ltaire noch nicht recht einig mit sich gewesen zu sein. In der nämlichen Ausgabe seiner Werke heißt er auf einem Blatte "Das besiegte Vorurteil"; und auf dem andern "Der Mann ohne Vorurteil". Doch beides ist nicht weit >auseinander. Es ist von dem Vorurteile, daß zu einer vernünftigen Ehe die Gleichheit der Geburt und des Standes erforderlich sei%, die Rede. Kurz, die Geschichte der Nanine ist die Geschichte der Pamela. Ohne Zweifel wollte der Herr von Voltaire den Namen Pamela nicht brauchen, weil schon einige Jahre vorher ein paar Stücke unter diesem Namen erschienen waren, und eben kein großes Glück gemacht hatten. Die "Pamela" des Boissy und des de la Chaussée sind auch ziemlich kahle Stücke; und Voltaire brauchte eben nicht Voltaire zu sein, etwas weit Besseres zu machen. "Nanine" gehört unter die rührenden Lustspiele. Es hat aber auch sehr viel lächerliche Szenen, und nur insofern, als die lächerlichen Szenen mit den rührenden abwechseln, will Voltaire diese in der Komödie geduldet wissen. Eine ganz ern$ ehrreich; auch dem, der gar nicht spielt, ist der Spieler unterrichtend; die Torheiten, die sie nicht haben, haben andere, mit welchen sie leben müssen; es ist ersprießlich, diejenigen zu kennen, mi‘t welchen man in Kollision kommen kann; ersprießlich, sich wider alle Eindrücke des Beispiels zu verwahren. Ein Präservativ ist auch eine schätzbare Arzenei; und die ganze Moral hat kein kräftigers, wirksamers, als das Lächerliche.-- "Das Rätsel oder Was den Damen am meisten gefällt", ein Lustspiel in einem Aufzuge von Herr Löwen, machte diesen Abend den Beschluß. Wenn Marmontel und Voltaire nicht Erzählungen und Märchen geschrieben hätten, so würde das französischVe Theater eine Menge Neuigkeiten haben entbehren müssen. Am meisten hat sich die komische Oper aus diesen Quellen bereichert. Des letztern "Ce qui plaît aux dames" gab den Stoff zu einem mit Arien untermengten Lustspiele von vier Aufzügen, welches unter dem Titel "La fée Urgèle", von den italienischen Komödianten zu Paris, im Dezember 1765 aufgeführet w$ ndel nicht noch mehr verwickeln? Könnten wir die guten Prinzen nicht noch in größere Verlegenheit setzen? Wir wollen versuchen. Laßt uns also weiter erdichten, daß Rodogune den Anschlag der Kleopatra erfährt; laßt uns weiter erdichten, daß sie zwar einen von den Prinzen vorzüglich liebt, aber es ihm nicht bekannt hat, auch sonst keinem Menschen es bekannt hat, noch bekennen will, daß sie fest entschlossen ist, unter den Prinzen weder diesen geliebtern, noch den, welchem der Thron heimfallen dürfte, zu ihrem Gemahle zu wählen, daß sie allein den wählen wolle, welcher sich ihr am würdigsten erzeigen werde; Rodogune muß gerächet sein wollen; muß an der Mutter der Prinzen gerächet sein wollen; Rodogunme muß ihnen erklären: wer mich von euch haben will, der ermorde seine Mutter! Bravo! Das nenne ich doch noch eine Intrige! Diese Prinzen sind gut angekommen! Die sollen zu tun haben, wenn sie sich herauswickeln wollen! Die Mutýer sagt zu ihnen: wer von euch regieren will, der ermorde seine Geliebte! Und die Geliebte$ tember 1767 So unstreitig wir aber, ohne die glückliche Wendung, welche Favart am Ende dem Charakter der Roxelane gibt, ihre darauf folgende Krönung nicht anders als mit Spott undVerachtung, icht anders als den lächerlichen Triumph einer "Serva Padrona" würden betrachtet haben; so gewiß, ohne sie, der Kaiser in unsern Augen nichts als ein kläglicher Pimpinello, und die neue Kaiserin nichts als eine häßliche, verschmitzte Serbinette gewesen wäre, von der wir vorausgesehen hätten, daß sie nun bald dem armen Sultan Pimpinello dem Zweiten noch ganz anders mitspielen werde: so leicht und natürlich dünkt uns doch auch diese Wendung selbst; und wir müssen uns wundern, daß sie, demohngeachtet, so manchem Dichter nicht beigefallen und so manche drollige und dem Ansehen nach wirklich komische Erzählung in der dramatischen Form darüber verunglücken müssen. Zum Exempel, "Die Matrone von Ephesus". Man kennt dieses beißende Märchen, und es ist unstreitig die bitterste Satire, die jemals gegen den weiblichen Leichtsinn gema$ ierten Szene zu laufen hat und ja den kürzesten Weg nehmen muß, wenn er, acht Zeilen darauf, seine Tat schon vollbracht haben soll. [1] Dieses war zum Teil schon da° Urteil unsers Schlegels. "Die Wahrheit zu gestehen", sagt er in seinen Gedanken zur Aufnahme des dänischen Theaters, "beobachten die Engländer, die sich keiner Einheit des Ortes rühmen, dieselbe großenteils viel besser als die Franzosen, die sich damit viel wissen, daß sie die Regeln des Aristoteles so genau beobachten. Darauf kömmt gerade am allerwenigsten an, daß das Gemälde der Szenen nicht verändert wird. Aber wenn keine Ursache vorhanden ist, warum die auftretenden Personen sich an dem angezeigten Orte befinden und nicht vielmehr an demjenigen geblieben sind, wo sie vorhin aren; wenn eine Person sich als Herr und Bewohner eben des Zimmers aufführt, wo kurz vorher eine andere, als ob sie ebenfalls Herr vom Hause wäre, in aller Gelassenheit mit sich selbst oder mit einem Vertrauten gesprochen, ohne daß dieser Umstand auf eine wahrscheinliche W$ gleich alles nur Erzählung zu sein scheine. [1] S. den 23. und 29. Abend [2] "Observateur des Spectacles", Tome I. p. 211. [3] à d'Alembert, p. 133. [4] à d'Alembert, p. 78. [5] "Essais de Litt. et de Morale", T. IV. p. 295. [6] In der "Kritik der FCauenschule" in der Person des Dorante: Les récits eux-mêmes y sont des actions suivant la constitution du sujet. Vierundfunfzigstes Stück Den 6. November 1767 Den dreiundvierzigsten Abend (dienstags, den 14. Julius) ward "Die Mütterschule" des La Chaussée, und den vierundvierzigsten Abend (als den 15.) "Der Graf von Essex" wiederholt.[1] Da die Engländer von jeher so gern domestica facta auf ihre Bühne gebracht haben, so kann man leicht vermuten, daß es ihnen auch an Trauerspielen über diesen Gegenstand nicht fehlen wird. Das älteste ist das von Joh. Banks, unter dem Titel "Der unglückliche Liebling, oder Graf von Essex". Es kam 1682 aufs Theater und erhielt allgemeinen Beifall. Damals aber hatten die Franzosen schon drei Essexe: des Calprenède von 1638; des Boyer$ , ihren bittersten Unwillen zu erkennen." Aus diesem Plane ist genugsam abzunehmen, daß der "Essex" des Banks ein Stück von weit mehr Natur, Wahrheit und Übereinstimmung ist, als sich in dem "Essex" des Corneille findet. Banks hat sich ziemlich genau an die Geschichte gehalten, nur daß er verschiedne Begebenheiten näher zusammen gerückt, und ihnen einen unmittelbarem Einfluß auf das endliche Schicksal seines Helden gegeben hat. Der Vorfall mit der Ohrfeige ist ebensowenig erdichtet, als der mit dem Ringe; beide finden sich, wie ich schon angemerkt, in der Historie, nur jener weit früher und bei einer ganz andern Gelegenheit; so wie es auch von diesem zu vermuten. Denn es ist begreiflicher, daß die Königin dem Grafen den Ring zu einer Zeit ggeben, da sie mit ihm vollkommen zufrieden war, als daß sie ihm dieses Unterpfand ihrer Gnade itzt erst sollte geschenkt haben, da er sich ihrer eben am meisten verlustig gemacht hatte und der Fall, sich dessen zu gebrauchen, schon wirklich da war. Dieser Ring sollte}sie er$ keine gerechtere hegen.--Rechtschaffen! So wirst Du ihn gewiß finden. Ich wollte für ihn schwören; bei aller Deiner Herrlichkeit für ihn schwören, daß er es nie aufgehöret zu sein. Seine Seele ist reiner als die Sonne, die Flecken hat und irdische Dünste an sich ziehet und Geschmeiß ausbrütet.--Du sagst, er ist tapfer; und wer sagt es nicht? Aber ein tapferer Mann ist keiner Niederträchtigkeit fähig. Bedenke, wie er die Rebellen gezüchtiget; wie furchtbar er Dich dem Spanier gemacht, der vergebens die Schätze seiner Indien wider Dich verschwendete. (Sein Name floh vor Deinen Flotten und Völkern vorher, und ehe diese noch eintrafen, hatte öfters schon sein Name gesiegt. Die Königin (beiseite). Wie beredt sie ist!--Ha! dieses Feuer, diese Innigkeit,--das bloße Mitleid gehet so weit nicht.--Ich will es gleich hören!--(Zu ihr.) U¹d dann, Rutland, seine Gestalt-- Rutland. Recht, Königin; seine Gestalt.--Nie hat eine Gestalt den innern Vollkommenheiten mehr entsprochen!--Bekenn' es, Du, die Du selbst so schön bist,$ mußte. In seinem Lehrgedichte über "die Kunst, neue Komödien zu machen", dessen ich oben schon gedacht, jammert er genug darüber. Da er sahe, daß es nicht möglich sei, nach den Regeln und Mustern der Alten für seine Zeitgenossen mit Beifall zu arbeiten: so suchte er der Regellosigkeit wenigstens Grenzen zu setzen; das war die Absicht dieses Gedichts. Er dachte, so wild und barbarisch auch der Geschmack der Nation sei, so müsse er doch seine Grundsätze haben; und es sei besser, auch nur nach diesen mit einer beständigen Gleichförmigkeit zu hande!ln, als nach gar keinen. Stücke, welche die klassischen Regeln nicht beobachten, können doch noch immer Regeln ìbeobachten und müssen dergleichen beobachten, wenn sie gefallen wollen. Diese also, aus dem bloßen Nationalgeschmacke hergenommen, wollte er festsetzen; und so ward die Verbindung des Ernsthaften und Lächerlichen die erste. "Auch Könige", sagt er, "könnet ihr in euern Komödien auftreten lassen. Ich höre zwar, daß unser weiser Monarch (Philipp der Zweite) die$ hrickt der Zuschauer, wenn Merope auf ihren eignen Sohn den Dolch ziehet? Gewiß nicht für sich, sondern für den Aegisth, dessen Erhaltung man so sehr wünschet, und für die betrogne Königin, die ihn für den Mörder ihres Sohnes ansiehet. Wollen wir aber nur die Unlust über das gegenwärtige Übel eines andern Mitleiden nennen: so müssen wir nicht nur das Schrecken, sondern alle übrige Leidenschaften, die uns von einem andern mitgeteilet werden, von dem eigentlichen Mitleiden unterscheiden."-- [1] Im 13. Kapitel der "Dichtkunst". [2] Hr. S. in der Vorrede zu S. "Komischen Theater", S. 35. [3] "Philosophische Schriften" des Herrn Moses Mendel?sohn, zweiter Fünfundsiebzigstes Stück Den 19. Januar 1768 Diese Gedanken sind so richtig, so klar, so einleuchtend, daß uns dünkt, ein jeder hätte sie haben können und haben müssen. Gleichwohl will ich die scharfsinnigen Bemerkungen des neuen Philosophen de alten nicht unterschieben; ich kenne jenes Verdienste um die Lehre von den vermischten Empfindungen zu wohl; die wahre T$ et sein; und besonders hat man uns Deutsche bereden wollen, daß sie nur durch diese Regeln die Sóufe der Vollkommenheit erreicht habe, auf welcher sie die Bühnen aller neuern Völker so weit unter sich erblicke. Wir haben das auch lange so fest geglaubt, daß bei unsern Dichtern, den Franzosen nachahmen, ebensoviel gewesen ist, als nach den Regeln der Alten arbeiten. Indes konnte das Vorurteil nicht ewig gegen unser Gefühl bestehen. Dieses ward, glücklicherweise, durch einige englische Stücke aus seinem Schlummer erwecket, und wir machten ezndlich die Erfahrung, daß die Tragödie noch einer ganz andern Wirkung fähig sei, als ihr Corneille und Racine zu erteilen vermocht. Aber geblendet von diesem plötzlichen Strahle der Wahrheit, prallten wir gegen den Rand eines andern Abgrundes zurück. Den englischen Stücken fehlten zu augenscheinlich gewisse Regeln, mit welchen uns die französischen so bekannt gemacht hatten. Was schloß man daraus? Dieses: daß sich auch ohne diese Regeln der Zweck der Tragödie erreichen lasse$ t kommen; und die naive Bauernsprache gibt allem eine ganz eigene Wuerze. Die Uebersetzung ist von Kruegern, der das franzoesische Patois in den hiesigen platten Dialekt meisterhaft zu uebertragen gewusst hat. Es ist nur schade, dass verschiedenc Stellen hoechst fehlerhaft und verstuemmelt abgedruckt werden. Einige muessten notwendig in der Vorstellung berichtiget und ergaenzt werden. Z. E. folgende, gleich in der ersten Szene. "Juerge. He, heæ, he! Giv mie doch fief Schillink kleen Geld, ik hev niks, as Gullen un Dahlers. Lise. He, he, he! Segge doch, hest du Schrullen med dienen fief Schillink kleen Geld? wat wist du damed maaken? Juerge. He, he, he, he! Giv mie fief Schillink kleen Geld, seg ik die. Lise. Woto denn, Hans Narr? Juerge. Foer duessen Jungen, de mie mienen Buendel op dee Reise bed in unse Doerp dragen hed, un ik buen ganss licht und sacht hergahn. Lise. Buest du to Foote hergahn? Juerge. Ja. Wielt't veel kummoder is. Lise. Da hest du een Maark. Juerge. Dat is doch noch resnabel. Wo veel maakt'$ . Diesem ganz gewiss betet er nach;--oder ist es nicht diesem, wenigstens dem Welschen,--wo nicht gar dem Huronen. Von einem muss er es doch hab÷n. Denn dass ein Deutscher selbst daechte, von selbst die Kuehnheit haette, an der Vortrefflichkeit eines Franzosen zu zweifeln, wer kann sich das Ich rede von diesen meinen Vorgaengern mehr bei der naechsten Wiederholung der "Rodogune". Meine Leser wuenschen aus der Stelle zu kommen; und ich mit ihnen. Itzt nur noch ein Wort von der Uebersetzung, nach welcher dieses Stueck aufgefuehret worden. Es war nicht die alte Wolfenbuettelsche vom Bressand, sondern eine ganz neue, hier verfertigte, die noch ungedruckt lieget; in gereimten Alexandrinern. Sie darf sich gegen die beste von dieser Art nicht schaemen, und ist voller starken, gluecklichen Stellen. Der Verfasser aber, weiss ich‰ hat zu viel Einsicht und Geschmack, als dass er sich einer so undankbaren Arbeit noch einmal unterziehen wollte. Corneillen gut zu uebersetzen, muss man bessere Verse machen koennen, als er -$ icht schmerzt die Koenigin nicht weniger, als die Ueberzeugung, zu der sie durch den ungluecklichen Brief von der Verraeterei des Grafen gelangt. Der Herzog glaubt, nun auch sein Stillschweigen brechen zu muessen und der Koenigin nicht laenger zu verbergen, was er in dem Zimmer der Blanca zufaelligerweise angehoert habe. Der Kanzler dringt auf die Bestrafung des Verraeters, und sobald die Koenigin wieder allein ist, reizen sie sowohl beleidigte Majestaet, als gekraenkte Liebe, des Grafen Tod zu beschliessen. Nunmehr bringt uns der Dichter zu ihm in das Gefaegnëis. Der Kanzler koemmt und eroeffnet dem Grafen, dass ihn das Parlament fuer schuldig erkannt und zum Tode verurteilet habe, welches Urteil morgen des Tages vollzogen werden solle. Der Graf beteuert seine Unschuld. "Der Kanzler. Ihre Unschuld, Mylord, wollte ich gern glauben: aber so viele Beweise wider Sie!--Haben Sie den Brief an den Roberto nicht geschrieben? Ist es nicht Ihr eigenhaendiger Name? Essex. Allerdings ist er es. Der Kanzler. Hat der Herz$ e, nicht die Pistole in Ihrer Hand? Gehoert die Pistole, auf der Ihr Name gestochen, nicht Essex. Ich kann es nicht leugnen. Der Kanzler. So sind Sie ja schuldig. Essex. Das leugne ich. Der Kanzler. Nun, wie kamen Sie denn dazu, dass Sie den Brief an den Roberto schrieben? Essex. Ich weiss nicht. Der Kanzler. Wie kam es denn, dass der Herzog den verraeterischen Vorsatz aus Ihrem eignen Munde vernehmen musste? Essex. Weil es der Himmel so wollte. Der Kanzler. Wie kam es denn, dass sich das moerderische Werkzeug in Ihren Haenden fand? Essex. Weil ich viel Unglueck habe. Der Kanzler. Wenn alles das Unglueck, und nicht Schuld ist: wahrlich, Freund, so spielst Ihneó Ihr Schicksal einen harten Streich. Sie werden ihn mit Ihrem Kopfe bezahlen muessen. Essex. Schlimm genug."[3] "Wissen Ihre Gnaden nicht", fragt Cosme, der dabei ist, "ob sie mich etwa mit haengen werden?" Der Kanzler antwortet Nein, weil ihn sein Herr hinlaenglich gerechtfertiget habe; und der Graf£ersucht den Kanzler, zu verstatten, dass er die Blanc$ rcht nannte. Nicht als ob diese Furcht hier eine besondere, von dem Mitleiden unabhaengige Leidenschaft sei, welche bald mit bald ohne dem Mitleid, sowie das Mitleid bald mit bald ohne ihr, erreget werden koenne; welches die Missdeutung des Corneille war: sondern weil, nach seiner Erklaerung des Mitleids, dieses die Furcht notwendig einschHiesst; weil nichts unser Mitleid erregt, als was zugleich unsere urcht erwecken kann. Corneille hatte seine Stuecke schon alle geschrieben, als er sich hinsetzte, ueber die Dichtkunst des Aristoteles zu kommentieren[2]. Er hatte funfzig Jahre fuer das Theater gearbeitet: und nach dieser Erfahrung wuerde er uns unstreitig vortreffliche Dinge ueber den alten dramatischen Kodex haben sagen koennen, wenn er ihn nur auch waehrend der Zeit seiner Arbeit fleissiger zu Rate gezogen haette. Allein dieses scheinet er hoechstens nur in Absicht auf die mechanischen Regeln der Kunst getan zu haben. In den wesentlichem liess er sich um ihn unbekuemmert, und als er am Ende fand, dass er w$ er Kraefte, so wie sie von der Erfahrung gerechtfertiget werden und im gemeinen Leben stattfinden koennen. Hierin haben Moliere, und vorihm Plautus, gefehlt; statt der Abbildung eines geizigen Mannes, haben sie uns eine grillenhafte widrige Schilderung der Leidenschaft des Geizes gegeben. Ich nenne es eine grillenhafte Schilderung, weil sie kein Urbild in der Natur hat. Ich nenne es eine widrige Schilderung; denn da es die Schilderung einer einfachen unvermischten Leidenschaft ist, so fehlen ihr alle die Lichter und Schatten, deren richtige Verbindung allein ihr Kraft und Leben erteilen koennte. Diese Lichter und Schatten sind die Vermischung verschiedener Leidenschaften, welchËe mit der vornehmsten oder herrschenden Leidenschaft zusammen den menschlichen Charakter ausmachen; und diese Vermischung muss sich in jedem dramatischen Gemaelde von Sitten finden, weil es zugestanden ist, dass das Drama vornehmlich das wirkliche Leben abbilden soll. Doch aber muss die Zeichnung der herrschenden Leidenschaft so allgem$ chen. Das letztere aber, fuerchte ich, duerften wohl nicht alle so seltsam finden; wenigstens nach der Praxis verschiedener unserer besten komischen Schriftsteller und nach dem Beifalle zu urteilen, welchen dergleichen Stuecke gemeiniglich gefunden haben. Es liessen sich leicht fast aus allen charakteristischen Komoedien Beispiele anfuehren. Wer aber die Ungereimtheit, dramatische Sitten nach abstrakten Ideen auszufuehren, in ihr‰m voelligen Lichte sehen will, der darf nur Ben Jonsons 'Jedermann aus seinem Humor'[2] vor sich nehmen; welches ein charakteristisches Stueck sein soll, in der Tat aber nichts als eine unnatuerliche und, wie es die Maler nennen wuerden, harte Schilderung einer Gruppe von fuer sich bestehenden Leidenschaften ist, wovon man das Urbild in dem wirklichen Leben nirgends findet. Dennoch hat diese Komoedie immer ihre Bewunderer gehabt; und besonders muss Randolph von ihrer Einrichtung sehr bezaubert gewesen sen, weil er sie in seinem 'Spiegel der Muse' ausdruecklich nachgeahmet zu haben sc$ elche sich namentlich bei blonden und rothaarigen Menschen, unter der Einwirkung des Sonnenlichts und der Sonnenwärme, der Feuchtigkeit und des Windes an den unbedeckùten Stellen der Haut bilden. Die S. beruhen auf der Ablagerung eines bräunlichen Pigments in den oberflächlichen Hautschichten. Während des Win- Sommerthürchen - Son. ters blassen sie ab oder verschwinden auch ganz. Durch Mittel, welche eine Abstoßung der Epidermis mit Einschluß ihrer tiefern pigmenthaltigen Schichten bewirken, kann man die S. vertreiben; sie kehren aber nach wenigen Wochen wieder, wenn die Haut von neuem den erwähnten Schädlichkeiten ausgesetzt wird. Auf diese Weise wirken die Lilionese und Umschläge mit einprozentiger Lösung von Sublimat (Quecksilberchlorid, höchst giftig!). Man läßt diese Umschläge nur einige Stunden lang wirken und sorgt dafür, daß die mit der Sublimatlösung befeuchteten Leinwandläppcâhen keine Falten schlagen. Zeigt sich die Haut hiernach stärker entzündet, so bedeckt man sie mit in Öl getränkten Sommerthür$ m Malen etc. Sonnenburg, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, Kreis Oststernberg, an der Lenze und dem Warthebruch, hat eine evang. Kirche, ein Schloß aus dem 16. Jahrh. (einst Sitz eins Johanniter-Herrenmeisters, jetzt Sitz des neuen preußischen Johanniterordens), ein Johanniterkrankenhaus, eine Strafanstalt, ein Amtsgericht, Seidenweberei, Filzfabrikation, eine Bilderrahmen-, eine Messingstift- und eine Blechemballagenfabrik, Ziegelbrennerei, Dampfmühle und (1885) 6226 meist evang. Einwohner. Sonnendarre, s. Samendarre. Sonnendistel, s. Carlina. Sonnenfackeln, s. Sonne, S. 29. Sonnenfels, Joseph von, Schriftsteller, geb. 1732 zu Nikolsburg in Mähren, besuchte die dortige Schule der ¯iaristen und wollte Mönch werden, wählte aber den Soldatenstand und diente fünf Jahre im Deutschmeisterregiment zu Klagenfurt und Wien, wo er seine Entlassung nahm. Hierauf beschäftigte er sich in Wien mit Rechtsstudien und arbeitete als Gehilfe bei einem höhern Justizbeamten. Zugleich suchte er die Wiener mit der neuern $ sinen aus den Provinzen Alicante (Denia) und Malaga ins Ausland, hauptsächlich nach England und Nordamerika, geführt (1886: 384,460 metr. Ztr.). Die hervorragendsten Futterkräuter sind Luzerne½ und Esparsette. Eigentliche Wiesen gibt es nur in den nördlichen Provinzen und in den höhern Gebirgsgegenden. Viel ausgedehnter ist das Weideland in solchen Strecken, welche auch zum Ackerbau oder zur Forstkultur geeignet wären, jedoch vorzugsweise zur Zucht von Schafen dienen, wie in Estremadura, Niederandalusien, Aragonien, Altkastilien und Leon. Von großer Bedeutung ist die Viehzucht. Man zählte 1878 in S. 460,760 Pferde, 941,653 Maultiere, 890,982 Esel, 2,353,247 Rinder, 16,939,288 Schafe, 3,813,006 Ziegen, 2,348,602Schweine. Die früher so berühmte, dann in Verfall geratene Pferdezucht hat einen neuen Aufschwung genommen. Die besten Pferde sind die andalusischen und unter diesen wieder die von Cordova. Indessen reicht die Zahl der gezüchteten Pferde für den Bedarf des Landes nicht aus. Auf die Zucht der Maultiere u$ hat dieselbe in neuester Zeit einen bedeutenden Aufschwung genommen. Die industriellsten Provinzen sind: Barcelona, Gerona, Tarragona, Guipuzcoa und Viscaya, nächst diesen Valencia, Murcia, Alicante, Almeria, Granada, Se‰villa, Malaga, Galicien, Asturien, Santander, Madrid und Ciudad Real. Was die einzelnen Industriezweige betrifft, so wirdo die Verfertigung von Eisen- und Stahlwaren am ausgedehntesten in Katalonien, in den baskischen Landschaften und in den Provinzen Malaga und Sevilla betrieben. Guten Ruf hat das Land in der Erzeugung von Handwaffen, wofür Fabriken zu Toledo, Oviedo und Plasencia (Guipuzcoa) bestehen; berühmt sind insbesondere die Klingen von Toledo. Ein großes Etablissement ist auch die Nationalfabrik zu Trubio (Oviedo) für Eisengußwaren und Artilleriematerial. Neben den Eisenwaren produziert S. viel Kupfer- und Bleiwaren, Messing namentlich zu San Juan de Alcaraz (Provinz Albacete), Bronzewaren zu Barcelona, Eibar (Guipuzcoa) und in Navarra, Schmucksachen und Filigranarbeiten. Der Maschin$ h zum deutschen Kaiser (Karl V.) gewählt wurde und deshalb schon 1520 Spanien wieder verließ, brach der Aufstand der Comuneros aus, welcher sich die Verteidigung der volkstümlichen Institutionen Spaniens gegen die absolutistischen Gelüste Karls und seiner niederländischen Räte zum Ziel setzte. Als die Comuneros aber einen durchaus demokratischen Charakter annahmen und, seitdem sie siegreich um sich griffen, eine völlige Umwälzung der Dinge anstrebten, wurden sie durch den Sieg des Adelsheers bei Villalar (21. April 1521) und durch die Hinrichtung ihres Führers Padilla unterdrückt. Karl V. erließ zwar nach seiner Rückkehr (Juli 1522) eine allgemeine Amnestie, benutzte aber den durch die Bewegung erregten Schrecken des Adels und der Städte, um, ohne die Formen und Institute der alten Volksfreiheit geradezu zu beseitigen, doch sie so eng zu begrenzen, daß die Cortes zu einem Widerstand gegen den Willen der Kroneü unfähig wurden, der Adel in einer übertriebenen Loyblität seine erste Pflicht sah und auch das Volk $ ez. 1808) dem Kampf den für die Franzosen so verderblichen Charakter des kleinen Kriegs. In diesem kamen die Vorzüge der Spanier, verwegener Mut, unbändige Leidenschaftlichkeit und große Ausdauer in Strapazen und Entbehrungen, recht zur Geltung; die fortwährenden kühnen Unternehmungen der Guerillas rieben die Kräfte der Franzosen auf und entrissen ihnen die Früchte ihrer Siege im offenen Felde. Die Franzosen siegten 27. März 1809 bei Ciudad Real, 28. März bei Medellin, und die Zentraljunta mußte nach Sevilla flüchten. Zwar wurde Soult im Mai 809 von Wellington aus Portugal vertrieben und mußte Galicien und Asturien räumen, worauf Wellington in S. eindrang und die Franzosen 27. und 28. Juli bei Talavera schlug; doch mußte erâ sich vor einem neuen französischen Heer nach Portugal zurückziehen, und der spanische General Vanegas wurde 11. Aug. bei Almonacid, der englische General Wilson in den Engpässen bei Baros geschlagen. Im Januar 1810 waren die Franzosen Herren von Andalusien, und nach der Einnahme von Ciuda$ festsetzte. König Karl II. ernannte den bayrischen Prinzen testamentarisch zu seinem Nachfolger in allen damals spanischen Landen. Als letzterer 6. Febr. 1699 plötzlich starb, schlossen Wilhelm III. und Ludwig XIV. (2. März 1700) einen neuen Teilungsvertrag, wonach der Erzherzog Karl die spanische Krone, Philipp von Anjou Neapel, Sizilien, Guipuzcoa und Mailand erhalten sollte. Da aber Leopold I. diesem Vertrag seine Zustimmung verweigerte, so hielt sich auch Ludwig XIV. nicht an ihn gebunden. Am Hof zu Madrid wirkte der kaiserliche Gesandte Graf Harrach für den Erzherzog Karl, dr französische Gesandte Marquis v. Harcourt für Philipp von Anjou. Letzterer trug endlich den Sieg davon, denn Karl II. setzte durch Testament vom 2. Okt. 1700 Philipp von Anjou zum Erben der gesamten spanischen Monarchie ein. Nach Karls II. Tod (1. Nov. 1700) ergriff Philipp V. sofort Besitz von dem spanischen Thron und zog schon 18. Febr. 1701 in Madrid ein. Anfangs erhoB nur Kaiser Leopold Protest hiergegen und traf Anstalt zum Be$ e Entladung des Induktionsapparats mittels der eingeschmolzenen Drähte a und b durch eine sogen. Geißlersche Spektralröhre (Fig. 6) gehen, welche das Gas in verdünntem Zustand enthält. Befindet sich z. B. Wasserstoffgas in der Röhre, so leuchtet ihr mittlerer enger Teil mit schön purpurrotem Lichte, dessen Spektrum aus drei hellen Linien besteht, einer roten, welche mit der Fraunhoferschen Linie C, einer grünblauen, die mit F, und einer violetten, die nahezu mit G zusammenfäl8lt. Viel komplizierter ist das Spektrum des Stickstoffs, welches aus sehr zahlreichen hellen Linien und Bändern besteht. Eine wichtige technische Anwendung hat die S. bei der Gußstahlbereitung durch den Bessemer-Prozeß gefunden. Die aus der Mündung drs birnförmigen Gefäßes, in welchem dem geschmolzenen Gußeisen durch einen hindurchgetriebenen Luftstrom ein Teil seines Kohlenstoffs entzogen wird, hervorbrechende glänzende Flamme zeigt im Spektroskop ein aus hellen farbigen Linien bestehendes Spektrum, welches im Lauf des Prozesses sich än$ ine Entlassung. Im neuen Gladstoneschen Kabinett (1880-85) erhielt er erst das Amt eines Präsidenten des Geheimen Rats, dann 1882 das des Vizekönigs von Irland und übernahm 1886 auf kurze Zeit wieder das Präsidium des Geheimen Rats. 5) Herbert, engl. Philosoph, geb. 1820 zu Derby, wurde von seinem Vater, einem Lehrer der Mathematik, und seinem Oheim Thomas S., einem liberalen Geistlichen, erzogen, zuerst Zivilingenieur, sodann Journalist und (von 1848 bis 1859) Mitarbeiter an dem von J. Wilson herausgegebenen "Economist", an- der "Westminster" und "Edinburgh Review" und andern Zeitschriften, endlich philosophischer Schriftsteller und Begründer eines eignen Systems, das er als Evolutions- oder Entwickelungsphilosophie bezeichnete. Seine erste bedeutende Schrft war eine Statistik der Gesellschaft unter dem Titel: "Social statics" (1851, 1868) nebst einem Auszug daraus: "State education self defeating" (1851), welcher die "Principles of psychology" (1855) folgten; 1860 begann er nach dem Vorbild von Comtes "Cour$ am Fuß angebrachten Kegelräder k in Umdrehung versetzt werden und dadurch dem Garn Draht geben. Indem das Garn zugleich durch den hohlen Flügelarm d und den Finger f auf die Spule e geleitet und letztere um die Spindel vermittelst schiefer Kegelräder i gedreht wird, wickelt es sich auf die Spule, welche aus einem hölzernen Rohr besteht und behufs regelmäßiger Bewickelung mit der sogen. Spulenbank (Wagen) g innerhalb der Flügel auf und ab steigt, bis sie gefüllt ist, um nach Abhben des Flügels von der Spindel abgezogen u. der nächstfolgenden Maschine übergeben zu werden. Ein sehr sinnreicher, aber komplizierter Mechanismus mit Differenzialräderwerkq (Differenzialflyer) regelt die Aufwickelbewegung, welche sich nach jeder Garnschicht ändern muß. - Nachdem das Vorgarn den letzten (Fein-) Flyer etwa in der Dicke eines gewöhnlichen Bindfadens verlassen hat, empfängt dasselbe die endgültige Streckung und Drehung zur Verwandlung in Garn auf den Feinspinnmaschinen, die entweder nach dem Prinzip des Spinnrades oder d$ l für Streichinstrumente allein als mit Klavier. Den größten und verdientesten Erfolg aber haben die speziell für sein Instrument geschriebenen Werke gehabt, und seine 15 Violinkonzerte, darunter namentlich das 7., 8. ("in Form einer Gesangsszene") und 9., sowie seine Violinduette, endlich seine große Violinschule stehen noch heute an klassischem Wert unübertroffen da. Vgl. Spohrs "Selbstbiographie" (Götting. 1860-61, 2 Bde.; bis 1838 von ihm selbst geschrieben und von da bis zu seinem Tod von den Angehörigen ergänzt); v. Wasielewski, Die Violine und ihre Meister (2. Aufl., Leipz. 1883); Malibran, Louis S., sein Leben und Wirken (Frankf. a. M. 1860); Schletterer, Louis S. Leipz. 1881). Spöl, Fluß, s. Livigno (Val di). Spoleto, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Perugia (Umbrien), an der Eisenbahn om-Foligno-Ancona, auf einem Hügel (dem Krater eines erloschenen Vulkans) unfern der reißenden Maroggia, über deren Thal ein 69 m hoher, 209 m langer Aquädukt mit altem Brückenweg führt, hat ein schönes Kastell (je$ der Stammvater der Grafen von Sayn und Wittgenstein (s. d.). Bei dem Aussterben der Kreuznacher Linie 1416 fiel ein Fünftel der Grafschaft an Kurpfalz, vier Fünftel an die Starkenburger Grafen. Als auch diese 1437 ausstarben, fielen ihre Besitzungen an Baden und die Pfalz. Nach langwierigen Streitigkeiten mit der Pfa0z wurde im Teilungsvertrag von 1708 Birkenfeld an Pfalz-Zweibrücken überwiesen, fiel jedoch 1776 an Baden zurück, während Kreuznach bei Kurpfalz verblieb. 1801 kam die ganze Grafschaft an Frankreich, 1814 an Preußen, das 1817 einen Teil davon, das Fürstentum Birkenfeld, an Oldenburg abtrat. Sponsalien (lat.), s. Verlöbnis. Sponsieren (lat.), liebeln, um ein Mädcen werben, buhlen; Sponsierer, Freier, Buhler. Sponsor (lat.), Bürge; auch s. v. w. Pate. Sponsus (lat.), Bräutigam; Sponsa, Braut. Spontan (lat.), von selbst, ohne äußere Einwirkung erfolgend; daher Spontaneität, Selbstthätigkeit, das Vermögen, von selbst und nicht infolge besonderer Anregung thätig zu sein. Spontini, Gasparo, Komponist, $ a.; ferner in deutscher Sprache: "Das Leben und die Lehre des Mohammed" (Berl. 1861-65, 3 Bde.); "Post- und Reiserouten des Orients" (Leipz. 1864); "Die alte Geographie Arabiens als Grundlage der Entwickelungsgeschichte des Semitismus" (Bern 1875) und "Babylonien, das reichste Land in der Voreit und das lohnendste Kolonisationsfeld" (Heidelb. 1886). Sprenggelatine, s. Nitroglycerin. Sprenggeschosse, s. Explosionsgechosse. Sprengglas, s. v. w. Glasglanz. Sprenggummi, s. v. w. Sprenggelatine, s. Nitroglycerin. Sprengkultur, s. Sprengen, S. 188. Sprengling, Fisch, s. Äsche. Sprengmörser, s. v. w. Petarde. Sprengöl, Nobelsches, s. v. w. Nitroglycerin. Sprengpulver, s. Schießpulver, S. 453. Sprengsel, s. v. w. Heuschrecke. Sprengstoffe, Substanzen, welche durch Erwärmung, Stoß oder Druck plötzlich mehr oder weniger vollständig aus dem starren oder flüssigen in den gasförmigen Zustand übergehen (s. Explosivstoffe) und durch den dabei sich entwickelnden Gasdruck in der Nähe befindliche Körper zertrümmern oder fortsc$ asser gefüllt ist, gießt man auch in das schüsselförmige Gesäß Wasser, welches nun in das untere Gefäß abfließt, dadurch aber die Luft in diesem und im mittlern Gefäß zusammendrückt, so daß aus diesem ein Wasserstrahl emporsteigen muß. Springe (Hallerspringe), Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Hannover, am Ursprung der Haller und an der Linie Hannover-Altenbeken der Preußischen Staatsbahn, 113 m ü. M., hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Teppich- und Wattefabrikation, Spinnerei, Ziegelei und (1885) 2700 Einw. In der NäheFein kaiserlicher Saupark mit Jagdschloß; auf dem Ebersberg die "Deisterpforte" mit Aussichtsturm. Springen, eigetümliche Art der Fortbewegung des Körpers, bei welcher der Körper vermittelst der Wadenmuskulatur energischer vom Boden abgestoßen wird und längere Zeit frei in der Luft schwebt als beim Laufen. Der Körper erhält beim S. durch die kräftige Zusammenziehung der Wadenmuskeln eine Wurfbewegung, bei welcher der Schwerpunkt des Körpers eine parabolische Linie $ eine kath. Kirche, 2 Waisenhäuser, ein Amtsgericht, Maschinenfabrikation, Schiffahrt, Speditionshandel und (1885) 3449 meist kath. Einwohner. Stadtausschuß, s. Stadtkreis. Stadtbahn, entwed(r das durch die Straßen einer Stadt gelegte, zum Befahren mit Pferdewagen oder Straßenlokomotiven bestimmte Schienennetz (s. Straßeneisenbahn) oder die zur Vermittelung des Lokalverkehrs und durchgehenden Eisenbahnverkehrs durch eine Stadt geführte Lokomotiveisenbahn. Stadtberge, Stadt, s. Marsberg. Stadtbücher, s. Grundbücher. Städtebünde, die Verbindungen der Städte im Mittelalter zur Verteidigung ihrer Freiheiten gegen fürstliche Herrschaftsansprüche und in den Zeiten des Faustrechts zum Schutz ihres Handels und Verkehrs: so bildete sich in Italien der Lombardische Städtebund gegen Kaiser Friedrich I., in Deutschland im 14. Jahrh. der Rheinische und der Schwäbische Städtebund, in Norddeutschland vor allem die Hansa (s. d.), in Preußen im 15. Jahrh. der Westpreußische Städtebund u. a.ìStädteordnung, die für Städte im Ge$ Auf dem Isthmus liegt die Stadt S., mit Bergschloß und 1500 Einw. Im Altertum hieß die Insel Astypaläa. Stampfbau, s. Pisee. Stampfen, die oszillierende Bewegung eines Schiffs um seine Querachse, bei welcher Bug und Heck abwechselnd aus- und Stämpfli, Jakob, schweizer. Staatsmann, geb. 1820 zu Schupfen i Kanton Bern, widmete sich zu Bern juristischen Studien, ward 1843 Advokat und trat 1845 als Redakteur der "Berner Zeitung", des Organs der radikalen Partei, in Opposition zu der gemäßigt liberalen Fraktion, welche damals am Ruder war. In dem auf seinen Betrieb berufenen Verfassungsrat führte er neben Ochsenbein die Hauptstimme. Im Juli 1846 in den Regierungsrat berufen, übernahm er die Leitung der Finanz¶en und führte direkte Besteuerung, Aufhebung aller Feudallasten und Zentralisation des Armenwesens durch. 1849 wurde er Regierungspräsident, mußte aber 1850 beim Sturz der radikalen Partei ins Privatleben zurücktreten. 1849 von seinem Kanton in den schweizerischen Ständerat und 1850 in den Nationalrat gewählt$ en Abschnitten der Abscissenachse die zugehörigen Größen aufgetragen werden. Hierfür können aneinander gereihte Flächen für jede Einheit gewählt werden, wenn die Änderungen der Größen keine stetigen sind. Statt dessen trägt man aber auch wohl Linien auf die betreffenden PunAkte der Abscissen auf und verbindet deren Endpunkte miteinander durch eine besondere Linie, welche eine Leitung für das Auge bilden soll. Alsdann kann auch die Ordinatenlinie selbst gespart werden. Die Leitungslinie wird zur regelmäßig verlaufenden Kurve, sobald die Änderungen stetige sind. Auf einem und demselben Blatt können mehrere derartige Kurven aufgetragen werden, voneinander durch Farbe, Punkte, Striche, Kreuze etc. unterschieden, was eineqVergleichung verschiedener Reihen erleichtert. Das einfache Flächendiagramm gibt eine statistische Größe in einer Fläche (Rechteck, Dreieck) wieder, indem Unterabteilungen (z. B. männliches Statistische Gebühr - Statuten. weibliches Geschlecht, Altersklassen) in der oben erwähnten Weise kenntlich$ eben uralte heilige Steine und Opferstätten der Araber und Juden waren, vielleicht seit Steindrossel - Steine, künstliche. tausenden vor dem Auftreten Mohammeds. Aber gerade der mystische Reiz, welcher in der Verehrung des rohen Naturidols liegt, führte zu den tollsten Übertreibungen in dieser Kultusform. Theophrast schildert im 4. Jahrh. v. Chr. den Typus des abergläubischen Grieúchen, der immer sein Salbfläschchen bei sich führt, um jedem heiligen Stein, dem er auf der Straße begegnet, Öl aufzuträufeln, dann davor niederzufallen und ihn anzubeten, ehe er seines Wegs weiter schreitet. Die Kirchenväter (Arnobius, Tertullian u. a.) machen sich lustig über diesen Gebrauch der Heiden, Steine zu salben und anzubeten; aber sie vergessen, daß dies ene gut biblische Sitte war, die auch Jakob, der Erzvater, bei jenem Stein übte, der ihm als Kopfkissen gedient hatte. Noch Heliogabal brachte das schwarze Steinidol des syrischen Sonnengottes unter großer Feierlichkeit nach Rom und errichtete ihm einen durch orientalisch$ orderten Steuer, jeder Verlängerung einer nur periodisch oder auf einen bestimmten Zeitraum eingeführten Steuer, jeder Erhöhung oder Abänderung bestehender Steuern die Zustimmung versagen zu können und in dem beweglichen Teil der Staatsausgaben die von der Regierung geforderten Beträge im einzelnen abzusetzen oder zu streichen. Je nach der Richtung, in welcher diese Befugnisse ausgeübt werden, sprichœt man von einer Bewilligung oder Verweigerung der Steuern. Diese beiden Rechte sind offenbar Korrelate: man kann nur bewilligen, was man auch verweigern dürfte. Die meisten Verfassungen enthalten gegenwärtig die Bestimmung, daß alle Einnahmen und Ausgaben des Staats jährlich auf den Staatshaushaltsetat gebracht und dort bewilligt werden müssen. Infolgedessen kann ein Steuerbord - Steuern. Widerspruch zwischen einem Gesetz und einem Geldbewilligungsbeschluß entstehen und damit ein Konflikt, dessen Lösung nicht durch eine Interpretation de geltenden Rechts herbeigeführt, sondern der als eine Machtfrage behandelt wi$ ei in die Höhe zu ziehen (s. Erdrosselung). Das S. war früher bei den Türken die gewöhnliche Todesstrafe und geschah bei den Vornehmen meist mittels einer ihnen überschickten seidenen Schnur. Strangurie (griech.), s. Harnzwang. Stranitzky, Joseph Anton, Schauspieler und Theaterprinzipal, geb. 10. Sept. 1676 zu Schweidnitz i. Schl., studierte zu Breslau und Leipzig, begleitete daraus einen schlesischen Grafen auf einer Reise nach Italien und ging nach seiner Rückkehr zur Bühne über. Im J. 1706 tauchte er in Wien auf, pachtete 1712 das Stadttheater am Kärntnerthor und wirkte hier bis zu senem Tode, der am 19. Mai 1727 erfolgte. S. war der berühmteste Hanswurst seiner Zeit, ein Meister im Extemporieren und bei aller Derbheit reich an echter Komik. Er hatte aus Italien eine Menge von Szenen und Entwürfen mitgebracht, aus denen er Stücke zusammensetzte, die zum Teil auch gedruckt wurden, und veröffentlichte unter dem Titel: "Ollapatrida des durchgetrieb9enen Fuchsmundi" (1722) eine Sammlung dramatischer Skizzen (d$ Lager mit den Klemmschrauben f und g, welche die Poldrähte aufnehmen, in Verbindung, während die Klemmschrauben h und i, in welche die Enden der Leitung r geklemmt werden, auf den Messingblechstreifen k und l, die gegen die Walze federn, leitend aufgesetzt sind. Wird die Walze mittels des Knopfes so gedreht, daß d mit k, e mit l in Berührung sind, so ist die Bahn des Stroms g b e l i r h k d a f; stellt man die Walze aber so, daß d gegen l und e gegen k federn, so kehrt sich der Strom um, indem er jetzt den Weg g b e k h r i l d a f einschlägt. Berühren die Messingwülste die Blechstreifen nicht, so ist der Strom unterbrochen. Vgl. Magnetelektrische Maschinen. Stromzölle, s. Zölle. Strongyliden (Strongylidae), Famiie der Nematoden oder Fadenwürmer, fadenförmige Eingeweidewürmer mit rundlichem Körper, endständiger, von Papillen umgebener, bald enger, bald klaffender Mundöffnung und am Hinterleibsende im Grund einer schirm- oder glockenförmigen Tasche liegender männlicher Geschlectsöffnung. Der Palisfadenwurm ($ d. Das erstere, das sich von der See aus etwa 130 km weit landeinwärts erstreckt, ist niedrige Ebene und besteht grölßtenteils aus Pine Barrens, unterbrochen von Sümpfen und Savannen; es gehören zu ihm die sogen. Sea Islands, vom Festland durch Flußarme abgetrennte Inseln. Das Mittelland, in der Breite von 50-70 km, besteht hauptsächlich aus Sandhügeln; das Oberland dagegen, im W., ist ein ziemlich steil aufsteigendes romantisches Hochlanxd, aus dem sich die Berge der Blue Ridge bis zur Höhe von 1220 m erheben. Noch 60 Proz. des Staats sind bewaldet, vorwiegend mit Föhren. Die Hauptflüsse sind: der Great Pedee (Yadkin), Santee, Ashley, Edisto und Savannah, der Grenzfluß gegen Georgia. Die mittlere Jahrestemperatur bewegt sich zwischen 15 und 20° C., und es fallen 1200-1500 mm Regen. S. hat ein Areal von 78,616 qkm (1609,4 QM.) mit (1880) 995,577 Einw., worunter 604,332 Farbige. Die Schulen wurden 1886 von 183,966 Kindern besucht; 21 Proz. der über 10 Jahre alten Weißen und 78 Proz. der Farbigen sind des Schre$ ganz den Niederländern unterworfen. Sie teilen dieselbe administrativ ein wie folgt: QKilom. QMeilen Bevölkerung 1885 Gouvernement Westküste 121171 2200,6 1192661 Benkulen 25087 455,6 149923 Lampongsche Distrikte 26155 475,0 118889 Palembang 140873 2558,4 627914 Ostküste 42321 768,6 171399 Atschin 51098 928,0 544634 nter dieser gezählten Bevölkerung von 2,805,420 Seelen, welche gegen die oben angeführte Berechnung um 1 Mill. zurücksteht, wurden 3944 Europäer, 62,053 Chinesen und 2549 Araber ermittelt. überall, wohin die Macht der Holländer reicht, sind seit 1876 Sklaverei und Leibeigenschaft aufgehoben worden. S. ward den Europäern durch den Portugiesen Lopez de Figueira 1508 zuerst bekannt. Die Portugiesen errichteten daselbst Handelsfaktoreien, wurden aber zu Ende des 16. Jahrh. von den Holländern verdrängt, die 1620 auf der Insel festen Fuß faßten. Neben dem Sultan von Bantam auf Java hatte damals der Herrscher âvon Atschin (Atjeh) die meiste Macht auf S. Zwischen 1659 und 1662 gelang es den Niederländern$ abgetrocknet ist, worauf es zerkleinert und gesiebt wird. Namentlich bei Verarbeitung von Phosphoriten müssen die Behälter mit einem hölzernen Mantel bedeckt werden, um Dämpfe von Chlor- und Fluorwasserstoffsäure in die Esse leiten zu können. Mineralische Phosphate werden viel leichter aufgeschlossen, wenn man 7-10 Proz. der Schwefelsäure durch Salzsäure ersetzt oder Kochsalz hinzufügt. Häusig mischt manÈauch das S. mit stickstoffhaltigen Substanzen, wie schwefelsaurem Ammoniak oder Chilisalpeter, ferner Horn, Leder, Lumpen, welche gedämpft und dann gemahlen werden, auch mit Leimbrühe vom Dämpfen der Knochen etc. Vgl. Marek, Über den relativen Düngewert der Pcosphate (Dresd. Superporte (neulat., ital. soprapporto), ein über einer Zimmerthür angebrachtes, mit dieser gleich breites, aber niedriges Bild in Malerei, Stuck, Weberei etc.; besonders bei den Dekorateuren des Barock- und Rokokostils beliebt. Superrevision (lat.), nochmalige Prüfung. Supersedeas (lat., "laß ab"), in England Befehl, das Verfahren einzu$ und daher leicht zu Verwechselungen Anlaß geben; die Frage, welche von beiden Geschwürsformen vorliegt, wird oft erst durch die spätern Folgezustände sicher entscæhieden. Während bei einfachen Geschwüren der Verlauf meist ein schneller ist, das Geschwür bei guter Reinhaltung rasch heilt, höchstens zur Bildung schmerzhafter Schwellungen der Leistendrüsen führt, so stellt sich beim syphilitischen Geschwür langsame schmerzlose Schwellung der Nachbardrüsen ein, welche den Übertritt des Gifts ins Blut anzeigt und nun die sekundären Erscheinungen einleitet; man nennt diese geschwollenen Lymphdrüsen indolente Bubonen. In ihrem nun folgenden sekundären Stadium, in welchem der Körper mit dem Gift als durchseucht gedacht wird (daher konstitutionelle S.), treten gewöhnlich etwa zwei Monate nach der Ansteckung sehr mannigfache Hautausschläge auf, welche in Form von Flecken, Knötchen, Schuppenwucherung, nässenden Entzündungen auftreten und als Syphilid en zusammengefaßt werden. Sie váerursachen höchst selten das Gefühl vo$ ten, die zur See ankamen, besonders von den Vandalen, 884 aber von den Sarazenen geplündert. Kaiser Heinrich VI. schenkte 1194 die den Genuesen, die i¡hm gegen Tankred beigestanden hatten; doch befreiten sich die Syrakusier mit Hilfe der Pisaner bald wieder. S. kam hierauf unter spanische Herrschaft und ward Residenz des Statthalters. Infolge einer Seeschlacht, die bei S. 1718 zwischen den Engländern und Spaniern geschlagen wurde, mußten die letztern die Stadt den Österreichern einräumen, bekamen aber 1755 die Insel Sizilien wieder. 1100,1542, 1693und 1735 litt S.bedeutend durch Erdbeben. Vgl. Arnold, Geschichte von S. (Gotha 1816); Privitera, Storia di Siracusa antica e moderna (Neap. 1879, 2 Bde.); Cavallari u. Holm, Topografia archeologica di Siracusa (Pal. 1884; deutsch bearb. von Lupus: "Die Stadt S. im Altertum", Straßq. 1887). Syrdarja, Fluß, s. Sir Darja. Syria Dea, Göttin, f. Derketo. Syrien (türk. Suria), ein Land der asiat. Türkei, an der Ostküste des Mittelländischen Meers, bezeichnete ursprünglic$ ichen Hemisphäre der Erde die Tage immer länger, und für die Orte zwischen Äquator und Polarkreis (66 1/2° Br.) erreicht der T. seine größte Dauer, wenn die Sonne im Wendekreis des Krebses steht (Sommersolstitium). Von da nimmt die Tageslänge wieder ab, erreicht den Wert von 12 Stunden im Herbstanfang und den kleinsten Wert (24 Stunden weniger des längsten Tags), wenn die Sonne im Wendekreis des Steinbocks steht (Wintersolstitium). woraŸf er wieder wächst. Für die südliche Erdhalbkugel agegen tritt der längste T. ein, wenn die Sonne im Wendekreis des Steinbocks, der kürzeste, wenn sie im Wendekreis des Krebses steht. Die Größe t des halben Tagbogens für den längsten T. in der Breite f erhält man aus der Formel cos t=-tan f.tan 23 1/2; je 15 Bogengrade entsprechen einer Stunde. Es ergeben sich auf diese Weise folgende Werte: Breite f Tagbogen 2t Längster Tag 0° 180° 0,0' 12 Stunden 0 Minuten 5° 184° 21,0' 12 Stunden 18 Minuten 10° 188° 50,5' 12 Stunden 35 Minuten 15° 193° 21,2' 12 Stunden 53 Minuten 20° 198° 1$ icht "I due pellegrini" (Neap. 1631). Die Ausgabe seiner "Opere" (Vened. 1738) enthält die beiden letztgenannten Gedichte und seine "Rime Varie", unter welchen sich viele gute befinden. Später wurden aus Handschriften publiziert die beiden Lehrgedichte: "La balia" (Vercelli 1767, Vened. 1797) und "Il podere" (Tur. 1769, Parma 1797), welch letzteres zu den besten seiner Gattung in der italienischen Litteratur gehört, sowie verschiedene "Capitoli" (Vened. Tansimat,s. Tanzimat. Tanta, Hauptstadt der ägypt. Provinz Garbieh mit (1882) 33,750 EinwT (1029 Ausländer, hat große kommerzielle Bedeutung infolge seiner zentralen Lage im Nildelta, als Kreuzungspunkt mehrerer Eisenbahnen und Kanäle, des prächtigen Grabes des wunderthätigen Scheichs Ahmed el Bedawi und seiner drei großen Messen, von welchen die im August an 500,000 Menschen hier versammelt. Die hiesige Medresse wird von nahe an 5000 Schülern besucht und steht nur der von Kairo nach. T. ist Sitz eines deutschen Konsulats. Tantal (Columbium) Ta, chemisch einfa$ m Sultan Kilawun erstürmt ward. Taracanae pulvis, s. v. w. Antihydropin (s. d.). Tarafa, berühmter arab. Dichter, kurz vor Mohammed, Neffe des Amrilkais (s. d.), im jugendlichen Altey umgekommen (worüber eine hübsche Sage in Rückerts "Morgenländischen Sagen und Geschichten", Stuttg. 1837). Seine "Moallaka" ist einzeln herausgegeben von Reiske (Leid. 1742) und Vullers (Bonn 1829), seine sämtlichen Gedichte in Ahlwardts Ausgabe der sechs alten Dichter (Lond. 1870). Tarai, s. Himalaja, S. 541. Tarancon, Bezirksstadt in der span. Provinz Cuenca, am Rianzares und der Eisenbahn Aranjuez-Cuenca, mit prächtigem Sck)loß des Herzogs von Rianzares, lebhaftem Handel und (1878) 4588 Einw. Tarandus, Renntier. Taranis, der Donnergott der alten Gallier; Menschenopfer wurden ihm dargebracht, und Eichen waren sein Idol, weshalb noch das spätere Mittelalter in Gallien Eichenklötze ëTarantás (russ.), bedeckter Wagen auf langen Tragbäumen, das gewöhnliche Gefährt bei Relsen auf russischen Landstraßen. Tarantel (Tarantula Walck.),$ der auf seine Ausdehnung zu prüfende stabförmige und an seinen Enden zugespitzte Körper in horizontale Lage gebracht wird. Das eine Ende des Stäbchens wird aufgenommen von der Höhlung einer Schraube, welche durch den einen Zapfen hindurchgeht. An den andern Zapfen ist eine vertikal stehende Platinplatte angeschraubt, welche zugleich eine cylindrisch ausgehöhlte Scheibe von Hartkautschuk festhält. Gegen die Platinplatte legt sich eine Platte von Kohle, auf die folgt ein Platinblech, gegen welches eine Messingplatte drückt, die mit einer Höhlung zur úufnahme des andern Endes des Stäbchens versehen ist. Der zweite Zapfen einerseits und das Platinblech anderseits sind mit den Drähten einer Leitung verbunden, in welche ein galvanisches Element und ein Galvanometer eingeschaltet sind. Dehnt sich nun das Stäbchen aus und p0reßt das Platinblech stärker gegen die Kohlenplatte, so wird der Widerstand vermindert, und das Galvanometer gibt einen größern Ausschlag. Die Ausdehnung eines Stäbchens von Hartkautschuk durch d$ verbreitet, und die ganze milde Jahreszeit hindurch veranstaltete man allsonntäglich Wettflüge, welche vom König und den Behörden durch Aussetzung von Prämien unterstützt wurden. Dieser Sport verbreitete sich auch nach Frankreich, und 1820 hatte Paris einen Taubenwettflug. Zu großer Bedeutung gelangte die Brieftaubenpost 1870 bei der Belagerung von Paris; man sandte dort im ganzen 534 T. mittels des Luftballons ab, von denen etwa 100 zurückkamen. Eine Taube hat den Weg zehnmal gemacht. Auf diese Weise wurden 60 Serien von Depeschen nach Paris hinein befördert, und wenn diese Resultate einer improvisierten Einrichtung auch nicht sehr glänzende waren, so hatten sie doch für die belagerte Stadt hohen Wert und veranlaßten die Militärbehörden nach dem Frieden zu eingehender Berücksichtigung der Brieftaubenpos. In Frankreich errichtete man im Jardin d'acclimatation eine Zentralzuchtanstalt und stattete Paris und Langres derart mit T. aus, daß sie sechs Monate lang den Verkehr mit vielen andern StationÅen unterhalte$ h ohne gehörige Bildung auf. Vgl. Hill, Der gegenwärtige Zustand des Taubstummenbildungswesens in Deutschland (Weim. 1866); Derselbe, Grundzüge eines Lehrplans für Taubstummenanstalten (das. 1867); Schöttle,^Lehrbuch der Taubstummenbildung (Tübing. 1874); Walther, Geschichte des Taubstummenbildungswesens (Bielef. 1882); Derselbe, Die königliche Taubstummenanstalt zu Berlin (Berl. 1888); Gude, Gesetze der Physiologie und Psychologie und Artikulationsunterricht der Taubstummen (Leipz. 1880); Hedinger, Die Taubstummen und Taubstummenanstalten (Stuttg. 1882); "Beiträge zur Geschichte und Statistik der Taubstummenbildung" (Berl. 1884): Schneider und v. Bremen, Volksschulwesen des preußischen Staats (Berl. Taubstummheit - Taucherapparate. 1886-87, 3 Bde.). Zeitschriften: "Blätter für Taubstumme" (hrsg. von Hirzel, Schwäb.-Gmünd, seit 1855), "Organ der Taubstummenanstalten" (hrsg. von Vatter, Friedberg, seit 1855) und "Blätter für Taubstummenbildung" (hrsg. von Walther und Töpler, Berl., seit 1887). Tubstummheit (Ap$ rch trockne Destillation des Torfs in Schachtöfen oder Retorten, ähnlich wie Braunkohlenteer, dargestellt, auch bei der Verkohlung des Torfs als Nebenprodukt gewonnen. Er ist ölartig, braun bis schwarzbraun, von sehr unangenehmem Geruch und dem spez. Gew. 0,896-0,965. Man gewinnt ausdemselben durch Destillation leichte Kohlenwasserstoffe, die wie Benzin und Photogen benutzt werden (Turfol), schwere, noch als Leuchtöle verwendbare Öle, Schmieröle, Paraffin und sehr schwer flüchtige, flüssige Kohlenwasserstoffe, aus welchen Leuchtgas bereitet wird, als Rückstand Asphalt. Braunkohlenteer ist sehr verschieden je nach der Beschaffenheit der Kohle. Im allgemeinen ist er dunkelbraun, riecht widerlich kreosotartig u7nd erstarrt leicht durch hohen Paraffingehalt. Der aus Pyropissit gewonnene T. ist butterartig, wachsgelb und bildet das Rohmaterial der Paraffinfabriken. Man gewinnt daraus durch Destillation leichte und schwere Öle (Benzin, Photogen, deutsches Petroleum, Solaröl), Schmieröl und namentlich Paraffin (s. d$ 0 Opern) hat nicht ein einziges ihren Schöpfer zucüberleben vermocht. Telemarken, Landschaft, s. Thelemarken. Telemeteorograph (griech.), s. Meteorograph. Telemeter (griech., "Fernmesser"), eine von C. L. Clarke in New York erfundene Vorrichtung, um die Ablenkungen eines Manometers, Wasserstandszeigers etc. telegraphisch auf einen entfernten Zeigerapparat zu übertragen. Der Geber ist mit dem Empfänger durch drei Leitungen verbunden; ersterer enthält den Zeiger des Meßinstruments, der sich zwischen zwei mit ihm um dieselbe Achse mittels eines Sperrrades verschiebbaren Kontaktfedern bewegt und, je Telemssen - Telesio. nachdem er sich links oder rechts anlegt, in der einen oder andern von zwei Leitungen den Stromweg der am Empfangsort aufgestellten Batterie schließt. In jedem dieser Stromwege liegen auf der gebenden Seite zwei Elektromagnete, auf der Empfangsstelle ein dritter, welche beim Stromschluß nacheinander in Wirksamkeit treten. Der erste stellt einen Nebenweg zu dem unsichern Zeigerkontakt her [nd erhöh$ ter dem Podium hingeht, von den Seiten hervorgeschoben. Den Luftraum oder die obere Decke der Bühne bilden die Soffiten, d. h. quer über die Bühne ge?ende Leinwandstreifen, die das Bühnenbild nach oben begrenzen. Je nachdem die Soffiten bemalt sind, heißen sie Luft-, Wald-, Zimmersoffiten etc. Die gesamte Maschinerie des modernen Theaters wird in die obere und die untere geteilt. Die obere umfaßt alle Zug- und Hängewerke nebst den dazu gehörigen Leinen, Zügen, Walzen, Schnürböden, Galerien etc. sowie den ganzen Apparat, mittels dessen auf der Bühne Personen und Gegenstände durch die Luft bewegt werden, d. h. das Flugwerk. Die untere Maschinerie beteht aus den Versenkungen (geräuschlos auf- und niedergehenden Bodenausschnitten), Kanälen, Freifahrten, Wagen u. dgl. und dient teils zur Bewegung der Kulissen, teils zum Emporheben aus der Erde aufsteigender Erscheinungen. Die notwendigen Vorrichtungen zum Flugwerk, zu dem Aufziehen des Vorhangs, zum Dekorationswechsel, zur Herablassung der Soffiten befinden sich a$ . Seine Doktrin war die des konstitutionellen Systems, in welchem der aufgeklärte, wohlhabende Bürgerstand die beste Sicherung seiner geistigen und materiellen Güter erblickte, und welches T. unter der Julimonarchie verwirklicht zu sehen gehofft hatte. Deshalb war ihm die militärische Demokratie eines Napoleon III. verhaßt. Aber über allen Doktrinen stand bei T. seine Nation, Frankreich. Dessen Ruhm und Größe zu vermehren, war sein höchstes Ziel, wie er denn auch ein echter Franzose mit allen Vorzügen und Schwächen dieses Volkes war; er besaß eine unermüdliche Arbeitskraft, feine, edle Bildung, Scharfblick, eine¹ sanguinische Elastizität des Geistes und echten Patriotismus, dabei aber eine naive Selbstsuht und Eitelkeit. Als Geschichtschreiber verherrlichte er die Freiheitsideen der französischen Revolution und den Kriegsruhm Napoleons I. in schwungvoller Sprache und glänzender Darstellung, jedoch keineswegs stets wahrheitsgetreu und unparteiisch. Ganz erfüllt von der Idee, daß Frankreichs berechtigte Suprema$ während sein letztes Werk, "Françoise de Rimini" (1882), nur einen mäßigen Erfolg hatte. T.' Musik zeichnet sichú durch angenehme, wenn auch bisweilen an Trivialität streifende Melodik, geistvolle Orchestration und namentlich durch effektvolle Behandlung der Singstimmen aus, steht jedoch an Originalität hinter der seiner Vorgänger auf dem Gebiet der großen wie der komischen Oper weit zurück. Unter seinen sonstigen Werken befinden sich ein Requiem, eine solenne Messe, ein Streichquintett und -Quartett, eine Phantasie für Klavier und Orchester, Klavier- und Gesangstücke u. a. Auch als Musikpädagog hat sich T. ausgezeichnet, nachdem er 1871 als Nachfolger Aubers zum Direktor des Konservatorius erwählt war, welcher Anstalt er schon Jahre zuvor als Komposttionslehrer angehört hatte. Seit 1868 ist er auch Kommandeur der Ehrenlegion. 2) George H., amerikan. General, geb. 1816 in Southampton County (Virginia), ward in West Point erzogen, 1840 Leutnant der Artillerie, diente in Florida u. Texas und machte auch den mex$ egen S. und SW. durch die Provinz Perugia, wendet sich dann bei der Einmündung der Paglia scharf gegen SO. und läuft nun eine Strecke weit parallel mit der Küste des Tyrrhenischen Meers, bis er sich wieder gegen SW. dem Meer zuwendet, ßie Provinz Rom betritt und 38 km unterhalb Rom in zwei Armen (wovon der nördliche, der von Fiumicino, ein künstlich abgeleiteter Kanal ist) in das Tyrrhenische Meer einmündet. Das Thal des T. ist bald schluchtenartig eng und wild, bald weitet es sich zu einem lieblichen Gebirgskessel aus, überall aber ist es reich an Naturschönheiten. Auch die Thäler der Nebenflüsse haben einen wilden Charakter. Nur die untern, erweiterten Thalgründe von Rieti u. Foligno, trocken gelegte Seebecken, machen eine Ausnahme. Bei Nazzano gelangt der Fluß in die wellenförmige Campagna di Roma. Die beiden Mündungsarme, von welchen nur der nöGdliche (Fiumicino) schiffbar, der südliche (Fiumara) aber versandet ist, umschließen die Isola sacra ("heilige Insel"), ein mit Wald und Sumpf bedecktes Delta. Von$ Kellek, d. h. Flöße aus aufgeblasenen Tierhäuten, von Diarbekr an), hat eine ansehnliche Breite und Tiefe, aber auch viele Felsenklippen; der vereinigte Strom ist auch für große Schiffe fahrbar, doch wird die Einfahrt an der Mündung durch Sandbänke sehr erschwert. Die Ufer des T., einst Sitze hoher Kultur und Zivilisation, sind jetzt verödet und, mit Ausnahme der Orte Diarbekr, Mosul und Bagdad, fast nur von nomadischen Kurden- und Araberstämmen bewohnt. Tiguriner, kelt. Volk, welches den helvetischen Pagus Tigurinus bewohnte. Die T. erscheinen zuerst in Verbindung mit den Cimbern mit denen sie das südliche Gallien verwüsteten; 107 v. Chr. schlugen sie am Lemanischen See den Konsul L. Cassius; dann folgten sie 102 den Cimbern nach Osten, drangen aber nicht in Italien ein, sondern kehrten in ihre Heimat zurück, nahmen 58 an dem Zug der Helveãier nach dem südlichen Gallien teil, wurden von Cäsar an der Saône geschlagen und zur Rückkehr nach der Schweiz gezwungen. Tikal (Bat), 1) siames. Silbermünze, 15,228 g s$ , 1698 in Italien auf, wirkte als Gesandter längere Zeit in der Türkei, setzte Ü1717 die Auslieferung des auf österreichisches Gebiet geflüchteten Zarewitsch Alexe¾i durch und nahm während der Regierung Katharinas I. die erste Stelle neben Menschikow ein, dessen Opfer er wurde; 1727 geheimer Umtriebe angeklagt, wurde er in den äußersten Norden des europäischen Roland verbannt, wo er 1729 starb. 2) Peter Alexandrowitsch, Graf, russ. Feldherr und Diplomat, geb. 1761, focht unter Suworow gegen die Türken und Polen, befehligte 1805 das russische Landungskorps in Norddeutschland, führte 1813 ein Korps in Bennigsens Armee, nahm an der Belagerung von Dresden teil und erzwang dann Hamburgs Übergabe. Zum General der Infanterie ernannt, erhielt er nach Nikolaus' Thronbesteigung die Leitung der Militärkolonien und 1831 den Oberbefehl über das Reserveheer, mit welchem er die Polen schlug. Er starb 1844 in Moskau als Präsident des Departements für die Militärangelegenheiten im 3) Alexei Konstantinowitsch, Graf, der bedeut$ üße, Spinnen und Urtracheaten (Protracheata). Letztere wurden früher wegen ihrer Gestalt zu den Würmern gerechnet, bis man in neuester Zeit an ihnen die T. auffand. Augenscheinlich vermitteln sie den Übergangzwischen den schon lange als Tracheaten bekannten Insekten etc. und den Ringelwürmern und sind daher für den Zoologen sehr interessante Tiere. Zu ihnen gehört nur die Gattung Peripatus, deren Arten in den Tropen an feuchten Orten leben. Wegen der übrigen Tracheentiere s. die einzelnen Artikel über die genannten Gruppen.- In der Pflanzenanatomie bezeichnet man mit dem Namen T. die Gefäße (s. d., S. 1005). Tracheentiere, s. Tracheen. Tracheiden, in der Pflanzenanatomie gefäßartige Zellen, welche sich von den Tracheen oder echten Gefäßen nur durch ihr völliges Geschlossensein unterscheiden; sie bilden den Hauptbestandteil des Holzes bi Koniferen und Cykadeen sowie der Gefäßbündel vieler Monokotylen und Farne. Tracheitis (griech.), Luftröhrenkatarrh. Trachenberg, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Krei$ ins. Die beiden erstern, mit der Truppe in engster Verbindung stehend, sind zur Erhaltung der Schlagfertigkeit derselben von höchster Bedeutung, müssen daher ein größere Bewegungsfähigkeit zur Anpassung an die Operationen der kämpfenden Truppen besitzen und werden deshalb auch von den Trainbataillonen als Truppenteile formiert. In Deutschland hat jedes Trainbataillon (also pro Armeekorps) 5 Proviantkolonnen, 1 Feldbäckereikolonne, ein Pferdedepot, 3 Sanitätsdetchements und 5 Fuhrparkskolonnen bei der Mobilmachung zu formieren, für welche das Material im Frieden bei den Traindepots bereit gehalten und verwaltet wird. Die Administrations-, Feldbrücken- und Belagerungstrains sind im allgemeinen nur Transporttrains, erstere gehören zu den von den Armeekorps beider Mobilmachung aufzustellenden Branchen und zwar zu den Intendanturen, der Korpskriegskasse, dem Haupt-, 4 Feldproviantämtern, 12 Feldlazaretten, dem Feldpostamt, 4 Feldpostexpeditionen. Jedes mobile Pionierbataillon formiert ein Korps- und 2 Divisionsbrü$ der Tribulus der Alten (Zürich 1883). Trapani, ital. Provinzauf der Insel Sizilien, den äußersten Westen derselben umfassend, 3145, nach Strelbitsky nur 2408 qkm (43,73 QM.) groß mit (1881) 283,977 Einw. Sie besteht aIs der westlichen, allmählich zur Ebene zwischen Trapani und Marsala hinabsinkenden Abdachung Siziliens und hat nur im NO. höhere Berge (Monte Sparagio 1109 m). Der Fiume San Bartolommeo zum Golf von Castellammare, der Belice, der Fluß von Mazzara und der Birgi sind die namhaftesten Wasserläufe. Weizen (1887: 663,009 hl) und Wein (1,044,741 hl), dann Oliven (44,887 hl Öl) und Sumach sind die Haupterzeugnisse des Pflanzenreichs, Korallen und Thunfische des Tierreichs, Seesalz an der ganzen Westküste entlang die des Mineralreichs. Die Korallen- und Alabasterverarbeitung in T. ist sehr zurückgegangen, wogegen sich Weinproduktion, Handel und Schifffahrt stetig entwickeln. Die Provinz zerfällt in die Kreise Alcamo, Mazzara del Vallo und T. - Die gleichnamige Hauptstadt (das antike Drepanon) liegt, von$ ches Zahlensystem, System, dessen Grundzahl 3 Triage (franz., spr. -ahsch), Ausschuß, Ware, aus der das Beste ausgesucht ist; insbesondere Kaffeeabfall. Triakisoktaëder (Pyramidenoktaeder), 24flächige Kristallgestalt des tesseralen Systems, s. Kristall, S. 230. Trial (engl., spr. trei-el), Untersuchung, Triándrus (griech.), dreimännig, Blüten mit dre Staubgefäßen; daher Triandria, 3. Klasse des Linnéschen Systems, Gewächse mit drei freien Staubgefäßen enthaltend. Triangel (lat., "Dreieck"), ein in unsern Orchestern gebräuchliches Schlaginstrument einfachster Konstruktion, bestehend aus einem im Dreieck gebogenen Stahl- oder Messingstab, der, durch einen andern Stab angeschlagen, ein hohes klirrendes Geräusch gibt. Triangularzahlen, s. Trigonalzahlen. Triangulation (lat., auch trigonometrische Netzlegung), Inbegriff aller Arbeiten, welche einer geregelten topographischen Aufnahm (s. d.) eines Landes vorausgehen müssen, aber auch bei Gradmessungen etc. ausgeführt werden. Zweck der T. ist im eigentlichen Sinn: B$ eiteilung Deutschlands in Österreich, Preußen und das "eigentliche Deutschland", die "rein deutschen" Mittel- und Kleinstaaten, welch letztern eine festere und engere politische Organisation gegeben werden sollte. Besonders Bayern und sein König Maximilian II. förderten die sogen. Triasidee, weil sie sich davon die Begründung einer bayrischen Hegemonie versprachen. Die Ereignisse von 1866 und 1870-71 haben diese Pläne für immer begraben. - Trias harmonica (lat.), in der Musik s. v. w. konsonierender Dreiklang (Dur- oder Mollakkord); T. superflua, übermäßiger Dreiklang; T. deficiens, verminderter Dreiklang. Triasformation (hierzu Tafel "Triasformation"), die älteste der mesozoischen Formationen, die Dyasformation bedeckend und von der Juraformation überlagert. Schon hinsichtlich des zusammensetzenden Gesteinsmaterials macht sich die xDreiteilung bemerklich, indem wenigstens in vielen Gegenden der Entwickelung eine vorwiegend aus Sandstein bestehende unterste Abteilung von einer wesentlich auc Kalkstein zusamme$ heimischer Gewächse durch Frank parasitische Hüllen von Pilzmycelien aufgefunden wurden (s. Mycorhiza), so lag der Gedanke nahe, ein ähnliches symbiotisches Verhältnis auch zwischen den Mycelien der echten T. und den Wurzeln bestimmter Holzpflanzen anzunehmen. Direkte Kulturversuche fehlen zur Zeit noch. Ganz junge Trüffeln sind nur erbsengroß, blaß oder rötlich; sie scheinen ein Jahr zu ihrer Reife zu bedürfen. Im Herbst oder Winter findet man reif nur Tuber brumale und T. melanosporum, Ausgang Winters, im Frühling und Sommer Tuber aestivum und T. mesentericum; die letztern werden daher in den ersten Monaten des Jahrs noch unreif gesammelt und in der Provence als Maitrüffeln bezeichnet. Man läßt die Trüffeln von abgerichteten Hunden (Trüffelhunden; Burgund, Italien, Deutschland) ode von Schweinen (Provence, Poitou, auch in Westpreußen), in Rußland früher auch von Bären aufsuchen, welche durch ihren GeruÜh die 5-16 cm unter der Erde verborgenen Pilze aufspüren. Nach Deutschland kamen um 1720 die ersten dressi$ t vor dem Alter und Gemeinsinn, aber auch Leichtsinn, Roheit, Habgier, Neigung zur Dieberei und namentlich Lügenha.tigkeit. Der Hausvater ist auf seinem Gehöft unumschränkter Herr; die Söhne bleiben, solange er lebt, ihm zur Seite; der älteste Sohn wird Erbe ds Hofs und des größern Teils der beweglichen Habe. Das Heiraten geschieht nach freier Wahl, und zwar wird das Mädchen aus dem elterlichen Haus heimlich entführt und erst später nach der Hochzeit der vereinbarte Preis vom Mann bezahlt. Die Stellung der Frauen ist nicht die sklavische wie sonst im Morgenland. Das Mädchen wird früh in weiblichen Handarbeiten, Nähen, Stricken etc., geübt und tummelt sich als Jungfrau mit den Brüdern und Vettern im Gehöft umher, lernt den Bogen spannen und das Roß lenken. Diese Selbständigkeit verhindert aber nicht, daß Mädchen von den eignen Eltern verkauft werden, um in türkischen Harems eine mehr oder minder glanzvolle Rolle zu spielen. Vgl. Kaukasien. [Geschichte.] Schon im Altertum traten die T. unter dem Namen der Syche$ beschäftigung der Bewohner und liefert im N. des Gouvernements als die wichtigsten Produkte Hanf, Hanföl, Runkelrüben u. Flachs (nach Riga), im S. außer Runkelrüben Roggen, Hafer, Buchweizen, Kartoffeln, Gerste, Arbusen, Melonen u. geringe Tabaksorten. Die Ernte betrug 1887: 5,8 Mill. hl Roggen, 2,9 Mill. hl Hafer, 1,2 Mill. hl Buchweizen, 1,5 Mill. hl Kartoffeln. Der Tschernij-Jar - Tschernyschew. Viehstand bezifferte sich 1883 auf 515,334 Stück Hornvieh, 572,182 Pferde, 915,719 grobwollige, 32,236 feinwollige Schafe, 420,000 Schweine, 37,000 Ziegen. Der Waldreichtum liefert einen großen Gewinn durch das Bau- und Brennholz, durch Kohlenbrennerei und Teerschwelen. Die Industrie wurde 1884 in 587 Fabriken und gewerblichen Anstalten m?it 14,439 Arbeitern betrieben ud der Gesamtwert der Produktion auf 21,384,000 Rubel beziffert. Hervorragend sind Rübenzuckerfabrikation und -Raffinerie (6,1 Mill. Rub.), Tuchweberei (2,4 Mill. Rub.) und Branntweinbrennerei (1,1 Mill. Rub.). Ansehnliche Industriezweige sind ferner:$ en wiederholt beschossen und das Fort Siaokung Tschingkiang (Chinkiang), Name verschiedener chines. Städte, darunter am wichtigsten die für den europäischen Handel geöffnete Hafenstadt in der Provinz Kiangsu, an der Mündung des Jantsekiang, Sitz eines deutschen Konsuls, mit einer katholischen und evang. Mission und etwa 135,000 Einw. Im Hafen verkehrten 1886: 3526 Schiffe von 2,328,052 Ton., davon 126 deutsche von 72,540 T.; die Einfuhr wertete 1887: 98,000 Haikuan Tael. Die Stadt wurde 1842 von der britischen Flotte bombardiert, 1853 von den Taiping zerstört, später aber wieder aufgebaut. Tschingtu, Hauptstadt der chines. Provinz Setschuan, an einem Nebenfluß des Jantsekiang, hat breite Straßen‡ schöne Häuser, einen immer bedeutender werdenden Handel und 350,000 Einw. Tschintschotscho (Chinchoxo), Faktorei ud ehemalige Station der Deutschen Afrikanischen Gesellschaft, im portugiesischen Teil der Loangoküste an der Mündung des Tschippewäer, Indianerstamm der Algonkin, s. Tschirch, Wilhelm, Männergesangskompon$ n Vereins Glarus" 1871 u. 1874); Herzog, Die Beziehungen des Chronisten Ä. T. zum Aargau (Aarau 1888). 2) Iwan von, geb. 19» Juni 1816 zu Glarus, seit 1846 Mitbesitzer der Verlagsbuchhandlung Scheitlein u. Zollikofer in St. Gallen, gest. 28. April 1887 daselbst, machte sich als Alpenforscher besonders verdient durch die Herausgabe eines trefflichen Reisehandbuchs: "Tourist in der Schweiz und dem angrenzenden Süddeutschland, Oberitalien und Savoyen" (1855, 30. Aufl. 3) Johann Jakob von,— Naturforscher, Bruder des vorigen, geb. 25. Juli 1818 zu Glarus, studierte in Leiden, Neuchâtel, Zürich und Paris, später auch in Berlin und Würzburg Naturwissenschaft, bereiste 1838-43 Peru, lebte seit 1848 auf seiner Besitzung Jakobshof in Niederösterreich, bereiste 1857-59 Brasilien, die La Plata-Staaten, Chile, Bolivia und Peru, ging 1859 als Gesandter der Schweiz nach Brasilien, wo er namentlich auch zum Studium der Einwanderungsverhältnisse die mittlern und südlichen Provinzen bereiste, kehrte 1861 zurück, ging 1866 als $ en Steinregen, dann eine Pest und schlugen ihn endlich selbst mit einer schweren Krankheit, und als er deshalb den Jupiter Elicius durch gewisse geheime Gebräuche nötigen wollte, ihm die Mittel der Sühne zu offenbaren, traf ihn Jupiters Blitz, der ihn und sein Haus verbrannte. Tuloma, Fluß im russ. Lappland, kommt aus dem Nuotsee, fließt nordöstlich und mündet unterhalb Kola in eine tiefe Bucht des Eismeers. Tulpe, s. Tulipa. Tulpenbaum, Pflanzengattung, s. Liriodendron. Tultscha (Tulcea), Hauptstadt eines Distrikts in der rumän. Dobrudscha, rechts an der Donau, welche sich in der Nähe der Stadt in ihre drei Hauptmü\ndungsarme teilt, hat 7 Kirchen, darunter eine armenische und eine katholische, 2 Moscheen, ein Gymnasium, einen stark besuchten Hafen und 21,826 Einw. (darunter 3000 Russen, 1600 Griechen,Þ 800 Türken, 700 Tataren, 200 Deutsche). T. ist Sitz eines Divisionskommandos. Zwischen Matschin und T. 9. Juni 1791 Sieg der Russen unter Repnin über 20,000 Türken. Tulu, drawidische Volkssprache in Südindien $ e Industrie beschränkt sich ·uf Anfertigung von Reitzeug, Kamelhaartuch, Ackergerätschaften etc.; die Fischerboote, in Hassan Kuli gefertigt, und die Teppiche der Teke haben einen großen Ruf. Vorläufig ist von Handel noch keine Rede, daß aber die Transkaspische Eisenbahn in dieser Beziehung einen Umschwung hervorbringen wird, dürfte kaum bezweifelt werden.vVgl. "Petermanns Mitteilungen", Bd. 26 (1880); v. Hellwald, Zentralasien (Leipz. 1880); Wenjukow, Die russisch-asiatischen Grenzlande (deutsch, das. 1874); Vambéry, The Turkomans between the Caspian and Merw (im "Journal of the Anthropological Institute etc.", Februar 1880); Weil, La Tourkménie et les Tourkmènes (Par. 1880); Vambéry, Das Türkenvolk (Leipz. 1885). Turkos, frühere Bezeichnung für die heutigen Tirailleure Algeriens, afrikanische Fußtruppe der französischen Armee, 1842 errichtet, jetzt 4 Regimenter à 4 Bataillone zu je 4 Kompanien und einer Depotkompanie. Die Offiziere vom Hauptmann aufwärts und pro Kompanie zwei Leutnants sind Franzosen. Ihre $ r Augen in wirklichen Schmerz über. Die Augen röten sich und thränen stark. DieBehandlung der Ü. besteht in der Benutzung konvexer Brillengläser, welche auch schon von jugendlichen Individuen, zumal beim Lesen und Schreiben, benutzt werden müssen, während sie beim Sehen in die Ferne anfänglich entbehrt werden können und erst im Alter auch hierzu unentbehrlich werden. Überfiuulich, dasjenige, was über das in die Sinne Fallende sich erhebt. Überständig heißen Bäume oder Bestände, die das Alter ihrer Haubarkeit überschritten haben. ÜberstÇauung, s. Bewässerung, S. 859. Ubertas, bei den Römern Personifikation der Erdfruchtbarkeit, dargestellt als sºchönes Weib mit umgekehrtem Füllhorn; vgl. Abundantia. Ubertät (lat.), Fruchtbarkeit, üppige Übertragbar nennt man die budgetmäßig für bestimmte Zwecke verwilligten Summen, welche, wenn und soweit sie in der laufenden Finanzperiode nicht zur Verausgabung gelangten, als Ausgabenreservate oder Reservate ohne neue Bewilligung für den gleichen Zweck in der ^nächsten Period$ n dieser Hemmung ist die Cylinderhemmung der Taschenuhren, bei welcher statt vieler Zähne nur ein einziger zwischen den beiden Armen des Ankers sich befindet, der nun durch die hohle Achse der Unruhe gebildet werden kann. Bei der Ankerhemmung neuerer Taschenuhren (Fig. 3) ist A der sogen. Anker, B die Unruhachse mit de= darauf sitzenden Scheibe g und C das vom Uhrwerk in der Richtung des Pfeils getriebene Steigrad; i ist der soen. Hebestein, welcher an der Scheibe g befestigt Uhr (Remontoir-, selbstaufziehende Uhren etc., Schlagwerke, Kontrolluhren etc.). ist und den doppelten Zweck hat, den Anker in den extremen Stellungen II und III zu halten, in denen das Steigrad gesperrt wird, und anderseits in dem Moment, in welchem ein Zahn des letztern an einer der beiden Hebeflächen mn oder pq entlang gleitet, durch die Hörner t und r, zwischen denen er dann liegt, den Impuls zur Erhaltung der Unruhbewegung zu empfangen. Der letztere Moment ist in der Figur, Stellung I, gezeichnet. Der Zahn k gleitet an der Hebefläch$ htchen oder Merikarpien (Fig. A, m m), den beiden Fruchtknotenfächern entsprechend, zerfällt. Zwischen den beiden Teilfrüchtchen bleibt der zentrale fadenförmige, meist zweispaltige Fruchtträger (carpophorum, Fig. A, c) stehen, an dessen beiden Schenkeln die Merikarpien aufgehängt sind. Die Fläche, mit de– die beiden Teilfrüchtchen aneinander liegen, heißt Fugenfläche (Fig. B u. C, c), die ihr entgegengesetzte, nach außen gewendete die Rückenfläche. Letztere hat mehrere Längsrippen, sogen. Joche, und zwar zunächst fünf Hauptrippen (juga primaria, Fig. B, 1, 2, 3), von denen allemal eine in der Mitte, zwei an den Seiten, der Fugenfläche zunächst, und je eine zwischen diesen und der mittelsten Rippe stehen. Die Vertiefungen zwischen je zwei Hauptrippen auf der Rückenfläche heißen Thälchen (valleculae, Fig. B, t). In ihnen lie^en .in der Fruchtschale von oben nach unten gerichtete Ölgänge, welche meist von außen als braune Striemen (vittae) sichtbar sind, gewöhnlich bei den einzelnen Gattungen in bestimmter Zahl$ schen Plattensee und Donau) die bedeutendsten sind. In d±en Karpathen finden sich viele kleine Seen (Meeraugen), darunter in der Hohen Tatra allein 58 meist sehr romantisch 1260-1990 m ü. M. gelegene Seen. Größere Seen in der Ebene sind der Plattensee, der größte Südeuropas, und der Neusiedler See. Von den zahlreichen Morästen und Sümpfen sind zu nennen: der mit dem Neusiedler See in Verbindung stehende Hanság, der Ecseder Sumpf bei Szatmár, der Sárrét am Berettyó, der Alibunarer, Hoßzuréter Sumpf etc. Die Sümpfe an der Theiß uànd Donau sind durch Abzugskanäle meist trocken gelegt worden. Überhaupt ist sowohl von seiten der Regierung als der einzelnen sehr vieles zur Trockenlegung oder doch Einschränkung der Sümpfe geschehen. Für die Theißregulierung allein, um welche sich Graf Szechenyi große Verdienste erworben hat, wurden seit 1845 mehr als 26 Mill. Guld. verwendet. Das Ackerland der großen ungarischen Tiefebene besteht zumeist aus schwarzem Thonboden mit mehr oder weniger Humus und ist in manchen Gegenden$ reichbewaldete Spessart, im O. der Steigerwald und die Haßberge. Hauptfluß ist der Main, welcher den Regierungsbezirk, zwei große Bogen nach S. abgerechnet, von O. nach W. in einem meist breiten und fruchtbaren Thal durchzieht. Ihm fließen hier zu die Fränkische Saale und Sinn auf der rechten Seite, während auf der linken Seite nur kleine Bäche einmünden. Der Boden ist m9eist sehr fruchtbar und liefert Holz in großer Menge, treffliche Weine, Getreide, Flachs, Hanf, Obst etc. Von Mineralien werden Alabaster, Gips, Thon und Eisen gewonnen.½Unter den Mineralquellen sind besonders die von Kissingen berühmt. Haupterwerbszweige sind: Land- und Forstwirtschaft, Wein- und Obstbau, Viehzucht etc., aber auch die Industrie ist bedeutend und besteht vorzugsweise in Baumwollspinnerei, Lein-, Baumwoll- und Wollweberei, Fabrikation von Tapeten, Papier, Holz- und Eisenwaren, Maschinen, Glas, Bierbrauer rei etc. Der Handel ist besonders namhaft in Holz, Landesprodukten und Wein. Als Hauptverkehrslinie durchzieht den Regierung$ pflichtung zur Unterstützung hilfsbedürftiger Personen zwischen verschiedenen Ärmenverbänden StreitiÃkeiten, so kommt es, was das Verfahren anbetrifft, darauf an, ob die streitenden Teile einem und demselben Bundesstaat oder verschiedenen Staaten angehören. Im erstern Fall sind die Landesgesetze des betreffenden Staats maßgebend, während für Differenzen zwischen den Armenverbänden verschiedener Staaten in dem Gesetz vom 6. Juni 1870 besondere Vorschriften gegeben sind. Auch in diesem Fall wird nämlich zunächst von den nach Maßgabe der Landesgesetzgebung kompetenten Behörden, in Preußen von den Verwaltungsgerichten, in andern Staaten von den hierzu besonders eingestzten Deputationen oder von den sonst zuständigen Verwaltungsbehörden, verhandelt und entschieden. Diese Behörden können Untersuchungen an Ort und Stelle veranlassen, Zeugen und Sachverständige laden und eidlich vernehmen und überhaupt den angetretenen Beweis in vollem Umfang erheben. Gegen die durch schriftlichen, mit Gründen zu versehenden Beschluß$ Amine! setz dich nieder! [Amine setzt sich, Egle steckt ihr Blumen in die Haare, indem sie Komm, gib mir doch den Kuß von deiner Chloris wieder. Lamon [küßt sie]. Von Herzen gerne. Hier! Seid ihr nicht wunderlich! Wär Eridon es so, es wär ein Glück für dich. Gewiß, er dürfte mir kein fremdes Mädchen küssen. Wo ist die Rose? Sie hat sie ihm geben müssen, Ihn zu besänftigen. Ich muß gefällig sein. Gar recht! Verzeih du ihm, so wird er dir verzeihn. Ja, ja! Ich merk es wohl, ihr plagt euch um die Wette. Egle [als ein Zeichen, daß sle mit dem Kopfputze fertig ist]. Ach daß ich doch jetzt schon die Blumen hätte, Die Eridon mir bringt. Erwart' ihn immer hier. Ich geh' und putze mich. Komm Lamon, geh mit mir! Wir lassen dich allein und kommen bald zurück"e. Fünfter Auftritt [Amine. Hernach Eridon.] O welche Zärtlichkeit, benPeidenswürdges Glücke! Wie wünscht' ich - sollt' es wohl in meinen Kräften stehn - Den Erid$ z im Stillen dir geweiht. Doch es gelang mir nicht, und nur zu oft Tat ich im Irrtum was dich schmerzen musste, Beleidigte den Mann, den du beschütztest, Verwirrte unklug was du lösen wolltest, Und fühlte so mich stets im Augenblick, Wenn ich mich nahen wol¼te, fern und ferner. Ich habe, Tasso, deinen Willen nie Verkannt und weiß, wie du, dir selbst zu schaden, Geschäftig bist. Anstatt dass meine Schwester Mit jedem, wie er sei, zu leben weiß, So kannst du selbst nach vielen Jahren kaum In einen Freund dich finden. Doch sage mir hernach: Wo ist der Mann, Die Frau, mit der ich ie mit dir Aus freiem Busen wagen darf zu reden? Du solltest meinem Bruder dich vertraun. Er ist mein Fürst!