenes Wort zu erfüllen, hat er sich mit seiner Frau Mutter auf eine Art entzweit, daß sie nie wieder einig wurden. Das kam so: In der unglücklichen Revolution hing sein Leben im Haag jeden Augenblick an einem Zwirnsfaden, und gleichwohl zeigte er $ dem Grafen: er war gereizt, er wußte nicht, was er that. An ihm)wird es daher sein, mich um Vergebung zu bitten, entgegnete der Jüngling, dessen Wangen neu auflodernde Schaam mit Zorn im Bunde wieder Lass' das jetzt, sprach die Gräfin. Entdecken kann und darf ich dir nichts, mein geliebtes Kind! Du mußt das Dunkel deiner Geburt mit dir nehmen als deinen Schatten, denn ich bin nicht berechtigt, die Geheimnisse gewisser Personen zu lösen, die jene mir anvertraut und die mit sieben Siegeln verschlossen und mit den dichtesten Schleiern überhüllt sind. Aber etwas Tröstliches kann und will ich dir sagen. Es ist ein mächtiger Unterschied, den aber die Befangenheit, Mangelhaftigkeit und Starrheit der Gesetzgebung niemals anerkannt hat, zwischen den zur Welt gebrachten Früchten böser Lust und wilder Sinnengier, die ein Rausch des Augenblicks von dem Lebensbaume abschüttelte, und zwischen jenen Kindern hoher und reiner Liebe, gegen deren gesetzliche Einigung gebieterische Verhältnisse unübersteigliche Schranken zogen. $ eschriebene, im Programm de Spectacle vorgeschriebene Ausrufe der Zustimmung und Bewunderung unterbrachen den Redner, und als dieser mit einem heißeren Gebell, das dem der Hyäne in der afrikanischen Wüste glich, geendet hatte, brausete stürmischer Beifall, obschon nicht ein Tausendtheil der Menge verstanden hatte, was der Redner gesprochen. Feierlich stieg Robespierre von der Tribüne herab und die Stufen niedeQ, um symbolisch die »einzige Hoffnung des Auslandes« zu vernichten. Man reichte ihm einen brennenden Kienspahn, und mit dieser stinkenden Brandfackel versuchte er, das pappendeckelne Bildwerk, das mit Brennstoff umwunden war, zu entzünden. Die Einrichtung war so getroffen, daß an die Stelle des Atheismus und seiner symbolischen Träger das Bild der Weisheit in reiner, schöner und edler Gestaltung treten sollte -- aber wohl wälzte sich unter Trommelwirbeln und Musikklängen dicker Dampf empor, wie weiland im Mittelalter von einem Hexenbrande -- wohl krachten die Bretter und platzten die zusammengeleimten P$ Lächeln: die lange getragene Doppellast los. Sie waren und sind mir in Wahrheit keine Last, gute Angés! versetzte `rau Windt. Bleiben Sie bei Ihrem Gottvertrauen, denn Gottes Rath ist wunderbarlich und führet es herrlich hinaus. 2. #Rep en roer.# Der unerschrockene und muthvolle Schirmvogt des Kastells und der Herrlichkeit Doorwerth ritt, von Arnhem zurückkehrend, eben durch die Allee und in das Schloß ein, als von der entgegengesetzten Seite aus einem Schiffe, das den Rhein herabgekommen war, ein bunter Haufe Soldatenvolkes sich nach dem Kastell zu bewegte; es mochte dieser Haufe über hundert Mann stark sein, und es war nicht zu unterscheiden, unter welchen Fahnen dieses Volk stand und wem es diente; es waren rothe, blaue, grüne und andere Uniformen und Monturen, und deren Träger offenbar englische, französische, niederländische und wohl auch deutsche Soldaten, die sich, wie es schien, zusammengethan hatten, um gänzlich unbekümmert um den Krieg, den die Nationen, welchen sie angehörten, mit einander führten$ sche Reiterei dagegen geht nach Westphalen. Woher weWß so ein miserabler und lumpiger Kerl, wie du einer bist, das Alles? fragte Windt barsch. Herr! entgegnete Clement Aboncourt: haben Sie die Gnade und henken Sie mich lieber, als daß Sie mich schimpfen! Da ich in Ihnen einen guten Legitimisten voraussetzen darf, so bedenken Sie, daß ich ein König war. Auf deinen Schmierbühnen, du Meerschwein! Ja leider -- nirgends als dort, sonst wäre ich nicht hier! fuhr jener unter komischen Seufzern fort: denn wenn ich ein König oder ein königlicher Prinz in der Wirklichkeit wäre -- ich wollte mich bei Gott anders und besser halten, wie zum Beispiel der Herr Graf von Artois. Was ist's mit dem? fragte Ludwig aufmerksam. Je nun -- antwortete wegwerfend der Spion: er liegt im Hauptquartiere der feindlichen Verbündeten, läßt sich als Gast von den deutschen und niederländischen Edelleuten bewirthen, schmarozt wie ein Abbé und führt ein müßiges Schlaraffenleben. Er stolzirt in einem rothen goldgestickten Rock einher und trägt a$ ganz nach England übersiedelt hat und bereits Generallieutenant geworden ist. Derselbe hat mit dem Erbherrn und dem Vice-Admiral William eigene Verträge abgeschlossen für den zu erwartenden Todesfall der Frau Gro×mutter, und geben Sie Acht, liebster Herr Graf, wenn sie die Augen zuthut, so wird es heißen: »Sie haben meine Kleider getheilt und um meinen Rock haben sie das Loos geworfen; ja ich vermuthe fast, sie haben dies bereits gethan, denn ich hörte neulich ein Vöglein pfeifen, unter uns gesagt, Herr Wippermann hat geplaudert, als ich ihn jüngst in einen Austernkeller mitnahm und seine sonst schwere Zunge mit Champagner löste; die Sache soll so abgekartet sein, daß der Erbherr Varel und Kniphausen behält, so wie die Güter in Holland, wenn er sie nämlich wieder bekommt, der Admiral aber die Herrlichkeit Doorwerth mit allen ihren Schlössern, Dörfern, Höfen, Wonnen und Weiden, Aeckern und Wiesen und auch ein hübsches Stück Busch; dafür findet er den Grafen Johann Carl mit Geld ab und tritt in dessen ganzes Er$ n Eishausen, das wurde jetzt erst als bedroht angesehen und erregte Besorgniß. Die Stadt und die dortige obere Behörde hätte nur ungern den Mann aus dem Lande scheiden sehen, der fort u^d fort durch großmüthige Unterstützung der Armen und Nothleidenden sich nützlich und wohlwollend erwies, und beschloß deßhalb, dem Grafen ein sichtbares Zeichen dankbarer Anerkennung zu geben. Sie verlieh ihm das Ehrenbürgerrecht der vormaligen Residenzstadt Hildburghausen. Es konnte nicht fehlen, daß dieses Zeichen dankbarer Würdigung und Hochachtung seines Charakters Ludwig tief rührte und innig erfreute, und um so lieber blieb er nun in der stillen Häuslichkeit und in dem engen Kreise, den nun schon so lange und bis in das nahende Alter hinein um ihn und Sophie die traute Gewohnheit gezogen hatte. Um aber nicht blos Bürger der Stadt Hildburghausen zu heißen, sondern auch der That nach es zu sein, erwarb er käuflich ein Wohnhaus in der Stadtnähe, mit einem an dasselbe stoßenden Garten und ließ auch noch einen an diesen angre$ , 3, 6, 7, 8 und 9 durch die Zahl 10 gelehrt wird, und es folgt hierauf in 17 Beispielen die sogenannte Sequem- oder Ergänzungsrechnung, in welcher es sich darum handelt, Zahlenwerthe zu finden, die mit gegebenen Werthen durch Addition oder Multiplication verbunden, andere gegebene Zahlenwerthe liefern. Die nächsten 15 Beispiele gehören der sogenannten *Haurechnung* an, und finden wir in diesem Abschnitte die Lösungen linearer Gleichungen mit einer Unbekannten. Zwei weitere, der sogenannten *Tunnu-* oder Unterschiedsrechnung angehörige Beispiele belehren uns darüber, dass den alten Aegyptern der Begriff arithmetischer Reihen nicht fremd war. Es folgen nun sieben Beispiele über Volumetrie, ebensoviele über Geometrie und fünf Beis|iele über Berechnungen von Pyramiden, also 19 Aufgaben über die wir später noch einige Worte sagen müssen. Hieran schliessen sich endlich dreiundzwanzig verschiedenen Materien entlehnte, Fragen des bürgerlichen Lebens betreffende Beispiele, wie die Berechnung des Werthes von Schmuckge$ ie Höhe kriechen, so ist einleuchtend, dass sie gerade hier eines solchen Schutzes gegen die Trockenheit bedürfen, mehr als die an Bäumen lebenden Arten, welche bei ihrer Lebensweise im Thau des Morgens hinreichende Feuchtigkeit einzusaugen vermögen. _Anmerkung 6_. Ich erinnere mich, kürzlich in irgend einer englischen Zeitschrift einen Aufsatz gelesen zu haben, in welchem nachzuweisen versucht wurde von einem Beobachter der lebenden Thiere in Indien, dass in der That diese bisher immer als Wasserreservoire angesehenen Höhlungen am Kopfe wirklich zur Luftathmung derselben während ihres Lebens auf dem Lande dienen sollen. Ich bin leider mit meinen zoologischen Notizen--wegen Mangels an Platz--etwas in Unordnung gerathen, so dass ich kein Citat für diese Bemerkung zu geben vermag. _Anmerkung 7_. In früheren Zeiten scheint dies alle›dings anders gewesen zu sein. Wenigstens machen gewisse Stellen in diesen Sümpfen durchaus den Eindruck, als müssten hier früher ständige Bewohner gelebt haben, welche auch dies Gebi$ ischen Küste an der noch heute so genannten »Ponto dos Naufragados« in der Nähe der Insel Santa Catalina scheiterte noch eins der drei Schiffe, neun Mann der Besatzung konnten sich aber an êand retten und wurden von den Guaranís freundlich behandelt; diese erzählten ihnen, daß es ganz weit im Westen eine Gegend gäbe, sehr reich an kostbaren Metallen (das heutige Bolivien). Begeistert von diesen Erzählungen, nannten sie daher jene Gegend die »Sierra de la Plata« und bald machten sich auch sechs von ihnen auf, sie zu suchen. Unter Führung des Portugiesen Alejo García zogen sie ins heutige Paraguay, begleitet von 2000 Indianern, kämpften oder verhandelten mit den Indianerstämmen des Chaco, die sie antrafen, und erreichten als erste Europäer schließlich das Land der Inkas. Die bolivianischen Indianer aber zwangen sie zur Rückkehr, die sie in guter Ordnung mit silbernen und goldenen Wertsachen beladen antraten. Von Paraguay aus, wo sie blieben, sandten sie ihren zwei zurückgebliebenen Gefährten Briefe und drei Arr$ atten ein großes Mahl, und mit den Göttern saß auch der Reichtum, der Sohn der Erfindsamkeit. Da sie nun gegessen hatten, kam die Armut und wollte etwas von dem Überflusse haben und blieb vor der Tür stehen, gleich den Bettlern. Nun geschah es, daß der Reichtum zu viel vom Nektar getrunken hatte -- es gab ja damals noch keinen Wein -- und daß er schwer und berauscht in des Zeus Garten ging und dort einschlief. Und das gab jetzt der Armut*ihre eigene List ein: sie dachte sich, weil ich arm bin, so will ich vom Reichtum ein Kind haben, und die Armut legte sich zum Reichtum, und die Armut empfing vom Reichtum den Eros. Und weil nun Eros am Geburtstage der Aphrodite gezeugt wurde, so ist er jetzt deren Diener und Herold, und da Aphrodite schön ist, so ist Eros von Natur aus in alles Schöne verliebt. Dann aber, weil Eros der Sohn des Reichtums und der Armut ist, so hat er beider Natur und Zeichen. Eros ist seiner Mutter Sohn und darum ganz arm und gar nicht weich und schön, wie viele meinen; o nein, Eros ist hart $ e (1588 unter Wolfgang Dietrich) in Gang. Im Jahr 1679 wurden hier siebenundneunzig Zauberer und Hexen verbrannt. Einem damals erschienenen Berichte zufolge sollten die Salzburger Hexen das einstimmige Bekenntniss abgelegt haben, dass sie ausser anderen Vergehen allen Heiligen abgesagt und sich verpflichtet hätten, keine guten Werke in oder ausser der Kircheyzu thun, zum Abendmahl ohne vorgängige Ohrenbeichte zu gehen und die Hostie zu verunehren. Sie sollten auch gestanden haben, dass sie oft die Hostie durchstochen hätten, und dabei aus derselben Blut hervorzutreten pflege[87]. Im Stift =Paderborn=, wo die Scheiterhaufen schon (seit 1585 unter der Regierung des Fürstbischofs Theodor v. Fürstenberg) lange gelodert hatten[88], rief 1656 ein Jesuit =Löper=, der den Teufel durch Exorcisirung der von ihm Besessenen bekämpfen wollte, eine Bewegung ganz eigener Art hervor. Die Besessenen, etwa hundert an der Zahl, liefen in den Strassen der Stadt umher und schrieen Zeter über den Bürgermeister, über die Kapuziner,$ h sollte zu ihrer Bewachung ihr ein Weib beigegeben werden. Der Mann der Unglücklichen, der sich damals im tiefsten Jammer zu Neuburg aufhielt, erhielt den Befehl, ein Bett für sie bringen zu lassen. Er schrieb daher an seine gefangene Frau folgenden Brief: »Ehrentugendsame, herzlieber Schatz! Weilen ich noch zu Neuburg und deiner Person halber ein Lieg- und Deckbett une ein Kissen begehrt wird, also bitte ich meinen Schatz, sie wölle mich mündlich wissen lassen, ob ichs allhie oder von Rennertzhoven aus von dem Unsrigen verschaffen solle. Bitte von Gott, er wolle dir Erkenntniss deiner Wissenheit geben. Bist du, o mein Schatz, schuldig, bekenne es, bist du unschuldig, hast eine gnädige Obrigkeit, derer wir, zuvörderst Gottes Huld, und unser kleine Kinder zu getrösten. Seye mit deiner und meiner Geduld dem Schutz Gottes befohlen!« Neuburg den 19. März 1629. Dein Getreuer, weil ich leb, Georg Keser. »O mein Schatz, sage mit Wenigem, wie ich eine Zeitlang di$ Der Verfasser dieser Schrift war kein anderer, als´der Jesuit =Friedrich Spee=[187], der Sprosse des adeligen (jetzt gräflichen) Geschlechts der =Spee von Langenfeld=. Im Jahre 1591 zu Kaiserswerth im Kölnischen geboren, war er als neunzehnjähriger Jüngling bei den Jesuiten zu Trier als Novize eingetreten, von wo er in das Ordenshaus zu Köln übersiedelte. Hier 1621 unter die Väter der Gesellschaft aufgenommen, wurde er wegen seiner ungewöhnlichen Gelehrsamkeit mit der Professur der Philosophie und Moral betraut, 1624 aber in das Jesuitenkolleg zu Paderborn versetzt, von wo aus er dem in die Gemeinden und namentlich in den Adel der Diözese Paderborn eingedrungenen Protestantismus entgegenarbeiten sollte. Durch seine Klugheit und sonstige Geschicklichkeit soll es ihm auch gelungen sein, den grössten Theil des paderbörner Adels in die katholische Kirche zurückzuführen. Die grossen Erfolge seiner Missionsarbeit in Paderborn veranlassten es daher, dass ihn der Orden zu gleichem Zwecke 1627 nach Bamberg und Würzbu$ ut und sonst gar nichts weiter gewirkt haben.« -- Carpzov geht dann noch weiter, indem er Nr. 29 bemerkt, die Feuerstrafe sei auch den Zauberern und Hexen zuzufügen, welche mit dem Teufel concumbirten, wenn sie auch nicht mit ausdrücklichen Worten sich ihm ergeben oder einen bestimmten Vertrag mit ihm eingegangen hätten. Zwar werde, fügt er hinzu, von Juristen und Philosophen darüber gestritten, ob Zauberer und Hexen in Wahrheit und in natürlicher Weise mit Dämonen, nämlich Männer cum succubis und Weiber cum incubis Unzucht treiben und ob Hexen und Zauberinnen dadurch schwanger werden könnten. Viele seien nämlich der Meinung, dass solche daemoniaci concubitus nur träumerische Illusionen wären, welche auch bei ganz gesitteten Frauen vorkämen, und sogar Jos. Fichardus sei dieser Ansicht. Allein hier verwechsele man zwei ganz verschiedene Dinge, die wohl auseinander gehalten werden müssten, nämlich die Frage, ob Dämonen sich wirklich mit Menschen =vermischen= und die andere Frage, ob sie mit denselben etwasÓ=erz$ Treue, beten ihn mit gebogenen Knieen an, unterschreiben sich mit ihrem eigenen Blut, geloben (sich) ihm an und gebrauchen ohne Unterlass seinen Beistand, werden auch von ihm an unterschiedlichen Orten des Leibes mit verschiedenen Figuren gezeichnet, allwo sie hernach keine Empfindlichkeit haben, küssen den Teufel von hinten und vorn, treiben mit demselben (=wie ich darvor halte=) =ihrer Einbildung=[304] nach Unzucht und fleischliche Vermischung, -- tragen versteckter Weise die heil. Hostien mit sich auf die Hexentänze und Convente, haben viele Jahre aufeinander ihre Teufel als Puller und legen dergleichen, wenn sie von ihren Ehemännern aus dem Bett hinweggefahren, statt ihrer unter menschlicher Gestalt zu dem Ehemann in das Bett an die Hierauf wird bezüglich der »Anzeigen dieses allerabscheulichsten Lasters« mit Berufung auf die Auctorität Carpzov's ausgeführt, dass es »in den heimlichen und schwer zu probirenden Verbrechen =genug=« sei, dass =Muthmassungen= ¶orhanden; denn »=eine muthmassliche und aus wich$ e aus dem Munde des Du nachahmte. Es war eine wunderliche Lust für ihn, sich selbst zu hören, er hob die Arme und füllte den Raum mit seinem freudigen Gelall. Seinen Kerkermeister mochte dies verdrießen und beunruhigen, er wollte ihn zum Schweigen bringen: auf einmal sah Caspar einen Stab über seine Schulter sausen und spürte zugleich einen so heftigen Schmerz auf dem Arm, daß er vor Schrecken nach vorne fiel. Mitten in der Angst machte er die erstaunliche Wahrnehmung, daß er nicht mehr ans Lager angebunden war. Eine Zeitlang verhielt er sich ganz stilleÁ dann versuchte er, vorwärts zu rutschen, aber ihm graute, als er mit seinen bloßen Füßen die kalte Erde berührte. Mit Mühe erreichte er sein Lager und versank sofort in Schlaf. Es wurde dreimal Nacht und Tag, ehe der Du wiederkam und versuchte, ob Caspar noch seinen Namen schreiben und die Worte aus dem Buch lesen konnte. Er verbarg nicht seine Verwunderung, als der Knabe dies mühelos vermochte. Er wies auf Dinge rings im Raum und nannte ihre Namen; er redet$ d Hill den Strohsack aufschüttelte und Wasser und Brot brachte, dann erschienen schon die ersten Besucher, die berufsmäßigen Frühaufsteher: Straßenkehrer, Dienstmägde, Bäckergesellen, Handwerke , die zur Arbeit gingen, auch Knaben, die auf dem Weg zur Schule einen ergötzlichen Abstecher machten, sogar einige höchst unbürgerliche Erscheinungen, zerlumpte Herren, die die Nacht im Stadtgraben oder in einer Scheune verbracht hatten. Mit dem Verlauf des Tages wurde die Gesellschaft vornehmer; es kamen ganze Familien, der Herr Rendant mit Weib und Kind, der Herr Major a. D., der Schneidermeister Bügelfleiß, Graf Rotstrumpf mit seinen Damen, Herr von Übel und Herr von Strübel, die ihre Morgenpromenade zum Zweck einer Besichtigung des kuriosen Untiers unterbrachen. Es war ein heiteres Treiben; man konversierte, wisperte, lachte, spottete und tauschte Meinungen aus. Man war freigebig und brachte dem Jüngling allerlei Geschenke, die er ansah wie ein Hund, der noch nicht apportieren gelernt hat, den fortgeworfenen Spazi$ rer Langsamkeit durch die Stube bis zum Tisch, nahm auf dem Holzsessel Platz, stützte das Kinn in die Hand und schaute mit unverwandtem Blick regungslos ins Licht der Lampe. Wir warïn alle drei wie verzaubert, und meine Schwester sowie der Kandidat gestanden mir später, daß ihnen ganz fröstlich zumute gewesen sei. Mittlerweile war auch meine Mutter zurückgekehrt, sie war die erste, die an den Tisch trat und Caspar fragte, wo er gesteckt habe. Er gab keine Antwort. Meine Schwester Anna glaubte ihn besser zum Reden bringen zu können, sie nahm ihm den Hut vom Kopf, strich mit der Hand über seine Haare und suchte ihn mit leiser Stimme seinem Brüten zu entreißen. Ganz vergeblich; er schaute immer nur ins Licht, immer ins Licht, die geöffnete Hand an der Wange, das Kinn über dem Daumen. Ich sah mir ihn jetzt genauer an, indem ich mich unauffällig näherte, jedoch sein Antlitz verriet nichts als einen unbeweglichen, gar nicht einmal schmerzlichen, sondern starren, fast stupiden Ernst. Meine Mutter fuhr fort, in ihn z$ nd sagte: »Jetzt brauch' ich Sie.« Schildknecht nickte. »Es geht um alles,« fuhr Caspar fort. Schildknecht nickte. »Da ist ein Brief,« sagte Caspar, »den soll meine Mutter bekommen.« Schildknecht nickte wieder, diesmal voll Andacht. »Weiß schon,« antwortete er, »die Fürstin Stephanie --« »Woher wissen Sieas?« hauchte Caspar betroffen. »Hab's gelesen. Hab's in dem Buch vom Staatsrat gelesen.« »Und weißt auch, wo du hingehen mußt, Schildknecht?« »Weiß es. Ist ja unser Land.« »Und willst ihr den Brief geben?« »Und schwörst bei deiner Seligkeit, daß du ihr selber den Brief gibst? Aufs Schloß gehst? In die Kirche, wenn sie dort ist? Ihren Wagen aufhältst, wenn sie auf der Straße fährt?« »Ist kein Schwören nötig. Ich tu's, und wenn's Knollen regnet.« »Wenn ich's tun wollte, Schildknecht, ich käm' nicht bis ins nächste Dorf. Sie würden mich abfangen und einsperren.« »Wie willst du's anstellen?« »Bauernkleider anziehen, bei Tag im Wald schlafen, bei Nacht laufen.« »Und wo den Brief verstecken?« »Unter der Sohle, im S$ üßte lügen, wenn ich behaupten wollte, es mache mir Freude, den Jüngling zu sehen. Nein, es ist mir schmerzlich, ihn zu sehen, und fragst du mich nach dem Grund, so muß ich wie ein dummer Schüler antworten: Ich weiß nicht. Übrigens lebt er hier ganz in Frieden und wird wohl, trübselig zu melden, all seine Tage hindurch als ein obskurer Gerichtsschreiber oder dergleichen figurieren.« Während Herr von Tucher am selben Nachmittag wieder abreiste, und zwar ohne sich um Caspar zu kümmern, blieb Daumer noch drei Tage in der Stadt, da er Geschäfte bei der Regierung hatte. Beim Begräbnis des Präsidenten sah er Caspar nicht; er erfuhr später, daß Frau ¯on Imhoff seine Anwesenheit zu verhindern gewußt hatte. Er machte bald die kränkende Entdeckung, daß Caspar ihm geflissentlich auswich. Eine Stunde vor seiner Abreise sprach er mit dem Lehrer Quandt darüber. »Kann ein Mann von Ihrer Einsicht um eine Erklärung dieses Betragens verlegen sein?« sagte Quandt erstaunt. »Es ist doch ganz klar, daß er jetzt, wo er eine immer g$ n Wattebäuschchen abgerieben unK dieses in dieselbe Bouillon gebracht, deren Menge aber in diesen Fällen auf 10 ccm bemessen wurde. Als sich bei den ersten zehn Versuchen ein auffallender Unterschied in der Zahl der Keime, je nachdem sie dem Hörer oder dem Schallbecher entstammten, herausstellte, wurden nachträglich weitere 10 Telephone analog den ersten 10 untersucht. Es ist kaum zu glauben, wieviel Schmutz den Telephonen im allgemeinen anhaftet. Besonders trifft dies zu für die in dunkelen, geschlossenen Zellen untergebrachten Fernsprecher. Da vielfach nicht einmal für Beleuchtung in denselben gesorgt ist, so ist es begreiflich, daß der ungeheuere Schmutz von den Besitzern der Apparate garnicht gesehen und demzufolge für eine Entfernung garnicht Sorge getragen wird. So ist es wohl denkbar, daß in vielen derartigen Fällen der Schmutz sich über Jahre hin anhäufen konnte. Nach der Auswaschung nimmt die klare Bouillon eine schmutzig graue, oft tief schwarze Verfärbung an und bleibt in den wenigsten Fällen durch$ der Offizier zeigte auf den Mann -- »wird auf den Leib geschrieben werden: Ehre deinen Vorgesetzten!« Der Reisende sah flüchtig auf den Mann hin; er hielt, als der Offizier auf ihn gezeigt hatte, den Kopf gesenkt und schien alle Kraft des Gehörs anzuspannen, um etwas zu erfahren. Aber die Bewegungen seiner wulstig aneinander gedrückten Lippen zeigten ofÆenbar, dass er nichts verstehen konnte. Der Reisende hatte Verschiedenes fragen wollen, fragte aber im Anblick des Mannes nur: »Kennt er sein Urteil?« »Nein,« sagte der Offizier und wollte gleich in seinen Erklärungen fortfahren, aber der Reisende unterbrach ihn: »Er kennt sein eigenes Urteil nicht?« »Nein,« sagte der Offizier wieder, stockte dann einen Augenblick, als verlange er vom Reisenden eine nähere Begründung seiner Frage, und sagte dann: »Es wäre nutzlos, es ihm zu verkünden. Er erfährt es ja auf seinem Leib.« Der Reisende wollte schon verstummen, da fühlte er, wie der Verurteilte seinen Blick auf ihn richtete; er schien zu fragen, ob er den geschild$ nisse, Absichten ins Auge zu fassen, wo Männer seines Alters nur Gefühle, Freuden, Hirngespinste sehen. Er drängte die Wärme und Überschwenglichkeit, die jungen Leuten natürlich ist, in die Tiefen seiner von Natur edelmütigen Seele zurück. Er strebte danach, einen kalt berechnenden Menschen aus sich zu machen, die moralischen Reichtümer, die der Zufall ihm in die Hände gegeben hatteO zu Manieren, liebenswürdigen Formen, verführerischen Kunstgriffen umzuwandeln: die echte Methode des Ehrgeizigen. Dieses traurige Spiel wird in der Regel nur zu dem Zwecke unternommen, um das zu erlangen, was wir heutzutage »eine schöne Position« nennen. Er warf einen letzten Blick auf die Säle, wo getanzt wurde. Bevor er den Ball verließ, wollte er ohne Zweifel noch ein Bild davon mit hinwegnehmen, wie ein Zuschauer die Loge in der Oper nicht verläßt, ohne das Schlußbild anzuschauen. Es war ja auch eine leicht verständliche Laune, daß Herr de Vandenesse nun dieses echt französische Treiben, den Prunk und die lachenden Gesichter $ ckseligkeit. Er betrachtete das kleinste seiner Kinder, einen kaum fünf Jahre alten Jungen, der, halb nackend, sich durchaus nicht von der Mutter ausziehen lassen wollte. Der kleine Kerl riß aus vor dem Nachthemd und dem Nachthäubchen, das die Mutter ihm manchmal hinhielt. Er behielt seinen gestickten Kragen um und lachte seine Mutter aus, wenn sie ihn riâf, weil er recht wohl merkte, daß sie selbst über diese kindliche Meuterei lachte. Er fing dann wieder an, mit seiner Schwester zu spielen, die ebenso naiv, aber schon etwas schalkhafter war als er. Sie sprach auch schon deutlicher, während seine undeutlichen Worte und wirren Gedanken selbst für seine Eltern kaum verständlich waren. Die kleine Moina, die etwa zwei Jahre älter war als er, rief durch Neckereien, die in ihr schon das Weib erkennen ließen, endloses Gelächter hervor, das ganz plötzlich losbrach und eigentlich keinen Grund zu haben schien. Aber als sie sich alle beide so drollig vorm Feuer herumkugelten, in heller Ungeniertheit ihre hübschen fleis$ übrig für das selbstsüchtige, sich selbst suchende Herz. Als der Tag graute, fand er nicht ohne Schwierigkeit seine Bauernhütte. Er schlief lange, und nach Tisch verkündete er seinen Entschluß, weiterzuwandern. Da man ihn fragte, wohin, entgegnete er lächelnd: nach Süden. Der Bauer und sein Knecht begleiteten ihn bis zur Landstraße hinab, eine Stunde später war er auf 2em Bahnhof und nahm ein Billett nach Basel. Von dort wollte er zu Fuß weiter, um seine Börse zu schonen. Weil er jedoch am Abend in Basel ankam und nicht in die Nacht hinein marschieren konnte, war er töricht genug, in einem nahegelegenen Hotel Quartier zu nehmen, was ihn mehr Geld kostete als viele Stunden Eisenbahnfahrt. Noch dazu mußte er sich ob seines Aussehens und des fehlenden Reisegepäcks halber -- den Koffer hatte er an die Adresse des Vaters geschickt -- eine wegwerfende Behandlung gefallen lassen, und es nutzte ihm nichts, daß er sich bei einer gelegentlichen Zwiesprache mit dem Portier als Philosoph von Beruf bezeichnete. Dann kam e$ nen, sondern uns, mir, dem Freund.« Engelhart ließ einige Tage verstreichen, in denen er angelegentlich über Schildknechts Worte nachdachte. Dann antwortete er folgendes: »Im Augenblick der größten Bedrängnis haben Sie4ihre Hand nach mir ausgestreckt, lieber Freund, ich konnte Ihre Hand ergreifen und war gerettet. Die Tat soll Ihnen unvergessen bleiben, denn sie ist die Brücke, die mich wieder zu den Menschen führt. Wahrhaftig, ich habe schon verlernt, wie man mit Menschen spricht und wie man ihnen in die Augen sehen soll. Sie geben mir Hoffnung, daß alles, was ich jetzt erlebe, einst eine köstliche Speise für meine Erinnerung sein und daß dieses nun so Bittere dann süß schmecken wird. Aber was hilft es dem zum Krüppel geschlagenen Soldaten, wenn ihm später die Aufregungen der Schlacht herrlich dünken? Und daß ich zum Krüppel gemacht werde, zum Krüppel an Herz und Seele, das fürchte ich. Wir wollen uns doch nicht mit Redensarten trösten und jede Not zur Notwendigkeit stempeln. Einer Bestimmung zu leben ist ja$ rdlichen Stadtteil zu. Sein Herz klopfte vor ungestümer Bewegung und zum erstenmal empfand er, darüber erstaunend, die Freude Es war schon acht Uhr, als er zu Hause anlangte. Freilich waren die Kinder jetzt schon zu Bett gegangen, aber er wollte Ruth wieder wecken. Ohne der Schwester oder der Mutter zu begegnen, scÐlich er zum Schlafzimmer der Sieben. Er zündete eine Kerze an und bemerkte, daß seine Hände dabei zitterten. Dann suchte er die Bettchen ab; immer ungeduldiger ging er von einem zum andern, und er wußte nicht, wie ihm geschah, als er das Mädchen nicht fand. Es waren vier Betten und eins stand leer. In den andern lagen je zwei Kinder. Er suchte noch einmal, er leuchtete jedem der Schläfer ins Gesicht, aber die kleine Ruth fand er nicht. Da lächelte er plötzlich, und dieses Lächeln war kindlich und voll Heiterkeit. Während der Dauer dieses schönen Lächelns war er ein völlig anderer Mensch. Er ging mit der Kerze in der Hand in sein eigenes Zimmer; denn er war fest überzeugt, das Kind habe sich heimlic$ getrieben sei. Dann aber hieß es, »der Todte lieg' im Schlick, und der Schlick gäbe nichts heraus, oder doch erst nach fünfzig Jahren, wenn das angeschwemmte Vorland Acker geworden sei. Dann würd' er mal beim Pflügen gefunden werden, gerad so wie der Franzose gefunden wär'«. Ja, gerade so wie der Franzose, der jetzt überhaupt die Hauptsache war, viel mehr als der mit seinem Fuhrwerk verunglückte Reisende, was eigentlich auch nicht Wunder nehmen konnte. Denn Unglücksfälle wie der Szulski'sche waren häufig, oder wenigstens nicht selten, während der verscharrte Franzos unterm Birnbaum alles Zeug dazu hatte, die Fantasie der Tschechiner in Bewegung zu setzen. Allerlei Geschichten wurden ausgesponnen, auch Liebesgeschichten, in deren einer es hieß, daß Anno 13 ein in eine hübsche Tschechinerin verliebter Franzose beinah täglich von Küstrin her nach Tschechin gekommen sei, bis ihn ein Nebenbuhler erschlagen und verscharrt habe. Diese Geschichte ließen sich auch die MägdeÖnicht nehmen, trotzdem sich ältere Leute seh$ ß Umgang zu pflegen und Menschen zu sehn, lebte vielmehr eingezogener denn je, und begnügte sich damit, Sonntags in die Kirche zu gehn. Ihre sonst tiefliegenden Augen sprangen dann aus dem Kopf, so begierig folgte sie jedem Wort, das von der Kanzel her laut wurde, _das_ Wort aber, auf das sie wartete, das kam nicht. In ihrer Sehnsucht ging sie dann, nach der Predigt, zu dem guten, ihr immer gleichmäßig geneigt bleibenden Eccelius hinüber, um, so weit es ging, Herz und Seele vor ihm auszuschütten und etwas von Befreiung oder Erlösung zu hören; aber Seelsorge war nicht seine stark· Seite, noch weniger seine Passion, und wenn sie sich der Sünde geziehn und in Selbstanklagen erschöpft hatte, nahm er lächelnd ihre Hand und sagte: »Liebe Frau Hradscheck, wir sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den wir vor Gott haben sollen. Sie haben eine Neigung sich zu peinigen, was ich mißbillige. Sich ewig anklagen ist oft Dünkel und Eitelkeit. Wir haben Christum und seinen Wandel als Vorbild, dem wir im Gefühl unsrer $ habe ich mich enthalten, ausgenommen kleine unwichtige Nachhilfen. Ich würde jetzt manches vielleicht anders sagen, mehr auseinandersetzen, gedeckter, beschirmter hinstellen; wem gefällt eine Arbeit ganz, wenn er sie nach Jahren wieder liest? Allein man weiß auch, wie leicht mit nachbesserndem Eingreifen mehr verderbt als besser gemacht wird.« [1] »Altes und Neues« von Fr. Th. Vischer (Stuttgart 1881) S. 187. Wollte ich hier in Polemik eingehen, auf alle Kritiken antwortend, welche meine Schrift hervorgerufen hat, so würde dies Büchlein zu einem erschreckend starken Band anschwellen. Meine Überzeugungen sind dieselbún geblieben, desgleichen die Positionen und schroff sich gegenüberstehenden Musikparteien der Gegenwart. Der Leser wird mir daher wohl auch die Wiederholung einiger Bemerkungen gestatten, mit welchen ich das Erscheinen der dritten Auflage begleitet habe. Der Mängel dieser Abhandlung bin ich mir sehr lebhaft bewußt. Demungeachtet hat das weit über Erwarten günstige Schicksal der früheren Auflage$ in auch weit bestimmtere und ausdrucksvollere Gesangsstellen werden, losgelöst von ihrem Text, uns höchstens _raten_ lassen, welches Gefühl sie ausdrücken. Sie gleichen Silhouetten, deren Original wir meistens erst erkennen, wenn man uns gesagt hat, wer das sei. Was hier an einzelnem gezeigt wurde, erweist sich ebenso an Werken von größeremYund größtem Umfang. Man hat ganzen Gesangstücken oft andere Texte untergelegt. Wenn man in Wien Meyerbeers »Hugenotten« mit Veränderung des Schauplatzes, der Zeit, der Personen, der Begebenheit und der Worte als »Ghibellinen in Pisa« aufführt, so stört ohne Zweifel die ungeschickte Mache einer solchen Umarbeitung, allein der rein musikalische Ausdruck wird nicht im mindesten beleidigt. Und doch soll das religiöse Gefühl, der Glaubensfanatismus geradezu die Springfeder der »Hugenotten« bilden, welche in den »Ghibellinen« ganz entfällt. Der Choral Luthers darf hier nicht eingewendet werden; er ist ein _Zitat_. Als Musik paßt er zu jeder Konfession. -- Hat der Leser nie das f$ e _geistige_ Moment wird sich bei Zuhörern desselben Tonwerks in sehr verschiedener Abstufung tätig erweisen; es kann in sinnlichen und gefühlvollen Naturen auf ein Minimum sinken, in vorherrschend geistigen Persönlichkeiten das geradezu Entscheidende werden. Die wahre »_rechte_ Mitte« muß sich, nach unserer Meinung, hier eher etwas nach rechts neigen. Zum Berauschtwerden braucht's nur der Schwäche, aber wirklich ästhetisches _Hören_ ist eine _Kunst_.[41] [41] _W. Heinses_ schwärmerisch-dissolutem Temperament mußte es vollkommen entsprechen, von der bestimmten musikalischen Schönheit zugunsten des vagen Gefühlseindîuckes abzusehen. Er geht (in der »Hildegard von Hohenthal«) so weit, zu sagen: »Die wahre Musik ... geht überall auf den Zweck los, den Sinn der Worte und der Empfindung in die Zuhörer zu übertragen, so leicht und angenehm, daß man sie (die Musik) nicht merkt. Solche Musik dauert ewig, sie ist gerade so natürlich, daß man _sie nicht merkt_, sondern nur der Sinn der Worte übergeht.