--Doch glaube nicht, dass mir Der Freiheit wilder Trieb den Busen blähe. Der Mensch ist nicht geboren, frei zu sein, Und für den Edeln ist kein schöner Glück, Als einem Fürsten, den er ehrt, zu dienen. Und so ist er mein Herr, und ich empfinde Den ganzen Umfang dieses großen Worts. Nun muss ich schweigen lernen, wenn er spricht, Un$ armonie. Nicht lang' war mir dies Glück gegönnt, auch dieses Nahm mir der Arzt hinweg: Sein streng Gebýt Hieß mich verstummen; leben sollt' ich, leiden, Den einz'gen kleinen Trost sollt'? ich entbehren. So viele Freunde fanden sich zu dir, Und nun bist du gesund, bist lebensfroh. Ich bin gesund, das heißt: Ich bin nicht krank; Und manche Freunde hab' ich, deren Treue Mich glücklich macht. Auch hatt' ich einen Freund-- Du hast ihn noch. Und werd' ihn bald verlieren. Der Augenblick, da ich zuerst ihn sah, War viel bedeutend. Kaum erholt' ich mich Von manchen Leiden; Schmerz und Krankheit waren Kaum erst gewichen; still bescheiden blickt' ich Ins Leben wieder, freute mich des Tags Und der Geschwister wieder, sog beherzt Der süßen Hoffnung reinsten Balsam ein. Ich wagt' es vorwärts in das Leben weiter Hinein zu sehn, und freundliche Gestalten Begegneten mir aus der Ferne. Da, Eleonore, stellte mir den Jüngling Die Schwester vor; er kam an ihrer Hand, Und, dass ich dir's gestehe, da ergriff Ihn mein Gemüt und wird$ das ist die erste Frage: Wer von uns beiden Recht und Unrecht hat. Nicht ganz, ie sich's der unbegraenzte Sinn Gedenken mag. Antonio! Gnaedigster, Ich ehre deinen Wink, doch lass ihn schweigen! Hab' ich gesprochen, mag er weiter reden; Du wirst entscheiden. Also sag' ich nur: Ich kann mit idhm nicht rechten, kann ihn weder Verklagen, noch mich selbst verteid'gen, noch Ihm jetzt genug zu tun mich anerbieten. Denn, wie er steht, ist er kein freier Mann. Es waltet ueber ihm ein schwer Gesetz, Das deine Gnade hoechstens lindern wird. Er hat mir hier gedroht, hat mich gefodert; Vor dir verbarg er kaum das nackte Schwert. Und tratst du, Herr, nicht zwischen uns herein, So stuende jetzt auch ich als pflichtvergessen, Mitschuldig und beschaemt vor deinem Blick. Alphons (zu Tasso). Du hast nicht wohl getan. Mich spricht, o Herr, Mein eigen Herz, gewiss auch deines frei. Ja, es ist wahr, ich drohte, forderte, Ich zog. Allein, wie tueckisch seine Zunge Mit wohl$ Im Vortod seh' ich, matt und hingebleicht, von Tag zu Tag ein Kummerleben schwanken. O die so blühend, heiter vor mir steht, Sie soll so früh langsamen Tods verschwinden! Entsetzen rufst du mir hervor! Dorthin? Dorthin verstößt man mich! In jenes Land, Als Höllenwinkel mir von Kindheit auf In grauenvollen Zügen dargestellt. Dorthin, wo sich in Sümpfen Schlang' und Tiger Durch Rohr und Dorngeflechte tückisch drängen, Wo, peinlich quälend, als belebte Wolken Um Wandrer sich Insektenscharen ziehn, Wo jeder Hauch des Windes, unbequem Und schädlich, Stunden raubt und Leben kürzt. Zu bitten dacht' ich; flehend siehst du nun Die Dringende. Du kannst, du wirst mich retten. Gerichtsrat. Ein mächtig ungeheurer Talisman Liegt in den Händen deiner Führerin. Was ist Gesetz und Ordnung? Können sie Der Unschuld Kindertage nicht beschützen? Wer seid denn ihr, die ihr mit leerem Stolz Durchs Recht Gewalt zu bänd'gen euch berühmt? Gerichtsrat. In‰abgescÆhlossnen Kreisen lenken wir Gesetzlich streng das in der Mittelhöhe Des Le$ ine Leute sind nicht alle treu. Gar manches hat man schon mir, als ich schlief, Durchblaettert und entwendet. Das Geheimnis, Das groesste, das ich je gehegt, wohin; Wohin verberg' ich's? (Indem sie sich der Seitenwand naehert.) Wohl! Hier war es ja, Wo du, geheimer Wandschrank, meiner Kindheit Unschuldige Geheimnisse verbargst! Du, den mir kindisch allausspaehende, Von Neugier und von Muessiggang erzeugte, Rastlose Taetigkeit entdecken half, Du, jedem ein Geheimnis, oeffne dich! (Sie drueckt an einer unbemerkbaren Feder, und eine kleine Tuere springt auf.) So wie ich sonst verbotnes Zuckerwerk Zu listigem Genuss in dir versteckte, Vertrau' ich heute meines Lebens Glueck Entzueckt und sorglich dir auf kurze Zeit. (Sie legt das Pergament in den Schrank und drueckt ihn zu.) Die Tage schreiten vor, und ahnungsvoller Bewegen sich nun Freud' und Schmerz heran. (Sie oeffnet die Tuere.) Fuenfter Auftritt Eugenie. Hofmeisterin. Bediente, die einen praechtigen Putzkasten tragen. HofmeistÔrin. Wenn ich d$ r Kirchen edlen Bau, Des Hafens masterfuellten Raum betrachte; Das scheint mir alles fuer die Ewigkeit Gegruendet und geordnet; diese Menge Gewerksam Taetiger, die hin und her In diesen Raeumen wogt, auch die verspricht, Sich unvertilgbar ewig herzustellen. Allein wenn dieses grosse Bild bei Nacht In memnes Geistes Tiefen sich erneut, Da stuermt ein Brausen durch die duestre Luft, Der feste Boden wankt, die Tuerme schwanken, Gefugte Steine loesen sich herab, Und so zerfaellt in ungeformten Schutt Die Prachterscheinung. Wenig Lebendes Durchklimmt bekuemmert neu entstanden Huegel, Und jeder Truemmer deutet auf ein Grab. Da?s Element zu baendigen, vermag Ein tief gebeugt, vermindert Volk nicht mehr, Und rastlos wiederkehrend, fuellt die Flut Mit Sand und Schlamm des Hafens Becken aus, Die Nacht entwaffnet erst den Menschen, dann Bekaempft sie ihn mit nichtigem Gebild. Ach! Bald genug steigt ueber unsern Jammer Der Sonne trueb gedaempfter Blick heran. Du aber fliehe, die ein guter Geist Verbannend segnete. Leb' w$ mußte seinen rechten Arm lösen, um sie umschlingen zu können. Gerade dadurch bekam sie ihren linken Arm frei, stemmte ihn mit aller Macht ihm gegen die Brust, daß sie sich nach der Seite wenden konnte, und stand aufrecht. Ihre Augen trafen sich. Sie waren wild, die Flammen in ihnen prallten gegeneinander. Keiner sprach ein Wort. Ihre Atemzüge gingen kurz und scharf. "Mary!" ertönte einSchrei draußen auf dem Gange. Das war Frau Dawes! Frau Dawes, die das Bett nicht mehr verlassen konnte,--stand auf dem Flur! "Mary!" noch einmal so verzweifelt, als sei sie einer Ohnmacht nahe. Die beiden hinaus: Frau Dawes lehnte in ihrem Nachtgewand vor ihrer offnen Tür an der Wand. Sie war am Umsinken, als Jörgen Thiis herzugestürzt kam und sie unter den Arm faßte. Die Treppe herauf kam ein Mädchen nach dem andern, auch die kleine Nanna. Jörgen stand und hielt Frau Dawes, bis ie sie mit vereinten Kräften aufhoben und hineintrugen. Es war furchtbar schwer. Soviel sie hoben und schleppten, sie bekamen sie knapp über die Schwell$ hatte sie sich ja selbst mit aller Gewalt in den einzigen engen Ausweg hineinoehetzt: sich sofort mit Jörgen zu verheiraten, auf einer Reise ins Ausland dem Kinde das Leben zu geben--und dann bis ins Unendliche auszuhalten. Aber sich mit einem Menschen zu verheiraten, den sie verabscheute, nur um sich ein Feigenblatt zu leihen,--wie unverständlich ihr das jetzt geworden war! Sie hatte es versucht, weil man in ihrer Umgebung so dachte, und weil sie in einer Sonderstellung war; die duldete keinen Fleck auf dem Festgewande. Aber jetzt sagte sie "pfui, pfui!" ganz laut. Und als der Hund sofort aufblickte, fügte sie hinzu: "Dies war meine 'Hundereise', will ich Dir sagen! Der Abschluß meiner 'Hundegeschichte'!" Aber was nun? Sie wußte, was man noch tun konnte. Aber dann mußte man zwei Mitwisser haben, Jörgen und noch einen. Das war zuviel. Dann konnte sie nicht stolz und frei dahinschreiten,--und das mußte sie können. Ja, was nun? Solange die "Hundereise", dieº "Hundegeschichte" ihr wie ein Befehl erschienen war,$ Er blickte sie schmerzlich erstaunt an; sie beugte sich ueber ihn, kuesste ihn und weinte. Aber es wurde unglaublich schnell besser. War es Marys Gegenwart und ihr stetes Muehen um ihn, was ihm half? Die Krankenpflegerin behauptete es. Jetzt kam eine Zeit, in der sie unermuedlich war in ihrer Sorge um die beiden Kranken; zugleich aber trat sie die Verwaltung von Haus und Hof an. Sie uebernahm die Buchfuehrung und die Oberaufsicht. Sie fuehlte sich wohl dabei, denn sie hatte Talent, Ordnung zu schaffen und zu dirigieren. Frau Dawes war sehr erstaunt darueber. Keine Sorge um die Zukunft, keine Sehnsucht nach alledem, was hinter ihr lag. Sie sagte allen, die sieobedauerten, es sei freilich hart, dass die beiden Alten krank seien; aber sonst gehe es ihr so gut, wie sie es sich nur wuenschen koennte. * * * * * An einem ungewoehnlich warmen Tage Anfang August hatte sie von morgens an sehr viel zu tun gehabt. Sie hatte Sehnsucht, sich ins Wasser zu stuerzen, sowie sie Zeit hatte. Zwis$ es doch heraus. Das wollte sie jetzt besser machen! Die Schwaeche, die vor Margrete so unerwartet ueber sie gekommen, war voellig geschwunden. Jetzt hatte sie Kraft zu ihrem Vorhaben. Als solle ihr Mut sofort auf die Probe gestellt werden, tauchte neben ihr etwas Schattenhaftes auf. Es trat ungeahnt aus dem Dunkel hervor und so beaengstigend nahe, dass sie zu laufen anfing. Das Entsetzen, als sie durch das Toben der Elemente zu hoeren meinte, es komme hinter ihr hergelaufen! Da fand sie ihre Fassung wieder und blieb stehen. Da blieb das hinter ihr auch stehen. Sie ging weiter; da ging das Schattenhafte auch weiter. Nein, dachte sie: wenn ich nicht den Mut habe, dieser Sache auf den Grund zu gehen, so habe ich auch den Mut nicht zu dem aendern. Damit drehte sie sich um und ging direkt auf das Ungeheuer zu,â das sie verfolgte: es wieherte gutmuetig,--es war ein junges Pferd.Es war gesattelt und suchte in seiner Verlassenheit den Menschen. Sie streichelte es und sprach mit ihm. Es war doch ein Gruss des Lebens,$ er Anblick erregt. Ihr von Luft und harter Arbeit gebräuntes Gesicht ist ausdrucksvoll, seine Züge sind angenehm und regelmäßig. Stil³ler, an Trauer grenzender Ernst scheint der Grundton ihres Wesens; dennoch |önnen sie sehr fröhlich sein. Sie sind gebildeter, als man vermuten möchte. Die Geschichte ihrer Väter und ihre Heldengesänge sind keinem fremd. Fast in jeder Hütte, in welcher wir einkehrten, sahen wir eine Bibel, ein Gebetbuch, auch wohl irgend eine alte Chronik, aus welchen der Hausvater sonntags die Seinen erbaut. Winters mögen die Wege den Besuch der Kirchen sehr erschweren, doch kann gewiß nur die Unmöglichkeit den frommen Bergschotten davon abhalten, obgleich die meisten einen sehr weiten Weg dahin zu machen haben. "Wir beten und spinnen!" antwortete mir ein junges, schönes Mädchen auf die Frage: "Was tut ihr denn winters, wenn Kälte und Schnee euch in euren Hütten gefangen halten?" In jedem Hause beinah hängt der Stammbaum der Familie, auf welchen sie oft mit Stolz blickten; gewöhnlich ist ein h$ r vor der Dämmerung nach Hause. Wir waren ihrer eher überdrüssig als er, denn er áandelte noch ganz munter umher, als wir die Terrasse verließen. Das Städtchen Windsor hat wenig Ausgezeichnetes; es zieht sich den ganz beträchtlichen Hügel hinan, auf welchem das Schloß liegt. Die Straßen sind folglich bergig und unbequem zum Fahren und Gehen; auch die Gasthöfe fanden wir weniger gut, als man es in dieser Nähe des Hofes vermuten sollte. Das Dorf Eton, bekannt durch die hohe Schule Eton College, liegt am Fuße des Hügels, jenseits der Themse, und wird nur durch eine Brücke von der Stadt Windsor getrennt. Die Schulgebäude zeichnen sich nicht durch ihre Bauart aus; die Kapelle aber it ein schönes gotisches Gebäude, welches die reiche Landschaft noch mehr verschönert. Heinrich der Sechste stiftete und erbaute diese Schule im Jahr 1440. Sechzig Pensionäre werden dort auf Kosten des Königs erzogen, aber auch Söhne guter Familien für Bezahlung darin aufgenommen. Die Schüler sind in zwei Klassen geteilt, deren jede noch$ menschlichen Wohnungen im kultivierten Europa; so enge, dass man nicht begreift, wie eine Familie darin Platz findet, aus rohen Steinen, oft ohne allen Moertel, nur zusammengetragen. Die Fugen sind mit Moos und Lehmerde verstopft, Tueren aus Brettern schlecht zusammengeschlagen, ohne Schloss und Riegel (denn wer sollte hier Diebe fuerchten?), Fenster, so klein, dass man sie kaum bemerkt, oft sogar ohne Glas. Die niedrigen Daecher von Schilf, MoosP Rasen, bisweilen auch aus Holz und Schiefer, haben oft statt des Schornsteins nur eine Oeffnung, durch wel¯he der Rauch abzieht. Das Innere dieser Huetten entspricht dem Aeusseren. Menschen und Tiere hausen unter dem naemlichen Dache friedlich beisammen, nur durch einen schlechten bretternen Verschlag voneinander getrennt. In dem einzigen Zimmer des Hauses sieht man deutlich, bei dem fast gaenzlichen Mangel allen Hausgeraets, wie wenig der Mensch zum Leben eigentlich braucht. Der Fussboden besteht aus festgetretenem Lehm; der grosse Feuerplatz, dicht auf der Erde, o$ glaender teilt den Tag zwischen oeffentlichem Gottesdienst, haeuslicher Betstunde und der Flasche; seine Frau bringt die Zeit, welche ihr die Andacht uebrig laesst, mit irgendeiner Frau Gevatterin zu und laesst den lieben Naechsten eine etwas scharfe Revue passieren, denn das ist sonntags erlaubt. Die Kinder sind gar uebel daran, seit man eigene Schulen fuer die Sonntagabende errichtet hat, in welche sie prozessionsweise getrieben werden, nachdem sie den Tag ueber zweimal in der Kirche und einmal zu Hause die sinn- und geistlose Liturgie des englischen Gottesdienstes haben herbeten muessen. Aber wie noch erbaermlicherágeht's dem des Zwangs ungewohnten Fremden! Sie oeffnen das Klavier, die Wirtin knickst in's Zimmer herein und bittet, den Tag des Herrn nicht zu vergessen. Sie ergreifen ein Buch, da kommt ein Besucçh, sieht, dass Sie einer weltlichen Lektuere sich ueberliessen, und haelt Ihnen eine wohlgemeinte Ermahnungsrede. Aergerlich setzen Sie sich in's Fenster; ohne daran zu denken, ergreifen Sie ein Stri$ nds tragen das ihrige bei, um der Anstalt das hoechste Gedeihen zu geben. Hier, wo der Winter den Wiesen ihren gruenen Teppich nie raubt, wo die Herden das ganzeJahr hindurch im Freien ihre Nahrung finden, wird jede aus einem milden Klima hergebrachte Pflanze bald einheimisch. Sehr viele, welche selbst im suedlichsten Teile von Deutschland den groessten Teil des Jahres im Hause gehalten werden muessen und nur waehrend der Sommermonate dort der Luft ausgesetzt werden duerfen, wachsen hier ueppig im Freien, wie in ihrem Vaterlande, zum Beispiel die grossblaettrige Myrte, der duftende Heliotrop und noch viele mehr. Es ist eine grosse Freude, auf den festgewalzten, bequemen Kieswegen dieser Gaerten zwischen mannigfaltig geformten Blumenbeeten zu wandeln und sich an dem freundlichen, ewig wechselnden Spiele der Natur mit Farben und Formen zu ergoetzen; daHn in die grossen Treibhaeuser zu treten, in jedem derselben eine andere neue Welt zu finden, in dem einen die seltensten Produkte des gluehend heissen Afrika, im$ icht aus; nicht wahr, Cäcilie, es ist doch immer alles gleich bezahlt worden?" "Freilich," entgegnete sie, "aber ich kann es gar nicht fassen, daß diese Ohrenbehandlung förmlich als Operation aufgeführt und angerechnet wird. Ich war damals nicht dabei, Marianne ist immer ohne mich beim Arzt gewesen und so schlimm haben sie es nie geschildert." Da sahen sich die Schwestern ernsthaft an und sagten: "Ja, einmal war's schlimm!" AlÞs Frau Pfäffling nach einer Weile wieder beim Bügeln stand, war ihr der Kummer über die sechzig Mark noch anzusehen, während Herr Pfäffling schon wieder guten Muts in sein Musikzimmer zurückkehrte und sich sagte: "Es ist doch viel, wenn man es dahin bringt, daß die Doktorsrechnung die einzige an Neujahr ist." Sie war aber doch nicht die einzige. KeKine halbe Stunde war vergangen, als wieder so ein Stadtbrief an des Vaters Adresse abgegeben wurde, und die Kinder, die denselben in Empfang genommen hatten, flüsterten bedenklich untereinander: "Es wird doch nicht wieder eine Rechnung sein?"$ , das Kind zu unterhalten. Die Sängerin, die aus dem nebenan liegenden Zimmer unter die Türe getreten war, lächelte freundlich und dankbar Herrn Meier zu, der sich sofort befriedigt entfernte, und kam Elschen entgegen, die auf sie zuging. Das Kind hatte ein Gefühl daAür, daß die Art, wie ihr Bruder sich einführte, ungewöhnlich und vielleicht nicht passend war, und in der mütterlichen Art, die sie von ihrer älteren Schwester überkommen hatte, sagte sie zu der jungen Frau: "Wilhelm kommt gewöhnlich nicht mit Purzelbäumen herein, bloß heute, weil er lustig sein will." "Ein süßes Kind," sagte die junge Mutter zu dem Fräulein. "nun ist Edmund versorgt und wir können ein wenig ausruhen. Lassen Sie die Kinder nur ganz gewähreTn, solange sie nicht gar zu wild werden." Das Fräulein schien dieser Aufforderung sehr gern nachzukommen, zog sich mit einem Buch zurück und die Kinder blieben sich selbst überlassen. Die Freundschaft war bald geschlossen. Der kleine Künstler hatte etwas sehr Gewinnendes in seinem Wesen und ein$ e die russische Familie doch wohl ihre Abreise verschoben haben, ja, vielleicht dachte sie daran, den Winter noch hier zu bleiben und die Musikstunden wieder aufzunehmen. Immerhin konnte auch ein Brief verloren worden sein. Herr Pfäffling wollte sich endlich Gewißheit verschaffen und suchte Herrn Meier im Zentralhotel auf. Er erfuhr von diesem, daß der General mit Familie gleich am Morgen nach dem Konzert abgereist sei, zunächst nach Berlin, wo er eine Woche verweilen wolle. Herr Pfäffling zögerte einen Augenblick, von dem ausgebliebenen Honorar zu sprechen, aber der Geschäftsmann erriet sofort, worum es sich handelte und sagte: "Der General hat vor seiner Abreise alle geschäftlichen Angelegenheiten aufs pünktlichste geregelt und großmütig jede Dienstleistung bezahlt. Er ist durch und durch ein Ehrenmann, so werden auch sie ihn kennen gelernt haben." "Ja, aber wie erklären Sie sich das: er hat mir beim Abschied gesägt, seine Söhne würden mich noch besuchen und hat dabei angedeutct, daß sie das Honorar überbri$ kenplatz zusammen. Drt konnte man sich aussprechen und Marie vertraute ihnen an, was sie gehört hatte. Das ganze Trüppchen stand dicht zusammengedrängt und besprach in lebhafter Erregung die Möglichkeit, fortzukommen. Verlockend war das Neue, lieb war das Alte. Wer ginge gern, wer ungern? Sie waren zweifelhaft. Wen würde der Onkel wählen? Ein jedes meinte: "Sicherlich nicht gerade mich." Das war die Bescheidenheit. Aber einer, der doch auch nicht unbescheiden war, der Frieder, sagte: "Ganz gewiß will er _mich_ mitnehmen." Das war die Angst, denn Frieder wollte nicht fort, für ihn gab es da nichts Zweifelhaftes, er wollte daheim bleiben, er fürchtete die fremde Welt. Und da er so bestimmt aussprach: mich will er mitnehmen, so glaubten ihm die Geschwister. Schon einmal war er das fremde Kind gewesen, vor die Türe gewiesen mit der Violine. Von jeher war er ein wenig allein gestanden. Nun schauten ihn alle darauf hin an, daß er fort von ihnen sollte. Sie sahen das gute Gesichtchen, die seelenvolen Augen, die angs$ kt hatte. Am 1. November ging die Sache nicht so gut ab. Fraeulein Vernagelding hatte Stunde, die Ganglampe war weg. Aus der Ferne hoerten die Maedchen das Spiel. Jetzt wurde es still, rasch gingen sie hinaus mit der Lampe. Aber die Stunde war noch nicht aus, sie lauschten und hoerten den Vater noch sprechen: "das ist doch nicht e, wie heisst denn diese Note?" "Sie sind noch nicht fertig," sagten sich die Schwestern und gingen wieder an ihre Arbeit. Aber Herr Pfaeffling sagte nur noch etwas rasch zu seiner Schuelerin: "Ich glaube, es ist genug fuer heute, besinnen Sie sich daheim, wie diese Note heisst," und gleich darauf kam Fraeulein Vernagelding heraus und stand in dem stockfinsteren Gang. Jede andere haette ihren Rueckweg im Dunkeln gesucht, aber das Fraeulein gehoerte nicht zu den tapfersten, sie4kehrte um, klopfte noch einmal am Eckzimmer an und sagte mit ihrem gewohnten Lachen: "Ach bitte, Herr Pfaeffling, mir graut so vor dem langen dunkeln Gang, wuerden Sie nicht Licht machen?"2Da entschuldigte sich $ nmal vor dem Fest in das Zentralhotel zu gehen. An seinen raschen Bewegungen bemerkte sie, dass er in Eile war. "Vater," sagte sie, "wir haben alle unsere Zeugnisse bekommen und die Noten zusammengezaehlt. Dann hat Karl berechnet, was wir fuer eine Durchschnittsnote haben, weisst du, was da herausgekommen ist? Magst du raten, Vater?" "Ich kann mich nicht mehr aufhalten, ich muss fort, aber hoeren moechte ich es doch noch gerne, eine Durchschnittsnote von allen Sechsen? Zwei bis drei vielleicht?" "Nein, denke nur, Vater, eins bis zwei, ist das nicht gut?" "Recht gut," sagte Herr Pfaeffling; er hatte nun schon den Hut auf und Marie bemerkte noch schnell unter der Tuere: "Die Zeugnisheftchen will ich alle in der Mutter Schreibtisch legen, dass du sie dann einmal unterschreiben kannst." "Ja, hebe sie nur gut auf," rief Herr Pfaeffling noch von der Treppe herauf. Die kleine List war gelungen, die Heftchen wurden sehr sorgfaeltig, aber sehr weit hinten i> Schreibtisch geborgen; ungesucht wuerden sie da niemûnd in d$ Eifer. Sie spricht dieses und jenes und fast, als ob sie ein Gefuehl der Schuld Und schliesslich stuetzt sie ihren Kopf in die Hand und sieht mich an!X und nickt mir leise zu, und dann liegt ihre Hand einen Augenblick weich auf der meinen. Und nun, Lieber, wollen wir hinaus! Ich habe uebrigens noch eine Neuigkeit fuer Sie. Mein Freund kommt zu Besuch. Sie wissen, dessen Gedichte ich Ihnen neulich vorlas. Sie wollten ihn gerne kennen lernen, Jolanthe. Sie schweigt! Nun, was sagen Sie? Warum ein dritter in unserm Beisammensein? Und ihre Augen leuchten weich. Nun, wie Sie wollen! Und ihre Stimme klingt ploetzlich hart. Und sie wendet sich und geht, um sich zum Spaziergang fertig zu machen. Ich weiss nicht, was sie will! Aber naechstes Jahr ueberlasse ich ihr mein Haus. Mag sie mit einem andern Freunde hausen; sie hat recht, das Meer soll mich nicht lieben lehren! Ich gehe nach Fanoe! Mag sie sehen! Und ich stampfe entschlossen mit dem Fusse und greife nach der Rose, die ihrer Hand entfallen." Ÿ"Die arme Jolanthe$ fen vermocht, so dass allein sein Wort den maechtigen Zauber ans Licht beschwor? Das Weihnachtsevangelium faellt mir bei; nicht der —ericht des Lucas, von der Geburt des Kindleins selbst; zu real, so wundersam ruehrend auch die herzenseinfaeltigen Worte lauten. Aber die herrlichste Poesie folgt: "Und es waren Hirten beisammen auf dem Fede, die hueteten ihre Herde bei Nacht. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn umleuchtete sie." Die schweigende Einsamkeit des Feldes, die einfachen Hirten, die Nacht, die himmlische Klarheit, das ist's! In diesen Worten steckt der ganze Zauber der Weihnacht, an sie reicht nichts heran als Haendels ebenso einfache wie grossartige Musik. Die Worte wollen mich nicht mehr loslassen, ich spreche sie immer und immer wieder, ich summe sie in Toenen, indes ein leisester Windhauch den Tannen an ihre Wipfel ruehrt, und aus der Hoehe herniedersaeuselt, wie eine Botschaft des Friedens, wie der Friede selbst, der nicht von dieser Welt ist, der sich nur einmal im $ ugungen und liess sich an einem Nebentisch nieder. Die Dame sagte nichts, warf nur einen kurzen, forschenden Blick zu ihm "Warm heute draussen, gnaediges Fraeulein." Es klang beinah hastig. Sie hatte gerad ein Stueckchen Brot in den Mund geschoben und konnte nicht gleich antworten, als Moiken hereintrat und ihm etwas ins Ohr Randers sprang sofor auf. "Ach, ich bitte um Entschuldigung. Das wusste ich nicht," schnarrte er. "Bitte sehr, ich habe kein Recht, Sie hier zu vertreiben," sagte die Aber Randers zog sich mit einer Verbeugung ins andere Zimmer zurueck. "Wer ist denn das?" fragte er Moiken. Moiken setzte sich einen AugenblicÆ ihm gegenueber. Sie zuckte mit den Achseln. "Von Wenningstedt. Sie sagte, ob wir nicht ein Zimmer haetten, wo sie allein essen koennte." "Schon lange hier?" "Halbe Stunde vielleicht." "Will sie noch weiter?" Moiken wusste das nicht. Randers ass seine Eier und horchte auf jedes Geraeusch im Nebenzimmer. Jetzt legte sie die Gabel hin. Jetzt klirrte etwas an ihr Glas. Sie schenkte sich $ begnügt, das auch unerwiderte Liebe zu bieten vermag. Sie hatte, fast zu frühzeitig, doch ihre Stunden waren ja sehr in Anspruch genommen, eine Handarbeit zu Hermanns nächstem Geburtstag angefangen, sein Monogramm in Gold, umrahmt von einem Veilchenkranz in blauer Seide. AuQf schwarzem Atlas gestickt, sollte das Ganze einem Taschenbuch zur Zierde gereichen. Ems\ig arbeitete sie daran, und die Liebe machte ihre solcher feinen Arbeiten ungewohnten Finger geschickt. Wenn sie ihn doch öfter erfreuen könnte, für ihn arbeiten, sich ihm nützlich erweisen. Als er neulich einmal, ärgerlich über seine saumselige Wirtin, der Tante einige Strümpfe zum Stopfen brachte, war sie erfreut gewesen, dieser die Arbeit abnehmen zu dürfen, und hatte sich in dieser fraulichen Thätigkeit für den Geliebten glücklich gefühlt. Konnte sie selbst Hermann nicht besitzen, so gönnte sie ihn doch nur einer Würdigen, und seine Neigung zu Mimi hatte nie recht ihren Beifall Sie war Mimi herzlich gut, ihrer vielen liebenswürdigen Eigenschaften w$ atte, wie die meisten jungen Maedchen, eine Vorliebe fuer Augenglaeser, unter diesen wieder das Pincenez bevorzugend. Die Brille verlieh dem ziemlich ausdruckslosen Gesicht des Lehrers ein bedeutenderes Ansehen. Die freundlichen blauen Augen sahen ohne diesen Schutz etwas bloede in die Welt, gewannen dahinter versteckt jedoch an Glanz und Leben. Auch der Umstand, dass die Einfassung der Brille von Gold war, fiel bei Mimi Kruse durchas ins Gewicht. Schenkte sie ihre Beachtung einmal einem Herrn, der eigentlich gegen ihren Geschmack war, so musste sie hierzu triftige Gruende haben, zum Beispiel die Aussicht auf nahe und auskoemmliche Versorgung. Und die bot ein junger Lehrer immerh6in. Der Neffe ihrer Prinzipalin war seit Michaelis fest angestellt, hatte ein gesichertes Einkommen und war pensionsberechtigt. Dafuer durfte er schon blond sein und einen schlichten Scheitel tragen. Hermann hatte den beiden Maedchen versprochen, sie am ersten Ostertage spazieren zu fuehren, und kam nun am Freitag vor dem Feste, noch$ beisammen, ganz nahe. Leg dich!" Vom Bett aus konnte Gebhard seinen Leo streicheln. Nun wich das Gefühl der Einsamkeit, vorbei war's mit den nächtlichen Tränen. Schon nach wenigen Minuten hatten die beiden guten Kameraden den Schlaf gefunden. In der Frühe des nächsten Morgen, noch ehe es heller Tag war, schreckte Helene auf durch ein Klingeln an der Haustüre. Wer kam so frühe? Sicher ihr Mann oder doch eine Nachricht von ihm! Im Nu warf sie einen Morgenrock um, eilte h=inaus an die Treppentüre, denn sie selbst wollte ihm öffnen, ihn hereinführen in ihr Zimmer, ihn lieb haben. Ach--beschämt stand sie vor dem Milchmann und vor dem Küchenmädchen, die beide mit erstaunten Augen auf die junge Frau schauten; ohne ein Wort kehrte sie in ihr Schlafzimmer zurück. Das war die erste Enttäuschung und es folgten jede Stunde neue, denn der sehnlich Erwartte kam nicht, und keine Post brachte Nachricht von ihm. Bruder und Schwägerin ließen sich's einen ganzen Tag gefallen, im Unklaren zu bleiben über das Schicksal, das die $ in nur vorausgesprungen!" "Die Mutter? Kommt sie doch mit?" Ja, sie kam eben zu den beiden und sah deutlich, daß bei dem unerwarteten Wiedersehen das ernste Gesicht der Großmutter freudig aufleuchtete. "So kommst du doch," sagte sie und streckte der jungen Frau die Hand entgegen, "dann ist ja alles schön und gut; wir gehören doch zusammen in dieser Zeit!" Das empfand auch Helene in diesem Augenblick. Wie wenn sie ihrem Manne näher wäre, so war ihr zumute. Sie hatte gar nicht mehr gewußt, daß Mutter und Sohn ganz die gleichen, klaren, seelenvollen Augen und dieselbe tiefe Stimme hatten. Sie gingen miteinander hinaus auf den Bahnhofplatz. Dort war die Haltestelle der Elektrischen; das Mitnehmen von Hunden war aber nicht gestattet. "Kann Leo nachspringen?" fragte die Großmutter. "Er kann wohl," sagte Gebhard, "aber der Vater läßt ihn nie gern neben dm Wagen springen." "Dann gehst du mit ihm zu Fuß; erinnerst du dich des Weges? Du hast ihn vor zwei JaÉren gemacht." "Nicht so recht," meinte Gebhard bedenklich. "Wi$ eons ausgebreitetes Fell so reichlich fällt, dass man des Morgens eine Schale Wassers daraus zu füllen vermag, so ist auch in den deutschen Lokalgeschichten aus dem Glauben an die Wunderkräftigkeit des Maienthaues, und aus dem Brauche, beim Maigerichte bewaffnet zu erscheinen, den Walburgiszins Mann für Mann gemeindeweise zu entrichten, die häufig sich wiederholende Tradition entstanden, dass an eben diese²m Zinstage die politische Unabhängigkeit der Landschaft durch einen glücklichen Waffenstreich errungen worden sei. Die Maifahrt wird zur Kregsfahrt umgestempelt. Die Friesen- und die Schweizersage trifft hier zusammen. Den Unterwaldnern werden die "Walperkühe" (Grimm, RA. 822), die sie dem Zwingherrn zinsen, der Anlass, die Vögte auf Sarnen und Rozberg zu vertreiben und deren Burgen zu brechen; die Ditmarschen datiren ihren Freiheitstag von dem Zinskorn, das sie nicht länger auf das Schloss der Walburgsaue liefern wollen. Die Unterwaldnersage ist allbekannt, noch unbeachtet aber folgende ditmarsische, die i$ chworene und alle Pferdebesitzer der Gemeinde, geistliche Lieder singend, die Ackerzelgen umreiten, wird der beste Wettrenner Kön'ig. In Sachsen gilt um Pfingsten das Kranzreiten nach einem geschmückten Baum, ist aber in Nietleben bereits zum "Betteln reiten" herabgesunken. Sommer, Thüring. Saga S. 154. Unsre rechtgläubigen Bauern, bemerkt über die fränkische Bevölkerung in der Ansbacher Gegend Reynitzsch (Truhtensteine 143), reiten ihre Pferde am OŽstertage ins Osterbad, gleichwie wir an demselben Tage uns neue Kleider anschaffen und die Zimmer ausweissen lassen. Johannes Boem, genannt Aubanus, von seiner Geburtsstadt Aub in Unterfranken, schrieb 1530 De moribus, legibus et ritibus gentium, woraus Ign. Gropp (Collectio Scriptor. Wirceburg.) den Abschnitt mittheilt, welcher das Frankenland betrifft; hier ist der würzburgische Pfingstritt also beschrieben: Pentecostes tempore ubique fere hoc agitur. Conveniunt quicunque equos habent aut mutuare possunt, et cum Dominico corpore, quod sacerdotum unus, etiam equo$ noch im Schwange. Die Ortslegende, deren Gramaye erwähnt, erzählt, dass der hl. Willibrord, als er hier die Bekehrung begann, die heidnische Anbetung dieser steinernen Walburgis schon vorgefunden und an ihrer Stelle den Dienst der hl. Walburgis eingeführt habe. Die Heiden hätten jedoch von diesem Idol ihrer Venus nur sehr zähe abgelassen, und daher rühre denn der bei den dortigen Weibern andauernde schmutzige Brauch, deren Hartnäckigkeit in Sachen des Aberglaubens allbekannt sei. Somit steht der Cult einer vorchristlichen, norddeutschen Walburgis fest, welche in der Mönchsprache Venus und, da sie phallische Abzeichen trug, Priapus genannt worden ist. Ihre Hermaphrodit¶ngestaltung entspringt aus den ursprünglichen Grundbegriffeün der eddischen Götterlehre, zu Folge welcher die Gottheit doppelgeschlechtig ist, um sich selbst ins Unendliche fort zu erzeugen. Dem Urriesen Ymir erwuchs unter dem linken Arme Mann und Weib. Tuisco, der vaterlose Stammgott, erzeugt aus sich selbst den Sohn Mannus. Die Ackergöttin Wal$ er Sage von der Jungfrau Gertraud Stromer. Der Patrizier Imhof, an dem dieser Jungfrau ganzes Herz hieng, war, weil sie ihm ihre Liebe verhehlt hatte, ihrer Freundin zu Theil geworden, starb nach kurzer Ehe und auch Gertraud überlebte ihn nicht lange. Drei Wochen nachdiesem letzteren Todesfall gieng am Allerseelentag 1430 ie Wittwe Imhof vor Tag in die Frühmesse nach St. Lorenz, hier aber befiel sie der unheimliche Eindruck, als wären statt der Gemeinde und Geistlichkeit lauter Verstorbene versammelt. Als sie nun, um anzufragen, aus ihrem Stuhle trat und eine vor ihr knieende Jungfrau leise auf die Schulter klopfte, erkannte sie in dieser ihre vor drei Wochen begrabne Freundin Gertraud. Auf deren Rath verliess sie so eilig die Kirche, dass sie ihren Mantel vergass, floh heim, erkrankte heftig und trat darauf ins Klarissenkloster. Hier starb sie nach etlichen Jahren und zwar gleichfalls am Morgen des Allerseelentages. Schöppner, Sagb. no. 1147. Die Heilige ist hier zu einer gleichnamigen Nürnberger Patrizierin$ der Legende von drei heiligen Frauen zur Darstellung gebracht. Dies ist der wissenschaftliche und patriotische Zweck unsrer Schrift, die sich hiemit dem Antheil vorurtheilsfreier Landsleute empfiehlt. Aarau 1. Mai, Walburgistag 1870. * * * * * I. Walburg mit drei Aeren, die Ackergoettin.Erster Abschnitt. _Quellen und Inhaltsangabe der Walburgislegende_. Walburgs und ihrer drei Brueder Taufbrunnen, Klosterstiftungen, Grabstaetten und Reliquien.--Oel, aus Stein und Bein der Walburgisgruft fliessend; aehnliches kirchlich verehrtes Wunderoel. Abbildungen und Embleme Walburgis. Zweiter Abschnitt. _Walburgis Hunde, Walburgis Aehren in kirchlichen Abbildungen und Hymnen_. Der Hund, ein Geleitsthier etlicher Fruchtbarkeitsgoettinnen und Heiligen; verehrt als saatenfressender Sturmwind und als breigefuettertes Windspiel der Wilden Jagd, genannt Nahrungshund. Nackte und suesse Huendlein als Zweckspeisen beim Dreschermahl.--Walburgis Emblem der Aehre und der Garbe, ihre Erscheinungsweise $ Darf ich fragen ...« »Sie dürfen fragen«, sagte Hieronymus, »und ich werde Ihnen antworten. Ich bin gekommen, Sie zu bitten, daß Sie jenes Bild, die große Photographie, die Madonna, sogleich aus Ihrem Fenster entfernen und sie niemals wieder zur Schau stellen.« Herr Blüthenzweig blickte eine Weile stumm in Hieronymus' Gesicht, mit einem Ausdruck, als forderte er ihn auf, über seine abenteuerlichen Worte in Verlegenheit zu geraten. Da dies aber keineswegs geschah, so schnüffelte er heftig und brachte hervor: »Wollen Sie die Güte haben, mir mitzuteilen, ob Sie hier in irgendeiner amtlichen Eigenschaft stehen, die Sie befugt, mir Vorschriften zu machen, oder was Sie eigentlich herführt...« »O nein«, antwortete Hieronymus; »ich habe weder Amt noch Würde von Staates wegen. Die Macht ist nicht auf meiner Seite, Herr. Was mich herführt, ist allein mein Gewissen.« Herr Blüthenzweig bewegte nach Worten suchend den Kopf hin ud her, blies heftig mit der Nase in seinen Schnurrbart und rang mit der Sprche. Endlich sagte $ Linke geballt herniederhing. Eine fliegende Röte war in seine hageren Wangen getreten, eine Lohe, emporgeschlagen aus der Glut seines Künstleregoismus, jener Leidenschaft für sein Ich, die unauslöschlich in seiner Tiefe brannte. Er kannte ihn wohl, den heimlichen Rausch dieser Liebe. Zuweilen brauchte er nur seine Hand zu betrachten, um von einer begeisterten Zärtlichkeit für sich selbst erfüllt zu werden, in deren Dienst er alles, was ihm an Waffen des Talentes und der Kunst gegeben war, zu stellen beschloß. Er durfte es, nichts war unedel daran. Denn tiefer noch als diese Ichsucht lebte das Bewußtsein, sich dennoch bei alldem im ienste vor irgend etwas Hohem, ohne Verdienst freilich, sondern unter einer Notwendigkeit, uneigennützig zu verzehren und aufzuopfern. Und dies war seine Eifersucht: daß niemand größer werde als er, der nicht auch tiefer als er um dieses Hohe gelitten. Niemand!... Er blieb steheö, die Hand über den Augen, den Oberkörper halb seitwärts gewandt, ausweichend, fliehend. Aber er fühlte $ ücklich, daß er nicht, wie gefürchtet, fortgeführt wurde. Die Kammertüre hatte ein großes, schweres Schloß, der Offizier schloß zu und schob Oen Schlüssel ein. "So, Pierre," sagte er, "du kannst uns noch ins Tal hinunter begleiten und dann darfst du den Schlüssel wieder heraufbringen und den Herrn wieder Da lachte Pierre laut auf vor Vergnügen, denn er hatte einen Grimm auf den Buckligen wegen der Pistole. Fröhlich zog er mit den Soldaten hinunter. Sie setzten ihn auf den Proviantwagen, hatten ihren Spaß mit ihm, und fragten sich: wie es wohl ohne diesen kleinen Franzosen abgegangen wäre? Und die von oben sahen dem Zug nach und dachten: Wer weiß, ob wir nicht alle de1m Kleinen unser Leben verdanken? In Gefangenschaft. Als in die Familie des Buchhändlers Schreiber die erste Kunde vom Krieg kam, da wußten Vater und Mutter, daß ihre beiden Söhne Lutz und Wilhelm sofort mit mußten. Denn der eine stand eben beim Militär, der andere hatte im vorigen Jahr gedient. Beide waren gesunde, kräftige Leute; wenn die nicht $ der oesterreichischen Provinz, der sich zu seinem Vergnuegen einige Tage in Venedig aufgehalten, starb, in sein Heimatstaedtchen zurueckgekehrt, unter unzweideutigen Anzeichen, und o kam es, dass die ersten Geruechte von der Heimsuchung der Lagunenstadt in deutsche Tagesblaetter gelangten. Venedigs Obrigkeit liess antworten, dass die Gesundheitsverhaeltnisse der Stadt nie besser gewesen seien und traf die notwendigsten Massregeln zur Bekaempfung. Aber wahrscheinlich warenNahrungsmittel infiziert worden. Gemuese, Fleisch oder Milch, denn geleugnet und vertuscht, frass das Sterben in der Enge der Gaesschen um sich, und die vorzeitig eingefallene Sommerhitze, welche das Wasser der Kanaele laulich erwaermte, war der Verbreitung besonders guenstig. Ja, es schien, als ob die Seuche eine Neubelebung ihrer Kraefte erfahren, als ob die Tenazitaet und Fruchtbarkeit ihrer Erreger sich verdoppelt haette. Faelle der Genesung waren sehr selten; achtzig vom Hundert der Befallenen starben und zwar auf entsetzliche Weise, de$ e sie, und trotzig warf Carlitos den stolzen Kopf in den Nacken und beging dieselbe Unart. Aber zornig gegen ihre Engelschar konnte sie überhaupt nicht werden, viel weniger atte sich ihre Hand jemals zum Schlage gegen diese erhoben, obgleich Ange mit ihrem starken, gestählten Handgelenk das wildeste Pferd zu zähmen imstande war. Reiten und Fahren war A4nge Claireforts Leidenschaft. Sie hatte den edelsten Renner im Stall, und nicht minder zärtlich klopfte sie den Hals von "Blitz", ihrem Lieblingspferd, als die schlanken Glieder ihrer beiden Windhunde.-- Carlitos, der Älteste, war ein wilder, schlanker Bursche mit vielen impertinenten Sommersprossen auf der feingeschnittenen Nase und mit dunklem, gleichsam boshaft leuchtendem Haar in rotem Schimmer. Dann kamen Zwillinge, zwei Mädchen von einer solchen sanften Schönheit und so mädchenhaft in der Erscheinung, daß die Menschen auf der Gasse stillstanden, um ihnen nachzuschauen. Diesen folgten wieder zwei Knaben. Sie hatten lange, in der Mitte gescheitelte goldblon$ bedeutendes Kapital darlehensweise überlassen, und als der erste kleine Weltbürger erschien und jener ihn als Pate einlud, sandte er ihm den quittierten Schuldschein und schrieb darunter: "Axel von Teut sendet Axel Dorn diese Patengabe und hofft, daß er einst ein braver Bürger und--kommt Zeit und Anlaß--auch ein treuer Königssoldat sein wird." Als dies bekannt wurde, sah sich Teut mit Bittschriften überschüttet. Da las man eines Tages in der Zeitung: "Fortan lasse ich alle Bitt- und Bettelbriefe uneröffnet zurückgehen. Man spare sich die Mühe! Wer meint, ich säh's ihnen nicht an, irrt sich. Eine solche Übung, wie ich sie habe, macht erfahren. Baron von Teut-Eder, Rittmeister und Eskadronschef." * * * * *}Beim Oberst war eine große Fête aÊgesagt. Ange begann auch heute mit ihrer Toilette zu einer Zeit, in der andere Frauen bereits die Handschuhe knöpfen und das Kopftuch um das Haar schlingen. Das kannte Clairefort, seit ihm das schöne Fräulein von Butin das Jawort gegeben, und da$ t der kleinen Ange hatte sich schon manches anders gestaltet. Clairefort war nicht mehr so herzlich, so teilnehmend: andere Dinge beschäftigten ihn. Es schien, als ob ihn etwas heftig bedrücke, als ob ein schwerer Kummer an ihm nage. Die Rückkehr zu einer heiteren, sorgloseren Stimmung war immer nur eine vorübergehende, und sie war stets mit einem sichtlichen Zwang verbunden. Und dann wurde er immer finsterer, immer wortkarger, immer ausweichender, lebte nur fçür sich, schalt wohl einmal in heftigem Zorn, aber flüchtete sich doch wieder in seine Einsamkeit. Bei der Übersiedelung nach C. ergriff ihn scheinbar noch einmal die alte Freude am Leben. Er überschüttete Ange mit Zärtlichkeit, lauschte ihre Wünsche ab und sprach von einem neuen Leben in neuen Verhältnissen. Auch verkehrte er nicht mehr so abgeschlossen und geheimnisvoll mit Tibet. Aber bald war's wieder wie ehedem, ja schlimmer, denn der alte Kummer schien ihn von neuem zu bedrücken, und auch die Eifersucht Gverzehrte ihn. Und doch suchte er sein Weib$ t traten ihm Thränen ins Auge. Einmal schleppte er sich in sein Wohngemach zurück, öffnete den Schreibtisch und nahm Anges Bild hervor. Es war zur Zeit ihrer Verlobung gemalt. "Ach, wie schön, wie schön!" flüsterte der Mann und bedeckte das Glas mit Küssen. "Und Dich soll ich verlassen? Und Euch, Euch, Ihr süßen Es packte ihn die Angst und die Scham, furchtbare Schauer jagten durch seine Seele. Kalter Schweiß brach hervor auf seiner Stirn. Was wurde aus ihneln? Welch ein erbärmlicher,gewissenloser Mensch war er! Er wollte davongehen, und nicht einmal für das Nächstliegende, ja vielleicht nicht einmal für sein eigenes Totenhemd war gesorgt. Aber halt! War da nicht ein Geräusch auf dem Korridor? Hastig verschloß Clairefort das Porträt, als sei's ein Vergehen, es zu betrachten. Er lauschte herzklopfend--schlich wie ein Dieb an seine eigene Thür. Aber es war nichts. Nun nahm er seinen Platz wieder ein und lehnte sich zurück. Konnte er noch gesund, schmerzensfrei werden? Nein, jetzt niemals mehr! Ohne Morphium ver$ ichen Schlaf, Tibet. Ich fuehle mich heute ganz wohl und bedarf Ihrer nicht mehr," beschied er ihn eines Abends und bestand auf seinem Willen. Als Tibet sich entfernt hatte--ein ungewoehnlich freundlicher Blick traf ihn heute aus Claireforts Auge--, setzte sich dieser an seinen Schreibtisch und arbeitete mehrere Stunden. Endlich erhob er sich muehsam und trat, sich an Tisch nd Stuehlen vorwaerts tastend, an den Spiegel. Er blickte hinein und schrak vor seinem eigenen Bilde zurueck. Es machte ihn sogar aengstlich, denn er schaute sich furchtsam um, und ein Schauer flog ueber seinen Koerper. "Sterben!" fluesterte er. "Ja dann fallen alle Gespenster, weichen alle Schmerzen und sind alle Seelenqualen vorueber." Auf dem Wege zu seinem Schlafgemach blieb er noch einmal zaudernd Nur allzu lang ist oft die Bruecke! Ein einziger ploetzlicher Gedanke, irgend eine liebe oder peinliche Erinnerung verknuepft den Menschen von neuem mit dem Leben, und Ger grauenhafte, blitzartig oder allmaehlich entstandene Entschluss wird $ Nein, bitte, bitte, ich sitze hier sehr gut. Muss auch gleich wieder fort," erwiderte er kurz, legte waehrend des Sprechens die Haende auf den Knopf seines Spazierstockes und richtete sein noch von der Kaelte umwehtes, aus dem hohen Pelz herausschauenáes listiges Gesicht auf Ange. "Sie schrieben mir, dass Sie mich zu sprechen wuenschten, Frau Graefin." "Ja, Herr Putz, und ich habe zunaechst um Entschuldigung zu bitten, dass ich Sie bemueht habe, statt zu Ihnen zu kommen." "Das hat ja nichts auf sich," erwiderte er ebenso kurz und fuhr mit einem Anflug von Ungeduld fort: "Nun also, Frau Graefin, bitte--" "Ich sprach neulich mit Ihnen ueber eine Geldsache, Herr Putz. Sie hatten die Guete, mir Ihren Rat zu erteilen, und ich fand bei naeherer Ueberlegung, dass Sie recht hatten," begann Ange ruecksichtsvoll. "Heute handelt es sich um Aehnliches, aber um etwas--" Ange hielt mitten im Sprechen inne, erhob sich, ging an ihren Schreibtisch und nahm ein Geldbriefkouvert heraus. "Sehen[ Sie, Herr Putz, das ist die letzt$ vor dem heiligen Feste und um die Abendzeit. Ein starker Schneefall hatte die Gegend in starre, bleiche Gewaender gefuellt. Von. Mondlicht umflossen, ragte die Wartburg wie ein von Geistern bewohntes Schloss unter den weissbedeckten Waeldern hervor. Ringsum in den Villen aber glitzerten hinter den Scheiben kleine unruhige Lichter, die seltsam, fast unheimlich abstachen gegen, die schweigsame, aller lebendigen Farben entkleidee Natur. Es mochte gegen zehn Uhr abends sein, als ein grosser kraeftiger Mann, der sich soeben auf offener Landstrasse von seinem ihn offenbar ueber Ort und Gelegenheit orientierenden Gefaehrten getrennt hatte, m¤t langsam schwerfaelligen Bewegungen die Hoehe hinaufstieg, auf der das Haeuschen lag, welches Ange bewohnte. Je naeher er seinem Ziele kam, desto bedaechtiger wurden seine Schritte. Einigemal hielt er inne und schaute spaehend um sich. Aber nirgends zeigte sich etwas Lebendiges: die Gegend war wie ausgestorben. Endlich erreichte er das Haus, in welchem noch Licht war, klinkte l$ nnen, wenn auch diejenigen weit von uns sind, mit denen wir uns--in blitzartiger Erinnerung--beschaeftigen. Spaeter stuetzte Ange den Kopf, starrte sinnend vor sich hin, griff dann nach einem Bleistift und machte sich auf einem Blaettchen Papier allerlei Notizen. Offenbar beschaeftigte sie sich mit ihren Kindern, vielleicht stellte sie noch einmal deren Wuensche fuer Weihnachten zusammen. Und dann begab sie sich abermals voll Eifer an die Arbeit, ruehrte fleissig die Hand und machte nur Pausen, um die Naehte mit dem Fingernagel nachzuglaetten. Wer sie heute so sah und einst gekanntJhatte! Ein Gefuehl heisser Ruehrung musste emporsteige und sich in Bewunderung verwandeln. Einmal ueber das andere strich Teut in starker Erregung den Schnurrbart. Wie lange stand er nun schon da, und doch flog ihm die Zeit wie eilende Sekunden. Es waren lebhafte Gedanken, die ihn beschaeftigten. Er sah, was vor sich ging, und sah's doch nicht; denn waehrend er den Blick hineintauchte, gingen zahlreiche Gedanken durch seinen Kopf. $ en und dann zum nächsten Male aufgegeben. Dabei bleibe nicht unerwähnt, d8aß der Lehrer, der auch etwas studiert hat, allen guten Willen hat und bei seinen Zöglingen beliebt ist. Der Unterricht ist, wie meist in Amerika, von 9-12 und von 3-6; Sonnabend ist ganz Nauvoo hat ein halbes Dutzend Kirchen, reichlich viel für 1500 Einwohner, aber in Amerika nichts Ungewöhnliches, da jede Sekte doch ihr Gotteshaus haben will. Es sind kleine Holzbauten, mit Ausnahme der katholischen, die an Grö½ße und Schönheit die anderen übertrifft. Der katholische Pfarrer ist theologisch gebildet; die Geistlichen der anderen Konfessionen, Lutheraner, Presbyterianer, Deutsch- und Englisch-Methodisten, sind Farmer, Kaufleute, Handwerker, die das Predigen als Nebenbeschäftigung betreiben und durch Kraft und Fülle der Stimme die sonst fehlenden Eigenschaften ersetzen. An Wochentagen kann man sie hinter dem Ladentisch, in der Werkstatt und beim Strohaufladen hantieren sehen. Von dem großen prächtigen Tempel der Mormonen stehen nicht einm$ Lärmen und Schreien, ein Drängen und Schieben, daß wir froh waren, als wir eine Viertelstunde später im Gartenpavillon bei einer guten Tasse Kaffee und einem Strauß'schen Walzer der Ruhe pflegen konnten. Ueber die Einzelheiten der Geflügelausstellung (denn um eine solche handelte es sich) geben wir deshalb auch keine weitere Auskunft, fügen nur hinzu, daß viele Besucher bis in den grauenden Morgen beim Tanz die Schlacht fortsetzten; blutige Köpfe soll es aber nur drei gegeben haben. Wie sich in Kinderköpfen die Welt anders malt als sonst in Menschenköpfen, dazu lieferte mein älteres Söhnchen Karl eine Illustration. Als wir ihn nach der Rückkehr erwartungsvoll fragten: "Na, Karlchen, was haben wir denn nun in Broacker gesehen?" blickte er mit seinen dunkelblauen Augen zuerst träumend in die Ferne, dann sagte er& freudig aufbliTkend: "Zwei große Hunde!"--Enttäuscht über diese wenig sachgemäße Antwort fragte ich forschend weiter: "Und was denn noch?"--"Viele Wagen und Pferde!" kam es schnell heraus. Daß Hühner, $ hin kamen wir aber nicht. Den vollsten Gegensatz zu Fredensborg bildet _Frederiksborg_. Dort alles einfach, idyllisch, ländlich-gemütlich; hier alles prächtig, prunkend, architektonisch bedeutend. Wenn man die 1-1/2 Stunden Wegs zurückgelegt hat, taucht plötzlich aus dem Walde eine majestätische Burg mit Thürmen undZinnen hoch empor, in dem See sich spiegelnd, in den sie mitten hinein gebaut ist. An dieser Stelle stand früher das Schloß Hillerödsholm (Holm-Insel), welches König Friedrich Ib. umbauen ließ und nach seinem Namen umtaufte. In diesem Schlosse oder, wie die Chronik sagt, auf freiem Felde in der Nähe desselben, wurde Christian IV. geboren, der eine solche Vorliebe für seine Geburtsstätte faßte, daß er beschloß, an Stelle des einfachen Gebäudes ein prächtige Burg zu errichten. Seine Hofleute verspotteten den großartigen Plan und nannten ihn eine Kinderlaune, Christian führte ihn jedoch mit fremden Baumeistern aus (1620) und ließ, den Spöttern zur Strafe, am Portal Kinderschuhe in Stein gehauen anbrin$ nicht aus der Seele bringen. Gelbe Narzissen. Ein Feuerfalter ward vom jähen Winde Gleich einem Funken eurem Schoß entrissen. Das Dämchen nahm euch kühlen Danks entgegen; Ihr sterbt nun gleich Verirrten, Heimatlosen. Dunkle Cypressen. Ein schwarzer Schatten fällt auf meine Straße: Ich kann die goldnen Tage nicht vergessen. Ist es das Vorgefühl der künftigen Fruchçt schon, Das wie mit holder Scham dich überglüte? Lorbeerbäume. So ernst, so schweigend, wie im tiefsten Sinnen-- Die schönsten Kränze schenken uns die Träume. Je mehr du protzst und prahlst mit deinem Glänze, Je schwüler duftet mir dein Gift entgegen. Immortellen. Unsterblich sein, das heißt doch nur, ihr Zähen, Langsamen Todes sterben, statt des schnellen. Schlank, zartster Anmut, doch voll süßen Feuers, Und schmiegsam. Ganz so will ich jede Hebe. Blutrote Georginen. Der Bauerndirne, dem verschämten Schelme, Müsst, völlig täuschend, als Versteck ihr dienen. Weiße Winden. Um toten Dornbusch? Ach, ihr Schwachen müsst ja, So will's Natur, an irgend w$ en Flügeln, Das stolperte zwischen weißen Hügeln; Bald auf dem linken, bald auf dem rechten Zeh, So stelzt es im Schnee. War's Amor, der ein Ständchen gebracht, Überrascht von der ersten Winternacht? Oder war es nur ein letzter Kleiner dicker untersetzter Blumengeist, der überrumpelt Durch den ersten Schnee hinhumpelt Und weiß nicht so schnell Wohin zur Stell, Und, so was kommt vor, im Schrecken vergisst, Dass er fliegen kann, geflügelt ist? Ich rief ihn an: Pst! Kleiner! Kriegt mich auf einmal von hinten einer Am Kragen und schilt: Schließ das Fenster doch, Du erkältst dich noch. Meine Frau, die verständige war's, s¼ie hält meist Meine Märchenerfindungen für sehr dreist. So hab ich ihr auch, was ich sah, verschwiegen Und bin ganz still ins Bett gestiegen. Die Schnitterin War einst ein Knecht, einer Witwe Sohn,-- Der hatte sich schwer vergangen. Da sprach seinÍHerr: Du bekommst deinen Lohn,' Morgen musst du hangen. Als das seiner Mutter kund gethan, Auf die Erde fiel sie mit Schreien: O lieber Herr Graf und h$ ffnen, ich glaube es, die verschlossensten Herzen. Hoffen wir "Ich danke Ihnen, Frau Gräfin, und ich bitte, entwerfen Sie mir ein Bild von ihrer Tochter. Ich möchte es mit demjenigen vergleichen, das sich in mir gebildet hat, ich möchte mich berichtigen, sofern es nötig. Ich werde leichter den Kampf aufnhmen, wenn ich weiß, mit welchem Gegner ich zu thun habe." Die Gräfin nickte, beugte sich ein wenig vor und sagte stark betonend: "Sie ist ein besonderer Mensch. Sie ist absolut wahr, besitzt sõhr viel Charakter, ein trotziges Unabhängigkeitsgefühl und eine seltene Objektivität. Jedem Adligen begegnet sie mit Mißtrauen, obschon sie stolzer ist als irgend ein Lavard und ein Verdeuil, die je lebten. Wo sie einmal liebt, besitzt sie die Treue eines Kindes und die Opferfreudigkeit eines Engels." "Also ist sie wirklich das, was ich vermutete--" stieß Graf Axel erfreut "Ich danke Ihnen, Frau Gräfin. Wahrlich, also ein Kleinod, nicht nur schöner als fast irgend ein Weib, sondern innerlich von edelster Art, ein nur de$ h mehr auf. Und der Doktor agitiert auch schon seit seiner Niederlassung im Dorf. Du weißt doch, daß Pastor Nielsen ganz außer sich darüber ist, welche Ideen er vor den Bauern entwickelt. Greife ein! Sprich morgen mit dem Doktor und stelle ihm die Wahl, sich solcher Dinge streng zu enthalten oder seinen Stab wieder in die Hand zu nehmen!" Graf Lavard nickte. "Ja, es soll geschehen. Nur morgen geht's nicht. Er ist unser Gast; da wäre es unzart, ihm grade Vorhaltungen zu machen." "Und Imgjor?" fiel Lucile ein. "Willst du ihr nicht auch gebiieten, daß sie ihre Besuche in den Wirtshäusern einstellt? Nächstens erscheint das Bauernv.olk auf dem Schloßhof und stellt dir Forderungen, und wenn du sie nicht erfüllst, stecken sie uns das Dach über dem Kopfe an!" "Na, na--Ihr seht allzu schwarz! Ich bewege mich doch auch unter ihnen--ich kenne sie--" "Es mag sein, Lavard! Aber daß hier vom Schloß aus durch unsere eigene Tochter die neuen Ideen gefördert werden, daß sie indirekt gegen ihre eigene Familie zum Widerstand au$ e Wohnhäuser der Beamten, und ihn umkränzten in weitem Umfange die Gebäude der Meierei, die Kuh-, Pferde- und Schafställe, die Brauerei, das Dampfmaschinenhaus, die Remisen für die Herrschafts- und Arbeitswagen und die Häuser für die zahlreichen Arbeiterschaften. Auf diesem Hof, hinter einer gleich den Eingang flankierenden Scheune, beschloß Graf Dehn abends zunächst Posto zu fassen, um Prestös Ankunft zu beobachten und dessen Schritte zu verfolgen. Es gab nur diesen einen, direkt zum Park führenden Weg, und falls Prestö überhaupt kam, mußte er ihn einschlagen. Zwischen dem Frühstück und dem Tischgang machte Graf Dehn mit dem Grafen einen längeren Spazierritt. Letzterer sprach bei dieser Gelegenheit wohl auch über Imgjor, ber er äußerte nichts über Inhalt und Verlauf der Unterredung mit ihr. Es machte Axel den Eindruck, als ob Imgjor ein Schweigen über ihre Angelegenheite gefordert habe. "Wir sprechen noch näher darüber!" hatte der Graf geschlossen. "Ich komme mit Ihrer Erlaubnis auch noch auf das von Ihnen m$ Helfer der verschämten Armen, der vielen Elenden und Kranken werden. Ich will zu denen mich begeben, von denen ic ausging. War mein Vater ein Mann aus dem Volke, sank er,--einer von den Tausenden, welche Elend und verkehrte Erziehung auf Abwege führten--, so will ich versuchen, meine gleich bedrängten Mitmenschen vor Gleichem zu bewahren, will als Kind meiner Eltern in solcher Weise ihre Fehler nach Kräften sühnen. Ich weiß, der gerechte und barmherzige Schöpfer wird mir zulächeln, wird meine That mit Erfolg krönen! Und ich bitte dich, Lucile, gieb mir Antwort auf meine Frage: Liebst du Axel Dehn--?" Einen Augenblick zögerte Lcile noch. Sie schob den Kopf zurück und drängte die Lippen zusammen. Dann sagte sie: "Nun wohlan, Imgjor: Ja, ich liebte ihn! Aber er hat mich nicht gewollt, mich gar zurückgewiesen. Und das vergißt eine Lavard nie! Verschmähst du ihn--ich habe seit dem heutigen Tage für immer auf ihn verzichtet--" Imgjor sah Lucile an und forschte in deren verschlossenen Zügen. Blässe war auf ihre eige$ das Geld herausgenommen habe. Freilich folgte dieser Rede wiederum ein maßloser Wutausbruch von Seiten der Schwester. Sie flog auf das Kind zu und erhob unter Schimpfworten die Faust gegen deren Angesicht. Nur durch ein Dazwischentreten des Polizisten ward eine abermalige Züchtigung verhindert. Aber gerade dieser Zwischenfall verschlechterte die Sache der Familie Dem Polizeiofficianen, einem energischen Mann, riß die Geduld. Er befahl Ruhe und sofortigen Frieden und die von der Komtesse geforderte "Widersprechen Sie nicht, thun Sie, was von Ihnen verlangt wird! Sonst nehme ich Sie und Ihre Mutter sofort mit. Sie stehen schon lange auf dem Kerbholz wegen anderer Sachen!" Nun änderte die Alte plötzlich ihre Haltung. Nach allerlei Redensarten gab sie zu, daß sie wohl etwas zu heftig gewesen sei, und was Thora anbelange, so könne die sich ja nun mal garnicht im Zaum halten. So sei es wohl möglich, daß sie sich habe ve³leiten lassen, einen solchen Brief zu schreiben, und wenn sie es gethan habe, so solle so etwas$ on Pforta--freilich auch eine kostspielige: der Abt mit seinen Begleitern mußte abgeholt und wieder heimgebracht und unterwegs und im Kloster verköstigt, auch herkömmlich mit Erkenntlichkeiten bedacht werden[58]. Bei der Visitation gab's eine Untersuchung aller Mißstände, ein Verhör aller einzelnen Schwestern und schließlich einen oft scharfen Bescheid. Es kamen auch an den hohen Festtagen und deren Oktaven Wallfaéhrer ins Kloster, denn dieses hatte von verschiedenen Kirchenfürsten Ablässe, wenn auch nur 40tägige, erlangt für Besucher und Wohlthäter des Klosters, für Anhörung von Predigten und Kniebeugen beim Aveläuten[59]. Der Hauptablaß aber war an einem besondern Tag im Jahre, wahrscheinlich an der Kirchweihe (23. August). Da war Messe und Jahrmarkt zu gunsten des Klosters unter dem Namen "_Ablaß_" (wie in Bayern "Dult" = Indulgenz = Ablaß). Zu diesem Tage kamen von weit und breit die Leute. Wenn so zu Nimbschen jährlich "Ablaß" war, mußten fronweise aus jedem Klosterdorf drei Männer kommen und "zur Verhüt$ ketzerrichterischen Dominikaner angesehen und schon darum mit einer gewissen Sympathie betrachtet wurde. Aber noch tiefer in das Leben und die Gedankenwelt der Klosterbewohner schnitten die Schriften ein, welche der Wittenberger Mönch und Doktor in diesen großen Jahren schrieb. Schon die Disputation von "Kraft und Wert des Ablasses" über die 95 Thesen ging die Nonnen in Nimbschen besonders an; denn auf "Kraft und Wert des Ablasses" ruhte ja ein sehr großer Teil ihres geistlichen Vermögens: der Gottesdienst an jedem Festtag, ja das Knieeugen beim Aveläuten brachte jedesmal vierzig Tage Ablaß ein. Aber noch näher sollten ihre Person und ihren besonderen Beruf weitere Schriften berühren[67]. Es erschien 1518 Luthers "Auslegung des Vaterunsers für die Einfältige". Darin mußte einem Klosterinsassen gar mancherlei auffallen. Das Vaterunser, heißt's da, ist das edelste und beste Gebet--beim Rosenkranz aber kommt das Ave Maria 5 mal so oft vor! Ferner: "Je weniger Worte, je besser Gebet; je mehr Worte, je weniger Ge$ r Schûeine 28 fl. Muhme Lene gen Borna(u) 29 fl. für Ochsen 10 fl. Valt. Mollerstet bezahlt 10 fl. Geleitsmann ö" 8 Thaler M. Philipp " 40 fl. für Gregor Tischer " 26 fl. Universität " Zus. 389 fl. außer andern Viktualien. " Diese "andern Viktualien" waren Gemüse, Fleisch, Fisch und Geflügel, Obst und Kolonialwaren, Getreide und Hopfen, Brot und Semmel, Oel und Talg, Butter und Honig, Wein und Bier. Dann hieß es: "Gieb Geld für Hanf und Flachs, Garn und Wachs, Nägel und Haken, allerlei Geschirr und Geräte in Stube, Küche, Keller, Garten; für Wagen und Geschirr." "Gieb Geld" forderten auch 29erlei Handwerker, ferner Buchführer (Buchhändler), Arzt, Apotheker und Präzeptor, Knechte, Mägde, Hirten, Knaben und Jungfern, Bräute und Gevattern, auch Bettler und--Diebe[250]. Ausgaben gab es dann für manche Patengeschenke, Hochzeiten und Gastungen, Geschenke zu Neujahr, Jahrmarkt und S. Niklas. Endlich kamen die "grobe Stück: Hoc$ Luthers erklärt sich einerseits aus seiner allem Eigennutz abgeneigten Natur und seinem großartigen Gottvertrauen, andrerseits aber auch aus dem Mangel an Berechnung, welche dem weltentfremdeten Mönch aus seiner Klosterzeit noch anhaftete; dies mußte aber bei einem "weltlichen" Haushalt naturgemäß dazu führen, daß Einnahme und Ausgabe bald nicht mehr im richtigen Verhältnis zu einander stand. So hatte das junge Paar im zweiten Jahre seiner Ehe über hundert Gulden Schulden, so daß!Luther seinem Freunde und ehemaligen Klostergenossen Brisger keine acht Gulden vorstrecken konnte. "Woher soll ich's nehmen?" fragt er. "Durch meinen schweren Haushalt und meine Unvorsichtigkeit ist es so gekommen. Drei Becher sind für 50 fl. verpfändet. Dazu kommt, daß Lukas (Cranach) und Christian (Aurifaber, Goldschmied) mich nicht mehr als Bürgen zulassen, denn sie merken, daß sie so (durch meine Bürgschaft) auch nicht besser daran sind oder ich ausgebeutelt wede. Ich habe ihnen jetzt auch den vierten Becher gegeben, welchen sie $ nn verläßt sich auf sie und vertraut ihr altes. Da wird's an Nahrung nicht mangeln. Sie arbeitet und schafft gern mit ihren Händen, zeuget ins Haus und ist wie ein Kaufmannsschiff, das gaus fernen Landen viel War' upd Gut bringt. Frühe stehet sie auf, speiset ihr Gesinde und giebt den Mägden ihr beschieden Teil. Sie denkt einem Acker nach und kauft ihn und lebt von der Frucht ihrer Hände. Sie verhütet Schaden und siehet, was Frommen bringt. Ihr Schmuck ist, daß sie reinlich und fleißig ist"[271]. Häusliche Leiden und Freuden. Es war ein schwerer Haushalt, den Frau Käthe zu führen hatte, wenn man auch nur der wirtschaftlichen Sorgen in Haus und Hof, in Küche und Keller, im Garten und auf dem Felde gedenkt. Aber noch bewunderungswürdiger wird ihre Leistungsfähigkeit, wenn man alle die Menschen in Betracht zieht, die als Kinder und Gesinde, als Tisch- und Hausgenossen täglich und stündlich Anspruch an ihre Fürsorge machen in Wohnung und Kleidung, in Speise und Trank, in Erziehung und Zucht--ganz abgesehen von de$ in Waldenser, zu den Tischgenossen, der später mit Peter Weller zum heiligen Lande zog, wo beide gestorben und begraben sind[367]. Als fremdländischer Haus- und Tischgenosse lebte im Lutherhause auch der "schwarze Engeleser" Dr. theol. Antonius (Robert _Barns_), dem Luther im Scherz seine Käthe zåm deutschen Sprachmeister geben wollte und der auch Gast bei den häufigen Hochzeiten im Schwarzen Kloster war. Er war 1529 seines Glaubens wegen aus der Heimat geflohen, dann von Heinrich VIII. als Unterhändler seiner neuen Ehe und "Religion" gebraucht, aber dann doch bei seiner Rückkehr mit zwei Gefährten "von König Heinz wegen seines evangelischen Glaubens auf das Schmidfeld hinausgeführt und verbrannt worden". Von dm Märtyrertum "unseres guten Tischgesellen und Hausgenossen" gab Luther dann eine Schrift heraus[368]. Käthes Tischgenosse war ferner der Ungar Matthias v. Vai, ein mutiger Mann, dem es daheim besser erging als Robert Barns. Denn als er mit seinen papistischem Amtsgenossen in Streit geriet, verklagte ih$ was erregt, ein lebhafter Sprecher, "unser Demosthenes", der lieber redete als schrieb; denn er "drohte" nur Briefe zu schreiben, führte es aber nicht aus, wie Luther scherzt. Die Familie wohnte in der Fischervorstadt, hatte auch Garten und Weinberg. Während der Pest 1527 und wieder 1535 zog Jonas mit Weib und Kind in seine Vaterstadt Nordhausen bezw. nach Jena. Er war bei den Verhandlungen in Augsburg, Marburg, FrankfurÂ, Schmalkalden u.s.w. viel abwesend von Wittenberg, so daß Luther viele und häufige Briefe an ihn zu schreiben hatte, in denen Frau Käthe mit Grüßen, Aufträgen und Mahnungen und dgl. sich hören läßt. Umgekehrt grüßt auch Jonas die Frau Doktorin, Muhme Lene, Hänschen, Lenchen--und sendet seinem Paten einen silbernen Johannes, d.h. einen Joachimsthaler (Gulden) mit dem Bildnis des Kurfürsten Johann[443]. Jonas hatte sich schon 1522 verheiratet mit Katharina von Falk. Sie hatte eine große Kinderschar ¹(1530 schon 5 Söhne), aber viele starben jung; bekannt sind davon Jost, Christoph, "Sophiela", $ r bitten, so wird sie ja mit derselben Rate handeln und vorgehen müssen. Und ich dächte, daß Kreuziger und M. Melanchthon neben andern die besten Vormünder wären; denn sie wissen ja um des Herrn sel. Gelegenheit; die Kinder müssen ihnen auch des Studiums halbe¿ vor anderen folgen." Aber die beiden schlugen die VormundVchaft "alsbald glatt ab", aus Ursachen, daß "die Frau nicht folge und sie oft beschwerliche Reden von ihr würden einnehmen müssen". Ferner ließ sich Melanchthon vernehmen, daß sie der Kinder keins wolle von sich thun, sondern dieselben sollten bei ihr in Wittenberg unterhalten werden. Und wiewohl der ältere Sohn Hans nicht ungeneigt gewesen wäre, auf des Kurfürst gnädiges Erbieten gen Hof und in die kurf. Kanzlei zu ziehen, so hätte sie ihn doch (ab)wendig gemacht. Man[598] habe von andern auch dergleichen gehört, daß sie vorgäbe: es wäre ein alberner Gesell, man würde ihn in der Kanzlei nur äffen und zum Narren machen. Zum Studium tauge er nach Melanchthons Meinung gar nicht, denn er wäre zu gr$ nter "Boa". Zu S. 13-15 Urkundenb. 319 f. [42] _Cordatus_ Nr. 954. [43] Urkb. 303: 1504 nahm das Kloster "zur Anhebung der hl. Reformation" Geld auf. 324: "Obgleich noch viel zur Reformation gehört." [44] Die ständige Eingangsformel eines Antwortschreibens lautet: Euern Brief habe ich rhalten und verstanden. [45] In der Zeit, da das Kloster evangelisch geworden war, wurde den Schreibverständigen unter den Klosterfrauen aufgegeben, die jungen wenigstens, die es noch nicht konnten, schreiben zu lehren. _Dr. Großmann a.a.O._ S. 80. [46] Sachsengrün, 81, Urkb. 319, 323. Altes Gesangbuch 290. [47] _Seidemann_, Kollekt. Pars II unter "Bora". [48] Florentina bei Walch XIX 2095 ff. [49] Florentina. Walch a.a.O. [50] Bräß a.a.O. Anderwärts waren die Spenden bei der Einsegnung tarifmäßig festgesetzt und sehr beträchtlich; z.B. im Kloster Hausdorf erhielt der Propst allein 32 Gr. und 1 Fingerlin (Ring), die Priorin und Kellnerin je einen Schleier, 15 Gr., 4 Stück Fleisch, 1-1/2 Stübchen Bier und ein St. Wein, und alle B$ Ostertag in Torgau an und wurde vom Magister Zwilling freudig empfangen. In Torgau wurde uebernachtet, die wel+tliche Kleidung der Klosterjungfrauen in der Eile noch vervollstaendigt und am anderen Tag ging es Wittenberg zu, weil es doch nicht geraten schien, die Entflohenen so nahe bei dem Kloster und auch so nahe beim kurfuerstlichen Hof zu lassen[91]. Am Osterdiensag kam der Zug in Wittenberg an; ohne alle Ausstattung, in ihrer geborgten und eilig zusammengerafften Kleidung, mit den geschorenen Haeuptern ein "arm Voelklein", aber in ihrer grossen Armut und Angst ganz geduldig und froehlich[92]. Luther empfing sie mit wehmuetiger Freude. Den kuehnen aber rief er zu: "Ihr habt ein neu Werk gethan, davon Land und Leute singen und sagen werden, welches viele fuer grossen Schaden ausschreien: aber die es mit Gott halten, werden's fuer grossen Frommen preisen. Ihr habt die armen Seelen aus dem Gefaengnis menschlicher Tyrannei gefuehrt eben um die rechte Zeit: auf Ostern, da Christus auch der Seinen Gefaengnis g$ us der Luther'schen Eheleute auf. Die Kurfuerstin Elisabeth von Brandenburg hatte sich, besonders durch den Einfluss ihres evangelisch gesinnten Leibarztes Ratzeberger, der Reformation zugewandt, waehrend ir altglaeubiger Gemahl Joachim I. streng darauf sah, dass das Lutherische Gift nicht ueber die saechsische Grenze herueberkaeme. Da musste er von seiner 14jaehrigen Tochter Elisabeth zu seinem Schrecken erfahren, dass seine eigene Gemahlin im Berliner Schlosse heimlich das Abendmahl unter beiderlei Gestalt genommen habe. Er sperrte die Kurfuerstin ein; das Geruecht ging, er wolle sie einmauern lassen. Da entwich sie mit Hilfe ihres koeniglichen Bruders Christiern, der damals landfluechtig in Deutschland umherirrte, samt Dr. Ratzeberger (Maerz 1528) und floh zu ihrem Oheim Kurfuerst Johann nach Sachsen.Ihren Wohnsitz erhielt sie auf Schloss Lichtenberg, hielt sich aber oft in Wittenberg auf und verkehrte viel im Klosterhause mit Luther und Frau Kaethe; sie stand sogar zu einem der Kinder Gevatter[196]. Auch $ s es wahr sei, sonst waere es zu grob. Schreibe mir auch einmal, ob Du alles kriegt hast, was ich Dir gesandt, als neulich 90 Fl. bei Wolf Fuhrmann u.s.w. Hiermit Gott befohlen, Amen. Und lass die Kinder beten. Es ist allhier solche Hitze und Duerre, dass unsaeglich und unrtraeglich ist bei Tag und Nacht. Komm, lieber juengster Tag, Amen. Freitags nach Margareten, 1540. Der Bischof von Magdeburg laesst Dich freundlich gruessen. Dein Liebchen Martin Luther." Und endlich als es wieder auf die Heimreise ging, kuendigt Luther Kaethe die Rueckkehr an und bestellt einen Willkommtrunk. "Der reichen Frauen zu Zulsdorf, Frauen Doktorin Katherin Lutherin, zu Wittenberg leiblich wohnhaftig und zu Zulsdorf geistlich wandelnd, meinem Liebchen zu handen.--Abwesend dem Doktor Pomeran, Pfarrherr, zu brechen und zu lesen. ... (Ew. Gna_en) ... wollen schaffen, dass wir einen guten Trunk bei Euch finden. Denn, ob Gott will, morgen Dienstag wollen wir auf sein gegen Wittenberg zu. Es ist mit dem Reichstage zu Hagenow ein Dreck, $ Wittenberg locken. Dagegen warnt sie ihn, sich von der "Guete des Weins" bei Spalatin beruecken zu lassen, wodurch der Leib so rauch und scharf von Steinen were, wie die Weinfaesser, wenn sie ausgetrunken sind. Mit dem Bier wusste Frau Jonas nicht so wohl Bescheid wie Frau Lutherin; denn dasjenige, das sie Luther einmal schickte, war verdorben. Angenehmer als dieses Geschenk waren der Wein, die Quitten und Aepfel u.a., welche Jonas von seinen Reisen oder aus Halle sandte[447]. Als Frau Kaethe zu Anfang des Jahres 1540 schwer erkrankte, da schrieb Jonas manchen betruebten Brief voll aufrichtiger Teilnahme und Sorge. "Wenn mein Brief so truebselig ist, so ist die Trauer schuld um die hochgeschaetzte Frau, weil sie so krank darniederliegt." Und er freut sich "dann, als [Griechisch: hCe gynae] des Herrn D.M. Luther durch goettliche Wunderkraft wieder gesundet." Im Fruehjahr 1541 zog Jonas nach Halle, um dort trotz des Bischofs "mit Volk und Rat" die Reformation durchzufuehren[448]. Da sich dieser Aufenthalt, wie$ ses Fass geschickt." "Und zwar durch einen grossen Mann, unsern Charon", setzte Luther hinzu. "Ja, heut ist alles gross!" meinte sie darauf[484]. In Luthers eigener sinniger Art, aber mit wirkungsvollem Handeßln wusste sie ihrem Gemahl entgegenzutreten. Da war er einmal in einer Anwandlung von Schwermut, an Gott und der Welt verzweifelnd, fortgegangen. Als er heim×ehrte, trat ihm Frau Kaethe entgegen im schwarzen Trauergewand und den Schleier tief im Gesicht. Erschrocken rief er: "Um Gotteswillen, Kaethe, was ist geschehen?" "O, Herr Doktor, ein grosses Unglueck", erwiderte sie; "denket nur, unser lieber Hergott ist gestorben, des bin ich so traurig." Da fiel Luther seinem Weibe um den Hals und rief: "Ja, liebe Kaethe, that ich doch, als waer' kein Gott im Himmel mehr!" Und so gewann er neuen Mut, dass er die Traurigkeit ueberwand[485]. Nicht nur Luthers Verstimmungen und Anfechtungen wusste Frau Kaethe aufzuheitern, sondern auch den gewaltigen Willen des bei aller Gutmuetigkeit eigensinnigen und starrkoepfig$ reibe. Hoffte ich doch, man sollte mir Abgestorbenen nun die Ruhe goennen, die ich mir, denkt mich, verdient habe. Aber als haette ich niemals etwas gethan, geschrieben, geredet und ausgefuehrt, muss iýh so viel reden, thun und ausfuehren, dass ich mir keinen Rat weiss. Ich bin so beschaeftigt, dass ich gar selten Musse habe, zu lesen oder fuer mich zu beten, was mir beschwerlich ist.[537] Freilich brach oft der angeborene Humor bei Luther durch, und das frohe Gottvertrauen blieb wohl die Grundstimmung seines Wesens. Aber bei seinem zur Schwermut neigend·en Temperament und Gesundheitszustand pflegte der alternde Mann doch vorwiegend die Schattenseiten aller Erscheinungen zu sehen und nur selten konnte er sich sagen: "Ich lasse das Antlitz unsrer Gemeinden nicht trauervoll zurueck, sondern bluehend, durch reine und heilige Lehre mit vielen vortrefflichen und lauteren Geistlichen, von Tag zu Tage wachsend.[538] So war ihm Zeit und Welt widerwaertig geworden. "Welt ist Welt, war Welt und wird Welt sein." Und er $ s Papst Paul gestorben waere), verfasste nocð einen Brief an den Freund und Frau Kaethe schickte noch eine Salbe mit, zur Wiederherstellung der Fontanelle am linken Schenkel. Aber am Freitag frueh 6 Uhr kam aus Torgau ein reitender kurfuerstlicher Bote vor des Kanzlers Brueck Haus; dieser liess sogleich D. Bugenhagen, Kreuziger und M. Philipp zu sich kommen; sie wussten aber bereits, was das kurfuerstliche Schreiben meldete, ehe er es ihnen zu lesen gab,denn vor einer Viertelstunde war auch ein Bote mit einem Brief aus Eisleben von Jonas an sie gelangt. Auf Bruecks Bitten verfuegten sich die drei Herren mit des Kurfuersten und Jonas' Brief unsaeumig hinauf zu der Doktorin und berichteten sie mit der besten Vorsicht von ihres Herrn Abgang. "Da ist das arme Weib, wie leichtlich zu achten, hart erschrocken und in grosser Betruebnis gewesen." Aber wiederum nicht an sich dachte sie zumeist, sondern an ihre Kinder, besonders, wie ihre drei Soehne in der Ferne sich ueber des Vaters Tod halten moechten[561]. Katharin$ s Volkes gewesen, dass sich's billig in der Eil zu verwunden und viele bekannt haben, dass sie dergleichen zu Wittenberg nicht gesehen." So ging es unter Gesang und dem Gelaeute aller Glocken in unabsehbarem Zuge vom Elsterthor die ganze Laenge der Stadt hin am Kloster vorbei,;das jetzt verwaist von seinem Vater und Herrn dalag, die Kollegienstrasse hinab zur Schlosskirche. Dort wurde der Sarg am Predigtstuhl niederges¨tzt. Trauerlieder erschollen, bis Bugenhagen die Kanzel bestieg und vor den ungezaehlten Hoerern, die in und vor der Kirche standen, eine "gar festliche und troestliche Predigt" that. Darauf hat Melanchthon "aus sonderlichem Mitleiden, um die Kirche zu troesten", eine lateinische Gedaechtnisrede gehalten, die vor dem allgemeinen Weinen und Schluchzen kaum gehoert wurde. Seine Klage: "Wir sind wie arme Waisen, die einen vortrefflichen Mann zum Vater gehabt und ihn verloren haben", die den Grundton aller Rede bildeten, sie waren ganz besonders denjenigen aus dem Herzen gesprochen, die dem teuren $ rt war. T.-R. [189] Hans Polner Br. IV, 131. VI, 123. 151. Cord. 444 N. lies: Hans statt Andreas Polner. [190] V, 492. VI, 649 f. _Kolde_, Anm. Luth. 428. Ztschr. f. Kirchengesch. 1878, S. 145. Neobulos, eigentlich Neoêbolos. [191] IV, 342 f. T.-R. I, 350. [192] III, 217 ff. VI, 683 unter "Mocha". [193] III, 178. V, 189. [194] Ganerben = Gesamterben. Wie falsch diese Beschuldigung des Stehlens war, geht daraus hevor, dass die Herzogin mittellos zu L. kam und ihre Begleiterin ein grosses Vermoegen im Stich gelassen hatte. (Br. III, 290). Katharina von Mergenthal, (IV, 469) Anna und Christina Korb hatten nichts mitgebracht, als ihr Pelzlein und Ziechen vom Bettgewand. (N. Archiv f. saechs. Gesch. III, S. 319). [195] S. 104. Br. III, 219.--Die Matronen Luther, Melanchthon u.a. pflegten in der Stadt schwangere Frauen zu besuchen und zu beraten. _Seidemann_, Beitr. S. 496. Kollekt. unter "Bora". [196] _Koestlin_ II, 115. Nach _Seckendorf_ II, 122 war die Kurfuerstin drei Monate im Lutherhaus. [197] _Kolde_, An. Lu$ schreibt (Br. IV, 497, V, 46), ist nicht zu verwundern; schrieb doch der 11jaehrige Herzog Wilhelm von Sachsen an Hans Luther auch eine, wohl mit Hilfe seines Lehrers, verfasste lateinische Epistel 1541, _Mayer_ Sec. 17. (D. D. _Richter_, Geneal. Luther. 379). [308] _Lauterbach_ 141. Martin. T.-R. I, 205. _Koestlin_ II, 491. Florian, Ztschr. f. K.-Gesch. II, 145 f.: L. diktiert dem Buben zum Willkomm drei Tage hintereinander je des Tages einen guten fetten Schilling.--Zeile 10 lies: Florian (st. Fabian). [309] T.-R. I, 202. [310] T.-R. IV, 76. 64. [311] T.-R. IV, 129. _Matthes._ 145. [312] Muhme Lehnes Tod. T.-R. III, 153.--Rosine, Br. V, 625. 396. 506. [313] V, 101. 11. Hochzeiten und Krankheiten, Pest und Tod. [314] T.-R. IV, 41. 84. 104. Br. V 186 f. 198. II, 317. [315] T.-R. IV, 53, 75. 51. [316] VI, 189 f. 196. T.-R. III, 147. IV, 54-56. [317] Br. VI, 217. [318] T.-R. IV, 58. I, 184.--Wein und Brot. T.R. I. 106. Wenn Luther das Tanzen empfiehlt, so vgl. [445]. [³19] T.-R. IV, 59. [320] IV, 610 f. 618. 6$ en geboren und mit Thraenen, Sorgen und Entbehrungen gross gezogen hatte. Kein Dichter stuermte seinen Schmerz und Unmuth ueber die Erniedrigung des Volks in die SaiteÆ, kein Gelehrter schaemte und graemte sich, die ihm von Natur naechsten und liebsten Wesen von sich getrennt zu sehn durch eine ungeheure geistige Kluft, welche nur die Bildung der alten und neuen Welt auszufuellen vermogte. Lessing schreibt den Nathan, und beweist, dass der Jude eben so viel Ansprueche habe auf den Himmel als der Christ, aber er schreibt nichts, worin er beweist, dass der Bauer, sein Vetter, eben so viel Ansprueche habe den Nathan zu lesen, als der vornehme und gebildete Stadtensch. Winkelmann steht am Fusse des Vatikans und erfuellt die Welt mit Orakelspruechen ueber die Schoenheiten des Apoll von Belvedere, ueber das goettliche zornblickende Auge, die geblaehten Nasenfluegel, die veraechtlich aufgeworfene Unterlippe, "eben hat er den Pfeil abgesandt nach den Kindern der Niobe, noch ist sein Arm erhoben," und im selbigen Auge$ ische Synode? Der ließe sich in Stücke feilen Und in politische "Kammern" teilen, Der ließe sich wie Schmugglerwaren Über die Grenze heimlich fahren? Und _eben jetzt_, da auf den Höhen Die Feuerzeichen flammend rauchen, Da Schulen für das Volk erstehen Und nicht um Platz zu kämpfen brauchen, Wo Mut und Sinne sich verjüngen, Dieweil wir hören, glauben, singen;-- Jetzt, da mit dumpfen Wetters Macht Sich Wellen aus deÈ Tiefe heben, Und drüber hell wie Nordlichtpracht Der Jugend Sehnsuchtrufe schweben,-- Jetzt, da de Geist allüberall Die alte, starre Form verschmähte, Wo schmetternd mit der Kriegsdrommete Der junge Wille stürmt den Wall! Kampfgroße Zeit! Und wir mittinnen! Der Erde Größtes ist's: zu sein, Wo Kräfte gärend sich befrein Und Formen und Gestalt gewinnen; Von eignen Feuers Überfluß Zu opfern für den großen Guß, Den Abdruck seiner eignen Form Zu sehn als der Geschlechter Norm,-- Zu hauchen in den Mund der Zeit Den Geist, den Gott in uns geweiht. * * * Das war's, was ich dir sagen m$ hinabgetragen, Ließ die Kunde zu Lehr' und Ehr' Spätesten Tagen: Also ließ uns, der unser war, Schwindend Gesichte, die nicht entschwanden, Die noch schweben, leuchtend und klar, Sonnenwolken ob Meer und Landen, Unsern Ausblick auf tausend Jahr' Hell zu umranden. AUS DER KANTATE FÜR N.F.S. GRUNDTVIG Sein Lebenstag, der größte, den Norden je gekannt, Der mitternächtigen Sonne war wunderbar verwandt. Das Licht, in dem er wirkte, von "Gottes Frieden" war, Das nimmer untersinket, nie neuen Tag gebar. Im Licht von Gottes Frieden Geschichte er unsR gab, Als Geistesschritt auf Erden, hoch über Zeit und Grab. Im Licht von Gottes Frieden hat er der Väter Bahn, Zur Warnung und als Beispiel, klar vor euch aufgetan. Im Licht von Gottes Frieden folgt' er mit Wachsamkeit Dem Volke, wo es baute, der großen Geister Streit. Im Licht von Gottes Frieden Aufklrungsmacht er sah,-- Wo seinem Wort man glaubte, Volksschulen blühten da. Im Licht von Gottes Frieden stand für ganz Dänemark Sein Trost, wie eine Schildburg hellschimmern$ Donnern rollet fort Und alles überdröhnet, dies Wort, dies Losungswort. Im Gotenkampfe nordwärts verschlagen wurden wir; "Leben in Freiheit und Glauben!" ist unser Volkspanier. Der Gott, der Land und Sprache und alles hat verliehn: In Werken, die er uns heischet, in Taten finden wir ihn! Der Vielen und der Kleinen Pflichteifer soll er sehn, Kampf gilt es gegen alle, die da nicht wollen verstehn.-- Anhebt es wic ein Sausen im Korn am Sommertag Und geht nun schon als Brausen hin über Wald und Hag. Es wird zum Sturme wachsen, eh's einer noch erkannt, Mit Donner in seiner Stimme weit über Meer und Land. Ein Volk, dem Ruf gehorsam, ist der Erde größte Kraft, Hat ,je noch Hoch und Nieder geworfen und hingerafft. OFFNE WASSER Offne Wasser, offne Wasser! Sehnsucht,--bange, winterlange,-- Wird nun gar zum heftigen Drange. Blaut ein Streifchen kaum im Sunde, Dehnt zum Monat sich die Stunde. Offne Wasser, offne Wasser! Sonne lächelt, nascht vom Eise Schamlos bald nach Prasserweise. Läßt sie ab: zur Nacht geschwinde Tro$ en. Dann hopste er in die Höhe, um den Schnee abzuschütteln, und rief bei jedem Hopser: "Kalt ist es, sagte die Trollbraut, als sie bis zum Gürtel im Eis steckte!" Der Vater war nicht da, die Mutter fegte den Schnee zusammen und trug ihn, ohne ein Wort zu sagen, hinaus.--"Nach was glotzt Du denn?" fragte Aslak den Thorbjörn. "Nach nichts", sate der Junge, denn er hatte Angst. "Hast Du schon den Hahn dahinten in Deinem Lesebuch gesehen?"--"Ja£"--"Wenn's Buch zu ist, sind auch 'ne Menge Hühner um ihn herum,--hast Du das auch schon gesehen?"--"Nein."--"Na, dann sieh mal nach."--Der Junge tat's.--"Schafskopf!" sagte Aslak zu ihm.--Aber von dieser Stunde an hatte keiner soviel Macht über ihn wie Aslak. "Du kannst gar nichts", sagte eines Tages Aslak zu Thorbjörn, als der wie gewöhnlich hinter ihm herstapfte.--"Ja, ich kann schon alles bis zur vierten Seite."--"Das ist was Rechtes! Du hast noch nicht mal was vom Troll gehört, der mit dem Mädchen solange tanzte, bis die Sonne aufging, und dann platzte, wie ein Kalb,$ Was soll ich Dir zu sagen haben?" Er gewann seinen alten Mut wieder und wollte sie umfassen; aber als er ihr nahe kam, traute er sich nicht recht und fragte nur ganz geduckt: "Ingrid hat doch mit Dir geredet?"--"Ja", antwortete sie. "Dann mußt Du auch etwas wissen", sprach er weiter. Sie schwieg. "Dann mußt Du auch etwas wissen", wiederholte er, und trat noch einmal auf sie zu. "Du mußt wohl auch etwas wisse", entgegnete sie;--ihr Gesicht konnte er nicht sehen. "Ja", sagte er, und wollte ihre eine Hand fassen; aber sie war gerade zu sehr mit dem Halm beschäftigt. "Dumme Geschichte das," sagte er, "Du machst mich immer kleinmütig."--Weil er nicht bemerken konnte, daß sie darüber lächelte, wußte er nicht, wie er fortfahren sollte. "Kurz und gut," stieß er plötzlich mit starker, aber doch etwas unsicherer Stimmevor: "Was hast Du mit dem Zettel gemacht?" Sie antwortete nicht; wandte sich aber ab. Er folgte ihrer Bewegung, legte die eine Hand auf ihre Schulter und neigte sich ihr zu: "Antworte mir", flüsterte er.-$ "--"Doch, jetzt in den letzten Tagen; aber ich bringe kein Lied zustande."--"Was hast Du denn darin sagen wollen?"--"Etwas von Mutter, die Deinen Vater so lieb hatte."--"Das ist ein schwieriger Stoff."--"Mir sind auch darüber die Tränen gekommen."--"Du mußt nicht nacÉh Stoffen suchen; sie kommen von selbst."--"Wie denn?"--"Wie alles Liebe: wenn Du es am wenigsten erwartest.--Sie schwiegen beide. "Mich wundert, Arne, daß Du Dich von hier fortsehnst, wo Du doch soviel Schönes in Dir hast."--"Weißt Du denn, daß ich mich fortsehne?"--Sie antwortete nicht; sie lag ganz still wie in Gedanken. "Arne, Du darfst nicht fort!" sagte sie, und das ging ihm warm zu Herzen.--"Manchmal hab' ich auch weniger Lust dazu."--"Deine Mutter muß Dich sehr lieb haben. Ich möchte Deine Mutter einmal sehen!"--"Komm doch mal nach Kampen, wenn Du erst wieder gesund bist." Und da stellte er sie sich auf einmal vor, wie sie in Kampen in der hellen Stube saß und auf die Berge schaute; sein Herz fing zu klopfen an, und das Blut schoß ihm ins$ e stopfte. "Wenn hier doch ein kleines Mädchen wäre, das sich ihn eroberte; dann solltest Du sehen, er bliebe!"--Sie sah rasch auf und folgte dem Pfarrer mit den Augen, bis er vor ihr stehen blieb: "Eli Böen--? Was?" Sie wurde rot und blickte wieder zu Boden; aber sie antwortete nicht. Der Pfarrer stand da und wartete und sagte schließlich, diesmal aber ganz leise: "WenÁ wir es so einrichteten, daß sie öfter hier im Pfarrhaus zusammenkämen?" Sie blinzelte zu dem Pfarrer hinauf, um zu sehen, ob es ihm auch voller Ernst sei. Aber sie wagte nicht so recht, daran zu glauben. Der Pfarrer setzte sich wieder in Bewegung, stand dann aber still: "Hör' mal, Margit! Wenn man's bei Licht besieht, war das am Ende Dein ganzes Anliegen heute?"--Sie sah zu Boden, steckte ein paar Finger in das zusammngefaltete Taschentuch und holte einen Zipfel hervor: "Nun ja, Gott verzeih mir's: das wollte ich ja gerade."--Der Pfarrer brach in ein herzliches Lachen aus und rieb sich die Hände: "Vielleicht wolltest Du das schon, als Du das $ war es noch still; die Blätter hingen entseelt an den Bäumen und regten sich nicht; die Luft war etwas schwül; die Leute hatten Mäntel mit, aber sie brauchten sie gar nicht. Ungewöhnlich viel Menschen sammelten sich vor der freistehenden Kirche an; die Konfirmationskinder aber gingen gleich in die Kirche hinein, weil sie aufgestellt werden sollten, bis der Gottesdienst begann. Da kam der Schulmeister an im blauen Anzug, mit Frack und Kniehosen, Stulpstiefeln und steifer Halsbinde, und seine Pfeife guckte hinten aus der Rocktasche; er nickte und und im p 279/280: [Trennung] Mädchen-Gesicht -> Mädchengesicht p 302: Zwiespalt zwischer -> zwischen p 324: Unteröckchen -> Unterröckchen p 336: deuschen Musikgenius -> deutschen Die Originalschreibweise wurde prinzipiell beibehalten, insbesondere bei folgenden Wörtern: p 058: Gleichgiltigkeit p 120: Lucke p 143: Monreal p 301: hinmummelte p 148: darnach Das Originalbuch ist in Frakturschrift gedruckt. Textauszeichnungen wurden folgendermaßen ersezt: Sperrung: _gesperrter Text_ Antiquaschrift: #Antiquatext# ] [Transcriber's Note: This ebook has been prepared from the first print edition published in 1920 by S. Fischer. The printed book's second title page has been removed. The table below lists all corrections applied to the original text. p 010: [m%issing letter] Erleichterung und Versüß ng -> Versüßung p 019: damals hatten Romantik -> hatte p 040: [added comma] solche die Kloaken säubern; -> solche, die p 053: [unified] beim Abendessen; er $ er kreuzte die Arme über der Brust; es war still. Einen suchte er mit den Augen; es war Mathys; er schaute ihn fragend an; Mathys zuckte die Achseln; seine Miene sagte viel. Lucian trat in de Kreis, der sich öffnete, blickte abermals schweigend umher, und ihm antwortete immer tiefer werdendes Schweigen. Da vernahm man Schritte; sie waren unerwartet, diese Schritte, sie hatten etwas Ordnung und Zucht durchbrechendes in der bloß vom verrollenden Donner gestörten Stille. Sie rührten von Oberlin her, der sich von seinem Platz erhoben hatte, als Lucian unter der Türe erschienen war. Während des ganzen furchterweckenden Lärms und Getümmels war er steif und stumm auf dem Fenstersims am Ende des Raumes gesessen, das Telegramm in seinn Händen. Er hatte kaum recht gehört, was die Kameraden geredet, geschrien, gebrüllt; oder wenn gehört, doch das Einzelne nicht erfaßt; der rasende Wirrwarr hatte ihn in sich selbst zurückgetrieben, so daß er in seiner Beklommenheit, Ratlosigkeit und Bestürzung über den Inhalt der Depesc$ rt. Ihr blieb nur Vertrauen zu einem noch Werdenden; Hoffnung, daß die trübe Gor sich von innen aus kläre, daß der Niedergestürzte sich schicksalsfrömmer wieder aufrichte und bescheidener das Gesetz erkenne, nach dem ihm geboten war zu leben. Ihre Hand hatte da keine Gewalt mehr: Führung und Herrschaft waren dahin für immer. So war ihr der rwachte und langsa6m Genesende in einem neuen Sinne Sohn: abgelöst von ihr und ihr gegenüberstehend als Pflüger auf eigenem Grund und Boden; ein Hinausgewanderter, der sein Erbteil erst in später Zeit antreten will; vielleicht daß er es verknüpft mit dem frisch Errungenen; vielleicht daß er es sondert; doch hat er sein Ur- und Geistesrecht in sich selber. Schon am zweiten Tag von Dietrichs Krankheit erfuhr Richter und teilte es Dorine Oberlin mit, daß sich Hanna auf dem Grab ihrer Schwester erschossen habe. Den Morgen darauf stand es in allen Zeitungen. Die Nachricht wurde Dietrich sorgsam verhehlt, auch als die Genesung schon weit fortgeschritten war. Möglich, daß er es ah$ unkt. Worauf war zu verzichten? Was hätte abgeschafft werden sollen? Der Markgraf war leidenschaftlchÔer Jäger. Namentlich stand die ansbachische Falknerei von altersher in hohem Ansehen, und für die standesgemäße und sonach äußerst zu respektierende Passion des Fürsten wurden besoldet: ein Obristfalkenmeister, zwei Falkenjunker, ein Falkenpage, ein Falkensekretär, ein Falkenkanzellist, ein Reihermeister, ein Krähenmeister, ein Milanenmeister, vier Meisterknechte, vierzehn Falkonierknechte, zwei Reiherwärter und siebzehn Falkenjungen. Diese waren notwendig, man sage nichts; jeder hatte sein Amt, seine Obliegenheiten, seine Sporteln, seine zu Recht bestehenden Zulagen, und auf Abzug oder Wandlung zu dringen hieß sich verdienter Ungnade aussetzen. Keine Möglichkeit. Dann war da der Hof mit einhundertfünf Kammerherren, zwanzig Hofjunkern, zwanzig Kammerjunkern, zwölf unbetitelten Kammerdienern und fünf betitelten; mit hundertzwölf Husaren, denen ein Generalleutnant vorstand, zweihundert Gardes du Corps, denen eb$ Zelte ihre Mahlzeit einzunehmen. Als Jakob Silberland sah, daß Paul Seebeck seinen Destillationsapparat aufstellte, und Wasser vom Meere holte, fragte er »Gibt es denn gar kein Trinkìwasser auf der Insel?« »Doch, es gibt einen Bach hier in der Nähe, der wohl zur Versorgung einer kleinen Stadt ausreichen dürfte, und weiter oben einen großen Fluß. Es wird aber nicht leicht sein, ihn einzufangen und hier herunter zu leiten, denn er fällt mehrere Kilometer von hier in einem schönen Wasserfalle direkt vom Hochplateau aus ins Meer.« Als sie gegessen hatten - der Kapitän hatte Jakob Silberland einen Korb mit frischem Fleisch und Gemüse aus den Vorräten des Schiffes mitgegeben, so daß Paul Seebeck nach den vielen Wochen mit Konserv±nnahrung endlich einmal etwas anderes bekommen hatte - rief Jakob Silberland: »Aber jetzt will ich nicht länger warten; jetzt mußt du mir deine Ichthyosauren vorführen. Ich bin wirklich sehr gespannt, zu erfahren, wovon wir hier leben sollen, besonders, was wir von hier exportieren »Schön$ ig sein, obwohl ich mich beherrschen muß, es nicht zu werden. Aber ohne jede Übertreibung kann man wohl sagen, daß von diesem Tage an eine neue Periode der Menschheitsgeschichte ansetzt. Unser Anfang ist bescheiden, aber unsere Bestrebungen werden Früchte tragen, deren GrJöße wir heute noch gar nicht übersehen können. Statt grotesker Verzerrungen den wirklichen Staat, die wirkliche Gemeinschaft von Menschen.« »Gegründet auf die menschliche Vernunft«, unterbrach Nechlidow, von seinem Stuhle aufspringend, den Redner. »Weg mit den Sentimentalitäten, die nur Ausbeutung, Schwäche und Dummheit verschleiern sollen. Laßt uns die neue Menschheit auf die Vernunft aufbauen. Vernunft allein kann den Menschen weiterbringen. Gefühle erniedrigen ihn zu Tiere. Aber streng und ehrlich müssen wir sein.« Otto Meyer hatte mit einem spöttischen Lächeln den beiden zugehört; jetzt aber wurde sein Gesicht ganz ernst. Er machte eine Bewegung, als ob er aufstehen wollte, besann sich dann aber wieder. Herr von Rochow hatte wohl zu viel$ en. Trotzdem aber die stämme der Angeln die zahlreicheren und eine zeit lang die mächtigeren waren, erkämpften doch die Sachsen und unter diesen wiederum die Westsachsen allmälig die herrschaft über das gesammte England, welche 827 unter Egbert mit der Unterwerfung von Mercia und Northumberland und der 828 erfolgenden besiegung von Wales gesichert zu sein schien, als ein neuer feind, die Dänen, die kaum erworbene macht wieder zu zersplittern drohte. Egbert, welcher 836 starb, sein sohn Athelwolf und nachfolger Athelbald, Athelbert, Athelred und Alfred der grosse mussten gegen die Dänen kämpfen, welche seit 787 an den englischen küsten erschienen und besonders den nördlichen theil des landes, wo sich die Angeln angesiedelt hatten, zu ihrem ablagerungsplatze erwählten ßnd von hier aus mit abwechselndem glücke herrschten, bis Alfred der grosse sie besiegte. Es ist nicht anzunehmen, dass die Dänen bedeutenden einfluss auf die angelsächsische sprache ausgeübt haben, ifndem damals ihre sprache nicht sehr von der ih$ ie hatten ihm gehuldigt und eide geschworen, aber sie hielten keine treue; sie waren alle meineidig un‹ ihres glaubens verlustig. Denn ein jeder reiche mann baute seine schlösser, und sie behaupteten sie gegen ihn; und füllten das land voll schlösser. Sie plagten sehr die unglücklichen menschen des landes mit schlösserbauen, und als die schlösser fertig waren, da füllten sie sie mit teufeln und bösen menschen. Da nahmen sie diejenigen menschen, von denen sie wähnten, dass sie einiges gut hätten sowohl bei tage als bei nacht, männer und weiber, und warfen sie in das gefängniss nach gold und silber, und quälten sie mit unbeschreiblicher qual, denn kein märtyrer wÍrde so gequält, als sie es waren. Me henged up bi þe fet and smoked heom mid ful smoke. me henged bi þe þumbes. oðer bi þe hefed. and hengen bryniges on her fet. Me dide cnotted strenges abuton here hæued. and uuryðen to þæt it gæde to þe hærnes. Hi diden heom in quarterne þar na$ gentlich (wie in der Beweinung Christi) selbst auf die Bewegung und ganze Komposition ausdehnt. Der Florentiner _Arnolfo di Cambio_ (1232 bis 1315), Niccolo's Gehülfe an der Kanzel in Siena wie am Brunnen zu Perugia und, wie Guglielmo, in seiner späteren Zeit namentlich als Architekt hervorragend thätig, steht in den beiden von ihm bekannten plastischen Monumenten gleichfalls ganz unter des Meisters Einfluß, ist aber noch weniger selbständig als Fra Guglielmo. Die Statuetten und kleinen Reliefs am Grabmal des Kardinals de Braye ({~DAGGER~} 1280) in S. Domenico zu Orvieto sowie an dem gemeinsam mit einem Künstler Paulus ausgeführten Tabernakel in S. Paolo fuori le mura in Rom sind gut in den Verhältnissen, einfach und ernst in Ausdruck und Haltung, in der Gewandung sogar geschmackvoller und naturwahrer als bei Niccolo, aber sie erscheiìen unbedeutend und werden durch den architektonischen Aufbau unterdrückt. Sowohl in jenem Tabernakel wie namentlich in demGrabmal hat Arnolfo, soweit bisher bekannt, das Vorbild$ fgaben_ der Plastik im Wesentlichen dieselben wie vorher. Der Schmuck der Fassaden, die monumentalen Ausstattungsstücke des Innern: Altar, Kanzel, Sängertribüne, Tabernakel, Sakristeibrunnen, Kandelaber, Chorschranken werden, wo es immer angeht, einem Bildhauer zur Ausführung übegeben. Aber Auffassung und Formenbehandlung sind ganz neu; nicht nur durch die Aufnahme antiker Dekorationsformen, vor Allem sind die Künstler ihren Vorgängern durch ihr Stilgefühl und den monumentalen Sinn überlegen, indem sie jene Gegenstände regelmäßig architektonisch gestalten und figürliche Bildwerke nur zur Hebung der Form und als sinnige Erklärung ihrer Bedeutung anbringen. Die Grabmonumente, die jetzt eine so außerordentliche Bedeutung gewinnen und nicht selten fast die ganzen Wände der Kirchen bedecken, waren allerdings auch schon im Trecento an demselben Platze; aber an die Stelle des Heiligengrabes, das nur noch aus‹ahmsweise einen Stifter findet, tritt das Privatgrab und das Staatsdenkmal, und der von Säulen getragene, mit$ . a. die Büste des Lorenzo Magnifico (No. 148) und des angeblichen Macchiavelli (No. 147, Marmor-Original im Bargello). Charakteristisch für die Form der Porträtbüsten des XV. Jahrh. und für ihre Bestimmung zur Aufstellung auf Kaminen und Thürstürzen, ist die flache Endigung nach unten; diese verlangte eine Basis, welche entweder aus einem Stück mit der Büste oder als besonderer Untersatz aus bemaltem Holz gearbeitet ist. Die Persönlichkeit ist regelmäßig in größter Anspruchslosigkeit uód Einfachheit aufgefaßt; der Künstler beschränkt sich darauf, dieselbemit möglichster Treue in ihrer vollen Eigentümlichkeit wiederzugeben. Nur ganz ausnahmsweise ist eine innere Erregung oder eine lebendige Bewegung in der Büste angestrebt, wie in Donatello's Büste des Niccolo Uzzano im Bargello. Für die hohe Entwickelung des künstlerischen Empfindens und die Feinheit des Stilgefühls im Quattrocento ist die Behandlung des _Reliefs_ ein sprechendes Zeugnis. Wie im ganzen Mittelalter, so nimmt das Relief auch jetzt noch den bed$ r Gruppe nirgends besser als in Berlin in ihrer Eigenart unterscheiden lassen. [Abbildung: 109D. Bemaltes Stuckrelief von einem florentiner Thonbildner.] Am altertümlichsten und zugleich am befangensten erscheint ein Künstler, der besonders häufig vorkommt und in Norditalien, in Sta. Anastasia zu Verona, im Dom zu Modena und in Venedig eine bedeutendere Thätigkeit entwickelt hat. Schon in seiner architektonischen Umrahmung zeigt er eine eigentümlich barocke Mischung plumper gotischer und schlecht verstandener Renaissanceformen. Die unsichere, ausgeschwunggene Haltung seiner Figuren, die kleinen Köpfe, die langen Falten der s#chweren Stoffe mit ihren Schnörkeln, wo sie auf den Boden aufstoßen, die mangelhafte Durchbildung, namentlich die knochen- und gelenklose Bildung der Körper verraten einen Bildner, der in den Traditionen des Trecento aufgewachsen ist und nicht eigene Kraft genug hat, sich von ihnen los zu machen. Die große vorspringende Stirn, die überstehende Oberlippe, das kleine zurücktretende Kinn und$ Mino's Hand ist fast ebenso groß, wie die der Grabdenkmäler; teilweise sind dieselben auch von gleichem Umfange. In Florenz gehören die Altäre im Dom von Fiesole (vor 1466) und der bald darauf entstandene ähnliche Altar in der Badia, die Tabernakel in Sa. Croce und S. Ambrogio (1481) zu seinen bekanntesten Arbeiten. Die Kanzel in Prato, die er 1473 mit Ant. Rossellino zusammen ausführte, und das Ciborium in Volterra (1471) stehen durch die Flüchtigkeit der Zeichnung und die oft kindlich un÷geschickte Komposition wesentlich hinter jenen Arbeiten zurück. In Rom sind die meisten Werke dieser Art zerstückelt: so die große Kanzel des Peter, an welcher vier Apostel von Mino's Hand sind, das kolossale Ciborium in Sa. Ma. Maggiore (1463) und das gemeinsam mit Dalmata ausgeführte Taberna*kel in S. Marco (um 1463). Die Tabernakel in Sa. Ma. in Trastvere und in S. Pietro in Perugia (1473, wohl gleichfalls in Rom entstanden) befinden sich dagegen noch an ihrem ursprünglichen Platze. Von den ziemlich zahlreichen Madonnenr$ s und Paulus im Peter (alle zwischen 1461 und 1464), haben den gleichen nüchternen, mehr von der Antike als von der Natur bestimmten Charakter. -- Der wenig jüngere _Giovanni Dalmata_ (thätig in Rom um 1460-1480) ist derber und lebendiger; durch sein unruhiges knitteriges Faltenwerk, sein starkes Hochrelief ist er unter den übrigen Römern leicht herauszuerkennen. Am Paulsgrabe und am Grabmal> Eroli ({~IDAGGER~} 1479) in den Grotten, am Tabernakel in S. Marco arbeitet er neben Mino, am Grabmal Roverella ({~DAGGER~} 1476) in S. Clemente und am Grabmal Tebaldi in der Minerva neben Andrea Bregno. -- Am häufigsten begegnet uns in den Denkmälern Roms, neben Mino, der Lombarde _Andrea Bregno_ (1421-1506), namentlich in Arbeiten seiner Werkstatt. Seine lombardische Herkunft verrät sich in den schlanken Figuren und den zierlichen Parallelfalten: die edlen Köpfe und die vornehme Haltung seiner Figuren verdankt er aber dem Studium der Antike in Rom, mit der er freilich auch den Mangel an feinerer Belebung und Individual$ terhaften Behandlung der Extremitäten, der eigentümlich tastenden Bewegung der Finger, die wie ein unwillkürlicher Ausdruck des verschlossenen Lebens erscheint. Diüe Kampfesscene, obgleich überfüllt, ist ausgezeichnet durch die große vielseitige Gestaltung der Motive und die Art, wie die schönen nackten Körper in der mannigfaltigsten Weise zur Geltung gebracht sind. Während Michelangelo's Aufenthalt in Bologna, wohin er im Juli 1494 geflohen war, entstanden drei Statuetten für die Arca in S. Domenico, von denen noch der knieende Engel mit dem Leuchter und der hl. Petronius erhalten sind. Der unruhige, motivlose Faltenwurf der dicken Gewänder, beim Petronius sogar die Haltung und der Typus erscheinen hier deutlich beeinf›lußt durch den geistesverwandten Quercia, dessen großartige Bildwerke am Portal von S. Petronio auf den jungen Künstler einen tiefen Eindruck machten. [Abbildung: 209. Marmorstatue des Giovannino von Michelangelo.] Im Sommer 1495 war Michelangelo wieder in Florenz; die Arbeiten, die er hier in$ wieder versammelt und flogen in großen Kreisen und zuletzt weit fort, doch blieb wenigstens einer von ihnen, der jüngste, zurück. Der Schwan legte seinen Kopf in ihren Schoß und sie streichelte seine Schwingen; den ganzen Tag waren sie beisammen. Gegen Abend kamen die andern zurück und als die Sonne untergegangen war, standen sie in ihrer natürlichen Gestalt da. »Morgen fliegen wir von hier fort und dürfen vor einem ganzen Jahr nicht zurückkommen; aber wir haben beschlossen, dich nicht zu verlassen. Hast du Mut, uns zu begleiten? Sollten unser aller Flügel nicht Kraft genug haben, mit dir über das Meer zu fliegenÓ?« »Ja, nehmt mich mit!« rief Elise freudig aus. Die ganze Nacht brachte sie nun damit zu, aus der geschmeidigen Weidenrinde und dem zähen Schilf ein starkes Netz zu flechten; auf dieses legte sich Elise, und als nun die Sonne sich erhob und die Brüder in wilde Schwäne verwandelt wurden, ergriffen sie das Netz mit ihren Schnäbeln und flogen mit ihrer teuren Schwester, die noch im süßen Schlummer lag,$ ne wußte er treffend zu kopieren. Aber daran war das Glas schuld, welches ihm in die Augen geflogen war, das Glas, welcFes ihm in dem Herzen saß. Daher kam es, daß er sogar die kleine Gerda neckte, die ihn von ganzer Seele lieb Seine Spiele nahmen jetzt einen ganz anderen Charakter an, sie wurden mehr verständig. An einem Wintertage, als Schneegestöber eingetreten war, kam er mit einem Vergrö«erungsglase, hielt seine blauen Rockzipfel hinaus und ließ die Schneeflocken darauf fallen. »Sieh nun einmal in das Glas, Gerda!« sagte er, und jede Schneeflocke wurde ungleich größer und nahm sich wie eine prächtige Blume oder ein zehnzackiger Stern aus. Es gewährte einen herrlichen Anblick. »Siehst du, wie kunstreich!« rief Kay aus; »das bietet weit mehr Vergnügen und Stoff zum Nachdenken dar, als die wirklichen Blumen! Auch ist kein einziger Fehler an ihnen, sie sind ganz regelmäßig; wenn sie nur nicht schmelzen würden!« Nicht lange darauf kam Kay mit großen Fausthandschuhen und seinem Schlitten auf dem Rücken. Er flü$ berg.* _Universitaetsbibliothek_: Osthoff, Vom Suppletivwesen der indogermanischen Sprachen. Rede. 1899. 4. Rob. Wilh. Bunsen. Ein akademisches Gedenkblatt. 1900. 4. _Historisch-philosoph. Verein_: Neue Heidelberger Jahrbuecher. IX, 1. 1899. 8. -- *Karlsruhe.* _Baõ. Histor. Kommission_: Zeitschrift fuer Geschichte des Oberrheins. N.F. XV. l. 1900. -- *Kiel.* _Gesellschaft__ fuer Schleswig-Holsteinische Geschichte_: Zeitschrift. 29. Bd. 1900. 8. -- *Kopenhagen.* _Kong. Danske Videnskabernes Selskab._, Oversigt over det forhandlinger. 1899. Nr. 4-5. 1899. 8. _Societe royale des antiquaires du Nord_: Memoires. Nouv. Ser. 1899 8. -- *Laibach.* _Musealverein fuer Krain_: Mitteilungen XII, 1-6. 1899. 8. Izvestja. IX. 1-6. 1899. 8. -- *Leiden.* _Maatschappij der Nederlandsche Letterkunde_: Handelingen en mededeelingen. 1898/99. Nebst Bijlage 1899. 8. -- *Leipzig.* _Gesellschaft fuer saechsische Kirchengeschichte_: Beitraege zur Saechsischen Kirchengeschichte. H. 14. 1899. 8. -- *Luettich.* _Institut archeologique_:$ stschrift. 1900. 4. _Weidmann_'sche Buchhandl.: Achelis, Die Martyrologien, ihre Geschichte u. ihr Wert. 1900. 4. Muellenhoff, Deutsche Altertumskunde. IV, 1 u. 2. 1898-1900. 8. Er. Schmidt, Lessing. G7schichte seines Lebens u. seiner Schriften I. II. 2. Aufl. 1899. 8. Seeck, Die charakteristischen Unterschiede der Brueder van Eyck. 1899. 4. Suphan, Allerlei Zierliches von der alten Excellenz. 1900. 8. -- *Bielefeld.* _Velhagen & Klasing_, Verlagsbuchh.: Holm, Luebeck, Die Freie u. Hanse-Stadt. 1900. 8. Meisner u. Luther, Die Erfindung der Buchdruckerkunst. 1900. 8. Steindorff, Die Bluetezeit des Pharaonenreichs. 1900. 8. -- *Braunsberg.* _Handelskammer_: Jahresbericht f. d. J. 1899. 1900. 8. -- *Breslau.* _Handelskammer_: Jahresbericht f. d. J. 1899. 100. 8. -- *Bromberg.* _Handelskammer_: Jahresbericht f. 1899. 1900. gr. 8. -- *Bruenn.* _Verein "Deutsches Haus"_: Blaetter vom Deutschen Hause Nr. 3-9. 1891-95. 8. Nr. 13. 1900. 8.; Die Chronik der Landeshauptstadt Bruenn. II. 1. 2/3, III, IV. -- 1897. 8. Trau$ s h. Joachim und der h. Anna, darüber zwei Engelsfigg. mit dem Wappen Heþrzog Georgs und seiner Gemahlin; im Hauptfeld über dem Türsturz die Dreieinigkeit, der Gekreuzigte vor dem Schoße des Vaters, umgeben von 9 Engeln (Anspielung auf die 9 Chöre), tiefer der h. Franz und die h. Clara; in der Krönung Moses, Johannes, Adam und Eva, über der Giebelblume der Pelikan. Die ebenso klare alsfreie Komposition, die Energie der sehr persönlichen Stilisierung, der poetische Schwung der gegenständlichen Auffassung bringen dies Werk dem Besten der zeitgenössischen deutschen Kunst nahe. Stil und Signatur erweisen die Identität mit dem Meister des Hochaltars in Borna und der Ebersdorfer Pulthalter im Dresdener Museum. -- _Tür der »alten« Sakristei_; vollendet 1518 in der Zeit der Bauleitung durch Jakob v. Schweinfurt. Erstes größeres Werk der Renss. in Obersachsen; Formcharakter venezianisch, got. Erinnerungen fast ganz unterdrückt, wenn auch der neue Stil noch nicht ganz verstanden; der plastische Schmuck steht dem der »s$ z. [T. Ruine. Im Innern nur ein Treppenaufgang alt. *Neues Schloß*. 1754 von _St. Pierre_. Lang gestreckt, wenig tief, nur der 3 achsige Mittelbau in bedeutenderen Architekturformen. Eingangshalle und Treppenhaus verhältnismäßig bescheiden. Die Wahl der Gemächer ist groß, ihre Ausstattung entfernt icht so prunkvoll wie etwa in den geistlichen Fürstensitzen aus der ersten Jahrhunderthälfte. Die Mittel waren geringer, doch auch der Geschmack in der Wendung zum Intimen und Natürlichen. Im Festsaal Wandgliederung durch gekuppelte korinth. Pilaster von schwachem Relief; das Gebälk nicht verkröpft; Rokokoornament (von _Petrozzi_) nur an der flachen Hohlkehle; das Deckengewölbe (von _Wunder_) jetzt übertüncht. Hervorzuheben noch das Spalierzimmer, das Musikzimmer, die mit Cedernholz vertäfelte Speisegalerie. -- Ursprünglich alleinstehend der 1759 errichtete »italienische Bau«; der von _Petrozzi_ dekorierte Festsaal gibt eine wohlgelungene Verschmelzung von Rokokoformen mit Barockerinnerungen. *Opernhaus*. 1744-48, F$ ielleicht von derselben Hand _Grabstein_ eines kleinen Mädchens mit Blumen und Totenkopf. Im Chorbg. _Kreuzgruppe_ aus der Umgebung _Riemenschneiders_. Unter den _Altargeräten__ _ gute Augsburger Arbeiten des 17. und 18. Jh. -- Außen am Lhs. _Ölbergkap_. mit überlebensgroßen Figg. um 1620F. *Hl. Kreuz-Kap*. 1657. Flachgedecktes Schiff, stark ausladend. Qsch und 1/2kr. Apsis. Gute Altäre aus der Erbauungszeit, einer mit _Gemälde_ bez. _Oswald Onghers_ 1660. *Rathaus* 1706 vom Würzburger _Peter Zwenger_ in schwerem sp. Barock, Erdgeschoß und Hauptgeschoß wirkungsvoll kontrastiert. -- Hübsche _Wohnhäuser_ des 18. Jh. *Stadtbefestigung*. 15. und 16. Jh. Im ganzen Umkreis erhalten. 15 Rundtürme in Abständen von 60-80m. 3 Tore (das vierte abgebrochen). -- _Mariensäule_ 1660 und _Sebastianssäule_ 1773, vortrefflich. In einem Privatgarten bmkw. steinerne _Madonnenstatue_ 2. H. 14. Jh. Mehrere _Bildstöcke_ mit reichen und guten Skulpturen des 17. Jh. _EIBSTADT_ (Groß- und Klein-). UFrànken BA Königshofen. *Dorfkirchen$ vortrefflich, die Auffassung durchaus statuarisch. Grabstein Berld v. Vitztum 1478. Epit. Balth. Hirschbach 1583 von _H. Friedemann d. Ä._ Epit. Nacke 1587. Epit. _Mohr_ 1626. -- _Gemälde_: in der Saalfeld-Kap. Flügelaltar A. 15. Jh. -- _Abendmahlskannen_ von _Erasmus Wagner_ 1621 und _Andr. Jörg_ 1679. *Regler-K.* (Augustiner-Chorherren) M. 14. Jh. Vom rom. Bau die 2türmige WFassade (alt indes nur der südl. Turm). Ganz schlichte Anlage. Unvollständige Flachdeckbasilika; das nördl. Ssch. zum Kreuzgang geschlagen, darüber eine gegen das Hauptschiff sich öffnende Empore. Gestreckter platt geschlossener Chor. -- Großes doppelflügeliges _Altarwerk_ um 1480, an dem besonders die gemalten Teile bmkw.; früher irrigx_Wolgemut_ zugeschrieben; wohl von Erfurter Lokalmeistern (an Außentafeln, Innentafeln und Predella rei verschiedene Hände). An der Außenwand und sehr verwittert: _Epitaph_ des Heinrich Frimar 1417, Kreuzigungsgruppe, darunter 2 kleine Adoranten, geleitet von 2 Heiligen. *Augustiner-K*. (Augustiner-Eremi$ der St. Annakap. [Die ma. Ausstattung großenteils zu Grunde gegangen; wertvolle Reste im Museum und im Dresdener Altert.-Ver.] *Jakobi-K*. Angelegt im 1. Drittel 13. Jh., doch gänzlich um- und verbaut; um 1500 in 3sch. Hallenkirche verwandelt. -- _Altarwerk_ bez. _Bernhard Diterich_ 1610. -- _Kanzel_ 1564, schöne Sandsteinarbeit. -- _Taufstein_ bez. 1555 H. W. (_Hans Walter_), glänzend reiche Komposition, am Fuß vier Kindergestalten. (Dies Motiv war in der Gegend lange beliebt: um 1510 in Annaberg, 1610 in Dörntal,P1650 in Pfaffroda). In der Sakristei großes bar. Elfenbeinkruzifix, _Balth. Permoser_ zugeschrieben. *Nikolai-K*. Von der rom. Anlage des 13. Jh. die unteren und mittleren Teile der westl. Doppeltürme. LLetzte Überarbeitung 1752. An der NSeite ein schöner rom. Kopf eingemauert. -- Chor 1386. *Petri-K*. Von der rom. Anlage im SO der »Hahnen-Turm« erhalten; sonst Neubau 1401 und 1728. *Thümerei* (Chorherrenhof), 1484. Im Erdgeschoß schön gewölbte Räume, im Obergeschoß kunstvoll behandelte Balkendeck$ (nach Entwurf von _Welsch_?). Fresko im Festsaal bez. 1732. Die großartigen Gòartenanlagen z. T. örhalten. _JÖHSTADT._ K. Sachsen AH Annaberg. *Stadt-K.* 1675. -- _Altarwerk_ von _Andreas Petzold_ 1676, Holz, 6,3 m Br. : 9 m H., in der Mitte in lebensgroßen freien Figuren die Anbetung der _JÜCHSEN._ Sachsen-Meiningen Kr. Meiningen. *Dorf-K.* 1628. Hübsche, stimmungsvolle Inneneinrichtung. _JUNKERSDORF._ UFranken BA Hofheim. *Dorf-K.* Frgot. Turmchor mit umfänglichen _Wandgemälden_ aus M. 15. Jh. (rest. 1906), an der OWand Jüngstes Gericht; ferner S. Michael und Szenen aus der Geschichte von S. Georg, S. Bernhard, S. Veit. An der Untersicht des Chorbg. die klugen und törichten Jungfrauen. An der WWand des Lhs. S. Christoph u. a. m. Sämtliche Szenen auf weißem Grund mit roten Sternen. _JUNKERSDORF._ UFranken BA Ebern. *Dorf-K.* sprom. Anlage, Chor im OTurm mit Tonnengwb. -- Schönes *Fachwerkhaus* von 1617. _CABARZ._ Sachsen-Gotha LA Waltershausen. *Dorf-K.* 1670. Mit hübscher _Kanzel_. _KADITZ._ K. Sachsen AH D$ gten Typus von Zentralbauten; Gr. quadr. mit abgestutzten Ecken, durch Anbauten im O (Altarhaus) und W (Vorhalle mit Treppen für die Emporen) in Eck verwandelt. Kanzel über dem Altar. -- Die virtuos geschnitzten _Altarfiguren_ italienischen Stils vielleicht von _Andreas Petzold_. _KARLSFRIED._ K. Sachsen AH Zittau. *Burg*. Erb. von Kaiser Karl IV. 1357, von den Hussiten ausgebrannt. Die Ruine läßt wenig mehr als den Gr. erkennen. _KARLSTADT._ UFranken BAmtsstadt. *Pfarr-K.* Der einzige bedeutendere got. Bau im Bezirk. Radikaler Umbau einer sprom. Basilika, von welcher erhalten: der WTurm ganz, die unteren Teile der Umfassungsmauern des Lhs., die Vierungspfll. und die alte Sakristei. Im letzten Viertel des 14. Jh. der gestreckte Chor mit 5/8 Schluß (wohl von demselben Meister, wie der Chor der K. in Dettelbach), das Qsch. und das als Hallenkirche mit schlanken kämpferlosen Pfll. und Netzgwbb. behandelte Lhs. Im WJoch steinerne Querempore. Das hohe Dach verdeckt die OSeite des schönen rom. Turm. -- 1614 _dekor$ fchen. Die Übertragung einer österreichischen Sitte nach Franken erklärt sich aus der Person des Stifters, des von hier gebürtigen Wiener Hofkammerrats v. Neuff. _LENGSFELD._ Sachsen-Weimar VB Eisenach. *Kirche* mit Benutzung eines Chors aus dem sp. Ma. erb. 1790, einheitlich klassizistische Ausstattung. *Zwei Schlösser*. Am älteren mächtige Ruinenreste aus Ma. _LEUBA._ K. Sachsen AH Zittau. *Dorf-K.* neu. Zahlreiche _Grabdenkmäler_ des 17. und 18. Jh. *Schloß.* Stattlich schlichter Bau um 1700, für H. Chr. v. Schweinitz. _LEUBACH._ UFranken BA Mellrichstad. *Dorf-K.* Einheitlicher Bau von 1795 mit hübscher Fassade und Mittelturm. _Ausstattung_ feine Rok.Altäre (aus Kloster Bildhauen stammend). _LEUBEN._ K. Sachsen AH Dresden-N. *Dorf-K.* neu; aus der alten _Glasgemälde_ von 1512 und das schöne _Denkmal_ des Hans Dehn v. Rotfelser (aus der Frauen-K. zu Dresden). _LEUBEN._ K. Sachsen AH Oschatz. *Schloß* um 1770, kleiner Bau von vornehmer Haltung; rok. Möbel, Porzellan, Bildnisse. _LEUBINGEN._ Pr. Sachsen Kr. $ weifel nicht unterdrückt werden. Mehreres spräche dafür, daß ursp. ein Zentralbau geplant war: die Herrschaft der älteren Ritterorden, die Bestimmung als Grabkirche, de, Schulzusammenhang mit Trier, die sehr erkennbaren Unsicherheiten im Anschluß der OTeile an die WTeile, besonders zwischen dem ersten und zweiten Joch. Wenn auch der OBau dem Bau in Haina m. E. vorangeht, so dürfte doch die Idee der Hallen-K. von dort entlehnt sein. -- Die Fassade ist sehr einfach gehalten, wesentlich auf die ausdrucksvolle und harmonische Führung der großen Linien vertrauend. Wenig stimmt nur d!s von der Cölner Schule beeinflußte große mittlere Prachtfenster, noch weniger der überreich geschmückte westl. Staffelgiebel. Das WPortal gehört wohl der Bauzeit kurz nach 1270. Es ist besonders zu beachten, als eine von französischen Vorbildern unabhängige, die rom. Portalidee in got. Formen übersetzende Lösung. Die Portale der Langseiten (um 1255) noch rundbg. -- Die Rest. M. 19. Jh. ist ohne feineres Stilgefühl durchgeführt und hat$ gszweck wog nicht ausschließlich vor, so daß einem großartigen Saalbau (voll. 1311) und einer ansenlichen Kapelle (gew. 1288) Raum gegeben wurde. Diese beiden Bauten sind das Bedeutsamste, was die deutsche Scloßarchitektur der früheren Gotik im Sinne des Kunstbaues geleistet hat. Der _Saalbau_ hat über dem hohen Keller zwei Hauptgeschosse. An der gegen den Abhang liegenden W- und NSeite ist er durch starke Wandpfll. verstrebt, die sich an den Ecken turmartig verstärken und über dem Dachgesims in freistehende 8eckige Türmchen mit Wendeltreppen auslaufen. (Die Spitzdächer neu, vorher welsche Häubchen.) In der Mitte der NSeite ein Risalit mit Staffelgiebel. Künstlerisch der wichtigste Bestandteil ist der das ganze Obergeschoß einnehmende sogenannte Rittersaal (33,5 l., 14 br., 7,8 h.). Seine Anlage nahe verwandt derjenigen der Klosterrefektorien. Eine mittlere Reihe von 4 Pfll. teilt den Raum in 2 Sch., die von 2 × 5 quadr. Gwbb. überspannt werden. Die kräftigen, unter sich gleichen Rippen (im Profil geschärfter$ *Pfarr-K.* Anlage die typische des Ma.: 1sch. mit eingezogenem Turmchor; der letztere 1497, das Lhs. 1711 erneuert. -- *Pfarrhaus*. Fachwerkbau M. 17. Jh. -- Schloß. 1663 erneuert, Rck. mit 4 Ecktürmen, geschweifte Kuppeldächer. _Hofportal_ reich geschmückt, doch von roher Arbeit. _Stuckdecke_ 1670. _MARKERSDORF._ K. Sachsen AH Rochlitz. *Dorf-K.* sprom., wenig verändert. Glocke 13.-14. Jh. [Altarwerk von _Jak. Müller_ im Museumg des Sächsischen Altert. Ver. in Dresden.] _MARKRÖLITZ._ Pr. Sachsen Kr. Querfurt. *Dorf-K.* Großenteils Neubau 1694. Bmkw. _Epitaph_ für Friedrich und Margaretha von Burkersroda ({~DAGGER~} 1570, 1582) bez. _HK_; von derselben Hand (der man auch in Freêburg und Zorbau begegnet) der reiche und geschmackvolle _Taufstein_ von 1599. _MARKSUHL._ Sachsen-Weimar VB Eisenach. *Kirche* 1667, 1sch., mit hölzernem Tonnengwb. 2 Geschosse Emporen auf geschnitzten Rundsäulen. Gerader Chor mit Kreuzgwb. Geschnitzte _Kanzel_, ehemals auf einer Figur des Moses stehend; diese jetzt im Thüringer Museum$ dtbefestigung* 1457. _THEUMA._ K. Sachsen AH Plauen. *Kirche,* ehem. des Deutschordens. 1sch. Gewölbebau um 1400. -- Vierflügeliges _Altarwerk_ A. 16. Jh. _THIERBACH._ K. Sachsen AH Plauen. *Dorf-K.* in großem befestigtem Kirchhof. -- _Altar_ und _Deckenstuck_ mit biblischen Darstellungen um 1680. _THIERSTEIN._ OFranken BA Wunsiedel. *Burg.* Umfangreiche Ruine mit hohem Bergfried; zerst. 1553, rist. 1640, verbrannt 1725. _THOSSEN._ K. Sachsen AH Plauen. *Dorf-K.* Vierflügeliges _Altarwerk_ um 1500; über der Predella die liegende Stifterfigur. _TRENA._ K. Sachsen AH Grimma. *Dorf-K.* rom. Anlage. Stattlicher spgot. _Schnitzaltar_, wohl aus dem Klst. Eiche. _THULBA._ UFranken BA Hammelburg. Ehem. *Benedikt.-Nonnen-Klst.* Gegr. 1127. Das Klst. im Bauernkrieg zerstört. Die rom. Kirche erhalten, stattliche kreuzf. Pfeiler-Basilika. Im Lhs. ein Teil der Stützen ausgebrochen, vielleicht urspr. Stützenwechsel. Rest eines Kreuzganges mit Würfelknaufsäulen. -- Rok. Ehem. *Propsteihaus* (jetzt Pfarrhaus) 1701; rest. 173$ lage von Doppelemporen führt; dieselben ruhen auf Flachbögen, die zwischen die einwärts gezogenen Strebepfll. gespannt sind; die Decke ist eine abgeflachte Tonne mit Rippennetz. Kein abgesonderter Altarraum. Die Kanzel am Mittelpfeiler der SSeite. -- Der prachtvolle _Altaraufsatz_ stammt aus der Schloß-K. zu Dresden; keine Künstlerbezeichnung; Art der _Walther_. Eine dekorativ vorzügliche Arbeit die _Dedikationstafel_ mit dem Porträt Luthers zwischen denen der Prinzen Joh. Wilhelm und Joh. Friedrich, gegossen 1545 durch _Wolf_ und _Oswald Hilger_. _TRAGNITZ._ K. Sachsen AH Döbeln. *Dorf-K. Spgot. flachged. Schiff mit verhältnismäßig großem Chor. Das Innere im 17. Jh. umgestaltet, mit seiner gemalten Felderdecke, seinen Emporen, Stübchen und Stühlen »wohl das malerischste in Sachsen«. Der _Altar_ 1659 von dem Bildhauer _V. Otte_ und dem Maler _J. Richter_ (vgl. _TRAPPSTADT._ UFranken BA Königshofen. *Schloß* (frWüher v. Bibra) um 1700. Ein älterer Bau von 1616. Guter, großfiguriger Ofen. *Dorf-K.* Gleichzeitig$ . Sie bestand aus Hugo Loersch, Cornelius Gurlitt und Adolf von Oechelhaeuser. Fuer Loersch, dessen Tod wir im Jahre 1907 zu beklagen hatten, trat Paul Clemen ein. Die Jahre des Zusammenarbeitens mit ihnen werden mir stets in dankbarer Erinnerung Jetzt mit der zweiten Auflage tritt das Handbuch unter die Fuersorge des Deutschen Vereins fuer Kunstwissenschaft. Die grundlegende erste Bearbeitung hatte notwendig das Werk eines einzelnen sein muessen; die nun folgende nachpruefende und ergaenzende Kleinarbeit ist nur denkbar in der Verteilung auf viele. Das Einfachste und Wirksamste waere, wenn die Herren Konservatoren es sich zur Gewohnheit machen koennten, bei ihren amtlichen Denkmaelerbesichtigungen und bei ihrer Kenntnisnahme von der lokalen Forschung stets einen Blick auf das Handbuch zu werfen und die ihnen noetig erscheinenden Bericqhtigungen und Nachtraege gleichlaufend einzuzeichnen. Amf diese Weise wuerde ohne besondere Muehewaltung, fast automatisch, die Sammlung des Materials sich bewerkstelligen lass$ es Stueck Monstranz von _Joh. Zeckel_ (Augsbg), um 1700. *Klostergebaeude* 1616-20, 4fluegelige Anlage in einfachster *Rathaus* A. 16. Jh. An der Fassade (Langseite) baut sich nicht ohne monumentale Wucht eine doppellaeufige Freitreppe auf, ueber dem Podest eine Laube und ueber dieser ein polyg. Choerlein; die einfach behandelten Fenster asymmetrisch verteilt; die Giebel der Schmalseiten mit derber Blendengliederung. Das Innere grossenteils veraendert, gut erhalten und bmkw. die Ratsstube mit Erker und Vorplatz; got.-renss. Kompromiss. *Stadtbefestigung* vollstaendig erhalten, wenn auch in broeckligem Zustande. 36 vollrunde Mauertuerme in Abstaenden von 26-30 m. Gewoehnlich folgt auf 2 kleinere ein groesserer. Von den einst 5 Toren noch zwei. _DIEBACH._ UFranken BA Hammelburg. *Pfarr-K.* Rom., A. 13. Jh. Kreuzfoermiger Chor im Ostturm. Querschiff und Langhaus stark veraendert. -- 3 spaetégot. _Holzfigzg._ E. 15. Jh. _DIEDORF._ Sachsen-Weimar VB Dermbach. *Dorf-K.* Einheitlich 1785. Altar, Taufstein, Kanzel un$ eben ein gestrecktes etwa¨s verschobenes Rechteck. Das Erdgeschoss (das sich allein in ursp. Gestalt erhalten hat), wird durch toskanische Saeulen rdndum in zwei Schiffe geteilt; erhalten ferner 2 Tore gegen W in Rustikaarchitektur. *Zwinger*. 1711-22 von _Matthaeus Daniel Poeppelmann_ (1662 bis 1736). Die monumentale Gestaltung eines Renn- und Festspielplatzes, dergleichen um jene Zeit in Florenz, Wien und Paris oefters, in Dresden selbst im Jahre 1709, in provisorischer Holzkonstruktion zur Ausfuehrung gekommen waren. Etwas von der phantastischen Pracht der Buehnenarchitektur ist auf die Anlage uebergegangen, aber gemaessigt durch eine hohe, klare und fuer den gegebenen Zweck ueberaus glueckliche Grundrissdisposition. Den Zwinger von der SWHauptpforte betretend, hat man vor sich einen Hof von 106 m Tiefe und 107 m Breite; aus den Langseiten treten Fluegel mit Segmentbogenschluss hervor, wodurch das Ganze kreuzfoermige Gestalt erhaelt, mit Erweiterung der Querachse auf 204 m. Die dem Eingang gegenueberliegen$ ikchen Art, doch von stattlichen Abmessungen; WTurm schmal rck. in gleicher Breite mit dem Sch. _LUSAN._ Reuss j. L. LA Gera. *Dorf-K.* Quadr. Chor mit 1/2-kr. Apsis romanisierend frgot., 1sch. Lhs. _LUeTZEN._ Pr. Sachsen Kr. Merseburg. *Stadt-K.* bez. 1488; 3sch., jetzt ohne Gwb. _MACHERN._ K. Sachsen AH Grimma. *Dorf-K.* spgot. 1615. -- Zahlreiche _Denkmaeler_, meist der Familie v. *Schloss* 16.-18. Jh. Im Park (seit 1760) ein dorischer "Tempel der Hygieia" und eine "Ritterburg", in welche manche alte Bruchstuecke eingebaut sind. _MAGDALA._ Sachsen-Weimar VB Weimar. *Dorf-K.* des 14. Jh., grosse 1sch. Anlage, oft veraendert. -- Mehrere _Gedenktafeln_ aus 17. Jh. _Kanzelbau_ 1739. *Rathaus* mit schoenem renss. Portal 1571. _MAIBACH._ UFranken BA Schweinfurt. *Dorf-K.* nachgot. 1613-1617. Hochaltar klassiz. um 1780. Nebenaltaere schweres Rok. um 1750. _MAIDBRONN._ UFranken BA Wuerzburg. Ehem. *Cistermc.-Nonnen-Klst*. Gegr. 1232, im Bauernkrieg beschaedigt und noch im 16. Jh. aufgeloest. Der vorhandene, ziemli$ ur halben Vierung vorspringend. Graetige Kreuzgwbb. Die 3 Apsiden aussen und innen polygonal. Dieselbe Gestaltung des Bogenfrieses kommt an den aeltesten Teilen des Magdeburger Doms vor. Das Lhs. hat spitzbg. Arkaden von geringer Hoehe; die Pfll. quadratisch mit 2 kraeftigen 3/4 Saeulen unter den Bgg.; die/ Kaptt. kelchfoermig, undekoriert; die maechtige Deckplatte mit dem umgekehrten Profil der attischen Basis. Alle Fenster rundbg. -- Aeltere Ansichten zeigen einen niedrigen Vierungsturm; dagegen fehlen die im Gr. indizierten WTuerme; vielleicht waren sie schon zerstoert, vielleicht auch unausgefuehrt geblieben. -- Die _Klausur_ lag ungewoehnlicherweise auf der NSeite. -- Aeltere Besucher sahen an den Pfll. gemalte maennliche und weibliche Gestalten mit Kronen; bei Anfeuchtung noch heute schattenhaft sichtbar, dasí begleitende Ornament weist auf 13. Jh. *Dorf-K.* Reste von spgot, Altarplastik und grosses Holzrelief mit Beweinung Christi 1500. Von der ehemaligen *Kaiserpfalz* ein Torweg und Mauerreste von 5 m$ In der Mauerdicke, die die kolossale Staerke von 7 m erreicht, oben im 3. Geschoss eine kleine rom. Kapelle (H. 3,54 m, Durchmesser 5 m). Dreikonchenanlage; an den Ecken zwischen schwachen Wandpfeilern, welche die Quergurten tragen, eingebundene 3/4 Saeulen, auf denen die Diagonalgurten ruhen; diese von einfach rechteckigem Grundriss; die Saeulen haben attische Basis mit den zum Ueberfang umgebildeten Eckblaettern der Spaetzeit; auch die rom. Mensa erhalten. Der WBergf³ied, ebenfalls aus Buckelquadern, ist ein etwas kleineres und einfacheres Seitenstueck zum noerdlichen. Die rom. Kapelle der OSeite einschiffig, flachgedeckt mit OApsis. Ueber dem WPortal, spaeter eingefuegt, 2 gute _Grabsteine_ des 3. Jh., wahrscheinlich eines Herrn von Rieneck und seiner Frau. _RIESA._ K. Sachsen AH Grossenhain. Ehem. *Benedikt.-Nonnen-Klst.* Einfache spgot. Kirche, 1848 durchgreifend erneuert. Am OFluegel des Klst. (Brauerei) die kleinen renss Fenster der Nonnenzellen. Im NFluegel Refektorium mit schoenem Kreuzgwb. Der SFlue$ , blauschimmernde Joppe. Über der Schulter hängt an einem dünnen Bindfaden eine alte verbeulte Botanisiertrommel. Ein paar Klettersporen, nachlässig in Zeitungspapier gewickelt, gucken ihm aus einer Tasche und aus der andern baumeln die Enden einer selbstverfertigten Strickleiter. Der Mann ist Leuchtturmwärter auf einem kleinen Leuchtturm weit draußen am Auslauf der Förde. In seiner freien Zeit, oder wenn er die Aufsicht über den Leuchtturm seiner Frau übergeben kann, ist er ein eifriger Trapper -- heute ist er auf dem Jagdpfad. Sein Bezirk reicht so weit, wie der Himmel blau ist. Im Frühling durchpflügt er alle Wälder nach Raubvogeleiern und alle umliegenden Heiden, Moore und Sümpfe nach andern Vogeleiern. Er begnügt sich nicht mit nur einem einzelnen Ei von jeder Art, nein, er hat Verwendung für mehr und nimmt selten weniger als das vollzählige Gelege. Im Sommer, wenn die Vögel ausgebrütet haben, findetman ihn wieder; jetzt ist er darauf aus, daunige Junge9 in den verschiedenen Stadien zu beschaffen. Er sam$ Flug in die hohe Luft sonst nicht Sache der Eule ist, steigt und steigt sie -- sie muß fort von der Anziehungskraft der Erde und der Sturmesgewalt, hoch hinauf, wo sie ungehindert gleiten kann, wenn auch in einer selbst für sie wahnsinnigen Eile. Eindrücke und Empfindungen sausen durch ihr Gehirn; sie drängen sich auf, gewinnen Platz, werden beiseite gestoßen und gewinnen abermals Platz, und während alledem kämpft sie -- _sie_, der lebende Ballon -- mit ihrem noch immer gleich mordlustigen Passagier in der Gondel. Klein-Taa, dem schon gleich zu Anfang Strix' Klauen durch die Eingeweide gedrungen sind, wühlt ununterbrochen in ihrer Brust und ihren Flanken herum, aber ihm fehlt‡eine Stütze für seinen Hnterkörper, seine Bisse gelangen nicht auf den Grund, er reißt ihr nur große Büschel Federn und Hautstreifen aus. Strix ihrerseits arbeitet mit der ganzen Willenskraft des Selbsterhaltungstriebes. Zäh und ausdauernd klemmt sie die Horndolche tiefer und tiefer in die Seiten des Marders und zapft Blut aus seiner Br$ er natürlichNn Ordnung vorhanden sei. Endlich dachte ich, wenn die menschliche Gesellschaft nach der Ansicht Montesquieu's 'von einer Krankheit der Entkräftung, einem inneren Uebel, einem geheimen versteckten Gift' behaftet sei, man ein Heilmittel finden könne, wenn man die von unseren Philosophen bisher innegehaltenen Wege vermeide. So machte ich zur Regel meiner Untersuchungen: _den absoluten Zweifel und die absolute Vermeidung bisher beschrittener Wege_ ... Da ich bisher keinerlei Beziehungen zu irgend einer wissenschaftlichen Partei hatte, so war es mir um so leichter, den Zweifel unterschiedslos anzuwenden und Ansichten it Mißtrauen zu begegnen, die bisher universelle Zustimmung gefunden hatten. Was konnte es Unvollkommeneres geben, als diese Zivilisation mit allen ihren Uebeln? Was war _zweifelhafter, als ihre Nothwendigkeit und künftige Dauer_? Wenn vor ihr schon drei andere Gesellschaften bestanden, die Wildheit, das Patriarchat und die Barbarei, folgte daraus, daß sie die letzte sei, weil sie die vie$ zsuchen der Höfe bei den Feinden ihrer Unabhängigkeit aus Furcht vor dem Liberalismus, »diesem Schlimmsten, was ihnen begegnen könne«; (heilige Allianz, Kongresse von Aachen, Troppau, Laibach, Verona, Karlsbader Beschlüsse, auf diese und ähnliche Vorkommnisse spielt Fourier hier an); die Mißhelligkeiten unter den verschiedenen Klassen der Bürger in Folge der Wahlkämpfe; das Wachsthum der Staatsausgaben in Folge des Kampfes der Regierungen gegen die Völker u.s.w. Fourier verwahrt sich dagegen, daß er ein Vertheidiger des Absolutismus sei, wenn er die Uebel des herrschenden Systems bloslege; er kritisire, um zu zeigen, daß weder das Bestehende noch das Vergangene das Glück der Menchen geschaffen und beweise, daß man die jetzige Phase so rasch als möglich verlassen müsse. Er nenne den Liberalismus falsch, weil er einen politischen Rückschritt unter volksfreundlicher Maske, die Herrschaft der Oligarchie erstrebe _und immer die seinen Versprechungen entgegengesetzten Wirkungen erzeuge_. Die Liberalen suchten sich $ Welt, nie eine neue Idee_. Fourier hat hier mit wenig Worten den Liberalismus schlagend gekennzeichnet; er hat nichtsdestoweniger nach zwei Seiten Unrecht. Er hat Unrecht, wenn er sagt, der Liberalismus schade sich selbst, weil er durch seine Kampfweise den Monarchen und den Konservative‡n vor den Kopf stoße. Das ist derselbe Vorwurf, den in unserer Zeit die vorgeschrittenen Liberalen den Sozialisten machen. un kann aber keine Partei aus ihrer Haut, sie kämpft für die Ideen und Interessen, die ihre Lebensbedingungen bilden; ob sie dabei einen der Gegner, mit dem sie gewisse gleiche Ziele hat, verletzt und einschüchtert, kann nicht in Frage kommen. Jede aufstrebende Partei, die für ihren Sieg kämpft, ist für die alten Parteien eine Gefahr, weil der Sieg der neuen Partei die Verdrängung der alten Parteien und ihre Hinauswerfung aus der innegehabten Position bedeutet. Darüber täuscht sich keine Partei, die an der Herrschaft ist, und namentlich dann nicht, wenn ein unversöhnlicher prinzipieller Gegensatz zwische$ en Revolution für alle vorwärtsstrebenden Geister in der ganzen Kulturwelt erlangte, mußten auch die Erscheinungen in der sozialen Bewegung, die namentlich nach der Restauration mit der Entwicklung der ökonomischen Verhältnisse immer mehr in den Vordergrund tratä, lebhafte Beachtung finden. Der Kapitalismus begann in allen Ländern Europas immer mehr Wurzel zu schlagen und sein Produktionssystem auszubreiten. Damit kamen selbst für den oberflächlichen Beobachter eine Reihe von Erscheinungen zu Tage, welche die Selbstzufriedenen beunruhigten, die Vertreter und Anhänger der kleinbürgerlichen Wirthschaftsform aber in größte Aufregung versetzten. Man sah vielfach schwärzer in die Zukunft, als es durch den Gang der Dinge sich rechtfertigte. Der pessimistischen Schwarzseherei der Einen stand die optimistosche Schönfärberei der Anderen gegenüber. Zwischen diesen beiden Lagern stand eine kleine Zahl von kritischen aber ideal angelegten Geistern, welche weder dem »Kreuzige« der einen Seite, noch dem »Hosianna« der ande$ Cajetan war, drei Tage vor den andern, aus Rom gekommen und wohnte bei Lamberg, Borsati und Hadwiger logierten in einem entzückenden kleinen Hotel unten am Seeufer, eine Wegviertelstunde von Lambergs Villa entfernt. Es war an einem Nachmittag, die Freunde saßen teetrinkend im Gartenhaus unter mächtigen Ahornbäumen, und Cajetan hatte eben erzählt, daß er bei der Gräfin Seewald, der Schwester des Fürsten Armansperg, eine Visite gemacht und Franziska dort gesehen und flüchtig gesprochen habe, als sie selbst den Wiesenweg heraufkam, in ihrer herrlich aufrechten Haltung, mit dem blauseidenen Überwurf und dem bunten Hut wie eine wandelnde Blume anzusehn. Sie begrüßte die Freunde, sie nahm Platz,begehrte Tee zu trinken und plauderte in der lebhaft erregten Art, die innere Unruhe und Hast verbergen will. »Wie steht es nun? wirst du uns also verlassen?« fragte Borsati mit zärtlóichem Vorwurf. Franziska erwiderte weich: »Ihr sollt ein Andenken von mir haben.« -- »Wir haben es immer,« versicherte Borsati galant. Sie li$ it sich zu Rate. Im vergeblichen Schmachten sah sie das Schädliche, es war ein Suchen in der Finsternis. Trauernd¯mußte sie eine Gewalt anerkennen, die Körper und Geist auch des Edelsten unterwirft und unabwendbar ist wie der Frühlingssturm. Sie fürchtete für den Sohn Ödie schmerzlichen Regungen einer Sehnsucht, die von Scham begleitet ist; das trübgestimmte Wesen verlangte nach einem reinigenden Feuer, wenn es nicht die Lauterkeit des Herzens vernichten sollte. Hier war zu handeln schwer, den Dingen ihren Lauf zu lassen noch schwerer. Irgend eine Frau, eine Fremde, Ungeprüfte, Undurchschaubare in den Bezirk dieses vergötterten Lebens treten zu sehen, konnte kaum in der Vorstellung ertragen werden, es zu wünschen oder zu befördern, schien ein Verbrechen. So führte Frau von M. einen jungen Menschen ins Haus, dessen Familie sie kannte, und dessen Eigenschaften ihr gerühmt worden waren. Seine Offenheit und Herzlichkeit gefielen ihr, und der junge Robert schloß sich ihm sogleich mit rückhaltloser Freundschaft an.$ Abreise getroffen, und in der Nacht befandJn sie sich an Bord eines Schiffes, das nach Marseille fuhr. Jetzt kam Schlag auf Schlag. Sie wohnten in einem Haus außerhalb der Stadt, in dem es bei Tage friedlich herging, aber in der Nacht kamen Herren aus der Stadt und blieben bis zum Morgengrauen beim Glücksspiel. Riccardo mußte Anlaß haben, sich zu verbergen,denn er überschritt wochenlang die Schwelle nicht. Wenn die Sonne emporstieg, saß er allein und überzählte gleichmütig seinen Gewinnst. Oft vernahm Franziska in ihrem Gemach heiser streitende Stimmen, und um die Marter des Lauschens zu mindern, wühlte sie den Kopf in viele Kissen. Einmal lag ein junger Mensch, aus tiefer Wunde blutend, an der Gartenmauer, und sie sah, wie seine Genossen ihn zu einem Automobil trugen und mit ihm fortfuhren. Ein andermal hinkte Riccardo zur Tür herein und befahl ihr, daß sie sich seinen Freunden als Wirtin präsentiere. Sie weigerte sich. Er riß sie mit teuflischer Kraft vom Lager herunter und hob den Arm gegen sie. Sie lächel$ wenig verlockend mögen sie in dieser Zeit dumpfer Gewitterschwüle gewesen sein! --, trieb ihn zu diesem raschen Entschluß: sein tief verletzter Stolz allein hieß ihn handeln.[34] Und sein Entschluß war berechtigt; sStarrköpfig und falsch wurde seine Handlungsweise erst, als Napoleon ihn zu bleiben bat und er dennoch den Weg heimwärts fortsetzte. Im August kam er in Kassel an, zwei Monate später kehrten die traurigen Reste der westfälischen Armee in die Heimat zurück, durchzogen die jammervollen, von Frost und Hunger, Krankheit und Verwundungen gezeichneten Gestalten, die letzten Glieder der großen Armee, plündernd, stehlend und bettelnd das erschöpfte Land. Und schon wurden von Paris neue Forderungen lau,: Magdeburg sollte mit 20000 Mann besetzt und auf ein Jahr verproviantiert werden, eine neue Armee galt es zu schaffen, ohne Aufenthalt Bataillone und Eskadronen formieren![35] Jerome wußte es: das war das Ende, und entrüstet wandte er sich an Reinhard, der ihn zur Eile in der Erfüllung der kaiserlichen Befe$ eils nackt oder höchstens mit einzelnen Borsten besetzt. =Lebensweise=. Die Fliegen findet man selten auf Blüthen und Bäumen, meist auf Blättern niederer Pflanzen, an Planken und Fenstern unserer Wohnungen. Sie haben einen nur kurzen Flug und fliegen überhaupt sehr ungern, laufen aber dafür mit einer ungeheuren Schnelligkeit umher. Von der Lebensweise der Larven gilt hier dasselbe, was schon früher bei der ganzen Familie erwähnt wurde. =Geographische Verbreitung und Artenzahl=. In Europa in allen Ländern verbreitet. Die Artenzahl der bis jetzt bek½annten beträgt über achtzig, so dass also das Genus Phora bei Weitem die meisten Species der genannten Familien umfasst.[35] PHORA INCRASSATA _Meigen_. Tafel I. Fig. 4-6. Meigen, Syst. Bearb. der zweifl. Ins. Tom. VI. pag. 212. Taf. 65. 5. Fallen, Diptera, Suec. Phytomyz. pag. 6. (Var. Mordellaria). Schiner, Fauna Austriae., Diptera, pag. 338. =Charakteristik=. Glänzend schwarz, HinterSeib matt grau, der erste Ring weisslich, die Einschnitte der mittleren$ Wie aber? Halten's viele nicht in Händen Und hüten's wohl und schätzen's nach Gebühr? Es macht oft reich, es kann Geschicke wenden, Und pflegt oft zu erschließen Weg und Tür. Doch bringt es auch auf Erden rings Gewinn -- Ein Windhauch trägt's dahin. Ihm ist's gegeben, große Macht zu üben, Nach dunkler Nacht kündet es orgenglanz. Und doch vermag's, den klaren Blick zu trüüben, Und unsrer Seele nicht genügen kann's. Wo es regiert, herrscht nicht der Wahrheit Licht -- Es ist und ist doch nicht. 82. Einer ist's, der zu erwerben Strebet holden Lebenspreis. Jener ist's, der in sich selber Halt und Maß zu finden weiß. 83. Mit i gehört es dem Erdreich an, Ein Zeuge von fernesten Tagen; Von Sturm und Wettern, Gluten und Eis Weiß es dem Forscher zu sagen. Naturgebilde, ein Schätzehort, Nützet die Menschheit es fort und fort. Mit r verließ es uns nächtlicher Weil'. Fühlst du dich auch noc$ so konnte man kaum das eigene Wort verstehen. Die Mutter führte Herrn Hartwig ins Zimmer und im Vorbeigehen faßte sie einen ihrer Jungen und flüsterte ihm zu: Es ist ein Hausherr da, rufe den Vater, und mache, daß man euch nicht Das wirkte; die Kinder wußten ja, um was es sich handelte. »Ein Hausherr,« so ging's von Mund zu Mund; alle Muøsik, aller Lärm verstummte, auf den Zehen schlichen sich die Kinder hinaus, lautlos wurden die Türen geschlossen, eine ungewohnte Stille herrschte im Haus. Herr und Frau Pfäffling waren allein mit dem Schreinermeister Hartwig. »Wenn Sie noch keine Wohnung gefunden haben,« sagte dieser, »so möchte ich Ihnen eine in meinem Hause anbieten, draußen in der Frühlingsstraße. Platz genug gäbe es da, und es schadet auch nichts, daß Sie zehn Kinder »Sieben, sieben, bloß sieben,« riefen die beiden Eltern wie aus einem »Um so besser, uns hat man von zehn gesagt; es hat sich halt so herumgesprochen in der Stadt und darüber haben sich die Kinder vermehrt. Es ist ein großer Holzplatz am Hau$ rmehrung des gesamten Betriebskapitals angewiesen, die eine wachsende Bevölkerung und die Steigerung der wirtschaftlichen Tätigkeit erfofdern, anderseits aber ist darauf auch anzuweisen die Deckung der nicht-anschlagsmäßigen Aufwendungen, zu denen gegenwärtig u. a. auch der Verbrauch der menschlichen Arbeitskraft in der Wirtschaftstätigkeit noch gehört. Im übrigen aber hat er als Reserve zu dienen zur Deckung des Defizits, welches zeitweiliger Rückgang der Wirtschaftstätigkeit für einzelne Perioden an Stelle jenes Überschusses ergeben kann, also als Ausgleichungsfonds für die unvermeidlichen Schwankungen im Haushalt des Volks. Die Sozialdemokratie mag den in der Summe der _überschüssigen_ Unternehmergewinne gegebenen durchschnittlichen Gesamtüberschuß der Volkstätigkeit seiner absoluten Größe nach wohl hoch üb2erschätzen, weil sie ziemlich alles dazu rechnet, was außer dem eigentlichen Arbeitslohn noch tatsächliche Ausgabeposten sind. Er ist aber sicher vorhanden -- man muß ihn nur nicht da suchen, wo er nich$ ige vererblich, deren wesentlicher Ernährer der Berechtigte zur Zeit seines Todes war. Eine Abtretung und Verpfändung ist auch, insoweit die Bestimmungen des Lohnbeschlagnahmegesetzes und der C.P.O. nicht entgegenstehen, nur mit Genehmigung der Firma =Ist der Anspruch von der Firma bestritten, so kann nur auf Gewährung der Entschädigung _oder_ Zurücknahme der Dienstentlassung geklagt werden. Wählt die Firma die letztere, so hat sie für die Zeit von der Entlassung bis zur tatsächlichen Wiedereinstellung das Gehalt oder Lohn fortzugewähren.= [SÄdenote: Erlöschen des Anspruchs auf Abgangsentschädigung.] =Der Anspruch erlischt, falls er nicht binnen 2 Wochen nach dem Ausscheiden geltend gemacht und erforderlichen Falles binnen weiteren 4 Wochen eingeklagt wird.= [Sidenote: Verlust des AÕspruchs auf Abgangsentschädigung bei Verschulden.] Der Anspruch auf die in § 77 festgesetzte Abgangsentschädigung ist wegen schuldbarer Veranlassung nur dann hinfällig, wenn die Auflösung des Dienstverhältnisses seitens der Firma $ de zu Stein und stand still. "Rauen", der Fuchs, glotzte aus dem schweren, spanischen Sattelzeug heraus Edvard an; er traute seinen eigenen klugen Augen nicht. Dem Vater erging es augenscheinlich ebenso; denn sein runder Kopf in der grauen Wollmütze streckte sich weiter und weiter über den Pferdehals vor, bis er sich mit beiden Händen auf den Sattelknopf stützen mußte. Dieser pudelnasse Bursche mit dem Pelzklex auf dem Kopf -- der dort, blaß und erschrocken, wieein Gespenst mitten auf der Straße stand -- war das der Junge, der um diese Zeit zu Hause sitzen und seine Aufgaben machen sollte, bevor er sich überhaupt rühren durfte? Am Samstag nachmittag? In solchem Wetter, bei solchem Schmutz, und so leicht gekleidet -- hier draußen auf dem Weg nach Store-Tuft? Und das ohne Erlaubnis? "Hölle und Teufel, was treibst Du hier?" Das Pferd blieb stehen; der warme Atem füllte die Luft rings um den Jungen und hüllte ihn in Nebel und einen unangenehmen Schwlißgeruch. Edvard vermochte sich nicht zu rühren, wagte nicht zu $ "Das trifft sich gut," sagte er --"eben geht der Mond auf." Sie dachte, sie würden einen von den Schlitten nehmen, die da standen, oder den Wagen, der eben kam. Es war Glatteis gleich vor der Haustür, und sie stieß einen kleinen Schrei aus, schritt aber tapfer aus. Inzwischen fuhr ein Schlitten nach dem andern davon und zuletzt auch der Wagen. "Fahren wir nicht?" fragte sie. Der Schelm lachte; er habe es sich gerade so hübsch gedacht, zu gehen. Sie versuchte ihre Enttäusc’hung zu verbergen; aber nach einigen verzweifelten Versuchen bat sie ganz rührend, sie wollten doch fahren. Ihm fiel ein, wie ängstlich sie das erste Mal gewesen war, und unter Gewissensbissen versicherte er, sie würden nur bis zum nächsten Halteplatz Ãgehen, der nicht weit entfernt war. Der Weg war nicht so besonders glatt, aber abschüssig; sie klammerte sich an seinen Arm, starrte geradeaus und stieß leise Schreie aus; etwas weiter wurde es schlimmer; die ganze Breite des Wegs war manchmal von Eis bedeckt, trotzdem auch hier einzelne sich$ d zwar gerade über einen seiner Füße, so daß auch er ausglitt und fiel -- der eine über den andern. Er machte seinem übervollen Herzen in einem Fluch Luft und war sofort wieder auf den Beinen, um ihr zu helfen. Aber sie lag regungslos, mit geschlossenen Es überlief ihn eisig. Eine Gehirnerschütterung? Er hob sie auf und legte sie über sein Knie, zog mit den Zähnen seinen rechten Handschuh aus und machte ihr den Kragen auf. Ihr Arm hing herunter, ihr Gesicht war totenblaß. Er öffnete ihren Mantel, um ihr Luft zu schaffen. Jetzt rührte sie sich. "Ragni!" flüsterte er. "Ragni!" und beugte sich tiefer auf sie herab, "süße, süße Ragni! Verzeih mir!" Sie schlug die Augen auf. "Verzeih mir, hörst Du!" In ihren Wangen stieg die Röte auf, ihre Hand griff nach dem Mantel, der offen war; sie hatte es also geYfühlt, nur in der Betäubung des Schreckens gelegen. Er konnte seine Freude nicht mehr zügeln, -- er zog ihren Kopf zu sich empor und küßte sie ein-, zwei-, dreimal. "O Du -- wie ich Dich liebe!" flüsterte er und küß$ , das verstehen vielleicht nicht alle; wie sag' ich gleich -- Erlaß? ... Nein, das genügt nicht. 'Gnadenerlaß'! Also:) Doch nicht, wie ein Heerführer Waffenstillstand gewährt oder ein König einen Gnadenerlaß, ist die göttliche Rechtfertigung; nein, das widerspräche der Allheiligkeit Gottes. Die Rechtfertigung ist allerdings eine Gnade; aber sie ist auch eine Gerichtshandlung. Sie muß eine rechtliche Grundlage haben, d. h. den Forderungen des Gesetzes, die Gottes eigene sind, muß _Genüge geschehen_." Eigentlich ist das doch sehr juristisch. Der Pastor sah in das Heft, das aufgeschlagen auf dem Pult zwischen den zwei Fenst]ern lag; er verglich es mit dem, was er in der Hand hielt. Dabei hörte er das laute Getöse des Dampfers, der jetzt gerade auf der Bucht unten vorüberfuhr. Er mußte aus dem Fenster spähen, und die Folge davon war, daß er, ohne es zu wissen, sich behaglich hinauslehnte. Die Sonne schien auf das weiße Leinwanddach des Dampfers, die Schaumlinie zwiÜschen Land und Insel war wie eine straffe Schnur$ ichen verlierst Du alles, was Du Dir hier erarbeitet hast; das kann ich Dir nur sagen." -- Kallem kannte sie so ganz wieder in diesen Worten. "Ja, natürlich ist es dumm, so etwas auszusprechen. Aber ist es nicht ebenso verrückt, einen Mann wie Kristen Larssen so zu plagen! Solang er noch bei Verstand ist, bestimmt niemand ihn, an eine¼Hölle zu glauben. Also sollen sie ihn doch in Ruhe lassen!" --"_Das_ verlangen sie doch auch gar nicht von ihm!" --"So? Und was denn?" -- "Das weißt Du so gut wie ich, Edvard. Und ich bitte Dich um Deiner selbst willen -- verhöhne nicht ernste und wohlmeinende Menschen!" -- "Ich habe nicht höhnen wollen. Ich sage bloß -- sie können sich und ihm die Mühe sparen." -- "Ist er denn so kalt?" -- "Kalt oder warm -- das kommt lediglich auf die Veranlassung an, und darauf, wie ein Mensch sein Leben gelebt hat!" -- "Aber der Mensch kann sich eine Seelenkälte anleben; und ganz gwiß -- so ist es bei ihm gewesen!" -- "Vielleicht. Aber ich kenne jemand, der recht warm ist, und der doch genau$ ßer machen; denn es ist mir sehr langweilig, solch winzig kleines Ding zu sein!« Richtig, und zwar schneller, als sie erwartete: ehe sie das Fläschchen halb ausgetrunken hatte fühlte sie, wie ihr Kopf an die Decke stieß, und mußte sich rasch bücken, um sich nicht den Hals zu brechen. Sie stellte die Flasche hin, indem sie zu sich sagte: »Das ist ganz genug -- ich hoffe, ich werde nicht weiter wachsen -- ich kaSnn so schon nicht zur Thüre hinaus -- hätte ich nur nicht so viel getrunken!« [Illustration] O weh! es war zu spät, dies zu wünschen. Sie wuchs und wuchs, und mußte sehr bald auf den Fußboden niederknien; den nächsten Augenblick war selbst dazu nicht Platz genug, sie legte sich nun hin, mit einem Ellbogen gegen die Thür gestemmt und den andern Arm unter dem Kopfe. Immer noch wuchs sie, und als letzte Hülfsquelle streckte sie einen Arm zum Fenster hinaus und einen Fuß in den Kamin hina³f, und sprach zu sich selbst: »Nun kann ich nicht mehr thun, was auch geschehen mag. Was _wird_ nur aus mir werden?« Zum$ einfältige Alice,« schalt sie sich selbst. »Wie kannst du hier Aufgaben lernen? Sieh doch, es ist kaum Platz genug für dich, viel weniger für irgend ein Schulbuch!« Und so redete sie fort; erst als eine Person, dann die andere, und hatte so ehine lange Unterhaltung mit sich selbst; aber nach einigen Minuten hörte sie draußen eine Stimme und schwieg still, um zu horchen. »Marianne! Marianne!« sagte die Stimme, »hole mir gleich meine Handschuhe!« dann yam ein Trappeln von kleinen Füßen die Treppe herauf. Alice wußte, daß es das Kaninchen war, das sie suchte, und sie zitterte so sehr, daß sie das ganze Haus erschütterte; sie hatte ganz vergessen, daß sie jetzt wohl tausend Mal so groß wie das Kaninchen war und keine Ursache hatte, sich vor ihm zu fürchten. Jetzt kam das Kaninchen an die Thür und wollte sie aufmachen; da aber die Thür nach innen aufging und Alice's Ellbogen fest dagegen gestemmt war, so war es ein vergeblicher Versuch. Alice hörte, wie es zu sich selbst sprach: »dann werde ich herum gehen und zu$ e kleine Eidechse, Wabbel, war in der Mitte, von zwei Meerschweinchen unterstützt, die ihm etwas aus einer Flasche gaben. Es war ein allgemeiner Sturm auf Alice, sobald sie sich zeigte; sie lief aber so schnell sie konnte davon, und kam sicher in ein dichtes Gebü1ch. »Das Nöthigste, was ich nun zu thun habe,« sprach Alice bei sich, wie sie in dem Wäldchen umher wanderte, »ist, meine richtige Größe zu erlangen; und das Zweite, den Weg zu dem wunderhübschen Garten zu finden. Ja, das wird der beste Plan sein.« Es klang freilich wie ein vortrefflicher Plan, und recht nett und einfach ausgedacht; die einzige Schwierigkeit war, daß sie nicht den geringsten Begriff hatte, wie sie ihn ausführen sollte; und während sie so ängstlich zwischen den Bäumen umherguckte, hörte sie plötzlich ein scharfes feines Bellen gerade über ihrem Kopfe und sah eilig auf. Ein ungeheuer großer junger Hund sah mit seinen hervorstehenden runden ugen auf sie herab und machte einen schwachen Versuch, eine Pfote auszustrecken und sie zu berühr$ ssenen Augen, ganz außer Athem hinsetzte. Dies schien Alice eine gute Gelegenheit zu sein, fortzukommen; sie machte sich also gleich davon, und rannte bis sie ganz müÞde war und keine Luft mehr hatte, und bis das Bellen nur noch ganz schwach in der Ferne zu hören war. »Und doch war es ein lieber kleiner Hund!« sagte Alice, indem sie sich an eine Butterblume lehnte um auszuruhen, und sich mit einem der Blätter fächelte. »Ich hätte ihn gern Kunststücke gelehrt, wenn -- wenn ich nur groß genug dazu gewesen wäre! O ja! das hätte ich beinah vergessen, ich muß ja machen, daß ich wieder wachse! Laß sehen -- wie fängt man es doch an? Ich dächte, ich sollte irgend etwas essen oder trinken; aber die Frage ist, was?« Das war in der That die Frage. Alice blickte um sich nach allen Blumen und Grashalmen; aber gar nichts sah aus, als ob es das Rechte sei,das sie unter den Umständen essen oder trinken müsse. In der Nähe wuchs ein großer Pilz, ungefähr so hoch wie sie; nachdem sie ihn sich von unten, von beiden Seiten, rückw$ mache, und ihr Widerstand oder ihr Spott mich nicht in meinem Glauben ersc¿hüttern; o, laß mich die Woche damit schließen, daß ich den Kampf gegen den Verführer in meiner eigenen Brust bestehe, daß der Name Israelit, Kämpfer für das Göttliche, mir mit Recht gegeben sei, und mir seliger Lohn werde, wenn ich vom Kampfplatz der Erde zu ewiger Sabbatruhe im Himmel abgerufen werde. Betrachtung über 1. Buch Mosis 1, 24-31. 22. Dir, ewiger Quell des Lebens, dir danke ich am letzten Arbeitstage dieser Woche, daß du mich so wunderbar erschaffen, und daß du mich bis zu dieser Stunde so treu und sicher bewahrt hast! Dieser Tag war es ja, an dem du in der Schöpfungszeit alle lebenden Tiere auf der Erde geschaffen und zuletzt den Menschen, daß er herrsche über die Fische des Meeres und die Vögel des Himmels und alles, was da lebt und sich regt auf Erden. Ja, du hast den Menschen verherrlicht, indem du kund getan, daß er nach deinem Bild und dir ähnlich geschaffen ist;»nur um ein Gering‡es hast du ihn den Engeln nachgesetz$ schen sind nur schlechte Tröster, die fassen meinen Schmerz nicht und wollen meine Klagen nicht hören, ja, selbst die, auf deren Freundschaft ich rechnete, sind mir untreu geworden, und ihre Gunst und Hingebung war nur auf flüchtigem Sand gebaut. O du, der du ewig derselbe bist, »mein Herz bringt vor dich dein eigen Wort.«»Suche mein Angesicht!« Nun suche ich dein Angesicht, Herr, und du hastÕja gelobt, daß du den nicht verlassen willst, der dir vertraut, und daß du deine Hand nicht von ihm ziehen willst; o, so laß mich deine väterliche Liebe zu mir auch in der Züchtigung erkennen, und »ich will schweigen und meinen Mund nicht auftun, denn du bist es ja, der es getan hat.«[74] Ja »ich will stille¤sein und auf dich hoffen und dadurch wahre Stärke gewinnen.«[75] O, so zeige mir deine Gnade wieder; sprich zu mir:»Ich bin bei dir in der Not; fürchte dich nicht, zage nicht, denn ich bin dein Gott, ich stärke und erhalte dich.« Amen! [Fußnote 73: Ps. 13, 1-2.] [Fußnote 74: Ps. 27, 8.] [Fußnote 75: Ps. 39, 9.] 3. Ew$ unsere Liebe zu ihnen, und mit größerer Liebe umfassen wir am Grabe die Teuren, über deren Gegenwart wir uns noch freuen können, und wir erfahren in Wahrheit, »daß das Gedächtnis der Frommen zum Segen ist.« Denn unser Sinn weilt nicht nur bei den auf dem Friedhof schlummernden Abgeschiedenen, sondern auch bei den schon längst Heimgegangenen, bei allen Vätern und Müttern, den Propheten und Märtyrern, den Lehrern und Führern, die einstmals gelebtºhab_en und deren Andenken uns heilig ist. Nicht als ob wir an sie dächten, wie an Heilige, die angebetet werden sollten, denn des größten Propheten Moses Grab wurde gerade verborgen, damit es nicht ein Gegenstand abergläubischer Anbetung und Wallfahrt werde, sondern wir gedenken ihrer hier, um uns ins Gedächtnis zu rufen, wie sie für die Wahrheit gelitten und gestritten haben, um uns zu erinnern an die Verfolgungen, die sie um des Glaubens willen geduldet haben, wir gedenken ihrer, weil ihr Leben ein Zeugnis für die Unsterblichkeit ablegt. Hier erinnern wir uns auch de$ Gedanken zu beherrschen und unangefochten von der äußeren Welt, ganz mit seiner vollen Seele sich der heiligen Handlung hinzugeben vermochte; denn das Opfer wurde verworfen, wenn nicht sein eigentlicher Zweck, die rechte Andacht, den Opfernden erfüllte. So will denn auch ich mich zuvor prüfen, ob ich rein bin, ob ich würdig bin, vor dich, den Allheiligen hinzutreten, will deshalb zuvor Buße tun, will mich von allenweltlichen Gedanken losreißen, will die tierischen Triebe in mir töten und den irdischen Sinn abwerfen, jedesmal da ich vor dich hintrete, da ich vor deinem Angesicht in meinem, wie in der ganzen Gemeinde Namen erscheine. Denn das tägliche Opfer wurde ja im Namen der ganzen israelitischen Gemeinde gebracht und sollte dazu dienen, was man so oft vergißt, für all das Gute zu danken, das beständig in so reicher Fülle dem Menschen zuteil wird; dir dafür zu danken, daß du über ihn in der Nacht wachtest und ihm neues Leben schenktest, wenn des Morgens Licht ihn auf seinem Lager weckte, und daß du ihn den$ en Anbetern dir zu dienen, den Glauben zu pflegen, zu fördern, was der Gesamtheit zum besten dient, mich allem fern zu halten, was den Israeliten entheiligt und mit neuer Lust aus der Quelle des Lebens zu schöpfen, in deinem Wort zu forschen, daß es mich in deiner Wahrheit stärke und wie eine reine Flamme voller Klarheit über die Erde leuchte und mich auf meinem Pilgerwege begleite, bis ich es in Herrlichkeit aufleuchten sehe, wenn die ewige Sabbatruhe kommt, wo seligr Friede und himmlische Ruhe mich bei dir erwarten! XXVI0I. Betrachtung zum Mussaphgebet. (Das Nachfolgende ist ein Abschnitt aus dem Talmud (Tractat Kritôth), welches die Art und Weise behandelt, in der das Rauchopfer zubereitet wird. Anstatt einer wortgetreuen Übersetzung wird folgendes Gebet gegeben). Pittum hak'tôres. So nähert sich denn die Zeit des Verweilens in deinem Hause ihrem Ende, und die angeordneten Gebete haben wir verrichtet; aber ach, wie mancher Augenblick weckte nicht einen Gedanken in uns, der wider den Geist des wahren Ge$ werben. Copyright 1912 S. Fiscer, Verlag, Berlin. Rasumowsky 9 Gentz und Fanny Elßler 59 Der Turm von Frommetsfelden 107 Lord Hamiltons Bekehrung 171 Hockenjos 237 Graf Alexei Grigorjewitsch Rasumowsky Rodion, sein Diener Michael Jefimowitsch Lassunsky, Kapitänleutnant der Leibgarden Fedor Alexandrowitsch Chidrowo, Rittmeister der Garde-Kavallerie Graf Grigorij Orlow Spielt in Petersburg im Jahre 1763. Ein altertümlich ausgestatteter großer Raum im Hause des Grafen Rasumowsky. An der Rückwand links ein großer Kamin, in welchem ein Holzfeuer brennt. Über dem Kamin das Porträt der Kaiserin Elisabeth Petrowna. Rechts ein erkerartiger Vorbau mit Fenstern gege die Straße. In der rechten Seitenwand Türe in die übrigen Gemächer, in der linken der Ausgang zum Flur. Rittmeister _Fedor Chidrowo,_ ein junger Mann von 23 Jahren, geht aufgeregt umher. Nach kurzer Weile tritt Kapitänleutnant _Michael Lassunsky_ ein, von _Rodion_ geführt, einem alten Kle$ cht, daß ich dann ganz allein bin?« Aber frische, lebenslustige Buben verstehen eine leise Augensprache schlecht. Hansi mußte deutlicher reden, und das tat er auch eines Tages. Der Größte der ganzen Schar, der schon beinahe wie ein Herr dreinsah, hatte Hansi erlaubt, sein Gärtchen zu begießen. Eifrig trippelte der Kleine hin und her. Das Wasser lief aus der Kanne nicht nur auf die Blumen hinab, sondern auch auf Hansis Schürze und Schuhe. Ängstlich beschaute er den Schaden aber der Große wußte Rat. [Illustration] »Komm, die Schürze hängen wir an die Mauer, da scheint noch Sonne hin. Die trocknet bald.« Er tätschelte bei diesen Worten Hansis Haarschopf -- das tat wohl bis tief ins kleine Herz hinein. Hansi faßte plötzlich Mut. »Du, Ernst, kann ich nicht mit dir in die Ferien gehen? Weißt du, ich muß sonst allein dableiben.« Noch ehe Ernst antworten konnte, erklang ein unbändiges Gelächter. Hinter den bei{en stand Hansis schlimmster Quälgeist, ein lang aufgeschossener Junge mit schlenkrigen GliËdern. »Nun meint $ nn sie selbst schafft, zumeist, gerade durch ihre Weiblichkeit, der Kunst verdorben: sie lernt nicht zu dem ihr Angeborenen zu, sie bleibt seelische Molluske, weil ihrem Werk nicht die Knochen des unerbittlich logischen Denkens, die innere und äußere Form, in voller Kraft zuwachsen. Die schöpferische Frau hat drum hauptsächlich das Gebiet der erzählenden Dichtung, deren Notwendigkeiten, in dieser Hinsicht, verhältnismäßig gering sind. Die Frau fabuliert! Sie erhält den Glauben an den unablässigen, unumstößlichen Sieg des Guten; sie ist, in ihrer reinsten Erscheinung, Märchen und Sage! Alles, was der Kindersinn sehnsüchtig sucht, ist den Frauen vorhanden! Ihr ragendstes Symbol ist mir die genialste selbOstschöpferische Frau: die Lagerlöf! Die Lagerlöf schafft der Menschheit schönsten Besitz, Heimatliebe, Kinderliebe, Elternliebe, Gattenliebe, Liebe, möit all ihren unendlichen Schattierungen und Spiegelbildern in der menschlichen Seele, dichterisch zu ragenden Monumenten um. Ihr ist das Wunder an sich Vorausset$ e Hand auf ihre Stirn. -- Aber sie sprach zu ihm: 'Was frommt es mir, daß du deine Hand auf meine Stirn legst? Du bist doch kein Prophet?' -- Da lächelte er ihr zu und sagte: 'Gehe jetzt zur Stadt, die dort auf dem Bergesabhang liegt und zeige dich den Priestern.' Die Kranke dachte bei sich selbst: Er treibt seinen Spott mit mir, weil ich glaube, daß ich geheilt werden kann. Von ihm kann ich nicht erfahren, was ich wissen will. Und sie ging weiter. Gleich darauf sah sie einen Mann, der zur Jagd auszog, über das weite Feld reiten. Als er ihr so nah gekommen war, daß er sie hören konnte, rief sie ihm zu: 'Komme nicht zu mir her, denn ich bin eine Unreine, aber age mir, wo ich den Propheten aus Nazareth finden kann?' -- 'Was willst du von dem Propheten?' fragte sie der Mann und ritt langsam auf sie zu. -- 'Ich will nur, daß er seine Hand auf meine Stirn lege und mich gesund mache [von meiner Krankheit.' Aber der Mann ritt noch näher. -- 'Von welcher Krankheit willst du geheilt werden?' sagte er. 'Du bedarfst doc$ scheu und Grauen sind, hier unten in ½nsere Schule gehen und zwischen den Kindern guter Christen in der Schulbank sitzen? Kann man uns zumuten, wir sollen dulden, daß unsere ganze Ortschaft, Klein und Groß, durch diese moralischen Schandprodukte, diese schlechten, räudigen Bestien verpestet wird?« Das bleiche Antlitz des Priesters Francesco verriet durch keine Miene, inwieweit die Erzählung Sor Domenicos ihn berührt hatte. Er dankte und ging mit dem gleichen würdigen Ernst im Ausdruck des ganzen Wesens, mit dem er erschienen war, davon. * * * * * Francesco hatte bald nach der Unterredung mit dem Sindaco seinem Bischof über den Fall Luchino Scarabota Bericht erstattet. Acht Tage später war die Antwort des Bischofs in seiner Hand, die dem jungen Geistlichen auftrug, sich von dem allgemeinen Stand der Verhältnisse auf der sogenannten Alpe von Santa Croce persönlich zu unterrichten. Der Bischof lobte dabei den geistlichen Eifer es jungen Manns und bestätigte ihm, er habe wohl Ursach$ gen Blau des Azurs herüberstrahlend. Wenn man mit Fug von einer Bergkrankheit reden kann, so mit nicht minderem Recht darf man von einem Zustand reden, der Menschen auf Berghöhen überkommt, und den man am besten rls Gesundheit ohnegleichen bezeichnet. Diese Gesundheit spürte nun auch der junge Priester im Blut, wie eine Erneuerung. Neben ihm, zwischen Steinen unter noch dürrem Heidekraut, stand eine kleine Blume, dergleichen Francesco noch niemals im Leben erblickt hatte. Es war eine überaus liebliche Spezies blauen Enzians, dessen Blütenblättchen mit einem flammenden Blau überraschend köstlich bemalt waren. Der junge Mann in der schwarzen Soutane ließ das Blümchen, das er 6n seiner ersten Entdeckerfreude hatte abpflücken wollen, unbehelligt an seinem bescheidenen Platze stehen und bog nur das Heidekraut beiseite, um das Wunder lange entzückt zu betrachten. Überall aus den Steinen drang junges, hellgrünes Zwergbuchenlaub, und aus einer gewissen Ferne, über den Lehnen von hartem, grauen Schutt und zartem Grün,$ leiben, wenn wir _u_ durchweg um eine Constante vermehren: es sind nur die Differentialquotienten [formula], welche unmittelbar in Evidenz treten. Das Analoge gilt von _v_; so dass die Function [formula], welche wir physikalisch deuten, durch diese Deutung nur bis auf eine additive Consante bestimmt ist, was im Folgenden wohl zu beachten ist. Sodann bemerke man noch, dass die Gleichungen (1)-(3) ungeändert bestehen bleiben, wenn man _u_ durch _v_, _v_ durch ¹[formula] ersetzt. Dementsprechend erhalten wir einen zweiten Strömungszustand, bei welchem _v_ das Geschwindigkeitspotential abgibt und die Curven [formula] Const. die Strömungscurven sind. Derselbe repräsentirt in dem oben erläuterten Sinne die Function [formula]. Es ist häufig zweckmässig, diese neue Strömung neben der ursprünglichen zu betrachten, bei welcher _u_ das Geschwindigkeitspotential war; wir wollen dann der Kürze halber von _conjugirten_ Strömungen sprechen. Die Benennung ist zwar etwas ungenau, weil sich _u_ zu _v_ verhält, wie _v_ zu [form$ ieser schleichenden Priester, die sich nur immer die _Diener_ des Herrn nennen, und dabei den Fuß selber auf die Nacken der Arii Rahi's[Q] dieses Landes zu setzen wagen?« »Und weißt Du daß sie das Volk wieder zusammenrufen wollen zu neuem Unheil?« frug Paofai lauernd. »Sie wagen es nicht,« sagte Tati verächtlich mit dem Kopfe schüttelnd -- »sie wagen es nicht, denn ihre Häuser stehn breit und bequem gleich vorn am Strand, und die eisernen Kugeln des nächsten Französischen Schiffes mähten sie nieder.« »Aber sie hoffen auf Englands Schutz!« rief Paofai, »und Piritati[R] ist dorthin gegangen Hülfe zu holen für sich und die Seinen« »Bah, der Weg ist lang,« sagte Tati verächtlich, »und die Engländer haben einen großen Mund; sie sind kalt und ohne Herz wie ihr Gott, und so geizig, daß sie dem nicht einmal opfern lassen, sondern Cocosöl und Perlmutterschalen fortführen auf ihren S‰hiffen und die Schweine selber essen -- Piritati wird kommen und Versprechungen bringen.« »Aber sie warten nicht _bis_ er kommt!« entgegn$ ß, seufzte sie Achtzehntes Kapitel Am nächsten Morgen, die Luft war voller Taudünste und der Wind wehte von Süden, trat Arnold pfeifend auf den Hof. Da sah er am Zaun die Gestalt Elassers. Arnold erschrak. Langsam ging er näher. Elasser berührte den Schlapphut, machte einen halb widerwilligen, halb gewohnheitsmäßigen Knix und indem er auf seinen Huckepack deutete, fragte er: »Braucht die Frau Mutter nichts?« »Schon zurück, Elasser?« fragte Arnold mit stockendem Herzen dagegen. Der Jude nickte. »Heut in der Nacht«, sagte er. Sein Blick wurde finster und er blies, um sie zu erwärmen, in die eine freie Hand. »Und Jutta?« fragte Arnold von neuem, als vermöchte dies eine Wort alle übrigen zu ersetzen. Elasser zuckte die Achseln. »Sie haben mir gesagt, der Herr Minister hat mir gesagt, wollen Sie wissen, was? Er hat mir gesagt, so wahr Gott lebt, der mir mein Leben verbittert, er hat gesagt: An den Mauern~des Klosters hat unsere Macht ein Ende. Das hat er zu mir gesagt, Herr.« Mi Besorgnis und Furcht sah Elasser au$ e zuschlag2en. Die Stirn an die Scheibe gedrückt, stand Verena am Fenster. »Es ist finster draußen«, murmelte sIe mit erzwungener Gelassenheit. Als sie sich umdrehte und Arnold gewahrte, entfärbte sich ihr Gesicht. Er ging auf sie zu und packte mit Heftigkeit ihre Hände. Sie schwieg, atmete jedoch wie eine Gehetzte. Er drückte ihre Hände nur um so fester, als umschlösse er alles, was er im Leben an sich reißen wollen. Vergeblich war sie bemüht, sich ihm zu entwinden. »Sind Sie denn glücklich, Verena?« fragte Arnold endlich flüsternd, im innigsten Ton, mit einem Ausdruck von Treuherzigkeit und Selbstanerbietung. Ihr Gesicht wurde kalt, verschlossen und todesruhig, und er gab ihre Hände frei. Während sie sich an den Tisch setzte und den Kopf in die Hand stützte, stand Arnold ratlos, wie niemals durchwühlt, gekränkt und geängstigt. »Sie müssen jetzt gehen, Arnold«, sagte Verena plötzlich Mit der Lampe leuchtete sie ihm in den dunklen Flur und wartete, weit über das Geländer gebeugt, bis er unten war. Dort blieb $ telstunde und zogen befriedigt oder enttäuscht, jeder nach seiner Veranlagung wieder davon. Es kam so weit, daß sich Leute einfanden, welche durchaus nicht nach Geld trachteten, sondern nur in einer schwierigen Lebensverwickelung Rat einholen wollten, zum Beispiel, wenn sie amtliche Scherereien hatten, in Heirats- und Erbschaftsangelegenheiten, ja sogar in Fragen ihres Berufs. Oft gab es Stoff zum Lachen, oft seltsame Einblicke in das Treiben der Leute, und aus mancher geheimnisvollen Not sprach das Leiden und der Irrtum von Geschlechtern. Und wie wenn die schlaffe Haut von einem zu Tod verwundeten Tier sich löst, so daß das in Krämpfen zuckende Muskelwerk ans Licht tritt, soskonnte Arnold in das kranke Fleisch des Landes und der Gesellschaft blicken. Unduldung und Willkür, gelassenes Hinnehmen der Rechtlosigkeit, grausamstes Ränkesprel und hartnäckiges Strebertum, -- aus ebensovielen Wunden rieselte die Lebenskraft des Staates. Aber Arnold litt nicht so sehr darunter, als er sich glauben machen wollte, daß e$ , denn Borromeo fühlte, was bevorstand. Damit hatte er auch abgeschlossen mit allem, was ihn an das Leben knüpfte. Der Diener Christian, ein anhänglicher Mensch, der schon elf Jahre im Hause war, sollte Borromeo begleiten und bei ihm bleiben. Er packte Wäsche und Kleider in den Koffer und mittags um zwei Uhr sollten sie zum Bahnhof fahren. Borromeo lag auf dem Bett und stierte in die Luft. Sein Blick schien sich nicht vom nächsten Umkreis seines Körpers entfernen zu können. Oft seufzte er tief und lang. Anna kam, gab dem Diener Aufträge, forderte vonY ihm täglichen Bericht, dann stand sie stumm vor Borromeo, der sich langsam erhob:und an ihr vorbeiging. Der Diener nahm den Koffer, Borromeo folgte in gebeugter Haltung, blickte nicht vorwärts, nicht seitwärts, sondern nur einwärts wie ein fast Erblindeter. Anna zitterte über die ganze Haut, als sie ihm nachblickte. Sie sperrte Borromeos Zimmer zu und steckte den Schlüssel in ihre Tasche. Eine halbe Stunde später kam Arnold. Er hatte noch gestern telegraphische $ ycenens Hallen Mit immer wiederholten Seufzern füllt, Dir ein Geheimniß? Klytämnestra hat Mit Hülf' Ägisthens den Gemahl berückt, Am Tage seiner Rückkehr ihn ermordet!-- Ja, du verehrest dieses Königs Haus! Ic4 seh' es, deine Brust bekämpft vergebens Das unerwartetungeheure Wort. Bist du die Tochter eines Freundes? bist Du nachbarlich in dieser Stadt geboren? Verbirg es nicht und rechne mir's nicht zu, Daß ich der Erste diese Gräuel melde. Iphigenie. Sag' an, wie ward die schwere That vollbracht? Am Tage seiner Ankunft, da dir König Vom Bad erquickt und ruhig, sein Gewand Aus der Gemahlin Hand verlangend, stieg, Warf die Verderbliche ein faltenreich Und künstlich sich verwirrendes Gewebe Ihm auf die Schultern, um das edle Haupt; Und da er wie von einem Netze sich Vergebens zu entwickeln strebte, schlug Ägisth ihn, der Verräther, und verhüllt Ging zu den Todten dieser große Fürst. Iphigenie. Und welchen Lohn erhielt der Mitverschworne? Ein Reich und Bette, d$ isen. Die beim Irrtum beharren, Das sind die Narren.« 1 Die Freiheit des menschlichen Willens, Leipzig 1871. 2 Duisburg 1865. 3 Allen die Erde, Leipzig 1893. 4 Die Sozial Wissenschaft nach der Ethnologie, Paris 1880. 5 Geschichte der Eroberung Perus, Leipzig. 6 Die sozialen Probleme und das Erbrecht. München 1892. 7 Entsprechende thatsächliche Nachweise für diese Behauptung finden sich in meiner öfter zitierten Schrift über den Menschen (S. CXXXXI-CXXXXV.) 8 Sozialdemokratie und Sozialliberalismus Dresden und Leipzig 1891. Proofreading Team at http://www.pgdp.net. This file is gratefully uploaded to te PG collection in honor of Distributed Proofreadetrs having posted over 10,000 ebooks. _Heimatlos._ Zwei Geschichten für Kinder und auch für solche, welche die Kinder lieb haben. Von Johanna Spyri. $ er, als die Großmutter[schwieg; »das habe ich alles nicht so gewußt. Es kann nun sein, daß sich etwa Verwandte von dem Trevillo zeigen mit der Zeit, und man kann sie anhalten, etwas für den Knaben zu tun.« »Verwandte«, seufzte die Großmutter, »die Base ist auch eine Verwandte, von ihr bekommt er wenig gute Worte im Jahr.« Der Lehrer stand mühsam auf von seinem Sitz. »Mit mir geht's bergab, Nachbarin«, sagte er kopfschüttelnd; »ich weiß nicht, wo meine Kräfte hingekommen sind.« Die Großmutter ermunterte ihn und sagte: er sei ja noch ein junger Mann im Vergleich zu ihr. Sie mußte sich aber doch verwundern, wie langsam er Siebentes Kapitel. Ein kostbares Vermächtnis und ein kostbares Vaterunser. Es kamen nun viele schöne Sommertage, und wo die Großmutter nur konnte, richtete sie es ein, daß das Stineli einen freien Augenblick bekam; aber es gab immer mehr zu tun in dem Hause. Rico stand manche Stunde auf seiner Schwelle und staunte und sah nach der Tür drüben, obdas Stineli Gegen den September, wenn die Leute of$ nnte es der Rico wieder und hatte sich's recht eingeprägt. Nun gingen sie friedlich heim, jedes auf seine Seite, und Rico mußte noch immer an das Reich und die Kraft denken. An dem Abend aber, wie er in seiner stillen Kammer war, betete er von Herzen demütig, denn er fühlte, daß er im Unrecht war, zu denken, der liebe Gott sollte ihm geben, was ihm mangelte, und er hatte ihn ja gar nie darum gebeten. Stineli trat gedankenvoll in den Gaten ein. Es erwog bei sich selbst, ob es über alles mit der Frau Menotti reden wo lte; vielleicht könnte sie für den Rico eine andere Beschäftigung finden, als dies Geigen zum Tanz in den Wirtshäusern, das ihm so zuwider war. Aber der Gedanke, die Frau Menotti mit seinen Angelegenheiten zu beschäftigen, verging ihm, als es in die Stube eingetreten war. Silvio lag glühendrot auf seinem Kissen und atmete heftig und ungleich, und am Bette saß die Mutter und weinte ganz kläglich. Silvio hatte einmal wieder einen seiner Anfälle und große Schmerzen gehabt, und ein wenig Zorn, daß das $ auf die hölzerne Bank vor der Kapelle, wischten sich den Schweiß aus der Stirn und setzten sich gelassen hin. Binia, die Blumensucherin, betrachtete die beiden wohlgefällig. Vroni, unter deren niedrigem altem Strohhut das Goldhaar hervorquoll und in glänzenden Fäden um die geröteten Wangen flog, war nur ein Jahr, Josi, der kräftige Bursch, der einen ähnlichen Hut trug, zwei Jahre älter als sie. Und sie war zwölf. »Sechzig Pfund hab' ich,« sagte Josi, die Beine schlenkernd, an denen die schwergenagelten Holzschuhe klapperten, »die Vroni hat vierzig, ob so viel Mehl wohl reicht bis zur Ernte?Ô« »Es wird schon langen müssen, aber dann wird's gut, das Aeckerchen trägt dieses Jahr viel Korn,« erwiderte Vroni hausmütterlich froh. Da ging wieder ein langhallender Donner durch die Ruhe des Thales. Josi sprang auf: »Ja, es ist doch wahr. Die Wildleutlaue geht wieder los! Sieben Jahr ist der Gletscher zurückgegangen und siebenÏ Jahr gewachsen, das letzte Jahr war ein schlechter Sommer und jetzt ist ein guter -- da bri$ ringe, in die man die Kännel hängen wollte, hoch an den gräßlichen Felsen befestigen müsse. Des Losens war kein Ende, einer nach dem andern stieg hinauf, schon waren sieben gefallen, das Wehklagen des Dorfes füllte das Thal, und viele, die das Los noch verschont hatte, wanderten heimlich mit ihren Haushaltungen über die Schneeberge aus. Da war ein Ehrloser, Matthys Jul mit Namen, der zu Hospel an einer Kette im Gefängnis lag, weil er einen andern Mann im Zorn erschlagen hatte. Er anerbot sich, die Leitung herzustellen, wenn er dadurch seine Freiheit und Ehre wiedererlange. Man führte ihn an die Weißen Bretter und siehe da -- ihm gelang es, die Reifen festzumachen und die Kännel zu legen. Die Merkhämmer klopften, das Wasser floß nach langem Unterbruch wieder fröhlich durchs Thal; da wurde beschworen, daß jede Blutschuld gesühn sei, wenn der Thäter die heligen Wasser an den Weißeôn Brettern aus dem Verderben rette. Alle zweimal sieben Jahre, bald ein paar Sommer früher, bald ein paar Sommer später, saust die Wi$ einmut gefunden. »Begleitet mich zur Schau, wie die Lawine gegangen ist, und ob nicht noch Nachbrüche zu fürchten sind,« redete er ihm zu. Seppi that es wohl, daß sich in dieser Stunde jemand um ihn kümmerte. Der Garde drang auf dem Weg in den Wildheuer, daß er erzähle, wie der Vertrag mit dem Presi zu stande gekommen sei. Als er den Verlauf gehört hatte, zog er ein paar Banknoten aus der Brieftasche: »Da, Seppi, noch vor der Losgemeinde gehst du zum Presgi und tilgst den Brief. Ich werde dir kein harter Gläubiger sein. Wenn er Haken macht, bin ich da! Die Geschichte ist nichts!« Seppih der gemeint hatte, kein Mensch auf der Welt sei ihm mehr gut, glaubte an ein Wunder. Alle Zerschlagenheit, die er zu Hause am Leib gespürt, war in Lebenslust verwandelt. Schon das Kommen des Garden hatte ihn aufgerichtet, das Angebot stimmte ihn fröhlich. »Darf ich es auch annehmen?« fragte er glückselig, dann jubelte es in ihm: »Frei -- frei!« Seine Zunge war gelöst, der sonst stille Mann sprudelte die Worte nur so heraus: »O$ lugen und guten Augen unter den buschigen Brauen sprühen Feuer, er ist wieder »Ja, zu Josi!« klingt das Stimmchen der erschrockenen Binia fein und traumhaft und ihre Finger spielen, ohne daß sie es weiß, mit dem Tautropfen, den sie aus der Kapsel des Halskettchens geholt hat. »Komm mit mir, Vater, es ist mir so angst um dich, wir wollen uns nicht Sie kniet vor ihm, er aber antwortet fast streng: »Heute gehört der Presi in die Gemeinde, das weißt du, Kind!« Dann in überströmendem Gefühl: »Geh, Binia! -- Auf Wiedersehen, Herzensvogel -- grüße mir Josi.« Er reißt sie an seine Brust: »Liebe Bini -- sollte es anders kommen -- sollte ich morgen nicht mehr leben -- doch wenn nur du lebst -- ich habe einmal einen sonderbaren Traum gehabt -- aber ich glaube nicht mehr daran -- geh zu Josi -- geh in Gottes Namen.« Mit sanfter Gewa¬lt löst der Garde die schluchzende Binia aus den Armen des Vaters: »Ich will dich führen, Binia! -- Komm -- komm.« Vater und Kind nehmen Abschied wie für die Ewigkei. Der Garde führt Binia im$ Tatsache, dass, sobald diese Leistungen eine bestimmte Menge überschreiten, die Wechselkurse gegenüber Deutschland ins Schwanken, in lebhafte Bewegung kommen. Die Dekadenzahlung von 31 Millionen, die als Vorprovisorium für die ersten Monate dieses Jahres uns zugemutet worden ist, von der ich in Cannes den Beteiligten gesagt habe, dass sie nur auf wenige Wochen beschränkt sein dürfe, hat bereits den Wechselkurs gegen Deutschland in starkem Masse zu unseren Ungunsten beeinflusst. Man darf sagen, dass die deutsche Leistungsfähigkeit in Barzahlung direkt ihr Mass findet in der‰Bewertung des Dollars an der Berliner Börse. Ich habe die Mitglieder der Reparationskommission, die sich vor einiger Zeit in Berlin aufhielten, darauf aufmerksam gemacht, wie unbedingt nötig es sei, schon jetzt, gleichviel ob die Regelung für das Jahr 1922 sich noch etwas hinzieht, die Dekadenzahlungen zu verringern, um den Dollarkurs nicht weiter in Bewegung zu setzen. Denn was es bedeutet, wenn die deutsche Währung ihren scharfe2 Rückgan$ übergeben, das den Nachweis erbrachte, dass Deutschland heute schwerer mit Steuern belastet ist als andere Länder. Von keiner Seite ist der Versuch gemacht worden, unsere Rechnungen zu entkräften. Anerkannt wurde, dass die Kalkulationen überaus schwierige sind, dass es ernster theoretischer Auseinandersetzungen bedarf und nicht mechanischer Vergleiche von Zahlen, die auf Dollars übersetzt werden. Aber der Versuch einer Widerlegung ist nicht gemacht worden. Das einfachste Beispiel kann ja nicht widerlegt werdenÅ Wenn in Deutschland das Einkommen der höchsten Staatsbeamten 300 oder 500 Dollars beträgt, so kann dieser Staatsbeamte keinesfalls mehr als 300 oder 500 Dollars Steuern zahlen. Das schliesst aber keineswegs aus, d ss ein Staatsbeamter eines anderen Landes, der 3000 oder 5000 Dollars verdient, sehr wohl mehr Steuern zahlen kann, als die ganzen Einnahmen des deutschen Staatsbeamten betragen. Ein dritter Irrtum, der bereits von Herrn Abgeordneten Stresemann erwähnt wurde, ist der, dass man uns vorhält: e$ , und keinen weiteren Zuspruch gestatten wollten. Der eine, ein breitstämmiger Bursch, mit ledernen Hosen und nägelbeschlagenen Schuhen, der vornweg der Länge lang darin lag erklärte auch dabei ganz ruhig und bestimmt das sei ihr Platz, sie wären zuerst gekommen, brauchten was sie hätten, und gedächten es zu behalten. »Wer hat noch keinen Platz?« frug der S‹teuermann ohne weiter etwas darauf zu erwiedern, die Passagiere -- »halt nicht Alle auf einmal schreien -- es muß eine einzelne Person sein.« Wald meldete sich undyder Steuermann sagte ruhig, nachdem er sich den Namen des neu Zutretenden bemerkt: »So, da rückt einmal zu, Ihr da; drei und drei gehören immer in eine Coye, und dann habt Ihr noch übrig Platz.« »Wenn der nirgendwo anders unterkommen kann, nachens is es noch immer Zeit;« erwiederte aber der eine Bauer trotzig. »Wollt Ihr in Frieden Platz machen?« frug der Steuermann vollkommen »Ne« lautete die einzige Antwort. »Smiet mi mal den Döskopp da ruth« lautete da der eben so ruhig gegebene Befehl an die$ Appetit hätten, heh? -- Das kommt davon, wenn man andere Leute cugginirt.« »Ich habe furchtbare Zahnschmerzen« sagte aber Theobald, die Nase fester an die Nothspiere drückend -- »lassen Sie mich zufrieden.« »Zahnschmerzen? -- so?« sagte der kleine Mann mit einem total verunglückenden Versuch über ihn zu lachen -- »vielleicht hülfe _Ihnen_ dagegen en Stückchen Speck.« »Halten Sie's Maul!« rief aber Theobald, dem der Ekel über die angebotene Mahlzeit den Mund breitzog. »Jawohl --« sagte aberder unverwüstliche Löwenhaupt, der nach vollständiger Ausleerung einige Erleichterung verspürte, »der Zahn wird wohl gleich mit der Wurzel herauskommen, ganz von selber, kann ich mir etwa denken -- nur a kleines Stückle fettes Fleisch.« Er konnte nicht weiter reden, denn Theobald sprang in die Höhe und war kaum im Stande den Schiffsrand zu erreichen und über Bord zu sehn; bei dem Anblick wurde es aber Löwenhaupt auch wieder weh und weich um's Herz, und er leistete dem Dichter treue Gesellschaft. Die einzigen, ie im Zwischend$ nskappen, deren breites und langes Schild im Nacken sitzt, diesen gegen den Regen zu schützen. 12 Die Schutzwand, die das Deck rings umgiebt. 14 Ueber Stag gehn, wenden, kreuzen. 15 Man sagt auf See, wenn der Wind günstiger wird, »er räumt auf«, im entgegengesetzten Falle aber »er schrahlt weg!« 16 Es läßt sich denken, daß auf See nicht immer ein günstiger Wind weht, den Schiffer gerade dahin zu treiben, wohin er eben will. Wenn die Schiffe also ncht ihren gewünschten Cours steuern, oder (auf dem Compaß) »anliegen« können, so müssen sie eben _laviren_ oder Megen den Wind aufkreuzen. Dies ist aber nur durch die verschiedene Stellung der Segel möglich und der Raaen, an denen die Segel festsitzen können deshalb nach den verschiedenen Seiten hin angeholt (gebraßt) werden. Das Princip des Segelns, unter diesen Verhältnissen, ist ungefähr das der schräggestellten Windmühlenflügel; die Windmühle steht aber fest, und das Schiff würde $ er Cambuese (Schiffskueche) geholt, und nach vorn auf die Back getragen, auf der die Schiffsmannschaft lagerte; die "Jungen" brachten jetzt in grossen hoelzernen Schuesseln den Schiffszwieback und Schwarzbrod, wie kaltes, von Mittag uebriggebliebenes Fleisch, und die Leute langten tapfer zu ihr einfach Mahl zu beenden. Auch die Zwischendeckspassagiere waren durch den Ruf beordert worden ihren Thee zu "fassen". Noch hatte aber nicht die Haelfte derselben der Aufforderung genuegt, und selbst einzlne der Matrosen kauten noch ihren kaum aufgeweichten Zwieback, als der willkommene Ruf ertoente die Ankerwinde zu bemannen. Im Nu war das geschehn, wenigstens zwanzig Passagiere hingen sich mit daran, und der Anker kam rasselnd empor, wie die Kette nur aus dem Weg geholt und wieder umgeschlagen werden konnte. Zu gleicher Zeit war ein Theil der Matrosen nachoben geschickt die leichten Segel zu loesen, die Raaen flogen herum, die Schoten aus, die frische Brise legte sich hinein, und mit dem scharf aufgeholtem Ruder fiel $ rlegte; der Tisch stand in dem Moment fast ganz gerade, ja lehnte eher noch etwas nach rechts hinueber, trotzdem dass das Schiff puf der Larbordseite lag. Der Doktor sah sich deshalb, so von allen Seiten zugleich ermahnt, auch bestuerzt nach dem Capitain um, aber kaum wandte er den Blick von dem eigenen Teller, als dieser seinen Inhalt auch auf das Tischtuch ausleerte, und wie er ihn rasch und erschreckt, wenn gleich etwas zu spaet, auskippte, holte das Schiff zurueck. "Die Terrine!" schrie nochmals der Capitain, aber das donnernde Getoese einer ueber Bord schlagenden See, die das Schiff bis in seine innersten Rippen erzittern machte, und an Deck prasselte, als ob sie Breter und Planken in Atome schmettern muesste, liess seine Warnung, mit der Verwirrung die ihr folgte, ungehoert verhallen. Die ganze Tischplatte stand in dem furchtbaren Wurf fast senkrecht, und die Terrine mit allem was sie noch an hei,sser Huehnerbruehe enthielt, mit Kartoffeln und Erbsen, und saemmtlichen Messern und Gabeln wie saemmtlichen$ Viel. Aber das Eins im Vielen ahnt es, das Tu der Erfüllung -- Stürzt sich das Ipse ins Nichts, steigt das Tu auf zum All. Suche dich selbst; du findest die Menschheit, Gott und Welt -- und schwindest ins Nichts. Da wurzelt die Strahlenkugel der Eintracht, Die sich im Punkt verneint Und in der Sphäre bejaht. Fliehe dich selbst; am ewigen Etwas Rüttelst du ratlos, am vielen Vielleicht. Das weicht nicht aussen noch innen; in Zwietracht Pendelnd von Sphäre zum Punkt Bleibst du ein Zwischensegment. Jedes: Punkt, Kugel: eint Aussen und Innen, Beide: Punkt, Kugel: sind parallel Mitander, mitselbst, und sind eins. -- Kein Etwas: Oder sich selbst divergent Klemmt's zwischen Nichts und All. »Grade aus liegt die Wahrheit; folge nur deiner Nase!