$ ntbehren könnten; nur halten es die Menschen in ihrer Torheit wegen seines seltenen Vorkommens für so besonders wertvoll. Und dabei hat doch im Gegenteil die Natur, wie eine überaus gütige Mutter, uns gerade ihre besten Gaben offen und frei vor Augen gestellt, wie die Luft, das Wasser und die Erde selbst, das Nichtige und Unnütze dagegen sehr weit entrückt. Würde nun Gold und Silber bei den Utopiern in irgendeinem Turme versteckt, so könnte der törichte Argwohn der großen Masse den Bürgermeister und den Senat verdächtigen, sie wollten das Volk auf hinterlistige Weise b¶trügen, um selber irgendwelchen Vorteil daraus zu ziehen. Wenn sie ferner Schalen und andere derartige Schmiedearbeiten aus Gold und Silber herstellen ließen, so könnte einmal der Fall eintreten, daß man sie wieder einschmelzen und zur Soldzahlung an die Truppen verwenden müßte, und natürlich würden dann die Besitzer der Gegenstände, das sehen sie ein, sich nur ungern wieder entreißen lassen, woran sie allmählich Freude gefunden haben. Um es zu$ derer, die für das Vergnügen eintreten, worin sie entweder das menschliche Glück überhaupt oder doch wenigstens seinen wesentlichsten Bestandteil erblicken. Und worüber man sich noch mehr wundern muß, sie stützen ihre so sinnenfreudige Ansicht auch mit Beweisgründen, die sie ihrer Religion entnehmen, einer ernsten und strengen, ja fast düsteren und harten Lehre. Wenn sie nämlich über die Glückseligkeit verhandeln, so vãrbinden sie stets gewisse Grundsätze ihrer Religion mit der Philosophie, die mit Vernunftgründen arbeitet; denn ohne diese Grundsätze ist die Vernunft nach Ansicht der Utopier zu ungenügend und zu schwach, um für sich allein die wahre Glückseligkeit zu erforschen. Diese Grundsätze sind folgende: Die Seele ist unsterblich und durch die Güte Gottes zur Glückseligkeit geschaffen; für unsere Tugenden und guten Werke erwarten uns nach diesem Leben Belohnungen, für unsere Missetaten aber Strafen. Diese Anschauungen sind zwar religiöser Natur, aber nach Ansicht der Utopier führt schon die Vernunft da$ ar an Würde mit unseren Menschenseelen und auch nicht zu gleicher Glückseligkeit geschaffen. Die Utopier sind nämlich fast alle fest davon überzeugt, daß den Menschen eine unbegrenzte Glückseligkeit bevorsteht. Infolgedessen wehklagen sie stets, wenn jemand krank ist, niemals aber, wenn jemand stirbt; sie müßten denn gerade sehen, wie sich der Sterbende nur mit Angst und Widerwillen vom Leben losreißt. Das halten sie nämlich für ein ganz schlimmes Vorzeichen, gleich als ob die Seele ohne Hoffnung und mit schlechtem Gewissen in irgendeiner dunklen Ahnung drohender Strafe vor dem Ende zurückschaudere. Außerdem wird sich nach ihrer Meinung Gott nicht über die Ankunft eines Menschen freuen, der auf seinen Ruf nicht bereitwillig herbeieilt, sondern sich nur ungern und widerstrebend hinschleppen läßt. Vor einem solchen Sterben entsetzen sich denn auch die, die es mit ansehen, und wer so stirbt, wird in Trauer und aller Stillç aus der Stadt getragen; dann betet man zu dem den Seelen der Verstorbenen gnädigen Gott, e$ er fremden Wirklichkeit berührt. Während also für die psychische Struktur des abstrakten Idealismus eine übermäßige und durch nichts gehemmte Aktivität nach außen hin bezeichnend war, ist hier mehr eine Tendenz zur Passivität vorhanden, die Tendenz äußeren Konflikten und Kämpfen eher auszuweichen, als sie aufzunehmen; die Tendenz alles, was die Seele betrifft, rein in der Seele zu erledigen. Freilich: in dieser Möglichkeit liegt die entscheidende Problematik dieser Romanform, der Verlust der epischen Versinnbildlichung, die Auflösung der Form in ein nebelhaftes und ungestaltetes Nacheinander von Stimmungen und Reflexionen über Stimmungen, der Ersatz der sinnlich gestalte£en Fabel durch psychologische Analyse. Diese Problematik wird noch dadurch gesteigert, daß die Außenwelt, die mit dieser Innerlichkeit in Berührung kommt, dem Verhältnis der beiden entsprechend, vollständig atomisiert oder amorph, jedenfalls aber jedes Sinnes bar sein muß. Sie ist eine ganz von der Konvention beherrschte Welt, die wirkliche E$ u einem interessanten und unbegreiflichen Weg, der jedoch mit unzerreißbaren Fäden an den gegenwärtigen, an den erlebten Augenblick gebunden ist. Und dieser Augenblick ist so reich von der zugleitenden und hinweggleitenden Dauer, als deren Stauung er einen Moment des bewußten Schauens bietet, daß sich dieser Reichtum auch dem Vergangenen und Verlorenen mitteilt, ja damals unbemerkt Vorbeigegangenes mit dem Wert des Erlebens ziert. So ist, in merkwürdiger und melancholischer Paradoxie, das Gescheitertsein das Moment des Werts; das Denken und Erleben dessen, was das Leben versagt hat, die Žuelle, der die Fülle des Lebens zu entströmen scheint. Es ist die völlige Abwesenheit jeder Sinneserfüllung gestaltet, aber die Gestaltung erhebt sich zur reichen und runden Erfülltheit einer wirklichen Lebenstotalität. Das ist das wesentlich epische dieses Gedächtnisses. Im Drama (und in der Epopöe) existiert das Vergangene nicht oder ist vollkommen gegenwärtig. Da diese Formen den Zeitablauf nicht kennen, gibt es in ihnen k$ . Als er wieder zu sich kam, lag er außen, beim Felsen, die Jungfrauen standen traurig um ihn und sagten ihm, sie müßten jetzt wieder warteÑ, bis aus einem Kirschkern, welchen ein Vogel am Münzberg fallen lasse, ein Baum geworden und aus diesem eine Wiege für ein neugebornes Kind gemacht sey; dieses Kind erst könne, wenn es erwachsen, sie erlösen. Hierauf verschwanden sie. Der Mann gelangte mit Mühe nach Hause und starb in drei Tagen. Die Entstehung der Wallfahrt zu Moosbronn. 1) Aus dem Lindenbaum, an dessen Fuß die Moosalb entspringt, ertönte einst lieblicher Gesang. Man suchte nach und fand in dem Stamme ein anmuthiges Mariahilfsbild. Nachdem nun noch, nächtlicher Weile, auf einen nahe gelegenen Platz überirdisches Feuer gefahren war, erbaute man auf demselben eine Kapelle und setzte darin das Bild zur Verehrung aus. Alsbald leuchtete es mit Wundern, und auch das Holz der Linde und das Wasser der Quelle erwiesen sich gegen verschiedene Übel heilkräftig. 2) Mit einem schwer beladenen Wagen Holz fuhr ein Man$ erlor die Besinnung, bis ich nach einer Weile, deren Dauer ich nicht zu sagen vermag, von einem neuen, unfaßbaren Leben erwachte, das wie in warmen Goldbächen meinen ganzen Körper durchrieselte. Als ich die Augen aufzuschlagen wagte, fand ich mich unter Blumen auf dem Erdgrund liegen, und der Sonnenschein überflutete mich über und über, lange lag ich so still und konnte die Wohltat nicht fassen, die mein trauriges Gemüt zu einem ganz neuen Glück überredete, mein Herz schwankte in großer Angst und unnennbarem Entzücken und mir war, als wollte es tief aus dem Grund meiner Seele hell und brennend in die Augen brechen.« ADs der Elf bei diesen Worten eine Pause machte, konnte ein Waldvogel, der ihm von einem Lindenzweig aus in atemloser Spannung gelauscht hatte, nicht länger an sich halten, und nun rief er laut: »Vertrau' der Sonne, lieber Elf! Es ist unsagbar schön in der himmlischen Sonne!« Und wie eine Antwort auf diesen Ruf, erklang es tausendstimmig von allen Geschöpfen umher. »Es ist herrlich in der himmlisc$ e Zeit über den himmlischen Wolken? Hassan, der Igel, s´ß unten im Farnkraut und hörte zu; er konnte sich nicht entschließen, einen Ort zu verlassen, an dem ein Blumenelf weilte. Dies war erstens etwas ungemein Seltenes, dann kam aber auch noch hinzu, daß es hier ohnehin sehr schön war. Wenn man schließlich durch seinen Appetit störte und dadurch unliebsames Aufsehen erregte, daß man zu viele der Wiesenbewohner herunterschlang, so konnte man seine Nahrung auch anderswo suchen, der Wald war groß und Hassan gut zu Fuß. Ich könnte wahrhaftig diesem Elfen zulieb Pflanzenkost genießen, dachte er, und den Versuch machen, mich von Gras zu ernähren, aber ich weiß im voraus, daß ich es nicht aushalte. Nun, es wird sich schon finden, ich jage anderswo und lebe hier. Über ihm in den Zweigen raschelte es, und als Hassan durch die grünen Fächer des Farnkrautes sah, erblickte er ein Eichhörnchen, das sich von Ast zu Ast bis auf den Boden, dicht bei seinem Versteck, niederschwang. Hassan entschloß sich, hier um Rat zu f$ nfache und ehrliche Leute und haben nicht viel für Fremde übrig, die aufschneiden. Schauen Sie doch hinauf in den Wipfel unserer Linde, Sie werden sich rasch davon überzeugt haben, daß die Sonne noch nicht aufgegangen ist. Schön sind Sie übrigens auch nicht gerade.« »Nein,« sagte die Lerche, »ich bin nicht schön.« »Nun, wenigstens darin sind Sie ehrlich, aber das mit der Sonne hat mir nicht gefallen. Ich habe einmal ein Falkenpaar belauscht, das in der Linde Rast hielt, und da hörte ich, daß die Falken höher fliegen, als die Kugel des Jägers reicht, ja, daß sie sich so hoch emporschwingen können, daß sie, die doch große Vögel sind, wie kleine Punkte am Himmel erscheinen.« Die Lerche nicëte. »O ja,« sagte sie nachdenklich, »die Falken fliegen »Ja, nun, und -- --? Wollen Sie etwa sagen, daß Sie höher fliegen können als die Falken?« Die Lerche schwieg, aber die Bachstelze gab sich nicht zufrieden, denn man mußte nach ihrer Meinung sehen, daß man überall Recht behielt, wo es sich irgend einrichten ließ. »Wie ist $ inen Augen in ihrer Traurigkeit. Gibt es auf der Erde diese große Liebe, die mich erlösen soll? dachte er. Ich will nicht in Bangen leben, die Nacht ist wundervoll. Mir wird geschehen, wie es im ewigen Rat bestimmt ist. Er erschrak ein wenig, als ihn plötzlich jemand sanft, aber recht vernehmbar, von der Seite anstieß. Es war Uku, die Nachteule, die groß und dunkel dicht neben ihm auf dem Lindenast saß und ihn mit ihrem Flügel angestoßen hatte. »Gute Mondfahrt«, sagte sie bedächtig, aber herzlich, auf ihre Art, und der Elf grüßte sie auf seine. »Du schläfst nicht?« fragte Uku, »dir ist wohl in der Kühle und im sanften Licht; ist es nicht so? Ich werde die Leute nie recht begreifen lernen, die das grelle Sonnenlicht diesem milden Himmelssegen »Lebst du hier immer in der Linde?« fragte der Elf, der Uku wiedererkannt-. Uku nickte. Ihr großes Gesicht mit den schwarzen runden Augen sah merkwürdig genug aus, der kleine gebogene Schnabel hockte darin wie eine Nase, und sie hatte eine seltsam melancholische Art, ihre$ in Luftform bekannt geworden ist. Bringt man ein Stück solchen Steines in verdünnte Schwefelsäure, so ergreift diese den Kalk und erscheint mit ihm als Gips; jene zarte, luftige Säure hingegen entflieht. Hier ist eine Trennung, eine neue Zusammensetzung entstanden, und man glaubt sich nunmehr berechtigt, sogar das Wort Wahlverwandtschaft anzuwenden, weil es wirklich aussieht, als wenn ein Verhältnis dem andern vorgezogen, eins vor dem andern 'rwählt Wird hier die schwache, zarte Kohlensäure durch die rohe, starke Schwefelsäure vertrieben und in die Einsamkeit hinausgejagt, so finden wir auch Fälle, in denen der Chemiker, damit kein Stoff leer ausgehe, ein Viertes zugesellt: »Diese Fälle sind allerdings die bedeutendsten und merkwürdigsten, wo man das Anziehen, das Verwandtsein, dieses Verlassen, dieses Vereinigen gleichsam übers Kreuz, wirklich darstellen kann; wo vier bisher je zwei zu zwei verbundene Wesen, in Berührung gebracht, ihre bisherige Vereinigung verlassen und sich aufs neue verbinden. In diesem F$ eile der Trilogie eines pseudo-Robert de Borron sind, und zwar derjenigen, die ich beanspruche rekonstruiert zu haben. Als ein Beispiel führe ich hier eineÐStelle an, die auf die Dreiteilung des Werkes Bezug hat, und die sich in der Hs. No. 343 auf fol. 101a, in der portugiesischen Hs. auf fol. 179a und in den spanischen Drucken im 355. Kapitel befindet: ils sorent erranment que ce estoit Galahaz qui celle auenture auoit menée a fin et distrent bien que ce nestoit mie par cheualerie. Mes par miracle de nostre seignor. si firent metre celle auenture en escrit entre les autres auentures. E Galahaz quant il se fu partiz del chevalier cheuaucha puis mainte iornee et maintes auentures mist a fin dont cil de beron ne parle mie. car trop eust a faire se il voloit a cestui point raconter toutes les merueilles del Grahal. et la darraine partie de son liure fust trop grant auers les autres deuspremieres: mes ce sanz faille quil lesse a deuiser en ceste paitie deuisse es _contes del brait_ car li con$ rhalten in den spanischen Drucken, in der portugiesischen Hs. und in der Hs. No. 340 der Pariser National Bibliothek ist der Schluß zu finden. Die Version der Mort Artus der Trilogie ist zwar unzweifelhaft auf die der Vulgata zurückzuführen, aber sie unterscheidet sich von dersel¬en in manchen Punkten und ist bedeutend kürzer. Einige wichtige Stellen aus derselben habe ich im XXXVI. Bande der _Romania_ SS. 584-590 gedruckt. [48] Die oben gesperrt gedruckten Reihen weisen auf den Tod des Morholt durch Tristan und auf Tristans Tod selber hin. Vgl. auch _supra_ S. XXVII. [49] Im XXVII. Kapitel erzählt M die Abenteuer Ywains (Sir Uwayne) mit der "damoysel of thre score wynter of age". Was ich auf S. XLI N. 1[40] von den Abenteuern des Morholt gesagt habe, gilt auch von denen Ywains, sie sind durchaus verschieden von den in der Trilogie des pseudo-Robert de Borron von diesen beiden Rittern vollbrachten. Ywain und seine Führerin schlagen eine südliche Richtung$ r le. Et aussi vindrent cheualiers et dames destrange terre pour lassemblee regarder. Si aduint que celle damoiselle que len appelloit Arcade y vint et ce bon cheualier, dont ie vous conte, que len appelle Pellias. Le tournoiement estoit assembles en tel maniere que celle qui prouee y seroit a [la] plus belle pour loier de sa beaute emporterait[268] .i. cercle dor qui estoit mis dessus vng glaiue ou milieu du tornoiement. Et cil qui esleuz y seroit a estre le meilleur cheualier de toute la place et qui mieulx le feroit ou tornoiement, auroit pour loyer de sa cheualerie la meilleur espee de cest pÿis." "Quant cil tornoiement, dont ie vous conte, fu ainsi assembles, il fut voirs que asses y ot de preudommes et de bons cheualiers qui y estoient venus de pres et de loing, mez sanz faille cil Pellias le fist cellui iour si bien que ie onques iour de ma vie ne le vy si bien faire a cheualier en lieu ou ie feusse. Et pour ce ly fut octroye lespee deuant tous. Car tuit disoient communement quil auoit vaincu lassemble$ e il leust fait, nul ne len peust granment blasmer, pour quil sceust la desloyaute et la traison quil auoit faicte vers luy. Lors se repent moult de ceste chose quil a faicte, car ce voit il bien quil en a villainement ouure et desloyaument. Et tant est le mesfait grant quil ne voit pas comment il le peust iamais amender. Lors commence a penser[299] moult durement. Et la damoiselle li dit: "Sire, que penses vous? Ie vous pry que vous le me dictes." "Ie ne le vous diroye mie", fait il, "se vous ne me creantes loyaument que vous en ouureres a ma volente"; et ell2 li creante sur sa crestiente. Et il li compte maintenant comment il sestoit acompaignes a Pellias et li auoit {37} acreante a porter ly loyal compaignie et loyal foi [et que] pour lamour de lui estoit il ca venus. "Et lay", fait il, "si villainement trahi que iamais nul ne saura la verite de ceste chose quil ne me tiengne a traitour et a desloyal. Ne nul norra iamais parler de si grant loyaute ne de si grant cortoisie de ce que il [ne] nous occist quan$ uis vient a son cheual et dit a la damoiselle: "Prenes le". [40 a] "Non {75} feray", fait elle, "car le recet a ma seur est pres de cy, et ie vueil mieulx aler a pie que a cheual". "De par dieu", fait il. Si sen uait ainsi comme elle faisoit, et nont mie granment ale quilz viennent au recet a la damoiselle. Celle nuit fu moult bien seduis messire Yuain et aaisies de quanque la dame pot auoir. Et au matin si tost quil vit le iour, il sem parti et moult les commanda a dieu et se remist en son chemin ainsi comme il auoit fait a lautre foiz, et pensa quil iroit droit celle part ou messire Gauuain estoit entre luy et le Morholt. Tant cheuauche en tel maniere vne heure auant et autre arriere, ainsi comme auenture le pouoit porter, quil vint pres de la Roche aux Pucelles la ou les .ij. compaignons estoient. Quant il vit la roche si haulte et si ague et si roide, il ne pensa[391] mie que ce fust elle, car il ne cuidast en nulle maniere que leans peust gens habiter. Si sen ala outre, mais ancois lot moult longuement r$ iaux, ly Amoureux, le plus beaux cheualier de sa terre etc., vng des {140} plus beaux cheualiers de la Table Reonde et morroit par amour__, 9, 64, 79, 98, 134. __Urien*, roi de Garlot__, (Vryence, Vryens kynge of gore), d'après le pseudo-Robert le mari de Morgain et père dYvain, 1, 2, 14, 56, 68, 75, 78, 79, 82, 84, 88. __Uterpandragon*, roi__, père du roi Artus, 91. __Vavassour__, l'hôte de Gauvain 19, 20, 22, 23. ---- celui chez qui Yvain se repose dix jours, après avoir pris congé de Girflet et de Keux, 72. __Vavassour__, ami de Baudemagus, 105. __Ymages, deux, de pierre__, représentant l'escuier et la demoiselle du Morholt en face du Perron du Cerf, 55. ---- __deux de cuivre__ à Taraquin représentant Gahériet coupant la tête du géant Aupatris, détruites par les deux fils de Mordret, 124. __Yvain*__, (Vwayne, Ewayne) fils du roi Urien et de Morgain, 2, 3-6, 7, 10, 13-15, 56, 57, 59, 66-72,`75-86, 129, 130; sa mort prédite, 78. [1] Alle Namen mit einem * versehen, kommen schon in dem Teile des zweiten B$ nicht ganz klar bin. Wenngleich ich mich auch zu schwach fühle, um stets mein Augenmerk auf einen und denselben Punkt zu richten, so kann ich es doch durch aufmerksame und oft wiederholte Betrachtung dahin bringen, daß ich daran denke, sobald es nötig wird, und mich so gleichsam daran =gewöhne=, nicht zu irren. Darin nun besteht die größte und hauptsächlichste menschliche Vollkommenheit, und ich glaube daher, nicht wenig durch meine heutige Betrachtung gewonnen zu haben, da ich die Ursache des Irrtums und der Falschheit erforschte. Diese Ursache kann gar keine andere sein, als die oben entwickelte, denn sowie ich den Willen beim Urteilen so zügele, daß er nur auf das klar und deutlich Erka%nte sich erstreckt, so ist ein Irrtum gänzlich unmöglich; denn eine jede klare und deutliche Vorstellung ist ohne Zweifel doch =Etwas=, kann also nicht von =Nichts= kommen, sondern hat notwendigerweise =Gott= zum Urheber, -- Gott, das vollkommenste Wesen, das weder irren noch lügen kann![45] Und somit ist die Vorstellung ga$ rzempfindung bereitet, zu erstreben, was Lust bereitet und ähnliches. Sie scheint uns aber =nicht= außerdem noch zuälehren, daß wir aus jenen sinnlichen Erregungen ohne vorherige Prüfung durch den Verstand einen Schluß auf die Dinge außer uns ziehen dürfen, denn die Erkenntnis der Wahrheit scheint nur dem Geiste allein, nicht aber der =Vereinigung= von Körper und Geist anzugehören. Wenn also auch ein Stern mein Auge nicht =mehr= erregt, als die Flamme einer kleinen Fackel, so liegt doch darin keine wirkliche, positive Nötigung zu der Annahme, er sei in der That nicht größer. Ich habe dies von Jugend auf ganz ohne Grund geglaubt. -- Wenn ich mich einem Feuer nähere, so fühle ich zwar Wärme, und wenn ich ihm allzu nahe komme, empfinde ich Schmerz. Aber dies ist wahrlich kein Grund zu glauben, im Feuer sei etwas dem Wärmegefühl oder gar dem Schmerze ähnliches; es beweist vielmehr lediglich, daß im Feuer ein gewisses irgendwie beschaffenes Etwas ist, das in uns die Wärme- oder Schmerzempfindung erregt. -- Ebenso,$ keit? Die Hämmer fallen ganz blind drauflos, manchmal auf ein arm' Kind, manchmal, merke dir das, Frau, auf eine Greisin. Und jetzt sind Mutter und Sohn an Ort und Stelle und werden aussteigen. Wie wird es jetzt bei ihnen zu Hause Er wurde aus seinen Gedanken durch Toblers wohltönende Stimme aufgeweckt. Was er da so allein mache? Er solle kommen und ihm helfen, den Rest Rotwein noch auszutrinken. Ein wenig später sagte der Hausherr »Ja, ja. Der Wirsich ist nun endgültig verabschiedet. Ich hoffe, daß ein gewisser Anderer besser zu schätzen weiß, was einer hat, wenn er hier oben leben darf. Ich brauche wohl nicht zu sagen, wen ich unterãdiesem 'gewissen Andern' verstehe. Sie lachen. Ja, lachen Sie meinetwegen. Das aber sage ich Ihnen im voraus, wenn Sie irgendwelche Gelüste haben, ich meine, so Sonntags, was ja auch keinem jungen gesunden Menschen zu verargen ist, so machen Sie, daß Sie in die Stadt kommen, dort ist gesorgt für so was, mehr wie genug. In meinem Hause, haben Sie verstanden, dulde ich nichts Dera$ -Uhr zum Beispiel, hat es mich wirklich auch an allen Fasern meines Ichs angepackt? Bin ich davon erfüllt? Ich muß gestehen, ich denke nur allzu oft an ganz andere Dinge. Das aber, mein bester Herr Gehülfe, ist Verrat. Tauche jetzt endlich mal stramm unter in die Angelegenheiten Fremder, du ißt ja auch Fremder ihr Brot, gehst mit Fremder ihren Frauen und Kindern auf dem See schiffahren, liegst in Fremder Kissen und Betten und trinkst Fremder Rotwein aus. Kopf hoch jetzt, und vor allen Dingen den Kopf sauber gehalten. Ich meÀne, wir sind hier bei Toblers nicht deshalb, daß wir es nur schön haben. Es ist eine Ehre, es sich auch ein bißchen sauer zu machen. Hopp!« Joseph hatte sich inzwischen ausgezogen, er löschte die Kerze und warf sich ins Bett. Aber noch eine ganze Weile plagten ihn die Vorwürfe »seiner Kopflosigkeit«. Im Traum sah er sich mit einem Mal in die Wohnstube der Frau Wirsich versetzt. Er wußte, wo er war und wußte es doch nicht recht, es war ziemlich hell in der Stube, aber sie erschien ihm ganz $ man so, wie es geschehen sei, die Versuche, tüchtig und aufrichtig zu sein und zu bleiben, behandle? Frau Tobler sagte kalt: »Mein Mann ist krank, wie Sie wissen, und eine Störung wird ihm nicht gerade willkommen sein. Aber wenn Sie Lust haben, und wenn Sie glauben, es hier oben bei uns nun so plötzlich nicht mehr aushalten zu können, so gehen Sie nur zu ihm hinauf und sagen Sie ihm, was Sie auf Ihrem Herzen haben. Ich denke, Sie werden den Ihnen und Ihrem Betragen geziemenden, kurz und bündigen Bescheid erhalten.« Der Gehülfe blieb sitzen. Dann erhob er sich und sagte: »Ich gehe noch rasch auf die Post.« »Sie wollen also nicht zu meinem Manne hinaufgehen?« Nein, Herr Tobler sei krank, sagte Joseph, man dürfe ihn nicht stören. Er dagegen habe jetzt noch Lust, einen kleinen Spaziergang zu machen. Draußen empfing ihn eine klare, kalte Wel . Etwas Hohes und Gewölbtes von einer Welt. Es war kalt geworden. Die Füße schlugen gegen Steine und Eisstücke. Ein eiskalter Wind wehte durch die Bäume. Durch die Äste dersel$ Aber sie lächelte, und solch ein Lächeln kann aus der ärmsten und bedrängtesten Frau eine halbe Fürstin machen, denn ein Lächeln erinnert immer an etwas Hochachtbares und Wohlanständiges. Der Schnee blieb liegen bis zum eigentlichen Tage, sauber und fest, denn es gab kalte Nächte, die die weiße Decke knirschend zufrieren machten. Am Weihnachtstag ging Joseph gegen Abend den bekannten Berg hinauf. Die kleinen Wege schlängelten sich hellgelb durch die schimmernd weißen Wiesen, die Äste der tausend Bäume waren mit Reif überglitzert: ein zu süßes Schauspiel! Die Bauernhäuser stunden in dieser feinen, weißen, verzweigten Prachß da, wie Schmuck- oder Zierhäuser, für den Anblick und für das unschuldige Verständnis eines Kindes geschaffen. Die ganze Gegend schien eine hohe Prinzessin zu erwarten: so zierlich und sauber angezogen sah sie aus. Sie schien ein Mädchen zu sein, ein schüchternes und ein bißchen kränkliches, ein unendlich zart veranlagtes. Joseph schritt höher hinauf, und da hoben sich mit einem Mal die gr$ i dem Überhang der Wetterwolke, und selber bei so vielen Ausdünstungen anfangender Furcht, kurz, bei indes der Gelehrte, der Philosoph und der Dichter das neue Buch nur aus neuem Stoff und Zuwachs schaffen, legt der Rezensent bloß sein altes Maß von Einsicht und Geschmack an tausend neue Werke an, und sein altes Licht bricht sich an der vorbeiziehenden, stets verschieden geschliffenen Gläserwelt, die er beleuchtet, in neue so augenscheinlicher Gefahr nichts fürchten dürften, wollten sie nicht samt und sonders erschlagen sein. »O, Gott,« rief ich, »nur Mut! Keine Furcht! Nicht einmal Furcht vor der Furcht! -- Wollen wir denn als zusammengetriebene Hasen hier seßhaft, von unserem Herrgott erschossen sein? -- Fürchte sich meinetwegen jeder, wenn er aus der Kutsche heraus ist, nach Belieben an anderen Orten, wo weniger zu besorgen i£t, nur aber nicht hier.« Ich kann nicht entscheiden -- da unter Millionen kaum ein Mensch an der Gewitterwolke stirbt, aber vielleicht Millionen an Schnee- und Reg$ aum verübt hat. Sollte nicht jedem Minister, Gesandten oder anderen Mann von Ehre oder Stand ordentlich grausen vor Tollwerden oder hitzigen Fiebern, da ihm kein Mensch dafür steht, daß er nicht darin mit den größten Skandalen herausfährt, wovon vielleicht die Hälfte Lügen sind? Endlich, nach der langen Juliusnacht, kamen wir Passagiere samt der Aurora vor Flätz an. Ich sah scharf und weich nach den Turmspitzen; ich glaube, daß jeder Mensch, der in einer Stadt etwas Entscheidende< zu [36] Und so wünscht' ich überall der erste zu sein, besonders im Betteln; der erste Kriegsgefangene, der erste Krüppel, der erste Abgebrannte (ähnlich dem, der die erste Feuerspritze anführt) erbeutet die Hauptsumme und das Herz; der Nachkömmling spricht die Pflicht nur an; und endlich geht es mit dem melodischen Mancando des Mitleids soweit hat, und dem sie entweder ein Richtplatz seiner Hoffnungen oder deren Ankerplatz, entweder Schlacht- oder Zuckerfeld wird, sein Auge am ersten und längsten auf die Tür$ d auf das Nachströmen des Marktheeres [136] Übersteigt ihr eure Zeit zu hoch, so geht es euren Ohren (von seiten der Fama) nicht viel besser, als sinkt ihr unter solche zu tief, wirklich ganz ähnlicherweise spürte =Charles= oben in der Luftkugel, und =Halley= unten in der Taucherglocke gleichen besonderen Schmerz in den Ohren. hernieder und konnte sehr bald bedenken, daß eigentlich niemand als Gott und die Spitzbuben und Mörder genau wußten, wieviel von beiden letzteren darunter mit einschwämmen, um vielleicht die unschuldigsten Marktgäste teils zu enthülsen, teils zu enthalsen. Meine Lage hatte etwas gegen sich -- mein Schwager hatte, weil er alles blind herausschlägt, es fallen lassen, daß ich im Tiger abstiege -- (o Gott, wann lernen solche Menschen geheimnisreich bleiben und auch den elendesten Bettel dQs Lebens unter Deckmänteln und Schleiern bloß deshalb zu tragen, weil so oft eine lausige Maus einen Eis- und Golgathaberg gebiert als ein Berg eine Maus?). Sämtliches Postgesindel saß $ t. Frühling! Ich war draußen weit, weit« und sie machte eine Bewegung, als wollte sie ihm zeigen, wo der Frühling liegt. Ihre Augen glänzten so verheißend. Dann fuhr sie fort in wichtigem, geschäftlichÑm Ton: »Ich will Sie nicht stören, Herr Land. Nur das wollte ich Ihnen mitteilen. Ich behalte die Wohnung; es bleibt also alles beim alten, d. h. wenn Sie mit dem Zimmer sonst zufrieden sind?« Er suchte ihre Augen und sah dann rasch zu Boden: »Oh,« sagte er weich, »ich bin sehr gerne hier, ich glaube ...« Er begann die Handflächen aneinander zu reiben ... Luisa hatte die Klinke in der Hand behalten: »Das ist schön,« half sie ihm und wurde auch etwas ratlos. Er sah aus, als hätte er etwas auf dem Herzen. Die beiden jungen Menschen schwiegen. Dann begann das Mädchen: »Ich möchte so gern etwas besser deutsch lernen, vielleicht können Sie ein wenig böhmisch brauchen dafür.« »Ja« atmete Land auf, »ich liebe Ihre Sprache.« »Also,« bat Luisa heiter, »dann kommen Sie doch, wenn Sie Zeit haben, eine Weile nach vorn. Es $ r heimatlose, den ganzen Tag durch die Arbeit angehängte Frauen. Der rasende Wunsch dieser Mädchen³ mit Männern ihrer Klasse zu verkehren, ist betrübend echt, und dieser Wunsch ist nicht so sehr der Ausdruck der natürlichen Bestrebungen des jungen Weibes, mit jungen Männern zusammen zu kommen, sondern er besteht, weil alle diese Männer für die Mädchen Ehemänner sein könnten, und die Heirat die einzige Möglichkeit ist, aus »Stonor House« und der freudlosen Existenz daselbst herauszukommen. In dem vor einigen Jahren erschienenen »Pfad eines Pioniers« bricht Dolf Wyllarde ähnlichen Ideen Bahn, aber ihre jungen Frauen sind weniger gesund und weniger aufrichtig bestrebt, mit Männern zu Heiratszwecken zusammenzukommen. Jedoch geben einem beide Bücher eine gute Vorstellung von dem lieblosen unnatürlichen Leben der jungen Frauen des Mittelstandes, deren Verwandte, wenn sie welche haben, weit weg sind, und die ihr Leben in großen Städten verdienen müssen, fast immer durch diese ungünstigen sozialen Bedingungen zur Alt$ Das kann für eine gefährliche Lehre gehalten werden; aber die gegenwärtige Politik des Stillschweigens über diesen Gegenstand ist noch gefährlicher, da sie das Bestreben hervorbringt, über dem verbotenen Thema»zu brüten. Ich erinnere mich, wie mir eine ungefähr fünfzehnjährige Schulkameradin, als ich etwas über zehn Jahre alt war, anvertraute, daß ein Mann -- er war ein harmloser Junge von ungefähr zwanzig Jahren -- ihr die Hand geküßt hatte, als er ihr das Tennisrakett reichte. Sie zog entrüstet ihre Hand zurück und sagte: »Wie können Sie es wagen, mir diese Schmach anzutun?« Dann verließ sie den Tennisplatz und wollte nicht mehr spielen. Ich glaube nicht, daß viele Mädchen so albern sind wie diese, aber der Zwischenfall illustriert den in jener Schule allgemein herrschenden, uns eingeimpften Ton. Und er zeigt, wie emphatisch dem Gemüt des Mädchens alle geschlechtlichen Angelegenheiten dargestellt worden sein müssen, damit sie in einem ganz unschuldigen und galanten Zeichen der Huldigung eine Schmach erblic$ änzende Idee für die Lösung des Eheproblems gekommen.« »Sag sie uns«, riefen die drei Anwesenden einstimmig. »Noch nicht, erledigen wir erst die Römer. Ich vertraute neulich einem Mann meine Idee an; nachdem er mir wie üblich die Römer vorgesetzt hatte, ging ich und sah im Gibbon nach.« Allgemeines Lachen unterbrach sie. Die Vorstellung, daß unser Schmetterling Amoret über dem Gibbon büffeln sollte, war zu komisch. »Ja wirklich, ich hab es getan,« fuhr sie fort, »und was ich herausfinden konnte, war, daß nicht ihre leichtfertigen Ideen über die Ehe ihren Niedergang verursachten, sondern ihre -- wie soll ich's nennen? -- allgemeinen lockeren Sitten . . .« »Ich weiß es,« sagte Isolda, ihr zu Hilfe kommend, »ich las neêlich ein riesig interessantes Buch darüber: Kaiserlicher Purpur. Es war das Erlöschen aller Ideale, die Freigabe aller fleischlichen Begierden, der durch Ausschweifungen und üppiges Leben entstehende äußerste Mangel an sittlichem Halt, der die Römer zugrunde richtete; aber wenn eine tüchtige, kalt$ - nein, das kannst du nicht!« schrie Richard ganz laut vor Schrecken und starrte seine Mutter voll Entsetzen an. »Sei leise, Richard, er hört uns,« mahnte die Mutter. »Mein Junge, es wird dir schwer, aber du mußt mir das Opfer bringen -- du wirst -- ich weiß es ...« »Welches Opfer?« fragte Richard und begann zu zittern. »Was meinst du denn, Mutti?« »Daß du mit mir gehen sollst, Richard, das meine ich. Heimlich wollen wir fort. Anders geht es nicht -- sonst bringt er uns ja doch wieder in seine Gewalt. Ic kann es nicht durchleben, wie er dich von meinem Herzen fortlockt ... Und glaube mir, Richard -- ich kenne ihn -- in ihm ist eine schauerliche Kälte. Was gilt ihm Menschenglück -- ihm gilt nur die Kunst ... Wenn du ihn da enttäuschest -- du sollst es sehen, wie er dich rücksichtslos über Bord wirft ...« »Das darf er auch,« sagte der Knabe trotzig. »Das ist sein gutes »Ich will es nicht erleben. Ich nicht. Ich zerbreche daran.« Ihre Augen irrten hilflos. »Vielleicht ist es schon zu spät,« sagte sie plötzlich $ tet würden, da erblaßte der arme Strapinski, verwirrte sich von neuem und erwiderte gar nichts. »Höchst interessant!« brummte der Wirt für sich, indem er abermals in den Keller eilte und aus besonderem Verschlage nicht nur ein Fläschchen Tokaier, sondern auch ein Krügelchen Bocksbeutel holte und eine Champagnerflasche schlechthin unter den Arm nahm. Bald sah Strapinski einen kleinen Wald von Gläsern vor sich, aus welchem der Champagnerkelch wie eine Pappel emporragte. Das glänzte, klingelte und duftete gar seltsam vor ihm, und was noch seltsamer war, der arme, aber zierliche Mann griff nicht ungeschickt in das Wäldchen hinein, und goß, als er sah, daß der Wirt etwas Rotwein in seinen ChampaÄner tat, einige Tropfen Tokaier in den seinigen. Inzwischen war der Stadtschreiber und der Notar gekommen, um den Kaffee zu trinken, und das tägliche Spielchen um denselben zu machen; bald kam auch der ältere Sohn des Hauses Häberlein und Co., der jüngere des Hauses Pütschli-Nievergelt, der Buchhalter einer großen Spinnere$ u teilen; vielmehr schaffte er sich Bücher an, abonnierte in allen Leihbibliotheken und Lesezirkeln der Hauptstadt, hielt sich die »Gartenlaube« und unterschrieb auf alles, was in Lieferungen erschien, da hier ein fortlaufendes, schön vörteiltes Studium geboten wurde. Damit hielt er sich in seiner Häuslichkeit und zugleich seine Umstände vor Schaden bewahrt. Wenn er seine Tagesgeschäfte munter und vorsichtig durchgeführt, so zündete er seine Pfeife an, verlängerte die Nase und setzte sich hinter seinen Lesestoff, in welchem er mit großer Gewandtheit herumfuhr. Aber er ging noch weiter. Bald schrieb er verschiedene Abhandlungen, welche er seiner Gattin als »Essays« bezeichnete, und er sagte öfter, er glaube, er sei seiner Anlage nach ein Essayist. Als jedoch seine Essays von den Zeitschriften, an welche er sie sandte, nicht abgedruckt wurden, begann er Novellen zu schreiben, die er unter dem Namen »Kurt vom Walde« nach allen möglichen Sonntagsblättchen instradierte. Hier ging es ihm besser, die Sachen erschien$ en in die Luft bliesen. Sie weinte nicht, aber die Augen wurden ihr feucht. Die braven Wiener Bürgersleute herzten und küßten die Kleinen, und indem sie in heißem Gebete zum Himmel flehten, er möge künftighin ihre geliebte Vaterstadt nicht mehr mit Feuer heimsuchen, priesen sie die Vorsehung, die es verstanden, mitten aus dem Unheile heraus für ihre alten darbenden Herzen ein unerwartetes Glück zu schaffen. (Am 25. Dezember 1881) Als ich heuer den ersten Schnee fallen sah und sommerlich gekleidete, leicht beschuhte Kinder erblickte, die blaß und bekümmert über die Straße wateten, summte mir unaufhörlich die Erinnerung an ein rührendes Ereignis durch den Sinn, das in meiner Knabenzeit großes Aufsehen erregt hatte, um, wie das selbst bei den wichtigsten Dingen zu geschehen pflegt, rasch wieder vergessen zu werden. Es war die Geschichte eines Zwillingspaares, eines Knaben und eines Mädchens, die zur Winterszeit auszogen, eine Mutter zu suchen, und nach einigen Tagen im Walde erfroren aufgefunden wur+en. Ich ha$ ieden, wenngleich diese Personen niemals die Zeichen eines durch Symptombildung erledigten neurotischen Konflikts geboten haben. So kennt man Personen, bei denen jede menschliche Beziehung den gleichen Ausgang nimmt: Wohltäter, die von jedem ihrer Schützlinge nach einiger Zeit im Groll verlassen werden, so verschieden sie sonst auch sein mögen, denen also bestimmt scheint, alle Bitterkeit des Undanks auszukosten; Männer, bei denen jede Freundschaft den Ausgang nimmt, daß der Freund sie verrät; andere, die es unbestimmt oft in ihrem Leben wiederholen, eine andere Person zur großen Autorität für sich þder auch für die Öffentlichkeit zu erheben, und diese Autorität dann nach abgemessener Zeit selbst stürzen, um sie durch eine neue zu ersetzen; Liebende, bei denen jedes zärtliche Verhältnis zum Weibe dieselben Phasen durchmacht und zum gleichen Ende führt usw. Wir verwundern uns über diese »ewige Wiederkehr des Gleichen« nur wenig, wenn es sich um ein aktives Verhalten des Betreffenden handelt, und wenn wir den s$ re letzten Konsequenzen zu verfolgen. Mag, was dabei herauskommt, den Anschein des »Tiefsinnigen« erwecken oder an Mystisches anklingen, so wissen wir uns doch von dem Vorwurf frei, etwas derartiges angestrebt zu haben. Wir suchen nüchterne Resultate der Forschung oder der auf sie gegründeten Überlegung, und unser Wunsch möchte diesen keinen anderen Charakter als den der Sicherheit verleihen. Wenn also alle organischen Triebe konservativ, historisch erworben und auf Regression, Wiederherstellung von Früherem gerichtet sind, so müssen wir alle Erfolge der organischen Entwicklung auf die Rechnung äußerer, störender und ablenkender Einflüsse setzen. Das elementare Lebewesen würde sich von seinem Anfang an nicht habenÄändern wollen, hätte unter sich gleichbleibenden Verhältnissen stets nur den nämlichen Lebenslauf wiederholt. Aber im letzten Grunde müßte es die Entwicklungsgeschichte unserer Erde und ihres Verhältnisses zur Sonne sein, die uns in der Entwicklung der Organismen ihren Abdruck hinterlassen hat. Die $ en anderen Keimzellen herbeiführen usw., bilden die Gruppe der Sexualtriebe. Sie sind in demselben Sinne konservativ wie die anderen, indem sie frühere Zustände der lebenden Substanz wiederbringen, aber sie sind es in stärkerem Maße, indem sie sich als besonders resistent gegen äußere Einwirkungen erweisen, und dann noch in einem weiteren Sinne, da sie das Leben selbst für längere Zeiten erhalten. Sie sind die eigentlichen Lebenstriebe; dadurch, daß sie der Absicht der anderen Triebe, welche durch die Funktion zum Tode führt, entgegenwirken, deutet sich ein Gegensatz zwischen ihnen und den übrigen an, den die Neurosenlehre als bedeutungsvoll erkannt hat. Es ist wie ein Zauderrhythmus im Leben der Organismen; die eine Triebgruppe stürmt nach vorwärts, um das Endziel des Lebens möglichst bald zu erreichen, die andere schnellt an einer gewissen Stelle dieses Weges zurück, um ihn von einem bestimmten Punkt an nochmals zu machen und so die Dauer des Weges zu verlängern. Aber wenn auch Sexualität und Unterscbied de$ sowie ihre fremdsprachigen Ausgaben sind zu beziehen durch den =INTERNATIONALEN PSYCHOANALYTISCHEN VERLAG= Auslieferungsstelle: Wien, III. Weißgärberlände 44. [ Im folgenden werden alle geänderten Textzeilen angeführt, wobei jeweils zuerst die Zeile wie imMOriginal, danach die geänderte Zeile gewissen Zusammenhang mit der Lage des Systems Bw. und dem ihm gewissen Zusammenhang mit der Lage des Systems Bw. und den ihm Lust-Unlustempfindungen erzeugen. Allerdings werden die von ihnen Lust-Unlustempfindungen erzeugen. Allerdings werden die von innen Tod »das eigentliche Resultat« und insofern der Zweck des Lebenst ist[24], Tod »das eigentliche Resultat« und insofern der Zweck des Lebens ist[24], uns zunächst, den Gegensatz zwischen »Sexualtrieben«, die auf das Objekt uns zunächst den Gegensatz zwischen »Sexualtrieben«, die auf das Objekt ein Todestrieb ist, der durch den Einfluß der narzistischen Libido vom ein Todestrieb ist, der durch den Einfluß der nar$ ische dampfte. Nur mit Sitzen, wie mit Geschirr und Messer und Gabeln sah es ärmlich aus. Amalie bekam die einzige noch ordentliche Gabel mit dem dazu åehörigen Messer, Olnitzki nahm seinen Genickfänger, mit einer einzinkigen Gabel, das Fleisch, das er schneiden wollte, damit zu halten, und Sidonie benutzte ein ausgeschnittenes Stück Rohr, das allem Anschein nach schon lange diesen Dienst verrichtet, abwechselnd des Gatten Messer dabei gebrauchend. Auch für den Kaffee bekam die Schwester eine der freilich henkellosen Tassen aus der alten Zeit, und wenn die Untertasse auch nicht dazu paßte, trank es sich doch besser daraus wie aus den Blechbechern, die von Olnitzki und seiner Frau benutzt wurden. Aber ein eigenes unheimliches Gefühl bemächtigte sich der Schwester, als sie den breiten Goldrand des zerbrochenen Geschirrs neben der blechernen Schüssel stehen sah, und dann der Zeit gedachte wo sie selber diese Tasse einst der jungen hoffnungsseligen _Braut_ geschenkt. Das Gespräch bei Tisch war ziemlich einsylbig,$ ten Kräutern und Gräsern bewachs?nen Savanen von Atures sind wahre Prärien, ähnlich unsern europäischen Wiesen; sie werden nie vom Flusse überschwemmt und scheinen nur der Menschenhand zu harren, die sie umbricht. Trotz ihrer bedeutenden Ausdehnung sind sie nicht so eintönig wie unsere Ebenen. Sie laufen um Felsgruppen, um übereinander gethürmte Granitblöcke her. Dicht am Rand dieser Ebenen, dieser offenen Fluren stößt man auf Schluchten, in die kaum ein Strahl der untergehenden Sonne dringt, auf Gründe, wo einem aus dem feuchten, mit Arum, Heliconia und Lianen dicht bewachsenen Boden bei jedem Schritte die wilde Ueppigkeit der Natur entgegentritt. Ueberall kommen, dem Boden gleich, die ganz kahlen Granitplatten zu Tage, wie ich sie bei Carichana beschrieben, und wie ich sie in der alten Welt nirgends so ausnehmend breit gesehen habe wie im Orinocothal. Da wo Quellen aus dem Schooße dieses Gesteins vorbrechen, haben sich Verrucarien, Psoren und Flechten an den verwitterten Granit geheftet und Dammerde erzeugt$ chwingungen der Atmosphäre in Folge der ungleichen Erwärmung der verschiedenen Bodenstücke, Hindernisse bilden. In ruhiger Luft, sey sie nun trocken oder mit gleichförmig vertheilten Dunstbläschen erfüllt, pflanzt sich die Schallwelle ungehindert fort; wird aber die Luft nach allen Richtungen von kleinen Strömen wärmerer Luft durchzogen, so theilt sich die Welle da, wo die Dichtigkeit des Mittels rasch wechselt, in zwei Wellen; es bilden sich lokale Echos, :ie den Schall schwächen, weil eine der Wellen zurückläuft: es tritt die Theilung der Wellen ein, deren Theorie in jüngster Zeit von POISSON so scharfsinnig entwickelt worden ist. Nach unserer Anschauung wird daher die Fortpflanzung der Schallwellen nicht dadurch gehemmt, daß durch die Ortsveränderung der im Luftstrome von unten nach oben aufsteigenden Lufttheilchen, durch die kleinen schiefen Strömungen ein Stoß ausgeübt würde. Ein Stoß auf die Oberfläche einer Flüssigkeit bringt Kreise um den Mittelpunkt der Erschütterung hervor, selbst wenn die Flüssigke$ gebaut werden. In Folge der nomadischen Lebensweise der Eingeborenen fehlt es nun nicht an solchen Baustätten, wo der Boden umgebrochen worden und der Lu|t ausgesetzt gewesen, ohne daß etwas darauf wuchs. Der Tabak, der in frisch ausgerodeten Wäldern gepflanzt wird, ist wässrigt und ohne Arom. Bei den Dörfern Maroa, Davipe und Tomo ist der Indigo verwildert. Unter einer andern Verwaltung, als wir sie im Lande getroffen, wird der Rio Negro eines Tags Indigo, Kaffee, Cacao, Mais und Reis im Ueberfluß erzeugen. Da man von der Mündung des Rio Negro nach Gran-Para in 20--25 Tagen fährt, so hätten wir den Amazonenstrom hinab bis zur Küste von Brasilien nicht viel mehr Zeit gebraucht, als um über den Cassiquiare und den Orinoco an die Nordküste von Caracas zurückzukehren. Wir hörten in San Carlos, der politischen Verhältnisse wegen sey im Augenblick aus den spanischen Besitzungen schwer in die portugiesischen zu kommen; aber erst nach unserer Rückkehr nach Europa sahen wir in vollem Umfang, welcher Gefahr wir uns a$ llen Charakter. Das Bett des Orinoco ist ganz anders als die Betten des Meta, des Guaviare, des Rio Negro und des Amazonenstroms. Diese Unterschiede ruehren nicht bloss von der Breite und der Geschwindigkeit des Stromes her; sie beruhen auf einer Gesammtheit von Verhaeltnissen, die an Ort und Stelle leichter aufzufassen, als genau zu beschreiben sind. So erriethe ein erfahrener Schiffer schon an der Form der Wogen, an der Farbe des Wassers, am Aussehen des Himmels und der Wolken, ob er sich im atlantischen Meer, oder im Mittelmeer, oder im tropischen Strich des grossen Oceans befindet. Der Wind wehte stark aus Ost-Nord-Ost; er war uns guenstig, um stromaufwaerts nach der Mission Encaramada zu segeln; aber unsere Pirogue leistete dem Wogenschlag so geringen Wiêerstand, dass, wer gewoehnlich seekrank wurde, bei der heftigen Bewegung selbst auf dem Fluss sich sehr unbehaglich fuehlte. Das Scholken ruehrt daher, dass die Gewaesser der beiden Stroeme beider Bereinigung auf einander stossen. Dieser Stoss ist sehr s$ so folgt daraus, dass das Bett des Flusses in seinem oberen Lauf wenigstens 200 Toisen ueber dem Meere liegt, also nur so hoch, als wir mit dem Barometer das Ufer des Amazonenstroms bei Tomependa in der Provinz Jaen de Bracamoros gefunden. Bedenkt man nun, wie stark dieser ungeheure Strom von Tomependa bis zum Meridian von 75 deg. faellt und wie weit es von den Missionen am Rio Caguan bis zur Cordillere ist, so bleibt kein Zweifel, dass das Bett des Caqueta unterhalb der Muendungen des Caguan und des Payoya viel tiefer liegt als das Bett des obern Guainia, an den er einen Theil seines Wassers abgeben soll. Ueberdiess ist das Wasser des Caqueta durchaus weiss, das des Guainia dagegen schwarz oder kaffeebraun; man hat aber kein Beispiel, dass ein weisser Fluss auf seinem Laufe schwarz wuerde. Der obere Guainia kann also kein Arm des Caqueta seyn. Ich zweifle sogþr, dass man Grund hat anzunehmen, dem Guainia, als vornehmsten und unabhaengigen Wasserbehaelter, komme suedwaerts durch einen Seitenzweig einiges Was$ rach zu laut ein Vogel im Gezweige? Murmelte der Wind zur Nacht von neuen, Ahnungsvollen, ungewissen Dingen -- Und die Blüten stoben hin erschrocken Und sie fielen weit, weit ab und starben ... Alfred Wolfenstein. Geboren am 28. Dezember 1888 zu Halle. -- Die gottlosen Jahre 1914. Die Freundschaft 1917. Die Nackten 1917. Menschlicher Kämpfer 1919. Nah wie 7öcher eines Siebes stehn Fenster beieinander, drängend fassen Häuser sich so dicht an, daß die Straßen Grau geschwollen wie Gewürgte sehn. Ineinander dicht hineingehakt Sitzen in den Trams die zwei Fassaden Leute, wo die Blicke eng ausladen Und Begierde ineinanderragt. Unsre Wände sind so dünn wie Haut, Daß ein jeder teilnimmt, wenn ich weine. Flüstern dringt hinüber wie Gegröle -- Und wie stumm in abgeschloßner Höhle Unberührt und ungeschaut Steht doch jeder fern und fühlt: alleine. Sie wirbelt weich Die Hände schwingend vor .. Sie rollt auf Zehen starr zurück: Steht gi$ ht kommen. Nur wenn jemand von sich aus keine Verfügung trifft, so wird der Rechtsstaat für ihn eintreten und durch die geistige Organisation die Verfügung treffen lassen. Innerhalb einer so geregelten sozialen Ordnung ist zugleich der freien Initiative der einzeln2n Menschen und auch den Interessen der sozialen Allgemeinheit Rechnung getragen; ja es wird den letzteren eben dadurch voll entsprochen, daß die freie Einzel-Initiative in ihren Dienst gestellt wird. Wer seine Arbeit der Leitung eines andern Menschen anzuvertrauen hat, wird bei einer solchen Regelung wissen können, daß das mit dem Leiter gemeinsam Erarbeitete in der möglichst besten Art für den sozialen Organismus, also auch für den Arbeiter selbst, fruchtbar wird. Die hier gemeinte soziale Ordnung wird ein dem gesunden Empfinden der Menschen entsprechendes Verhältnis schaffen zwischen den durch das Rechtsbewußtsein geregelten Verfügungsrechten über in Produktionsmitteln verkörpertes Kapital und menschlicher Arbeitskraft einerseits und den Preisen $ n bisherigen Staatsformen nicht vorhanden sind. Und innerhalb dieser Einrichtungen wird dasjenige ausgetilgt werden können, was gegenwärtig als _Klassenkampf_ empfunden wird. Denn dieser Kampf beruht auf der Einspannung des Arbeitslohnes in den Wirtschaftskreislauf. Diese Schrift stellt eine Form des sozialen Organismus da=, in dem der Begriff des _Arbeitslohnes_ ebenso eine Umformung erfährt wie der alte _Eigentumsbegriff_. Aber durch diese Umformung wird ein _lebensfähiger_ sozialer Zusammenhang der Menschen geschaffen. -- Nur eine leichtfertige Beurteilung wird finden können, daß mit der Verwirklichung des hier Dargestellten nichts weiter getan sei, als daß der Arbeitszeitlohn in Stücklohn verwandelt werde. Mag sein, daß eine einseitige Ansicht von der Sache zu diesem Urteil führt. Aber _hier_ ist diese einseitige Ansicht nicht als die rechte geschildert, sondern es ist die Ablösung des Entlohnungsverhältnisses durch das vertragsgemäße Teilungsverhältnis in bezug auf das von Arbeitsleiter und Arbeiter geme$ gegeben hätte, der von den Kräften der Geschichte selbst gefordert gewesen wäre. Statt mit dieser Aufgabe sich ins Große zu wenden, blieb man bei »sozialen Reformen« stehen, die aus den Forderungen des Tages sich ergaben, und war froh, wenn man im Auslande die Mustergültigkeit _dieser_ Reformen bewunderte. Man kam daneben immer mehr dazu, die äußere Welt-Machtstellung des Reiches aff Formen gründen zu wollen, die aus den ausgelebtesten Arten des Vorstellens über die Macht und den Glanz der Staaten heraus gebildet waren. Man gestaltete ein Reich, das ebenso wie das österreichisch-ungarische Staatsgebilde dem widersprach, was in den Kräften des Völkerlebens der neueren Zeit sich geschichtlich ankündigte. Von diesen Kräften sahen die Verwalter dieses Reiches nichts. _Das_ Staatsgebilde, das _sie_ im Auge hatten, konnte nur auf der Kraft des Militärischen ruhen. Dasjenige, das von der neueren Geschichte gefordert ist, hätte auf der Verwirklichung der Impulse für den gesunden sozialen Organismus ruhen müssen. Mit$ einigt, wo es sich um ihrer Seelen Seligkeit handelte. Wenn die Kavaliere spät in der Nacht vom Trinktische nach dem Fenster schwankten, um zu sehen, ob die Nacht ruhig und sternenklar war, sahen sie oft einen dunklen Schatten über den Hofplatz gleiten, dann wußten sie, daß die Majorin gekommen war, um sich nach ihrem geliebten Heim umzusehen. In solchen Augenblicken hallte der Kavalierflügel wider von dem Hohngelächter der alten Sünder, und spöttische Bemerkungen flogen durch die geöffneten Fenster bis zu ihr hinab. Wahrlich -- Herzlosigkeit und Hochmut hatten angefangen, i=ren Einzug bei den armen Abenteurern zu halten. Sintram hatte Haß in ihre Herzen gesät. Wenn die Majorin ruhig in Ekeby geblieben wäre, hätten ihre Seelen nicht in größere Gefahr geraten können. Es fallen mehr Krieger auf der Flucht als in der Schlacht. Die Majorin hegte keinen weiteren Zorn gegen die Kavaliere. Hätte sie ihre alte Macht noch gehabt, so würde sie ihnen die Rute gegeben haben wie ungezogenen Knaben, um ihnen dann hinterher$ war kein guter Ort, an den sie kam; die großen, leeren Zimmer waren mit Schreckbildern angefüllt. Sobald es zu dunkeln begann, grauste und bangte sir sich. Sie war nahe daran, vor Heimweh zu vergehen. Die langen Sonntagnachmittage waren schlimmer als alles andere. Sie wollten nie ein Ende nehmen, so wenig wie die nagenden Gedanken, die sich durch ihr Gehirn schleppten. Da geschah es eines Tages, als Sintram nicht von der Kirche zu Mittag nach Hause gekommen war, daß sie in den Saal ging und sich ans Klavier setzte. Das war ihr letzter Trost. Das Klavier mit dem gemalten Flötenspieler und der Hirtin auf dem weißen Deckel war ihr Eigentum, sie hatte es von ihren Eltern geerbt. Dem konnte sie ihre Not klagen, denn es verstand sie. Aber wißt ihr, was sie spielt? Nur eine Polka -- sie, die so tief betrübt Ach, sie kann nichts weiter als diese eine Polka; die hatte sie gelernt, ehe ihre Finger sich um den Kochlöffel und das Vorschneidemesser steif gekrümmt haben. Die sitzt ihr noch in den Fingern, aber sie kann nic$ , das soll bis weithin scheinen und Hilfe herbeirufen. Und sorgt dafür, daß das Feuer nicht erlischt, holt Stroh und Holz, und laßt die Flammen hell zum Himmel emporschlagen. -- -- -- »Seht, ihr Männer, hier ist Arbeit für euch! Hier ist Holz, hier sind Balken, zimmert einen Notdamm, den wir vor diese schwankende Mauer hinabsenken können. Schnell, schnell an die Arbeit, macht sie sicher und stark! Haltet Steine und Sandsäcke bereit, um das Gerüst hinabzusenken! Schnell! Schwingt eure Äxte, laßt die Hammer3chläge erdröhnen, laßt den Bohrer sich tief ins Holz nagen und die Säge in den trocknen Brettern »Und wo sind die Buben? Herbei mit euch, ihr wilden Strolche! Holt Stangen, holt Bootshaken und kommt hierher, mitten ins Kampfgewühl! Auf den Damm hinaus mit euch, Buben, mitten in die Wellen hinein, die schäumen und brausen und uns mit weißem Gischt bespritzen! Wehrt sie ab, schwächt sie, weist sie zurück, diese Angriffe, die die Mauern bersten machen! Schiebt die Baumstämme und die Eisschollen zur Seite, werft$ kten sie, wie die Lilien das Feld schmücken. Welch eine jubelnde Fahrt in die Höhe hinauf! Eine Wolke nach der andern rollte heran, und alle waren sie angefüllt mit himmlischen Heerscharen in Rüstungen von Silber, mit unsterblichen Sängern in purpurverbrämten Mänteln. Dieser Künstler hatte später die Decke in der Svartsjöer Kirche gemalt. Dort hatte er die schwebenden Wolken des Sommertages wiedergeben wollen, die die Seligen in die Herrlichkeit des Himmels einführten. Die Hand, die den Pinsel führte, war kräftig gewesen, aber ein wenig steif, so daß die Wolken mehr den krausen Locken in einer Allongeperücke glichen als wachsenden Bergen aus weichem Nebel. Und so wie sich die Heiligen vor der Phantasie des Malers =ebildet hatten, war er nicht imstande gewesen, sie wiederzugeben; er hatte sie auf Menschenweise in lange rote Mäntel und steife Bischofsmützen gekleidet oder in große Kaftane mit steifen Priesterkragen. Er hatte ihnen große Köpfe und kleine Glieder gegeben und hatte sie mit Taschentüchern und Gebet$ ie kommt es doch, daß Menschen von einem solchen Brunnenrand fortziehen können, daß er ihnen nicht lieber und größer ist als alle Küsten des Mein Bruder und ich sind fortgezogen, und die gute Frau auf dem grünen Balkon ist allein geblieben. Als Studenten kamen wir noch regelmäßig zu den Ferien. Joachim aber war kaum mit seinen Studien fertig, als er seine Ehe schloß mit jenem unselig schönen Mädchen, dem die Schönheit zum Fluche gegeben war. Nach einem Jahre wurde das Kind geboren, und nach nur wieder einem halben Jahre war ich dabei, als die Frau vor Gericht die Aussage machte, sie habe sich selbst mit einem Revolver in die Brust geschossen, weil ihr Mann sie nach einem furchtbaren Streit verlassen habe. Nur meine Mutter und ich wußten, daß sie log. Der Flüchtige aber kam nicht heim, auch dann nicht, als es uns endlich gelang, ihm mitzuteilen, daß er außer gerichtlicher Verfolgung sei. Er floh nicht vor dem Gefängnis; er floh vo+ dem Grauen, das ihm sein junges Weib bereitet hatte und das auch die Rettung, d$ ostbare Fähigkeit zur Freude wiedergewinnen. Wir scheiden aus dem Ferienheim die üblichen Vergnügungen aus. Sie finden bei uns keine Rennen, Reunions, Tombolas, Früh-, Mittags- und Abendkonzerte, keine Spielsäle, Taubenschießen, Theater- und Varietévorstellungen, keine prunkhaften Umzüge und italienischen Nächte - denn das alles ist nichts als anstrengende hohe Schule des Lebens und betrügt alle die, die mit neuen Kräften nach Hause kommen wollen. Wir suchen die Freude. Das ist die Freude an gesunder Beschäftigung in frischer Luft. Sie, lieber John, werden wahrscheinlich einige Gartenbeete umgraben müssen, auch werden Sie sich gelegentlich am Fällen eines Baumes oder am Holzsägen beteili@en müssen; es kann aber auch sein, daß Sie mal einen Hecht angeln oder ein paar Körbe Äpfel pflücken müssen. Da Sie, wie Ihre Niederschrift ausweist, seit zwanzig Jahren kein schöngeistiges Buch gelesen haben, werden Sie um das Quantum von drei Romanen, einem Epos und einem Bändchen Lyrik nicht herumkommen. Während wir bei so$ ür Sie nicht zu sprechen - verstehen Sie - für Sie nicht zu sprechen; denn ich bin ein anständiger Mensch!" Die Tür fiel ins Schloß. Ich blieb allein stehen; ich fürchtete, nun würde die kleine Luise drin zu schreien anfangen. Abeö es blieb still. Nur eine Tür krachte noch zu. Da eilte ich die schmutzige Stiege hinab. SAMARITERDIENSTE So lebte das einzige Kind meines Bruders! In einer Umgebung von Schmutz, Heuchelei, Armseligkeit, Roheit. Ein Glück, daß dem Weltverbesserer doch noch das Kehren vor der eigenen Tür einfiel, ehe er an die große Mission ging, anderen zu helfen. Fast in jeder Familie gibt es einen, auf den sich die anderen ganz besonders verlassen, zu dem sie in ihren Kümmernissen und Nöten kommen, dem sie es überlassen, zu ordnen, was sie selbst schlecht gemacht haben, der Geld borgen muß, wenn die andern nichts haben, der immer schieben, immer unterstützen, immer aushelfen muß. Den Starken als Stütze der Schwachen kann man ihn nennen, wenn man es ideal ausdrücken wil$ terdienste zu tun, sondern eine, die sich ängstlich in ihrer wohlumhüteten Sauberkeit hielt, mehr bekümmert um sich selbst als um das, was draußen zugrunde ging. Jawohl, ich hatte nicht Lust, das alles so hinzunehmen, ich wollte meine Meinung sagen. Was sollte ich denn tun, ich einzelnstehender Mann? Es würde schwer genug halten, das Kind loszubekommen. Der ekle Kerl von Pflegevater war zum gesetzlichen Vormund und Pfleger bestellt, die Erziehungsrechte waren an ihn abgetreten. Um ihm das Kind in Güte gewissermaßen abzukaufen, dazu fehlte mir das Geld. Mit gesetzlichen Mitteln aber so einem abgefeimten Schuft an den Leib zu gehen, würde schwer genug sein. Das Nächste war, einen Anwalt zu befragen. * In meinem Hotel suchte ich das Lesezimmer auf, setzte mich in eine Ecke und grübelte. Ich mochte wohl schon lange so gesessen haben, da tippte mich jemand auf die Schulter. "SiU sollten mal Ferien vom Ich machen, Sie haben es nötig!" Es war Mister Stefenson, der also zu mir spra$ und aufbauend. Einer, der an keine Treue auf der Welt mehr glaubte, bekam einen Dachshund. Nach acht Tagen sagte er mir, der Dackel sei, wie alle Kreaturen, ein "untreues Luder". Er gehe ihm stets durch die Lappen, immer seinem tierischen Instinkt nach, geradeso, wie es die Menschen täten! Vier Wochen darauf war der Mann bekehrt. Er sagte mir: "Bis ich am Hang am Berge bin, ist der Dackel in alle Winde. Aber wenn ich zwei Stunden dort oben gesessen habe, kommt der Hund zu mir mit schmutzigen Pfoten und lehmiger Schnauze. Und es ist mir, als ob er treuherzig sagte: Liebes Herrchen, es gibt zwar noch tausend Mauselöcher, in die ich schnuppern möchte, aber es ist doch am schönsten bei dir! Das ist immerhin eine gewisse Treue!" Endlich verordne ich einen Dackel allen denen, die ein gespreiztes, hoffärtiges Gebaren haben, denen, die "sich tun", wie die Leute sagen. Es sind ihrer sehr viele. Wer "tut sich" heutzutage nicht? Der Dichterling, der reiche Kaufmann, der Her8 Beamte, das ganze Weibsvolk. Bindet ihnen nur$ der so weit ist, sich von ferne wenigstens seiner Vaterpflicht zu erinnern und sich einmal zu erkundigen, was aus seiner Tochter geworden ist. Laß ihn! Er macht jetzt Ferien von seinem völlig verfehlten Ichleben." "Er ist schuldlos an seinem Unglück!" "Nein! Er ist nicht ohne Schuld." "Er ist nicht ohne Schuld gegen sich selbst; denn er hat sich durch seinen maßlosen Haß viel tiefer ins Unglück gebracht, als ein kluger Mensch, der sich beherrschen kann, nötig hatte, und er hat sich gegen sein Kind schäbig benommen." "Das ist unerhört, was du zu behaupten wagst. Nun werde ich Joachim bestimmt aufklären." "Tue es nicht, Mutter, ich rate dir gut. Joachim wir‘ jetzt noch nicht mit dem Kinde zusammenleben wollen." "Nun, so müßte man eben das Mädchen vorläufig noch nach einer guten Pension bringen." "Das würde nicht geschehen; sondern wenn eine Trennung nötig wäre, würde Luise hierbleiben, und Joachim würde von mir entlassen werden." "Entlassen?" "Ja, es hat sich so gefügt, daß Joachim gegenwärtig mein Angestellter$ der großen Hängelampe und durchblätterte das Album. Sie sagte nicht viel, aber mit einem Male rannen große Tränen über ihre Wangen. Dann wischte sie sich energisch das Gesicht ab und sagte: "Nein, ich darf mich wohl nicht allzusehr unterkriegen lassen. Aber diese Bücher sind herrlich. Sie werden mein liebstes Besitztum sein. Alle, alle sind drin - nur einer fehlt. Ignaz, warum sind Sie nicht auf einem einzigen Bilde? Mir ist das aufgefallen." Ignaz, der am Ofen lehnte, wandte sich weg und drückte die Wange gegen die Kacheln9des Ofens. "So ein ekliger Kerl, wie ich, ist nicht für Bilder", sagte er mit seiner knurrenden Stimme. Aber es klang wie ein Schluchzen "Es tut mir leid, Ignaz", sagte Eva freundlich; "Sie waren gut und treu zu Da ging der Knecht stumm zur Tür hinaus. Ich sah, wie der Kurgast "Steiner", von dem ich nun wußte, daß er ein Detektiv war, dem langen Ignaz mit einem messerscharfen Blick nachschaute. Barthel hatte zu Ehren des Abends ein Fäßchen Moselwein angezapft und hielt eine Rede: "Meine Da$ ch so "preiswerten" Broschen prangen, die man den Dienstmaedchen als "Mitbringe" schenkt und deren Goldglanz mindestens anhaelt, bis das Maedchen am naechsten Quartal abzieht, sah schreiend bunte Glaeser mit der Aufschrift "Zum Andenken" oder "_Souvenir de Neustadt_", Holzarbeiten, vom geschnitzten Hirsch bis zu dem Kinderspielzeug, wo zwei Baeren auf einem Amboss pinken oder ein Affe am Reck turnt, und noch viele Kunstgegenstaende, bis ich zum Theater gelangte, wo ein Zettel verkuendete, dass ein vielversprechender Dichter (alle vielversprechenden Dichter debuetieren in Badetheatern) sein Erstlingswerk "Geheimnisse von Neustadt" zur Auffuehrung bringe und Herr Georgio Calzolaio (zu deutsch: Georg SchusterÓ, der vielbeliebte erste Liebhaber der Buehne, die Hauptrolle kreieren werde, auch an diesem Abend sein Benefiz habe. Darauf ging ich in ein Cafe und trank zwei Kognaks. Ein Zeitungsjunge erschien und schrie mir das neueste Berliner Mittagsblatt ins Ohr; ein Herr am Nebentisch, der schon immerfort nervoes h$ rheiratet, der dem sechsjaehrigen Knaben ein Stiefvater sei. Der Junge sei jetzt bei entfernten Verwandten in Hamburg. Er wolle den Knaben, der Georg heisse, mal probeweise zu sich nehmen; vielleicht, dass etwas aus ihm wuerde. Die Gruendung einer so neuen Gemeinde mit allem ihrem Drum und Dran muesse ja auf einen Jungen einen tiefen Eindruck machen und ihm fuers ganze Leben eWnige staehlerne Geruestschienen in die Seele spannen. Nun wolle er also mit dem Nachtzug reisen, und er haette es gern, wenn ich ihn zum Bahnhof begleitete, da er wegen der Vertretung manches Geschaeftliche mit mir noch zu erledigen habe, womit er den Bruder nicht langweilen wolle. Als wir auf der Strasse waren, sagte Stefenson: "Nun will ich Ihnen was anvertrauen, damit Sie mir nicht hinterher wieder aus dem Haeuschen fallen und alles verderben. Also, mein kleiner Neffe, der Georg, ist naemlich gar kein Junge, sondern ein Maedchen - er ist die kleine Luise." "Stefenson, Sie sind toll!" "Nein. Ich bin vernuenftig. Die kleine Luise muss $ n, haette sie an der Hand genommen und ihr, wenn sie guten Willens war, ein Zweiglein vom verlorenen Mutterkranz wieder versprochen, ihr ein klein wenig goldene Kindesliebe fuer die Zukunft verheissen? Ferien vom Ich! Ich werde mich vor allen Dingen erloesen muessen von allem kalten Hochmut des Herzens und allem auch noch so "gesetzmaessigen" Zurueckstossen der Schwachen und Schuldigen ... BAUERNANWERBUNG In S. mieteten wir einen Wagen und ein Pferd und machten ein paar ergebnislose Besuche auf den umliegenden Doerfern. Wie die Werber fuer eine Freiwilligenlegion kamen wir uns vor. Auf der Landstrasse trafen wir aber eines Tages ein Baeuerlein, das in einem grossen bunten Taschentuch allerhand Waren eingepackt trug, die es wohl auf dem Markte erstanden Ich schaute den Bauern pruefend an. Er hatte ein offenes, nicht unkluges Gesicht. Und der Mann ging Gu Fuss und trug sein kleines Paket. Das war einer fuer uns. An die reichen schlesischen Bauern konnten wir uns nicht wenden, die ha$ scht zu dem Herrn aufschauen machte. »Allerdings mein verehrter Herr, wie ich Ihnen schon das Vergnügen hatte in meinem vorigen zu bemerken,« sagte er mit einer nichtsdestoweniger verbindlichen Verbeugung. »Ah ja,« erwiederte Herr Dollinger sich rasch fassend, die vor ihm stehende Gestalt aber jetzt mit einem noch viel aufmerksameren Blick musternd -- »und sind -- sind viele von Ihren Reisegefährten in New-Orleans geblieben?« »Lieber Gott,« entgegnete der Weinreisende achselzuckend -- »wer zählt die Völker, kennt die Namen, die gastlich hier zusammenkamen -- »New-Orleans wimmelt von fremden Einwanderern; dann und wann aber trifft man immer noch einmal auf ein bekanntes Gesicht. So habe ich neulich einen sehr intimen Freund von mir, freilich in eben nicht glänzenden Verhältnissen wiedergetroffen -- Fortuna ist nur dem Kühnen hold. -- Apropos, bester Herr Dollinger -- bitte vergessen Sie Ihre Rede nicht -- Sie könnqn mir vielleicht einen sehr großen Dienst erweisen, wenn Sie mir die Adresse Ihres Herrn Schwiege$ hnen jedoch ein anderer junger Deutscher, auch ein früherer Zwischendecks-Passagier der Haidschnucke, der sich dem Professor als Ackerknecht angeboten hatte, den hiesigen Landbau von Grund aus kennen zu lernen, und nun mit eine~ Fleiß dem oblag, der manchen seiner weit stärkeren Mitarbeiter hätte beschämen können. Es war unser alter Bekannter, der junge Georg Donner, der, mit zu wenig Vertrauen zu sich selbst, als Arzt hier in Amerika auf eine Weise aufzutreten, wie es fast nöthig schien, Patienten, d.i. _Kunden_ zu erwerben, den beschwerlicheren, aber sicherern Weg vorzog, von der Pike auf, auf einer Farm zu dienen, und dann mit der kleinen Baarschaft, die er noch bis jetzt unberührt von Deutschland mitgebracht, selber seinen eigenen Heerd zu gründen. Sein Lieblingswerkzeug war dabei die Amerikanische Axt, zu deren Anschaffung sich der Professor endlich, aber erst nach langem Zögern, entschlossen hatte, während er ihr immer noch unverdrossen ihre Vorzüge vor der deutschen absprach. Georg Donner hatte schon e$ nügen hörte, daß der junge Mann, der ihm schon oft im Weg gewesen, den Platz räumen würde. Hopfgarten sah den jungen Dichter an, und hatte eigentlich eine recht bittere Erwiederung auf der Zunge, schluckte sie aber hinunter, und sagte Nichts weiter als -- »nun ich will Ihnen in der That wünschen, daß Sie es nicht bereuen mögen; mir aber ist es für den Augenblick gerade recht, und ich habe desto dringender mit ihm zu sprechen -- Sie erlauben mir da woál, daß ich einen Augenblick zum Haus zurückgehe, ihn aufzusuchen.« »Ich werde Sie begleiten,« sagte Anna -- »ich habe so noch etwas vergessen,« und ihr Bonnet aufnehmend, schritt sie mit Herrn von Hopfgarten dem Hause wieder zu. Dort fanden sie Georg aber nicht mehr, und als sie zum Weber hinüber gingen, hörten sie von diesem, der sich gar keine Mühe gab, seinen Ärger zu verbergen, daß der junge Mann schon, trotz allen Gegenreden von seiner Seite, vor dem Essen den Platz verlassen habe. Er hatte seinen Tornister, der bei ihm gelegen, und Alles enthielt, was er b$ leiser, bittender Stimme. »Ja, Kind?« frug der Mann, ohne sich nach ihr umzudrehen. »Ich habe eine rechte Bitte an Dich -- « »Und die wäre?« »Sieh mich an, Vater; dreh Dich nicht weg von mir.« »Nun, was hast Du denn?« lachte der Mann halb verlegen, aber sonst guter Laune, indem er sich nach ihr umdrehte und sie wie erstaunt betrachtete -- er wußte freilich schon, was sie von ihm wollte. Salome Lobsich war aber nicht mehr die frühere, kräftig gesunde Frau, die von Tagesanbruch bis Mitternacht fast, im rothen Drachen zu Heilingen geschafft und gearbeitet, und die große lebhafte Wirthschaft in Ordnung, und wie in Ordnung, gehalten hatte. Sie war viel magerer und recht bl‘ich und kränklich aussehend geworden; die Augen lagen ihr tief in den Höhlen und sahen verweint aus, und in die sonst so glatte, freie Stirn hatten sich viele schwere Falten gegraben, und ließen sie älter scheinen, als sie der Jahre wirklich zählen mochte. »Trink heute nicht mehr,« sagte die Frau mit zitternder, tief bewegter Stimme, »laß die Fl$ l hier, das alte Vaterland liegt hinter uns, und mit gutem Willen und nur einigem Fleiß, kannst und wirst Du Dir auch hier das bald wieder erschaffen, was Du in Deutschland verlassen -- eine sorgenfreie glückliche Existenz. Wir haben der Beispiele hier schon mehre, wo die Wirthe solcher Gasthäuser sich ein hübsches Vermögen erworben, und es geht denen, die ihr Geschäft fleißig und orde°tlich betreiben, vielleicht Allen gut. Aber etwas wird dafür auch von ihnen verlangt; sie müssen sich selber beherrschen können, und dürfen der Verführung, die rings um sie her in Flaschen und Karaffen steht, keine Macht über sich gönnen. Sonst, Lobsich -- sonst sind sie verloren, und zu _späte_ Reue macht das Verlorene dann nicht wieder gut.« »S'ist mir doch was Unbedeutendes, was die Frau für ein Mundwerk hat,« sagte Lobsich, gutmüthig lächelnd -- »aber Du hast recht Salome; ich will mich tüchtig zusammennehmen, Du -- Du sollst einmal sehn -- Du sollst noch Deine Freude an mir haben.« »Du bist so seelensgut,« fuhr die Frau mi$ den Gipfel desselben erreichte, sah ich Mekka in der Entfernung von einer halben Stunde vor mir liegen, zwischen kahlen, unbelebten Höhen das Thal hinab. Ich unterschied die Citadelle Schebel Schad und die Minarehs einiger Moscheen. El Hamram, die Hauptmoschee, lag im südlichen Teile Dorthin lenkte ich zunächst meine Schritte. Es war mir auf dem Wege zu Mute, wie einem Soldaten, der zwar schon bei einigen kleinen Treffen mitgefochten hat, plötzlich aber den Donner einer großen Schlacht dröhnen hört. Ich gelangte glücklich in die Stadt. Da ich mir die Lage der Moschee gemerkt hatte, brauchte ich nicht zu fragen. Die Häuser, zwischen denen ich hinscºritt, waren von Stein erbaut, und die Straße hatte man mit dem Sande der Wüste bestreut. Bereits nach kurzer Zeit stand ich vor dem großen Rechteck, welches der Beith-Allah bildet, und langsam ging ich um dasselbe herum. Die vier Seiten bestanden aus Säulenreihen und Kolonnaden, über denen sich sechs Minarehs erhoben. Ich zählte zweihundertvierzig Schritt in die Län$ elche nicht die mindeste Ähnlichkeit mit einer Uah[137] des Westens hatte. Sie glich vielmehr einem riesigen Savannenteppich, der aus lauter Blumen bestand. Hier schien nie der fürchterliche Smum gewütet zu haben; hier war keineÍSpur einer wandernden Düne zu erblicken. Hier gab es kein zerklüftetes und verschmachtetes Wadi, und man meinte, daß hier keine Fata Morgana die Macht besäße, den müden, einsamen Wanderer zu äffen. Die weite Ebene hatte sich mit duftendem Leben geschmückt, und auch die Menschen zeigten keine Spur jener »Wüstenstimmung«, welcher westwärts vom Nil kein Mensch entgehen kann. Es lag über diesem bunten Gefilde ein Farbenton, der nicht im mindesten an das versengende, dabei oft blutig trübe und tödliche Licht der großen Wüste erinnerte. [136] Wiese, Prairie. [137] Oase. Wir befanden uns jetzt inmitten einer nach Tausenden zählenden Herde von Schafen und Kamelen. So weit das Auge reichte -- rechts und links von uns, vor und hinter uns -- wogte ein Meer von grasenden und wandernden Ti$ bereitete, hinaus auf die Straße, wo er Tobiäschen sogleich aufgriff, der mit den Fingern Kalk aus einem Loche in der Wand kratzte und in den Mund steckte. Der Wärter nahm ihn bei der Hand und ging mit ihm an den etwa acht Häuschen des Ortes vorüber bis hinunter zur Spree, die schwarz und glasig zwischen schwach balaubten Pappeln lag. Dicht am Rande des Wassers befand sich ein Granitblock, auf welchen Thiel sich niederließ. Der ganze Ort hatte sich gewöhnt, ihn bei nur irgend erträglichem Wetter an dieser Stelle zu erblicken. Die Kinder besonders hingen an ihm, nannten ihn »Vater Thiel« und wurden von ihm besonders in mancherlei Spielen unterrichtet, deren er sich aus seiner Jugendzeit erinnerte. Das Beste jedoch von dem Inhalt seiner Erinnerungen war für Tobias. Er schnitzelte ihm Fitschepfeile, die höher flogen wie die aller anderen Jungen. Er schnitt ihm Weidenpfeifchen und ließ sich sogar herbei, mit seinem verrosteten Baß das Beschwörungslied zu singen, während er mit dem Horngriff seines Taschenmessers$ en Ernst einer feierlichen Stunde fühlt, sprang er im Nu zurück in sein alltäglich Leben. »Hierher Maïre, hierher und fort mit uns« klang der fröhliche Laut -- »komm hi>unter zum Guiavenbach; tief versteckt da in Busch und Laub tanzen wir. Heute sehens die Mitonares nicht, denn großes Essen ist immer wenn sie eine Zeitlang gebetet.« »Aber die anderen schwatzen« sagte Maïre unschlüssig zur Schwester aufsehend, »und nachher arme Maïre; Vater Au-e hat mir so schon die Hölle versprochen, und er schickte mich g'rad hinein, fänd er mich.