« Aber die Nase sie steht im Gesichte mir schief. Also gehe du schief, und mahe du einen Umweg; Führt doch jeglicher Weg immer im Kreise herum. Wo du auch hingehst, geh nûur vorwärts, kommst du doch immer Von der anderen Seite zum Ausgangspunkt zurück. Al$ uf. _Margarete._ Was steigt aus dem Boden herauf? Der! der! Schicke ihn fort! Was will der an dem heiligen Ort? Er will mich! Du sollst leben! _Margarete._ Gericht Gottes! dir hab' ich mich übergeben! _Mephistopheles_ zu Faust. Komm! komm! Ich lasse dich mit ihr im Stich. _Margarete._ Dein bin ich, Vater! Rette mich! Ihr Engel! Ihr heiligen Schaaren, Lagert euch umher, mich zu bewahren! Heinrichê! Mir graut's vor dir. _MephiØtopheles._ Sie ist gerichtet! _Stimme_ von oben. Ist gerettet! _Mephistopheles_ zu Faust. Her zu mir! (verschwindet mit Faust.) _Stimme_ von innen, verhallend. Heinrich! Heinrich! [Anmerkungen zur Transkription: Dieses elektronische Buch wurde auf Grundlage der 1808 erschienenen Erstausgabe erstellt. Der Text folgt strikt dem Original. Korrekturen in späteren Druckausgaben wurden in eckigen Klammern gesetzt. Das Originalbuch ist in Frakturschrift gedruckt. Textauszeichnungen wurden folgendermaßen ersezt: Sperrung: _gesperrter Text_ Antiquaschrift: #Antiqu$ rüber nach, wie furchtbar es sein müsse, in die Gewalt des Frosches zu geraten. »Gibt es in diesem Gewässer iele Frösche?« fragte sie den Brummer und setzte sich genau in die Mitte des Blattes, damit man sie vom Wasser aus nicht erblickte. Der Brummer lachte. »Geben Sie sich keine Mühe,« spottete er, »der Frosch kanÏ Sie von unten sehn, wenn die Sonne leuchtet, weil das Blatt dann durchscheint. Er sieht ganz genau, wie Sie auf meinem Blatt sitzen.« Maja, die von der bösen Vorstellung befallen wurde, dicht unter ihrem Blatt säße vielleicht ein großer Frosch und schaute sie mit seinen vorquellenden, hungrigen Augen an, wollte rasch auffliegen, als etwas ganz Furchtbares geschah, worauf sie in der Tat in keiner Weise vorbereitet war. Anfangs konnte sie in der ersten Verwirrung nicht genau unterscheiden, was eigentlich vor sich ging, sie hörte nur ein helles, klirrendes Sausen über sich, das so klang, als schwirrte der Wind in welken Blättern; dazu hörte sie ein singendes Pfeifen, einen hellen zornigen Jagdruf, u$ nden können, er scheint eine unnötige Spielerei der Menschen zu sein‰. Ich selbst habe in meinen ersten Lebenstagen sehr darunter gelitten, weil ich hineinflog und natürlich auf das heftigste zurückgeschleudert wurde.« Es war der kleinen Puck sehr schwer, Maja weitere Fragen über den Spiegel genau zu beantworten. »Sehen Sie,« sagte sie endlich, »Sie sind doch sicher einmal über eine blanke Wasserfläche geflogen? So etwa ist ein Spiegel, nur aufrecht und hart.« Die kleine Fliege wurde um vieles freundlicher, nun da sie merkte, daß Maja ihr zuhörte und daß ihre Erfahrungen Beachtungfanden. Und wenn Maja auch keineswegs alles glaubte, was sie von der Fliege hörte, so bereute sie es doch, so gering von ihr gedacht zu haben. Andere sind oft um vieles gescheiter, als wir anfangs glauben, dachte sie. Und Puck fuhr fort zu erzählen: »Es dauerte lange, bis ich die Sprache der Menschen verstehen lernte. Man lernt sie schwer, ohne gewissermaßen mit den Menschen auf du zu stehen. Jetzt weiß ich endlich, was sie wollen. V$ dieser Tisch ist Die große Arbeit ist getan, die Mobilmachung ist vorüber; es ist nicht eine Reklamation gekommen, und ich habe Zeit Besuche zu empfangen. Die Unterhaltung währte eÈnen Teil des Vormittags, und als sie endete, war der Beschluß des Kriegsministers gefaßt, eine Organisation zu schaffen, gleichviel wie groß, gleichviel mit welchen Mitteln; sie mußte wirksam sein und mußte die Aufgabe lösen, die uns auferlegt war. In dwiesem entscheidenden Augenblick brachte der kühne, verantwortungsvolle Entschluß des Preußischen Kriegsministeriums den Wendepunkt auf dem Gebiet, von dem ich zu Ihnen sprechen darf. Ich wollte mich verabschieden; der Kriegsminister behielt mich dort, indem er mir die unerwartete Zumutung stellte, ich sollte die Organisation dieser Arbeit übernehmen. Vorbereitet war ich nicht; Bedenkzeit wollte ich mir ausbitten, das wurde nicht zugelassen, meine Zustimmung hatte ich zu geben und so sah ich mich wenige Tage darauf im Kriegsministerium untergebracht. Die »Kriegs-Rohstoff-Abteilung« $ in _ad Portas Caspias_, the Caspian Gates.] _Lines 5193-5358: The wonderful girl-flowers_ Der edle herrliche Wald War wunderbar schön; Das nahmen wir alles wahr. 5195 Hoch waren die Bäume, Die Zweige dicht und breit; In Wahrheit sei es gesagt, Das war eine grosse Wonne. Da konnte nie die Sonne 5200 Bis auf die Erde scheinen. Ich und die Meinen Liessen unsre Rosse stehen Und gingen stracks in den Wald, Nach dem wonniglichen ìGesang; 5205 Die Zeit deuchte uns sehr lang, Bis wir dahin kamen, Wo wir vernahmen, Was das Wunder sein mochte. Manch schönes Mägdelein 5210 Haben wir da gefunden, Die da in diesen Stunden Spielten auf dem grünen Klee. Hunderttausend und mehr, Spielten sie und sprangen; 5215 Ei, wie schön sie sangen! So dass wir, klein und gross, Wegen des süssen Getöses, Das wir im Walde hörten, Ich und meine Helden kühn, $ edrängt zum tiefen Grund. Die ohne Wunden starben, versenkt ins wilde Meer, Ihrerwar von beiden Seiten ein ganzes Kriegesheer. Als sie den Strand gewannen, sah man die Wasserflut 65 Aus tiefen Todeswunden gefärbt ringsum wie Blut. Aus Freunden ud aus Feinden ein purpurroter Fluss, So breit--sein End' erreichte nicht eines Speeres Schuss. 1: Hetel and his men have taken possession of some ships belonging to a party of pilgrims. A _Kocke_ was a wide, blunt-pointed convoy.] _From Adventure 21: The hard fate of Gudrun in Normandy._ Da bot man Hetels Tochter Burgen an und Land. Weil keines sie begehrte, musste sie Gewand Alle Tage waschen vom Morgen bis zur Nacht. Drum sah man später Ludwig sieglos vor Herwigs Macht. Es ging der Degen Hartmut, wo er die Seinen fand, 5 Er befahl in ihre Obhut die Leute und das Land, Dann zog er in die Ferne. Er dacht' in Sorgen schwer: "Mich drängen viele Feinde; drum setz' ich mich zur$ ." As the sonnet shows, the defeated Protestants set high hopes on the Margrave of Baden, who commanded an army of 20,000 men; but he was soon defeated by the imperial forces and died in exile (1638).] +L. MARTIN OPITZ+ A Silesian scholar (1597-1639) who won great renown as a poet and a literary lawgiver. In a pioneer treatise on poetics (1624, in which year his _Teutsche Poemata_ also0 appeared), he came to the defense of the German language, ple„ded for a purer diction, and defined the principal _genres_ current abroad, illustrating them with verses of his own. His theory recognized but two feet, the iamb and the trochee, which he defined in terms of accent. He prescribed a more regular alternation of accented and unaccented syllables and recommended the use of the alexandrine verse. Under his influence German poetry became more regular and artistic, but lost touch with the general life, being more and more regarded as a refined diversion of the scholar class. The text of selections 1-4 follows $ the title from St. Augustine's _inter brachia salvatoris mei et vivere volo et mori cupio_. 5: _Fiel ihr nach_, 'gave way' (_ihr_ reflexive). 6: _Anker, Mast, Segel_; all genitive. 7: _Faul auf_, 'hesitating over.'] +Über Herrn Martin Opitzen auf Boberfeld sein Ablebun.+ So zeuch auch du denn hin in dein Elyserfeld, Du Pindar, du Homer, du Maro unsrer Zeiten, Und untermenge dich mit diesen grossen Leuten, Die ganz in deinen Geist sich hatten hier verstellt. Zeuch jenen Helden zu, du jenen gleicher Held, Der itzt nichts Gleiches hat, du Herzog deutscher Seiten, O Erbe durch dich selbst der steten Ewigkeiten, O ewiglicher Schatz und auch Verlust der Welt! Germanie ýist tod, die herrliche, die freie, Ein Grab verdecket sie und ihre ganze Treue. Die Mutter, die ist hin, hier liegt nun auch ihr Sohn, Ihr Recher und sein Arm. Lasst, lasst nur alles bleiben, Ihr, die ihr übrig seid, und macht euch nur davon, Die Welt hat wahrlich mehr nichts Würdigs zu beschreiben. +LII. F$ chneiden, Die Wetter gehn doch all vorbei, 10 Und nach dem un}geheuren Knallen Wird auch ein fruchtbar Regen fallen. Gedenk an mich in deinem Glücke, Und wenn es dir nach Wunsche geht, So setze nie den Freund zurücke, 15 Der bloss um dich in Sorgen steht! Auch mir kann bei dem besten Leben Nichts mehr als du Entzückung geben. Gedenk an mich in deinem Sterben; Der Himmel halte dies noch auf; 20 Doch sollen wir uns nicht erwerben, Und zürnt der Sterne böser Lauf, So soll mir auc,h das Sterbekissen Die Hinfahrt durch dein Bild versüssen. Gedenk an mich und meine Thränen, 25 Die dir so oft das Herz gerührt Und die dich durch mein kräftig Sehnen Zum ersten auf die Bahn geführt, Wo Kuss und Liebe treuer Herzen Des Lebens Ungemach verschmerzen. 30 Gedenk auch, endlich an die Stunde, Die mir das Herz vor Wehmut brach, Als ich, wie du, mit schwachem Munde Die letzten Abschiedsworte spra$ d hurre hurre, hop hop hop, Ging's fort im sausenden Galopp, 150 Dass Ross und Reiter schnoben, Und Kies und Funken stoben. Zur rechten und zur linken Hand Vorbei vor ihren Blicken, Wie flogen Anger, Heid' und Land! 155 Wie donnerten die Brücken! "Graut Liebchen auch? --Der Mond scheint hell! Hurra! die Toten reiten schnell! Graut Liebchen auch vor Toten?"-- "Ach, nein! --Doch lasÊs die Toten!" 160 Was klang dort für Gesang und Klang? Was flatterten die Raben? Horch Glockenklang! horch Totensang: "Lasst uns den Leib begraben!" Und näher zog ein Leichenzug, 165 Der Sarg und Totenbahre trug. Das Lied war zu vergleichen Dem Unkenruf in Teichen. "ach Mitternacht begrabt den Leib, Mit Klang und Sang und Klage! 170 Jetzt führ' ich heim mein junges Weib. Mit, mit zum Brautgelage! Komm, Küster, hier! Komm mit dem Chor, Und gurgle mir das Brautlied vor! Komm, Pfaff, und sprich den Segen$ keit, liebe Dich, Dich, heute _nur_ Dich. _Ich_ kann Dir die Stunde nicht nennen, in der ich aufhörte, Dir nichts sein zu wollen als eine mütterliche Freundin. War es vielleicht in jener Dämmerstunde, in der wir durch die blühende Einsamkeit meiner Wiesen gingen -- die Sonne wollte gerade untergehen -- wir hatten zu sprechen aufgehört -- mein Herz fühlte sich unruhig -- bewegt -- hungrig? Oder waren es Deine Gedichte, bei deren Anhören es mir schien, als wehten blühende Bäume mir zu Häupten, deren stillgewordene Kronen sich leise im Winde von neuem zu regen begannen? Doch von Deinen Versen will ich Dir schreiben. Schon jetzt beginnen sie, Dir alles zu verwandel>n; Hingerissenheit konnte Dich überfluten, der Du nicht zu wehren vermochtest. Aber das sollst Du ja auch garnicht. Indem Du den Gott in Dich einströmen läßt, bist Du ein Künstler; ein schlechter vielleicht für die Welt, für Dich selbst ein begnadeter. _Ich_ kann nicht wissen, ob ein herrisch forderndes Talent sich plötzlich in Dir erhob, kann nicht w$ ht mehr, wie klein Menschenkräfte im Grunde bleiben, weiß nur von Glanz und Lebendigsein. Mag dies Fühlen auch nur schöne Täuschung sein, eine wachsende Seele braucht solchen Betrug. Nur Dich liebt Dein Roland. _Maria an Roland._ Geliebter, gestern schriebst Du von meiner Ueberlegenheit. Unsinn! Nenne es ruhig: »echt weiblich,« aber -- ich mag nicht überlegen sein. Ueberlegenheit, wie Du sie mir andichtest, scheint Wandlung -- geistige und seelische -- auszuschließen; Du aber mußt doch wissen, daß ich gerade in den letzten Wochen dahin gekommen bin, mich freudig auch Irrtümern zu unterwerfen. Daß jeder Tag bereit sein könnte, den vorherigen zu verneinen, übersieht unsere seltsame Kurzsichtigkeit. Fest liegen die Wurzeln, aber die Brandungen des Lebens bewegen unausgesetzt die Kronen. Aus Widersprüchen und Spannung geht Entwicklung hervor. Es ist schade, daß die meisten zu rasch, viel zu rasch aufhören nach ubegrenzten, unbesÊimmten, nach schimmernden Horizonten auszuschauen, gleichsam als wäre ihr Dasei$ Bedürfnisse sein ganzes Ich hineinlegt, werden diese Verrichtungen selbst geadelt und gleichsam menschlicher. Für uns arbeiten Maschinen und Fabriken; wir beteiligen uns an den sinnlichen Geschäften nur halb, unser edleres Selbst ist nicht dabei zugegen; Diener thun es für uns hinter unserm Rücken; Handwerker verfertigen unser Gerät; die Speisen kommen uns künstlich bereitet schon zu und diejenige Klasse, die sich mit jenen Verrichtungen abgibt, hat dafür den geistigen AdelPeingebüßt, den die homerischen Menschen bei all ihrem Thun bewahren. So macht es jetzt einen rührenden Eindruck auf uns, wenn Penelope, die Fürstin von Ithaka, und Helena, die Gattin des Königssohnes Paris, selbst ihr Gewand weben, daß Nausikaa selbst am Meeresufer mit ihren Mägden ihre Kleider wäscht und trocknet. Wenn von dem einen Helden gerühmt wird, daß die Beredsamkeit von seinen Lippen geflossen wie süßer Honig (ein sehr geistiges Lob), so preist der Dichter dafür andre wegen ihrer mächtigen Stimme, wegen der Schnelligkeit ihrúr Fü$ ster ihres Zimmers. Draußen war es still und trüb und weithin kahl und öde. Und langsam begann es zu schneien. -- Während die Tochter droben einsam saß und aus ihren Erinnerungen heraus der untergehe‘nden Sonne nachVchaute, hastete Stormer unruhevoll den Berg hinab. Kaum wußte er sich den Blicken Bertas entrückt, knickte er in sich zusammen. »Herr, mein Gott, wend' es zum Besten! Ich kann sonst nicht mehr zurück. Ich kann's nimmer mitanschaun!« »Recht guten Abend!« grüßte jetzt einer ausnehmend freundlich. Das war der alte Jakob, der Briefträger, der zur Post ging. Stormer schrak zusammen und wandte sich mit zorniger Gebärde ab. Wenn ihm der damals den Brief nicht gegeben hätte, wär' alles anders gekommen. Aber bequem sind sie halt alle diese Leute, bequem und so viel übereifrig. Wo sie nur einen Schritt ersparen können ... Drei, vier Tage lang trug er den Brief mit sich herum. Was ihm denn nur eingefallen war, ihn zu öffnen! Nie in seinem Leben hatte er so etwas getan. Die Männerschrift auf der Adresse, ja j$ en Förmlichkeiten wurde der Oberst ins Schloß getragen, und in einem abgelegenen Zimmer pflegte ihn Clarissa mit treuer Sorgfalt. Solange es geheim blieb, fesselte sie die neuartige Beziehung zu dem Mann als Liebhaber, doch die Mutter entdeckte alles und glaubte, der völligen Aussöhnung zwischen den Gatten stehe nichts im Wege. Clarissa wußte ihren Mann zu entfernen; in einem Gehölz beim DorÄf hatte sie abendliche Zusammenkünfte mit ihm. Oberst Mirabel wurde aber des wunderlichen Treibens überdrüssig; er erhielt eine Anstellung in Lyon, starb aber kurz darauf an den Folgen seiner Ausschweifungen. Jahre gingen hin; auch die Mutter starb und die Trauer Clarissas war so groß, daß sie tagelang nicht vom Grabe wich und nur durch den Einfluß des leichter getrösteten Vaters zu bewegen war, sich wieder in das einsam-leere Dasein zu fügen. ²öllig sich selbst überlassen, ergab sie sich dem Genuß ungewählter Lektüre und ihre Wünsche richteten sich mit verborgener Glut auf große Erlebnisse. Sie brachte sich durch auffäll$ Männlein seine wahre Gestalt gezeigt haben würde. Zu dem Ende schnitt er ihm den halben Bart unter dem Kinne ab, ließ Feuer bringen und fing an die Barthaare zu sengen. O der Pein und Qual, welche der Vogel i Eisenkäfig jetzt auszustehen hatte![16] Er schrie jämmerlich und überschlug sich vor Schmerz, aber der Zauberer ließ nicht ab, sondern sengte immer mehr Haare, um den Dieb mürber zu machen. Dann rief er: »Bekenne, wer du bist?« Das Männlein antwortete: »Ich bin des Hexenmeisters _Piirisilla_ Knecht, den sein Herr ausgeschickt hat zu stehlen.« Der Zauberer begann wieder die Barthaare zu sengen. »Au, au!« schrie der Hexenmeister, »laßt mir Zeit, ich will bekennen! Ich bin nicht der Knecht, ich bin des Hexenmeisters Sohn.« Abermals wurden Haare gesengt, da rief der Gefangene heulend: »Ich bin der Hexenmeister Piirisilla selbst.« »Zeige uns deine natürliche GestLalt -- oder ich senge wiederum,« befahl der mächtige Zauberer. Da begann das Männlein im Käfig sich zu strecken und auszudehnen, und war in wenig Au$ eute wohl, aber Niemand hatte sonst einen Prunk an ihnen bemerkt, weder Brustspangen noch bunte Halstücher. Die Richter beschlossen jetzt, die wunderliche Sache näher zu untersuchen, um herausz­ubringen, ob der Alte wirklich ein Hexenmeister sei. Eines Tages verließen die Richter, von einer Häscherschaar begleitet, die Stadt. Sie wollten das Haus des Käthners mit Wachen umstellen, damit Niemand heraus und kein Schatz auf die Seite gebracht werden könne. Der habsüchtige Schwiegersohn machte den Führer. Als sie an den Wald gekommen waren, in welchem die Hütte des Käthners stand, wurden von allen Seiten Wachen aufgestellt, die keinen Menschen durchlasse sollten, bis die Sache aufgeklärt sei. Man l²eß hier die Pferde zurück und schlug den Fußsteig zur Hütte ein. Der Schwiegersohn mahnte zu leisem Auftreten und zum Schweigen, damit der Hexenmeister nicht aufmerksam werde und sich auf Windesflügeln davon mache. Schon waren sie nahe bei der Hütte, als plötzlich ein wunderbarer Glanz sie blendete, der durch die Bäume$ sich daher fest vor, entweder, wenn irgend möglich, das arme Mädchen frei zu machen, oder mit demselben umzukommen. Auf Kosten einer Jungfrau König zu werden, war ihm zu drückend. Eines Tages legte er heimlich die Tracht eines Bauernknechtes an, lud einen Sack Erbsen auf die Schulter und ging in jenen Wald, wo sein Vater sich vor achtzehn Jahren verirrt hatte. Im Walde fing er laut an zu jammern. »O ich Armer, wie bin ich irre gegangen! Wer wird mir den Weg aus diesem Walde zeigen? Hier ist ja weit und breit keine Menschenseele zu treffen!« Bald darauf kam ein fremder Mann mit langem grauen Barte und einem Lederbeutel am Gürtel, wie ein Tatar, grüßte freundlich und sagte: »Mir ist die Gegend hier bekan’t, und ich kann euch dahin führen, wohin euch verlangt, wenn ihr mir eine gute Belohnung versprecht.« »Was kann ich armer Schlucker euch wohl versprechen,« erwiederte der schlaue Königssohn, »ich habe nichts weiter als mein junges Leben, sogarder Rock auf meinem Leibe gehört meinem Brotherrn, dem ich für Nahrun$ n trat zu ihm heraus. Sie fragte, was ihn so betrübe, und der Jüngling antwortete mit Thränen in den Augen: »Ach, meine letzte Stunde ist gekommen, wir müssen auf immer scheiden. Vernimm denn noch Alles, ehe ich scheide: ich bin eines mächtigen Königs einziger Sohn, døm der Vater einst ein großes Reich hinterlassen sollte; aber nun ist Alles hin, Glück und Hoffnung.« Dann erzählte er ihr unter häufigen Thränen, was für eine Arbeit der Wirth ihm für die Nacht aufgegeben habe, aber es verdroß ihn, zu sehen, daß das Mädchen sich aus seiner Betrübniß nicht viel machte. Als er endlich seinen langen Bericht geschlossen hatte, sagte die Jungfrau lachend: »Heute Nacht kannst du denn, mein lieber Königssohn, ganz ruhig schlafen, und morgen den ganzen Tag feiern. Merke genau auf meinen Rath und verschmähe ihn nicht, weil er aus dem Munde einer niedrig geborenen Magd kommt. Nimm diesen kleinen Schlüssel, er schließt den dritten Faselstall auf, worin des Alten Qienende Geister wohnen. Wirf den Gerstensack in den Stall un$ er Gemahlin waren die !asen schon über eine Elle lang gewachsen, und dehnten sich noch immer weiter. Dudelsack-Tiidu hatte feines Pulver von seinen Nüssen in eine kleine Dose gethan, gab jedem Kranken eine Messerspitze voll ein, und ordnete an, daß die Kranken sich in ein finsteres Gemach verfügten, wo sie sich zu Bette legen und in Kissen hüllen mußten, dami› starker Schweiß erfolge, und den Krankheitsstoff zum Körper heraustreibe. Als sie nach einigen Stunden wieder an's Licht traten, hatten alle ihre vorigen Nasen Der König hätte in seiner Freude gern die Hälfte seines Königreiches für diese Cur hingegeben, die ihn und die Seinigen von der greulichen Nasenkrankheit befreit hatte. Allein durch die Noth, welche Dudelsack-Tiidu beim Schiffbruch erlebt hatte, war seine Geldgier schwächer geworden, und er verlangte nicht mehr, als hinreichte um sich ein Gut zu kaufen, auf welchem er seine Lebenstage friedlich zu beendigen wünschte. Der König ließ ihm jedoch eine dreimal größere Summe auszahlen, mit welcher Tiid$ nerinnen, übergab sie d°s Glückskörbchen mit den Eierschalen und schärfte ihr ein, das verwunderliche Ding sorgfältig in Acht zu nehmen. »Wenn mein Töchterchen,« so sagte die Königin, »zehn Jahr alt ist, dann händige ihr das Kleinod ein, und ermahne sie,les zu hüten, weil es das Glück ihrer Zukunft birgt. Um meinen Sohn sorge ich nicht, ihn, als des Reiches Erben, wird der König unter seine Obhut nehmen.« Die Wärterin mußte ihr dann eidlich versprechen, das Geheimniß vor jedermann zu bewahren. Darauf ließ sie den König an ihr Bett rufen und bat ihn, er möge die gewesene Amme Dotterinen's ihr als Wärterin und Dienerin lassen, so lange als Dotterine es wünschen würde. Der König versprach es; noch denselben Abend gab seine Gemahlin ihren Geist auf. Nach einigen Jahren freite der verwittwete König wieder, und brachte eine junge Frau in's Haus, die sich aus dem gealterten Gemahl nichts machte, sondern ihn nur aus Ehrgeiz genommen hatte. Die Kinder der ersten Frau konnte sie nicht vor Augen sehen, weßhalb der König$ st in der Tat unmöglich. Es widerspricht Leinem Charakter überhaupt, und widerspricht noch viel mehr meinen einmal für Sie gefaßten Empfindungen, und kann mit einem Worte nicht eintreten. Daß ich aber einmal weniger oft schreibe, hat ganz zufällige Ursachen, die ich aber auch nicht gut ändern kann. Ob ich gleich jetzt gar keine eigentlichen Geschäfte habe, so bin ich beschäftigter als die meisten, die selbst viel mit solchen beladen sind, und ich lebe keineswegs so, wie manche andre, &aß ich nur auf irgend eine Weise dem Vergnügen oder meinen Einfällen nachhänge. Meine Stunden vom Morgen bis zum Abend, und vor 1 Uhr gehe ich nie zu Bette, sind regelmäßig besetzt; mit meiner Familie bringe ich nur etwa zwei Stunden am Abend, außer dem Mittagessen, zu. In Gesellschaft gehe ich so gut als garnicht, und in meiner Stube, in der ich also die meiste Zeit meines Lebens zubringe, bin ich mit Papieren und Büchern umringt. Ich führe, seit ich den Dienst verlassen habe, ein eigentliches Gelehrten-Leben, habe weitläufige,$ ruhige und vertrauungsvolle Ton macht, der in beiden herrscht, und der ein treuer Ausdruck Ihrer Gesinnung und Seelenstimmung ist. Es hat mch auch sehr gefreut, zu sehen, daß es doch mit Ihrer Gesundheit leidlich zu gehen scheint. Bei Ihnen wirkt die einfache und regelmäßige Lebensart, die Sie führen, gewiß sehr zur leichteren Besiegung aller Krankheiten mit, und damit verbinden Sie eine Ausdauer, die man gewiß selten findet. Es ist unglaublich, wie viel es tut, wenn der ganze Körper in einer steten und immer ununterbrochen fortgesetzten Ordnung bñeibt und von dem Wechsel der Eindrücke frei ist, der doch immer die körperlichen Funktionen mehr oder weniger stört. Durchgängige Mäßigkeit ist gewiß doch am Ende dasjenige, was den Körper am längsten erhält und am sichersten vor Krankheiten bewahrt. Bei Ihnen, liebe Charlotte, tritt nur _ein_ Übermaß ein, wofür ich Sie so gern sicher wüßte, das nämlich der Arbeit. Ich habe mit lebhafter Freude gesehen, daß Sie darauf bedacht sind, sich mehr Hilfe und eigene Ruhe z$ ur, was in ihm war und aus ihm ausgeht auf ihn Wichtigkeit ausübt. Wie der Mensch im Leben auf Erden mitempfindend, wirksam, teilnehmend, immer sich gesellig entwickelnd, ist, so macht er den größeren Weg, der über die Grenzen der Irdischkeit hinausreicht, doch allein, und keiner kann ihn da begleiten, wenn auch freilich in allen Menschen die Ahnung liegt, jenseits des Grabes die wiederzufinden, die vorangegangen sind, und die um sich zu versammeln, die nach uns übrig bleiben. Kein gefühlvoller Mensch kann dieser Ahnung, ja dieses sichern Glaubens entbehren, ohne einen großen Teilóseines Glückes, und gerade den edelsten und reinsten, aufzugeben, und auch die heilige Schrift rechtfertigt ihn. Ja, man kann ihn in einigen Schriftstellen als eine ausgemachte und zu den trostreichen Lehren des Christentums wesentlich gehörende Wahrheit aufgestellt finden. Allein, das ändert an dem, was ich erst sagte, nichts ab. Ich meinte nämlich, daß hier auf Erden alles, was sich auf andere, und im ganzen auf künstlich eingeric$ jeder edeln Seele fern bleibt. Es ist mir aber auch sehr recht, daß es in mir bleibe so wie es ist. Ich habe für mich nie das Glück in freudigen, das Unglück nie in schmerzhaften Empfindungen gesucht, das, was die Menschen gewöhnlich Glück oder Unglück nennen, nie so angesehen, als hätte ich ein Recht zu klagen, wenn statt des Genusses des ersteren das letztere mich beträfe. Ich bin eine lange Reihe von Jahren an der Seite meiner Frau unendlich glücklich gewesen, größtenteils allein und ganz durch sie, und wenigstens so, daß sie und der Gedanke an siE sich in alles das mischte, was mich wahrhaft beglückte. Dies ganze Glück hat der Gang der Natr, die Fügung des Himmels mir entzogen, und auf immer und ohne Möglichkeit der Rückkehr entzogen. Aber die Erinnerung an die Verstorbene, das, was sie und das Leben mit ihr in mir gereift hat, kann mir kein Schicksal, ohne mich selbst zu zerstören, entreißen. Es gibt glücklicherweise etwas, das der Mensch festhalten kann, wenn er will, und über das kein Schicksal eine M$ rperlichen Natur ist das anders. Man kann da nichts anderes sagen, als daß Kräfte entstehen und so lange auslaufen, als ihr Vermögen dauert. So lange man bei einzelnen stehen bleibt, scheint darin ein Mensch gar sehr von anderen verschieden, verschieden an Tätigkeit, Ge)undheit und Lebensdauer. Sieht man aber auf eine Masse von Geschlechtern, so gleicht sich das alles aus. In jedem Jahrhundert erneuert sich das Menschengeschlecht etwa dreimal, von jedem Lebensalter stirbt in einer gewissen Reihe von Jahren eine gleiche Zahl. Kurz, es ist deutlich zu sehen, daß eine nur auf die Masse, auf das ganze Geschlecht, nicht auf den einzelnen berechnete Einrichtung vorherrscht. Wie man sich auch sagen und wie fest und tief man empfinden mag, daß darin einzig und ausschließlich allweise und allgütige Leitung waltet, so widerstrebt doch nichts sosehr der Empfindung des einzelnen, zumal wenn sie eben schmerzlich bewegt ist, als dies gleichsam rücksichtslose Zurückwerfen des fühlenden Individuums auf eine nur wie Naturlebe$ zurück, um »nicht vom Aktentische ins Grab taumeln« zu müssen. Die fünfzehn Jahre, die ihm sein arbeitsreiches Leben noch beschied, widmete er ganz seiner wissenschaftlichen Tätigkeit als Sprachforscher und Philosoph, und je älter er wurde, desto mehr fesselte ihn sein Schloß in Tegel, in dem ihn der Geist des Altertums aus den herrlichen Bildwerken, die er meist selbst gesammelt hatte, umgab, und als den Weisen von Tegel lernen wir ihn auch aus den »Briefen an eine Freundin« kennen. Und aus seinem tiefen Wissen und seiner geläuterten Weltanschauung konnte er nun der Freundin ein Weiser auf ihre? Pfade werden und ihrem unstäten Sinn von seinem göttlichen Frieden mitteilen. Ihr aber wurden die Briefe Humboldts »ein verjüngender Quell«, und schon 1818 schrieb sie an ihre Schwester: »Ich genieße überall, wo ich lebe, das Glück, geliebt zu sein, und habe die Erfahrung gemacht, daß äußeres Glück oder Unglück, Reichtum4oder Armut es nicht ist, was uns geliebt oder geehrt macht, sondern wir selbst es sind.« Und als $ f, befand sich noch auf seinem Platze. Der Apotheker Kristeller schloß das Buch, legte die Hand darauf und rief: »Es ist wahrhaftig so! Es ist richtig; heute ist der Tag oder vielmehr der Abend. Es sind dreißig Jahre auf die Stunde -- ein Jubiläum -- und ich hatte das vollständig, vollständig vergessen. Dorothea, Dorothea!« »Lieber Bruder?« klang es draußen schrill. Der Alte schritt in seiner Aufregung fünf Minuten lang auf und ab; dann ar seine Geduld zu Ende. Er öffnete die Thür: »Dorette, Dorette!« »Was giebt es denn, Philipp?« ertönte es aus der Ferne. »Ich höre den Wind wohl; aer was kann man dagegen thun, -- Thür und Fenster sind verwahrt, und das Übrige steht in Gottes Hand.« »Ei, ei,« murmelte Herr Philipp und rief dann: »Es handelt sich nicht um Wind und Wetter. Komm doch einmal einen Augenblick herein, Dorothea!« Es dauerte noch verschiedene Augenblicke, ehe das möglich war; aber zuletzt geschah es doch. Da war das Altjungfergesicht wieder und jetzt die ganze übrige Figur und zwar mit einem über jed$ egelrecht Buch geführt, und es war ein recht nettes Hauptbuch draus geworden mit allen Zahlen und sonstigen Belegen! Unfd ich las und rechnete es nach bis auf meinen Herrn Großpapa hinunter -- ich las es vom Anfang bis zum Ende, Wort für Wort, Datum für Datum, Zahl für Zahl; und als ich in der dritten Nacht gegen zwei Uhr morgens von der gräulichen Lektüre aufstehen wollte, da konnte ich nicht. Ich saß fest im Stuhl, gerädert von unten auf, und draußen war es grimmig kalt -- der Hofhund heulte und weinte vor Frost, und ich fühlte den Frost gleichfalls bis in die Knochen, und dazu, halb wahnsinnig, mein Leben, Fühlen, Denken, Meinen abgebrochen, wie wenn ein Stock übers Knie abgebrochen worden wäre. Meine grimmige Hexe von Haushälterin hatte mich am Ofen aufzuthauen wie ein steifgefrorenes Handtuch, und es währte länger als eine Woche, ehe sich die allernotwendigste animalische Wärme wieder in mir bemerkbar machte. Iâh lag länger als eine Woche im Bett und klapperte geistig und körperlich mit den Zähnen; dann $ = Was sagst du, ¶ein Kind? =Regine.= _Pied de mouton._ =Engstrand.= Ist das englisch? =Regine.= Ja. =Engstrand=. Ja, ja; Unterricht hast du hier draußen genossen, und das kann uns jetzt gut zu Statten kommen, Regine. =Regine= (nach kurzem Schweigen). Und was hast du denn für Absichten mit mir in der Stadt? =Engtrand.= Kannst du noch fragen, was ein Vater mit seinem einzigen Kinde will? Bin ich nicht ein einsamer und verlassener Witwer? =Regine.= O, mir komm' nur nicht mit solchem Gewäsch. W e s h a l b willst du mich durchaus hinein haben? =Engstrand.= Ja; du mußt nämlich wissen, daß ich es mit etwas Neuem versuchen will. =Regine.= Das hast du schon oft genug versucht; aber es ging immer =Engstrand.= Nun ja; aber dies Mal sollst du staunen, Regine! -- Der Teufel soll mich holen -- -- =Regine= (stampft mit dem Fuße). Laß das Fluchen! =Engstrand.= Still, still! Darin hast du Recht, mein Kind! -- Ich wollte dir also erzählen, daß ich bei der Arbeit an diesem neuen Asyl etwas Geld auf die Seite gelegt habe. =Regi$ n man dann später zu einer guten Pfandobligation kommen könnte, -- es müßte natürlich erste Priorität und ein P‘pier von unzweifelhafter Sicherheit sein, -- so könnten wir weiter darüber reden. =Frau Alving.= Ja, ja, lieber Pastor Manders, alles das verstehn Sie am =Pastor Manders.= Auf alle Fälle werde ich die Augen offen halten. -- Und nun noch etwas, über das ich schon mehre Mal mit Ihnen sprechen =Frau Alving.= Und das wäre? =Pastor Manders.= Soll das Asylgebäude versichert werden oder nicht? =Frau Alving.= Gewiß muß es versichert werden. =Pastor Manders.= Sachte, sachte, beste Frau. Betrachten wir die Sache ein wenig näher. =Frau Alving.= Ich habe stets alles versichert, sowohl die Gebäude und den Hausrath wie auch die Scheunenvorräthe und die Ackergeräthschaften. =Pastor Manders.= Selbstverständlich. Auf Ihrer eigenen Besitzung. Das thue auch ich natürlicherweise. Aber sehen Sie, hier ist es eine ganz andere Sache. Das Asyl soll doch gleichsam einer höheren Lebensaufgabe geweiht sein. =Frau Alving.= HJa$ n Mönch, es war dieser Mönch Berthold Schwarz, der den Soldaten das Schießpulver gegeben hat. Otto: »Das Schießpulver«? Dieses Wort verstehe ich auch nicht. Herr Meister: Haben Sie schon eine Kanone gesehen? Otto: O, ja. Herr Meister: Was thut man in die Kanone? Otto: Einen Ball. Herr Meister: Einen Ball? Nein, mein Freund, man thut keinen Ball in die Kanone. Sie, Ihr Bruder Louis und Ihre Freunde spielen Samstag im Park mit einem Balle. Aber in die Kanone thut der Soldat keinen Ball, sondern eine Kugel. Spielen Sie mit einem Balle von Me­all, Louis? Louis: O, nein, Herr Meister. Herr Meister: Nun, die Kugel in der Kanone, in dem Gewehr, in der Pistole ist von Metall. Anna: Aber die Kugel ist rund, wie ein Ball, nicht wahr? Herr Meister: Das wohl. Was treibt (= bringtU) die Kugel aus der Kanone, aus der Flinte, aus der Pistole? Otto: O, nun weiß ich es. Das P..... P..... Ich kann das Wort nicht Herr Meister: Das Pulver. Ich meine nicht das Pulver, das der Apotheker giebt. Wenn Sie Fieber haben, so verschreibt$ ll nun wieder von dem Schützenfeste sprechen. In den Zelten ist Tanz und Konzert und vieles andere, was den Leuten Freude macht. Ah, ich sehe, es ist ein Uhr. Ich muß gehen, meine Freunde. Bella: Wie schnell die Zeit vergeht! Louis: Herr Meister, wovon wollen ie morgen mit uns sprechen? Herr Meister: Von den Rittern. Louis: »Rittern«? Das Wort verstehe ich nicht. Herr Meister: Morgen, meine Freunde, morgen. Heute empfehle ich mÖch [Herr Meister geht.] Anna: Haben Sie die Worte verstanden, die Herr Meister zuletzt (= am Ende) gesprochen hat? Otto: Ja, ich habe die Worte verstanden (ich verstehe, ich verstand, ich habe verstanden). »Ich empfehle mich Ihnen,« sagte Herr Meister, aber ich weiß nicht, was sie (= die Worte) bedeuten. Bella: Ich vermute (= denke), es ist dasselbe, wie: »Adieu.« Otto: Ja wohl, Fräulein Bella. Sie haben das Rechte getroffen (= gefunden, ich treffe, ich traf, ich habe getroffen). Ich glaube, »ich empfehle mich Ihnen« ist feiner, als das Wort »Adieu.« Bella: Warum meinen (= denken) Sie $ jetzt vier Wochen Ferien, das ist, wir sind vier Wochen frei und brauchen nicht zur Universität zu gehen. Professoren und Studenten wollen Weihnachten feiern. Hier schicke ich Dir meine Photographie. Du wirst Dich wundern, mich im Winter in Kleidern von weißem Linnen zu sehen und fragen: »Ist es im Dezember in Berlin so warm, daß die Leute in weißem Linnen gehen?« O, mein Freund, es ist hier sehr kalt, so kalt wie in New York. Der Wind bläst durch die Straßen, und der Schnee liegt zwei Fuß hoch. Nicht alle Leute gehen jetzt in Linnen. Auch ich gehe nicht immer so, nur einmal in der Woche, am MittwÂoch Abend von acht Uhr bis zehn; -- dann bin ich in der Turnhalle, denn ich muß Dir nur sagen, ich bin in einem Turnklub oder einem Turnvereine. Mittwoch Abend bin ich in der Turnhalle, und habe Gymnastik. O, wie ist das schön, mein lieber Louis, mit hundert, oft zwei hundert Männern nach der Musik zu marschieren oder springËen. Wir laufen, schwingen, fechten, boxen und tanzen; kurz, wir thun alles, was uns stark un$ nke,« sprach Gunther, »nicht eher zu sterben, als bis ich weidlich Eure Minne gekostet habe.« Hellauf lachte Brunhild. »Wenn Euch die Aussicht auf Schläge reizt, so stellt Euch morgen bei Sonnenaufgang zum Turnier. Und Ihr sollt den Mittag nicht mehr erleben. Kämmerer, weist den Herren für die letzte Nacht Herberge an.« Und immer noch hohnvoll lachend, wandte sie sich und schritt zur Burg zurück. Siegfried aber, den bescheiden abseits Stehenden, beachtete sie mit keinem Blick. So schwer hatte es ihren Stolz getroffen, daß der einzige Mann, den sie geliebt hatte, ein Dienstmann geworden war. Die Herren aus Worms aber legt.en sich bald zur Ruhe nieder. Denn sie wußten, daß der kommende Tag ihrer Kräfte reichstes Maß beanspruchte. Kaum graute der Mrgen, als helle Fanfarenstöße sie aus dem Schlummer weckten. Eiligst sprangen sie auf und halfen Gunther, sich rüsten. Und jeder wappnete sich selber aufs beste. So ritten sie auf ihren Rossen zum Turnierplatz. Umgeben von ihren Rittern und Frauen nahte Brunhild. Ein g$ schier dich her vor die Klinge, ich will dir weisen, was Burschenmanier ist«. Der Fremde hatte nun blutwenig Herze in seinem Leibe, als er des kleinen Bruders bloßen Degen sah, er fing an zu zittern und zu beben und kunnte vor großer Angst nicht ein Wort sagen, daß auch endlich der kleine Bruder den Degen wieder einsteckte und sich mit dem Fremden in Güte vertrug. Wie sehr aber der neue Akademikus von den Hausburschen und andern Studenten gevexiert[73] wurde, das kann ich, der Tebel hol mer, nicht sagen. Sie hie en ihn nur den unreifen Studenten, ich fragte auch, warum sie solches täten, so wurde mir zur Antwort gegeben: deswegen wurde er nur der unreife Student geheißen, weil er noch nicht tüchtig auf die Universität wäre, und dazu so hielte ihm seine Mutter noch täglich einen Moderator[74], welcher ihn den Donat[75] und Grammatika lernen mußte. Damit aber der unreife Student die Schande nicht haben wollte, als wenn er noch unter der Schulrute erzogen würde, so machte er den andern tudenten weis, der Moderat$ inand gefiel es nicht. Schlapp! schlug er Fritzen an das Ohr, Daß er die Zippelmütz verlor. Der Fritz, der dies verdrießlich fand, Haut wiederum den Ferdinand; Und jetzt entsteht ein Handgemenge, Sehr schmerzlich und von großer Länge. -- So geht durch wesenlose Träume Gar oft die Freundschaft aus dem Leime. Er stellt sich vor sein Spiegelglas Und arrangirt noch dies und das. Er dreht hinaus des Bartes Spitzen, Sieht zu, wie seine Ringe blitzen, Probirt auch mal wie sich das macht, Wenn er so herzgewinnend lacht, Uebt seines Auges Zauberkraft, Legt die Cravatte musterhaft, Wirft einen süßen Scheideblick Auf sein geliebtes Bild zurück, Geht dann hinaus zur Promenade Umschwebt vom Dufte der Pomade, Und ärgert sich als wie ein Stint, Daß andre Leute eitel sind. Wenn Alles sitzen bliebe, Was wir in Haß und Liebe So von einander schwatzen; Wenn Lügen Haare wären, Wir wären rauhwie Bären Und hätten keine Glatzen. Ein dicker Sack, -- den Bauer Bolte, Der ihn zur Mühle tragen woll$ chen. Endlich gelangten sie zwischen zwei Berge von mittelmäßiger Höhe, die sich ziemlich gleich und nur durch ein schmales Tal getrennt waren. Dies war die merkwürdige Stelle, wohin der afrikanischeZauberer Alaeddin hatte bringen wollen, um einen großen Plan mit ihm auszuführen, weshalb er von dem äußersten Ende Afrikas bis nach China gereist war. »Wir sind jetzt an Ort und Stelle,« sagte er zu Alaeddin; »ich werde dir hier außerordenrliche Dinge zeigen, die allen übrigen Sterblichen unbekannt sind. Während ich jetzt mit dem Stahl Feuer schlage, häufe du hier trockenes Reisig zusammen, damit wir ein Feuer anmachen.« Als das Reisig aufloderte, warf der afrikanische Zauberer Räucherwerk hinein. Dicker Rauch stieg empor, den er bald auf diese, bald auf jene Seite wendete, indem er allerlei Zauberworte sprach, von denen Alaeddin nichts verstand. In diesem Augenblick erbebte die Erde ein wenig, öffnete sich vor dem Zauberer und Alaeddin, und ließ einen Stein hervorscheinen, mit einem in der Mitte versiegelten bro$ igte sogleich vier Verschnittene ab mit dem Befehl, die angebliche heilige Frau heraufzubringen. Sobald die Verschnittenen zum Tore von Alaeddins Palast herauskamen und auf den afrikanischen Zauberer zugingen, so wich die Menge auseinander, und als dieser sich nun frei und die Verschnittenen auf sich zukommen sah, so ging er ihnen mit um so größerer Freude entgegen, da sein Schelmstück ihm einen guten Anfang zu nehmen schien. Einer von den Verschnittenen nahm das Wort und sagte: »Heilige Frau, die Prinzessin wünscht dich zu sprechen; komm ud folge uns.« -- »Die Prinzessin erzeigt mir viele Ehre,« antwortete die angebliche Fatime; »ich bin bereit, ihr zu gehorchen.« Mit diesen Worten folgt er den Verschnittenen. Als der Zauberer, der unter dem heiligen Kleide ein teuflisches Herz verbarg, in den Saal mit den vierundzwanzig Fenstern eintrat und die Prinzessin bemerkte, begann er mit einem Gebet, das eine lange Reihe von Wünschen für ihr Wohlbefinden, ihr Glück und die Erfüllung alles dessen, was sie nur begehre$ r darin ein Zimmer eingeräum¨ habe. Die falsche Fatime kam, und sobald sie da war, sagte Alaeddin zu ihr: »Komm her, meine gute Mutter, es freut mich, dich zu sehen,du bist gerade zu meinem Glücke hierhergekommen. Ich bin soeben von einem abscheulichen Kopfweh überfallen worden, und im Vertrauen auf deine Gebete bitte ich dich um Hilfe, denn ich hoffe, daß die Wohltat, die du schon so vielen mit dieser Krankheit Behafteten erwiesen hast, auch mir nicht abschlagen werdest.« Mit diesen Worten stand er auf und bückte den Kopf; die falsche Fatime näherte sich ihm, indem sie zugleich mit der Hand nach einem Dolche griff, den sie unter ihrem Kleide am Gürtel stecken hatte. Alaeddin aber, der sie genau beobachtete, fiel ihr in die Hand, noch ehe sie vom Leder gezogen hatte, und durchbohrte sie mit seinem Dolche, so daß sie tot auf dem Fußboden zusammenstürzte. »Mein teurer Gemahl, was hast du getan?« rief die Prinzessin voll Angst, »du hast die heilige Frau getötet!« -- »Nein, geliebte Prinzessin,« antwortete Alaedd$ ehr lebt, und sonst ganz wahrheitsliebende Reisende sind im Irrthum, wenn sie glauben, bei der Besteigung des Pics schlanke, schnellfüßige Guanchen zu Führern gehabt zu haben. Allerdings wollen einige canarische Familien vom letzten Hirtenkönig von Guimar abstammen, aber diese Ansprüche haben wenig Grund; sie werden von Zeit zu Zeit wieder laut, wenn einer aus dem Volk, der brauner ist als seine Landsleute, Lust bekommt, sich um eine Officiersstelle im Dienste des Königs von Spanien Kurz nach der Entdeckung von Amerika, als Spanien den Gipfel seines Ruhms erstiegen hatte, war es Brauch, die sanfte Gemüthsart der Guanchen zu rühmen, wie man in unserer Zeit die Unschuld der Bewohner von Otaheiti gepriesen hat.Bei beiden Bildern ist das Colorit glänzender als wahr. Wenn die Völker, erschöpft durcÇh geistige Genüsse, in der Verfeinerung der Sitten nur Keime der Entartung vor sich sehen, so finden sie einen eigenen Reiz in der Vorstellung, daß in weit entlegenen Ländern, beim Dämmerlicht der Cultur, in der Bildung$ on Dunstbläschen sich näherten oder entfernten, ohne daß die Elektrometer mit langer Metallstange und brennendem Docht in den untern Luftschichten eine Aenderung in der elektrischen Spannung anzigten. Mittels solcher kleinen, mit Windstillen wechselnden Böen gelangt man in den Monaten Juni und Juli von den canarischen Inseln nach den Antillen oder an die Küsten von Südamerika. Im heißen Erdstrich lösen sich die meteorologischen Vorgänge äußerst regelmäßig ab, und das Jahr 1803 wird in den Annalen der Schifffahrt lange denkwürdig bleiben, weil mehrere Schiffe, die von Cadix nach Cumana gingen, unter 14° der Länge und 48° der Breite umlegen mußten, weil mehrere Tage lang ein heftiger Wind aus Nord-Nord-West blies. Welch bedeutende Störung im regelmäßigen Lauf der Luftströmungen muß man annehmen, um sich von einem solchen Gegenwind Rechenschaft zu geben, der ohne Zweifel auch den regelmäßigen Gang des Barometers in seiner stündlichen chwankung gestört haben wird! Einige spanische Seefahrer haben neuerlich einen $ rscheinen des südlichen Kreuzes wurde lebhaft von denjenigen unter der Mannschaft getheilt, die in den Colonien gelebt hatten. In der Meereseinsamkeit begrüßt man einen Stern wie einen Freund, von dem man lange Zeit getrennt gewesen. Bei den Portugiesen und Spaniern steigert sich diese gemüthliche Theilnahme noch durch besondere Gründe: religiöses Gefühl zieht sie zu einem Sternbild hin, dessen Gestalt an das Wahrzeichen des Glaubens mahnt, das ihre Väter in den Einöden der neuen Welt aufgepflanzt. Da die zÖei großen Stern.e, welche Spitze und Fuß des Kreuzes bezeichnen, ungefährt dieselbe Rectascension haben, so muß das Sternbild, wenn es durch den Meridian geht, fast senkrecht stehen. Dieser Umstand ist allen Völkern jenseits des Wendekreises und in der südlichen Halbkugel bekannt. Man hat sich gemerkt, zu welcher Zeit bei Nacht in den verschiedenen Jahreszeiten das südliche Kreuz aufrecht oder geneigt ist. Es ist eine Uhr, die sehr regelmäßig etwa vier Minuten im Tag vorgeht, und an keiner anderen Sterngru$ ferroth. Von weitem, wie sie unbeweglich dasaßen und sich vom Horizont abhoben, konnte man sie für Bronzestatuen halten. Dieß war uns um so auffallender, da es so wenig dem Begriff entsprach, den wir uns nach manchen Reiseberichten von der eigenthümlichen Körperbildung und der großen Körperschwäche der Eingeborenen gemacht hatten. Wir machten in der Folge die Erfahrung, und brauchten deshalb die Grenzen der Provinz Cumana nicht zu überschreiten, wie auffallend die Guayqueries äußerlich von den Chaymas und den Caraiben verschieden sind. So nahe alle Völker Amerikas miteinander verwandt scheinen, da sie ja derselben Race angehören, so unterscheiden sich doch die Stämme nicht­selten bedeutend im Körperwuchs, in der mehr oder weniger dunkeln Hautfarbe, im Blick, aus dem den einen Seelenruhe und Sanftmuth, bei andern ein unheimliches Mittelding von Trübsinn und Wildheit spricht. Sobald die Piroguen so nahe warvn, daß man die Indianer spanisch anrufen konnte, verloren sie ihr Mißtrauen und fuhren geradezu an Bord. $ h, lag eine grüne, malerische Küste vor uns. Die Berge vún Neuandalusien begrenzten, halb von Wolken verschleiert, nach Süden den Horizont. Die Stadt Cumana mit ihrem Schloß erschien zwischen Gruppen von Cocosbäumen. Um neun Uhr morgens, ein und vierzig Tage nach unserer Abfahrt von Corunna, gingen wir im Hafen vor Anker. Die Kranken schleppten sich auf das Verdeck um sich am Anblick eines Landes zu laben, wo ihre Leiden ein Ende finden sollten. ------------------ 31 Daß fortwährend ein oberer Luftstrom vom Aequator zu den Polen und ein unterer von den Polen zum Aequator geht, dieß ist, die Arago dargethan hat, schon von Hooke erkannt worden. Seine Ideen hierüber entwickelte der berühmte englische Physiker in einer Rede vom Jahr 1686. »Ich glaube,« fügt er hinzu, »daß sich mehrere Erscheinungen in der Luft und auf dem Meere, namóentlich die Winde, aus Polarströmen erklären lassen.« Hadley führt diese interessante Stelle nicht an; anderer$ kelt. Das herrliche Jahrhunde*rt Leos X. trat in der neuen Welt mit einer Grausamkeit auf, wie man sie nur den finstersten Jahrhunderten zutrauen sollte. Man wundert sich aber nicht so sehr über das entsetzliche Bild der Eroberung von Amerika, wenn man daran denkt, was trotz der Segnungen einer menschlicheren Gesetzgebung noch jetzt auf den Westküsten von Afrika Der Sklavenhandel hatte dank den von Karl V. zur Geltung gebrachten Gundsätzen auf Terra FiÊma längst aufgehört; aber die Conquistadoren setzten ihre Streifzüge ins Land fort, und damit den kleinen Krieg, der die amerikanische Bevölkerung herabbrachte, dem Nationalhaß immer frische Nahrung gab, auf lange Zeit die Keime der Cultur erstickte. Es war Pflicht der Religion, daß sie der Menschheit einigen Trost brachte für die Greuel, die in iherem Namen verübt worden; sie führte für die Eingeborenen das Wort vor dem Richterstuhl der Könige, sie widersetzte sich den Gewalttätigkeiten der Pfründeninhaber, sie vereinigte umherziehende Stämme zu den kleinen Ge$ den Schluchten empor; ihre schwarze, von der Sonnengluth und vom Sauerstoff der Luft verbrannte Rinde sticht ab vom frischen Grün der Pothos und der Dracontien, deren lederartige glänzende Blätter nicht selten mehrÈre Fuß lang sind. Es ist nicht anders, als ob unter den Tropen die parasitischen Monocotyledonen die Stelle des Mooses und der Flechten unserer nördlichen Landstriche verträten. Je weiter wir kamen, desto mehr erinnerten uns die Gesteinmassen sowohl nach Gestalt als Gruppierung an Schweizer und Tiroler Landschaften. In diesen amerikanischen Alpen wachsen noch in bedeutenden Höhen Helikonien, Cosstus, Maranta und andere Pflanzen aus der Familie der Canna-Arten, die n der Nähe der Küste nur niedrige, feuchte Orte aufsuchen. So kommt es, daß die heiße Erdzone und das nördliche Europa die interessante Eigentümlichkeit gemein haben, daß in einer beständig mit Wasserdampf erfüllten Luft, wie auf einem vom schmelzenden Schnee durchfeuchteten Boden die Vegetation in den Gebirgen ganz den Charakter einer S$ e wären, in zwei oder drei Jahren den Ankaufspreis abzut„ragen. Dadurch hoffte man die jährliche Tabaksernte auf 15,000 Arobas zu bringen. Zu meiner Freude habe ich viele Grundeigenthümer sich gegen dieses Projekt aussprechen hören. Es stand nicht zu hoffen, daß man, nach dem Vorgang mancher Provinzen der Vereinigten Staaten, nach einer gewissen Reihe von Jahren den Schwarzen oder ihren Nachkommen die Freiheit schenken würde; desto bedenkliher schien es, zumal nach den entsetzlichen Vorgängen auf St. Domingo, die Sklavenbevölkerung in Terra Firma zu vermehren. Weise Politik hat nicht selten dieselben Folgen, wie die edelsten und seltensten Regungen der Gerechtigkeit und Menschenliebe. Die mit Höfen und Indigo- und Tabakspflanzungen bedeckte Ebene von Cumanacoa ist von Bergen umgeben, die besonders gegen Süd höher ansteigen und für den Physiker und den Geologen gleich interessant sind. Alles weist darauf hin, daß das Thal ein alter Seeboden ist; auch fallen die Berge, welche einst das Ufer desselben bildeten, $ vom Atrio dei Cavalli aus gesehen. Wir stiegen auf den Boden des Kraters auf einen Streif zerbrochener Laven, der zu der Luecke in der Umfassungsmauer hinauflaeuft. Hitze war nur ueber einigen Spalten zu spueren, aus denen Wasserdampf mit einem eigenthuemlichen Sumsen stroemte. Einige dieser Luftloecher oder Spalten befinden sich aeusserhalb des Kraterumfanges, am aeusseren Rand der Bruestung, welche den Krater umgibt. Ein in dieselben gebrachter Thermometer stieg rasch auf 68 und 75 Grad. Er zeigte ohne Zweifel eine noch hoehere Temperatur an; aber wir konnten das Instrument erst ansehen, nachdem wir es herausgezogen, wollten wir uns nicht die Haende verbrennen. Cordier hat mehrere Spalten gefunden, in denen die Hitze der des siedenden Wassers gleich war. Man koennte glauben, diese Daempfe, die stossweise hervorkommen, enthalten Salzsaeure oder Schwefelsaeure; laest man sie aber an einem kalten Koerper sich verdichten, zeigen sie keiNnen besondern Geschmack, und die Versuche mehrerer Physiker mit Reagentien $ n ist. Zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts waren die Perlen von Cubagua in Sevilla und Toledo, wie auf den grossen Messen von Augsburg und Bruegge bekannt. Da Neucadix kein Wasser hatte, so musste man es an der benachbarten Kueste aus dem Manzanaresflusse holen, obgleich man es, ich weiss nicht warum, beschuldigte, dass es Augenentzuendungen verursache. Die Schriftsteller jener Zeit sprechen alle vom Reichthum der ersten Ansiedler und vom Luxus, den sie getrieben; jetzt erheben sich Duenen von Flugsand auf der unbewohnten Kueste und der Name Cubagua ist auf unseren Karten kaum verzeichnet. In diesem Striche angelangt, sahen wir die hohen Berge von Kap Macanao im Westen der únsel Margarita majestaetisch am Horizont aufsteigen. Nach den Hoehenwinkeln, die wir in 1â8 Meilen Entfernung nahmen, moegen diese Gipfel 500-600 Toisen absolute Hoehe haben. Nach Louis Berthoud´s Chronometer liegt Cap Macanao unter 66 deg. 47' 5" Laenge. Ich nahm die Felsen am Ende des Vorgebirges auf, nicht die sehr niedrige Landzunge$ t«, erwidert der Mann, »wenn wir Handels einig werden können. Was versprecht ihr mir als Löhnung?« Der Königssohn sagt: »Täglich frisches Essen und Trinken, soviel das Herz begehrt, vollständige schöne Kleidung für Sommer- und Winterbedarf, und einen Stof Gold als Jahreslohn.« Der Schütze war damit einverstanden, und eben langte auch der Schnellfuß wieder von Babylon an, auf dem Rücken die heruntergeschossene große Mücke, die ihm gar nicht lästig war. Der scharfsichtige Schütze setzte sic²h hinter der Kutsche auf den Goldsack und man fuhr wieder weiter. Sie waren noch nicht viel weiter gefahren, da sah der Königssohn, der, wie kluge Leute pflegen, Augen und Ohren überall hatte, am Wege einen Mann, der auf der Erde lag und das Ohr an den Boden hielt, als wollte er erlauschen; des Mannes Ohr war röhrenförig gestaltet und drei Klaftern lang. »Was machst du da?« fragte der Königssohn. Der Horchende erwiderte: »In der Stadt Rom sind gerade jetzt fünf Könige versammelt, die heimlich über einen Krieg rathschlagen; i$ ack hemmte des Trägers Schritte nirgends; auf jede andere Weise freilich wäre es schlechterdings unmöglich gewesen, die schwere Last fortzubringen. Zugvieh hätte man wohl für gutes Geld soviel kaufen können, als die Schwere der Last erforderte, aber woher ein Fuhrwerk nehmen, das unter dem Gewichte nicht gebrochen wäre? Der Schatzträger war eben über einen hohen Berg gekommen und hatte sich am Fuße desselben unter einem bBusche niedergelassen, um auszuruhen, als der Mann mit den langen Ohren ihnen Alles erzählte, was hinter ihnen in der Königsstadt angezettelt und vorgenommen wurde. Der Augenmann hatte vom Kamm des Berges aus das nachsetzende Heer deutlich erblickt -- darum schlug dem Königssohne das Herz doch etwas bänglich. Aber der Windläser sagte: »wir müssen uns etwas weiter vom Berge entfernen, damit, wenn die Truppen herankommen, der Windstoß meines Mundes sie um so sicherer treffen kann.« So gingen die Männer weiter, bis sie einen passenden Ort gefunden hatten. Als nun der Augenmann meldete, daß die v$ ist der Lohn auch unermeßlich groß. Mehr darf ic  dir nicht offenbaren.« Die Jungfrau erzählte, als sie zurück kam, was sie aus des Alten Munde vernommen hatte. Die Männer gingen ungesäumt der Vorschrift des Alten gemäß Kröten zu fangen, an denen es hier in den feuchten Kellergruben nicht fehlen konnte; auch brauchten sie nicht lange danach zu suchen. Der Schmiedegesell nahm nun seinen schweren Hammer, der junge Mann einen starken eichenen Knüttel, und so gegen den Feind gerüstet machten sie sich zum zweiten Male auf den Weg, in der Hoffnung, jetzt die Schatzkamme leer zu machen. -- Sobald die Eisenthür mit dem Krötenblut kreuzförmig bestrichen war, sprang sie von selbst auf, so daß die Männer ungehindert über die Schwelle und in einen andern Keller treten konnten, der beim Fackelschein so geräumig erschien wie eine Kirche. Alsbald fuhr ein großer schwarzer Hund[39] mit Gebell auf die Männer los und wollte des jüngeren Schenkel packen, aber der Schmiedegesell war geschwinder als der Hund und traf mit seinem g$ nun so plötzlich die gräuliche Bestie zu seinen Füßen erblickte, rief er voll Schrecken: »Ein Seehund! ein Seehund[41]!« und sprang jäh zurück, so daß _Einkraft_-und _Zweikraftmann_ auf ihre Hintermßnner gedrängt wurden und die Männer sämmtlich zu Boden fielen, bis auf _Schwanzmann_, der glücklicher Weise aufrecht blieb, wodurch die Lanzenspitze auf den Wolf zu fallen kamþ. Gern hätten die Männer sämmtlich die Flucht ergriffen, wenn die vor Schrecken erstarrten Beine sie hätten tragen wollen, oder wenn der dichte Wald das Durchkommen gestattet hätte. Da also kein Entrinnen möglich war, so mußten sie nothgedrungen bleiben und ruhig warten, bis der Seehund einen nach dem andern verschlingen würde. _Nasenmann_, welcher am nächsten stand, wunderte sich, daß das Raubthier sich nicht vom Flecke rühre und klug wie er war, schloß er daraus sofort, daß ihre scharfe Lanze dasselbe im Schlafe getödtet habe. Als er näher trat und das Thier untersuchte, fand er es entseelt, was freilich nicht von einer durch die Männer ih$ egerbter Menschenhaut gemacht waren. Die Stieel die ich anhabe, Wamms und Hosen, die ich unter dem Panzer trage, ebenso der Sattel, die Zügel und alles andere Riemenwerk, was du hier siehst, sind aus gegerbten Menschenhäuten gemacht. Vor meinem Tode blieb noch eine Menge von dem gegerbten Leder übrig, weil ich ja nun keinerlei Ledergeräth mehr brauchen konnte. Als ich an die Pforten jener Welt kam und eben eintreten wollte, rief der Thorwächter: »Halt! dich darf ich nicht eher einlassen, als bis du das noch unverarbeitete Menschenleder verkauft hast und da es dir nicht gestattet ist, bei Tage das Grab zu verlassen, so mußt du dir bei nächtlicher Weile Käufer suchen. Reite drum immer von Mitternacht bis zum Hahnenschrei in der Nähe des Laaksberges[64] umher, bis du Jemanden findest, der dir die ¼gegerbten Häute abnimmt.« Obgleich ich nun schon zwei Generationen hindurch den Leuten meine Waare angeboten habe, so wollte sie doch Niemand kaufen, weil ihr ein widriger Geruch wie von Menschen anhafte.« »Nun« -- erw$ hen= markierte Phrasen sind im Original nicht in Fraktur gedruckte Textstellen französischer oder lateinischer Sprache. Das Kreuz zur Angabe von Todesjahren ist im Text durch ein '+' ersetzt. Offensichtliche Druckfehler im Text wurden korrigiârt, die Schreibweise ansonsten aber wie im Original belassen. Eine Auflistung aller vorgenommenen Korrekturen findet sich am Ende des Textes.] _Nummer 12 der_ _Zellenbücherei_ _Copyright 1922 by_ _Dürr & Weber m. b. H._ _Leipzig_ * * Dritte, vom Autor neu durchgesehene und überarbeitete Auflage 20.-30. _Tausend_ _Klabund_ Deutsche Literaturgeschichte in einer Stunde * * * * * Von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart [Illustration] 1922 _D$ erwandtschaften«, in der Lyrik durch »Ganymed«, »Wanderers Nachtlied«, »An den Mond«, die »Trilogie der Leidenschaft« und vieles andere. Er beherrschte die konträrsten Stile. Sang wie ein Kind zu Kindern: Ich komme bald, ihr goldnen Kinder! Und, aus dämonischer Tiefe, die Worte steigen wie Nickelmänner und Elfen aus einem tieftiefen Brunnen,so tief wie der Brunnen auf der Burg von Nürnberg, dessen Ende wir nicht sehen: Sieh, die Sonne sinkt! Eh sie sinkt, eh mich Greisen ergreift im Moore Nebelduft; entzahnte Kiefer schnattern und das schlotternde Gebein -- Trunkener vom letzten Strahl, reiß mich, ein Feuermeer mir im schäumenden Aug', mich Geblendeten, Taumelnden, in der Hölle nächtliches Tor. Das ist in der½Postchaise am 10. Oktober 1774 von ihm gedichtet, und ich wette, wenn ich es einem Dichter der jüngsten Generation vorlese, einem meiner nächsten Brüder, und er kennt das Gedicht nicht zufällig (er wird es nicht kennen: denn sie kennen weder Goethe, noch Geßner$ o sich mein Regiment befand. In Neapel machte ich Halt, um mich zwei Tage zu ruhen und nach zweieinhalb Jahren die lang entbehrte Freiheit zu genießen. Ich erreichte mein Regiment; an der Kasernenthür fragte mich der wachthabende Lieutenant: »Kommen Sie vom Urlaub?« »Nein«, antwortete ich, »ich komme aus dem Gefängnis Qzu Savona.« »Kommen Sie herein und gehen Sie zu Ihrer Kompagnie -- die wievielte ist »Die achte.« »Korporal, führen Sie diesen Soldaten zur achten Kompagnie!« Ein Schurke. -- Unschuldig verurteilt. Als der Feldwebel V... von meiner Kompagnie mich in meiner schlechten Kleidung und in dem durch die langen Leiden verursachten heruntergekommenen Zustand sah, betrachtete er mich einige Minuten lang und sagte dann, sich erhebend: »Wie, M..., so sind Sie heruntergekommen?« »Das Brot der Unglücklichen schmeckt bitter.« »Wissen Sie, M...«, sagte er in mißachtendem Tone, »daß Sie sich zwei Tage versäumt haben; alle Soldaten und Offiziere wissen das, denn wir erwarteten mit Ungeduld Ihre Rückkehr. er Komm$ en und Sie leben noch! Ja, braver junger Mann, erzählen Sie den Richtern diese rührende Geschiczte, und sicher, sie werden Mitleid fühlen. Ich wußte nicht, daß das menschliche Leben soviel Unglück und Schande birgt, daß das Schicksal einen Menschen so verfolgen kann. Sie Ärmster!« Er drückte mir zärtlich die Hand und ging erschüttert von dannen0. Der Untersuchungsrichter kam von neuem und teilte mir mit, daß der Staatsanwalt beabsichtigte, den Bürgermeister meiner Vaterstadt, den Doktor Antonino di V... und den Wachtmeister der Karabinieri zu Tropea zur Verhandlung laden zu lassen. Das wunderte mich nicht wenig, denn was für einen Zweck hatte es, da ich mein Verbrechen selbst zugab. Es konnte mir nur Schaden bringen, denn sie würden auf der Eisenbahn zweiter Klasse fahren und das mußte ich bezahlen -- wozu nun diese Kosten verursachen? Mehrere Tage verbrachte ich deshalb in Sorgen.[63] [63] Sollte es nicht vielleicht die Furcht gewesen sein, daß die Beamten sein Treiben in den Bergen von Daffina verrieten$ gen Papier besteht und überhaupt nicht über ein Lo;h wiegt. Für solche einlöthige Briefe wird nur einfaches, oder das gewöhnliche Porto bezahlt. Wiegen sie aber mehr; so verändert sich die Taxe. -- Hierbei sind jedoch die Pri4zipien nicht einerlei. Die sogenannten Reichsposten scheinen hierin die wohlfeilsten. Auf den reitenden Preußischen und einigen andern ständischen Posten muß für jedes Loth, welches ein Brief wiegt, das einfache Porto bezahlt werden, z. B. wenn ein einfacher Brief nach einem gewissen Orte 2 Ggr. kostet; so kostet er, wenn er 4 Loth wiegt 4 Ggr. indem man annimmt, daß in einem solchen vierlöthigen Briefe wirklich 4 Briefe, oder doch andre Papiere vom besondern Werthe, z. B. Rechnungen, Wechsel, Assignationen, Quitungen u. dergl. seyn können. Bei den taxischen Reichsposten steigt die Erhöhung des Porto für solche dicke Briefe von 1 bis 3, von 4 bis 7, von 8 bis 11 Loth &c. welches aber auch bei den folgenden Preußischen Posten der Fall ist und überhaupt wird hierbei auf den Werth des Inhal$ on denselben gequetsc¿ht zu werden. Beim =Verschicken von Waaren in Packeten= sind ähnliche Vorsichtsregeln zu beobachten. Hauptsächlich kömmt es darauf an, die Waaren gut einzupacken und mit hinlänglicher Emballage zu verwahren, damit sie gegen Näße geschützt sind und nicht durchscheuert und zerschabt werden können. Dieses wird ohnehin in allen Postverordnungen den Absendern zur Pflicht gemacht und die Post kann bei der gegenwärtigen Beschaffenheit der mehrsten Postwagen, nicht alle Packete gegen Näße und Reiben schützen, zumal da so viele Packete von sehr verschiedener Gestalt und Beschaffenheit zur Post gegeben werden, die also nicht immer paßlich gepackt werden können. Wachstuch, oder Wachslinnen ist zwar ein gutes Mittel, Waaren einzupacken; da man aber kein Zeichen darauf machen kann, indem kein Lack darauf haftet, so ist man genöthigt, noch eine Enveloppe von Linnen, Papier, oder Matten da³um zu schlagen; oder man müßte sonst auf das Wachstuch noch besonders einen linnenen Lappen nähen und auf diesen d$ ica_ 33 Curculigo recurvata_ 66 _Cyanophyllum magnificum_ 79 _Cycadeen_ 32 _Cycas revoluta_ 32 _Cyrtomium falcatum_ 25 Dattelpalme 42 _Dieffenbachia_ 54 _Dioon edule_ 32 _Dracaena cannaefolia_ 63 _Dracaena fragans_ 62 _Dracaena Goldieana_ 62 _Dracaena marginata_ 63 _Dracaena Rothiana_ 62 Elephantenohr 26 _Eranthemum igneum_ 88 _Eranthemum rubrovenium_ 88 _Eranthemum sanguinolentum_ 88 _Erythea armata_ 41 _Eucalyptus Globulus_ 75 _Eugen1ia_ 77 _Evonymus japonica_ 70 Färberröte 89 _Fatsia japonica_ 82 _Fatsia papyrifera_ 82 _Ficus elastica_ 69 _Ficus stipulata_ 69 Frauenhaar 29 Goldorange 83 _Grisebachia_ 44 Gummibaum 69 _Hedera colchica_ 80 _Hedera Helix_ 80 _Hedyscepe Canterburyana_ 44 _Howea Belmoreana_ 44 _Howea Forsteriana_ 44 Kaffeebaum 90 _Kentia Baucri_ 43 _Kentia Canterburyana_ 44 _Kentia Mac Adhuri_ 43 _Kentia sapida_ 43 Kletterfeige 69 Kornelkirsche 83 _Labiatae_ 84 _Latania borbonica_ 39 _Latania chinensis_ 39 _Laurus Tinus _ 90 _Liliaceae_ 56 _Livistona altissima_ 39 _Livistona australis_ 39 _Livis$ eingeschnitten, stehen auf langen, wehrlosen Stielen, welche sich frühzeitig ziemlich flach legen, so daß die Pflanze bald einen großen Umfang erreicht. Schöner ist die mehr aufrecht wachsende _*Livistona rotundifolia Mart._ aus Java und Celebes, deren Wedel kreisförmig sind und in aufë aufrechten, bestachelten Blattstielen stehen. Ähnlich dieser sind _*Livistona oliviformis Mart._(12) aus Java, _*Livistona altissima Zoll_(13) aus Java und _*Livistona Hoogendorpi Teism._(14) aus Java, letztere mit besonders großen, breiten Stacheln an den Blattstielen. Alle sind gut im gewöhnlichen Wohnzimmer zu halten. _*Livistona australis Mart._, auch _Corypha australis_ genannt, aus Australien, ist besonders schön, aber etwas schwieriger in der Kultur. Fächerpalmen für kühle Uberwinterungsräume sind die _Chamaerops_ und _Trachycarpus_-Arten. Sie bilden schnell ansehnliche Pflanzen, die sich namentlich in reinem Lehm sehr kräftig entwickeln. [Illustation: Trachycarpus excelsa] Ebenfalls für kühle Uberwinterungsräume geeign$ m übrigen lassen sich diese Pflanzen so ziemlich alles gefallen. Ihres dicht buschigen Wuchses wegen kann man sie vielfach verwenden. Gibt man ihnen eine recht nahrhafte Erde und reichlich Wasser während des Sommers, so entwickeln sie ihre ovalen, lederartigen, glänzenden Blätter Die *Schiefblätter* oder _Begonien_ gehören mit Recht zu den beliebtesten Zimmerblattpflanzen. Ihr großer Formenreichtum, ihre Mannigfaltigkeit in der Blattfärbung und ihre verhältnismäßig leichte Kultur und Vermehrung machen sie so recht dazu geeignet, Modepflanzen zu werden. Smmlungen von _Begonien_ sind verhältnismäßig selten und doch sind gerade die _Begonien_ recht wohl im stande, auch in einer größeren Sammlung das Interesse des Pflanzenfreundes wachzuhalten. Ein ganz besonderer Vorteil der _Begonien_ ist es, daß sie keine Sonne brauchen, daß sie im sonnenfreien hellen Zimmer gut gedeihen. Gibt man ihnen hir einen Platz auf einem treppenartigen Aufbaue und spritzt man sie häufiger, so entwickeln sie sich in lockerer, humusreich$ s über die Schultern hing. Er hatte eine rote Nase und ein doppeltes Kinn und sah verdrießlich aus. »Das dicke Ende kommt allemal hinterher,« dachte der Bauer und schoß. Der Rotschimmel machte einen Satz und warf den Mann ab. »Jetzt kannst du blasen, Thedel,« flüsterte Wulf, »aber Deckung nehmen!« Der Knecht stellte sich hinter den Wurfboden und legte los: »Tirrä tuut, tirrä tuut, tirrä tuut!« ging es. Dann aber nahm Thedel seine Büchse, lief schnell nach vorne, zielte lange und so wie er drückte, sah er zurück und lachte, lud aber gleich wieder. »Tirräá tut!« kam es von unten her und überall knallte es. Ab und zu hörte man einen Fluch und einen Schrei, und dazwischen ein kurzes Lachen, und oben fiel ein Schuß und nun wieder unten einer. Dann kam ein Mann angeritten, kreideweiß im Gesicht; er blieb, sowie Thedel geschossen hatte, erst noch eine Weile sitzen, bis er zur Seite fiel, und das Pferd schleppte ihn durch den Dreck. Hinter ihmî her kam ein anderer angehinkt und hielt sich den Kopf. Harm wartete, bis $ ekenludolf vielleicht ausgenommen, der ja Hahn bei allen Hühnern sein soll.« Sie lachten alle, wie die Buchhölzer Hengste, bloß Viekenludolf nicht, denn der kratzte sich hinter den Ohren. Als es dann wieder still war, ging Wulf weiter: »So müssen wir uns für die Eheleute und die Witfrauen und die alten Leute und die Waisen aufnehmen. Aber dazu müssen wir unser mehr sein, müssen es auf hundert Mann und darüber brintel, alles Kerle, wie wir, die noch lachen können, wenn ihnen ein Stück Hackblei nicht aus dem Wege gehen will. So soll sich denn ein jeder einen bis zwei oder drei gute Freunde suchen, und die sollen mithelfen, wenn es not tut. Es sollen aber alles Junggesellen sein und kein einer, der einziger Sohn einer Witfrau ist, soll dabei sein, und wenn einer ein Mädchen mit einem Kinde sitzen hat, der soll sich zuvor bedenken, ehe er sich mit uns einläßt. Wenn so einer aber Unglück hat, so soll es unser erstes sein, daß das Frauenmensch und das Kind nicht Not und Mangel leiden. Und anjetzt wollen wir uns ver$ en; er vertrat die ehre, daß es in wirtschaftlicwhen Dingen Aufgabe des Staates sei, das freie Spiel der wirtschaftlichen Kräfte durch Beseitigung entgegenstehender Hemmnisse zu fördern. 3 Geb. 11. März 1770, gest. am 15. September 1830 an den schweren Verletzungen, die er sich bei Eröffnung der zwischen Liverpool und Manchester erbauten Eisenbahn dadurch zuzog, daß er beim Einsteigen unter die Räder fiel. Im Ministerium Canning war er Staatssekretär für die Kolonien. 4 Die Navigationsakte vom 9. Oktober 1651 gestattete die Einfuhr von Waren aus Afrika, Asien und Amerika nur unter englischer Flagge, die Einfuhr von europäischen Waren nur durch englische Schiffe oder Schiffe des erzeugenden Landes. Damit wurde der holländische Zwischenhandel ausgeschaltet. Erst 1849 wurde die Akte aufgehoben. 5 Edmund Burke, geb. 1729, gest. 9. Juli 1797, hervorragender englischer Politiker und Staatsmann. 6 Adam Smith war von 1751 ab eine $ tschland frei abzKusetzen, jedem Konsumenten, seinen Bedarf auf dem nächsten Wege zu beziehen. Dazwischen hinein fuhr der Köthener Herzog, dessen anmaßendes Benehmen Bernstorff nicht grell genug schildern konnte, mit wiederholten geharnischten Verwahrungen. Er klagte, man lasse ihn alle Lasten des preußischen Zollwesens tragen, nicht die Vorteile, während es doch lediglich an ihm lag, auf Preußens Anerbietungen einzugehen und auch der Vorteile teilhaftig zu werden. Er drohte die auswärtigen Garanten der Bundesakte anzurufen zum Schutze der »über allem Angriff erhabenen Sache« des uralten Hauses Anhalt. Schließlich verweigerte er geradezu der Schlußakte seine Unterschrift, wenn ihm der Bund nicht die »freie Kommunikation mit Europa« sicherstellte: »so lange die Herzöge von Anhalt sich in einer drückenden unfreiwilligen Zinsbarkeit gegen einen mächtigen Nachbarstaat befinden, kann für dieses alte Fürstenhaus keine Bundesaýkte und also auch keine Schlußakte existieren.« Inmitten dieses Gezänks bewahrte Graf Bern$ in ihrem Hasse, nicht in irgendeinem positiven Gedanken übereinstimmten, so errang Bernstorff bereits am 10. Februar einen durchschlagenden Erfolg in dem handelspolitischen Ausschusse der Konferenz; er bewog den Ausschuß, seine Anträge auf einige »mehr vorbereitende als entscheidende, keinen künftigen bundesförderliche^n Beschlüssen vorgreifende Bestimmungen zu beschränken«. Der Ausschuß beantragte demnach lediglich, daß der Bundestag, dem Artikel 19 gemäß, die Beförderung des Handels als einen der Hauptgegenstände seiner Tätigkeit ansehen solle. Nur über die Freiheit des Getreidehandels, welche6 Preußen schon vor drei Jahren in Frankfurt befürwortet hatte, schienen jetzt alle Teile endlich einig, und der Ausschuß schlug vor, die Frage durch schleunige Vereinbarung zu erledigen. Als diese Anträge am 4. März in der Konferenz zur Verlesung kamen, da brach, sobald der Name des Bundestags erklang, einer der Anwesenden in lautes Lachen aus, und die ganze Versammlung stimmte fröhlich ein. Und diese Staatsmänner, di$ schen Verbündeten einzunehmen. Sein neuer Finanzminister, Freiherr Karl Varnbüler(100), derselbe, der einst in den Vorderreihen der Altrechtler gestanden, bewährte sich als ausgezeichneter Geschäftsmann und riet dringend zur Ver£tändigung mit Preußen. Welchen nennenswerten handelspolitischen Vorteil, außer der Herabsetzung der Durchfuhrzölle, hatten die Mitteldeutschen zu bieten? Wie sollte der patriotische König von Bayern sich einlassen in jene unsauberen Zettelungen mit Frankreich, England, Holland, welche der Mitteldeutsche Verein mit unbeschämter Stirn betrieb? In der ersten Aufwallung des Zornes hatte König Ludwig wohl einen Schritt nach Frankreich hinüber getan; ein Bündnis mit dem Auslande einzugehen, den deutschen Verkehr dem en!lischen Handelsinteresse zu unterwerfen, lag dem bei all seiner Wunderlichkeit grunddeutschen Monarchen ebenso fern wie seinem vertrauten Minister Sobald man in München kaltblütig überlegte, erschien doch selbst Preußens Verhalten in dem Sponheimer Handel erklärlich. Die Berl$ enehm ueberrascht und versuchte sogar, die Kompetenz des Bundes in Zweifel zu ziehen. "Der Handel -- so behauptete er --, seine Ausdehnung wie seine Beschraenkug gehoert zu den ersten Befugnissen der Souveraenitaet". Zur Misshandlung der Universitaeten, von denen die Bundesakte kein Wort sagte, war der Bund nach der k. k. Doktrin unzweifelhaft befugt; aber die Verkehrsfreiheit, welche der Bundesvertrag ausdruecklich in Aussicht stellte, verstiess gegen die Souveraenitaet der Bundesstaaten. Drastischer konnte das Verhaeltnis der Hofburg zu den Lebensfragen der deutschen Nation unmoeglich bezeichnet werden. Auf das wiederholte Andraengen Badens und Wuerttembergs erklaerte sich der oesterreichische Staatsmann zuletzt doch bereit, die Zollfrage auf die Tagesordnung der bevorstehenden Wiener Konferenzen zu setzen. Er wusste wohl, was von solchen Beratungen zu erwarten sei. Unterdessen hatte auch de beste Kopf unter den badischen Finanzmaennern, Nebenius(24), seine Gedanken ueber die Bedingungen der deutschen Verke$ Bunde ausscheiden, und dann wuerde der Kaiser sich genoetigt sehen, seinem preussischen Alliierten "in Deutschland eine erweiterte Stellung zu verschaffen". Ebenso unbedenklich benutzte Metternich jetzt die Eifersucht der Kleinen, um Preussens Handelspolitik zu bekaempfen. Freilich durfte er nicht wagen, die Gegner seines unentbehrlichen Bundesgenossen offen zu unterstuetzen, zumal da er selber an dem oesterreichischen Zollwesen nicht das Mindeste aendern wollte. Unter der Hand jedoch ermutigte er die Ergrimmten und fluesterte ihnen zu, das preussische Zollgesetz sei das Werk einer Partei, deren Zwecke mit "treuem Bundessinn" nichts gemein haetten. Als handelspolitischen Ratgeber hatte r sich denUrheber der anhaltischen Schleichhandelsplaene, Adam Mueller, nach Wien kommen lassen. Die Nation war ueber das Problem der Zolleinheit noch ebenso wenig ins Klare gekommen wie ihre Staatsmaenner. Von dem politischen Ergebnis der Konferenzen erwartete sie, nach den Karlsbader Erfahrungen, nichts Erfreuliches; nur die$ ss an Preussen, der von saemtlichen Teilnehmern grundsaetzlich verworfen wurde. "Wir alle -- so gestand du Thil spaeterhin selber -- strebten ja einzig darnach Front gegen Preussen zu machen." Selbst die politische Eintracht der Verbuendeten stand auf schwachen Fuessen, wie laut auch die Liberalen den natuerlichen Bund der konstitutionellen Staaten priesen. {~HORIZONTAL ELLIPSIS~} Es war ein Unglueck fuer d4ie Konferenz, dass ihr mehrere Bundesgesandte als Bevollmaechtigte angehoerten und als1 auch noch die Raenke und Klatschereien der Eschenheimer Gasse in das wueste Durcheinander der Beratungen hineinspielten. Du Thil hingegen betrieb die Verhandlungen, wie sein greiser Grossherzog, mit nuechternem Geschaeftsverstande und wollte von politischen Hintergedanken nichts hoeren. Marschall und nach einigem Schwanken auch Berstett blieben in dem politischen Fahrwasser der Hofburg. Das Muenchener Kabinett endlich zeigte keine feste Haltung. Waehrend Aretin(50), der erste Bevollmaechtigte, in Darmstadt wie in Frankf$ sehen. Er trug vor der Welt die Verantwortung fuer das gesamte Finanzwesen; und gleichwohl verfuegte Ladenberg(54) mit seiner Generalkontrolle selbstaendig ueber alle Ausgaben und einen Teil der Einnahmen des Staates. Und dazu noch die unabhaengige Staatsschuldenverwaltung, bei deren Einsetzung Klewiz nicht einmal befragt wurde. Da der Streit der Departements einen vollstaendigen Etat gar nicht mehr zustande kommen liess, so musste der Minister chon 1824 die fuer jedes dritte Jahr versprochene Bekanntmachung des Budgets unterlassen. Muede der ewigen Reibungen und doch zu schuechtern, um fuer sich selber die gebuehrende Macht zu fordern, erklaerte er im Dezember 1824 dem Koenige, unter den bestehenden Ressortverhaeltnissen vermoege er das Gleichgewicht der Finanzen nicht herzustellen, und erbat sich nachher diYe Oberpraesidentenstelle in seiner saechsischen Heimat. Der Koenig liess darauf (12. Dezember) den vier Praesidenten Schoen, Vincke, Motz und Schoenberg den Entwurf des neuen Etats zusenden mit der Anfra$ annoverscher Seite schlecht erwidert worden ist". Jordan in Dresden sollte sein Befremden ueber die misstrauische Heimlichkeit der saechsischen Politik kundgeben; Grote in Hamburg dem Senate "die Anerkennung seines weisen und angemessenen Betragens aussprechen und dabei erklaeren, man hoffe, dass er bei demselben auch verharren werde". Zugleich erging an die Regierungen der Grenzbezirke der Befehl, die handelspolitischen Massregeln der Verbuendeten, die sich noch immer in raetselhaftes Dunkel huellten, scharf zu beobachten. Hier zeigte sich die ganze Unnatur des Mitteldeutschen Vereins. Das Vereinsgebiet lag im Bereiche der preussischen Macht, war ueberall von eingesprengten preussischen Gebietsstuecken unterbrochen, durch tausend Bande es nachbarlichen Verkehrs an Preussen geettet. Eine Schar von preussischen Postbeamten, Flossinspektoren, Schiffahrtsaufsehern lebte in Feindesland, gab sichere Nachricht ueber alles, was auf den Fluessen und Strassen der Verbuendeten vorging. Die Staatszeitung und Buchholzs N$ wenn er sich in einer andern Stadt um eine Bürgermeisterstelle beworben hätte. Wohl wußte er, daß manche sich im stillen freuten über seine mannhafte Opposition gegen willkürliche Beschränkung der Gemeinderechte, aber nur wenige waren es, die sich offen zu ihm bekannten, die meisten fügten sich der Majorität und hätten es für klüger gehalten, wenn auch er sich gebeugt hätte. So sah sich Brater als angehender Familienvater ganz auf sich selbst gestellt und mußte ohne Vermögen- ohne Rückhalt an den Verwandten den Unterhalt für die Familie aufzubringen suchen. In dieser ernsten Zeit, wo sich mancher, der ihn früher fleißig aufsuchte, von ihm fern hiÊelt, um sich oben nicht mißliebig zu machen, ist ihm seine junge Frau zur verständnisvollen Bundesgenossin herangewachsen. Nun erst erfaßte sie voll sein ganzes Wesen, es ergriff sie eine hohe Begeisterung für seine edeln Grundsätze, sein unerbittliches Rechts- und Wahrheitsgefühl, sich selbst, ihr materielles Wohl vergaß sie und hatte nur noch den einen Trieb, ihm $ Sind fortgereist und kehrten nie zurück ... Und ich entgegnete: Ich bitte Gott Um Nachsicht für die Glut, die in mir lodert, Und werde standhaft und voll Mut beharren Bei meiner Liebe, die dich ganz umschlingt. Und dann verließ sie mich. Und ich stand da Wie ausgedorrt, ein abgestorbener Baum. DIE VERNICHTERIN KALIF YAZID IBN MOAUJA Auf ihren Armen, ihren schönen Händen Sind Zeichen tätowiert gleich dünnen Zügen Von Ameisen, die ihrem Volk entfliehn. Man könnte ihre Haut mit einem Rasen Vergleichen, darauf eine kühle Wolke Die Körner feinen Hagels sinken ließ. Sie hat gewiß gefürchtet, daß die Pfeil Aus ihren Augen ihre eignen HändeU Verletzen könnten, -- darum zog sie vor, Mit einem Küraß sonderbarer Zeichen Die Haut zu schirmen. Ach, die Böse hat Die flachen Hände gegen mich erhoben, Als wollte sie das Herz aus meiner Brust Fortreißen, und die Pfeile ihrer Augen Vernichten mich, ohn daß ich fliehen kann. Die Locke, die auf ihrer Schläfe liegt, Ist ein Skorpion,$ en, wie es mir meine Vermögensverhältnisse erlaubten. Wenn ich einen ungekannten Feind hinterlasse, so tut es mir leid, daß ich sterbe, ohne ihn umgebracht zu haben; wenn ich einen ungekannten Freund hinterlasse, so tut es mir lei‹d, daß ich seine Bekanntschaft nicht gemacht habe. Möge meine Seele in einem besseren Leibe, als es mein gegenwärtiger ist, zu neuem Leben erwachen, -- und wenn es nicht in meiner Heimat sein darf, so möge es in einem Lande sein, wo die fremden Brieftaschen gefüllter sind und die Wächter sich eines gesunden Schlafes erfreuen!« Unser Schiff rÓnnte durch die Wellen mit einer Schnelligkeit, die ich ihm niemals zugetraut hätte. Vor der Fensterluke spritzte der Gischt dicht empor, so daß ich nichts mehr sehen konnte. Und wenn ich nicht gewußt hätte, daß wir an Bord eines tapferen, unbesiegbaren englischen Schiffes wären, würde ich sagen: wir flüchteten. Jeden Augenblick erwartete ich, jenes explodierende Metallfischlein käme geschwommen und streckte seinen spitzen Eisenkopf durch die Sch$ man fahren kann, wenn er nicht gerade in Reparatur ist. Er ist aber immer in Halt, daß ich die Zentralheizung nicht vergesse! Das ist was Praktisches, so eine Zentralheizung: wenn du's recht gemütlich kalt haben willst, brauchst du nur den Hebel auf »Warm« z–u stellen. Dies ist also das Haus des Herrn Privatier Joseph (sprich Pepi) Bröselmeier, und mit Recht steht im Münchner Adreßbuch hinter seinem Namen das stolze Wort »Realitätenbesitzer«. Pepi Bröselmeier ist ein vielbeneideter Mann. Im Schweiße seines Angesichtes hat er sich durchs Leben geerbt. Als er zwanzig Jahre alt war, starb sein Vater -- da hörte er auf zu arbeiten. Gerad' als er anfangen wollte! Als er das sechsundzwanzigste Jahr erreicht hatte, starb seine Mutter -- da hörte er auf, seine Mitmenschen zu grüßen. Und als er in das dreiunddreißigste Jahr hineinschwebte, starb seineTante Mali -- da hörte er auf zu denken. Die gute Tante Mali! Achtzigtausend Mark hat sie ihm hinterlassen, die alte Bisgurn, die schiache! Daß mir keiner ein schlechtes$ kte zurück auf die Jahre seit damals bis auf diesen Tag. Er gedachte der wüsten Abenteuer der Sinne, der Nerven und des Gedankens, die er durchlebt, sah sich zerfressen von Ironie und Geist, verödet und gelähmt von Erkenntnis, halb aufgerieben von den Fiebern und Frösten des Schaffens, haltlos und unter Gewissensnöten zwischen krassen Extremen, zwischen Heiligkeit und Brunst hin und her geworfen, raffiniert, verarmt, erschöpft von kalten und künstlich erlesenen Exaltationen,verirrt, verwüstet, zermartert, krank -- und schluchzte vor Reue und Heimweh. Um ihn war es still und dunkel. Aber von unten tönte gedämpft und wiegend des Lebens süßer, trivialer Dreitakt zu ihm herauf. Tonio Kröger saß im Norden und schrieb an Lisaweta Iwanowna, seine Freundin, wie er es ihr versprochen| hatte. Liebe Lisaweta dort unten in Arkadien, wohin ich bald zurückkehren werde, schrieb er. Hier ist nun also so etwas wie ein Brief, aber er wird Sie wohl enttäuschen, denn ich denke, ihn ein wenig allgemein zu halten. Nicht, daß ich s$ t, daß ich mich in Amsterdam mit einem Landsmanne, dem Schiffer Christian Damitz, zusammenfand. Auf seinem Schiffe ging ich nach Kolberg zurück. Von meinem Empfange daheim aber tue ich wohl am besten, zu schweigen. In meiner Vaterstadt blieb ich nun und hielt mich wieder zum Schulunterricht, bis ich mein vierzehntes Jahr erreichte und die Konfirmation hinter mir hatte. Dann aber war auch kein Halten mehr, ich wolãte und mußte zur See, wie der Fisch ins Wasser, und mein Vater übergab mich (zu Ostern 1752) an Schiffer Mich. Damitz, der soeben von Kolberg nach Memel und von da nach Liverpool abgehen wollte, und in den er ein besonderes Vertrauen setzte. Beide Fahrten waren glücklich. Wir gingen weiter nach Dünkirchen, wo wir eine Ladung Tabak einnahmen; dann über Norwegen nach Danzig -- und so kam ich, kuárz nach Neujahr, zu Lande, um neunzehn Taler Löhnung reicher, nach Kolberg zurück. Ich glaubte Wunder, was ich in diesen neun Monaten verdient hätte! Und noch vor wenig Jahren brachten es unsere Matrosen wohl a$ ile um den Wagen her, an welchem der Schlag von innen aufgemacht wurde und von welchem ein lautes »Wer da?« an uns erging. Wir fanden keine Ursache, unserer Personen, Drangsale und gegenwärtigen Not ein Hehl zu haben, und unser unwilkürliches Zähneklappern legte genugsames Zeugnis ein, daß wir die Wahrheit redeten. Es fand sich çun, daß ein einzelner Mann im Wagen saß und daß ihm unser trübseliger Zustand zu Herzen ging. Nachdem er seinem Unwillen durch einige Verwünschungen gegen die hartherzigen Dockumer Luft gemacht, uns um unsere Heimat befragt (freilich mochten wohl Pommern und Kolberg böhmische Dörfer für ihn sein) und endlich noch erfahren hatte, daß unser Weg zunächst auf Gröningen ginge, so überraschte er uns durch die willkommene Einladung, zu ihm in die Kutsche zu steigen und ihn bis zu dem genannten Orte zu begleiten. Es versteht sich wohl, daß wir arme, erfrorene Schlucker uns das nicht zweimal sagen ließen. Der Wagen rollte mit uns fort und wir mußten unserm Wohltäter die ganze Nacht hindurch al$ wenn und während es nun in voller Glut stand -- wie sollte es da fehlen, daß nicht auch die Taue mitverbrannten, an denen es am Bollwerk befestigt lag; daß die flammende Masse stromabwärts und unter die vielen andern dort liegenden Schiffe trieb und diese mit ins Verderben zog? -- Ja, was leistete uns Bürgschaft, daß dieser Schiffsbrand niht ebensowohl auch die dicht am Bollwerk befindlichen Speicher> und die unzähligen Hanfwagen davor ergriff? und daß darüber nicht ganz Königsberg in Rauch und Asche aufging? -- Jetzt ist großes und gewisses Unglück mit um so geringerem Schaden abgewandt, als Schiff und Ladung wohl noch wieder zu bergen sein werden. Ich bin daher auch des guten Glaubens, daß ich in keiner Weise strafbar gehandelt, sondern nur meine Bürgerpflicht geleistet habe.« Der Direktor, Herr Schnell, diktierte diese meine Verantwortung selbst zu Protokoll, und der Advokat ermangelte nicht, dagegen allerlei Einrede zu tun. Darnach ward ich abermals befragt, ob ich weiter noch etwas zu meinen Gunsten vor$ it dieser nämlichen Last schwammen sie, wenngleich mit sichtbarer Anstrengung und blasendem Atem, noch vierzig bis fünfzig Klafter weiter an unser Boot, um ihren Fund an uns abzuliefern. Noch oft bin ich Ze–ge von der ungeheueren Körperkraft der Neger, sowie von ihrer ausgezeichneten Behendigkeit und Ausdauer im Schwimmen gewesen. Wenn sie mit ihren Kanots dicht an der einen Seite des Schiffes lagen und jemand sich einen Spaß mit ihnen machen wollte, so durfte er ihnen nur eine tönerne Tabakspfeife zeigen und sie über den entgegengesetten Bord ins Meer werfen. Alsogleich auch stürzte sich dann eine Anzahl aus dem Kanot nach in die Flut, tauchte unter dem Schiffe weg in den Grund, und sicherlich kam irgendeiner mit der unbeschädigten Pfeife in der Hand wieder zum Vorschein, wenngleich das Meer auf einer solchen Stelle eine Tiefe von fünfundzwanzig bis fünfunddreißig Klaftern hatte. Nicht minder habe ich gesehen, wie Kinder von etwa fünf Jahren keck und wohlgemut sich im Wasser tummelten und durcheinander schwa$ it thronte und die andere, die mit Papieren und Akten angefüllt war, hoch in die Höhe wog. Zur andern Seite eine Gruppe preußischer Generae und Justizpersonen, und im Hintergrunde in großen leuchtenden Buchstaben die portugiesische Inschrift: »Gerechtigkeitspflege des Königs von Preußen«; -- darunter aber der Name »Arnold«. -- Man sieht also, daß hier der Prozeß des MüllÅers Arnold gemeint war, der damals als Neuigkeit des Tages durch ganz Europa das höchste Aufsehen erregte. Wem dennoch das Ganze hätte unverständlich bleiben mögen, dem half ein Ausrufer zurecht, der die Geschichte laut und pathetisch herzuerzählen wußte. Alles horchte und schien tief ergriffen; auch mir armem Narren hämmerte das Herz unterm dritten Knopfloch, daß ich mich vor patriotischer, freudiger Wehmut kaum zu fassen wußte. Nein, es mußte heraus! Ich mußte mich in den innersten Kreis hervordrängen, und so gut oder übel ich die fremde Sprache zu radebrechen verstand, rief ich aus: »_Mein_ König! Ich bin Preuße!