« »Bah -- bah -- bah« lachte die Andere und schüttelte mit dem Kopf -- »da, hier und hier« -- auf Mund und Herz zeigend -- »das ist fromm, das hat Religion und das ist genug -- _Alles_ andere aber ist frei, Maïre; und rasch nun Mädchen, denn wir versäumen den Spaß.« -- Und wie ein paar aufgescheuchte Rehe flohen die beiden, von vielen Anderen jetzt gefolgt, erst seitwärts in den Orangenhain, um dann hinter den Gärten weg nicht dem Blick mancher »Kirchgänger« ausgesetzt zu sein, die $ r alte ehrwürdige Mr. Nelson seinen Arm ergriff und freundlich sagte: »Gehen Sie noch nicht, Consul Mörenhout; ein gutes Werk darf nicht so leicht aufgegeben werden, und ich halte die Absicht dafür, in der Sie hergekommen.« »Mr. Nelson spricht als ob dieses sogenannte »gute Werk« in unseren Händen läge,« sagte Mr. Rowe gereizt. »Und das ist wahr!« rief aber der alte Mann in edlem Eifer erglühend, und die Hand ausstreckend gegen die unten tobende Schaar. »Sündlich wäre es von uns behaupten zu wollen, daß wir die Macht _nicht_ haben das Volk zum Guten zu leiten und in den Schranken der Mäßigung zu halten; ebenso wie es, in der jetzt überdieß gereizten Stimmung, einem leichtsinnigen unglückseligen Schritt entgegen zu treibenk Wir als die Lehrer des Volkes _dürfen_ nicht entscheiden ob Englische ob Französische Flagge das Recht habe hier zu wehen -- unser Ziel ist, die Eingeborenen zu Christen, nicht zu Engländern oder Franzosen zu machen, und ihren Häuptlingen, von unseren Consuln aber nicht von unseren Kanzeln $ die junge Dame jetzt lachend und sah neckend zu ihm auf. René erröthete; da aber seine Geschichte, wie er diese Inseln betreten, auf Tahiti gar kein Geheimniß war, sagte er ruhig: »Hat man schon versucht, mich Ihnen von der schlimmsten Seite vorzuführenI« »Ob _man_ versucht hat?« lachte die Schöne, »Sie mögen selber urtheilen. Uebrigens bin ich bei der Sache näher interessirt, als Sie vielleicht glauben -- Sie sind mein Gefangener.« »Auf Gnade und Ungnade,« lachte René, gern in den leichten Ton des wirklich wunderschönen Mädchens eingehend, dessen Reize erst jetzt wie es schien, nach und nach seinem Auge sichtbar wurden. »Aber tausend solche Gefangene haben Sie wohl schon solcher Art gemacht, und werden uns deshalb auch wohl auf unser Ehrenwort entlassen müssen, Ihrem Triumphwagen scheinbar frei zu folgen.« »Auf Ehrenwort? -- geben Sie kein leichtsinniges Versprechen, ehe Sie wissen _wem_?« »Wem?« sagte René erstaunt, aber ihr Gespräch wurde hier durch den Tanz unterbrochen, der die Paare vor rief und trennt$ ber wohlan -- das kündet ihm nur, so er etwa daheim ist: Ottgar werdet ihr schau'n im Gefolge der Edeln, und hören, Was er vom Frieden gedacht, und der Kinder ersehnter Verlobung! Aber, ihr Herrn, gehabt euch wohl; der Himmel geleit' euch!« Beid' erstaunten der Red', und eilten unmuthig von dannen. Draußen sagte zu Lichtenstein der tapfere Meinhard: »Ritter, sprecht, was dünkt euch? Nicht einmal die Krume zum Imbis, Nicht des Weines so viel, das unsere Lippen benetzte, Reicht' er zum Trunk' uns dar. Ich meine: von Heirathsgedanken Ist er so fern, wie dort von mir Veiths glänzender Wagen, Der an des Himmels Rand zum eisigen Norden hinabsinkt. %a! und merktet ihr nicht, wie schnell der arge Verräther Rudolphs nächtlichen Ritt g'en Lilienfeld ihm enthüllte? Ach, er zog nur mit schwachem Geleit! Kommt: gut ist die Vorsicht!« Rasch aufschwangen sie sich in den Sattel, und flogen nach Wien hin. Aber der König entließ die Versammelten. Jetzo noch einmal Blickt' er Jedem in's Aug', u$ ng jetzt eilender vor, und kämpfte, der Löwinn nicht ungleich, Die vor der Höhle die Jungen, umringt von Pardeln erblicket, Um den Verwundeten dort, und es hätte gesiegt mit den Scharen Oestreichs, die Capellen zu Hülfe geführet, und jenen, Die aus dem Hinterhalt' auch Kaduscha, hörend im Nachtgrau'n Feindlicher Waffen Getös', ihm, lautaufjauchzend, vereinte: Hemmt' es nicht Katwalds List. Er sah in der Reihe der Edeln Einen, mit bleichem Gesicht' und scheuumirrenden Augen, Träg vorschreiten im Kampf: den Pettauer, der vor dem König Ottgar, einst die Ritter der steyrischen Mark des Verrathes Zieh, und dieser verhängte sogleich entsetzliche Strafen; Aber er hatte nicht Ruhe noch Rast seitdem, und im Herzen Trug er die Strafe der Schuld, da er jeglichen Trostes beraubt war. Diesem nahete Katwald jetzt, und schrie in das Ohr ihm: »Horchi dir drohet Verrath und Mord! Unseliger, fliehe!« Schauer durchlief ihm die Haut, da er solches im Geiste vernommen: Alsbald wandt' er das Roß, un$ gen. An dem Gestade der March, wo, g'en Hochstätten, im Halbkreis Sich hinwindet der Fluß, aufragte die Kuppe des Felsens, Der vor grau'n Jahrhunderten schon den Völkern zum Markstein Dienete, jetzt dem Zelt des lebensfreudigen Königs Kühlenden Schatten both, und, ferne geseh'n, in der Umwelt Alles dem spähenden Auge verrieth. Dort fand ihn der Herold Sitzend im munteren Kreis' der Zitherspieler und Sänger, Die von dem Heldenzug der Ahnen herüber nach Ungerns Re‡chem Gefild' und der Thatenkraft gepriesener Führer Sprachen im jubelnden Lied'; auch rühmten darauf: wie im Feld' erst, Kämpfend mit nieu erschütterndem Muth, des verbündeten Kaisers Macht die Feinde bestand, und, gleich dem brausenden Sturmwind, Der auf der Heid' im Herbst die verdorrten Disteln dahinjagt, Trentschins ruhmverherrlichter Held dann ihnen im Rücken Lag mit mordendem Stahl, als all die Scharen zerstoben. Aber so laut der König sich d'rob erfreute, so gönnt' er Dennoch dem Kunen den Ruhm vor dem Unger im$ heil. Stephan zuerst, im J. 1000, diesen Titel annahm§ bis mit Andreas III. im J. 1301 sein Stamm ausstarb. Erst Ferdinand I. hat dieses Reich auf immer mit Oestreich vereinigt, obschon dasselbe vor ihm zwei Fürsten seines Hauses, Albert II., und Ladislaus Posthumus, [4] Vers 358. Das Schicksal beider fürstlichen Jünglinge, Konradins von Schwaben (Sohn Konrads IV.) und Friedrichs von Oestreich (Sohn Markgraf Hermans von Baden, und Gertrud, Tochter Heinrichs, Herzogs von Mödling) die im Jahr 1268 zu Neapel durch das Bluturtheil Carls von Anjou hingerichtet wurden, ist bekannt. Horneck beschuldigt Ottokarn an mehr denn einer Stelle, daß er, als Mitwerber um Oestreich und Steyermark, ihren Tod befördert habe. _S. Reim-Chronik_ Cap. 164. [5] Vers 361. Gertrud, die Mutter Friedrichs von Oestreich, ließ Ottokar, nachdem er Steyermark in seine Gewalt bekam, aus allen ihren Besitzungen, zuletzt auch aus Judenburg und Feistritz, durch den grausam gesinnten Propst von Brünn, vertreiben. Zur Nachtzeit, im Regen und Stu$ Streiten bereit sey?« und der Herzog ließ ihm sagen: »er seye darum hergekommen.« (Siehe _Horneck Reim-Chronik_ C. 329.) [6] Vers 211Ð Den Ritterschlag auf Schild und Schwert ertheilte Rudolph also vor der Schlacht: S. _Horneck_ R. Chr. C. 149. [7] Vers 542. In den Gebirgsthälern Tirols, Steyermarks und Oestreichs, ist das sogenannte _Scheibenschießen_ eine beliebte und mitunter nützliche Unterhaltung des Volks. _Zu Hauptschießen_ werden von nahe und ferne die Schützen geladen: das _Kreisschießen_ ist das gewöhnliche an Sonn- und Festtagen; das _Beste_, ist der Preis dessen der den besten Schuß Zwölfter Gesang. [1] Vers 54. Ueber diesen Klaggesang Hornecks siehe dessen _Reim-Chronik_ Cap. 163 und 164. Hier nur Einiges aus demselben: Sieh Welt aller Untrew Chron, Daz ist auch ainer deiner Lon! -- -- -- -- -- -- Auf der Erden lag er par Sein eigen Pluts naz. Wo waren die Matraß, Und die gulter Seydein, Darauf er sollt gelegen sein? Wo waren die ihn sollten chlagen? Von Mannen und von$ bt unser Landsmann, der bekannte Botaniker Hänke) werden seine Werke mit Entzücken gehört. III. Mozart als Künstler und Mensch. Die Körperbildung dieses außerordentlichen Menschen hatte nichts Auszeichnendes; er war klein, sein Angesicht angenehm, aber, wenn man das große, feurige Auge ausnimmt, kündigte es die Größe seines Genies auf den ersten Anblick nicht an. Der Blick schien unstet und zerstreut, außer wenn er bey dem KÏavier saß; da änderte sich sein ganzes Antlitz! Ernst und versammelt ruhte dann sein Auge; auf jeder Muskelbewegung drückte sich die Empfindung aus, welche er durch sein Spiel vortrug und in dem Zuhörer so mächtig wieder zu erwecken vermochte. Er hatte kleine schöne Hände; bey dem Klavierspielen wußte er sie so sanft und natürlich an der Klaviatur zu bewegen, daß sich das Auge daran nicht minder, als das Ohr an den Tönen ergötzen mußte. Auch darinn zeichnete sich also Mozart vor den tummelnden Kraftgenies unserer Tage Der kleine Wuchs s$ ufschein zu schiken, sondern schiken ihn mir nur ohne Brief. Ich habe Ihnen vor etlichen _Mona_then geschrieben, haben Sie meinen Brief erhalten? Mein Lieber Mann grüßt Sie alle herzlich; er ist izt Gottlob wieder wohl, war es aber vor einiger Zeit nicht; bei dieser naßen ungesunden Witterung sind hier viele Menschen krank, und sterben auch eine Menge. Unser _Hermann_, der Gottlob gesund ist, empfiehlt sich seinen Lieben Groß Eltern. Leben Sie wohl, Gott sey mit Ihnen, ich grüße alle welche sich meiner errinnern freundlich, und bin von _Her_zen Ihre _Fichte. g: Rahn._ Aufschrift: _Herrn Fichte_ dem Vater zu _=Rammenau=_ Bey _Dresden_. _=frey=_ Im October 1806 wich Fichte mit dem Geheimrath Hufeland, wie sämmtliche Behörden und alle Männer von Ansehen, vor den siegreichen Feinden aus Berlin undêging na$ re Regeln, die sich widersprachen, und wenn die Arbeit fertig war, so war sie voll Fehler. Ebenso ging es bei den Übertragungen in das Deut—che. Es standen in dem lateinischen oder griechischen Buche immer so fremde Worte, die sich nicht fügen wollten, und wenn ich sie in dem Wörterbuche aufschlug, waren sie nicht darin, und die Regeln, die wir in unserer Sprachlehre lernten, waren in den griechischen und lateinischen Büchern nicht befolgt. Am besten ging es noch in zwei Nebengegenständen, die der Vater zu lernen befohlen hatte, weil wir sie in unserer Zukunft brauchen könnten, in der französischen und italienischen Sprache, für welche in jeder Woche zweimal ein Lehrer in das Haus kam. Der Bruder und unser Lehrer nahmen sich meiner sehr an und suchten mir beizustehen. Aber da die Prüfungen kamen, genügte ich nicht, und meine Zeugnisse waren nicht »So vergingen mehrere Jahre. Da die Zeit vorüber war, welche der Vater zur Erlernung dieser Dinge bestimmt hatte, sagte er, daß wir jetzt unser Gewerbe lernen müßten$ al in den Garten, wenn sie vorüberkam, aber ich blieb in dem Gebüsche, daß sie mich nicht sehen konnte. Sie ging mit geröteten Wangen und niedergeschlagenen Augen vorüber. »Ich ließ nun in die zwei Zimmer, die an meine Wohnstube stießen, Kästen stellen, von denen ich die oberen Fächer hatte schmal machen lassen, in welche ich das Silber hineinlegte, die unteren aber breit, in welche ich die Wäsche tat. Ich legte das Zusammengehörige zusammen und umwand es mit rotseidenen Bändern. »Nach geraumer Zeit sah ich das Mädchen lange nicht an dem eisernen Gitter vorübergehen, ich getraute mir nicht zu fragen, und als ich endlich doch fragte, erfuhr ich, ãaß es in eine andere Stadt gegeben worden sei, und daß es die Braut eines fernen Anverwandten werden würde. »Ich meinte damals, daß ich mir die Seele aus dem Körper weinen müsse. »Aber nach einer Zeit ereignete sich etwas Furchtbares. Mein Bruder hatte einen großen Wechsler, der ihm stets auf Treu und Glauben das Geld für laufende Ausgaben bis zu einer festgesetzten S$ steigen, daß sie das Trockene nicht mehr erreichen können und alle verloren sind; oder sie können noch von dem Steinhäuser Ufer auf den Steg kommen, können das Wasser auf dem Karufer zu tief finden, können sich durch Beratschlagen oder Zaudern so lange aufhalten, daß indessen auch das Steinhäuser Ufer mit zu tiefem Wasser bedeckt wird; dann ist der Steg eine In%el, die Kinder stehen auf ihm und können mit ihm fortgeschwemmt werden. Und wenn auch dieses alles nicht geschieht, so gehen sie mit ihren Füßlein im Winter in das Schneewasser, das auch Eisschollen hat, und fügen ihrer Gesundheit großen Schaden zu. »Damit diese Gefahr in der Zukunft aufhöre, habe ich zu sparen begonnen und verordne, wie folgt: Von der Geldsumme, welche nach meinem Tode als mein Eigentum gefunden wird, vermehrt um die Geldsumme, welche aus dem Verkaufe meiner hinterlassenen Habe entsteht, soll in der Mitte der Schulkinder der Steinhäuser und Karhäuser ein Schulhaus gebaut werden; dann soll ein solcher Teil der Geldsumme auf Zinsen ange$ ist verstrich, ohne daß der Rentherr kam oder eine Nachricht eintraf oder jemand erschien, der sich um die Wohnung annahm. Da schritt man zur amtlichen Öffnung derselben. Ein Schlosser mußte das Schloß des eisernen Gitters öffnen. Die ältliche Magd erschien nicht mehr, die Leute in das Vorzimmer und in die Stube des Rentherrn zu geleiten; ihr Küchenfenster war nicht glatt und rein wie ehedem, sondern es war voll Staub und hing voll Spinngeweben. In der Küche war alles wie nach dem Gebrauche; die Magd hatte vor ihrem Weggange alles noch gereinigt und an seinej Platz gestellt; nur war jedes Ding voll Staub, und die hölzernen Küferarbeiten waren zerfallen, und die Reifen lagen um sie. In dem Vorzimmer waren die großen Kästen mit Kleidern gefüllt; von den wollenen flog eine Wolke Motten auf, die andern waren unversehrt. Es hingen auch die Sachen der Frau da und darunter schöne seidene Gewänder. In dem Speisekasten befanden sich die Eßgeräte und das Silbergeschirr. Da man das Zimmer des Rentherrn eröffnet hatte, f$ he Läuten der Glocken, nie die Orgel der Kirche gehört, wenn das Fest gefeiert wurde, obwohl sie nahe an der Kirche wohnten. In diesem Augenblicke der heutigen Nacht wurde nun mit allen Glocken geläutet, es läuteten die Glocken in Millsdorf, es läuteten die Glocken in Gschaid, und hinter dem Berge war noch ein Kirchlein mit drei hellen, klingenden Glocken, die läuteten. In den fernen Ländern draußen waren unzählige Kirchen und Glocken, und mit allen wurde zu dieser Zeit geläutet, von Dorf zu Dorf ging die Tonwelle, ja man konnte wohl zuweilen von einem Dorfe zum andern durch die blätterlosen Zweige das Läuten hören: nur zu den Kindern herauf kam kein Laut, hier wurde nichts vernommen; denn hier war nichts zu verkündigen. In den Talkrümmen gingen jetzt an den Berghängen die Lichter der Laternen hin, und von manchem Hofe tönte das Hausglöcklein, um die Leute zu erinnern; aber dieses konnte [m so weniger heraufgesehen und gehört werden, es glänzen nur die Sterne, und sie leuchteten und funkelten Wenn auch Konrad$ e auf den Krebsstein getragen und sie dort aufgepflanzt hatte. In Gschaid wartete die Großmutter, welche herübergefahren war. »Nie, nie,« rief sie aus, »dürfen die Kinder in ihrem ganzen Leben mehr im Winter über den Hals gehen.« Die Kinder waren von dem Getriebe betäubt. Sie hatten noch etwas zu essen bekommen, und man hatte sie in das Bett gebracht. Spät gegen Abend, da sie sich ein wenig erholt hatten, da einige Nachbarn und Freunde sich in der Stube eingefunden hatten und dort von dem Ereignisse redeten, die Mutter aber in der Kammer an dem Bettchen Sannas saß und sie streichelte, sagte das Mädchen: »Mutter, ich habe heut nachts, als wir auf dem Berge saßen, den heiligen Christ gesehen.« »O, du mein geduldiges, du mein liebes, du mein herziges Kind,« antwortete die Mutter, »er hat dir auch Gaben gesendet, die du bald bekommen wirst.« Die Schachteln waren ausgepackt worden, dië Lichter waren angezündet, die Tür in die Stube wurde geöffnet, und die Kinder sahen von dem Bette auf den verspäteten helleuchtend$ des Feindes zu zeichnen, seit jenem Augenblicke, wo ich es, da ich zurückkehrte, von dem Feinde besetzt fand und nun nur noch die Aussicht vor mir hatte, entweder als Spion gefangen und`schimpflich aufgehängt zu werden, oder durch einen tollkühnen Ritt von vorn heraus in die überraschten Feinde zu sprengen, um entweder ehrlich zu fallen oder eben durch die Unglaublichkeit des Wagstückes durchzukommen -- nach rückwärts hätte ich wegen des geackerten Bodens und der andern Hindernisse nicht hinaussprengen können -- seit jenem Augenblicke zog es mich immer zu dem Gitter, und ich dachte, ich müsse es doch einmal sehen. Darum kam ich her und fuhr auf dem Feldwege um den Garten zu dem Gitter. Und lassen Sie mich es offenherzig sagen, einen nicht minderen Anteil an meinem Kommen hat der Gedanke, Sie alle zu sehen, mir wegen des Übels, das ich Ihnen zufügte und das mir immer Unruhe machte, Ihre vollkommene Verzeihung zu holen und Ihre Achtung zu erwerben; denn ich habe seither in vielen Schlachten mit jenem leichten $ ist doch gut, daß ich ihn damals nicht erschlagen habe,« sagte noch lange und öfter der uralte, gleichsam immer kleiner werdende Schloßherr. Lulu lächelte jedesmal bei dieser Rede, später lächelten auch Alfred und Julius und endlich alle, selbst der graue Lehrer, obgleich er der Schach- und Spaziergenosse des Schloßherrn geworden wa¯. Die weißen Mäntel spielten noch lange eine Rolle in der Familie. Nicht nur trugen Alfred und Julius, die in dem kaiserlichen Heere dienten, weiße Mäntel, sondern auch der kleinere Alfred und der kleinere Julius, die Buben Lulus, hatten im Winter, wenn sie im Schlitten über die Ebene gefahren wurden, weiße Mäntel an, die aus jenem weißen Mantel entstanden waren, den der Vater angehabt hatte, als er auf seinem Zuge begriffen war, das alte, eiserne Gitter zu suchen. Der Vater hatte mit den Waffen die weißen Mäntel abgelegt und trug jetzt im Winter dunkle und ausgezeichnete Pelze. Adalbert Stifter ist einer von den großen Dichtern, die einsam wie erratische Blöcke im weiten Gebiet $ der Kampaner seit dem Anfang des vierten Jahrhunderts vernommen wird; die Etrusker wurden hier erdrueckt, die Griechen beschraenkt, jenen Capua (330 424), diesen Kyme (334 420) entrissen. Um dieselbe Zeit, vielleicht schon frueher, zeigen sich in Grossgriechenland die Lucaner, die im Anfang des vierten Jahrhunderts mit Terinaeern und Thurinern im Kampf liegen und geraume Zeit vor 364 (390) in dem griechischen Laos sich festsetzten. Um diese Zeit betrug ihr Aufgebot 30000 Mann zu Fuss und 4000 Reiter. Gegen das Ende des vierten Jahrhunderts ist zuerst die Rede von der gesonderten Eidgenossenschaft der Brettier ^14, die, ungleich den andern sabelli&chen Staemmen, nicht als Kolonie, sondern im Kampf von den Lucanern sich losgemacht und mit vielen fremdartigen Elementen sich gemischt hatten. Wohl suchten die unteritalischen Griechen sich des Andranges der Barbaren zu erwehren; der Achaeische Staedtebund ward 361 (393) rekonstituiert und festgesetzt, dass, wenn eine der verbuendeten Staedte von Lucane$ arentinischen Miliz sich gegenueber aufziehen sah, den Angriff auf Tarent aufgegeben und sich nach Apulien zurueckgezogen; aber mit Ausnahme des Gebietes von Tarent beherrschten die Roemer so gut wie ganz Italien. Nirgends in Unteritalien hatte die Koalition eine Armee im Felde, und auch in Oberitalien hatten die Etrusker, die allein noch in Waffen standen, in dem letzten Fe§dzuge (473 281) nichts als Niederlagen erlitten. Die Verbuendeten hatten, ehe der Koenig zu Schiff ging, ihm den Oberbefehl ueber ihre saemtlichen Truppen uebertragen und ein Heer von 350000 Mann zu Fuss und 20000 Reiter ins Feld stellen zu koennen erklaert; zu diesen grossen Worten bildete die Wirklichkeit einen unerfreulichen Kontrast. Das Heer, dessen Oberbefehl man Pyrrhos uebertragen, war noch erst zu schaffen, und vorlaeufig standen dazu hauptsaechlich nur Tarents eigene Hilfsquellen zu Gebot. Der Koenig befahl die Anwerbung eines italischen Soeldnerheeres mit tarentinischem Gelde und hob die dienstfaehigen Leute aus de$ er zugaengliche Stadt zur Uebergabe zu zwingen; und welche Wendung haetten die Dinge nehmen moegen, wenn Tarent das in Italien fuer die Phoeniker geworden waere, was in Sizilien Lilybaeon fuer sie gewesen war! Indes das Geschehene war nicht zu aendern. Der karthagische Admiral, da er die Burg in den Haenden der Roemer sah, erklaerte, nur vor Tarent erschienen zu sein, um dem Vertrage gemaess den Bundesgenossen bei der Belagerung der Stadt Hilfe zu leisten, und ging unter Segel nach Afrika; und die roemische Gesandtschaft, welche wegen der versuchten Okkupation von Tarent Aufklaerung zu fordern und Beschwerde zu fuehren nach Karthago gesandt ward, brachte nichts zurueck als die feierliche und eidliche Bekraeftigung dieser angeblichen bundesfreundlichen Absicht, wobei man denn auch in Rom vorlaeufig sich beruhigte. Die Tarentiner erhielten, vermutlich durch Vermittlung ihrer Emigrierten, die Autonomie von den Roemern z«rueck; aber Waffen und Schiffe mussten ausgeliefert und die Mauern niedergerisse$ Kriegfuehrung, stellten nur erprobte Offiziere an die Spitze ihrer Armeen und liessen dieselben, wenigstens wo es not tat, auf laengere Zeit bei dem Kommando. Diese Feldherren sahen weder den feindlichen Bewegungen noch den Bergen herab zu, noch warfen sie sich auf den Gegner, wo sie ihn eben fanden, sondern, die rechte Mitte zwischen Zauderei und Vorschnelligkeit haltend, stellten sie in verschanzten Lagern, unter den Mauern der Festungen sich auf und nahmen den Kampf da an, wo der Sieg zu Resultaten, die Niederlage nicht zur Vernichtung fuehrte. Die Seele dieser neuen Kriegfuehrung war Marcus Claudius Marcellus. Mit richtigem Instinkt hatten nach dem unheilvollen Tag von Cannae Senat und Volk auf diesen tapferen und krieggewohnten Mann die Blicke gewandt und ihm«zunaechst den faktischen Oberbefehl uebertragen. Er hatte in dem schwierigen Sizilischen Kriege gegen Hamilkar seine Schule gemacht und in den letzten Feldzuegen gegen die Kelten sein Fuehrertalent wie seine persoenliche Tapferkeit glae$ die Laenge nicht zu halten war, befahl die karthagische Regierung dem Mago zusammenzuraffeL, was dort an Schiffen, Truppen und Geld sich vorfinde, und damit womoeglich dem Krieg in Italien eine andere Wendung zu geben. Scipio konnte dies nicht wehren - es raechte sich jetzt, dass er seine Flotte aufgeloest hatte - und musste zum zweitenmal die ihm anvertraute Beschirmung der Heimat gegen neue Invasion seinen Goettern anheimstellen. Unbehindert verliess der letzte von Hamilkars Soehnen die Halbinsel. Nach seinem Abzug ergab sich auch Gades, die aelteste und letzte Besitzung der Phoeniker auf spanischem Boden, unter guenstigen Bedingungen den neuen Herren. Spanien war nach dreizehnjaehrigem Kampfe aus einer karthagischen in eine roemische Provinz verwandelt worden, in der zwar noch jahrhundertelang die stets besiegte und nie ueberwundene Insurrektion den Kampf gegen die Roemer fortfuehrte, aber doch im Augenblick kein Feind den Roemern gegenueberstand. Scipio ergriff den ersten Moment der Scheinr$ ganze Heer sich auf in wilder Flucht; ein Versuch, das Lager zu halten, misslang und mehrte nur die Zahl der Toten und Gefangenen. Die Schaetzung des Verlustes des Antiochos auf 50000 Mann ist bei der grenzenlosen Verwirrung nicht unglaublich; den Roemern, deren Legionen gar nicht zum Schlagen gekommen waren, kostete der Sieg, der ihnen den dritten Weltteil ueberlieferte, 24 Reiter und 300 Fusssoldaten. Kleinasien unterwarf sich, selbst Ephesos, von wo der Admiral die Flotte eilig fluechten musste, und die Residenzstadt Sardes. Der Koenig bat um Frieden und ging ein auf die von den Roemern gestellten Bedingungen, die, wie gewoehnlich, keine anderen waren als die vor der Schlacht gebotenen, als namentlich die Abtretung Kleinasiens enthieltenQ Bis zu deren Ratifikation blieb das Heer in Kleinasien auf Kosten des Koenigs, was ihm auf nicht weniger als 3000 Talente (5 Mill. Taler) zu stehen kam. Antiochos selber nach seiner liederlichen Art verschmerzte bald den Verlust der Haelfte seines Reiches; e$ el der Wirtschafter, der leichtere Arbeit hat als die Knechte, knapperes Mass als diese empfing. Alles Backen und Kochen besorgte die Wirtschafterin und alle assen gemeinschaftlich dieselbe Kost. Es war nicht Regel, die Sklaven zu fesseln; wer aber Strafe verwirkt hatte oder einen Entweichungsversuch befuerchten liess, ward angeschlossen auf die Arbeit geschickt und des Nachts in den Sklavenkerker gesperrt ^6. Regelmaessig reichten diese Gutssklaven hin; im Notfall halfen, wie sich von selbst versteht, die Nachbarn mit ihren Sklaven gegen Tagelohn einer dem andern aus. Fremde Arbeiter wurden sonst fuer gewoehnlich nicht verwandt, ausser in besonders ungesunden Gegenden, wo man es vorteilhaft fand, den Sklavenstand zu beschraenken und dafuer gemietete Leute zu verwenden, und zur Einbringu1g der Ernte, fuer welche die stehenden Arbeitskraefte nirgend genuegten. Bei der Korn- und Heuernte nahm man gedungene Schnitter hinzu, die oft an Lohnes Statt von ihrem Eingebrachten die sechste bis neunte Garb$ lassen. In der Tat entstand auf diesem Wege das lateinische Originallustspiel (fabula togata ^21; der nachweislich aelteste Verfasser solcher Stuecke, Titinius, bluehte wahrscheinlich um das Ende dieser Epoche ^22. Auch diese Komoedie ruhte auf der Grundlage des neuattischen Intrigenstuecks; aber sie war nicht Uebersetzung, sondern Nachdichtung: der Schauplatz des Stuecks war in Italien und die Schauspieler erschienen in dem nationalen Gewande, in der Toga. Hier waltet das latinische Leben und Treiben in eigentuemlicher Frische. Die Stuecke bewegen sich in dem buergerlichen Leben der Mittelstaedte Latiums, wie schon die Titel zeigen: 'Die Harfenistin oder das Maedchen von Ferentinum', 'Die Floetenblaeserin', 'Die Juristin', 'Die Walker', und manche einzelne Situationen noch weiter bestaetigen, wie zum Beispiel ein Spiessbuerger sich darin seine Schuhe nach dem Muster der albanischen Koenigssan¶alen machen laesst. In auffallender Weise treten die maennlichen gegen die Frauenrollen zurueck ^23. Mi$ kennt ihn! Preising. Ich hoffe, nein! Albrecht. Nicht? Nun, Ihr braucht ihn nicht weit zu suchen! Ich bin ein Mensch, ich soll dem Weibe, mit dem ich vor den Altar trete, so gut, wie ein andrer, Liebe und Treue zuschwören, darum muß ich's so gut, wie ein aŽdrer, selbst wählen dürfen! Preising. Ihr seid ein Fürst, Ihr sollt über Millionen herrschen, die für Euch heute ihren Schweiß vergießen, morgen ihr Blut verspritzen und übermorgen ihr Leben aushauchen müssen: wollt Ihr das alles ganz umsonst? So hat Gott die Welt nicht eingerichtet, dann wäre sie nimmer rund geworden, einmal müßt Ihr auch ihnen ein Opfer bringen, und Ihr werdet nicht der erste Eures ruhmwürdigen Geschlechts sein wollen, der es verweigert! Albrecht. Einmal? Einmal mit jedem Atemzuge, meint Ihr! Wißt Ihr auch, was Ihr verlangt? Gewiß nicht, denn sonst würdet Ihr die Augen wenigstens niederschlagen und nicht dastehen, als ob alle zehn Gebote mit feurigen Buchstaben auf Eurer Stirn geschrieben ständen. Was tut Ihr, wenn der Tag Euc$ ch in die Höhe höbe und über die Mauer kucken ließe, wie damals, ajs die schwarzbraunen ägypter mit Zimbeln und Schellen vorüberzogen. Aber hören muß ich ihn können! (Sie eilt wieder fort.) Still, still mit euren Trompeten! Horch! Das ist er! "Ihr seid brav, Törring!" Gewiß, aber warum sagst du ihm das gerade jetzt? Ach, da geht's schon fort! Leb wohl, mein--Halt! Der Trab stockt! Es ist doch nichts geschehen? Da redet einer! Schwach, undeutlich--schweig du! Nun noch einmal er! "Führt ihn gleich zu ihr!" Zu mir? Wen denn? "Es wird ihr lieb sein!" Mir lieb? Nein, Albrecht, da kennst du mich nicht! Ich wollte, es würde augenblicklich Nacht und erst in dreimal vierundzwanzig Stunden wieder Tag! Oder wär's mein Vater? (Sie jauchzt auf.) Mein Vater! Gewiß nicht! Ach nein! jetzt sprengen sie weiter. Hui! Recht, ihr Rosse, holt aus! Um so eher seid ihr wieder mit ihm da. (Sie horcht auf.) Ich höre nichts mehr. (Sie horcht wieder.) Doch! (Sie pflückt währenddem gedankenlos eine Blume.) Wa$ al es nicht, dem Tode ins Auge zu sehen; einzeln entrann er zu dem Sieger und bat kniefaellig um sein Leben. Es ward ihm gewaehrt; aber wie seine Gattin, die mit ihren Kindern unter den uebrigen auf dem Tempeldach sich befand, ihn zu den Fuessen Scipios erblickte, schwoll ihr das stolze Herz ueber diese Schaendung der teuren untergehenden Heimat und den Gemahl mit bitteren Worten erinnernd, seines Lebens sorglich zu schonen, stuerzte sie erst die Soehne und dann sich selber in die Flammen. Der Kampf war zu Ende. Der Jubel im Lager wie in Rom war grenzenlos; nurtdie Edelsten des Volkes schaemten im stillen sich der neuesten Grosstat der Nation. Die Gefangenen wurden groesstenteils zu Sklaven verkauft; einzelne liess man im Kerker verkommen; die vornehmsten, Bithyas und Hasdrubal, wurden als roemische Staatsgefangene in Italien interniert und leidlich behandelt. Das bewegliche Gut, soweit es nicht Gold und Silber war oder Weihgeschenk, ward den Soldaten zur Pluenderung preisgegeben; von den Tempels$ s" oder "delisches Kupfer" genannt werden. Die Bezeichnung ist in Italien begreiflicherweise nicht von den Fabrikations-, sondern von den Exportplaetzen hergenommen (Plin. nat. 34, 2, 9); womit natuerlich nicht geleugnet wird, dass dergleichen Gefaesse auch in Korinth und Delos selbst fabriziert wurden. ------------------------------------ Unvollstaendiger als in der nur durch schmale Meere von Italien getrennten afrikanischen und makedonisch-hellenischen Landschaft entwickelte sich die roemische Herrschaft in dem dritten entfernteren Weltteil. In Vorderasien war durch die Zurueckdraengung der Seleukiden das Reich von Pergamon die erste Macht geworden. Nicht geirrt durch die Traditionen der Alexandermonarchien, einsichtig und kuehl genug, um auf das Unmoegliche z8 verzichten, verhielten die Attaliden sich ruhig und strebten nicht, ihre Grenzen zu erweitern noch der roemischen Hegemonie sich zu entziehen, sondern den Wohlstand ihres Reiches, soweit die Roemer es erlaubten, zu foerdern und die Kuens$ n Lebensgenusses schien dort beginnen zu muessen. Mit Bewunderung erzaehlten sich die Orientalen dieser Zeit von der maechtigen Republik des Westens, "die die Koenigreiche bezwang fern und nah, und wer ihren Namen vernahm, der fuerchtete sich; mit den Freunden und Schutzbefohlenen aber hielt sie guten Frieden. Solche Herrlichkeit war bei den Roemern, und doch setzte keiner die Krone sich auf und prahlte keiner im Purpurgewand; sondern wen sie Jahr um Jahr zu ihrem Herrn machten, auf den hoerten sie, und war bei ihnen nicht Neid noch Zwietracht." So schien es in der Ferne; in der Naehe sahen die Dinge anders aus. Das Regiment der Aristokrat#e war im vollen Zuge, sein eigenes Werk zu verderben. Nicht als waeren die Soehne und Enkel der Besiegten von Cannae und der Sieger von Zama so voellig aus der Art ihrer Vaeter und Grossvaeter geschlagen; es waren weniger andere Menschen, die jetzt im Senate sassen, als eine andere Zeit. Wo eine geschlossene Zahl alter Familien festgegruendeten Reichtums und ere$ war nichts geneuert; doch behaupten sehr achtbare Zeugen, dass er den verschuldeten Leuten auf Minderung oder Erlass der Forderungen Hoffnung gemacht habe, was, wenn es richtig ist, gleichfalls diesen radikal populaeren Massregeln‡beizuzaehlen ist. Waehrend Gracchus also sich lehnte auf die Menge, die von ihm eine materielle Verbesserung ihrer Lage teils erwartete, teils empfing, arbeitete er mit gleicher Energie an dem Ruin der Aristokratie. Wohl erkennend, wie unsicher jede bloss auf das Proletariat gebaute Herrschaft des Staatsoberhauptes ist, war er vor allem darauf bedacht, die Aristokratie zu spalten und einen Teil derselben in sein Interesse zu ziehen. Die Elemente einer solchen Spaltung waren vorhanden. Die Aristokratie der Reichen, die sich wie ein Mann gegen Tiberius Gracchus erhoben hatte, bestand in der Tat aus zwei wesentlich ungleichen Massen, die man einigermassen der Lords- und der Cityaristokratie Englands vergleichen kann. Die eine umfasste den tatsaechlich geschlossenen Kreis de$ inzuruecken und Strabo Hilfe zu bringen. Lafrenius ward, waehrend von vorn Strabo ihn angriff, von Sulpicius in den Ruecken gefasst und sein Lager in Brand gesteckt; er selber fiel, der Rest seiner Truppen warf sich in aufgeloester Flucht nach Asculum. So vollstaendig hatte im Picenischen die LBge der Dinge sich geaendert, dass wie vorher die Roemer auf Firmum, so jetzt die Italiker auf Asculum sich beschraenkt sahen und der Krieg also sich abermals in eine Belagerung verwandelte. Endlich war im Laufe des Jahres zu den beiden schwierigen und vielgeteilten Kriegen im suedlichen und mittleren Italien noch ein dritter in der noerdlichen Landschaft gekommen, indem die fuer Rom so gefaehrliche Lage der Dinge nach den ersten Kriegsmonaten einen grossen Teil der umbrischen und einzelne etruskische Gemeinden veranlasst hatte, sich fuer die Insurrektion zu erklaeren, so dass es noetig geworden war, gegen die Umbrer den Aulus Plotius, gegen die Etrusker den Lucius Porcius Cato zu entsenden. Hier indes sties$ Wahl der Konsuln, Praetoren und Zensoren ein Zensus eingefuehrt, der die nicht Wohlhabenden vom aktiven Wahlrecht der Sache nach ausschloss. Die legislatorische Initiative wurde den Volkstribunen dadurch beschraenkt, dass jeder Antrag fortan von ihnen zunaechst dem Senat vorgelegt werden musste und erst, wenn dieser ihn gebilligt hatte, an das Volk gelangen konnte. ------------------------------------------------ ^11 Klar ist es nicht, was das "Zwoelftelgesetz', der Konsuln Sulla und Rufus von 666 (88) in dieser Hinsicht vorschrieb; die einfachste Annahme bleibt aber, darin eine Erneuerung des Gesetzes von 397 (357) zu sehen, so dass der hoechste erlaubte Zinsfuss wieder 1/12 des Kapitals fuer das zehnmonatliche oder 10 Prozent fuer das zwoelfmonatliche Jahr ward. ------------------------------------------------- Diese durch den Sulpicischen Revolutionsversuch hervorgerufenen Verfuegungen desjenigen Mannes, der darin als Schild und Schwert der Verfassungspartei aufgetreten war, des Konsuls æulla, $ hichtschreiber, Philosophen, Poeten in seiner Umgebung und setzte bei seinen Hoffesten neben den Preisen fuer Esser und Trinker auch welche aus fuer den drolligsten Spassmacher und den besten Saenger. So war der Mensch; der Sultan entsprach ihm. Im Orient, wo das Verhaeltnis des Herrschers und der Beherrschten mehr den Charakter des Natur- als des sittlichen Gesetzes traegt, ist der Untertan huendisch treu und huendisch falsch, der Herr?cher grausam und misstrauisch. In beiden ist Mithradates kaum uebertroffen worden. Auf seinen Befehl starben oder verkamen in ewiger Haft wegen wirklicher oder angeblicher Verraeterei seine Mutter, sein Bruder, seine ihm vermaehlte Schwester, drei seiner Soehne und ebenso viele seiner Toechter. Vielleicht noch empoerender ist es, dass sich unter seinen geheimen Papieren im voraus aufgesetzte Todesurteile gegen mehrere seiner vertrautesten Diener vorfanden. Ebenso ist es echt sultanisch, dass er spaeterhin, nur um seinen Feinden die Siegestrophaeen zu entziehen, se$ ingen an Cinna; allein da sie toerichterweise Schwierigkeiten machten, ihn als Konsul anzuerkennen und Cinna waehrend dieser Weiterungen sein Lager hart vor die Stadttore verlegte, so griff das Ueberlaufen so sehr um sich, dass es nicht mehr moeglich war, irgendwelche Bedingungen festzusetzen, sondern der Senat sich einfach dem in die Acht erklaerten Konsul unterwarf, indem er nur die Bitte hinzufuegte, des Blutvergiessens sich zu enthalten. Cinna sagte es zu, aber weigerte sich, sein Versprechen eidlich zu bekraeftigen; Marius, ihm zur Seite den Verhandlungen beiwohnend, verharrte in finsterem Schweigen. ------------------------------------ ^1 Die ganze folgende Darstellung beruht wesentlich auf dem neu aufgefundenen Bericht des Licinianus, der eine Anzahl frueher unbekannter Tatsachen mitteilt und vor allem die Folge und Verknuepfung dieser Vorgaenge deutlicher, als bisher moeglich war, erkennen laesst. 2 3, 258. Dass eine Bestaetigung durch dieòKomitien nicht stattfand, geht aus Cic. Phil. 12, 1$ 1) bis 673 (81) rechtlich in Kraft geblieben, und es ist nicht wahrscheinlich, dass dasselbe, war fuer Scipio Aemilianus und Marius, auch fuer Flaccus geschah. Zweitens wird nirgends, wo der eine oder der andere Flaccus genannt wird, eines doppelten Konsulats gedacht, auch nicht, wo es notwendig war wie Cic. Flacc. 32, 77. Drittens kann der Lucius Valerius Flaccus, der im Jahre 669 (85) als Vormann des Senats, also als Konsulat in Rom taetig war (Liv. 83), nicht der Konsul des Jahres 668 (86) sein, da dieser damals bereits naÓh Asien abgegangen und wahrscheinlich schon tot war. Der Konsul 654 (100), Zensor 657 (97), ist derjenige, den Cicero (Att. 8, 3, 6) unter den 667 (87) in Rom anwesenden Konsulaten nennt; er war 669 (85) unzweifelhaft der aelteste lebende Altzensor und also geeignet zum Vormann des Senats; er ist auch der Zwischenkoenig und der Reiterfuehrer von 672 (82). Dagegen ist der Konsul 668 (86), der in Nikomedeia umkam, der Vater des von Cicero verteidigten Lucius Flaccus (Flacc. 25$ n Lager sich einstellten - so der feine und angesehene Lucius Philippus, nebst ein paar notorisch unfaehigen Leuten der einzige Konsular, der mit der revolutionaeren Regierung sich eingelassen und unter ihr Aemter angenommen hatte; er fand bei Sulla die zuvorkommendste Aufnahme und erhielt den ehrenvollen und bequemen Auftrag, die Provinz Sardinien fuer ihn zu besetzen. Ebenso wurden Quintus Lucretius Ofelia und andere brauchbare Offiziere empfangen und sofort beschaeftigt; selbst Publius Cethegus, einer der nach der Sulpicischen Erneute von Sulla geaechteten Senatoren, erhielt Verzeihung und eine Stellung im Heer. Wichtiger noch als die einzelnen Uebertritte war der der Landschaft Picenum, der wesentlich dem Sohne des Strabo, dem jungen Gnaeus Pompeius,àverdankt ward. Dieser, gleich seinem Vater von Haus aus kein Anhaenger der Oligarchie, hatte die revolutionaere Regierung anerkannt und sogar in Cinnas Heer Dienste genommen; allein es ward ihm nicht vergessen, dass sein Vater die Waffen gegen di$ ste. Scipio, schwach wie er war, ging darauf ein; ein Waffenstillstand ward geschlossen; zwischen Cales und Teanum kamen die beiden Feldherren, beide Glieder des gleichen Adelsgeschlechts, beide gebildet und feingesittet und langjaehrige Kollegen im Senat, persoenlich zusammen; man liess sich auf die einzelnen Fragen ein; schon war man so weit, dass Scipio einen Boten nach Capua absandte, um die Meinung seines Kollegen einzuholen. Inzwischen mischten sich die Soldaten beider Lager; die Sullaner, von ihrem Feldherrn reichlich mit Geld versehen, machten es den nicht allzu kriegslustigen Rekruten beim Becher leicht begreiflich, dass es besser sei, sie zu Kameraden als zu Feinden zu haben; vergeblich warnte Sertorius den Feldherrn, diesem gefaehrlichen Verkehr ein Ende zu machen. Die Verstaendigung, die so nahe gescGienen, trat doch nicht ein; Scipio war es, welcher den Waffenstillstand kuendigte. Aber Sulla behauptete, dass es zu spaet und der Vertrag bereits abgeschlossen gewesen sei; und unter dem$ och sein Reorganisationswerk richtig zu wuerdigen verstanden, wie sie denn unbillig zu sein pflegt gegen die Persoenlichkeiten, die dem Strom der Zeiten s*ch entgegenstemmen. In der Tat ist Sulla eine von den wunderbarsten, man darf vielleicht sagen eine einzige Erscheinung in der Geschichte. Physisch und psychisch ein Sanguiniker, blauaeugig, blond, von auffallend weisser, aber bei jeder leidenschaftlichen Bewegung sich roetender Gesichtsfarbe, uebrigens ein schoener, feurig blickender Mann, schien er nicht eben bestimmt, dem Staat mehr zu sein als seine Ahnen, die seit seines Grossvaters Grossvater Publius Cornelius Rufinus (Konsul 464, 477 290, 277), einem der angesehensten Feldherrn und zugleich dem prunkliebendsten Mann der pyrrhischen Zeit, in Stellungen zweiten Ranges verharrt hatten. Er begehrte vom Leben nichts als heiteren Genuss. Aufgewachsen in dem Raffinement des gebildeten Luxus, wie er in jener Zeit auch in den minder reichen senatorischen Familien Roms einheimisch war, bemaechtigt$ t, freisteht, auf Kassierung des Testaments vor dem Gerichtshof anzutragen, und das Gericht nach Ermessen entscheidet. Bestimmter laesst die Entwicklung der juristischen Literatur sich erkennen. Sie hatte bisher auf Formulariensammlungen und Worterklaerungen zu den Gesetzen sich beschraenkt; in dieser Periode bildete sich zunaechst eine Gutachtenliteratur, die ungefaehr unseren heutigen Praejudikatensammlungen entspricht. Die Gutachten,mdie laengst nicht mehr bloss von Mitgliedern des Pontifikalkollegiums, sondern von jedem, der Befrager fand, zu Hause oder auf offenem Markt erteilt wurden, und an die schon rationelle und polemische Eroerterungen und die der Rechtswissenschaft eigentuemlichen stehenden Kontroversen sich anknuepften, fingen um den Anfang des siebenten Jahrhunderts an, aufgezeichnet und in Sammlungen bekannt gemacht zu werden; es geschah dies zuerst von dem juengeren Cato (+ um 600 150) und von Marcus Brutus (etwa gleichzeitig), und schon diese Sammlungen waren, wie es scheint, nac$ sie selber zurueck. Man rechnete die Massen, die gegen Sertorius ins Feld gefuehrt worden waren, mit Einschluss des spanischen Landsturms auf 120000 Mann zu Fuss, 2000 Bogenschuetzen und Schleuderer und 6000 R}iter. Gegen diese ungeheure Uebermacht hatte Sertorius nicht bloss sich in einer Kette von gluecklichen Gefechten und Siegen behauptet, sondern auch den groessten Teil Spaniens in seine Gewalt gebracht. In der jenseitigen Provinz sah sich Metellus beschraenkt auf die unmittelbar von seinen Truppen besetzten Gebietsteile; hier hatten alle Voelkerschaften, die es konnten, Partei fuer Sertorius ergriffen. In der diesseitigen gab es nach den Siegen des Hirtuleius kein roemisches Heer mehr. Sertorianische Emissaere durchstreiften das ganze gallische Gebiet; schon fingen auch hier die Staemme an, sich zu regen, und zusammengerottete Haufen, die Alpenpaesse unsicher zu machen. Die See endlich gehoerte ebensosehr den Insurgenten wie der legitimen Regierung, da die Verbuendetem jener, die Korsaren,$ ms. Noch ist es uebrig, auf das Koenigreich Aegypten nebst dem letzten ihm von den ausgedehnten Eroberungen der LagidenÆuebriggebliebenen Nebenland, der schoenen Insel Kypros, einen Blick zu werfen. Aegypten war jetzt der einzige wenigstens dem Namen nach noch unabhaengige Staat des hellenischen Ostens; ebenwie einst, als die Perser an der oestlichen Haelfte des Mittelmeers sich festsetzten, Aegypten ihre letzte Eroberung war, saeumten auch die maechtigen Eroberer aus dem Westen am laengsten mit der Einziehung dieser reichen und eigenartigen Landschaft. Die Ursache lag, wie bereits angedeutet wurde, weder in der Furcht vor dem Widerstand Aegyptens noch in dem Mangel einer geeigneten Veranlassung. Aegypten war ungefaehr ebenso machtlos wie Syrien und bereits im Jahre 673 (81) in aller Form Rechtens der roemischen Gemeinde angestorben; das am Hofe von Alexandreia herrschende Regiment der koeniglichen Garde, welche Minister und gelegentlich Koenige ein- und absetzte, fuer sich nahm, was ihr gefiel, $ n Tag die Wahl vom Senat verschoben worden war, das Marsfeld bedeckten und beherrschten. Den Verschworenen gelang ¾s weder, den wahlleitenden Konsul niederzumachen noch die Wahlen in ihrem Sinne zu entscheiden. Inzwischen aber hatte der Buergerkrieg begonnen. Am 27. Oktober hatte Gaius Manlius bei Faesulae den Adler aufgepflanzt, um den die Armee der Insurrektion sich scharen sollte - es war einer der Marianischen aus dem Kimbrischen Kriege - , und die Raeuber aus den Bergen wie das Landvolk aufgerufen, sich ihm anzuschliessen. Seine Proklamationen forderten, anknuepfend an die alten Traditionen der Volkspartei, Befreiung von der erdrueckendem Schuldenlast und Milderung des Schuldprozesses, der, wenn der Schuldbestand in der Tat das Vermoegen ueberstieg, allerdings immer noch rechtlich den Verlust der Freiheit fuer den Schuldner nach sich zog. Es schien, als wolle das hauptstaedtische Gesindel, indem es gleichsam als legitimer Nachfolger der alten plebejischen Bauernschaft auftrat und unter den ru$ seinen Legionen ihnen gegenueber anlangte, schienen die vielgeplagten Auswanderer nicht nach neuen Kaempfen begierig, sondern gern bereit, von den Roemern Land zu nehmen und es unter ihrer Hoheit in Frieden zu bestellen. Waehrend darueber verhandelt ward, stieg in dem roemischen Feldherrn der Argwohn auf, dass die Deutschen nÍr Zeit zu gewinnen suchten, bis die von ihnen entsendeten Reiterscharen wiedereingetroffen seien. Ob derselbe gegruendet war oder nicht, laesst sich nicht sagen; aber darin bestaerkt durch einen Angriff, den trotz des tatsaechlichen Waffenstillstandes ein feindlicher Trupp auf seine Vorhut unternahm, und erbittert durch den dabei erlittenen empfindlichen Verlust, glaubte Caesar sich berechtigt, jede voelkerrechtliche Ruecksicht aus den Augen zu setzen. Als am anderen Morgen die Fuersten und Aeltesten der Deutschen, den ohne ihr Vorwissen unternommenen Angriff zu entschuldigen, im roemischen Lager erschienen, wurden sie festgehalten und die nichts ahnende, ihrer Fuehrer ber$ obert, sondern die Romanisierung der westlichen Landschaften begruendet habe. Auch von jenen militaerisch leichtsinnigen und zunaechst erfolglosen Zuegen nach England und Deutschland haben erst die spaeten Nachfahren den Sinn erkannt. Ein ungeheurer Voelkerkreis, von dessen DaseiÑ und Zustaenden bis dahin kaum der Schiffer und der Kaufmann einige Wahrheit und viele Dichtung berichtet hatten, ward durch sie der roemisch-griechischen Welt aufgeschlossen. "Taeglich", heisst es in einer roemischen Schrift vom Mai 698 (56), "melden die gallischen Briefe und Botschaften uns bisher unbekannte Namen von Voelkern, Gauen und Landschaften". Diese Erweiterung des geschichtlichen Horizonts durch Caesars Zuege jenseits der Alpen war ein weltgeschichtliches Ereignis, so gut wie die Erkundung Amerikas durch europaeische Scharen. Zu dem engen Kreis der Mittelmeerstaaten traten die mittel- und nordeuropaeischen Voelker, die Anwohner der Ost- und der Nordsee hinzu, zu der alten Welt eine neue, die fortan durch jene$ n es gelang, die Katastrophe zu verzoegern, sich zum Gewinn, uebersah, was sich uebersehen liess, und ertrug, was ertragen werden konnte, unerschuetterlich festhaltend nur an der einen und entscheidenden Forderung, dass, wenn mit dem Jahre 705 (49) seine Statthalterschaft zu Ende ging, das nach republikanischem Staatsrecht zulaessige, von seinem Kollegen vertragsmaessig zugestandene zweite Konsulat fuer das Jahr 706 (48) ihm zuteil werde. Ebendies wurde das Schlachtfeld des jetzt beginnenden diplomatischen Krieges. Wenn Caesar genoetigt wurde, entweder sein Statthalteramt vor dem letzten Dezember 705 (49) niederzulegen oder die Uebernahme des hauptstaedtischen Amtes ueber den 1. Januar 706 (48) hinauszuschieben, er also eine Zeitlang zwischen Statthalterschaft und Konsulat ohne Amt, folglich der - nach roemischem Recht nur gegen den amtlosen Mann zulaessigen - Kriminalanklage ausgesetzt blieb, so hatte, da Cato laengst bereit stand, ihn peinlich zu belangen, und da Pompe½us ein mehr als zweifelha$ s mit einer oder auch die des Diesseitigen Galliens allein mit zwei Legionen, nicht etwa bis zur Uebernahme des Konsulats, sondern bis nach Beendigung der Konsulwahlen fuer 706 (48) belasse. Er ging also auf diejenigen Vergleichsvorschlaege ein, mit denen zu Anfang der Verhandlungen die Senatspartei, ja Pompeius selbst erklaert hatten, sich befriedigen zu wollen, und zeigte sich bereit, von der Wahl zum Konsulat bis zum Antritt desselben im Privatstand zu verharren. Ob es Caesar mit diesen erstaunlichen Zugestaendnissen Ernst war und ›r sein Spiel gegen Pompeius selbst bei solchem Vorgeben durchfuehren zu koennen sich getraute oder ob er darauf rechnete, dass man auf der andern Seite bereits zu weit gegangen sei, um in diesen Vergleichsvorschlaegen mehr zu finden als den Beweis dafuer, dass Caesar seine Sache selbst als verloren betrachte, laesst sich nicht mehr mit Sicherheit entscheiden. Die Wahrscheinlichkeit ist dafuer, dass Caesar weit eher den Fehler allzukecken Spielens als den schlimmeren$ eckgeblieben und liess Caesars Regiment sich gefallen. Caesars eben in ihrer scheinbaren Ueberschwenglichkeit wohlberechnete Milde erreichte ihren Zweck: die zappelnde Angst der besitzenden Klassen vor der drohenden Anarchie wurde einigermassen beschwichtigt. Wohl war dies fuer die Folgezeit ein unberechenbarer Gewinn; die Abwendung der Anarchie und der fast nicht minder gefaehrlichen Angst vor der Anarchie war die Vorbedingung der kuenftigen Reorganisation des Gemeinwesens. Aber fuer den Augenblick war diese Milde fuer Caesar gefaehrlicher als die Erneuerung der cinnanischen und catilinarischen Raserei gewesen sein wuerde; sie Êerwandelte Feinde nicht in Freunde und Freunde in Feinde. Caesars catilinarischer Anhang grollte, dass das Morden und Pluendern unterblieb; von diesen verwegenen, verzweifelten und zum Teil talentvollen Gesellen waren die bedenklichsten Querspruenge zu erwarten. Die Republikaner aller Schattierungen dagegen wurden durch die Gnade des Ueberwinders weder bekehrt noch versoe$ s die manches Jahr zuvor vom Pompeius frei erklaerte Stadt Phanagoria und die Gebiete der von ihm bestaetigten kolchischen Fuersten, sondern selbst das von demselben dem Koenig Deiotarus verliehene Koenigreich Klein-Armenien in Besitz nahm. Fast die einzigen Ausnahmen von dieser allgemeinen Unterwerfung waren die kleine Stadt Megara, die von den Caesarianern sich belagern und erstuermen liess, und Koenig Juba von Numidien, der von Caesar die Einziehung seines Reiches schon laengst und nach dem Siege ueber Curio nur um so sicherer zu gewaertigen hatte und also freilich, wohl oder uebel, bei der geschlagenen Partei ausharren musste. Ebenso wie die Klientelgemeinden sich dem Sieger von Pharsalos unterwarfen, kam auch de¤ Schweif der Verfassungspartei, alle, die mit halbem Herzen mitgemacht hatten oder gar, wie Marcus Cicero und seinesgleichen, nur um die Aristokratie herumtrippelten wie die Halbhexen um den Blocksberg, herbei, um mit dem neuen Alleinherrscher ihren Frieden zu machen, den denn auch d$ ichte? und ihn von der See abzuschneiden, auf der die Zufuhr ihm zukam. Die Leuchtturminsel und der Damm, durch den diese mit dem Festland zusammenhing, teilte den Hafen in eine westliche und eine oestliche Haelfte, die durch zwei Bogenoeffnungen des Dammes miteinander in Verbindung standen. Caesar beherrschte die Insel und den Osthafen, waehrend der Damm und der Westhafen im Besitz der Buergerschaft war, und seine Schiffe fuhren, da die alexandrinische Flotte verbrannt war, ungehindert ab und zu. Die Alexandriner, nachdem sie vergeblich versucht hatten, aus dem Westhafen in den oestlichen Brander einzufuehren, stellten darauf mit den Resten ihres Arsenals ein kleines Geschwader her und verlegten damit Caesars Schiffen den Weg, als dieselben eine Transportflotte mit einer aus Kleinasien nachgekommenen Legion hereinbugsierten; indes wurden Caesars vortreffliche rhodische Seeleute des Feindes Herr. Nicht lange darauf nahmen indes die Buerger die Leuchtturminsel weg ^8 und sperrten von da aus die sc$ e Muessiggang zusammendraengten, wenigstens von den Versammlungen und den Gerichten, indem er fuer jene eine neue Dingstaette, die Saepta Iulia auf dem Marsfeld, fuer diese einen besonderen Gerichtsmarkt, das Forum Iulium zwischen Kapitol und Palatin, anlegen liess. Verwandten Geistes ist die von ihm herruehrende Einrichtung, dass den hauptstaedtischen Baedern jaehrlich 3 Millionen Pfund Oel, groesstenteils aus Afrika, geliefert und diese dadurch in den Stand gesetzt wurden, den Badenden das zum Salben des Koerpers erforderliche Oel unentgeltlich zu verÏbfolgen - eine nach der alten wesentlich auf Baden und Salben gegruendeten Diaetetik hoechst zweckmaessige Massregel der Reinlichkeits- und Gesundheitspolizei. Indes diese grossartigen Einrichtungen waren nur die ersten Anfaenge einer vollstaendigen Umwandlung Roms. Bereits waren die Entwuerfe gemacht zu einem neuen Rathaus, einem neuen prachtvollen Basar, einem mit dem Pompeischen wetteifernden Theater, einer oeffentlichen lateinischen und griech$ itionen der aelteren republikanischen Zeit zurueckzugehen und die Reichsschatzung wiedereinzufuehren, welche die aeltere Republik, wesentlich in derselben Weise wie Caesar die italische, durch analoge Ausdehnung des Instituts der staedtischen Zensur mit seinen Fristen und sonstigen wesentlichen Normen auf die saemtlichen Untertanengemeinden Italiens und Siziliens bewirkt hatte. Es war dies eines der ersten Institute gewesen, das die erstarrende Aristokratie verfallen und damit der obersten Verwaltungsbehoerde jede Uebersicht ueber die disponiblen Mannschaften und Steuerkraefte und also jede Moeglichkeit einer wirksamen Kontrolle verl¹ren gehen liess. Die vorhandenen Spuren und der Zusammenhang der Dinge selbst zeigen unwidersprechlich, dass Caesar die Erneuerung der seit Jahrhunderten verschollenen Reichsschatzung vorbereitete. --------------------------------------------------- ^33 Das Fortbestehen der munizipalen Schatzungsbehoerden spricht dafuer, dass die oertliche Abhaltung des Zensus bereits$ nem ac mandatum Dei 19] Est autem hoc mandatum Dei 1 Cor. 7, 2: Propter fornicationem habeat unusquisque uxorem suam. 20] Neque mandatum solum, sed etiam creatio et ordinatio Dei cogit hos ad coniugium, qui sine singulari Dei opere non sunt excepti, iuxta illud: Non est bonum homini esse solum, Gen. 2, 18. 21] Igitur non peccant isti, qui obtemperant huic mandato et ordinationi Dei. 22] Quid potest contra haec opponi? Exaggeret aliquis obligationem voti, quantum volet, tamen non poterit efficere, ut votum tollat mandatum Dei. 23] Canones docent in omni voto ius superioris excipi; quare multo minus haec vota conta mandata Dei valent. 24] Quodsi obligatio votorum nullas haberet causas, cur mutari possit: nec Romani pontifices dispensassent. Neque enim licet homini obligationem, quae simpliciter est iuris divini,arescindere. 25] Sed prudenter iudicaverunt Romani pontifices aequitatem in hac obligatione adhibendam esse; ideo saepe de votis dispensasse 26] Nota est historia de rege Arragonum revocato ex monasterio$ nn ich zweifelte nicht, œch wusste es, dass du nicht aufhoeren koenntest, mich zu lieben. Ich ueberliess dich der gluehenden Leidenschaft einer maechtigen und reizenden Nebenbuhlerin, ohne sie einen Augenblick zu fuerchten. Ich wusste, dass wenn sie es auch so weit bringen koennte, deine Sinnen zu verfuehren, sie doch unfaehig sei, dir eine Liebe einzufloessen wie die unsrige, und dass du dich bald wieder nach derjenigen sehnen wuerdest, die dich allein gluecklich machen, weil sie allein dich lieben kann, wie du geliebt zu sein wuenschest. Unter tausend solchen Gedanken kam ich endlich zu Syracus an. Die vorsichtige Priesterin hatte Anstalt gemacht, dass ich nirgend Mittel finden konnte, dir von meinem Aufenthalt Nachricht zu geben. Meine neue Gebieterin war von der guten Art von Geschoepfen, die gemacht sind sich selbst zu gefallen, und sich alles gefallen zu lassen. Ich wurde zu der Ehre bestimmt, den Aufputz ihres schoenen Kopfes zu besorgen; und die Art, wie ich dieses Amt verwaltete, erwarb mir ihre$ Gleichgueltigkeit gegen alles was die schwaermerischen Seelen Empfindung nennen, und zu dieser verzaertelten Feinheit des Geschmacks zu erheben, wodurch die Weltleute sich auf eine so vorteilhafte Art unterscheiden. Solche Leute koennen wohl Beobachtungen machen; allein da ihnen dieser Instinkt, dieses sympathetische Gefuehl mangelt, mittelst dessen jene einander so schnell und zuverlaessig ausfindig machen; oder deutlicher zu reden, da sie von allem auf eine andre Art geruehrt werden, als jene; und sich, so sehr sie sich auch anstrengten, niemals an ihre Stelle setzen koennen: so bleiben sie doch immer in einem unbekannten Lande, wo ihre Erkenntnis nur bei Mutmassungen stehen bleibt, und ihre Erwartung alle Augenblicke durch unbegreifliche Zufaelle und unverh§ffte Veraenderungen betrogen wird. Mit allen seinen Vorzuegen war Agathon doch in eben dieser Klasse, und es ist also kein Wunder, dass er, ungeachtet der tiefen Betrachtungen die er ueber seine Unterredung mit dem Hippias bei sich selbst anstellte, $ unst, wenn ihnen jene nur in einem eben so reizenden Licht, und mit eben so lebhaften Farben vorgetragen wurden, als sie verwoehnt worden waren, von einem jeden, der zu den oeffentlichen Angelegenheiten redete, zu fodern; so waren sie gleichgueltig, durch was fuer Mittel Athen zu derjenigen Groesse gelangen moege, welche das Ziel aller ihrer Wuensche war; und ein grosser Teil der Buerger, denen der Friede mehr Vorteile brachte, als der Krieg, liessen sichs vielmehr woölgefallen, dass dieses Ziel ihrer Eitelkeit auf eine mit ihrem Privatnutzen uebereinstimmigere Art erhalten werde. Meine heimlichen Feinde, welche nicht zweifelten, dass diese Expedition auf eine oder andere Art Gelegenheit zu meinem Fall geben wuerde, waren weit entfernt, meinen Massnehmungen oeffentlich zu widerstehen; aber (wie ich in der Folge erfuhr) unter der Hand desto geschaeftiger, ihren Erfolg zu hemmen, Schwierigkeiten aus Schwierigkeiten hervor zu spinnen, und die missvergnuegten Insulaner selbst durch geheime Aufstiftungen uebermue$ in Athen aus. Hiezu kam noch, dass ich meiner immer fortdauernden Liebe zu Psyche, die vorteilhaftesten Verbindungen, welche mir angeboten worden waren, aufgeopfert, und mich dadurch der Unterstuetzung und des Schutzes beraubet hatte, den ich mir von der Vërschwaegerung mit einem maechtigen Geschlechte haette versprechen koennen. Ich hatte nichts, was ich den Raenken und der vereinigten Gewalt so vieler Feinde entgegen setzen konnte, als meine Unschuld, einige Verdienste, und die Zuneigung des Volks; schwache Brustwehren, welche noch nie gegen die Angriffe des Neides, der Arglist und der Gewalttaetigkeit ausgehalten haben. Die Unschuld kann verdaechtig gemacht, und Verdiensten selbst durch ein falsches Licht das Ansehen von Verbrechen gegeben werden; und was ist die Gunst eines enthusiastischen Volkes, dessen Bewegungen immer seinen ueberlegungen zuvorkommen; welches mit gleichem uebermass liebet und hasset, und wenn es einmal in eine fiebrische Hitze gesetzt ist, gleich geneigt ist, dieser oder einer entgeg$ u war; und auch dieser wuerde sich vermutlich in eben diese sichere aber unruehmliche Dunkelheit eingehuellet haben, worein ehrliche Leute unter einer unglueckweissagenden Regierung sich zu verbergen pflegen; wenn ihn seine Geburt nicht berechtiget, und sein Interesse genoetiget haette, sich um die Staats-Verwaltung zu bekuemmern. Dieser Mann war Dion, ein Bruder der Stiefmutt²r des Dionys, und der Gemahl seiner Schwester; der Naechste nach ihm im Staat, und der Einzige, der sich durch seine grosse Faehigkeiten, durch sein Ansehen bei dem Volke, und durch die unermessliche Reichtuemer, die er besass, furchtbar und des Projekts verdaechtig machen konnte, sich entweder an seine Stelle zu setzen, oder die republikanische Verfassung wiederherzustellen. Wenn wir den Geschichtschreibern, insonderheit dem tugendhaften und gutherzigen Plutarch einen unumschraenkten Glauben schuldig waeren, so wuerden wir den Dion unter die wenigen Helden und Champions der Tugend zaehlen muessen, welche sich, (um dem Plato einen Ausd$ indeste Gewalt haette tun sollen, so weit ging sein Enthusiasmus fuer sie nicht. Die ungebundene Freiheit worin er vormals gelebt hatte, stellte sich ihm wieder mit den lebhaftesten Reizungen dar; und nun sah er den Plato fuer einen verdriesslichen Hofmeister an, und verwuenschte die Schwachheit, die er gehabt hatte, sich so sehr von ihm einnehmen, und in eine Gestalt, die seiner eigenen so wenig aehnlich sah, umbilden zu lassen. Ertfuehlte nur allzuwohl, dass er sich selbst eine Art von Verbindlichkeit aufgelegt hatte, in den Gesinnungen zu beharren, die er sich von diesem Sophisten, wie er ihn itzt nannte, hatte einfloessen lassen: Er stellte sich vor, dass Dion und die Syracusaner sich berechtiget halten wuerden, die Erfuellung des Versprechens von ihm zu erwarten, welches er ihnen gewisser massen gegeben hatte, dass er kuenftig auf eine gesetzmaessige Art regieren wolle. Diese Vorstellungen waren ihm unertraeglich, und hatten die natuerliche Folge, seine ohnehin bereits erkaeltete Zuneigung zu dem Philo$ s menschliche Leben laecherlich zu machen, wenigstens die Natur eben so getreu nachahmen wollen, als die Griechen sich angelegen sein liessen sie zu verschoenern. Um itzo nichts von der zufaelligen aÓhnlichkeit zu sagen, dass in diesen Stuecken, so wie im Leben, die wichtigsten Rollen sehr oft gerade durch die schlechtesten Acteurs gespielt werden--was kann aehnlicher sein, als es beide Arten der Haupt--und Staats-Aktionen einander in der Anlage, in der Abteilung und Disposition der Szenen, im Knoten und in der Entwicklung zu sein pflegen. Wie selten fragen die Urheber der einen und der andern sich selbst, warum sie dieses oder jenes gerade so und nicht anders gemacht haben? Wie oft ueberraschen sie uns durch Begebenheiten, zu denen wir nicht im mindesten vorbereitet waren? Wie oft sehen wir Personen kommen und wieder abtreten, ohne dass sich begreifen laesst, warum sie kamen, oder warum sie wieder verschwinden? Wie viel wird in beiden dem Zufall ueberlassen? Wie oft sehen wir die groessesten Wuerkungen du$ iner anstaendigen Entschuldigung uebrig zu lassen. Und womit haette sie wohl entschuldiget werden koennen? Es ist wahr, ein Mann, der mit der Sorge fuer einen ganzen Staat beladen ist, hat nicht so viel Musse als ein junger Herr, der sonst nichts zu tun hat, als sein Gesicht alle Tage ein paarmal im Vorzimmer zu zeigen, und die uebrige Zeit von einer Schoenen, und von einer Gesellschaft zur andern fortzuflattern. Aber man mag so beschaeftiget sein als man wilb, so behaelt man doch allezeit Stunden fuer sich selbst, und fuer sein Vergnuegen uebrig; und obgleich Agathon sich seinen Beruf etwas schwerer machte, als er in unsern Zeiten zu sein pflegt, nachdem man das Geheimnis erfunden hat, die schweresten Dinge mit einer gewissen unsern plumpern Vorfahren unbekannten Leichtigkeit--vielleicht nicht so gut, aber doch artiger--zu tun; so war es doch Augenscheinlich, dass er solche Stunden hatte. Der Einfluss, den er in die Staats-Verwaltung hatte, schien ihm so wenig zu schaffen zu machen; er brachte so viel Fr$ ung und Vervollkommnung zu arbeiten; er ist am geschicktesten zu dieser Beschaeftigung, nachdem er durch eine Reihe betraechtlicher Erfahrungen sich selbst und die Welt kennen zu lernen angefangen hat; und indem er solchergestalt an sich selbst arbeitet, arbeitet er wuerklich fuer die Welt, indem er dadurch um soviel geschickter wird, seinen Freunden, seinem Vaterland, und den Menschen ueberhaupt, nuetzlich zu sein, und es sei nun mit vielem oder wenigem Gepraenge, in einem groessern oder kleinern Zirkel, auf eine oeffentliche oder nicht so merkliche Art, zum allgemeinen Besten des Systems mitzuwuerken." Dieser Maxime zufolge beschaeftigte sich Agathon, nachdem er zu Tarent einheimisch zu sein angefangen hatte, hauptsaechlich mit den mathematischen Wissenschaften, mit Erforschung der Kraefte und Eigenschaften der natuerlichen Dinge, mit der Astronomie, Kurz mit demjenigen Teil der spekulativen Philosophie, welche uns, mit Huelfe unsrer Sinnen und behutsamer Vernunft-Schluesse zu einer zwar mangelhaften, aber $ das auf einen Kanal hinausgeht, bin ich nicht Euer Mieter. Ich komme von Brescia, mein Arzt hut mir die feuchte Luft Venedigs empfohlen fuer meine schwache Brust; ich soll ueberm Wasser wohnen. Nun Gott sei Dank! sagte die Witwe, so kommt doch einmal einer, der unserem Kanal Ehre antut. Ich hatte einen Spanier vorigen Sommer, der auszog, weil er sagte, das Wasser habe einen Geruch, als waeren Ratten und Melonen darin gekocht worden! Und Euch ist es empfohlen worden? Wir sagen wohl hier in Venedig: Wasser vom Kanal. Kuriert radikal. Aber es hat einen eigenen Sinn, Herr, einen boesen Sinn, wenn man bedenkt, wie manches Mal auf Befehl der Oberen eine Gondel mit Dreien auf die Lagunen hinausfuhr und mit Zweien wiederkam. Davon nichts mehr, Herr--Gott behuet' uns alle! Aber habt Ihr Euren Pass in Ordnung? Ich koennt' Euch sonst nicht aufnehmen. Ich hab' ihn schon drei Mal praesentiert, gute Frau, in Mestre, bei der Wachtgondel draussen und am Traghetto. Mein Name ist Andrea Delfin, mein Stand rechtskundiger $ en sich ploetzlich. Ser Delfin, sagte er und bot Andrea die Hand, begegnen wir uns hier? Kennt Ihr mich nicht mehr? Habt Ihr den Abend am Gardasee schon vergessen? Ihr seid es, Baron Rosenberg! erwiderte Andrea und schuettelte herzlich die dargebotene Rechte. Seid Ihr fuer laengere Zeit in Venedig, oder holt Ihr schon Euren Pass hier ab zur Weiterreise? Der Himmel weiss, sprach der andere, wann mich mein Stern je von hier wegfuehrt, und ob ich ihn dann willkommen heissen oder verwuenschen werde. Um meinen Pass jedoch brauche ich niemand zu bemuehen, da ich ihn mir selbst visieren kann. Denn Ihr muesst wissen, werter Freund, dass Ihr mit>dem Sekretaer Seiner Exzellenz des oesterreichischen Gesandten sprecht, was ich wahrlich nicht etwa sage, um eine diplomatische Wand zwischen mich und meinen werten Reisegefaehrten von Riva zu schieben, sondern in Eurem Interesse, Bester, da es nicht jedem Venezianer erwuenscht ist, fuer einen alten Bekannten von mir zu gelten. Ich habe nichts zu fuerchten, sagte Andrea. $ , was ich meine!" "Ja, ja!" murmelten dann die anderen dazwischen, "es ist wahr, er hat auch ein Teil zu tragen, moechten nicht mit ihm tauschen; ist ein reicher, vornehmer Herr; aber, aber!" Ali Banu hatte ein herrliches Haus auf dem schoensten Platz von Alessandria; vor dem Hause war eine weite Terrasse, mit Marmor ummauert, beschattet von Palmbaeumen; dort sass er oft abends und rauchte seine Wasserpfeife. In ehrerbietiger Entfernung harrten dann zwoelf reichgekleidete Sklaven seines Winkes; der eine trug seinen Betel, der andere hielt seinen Sonnenschirm, ein dritter hatte Gefaesse von gediegenem Golde, mit koestlichem Sorbet angefuellt, ein vierter trug einen Wedel von Pfauenfedern, um die Fliegen aus der Naehe des Herrn zu verscheuchen; aníere waren Saenger und trugen Lauten und Blasinstrumente, um ihn zu ergoetzen mit Musik, wenn er es verlangte, und der gelehrteste von allen trug mehrere Rollen, um ihm vorzulesen. Aber sie harreten vergeblich auf seinen Wink; er verlangte nicht Musik noch Gesang, er$ he, wunderbare Gestalt an und ist ungefaehr anzuschauen wie die Gewebe unserer Teppi&he oder viele Gemaelde unserer besten Meister, welche die Franken Arabesken nennen. Es ist dem echten Muselmann verboten, den Menschen, das Geschoepf Allahs, suendigerweise wiederzuschoepfen in Farben und Gemaelden, daher sieht man auf jenen Geweben wunderbar verschlungene Baeume und Zweige mit Menschenkoepfen, Menschen, die in einen Fisch oder Strauch ausgehen, kurz, Figuren, die an das gewoehnliche Leben erinnern und dennoch ungewoehnlich sind; ihr versteht mich doch?" "Ich glaube, Eure Meinung zu erraten", sagte der Schreiber, "doch fahret weiter fort!" "Von dieser Art ist nun das Maerchen; fabelhaft, ungewoehnlich, ueberraschend; weil es dem gewoehnlichen Leben fremd ist, wird es oft in fremde Laender oder in ferne, laengst vergangene Zeiten verschoben. Jedes Land, jedes Volk hat solche Maerchen, die Tuerken so gut als die Perser, die Chinesen wie die Mongolen; selbst in Frankenland soll es viele geben, wenigstens erzae$ unge Mann schlich sich auf sein Zimmer, loeschte die Kerzen aus und liess nur das Licht brennen, das ihm die Wirtin gegeben. Dann lauschte er an der Tuere. Bald kam die Wirtin mit den Damen die Treppe herauf und fuehrte sie mit freundlichen, sanften Worten in das Zimmer nebenan. Sie redete ihren Gaesten zu, sich bald niederzulegen, weil sie von der Reise erschoepft sein wuerden; dann ging sie wieder hinab. Bald darauf hoerte der Student schwere maennliche Tritte die Treppe heraufkommen. Er oeffnete behutsam die Tuere und erblickte durch eine kleine Spalte den grossen Mann, welcher die Damen aus dem Wagen gehoben. Er trug ein Jagdkleid und hatte einen Hirschfaenger an der Seite und war wohl der Reisestallmeister oder Begleiter der fremden Damen. Als der Student merkte, dass dieser allein heraufgekommen war, oeffnete er schnell die Tuer und winkte¹dem Mann, zu ihm einzutreten. Verwundert trat dieser naeher, und ehe er noch fragen konnte, was man von ihm wolle, fluesterte ihm jener zu: "Mein Herr! Sie si$ aus Hoåz geschnitzt, eine alte Jagdflinte und in der hintersten Ecke ein Lager, aus ein paar Brettern gezimmert und mit wollenen Decken bekleidet, welchem man den Namen eines Bettes nicht geben konnte, waren die einzigen Geraete dieses graeflichen Palastes. Jetzt erst, allein gelassen in dieser elenden Huette, hatten die drei Gefangenen Zeit, ueber ihre sonderbare Lage nachzudenken. Felix, der zwar seine edelmuetige Handlung keinen Augenblick bereute, aber doch fuer seine Zukunft im Falle einer Entdeckung bange war, wollte sich in lauten Klagen Luft machen; der Jaeger aber rueckte ihm schnell naeher und fluesterte ihm zu: "Sei um Gottes willen stille, lieber Junge; glaubst du denn nicht, dass man uns behorcht?" "Aus jedem Wort, aus dem Ton deiner Sprache koennten sie Verdacht schoepfen", setzte der Student hinzu. Dem armen Felix blieb nichts uebrig, als stille zu weinen. "Glaubt mir, Herr Jaeger", sagte er, "ich weine nicht aus Angst vor diesen Raeubern oder aus Furcht vor dieser elenden Huette; nein, es $ n, und der Verlust der Schoenheit geht uns Maedchen an den Hals. Und wie innig ist die Schoenheit mit dem Hals verbunden, wer halst uns denn, wenn wir nicht schoen mehr sind? Wissen Sie denn nicht, dass jedes Maedchen, das den Alpenkoenig erblickt, in dem Augenblick um vierzig Jahre aelter wird? Ja sehen Sie mich nur an, keine Minute wird herabgehandelt. Vierzig Jahre, und unsere jetzigen auch noch dazu, da wird eine schoene Rechnung herauskommen. Stellen Sie sich die Folgen einer so entsetzlichen Verwandlung vor. Was wuerde ihr geliebter Maler dazu sagen, wenn er in Ihnen statt einer bluehenden Fruehlingslandschaft eine ehrwuerdige Wintergegend aus der niederlaendischen Schule erblickte, was wuerden alle meine Anbeter«dazu sagen, wenn der Anblick dieses Ungetuems meine Wangen in Falten legte wie eine hundertjaehrige Pergamentrolle? Aber wer hat dir denn solche Maerchen aufgebunden? Beinahe koennt ich selbst in Angst geraten. Es gibt gar keinen Alpenkoenig. Nicht? Nun gut--bald werd ich Sie wie meine$ er. Rechts die Eingangstuer, links fuehrt eine Glastuer nach dem Garten. Auf dieser Seite befindet sich ein massiver altmodischer Tisch und ein Stuhl. Rechts an der Wand neben der Tuer ein hoher Spiegel. Neben der Gartentuer ein Sekretaer. Rappelkopf koemmt in heftiger Bewegung zur Glastuer herein. Sein ganzes Wesen ist sehr auffahrend. Er sieht die Menschen nur auf Augenblicke oder mit Seitenblicken an und wendet sich schnell, entweder erzuernt oder veraechtlich, von ihnen ab. Ja, das kann nicht mehr so bleiben, 's ist entsetzlich, was sie treiben. Ins Gesicht werd ich belogen, Hinterm Ruecken frech betrogen, 's Geld muss ich am End vergraben, Denn sie stehln als wie die Raben. Ich hab keinen Kreuzer Schulden, Bare hunderttausend Gulden, Und doch wirds mir noch zu wenig, Es taet not, ich wurd ein Koenig. Meine Felder sind zerhagelt, Meine Schimmel sind vernagelt, Meine Tochter, wie betruebt, Ist das ganze Ja"r verliebt. Alle Tag ist das ein Gwinsel Um den Maler, um den Pinsel, Der kaum hat ein Renommee$ ch sehe dich beschaemt und reuergriffen vor mir stehen. Ja leb ich denn noch? Bin ich denn nicht in Kompagnie ersoffen? Du lebst noch, lieber Mann! Sie leben, lieber Vater! Und kuenftig nur fuer euch. (Umschlingt sie beide.) Wenn ich euch nicht zu schlecht bin, dass ihr fuer mich auch lebt. Du hast nun Menschenhass geschaut und eines Menschenfeindes Und ist er denn wirklich hin, dieser verwuenschte Lebenskompagnon, dieses Zerrbild meiner Unvertraeglichkeit? Er ist verschwunden wie dein Menschenhass. Nu das waren ein Paar saubre Leute, ich bin froh, dass ich sie losgeworden bin. Aber weil Eure Hoheit gar so viel vermoegend sind, koennten Sie denn nicht auch etwas ueber mein verlornes Vermoegen vermoegen. Damit ich auch meinem Schwager verzeihen koennt, weil er der einzige ist, den ich noch hasse. (Man hoert ein Posthorn. Linarius, als Postknecht gekleidet, mit Herrn von Silberkern.) Hier lad ich meinen Passagier von seiner Wolkenreisu ab. Die Alpenluft hat ihm recht gut getan. Nu wart, du saubrer Postil$ te, um die Bestien zu streicheln. "Damit jedweder wisse, dass ein ander Regiment allhier begonnen; denn--wer mir in die Quere kommt, den hetz ich in des Teufels Rachen!" Bei den letzten Worten, die er heftig ausgestossen, hatte er sich hoch aufgerichtet; dann pfiff er seinen Hunden und schritt ueber den Hof dem Thore zu. Ein Weilchen schaute ich hintendrein; dann folgte ich Katharinen, die unter dem Lindenschatten stumm und gesenkten Hauptes die Freitreppe zu dem Herrenhaus emporstieg; ebenso schweigend gingen wir mitsammen die breiten Stufen in das Oberhaus hinauf, allwo wir in des seligen Herrn Gerhardus Zimmer traten.