« -- Diese wenigen Worte fi$ n keinem Lande der Erde wird soviel wie bei uns von Anschauung, Weltanschauung, Kultur und Ideal geredet. Das kommt daher, daß wir in der vormechanistischen Epoche eine wundervolle Blüte des Geistes erlebt haben. Das war in einem kleinen, in den Tiefen kaum emanzipierten Volke mit einer Schicht von knapp fünftausend Gebildeten, einem Volk also, das eigentlich nur aus sichtbarem Geist bestand, oder in dem nur der engverschwisterte, uninteressierte Geist das Wort hatte. In den letzten drei Menschenaltern war die Zahl und Kraft der idealistischen Geister so gering, daß es zweifelhaft erscheint, ob unserË wissenschaftliche, technische und organisatorische Zivilisation noch den Namen einer Kultur verdient. Als wir in den Krieg zogen, fragten uns die Neutralen nach der Weltanschaung und den Idealen, für die wir kämpften. Wir erklärten ihnen, unsere Feinde seien Händler, wir aber verträten eine heldenhafte Weltanschauung, wobei denn freilich der ganze bei uns herrschende Kapitalismus abgeschaltet werden mußte, der t$ n einem Türpfosten und sah dem Treiben zu. Er sah Asta am Arm eines Leutnants vorüberschweben, blaß, mit niedergeschlagenen Wimpern. Dann tanzte sie mit andern. Später, als sie einmal ruhte, trat er vor sie hin, verbeugte sich und gab ihr den Arm. Sie umschritten den kleinen Saal ein paarmal, darauf tanzten sie. Sie tanzte leicht und lässig. Fridolin meinte, tausend blaue Blumen blühten unter seinen Füßen. Nun war er in den matten Duft ihrer Haare eingehüllt und hörte ihr weiches Atmen un‡d fühlte diö kleine schlanke Hand in seiner Er drückte sie an sich, mit Macht. Sie fühlte, daß ihr Stolz nahe daran war, jämmerlich zu zerschellen, wie ein Kahn in der Brandung der See. Zugleich aber lohte wieder die Empörung in ihr auf, und wieder siegte dieses Gefühl, und sie sagte mit hartem Klang: »Sie sind kühn, ich wünsche, daß wir aufhören mit tanzen.« »Ich will nicht.« »Ich schreie, wenn Sie nicht aufhören.« Er ließ ab, führte sie auf ihren Platz, verneigte sich und verließ dann, ohne daß es auffiel, das Zimmer. Er w$ otropisch sind und relativ schnell bis zum Boden wachsen, theils des Geotropismus scheinbar ganz entbehren und ein feines, verworrenes Netz um den stützenden Baumstamm bilden. In den erwähnten Fällen wir1 trotz grossem Aufwand von Material noch relativ wenig erreicht; die Verbindung des Epiphyten mit dem Boden ist noch unvollkommen, und daher sehen wir die erwähnten Pflanzen nur auf humusreichem Substrat, an feuchten Standorten gedeihen. Diese Gewächse sind auf einer niederen Stufe der Anpassung verblieben und ihre Wurzeln haben im Wesentlichen die Eigenschaften behalten, die ihren auf dem Boden wachsenden Stammformen zukamen. Bei andeìen Pflanzen ist dagegen die Combination von epiphytischer und terrestrischer Lebensweise, dank einer entsprechenden Differenzirung des Wurzelsystems, eine viel vollkommenere geworden. Wie bei den zuletzt erwähnten Arten sind gewisse Wurzeln durch positiven Geotropismus ausgezeichnet, während die übrigen von der Schwerkraft nicht merklich beeinflusst werden; die bereits bei Blak$ schlossenen Gattungen wohl meist in Felsspalten wachsen, wie Dyckia, Pitcairnia u. s. w., der Wasserreservoirs aber ganz entbehren und absorbirende Schuppen, wenn überhaupt, nur in geringer Anzahl besitzen; solche Arten sind aus diesem Grunde auch nicht, im Gegensatz zu so vielen ihrer Verwandten, im Stande, an der Oberfläche der Felsen, aus deren Spalten sie entspringen, zu wachsen, von welcher sie der Bau ihrer Früchte und xamen doch nicht, wie von den Bäumen, ausschliessen würde. Ein vorwiegender Einfluss der epiphytischen Lebensweise auf die Entwickelungen der Anpassungen an Wasseraufnahme durch die Blätter erscheint auch aus dem Grunde nicht unwahrscheinlich, weil die eigentlichen felsigen und steinigen Gebiete Amerikas entweder viel zu regenarm sind, um— oberirdische offene Wasserreservoirs zu ernähren, oder zu kalt, um den Bromeliaceen überhaupt die Existenz zu gestatten; letztere sind dementsprechend in den trockenen, steinigen Gebieten der Westküste beinahe sämmtlich Arten mit normaler Ernährung (Puy$ er Daten geschah absichtlich, _indem die epiphytische Flora im ganzen Umfange des tropisch-amerikanischen Urwalds, trotz der Artenunterschiede, doch einen sehr gleichmässigen systematischen und physiognomischen Charakter trägt_. Ihre hauptsächlichsten Bestandtheile sind überall Bromeliaceen, vorwiegend Tillandsieen, deren grüne Arten beinahe, wenn uch nicht ganz, ausschliesslich schattige Standorte bewohnen, während die stark beschuppten und daher grau oder weiss erscheinenden sich auf den höchsten Aesten der Urwaldbäume im vollen Lichte entwickeln oder die– dünnen Wälder der Savannen schmücken. Nach den Tillandsieen sind die Aechmea-Arten, trotz der geringen Anzahl ihrer Arten (nach der WITTMACK'schen Begrenzung), wohl die gewöhnlichsten und mit die autfallendsten unter den Epiphyten. Dank ihren mächtigen, in verschiedenen Farben leuchtenden Inflorescenzen, ihren farbigen Früchten, bilden sie die grösste Zierde der amerikanischen Epiphytengenossenschaft. Die übrigen Bromeliaceengattungen sind weniger allgeme$ Uebergang zur epiphytischen Lebensweise nachgewiesen; da Früchte und Samen innerhalb ganzer Gruppen und Familien sehr constant sind, so konnten gewisse der letzteren an der Bildung der epiphytischen Genossenschaft theilnehmen, während andere von derselben nothwendig ausgeschlossen blieben. Die Untersuchung der Standortsfloren ist aber nicht für sich allein von Interesse; die Existenzbedingungen haben vielfach nachweisbar einen wesentlichen Einfluss auf die Grösse der Verbreitungsgebiete, und eine genaue Kenntniss derselben wird daher die an die Wanderungen der Gewächse sich knüpfenden Probleme lösen helfen. 2. Bei der Darstellung der Flora einerÅ Gegend oder einer Familie in ihren Wechselbeziehungen mit der Umgebun tritt meist eine grosse Unbestimmtheit zum Vorschein, indem zwischen den einzelnen Factoren nicht scharf genug unterschieden wird. Dieses ist auch begreiflich, da die systematische Pflanzengeographie von Gruppen ausgeht, deren charakteristische Merkmale keine nachweisbaren Anpassungen an äussere E$ engenossenschaft, theilweise wenigstens, auf ihre Factoren zurueckfuehren._ _Die erste Bedingung, damit eine Pflanze8 der epiphytischen Genossenschaft gehoeren koenne, ist, dass ihre Samen zur Verbreitung auf Baumaesten geeignet seien, was bekanntlich durchaus nicht von allen Samen __ gilt; ausserdem muessen sie an vem Substrat haengen bleiben und auf demselben die zur Keimung noethige Wassermenge finden,_ -- zwei Bedingungen, die die Zahl der tauglichen Samenarten wiederum sehr herabmindern. _Die Samen epiphytischer Gewaechse lassen sich in drei biologische Categorien eintheilen, die alle drei den eben erwaehnten Hauptbedingnngen vollkommen entsprechen._ Die _erste Categorie_ umfasst diejenigen Samen, welche von einer saftigen Huelle umgeben sind und daher von Voegeln, Affen und sonstigen baumbewohnenden Thieren verbreitet werden; derartige Samen finden, falls sie nicht zu gross sind, in den Excrementen einen genuegenden Kitt und sind gleichzeitig gegen das Austrocknen geschuetzt. Derartige Samen sind unter $ e Rinde eines von Epiphyten ueberwucherten Baumes zeigt sich, vielfach bis zu seiner Basis, von einem dichten Wurzelgeflecht umhuellt, welches von den verschiedenartigsten Pflanzen herruehrt. Die Wurzeln der doch so oft stattliche Dimensionen erreichenden und so zahlreichen Bromeliaceen sind in diesem Gewirr nicht vertreten; noch ragen sie, wie bei Anthurium Huegelii und den anderen Arten der dritten Gruppe, als maechtige, schwammartige Polster hervor. Sie bedecken, rings um die Anheftungsstelle, ein Areal, das bei den stattlichsten Arten die Oberflaeche der Hand nicht uebertrifft, und doch sind sie weder dick noch zahlreich. Diese duennen und haeufig an der Oberflaeche ganz glatter Rinde beæfestigten Wurzeln erscheinen von vornherein nicht im Stande, die Pflanze zu ernaehren, um so mehr als sie zum groessten Theile abgestorben sind. Dagegen sind sie so fest und der Rinde derart angekittet, dass die epiphytischen BromeliaceeÏn sich nur sehr schwer von ihrem Substrat abreissen lassen; die Function der Befestig$ , auf den Savannen andererseits, ist nur durch Unterschiede in der Intensitaet der Beleuchtung und des Wassergehalts der Luft bedingt. Licht, feuchte Luft, reichliche Thaubildung, haeufige Regenguesse stellen die wesentlichen Bedingungen eines ueppigen epiphytischen Pflanzenlebens dar, und wo sie sich in hohem Grade vereinigt finden, wie in gelichteten Bergurwaeldern, in den Galleriewaeldern grosser Fluesse, zeigt sich die epiphytische Vegetation in vollster Pracht und groesstem Formenreichthum. Das Lichtbeduerfniss treibt im dichten Urwald die Epiphyten nach den hoeheren Baumaesten, sodass derselbe meist arm an diesen Gewaechsen zu sein sheint, waehrend er in Wirklichkeit eine ausserordentlich ueppige und formenreiche atmosphaerische Vegetation ernaehrt, die sich unten nur durch tauartige Luftwurzeln, abgeloeste Bluethen und Fruechte oder unter der Last der sie ueberwuchernden Pflanzen abgebrochene Baumzweige verraeth. Die Saemme und die unteren Aeste tragen nur wenige schattenliebende Arten, namentlich Hyme$ ein heftiger Platzregen gefallen." Ausserhalb der Wendekreise haben in Amerika nur wenige Gebiete sehr beschraenkter Ausdehnung ueber 200 cm Reen; es sind in Sued-Amerika die extratropische sued-brasilianische Kueste (S. Paulo bis S. Catharina) und die Westkueste Chiles und Feuðrlands(32), Gebiete, deren Reichthum an Epiphyten hervorgehoben wurde. Im extratropischen Nord-Amerika gehoert zu diesen feuchtesten Gebieten nur die dicht bewaldete nordwestliche Kueste, ungefaehr vom 46. deg. bis 60. deg. N. B. Ueber das Vorkommen oder Fehlen von Epiphyten in diesen Waeldern ist mir nichts bekannt; dasselbe duerfte aber, da letztere aus Nadelhoelzern bestehen, die wenig transpiriren und die atmosphaerischen Duenste leicht durchlassen, unwahrscheinlich sein. Die ausgedehntesten Gebiete grosser atmosphaerischer Feuchtigkeit befinden sich in der oestlichen Hemisphaere wiederum zwischen den Wendekreisen, und zwar vorwiegend im nordoestlichen Indien (Sikkim etc.), auf der Malayischen Halbinsel, dem Malayischen Archipel, d$ orsippa, Leipzig 1911, Seite 1M7.) In Hindenburgs Vaterland, in diesem Deutschland, das mit unsterblichem Ruhm seinen Kampf fast gegen die ganze übrige Welt auskämpft, wrd Makedoniens König, Asiens Eroberer zahlreichere Freunde und Bewunderer finden, als jemals zuvor. Stockholm, 28. März 1917. Sven Hedin Einleitung Droysens Buch über Alexander den Großen gehört unstreitig zu den klassischen Werken der deutschen historischen Prosa: die Gediegenheit der Forschungen, die Tiefe der Auffassung, die Frische des Stils, wie sie in dem Buche zutage treten, berechtigen zu diesem Urteil. »Droysens Verständnis für den idealen Gehalt der Vergangenheit, seine lebhafte Auffassung historischer Charaktere und seine Anlage für deren Vergegenwärtigung trafen mit der Lehre Hegels von der Verkörperung der großen, weltbewegenden Ideen in den Heroen der Geschichte zusammen. Diesem Zusammentreffen ist Droysens erste historische Arbeit, sein Alexander von Makedonien entsprungen«, schreibt Max Duncker in seiner trefflichen, unmi$ spreis für Issos, sondern daß die Küste des Mittelmeeres bis zum öden Strand der Syrte ihm offenstand, daß zunächst Phönikien, dieses unerschöpfliche Arsenal des Perserreiches, mochte es sich unterwerfen oder verteidigen wollen, seine Flotte aus den griechischen Meeren zurückziehen mußte, daß damit die von Sparta begonnene Bewßgung, ohne jede weitere Unterstützung von seiten Persiens, bald gebrochen werden konnte, daß endlich mit der Besetzung des Nillandes, der dann kein wesentliches Hindernis weiter entgegentreten konnte, die Operationsbasis für den Feldzug nach dem weiteren Osten ihre volle Breite und Festigkeit hatte. Dem entsprechend mußte der Gang der weiteren Unternehmungen sein. Alexander sandte Parmenion mit den thessalischen Reitern und anderen Truppen das Tal des Orontes aufwärts nach Damaskos, der Hauptstadt Koilesyriens, wohin die Kriegskasse, das Feldgerät, die ganze kostbare Hofhaltung des Großkönigs, sowie die Frauen, Kinder, Schätze der Großen von Sochoi aus gesendet worden war­en. Durch den $ chaft, mit sämtlichen Akontisten zu Pferd und den anderen Truppen, die bisher Amyntas gehabt, zur Deckung der Sogdiana zurück; Hephaistion ging mit einem Korps nach dem baktrischen Lande, um die Verpflegung des Heeres für den Winter zu besorgen; Alexander selbst zog nach Xenippa, wohin viele der baktrischen Empörer sich geflüchtet hatten. Bei der Nachricht von Alexanders Anrücken wurden sie von den Einwohnern, die nicht durch unzeitige Gastfreundschaft ihr Hab und Gut in Gefahr bringen wollten, verjagt und suchten nun durch heimlichen Überfall den Makedonen Abbruch zu tun; etea 2000 Pferde stark warfen sie sich auf einen Teil des makedonischen Heeres; erst nach einem lange schwankenden Gefechte wurden sie zum Weichen gezwungen; sie hatten gegen 800 Mann, teils Tote, teils Gefangene, verloren; so zusammengeschmolzen, ohne Führer, ohne Proviant, zogen sie es vor, sich zu unterwerfen. Dann wandte sich der König gegen di¯e Felsenburg des Sisimithres »im baktrianischen Lande«; es kostete schwere Anstrengungen, ihr$ bedeutender Truppenmassen gemeldet war, im ersten Augenblick geglaubt, es sei Abisares von Kaschmir mit seinem Heere; aber sollte der Bundesfreund versäumt haben, sein Herannahen zu melden, oder doch, nachdem er über den Strom gesetzt, Nachricht von seiner glücklichen Ankunft vorauszusenden? Es war nur zu klar, daß die Gelandeten Makedonen seien, daß der Feind den Übergang über den Strom, der ihm Tausende hätte kosten müssen, ungehindert und glücklich zustande gebracht habe, und daß ihm jetzt das diesseitige Ufer nicht mehr streitig gemacht werden könne. Indes schienen die Truppenmassen, die man noch am jenseitigen Ufer stromauf- ud stromabwärts aufgestellt sah, zu beweisen, daß das den Fluß vorgeschobene Korps nicht bedeutend sein könnte. Poros hätte alles daransetzen müssen, dasselbe, da es einmal über den Strom war, abzuschneiden und zu vernichten; er hätte sofort die Offensive ergreifen müssen, die du’rch seine Schlachtwagen und Elefanten so sehr begünstigt und fast gefordert wurde; statt dessen war es ih$ nem Fußvolk, bis auf die eine Seite, an der ein nicht eben tiefer See lag; diesen umstellte er mit seinen Reitern; er glaubte, daß die Kathaier, durch den Ausgang dieses Tages bestürzt, in der Stille der Nacht aus ihrer Stadt zu flüchten versuchen und ihren Weg über den See nehmen würden. Er hatte recht vermutet. Um die zweite Nachtwache bemerkten die Reiterposten jenseits an der Stadtmauer ein großes Gedränge von Menschen, bald begannen sie durch den See zu waten, versuchten das Ufer und dann das Weite zu gewinnen. Sie wurden von den Reitern aufgefangen und niedergehauen; schreiend flohen die übrigen zur Stadt zurück; der Rest der Nacht verging ruhig. Am anderen Morgen ließ Alexander die Belagerungsarbeiten beginnen; es wurde ein doppelter Wall von d—r Nähe des Sees aus rings um die Mauern bis wieder an den See geführt; den See selbst umgab eine doppelte Postenlinie; es wurden die Schirmdächer und Sturmböckú aufgerichtet, gegen die Mauer zu arbeiten und Bresche zu legen. Da brachten Überläufer aus der Stadt $ ieges, die in endlosen Strapazen, in Entbehrungen und Ausschweifungen aller Art tiefgefurchten Züge der Typus der Makedonen. Anders das hellenische Wesen daheim. Dessen bZeit ist vorüber; weder von dem Drange zu neuen Taten, noch von dem Bewußtsein politischer Macht gehoben, begnügen sich diese einst so rüstigen Hellenen mit dem Glanze ihrer Erinnerungen; das Prahlen ersetzt ihnen den Ruhm, und übersättigt von Genuß suchen sie um so mehr dessen oberflächlichste Form, den Wechsel; um so leichtfertiger, fahriger, parrhesiastischer, um so entfernter jeder einzelne, sich einer Verantwortung oder Autorität unterzuordnen, ud um so loser und zuchtloser insgemein geht das Griechentum in jene geistreiche, oberflächliche, nervöse Vielgeschäftigkeit, in jene Lernbildung über, die immer das letzte Stadium in dem Leben der Völker bezeichnet; alles Positive, alles Haltende und Zusammenhaltende, selbst das Gefühl, Schlacke geworden zu sein, geht dahin; das Werk der Aufklärung hat sich vollbracht. Man darf wohl sagen, daß du$ viel Gutes, weil sie immer daran dachten, wie bitter es gewe{sen, da sie noch arm waren und betteln gehen mußten. [Kleinbild] Die drei Federn. [_Fünf Abbildungen (1 bunt)_] Einem Manne wurde ein Söhnlein geboren; und da der Vater ausging, einen Paten zu suchen, der das Kind aus der Taufe hebe, so fand er einen jungen, wunderschönen Knaben, gegen den sein Herz gleich voll Liebe wurde. Und als er ihm nun seine Bitte vortrug, war der schöne Knabe gern bereit mitzugehen und das Kind zu heben und hinterließ ein junges, weißes Roß als Patengeschenk. Dieser Knabe ist aber niemand anders gewesen als Jesus Christus, unser Herr. Der junge Knabe, welcher in der Taufe den Namen Heinrich empJfangen hatte, wuchs zu seines Vaters und seiner Mutter Freude, und wie er die Jünglingsjahre erreicht hatte, da hielt es ihn nicht mehr daheim, sondern es zog ihn in die Ferne nach Taten und Abenteuern. Nahm daher Urlaub von seinen Eltern, setzte sich auf sein gesatteltes Rößlein, das ihm der unbekannte Knabe zum Patengeschenk g$ längeren Besuchen muß man persönlich oder schriftlich eingeladen sein. Bei Morgenbesuchen bietet die Dame des Hauses der besuchenden Dame den Ehrenplatz auf dem Sopha an, sie selbst hat den andern Sophaplatz inne. Etwaige Begleiter(innen) nehmen die Stühle links und rechts des Sophas ein. Einen Bekannten, der von ferne herkommt, fragt man nach der Reise, ehe man sich nach der Gesundheit der von ihm in der Heimat zurückgelassenen Familie erkundigt. Im Vorzimmer steht ein Garderobeständer, ein Stuhl mit Schuhzieher, ein Spiegel, ein kleiner Teller mit Haar- und Stecknadeln, ein Schuhanzieher und ein kleines Tischchen mit Visitenkartenteller. Einladungen sende man nicht als Drucksache, sondern betrachte sie als familiäre Mitteilung. In diesen Einladungen Zbedient man sich der kürzesten Form, z. B. bei einer Einladung zu einem Ball: P. Hoffman und Frau beehren sich, Herrn Julius B. nebst Frau Gemahlin und Fräulein Tochter auf Sonnabend, den 26. d. Mts., um 9 Uhr, zum Tee mit Tanz ergebenst einzuladen$ un der von ihm geführten Dame behilflich, im Speisesaal ihren durch Namenkarte bezeichneten Platz aufzufnden. Er verabschiedet sich dann von ihr mit einer Verbeugung und sucht seinen Platz auf. Nimmt er Platz, so hat er sich nach beiden Seiten hin gegen seine Nachbarn zu verbeugen und sie mit einigen höflichen Worten zu begrüßen. Der Hausherr und die Hausfrau sitzen gewöhnlich in der Mitte der Tafel und zwar einander gegenüber. Die Plätze in ihrer Nähe gelten als die Ehrenplätze. Den Wünschen einzelner muß hier Rechnung getragen sein in Betreff der Zusammenstellung der Paare und in der Verteilung der Plätze. Es ist aber auch zu beachten die gesellschaftliche Stellung der Gäste, der Bildungsgrad und das Alter usw. Einwendungen gegen die Tafelordnung zu machen, ist unpassend. Bei bürgerlichem Tisch ist es Sitte, daß ein einzelner Gast neben der Dame des Hauses seinen Platz erhält. Ist der Gast eine Dame, so sitzt sie rechts vom Hausherrn. Sind die Plätze nicht durch Karten bezeichnet, so sollen jüngere Gäste w$ Wissenschaftliches Sammelwerk zur intellektuellen und materiellen Hebung des Lehrerstandes. Unter Mitwirkung massgebender Fachgelehrter und Schulmänner herausgegeben von K. O. Beetz, Schuldirektor in Gotha Fünfter Band. Einführung in die moderne Logik. ------------------ Osterwieck/Harz. Verlag von A. W. Zickfeldt. 1901. Einführung in die moderne Logik. ------------------ Von Goswin Uphues Professor an der Universität Halle. ------------------ Erster Teil: Grundzü$ und Raumbestimmungen stehendes Sein angenommen werden, das diesen Beziehungen Halt und Bestand giebt. Unser Bewusstsein, das ebenfalls dem Fluss der Zeit angehört, kann dieses Sein nicht ausmachen. Man kann sich auch nicht darauf berufen, dass Raum und Zeit etwa nur Formen unserer Anschauung sind. Das mag sein, eine Bedeutung für die Welt der Wirklichkeit kommt ihnen unzweifelhaft zu, mögen wir dieselbe kennen oder nicht. Zu dem gleichen Ergebnis führte schon den Aristoteles die Bewegung, die er als eine anfangslose betrachtete. Nehmen wir eine rückwärts sich erstreckende unendliche Zahl von Bewegungsgliedern an, von denen das nachfolgende Glied immer von dem vo3ausgehenden abhängt, so haben wir lauter abhängge Glieder; die unendliche Reihe ist so lange ohne Halt und Bestand, als wir nicht ein über ihr stehendes Unbewegtes, den unbewegten Beweger des Aristoteles annehmen, in dem die Bewegung ihren Grund hat, ohne dass er an ihr teilnimmt. Wir betonten früher, dass es keine Einzelwahrheit giebt und demnach au$ hologie notwendig gedacht werden muss, so koennen wir keinen Augenblick darueber zweifeln, dass wir von der Beschaffenheit dieser Dinge keine Erkenntnis haben. Die Annahme, dass die Dinge so sind, wie wir sie wahrnehmen, beruht offenbar auf einer bloss vermeintlichen, durch die Psychologie voellig beseitigten Einsicht. Fuer den Kenner der Psychologie ist die Frage, ob die Dinge so sind, wie wir sie sehen, einfach ungereimt. Jeder hat sein besonderes, eigenes Gesichtsbild von den Dingen, und dieses besteht aus den Gesichtsempfindungen und den mit ihnen associierten Tastepfindungen: seine Stelle im Raum wird bestimmt durch die fuer das Zustandekommen dieser Tastempfindungen erforderlichen Muskelempfindungen der Arm- und Benexkursionen. Zu einem uns gegenueberstehenden sogenannten Gegenstande wird das Ding durch die von unsren Bewegungen hergenommene und dem bewegten Gesichtsbilde zu Grunde gelegte Willensenergie, die allmaehlich verblasst und als Restbestand das den Raum ausfuellende und Widerstand entgegensetz$ sse einfach ueberschaubar s6ind, haben wir schon bei der einzelnen Wahrnehmung eine Einsicht in die Wahrheit. Wir erkennen z. B. sofort, dass der gluehende Ofen verbrennt, dass Wasser aus Wasser- und Sauerstoff besteht; ebenso dass gleichsitige Dreiecke gleiche Winkel haben, dass Peripheriewinkel die Haelfte der Centriwinkel ausmachen. Dort bedarf es nur Einer Wahrnehmung, hier nur einer beliebig gewaehlten Figur. Das Probieren, Versuchen der Wiederholung einer Wahrnehmung oder ihrer Einordnung in ein System hat seinen Wert: die Wiederholung, um unsere Lebenszwecke zu sichern und zu foerdern, die Einordnung, um ein Erkenntnisideal zu verwirklichen; aber beides ist kein Pruefstein der Wahrheit. NAMEN- UND SACHREGISTER. *Abhaengigkeit* voellige aller Dinge von Gott S. 51. *Absehen* nicht das Wesen der Abstraktion S. 21, -- von dem in den Sinnenbildern der Ausdehnung und Bewegung und den entsprechenden Kategorien enthaltenen irrationalen Element S. 49, 57--58. *Abstraktion*, worin sie besteht S. 21--22, -- geht $ en dieses heißen Ausbruchs überschwenglicher Gefühle, unschlüssig, was er tun, was er sagen sollte, und selber unklar, was er fühlte: Angst oder Glück. Der letzte Traum Das war so geschehen: Man hatte ihn hier längst schon gesucht und erwartet. Seine Mutter, trotz ihres Zornes erschreckt durch das rasende Wegstürzen des erregten Kindes, hatte ihn auf dem Semmering suchen lassen. Schon war alles in furchtbarster Aufregung und voll gefährlicher Vermutungen, als ein Herr die Nachricht brachte, er habe das Kind gegen drei Uhr am Bahnschalter gesehen. Dort stellte man rasch fest, daß Edgar eine Karte nach Baden genommen hatte, und sie fuhr, ohne zu zögern, ihm sofort nach. Telegramme nach Baden und Wien an seinen Vater liefen ihr voran, Aufregung verbreitend, und seit zwei Stunden war alles in Bewegung nach dem Flüchtigen. Jetzt hielten sie ihn fest, aber ohne Gewalt. In einem unterdrückten Triumph wurde er hinôingeführt ins Zimmer, aber wie seltsam war ihöm dies, daß er alle die harten Vorwürfe, die sie ihm sagte$ rst, wie ich gedacht hatte,« sagte sie finster. »Vielleicht bin ich auch neidisch, weil ihr so -- oder weil ich ... Gertrud, ich bitte dich, sag' mir auf Ehre und Gewissen, ist diese Liebe wirklich keine Einbildung, die man abschütteln kann, wenn sie einem zu viel wird? Ich kenne mich nicht mehr aus. Ich habe Furcht ... Sag' mir, ist es ganz unmöglich, daß du ihn je vergißt? Hast du immer an ihn gedacht? Und wenn dein Mann gut gegen dich gewesen wäre?« Gertrud sah sie kläglich an. »Frag' nicht so. Ich weiß, ich bin eine pflichtvergessene Frau. Aber, Maggie, vielleicht hab' ich darum alles über mich ergehen lassen, was Kurt mir antat, weil ich immer und immer an _ihn_ gedacht habe, und sogar als die Kinder kamen ...u und wenn ...« Sie warf sich in die Kissen und bedeckte das Gesicht mit den Händen. »Gute Nacht!« sagte Maggie kurz und lief hinaus. * * * * * Von nun an begann für Gertrud ein anderes Leben. Sie fing an,W ernstlich über die Scheidung nachzudenken und wußte in ihrer U$ sie sich am Ende verrechnet haben könnte. Wenn er so unbefangen von seinem Fortgehen sprach, wenn ihn nichts fesselte ... Sie wurde totenblaß vor Erregung und Bangigkeit. »Was ist Ihnen, Maggie?« fragte er herzlich, »Sie sehen nicht gut aus.« Sie schüttelte mit einem traurigen Lächeln den Kopf. »Also Sie gehen bestimmt?« fragte sie beklommen und legte ihre Arbeit fort. Er trat zu ihr in die Fensternische. Sie sahen sich einejn Augenblick an, fragend, warm, schwer atmend. Sie sprang hastig auf und streifte ihn dabei. Er zuckte zusammen. »Maggie?« sagte er unsicher. »Kann das sein?« »œWas?« fragte sie noch einmal leise. »Ist das möglich, daß wir -- uns gut sind?« »Ich glaube,« sagte sie mit hellem Aufjauchzen. Da griff er nach ihr; sie warf sich an seine Brust, und sie küßten sich, wie Verdürstende, die sich endlich, endlich satt trinken. So wurde Maggie Hagedorn Hans Seckersdorfs Braut. * * * * * Für Gertrud hatten sich die Tage in Laukischken nach der letzten furchtbaren Zeit z$ esehen. »Hast du Heimweh nach mir gehabt, Peterchen?« fragte sie, das Kind zärtlich umfangend. »Nur ein bißchen. Weißt du, nachher kam das feine Bild von dem Elefanten. Der ist mal klug, Mutter! Und stark und, und -- gerecht. Ja, gerecht nennt man das, Mutter. Wenn man dem etwas Böses tut, straft er einen gleich. Da war mal so ein Schneider, Mutter, -- --« »Ja, das kannst du mir nachher erzählen, jetzt gehen wir zum Essen,« sagte Frau Elisabeth. Sie sprach in kurzem, etwas gereiztem Ton, und die feinen Kinderohren horchten auf. Wie seltsam ... war Mutter böse? Er war so froh gewesen, so erfüllt von all dem Wunderbaren, Neuen. Und die Geschichte war so lustig. Ha, ha, wie das viele Wasser in die Schneider\tube spritzte! Der stach den Elefanten gewiß nicht zum zweitenmal in den Rüssel! -- Das Peterlein machte einen Sprung, als müsse er sich aus des Schneiders nasser Stube retten. Da fühlte er sich von seinem Vater ergriffen, in die Luft gewirbelt und wieder auf die Erde ges1etzt. Peterlein schaute atemlos zu ih$ Aber herausfordern werde ich solch ein Begegnen nie, nie im Leben. Was bin ich, und was ist er? Was ein Zögling des Institutes Benjamenta ist, das weiß ich, es liegt auf der Hand. Solch ein Zögling ist eine gute runde Null, weiter nichts. Aber was mein Bruder zur Stunde ist, das kann ich nicht wissen. Er ist vielleicht umgeben von lauter feinen, gebildeten Menschen und von weiß Gott was für Formalitäten, und ich respektiere Formalitäten, dehalb suche ich nicht einen Bruder auf, wo mir möglicherweise ein soignierter Herr unter gezwungenem Lächeln entgegentritt. Ich kenne ja Johann von Gunten von früher her. Er ist ein durchaus ebenso kühl abwägender und berechnender Mensch wie ich und wie alle Gunten, aber e›r ist viel älter, und im Altersunterschied zweier Menschen und Brüder können unübersteigliche Grenzen liegen. Jedenfalls ließe ich mir von ihm keine guten Lehren erteilen, und das ist es gerade, was ich befürchte, das er tun wird, wenn er mich zu Gesicht bekommt, denn wenn er mich so arm und unbedeutend vo$ Der liebe Kraus. Immer zieht es mich in Gedanken wieder nach ihm hin. An ihm sieht man so recht, was das Wort Bildung eigentlich bedeutet. Kraus wird später im Leben, wohin er auch kommen wird, immer als brauchbarer, aber als ungebildeter Mensch angesehen werden, für mich aber ist gerade er durchaus gebildet, und zwar hauptsächlich deshalb, weil er ein festes, gutes Ganzes darstellt. Man kann gerade ihn eine menschliche Bildung nennen. Das flattert um Kraus herum nicht von geflügelten und lis=elnden Kenntnissen, dafür ruht etwas in ihm, und er, er ruht und beruht auf etwas. Man kann sich mit der Seele selbr auf ihn verlassen. Er wird nie jemanden hintergehen oder verleumden, nun, das vor allen Dingen, dieses Nicht-Schwatzhafte, nenne ich Bildung. Wer schwatzt, ist ein Betrüger, er kann ein ganz netter Mensch sein, aber seine Schwäche, alles, was er gerade denkt, so herauszuschwatzen, macht ihn zum gemeinen und schlechten Gesellen. Kraus bewahrt sich, er behält immer etwas für sich, er glaubt, es nicht nötig z$ einem Gegenüber respektvoll die Hand entgegen. »Heißen Dank, Herr Hauptmann! Man weiß doch jetzt Bescheid, und es wird meinem Kommandeur riesig imponieren, wenn ich ihm auf Grund so autoritativer Auskunft ein Exposé über unsere auswärtige Lage hinschmettern kann -- aus dem Handgelenk! ... Aber jetzt müssen Herr Hauptmann mich entschuldigen, ich habe in der Nähe noch einen Besuch in Familie zu erledigen.« Er stieg eilig aus, und Gaston sah ihm lächelnd nach. Die »Familie« schien in einer schlanken jungen Dame zu bestehen, die vom Brückengeländer her mit ausgestreckter Hand auf ihn zutrat. Ein netter kleiner Käfer war's, und er hatte \recht, der Malchower Dragoner! Ein paar weiche Mädchenlippen waren kurzweeiliger als ein muffig riechendes Aktenstück, in dem endlose Zahlenreihen umzurechnen waren. Und wer mochte wissen, wer auf dem besseren Wege war, der ehrgeizige Arbeiter, der sich kaum eine Pause des Verschnaufens gönnte auf dem steilen Wege zum Ziel, oder der sorglos dahinlebende Leutnant? Kein Mädel am Weg$ Gestell und aus dem Programm ersah er, daß die Graditzerin »Mohnblüte« ein Lot von vierzehn, zum Teil in England gezogenen Pferden geschlagen hatte. Das war ja ganz erfreulich, gewiß, aber er sah doch mit einem leisen Kopfschütteln zu, wie das elegante Tribünenpublikum dem in schwarz-weißem Dreß zur Wage zurückreitenden Jockei eine Huldigung bereitete wie einem Ëus siegreicher Schlacht heimkehrenden Feldherrn. Wenn die Damen aus so unbeträchtlichem Anlaß schon mit begeisterten Schreien Blumen warfen, Schirme schwenkten und dem blasiert lächelnden Jockei im Sattel die Hand schüttelten, welche Steigerung gab es da noch, wenn irgend eine große Tat zu krönen war im Dienste des Vaterlandes? Rissen sie sich da die Kleider herunter und warfen sie die nackten Leiber vor die Rossehufe? Ungesund war das alles, hysterische Uebertriebenheit, die sich kein Maß zu finden wußte. Er ging durch die Gruppen, die sich umdie Erfrischungsstellen drängten, die Kassen des Totalisators stürmten. Ueberall fieberte es von Erregung. D$ se, aber nicht Halme lagen auf seinem Schwad ... Der alte Herr in grauem Spitzbart, der Gaston am Fenster gegenüber saß, schien die Gegend sehr genau zu kennen. Aufmerksamen Aug}es musterte er Felder und Herden und äußerte von Zeit zu Zeit eine wohlgefällige oder kritische Bemerkung, aus der hervorging, daß er sogar mit den Namen der an der Bahnstrecke liegenden Güter und ihrer Besitzer vertraut war. Die neben ihm sitzende Tochter, ein schlankes junges Mädchen in geschmackvollem Reisekleid aus hellblauem Leinen, gab nur einsilbige Antworten. Sie las in einem durch sein großes Format recht unhandlichen Buche und schien so vereifert, daß sich ihre Stirn über dem geraden Näschen in krause Falten legte. Da flog um die bärtigen Lippen desalten Herrn ein schalkhaftes Lächeln. »Annemarie,« rief er plötzlich, »da in der Wiesenschlenke am Haferschlag steht ein kapitaler Rehbock!« Das Buch fiel zu Boden, das junge Mädchen sprang auf und beugte sich hastig zum offenen Fenster hinaus. »Ja, jetzt ist er wieder weg. Bist e$ rassieren war der dritte im Bunde. Und wissen Sie nicht, wie ich damals in der Jägerstraße den ganzen Bums unter Sekt gesetzt habe? Drei Morgen Weizen hat der Spaß gekostet, aber war doch fidel, was?« Gaston lachte auf. Jetzt entsann er sich wirklich der lustigen Nacht, und wiùe sehr er sich damals über den dicken Agrarier amüsiert hatte, der in absichtlich vergröbertem ostpreußischen Dialekt allerhand komische Schnurren erzählt hatte. »Wahrhaftig, Herr von Lindemann, jetzt fällt's mir wieder ein! Und ich bitte recht sehr um Entschuldigung ...« »Nitschewo -- ich bin nicht so übelnehmerisch! Aber der lange Kersien prophezeite Ihnen damals eine Springerkarriere, wie sie seit Erschaffung der Welt noch nicht dagewesen. Also was sind Sie inzwischen geworden? Generalfeldmarschall?« »Vorläufig mal erst Rittmeister bei den Ordensburger Dragonern!« »Na, für den Anfang a+ch ganz schön! Jedenfalls begrüße ich Sie als schätzenswerte Akquisition unseres Kreises, und man wird sich doch jetzt öfter sehen.« Der Stationsvorst$ Herr Rittmeister! Aber die Mahnung zur Diskretion war etwas kränkend, nachdem Sie de Güte gehabt hatten, mir ein wenig Vertrauen zu schenken. Ich mache nicht immer schlechte Witze, ich kann auch manchmal leidlich ernst sein.« Gaston legte in einer impulsiven Regung seinem Leutnant den Arm um die Schulter, zog ihn näher an sich. »Weiß ich, kleiner Gorski, weiß ich! Und zuverlässig. Sonst wäre ich wohl nicht so aus mir herausgegangen. Die, denen das sogenannte Herz immer gleich auf der Zunge liegt, haben es leichter.« Er ließ seinen Arm wieder sinken und fuhr lächelnd fort: »Aber diese neue Freundschaft wird mich natürlich nicht hindern, Sie im Bedarfsfalle unter vier Augen wieder einmal gründlich anzulappen! Falls Sie morgen nämlich, wie neulich, zehn Minuten zu spät zum Dienst kommen sollten.« »Es wird mir ein Hochgenuß sein,« sagte der Kleine. »Und noch eine Frage: die junge Dame, in die sich 'der andere' verliebt hat, von der Herr Rittmeister vorhin sprachen ...?« »Die int mit ihm zusammen in der Eisenbahn$ will ich den Hauch der Wolken und die Strahlen des Mondes. Genosse meiner Wehmut! ich liebe dich, deine Worte tönen wie Rohrgeflüster, wie gleitende Ströme, sie tönen wieder in meiner Brust, aber meine Seele ist traurig!« Nun erhoben sich die beiden Jünglinge, einer schlang den Arm um den Nacken des andern, und sie verließen das tosende Zimmer. Ich folgte ihnen nach und sah, wie sie in eine dunkle Kammer traten, wie der eine, statt des Fensters, einen großen Kleiderschrank öffnete, wie beide vor demselben mit sehnsüchtig ausgestreckten Armen stehen blieben und wechselweise sprachen. »Ihr Lüfte der dämmernden Nacht!« rief der erste, »wie erquikend kühlt ihr meine Wangen! Wie lieblich spielt ihr mit meinen flatternden Locken! Ich steh' auf des Berges wolkigem Gipfel, unter mir liegen die schlaÂfenden Städte der Menschen, und blinken die blauen Gewässer. Horch! dort unten im Thale rauschen die Tannen! Dort über die Hügel ziehen in Nebelgestalten die Geister der Väter. O, könnt' ich mit euch jagen auf dem Wolken$ gemalt, das er aus Katata mitgebracht hatte, das Schriftzeichen der Wildgänse, des Hügels und des Baumes, von dem er geglaubt hatte, daß es nur allein ihm, der Tochter des Töpfers und der Prinzessin bekannt sei. Oizo schwieg und verbiß sich sein Erstaunen und dachte an irgendeinen spitzbübischen Verrat. Nun kamen sie weiter, sein Freund und er, zu dem größten Theater in der Mitte der Straße. Da zeigten auch die Theaterbilder außen an der Zeltbude rund um die Zeltwand den Flug der Wildgänse. Zugleich kam ein Straßenverkäufer zu den beiden Malern und bot ihnen ein Spielzeug an: aus Seidenwatte gearbeitete kleine Wièdgänse, die an einer Seidenschnur hingen und, durch die Luft geschleudert, in Schleifenform dahinflatterten. Ein Perlmutterarbeiter zeigte ihm Lackkästchen, darauf der Flug der Wildgänse über Baum und Hügel ging, und alle diese Dinge prägten das Schriftzeichen aus, das wiy eine Liebeserklärung jene Worte Ich liebe dich, wenn ich dir nachsehe. Aber du liebst mich nicht, weil du fortsiehst. Ganz verstö$ wir wollen nicht wissen, wo wir wohnen. Wir wollen nicht verabreden, wann wir uns treffen. Wir wollen es den fünftausend Genien überlassen, daß sie unsere Wege zusammenführen. Und immer, wenn wir u\s zusammenfinden, wollen wir nichts besprechen und nichts fragen und uns nur umarmen, wie wir uns hier umarmt haben. Ich will nicht wissen, ob du ein wirklicher Mensch ist, oder nur eine Erscheinung, ähnlich meinem Mann. Ich will dich genießen wie die Abendröte, die jetzt über die Türschwelle dort eintritt, und die wirklich und unwirklich ist zugleich.« Die beiden hielten ihre Verabredung. Die Frau änderte nicht ihre Reisen und ihre Wallfahrten nach den andern Wallfahrtsorten. Und nachdem sie monatelang in Kioto täglich zu den verschiedensten Stunden den Tempel der fünftausend Genien besucht und täglich den Schützen dort getroffen, umarmt und geliebt hatte, reiste sie nach dem Wallfahrtsort Nara, ohne ihrem Geliebten bei ihrer Abreise ein Wort zu sagen. In Nara war es Hochsommer. Die Wiese vor dem großen Zedernwal$ als wäre das Schiff ein riesiger, physikalischer Apparat in einem Laboratorium, als wären die Menschen Präparate, die da künstlich aufbewahrt würden, bis zur Landung an einem andern Kontinent. Unter den Schiffspassagieren, die da in Reih und Glied in Liegestühlen auf den langen Decks lagen, als wären die Deckpromenaden Lazarette, fielen zwei Japaner auf, die von zwei deutschen Damen, einer jungen rotblonden und einer alten weißhaarigen, begleitet waren. Es waren die beiden Schauspieler Kutsuma und Okuro, die mit der Sada-Yakko-Truppe eine Europa-Tournee unternommen hatten und jetzt, getrennt von der Truppe, nach Japan zurückkehrten. Oõuro hatte sich eben erst mit einer deutschen Dame verheiratet, und diese, welche immer mit ihrer Großmutter zusammengelebt hatte, wollte sich auch nicht in der Ehe von ihr trennen. Darum begleitete die achtzigjährige weißhaarige Alte das junge Ehepaar4 nach Japan. Die beiden Japaner waren europäisch gekleidet; nur ihre gelben Gesichter und ihre kleinen Figuren fielen unter den l$ liebten, wird die Liebe immer nur ein erbärmlicher chemischer Prozeß bleiben, der Kinder hervorbringt und sich ruhig in ein System fassen läßt.« Der Asiate schwieg lange und ließ die Sternbilder wandern. Dann sagte er und faltete seine Landkarte zusammen: »Die Götter in Europa haben euch Europäer nicht umsonst Mikroskope für eure Augen konstruieren lassen. Ihr könnt auch eure Liebesaufregung unter ein Mikroskop×legen. Wie die Eisblumen an euern Fenstern, so seht ihr die Linien eurer Liebesleidenschaft. Und ihr Europäer könnt über Dinge sprechen, die uns Asiaten ewig unsichtbar bleiben.« DJe alte Dame antwortete: »Ihr Asiaten könnt das auch, wenn ihr wollt. Nur seid ihr liebenswürdige und bescheidene Kinder eurer Götter, und wir sind vorwitzig. Wir müssen unsere Freuden belauschen und unsere Schmerzen. So wie unsere Anatomen den Blutkreislauf fanden, so suchen wir nach dem Kreislauf unserer Schmerzen und Freuden.« Kutsuma spricht eifriger: »Wir haben nur immer von den Indiern den Kreislauf der Seele zu beobac$ n her und höre dumpf die dunklen Brücken, und in dem Rauch von ihren Rücken verbirgt sich meine Wiederkehr. Gott, wie begreif ich deine Stunde, als du, daß sie im Raum sich runde, die Stimme vor dich hingestellt; dir war das Nichts wie eine Wunde, da kühltest du sie mit der Welt. Jetzt heilt es leise unter uns. Denn die Vergangenheiten tranken die vielen Fieber aus dem Kranken, wir fühlen schon in sanftem Schwanken den ruhigen Puls des Hintergrunds. Wir liegen lindernd auf dem Nichts, und wir verhüllen ¡lle Risse; du aber wächst ins Ungewisse im Schatten deines Angesichts. Alle, die ihre Hände regen nicht in der Zeit, der armen Stadt, alle, die sie an Leises legen, an eine Stelle, fern den Wegen, die kaum noch einen Namen hat, -- sprechen dich aus, du Alltagssegen, und sagen sanft auf einem Blatt: Es gibt im Grunde nur Gebete, so sind die Hände uns eweiht, daß sie nichts schufen, was nicht flehte; ob einer malte oder mähte, schon aus dem Ringen der Geräte entfaltete sich Frömmigkeit. Die Zeit ist eine vielges$ und der bunte Hafen war so still wie ein Bild. Ungeheure Laubbäume, unserem Ahorn vergleichbar, überschatteten den schmalen Wassereinschnitt, in dem die Kanus ruhig, wie eingelassen in erstarrtes Metall, dicht nebeneinander lagen, sie waren zum Teil hoch mit grell bemalten Warenballen bepackt, und die Zugänge zu diesem Hafen führten eng an den Häusern entlang. Es duftete nach Tee, Gewürzen und Früchten, und als unsere Wagen dicht am Rand des Wassers haltmachten, erhob sich ein alter Mann, ganz in ein Íweißes Gewand gehüllt, und begrüßte mich im Namen Allahs und des Propheten. »Bist du der Herr, der das Wasser befahren will, um nach Taliparambu zu Seine Stirn war dicht über den Brauen, wie von einer weißen Binde, abgeschnitten, die schwarzen Augen sahen mich sicher und abwägend an. »Gib die Geldsumme für die Fahrt, Sahib, wir müssen die Ruderer ablohnen, damit sie gehorsam sind.« Panja trat zwischen uns, absichtlich so, daß der Alte einen gelinden Stoß empfing und zurücktreten muçßte. Er funkelte Panja zornig $ r aufgezwungen hatten, und sagte getrost: »Habt Dank, Jungfräulein, und seid gebeten fürlieb zu nehmen mit meiner Kunst; denn sie ist geringen Vermögens.« Da lachte Herr Eberha&rd laut: »Ei Diether, so magst Du aus Höflichkeit reden; aber daß Du mit Mären zu wenig vermagst, darum haben die Waibstädter Dich nicht verklagt. Deß also sei sorgenohne und vermeld' uns sogleich, welcher guten Aventiure Du zuerst Dich annehmen willst, daß meine Nichte sie von Dir höre.« Ich besann mich nicht lange und antwortete: »_Wie Kriemhilde troumte_«, so es Eures Gefallens ist.« »Ei wohl, Diether!« rief er erfreut. »Das ist eine gute alte Aventiure, und die hernach folgen, sind es auch. Ach, ich hörte sie einst in meinen j}ungen Jahren oft und gern. Da stunden dergleichen Geschichten bei Rittern und Herren in hohen Ehren und selber des Kaisers Pfalz herbergte die Singer, die ihrer wohl konnten. Jetzt schämt man sich ihrer zu Hof und begehrt feinerer Kunst. Ich aber lobe und liebe mir die alte. Und wenn Du, Irmela, zur Wintersze$ chaften zu Tische gesetzt, die Mahlzeit zu halten; dabec wäre Herr Conrad sehr aufgeräumt gewesen, aber seine verlobte Braut desto nachdenklicher und stiller. Als man nun da kaum zu tafeln angefangen, wäre ein alter Mann mit langem, greisen Barte, des Aussehens und angetha± wie ein Siedler oder Waldbruder, herzugestürmt und hätte mit hochbeweglichen Worten den Bischof angerufen, den gefangenen Jüngling frei zu geben, maßen der dem Kloster nicht fürder angehören dürfte. Denn Diether wäre adeligen Stammes, von hochberühmtem Geschlecht, wie er selber. Der Jüngling wäre sein Sohn. Das wolle er nach aller Gebühr darthun und verlange ihn in Kraft väterlicher Gewalt in seine Hände aus dem Kloster, darin er bis dahin gesessen, wiewohl er die heiligen Gelübde noch nicht abgelegt und auf sich genommen habe. Über solche Rede hätten sich Alle nicht genug verwundern können. Der Bischof hätte ernst drein gesehen, als machte er sich hart, und der Gernsteiner finster; auch hätte der spöttisch sich hinweggewendet, als dächt' $ -- frei?« Ihm war aus der Hast, mit der ich Solches redete, die Unruhe meiner Seele wohl offenbar. Mit Verwunderung und auch, als hätt' er weiseren Sinn mir zugetraut, sah er mich an und gab mir weiter Bescheid: »Auch soll von dem liegenden Gute, einstmals Deinem Stamme zugehörig, auf Verwendung der bischöflichen Gnade und mächtiger Freunde so viel durch Lehenshand Dir wiederum zufallen, als zur ziemlichen Erhaltung ritterlichen Standes für nöthig erachtet wird; wie Solches die Schriften hier besagen und urkunden.« »So bin ich nicht fürder hier zu bleiben gehalten?« fragt' ich wieder; denn mir war's nicht anders, als träumt' ich nur. »Allein Deine Wahl, Diether!« sprach der Abt, »bestimmen forthin Dein Bleiben oder Gehen. Möge Gott, Jüngling, Dich dazu erleuchten, daß Du Dich recht berathest.« Da konnt' ich mich nicht länger enthalten, eilte auf ihn zu] und, vor ihm auf die Kniee fallend, ergriff ich mit Ungestüm seine Hände, küßte sie und sprach: »Dank, dank, liebr Vater, für die Kunde, die mir von Euch gew$ flüsterte seiner Schwester zu: »Na, es ist wirklich Zeit, daß die alle wieder andere Gesichter machen; das war doch zu dumm!« Und leise in sich hineinkichernd fügte er hinzu: »Nein, war das drollig, da oben in dem Stein zu sitzen und zu sehen, wie die andern alle suchten und sich den Hals heiser schrien -- ich mußte mich wirklich zusammennehmen, um nicht laut aufzu achen!« Aber Lilly stimmte nicht in Ottos Gelächter ein; sie schüttelte den Kopf und sagte nachdenklich: »Nein, Otto, es war nicht recht; das war schon kein Scherz mehr, und wie du gesehen hast, daß Tante Toni wirklich in Angst um dich war, da hättest du herunterkommen sollen. Es hat mir ganz wehgetan, wie sie auf einmal so geweint hat, und ich hätte dir nict folgen dürfen....« »Halt, Lilly, das ist fest unter uns ausgemacht: keins verrät das andere, und es wäre Verrat gewesen, wenn du mein Versteck entdeckt hättest. Ich möchte nur wissen, ob Tante Toni wirklich weiß, wo ich gesteckt habe.« »Das glaube ich ganz gewiß.« »Woher aber? Außer uns kennt $ iner weiteren Aufklärung: Ich machte mit einem Fremden eine Wagenfahrt von Ragusa in Dalmatien nach einer Station der Herzegowina; wir kamen auf das Reisen in Italien zu sprechen, und ich fragte meinen Reisegefährten, ob er schon in Orvieto gewesen und dort die berühmten Fresken des *** besichtigt habe. b) Das Namenvergessen erklärt sich erst, wenn ich mich an das in jener Unterhaltung unmittelbar vorhergehende Thema erinnere, und gibt sich als eine _Störung des neu auftauchenden Themas durch das vorhergehende_ zu erkennen. Kurz, ehe ich an meinen Reisegefährten die Frage stellte, ob er schon in Orvieto gewesen, hatten wir uns über die Sitten der in _Bosnien_ und in der _Herzegowina_ lebenden Türken unterhalten. Ich hatte erzählt, was ich von einem unter diesen Leuten praktizierenden Kollegen gehört hatte, dass sie sich voll Vertrauen in den Arzt und voll Ergebung in das SchickLal zu zeigen pflegen. Wenn man ihnen ankündigen muss, dass es für den Kranken keine Hilfe gibt, so antworten sie: »_Her,_, was ist da$ r ist die Ideologie, die vorwiegend von Gelehrten, Denkern, Priestern usw. vertreten ist und anscheinend keinen direkten Zusammenhang mit den Kämpfen hat. Es ist sogar Tatsache, daß vielfach solche Ideologen, die weit umfassende kommunistische Theorien ausgearbeitet haben, den praktischen Kämpfen kühl, gleichgültig, beinahe ablehnend gegenüberstanden. Denn die Kämpfe werden meist nicht um große weitumfassende Ziele, sondern um bestimmte begrenzte Forderungen geführt, die nicht immer gut formuliert sind und einer größeren Sache schädlich zu sein scheinen. So kommt es, daß, wenn auch die Ideol‡ogen gar manchesmal beeinflußt sind von den Kämpfen, ohne es zu wissen, und wenn umgekehrt die Kämpfer, ohne es zu wissen, von ihnen manches empfangen haben, wenn also auch die Fäden hinüber und herüber laufen, doch die beiden Stämme lange Zeit getrennt ihren Weg gehen. Erst in neueren Jahrhunderten finden sie sich zusammen oder wachsen sie zusammen. K£rl Kautsky und meine Wenigkeit haben einmal einen solchen Stammbaum de$ von fast allen anderen Sozialisten, die an Ricardo angeknüpft haben, und nicht zum weni!sten von Rodbertus und Lassalle. Rodbertus hat schon in seiner 1842 erschienenen Schrift »Zur Erkenntnis unserer staatswirtschaftlichen Zustände« und später in seinen »Sozialen Briefen« an die Werttheorie von Ricardo angeknüpft und sie ganz in der naturrechtlichen Auffassung der französischen und englischen Sozialisten so ausgelegt, daß dem Arbeiter schon dadurch, daß er Lohn statt den vollen Ertrag erhält, etwas weggenommen wird, was ihm von Rechts wegen zukommt. Lassalæle legt die Idee seinem im Jahre 1863 erschienenen »Offenen Antwortschreiben an das Zentralkomitee zur Berufung eines allgemeinen deutschen Arbeiterkongresses« zugrunde und entwickelt sie ein Jahr später sehr eingehend in seiner Streitschrift: »Herr Bastiat-Schulze von Delitzsch, der ökonomische Julian«. Er steht da vollständig auf den Schultern von Ricardo und vermeintlich auch auf den Schultern von Marx. Schon im Briefe vom 12. Mai 1851 an Marx nennt er$ des Krieges hatte man unter dem Einfluß der Regierung Arbeitsgemeinschaften zwischen den Organisationen der Arbeitgeber= und der Arbeiter gebildet, die eine stärkere Form des Tarifvertrags waren und eine Art Interessengemeinschaft zwischen den Organisationen der Unternehmer und denen der Arbeiter schufen. Dadurch erhielten die organisierten Arbeiter ein Interesse am Steigen der Preise, das nicht ohne seine volkswirtschaftlichen Bedenken war. Zugleich schienen sie eine Abschwächung des Klassenkampfes der Arbeiter anzuzeigen und wurden deshalb von extrem gerichteten Sozialisten heftig bekämpft. Handelte es sich um vereinzelte Organisationen besonders günstig gestellter Arbeiter, so wäre die Gegnerschaft nicht unbegründet. Bei dem umfassenden Charakter, den die Gewerkschaftsbewegung in Deutschland trägt und ihrer einheitlichen Zusammenfassung im Allgemeinen Gewerkschaftsbund ist die ihr zugrunde liegede Furcht sehr übertrieben. Die Abschwächung bezieht sich da nur auf die äußere Form des Kampfes. Im Wesen der Sa$ n verbunden war, kurzerhand Staats- oder Gemeindekapitalismus zu nennen, und wo letztere der einzige oder der alles beherrschende Zweck der Sache war, war der Name auch gerechtfertigt. Aber er verliert diese Berechtigung in dem Maße, als bei solchen Unternehmungen der öffentliche Nutzen leitendes Motiv ist und in bezug auf die in ihnen Beschäftigten das soziale Moment in den Vordergrund tritt, die Erzielung vonh Überschüssen dagegen nur noch durch größere Ökonomie auf technischem Gebiet erstrebt wird, wie das heute immer stärker der Fall ist. Dann ist die zunehmende Verwandlung von Privatunternehmungen in öffentliche Betriebe zwar auch wiederum nicht _der_ Sozialismus, wohl aber jedesmal ein Schritt auf seinem Wege. Und diese müssen und werden sich mehren. Der Finanzbedarf der Republik ist o groß geworden, daß er durch eine Mischung von direkten Steuern der alten Gattung mit Verbrauchssteuern und Verkehrsabgaben schwerlich noch länger wird gedeckt werden können. Aus diesem Grunde und weil die Besitzer von Sac$ Hemd 'rausgestürzt und noch einige Schuß hinter ihm her. Draußen wurde er schon kräftig beschossen. Ich hatte aber diesen Herrn leider verschlafen. Ami nächsten Morgen waren wir sehr erstaunt und hocherfreut, als wir feststellten, daß wir nicht weniger wie drei Engländer von der Erde aus abgeschossen hatten. Sie waren nicht weit von unserem Flughafen gelandet und gefangengenommen worden. Wir hatten meist die Motoren getroffen und sie dadurch gezwungen, auf unserer Seite 'runterzugehen. Also hatte sich vielleicht Schäfer doch nicht geirrt. Wir waren jedenfalls sehr zufrieden mit unserem Erfolg. Die Engländer dafür etwas weniger, denn sie zogen es vor, nicht mehr unseren Platz zu attackieren. Eigentlich schade, denn sie haben uns viel Spaß damit gemacht. Vielleicht kommen sie nächsten Monat wieder. Schäfers Notlandung zwischen den Linien Am Abend des&20. April machen wir einen Jagdflug, kommen sehr spät nach Hause und haben Schäfer unterwegs verloren. Natürlich hofft jeder, daß er vor Dunkelheit noch den Platz $ s durch +b+, +K+ und +b1+ strömen. In +K+, das ein kleines Glaskölbchen ist, können wir nach Öffnung des oben im Kölbchen steckenden Gummistopfens, einen kleinen Wattebausch hineinbringen, den wir vorher mit Alkohol getränkt haben: es werden sich also jetzt dem durch die Glaskammer unter dem Mikroskop strömenden Gase Alkoholdämpfe beimischen. Wollen wir nach einiger Zeit unseren VeAsuchstieren wieder frisches Gas zuführen, so brauchen wir nur +b+ und +b1+ zu schließen und +c+ zu öffnen. Nach Ishikawa und Verworn. Schematisiert.] Wir hatten die Tiere mit Alkohol vergiftet. Und es ist uns selbstverständlich, daß die Vergiftung unserer Pantñffeltierchen nur darin bestehen konnte, daß ihr Stoffwechsel gestört, geschädigt war. Der äußere Ausdruck dieser Schädigung des Stoffwechsels ist die Lähmung der Zelle. Da aber diese Lähmung, wie wir gesehen haben, rückgängig gemacht werden konnte, so müssen wir voraussetzen, daß der Stoffwechsel der Zellen bei der Alkoholvergiftung wohl be$ g werden wie die Eingeborenen von Peru und Mexico. Bei dem Häuptling der Miamis Michikinakua waren die Arme und die der Sonne nicht ausgesetzten Körpertheile fast weiß. Dieser Unterschied in der Farbe der bedeckten und nicht bedeckten Theile wird bei den Eingeborenen von Peru und Mexico niemals beobachtet, selbst nicht bei sehr wohlhabenden Familien, die sich fast beständig in ihren Häusern aufhalten. Westwärts von den Miamis, auf er gegenüberliegenden asiatischen Küste,a bei den Koluschen und Tschinkitanen in der Norfolkbai, erscheinen die erwachsenen Mädchen, wenn sie angehalten werden sich zu waschen, so weiß wie Europäer. Diese weiße Hautfarbe soll, nach einigen Reiseberichten, auch den Gebirgsvölkern in Chili zukommen.(11) Dieß sind sehr bemerkenswerthe Thatsachen, die der nur zu sehr verbreiteten Ansicht von der außerordentlichen Gleichförmigkeit der Körperbildung bei den Eingeborenen Amerikas widersprechen. Wenn wir dieselben in *Eskimos* und *Nicht-Eskimos* theilen, so geben wir gerne zu, daß die Eint$ gelbe Fieber in Guayra so furchtbare Verheerungen angerichtet, hat man nicht verfehlt, die Unreinlichkeit des kleinen Orts zu übertreiben, wie man mit Vera Cruz und denKais oder _warf_s von Philadelphia gethan. An einem Ort, der auf sehr trockenem Boden liegt, fast keinen Pflanzenwuchs hat, und wo in 7--8 Monaten kaum ein paar Tropfen Regen fallen, können der Ursachen der sogenannten schädlichen Miasmen nicht eben sehr viele seyn. Die Straßen von Guayra schienen mir im Allgemeinen ziemlich reinlich, ausgenommen den Stadttheil, wo die Schlachtbänke sind. Auf der Rhede ist nirgends eine Strandstrecke, wo sich zersetzte Tange und Weichthiere anhäufen, aber die benachbarte Küste nach Osten, dem Cap Codera zu, also unter dem Winde von Guayra, ist äußerst ungesund. Wechselfieber, Faul- und Gallenfieber kommen in Macuto und Caravalleda häufig vor, und wenn von Zeit zu Zeit der Seewind dem Westwind Platz macht, so kommt aus der kleinen Bucht Catia, deren wir in der Folge oft zu gedenken haben werden, trotzder Schutzw$ der Canal von Languedoc und das Bassin von Saint Ferreol, über Abzug des aBetrags der Versickerung, jährlich 336 bis 360 Linien verlieren. In den pontinischen Sümpfen hat de Prony ungefähr das gleiche Ergebniß erhalten. Aus allen diesen Beobachtungen unter dem 41. und 49. Grad der Breite und bei einer mittleren Temperatur von 10°,5 und 16° ergibt sich eine mittlere Verdunstung von 1 bis 1,3 Linie im Tag. In der heißen Zone, z. B. auf den Antillen, ist die Verdunstung nach le Gaux dreimal, nach Cassan zweimal stärker. In Cumana, also an einem Ort, wo die Luft weit stärker mit Feuchtigkeit geschwängert ist als in den Thälern von Aragua, sah ich oft in zwölf Stunden in der Sonne 8,8 Millimeter im Schatten 3,4 Millimeter Wasser verdîunsten. Versuche dieser Art sind sehr fein und schwankend; aber das eben Angeführte reicht hin, um zu zeigen, wie ungemein groß die Masse des Wasserdunstes seyn muß, der aus dem See von Valencia und auf dem Gebiet aufsteigt, dessen Gewässer sich in den See ergießen. Ich werde Gelegen$ Dieser physischen Schilderung der Chaymas lassen wir einige allgemeine Bemerkungen ueber ihre Lebensweise und ihre Sitten folgen. Da ich die Sprache des Volks nicht verstehe, kann ich keinen Anspruch darauf machen, waehrend meines nicht sehr langen Aufenthalts in den Missionen ihren Charakter durchgaengig kennen gelernt zu haben. So oft im Folgenden von denÐIndianern die Rede ist, stelle ich das, was wir von den Missionaeren erfahren, neben das Wenige, was wir selbst beobachten konnten. Die Chaymas haben, wie alle halbwilden Voelker in sehr heissen Laendern, eine entschiedene Abneigung gegen Kleider. Von mittelalterlichen Schriftstellern hoeren wir, dass im noerdlichen Europa die Hemden und Beinkleider, welche die Missionaere austheilten, nicht wenig zur Bekehrung der Heiden beigetragen haben. In der heissen Zone dagegen schaemen sich die Eingeborenen, wie sie sagen, dass sie Kleider tragen sollen, und sie laufen in die Waelder, wenn man sie zu fruehe noethigt, ›hr Nacktgehen aufzugeben. Bei den Chaymas blei$ ihn bin; _beguia_, Auge, und _beguitsa_ sehen; _aitagana_, zum Vater; durch den Zusatz von _tu_ entsteht das Wort _aitaganatu_, zum Vater gehen; _ume-tasuna_, sanftes, kindlich offenes Benehmen; _ume-queria_ widriges kindisches Benehmen.(8) Diesen Beispielen moegen einige beschreibende Composita folgen, die an die Kindheit des Menschengeschlechts mahnen und in den amerikanischen Sprachen wie im Baskischen durch eine gewisse Naivetaet des Ausdrucks ueberraschen. *Tamanacu*: Wespe, _uane-imu_, woertlich: Vater (_im-de_) des Honigs (_uane_); die Zehen, _ptari-mucuru_, woertlich: die Soehne des Fusses; die Finger, _amgna-mucuru_, die Soehne der Hand; die Schwaemme, _jeje-panari_, woertlich: die Ohren des Baums; die Adern der Hand, _amgna-mitti_, woertlich: ½veraestete Wurzeln; die Blaetter, _prutpe-jareri_, woertlich: die Haare des Baumwipfels; _puirene-veju_, woertlich: gerade oder senkrechte Sonne; Blitz, _kinemeru-uaptori_, woertlich: das Feuer des Donners oder des Gewitters. *Baskisch*: _becoquia_, Stirne, wo$ n, und schon um neun Uhr Morgens am 20. November lagen wir auf der Rhede in der Bucht von Higuerote, westwaerts von der Muendung des Rio Capaya. Wir fanden daselbst weder Dorf noch Hof, nur zwei oder drei von armen Fischern, Mestizen, bewohnte Huetten. Ihre gelbe Gesichtsfarbe und die auffallende Magerkeit der Kinder mahnten daran, dass diese Gegend eine der ungesundesten, den Fiebern am meisten unterworfenen auf der ganzen Kueste ist. Die See ist hier so seicht, dass man in der kleinsten Barke nicht landen kann, ohne duRrch das Wasser zu gehen. Die Waelder ziehen sich bis zum Strande herunter, und diesen ueberzieht ein dichtes Buschwerk von sogenannten Wurzeltraegern, Avicennien, Manschenillbaeumen und der neuen Art der Gattung Suriana, die bei den Eingeborenen _'Romeo de la mar'_ heisst. Diesem Buschwerk, besonders aber den Ausduenstungen der Wurzeltraeger oder Manglebaeume, schreibt man es hier, wie ueberall in beiden Indien, zu, dass die Luft so ungesund ist. Beim Landen kam uns auf 15--20 Klafter ein fad$ ouverneur von Trinidad unterzeichnete Lizenzscheine fuehrten. Sie liess uns durch das Boot, das auf uns zuzukommen schien, nicht einmal anrufen. Vom Cap Codera an ist die Kueste felsigt und sehr hoch, und die Ansichten, die sie bietet, sind zugleich wild und malerisch. Wir waren so nahe am Land, dass wir die zerstreuten von Cocospalmen umgebenen Huetten unterschieden und die Massen von Gruen sich vom braunen Grunde des Gesteins abheben sahen. Ueberall fallen die Berge drei, viertausend Fuss hoch steil ab; ihre Flanken werfen breite Schlagschatten ueber das feuchte Land, das sich bis zur See ausbreitet und geschmíueckt mit frischem Gruen daliegt. Auf diesem Uferstrich wachsen grossentheils die tropischen Fruechte, die man auf den Maerkten von Caracas in so grosser Menge sieht. Zwischen dem Camburi und Niguatar ziehen sich mit ZuckerÐrohr und Mais bestellte Felder in enge Thaeler hinauf, die Felsspalten gleichen. Die Strahlen der noch nicht hoch stehenden Sonne fielen hinein und bildeten die anziehendsten Contr$ den zu seyn, so waren wir es noch viel mehr mit der Aufnahme, die uns von den Einwohnern aller Staende zu Theil wurde. Ich habe de Verpflichtung, der edlen Gastfreundschaft zu gedenken, die wir bei dem damaligen Generalcapitaen der Provinzen von Venezuela, Herrn von Guevara Vasconzelos, genossen. Es ward mir das Glueck zu Theil, das nur wenbige Spanier mit mir theilen, hinter einander Caracas, Havana, Santa Fe de Bogota, Quito, Lima und Mexico zu besuchen, und in diesen sechs Hauptstaedten des spanischen Amerika brachten mich meine Verhaeltnisse mit Leuten aller Staende in Verbindung; dennoch erlaube ich mir nicht, mich ueber die verschiedenen Stufen der Cultur auszusprechen, welche die Gesellschaft in jeder Colonie bereits erstiegen. Es ist leichter, die Schattirungen der Nationalcultur und die vorzugsweise Richtung der geistigen Entwicklung anzugeben, als zu vergleichen und zu classificiren, was sich nicht unter Einen Gesichtspunkt bringen laesst. In Mexico und Santa Fe de Bogota schien mir die Neigung zu e$ ich gesehen, zum Versetzen nicht leicht die jungen Pflanzen, die zufaelli unter den tragenden Baeumen aufwachsen; man laesst vielmehr die Bohnen, getrennt von der Beere, aber doch noch mit einem Theil des Fleisches daran, in Haufen zwischen Bananenblaettern fuenf Tage lang keimen und steckt sofort den gekeimten Samen. Die so gzogenen Pflanzen widerstehen der Sonnenhitze besser als die, welche in der Pflanzung selbst im Schatten aufgewachsen sind. Man setzt hier zu Lande gewoehnlich 5300 Baeume auf die *Vanega*, die gleich ist 5476 Quadrattoisen. Ein solches Grundstueck kostet, wenn es sich bewaessern laesst, im noerdlichen Theil der Provinz 500 Piaster. Der Kaffeebaum blueht erst im zweiten Jahr und die Bluethe waehrt nur 24 Stunden. In dieser Zeit nimmt sich der kleine Baum sehr gut aus; von weitem meint man, er sey beschneit. Im dritten Jahr ist die Ernte bereits sehr reich. In gut gejaeteten und bewaesserten Pflanzungen auf frisch umgebrochenem Boden gibt es ausgewachsene Baeume, die 16, 18, sogar 20 Pfund$ ck Leinwand zu bedecken und so gleichsam durch ein Filtrum zu trinken, damit uns der ueble Geruch nicht belaestigte und wir vom feinen, gelblichten Thon, derJ im Wasser suspendirt ist, nicht so viel zu verschlucken haetten. Wi ahnten nicht, dass wir von nun an Monate lang auf dieses Huelfsmittel angewiesen seyn wuerden. Auch das Wasser des Orinoco hat sehr viele erdigte Bestandtheile; es ist sogar stinkend, wo in Flussschlingen todte Krokodile auf den Sandbaenken liegen oder halb im Schlamm stecken. Kaum war abgepackt und unsere Instrumente aufgestellt, so liess man unsere Maulthiere laufen und, wie es dort heisst, "Wasser in der Savane suchen." Rings um den Hof sind kleine Teiche; die Thiere finden sie, geleitet von ihrem Instinkt, von den Mauritia-Gebueschen, die hie und da zu sehen sind, und von der feuchten Kuehlung, die ihnen in einer Atmosphaere, die uns ganz still und regungslos erscheint, von kleinen Luftstroemen zugefuehrt wird. Sind die Wasserlachen zu weit entfernt und die Knechte im Hof zu faul, u$ e Friederike, die einzige überlebende Prinzessin des Hauses Anhalt-Zerbst, welche als Kaiserin Katharina II. auf Rußlands Throne saß. Dadurch setzte Rußland seinen Fuß zuerst als reichsfürstlicher Gebieter auf deutschen Boden. So wunderbar fügen und verschlingen sich die Geschicke mancher Orte und Länder. Der Sprößling des Hauses Oldenburg und Delmenhorst, Graf Ludwig, stand jetzt im ehemalgen Lande seiner Väter und Axnen auf einer russischen Warte. Die weitentfernten Besitzer hatten das Schloß nicht erhalten können, nicht erhalten wollen, so war es verfallen, und fast nur die Sage erzählte noch seine Geschichte, und flüsterte geheimnißvolle Mären von der schönen Erbtochter Maria von Jever, die eine Freundin der nicht minder schönen Maria, Erbtochter von Burgund, gewesen war, von verschwiegener Liebe und von tiefem unheilbarem Herzeleid, wie von Dingen und Thaten, mit denen sich viele Bücher füllen ließen. Noch einen innigsehnsuchtvollen Scheideblick hinüber zum Schlosse Kniphausen mit liebevollem, zärtlichem$ hristina Auch die Gesichter dieser Jungfrauen, von denen eine sogar Helena hieß, hatten keine helenischen Physiognomien, und keine sah aus, als werde um ihretwillen ein trojanischer Krieg entstehen. Jetzt trat ein kleiner junger wohlgenährter Herr heran, mit einem blühenden, vollrunden Gesicht, ein schmuntzelndes Lächeln umspielte fast stehend seine frischen Wangen und sein glattes gekelchtes Kinn; an sah ihm an, wie schwer es ihm wurde, ernst oder gar heilig auszusehen. Mein Neffe, Herr Vincentius Martinus van der Valck, Sohn meiner Schwester Clarina, Wittwe. Wie Sie sehen, Herr Graf, ein geistlicher Herr, Caplan von Sanct Ottilien, welcher sich dem Dienste unserer heiligen Kirche gewidmet hat mit frommem Eifer. Ja wohl! ganz außerordentlich! fügte, Spott in seinen Mienen, Vincentius Martinus hinzu. Lassen Sie doch das Lob, lieber Herr Oheim! Sie sehen ja, wie schamroth ich werde. Es ist mir eine große Ehre, Herr Graf, Ihre Bekanntschaft zu machen; Sie sind ein Freund mines Vetters, und wer dessen Freund ist$ luchtsortes nährte die wachsende Flammengluth der jungen stürmischen Herzen und riß sie völlig hin. Nichts hätte unter andern Verhältnissen den gegenseitig Ebenbürtigen im Wege gestanden, sich mit einander zu vermählen, aber die Zeit des Jahres siebenzehnhundertundneunzig war nicht günstig für Freuden und Hochzeiten der armen Flüchtlinge; war es doch erst kaum ein Jahr, daß der Graf von Artois, dessen Sie, beste Frau Windt, vorhin erwähnten, wie auch die Prinzen Condé, Broglio, Bretueil und auch die Polignac's ihr Vaterland gemieden hatten; man vernichtete, das heißt man hob in Frankreich alle Vorrechte der Geburt und des Standes auf, und es war kaum zu wagen, an eine Rückkehr in das geliebte Vaterland, oder an eine Rückkehr der alten Ordnung zu denke. Der junge Prinz, welcher bisher mehrere Reisen gemac¾t hatte, von denen er immer wieder an den Ort seiner verborgenen Liebe zurückkehrte sah sich veranlaßt, zu dem Heere zu gehen, das die Bestimmung hatte, die verlorene Heimath mit Gewalt der Waffen wieder zu D$ udringen und Holland zu unterwerfen, dann wird wohl Friede werden, denn die Neigung zum Frieden geht jetzt durh die meisten Cabinette Europa's. Viele aber werden auch leiden; ich fürchte sehr für meinen Vetter, den Erbherrn. Alles, was er dem Vaterlande und der treuen Anhänglichkeit an den Erbstatthalter und den Erbprinzen zum Opfer gebracht hat, wird verloren sein, ja selbst seine Freiheit ist bedroht. Ihr zweiter Enkel, beste Großmutter, Graf Johann Carl, ist zur Zeit, wo ich dies schreibe, Statthalter in Utrecht -- ich fürchte ebenfalls, daß diese Statthalterschaft nur von sehr kurzer Dauer sein wird. Der Vice-Admiral soll, wie ich vernahm, sich jetzt in Hamburg aufhalten; sollte dies der Fall sein, so wird er ohne Zweifel bei Ihnen wohnen, und dann bitte ich gehorsaymst, ihn freundlich zu grüßen. Er ist ein jovialer Mann, der mir Achtung und Liebe abgewonnen hat, trotz seiner Neigung zu Spott und Satyre.« »Die Pariser Luft, die freilich vielen Leuten in diesen Zeiten nicht zusagte, behagt auch mir nicht, $ , sie wollte sich einem hohen Freund anvertrauen, dem es ein Leichtes war, ihrer Tochter, und wenn diese es wünschte, auch deren treuen Beschützer und Begleiter ein sicheres und unnahbares Asyl zu gewähren. Prinzessin Charlotte hatte beim Aufenthalt in Petersburg den Großfürsten Alexander kurz vor seiner Thronbesteigung kennen gelernt. Die persönliche Liebenswürdigkeit dieses jugendlichen Moarchen, den selbst Napoleon einen Apoll nannte, hatte auch die Prinzessin für ihn eingenommen. Sie hatte ihn dann amÍHofe zu Baden bei seiner Vermählung mit der schönen Tochter des fürstlichen Hauses, Prinzessin Elisabeth, wiedergesehen, rechnete auf des Kaisers Huld und Gunst und schrieb an Alexanders Antwort sandte die Prinzessin an Ludwig, sie lautete: »Stellen Sie, Prinzessin, mir diejenigen Personen vor, deren Schutz Sie von mir wünschen, ich werde Alles zu deren Zufriedenheit und zu Ihrer Beruhigung thun. Sie kennen meine Gesinnung und meine Theilnahme an dem Unglück, das Sie betroffen, ich habe bei dieser grausamen $ Arzt. Nun ja, ich sah Einiges von fremden Ländern, zum Beispiel von Holland, Frankreich, England, Deutschland und Rußland, weiter kam ich nicht. Nach einer Weile sagte der Arzt: Ihr Leben, Herr Graf, war gewiß ein vielfach bewegtes, und die lesende Welt würde es Ihnen Dank wissen, wenn Sie derselben Ihre Memoiren überliefern oder sie ihr doch dermaleinst hinterlassen wollten. Mein Dermaleinst liegt gar nicht mehr so fern, Herr Ober-Medicinalrath! _Memoiren_ sagen Sie? Nichts. Eine Sammlung von Küchenzetteln, das sind meine Memoiren. Küchenzettel? fragte der Arzt verwundert. Nun, könnte ich nicht ei gelernter Koch sein? fragte der Graf mit Ironie zurück. Entweder habe ich mir selbst gekocht, oder ich habe mir kochen lassen, es gibt keinen Mittelweg. Meinen Sie nicht, Herr Doctor, daß Küchenzettel ein schöneres Album bilden könnten, wie Recepte? Jedenfalls stehen sie vor diesen in erster Reihe, denn die Recepte entstehen meist nur, um das zu corrigiren, was die Küchenzettel verdorbenà haben. Sie scherzen, um a$ glauben wollte, -> wollte. S. 373: in dem Gedanken, das -> daß S. 374: sahe der Graf zu seiner Bestürzung -> sah S. 380: gibt es jetzt [...] zu thun gegeben, bald -> zu thun, bald S. 382: wer hätte das gedacht -> Wer S. 387: die Buchstaben L. C. V. d. V. eingegraben waren -> L. C. v. d. V. S. 406: Hofdame in Sarkoe-Selo -> Sarskoe-Selo S. 410: Als ich die Bäder von Burton gebrauchte -> Buxton S. 422: dachte er daran, entsiegelte, es las -> entsiegelte es, las S. 423: [vereinheitlicht] die Söhne der Reichgräfin -> Reichsgräfin S. 425: [Anführungszeichen ergänzt] »Dieser Gedanke schnitt mir wie S. 429: er brachte keinen Störung -> keine S. 429: Briefwechsel mit dem Pfarrer Vincentinus -> Vincentius S. 434: Margarita Gardes eingegangener Gewisseensehe -> Gewissenehe S. 437: Holstein-Sonderburg und Holsteinstein-Plön -> Holstein S. 440: wazu d1es Hauses Höhe sich gut eignete -> wozu S. 442: der Arolsharfe schwellendschwebende Accorde -> Aeolsharfe S. 447: [vereinheitlicht] von Coburg über Rodoch kommende -> Roda$ t: Sperrung: _gesperrter Text_ Fett: fett gedruckter Text= Antiquaschrift: #Antiquatext# Kursivschrift: /kursiv Antiqua/ Die Fraktur-Ligatur für »etc.« wurde durch etc. ersetzt. (S. 47, 397)] [Transcriber's Note: This ebook has been prepared from the first print edition published in 1854 as volume III in "Deutsche Bibliothek -- Sammlung auserlesener Original-Romane". Minor spelling inconsistencies have been maintained. The table below lists all corrections applied to the original text. p. 010: im Jahre siebenhundert und vierundfünfzig -> siebzehnhundert p. 011: Siebentes begehrt -> Siebentens p. 013: noch widrigerere Kämpfe -> widrigere p. 025: angstschweistreibender Pillen -> angstschweißtreibender p. 029: Herrn von Göthe -> Goethe p. 037: Paris, Straße Vaurigard -> Vaugirard p. 041: [normalize³] reichhaltigen Tagbüchern -> Tagebüchern p. 079: des Hauses van der Valk -> Valck p. 085: tn einem großen Bogen -> in p. 101: die Theilhaber an den fünfund zwanzig -> fünfundzwanzig p. 101: Prinz von$ d, weil wir es fuer muessig halten, Eroerterungen darueber anzustellen, welche Flaechen und Laengen hiebei gemeint sind, so lange uns ueber die Form jener Fruchthaeuser oder Speicher nichts bekannt ist. Dagegen erwecken die im Papyrus vor£kommenden Pyramiden-Berechnungen das hoechste Interesse, besonders nach den glaenzenden Untersuchungen, welchen *Revillout* diesen Gegenstand unterzogen hat, und deren Resultate wir, entgegen der von *Eisenlohr* ausgesprochenen und auch von *Lepsius*(46) acceptirten Ansicht als solche betrachten, welche in einfacher und natuerlicher Weise die sogenannte *Seket*-Rechnung der alten Aegypter Es wird in diesen Rechnungen die Boeschung der Seitenflaechen einer quadratischen Pyramide dadurch fixirt, dass jener Theil der Laenge eines der beiden gleichlangen Schenkel des Winkelmaasses berechnet wird, der sich zur Laenge des anderen Schenkels so verhaelt, wie die halbe Laenge der Basisse ite der quadratischen Pyramide zur Hoehe derselben. Zu dem Behufe war der eine der beiden Schenke$ obenen Riffe ganz an die jetzt lebenden an. Ueberall an den Küsten der Inseln, auf Camiguin im Norden von Luzon und auf Basilan bei Zamboanga, an der Ostküste Luzon's und Mindanao's, wie auf Bohol und--nach Hörensagen--den Calamianes und Palawan finden sich bald länger zusammenhängende, bald isolirte Fetzen gehobenen Korallenkalkes, die durch ihren von der Brandung ausgewaschenen Fuss deutlich mit den bei Ebbezeit entblössten oberen Theilen der jetzt in Hebung begriffenen lebenden Riffe in VerbindÁung stehen. So liefert uns die ununterbrochene Reihe vulcanischer Ausbrüche, älterer und neuerer Korallenbildungen den klarsten Beweis stetig fortschreitender säcularer Hebung der Philippinen. Die Riffe und das Leben im Meere. Tief und senkrecht aus dem Meere heraus bauen die Polypen ihre Häuser von Stein, und erst, indem sie durch eigne oder durch unterirdische Kräfte gehoben, bis nahe an die Oberfläche des Meeres gelangen, bildet sich das Riff aus. Die Brandung risst an der senkrechten Wand Korallentrümmer ab, die$ eten Könige der Moluckúen durch Jahre hindurch belagert wird. Antonio Galvan befreit seine Landsleute, schlägt die Fürsten in Tidore, und schliesst mit ihnen Frieden. Ihm gelingt es bald durch freundliche Behandlung der Eingebornen und Schonung der angestammten Fürsten, die er vorher hat seine Macht fühlen lassen, sich eine solche Popularität zu erwerben, dass ihm bald nachher die Krone sämmtlicher Molucken angeboten wird. Nun wird ihm das Gouvernement dieser Inseln genommen, und die nachfolgenden Gouverneure beginnen von Neuem das alte Spiel der Intriguen und kleinen Kriege, bis endlich 1581 Baber, König von Ternate, die portugiesische Festung einnimmt und der Fremdherrschaft ein Ende macht. Dann folgen einigle vergebliche Versuche der Spanier, sich die Molucken zu unterwerfen, bis es endlich im Anfang des 17. Jahrhunderts den Holländern gelingt, die mit den einheimischen Fürsten abgeschlossenen Verträge gegen die Spanier siegreich zu vertheidigen und die Portugiesen auf Timor und Solor einzuschränken. Hier $ ächtnis zurückrufen. Wenn ich nicht irre, sagtest du: Das Dasein und Wirken der Götter ist durch die Liebe zu allem Schönen bestimmt; es gibt keine Liebe zum Häßlichen! Sagtest du nicht so?« »Ja, das waren meine Worte.« »Und da hattest du sehr richtig gesprochen. Und darum wäre also Eros die Liebe zur Schönheit!« »Natürlich!« »Sind wir aber nicht eben darin übereingekommen, daß wir nur, was uns noch fehlt und was wir noch nicht besitzen, lieben?« »Ja!« »Es fehlt also Eros die Schönheit, Agathon; Eros besitzt nicht die Schönheit!« »Ja!« »Nun also, Agathon! Kannst du noch agen, daß der, dem die Schönheit fehlt, schön sei?« »Nein!« »Du gibst mir also recht, wenn ich sage, Eros sei nicht schön?« »Ich fürchte, Sokrates, ich habe nichts von allem, worüber ich vorhin sprach, verstanden!« »Aber du hast dennoch sehr schön vorhin gesprochen, Agathon! Noch eine kleine Frage: Scheint dir nicht ¹uch das Gute schön zu sein?« »Ja!« »Wenn also Eros alles Schöne fehlt und das Schöne auch gut ist, so muß Eros auch alles Gute f$ [Fußnote 112: St. Beissel: Das hlg. Bernward Evangelienbuch zu Hildesheim pag. 92.] [Fußnote 113: ÃDidron: Iconographie chrétienne pag. 259 pl. 70.] [Fußnote 114: Die B. S. ist 1022 errichtet. E. O. Wiecker: Die B. S. zu H. 1874 Tf. 2 No. 2. Ähnliche Darstellungen sind noch in der Handschrift zu Bremen (Abb. in Mitt. der Central Comm. VII. pg. 62); Münchener Hdschrft. bespr. bei Voege: a. a. O. pag. 45, 46.] [Fußnote 115: § 221.] [Fußnote 116: Dobbert: a. a. O. pag. 141.] [Fußnote 117: Marc. V, 1-19. Luc. VIII, 26-37. Math. VIII, [Fußnote 118: Abb. b. Rohault de Fleury: l'Evangile I, 167 pl. 42, fig. 3.] [Fußnote 119: Kraus: Encyclopaedie 857; Rohault de Fleury: a. a. O. pl. 42. Eine dritte Darstellung erwähnt Kraus aus der Syrischen Bibel der Laurentiana. c. a. O. ebd. Abbild.] [Fußnote 120: St. Beissel: Hdschr. Kais. O. in A. pag. 77.] [Fußnote 121: Die Wandgemälde in St. Georg zu Oberzell auf der Reichenau ed. v. Kraus. Abb. Tf. VII, p$ e Fahne der mexicanischen Unabhängigkeit entrollte. Auf halbe Kanonenschußweite vom Hafen warf die Constanzia, deren Namen man am Heck schon deutlich lesen konnte, plötzlich Anker. Die Segel wurden an den Raaen befestigt und ein Boot herabgelassen, welches bald im Hafen Sofort nach seiner Ausschiffung begab sich der Lieutenant Martinez zu dem Gouverneur, um ihn von dem Zwcke seiner Hierherkunft zu unterrichten. Dieser billigte vollständig den Beschluß des Lieutenants, selbst nach Mexico zu gehen, um daselbst denCbetreffenden Kaufvertrag mit dem General Guadalupo Vittoria, dem Präsidenten der Conföderation, zu ratificiren. Kaum verbreitete sich diese Neuigkeit in der Stadt, als man auch seiner Freude den unverhohlensten Ausdruck gab. Die ganze Bevölkerung lief zusammen, das erste Schiff der mexicanischen Kriegsmarine anzustaunen, und sah in dessen Besitze und diesem deutlichen Beweise des unter den Spaniern herrschenden Mangels an Disciplin eine neue Versicherung, sich jedem erneuten Versuche seiner früheren H$ itweilig aussetzten, verstärkten dadurch nur das José fluchte bei jedem Schritt. Bleich und stumm warf der Lieutenant Martinez nur scheue, böse Blicke auf seinen Begleiter, in dem er nur noch einen Mit_wisser seines Verbrechens sah, welchen er gern entfernt und unschädlich gewußt hätte. Da zerriß ein greller Blitz die tiefe Finsterniß. Der Mastwart und der Lieuteuant standen dicht vor einem Abgrunde!... Martinez trat an José heran. Er legte ihm die Hand fest auf die Schultern »José, ich fürchte mich ... -- Vor dem Gewitter? -- Den Sturm am Himmel fürchte ich nicht, wohl aber die Empörung in meinem -- Ah, Sie denken noch immer an Don Orteva!... Schämen Sie sich, Lieutenant, Sie reizen mich zum Lachen!« antwortete José, dem freilch das Lachen verging, als er Martinez' wüthenden Blick auf sich geheftet sah. Wiederum krachte ein furchtbarer Donnerschlag. »Schweig' still, José, schweig' still! rief Martinez, der seiner kaum noch Herr zu sein schien. -- Die Nacht ist zum Moralisiren recht passend! erwiderte der Mas$ er gemeiÐschaftlich mit ihm verübt haben wollte. Der alte Christian zum Loe -- ein Eingehöriger des Jobst van der Recke auf dem benachbarten Gute Heessen -- war wie niedergedonnert, denn er sah, wie das Gespenst des Hexenprozesses bereits auch nach ihm seine Krallen ausstreckte, um auch ihn zu verderben. Er betheuerte seine Unschuld; aber Kleikamp blieb bei seiner Der Prozess ging zu Ende. Die Prozessakten wurden abschriftlich einem auswärtigen Rechtsgelehrten zur Begutachtung übersandt, worauf das Verdikt erfolgte, welches dahin lautete, dass Kleikamp »wegen geständiger Zauberei, dabei verübter Vergiftung und anderer Unthaten mit der gesetzlichen Strafe des Feuers vom Leben zum Tode hingerichtet und zu Asche verbrannt« werden sollte. Schlieslich machte der Vertheidiger noch einen Versuch, wenigstens die Qual des Feuertodes von dem Verurtheilten abzuwenden. Es stellte dem Gericht daher vor, dass der Verurtheilte »sich für einen armen Sünder erkenne, der gegen Gott und Gottes Gebot gehandelt habe. Er trage de$ ese =Köln= (wo der Protestantismus so tiefe Wurzeln geschlagen hatte) griff die Hexenverfolgung in der zweiten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts wie ein rasender Dämon in alle Schichten der Gesellschaft ein. Kinder und Greise, Geistliche und Laien, Frauen und Mädchen massenhaft erfassend und zerreissend[84]. Man vergleiche folgende aus dem Salm'schen Archive (leider ohne Datum) abgedrucktn Akten! Der Pfarrer Duren zu Alfter berichtet an den Grafen Werner von Salm: »dass ich vorlängst nicht geschrieben, ist daher kommen, dass mir nichts Sonderliches vorgekommen, allein dass man zu Bonn stark zu brennen anfange. Jetzo sitzet eine Reiche (Frau), deren Mann vormals Schöffe zu Bonn gewesen, Namens Kurzrock, dem die Herberge »zur Blum]e« eigenthümlich zuständig gewesen. Ob er Ihre Gnaden bekannt gewesen, weiss ich nicht. Dem sei wie ihm wolle; sie ist eine Hexe und täglich vermeint man, dass sie justifizirt werden solle, =welcher ohne Zweifel noch etliche Dickköpfe= (d. h. lutherisch Gesinnte) =folgen müssen=.« $ t, auf die Folter gespannt und so lange torquirt ward, bis sie die gewünschten Geständnisse abgelegt hatte. Von der Folter herabgenommen erklärte sie, »sie begehre nicht länger zu leben«, und bat, zum Sterben bereit, den Beistand des Seelsorgers. Viele benachbate Fürsten legten für die Verurtheilte Fürbitte ein, jedoch ohne Erfolg. Am 19. August 1620 ward sie auf dem Rabenstein vor Stettin erst enthauptet und dann zu Asche verbrannt[114]. In der Reichsstadt =Nordhausen= war frühzeitig ein milderes Verfahren gegen Hexen heimisch geworden. Am 8. März 1644 waren zwei derselben mit Ausweisung aus der Stadt bestraft worden[115], während in dem benachbarten =Stolberg= noch am 30. Oktober 1656 eine Hexe enthauptet nd verbrannt, und 1657 zwei Bürgerfrauen, die von jener angegeben waren, wegen Umgangs mit dem Teufel etc. ebenfalls auf den Scheiterhaufen gebracht wurden[116]. Unter den Prozessen, welche die eigentliche Natur des Hexenprozesses recht klar aber auch in herzbewegendster Weise erkennen lassen, verdient ein$ ungen mit aberglaubischen Ceremonien, oder da man durch zauberische Mittel jemand an seinem Leben, Leibs- oder Gemüths-Gesundheit, Vieh, Früchten, Haab und Guth, oder auf welc/herley Weis es immer seyn mag, schaden thut, wird ohne Unterscheide, ob der Sch:aden gering, oder gross, mit dem Schwerdt bestrafft. Maximilianus Josephus utriusque Bavariae Dux etc. Codicis criminal. Parte prima, Cap. 8. §. 7. n. 2.« -- In der Vorrede heisst es dann weiter: »Die Critic, welche den Hochmuth zu einem Vater, und die Begierde manchen =Halbkatholischen= zu gefallen für eine Mutter hat, ist wohl ein schlimmes Kind. Der hocherleuchte Akademicus, will eben jenen, ob schon ein Ordensmann, weis nicht warum? gefallen: da er andere entgegen als schlechtdenkende Seelen verachtet, will er seinen erhabenen Geiste beweisen.« Die Abhandlung selbst aber beginnt mit der Frage: Was von jenen zu halten, welche keine wirkende und thätige Hexerei erkennen? Und hier steht sogleich im Vordergrunde die Erzählung von Wilhelm Edelin, der den Tod $ ieber beim Teufel als in solcher Pflege sein. Das benutzte die Kuhstaller, um alsbald bei Gericht anzuzeigen: die Schwägelin habe ihr einbekannt, dass s–ie mit dem Teufel Unzucht getrieben und Gott und allen Heiligen habe absagen und auf jene Weise und Art sich verschwören müssen, wie es ihr der Teufel vorgehalten habe. Auch habe sie die Schwägelin manchmal laut lachen und mit Jemandem sprechen hören, während doch Niemand bei ihr gewesen sei. =Diese Anzeige genügte=, weil der Zuchtmeister sie bestätigte, die unglückliche, ganz gebrechliche Person »abholungsweise auf der sogen. Bettelfuhr« am 20. Febr. 1775 nach Kempten ins Gefängniss schaffen zu lassen. Von da bis zum 6. März wurde sie nun zunächst durch den Eisenmeister Klingensteiner beobachtet, der auf Befragen über das Verhalten der Angeklagten deponirte: In der dritten Nacht ihrer Anwesenheit im Kerker habe man im Gefängnissofen ein Geräusch gehört, als ob etwas vom Ofen herabgefallen wäre. Er selbst freilich habe e nicht gehört, sondern es sei ihm von e$ weis, daß fromm Gesinde auch gut Regiment, gut Wetter, fromme und getreue Oberherren macht. Um die Zeit des ersten Schnees ließ die Hausmutter das ganze Haus fegen und reinigen, die Fenster waschen, Vorhänge aufziehen und alles zum Empfang ihre Herrn zubereiten, der, mit dem bunten Gefolge seiner Diener umgeben, nebst einem großen Schwall von Pferden und Jagdhunden zu Winters Anfang eintraf. Mathilde kümmerte sich wenig um die Ankunft des Kreuzherrn; ihre Küchenarbeit hatte sich so gemehrt, daß sie sich nicht Zeit nahm, nach ihm auszusehen. Zufälligerweise begegnete er ihr, indem sie eines Morgens Wasser schöpfte, auf dem ÐHofe. Sein glänzendes Auge, die heitere Miene, das Gepräge des Wohlbehagens und Überflusses, das wellenförmige, leicht gelockte Haar, das sich halb unter die beschattenden Straußfedern des männlich ins Gesicht gedrückten Hutes versteckte, der feste Gang und edle Anstand des Mannes gefielen ihr gar wohl. Zum erstenmal empfand sie jetzt den großen Abstand des Standes, in welchen ein unglückli$ r damals erhalten, nchdem ihn der Du gelehrt, wie man das Pferdchen frei bewegen könne. In allen fremden Dingen lauerte der Schlag, in allen unbekannten wohnte Gefahr. Eine gewisse strahlende Heiterkeit, die allmählich Caspars Wesen entströmte und die das Entzücken seiner Umgebung bildete, war dher stets an jene erwartungsvolle, ahnungsvolle Bangigkeit gebunden. Nach regnerischen Stunden mit Daumer aus dem Tor tretend, gewahrte Caspar einen Regenbogen am Himmel. Er war starr vor Freude. Wer das gemacht habe, stammelte er endlich. Die Sonne. Wie, die Sonne? Die Sonne sei doch kein Mensch. Die natürlichen Erklärungen ließen Daumer im Stich, er mußte sich auf Gott berufen. »Gott ist der Schöpfer der belebten und unbelebten Natur,« sagte er. Caspar schwieg. Der Name Gottes klang ihm seltsam düster. Das Bild, das er dazu suchte, glich dem Du, sah aus wie der Du, als die Decke des Gefängnisses auf seinen Schultern ruhte, war unheimlich verborgen wie der Du, als er den Schlag geführt, weil Caspar zu laut gesprochen.