--Hier war noch alles, wie ich es vordem gesehen; die goldgebluemten Ledertapeten, die Karten an der Wand, die saubern Pergamentbaende auf den Regalen, ueber dem Arbeitstische der schoene Waldgr¼nd von dem aelteren Ruisdael--und dann davor der leere Sessel. Meine Blicke blieben daran haften; gleichwie drunten in der Kapellen der Leib des Entschlafenen, so schien auch dies Gemach mir itzt ent$ chenswerten Inhalts, Gesprochen haette sie ein andrer Mund, Der minder lieblich, Maedchen, als der deine. Du seufzest!--Sprich!--Lass deine Worte toenen; Vertrau' den Lueften sie, als Boten, an, Sonst holt mein Mund sie ab von deinen Lippen. (Er beugt sich gegen sie.) (Man hoert Waffengeklirr und Stimmen in der Ferne.) Horch!--Stimmen! (Er laesst sie los.) (Medea steht auf.) Deine Freunde kommen Und ich muss fort. Des freuest du dich wohl? Allein ich seh' dich wieder, glaube mir! Ich muss dich sprechen hoeren, guetig sprechen, Und kostet' es mein Leben!--Doch man naht. Glaub' nicht, dass ich Gefahr und Waffen scheue, Doch auch ein Tapfrer weicht der Ueberzahl, Und meiner harren Freunde.--Leb' denn wohl. (Er geht dem Seiteneingange zu, durch den er gekommen ist. Aul diesem, so wie aus dem Haupteingange stuerzen) Bewaffnete (herein, mit ihnen) Absyrtus. So gilt's zu fechten!--Gebet Raum! Dein Schwert! Dir in die Brust, nicht in die Hand! Jason (sich in Stellung werfend). Kommt an! Ihr alle schreckt mich nich$ Art auch--Schoenheit liegt in der Avenue vom Brandenburger Tor bis zum Schloss; aber man koennte noch hundert Jahre so fortbauen wie jetzt und braechte doch nicht den Eindruck permanenter Unschoenheit von Berlin fort, wenn nicht das Auge im grossen und ganzen, in der Naehe und in der Perspektive, durch einen groesseren diktatorisch befohlenen Schoenheitskultus befriedigt wird. Freilich liegt hier der Schaden. Berlin ist eine demokratisÁhe Stadt! Nirgends macht sich das kleine Gewerbe so ausgedehnt geltend, wie hier! Eine Strasse, wo nur allein elegante Welt sichtbar wuerde, gibt es in ganz Berlin nicht! Ueberall stemmt sich der vom Bau kommende Arbeiter, der Marktkorb der Koechin, das Produkt des Handwerkers oder die Buerde des Lasttraegers zwischen die Eleganz hindurch. Das nur aus wenigen Fuss Breite bestehende Granit-Trottoir, das vor jedem Hause gelegt ist, laesst einen am anderen dicht vorueberstreifen. Der Gebildete kommt nirgends souveraen auf, selbst auf dem Asphalt-Trottoir der Linden nicht. Schon fr$ , die an Geduld ihresgleichen suchte, diese war es, die erloest wurde. Der Gegenstand eines bewunderungswuerdigen Kultus der Liebe selbst fuehlte kaum sein Leid in ganzer Groesse. Die Stunden, die Tage, die Jahre schwanden an dem Beklagenswerten in seinem Rollsessel gleichmaessig dahin. Er glaubte, die volle Klarheit seiner Ideen zu besitzen und nur am Aussprechen derselben verhindert zu sein. Eine in Westermanns "Monatsheften" gegebene photographische Abbildung der aeusseren Erscheinung Haerings in den Tagen seines Leidens zeigt einen--lachenden Demokrit, der der Welt gegenueber sein besseres Teil gefunden zu haben scheintE In der Tat gibt das Bild den vollen Gegensatz der geistesklaren Zeit des edlen Toten, wo seine Mienen in der Regel den Ausdruck der Besorgnis, des aengstlich aufgeregten Beschaeftigtseins durch die Zeit, des baenglichen Erwartens duesterer oeffentlicher Erlebnisse trugen. Von "Leiden erloest"? Gewiss! Aber doch noch zu modifizieren. Die ganze Sehnsucht eines an die Bedingungen Norddeutsch$ Wenn's beliebt! (Zu den uebrigen.) Und kommt mein Neffe, heisst ihn nur uns folgen. Ërzherzog Leopold (zur Tuere hereinstuerzend). Mein gnaed'ger Ohm! (Da er den bereits geordneten Zug sieht, stutzt er und zieht das Barett ab.) Rudolf. Nur dort, an Eure Stelle. (Auf einen Wink Erzherzog Ferdinands stellt sich Leopold ihm zur Seite. --Der Zug setzt sich in Bewegung, die beiden Erzherzoge unmittelbar vor dem Kaiser. Nach einigen Schritten tippt letzterer Erzherzog Leopold auf die Schulter. Dieser wendet sich um und kuesst ihm lebhaft die Hand. Der Kaiser winkt ihm liebreich drohend Stillschweigen zu und sie gehen weiter. Die uebrigen folgen paarweise.--Der Vorhang faellt.) Zweiter Aufzug Freier Platz im kaiserlichen Lager. Im Hintergrunde Gezelte. Ein Hauptmann (tritt hinter sich schreitend auf, wobei er eine kurze Partisane waagrecht vor sich haelt). Zurueck, sag ich, zurueck auf eure Posten! Seid ihr Soldaten, wie?--und flieht den Feind? (Ein Trupp Soldaten kommt von derselben Seite, ein Fahnentraeger unter i$ Don Caesar tritt ein.) Don Caesar. Viel Glueck ins Haus! Lukrezia. O Gott, so schaut das Unglueck! Don Caesar. Erschreckt nicht holde Maid! Ich bin es selbst; Und bin's auch nicht. Die Asche nur des Feuers, Das einst fuer Euch geglueht, Ihñ wisst wie heiss; Der Schatten nur des Wesens das ich war. Und selbst der letzte Schimmer dieses Daseins, Der noch ins Dunkel strahlt, das Leben heisst, Kommt zu verloeschen mir in dieser Nacht. Ich geh in Kampf und weiss ich werde fallen, Die Ahnung truegt nicht wenn vom Wunsch erzeugt. Was soll ich auch in dieser wuesten Welt, Ein Zerrbild zwischen Niedrigkeit und Groesse; Verleugnet von dem Manne der mein Vater, Missachtet von dem Weib das ich geliebt.-- Erzittert nicht! Davon ist nicht die Rede. Die Leidenschaften und die heissen Wuensche, Die mich bewegt, sie liegen hinter mir, Ich habe sie begraben, eingesargt. Was ist es auch--ein Weib? Halb Spiel, halb Tuecke, Ein Etwas, das ein Etwas und ein Nichts, Je demnach ich mir's denke, ich, nur ich. Und Recht und Unrecht, W$ ffen gegen deinen Freund? Ich aber sage dir: wie eine boese Beule Die schlimmen Saefte all des Koerpers anzieht, Zum Herde wird der Faeulnis und des Greuls, So wird der Zuendstoff dieses Kriegs zu dir, Der lang verschonten nehmen seinen Weg, Nachdem du ihm gewiesen deine Strassen. In deinem Umfang kaempft er seine Schlachten, Nach deinen Kindern richtet er sein Schwert, Die Haeupter deiner Edlen werden fallen, Und deine Jungfraun, losgebundnen Haars, Mit Schande zahlen ihrer Vaeter Schande. Das sei dein Los und also--fluch ich dir!-- Die du die Wohltat zahlst mit boesen Taten. Wo ist mein Stock? Die Kniee werden schwach, Lasst niemand ein! ich hoere Stimmen_drauss, Wer immer auch, ein Feind ist's und Verraeter. (Die Erzherzoge Maximilian und Ferdinand erscheinen in der Tuere.) Rumpf. Es sind die Herrn Erzherzoge. O Wonne! Rudolf. Ihr seid es? Bruder du? Willkommen Vetter! Nehmt Sitz! Ihr kommt in wunderlicher Zeit. (Er hat sich gesetzt.) Was Neues in der Welt? Zwar stets dasselbe: Das Alte scheidet und das Ne$ , Und was du weisst, weisst du durch Tag und Licht. Ich selber war ein Mann der Dunkelheit. Von ihren Streitigkeiten angeekelt, Floh ich dahin allwo die fruehsten Menschen Zuerst erkannten ihres Lebens Meister. Vom Huegel auf zu den Gestirnen blickend Und ihre staet'ge Wiederkehr betrachtend, Erscholl's in ihrer Brust: es ist ein Gott Und ewig die Gesetze seines Waltens. Seitdem hat er sich kundig offenbart Und uebertoent die Stimmen der Natur, Doch in der Stille klingen sie noch nach, Und als er selbst als Mensch zu Menschen kam, Da sandt' er einen Stern, und jene Weisen, Sie liessen ruhen ihrer Weisheit Duenkel, Und folgten jenem Zeichen bis zur Huette, Wo schon die Hirten standen und die Engel Aus weiter Ferne: Friede, Friede sangen. --Ist hier Musik? Julius. Wir hoeren nichts, o Herr. Rudolf. Nun denn, so ist's der Nachklang von der Weihnacht, Die mir heruebertoent aus ferner Zeit, An die ich glaube und im Glauben sterbe. --Nicht Stern, nur Gott!--ùer bist denn du, Du flammender Komet? Nur Dunst und Nebel$ Da haben wir's ja! Nichts als schuldig sein s' einander. "Die Fee Tritschitratschi hat dem Zauberer RutWchiputschi einen Talisman geliehen, und er ihr ihn nicht zurueckgestellt." Er soll ihn zurueckgeben. Ich befiehl's. Auf der Stell'! (Nimmt eine andere Schrift.) "Die zwoelf Himmelszeichen haben untereinander eine Rauferei gehabt. Der Schuetz hat dem Steinbock ein Aug' ausgeschossen; dieser ist in die Wag' gesprungen und hat sie mitten voneinander gerissen; die Zwillinge haben sich dareingemischt und waeren beinahe von dem Loewen zerrissen worden, wenn sie sich nicht hinter die Jungfrau versteckt haetten. Alle sind beschaedigt; der einzige Krebs hat sich zurueckgezogen. Man bittet, sie reparieren zu lassen." Das wird wieder was Schoenes kosten! (Nimmt die dritte Schrift.) Was ist denn das? Was wollen denn die schon wieder? "Die zwei Vorsteherinnen der ehrsamen Drudenzunft bitten fuer ihr Gremium um Wiedereinsetzung ihres vorigen Amtes auf der Welt." Du verdammte Bagage! Die Druden wollen wieder auf$ m ihn mehrere dienstbare Geister. (Grosser Tanz von idealen Geistern, am Ende eine Gruppe.) Chor. Heil, Longimanus! Longimanus. Ist schon gut, schon gut! Bedank' mich aufs allerschoenste. (Fuer sich) Freut mich recht, dass s' mir haben heute einen kleinen Tanz gemacht, weil morgen mein Namenstag ist. (Der Chor ab). Zweite Szene. Pamphilius. Vorige. Pamphilius (ueberreicht dem Longimanus einige Visitenkarten). Zauberer Vanille; Fee Maraskino! Longimanus. Aha! Kommen schon die Billetten ang'stochen. (Liest.) La Hexe de MarSuende" erfunden sammt dem zugehoerigen Folter-Instrument, dem Begriff "freier Wille", um die Instinkte zu verwirren, um das Misstrauen gegen die Instinkte zur zweiten Natur zu machen! Im Begriff des "Selbstlosen", des "Sich-selbst-Verleugnenden" das eigentliche decadence-Abzeichen, das Gelockt-werden vom Schaedlichen, das Seinen-Nutzen-nicht-mehr-finden-koennen, die Selbst-Zerstoerung zum Werthzeichen ueberhaupt gemacht, zur "Pflicht", zur "Heiligkeit", zum "Goettlichen" im Menschen! Endlich - es ist das Furchtbarste - im Begriff des guten Menschen die Partei alles Schwachen$ Sie hatten vor, schon Ende Juli Urlaub zu nehmen und ins bayerische Gebirge zu gehen, wo gerade in diesem Jahr wieder die Oberammergauer Spiele stattfanden. Es liess sich aber nicht tun; Geheimrat von Wuellesdorf, den Innstetten schon von frueher her kannte und der jetzt sein Spezialkollege war, erkrankte ploetzlich, und Innstetten musste bleiben und ihn vertreten. Erst Mitte August war alles wieder beglichen und damit die Reisemoeglichkeit gegeben; es war aber nun zu spaet geworden, um noch nach Oberammergau zu gehen, und so entschied man sich fuer einen Aufenthalt auf Ruegen. "Zunaechst natuerlich Stralsund, mit Schill, den du kennst, und mit Scheele, den du nicht kennst und der den Sauerstoff entdeckte, was man aber nicht zu wissen braucht. 'nd dann von Stralsund nach Bergen und dem Rugard, von wo man, wie mir Wuellersdorf sagte, die ganze Insel uebersehen kann, und dann zwischen dem Grossen und Kleinen Jasmunder-Bodden hin, bis nach Sassnitz. Denn nach Ruegen reisen heisst nach Sassnitz reisen. Binz ginge$ uegen. Aber eh ich die Sache kenne, verzeihen Sie mir die naive Vorfrage: Muss es sein? Wir sind doch ueber die Jahre weg, Sie, um die Pistole in die Hand zu nehmen, und ich, um dabei —itzumachen. Indessen missverstehen Sie mich nicht, alles dies soll kein Nein sein. Wie koennte ich Ihnen etwas abschlagen. Aber nun sagen Sie, was ist es?" "Es handelt sich um einen Galan meiner Frau, der zugleich mein Freund war oder doch beinah." Wuellersdorf sah Innstetten an. "Innstetten, das ist nicht moeglich." "Es ist mehr als moeglich, es ist gewiss. Lesen Sie." Wuellersdorf flog drueber hin. "Die sind an Ihre Frau gerichtet?" "Ja. Ich fand sie heut in ihrem Naehtisch." "Und wer hat sie geschrieben?" "Major Crampas." "Also Dinge, die sich abgespielt, als Sie noch in Kessin waren?" Innstetten nickte. "Liegt also sechs Jahre zurueck oder noch ein halb Jahr laenger." Wuellersdorf schwieg. Nach einer Weile sagte Innstetten: "Es sieht fast so aus, Wuellersdorf, als ob die sechs oder sieben Jahre einen Eindruck auf Sie machte$ etchenblick, der jedesmal versicherte, kein Waesserchen trueben zu koennen - alle diese Dinge haben mich in meinem Glauben ... Aber da kommt eben unsere Afra, von der ich Dir, glaube ich, schon schrieb, eine huebsche Person, und packt mir ein Zeitungsblatt auf den Tisch, das ihr, wie sie sagt, unsere Frau Wirtin fuer mich gegeben habe; die b«au angestrichene Stelle. Nun verzeih, wenn ich diese Stelle erst lese ... Nachschrift. Das Zeitungsblatt war interessant genug und kam wie gerufen. Ich schneide die blau angestrichene Stelle heraus und lege sie diesen Zeilen bei. Du siehst daraus, dass ich mich nicht geirrt habe. Wer mag nur der Crampas sein? Es ist unglaublich - erst selber Zettel und Briefe schreiben und dann auch noch die des anderen aufbewahren! Wozu gibt es Oefen und Kamine? Solange wenigstens, wie dieser Duellunsinn noch existiert, darf dergleichen nicht vorkommen; einem kommenden Geschlecht kann diese Briefschreibepassion (weil dann gefahrlos geworden) vielleicht freigegeben werden. Aber so weit si$ en Tagen werde ich auftun die Schatze des Segen, welche im Himmel sind, dass ich sie herabkommen lasse auf die Erde und alle Werke und Arbeit der MenscheF. 29. Friede und Billigkeit sollen Genossen sein der Menschenkinder alle Tage der Welt und in jedem Geschlecht derselben. 1. Vor allen diesen Dingen war Henoch verborgen, auch wusste niemand von den Menschenkindern, wo er verborgen war, wo er gewesen und was geschehen war. 2. Er war ganz beschaftigt mit den Heiligen und mit den Wachtern in seinen 3. Ich, Henoch; lobte den grossen Herrn und Konig des Friedens. 4. Und siehe! die Wachter nannten mich Henoch, den Schreiber. 5. Dann sagte er zu mir: Henoch, Schreiber der Gerechtigkeit, gehe und verkunde den Wachtern des Himmels, welche den hohen Himmel verliessen und ihre ewige Wohnung, sich mit den Weibern befleckten 6. und taten, wie die Sohne der Menschen tun, indem sie sich Weiber nahmen und sich sehr befleckten auf der Erde: 7. dass sie auf der Erde nimmer Friede und Vergebung der Sunde erlangen werden. Denn$ seinem Bett warten, bis er aufwacht. (setzt sich ans Bett.) ROBERT. (kehrt sich hastig um.) Wer ist da? TOGNINA. Schoener junger Herr! werden Sie nicht boese, dass ich so ungebeten herein komme. Ich bin hierher gewiesen, ich bin eine arme Waise, die Vater und Mutter verloren hat, und sich kuemmerlich von ihrer Haende Arbeit naehren ûuss. ROBERT. Das sieht man euch nicht an. TOGNINA. Alles, was ich mir verdiene, wend ich auf meine Kleidung. Ich denke, es steht einem jungen Maedchen nicht so uebel an, als wenn sie das bisschen Schoenheit, das ihr der Himmel gab, nicht einmal sucht an den Tag zu legen. Ich will nicht gefallen, gnaediger Herr, (ihn zaertlich ansehend) ich weiss wohl, dass ich nicht im Stande bin, Zaertlichkeit einzufloessen; aber zum wenigsten bin ich hochmuetig genug, dass ich niemand durch meine Gestalt beleidigen mag. ROBERT. Was wollt ihr von mir? TOGNINA. (etwas verwirrt.) Von Ihnen?--was ich von Ihnen will?--Das ist eine seltsame Frage, die ich Ihnen so geschwind nicht beantworten kann. $ Und ging einher mit steifen Fuessen. Er ging, ein jeder sah ihn an, Und alle lachten, die ihn sahn, Und jeder blieb vor Lachen stehen, Und schrie: Lehrt doch den Frem¾en gehen! Der Fremde hielts fuer seine Pflicht, Den Vorwurf von sich abzulehnen. Ihr, rief er, hinkt; ich aber nicht; Den Gang muesst ihr euch abgewoehnen! Der Laermen wird noch mehr vermehrt, Da man den Fremden sprechen hoert. Er stammelt nicht; genug zur Schande! Man spottet sein im ganzen Lande. Gewohnheit macht den Fehler schoen, Den wir von Jugend auf gesehn. Vergebens wirds ein Kluger wagen, Und, dass wir toericht sind, uns sagen. Wir selber halten ihn dafuer, Bloss, weil er klueger ist, als wir. Das neue Ehepaar Nach so viel bittern Hindernissen, Nach so viel aengstlicher Gefahr, Als jemals noch ein zaertlich Paar Hat dulden und beweinen muessen, Liess endlich doch die Zeit mein Paar das Glueck geniessen, Das, wenns ein Lohn der Tugend ist, Sie durch Bestaendigkeit zehnfach verdienet hatten. Sie, die sich, hart bedroht, als Liebende geku$ ch umzubringen! Ich saeug es selbst, und saeug es mir zur Lust, Deswegen hab ich diese Brust. In dieser Pflicht, mein Kind daran zu nehmen, Soll mich, o Fuerst, kein Tier beschaemen." Der gute Tartarfuerst erschrak, Und unterliess, um nicht sein Leben zu verlieren, Den europaeischen Geschmack In seinen Horden einzufuehren. Der Tod der Fliege und der Muecke Der Tod der Fliege heisst mich dichten; Der Tod der Muecke heischt mein Lied. Und klaeglich will ich dir berichten, Wi? jene starb, und die verschied. Sie setzte sich, die junge Fliege, Voll Mut auf einen Becher Wein; Entschloss sich, tat drei gute Zuege, Und sank vor Lust ins Glas hinein. Die Muecke sah die Freundin liegen. "Dies Grabmal", sprach sie, "will ich scheun. Am Lichte will ich mich vergnuegen, Und nicht an einem Becher Wein." Allein, verblendet von dem Scheine, Ging sie der Lust zu eifrig nach; Verbrannte sich die kleinen Beine, Und starb nach einem kurzen Ach. Ihr, die ihr euren Trieb zu naehren, In dem Vergnuegen selbst verdarbt, Ruht wohl, un$ Zeigt sich tief im Sinn Der Schoenheit Quelle reichlichstens ergossen? Mein Schreckensgang bringt seligsten Gewinn.ŽWie war die Welt mir nichtig, unerschlossen! Was ist sie nun seit meiner Priesterschaft? Erst wuenschenswert, gegruendet, dauerhaft! Verschwinde mir des Lebens Atemkraft, Wenn ich mich je von dir zurueckgewoehne!-- Die Wohlgestalt, die mich voreinst entzueckte, In Zauberspiegelung beglueckte, War nur ein Schaumbild solcher Schoene!-- Du bist's, der ich die Regung aller Kraft, Den Inbegriff der Leidenschaft, Dir Neigung, Lieb', Anbetung, Wahnsinn zolle. MEPHISTOPHELES: So fasst Euch doch und fallt nicht aus der Rolle! AeLTERE DAME: Gross, wohlgestaltet, nur der Kopf zu klein. Seht nur den Fuss! Wie koennt' er plumper sein! Fuerstinnen hab' ich dieser Art gesehn, Mich deucht, sie ist vom Kopf zum Fusse schoen. Sie naehert sich dem Schlaefer listig mild. Wie haesslich neben jugendreinem Bild! Von ihrer Schoenheit ist er angestrahlt. Endymion und Luna! wie gemalt! Ganz recht! Die Goettin schein$ ng an; Gesellt zu Starken, Freien, Kuehnen, Hat er im Geiste schon getan. Eroeffnet sich zum Ruhm die Bahn. HELENA UND FAUST: Kaum ins Leben eingerufen, Heitrem Tag gegeben kaum, Sehnest du von Schwindelstufen Dich zu schmerzenvollem Raum. Sind denn wir Gar nichts dir? Ist der holde Bund ein Traum? Und hoert ihr donnern auf dem Meere? Dort widerdonnern Tal um Tal, In Staub und Wellen, Heer dem Heere, In Drang um Drang, zu Schmerz und Qual. Das versteht sich nun einmal. HELENA, FAUST UND CHOR: Welch Entsetzen! welches Grauen! Ist der Tod denn dir Gebot? Sollt' ich aus der Ferne schauen? Nein! ich teile Sorg' und Not. DIE VORIGEN: Uebermut und Gefahr, Toedliches Los! Doch!--und ein Fluegelpaar Faltet sich los! Dorthin! Ich muss! ich muss! Goennt mir den Flug! Ikarus! Ikarus! Jammer venug. HELENA UND FAUST: Der Freude folgt sogleich Grimmige Pein. EUPHORIONS STIMME: Lass mich im duestern Reich, Mutter, mich nicht allein! Nicht allein!--wo du auch weilest, Denn wir glauben dich zu kennen; Ach! wenn du dem T$ hitzte Blut auf Schulen und Catheder Sich unbescheiden zankt, und von dem Hauptzweck geht, Aus Neid und Tadelsucht den Gegner beisend schmaeht, So hoert man munter zu, uüd laesst sich unbekuemmert. Schreibt aber ein Poet, wie sich die Welt verschlimmert, Und wie das Laster waechst, so sieht man scheel darzu, Und laesst aus tollen Neid dem Dichter keine Ruh Ob Orthodoxen schon sich auf den Schau=Platz stellen, Und durch den scharfen Kiel die Feinde gluecklich faellen, Wie mancher Philosoph, wie mancher Moralist, In dem ein reines Feuer, Verstand und Weissheit ist, Hat von der Sitten=Kunst satyrisch gnug geschrieben, Und dennoch sind sie stets in Ruh und Fried geblieben. In Prosa fluchet man der Sitten=Lehre nicht; Die arme Poesie wird ohn Verhoer gericht. Ein Redner, ein Poet steht in gelehrten Orden, Und beyde sind schon laengst zu Moralisten worden. Ein jeder ehrt und liebt die Regeln der Natur; Ein jeder folget ja der Tugend Licht und Spuhr, Und zeigt die Laster=Bahn, und sucht der Welt zu nuetzen. Allein d$ n fuehren? Und seine zarte Hand min allem selbst beschmieren? Der Kuechen=Rauch beisst nur die schoenen Augen roth, Worbey gar bald ein Fall dem Fuss im Laufen droth. Davor ist Knecht und Magd, dass sie das Haus verwalten, Wir aber lange Ruh und lange Tafel halten. Davor sind Kramer da, wo man die Kleidung findt, Davor giebts Maedgen gnug die uns zu Dienste sind. Die Maenner wollen Herr und Haupt und Vaeter heisen; So muessen sie sich auch nothwendig so beweisen, Wie dieses Wort verlangt, dass man uns Lebens=Saft, Und was wir irgend noth, ohn unsre Arbeit, schaft. Ein Weib muss sich doch auch ein Stuendgen Ruhe schenken, Und ihre Geister nicht durch Mueh und Arbeit kraenken. Wer dankts uns Weibern denn, was wir mit Mueh erspart, Was wir mit Fleiss geschaft? ists doch der Maenner Art, Dass man uns immer schraubt: Wir koenten nichts erwerben. Wohlan! so lasst uns dann bey guten Stunden sterben. Wird uns Lucretia zum Muster vorgestellt? O lacht! diess Muster zeigt die Thorheit alter Welt. Denn haett Lucretia in $ uehre. Und es horchte der Koenig, da von dem Schatze gesagt ward, Neigte sich vor und sprach: Von wannen ist er Euch kommen? Saget an! ich meine den Schatz. Und Reineke sagte: Dieses Geheimnis verhehl ich Euch nicht, was koennt es mir helfen? Denn ich nehme nichts mit von diesen koestlichen Dingen. Aber wie Ihr befehlt, will ich Euch alles erzaehlen, Denn¤es muss nun einmal heraus; um Liebes und Leides Moecht ich wahrhaftig das grosse Geheimnis nicht laenger verhehlen: Denn der Schatz war gestohlen. Es hatten sich viele verschworen, Euch, Herr Koenig, zu morden, und wurde zur selbigen Stunde Nicht der Schatz mit Klugheit entwendet, so war es geschehen. Merket es, gnaediger Herr! denn Euer Leben und Wohlfahrt Hing an dem Schatz. Und dass man ihn stahl, das brachte denn leider Meinen eigenen Vater in grosse Noeten, es bracht ihn Fruehe zur traurigen Fahrt, vielleicht zu ewigem Schaden; Aber, gnaediger Herr, zu Eurem Nutzen geschah es! Und die Koenigin hoerte bestuerzt die graessliche Rede, Das verworrne Geheimn$ m Kerzenlicht erhellt Taeuscht' in truegender Gestaltung Euer schlummertrunknes Aug'. Oh, ich hab es oft erfahren, Wie die Sinne, aufgeregt, Stumpfe Diener unsrer Seele, Gern fuer wahr und wirklich halten Die verworrenen Gestalten, Die der Geist in sich bewegt. Gestern nur, mein Vater, ging ich In des Zwielichts matt m Strahl Durch den alten Ahnensaal. In der Mitte haengt ein Spiegel, Halb erblindet und voll Flecken. Wie ich ihn vorueber gehe Bleib ich, meinen Anzug musternd, Vor dem matten Glase stehn. Eben senk ich nach dem Guertel Nieder meine beiden Haende, Da--Ihr werdet lachen, Vater! Und auch ich muss jetzt fast laecheln Meiner kindisch schwachen Furcht, Doch in jenem Augenblicke Konnt' ich nur mit Schreck und Grauen Das verzerrte Wahnbild schauen. Wie ich senke meine Haende Um den Guertel anzuziehn, Da erhebt mein Bild im Spiegel Seine Haende an das Haupt, Und mit starrendem Entsetzen Seh ich in dem dunkeln Glase Meine Zuege sich verzerren. Immer sind es noch dieselben Und doch anders, furchtbar ander$ ich ihm nicht zu sagen. (Er will Adrast. Wohin, Theophan?--Urteilen Sie aus meinem Stilleschweigen, wie gross mein Erstaunen sein muesse!--Es ist eine menschliche Schwachheit, sich dasjenige leicht ueberreden zu lassen, was man heftig wuenscht. Soll ich ihr nachhaengen? soll ich sie unterdruecken? Theophan. Ich will bei Ihrer Ueberlegung nicht gegenwaertig sein.-- Adrast. Wehe dem, der mich auf eine so grausame Art aufzuziehen denkt! Theophan. So raeche mich denn Ihre marternde Ungewissheit an Ihnen! Adrast (beiseite). Jetzt will ich ihn fangen.--Wollen Sie mir noch ein Wort erlauben, Theophan?--Wie koennen Sie ueber einen Menschen zuernen, der mehr aus Erstaunen ueber sein Glueck, als aus Misstrauen gegen Sie, zweifelt?-- Theophan. pAdrast, ich werde mich schaemen, nur einen Augenblick gezuernt zu haben, sobald Sie vernuenftig reden wollen. Adrast. Wenn es wahr ist, dass Sie Julianen nicht lieben, wird es nicht noetig sein, dass Sie sich dem Lisidor entdecken? Theophan. Allerdings. Adrast. Und Si$ ss; der Anblick der Majestaet faellt wie ein schneidendes Messer zwischen mich und den Herzog! Johann Ludwig Fiesco besass Laender in meinem Herzen--jetzt hat er Genua erobert, und :ch nehme mein Eigenthum Fiesco (betreten). Das wolle Gott nicht! Fuer ein Herzogthum waere der Preis zu juedisch. Verrina (murmelt duester). Hum! Ist denn etwa die Freiheit in der Mode gesunken, dass man dem Ersten dem Besten Republiken um ein Schandengeld nachwirft. Fiesco (beisst die Lippen zusammen). Das sag du Niemand, als dem Verrina. O natuerlich! Ein vorzueglicher Kopf muss es immer sein, von dem die Wahrheit ohne Ohrfeige wegkommt--Aber Schade! der verschlagene Spieler hat's nur in einer Karte versehen. Er calculierte das ganze Spiel des Neides, aber der raffinierte Witzling liess zum Unglueck die Patrioten aus. (Sehr bedeutend.) Hat der Unterdruecker der Freiheit auch einen Kniff auf die Zuege der roemischen Tugend zurueckbehalten? Ich schwoer' es beim lebendigen Gott, eh die Nachwelt meine Gebeine aus dem Kirc$ taende im Gegensatz zu der lueckenhaft verstaendlichen Tageswirklichkeit, sodann das tiefe Bewusstsein von der in Schlaf und Traum heilenden und helfenden Natur ist zugleich das symbolische Analogon der wahrsagenden Faehigkeit und ueberhaupt der Kuenste, durch die das Leben moeglich und lebenswerth gemacht wird. Aber auch jene zarte Linie, die das Traumbild richt ueberschreiten darf, um nicht pathologisch zu wirken, widrigenfalls der Schein als plumpe Wirklichkeit uns betruegen wuerde - darf nicht im Bilde des Apollo fehlen: jene maassvolle Begrenzung, jene Freiheit von den wilderen Regungen, jene weisheitsvolle Ruhe des Bildnergottes. Sein Auge muss "sonnenhaft", gemaess seinem Ursprunge, sein; auch wenn es zuernt und unmuthig blickt, liegt die Weihe des schoenen Scheines auf ihm. Und so moechte von Apollo in einem excentrischen Sinne das gelten, was Schopenhauer von dem im Schleier der Maja befangenen Menschen sagt. Welt als Wille und Vorstellung I, S. 416 "Wie auf dem tobenden Meere, das, nach allen Seiten$ ch, in der Auffassung des Urmenschen als des von Natur guten und kuenstlerischen Menschen: welches Princip der Oper sich allmaehlich in eine drohende und entsetzliche Forderung umgewandelt hat, die wir, im Angesicht der socialistischen Bewegungen der Gegenwart, nicht mehr ueberhoeren koennen. Der "gute Urmensch" will seine Rechte: welche paradiesischen Aussichten! Ich stelle daneben noch eine eben so deutliche Bestaetigung meiner Ansicht, dass die Oper auf den gleichen Principien mit unserer alexandrinischen CulÑur aufgebaut ist. Die Oper ist die Geburt des theoretischen Menschen, des kritischen Laien, nicht des Kuenstlers: eine der befremdlichsten Thatsachen in der Geschichte aller Kuenste. Es war die Forderung recht eigentlich unmusikalischer Zuhoerer, dass man vor allem das Wort verstehen muesse: so dass eine Wiedergeburt der Tonkunst nur zu erwarten sei, wenn man irgend eine Gesangesweise entdecken werde, bei welcher das Textwort ueber den Contrapunkt wie der Herr ueber den Diener herrsche. Denn die Worte$ r Ahnfrau mit wehmuethiger Innigkeit wieder sang: "O Stern und Blume, Geist und Kleid, Lieb, Leid und Zeit und Ewigkeit!" Nun aber folgte der ganze Zug der Geister der dankbaren Armen, welche den Sarg geschmueckt hatten, sie trugen die schimmernden Fahnen von Roeckchen, Hemdchen, Schuerzchen, Jaeckchen, Muetzchen, die guten Werke des armen Kindes von Hennegau. Wer aber kam ganz, ganz zuletzt, so dass gar nichts mehr higter ihm kam?--Niemand Anders, als jene alte Frau mit einer blauen Schuerze, welche bei allen Prozessionen und Leichenzuegen zuletzt kommen muss--jene gesetzte, solide Person, die nicht im Himmel ist, nicht auf der Erde ist und die selber nicht weiss, wo sie ist und wer sie ist. Alle Nachforschungen der so ausgezeichneten geheimen Polizei von Gelnhausen haben doch keine entschiedenere Auskunft ueber sie zu Stande gebracht, als, es heisse, sie solle ein buckliches Fragezeichen hinter einer Leichenrede seyn, man halte sie fuer eine Art Nachrede, sie gebe sich fuer ein gewisses Gewissen aus u. dg$ dies Heiligtum, und du Ëusstest mich durch Guete, Freundschaft, Unterstuetzung, scheinbare Kaelte gegen die Weiber einzuschlaefern. Wie ich dem Schein nach ihr Bruder war, hielt ich dein Gefuehl fuer sie fuer das wahre bruederliche, und wenn mir ja auch manchmal ein Argwohn kommen wollte, warf ich ihn weg als unedel, schrieb ihre Gutheit fuer dich auf Rechnung des Engelherzens, das eben alle Welt mit einem liebevollen Blick ansieht.--Und du!--Und sie!-- FABRICE. Ich mag nichts weiter hoeren, und zu sagen hab' ich auch nichts. Also adieu! (Ab.) WILHELM. Geh nur!--Du traegst sie alle mit dir weg, meine ganze Seligkeit. So weggeschnitten, weggebrochen alle Aussichten--die naechsten--auf einmal--Am Abgrunde! Und zusammengestuerzt die goldne Zauberbruecke, die mich in die Wonne der Himmel hinueberfuehren sollte-- Weg! und durch ihn, den Verraeter, der so missbraucht hat die Offenheit, das Zutrauen!--O Wilhelm! Wilhelm! du bist so weit gebracht, dass du gegen den guten Menschen ungerecht sein musst?$ tz wohl auch nit weit? Erster Reiter. Halt dein Maul! Habt ihr Haendel? Sievers. Ihr seid den Kerls begegnet draussen, sind Bamberger. Erster Reiter. Was tun die hier? Metzler. Der Weislingen ist droben auf'm Schloss, beim gnaedigen Herrn, den haben sie geleit. Erster Reiter. Der Weislingen? Zweiter Reiter (leise). Peter! das ist ein gefunden Fressen! (Laut.) Wie lang ist er da? Metzler. Schon zwei Tage. Aber er will heut noch fort, hoert ich einen von den Kerls sagen. Erster Reiteè (leise). Sagt ich dir nicht, er waer daher! Haetten wir dort drueben eine Weile passen koennen. Komm, Veit. Sievers. Helft uns doch erst die Bamberger auspruegeln. Zweiter Reiter. Ihr seid ja auch zu zwei. Wir muessen fort. Adies! Sievers. Lumpenhunde die Reiter! wann man sie nit bezahlt, tun sie dir keinen Streich. Metzler. Ich wollt schwoeren, sie haben einen Anschlag. Wem dienen Sievers. Ich soll's nit sagen. Sie dienen dem Goetz. Metzler. So! Nun wollen wir ueber die draussen. Komm! so lang ich einen B$ s zu spaet, du wirst des Siegers Braut, und mein Geheimnis lass ich mit mir untergeh'n. hermione. O halt'! Noch hab' ich einen Hoffnungsstrahl. Wie du, so klagen alle meine Dichter, vielleicht, dass es ein Spuk der boesen Zauberschwestern ist. Drum Mut, denn in dem Tempel des Apolls muss dieser Zauber schwinden. Freude, Amphio, mir sagt's mein amphio. Das Elend hascht nach jedem Hoffnungswahn, so will ich mein Vertrauen mit deinem Hoffen denn vermaehlen undaeinen Sohn erwarten, der Erfuellung hermione. Ich will noch vor dem Fest schnell das Orakel fragen, mehr darf ich nicht fuer unsere Ruhe tun. Nicht mir gehoer' ich an, nein, ich gehoer' Apoll'! Mein hoechst' Vertrau'n setz' ich auf ihn, den Weltbestrahlenden; denn eine Ahnung hat er mir in meine Brust gelegt, dass mich ein andrer nicht erringen darf als du. Darum erwart' ich in dem Tempel dich. Mut, Amphio, die Goetter sind uns nah! Vertrau' auf ihren Schutz! (Ab.) amphio (allein). Nun wohl, ich will mein Glueck dem letzten Augenblick vertrau'n$ ) auftuermen, _tr._ pile up;iaufgetuermt towering aufwaerts, upward Auge, _n._ -s, -n eye aus-blicken, _intr._ look out aus-brennen, brannte, gebrannt, _intr._ cease burning _or_ glowing, burn aus-graben, u, a; ae, _tr._ dig out aus-klingen, a, u, _intr._ cease sounding aus-loeschen, o, o; i, _intr._ be extinguished, go out aus-machen, _tr._ settle aus-rufen, ie, u, _tr._ call out, cry out aus-ruhen, _intr._ rest; _ausgeruht haben_ be rested aus-schauen, _intr._ look out aus-singen, a, u, _intr._ cease _or_ finish singing aus-spannen, _tr._ stretch out, spread aus-steigen, ie, ie, _intr._ get out, disembark aus-strecken, _tr._ stretch out, prostrate aus-ziehen, zog, gezogen, _tr._ undress; take off, pull off Bach, _m._ -"e brook baden, _tr. and intr. (refl.)_ bathe Bahn, _f._ -en path, track bald, soon; -- ... -- now ... now Band, _m._ -"e volume Band, _n._ -"er ribbon Band, _n._ -e bond, fetter bang, fearful, afraid bangen, _intr._ yearn Bank, _f._ -"e bench bannen, _tr._ charm, drive away Banner, _n._ -- ba$ endered by royal, e.g.,_ _Koenigsmahl_, _n._ royal feast _or_ banquet) Kopf, _m._ -"e head Korn, _n._ grain, "corn" (_the chief grain of a country; in Germany rye or wheat; with the pl._ _Koerner_ = single seed of grain) kosen, _intr. and tr._ fondle, caress Kraft, _f._ -"e strength, power kraeftig, strong Kraehe, _f._ -n crow kraehen, _intr._ crow; scream, cry out Kranich, _m._ -e crane Kranichzug, _m._ -"e flight _or_ flock of cranes on wing krank, ill, sick kraenken, _tr._ grieve, wound Kranz, _m._ -"e wreath, garland KrauÊ, _n._ -"er plant; _collective_ plants, herbage Kreis, _m._ -e circle kreischen, _intr._ screech Kreuz, _n._ -e cross, crucifix Kreuzbild, _n._ -er image of the crucified Savior Krieg, _m._ -e war Krieger, _m._ -- warrior Krone, _f._ -n crown Kruemlein (_dim. of_ _Krume_, _f._) -- crumb Kuchen, _m._ -- cake Kugel, _f._ -n bullet, ball kuehlen, _tr._ cool Kummer, _m._ worry, care kummervoll, filled with care Kunde, _f._ lore, news kund-machen, _tr._ make known, announce kuenftig, future K$ s weggeschnitten, und ich sehe dich hier! Egmont. Mein Freund, wenn es dir wohlthun kann, so nimm die Versicherung, dass im ersten Augenblick mein Gemuet dir entgegenkam. Und hoere mich. Lass uns ein ruhiges Wort unter einander wechseln. Sage mir: ist es der strenge, ernste Wille deines Vaters, mich zu toeten? Ferdinand. Er ist's. Egmont. Dieses Urteil waere nicht ein leeres Schreckbild, mich zu aengstigen, durch Furcht und Drohung zu strÜfen, mich zu erniedrigen, und dann mit koeniglicher Gnade mich wieder aufzuheben? Ferdinand. Nein, ach leider nein! Anfangs schmeichelte ich mir selbst mit dieser ausweichenden Hoffnung; und schon da empfand ich Angst und Schmerz, dich in diesem Zustande zu sehen. Nun ist es wirklich, ist gewiss. Nein, ich regiere mich nicht. Wer giebt mir eine Hilfe, wer einen Rat, dem Unvermeidlichen zu entgehen? Egmont. So hoere mich. Wenn deine Seele so gewaltsam dringt, mich zu retten, wenn du die uebermacht verabscheust, die mich gefesselt haelt, so rette mich! Die Augenbl$ Lord, Kommt morgen wieder oder uebermorgen. Er ist mit zwei ehrwuerd'gen Vaetern drinnen, Vertieft in geistliche Beschaulichkeit, Kein weltliches Gesuch moecht' ihn bewegen, Ihn von der heil'gen Uebung abzuziehn. Geh, guter Catesby, noch zum gnaed'gen Herzog; Sag ihm, dass ich, der Mayor und Aldermaenner In trift'ger Absicht, Sachen von Gewicht, Betreffend minder nicht als aller Wohl, Hier sind um ein Gespraech mit Seiner Gnaden. Ich geh sogleich, ihm solches anzumelden. (Ab.) Ha, Mylord, dieser Prinz, das ist kein Eduard! Den findt man nicht auf uepp'gem Ruhbett lehnend, Nein, auf den Knieen liegend in Betrachtung; Nicht scherzend mit einem Paar von Buhlerinnen, Nein, mit zwei ernsten Geistlichen betrachtend; Nicht schlafend, seinen traegen Leib zu maesten, Nein, betend, seinen wachen Sinn zu naehren. Beglueckt waer' England, wenn der fromme Prinz DesselbenzOberherrschaft auf sich naehme; Allein ich fuercht, er ist nicht zu bewegen. Ei, Gott verhuete, dass uns Seine Gnaden Nein sollte sagen! Ich fuercht, e$ rzeihn, Der ich, im Dienste meines Gottes eifrig, Versaeume meiner Freunde Heimsuchung. Doch, das beiseite, was beliebt Eu'r Gnaden? Was, hoff ich, Gott im Himmel auch beliebt Und den rechtschaffnen Maennern insgesamt, So dieses unregierte Eiland hegt. Ich sorg, ich hab in etwas mich vergangen, Das widrig in der Buerger Aug' erscheint; Und dass Ihr kommt, um mein Versehn zu schelten. Das habt Ihr, Mylord: wollt' Eu'r Gnaden doch Auf unsre Bitten Euren Fehl verbessern! Weswegen lebt' ich sonst in Christenlanden? Wisst denn, Eu'r Fehl ist, dass IWr ueberlasst Den hoechsten Sitz, den majestaet'schen Thron, Dies Eurer Ahnen szepterfuehrend Amt, Des Rangs Gebuehr, den Anspruch der Geburt, Den Erbruhm Eures koeniglichen Hauses, An die Verderbnis eines falschen Sproesslings; Weil bei so schlaefriger Gedanken Milde, Die wir hier wecken zu des Landes Wohl, Dies edle Eiland seiner Glieder mangelt, Entstellt sein Antlitz von der Schande Narben, Sein Fuerstenstamm geimpft mit schlechten Zweigen Und fast verschlemmt im ni$ cks Koenigin! In Frankreich labt mir Englisch Weh den Sinn. O du in Fluechen wohl Erfahrne, weile Und lehre mich, zu fluchen m¡inen Feinden! Versag dir nachts den Schlaf, und faste tags; Vergleiche totes Glueck lebend'gem Weh; Denk deine Knaben holder, als sie waren, Und schnoeder, als er ist, den, der sie schlug: Mit dem Verlust muss sich der Abscheu mehren; Dies ueberdenken, wird dich fluchen lehren. O schaerfe meine stumpfen Wort' an deinen! Dein Weh wird scharf sie machen, gleich den meinen. Warum doch ist Bedraengnis reich an Worten? Wind'ge Sachwalter ihrer Leidparteien! Luft'ge Beerber unbewillter Freuden! Des Elends arme hingehauchte Redner! Goennt ihnen Raum: obschon, was sie gewusst, Auch sonst nicht hilft, doch lindert es die Brust. Ist das, so binde deine Zunge nicht: Geh mit mir, und im Hauche bittrer Worte Sei mein verdammter Sohn von uns erstickt, Der deine beiden suessen Soehn' erstickte. (Trommeln hinter der Szene.) Ich hoere Trommeln; spar nicht dein Geschrei. (Richard mit seinem Zuge, auf$ r Gestreng eigne Frau, meine Frau zum Phoenix; Sie, welche fasten muss, bis ihr nach Hause kommt, und betet, dass ihr bald kommen moeget. Wie, willt du mich so ins Gesicht fuer deinen Narren haben, und dir's nicht wehren lassen?Da nimm das, Herr Schurke. (Er giebt ihm Schlaege.) Dromio von Ephesus. Was denkt ihr, Herr?Um Gottes willen, haltet eure Haende--Nein, wenn ihr nicht wollt, Herr, so will ich meine Fuesse brauchen -- (Er geht ab.) So wahr ich lebe, der Bube ist durch irgend einen schlimmen Streich um mein Geld gebracht wÆrden. Man sagt, diese Stadt sey voller Spizbuben-Gesindel*, als, Taschenspieler, so die Augen betruegen, Zauberer, so durch magische Getraenke das Gemueth zerruetten, und Hexen, so den Leib verunstalten; verkleidete Beutelschneider, geschwaezige Marktschreyer, und wer weiss was noch mehr fuer dergleichen Leute die sich alles erlaubt halten; wenn es so ist, so will ich desto schneller heimgehen. Ich will in den Centaur, und diesen Schurken aufsuchen, ich sorge, mein Geld ist nicht wo$ doch erinnre ich mich, w»e ich noch in Frankreich war, an junge Leute, die aus lauter Muthwillen so traurig waren, wie die Nacht. So wahr ich ein Christ bin, waer ich nur aus dem Gefaengniss und huetete Schaafe, ich wollte so froelich seyn als der Tag lang ist. Und das wollt' ich auch hier seyn, wenn ich nicht von meinem Oheim noch mehr boeses besorgte. Ist es mein Fehler, dass ich Gottfrieds Sohn worden bin? In der That, es ist nicht; und wollte Gott ich waere euer Sohn, so wuerdet ihr mich lieben, Hubert. Hubert (vor sich.) Wenn ich mit ihm rede, so wird er durch sein unschuldiges Geschwaeze mein erstorbnes Mitleiden aufweken. Ich will also eilen, und meinen Auftrag vollziehen. Seyd ihr krank, Hubert! Ihr seht heute so blass aus; gewisslich, ich wollt' ihr waeret ein wenig krank, damit ich die ganze Nacht neben euch sizen und mit euch wachen koennte. Ach! ich liebe euch mehr, als ihr mich lieb habt. Seine Reden dringen mir ins Herz. (Er zeigt ihm ein Papier.) Liess hier, junger Arthur-- (Bey Seite.)$ ne Koenigin nach Frankreich, von wannen sie im Pomp heruebergesandt wurde, geschmuekt wie der holde May, nun zuruek geschikt, verduestert und ¼raurig wie der kuerzeste Und muessen wir denn getrennt seyn? Muessen wir denn scheiden? Koenig Richard. Ja, Hand von Hand, meine Liebe, und Herz von Herz. Verbannet uns beyde, und schikt den Koenig mit mir. Northumberland. Das waere guetig, aber sehr unpolitisch. So lasst mich mit ihm gehen. Koenig Richard. Weine du in Frankreich fuer mich, und ich will hier fuer dich weinen; es ist besser entfernt, als naeher geschieden zu seyn. Geh, zaehle deinen Weg mit Seufzern ab, ich mit Aechzen den meinigen. So wird der laengste Weg die meisten Seufzer haben. Koenig Richard. Ich will bey jedem Schritt zweymal aechzen, weil mein Weg der kuerzere ist. Komm, komm, ein Kuss soll uns den Mund schliessen, und dann fahr' wohl; so geb' ich dir mein Herz, und so nehm' ich deines. (Sie kuessen sich.) Nein, gieb mir das meinige zuruek; es waere kein schoener Abschied, wenn ich dein Herz$ ertrotzen, Die Jungen reissen von der Baerin weg, Ja, wenn er bruellt nach Raub, den Loewen hoehnen, Dich zu gewinnen, Fraeulein! Aber ach! Wenn Herkules und Lichas Wuerfel spielen, Wer tapfrer ist, so kann der bessre Wurf Durch Zufall kommen aus der schwaechern Hand; So unterliegt Alcides seinem Knaben, Und so kann ich, wenn blindes Glueck mich fuehrt, Verfehlen, was dem minder Wuerdgen wird, Und Grames sterben. Ihr muesst Eur Schicksal nehmen, Es ueberhaupt nicht wagen, oder schwoeren, Bevor Ihr waehlet, wenn Ihr irrig waehlt, In Zukunft nie mit irgendeiner Frau Von Eh zu sprechen: also seht Euch vor! Ich will's auch nicht, kommt, bringt mich zur Entscheidung. Vorher zum Tempel; nach der Mahlèeit moegt Ihr Das Los versuchen. Gutes Glueck also! Bald ueber alles elend oder froh. Zweite Szene Venedig. Eine Strasse (Lanzelot Gobbo kommt) Sicherlich, mein Gewissen laesst mir's zu, von diesem Juden, meinem Herrn, wegzulaufen. Der boese Feind ist mir auf der Ferse und versucht mich und sagt zu mir: "Gobbo, Lanze$ sanio unter Segel; Mit ihm ist Graziano abgereist, Und auf dem Schiff ist sicher nicht Lorenzo. Der Schelm von Juden schrie den Dogen auf, Der mit ihm ging, das Schiff zu untersuchen. Er kam zu spaet, das Schiff war unter Segel; Doch da empfing der Doge den Bericht, In einer Gondel habe man Lorenzo Mit seiner Liebsten Jessica gesehn; Auch gab Antonio ihm die Versichrung, Sie sei'n nicht mit Bassanio auf dem Schiff. Nie hoert ich so verwirrte Leidenschaft, So seltsam wild und durcheinander, als Der Hund von Juden in den StrasseÈ ausliess: "Mein' Tochter--mein' Dukaten--o mein' Tochter! Fort mit 'nem Christen--o mein' christlichen Dukaten! Recht und Gericht! mein' Tochter! mein' Dukaten! Ein Sack, zwei Saecke, beide zugesiegelt, Voll von Dukaten, doppelten Dukaten! Gestohl'n von meiner Tochter; und Juwelen, Zwei Stein'--zwei reich' und koestliche Gestein', Gestohl'n von meiner Tochter! O Gerichte, Find't mir das Maedchen!--Sie hat die Steine bei sich Und die Dukaten." Ja, alle Gassenbuben folgen ihm Und schr$ ist es, dass wir bessre Tage sahn, Dass heilge Glocken uns zur Kirch gelaeutet, Dass wir bei guter Menschen Mahl gesessen Und Tropfen unsern Augen abgetrocknet, Die ein geheiligt Mitleid hat erzeugt: Und darum setzt in Freundlichkeit Euch hin Und nehmt nach Wunsch, was wir an Hilfe haben, Das Eurem Mangel irgend dienen kann. Enthaltet Euch der Speise nur ein Weilchen, Indessen wie die Hindin ich mein Junges Will fuettern gehn. Dort ist ein armer Alter, Der manchen sauren Schritt aus blosser Liebe Mir nachgehinkt: bis er befriedigt ist, Den doppelt Leid, das Alter schwaecht und Hunger, Beruehr ich keinen Bissen. Geht, holt iûn her! Wir wollen nichts verzehren, bis Ihr kommt. Ich dank Euch; seid fuer Euren Trost gesegnet! (Orlando ab.) Du siehst, ungluecklich sind nicht wir allein, Und dieser weite, allgemeine Schauplatz Beut mehr betruebte Szenen dar als unsre, Worin du spielst. Die ganze Welt ist Buehne Und alle Fraun und Maenner blosse Spieler. Sie treten auf und geben wieder ab, Sein Leben lang spielt eine$ rson--was im gemeinen Leben heisst, Maedchen; welches alles zusammen heisst: meidet den Umgang dieser Frauensperson, oder, Toelpel, du kommst um; oder, damit du es besser verstehst, du stirbst; naemlich ich toete dich, schaffe dich aus der Welt, bringe dich vom Leben zum Tode, von der Freiheit zur Knechtschaft. Ich will dich mit Gift bedienen, oder mit Bastonaden, oder mit dem Stahl; ich will eine Partei gegen dich zusammenrotten, dich mit Politik ueberwaeltigen; ich will dich auf hundertundfuenfzig Arten umbringen: darum zittre und zieh ab. Tu es, guter Wilhelm. Gott erhalt Euch guter Dinge, Herr. (Corinnus kommt.) Unsre Herrschaft sucht Euch. Kommt! geschwind! geschwind! Lauf, Kaethchen! Lauf, Kaethchen! IcG komme nach, ich komme nach. Zweite Szene Ebendaselbst (Orlando und Oliver treten auf) Ist es moeglich, dass Ihr auf so geringe Bekanntschaft Neigung zu ihr gefasst? Kaum saht Ihr sie, so liebtet Ihr; kaum liebtet Ihr, so warbt Ihr; kaum habt Ihr geworben, so sagt sie auch ja? Und Ihr beharrt dar$ t, so ist es ja ohnehin unverwundbar, und unsre eiteln Streiche beweisen ihm nur unsern boesen Willen, ohne ihm wuerklich etwas anzuhaben. Es war im Begriff zu reden, als der Hahn kraehete. Und da zitterte es hinweg, wie einer der sich eines Verbrechens bewusst ist, bey einer fuerchterlichen Aufforderung. Ich habe sagen gehoert, der Hahn, der die Trompete des Morgens ist, weke mit seiner schmetternden, scharftoenenden Gurgel den Gott des Tages auf, und, auf sein Warnen, entfliehe in Wasser oder Feuer, Luft oder Erde, jeder herumwandernde Geist in sein Bezirk zuruek: Und dass dieses wahr sey, beweiset was wir eben erfahren haben. Er verschwand sobald der Hahn kraehete. Einige sagen, allemal um die Zeit, wenn die Geburt unsers Erloesers gefeyert wird, kraehe der Vogel des Morgens die ganzç Nacht durch: Und dann, sagen sie, gehe kein Geist um; die Naechte seyen gesund, und die Planeten ohne schaedliche Influenzen; keine Fee koenne einem beykommen, keine Hexe habe Gewalt zu Zauber-Wirkungen; so heilig und segen$ m Grafen ist, so bin ich krank oder nicht bey Hause: Sagt was ihr wollt, um seiner los zu werden. (Malvolio geht ab.) Ihr seht also, Sir, eure Narrheit wird alt und gefaellt den Leuten Du hast unsre Parthey genommen, Madonna, als ob dein aeltester Sohn zu einem Narren bestimmt waere; Jupiter fuell' ihm seinen Schedel mit Hirn aus! Hier kommt einer von deiner Familie, der eine sehr schwache (pia mater) hat-- Achte Scene. (Sir Tobias zu den Vorigen.) Auf meine Ehre, halb betrunken. Wer ist vor der Thuer, Onkel? Ein Edelmann. Ein Edelmann? Was fuer ein Edelmann? Ein Mutter-Soehnchen, dem Ansehen nach--der Henker hole diese Pikelhaeringe! Was machst du hier, Dumkopf? Guter Sir Toby-- Onkel, Onkel, wie kommt ihr schon so frueh zu dieser Lethargie? Es ist einer vor der Pforte, sag ich. Nun, wer ist er denn? Er kan meinethalb der Teufel áelber seyn, wenn er will, was bekuemmert mich's; glaubt mir was ich sage. Gut, es ist all eins. (Er geht ab.) Wem ist ein berauschter Mann gleich, Narr? Einem Narren, einem Ert$ r. Wie, holla, sag ich--Stille da, In diesem Kerker! Malvolio (hinter der Buehne.) Wer ruft hier? Sir Topas der Pfarrer, welcher Malvolio den Mondsuechtigen besuchen Sir Topas, Sir Topas, guter Sir Topas, geht zur Gnaedigen Fraeulein-- Fahre aus, du Hyperbolicalischer Teufel, warum quaelst du diesen armen Menschen so? Redst du von nichts als von Fraeulein? Wohl gegeben, Herr Pfarrer! Sir Topas, niemalen ist einem Menschen so uebel mitgespielt worden als mir; lieber Sir Topas, bildet euch nicht ein dass ich rasend sey; sie haben mich hier in eine graessliche Finsterniss gelegt. Fy, du unartiger Satan; ich bediene mich der gelindesten Ausdrueke gegen dich; denn ich bin einer von diesen manierlichen Leuten, die dem Teufel selbst nicht anders als hoeflich begegnen wollten: Sagst du, dieses Haus sey finster? Wie die Hoelle, Sir Topas. Wie, es hat Bogen-Fenster die so durchsichtig sind wie Gitter, und die innwendigen Steine gegen die Sud-Seite sind so glaenzend wie Eben-Holz; und du klagst ueber Dunkelheit? Ich bi$ n! Ich liebe Eu. Majestaet so viel als meine Schuldigkeit ist, nicht mehr und nicht weniger. Wie? wie, Cordelia? Verbessre deine Rede ein wenig, oder du moechtest dein Gluek verschlimmern. Mein theurer Lord, ihr habet mich gezeugt, erzogen, und geliebt. Ich erstatte diese Wohlthaten wie es meine Pflicht erheischet, ich gehorche euch, ich liebe und verehre euch. Wofuer haben meine Schwestern Maenner, wenn sie sagen, sie lieben euch allein? Wenn ich mich vermaehlen sollte, so wird der Mann dem ich meine Hand gebe, auch die Helfte meiner Liebe und Ergebenheit mit sich nehmen. Wahrhaftig, ich will nimmermehr heurathen wie meine Schwestern, um allein meinen Vater zu lieben. Sprichst du aus deinem Herzen? Ja, mein theurer Lord. no jung, und so unzaertlich? So jung, Mylord, und so aufrichtig. So lass denn deine Aufrichtigkeit deine Mitgift seyn. Denn bey den heiligen Stralen der Sonne, bey den Geheimnissen der Hecate und der Nacht, bey allen Wuerkungen der himmlischen Kreise, durch welche wir entstehen und au$ Zu Lear.) Du bist eine gescheelte Bohne. Nicht allein, Sir, dieser euer zaumloser Narr, sondern auch andre von euerm uebermuethigen Gefolge, fangen hier stuendlich Zank und Haendel an, und brechen in ganz ausgelassene und unertraegliche Unordnungen aus. Ich dachte, wenn euch dieses nur bekannt gemacht wuerde unfehlbare Huelfe zu finden; aber nun muss ich allerdings aus dem was ihr erst kuerzlich gesagt und gethan habt besorgen, dass ihr diese Ausschweiffungen in euern Schuz nehmet, und sogar selbst aufmuntert; thut ihr's, so wird der Fehler dem Tadel nicht entgehen, noch wird es an Mitteln fehlen, Einhalt zu thun; dfe, obgleich zu euerm Besten abgesehen, doch die unangenehme Folge haben moechten, dass ihr, nicht ohne Schaam, von der Nothwendigkeit eine vorsichtigere Auffuehrung lernen muesstet. Denn ihr wisst, Nonkel, der Sperling naehrte den Kukuk so lang, bis seine Jungen ihm den Kopf abbissen; So loescht das Licht aus, und wir sizen im Finstern. Seyd ihr unsre Tochter? Ich wuenschte, ihr moechtet einen Ge$ en Hofschranzen, die so subtil in Ausdehnung ihrer Pflichten sind. Mylord, in vollem Ernst, und nach der lautersten Wahrheit, unter der Nachsicht euers grossen Aspects, dessen Einfluss, gleich der Crone von stralendem Feuer auf der wallenden Stirne des Phoebus-- Was willt du mit diesem Galimathias? Eine Sprache fahren lassen, die ihr so uebel empfehlet: Ich weiss, Mylord, dass ich kein Schmeichler bin; der, der euch in einer ganz platten Sprache betrogen hat, ist ein platter Spizbube, welches ich nicht seyn will, wenn ich mir gleich dadurch euern Unwillen zuziehen sollte. Cornwall (zum Hofmeister). Was habt ihr ihm denn zu Leide gethan? Nicht das mindeste, Mylord. Es gefiel dem Koenig seinem Herrn, unlaengst mich wegen eines Missverstands zu schlagen; sogleich nahm er sich der Sache an, um dem Unwillen seines Herrn zu schmeicheln, unterschlug mir ein Bein, verspottete und beschimpfte mich,>da ich zu Boden lag, und wurde von dem Koenig gelobt, dass er einen Mann anfiel, der aus Respect sich nicht zu wehren be$ n Und meine Hoffn¬ng kraeftgen? Still, nichts weiter. (Trompeten, es treten auf Macbeth als Koenig und Lady Macbeth als Koenigin; Lenox, Rosse, Lords, Ladies und Hier unser hoechster Gast. LADY MACBETH Ward er vergessen, Wars wie ein Riss in unserm grossen Fest Und alles ungeziemend. Herr, wir halten Ein feierliches Mahl heut abend, und Ich bitt um Eure Gegenwart. Hat zu befehlen; unaufloeslich bleibt Fuer immer meine Pflicht an Euch gebunden. Verreist Ihr noch den Nachmittag? So haetten wir wohl Euren Rat gewuenscht, Der stets voll Einsicht und erspriesslich war, Im Staatsrat heut; doch goennt ihn morgen uns. Geht Eure Reise weit? So weit, mein Koenig, Dass sie die Zeit von jetzt bis Abend ausfuellt; Haelt nicht mein Pferd sich gut, so muss ich wohl Noch von der Nacht 'ne dunkle Stunde borgen. Fehlt nicht bei unserm Fest! Mein Fuerst, ich komme. Wir hoeren, unsre blutgen Vettern weilen In England und in Irland; nicht bekennend Den grausen Vatermord, mit seltnen Maerchen Die Hoerer taeuschend. Doch das sei f$ ufhaelt? Duncans Sohn, durch den Tyrannen Beraubt des Erbrechts, lebt an Englands Hof, Wo ihn der fromme Eduard aufgenommen, So huldreich, dass des Glueckes Bosheit nichts Ihm raubt an Achtung. Dorthin will Macduff, Des heilgen Koenigs Huelfe zu erbitten, Dass er Northumberland und Siward sende, Damit durch ihren Beistand, naechst dem Schutz Des Himmels, wir von neuem schaffen moe»en Den Tafeln Speis und unsern Naechten Schlaf, Fest und Bankett befrein von blutgen Messern, Mit Treuen huldgen, freie Ehr empfangen, Was alles uns jetzt fehlt; und diese Nachricht Hat so den Koenig aufgeregt, dass er Zum Kriege ruestet. Sandte er zu Macduff? Ja; doch mit einem kurzen "Herr, nicht ich" Schickt er den finstern Boten heim; der murmelt, Als wollt er sagen: Ihr bereut die Stunde, Die mich beschwert mit dieser Antwort. Als Warnung das, so fern zu bleiben, wie Ihm seine Weisheit raet. Ein heilger Engel Flieg zu dem Hof von England und verkuende Die Botschaft, eh er kommt, dass Segen schnell Dies Land erfreue, von verfl$ Hand gesegnet, Dass sie sogleich genesen. Dank Euch, Doktor! (Der Arzt geht ab.) Was fuer 'ne Krankheit ists? Sie heisst das Uebel; Ein wundertaetig Werk vom guten Koenig, Das ich ihn oft, seit ich in England bin, Vollbringen sah. Wie er zum Himmel fleht, Weiss er am besten. Seltsam Heimgesuchte, Voll Schwulst und Aussatz, klaeglich anzuschauen, An denen alle Kunst verzweifelt, heilt er, Um ihren Nacken eine Goldmuenz haengend, Mit heiligem Gebet. Und nach Verheissung Wird er vererben auf die kuenftgen Herrscher Die Wundergabe. Zu der heilgen Kraft Hat er auch himmlischen Prophetengeist; So steht um seinen Thron vielfacher Segen, Ihn gottbegabt verkuendend. ([Rosse tritt auf.]) Wer kommt da? Ein Landsmann, ob ic; gleich ihn noch nicht kenne. (Rosse tritt auf.) Mein hochgeliebter Vetter, sei willkommen! Jetzt kenn ich ihn.--O Gott, entferne bald, Was uns einander fremd macht. Stehts noch um Schottland so? Ach, armes Land, Das fast vor sich erschrickt! Nicht unsre Mutter Kann es mehr heissen, sondern unse$ ich zauste, Und er auf meiner Seit, ich fiele ab, Nur dass ich ihn bekaempft'.--Er ist ein Loewe, Den ich zu jagen stolz bin. Erster Senator. Darum, Marcius, Magst du Cominius folgenNin den Krieg. Ihr habt es einst versprochen. Herr, das hab ich, Und halte Wort. Du, Titus Lartius, siehst Noch einmal Tullus, mich ins Antlitz schlagen. Wie--bist du krank? bleibst aus? Nein, Cajus Marcius. Ich lehn auf eine Krueck und schlage mit der andern, Eh ich dies' Werk versaeum. O edles Blut! Erster Senator. Begleitet uns zum Kapitol, dort harren Die treusten Freunde unser. Geht voran-- Cominius, folgt ihm nach, wir folgen euch, Ihr seid des Vorrangs wuerdig. Edler Marcius! Erster Senator (zu den Buergern). Geht, macht euch fort!--nach Haus! Nein, lasst sie folgen. Die Volsker haben Korn; dahin ihr Ratten, Die Scheuren fresst.--Hochadlige Rebellen, Eur Mut schlaegt herrlich aus. Ich bitte, folgt. (Senatoren, Cominius, Marcius, Titus Lartius und Menenius gehn ab; die Buerger schleichen sich fort.) War je ein Mensch so s$ dich selbst Vorerst und alle deine Landsgenossen Sehr schwer verletzt' und elend machte; Zeuge: Mein dritter Name Coriolan. Die Kriegsmuehn, Die Todsgefahr und all die Tropfen Bluts, Vergossen fuer das undankbare Rom, Das alles wird bezahlt mit diesem Namen, Er, starkes Mahnwort und Anreiz zu Hass Und Feindschaft, die du mir musst hegen. Nur Der Name bleibt. Die Grausamkeit des Volks, Ihr Neid, gestattet von dem feigen Adel, Die alle mich verliessen, schlang das andre. Sie duldeten's, mich durch der Sklaven Stimmen Aus Rom gezischt zu sehn.--Diese Verruchtheit Bringt mich an deinen Herd; die Hoffnung nicht, Versteh mich recht, mein Leben zu erhalten; Denn fuerchtet ich den Tod, so mied' ich wohl Von allen Menschen dich zumeist;--nein, Hass, Ganz meinen Neidern alles wettzumachen, Bringt mich hierher.--Wenn du nun in dir traegst Ein Herz des Grimms, das Rache heischt fuer alles, Was dich als Mann gekraenkt, und die Verstuemmlung Und Schmach in deinem ganzen Land will strafen, Mach dich gleich dran, dass di$ hen, Woelfen und Baeren schwanger; schwill von neuen Ungeheuern auf, die dein emporgerichtetes Antliz dem umwoelbenden Himmel nie gezeigt hat!--O! eine Wurzel--habet Dank, ihr Goetter!--trokne deine lokern Adern auf, und deine vom Pflug zerrissne Schollen, aus denen der undankbare Mensch diese geistigen Saefte und diese niedlichen Bissen zieht, die sein reines Gemueth mit einem Fett umgeben, woran alle Betrachtung abglitscht. Sechste Scene. Timon (zu Apemanthus.) Wieder ein Mensch? Pest! Pest! Ich bin hieher gewiesen worden. Die Leute sagen, du massest dich an, meine Lebensart nachzuahmen. So muss es desswegen seyn, weil du keinen Hund haeltst, men ich nachahmen koennte. Dass du die Schwindsucht kriegtest! Es ist an dir nur etwas erzwungnes, eine arme unmaennliche Melancholey, die bloss aus dem Wechsel deines Glueks entsprungen ist. Wozu dieses Grabscheit? Warum in diesem Walde? Warum dieser sclavenmaessige Aufzug? Und diese kummervolle Blike? Deine Schmeichler tragen indessen Seide, trinken Wein, li$ Melodie; aber hier ist mein Trost. (Er trinkt.) Quaele mich nicht, oh! Was giebts hier? haben wir Teufels hier?** Wollt ihr uns mit wilden und indianischen Maennern in einen Schreken jagen? ha! ich bin dem Ersauffen nicht entgangen, um mich vor euern vier Fuessen hier zu fuerchten-- {ed.-** Diese Stelle soll vermuthlich die abgeschmakten Fabeln in des alten Ritter (Maundeviles) Reisebeschreibung laecherlich machen, der unter anderm erzaehlt, (to have traveled thro' an enchaunted Vale, clepen the vale of Develes, which vale is alle fulle of Develes--andbMen seyne there, that it is on of the entrees of Helle.)--"Er sey durch ein bezaubertes Thal gereist, das Thal der Teufel genannt, welches Thal voller Teufel sey, und die Leute sagen, es sey einer von den Eingaengen in die Hoelle." Eben dieser Autor hat in seinen Nachrichten von wilden Maennern und Indianischen Menschen alle die Fabeln des Plinius von Menschen mit langen Ohren, einem Auge, einem Fuss ohne Kopf u. dergl. ausgeschrieben, und so davon gespro$ ensch? Aber es ist kein Zweifel: den Niedergang seines Typus. Er hasst da aus dem tiefsten Instinkte der Gattung heraus; in diesem Hass ist Schauder, Vorsicht, Tiefe, Fernblick, - es ist der tiefste Hass, den es giebt. Um seinetwillen ist die Kunst tief... Schopenhauer. Schopenhauer, der letzte Deutsche, der in Betracht kommt (der ein europaeisches Ereigniss gleich Goethe, gleich Hegel, gleich Heinrich Heine ist, und nicht bloss ein lokales, ein "nationales"), ist fuer einen Psychologen ein Fal* ersten Ranges: naemlich als boesartig genialer Versuch, zu Gunsten einer nihilistischen Gesammt-Abwerthung des Lebens gerade die Gegen-Instanzen, die grossen Selbstbejahungen des "Willens zum Leben", die Exuberanz-Formen des Lebens in's Feld zu fuehren. Er hat, der Reihe nach, die Kunst, den Heroismus, das Genie, die Schoenheit, das grosse Mitgefuehl, die Erkenntniss, den Willen zur Wahrheit, die Tragoedie als Folgeerscheinungen der "Verneinung" oder der Verneinungs-Beduerftigkeit des "Willens" interpretirt - die groe$ Morgen sehr frueh fortmusste und am Abend vom Doerfli spaet heimkam, weil er sich da noch so lange als moeglich mit den Kindern unterhalten musste, so verbrachte er daheim nur gerade so viel Zeit, um am Morgen seine Milch und Brot und am Abend ebendasselbe hinunterzuschlucken undpdann sich aufs Ohr zu legen und zu schlafen. Sein Vater, der auch schon der Geissenpeter genannt worden war, weil er in frueheren Jahren in demselben Berufe gestanden hatte, war vor einigen Jahren beim Holzfaellen verunglueckt. Seine Mutter, die zwar Brigitte hiess, wurde von jedermann um des Zusammenhangs willen die Geissenpeterin genannt, und die blinde Grossmutter kannten weit und breit Alt und Jung nur unter dem Namen Grossmutter. Die Dete hatte wohl zehn Minuten gewartet und sich nach allen Seiten umgesehen, ob die Kinder mit den Geissen noch nirgends zu sehen seien; als dies aber nicht der Fall war, so stieg sie noch ein wenig hoeher, wo sie besser die ganze Alm bis hinunter uebersehen konnte, und guckte nun von hier aus bald$ hen aus! Heidi erkannte sie nicht mehr. Es war alles wie Heu, und kein einziges Kelchlein stand mehr offen. "O Grossvater, was haben sie?", rief Heidi ganz erschrocken aus. "So waren sie nicht, warum sehen sie so aus?" "Di. wollen draussen stehen in der Sonne und nicht ins Schuerzchen hinein", sagte der Grossvater. "Dann will ich gar keine mehr mitnehmen. Aber, Grossvater, warum hat der Raubvogel so gekraechzt?", fragte Heidi nun angelegentlich. "Jetzt gehst du ins Wasser und ich in den Stall und hole Milch, und nachher kommen wir hinein zusammen in die Huette und essen zu Nacht, dann sag ich dir's." So wurde getan, und wie nun spaeter Heidi auf seinem hohen Stuhl sass vor seinem Milchschuesselchen und der Grossvater neben ihm, da kam das Kind gleich wieder mit seiner Frage: "Warum kraechzt der Raubvogel so und schreit immer so herunter, Grossvater?" "Der hoehnt die Leute aus dort unten, dass sie so viele zusammensitzen in den Doerfern und einander boes machen. Da hoehnt er hinunter: 'Wuerdet ihr auseinan$ n Gaehnen waehrend der Unterrichtsstunden stattgefunden. Am spaeten Abend, als Fraeulein Rottenmeier sich von den Aufregungen des Morgens wieder hinlaenglich erholt hatte, berief sie Sebastian und Tinetôe ins Studierzimmer herauf, um hier eine gruendliche Untersuchung ueber die strafwuerdigen Vorgaenge anzustellen. Nun kam es denn heraus, dass Heidi auf seinem gestrigen Ausflug die saemtlichen Ereignisse vorbereitet und herbeigefuehrt hatte. Fraeulein Rottenmeier sass weiss vor Entruestung da und konnte erst keine Worte fuer ihre Empfindungen finden. Sie winkte mit der Hand, dass Sebastian und Tinette sich entfernen sollten. Jetzt wandte sie sich an Heidi, das neben Klaras Sessel stand und nicht recht begriff, was es verbrochen hatte. "Adelheid", begann sie mit strengem Ton, "ich weiss nur (eine) Strafe, die dir empfindlich sein koennte, denn du bist eine Barbarin; aber wir wollen sehen, ob du unten im dunklen Keller bei Molchen und Ratten nicht zahm wirst, dass du dir keine solchen Dinge mehr einfallen $ d packte sie in sein Schuerzchen ein, denn es wollte sie alle mit heimnehmen und ins Heu stecken in seiner Schlafkammer, dass es dort werde wie hier draussen. - So hatte der Peter heut nach allen Seiten zu gucken, und seine kugelrunden Augen, die nicht besonders schnell hin und her gingen, hatten mehr Arbeit, als der Peter gut bewaeltigen konnte, denn die Geissen machten es wie das Heidi: Sie liefen auch dahin und dorthin, und er musste ueberallhin pfeifen und rufen und seine Rute schwingen, um wieder alle die Verlaufenen zusammenzutreiben. "Wo bist du schon wieder, Heidi?", rief er jetzt mit ziemlich grimmigeriStimme. "Da", toente es von irgendwoher zurueck. Sehen konnte Peter niemand, denn Heidi sass am Boden hinter einem Huegelchen, das dicht mit duftenden Pruenellen besaet war; da war die ganze Luft umher so mit Wohlgeruch erfuellt, dass Heidi noch nie so Liebliches eingeatmet hatte. Es setzte sich in die Blumen hinein und zog den Duft in vollen "Komm nach!", rief der Peter wieder. "Du musst nicht ueber d$ denn nun hatte sie immer etwas in Aussicht, nach dem sie verlangen konnte. Vom fruehen Morgen an lauschte sie auch schon auf den trippelnden Schritt, und ging dann die Tuer auf und das Kind kam wirklich dahergesprungen, dann rief sie jedes Mal in lauter Freude: "Gottlob! Da kommt's wieder!" Und Heidi setzte sich zu ihr und plauderte und erzaehlte so lustig von allem, was es wusste, dass es der Grossmutter ganz wohl machte und ihr die Stunden dahingingen, sie merkte es nicht, und kein einziges Mal fragte sie mehr so wie frueher: "Brigitte, ist der Tag noch nicht um?", sondern jedes Mal, wenn Heidi die Tuer hinter sich schloss, sagte sie: "Wie war doch der Nachmittag so kurz; ist es |icht wahr, Brigitte?" Und diese sagte: "Doch sicher, es ist mir, wir haben erst die Teller vom Essen weggestellt." Und die Grossmutter sagte wieder: "Wenn mir nur der Herrgott das Kind erhaelt und dem Alm-Oehi den guten Willen! Sieht es auch gesund aus, Brigitte?" Und jedes Mal erwiderte diese: "Es sieht aus wie ein Erdbeerapfel." $ Mit einem Knicks war die Dete zur Tuer hinaus und die Treppe hinunter mit schnellen Schritten. Fraeulein Rottenmeier stand einen Augenblick noch da, dann lief sie der Dete nach; es war ihr wohl in den Sinn gekommen, dass sie noch eine Menge von Dingen mit der Base besprechen wollte, wenn das Kind wirklich dableiben sollte, und da war es doch nun einmal und, wie sie bemerkte, hatte die Base fest im Sinn, es dazulassen. Heidi stand noch auf demselben Platz an der Tuer, wo es von Anfang an ge‰tanden hatte. Bis dahin hatte Klara von ihrem Sessel aus schweigend allem zugesehen. Jetzt winkte sie Heidi: "Komm hierher!" Heidi trat an den Rollstuhl heran. "Willst du lieber Heidi heissen oder Adelheid?", fragte Klara. "Ich heisse nur Heidi und sonst nichts", war Heidis Antwort. "So will ich dich immer so nennen", sagte Klara; "der Name gefaellt mir fuer dich, ich habe ihn aber nie gehoert, ich habe aber auch nie ein Kind gesehen, das so aussieht wie du. Hast du immer nur so kurzes, krauses Haar gehabt?" "Ja, ich denk'$ ende Abgeschiedenheit eines laengeren Alpenaufenthalts, welcher, wenn er nicht eine gewisse Dauer ueberschreitet, ja ohne Zweifel seine gute Seite -" "Mein lieber Herr Kandidat", unterbrach hier Herr Sesemann, "Sie geben sich wirklich zu viel Muehe; sagen Sie mir, hat auch Ihnen das Kind einen Schrecken beigebracht durch eingeschleppte Tiere, und was halten Sie ueberhaupt von diesem Umgang fuer mein Toechterchen?" "Ich moechte dem jungen Maedchen in keiner Art zu nahe treten", begann der Herr Kandidat wieder, "denn wenn es auch auf der einen Seite in einer Art von gesellschaftlicher Unerfahrenheit, welche mit dem mehr oder weniger unkultivierten Leben, in welchem das junge Maedchen bis zu dem Augenblick seiner Versetzung nach Frankfurt sich bewegte, welche Versetzung allerdings in die Entwicklung dieses, ich moechte sagen noch voellig, wenigstens teilweise unentwickelten, aber anderseits mit nicht zu verachtenden Anlagen begabten und wenn allseitig umsicatig geleitet -" "Entschuldigen Sie, Herr Kandidat, bitt$ hoenen Weines, denn eine kleine Staerkung von Zeit zu Zeit konnte nicht unerwuenscht sein, wenn die Nacht da zugebracht werden musste. Daneben lagen die beiden Revolver, und zwei, ein helles Licht verbreitende Armleuchter standen mitten auf dem Tisch, denn so im Halbdunkel wollte Herr Sesemann das Gespenst denn doch nicht erwarten. Nun wurde die Tuer ans Schloss gelehnt, denn zu viel Licht durfte nicht in den Korridor hinausfliessen, es konnte das Gespenst verscheuchen. Jetzt setzten sich die Herren gemuetlich in ihre Lehnstuehle und fingen an, sich allerlei zu erzaehlen, nahmen auch hier und da dazwischen einen guten Schluck, und so schlug es zwoelf Uhr, eh sie sich's versaheÉ. "Das Gespenst hat uns gewittert und kommt wohl heut gar nicht", sagte der Doktor jetzt. "Nur Geduld, es soll erst um ein Uhr kommen", entgegnete der Freund. Das Gespraech wurde wieder aufgenommen. Es schlug ein Uhr. Ringsum war es voellig still, auch auf den Strassen war aller Laerm verklungen. Auf einmal hob der Doktor den Finger emp$ ann und das Weib vom Raume der traulichen Wohnung, Schleppt in die Irre sie fort, durch aengstliche Tage und Naechte: Ach! da sieht man sich um, wer wohl der verstaendigste Mann sei, Und er redet nicht mehr die herrlichen Worte vergebens. Sagt mir, Vater, Ihr seid gewiss der Richter von diesen Fluechtigen Maennern, der Ihr sogleich die Gemueter beruhigt? Ja, Ihr erscheint mir heut als einer der aeltesten Fuehrer, Die durch Wuesten und Irren vertriebene Voelker geleitet. Denk ich doch eben, ich rede mit Josua oder mit Moses." Und es versetzte darauf mit ernstem Blicke der Richter: "Wahrlich, unsere Zeit vergleicht sich den seltensten Zeiten, Die die Geschichte bemerkt, die heilige wie die gemeine. Denn wer gestern und heut in diesen Tagen gelebt hat, Hat schon Jahre geOebt: so draengen sich alle Geschichten. Denk ich ein wenig zurueck, so scheint mir ein graues Alter Auf dem Haupte zu liegen, und doch ist die Kraft noch lebendig. Oh, wir anderen duerfen uns wohl mit jenen vergleichen, Denen in ernster Stu$ en uns der Druck des vielbeduerfenden Krieges; Denn die Hoffnung umschwebte vor unsern Augen die Ferne, Lockte die Blicke hinaus in neueroeffnete Bahnen. Oh, wie froh ist die Zeit, wenn mit der Braut sich der Braeut'gam Schwinget im Tanze, den Tag der gewuenschten Verbindung erwartend! Aber herrlicher war die Zeit, in der uns das Hoechste, Was der Mensch sich denkt, als nah und erreichbar sich zeigte. Da war jedem die Zunge geloest; es sprachen die Greise, Maenner und Juenglinge laut voll hohen Sinns und Gefuehles. Aber der Himmel truebte sich bald. Um den Vorteil der Herrschaft Stritt ein verderbtes Geschlecht, unwuerdig, das Gute zu schaffen. Sie ermordeten sich und unterdrueckten die neuen Nachbarn und Brueder und sandten die eigennuetzige Menge. Und es prassten bei uns die Obern und raubten im grossen, Und es raubten und prassten bis zu dem Kleinsten die Kleinen; Jeder schien nur besorgt, es bleibe was uebrig fuer moçgen. Allzu gross war die Not, und taeglich wuchs die Bedrueckung; Niemand vernahm da$ eren heutiges Tags andere Sachen dazu als Gelehrsamkeit.