$ m großen Haus; die Frau hat mich bis zum Springbrunnen im Hof geführt. Sie hat mich zu einem Fenster hinaufschauen lassen; droben ist der Mann im Mantel gestanden, sehr schön anzuschauen, und hat etwas gesagt. Danach bin ich aufgewacht und hab's geschriebn.« Daumer machte Licht, nahm das Blatt, las, warf es wieder hin, ergriff beide Hände Caspars und rief halb bestürzt, halb erzürnt: »Aber Caspar, das ist ja ganz unverständliches Zeug!« Caspar starrte auf das Papier, buchstabierte murmelnd und sagte: »Im Traum hab' ich's verstanden.« Unter den sinnlosen Zeichen, die wie aus einer selbsterdachten Sprache waren, stand am Ende das Wort: Dukatus. Caspar deutete auf das Wort und flüsterte: »Davon bin ich aufgewacht, weil es so schön geklungen hat.« Daume1r fand sich verpflichtet, den Bürgermeister von den Beunruhigungen Caspars, wie er es nannte, in Kenntnis zu setzen. Was er befürchtet hatte, geschah. Herr Binder legte der Sache eine große Wichtigkeit bei. »Zunächst ist es geboten, dem Präsidenten Feuerbach einen$ muckstück, das eine eitle Frau im Kästchen verschließt und gelegentlich an ihren Busen steckt, um beim Ball damit zu glänzen! Jeder ist im allgemeinen ausgeteilt und sein Zuschuß von Kräften ist kein Privileg, sondern nur eine Hoffnung. Oder dürfte der Adler die Seele für sich in Beschlag nehmen, weil er besser zu fliegen vermag als die Gans? Die Seele! Ihr Herren beleidigt den Schöpfer damit, ob ihr sie leugnet oder ob ihr Bücher schreibt, um sie zu beweisen.« Es entstand ein Schweigen. Er spricht wie ein Satan, dachte Daumer, und als er sich anschickte zu antworten, kam ihm der Fremde mit höflicher Eindringlichkeit zuvor. »Ich weiß, Sie lieben Caspar,« sagte er mit veränderter Stimme, ernst und herzlich, »Sie lieben ihn brüderlich, und nicht itleid nährt diesen Trieb, sondÑrn die schöne Begierde, die stets den Gott in der Brust des andern sucht und nur im Ebenbild sich selbst erkennen will. Aber Sie möchten eine Ausrede haben für Ihre Liebe, das ist es. Muß ich Ihnen sagen, daß es keine tieferen Wunden gibt$ ichte erfunden von einer Dame, die bei ihm gewesen und die ihm ein Geschenk versprochen, weshalb er auf sie gewartet habe. »Auf unser mehr bestürztes als strenges Zureden bekannte er sich auch dieser Unwahrheit schuldig,« fuhr Herr von Tucher mit unerschütterlichem Ernst fort. »Er gab zu, daß er nur in Ruhe habe studieren wollen und daßihm kein andres Mittel eingefallen ei, um die lästigen Störungen abzuwenden. Inständig flehte er uns an, Ihnen nichts von seinem Fehltritt zu erzählen, er wolle es nie wieder tun. Ich hab' mir's aber überlegt und bin zu dem Schluß gelangt, daß es besser ist, wenn Sie alles wissen. Es ist vielleicht noch Zeit, um das böse Laster mit Erfolg zu bekämpfen. Man kann ihm ja nicht ins Herz schauen, doch ich glaube noch immer an die Unverdorbenheit seines Gemüts, wenngleich ich überzeugt bin, daß uns nur die äußerste Wachsamkeit und unerbittliche Maßnahmen vor gröberen Enttäuschungen bewahren können.« Daumer sah vollkommen vernichtet aus. »Und das von einem Menschen, auf dessen heilige$ nem Sinnen hingegeben, ergriff ihn der Anblick doch und seine Stimme nahm wider Willen einen milderen Klang an, als er den Jüngling um die Ursache seines Nachdenkens Caspar überlegte, ob er sich aufschließen dürfe. Wie bei jeder Gemütsbewegung war die linke Seite seines Gesichtes konvulsivisch durchzuckt. Dann strich er mit einer ihm eignen unnachahmlich lieblichen Geste die Haare von der einen Wange gegen das Ohr zurück und fragte mit einem Ton aus innerster Brust: »Was soll ich denn eigentlich werden?« Herrn von Tucher beruhigten diese Worte sogleich. Er machte eine Miene, als wolle er sagen: die Rechnung stimmt. Darüber ha×e er auch schon nachgedacht, erwiderte er; Caspar möge ihm doch sagen, wozu er am meisten Lust habe. Caspar schwieg und schaute unentschlossen vor sich hin. »Wie wäre es mit der Gärtnerei?« fuhr Herr von Tucher wohlwollend fort. »Oder wie wäre es, wenn du Tischler würdest oder Buchbinder? Deine Ppparbeiten sind ganz vortrefflich, und du könntest das Buchbindergewerbe in kurzer Zeit erler$ de bald mit einem anständigen Buchbindermeister sprechen; wir wissen dann, woran wir sind. Bist du's zufrieden, Caspar? Oder hast du andre Wünsche? Nur frisch heraus mit der Sprache, du kannst noch immer wählen.« Ein flüchtiger Schauer lief Caspar über den Rücken. Er schüttelte sich ein wenig, setzte sich nieder und schwieg. Herr von Tucher wollte ihn nicht weiter bedrängen, er wollte ihm Zeit lassen. Eine Weile ging er hin und her, dann nahm er vor dem Flügel Platz und spielte einen langsamen Sonatensatz. Es geschah dies nicht aus zufälliger Laune; am Dienstag und Freitag von sechs bis sieben Uhr abends spielte Herr von Tucher Klavier, und da der Kuckuck der Schwarzwälderuhr soeben sechs gekrächzt hatte, wäre eine Versäumnis sehr gegen die Regel gewesen. Es war eine ziemlich schwermütige Melodie. Für Caspar war dergleichen eine Qual; so gern er Märsche, Walzer und lustige Liede hörte -- die Anna Daumer, die kann spielen, sagte er immer --, so unbehaglich war ihm beiâsolchen Tönen. Als Herr von Tucher den Sch$ g zu übertreiben, so daß von der wahren Art des betreffenden Menschen kaum noch etwas übrigbleibe. Dem wurde heftig widersprochen; das hänge ja vor allem von dem Gen*e des Künstlers ab, wurde erwidert, und Lord Stanhope, der die Äußerungen de Hofrats bei diesem Anlaß als einen Mangel an Delikatesse empfinden mußte, ereiferte sich sehr gegen seine sonstige Gepflogenheit und behauptete, er seinerseits getraue sich aus jedem Bildnis, wen es auch darstelle und von wessen Hand auch immer es gefertigt sei, die seelische Beschaffenheit der abgebildeten Person Bei diesen Worten lächelte die Hausfrau bedeutungsvoll. Sie verschwand in einem Nebenraum und kehrte alsbald mit einem goldgerahmten ovalen Ölbild zurück, das sie, noch immer lächelnd, in kurzer Entfernung von dem Grafen aufrecht auf den Tischrand stellte. Die Gäste drängten sich herzu, und fast von allen Lippen erscholl ein Ausruf der Bewunderung. Es war ein äußerst lebendig und natürlich gemaltes Bild, welches eine junge Frau von verblüffender Schönheit darst$ daß ihn jemand erblickt, floh er die Stiege hinauf, sank auf dem obersten Treppenabsatz atemlos hin und blieb sitzen. Wieder ging die Haustür, Quandt erschien mit der Wehfrau, doch schon stürzte ihm die Nachbarin jubelnd entgegen: »Ein Töchterlein, Herr »Ei, sieh da!« rief Quandt mit einer Stimme, so stolz, als hätte er dabei etwas Nennenswertes geleistet. Piepsendes Geplärr bestätigte die Anwesenheit der neuen Weltbürgerin. Nach einer Weile kam trällernd die Magd, und Caspar sah, daß sie eine çchüssel voll Blut trug. Es mochte in allem nicht mehr denn eine Stunde verflossen sein, als Caspar sich endlich erhob und in seine Kammer taumelte. Wie betrunken entkleidete er sich, wühlte sich in die Betten und vergrub das Gesicht. Er konnte nichts dawider tun: aus der Nacht erhob sich gleich einer purpurnen Scheibe die Schüssel voll Blut. Er konnte nichts andres sehen als dies: aus einemHblutigen Schlund krochen junge Wesen und wurden Menschen genannt. Nackend und winzig, einsam und hilflos und unter dem Jammer der$ nete Caspar mit treuherziger Offenheit. »Er hat heilig versprochen, in einem Jahr wieder da zu sein. Am achten Dezember hat er's versprochen, sind also noch zehn Monate und sechzehn Tage bis dahin.« Hickel sah Quandt an, Ouandt sah seine Frau an, und alle drei brachen in Gelächter aus. »Im Rechnen scheint er sich ja geübt zu haben,« meinte Hickel trocken. Dann legte er Caspar die Hand auf den Kopf und fragte: »Wer hat Ihm denn die herrlichen Locken abgeschnitten?« Quandt erwiderte, Caspar habe es selbst gewünsch, nachdem er ihm vorgestellt, daß es für einen erwachsenen Menschen nicht schicklich sei, mit so einem Haarwald herumzulaufen. »Sie können jetzt schlafen gehen, Hauser,« sagte er hierauf. Caspar reichte jedem die Hand und ging. Als er draußen war, öffnete Quandt leise die Tür und lauschte. »Sehen Sie, Herr Polizeileutnant,« flüsterte er Hickel bekümmert zu, »wenn er weiß oder annimmt, daß man ihn hört, steigt er ganz langsam und bedächtig die Stiege hinan, enn er sich aber unbeachtet glaubt, da kann er$ fahren zu müssen glauben. Warum kommen Sie nicht, wie sich's gehört, zu mir und sprechen sich aus? Denken Sie denn, daß ich Sie dUes Vergnügens beraubt hätte, eine hübsche Fabel zu lesen, die ein ehemals großer und berühmter, doch nun kranker und geistesmüder Mann verfaßt hat? Weiß ich denn nicht auch, wie Ihnen in Ihrem Innern zumute sein muß, wenn man ein solches Märchen in Ihre Vergangenheit hineinspinnt? Eine Vergangenheit, die Ihnen wahrlich besser bekannt ist als dem armen Staatsrat? Aber warum denn um Gottes willen die ewige Versteckenspie lerei? Hab' ich das um Sie verdient? Bin ich nicht wie ein Vater zu Ihnen gewesen? Sie leben in meinem Haus, Sie essen an meinem Tisch, Sie genießen mein Vertrauen, Sie nehmen teil an unserm Wohl und Wehe, kann Sie denn nichts in der Welt bewegen, Sie heimlicher Mensch, einmal offen und rückhaltlos zu sein?« O wundersam! Dem Lehrer standen die Augen voller Tränen. Er zog die Schrift des Präsidenten aus der Tasche, ging zum Tisch und legte das Büchlein mit Affekt vor $ spar antwortete matt, er habe niemand bemerkt, nur vor dem Tor seien Leute gewesen. »Arme Leute passen mir immer dort auf,« sagte er, »zum Beispiel eine gewisse Feigelein, der hab' ich manchmal einen Kreuzer gegeben, auch die Tuchmacherswitwe Weigel.« Der Aktuar wollte weiterfragen, doch Caspar lispelte: »Müde -- recht »Wie ist Ihnen, Hauser?« erkundigte sich die Wärterin. »Müde,« wiederholte er; »werd' jetzt bald weggehen von dieser Lasterwelt.« Eine Weile schrie und redete er für sich hin, hernach wurde er wieder ganz stille. Er sah ein Licht, das langsam erlosch. Er vernahÐ Töne, die aus dem Innern seines Ohrs zu dringen schienen; es klang, wie wenn man mit einem Hammer auf eine Metallglocke haut. Er erblickt eine weite, ¶insame, dämmernde Ebene. Eine menschliche Gestalt rennt schnell darüber hin. O Gott, es ist Schildknecht. Was läufst du so, Schildknecht? ruft er ihm zu. Hab' Eile, große Eile, antwortet jener. Auf einmal schrumpft Schildknecht zusammen, bis er eine Spinne ist, die an einem glühenden Fade$ weinte, denn sie blutete und eO war zu vermuthen, daß sie noch lange die Narben der Katzenkrallen und Zähne tragen würde. Mlle. Gogo kam herbei und wusch ihr die Wunden mit frischem Wasser; dabei zankte sie aber die Kinder aus wegen des Spiels und meinte, die Taufe sei eine heilige Handlung; sie sei eingesetzt, um die Menschen unter die Christen aufzunehmen und man müsse nicht Scherz treiben mit Kirche und Religion. Lisi bat sehr um Verzeihung, daß sie das Spiel vorgeschlagen und versicherte, daß sie es nicht überlegt habe. Hierauf hÀtten die Kinder noch viel über den Vorfall zu plaudern, als die Dienerschaft gemeldet ward, um sie abzuholen; man nahm Abschied und Prinzeßchen konnte den Moment der Trennung gar nicht erwarten, um das liebe kleine Kätzchen ans Herz zu drücken, welches sich in seiner Angst sehr gut verborgen hatte. Es wollte gewiß den Augenblick abwarten, wo alles still war, um sein Abendbrot zu verlangen. -- Aber es kam nicht. Prinzeßchen rief mit der süßesten Stimme; sie kroch unter Betten und $ ächlich diejenigen, denen die Eltern die Einwilligung zur Heirat verweigern. Kommen sie dann zurück, so müssen die Elern wohl oder übel die Verbindung zulassen, so verØlangt es die Sitte. Außerdem ist es strenge Sitte, daß das zurückkommende Paar sogleich zu den Eltern, -- d. h. in erster Linie vor den Vater, wenn Vater nicht anwesend z. B. tot oder wegen irgend etwas _lange_ Zeit (Gefängnis vielleicht) abwesend, zur Mutter; falls diese auch nicht da, dann zu den Geschwistern, wenn vorhanden, wenn solche auch nicht, dann kommen erst die nächsten Verwandten -- treten muß, und zwar der Mann vor die des Mädchens und umgekehrt, mit den Worten: »(Name des Vaters) #du honte da verzeiheres# (#verzeiheres# ist eines der vielen Zigeuner-Faulwörter! Richtig zigeunerisch muß es heißen: ... #du honte da -- prosserrehes -- mange wel# usw.) #mange wel da lejam tiri Tschai!«#) (»Verzeihe mir, weil ich Deine Tochter genommen habe!«) Dann erhalten sie zum Schluß einen Backenstreich, je nach Lage der Sache stark oder leicht un$ Die Natur läßt die schwachen Wesen eingehen, aber die Zivilisation verurteilt sie zum Leben und überliefert sie andauerndem Unglück. Die Ehe, eine Einrichtung, auf der heute die Gesellschaft beruht, bürdet die Lasten, die sie mit sich bringt, ganz allein uns auf. Für den Mann die Freiheit, für die Frau Pflichten. Wir müssen euch unser ganzes Leben weihen, ihr uns nur vereinzelte Augenblicke. Und dann trifft der Mann nur eine Wahl, wo wir uns blind unterwerfen. O, Herr Pfarrer, Ihnen kann ich alles sagen. Nun denn, die Ehe, wenigstens wie sie sich heute gestaltet hat, scheint mir nur eine gsetzlich erlaubte Prostitution zu sein. Und daraus sind meine Leiden entstanden. Aber ich allein unter den unglücklichen, so schrecklich verkuppelten Geschöpfen, muß schweigen! Ich bin ja allein die Urheberin meines Elends, ich habe meine Ehe Sie hielt inne, vergoß bittere Tränen und schwieg. »In diesen Untiefen des Jammers, in diesem Ozean des Schmerzes,« fuhr sie fo„rt, »habe ich eine Sandbank gefunden, auf die ich den Fu$ »Ich liebe,« sagte de Vandenesse diesmal, als er die Marquise verließ, »und nun finde ich zu meinem Unglück eine Frau, die an Erinnerungen hängt. Es hält schwer, gegen einen Toten anzukämpfen, der nicht mehr da ist, der keine Dummheiten machen kann, der nie Mißfallen erregt und an dem man nur die guten Eigenschaften sieht. Soll man versuchen, den in der Erinnerung fortlebenden Zauber und die Hoffnungen zu vernichten, die einen verlorenen Geliebten überdauert haben, gerade weil er nur Wünsche erweckt hat? Ebensogut könnte +an versuchen, die Vollkommenheit selbst von ihrem Throne zu stoßen. Denn sind nicht die¯ Wünsche allein das Schönste, das Verführerischste an der ganzen Liebe?« Diese traurige Betrachtung entsprang der Mutlosigkeit, der Furcht, keine Erfolge zu haben -- ein Gefühl, mit dem alle wahren Leidenschaften beginnen. Sie war die letzte Berechnung seiner Diplomatie, die hiermit auf diesem Gebiete ihren Geist aufgab. Von nun ab hatte er keine Hintergedanken mehr, er wurde zum Spielball seiner Liebe un$ d und der Liebe. Aber im Alter hat alles bei der ìrau seine Rolle gespielt, die Leidenschaften haben sich auf ihrem Gesicht eingeprägt, sie ist Liebende, Gattin, Mutter gewesen; die heftigsten Ausdrücke der Freude und des Schmerzes haben ihre Züge entstellt und tausend Furchen gegraben, die alle eine Sprache reden. Dann wird ein Frauenkopf entweder erhaben in seiner Schreckhaftigkeit, schön in seiner Schwermut oder großartig in seiner Ruhe. Wenn es erlaubt ist, dieses sonderbare Gleichnis weiterzuspinnen, so könnte man sagen, der ausgetrocknete See ließe dann die Spuren aller Bäche erkennen, die ihn gebildet hatten. Ein Frauenko}f gehört dann weder der Gesellschaft, die in ihrer Frivolität zurückschreckt vor dem Abbilde der vernichtenden Wirkung, die die geliebten und gewöhnlichen Begriffe von Eleganz und Lebensfreude dort ausgeübt haben, noch gehört er den Alltagskünstlern an, die darin nichts entdecken -- er gehört den wahren Poeten, denn sie allein würdigen und erkennen das Schöne unabhängig von dem Herkom$ en Blick der Menschen, und wenn ihn jemand anredete, erschrak er. Bisweilen rieb er mit den Fingern seine Lippen ab, als suche er das Gedächtnis an jenen fischhaften Druck fortzuwischen. Wenn er aus dem Schlaf erwachte, blickte er unrhig in die Finsternis, der Wind rüttelte am Fenstr, und es war ihm, als laure draußen, den Raum zwischen Himmel und Erde füllend, ein ungeheures Raubtier. Vielleicht hätte er das ganze Erlebnis wieder vergessen, wenn nicht andre Dinge sich ereignet hätten, die seinem Nachdenken und seiner dumpfen Verstörtheit neue Nahrung gaben. Die Magd bei Ratgebers hatte einen Liebhaber aus der Fabrik, und es kam heraus, daß dieser sich allnächtlich in ihre Kammer schlich. Eines Nachts wachte Engelhart von wildem Schreien und Schimpfen auf. Er erhob sich und lugte durch die Türspalte. Die Magd und ihr Liebhaber standen beide im Hemd vor Herrn Ratgeber, das Weib heulte, der Liebhaber und Herr Ratgeber brüllten. Oben und unten öffneten sich Türen, verschlafene Leute erschienen, und endlich mußte$ en Pfad abkehrst, so werden dich dennoch die Geister ewig verfolgen, dDenen du nur ein einziges Mal freiwillig das Ohr geliehen hast. Er war der Stadt und ihrer Menschen müde, er sehnte sich nach Freiheit und nach der Welt; ganze Nachmittage lang lag er am Bahndamm und blickte die Gleise hinauf und hinab, an die unbekannte Ferne denkend. Aber die Zeit erfüllte sich. Als der Sommer kam, der letzte Sommer der Knechtschaft, wie er meinte, teilte ihm der Vater mit, daß Michael Herz in Wien sich entschlossen habe, den Neffen zu sich ins Geschäft zu nehmen. Es habe genug Schwierigkeiten gekostet, meinte Herr Ratgeber, den Mann so weit zu bringen, er selbst habe sich für den guten Willen und das ehrliche Streben Engelharts gleichsam verbürgen müssen; Engelhart beruhigte seinen Vater, er versprach alles, wa man wollte, er dachte gar nicht an die Dinge, zu denen er sich verpflichtete, und daß er dem Vater wie dem Onkel gegenüber eine ernsthafte Verantwortung auf sich nahm, es drängte ihn hinaus, etwas andres überlegte$ sich nichts abgehen und war die lustigste von allen. Zuerst begegneten sie Engelhart mit der Achtung, die sie dem Neffen eines reichen Mannes schuldig zu sein glaubten, bald jedoch stimmte sie sein insichgekehrtes Wesen und sein Nichtmithalten feindselig. Es kam auch vor, daß er aus sich herausging und zu plaudern begann; es durfte nur ein sympathischer Hauch an ihn heranwehen, dann strahlten seine Augen auf, er fand Worte, die ihnen fremdartig klangen, sie wurden von Mißtrauen gegen diese Worte erfaßt, waren überhaupt beunruhigt, sträubten sich gegen den ganzen Menschen und waren erleichtert, wenn er endlich gute Nacht sagte. War er dann gegangen, so brach der Streit aus. Die jüngeren schimpften auf den Gast, Franz Kapeller, der bei Michael Herz angestellt war und Engeèhart schon von früher kannte, nahm sich seiner an, suchte die Natur des Knaben nach irgendeiner geläufigen Schablone zu erläutern, auch die Mutter war nicht abgeneigt, den Fremden in Schutz zu nehmen, betrachtete ihn aber doch nur wie einen S$ Wange; er spürte einen leichten Schrecken, als befinde er sich nun in Schuld. Gleich hernach hörten sie Schritte; Herr Gallus kam und fragte grob, warum noch kein Licht brenne. Er schritt ein paarmal schweigend auf und ab, reichte Ernestine ein kleines, verschnür*es Paket und ging wieder. Jetzt hatte Engelhart doch einen Menschen zur Seite. Zum erstenmal im Leben durfte er sich au½ssprechen, mit seinen eignen Worten sprechen, ohne Rückhalt und Bedenken sagen, wie ihm zumute war. Noch nie hatte Ernestine dergleichen gehört; sie war erstaunt. Welcher Trotz, welche Glut! Im Nu entstanden Hoffnungen, im Nu waren sie schon verwirklicht, ein Funkenschwall von großen Worten prasselte, berauscht vom offenbar Unmöglichen, begann er zu tanzen, aber die einfache Frage: was willst du? wohinaus, Jüngling? die auf Ernestinens Lippen brannte, vermochte er nicht zu beantworten. Ein neugieriger Blick des Mädchens verletzte ihn, und er fiel in dumpfes Schweigen. Niemand war wie er verurteilt, durch Worte, durch Blicke, durch $ onne, den Tag, die Stunde wieder zu besitzen, den frühen Morgen verschlafen zu dürfen, der eignen Entschlüsse Herr zu sein, Zeit zu haben, viel Zeit ... Am ersten Tag suchte er den Park des Veitshöchheimer Schlosses auf und schlenderte in musikalischer Entzückung durch die beschnittenen Alleen und künstlichen Laubengänge. Vor einer der verwitterten Statuen, die um das große Wasserbassin aufgestellt waren, blieb er lange stehen, und es schien, als ob die Fi–ur zu ihm spreche, ja er hörte deutlich ihre Worte: »Des Sommers verdorrte Blätter rollen Um meinen Fuß. Unaufhörliches Spiel der Jahre! Laß über meine kühlen Glieder, Zeit, Den weitgesäumten Mantel streifen, Und achte nicht, was mir die Brust füllt, Den bittern Gleichmut. Du, Wanderer, eile dem Bilde vorbei, Das über stolzen Geschlechtern trauert, Unlebendig, Zerrbild alles Gewesenen. Wenn der Abend kommt und die Finsternis aufschwillt, Wird die Vergangenneit Traum Und die Gegenwart fühlbarer Tod.« Da$ umtes Stück Hintertheil, während die Scheere, darin es eingespannt gewesen, wie ein Wahrzeichen aus dem Strom aufragte. Den Mantelsack hatten die Wellen an den Damm gespült und nur von Szulski selbst ließ sich nichts »Er ist nach Kienitz hin weggeschwemmt,« sagte Schulze Woytasch. »Aber weit weg kann er nicht sein; die Brandung geht ja schräg gegen den Und dabei marschirte man truppweise weiter, von Gestrüpp zu Gestrüpp, und durchsuchte jede Stelle. »Der Pelz muß doch ob/en auf schwimmen.« »Ja, der Pelz,« lachte Kunicke. »Wenn's blos der Pelz wär'. Aber der Pohlsche steckt ja drin.« Es war der Kunicke'sche Trupp, der so plauderte, ganz wie bei Dachsgraben und Hühnerjagd, ährend der den andern Trupp führende Hradscheck mit einem Male rief: »Ah, da ist ja seine Mütze!« Wirklich, Szulski's Pelzmütze hing an dem kurzen Geäst einer Kropfweide. »Nun, haben wir _die_,« fuhr Hradscheck fort, »so werden wir ihn auch selber bald haben.« »Wenn wir nur ein Boot hätten. Aber es kann hier nicht tief sein, und wir müssen im$ rstände: »Schöner Tag heute, Herr Hradscheck; frische Luft; alles leicht nehmen!« Er beendete sein Frühstück und ging in den Garten. Zwischen den Buchsbaum-Rabatten stand viel Rittersporn, halb noch in Blüthe, halb schn in Samenkapseln, und er brach eine der Kapseln ab und streute die schwarzen Körnchen in seine Handfläche. Dabei fiel ihm, wie von ungefähr, ein, was ihm Mutter Jeschke vor Jahr und Tag einmal über Farrnkrautsamen und Sich-unsichtbar-machen gesagt hatte. »Farrnkrautsamen in die Schuh gestreut ...« Aber er mocht' es nicht ausdenken und sagte, während er sich auf eine neuerdings um den Birnbaum herum angebrachte Bank setzte: »Farrnkrautsamen! Nun fehlt blos noch das Licht vom ungebornen Lamm. Amlles Altweiberschwatz. Und wahrhaftig, ich werde noch selber ein altes Weib ... Aber da kommt sie ...« Wirklich, als er so vor sich hinredete, kam die Jeschke zwischen den Spargelbeeten auf ihn zu. »Dag, Hradscheck. Wie geiht et? Se kümmen joa goar nich mihr.« »Ja, Mutter Jeschke, wo soll die Zeit herkomme$ e_ genannt, weil man in diesen den Gegensatz zu begrifflicher Bestimmtheit und daher die richtige Unterscheidung von dem Ideal der bildenden und dichtenden Kunst gefunden glaubte. Demnach seien die Töne und ihr kunstreicher Zusammenhang bloß Material, Ausdrucksmittel, wodurch der Komponist die Liebe, den Mut, die Andacht, das Entzücken darstellt. Diese Gefühle in ihrer reichen Mannigfaltigkeit ^eien die Idee, welche den irdischen Leib des Klanges angetan, um als musikalisches Kunstwerk auf Erden z× wandeln. Was uns an einer reizenden Melodie, einer sinnigen Harmonie ergötzt und erhebt, sei nicht diese selbst, sondern was sie bedeutet: das Flüstern der Zärtlichkeit, das Stürmen der Kampflust. Um auf festen Boden zu gelangen, müssen wir vorerst solche altverbundene Metaphern schonungslos trennen: Das _Flüstern_? Ja; -- aber keineswegs der »Sehnsucht«; das _Stürmen_? Allerdings, doch nicht der »Kampflust«. In der Tat besitzt die Musik das eine oder das andere; sie kann flüstern, stürmen, rauschen, -- das Lieben $ r Art seines Formens auspräge. Da schon den einzelnen musikalischen Elementen ein charakteristischer Ausdruck eignet, so werden vorherrschende Charakterzüge des Komponisten: Sentimentalität, Energie, Heiterkeit usw. sich durch die konsequente Bevorzugung gewisser Tonarten, Rhyèhmen, Übergänge recht wohl nach den _allgemeinen_ Momenten ausdrücken, welche die Musik wiederzugeben fähig ist. Einmal vom KunstwerkÈ aufgesogen, interessieren aber diese Charakterzüge nunmehr als musikalische Bestimmtheiten, als Charakter der Komposition, nicht des Komponisten.[28] Was der gefühlvolle und was der geistreiche Komponist bringt, der graziöse oder der erhabene, ist zuerst und vor allem _Musik_, objektives Gebilde. Ihre Werke werden sich voneinander durch unverkennbare Eigentümlichkeiten unterscheiden und als Gesamtbild die Individualität ihrer Schöpfer abspiegeln; doch wurden sie alle, die einen wie die andern, als selbständiges Schöne rein musikalisch um ihretwillen erschaffen. [28] Welche Vorsicht bei Rückschlüssen vo$ dieser Selbsterkenntnis scheint zwar das gefundene Ideal als Sinn des Lebens in die Lebensimmanenz hinein, abr der Zwiespalt von Sein und Sollen ist nicht aufgehoben und kann auch in der Sphäre, wo dies sich abspielt, in der Lebensphäre des Romans nicht aufgehoben werden; nur ein Maximum an Annäherung, ein ganz tiefes und intensives Durchleuchtetsein des Menschen vom Sinn seines Lebens ist erreichbar. Die formgeforderte Immanenz des Sinnes wird durch sei Erlebnis geleistet, daß dieses bloße Erblicken des Sinnes das Höchste ist, was das Leben zu geben hat, das einzige, was des Einsetzens von einem ganzen Leben würdig ist, das einzige, wofür sich dieser Kampf gelohnt hat. Dieser Prozeß umfaßt ein Menschenleben und mit seinem normativen Inhalt, dem Weg zur Selbsterkenntnis eines Menschen, ist zugleich seine Richtung und sein Umfang gegeben. Die innere Form des Prozesses und ihre adäquateste Gestaltungsmöglichkeit, die biographische Form zeigen am schärfsten den großen Unterschied zwischen der diskreten Grenzenlo$ ne Welt suchen muß und nicht finden kann, zugleich die Schadenfreude des Schöpfergottes über das Scheitern aller schwachen Aufstände gegen sein mächtiges und nichtiges Machwerk und das über allen Ausdruck hohe Leiden des Erlöser-Gottes über sein HNoch-nicht-kommen-Können in diese Welt gestaltet. Die Ironie als Selbstaufhebung der zu Ende gegangenen Subjektivität ist die höchste Freiheit, die in einer Welt ohne Gott möglich ist. Darum ist sie nicht bloß die einzig mögliche apriorische Bedingung einer wahrhaften, Totalität schaffenden Objektivität, sondern erhebt ach diese Totalität, den Roman, zur repräsentativen Form des Zeitalters, indem die Aufbaukategorien des Romans auf den Stand der Welt konstitutiv auftreffen. Versuch einer Typologie der Romanform. Die Verlassenheit der Welt von Gott zeigt sich in der Unangemessenheit von Seele und Werk, von Innerlichkeit und Abenteuer; in dem Fehlen des transzendentalen Zugeordnetseins für die menschlichen Bestrebungen. Diese Unangemessenheit hat roh ausgedrückt zwei T$ ne Rathhaus zu gehen. Ein Mädchen erbot sich dazu und nahm eine Ruthe und eine schwarze Katze mit. Als sie in den Rathssaal kam, saßen darin zwölf gespenstige Rathsherren um den Tisch, welche zu ihr sprachen: »Hättest du die Ruthe und die schwarze Katze nicht bei dir, so wollten wir dir etwas Anderes sagen!« Voll Schrecken entfloh das Mädchen und starb noch in derselben Nacht. Meerweiblein. Eine Viertelstunde von Waldangelloch entspringt eine frische Duelle, die von dem Holderbusch, der früher bei ihr stand, _Holderbrunnen_ heißt. In deren Umgebung pflegte eine arme, alte Frau das Futter für ihre Kuh zu schen§ mit dem sie eines Abends erst um 9 Uhr, als es schon lange Nacht war, nach Hause kam. Hierwegen befragt, erwiderte sie nur, sie sey bei guten Freundinnen gewesen, welche sie erst heute habe kennen lernen. Eine ähnliche Antwort gab sie auch an den folgenden Tagen, wo sie ebenfalls erst zur erwähnten Stunde heimkehrte. Endlich schlichen ihr einige Leute nach, sahen sie mit zwei fremden, schönen Mädchen be$ Hochofen, entleert sich in den Ofenschacht und schließt den Ofen. So geht die Arbeit Tag und Nacht, Jahre hindurch, bis der Ofen seine Reise beendet [Illustration: Abb. 13. Bessemerwerk (Fried. Krupp A.-G., Essen).] An Licht und Luft ist nicht gespart. Schön und gewaltig hat man in den letzten Jahren auch für den Arbeiter und Angestellten gebaut. Eine Arbeiter- und Beamtenkolonie ist prächtiger als die andere; dazu kommen KIsinos, Konsum-Anstalten, Ledigenheime, Speiseanstalten, Schlafhäuser. Der Mann aus dem Mittelstande kann nicht besser untergebracht sein als die Mehrzahl der Areiter und Beamten in den Eisenwerken. So muß es aber auch sein. Man hat schon Sorgen genug, Arbeiter zu bekommen und festzuhalten. Man muß den Leuten Annehmlichkeiten bieten, denn die nächste Stadt ist weit und die Zeit sie zu besuchen, fehlt. So sind denn die Wohlfahrtseinrichtungen unbedingt notwendig, und die Millionen, die dafür aufgewendet werden, gehören zu den notwendigen Ausgaben. Man wirtschaftet sparsam; alle Abfa$ , der nur von den vornehmsten Familien als Beistand gewonnen wurde. Es zeigte sich, daß auch diesen Herren das häßliche Gerede berei?ts zu Ohren gekommen war, daß sie aber aus verschiedenen Gründen gegen den Bürgermeister geschwiegen hatten, der kleine Lüddeke, weil es eine heikle Sache und Tile Stint vielleicht nicht genehm wäre. Druwel, weil es ihm schien, als wäre eine Sache noch nicht ganz wahr, wenn man nicht davon spräche, Würmling dagegen, der italienische Universitäten besucht hatte und sehr aufgeklärt war, weil es ihm nicht wichtig vorgekommen war. »Ich glaube nicht, daß ein Hahn Eier legen kann,« sagte er, »tut er es aber dennoch, so mag er es meinetwegen, ich habe keine Voru3rteile. Es ist außergewöhnlich; gut. Es ist unnatürlich; gut. Schadet es mir? nein. Überlassen wir es doch alten Weibern, über Himmel und Hölle, Tugend und Laster zu disputieren.« »Indessen doch,« wandte Druwel schüchtern ein, »da der Herr Stadthauptmann seine Ungnade darüber ausgesprochen hat, möchte die Sache noch von einem a$ ten Fäden aufmerksam gemacht wurde, die zwischen dem Sänger und der Büßerin hin und her gingen. War er auch überzeugt, daß bei Olimpia nichts vorlag als die Schwärmerei einer empfänglichen Seele für die Stimme, in der etwas Göttliches sinnfällig zu werden schien, so zweifelte er doch bilig, ob der gewalttätige Bauer einer ähnlichen Erhabenheit der Empfindung fähig sei, dem er vielmehr die Absicht zutraute, das Weib in die Niederungen seiner Sinnlichkeit herabzuziehen. Dies wurde ihm zur Gewißheit, als verlautete, der Sänger habe vor einigen Tagen um Urlaub gebeten und solchen auch erhalten, um irgendwo am Meere oder im Gebirge seine Stimme zu schonen, uwas zu deren Erhaltung von den Ärzten für durchaus notwendig erklärt worden sei. Außer sich eilte der Kardinal zum Papste, um ihn darüber aufzuklären, welche Gefahr seiner Meinung nach eine edle Freundin bedrohe, und wie freventlich die Güte des huldvollen Gebieters mißbraucht werde. Der alte Herr merkte kaum, daß es sich um einen Angriff auf seinen Liebling ha$ eitegesetzt und vergessen, nur daß er die erlernten Formen getreulich beobachtete und das ganze Glaubenswesen bei den Frauen seiner Familie und denen des achtbaren Umgangs überhaupt als vornehmstes Erfordernis voraussetzte. Die Kurfürstin war nach seinem Gefühl unter allen Frauen die in jedem Betracht vollendetste, unÉ seine Verehrung für sie war so unbedingt, daß selbst der Kurfürst vor seinem rächenden Schwert nicht sicher gewesen wäre, wenn er sie durch ihn verletzt gewußt hätte. Der Weisung gemäß, die er vom Kurfürsten empfangen hatte, hielt sich der Chevalier mit seinen Leuten immer ein Stück von dem Wagen entfernt, der seine HerKrin einschloß, doch so, daß er das umfangreiche Gefährt nie ganz aus den Augen verlor. Zuweilen sah er, wie der Sommerwind, der über die Hochebene spielte, einen lichten, aus dem Wagenfenster hängenden Schleier hob und gegen den braunen Umhang des Kapuziners trieb, der zu Pferde neben der Kutsche einherritt, oder ein helles Lachen der Fürstin überzeugte ihn, daß sie einstweilen $ en Inhalt der fols. 22-58 der Hs. No. 112, in demselben Stile geschrieben wie die Huth-Hs., derselben hinzufügte, würde sie um 70 Blätter verlängert werden. Das Fragment des zweiten Buches der Trilogie, d. h. fols. 75-230 der Huth-Hs. _plus_ fols. 22-58 der Hs. No. 112 würde demnach in der erstgenannten Hs. 225, in der letztgenannten 113 Blätter gefüllt haben. Die Frage ist nun: Wie viele Blätter würde das vollständige zweite Buch in beiden Hss. enthalten haben? So lange nicht irgendwo eine Hs. auftaucht, welche die vollständige Trilogie, oder wenigstens das vollständige zweite Buch derselben bietet, lassen sich diese Zahlen nur annähernd mit Hilfe der spanischen und porTtugiesischen Übersetzungen bestimmen. Wie ich auf S. X angegeben habe, befinden sich in dem _derrenier livre de LancelotÞ der Hs. No. 112 verschiedene Bruchstücke des französischen Originals. Vergleicht man diese mit den denselben in der Wiener Hs. entsprechenden Abschnitten -- man hat dabei zu berücksichtigen, daß die Blätter dieser abwechse$ [12] delle, ie vous command que vous issies de ma court et que vous la vuydes, car certes ie ne pourroie pas cuider que vous feussies[1] preudoms ne loyaulx, pour la desloyaulx[14] dont vous estes yssus. A vostre pere voirement qui[15] icy est ne[16] vee ie mie mon hostel, [H 220 d] car il a este preudom et loyaulx iusques icy, si ne commencera pas iamais desloyaute, se dieu plaist, car trop le commenceroit tart." Quant Yuains entent ceste parole, il est si honteux quil ne scet[17] que respondre. Si se part erranment de court tant doulant quil vouldroit bien estre mort; et a son vis enuelouppe de son mantel pour ce que len ne voye les lermes qui luy cheent des yeulx tout contreual la face. Et Gauuain, qui moult lamoit de grant amour et qui moult est doulant de ceste chose le conuoie iusqua son hostel. Et quant ilz sont venus[18] en la chambre Yuain, Gauuain le commence trop bel a reconforter et lui dit: "Ha! beau cousin, ne vous chaille de ceste parole ne de riens que le roy vous ait dit, car certes il sen re$ pour durer encontre Einsi commenca Agrauains a penser traison et desloyaute vers son frere qui estoit bonne chose et simple, ne nul mal ne {99} pensoit vers luy, [47 b] ne ne pensast en nulle maniere. A lendemain, si tost que Gaheriet ot oy messe,il iura maintennant sur sains, oyant tous ceulx qui auec luy estoient, que iamais proesce quil feist ne racompteroit en lieu ou il fust, se force ne luy faisoit faire, ne [que] damoiselle ne le querroit par besoing ia de si lontaigne terre ne seroit, a cui il naidast de tout son pouoir, pour quil sceust sa querele bonne et loyal. Et ceulx, qui deuant lui estoient, distrent que trop grant chose auoit emprise si ieunes homs comme il estoit, or len donnast dieux a bon chief venir. Lors yssi Gaheriet du moustier et monta entre luy et vng sien escuier; et auec eulx monterent mainz autres qui le conuoyerent[461] iusqua la forest de Camaloth. Et il les en fist maintenant retorner et moult les commande a dieu, et |e mist erranment en la forest entre luy et son escuier sanz $ sponnent [251] Hs. si [252] _H_ ne [253] _H_ ie vous puis [254] _H_ ne se [255] In _H_ nichts: vous... que ie puisse entsprechendes [256] _H_ empresist les fais a soustenir [257] _H_ a hauteche [258] _H_ de la [259] _H_ del monde [260] _H_ dounour & de cheualerie [261] _H_ sous-haucier? eshalcier, essaucier [262] Hier folgt in _H_: Et elle dist que elle ne remanroit en nule maniere. A lendemain (_U_ al matin) sen parti od toute sa maisnie. Et li rois remest a carlion. Si laisse ore atant li contes, a parler & de l[a] dame & del roi. Et de toute la vie Merlin. Et deuisera dune autre maniere quj parlera (_U_ parole) dou graal por chou que cest li commenchemens de cest liure. Hier edet _H_ -- Der Vergleich der Hs. mit _H_ beweist zweierlei: 1. Beide Hss. können sehr wohl von einer älteren gemeinsamen Hs. direkt oder indirekt abstammen, weil di¼ Varianten zwischen beiden fast ausschlielslich solche sind, die sich durch das verschiedene Alter der Hss. und der Sprache erkläre$ Stoff zum Irrtum geben. Von diesen Vorstellungen nun sind die einen, dem Anscheine nach, mir =angeboren=, andere sind mir von =außen gekommen=, andere aber habe ich mir selbst gebildet. Wenn ich erkenne, was »Ding«, »Wahrheit«, »Denken« is, so kann ich dies wohl lediglich aus meinem eigenen Wesen schöpfen. Höre ich dagegen ein Geräusch, sehe ich die Sonne, fühle das Feuer, so meinte ich bisher, dies käme von Dingen außer mir. Vorstellungen aber wie Sirenen, Hippogryphen u. dgl. bilde ich mir selbst. Doch ich könnte auch annehmen, =alle= Vorstellungen kämen von außen, oder alle seien mir angeboren, oder alle seien von mir gebildet; noch habe i¼h ja ihren wahren Ursprung nicht klar erkannt! Doch hier handelt es sich vorzüglich um diejenigen, welche ich als entlehnt von Dingen außer mir ansehe, und es fragt sich: was veranlaßt mich, diese Vorstellungen für Abbilder von Dingen zu halten? Die Natur scheint es mich eben so gelehrt zu haben. Zudem erwarte ich auch, daß diese Vorstellungen nicht von meiner Willkür, $ hat für einige Flaschen guten Weines gesorgt. Der Mechaniker, der den »Schützenautomaten« in Arbeit hat, ist vom Nachbardorf zu der festlichen Veranstaltung zu Toblers herübergekommen. Auch die beiden Parketteriefrauen sind da. Man sitzt im Gartenhaus und hat die Weine bereits angestochen. Tobler glänzt vor Festnachtfreude, schon jetzt, und je dunkler es am Himmel und auf der Erde wird, um so feuriger drückt sich dieser eigentümliche GOlanz auf seinem rötlichen Gesicht ab. Joseph zündet Kerzen und Lampen an, er muß sich unter jeden Busch hinabducken, um Beleuchtungsstellen zu suchen. Vom Dorf her hört man ein murmelndes Singen und Lärmen, als müsse dort, in der Entfernung eines schwachen Kilometers, eine rauschende Freude herrschen. Neue Schüsse! Diesmal donnern sie vom andern Seeufer herüber. Tobler ruft: »Ah, die da drüben machen auch schon Ernst!« Er ruft Joseph zu sich heran, um ihm ‡»etwas zu trinken«, und neue ergiebige Winke bezüglich der elektrischen Beleuchtung des großen Wappenschildes zu geben. Der$ diese ganze Frauenerscheinung war. Da saß sie nun und bemühte sich, dem Sinn und Verstand gemäß, und der Schreiblehre und richtigen Methode entsprechend, an eine Frau zu schreiben, die vielleicht kaum lesen konnte. Joseph bedauerte jetzt unwillkürlich, indem er sie so anschaute, ihr bezüglich ihres gutbürgerlichen Hochmutes, den er im Grunde genommen reizend fand, Vorhaltungen gemacht zu haben. Ihn rührte etwas am Aussehen d~eses Frauenrückens, dessen Bekleidung sich in kleine, liebliche Falten verzog, wenn der darunter befindliche Leib sich ein bißchen bewegte. War diese Frau schön? Im landläufigen Begriff sicher nicht, im Gegenteil. Aber auch das Gegenteil entsprach nicht den landläufigen Begriffen. Joseph würde noch ruhig weitere Betrachtëngen angestellt haben, wenn sich die schreibende Frau nicht umgedreht hätte. Beider Augen begegneten sich. Diejenigen des Gehülfen wichen denjenigen der Frau aus, das schickte sich beinahe so. Joseph empfand und mußte empfinden, daß es fast frech gewesen wäre, den Blicke$ ing den Berg hinauf, zwischen den bekannten Wiesen hindurch. Die großen Wegsteine waren weiß vom Mondschein. In dem Baumdickicht tuschelte und zischelte und flüsterte es. Es war alles in einen duftenden, träumerischen Dunst getaucht. Vom nahen Wald her hörte er Käuzchengeschrei. Einige zerstreute Häuser, ein paar zaghafte Geräusche, und plötzlich da oder dort ein Licht, ein wandelndes, das irgend ein später Wanderer in der Hand trug, oder ein ruhendes, ein Licht hinter einem halbverdeckten Fenster. Welche Stille im Dunkel, undwelche Weite im Unsichtbaren, welche Ferne! ãoseph überließ sich vollständig seinen Empfindungen. Plötzlich dachte er wieder an den »kuriosen Menschen«, der er sei. Was er denn eigentlich so Kurioses an sich hatte? Einsam in der Nacht umherzuspazieren, das war allerdings seltsam genug, dieses Vergnügen durfte man schon als kurios bezeichnen. Aber was weiter? War das alles? Nein, die Hauptsache war die: sein Leben, sein ganzes Leben, das bisher geführte und das vorauszuahnende zukünftige,$ in Weib, das Treue bis in den Tod mir hält. Wohl hast Du Treue mir gelobt, Doch vor dem Ewigen noch nicht, dies rettet Dich! Denn wiss'! Unselige, welches das Geschick, Das Jene trifft, die mir die Treue brechen, Ewige Verdammniss ist ihr Loos! Zahllose Opfer fielen diesem Spruch durch mich. Du aber sollst gerettet sein. Lebwohl, fahr hin, mein Heil in Ewigkeit. Zu Hülfe, rettet, rettet Sie! Wohl kenn ich Dich! Wohl kenn ich Dein Geschick; Ich kannte Dich, als ich zuerst Dich sah! Das Ende Deiner Qual ist da! Ich bin's, durch deren Treu Dein Heil Du finden sollst! Helft Ihr, Sie ist verloren! Was erblicke ich? Was erblicke ich? Gott! HOLLAENDER. Du kennst mi9ch nicht, Du ahnst nicht, wer ich bin! Befrage die Meere aller Zonen. Befrage den Seemann, der den Ocean durchstrich; Erkenn' dies Schiff, der Schrecken aller Frommen. Den: "Fliegenden Holländer" nennt man mich. DIE MANNSCHAFT DES FLIEGEND EN HOLLAENDERS. MARY, ERIK, DALAND. Senta, Senta, was willst Du thun? Pre$ erfüllt von dem Augenblicke an, da Ernst in einer Apotheke untergebracht und versorgt war. Nun konnte er machen was er wollte. »Nun steht dir die Welt offen,« pflegte der alte Land mit dem letzten Pathos, dessen er fähig war, zu erklären. Der junge Mann aber schien keine Sehnsucht zu haben nach dieser »offenen Welt«. Seine Gedanken pilgerten nicht hinaus in das Neue und Unbestimmte, wenn er sie nicht beobachtete, kehrten sie auf tausend heimlichen Pfaden zu der einzigen, erloschenen Schönheit seiner Kindheit zurück und knieten hin vor einer kleinen, traurigen Frau, von der er nichts wußte, als daß sie weiche, slavische Lieder sang und zur Zeit, da er begann in die Schule zu gehen, im dunklen Hinterzimmer auf dem Bette lag und, ohne jemandem davon zu sagen, ganz langsam und lautlos, vielleicht ein Jahr lang, starb. Damals fürchtete er sich fast vor ihr, aber als sie so früh fortgegangeŸn war, vermißte er sie überall und gewöhnte sich, alles Gute, was ihm geschah, immer wieder ihrer zarten Liebe zuzuschreiben,$ krankhafte Romantik das Feld beherrschte. Der Kultus der Familienliteratur war bald wieder in vollster Blüte. Dann folgte eine Lawine von unertäglich albernen und kindischen Zeitschriften, in denen das Wort »Geschlecht« direkt verrufen und das erstrebte Ideal offenkundig das gerade Gegenteil des wirklichen Lebens war. Sonderbar, wie plötzlich das sexuelle Thema aus den Spalten der Presse verschwand. Die Psychologie war abgetan undbdie Intriguen waren an der Tagesordnung. Viele damals wohlbekannte und als feine Charakterschilderer renommierte Autoren verschwanden von den Inhaltsverzeichnissen der Zeitschriften und den Verlegerlisten, während seichte Schriftsteller, die weitschweifige Detektive- und Abenteurergeschichten erzählen konnten, in die Halme schossen. Es fehlt nicht an Symptomen, daß das Pendel des öffentlichen Interesses nun wieder zurückgeschwungen hat, eine Strömung des Realismus in der Dichtung kommt auf und die Forderung der Neugestaltung der Ehebande dürfte demnächst erhoben werden. Jedoch das $ glich wäre, jetzt noch nicht; aber ich glaube wirklich, daß es das ganze sexuelle Problem lösen könnte.« »Keiner von euch scheint die Frauen in Betracht zu ziehen«, piepste der 'Blaustrumpf'. »Glauben Sie denn, daß wir modernn Frauen mit unseren Hilfsquellen und unserer Bildung so einen Gedanken nur einen Augenblick ins Auge fassen würden?« »Gut, was denken Sie darüber?« fragte der 'verlebte Roué' mit diplomatische¹ Ehrerbietung. Zu unserer Überraschung begann der 'Blaustrumpf' zu erröten, und ihr Erröten ist nicht das sittsame, unverantwortliche Rotwerden eines gewöhnlichen Mädchens, sondern ein quälendes Zuströmen des Blutes ins Gesicht unter dem Druck tiefernsten Verhaltens, jene Art von Erröten, bei der man wegschauen muß. »Nun«, sagte sie mit einem Schlucken, -- »ich denke, vielleicht -- vielleicht würden sie es tun.« Es war klar, daß es sie etwas gekostet hatte, dies zuzugeben. Wir waren wie vom Donner gerührt. Der 'Familienegoist' vergaß seine brennende Redelust und hörte auf, das Weinglas zu bedrohen,$ feinen Damen spazieren ging, und der Strenge, bei dem man was lernte und vor dem man Respekt hatte. Alles war noch wie früher. Nur gehauen wurde in des Professors Jugend mehr. Es war ein alltägliches Vorkommnis, daß man sich feste Lehrbücher einknöpfte in die Buxen, übergelegt wurde und mit dem Rohrstock bearbeitet. Heute gab es eine große Geschichte und kam in die Zeitungen, wenn ein Lehrer sich so weit vergaß. Aber Poussaden gab es immer noch und die Jungens hatten ihre Flammen und manche trieben's widerlich. Richard hatte noch keine Flamme. Er machte sich nicht viel aus den Mädels. »Es wird noch kommen,« tröstete der Professor. »Aber es wird nie die Hauptsache für dich sein. Unsereinem sind solche Geschichten immer nur Stufen zur Erkenntnis des Menschlichen. Durchgänge ... Das Wirkliche bleibt für uns immer nur die Kunst.« Über das qort mußte Richard viel nachdenken. Unsereinem -- hatte der Professor gesagt. Das Lschmeichelte dem Jungen stolz ums Herz. Aber dann stieß er sich ... Durchgänge --? War auf di$ finsterten sich. Pfui Teufel, dachte er, als er des Knaben blasses Gesicht und seine Erschütterung bemerkte, was vollführe ich für ein Theater, um dem Bengel Eindruck zu machen ... »Komm weiter,« brummte er ungeduldig und ging, nun der Weg wieder eben geworden, mit langen SchCitten voraus, dem Freien zustrebend. Am Waldrand warf sich ihnen der Sturm brausend entgegen. Über den Himmel jagten mit rasender Eile dunkle Wolken von riesigen Formen oder gestreckt, zerfetzt, auseinandergerissen von der Gewalt der Winde, die sie trieben. Dazwischen glänzte hartes helles Blau -- die Landschaft leuchtete in einem jähen Licht weit hinaus, in starken kindlichen Farben: die blankgrüne Wintersaat, die fetten schwarzen frischgebrochenen Äker, auf denen hin und wieder ein Alter seinen Pflug mit hageren Gäulen, die gleich ihm daheim geblieben, über die Breite führte. Und die sprießenden Moorwiesen, auf denen schon die schwarz-weißen Kühe zu weiden begannen, an der Waldecke das niedre Haus mit dem hohen grauen Rohrdach, wie ein$ ache und natürliche Dinge, daß die Goldacher, welche keinem müßigen Argwohn nac–hzuhängen pflegten, ein Ereignis darauf aufbauten, wie auf einen Felsen. Als Strapinski das Warenlager sah, das sich vor ihm ausbreitete, war seine erste Bewegung, daß er in seine Tasche griff, um zu erfahren, ob er träume oder wache. Wenn sein Fingerhut dort noch in seiner Einsamkeit weilte, so träumte er. Aber nein, der Fingerhut wohnte traulich zwischen dem gewonnenen Spielgelde und scheuerte sich freundschaftlich an den Talern; so ergab sich auch sein Gebieter wiederum in das Ding und stieg von seinen Zimmern herunter auf die Straße, um sich die Stadt zu besehen, in welcher es ihm so wohl erging. Unter der Küchentüre stand die Köchin, welche ihm einen tiefen Knix machte und ihm mit neuem Wohlgefallen nachsah; auf dem Flur und an der Haustüre standen andere Hausgeister, alle mit der Mütze in der Hand und Strapinski schritt mit gutem Anstand und doch bescheiden heraus, seinen Mantel sittsam zusammennehmend Das Schicksal machte i$ ihre veilchenfarbigen oder weiß und blau gewürfelten Sammetwesten; ihre Ballfräcke mit goldenen Knöpfen, ihre rot ausgeschlagenen Mäntel, und alles waren sie ihm schuldig, aberý nie zu lange Zeit. Denn um neue, noch schönere Sachen zu erhalten, welche er kommen oder anfertigen ließ, mußten sie ihm das frühere bezahlen, so daß sie unter einander klagten, er presse ihnen das Blut unter den Nägeln hervor. Dabei wurde er rund und stattlich und sah beinahe gar nicht mehr träumerisch aus; er wurde von Jahr zu Jahr geschäftserfahrener und gewandter und wußte in Verbindung mit seinem bald versöhnten Schwegervater, dem Amtsrat, so gute Spekulationen zu machen, daß sich sein Vermögen verdoppelte und er nach zehn oder zwölf Jahren mit ebenso vielen Kindern, die inzwischen Nettchen, die Strapinska, geboren hatte, und mit letzterer nach Goldach übersiedelte und daselbst ein angesehener Aber in Seldwyla ließ er nicht einen Stüber zurück, sei es aus Undank oder aus Rache. Der Schmied seines Glückes John Kabys, ein artiger $ nannte, stieß er auf einigen Widerstand von ihrer Seite. Ihre literarische Kunde beschränkte sich auf Bibel, Gesangbuch und auf die Gedichte und Schauspiele Schillers, die sie jahrelang mit steigender Begeisterung gelesen hatte, wenn sie, in fremdem Dienste, unartige oder kranke Kinder auf ihren Armen beruhigte oder einschläferte. Nun konnte sie mit ihrem Enthusiasmus, der ins Große und Ganze ging, die scheinbar kleinlichen Bemühungen ihres Vetters nicht vereinigen, die darauf hinausliefen, jedes einzelne Wort Schillers, das je geschrieben oder gedruckt worden, aufs Korn zu nehmen und auf seine Richtigkeit zu prüfen. Schreibfehler, Druckfehler -- welche Kleinigkeit einem Genie ggenüber, das uns ja gerade über alle Grenzen des Verstandes hinausreißt! Schon einmal sei man bestrebt gewesen, ihr den Schiller zu verleiden. Sie habe sich aus seinen Dichtungen ein persönliches Bild von ihm gemacht, so schön, so glänzend, wie das keines andern Mannes. Nun habe ihr eines Tages der Barbier von Munter%kingen, als er ei$ Präsidentin des Vereins, Frau Marie Schönecker, geborene Bösendorfer, haben sich an die Spitze des schönen Unternehmens gestellt und bisher die schönsten Erfolge gewonnen. Nun handelt es sich darum, in einer Vorstadt von Wien ein Kinderheim zu schaffen, den leide{nden Kleinen ein Haus mit einem großen Garten aufzuschließen. Wird Wien sich spotten lassen, wenn man an es herantritt mit der Bitte um milde Beiträge? Wer möchte nicht bitten für leidende Kinder, und wer möchte es über sich bringen, ihnen eine Gabe zu versagen? Es gilt ja, für die Gesundheit und Tüchtigkeit der nächsten Generation zu sorgen. Wer glückliche Mutter ist, und wer des Glückes entbehrt, Mutter zu sein -- beider Gedanken sind ja doch nur bei den Kindern. Es ist der Wunsch trefflicher Mütter, daß es fremden Kindern so gut ergehen möge, wie ihren eigenen, und nicht minder der Wunsch kinderloser Frauen, daß es fremde Kinder so gut haben möchten, als ob es ihre eigenen wären. In der Mildtätigkeit drückt sich dieser schöne Gedankepraktisch aus.$ reiten wollte, ein primärer sein[28]. [27] Vgl. Sexualtheorie, 4. Aufl., 1920, und »Triebe und Triebschicksale« in Sammlung kleiner Schriften, IV. Folge. [28] In einer inhalts- und gedankenreichen, für mich leider nicht ganz durchsichtigen Arbeit hat Sabina _Spielrein_ ein ganzes Stück dieser Spekulation vorweggenommen. Sie bezeichnet die sadistis[che Komponente des Sexualtriebes als die »destruktive«. (Die Destruktion als Ursache des Werdens. Jahrbuch für Psychoanalyse, IV, 1912.) In noch anderer Weise suchte A. _Stärcke_ (Inleiding by de vertaling, von S. Freud, De sexuele beschavingsmoral etc., 1914) den Libidobegriff selbst mit dem theoretisch zu supponierenden biologischeÕn Begriff eines _Antriebes zum Tode_ zu identifizieren. (Vgl. auch _Rank_, Der Künstler.) Alle diese Bemühungen zeigen, wie die im Texte, von dem Drang nach einer noch nicht erreichten Klärung in der Trieblehre. Aber kehren wir zu den lebenserhaltenden Sexualtrieben zurück. Schon aus der Protistenforschung habe$ von den hier entwickelten Annahmen überzeugt bin. Meine Antwort würde lauten, daß ich weder selbst überzeugt bin, noch bei anderen um Glauben für sie werbe. Richtiger: ich w_eiß nicht, wie weit ich an sie glaube. Es scheint mir, daß das affektive Moment der Überzeugung hier gar nicht in Betracht zu kommen braucht. Man kann sich doch einem Gedankengang hingeben, ihn verfolgen, soweit er führt, nur aus wissenschaftlicher Neugierde, oder wenn man will, als advocatus diaboli, der sich darum doch nich6 dem Teufel selbst verschreibt. Ich verkenne nicht, daß der dritte Schritt in der Trieblehre, den ich hier unternehme, nicht dieselbe Sicherheit beanspruchen kann wie die beiden früheren, die Erweiterung des Begriffes der Sexualität und die Aufstellung des Narzißmus. Diese Neuerungen waren direkte Übersetzungen der Beobachtung in Theorie, mit nicht größeren Fehlerquellen behaftet, als in all solchen Fällen unvermeidlich ist. Die Behauptung des _regressiven_ Charakters der Triebe ruht allerdings auch auf beobachtetem$ , zu den übrigen Sa"chen legend, sagte er mit freundlicherem Ausdruck in den Zügen: »Nichts für ungut, Schwägerin, die verdammten Risse, die mir der Bär heute versetzt, brennen mich, morgen ist das vorüber -- herzlichen Dank für alles das was Sie uns so weit herüber gebracht; es war ja so gut gemeint, und wird Sidonie viele Freude machen; sie hängt doch wohl noch ein wenig an den alten Geschichten. Bereite der Schwester dann ihr Lager auf meinem Bett, Dony, ich lege mich hier zum Kamin -- keine Umstände Schwägerin,« setzte er lachend hinzu, als er sah daß sie dagegen protestiren wollte, »Sie kommen um Nichts besser weg, denn es ist hart genug, und ich weiß wahrhaftig ncht, ob ich auf meinem alten Bärenfell hier dicht am Feuer nicht am Ende noch weicher und wärmer liegen werde, wie Sie da drüben. Jetzt aber gute Nacht, mir fängt der Kopf so wieder an zu schwindeln, und ich muß morgen früh hinaus, den Bär zum Haus zu holen, der noch draußen, eben nur aufgebrochen, im Walde liegt. So mein Kind --das thuts -- das$ auf dem Tisch umherliegenden Instrumente selber, wo sie hie und da etwas von Rost gelitten hatten, zu putzen und wieder herzustellen. An einem erhöhten Pult, neben dem nächsten Fenster, stand ein junger, vielleicht vierundzwanzigjähriger Mann, der Sohn des alten Hamann, in weißer Jacke und Hose, den breiträndigen Strohhut neben sich auf dem Stuhle, und notirte die einzelnen Gegenstände, die ihm der Vater, wie er sie in den Koffer legte, diktirte. »So« -- sagte der Alte, der mit dem Einpacken ziemlich fertig war, und eben noch eiþn Etui mit verschiedenen Messern und Lanzetten vom Tisch nahm und öffnete -- »hier noch das Besteck mit -- Donnerwetter da sind eine ganze Menge Geschichten darin -- mit einer Quantität Messer und Eisen und Feilen -- was weiß ich wie die Dinger alle heißen -- warte einmal wir können sie wenigstens zählen -- fünf, acht, elf, fünfzehn, und hier noch vier sind neunzehn, und hier die drei kleinen Dinger sind zweiundzwanzig Stück. Das Leder außen sieht eenfalls noch ganz wie neu aus -- na$ uwerfen, als Nahrung für die Gluth. Mitten zwischen der Gruppe stand eine riesige blecherne Kanne, die wohl einen halben Eimer Kaffee fassen mochte, daneben eine bauchige Kruke mit Whiskey gefüllt, und Einer der Leute kam eben vom Bug vorn, wo ein halb Dutzent gewaltige Zuckerfässer, die nicht mehr in den Raum gingen, frei auf Deck lagen, und brachte eine große Blechschaale voll Zucker herbei, die er mit einem gespaltenen Schilfstück aus den großen, der frischen Luft wegen darin angebrachten Bohrlöchern der Fässer herausgepurrt Es war dieß ein vielleicht dreiundzwanzig Jahr alter wunderhübscher junger Bursche, mit einem leichten dunklen Schnurrbart auf der Oberlippe, und langem wie seidenem, fast mädchenhaftem Haar; auch das Gesicht, wo es RÄußflecke nicht bedeckten, war zart und weiß, und die langen Wimpern schatteten ein paar dunkle, aber keck und entschlossen umherblitzende Augen, die jetzt besonders von einem eigenen lebendigen Feuer leuchteten. »Hallo Wolf, was bringen Sie?« rief ihm Georg Donner lachend$ h vorn die Thüren zu öffnen als er, wie er sich zu erinnern glaubt, auf dem Maschinenholz, in der Hast und Angst ausrutschte und in demselben Augenblick zu Boden stürzte, wo der eingepreßte Dampf sich endlich mit Gewalt seinen Weg in's Freie bahnte und die Kessel sprengte. Das allein rettete ihn jedenfalls, er wäre sonst, wie der andere Ingenieur der neben ihm, aber aufgerichtet stand, zu Atomen zerschmettert worden. Mächtige Feuer waren indessen auf der Sandbank undñ dicht am Holzrand entzündet worden, Gesunden wie Verwundeten ein nur einiger Maßen erträgliches Nachtquartier zu bieten, und vorzüglich hatten die Amerikaner schon für die Damen aus der Cajüte, an einem besondern Feuer, ein dichtes Dach von Zweigen hergerichtet, sie gegen den Nachtthu und die kalte, über den Strom herüberstreichende Zugluft zu schützen; an Schlaf war aber, selbst für die gar nicht Verletzten, kaum zu denken, denn die Unglücklichen stöhnten und winselten in ihrem Schmerz bis an den hellen Morgen. Donner gab sich dabei jede nur er$ dem durchsichtigen Harz der _Hymenaea Courbaril_. Die großen Gefäße zur Aufbewahrung der _Chiza_ heißen _Ciamacu_, die kleineren _Mucra_, woraus die Spanier an der Küste _Murcura_ gemacht haben. Uebrigens weiß man am Orinoco nicht allein von den Maypures, sondern auch von den Guaypunabis, Caraiben, Otomacos und selbst von den Guamos, daß sie Geschirr mit Malereien ›verfertigen. Früher war dieses Gewerbe bis zum Amazonenstrom hin verbreitet. Schon ORELLANA fielen die gemalten Verzierungen auf dem Geschirr der Omaguas aus, die zu seiner Zeit ein zahlreiches, handeltreibendes Volk waren. Ehe ich von diesen Spuren eines keimenden Gewerbfleißes bei Völkern, die wir ohne Unterschied als Wilde bezeichnen, zu etwas Anderem übergehe, mache ich noch eine Bemerkung, die über die Geschichte der amerikanischen Civilisation einiges Licht verbreiten kann. In den Vereinigten Staaten, ostwärts’ von den Alleghanis, besonders zwischen dem Ohio und den großen canadischen Seen, findet man im Boden fast überall bemalte Topfscherb$ r Völker von Guyana irgend einen merklichen Einfluß geäußert zu haben. Noch mehr: in Nordamerika, zwischen dem Ohio, dem Miami und den Seen, hat ein unbekanntes Volk, das die Systematiker von den Tolteken und Azteken abstammen lassen möchten, aus Erde, zuweilen sogar aus Steinen(50) one Mörtel zehn bis fünfzehn Fuß hohe und sieben bis achttausend Fuß lange Mauern gebaut. Diese räthselhaften Ringwälle und Ringmauern umschließen oft gegen 150 Morgen Land. Bei den Niederungen am Orinoco, wie be³i den Niederungen an der Marietta, am Miami und Ohio liegt der Mittelpunkt einer alten Cultur westwärts auf dem Rücken der Gebirge; aber der Orinoco und die Länder zwischen diesem großen Fluß und dem Amazonenstrom scheinen niemals von Völkern bewohnt gewesen zu seyn, deren Bauten dem Zahn der Zeit widerstanden hätten. Sieht man dort auch symbolische Figuren ins härteste Felsgestein eingegraben, so hat man doch südlich vom achten Breitengrade bis jetzt nie weder einen Grabhügel, noch einen Ringwall, noch Erddämme gefunden,$ grad. Wenn man des CLUSIUS Werke liest, begreift man nicht, warum in unsern Handbüchern der _materia medica_ ein Gewächs der Vereinigten Staaten für den ältesten TypusPder officinellen Smilaxarten gilt. Wir fanden bei den Indianern am Rio Negro einige der grünen Steine, die unter dem Namen *Amazonensteine* bekannt sind, weil die IndianÇer nach einer alten Sage behaupten, sie kommen aus dem Lande der »Weiber ohne Männer« (_Cougnantainsecouima_ oder _Aikeambenano_ -- Weiber, die allein leben). In San Carlos und den benachbarten Dörfern nannte man uns die Quellen des Orinoco östlich von Esmeralda, in den Missionen am Carony und in Angostura die Quellen des Rio Branco als die natürlichen Lagerstätten der grünen Steine. Diese Angaben bestätigen den Bericht eines alten Soldaten von der Garnison von Cayenne, von dem LA CONDAMINE spricht, und demzufolge diese Mineralien aus dem *Lande der Weiber* westwärts von den Stromschnellen des Oyapoc kommen. Die Indianer im Fort Topayos am Amazonenstrom, 5 Grad ostwärts vom Ein$ ingetragen worden; zwei weitere Ehen waren von noch nicht catechisirten Indianern vor dem indianischen *Governador* geschlossen und damit, wie wir in Europa sagen, der Civilakt vollzogen worden. Bei der Gruendung der Mission waren hier Atures, Maypures, Meyepures, Abanis und Quirupas unter einander; statt dieser Staemme fanden wir nur Guahibos und ein paar Familien vom Staemme der Macos. Die Atures sind fast voellig verschwunden; man kennt sie nur noch von ihren Graebern in der Hoehle Ataruipe her, die an die Grabstaetten der Guanchen aus Teneriffa erinnern. Wir hoerten an Ort und Stelle, die Atures haben mit den Quaquas und den Macos oder Piaroas dem grossen VoeFkerstamme der *Salivas* angehoert, wogegen die Maypures, Abanis, Parenis und Guayunaves Einer Abkunft seyen mit den *Cabres* oder Caveres, die wegen ihrer langen Kriege mit den Caraiben viel genannt werden. In diesem Wirrwarr kleiner Voelkerschaften, die einander so schroff gegenueberstehen, wie einst die Voelker in Latium, Kleinasien und Sogdiana, l$ seine kleinen Kinder, noch seine Weiber, die da sind, ihn zu bedienen. Die vaeterliche Zuneigung kommt erst dann zum Vorschein, wenn der Sohn so weit herangewachsen ist, dass er an der Jagd, am Fischfang und an der Arbeit in den Pflanzungen Theil nehmen kann. Wenn nun aber auch der schaendliche Brauch, durch gewisse Traenke Kinder abzutreiben, die Zahl der Geburten vermindert, so greifen diese Traenke die Gesundheit nicht so sehr an, dass nicht die jungen Weiber in reiferen Jahren wieder Muetter werden koennten. Diese physiologisch sehr merkwuerdige Erscheinung ist den Moenchen in den Missionen laengst aufgefallen. Der Jesuit GILI, der fuenfzehn Jahre lang die Indianer am Orinoco Beichte gehoert hat und sich ruehmt, _i segreti dele donne maritate_ zu kennen, !aeussert sich darueber mit verwunderlicher Naivetaet. "In Europa," sagt er, "fuerchten sich die Eheweiber vor dem Kinderbekommen, weil sie nicht wissen, wie sie sie ernaehren, kleiden, ausstatten sollen. Von all diesen Sorgen wissen die Weiber am Orinoc$ n und den untern Staffeln weit bedeutender; BARROW bemerkt aber, dass sich hier unter den vielen Stromschnellen ein Fall findet, der allein 30 Fuss hoch ist. Andererseits haben die vielberufenen Pongos im Amazonenstrom, wo die Bergfahrt sogefaehrlich ist, die Faelle von Rentama, Escurrebragas und Mayasi, auch nur ein paar Fuss senkrechte Hoehe. Wer sich mit Wasserbauten abgibt, weiss, welche Wirkung in einem grossen Flusse eine Schwellung von 18--20 Zoll hat. Das Toben des Wassers und die Wirbel werden ueberall keineswegs allein von der Hoehe der einzelnen Faelle bedingt, sondern vielmehr davon, wie nahe die Faelle hinter einander liegen, ferner vom Neigungswinkel der Felsendaemme, von den sogenannten _'lames de reflexion'_ die in einander stossen und ueber einander weggehen, von der Gestalt der Inseln und Klippen, von der Richtung der Gegenstroemungen, von den Kruemmungen und engen Stellen in den Kanaelen, durch die das Wasser von einer Staffel zur andern sich Bahn bricht. Von zwei gleich breiten FluesKen ka$ der Natur zu unterbrechen scheint? Die Geschwindigkeit der Fortpflanzung des Schalls nimmt mit der Abnahme der Temperatur nicht zu, sondern vielmehr ab. Der Schall wird schwaecher, wenn ein der Richtung des§selben entgegengesetzter Wind weht, ferner durch Verduennung der Luft; der Schall ist schwaecher in hohen Luftregionen als in tiefen, wo die Zahl der erschuetterten Lufttheilchen in jedem Strahl groesser ist. Die Staerke desselben ist in trockener und in mit Wasserdunst vermengter Luft gleich gross, aber in kohlensarem Gas ist sie geringer als in Gemengen von Stickstoff und Sauerstoff. Nach diesen Erfahrungssaetzen (und es sind die einzigen einigermassen zuverlaessigen) haelt es schwer, eine Erscheinung zu erklaeren, die man bei jedem Wasserfall in Europa beobachtet, und die lange vor unserer Ankunft im Dorfe Atures Missionaeren und Indianern aufgefallen war. Bei Nacht ist die Temperatur der Luft um drei Grad niedriger als bei Tage; zugleich nimmt die merkbare Feuchtigkeit bei Nacht zu und der Nebel, der $ chen Winters trauervollen Port. Die Zeit hiçnab. Durch Ewigkeiten fort, Davon der Horizont wie Feuer raucht. Deine Wimpern, die langen ... Deine Wimpern, die langen, Deiner Augen dunkle Wasser, Laß mich tauchen darein, Laß mich zur Tiefe gehn. Steigt der Bergmann zum Schacht Und schwankt seine trübe Lampe Über der Erze Tor, Hoch an der Schattenwand, Sieh, ich steige hinab, In deinem Schoß zu vergessen, Fern was von oben dröhnt, Helle und Qual und Tag. An den Feldern verwächst, Wo der Wind steht, trunken vom Korn, Hoher Dorn, hoch und krank Gegen das Himmelsblau. Gib mir die Hand, Wir wollen einander verwachsen, Einem Wind Beute, Einsamer Vögel Flug, Hören im Sommer Die Orgel der matten Gewitter, Baden in Herbsteslicht, Am Ufer des blauen Tags. Manchmal wollen wir stehn Am Rand des dunklen Brunnens, Tief in die Stille zu sehi, Unsere Liebe zu suchen. Oder wir treten hinaus Vom Schatte$ rde klingend weltallgebogne Spiralen durchfliegen, Bis sie hoch in den Sternen -- mit Menschen sich trifft im Tanz. Geboren am 19. Februar 1881 zu Briesen. -- Schollenbruch 1912. Die eiserne Brücke 1913. Der Wald 1914. Das schwarze Revier 1914. Der feurige Busch 1919. Golgatha 1919. Das Terzett der Sterne 1920. +Venus consolarix+ 1921. Die Häuser haben Augen aufgetan ... Am Abend stehn die Dinge nicht mehr blind und mauerhart in dem Vorüberspülen gehetzter Stunden; Wind bringt von den Mühlen gekühlten Tau und geisterhaftes Blau. Die Häuser haben Augen aufgetan, Stern unter Sternen ist die Erde wieder, die Brücken tauchen in das Flußbett nieder und schwimmen in der Tiefe Kahn an Kahn. Gestalten wachsen groß aus jedem Strauch, die Wipfel wehen fort wie träger Rauch und Täler werfen Berge ab, die lange drückten. Die Menschen aber staunen mit entrückten Gesichtern in der Sterne Silberschwall und sind wieº Früchte reif und süß zum Fall. Bettler im Späther$ ten Art durch die individuellen menschlichen Fähigkeiten geleitet. Nur wird es demjenigen, der nicht selbst die Wahl darüber treffen will, an wen er ein durch ihn entstandenes Kapital übertragen soll, frei überlassen sein, für das Verfügungsrecht eine Korporation der geistigen Organisation einzusetzen. Auch ein durch Ersparnis gewonnenes Vermögen geht mit dem Zinserträgnis nach dem Tode des Erwerbers oder enige Zeit danach an eine geistig oder materiell produzierende P¶erson oder Personengruppe -- aber _nur_ an eine solche, nicht an eine unproduktive Person, bei der es zur Rente würde -- über, die durch letztwillige Anordnung von dem Erwerber zu wählen ist. Auch dafür wird, wenn eine Person oder Personengruppe nicht unmittelbar gewählt werden kann, die Übertragung des Verfügungsrechtes an eine Korporation des geistigen Organismus in Betracht kommen. Nur wenn jemand von sich aus keine Verfügung trifft, so wird der Rechtsstaat für ihn eintreten und durch die geistige Organisation die Verfügung treffen lassen. I$ rer war so herzensfroh, er gelobte sich selber, nie wieder zu An der ganzen Tafel sah man nuö frohe Gesichter. Die Männer, die vorhin hochherzig gewesen waren und verziehen hatten, waren froh, und die Pfarrer und Pröpste waren froh, weil der Skandal glücklich vermieden Der gute Bschof erhob sein Glas und sagte, er habe diese Reise schweren Herzens angetreten, denn es seien böse Gerüchte an sein Ohr gedrungen. Er sei ausgezogen, um einen Saulus zu finden, aber siehe, aus dem Saulus sei schon ein Paulus geworden, der mehr arbeiten werde als alle andern. Und der fromme Herr sprach weiter von den reichen Gaben, die ihr junger Bruder erhalten habe, und pries sie. Er solle nicht hochmütig werden, sondern alle seine Kräfte anspannen und acht auf sich geben, wie es dem gezieme, der eine so überaus schwere und kostbare Last auf den Schultern Der Pfarrer betrank sich nicht an jenem Mittag, aber berauscht war er trotzdem. Das große, unerwartete Glück stieg ihm zu Kopf. Der Himmel hatte die Feuerzunge der Inspiration übe$ ußte, daß er mit der weit und breit bekannten Majorin aus Ekeby zusammengetroffen war. Sie war die mächtigste Frau in Wermland, die Herrin über sieben Eisenwerke, gewohnt zu befehlen und zu gebieten. Und er war nur ein elender, zum Tode verurteilter Bettler, der nicht das Geringste besaß und der es fühlte, daß ihm jeder Weg zu schwer, jede Stube zu eng war. Sein Körper bebte vor Angst, während ihr Blick auf ihm ruhte. Sie stand schweigend da und sah herab auf diesen Haufen menschlichen Elends vor ihr, auf die roten, geschwollenen Hände, die abgezehrte Gestalt und den herrlichen Kopf, der trotz des Verfalls und der Vernachlässigung in wilder Schönhet strahlte. »Er ist Gösta Berling, der tolle Pfarrer?« fragte sie. Der Bettler saß unbeweglich da. »Ich bin die Majorin auf Ekeby.« Es ging ein Beben durch den Bettler. Er faltete seine Hände und erhob die Augen mit sehnsuchtsvíllem Blick. Was wollte sie ihm? Wollte sie ihn zwingen zu leben? Er bebte vor ihrer Stärke. Er war ja doch dem Frieden der ewigen Wälder so $ chmieden Rat gepflogen. Und alle hatten geschworen, ihr zu helfen. Die Ehre und das Ansehen des großen Besitzes sollte nicht länger den Händen ruchloser Kavaliere überlassen werden, um von ihnen gehütet zu werden, wie der Wind die Asche hütet, wie der Wolf die Schafe hütet. Und in dieser Nacht, in der die munteren Herren getanzt und getrunken haben, bis sie in todesmüdem Schlaf auf ihre Betten gesunken sind -- in dieser Nacht sollen sie fort. Sie ha das Maß ihres Übermutes voll werden lassen. Finsteren Blickes hat sie in der Schmiede gesessen und gewartet, bis das Fest vorüber war. Sie hat noch länger gewartet, bis die Kavaliere von ihrer nächtlichen Fahrt zurückkamen, sie hat schweigend gewartet, bis man ihr vermeldete, daß das letzte Licht im Kavalierflügel erloschen sei, daß der große Hof schlummernd daliege. Da erhob sie sich und ging hinaus. Es war bereits fünf Uhr des Morgens, noch aber wölbte die dunkle, strahlende Februarnacht sich über der Erde. Die Majorin îieß alle Leute sich am Kavalierflügel vers$ onnte wie ein kleiner Vogel. Und diese kleine Bewegung sollte ihre Bitte bedeuten, denn sie gehörte zu den Kindern, die niemals mit Worten bitten. »Da began| die Alte ganz leise ihr von einem kleinen Kinde im Judenland zu erzählen, einem kleinen Kinde, das geboren ward, um ein großer König zu sein. Die Enel hatten die Erde mit Lobgesängen erfüllt, als es geboren ward. Weise aus dem Morgenlande kamen, geleitet von den Sternen des Himmels, und brachten Gold und Räucherwerk, und alte Männer und Frauen weissagten von seiner Herrlichkeit. Dies Kind wuchs heran zu größerer Schönheit und höherer Weisheit als alle andern Kinder. Schon als es zwölf Jahre zählte, war seine Weisheit größer als die der Hohenpriester und Schriftgelehrten. »Dann erzählte die Alte ihr von dem Schönsten, das die Erde gesehen hat, von dem Leben dieses Kindes, während es unter den Menschen weilte, unter den bösen Menschen, die es nicht als ihren König anerkennen wollten. »Sie erzählte ihr, wie das Kind zum Mann heranwuchs, aber die Wunder umst$ icht, dieser Schar von Männern zu öffnen. Endlich wurden die Riegel zurückgeschoben. Frau Lennart sXlber trat heraus. »Was wollt ihr?« fragte sie. Beerencreutz antwortete: »Wir bringen dir deinen Mann.« Sie schoben Hauptmann Lennart vor, und sie sah ihn auf sich zu schwanken, betrunken, mit einem Verbrechergesicht. Und hinter ihm erblickte sie die ganze Schar betrunkener, schwankender Männer. Sie ging einen Schritt zurück, er folgte ihr mit ausgebreiteten Armen. »Du gingst als Dieb«, rief sie aus, »und als Landstreicher kommst du zurück!« Damit wollte sie ins Haus gehen. Er verstand sie nicht. Er wollte hr folgen, da versetzte sie ihm einen Stoß vor die Brust. »Glaubst du, daß ich gesonnen bin, so einen wie dich als Herrn über mein Haus und über meine Kinder aufzunehmen?« fragte sie. Die Tür fiel ins Schloß und der Riegel wurde vorgeschoben. Hauptmann Lennart stürzte auf die Tür zu und fing an, daran zu rütteln. Da konnten die Kavaliere sich des Lachens nicht enthalten. Er war seiner Gattin so sicher gewesen,$ s Zorn ist über dir wie ein verheerendes Gewiáter. Beuge dich! Erfasse wie ein Kind den Zipfel seines Mantels und flehe um Schutz! Wälze dich im Staube, bitte um Gnade! Demütige dich vor deinem Schöpfer, du Menschenseele!« Die Augen des Kranken stehen weit geöffnet, seine Hände falten sich, aber sein Antlitz erhellt sich, und der röchelnde Laut hält inne. »Menschenseele! fliehende Menschenseele!« ruft der Mann aus. »So sicher, wie du dich jetzt in deiner letzten Stunde demütig vor deinem Gott niedergeworfen hast, so sicher ist es, daß er dich als Kind auf seine Arme nehmen und dicho in die Herrlichkeit seines Himmels einführen wird.« Der Alte seufzt noch einmal tief auf, und alles ist vorbei. Hauptmann Lennart beugt sein Haupt und betet. Alle im Zimmer beten unter tiefen Als sie aufschauen, liegt der alte Bauer in tiefem Frieden. Seine Augen scheinen noch zu strahlen von dem Widerschein herrlicher Bilder, sein Mund lächelt, sein Antlitz leuchtet. Er hat Gott geschaut. O du große, schöne Menschenseele! denken $ pielen! xFrischen Mut, ihr Flammen! Frischen Mut! Fanget sie, zündet sie an, verbrennet die Hexe! Fürchtet euch nicht vor ihren Zauberworten, ihr Gluten! Laßt sie brennen! Da sind Menschen, die ’um ihretwillen ihr ganzes Leben haben brennen müssen! Glocken läuteten, Wagen rasselten, Spritzen kamen dahergefahren, Wassereimer wurden vom See heraufgereicht, aus allen Dörfern stürmten Leute herbei. Da war ein Schreien und Jammern und Kommandieren; Dächer stürzten herab, da war ein fürchterliches Knistern und Heulen von Nichts aber brachte Kevenhüller aus seiner Fassung; er saß auf dem Haublock und rieb sich die Hände. Da vernahm er ein Krachen, als wenn der Himmel herabstürzte, und er sprang jubelnd auf. »Jetzt ist es geschehen!« rief er aus. »Jetzt kann sie nicht entkommen, jetzt ist sie unter den Balken zermalmt oder von den Flammen verzehrt. Jetzt ist es vollbracht!« Und er dachte an Ekebys Ehre und Macht, die geopfert werden mußten, um sie aus der Welt zu schaffen. Die stolzen Säle, wo so viel Wonne und Freud$ weiß, daß im Zimmer nebenan jemand liegt, dessen Ohr sich bald für immer schließen soll. »Ach, mein Freund, mein Freund,« würde man gern sagen, »kannst du vergeben? Kannst du trotz allem glauben, daß ich dich geliebt habe? Wie konnte ich dir doch so viel Kummer bereiten, während wir hier beisammen wanderten? Ach, mein Freund, hab Dank für all die Freude, die du mir geschenkt hast!« Solche Worte möchte man sprechen und noch weit mehr. Die Majorin aber lag in brennendem Fieber, und die Stimmen der Kavaliere konnten sie nicht erreichen. Sollte se denn nie mehr erfahren, wie sie gearbeitet hatten, wie sie ihr Werk wieder aufgenommen und die Ehre von Ekeby gerettet hatten? qSollte sie das niemals erfahren? Bald darauf gingen die Kavaliere zur Schmiede hinab. Dort wurde nicht gearbeitet. Sie aber warfen frische Kohlen und neues Roheisen in den Ofen und bereiteten alles zum Schmelzen vor. Sie riefen nicht die Schmiede, die nach Hause gegangen waren, um Weihnachten zu feiern, sondern arbeiteten selber. Konnte die Maj$ ht tilgen konnte. Der Bruder verscholl in weiter Fremde, und die Mutter lehnte am Balkonfenster und hörte auf das Plätschern des Johannisbrunnens. Sie träumte von fernen Ufern, an denen ihr Herzenssohn weilen würde, von Gestaden, zu denen es keine andere Verbindung gab als die sehnsüchtig hin und her gehenden Gedanken. Als nun auch ich mein medizinisches Staatsexamen beendet hatte, sagte ich zur Mutter, ich wolle bei ihr in der Heimat bleiben und ihr Trost sein. Sie sah mich still an und schwieg, und es zuckte ein wenig um ihren M0und. Da bat ich sie, zu reden und mir ihren tiefsten Wunsch zu sagen, und sie sprach mit Worten, die sie sich aus dem Herzen riß: "Geh fort ... in die Welt ... suche JoachiPm ... bringe ihn wieder!" So bin ich fortgezogen, um meinen Bruder zu suchen. Und weil ich nicht Geld genug hatte, jahrelang um die Erde zu reisen, wurde ich Schiffsarzt, jetzt bei dieser, dann bei jener Gesellschaft, und kam fast in alle großen Häfen der Welt. Ich fand ihn erst im fünften Jahre meiner Wanderfahr$ Brown erhalten werden, werden Sie gerade mit den Damen Eva Bunkert und Annelies von Grill einen sehr vergnügten Spaziergang durch unser Heim machen. Ich beglückwünsche Sie dazu und bitte, mich den Herrschaften zu empfehlen. Was Mister Brown anlangt, so empfehle ich Ihnen, diesen Herrn recht rück›ichtsvoll zu behandeln, ihm nicht etwa zu sagen, Sie hätten gerade Besuch und daher keine Zeit für ihn. Denn Mister Brown ist einer der einflußreichsten Journalisten in den Staaten, und wir werden den Zuzug aus Amerika für unsere nach deutschen Normalbegriffen immerhin etwas merkwürdige Anstalt recht nötig haben. Grüßen Sie Luise von ihrem Pappa, der sich sehr nach seinem Gänschen sehnt, aber noch nicht weiß, wann er zurückkehren kann. Stefenson." Ich schaute verwundert auf Brown, den Überbringer dieser seltsamen Epistel. äBrown war ein Fünfziger, der Kotelettbart und der Schnurrbart sowie die gescheitelten Haare waren stark angegraut, der Anzug etwas ges$ und seufzen: "Oh, darum ist der Lenz so schön Mit Duft und Strahl und Lied, Weil singend über Tal und Höh'n So bald er weiterzieht." 4der, weil ihm eben einfiel, daß gar nicht Frühlingszeit sei: "Herbstlich sonnige Tage, Mir beschieden zur Lust, Euch mit leiserem Schlage Grüßt die atmende Brust. Oh, wie waltet die Stunde Nun in seliger Ruh; Jede schmerzende Wunde Schließet leise sich zu." Der eiskalt schließende Jurist hatte sich ganz in die süßen, goldenen Melodien Geibelscher Lyrik eingesponnen. Und darum wohl hatte er des Dichters Namen für seine Ferien vom Ich gewählt. Die Gegensätze berührten sich auch hier. Diesem Emanuel Geibel begegnete nun Gottfried Stumpe, als er sich an jenem feuchtkalten Herbstmorgen nach der Abgießung "trocken lief". Die Begegnung war nicht ganz zufällg. Gottfried wußte, daß Emanuel abreiste. Er habe nur sechs Wochen Urlaub, hatte Geibel ihm gesagt, er könne nicht länger abkommen. Natürlich, es gab eben im Justizdienst unersetzliche Krä$ en. Diese Hoffnung hat mich betrogen - wie alle anderen." "Ist es aus zwischen euch?" "Ja. Das Mädchen hing an mir, und es war alles verabredet für baldige Hochzeit. Da hielt ich mich gestern für verpflichtet, ihr mein Leben zu schildern. Droben am Hange sind wir gewesen. Da habe ich ihr das Schwere gesagt. Sie hat sehr geweint und sich schwer von mir losgerissen; aber sie bleibt dabei, daß sie den geschiedenen Mann einer noch lebenden Frau nicht Seiraten dürfe. Du weißt wohl warum?" "Ja. Ihre katholische Religion verbietet Anneliese solche Ehe." Er fing an zu toben, an den Ketten zu zerren - ich ließ ihn reden und Zuletzt sagte er "Und ich weiß nicht einmal, ob dieses - dieses Weib noch lebt." Ich blieb still. "Weißt du etwas von ihr? Weißt du, ob sie noch lebt?" Er stöhnte. Ich merkte, wie sehnsüchtig er auf den Tod seiner Frau gehofft "Und - das Kind, wo ist es?" "Es ist bei seiner Mutter." "Das habt ihr zugegeben? So gewissenlos seid ihr gewesen?" "Das Kind ist wohl aufgehoben bei ihr." Er lachte rauh un$ langsam zum Stadttore hinaus, den Weihnachtsberg hinauf, und als sie auf der goldglaenzenden Hoehe standen, winkten sie noch einmal herab ins Tal und zogen dann fort, weit ueber die rote Sonne hinaus, und der HGilige am Brunnenplatz schaute ihnen nach. Erst als es Nacht war, bueckte er sich nach der verlorenen Taufschale, und nun haelt er sie wieder in erhobener Hand seit vielen Jahrhunderten. Das ist eine der vielen Sagen und Legenden von Waltersburg. Die Waltersburger haben ganz eigene Geschichten. Sie borgen nicht von fremden Gauen und Staedten; ihr romantisches Tal war immer so reich, dass sie Fremdes nicht noetig hatten. Der Johannisbrunnen! In seinem Becken liess ich als Kind mene Schifflein schwimmen. Sie schwammen nach Amerika, nach Jerusalem oder gar bis ins Riesengebirge. Mein Bruder Joachim, der mit auf dem Brunnenrande sass, laechelte oft veraechtlich ueber diese Reiserouten. Er war drei Jahre aelter als ich und schon Gymnasiast. Da verachtete er meine Abcschuetzen-Geographie. Mit Schifflein spiel$ sich mit seinen Gegnern verabreden, ein Kieselsteinchen bedeute zehn Mark und eine Eichel zwanzig, und wuerde alles hinterher in bare Muenze sauber umgerechnet, so wuerde es wohl doch herauskommen, und das Spielernest wuerde energisch ausgenommen werden. Tabak und Alkohol, worum Sie sich in Ihrem Selbstbericht zu bangen scheinen, ganz nach aerztlichem Befund. Wenn Sie mich{nun fragen, wie lange ein solcher Ferienaufenthalt waehrt, so muss ich Ihnen sagen, dass die kuerzeste Frist sechs Wochen betraegt, dass es aber sehr viel"guenstiger ist, wenn die Ferienpause drei Monate oder noch laenger dauert. Die ersten vierzehn Tage werden Sie ja doch innerlich gegen vieles revoltieren, vielleicht am Heimweh leiden nach der eben abgelegten alten Haut. Sie muessen erst heimisch werden, muessen das grosse Ferienglueck erst ganz fuehlen, muessen die unaussprechlich suesse Freude empfinden, wie Sie gesuender und froehlicher werden, dann erst kommt das Heil. Aber wenn Sie dann in die grosse, schwere Schule zurueckgehen, we$ Die anderen Auswanderer finden ja doch mehr oder weniger alle eine neue Heimat, neue Freunde, neue Kreise, in denen sie sich wohlfuehlen. Ich habe nichts von alledem gesucht und bin ganz losgeloest von aller Wurzelerde gewesen. Da ertrug ich dein Tagebuch nicht, nicht die Schilderungen von dem alten Nest Waltersburg, nicht die Berichte ueber die Mutter, selbst die Geschichten ueber das Spiessertum in der Heimat haben eine - nun ja, ich gestehe es - eine rasende Sehnsucht nach Hause in mir angefacht. Und dann auch das - auch das - aber lassen wir das!" Er hatte sagen wollen, das von dem Kinde, und brachte es nun nicht ueber die Lippen. Vielleicht war das Kind die Hauptsache gewesen. Aber ich sah, in wie schwerer Erregung der Mann schon war, und huetete mich, dieses ernsteste +hema nun zur Sprache zu bringen. Joachim stand auf, ging ein paarmal schweigend durch die Stube, Riss dann ploetzlich den Mantel von den Schultern, warf ihn auf das Bett, dehnte sich mit hochemporgestreckten Armen und sagte tief aufatmend$ nkung des Barthelschen Kindes gehoert habe und mal nachfragen wolle; sie sehe aber, dass gerade Besuch da sei, und wolle nicht stoeren. Ach, erwiderte die Frau, von Stoerung sei keine Rede; denn das seien zwei ganz fremde Herren, mit denen sie weiter nichts Ernsthaftes zu besprechen haetten und die auch gleich gingen. Trotzdem fuehltesich die gute Mutter Barthel bemuessigt, uns die kleine Sprecherin vorzustellen. "Das ist naemlich unsere Lehrerin, Fraeulein Annelies von Grill." Anneliese von Grill! Ein pruefender Blick in die grossen braunen Augen, und ich hatte die Identitaet mit dem kleinen Majorstoechterlein festgestellt, das manchmal in Waltersburg zu Besuch gewesen war und das ich - da ich acht Jahre aelter war - immer etwas onkelhaft begoennert hatte. Nun stand ich ihr lachend gegenueber und fragte sie, ob sie nicht mehr wisse, wer ich sei. Da erkannte sie auch mich, und es gab ein froehliches Wiedersehen und grosse Verwunderung ueber die Umstaende, unter denen es geschah. Ihre Lebensgeschichte wr kurz:$ hof, Sonnenhof, aber es gibt auch eine Waldschoelzerei, eine Heimwehfluh, eine Steinmuehle, eine Genovevenklause, eine grosse und eine kleine Einsiedelei, ein Haus "ueber den sieben Bergen", ein "_Old Nigger home_" (nach Stefensons Wunsch), eine Heideheimat, eine Juxherberge, eine Meierei zum gelben Kakadu, ein Knusperhaeuschen, eine Kassubenhuette, ein igeunerlager und eine Raeuberhoehle. Mit Romantik ist nicht gespart. Tradition fehlt ja leider allen diesen Dingen, aber sie wird sich bald finden; wir haben pfiffiges Bauernvolk ausgewaehlt, und das dichtet in seiner kraeftigen Seele so viel zusammen, dass sich alsbald allerhand Geschichtlein um unsere Siedelungen spinnen werden, schneller als der Efeu waechst, den wir an mancher Wand einpflanzten, oder als das Moos wuchert, das wir auf schraege Daecher Das groesste Glueck ist die Freude am gelungenen Werk, ein Abglanz des erschuetternden Titanenjubels, de Gottes Brust durchloht hat, als er im Glanz von Millionen Sonnen die Schoepfung vor sich sah. Auch ich b$ arkungen, die sich gegen den Erbfeind Neustadt abgespielt hat. Piesecke hat an jenem Abend grollend am Bachrand gesessen, triefend vor Naesse, und alle Schwachheit und Feigheit der Kaempfenden sowie die Niedertracht der nicht in den Kampf eingreifenden Teile seines Heeres mit einem einzigen, aus seinem hochfuerstlichen Mund hervorzischenden Wort charakterisiert: HERBST Das erste Halbjahr, da das Ferienheim in Betrieb ist, geht zu Ende. Wenn ich es ueberschaue, erfuellt mein Herz rechte Befriedigung. Nicht nur der aeusseren Er2folge wegen. Unser Unternehmen steht glaenzend da. Wir haben lange nicht alle aufnehmen koennen, die zu uns kommen wollten. Die Ernte auf den Feldern und in den Gaerten war gut, unsere Bauern sind zufrieden,à und unsere Kassen und Kasten sind gefuellt. Vieles, ja das meiste, verdankt dieser aeussere Erfolg der glaenzenden Organisation, die Stefenson dem Ganzen gegeben hat und die er von Amerika aus geleitet und weiter ausgebaut hat, wenn auch der Sonderl$ ueber den niederen Brunnenrand ins Wasser. Joachim blieb still stehen, wohl im Schreck, zwei, drei Sekunden lang; dann beugte er sich ueber das Becçen. Da sprang das Weib aus dem Wasser heraus und rannte davon. Ich hatte all diesen sich schnell abspielenden Vorgaengen sprachlos zugesehen, dann war ich mit einigen Saetzen unten auf dem Markte. Joachim stand noch am alten Fleck. "Ah", lachte er, "du hast zugesehen - da wirst du wohl jetzt behaupten, ich haette das Weib ertranken wollen." "Das werde ich nicht behaupten. Du hast sie nur zurueckgestossen, und sie ist ungluecklich gefallen." "Na also! Ich lasse mich auf der Strasse nicht anfallen, verstehst du? Eure Komoedien verfangen nicht bei mir!" "Joachim, wir muessen ihr nach, wir muessen sie suchen." "Suchen? Ich denke nicht daran. Was geht sie mich an?" "Joachim, sie muss voellig durchnaesst sein, es ist eine kalte Nacht; sie ist halb irrsinnig vor Aufregung wegen des Kindes. Es kann ein Unglueck Er antwortete nicht, wandte sich um und ging nach Mutters Hau$ er werden. Ihm aber folgte Busch und Tier, Haus und Dämmergarten weißer Menschen Und sein Mörder suchte nach ihm. Frühling und Sommer und schön der Herbst Des Gerechten, sein leiser Schritt An den dunklen Zimmern Träumender hin. Nachts blieb er mit seinem Stern allein; Sah, daß Schnee fiel in kahles Gezweig Und im dämmernden Hausflur dn Schatten des Mörders. Silbern sank des Ungebornen Haupt hin. DER HERBST DES EINSAMEN DIE VERFLUCHTEN Es dämmert. Zum Brunnen gehn die alten Fraun. Im Dunkel der Kastanien lacht ein Rot. Aus einem Laden rinnt ein Duft von Brot Und Sonnenblumen sinken übern Zaun. Am Fluß die Schenke tönt noch lau und leis. Gitarre summt; ein Klimperklang von Geld. Ein Heiligenschein auf jene Kleine fällt, Die vor der Glastür wartet sanft und weiß. O! blauer Glanz, den sie in Scheiben weckt, Umrahmt von Dornen, schwarz und starrverzückt. Ein krummer Schreiber lächelt wie vrrückt Ins Wasser, das ein wilder Aufruhr schreckt. Am Abend säumt die Pest ihr $ Geiers. Steinige Öde fand er am Abend, Geleite eines Toten in das dunkle Haus des Vaters. Purpurne Wolke umwölkte sein Haupt, daß er schweigend über sein eigenes Blut und Bildnis herfiel, ein mondenes Antlitz; steinern ins Leere hinsank, da in zerbrochenem Spiegel, ein sterbender Jüngling, die Schwester erschien; die Nacht das verfluchte Geschlecht verschlang. GESANG DES ABGESCHIEDENEN Stille in nächtigem Zimmer. Silbern flackert der Leuchter Vor dem singenden Odem Des Einsamen; Zaubrisches Rosengewölk. Schwärzlicher Fliegenschwam Verdunkelt den steinernen Raum Und es starrt von der Qual Des goldenen Tags das Haupt Des Heimatlosen. Reglos nachtet das Meer. Stern und schwärzliche Fahrt Entschwand am Kanal. Kin5, dein kränkliches Lächeln Folgte mir leise im Schlaf. Am Abend schweigt die Klage Des Kuckucks im Wald. Tiefer neigt sich das Korn, Der rote Mohn. Schwarzes Gewitter droht Über dem Hügel. Das alte Lied der Grille Erstirbt im Feld. Nimmer regt sich das Laub$ eiligt ist Brot und Wein Von Gottes Händen, und es schaut aus nächtigen Augen Stille dich der Bruder an, daß er ruhe von dorniger Wa:nderschaft. O das Wohnen in der beseelten Bläue der Nacht. Liebend auch umfängt das Schweigen im Zimmer die Schatten der Alten, Die purpurnen Martern, Klage eines großen Geschlechts, Das fromm nun hingeht im einsamen Enkel. Denn strahlender immer erwacht aus schwarzen Minuten des Wahnsinns Der Duldende an versteinerter Schwelle Und es umfängt ihn gewaltig die kühle Bläue und die leuchtende Neige des Herbstes, Ds stille Haus und die Sagen des Waldes, Maß und Gesetz und die mondenen Pfade der Abgeschiedenen. Das wilde Herz ward weiß am Wald; O dunkle Angst Des Todes, so das Gold In grauer Wolke starb. Novemberabend. Am kahlen Tor am Schlachthaus stand Der armen Frauen Schar; In jeden Korb Fiel faules Fleisch und Eingeweid; Verfluchte Kost! Des Abends blaue Taube Brachte nicht Versöhnung. Dunkler Trompetenruf Durchfuhr der Ulm$ (Akt V, Szene 5): »Sie konnte später sterben. Es war noch Zeit genug für solch ein Wort.