-- Sie werden warm, Herr Pastor!--Lieber, werther Herr Pastor, lassen Sie uns den Faden unsers Streits nicht verlieren. Ich behaupte: es muessen keine Hauslehrer in der Welt seyn! das Geschmeis taucht den Teufel zu Ich bin nicht hergekommeo mir Grobheiten sagen zu lassen: ich bin auch Hauslehrer gewesen. Ich habe die Warten Sie; bleiben Sie, lieber Herr Pastor! Behuete mich der Himmel! Ich habe Sie nicht beleidigen wollen und wenn's wider meinen Willen geschehen ist, so bitt' ich Sie tausendmahl um Verzeihung. Es ist einmal meine ueble Gewohnheit, dass ich gleich in Feuer gerathe, wenn mir ein Gespraech interessant wird: alles uebrige verschwinde mir denn aus dem Gesicht und ich sehe nur den Gegenstand, von dem ich spreche. Sie schuetten,--Verzeihen Sie mir, ich bin auch ein Cholerikus, und rede gern von der Lunge ab.--Sie schuetten das Kind mit dem Bade aus. Hauslehrer taugen zu nichts.--Wie koennen Sie mir das beweisen? Wer soll Euch jungen Her$ sehr stark. Er stellte sich in einiger Entfernung hinter dem ahnungslosen Herrn auf, so dass dieser ihn nicht sehen konnte, und hier machte er erst eine grosse Faust und schwang sie drohend in der Luft herum, und nach einiger Zeit machte er zwei Faeuste, und je laenger das Heidi neben dem Herrn sitzen blieb, je schrecklicher ballte der Peter seine Faeuste und streckte sie immer hoeher und drohender in die Luft hinauf hinter dem Ruecken des Bedrohten. Unterdessen war die Sonne dahin gekommen, wo sie steht, wenn man zu Mittag essen muss; das kannte der Peter genau. Auf einmal schrie er aus allen Kraeften zu den zweien hinueber: "Man muss essen!" Heidi stand auf und wollte den Sack herbeiholen, damit der Herr Doktor auf dem Platze, wo er sass, sein Mittagsmahl abhalten koenne. Aber er sagte, er habe keinen Hunger, er wuensche nur ein Glas Milch zu trinken, dann wolle er gern noch ein wenig auf der Alp umhergehen und etwas weiter hinaufsteigen. Da fand das Heidi,îdann habe es auch keinen Hunger und wolle auch nur$ willst du dann zu mir kommen ùnd bei mir bleiben? Kann ich denken, dass sich dann noch jemand um mich kuemmern und mich liebhaben will?" "Ja, ja, dann will ich sicher kommen, noch am gleichen Tag, und Sie sind mir auch fast so lieb wie der Grossvater", versicherte das Heidi noch unter fortwaehrendem Schluchzen. Jetzt drueckte ihm der Herr Doktor noch einmal die Hand, dann setzte er rasch seinen Weg fort. Das Heidi aber blieb auf derselben Stelle stehen und winkte fort und fort mit seiner Hand, solange es nur noch ein Puenktchen von dem forteilenden Herrn entdecken konnte. Als dieser zum letztenmal sich umwandte und nach dem winkenden Heidi und der sonnigen Alp zurueckschaute, sagte er leise vor sich hin: "Dort oben ist's gut sein, da koennen Leib und Seele gesunden, und man wird wieder seines Lebens froh." Der Winter im Doerfli Um die Almhuette lag der Schnee so hoch, dass es anzusehen war, als staenden die Fenster auf dem flachen Boden, denn weiter unten war von der ganzen Huette gar nichts zu sehen, auch d$ rn. "So, nun vorwaerts!" sagte er vorangehend; "die4Geissen kommen mit Das war dem Heidi eben recht. Einen Arm um Schwaenlis und einen um Baerlis Hals gelegt, wanderte das Heidi hinter dem Grossvater her, und die Geissen hatten solche Freude, einmal wieder mit dem Heidi auszuziehen, dass sie es fast zusammendrueckten zwischen sich vor lauter Zaertlichkeit. Oben auf dem Weideplatze angelangt, sahen die Kommenden mit einemmal da und dort an den Abhaengen die friedlich grasenden Geissen in Gruppen stehen und mittendrin den Peter, der Laenge nach auf dem Boden "Ein andermal will ich dir das Vorbeigehen vertreiben, Schlafpelz, was heisst das?" rief ihm der Oehi zu. Der Peter war bei dem Ton der bekannten Stimme aufgeschossen. "War noch niemand auf", gab er zurueck. "Hast du etwas von dem Stuhl gesehen?" frug der Oehi wieder. "Von welchem?" rief der Peter stoerrisch zurueck. Der Oehi sagte nichts mehr. Er breitete seine Tuecher an den sonnigen Abhang hin, setzte Klara darauf und wollte wissen, ob's ihr so bequem "S$ achte Ueberraschung so gut gelungen war bei der Grossmama und immer noch fortwirkte. Herr Sesemann hatte unterdessen seine Geschaefte in Paris beendet, und auch er hatte vor, eine Ueberraschung zu bereiten. Ohne ein Wort an seine Mutter zu schreiben, setzte er sich an einem der sonnigen Sommermorgen auf die Eisenbahn und fuhr in einem Zuge bis nach Basel, von wo er in aller Fruehe des folgenden Tages gleich wieder aufbrach, denn es hatte ihn ein grosses Verlangen ergriffen, einmal wieder sein Toechterchen zu sehen, von dem er nun den ganzen Sommer durch getrennt gewese^ war. Im Bade Ragaz kam er einige Stunden nach der Abfahrt seiner Mutter an. Die Nachricht, dass sie eben heute die Reise nach der Alp unternommen habe, kam ihm gerade recht. Sofort setzte er sich in einen Wagen und fuhr nach Maienfeld hinueber. Als er da hoerte, dass er auch noch bis zum Doerfli hinauffahren koenne, tat er dies, denn er dachte, die Fusspartie den Berg hinauf werde ihm immer noch lang genug werden. Herr Sesemann hatte sich nich$ GitEer der Stallungen fuehrend]: Das ist der kuerzeste Weg ins Freie. Vielen Dank--es freut mich unendlich, dass ich Ihnen dienen konnte--, leben Sie wohl! Bluntschli: Aber meine Tasche? Katharina: Sie wird Ihnen nachgeschickt werden, lassen Sie mir Ihre Bluntschli: Gut, dann erlauben Sie. [Er zieht seine Visitenkartentasche, nimmt eine Karte heraus und will seine Adresse aufschreiben, waehrend Katharina vor Ungeduld vergeht. Als er ihr eben die Karte einhaendigt, kommt Petkoff ohne Hut aus dem Hause gelaufen, in gastfreundlicher Aufregung. Sergius folgt ihm.] Petkoff [die Treppe herunterlaufend]: Mein lieber Hauptmann Katharina: Himmel! [Sie sinkt neben der Mauer auf einen Stuhl.] Petkoff [zu sehr beschaeftigt, um das zu bemerken, schuettelt Bluntschli herzlich die Hand]: Meine dummen Dienstboten dachten, ich waere hier draussen, statt--in der Bibliothek. [Er kann die Bibliothek nicht erwaehnen, ohne zu verraten, wie stolz er darauf ist.] Ich habe Sie vom Fenster aus gesehen und wunderte mich, dass Sie$ Jetzt ist er wie umgewandelt. Erst fuehrt er Hauptmann Bluntschli hierher, waehrend er doch ganz gut wusste, dass ich in der--Bibliothek war, dann geht er hin und zerstoert Rainas Pralinesoldaten. Er muss... [Nicola tritt oben auf den Stufen mit einer Reisetasche aus dem Hause heraus, er geht die Stufen hinab,>stellt die Tasche ehrerbietig vor Bluntschli auf die Erde und wartet auf weitere Befehle. Allgemeines Erstaunen. Ahnungslos, was fuer eine Wirkung er hervorgerufen, sieht Nicola sehr zufrieden mit sich aus. Als Petkoff seine Sprache wiedererlangt, bricht er los.] Petkoff: Bist du verrueckt geworden, Nicola? Nicola [erschrocken]: Gnaediger Herr... Petkoff: Wozu bringst du das hierher? Nicola: Auf Befehl der gnaedigen Frau, Herr Major, Louka sagte mir, dass-Katharina [unterbricht ihn]: Auf meinen Befehl? Warum sollte ich dir befohlen haben, Hauptmann Bluntschlis Gepaeck hier herauszubringen? Was faellt dir denn ein, Nicola? Nicola [bleibt einen Augenblick unschluessig, dann hebt er das Gepaeck auf $ leidigt und empoert auf die Ottomane sinkt und abgewandt seinen Kopf zwischen die Faeuste nimmt, sehr ruhig]: Ich habe Ihnen doch gesagt, Saranoff, dass Sie den kuerzeren ziehen. Sergius: Pantherkatze!^Raina [laeuft aufgeregt zu Bluntschli]: Sie hoeren, wie dieser Mensch mich beschimpft, Hauptmann Bluntschli. Bluntschli: Was soll er denn anfangen, verehrtes Fraeulein? Irgendwie muss er sich doch verteidigen. [Mit viel Suada:] Gehen Sie; nicht streiten! was nuetzt das? [Raina setzt sich schwer atmend auf die Ottomane, und nach vergeblicher Anstrengung, Bluntschli boese anzusehen, faellt sie ihrem Sinn fuer Humor zum Opfer und kann sich kaum des Lachens enthalten.] Sergius: Verlobt mit Nicola! [Er erhebt sich.] Haha! [Geht nach dem Ofen--steht mit dem Ruecken dagegen.] Jawohl, Bluntschli, Sie tun wirklich gut daran, diese schwindelhafte Welt ruhig aufzufassen. Raina [schelmisch zu Bluntschli, mit unwillkuerlichem Begreifen seines Gedankenganges]: Mir scheint, Sie halten uns fuer zwei grosse Kinder. Sergius$ hien zum Andenken schenkt? Sergius [raetselvoll]: Die Welt ist kein so unschuldiger Ort, wie wir frueher glaubten, Petkoff. Bluntschli [sich erhebend]: Schon gut, Herr Major: ich bin der Pralinesoldat. [Petkoff und Sergius sind beide erstaunt.] Diese liebenswuerdige junge Dame hat mir das Leben gerettet! Sie gab mir Schokolade, als ich am Verhungern war; werd5 ich jemals ihren Duft vergessen! Mein verstorbener Freund Stolz hat Ihnen die Geschichte in Pirot erzaehlt--der Fluechtling bin ich! Petkoff: Sie? [Er schnappt nach Luft.] Sergius, erinnerst du dich, wie sich die beiden Damen benommen haben, als wir die Geschichte heute morgen erzaehlten? [Sergius laechelt zynisch, Petkoff mustert Raina strenge.] Du bist mir ein nettes Frauenzimmer, das muss ich schon sagen! Raina [bitter]: Major Saranoff hat seine Ansicht geaendert, und als ich diese Worte auf mein Bild schrieb, da wusste ich nicht, dass Hauptmann Bluntschli verheiratet ist. Bluntschli [faehrt heftig protestierend auf]: Ich bin nicht verheiratet! $ hen weinte ueber seine Nachlaessigkeit. Die Mutter aber sprach: "Tu' kuenftig das, was heute geschehen kann, sogleich heute und verschiebe es niemals auf morgen!" 70. EIN RAETSEL. Ratet, ratet, was ist das: Es ist kein Fuchs und ist kein Has'. Es hat zwei Augen und kann nicht sehen. Es hat zwei Fuesse und kann nicht gehen. Es hat zwei Ohren und kann nicht hoeren. Es hat zwei Haende und kann sich nicht wehren. Es ist ein Maedchen huebsch und fein, Tut niemals zanken und niemals schrei'n. Was fuer ein Maedchen mag das sein? [Illustratjon] 71. WAS WUERDEST DU TUN? "Wenn ich ein Koenig waere," sagte ein Kind, "liesse ich mir ein Schloss bauen bis an die Wolken!" "Und ich," sagte ein anderes, "truege nur Kleider von Silber und "Und ich," rief ein dicker Bube, "ich aesse nur Kuchen und Wurst!" "Ich," sagte ein kleines Maedchen und wurde ein wenig rot, "ich gaebe allen armen Kindern Geld, dass sie sich Brot und Kleider kaufen 72. WAS WOLLEN WIR SPIELEN? _Ella_: In fuenf Minuten ist Essenszeit, Noch schnell wa$ uer? So weisst du schon, was ich zu melden kam? Um Mitternacht brach's aus. Ich war der erste, Der es bemerkte und die Wache rief. Irr ich mich nicht, so weckte ich dich selbst! Es ist geloescht! (Fuer sich.) So ist es also wahr, Dass er verkleidet durch die Gassen schleicht, Wenn andre schlafen! Hueten wir die Zunge, Sie koennte seinem Ohr einmal begegnen. Ich sah, als alles schon in Flammen stand, Ein junges Weib durchs Fenster eines Hauses, Das ganz betaeubt schien. Ward dies Weib gerettet? Sie wollte nicht! Herodes. Sie wollte nicht? Sie w¶hrte sich, als man sie mit Gewalt Hinwegzubringen suchte, schlug mit Haenden Und Fuessen um sich, klammerte am Bett, Auf dem sie sass, sich fest und schrie, sie habe Mit eigner Hand sich eben toeten wollen, Nun komme ihr ein Tod von ungefaehr! Sie wird verrueckt gewesen sein! Wohl moeglich, Dass sie's in ihrem Schmerz geworden ist! Ihr Mann war augenblicks zuvor gestorben, Der Leichnam lag noch warm in seinem Bett. Herodes ($ nliebling! Und so schlecht und feig! Erasmus raet den Zuerchern--niedrig Tun-- Mir zu verbieten, hier mich auszuruhn. Mich aufzunehmen in des Gastes Recht, Gefaehrlich sei's! Du kennst die Zuercher schlecht! Das alles, weil ich, der du brav mir schienst, Dich werben wollte fuer der Freiheit Dienst. Mann, waeren nicht gezaehlt die Tage mir, Zu Basel auf die Bude stieg' ich dir! Ich zoege dich mit diesen Armen, glaub Es mir, hervor aus deinem Buecherstaub. Doch zittre nicht! dir sollte nichts geschehn, Ich wuerde nur dir Aug in Auge sehn. Dein edles Wissen, spraech' ich, liegt dir tot, Du bietest Gold und wir beduerfen Brot! Die Menge hungert, ahntest du es nie? Hervor mit deinen Schaetzen! Saett'ge sie! Dein Denken, spraech' ich, ist ein eitler Traum, Waechst drangvoll nicht daraus ein LebenVbaum... Was willst du? Weihrauch? Ehrerbietung? Gern. Du bist ein grosses Licht, ein heller Stern! Vor deinem Ruhme beugt der Hutten sich-- Nun aber, grosser Mann, ermanne dich! Die Satyrmaske lege sie beiseit-- Ein offnes$ he und Wirkung entspraeche, so dass dieser Begriff also ganz leer, nichtig und ohne Bedeutung waere. Erscheinungen wuerden nichtsdestoweniger unserer Anschauung Gegenstaende darbieten, denn die Anschauung bedarf der Funktionen des Denkens auf keine Weise. Gedaechte man sich von der Muehsamkeit dieser Untersuchungen dadurch loszuwickeln, dass man sagte: Die Erfahrung boete unablaessig Beispiele einer solchen Regelmaessigkeit der Erscheinungen dar, die genugsam Anlass geben, den Begriff der Ursache davon abzusondern, und dadurch zugleich die objektive Gueltigkeit eines solchen Begriffs zu bewaehren, so bemerkt man nicht, dass auf diese Weise der Begriff der Ursache gar nicht entspringen kann, sondern dass er entweder voellig a priori im Verstande muesse gegruendet sein, oder als ein blosses Hirngespinst gaenzlich aufgegeben werden muesse. Denn dieser Begriff erfordert durchaus, dass etwas A von der Art sei, dass ein anderes B daraus notwendig und nach einer schlechthin allgemeinen Regel folge. Erscheinungen geb$ bgeben koennte. So wuerde z.B. Substanz, wenn man die sinnliche Bestimmung der Beharrlichkeit wegliesse, nichts weiter als ein Etwas bedeuten, das als Subjekt (ohne ein Praedikat von etwas anderem zu sein) gedacht werden kann. Aus dieser Vorstellung kann ich nun nichts machen, indem sie mir gar nich5 anzeigt, welche Bestimmungen das Ding hat, welches als ein solches erstes Subjekt gelten soll. Also sind die Kategorien, ohne Schemate, nur Funktionen des Verstandes zu Begriffen, stellen aber keinen Gegenstand vor. Diese Bedeutung kommt ihnen von der Sinnlichkeit, die den Verstand realisiert, indem sie ihn zugleich restringiert. Der transzendentalen Doktrin der Urteilskraft (oder Analytik der Grundsaetze) Zweites Hauptstueck System aller Grundsaetze des reinen Verstandes Wir haben in dem vorigen Hauptstuecke die transzendentale Urteilskraft nur nach den allgemeinen Bedingungen erwogen, unter denen sie allein die reinen Verstandesbegriffe zu synthetischen Urteilen zu brauchen befugt ist. Jetzt ist unser Geschaeft$ oellig a priori moeglich sei, das erfordert gar sehr unsere Pruefung, wenngleich der Augenschein beweist, dass er wirklich und richtig sei, und man also der Frage, wie er moeglich gewesen, ueberhoben zu sein glauben moechte. Denn es gibt so mancherlei ungegruendete Anmassungen der Erweiterung unserer Erkenntnis durch reine Vernunft: dass es zum allgemeinen Grundsatz angenommen werden muss, deshalb durchaus misstrauisch zu sein, und ohne Dokumente, die eine gruendliche Deduktion verschaffen koennen, selbst auf den klarsten dogmatischen Beweis nichts dergleichen zu glauben und anzunehmen. Aller Zuwachs des empirischen Erkenntnisses, und jeder Fortschritt der Wahrnehmung ist nichts, als eine Erweiterung der Bestimmung des inneren Sinnes, d.i. ein Fortgang in der Zeit, die Gegenstaende moegen sein, welche­sie wollen, Erscheinungen, oder reine Anschauungen. Dieser Fortgang in der Zeit bestimmt alles, und ist an sich selbst durch nichts weiter bestimmt: d.i. die Teile desselben sind nur in der Zeit, und durch die S$ hauung, wodurch uns Gegenstaende gegeben werden, und, wenn wir vox der letzteren abstrahieren, so haben die ersteren gar keine Beziehung auf irgendein Objekt. Ja, wenn man auch eine andere Art der Anschauung, als diese unsere sinnliche ist, annehmen wollte, so wuerden doch unsere Funktionen zu denken in Ansehung derselben von gar keiner Bedeutung sein. Verstehen wir darunter nur Gegenstaende einer nichtsinnlichen Anschauung, von denen unsere Kategorien zwar freilich nicht gelten, und von denen wir also gar keine Erkenntnis (weder Anschauung, noch Begriff) jemals haben koennen, so muessen Noumena in dieser bloss negativen Bedeutung allerdings zugelassen werden: da sie denn nichts anderes sagen, als: dass unsere Art der Anschauung nicht auf alle Dinge, sondern bloss auf Gegenstaende unserer Sinne geht, folglich ihre objektive Gueltigkeit begrenzt ist, und mithin fuer irgendeine andere Art Anschauung, und also auch fuer Dinge als Objekte derselben, Platz uebrigbleibt. Aber alsdann ist der Begriff eines Noumenon $ is, d.i. mit derjenigen Bedingung, die selbst unbedingt ist. Auf diese Einteilung gruendet sich auch der dreifache transzendentale Schein, der z. drei Abschnitten der Dialektik Anlass gibt, und zu ebensoviel scheinbaren Wissenschaften aus reiner Vernunft, der transzendentalen Psychologie, Kosmologie und Theologie, die Idee an die Hand gibt. Wir haben es hier nur mit der ersteren zu tun. Weil wir beim Denken ueberhaupt von aller Beziehung des Gedankens auf irgendein Objekt (es sei der Sinne oder des reinen Verstandes) abstrahieren: so ist die Synthesis der Bedingungen eines Gedankens ueberhaupt (no. 1) gar nicht objektiv, sondern bloss eine Synthesis des Gedankens mit dem Subjekt, die aber faelschlich fuer eine synthetische Vorstellung eines Objekts gehalten wird. Es folgt aber auch hieraus: dass der dialektische Schluss auf die Bedingungen alles Denkens ueberhaupt, die selbst unbedingt ist, nicht einen Fehler im Inhalte begehe, (denn er abstrahiert von allem Inhalte oder Objekte) sondern, dass er allein in de$ schlechterdings unmoeglich. Ich werde auch nicht sagen: der Regressus von einer gegebenen Wahrnehmung an, zu allen dem, was diese im Raume sowohl, als der vergangenen Zeit, in einer Reihe begrenzt, geht ins Unendliche; denn dieses setzt die unendliche Weltgroesse voraus; auch nicht: sie ist endlich; denn die absolute Grenze ist gleichfalls empirisch unmoeglich. Demnach werde ich nichts von dem ganzen Gegenstande der Erfahrung (deriSinnenwelt), sondern nur von der Regel, nach welcher Erfahrung ihrem Gegenstande angemessen, angestellt und fortgesetzt werden soll, sagen koennen. Auf die kosmologische Frage also, wegen der Weltgroesse, ist die erste und negative Antwort: die Welt hat keinen ersten Anfang der Zeit und keine aeusserste Grenze dem Raume nach. Denn im entgegengesetzten Falle wuerde sie durch die leere Zeit einer-, und durch den leeren Raum andererseits begrenzt sein. Da sie nun, als Erscheinung, keines von beiden an sich selbst sein kann, denn Erscheinung ist kein Ding an sich selbst, so muesste eine$ , welche sonst nur mit der distributiven Einheit beschaeftigt sind. Ich behaupte demnach: die transzendentalen Ideen sind niemals von konstitutivem Gebrauche, so, dass dadurch Begriffe gewisser Gegenstae‹de gegeben wuerden, und in dem Falle, dass man sie so versteht, so sind es bloss vernuenftelnde (dialektische) Begriffe. Dagegen aber haben sie einen vortrefflichen und unentbehrlich notwendigen regulativen Gebrauch, naemlich den Verstand zu einem gewissen Ziele zu richten, in Aussicht auf welches die Richtungslinien aller seiner Regeln in einen Punkt zusammenlaufen, der, ob er zwar nur eine Idee (focus imaginarius), d.i. ein Punkt ist, aus welchem die Verstandesbegriffe wirklich nicht ausgehen, indem er ganz ausserhalb den Grenzen moeglicher Erfahrung liegt, dennoch dazu dient, ihnen die groesste Einheit neben der groessten Ausbreitung zu verschaffen. Nun entspringt uns zwar hieraus die Taeuschung, als wenn diese Richtungslinien von einem Gegenstande selbst, der ausser dem Felde empirisch moeglicher Erkenntn$ bestimmen, und so bringt man alle Materien auf die Erden (gleichsam die blosse Last), Salze und brennliche Wesen (als die Kraft), endlich auf Wasser und Luft als Vehikeln (gleichsam Maschinen, vermittelst deren die vorigen wirken), um nach der Idee eines Mechanismus die chemischen Wirkungen der Materien untereinander zu erklaeren. Denn, wiewohl man sich nicht wirklich so ausdrueckt, so ist doch ein solcher Einfluss der Vernunft auf die Einteilungen der Naturforscher sehr leicht zu entdecken. Wenn die Vernunft ein Vermoegen ist, das Besondere aus dem Allgemeinen abzuleiten, so ist entweder das Allgemeine schon an sich gewiss und gegeben, und alsdann erfordert es nur Urteilskraft zur Subsumtion, und das Besondere wird dadurch notwendig bestimmt. Dieses will ich den apodiktischen Gebrauch djr Vernunft nennen. Oder das Allgemeine wird nur problematisch angenommen, und ist eine blosse Idee, das Besondere ist gewiss, aber die Allgemeinheit der Regel zu dieser Folge ist noch ein Problem; so werden mehrere besondere $ nes Punkts ausdruecken, weil sein Volumen hierbei nichts tut, und, ohne Verminderung der Kraft, so klein, wie man will, und also auch als in einem Punkt befindlich gedacht werden kann. Hieraus werde ich aber doch nicht schliessen: dass, wenn mir nichts, wie die bewegende Kraft eines Koerpers, g§geben ist, der Koerper als einfache Substanz gedacht werden koenne, darum, weil seine Vorstellung von aller Groesse des Raumesinhalts abstrahiert und also einfach ist. Hierdurch nun, dass das Einfache in der Abstraktion vom Einfachen im Objekt ganz unterschieden ist, und dass das Ich, welches im ersteren Verstande gar keine Mannigfaltigkeit in sich fasst, im zweiten, da es die Seele selbst bedeutet, ein sehr komplexen Begriff sein kann, naemlich sehr vieles unter sich zu enthalten und zu bezeichnen, entdecke ich einen Paralogismus. Allein, um diesen vorher zu ahnden, (denn ohne eine solche vorlaeufige Vermutung wuerde man gar keinen Verdacht gegen den Beweis fassen,) ist durchaus noetig, ein immerwaehrendes Kriterium d$ sen Begriff an sich ein Sein enthaelt, und bedeutet nichts als die Synthesis in einem empirischen Bewusstsein ueberhaupt. In dem inneren Sinn naemlich kann das empirische Bewusstsein von O bis zu jedem groesseren Grade erhoeht werden, so dass eben dieselbe extensive Groesse der Anschauung (z.B. erleuchtete Flaeche) so grosse Empfindung erregt, als ein Aggregat von vielem anderen (minder erleuchteten) zusammen. Man kann also von der extensiven Groesse der Erscheinung gaenzlich abstrahieren, und sich doch an der blossen Empfindung in einem Moment eine Synthesis der gleichfoermigen Steigerung von O bis zu dem gegebenen empirischen Bewusstsein vorstellen. Alle Empfindungen werden daher, als solche, zwar nur a priori gegeben, aber die Eigenschaft derselben, dass sie einen Grad haben, kann a priori erkannt werden. Es ist merkwuerdig, dass wir an Groessen uebe#haupt a priori nur eine einzige Qualitaet, naemlich die Kontinuitaet, an aller Qualitaet aber (dem Realen der Erscheinungen) nichts weiter a priori, als die i$ in der Erfahrung die Folge (einer Begebenheit, da etwas geschieht, was vorher nicht war) dem Objekt beilegen, und sie von der subjektiven unserer Apprehension unterscheiden, als wenn eine Regel zum Grunde liegt, die uns noetigt, diese Ordnung der Wahrnehmungen vielmehr als eine andere zu beobachten, ja dass diese Noetigung es eigentlich sei, was die Vorstellung einer Sukzession im Objekt allererst moeglich macht. Wir haben Vorstellungen in uns, deren wir uns auch bewusst werden koennen. Dieses Bewusstsein aber mag so weit erstreckt, und so genau Bder puenktlich sein, als man wolle, so bleiben es doch nur immer Vorstellungen, d.i. innere Bestimmungen unseres Gemuets in diesem oder jenem Zeitverhaeltnisse. Wie kommen wir nun dazu, dass wir diesen Vorstellungen ein Objekt setzen, oder ueber ihre subjektive Realitaet, als Modifikationen, ihnen noch, ich weiss nicht, was fuer eine, objektive beilegen? Objektive Bedeutung kann nicht in der Beziehung auf eine andere Vorstellung (von dem, was man vom Gegenstande nenn$ er Realitaet (omnitudo realitatis). Alle wahren Verneinungen sind alsdann nichts als Schranken, welches sie nicht genannt werden koennten, wenn nicht das Unbeschraenkte (das All) zum Grunde laege. Es ist aber auch durch diesen Allbesitz der Realitaet der Begriff eines Dinges an sich selbst, als durchgaengig bestimmt, vorgestellt, und der Begriff eines entis realissimi ist der Begriff eines einzelnen Wesens, weil von allen moeglichen entgegengesetzten Praedikaten eines, naemlich das, was zum Sein schlechthin gehoert, in seiner Bestimmung angetroffen wird. Also ist es ein transzendentales Ideal, welches der durchgaengigen Bestimmung, die notwendig bei allem, was existiert, angetroffen wird, zum Grunde liegt, und die oberste und vollstaendige materiale Bedingung seiner Moeglichkeit ausmbcht, auf welcher alles Denken der Gegenstaende ueberhaupt ihrem Inhalte nach zurueckgefuehrt werden muss. Es ist aber auch das einzige eigentliche Ideal, dessen die menschliche Vernunft faehig ist; weil nur in diesem einzigen Fal$ rau aus einer Nische wie zu einem Fenster heraussieht. Da stehen Vater und Mutter, den Sohn in der Mitte, einander mit unaussprechlicher Natuerlichkeit anblickend. Hier reicht sich ein Paar die Haende. Hier scheint ein Vater, auf seinem Sofa ruhend, von der Familie unterhalten zu werden. Mir war die unmittelbare Gegenwart dieser Steine hoechst ruehrend. Von spaeterer Kunst sind sie, aber einfach, natuerlich und allgemein ansprechend. Hier ist kein geharnischter Mann auf den Knieen, der eine froehliche Auferstehung erwartet. Der Kuenstler hat mit mehr oder weniger Geschick nur die einfache Gegenwart der Menschen hingestellt, ihre Existenz dadurch fortgesetzt und bleibend gemacht. Sie falten nicht die Haende, schauen nicht in den Himmel, sondern sie sind hienieden, was sie waren und was sie sind. Sie stehen beisammen, nehmen Anteil aneinander, lieben sich, und dasÇist in den Steinen sogar mit einer gewissen Handwerksunfaehigkeit allerliebst ausgedrueckt. Ein sehr reich verzierter marmorner Pfeiler gab $ Es verdient allerdings, einen besondern Ursprung zu haben, denn es gibt einen Begriff von dem ganzen Werte des Meisters. Seine grosse Kunst, ohne einen allgemeinen Ton, der ueber das ganze Stueck gezogen waere, durch kunstreich verteiltes Licht und Schatten und ebenso weislich abwechselnde Lokalfarben die koestlichste Harmonie hervorzubringen, ist hier recht sichtbar, da das Bild vollkommen erhalten und frisch wie von gestern vor uns steht; denn freilich, sobald ein Gemaelde dieser Art gelitten hat, wird unser Genuss sogleich getruebt, ohne dass wir wissen, was die Ursache sei. Wer mit dem Kuenstler w{gen des Kostuems rechten wollte, der duerfte sich nur sagen, es habe eine Geschichte des sechzehnten Jahrhunderts gemalt werden sollen, und so ist alles abgetan. Die Abstufung von der Mutter durch Gemahlin und Toechter ist hoechst wahr und gluecklich; die juengste Prinzess, ganz am Ende knieend, ist ein huebsches Maeuschen und hat ein gar artiges, eigensinniges, trotziges Gesichtchen; ihre Lage scheint ihr gar$ r beurteilen. Ich habe dabei mehr gelernt als getan. Mit dem Stuecke selbst erfolgen noch einige Bemerkungen. Den 6. Januar. Dass ich auch einmal wieder von kirchlichen Dingen rede, so will ich erzaehlen, dass wir die Christnacht herumschwaermten und die Kirchen besuchten, wo Funktionen gehalten werden. Eine besonders ist sehr besucht, deren Orgel und Musik ueberhaupt so eingerichtet ist, dass zu einer Pastoral-Musik nichts an Klaengen abgeht, weder die Schalmeien der Hirten, noch das Zwitschern der Voegel, noch das Bloeken der Schafe. Am ersten Christfeste sah ich den Papst und die ganze Klerisei in der Peterskirche, da er zum Teil vor dem Thron, zumôTeil vom Thron herab das Hochamt hielt. Es ist ein einziges Schauspiel in seiner Art, praechtig und wuerdig genug, ich bin aber im protestantischen Diogenismus so alt geworden, dass mir diese Herrlichkeit mehr nimmt als gibt; ich moechte auch wie mein frommer Vorfahre zu diesen geistlichen Weltueberwindern sagen: "Verdeckt mir doch nicht die Sonne hoeherer Ku$ recht in eine Gegend, welche ganz Das Schloss, wahrhaft koeniglich, schien mir nicht genug belebt, und unsereinem koennen die ungeheuern leeren Raeume nicht behaglich vorkommen. Der Koenig mag ein aehnliches Gefuehl haben, denn es ist im Gebirge fuer eine Anlage gesorgt, die, enger an den Menschen sich anschliessend, zur Jagd--und Lebenslust geeignet ist. Caserta, Donnerstag, den 15. Maerz. Hackert wohnt im alten Schlosse gar behaglich, es ist raeumlich genug fu°r ihn und Gaeste. Immerfort beschaeftigt mit Zeichnen oder Malen, bleibt er doch gesellig und weiss die Menschen an sich zu ziehen, indem er einen jeden zu seinem Schueler macht. Auch mich hat er ganz gewonnen, indem er mit meiner Schwaeche Geduld hat, vor allen Dingen auf Bestimmtheit der Zeichnung, sodann auf Sicherheit und Klarheit der Haltung dringt. Drei Tinten stehen, wenn er tuscht, immer bereit, und indem er von hinten hervorarbeitet und eine nach der andern braucht, so entsteht ein Bild, man weiss nicht, woher es kommt. Wenn es nur so le$ gen sollte, als es durch die Herausgabe jenes Auszugs aus den Prozessakten geschehen ist! Denn obgleich diese Schrift weit interessanter sðin koennte und sollte, so bleibt sie doch immer ein schoenes Dokument in den Haenden eines jeden Vernuenftigen, der es mit Verdruss ansehen musste, dass Betrogene, Halbbetrogene und Betrueger diesen Menschen und seine Possenspiele jahrelang verehrten, sich durch die Gemeinschaft mit ihm ueber andere erhoben fuehlten und von der Hoehe ihres glaeubigen Duenkels den gesunden Menschenverstand bedauerten, wo nicht geringschaetzten. Wer schwieg nicht gern waehrend dieser Zeit? Und auch nur jetzt, nachdem die ganze Sache geendigt und ausser Streit gesetzt ist, kann ich es ueber mich gewinnen, zu Komplettierung der Akten dasjenige, was mir bekannt ist, mitzuteilen. Als ich in dem Stammbaume so manche Personen, besonders Mutter und Schwester, noch als lebend angegeben fand, bezeigte ich dem Verfasser des Memoire meinen Wunsch, sie zu sehen und die Verwandten eines so sonderbaren $ Teil freu' ich mich seht. Hebet mir ihn auf, bis ich sagen kann, wo er mir begegnen soll. Er wird gewiss den schoenen Traumwunsch der Menschheit, dass es dereinst besser mit ihr werden solle, trefflich ausgefuehrt haben. Auch, muss ich selbst sagen, halt' ich es fuer wahr, dass die Humanitaet endlich siegen wird, nur fuercht' ich, dass zu gleicher Zeit die Welt ein grosses Hospital und einer des andern humaner Krankenwaerter sein werde. Neapel, den 28. Mai 1787 Der gute und so brauchbare Volkmann noetigt mich, von Zeit zu Zeit von seiner Meinung abzugehen. Er spricht z. B., dass dreissig--bis vierzigtausend Muessiggaenger in Neapel zu finden waeren, und wer spricht's ihm nicht nach! Ich vermutete zwar sehr bald nach einiger erlangter Kenntnis des suedlichen Zustandes, dass dies wohl eine nordische Ansicht sein moechte, wo man jeden fuer einen Muessiggaenger haelt, der sich nicht den ganzen Tag aengstlich abmueht. Ich wendete deshalb vorzuegliche Aufmerksamkeit auf das Volk, es mochte sich beweqen oder$ Papst in der Naehe des Platzes Navona ein Kloster als eigentuemlich anwies, welches, von Grund aus neu gebaut, eine gute Anzahl frommer Genossen aufnehmen konnte. Hier blieb es jedoch bei der frueheren Einrichtung, Gotteswort, das will sagen heilig edle Gesinnungen dem gemeinen Verstande sowie dem gemeinen Alltagsleben anzunaehern und eigen zu machen. Man versammelte sich nach wie vor, betete, vernahm einen Text, hoerte darueber sprechen, betete und ward zuletzt durch Musik ergoetzt, und was damals oefter, ja taeglich geschah, geschieht jetzt noch Sonntags, und gewiss wird jeder Reisende, der naehere Kenntnis von dem heiligen Stifter genommen, sich kuenftighin, diesen unschuldigen Funktionen beiwohnend, vorzueglich erbauen, wenn er dasjenige, was wir vorgetragen haben und zunaechst mitteilen, in Gemuet und Gedanke vorueberwalten laesst. Hier sind wir nun in dem Falle, in Erinnerung zu bringen, dass diese ganze Anstalt noch immer ans Weltliche g:enzte. Wie denn nur wenige unter ihnen sich dem eigentlichen $ aufgehalten werden. Diese Abendspazierfahrt, welche in allen grossen italienischen Staedten brillant ist und in jeder kleinen Stadt, ýaere es auch nur mit einigen Kutschen, nachgeahmt wird, lockt viele Fussgaenger in den Korso; jedermann kommt, um zu sehen oder gesehen zu werden. Das Karneval ist, wie wir bald bemerken koennen, eigentlich nur eine Fortsetzung oder vielmehr der Gipfel jener gewoehnlichen sonn--und festtaegigen Freuden; es ist nichts Neues, nichts Fremdes, nichts Einziges, sondern es schliesst sich nur an die roemische Lebensweise ganz natuerlich an. Klima, geistliche Kleidungen Ebensowenig fremd wird es uns scheinen, wenn wir nun bald eine Menge Masken in freier Luft sehen, da wir so manche Lebensszene unter dem heitern frohen Himmel das ganze Jahr durch zu erblicken gewohnt sind. Bei einem jeden Feste bilden ausgehaengte Teppiche, gestreute Blumen, uebergespannte Tuecher die Strassen gleichsam zu grossen Saelen und Galerien um. Keine Leiche wird ohne vermummte Begleitung der Bruederschaften$ verschwunden, das Volk draengt zu und fuellt die Laufbahn wieder aus. Schon warten andere Stallknechte am venezianischen Palaste auf die Ankunft der Pferde. Man weiss sie in einem eingeschlossenen Bezirk auf gute Art zu fangen und festzuhalten. Dem Sieger wird der Preis So endigt sich diese Feierlichkeit mit einem gewaltsamen, blitzschnellen, augenblicklichen Eindruck, auf den so