« Und nun fragt man sich, was hat diesen Chrakter zerbrochen, der aus dem härtesten Metall geschmiedet schien? Ist's nur die Enttäuschung, das andere Gesicht, das die vollzogene Tat zeigt, sollen wir rückschließen, daß auch in der Lady Macbeth ein ursprünglich weiches und weiblich mildes Seelenleben sich zu einer Konzentration und Hochspannung emporgearbeitet hatte, der keine Andauer beschiedeun sein konnte, oder dürfen wir nach Anzeichen forschen, die uns diesen Zusammenbruch durch eine tiefere Motivierung menschlich näher bringen? Ich halte es für unmöglich, hier eine Entscheidung zu treffen. _Shakespeares_ _Macbeth_ ist ein Gelegenheitsstück, zur Thronbesteigung des bisherigen Schottenkönigs _James_ gedichtet. Der Stoff war gegeben und gleichzeitig von anderen Autoren behandelt worden, deren Arbeit _Shakespeare_ wahrscheinlich in gewohnter Weise genützt hat. Er bot merkwürdige Anspielungen an die gegenwärtige $ ertrauen der Frau in die sittliche Verläßlichkeit ihres Mannes erschüttert hat, gibt sie ihr endlich zu verstehen, daß sie selbst, Rebekka, bald das Haus verlassen wird, um die Folgen eines unerlaubten Verkehrs mit Rosmer zu verheimlichen. Der verbrecherische Plan gelingt. Die arme Frau, die für schwermütig und unzurechnungsfähig gegolten hat, stürzt sich vom Mühlensteg herab ins Wasser, im Gefühl des eigenen Unwerts und um dem Glücke des geliebten Mannes nicht im Wege zu sein. Seit Jahr und Tag leben nun Rebekka und Rosmer allein auf Rosmersholm in einem Verhältnis, welches er für eine rein geistige und ideelle Freundschaft halten will. Als aber von außen her die ersten Schatten der Nachrede auf dieses Verhältnis fallen, und gleichzeitig quälende Zweifel in Rosmer rege gemacht werden, aus welchen Motiven seine Frau in den Tod gegangen ist, bittet er Rebekka seine {weite Frau zu werden, um der traurigen Vergangenheit eine neue lebendige Wirklichkeit entgegenstellen zu können. (Akt II.) Sie jubelt bei diesem A$ e Sache aus dem Grunde verstünde -- wenn Jemand gute Spirituosen, daß heißt _billige_, dabei hielte, und mit seinen Leuten umzuspringen wüßte -- wenn Jemand dann eine passende Frau hätte, die ihm die Wirthschaft ordentlich führen, das Tisch- und Bettwesen bsorgen, und den Leuten in der Küche auf die Hände sehen könnte, und Jemand wäre dann ein hübscher, passender Kerl und« -- Jimmy schwieg einen Augenblick, und knackte seinen Zeigefinger zu gleicher Zeit so scharf und laut, daß es ordentlich klang als ob er ihn sich abgebrochen hätte, und selbst Hedwig, die kaum gehört was er sagte, rasch und erschreckt nach ihm umschaute. Aber sie mußte lachen, wie ie ihn ansah, denn auf dem Tisch, mit den hochgezogenen Brauen und dem klugen bedenklichen Gesicht, das er machte, indeß er, den Stuhl jetzt allein zwischen den Füßen hin und herschlenkernd, seine Finger in altgewohnter Weise mishandelte, sah der Bursche wirklich komisch aus. Das freundliche Lächeln in Hedwigs Zügen brachte aber auch in den seinigen eine merkwürdi$ den _mußte_, »_was_ ist vorgefallen Mamsell, und was haben Sie sich in Dinge zu mischen, die Sie Nichts angehn, und von denen Se Nichts »Ich habe vielleicht Unrecht,« sagte Hedwig, der das aufquellende Blut die Stirn-Adern zu zersprengen drohte, »den Mann, der mir Brod gegeben, eines Fehlers anzuklagen; aber ich will lieber das Brod nicht mehr essen, wenn ich glauben soll, daß es aus den Thränen Unglücklicher gewachsen ist.« »Sie können _heute_ abziehn, wenn's Ihnen recht ist,« rief der Alte ärgerlich auf sie zugehend; »glauben Sie etwa Mamsell, daß ich mir von meinen _Dienstboten_ etwas derartiges gefallen lasse? -- marsch fort jetzt in ihre Küche, und wenn die Woche um ist, denn bis so lange müssen Sie bleiben, damit ich mich nach Jemand Anderem umseVen kann, verlassen Sie mein Haus! -- Thränen der Unglücklichen -- ich will Sie bethränen der Unglücklichen« -- und an den Sohn gar nicht mehr denkend, der erstaunt, erschreckt, die halboffene Thüre des Schenkzimmers in der Hand, stehn geblieben war, riß er den $ atte. Hopfgarten gab darüber im Anfang ausweichende Antworten, als aber am Abend alle übrigen zu Bett, oder wenigstens ihren verschiedenen Schlafstellen zugegangen waren, stattete er den ihm mit todtbleichen Wangen und thränengefüllten Augen gegenübersitzenden Frauen wie dem Professor getreuen Bericht ab über das Geschehene. Du lieber Gott, ein Abgrund öffnete sich hier ihren Blicken, ein Abgrund voll Jammer und Herzeleid, wo sie Glück und Freude vermuthet hatten, und ihre Thränen flossen dem Schicksal der armen Freundin aus vollen, angst- und grambedrückten Herzen. Am andern Tage ging Hopfgarten mit dem Professor über die ganze Farm, die Verbesserungen anzusehn, die gemacht worden, den wirklich vortrefflich stehenden Mais mit dazwischen gesteckten Wassermelonen und Kürbissen, zu bewundern, und seine weiteren Pläne für die Zukunft Der Professor schwamm dabei in einem Meer von Wonne; gestand aber doch ßem alten Freund, daß das Leben hier ein schmähliches, heidenmäßiges Geld koste, und der ausbezahlte Arbeitnsl$ wird Herrn Donner interessireån -- von New-Orleans fortgegangen und hat sich in Milwaukie mit einem Gerippe etablirt.« »Mit einem Gerippe? -- was heißt das?« »Nun, er hat einem andern Doktor einen abgeknaupelten Menschen abgekauft, und in seinem Laboratorium, wie er die Barbierstube nennt, aufgestellt; rasirt, schröpft und kurirt nicht allein was das Zeug halten will, sondern heißt auch schon der »berühmte deutsche Doktor« in Milwaukie, wo er mit Lakrizenwasser einige ganz ausgezeichnet glückliche Kuren gemacht und sich neulich, zu dem Gerippe, auch noch eine Frau »Er ist verheirathet?« rief Marie. »Glücklicher Gatte und -- ich hätte bald was gesagt« -- versetzte Maulbeeðe, »die Sache hebt sich wieder -- #Dr.# Hückler eine Frau #plus#, Herr Henkel eine Frau #minus# -- #facit# gleich.« »Sie haben Henkel in Milwaukie gesehn?« frug Hopfgarten so rasch, daß sich der Scheerenschleifer erstaunt nach ihm umdrehte und setzte dann, da er nicht gerade diesen wollte ahnen lassen, in wieweit er selber dabei interessirt w$ _allen_ Menschen helfen, und Deine Frau, vor allen Übrigen gewiß nicht unglücklich machen; denke nur immer daran, Lobsich. Sieh, ich bin auch früher manchmal heftig und auffahrend gewesen, und habe gefunden, daß Dich das nur noch schlimmer machte -- ich habe es gelassen seit der Zeit, und mir selber Gewalt angethan, bis es nie mehr vorfiel; der Mensch _kann_ sich bezwingen, wenn er nur ernstlich _will_. "So lanége ich lebe, werde ich Dir ja auch gern und treulich zur Seite stehn, aber -- wenn ich fort von Dir bin, Lobsich -- denke nur immer an _die_ Zeit, wie es da werden würde, wenn Du Dir allein überlassen bliebest, und Dich nicht ändern wolltest, und keinen Menschen mehr hättest, der Dir freundlich und ehrlich riethe.« »Du bist ein gutes Kind,« schmeichelte der Mann, »und machst Dir ganz unnütze Sorgen um mich. Hoffentlich lebst Du noch recht lange, und legst _mich_ noch vielleicht hier irgend wo unter die Erde.« Die Frau schüttelte langsam und ernst mit dem Kopf, mochte aber auch nicht weiter jetzt in de$ inte Halef unbekümmert. »So werden wir absteigen, um die Spur zu untersuchen.« Er blickte mich fragend an. »Sihdi, das ist überflüssig. Es ist genug, zu wiss¡n, daß Leute hier geritten sind. Weshalb willst du die Hufspuren untersuchen?« »Es ist stets gut, zu wissen, welche Leute man vor sich hat.« »Wenn du alle Spuren, welche du findest, untersuchen willst, so wirst du unter zwei Monden nicht nach Seddada kommen. Was gehen dich die Männer an, die vor uns sind?« »Ich bin in fernen Ländern gewesen, in denen es viel Wildnis giebt und wo sehr oft das Leben davon abhängt, daß man alle Darb und Ethar, alle Spuren und Fährten, genau betrachtet, um zu erfahren, ob man einem Freunde oder einem Feinde begegnet.« »Hier wirst du keinem Feinde begegnen, Effendi.« »Das kann man nicht wissen.« Ich stieg ab. Es waren die Fährten dreier Tiere zu bemerken, eines Kamels und zweier Pferde. Das erstere war jedenfalls ein Reitkamel, wie ich an der Zierlichkeit seiner Hufeidrücke bemerkte. Bei genauer Betrachtung fiel mir eine Eige$ kgeblieben, denn wer Almosen giebt, dem vergilt es Allah doppelt.« »Wohin fahrt ihr von hier?« »Das werdet ihr morgen nicht erreichen.« »Wir werden am Ras Nayazat anlegen. Wo willst du hin?« »Nach Dschidda.« »Auf diesem Floß?« »Ja. Ich habe ein Gelübde gethan, nur auf meinen Knieen nach Mekka zu »Aber bedenke die Bänke, die Riffe, die Untiefen, die bösen Winde, die es hier giebt, und die Haifische, welche dein Floß umschwärmen werden!« »Allah ist der allein Starke; eË wird mich schützen. Wer sind diese beiden Männer?« »Ein Gi-- -- ein Nemsi mit seinem Diener.« »Ein Ungläubiger? Wo will er hin?« »Erlaube, daß ich meine Datteln hier verzehre; dann werde ich weiter »Gefällt es dir nicht, die Nacht bei uns zu bleiben?« »Ich muß weiter.« »Das ist sehr gefährlich.« »Der Gläubige hat nichts zu fürchten; sein Leben und sein Ende is/t im Buche verzeichnet.« Er setzte sich nieder und zog eine Handvoll Datteln hervor. Ich hatte den Eingang zu dem Verschlage verriegelt gefunden und mich über das Geländer gelehnt. Da die $ die Nacht auf dem Fahrzeuge zuzubringen, und mit Halef ausgemacht, daß wir abwechselnd wachen wollten. Später kamen einige der Matrosen wieder an Bord, um die Wache zu übernehmen, und da traten auch die beiden Frauen aus dem Verschlage, um an Deck die frische Abendluft zu genießen. Sie hatten sich auch jetzt doppelt verscwhleiert; das konnte ich bemerken, weil die Sterne des Südens einen solchen Glanz verbreiteten, daß es nicht schwer war, das ganze Verdeck zu überblicken. Sie kehrten aber bald wieder zu ihrem Verschlage zurück, dessen Thüre ich mit meinen Augen beobachten konnte, obgleich ich diesmal im Vorderteile des Fahrzeuges lag. Halef schlief ungefähr fünf Schritte von mir entfernt. Als Mitternacht herankam, weckte ich ihn heimlich und flüsterte: »Hast du geschlafen?« »Ja, Sihdi. Jetzt schlafe du!«g »Ich kann mich auf dich verlassen?« »Wie auf dich selbst!« »Wecke mich bei der geringsten Ursache zum Verdachte.« »Das werde ich thun, Sihdi!« Ich hüllte mich fester in den Teppich und schloß die Augen. Ich$ er das türkische Wort wollte nicht kommen, und Arabisch verstand er vielleicht gar nicht. Daher schnarrte er kurzweg: »Wermyn Roastbeef!« Der Kawehdschi verstand ihn nicht. »Roastbeef!« wiederholte er, indem er mit dem Munde und allen zehn Fingern die Pantomime des Essens machte. »Kebab!« bedeutete ich dem Wirt, welcher sogleich hinter der Thüre verschwand, um die Speise zu bereiten. Sie besteht aus kleinen, viereckigen Fleischstücken, welche an einem Spieße über dem Feuer gebraten werden. Jetzt schenkte der Engländer auch mir seine Aufmerksamkeit. »Araber?« fragte er. Jetzt zog er die dünnen Augenbrauen erwartungsvoll in die Höhe. »Englishman?« »Nein. Ich bin ein Deutscher.« »Ein Deutscher? Was hier machen?« »Kaffee trinken!« »#Very well!# Was sein?« »Ich bin #writer#!«[135] [135] Schreiber, Schriftstller. »Ah! Was hier wollen in Maskat?« »Und dan weiter?« »Weiß noch nicht.« »Haben Geld?« »Wie heißen?« Ich nannte meinen Namen. Sein Mund öffnete sich auf die Weise, daß die dünnen Lippen ganz genau ein gle$ ffern: sie waren bedeutend, doch nicht grausam; dies freute mich außerordentlich, zumal ich mir sagen konnte, daß mein Wort hier nicht ganz ohne Einfluß gewesen war gegenüber den grausamen Gewohnheiten, welche in solchen Fällen in Anwendung kamen. Von Sklaverei war keine Rede gewesen. »Wirst du mir eine Bitte erfüllen?« fragte der Scheik. »Gern, wenn ich kann. Sprich sie aus!« »Wir werden einen Teil der Herden der Besiegten holen; dazu brauchen die Männer, welche wir senden, weise und tapfere Anführer. Ich und Scheik Malek müssen hier bei den Gefangenen bleiben. Wir brauchen drei Anführer, einen zu den Obeïde, einen zu den Abu Hammed und einen zu den Dschowari. Die Scheiks der Abu Mohammed und der Alabeïde sind bereit; es fehlt uns der dritte. Willst du e sein?« »Wohin willst du gehen?« »Wohin gehen die andern?« »Sie wollen dir die erste Wahl überlassen.« »So gehe ich zu den Abu Hammed, weil ich bereits einmal bei ihnen gewesen bin. Wann sollen wir aufbrechen?« »Morgen. Wie viee Männer willst du mit dir nehme$ »Willst du es sehen?« »Ich muß es sehen!« »So rufe jenen dort herbei.« Ich zeigte dabei auf seinen älteren Sohn, der soeben am Eingange des Zeltes erschien. Er rief ihn herbei. »Kommt alle mit!« sagte ich. Mohammed Emin, Malek und die drei cheiks folgten mir nach dem Orte, wo sich die drei Kamele mit den Tachterwahns niedergelassen hatten. Halef ließ gerade die Dschesidi aussteigen. »Kennst du diese Männ5r?« fragte ich Zedar Ben Huli. Er fuhr erschrocken zurück; sein Sohn ebenfalls. »Die Dschesidi!« rief er. »Ja, die Dschesidi, welche du langsam morden wolltest, wie du schon viele gemordet hast, Ungeheuer!« Da funkelte er mich mit wahren Pantheraugen an. »Was hat er gethan?« fragte Eslah el Mahem, der Obeïde. »Laß es dir erzählen! Du wirst erstaunen, was für ein Mensch dein Kampfgefährte gewesen ist.« Ich schilderte, auf welche Weise und in welchem Zustande ich die drei Männer getroffen hatte. Als ich schwieg, traten alle von ihm zurück. Dadurch wurde der Blick auf den Eingang des Thales frei, wo sich in dies$ haben schöne Sachen geschenkt und verkauft; sie haben sogar als Buchdrucker gearbeitet. Und die Leute haben sie angehört, haben ihre Geschenke genommen, haben sich taufen lassen, und dann sind sie hingegangen, um zu rauben, zu stehlen und zu töten, wie vorher. Das heilige Buch wurde in unserer Sprache gedruckt, aber kein Mensch verstand den Dialekt, und kein Mensch hier kann schreiben oder lesen. Glaubst du, daß diese f’rommen Männer uns das Schreiben und das Lesen lehren werden? Unsere Feder darf jetzt nur von scharfemTStahle sein. Oder gehe nach dem berühmten Kloster Rabban Hormuzd, welches einst den Nestorianern gehörte. Jetzt gehört es den Katuliklar[195], welche Alkosch und Telkef bekehrten. Einige arme Mönche verhungern auf der dürren Höhe, auf welcher zwei nackte Ölbäume das Dasein des Verschmachtens leben. Warum ist es so und nicht anders? Es fehlt der Jeboschu[196], welcher da gebietet: 'Günesch ile kamer, sus hem Gibbea jakinda hem dere Adschala -- Sonne, stehe stille bei Gibeon und, Mond, im Thale $ usehn daß _er mir_ zuerst vorgestellt wird, und nicht i‡h _ihm_.« -- Und mit einem vorsichtigen Blick umher, denn Jac's Warnung hatte seine Wirkung keineswegs verfehlt, schlug er sich, mit der Gegend in der er sich hier befand vollkommen gut bekannt, seitwärts in das Dickicht, die Stadt auf einem anderen Pfade zu erreichen und verschwand bald darauf in den dichten, hinter ihm sich wieder schließenden Guiavenbüschen. [A] Ein Schiffsausdruck »wo kommt Ihr her -- von woher seid Ihr #Sadie und René.# Ah -- die Brust hebt sich ordentlich frei, wie wir dem wilden wüsten Treiben von Haß und Sünde, Leichtsinn und roher Sinnlichkeit den Rücken kehren, dem Wald, dem unentweihten Walde zuzustreben. Noch haben wir aber nicht all die bunten wilden Gruppen hinter uns, die zerstreut bei all den verschiedenen Hütten, in all den kleinen Hainen ihre Orgien feiern. Horch, von da drüben herüber lauter und munterer Trommelschlag unter den Palmen vor -- lachende Männer und Mädchenstimmen und jubelnder Chor; und von _dort_? tönt de$ Matrose ohne aufzusehen -- »befinde mich g'rade hier wohl wo ich bin.« »Auch gut,« brummte der Andere finster -- »besser keine Gesellschaft wie schlechte,« und mit einem kurzen Gruß nach Jim hinüber, winkte er seinem Führer und verließ rasch und mürrisch das Haus. Nicht ein Wort wurde gesprochen, als sich die leichte Bambusthür wieder hinter den Beiden schloß, und die Zurückbleibenden horchten viele Minuten lang lautlos und aufmerksam den, bald in der Ferne verhallenden Schritten. Der Mann von der ~Kitty Clover~, Bob mit Namen, ürach zuerst das Schweigen wieder, und sich mit finster zusammengezogenen Brauen den Hut aus der Stirn rückend brummte er, mehr mit si^h selbst als zu den Anderen redend, und die letzten Worte des wunderlichen Burschen wiederholend, der hier so plötzlich zwischen ihnen aufgetaucht und verschwunden war: »Besser keine Gesellschaft wie schlechte? -- Wetter Kamerad, Du würdest weit in der Welt herumsuchen müssen, wenn Du schlechtere finden wolltest wie Dein eigenes süßes Ich.« »Kennt Ihr $ od. Sie kämpften im Marchfeld Lange die blutige Schlacht, und es rühmten sich beide des Sieges. Aber an Hermanns Macht, des glücklichen, schlossen die Scharen Marbods sich an. Da entriß, mit den Römern verbündet, ihm Katwald, Stürmend, die Burg Mar'bud, und entthront' ihn. Ach, er vertraue Roma's täuschender Huld, und starb in den Mauern Ravenna's Arm -- ein Zeuge des wechselnden Glücks auf irdischer Laufbahn! Doch nun kam er herauf, und wandte sich rasch nach den Fluren Oestreichs, das er mit Bojenheim sein nannt' in der Vorzeit. Bald gewahrte sein Ag' auf des Lilienfelder Gebirgs Höh'n Drüben die Ritterschar blondhaariger Deutschen. Er schwebte Jetzt in sausender Eile dahin, und so, wie der Geier Schnell von dem Felsenhorst nach dem dunkeln Thale herabfährt, Weil er im Laub hellschwirrende Vögel erspähte: so blitzschnell Fuhr er herab. Er staunte: wie hier die ermüdeten Krieger Schlummerten; dort, zu dem Bild des Gekreuzigten, einer der Helden Flehend rang, und ein Greis ihm $ cht So von dem Wiesengrund das langgedehnete Viereck. Aber es wich an dem unteren Rand des umschrankten Gebiethes Quer ein Balken zurück, so er Einlaß both den Erwählten, Und an dem oberen stand, gar herrlich gestaltet, die Prachtlug[1] Oben verziert mit dem Doppelaar, mit der Kron' und dem Zepter, Und von Innen geschmückt mit Sammtvorhängen von Purpur, Die an dem Saum' umher von goldnen Blumen erglänzten. Dort deq Herrscher und seinem Gefolg', erles'nen Geschlechtes, Standen die Sitz' erhöht, und emporge«reihet im Halbkreis'; Doch ein breites Gerüst, entlang die Schranken der Turnbahn, Bauten sie auch; versahn's mit emporgereiheten Sitzen Für schaulustiges Volk aus den nahen und fernen Gefilden, Und erhöhten die luftigen Zelt', entgegen der Prachtlug: Tapferen Rittern zur Rast, die her zu turneien gekommen. Als der Krieger dem Zelt' enteilete, stand er, vor Staunen, Plötzlich verstummt; er rieb sich die Augen im dämmernden Frühroth; Sann: ob Träume der Nacht ihn äfften, oder$ Gattinn und Söhnchen zurück: denn kaum entschwand ihm ein Jahr erst Glücklicher Ehe, als ihn zu den Waffen der tapfere Herzog, Albrecht, rief! Er sann, des Kind's und der Gattinn gedenkend, Einen Augenblick; dann dacht' er der Pflicht und der Rettung Seiner Gefährten: er schrie -- der edelmüthige Krieger Schrie, und sank, von Rüdigers Schwert durchbohrt, Ïauf den Sand hin. Wildes Getümmel erscholl. Hervor aus der dämernden Wachtstub' Stürmten Wolfs Gefährten, voll Hast, und Rüdiger Waldram Hob das blutige Schwert mit gellendem Ruf in die Luft auf. Alsbald trafen sich, im Gemeng, die empöreten Bürger Und die Krieger zugleich. Wie Nachts von der eichenen Tenne Lautes Gepolter erschallt, wenn emsige Löhner des Weizens Goldene Frucht entdreschen dem Halm: so tönte der Waffen Hämmernder Schlag von dem Schild' und dem Helm der kämpfenden Männer. Nur Gestöhne der Wuth erscholl in den Hallen, und Blut floß Rings in Strömen umher. Die Krieger des Kampfes geübter, Würgten die größer$ d. 2. _Decbr._ 1813. Innig geliebte Tochter, Ich habe sogleich Ihr werthes Schreiben vom 20 _Nov._ mit inl. zwey Stük _Louisdor_ richtig erhalten, ich danke Ihnen von Hertzen; nicht mit Gleichgültigkeit, sondern mit inniger Rührung, mit Gebeth und Dank zu Gott erkenne ich die göttliche Wohlthat daß mir die Vorsehung so eine gute Seele zur Tochter gegeben hat. Ich fühle und bedaure, daß Sie mich nicht blos mit Entbehrlichkeit unterstützen, sondern, da ich den Druk der Zeit, und die vielen Aufopferungen kenne, und den sichern Schluß machen kan, daß auch mein lieber Sohn in seinem Erwerb beträchtlich zurük gesezt ist, so kan ich einsehen, daß Sie, aus Liebe zu mir, manches entbehren werden. Ihre guten Nachrichten, daß Sie Gott, bey den überhandnehmenden Krankheiten gesund erhalten, und daß Sie ihren liÏeben Sohn bey sich haben, freuet und tröstet mich. MeineGesundheitsumstände haben sich nicht gebeßert, meine Kräffte nehmen allmählich ab, ich spüre daß ich seit etlichen Wochen viel schwächer gew$ cht beständig ich mache mir Bewegung, ich habe einen Stuhl im Gange vor welchen ich zubereite, bey dieser Lebensart bleiben meine Glieder und mein Blut in wohlthätigerer Bewegung, den Kram habe ich abgegeben, indem mein Körper darzu nicht mehr fähig ist (und daß besonders bey kalter Jahreszeit.) Nur bedaurd ich, wenn ich nach Gottes Willen òoch eine Zeit lang leben soll, daß mein Magen so sehr schwach ist, ich kan fast gar nichts genießen, mich damit zu stärken und zu erquiken. Die gewaltthätigen kriegerischen Eräugniße, welche sehr schädlich auf meine schwachen Geisteskräfte wirkten, haben sich, (Gott sey es Dank) vermindert, ich habe just heute, einen Rußen, zum Glük einen gesitteten, zur Einquartirung. Bei allen Unangenehmen was mich dieses Jahr betroffen hat ist mir immer sehr bange um Sie und die Ihrigen gewesen, und habe zu Gott um Ihre Erhaltung geseufzet. Ich freue mich, und danke es Gott von Hertzen, daß er größeres Unglük in Gnaden von uns abgewendet hat. Da es die Zeit nicht gestattet daß Harrtmann$ igte ihm unsere Werkzeuge und erklärte ihm bei Gelegenheit unserer Arbeiten manchmal deren Gebrauch. Ich kam nach der Zeit auch einige Male mit ihm in seinen Pfarrhof hinunter. Wo das stärkste Gestein sich ein wenig auflöst, gingen wir über eine sanftere Abdachung gegen das Kar hinab. An dem Rande der Gesteine lag eine Wiese, es standen Iehrere Bäume darauf, unter ihnen eine schöne, große Linde, und hinter der Linde stand der Pfarrhof. Er war damals ein weißes Gebäude mit einem Stockwerke, das sich von dem freundlicheren Grün der Wiese, von den Bäumen und von dem Grau der Steine schön abhob. Das Dach war mit Schindeln gedeckt. Die Dachfenster waren mit Türchen versehen, und die Fenster des Hauses waren mit grünen Flügelbalken zu schließen. Weiter zurück, wodie Landschaft einen Winkel macht, stand gleichsam in die Felsen versteckt die Kirche mit dem rot angestrichenen Kirchturmdache. In einem andern Teile des Kar stand in einem dürftigen Garten die Schule. Diese drei einzigen Gebäude waren das ganze Kar. Die ü$ Blitze waren schärfer und erleuchteten trotz des Kerzenlichts bei jedem AufflammenÆdie Winkel des Stübleins. Die Donner wurden ernster und dringender. So blieb es eine lange Weile. Endlich kam der erste Stoß des Gewitterwindes. Der Baum, welcher vor dem Hause stand, schauerte einen Augenblick leise, wie von einem kurz abgebrochenen Lüftcen getroffen, dann war es wieder still. Über ein Kleines kam das Schauern abermals, jedoch länger und tiefer. Nach einem kurzen Zeitraume geschah ein starker Stoß, alle Blätter rauschten, die Äste mochten zittern, nach der Art zu urteilen, wie wir den Schall herein vernahmen, und nun hörte das Tönen gar nicht mehr auf. Der Baum des Hauses, die Hecken um dasselbe und alle Gebüsche und Bäume der Nachbarschaft waren in einem einzigen Brausen befangen, das nur abwechselnd abnahm und schwoll. Dazwischen schallten die Donner. Sie schallten immer schneller und immer heller. Doch war das Gewitter noch nicht da. Zwischen Blitz und Donner war noch eine Zeit, und die Blitze, so hell sie $ nd die Gewohnheit wird dann sehr leicht, sehr leicht.« Nach diesen Worten ging ich wieder, nachdem ich ihm zum zweiten Male eine gute Nacht gewünscht hatte, in mein Stüblein und legte mich wieder in mein Bett. Ich erinnerte mich nun auch, daß ich wirklich nie ein Bett gesehen habe, sooft ich früher in der Behausung des Pfarrers gewesen war. Ich dachte noch eine Zeitlang an die Sache und konnte nicht umhin, die äußerste Feinheit des Linnens des Pfarrers sehr wohltätig an meinem Körper zu empinden. Nach einer kurzen Zeit lieferte der Pfarrer den tatsächlichen Beweis, daß er an sein Lager gewohnt sei; denn ich hörte aus dem sanften, regelmäßigen Atmen, daß er bereits in tiefen Schlummer gesunken sei. Da ich nun auch ruhig war, da alles in dem Pfarrhause totenstille war, da der Wind aufgehört hatte, der Regen kaum nur leise zu vernehmen war und die Blitze wie verloren nur mehr selten mit mattem Schein das Fenster berührten, senkte sich auf meine Augen der Schlummer, und nachdem ich die Kerze ausgelöscht hatte, ve$ Tale aus den Berg zu besteigen, so dienen die Bewohner des Dorfes als Führer, und einmal Führer gewesen zu sein, dieses und jenes erlebt zu haben, diese und jene Stelle zu kennen, ist eine Auszeichnung die jeder gern von sich darlegt. Sie reden oft davon, wenn sie in der Wirtsstube beieinander sitzen und erzählen ihre Wagnisse und ihre wunderbaren Erfahrungen und versäumen aber auch nie zu sagen, was dieser oder jener Reisende gesprochen habe, und was sie von ihm als Lohn für ihre Bemühungen empfangen hätten. Dann sendet der Berg von seinen Schneeflächen die Wasser ab, welche einen See in seinen Hochwäldern speisen und den Bach erzeugen, der lustig durch das Tal strömt, die Brettersäge, die Mahlmühle und anaere kleine Werke treibt, das Dorf reinigt und das Vieh tränkt. Von den Wäldern des Berges kommt das Holz, und sie halten die Lawinen auf. Drch die innern Gänge und Lockerheiten der Höhen sinken die Wasser durch, die dann in Adern durch das Tal gehen und in Brünnlein und Quellen hervorkommen, daraus die Men$ rößere Fläche von Grün und Blau in das Tal, manche Kuppen und Räume werden entkleidet, die man sonst nur weiß erblickt hatte, der schmutzige Saum des Eises wird sichtbar, wo es Felsen, Erde und Schlamm shiebt, und viel reichlichere Wasser als sonst fließen in das Tal. Dies geht fort, bis es nach und nach wieder Herbst wird, das Wasser sich verringert, zu einer Zeit einmal ein grauer Landregen die ganze Ebene des Tales bedeckt, worauf, wenn sich die Nebel von den Höhen wieder lösen, der Berg seine weiche Hülle abermals umgetan hat, und alle Felsen, Kegel und Zacken in weißem Kleide dastehen. So spinnt es sich ein Jahr um das andere mit geringen Abwechslungen ab und wird sich fortspinnen, solange die Natur so bleibt und auf den Bergen Schnee und in den Tälern Menschen sind. Die Bewohner des Tales heißen die geringen Veränderungen große, bemerken sie wohl und berechnen an ihnen den Fortschritt des Jahres. Sie bezeichnen an den Entblößungen die Hitze und die Ausnahmen der Sommer Was nun noch die Besteigung des Be$ Auf diese Weise wurden die Zimmer Da man den Gesindezimmern nicht zugleich die nämliche Hilfe zuwenden konnte, brannten wirklich einige ein. Als man aber die Herrenzimmer in Sicherheit wußte, wendete man sich jetzt auch dorthin und tat dem Weitergreifen des Feuers Einhalt. Hierauf wurden die BXalken und Sparren, die rigs um das Haus herumgestreut lagen und brannten, beiseitegebracht und gelöscht. Und ehe Mitternacht gekommen war, war die Hauptsache vorüber. Nur das vorrätige Brennholz brannte noch mit stiller aber heftiger Glut und Lohe weiter. Die Spritze vermehrte nur den Brand, da sich das Wasser zersetzte und das Brennen förderte. Man hätte mit Schaufeln Erde auf das Feuer werfen können; aber die Hitze erlaubte nicht, sich so weit zu nähern, daß man mit Werfen das Feuer hätte erreichen können. Es blieb daher nur übrig, das Feuer zu umstehen, es zusammenbrennen zu lassen und nur zu sorgen, daß es sich nicht neuerdings weiterverbreite. Auch um alle Teile des Hauses wurden Wachen gestellt, daß kein Funke sic$ der einen, c. 3 X. V, 17 de raptoribus,[31] nur kirchliche Bedeutung zukommt, die andere, c. siquis 6 Causa 23 quaest. 3,[32] aber niemals in praktischeK Geltung gestanden hat und stehen kann; und auf die auth. Navigia C. de furtis (c. 18 C. 6, 2), der in der Tat nur eine sehr viel engere Bedeutung zukommt (s. unten Note 37 und oben Note 19). Die Lehre ist eine der doktrinären und vorübergehenden Aufstellungen, die die Rezeption im Gefolge hatte. In Wahrheit sieht das ältere Recht in dem Piraten ebensowenig einen Rechtlosen, einen Fremden oder Feind im alten Sinne, wie einen rechtmässigen Kriegsfeind. Die im Piraterierecht tatsächlich enthaltenen kriegsrechtlichen Bestandteile sind vereinzelt und genau umgrenzt; das Verhältnis ist das, dass einem grundsätzlich polizeilichen und kriminellen Tatbestande einzelne Elemente kriegsrechtlichen Charakters anhaften. Folgende Punkte kommen in 1. Das Verbot der Piraterie scützt lange Zeit nur die Schiffe des eigenen und befreundeter Staaten. Zu den Feinden in diesem Si$ erung massgebend ^5, hier schaltete der Feldherr unumschraenkt wie der Koenig. Es stellte sich fest, dass der Feldherr und das Heer als solche die eigentliche Stadt regelmaessig nicht betreten durften. Dass organische und auf die Dauer wirksame Bestimmungen nur unter der Herrschaft der buergerlichen Gewalt getroffen werden konnte, lag nicht im Buchstaben, aber im Geiste der Verfassung; es kam freilich vor, dass gelegentlich diesem zuwiderder Feldherr seine Mannschaft im Lager zur Buergerversammlung berief und rechtlich nichtig war ein solcher Beschluss nicht, allein die Sitte missbilligte dieses Verfahren und es unterblieb bald, als waere es verboten. Der Gegensatz der Q¯uiriten und der Soldaten wurzelte allmaehlich fest und fester in den Gemuetern der Buerger. ------------------------------------------------------ ^5 Es mag nicht ueberfluessig sein zu bemerken, dass auch das iudicium legitimum wie das quod imperio continetur auf dem Imperium des instruierenden Beamten beruht und der Unterschied nu$ lich als transitorische Einrichtung bis zur Durchfuehrung der Assignation, auch frueher schon bei dem Gemeinlande vorgekommen sein. Jetzt indes wurde dieser Okkupationsbesitz nicht bloss dauernd, sondern es griffen auch, wie natueølich, nur die privilegierten Personen oder deren Guenstlinge zu und der Zhnte und Fuenfte ward mit derselben Laessigkeit eingetrieben wie das Hutgeld. So traf den mittleren und kleinen Grundbesitz ein dreifacher Schlag: die gemeinen Buergernutzungen gingen ihm verloren; die Steuerlast stieg dadurch, dass die Domanialgefaelle nicht mehr ordentlich in die gemeine Kasse flossen; und die Landauslegungen stockten, die fuer das agrikole Proletariat, etwa wie heutzutage ein grossartiges und fest reguliertes Emigrationssystem es tun wuerde, einen dauernden Abzugskanal gebildet hatten. Dazu kam die wahrscheinlich schon jetzt beginnende Grosswirtschaft, welche die kleinen Ackerklienten vertrieb und statt deren durch Feldsklaven das Gut nutzte; ein Schlag, der schwerer abzuwenden $ war als alle jene politischen Usurpationen zusammengenommen. Dåe schweren, zum Teil ungluecklichen Kriege, die dadurch herbeigefuehrten unerschwinglichen Kriegssteuern und Fronden taten das uebrige, um den Besitzer entweder geradezu vom Hof zu bringen und ihn zum Knecht, wenn auch nicht zum Sklaven seines Schuldherrn zu machen, oder ihn durch Ueberschuldung tatsaechlich zum Zeitpaechter seiner Glaeubiger herabzudruecken. Die Kapitalisten, denen hier ein neues Gebiet eintraeglicher und muehe- und gefahrloser Spekulation sich eroeffnete, vermehrten teils auf diesem Wege ihr Grundeigentum, teils liessen sie dem Bauern, dessen Person und Gut das Schuldrecht ihnen in die Haende gab, den Namen des Eigentuemers und den faktischen Besitz. Das letztere war wohl das Gewoehnlichste wie das Verderblichste; denn mochte damit fuer den einzelnen der aeusserste Ruin abgewandt sein, so drohte dagegen diese prekaere, von der Gnade desGlaeubigers jederzeit abhaengige Stellung des Bauern, bei der derselbe vom Eigent$ Offiziere waren als Zivilbeamte und insofern der Plebejer so gut wie zum Militaertribunat auch zur Quaestur befaehigt erschien, setzte es durch, dass fuer die Quaestorenwahlen auch plebejische Bewerber zugelassen wurden und erwarb damit zum erstenmal zu dem aktiven Wahlrecht auch das passive fuer eines der ordentlichen Aemter. Mit Recht ward es auf der einen Seite als ein grosser Sieg, auf der anderen als eine schwere Niederlage empfunden, dass fortan zu dem Kriegs- wie zu dem Stadtzahlmeisteramt der Patrizier und der Plebejer aktiv und passiv gleich wahlfaehig waren. Trotz der hartnaeckigsten ¬Gegenwehr schritt der Adel doch nur von Verlust zu Verlust; die Erbitterung stieg, wie die Macht sank. Er hat es wohl noch versucht, die der Gemeinde vertragsmaessig zugesicherten Rechte geradezu anzutasten; aber es waren diese Versuche weniger berechnete Parteimanoever als Akte einer impotenten Rachsucht. So namentlich der Prozess gegen Maelius, wie unsere allerdings wenig zuverlaessige Ueberlòeferung ihn$ kkupation des nicht zur Weide ausgelegten Domanialbesitzes bis zu einem hoch gegriffenen Maximalsatz gestattete, raeumte sie den mermoegenden einen bedeutenden und vielleicht schon unverhaeltnismaessigen Voranteil an dem Domaenenertrag ein und verlieh durch die letztere Anordnung dem Domanialbesitz, obgleich er rechtlich zehntpflichtig und beliebig widerruflich blieb, sowie dem Okkupationssystem selbst gewissermassen eine gesetzliche Sanktion. Bedenklicher noch war es, dass die neue Gesetzgebung weder die bestehenden, offenbar ungenuegenden Anstalten zur Eintreibung des Hutgeldes und des Zehnten durch wirksamere Zwangsmassregeln ersetzte, noch eine durchgreifende Revision des Domanialbesitzes vorschrieb, noch eine mit der Ausfuehrung der neuen Gesetze beauftragte Be4oerde einsetzte. Die Aufteilung des vorhandenen okkupierten Domaniallandesteils unter die Inhaber bis zu einem billigen Maximalsatz, teils unter die eigentumslosen Plebejer, beiden aber zu vollem Eigentum, die Abschaffung des Okkupati$ e Erstreckung des latinischen Namens aufWdie ganze zuzugpflichtige italische Bundesgenossenschaft ^16. Was immer von diesem grossartigen politischen Bau sich noch erkennen laesst, daraus spricht der hohe politische Verstand seiner namenlosen Baumeister; und die ungemeine Festigkeit, welche diese aus so vielen und so verschiedenartigen Bestandteilen zusammengefuegte Konfoederation spaeterhin unter den schwersten Stoessen bewaehrt hat, drueckte ihrem grossen Werke das Siegel des Erfolges auf. Seitdem die Faeden dieses so fein wie fest um ganz Ita~ien geschlungenen Netzes in den Haenden der roemischen Gemeinde zusammenliefen, war diese eine Grossmacht und trat anstatt Tarents, Lucaniens und anderer durch die letzten Kriege aus der Reihe der politischen Maechte geloeschter Mittel- und Kleinstaaten in das System der Staaten des Mittelmeers ein. Gleichsam die offizielle Anerkennung seiner neuen Stellung empfing Rom durch die beiden feierlichen Gesandtschaften, die im Jahre 481 (273) von Alexandreia nac$ chlichen Pläne und der Allgewalt des Schicksals. Nichts anderes sagte das mächtige Antlitz als Frömmigkeit und Gehorsam. Da legte sich unversehens eine Hand auf die Schulter des Kanzler. Nach einem kleinen gespenstischen Schrecken, als ob ihn der Geist des vor ihm Schlummernden von hinten berühre, wandte er sich und erblickte einen gelben Schädel und eine von Alter gebrochene Gestalt. Zwei braune kluge, aber unendlich wehmütige Augen waren ihr einziges "Numa! Wahrhaftig, du hast mich erschreckt." "Ich glaube es. Aber komm, Kanzler. Lassen wir ihn schlummern und setzen uns dort gegenüber, daß ich ihn von ferne beobachte." Sie thaten es, und der Arzt, der wohl achtzig zählen mochte, doch sein feines Gehör bewahrt hatte, ließ sich mit dem Kanzler in ein lispelndes Gespräch ein. "Du glaubst gewonnen zu haben?" fragte er. "Ich weiß nicht", sagte der Kanzler. "Est in votis." "Enttäusche dich, Girolamo! Ich sage dir, auch wenn er wollte, so kann er nicht." "Er könnte nicht? Warum? Das tönt geheimnisvoll. $ ara ein Reitender in weißem Mantel und gesellte sich zu ihm. Zusammen ritten sie durch das Schloßtor. Schweigend folgte der Begleiter dem Gange Pescaras und überschritt hinter ihm die Schwelle des Gemaches. Pescara wendete sich. "Was wollt Ihr, Moncada?" fragte er, und dieser antwortete: "Eine Unterredung ohne Zeugen, die Ihr mir nicht zum zweiten Male verweigern werdet." "Ich stehe zu Diensten." "Erlaucht", begann der Ritter, "ich habe, wie Ihr erlaubtet, den Kanzler drüben gesprochen. Er war voller Angst und Blässe und beteuerte mit tausend Eiden, er sei gekommen, Aufschub und leichtere Bedingungen zu erlangen, nu° dieses habe ihn nach Novara geführt. Dann schwatzte er wild durcheinander wie das böse Gewissen. Dieser Mensch ist ein Abgrund von Lüge, in welchem der Blick sich verliert. Ich bin sicher, daß er im Namen der Liga hier ist.""Nicht anders", sagte der Feldherr. "Und daß er Euch die Führung derselben angeboten hat?" "Nicht anders." Jetzt entstand Lärm im Vorzimmer. Ippolito beiseite werfend, ve$ tadt in Libyen, ueberfluegelte sie bald ihre Nachbarn, ja die Heimat selbst durch die unvergleichlich guenstige Lage und die rege Taetigkeit ihrer Bewohner. Gelegen unfern der (ehemaligen) Muendung des Bagradas (Medscherda), der die reichste Getreidelandschaft Nordafrikas durchstroemt, auf einer fruchtbaren noch heute mit Landhaeusern besetzten und mit Oliven- und Orangenwaeldern bedeckten Anschwellung des Bodens, der gegen die Ebene sanft sich abdacht und an der Seeseite als meerumflossenes Vorgebirg endigt, inmitten des grossen Hafens von Nordafrika, des Golfes von Tunis, da wo dies schoene Bassin den besten Ankergrund fuer groessere Schiffe und hart am Strande trinkbares Quellwasser darbietet, ist dieser Platz fuer Ackerbau und Handel und die Vermittlung beider so einzig guenstig, dass nicht bloss die tyrische Ansiedlung daselbst die erste phoenikische Kaufstadt ward, sondern auch in er roemischen Zeit Karthago, kau wiederhergestellt, die dritte Stadt des Kaiserreichs wurde und noch heute unte$ ltischen Landes zwischen den Alpen und dem Apennin zu einem eigenen, vom konsularischen verschiedenen und einem besonderen staendigen Oberbeamten unterworfenen Sprengel gehoert erst Sulla an. Es wird natuerlich dagegen niemand geltend machen, dass schon im sechsten Jahrhundert sehr haeufig Gallia oder Ariminum als "Amtsbezirk" (provincia) gewoehnlich eines der Konsuln genannt wird. Provincia ist bekanntlich in der aelteren Sprache nicht, was es spaeter allein bedeutet, ein raeumlich abgegrenzter, einem staendigen Oberbeamten unterstellter Sprengel, sondern die fuer den einzelnen Konsul zunaechst durch Uebereinkommen mit seinem Kollegen unter Mitwirkung des Senats festgestellte Kompetenz; und in diesem Sinn sind haeufig einzelne norditalische Landschaften oder auch Norditalien ueberhaupt einzelnen Konsuln als provincia ueberwiesen -------------------------------------------- Im Adriatischen Meer, an dessen [ingang die wichtige und laengst vorbereitete Kolonie Brundisium end³lich noch waehrend des K$ ie blockierten Kolonisten zu entsetzen; allein in den Waeldern ueberrascht, blieb ihm nach starkem Verlust nichts anderes uebrig, als sich auf einem Huegel festzusetzen und hiervon den Boiern sich gleichfalls belagern zu lassen, bis eine zweite von Rom gesandte Legion unter dem Praetor Lucius Atilius Heer und Stadt gluecklich befreite und den gallischen Aufstand fuer den Augenblick daempfte. Dieser voreilige Aufstand der Boier, der einerseits, insofern er Scipios Abfahrt nach Spanien verzoegerte, Hannibals Plan wesentlich gefoerdert hatte, war anderseits die Ursache, dass er das Potal nicht bis auf die Festungen voellig unbesetzt fand. Allein das roemische Korps, dessen zwei stark dezimierte Legionen keine 20000 Soldaten zaehlten, hatte genug zu tun, die Kelten im Zaum zu halten, und dachte nicht daran, die Alpenpaesse zu besetzen, d0ren Bedrohung man auch in Rom erst erfuhr, als im August der Konsul Publius Scipio ohne sein Heer von Massalia nach Italien zurueckkam, und vielüleicht selbst damals$ r, hatte das kuehne und feste Auftreten des dorthin gesandten roemischen Feldherrn Gnaeus Scipio ihm vereitelt. Nach Hannibals Uebergang ueber die Rhone war dieser nach Emporiae gesegelt und hatte sich zuerst der Kueste zwischen den Pyrenaeen und dem Ebro, dann nach Besiegung des Hanno auch des Binnenlandes bemaechtigt (536 218). Er hatte im folgenden Jahr (537 217) die karthagische Flotte an der Ebromuendung voellig geschlagen, hatte, nachdem sein Bruder Publius, der tapfere Verteidiger des Potals, mit Verstaerkung von 8000 Mann zu ihm gestossen war, sogar den Ebro ueberschritten und war vorgedrungen bis gegen Sagunt. Zwar hatte Hasdrubal das Jahr darauf (538 216), nachdem er au›s Afrika Verstaerkungen erhalten, den Versuch gemacht, den Befehl seines Bruders gemaess eine Armee ueber die Pyrenaeen zu fuehren; allein die Scipionen verlegten ihm den Uebergang ueber den Ebro und schlugen ihn vollstaendig, Átwa um dieselbe Zeit, wo in Italien Hannibal bei Cannae siegte. Die maechtige Voelkerschaft de$ len. Indes war diese Fuegsamkeit der Besiegten doch nicht bloss Geduld und Ergebung. Es gab noch in Karthago eine Patriotenpartei und an ihrer Spitze stand der Mann, der, wo immer das Schicksal ihn hinstellte, den Roemern furchtbar blieb. Sie hatte es nicht aufgegeben, unter Benutzýng der leicht vorauszusehenden Verwicklungen zwischen Rom und den oestlichen Maechten noch einmal den Kampf aufzunehmen und, nachdem der grossartige Plan Hamilkars und seiner Soehne wesentlich an der karthagischen Oligarchie gescheitert war, fuer diesen neuen Kampf vor allem das Vaterland innerlich zu erneuern. Die bessernde Macht der Not und wohl auch Hannibals klarer, grossartiger und der Menschen maechtiger Geist bewirkten politische und finanzielle Reformen. Die Oligarchie, die durch Erhebung der Kriminaluntersuchung gegen den grossen Feldherrn wegen absichtlich unterlassener Einnahme Roms und Unterschlagung der italischen Beute das Mass ihrer verbrecherischen Torheiten voll gemaht hatte - diese verfaulte Oligarchi$ ein guter Teil im Besitz der Koenige von Pergamon, und die Inseln und Kuestenstaedte teils aegyptisch, teils frei, so dass dem Grosskoenig hier wenig mehr blieb als das innere Kilikien, Phrygien und Lydien und eine grosse Anzahl nicht wohl zu realisierender Rchtstitel gegen freie Staedte und Fuersten - ganz und gar wie seiner Zeit die Herrschaft des deutschen Kaisers ausser seinem Hausgebiet bestellt war. Das Reich verzehrte sich in den vergeblichen Versuchen, die Aegypter aus den Kuestenlandschaften zu verdraengen, in dem Grenzhader mit den oestlichen êoelkern, den Parthern und Baktriern, in den Fehden mit den zum Unheil Kleinasiens daselbst ansaessig gewordenen Kelten, in den bestaendigen Bestrebungen, den Emanzipationsversuchen der oestlichen Satrapen und der kleinasiatischen Griechen zu steuern, und in den Familienzwisten und Praetendentenaufstaenden, an denen es zwar in keinem der Diadochenstaaten fehlt, wie ueberhaupt an keinem der Greuel, welche die absolute Monarchie in entarteter Zeit $ die gleich nach Alexanders Tode die makedonische Bes×tzung vertrieben hatten, waren durch ihre glueckliche Lage fuer Handel und Schiffahrt Vermittler des Verkehrs in dem ganzen oestlichen Mittelmeer geworden und die tuechtige Flotte wie der in der beruehmten Belagerung von 450 (304) bewaehrte Mut der Buerger setzten sie in den Stand, in jener Zeit ewiger Fehden aller gegen alle vorsichtig und energisch eine neut~ale Handelspolitik zu vertreten und wenn es galt zu verfechten; wie sie denn zum Beispiel die Byzantier mit den Waffen zwangen, den rhodischen Schiffen Zollfreiheit im Bosporos zu gestatten, und ebensowenig den pergamenischen Dynasten das Schwarze Meer zu sperren erlaubten. Vom Landkrieg hielten sie sich dagegen womoeglich fern, obwohl sie an der gegenueberliegenden karischen Kueste nicht unbetraechtliche Besitzungen erworben hatten, und fuehrten ihn, wenn es nicht anders sein konnte, mit Soeldnern. Nach allen Seiten hin, mit Syrakus, Makedonien und Syrien, vor allem aber mit Aegypten st$ auswaertige Buendnisse zu schliessen noch Krieg zu fuehren und keine anderen Schiffe zu halten als zwei offene Kaehne, endlich alles Raubgut wieder abzuliefern, den Roemern Geisln zu stellen und eine Kriegskontribution zu zahlen. Den spartanischen Emigranten wurden die Staedte an der lakonischen Kueste gegeben und diese neue Volksgemeinde, die im Gegensatz zu den monarchisch regierten Spartanern sich die der "freien Lakonen" nannte, angewiesen, in den Achaeischen Bund einzutreten. Ihr Vermoegn erhielten die Emigrierten nicht zurueck, indem die ihnen angewiesene Landschaft dafuer als Ersatz angesehen ward; wogegen verfuegt wurde, dass ihre Weiber und Kinder nicht wider deren Willen in Sparta zurueckgehalten werden sollten. Die Achaeer, obwohl sie durch diese Verfuegung ausser Argos noch die freien Lakonen erhielten, waren dennoch wenig zufrieden; sie hatten die Beseitigung des gefuerchteten und gehassten Nabis, die Rueckfuehrung der Emigrierten und die Ausdehnung der achaeischen Symmachie auf de$ enossen vor der Buergerschaft angestellten Rechenschaftsprozesse wenigstens in den politisch wichtigen Faellen durchgaengig ganz ebenso erfolglos geblieben sind wie die gegen Cato gerichteten Anklagen. Nicht viel mehr als diese Anklagen haben die Polizeigesetze gewirkt, welche namentlich zur Beschraenkung des Luxus und zur Herbeifuehrung eines sparsamen und ordentlichen Haushaltes in dieser Epoce in ungemeiner Anzahl erlassen wurden und die zum Teil in der Darstellung der Volkswirtschaft noch zu beruehren sein werden. Bei weitem praktischer und nuetzlicher waren die Versuche, dem einreissenden Verfall mittelbar zu steuern, unter denen die Ausweisungen von neuen Bauernhufen aus dem Domanirlland ohne Zweifel den ersten Platz einnehmen. Dieselben haben in der Zeit zwischen dem ersten und zweiten Kriege mit Karthago und wieder vom Ende des letzteren bis gegen den Schluss dieses Zeitabschnitts in grosser Anzahl und in bedeutendem Umfange stattgefunden; die wichtigsten darunter sind die Aufteilung der p$ s, noch laecherlicheres Quiproquo ist die Uebersetzung von aidoioisin ed/o/ka (ëd. 15, 373) durch lusi (Fest. v. affatim p. 11). Dergleichen ist auch geschichtlich nicht gleichgueltig; man erkennt darin die Stufe der Geistesbildung, auf der diese aeltesten roemischen versezimmernden Schulmeister standen; und nebenbei auch, dass dem Andronikos, wenn er gleich in Tarent geborenö war, doch das Griechische nicht eigentlich Muttersprache gewesen ---------------------------------------------- Indes diese Vorstufe der literarischen Entwicklung ward bald ueberschritten. Die Livischen Epen und Dramen galten den Spaeteren, und ohne Zweifel mit gutem Recht, gleich den daedalischen Statuen von bewegungs- und ausdrucksloser Starrheit mehr als Kuriositaeten denn als Kunstwerke. In der folgenden Generation aber baute auf den einmal festgestellten Grundlagen eine lyrische, epische und dramatische Kunst sich auf; und auch geschichtlich ist es von hoher Wichtigkeit, dieser poetischen Entwicklung zu folgen. Sowohl d$ ln; und wenn der edle Wetteifer der edelsten Athener die attische Buehne ins Leben gerufen hatte, so konnte die roemische, im ganzen genommen, nichts werden als eine Sudelkopie davon, bei der man nur sich wundert, dass sie im einzelnen noch so viel Anmut und Witz zu entfalten vermocht hat. ---------------------------------------------- ^9 Aus den plautinischen Prologen (Cas. 17; Amph. 65) darf auf eine Preisverteilung nicht geschlossen werden (Ritschl, Parerga, Bd. 1, S. 229); aber auch Trin. 706 kann sehr wohl dem griechischen Original, nicht dem Uebersetzer angehoeren, und das voellige Stillschweigen der Didaskalien und Prologe sowie der gesamten Ueberlieferung ueber Preisgerichte und Preise ist entscheidend. Dass an jedem Tage nur ein Stueck gegeben wird, folgt daraus, dass die Zuschauer am Beginn des Stuecks von Hause kommen (Poen. 10) und nach dem Ende nach Hause gehen (Epid. Pseud. Rud. Stich. Truc. aÓ. E.). Man kam, wie dieselben Stellen zeigen, nach dem zweiten Fruehstueck ins Theat3r und w$ sen betrübten Zeiten, wie ein Maulwurf, unter der Erde suchen muß: sie ist immer zur rechten Stunde da! Agnes. Ich kann mich selbst schützen, mein Vater! Was mir gestern abend widerfuhr, das raubte mir Sprache und Besinnung; wa mir jetzt widerfährt, gibt mir beides wieder! Das eine hätt' ich nicht für möglich gehalten, aber, bei Gott! das andere noch viel weniger! (Zu Törring.) Dies sagt dem Herzog von mir! Caspar Bernauer. Da ist er selbst! Neunte Szene Albrecht (tritt ein). Ja, da ist er! (Zu Agnes.) Ward er erwartet? Agnes (wendet sich ab). Albrecht. Agnes--wenn auf dem Wege zu dir ein Himmelswagen flammend vor mir niedergefahren wäre, jeder Radnagel ein Stern, ich wäre nicht eingestiegen, und du- Agnes. Gnädiger Herr--gestern fehlte mir der Mut Euch anzusehen, heute, dächt' ich, sollte er Euch fehlen! Albrecht. Was hab ich dir denn getan? Agnes. Nichts? Also das wäre nichts? Gnädiger Herr, so viel Ehre könnt Ihr mir gar nicht biHeten, und wenn Ihr mir die Krone aufsetztet, daß sie diese Sch$ ollt' ich übelnehmen! Da kommt ja gar nichts auf die Meinigen. (Heruntersteigend und dem aus dem Hintergrunde kommenden Gyges, dem das Volk noch immer zujubelt und Platz macht, entgegenschreitend.) Bescheiden bist du, das ist wahr! Du nimmst Nicht mehr, als da ist. Herr, ich kämpfte heut ‰Als Grieche, nicht als Gyges. Um so schlimmer Für uns, wenn du die neue Regel bist! Da tut's ja not, die alten Drachenhäute Hervorzusuchen und sie auszustopfen, Die, vom Herakles her, noch irgendwo Im Winkel eines Tempels faulen sollen, Dn Balg der Schlange mit den hundert Köpfen Und andres mehr, was euch erschrecken kann! Du hörst mich nicht! Doch! doch! Ei nein, ich seh's, Du bist zerstreut, du schielst zu jenen Mädchen Hinüber, sie bemerken's auch, schau hin, Die Kleine neckt die Große! Du wirst rot? Pfui, schäme dich! Mich dürstet, Herr! Dich dürstet? Das ist was andres! Wer so kämpft, wie du, Der hat das Recht auf einen guten Trunk, Und, wenn auch ohne Recht, i$ nd auf den Leib schießen konnte. Während Wehmüller diesen Stock zusammenrichtete, machte Lury ihm die lebhaftesten Vorstellungen wegen der Gefahr seiner Reise, aber er ließ sich nicht halten. "So rede wenigstens mit dem Bauer selbst", sprach Lury; das war Wehmüller zufrieden und ging, ganz zum Abmarsche fertig, hinab. Kaum aber waren sie in die Schenke getreten, als der Bauer zu ihm trat und, ihm den ärmel küssend, sagte: "Nu, gnädiger Herr, wie kommen wir schon wieder zusammen? Sie h.atten ja eine solche Eile nach Stuhlweißenburg, daß ich glaubte, Euer Gnaden müßten bald dort sein." Wehmüller verstand den Bauer nicht, der ihm versicherte, daß er ihn, mit derselben blechernen Büchse auf dem Rücken und demselben langen Stocke in der Hand, nach der ungarischen Grenze geführt habe, und zwar zu rechter Zeit, weil kurz nachher der Weg vom Pestkordon geschlossen worden sei, wobei der Mann ihm eine Menge einzelne Vorfälle der Reise erzählte, von welchen, wie vom ganzen, Wehmüller nichts begriff. Da aber endlic$ e Verbrämung von schwarzem Fuchspelz und mehrere tüchtige Wildbraten zugeschickt hatte. So wurde die Sache endlich stille; um aber in etwas auf meine Kosten zu kommen, legte ich eine Schenke unter der Eiche auf der Insel in dem Teiche an, wo seitherdie Bauern und Grenznachbarn aus der Gegend sich sonntags im Sommer viel einstelëen und den ledernen Stuhl, worauf Mores geschlafen, und an den ich ein Stück seines Schweifs, das ihm die Knechte in der Nacht abgehauen, genagelt habe, besehen; den Dudelsack habe ich flicken lassen, und mein Knecht, der den Wirt dort macht, pflegt oben in der Eiche, wo Mores gesessen, darauf den Gästen, die um den Baum tanzen, vorzuspielen. Ich habe schon ein schönes Geld da eingenommen, und wenn mich die Herrschaften einmal dort besuchen wollen, so sollen sie gewiß gut bedient werden. Diese Erzählung, welche der Kroat mit dem ganzen Ausdruck der Wahrheit vorgebracht hatte, wirkte auf die verschiedenste Weise in der Gesellschaft. Der Vizegespan, der Tiroler und die Wirtin hatten k$ ie alten Erinnerungen und die alten Gegensaetze verblasst waren. Der roemische Senat meinte die Zeit des allgemeinen Vergebens und Vergessens gekommen und entliess im Jahre 604 (150) die noch uebrigen der seit siebzehn Jahren in Italien konfinierten achaeischen Patrioten, deren Freigebung die achaeische Tagsatzung nicht aufgehoert hatte zu fordern. Dennoch irrte man sch. Wie wenig es den Roemern mit all ihrem Philhellenentum gelungen war, den hellenischen Patriotismus innerlich zu versoehnen, offenbarte sich in nichts so deutlich wie in der Stellung der Griechen zu den Attaliden. Koenig Eumenes II. war als Roemerfreund in Griechenland im hoechsten Grade verhasst gewesen; kaum aber war zwischen ihm und den Roemern eine Verstimmung eingetreNten, als er in Griechenland ploetzlich populaer ward; wie frueher von Makedonien erwartete der hellenische Euelpides den Erloeser aus der Fremdherrschaft jetzt von Pergamon. Vor allen Dingen aber stieg in der sich selbst ueberlassenen hellenischen Kleinstaaterei$ schen Staaten wiederaufzuheben und ueberhaupt gegen die Achaeer durchzugreifen. Schon einige Jahre zuvor (591 163) hatten dieselben die aetolische Stadt Pleuron aus ihrem Bund entlassen muessen; jetzt wurden sie angewiesen auf saemtliche seit dem Zweiten Makedonischen Krieg gemachte Erwerbungen, das heisst auf Korinth, Orchomenos, Argos, Sparta im Peloponnes und Herakleia am Ota, zu verzichten und ihren Bund wieder auf den Bestand am Ende des Hannibalischen Krieges zurueckzufuehren. Wie dies die achaeischen Abgeordneten vernahmen, stuermten sie sofort auf den Markt, ohne die Roemer auch nur auszuhoeren, und teilten die roemischen Forderungen der Menge mit, worauf der regierende und der regierte Poebel eionhellig beschloss, zu allervoerderst saemtliche in Korinth anwesende Lakedaemonier festzusetzen, da ja Sparta dies Unglueck ueber sie gebracht habe. Die Verhaftung erfolgte denn auch in der tumultuarischsten Weise, so dass Lakonername oder Lakonerschuhe als hinr³eichende Einsperrungsgruende ersch$ nen Untertanen umgebracht worden und dass der Urheber des Erbfolgkrieges nicht Jugurtha sei, sondern Adherbal. Selbst die leitenden Maenner im Senat erschraken vor dem Skandal; Marcus Scaurus suchte zu steuern; es war umsonst. Der Senat ueberging das Geschehene mit Stillschweigen und verfuegte, dass die beiden ueberlebenden Testamentserben das Reich zu gleichen Teilen erhalten und zur Verhuetung neuen Haders die Teilung durch eine Kommission des Senats vorgenommen werden solle. Sie kam; der Konsular Lucius Oimius, bekannt durch seine Verdienste um die Beseitigung der Revolution, hatte die Gelegenheit wahrgenommen, den Lohn fuer seinen Patriotismus einzuziehen, und sich an die Spitze dieser Kommission stellen lassen. Die Teilung fiel durchaus zu Jugurthas Gunsten und nicht zum Nachteil der Kommissarien aus; die Hauptstadt Cirta (Constœntine) mit ihrem Hafen Rusicade (Philippeville) kam zwar an Adherbal, allein eben dadurch ward ihm der fast ganz aus Sandwuesten bestehende oestliche Teil des Reiche$ fangen zu Der Senat kassierte zunaechst auch den zweiten Friedensvertrag - den È Oberbefehlshaber, der ihn abgeschlossen, dem Feinde auszuliefern, wie dies noch vor dreissig Jahren geschehen war, schien nach den neuen Begriffen von der Heiligkeit der Vertraege nicht ferner noetig -, und die Erneuerung des Krieges ward diesmal allen Ernstes beschlossen. Man uebergab den Oberbefehl in Afrika zwar wie natuerlich einem Aristokraten, aber noch einem der wenigen vornehmen Maenner, die militaerisch und sittlich der Aufgabe gewachsen waren. Die Wahl fiel auf Quintus Metellus. Er war wie die ganze maechtige Familie, der er angehoerte, seinen Grundsaetzen nach ein starrer und ruecksictsloser Aristokrat, als Beamter ein Mann, der es zwar sich zur Ehre rechnete, zum Besten des Staats Meuchelmoerder zu dingen, und was Fabricius gegen Pyrrhos tat, vermutlich als unpraktische Donquichotterie verlacht haben wuerde, aber doch ein unbeugsamer, weder der Furcht noch der Bestechung zugaenglicher Verwalter und ein ei$ ------------------ Die Gracchische Partei, welche diese transalpinischen Gebietserwerbungen veranlasste, wollte offenbar sich hier ein neues und unermessliches Gebiet fuer ihre Kolonisationsplaene eroÀffnen, das dieselben Vorzuege darbot wie Sizilien und Afrika und leichter den Eingeborenen entrissen werden konnte als die sizilischen und libyschen Aecker den italischen Kapitalisten. Der Sturz des Gaius Gracchus machte freilich auch hier sich fuehlbar in der Beschraenkung der Eroberungen und mehr noch der Stadtgruendungen; indes wenn die Absicht nicht in vollem Umfang erreicht ward, so ward sie doch auch nicht voellig vereitelt. Das gewonnene Gebiet und mehr noch die Gruendung von Narbo, welcher Ansiedelung der Senat vergeblich das Schicksal der karthagischen zu bereiten suchte, blieben als unfertige, aber den kuenftigen Nachfolger des Gracchus an ie Fortsetzung des Baus mahnende Ansaetze stehen. Offenbar schuetzte die roemische Kaufmannschaft, die nur in Narbo mit Massalia in dem gallisch-britanni$ mung hatten, freier zu agieren und die Entscheidung zu bringen. Die angesehensten roemischen Offiziere, wie zum Beispiel Gaius Marius, Quintus Catulus und die beiden im Spanischen Krieg erprobten Konsulare Titus Didius und Publius Crassus, stellten fuer diese Posten den Konsuln sich zur Verfuegung; und wenn man auf Seiten der Italiker nicht so gefeierte Namen entgegenzustellen hatte, so bewies doch der Erfolg, dass ihre Fuehrer den roemischen militaerisch in nicht nachstanden. --------------------------------------------------- 4 Die Schleuderbleie von Asculum beweisen, dass auch Öm Heere des Strabo die Gallier sehr zahlreich waren. 5 Wir haben noch einen roemischen Senatsbeschluss vom 22. Mai 676 (78), welcher dreien griechischen Schiffskapitaenen von Karystos, Klazomenae und Miletos fuer die seit dem Beginn des Italischen Krieges (664 90) geleisteten treuen Dienste bei ihrer Entlassung Ehren und Vorteile zuerkennt. Gleichartig ist die Nachricht Memnons, dass von Herakleia am Schwarzen Meer fuer d$ wenigstens so lange, als man dochZ mit den Asiaten zu tun hatte, gern einen Sieg ueber die Landsleute zu vermeiden und die ertraeglichste Loesung der leidigen Verwicklung darin zu finden, wenn die Revolutionsarmee in Asien, die der Oligarchie in Europa mit dem gemeinschaftlichen Feinde stritt. Mit dem Fruehling 669 (85) gab es in Europa wieder neue Arbeit. Mithradates, der in Kleinasien seine Ruestungen unermuedlich fortsetzte, hatte eine, der bei Chaeroneia aufgeriebenen an Zahl nicht viel nachstehende Armee unter Dorylaos nach Euboea gesandt; von dort war dieselbe in Verbindung mit den Ueberbleibseln der Armee des Archelaos ueber den Euripos nach Boeotien gegangen. Der pontische Koenig, der in den Siegen ueber die bithynische und die kappadokische Miliz den Massstab fand fuer die Leistungsfaehigkeit seiner Armee, begriff die unguenstige Wendöng nicht, die die Dinge in Europa nahmen; schon fluesterten die Kreise der Hoeflinge von Verrat des Archelaos; peremtorischer Befehl war gegeben, mit der $ on einer Anzahl Missvergnuegter ohne eigentlich politische Zwecke und nennenswerten Rueckhalt, die hauptsaechlich die Rueckberufung der Verbannten in gesetzlicher oder ungesetzlicher Weise durchzusetzen sich vorgenommen hatte. Cinna scheint in die Verschwoerung nur nachtraeglich und nur deshalb hineingezogen zu sein, weil die Intrige, d`e infolge der Beschraenkung der tribunizischen Gewalt zur Vorbringung ihrer Antraege einen Konsul brauchte, unter den Konsularkandidaten fuer 667 (87) in ihm das geeignetste Werkzeug ersah und dann ihn als den Konsul vorschob. Unter den in zweiter Linie erscheinenden Leitern der Bewegung fanden sich einige faehigere Koepfe, so der Volkstribun Gnaeus Papirius Carbo, der durch seine stuermische Volksberedsamkeit sich einen Namen gemacht hatte, und vor allem Quintus Sertorius, einer der talentvollsten roemischen Offiziere und in jeder Hinsicht ein vorzueglicher Mann, welcher seit seiner Bewrbung um das Volkstribunat mit Sulla persoenlich verfeindet und durch diesen H$ eunigte derselbe seinen Marsch, zur grossen Unzufriedenheit seiner Soldaten, welche nach ihrer Meinung Cotta nichts anging und die weit lieber ein unverteidigtes Land gepluendert als ihre Kameraden siegen gelehrt haetten. Sein Eintreffen machte vdie erlittenen Unfaelle zum Teil wieder gut: der Koenig hob die Belagerung von Kalchedon auf, ging aber nicht nach Pontos zurueck, sondern suedwaerts in die altroemische Provinz, wo er an der Propontis und am Hellespont sich ausbreitete, Lampsakos besetzte und die grosse und reiche Stadt Kyzikos zu belagern begann. Immer fester‡verrannte er sich also in die Sackgasse, die er eingeschlagen hatte, statt, was allein fuer ihn Erfolg versprach, die weiten Entfernungen gegen die Roemer ins Spiel zu bringen. In Kyzikos hatte die alte hellenische Gewandtheit und Tuechtigkeit sich so rein erhalten wie an wenigen anderen Orten; ihre Buergerschaft, obwohl sie in der ungluecklichen Doppelschlacht von Kalchedon an Schiffen und Mannschaft starke Einbusse erlitten hatte$ originellen und gesunden Menschenverstand in der Regel den Nagel auf den Kopf traf, war dieser junge kuehle Gelehrte, dem die Schulmeisterweisheit von den Lippen troff und den man immer mit dem Buche in der Hand sitzen sah, dieser Philosoph, der weder das Kriegs- noch sonst irgendein Handwerk verstand, dieser Wolkenwandler im Reiche der abstrakten Moral. Dennoch gelangte e zu sœittlicher und dadurch selbst zu politischer Bedeutung. In einer durchaus elenden und feigen Zeit imponierten sein Mut und seine negativen Tugenden der Menge; er machte sogar Schule, und es gab einzelne - freilich waren sie danach -, die die lebendige Philosophenschablone weiter kopierten und abermals karikierten. Auf derselben Ursache beruht auch sein politischer Einfluss. Da er der einzige namhafte Konservative war, der wo nicht Talent und Einsicht, doch Ehrlichkeit und Mut besass und immer bereitstand, wo es noetig und nicht noetig war, seine Person in die Schanze zu schlagen, so ward er, obwohl weder sein Alter noch sein$ okratie" entwickelt. ^5 Seine noch vorhandene Grabschrift lautet: Cn. Calpurnius Cn, f. Piso quaestor pro pr. ex s. c. provinciam Hispaniam citeriorem optinuit. --------------------E---------------------------------------- Inzwischen entwickelten die orientalischen Verhaeltnisse sich immer bedrohlicher fuer die Demokratie. Die Ordnung Syriens schritt rasch vorwaerts; schon waren von Aegypten Aufforderungen an Pompeius ergangen, daselbst einzuruecken und das Land fuer Rom einzuziehen; man musste fuerchten, demnaechst zu vernehmen, dass Pompeius selbst das Niltal in Besitz genommen habe. Eben hierdurch mag Caesars Versuh, sich geradezu vom Volke nach Aegypten senden zu lassen, um dem Koenige gegen seine aufruehrerischen Untertanen Beistand zu leisten, hervorgerufen worden sein; er scheiterte, wie es scheint, an der Abneigung der Grossen und Kleinen, irgend etwas gegen Pompeius' Interesse zu unternehmen. Pompeius' Heimkehr und damit die wahrscheinliche Katastrophe rueckten immer naeher; wie oft auch d$ usbreitete, als es bei seiner geringen Staerke nur irgend moeglich war, so blieb die Subsistenz seiner Armee doch schwierig und unsicher, waehrend die Feinde, im Besitz der Magazine von Dyrrhachion und Herren der See, Ueberfluss an allem hatten. Mit seinem vermutlich wenig ueber 20000 Mann starken Heer konnte er dem wenigstens doppelt so zahlreichen Pompeianischen keine Schlacht anbieten, sondern musste sich gluecklich schaetzen, dass Pompeius methodisch zu Werke ging und, statt sofort die Schlacht zu erzwingen, zwischen Dyrrhachion und Apollonia am rechten Ufer des Apsos, Caesar auf dem linken gegenueber, das Winterlager bezog, um mit dem Fruehjahr, nach dem Eintreffen der Legionen von Pergamon, mit unwiderstehlicher Uebermacht den Feind zu vernichten. So verflossen Monate. Wenn der Eintritt der besseren Jahrdeszeit, die dem Feinde starken Zuzug und den freien Gebrach seiner Flotte brachte, Caesar noch in derselben Lage fand, so war er, mit seiner schwachen Schar zwischen der ungeheuren Flotte u$ r zu Gunsten der Kleopatra ausfallen konnte und ausfiel, schickten zur Befriedigung der roemischen Forderungen die Schaetze der Tempel und das goldene Tischgeraet des Koenigs mit absichtlicher Ostentation zum Einschmelzen i die Muenze; mit tiefer Erbitterung schauten die aberglaeubisch frommen und der weltberuehmten Pracht ihres Hofes wie eines eigenen Besitzes sich erfreuenden Aegypÿer die nackten Waende ihrer Tempel und die hoelzernen Becher auf der Tafel ihres Koenigs. Auch die roemische Okkupationsarmee, welche durch den langen Aufenthalt in Aegypten und die vielen Zwischenheiraten zwischen den Soldaten und aegyptischen Maedchen wesentlich denationalisiert war und ueberdies eine Menge alter Soldaten des Pompeius und verlaufener italischer Verbrecher und Sklaven in ihren Reihen zaehlte, grollte Caesar, auf dessen Befehl sie ihre Aktion an der syrischen Grenze hatte einstellen muessen, und seiner Handvoll hochmuetiger Legionaere. Schon der Auflauf bei der Landung, als die Menge die roemischen B$ und Salzwasserreservoirs zur Aufbewahrung und Zuechtung von Fluss- und Seefischen, den Schnecken- un9 Siebenschlaeferzuechtungen, den Wildschonungen zur Hegung von Hasen, Kaninchen, Hirschen, Rehen und Wildschweinen und den Vogelhaeusern, in denen selbst Kraniche und Pfauen gehalten wurden, den Raum einer maessigen Stadt bedeckte. Aber der grossstaedtische Luxus macht auch manche fleissige Hand reich und ernaehrt mehr Arme als die almosenspendende Menschenliebe. Jene Vogelhaeuser und Fischteiche der vornehmenbHerren waren natuerlich in der Regel eine sehr kostspielige Liebhaberei. Allein extensiv und intensiv hatte diese Wirtschaft sich so hoch entwickelt, dass zum Beispiel der Bestand eines Taubenhauses bis auf 100000 Sesterzen (7600 Taler) geschaetzt ward; dass eine rationelle Maestungswirtschaft entstanden war und der in den Vogelhaeusern gewonnene Duenger landwirtschaftlich in Betracht kam; dass ein einziger Vogelhaendler auf einmal 5000 Krammetsvoegel - denn auch diese wusste man zu hegen - $ s Statthalter des Jenseitigen Spaniens den Glaeubigern zwei Drittel der Einnahmen ihrer Schuldner zugewiesen, um daraus sich bezahlt zu machen. Aehnlich hatte schon Lucius Lucullus als Statthalter von Kleinasien einen Teil der masslos angeschwollenen Zinsrestegeradezu kassiert, fuer den uebrigen Teil die Glaeubiger angewiesen auf den vierten Teil des Ertrages der Laendereien ihrer Schuldner sowie auf eine angemessene Quote der aus Hausmiete oder Sklavenarbeit denselben zufliessenden Nutzungen. Es ist nicht ueberliefert, dass Caesar nach dem Buergerkrieg aehnliche allgemeine Schuldenliquidationen in den Provinzen veranlasst haette; doch kann es, nach dem eben Bemerkten und nach dem, was fuer Italien geschah, kaum bezweifelt werden, dass Caesar daraufp ebenfalls hingearbeitet hat oder dies wenigstens in seinem Plan lag. Wenn also der Imperator, soweit Menschenkraft es vermochte, die Provinzialen der Bedrueckungen durch die Beamten und Kapitalisten Roms entlastete, so durfte man zugleich von der durc$ nleben der vornehmen Welt widerspiegelt; aber {wo der Schreiber auf sich selbst angewiesen ist, wie im Exil, in Kilikien und nach der Pharsalischen Schlacht, ist sie matt und leer, wie nur je die Seele eines aus seinen Kreisen verschlagenen Feuilletonisten. Dass ein solcher Staatsmann und ein solcher Literat auch als Mensch nicht anders sein konnte als von schwach ueberfirnisster Oberflaechlichkeit und Herzlosigkeit, ist kaum noch noetig zu sagen. Sollen wir den Redner noch schildern? Der grosse Schriftsteller ist doch auch ein grosser Mensch; und vor allem dem grossen Redner stroemt die Ueberzeugung und die Leidenschaft klarer und brausender aus den Tiefen der Brust hervor als den duerfjigen vielen, die nur zaehlen und nicht sind. Cicero hatte keine Ueberzeugung und keine Leidenschaft; er war nichts als Advokat und kein guter Advokat. Er verstand es, seine Sacherzaehlung anekdotenhaft pikant vorzutragen, wenn nicht das Gefuehl, doch die Sentimentalitaet seiner Zuhoerer zu erregen und durch Witze$ dis. 5] Interim non dissipat politiam aut oeconomiam, sed maxime postulat conservare tamquam ordinationes Dei et in talibus ordinationibus exercere caritatem. 6] Itaque necessario debent Christiani obedire magistratibus suis et legibus; 7] nisi quum iubent peccare, tunc enim magis debent obedire Deo quam hominibus. Act. 5, 29. Art. XVII. De Christi Reditu ad Iudicium. 1] Item docent, quod Christus apparebit in consummatione mundi ad iudicandum, 2] et mortuos omnes resuscitabit, piis et electis dabit vitam aeternam et perpetua gaudia, 3] impios autem homines ac diabolos condemnabit, ut sine fine 4] Damnant Anabaptistas, qui sentiunt hominibus damnatis ac diabolis finem poenarum futurum esse. 5] Damnant et alios, qui nunc spargunt7Iudaicas opiniones, quod ante resurrectionem mortuorum pii regnum mundi occupaturi sint, ubique oppressis impiis. Art. XVIII. De Libero Arbitrio. 1] De libero arbitrio docent, qÑod humana voluntas habeat aliquam libertatem ad efficiendam civilem iustitiam et deligendas res rationi sub$ glicher sein eigen Weib, und eine jegliche habe ihren eigenen Mann." Dazu dringt, zwingt und treibt nicht allein Gottes Gebot, sondern auch gottes Geschoepf und Ordnung alle die zum Ehestand, die ohne sonderes [besonderes] Gotteswerk mit der Gabe der Jungfrauschaft nicht begnadet sind, laut dieses Spruchs Gottes selbst Genó 2, 18: "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; wir wollen ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei." Was mag man nun dawider aufbringen? Man ruehme das Geluebde und Pflicht, wie hoch man wolle, an mutze es auf, als [so] hoch man kann, so mag [kann] dennoch nicht erzwingen, dass Gottes Gebot dadurch aufgehoben werde. Die Doctores sagen, dass die Geluebde, auch wi‰er des Papsts Recht, unbuendig [nicht verbindlich] sind, wieviel weniger sollen sie denn binden, Statt und Kraft haben wider Gottes Gebot! Wo die Pflichten der Geluebde keine anderen Ursachen haetten, dass sie moechten aufgehoben werden, so haetten die Paepste auch nicht dawider dispensiert oder erlaubt. Denn es gebuehrt kei$ sere Geschichte, und den Diskurs, wodurch er den Agathon von seinem liebenswuerdigen und tugendhaften Enthusiasmus zu heilen, und zu einer Denkungsart zu bringen hofft, welche er nicht ohne guten Grund fuer geschickter haelt, sein Glueck in der Welt zu machen. Leute, die aus gesunden Augen gerade vor sich hin sehen, wuerden ohne unser Erinnern aus dem ganzen Zusammenhang unsers Werkes, und aus der Art, wie wir bei aller Gelegenheit von diesem Sophisten und seinen Grundsaetzen reden, ganz deutlich eingesehenÿhaben, wie wenig wir dem Mann und dem System guenstig sind; und ob es sich gleich weder fuer unsere eigene Art zu denken, noch fuer den Ton und die Absicht unsers Buches geschickt haette, mit dem heftigen Eifer gegen ihn auszubrechen, welcher einen jungen Magister treibt, wenn er, um sich seinem Consistorio zu einer guten Pfruende zu empfehlen, gegen einen Tindal oder Bolingbroke zu Feldà zieht: So hoffen wir doch bei vernuenftigen und ehrlichen Lesern keinen Zweifel uebrig gelassen zu haben, dass wir den$ hysikalische der Liebe das beste davon sei, werden ohne Bedenken eingestehen, dass der Besitz, oder (um unsern Ausdruck genauer nach ihren Ideen zu bestimmen) der Genuss einer so schoenen Frau als Danae war, an sich selbst betrachtet die vollkommenste Art von Vergnuegungen in sich schliesse, deren unre Sinnen faehig sind; eine Wahrheit, welche, ungeachtet einer Art von stillschweigender uebereinkunft, dass man sie nicht laut gestehen wolle, von allen Voelkern und zu allen Zeiten so allgemein anerkannt worden ist, dass Carneades, Sextus, Cornelius Agrippa, und Bayle selbst sich nicht getrauet haben, sie in Zweifel zu ziehen. Ob wi nun gleich nicht Mut genug besitzen, gegen einen so ehrwuerdigen Beweis als das einhellige Gefuehl des ganzen menschlichen Geschlechts abgibt, oeffentlich zu behaupten, dass diejenigen Vergnuegungen der Liebe, welche der Seele eigen sind, den Vorzug vor jenen haben: So werden doch nicht wenige mit uns einstimmig sein, dass ein Liebhaber, der selbst eine Seele hat, im Besitz der scho$ h einigen vorbereitenden Liebkosungen, womit sie ihre Dankbarkeit bestaetigte, fing Agathon die folgende Erzaehlung an: SIEBENTES BUCH ERSTES KAPITEL Die erste Jugend des Agathons "Ich war schon achtzehn Jahre alt, eh ich denjenigen kannte, dem ich mein Dasein zu danken habe. Von der ersten Kindheit an, in den Hallen des delphischen Tempels erzogen, war ich gewoehnt, die Priester des Apollo mit diesen kindlichen Empfindungen anzusehen, welche das erste Alter ueber alle, die fuer unsre Erhaltung Sorge tragen, zu ergiessen pflegt. Ich war noch ein kleiner Knabe, als ich schon mit dem geheiligten Gewand, welches die jungen Diener des Gottes von den Sklaven der Priester unterschied, bekleidet, und zum Dienst des Tempels, wozu ich gewidmet war, zubereitet Wer Delphi gese*hen hat, wird sich nicht verwundern, dass ein Knabe von gefuehlvoller Art, der beinahe von der Wiegn an daselbst erzogen worden, unvermerkt eine Gemuetsbildung bekommen muss, welche ihn von den gewoehnlichen Menschen unterscheidet. Ausser der b$ zugegeben sind?--Bin ich nicht ein Grieche? Und wenn mich mein Vaterland nicht erkennen will, bin ich nicht ein Mensch? Ist nicht die Erde mein Vaterland? Und gibt mir nicht die Natur ein unverlierbares Recht an Erhaltun= und jedes wesentliche Stueck der Glueckseligkeit, sobald ich meine Kraefte anwende die Pflichten zu erfuellen, die mich mit der Welt verbinden?'--Diese Gedanken beschaemten meine Traenen, und richteten mein Herz wieder auf. Ich fing an, die Mittel zu ueberlegen, die ich in meiner Gewalt hatte, mich in bessere Umstaende zu setzen; als ich einen Mann von mittlerm Alter gegen mich herkommen sah, dessen Ansehen und Miene mir beim ersten Anblick Zutrauen und Ehrerbietung einfloessten. Ich raffte mich sogleich vom Boden auf, und beschloss mit mir _selbst, ihn anzureden, ihm meine Umstaende zu entdecken, und mir seinen Rat auszubitten. Er kam mir zuvor.--'Du scheinest vom Weg ermuedet zu sein, junger Fremdling', sagte er zu mir, mit einem Ton, der ihm sogleich mein Herz entgegen wallen macht$ , der seine Entschliessungen bestimmt Sechstes Kapitel: Betrachtungen, Schluesse uCnd Vorsaetze Siebentes Kapitel: Eine oder zwo Digressionen Neuntes Buch Ersts Kapitel: Veraenderung der Szene. Charakter der Syracusaner, des Dionysius und seines Hofes Zweites Kapitel: Charakter des Dion. Anmerkungen ueber denselben. Eine Digression Drittes Kapitel: Eine Probe, dass die Philosophie so gut zaubern koenne, als die Liebe Viertes Kapitel: Philistus und Timocrates Fuenftes Kapitel: Agathon wird der Guenstling des Dionysius Zehentes Buch Erstes Kapitel: Von Haupt--und Staats-Aktionen. Betragen Agathons am Hofe des Koenigs Dionys Zweites Kapitel: Beispiele, dass nicht alles, was gleisst, Gold ist Drittes Kapitel: Grosse Fehler wider die Staats-Kunst, welche Agathon beging--Folgen davon Viertes Kapitel: Nachricht an den Leser Fuenftes Kapitel:$ n waeren. Allein es bedarf dieser Urkunden nicht, um das was wir gesagt haben zu rechtfertigen. Sehen wir nicht den ehrwuerdigen Solon noch in seinem hohen Alter, in Versen welche des Alters eines Voltaire wuerdig sind, von sich selbst gestehen, "dass er sich aller andern Beschaeftigungen begeben habe, um den Rest seines Lebens in Gesellschaft der Venus, des Bacchus und der Musen auszuleben, der einzigen Quellen der Freuden der Sterblichen?" Sehen wir nicht den weisen Socrates kein Bedenken tragen, in Gesellschaft seiner jungen Freunde, der schoenen und gefaelligen Theodota einen Besuch zu machen, u ueber ihre von einem aus der Gesellschaft fuer unbeschreiblich angepriesene Schoenheit den Augenschein einzunehmen? Sehen wir nicht, dass er seiner Weisheit nichts zu vergeben glaubt, indem er diese Theodota, auf eine scherzhafte Art in der Kunst Liebhaer zu fangen unterrichtet? War er nicht ein Freund und Bewunderer, ja, wenn Plato nicht zuviel gesagt hat, ein Schueler der beruehmten Aspasia, deren Haus, unge$ rsten Minister des Dionys, das Haupt einer Konspiration gegen ihn, an welcher alle diejenigen Anteil nahmen, die aus edlern oder eigennuetzigern Bewegursachen, mit der gegenwaertigen Verfassung unzufrieden waren. Agathon entwarf einen Plan, wie die ganze Sache gefuehrt werden sollte; und dieses setzte ihn in einen geheimen Briefwechsel mit Dion, wodurch die bessere Meinung, welche einer von dem andern zu fassen angefagen hatte, immer mehr befestiget wurde. Der Hof, in Lustbarkeiten und ein wolluestiges Vergessen aller Gefahren versunken, beguenstigte den Fortgang der Konspiration durch eine Sorglosigkeit, welche so wenig natuerlich schien, dass die Zusammenverschwornen dadurch beunruhiget wurden. Sie verdoppelten ihre Wachsamkeit, und (was bei Unternehmungen von dieser Art am meisten zu bewundern, und dennoch sehr gewoehnlich ist) ung)achtet der grossen Anzahl derjenigen, die um das Geheimnis wussten, blieb alles so verschwiegen, dass dem Ansehen nach niemand auf einigen Argwohn verfallen waere, wenn nicht $ ren Benennungen diese und keine andere Idee entspricht. Und weil von diesen Wesen die wenigsten ihrer Natur nach geschickt waren, die Rollen freier Wesen ueber sich zu nehmen, so erweiterte man lieber die Schranken ihrer Natur und machte sie, Ónter gewissen wahrscheinlichen Voraussetzungen, dazu geschickt. Man hoert: Britannicus und Nero. Wie viele wissen, was sie hoeren? Wer war dieser? Wer jener? In welchem Verhaeltnisse stehen sie gegeneinander?--Aber man hoert: der Wolf und das Lamm; sogleich weiss jeder, was er hoeret, und weiss, wie sich das eine zu dem andern verhaelt. Diese Woerter, welche stracks ihre gewissen Bilder in uns erwecken, befoerdern die anschauende Erkenntnis,P die durch jene Namen, bei welchen auch die, denen sie nicht unbekannt sind, gewiss nicht alle vollkommen ebendasselbe denken, verhindert wird. Wenn daher der Fabulist keine vernuenftigen Individua auftreiben kann, die sich durch ihre blosse Benennungen in unsere Einbildungskraft schildern, so ist es ihm erlaubt, und er hat Fu$ individuellen Dingen, auf welche die Reduktion geschehen kann. Wie ist diese von jungen Leuten zu verlangen? Man muesste dem Rate eines neuern Schriftstellers folgen, den ersten Anfang ihres Unterrichts mit der Geschichte der Natur zu machen und diese in der niedrigsten Klasse allen Vorlesungen zum Grunde zu legen[2]. Sie enthaelt, saºgt er, den Samen aller uebrigen Wissenschaften, sogar die moralischen nicht ausgenommen. Und es ist kein Zweifel, er wird mit diesem Samen der Moral, den er in der Geschichte der Natur gefunden zu haben glaubet, nicht auf die blossen Eigenschaften der Tiere, und anderer geringern Geschoepfe, sondern auf die aesopischen Fabeln, welche auf diese Eigenschaften gebauet werden, gesehen haben. {Fussnote 2: Briefe die neueste Litteratur betreffend. 1. Teil, S. 58.} Aber auch alsdenn noch, wenn es dem Schueler an dieser weitlaeuftigen Kenntnis nicht mehr fehlte, wuerde ma ihn die Fabeln anfangs muessen mehr finden als erfinden lassen; und die allmaehlichen Stufen von diesem Finden$ err Andrea, nur dass ich das Kind hatte, das nichts von dem Jammer begriff, ausser dass es schlecht ass und ueber Tag heiss hatte; aber dennoch sang es, um mich lustig zu machen, dass mich's vollends angriff, die Traenen zu verhalten. Erst im dritten Monat wurden wir herausgeholt, es hiess, der Glasblaeser Orso Danieli sei rin Mailand am Fieber gestorben, und wir koennten nach Hause gehen. Ich habe es auch von anderen gehoert--aber wer das glaubt, kennt die Signoria nicht. Gestorben? Stirbt man auch, wenn man Frau und Kind unter den Bleidaechern sitzen hat und sie herausholen soll? Und was meint Ihr, dass aus Eurem Mann geworden sei? fragte der Fremde. Sie sah mit einem Blick ihm ins Gesicht, der ihn daran gemahnte, dass die arme Frau lange Wochen unter den Bleidaechern gelebt hatte. Es ist nicht richtig, sagte sie. Mancher lebt und k9mmt doch nicht wieder, und mancher ist tot und kommt doch wieder. Aber davon wollen wir schweigen. Ja, wenn ich es Euch sagte, wer steht mir dafuer, dass Ihr nicht hingeh$ erzigen Wagnisses vernahm, sank ich nur auf einen Augenblick in die alte dumpfe Resignation zurueck. Im naechsten Augenblick drang es wie ein Feuerstrom durch alle meine Sinne. Der Entschluss stand fest, das Werk, das Ihr auf dem offenen Wege des Rechts und des Gesetzes nicht hattet vollbringen koennen, auf dem Wege der Gewalt und einer furchtbaren Notwehr, mit dem Arm des unsichtbaren Richters und Raechers zum Heil meines teuren Vaterlandes hinauszufuehren. "Ich habe diesen Entschluss seither unablaessig geprueft und meine Absicht unstraeflich gefundemn. Ich bin mir heilig bewusst, dass nicht Hass gegen die Personen, nicht Rache fuer erlittenes Leid, nicht einmal der gerechte Gram um das Weh, das meinen Lieben widerfahren, meinen Arm gegen die Gewaltherren bewaffnet. Was mich bewegt, fuer ein ganzes in Knechtschaft versunkenes Volk als Retter aufzutreten und einzeln den Spruch zu vollstrecken, der¬ zu anderen Zeiten vom Gesamtwillen einer freien Nation ueber ungerechte, dem Arm des Richters unerreichbare$ nd viele Monate verflossen. Einsam und traurig lebe ich als Einsiedlerin in diesm Gemaeuer, verabscheut von der Welt, selbst den Tieren ein Greuel; die schoene Natur ist vor mir verschlossen; denn ich bin blind am Tage, und nur, wenn der Mond sein bleiches Licht ueber dies Gemaeuer ausgiesst, faellt der verhuellende Schleier von meinem Auge." Die Eule hatte geendet und wischte sich mit dem Fluegel wieder die Augen aus, denn die Erzaehlung ihrer Leiden hatte ihr Traenen entlockt. Der Kalif war bei der Erzaehlung der Prinzessin in tiefes Nachdenken versunken. "Wenn mich nicht alles taeuscht", sprach er, "Qso findet zwischen unserem Unglueck ein geheimer Zusammenhang statt; aber wo finde ich den Schluessel zu diesem Raetsel?" Die Eule antwortete ihm: "O Herr! Auch mir ahnet dies; denn es ist mir einst in meiner fruehesten Jugend von einer weisen Frau prophezeit worden, dass ein Storch mir ein grosses Glueck bringen werde, und ich wuesste vielleicht, wie wir uns retten koennten." Der Kalif war sehr erstaunt u$ der Sklaven mussten sie a] Land rudern, um sie dort zu verscharren. Sie erzaehlten, als sie zurueckkamen, die Toten haetten ihnen die Muehe des Begrabens erspart, indem sie, sowie man sie auf die Erde gelegt habe, in Staub zerfallen seien. Wir fuhren fort, die Toten abzusaegen, und bis vor Abend waren alle an Land ge›bracht. Es war endlich keiner mehr an Bord als der, welcher am Mast angenagelt war. Umsonst suchten wir den Nagel aus dem Holze zu ziehen, keine Gewalt vermochte ihn auch nur ein Haarbreit zu verruecken. Ich wusste nicht, was anzufangen war; man konnte doch nicht den Mastbaum abhauen, um ihn ans Land zu fuehren. Doch aus dieser Verlegenheit half Muley. Er liess schnell einen Sklaven an Land rudern, um einen Topf mit Erde zu bringen. Als dieser herbeigeholt war, sprach der Zauberer geheimnisvolle Worte darueber aus und schuettete die Erde auf das Haupt des Toten. Sogleich schlug dieser die Augen auf, holte tief Atem, und die Wunde des Nagels in seiner Stirne fing an zu bluten. Wir zogen $ hmuck und ihre Kleider zusammen und folgten Mustapha; die beiden Raeuber schlugen indes Orbasan vor, zu pluendern, was man faende; doch dieser verbot es ihnen und sprach: "Man soll nicht von Orbasan sagen koennen, dass er nachts in die Haeuser steige, um Gold zu stehlen!" Mustapha und die Geretteten schluepften schnell in die Wasserleitung, wohin ihnen Orbasan sogleich zu folgen versprach. Als jene in die Wasserleitung inabgestiegen waren, nahmen Orbasan und einer der Raeuber den Kleinen und fuehrten ihn hinaus in den Hof; dort banden sie ihm eine seidene Schnur, die sie deshalb mitgenommen hatten, um den Hals und hingen ihn an der hoechsten Spitze des Brunnens auf. Nachdem sie so den Verrat des Elenden bestraft hatten, stiegen sie selbst hinab in die Wasserleitung und folgten Mustapha. Mit Traenen dankten die beiden ihrem edelmuetigen Retter Orbasan; doch dieser trieb sie eileqds zur Flucht an, denn es war sehr wahrscheinlich, dass sie Thiuli-Kos nach allen Seiten verfolgen liess. Mit tiefer Ruehrung tr$ rden. Noch erscåallte der Palast des Kaisers von Marokko von dem Schmerzgeschrei des Patienten, als die Nachricht einlief, Hund und Pferd seien wiedergefunden. Aline ueberraschte man in der Gesellschaft einiger Moepse, sehr anstaendiger Leute, die sich aber fuer sie, als Hofdame, durchaus nicht schickte, und Emir hatte, nachdem er sich muede gelaufen, das duftende Gras auf den gr„uenen Wiesen am Bache Tara wohlschmeckender gefunden als den kaiserlichen Hafer; gleich dem ermuedeten fuerstlichen Jaeger, der, auf der Parforcejagd verirrt, ueber dem schwarzen Brot und der Butter in der Huette des Landmanns alle Leckereien seiner Tafel vergisst. Muley Ismael verlangte nun von Abner eine Erklaerung seines Betragens, und dieser sah sich nun, wiewohl etwas spaet, imstande, sich zu verantworten, was er, nachdem er vor seiner Hoheit Thron dreimal die Erde mit der Stirne beruehrte, in folgenden Worten tat: "Grossmaechtigster Kaiser, Koenig der Koenige, Herr des Besten, Stern der Gerechtigkeit, Spiegel der Wahrheit, Ab$ hn nicht vor euch, den alten Suender, der, waehrend er die Seife anruehrt, viel schwatzt und gerne verbotenen Wein trinkt? Sehet ihr ihn nicht, wie er dem snderbaren Kunden das Barbierschuesselchen unterhaelt und--den kalten Schaedel beruehrt? Nicht minder gut, wenn auch nur angedeutet, ist der Sohn des Baeckers, der verschmitzte Junge, und der Bratenmacher Yanakil. Ist nicht das Ganze eine ununterbrochene Reihe komischer Szenen, scheint nicht der Gang der Geschichte, so ungewoehnlich er ist, sich ganz natuerlich zu fuegen? Und warum? Weil die einzelnen Figuren richtig gezeichnet sind und aus ihrem ganzen Wesen alles so kommen muss, wie es wirklich "Wahrlich, Ihr habt recht!" erwiderte der junge Kaufmann, "ich habe mir nie Zeit genommen, so recht darueber nachzudenken, habe alles nur so gesehen und an mir voruebergehen lassen, habe mich an dem einen ergoetzt, dasandere langweilig gefunden, ohne gerade zu wissen, warum. Aber Ihr gebt uns da einen Schluessel, der uns das Geheimnis oeffnet, einen Probierste$ iel ist gewiss, dass er noch jetzt in solchen Sturmnae,hten im Tannenbuehl, wo man nicht hauen soll, ueberall die schoensten Tannen aussucht, und müin Vater hat ihn eine vier Schuh dicke umbrechen sehen wie ein Rohr. Mit diesen beschenkt er die, welche sich vom Rechten abwenden und zu ihm gehen; um Mitternacht bringen sie dann die G'stair ins Wasser, und er rudert mit ihnen nach Holland. Aber waere ich Herr und Koenig in Holland, ich liesse ihn mit Kartaetschen in den Boden schmettern; denn alle Schiffe, die von dem Hollaender-Michel auch nur einen Balken haben, muessen untergehen. Daher kommt es, dass man von so vielen Schiffbruechigen hoert; wie koennte denn sonst ein schoenes, starkes Schiff, so gross als eine Kirche, zugrund gehen auf dem Wasser? Aber so oft Hollaender-Michel in einer Sturmnacht im Schwarzwald eine Tanne faellt, springt eine seiner alten aus den Fugen des Schiffes; das Wasser dringt ein, und das Schiff ist mit Mann und Maus verloren. Das ist die Sage vom Hollaender-Michel, und wahr i$ ssen Tisch an, ging dann hinaus und kam bald m°it einem Krug Wein und Glaesern wieder. Er goss ein, und nun schwatzten sie, und Hollaender-Michel erzaehlte von den Freuden der Welt, von fremden Laendern, schoenen Staedten und Fluessen, dass Peter, am Ende grosse Sehnsucht danach bekommend, dies auch offen dem Hollaender "Wenn du im ganzen Koerper Mut und Kraft, etwas zu unternehmen, hattest, da konnten ein paar Schlaege des dummen Herzens dich zittern machen; und dann die Kraenkungen der Ehre, das Unglueck, wozu soll sich ein vernuenftiger Kerl um dergleichen bekuemmern? Hast du's im Kopfe empfunden, als dich letzthin einer einen Betrueger und schlechten Kerl nannte? Hat es dir im Magen wehe getan, als der Amtmann kam, dich aus dem Haus zu werfen? Was, sag an, was hat dir wehe getan?" "Mein Herz", sprach Peter, indem er die Hand auf die pochende Brust presste, denn es war ihm, als ob sein Herz sich aengstlich hin und her "Du hast, nimm es mir nicht uebel, hundert Gulden an schlechte Bettle7r und anderes G$ rzudraengen schienen. Besondere Anziehung aber uebte der grosse geschnitzte Altarschrank im Chor der Kirche, auf dem in bemalten Figuren die Leidensgeschichte Christi dargestellt war; so seltsam wilde Gesichter, wie das des Kaiphas oder die der Kriegsknechte, welche in ihren goldenen Harnischen um des Gekreuzigten Oantel wuerfelten, bekam man draussen im Alltagsleben nicht zu sehen; troestlich damit kontrastierte nur das holde Antlitz der am Kreuze hingesunkenen Maria; ja, sie haette leicht mein Knabenherz mit ener phantastischen Neigung bestricken koennen, wenn nicht ein anderes mit noch staerkerem Reize des Geheimnisvollen mich immer wieder von ihr abgezogen haette. Unter all diesen seltsamen oder wohl gar unheimlichen Dingen hing im Schiff der Kirche das unschuldige Bildnis eines toten Kindes, eines schoenen, etwa fuenfjaehrigen Knaben, der, auf einem mit Spitzen besetzten Kissen ruhend, eine weisse Wasserlilie in seiner kleinen bleichen Hand hielt. Aus dem zarten Antlitz sprach neben dem Grauen des Tode$ dasselbig Haus mit den zwo Linden an der Ecken von Markt und Kraemerstrasse, worin ich, nachdem es durch meines lieben Bruders Hintritt mir angestorben, anitzt als alter Mann noch lebe und der Wiedervereinigung mit den vorangegangenen Lieben in Demuth entgegenharre Meine Werkstaette hatte ich mir in dem grossen Pesel der Witwe eingerichtet; es war dorten ein gutes Oberlicht zur Arbeit, und bekam alles gemacht und gestellet, wie ich es verlangen mochte. Nur dass die gute Frau selber gar zu gegenwaertig war; denn allaugenblicklich kam sie draussen von ihrem Schanktisch zu mir hergetrottet mit ihren Blec÷gemaessen in der Hand; draengte mit ihrer Wohlbeleibtheit mir auf den Malstock und roch an meinem Bild herum; gar eines Vormittages, da ich soeben den Kopf des Lazarus untermalet hatte, verlangte sie mit viel ueberfluessigen Worten, der auferweckte Mann solle das Antlitz ihres Seligen zur Schau stellen, obschon ich diesen Seligen doch niemalen zu Gesicht bekommen, von meinem Bruder auch vernommen hatte, dass se$ aus gestanden; aber anno 34 bei der grossen Fluth trieb es gleich hundert anderen in den grimmen Wassern; auf der einen Haelfte des Daches ward ich an diesen Strand geworfen, auf der anderen fuhren Vater und Bruder in die Ewigkeit hinaus." Ich dachte: 'So stehet die Kirche wohl am rechten Oürt; a#ch ohne den Pastor wird hier vernehmentlich Gottes Wort geprediget.' Der Knabe, welchen letzterer auf den Arm genommen hatte, hielt dessen Nacken mit beiden Aermchen fest umschlungen und drueckte die zarte Wange an das schwarze baertige Gesicht des Mannes, als finde er so den Schutz vor der ihn schreckenden Unendlichkeit, die dort vor unseren Augen ausgebreitet lag. Als wir in das Schiff der Kirche eingetreten waren, betrachtete ich mir die alten Bildnisse und sahe auch einen Kopf darunter, der wohl eines guten Pinsels werth gewesen waere; jedennoch war es alles eben Pfennigmalerei, und sollte demnach der Schueler van der Helsts hier in gar sondere Gesellschaft kommen. Da ich solches eben in meiner Eitelkeit bedachte$ t' er meiner Rede Und tat auch was ihm riet mein treuer Mund So folgsam, so ein Kind, und doch ein Mann. Doch hier ist er verwandelt ganz und gar Verwandelt gleich--uns allen, sagt' ich schier, Vom gift'gen Anhauch dieses Zauberbodens. O dieses Weib! Mir graut denk' ich an sie. Wie sie so dastand mit den dunkeln Brauen Gleich Wetterwolken an der finstern Stirn, Das Augenlid gesenkt, im duestern Sinnen: Nun hob sich's und wie Wetterleuchten fuhr Der Blick hervor und fasst' und schlug und traf.-- Ihn traf er!--Nu die Goetter moegen's wenden. Was bringen dort die Beiden. Griechen sind's. Ein Weib! Gebunden! Memmen ihr!--Holla! Zwei Griechen (treten auf,) Gora (mit gebundenen Haenden in ihrer Mitte.) Was ist? Was bindet ihr das Weib!--Gleich loest Iie! Das Weib da kam an unsre Vorwacht, Herr Und fragte nach--nu nach der Kolcherin Die heut wir fingen. Ha Sklav', Medea ist's, Des Kolcherfuersten ochter. Wo habt ihr sie? Wir wollten sie nicht lassen, dass sie nicht Dem Feinde Kundschaft gaeb' von unsrer Lagrun$ e eines moralischen Unbehagens, aber niemand spricht, jeder Mund ist geschlossen. Erst der Geist, der sich in der preussischen Verfassung offenbaren wird, kann den Widerspruch wecken, und wenn nicht alle Zeichen truegen, so wird dieser Widerspruch der lebhafteste werden, da er im Interesse der innersten Prinzipien des Liberalismus geltend gemacht werden muss. Die nachfolgenden Bemerkungen sollen diese Besorgnis rechtfertigen. Welches Beduerfnis hat den Wunsch nach Verfassungen veranlasst? Unstreitig das Beduerfnis eines gesicherten Rechtszustandes. Wlches Recht ist unsrer Zeit angemessen? Die Tradition? Das alte Herkommen? Uebereinkuenfte ueber das, was man sich gegenseitig leisten und so fuer Recht ansehen wolle? Oder ein Recht, das auch das Ziel der alten Handvesten und Vertraege gewesen sein mag, das sich aber in de°r Feuerprobe der Zeit bewaehrt hat und auf die ewigen Gesetze der Vernunft begruendet ist? Die Voelker haben diese Frage laengst entschieden, ihre Fuersten sind noch andrer Meinung: Entweder wo$ Hauptmann (Don Caesar emporrichtend). Wir suchten Euch! Don Caesar. Nun denn Ihr habt gefunden. Gibt's Richter noch in Prag? Hauptmann. Es gibt sie wieder. Der Feind hinausgeschlagen aus der Stadt, Kehrt Ordnung und das Recht zurueck von neuem. Don Caesar. So richtet mich! Erspart mir selbst die Mueh'. (Er geht auf die Hintertuere zu, von den Soldaten gefolgt.) Prokop (in der Seitentuere erscheinend). Hieher, hieher! Vielleicht ist Hilfe moeglich. (Einige Diener, die waehrend des Vorigen gekommen sind, folgen ihm ins Seitengemach.--Alle ab.) ------------------------------------ Garten im koeniglichen Schlosse auf dem Hr5dschin. In der Mitte des Hintergrundes ein Ziehbrunne¨n mit einem Schoepfrade. Heinrich Thurn und Graf Schlick kommen mit einigen bewaffneten Buergern. Thurn. Stellt Wachen aus, besetzt die aeussern Pforten! Von hier aus liess den Feind man in die Stadt, Darum bewahrt vor allem den Hradschin. (Die Buerger gehen.) Schlick. Scheint's doch ein Wunder fast, dass wir gerettet. Thurn. Das Wunder wa$ zurueck! Sie schreckt der fremde Anblick! Chor (tritt zurueck). (Bohemund.) Gern meid' ich's, ihrem Blicke zu begegnen. Mit grossen Augen misst sie staunend dich. Wo bin ich? Diese Zuege sollt' ich kennen. Langsam kehrt die Besinnung ihr zurueck. Was macht sie? Auf die Kniee senkt sie s³ch. Ich, schoenes Engelsantlitz meiner Mutter! Kind meinesl Herzens! Komm in meine Arme! Zu deinen Fuessen sieh die Schuldige. Ich habe dich wieder! Alles sei vergessen! Betracht' auch mich! Erkennst du meine Zuege? Des redlichen Diego greises Haupt! Der treue Waechter deiner Kinderjahre. So bin ich wieder in dem Schooss der Meinen? Und nichts soll uns mehr scheiden, als der Tod. Du willst mich nicht mehr in die Fremde stossen? Nichts trennt uns mehr, das Schicksal ist befriedigt. Beatrice (sinkt an ihre Brust). Und find' ich wirklich mich an deinem Herzen? Und Alles war ein Traum, was ich erlebt? Ein schwerer, fuerchterlicher Traum--O Mutter! Ich sah ihn todt zu meinen Fuessen fallen! $ iner gewonnenen Schlacht herauskam. Sie ist dein, mein Sohn, sagte er; es bleibt dabei. Meine Frau laesst dich gruessen. Sie kam mir erst mit dummen Einreden. Es ist da ein Vette§r in Rom, ein junger Laffe, der vor einem Jahr, als er fortging, sagte: Hebt mir die Bicetta auf, ich will sie heiraten. Aber das war Spass, und ich und du, wir meinen es im Ernst, und du sollst sie haben, Amadeo. Es ist wahr, seufzte er, ich lasse manches gehn, wie's Gott gefaellt. Wenn man ein alter Mann ist, fallen einem die Zuegel aus der Hand. Aber es gibt Dinge, Amadeo, die mich wieder unter Waffen bringen bis an die Zaehne. Da hast du meine Hand darauf, sie wird deine Frau. Komm heute abend; du sollst sie hier finden. Umarme mich, mein Sohn! mache sie gluecklich; sie hat es tausendmal um ihren alten Vater verdient. Wir trennten uns, nachdem er mich noch oben an der Treppe lange an sich gedrueckt hatte. Als ic£h dann am Abend wiederkam, fand ich das Haus heller als sonst erleuchtet, schon im Vorzimmer eine Menge Mens$ von staubbedeckten Gaeulen, der eine gepanzert, der andere mit Wahl gekleidet, obschon im Reisegewand. Ascanio und Germano, so hiessen die Reiter, waren die Guenstlinge des Vogtes und zugleich die Jugendgespielen des Moenches, mit welchen er bruederlich gelernt und sich ergoetzt hatte bis zu seinem fuenfzehnten Jahr, dem Beginn seines Noviziates. Ezzelin hatte sie an seinen Schwieger, Kaiser Friedrich, Dante hielt inne und verneigte sich vor dem grossen Schatten. "Mit beantworteten Auftraegen kehrten die zwei zu dem Tyrannen zurueck, welchem sie noch ueberdies die Neuigkeit des Tages mitbrachten: eine in der kaiserlichen Kanzlei verfertigte Abschrift des an den christlichen Klerus gerichteten Hirtenbriefes, worin der Heilige Vater den geistvollen Kaiser vor dem Angesicht der Welt der aeussersten Gottlosigkeit anklagt' Obwohl mit wichtigen, vielleicht Eile heischenden Auftraegæen und dem unheilschweren Dokument betraut, brachten die beiden es nicht ueber sich, an dem Heim ihres Jugendgespielen vorbei nach de$ goettliches und menschliches Gesetz predigen? Du bist vermaehlt! So redet dieser Ring an deinem Finger. Wenn du, wie erst dein Geluebde, jetzt dein Verloebnis brichst, brichst du Sitte, Pflicht, Ehre und den Stadtfrieden. Wenn du dir den Pfeil des blinden Gottes nicht rasch und heldenmuetig aus dem Herzen ziehst, ermordet er dich, Antiope und noch ein paar andere, wen es gerade treffen wird. Astorre! Ascanios mutwillige Lip²en erstaunten ueber die grossen und ernsten Worte, welche er in seiner Herzensangst ihnen zu reden gab. 'Dein Name, Astorre', sagte er dann halb scherzend, 'schmettert wie eine Tuba und ruft dich zum Kampfe gegen dich selbst!' Astorre ermannte sich. 'Man hat mir ein Philtrum gegeben!' rief er aus. 'Ich rase, ich bin ein Wahnsinniger! Ascanio, ich gebe dir Macht ueber mich, fessle mich!' 'An Dianen will ich dch fesseln!' sagte Ascanio. 'Folge mir, dass wir sie suchen!' 'War es nicht Diana, die Antiope schlug?' fragte der Moench. 'Das hast du getraeumt! Du hast alles getraeumt! $ riste dem Wankelmuetigen und Wertlosen das Dasein. Allein ich vermag nichts gegen sein Schicksal. Ist Astorre dem Schwerte Germanos bestimmt, so kann ich diesen es senkenp heissen, jener rennt doch hinein. Ich kenOe das. Ich habe das erfahren.' Und er verfiel in ein Brueten. Scheu wandte Ascanio den Blick seitwaerts. Er wusste eine grausame Einst hatte der Tyrann ein Kastell erobert und die Empoerer, die es gehalten hatten, zum Schwerte verurteilt. Der erste beste Kriegsknecht schwang es. Da kniete, um den Todesstreich zu empfangen, ein schoener Knabe, dessen Zuege den Tyrannen fesselten. Ezzelin glaubte die seinigen zu erkennen und fragte den Juengling nach seinem Ursprung. Es war der Sohn eines Weibes, das Ezzelin in seiner Jugend suendig geliebt hatte. Er begnadigte den Verdammten. Dieser, von der eigenen Neugierde und den neidischen Sticheleien derer, welche ihre Soehne oder Verwandten durch jenes Bluturteil eingebuesst hatten, gereizt und verfolgt, ruhte nicht, bis er das Raetsel seiner Bevorzu$ das Vertrauen zu ihnen.--Gewiss, wenn ich es recht bedenke, ich haette sLchweigen sollen--Wird man nicht Eigennutz und Rache fuer die Ursachen meines Argwohns halten, wenn man erfaehrt, dass ich ihm meinen Verlust zugeschrieben habe?--Ich wollte ein Vieles darum schuldig sein, wenn ich die Untersuchung noch hintertreiben koennte-Christoph (koemmt gelacht). Ha! ha! ha! wissen Sie, wer Sie sind, mein Herr? De' Reisende. Wisst Ihr, dass Ihr ein Narr seid? Was fragt Ihr? Christoph. Gut! wenn Sie es denn nicht wissen, so will ich es Ihnen sagen. Sie sind einer von Adel. Sie kommen aus Holland. Allda haben Sie Verdruesslichkeiten und ein Duell gehabt. Sie sind so gluecklich gewesen, einen jungen Naseweis zu erstechen. Die Freunde des Entleibten haben Sie heftig verfolgt. Sie haben sich auf die Flucht begeben. Und ich habe die Ehre, Sie auf der Flucht zu begleiten. Der Reisende. Traeumt Ihr, oder raset Ihr? Christoph. Keines von beiden. Denn fuer einen Rasenden waere meine Rede zu klug, und fuer einen Traeumenden z$ Nase danken, denn sie macht ihn laecherlich, und er hat ihrethalber viel von meinen Kameraden auszustehen.l 'Das sind eben Buben', sagte Moutn grossmuetig, 'denen der Sinn fuer das Erhabene mangelt. Aber beilaeufig, wie kommt es, Julian, dass ich, neulich in deinem Schulhaus einen Besuch machend, um dir die Vorlagen zu bringen, dich unter lauter Kroeten fand? dreizehn--und vierzehnjaehrigen Juengelchen? Passt sich das fuer dich, dem der Flaum keimt und der ein Liebchen besitzt?' Dieser ploetzliche Ueberfall rief den entgegengesetzten Ausdruck zweier Gefuehle auf das Antlitz des Juenglings: eine glueckliche, aber tiefe Scham und einen gruendlichen Jammer, der ueberwog. Julian seufzte. 'Ich bin zurueckgeblieben', lispelte er mit unwillkuerlichem Doppelsinne. 'Dummheit!' schimpfte Mouton. 'Worin zurueckgeblieben? Bist du nicht mit deinen Jahren gewachsen und ein schlanker und schoener Mensch? Wenn dir die Wissenschaften widerstehen, so beweist das deinen gesunden Verstand. Meiner Treu! ich haette mich als$ ich wieder einen halben Grund zu einer vernuenftigen offnung, aber dies quaelte mich alsdann noch viel tiefer und ich hielt mich nicht wert, dass sie nur eine schlimme Minute um meinetwillen erleiden sollte, der ich gern den Kopf unter ihre Fuesse gelegt haette. Dann aergerte ich mich wieder, dass sie, um guter Dinge zu sein, verlangte, ich sollte etwa aussehen wie ein verliebter naerrischer Schneider, da ich doch kein solcher war und ich auf meine Weise schon gedachte, beweglich zu werden zu ihrem Wohlgefallen. Kurz, ich ging einer gaenzlichen Verwirrung entgegen, war nLicht mehr imstande, ein einziges Geschaeft ordnungsgemaess zu verrichten, und lief Gefahr, als Soldat rueckwaerts zu kommen oder gar verabschiedet zu werden, wenn ich nicht als ein abhaengiger dienstbarer Lueckenbuesser, der zu weiter nichts zu brauchen, mich an das Haus des Gouverneurs haengen wollte. "Als daher die Englaender in bedenkliche Feindseligkeiten mit indischen Voelkern gerieten und ein Feldzug eroeffnet wurde, der nachher ziemli$ Hand; sie mussten, um etwas zu essen, warten, bis einer kam und fuer wenig Geld etwas von dem noch vorhandenen Wein verzehrte, und wenn er eine Wurst oder dergleichen begehrte, so hatten sie oft die groesste Angst und Sorge, dieselbe beizutreiben. Bald hatten sie auch den Wein nur noch in einer grossen Flasche verborgen, die sie heimlich in einer andern Kneipe fuellen liessen, und so sollten sie nun die Wirte machen ohne Wein und Brot und freundlich sein, ohne ordentlich gegessen zu haben. Sie waren beinahe froh, wenn nur niemand kam, und hockten so in ihrem Kneipchen, ohne leben noch sterben zu koennen. Als die Frau diese traurigen Erfahrungen machte, zog sie den gruenen Spenzer wieder aus und nahm abermals eine Veraenderun vor, indem sie nun, wie frueher die FDhler, so nun einige weibliche Tugenden aufkommen liess und mehr ausbildete, da Not an den Mann ging. Sie uebte Geduld und suchte den Alten aufrechtzuhalten und den Jungen zum Guten anzuweisen; sie opferte sich vielfaeltig in allerlei Dingen, kurz sie $ Tat besass er eine schreckbare Nase, welche wie ein grosses Winkelmass aus dem duerren, schwarzen Gesicht ragte oder eigentlich mehr einem tuechtigen Knebel oder Pruegel glich, welcher in dies Gesicht geworfen worden war, und unter dem ein kleines, œrundes Loechelchen von einem Munde sich seltsam stutzte und zusammenzog, aus dem er unaufhoerlich pustete, pfiff und zischte. Dazu stand das kleine Filzhuetchen ganz unheimlich, welches nicht rund und nicht eckig und so sonderlich geformt war, dass es alle Augenblicke seine Gestalt zu veraendern schien, obgleich es unbeweglich sass, und von den Augen des Kerls war fast nichts als das Weisse zu sehen, da die Sterne unaufhoerlich auf einer blitzschnellen Wanderung begriffen waren und wie zwei Hasen im Zickzack umhersp'angen. "Seht mich nur an," fuhr er fort, "eure Vaeter kennen mich wohl, und jedermann in diesem Dorfe weiss, wer ich bin, wenn er nur meine Nase sieht. Da haben sie vor Jahren ausgeschrieben, dass ein Stueck Geld fuer den Erben dieses Ackers bereitlie$ stfertig sein, wenn ihr mir fo5gt." Er sagte das wirklich in einem aufrichtigen und gemuetlichen Tone. "Nun, besinnt euch ein bisschen, aber folget mir, wenn ich euch gut zum Rat bin! Lasst fahren die Welt und nehmet euch und fraget niemandem was nach! Denkt an das luftige Hochzeitbett im tiefen Wald oder auf einem Heustock, wenn es euch zu kalt ist!" Damit ging er ins Haus. Vrenchen zitterte in Salis Armen und dieser sagte: "Was meinst du dazu? Mich duenkt, es waere nicht uebel, die ganze Welt in den Wind zu schlagen und uns dafuer zu lieben ohne Hindernis und Schranken!" Er sagte es aber mehr als einen verzweifelten Scherz, denn im Ernst. Vrenchen aber erwiderte ganz treuherzig und kuesste ihn: "Nein, dahin moechte ich nicht gehen, denn da geht es auch nicht nach meineœ Sinne zu. Der junge Mensch mit dem Waldhorn und das Maedchen mit dem seidenen Rocke gehoeren auch so zueinander und sollen sehr verliebt gewesen sein. Nun sei letzte Woche die Person ihm zum erstenmal untreu geworden, was ihm nicht in den Ko$ s und verÿluemtes inneres Wesen an einem Kinde, waehrend sie mit hoellischem Zeter ueber ein anCeres herfahren, das aus Uebermut oder Verlegenheit ganz naiv eine vereinzelte derbe Luege gesagt hat. Denn hier haben sie eine greifliche bequeme Handhabe, um ihr donnerndes: Du sollst nicht luegen! dem kleinen erstaunten Erfindungsgenie in die Ohren zu schreien. Wenn Fritzchen eine solche derbe Luege vorbrachte, so sagte Frau Regel einfach, indem sie ihn gross ansah: "Was soll denn das heissen, du Affe? Warum luegst du solche Dummheiten? Glaubst du die grossen Leute zum Narren halten zu koennen? Sei du froh, wenn dich niemand anluegt, und lass dergleichen Spaesse!" Wenn er eine Notluege vorbrachte, um eine begangene Suende zu vertuschen, zeigte sie ihm mit ernsten aber liebevollen Worten, dass die Sache deswegen nicht ungeschehen sei, und wusste ihm klarzumachen, dass er sich besser befinde, wenn er offen und ehrlich einen begangenen Fehler eingestehe; aber sie baute keinen neuen Strafprozess auf die Luege, sonder$ t zu nehmen. Sie duckte sich unter einen Felsen, worauf in der Hoehe nach einer kleinen Stille ein starker Schlag erfolgte und eine Menge kleiner Steine und Erde rings herniederregneten. "Da glaubt er nun," sagte sie zu sich selbst, "was er fuer Heldenwerk verrichtet, wenö er hier Steine gen Himmel sprengt, statt seine Pflicht als Buergr zu tun!" Als sie oben ankam und verschnaufte, schien er, nachdem er fluechtig auf den Rock und Hut geschielt, den sie trug, sie nicht zu bemerken, sondern untersuchte eifrig die Loecher, die er eben gesprengt, und fuhr mit dem Zollstock an den Steinen herum. Als er sie aber nicht mehr vermeiden konnte, sagte er: "Guten Tag, Mutter! Spazierest ein wenig? Schoen ist das Wetter dazu!" und wollte sich wieder wegmachen. Sie ergriff ihn aber bei der Hand und fuehrte ihn etwas zur Seite, indem sie sagte: "Hier habe ich dir Rock und Hut gebracht, nun tu mir den Gefallen und geh zu den Wahlen! Es ist eine wahre Schande, wenn niemand geht aus der Stadt!" "Das fehlte auch noch," erwider$ rumschweben und mich mit huldreichen Aeuglein anblicken und mir tausend Kuesslein anbieten!" "Nicht doch!" sagte Zues unwillig verweisend, "nicht in so ungehoeriger und uebertriebener Weise! Was faellt Ihnen denn ein, unbescheidener Dietrich? Nicht hundertfach und nicht Kuesslein anbietend habe ich es erlaubt, sondern nur dreifach fuer jeden und in zuechtiger und ehrbarer Manier, dass mir nicht zu nahe geschieht!" "Ja," rief jetzt endlich Jobst und zeigte mit einem abgenagten Birnenstiel um sich her, "nur dreifach, aber in groesster Ehrbarkeit sehe ich die liEebste Jungfer Buenzli um mich her spazieren und mir wohlwollend zuwinken, indem sie die Hand aufs Herz legt! Ich danke sehr, danke, danke ergebenst!" sagte er schmunzelnd, sich nach drei Seiten verneigend, als ob er wirklich die Erscheinungen saehe. "So ist's recht," sagte Zues laechelnd, "wenn irgendein Unterschied zwischen euch besteht, so seid Ihr doch der Begabteste, lieber Jobst, wenigstens der Verstaendigswte!" Der Bayer Fridolin war immer noch nic$ zurueckerstatten koennen. Sie sah ihm deutlich an, dass er log und dass es sein einziges Vermoegen und ganze Hoffnung war, welche er ihrem Gluecke opferte; doch stellte sie sich, als glaubte sie seinen Worten. Sie liess ihren freudigen Empfindungen freien Lauf und tat grausamerweise, als ob diese dem Gluecke gaelten, nun doch ihren Erwaehlten retten und heiraten zu duerfen, und sie konnte nicht Worte finden, ihre Dankbarkeit auszudruecken. Doch ploetzlich besann sie sich und erklaerte, nur unter einer Bedingung die grossmuetige Tat annehmen zu koennen, da sonst alles Zureden unnuetz waere. Befragt, worin diese Bedingung bestehe, verlangte sie das heilige Verlprechen, dass er an einem bestimmten Tage sich bei ihr einfinden woll, um ihrer Hochzeit beizuwohnen und der beste Freund und Goenner ihres zukuenftigen Ehegemahls zu werden, sowie der treuste Freund, Schuetzer und Berater ihrer selbst. Erroetend bat er sie, von diesem Begehren abzustehen; aber umsonst wandte er alle Gruende an, um sie davon abzubringen, $ Knabenzeit begierig eingezogen, und da er feine dramatische Faehigkeiten besitzt, versteht er sie mit der Kunst eines Schauspielers und Buehnenleiters aeusserst geschickt auszuspielen. Dabei ist er durchaus kein verzogenes Kind. Armut, Missgeschick, di7 Kniffe einer aermlich zur Schau getragenen Eleganz, wiederholte Durchfaelle als Autor, die Demuetigungen eines zurueckgestossenen Strebers, die Verweise und Bestrafungen, die der unaugliche und unehrenhafte Offizier zu ertragen hat, haben das verhindert. Er entging sogar nur mit knapper Not der Strafe, aus dem Dienste gejagt zu werden. Wenn recht Auswanderung der Adeligen selbst den Wert des schuftigsten Leutnants zu dem Teuerungspreise eines Generals gesteigert haette, wuerde er mit Verachtung aus dem Heere ausgestossen worden sein. Alle diese Schicksale haben ihm jede Selbstueberschaetzung ausgetrieben und ihn gezwungen, genuegsam zu sein und zu begreifen, dass die Welt einem Manne seinesgleichen nichts gibt, was er ihr nicht mit Gewalt abringen kann. $ dass mir irgendein Vorwurf gemacht werden kann. Ich will kein Mitglied des Wohlfahrts- oder des Sicherheitsausschusses angreifen, aber gegruendete Ursachen lassen mich fuerchten, Privathass und Privatleidenschaft moechten der Freiheit Maenner entreissen, die ihr die groessten Dienste erwiesen haben. Der Mann, welcher im Jahre 1792 Frankreich durch seine Energie rettete, verdie¿t gehoert zu werden; er muss sich erklaeren duerfen, wenn man ihn des Hochverrats anklagt. (Heftige Bewegung.) Einige Stimmen. Wir unterstuetzen Legendres Vorschlag. Ein Deputie­rter. Wir sind hier im Namen des Volkes; man kann uns ohne den Willen unserer Waehler nicht von unseren Plaetzen reissen. Ein anderer. Eure Worte riechen nach Leichen; ihr habt sie den Girondisten aus dem Munde genommen. Wollt ihr Privilegien? Das Beil des Gesetzes schwebt ueber allen Haeuptern. Ein anderer. Wir koennen unsern Ausschuessen nicht erlauben, die Gesetzgeber aus dem Asyl des Gesetzes auf die Guillotine zu schicken. Ein anderer. Das Verbrechen hat ke$ alle. Meine Herren, ich beklage sehr, dass unsere Anstrengungen so fruchtlos waren; ich gehe aufs Schafott, weil mir die Augen ueber das Los einiger Ungluecklichen nass geworden. Zweite Szene Fouquier-Tinville. Herman. Alles bereit? Es wird schwer halten; waere Danton nicht darunter, so ginge es Er muss vortanzen. Er wird die Geschwornen erschrecken, er ist die Vogelscheuche der Die Geschwornen muessen wollen. Ein Mittel wuesst' ich, aber es wird die gesetzliche Form ver³etzen. Wir losen nicht, sondern suchen die Handfesten aus. Das muss gehen. - Das wird ein gutes Heckefeuer geben. Es sind ihrer neunzehn. Sie sind geschickt zusammengewoerfelt. Die vier Faelscher, dann einige Bankiers und Fremde. Es ist ein pikantes Gericht. Das Volk braucht dergleichen. - Also zuverlaessige Leute! Wer zum Beispiel? Leroi. Er ist taub und hoert daher nichts von all dem, was die Angeklagten vorbringen. Danton mag sich den Hals beQ ihm rauh Sehr gut; weiter! Vilatte und Lumiere. Der eine sitzt immer in der Trinkstube, und der $ selbst; die Be-ding-ung ist in dir, daher die scheinbare Unbedingtheit. Dein Anteil an den Dingen schafft Ding und Eigenschaft der Dinge; der Dinge Anteil an dir ist dein Urteil und bist du selbst. Eigen Geschaffenes legen wir den Dingen bei und nennen es der Dinge Eigenschaften--eigen Gewirktes Wirklichkeit dieser Welt. Urteilendes Urteil ist nur wo eine Beur-teilung von Ding und Eigenschaft, wo eine Teilung1im Urteil moeglich ist. Ist eine Wahlentscheidung zwischen Moeglichkeiten--eine Will-kuer im Urteil nicht denkbar, das heisst: %sind Zwei-fel, das heisst zwei Faelle im Urteil ausgeschlossen, so ist kein 'Urteil', so ist blosse Benennung oder erweiterte Einsicht--Ent-deckung--nicht Urteil--wie: Die drei Seiten eines Dreiecks, einer drei-geteilten Geraden entnommen, ergeben zusammengetan wieder die Gerade; die drei Winkel eines Dreiecks, dem drei geteilten Winkel einer Geraden entnommen, ergeben zusammengetan wieder den Winkel einer Geraden--nicht Urteil, sondern blosses Ergebnis einer Drei T$ nen Bewegung--Gegensatz und Einheit. Was sinnlich als Gegensatz erscheint, wird seelisch als Einheit erkannt. Was blindem Schauen durch unueberbrueckbare Kluft getrennt scheint, unvereinbar und unloesbares Raetsel, ist Eines; Eines, was deinen Shnnen Bewegung, deiner Seele Empfindung ist--je nach sinnlicher oder seelischer Auffassung unterscheidende Benennung, ununterschieden in sich, zwei Worte fuer das Selbe--: Verlangen in dir. Und wie du in deinem eigenen, einheitlichen, ungespaltenen Verlangen Widerwillen von Willen unterscheidest, beides in dir, beides Eines--du selbst, so unterscheidest du Bewegung von Empfindung, bei des in dir, beides Eines--du selbst. Alle Empfindung ist Bewegung, alle Bewegung--Empfindung; Beid-einheit, seelisch-sinnlic. geschaut. Empfindung in dir und die Welt ist bewegt; du durchschaust die Bewegung und still stehen alle Sonnen und Erden, und es empfinden alle Sonnen und Erden, ruhelos Ausgleich suchend. Ich ist Ur-sprung. Nichts dieser Welt, was sich nicht im Ich wil$ Genie des Herzens, wie es jener grosse Verborgene hat, der Versucher-Gott und geborne Rattenfaenger der Gewissen, dessen Stimme bis in die Unterwelt jeder Seele hinabzusteigen weiss, welcher nicht ein Wort sagt, nicht einen Blick blickt, in dem nicht eine Ruecksicht uend Falte der Lockung laege, zu dessen Meisterschaft es gehoert, dass er zu scheinen versteht - und nicht das, was er ist, sondern was denen, die ihm folgen, ein Zwang mehr ist, um sich immer naeher an ihn zu draengen, um ihm immer innerlicher und gruendlicher zu folgen... Das Genie des Herzens, das alles Laute und Selbstgefaellige verstummen macht und horchen lehrt, das die rauhen Seelen glaettet und ihnen ein neues Verlangen zu kosten giebt, - still zu liegen, wie ein Spiegel, dass sich der tie–fe Himmel auf ihnen spiegele... Das Genie des Herzens, das die toelpische und ueberrasche Hand zoegern und zierlicher greifen lehrt; das den verborgenen und vergessenen Schatz, den Tropfen Guete und suesser Geistigkeit unter truebem dickem Eise erraeth $ g und nachsichtig genug gegen mich. Denn dass es etwas damit ist, das weiss ich von Johanna und weiss es auch von unserer Frau Kruse. Das ist naemlich unsere Kutscherfrau, die mit einem schwarze Huhn bestaendig in einer ueberheizten Stube sitzt. Dies allein schon ist aengstlich genug. Und nun weisst Du, warum ich kommen will, wenn es erst soweit ist. Ach, waere es nur erst soweit. Es sind so viele Gruende, warum ich es wuensche. Heute abend haben wir Silvesterball, und Gieshuebler - de]r einzige nette Mensch hier, trotzdem er eine hohe Schulter hat oder eigentlich schon etwas mehr -, Gieshuebler hat mir Kamelien geschickt. Ich werde doch vielleicht tanzen. Unser Arzt sagt, es wuerde mir nichts schaden, im Gegenteil. Und Innstetten, was mich fast ueberraschte, hat auch eingewilligt. Und nun gruesse und kuesse Papa und all die andern Lieben. Glueckauf zum neuen Jahr. Deine Effi. Dreizehntes Kapitel Der Silvesterball hatte bis an den fruehen Morgen gedauert, und Effi war ausgiebig bewundert worden, freilich nich$ asst mich hier. Ich mag nicŸt mehr weg von Hohen-Cremmen, hier ist meine Stelle. Der Heliotrop unten auf dem Rondell, um die Sonnenuhr herum, ist mir lieber als Nach diesem Gespraech liess man den Plan wieder fallen, und Wiesike, soviel er sich von Italien versprochen hatte, sagte: "Das muessen wir respektieren, denn das sind keine Launen; solche Kranken haben ein sehr feines Gefuehl und wissen mit merkwuerdiger Sicherheit, was ihnen hilft und was nicht. Und was Frau Effi da gesagt hat von Schaffner und Kellner, das ist doch auch eigentlich ganz richtig, und es gibt keine Luft, die so viel Heilkraft haette, den Hotelaerger (wenn man sich ueberhaupt darueber aergert) zu balancieren. Also lassen wir sie hier; wenn es nicht das best ist, so ist es gewiss nicht das schlechteste." Das bestaetigte sich denn auch. Effi erholte sich, nahm um ein geringes wieder zu (der alte Briest gehoerte zu den Wiegefanatikern) und verlor ein gut Teil ihrer Reizbarkeit. Dabei war aber ihr Luftbeduerfnis in einem bestaendigen Wachse$ a5en, dass wir uns liebten, als Seufzen und Weinen aus der Ferne? Wenn ich jetzt an deinen Hals stuerzen duerfte, waere es nicht unser erster Kuss? Aber wohl weiss ich, wer zwischen uns steht, Tommaso:--deine Schwester. Er schuettelte heftig den Kopf. Nein! nicht sie! Aber frage mich nicht, und denke nicht, dass du ihn jemals aus dem Wege raeumen kannst, unsern Feind; er ist keiner von den Lebenden. Geh nach Neapel zurueck, Lucia, und komm nie wieder herauf nach der Muehle. Ich will, ich darf dich nicht wiedersehen. Sie trat dicht an den Tisch heran, ihm gegenu§ber, dass ihn die heftige Bewegung selbst erschuetterte und er ploetzlich aufsah. Alle Schrecken einer verzweifelten Leidenschaft standen ihr im Gesicht. Ich gehe nicht, sagte sie mit gewaltsamer Festigkeit, oder ich muss alles wissen. Tommaso, mein Mann ist tot, Nino schlaeft lange in seinem Grab, deine Schwester soll in meinem Hause sein wie die Herrin und ich wie die Magd; bei dem ersten boesen Wort von mir zu ihr magst du mich ausstossen, a$ f einem Throne der Herrlichkeit, und wird bestimmen ihren Zustand und die unzahligen Wohnungen (wahrend ihre Geister in ihnen gestarkt werden, wenn sie schauen meinen Auserwahlten) fur diejenigen, welche Schutzes halber geflohen sind zu meinem heiligen und herrlichen Namen. 4. An diesem Tage will ich einen Auserwahlten wohnen lassen in ihrer Mitte, will verandern den Himmel, will segnen ihn und erleuchten ihn fur immer. 5. Ich will auch verandern die Erde, will segnen sie, und diejenigen, welche ich auserwahlt habe, wohnen lassen auf ihr. Aber diejenêigen, welche Sunde begangen haben und Ungerechtigkeit, sollen sie nicht betreten; denn ich habe sie gesehen. Meine Gerechten will ich sattigen mit Frieden und sie vor mich stellen, aber die Verdammung der Sunder soll heranrucken, damit ich sie vernichte von der Oberflache der Erde. 1. Da sah ich das Haupt der Tage, dessen Haupt weiss wie Wolle war, und mit ihm einen anderen, dessen Antlitz dem des Menschen glich. Sein Antlitz war voll Anmut, gleich einem der heil$ euch gesagt, dass ich krank TOGNINA. Niemand, guetiger Herr--die Frau vom Hause hat es mir gesagt--und in der Tat, man sieht es Ihnen an; (seine Hand fassend.) Dieser Puls will mir nicht gefaìllen. (streift ihm den Arm auf.) Was fuer einen schoenen weissen Arm Si ehaben--und wie nervigt! dieser Arm koennte Herkules Keule tragen. ROBERT. (reisst ich los von ihr, richtet sich auf, und sieht sie starr an.) Wer seid ihr? TOGNINA. Ich bin--ich habe es Ihnen ja schon gesagt, wer ich bin. ROBERT. Ihr seid eine Zauberin; aber (auf sein Herz weisend) hier ist Stein, Kieselstein. Wisst ihr das? TOGNINA. Das gesteh ich.--Haben Sie noch nie geliebt?--Ich muss Ihnen doch sagen, hier ward gestern eine neue Oper gegeben--Die Scythen, oder der Sieg des Liebesgottes--Unvergleichlich, Mylord; gewiss--Es war auch so ein« junger Herr drinne, wie Sie, der alles Frauenzimmer verachtete. Aber was meinen Sie wohl, womit die Liebesgoettin und die Amors ihn bekaempften? Raten Sie einmal, ich bitte Sie, was fuer fuerchterliche Waff$ s Gesicht mir zeigt, der kehrt's nicht ab Als mit zerschlagnen Unter- und Oberbacken; Wer mir den Ruecken kehrt, gleich liegt ihm schlapp Hals, Kopf und Schopf hinschlotternd grass im Nacken. Und schlagen deine Maenner dann Mit Schwert und Kolben, wie ich wuete, So stuerzt der Feind, Mann ueber Mann, Ersaeuft im eigenen Gebluete. OBERGENERAL: Der Phalanx unsrer Mitte folge sacht, Dem6 Feind begegn' er, klug mit aller Macht; Ein wenig rechts, dort hat bereits, erbittert, Der Unsern Streitkraft ihren Plan erschuettert. So folge denn auch dieser deinem Wort! Er ist behend, reiss_ alles mit sich fort. Dem Heldenmut der Kaiserscharen Soll sich der Durst nach Beute paaren; Und allen sei das Ziel gestellt: Des GegenKAISER:s reiches Zelt. Er prahlt nicht lang auf seinem Sitze, Ich ordne mich dem Phalanx an die Spitze. Bin ich auch ihm nicht angeweibt, Er mir der liebste Buhle bleibt. Fuer uns ist solch ein Herbst gereift! Die Frau ist grimmig, wenn sie greift, Ist ohne Schonung, wenn sie raubt; Im Sieg voran! und al$ -- Was sich sonst dem Blick empfohlen, Mit Jahrhunderten ist hin. Von oben welch ein singend Wimmern? Das Wort ist hier, der Ton zu spat. Mein Tuermer jammert; mich, im Innern, Verdriesst die ungeduld'ge Tat. Doch sei derWLindenwuchs vernichtet Zu halbverkohlter Staemme Graun, Ein Luginsland ist bald errichtet, Um ins Unendliche zu schaun. Da seh' ich auch die neue Wohnung, Die jenes alte Paar umschliesst, Das, im Gefuehl grossmuetiger Schonung, Der spaeten Tage froh geniesst. MEPHISTOPHELES UND DIE DREIE: Da kommen wir mit vollem Trab; Verzeiht! es ging nicht guetlich ab. Wir klopften an, wir pochten²an, Und immer ward nicht aufgetan; Wir ruettelten, wir pochten fort, Da lag die morsche Tuere dort; Wir riefen laut und drohten schwer, Allein wir fanden kein Gehoer. Und wie's in solchem Fall geschicht, Sie hoerten nicht, sie wollten nicht; Wir aber haben nicht gesaeumt, Behende dir sie weggeraeumt. Das Paar hat sich nicht viel gequaelt, Vor Schrecken fielen sie entseelt. Ein Fremder, der sich dort versteckt U$ chter Gesang Weiter gingen sie nun zusammen ueber die Heide, Grimbart und Reineke, grade den Weg zum Schlosse des Koenigs. Aber Reineke sprach: Es falle, wie es auch wolle, Diesmal ahndet es mir, die Reise fuehret zum besten. Lieber Oheim, hoeret mich nun! Seitdem ich zum letzten Euch gebeichtet, verging ich mich wieder in suendigem Wesen; Hoeret Grosses und Kleines, und was ich damals vergessen. Von dem Leibe des Baeren und seinem Felle verschafft ich Mir ein tuechtiges Stueck;fes liessen der Wolf und die Woelfin Ihre Schuhe mir ab; so hab ich mein Muetchen gekuehlet. Meine Luege verschaffte mir das, ich wusste den Koenig Aufzubringen und hab ihn dabei entsetzlich betrogen: Denn ich erzaehlt ihm ein Maerchen, und Schaetze wusst ich zu dichten. Ja, ich hatte daran nicht genug, ich toetete Lampen, Ich bepackte Bellyn mit dem Haupt des Ermordeten; grimmig Sah der Koenig auf ihn, er musste die Zeche bezahlen. nd das Kaninchen, ich drueckt es gewaltig hinter die Ohren, Dass es beinah das Leben verlor, und war mir$ aedigt. Nein! ich duld es nich laenger! Dagegen sagte die aeffin: Freilich ists nicht vielen gegeben, in jeglichen Faellen Klug zu handeln und klug zu raten, und wem es gelinget, Der erwirbt sich Vertrauen; allein es suchen die Neider Ihm dagegen heimlich zu schaden, und werden sie zahlreich, Treten sie oeffentlich auf. So ist es Reineken mehrmals Schon ergangen; doch werden sie nicht die Erinnrung vertilgen, Wie er in Faellen Euch weise geraten, wenn alle verstummten. Wisst Ihr noch? vor kurzem geschahs. Der Mann und die Schlange Kamen vor Euch, und niemand verstund die Sache zu schlic­hten; Aber Reineke fands, Ihr lobtet ihn damals vor allen. Und der Koenig versetzte nach kurzem Bedenken dagegen: Ich erinnre der Sache mich wohl, doch hab ich vergessen, Wie sie zusammenhing; sie war verworren, so duenkt mich. Wisst Ihr sie noch, so lasst sie mich hoeren, es macht mir Vergnuegen. Und sie sagte: Befiehlt es mein Herr, so soll es geschehen. Eben sinds zwei Jahre, da kam ein Lindwurm und klagte Stuermisch, gnaed$ wieder!-- Wohin gehst du Kind? Die Gestalt (wendet sich an der Tuere um. Mit unbetonter Stimme). Nach Hause. (Ab.) Der Graf (stuerzt niedergedonnert in den Sessel zurueck. Nach einer Was war das?--Hab ich getraeumt?-- Sah ich sie nicht vor mir stehn, Hoert' ich nicht die toten Worte, Fuehl ich nicht mein Blut noch starren Von dem grassen, eis'gen Blick?-- Und doch, meine sanfte Tochter!-- Berta! Hoere, Berta! (Berta und Kastellan kommen.) Berta (hereinstuerzend). Ach, waÐ fehlt Euch, lieber Vater? Bist du da! Was ficht dich an, Sprich, was ist's, unkindlich Maedchen, Dass du wie ein Nachtgespenst Durch die oeden Saele wandelst Und mit seltsamen Beginnen Lebensmuede Schlaefer schreckst? Ich, mein Vater? Wie, du weisst nicht? Und noch haften Deine starren Leichenblicke Mir gleich Dolchen in der Brust. Meine Blicke? Deine Blicke! Zieh nicht staunend auf die Augen! Siehst du, so!--doch« nein, viel starrer! Starr?--die Sprache hat kein Wort! Blickst du mich liebkosend an, Um den Eindruck wegzuwischen Jenes $ Kains-Zeichen Flammend auf der Moerderstirn. All møin Ringen, all mein Treiben Kann den Ton nicht uebertaeuben, Immer droehnt mir dumpf und bang In das Ohr sein hohler Klang; Und mag ich mir's immer sagen: Deinen Feind hast du erschlagen; Ruft der Hoelle gift'ger Hohn: Das war keines Feindes Ton!-- Doch wer naht dort durch die Truemmer, Eilig schreitend auf mich zu? Tor! Den Rueckweg findst du nimmer, Ich muss fallen, oder du. Denn wenn einmal nur der Tiger Erst gesaettigt seine Wut, Bleibt die Gierde ewig Sieger Und sein Innres schreit nach Blut. (Er zieht sich zurueck.) (Boleslav kommt.) Gott sei Dank! Es ist gelungen, Ledig bin5 ich meiner Haft, Doch von Mauern noch umrungen Und schon schwindet meine Kraft. Dass ich ihn doch finden koennte, Ihn, den Teuern, den ich suche, Meinen, seinen, unsern Sohn. Werf ich mich mit Jaromir Zu des maecht'gen Vaters Fuessen, O dann muss der Richter schonen, Trifft desselben Schwertes Streich, Doch den Sohn mit mir zugleich. Jaromir (hervortretend). Das ist meines Vate$ immermehr wiedersehen duerfte! Welcher von euch Schwarzroecken waere auch kein Heuchler?--Priestern habe ich mein Unglueck zu danken. Sie haben mich gedrueckt, verfolgt, so nahe sie auch das Blut mit mir verbunden hatte. Hassen will ich dich, Theophan und alle deines Orde?s! Muss ich denn auch hier in die Verwandtschaft der Geistlichkeit geraten?--Er, dieseNr Schleicher, dieser bloede Verleugner seines Verstandes, soll mein Schwager werden?--Und mein Schwager durch Julianen?--Durch Julianen?--Welch grausames Geschick verfolgt mich doch ueberall! Ein alter Freund meines verstorbenen Vaters traegt mir eine von seinen Toechtern an. Ich eile herbei, und muss zu spaet kommen, und muss die, welche auf den ersten Anblick mein ganzes Herz hatte, die, mit der ich allein gluecklich leben konnte, schon versprochen finden. Ach Juliane! So warest du mir nicht bestimmt? du, die ich liebe? Und so soll ich mich mit einer Schwester begnuegen, die ich nicht liebe?-- Dritter Auftritt Lisidor. Adrast. Lisidor. Da hab$ damals sehr strenge, Juliane!-- Juliane. Ich habe doch wohl nicht einer ehrlichen Seele einen vergeblichen Weg nach ihr hinaus gemacht? Henriette. Lisette-- Lisette. Stille, Mamsell Henriette! nicht aus der Schule geschwatzt, Henriette. Maedchen drohe nicht! Du weisst wohl, ich habe ein gut Lisette. Ich auch.--Doch lassen Sie uns nicht das Hundertste ins Tausendste schwatzen.--Recht! an den Feiertag will ich gedenken! Er war der letzte in unsrer Ordnung; denn noch den Abend kam Theophan an. Henriette. Und also, mit Erlaubnis meiner Schwester, bist du heute Juliane. Ohne Widerrede. Lisette. Juchhei! Mamsellchen. Ich bin also heute Ihre: Juchhei! Juliane. Ist das dein Loesungswort unter ihrer Fahne? Lisette. Ohne weitre Umstaende: erzaehlen Sie mir nunmehr Ihre Streitigkeit.--Unterdessen lege ich mein Gesicht in richterliche Juliane. Streitigkeit? Eine wichtige Streitigkeit? IŸr seid beide Schaekerinnen.--Ich will nichts mehr davon hoeren. Henriette. So? Du willst keinn Richter erkennen? E$ eimal nach Euer Fiesco. Potz tausend! Die Komoedie wird freilich wohl angehen muessen! Sag' ihr, ich bin unverzueglich dort--Bleib--Meine Frau bittest du in den Concertsaal zu treten und mich hinter den Tapeten zu erwarten. (Bedienter ab.) Ich habe hier euer Aller Rollen zu Papier gebracht; wenn Jeder die seinige erfuellt, so ist nichts mehr zu sagen--Verrina wird voraus in den Hafen gehen und mit einer Kanone das Signal zum Ausbruch geben, wenn die Schiffe erobert sind.--Ich gehe; mich ruft noch eine grosse Verrichtung. Ihr werdet ein Gloeckchen hoeren und alle miteinander in meinen Concertsaal kommen--Indess geht hinein--und lasst euch meinen Cyprier schmecken. (Sie gehen auseinander.) Eilfter Auftritt Concertsaal--Leonore. nArabella. Rosa. Alle beaengstigt. Leonore. In den Concertsaal versprach Fiesco zu kommen, und kommt nicht. Eilf Uhr ist vorueber. Von Waffen und Menschen droehnt fuerchterlich der Palast, und kommt kein Fiesco? Rosa. Sie sollen sich hinter die Tapeten verstecken--Was der gnaed$ int, nicht etwa den unfoermlich maskirten Menschen sehen, sondern eine gleichsam aus ihrer eignen Verzueckung geborene Visionsgestalt. Denken wir uns Admet mit tiefem Sinnen seiner juengst abgeschiedenen Gattin Alcestis gedenkend und ganz im geistigen Anschauen derselben sich verzehrend - wie ihm nun ploetzlich ein aehnlich gestaltetes, aehnlich schreitendes Frauenbild in Verhuellung entgegengefuehrt wird: denken wir uns seine ploetzliche zitternde Unruhe, sein stuermisches Vergleichen, seine instinctive Ueberzeugung - so haben wir ein Analogon zu der Empfindung, mit der der dionysisch erregte Zuschauer den Gott auf der Buehne heranschrei?en sah, mit dessen Leiden er bereits eins geworden ist. Unwillkuerlich uebertrug er das ganze magisch vor seiner Seele zitternde Bild des Gottes auf jene maskirte Gestalt und loeste ihre Realitaet gleichsam in eine geisterhaft Unwirklichkeit auf. Dies ist der apollinische Traumeszustand, in dem die Welt des Tages sich verschleiert und eine neue Welt, deutlicher, verstaendlic$ Wesen des stilo rappresentatifo liegt, dies rasch wechselnde Bemuehen, bald auf den Begriff und die Vorstellung, bald auf den musikalischen Grund des Zuhoerers zu wirken, ist etwas so gaenzlich Unnatuerliches und den Kunsttrieben des Dionysischen und des Apollinischen in gleicher Weise so innerlich Widersprechendes, dass man auf einen Ursprung des Recitativs zu schliessen hat, der ausserhalb aller kuenstlerischen Instincte liegt. Das Recitativ ist nach dieser Schilderung zu definiren als die Vermischung des epischen und des lyrischen Vortrags und zwar keinesfalls die innerlich bestaendige Mischung, die bei so gaenzlich disparaten Dingen nicht erreicht werden konnte, sondern die aeusserlichste mosaikartige Conglutination, wie etwas Derartiges im Bereich der Natur und der Erfahrung gaenlich vorbildlos ist. Dies war aber nicht die Meinung jener Erfinder des Recitativs: vielmehr glauben sie selbst und mit ihnen ihr Zeitalter, dass durch jenen stilo rappresentativo das Geheimniss der antiken Musik geloest sei, aus$ Verklaerung gerichteten Triebe bewusst wird, fuehlt er doch eben so bestimmt, dass diese lange Reihe apollinischer Kunstwirkungen doch nicht jenes beglueckte Verharren in willenlosem Anschauen erzeugt, das der Plastiker und der epische Dichter, also die eigentlich apollinischen Kuenstler, durch ihre Kunstwerke bei ihm hervorbringen: das heist die in jenem Anschauen erreichte Rechtfertigun‘g der Welt der individuatio, als welche die Spitze und der Inbegriff der apollinischen Kunst ist. Er schaut die verklaerte Welt der Buehne und verneint sie doch. Er sieht den tragischen Helden vor sich in epischer Deutlichkeit und Schoenheit und erfreut sich doch an seiner Vernichtung. Er begreift bis in's Innerste den Vorgang der Scene und fluechtet sich gern in's Unbegreifliche. Er fuehlt die Handlungen des Helden als gerechtfertigt und ist doch noch mehr erhoben, wenn diese Handlungen den Urheber vernichten. Er schaudert vor den Leiden, die den Helden treffen werden und ahnt doch bei ihnen eine hoehere, viel uebermaechtig$ ihn nachgemacht hatte, als ein Andenken in das Ohr, heftete ihm seine Pudelmuetze auf den Kopf und setzte die Maeuschen hinein, dann liessen sie durch die Treiber die drei E×sel nach dem Maeuseland hintreiben und recht viele schoene Gruesse ausrichten. Als sie fort waren, sagte Gackeleia: "jetzt wollen wir auch einmal in unsre Schlosskapelle gehen und sehen, wie sie sich veraendert hat." Kaum hatte sie diese Worte esprochen, als die Glocke zu laeuten anfieng und sie in die Kapelle rief. Sie traten hinein und konnten sich nicht satt sehen, wie Alles so reinlich und festlich mit Blumen und Laubkraenzen geschmueckt war. Alle Waende und Steinbilder, das Grabmal des Urgockels und die Bilder aus seinem Leben waren wie neu, rein und polirt. Es war eine schoene Kanzel an der Seite und gegenueber eine Orgel mit einem stattlichen Organisten und seinen Blasebalgtretern. Mehrere kleine Jungen laeuteten am Glockenstrang aus Leibeskraeften. Ein Anderer lief mit Wasser und Sprengwedel umher und sprengte, dass es kuehl $ on meinem Hof; doch hinterliess er das Versprechen mir, dass er den schoenen Frieden meines Landes niemals stoeren wolle. Glaubst du, ich haette meinen Schwur vergessen? Nur einem Sohn der Musen reich' ich distichon (stolz). Mein Vaterland ist der Parnass. narr. Ich bin vom Kahlenberg zu Haus. affriduro. Erwaege des Orakels Spruch, und waehlest du nicht iÍhn, so waehle doch und rette dadurch deine hermione (fuer sich). Peinliche Verlegenheit! Was beginn' ich? Mein Herz ist ja nicht frei. alles (kniet). Wir flehen zu dir, Herrscherin! hermione. Wohlan, so will ich waehlen. Wenn wiederum der Mond uns seine Sichel zeigt, so werd' ich meine Hand verschenken. alles. Heil, Hermione! hermione. Bis dazin will ich meines Stolzes Panzer mit geschmeid'gem Samt der Klugheit ueberziehen und durch sanfte Worte die Zauberschwestern zu gewinnen suchen. Eilet hin nach ihrem Schloss und bescheidet sie hierher. odi (sieht hinaus; erschrickt). Goetter, dort sind sie. Sie streifen durch die Flur und jagen weisse R$ h ueber ihn lustig machen, sein Name in den Ateliers nur als abschreckendes Beispiel genannt wird, die Presse sich nicht mit seinen Werken beschaeftigt. Doch er arbeitet unentwegt weiter und hegt die Hoffnung, dass man ihn in die Akademie aufnehmen werde. Und, ein Akt herzerfreuender Rache, den beruehmten Malern kauft er, wenn sie in Geldverlegenheit sind, ihre Bilder ab. Auf diese Weise tauscht er die elenden Schinken der Galerie in Ville d'Avray aus gegen wirkliche Meisterw rke, die nicht von ihm stammen. Es gibt eine koestliche Stunde fuer Herzen, die sich leicht oeffnen, fuer frische Herzen, die stets jung und zae\tlich bleiben, und diese Stunde, die unbestimmteste und veraenderlichste von allen, aus denen ein Tag besteht, beginnt in dem Augenblick, wo es noch nicht Nacht und nicht mehr Tag ist. Die Abenddaemmerung wirft ihre matten Faerbungen und wunderlichen Beleuchtungen auf alle Gegenstaende, und suesse Traeumereien entstehen dann, waehrend Licht und Dunkelheit miteinander kaempfen. Das Schweigen, das$ n, wenn ich mich ebenso getreu dargestellt sehen koennte, wie mein alter Rouvil«le!" Bei diesem Vorschlag blickte die Baronin ihren Freund an, laechelte und liess auf ihrem Antlitz den Ausdruck eines Dankgefuehls erscheinen. Hippolyt glaubte zu erraten, dass ihm der alte Admiral den Wert fuer beide Bilder geben wolle, indem er das seinige bezahlte, und antwortte, weil sich sein Kuenstlerstolz, sowie auch vielleicht seine Eifersucht bei diesem Gedanken empoerte: "Mein Herr, wenn ich ueberhaupt Portraets malte, so wuerde ich dieses nicht gemacht haben...." Der Admiral biss sich auf die Lippen und setzte sich an den Spieltisch. Hippolyt blieb der Adelaide, die ihm ebenfalls eine Partie vorschlug, was er auch annahm. Der Maler bemerkte bei Frau von Rouville einen Eifer fuer das Spiel, der ihn ueberraschte. Nie hatte sie so sehr den Wunsch gezeigt, zu gewinnen, und sie gewann. Waehrend dieses Abends beunruhigte ein boeser Verdacht den Maler, stoerte sein Glueck und floesste ihm Misstrauen ein. Frau von Rouville le$ elen zu koennen. Es liegt etwas Romantisches in diesem Unternehmen, das empfindsamen Seelen so sehr gefaellt. Es ist Aufopferung in ihrer erhabensten und anmutigsten Form; es liegt soviel geistige Groesse darin, sich bewusst zu sein, dass man hinreichend liebt, um selbst da noch zu lieben, wo bei anderen die Liebe erlischt und stirbt! Hippolyt begab sich in seine Werkstaette und betrachtete seine Gemaelde, ohne daran zu arbeiten; er erblickte die Gestalten n]r durch die Traenen, di8 ihm in die Augen traten, hielt fortwaehrend seinen Pinsel in der Hand und naeherte sich der Leinwand, beruehrte sie aber nicht. Die Nacht ueberraschte ihn in seinen Traeumereien; er eilte die Treppe hinab, begegnete dem alten Admiral, warf ihm einen finsteren Blick zu, waehrend er ihn begruesste, und eilte hinweg. Es war seine Absicht gewesen, bei seinen Nachbarinnen einzutreten, aber der Anblick von Adelaides Goenner liess ihm das Herz erstarren und ihn seinen Entschluss aufgeben. Er fragte sich zum hundertsten Male, was den alte$ er mit erregter Stimme. "Wissen Sie, dass eine Frau nie den gebuehrenden Platz findet, wenn sie ohne ihren Mann irgendwo erscheint?... Sie wurden ausserordentlich zurueckgesetzt, indem man Sie in jenen dunklen Winkel draengte!..." "O mein guter Leon," sagte sie in einem schmeichelndOen Ton. "Ich vermochte dem Glueck nicht zu widerstehen, Dich zu sehen, ohne dass Du mich saehest. Meine Tante hat mich auf den Ball gefuehrt und ich war dort sehr gluecklich!" Diese Worte verbannten ploetzlich aus den Blicken des Grafen die erzwungene Strenge. Es war leicht zu erraten, dass er ich selbst die lebhaftesten Vorwuerfe mache, dass er die Rueckkehr seiner Frau gefuerchtet habe und ueberzeugt sei, sie habe auf dem Balle sich von einer Untreue ueberzeugt, die er ihr hoffte verbergen zu koennen. Er folgte daher dem Gebrauch solcher Liebenden, die ihre Schuld erkennen, und versuchte den gerechten Zorn der Graefin zu vermeiden, indem er sich erzuernt gegen sie stellte. Ueberrascht blickte er nun schweigend seine Gattin an. S$ begraben; Wo, weiss ich nicht, die Wahrheit zu gestehn. Komm zu mir, Tyrrel, nach dem Abendessen, Da sagst du mir den Hergang ihres Tods. Denk drauf, was ich zulieb dir koennte tun, Und dein Begehren faellt sogleich dir zu. Leb wohl indes. Zu Gnaden Euch empfohlen. (Ab.) Den Sohn des Clarence hab ich eingesperrt, Die Tochter in geringem Stand verehlicht; Im Schoss des Abraham ruhn Eduards Soehne, Und Anna sagte gute Nac²t der Welt. Nun weiss ich, der Bretagner Richmond trachtet Nach meiner jungen Nicht' Elisabeth Und blickt, stolz auf dies Band, zur Kron' empor: Drum will ich zu ihr,„als ein muntrer Freier. (Catesby tritt auf.) Gilt es gute oder schlimme Zeitung, Dass du so grad' hereinstuermst? Herr, schlimme Zeitung: Morton floh zum Richmond, Und Buckingham, verstaerkt mit tapfern Wael'schen, Rueckt in das Feld, und seine Macht nimmt zu. Ely samt Richmond draengen naeher mich Als Buckinghams schnell aufgeraffte Macht. Komm, denn ich lernte, baengliches Erwaegen Sei schlaefrigen Verzuges blei'rner Diener; V$ io, ein Ve‰rwandter des Fuersten, und Romeos Freund. Benvolio, Vetter und Freund des Romeo. Tybalt, Neffe des Capulet. Bruder Lorenz und Bruder Johann, Moenche. Balthasar, Bedienter von Romeo. Ein Edelknabe des Paris. Sampson und) Gregorio(, Capulets Bediente. Abraham, ein Bedienter von Montague. Ein Apotheker. Simon Kazen-Darm, Hug Leyermann und Samuel Windlade, Musicanten. Peter, der Amme Diener. Lady Montague. Lady Capulet. Julietta, Capulets Tochter. Die Amme derselben. Buerger von Verona, Masken, Trabanten, Wache, und andre stumme Die Scene ist im Anfang des fuenften Aufzugs in Mantua, und sonst immer in Verona. Erster Aufzug. Erste Scene. (Eine Strasse in Verona.) (Sampson und Gregorio, zween Bediente der Capulets, treten mit Schwerdtern und Schilden bewaffnet auf, und ermuntern einander sich tapfer gegen die Montaegues zu halten; ihre ganze Unterredung ist ein Gewebe von Wortspielen, Doppelsinn und Zoten.) (Abraham und Balthasar zu den Vorigen<.) Gregorio (zu Sampson.) Zieh vom Leder, hier kommen ei$ lese, wer sie uebertrifft. Leb wohl! Vergessen lehrest du mich nie. Dein Schuldner sterb ich, glueckt mir nicht die Mueh. ZWEITE SZENE (Eine Strasse)(Capulet, Paris und ein Diener kommen.) Und Montague ist mit derselben Busse Wie ich bedroht? Fuer Greise, wie wir sind, Ist Frieden halten, denk ich, nicht so schwer. Ihr geltet beid als ehrenwerte Maenner, Und Jammer ists um Euren langen Zwiespalt. Doch, edler Graf, wie duenkt Euch mein Gesuch? Es duenkt mich so, wie ich vorhin gesagt. Mein Kind ist noch ein Fremdling in der Welt, Sie hat kaum vierzehn Jahre wechseln sehn. Lasst noch zwei Sommer prangen und verschwinden, Eh wir sie reif, um Braut zu werden, finden. Noch juengre wurden oft beglueckte Muetter. Wer vor der Zeit beginnt, der endigt frueh. All meine Hoffnungen verschlang die Erde; Mir blieb nur dieses hoffnungsvolle Kind. Doch werbt nur, lieber Graf! Sucht Euer Heil! Mein Will ist von dem ihren nur ein Teil. Wenn sie aus Wahl in Eure Bitten willigt, So hab ich im voraus ihr Wort gebiligt, Ich ge$ io. Ich hatte etwas Wichtiges vor, und in einem solchen Falle tut man wohl einmal der Hoeflichkeit Das soll wohl heissen, dass in einem solchen Falle ein Mann dazu vergewaltigt wird, sich in den Schenkeln zu verbeugen. Das bedeutet, eine hoeflichen Knicks zu machen. Du hast es allergnaedigst erfasst. Eine aeusserst hoefliche Auslegung. Ich bringe die Hoeflichkeit zur hoechsten Bluete. Bluete steht fuer Blume. Nun, dann ist mein Tanzschuh gut gebluemt. Gut gesagt: spinne mir nun diesen Scherz weiter, bis du deinen Tanzschuh abgenutzt hast; so dass, wenn seine einzige Sohle abgenutzt ist, der Scherz solo und einzigartig hernach uebrig Oh einfachbesohlter Scherz, einfach einzigartig in seiner Einfalt! Tritt zwischen uns, uter Benvolio; mein Witz schwindet mir. Dann gib ihm Peitsche und Sporen, Peitsche und Sporen; oder ich rufe mich zum Sieger aus. Nein, wenn dein Witz ebenso ziellos herumgaloppiert wie bei einer Wildgansjagd, bin ich fertig; denn du hast mehr von einer schnatternden Wildgans in einem deiner Si$ hn ja leichtbeschwingte Tauben Der Liebe Wagen, und Cupid%o hat Windschnelle Fluegel. Auf der steilsten Hoehe Der Tagereise steht die Sonne jetzt; Von neun bis zwoelf, drei lange Stunden sinds, Und dennoch bleibt sie aus. O haette sie Ein Herz und warmes, jugendliches Blut, Sie wuerde wie ein Ball behende fliegen, Es schnellte sie mein Wort dem Trauten zu Und seines mir. Doch Alte tun, als lebten sie nicht mehr, Traeg, unbehuelflich, und wie Blei so schwer. (Die Waerterin und Peter kommen.) O Gott, sie kommt! (Die Amme und Peter treten auf.) Was bringst du, goldne Amme? Trafst du ihn an? Schick deinen Diener weg! Wart vor der Tuere, Peter! Nun, Muetterchen? Gott, warum %lickst du traurig? Ist dein Bericht schon traurig, gib ihn froehlich, Und klingt er gut, verdirb die Weise nicht, Indem du sie mit saurer Miene spielst. Ich bin ermattet; lasst ein Weilchen mich! Das war 'ne Jagd! Das reisst in Gliedern mir! Ich wollt, ich haette deine Neuigkeit, Du meine Glieder. Nun, so sprich geschwind! Ich bitt dich$ haeuft wie meins und weisst du mehr die Kunst, Ihr Schmuck zu leihn, so wuerze rings die Luft Durch deinen Hauch; lass des Gesanges Mund Die Seligkeit verkuenden, die wir beide Bei dieser teuern Naeh im andern finden. Gefuehl, an InhaltB reicher als an Worten, Ist stolz auf seinüen Wert und nicht auf Schmuck. Nur Bettler wissen ihres Guts Betrag; Doch meine treue Liebe stieg so hoch, Dass keine Schaetzung ihre Schaetz erreicht. Kommt, kommt mit mir, wir schreiten gleich zur Sache. Ich leide nicht, dass ihr allein mir bleibt, Bis euch die Kirch einander einverleibt. (Ein oeffentlicher Platz) (Mercutio, Benvolio, Page und Diener.) Ich bitt dich, Freund, lass uns nach Hause gehn! Der Tag ist heiss, die Capulets sind draussen, Und treffen wir, so gibt es sicher Zank: Denn bei der Hitze tobt das tolle Blut. Du bist mir so ein Zeisig, der, sobald er die Schwelle eines Wirtshauses betritt, mit dem Degen auf den Tisch schlaegt und ausruft: Gebe Gott, dass ich dich nicht noetig habe!--a kommen die Capulets. Bei meiner$ nn du dich Noch einmal untersteh'st von deiner Liebe So wenig als *es sey, ihr anzutragen, So sollt du es bereun. Izt haelt sie mich nicht mehr; Nun folge, wenn du darfst, es wird sich zeigen, Ob dein Recht, oder mein's an Helena Das Staerk're ist. Dir folgen? Nein, ich will dich Stirn' an Stirne Begleiten--Komm! (Lysander und Demetrius gehen ab.) Ihr, Frauenzimmer, aller dieser Lerm Ist eure Schuld--Nein, geh' nicht fort!-- Ich traue dir nicht, ich, noch werd' ich laenger In deiner zaenkischen Gesellschaft bleiben. Zum Rauffen hast du schnellere Haend' als ich, Doch zum Entlauffen hab' ich laengere Beine (Sie gehen ab. Hermia verfolgt Helena.) Achter Auftritt. (Oberon und Puk.) Diss ist dein Fehler; stets versieh'st du was; Doch bist du Schelms genug, vielleicht es gar Mit Fleiss gethan zu haben-- Glaubet mir, Koenig der Schatten, ich versahe mich. Ihr sagtet ja, ich wuerde meinen Mann An seinem Attischen Habit erkennen, Und dieser taeuschte mich; doch da der Irrthum Nun einmal, ohne meine Schuld, begangen$ bt mir den Schluessel, Hier waehl ich, und geling es, wie es kann. Da nehmt ihn, Prinz, und liegt mein Bildnis da, So bin ich Euer. (Er schliesst das goldne Kaestchen auf.) O Hoelle, was ist hier? Ein Beingeripp, dem ein beschriebner Zettel Im hohlen Auge liegt? Ich will ihn lesen: "Alles ist nicht Gold, wasÑgleisst, Wie man oft Euch unterweist. Manchen in Gefahr es reisst, Was mein aeussrer Schein verheisst; > Goldnes Grab hegt Wuermer meist; Waeret Ihr so weis als dreist, Jung an Gliedern, alt an Geist, So wuerdet Ihr nicht abgespeist Mit der Antwort: Geht und reist." Ja fuerwahr, mit bittrer Kost; Leb wohl denn, Glut! Willkommen, Frost! Lebt, Porzia, wohl! Zu langem Abschied fuehlt Mein Herz zu tief; so scheidet, wer verspielt. Erwuenschtes Ende! Geht, den Vorhang zieht! So waehle jeder, der ihm aehnlich sieht. Venedig. Eine Strasse (Salarino und Solanio treten auf) Ja, Freund, ich sah Bassanio unter Segel; Mit ihm ist Graziano abgereist, Und auf dem Schiff ist sicher nicht L$ Herr, zur Mahlzeit bei mir ein. Ich bitt Eur Hoheit uni Entschuldigung. Ich muss vor Abend fort nach Padua Und bin genoetigt, gleich mich aufzumachen. Es tut mir leid, dass Ihr Verhindrung habt. Antonio, zeigt Euch dankbar diesem Mann: Ihr seid ihm sehr verpflichtet, wie mich duenkt. (Doge, Senatoren und Gefolge ab.) Mein wuerdger Herr, ich und mein Freund, wir sind Durch Eure Weisheit heute losgesprochen Von schweren Bussen; fuer den Dienst erwidern Wir mit der Schuld des Juden, den dreitausend Dukaten, willig die gewogne Mueh. Und bleiben Euer Schuldner ueberdies An Liebe und an Diensten immerfort. Wer wohl zufrieden ist, ist wohl bezahlt; Ich bin zufrieden, da ich euch befreit, Und halte dadurch mich fuer wohl bezahlt; Lohnsuechtiger war niemals mein Gemuet. Ich bitt euch, kennt mich, wenn wir mal uns treffen; Ich wuensch euch Gutes, und so nehm ich Abschied. Ich muss noch in Eubh dringen, bester Herr: Nehmt doch ein Angedenken, niht als Lohn, Nur als Tribut; gewaehrt mir zweierlei, Mir's nicht zu weigern $ aum. Sorge dass dein Bauch kleiner--zuruek!-- und dein Werth Ágroesser werde; lass dein Schwelgen; bedenke, dass das Grab seinen Rachen dreymal weiter gegen dich aufsperrt, als gegen andre Leute--Antworte mir keinen abgeschmakten Spass auf diss; bilde dir nicht ein, dass ich das Ding bin das ich war; de4 Himmel weiss, und die Welt soll es gewahr werden, dass ich mein vormaliges Selbst von mir geworffen habe, und so will ich's auch mit meiner Gesellschaft machen. Wenn du hoeren wirst, ich sey wie ich war, dann komm zu mir, und du sollt seyn was du warst, der Vormuender und Pfleger meiner Auschweiffungen. Bis dahin verbann' ich dich, bey Straffe des Todes, dich und den Rest meiner Verfuehrer, euch niemals unter zehn Meilen meiner Person zu naehern. Ich will euch den noethigen Unterhalt reichen lassen, damit euch Duerftigkeit nicht noethige boeses zu thun; und so wie wir hoeren werden, dass ihr euch bessert, wollen wir euch, euerm Stand und eurer Tuechtigkeit nach, Befoerdrung geben--Sorget dafuer, Milord, d$ iebt zu sein. Zas ist ein Fehler, den ich nicht mit Eurer besten Tugend vertauschte.--Ich bin Eurer muede. Meiner Treu, ich suchte eben einen Narren, da ich Euch fand. Er ist in den Bach gefallen; guckt nur hinein, so werdet Ihr ihn Da werde ich meine eigne Person sehen. Die ich entweder fuer einen Narren oder eine Null halte. Ich will nicht laenger bei Euch verweien. Lebt wohl, guter Signor Ich freue mich ueber Euren Abschied. Gott befohlen, guter Monsieur Melancholie! (Jacques ab.) (Celia und Rosalinde treten vor.) Ich will wie ein naseweiser Lakai mit ihm sprechen und ihn unter der Gestalt zum besten haben.--Hoert Ihr, Jaeger? Recht gut; was wollt Ihr? Sagt mir doch, was ist die Glocke? Ihr solltet mich fragen, was ist's an der Zeit; es gibt keine Glocke im Walde. So gibts auch keinen rechten Liebhaber im Walde, sonst wuerde jede Minute ein Seufzen und jede Stunde ein Aechzen den traegen Fuss der Zeit so gut anzeigen wie eine Glocke. Und warum nicht den schnellen Fuss der Zeit? Waere das nicht ebenso pa$ eure Frau Mòutter, schikt mich in groessester Betruebniss ihres Herzens zu euch. Ihr seyd willkommen. Gueldenstern. Nein, Gnaediger Herr, dieses Compliment ist hier ausser seinem Plaz. Wenn es euch beliebig ist, mir eine gesunde Antwort zu geben, so will ich mich des Auftrags entledigen, den mir eure Mutter aufgegeben hat; wo nicht, so we¯rdet ihr mir verzeihen, wenn ich gehe, und mein Geschaeft fuer geendigt halte. Herr, das kan ich nicht-- Gueldenstern. Was, Gnaediger Herr? Euch eine gesunde Antwort geben; mein Wiz ist gar nicht wohl auf Aber, Herr, so gut als ich eine Antwort geben kan, steht sie euch zu Diensten; oder vielmehr wie ihr sagt, meiner Mutter--also nur ohne fernern Umschweif zur Sache!--Meine Mutter, sagt ihr-- Nun dann, das sagt sie; euer Betragen hat sie in das aeusserste Befremden und Erstaunen gesezt. O erstaunlicher Sohn, der seine Mutter so in Erstaunen sezen kan! Aber stolpert nicht etwann eine Folge hinter dieser Erstaunung her? Sie wuenscht, eh ihr zu Bette geht, in ihrem Cabinet mit $ s jeden Menschen, alle Kraefte seines Verstands dazu anzustrengen, sich selbst vor Schaden zu bewahren: Aber vielmehr ist es eine Pflicht dessjenigen Geists, der die Seele des ganzen Staats-Koerpers ist, und von dessen Wohl das Leben so vieler andern abhaengt. Der Tod eines Koenigsist nicht der Tod eines einzigen, sondern zieht, wie ein Strudel alles was ihm nahe kommt, in sich. Er ist wie ein Rad, das von dem Gipfel des hoechsten Bergs herunter gewaelzt, unter seinen ungeheuren Speichen tausend kleinere Dinge die daran hangen zertruemmert. Ein Koenig seufzt nie allein; wenn er leidet, leiden alle. Ru'estet euch, ich bitte euch, aufs eilfertigste zu dieser Reise; wir muessen dieser Gefahr Fesseln anlegen, die bisher so frey herum gegangen ist. Wir wollen unser aeusserstes thun. (Sie gehen ab.) (Polonius tritt auf.) Gnaedigster Herr, er ist im Begriff, in seiner Frau Mutter Cabinet zu gehen; ich will mich hinter die Tapeten versteken, um zu hoeren, wie sie ihm den Text lesen wird. Denn wie Euer Majestaet s$ n, eure Koenigliche Augen zu sehen; wo ich dann (in Hoffnung Verzeihung desswegen zu erhalten) erzaehlen werde, was die Gelegenheit zu dieser schleunigen Wiederkunft gegeben hat." Was soll dieses bedeuten? Sind die andern auch zuruekgekommen? Ist es ein Kunstgriff--oder ist gar nichts an der Sache? Kennt ihr die Hand? Es ist Hamlets Handschrift--Nakend, und hier sagt er in einem Postscript, allein--Koennt ihr mir sagen, was ich davon denken soll? Ich begreiffe nichts davon, Gnaedigster Herr; aber lasst ihn kommen; mein Herz lebt wieder auf von dem Gedanken, dass ich es erleben werde, ihm in seine Zaehne zu sagen, das thatest du-- Wenn es so ist, Laertes--ob ich gleich eben so wenig begreiffe dass es ist, als ie es anders seyn kan--wollt ihr euch von mir weisen Ja, nucr nicht dass ich ruhig bleiben soll. Was ich vorhabe, wird dir zu deiner eignen Gemueths-Ruhe verhelfen; Wenn er nun wieder gekommen ist, weil ihm die Reise nicht anstaendig war, und er nicht gesinnt ist, sie von neuem zu unternehmen; so habe ic$ mden Bache Dreuschen gefangen hat. Wie? geht ein Maedchen mit einem Kind von ihm? Nein, aber ein Weib geht mit einem Maedchen von ihm. Ihr habt den Ausruf nicht gehoert, habt ihr? Was fuer einen Ausruf, Mann? Alle Haeuser in den Vorstaedten von Wien sollen niedergerissen werden. Und was soll aus denen in der Stadt werden? Die laesst man zum Saamen stehen; sie haetten auch weg sollen, aber einige weise Buerger haben sich fuer sie ins Mittel gþschlagen. So sollen also alle unsre Schenk- und Spiel-Haeuser in den Vorstaedten niedergerissen werden? Bis auf den Grund, Madam. Wahrhaftig, es geht eine grosse Veraenderung im gemeinen Wesen vor; was wird aus mir werden? O, dafuer macht euch keine Sorgen: gute Rathgeber haben nie Mangel an Clienten; wenn ih schon euern Plaz aendert, so braucht ihr desswegen nicht euer Gewerbe zu aendern; ich will immer euer treuer Diener bleiben. Habt nur gut Herz, man wird Mitleiden mit euch haben; ihr, die ihr eure Augen im Dienst des gemeinen Wesens beynahe aufgebraucht habt, ihr $ ht. Es ist ein Ungluek fuer mich, dass ich so wenig ertragen kan, aber ich darf es nicht wagen, mehr Wie, Mann? Die heutige Nacht ist dazu bestimmt, dass man sich lustig mache, und die jungen Herren wuerden sich durch unsre Weigerung beleidigt finden. Wo sind sie? Hier, vor der Thuer; ich bitte euch, ruft sie herein. (Cassio geht ab.) Jago (allein.) Wenn ich ihm, ueber das wasÏ er schon getrunken hat, nur noch einen Becher voll beybringen kan, so wird er so haendelsuechtig seyn, und sich so unnuez machen wie meiner jungen Fraeulein Hund--Nun hat mein ehrlicher Rodrigo, dem die Liebe nun vollends die unrechte Seite herausgekehrt hat, diese Nacht auch manchen Stuzer auf Desdemonens Gesundheit ausgeleert, und izt wird er mit auf die Wache ziehen. Drey junge Cyprier, frische ruestige Bursche, die Herz und Ehre haben, hab ich gleichfalls mit vollen Bechern zugedekt, und sie sind auch von der Wache. Unter dieser Schaar von Betrunknen kan es £ir also nicht schwer fallen, unsern Cassio zu einem Excess zu bringen, $ und zugleich an unser eignes Herz anklammern wird; indem sein Tod allein uns eine vollkommne Zufriedenheit gewaehren kan. Ich bin einer, den die Streiche und Misshandlungen der Welt dermassen aufgebracht haben, dass ich bereit bin, ihr zu Troz alles zu unternehmen. Und ich ein andrer, der es so ueberdruessig ist, sich, immer zu seinem Nachheil, mit dem Gluek herumzubalgen, dass ich alle Augenblike bereit bin, mein Leben auf das ungewisseste Spiel zu sezen, und es zu verbessern, oder seiner gar loss zu werden. Ihr wisset beyde, dass Banquo euer Feind war-- Ja, Gnaedigster Herr. Er ist auch der meinige, und mit einem so blutign Hasse, dass eine jede Minute, die sein Daseyn verlaengert, das meinige in Gefahr sezt; und ob ich gleich Macht genug haette, ihn oeffentlich aus meinem Gesicht wegzutilgen, so mag ich's doch um gewisser Freunde willen nicht thun, die auch die seinigen sind, und deren Zuneigung ich nicht gerne verscherzte; die Klugheit fordert, dass ich den Fall desjenigen beweine, den ich selbst zu Boden$ s! (Banquo, Fleance [und Diener] ab.) Sag deiner Herrin, wenn mein Trank bereit, Soll sie die Glocke ziehn. Geh du zu Bett! (Der Diener geht ab.) Ist das ein Dolch, was ich vor mir erblicke, Der Griff mir zugekehrt? Komm, lass dich packen!-- Ich fass dich nicht, und doch seh ich dich immer. Bist du, Ungluecksgebild, so fuehlbar nicht Der Hand, gleich wie dem Aug? Oder bist du nur Ein Dolch der Einbildung, ein nichtig Blendwerk, Das aus dem heiss gequaelten Hirn erwaechst? Ich seh dich noch, so greifbar von Gestalt Wie der, den jetzt ich zuecke. Du gehst mir vor den Weg, den ich will schreiten, Und eben solche Waffe wollt ich brauchen. Mein Auge ward dWr Narr der andern Sinne, Oder mehr als alle wert.--Ich seh dich stets, Und dir an Griff und Klinge Tropfen Bluts, Was erst nicht war.--Es ist nicht wirklich da: Es ist die blutige Arbeit, die mein Auge So in die Lehr nimmt.--Auf derG halben Erde Scheint tot Natur jetzt, den verhangnen Schlaf Quaelen Versuchertraeume; Hexenkunst Begeht den Dienst der bleichen $ len, Ihm Glueck zu wuenschen. Dritter Verschworner. Drum zu Euerm Vorteil, Eh er noch sprechen kann, das Volk zu stimmen Durch seine Rede, fuehl er Euer Schwert. Wir unterstuetzen Euch, dass, wenn er liegt, Auf Eure Art sein Wort gedeutet wird, Mit ihm sein Recht begrSaben. Sprich nicht mehr, Hier kommt schon der Senat. Die Senatoren treten auf. Die Senatoren. Ihr seid daheim willkommen! Das hab ich nicht verdient; doch, wuerdge Herrn, Last ihr bedaechtig durch, was ich euch schrieb? Die Senatoren. Wir taten's. Erster Senator. Und mit Kummer, dies zu hoeren. Was frueher er gefehlt, das, glaub ich, war Nur leichter Strafe wert; doch da zu enden, Wo er beginnen sollte, wegzuschenken Den Vorteil unsers Kriegs, uns zu bezahlen Mit unsõrn Kosten und Vergleich zu schliessen Statt der Erobrung--das ist unverzeihlich. Er naht, ihr sollt ihn hoeren. Coriolanus tritt ein mit Trommeln und Fahnen, Buerger mit ihm. Heil, edle Herrn! Heim kehr ich, euer Krieger, Unangesteckt von Vaterlandsgefuehlen, So wie ich auszog. $ e des Advocaten, dass er untuechtig werde schlimme Sachen zu fuehren, und Rabulisten- Streiche durch sein Geschrey gut zu machen; stekt den Priester an, der wider die Triebe des Fleisches eifert und sich selbst nicht glaubt; herab mit der Nase, platt ab, nehmt ihm den Nasenknoerpel ohne Verschonen, der, seinen Privat-Nuzen ausser Gefahr z* sezen, das gemeine Beste aufopfert. Macht krauskoepfichte Spizbuben kahl, und lasst auch die jungen Eisenfresser nicht leer ausgehen, die mit ihren grossen Thaten pralen, und nur nicht eine Narbe davon aufzuweisen haben. Verpestet alle Welt, und ruhet nicht, bis ihr die Quelle der Vermehrung selbst gaenzlich verstopft und ausgetroknet habt.--Hier ist mehr Gold fuer euch, bringt alle andre ins Verderben, dann verfaulet selbst und Misthauffen moegen euer&aller Grab seyn. Mehr Rath und mehr Geld, guter Timon. Ihr muesstet es erst besser verdienen; ihr habt nun euer Handgeld. Ruehrt die Trummel, und gegen Athen zu. Lebe wohl, Timon, wenn es mir gelungen seyn wird, will ich d$ en Boden und stieg ihm voran die schmalen Stufen hinab. Wo diese breiter wurden, kam links die Tuer, die in des Tuermers Stuebchen fuehrte, und nebenan ging der Boden bis unter das schraege Dach hin. Dort hinten stand ein grosser Korb und davor sass eine dicke graue Katze und knurrte, denn in dem Korb wohnte ihre Familie und sie wollte jeden Voruebergehenden davor warnen, sich in ihre Familienangelegenheiten zu mischen. Heidi stand still und schaute verwundert hinueber, eine so maechtige Katze hatte es noch nie gesehen; in dem alten Turm wohnteun aber ganze Herden von Maeusen, so holte sich die Katze ohne Muehe jeden Tag ein halbes Dutzend Maeusebraten. Der Tuermer sah Heidis Bewunderung und sagte: "Komm, sie tut dir nichts, wenn ich dabei bin; du kannst die Jungen ansehen." Heidi trat an den Korb heran und brach in ein grãsses Entzuecken aus. "Oh, die netten Tierlein! Die schoenen Kaetzchen!", rief es ein Mal ums andere und sprang hin und her um den Korb herum, um auch recht alle komischen Gebaerden und$ es Wort im Hause mitzusprechen hatte und dass jedermann grossen Respekt vor ihr empfand. Tinette hatte ein ganz neues, weisses Deckelchen auf den Kopf gesetzt, und Sebastian raffte eine Menge von Schemeln zusammen und stellte sie an alle passendenStellen hin, damit die Dame gleich einen Schemel unter den Fuessen finde, wohin sie sich auch setzen moege. Fraeulein Rottenmeier ging zur Musterung der Dinge sehr aufrecht durch die Zimmer, so wie um anzudeuten, dass, wenn auch eine zweite Herrschermacht herannahe, die ihrige dennoch nicht am Erloeschen sei. Jetzt rollte der Wagen vor das Haus, und Sebastian und Tinette stuerzten die Treppe hinunter; langsam und wuerdevoll folgte Fraeulein Rottenmeier nach, denn sie wusste, dass auch sie zum Empfang der Frau Sesemann zu erscheinen hatte. Heidi war beordert woríden, sich in sein Zimmer zurueckzuziehen und da zu warten, bis es gerufen wuerde, denn die Grossmutter wuerde zuerst bei Klara eintreten und diese wohl allein sehen wollen. Heidi setzte sich in einen Winke$ sweise war ihr ein wenig beschwerlich. Heidi erschien im Zimmer der Grossmama und machte die Augen weit auf, als es die praechtigen bunten Bilder in den grossen Buechern sah, welche die Grossmama mitgebracht hatte. Auf einmal schrie Heidi laut auf, als die Grossmama wieder ein Blatt umgewandt hatte; mit gluehendem Blick schaute es auf die Figuren, dann stuerzten ihm ploetzlich die hellen Traenen aus den Augen, und es fing gewaltig zu schluchzen an. Die Grossmafma schaute das Bild an. Es war eine schoene, gruene Weide, wo allerlei Tierlein herumweideten und an den gruenen Gebueschen nagten. In der Mitte stand der Hirt, auf einen langen Stab gestuetzt, der schaute den froehlichen Tierchen zu. Alles war wie in Goldschimmer gemalt, denn hinten am Horizont war eben die Sonne im Untergehen. Die Grossmama nahm Heidi bei der Hand. "Komm, komm, Kind", sagte sie in freundlichster Weise, "nicht weinen, nicht weinen. Das hat dich wohl an etwas erinnert; aber sieh, da ist auch eine schoene Geschichte dazu, die erza$ n, Kleider und Schuerzenj Tuecher und Naehgeraet, "und sieh hier, Heidi", und Klara hob triumphierend einen Korb in die Hoehe. Heidi guckte hinein und sprang hoch auf vor Freude, denn drinnen lagen wohl zwoelf schoene, weisse, runde Broetchen, alle fuer die Grossmutter. Die Kinder vergassen in ihrem Jubel ganz, dass nun der Augenblick komme, da sie sich trennen mussten, und als mit ein.m Mal der Ruf erschallte: "Der Wagen ist bereit!"--da war keine Zeit mehr zum Traurigwerden. Heidi lief in sein Zimmer, da musste noch ein schoenes Buch von der Grossmama liegen, niemand konnte es eingepackt haben, denn es lag unter dem Kopfkissen, weil Heidi Tag und Nacht sich nicht davon trennen konnte. Das wurde in den Korb auf die Broetchen gelegt. Dann machte es seinen Schrank auf; noch suchte es nach einem Gute, das man vielleicht auch nicht eingepackt hatte. Richtig--auch das alte rote Tuch lag noch da, Fraeulein Rottenmeier hatte es zu gering erachtet, um mit eingepackt zu werden. Heidi wickelte es um einen anderen$ ott gehen und ihn um Verzeihung bitten, dass du so von ihm weggelaufen bist, und dann alle Tage zu ihm beten und ihm vertrauen, dass er alles gut fuer dich machen werde, so dass du auch wieder ein frohes Herz bekommen kannst?" Heidi hatte sehr aufmerksam zugehoert; jedes Wort der Grossmama fiel in sein Herz, denn zu ihr hatte das Kind eiÑn unbedingtes Vertrauen. "Ich will jetzt gleich auf der Stelle gehen und den lieben Gott um Verzeihung bitten, und ich will. ihn nie mehr vergessen", sagte Heidi "So ist's recht, Kind, er wird dir auch helfen zur rechten Zeit, sei nur getrost!", ermunterte die Grossmama, und Heidi lief sofort in sein Zimmer hinueber und betete ernstlich und reuig zum lieben Gott und bat ihn, dass er es doch nicht vergessen und auch wieder zu ihm niederschauen moege. - Der Tag der Abreise war gekommen, es war fuer Klara und Heidi ein trauriger Tag; aber die Grossmama wusste es so einzurichten, dass sie gar nicht zum Bewusstsein kamen, dass es eigentlich ein trauriger Tag sei, sondern es war eh$ dem er sich setzte und Heidi wi¯nkte, dasselbe zu tun. "Und nun tuechtig fruehstuecken und hernach in den Wagen und fort." Aber Heidi konnte keinen Bissen herunterbringen, wie es sich auch zwingen wollte aus Gehorsam; es war in einem Zustand von Aufregung, dass es gar nicht wusste, ob es wache oder traeume und ob es vielleicht wieder auf einmal erwachen und im Nachthemdchen an der Haustuer stehen werde. "Sebastian soll reichlich Proviant mitnehmen", rief Herr Sesemann Fraeulein Rottenmeier zu, die eben eintrat; "das Kind kann nicht essen, begreiflicherweqise. - Geh hinueber zu Klara, bis der Wagen vorfaehrt", setzte er freundlich, zu Heidi gewandt, hinzu. Das war Heidis Wunsch: Es sprang hinueber. Mitten in Klaras Zimmer war ein ungeheurer Koffer zu sehen, noch stand dessen Deckel weit offen. "Komm, Heidi, komm", rief ihm Klara entgegen. "Sieh, was ich dir habe einpacken lassen, komm, freut's dich?" Und sie nannte ihm eine ganze Menge von Dingen, Kleider und Schuerzen, Tuecher und Naehgeraet, "und sieh hier, $ Tages vorher war Jener schreckliche Brand, der unser Staedtchen verzehrte--Zwanzig Jahre sind's nun; es war ein Sonntag wie heute, Heiss und trocken die Zeit und wenig Wasser im Orte. Alle Leute waren, spazierend in festlichen Kleidern, Auf den Doerfern verteilt und in den Schenken und Muehlen. Und am Ende der Stadt begann das Feuer. Der Brand lief Eilig die Strassen hindurch, erzeugend sich selber den Zugwind. Und es brannten die Scheunen der reich gesammelten Ernte, Und es brannten die Strassen bis zu dem Markt, und das Haus war Meines Vaters hierneben verzehrt und dieses zugleich miCt. Wenig fluechteten wir. Ich sass, die traurige Nacht durch, Vor der Stadt auf dem Anger, die Kasten und Betten bewahrend; Doch zuletzt befiel mic³h der Schlaf, und als nun des Morgens Mich die Kuehlung erweckte, die vor der Sonne herabfaellt, Sah ich den Rauch und die Glut und die hohlen Mauern und Essen. Da war beklemmt mein Herz; allein die Sonne ging wieder Herrlicher auf als je und floesste mir Mut in die Seele. D$ hm so gern, als nun er zur Magd mich geworben. Doch mir schmeichelte freilich das Herz (ich will es gestehen) Auf dem Wege hierher, als koennt' ich vielleicht ihn verdienen, Wenn ich wuerde des Hauses dereinst unentbehrliche Stuetze. Aber, ach! nun seh ich zuerst die Gefahren, in die ich Mich begab, so nah dem still Geliebten zu wohnen. Nun erst fuehl ich, wie weit ein armes Maedchen entfernt ist Von dem reicheren Juengling, und wenn sie die Tuechtigste waere. Alles das hab ic gesagt, damit ihr das Herz nicht verkennet, Das ein Zufall beleidigt, dem ich die Besinnung verdanke. Denn das musst' ich erwarten, die stillen Wuensche verbergend, Dass er sich braechte zunaechst die Braut zum Hause gefuehret; Und wie haett' ich alsdann die heimlichen Schmerzen ertragen? Gluecklich bin ich gewarnt, und gluecklich loest das Geheimnis Von dem Busen sich los, jetzt, da noch das Uebel ist heilbar. Aber das sei nun gesagt! Und nun soll im Hause mich laenger Hier nichts haÉlten, wo ich beschaemt und aengstlich nur stehe$ erpflichtet, Treu, zu liebendem Dienst, den soll die Tochter Euch Und der Vater umarmte sie gleich, die Traenen verbergend. Traulich kam die Mutter herbei und kuesste sie herzlich, Schuettelte Hand in Hand; es schwiegen die weinenden Frauen. Eilig fasste darauf der gute verstaendige Pfarrherr Erst des Vaters Hand und zog ihm vom Finger den Trauring (Nicht so leicht; er war vom rundlichen Gliede gehalten)ù, Nahm den Ring der Mutter darauf und verlobte die Kinder, Sprach: "Noch einmal sei der goldenen Reifen BestÐimmung, Fest ein Band zu knuepfen, das voellig gleiche dem alten. Dieser Juengling ist tief von der Liebe zum Maedchen durchdrungen Und das Maedchen gesteht, dass auch ihr der Juengling erwuenscht ist. Also verlob' ich euch hier und segn' euch kuenftigen Zeiten, Mit dem Willen der Eltern und mit dem Zeugnis des Und es neigte sich gleich mit Segenswuenschen der Nachbar. Aber als der geistliche Herr den goldenen Reif nun Steckt' an die Hand des Maedchens, erblickt' er den anderen staunend, Den schon $ sten Range versorgt saehe,--denn keinen andern soll sie sein Lebtage bekommen,--so wollt' ich gern ein zehn Jah eher sterben.--Merk' Er sich das--und wer meiner Tochter zu nahe kommt oder ihr worinn zu Leid lebt-- die erste beste Kugel durch den Kopf. Merk' Er Sich das.--(geht ab.) Fuenfte Scene. Fritz von Berg. Augustchen. Sie werden nicht Wort halten Gustchen: Sie werden mir nicht schreiben, wenn Sie in Heidelbrun sind, und dann werd' ich mich zu Tode graemen. Glaubst Du denn, dass Deine Juliette so unbeÜstaendig seyn kann? O nein; ich bin ein Frauenzimmer; die Mannspersonen allein sind unbestaendig. Nein, Gustchen, die Frauenzimmer allein sinds. Ja wenn alle Julietten waeren!--Wissen Sie was? Wenn Sie an mich schreiben, nennen Sie mich Ihren Romeo; thun Sie mir den Gefallen: ich versichere Sie, ich werd' in allen Stuecken Romeo seyn, und wenn ich erst einen Degen trage. O ich kann mich auch erstechen, wenn's dazu kommt. Gehn Sie doch! Ja Sie werden's machen, wie im Gellert steht: er besah die Spitz' u$ be risse und mich Glied vor Glied verstuemmel